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Regionale Siedlungshierarchien und interregionaler Austausch

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die auch als Mischwesen interpretiert werden, könnten frühe transzendentale Reflexionen<br />

eines schamanistischen Weltbildes oder Alter Ego Erscheinungen darstellen. 58 Dass die<br />

Motive nicht nur symbolische Träger eines Überzeugungssystems waren, bestätigen die<br />

Arbeiten Nanette Pynes (1976; vgl. S. 34 <strong>und</strong> Abb. 60) <strong>und</strong> Flannery <strong>und</strong> Marcus´ (1976b),<br />

die den Motiven soziokulturelle Funktionen, im Sinne einer Differenzierung sozialer Gruppen<br />

attestieren. 59<br />

Eine Dichotomisierung in „Mutterkultur“ <strong>und</strong> „Schwesterkultur“ ist heute obsolet geworden,<br />

ohne dass die Debatte zu einem Stillstand gekommen wäre. 60<br />

Es bleibt die Frage, welche sozialen Regulative die Verbreitung <strong>und</strong> Assimilation der Motive<br />

in vielen Gesellschaften in weite Teile Mesoamerikas steuerten. Waren es die genannten<br />

soziokulturellen, rituell-religiöse, oder einfach ästhetische.<br />

Forschungsschwerpunkt für die Zukunft wäre eine tiefer greifende Untersuchung von<br />

olmekischen Stätten im Golfküstengebiet <strong>und</strong> sowohl die chronologische als auch stilistische<br />

Korrelation mit anderen Regionen, die als Träger dieses Symbolsystems gelten. Bis zuletzt<br />

fußte die Forschung auf den detaillierten Ausgrabungen durch Coe <strong>und</strong> Diehl (1980a, b) in<br />

San Lorenzo <strong>und</strong> durch Drucker (1952) <strong>und</strong> Drucker et al. (1959) in La Venta. Darauf<br />

aufbauend wurde über die kulturelle Disposition der Olmeken geurteilt <strong>und</strong> hypothetisiert.<br />

5. REGIONALE SIEDLUNGSHIERARCHIEN IM<br />

MITTLEREN FORMATIVUM<br />

5.1 Methodik<br />

Auf der Basis des bisher Erarbeiteten möchte ich in diesem Kapitel zwei regionale Beispiele<br />

vorstellen, die jeweils über eine vielschichtige Siedlungshierarchie verfügten <strong>und</strong> deren<br />

Zentren regionale <strong>und</strong> überregionale Bedeutung hatten. Einem ersten deskriptiven Teil,<br />

innerhalb jedes Beispiels, der zunächst die äußeren Faktoren, wie Topographie, Klima,<br />

Vegetation <strong>und</strong> Ressourcen der Region, vom Standpunkt der Siedlungsstruktur her betrachtet,<br />

folgen im zweiten analytischen Teil die inneren Faktoren wie Genese <strong>und</strong> Bedeutung des<br />

Siedlungsmusters, -größe <strong>und</strong> –funktion. Die äußeren Faktoren sind Basis bildend für die<br />

58 Einen fruchtbaren Beitrag zu diesem Themenkomplex, der Bedeutung der Fauna in der „olmekischen“ Kunst<br />

<strong>und</strong> zum Alter Ego/Nagual/Schicksalsdoppelgänger-Phänomen bietet Köhler (1985), unter Zuhilfenahme<br />

ethnographischer Parallelbeispiele. Einen ähnlichen botanisch-interpretativen Ansatz verfolgt Sommerfeld<br />

(2000: 2ff.).Vgl. dazu auch Furst 1968, 1981.<br />

59 Vgl. dazu Anm. 47.<br />

60 Diese wurde wieder durch einen Artikel von Blomster et al. (2005) ausgelöst, in dem die Autoren nachweisen<br />

konnten, dass San Lorenzo als Exportort olmekischer Keramik (sowohl der Ware als auch der Motive) fungiert<br />

hat, ohne dass Waren importiert wurden. Die geradezu polemische Antwort seitens der „nontraditionslits“<br />

(Flannery et al. 2005) stieß trotz heftiger Kritik (Neff et al. 2006a, b) auf wenig Revision seitens ersterer (Sharer<br />

et al. 2006).<br />

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