Regionale Siedlungshierarchien und interregionaler Austausch
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Inneren. 61 Beide zusammen komplettieren das Bild, anhand dessen im dritten, theoretischinterpretativen<br />
Teil der Versuch unternommen werden soll, mittels interdisziplinärer Modelle<br />
die individuelle Funktion <strong>und</strong> Bedeutung der gegebenen Region <strong>und</strong> vornehmlich ihres<br />
Zentrums herauszukristallisieren <strong>und</strong> zu erklären.<br />
5.2 Siedlungsevolution im Tal von Oaxaca<br />
5.2.1. Der topographisch-geologische Kontext<br />
Das Tal von Oaxaca liegt im südlichen Hochland von Mexiko auf einer Höhe zwischen 1420<br />
<strong>und</strong> 1740 Metern ü. N. N. <strong>und</strong> wird von Gebirgszügen umgeben, die auf über 3000 m Höhe<br />
ansteigen. Der Talboden ist ein seit dem Pleistozän sedimentiertes Alluvium des Atoyac<br />
Flusses <strong>und</strong> seiner Tributäre, die im Laufe dieses Zeitraumes ihre Flussbetten oft verlagert<br />
haben. 62 Das Tal kann in vier physiographische Zonen aufgeteilt werden, die von Kirkby<br />
(1973: 9ff.) detailliert beschrieben wurden (Abb. 33, 34). Das tiefe Alluvium (low alluvium)<br />
bildet einen schmalen Streifen von Schwemmebenen des Atoyac Flusses <strong>und</strong> unterliegt<br />
fortdauernden Umbildungsprozessen. Das anliegende hohe Alluvium (high alluvium) bildet<br />
mit den fruchtbarsten Böden den Hauptteil des Talbodens <strong>und</strong> einer Breite, die zwischen 1<br />
(bei Oaxaca de Juárez) <strong>und</strong> 17 km (bei Ocotlán) variieren kann (ibd. 11). Die darauf folgende<br />
Piedmontfläche bildet das Gebirgsvorland, besitzt steilere Hänge als das high alluvium <strong>und</strong><br />
einen steinigen Untergr<strong>und</strong>, der für Ackerbau auch durch seine Aridität bedingt nutzbar<br />
gemacht werden kann. Die höchste Vertikalitätsstufe bildet das Gebirge.<br />
Im Osten des Tals liegt die Sierra Madre del Sur mit einer nordwestlich-südöstlichen<br />
Streichrichtung, im Norden die Mixteca Alta <strong>und</strong> im Westen die Mixteca Baja (Kirkby 1973:<br />
7). Das „Y“-förmige Tal wird von Norden nach Süden durch den Río Atoyac entwässert, der<br />
im Osten tributären Zulauf durch den Río Salado erhält. Im Süden verlässt der Río Atoyac<br />
über eine Schwelle harten Gesteins (Ayoquesco Gorge) das Tal (Smith <strong>und</strong> Hopkins 1983:<br />
13). Zusätzlich treten weitere kleine, permanent fließende Flüsse tributär zu den beiden<br />
großen Flüssen hinzu <strong>und</strong> spielten in Formativer Zeit eine wichtige Rolle bei der künstlichen<br />
Bewässerung (Abb. 35). 63 Das Tal von Oaxaca ist topographisch in drei Arme gegliedert<br />
61 Hier wird kein umweltdeterministisch-materialistischer Standpunkt vertreten, was vor allem durch die<br />
Siedlungsmuster widerlegt werden wird (vgl. Kap. 5.2.9). Nichtsdestotrotz ist eine enge Mensch-Umwelt-<br />
Interaktion in Bezug auf die zur Verfügung stehenden Ressourcen vor allem in den Anfängen des Formativums<br />
für die Entwicklung von sozialer, symbolischer <strong>und</strong> materieller Komplexität enorm wichtig.<br />
62 Für die prä-pleistozäne geologische Entwicklung des Tals siehe die Untersuchung von William O. Payne<br />
(1994).<br />
63 Zu den Methoden der Bewässerung im Tal von Oaxaca in formativer Zeit vgl. Flannery (1983c: 323-329) <strong>und</strong><br />
Anm. 132.<br />
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