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Skript vom Sommersemester 2012 - Institut für Automatisierungs ...

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Universität Stuttgart<br />

<strong>Institut</strong> für <strong>Automatisierungs</strong>- und Softwaretechnik<br />

Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. P. Göhner<br />

Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

<strong>Sommersemester</strong> <strong>2012</strong><br />

www.ias.uni-stuttgart.de/zsa<br />

zsa@ias.uni-stuttgart.de<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

1


Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Ansprechpartner für die Vorlesung<br />

Bei organisatorischen Fragen zur oder bei Problemen mit dem Ablauf der<br />

Vorlesung „ Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen“<br />

wenden Sie sich bitte an:<br />

Dr.-Ing. Nasser Jazdi<br />

Zimmer: 2.113 (Pfaffenwaldring 47, 2. Stock am IAS)<br />

Tel.: 0711- 685-67303<br />

E-Mail: zsa@ias.uni-stuttgart.de<br />

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Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Unterlagen<br />

– <strong>Skript</strong> „ Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen“<br />

• Blaue Texte zum Mitschreiben (im <strong>Skript</strong> nicht enthalten)<br />

• Live-Mitschriebe (leere Folien im <strong>Skript</strong> für Mitschrieb vorgesehen)<br />

– Vorlesungsportal im Internet unter: www.ias.uni-stuttgart.de/zsa<br />

• Aktuelle Informationen zur Vorlesung<br />

• Vollständige Vorlesungsunterlagen<br />

• Lecturnity-Aufzeichnungen<br />

• Vorlesungen<br />

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Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Vorlesungstermine<br />

Nr. Termin Thema der Vorlesung<br />

01 12.04.12 Einführung / Normen / Begriffe & Kenngrößen<br />

02 19.04.12 Fehlererkennung / Anforderungen<br />

03 26.04.12 Beeinflussende Faktoren / Wahrscheinlichkeitsrechnung /<br />

Risiko & Gefährdung<br />

04 03.05.12 Risiko & Gefährdung / Risiko- und Gefährdungsanalyse<br />

05 10.05.12 Beispiel / Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

06 24.05.12 Sicherungsmethoden / Berechnungsmethoden<br />

07 14.06.12 Berechnungsmethoden<br />

08 21.06.12 Berechnungsmethoden<br />

09 28.06.12 Zuverlässigkeit kompl. Systeme / Sicherheitskenngrößen<br />

10 05.07.12 Softwarezuverlässigkeit<br />

11 12.07.12 RAMS-Management, Sicherheitsnachweis (SN)<br />

12 19.07.12 Prüfungsbesprechung<br />

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Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Ziele der Vorlesung<br />

– Grundlagen der Zuverlässigkeit und Sicherheit verstehen<br />

• Begriffe und Kenngrößen kennenlernen<br />

• Normen zur Zuverlässigkeit und Sicherheit diskutieren<br />

• Wahrscheinlichkeitsrechnung durchführen<br />

– Relevante Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik verstehen<br />

• Risiko- und Gefährdungsanalyse bearbeiten<br />

• Berechnung von Sicherheitskenngrößen durchführen<br />

• Sicherheitsnachweis diskutieren<br />

– Softwarezuverlässigkeit verstehen<br />

• Probleme bei der Softwarezuverlässigkeit kennenlernen<br />

• Softwarezuverlässigkeitsmodelle diskutieren<br />

• Konzept für frühzeitige Zuverlässigkeitsaussage verstehen<br />

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Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Bezug zu anderen Vorlesungen der Fakultät:<br />

Vertiefung einzelner<br />

Themen in<br />

Komplexitätstheorie<br />

Zuverlässigkeit und Sicherheit von<br />

<strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

Grundkenntnisse aus<br />

Höhere<br />

Mathematik<br />

<strong>Automatisierungs</strong>technik I<br />

<strong>Automatisierungs</strong>technik II<br />

Grundlagen der<br />

Softwarezuverlässigkeit<br />

Hardware Based<br />

Fault Tolerance<br />

Networks and<br />

Processes<br />

Embedded<br />

Systems<br />

Engineering<br />

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Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Gliederung<br />

§ 01 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

§ 02 Normen zur Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

§ 03 Fehlererkennung<br />

§ 04 Anforderungen, Beeinflussende Faktoren<br />

§ 05 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

§ 06 Risiko und Gefährdung<br />

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7


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

§ 1 Einführung<br />

Trends<br />

– Computersysteme werden immer breiter eingesetzt<br />

– Computersysteme werden immer komplexer<br />

– Der Mensch ist immer mehr von Computersystemen abhängig<br />

– Computer-Fehler und Ausfälle können Unfälle verursachen<br />

– Immer höhere Zuverlässigkeit und Sicherheit wird gefordert<br />

Fazit<br />

– Neue und bessere Lösungen und Systeme werden benötigt<br />

– Hohe Zuverlässigkeit und Sicherheit muss sich lohnen<br />

– Die Chancen der neuen Technologie nutzen<br />

– Zuverlässigkeits-/Sicherheits-Methoden systematisch anwenden<br />

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8


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Zuverlässigkeit: Wahrscheinlichkeit, dass ein System innerhalb eines<br />

Zeitintervalls unter zulässigen Betriebsbedingungen seine<br />

Funktion erfüllt<br />

Zuverlässigkeitsanalyse ermöglicht erwartete Zuverlässigkeit zu<br />

prognostizieren sowie Schwachstellen zu erkennen<br />

Rechtzeitige Beseitigung der Schwachstellen<br />

Zuverlässigkeitsanalysearten:<br />

• Qualitative Analyse<br />

• Quantitative Analyse<br />

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§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Möglichkeiten zur Analyse der Zuverlässigkeit<br />

Ziele:<br />

Zuverlässigkeitsanalysen<br />

- Prognose der erwarteten Zuverlässigkeiten<br />

- Erkennung und Beseitigung von Schwachstellen<br />

- Durchführung von Vergleichsstudien<br />

Quantitativ<br />

Berechnung der vorausgesagten<br />

Zuverlässigkeit, Ausfallratenanalyse,<br />

Probabilistische<br />

Zuverlässigkeitsprognose<br />

Analysen:<br />

- Boole<br />

- Markov<br />

-FTA<br />

- Lebensdauerverteilungen<br />

-…<br />

Qualitativ<br />

Systematische Untersuchung der<br />

Auswirkungen von Fehlern und<br />

Ausfällen<br />

Ausfallartenanalyse<br />

Analysen:<br />

- FMEA/MECA<br />

-FTA<br />

- Ereignisablaufanalysen<br />

- Checklisten<br />

- ABC-Analyse<br />

-…<br />

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§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Verlagerung der Fehlerquellen<br />

– Fehler beim Einsatz konventioneller Technik<br />

• Hardwarefehler / Komponentenausfälle (technische Fehler)<br />

• Bedienungsfehler (menschliche Fehler in der Handhabung)<br />

– Fehler beim Einsatz neuer Technologie<br />

• Abstürze durch Fehler in der Software<br />

• Kompatibilitätsprobleme beim SW-Update<br />

• Schnittstellprobleme beim Zusammenspiel von SW-Produkten<br />

• Bedienungsfehler beim Handbetrieb (Notbetrieb)<br />

– Fazit<br />

• Verlagerung der Fehlerquellen in Systemen berücksichtigen<br />

• Zuverlässigkeits-/Sicherheits-Methoden systematisch anwenden<br />

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11


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Kleine Fehler, große Auswirkung<br />

– Softwarefehler<br />

• Ein kleiner Fehler kann einen hohen Schaden verursachen<br />

– Beispiel<br />

• Ariane 5<br />

• Kosten 5,8 Milliarden Euro<br />

• Nach 36,7 Sekunden sprengte sich die Rakete selbst mitsamt<br />

ihrer Nutzlast, den vier Cluster-Satelliten<br />

– Ursache<br />

• Überlauf einer Variablen<br />

<br />

Umwandlung einer 64-Bit-Gleitkommazahl in eine<br />

vorzeichenbehaftete 16-Bit-Ganzzahl<br />

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Film: Ariane 5<br />

12


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Einfluss der Menschen<br />

Menschen (M) haben auf jede Einheit einen Einfluss und können in jeder<br />

Einheit einen Fehler verursachen<br />

M M M<br />

M<br />

M<br />

Kommunikationssystem<br />

MMS<br />

Feldgeräte<br />

Softwaresystem<br />

Steuerungssystem<br />

Technischer<br />

Prozess<br />

M<br />

M<br />

M<br />

Umwelt und Umgebung<br />

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13


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Eigenschaften und Merkmale von Systemen<br />

– Funktionen<br />

– Leistungen<br />

– Konstruktion<br />

– Material<br />

– Zuverlässigkeit<br />

– Verfügbarkeit<br />

– Wartbarkeit<br />

– Sicherheit<br />

– Schutz (Security)<br />

– Wirtschaftlichkeit<br />

– Handhabung<br />

– Dokumentation<br />

– Einfachheit<br />

– Testbarkeit<br />

– Kompatibilität<br />

– Portabilität<br />

– Modularität<br />

– Änderbarkeit<br />

– Integrität<br />

– Fehlertoleranz<br />

– Intelligentes Verhalten<br />

Eigenschaften beeinflussen sich gegenseitig<br />

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14


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Definitionen<br />

Zuverlässigkeit und Sicherheit sind in den Normen definiert. Hier keine<br />

Definitionen, sondern Begriffserklärungen.<br />

– Zuverlässigkeit/Verlässlichkeit (reliability/dependability)<br />

Die Fähigkeit, Anforderungen zu erfüllen, innerhalb eines Zeitintervalls<br />

und unter Beanspruchung (Betriebs-/Umgebungsbedingungen)<br />

– Ausfall (failure)<br />

• Übergang von funktionsfähig in fehlerhaft<br />

• Ausfall ist ein Zustandsübergang (Ereignis, kein Zustand)<br />

– Fehler (fault)<br />

• Nichterfüllung mindestens einer Forderung<br />

• Fehler ist ein Zustand<br />

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15


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Zusammenhang zwischen Begriffen<br />

Zustand<br />

1<br />

HW/SW-<br />

Fehler<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Funktionsfähig<br />

(Anforderungen werden erfüllt)<br />

HW-Ausfall<br />

AO+Ab.<br />

Anforderung 1<br />

Versagen<br />

Störung<br />

Abschaltung<br />

Instandsetzung<br />

PC ein<br />

funktionsfähig<br />

Anforderung 3<br />

in Betrieb<br />

Anforderung 2<br />

Pause<br />

UT DT UT<br />

AOZ<br />

AOZ SW<br />

PC aus<br />

PC ein<br />

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DT<br />

Ausfalloffenbarungszeit (HW)<br />

Fehleroffenbarungszeit (SW)<br />

UT<br />

außer Betrieb<br />

Up Time, Down Time<br />

Ausfalloffenbarung, Abschaltung<br />

16


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Beispiele zum obigen Zusammenhang<br />

– HW-Beispiel: Taste F1<br />

HW-Ausfall:<br />

HW-Fehler:<br />

Pause:<br />

Anforderung:<br />

Störung:<br />

Abschaltung:<br />

Instandsetzung:<br />

Ausfall der Taste F1<br />

Taste F1 nicht verwendbar<br />

PC wird nicht benutzt<br />

PC wird eingeschaltet, OS prüft HW, OK<br />

F1 wird gefordert (Hilfefunktion)<br />

PC wird heruntergefahren und abgeschaltet<br />

Eine neue Tastatur wird eingesetzt<br />

– SW-Beispiel: Funktion Sortieren<br />

SW-Fehler:<br />

Pause:<br />

Anforderung:<br />

Störung:<br />

Abschaltung:<br />

Instandsetzung:<br />

Die Funktion Sortieren ist fehlerhaft<br />

PC wird nicht benutzt<br />

Eine Liste soll sortiert werden<br />

Sortierergebnis ist fehlerhaft<br />

PC wird heruntergefahren und abgeschaltet<br />

Ein SW-Update wird durchgeführt<br />

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17


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

RAMS(S)<br />

– RAMSS ist die Abkürzung für<br />

Reliability, Availability, Maintainability, Safety and Security<br />

– Reliability<br />

Zuverlässigkeit: Lebensdauer des Systems (ohne Wartung)<br />

– Availability<br />

Verfügbarkeit: Funktionsfähigkeit bei Anforderung<br />

– Maintainability<br />

Instandhaltbarkeit: Dauer für Reparaturen<br />

– Safety<br />

Sicherheit: Gefährdungsfreiheit<br />

– Security<br />

Informationssicherheit: Schutz gegen unberechtigten Zugriff<br />

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18


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Kenngrößen F, f, R<br />

– Ausfallwahrscheinlichkeit F(t):<br />

Wahrscheinlichkeit, dass Betriebszeiten T bis zum Ausfall nicht länger<br />

sind, als ein vorgegebener Zeitraum t<br />

F( t)<br />

= P(<br />

T ≤ t)<br />

– Ausfalldichte f(t):<br />

Zeitliche Ableitung der Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

dF(<br />

t)<br />

f ( t)<br />

= , F(<br />

t)<br />

= ∫ f ( τ ) dτ<br />

,<br />

dt<br />

∫<br />

– Überlebenswahrscheinlichkeit R(t):<br />

R(<br />

t)<br />

= 1−<br />

F(<br />

t)<br />

t<br />

=<br />

∞<br />

∫<br />

0<br />

t<br />

0<br />

t<br />

∫<br />

f ( τ ) dτ<br />

− f ( τ ) dτ<br />

= f ( τ ) dτ<br />

R(<br />

t)<br />

+ F(<br />

t)<br />

= ∫ f ( τ ) dτ<br />

+ ∫ f ( τ ) dτ<br />

= ∫<br />

0<br />

∞<br />

t<br />

0<br />

∞<br />

0<br />

∞<br />

∫<br />

t<br />

∞<br />

0<br />

f ( τ ) dτ<br />

= 1<br />

f ( τ ) dτ<br />

= 1<br />

(01)<br />

(02)<br />

(03)<br />

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19


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Ausfallrate λ(t)<br />

– Ausfallrate λ(t)<br />

f ( t)<br />

dR(<br />

t) / dt<br />

λ( t)<br />

= = − = −R'(<br />

t) / R(<br />

t)<br />

R(<br />

t)<br />

R(<br />

t)<br />

(04)<br />

Durch Integration von 0 bis t<br />

t<br />

∫<br />

0<br />

t<br />

R(<br />

t)<br />

dR(<br />

τ ) / dτ<br />

dR(<br />

x)<br />

λ ( τ ) dτ<br />

= −∫<br />

dτ<br />

= − ∫ = −ln<br />

R(<br />

t)<br />

(05)<br />

R(<br />

τ )<br />

R(<br />

x)<br />

0<br />

R(0)<br />

– Allgemeine Formel für die Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

− ( )<br />

= ∫ λ τ dτ<br />

0<br />

R( t)<br />

e<br />

t<br />

,<br />

R(0)<br />

= 1<br />

(06)<br />

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20


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Abschätzung der Ausfallrate<br />

– Abschätzung der Ausfallrate<br />

( t)<br />

≅<br />

1<br />

n(<br />

t)<br />

ΔN(<br />

t)<br />

⋅<br />

Δt<br />

λ (07)<br />

ΔN(t) Anzahl der im Zeitintervall Δt ausgefallenen Einheiten<br />

n(t) Anzahl der zu Beginn des Δt funktionsfähigen Einheiten<br />

– Beispiel für identische Einheiten:<br />

Von 100 funktionsfähigen Einheiten sind im Zeitraum von 1000 Stunden<br />

10 Einheiten ausgefallen.<br />

– Ausfallrate (Schätzwert)<br />

λ ≅<br />

1 10 −4<br />

− 1<br />

⋅<br />

100 1.000h<br />

= 10<br />

h<br />

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21


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Mittlere Lebensdauer<br />

– Berechnungsformel<br />

Der Erwartungswert E der Zufallsgröße T, d.h. die mittlere Betriebszeiten<br />

bis zum Ausfall<br />

MTTF<br />

∞<br />

⎛ dR(<br />

t)<br />

⎞<br />

E( T ) = ∫ tf ( t)<br />

dt = ∫ t ⋅ ⎜ − ⎟ dt<br />

⎝ dt ⎠<br />

=<br />

0<br />

0<br />

∞<br />

∞<br />

∞<br />

( − R t)<br />

) | −∫<br />

− R(<br />

t)<br />

dt = ∫<br />

= t ⋅ ( R(<br />

t)<br />

dt<br />

(08)<br />

0<br />

0<br />

∞<br />

0<br />

– Annahmen über Grenzwerte<br />

lim t ⋅ R(<br />

t)<br />

= 0⋅<br />

R(0)<br />

= 0⋅1<br />

= 0<br />

t→0<br />

( R(<br />

t)<br />

)<br />

( 1/ t)<br />

'<br />

R(<br />

t)<br />

'<br />

lim t ⋅ R(<br />

t)<br />

= lim = lim =<br />

t→∞<br />

t→∞<br />

1/ t t→∞<br />

R(<br />

t)<br />

= e<br />

− λ t<br />

,( R(<br />

t))'<br />

=<br />

( e<br />

− λ t<br />

)' = −λe<br />

− λ t<br />

0<br />

, für<br />

konstante λ<br />

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22


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Zeitverlauf der Ausfallrate (Live–Mitschrieb)<br />

– Badewannenkurve<br />

Zeitlicher Ablauf der Ausfallrate<br />

λ(t)<br />

Frühausfälle<br />

konstante Ausfallrate λ<br />

Zufallsausfälle<br />

Verschleißausfälle<br />

t<br />

– Brauchbarkeitsdauer<br />

Der Zeitraum nach Frühausfällen und vor Verschleißausfällen<br />

(Bereich konstanter Ausfallraten)<br />

– Konstante Ausfallrate<br />

R(<br />

t)<br />

t<br />

−∫λ<br />

( τ ) dτ<br />

= e<br />

0<br />

=<br />

e<br />

−λt<br />

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23


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Beispiel: λ = konstant<br />

– Beispiel:<br />

Die Zeiten T bis zum Ausfall seien exponential verteilt.<br />

Die Ausfallrate λ = 0,001/h ist konstant. Zeitintervall t = 1000 h.<br />

– Ausfalldichte f(1000h):<br />

f ( t)<br />

dF(<br />

t)<br />

=<br />

dt<br />

= λe<br />

−λt<br />

= 0,001/ h ⋅e<br />

− Ausfallwahrscheinlichkeit F(1000h):<br />

F(<br />

t)<br />

= 1−<br />

e<br />

−λt<br />

= 1−<br />

e<br />

−0,001/<br />

h⋅1000h<br />

– Überlebenswahrscheinlichkeit R(1000h):<br />

−0,001/<br />

h⋅1000h<br />

= 0,632<br />

=<br />

0,000368 / h<br />

R(<br />

t)<br />

= 1−<br />

F(<br />

t)<br />

= e<br />

−λt<br />

= e<br />

−0,001/<br />

h⋅1000h<br />

= 0,368<br />

– Mittlere Lebensdauer MTTF (Mean Time To Failure):<br />

∞<br />

MTTF = E(<br />

t)<br />

= ∫ R(<br />

t)<br />

dt = 1/ λ = 1000h<br />

0<br />

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24


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Beispiel: Graphik<br />

Zum Zeitpunkt t = 1000 h kann man die Werte ablesen:<br />

0,001<br />

λ = = konstant<br />

h<br />

F(1000h) = 0,632<br />

R(1000h) = 0,368<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

F(t) R(t) la<br />

E(T)=1000h<br />

0,010<br />

0,009<br />

0,008<br />

0,007<br />

0,006<br />

0,005<br />

0,004<br />

0,003<br />

0,002<br />

0,001<br />

0,000<br />

0<br />

200<br />

400<br />

600<br />

800<br />

1000<br />

1200<br />

1400<br />

1600<br />

1800<br />

2000<br />

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25


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Instandhaltung<br />

– Instandhaltungsstrategie<br />

• Präventive Instandhaltung (vorbeugende/periodische Wartung)<br />

• In regelmäßigen festen Zeitintervallen t w<br />

• Typisch für mechanische Komponenten (Verschleiß)<br />

• Optimaler Zeitpunkt vor der Verschleißphase<br />

• Vorbeugende Maßnahmen gegen Ausfall<br />

• Korrektive Instandhaltung nach einem Ausfall<br />

• Bis zum Ausfall im Einsatz<br />

• Instandsetzung gleich nach Ausfall<br />

• Typisch für elektronische Schaltungen<br />

• Bei konstanten Ausfallraten (kein Verschleiß)<br />

• Kombination der beiden Strategien<br />

• Vorbeugend gegen Verschleißausfälle<br />

• Instandsetzung gleich nach dem Ausfall<br />

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26


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Periodische Wartung<br />

– Wartungsintervall t w<br />

ein<br />

System in Betrieb<br />

DT<br />

UT<br />

aus<br />

0<br />

t w 2t w<br />

3t w 4t w<br />

t<br />

– Zeit bis zur Instandsetzung DT (Down Time)<br />

DT<br />

min<br />

MDT<br />

= 0,<br />

DTmax<br />

= t<br />

w<br />

/ 2<br />

=<br />

t<br />

w<br />

,<br />

Down Time Mean Down Time<br />

Up Time Mean Up Time<br />

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27


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Verfügbarkeit<br />

– Zeitlicher Verlauf der Verfügbarkeit<br />

V ( t)<br />

= R(<br />

t − n ⋅t<br />

), n ⋅t<br />

< t < ( n + 1)<br />

n ⋅t<br />

w<br />

w<br />

w<br />

1<br />

V(t)<br />

0 t w<br />

2t w 3t w<br />

4t w<br />

– Mittelwert der periodischen Funktion<br />

V<br />

1<br />

t<br />

w<br />

R(t)<br />

0<br />

1<br />

= lim<br />

t→∞<br />

t<br />

t<br />

w<br />

∫<br />

0<br />

e<br />

−λτ<br />

t<br />

∫<br />

0<br />

dτ<br />

tw<br />

1<br />

( τ ) dτ<br />

= R d<br />

t<br />

∫ ( τ ) τ =<br />

w 0<br />

t<br />

1 ⎛ 1 ⎞ 1<br />

= ⎜ − ⎟<br />

tw<br />

⎝ λ ⎠ 0 λtw<br />

V<br />

( )<br />

w<br />

−λτ<br />

(<br />

−λt<br />

)<br />

w<br />

e | = 1−<br />

e<br />

t<br />

(10)<br />

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28


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Korrektive Instandhaltung nach Ausfall (1)<br />

– Zeitlicher Verlauf<br />

ein<br />

System in Betrieb<br />

aus<br />

UT 1 UT 2 UT 3<br />

DT<br />

– Beobachtete Verfügbarkeit<br />

V<br />

=<br />

UT<br />

+ UT2<br />

+ L+<br />

UT<br />

M<br />

M<br />

1 n<br />

(11)<br />

t<br />

UT<br />

DT<br />

M<br />

Up Time (in Betrieb)<br />

Down Time (außer Betrieb)<br />

gesamte Missionszeit<br />

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29


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Korrektive Instandsetzung nach Ausfall (2)<br />

– Berechnete Verfügbarkeit (Vorhersage)<br />

=<br />

MTBF<br />

MTBF + MTR<br />

=<br />

μ<br />

λ + μ<br />

V (12)<br />

μ<br />

λ<br />

MTBF<br />

MTR<br />

Instandsetzungsrate<br />

Ausfallrate<br />

Mean Time Between Failures (= MUT)<br />

Mean Time to Repair (= MDT)<br />

– Periodische Wartung und Instandsetzung nach Ausfall<br />

ein<br />

MTBF<br />

MTR<br />

aus<br />

t w<br />

t<br />

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30


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Sicherheitskenngrößen (VDI/VDE 3542)<br />

– Zustände und Ereignisse bis zu einem Schaden<br />

nicht<br />

sicherheitsbezogener<br />

Ausfall<br />

sichere<br />

Zustände<br />

nicht<br />

sicherheitsbezogener<br />

Fehlzustand<br />

kein<br />

Unfall<br />

kein<br />

Schaden eingetreten<br />

Fehlerfreier Zustand<br />

sicherheitsbezogener<br />

Ausfall<br />

sicherheitsbezogener<br />

Fehlzustand<br />

Unfall<br />

Schaden eingetreten<br />

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31


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Sicherheitsbezogene Begriffe<br />

– Das Konzept nach VDI/VDE 3542<br />

• Begriffe der Sicherheit an die Zuverlässigkeit angelehnt<br />

• Bezeichnung "sicherheitsbezogen" (safety related) eingeführt<br />

Begriff<br />

Sicherheitsbezogener<br />

Ausfall<br />

Sicherheitsbezogener<br />

Fehlzustand<br />

Sicherheitsbezogene<br />

Fehlfunktion<br />

Erläuterung<br />

gefährlicher oder kritischer Ausfall (safety<br />

related failure)<br />

gefährlicher oder kritischer Zustand<br />

(safety related state)<br />

gefährliche oder kritische Funktion<br />

(safety related function)<br />

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32


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Sicherheitsbezogene Kenngrößen<br />

– Bezeichnung der Kenngrößen<br />

Sicherheitsbezogene Kenngrößen durch Apostroph markiert<br />

Kenngröße<br />

sicherheitsbezogene<br />

Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

F'(t)<br />

sicherheitsbezogene Ausfallrate<br />

λ'(t)<br />

mittlere sicherheitsbezogene<br />

Lebensdauer<br />

T'<br />

Sicherheitsbezogene<br />

Unverfügbarkeit<br />

U'(t)<br />

Mittlere Zeit zwischen<br />

sicherheitsbezogenen Ausfällen<br />

MTBF'<br />

Erläuterung<br />

Gefährdungswahrscheinlichkeit<br />

Gefährdungsrate<br />

Mittlere Zeit bis zum einem<br />

gefährlichen oder kritischen Ausfall<br />

Wahrscheinlichkeit, dass zu einem<br />

Zeitpunkt ein System gefährlicher oder<br />

kritische ausgefallen ist<br />

Mittlere Zeit zwischen gefährlichen<br />

oder kritischen Ausfällen<br />

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33


§ 1 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

ZSA<br />

Frage zu § 1<br />

Welche Aussage gilt für die Zuverlässigkeit?<br />

Antwort<br />

f<br />

?<br />

<br />

Erfüllung der Anforderungen<br />

Erfüllung der Anforderungen in einem Zeitintervall<br />

Vermeidung von Fehlfunktionen<br />

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34


Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Gliederung<br />

§ 01 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

§ 02 Normen zur Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

§ 03 Fehlererkennung<br />

§ 04 Anforderungen, Beeinflussende Faktoren<br />

§ 05 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

§ 06 Risiko und Gefährdung<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

35


§ 2 Normen zur Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

ZSA<br />

Normung:<br />

Planmäßige, durch interessierte Kreise gemeinschaftlich durchgeführte<br />

einheitliche Festlegung von Begriffen, Kennzeichen, Messtechniken sowie<br />

produkt- oder materialspezifischer Eigenschaften.<br />

[Brockhaus Enzyklopädie]<br />

Gründe für Normungen<br />

• Internationaler Handel<br />

• Konstruktion, Fertigung, Instandhaltung<br />

• Qualitätssicherung<br />

• Sicherheit und Nachhaltigkeit<br />

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36


§ 2 Normen zur Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

ZSA<br />

Abgrenzung zwischen Norm und Industriestandard<br />

Norm<br />

Industriestandard<br />

Ist das Ergebnis eines<br />

Normungsverfahrens<br />

(de jure)<br />

Hat sich Im Laufe der Zeit als<br />

nützlich und richtig erwiesen<br />

(de facto)<br />

Beispiel:<br />

DIN A4 Papier<br />

Beispiel:<br />

IBM-kompatibler<br />

PC<br />

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37


§ 2 Normen zur Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

ZSA<br />

Verbindlichkeit von Normen<br />

• Anwendung einer Norm ist grundsätzlich freiwillig<br />

• Anwendungspflicht kann sich durch Gesetze und Verordnungen sowie durch<br />

Verträge ergeben<br />

• Bei sicherheitstechnischen Festlegungen besteht juristisch eine tatsächliche<br />

Rechtsvermutung, dass diese fachgerecht sind („anerkannte Regeln der<br />

Technik“)<br />

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38


§ 2 Normen zur Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

ZSA<br />

Nationale Normen<br />

DIN:<br />

DKE:<br />

Deutsches <strong>Institut</strong> für Normung<br />

Deutsche Kommission Elektrotechnik,<br />

Elektronik, Informationstechnik-Normen<br />

Rechtsgrundlage<br />

• Satzung des DIN<br />

• DIN 820 „Normungsarbeit“<br />

• Normenvertrag <strong>vom</strong> 5. Juni 1975 mit der BRD<br />

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39


§ 2 Normen zur Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

ZSA<br />

Europäische Normen<br />

CEN:<br />

CENELEC:<br />

ETSI:<br />

Comité Européen de Normalisation<br />

Comité Européen de Normalisation Électrotechnique<br />

European Telecommunications Standards <strong>Institut</strong>e<br />

Europäische Normen (EN)<br />

Die 30 nationalen Mitgliedsorganisationen stimmen über Normen ab und<br />

implementieren diese auf nationaler Ebene<br />

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40


§ 2 Normen zur Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

ZSA<br />

Internationale Normen<br />

ISO:<br />

IEC:<br />

International Organization for<br />

Standardization, von griech. „isos“<br />

International Electrotechnical Commission<br />

ISO bzw. IEC Normen<br />

Über 150 Staaten sind durch ihre Mitgliedsorganisationen vertreten<br />

Es besteht die Möglichkeit, aber keine Verpflichtung, die internationalen<br />

Normen in das jeweilige nationale Normenwerk zu übernehmen<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

41


§ 2 Normen zur Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

ZSA<br />

Internationale Normen<br />

ISO:<br />

IEC:<br />

International Organization for<br />

Standardization, von griech. „isos“<br />

International Electrotechnical Commission<br />

ISO bzw. IEC Normen<br />

• Über 150 Staaten sind durch ihre Mitgliedsorganisationen vertreten<br />

• Es besteht die Möglichkeit, aber keine Verpflichtung, die internationalen<br />

Normen in das jeweilige nationale Normenwerk zu übernehmen<br />

• Wiener Vereinbarung zwischen ISO und CEN von 1991 mit dem Ziel, die<br />

fachliche Arbeit auf eine Ebene zu konzentrieren und parallele Anerkennung<br />

als ISO- und EN-Norm herbeizuführen<br />

27 % des CEN-Normenbestandes identisch mit den ISO-Standards<br />

• Dresdner Abkommen von 1996 zwischen IEC und CENELEC mit gleichem Ziel<br />

67 % des CENELEC-Normenbestandes identisch mit den IEC-Normen<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

42


§ 2 Normen zur Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

ZSA<br />

Arbeitsumfeld am Beispiel Elektrotechnik<br />

Bundesregierung<br />

Norm-Anwender<br />

DKE-Arbeitsgremien,<br />

Technische Experten der betroffenen Fachkreise<br />

Europäische Kommission<br />

National Europäisch / International<br />

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43


§ 2 Normen zur Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

ZSA<br />

Ursprung aller Normungsverfahren des DIN<br />

1984<br />

2008<br />

National<br />

Europäisch/International<br />

National<br />

Europäisch/International<br />

20%<br />

15%<br />

80%<br />

85%<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

44


§ 2 Normen zur Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

ZSA<br />

Beispiele<br />

• DIN EN 61508:<br />

• Titel: „Funktionale Sicherheit sicherheitsbezogener elektrischer /<br />

elektronischer / programmierbar elektronischer Systeme“ (E/E/PE-<br />

Systeme)<br />

• Ist als Sicherheits-Grundnorm die Basis für anwendungsspezifische<br />

Normen<br />

• Inhalt u.a.: Ermittlung der Sicherheitsanforderungsstufe (SIL)<br />

• Bahnspezifische Implementierung der DIN EN 61508<br />

• DIN EN 50126: Spezifikation und Nachweis der Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit,<br />

Instandhaltbarkeit, Sicherheit<br />

• DIN EN 50128: Software für Eisenbahnsteuerungs- und Überwachungssysteme<br />

• DIN EN 50129: Sicherheitsrelevante elektronische Systeme für Signaltechnik<br />

• DIN EN 50159: Sicherheitsrelevante Kommunikation in Übertragungssystemen<br />

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45


§ 2 Normen zur Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

ZSA<br />

Frage zu § 2<br />

Wann macht einen Sinn eine Norm zu definieren?<br />

Antwort<br />

f<br />

<br />

<br />

Gleichartige oder ähnliche Sachverhalt in vielen Anwendungen<br />

Für sicherheitskritische Anwendungen<br />

Einsatz des Produktes in unterschiedlichen Personenkreisen<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

46


Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Gliederung<br />

§ 01 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

§ 02 Normen zur Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

§ 03 Fehlererkennung<br />

§ 04 Anforderungen, Beeinflussende Faktoren<br />

§ 05 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

§ 06 Risiko und Gefährdung<br />

§ 07 Risiko- und Gefährdungsanalyse<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

47


§ 3 Fehlererkennung<br />

ZSA<br />

§ 3 Fehlererkennung<br />

– Allgemeines Prinzip<br />

• In einem beliebigen Verfahren der Erkennung von Fehlern werden<br />

• mindestens zwei Werte<br />

• auf die Erfüllung der zwischen diesen Werten vorgegebenen<br />

Zusammenhänge geprüft<br />

• Unzulässige Abweichungen von diesen Zusammenhängen werden<br />

• als Fehler interpretiert<br />

Film: Pyrotechnik<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

48


§ 3 Fehlererkennung<br />

ZSA<br />

Graphische Darstellung des Prinzips<br />

y 1<br />

E 1<br />

x 1<br />

y 2<br />

E 2<br />

x 2<br />

Prüfeinheit<br />

PE<br />

Fehlermeldung<br />

y n<br />

E n<br />

x n<br />

y 1 , y 2 , ..., y n<br />

E 1 , E 2 , .., E n<br />

x 1 , x 2 , ..., x n<br />

unterschiedliche Eingangswerte für die Datenverarbeitung<br />

unterschiedliche Einheiten der Datenverarbeitung<br />

unterschiedliche Ausgangswerte für die Prüfung (sie müssen<br />

vorgegebene Zusammenhänge erfüllen)<br />

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49


§ 3 Fehlererkennung<br />

ZSA<br />

Beispiel: Plausibilitätsprüfung<br />

E 1<br />

Messung der Laufzeit<br />

für ein<br />

Unterprogramm<br />

x 1<br />

y<br />

E 2<br />

Bestimmung des<br />

Minimalwertes von x 1<br />

x 2<br />

Prüfeinheit<br />

PE<br />

X 2 < x 1 < x 3<br />

Fehlermeldung<br />

E 3<br />

Bestimmung des<br />

Maximalwertes von x 1<br />

x 3<br />

y<br />

x 1<br />

Parameter, z.B. Rechengenauigkeit<br />

gemessene Rechenzeit (Prozessorzeit)<br />

x 2 der minimale Wert von x 1<br />

x 3 der maximale Wert von x 1<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

50


§ 3 Fehlererkennung<br />

ZSA<br />

Was ist Diversität?<br />

– diversitär<br />

• Gegenteil von identisch<br />

– Vollkommen identisch<br />

• Zwei Hardware-Einheiten sind vollkommen identisch,<br />

falls sie sich in allen Situationen vollkommen identisch verhalten. Sie<br />

haben zum Beispiel folgende Eigenschaften:<br />

• identische Anzahl, Art und Struktur aller Moleküle<br />

• identische Schwingungen aller Moleküle in Zeit und Raum<br />

• identische Bewegung aller Elektronen (Ströme)<br />

• identische Abnutzungsprozesse (Strukturänderung)<br />

• identische Ausfallprozesse<br />

• identischer Ort und identische Zeit des Einsatzes<br />

• identische Betriebs- und Umgebungsbedingungen<br />

• Eine Einheit ist nur mit sich selbst vollkommen identisch<br />

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51


§ 3 Fehlererkennung<br />

ZSA<br />

Diversitätsarten (1)<br />

– Diversität der Einsatzbedingungen (Zeitredundanz)<br />

• unterschiedlicher Einsatzort<br />

• unterschiedlicher zeitlicher Einsatz<br />

• unterschiedliche Umgebungsbedingungen<br />

• unterschiedliche Betriebsbedingungen<br />

– Physikalische Diversität (gleiche Hersteller)<br />

• gleicher Herstellung beim selben Hersteller<br />

• unterschiedliche Charge bei der Herstellung<br />

– Herstellungs-Diversität (verschiedene Hersteller)<br />

• unterschiedliche Hersteller<br />

• unterschiedliches Herstellungsverfahren<br />

• unterschiedliche Materialien bzw. deren Qualität<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

52


§ 3 Fehlererkennung<br />

ZSA<br />

Diversitätsarten(2)<br />

– Implementations-Diversität<br />

• unterschiedliche Module, Schnittstellen, Komponenten<br />

• unterschiedliche Lösungen<br />

• unterschiedliche Entwicklungsumgebung (Tools)<br />

• unterschiedliche Entwicklungs-Teams<br />

– Funktionale Diversität (Diversität der Requirements)<br />

• unterschiedliche Funktionen<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

53


§ 3 Fehlererkennung<br />

ZSA<br />

Diversität und Fehlererkennbarkeit<br />

Diversität<br />

Sporadische<br />

HW-Ausfälle<br />

Statische<br />

HW-<br />

Ausfälle<br />

Fehler-/Ausfallart<br />

Herstellungs<br />

-fehler<br />

Implementierungs<br />

-fehler<br />

Funktions<br />

-fehler<br />

Einsatzbedingungen Ja Nein Nein Nein Nein<br />

Physikalisch Ja Ja Nein Nein Nein<br />

Herstellung Ja Ja Ja Nein Nein<br />

Implementierung Ja Ja Ja Ja Nein<br />

Funktional Ja Ja Ja Ja Ja<br />

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54


§ 3 Fehlererkennung<br />

ZSA<br />

Fehlereigenschaften<br />

– Fehlerursachen und -auswirkungen<br />

Naturgesetze<br />

Physikalische und chemische Prozesse<br />

Prozesse im System<br />

Prozesse in der Umwelt<br />

Fehlerursache<br />

Mensch<br />

Bauelementausfall<br />

Störsignal<br />

Bedienungs-<br />

Fehler<br />

Software-<br />

Fehler<br />

Hardware-<br />

Fehler<br />

Fehler<br />

Ausgabefehler<br />

Fehlerauswirkung<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

55


§ 3 Fehlererkennung<br />

ZSA<br />

Beispiel: Diversität der Signaldarstellung<br />

– Signaldarstellung in einem zweikanaligen System<br />

K1<br />

Null<br />

K2<br />

K1<br />

Eins<br />

K2<br />

H<br />

L<br />

H<br />

L<br />

H<br />

L<br />

H<br />

L<br />

1 2 3 4 1 Takt<br />

1 2 3 4 1 Takt<br />

1 2 3 4 1 Takt<br />

1 2 3 4 1 Takt<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

56


§ 3 Fehlererkennung<br />

ZSA<br />

Fehlerauswirkung bei der Signaldarstellung<br />

Einfach- und Doppelfehler<br />

Wert Null<br />

Takt 1 2 3 4 1<br />

Prüfung auf Äquiv.00/11 Antiv.10/01 Äquiv.00/11 Antiv.10/01 Äquiv.00/11<br />

Fehlerfrei<br />

K1 0 1 1 0 0<br />

K2 0 0 1 1 0<br />

Prüfergebnis OK OK OK OK OK<br />

Fehler<br />

K1 0 1 1 Fehler = 1 Fehler = 1<br />

K2 0 0 1 1 0<br />

Prüfergebnis OK OK OK Erkennung Erkennung<br />

Doppelfehler<br />

K1 0 1 1 Fehler = 1 Fehler = 1<br />

K2 0 0 1 Fehler = 0 Fehler = 0<br />

Prüfergebnis OK OK OK keine Erkenn. Erkennung<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

57


§ 3 Fehlererkennung<br />

Ausfallarten<br />

– Änderungsgröße<br />

• Änderungsausfall<br />

• Verkleinerung<br />

• Vergrößerung<br />

• Extremausfall<br />

• Kurzschluss<br />

• Unterbrechung<br />

– Zeitverlauf<br />

• Sprungausfall<br />

• Driftausfall<br />

– Zeitpunkt<br />

• Frühausfall<br />

• Zufallsausfall<br />

• Verschleißausfall<br />

– Dauer<br />

• Sporadischer Ausfall<br />

• Statischer Ausfall<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

– Statistisches Verhalten<br />

• Zufallsausfall<br />

• Systematischer Ausfall<br />

• Deterministischer Ausfall<br />

– Zahl<br />

• Einzelausfall / Mehrfachausfall<br />

– Ursache<br />

• Primärausfall<br />

• Folgeausfall<br />

ZSA<br />

– Sicherheit<br />

• sicherheitsbezogener Ausfall<br />

• nicht Sicherheitsbezogener Ausfall<br />

– Schwere<br />

• Kritischer Ausfall<br />

• Nicht kritischer Ausfall<br />

– Umfang<br />

• Vollausfall (Totalausfall)<br />

58


§ 3 Fehlererkennung<br />

ZSA<br />

Fehlerarten<br />

– Bauelemente- und Gerätefehler<br />

• Dimensionierungsfehler<br />

• Fertigungsfehler<br />

• Schaltungsfehler<br />

• Verdrahtungsfehler<br />

• Entwurfsfehler<br />

• Konzeptfehler<br />

– Fehlerarten der Programmsystemen<br />

• Spezifikationsfehler<br />

• Entwurfsfehler<br />

• Implementierungsfehler<br />

• Dokumentationsfehler<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

59


§ 3 Fehlererkennung<br />

Beispiel: Software-Fehler<br />

– Datenreferenz<br />

• Initialisierungsfehler<br />

• Indizes nicht innerhalb<br />

der Grenzen<br />

– Datendeklaration<br />

• Deklaration der Variablen fehlt<br />

• Attribute falsch verstanden<br />

– Berechnungen<br />

• Berechnung mit verschiedenen<br />

Datentypen<br />

• Klammer falsch gesetzt<br />

• Rundungsfehler<br />

– Vergleich<br />

• Priorität der Vergleichsoperatoren<br />

falsch verstanden<br />

• Boole'sche Ausdrücke sind<br />

inkorrekt<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

– Steuerfluss<br />

• Schleifenendekriterium falsch<br />

• DO/END-Struktur falsch<br />

ZSA<br />

– Schnittstellen<br />

• Parameter und Argumente nicht<br />

konsistent<br />

• Verwechslung von Konstanten<br />

und Variablen<br />

– Ein-/Ausgaben<br />

• Formate der E/A-Anweisungen<br />

sind fehlerhaft<br />

• Behandlung der E/A-Fehler unklar<br />

– Sonstige<br />

• Bestimmte Funktionen wurden<br />

nicht realisiert<br />

• Warnungen der Compilerläufe<br />

nicht beachtet<br />

60


§ 3 Fehlererkennung<br />

ZSA<br />

Frage zu § 3<br />

Welche Aussagen gelten für die physikalische Diversität?<br />

Antwort<br />

f<br />

f<br />

<br />

<br />

Gleicher Herstellung beim selben Hersteller<br />

Unterschiedliche Hersteller<br />

Unterschiedliche Charge bei der Herstellung<br />

Unterschiedliche Materialien bzw. deren Qualität<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

61


Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Gliederung<br />

§ 01 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

§ 02 Normen zur Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

§ 03 Fehlererkennung<br />

§ 04 Anforderungen, Beeinflussende Faktoren<br />

§ 05 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

§ 06 Risiko und Gefährdung<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

62


§ 4 Anforderungen, Beeinflussende Faktoren<br />

ZSA<br />

§4 Anforderungen<br />

– Zuverlässigkeitsanforderungen<br />

• Lebensdauer der Komponenten<br />

• MTBF der Systeme<br />

• Verfügbarkeit der Systeme<br />

• Wartbarkeit bzw. Instandsetzbarkeit der Systeme<br />

– Sicherheitsanforderungen<br />

• Qualitative Anforderungen<br />

• durch Vorgabe von Maßnahmen<br />

(z.B. erster Fehler muss vor dem zweiten erkannt werden)<br />

• Quantitative Anforderungen<br />

• durch Vorgabe von Zielwerten<br />

• (z.B. Gefährdungsraten, Ausfall/Fehleroffenbarungszeiten, SIL:<br />

Anforderungsstufen nach CENELEC)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

63


§ 4 Anforderungen, Beeinflussende Faktoren<br />

ZSA<br />

Beispiel: Anforderungen<br />

– Anforderungen der DBP<br />

Verfügbarkeit von Vermittlungsstellen der DBP<br />

Fernvermittlungsstellen<br />

Vermittlungsstellenart<br />

Ortsvermittlungsstelle<br />

Mindestverfügbarkeit<br />

entsprechende<br />

Ausfallzeit<br />

Wirkverfügbarkeit<br />

entsprechende<br />

Ausfallzeit<br />

99,909 % 8 h/Jahr 99,977 % 2 h/Jahr<br />

99,954 % 4 h/Jahr 99,989 % 1 h/Jahr<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

64


§ 4 Anforderungen, Beeinflussende Faktoren<br />

ZSA<br />

Beispiel für mittlere Verfügbarkeit<br />

Betrachtet wird ein System im Dauerbetrieb (8760 Stunden im Jahr)<br />

Verfügbarkeit<br />

Min. erwartete<br />

Betriebszeit<br />

Max. erlaubte<br />

Ausfallzeit<br />

Max. erlaubte<br />

Ausfallzeit<br />

99 % 8672,4 h 87,6 h 5256 min.<br />

99,1 % 8681,16 h 78,84 h 4730,4 min.<br />

99,5 % 8716,2 h 43,8 h 2628 min.<br />

99,9 % 8751,24 h 8,76 h 525,6 min.<br />

99,99 % 8759,124 h 0,876 h 52,56 min.<br />

100 % 8760 h 0 h 0 min.<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

65


§ 4 Anforderungen, Beeinflussende Faktoren<br />

ZSA<br />

Sicherheitsanforderungen (Live–Mitschrieb)<br />

Systemanforderungsspezifikation<br />

Nicht sicherheitsrelevante<br />

(funktionale)<br />

Systemanforderungen<br />

Sicherheitsanforderungen<br />

Sicherheitsanforderungsspezifikation<br />

Sicherheitsgrad<br />

Sicherheitsfunktionen<br />

systematische Fehler<br />

Zufallsausfälle<br />

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66


§ 4 Anforderungen, Beeinflussende Faktoren<br />

ZSA<br />

Sicherheitsgrad (Safety Integrity)<br />

– Sicherheitsgrad<br />

• Wahrscheinlichkeit, dass ein sicherheitsrelevantes System die<br />

Sicherheitsanforderungen erfüllt<br />

– Bestandteile des Sicherheitsgrades<br />

• Der Sicherheitsgrad besteht aus zwei Teilen:<br />

• Sicherheitsgrad hinsichtlich systematischer Fehler<br />

• Sicherheitsgrad hinsichtlich Zufallsausfälle<br />

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67


§ 4 Anforderungen, Beeinflussende Faktoren<br />

ZSA<br />

SIL und quantitative Festlegung<br />

– SIL<br />

Der Sicherheitsgrad wird in vier diskrete Sicherheits-anforderungsstufen<br />

(Safety Integrity Levels) unterteilt<br />

– SIL-Werte von IEC 61508<br />

Für die Realisierung einer einzelnen Funktion durch eine<br />

programmierbare elektronische Einheit (Programmable Electronic<br />

System PES) werden folgende Angaben zugrundegelegt:<br />

Safety Integrity Level (SIL) Tolerable Hazard Rate (THR)<br />

per hour and function<br />

4 THR < 10 -8<br />

3 10 -8 < THR < 10 -7<br />

2 10 -7 < THR < 10 -6<br />

1 10 -6 < THR < 10 -5<br />

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68


§ 4 Anforderungen, Beeinflussende Faktoren<br />

ZSA<br />

Ausgewogenheit der Anforderungen<br />

Versagen<br />

Mensch<br />

(menschlicher Fehler)<br />

Oder<br />

Physik<br />

(Zufallsausfälle)<br />

Systematische<br />

Fehler<br />

Schwer quantifizierbar<br />

qualitative Stufen (SIL)<br />

Hardware<br />

Ausfälle<br />

Quantifizierbar<br />

quantitativ durch<br />

Ausfallraten<br />

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69


§ 4 Anforderungen, Beeinflussende Faktoren<br />

ZSA<br />

Beispiel: Zuverlässigkeitsanforderungen<br />

– Sporadische Fehler oder Ausfälle, die<br />

• zu keinem Systemausfall führen und<br />

• keine Instandsetzung verursachen<br />

MTBF ≥ 0,3 Jahre<br />

– Fehler oder Ausfälle von Komponenten, die<br />

• zu keinem Systemausfall führen und<br />

• eine Instandsetzung verursachen<br />

MTBF ≥ 3 Jahre<br />

– Fehler oder Ausfälle von Komponenten, die<br />

• einen Systemausfall und<br />

• eine Instandsetzung verursachen<br />

MTBF ≥ 30 Jahre<br />

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70


§ 4 Anforderungen, Beeinflussende Faktoren<br />

ZSA<br />

Beispiel: Sicherheitsanforderungen<br />

Anforderungen an Eisenbahnsicherungsanlagen:<br />

– Die Meldung "FREI (grün)" darf auch nicht kurzzeitig zur Unzeit<br />

ausgegeben werden.<br />

– Wenn die Meldungen "BELEGT" und "GESTÖRT" zur Unzeit ausgegeben<br />

werden, muss verhindert werden, dass danach ohne Grundstellung die<br />

Meldung "FREI" ausgegeben wird.<br />

– Die Meldungen "BELEGT" und "GESTÖRT" stellen den sicheren Zustand<br />

eines Abschnitts dar.<br />

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71


§ 4 Anforderungen, Beeinflussende Faktoren<br />

ZSA<br />

Beeinflussende Faktoren<br />

– Bereiche der Beeinflussungen der Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

Beeinflussungen<br />

Systembezogene<br />

Beeinflussungen<br />

Betriebsbezogene<br />

Beeinflussungen<br />

Instandhaltungsbezogene<br />

Beeinflussungen<br />

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72


§ 4 Anforderungen, Beeinflussende Faktoren<br />

ZSA<br />

Systembezogene Beeinflussungen<br />

Systembezogene Beeinflussungen<br />

Technische<br />

Merkmale<br />

Interne<br />

Störungen<br />

Instandhaltbarkeit<br />

Systematischer<br />

Fehler/Ausfall<br />

Zufallsbedingter<br />

Ausfall<br />

• Anforderungen oder Entwurf fehlerhaft<br />

• Herstellung oder Ausführung fehlerhaft<br />

• Inhärente Mängel oder Schwächen<br />

• Softwarefehler<br />

• Überlastung<br />

• usw.<br />

Ausfall bei normaler<br />

• Abnutzung<br />

• Belastung<br />

• Umwelteinflüsse<br />

• Betriebsarten<br />

• usw.<br />

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73


§ 4 Anforderungen, Beeinflussende Faktoren<br />

ZSA<br />

Betriebsbezogene Beeinflussungen<br />

Betriebsbezogene Beeinflussungen<br />

Umweltbedingungen<br />

Menschliche<br />

Faktoren<br />

Betriebliches<br />

Aufgabenprofil<br />

Betriebsarten<br />

Externe<br />

Störungen<br />

Menschliche<br />

Fehlhandlungen<br />

Änderungen<br />

des Aufgabenprofils<br />

Mangelhafte<br />

Betriebsanweisungen<br />

Menschliche<br />

Korrektureingriffe<br />

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74


§ 4 Anforderungen, Beeinflussende Faktoren<br />

ZSA<br />

Instandhaltungsbezogene Beeinflussungen<br />

Instandhaltungsbezogene Beeinflussungen<br />

Menschliche<br />

Faktoren<br />

Logistik<br />

Korrektive<br />

Instandhaltung<br />

Präventive<br />

Instandhaltung<br />

Instandhaltungsverfahren<br />

Diagnoseverfahren<br />

Planmäßige<br />

Instandhaltung<br />

Zustandsabhängige<br />

Instandhaltung<br />

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75


§ 4 Anforderungen, Beeinflussende Faktoren<br />

ZSA<br />

Frage zu § 4<br />

Welche Fehler werden als Systematischer Fehler bezeichnet<br />

Antwort<br />

f<br />

f<br />

<br />

<br />

Entwurfsfehler<br />

Betriebsfehler<br />

Abnutzung<br />

Herstellungsfehler<br />

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76


Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Gliederung<br />

§ 01 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

§ 02 Normen zur Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

§ 03 Fehlererkennung<br />

§ 04 Anforderungen, Beeinflussende Faktoren<br />

§ 05 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

§ 06 Risiko und Gefährdung<br />

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77


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

– Zufallsereignis<br />

• Das Auftreten eines bestimmten Ereignisses aus einer Menge<br />

möglicher Ereignisse hängt <strong>vom</strong> Zufall ab<br />

– Beispiele für Zufallsereignisse<br />

• Ziehen einer Zahl aus einer Trommel (Lottozahlen)<br />

• Ausfall einer Komponente, eines Systems<br />

• Unfall<br />

– Kein Zufallsereignis<br />

• Es gibt eine Ursache für das Ereignis<br />

• Unfälle durch überhöhte Geschwindigkeit<br />

• Häufiges Gewinnen durch Falschspielen<br />

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78


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Relative Häufigkeit<br />

– Relative Häufigkeit H<br />

H =<br />

Anzahl beobachteter Ereignisse<br />

Anzahl möglicher Ereignisse<br />

– Beispiel:<br />

In einer Urne sind 10 gleiche Kugeln, schwarze bzw. weiße.<br />

Bei jedem Ziehen sind alle 10 Kugeln in der Urne<br />

Bei N=50 Versuchen: 11 mal schwarz, 39 mal weiß<br />

Bei N=200 Versuchen: 39 mal schwarz, 161 mal weiß<br />

(13)<br />

Die relative Häufigkeit für schwarz H(s) und weiß H(w):<br />

Relative N = 50 N = 200 N → ∞<br />

Häufigkeit<br />

H(s) 11/50 = 0,22 39/200 = 0,195 0,20<br />

H(w) 39/50 = 0,78 161/200 = 0,805 0,80<br />

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79


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Wahrscheinlichkeit<br />

– Wahrscheinlichkeit :<br />

Die Wahrscheinlichkeit P(A) eines Ereignisses A ist als Grenzwert der<br />

relativen Häufigkeit H für eine gegen unendlich strebende Anzahl der<br />

Versuche N definiert:<br />

P( A)<br />

= lim H ( A)<br />

N →∞<br />

N<br />

(14)<br />

– Bedingte Wahrscheinlichkeit:<br />

Die Wahrscheinlichkeit P(A|B) eines Ereignisses A vorausgesetzt, dass<br />

ein anderes Ereignis B eingetreten ist:<br />

P(<br />

A |<br />

B)<br />

=<br />

P(<br />

A∩<br />

B)<br />

P(<br />

B)<br />

A A ∩ B B<br />

(15)<br />

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80


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Unabhängigkeit der Ereignisse<br />

– Begriff der Unabhängigkeit :<br />

Ereignisse A und B sind voneinander unabhängig, wenn gilt:<br />

P ( A∩<br />

B)<br />

= P(<br />

A)<br />

P(<br />

B)<br />

(16)<br />

– Bedingte Wahrscheinlichkeit unabhängiger Ereignisse:<br />

Für voneinander unabhängige Ereignisse ergibt sich die bedingte<br />

Wahrscheinlichkeit:<br />

P(<br />

A∩<br />

B)<br />

P(<br />

A)<br />

P(<br />

B)<br />

P ( A | B)<br />

= = = P(<br />

A)<br />

P(<br />

B)<br />

P(<br />

B)<br />

(17)<br />

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81


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Beispiel: abhängiges Ereignis<br />

– Beispiel für abhängige Ereignisse:<br />

In einer Urne sind 2 weiße und 4 schwarze Kugeln nummeriert<br />

von 1 bis 2 (Weiße) und von 1 bis 4 (Schwarze).<br />

Die Wahrscheinlichkeit für das Ziehen der Kugel mit der Zahl 1,<br />

und für das Ziehen der weißen oder schwarzen Kugel<br />

2 1 2 1 4<br />

P( 1) = = , P(<br />

w)<br />

= = , P(s) = =<br />

6 3 6 3 6<br />

2<br />

3<br />

Die Wahrscheinlichkeit für das Ziehen der Kugel mit der Zahl 1,<br />

falls weiß gezogen wurde<br />

1<br />

P(1<br />

∩ w)<br />

P(<br />

1| w)<br />

= = 6 =<br />

P(<br />

w)<br />

1<br />

3<br />

1<br />

2<br />

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82


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Beispiel: unabhängiges Ereignis<br />

– Beispiel für unabhängige Ereignisse:<br />

Die Ereignisse Zahl 1 und Farbe w und s seien voneinander unabhängig.<br />

– Die Wahrscheinlichkeiten sind wie oben berechnet:<br />

1 1<br />

P( 1) = , P(<br />

w)<br />

= , P(<br />

s)<br />

=<br />

3 3<br />

– Die Wahrscheinlichkeit für die Zahl 1, falls weiß gezogen wurde:<br />

1 1<br />

P(1<br />

∩ w)<br />

P(1)<br />

⋅ P(<br />

w)<br />

⋅<br />

3 3 1<br />

P ( 1| w)<br />

= = = = = P(1)<br />

P(<br />

w)<br />

P(<br />

w)<br />

1 3<br />

3<br />

– Beispiel zur obigen Betrachtung:<br />

Von zwei Urnen A und B wird je eine Karte gezogen.<br />

Urne A: 6 Karten mit den Zahlen 1, 1, 2, 2, 3, 4.<br />

Urne B: 6 Karten davon 2 weiße und 4 schwarze.<br />

2<br />

3<br />

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83


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Gegenseitiger Ausschluss von Ereignissen<br />

– Formel<br />

Schließen sich die Ereignisse A und B gegenseitig aus (disjunktiv),<br />

so kann nur eines der Ereignisse auftreten.<br />

Die Wahrscheinlichkeit, dass A oder B auftritt:<br />

P ( A∪<br />

B)<br />

= P(<br />

A)<br />

+ P(<br />

B)<br />

(18)<br />

– Beispiel:<br />

Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem Wurf eines Würfels die Zahl 1 oder<br />

6 auftritt:<br />

1 1<br />

P(<br />

1∪<br />

6) = P(1)<br />

+ P(6)<br />

= + =<br />

6 6<br />

1<br />

3<br />

(19)<br />

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84


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Kein gegenseitiger Ausschluss von Ereignissen<br />

– Formel allgemein:<br />

Schließen sich die Ereignisse A und B gegenseitig nicht aus,<br />

dann gilt ganz allgemein:<br />

P( A ∪ B)<br />

= P(<br />

A)<br />

+ P(<br />

B)<br />

− P(<br />

A ∩ B)<br />

(20)<br />

– Formel für unabhängige Ereignisse:<br />

Sind die beiden Ereignisse A und B von einander unabhängig,<br />

dann gilt:<br />

P( A ∪ B)<br />

= P(<br />

A)<br />

+ P(<br />

B)<br />

− P(<br />

A)<br />

P(<br />

B)<br />

(21)<br />

– Beispiel:<br />

Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem Wurf von zwei Würfeln mindestens<br />

an einer Würfel die Zahl 6 auftritt:<br />

1 1 1<br />

P(<br />

6 ∪ 6) = P(6)<br />

+ P(6)<br />

− P(6<br />

∩ 6) = + − =<br />

6 6 36<br />

11<br />

36<br />

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85


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Aufgaben<br />

– Aufgabe 1 :<br />

Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem Wurf<br />

von zwei Würfeln folgende Zahlen auftreten:<br />

Würfel A: Zahl 1 oder 5<br />

Würfel B: Zahl 6<br />

– Aufgabe 2:<br />

Berechnen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem Wurf<br />

von zwei Würfeln folgende Zahlen auftreten:<br />

Würfel A: Zahl 6<br />

Würfel B: Zahl 1, 2, 3, 4, oder 5<br />

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86


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Lösung der Aufgaben<br />

− Lösung der Aufgabe 1:<br />

Die Wahrscheinlichkeit, dass auf A die Zahl 1 oder 5 auftritt:<br />

1 1<br />

P( 1∪5)<br />

= P(1)<br />

+ P(5)<br />

= + =<br />

6 6<br />

Die Wahrscheinlichkeit, dass auf B die Zahl 6 auftritt:<br />

P( 6) =<br />

1<br />

6<br />

Wahrscheinlichkeit, dass auf A 1 oder 5 und auf B 6 auftritt:<br />

1 1 1<br />

( P(1<br />

∪5)<br />

∩ P(6))<br />

= ( P(1<br />

∪5)<br />

⋅ P(6))<br />

= ⋅ =<br />

3 6 18<br />

− Lösung der Aufgabe 2:<br />

Wahrscheinlichkeit, dass auf A 6 und auf B keine 6 auftritt:<br />

1 5<br />

( P(6)<br />

∩ P(1<br />

∪ 2 ∪3∪<br />

4 ∪5))<br />

= ⋅ =<br />

6 6<br />

1<br />

3<br />

5<br />

36<br />

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87


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Totale Wahrscheinlichkeit<br />

– Für ein beliebiges Ereignis A:<br />

Schließen sich die Ereignisse B i , i=1,...n, gegenseitig aus und stellt<br />

den gesamten Raum dar, so gilt für ein beliebiges Ereignis A (Satz der<br />

totalen Wahrscheinlichkeit):<br />

P ( A)<br />

= ∑ P(<br />

A | Bi ) P(<br />

B i<br />

)<br />

i<br />

– Beispiel :<br />

Die Urnen und Ereignisse sind in Tabellen beschrieben:<br />

Ereignis<br />

A<br />

Beschreibung<br />

weiß gezogen<br />

Urne weiße schwarze<br />

U1 2 1<br />

∪B i<br />

B1<br />

B2<br />

U1 gewählt<br />

U2 gewählt<br />

U2 1 3<br />

Die Wahrscheinlichkeit für das Ereignis A:<br />

P<br />

A)<br />

= P(<br />

A | B1<br />

) P(<br />

Bi<br />

) + P(<br />

A | B2<br />

) P(<br />

B<br />

2 1 1 1 1 1 7<br />

= ⋅ + ⋅ = + =<br />

6 2 4 2 6 8 24<br />

(<br />

2<br />

)<br />

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88


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Bayessche Formel<br />

– Wahrscheinlichkeit a posteriori:<br />

Falls A eingetreten ist, kann man die Wahrscheinlichkeiten<br />

für B i durch die folgende Bayessche Formel ermitteln:<br />

P(<br />

B<br />

k<br />

| A)<br />

=<br />

P(<br />

A | Bk<br />

) P(<br />

Bk<br />

)<br />

P(<br />

A | B ) P(<br />

B )<br />

∑<br />

– Beispiel:<br />

Eine weiße Kugel wurde im obigen Beispiel gezogen.<br />

Die Wahrscheinlichkeit, dass sie von U 1 bzw. U 2 ist<br />

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i<br />

i<br />

i<br />

2 1<br />

⋅<br />

P(<br />

A | B1<br />

) P(<br />

B1<br />

)<br />

P(<br />

B<br />

6 2<br />

1<br />

| A)<br />

=<br />

=<br />

=<br />

P(<br />

A | B ) ( ) ( | ) ( ) 2 1 1 1<br />

1<br />

P B1<br />

+ P A B2<br />

P B2<br />

⋅ + ⋅<br />

6 2 4 2<br />

1 1<br />

⋅<br />

P(<br />

A | B2<br />

) P(<br />

B2<br />

)<br />

P(<br />

B<br />

4 2<br />

2<br />

| A)<br />

=<br />

=<br />

=<br />

P(<br />

A | B ) ( ) ( | ) ( ) 2 1 1 1<br />

1<br />

P B1<br />

+ P A B2<br />

P B2<br />

⋅ + ⋅<br />

6 2 4 2<br />

3<br />

7<br />

4<br />

7<br />

=1<br />

89


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Regeln für Boolesche Formeln<br />

– Regeln bei der Auswertung der Booleschen Formeln:<br />

(1) Kommutativ<br />

A + B<br />

= B +<br />

A,<br />

A⋅<br />

B<br />

=<br />

B ⋅<br />

A<br />

(2) Assoziativ<br />

A + ( B + C)<br />

= ( A + B)<br />

+ C = A + B + C<br />

(3) Distributiv<br />

( A + B)⋅C<br />

=<br />

A⋅C<br />

+<br />

B ⋅C<br />

(4) Indempotenz<br />

A + A = A,<br />

A⋅<br />

A =<br />

A<br />

(5) Absorbtion<br />

A + A⋅<br />

B =<br />

A<br />

(6) Negation<br />

!(! A ) =<br />

A<br />

(7) Morgan<br />

(8) Operationen mit den Werten 0, 1<br />

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!(<br />

A + B)<br />

= ! A⋅!<br />

B,<br />

!( A⋅<br />

B)<br />

= ! A+<br />

! B<br />

A + 0 = A,<br />

A + 1 = 1<br />

A ⋅0<br />

= 0, A⋅1<br />

= A<br />

90


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Verteilungsfunktion<br />

– Verteilungsfunktion :<br />

Die Verteilungsfunktion F(X) einer Zufallsgröße X stellt<br />

die Wahrscheinlichkeit P dar, dass die Zufallsgröße X<br />

kleiner oder gleich eines vorgegebenen Wertes x ist:<br />

F( X ) = P(<br />

X ≤ x)<br />

(23)<br />

– Beispiel:<br />

Die Wahrscheinlichkeit für die Zahl X bei einer Würfel<br />

X<br />

X<br />

X<br />

X<br />

≤ 9, F<br />

≤ 3, F<br />

≤1,<br />

F<br />

≤ −1,<br />

F<br />

= 1<br />

=<br />

=<br />

0,5<br />

1<br />

6<br />

=<br />

0<br />

0,8 1<br />

0,6<br />

F(X)<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

x<br />

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91


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Dichtefunktion<br />

– Dichtefunktion:<br />

Die Verteilungsfunktion F(X) sei durch eine Dichtefunktion f(x) der<br />

Zufallsgröße X gegeben:<br />

X<br />

∫<br />

−∞<br />

F ( X ) = f ( x)<br />

dx ∫<br />

∞<br />

−∞<br />

f<br />

( x)<br />

dx<br />

=1<br />

(24)<br />

– Dichtefunktion (diskret):<br />

Die Dichtefunktion für eine diskrete Zufallsgröße X:<br />

f ( X<br />

i<br />

)<br />

= p , = 1,2,..., ( ) = ∑ , ∑<br />

i<br />

i n F X<br />

i<br />

pi<br />

n<br />

i=<br />

1<br />

n<br />

i=<br />

1<br />

p<br />

i<br />

= 1<br />

(25)<br />

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92


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Beispiel: Dichtefunktionen<br />

– Beispiel (diskret):<br />

Die Wahrscheinlichkeit für<br />

die Zahlen 1 bis 6 (Würfen)<br />

sei gleich groß 1/6 = 0,1666.<br />

Bei allen anderen Werten<br />

sei die Wahrscheinlichkeit<br />

gleich Null.<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

f(x)<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8<br />

x<br />

– Beispiel (kontinuierlich):<br />

Die Wahrscheinlichkeit F(X)<br />

für X kleiner oder gleich x:<br />

F(X) = 1-exp(-x) für alle x ≥ 0<br />

F(X) = Null für alle x < 0<br />

Die Dichtefunktion f(x) ist:<br />

f(x) = exp(-x)<br />

0,8 1 f(x)<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5<br />

x<br />

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93


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Erwartungswert<br />

– Erwartungswert :<br />

Der Erwartungswert E(X) (Mittelwert) einer Zufallsgröße X<br />

ist gegeben durch:<br />

E(<br />

X )<br />

∞<br />

∫<br />

−∞<br />

= x ⋅ f ( x)<br />

dx<br />

(26)<br />

wobei f(x) die Dichtefunktion darstellt.<br />

Für diskrete Zufallsgrößen ist der Erwartungswert gegeben durch:<br />

– Beispiel:<br />

Bei dem obigen Beispiel mit einem Würfel erhält man<br />

den folgenden Erwartungswert:<br />

E(<br />

X ) = ∑ x i<br />

p i<br />

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6<br />

i= 1<br />

n<br />

E ( X ) = ∑ x p i i<br />

i<br />

1⋅1<br />

2⋅1<br />

3⋅1<br />

4⋅1<br />

5⋅1<br />

6⋅1<br />

= + + + + + = 3, 5<br />

6<br />

6<br />

6<br />

6<br />

6<br />

6<br />

(27)<br />

94


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Normalverteilung (Gaußverteilung)<br />

– Anwendung:<br />

Statistische Auswertung von Meßergebnissen<br />

– Dichtefunktion:<br />

f<br />

– Erwartungswert:<br />

( x−a)<br />

1 −<br />

2<br />

2σ<br />

( x)<br />

= e<br />

2πσ<br />

2<br />

E ( x)<br />

=<br />

a<br />

– Graphik:<br />

Das Maximum befindet sich im Wert a.<br />

Der Wert σ bestimmt den Verlauf der Kurve.<br />

Kleines σ hoher, großes σ flacher Verlauf.<br />

Beispiel: a = 0, σ = 1 oder σ = 0,5.<br />

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1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

σ = 0,5<br />

σ = 1<br />

-3 -2 -1 0 1 2 3<br />

a = 0<br />

95


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Gleichverteilung<br />

– Anwendung:<br />

Erzeugung von Zufallszahlen, die zwischen<br />

a und b gleich wahrscheinlich sind.<br />

– Dichtefunktion:<br />

1<br />

f ( x)<br />

= = const.<br />

b − a<br />

– Erwartungswert:<br />

E(<br />

x)<br />

=<br />

a + b<br />

2<br />

– Graphik:<br />

Die Dichtefunktion ist<br />

zwischen a und b konstant.<br />

Beispiel: a = -1, b = 1, E = 0.<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

-3 -2 -1 0 1 2 3<br />

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96


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Exponentialverteilung<br />

– Anwendung:<br />

Berechnung von Zuverlässigkeits- und<br />

Sicherheitskenngrößen für Komponente und Systeme<br />

– Dichtefunktion:<br />

f<br />

(x)<br />

=<br />

– Erwartungswert:<br />

E(<br />

X ) =<br />

1<br />

λ<br />

– Graphik:<br />

Für x < 0 sind alle Werte gleich Null.<br />

Der höchste Wert liegt im Wert x=0.<br />

Mit steigendem x fällt der Wert.<br />

Er erreicht Null gegen unendlich.<br />

Beispiel: λ = 1, E(X) = 1.<br />

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−<br />

λe λx<br />

, λ > 0, x ≥<br />

0 , x < 0<br />

0<br />

1<br />

0,8<br />

0,6 f(x)<br />

0,4<br />

0,2<br />

0<br />

x<br />

-1 0 1 2 3<br />

97


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Weibullverteilung<br />

– Anwendung:<br />

Berechnung der Ausfallraten im Bereich der Früh- und<br />

Verschleißausfälle<br />

– Dichtefunktion:<br />

p−1<br />

−bx<br />

f ( x)<br />

= bpx ⋅e<br />

, b,<br />

p ><br />

f ( x)<br />

= 0,<br />

x < 0<br />

Exponentialverteilung bei p = 1, b = λ<br />

p<br />

0,<br />

x<br />

≥<br />

0<br />

– Erwartungswert:<br />

1<br />

( ) = − p<br />

E X b ⋅Γ(<br />

p<br />

– Graphik:<br />

1<br />

Die Funktion wächst von Null an<br />

und geht wieder zu Null zurück.<br />

0,5<br />

Beispiel: b = 2, p = 2 0<br />

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1<br />

+ 1)<br />

1,5<br />

-1 -0,5 0 0,5 1 1,5 2<br />

98


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Binomialverteilung<br />

– Anwendung<br />

• Wahrscheinlichkeit, dass ein sicherheitsrelevantes System die<br />

Sicherheitsanforderungen erfüllt.<br />

– Wahrscheinlichkeit:<br />

f<br />

n,<br />

p<br />

( k)<br />

⎛n⎞<br />

⎜ ⎟ p<br />

⎝k<br />

⎠<br />

k n−k<br />

= ( = ) = (1 )<br />

P<br />

X<br />

k<br />

n Anzahl aller Versuche<br />

k Anzahl aller beobachteten Ereignisse<br />

p Wahrscheinlichkeit, dass das beobachtete Ereignis auftritt<br />

−<br />

p<br />

– Erwartungswert:<br />

E(<br />

X<br />

)<br />

=<br />

n ⋅<br />

p<br />

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99


§ 5 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

ZSA<br />

Beispiel: Binomialverteilung<br />

– Daten:<br />

Anzahl der Rechner n = 3<br />

Wahrscheinlichkeit, dass ein Rechner<br />

1 Jahr nicht überlebt p = 0,1 (Einzelausfall)<br />

Anzahl der Rechner, die 1 Jahr nicht überlebt haben<br />

k = 0, 1, 2, und 3<br />

– Graphik:<br />

Für jeden Wert k = 0, 1, 2, ... n gibt es eine Wahrscheinlichkeit für das<br />

Auftreten von k<br />

1<br />

0,1<br />

0,01<br />

0,001<br />

0,0001<br />

0,729 0,243<br />

0,027<br />

0,001<br />

0 1 2 3<br />

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100


Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Gliederung<br />

§ 01 Einführung, Begriffe und Kenngrößen<br />

§ 02 Normen zur Zuverlässigkeit und Sicherheit<br />

§ 03 Fehlererkennung<br />

§ 04 Anforderungen, Beeinflussende Faktoren<br />

§ 05 Wahrscheinlichkeitsrechnung<br />

§ 06 Risiko und Gefährdung<br />

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101


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

– Definitionen:<br />

Risikobegriffe sind in den EN-, IEC- und DIN-Normen definiert.<br />

Hier werden nur Erläuterungen der Definitionen gebracht.<br />

– Risiko<br />

• Produkt von Schadensausmaß und Schadenshäufigkeit<br />

• Risiko = Schaden pro Zeiteinheit<br />

– Individuelles Risiko<br />

• Risiko bezogen auf einzelne Person<br />

– Kollektives Risiko<br />

• Risiko bezogen auf Personengruppen<br />

– Grenzrisiko<br />

• Größtes, noch vertretbares Risiko (noch akzeptables Risiko)<br />

– Restrisiko<br />

• Risiko unter Wirkung aller Sicherheitsfunktionen<br />

– Sicherheit<br />

• Freisein von nicht akzeptablen Risiken<br />

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102


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Risiko, Gefahr und Sicherheit<br />

Sicherheit<br />

Gefahr<br />

Risiko vertretbar gering,<br />

kleiner als Grenzrisiko<br />

Restrisiko<br />

Grenzrisiko<br />

Sicherheitsfaktor<br />

mindestens<br />

erforderliche<br />

Risikoreduzierung<br />

durch Konstruktion,<br />

Schutz-maßnahmen,<br />

Benutzerinformationen<br />

Risiko größer<br />

als Grenzrisiko<br />

Risiko ohne<br />

Maßnahmen<br />

tatsächliche<br />

Risikoreduzierung<br />

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103


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Grenzrisiko<br />

– Individuelle Risikoakzeptanz<br />

• Risiko, dass man selbst bereit ist, zu akzeptieren<br />

• Beispiele: Rauchen, Motorrad fahren, Sport (Ski fahren)<br />

– Allgemeine Risikoakzeptanz (Restrisiko)<br />

• Risiko, dass bei der richtigen Anwendung der nach dem Stand der<br />

Technik notwendigen Maßnahmen nicht ausschließbar ist<br />

• Neben der Technik sind die Betriebsführung (Organisation, Personal)<br />

und externe Einflüsse am Gesamtrisiko beteiligt<br />

– Akzeptanzkriterien<br />

• Eine Norm für Akzeptanzkriterien gibt es nicht<br />

• SIL ist kein Akzeptanzkriterium sonder eine Anforderung<br />

• Der Betreiber legt die Akzeptanzkriterien fest (EN50129)<br />

• Aktuelle Statistiken sind die Basis für das Grenzrisiko<br />

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104


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Gefährdungen im Bahnbetrieb<br />

Nr. Kategorie Gefährdung<br />

1 Überschreiten<br />

zulässiger<br />

• Überschreiten zulässiger<br />

Fahrzeughöchstgeschwindigkeit<br />

Geschwindigkeit • Überschreiten zulässiger<br />

Streckenhöchstgeschwindigkeit<br />

2 Kollision • Frontalkollision mit einem Zug<br />

• Kollision mit abgestellten Fahrzeugen bzw. Wagen<br />

• Kollision mit Gegenständen im Gleis/ Stationsbereich<br />

3 Weiche nicht in<br />

richtiger Lage<br />

• Weiche hat falsche Endlage<br />

• Weiche hat Endlage nicht erreicht<br />

4 Bahnübergang • Bahnübergang ist nicht gesichert<br />

• Bahnübergang öffnet zu früh<br />

5 Fahrgastwechsel • Abfahrt bei nicht abgeschlossenen Fahrgastwechsel<br />

• Unzeitige Türfreigabe<br />

6 Halt an verbotenen<br />

Stellen<br />

7 Verletzung der<br />

Einschränkungen<br />

• Nothalt an verbotenen Stellen<br />

• Unzulässiger Halt nach Fahrgastnotbremse<br />

• Verletzung des zulässigen max. Gewichts (Brücke)<br />

• Verletzung des zulässigen max. Lichtraumprofils<br />

(Tunnel)<br />

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105


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Vergleich der Risiken<br />

– Zum Tode führende Ereignisse (1 Tote/Jahr)<br />

Das Verhältnis zwischen dem kleinsten und größten Risiko: 1:50.000<br />

Situation<br />

Größe eines<br />

Kollektivs<br />

Zigarettenrauchen (1 Päckchen pro Tag) 200<br />

Motorradfahren (USA) 1.000<br />

Grippe (GB) 5.000<br />

Leukämie (GB) 12.500<br />

Fußgänger im Straßenverkehr (USA) 26.000<br />

Tornados (USA) 450.000<br />

Flugreisen 814.000<br />

Vom Blitz getroffen werden (USA) 1.900.000<br />

Bienenstich (USA) 5.500.000<br />

Vom abstürzenden Flugzeug getroffen werden (USA) 10.000.000<br />

[V1] S. 6<br />

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106


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Sicherheit von Verkehrssystemen<br />

− Deutsche Airlines (1973-2007)<br />

74 Todesopfer<br />

• Air Berlin (inkl. LTU) 0<br />

• TUIfly 7<br />

• Lufthansa 61<br />

• Condor 16<br />

− Verkehrsunfälle in Deutschland (2008) 4477 Todesopfer<br />

− Eisenbahnunfälle in der EU (2004) 1483 Todesopfer<br />

(ohne GR, IT, NL, AT, PT, SE, UK)<br />

http://www.eds-destatis.de/de/downloads/sif/nz_06_06.pdf<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Stra%C3%9Fenverkehrsunfall<br />

http://www.eds-destatis.de/de/downloads/sif/nz_06_06.pdf<br />

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107


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Spektakuläre Unfälle<br />

– 1986 Kernkraftwerk Tschernobyl (Explosion)<br />

– 1987 Space Shuttle Challenger (Explosion)<br />

– 1988 Ölbohrinsel in der Nordsee (Explosion, Brand)<br />

– 1989 Öltanker Exxon bei Alaska (Kollision, Riff)<br />

– 1993 Hoechst AG (Freisetzung von Gasen)<br />

– 1994 Fährschiff von Petersburg nach Schweden (versunken)<br />

– 1996 Großraumflugzeug in Karibik (Absturz)<br />

– 1998 Zugunglück bei Eschede (Radbruch, Kollision)<br />

– 1999 Feuer im Mont Blanc Tunnel (Kollision, Feuer)<br />

– 2000 Concorde (Reifen geplatzt, Absturz)<br />

– ...<br />

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108


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

ICE-Unglück von Eschede (1998)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

109


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Kleine und große Unfälle<br />

– Beispiel für kleine Unfälle<br />

• Verkehrsunfälle auf deutschen Straßen: 8000 Tote pro Jahr und<br />

100000 Verletzte (150 Tote pro Woche)<br />

– Beispiel für einen großen Unfall<br />

• Eschede-Unfall mit ca. 100 Toten (1998)<br />

• Flugzeugabsturz mit ca. 200-300 Toten<br />

– Wirkung eines großen Unfalls<br />

• Ein einzelner großer Unfall ist immer sehr medienwirksam<br />

• Forderungen nach höherer Sicherheit werden dann sehr stark<br />

– Wirkung vieler kleiner Unfälle<br />

• Gegen viele "kleine" Unfälle wird zu wenig getan<br />

• Mehr Aufmerksamkeit auf Beinaheunfälle ist erforderlich<br />

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110


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Grundlebensrisiko<br />

– Natürliche Sterblichkeit<br />

• Sterblichkeit einschließlich der krankheitsbedingten Todesfälle<br />

• R n = 9 · 10 -3 Todesfälle/(Person x Jahr)<br />

– Minimale endogene Sterblichkeit (natürliche von Innen)<br />

• Sterblichkeit der Gruppe der 5- bis 15-jährigen<br />

• R m = 2 · 10 -4 Todesfälle/(Person x Jahr)<br />

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111


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Beispiel: Grundrisiken<br />

Todesursachen in der Schweiz 2007<br />

Aids<br />

Illegale Drogen<br />

Vorsätzliche Tötungsdelikte<br />

Verkehrsunfälle<br />

Suizide<br />

76<br />

193<br />

245<br />

384<br />

1360<br />

Tabak<br />

9201<br />

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112


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Risikoakzeptanzkriterium MEM<br />

– Das Kriterium<br />

• Es darf keine nennenswerte Erhöhung von R m verursachen<br />

– In der Praxis akzeptierte Werte:<br />


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Beispiel: Anwendung von MEM<br />

– Risiko durch die Bahn<br />

• Zusätzliches Risiko durch die Bahn < 10-5 Todesfälle/(Person x Jahr)<br />

– Risiko durch die Eisenbahnsignaltechnik<br />

• Zusätzliches Risiko durch die Eisenbahnsignaltechnik ist<br />

< 4·10-10 Todesfälle/Passagierstunde<br />

– Risiko durch die Eisenbahnsignaltechnik<br />

Beispiel: Benutzung der Bahn von 2 Std./Tag<br />

• Die Benutzung der Bahn von 2 Stunden/Tag entspricht<br />

730 Stunden/Jahr<br />

• Bei ca. 1000 Stunden/Jahr ergibt sich ein zusätzliches<br />

Risiko von < 4 · 10-7 Todesfälle/(Person x Jahr)<br />

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114


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Betrachtung schwerer Unfälle<br />

Bei Unfällen mit mehr als<br />

100 Todesfällen wird eine<br />

fallende Kennlinie, die<br />

Differential Risk Aversion<br />

(DRA), angewendet, um<br />

das individuelle Risiko<br />

stärker zu begrenzen<br />

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Todesfälle<br />

Person x Jahr<br />

10 -3<br />

10 -4<br />

10 -5<br />

10 -6<br />

10 -7<br />

Minimale<br />

endogene<br />

Sterblichkeit<br />

Zusätzliches<br />

Risiko durch<br />

die Bahn<br />

Aversionskennlinie<br />

(DRA)<br />

10 -8 Risiko durch Benutzung<br />

10 -9 der Eisenbahnsignaltechnik<br />

2 Std./Tag<br />

10 -10 10 0 10 1 10 2 10 3 10 4 10 5 10 6<br />

Anzahl der Todesfälle pro Unfall<br />

115


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Risikoakzeptanzkriterium ALARP<br />

− Kriterium:<br />

Zusätzliches Risiko muss so<br />

niedrig wie vernünftig machbar<br />

sein. Das System muss<br />

wirtschaftlich sein. (As Low As is<br />

Reasonably Practicable)<br />

Unzulässiger<br />

Bereich<br />

ALARP-<br />

Bereich<br />

Risiko nicht<br />

gerechtfertigt<br />

Zulässig, wenn<br />

Risikominderung<br />

nicht möglich<br />

− Anwendung vorwiegend in England:<br />

Es genügt nicht nachzuweisen,<br />

dass die Risiken im ALARP-<br />

Bereich liegen. Risiken müssen<br />

niedrig gehalten werden.<br />

Die Kosten für die<br />

Risikominderung müssen auf<br />

einer wirtschaftlichen<br />

Basis beruhe<br />

zulässiger<br />

Bereich<br />

(muss Vorteile<br />

haben)<br />

Weitgehend<br />

zulässiger<br />

Bereich<br />

Zulässig, wenn<br />

Kosten der<br />

Risikominderung<br />

größer als die der<br />

Verbesserung sind<br />

Risikominderung<br />

nicht notwendig<br />

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116


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Risikoakzeptanzkriterium GAMAB<br />

• Das Kriterium (Globalement Au Moins Aussi Bon)<br />

• Das neue System muss einen Sicherheits-Level bieten, der<br />

mindestens so hoch ist, wie der in irgendeinem vergleichbaren<br />

existierenden System<br />

– Anwendung vorwiegend in Frankreich<br />

• Aus den bisher eingesetzten Systemen werden statistische Daten<br />

abgeleitet z.B. Anzahl der Zusammenstöße/Fahrgast<br />

• Das neue System ist durch eine Reihe von Parametern<br />

charakterisiert, wie maximale Zuggeschwindigkeit, usw.<br />

• Daraus lassen sich bestimmte Daten wie die Anzahl der<br />

Zusammenstöße pro Fahrgast schätzen<br />

• Dieser Wert muss beim neuen System kleiner sein als beim<br />

vorhandenen System<br />

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117


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Häufigkeit<br />

Kategorie<br />

häufig<br />

wahrscheinlich<br />

gelegentlich<br />

selten<br />

Definition<br />

Wird häufig auftreten. Die Gefahr ist ständig gegenwärtig.<br />

Wird mehrmals auftreten. Es ist zu erwarten, dass die Gefahr<br />

oft eintritt.<br />

Kann mehrmals auftreten. Es ist zu erwarten, dass die Gefahr<br />

mehrmals eintritt.<br />

Kann manchmal während des Lebenszyklus auftreten. Es<br />

ist sinnvoll, mit dem Auftreten der Gefahr zu rechnen.<br />

unwahrscheinlich Das Auftreten ist unwahrscheinlich, aber möglich. Es darf<br />

angenommen werden, dass diese Gefahr nur in Ausnahmefällen<br />

eintritt.<br />

unvorstellbar Das Auftreten ist extrem unwahrscheinlich. Es darf angenommen<br />

werden, dass diese Gefahr nicht eintritt.<br />

[E1] S. 17<br />

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118


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Schadensausmaß<br />

Kategorie<br />

katastrophal<br />

kritisch<br />

marginal<br />

unbedeutend<br />

Konsequenzen für Personen<br />

oder Umwelt<br />

Unfalltote und/oder zahlreiche<br />

Schwerverletzte und/oder<br />

schere Umweltschäden<br />

einzelne Unfalltote und/oder<br />

Schwerverletzte und/oder<br />

nennenswerte Umweltschäden<br />

kleinere Verletzungen<br />

und/oder nennenswerte bedrohung<br />

der Umwelt<br />

mögliche, geringfügige Verletzung<br />

Konsequenzen für die Betriebs-<br />

und Dienstleistung<br />

Verlust eines wichtigen Systems<br />

schwere Beschädigung<br />

des/der Systems/e<br />

geringfügige Beschädigung<br />

des Systems<br />

[E1] S. 17<br />

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119


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Risikostufen<br />

Kategorie<br />

intolerabel<br />

Anzuwendende Maßnahmen<br />

muss ausgeschlossen werden<br />

unerwünscht<br />

tolerabel<br />

darf nur akzeptiert werden, wenn eine Risikominderung<br />

praktisch nicht durchführbar ist und eine Zustimmung entweder<br />

des Bahnunternehmens oder der für die Sicherheit<br />

zuständigen Aufsichtsbehörde vorliegt<br />

akzeptierbar bei geeigneter Überwachung und mit der Zustimmung<br />

des Bahnunternehmens<br />

vernachlässigbar akzeptierbar mit/ohne weitere Zustimmung des Bahnunternehmens<br />

[E1] S. 18<br />

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120


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Beispiel: qualitative Risikobewertung<br />

Häufigkeit<br />

Risikostufen<br />

häufig unerwünscht intolerabel intolerabel intolerabel<br />

wahrschein- tolerabel unerwünscht intorelabel intolerabel<br />

lich<br />

gelegentlich tolerabel unerwünscht unerwünscht intolerabel<br />

selten<br />

unwahrscheinlich<br />

unvorstellbar<br />

vernachlässigbar<br />

tolerabel unerwünscht unerwünscht<br />

vernachlässigbasigbar<br />

vernachläs-<br />

tolerabel tolerabel<br />

vernachlässigbasigbasigbasigbar<br />

vernachläs-<br />

vernachläs-<br />

vernachläs-<br />

unbedeutend marginal kritisch katastrophal<br />

Schadensausmaß<br />

[E1] S. 19<br />

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121


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Beispiel: quantitative Risikoabschätzung<br />

1 Todesfall = 10 schwer Verletzte = 100 leicht verletzte<br />

[E1] S. 19<br />

unbedeutend<br />

Häufigkeit per hour Risikostufen<br />

häufig 1,0.10 -01 unerwünschraberabel<br />

intole-<br />

intole-<br />

wahrschein- 1,0.10 -02 tolerabel unerwünscht<br />

intorelabel<br />

lich<br />

gelegentlich 1,0.10 -03 tolerabel unerwünschwünscht<br />

uner-<br />

selten 1,0.10 -04 vernachlässigbawünscht<br />

tolerabel uner-<br />

unwahr- 1,0.10 -05 vernachlässigbalässigbar<br />

vernach-<br />

tolerabel<br />

scheinlich<br />

unvorstellbar 1,0.10 -06 vernachlässigbalässigbalässigbar<br />

vernach-<br />

vernach-<br />

1 leicht 1 schwer 1<br />

Verletzter Verletzter Todesfall<br />

intolerabel<br />

intolerabel<br />

intolerabel<br />

unerwünscht<br />

tolerabel<br />

vernachlässigbar<br />

> 10<br />

Todesfälle<br />

marginal kritisch katastrophal<br />

Schadensausmaß<br />

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122


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Risiko- und Gefährdungsanalyse<br />

– Risikoanalyse<br />

• Schritt 1: Systemdefinition<br />

• Schritt 2: Gefährdungsidentifikation<br />

• Schritt 3: Auswirkungsanalyse/Risikoabschätzung<br />

– System Design Analyse (Gefährdungsanalyse)<br />

• Schritt 4: (Ursachen-) Gefährdungsanalyse<br />

• Schritt 5: Zuordnung von Sicherheitsanforderungen (SIL) zu<br />

Subsystemen und Komponenten<br />

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123


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Übersicht der Methode<br />

Zulassungsbehörde<br />

[C1] S. 12<br />

Betreiber<br />

1 Systemdefinition,<br />

2 Gefährdungsidentifikation<br />

3 Auswirkungsanalyse/<br />

Risikoabschätzung<br />

tolerierbare Gefährdungsraten THR<br />

4 (Ursachen-)<br />

Gefährdungsanalyse<br />

5 Zuordnung von<br />

Sicherheitsanforderungen (SIL)<br />

zu Subsystemen und Komponenten<br />

Hersteller<br />

Risikoanalyse<br />

System Design<br />

Analyse<br />

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124


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Schritt 1: Systemdefinition<br />

– Das System in Kurzform beschreiben<br />

• Systemkonzept<br />

• Systemfunktionen<br />

• System-Schnittstellen und -Grenzen<br />

• Performance<br />

• Umgebung<br />

• Betriebs- und Wartungsstrategie<br />

• Anwendungs-, Betriebs- und Wartungsbedingungen<br />

• RAMS-Ziele<br />

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125


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Fragen zum System<br />

– Wichtige Fragen zum System<br />

• Ist das System von der Umgebung klar abgegrenzt?<br />

• Sind alle Ein- und Ausgaben (Systemschnittstellen) definiert?<br />

• Ist die Systemstruktur festgelegt?<br />

• Ist die Aufgabe des Systems hinreichend definiert?<br />

• Sind alle Systemfunktionen festgelegt?<br />

• Sind alle Einsatzbedingungen und Betriebsarten bekannt?<br />

• Sind die möglichen Auswirkungen auf die Umwelt bekannt?<br />

• Sind Analysen, wie "was passiert, wenn ...", durchführbar?<br />

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126


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Schritt 2: Gefährdungsidentifikation<br />

– Identifikation bekannter Gefährdungen (empirisch)<br />

• Checkliste der Gefährdungsumstände<br />

• Strukturiertes Walkthrough<br />

• FMEA<br />

• Aktivitäten-Analyse für MMI<br />

– Identifikation neuer, unbekannter Gefährdungen (kreativ)<br />

• Strukturiertes "was passiert, wenn"<br />

• Brainstorming<br />

• HAZOP (Hazard and Operability Study)<br />

– Ergebnis<br />

• Liste der Gefährdungen H j , j = 1, 2, ...<br />

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127


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Schritt 3: Auswirkungsanalyse/Risikoabschätzung<br />

– Zwei Arten von Analysen: qualitativ und quantitativ<br />

– Qualitative Risikoanalyse<br />

• Ermittlung von Risiken in Kategorien<br />

Risiko<br />

• intolerabel<br />

• unerwünscht<br />

• tolerabel<br />

• vernachlässigbar<br />

– Quantitative Risikoanalyse<br />

• Abschätzung der Eingangsdaten (z.B. Gefährdungsdauer)<br />

• Berechnung von Risiken (z.B. Target Individual Risk TIR)<br />

• Berechnung von Gefährdungsraten (z.B. Tolerable Hazard Rate THR)<br />

[C1] S. 24<br />

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128


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Schritt 4: (Ursachen-) Gefährdungsanalyse<br />

– Ausgangssituation: Ergebnis der Risikoanalyse<br />

• Gefährdungen auf Systemebene<br />

• Gefährdungen H 1 , ..., H n , Gefährdungsraten THR 1 , ..., THR n<br />

– Fehlerbaumanalyse auf der Systemebene<br />

• Für jede Gefährdung auf der Systemebene Fehlerbaumanalyse<br />

durchführen und Ursachen auf der Teilsystemebene feststellen<br />

– FMEA auf der Komponentenebene<br />

• Für jedes Teilsystem FMEA durchführen Ursachen auf der<br />

Komponentenebene feststellen<br />

– Ergebnis<br />

• Ursachen für Gefährdungen auf der Ebene der<br />

• Teilsysteme<br />

• Komponenten<br />

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129


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Hierarchie von Gefährdungen<br />

Subsystem-<br />

Grenze<br />

Gefährdung auf<br />

Subsystem-<br />

Ebene<br />

Systemgrenze<br />

Unfall 1<br />

Gefährdung auf<br />

Systemebene<br />

Unfall 2<br />

Unfall k<br />

Ursache auf<br />

Subsystemebene<br />

Ursache auf<br />

Subsystemebene<br />

[C1] S. 22<br />

Ursache<br />

Auswirkung<br />

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130


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Schritt 5: Zuordnung v. Sicherheitsanforderungen<br />

– Grundregeln<br />

• Eine hohe SIL-Anforderung an das System kann durch Kombination<br />

von Komponenten niedriger SIL-Anforderungen erreicht werden<br />

• Bei der Kombination von Komponenten müssen SIL-Anforderungen<br />

für jedes Element bestimmt werden (Top-down-Verfahren).<br />

– Unabhängigkeit<br />

• Bei der Kombination von Komponenten muss durch Unabhängigkeit<br />

der Komponenten gewahrt werden<br />

• Physikalische<br />

• funktionale<br />

• Prozess-Unabhängigkeit<br />

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131


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Physikalische Unabhängigkeit<br />

– Merkmale<br />

• Voraussetzung für die Aufteilung von SIL auf Teilsysteme<br />

• Ausschließen von "Common Cause Failure (CCF)"<br />

• Voraussetzung für die Fehlererkennung und -Isolation<br />

• Basis für die Instandsetzungsstrategie<br />

– Nachweis der Unabhängigkeit<br />

• Durch CCF-Analyse (Common Cause Failure)<br />

– Beispiel<br />

• Zwei identische Komponenten mit MTBF = 10000 h<br />

• System: UND-Kombination der Komponenten<br />

• Mittlere Fehleroffenbarungszeit T = 1 h<br />

• Ausfallrate für das System 1,0·10 -8 /h<br />

• Für T = 1000 h ergibt sich die Ausfallrate zu 1,0·10 -5 /h<br />

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132


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Funktionale Unabhängigkeit<br />

– Merkmale<br />

• Voraussetzung für die Aufteilung von SIL auf Einzelfunktionen<br />

– Nachweis der Unabhängigkeit<br />

• Durch CCF-Analyse (Common Cause Failure)<br />

– Beispiel<br />

• Zwei Funktionen A und B werden unabhängig realisiert<br />

• Fehler der Funktion A hat keinen Einfluss auf die Funktion B<br />

A&B<br />

Gefährdung<br />

Fehler<br />

in A<br />

CCF<br />

CCF<br />

Fehler<br />

in B<br />

ODER<br />

A&B<br />

UND<br />

Fehler in A Fehler in B<br />

CCF<br />

[C1] S. 39<br />

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133


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Prozess-Unabhängigkeit<br />

– Merkmale<br />

• Voraussetzung zur Vermeidung systematischer Fehler<br />

• Festlegen unabhängiger Entwicklungsphasen (life cycle)<br />

• Anforderungen, Systementwurf, Implementierung, Test<br />

• Festlegen unabhängiger Organisationseinheiten<br />

• Validation, Qualitätssicherung<br />

• Festlegen unabhängiger Aktivitäten<br />

• Entwicklung, Prüfung (Review)<br />

– Nachweis der Unabhängigkeit<br />

• Durch Reviews und Audits<br />

– Beispiel unabhängiger Prozesse (Aktivitäten)<br />

• Team 1 Modul-Spezifikation und –Implementierung<br />

• Team 2 Modultest-Spezifikation und -Durchführung<br />

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134


§ 6 Risiko und Gefährdung<br />

ZSA<br />

Unabhängigkeit nach EN50129<br />

SIL 0<br />

SIL 3-4 oder s.u.<br />

PM<br />

DI, VER, VAL<br />

GUT<br />

PM<br />

DI<br />

VER, VAL<br />

GUT<br />

SIL 1-2<br />

SIL 3-4<br />

DI<br />

PM<br />

VER, VAL<br />

GUT<br />

PM<br />

Di VER VAL<br />

GUT<br />

PM<br />

Di<br />

Ver<br />

Val<br />

GUT<br />

Projektmanager<br />

Designer/Implementierer<br />

Verifizierer<br />

Validierer<br />

Gutachter<br />

kann dieselbe<br />

Person sein<br />

kann dieselbe<br />

Organisation sein<br />

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135


Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Gliederung<br />

§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

§ 8 Sicherungsmethoden<br />

§ 9 Berechnungsmethoden<br />

§ 10 Vereinfachungen<br />

§ 11 Zuverlässigkeit komplexer Systeme<br />

§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

§ 14 RAMS-Management<br />

§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

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136


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

– Zuverlässiges jedoch nicht sicheres System<br />

• Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

sehr niedrig<br />

• Ausfallauswirkung<br />

Unfall sehr wahrscheinlich<br />

• Beispiel: 1-von-2-Rechnersystem oder Stand-by<br />

– Sicheres jedoch nicht zuverlässiges System<br />

• Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

• Ausfallauswirkung<br />

• Beispiel: 2-von-2-Rechnersystem<br />

sehr hoch<br />

keine Gefährdungen<br />

– Zuverlässiges und sicheres System<br />

• Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

• Ausfallauswirkung<br />

• Beispiel: 2-von-3-Rechnersystem<br />

sehr niedrig<br />

keine Gefährdungen<br />

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137


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Methoden und Techniken<br />

– Zuverlässigkeitstechnik<br />

• Ausfallwahrscheinlichkeit reduzieren<br />

• bessere Komponenten (HW und SW)<br />

• bessere Systemstruktur (HW und SW)<br />

• bessere Redundanzstruktur (HW und SW)<br />

– Sicherheitstechnik<br />

• Gefährdungen ausschließen<br />

• Fehlerausschluss (HW und SW)<br />

• Fehlersicher (fail-safe) (echt fail-safe nur HW)<br />

• Fehlererkennung (HW und SW) und Überführung zur sicheren<br />

Seite<br />

– Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

• Kombination der obigen Methoden und Techniken<br />

• Sicherheit nicht auf Kosten der Verfügbarkeit und umgekehrt<br />

• Hohe Sicherheit und Verfügbarkeit konzeptionell lösen<br />

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138


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Hardware- und Software-Strategien<br />

– Hardware-Strategien<br />

• Verbesserung des Materials<br />

• Verbesserung der Herstellungstechnologie<br />

• Verbesserung der Konstruktion/Gestaltung<br />

• Auswahl geeigneter Komponenten<br />

• Überdimensionierung, Unterlastung<br />

• Störfestigkeit, Schutz gegen Umwelteinflüsse<br />

• Verwendung von Selbsttestverfahren<br />

• Verwendung von Redundanz und Fehlertoleranz<br />

– Software-Strategien<br />

• Geeignete Methoden der Softwareentwicklung<br />

• Geeignete Tools zur Softwareentwicklung<br />

• Standardisierung der Softwareentwicklung (Lifecycle)<br />

• Wiederverwendung von Software<br />

• Wirksame Software-QS-Maßnahmen<br />

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139


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Zuverlässigkeitssteuerung<br />

– Baustein MOS-RAM (Intel)<br />

• Die Ausfallrate wurde in den 5 Jahren (1973 bis 1978) mehr als 20-<br />

fach reduziert<br />

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140


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Fail-safe-Technik<br />

– Echt fail-safe-Verfahren<br />

• Ohne einer Fehler- oder Ausfallerkennung<br />

• Durch konstruktiv festgelegte Ausfallrichtung und geeignete<br />

Zusammenschaltung der Komponenten wird ein<br />

sicherheitsgerichtetes Ausfallverhalten erreicht.<br />

• Beispiel<br />

• Ruhestromprinzip bei Relaischaltungen<br />

Ausfall Relaisgrundstellung Nullsignal sicherer Zustand<br />

– Quasi-fail-safe-Verfahren<br />

• Verwendung einer Fehler- oder Ausfallerkennung<br />

• Durch Fehler- oder Ausfallerkennung und anschließende<br />

Überführung in den sicheren Zustand<br />

• Beispiel<br />

• Zweikanalige Signalverarbeitung<br />

Ausfall Kanal 1 defekt Ausfallerkennung sicherer Zustand<br />

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141


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Sicherer Zustand<br />

– Sicherer Zustand (VDI/VDE 3542)<br />

• Zustand einer Betrachtungseinheit, bei dem das Risiko vertretbar<br />

gering ist.<br />

– Sichere Zustände des Betriebes<br />

• Bestimmungsgemäße Betriebszustände (Normaler Betrieb)<br />

• Betriebszustände, die als Folge von Störungen eingenommen werden<br />

(Reduzierte Leistung, verminderte Geschwindigkeit, Notbetrieb)<br />

• Abschalt-, oder Haltzustände, die als Folge von Störungen eintreten<br />

können (außer Betrieb)<br />

– Beispiele für sichere Zustände<br />

• Zugfahrt mit zulässiger Geschwindigkeit<br />

• Flugzeug im Fliegen und nach der Landung<br />

(Ausgenommen verbotene Situationen wie Halten im Tunnel)<br />

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142


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Redundanzmaßnahmen (Live–Mitschrieb)<br />

– Redundanz (DIN 40042)<br />

• Funktionsbereites Vorhandensein zusätzlicher technischer Mittel<br />

Redundanzfreies<br />

System<br />

Redundanz<br />

Redundantes<br />

System<br />

Aktive<br />

funktionsbeteiligte<br />

heiße<br />

statische<br />

Passive<br />

nicht funktionsbeteiligte<br />

kalte<br />

dynamische<br />

stand-by (kalte, heiße)<br />

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143


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Stand-by-Redundanz<br />

– Ablauf im Redundanzfall<br />

• Erkennung des Ausfalls<br />

• Lokalisierung der ausgefallenen Einheit<br />

• Aktivieren der redundanten Einheit<br />

• Aktualisieren der redundanten Einheit<br />

• Umschalten auf die redundante Einheit<br />

• Isolierung der ausgefallenen Einheit<br />

• Vollständige Funktionsübernahme<br />

– Probleme: Versagen eines der obigen Schritte<br />

• Ausfall nicht erkannt bzw. nicht oder falsch lokalisiert<br />

• Aktivieren/Aktualisieren nicht möglich oder fehlerhaft<br />

• Umschalten nicht möglich oder fehlerhaft<br />

• Isolieren nicht möglich oder fehlerhaft<br />

• Übernahme nur teilweise<br />

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144


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Redundanzarten<br />

– Ebenen der Redundanz<br />

• Bauelement-Redundanz<br />

• Modul-Redundanz<br />

• Teilsystem-Redundanz<br />

• Systemredundanz<br />

– Hardware/Software<br />

• Hardware-Redundanz<br />

• Software-Redundanz<br />

– Weitere Formen<br />

• Code-Redundanz<br />

• Zeit-Redundant<br />

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145


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Bauelement-Redundanz (1)<br />

– Prinzip<br />

• Mehrfacher Einsatz des gleichen Bauelements<br />

– Beispiel Relaiskontakt (1)<br />

• Ausfallarten<br />

• K0 Kontakt schließt nicht (offen)<br />

• K1 Kontakt öffnet nicht (geschlossen)<br />

• Redundante Lösungen<br />

• Serienschaltung<br />

Funktionsfähig nach Ausfall: K0: Nein, K1: Ja<br />

• Parallelschaltung<br />

Funktionsfähig nach Ausfall: K0: Ja, K1: Ja<br />

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146


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Bauelement-Redundanz (2)<br />

– Beispiel Relaiskontakt (2)<br />

• Redundante Lösungen<br />

• Serienparallelschaltung<br />

Funktionsfähig nach Ausfall: K0: Ja, K1: Ja<br />

Funktionsfähig nach Doppelausfall:<br />

K0/K0: 8xJa, K1/K1: 4xJa, K0/K1: 12xJa<br />

• Parallelserienschaltung<br />

Funktionsfähig nach Ausfall: K0: Ja, K1: Ja<br />

Funktionsfähig nach Doppelausfall:K0/K1: Ja<br />

K0/K0: 4xJa, K1/K1: 8xJa, K0/K1: 12xJa<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

147


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Bauelement-Redundanz (3)<br />

– Auswahl der redundanten Lösung<br />

Ausfallart<br />

Fall A<br />

λ<br />

Fall B<br />

λ<br />

Fall C<br />

λ<br />

Fall D<br />

λ<br />

Fall E<br />

λ<br />

K0 klein groß groß klein klein<br />

K1 groß klein groß klein Null<br />

Schaltung: (a), (d) (b), (c) alle 4 alle 4 (b), (c)<br />

– Fall C oder D<br />

• Alle Schaltungen (a) bis (d) sind nicht sinnvoll, da 2- oder 4-fach<br />

höhere Ausfallrate auftritt<br />

• Empfehlung: Durch konstruktive Maßnahmen auf die Fälle A, B oder E<br />

überführen.<br />

– Fall E<br />

• Dieser Fall ist bei sog. Signalrelais realisiert.<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

148


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Code-Redundanz<br />

– Parity-Bit-Verfahren<br />

• Summe aller Bits = ungerade Zahl (1, 3, usw.)<br />

– Beispiel<br />

• Parity-Bit für eine Oktalzahl (3 Bits)<br />

Wort Code Paritybit<br />

Summe<br />

der Bits<br />

H-Zahl<br />

zu<br />

Wort 0<br />

0 000 1 1 -<br />

1 001 0 1 2<br />

2 010 0 1 2<br />

3 011 1 3 2<br />

4 100 0 1 2<br />

5 101 1 3 2<br />

6 110 1 3 2<br />

7 111 0 3 4<br />

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149


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Hamming-Distanz<br />

– Ermittlung der Hamming-Distanz<br />

• Minimum der Bitzahl des Unterschiedes zwischen zwei beliebigen<br />

Worten<br />

– Erkennbare und korrigierbare Bits<br />

• Anzahl der erkennbaren m und der korrigierbaren fehlerhaften Bits n<br />

hängt von der Hamming-Distanz ab<br />

H 1 2 3 4 5 6 7<br />

m 0 1 2 3 4 5 6<br />

n 0 0 1 1 2 2 3<br />

m = H - 1<br />

n = Ganzzahl von m/2 (30)<br />

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150


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Redundanz der Signale (1)<br />

– Zweikanalige Signaldarstellung<br />

• Codierung der Signale<br />

Signal Code<br />

0 01<br />

1 10<br />

• UND-Verknüpfung einkanalig<br />

x<br />

y & z<br />

xy z<br />

00 0<br />

01 0<br />

10 0<br />

11 1<br />

• UND-Verknüpfung zweikanalig<br />

x 1<br />

x 2 z<br />

&<br />

1<br />

y 1<br />

z 2<br />

y 2<br />

x 1 x 2 y 1 y 2 z 1 z 2<br />

01 01 01<br />

01 10 01<br />

10 01 01<br />

10 10 10<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

151


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Redundanz der Signale (2)<br />

– Realisierung durch UND/ODER-Module<br />

Kanal 1 (UND)<br />

x 1 y 1 z 1<br />

0 0 0<br />

0 1 0<br />

1 0 0<br />

1 1 1<br />

Kanal 2 (ODER)<br />

x 2 y 2 z 2<br />

1 1 1<br />

1 0 1<br />

0 1 1<br />

0 0 0<br />

Schaltung<br />

x 1<br />

x & z 1<br />

2<br />

y 1<br />

y<br />

≥1 z 2<br />

2<br />

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152


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Erkennbarkeit der Fehler<br />

– Fehlererkennung (F0, F1 sind Fehler)<br />

• Durch Prüfung der Signale auf Antivalenz<br />

• Alle Eingangsfehler und Ausgangsfehler sind erkennbar<br />

fehlerfrei<br />

x 1 x 2 y 1 y 2 z 1 z 2<br />

Fehler<br />

x 1 x 2 y 1 y 2 z 1 z 2<br />

Erkennung<br />

Eing.-F<br />

Erkennung<br />

Ausg.-F<br />

01 01 01 F11 01 01 ja<br />

01 10 01 F11 10 F11 ja ja<br />

10 01 01 F00 01 01 ja<br />

10 10 10 F00 10 F00 ja ja<br />

01 01 01 0F0 01 01 ja<br />

01 10 01 0F0 10 0F0 ja ja<br />

10 01 01 1F1 01 01 ja<br />

10 10 10 1F1 10 1F1 ja ja<br />

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153


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Tripple Modular Redundancy (1)<br />

– Dreikanalige Realisierung<br />

• Einfacher 2-von3-Mehrheitsentscheid<br />

• Einfachfehler der Eingangssignale und der UND-Module werden<br />

erkannt<br />

• Fehler des Mehrheitsentscheids werden nicht erkannt<br />

u 1<br />

x u 1 u 2 u 3 z 1 =z 2 =z 3<br />

1<br />

&<br />

z 1 0 0 0 0<br />

0 0 1 0<br />

0 1 0 0<br />

x 2<br />

u 2<br />

&<br />

0 1 1 1<br />

M z2<br />

1 0 0 0<br />

1 0 1 1<br />

x 3<br />

&<br />

z<br />

u 3<br />

3<br />

y 1 y 2 y 3<br />

1 1 0 1<br />

1 1 1 1<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

154


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Tripple Modular Redundancy (2)<br />

– Dreikanalige Realisierung<br />

• Dreifacher 2-von3-Mehrheitsentscheid<br />

• Alle Einfachfehler (Eingänge, Module, Mehrheitsentscheid)<br />

werden erkannt<br />

x 1<br />

& M z 1<br />

y 1 y 2 y 3<br />

x 2 & M z 2<br />

x 3<br />

& M z 3<br />

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155


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Rechensysteme für kritische Anwendungen<br />

− Anforderungen<br />

• Anforderungen an Rechnersysteme für kritische Anwendungen<br />

können sehr unterschiedlich sein:<br />

• Hohe Sicherheit<br />

• Hohe Verfügbarkeit<br />

• Hohe Zuverlässigkeit<br />

• Lange Lebensdauer<br />

Anwendungen Anforderungen Beispiele<br />

Kommunikation,<br />

Vermittlung<br />

Hohe Verfügbarkeit<br />

Systemausfall 2 Std./40<br />

ESS (Bell)<br />

SSP (Siemens<br />

Jahre<br />

Prozesssteuerung Hohe Zuverlässigkeit,<br />

Echtzeit<br />

TELEPERM<br />

(Siemens)<br />

Schienenverkerhr Hohe Zuverlässigkeit TAS (Alcatel)<br />

SIMIS (Siemens)<br />

Flugverkehr Hohe Zuverlässigkeit FTMP (Draper<br />

Satellit<br />

Raumfahrt<br />

Ausfallrate < 10 -9<br />

Hohe Zuverlässigkeit,<br />

lange Lebensdauer<br />

SIFT (SRI)<br />

Voyager (Jet Prop.<br />

Lab.)<br />

FTSC (Raytheon)<br />

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156


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Einkanalige Systemstruktur<br />

nach IEC 61508<br />

Struktur 1001<br />

Eingangskreis<br />

Prozessor<br />

Ausgangskreis<br />

Struktur 1001D<br />

Eingangskreis<br />

Prozessor<br />

Ausgangskreis<br />

Diagnosekreis<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

157


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Zweikanalige Systemstruktur<br />

nach IEC 61508<br />

Struktur 2002D<br />

Eingangskreis<br />

Prozessor<br />

Ausgangskreis<br />

Diagnosekreis<br />

Eingangskreis<br />

Prozessor<br />

Ausgangskreis<br />

Diagnosekreis<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

158


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Zweikanalige HW/SW-Strukturen (1)<br />

− 2 identische Mikrorechner / 2 identische Anwendersoftware<br />

AS<br />

MC<br />

V1<br />

AS<br />

MC<br />

V2<br />

− 2 diversitäre Mikrorechner / 2 identische Anwendersoftware<br />

AS<br />

AS<br />

MC1<br />

MC2<br />

V1<br />

V2<br />

− 2 identische Mikrorechner / 2 diversitäre Anwendersoftware<br />

AS1<br />

MC<br />

V1<br />

[K5] S.46<br />

AS2<br />

MC<br />

V2<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

159


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Zweikanalige HW/SW-Strukturen (2)<br />

− 1 Mikrorechner / 2 diversitäre Anwendersoftware<br />

AS1<br />

SV1<br />

MC<br />

AS2<br />

SV2<br />

− 2 diversitäre Mikrorechner / 2 diversitäre Anwendersoftware<br />

AS1<br />

MC1<br />

V1<br />

AS2<br />

MC2<br />

V2<br />

[K5] S. 47<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

160


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Blockbild eines Satellitenrechners<br />

[F2]<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart 161


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Redundanzstruktur des Satellitenrechners<br />

No. ABR. Functional Elements Redundance<br />

1 CPU CENTRAL PROCESSING UNIT SYSTEM 2a, 2sb<br />

2 CCU CONFIGURATION CONTROL UNIT TMR<br />

3 MM MEMORY MODULE 15a, 9sb<br />

4 SDU SERIAL DATA BUS SYSTEM 1 von 2a<br />

5 SIU SERIAL INTERFACE UNIT 1a, 1sb<br />

6 DIU DEVICE INTERFACE UNIT 1 von 2a<br />

7 DMA DIRECT MEMORY ACCESS 1a, 1sb<br />

8 TU TIMING UNIT 1a, 1 sb<br />

9 PU POWER UNIT 1a, 1sb<br />

10 CU CIRCUMVENTION UNIT TMR<br />

11 HT HARDENED TIMER TMR<br />

a active modules<br />

sb stand by modules<br />

TMR Tripple Modular Redundancy<br />

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162


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Blockbild eines sichereren Rechnersystems<br />

Prozess<br />

Rechnerkanal 1 Rechnerkanal 2<br />

Eingabeeinheit<br />

Rechnerkanalüberwachung<br />

Eingabeverteiler<br />

Eingabe<br />

Eingabeeinheit<br />

Kern<br />

Koordination und<br />

SW-Vergleich<br />

Eingabesynchronisation<br />

Verarbeitung<br />

Programm- und<br />

Datenspeicherung<br />

Versorgungsspannung<br />

Sichere Abschaltung<br />

und Überwachung<br />

Koordination und<br />

SW-Vergleich<br />

Eingabesynchronisation<br />

Rechnerkanalüberwachung<br />

Verarbeitung<br />

Programm- und<br />

Datenspeicherung<br />

Ausgabeeinheit<br />

Ausgabevergleicher<br />

Ausgabe<br />

Ausgabeeinheit<br />

Prozess<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

163


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Blockbild einer sicherheitsgerichteten SPS<br />

– HIMA<br />

[Z1] S. 51<br />

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164


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Redundanzstrukturen der sicheren SPS<br />

– Durchschnittliche Betriebsdauer der sicheren SPS (HIMA)<br />

EA: Ein- und Ausgabeeinheit, a: Jahr<br />

[Z1] S. 60<br />

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165


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Blockbild eines 2-von-3-Systems Leitsystems<br />

[L1] S. 295<br />

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166


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Zuverlässigkeitsmaßnahmen für Software<br />

– Zwei Kategorien von Maßnahmen<br />

• Vermeiden von Fehlern<br />

• Entdecken und Beheben/Tolerieren von Fehlern<br />

– Vermeiden von Fehlern<br />

• Höhere Programmiersprache<br />

• Strukturierte Programmierung<br />

• Top-down-Entwurf<br />

• Spezifikations- und Entwurfssysteme<br />

– Entdecken und Beheben/Tolerieren von Fehlern<br />

• Programmtest und Korrektur<br />

• Programmablaufüberwachung<br />

• Programmteilwiederholung<br />

• Diversitäre Programmierung<br />

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167


§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

ZSA<br />

Sicherheitsmaßnahmen für Software<br />

– Vermeiden von Fehlern<br />

• Höhere Programmiersprachen<br />

• Software-Entwicklungwerkzeuge<br />

• Software-Prüfung und -Qualitätssicherung<br />

– Echt-fail-safe-Verfahren<br />

• Bei Software nicht realisierbar, da auch unbekannte Fehler<br />

sicherheitsgerichtet wirken müssten<br />

– Quasi-fail-safe-Verfahren<br />

• Fehlererkennung durch<br />

• Programmablaufüberwachung<br />

• Rechnezeit-, Laufzeit-Überwachung<br />

• Plausibilitätsprüfungen<br />

• Software-Diversität<br />

und anschließender sicherheitsgerichteter Maßnahmen.<br />

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168


Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Gliederung<br />

§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

§ 8 Sicherungsmethoden<br />

§ 9 Berechnungsmethoden<br />

§ 10 Vereinfachungen<br />

§ 11 Zuverlässigkeit komplexer Systeme<br />

§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

§ 14 RAMS-Management<br />

§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

169


§ 8 Sicherungsmethoden<br />

ZSA<br />

§ 8 Sicherungsmethoden<br />

− Ereignisfolge bis zum<br />

Unfall und Schaden<br />

Fehler<br />

Entwurf und Aufbau<br />

− Fehler und Ausfall:<br />

Alle möglichen Fehler- und<br />

Ausfallarten sind zu betrachten.<br />

P FV<br />

Ausfall<br />

P AV<br />

Versagen<br />

P VG<br />

Betrieb<br />

Gefahr<br />

− Übergangswahrscheinlichkeiten:<br />

Die Übergangswahrscheinlichkeiten<br />

P FV , P AV , P VG hängen mit den<br />

Sicherheitsanforderungen zusammen.<br />

Dabei sind auch Kombinationen von<br />

Fehlern und Ausfällen zu betrachten.<br />

P GU<br />

Unfall<br />

P US<br />

Schaden<br />

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170


§ 8 Sicherungsmethoden<br />

ZSA<br />

Sicherungsmethoden gegen Gefahr<br />

– Fehlerausschluß<br />

• Normung der Entwicklungsvorgänge<br />

• Normung der Dokumentationsverfahren und<br />

–darstellungen<br />

• Normung der Softwareentwicklung<br />

• Anwendung von ProgrammierstandardsBeispiel<br />

– Fehlerabwehr<br />

• Vermeidung unvollständiger Beschreibung<br />

des Systems<br />

• Vermeidung der Durchführung mehrerer Schritte zugleich<br />

• Zerlegung komplexer Vorgänge in einfache Schritte<br />

• Nutzung der Rechnerunterstützung in allen Vorgängen<br />

– Fehlererkennung<br />

• Anwendung nachvollziehbarer Überprüfungen<br />

• Anwendung unabhängiger Prüfinstanzen<br />

• Anwendung rechnergestützter<br />

Test- und Analyseverfahren<br />

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mögliche<br />

Fehler<br />

Fehlerausschluß<br />

Fehlerabwehr<br />

Fehlererkennung<br />

Versagen<br />

171


§ 8 Sicherungsmethoden<br />

ZSA<br />

Sicherungsmethoden gegen Ausfälle<br />

– Ausfallausschluß<br />

(Der beste Ausfall ist der, der gar nicht auftreten kann.)<br />

• Anwendung unverlierbarer Eigenschaften<br />

in der Konstruktion der Bauteile<br />

• "worst-case"-Überdimensionierung<br />

– Begrenzung der Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

• Anwendung verläßlicher Eigenschaften<br />

in der Konstruktion der Bauteile<br />

• Überdimensionierung<br />

• Konstruktive Verbesserung der Komponenten<br />

aufgrund von Erfahrungen<br />

• Einführung neuer Technologien<br />

– Ausfallerkennung<br />

• Anwendung selbstmeldender Ausfallzustände<br />

• Anwendung von Selbsttests<br />

• Anwendung verschiedener Prüfverfahren<br />

mögliche<br />

Fehler<br />

Ausfallausschluß<br />

Begrenzung<br />

der<br />

AW<br />

Ausfallerkennung<br />

Versagen<br />

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172


§ 8 Sicherungsmethoden<br />

ZSA<br />

Sicherungsmethoden gegen Gefahr<br />

– Gefahrenausschluss<br />

• Überführung des Systems in den<br />

sicheren Zustand durch eine Funktion<br />

mit unverlierbaren Eigenschaften<br />

• Direkter Gefahrenausschluss:<br />

• einkanalige Fail-safe-Technik<br />

• Indirekter Gefahrenausschluss:<br />

• einkanalig mit Fail-safe-Überwachung<br />

• zweikanalig mit Fail-safe-Vergleicher<br />

– Begrenzung der Gefährdungswahrscheinlichkeit<br />

• Überführung des Systems in den<br />

sicheren Zustand durch eine Funktion<br />

mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit eines<br />

Versagens<br />

• Parallel redundante Systemstrukturen<br />

• 2v2-Systeme mit Vergleicher<br />

• nvn- oder mvn-Systeme mit Mehrheitsentscheid<br />

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mögliches<br />

Versagen<br />

Gefahrenausschluss<br />

Begrenzung<br />

der GW<br />

Gefahr<br />

173


§ 8 Sicherungsmethoden<br />

ZSA<br />

Sicherungsmethoden gegen Schaden<br />

– Aktive Sicherheit<br />

Der bisher behandelte Komplex der Methoden gegen<br />

Fehler, Ausfälle und Gefahren bezeichnet man auch<br />

als den Bereich der aktiven Sicherheit.<br />

Zusätzlich zu obigen Maßnahmen sind weitere<br />

Komponenten der aktiven Sicherheit denkbar.<br />

• Erkennen der Gefahrensituation durch das<br />

Personal (Fahrer, Fahrdienstleiter) und<br />

Eingreifen in die Prozeßsteuerung,<br />

um einen Unfall völlig zu vermeiden.<br />

– Passive Sicherheit<br />

Sicherungsmaßnahmen zur Begrenzung des<br />

Schadensausmaßes<br />

• Automatisches Erkennen der Gefahrensituation und<br />

Einleiten von Schadensbegrenzenden Maßnahmen<br />

(z.B. Kollision + Airbag, Radbruch + Halt)<br />

mögliche<br />

Unfälle<br />

Begrenzung<br />

des<br />

Schadensausmaßes<br />

Schaden<br />

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174


§ 8 Sicherungsmethoden<br />

ZSA<br />

Anwendung der Sicherungsmethoden<br />

– Aufteilung passive/aktive Sicherheit<br />

• mehr passive Sicherheit bei niedrigem Grad der Automatisierung<br />

• mehr aktive Sicherheit bei hohem Grad der Automatisierung<br />

– Spezifische Aufteilung der Sicherungsmethoden<br />

• Um hohe Sicherheitsanforderungen (SIL) wirtschaftlich zu erfüllen, ist<br />

eine optimale Aufteilung aller Sicherungsmethoden notwendig.<br />

• Eine einfache Methode dafür gibt es nicht. Erfahrungen in allen<br />

Bereichen der Sicherungsmethoden sind erforderlich.<br />

• Die MMI-Schnittstelle soll nicht nur die fehlerfreie Funktion, sondern<br />

auch Ausnahmesituationen unterstützen<br />

• Bei der Aufteilung von Sicherungsmethoden ist ein zyklisches<br />

Vorgehen unerläßlich.<br />

• Das Gesamtergebnis aller Sicherungsmaßnahmen muss während des<br />

Entwicklungsprozesses mehrfach überprüft werden.<br />

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175


Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Gliederung<br />

§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

§ 8 Sicherungsmethoden<br />

§ 9 Berechnungsmethoden<br />

§ 10 Vereinfachungen<br />

§ 11 Zuverlässigkeit komplexer Systeme<br />

§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

§ 14 RAMS-Management<br />

§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

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176


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

§ 9 Berechnungsmethoden<br />

– Übersicht der Methoden<br />

• Zuverlässigkeitsblockdiagramm<br />

(Zuverlässigkeitsblockbild, Zuverlässigkeitsnetzwerk)<br />

• Boolesches Zuverlässigkeitsmodell<br />

• Verfahren der Verbindungen und Trennungen<br />

(Pfade und Schnitte)<br />

• Fehlerbaumanalyse<br />

• Markov Modell<br />

• Bayessche Methode<br />

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177


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Zuverlässigkeitsblockdiagramm<br />

– Zuverlässigkeitsblockdiagramm<br />

(Reliability Block Diagram RBD)<br />

• Graphische Darstellung für das Ausfallverhalten eines Systems<br />

– Graphische Symbole<br />

• Eingangsknoten, Ausgangsknoten<br />

• Komponente, Systeme<br />

E A<br />

K<br />

• Pfade<br />

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178


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Graphische Darstellung<br />

− Komponenten<br />

− Systeme<br />

E K A<br />

S<br />

E A<br />

E Eingangsknoten<br />

A Ausgangsknoten<br />

K Komponente<br />

S System<br />

− Interpretation durch Kontaktfunktion:<br />

Der Weg von E nach A ist…<br />

K<br />

verbunden: K, S sind in Ordnung E A<br />

K<br />

unterbrochen: K, S sind ausgefallen E A<br />

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179


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Serienanordnung (s) (1)<br />

– Eigenschaft<br />

Die einzige nicht redundante Anordnung<br />

– Zuverlässigkeitsblockdiagramm<br />

K 1<br />

K 2<br />

E …<br />

K n<br />

A<br />

– Ausfallverhalten<br />

Alle Komponenten in Ordnung → System in Ordnung<br />

Mindestens eine K i ausgefallen → System ausgefallen<br />

– Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

R<br />

( s)<br />

n<br />

( t)<br />

= R ( t)<br />

(31)<br />

∏<br />

i=<br />

1<br />

i<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

180


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Serienanordnung (s) (2)<br />

– Ausfallrate<br />

λ<br />

( s)<br />

=<br />

n<br />

∑<br />

i=<br />

1<br />

λ<br />

i<br />

R<br />

( s)<br />

( t)<br />

=<br />

e<br />

−(<br />

λ + λ +<br />

+ λ<br />

1 2 L n )<br />

⋅t<br />

=<br />

e<br />

−λ<br />

( s )<br />

⋅t<br />

(32)<br />

– Mittlere Lebensdauer<br />

MTTF<br />

n<br />

−1<br />

n<br />

( s)<br />

1 ⎛ ⎞ ⎛<br />

= = ⎜ ⎟ = ⎜<br />

( ) ∑λ<br />

s<br />

i ∑<br />

λ i=<br />

1<br />

i=<br />

1<br />

⎝<br />

⎠<br />

⎝<br />

MTTF<br />

−1<br />

i<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

−1<br />

(33)<br />

– Für identische Ausfallraten:<br />

R<br />

R<br />

1<br />

−λ0t<br />

( t) = L = R ( t) = R ( t) = e ,<br />

n<br />

( s )<br />

() t R n<br />

=<br />

0<br />

( t ),<br />

0<br />

( s )<br />

λi = λ 0<br />

λ = nλ 0<br />

,<br />

MTTF<br />

0<br />

=<br />

1<br />

λ<br />

( ) MTTF<br />

MTTF s 0<br />

=<br />

n<br />

0<br />

(34)<br />

(35)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

181


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Parallelanordnung (p) (1)<br />

– Eigenschaft<br />

• Funktionsfähig bis zum Ausfall<br />

der letzten Komponente<br />

– Zuverlässigkeitsblockdiagramm<br />

K 1<br />

K 2<br />

E<br />

...<br />

A<br />

– Ausfallverhalten<br />

K n<br />

• Mindestens eine K i in Ordnung → System in Ordnung<br />

• Alle Komponenten ausgefallen → System ausgefallen<br />

– Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

R<br />

( p)<br />

n<br />

∏( 1−<br />

Ri<br />

( t)<br />

)<br />

( t)<br />

= 1−<br />

(36)<br />

i=<br />

1<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

182


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Parallelanordnung (p) (2)<br />

– Ausfallrate<br />

λ<br />

( p )<br />

( t) ≠ konstant<br />

– Mittlere Lebensdauer<br />

Nach der allgemeinen Formel:<br />

(37)<br />

∞<br />

( p) ∫<br />

( p<br />

MTTF = R )<br />

() t dt<br />

(38)<br />

0<br />

∞<br />

∞<br />

( p) ∫<br />

( p<br />

MTTF = R )<br />

() t dt = ∫ [ 1−<br />

( 1−<br />

R )( − ) ]<br />

1(<br />

t)<br />

1 R2<br />

( t)<br />

dt (39)<br />

0<br />

0<br />

∞<br />

( ) 1 1 1<br />

MTTF p ( R + R − R R ) dt = + −<br />

(40)<br />

Für zwei Komponenten mit konstanten λ 1 und λ 2<br />

= ∫<br />

0<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

λ λ λ + λ<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

183


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Parallelanordnung (p) (3)<br />

– Für identische Ausfallraten λ i<br />

= λ 0 :<br />

R<br />

−λ0t<br />

( t) = L = R ( t) = R ( t) = e ,<br />

MTTF<br />

1<br />

n 0<br />

0<br />

(41)<br />

λ0<br />

( p)<br />

R ( t)<br />

= 1−<br />

( 1−<br />

R ( t)<br />

) n<br />

(42)<br />

0<br />

n<br />

( p) MTTF = MTTF0 ∑( 1/<br />

i)<br />

(43)<br />

i=<br />

1<br />

– Für zwei identische Komponenten<br />

( )<br />

2<br />

R p ( t)<br />

= 2 R0<br />

( t)<br />

− R0<br />

( t)<br />

(44)<br />

( )<br />

1 3<br />

MTTF p ⎛ ⎞<br />

= MTTF 1 + = MTTF<br />

(45)<br />

0<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎟<br />

2 ⎠<br />

2<br />

0<br />

=<br />

1<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

184


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Parallel-Serienanordnung (ps) (1)<br />

– Eigenschaft<br />

• Funktionsfähig bis zum Ausfall der letzten Serienanordnung<br />

– Zuverlässigkeitsblockdiagramm<br />

K 11 K 12 K 1n<br />

E<br />

K 21 K 22 K 2n<br />

A<br />

K m1 K m2 K mn<br />

– Ausfallverhalten<br />

• Mindestens eine Serienanordnung in Ordnung → System in Ordnung<br />

• Alle Serienanordnungen ausgefallen → System ausgefallen<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

185


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Parallel-Serienanordnung (ps) (2)<br />

– Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

Für die i-te Serienanordnung:<br />

R<br />

( s)<br />

i<br />

( t)<br />

=<br />

n<br />

∏<br />

j=<br />

1<br />

R<br />

ij<br />

( t)<br />

Für die parallele Anordnung dieser Serienanordnungen (ps):<br />

R<br />

( ps)<br />

( t)<br />

∏<br />

m<br />

= 1 −<br />

⎛<br />

⎜<br />

1 −<br />

⎝<br />

∏<br />

i= 1 j=<br />

1<br />

⎞<br />

( t)<br />

⎟<br />

⎠<br />

– Ausfallrate<br />

Die Ausfallrate der i-ten Serienanordnung:<br />

λ<br />

( s)<br />

i<br />

=<br />

n<br />

∑<br />

j=<br />

1<br />

λ<br />

ij<br />

n<br />

R<br />

ij<br />

Die Ausfallrate der Parallel-Serienanordnung (ps) ist im allgemeinen nicht<br />

konstant.<br />

(46)<br />

(47)<br />

(48)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

186


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Parallel-Serienanordnung (ps) (3)<br />

– Mittlere Lebensdauer<br />

Nach der allgemeinen Formel für n=2 und konstante Ausfallraten:<br />

MTTF<br />

( ps )<br />

=<br />

1 1 1<br />

+ −<br />

λ λ λ + λ<br />

( s) ( s) ( s) ( s)<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

(49)<br />

λ<br />

ij<br />

= λ 0<br />

– Für identische Ausfallraten :<br />

R<br />

ij<br />

−λ0t<br />

( t) = R ( t) = e ,<br />

MTTF<br />

0<br />

MTTF<br />

n<br />

∑<br />

( ps ) 0<br />

= ( 1/<br />

j)<br />

m<br />

j=<br />

1<br />

MTTF<br />

0<br />

=<br />

1<br />

λ<br />

0<br />

(50)<br />

(51)<br />

(<br />

n<br />

1−<br />

R ( t ) m<br />

( ps)<br />

R ( t)<br />

= 1−<br />

0<br />

)<br />

(52)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

187


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Serien-Parallelanordnung (sp) (1)<br />

– Eigenschaft<br />

• Mehr Verbindungen von E nach A als bei (ps)<br />

– Zuverlässigkeitsblockdiagramm<br />

K 11<br />

K 12<br />

K 1n<br />

E<br />

K 21<br />

K 22<br />

K 2n<br />

A<br />

K m1<br />

K m2<br />

K mn<br />

– Ausfallverhalten<br />

• Alle Parallelanordnungen in Ordnung → System in Ordnung<br />

• Mindestens eine Parallelanordnungen ausgefallen → S ausgefallen<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

188


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Serien-Parallelanordnung (sp) (2)<br />

– Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

Für die j-te Parallelanordnung:<br />

R<br />

m<br />

( p) = −∏( − )<br />

j<br />

( t)<br />

1 1 Rij<br />

( t)<br />

i=<br />

1<br />

(53)<br />

Für die serielle Anordnung dieser Parallelanordnungen (sp):<br />

R<br />

n<br />

⎡<br />

( sp) ( t)<br />

= ∏ ∏( )<br />

⎢1<br />

− 1−<br />

Rij<br />

( t)<br />

⎣<br />

m<br />

j= 1 i=<br />

1<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎦<br />

(54)<br />

– Ausfallrate<br />

Die Ausfallrate der Serien-Parallelanordnung (sp) ist im allgemeinen nicht<br />

konstant.<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

189


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Serien-Parallelanordnung (sp) (3)<br />

– Mittlere Lebensdauer<br />

Nach der allgemeinen Formel:<br />

∞<br />

( sp) ( sp<br />

MTTF = )<br />

∫ R () t dt<br />

(55)<br />

0<br />

λ<br />

ij<br />

= λ 0<br />

−λ0t<br />

1<br />

Rij<br />

( t) = R0<br />

( t) = e , MTTF0<br />

=<br />

(56)<br />

λ0<br />

∞<br />

( )<br />

= ∫ [ 1−<br />

( 1−<br />

) ]<br />

sp<br />

m n<br />

MTTF<br />

R0<br />

dt<br />

(57)<br />

0<br />

∞<br />

( )<br />

= ∫ [ − ( − ) ]<br />

2 2<br />

MTTF sp 1 1 R0<br />

dt<br />

(58)<br />

0<br />

– Für identische Ausfallraten :<br />

– Für zwei identische Komponenten:<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

190


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

k-von-n-Anordnung (1)<br />

– Eigenschaft<br />

• Wird auch als partielle Redundanz bezeichnet.<br />

• Kombinationen von Komponenten werden betrachtet.<br />

– Zuverlässigkeitsblockdiagramm: Beispiel 2-von-3-Redundanz (2oo3)<br />

K 1 K 2<br />

E K 2 K 3 A<br />

K 1<br />

K 3<br />

– Ausfallverhalten<br />

• Mindestens k Komponenten in Ordnung → System in Ordnung<br />

• Mindestens n-k+1 Komponenten ausgefallen → System ausgefallen<br />

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191


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

k-von-n-Anordnung (2)<br />

– Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

• Für 2-von-3-Anordnung (k= 2, n=3)<br />

( 2 3 )<br />

() t = R1<br />

( t) R2<br />

( t) R3<br />

( t)<br />

+<br />

R1<br />

() t R2<br />

() t Q3()<br />

t<br />

R1<br />

() t Q2() t R3<br />

() t<br />

Q () t R () t R () t<br />

R v 1 2 3<br />

( 2 3 )<br />

() t = R1<br />

( t) R2<br />

( t) + R1<br />

( t) R3<br />

( t)<br />

+<br />

R () t R () t − 2R<br />

() t R () t R () t<br />

R v 2 3<br />

1 2 3<br />

+<br />

+<br />

(59)<br />

• Für k-von-n-Anordnung<br />

• Nach der obigen Systematik der Kombination von R und Q<br />

• Anzahl der R in jedem Produkt: k bis n<br />

• Anzahl der Q in jedem Produkt: 0 bis n-k<br />

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192


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

k-von-n-Anordnung /Forts.<br />

– Ausfallrate<br />

Die Ausfallrate der k-von-n-Anordnung ist im allgemeinen nicht konstant<br />

– Mittlere Lebensdauer<br />

Nach der allgemeinen Formel<br />

– Für identische Ausfallraten<br />

• Für 2v3-Anordnung<br />

R<br />

−λ0t<br />

() t = L = R ( t) = R ( t) = e ,<br />

MTTF<br />

1<br />

n 0<br />

0<br />

(60)<br />

λ0<br />

( 2<br />

R v 3 ) 2<br />

() t = 3R<br />

( t) R<br />

3 0<br />

− 2<br />

0<br />

( t)<br />

(61)<br />

∞<br />

( 2 3) ∫ (<br />

2<br />

3<br />

MTTF v = 3R<br />

() − ()) 0<br />

t 2R0<br />

t dt = MTTF0<br />

( 1/ 2 + 1/ 3)<br />

(62)<br />

0<br />

=<br />

1<br />

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§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

k-von-n-Anordnung (3)<br />

– Für k-von-n-Anordnung<br />

R<br />

n<br />

( )<br />

( kvn ) n i<br />

() t () R () t − R () t<br />

MTTF<br />

= ∑ 0<br />

1<br />

0<br />

i=<br />

k<br />

i<br />

∑<br />

( kvn) = MTTF ( 1 i)<br />

n<br />

0<br />

/<br />

i=<br />

1<br />

n−i<br />

(63)<br />

(64)<br />

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194


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Vergleich der Anordnungen<br />

– Redundanzarten<br />

• Redundanzfrei nvn-Anordnung<br />

• Parallelredundanz 1vn-Anordnung<br />

• kvn-Redundanz kvn-Anordnung<br />

• Für identische Ausfallraten und n=3, k=2<br />

R<br />

R<br />

R<br />

( s ) ( 3v3) 3<br />

=<br />

R<br />

=<br />

R<br />

( p ) ( 1v3) 2 3<br />

=<br />

R<br />

0<br />

= 3R<br />

− 3R<br />

+ R<br />

( kvn ) ( 2v3) 2 3<br />

MTTF<br />

MTTF<br />

MTTF<br />

=<br />

R<br />

0<br />

0<br />

0<br />

= 3R<br />

− 2R<br />

0<br />

0<br />

( s ) ( 3v3) = MTTF = MTTF ( / 3) = MTTF ( 2 / 6)<br />

0<br />

1<br />

0<br />

( p ) ( 1v3) = MTTF = MTTF ( + 1/ 2 + 1/ 3) = MTTF ( 11/ 6)<br />

0<br />

1<br />

0<br />

( kvn ) ( 2v3) = MTTF = MTTF ( / 2 + 1/ 3) = MTTF ( 5 / 6)<br />

0<br />

1<br />

0<br />

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195


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Graphische Darstellung des Vergleichs<br />

– MTTF für (kvn) von (1v1) bis (3v3)<br />

n<br />

3<br />

2<br />

1<br />

MTTF 0 /3<br />

MTTF 0 /2<br />

MTTF 0<br />

(3v3) (2v2) (1v1)<br />

(2v3)<br />

t<br />

MTTF (kvn)<br />

(1v2)<br />

(1v3)<br />

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196


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Boolesches Zuverlässigkeitsmodell<br />

– Beschreibung des Systems<br />

• System S<br />

• S besteht aus Komponenten: K i , i=1, ... N<br />

• Jede Komponente K i kann folgende Zustände annehmen<br />

z i =<br />

• Systemfunktion<br />

ϕ = ϕ<br />

0 für K i ausgefallen<br />

1 für K i in Ordnung<br />

ϕ<br />

( z , z , , )<br />

2<br />

1<br />

L<br />

z n<br />

ϕ =<br />

0 für S ausgefallen<br />

1 für S in Ordnung<br />

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197


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Systemfunktion<br />

– Auswirkung von Komponentenausfällen<br />

• Für reale Systeme:<br />

Keine Auswirkung oder Systemausfall (Degradation)<br />

• In realen Systemen nicht möglich:<br />

Übergang von System ausgefallen → System in Ordnung<br />

– Monotone nicht abnehmende Systemfunktion (isotone)<br />

Für zwei beliebige Zustände z i und z' i , die den folgenden Zusammenhang<br />

erfüllen:<br />

'<br />

zi < zi<br />

, i = 1,2,...,<br />

N<br />

gilt für deren Systemfunktionen:<br />

(65)<br />

ϕ<br />

( z Lz<br />

, L,<br />

z ) ≤ ϕ ( z , Lz'<br />

, , z )<br />

1, i n 1 i<br />

L<br />

n<br />

(66)<br />

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198


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Formen der Systemfunktion<br />

– Zwei Formen der Systemfunktion<br />

• Disjunktive Normalform ϕ (D)<br />

• Linearform ϕ (L)<br />

– Beispiel für disjunktive Normalform ϕ (D) (1)<br />

• Ein System besteht aus zwei Komponenten<br />

• Die Zustände werden bezeichnet mit z 1 und z 2<br />

• Die Zustände können zwei Werte annehmen j 1 , j 2 = 0 oder 1<br />

Systemzustand Systemfunktion Beschreibungsform<br />

j 1, j 2 ϕ( j 1, j 2 )<br />

2<br />

ji<br />

1−<br />

j<br />

∏ z<br />

i<br />

i<br />

(1 − zi)<br />

i=<br />

1<br />

0, 0 0 (1-z 1 ) . (1-z 2 )<br />

0, 1 1 (1-z 1 ) . z 2<br />

1, 0 1 z 1 . (1-z 2 )<br />

1, 1 1 z 1 . z 2<br />

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199


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Disjunktive Normalform<br />

– Beispiel für disjunktive Normalform ϕ (D) (2)<br />

• Die Beschreibungsform:<br />

Für jeden Zustandswert j i den Ausdruck<br />

j<br />

z i<br />

(1 − zi<br />

)<br />

1−<br />

i j i<br />

in die Formel einsetzen, d.h.<br />

für i=1, j 1 = 0 den Ausdruck (1-z 1 )<br />

für i=1, j 1 = 1 den Ausdruck z 1<br />

– Disjunktive Normalform für zwei Komponenten<br />

ϕ<br />

( D)<br />

( z<br />

1<br />

, z<br />

2<br />

∑∑<br />

j<br />

1<br />

1<br />

) = ϕ(<br />

j1,<br />

j2).<br />

∏ z<br />

= 0 j = 0<br />

1 2<br />

2<br />

i=<br />

1<br />

j<br />

i<br />

(1 −<br />

z<br />

i j i<br />

i<br />

)<br />

1−<br />

(67)<br />

ϕ<br />

( D)<br />

=<br />

( 1−<br />

z ) z + z (1 − z ) + z z<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

(68)<br />

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200


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Linearform<br />

– Disjunktive Normalform für n Komponenten<br />

ϕ<br />

( D)<br />

( z<br />

1<br />

Lz<br />

n<br />

)<br />

1 1<br />

n<br />

= ∑L∑ϕ(<br />

j j ∏<br />

1L<br />

n).<br />

j = 0 j = 0<br />

i=<br />

1<br />

1<br />

n<br />

z<br />

j<br />

i<br />

i<br />

(1 −<br />

z<br />

i<br />

)<br />

1−<br />

j<br />

i<br />

(69)<br />

– Linearform für System mit zwei Komponenten<br />

ϕ<br />

( D)<br />

=<br />

( 1−<br />

z ) z + z (1 − z ) + z z<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

ϕ<br />

( D)<br />

=<br />

z<br />

1<br />

+<br />

z<br />

2<br />

−<br />

z<br />

1<br />

z<br />

2<br />

(70)<br />

ϕ<br />

( D)<br />

2<br />

= ∑ aiz<br />

i<br />

i=<br />

1<br />

+<br />

a<br />

12<br />

z<br />

1<br />

z<br />

2<br />

a1<br />

= a2<br />

= 1,<br />

a12<br />

= −1<br />

(71)<br />

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201


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Berechnung der Koeffizienten<br />

– Linearform für System mit n Komponenten<br />

ϕ<br />

( L)<br />

n<br />

n−1<br />

n<br />

1Lzn)<br />

= a0<br />

+ ∑ aizi<br />

+ ∑∑aij<br />

ziz<br />

j<br />

+ L a12..<br />

nz1z2<br />

i=<br />

1 i= 1 j=<br />

i+<br />

1<br />

( z<br />

+<br />

– Berechnung der Koeffizienten (1)<br />

• Berechnung von a 0<br />

Für z i = 0, i=1, 2, ... n gilt:<br />

L<br />

ϕ ( z = a<br />

1<br />

Lzn<br />

)<br />

0<br />

Lz<br />

n<br />

(72)<br />

• Berechnung von a i<br />

Für z i = 1, und alle z j = 0, i,j=1, 2, ... n , j≠i gilt:<br />

ϕ<br />

( L)<br />

( z Lz<br />

) a + a<br />

1<br />

n<br />

= 0<br />

• Berechnung von a ij<br />

Für z i = 1, z j = 1, und alle z k = 0, i,j=1, 2, ... n , i


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

– Berechnung der Koeffizienten (2)<br />

• Berechnung fortsetzen bis a 12...n<br />

Für z i = 1, i=1, 2, ... n gilt:<br />

– Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

Die Zustandsvariablen z i werden durch die<br />

Überlebenswahrscheinlichkeiten R i (t) ersetzt<br />

oder<br />

ϕ<br />

( L)<br />

( L)<br />

R( t)<br />

= ϕ<br />

1<br />

( z<br />

+<br />

( D)<br />

R( t)<br />

ϕ<br />

1<br />

1Lzn)<br />

= a0<br />

+ ai<br />

+ a<br />

j<br />

aij<br />

La12<br />

Ln<br />

( R ( t)<br />

LR<br />

( t)<br />

)<br />

= (73)<br />

( R ( t)<br />

LR<br />

( t)<br />

)<br />

n<br />

n<br />

Die Berechnung gilt nur für die beiden Formen (disjunktive<br />

Normalform und Linearform).<br />

(74)<br />

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203


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Mittlere Lebensdauer<br />

– Mittlere Lebensdauer<br />

Für konstante Ausfallraten:<br />

MTTF<br />

∞<br />

∫<br />

o<br />

MTTF<br />

∞<br />

∞<br />

( L)<br />

= ∫ = ∫<br />

L<br />

R( t)<br />

dt ϕ ( R )<br />

1(<br />

t)<br />

LRn<br />

( t)<br />

dt =<br />

0<br />

0<br />

∞ n<br />

∞ n−1<br />

n<br />

∞<br />

∫∑a ∫∑∑ ∫<br />

iRi<br />

dt + aiRi<br />

dt + L+<br />

a12..<br />

n<br />

0 i=<br />

1<br />

0 i= 1 j=<br />

i+<br />

1<br />

0<br />

n<br />

n−1<br />

n<br />

( L)<br />

= ∑<br />

−1<br />

+ ∑∑ ( + )<br />

−1<br />

aiλi<br />

aij<br />

λi<br />

λ<br />

j<br />

+<br />

i=<br />

1<br />

i= 1 j=<br />

1+<br />

1<br />

n−2<br />

n−1<br />

n<br />

∑∑∑ ( + + )<br />

−1<br />

aijk<br />

λi<br />

λ<br />

j<br />

λk<br />

+<br />

i=<br />

1 j= i+<br />

1k=<br />

j+<br />

1<br />

( )<br />

−<br />

+ L+<br />

a<br />

1<br />

12 L n<br />

λ1<br />

+ λ2<br />

+ L+<br />

λn<br />

a0dt<br />

+<br />

R1<br />

R2<br />

LR<br />

dt<br />

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n<br />

(75)<br />

204


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Identische Ausfallraten<br />

– Für identische Ausfallraten<br />

MTTF<br />

( L)<br />

n<br />

n−1<br />

n<br />

MTTF<br />

= ∑<br />

0<br />

MTTF + ∑∑<br />

0<br />

ai<br />

a<br />

2<br />

i=<br />

1<br />

i= 1 j=<br />

1+<br />

1<br />

ij<br />

+<br />

MTTF<br />

3<br />

0<br />

n−2<br />

i=<br />

1<br />

n−1<br />

n<br />

∑∑∑<br />

j= i+<br />

1k<br />

= j+<br />

1<br />

a<br />

ijk<br />

+<br />

MTTF<br />

n<br />

0<br />

L+<br />

a12L<br />

n<br />

(76)<br />

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205


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Verbindungen und Trennungen<br />

– Ausfallverhalten<br />

• Komponenten einer Verbindung von E nach A sind in Ordnung →<br />

System ist in Ordnung<br />

• E ist von A durch defekte Komponenten getrennt → System ist<br />

ausgefallen<br />

– Beispiel: System mit zwei Komponenten<br />

E<br />

K 1 K 2<br />

A<br />

Trennung<br />

Verbindung<br />

• Verbindung: V = {K 1 , K 2 }<br />

• Trennungen: T 1 = {K 1 }, T 2 = {K 2 }<br />

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206


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Verbindung und Trennung als Teilmengen<br />

– System S<br />

Das System S ist durch die Menge aller Komponenten definiert:<br />

M = {K 1 , K 2 , ..., K n }<br />

– Verbindung V ⊆ M<br />

Verbindung V ist eine Teilmenge von M falls gilt:<br />

alle K i ∈ V intakt und alle K i ∉ V defekt → System in Ordnung<br />

– Trennung T ⊆ M<br />

Trennung T ist eine Teilmenge von M falls gilt:<br />

alle K i ∈ T defekt und alle K i ∉ T intakt → System ist ausgefallen<br />

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207


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Minimale Verbindung und Trennung<br />

– Minimale Verbindung<br />

Eine Verbindung V' ist minimal, falls keine echte Teilmenge<br />

von V existiert, die ebenfalls eine Verbindung ist, d.h. keine echte<br />

Teilmenge X ⊂ V' kann eine Verbindung sein.<br />

– Minimale Trennung<br />

Eine Trennung T' ist minimal, falls keine echte Teilmenge<br />

von T existiert, die ebenfalls eine Trennung ist, d.h. keine echte Teilmenge<br />

X ⊂ T' kann eine Trennung sein.<br />

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208


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Systemfunktion aus Verbindungen<br />

– Systemfunktion auf der Basis minimaler Verbindungen<br />

• Teilsystemfunktion<br />

• Alle minimalen Verbindungen des Systems V 1 , ... V m<br />

• Jede V i stellt eine Serienanordnung mit folgender<br />

Teilsystemfunktion dar:<br />

ϕ<br />

V<br />

j<br />

= ∏<br />

K ∈V<br />

i<br />

j<br />

z<br />

i<br />

, j = 1Lm<br />

(77)<br />

• Systemfunktion<br />

• Die Systemfunktion erhält man durch die Parallelanordnung der<br />

obigen Serienanordnungen<br />

ϕ<br />

⎛<br />

−<br />

m<br />

∏ ( )<br />

m<br />

= 1 − 1 − ϕ = − ∏⎜<br />

∏ ⎟ V<br />

1 1 z<br />

j<br />

i<br />

j= 1<br />

j= 1<br />

⎝<br />

Ki∈Vj<br />

⎠<br />

⎞<br />

(78)<br />

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209


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Systemfunktion aus Trennungen<br />

– Systemfunktion auf der Basis minimaler Trennungen<br />

• Teilsystemfunktion<br />

• Alle minimalen Trennungen des Systems T 1 , ... T n<br />

• Jede T i stellt eine Parallelanordnung mit folgender<br />

Teilsystemfunktion dar:<br />

ϕ<br />

T<br />

i<br />

K<br />

j<br />

∈T<br />

i<br />

( 1−<br />

z ),<br />

i 1Ln<br />

= 1 − ∏ j<br />

=<br />

(79)<br />

• Systemfunktion<br />

• Die Systemfunktion erhält man durch die Serienanordnung der<br />

obigen Parallelanordnungen<br />

ϕ =<br />

n<br />

∏<br />

i=<br />

1<br />

ϕ<br />

T<br />

i<br />

=<br />

⎛<br />

n<br />

∏⎜1−<br />

∏( 1−<br />

z<br />

j<br />

)<br />

⎜<br />

⎝<br />

i= 1 K ∈T<br />

j<br />

i<br />

⎞<br />

⎟<br />

⎠<br />

(80)<br />

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210


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Minimale Verbindungen<br />

– Ermittlung minimaler Verbindungen<br />

• Erstellen eines Baumdiagramms der elementaren Verbindungen<br />

• Im Eingangsknoten E beginnen<br />

• Alle Zweige bis zum nächsten Knoten auflisten<br />

• Von jedem Knoten alle Zweige erneut bis zum Ausgangsknoten A<br />

auflisten<br />

• Eine Verbindung erhält man, wenn Zweige von E nach A genommen<br />

werden<br />

• Minimale Verbindung erhält man, wenn in jeder Verbindung<br />

mindestens ein Zweig unterschiedlich ist.<br />

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211


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Minimale Trennungen<br />

– Ermittlung Minimale Trennungen<br />

• Eine Trennung erhält man, wenn aus jeder minimalen<br />

Verbindung mindestens ein Zweig (Komponente)<br />

genommen wird<br />

• Minimale Trennung erhält man, wenn in jeder Trennung<br />

keine Komponente weggelassen werden kann, die auch<br />

eine Trennung ist<br />

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212


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Ermittlung der linearen Systemfunktion<br />

– Umrechnung<br />

• Die aufgrund der Verbindungen und Trennungen erhaltene<br />

Funktionen werden in eine Linearform überführt<br />

• Umrechnungsregeln:<br />

• Alle Klammern entfernen<br />

• Zustandsvariablen mit Exponenten > 1 durch einfache Variablen<br />

ohne Exponent ersetzen, d.h.<br />

z → z<br />

(81)<br />

n<br />

i<br />

i<br />

• Erklärung der Regel:<br />

Der Boolesche Wert ist 0 oder 1. Der Exponent hat keinen<br />

Einfluss auf diesen Wert.<br />

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213


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Fehlerbaumanalyse<br />

– Fehlerbaum<br />

• Graphische Darstellung des Zusammenhangs zwischen<br />

• Top-Ereignis (z.B. Systemausfall, Gefährdung) und<br />

• Ursachen (Komponentenausfälle, Störungen)<br />

– Fehlerbaumanalyse<br />

• Top-down:<br />

Für ein bestimmtes Top-Ereignis die möglichen Ursachen<br />

(Komponentenausfälle) ermitteln<br />

• Bottom up:<br />

Zu bekannten Primärereignissen (Komponentenausfälle) das Top-<br />

Ereignis bestimmen<br />

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214


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Top-down-Vorgehen<br />

– Die wichtigsten Schritte beim Top-down-Vorgehen<br />

• Festlegung des Top-Ereignisses (Systemausfall als<br />

Ausgangsereignis)<br />

• Ermittlung der Ursachen (Teilsystemausfall als Eingangsereignis)<br />

• Festlegung der Verknüpfungen der Eingangsereignisse zum<br />

Ausgangsereignis<br />

• Darstellung der Verknüpfungen in Form eines Fehlerbaums<br />

• Festlegung der Wahrscheinlichkeiten für jedes Eingangsereignis<br />

• Berechnung der Wahrscheinlichkeit des TOP-Ereignisses<br />

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215


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Symbole<br />

– Ereignisse<br />

Top-Ereignis und<br />

Zwischenereignisse<br />

Basis-Ereignis<br />

bzw.Primärereignis<br />

Ereignis nicht<br />

näher betrachtet<br />

– Verknüpfungen<br />

&<br />

≤1<br />

UND<br />

ODER<br />

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216


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Analyse und Graphische Darstellung<br />

– Analyse<br />

• Ermittlung der Primärereignisse (Komponenten-Fehler, Ausfall) und<br />

deren Verknüpfungen zu Ausgangsereignissen bis zum Top-Ereignis<br />

(Systemausfall)<br />

A<br />

Ausgangsereignis (Top-Ereignis)<br />

Verknüpfung<br />

UND, ODER<br />

Primärereignisse (Ursachen)<br />

E 1 E 2 E n<br />

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217


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Wahrscheinlichkeit der Ereignisse<br />

– Berechnungsformel<br />

• Voraussetzung:<br />

Alle Ereignisse sind voneinander unabhängig<br />

n<br />

P UND<br />

= P i<br />

∏<br />

i=<br />

1<br />

n<br />

∏<br />

i=<br />

1<br />

P ODER<br />

= 1−<br />

(1 − P i<br />

)<br />

(82)<br />

(83)<br />

P i Wahrscheinlichkeit für das Ereignis E i<br />

– Abschätzung<br />

Für kleine Werte von P i


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Komplementär-Baum<br />

– Zusammenhang mit Fehlerbaum<br />

• Tausch der Verknüpfungen UND und ODER<br />

• Komplement der Ereignisse von Ausfall zu In Ordnung<br />

Fehlerbaum Komplementär-Baum<br />

_<br />

A Systemausfall System in Ordnung A<br />

UND<br />

ODER<br />

ODER UND<br />

E 1 E 2 E n<br />

Komponentenausfall<br />

_ _ _<br />

E 1 E 2 E n<br />

Komponenten in Ordnung<br />

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219


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel: Serienanordnung<br />

– Fehlerbaum<br />

≤1<br />

A<br />

Systemausfall<br />

ODER-Verknüpfung<br />

Komponentenausfall<br />

E 1 E 2 E n<br />

– Komplementär-Baum<br />

_<br />

A<br />

&<br />

_ _ _<br />

E 1 E 2 E n<br />

System in Ordnung<br />

UND-Verknüpfung<br />

Komponenten in Ordnung<br />

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220


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

– Ermittlung aus Fehlerbaum<br />

P<br />

Ausfall<br />

=<br />

P(<br />

A)<br />

=<br />

P<br />

ODER<br />

( E<br />

i<br />

)<br />

= 1−<br />

n<br />

∏( 1−<br />

Pi<br />

)<br />

i=<br />

1<br />

– Ermittlung aus Komplementär-Baum<br />

P<br />

1−<br />

Ausfall<br />

n<br />

∏<br />

i=<br />

1<br />

= 1−<br />

P(<br />

A)<br />

= 1−<br />

P<br />

n<br />

( P(<br />

E ) = −∏( − ) = −∏<br />

i ) 1 1 P(<br />

Ei<br />

) 1 ( 1−<br />

Pi<br />

)<br />

i=<br />

1<br />

UND<br />

( E<br />

i<br />

)<br />

=<br />

n<br />

i=<br />

1<br />

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221


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

– Ermittlung aus Fehlerbaum<br />

PInOrdnung<br />

= 1−<br />

P(<br />

A)<br />

= 1−<br />

PODER<br />

( Ei<br />

) =<br />

n<br />

n<br />

⎛ ⎞<br />

⎞<br />

1 − ⎜1<br />

− ∏<br />

⎝ i=<br />

1 ⎠ ⎝ i=<br />

1 ⎠<br />

⎛<br />

( P(<br />

E ) ⎟ = − ⎜ − ∏( ) ⎟ = ∏<br />

i<br />

) 1 1 Pi<br />

( Pi<br />

)<br />

n<br />

i=<br />

1<br />

– Ermittlung aus Komplementär-Baum<br />

P<br />

InOrdnung<br />

n<br />

∏<br />

i=<br />

1<br />

=<br />

P(<br />

A)<br />

=<br />

P<br />

( 1−<br />

(1 − P ) = ∏<br />

i<br />

) ( Pi<br />

)<br />

n<br />

i=<br />

1<br />

UND<br />

( E<br />

i<br />

)<br />

=<br />

n<br />

∏<br />

i=<br />

1<br />

( 1−<br />

P(<br />

E ) i )<br />

=<br />

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222


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel: 2-von-3-System (2oo3)<br />

– Das System<br />

Das System besteht aus drei unabhängigen, identischen Rechnern<br />

R 1 , R 2 und R 3<br />

– System in Ordnung<br />

wenn mindestens zwei Rechner in Ordnung sind<br />

R 1 und R 2 (E 12 )<br />

R 1 und R 3 (E 13 )<br />

R 2 und R 3 (E 23 )<br />

– System ausgefallen<br />

wenn mindestens zwei Rechner ausgefallen sind<br />

R 1 und R 2 (E 12 )<br />

R 1 und R 3 (E 13 )<br />

R 2 und R 3 (E 23 )<br />

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223


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Fehlerbaum für 2-von-3-System<br />

TOP-<br />

Ereignis<br />

≥1<br />

E 12<br />

E 13<br />

E 23<br />

&<br />

&<br />

&<br />

E 1<br />

E 2<br />

E 1<br />

E 3<br />

E 2<br />

E 3<br />

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224


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Analyse des 2-von-3-Systems<br />

– Ereignisse<br />

• Top-Ereignis: Ausfall des Dreirechnersystems<br />

• Zwischenereignisse: E 12 , E 13 , E 23 Ausfall von 2 Rechnern<br />

• Primärereignisse: E 1 , E 2 , E 3 Ausfall eines Rechners<br />

– Verknüpfung von Ereignissen<br />

• Die Verknüpfungen von Ereignissen lassen sich in Form von<br />

Booleschen Gleichungen darstellen<br />

• Das Zeichen + bedeutet eine ODER-Verknüpfung<br />

• Das Zeichen · bedeutet eine UND-Verknüpfung<br />

TOP = E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

12<br />

13<br />

23<br />

= ( E<br />

1<br />

= ( E<br />

1<br />

= ( E<br />

12<br />

2<br />

+<br />

⋅ E<br />

⋅ E<br />

2<br />

3<br />

⋅ E<br />

3<br />

E<br />

)<br />

)<br />

)<br />

13<br />

+<br />

E<br />

23<br />

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225


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Wahrscheinlichkeit unabhängiger Ereignisse<br />

– Für zwei unabhängige Ereignisse A und B gilt allgemein:<br />

( 1) P(<br />

A⋅<br />

B)<br />

= P(<br />

A)<br />

⋅ P(<br />

B)<br />

( 2) P(<br />

A + B)<br />

= P(<br />

A)<br />

+ P(<br />

B)<br />

− P(<br />

A)<br />

⋅ P(<br />

B)<br />

(85)<br />

(86)<br />

– Berechnung der Wahrscheinlichkeit:<br />

Ereignisse E 1 ,E 2 ,E 3 sind unabhängig, schließen sich jedoch nicht aus.<br />

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226


ZSA<br />

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Anwendung der Regeln<br />

227<br />

– Wahrscheinlichkeit des TOP-Ereignisses<br />

§ 9 Berechnungsmethoden<br />

3<br />

2<br />

3<br />

1<br />

2<br />

1<br />

23<br />

13<br />

12 )<br />

(<br />

)<br />

( E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

E<br />

TOP<br />

⋅<br />

+<br />

⋅<br />

+<br />

⋅<br />

=<br />

+<br />

+<br />

=<br />

[ ]<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

23<br />

13<br />

12<br />

23<br />

13<br />

12<br />

23<br />

13<br />

12<br />

E<br />

P<br />

E<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

E<br />

E<br />

P<br />

E<br />

E<br />

E<br />

P<br />

TOP<br />

P<br />

⋅<br />

+<br />

−<br />

+<br />

+<br />

=<br />

+<br />

+<br />

=<br />

[ ] )<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

23<br />

13<br />

12<br />

13<br />

12<br />

23<br />

13<br />

12<br />

13<br />

12<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

TOP<br />

P<br />

⋅<br />

⋅<br />

−<br />

+<br />

−<br />

+<br />

⋅<br />

−<br />

+<br />

=<br />

[ ]<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

23<br />

13<br />

12<br />

23<br />

13<br />

23<br />

12<br />

23<br />

13<br />

12<br />

13<br />

12<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

E<br />

P<br />

TOP<br />

P<br />

⋅<br />

⋅<br />

−<br />

⋅<br />

+<br />

⋅<br />

−<br />

+<br />

⋅<br />

−<br />

+<br />

=<br />

3<br />

2<br />

1<br />

3<br />

2<br />

1<br />

3<br />

2<br />

1<br />

3<br />

2<br />

3<br />

2<br />

1<br />

3<br />

1<br />

2<br />

1<br />

)<br />

( P<br />

PP<br />

PP P<br />

PP P<br />

P P<br />

PP P<br />

PP<br />

PP<br />

TOP<br />

P +<br />

−<br />

−<br />

+<br />

−<br />

+<br />

=<br />

3<br />

2<br />

1<br />

3<br />

2<br />

3<br />

1<br />

2<br />

1 2<br />

)<br />

( P<br />

PP<br />

P P<br />

PP<br />

PP<br />

TOP<br />

P<br />

−<br />

+<br />

+<br />

=


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Vereinfachung der Berechnungen<br />

− Für sehr kleine Werte kann man die Berechnung der Wahrscheinlichkeiten<br />

nur als Summe darstellen. Für das TOP-Ereignis gilt:<br />

P ( TOP)<br />

≈ PP + PP + P P<br />

Numerisches Beispiel:<br />

P<br />

− Vorsicht bei großen Werten:<br />

1<br />

1<br />

= P2<br />

= P3<br />

=<br />

2<br />

1<br />

0,001<br />

P( TOP)<br />

= PP2<br />

+ PP<br />

1 3<br />

+ P2<br />

P3<br />

− 2PP<br />

1 2P3<br />

3<br />

2<br />

1<br />

=<br />

P( TOP)<br />

≈ PP2<br />

+ PP<br />

1 3<br />

+ P2<br />

P3<br />

Berechnungsfehler<br />

P<br />

1<br />

= P2<br />

= P3<br />

=<br />

1<br />

=<br />

0,9<br />

3<br />

= 2⋅10<br />

−9<br />

0,000003<br />

P( TOP)<br />

= PP<br />

1 2<br />

+ PP<br />

1 3<br />

+ P2<br />

P3<br />

− 2PP<br />

1 2P3<br />

= 0,81+<br />

0,81+<br />

0,81−<br />

2⋅0,729<br />

=<br />

P(<br />

TOP)<br />

≈ PP2<br />

+ PP<br />

1 3<br />

+ P2<br />

P3<br />

0,000002998<br />

0,972<br />

0,81+<br />

0,81+<br />

0,81 =<br />

2,43<br />

1<br />

=<br />

><br />

1!<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

228


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel: Motorsteuerung (Live–Mitschrieb)<br />

Schaltkreis<br />

Schalter S<br />

=<br />

=<br />

Zeitrelais<br />

z<br />

K<br />

Sicherung<br />

Motor<br />

Relais<br />

a<br />

A Kabel B<br />

[H5] S. 242<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

229


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Fehlerbaum Motorsteuerung<br />

TOP-<br />

Ereignis<br />

Kabel A-B überhitzt<br />

&<br />

Sicherung<br />

Strom für Motor<br />

spricht E 1<br />

X 3<br />

E 2 wird durch a nicht<br />

nicht an<br />

Motor hat<br />

unterbrochen<br />

≥1<br />

Kurzschluss<br />

≥1<br />

Strom für Relais z<br />

Relaiskontakt<br />

E<br />

X 1 X nicht unterbrochen 3 X 6<br />

K öffnet nicht<br />

2<br />

defekte<br />

Sicherung<br />

Überdimensionierte<br />

Sicherung<br />

defektes<br />

Zeitrelais z<br />

&<br />

X 4 X 5<br />

Schalter S<br />

öffnet nicht<br />

[H5] S. 243<br />

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230


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />

Ausfallwahrscheinlichkeiten der Komponenten<br />

Die Ausfallwahrscheinlichkeiten P werden aus der vorgegebenen Ausfallrate λ<br />

der Komponente X für einen Zeitraum von t = 1.000 h berechnet.<br />

Nr. Komponente<br />

X<br />

Ausfallart Ausfallrate<br />

λ [10 -6 h -1 ]<br />

Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

P<br />

1 Sicherung brennt nicht durch 50,0 0,0488<br />

2 Sicherung überdimensionierte 2,5 0,0025<br />

3 Motor Kurzschluß 25,0 0,0247<br />

4 Zeitrelais z fallt nicht ab 40,0 0,0392<br />

5 Schalter S öffnet nicht 45,2 0,0447<br />

6 Relaiskontakt K öffnet nicht 33,3 0,0328<br />

[H5] S. 242<br />

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231


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Wahrscheinlichkeit für TOP-Ereignis<br />

Boolesche Gleichungen (s. Fehlerbaum):<br />

TOP =<br />

E<br />

E<br />

E<br />

1<br />

2<br />

3<br />

=<br />

=<br />

E<br />

X<br />

E<br />

= X<br />

1<br />

1<br />

3<br />

4<br />

X<br />

3<br />

5<br />

E<br />

+ X<br />

+ X<br />

X<br />

2<br />

2<br />

6<br />

Durch Einsetzen der Gleichungen für E 1 , E 2 und E 3<br />

Wahrscheinlichkeit für TOP-Ereignis:<br />

TOP<br />

=<br />

E<br />

1<br />

X<br />

3<br />

E<br />

2<br />

= ( X<br />

1<br />

+<br />

X<br />

2<br />

) X<br />

3<br />

( X<br />

4<br />

X<br />

5<br />

+<br />

X<br />

6<br />

)<br />

P(<br />

TOP)<br />

=<br />

(0,0488 +<br />

0,0025) ⋅0,0247<br />

⋅(0,0392⋅0,0477<br />

+<br />

0,0328)<br />

[H5] S. 245<br />

=<br />

4,37 ⋅10<br />

−5<br />

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232


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Verbindungen<br />

– Ermittlung der Verbindungen aus Fehlerbaum<br />

• ODER-Verknüpfung<br />

ODER<br />

{ A}<br />

{ E , E2<br />

→<br />

, LE<br />

1 n<br />

}<br />

(87)<br />

• UND-Verknüpfung<br />

{A}→ UND<br />

{ E<br />

{ E<br />

L<br />

{<br />

1<br />

2<br />

E n<br />

}<br />

}<br />

}<br />

(88)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

233


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Trennungen<br />

– Ermittlung der Trennungen aus Fehlerbaum<br />

• ODER-Verknüpfung<br />

{A}<br />

ODER<br />

→<br />

• UND-Verknüpfung<br />

UND<br />

{ A}<br />

{ E , E2<br />

→<br />

{ E<br />

{ E<br />

L<br />

{<br />

1<br />

2<br />

E n<br />

}<br />

}<br />

}<br />

, LE<br />

1 n<br />

}<br />

(89)<br />

(90)<br />

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234


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel: Fehlerbaum eines Systems mit 4 Komponenten<br />

A<br />

&<br />

B<br />

C<br />

≤1<br />

≤1<br />

E 1 E 2 E 3 E 4<br />

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235


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Verbindungen und Trennungen<br />

– Verbindungen aus Fehlerbaum<br />

{ A}<br />

→ U { B}<br />

→ { K , K } = V<br />

O<br />

O<br />

– Trennungen aus Fehlerbaum<br />

1<br />

{ C}<br />

→{<br />

K<br />

{ A}<br />

→{<br />

B,<br />

C}<br />

→{<br />

K<br />

{ K<br />

{ K<br />

1<br />

2<br />

U<br />

O<br />

, C}<br />

→{<br />

K<br />

O<br />

{ K<br />

, C}<br />

→{<br />

K<br />

{ K<br />

1<br />

1<br />

, K<br />

, K<br />

2<br />

2<br />

3<br />

{ K<br />

3<br />

4<br />

, K<br />

, K<br />

2<br />

, K<br />

1<br />

4<br />

, C}<br />

2<br />

, C}<br />

} = T<br />

1<br />

} = T<br />

3<br />

4<br />

2<br />

} = T<br />

} = T<br />

4<br />

1<br />

} = V<br />

3<br />

2<br />

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236


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Markov Modell<br />

– Was kann man berechnen?<br />

• Zuverlässigkeits- und Sicherheitskenngrößen<br />

– Welche Größen kann man berechnen?<br />

• Zustands-Wahrscheinlichkeiten<br />

• Zustandsübergangs-Wahrscheinlichkeiten<br />

• Zustandsübergangs-Zeiten und -Raten<br />

– Für welche Fälle einsetzbar?<br />

• Folge von Zufallsereignissen wie Ausfälle und Instandsetzungen<br />

• Verschiedene Ausfallarten und -raten einer Komponente<br />

• Dynamische Änderung von Ausfallraten z.B. bei Belastungsänderung<br />

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237


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Das Verfahren<br />

Folgende Schritte 1 bis 6 werden durchgeführt:<br />

Schritt 1: Erstellen eines Zustandsdiagramms<br />

Schritt 2: Ermitteln der Zustandsübergangsraten<br />

Schritt 3: Erstellen des Differenzialgleichungssystems<br />

Schritt 4: Lösung des Systems im Laplace-Bereich<br />

Schritt 5: Lösung des Systems im Zeit-Bereich durch<br />

Rücktransformation aus dem Laplace-Bereich<br />

Schritt 6: Berechnung der Grenzwerte im Laplace-Bereich<br />

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238


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel 1 (1)<br />

– Berechnung der Verfügbarkeit eines Systems.<br />

• Für das System sind zwei Zustände möglich:<br />

• Zustand 1: System in Ordnung<br />

• Zustand 2: System ausgefallen<br />

– Schritt 1: Erstellen eines Zustandsdiagramms<br />

1<br />

System in Ordnung<br />

Instandsetzungsrate μ<br />

λ<br />

Ausfallrate<br />

2<br />

System ausgefallen<br />

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239


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel 1 (2)<br />

– Schritt 2: Ermitteln der Zustandsübergangsraten<br />

• Benötigte Daten:<br />

• Ausfallrate des Systems<br />

• Instansetzungsrate<br />

• Berechnungsbasis<br />

• Ausfallraten der Komponenten<br />

• Annahme<br />

Folgende Werte werden angenommen<br />

• Konstante Ausfallrate λ = 10 -4 h -1<br />

• Konstante Instansetzungsrate μ = 10 -1 h -1<br />

• Mittlere Instandsetzungszeit T = 1/μ = 10 h<br />

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240


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel 1 (3)<br />

– Schritt 3: Erstellen des Differenzialgleichungssystems<br />

• Das Differenzialgleichungssystem hat die Matrixform<br />

wobei bezeichnet<br />

P'<br />

( t)<br />

=<br />

M<br />

⋅<br />

P(<br />

t)<br />

(91)<br />

P(t) Vektor der Zustandswahrscheinlichkeiten<br />

P'(t) zeitliche Ableitung von P(t)<br />

M Matrix der Zustandsübergangsraten (Übergangsmatrix)<br />

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241


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel 1 (4)<br />

• Die Übergangsmatrix M<br />

M<br />

=<br />

⎡ b1<br />

⎢<br />

⎢<br />

c12<br />

⎢ ...<br />

⎢<br />

⎣c1n<br />

c<br />

b<br />

c<br />

21<br />

2<br />

...<br />

2n<br />

...<br />

...<br />

...<br />

...<br />

n1<br />

n2<br />

⎤<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎦<br />

c ik Übergangsraten von Zustand i nach k,<br />

c<br />

c<br />

...<br />

b<br />

n<br />

P(<br />

t)<br />

⎡P1<br />

( t)<br />

⎤<br />

=<br />

⎢ ⎥<br />

⎢<br />

...<br />

⎥<br />

⎢⎣<br />

P ( t)<br />

⎥<br />

n ⎦<br />

n<br />

∑<br />

b i<br />

= − c ik<br />

k = 1<br />

(92)<br />

(93)<br />

• Das Differentialgleichungssystem für das System<br />

⎡ dP1<br />

( t)<br />

⎤<br />

⎢ ⎥<br />

⎢ ⎥ =<br />

dP dt 2(<br />

t)<br />

⎢ ⎥<br />

⎣ dt ⎦<br />

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⎡− λ<br />

⎢<br />

⎣ λ<br />

μ⎤<br />

⎡ ⎤<br />

⎥ ⋅ P1<br />

( t)<br />

μ<br />

⎢ ⎥<br />

⎦ ⎣P2<br />

( t)<br />

⎦<br />

(94)<br />

242


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel 1 (5)<br />

– Schritt 4: Lösung des Systems im Laplace-Bereich<br />

• Das Differenzialgleichungssystems in Laplace-Bereich<br />

s ⋅ P*(<br />

s)<br />

− P(0)<br />

= M ⋅ P*(<br />

s)<br />

( Es − M ) ⋅ P*(<br />

s)<br />

= P(0)<br />

• Die Lösung<br />

P *( s)<br />

i<br />

=<br />

Di<br />

D<br />

• Die Determinanten der Lösung<br />

D Determinante zu (Es - M)<br />

Di Determinante D mit der i-ten Spalte durch P(0) ersetzt<br />

• Anfangsbedingungen<br />

⎡P1(0)<br />

⎤<br />

P(0)<br />

=<br />

⎢ ⎥<br />

⎢<br />

...<br />

⎥<br />

⎢⎣<br />

P n<br />

(0) ⎥⎦<br />

,<br />

(*Laplace- Variablen)<br />

(95)<br />

(96)<br />

(97)<br />

(98)<br />

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243


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel 1 (6)<br />

– Die Lösung für das System<br />

D1<br />

P1<br />

*(<br />

s)<br />

=<br />

D<br />

=<br />

• Die Anfangsbedingungen und Determinanten sind<br />

α Wahrscheinlichkeit, dass das System zum Zeitpunkt t=0<br />

in Ordnung war (Zustand 1)<br />

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αs<br />

+ μ<br />

s(<br />

s + λ + μ)<br />

⎡P1<br />

(0) ⎤ ⎡ α ⎤<br />

P(0)<br />

= ⎢ ⎥ = ⎢ ⎥<br />

⎣P2<br />

(0) ⎦ ⎣1<br />

−α<br />

⎦<br />

s + λ − μ<br />

D = = s( s + λ + μ)<br />

− λ s + μ<br />

α − μ<br />

D1<br />

= = αs<br />

+ μ<br />

1 −α<br />

s + μ<br />

(99)<br />

(100)<br />

(101)<br />

(102)<br />

244


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel 1 (7)<br />

– Schritt 5: Lösung des Systems im Zeitbereich<br />

• Rücktransformation L-1 aus dem Laplace-Bereich<br />

P1 ( t)<br />

= L −1{<br />

P1<br />

*( s)}<br />

• Ergebnis der Rücktransformation<br />

P<br />

( ) t<br />

1<br />

( t)<br />

μ μ − λ μ<br />

= + ( α − ) e<br />

+<br />

λ + μ<br />

P2 ( t)<br />

= 1−<br />

P1<br />

( t)<br />

λ + μ<br />

(103)<br />

(104)<br />

(105)<br />

• Für t=0 und t∞ erhält man<br />

lim P 1<br />

( t)<br />

t→0<br />

lim P 1<br />

( t)<br />

=<br />

t→∞<br />

= α<br />

μ<br />

= V<br />

λ + μ<br />

Verfügbarkeit des Systems<br />

(106)<br />

(107)<br />

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245


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel 1 (8)<br />

– Schritt 6: Berechnung der Grenzwerte im Laplace-Bereich<br />

• Zusammenhänge zwischen Zeit- und L-Bereich<br />

limP(<br />

t)<br />

= lims⋅<br />

P<br />

t→0<br />

i<br />

s→∞<br />

i<br />

*( s)<br />

(108)<br />

limP(<br />

t)<br />

t →∞<br />

i<br />

=<br />

s → 0<br />

lims⋅<br />

P<br />

i<br />

*( s)<br />

(109)<br />

• Berechnung der Werte für t=0 und t∞<br />

limP<br />

1<br />

( t)<br />

= lims<br />

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αs<br />

+ μ<br />

= α<br />

s(<br />

+ λ + μ<br />

t→ 0 s→∞<br />

s )<br />

αs<br />

+ μ μ<br />

=<br />

s(<br />

s + λ + μ λ + μ<br />

limP1<br />

( t)<br />

= lims<br />

t → ∞ s → 0 )<br />

(110)<br />

(111)<br />

246


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel 1 (9)<br />

– Numerische Werte aus Schritt 2<br />

• Die Verfügbarkeit des Systems<br />

V<br />

=<br />

μ<br />

=<br />

λ + μ<br />

0,1<br />

h<br />

0,0001<br />

+<br />

h<br />

0,1<br />

h<br />

=<br />

0,9990<br />

• Die Wahrscheinlichkeit für den Zustand 1 bei α = 0,2<br />

P<br />

μ μ −(<br />

λ+<br />

μ ) t<br />

1<br />

( t)<br />

= + ( α − ) e<br />

λ + μ<br />

P2 ( t)<br />

= 1−<br />

P1<br />

( t)<br />

λ + μ<br />

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247


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel 1: (Graphische Darstellung)<br />

– Verlauf von P 1 (t) und P 2 (t) für α = 0,2<br />

1<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

P 1 (t)<br />

P 2 (t)<br />

0 10 20 30 40 50<br />

V=0,9990<br />

U = 0,0010<br />

t [h]<br />

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248


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel 2: System mit 3 Zuständen (1)<br />

– Schritt 1: Zustandsdiagramm<br />

λ<br />

γ<br />

1<br />

2<br />

3<br />

ε<br />

– Schritt 2: Übergangsraten<br />

• Folgende Übergangsraten werden angenommen<br />

• Übergang von 1 nach 2 c 12 = λ = 2.10 -4 h -1<br />

• Übergang von 2 nach 3 c 23 = γ = 10 -4 h -1<br />

• Übergang von 2 nach 1 c 21 = ε = 10 -2 h -1<br />

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249


ZSA<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

Beispiel 2: System mit 3 Zuständen (2)<br />

250<br />

§ 9 Berechnungsmethoden<br />

– Schritt 3: Differentialgleichungssystem<br />

• Im Laplace-Bereich<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎦<br />

⎤<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎣<br />

⎡<br />

⋅<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎦<br />

⎤<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎣<br />

⎡<br />

=<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎦<br />

⎤<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎣<br />

⎡<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

'(<br />

)<br />

'(<br />

)<br />

'(<br />

3<br />

2<br />

1<br />

3<br />

23<br />

13<br />

32<br />

2<br />

12<br />

31<br />

21<br />

1<br />

3<br />

2<br />

1<br />

t<br />

P<br />

t<br />

P<br />

t<br />

P<br />

b<br />

c<br />

c<br />

c<br />

b<br />

c<br />

c<br />

c<br />

b<br />

t<br />

P<br />

t<br />

P<br />

t<br />

P<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎦<br />

⎤<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎣<br />

⎡<br />

⋅<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎦<br />

⎤<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎣<br />

⎡<br />

−<br />

−<br />

−<br />

=<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎦<br />

⎤<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎣<br />

⎡<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

)<br />

(<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

)<br />

'(<br />

)<br />

'(<br />

)<br />

'(<br />

3<br />

2<br />

1<br />

3<br />

2<br />

1<br />

t<br />

P<br />

t<br />

P<br />

t<br />

P<br />

t<br />

P<br />

t<br />

P<br />

t<br />

P<br />

γ<br />

ε<br />

γ<br />

λ<br />

ε<br />

λ<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎦<br />

⎤<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎣<br />

⎡<br />

=<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎦<br />

⎤<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎣<br />

⎡<br />

⋅<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎥<br />

⎦<br />

⎤<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎢<br />

⎣<br />

⎡<br />

−<br />

+<br />

+<br />

−<br />

−<br />

+<br />

*(0)<br />

*(0)<br />

*(0)<br />

)<br />

*(<br />

)<br />

*(<br />

)<br />

*(<br />

0<br />

0<br />

0<br />

3<br />

2<br />

1<br />

3<br />

2<br />

1<br />

P<br />

P<br />

P<br />

s<br />

P<br />

s<br />

P<br />

s<br />

P<br />

s<br />

s<br />

s<br />

γ<br />

ε<br />

γ<br />

λ<br />

ε<br />

λ


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel 2: System mit 3 Zuständen (2)<br />

− Schritt 4: Lösung des Systems im Laplace-Bereich<br />

s + λ − ε 0<br />

D = − λ s + γ + ε 0 = s[(<br />

s + λ)(<br />

s + γ + ε ) − λε ]<br />

0 − γ 0<br />

s<br />

+ λ<br />

− ε<br />

1<br />

D3<br />

= − λ s<br />

0<br />

+ γ + ε<br />

− γ<br />

0<br />

0<br />

= λγ<br />

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251


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel 2: System mit 3 Zuständen (3)<br />

− Schritt 4: Lösung des Systems im Laplace-Bereich<br />

P<br />

3<br />

*( s)<br />

=<br />

s[(<br />

s<br />

λγ<br />

+ λ)(<br />

s + γ + ε )<br />

− λε ]<br />

P(0)<br />

=<br />

⎡P1<br />

(0) ⎤<br />

⎢ ⎥<br />

⎢<br />

P2<br />

(0)<br />

⎥<br />

⎢⎣<br />

P (0) ⎥<br />

3 ⎦<br />

=<br />

⎡1⎤<br />

⎢ ⎥<br />

⎢<br />

0<br />

⎥<br />

⎢⎣<br />

0⎥⎦<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

252


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel 2: System mit 3 Zuständen (4)<br />

– Schritt 5: Lösung des Systems im Zeitbereich<br />

• Rücktransformation L -1<br />

Die Lösung des Differentialgleichungssystems hinsichtlich P 3 (t) ergibt<br />

sich durch die Laplace-Rücktransformation L -1<br />

1 r2t<br />

r2<br />

P3<br />

( t)<br />

= 1−<br />

( r1<br />

e − r2e<br />

r − r<br />

wobei<br />

1<br />

2<br />

t<br />

)<br />

r<br />

1,2<br />

=<br />

λ + γ + ε ±<br />

( λ + γ + ε )<br />

2<br />

2<br />

2<br />

−8λ<br />

Die Wahrscheinlichkeit W im Zustand 1 oder 2<br />

1 r2t<br />

1<br />

W ( t)<br />

= P1<br />

( t)<br />

+ P2<br />

( t)<br />

= 1−<br />

P3<br />

( t)<br />

= ( r1<br />

e − r2e<br />

r − r<br />

1<br />

2<br />

r t<br />

)<br />

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253


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel 2: System mit 3 Zuständen (Graphische Darstellung)<br />

– Verlauf von W(t) und P 3 (t) (FTA-Tool berechnet andere Werte)<br />

1<br />

0,9<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

P 3 (t)<br />

W(t) = 1 - P 3 (t)<br />

0 100000 200000 300000 400000 500000<br />

t [h]<br />

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254


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel 2: System mit 3 Zuständen (5)<br />

– Schritt 6: Berechnung der Grenzwerte<br />

• Berechnung der Grenzwerte ohne Rücktransformation<br />

L -1 {W*(s)}<br />

limW<br />

( t)<br />

t→0<br />

=<br />

lim s<br />

s→∞<br />

=<br />

⎡<br />

1<br />

⎢<br />

⎣<br />

s<br />

−<br />

s[(<br />

s<br />

λγ<br />

+ λ)(<br />

s + γ + ε )<br />

⎤<br />

− λε ]<br />

⎥<br />

⎦<br />

= 1<br />

limW<br />

( t)<br />

t→∞<br />

=<br />

lim s<br />

s→0<br />

=<br />

⎡<br />

1<br />

⎢<br />

⎣<br />

s<br />

−<br />

s[(<br />

s<br />

λγ<br />

+ λ)(<br />

s + γ + ε )<br />

⎤<br />

− λε ]<br />

⎥<br />

⎦<br />

=<br />

0<br />

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255


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel 2: System mit 3 Zuständen (6)<br />

• Berechnung von T als Grenzwert<br />

Allgemeine Formel<br />

T<br />

∞<br />

∞<br />

⎡ ⎤<br />

= ∫W<br />

( t)<br />

⋅ dt = lim⎢∫W<br />

( t)<br />

⋅ dt⎥<br />

t→∞<br />

0<br />

⎣ 0 ⎦<br />

=<br />

lim[ W<br />

s→0<br />

*( s)]<br />

Anwendung auf das System mit 3 Zuständen<br />

Die mittlere Zeit T von Zustand 1 nach 3:<br />

T<br />

=<br />

limW<br />

⎡<br />

*( s)<br />

= lim<br />

s→0⎢<br />

⎣s(<br />

s→<br />

0 s )<br />

s + λ + γ + ε ⎤ λ + γ + ε<br />

=<br />

+ λ + γ + ε + λγ<br />

⎥<br />

⎦ λε<br />

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256


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Allgemeine Formel für die Berechnung von T<br />

– Berechnung der mittleren Zeit von 1 nach 3<br />

• Zustandsdiagramm<br />

λ<br />

γ<br />

1<br />

2<br />

3<br />

ε<br />

• Berechnungsformel<br />

λ + γ + ε<br />

T =<br />

λε<br />

• Vereinfachte Formel (Annahmen: λ


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Mittlere Zeit bis zum Ausfall/zur Gefährdung<br />

System<br />

Zuverlässigkeitsbetrachtung<br />

Sicherheitsbetrachtung<br />

Mittlere Zeit<br />

bis zum<br />

Systemausfall<br />

MTTF<br />

Mittlere Zeit<br />

bis zur<br />

Gefährdung<br />

MTTF'<br />

System Systemausfall Gefährdung<br />

Einfaches System (1oo1) Ausfall einer Einheit Ausfall einer Einheit<br />

Doppelsystem (2oo2) Ausfall einer Einheit Doppelausfall<br />

2-von-3-System (2oo3) Ausfall zweier Einheiten Doppelausfall<br />

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258


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Einfaches System (1oo1)<br />

– Zustandsdiagramm<br />

Zustand 1: System in Ordnung<br />

Zustand 2: System ausgefallen<br />

1<br />

λ<br />

2<br />

– Zuverlässigkeitsbetrachtung<br />

konstante Ausfallrate λ 10 -4 /h<br />

mittlere Lebensdauer MTTF 1/λ 10.000 h<br />

konstante Instandsetzungsrate μ 4.10 -2 /h<br />

mittlere Instandsetzungszeit MTTR 1/μ 25 h<br />

– Sicherheitsbetrachtung<br />

sicherheitsbezogene Ausfallrate λ'<br />

(Gefährdungsrate)<br />

mittlere sicherheitsbezogene Lebensdauer<br />

MTTF'<br />

λ 10 -4 /h<br />

1/λ 10.000 h<br />

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259


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Doppelsystem (2oo2)<br />

– Zustandsdiagramm<br />

Zustand 1: System in Ordnung<br />

Zustand 2: Erster Ausfall<br />

Zustand 3: Doppelausfall (Gefährdung)<br />

Zustand 4: Sicherer Zustand<br />

1<br />

2λ<br />

2<br />

λ<br />

ε<br />

μ<br />

3<br />

4<br />

– Daten (Annahme: λ


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Zuverlässigkeitsbetrachtung (2oo2)<br />

– Zustandsdiagramm<br />

Zustand 1: System in Ordnung<br />

Zustand 2: System ausgefallen<br />

1<br />

2λ<br />

2<br />

– Systemverhalten<br />

Nach erstem Ausfall in sicheren Zustand.<br />

Ausfallerkennungszeit 1/ε wird vernachlässigt.<br />

– Kenngrößen:<br />

Ausfallrate des Systems 2λ 2.10 -4 /h<br />

mittlere Lebensdauer des Systems 1/2λ 5.000 h<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

261


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Sicherheitsbetrachtung (2oo2)<br />

– Zustandsdiagramm<br />

Zustand 1: System in Ordnung<br />

Zustand 2: Erster Ausfall<br />

Zustand 3: Doppelausfall (Gefährdung)<br />

– Systemverhalten<br />

Nach erstem Ausfall in sicheren Zustand.<br />

Instandsetzungszeit 1/μ wird vernachlässigt.<br />

1<br />

2λ<br />

2<br />

λ<br />

3<br />

ε<br />

– Kenngrößen:<br />

mittlere sicherheitsbezogene Lebensdauer (3λ+ε)/2λ 2 5,015.10 6 h<br />

MTTF' (von Zustand 1 nach 3)<br />

vereinfachte Formel für MTTF' ε/2λ 2 5.10 6 h<br />

sicherheitsbezogene Ausfallrate λ'<br />

(Gefährdungsrate)<br />

1/MTTF' 2.10 -7 /h<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

262


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

2-von-3-System (2oo3)<br />

– Zustandsdiagramm<br />

Zustand 1: System in Ordnung<br />

Zustand 2: Erster Ausfall<br />

Zustand 3: Doppelausfall (Gefährdung)<br />

Zustand 4: Sicherer Zustand<br />

1<br />

3λ<br />

2λ<br />

2<br />

ε<br />

μ<br />

– Daten (Annahme: λ


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Zuverlässigkeitsbetrachtung (2oo3)<br />

– Zustandsdiagramm<br />

Zustand 1: System in Ordnung<br />

Zustand 2: Erster Ausfall<br />

Zustand 3: System ausgefallen<br />

1<br />

3λ<br />

2<br />

2λ<br />

μ<br />

– Systemverhalten<br />

Nach erstem Ausfall in sicheren Zustand.<br />

Ausfallerkennungszeit 1/ε wird vernachlässigt.<br />

– Kenngrößen (FTA-Tool berechnet andere Werte#):<br />

mittlere Lebensdauer<br />

MTTF (von Zustand 1 nach 3)<br />

(5λ+μ)/6λ 2<br />

3<br />

Raute,<br />

stimmt?<br />

6,75.10 5 h<br />

vereinfachte Formel für MTTF μ/6λ 2 6,66.10 5 h<br />

Ausfallrate λsys 1/MTTF 1,5.10 -6 /h<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

264


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Sicherheitsbetrachtung (2oo3)<br />

– Zustandsdiagramm<br />

Zustand 1: System in Ordnung<br />

Zustand 2: Erster Ausfall<br />

Zustand 3: Doppelausfall (Gefährdung)<br />

2λ<br />

1<br />

3λ<br />

2<br />

ε<br />

– Systemverhalten<br />

Nach erstem Ausfall in sicheren Zustand.<br />

Instandsetzungszeit 1/μ wird vernachlässigt.<br />

3<br />

– Kenngrößen:<br />

mittlere sicherheitsbezogene Lebensdauer (5λ+ε)/6λ 2 1,67.10 6 h<br />

MTTF' (von Zustand 0 nach 2)<br />

vereinfachte Formel für MTTF' ε/6λ 2 1,66.10 6 h<br />

sicherheitsbezogene Ausfallrate λ'<br />

(Gefährdungsrate)<br />

1/MTTF' 6.10 -7 /h<br />

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265


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Vergleich der Systeme<br />

System<br />

Einfaches System<br />

1oo1<br />

Doppelsystem<br />

2oo2<br />

2-von-3-System<br />

2oo3<br />

mittlere<br />

Lebensdauer<br />

MTTF [10 3 h]<br />

mittlere sicherheitsbezogene<br />

Lebensdauer<br />

MTTF' [10 3 h]<br />

10 10<br />

5 5000<br />

666 1660<br />

bestes Ergebnis<br />

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266


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

2-von-3-System mit einer Auswahleinheit (2oo3A)<br />

– Annahmen<br />

• Auswahleinheit ist von den Rechnern unabhängig<br />

• Ausfall der Auswahleinheit Gesamtsystemausfall<br />

• Sicherheitsrelevanter Ausfall der Auswahleinheit Gefährdung<br />

• Ausfallraten der Auswahleinheit<br />

• λ A = 10 -6 /h, Ausfallrate<br />

• λ' A = 10 -8 /h, Gefährdungsrate<br />

– Blockschaltbild des Gesamtsystems<br />

Rechner 1<br />

2v3-Rechnerstruktur<br />

Rechner 2<br />

Rechner 3<br />

2 von 3<br />

Auswahleinheit<br />

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267


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Zuverlässigkeitsbetrachtung (2oo3A)<br />

– Zustandsdiagramm<br />

Zustand 1: Gesamtsystem in Ordnung<br />

Zustand 2: Gesamtsystem ausgefallen<br />

1<br />

μ<br />

λ R +λ A<br />

2<br />

– Systemverhalten<br />

Ausfall der 2-von-3-Rechnerstruktur Gesamtsystemausfall<br />

Ausfall der Auswahleinheit Gesamtsystemausfall<br />

– Kenngrößen:<br />

konstante *) Ausfallrate der 2-von-3-Rechnerstruktur λ R 1,5.10 -6 /h<br />

konstante *) Ausfallrate der Auswahleinheit λ A 10 -5 /h<br />

konstante *) Ausfallrate des Gesamtsystems λ R +λ A 1,15.10 -5 /h<br />

mittlere Lebensdauer des Gesamtsystems MTTF G 1/(λ R +λ A ) 0,869.10 5 h<br />

*) Vereinfachung<br />

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268


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

– Einflussbereich<br />

• λ A >> λ R großer Einfluss, Verschlechterung von λ G<br />

• λ A


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Sicherheitsbetrachtung (2oo3A)<br />

– Zustandsdiagramm<br />

Zustand 1: System in Ordnung<br />

Zustand 3:Gefährdung<br />

1<br />

λ' R +λ' A<br />

3<br />

μ<br />

– Systemverhalten<br />

Doppelrechner-Ausfall der 2v3-Rechnerstruktur Gefährdung<br />

Sicherheitsrelevanter Ausfall der Auswahleinheit Gefährdung<br />

– Kenngrößen:<br />

konstante *) Gefährdungsrate der 2-von3-<br />

λ' R 6.10 -7 /h<br />

Rechnerstrukur<br />

konstante *) Gefährdungsrate der Auswahleinheit λ' A 10 -8 /h<br />

konstante *) Gefährdungsrate des Gesamtsystems λ' R +λ' A 6,1.10 -7 /h<br />

Sicherheitsbezogene mittlere Lebensdauer des<br />

Gesamtsystems MTTF' G<br />

*) Vereinfachung<br />

1/(λ' R +λ' A )<br />

1, 64.10 6 h<br />

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270


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

– Einflussbereich<br />

• λ' A >> λ' R großer Einfluss, Verschlechterung von λ' G<br />

• λ' A


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Einfluss der Auswahleinheit<br />

– Die Auswahleinheit darf nicht vernachlässigt werden<br />

– Sie hat bei hohen Ausfallraten starken Einfluss auf die Ausfallrate des<br />

Systems<br />

– Sie hat bei hohen Gefährdungsraten starken Einfluss auf die<br />

Gefährdungsrate des Systems<br />

– Eine fail-safe-Auswahleinheit mit der Gefährdungsrate λ' A = 0, hat keinen<br />

Einfluss auf die Gefährdungsrate des Systems<br />

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272


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Verfügbarkeit von Systemen (Live–Mitschrieb)<br />

Betrieb<br />

ein<br />

System<br />

in Betrieb<br />

System<br />

in Betrieb<br />

System<br />

in Betrieb<br />

aus<br />

System<br />

ausgefallen<br />

System<br />

ausgefallen<br />

t<br />

System<br />

Einfaches System (1oo1)<br />

Doppelsystem (2oo2)<br />

2-von-3-System (2oo3)<br />

Systemausfall<br />

Ausfall einer Einheit<br />

Ausfall einer Einheit<br />

Ausfall von zwei Einheiten<br />

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273


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Kenngrößen der Verfügbarkeit<br />

– Verfügbarkeit V(t)<br />

Wahrscheinlichkeit, das System zum Zeitpunkt t im fehlerfreien<br />

funktionsfähigen Zustand anzutreffen<br />

– Zeitlicher Verlauf der Verfügbarkeit<br />

V ( t)<br />

= P ( t)<br />

= 1−<br />

P ( t)<br />

b<br />

a<br />

P b (t) Wahrscheinlichkeit für den fehlerfreien Zustand<br />

P a (t) Wahrscheinlichkeit für den Ausfallzustand<br />

– Stationäre Verfügbarkeit<br />

V limV<br />

( t)<br />

t<br />

=<br />

→∞<br />

MTBF<br />

=<br />

MTBF + MTTR<br />

=<br />

μ<br />

λ + μ<br />

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274


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Verfügbarkeit des einfachen Systems (1oo1)<br />

– Zustandsdiagramm<br />

Zustand 1: System in Ordnung<br />

Zustand 2: System ausgefallen<br />

– Systemverhalten<br />

Systemausfall nach erstem Ausfall.<br />

Instandsetzung nach Systemausfall.<br />

1<br />

λ<br />

2<br />

μ<br />

– Kenngrößen:<br />

konstante Ausfallrate λ 10 -4 /h<br />

Konstante Instandsetzungsrate μ 10 -1 /h<br />

Verfügbarkeit μ/(λ+μ) 0,9990<br />

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275


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Verfügbarkeit des Doppelsystems (2oo2)<br />

– Zustandsdiagramm<br />

Zustand 1: System in Ordnung<br />

Zustand 2: System ausgefallen<br />

1<br />

2λ<br />

μ<br />

2<br />

– Systemverhalten<br />

Nach erstem Ausfall in sicheren Zustand (Systemausfall).<br />

Instandsetzung nach Systemausfall.<br />

Ausfallerkennungszeit 1/ε wird vernachlässigt.<br />

– Kenngrößen:<br />

Ausfallrate des Systems 2λ 2.10 -4 /h<br />

Instandsetzungsrate μ 10 -1 /h<br />

Verfügbarkeit μ/(2λ+μ) 0,9980<br />

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276


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Verfügbarkeit des 2-von-3-Systems (2oo3)<br />

– Zustandsdiagramm<br />

Zustand 1: System in Ordnung<br />

Zustand 2: Erster Ausfall<br />

Zustand 3: System ausgefallen<br />

– Systemverhalten<br />

Instandsetzung nach erstem Ausfall.<br />

Systemausfall nach zweitem Ausfall.<br />

Ausfallerkennungszeit 1/ε wird vernachlässigt.<br />

μ<br />

1<br />

3λ<br />

2<br />

2λ<br />

3<br />

μ<br />

– Kenngrößen:<br />

mittlere Zeit T bis zum Doppelausfall (5λ+μ)/6λ 2 1,675.10 6 h<br />

(von Zustand 1 nach 3)<br />

Kehrwert 1/T (vereinfacht) 6λ 2 /μ 5,970.10 -7 h<br />

Verfügbarkeit V (vereinfacht) μ / (6λ 2 /μ+μ) 0,999994<br />

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277


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Vergleich der Systeme (Live–Mitschrieb)<br />

System<br />

Einfaches System<br />

1oo1<br />

Doppelsystem<br />

2oo2<br />

2-von-3-System<br />

2oo3<br />

Verfügbarkeit<br />

0,9990<br />

0,9980<br />

0,999994<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

278


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Bayes'sche Methode (1)<br />

Bayes'sche Formel der bedingten Wahrscheinlichkeit kann auf die<br />

Berechnung der Überlebens- bzw. Ausfallwahrscheinlichkeiten<br />

angewendet werden.<br />

R<br />

Q<br />

s<br />

s<br />

( z = 1 | z = 1) + Q P( z = 1| z = 0)<br />

= Ri<br />

P<br />

s i<br />

i s i<br />

( z = 0 | z = 1) + Q P( z = 0 | z = 0)<br />

= Ri<br />

P<br />

s i<br />

i s i<br />

(114)<br />

(115)<br />

R s , R i<br />

Q s , Q i<br />

z s , z i<br />

Überlebenswahrscheinlichkeit des Systems bzw. der i-ten<br />

Komponente<br />

Ausfallwahrscheinlichkeit des Systems bzw. der i-ten<br />

Komponente<br />

Zustände des Systems bzw. der i-ten Komponente<br />

(1 für in Ordnung, 0 für ausgefallen)<br />

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279


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Bayes'sche Methode (2)<br />

P(a|b) : Die bedingte Wahrscheinlichkeit für den Zustand a, vorausgesetzt, der<br />

Zustand b liegt vor.<br />

Die beiden Formeln für R s und Q s sind auch für Teilsysteme wiederholt<br />

anwendbar.<br />

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280


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel: 2-von-4-System (1)<br />

– Komponenten des Systems K 1 K 2 K 3 K 4<br />

• Anwendung auf 2-von-4-System:<br />

R<br />

s<br />

=<br />

R<br />

2v4<br />

=<br />

=<br />

R<br />

R<br />

• Anwendung auf Teilsystem 1-von-3:<br />

R<br />

1v3<br />

=<br />

=<br />

R<br />

3<br />

R<br />

3<br />

P<br />

• Anwendung auf Teilsystem 2-von-3:<br />

R<br />

2v3<br />

=<br />

=<br />

R<br />

R<br />

3<br />

3<br />

P<br />

4<br />

4<br />

P<br />

R<br />

(<br />

2v4<br />

) (<br />

2v4<br />

z = 1| z = 1 + Q P z = 1| z = 0)<br />

1v3<br />

+ Q R<br />

4<br />

4<br />

2v3<br />

(<br />

1v3<br />

) (<br />

1v3<br />

z = 1| z = 1 + Q P z = 1| z = 0)<br />

⋅1+<br />

Q R<br />

R<br />

3<br />

1v2<br />

3<br />

(<br />

2v3<br />

) (<br />

2v3<br />

z = 1| z = 1 + Q P z = 1| z = 0)<br />

1v2<br />

+ Q R<br />

3<br />

3<br />

2v2<br />

3<br />

3<br />

4<br />

3<br />

3<br />

4<br />

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281


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel: 2-von-4-System (2)<br />

• Anwendung auf Teilsystem 1v2:<br />

R<br />

1v2<br />

= R<br />

= R<br />

2<br />

2<br />

P<br />

(<br />

1v2<br />

) (<br />

1v2<br />

z = 1| z = 1 + Q P z = 1| z = 0)<br />

⋅1+<br />

Q<br />

• Anwendung auf Teilsystem 2v2:<br />

R<br />

2v2<br />

=<br />

=<br />

R<br />

R<br />

2<br />

2<br />

P<br />

R<br />

2<br />

⋅ R<br />

1<br />

2<br />

=<br />

R<br />

1<br />

+<br />

R<br />

2<br />

2<br />

−<br />

R R<br />

1<br />

2<br />

=<br />

R<br />

( p)<br />

(<br />

2v2<br />

) (<br />

2v2<br />

z = 1| z = 1 + Q P z = 1| z = 0)<br />

1<br />

+ Q<br />

2<br />

⋅0<br />

=<br />

2<br />

R R<br />

1<br />

2<br />

=<br />

R<br />

2<br />

( s)<br />

2<br />

2<br />

• Nach Einsetzen in 1v3 und in 2v3:<br />

1 3<br />

R v = R3<br />

+ (1 − R3<br />

)( R1<br />

+ R2<br />

− R1R<br />

2)<br />

= R1<br />

+ R2<br />

+ R3<br />

− R1R<br />

2<br />

− R1R<br />

3<br />

− R2R3<br />

+<br />

2 3<br />

R v<br />

= R<br />

=<br />

3<br />

1<br />

( R<br />

R R<br />

2<br />

1<br />

+<br />

+<br />

R<br />

1<br />

2<br />

R R<br />

−<br />

3<br />

R R<br />

+<br />

1<br />

R<br />

2<br />

2<br />

) + (1 − R<br />

R<br />

3<br />

1<br />

3<br />

− 2R R<br />

2<br />

) R R<br />

R<br />

3<br />

1<br />

2<br />

R R<br />

1<br />

2<br />

R<br />

3<br />

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282


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel: 2-von-4-System (3)<br />

• Nach Einsetzen in 2v4:<br />

2 4<br />

R v<br />

= R4<br />

+<br />

= R R<br />

( R1<br />

+ R2<br />

+ R3<br />

− R1R<br />

2<br />

− R1R<br />

3<br />

− R2R3<br />

+ R1R<br />

2R3<br />

)<br />

( 1−<br />

R )( R R + R R + R R − 2R R R )<br />

1<br />

− 2<br />

• Für identische Ausfallraten:<br />

2<br />

4<br />

1<br />

2<br />

1<br />

3<br />

( R R R + R R R + R R R + R R R )<br />

1<br />

+<br />

1<br />

+ 3R R<br />

2<br />

R R<br />

2<br />

1<br />

R<br />

3<br />

3<br />

3<br />

R<br />

4<br />

+<br />

R<br />

1<br />

2<br />

R<br />

2<br />

3<br />

+<br />

4<br />

R R<br />

1<br />

1<br />

4<br />

2<br />

+<br />

3<br />

3<br />

R<br />

4<br />

2<br />

R<br />

4<br />

2<br />

1<br />

+<br />

2<br />

R<br />

3<br />

3<br />

4<br />

3<br />

R<br />

4<br />

R i<br />

= R0 , i = 1...4<br />

2 4 2 3<br />

R v = R0<br />

− 8R0<br />

+<br />

6 3R<br />

4<br />

0<br />

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283


§ 9 Berechnungsmethoden<br />

ZSA<br />

Beispiel: 2-von-4-System (4)<br />

• Überlebenswahrscheinlichkeit eines kvn-Systems<br />

n<br />

kvn<br />

∑<br />

i<br />

R = ⎜ ⎟R0 1<br />

0<br />

i=<br />

k i<br />

• Für 2v4-System<br />

R<br />

2v4<br />

=<br />

4<br />

∑<br />

i=<br />

2<br />

⎛ n⎞<br />

⎝<br />

⎛<br />

⎜<br />

⎝<br />

⎠<br />

n⎞<br />

⎟R<br />

i ⎠<br />

i<br />

0<br />

( − R )<br />

( 1−<br />

R )<br />

0<br />

n−i<br />

n−i<br />

2 4 2<br />

2<br />

R v = 6R0<br />

(1 − R0<br />

)<br />

2<br />

= 6R0<br />

(1 − 2R0<br />

2 3<br />

= 6R0<br />

−8R0<br />

+<br />

+ 4R<br />

+<br />

R<br />

3R<br />

4<br />

0<br />

2<br />

0<br />

3<br />

0<br />

) +<br />

(1 − R<br />

4R<br />

3<br />

0<br />

0<br />

) + R<br />

− 4R<br />

4<br />

0<br />

4<br />

0<br />

+<br />

R<br />

4<br />

0<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

284


Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Gliederung<br />

§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

§ 8 Sicherungsmethoden<br />

§ 9 Berechnungsmethoden<br />

§ 10 Vereinfachungen<br />

§ 11 Zuverlässigkeit komplexer Systeme<br />

§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

§ 14 RAMS-Management<br />

§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

285


§ 10 Vereinfachungen<br />

ZSA<br />

§ 10 Vereinfachungen<br />

– Zeitlicher Verlauf der Ausfallraten<br />

• Konstante Ausfallrate λ<br />

• Nicht konstante Ausfallrate λ(t)<br />

– Berechnungen mit konstanten Ausfallraten<br />

• Der Wert λ = konstant wird ermittelt<br />

• Mittlere Lebensdauer MTTF = 1/λ<br />

• Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

– Berechnungen mit nicht konstanten Ausfallraten<br />

• Die Überlebenswahrscheinlichkeit R(t) wird ermittelt<br />

• Berechnung von λ(t) aus der allgemeinen Formel<br />

– Vereinfachungen bei nicht konstanten Ausfallraten<br />

• Der Wert MTTF wird ermittelt<br />

• Abschätzung der λ(t)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

286


§ 10 Vereinfachungen<br />

ZSA<br />

Abschätzung nicht konstanter Ausfallraten (1)<br />

– Parallelanordnung von n identischen Komponenten<br />

• Identische Komponenten<br />

R<br />

1<br />

− λ 0 t<br />

() t = L = R ( t ) = R ( t ) = e ,<br />

n<br />

0<br />

MTTF<br />

0<br />

=<br />

1<br />

λ<br />

0<br />

• Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

( 1−<br />

R ( t ) n<br />

( p)<br />

R ( t)<br />

= 1−<br />

0<br />

)<br />

• Mittlere Zeit bis zum Ausfall<br />

MTTF<br />

∑<br />

( p) = MTTF ( 1 i)<br />

0<br />

/<br />

i=<br />

1<br />

• Schätzwert der Ausfallrate<br />

λ<br />

( p)<br />

= 1/ MTTF<br />

( p)<br />

n<br />

= 1/ MTTF<br />

n<br />

∑( 1/ i)<br />

0<br />

i=<br />

1<br />

(116)<br />

(117)<br />

(118)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

287


§ 10 Vereinfachungen<br />

ZSA<br />

Abschätzung nicht konstanter Ausfallraten (2)<br />

– Parallelanordnung von 2 identischen Komponenten<br />

• Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

( )<br />

R p<br />

( t)<br />

=<br />

2 R<br />

0<br />

( t)<br />

−<br />

R<br />

2<br />

0<br />

( t)<br />

(119)<br />

• Mittlere Zeit bis zum Ausfall<br />

( )<br />

MTTF p =<br />

3 MTTF<br />

2<br />

• Schätzwert der Ausfallrate<br />

0<br />

(120)<br />

λ<br />

( p)<br />

2 1 2<br />

= = λ0<br />

3 MTTF 3<br />

0<br />

=<br />

konstant<br />

(121)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

288


§ 10 Vereinfachungen<br />

ZSA<br />

Berechnung nicht konstanter Ausfallraten (1)<br />

– Allgemeine Formel der Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

( p)<br />

2<br />

0<br />

R ( t)<br />

= 2 R ( t)<br />

− R ( t)<br />

= e<br />

0<br />

0<br />

t<br />

−∫λ<br />

( τ ) dτ<br />

(122)<br />

– Lösung der Ausfallrate λ(t) durch Umformungen<br />

Für die zeitliche Ableitung der obigen Gleichung gilt:<br />

d<br />

dt<br />

d<br />

dt<br />

( p)<br />

d<br />

2<br />

'<br />

( R ( t)<br />

) = ( 2 R ( t)<br />

− R ( t)<br />

) = ( 2 − 2 R ( t)<br />

) R ( t)<br />

⎛<br />

⎜e<br />

⎜<br />

⎝<br />

dt<br />

0<br />

0<br />

t<br />

t<br />

λ ( τ ) dτ<br />

⎞<br />

−∫λ<br />

( τ ) dτ<br />

⎟<br />

0 0<br />

= −λ(<br />

t).<br />

e = −λ(<br />

t).<br />

t<br />

0 0<br />

⎟<br />

⎠<br />

−∫<br />

0<br />

2<br />

( 2 R ( t)<br />

− R ( ))<br />

0<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

289


§ 10 Vereinfachungen<br />

ZSA<br />

Berechnung nicht konstanter Ausfallraten (2)<br />

– Lösung der Ausfallrate λ(t) durch weitere Umformungen<br />

Aus der rechten Seite der beiden Gleichungen ergibt sich:<br />

λ(<br />

t)<br />

= −2<br />

R<br />

R<br />

'<br />

0<br />

0<br />

( t)<br />

( t)<br />

⋅<br />

1−<br />

R<br />

2 − R<br />

0<br />

0<br />

( t)<br />

( t)<br />

Für die Ableitung von R 0 gilt:<br />

d<br />

dt<br />

d<br />

dt<br />

−λ0t<br />

−λ0t<br />

( R () t ) = e = −λ<br />

⋅e<br />

= −λ<br />

R () t<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

Nach Einsetzen erhält man das Ergebnis:<br />

1−<br />

R0<br />

( t)<br />

= 2λ0<br />

2 − R<br />

0<br />

( t)<br />

( t)<br />

λ (123)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

290


§ 10 Vereinfachungen<br />

ZSA<br />

Numerische Daten<br />

– Mittlere Zeit bis zum Ausfall<br />

MTTF0 = 10<br />

– Ausfallrate identischer Komponenten<br />

– Schätzwert der Ausfallrate<br />

6<br />

6 1<br />

λ0 = 1/ MTTF0<br />

= 10<br />

− h − =<br />

λ<br />

( p)<br />

=<br />

h<br />

konstant<br />

2 1 2 2 6 1<br />

= λ0<br />

= 10<br />

− h −<br />

3 MTTF 3 3<br />

– Formel für nicht konstante Ausfallrate<br />

0<br />

=<br />

konstant<br />

λ<br />

1−<br />

e<br />

2 − e<br />

−λ0<br />

. t<br />

( t ) 2λ<br />

−λ<br />

. t<br />

= (124)<br />

0<br />

0<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

291


ZSA<br />

4.000.000<br />

3.800.000<br />

§ 10 Vereinfachungen<br />

Verlauf der Ausfallraten<br />

0,000001<br />

0,0000009<br />

0,0000008<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

292<br />

0,0000007<br />

0,0000006<br />

0,0000005<br />

0,0000004<br />

0,0000003<br />

0,0000002<br />

0,0000001<br />

0<br />

0<br />

200.000<br />

400.000<br />

600.000<br />

800.000<br />

1.000.000<br />

1.200.000<br />

1.400.000<br />

1.600.000<br />

1.800.000<br />

2.000.000<br />

2.200.000<br />

2.400.000<br />

2.600.000<br />

2.800.000<br />

3.000.000<br />

3.600.000<br />

3.400.000<br />

3.200.000<br />

λ 0<br />

= konstant<br />

( )<br />

− p<br />

λ<br />

= konstant<br />

λ(t)<br />

( )<br />

MTTF<br />

0 MTTF p = 1 ,5 ⋅ MTTF<br />

0


§ 10 Vereinfachungen<br />

ZSA<br />

Berechnung nicht konstanter Ausfallraten (3)<br />

– Parallelanordnung von n identischen Komponenten<br />

• Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

( 1−<br />

R ( t)<br />

)<br />

( p)<br />

0<br />

R ( t)<br />

= 1−<br />

= e<br />

0<br />

n<br />

t<br />

−∫λ<br />

( τ ) dτ<br />

(125)<br />

R<br />

0<br />

− λ0t<br />

() t = e ,<br />

MTTF<br />

0<br />

=<br />

1<br />

λ<br />

0<br />

(126)<br />

– Lösung der Ausfallrate λ(t)<br />

Die zeitliche Ableitung nach t ergibt:<br />

( 1−<br />

R ( t)<br />

)<br />

n−1<br />

'<br />

0<br />

⋅ R0<br />

( t)<br />

= −λ(<br />

t)<br />

0<br />

n ⋅<br />

⋅e<br />

t<br />

−∫λ<br />

( τ ) dτ<br />

(127)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

293


§ 10 Vereinfachungen<br />

ZSA<br />

Berechnung nicht konstanter Ausfallraten (4)<br />

– Lösung der Ausfallrate λ(t) durch weitere Umformungen:<br />

λ(<br />

t)<br />

= −n⋅<br />

R<br />

'<br />

o<br />

( t)<br />

1<br />

n−1<br />

( 1−<br />

R0<br />

( t)<br />

)<br />

− ( 1−<br />

R ( t)<br />

) n<br />

0<br />

R<br />

'<br />

0<br />

−λ0t<br />

( t) = −λ<br />

⋅e<br />

= −λ<br />

⋅ R t)<br />

0<br />

0<br />

0 (<br />

λ(<br />

t)<br />

= −n<br />

⋅λ<br />

0<br />

R<br />

0<br />

( t)<br />

1−<br />

n<br />

⋅( 1−<br />

R0<br />

( t)<br />

)<br />

( 1−<br />

R ( t)<br />

) n<br />

0<br />

−1<br />

λ(<br />

t)<br />

−λ0t<br />

e ⋅<br />

= −n⋅λ0<br />

1−<br />

(<br />

−λ<br />

)<br />

0t<br />

1−<br />

e<br />

(<br />

−λ<br />

t<br />

e ) n<br />

0<br />

1−<br />

n−1<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

294


§ 10 Vereinfachungen<br />

ZSA<br />

Numerische Daten für n=3<br />

– Mittlere Lebensdauer<br />

MTTF<br />

3<br />

( p) MTTF ( 1/<br />

i) = MTTF0<br />

⎜1+<br />

+ ⎟ = MTTF0<br />

= ∑<br />

0<br />

i=<br />

1<br />

⎛<br />

⎝<br />

1<br />

2<br />

1 ⎞<br />

3 ⎠<br />

11<br />

6<br />

– Schätzwert der Ausfallrate<br />

λ<br />

( p)<br />

6 1 6 6 6 1<br />

= = λ0<br />

= 10<br />

− h −<br />

11 MTTF 11 11<br />

0<br />

=<br />

konstant<br />

– Formel für nicht konstante Ausfallrate<br />

(FTA-Tool berechnet andere Werte#)<br />

λ(<br />

t)<br />

t −λ0<br />

. t<br />

( 1−<br />

e )<br />

−λ<br />

.<br />

( ) 3<br />

0 t<br />

1−<br />

e<br />

−λ<br />

.<br />

2<br />

0<br />

e<br />

= 3λ0<br />

(128)<br />

1−<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

295


§ 10 Vereinfachungen<br />

ZSA<br />

Verlauf der Ausfallraten (n=2, 3)<br />

λ 0 = konstant<br />

λ(t)<br />

λ<br />

−(<br />

p)<br />

=<br />

konstant<br />

λ<br />

−(<br />

p)<br />

=<br />

konstant<br />

λ(t)<br />

MTTF 0<br />

MTTF (p) = 1,833·MTTF 0<br />

MTTF (p) = 1,5·MTTF 0<br />

n=2<br />

n=3<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart 296


Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Gliederung<br />

§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

§ 8 Sicherungsmethoden<br />

§ 9 Berechnungsmethoden<br />

§ 10 Vereinfachungen<br />

§ 11 Zuverlässigkeit komplexer Systeme<br />

§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

§ 14 RAMS-Management<br />

§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

297


§ 11 Zuverlässigkeit komplexer Systeme<br />

ZSA<br />

§ 11 Zuverlässigkeit komplexer Systeme<br />

– Komplexe Systeme<br />

• Verteilte Systeme<br />

• Hierarchische Systeme<br />

• Systemstruktur mit mehreren Ebenen<br />

• Vielzahl unterschiedlicher Teilsysteme<br />

• Vielzahl unterschiedlicher Komponenten<br />

• Hardware- und Software-Komponenten<br />

– Redundanzarten<br />

• Verschiedene Redundanzarten (-Strukturen)<br />

• auf allen Ebenen der Systeme<br />

• Komponenten-Redundanz<br />

• Teilsystem-Redundanz<br />

• System-Redundanz<br />

• Hardware- und Software-Redundanz<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

298


§ 11 Zuverlässigkeit komplexer Systeme<br />

ZSA<br />

FTCS-Rechnersystem (1)<br />

– Fault Tolerant Spaceborne Computer (FTCS)<br />

Ein fehlertolerantes System für die Raumfahrt<br />

– Zuverlässigkeitsanforderung<br />

R(t) ≥ 0,95 für den Zeitraum t = 5 Jahre<br />

– Vereinfachte Betrachtung der Anforderung<br />

• Betrachtung nicht reparierbarer Systeme<br />

• Annahme konstanter Ausfallrate des Systems<br />

R(5⋅356⋅24h)<br />

=<br />

λ ⋅43800h<br />

0,00513<br />

λ ≥ = 1,17 ⋅10<br />

43800h<br />

1<br />

6<br />

MTTF = ≥ 8,5 ⋅10<br />

h<br />

λ<br />

e<br />

−λ<br />

43800h<br />

≥ −ln 0,95 =<br />

−7<br />

0,00513<br />

h<br />

≥<br />

−1<br />

0,95<br />

= 117<br />

fit<br />

(fit = 10<br />

= 970Jahre<br />

≅ 1000Jahre<br />

-9<br />

h<br />

−1<br />

)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

299


§ 11 Zuverlässigkeit komplexer Systeme<br />

ZSA<br />

FTCS-Rechnersystem (2)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

300


§ 11 Zuverlässigkeit komplexer Systeme<br />

ZSA<br />

FTCS-Rechnersystem (3)<br />

– Redundanzarten<br />

No. ABR. Functional Elements Redundance<br />

1 CPU CENTRAL PROCESSING UNIT SYSTEM 2a, 2sb<br />

2 CCU CONFIGURATION CONTROL UNIT TMR<br />

3 MS MEMORY SYSTEM 15a, 9sb<br />

4 SDU SERIAL DATA BUS SYSTEM 1 von 2a<br />

5 SIU SERIAL INTERFACE UNIT 1a, 1sb<br />

6 DIU DEVICE INTERFACE UNIT 1 von 2a<br />

7 DMA DIRECT MEMORY ACCESS 1a, 1sb<br />

8 TU TIMING UNIT 1a, 1 sb<br />

9 PU POWER UNIT 1a, 1sb<br />

10 CU CIRCUMVENTION UNIT TMR<br />

11 HT HARDENED TIMER TMR<br />

a<br />

sb<br />

TMR<br />

active modules<br />

stand-by modules<br />

Tripple Modular Redundancy (2v3)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

301


§ 11 Zuverlässigkeit komplexer Systeme<br />

ZSA<br />

FTCS-Rechnersystem (4)<br />

– Stand-by Redundanz<br />

Alle Einheiten sind identisch<br />

MTTF 0 Mittlere Lebensdauer einer Einheit<br />

n Anzahl aktiver Einheiten<br />

m Anzahl der Reserve-Einheiten (Redundanz)<br />

– Mittlere Zeit bis zum Ausfall MTTF (nm)<br />

• Betrachtung von n aktiven Einheiten und 0 Reserve-Einheiten<br />

Serienanordnung<br />

MTTF<br />

MTTF n0 0<br />

=<br />

n<br />

• Betrachtung von m Reserve-Einheiten<br />

Nach Ausfall einer aktiven Einheit wird auf eine Reserve-Einheit<br />

umgeschaltet<br />

( m MTTF<br />

MTTF nm ) ( + 1)<br />

⋅<br />

0<br />

=<br />

n<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

(130)<br />

(131)<br />

302


§ 11 Zuverlässigkeit komplexer Systeme<br />

ZSA<br />

FTCS-Rechnersystem (5)<br />

– Mittlere Zeit bis zum Ausfall der Teilsysteme<br />

MTTF 0 = 10 6 h = 1 Mh Mittlere Lebensdauer einer Einheit<br />

Mh<br />

1 Million Stunden (114 Jahre)<br />

fit 10 -9 h -1<br />

– Vereinfachte Betrachtung<br />

• Betrachtung nicht reparierbarer Systeme<br />

• Annahme konstanter Ausfallrate der Teilsysteme<br />

Struktur MTTF MTTF 0 = 1 Mh λ [fit]<br />

1a 1sb 2. MTTF 0 2 Mh 500<br />

2a 2sb 3. MTTF 0 /2 1,5 Mh 666<br />

15a 9 sb 10. MTTF 0 /15 0,66 Mh 1.500<br />

1 von 2a 3. MTTF 0 /2 1,5 Mh 666<br />

TMR 5. MTTF 0 /6 0,83 Mh 1.200<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

303


§ 11 Zuverlässigkeit komplexer Systeme<br />

ZSA<br />

FTCS-Rechnersystem (6)<br />

– Vereinfachte Betrachtung des Gesamtsystems<br />

No. ABR. Redundance MTTF MTTF 0 =1 Mh λ [fit]<br />

1 CPU 2a, 2sb 3. MTTF 0 /2 1,5 Mh 666<br />

2 CCU TMR 5. MTTF 0 /6 0,83 Mh 1.200<br />

3 MS 15a, 9sb 10. MTTF 0 /15 0,66 Mh 1.500<br />

4 SDU 1 von 2a 3. MTTF 0 /2 1,5 Mh 666<br />

5 SIU 1a, 1sb 2. MTTF 0 2 Mh 500<br />

6 DIU 1 von 2a 3. MTTF 0 /2 1,5 Mh 666<br />

7 DMA 1a, 1sb 2. MTTF 0 2 Mh 500<br />

8 TU 1a, 1sb 2. MTTF 0 2 Mh 500<br />

9 PU 1a, 1sb 2. MTTF 0 2 Mh 500<br />

10 CU TMR 5. MTTF 0 /6 0,83 Mh 1.200<br />

11 HT TMR 5. MTTF 0 /6 0,83 Mh 1.200<br />

Summe 9.098<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

304


§ 11 Zuverlässigkeit komplexer Systeme<br />

ZSA<br />

FTCS-Rechnersystem (7)<br />

– Mittlere Zeit bis zum Ausfall des Systems<br />

1 1<br />

MTTF = = 110000h<br />

= 12, 5Jahre<br />

9098 fit<br />

– Zuverlässigkeit des Systems<br />

R(5Jahre)<br />

=<br />

e<br />

−λ⋅43800h<br />

=<br />

= λ<br />

671<br />

e<br />

−9098<br />

fit⋅43800h<br />

=<br />

e<br />

−0,398<br />

=<br />

0,<br />

– Vergleich mit den Anforderungen:<br />

• R = 0,67 liegt deutlich unter der Anforderung von 0,95<br />

• MTTF = 12,5 Jahre liegt weit unter dem Wert von 1000<br />

– Verbesserung der Zuverlässigkeit<br />

• Verbesserung der Redundanz-Struktur des Systems<br />

• Verbesserung der Redundanz-Struktur der Teilsysteme<br />

• Verbesserung der Zuverlässigkeit der Komponenten<br />

(in der folgenden Tabelle mit Faktor x berechnet)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

305


§ 11 Zuverlässigkeit komplexer Systeme<br />

ZSA<br />

FTCS-Rechnersystem (8)<br />

– Verbesserung der Zuverlässigkeit der Komponenten<br />

Nr. Einheit λ [fit] CPU<br />

10 x besser<br />

Alle<br />

10 x besser<br />

Alle<br />

100 x besser<br />

1 CPU 666 66 66,6 6,66<br />

2 CCU 1.200 1.200 120 12<br />

3 MS 1.500 1.500 150 15<br />

4 SDU 666 666 66,6 6,66<br />

5 SIU 500 500 50 5<br />

6 DIU 666 666 66,6 6,66<br />

7 DMA 500 500 50 5<br />

8 TU 500 500 50 5<br />

9 PU 500 500 50 5<br />

10 CU 1.200 1.200 120 12<br />

11 HT 1.200 1.200 120 12<br />

Summe 9.098 8.498 909,8 90,98<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

306


Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Gliederung<br />

§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

§ 8 Sicherungsmethoden<br />

§ 9 Berechnungsmethoden<br />

§ 10 Vereinfachungen<br />

§ 11 Zuverlässigkeit komplexer Systeme<br />

§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

§ 14 RAMS-Management<br />

§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

307


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

– Zwei Arten von Komponentenausfällen<br />

• sicherheitsbezogene Ausfälle<br />

• nicht sicherheitsbezogene Ausfälle<br />

– Kennzeichnung der Kenngrößen<br />

• X'<br />

mit einem Strich, sicherheitsbezogene Kenngrößen,<br />

die sich nur auf sicherheitsbezogene Ausfälle beziehen<br />

• X"<br />

mit zwei Strichen, nicht sicherheitsbezogene Kenngrößen,<br />

die sich nur auf nicht sicherheitsbezogene Ausfälle beziehen<br />

• X = X' und X"<br />

ohne Strich, zuverlässigkeitsbezogene Kenngrößen,<br />

die sich auf alle Ausfälle beziehen<br />

(132)<br />

(133)<br />

(134)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

308


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

Ausfallarten und -raten<br />

– Zustandsdiagramm<br />

0<br />

ZSA<br />

fehlerfreier Zustand<br />

1<br />

... ...<br />

2 m m+1 m+2 n<br />

nsb Ausfälle<br />

sb Ausfälle<br />

– Für konstante Ausfallraten:<br />

• Nicht sicherheitsbezogene Ausfallrate (nsb)<br />

"<br />

λ =<br />

m<br />

∑<br />

i=<br />

1<br />

λ<br />

i<br />

(135)<br />

• Sicherheitsbezogene Ausfallrate (sb)<br />

'<br />

λ =<br />

n<br />

∑<br />

i=<br />

m+<br />

1<br />

λ<br />

i<br />

(136)<br />

• Zuverlässigkeitsbezogene Ausfallrate<br />

' "<br />

λ = λ + λ<br />

(137)<br />

• Mittlere Lebensdauer<br />

MTTF<br />

=<br />

1<br />

λ<br />

(138)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

309


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Berechnung der Kenngrößen (1)<br />

– Keine Instandsetzung nach einem Ausfall<br />

• Vereinfachtes Zustandsdiagramm<br />

λ"<br />

1<br />

fehlerfreier Zustand<br />

λ'<br />

3 2<br />

nsb Ausfall<br />

sb Ausfall<br />

• Markov-Modell:<br />

d<br />

dt<br />

⎡P1<br />

( t)<br />

⎤<br />

⎢ ⎥<br />

⎢<br />

P2<br />

( t)<br />

⎥<br />

⎢⎣<br />

P ( ) ⎥<br />

3<br />

t ⎦<br />

=<br />

⎡−<br />

λ'<br />

⎢<br />

⎢<br />

λ'<br />

⎢⎣<br />

λ''<br />

− λ''<br />

0<br />

0<br />

0⎤<br />

⎡P1<br />

( t)<br />

⎤<br />

0<br />

⎥<br />

⋅<br />

⎢ ⎥<br />

⎥ ⎢<br />

P2<br />

( t)<br />

⎥<br />

0⎥⎦<br />

⎢⎣<br />

P ( ) ⎥<br />

3<br />

t ⎦<br />

(139)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

310


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Berechnung sicherheitsbezogener Kenngrößen<br />

– Lösung des Differentialgleichungssystems<br />

P<br />

λ<br />

λ<br />

'<br />

−λt<br />

1<br />

( t)<br />

= e<br />

(<br />

−λt<br />

P ( t)<br />

= 1− e )<br />

"<br />

λ<br />

λ<br />

(<br />

−λt<br />

)<br />

2<br />

P ( t)<br />

= 1− e<br />

3<br />

(140)<br />

– Sicherheitsbezogene Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

(Gefährdungswahrscheinlichkeit)<br />

Q<br />

'<br />

'<br />

λ<br />

( t)<br />

= P2<br />

( t)<br />

= 1<br />

λ<br />

– Sicherheitsbezogene Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

R<br />

'<br />

( t)<br />

= 1−<br />

'<br />

λ<br />

λ<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

(<br />

−λt<br />

− e )<br />

'<br />

'<br />

R ( t)<br />

= 1−<br />

Q ( t)<br />

= 1−<br />

P2<br />

( t)<br />

= P1<br />

( t)<br />

+ P3<br />

"<br />

λ<br />

λ<br />

( t)<br />

"<br />

λ<br />

λ<br />

'<br />

λ<br />

λ<br />

(<br />

−λt<br />

)<br />

−λt<br />

(<br />

−λt<br />

)<br />

−λt<br />

1−<br />

e = e + 1−<br />

e = + e<br />

(141)<br />

(142)<br />

311


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Berechnung von Zuverlässigkeitskenngrößen<br />

– (Zuverlässigkeitsbezogene) Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

Q ( t)<br />

= 1−<br />

P1 ( t)<br />

= P2<br />

( t)<br />

+ P3<br />

( t)<br />

(146)<br />

Q(<br />

t)<br />

λ<br />

λ<br />

λ<br />

λ<br />

'<br />

"<br />

−λt<br />

= 1−<br />

e =<br />

1<br />

(<br />

−λt<br />

) (<br />

−λt<br />

1−<br />

e + − e )<br />

(147)<br />

– (Zuverlässigkeitsbezogene) Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

R( t)<br />

= P1<br />

( t)<br />

=<br />

e<br />

−λt<br />

(148)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

312


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Abschätzung der Kenngrößen<br />

– Kurze Betriebsdauer<br />

Annahme: λt ist sehr klein 0 < λt


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Numerisches Beispiel<br />

– Ausfallraten<br />

λ<br />

−5<br />

−1<br />

−5<br />

−1<br />

−5<br />

−1<br />

= 10 h , λ'<br />

= 0,01⋅10<br />

h , λ''<br />

= 0,99⋅10<br />

h<br />

– Mittlere Lebensdauer<br />

1<br />

MTTF = 100000h<br />

=<br />

λ<br />

= 100h,<br />

λt<br />

= 0,001, 0 < 0,001


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Vergleich der Kenngrößen t < 1000h<br />

– Kleine Betriebszeiten<br />

genau linear exp<br />

1,00E-04<br />

9,00E-05<br />

8,00E-05<br />

7,00E-05<br />

6,00E-05<br />

5,00E-05<br />

4,00E-05<br />

3,00E-05<br />

2,00E-05<br />

1,00E-05<br />

0,00E+00<br />

0<br />

50<br />

100<br />

150<br />

200<br />

250<br />

300<br />

350<br />

400<br />

450<br />

500<br />

550<br />

600<br />

650<br />

700<br />

750<br />

800<br />

850<br />

900<br />

950<br />

1.000<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

315


ZSA<br />

1.000.000<br />

950.000<br />

900.000<br />

850.000<br />

800.000<br />

750.000<br />

Vergleich der Kenngrößen t >100000h<br />

– Große Betriebszeiten<br />

1,00E-01<br />

9,00E-02<br />

8,00E-02<br />

7,00E-02<br />

6,00E-02<br />

5,00E-02<br />

4,00E-02<br />

3,00E-02<br />

2,00E-02<br />

1,00E-02<br />

0,00E+00<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

316<br />

0<br />

50.000<br />

100.000<br />

150.000<br />

200.000<br />

250.000<br />

300.000<br />

350.000<br />

400.000<br />

450.000<br />

500.000<br />

550.000<br />

600.000<br />

650.000<br />

700.000<br />

§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

genau linear exp<br />

MTTF


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Berechnung der Kenngrößen (2)<br />

– Instandsetzung nach einem Ausfall<br />

Eine Instandsetzung wird nur nach einem nicht sicherheitsbezogenen<br />

Ausfall vorgenommen<br />

• Vereinfachtes Zustandsdiagramm<br />

μ"<br />

fehlerfreier Zustand<br />

1<br />

λ"<br />

λ'<br />

3 2<br />

• Markov-Modell:<br />

nsb Ausfall<br />

sb Ausfall<br />

d<br />

dt<br />

⎡P1<br />

( t)<br />

⎤<br />

⎢ ⎥<br />

⎢<br />

P2<br />

( t)<br />

⎥<br />

⎢⎣<br />

P ( ) ⎥<br />

3<br />

t ⎦<br />

=<br />

⎡−<br />

λ'<br />

−λ''<br />

⎢<br />

⎢<br />

λ'<br />

⎢⎣<br />

λ''<br />

0<br />

0<br />

0<br />

μ''<br />

⎤ ⎡P1<br />

( t)<br />

⎤<br />

0<br />

⎥<br />

⋅<br />

⎢ ⎥<br />

⎥ ⎢<br />

P2<br />

( t)<br />

⎥<br />

− μ''<br />

⎥⎦<br />

⎢⎣<br />

P ( ) ⎥<br />

3<br />

t ⎦<br />

(155)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

317


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Berechnung der Kenngrößen (3)<br />

– Lösung des Differentialgleichungssystems<br />

" ' "<br />

λ − λ + μ − r<br />

P2<br />

( t)<br />

= 1+<br />

e<br />

2r<br />

" ' "<br />

λ − λ + μ + r<br />

+<br />

e<br />

2r<br />

wobei r wird bestimmt durch<br />

"<br />

−( λ+<br />

μ + r )t<br />

"<br />

−( λ+<br />

μ −r<br />

)t<br />

(156)<br />

r<br />

=<br />

"2 " " ' 2<br />

μ + 2μ<br />

( λ − λ ) + λ<br />

(157)<br />

– Kurze Betriebsdauer<br />

Der Wert μ" sei wesentlich größer als λ, μ" >> λ<br />

– Sicherheitsbezogene Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

'<br />

Q ( t)<br />

= P2<br />

( t)<br />

≅ 1−<br />

e<br />

'<br />

−λ<br />

t<br />

(158)<br />

(159)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

318


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Berechnung der Kenngrößen (4)<br />

– Betrachtung der reinen Betriebszeit (up time)<br />

• Die Berechnung der sicherheitsbezogenen Kenngrößen wird nur auf<br />

die reine Betriebszeit bezogen.<br />

• Die Zeit der Instandsetzung (außer Betrieb d.h. down time) geht in die<br />

Berechnung nicht ein.<br />

• Die fehlerhafte Bewertung "Je länger außer Betrieb, um so sicherer"<br />

wird somit vermieden<br />

Betrieb<br />

System in Betrieb<br />

ein<br />

aus<br />

System ausgefallen, außer Betrieb oder wird instand gesetzt<br />

t<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

319


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Berechnung der Kenngrößen (5)<br />

– Betrachtung der reinen Betriebszeit (up time)<br />

• Dieser Fall ist mit Instandsetzungszeiten gleich Null identisch<br />

MTTR" → 0, μ" → ∞<br />

(160)<br />

Betrieb<br />

System in Betrieb<br />

ein<br />

aus<br />

Instandsetzungszeit = 0<br />

t<br />

– Sicherheitsbezogene Ausfallwahrscheinlichkeit<br />

Q<br />

'<br />

( t)<br />

= lim P ( t)<br />

1 e<br />

" 2<br />

= −<br />

μ →∞<br />

'<br />

−λ<br />

t<br />

(161)<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

320


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Berechnung der Kenngrößen (6)<br />

– Vereinfachtes Zustandsdiagramm<br />

Für μ" → ∞kann man die Zustände 1 und 3 zusammenlegen<br />

λ'<br />

1<br />

2<br />

fehlerfreier Zustand<br />

sicherheitsbezogene Ausfallrate<br />

sicherheitsbezogener Ausfall<br />

– Mittlere Zeit bis zum sicherheitsbezogenen Ausfall<br />

MTTF' = MTDF = 1 / λ'<br />

MTDF<br />

(Mean Time to Dangerous Failure)<br />

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321


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Beispiel: Fußgängerampel (1)<br />

– Beispiel nach VDI/VDE 3542 Blatt 3<br />

• Die Sicherheitsaspekte sind allgemein bekannt<br />

• Das System wird stark vereinfacht<br />

– Das System<br />

• Zwei Lichtsignale<br />

• Rotsignal für Kraftfahrzeuge<br />

• Grünsignal für Fußgänger<br />

• Zwei ordnungsgemäße Zustände<br />

• Beide Signallampen leuchten<br />

• Beide Signallampen sind dunkel<br />

• Ein- und Ausschalten der Signale<br />

• Einschalten <strong>vom</strong> Fußgänger durch Betätigen einer Taste<br />

• Ausschalten automatisch nach einer festgelegten Zeit<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

322


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Beispiel: Fußgängerampel (2)<br />

Gesamtsituation<br />

T 2<br />

L r<br />

L g<br />

T 1<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

323


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Beispiel: Fußgängerampel(3)<br />

– Realisierung<br />

• Betrachtungseinheit A ohne Redundanz<br />

• Betrachtungseinheit B mit einer redundanten Komponente<br />

– Stromlaufplan für Betrachtungseinheit A<br />

SV<br />

T 1 T 2 L g<br />

L r<br />

ZR<br />

K<br />

SV Hilfsenergieversorgung T 1 , T 2 Taster<br />

ZR Zeitrelais L g , L r Signalleuchten (grün:<br />

Fußgänger; rot: Kfz<br />

K Schließkontakt des ZR<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

324


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Beispiel: Fußgängerampel (4)<br />

− Ausfallarten und -raten für Betrachtungseinheit A<br />

i Komp. Ausfallart Ausfall λ i<br />

1 SV Keine Spannung nsb λ 1<br />

2 T 1 Kein Kontakt nsb λ 2<br />

3 T 2 Kein Kontakt nsb λ 3<br />

4 ZR Kein Anziehen nsb λ 4<br />

5 K Kein Kontakt nsb λ 5<br />

6 L g unterbrochen nsb λ 6<br />

7 L r unterbrochen sb λ 7<br />

nsb<br />

sb<br />

nicht sicherheitsbezogener Ausfall<br />

sicherheitsbezogener Ausfall<br />

Annahmen:<br />

λ i = λ 0 = 10 -4 h -1 = konstant , i=1, 2, ... 7<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

325


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Beispiel: Fußgängerampel (5)<br />

– Zustandsdiagramm für Betrachtungseinheit A:<br />

Sichere Zustände<br />

μ"<br />

λ"<br />

1<br />

3 2<br />

fehlerfreier Zustand<br />

λ'<br />

nsb Ausfall<br />

sb Ausfall<br />

– Vereinfachtes Zustandsdiagramm:<br />

1<br />

fehlerfreier Zustand<br />

λ'<br />

sicherheitsbezogene Ausfallrate<br />

2<br />

sicherheitsbezogener Ausfall<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

326


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Beispiel: Fußgängerampel (6)<br />

– Nicht sicherheitsbezogene (nsb) und sicherheitsbezogene (sb) Ausfallrate:<br />

6<br />

" −4<br />

−1<br />

λ = ∑ λ i<br />

= 6 ⋅10<br />

h , '<br />

−4<br />

−1<br />

λ = λ = 10 h<br />

i=<br />

1<br />

– Ausfallrate und Mittlere Lebensdauer:<br />

'<br />

−4<br />

λ = λ + λ = 7 ⋅10<br />

h<br />

" −1<br />

– Sicherheitsbezogene Ausfallwahrscheinlichkeit:<br />

'<br />

Q ( t)<br />

= 1−<br />

e<br />

'<br />

−λt<br />

– Sicherheitsbezogene Überlebenswahrscheinlichkeit:<br />

'<br />

– Mittlere Zeit bis zum sicherheitsbezogenen Ausfall:<br />

,<br />

7<br />

MTTF = 1 / λ = 1. 428 h<br />

, für t = 10000h<br />

ist Q'<br />

= 0,632<br />

'<br />

( ) = − λt<br />

R t e , für t = 10000h<br />

ist R'<br />

= 0,368<br />

MTTF<br />

'<br />

= λ<br />

'<br />

1 / =<br />

10<br />

4<br />

h<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

327


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Beispiel: Fußgängerampel (7)<br />

– Bewertung der Betrachtungseinheit A<br />

• Die Betrachtungseinheit A erfüllt die Forderung nach<br />

hoher Sicherheit nicht<br />

• Die sicherheitsbezogene Ausfallrate von 10 -4 h -1 ist viel zu hoch<br />

• Die mittlere Zeit bis zum sicherheitsbezogenen Ausfall von<br />

10000h ist zu niedrig<br />

– Verbesserung der Realisierung<br />

• Eine Verbesserung der Realisierung kann in verschiedener Form<br />

vorgenommen werden<br />

• Im weiteren wird nur eine sehr einfache Form der Verbesserung durch<br />

Redundanz vorgeschlagen, und die Wirkung quantitativ berechnet<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

328


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Beispiel: Fußgängerampel (8)<br />

– Betrachtungseinheit B<br />

• Die rote Signalleuchte wird redundant realisiert<br />

• Die Ausfalloffenbarung sei τ = 1/ε = 10h, ε = 0,1/h<br />

– Stromlaufplan für Betrachtungseinheit B<br />

SV<br />

T 1 T 2 L g<br />

L r2<br />

L r1<br />

ZR<br />

K<br />

τ<br />

mittlere Zeit für die Ausfallerkennung der roten Signalleuchte<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

329


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Beispiel: Fußgängerampel (9)<br />

Zustandsdiagramm<br />

für Betrachtungseinheit B<br />

Vereinfachtes<br />

Zustandsdiagramm<br />

Sichere Zustände<br />

μ"<br />

1<br />

λ"<br />

fehlerfreier Zustand<br />

ε<br />

2λ 0<br />

4 2<br />

nsb Ausfall<br />

λ 0<br />

3<br />

sb Ausfall<br />

fehlerfreier Zustand<br />

2λ 0 ε<br />

1<br />

2<br />

λ 0<br />

3<br />

sb Ausfall<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

330


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Beispiel: Fußgängerampel (10)<br />

– Mittlere Zeit bis zum sicherheitsbezogenen Ausfall:<br />

2<br />

2<br />

6<br />

( 3λ<br />

+ ε )/<br />

2λ<br />

≅ ε / 2 = 5⋅<br />

h<br />

MTTF ' =<br />

0 0<br />

λ0<br />

10<br />

– Sicherheitsbezogene (sb) Ausfallrate:<br />

'<br />

λ<br />

≅ 1/<br />

MTTF<br />

'<br />

=<br />

2λ<br />

/ ε =<br />

2<br />

0<br />

2⋅10<br />

−7<br />

h<br />

−1<br />

– Sicherheitsbezogene Ausfallwahrscheinlichkeit:<br />

'<br />

Q ( t)<br />

= 1−<br />

e<br />

'<br />

−λt<br />

,<br />

für<br />

t<br />

= 10.000h ist<br />

Q'<br />

=<br />

0,002<br />

– Sicherheitsbezogene Überlebenswahrscheinlichkeit<br />

'<br />

R ( t)<br />

'<br />

= − λ t<br />

e , für t = 10.000h ist R'<br />

=<br />

0,998<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

331


§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

ZSA<br />

Beispiel: Fußgängerampel (11)<br />

– Vergleich der Realisierung A und B<br />

• τ = 10h<br />

Einheit MTTF'<br />

10 4 h<br />

λ'<br />

10 -4 /h<br />

Q'<br />

t=10.000<br />

R'<br />

t=10.000<br />

A 1 1 0,368 0,632<br />

B 500 0,002 0,002 0,998<br />

• τ = 0,1h (6 Minuten)<br />

Diese Zeit kann durch automatische Ausfallerkennung und<br />

anschließender Abschaltung erreicht werden<br />

Einheit<br />

MTTF'<br />

10 4 h<br />

λ'<br />

10 -4 /h<br />

Q'<br />

t=10.000<br />

R'<br />

t=10.000<br />

A 1 1 0,368 0,632<br />

B 5.10 4 2.10 -5 2.10 -5 1-2.10 -5<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

332


Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Gliederung<br />

§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

§ 8 Sicherungsmethoden<br />

§ 9 Berechnungsmethoden<br />

§ 10 Vereinfachungen<br />

§ 11 Zuverlässigkeit komplexer Systeme<br />

§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

§ 14 RAMS-Management<br />

§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

333


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Unzuverlässige Software in der Presse<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

334


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Zuverlässigkeitsmodelle für Software<br />

– Klassifizierung<br />

• Zeitabhängige Modelle<br />

Die verwendeten Daten haben jeweils zeitlichen Bezug<br />

• Shooman Modell<br />

• Jelinski-Moranda-Modell<br />

• Poisson-Modell<br />

• Schick-Wolverton-Modell<br />

• Zeitunabhängige Modelle<br />

Zeitunabhängige Testergebnisse werden verwendet<br />

• Mill-Modell<br />

• Lipow-Modell<br />

• Rudner-Modell<br />

• Nelson-Modell<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

335


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Zeitabhängige Modelle<br />

– Prozess der Fehlererkennung und Korrektur<br />

• Die Anzahl der Fehler eines Programms<br />

• Hängt von der Komplexität des Programms ab<br />

• Einfachste Metriken für Komplexität:<br />

LOC (Lines of Code), Zahl der Programmanweisungen<br />

• Fehlerrate<br />

• Anzahl der in einer Zeiteinheit aufgetretenen Fehler hängt von der<br />

Gesamtzahl der Fehler im Programm ab<br />

• Fehlerkorrektur<br />

• Durch die Fehlerbehebung verringert sich die Anzahl der Fehler im<br />

Programm<br />

• Im Idealfall wird jeder Fehler richtig korrigiert<br />

• In der Praxis können neue Fehler dazukommen<br />

• Mittlere Zeit zwischen zwei erkannten Fehlern<br />

• Die Zeit wird nach jeder Korrektur größer<br />

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336


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Shooman Modell (1)<br />

– Das Prinzip<br />

Die Fehlerrate von Software ist der Zahl der im Programm enthaltenen<br />

Fehler (Restfehler) proportional<br />

– Anzahl der Fehler<br />

• E r = E - E c<br />

• E Anzahl der Fehler zu Beginn der Tests<br />

• E c , E r Anzahl der korrigierten Fehler und der Restfehler<br />

– Fehlerrate<br />

λ<br />

sw<br />

( t)<br />

= c ⋅<br />

Er<br />

( τ )<br />

I<br />

c Proportionalitätskonstante<br />

I Anzahl der Programmanweisungen (Instruction)<br />

τ, t Testzeit, Betriebszeit<br />

E, c unbekannte Modellparameter<br />

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E<br />

= c ⋅<br />

− E<br />

I<br />

c<br />

( τ )<br />

(162)<br />

337


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Shooman Modell (2)<br />

– Gesamtzahl der Fehler E<br />

Die Summe E der korrigierten Fehler E c und der Restfehler E r<br />

konstant angenommen.<br />

wird als<br />

• E<br />

=<br />

E c (τ) + E r (τ) = konstant<br />

Der Wert E entspricht der Zahl der zu Beginn der Testzeit im<br />

Programm vorhandenen Fehler.<br />

– Relative Fehlerzahl (Fehlerdichte) ε<br />

Bezogen auf die Anzahl der Programmanweisungen I<br />

Ec<br />

( τ ) Er<br />

( τ ) E − Ec<br />

( τ ) E<br />

ε c ( τ ) , ε<br />

r<br />

( τ ) = = = − ε<br />

c<br />

( τ )<br />

I<br />

I I I<br />

= (163)<br />

ε c<br />

ε r<br />

Anzahl der korrigierten Fehler pro Anweisung<br />

Anzahl der Restfehler pro Anweisung<br />

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338


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Shooman Modell (3)<br />

– Überlebenswahrscheinlichkeit R sw (t)<br />

−c⋅⎜<br />

−ε<br />

c ( τ ) ⎟⋅t<br />

−λsw⋅t<br />

−c⋅ε<br />

r ( τ ) ⋅t<br />

⎝ ⎠<br />

Rsw(<br />

t)<br />

= e = e = e<br />

– Voraussetzung:<br />

Die Fehlerrate ist im Zeitintervall bis zur nächsten Korrektur konstant<br />

λ ( t)<br />

= λ sw sw = konstant, im Zeitintervall [0, t]<br />

– Mittlere Zeit bis zum Fehler MTTF sw<br />

MTTF<br />

sw<br />

=<br />

1<br />

λ<br />

sw<br />

=<br />

⎛<br />

c ⋅⎜<br />

⎝<br />

E<br />

I<br />

1<br />

⎞<br />

−ε<br />

c<br />

( τ ) ⎟<br />

⎠<br />

⎛<br />

E<br />

I<br />

⎞<br />

(164)<br />

(165)<br />

(166)<br />

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339


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Shooman Modell (4)<br />

– Daten zur Berechnung der Modellparameter<br />

• Testintervalle<br />

Zwei Testintervalle τ 1 und τ 2 werden betrachtet<br />

• Korrigierte Fehler<br />

Anzahl der in den Testintervallen korrigierten Fehler<br />

E c (τ 1 ) < E c (τ 2 ) , für τ 1 < τ 2<br />

• Abschätzung der Fehlerrate<br />

λ ( t)<br />

=<br />

sw1<br />

λ ( t)<br />

=<br />

sw2<br />

E<br />

E<br />

(167)<br />

c<br />

( τ1)<br />

(168)<br />

H1<br />

c(<br />

τ<br />

2)<br />

(169)<br />

H<br />

2<br />

Testintervallen τ 1 und τ 2<br />

H1, H2 fehlerfreie Testzeiten in den<br />

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340


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Shooman Modell (5)<br />

– Ableitung der Modellparameter<br />

• Fehlerrate<br />

λ<br />

sw<br />

Er<br />

( τ ) ⎛ E ⎞<br />

( t)<br />

= c ⋅ = c ⋅⎜<br />

−ε<br />

c(<br />

τ ) ⎟<br />

I ⎝ I ⎠<br />

• Proportionalitätskonstante c<br />

c<br />

=<br />

E<br />

I<br />

λ<br />

sw<br />

−ε<br />

c<br />

(τ )<br />

• Die Konstante c ist für beide Testintervalle identisch<br />

(170)<br />

(171)<br />

c<br />

=<br />

E<br />

I<br />

λsw<br />

1<br />

λsw2<br />

=<br />

E<br />

−ε<br />

c<br />

( τ1)<br />

−ε<br />

c<br />

( τ<br />

2)<br />

I<br />

(172)<br />

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341


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Shooman Modell (6)<br />

– Weitere Umformungen<br />

E<br />

I<br />

E<br />

I<br />

λ<br />

( λ<br />

1<br />

− λ<br />

2<br />

) = ε τ<br />

2)<br />

λ<br />

1<br />

− ε ( τ1)<br />

λ<br />

2<br />

sw<br />

sw<br />

E<br />

I<br />

sw1 − ε<br />

c<br />

( τ<br />

2)<br />

λsw<br />

1<br />

= λsw2<br />

−ε<br />

c<br />

( τ1)<br />

λsw2<br />

c<br />

(<br />

sw c sw<br />

E<br />

I<br />

E<br />

I<br />

E<br />

I<br />

=<br />

=<br />

=<br />

ε ( τ<br />

c<br />

2<br />

) λsw<br />

1<br />

−ε<br />

c<br />

( τ1)<br />

( λ − λ )<br />

sw1<br />

sw2<br />

sw2<br />

ε<br />

c<br />

( τ<br />

2)<br />

−ε<br />

c<br />

( τ1)<br />

λ<br />

1−<br />

λ / λ<br />

ε<br />

c<br />

( τ1)<br />

λ<br />

λ<br />

sw2<br />

sw2<br />

/ λ<br />

/ λ<br />

sw1<br />

sw1<br />

sw2<br />

sw1<br />

λ<br />

sw2<br />

/ λ<br />

sw1<br />

−ε<br />

c<br />

( τ<br />

2)<br />

−1<br />

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342


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Shooman Modell (7)<br />

– Die Berechnung des Modell-Parameters E<br />

E<br />

=<br />

I<br />

⋅<br />

( λ / λ )<br />

– Die Berechnung des Modell-Parameters c<br />

– Änderung der Fehlerrate<br />

⋅ε<br />

c<br />

( τ1)<br />

− ε<br />

c<br />

( τ<br />

2)<br />

/ λ −1<br />

sw2<br />

sw1<br />

(173)<br />

λsw2<br />

sw1<br />

λsw<br />

1<br />

λsw2<br />

c = I ⋅ = I ⋅<br />

(174)<br />

E − Ec<br />

( τ1)<br />

E − Ec<br />

( τ<br />

2)<br />

c<br />

λsw<br />

1<br />

− λsw2<br />

= ( Ec<br />

( τ<br />

2)<br />

− Ec(<br />

τ1)<br />

)<br />

(175)<br />

I<br />

Δλ = c<br />

(176)<br />

sw<br />

– Änderung der Fehlerrate pro Fehlerkorrektur<br />

I<br />

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343


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Numerisches Beispiel (1)<br />

– Anweisungen eines Programmsystem<br />

Ein Programmsystem hat I = 1000 Anweisungen<br />

– Testintervalle<br />

τ 1 = 20 Tage, τ 2 = 40 Tage<br />

– Fehlerfreie Testzeiten<br />

Pro Tag werden 5 Stunden fehlerfreie Testzeit angenommen<br />

H 1 = 100 h, H 2 = 200 h<br />

– Anzahl der korrigierten Fehler<br />

E c (τ 1 ) = 16, ε c (τ 1 ) = 16/1000 = 0,016<br />

E c (τ 2 ) = 24, ε c (τ 2 ) = 24/1000 = 0,024<br />

– Abschätzung der Fehlerraten<br />

λ sw1 = 16/100h = 0,16/h<br />

= 24/200h = 0,12/h<br />

λ sw2<br />

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344


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Numerisches Beispiel (2)<br />

– Modellparameter<br />

• Gesamtzahl der Fehler E<br />

( 0,12 / 0,16)<br />

⋅0,016<br />

− 0,024<br />

E = 1000 ⋅<br />

=<br />

0,12 / 0,16 −1<br />

• Proportionalitätskonstante c<br />

48<br />

0,16 0,12<br />

c = 1000 ⋅ = 1000⋅<br />

= 5<br />

48 −16<br />

48 − 24<br />

• Änderung der Fehlerrate pro Fehlerkorrektur<br />

Δλ<br />

sw<br />

=<br />

5<br />

1000<br />

=<br />

0,005<br />

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345


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Zeitunabhängige Modelle<br />

– Tests für zeitunabhängige Modelle<br />

• Eine große Zahl von Tests wird durchgeführt<br />

• Alle Tests sind von einander unabhängig<br />

• Die Zeit der Testdurchführung hat keine Bedeutung<br />

– Testergebnisse<br />

• Jeder Test liefert eine eindeutige Aussage<br />

• Funktion in Ordnung<br />

• Funktion fehlerhaft<br />

• Ein erkannter Fehler wird nur einmal gezählt<br />

– Auswertung der Daten<br />

Die erhaltenen Daten werden statistisch ausgewertet<br />

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346


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Mill-Modell (Fehlersaat-Verfahren)<br />

– Voraussetzungen<br />

• Gleiche Wahrscheinlichkeit für jeden Fehler erkannt zu werden<br />

• Anzahl der eingebauten >> Anzahl der echten Fehler<br />

– Zahl der Fehler<br />

• X Gesamtzahl der echten Fehler<br />

• Y Gesamtzahl der eingebauten Fehler<br />

• U Zahl der erkannten echten Fehler<br />

• V Zahl der erkannten eingebauten Fehler<br />

– Folgender Zusammenhang wird angenommen<br />

X<br />

Y<br />

U<br />

= ,<br />

V<br />

Y<br />

>><br />

X<br />

– Abschätzung der Zahl der echten Fehler<br />

U<br />

X = Y<br />

V<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

(177)<br />

(178)<br />

347


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Wodurch wird Software qualitativ hochwertig?<br />

Sind alle notwendigen<br />

Funktionen in der<br />

Software enthalten?<br />

Wie einfach ist es,<br />

die Software auf eine<br />

andere Umgebung<br />

zu portieren?<br />

Übertragbarkeit<br />

Funktionalität<br />

Zuverlässigkeit<br />

Wie zuverlässig<br />

ist die Software?<br />

Qualität<br />

Wie einfach ist<br />

Software<br />

zu ändern?<br />

Änderbarkeit<br />

Effizienz<br />

Benutzbarkeit<br />

Ist die Software<br />

einfach<br />

zu benutzen?<br />

Wie effizient ist<br />

die Software?<br />

[ISO/IEC 9126:1991]<br />

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348


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Quantitative Software Reliability: To Use Or Not To Use?<br />

[1994 Lyu et al.]<br />

[2002 Shull Basili Boehm et al.]<br />

Frühzeitige quantitative Zuverlässigkeitsanalyse<br />

spart Zeit und Kosten<br />

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349


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Quantifizierung der Softwarezuverlässigkeit<br />

– Qualitative Aussage "möglichst zuverlässig" nicht nachprüfbar<br />

– Beantwortung der Frage "Wie zuverlässig ist zuverlässig?“<br />

• 100%ige Zuverlässigkeit ist unmöglich<br />

– „Engineering“ der Zuverlässigkeit<br />

• So viel Zuverlässigkeit wie nötig<br />

• So wenig Aufwand an Zeit und Kosten wie möglich<br />

– Vergleich mit Brückenbau<br />

• Auslegung der Brücke für eine<br />

bestimmte Belastung<br />

(Anzahl + Gewicht der Fahrzeuge)<br />

• Berechnung und Simulation<br />

der Lebensdauer der Brücke<br />

zur Absicherung<br />

[SFB398]<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

Zusammenbruch der Tacoma Brücke<br />

(1940)<br />

350


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Messung der Softwarezuverlässigkeit (1)<br />

− Quantitative Zuverlässigkeit:<br />

Wahrscheinlichkeit, dass ein System innerhalb eines Zeitintervalls unter<br />

festgelegten Betriebsbedingungen seine Funktion erfüllt<br />

[IEC60050]<br />

Test / Betrieb<br />

Eingaben<br />

System<br />

Ausgaben<br />

Empirische Daten:<br />

Zeitpunkte, an denen<br />

das System versagt<br />

5h<br />

7,5h<br />

8h<br />

<br />

<br />

<br />

Verlauf der<br />

Zuverlässigkeit<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

351


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Messung der Softwarezuverlässigkeit (2)<br />

─ Zuverlässigkeitsmodell:<br />

Mathematisches Modell zur Berechnung der Zuverlässigkeit mittels<br />

wahrscheinlichkeitstheoretischer Methoden<br />

[IEC60050]<br />

Gesucht: Ableitung der<br />

Zuverlässigkeit aus vorhandenen<br />

empirischen Daten<br />

Welches Modell<br />

ist das richtige?<br />

Empirische Daten:<br />

Zeitpunkte, an denen<br />

das System versagt<br />

5h<br />

7,5h<br />

8h<br />

<br />

<br />

<br />

?<br />

Verlauf der<br />

Zuverlässigkeit<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

352


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Kurze Historie der Zuverlässigkeitsmodelle<br />

1975 Musa-Modell<br />

1975 Schneidewind-<br />

1991 Shooman-<br />

Modell<br />

Modell<br />

1998 Gokhale-<br />

1973 Littlewood-<br />

1984 Dunn-Modell Modell<br />

Verrall-Modell<br />

1984 Musa-<br />

1999-2007<br />

1973 Schick-<br />

Wolverton-Modell<br />

Okumoto-Modell<br />

Cukic-Modell<br />

1972 Jelinski-<br />

Moranda-Modell<br />

1979 Goel-<br />

Okumoto-Modell<br />

2007<br />

# Modelle > 100<br />

1972 1980 1990<br />

2000<br />

Jahr<br />

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353


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Klassifikation von Zuverlässigkeitsmodellen nach<br />

Entwicklungsphasen<br />

Entwicklungsphasen<br />

Anforderungen Entwurf Implementierung Test Feldeinsatz<br />

Frühzeitige Prognosemodelle<br />

Architekturbasierte Modelle<br />

Zuverlässigkeitswachstumsmodelle<br />

Andere Modelle<br />

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354


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Frühzeitige Prognosemodelle (1)<br />

−<br />

Empirische Daten der Software<br />

• Komplexität<br />

• Größe des Quellcodes<br />

Computersystem<br />

Software<br />

Wahrscheinlichkeit, dass<br />

Fehler zu Versagen führt<br />

Frühzeitige<br />

Prognosemodelle<br />

+<br />

Fehlerdichte<br />

Prognostizierte<br />

SW-Zuverlässigkeit<br />

z. B. D = 4,86 + 0,018 * L<br />

Anzahl Quellcodezeilen<br />

Konstanten aus empirischen Untersuchungen<br />

Prognostizierte Anzahl der Fehler im Quellcode<br />

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355


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Frühzeitige Prognosemodelle (2)<br />

Beurteilung:<br />

+ Anwendbar in frühen Entwicklungsphasen durch Schätzung der<br />

Eigenschaften<br />

– Geringe Genauigkeit, da kein signifikanter Zusammenhang zwischen<br />

Eigenschaften der Software und der Anzahl der Fehler nachweisbar<br />

[1999 Fenton Ohlsson]<br />

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356


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Architekturbasierte Modelle (1)<br />

[2001 Goseva–Popstojanova et al.]<br />

− Empirische Daten<br />

• Modul – Zuverlässigkeiten<br />

• Ausführungshäufigkeit der Module<br />

Computersystem<br />

Software<br />

SW-Architektur<br />

Architekturbasierte<br />

Modelle<br />

SW-Zuverlässigkeit<br />

abhängig von Modulen<br />

z. B. Shooman-Modell<br />

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357


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Architekturbasierte Modelle (2)<br />

Beurteilung:<br />

+ Hohe Genauigkeit der Modelle bei präzisen Eingabedaten<br />

+ Einfluss einzelner Module auf Systemzuverlässigkeit analysierbar<br />

– Zuverlässigkeiten einzelner Module häufig unbekannt<br />

– Bestimmung der Ausführungshäufigkeiten in der Praxis schwierig<br />

(in frühen Entwicklungsphasen unbekannt)<br />

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358


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Zuverlässigkeitswachstumsmodelle (1)<br />

[1996 Lyu]<br />

− Empirische Daten<br />

• Versagenszeitpunkte der Software<br />

Computersystem<br />

Software<br />

Zuverlässigkeitswachstumsmodelle<br />

Verlauf der<br />

SW-<br />

Zuverlässigkeit<br />

z. B. Jelinski-Moranda-Modell<br />

Zuverlässigkeit nimmt<br />

stetig zu<br />

(alle Fehler lokalisiert und<br />

korrekt beseitigt)<br />

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359


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Zuverlässigkeitswachstumsmodelle (1)<br />

Beurteilung:<br />

+ Hohe Genauigkeit bei Auswertung empirischer Daten aus Test und Betrieb<br />

– Zuverlässigkeitsmodelle setzen Annahmen voraus, die in der Praxis nicht<br />

zutreffen<br />

– Keine empirischen Daten in frühen Entwicklungsphasen verfügbar<br />

– Übertragbarkeit von Ergebnissen früherer Systeme nicht möglich,<br />

da individuell entwickelte Software nicht über Systeme hinweg vergleichbar<br />

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360


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Heutige Probleme mit klassischen Zuverlässigkeitsmodellen<br />

– Verfügbarkeit empirischer Daten<br />

• Notwendige Daten werden häufig gar nicht oder nicht systematisch<br />

erfasst<br />

• In frühen Entwicklungsphasen sind keine empirischen Daten über zu<br />

entwickelnde Software verfügbar<br />

• Aufwand für den Aufbau von Datenbasen ist sehr hoch (z. B. durch<br />

manuelle Klassifikation aufgetretener Fehler)<br />

– Anwendbarkeit der Modelle im Entwicklungsprozess<br />

• Keine Modelle mit guter Genauigkeit für frühe Entwicklungsphasen<br />

• Zuverlässigkeitsaussagen (z. B. 10 -3 Versagensfälle / Anforderung)<br />

schwer interpretierbar<br />

Entwicklung eines Konzepts für die<br />

frühzeitige Zuverlässigkeitsanalyse<br />

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361


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Lösungsansatz in anderen Ingenieurbereichen:<br />

Komponenten<br />

−<br />

−<br />

Kleinstbausteine werden durch vorgefertigte Komponenten ersetzt, für die<br />

bereits empirische Zuverlässigkeitsdaten vorliegen<br />

Beispiele für vorgefertigte Komponenten:<br />

• Maschinenbau: Kfz-Triebstrang aus Kupplung, Wandler, Differenzial,<br />

Wellen, Gelenken, Bedienelementen …<br />

• Elektrotechnik: Fernseher aus Empfänger, Bildröhre,<br />

Bedienelementen…<br />

Beispiel Entwicklungstiefe<br />

in der Automobilindustrie:<br />

System<br />

Anforderungen<br />

Realisierung<br />

Instanziierung<br />

Komponenten<br />

Für japanische Fahrzeuge<br />

der Kompaktklasse<br />

werden ca. 50% als<br />

abgeschlossene<br />

Komponenten von<br />

Zulieferern zugekauft.<br />

[2000 Moldaschl][2001 Bergner et al.]<br />

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362


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Vergleich Zuverlässigkeitsanalyse Software Hardware (1)<br />

Vorgefertigte<br />

HW-<br />

Komponenten<br />

Hardware<br />

Software<br />

Individuell<br />

entwickelte<br />

Software<br />

System<br />

– Generische<br />

Zuverlässigkeitsaussagen aus<br />

früherem Einsatz<br />

– Keine generischen<br />

Zuverlässigkeitsaussagen<br />

z. B. λ P = λ B π T π A …<br />

[IEEE1413]<br />

Einflussgrößen<br />

(Temperatur, …)<br />

Generische<br />

Basis-Ausfallrate<br />

Ausfallrate HW-Komponente<br />

Zuverlässigkeit in frühen<br />

Entwicklungsphasen nicht<br />

analysierbar<br />

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363


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Vergleich Zuverlässigkeitsanalyse Software Hardware (2)<br />

– Zuverlässigkeit HW-Komponenten<br />

• Aktuelle Einflussgrößen<br />

(Temperatur, ...) bestimmen<br />

• Generische Aussagen übertragen<br />

– Zuverlässigkeit des Hardware-Systems<br />

• HW-Architektur analysieren<br />

(Fehlerbaumanalyse, ...)<br />

• Einzelne Zuverlässigkeiten kombinieren<br />

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364


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Übertragung des Lösungsansatzes auf Software<br />

Vorgefertigte<br />

HW-Komponenten<br />

Hardware<br />

Software<br />

Komponentenbasierte<br />

Software<br />

Analogie<br />

− Unveränderliche SW-Komponenten<br />

• funktional geschlossen<br />

• Verknüpfung über Schnittstellen<br />

• Anpassbar an Umgebung<br />

System<br />

<br />

− Generische Zuverlässigkeitsaussagen<br />

• Mehrfacher Einsatz der SW-<br />

Komponenten in verschiedenen<br />

<strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

• Erfassung und Auswertung<br />

empirischer Daten<br />

• Ergebnis: Abhängigkeit<br />

Einflussgrößen Zuverlässigkeit<br />

−<br />

−<br />

Zuverlässigkeit SW-Komponenten<br />

Zuverlässigkeit des Software-Systems<br />

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365


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Was genau versteht man unter einer Softwarekomponente?<br />

Funktionale Geschlossenheit<br />

(sichtbares Verhalten)<br />

Innere Abläufe<br />

Anpassbarkeit mittels<br />

Konfiguration durch die<br />

Anwendung<br />

Parametrierung,<br />

Konfiguration<br />

Komponente A<br />

Betriebsprofil: Aktivierung durch<br />

• andere Komponenten über<br />

Verknüpfungen,<br />

• Benutzer oder<br />

• Betriebssystem<br />

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Komponente B<br />

Strukturell unabhängig, da<br />

Verknüpfung von Komponenten nicht<br />

fest vorgegeben<br />

Verknüpfbarkeit über Schnittstellen<br />

nicht fest vorgegeben<br />

366


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Mehrfacher Einsatz von Komponenten<br />

Komponentenbibliothek<br />

Komponenten-<br />

Entwicklung<br />

HW<br />

SW<br />

Test / Betrieb<br />

Mehrfacher Einsatz<br />

in versch.<br />

<strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

Empirische<br />

Daten<br />

Generische<br />

Zuverlässigkeitsaussagen<br />

Aktuelles System<br />

Entwicklung des aktuellen<br />

<strong>Automatisierungs</strong>systems<br />

Konfiguration,<br />

Auswahl Parametrierung, Verknüpfung<br />

Anpassung an<br />

aktuelle Umgebung<br />

HW SW Zuverlässigkeitsaussage<br />

für aktuelles System?<br />

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367


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Konzept für eine frühzeitige Zuverlässigkeitsaussage<br />

Test / Betrieb<br />

– Generische Zuverlässigkeitsaussagen<br />

• Empirische Daten auswerten<br />

• Abhängigkeit Einflussgrößen<br />

Zuverlässigkeit beschreiben<br />

Welches sind relevante<br />

Einflussgrößen für Software?<br />

Wie werden Abhängigkeiten aus<br />

den empirischen Daten ermittelt?<br />

Aktuelles System<br />

– Zuverlässigkeit SW-Komponenten<br />

• Aktuelle Einflussgrößen<br />

bestimmen<br />

• Generische Aussagen<br />

übertragen<br />

– Zuverlässigkeit des<br />

Software-Systems<br />

• SW-Architektur analysieren<br />

• Einzelne Zuverlässigkeiten<br />

kombinieren<br />

Wie werden Einflussgrößen aus<br />

der aktuellen Umgebung<br />

bestimmt?<br />

Wie werden die Zuverlässigkeiten<br />

kombiniert?<br />

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368


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Was sind relevante Einflussgrößen für Software?<br />

− Hardware<br />

• Temperatur, Feuchtigkeit,<br />

äußere Beschaltung …<br />

• Beanspruchung, Lastprofil, ...<br />

Software (aus Definition<br />

einer SW-Komponente)<br />

Parametrierung<br />

Konfiguration<br />

Bsp.: P = 80<br />

− Wie werden Abhängigkeiten<br />

aus den empirischen Daten ermittelt?<br />

• Anwendung von Verfahren der<br />

Regressionsanalyse zur<br />

Auswertung der empirischen Daten<br />

• Ergebnis: Generische Zuverlässigkeitsaussagen<br />

für SW-Komponenten<br />

Komponente A<br />

− Betriebsprofil:<br />

Aktivierung der Komponente<br />

z. B. f(x) mit x ∈ [20,40] alle 40ms<br />

Bsp.: abhängig von<br />

Parameter P:<br />

R(t) = func(t, P)<br />

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369


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Wie werden Einflussgrößen aus der aktuellen Umgebung<br />

bestimmt?<br />

− Hardware<br />

• Physikalische Umgebung<br />

(Temperatur, Feuchtigkeit,<br />

äußere Beschaltung, …)<br />

• Benutzung (Beanspruchung,<br />

Lastprofil, ...)<br />

− Einsetzen der ermittelten<br />

Einflussgrößen<br />

Bsp.: R(t) = func(t, P)<br />

− Ergebnis:<br />

Zuverlässigkeit<br />

der SW-Komponenten<br />

− Software<br />

• Parametrierung und Konfiguration aus<br />

den Vorgaben des Entwicklers<br />

• Betriebsprofil aus<br />

z. B. durch<br />

Benutzer:<br />

f(x) mit x ∈<br />

[20,40]<br />

alle 40ms<br />

• externer Aktivierung durch Benutzer<br />

oder Betriebssystem<br />

• der Verknüpfung mit anderen<br />

Komponenten<br />

Software<br />

z. B. g(x) mit<br />

x ∈ [60,100]<br />

alle 80ms<br />

Propagierung über<br />

Verknüpfungen<br />

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370


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Wie werden Zuverlässigkeiten kombiniert? (1)<br />

− Hardware<br />

• Analyse der HW-Architektur<br />

(Blockdiagramm, …)<br />

• Zusammenhang zwischen<br />

Zuverlässigkeiten der HW-<br />

Komponenten und des<br />

Hardware-Systems<br />

(Fehlerbaumanalyse, …)<br />

Hardware<br />

− Software<br />

• Analyse der SW-Architektur<br />

(UML-Diagramme, …)<br />

• Betrachtung auf Komponentenebene<br />

analog zu HW-Systemen<br />

• Analyse, welche Kombination an<br />

SW-Komponenten zum Versagen<br />

des Software-Systems führt<br />

Software<br />

A<br />

B<br />

A<br />

B<br />

C<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

371


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Wie werden Zuverlässigkeiten kombiniert? (2)<br />

Bsp.: Fehlerbaumanalyse<br />

(FTA)<br />

− Ergebnis:<br />

Berechnungsgleichung<br />

− Ergebnis:<br />

Berechnungsgleichung<br />

für Zuverlässigkeit des<br />

Software-Systems<br />

R<br />

HW<br />

=<br />

R<br />

A<br />

R<br />

A<br />

( B<br />

1−<br />

C<br />

)<br />

R<br />

SW<br />

= RAR<br />

B<br />

B<br />

C<br />

R<br />

+ (1 − RA)(1<br />

− RB<br />

) R<br />

+ (1 − RA)<br />

RBRC<br />

+ R<br />

+ R R R<br />

C<br />

A<br />

(1 −<br />

R<br />

B<br />

) R<br />

C<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

372


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Beispiel: Frühzeitige Zuverlässigkeitsanalyse der Steuerung<br />

eines am IAS entwickelten Lkw-Modells<br />

− Konstruktion der Steuerung aus vorhandenen SW-Komponenten<br />

Hardware<br />

Vorgabe des<br />

Entwicklers<br />

Software<br />

<strong>Automatisierungs</strong>system<br />

P = 4.000<br />

Auswahl<br />

Konfiguration<br />

Parametrierung<br />

Verknüpfung<br />

«Component»<br />

B<br />

P<br />

«Component»<br />

A<br />

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Lkw-Modell<br />

Film: Truck<br />

373


§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

ZSA<br />

Anwendung des Konzeptes auf die Steuerungssoftware<br />

− Zuverlässigkeit SW-Komponenten<br />

Vorgabe des<br />

Entwicklers<br />

Generische<br />

Zufallsaussage<br />

P = 4.000<br />

R(t) = func(t, P)<br />

Reliability R(t)<br />

0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0<br />

0 200 400 600 800 1000<br />

Zuverlässigkeiten<br />

(Bsp.: konstante Werte)<br />

R<br />

R<br />

Control<br />

OutDriver<br />

= 0,5<br />

= 0,8<br />

Berechnete<br />

Softwarezuverlässigkeit<br />

R<br />

SW<br />

= RControl<br />

⋅ ROutDriver<br />

= 0,4<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

374


Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Gliederung<br />

§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

§ 8 Sicherungsmethoden<br />

§ 9 Berechnungsmethoden<br />

§ 10 Vereinfachungen<br />

§ 11 Zuverlässigkeit komplexer Systeme<br />

§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

§ 14 RAMS-Management<br />

§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

375


§ 14 Rams-Management<br />

ZSA<br />

§ 14 RAMS-Management<br />

– RAMS-Management<br />

• Zuverlässigkeits- und Sicherheits-Management<br />

– Zuverlässigkeits-Management<br />

• Alle Aktivitäten und Maßnahmen zum Festlegen der RAM-<br />

Anforderungen (Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit und Wartbarkeit)<br />

• Erreichen, Nachweisen und Erhalten der RAM-Eigenschaften von<br />

Komponenten und Systemen<br />

– Sicherheitsmanagement<br />

• Alle Aktivitäten und Maßnahmen zum Festlegen der<br />

Sicherheitsanforderungen<br />

• Erreichen, Nachweisen und Erhalten der geforderten Sicherheit von<br />

Komponenten und Systemen<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

376


§ 14 Rams-Management<br />

ZSA<br />

RAM-Logbuch<br />

– Das RAM-Logbuch (Journal)<br />

• Alle RAM-Aktivitäten, Ereignisse und Vorgänge, getroffene<br />

Entscheidungen und angewandte Lösungen werden im RAM-Logbuch<br />

in Form eines Journal festgehalten<br />

• Beispiele von RAM-Aktivitäten<br />

• Erstellung, Review und Freigabe von RAM-Dokumenten<br />

• Schulungen, Teilnahme an RAM-Seminaren<br />

• Präsentation von RAM-Verfahren und -Werkzeuge<br />

• Ermittlung der RAM-Daten für Komponenten und Systeme<br />

– Nutzen<br />

• Das RAM-Logbuch dient der Verfolgbarkeit aller RAM-Aktivitäten.<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

377


§ 14 Rams-Management<br />

ZSA<br />

Beispiel: RAM-Logbuch<br />

Nr. Datum Ereignis Art Verantw<br />

ort.<br />

1 28.02.98 Erstellung einer vorläufigen RAM-Analyse, D Ma.<br />

Start<br />

2 16.04.98 RAM-Plan, erster Entwurf 09.04.1998 D Ma.<br />

Bemerk.<br />

3 17.04.98 Einladung zum Review des RAM-Plans R Mü.<br />

4 21.04.98 Reviewstellungnahmen zum RAM-Plan R Mü.<br />

5 29.05.98 Überarbeitung und Einarbeitung der R Ma.<br />

Reviewkommentare in den RAM-Plan<br />

6 10.06.98 Präsentation des Tools RAT (Reliability B Be.<br />

Assessment Tool)<br />

7 11.09.98 RAM-Analyse, Version 1.0 wird freigegeben F Bü.<br />

8 18.09.98 Teilnahme der Entwicklung und des Support<br />

am Seminar RAMSS<br />

B Ko.<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

378


§ 14 Rams-Management<br />

ZSA<br />

Sicherheits- und Gefährdungslogbuch<br />

– Sicherheitslogbuch<br />

Das Sicherheitslogbuch besteht aus zwei Teilen:<br />

• Journal (wie RAM-Logbuch jedoch für sicherheitsrelevante Ereignisse)<br />

• Gefährdungslogbuch<br />

– Gefährdungslogbuch<br />

• Es enthält eine Auflistung aller für das System identifizierten<br />

potentiellen Gefährdungen einschließlich entsprechender Lösungen<br />

und Gegenmaßnahmen<br />

• Es wird kontinuierlich fortgeschrieben<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

379


§ 14 Rams-Management<br />

ZSA<br />

Beispiel: Sicherheitslogbuch<br />

Nr. Datum Ereignis / Dokument Art Verant<br />

wort.<br />

1 05.09.97 Systemsicherheitsbeauftragter wird ernannt, E Ba.<br />

Protokoll 06.09.97<br />

2 01.10.98 Audit am 01.10.1997, Auditbericht 07.10.97 A Ma.<br />

Bemerk.<br />

3 15.10.97 Sicherheitslogbuchs in Form einer ACCESS-<br />

Datenbank wird erstellt, Protokoll 20.10.97<br />

4 10.11.97 Sicherheitslogbuchs (Datenbank) wird zur<br />

Anwendung freigegeben, Email 10.11.1997<br />

5 03.02.98 Gefährdungsanalyse wird in Auftrag gegeben,<br />

Schreiben 03.02.1998<br />

6 05.03.98 Zur Besprechung mit EBA wird eingeladen.<br />

Thema Rückfallstrategie bei<br />

Datenübertragungsausfall, Einladung<br />

05.03.1998<br />

7 15.03.98 Gefährdungsanalyse <strong>vom</strong> 01.03.1998 wird<br />

geliefert<br />

8 11.06.98 Gefährdungsanalyse <strong>vom</strong> 01.03.1998 wird am<br />

11.06.1998 freigegeben<br />

E Ba.<br />

F Mü.<br />

E Mü.<br />

B Mü.<br />

D Bu.<br />

F Bu.<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

380


§ 14 Rams-Management<br />

ZSA<br />

Beispiel: Gefährdungslogbuch<br />

Nr. Ausfallart Ursache Maßnahmen Ausfall-<br />

Auswirkung<br />

A1 Mode Manager<br />

1.Funktion ausgefallen<br />

Übergang in<br />

liefert 2.Datenübertragung on-<br />

den sicheren<br />

keine Daten board ausgefallen<br />

Zustand<br />

A2 Mode Manager<br />

liefert falsche<br />

Daten<br />

A4 Diagnosemeldung<br />

zu<br />

spät<br />

1. Mode Manager berechnet<br />

falsch<br />

2.Bekam falsche Daten<br />

3.Ausgabedaten bei Datenübertragung<br />

onboard<br />

verfälscht<br />

1. Fehler d. Übertragung<br />

2. Manipulation<br />

3. Falsche RBC Daten<br />

4. Falsche Ortsdaten<br />

1.Übertragungsfehler<br />

2.Fehler im Diagnosespeicher<br />

Bei statischem<br />

Fehler<br />

mehrfaches<br />

abspeichern<br />

Es kann eine<br />

falsche<br />

Bremskurve<br />

ausgewählt<br />

werden.<br />

Gefährdung<br />

Keine<br />

Entgleisung<br />

oder<br />

Zusammenstoß.<br />

A3 Ausgabe falscher<br />

Streckendaten<br />

Bremskurvenüberwachung<br />

falsch<br />

Keine<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

381


§ 14 Rams-Management<br />

ZSA<br />

Gefährdungslogbuch, Klassifizierung<br />

– Klassifizierung der Gefährdungen<br />

• Art der Gefährdung<br />

• Person P, Gerät/System G, Umwelt U, offen 99<br />

• Häufigkeit<br />

• unglaublich 0, unwahrscheinlich 1, gelegentlich 2,<br />

kaum vorstellbar 3, wahrscheinlich 4, häufig 5, offen 99<br />

• Schwere der Gefährdung<br />

• unbedeutend 0, marginal 1, kritisch 2, katastrophal 3,<br />

offen 99<br />

• Status der Gefährdung<br />

• in Arbeit 0, abgeschlossen 1, offen 99<br />

• Risiko<br />

• nicht tolerierbar 1, unerwünscht 2, tolerierbar 3, vernachlässigbar<br />

4, offen 99<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

382


§ 14 Rams-Management<br />

ZSA<br />

Beispiel: Bewertung Gefährdungslogbuch<br />

– Klassifizierung<br />

Fehler-<br />

Nr.<br />

Art<br />

P/G/U, 99<br />

Häufigkeit<br />

1-5, 99<br />

Schwere<br />

0-3, 99<br />

Status<br />

0-1, 99<br />

Funktion<br />

F1-F100<br />

A1 P 99 0 1 F1 4<br />

A2 P 99 3 0 F1 1<br />

A3 99 99 99 99 F5 99<br />

A4 P 99 0 1 F6 4<br />

– Funktion<br />

Nr. Funktion<br />

F1 Betriebsartüberwachung<br />

F2 Kommunikation mit dem Tf<br />

F3 Bereitstellung der Zugdaten<br />

F4 Aufzeichnen der Diagnosedaten<br />

F5 Verwaltung der Streckendaten<br />

F6 Bereitstellung von Diagnosedaten<br />

Risiko<br />

1-4, 99<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

383


§ 14 Rams-Management<br />

ZSA<br />

Sicherheitsmanagement<br />

– Interne und externe Schnittstellen im Projekt<br />

Projekt<br />

Entwickler<br />

Verifizierer<br />

Projektleiter<br />

Qualitätsmanagement<br />

Sicherheitsmanagement<br />

Zulieferer, . . .<br />

Validierer<br />

Gutachter<br />

Zulassungsbehörde<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

384


Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Gliederung<br />

§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

§ 8 Sicherungsmethoden<br />

§ 9 Berechnungsmethoden<br />

§ 10 Vereinfachungen<br />

§ 11 Zuverlässigkeit komplexer Systeme<br />

§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

§ 14 RAMS-Management<br />

§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

385


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

– Struktur nach EN 50129 6 Schlußfolgerung<br />

5 Mitgeltende<br />

Sicherheitsnachweise<br />

4 Technischer<br />

Sicherheitsbericht<br />

3 Nachweis des<br />

Sicherheitsmanagements<br />

2 Nachweis des<br />

Qualitätsmanagements<br />

1 Definition des Systems<br />

Sicherheitsnachweis<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

386


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

SN1 Definition des Systems<br />

– Definition des Systems<br />

Das System muss genau definiert werden (genaue Identifikation)<br />

• Versionsnummern aller Komponenten<br />

• Änderungsstatus aller Dokumente<br />

– Was gehört zum System?<br />

Genaue Identifikation aller<br />

• Komponenten<br />

• Teilsysteme<br />

• Schnittstellen<br />

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387


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

SN2 Nachweis des Qualitätsmanagements<br />

– QM-System<br />

• Ein QM-System ist für SIL 1-4 zwingend vorgegeben.<br />

• Ein Qualitätsmanagementsystem muss die Qualität des Systems oder<br />

Gerätes während des gesamten Lebenszyklus (definiert in EN 50126)<br />

wirksam zu steuern.<br />

• Der Zweck des QM-Systems ist, die durch menschliche Fehlbarkeit<br />

verursachten Fehler zu minimieren.<br />

• QM-Aktivitäten in einem QM-Bericht zu nachweisen<br />

– QM-System nach ISO9001<br />

• Das QM-System muss der Norm ISO 9001 entsprechen.<br />

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388


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

SN3 Nachweis des Sicherheitsmanagements<br />

– Notwendigkeit eines Sicherheitsmanagement<br />

• Ein Sicherheitsmanagement ist für SIL 1-4 zwingend vorgegeben.<br />

– Im Nachweis des Sicherheitsmanagements ist zu zeigen<br />

• Die im Sicherheitsplan gestellten Aufgaben wurden ausgeführt.<br />

• Die Erfüllung der Sicherheitsanforderungen (SIL) des Systems oder<br />

Gerätes wurde während des gesamten Lebenszyklus überwacht und<br />

gesteuert.<br />

– Inhalt des Nachweises<br />

• Nachweis des Management nicht der Sicherheit<br />

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389


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

Sicherheitsmanagement<br />

– Aufgabenbereiche, Verantwortlichkeiten<br />

• Sicherheitsplan erstellen, Aktivitäten einplanen<br />

• Kompetenznachweise für aller Mitarbeiter sichern<br />

• Gefährdungsanalyse durchführen<br />

• Sicherheitskonzept erstellen<br />

• Sicherheits- und Gefährdungslogbuch angelegen und führen<br />

• Sicherheits-Audits durchführen<br />

• Sicherheitsanforderungen festlegen<br />

• Sicherheitsanforderungen den System-Komponenten zuordnen<br />

• Sicherheit der extern beschafften Teile (COTS) überwachen<br />

• Validierung der Sicherheitsanforderungen überwachen<br />

• Sicherheitsnachweis erstellen (lassen)<br />

• Vorschriften für sicheren Betrieb und Wartung festlegen<br />

• Sicherheitsmanagementreport erstellen<br />

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390


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

SN4 Technischer Sicherheitsbericht<br />

– Allgemeines<br />

• Der Technischer Sicherheitsbericht ist für SIL 1 - 4 zwingend<br />

vorgeschrieben<br />

• In diesem Bericht müssen die technischen Grundsätze, die für den<br />

Nachweis der Sicherheit erforderlich sind, erklärt werden.<br />

• Dabei ist sowohl für den fehlerfreien als auch den gestörten Betrieb<br />

nachzuweisen, dass die Sicherheit gewährleistet ist<br />

• Der Umfang dieser Dokumentation hängt von SIL ab<br />

• Umfangreiche Dokumente mit detaillierten Informationen sind nicht<br />

erforderlich, falls man auf andere Dokumente mit entsprechenden<br />

Informationen verweisen kann<br />

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391


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

Technischer Sicherheitsbericht (TS)<br />

– Struktur nach EN 50129 6 Qualifikationstests<br />

1 Einleitung<br />

5 Anwendungsbedingungen<br />

4 Umgebungsbedingungen<br />

3 Auswirkung von Fehlern<br />

2 Sicherung des<br />

fehlerfreien Betriebs<br />

Technischer<br />

Sicherheitsbericht<br />

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392


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

TS2 Sicherung des fehlerfreien Betriebs<br />

– Sicherung fehlerfreier Hardwarefunktion<br />

• Die Fehlerfreiheit der Hardwarefunktion zeigen<br />

– Sicherung fehlerfreier Softwarefunktion<br />

• Die Fehlerfreiheit der SW nachweisen (Validierungsbericht)<br />

– Erfüllung der Sicherheitsanforderungen<br />

• Erfüllung der Sicherheitsanforderungen zeigen<br />

– Hardware/Software-Interaktionen<br />

• Die Fehlerfreiheit der HW/SW-Interaktionen zeigen<br />

– Umgebungsbedingungen<br />

• Den fehlerfreien Betrieb unter vorgegebenen Umgebungsbedingung<br />

nachweisen<br />

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393


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

TS3 Auswirkung von Fehlern<br />

– Einfachfehler<br />

• Das Fail-safe-Verhalten bezüglich Einfachfehler zeigen.<br />

– Erkennung von Einfachfehlern<br />

• Die Erkennung von Einfachfehlern zeigen<br />

– Maßnahmen nach der Fehlererkennung<br />

• Das schnelle Erreichen eines sicheren Ausfallzustands zeigen<br />

– Sicherer Ausfallzustand<br />

• Das kontrollierte Verlassen sicherer Ausfallzustand zeigen<br />

– Unabhängigkeit von Komponenten<br />

• Die Unabhängigkeit der Komponenten nachweisen<br />

– Maßnahmen gegen Mehrfachfehler<br />

• Rechtzeitige Erkennung gefährlicher Mehrfachfehler zeigen<br />

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394


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

TS4 Umgebungsbedingungen<br />

– Klimatische Bedingungen<br />

• Temperatur, Feuchte, Wärmeschocks betrachten<br />

– Einsatzort<br />

• Gebäude, Außenbereich, Fahrzeug, Strecke, Lager betrachten<br />

– Mechanische Bedingungen<br />

• Vibration, Schock, Lärm betrachten<br />

– Elektrische Bedingungen<br />

• Stromversorgung, EMV, ESD betrachten<br />

– Schutz gegen nichtautorisierten Zugriff<br />

• Zugriffsarten und berechtigte Personengruppen nennen<br />

• Zeigen, dass ein unberechtigter Zugriff ausgeschlossen ist<br />

– Weitere Bedingungen<br />

• Umweltverschmutzung, Lebewesen (Insekten) usw. betrachten<br />

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395


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

TS5 Anwendungsbedingungen<br />

– Systemkonfiguration und -generierung<br />

• Die verwendeten Verfahren und Werkzeuge nennen<br />

• Konfigurationen und Einstellungen dokumentieren<br />

– Betrieb und Wartung<br />

• Betriebsarten Anfahren, Abfahren, Normalbetrieb beschreiben<br />

• Wartungsstrategien vorbeugende, periodische u.a. beschreiben<br />

– Überwachung der Performance<br />

• Zeigen, das die Performance während des gesamten Betriebs<br />

erhalten bleibt<br />

– Übergabe und Transport<br />

• Technische Vorkehrungen hinsichtlich Sicherheit beachten<br />

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396


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

TS6 Qualifikationstests (Feldtests/Erprobung)<br />

– Zweck<br />

• Ein höheres Vertrauen in das System bezüglich der Erfüllung der<br />

Betriebsanforderungen gewinnen<br />

• Ein höheres Vertrauen in das System bezüglich der Erreichung der<br />

Zuverlässigkeits- und Sicherheitsziele gewinnen<br />

– Feldtests / Erprobung<br />

• Umfang und Dauer werden zwischen Betreiber und<br />

Zulassungsbehörde abgestimmt<br />

• Die Sicherheit des Betriebs ist während der Feldtests zu<br />

gewährleisten<br />

– Ergebnisse<br />

• Der Ablauf und die Ergebnisse der Feldtests sind zu dokumentieren<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

397


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

Hierarchie des Technischen Sicherheitsberichts<br />

Technischer Sicherheitsbericht für<br />

das Gesamtsystem<br />

Gesamtsystem-<br />

Ebene<br />

Technischer Sicherheitsbericht<br />

für Teilsystem<br />

1<br />

Technischer Sicherheitsbericht<br />

für Teilsystem<br />

2<br />

Teilsystem-<br />

Ebene<br />

Technischer Sicherheitsbericht<br />

für Gerät 1<br />

Technischer Sicherheitsbericht<br />

für Gerät 2<br />

Technischer Sicherheitsbericht<br />

für Gerät 3<br />

Geräte-<br />

Ebene<br />

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398


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

Ermittlung der Ausfallarten (zu TS3)<br />

– Diskrete Komponenten<br />

• Listen von bekannten Ausfallarten berücksichtigen (EN50129)<br />

• Abweichungen davon begründen.<br />

– Integrierte Schaltungen<br />

• Eine vollständige Liste ist nicht möglich<br />

• FMEA ist zwar möglich, jedoch zu aufwendig<br />

• Top-Down-Verfahren zur Ermittlung der Ausfallarten anwenden<br />

• Eine Bewertung der Auswirkung der Ausfallarten durchführen<br />

• Mögliche Bewertung der Ausfälle:<br />

• sie treten wegen interner Redundanz-Struktur nicht auf<br />

• sie werden erkannt und in den sicheren Zustand überführt<br />

– Komponenten mit inhärent physikalischen Eigenschaften<br />

• Ausgeschlossene Ausfallarten begründen.<br />

• Die Fail-safe-Technik beschreiben<br />

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399


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

Ausfallarten eines Relais (zu TS3)<br />

Nr. Ausfallart<br />

1 Interruption of any coil<br />

2 Interruption of any contact<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Short-circuit or decrease of insulation<br />

resistance:<br />

• across open contacts<br />

• between coil and coil<br />

• between coil and contact<br />

• between coil and case<br />

• between contact and contact<br />

• between contact and case<br />

9 Welding of contacts *<br />

10 Increase of contact resistance<br />

11 Contact chatter<br />

12 Increase of pick-up current<br />

13 Decrease of pick-up current *<br />

*<br />

*<br />

*<br />

*<br />

*<br />

*<br />

Nr Ausfallart<br />

14 Increase of drop-away current<br />

15 Decrease of drop-away current *<br />

16 Change of pick-up to drop-away ratio *<br />

17 Increase of pick-up time<br />

18 Decrease of pick-up time *<br />

19 Increase of drop-away time *<br />

20 Decrease of drop-away time *<br />

21 Relay does not pick up<br />

22 Relay does not drop away *<br />

23 Closure of any front contact at the *<br />

same time as any back contact<br />

(transient or continuous)<br />

24 Non-correspondence between front<br />

contacts<br />

25 Non-correspondence between back<br />

contacts<br />

* Ausfallarten können mit entsprechender Begründung ausgeschlossen werden.<br />

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400


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

Ausfallarten eines Transistors (zu TS3)<br />

Nr. Ausfallart<br />

Interruption:<br />

1 • of emitter (E)<br />

2 • and/or base (B)<br />

3 • and/or collector (C)<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

Short circuit:<br />

• between E and B<br />

• between B and C<br />

• between E and C<br />

• between E and B and C<br />

8 Short-circuit between two connections and interruption of the<br />

third connection<br />

9 Short-circuit between casing and E or B or C<br />

10 Increase of DC and/or AC amplification *<br />

11 Decrease of DC and/or AC amplification<br />

12 Increase of base-emitter conducting-state voltage<br />

13 Decrease of base-emitter conducting-state voltage<br />

14 Increase of threshold voltage VBE *<br />

15 Decrease of threshold voltage VBE *<br />

16 Decrease of break-down voltage VEB or VCB or VCE<br />

17 Change of rise time, fall time, turn-on time, turn-off time<br />

18 Increase of residual current ICB, IEB, ICE<br />

19 Change of saturation voltage VCE<br />

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* Ausfallarten<br />

können mit<br />

entsprechender<br />

Begründung<br />

ausgeschlossen<br />

werden.<br />

401


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

Vermeidung und Beherrschung von Fehlern (zu TS2)<br />

– Anwendung von Techniken und Maßnahmen<br />

• Im Rahmen des Safety Management werden Techniken und<br />

Maßnahmen zur Vermeidung von systematischen Fehlern und zur<br />

Beherrschung von Zufallsausfällen für verschiedene SIL während des<br />

Systemlebenszyklusses angewendet.<br />

• Einige dieser Techniken und Maßnahmen sind in den folgenden<br />

Tabellen zusammengestellt (Auszüge aus der Norm).<br />

– Folgende Bereiche werden betrachtet.<br />

• Architecture of System/Sub-system/Equipment<br />

• Design features<br />

• Risk reduction at the level of system element<br />

• Verification and Validation of the System<br />

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402


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

Architecture of System/Sub-system/Equipment (zu TS2)<br />

Techniques / Measures SIL 1 SIL 2 SIL 3 SIL 4<br />

1. Separation of safety-related systems<br />

R R HR HR<br />

from non safety-related systems<br />

2. single electronic structure with self tests and<br />

R R - -<br />

supervision<br />

3. Dual electronic structure R R - -<br />

4. Dual electronic structure based on composite failsafety<br />

R R HR HR<br />

with fail-safe comparison<br />

5. single electronic structure based on inherent failsafety<br />

R R HR HR<br />

6. single electronic structure based on reactive failsafety<br />

R R HR HR<br />

7. Diverse electronic structure with fail-safe<br />

R R HR HR<br />

comparison<br />

8. Justification of the architecture by a quantitative<br />

reliability analysis of the hardware<br />

HR HR HR HR<br />

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403


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

Design features (zu TS2)<br />

Technique/ Measures<br />

1. Protection against operating errors<br />

Plausibility checks<br />

2. Protection against single fault for discrete<br />

components<br />

All hazardous failure modes to be either detected<br />

and negated or demonstrated to be inherently safe<br />

3. Protection against single fault for integrated circuits<br />

stuck-at fault model (SIL1), or DC-fault model (SIL2),<br />

or permanent and transient malfunction model on<br />

item level (SIL3/4)<br />

4. Physical independence<br />

Insulation distances should be dimensioned to the<br />

reinforced value according to EN 50124-1<br />

5. Detection of single and multiple faults<br />

Dependent on the safety target. The time for<br />

detection-plus-negation should be within the safety<br />

target<br />

SIL1 SIL2 SIL3/4<br />

R R HR<br />

R R HR<br />

R R HR<br />

R R HR<br />

R R HR<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

404


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

Risk reduction at the level of system element (zu TS2)<br />

Techniques / Measures SIL 1 SIL 2 SIL 3 SIL 4<br />

1. Preliminary Hazard Analysis HR HR HR HR<br />

2. Fault Tree Analysis R R HR HR<br />

3. FMECA R R HR HR<br />

4. HAZOP R R HR HR<br />

5. Cause-Consequence diagrams R R HR HR<br />

6. Markov diagrams R R R R<br />

7. Event Tree R R R R<br />

8. Reliability Block Diagram R R R R<br />

9. Zonal Analysis R R R R<br />

10. Common Cause Failure Analysis R R R R<br />

11. Historical Event Analysis R R R R<br />

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405


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

Verification and Validation of the System (zu TS2)<br />

Technique/<br />

Measures<br />

1.Checklists<br />

3.Functional testing<br />

of the system<br />

6.Calculation of<br />

failure rates<br />

10.Design review<br />

SIL 1 SIL 2 SIL 3 SIL 4<br />

R: prepared checklists,<br />

concentration on the main<br />

safety issues<br />

HR: functional tests,<br />

reviews should be carried<br />

out to demonstrate that the<br />

specified characteristics<br />

and safety requirements<br />

have been achieved<br />

HR: on the basis of typical<br />

R: prepared detailed<br />

checklists<br />

HR: comprehensive<br />

functional tests to<br />

demonstrate that the<br />

specified characteristics<br />

and safety-requirements<br />

are fulfilled<br />

HR: on the basis of<br />

conditions<br />

worst case conditions<br />

HR: Reviews should be carried out at appropriate<br />

stages in the lifecycle to confirm that the specified<br />

characteristics and safety requirements have been<br />

achieved<br />

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406


§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

ZSA<br />

Zulassung<br />

– Zulassung erfolgt durch<br />

• Sicherheitsbehörde<br />

• TÜV<br />

• Eisenbahn Bundesamt (EBA)<br />

• Betreiber<br />

– Basis für die Zulassung<br />

• Normen<br />

• Stand der Technik<br />

– Verfahren der Zulassung<br />

• Wichtige Dokumente der Entwicklung zur Prüfung vorlegen<br />

• Sicherheitsnachweis erstellen und zur Prüfung vorlegen<br />

• System durch Betreiber abnehmen lassen<br />

Film: Autoschutz<br />

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407


Zuverlässigkeit und Sicherheit von <strong>Automatisierungs</strong>systemen<br />

ZSA<br />

Gliederung<br />

§ 7 Zuverlässigkeits- und Sicherheitstechnik<br />

§ 8 Sicherungsmethoden<br />

§ 9 Berechnungsmethoden<br />

§ 10 Vereinfachungen<br />

§ 11 Zuverlässigkeit komplexer Systeme<br />

§ 12 Berechnung von Sicherheitskenngrößen<br />

§ 13 Softwarezuverlässigkeit<br />

§ 14 RAMS-Management<br />

§ 15 Sicherheitsnachweis (SN)<br />

§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

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408


§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

ZSA<br />

Abkürzungen (1)<br />

- Die Technik/Maßnahme wird weder empfohlen noch<br />

verboten<br />

ε<br />

Ausfallerkennungsrate<br />

λ<br />

Ausfallrate<br />

λ'<br />

sicherheitsbezogene Ausfallrate<br />

μ<br />

Instandsetzungsrate<br />

Ak Unfallarten k=1, 2, ...<br />

ALARP As Low As is Reasonably Practicable<br />

CBT Computer Based Training<br />

CCF Common Cause Failure<br />

CENELEC Europäisches Komitee für Elektrotechnische Normung<br />

Cj k Wahrscheinlichkeit der Auswirkung von Hj nach Ak<br />

DIN Deutsches <strong>Institut</strong> für Normung e.V.<br />

Dj Gefährdungsdauer der Gefährdungsarten Hj , j=1, 2, ..<br />

DRA Aversionskennlinie (differential risk aversion)<br />

DR Fehlererkennungs-Rate (Detection Rate)<br />

Ereignis: R 1 ist ausgefallen<br />

E 1<br />

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409


§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

ZSA<br />

Abkürzungen (2)<br />

E 12 Ereignis: R 1 und R 2 sind ausgefallen<br />

Eij Dauer in der Gruppe i der Gefährdungsarten Hj ausgesetzt ist<br />

EN Europäische Norm<br />

F<br />

Die Technik/Maßnahme ist verboten (Forbidden)<br />

FFA Funktionale FMEA<br />

Fi k Wahrscheinlichkeit für Todesfall eines Individuums i bei Ak<br />

FMEA Failure Modes and Effects Analysis<br />

FR Ausfallrate (Failure Rate)<br />

FR Failure Rate<br />

FTA Fault Tree Analysis (Fehlerbaumanalyse)<br />

GAMAB Globalement Au Moins Aussi Bon<br />

HAZOP HAZard and OPerability Study<br />

Hj Gefährdungsarten j=1, 2, ..<br />

HR Die Technik/Maßnahme wird dringend empfohlen<br />

(Highly Recomended)<br />

HR Hazard Rate<br />

HRj Gefährdungsrate der Gefährdungsarten Hj , j=1, 2, ..<br />

IEC International Electrotechnical Commission<br />

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410


§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

ZSA<br />

Abkürzungen (3)<br />

IRF Individuelles Risiko für Todesfall (Individual Risk Fatality)<br />

M<br />

gesamte Missionszeit<br />

M<br />

Die Technik/Maßnahme ist verbindlich (Mandatory)<br />

MEM Minimum endogene Sterblichkeit (Mortality)<br />

MMI Man Machine Interface<br />

MTBF mittlere Zeit zwischen zwei Ausfällen (mean time between<br />

failures)<br />

MTTF' mittlere sicherheitsbezogene Lebensdauer<br />

MTTR mittlere Instandsetzungszeit (mean time to repair)<br />

Ni Benutzungszahl von der Gruppe i<br />

Np Personenzahl einer Gruppe<br />

NR Die Technik/Maßnahme wird nicht empfohlen (Not<br />

Recommended)<br />

P( ) Wahrscheinlichkeit<br />

P(TOP) Wahrscheinlichkeit des TOP-Ereignisses<br />

PES Programable Electronic System<br />

R<br />

Die Technik/Maßnahme wird empfohlen (Recommended)<br />

R 1 Rechner 1, ...<br />

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411


§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

ZSA<br />

Abkürzungen (4)<br />

RAMS Reliability, Availability, Maintainability, Safety<br />

RAMSS Reliability, Availability, Maintainability, Safety, and Security<br />

Rm Minimale endogene Sterblichkeit (Todesrate)<br />

Rn Natürliche Sterblichkeit (Todesrate)<br />

SAM Safety Argument Manager<br />

SIL Safety Integrity Level (Sicherheitsanforderungsstufen)<br />

Sk Schwere eines Unfalls Ak (Severity of accident type k)<br />

Sk=1 1 Fatality: 1 Todesfall oder 10 schwer oder 100 leicht<br />

Verletzte<br />

SN Sicherheitsnachweis<br />

SL Severity Level<br />

THRj Tolerierbare Gefährdungsrate (Tolerable Hazard Rate)<br />

TIR Tolerierbares individuelles Risiko (Target/Tolerable Ind. Risk)<br />

TOP TOP- Ereignis<br />

TS Technischer Sicherheitsbericht<br />

VDI/VDE Verein Deutscher Ingenieure / Verein Deutscher<br />

Elektrotechniker<br />

X 1 , ... Ereignis: Ausfal einer Komponente<br />

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412


§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

ZSA<br />

Literatur (1)<br />

[B1] Bitter, P.: Technische Zuverlässigkeit. Springer-Verlag, Heidelberg 1977<br />

[C1] CENELEC Report R009-004 October 1999. Railway Applications,<br />

Systematic Allocation of Safety Integrity Requirements.<br />

[C2] Safety Integrity Levels, Annex A, Proposal for EN 50129, October 1999<br />

[C3] Single-line Signalling System Example,<br />

Annex A to CENELEC Report R009-004 October 1999<br />

[C4] Level Crossing Example,<br />

Annex B to CENELEC Report R009-004 October 1999<br />

[C5] CENELEC Report R009-004 October 1999.<br />

Establishing Safety Integrity Level (SIL) from Frequency of Failure<br />

[D1] DIN V 19250: Grundlegende Sicherheitsbetrachtungen für MSR-<br />

Schutzeinrichtungen. Mai 1994<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

413


§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

ZSA<br />

Literatur (2)<br />

[D2] DIN 19250 grundlegende Sicherheitsbetrachtungen für MSR-<br />

Schutzeinrichtungen. 1989<br />

[D3] DIN 19251 MSR Schutzeinrichtungen. Anforderungen und Maßnahmen<br />

zur gesicherten Funktion. 1995<br />

[D4] DIN VDE 31000 Teil 2. Allgemeine Leitsätze für das sicherheitsgerechte<br />

Gestalten technischer Erzeugnisse. Begriffe der Sicherheitstechnik<br />

[E1] EN 50126 Railway Applications: The Specification and Demonstration of<br />

Dependability: Reliability, Availability, Maintainability and Safety (RAMS),<br />

2000<br />

[E2] prEN 50128 Railway Applications: Software for railway control and<br />

protection systems, 1998<br />

[E3] ENV 50129 Railway Applications: Safety-related Electronic Railway<br />

Control and Protection Systems, 1998<br />

[E4] CENELEC 50159, EN 50159 Railway Applications: Signalling and<br />

Communications. 1998<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

414


§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

ZSA<br />

Literatur (3)<br />

[E5] EN ISO 9001: Quality Systems - Model for quality assurance in design,<br />

development, production, installation and servicing<br />

[E6] EN 29000-3: Quality Management and Quality Assurance Standards,<br />

Part 3 - Guidelines for the Application of EN 29001 to the development,<br />

supply and maintenance of software<br />

[E7] ERTMS Safety Requirement & Objective Group (ESROG),<br />

ERTMS Hazard Rates & Safety Forecasts.<br />

Report ESROG_HFR_01, Issue 1 Draft 3 April 2000, pp. 1-90<br />

[F1] Fricke, H., Pierick, K.: Verkehrssicherung. Teubner Verlag Stuttgart, 1990<br />

[F2] Fault Tolerant Spaceborne Computer. Technical Description. Raytheon<br />

[G1] Gaede, K.-W.: Zuverlässigkeit. Mathematische Modelle.<br />

Karl Hanser Verlag, München 1977<br />

[G2] Gewald, K., Haake, G., Pfadler, W.: Software-Engineering.<br />

Grundlagen und Technik rationneller Programmentwicklung.<br />

Oldenbourg, München 1985.<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

415


§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

ZSA<br />

Literatur (4)<br />

[G3] Grable, R., Jernigang, J., Pogue, C., Divis, D.: Metrics for Small Projects:<br />

Experiences at the SED. IEEE Software, March/April 1999, p. 21-29<br />

[H1] Heinhold, J., Gaede, K.-W.: Ingenieur-Statistik. Oldenbourg Verlag,<br />

München 1979<br />

[H2] Heilmann, A., Braband, J., Peters, H.: Sicherheitsanalyse nach CENELEC.<br />

Signal + Draht (90), 7+8/98, S. 10-14<br />

[H3] Hosemann, G. (Hrsg.): Risiko in der Industriegesellschaft. Analysen,<br />

Vorsorge und Akzeptanz. Verlag UB Erlangen 1989<br />

[H4] HAZOP Studies on Systems containing programmable electronics.<br />

INTERIM Defence Standard. UK.<br />

[H5] Hammer, W.: Handbook of System and Product Safety.<br />

[H6] Hammer, W.: Product Safety Management and Engineering. Prentice-Hall<br />

Inc. N.J.1980<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

416


§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

ZSA<br />

Literatur (5)<br />

[I2] IEC 61508 Functional Safety of electrical/electronic/programmable<br />

electronic safety-related systems. Part 1-7, 1997<br />

[I2] IEC 880 Software for Computers in the Safety Systems of Nuclear Power<br />

generating Stations. 1986.<br />

[K1] Konakovsky, R.: Definition und Berechnung der Sicherheit von<br />

<strong>Automatisierungs</strong>systemen. Vieweg Verlag, Braunschweig 1977<br />

[K2] Konakovsky, R.: Sichere Prozeßdatenverarbeitung mit Mikrorechnern.<br />

Oldenbourg Verlag, München 1988<br />

[K3] Konakovsky, R. (Tagungsleiter): Sicherheitstechnik und Automatisierung.<br />

VDI Berichte 1336, VDI Verlag, Düsseldorf 1997<br />

[K4] Halang, W.A., Konakovsky, R.: Sicherheitsgerichtete Software.<br />

<strong>Automatisierungs</strong>technik at, Heft 2 1998, S.93-103<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

417


§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

ZSA<br />

Literatur (6)<br />

[K5] Halang, W.A., Konakovsky, R.: Sicherheitsgerichtete Echtzeitsysteme.<br />

Oldenbourg Verlag 1999<br />

[L1] Leist, K.: Sicherheitsgerichtete speicherprogrammierbare Steuerungen.<br />

atp, Heft 6/87, S. 267-275<br />

[L2] LOGISIRE . Das sichere Mikrorechnersystem für komplexe<br />

Anwendungen. Technische Beschreibung. AEG<br />

[L3] Lörch, T.: Einsatz der FMEA in der Entwicklung der TAS Platform. DTK<br />

Hamburg 2000<br />

[M1] Myers, G. J.: Methodisches Testen von Programmen. Oldenbourg Verlag<br />

1982<br />

[S1] Siemens, Projekt ETCS2000, Systemgefährdungsanalyse<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

418


§ 16 Abkürzungen, Literatur<br />

ZSA<br />

Literatur (7)<br />

[T1] Trompeta, B.: PLT-Schutzeinrichtungen in petrochemischen Anlagen.<br />

Tagung Sicherheitstechnik und Automatisierung (Ltg. Konakovsky) in<br />

Langen 1997. VDI Berichte 1336, VDI Verlag, Düsseldorf 1997, S. 181-<br />

196<br />

[V1] Sicherheit komplexer Verkehrssysteme, VDI Bericht 1546, Mai 2000<br />

[V2] VDI/VDE 2180 Sicherung von Anlagen der Verfahrenstechnik mit<br />

Mitteln der Prozeßleittechnik (PLT), Blatt 1-5, 1998<br />

[V2] VDI/VDE 3541 Steuerungseinrichtungenmit vereinbarter gesicherter<br />

Funktion, Blatt 1-4, 1989<br />

[V2] VDI/VDE 3542, Blatt 1-4, Sicherheitstechnische Begriffe für<br />

<strong>Automatisierungs</strong>systeme 1998<br />

[Z1] Zender, P.: Struktur, Programmierung und Betrieb der<br />

sicherheitsgerichteten SPS zur Kombination von Sicherheit und<br />

Verfügbarkeit. Sichere Steuerungs- und Schutzsysteme (Hrsg. Zender),<br />

VDE Verlag, Berlin 1994, S. 45-62<br />

© <strong>2012</strong> IAS, Universität Stuttgart<br />

419

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