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Regionale Siedlungshierarchien und interregionaler Austausch

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gewonnen Erkenntnisse gaben den Impetus für die Periodendifferenzierung. Um 900 v. Chr.<br />

wird das in der vorangehenden San Lorenzo-Phase (1250-900 v. Chr.) in seiner Hochblüte<br />

stehende San Lorenzo abrupt verlassen <strong>und</strong> sinkt zur Bedeutungslosigkeit herab. Damit<br />

einhergehend ist eine ikonoklastische Verstümmelung <strong>und</strong> ein Begraben der Skulpturen,<br />

wobei eine keramische Kontinuität für einige Zeit gewahrt bleibt (Coe 1968: 63; Lowe 1978:<br />

358). Coe (ibd.) sieht in dieser damnatio memoriae das Resultat interner Konflikte, die zum<br />

Zusammenbruch San Lorenzos als „center of a coercive state of grandiose proportions“ (ibd.<br />

60; Coe <strong>und</strong> Diehl 1980a: 188, 387) führten. 23 Grove (1981a, b: 67f.) vermutet auf der Basis<br />

neuerer archäologischer Daten, dass die Zerstörungen rituellen Charakter hatten <strong>und</strong> die<br />

Monumente als Foki übernatürlicher Macht des Häuptlings nach dessen Tod zerstört wurden,<br />

um die ihnen inhärente Macht wieder freizusetzen.<br />

Die Transition vom Frühen zum Mittleren Formativum wird vor allem in den keramischen<br />

<strong>und</strong> den architektonischen Komplexen in vielen Teilen Mesoamerikas evident (Abb. 8, 9).<br />

Neben lokalen Varietäten besaßen im späten Frühformativum viele Keramikkomplexe eine<br />

starke Affinität zur Keramik der San Lorenzo-Phase (Grove 1981a: 380, 382, 386). 24 Zu<br />

Beginn des Mittleren Formativums gewinnt eine weißliche bzw. weiß-gelbbraune (white-tobuff)<br />

Ware mit flachem Boden, <strong>und</strong> Schüsseln mit ausgestellten Wänden (flaring-wall bowl)<br />

als meist gebräuchliche Formen an fast panmesoamerikanischer Dominanz (Grove 1989b:<br />

127f.; Lowe 1978: 360; Lee 1989: 209). 25<br />

Ausgehend von einem teilweise enormen demographischen Anstieg in vielen Regionen<br />

Mesoamerikas im Mittleren Formativum 26 <strong>und</strong> dem damit verb<strong>und</strong>enen Anwachsen vieler<br />

Siedlungen stehen architektonische Innovationen <strong>und</strong> eine räumlich-urbane Planung zu<br />

Beginn dieser Periode. Exemplarisch sei der Ort Ujuxte an der Pazifikküste Guatemalas (Abb.<br />

Josés, wo auf Siedlungsebene Salz abgebaut wurde (Flannery et al. 1981: 75f.; Charlton 1984: 30; Clark <strong>und</strong> Lee<br />

1984: 254f.; Kowalewski et al. 1983: 51f.; Lee 1989: 207; Lowe 1978: 358; Winter 1984: 190f.<br />

23 Ein Streitpunkt in der Forschung ist die soziopolitische Stellung der Olmeken (vgl. Drucker 1981). Coe geht<br />

von einem Staatswesen auf der Basis der Friedschen Definition (Fried 1967: 227ff.) mit San Lorenzo als<br />

Zentrum aus, während Diehl (der zusammen mit Coe die Ausgrabungen in San Lorenzo durchgeführt hatte) von<br />

einem Häuptlingstum ausgeht (Coe <strong>und</strong> Diehl 1980b: 147). In der Rezension des Buches von Coe <strong>und</strong> Diehl<br />

(1980a, b) stellt Flannery (1982) einen Merkmalskatalog auf, der eine Staatsebene von einer Häuptlingsebene<br />

separieren würde. Leider können nicht alle von ihm aufgestellten Attribute, aufgr<strong>und</strong> des Mangels an<br />

archäologischen Evidenzen für die olmekischen soziopolitischen Systeme verifiziert werden. Vgl. auch Diehl<br />

1989: 26ff.<br />

24 Diagnostische Merkmale dieser Keramik sind die schwarze Färbung <strong>und</strong> „olmekische Motive“ wie „werejaguar“,<br />

das „paw-wing“-Symbol <strong>und</strong> das „fire-serpent“-Motiv. Für eine umfassende Darstellung der Motive<br />

vgl. Joralemon (1971; 1976), der jedoch hypothetische Interpretationen zugr<strong>und</strong>e liegen.<br />

25 Ein weit verbreitetes Motiv war auch das vermutlich der olmekischen Kultur entlehnte „double-line-break“-<br />

Element (vgl. Anm. 48 zur Kritik), das sowohl im Tal von Oaxaca, in Chiapa de Corzo <strong>und</strong> in Padre Piedra<br />

(Chiapas) als auch in Tehuacán, in Chalchuapa (El Salvador), in Chalcatzingo (Morelos), im Tal von Mexiko<br />

<strong>und</strong> vielen anderen Orten zu finden ist (Flannery et al. 1981: 76, Fig. 3-18a; Lowe 1978: 360; Sharer 1989: 254;<br />

Grove 1993: Fig. 3). Hier ist anzumerken, dass weiterhin neben den gemeinsamen Markern, die oft originär<br />

olmekisch waren, lokale Varietäten bestanden.<br />

26 Vgl. dazu z. B. Sanders et al. 1979: 96, oder Love 1991: 57.<br />

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