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Regionale Siedlungshierarchien und interregionaler Austausch

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folgten, eine egalitäre Gesellschaft angenommen werden kann, die lokale Konflikte durch<br />

adäquate Distanzen zwischen den Siedlungen löste.<br />

Im FI-1 (Mittleres Formativum) wandelt sich dieses Bild. Es kristallisieren sich insgesamt<br />

fünf große Siedlungen heraus, 153 die als „large nucleated villages“ (große zentralisierte<br />

Dörfer) bezeichnet werden (Tab. 17), in denen 75 % der Bevölkerung des Tals lebte (Tab.<br />

18), obwohl das Gros der Siedlungen zur Kategorie „hamlet“ (Weiler) <strong>und</strong> „small hamlet“<br />

(kleiner Weiler) eingeordnet wird (Tab. 19). Zunächst soll betrachtet werden, welche<br />

Umweltfaktoren (d. h. Niederschlag, Temperatur <strong>und</strong> Bodenqualität) die von entscheidender<br />

Bedeutung für eine Landwirtschaft betreibende Bevölkerung eine Rolle bei der<br />

Standortortwahl gespielt haben. Neben den bestehenden großen Siedlungen aus dem Early<br />

Horizon (Ch-MF- 5, -9, -15) <strong>und</strong> den neu entstandenen, die sich in der Nähe des Seeufers <strong>und</strong><br />

dem anschließenden Lower Piedmont befanden (Tab. 20), kamen im FI-1 Siedlungen hinzu,<br />

deren Lagefokus sich vom Seeuferbereich in die höheren Regionen des Lower Piedmont, der<br />

aufgeteilt wird in Smooth <strong>und</strong> Rugged Lower Piedmont, verschob (Parsons et al. 1982:<br />

26ff.). 154 Der Smooth Lower Piedmont (vgl. o. Abb. 71) bietet bei einer relativ geringen<br />

Entfernung zu den Ressourcen des Sees <strong>und</strong> seiner sumpfigen Uferbereiche optimale<br />

Bedingungen für die Landwirtschaft. 155 Noch geringere Entfernungen zu diesen Ressourcen<br />

bietet das Rugged Lower Piedmont, das am Südufer des Chalco-Xochimilco Sees angrenzt<br />

(vgl. Abb. 71), <strong>und</strong> wie die Bezeichnung impliziert, durch eine schroffe <strong>und</strong> zerklüftete<br />

Oberflächentopographie charakterisiert ist. Obwohl das FI-1 (abgesehen vom späteren Middle<br />

Horizon) die einzige Phase ist, in der das Rugged Lower Piedmont eine Rolle bei der<br />

Besiedlung gespielt hatte (Tab. 21), weist diese physiographische Zone besondere günstige<br />

Charakteristika auf. Mehr als jede andere Zone bietet sie einen optimalen Zugang zu den<br />

Ressourcen des Sees <strong>und</strong> gleichzeitig denen der höheren Talstufen. 156 Die Tatsache, dass<br />

diese Zone nahezu bar jedweder natürlicher Abflüsse ist <strong>und</strong> dass Niederschläge nur im<br />

153 Ch-MF-5, Ch-MF-9 als die größten Orte, gefolgt von Ch-MF-15, Xo-MF-2 <strong>und</strong> in der Texcoco Region Tx-<br />

MF-13. Drei weitere kommen hinzu (Ch-MF-4, Ch-MF-8, Ix-MF-4), wenn man das Kriterium einer großen<br />

Siedlung mit über 10 ha besiedelter Fläche hinzu nimmt (vgl. Tab. 17). Wie erwähnt (S. 49) könnte Cuicuilco<br />

eine übergeordnete Rolle gespielt haben, diese kann aber durch die starken strukturellen Veränderungen in<br />

rezenter Zeit nicht mehr rekonstruiert werden.<br />

154 Diese Verschiebung vom Uferbereich (Lakeshore Plain) wird vor allem in der Texcoco-Region signifikant,<br />

wo keine einzige Siedlung in diesem sumpfigen, mit Drainageproblemen behafteten Areal zu finden ist (vgl.<br />

Karte 2).<br />

155 Diese Bedingungen sind gekennzeichnet durch sehr gute natürliche Entwässerungseigenschaften <strong>und</strong><br />

aufgr<strong>und</strong> der niedrigen Höhenlage kaum Frosteinwirkung sowie eine ausreichende Niederschlagsmenge, gute<br />

Bodenqualität <strong>und</strong> einige permanent fließende Gewässer, die zur Bewässerung eingesetzt werden konnten<br />

(Parsons et al. 1982: 283).<br />

156 Hier könnte meines Erachtens eine Analogie zur Besiedlungswahl des Etla-Tals im Tal von Oaxaca liegen,<br />

wo durch die Enge des Tals die Ressourcen der verschiedenen Höhenstufen leicht zugänglich waren (vgl. Kap.<br />

5.2.6, S. 29).<br />

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