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August - Euroregion Elbe/Labe

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Donnerstag, 01.08.2013<br />

Prager Zeitung


Engpass an der Grenze<br />

Donnerstag, 01.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Autofahrer müssen auf der Route von Sebnitz nach Tschechien ab heute Behinderungen<br />

in Kauf nehmen. Die Grenzbrücke zwischen Sebnitz und der Nachbarstadt Dolni<br />

Poustevna wird für drei Monate halbseitig gesperrt. Nach Angaben des Sebnitzer<br />

Rathauses hat die tschechische Seite bis zum 31. Oktober Bauarbeiten an der<br />

Grenzbrücke angekündigt. Der Verkehr wird per Ampel an der Baustelle vorbeigeleitet.<br />

Sebnitz schiebt unterdessen geplante Sanierungsarbeiten an der Straße Richtung Grenze<br />

bis zum nächsten Jahr auf. (SZ/mö)<br />

Donnerstag, 01.08.2013<br />

Prager Zeitung


Donnerstag, 01.08.2013<br />

Prager Zeitung


Es geht nicht schneller<br />

Samstag, 03.08.2013<br />

Sächsischer Bote online<br />

S-Bahn Weiterhin noch geänderter Fahrplan<br />

Dresden. Aufgrund von selbst nach fast zwei Monaten nach dem Hochwasser noch immer<br />

bestehenden Einschränkungen im Elbtal kommt es bis zum 9. <strong>August</strong> auf der S-Bahn-<br />

Linie S 1 Meißen-Coswig-Dresden-Pirna-Schöna zu einem geänderten Fahrplan im S-<br />

Bahn Verkehr.<br />

• Die S-Bahnen der S 1 fahren stündlich bis Bad Schandau. Zwischen Schöna und Bad<br />

Schandau fahren der <strong>Elbe</strong>-<strong>Labe</strong>-Sprinter fahrplanmäßig sowie zusätzlich ein Pendelzug im<br />

2-Stunden-Takt.<br />

• Für die ausfallenden S-Bahnen werden zwischen Pirna und Bad Schandau Busse<br />

eingesetzt, welche nur in Königstein halten.<br />

• Der Wander-Express Bohemica fährt mit teilweise veränderten Fahrzeiten.<br />

Der Streckenabschnitt zwischen Prirna und Schöna/Grenze ist hochwasserbedingt nur mit<br />

einer herabgesetzten Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h befahrbar. Dadurch ist der<br />

fahrplanmäßige S-Bahn-Verkehr im Halbstundentakt zwischen Dresden und Bad<br />

Schandau nicht möglich. Die stündlich durchgehenden Züge Meißen-Dresden-Bad<br />

Schandau fahren ab Dresden Hbf. jeweils zur Minute 31, ab Bad Schandau zur Minute 53.<br />

Die übrigen Züge der S 1 beginnen und enden in Pirna (Dresden Hbf. ab jeweils zur<br />

Minute 01, Pirna ab Minute 05). Hier besteht für die Weiterfahrt nach Bad Schandau ein<br />

Ersatzverkehr mit Bussen mit Halt in Königstein. Zur Bedienung des Abschnitts Bad<br />

Schandau-Schöna fahren neben dem <strong>Elbe</strong>-<strong>Labe</strong>-Sprinter zusätzliche Pendelzüge im 2-<br />

Stunden-Takt mit Anschluss an die S 1 in Bad Schandau.<br />

Der sogenannte Wander-Express Bohemica, welcher an den Wochenenden die sächsische<br />

Landeshauptstadt mit den Ausflugszielen in Böhmen verbindet, fährt zwischen Dresden<br />

(ab 07.49 Uhr) und Pirna (ab 08.07 Uhr) fahrplanmäßig, ab Bad Schandau 26 Minuten<br />

später in Richtung Litomerice. In der Gegenrichtung erfolgt die Abfahrt in Litomerice


fahrplanmäßig um 16.18 Uhr, die Ankunft in Dresden erfolgt um 18.30 Uhr, 24 Minuten<br />

später gegenüber dem regulären Fahrplan.<br />

Infos: Service-Nummer der Bahn 0180 6 99 66 33 sowie www.bahn.de/aktuell.<br />

Feuerwehr startet neue Großleitstelle<br />

Montag, 05.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Die Rettungsleitstellen im Landkreis bereiten sich auf den Umzug nach Dresden<br />

vor – mit über zwei Jahren Verspätung.<br />

Von Alexander Schneider,Tobias Winzer und Christian Eissner<br />

Dresdens Feuerwehrchef Andreas Rümpel<br />

zeigt die neue Leitstelle im Brand- und<br />

Katastrophenschutzzentrum Dresden-<br />

Übigau. Sie ist seit zweieinhalb Jahren fertig<br />

eingerichtet, funktionierte aber nicht. Foto:<br />

André Wirsig<br />

©andré wirsig<br />

Dresdens Feuerwehrchef Andreas Rümpel<br />

ist bereit – und das schon seit einer ganzen<br />

Weile. Vor zweieinhalb Jahren hat er die Räume der neuen Leitstelle im Brand- und<br />

Katastrophenschutzzentrum Dresden-Übigau eröffnet. Doch die fehlende Software<br />

verzögerte den Termin für die nötigen Schulungen und den Start der 11,7Millionen Euro<br />

teuren Anlage immer wieder. Ende <strong>August</strong> soll es endlich so weit sein, wie das Dresdner<br />

Rathaus nun mitteilt. „Die Aus- und Fortbildung der Disponenten für das neue<br />

Kommunikations- und Leitsystem läuft bereits seit Jahresbeginn“, sagt Rathaussprecher<br />

Kai Schulz.<br />

Ursprünglich sollte die sogenannte integrierte Regionalleitstelle bereits Anfang 2011<br />

bezogen werden. Sie vereint die Arbeit der bisherigen Rettungsleitstellen in Dresden,<br />

Pirna, Dippoldiswalde, Riesa und Meißen. Die Landkreise Meißen und Sächsische Schweiz-<br />

Osterzgebirge werden also keine eigenen Leitstellen mehr betreiben. Alle Rettungs-,<br />

Notarzt- und Feuerwehr-Einsätze werden zentral von Dresden aus koordiniert.<br />

Grund für die lange Verzögerung waren Probleme mit der neuen Software. Ohne das<br />

„Funk-Notruf-Abfragesystem“ konnte die Anlage nicht betrieben werden. Verhandlungen<br />

des Freistaats, der Polizei und von Dresdens Ordnungsbürgermeister Detlef Sittel (CDU)<br />

mit der Herstellerfirma brachten keinen Erfolg. Im vergangenen Jahr teilte dann der<br />

Freistaat mit, das Gesamtprojekt unterschätzt zu haben.<br />

Dabei ist die neue Technik schon seit mehreren Jahren dringend nötig. Im Pirnaer<br />

Landratsamt wartet man händeringend darauf, dass die Super-Leitstelle endlich in<br />

Betrieb geht, denn die bisherigen Leitstellen sowohl in Pirna als auch in Dippoldiswalde<br />

sind mittlerweile hoffnungslos überaltert. Seit die Verträge mit Dresden unterzeichnet<br />

waren, habe man Investitionen in die eigene Technik „auf das absolut zwingend<br />

erforderliche Maß beschränkt“, sagt Steffen Klemt, Leiter der Abteilung<br />

Bevölkerungsschutz im Landratsamt. Dass es so lange dauert, bis der Umzug starten<br />

kann, hatte keiner erwartet.<br />

Und auch jetzt ist noch nicht klar, wann es so weit ist. Ob die Dresdner Leitstelle fit für<br />

ihre künftigen Aufgaben ist, muss sie beim Probebetrieb ab Ende <strong>August</strong> erst einmal<br />

beweisen. Deshalb bleibt Steffen Klemt beim Umzugstermin zurückhaltend. „Ab 5.


November soll die Leitstelle Pirna nach Dresden übernommen werden“, sagt er. „Dabei<br />

handelt es sich um einen sogenannten Arbeitstermin.“ Das heißt, der Termin kann sich<br />

durchaus noch einmal verschieben. Die Leitstelle in Dippoldiswalde wird dann frühestens<br />

weitere drei Monate später nach Dresden aufgeschaltet. Beim Umzug wechselt fast das<br />

gesamte Personal der bisherigen Leitstellen mit.<br />

Riesenleinwand für Großeinsätze<br />

Was aber bringt die neue Super-Leitstelle? Die Landeshauptstadt und die beiden<br />

Landkreise erhoffen sich eine höhere Qualität bei der Koordinierung von Notfall-<br />

Einsätzen, vor allem bei Naturkatastrophen wie einem <strong>Elbe</strong>-Hochwasser. Bei<br />

Großeinsätzen etwa können Bilder und Informationen auf eine zehn mal zweieinhalb<br />

Meter große Leinwand in dem 460 Quadratmeter großen Raum übertragen werden. So<br />

haben die Disponenten einen besseren Überblick. Es ist auch möglich, zusätzliche<br />

Telefone aufzuschalten, wenn etwa wegen eines Gewittersturms plötzlich Dutzende<br />

Notrufe eingehen. In einem Nachbarraum kann ein eigener Führungsstab eingerichtet<br />

werden. In den Geo-Datenbanken der Software ist nun ganz Sachsen abrufbar.<br />

Ein weiterer Grund, weshalb man das Projekt einst auf den Weg brachte, nämlich erhoffte<br />

finanzielle Einsparungen, ist nach den bisherigen Erfahrungen hinfällig. „Der Landkreis<br />

geht davon aus, dass insgesamt gesehen zukünftig kein Geld gespart werden wird“, sagt<br />

Steffen Klemt. Im Gegenteil: Aufgrund der langen Verzögerungen sind zusätzliche<br />

Betriebs- und Investitionskosten entstanden. Dabei weiß bisher niemand, wie teuer die<br />

neue Leitstelle unterm Strich tatsächlich wird. Innenminister Markus Ulbig hatte 2012<br />

angekündigt, dass der Freistaat alle Mehrkosten auf technischer Seite übernehme. Um<br />

welche Summe es sich handelt, sagte er jedoch nicht. Die Zahlen sollen nun bei der<br />

offiziellen Eröffnung Ende <strong>August</strong> vorgelegt werden.<br />

Angebot<br />

Alles über Fledermäuse in Deutsch und Tschechisch<br />

Dienstag, 06.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Bad Schandau. Im Rahmen des Projektes „Naturbesonderheiten der Sächsisch-<br />

Böhmischen Schweiz“ führt das Nationalparkzentrum Sächsische Schweiz am 24. <strong>August</strong><br />

von 19 bis maximal 23 Uhr ein zweisprachiges Abendprogramm für deutsche und<br />

tschechische Familien anlässlich der Europäischen Fledermausnacht in Bad Schandau<br />

durch. Kleine und große Interessierte lernen unterschiedliche Fledermausarten und deren<br />

Lebensweise kennen. Wer möchte, kann eine Fledermaus oder ein Fledermausquartier<br />

basteln. Während einer kleinen Abendexkursion geht es anschließend gemeinsam mit<br />

Taschenlampe und speziellen Fledermausdetektoren auf Spurensuche. Der Treffpunkt<br />

wird bei Anmeldung bis 15. <strong>August</strong> bekannt gegeben: 035022 50256 Die Veranstaltung<br />

ist kostenfrei und wird gedolmetscht. (SZ)<br />

Bahn bestellt Züge in Tschechien<br />

Skoda statt Bombardier<br />

Dienstag, 06.08.2013<br />

Tagesschau.de<br />

Die Deutsche Bahn bestellt erstmals Züge beim tschechischen Hersteller Skoda und will<br />

damit den Wettbewerb unter ihren Lieferanten beleben. Das Unternehmen orderte sechs<br />

Doppelstockzüge für rund 110 Millionen Euro, wie Bahn und Skoda Transportation<br />

mitteilten.<br />

Die Regionalzüge sollen ab Dezember 2016 auf der Strecke Nürnberg-Ingolstadt-<br />

München zum Einsatz kommen. "Für die DB ist es ein wichtiges strategisches Ziel mit


Blick auf den deutschen Markt, den Wettbewerb in der Branche auszuweiten und zu<br />

stärken", sagte Infrastruktur-Vorstand Volker Kefer. Im vergangenen Jahr hatte die Bahn<br />

bereits erstmals dem polnischen Produzenten Pesa einen Milliardenauftrag für<br />

Regionalzüge erteilt. Skoda Transportation hat keine Verbindung mehr zum<br />

Autohersteller Skoda, der zum Volkswagen-Konzern gehört.<br />

Regionalzug mit 200 km/h<br />

Skoda Transportation soll für die Bahn sechs<br />

Doppelstockzüge bauen.<br />

Eine Garnitur der neuen Skoda-Züge besteht aus fünf<br />

Doppelstock-, einem Steuerwagen und einer Lokomotive,<br />

die 200 Kilometer pro Stunde schnell fahren darf. Weil auch<br />

Hochgeschwindigkeitszüge vom Typ ICE die Strecke nutzen,<br />

müssen die Regionalzüge mit besonderen druckfesten Kabinen ausgerüstet sein.<br />

In der Vergangenheit hatte die Bahn immer wieder Probleme mit Lieferanten wie dem<br />

kanadischen Bombardier-Konzern, dessen Regionalzüge nicht pünktlich oder technisch<br />

einwandfrei ausgeliefert wurden. Deshalb hat sie Bombardier bereits auf insgesamt rund<br />

500 Millionen Euro Schadensersatz verklagt. Regionalzüge der Bahn kamen bislang<br />

außerdem von Stadler, Alstom und zuletzt CAF aus Spanien.<br />

Mit Siemens streitet die Bahn über die Lieferung von Hochgeschwindigkeitszügen vom<br />

Typ Velaro, die bereits seit rund zwei Jahren überfällig sind.<br />

Mittwoch, 07.08.2013<br />

Wochenkurier<br />

Sächsische Schweiz<br />

Die Zwangspause ist beendet<br />

SPD-AG <strong>Euroregion</strong> <strong>Elbe</strong>-<strong>Labe</strong> bereitet Welterbewanderung vor<br />

Pirna.Die SPD-AG <strong>Elbe</strong> <strong>Labe</strong> hat ihren Sitz auf der Lange Straße in Pirna. Das<br />

war absolutes Hochwassergebiet?<br />

Ja, das Juni-Hochwasser hat uns übel mitgespielt, das gesamte Erdgeschoss stand unter<br />

Wasser. Es waren keine einfachen Wochen.<br />

Konnten Sie denn rechtzeitig räumen?<br />

Dank der Unterstützung der Aktion Zivilcourage konnten Technik und diverse Dinge vor<br />

der <strong>Elbe</strong>flut gerettet werden. Für das Archiv kam jede Rettung zu spät.<br />

Aber Sie haben eine Übergangslösung gefunden?


Als Ausweichquartier arbeite ich jetzt in Dresden auf der Könneritzstraße und bin unter<br />

0351/2075710oder über E-Mail: klausfiedler2@gmx.de zu erreichen. Ich gehe davon aus,<br />

dass wir im Spätherbst unser Domizil wieder beziehen können.<br />

Wer Sie kennt weiß, dass sie deswegen die Hände nicht in den Schoß legen ...<br />

Natürlich nicht! Die Projekte der AG werden weiter bearbeitet.<br />

Das heißt, auch die Welterbewanderung findet statt?<br />

Ja, die Wanderung für den Titel „Weltnaturerbe Sächsisch-Böhmische Schweiz" findet am<br />

14. September statt. Wir haben etliche Zusagen prominenter Politiker wie der<br />

tschechischen Generalkonsulin, von Bürgermeistern aus Bad Schandau, Hohnstein oder<br />

Königstein, aber auch vom Beigeordneten des Landrates, Bundestagsabgeordneten und<br />

Landtagsabgeordneten. Unter klausfiedler2@gmx.de kann man den Flyer anfordern.<br />

Gibt es weitere Pläne der AG?<br />

Am 5. <strong>August</strong> trafen sich Mitglieder der AG im Roma-Zentrum Decin. Auswirkungen des<br />

Juni-Hochwassers in Decin und die geplante Exkursion im <strong>August</strong> zur Gedenkstätte Lidice<br />

und der Roma-Gedenkstätte Lety standen da im Mittelpunkt. Die Exkursion wird am 16.<br />

<strong>August</strong> stattfinden.<br />

Carmen Wolodtschenko<br />

BU: Klaus Fiedler, Koordinator der SPD-AG. Foto: privat<br />

Mittwoch, 07.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

„215 neue Arbeitsplätze für Dresden<br />

geschaffen“<br />

Es gibt kaum Neuansiedlungen. Da ist<br />

Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert schon<br />

froh über Firmenerweiterungen.<br />

Dresden im Blick. Wirtschaftsbürgermeister Dirk<br />

Hilbert hat im World Trade Center den<br />

Wirtschaftsservice eingerichtet. Foto: André Wirsig<br />

Kühles Wasser gegen die Hitze. Ein legeres Hemd zum Gespräch. Nur für das Foto<br />

zwängt sich Dirk Hilbert ins Sakko. Seit zwölf Jahren ist der FDP-Politiker im Rathaus für<br />

Wirtschaft und Umwelt zuständig. Obwohl der 41-Jährige zu den jüngsten<br />

Bürgermeistern in der Stadt zählt, strahlt er meist Ruhe und Gelassenheit aus. Wirtschaft<br />

und Handwerk wissen seine Art zu schätzen. Andere wünschen sich mehr Schwung bei<br />

ihm.<br />

Herr Hilbert, noch schwitzen Sie im Büro, was haben Sie für die nächsten<br />

Urlaubswochen geplant?<br />

Wir fahren im <strong>August</strong> mit der Familie eine Woche ins Riesengebirge. Anschließend paddle<br />

ich noch ein paar Tage. Das habe ich früher jedes Jahr gemacht.<br />

Haben Sie nicht viel Zeit, seitdem Sie die Oberbürgermeisterin nicht mehr<br />

ständig vertreten?<br />

Es ist schon entspannter, wenn ich mich auf mein eigenes Ressort konzentrieren kann,<br />

zumal ich dort die Aufgaben der krankheitsbedingt ausgeschiedenen Amtsleiterin in der<br />

Wirtschaftsförderung mit übernehme. Der zeitliche Druck ist deutlich geringer.<br />

Wie sehen Sie Ihre Zukunft? Können Sie sich vorstellen, bei den nächsten<br />

Wahlen als Dresdner Oberbürgermeister zu kandidieren?<br />

Das kann man mich in einem Jahr fragen. In der ersten Amtsperiode habe ich gesagt,<br />

sieben Jahre und keinen Tag länger. Jetzt bin ich seit zwölf Jahren Bürgermeister. Macht<br />

die Arbeit noch Spaß? Es scheint mühsam geworden zu sein, die Zeiten großer<br />

Neuansiedlungen sind vorbei. In der Stadt stottert der Industriemotor, Gewerbesteuern<br />

kommen spärlicher ...<br />

Nein, das stimmt nicht so ganz, die Gewerbesteuern fließen wieder, es gab eine Delle<br />

letztes Jahr. Dresdens Wirtschaft geht es gar nicht schlecht, wenn man beispielsweise


den Arbeitsmarkt in der Stadt sieht und die Auftragslage vieler Unternehmen. Wir hatten<br />

im vergangenen Jahr acht Neuansiedlungen, darunter zum Beispiel Bosch Sensortec.<br />

Allerdings sind es in der Regel kleine Unternehmen mit wenigen Mitarbeitern, und ich<br />

denke, dass wir in diesem Jahr noch mit weiteren Ansiedlungen rechnen können. Die<br />

eigene Heimatstadt zu gestalten, macht immer Spaß. Je länger man in einer großen<br />

Einheit ist, desto mehr nimmt die Effizienz zu. Man muss nur aufpassen, dass man<br />

innovativ bleibt.<br />

Erfreulicherweise erweitern aber bestehende Unternehmen zunehmend ihre<br />

Produktion.<br />

Wir betreuten im vergangenen Jahr 63 Erweiterungen. Mit ihnen wurden 215 neue<br />

Arbeitsplätze geschaffen und 3.581 Arbeitsplätze gesichert. Insgesamt wurden über 66<br />

Millionen Euro investiert. Bis zum 30. Juni betreuten wir bereits 23 Erweiterungen mit<br />

122 neuen Arbeitsplätzen und 28 Millionen Euro Investitionssumme.<br />

Der Verpackungs-Maschinenbauer Theegarten-Pactec wollte auch erweitern.<br />

Aber er durfte das nötige Grundstück nicht kaufen. Was ging da so schief, dass<br />

das traditionsreiche Unternehmen mit etwa 300 Mitarbeitern Dresden sogar<br />

verlassen wollte?<br />

Die Liegenschaftsverwaltung hatte das gewünschte Erweiterungsgrundstück<br />

ausgeschrieben und an einen höher Bietenden verkauft. Aufgrund von<br />

Zahlungsproblemen konnte der Kauf nicht abgewickelt werden. Nun ist das Grundstück<br />

mittlerweile an Theegarten-Pactec verkauft. Zudem haben wir es dank guter<br />

Zusammenarbeit in der Verwaltung geschafft, die Baugenehmigung binnen drei Wochen<br />

auszureichen. Damit haben wir ein sehr attraktives Angebot an das Unternehmen<br />

gemacht.<br />

Was kann die Wirtschaftsförderung außer aufmunternden Worten für die<br />

Wirtschaft tun?<br />

Ganz wesentlich ist die Hilfe beim Gang durch die Instanzen, wie bei Theegarten-Pactec.<br />

Wir informieren zudem über Fördermöglichkeiten, helfen beim Beantragen und begleiten<br />

die Unternehmen zu Behörden. Wir kümmern uns um die Infrastruktur, um die<br />

Zufahrtsstraßen zu den Unternehmen, um die Ver- und Entsorgung. Zudem fördern wir<br />

Netzwerkstrukturen, beispielsweise durch regelmäßige Wirtschaftsstammtische. Da loten<br />

die Unternehmer Möglichkeiten der Zusammenarbeit aus, und es kommen die Probleme<br />

auf den Tisch, wie Defizite in der Anbindung Dresdens oder Datennetzinfrastruktur.<br />

Sie sind dafür bekannt, gern zu reisen. Was bringt das für die Wirtschaft?<br />

Die Dresdner Wirtschaft ist sehr exportorientiert. Wir haben Unternehmen mit einem<br />

Exportanteil von über 70 Prozent. Da ist eine Marktpflege sehr wichtig. Wir schaffen es<br />

aber nicht, 180 Nationen zu beliefern. Deshalb konzentrieren wir uns auf drei Märkte:<br />

Korea, Niederlande und Ungarn.<br />

Was haben diese drei, was andere Länder nicht haben?<br />

Dafür gibt es drei Gründe: Dresdens Unternehmen aus den Kompetenzfeldern sind stark<br />

in diesen Ländern vertreten, es besteht Ansiedlungspotenzial, und diese Länder werden<br />

von anderen Landes- beziehungsweise Bundeswirtschaftsförderungsgesellschaften nicht<br />

betreut.<br />

Die Bahn kommt beim Ausbau der Strecke nach Berlin nicht aus dem Knick. Was<br />

tun Sie, damit Dresden nicht auf dem Abstellgleis landet?<br />

Um das Verkehrsdefizit zu mildern, bemühen wir uns primär sehr um neue<br />

Direktverbindungen auf unserem Airport in Dresden. Eine hervorragende Bahnverbindung<br />

zwischen Dresden und dem künftigen Flughafen Berlin-Brandenburg ist unser zweites<br />

Ziel. Warum die Bahn erneut den Ausbau der Strecke Berlin-Dresden verschiebt, ist<br />

schwer zu verstehen. Fernbuslinien in kurzer Taktfrequenz sind dazu ein erster Schritt<br />

beziehungsweise auch schon eine Alternative. Ähnliche Überlegungen haben wir auch in<br />

Richtung Prag.<br />

Ihre Partei hat die mit Abstand teuerste Sanierungsvariante für die<br />

Albertbrücke durchgesetzt. Sie kostet den Steuerzahler 3,3 Millionen Euro<br />

zusätzlich. Wie passt das damit zusammen, dass sich die FDP als<br />

Steuersparpartei definiert?<br />

Nur aus fiskalischen aber auch aus bautechnischen Gründen wäre wohl Variante I –<br />

verbunden mit der Vollsperrung für alle – die beste gewesen. Aber es war nicht die FDP,


sondern eine Mehrheit im Stadtrat, die fachlich, neben dem fiskalischen Thema, auch<br />

Aspekte beispielsweise des Schülerverkehrs, möglichen Schadstoffbelastungen für die<br />

Bürger sowie Förderbedingungen zur Fußgänger- und Radbrücke berücksichtigt und<br />

abgewogen hat.<br />

Fühlen Sie sich in Ihrer FDP noch wohl?<br />

Die größte Schnittmenge gab und gibt es mit der FDP. Und je mehr die Gleichmacherei in<br />

der Politik um sich greift, desto wichtiger ist es, dass es meine Partei gibt, um die<br />

Leistungswilligen zu unterstützen.<br />

Interview: Bettina Klemm<br />

Mittwoch, 07.08.2013<br />

Pirnaer Rundschau


Brennpunkte<br />

Tschechien kommt nicht zur Ruhe<br />

Michael Heitmann, dpa<br />

Foto: dpa<br />

Ministerpräsident Jiri Rusnok wurde im Juni mit der<br />

Regierungsbildung beauftragt. Foto: Matej Divizna<br />

Mittwoch, 7.8.2013<br />

DNN<br />

Prag (dpa) - Als der tschechische Präsident Milos Zeman mit<br />

Fanfarenklängen ins Abgeordnetenhaus in Prag einzieht, bringt er eine Drohung mit.<br />

Seine «Expertenregierung» wolle er notfalls auch gegen den Willen des Parlaments<br />

monatelang im Amt halten, deutet der Mann mit der sonoren Stimme an.<br />

«Ich versichere, dass ich innerhalb der nächsten Wochen keinen zweiten<br />

Regierungsauftrag vergeben werde, selbst wenn man mich auf dem Rad foltern sollte.»<br />

Für den Präsidenten spielt es demnach kaum eine Rolle, dass Ministerpräsident Jiri<br />

Rusnok wie erwartet am Mittwochabend die Vertrauensabstimmung verlor. Der<br />

Machtkampf zwischen Parlament und Präsident spitzt sich zu. «Der direkt gewählte<br />

Präsident muss neben dem Willen des Parlaments auch den Willen der Mehrheit der<br />

Bürger berücksichtigen», sagt Zeman.<br />

Die Chancen für den Zeman-Vertrauten Rusnok bei den Abgeordneten standen schlecht.<br />

Der Präsident hatte den Finanzexperten mit der Regierungsbildung beauftragt, ohne dies<br />

mit den Parteien im Parlament abzusprechen. «Rusnok holt sich seine Niederlage ab»,<br />

titelte die Zeitung «Pravo».<br />

Am Ende ging die Taktik der konservativen ehemaligen Regierungsparteien ODS, TOP09<br />

und Lidem auf. Mit ihren 100 Stimmen konnten sie eine linke Mehrheit für Rusnok<br />

verhindern. Doch die Parteien finden in der seit Monaten andauernden Krise keine<br />

gemeinsame Sprache quer durch das politische Spektrum, um dem Präsidenten<br />

entgegenzutreten.<br />

Der konservative Ministerpräsident Petr Necas war im Juni über eine Bespitzelungsaffäre<br />

gestürzt. Daraufhin erklärt Zeman als erster vom Volk gewählter Präsident, das Land mit<br />

einer Expertenregierung aus der Krise führen zu wollen. Schnell witterten Beobachter,<br />

dass Zeman das Machtvakuum für seine Zwecke nutzen würde. Doch konnten sich die<br />

Parteien bislang nicht auf die Selbstauflösung des Parlaments und Neuwahlen einigen.<br />

Einen unerwarteten Sinneswandel legten am Vorabend der Vertrauensabstimmung die<br />

Sozialdemokraten hin. Deren Parteichef Bohuslav Sobotka hatte wochenlang die<br />

Regierung von Zemans Gnaden strikt abgelehnt und Neuwahlen gefordert. Mit einem<br />

180-Grad-Schwenk verpflichtete er seine CSSD-Abgeordneten nun überraschend zum<br />

«Ja» für die Rusnok-Regierung.<br />

«Ich habe einen Weg gesucht, bei dem die Partei nicht gespalten wird», erklärte<br />

Sobotka. Der Parteichef habe Zeman die Schlüssel zur CSSD übergeben, spottete die<br />

Zeitung «Lidove Noviny». «Nachdem er den Kampf aufgegeben hat, wird sich Sobotka<br />

nicht lange an der Spitze der Partei halten können.»<br />

Die konservativen Parteien wollten zunächst eine Schattenregierung aufstellen, um<br />

Zemans Ambitionen Paroli zu bieten. «Wir zeigen dem Präsidenten, dass wir die Mehrheit<br />

im Abgeordnetenhaus haben, auch wenn er sie ignorieren kann», sagte Ex-Außenminister<br />

Karel Schwarzenberg.<br />

Eine Schattenregierung, die im Parlament eigentlich über eine Mehrheit verfügt, wäre<br />

nach Einschätzung Prager Zeitungen ein merkwürdiges Unikat. Nach der für Rusnok<br />

gescheiterten Vertrauensfrage stimmte Schwarzenbergs Partei TOP09 nach langem<br />

Zögern doch noch in den Chor derer ein, die stattdessen Neuwahlen fordern.


Brennpunkte<br />

Tschechien nimmt Kurs auf Neuwahlen<br />

Donnerstag, 8.8.2013<br />

DNN<br />

Foto: dpa<br />

Hatte am Mittwochabend die Vertrauensfrage gestellt und<br />

verloren: Der von Präsident Milos Zeman eingesetzte<br />

Interims-Regierungschef Rusnok. Foto: Filip Singer<br />

Prag (dpa) - In Tschechien zeichnen sich nach dem Scheitern der Übergangsregierung<br />

des Mitte-Links-Politikers Jiri Rusnok Neuwahlen ab. Dafür sprachen sich<br />

Sozialdemokraten (CSSD) und Kommunisten (KSCM) und überraschend auch die<br />

bürgerliche Partei TOP09 aus.<br />

Die drei Parteien hätten gemeinsam eine knappe Mehrheit von 122 Stimmen, um die<br />

Selbstauflösung des Abgeordnetenhauses zu beschließen. Dafür ist eine Drei-Fünftel-<br />

Mehrheit erforderlich.<br />

«Es gibt keinen Grund, zu warten und die Zeit der Instabilität zu verlängern», sagte<br />

CSSD-Parteichef Bohuslav Sobotka nach Angaben der Agentur CTK. Bei einem Ja müsste<br />

innerhalb von 60 Tagen eine Neuwahl stattfinden. Die Entscheidung könnte in der<br />

kommenden Woche auf einer Sondersitzung fallen. Mitte Juli war ein Vorstoß, das<br />

Parlament aufzulösen, fehlgeschlagen.<br />

Der von Präsident Milos Zeman eingesetzte Interims-Regierungschef Rusnok hatte am<br />

Mittwochabend die Vertrauensfrage gestellt und verloren. Nur 93 Abgeordnete sprachen<br />

ihm das Vertrauen aus, 100 Abgeordnete stimmten gegen ihn. Rusnok kündigte an, er<br />

werde verfassungsgemäß seinen Rücktritt einreichen. Ein Termin stand am Donnerstag<br />

noch nicht fest.<br />

Die bürgerliche Partei TOP09 des früheren Außenministers Karel Schwarzenberg hatte<br />

Neuwahlen bislang strikt abgelehnt. Zu der Kehrtwende kam es nach Einschätzung von<br />

Beobachtern nun, weil die dünne Mehrheit der ehemaligen Mitte-Rechts-Koalition im<br />

Parlament in der Krise zu schmelzen droht. Der konservative Regierungschef Petr Necas<br />

war im Juni über eine Bespitzelungsaffäre gestürzt.<br />

Vertreter der Partei betonten, dass die Verständigung mit den Sozialdemokraten auf<br />

Neuwahlen kein Wahlbündnis zur Folge habe. «Wir werden glaubhaft bleiben und nach<br />

den Wahlen nicht mit den linken Parteien zusammenarbeiten», sagte der TOP09-<br />

Fraktionsvorsitzende Petr Gazdik im Parlament.<br />

Ein Nachspiel hat die Vertrauensabstimmung für mehrere Politiker der Demokratischen<br />

Bürgerpartei. Die ODS-Abgeordneten Tomas Ulehla und Jan Florian sollen aus der Partei<br />

ausgeschlossen werden. Sie verließen den Saal, statt gegen die Übergangsregierung zu<br />

stimmen. Der «Verrat» sorgte für erheblichen Ärger im bürgerlichen Lager.<br />

Die Vorsitzende der Partei Lidem, Karoline Peake, erzürnte die anhaltende<br />

Unzuverlässigkeit des früheren Koalitionspartners dermaßen, dass sie ihr Amt<br />

niederlegte. «Mich hat alle Energie verlassen», sagte sie der Zeitung «Pravo». Die<br />

Kleinpartei steht nach Medienberichten vor dem Zerfall.<br />

News Ticker<br />

Tschechische Regierung verliert Vertrauensabstimmung<br />

Donnerstag, 08.08.2013<br />

DNN<br />

Prag (dpa) - Nach der Niederlage der tschechischen Übergangsregierung bei der<br />

Vertrauensabstimmung im Parlament will Ministerpräsident Jiri Rusnok seinen Rücktritt<br />

einreichen. In Prag wird erwartet, dass Präsident Milos Zeman seinen Vertrauten bittet,<br />

die Regierungsgeschäfte kommissarisch weiterzuführen. Zugleich kündigten die<br />

bürgerliche Partei TOP09 und die sozialdemokratische CSSD an, Gespräche über einen


Konsens für die mögliche Selbstauflösung des Parlaments und Neuwahlen aufnehmen zu<br />

wollen.<br />

<strong>Elbe</strong> in Dresden wird weiter ausgebaggert<br />

Donnerstag, 08.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Dresden. Nach dem Hochwasser muss die <strong>Elbe</strong> in Dresden an einigen Stellen weiter<br />

ausgebaggert werden. Die Flut habe große Mengen von Sand und Kies in den Fluss<br />

gespült, teilte das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Dresden am Donnerstag mit.<br />

Dadurch sei die Tiefe der Fahrrinne mancherorts um bis zu 80 Zentimeter verringert<br />

worden. Betroffen sind laut WSA vor allem Abschnitte rund um Albert- und<br />

<strong>August</strong>usbrücke. Wegen Baggerarbeiten ist der für stromaufwärts fahrende Schiffe<br />

vorgesehene Bogen der <strong>August</strong>usbrücke gesperrt. „Wer durch die eine Öffnung hindurch<br />

will, muss sich per Funk abstimmen“, sagte ein WSA-Sprecher.<br />

Die Arbeiten werden voraussichtlich noch einige Tage dauern. Die aus der <strong>Elbe</strong><br />

gebaggerten Kiesmassen werden zunächst auf Zwischenlager gebracht und an tieferen<br />

Stellen der <strong>Elbe</strong> wieder abgekippt. (dpa)<br />

Freitag, 09.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Sebnitz/Ebersbach Freitag, 09.08.2013<br />

Tschechen wollen den Zipfel-Zug<br />

Die Grenzorte stehen zur Idee einer Bahn Sebnitz–Ebersbach. Der Kreis Usti<br />

setzt allerdings weiter auf den Bus.<br />

Von Thomas Möckel, Katja Zimmermann und Matthias Klaus<br />

Halten am Bahnhof in Rumburk bald wieder<br />

Züge, die von Sebnitz kommend nach<br />

Ebersbach weiterfahren? Ebersbach-<br />

Neugersdorf, Rumburk und andere<br />

Grenzgemeinden wünschen sich das. Der<br />

zuständige Bezirk Usti aber stellt sich gegen<br />

diese Idee. Foto: Julia Kluttig<br />

Mit ihrer Idee für einen Zug durch den<br />

Schluckenauer Zipfel stößt die Stadt Ebersbach-<br />

Neugersdorf auf offene Ohren bei ihren<br />

tschechischen Nachbarn. Die SZ berichtete bereits dazu. Eine Zugverbindung von Sebnitz<br />

bis Ebersbach sehen die Gemeinden jenseits der Grenze durchaus positiv. Michal Majak,<br />

Bürgermeister von Jirikov, kündigt jedenfalls an, seine Kollegin Verena Hergenröder in<br />

ihren Bemühungen um die Bahnstrecke zu unterstützen. Er selbst bemerke seit einiger<br />

Zeit, dass sich Züge wieder verstärkt mit Reisenden füllen. „Deswegen wäre es<br />

interessant, den Streckenabschnitt Ebersbach–Rumburk wieder in Betrieb zu nehmen,<br />

mit Anschluss an Dolni Poustevna, Sebnitz und weiter nach Bad Schandau.“ So lautet der<br />

Vorschlag von Ebersbach-Neugersdorf. Sowohl die Oberlandstadt als auch Jirikov sehen<br />

das vor allem aus Sicht des Tourismus. Rumburks Bürgermeister Jaroslav Tregr ist<br />

ebenfalls der Meinung, dass eine Zugverbindung mehr Menschen in die Region bringen<br />

könnte. Dass durch die Zugverbindung mehr Einkaufstouristen ins tschechische<br />

Grenzgebiet kämen, glaubt Majak hingegen nicht. „Zum Einkaufen fahren die Menschen<br />

mit dem Auto zu den Einkaufszentren.“


Die Verwaltung des Kreises Usti haben die Gemeinden derweil noch nicht auf ihrer Seite.<br />

Der Kreis müsste den Bahnverkehr auf dieser Strecke bestellen. „Wir planen diesen<br />

Anschluss via Eisenbahn nicht“, sagt Sprecherin Magdalena Hanackova. Dennoch,<br />

Interesse an der Verbindung nach Ebersbach bestehe – allerdings nur per Bus. Eine Linie<br />

verkehrt hier stündlich. Die Bahnverbindung Ebersbach–Rumburg war eingestellt worden,<br />

weil sie nur wenig genutzt wurde.<br />

Ob der Zipfelzug fährt oder nicht, wird sich voraussichtlich allein danach entscheiden, wie<br />

sich ein solches Projekt finanzieren lässt. Das ist auch den Tourismusfachleuten bewusst.<br />

Denn die Bahn wäre ein Zuschussgeschäft, bestätigt Jaroslav Zamecnik von der<br />

tschechischen Seite der <strong>Euroregion</strong>. Es sei heutzutage finanziell verlustreich, eine<br />

Eisenbahn im Grenzgebiet zu betreiben. Dennoch hält er die Verlängerung der<br />

Verbindung von Sebnitz bis nach Ebersbach für eine hervorragende Idee. Eine Idee, so<br />

sagt er, die eventuell sogar entstehende Verluste durch höhere Fahrgastzahlen<br />

ausgleichen könnte.<br />

In Rumburk will man nun erst einmal abwarten, wie sich die Strecke Decin–Bad<br />

Schandau–Sebnitz–Rumburk entwickelt. Fachleute prognostizieren dem künftigen<br />

Sächsisch-Böhmische-Schweiz-Ring rund 700 zusätzliche Fahrgäste täglich. Die Strecke<br />

wird derzeit neu gebaut, Handwerker beginnen in Kürze damit, das neue Gleis zu<br />

verlegen. Ab Sommer 2014 sollen die ersten Züge grenzüberschreitend von Sebnitz nach<br />

Dolni Poustevna rollen. Danach könne man sich weiter positionieren, sagt Bürgermeister<br />

Tregr, ob eine Verlängerung bis Ebersbach sinnvoll wäre.<br />

Ob eine eventuell steigende Zahl von Touristen die Bezirksverwaltung von Usti noch<br />

einmal dazu bringen könnte, umzudenken, ist unklar. Der Verkehrsplan des<br />

tschechischen Kreises unterstütze Eisenbahnen nur dort, wo es eine starke Nachfrage<br />

gebe oder wo die Schnelligkeit der Bahn einen deutlichen Vorteil bringe, so Sprecherin<br />

Hanackova. Deshalb glaubt der Bezirk auch nicht, dass die Strecke durch den Zipfel<br />

große Vorteile bringen würde. „Möglicherweise aber dem Gebiet Ebersbach durch einen<br />

direkten Anschluss nach Bad Schandau“, räumt Magdalena Hanackova ein. Ob es die<br />

Strecke jemals geben wird, hänge davon ab, ob jemand die Züge bestellt und bezahlt.<br />

Der Bezirk Usti werde dafür vorerst kein Geld ausgeben.<br />

Pirna<br />

Exkursion zu den Gedenkstätten Lidice und Lety<br />

Freitag, 09.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Mitglieder der SPD-AG <strong>Euroregion</strong> <strong>Elbe</strong>-<strong>Labe</strong> und der Leiter des Roma-Zentrums aus<br />

Decin, Miroslav Grajcar, unternehmen am 16. <strong>August</strong> eine Exkursion zur Gedenkstätte in<br />

Lidice und der Roma-Gedenkstätte in Lety. Im Roma-KZ Lety kamen mehr als 320<br />

Menschen um, viele andere wurden nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Daniel Brade<br />

aus Hohnstein und Klaus Fiedler aus Pirna als Teilnehmer werden im Gedenken<br />

Blumengebinde mit schwarz-rot-goldener Schleife niederlegen. (SZ)<br />

Samstag, 10.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Warum es auf dem <strong>Elbe</strong>radweg so oft<br />

kracht<br />

Die Unfallzahlen auf der Route steigen. Wir haben einen<br />

Nachmittag lang beobachtet, was dort wirklich los ist.<br />

Von Tobias Winzer<br />

©Andr Wirsig<br />

Mitten im Getümmel: SZ-Redakteur Tobias Winzer hat<br />

für einen Nachmittag und Abend den Verkehr auf dem


<strong>Elbe</strong>radweg beobachtet. Am Blauen Wunder ist es noch ungefährlich, weil dort eher<br />

wenige Fußgänger unterwegs sind.<br />

Der 28 Jahre alte Radfahrer, der am Freitag vor einer Woche nach einem tragischen<br />

Unfall unter der Waldschlößchenbrücke starb, ist der traurige Höhepunkt. Auch wenn dies<br />

wohl ein tragischer Unfall ohne andere Beteiligte war, sorgt sonst das Gedränge auf der<br />

beliebten Route für immer mehr Zusammenstöße. Von 2011 zu 2012 ist die Zahl der<br />

Unfälle von 20 auf 37 deutlich gestiegen. Auch wenn die Polizei in diesem Jahr wohl<br />

etwas weniger Zusammenstöße zählen wird – bislang hat sie 13 Unfälle registriert –<br />

befinden sich darunter neben dem einen tödlichen Unfall auch fünf Zusammenstöße mit<br />

Schwerverletzten. Die Polizei mahnt Radfahrer, Fußgänger und Inlineskater nun zu mehr<br />

Besonnenheit auf dem <strong>Elbe</strong>radweg.<br />

Problemstellen am <strong>Elbe</strong>radweg<br />

Zum Höhepunkt der Radfahrsaison wollten wir wissen, was auf der Strecke wirklich los<br />

ist, und haben für jeweils 20 Minuten das Geschehen beobachtet. Ausgesucht haben wir<br />

uns dafür vier Orte, an denen sich Radfahrer, Fußgänger und Inlineskater besonders oft<br />

in die Quere kommen: die Abschnitte am Fährgarten und Terrassenufer sowie den<br />

<strong>Elbe</strong>radweg am Rosengarten und am Citybeach. Zudem wollten wir wissen, wie viele<br />

Menschen dort unterwegs sind. Für 20 Minuten haben wir alle Fußgänger, Radfahrer,<br />

Inlineskater, Kinderwagen und parkende Autos gezählt. Hochgerechnet auf eine Stunde<br />

sollen sie einen Eindruck dafür geben, welche Massen auf den einzelnen Abschnitten<br />

unterwegs sind.<br />

Züge in die Sächsische Schweiz fahren öfter<br />

Samstag, 10.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Zwei Monate nach dem Juni-Hochwasser fährt die S-Bahn-Linie 1 ab diesem Wochenende<br />

wieder im 30-Minuten-Takt von Dresden nach Bad Schandau und Schöna. Die Fluten der<br />

<strong>Elbe</strong> hatten den Bahndamm so stark aufgeweicht, dass die Züge deswegen nur bis Pirna<br />

und Bad Schandau rollen konnten und nur einmal pro Stunde unterwegs waren. Auf den<br />

restlichen Streckenabschnitten wurden Ersatzbusse eingesetzt. Nach Bauarbeiten fahren<br />

die Züge jetzt wieder planmäßig, teilen die Deutsche Bahn und der Verkehrsverbund<br />

Oberelbe (VVO) mit. Das gelte auch für den <strong>Elbe</strong>-<strong>Labe</strong>-Sprinter, der von Bad Schandau<br />

ins tschechische Decin fährt, und für den Wanderexpress Bohemica, der an Wochenenden<br />

Dresden mit der tschechischen Stadt Litomerice verbindet.<br />

Neben den fahrplanmäßigen S-Bahnen setzen Deutsche Bahn und VVO auch Sonderzüge<br />

für Ausflügler ein. Sie fahren an Sonn- und Feiertagen 9.17 Uhr und 9.47Uhr am<br />

Hauptbahnhof nach Schöna und Bad Schandau. Die Rückfahrten starten in Bad Schandau<br />

um 17 Uhr. Von Schöna aus geht es um 17.50Uhr wieder zurück nach Dresden. „Diese<br />

Züge entlasten die S 1 zwischen Dresden und der Sächsischen Schweiz, sind bisher aber<br />

noch nicht so stark genutzt wie die regulären S-Bahnen“, sagte ein Bahnsprecher.<br />

(SZ/win)<br />

Montag, 12.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

1.500 Experten bei Kartographie-Weltkongress in Dresden<br />

Dresden. Der 26. Weltkongress der Kartographen vereint vom 26. bis 30. <strong>August</strong> in<br />

Dresden rund 1.500 Experten. Dabei stehen jene Regionen im Zentrum, bei denen die<br />

Auswirkungen des Klimawandels besonders dramatisch sichtbar werden, teilte


Tagungschef Prof. Manfred Buchroithner am Montag in Dresden mit. Entsprechend laute<br />

das Motto des Kongresses „Kartographie von Pol zu Pol“. Nach Angaben der Technischen<br />

Universität Leipzig wird auf der Tagung auch die weltweit erste farbliche Trekkingkarte<br />

auf einem flexiblen und superdünnen Display vorgestellt. Kartographen der Dresdner<br />

Universität hätten sie gemeinsam mit der Firma Plastic Logic entwickelt, hieß es.<br />

Zu dem Treffen werden auch Fachleute aus dem Bereich Geoinformationssysteme<br />

erwartet. Insgesamt sind rund 900 Vorträge vorgesehen. Die TU möchte als<br />

Organisatorin auch die Öffentlichkeit einbinden, angeboten wird eine Art Stammtisch mit<br />

Interessierten und Experten.<br />

Der Kartographie-Weltkongress läuft alle zwei Jahre und wird von der International<br />

Cartographic Association ausgerichtet. Parallel dazu lädt die Deutsche Gesellschaft für<br />

Kartographie zum 61. Deutschen Kartographentag ein.<br />

www.icc2013.org<br />

Montag, 12.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Pirna<br />

Grenzenloser Flutschutz gefordert<br />

Die SPD-AG <strong>Euroregion</strong> <strong>Elbe</strong>-<strong>Labe</strong> drängt auf entsprechende Gespräche der<br />

Regierungen.<br />

Die Mitglieder der SPD-AG <strong>Euroregion</strong> <strong>Elbe</strong>-<strong>Labe</strong>, die mit ihrem Büro in Pirna von der<br />

Juni-Flut stark betroffen waren, fordern einen grenzüberschreitenden Hochwasserschutz.<br />

SPD-Koordinator Klaus Fiedler: „Wir haben darüber beraten und wünschen uns, dass die<br />

Regierungen beim Hochwasserschutz über mehr als Wasserstandsmeldungen,<br />

Warnsysteme und Versicherungen beraten.“<br />

Zwischen Pirna und Schöna gebe es keine Möglichkeit, der <strong>Elbe</strong> mehr Raum zu geben<br />

und Rückhalteflächen für den Schutz der Flussanrainer zu schaffen. „Wir fordern die<br />

Regierungen und die Umweltministerien Deutschlands und der Tschechischen Republik<br />

auf, Gespräche über weitere Maßnahmen zu beginnen.“ Fachleute aus Deutschland und<br />

Tschechien sollten beraten und ausloten, wie der Hochwasserschutz der <strong>Elbe</strong><br />

grenzüberschreitend verbessert werden könne, fordern die Mitglieder der SPD-AG. In<br />

erster Linie sehe man die Potenziale im Talsperrenmanagement im Einzugsbereich von<br />

Eger, Moldau und <strong>Elbe</strong>/<strong>Labe</strong>. „Hier muss in Zukunft mehr Raum für den<br />

Hochwasserschutz freigehalten werden“, erläutert Klaus Fiedler.<br />

Auch der Bau von weiteren Hochwasserschutzmöglichkeiten solle geprüft und realisiert<br />

werden. Zudem müsse untersucht werden, ob und wo es möglich ist, Deiche im Oberlauf<br />

zurückzuverlegen und der <strong>Elbe</strong> auf tschechischer Seite mehr Raum zu geben. (SZ)<br />

Montag, 12.08.2013<br />

Radio.cz<br />

Politisches Erbeben in Tschechien: Regierung ohne Vertrauen,<br />

zerstrittene Parteien und anstehende Neuwahlen<br />

Von Marco Zimmermann<br />

Am vergangenen Mittwoch erschütterte ein Erdbeben die politische Landschaft der<br />

Tschechischen Republik: Das Abgeordnetenhaus verweigerte der Regierung von<br />

Premier Rusnok das Vertrauen. Der Ökonom war von Staatspräsident Zeman<br />

eingesetzt worden, ohne eine Mehrheit der im Parlament vertretenen Partei hinter sich<br />

zu haben. Die gescheiterte Abstimmung offenbarte aber auch die Spaltung der


Sozialdemokraten (ČSSD), führte zum Zerfall der Gruppe Lidem und stürzte die<br />

Bürgerdemokraten (ODS) in eine schwere Krise. Am Ende einigten sich die Parteien<br />

auf eine Auflösung des Abgeordnetenhauses.<br />

Petr Gazdík (Foto: Šárka Ševčíková, Archiv des<br />

Tschechischen Rundfunks) Am Ende der langen Sitzung<br />

des Abgeordnetenhaus war es der konservativen Partei<br />

Top 09 zu viel: Der Fraktionsvorsitzende Petr Gazdík<br />

erklärte, seine Partei werde einen Antrag auf<br />

Selbstauflösung des Abgeordnetenhauses stellen.<br />

Vorangegangen war der Zerfall der ehemaligen<br />

Regierungskoalition aus Bürgerdemokraten (ODS), Top 09<br />

und der kleinen Gruppe Lidem. Bei der Abstimmung über die Regierung von Premier Jiří<br />

Rusnok hatten zwei Abgeordnete der ODS, Tomáš Ulehla und Jan Florián, den<br />

Abstimmungssaal verlassen. Am Abstimmungsergebnis änderte dies nichts, doch es<br />

machte klar, dass sich die drei Koalitionäre nicht mehr auf<br />

ihre Mehrheit verlassen können. Das sagte auch der<br />

stellvertretende Vorsitzende der Partei Top 09, Miroslav<br />

Kalousek:<br />

Miroslav Kalousek (Foto: ČTK) „Wir haben es mehrere<br />

Monate gesagt: In dem Moment, in dem es zu einem<br />

Versagen unserer Koalitionspartner kommt, und die 101<br />

Stimmen nicht mehr garantiert werden können, wollen wir<br />

Neuwahlen. Ich will es noch einmal deutlich sagen: Es gibt nun keine vorgezogenen<br />

Neuwahlen, weil Präsident Miloš Zeman eine Beamtenregierung ernannt hat oder weil die<br />

Sozialdemokraten für diese Regierung gestimmt haben. Sie finden statt, weil sich gezeigt<br />

hat, dass es keine politische Mehrheit mehr im Abgeordnetenhaus gibt.“<br />

Miroslava Němcová (Foto: ČTK) Die Parteien haben sich<br />

nun darauf geeinigt, am Freitag dieser Woche über die<br />

Auflösung zu verhandeln, die Abstimmung aber auf die<br />

nächste Woche zu verschieben. So soll garantiert werden,<br />

dass es alle Volksvertreter zur Sitzung schaffen, auch<br />

jene, die im Urlaub sind.<br />

Abgeordnetenhauschefin Miroslava Němcová ist die<br />

Hoffnungsträgerin der ODS. Sie wollte eigentlich aufgrund<br />

der Mehrheit von 101 Stimmen ihren Parteikollegen Petr<br />

Nečas als Regierungschefin beerben. Sie griff auch immer wieder Präsident Zeman dafür<br />

an, dass er an der bürgerlichen Mehrheit vorbei ein Beamtenkabinett ernannt hatte. Nach<br />

dem Ausscheren der ODS-Abgeordneten und dem Verlust der 101 Stimmen war sie<br />

erschüttert:<br />

Jan Florián (Foto: ČTK)„Diese beiden Abgeordneten sind nicht die<br />

gesamte ODS, leider waren sie Abgeordnete der ODS. Und leider<br />

haben sie uns das Messer in den Rücken gestoßen, auf absolut<br />

feige, niederträchtige und unmännliche Weise. Als Dame erlaube ich<br />

mir jetzt einfach einmal zu sagen, dass diese Männer im<br />

Abgeordnetenhaus das Schlimmste begangen haben, was sich<br />

begehen lässt. Aber das haben wir hinter uns. Nun werden wir<br />

sehen, unter welchen Bedingungen die ODS in die Wahlen geht.“<br />

Und tatsächlich zeigte sich die Partei nach der<br />

Abstimmungsniederlage zerstrittener als noch zuvor. Zwar wurden<br />

gegen die beiden ODS-Abgeordneten Ulehla und Florián<br />

Parteiausschlussverfahren angestrengt, dies stieß aber nicht in der<br />

gesamten Partei auf Gegenliebe. Außerdem hat die ODS seit dem<br />

Rücktritt von Ex-Premier Nečas keinen Vorsitzenden mehr. Kommissarisch nimmt diese<br />

Aufgabe derzeit der stellvertretende Vorsitzende Martin Kuba wahr. Angesichts der<br />

desaströsen Umfragewerte seiner Partei möchte er die ODS nun erneuern:


Martina Kuba (Foto: ČTK) „Ich glaube, dass es ein sehr<br />

ehrlicher Prozess ist. Die Wähler werden das nicht<br />

innerhalb weniger Wochen überprüfen können, und ich<br />

behaupte auch nicht, dass Änderungen durch eine<br />

Wahlkampagne oder schöne Plakate durchzuführen sind.<br />

Die ODS begibt sich nun auf einen Weg, der mehrere<br />

Monate dauern wird, um wieder die Position zu erreichen,<br />

die ihr zusteht. Ich denke, der Name ODS und die<br />

politische Rechte ist es wert, die Partei bei ihrer Erneuerung zu unterstützen.“<br />

Boris Šťastný (Foto: Filip Jandourek, Archiv des<br />

Tschechischen Rundfunks) Allerdings meldeten sich auch<br />

sofort Stimmen aus der Partei zu Wort, die sich unter<br />

einer Erneuerung eine Rückkehr zu Altbewährtem<br />

vorstellen. Boris Šťastný ist Abgeordneter der ODS:<br />

„Ich bin in ständigem Kontakt mit Václav Klaus. Ihm ist<br />

natürlich klar, dass die Lage für die ODS und für die<br />

Rechte allgemein sehr ernst ist. Es liegt nun vornehmlich<br />

an der ODS, an der Führung der Partei. Sie hat bisher<br />

abgelehnt, Václav Klaus um eine Mitarbeit zu bitten.“<br />

Der kommissarische ODS-Chef Kuba konnte sich eine Mitarbeit von Klaus durchaus<br />

vorstellen. Der Mitbegründer der Partei beendete die Spekulationen um eine Rückkehr in<br />

die Politik aber am Wochenende bei der alljährlichen Wallfahrt auf die Schneekoppe:<br />

Václav Klaus (Foto: ČTK) „Ich hatte in manchen<br />

Momenten Hoffnung. Aber wenn ich wieder die Schritte<br />

der ODS in den letzten Stunden und Tagen sehe, die<br />

Parteiausschlüsse und die Äußerungen der<br />

Spitzenvertreter, allen voran von Miroslava Němcová,<br />

dann muss ich sagen, dass ein Engagement in dieser<br />

Partei derzeit für mich nicht in Frage kommt.“<br />

Ob es die Partei in den kommenden Monaten schafft, ein<br />

einheitliches Bild zu präsentieren, bleibt also noch<br />

abzuwarten.<br />

Eine weitere Partei droht sogar, an den Ereignissen der vergangenen Woche zu<br />

zerbrechen. Die Gruppe Lidem hatte sich vor mehr als einem Jahr von der Partei der<br />

öffentlichen Angelegenheiten (VV) abgespalten. Als die VV-Partei im vergangenen Jahr<br />

bekannt gab, die Regierungskoalition zu verlassen, blieben sieben Abgeordnete und<br />

einige Minister in der Regierungskoalition. Sie gründeten im Mai 2012 die Partei Lidem,<br />

ihre Vorsitzende war die ehemalige stellvertretende Premierministerin Karolína Peake. Als<br />

am Mittwoch klar war, dass die zwei Abgeordneten der ODS nicht an der Abstimmung<br />

teilnehmen würden, verließ Peake aus Protest ebenfalls den Sitzungssaal. Danach sagte<br />

sie:<br />

Karolína Peake (Foto: ČTK) „Ich war einfach nicht mehr in der Lage,<br />

dieses Theater der ODS mitzuspielen. Sie hat uns monatelang unter die<br />

Nase gerieben, dass wir alle unsere Stimmen garantieren sollten, nur<br />

um dann nicht ihre eigenen Stimmen garantieren zu können. Ich<br />

empfehle Martin Kuba für die Zukunft, sich in dem Monat vor einer<br />

solch wichtigen Abstimmung mehr um die Verhandlungen mit seinen<br />

eigenen Abgeordneten zu kümmern, als um andere Parteien.“<br />

Aber auch mit ihrer eigenen Partei scheint Peake abgeschlossen zu<br />

haben. Sie legte am Tag nach der Abstimmung den Vorsitz von Lidem<br />

nieder. Als Begründung gab sie inhaltliche Differenzen zu den anderen<br />

Mitgliedern an. Geleitet wird Lidem nun von Dagmar Navrátilová. Sie<br />

sei inhaltlich und menschlich von Peake enttäuscht. Zur weiteren


Zukunft der Partei wollte sie aber keine weiteren Angaben machen.<br />

Bohuslav Sobotka und Michal Hašek<br />

(Foto: ČTK)<br />

Nicht zuletzt gehen die<br />

Sozialdemokraten nicht unbeschädigt<br />

aus der ganzen<br />

Affäre hervor. Zwar war der Vorsitzende<br />

der ČSSD;<br />

Bohuslav Sobotka, von Anfang an für<br />

vorgezogene<br />

Neuwahlen und gegen eine<br />

Unterstützung<br />

der Regierung von Jiří Rusnok. Als es<br />

der ČSSD aber<br />

in einem ersten Versuch nicht gelungen<br />

war, das<br />

Abgeordnetenhaus aufzulösen, erklärte<br />

er, seine Partei<br />

werde Rusnok unterstützen. Politologen werteten dies als schwere Niederlage Sobotkas<br />

gegenüber dem linken Flügel seiner Partei. Dieser wird von Michal Hašek geführt. Der<br />

stellvertretende Parteivorsitzende, Abgeordnete, Kreishauptmann von Südmähren und<br />

Vorsitzender der Vereinigung der Kreise in der Tschechischen Republik gilt als Anhänger<br />

von Staatspräsident Zeman. In einer Diskussionsrunde des Tschechischen Fernsehens<br />

wies er aber am Sonntag jeglichen Einfluss des Staatspräsidenten auf die ČSSD zurück:<br />

Miloš Zeman (Foto: ČTK) „Ich möchte festhalten, dass<br />

Miloš Zeman nicht mehr Teil der Führung der<br />

Sozialdemokraten ist. Er ist im Jahr 2002 aus der Partei<br />

ausgetreten. Als Sozialdemokraten sind wir lange Zeit für<br />

Neuwahlen eingetreten, und jetzt sind wir ihnen sehr<br />

nahe gekommen. Ich glaube fest, dass wir in der<br />

kommenden Woche die nötigen Stimmen, nicht nur der<br />

Sozialdemokraten, sondern auch der Partei Top 09 und<br />

jene der Kommunisten, für dieses Vorhaben<br />

zusammenbekommen.“<br />

Der einzige, der bisher schweigt, ist Staatspräsident Miloš Zeman selbst. Hatte er Jiří<br />

Rusnok und sein Kabinett vor der Abstimmung im Abgeordnetenhaus noch mit einer<br />

flammenden Rede unterstützt, äußerte er sich zur Niederlage des Premiers gar nicht. Er<br />

gab nur bekannt, einer Auflösung der Parlamentskammer nicht im Wege zu stehen.<br />

Politologen und Kommentatoren warnen aber davor, dass sich danach für den<br />

Staatspräsidenten neue Möglichkeiten eröffnen würden: Ohne Parlament gebe es kein<br />

Organ, dass die Regierung kontrollieren könne, und die Regierung selbst habe kein<br />

Vertrauen erhalten. Der Präsident sei also bis zu Neuwahlen der stärkste politische<br />

Akteur, so der Politologe Tomáš Lebeda von der Universität Olomouc / Olmütz.<br />

Montag, 12.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Böhmische Schweiz<br />

Böhmischer Nationalpark lässt Bäume in der Kernzone fällen<br />

Es sieht aus wie ein schwerwiegender Eingriff in die Natur. Er diene aber einem<br />

guten Zweck, sagen die Tschechen.<br />

Von Steffen Neumannund Maria Muck<br />

Abgesägte Bäume in der höchsten Schutzzone des Nationalparks Böhmische Schweiz.<br />

Wanderer entdeckten zufällig den Holzeinschlag. Foto: privat<br />

Es war kein Unwetter, das die stolze Fichte zu Fall<br />

brachte. Hier war der Mensch am Werk. Auf böhmischer<br />

Seite des Nationalparks Sächsisch-Böhmische Schweiz,<br />

im Gebiet des Großen Zschand, hat es im Sommer<br />

Baumfällungen gegeben. Die IG Stiegen- und<br />

Wanderfreunde fotografierte den als illegal<br />

erscheinenden Holzeinschlag. Auf den Fotos sieht man<br />

gelichtete Flächen und abgesägte Bäume. Ein Skandal?


Der Bereich, um den es sich handelt, gehört zur Zone 1 des Nationalparks und genießt<br />

somit den höchstmöglichen Schutzstatus. Das bedeutet: keine Eingriffe in die Natur,<br />

Betretungsverbot abseits markierter Wege. Bei Zuwiderhandlungen drohen Strafgelder.<br />

Der Wald soll sich frei von menschlichem Einfluss entwickeln können. Umso überraschter<br />

waren die Wanderer beim Anblick der abgeholzten Bäume. Sie verstehen nicht, weshalb<br />

der Mensch keinen Zutritt zu Gebieten hat, in denen offensichtlich schwere Forstgeräte<br />

verwendet werden.<br />

„Von einem massiven Holzeinschlag kann keine Rede sein“, weist Nationalparksprecher<br />

Tomás Salov die Vorwürfe zurück. „In dem Gebiet wurden einzelne Fichten gefällt, die<br />

vom Borkenkäfer befallen waren“, so Salov weiter. Der Eingriff sei jetzt nötig gewesen,<br />

um größere Schäden durch eine Borkenkäfervermehrung im Herbst zu verhindern.<br />

Die Arbeiten seien auch nicht von einem Harvester durchgeführt worden, wie von den<br />

deutschen Wanderfreunden vermutet, erklärt Salov, sondern mit der Motorsäge. Bei der<br />

einen, von der IG Stiegen- und Wanderfreunde erwähnten Maschine habe es sich um<br />

einen Forwarder gehandelt, der für einen schonenden Abtransport des Holzes aus dem<br />

unwegsamen Gelände geeignet sei. „Es ist also nicht so, dass hier ein schützenswertes<br />

Gebiet durch den Einsatz schwerer Technik dauerhaft zerstört wurde, wie die IG<br />

schreibt“, sagt Salov.<br />

Er wendet sich damit zugleich gegen die Forderung der IG, den Weg durch den Großen<br />

Zschand und den dazugehörigen Grenzübergang für Touristen zu öffnen. Die negativen<br />

Folgen des Tourismus seien auf lange Sicht viel größer als ein einmaliger Eingriff zur<br />

Wiederherstellung der ursprünglichen Landschaft, so Salov weiter.<br />

Schon heute bereite die illegale Nutzung der Wege große Probleme. Die Zahl der<br />

Wanderer, die die Wege am Großen Zschand trotz Verbots begehen, gehe „jährlich in die<br />

Tausende“, schätzt Salov. Eine Öffnung des Großen Zschand würde eine Parzellierung der<br />

Nationalpark-Kernzone auch auf deutscher Seite bedeuten. Die Kernzone habe aber nur<br />

Sinn, wenn sie groß genug ist, dass sich die Tiere dort ungestört bewegen können.<br />

Langfristiges Ziel bleibe, mehr als 75 Prozent der Nationalparkfläche ohne Eingriffe zu<br />

haben. „In vielen Gebieten der Kernzone handelt es sich aber bisher tatsächlich nur um<br />

ein Ziel, das wir erreichen wollen“, unterstreicht Salov.<br />

Die Böhmische Schweiz sei noch nicht so weit wie die benachbarte Sächsische Schweiz.<br />

Das liege an geschichtlichen Voraussetzungen. Zwar wurden bereits in den 1930er-<br />

Jahren Bemühungen aufgenommen, die gebietsfremden Fichten- und Kiefernbestände<br />

zugunsten von Buchen und Tannen zu beseitigen. Diese Entwicklung sei jedoch mit der<br />

Vertreibung der damals einheimischen deutschsprachigen Bevölkerung 1945<br />

unterbrochen und erst nach 1989 wieder aufgenommen worden.<br />

Montag, 12.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Hohnstein macht sich zum Kasper<br />

Zum 125. Geburtstag von Puppenspieler Max Jacob ließ sich die Burgstadt auf<br />

eine Wette ein. Der Ausgang war knapp.<br />

Von Katarina Lange<br />

Ob Hohnsteins Bürgermeister Daniel Brade es<br />

geschafft hat? Hier zählt er im Festzelt noch<br />

die als Kasper und seine Gefolgschaft<br />

verkleideten Hohnsteiner. Schließlich wurde<br />

es knapp bei der Stadtwette. Doch das Hotel<br />

Ambiente unterlag, 125 Hohnsteiner hatten<br />

sich mit Zipfelmütze, langer Nase oder als<br />

Gretel, Hexe und Polizist kostümiert. Und wer


hat nun was gewonnen? Die Kindereinrichtungen der Stadt können sich freuen. Und das<br />

Hotel zahlt gern. Fotos: Dirk Zschiedrich<br />

Das Festzelt ist rappelvoll. Am Sonntagnachmittag strömen Hunderte zum Stadtfest<br />

hinein. Dass das Zelt direkt an der Max-Jacob-Straße in Hohnstein steht, kann kein Zufall<br />

sein. Der Namensgeber hat die Burgstadt weltberühmt gemacht. Und noch mehr. An<br />

diesem Wochenende hätte Max Jacob seinen 125. Geburtstag gefeiert. Er ist der Erfinder<br />

des Hohnsteiner Puppenspiels und damit auch des berühmten Kaspers. Und genau um<br />

dieses clevere Kerlchen mit der langen Mütze als Markenzeichen drehte sich gestern<br />

alles.<br />

Es ist 14 Uhr. Das Festzelt platzt fast aus allen Nähten. Noch geben die Sachsenländer<br />

Blasmusikanten aus Sebnitz den Ton an. Dann bekommt Bürgermeister Daniel Brade das<br />

Mikro in die Hand. Für den Auftritt hat er sich schick gemacht. Mit langem Umhang,<br />

weißem Leinenhemd und eiserner Kette mimt er einen Bürgermeister, so wie es ihn vor<br />

hundert Jahren gegeben haben mag. Doch Daniel Brade steht an diesem Nachmittag nur<br />

kurz im Mittelpunkt. „Jetzt geht es um unsere Stadtwette“, verkündet er feierlich. Im<br />

Vorfeld des Stadtfestes hatte sich Hohnstein auf eine Wette eingelassen. Das Parkhotel<br />

Ambiente forderte die Kommune dabei als Wettpartner heraus. Die Spielregeln drehen<br />

sich, passend zum 125. Geburtstag Max Jacobs, natürlich nur um einen: den Kasper. In<br />

der Wette geht es darum, dass Hohnstein 125 Kinder oder Erwachsene finden muss, die<br />

sich, verkleidet als Hohnsteiner Handpuppen, im Festzelt dem Publikum präsentieren.<br />

„Ich bin ganz schön nervös, ob es klappt“, sagt Daniel Brade. Damit Hohnstein die Wette<br />

gewinnt, hatte er sich im Vorfeld mit der Grundschule abgestimmt. Auch ein Aufruf wurde<br />

gestartet.<br />

Die Werbeaktionen haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Im Festzelt drängen sich bereits<br />

große und kleine Kasper. Mit markanten Nasen, langen Zipfelmützen und rot<br />

geschminkten Wangen sehen sie ihrem großen Vorbild mitunter täuschend ähnlich.<br />

Das macht Silke Geike etwas nervös. Die Chefin des Parkhotels Ambiente schaut sich im<br />

Festzelt um. „Ich bin ebenfalls ziemlich aufgeregt“, ruft sie den Besuchern entgegen.<br />

Obwohl für sie viel auf dem Spiel steht, freue sie sich über jeden, der aussieht wie der<br />

Kasper. Oder seine Freunde. Denn nicht nur Kasper allein dürfen zur Wette antreten.<br />

Auch Hexe, Gretel, Großmutter, Polizist, Räuber oder Seppel werden gewertet.<br />

Dann gibt es kein Zurück mehr. Top, der Kasper gilt! Vor Daniel Brade hat sich eine etwa<br />

100 Meter lange Kasper-Schlange gebildet. Sie reicht bis vors Festzelt. Dann beginnt der<br />

Bürgermeister zu zählen. Eins, zwei, drei. Bei der Nummer 50 ertönt schallender Applaus.<br />

Doch geschafft ist es noch nicht. Genau 125 Kasperfiguren müssen es sein, damit<br />

Hohnstein die Wette gewinnt. Bis zur Nummer 100 läuft es spielend. Dann wird es<br />

langsam dünn. Im hinteren Teil des Festzeltes werden schnell noch Kaspermützen<br />

verteilt. Noch fünf, dann ist es geschafft. Gerade so schleust Hohnstein die letzten als<br />

Kasper verkleideten Besucher an Daniel Brade vorbei. „Gewonnen, gewonnen,<br />

gewonnen“, grölt er nach gut zwei Minuten ins Mikrofon. Für die Besucher im Festzelt<br />

gibt es kein Halten mehr. Sie springen auf und applaudieren.<br />

Hohnstein hat die Stadtwette damit zwar knapp, aber eindeutig gewonnen. Und noch<br />

mehr. Das Parkhotel Ambiente hat als Wettpartner einen hohen Preis gesetzt. Sollte<br />

Hohnstein die 125 Kasperfiguren zusammenbekommen, schenkt das Hotel allen<br />

Kindertagesstätten und der Grundschule ein Preisgeld von je 100 Euro. Von dem Geld<br />

sollen die Einrichtungen Spielzeug kaufen. „Ich bin glücklich, dass wir gewonnen haben“,<br />

sagt Daniel Brade erleichtert. Bis zuletzt sei er skeptisch gewesen, ob die 125<br />

verkleideten Personen tatsächlich zusammenkommen. Jetzt kann er stolz sein auf die<br />

Hohnsteiner. Dafür haben sie sich gern zum Kasper gemacht.<br />

Silke Geike vom Parkhotel Ambiente hat zwar ihre Wette verloren, ist aber dennoch<br />

glücklich. „Ich bin Hohnsteinerin und mit der Stadt verbunden. Die Kindereinrichtungen


mit insgesamt 600 Euro zu unterstützen, ist mir deshalb eine Herzensangelegenheit“,<br />

sagt die Hoteldirektorin.<br />

Sebnitz/Dolni Poustevna<br />

Neue Kläranlage geht in Betrieb<br />

Montag, 12.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Nach anderthalb Jahren Bauzeit wird am kommenden Dienstag die neue Kläranlage im<br />

Sebnitzer Nachbarort Dolni Poustevna übergeben. Damit erhält die knapp 2000<br />

Einwohner zählende Stadt erstmals ein komplettes System zur Abwasserreinigung. Bisher<br />

wurde das Abwasser in lokale Klärgruben, Sammelbehälter oder auch direkt in Bäche, die<br />

durch die Gemeinde fließen, geleitet. Nun münden alle Abwässer zentral in der neuen<br />

Anlage und werden dort zu Trinkwasserqualität aufbereitet.<br />

Von der Anlage profitiert künftig auch Sebnitz. Sobald alle Gebäude an die Kanalisation<br />

angeschlossen sind, dürfte sich die Wasserqualität im Sebnitzbach spürbar verbessern.<br />

Laut des Sebnitzer Oberbürgermeisters Mike Ruckh (CDU) sei dann nicht mehr zu<br />

befürchten, dass Abwässer ungeklärt in die Sebnitz gelangen.<br />

Der Bau der Anlage unmittelbar an der Grenze hatte im zweiten Halbjahr 2011<br />

begonnen. Zugleich ließ Dolni Poustevna das gesamte Abwasserleitungsnetz im Ort<br />

sanieren und die Haushalte daran anschließen. Für das Bauvorhaben erhielt die<br />

Gemeinde finanzielle Zuschüsse aus Mitteln der Europäischen Union.<br />

Für eine Beinahe-Katastrophe hatte der Bau im Mai 2012 gesorgt. Beim Versuch der<br />

Arbeiter, einen Granitblock zu entfernen, missglückte die Sprengung. Große<br />

Gesteinsbrocken flogen über die Grenze, durchschlugen Fenster und beschädigten<br />

Fassaden. Wie durch ein Wunder war niemand verletzt worden. (SZ/mö/stn)<br />

Montag, 12.08.2013<br />

DNN<br />

Auto & Verkehr<br />

Bagger drehen sich für Lückenschluss nach Böhmen: 2014 von<br />

Rumburk über Bad Schandau nach Decin in einem Zug<br />

Weckbrodt, Peter<br />

Foto: Peter Weckbrodt<br />

Auf dem Bahnhof in Sebnitz wird jetzt intensiv am<br />

Lückenschluss nach Böhmen gebaut.<br />

Sebnitz. Auf dem Bahnhof Sebnitz drehen sich die<br />

Bagger, sind die Weichen nun unwiderruflich für den lang<br />

erhofften Lückenschluss in Richtung böhmisches Dolni<br />

Poustevna gestellt. Ab <strong>August</strong> 2014 sollen nach den<br />

Planungen von DB Netz AG und Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) moderne<br />

Niederflurtriebwagen der Tschechischen Staatsbahn CD auf ihrem Weg von Rumburk<br />

nach Bad Schandau und weiter nach Decin das sächsische Sebnitz grenzüberschreitend<br />

passieren.<br />

Bis dahin gibt es ein straffes Bauprogramm. Nach dem ersten Spatenstich mit viel<br />

Prominenz am 3. April in Sebnitz schließt die Firma Königbau aus Kesselsdorf die<br />

Eisenbahnbrücke in der Sebnitzer Blumenstraße noch in diesem Monat ab. Dann geht es<br />

los mit dem Aufbau des etwa 600 Meter langen Verbindungsgleises in Richtung Grenze.<br />

Dort wartet auf tschechischer Seite seit zwei Jahren das fertiggestellte Gleis auf seinen<br />

"deutschen Anschluss". Noch im <strong>August</strong> stellt auf dem Bahnhof Sebnitz die Dessauer<br />

Gleis- und Tiefbau GmbH das neue Gleis 5 fertig. Der dazu notwendige Inselbahnsteig


wird barrierefrei gestaltet. Im Südkopf des Bahnhofes ist noch eine Weiche für die Einund<br />

Ausfahrt Richtung Bad Schandau einzubauen.<br />

Liegt das Gleis nach Dolni Poustevna, folgen die Arbeiten an den Leit- und<br />

Sicherungsanlagen, die unerlässlichen eisenbahntechnischen Abnahmen sowie<br />

notwendige Probefahrten. Die Baukosten von rund 2,8 Millionen Euro trägt fast komplett<br />

der Bund, der Zweckverband Oberelbe bringt seinen Eigenanteil von 87 000 Euro ein.<br />

Derzeit laufen noch intensive Gespräche über die qualitativen Anforderungen an die neue<br />

Zugverbindung und damit an den Betreiber sowie über die tarifliche Gestaltung des<br />

Angebots. Schon im Vorjahr hatte Michael Geisler (CDU), Landrat des Landkreises<br />

Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, die Bedeutung des Vorhabens gewürdigt: "Mit dem<br />

Lückenschluss bekommt die Bahnstrecke durch das Sebnitztal eine Zukunftsperspektive.<br />

Das neue Angebot ist ein weiterer Baustein beim Zusammenwachsen der sächsischböhmischen<br />

Grenzregion".<br />

Tatsächlich prognostiziert eine aktuelle Studie für die Sebnitztalbahn eine Steigerung der<br />

täglich erreichbaren Fahrgastzahlen von gegenwärtig 230 auf beachtliche 1100. Erwartet<br />

wird ein erhöhtes touristisches Aufkommen in der strukturschwachen Grenzregion. Für<br />

die Einwohner im "Schluckenauer Winkel" ergeben sich erhebliche Zeiteinsparungen bei<br />

der Bahnfahrt in ihre Kreisstadt Decin.<br />

Fast 70 Jahre müssen die Bewohner beiderseits der Grenze nun schon auf den eigentlich<br />

recht unproblematischen Lückenschluss warten. Doch scheinbar unüberwindbar waren<br />

die Hindernisse - wie mangelnder politischer Wille, Zweifel an der Perspektive der<br />

Sebnitztalbahn und fehlende Finanzierung.<br />

Erst im Jahr 2006 konnte der Wiederaufbau der Strecke zwischen dem Kreis Decin und<br />

dem VVO vertraglich vereinbart werden. Am 19. Juli 2012 wurde der Bau- und<br />

Finanzierungsvertrag von Vertretern der DB Netz AG und dem VVO unterzeichnet. Dabei<br />

gab der VVO auch die unabdingbar geforderte Garantie auf Bestellung von Zugleistungen<br />

über die nächsten 20 Jahre nach Betriebsaufnahme ab.<br />

Montag, 12.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Dealer mit perfekter Buchhaltung<br />

Ein 24-Jähriger handelte mit großen Mengen Drogen – und dokumentierte jedes<br />

Detail penibel per Hand.<br />

Von Maren Soehring<br />

So ein Glück haben die Ermittlungsbehörden selten: Normalerweise sind Drogendealer<br />

auf besondere Geheimhaltung bedacht, aussagekräftige Dokumente sind selten zu<br />

finden. Doch der Angeklagte legte im Gegensatz zum allgemeinen Branchentrend großen<br />

Wert auf eine korrekte Buchführung. Nach jeder Einkaufstour in die Tschechische<br />

Republik notierte er nicht nur das Datum, sondern auch Menge und Qualität der<br />

erworbenen Betäubungsmittel sowie Ein- und Verkaufspreis–und bewahrte alle<br />

handschriftlichen Abrechnungsbögen in seiner Wohnung auf dem Pirnaer Sonnenstein<br />

auf.<br />

Bei seinen Beschaffungsfahrten hielt sich B., der keinen Führerschein mehr besaß, an die<br />

Regeln. Er nutzt für die An- und Abreise den öffentlichen Nahverkehr. Die Tschechische<br />

Grenze passierte er in der Nähe von Sebnitz zu Fuß, auch eine handgemalte „Wegskizze“<br />

fand sich später in seiner Wohnung. Rund acht Kilo Marihuana und etwa 200 Gramm<br />

Crystal hat Robert B. ab September 2012 auf diesem Weg nach Deutschland eingeführt<br />

und in Dresden und vor allem Pirna verkauft. Der Gesamterlös: knapp 60 000 Euro.<br />

Anfang Februar wurde er dann bei einer Personenkontrolle im Bus der Linie 260 in<br />

Sebnitz festgestellt. Den Polizisten waren die Schweißperlen auf seiner Stirn aufgefallen –


ein ungewöhnliches Bild für einen verschneiten Februar-Tag. Gut ein Kilo Marihuana<br />

fanden die Beamten in B.’s Rucksack und konnten bei einer Hausdurchsuchung weitere<br />

Betäubungsmittel, diverses „Zubehör“ und die Buchhaltung beschlagnahmen.<br />

Kürzlich musste sich Robert B., der seit Februar in Untersuchungshaft sitzt, vor dem<br />

Landgericht wegen der illegalen Einfuhr und des Handels mit Betäubungsmitteln<br />

verantworten. Gleich zu Prozessbeginn räumte er die Vorwürfe ein, schwieg aber zu<br />

seinen Quellen und Abnehmern. So ungewöhnlich wie seine Geschäftspraktiken ist auch<br />

das soziale Umfeld des 24-Jährigen: Er erlebte nach eigenen Angaben eine behütete<br />

Kindheit, schloss die Hauptschule und danach eine Ausbildung als Maler und Lackierer ab.<br />

Zuletzt wohnte er bis Mitte 2012 mit seiner Familie in der Schweiz, wo er umgerechnet<br />

3200 Euro monatlich als Dachdecker verdiente.<br />

Doch wohlgefühlt habe er sich dort nicht und sei deshalb im <strong>August</strong> nach Pirna<br />

zurückgekehrt. Da er selbst seit Langem Drogen nehme, beschloss er, in den Handel<br />

einzusteigen. Welche Auswirkungen sein beträchtlicher Eigenkonsum auf die Tat hatte,<br />

sollte ein psychiatrisches Gutachten klären: Demnach betreibe B. zwar seit Jahren<br />

massiven Missbrauch, sei aber weder körperlich noch psychisch abhängig, das hätten<br />

auch längere Abstinenz-Phasen etwa in der Schweiz oder der Justizvollzugsanstalt<br />

gezeigt. „Die Drogen gehörten einfach zu seinem Lebensstil“, so der Sachverständige<br />

Frank Wendt aus Berlin. Dem folgte auch das Gericht und verurteilte Robert B. zu<br />

viereinhalb Jahren Haft.<br />

Das Aussehen kostete nicht den Welterbetitel<br />

Dienstag, 13.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Der Architekt Henry Ripke über den Titelverlust, die lange Bauzeit und die<br />

höheren Kosten der Waldschlößchenbrücke.<br />

Mit diesem Entwurf der Waldschlößchenbrücke hatte der Berliner Architekt Henry Ripke<br />

zwar den Wettbewerb gewonnen. Im Nachhinein gab es jedoch viel Streit um dieses<br />

Bauwerk. Ripke hatte den Entwurf in 13 Jahren mehrfach überarbeitet. ©Kay<br />

Herschelmann<br />

Für den Berliner Architekten Henry Ripke ist mit dem Bau der Waldschlößchenbrücke ein<br />

Traum wahr geworden. Er hatte vor 17 Jahren den Wettbewerb gewonnen. Um das<br />

Bauwerk gab es dann einen heftigen Streit, der letztlich zur Aberkennung des Unesco-<br />

Welterbetitels führte. Ripke erntete dafür Häme. Doch jetzt freut sich der Architekt auf<br />

den Moment, in dem er zum ersten Mal über die fertige Brücke geht und den Blick in<br />

Richtung Altstadt aus dieser neuen Perspektive hat. Die SZ sprach mit ihm über die<br />

Höhen und Tiefen bei der Planung dieses Großprojekts und die kräftezehrende Zeit bis<br />

zur Fertigstellung.<br />

Herr Ripke, in Kürze wird die Waldschlößchenbrücke eröffnet. Wie viele<br />

schlaflose Nächte haben Sie wegen des umstrittenen Bauwerks gehabt?<br />

Selbst in der heißesten Diskussionsphase, als ich oft in Dresden war, um mit<br />

Befürwortern und Gegnern über diese Brücke zu reden, habe ich keine schlaflosen Nächte<br />

gehabt. Ganz simpel, weil ein solches Projekt durch schlaflose Nächte auch nicht besser<br />

oder schlechter wird.<br />

Was ging Ihnen durch den Kopf, als 2009 wegen der von Ihnen entworfenen<br />

Brücke der Unesco-Welterbetitel gestrichen wurde?<br />

Ich war sehr enttäuscht. Es war nach der langen Arbeit und der Diskussion mit den<br />

Entscheidungsträgern hart, dann doch zu hören, dass die Unesco sich auf keinen Fall auf


einen Kompromiss einlassen würde. Ich bedaure es sehr, dass Dresden von der<br />

Welterbeliste gestrichen wurde.<br />

Mit schlankeren Bogenfüßen, gedämpfter LED-Beleuchtung und anderen Details<br />

sollte der Unesco-Welterbetitel gerettet werden. Halten Sie die Veränderungen<br />

für gelungen?<br />

Absolut, denn so gab es gegenüber dem Ursprungsentwurf, der natürlich bestimmten<br />

technischen und finanziellen Restriktionen unterlag, plötzlich Optionen für gestalterische<br />

Anpassungen, die hinsichtlich Ästhetik für den Ort sogar noch geeigneter sind. Ich habe<br />

sie damals mit in der Kommission um den ehemaligen Frauenkirchen-Baudirektor Burger<br />

entwickelt. Übrigens gab es seinerzeit sogar bei der Unesco Entscheidungsträger, die mir<br />

gesagt haben, dass sie mit dem Design der Brücke durchaus zufrieden seien.<br />

Bei den Diskussionen mit den Gremien der Unesco kam später jedoch zur Sprache, dass<br />

das Design der Brücke nicht der ausschlaggebende Punkt gewesen sei, weshalb das<br />

Elbtal von der Welterbeliste gestrichen wurde. Überhaupt die Planung, eine Brücke an der<br />

breitesten Stelle der Elbaue im Dresdner Stadtgebiet zu errichten, wurde als unpassend<br />

eingestuft. Ich freue mich über die Entscheidung der Stadt Dresden, dass diese<br />

Gestaltungsanpassungen dann trotz der Aberkennung des Unesco-Titels umgesetzt<br />

wurden.<br />

Bereits lange zuvor hatten Sie 1997 den Brückenwettbewerb gewonnen. Wie<br />

hart war die Konkurrenz?<br />

In einem Architekturwettbewerb ist die Konkurrenz immer hart. In diesem Fall war das<br />

Verfahren europaweit ausgeschrieben, 30 Büros wurden dann zugelassen, darunter sehr<br />

renommierte Brückenbaubüros. Dass wir dann diesen Wettbewerb für uns entscheiden<br />

konnten, war für uns eine Sensation, die an ein Wunder grenzte.<br />

War das Ihre erste große Brücke, die Sie entworfen haben?<br />

Ja, wir haben zuvor zwar schon beim Entwurf anderer großer Brücken mitgearbeitet. Das<br />

war jedoch das erste Großprojekt für unsere Büros.<br />

Warum haben Sie sich für den markanten Bogen in der Brückenmitte<br />

entschieden?<br />

Es war in der Tat eine lange bürointerne Diskussion, welches Tragwerk und welche<br />

Formensprache für die Brücke richtig seien. Um die richtige Antwort zu finden, haben wir<br />

uns zunächst mit den Brücken in Dresden befasst, so unter anderem mit der <strong>August</strong>usund<br />

der Carolabrücke. Diese Massivbrücken zeichnen sich durch unten liegende<br />

Tragwerke aus, so zum Beispiel die <strong>August</strong>usbrücke durch Steinbögen. Wieder anders:<br />

elbaufwärts das Blaue Wunder, das ein sehr auffälliges Stahltragwerk oberhalb der<br />

Fahrbahn hat. Unser Entwurf sieht vor, diese Konstruktionsprinzipien zu verbinden. So<br />

sind wir darauf gekommen, dass unser Sichelbogel, der durch die Fahrbahn geschnitten<br />

wird, die beste Lösung für diese Stelle an der <strong>Elbe</strong> ist.<br />

Der Baubeginn hatte sich immer wieder verzögert. Wie viele Jahre sind von der<br />

ersten Skizze bis zur Fertigstellung des Entwurfs vergangen, der heute im Elbtal<br />

steht?<br />

Das waren etwa 13 Jahre. Wir haben 1996 angefangen, uns mit dem Wettbewerb zu<br />

beschäftigen. Die grundlegende Idee für den Entwurf, so wie er jetzt umgesetzt wurde,<br />

stand natürlich bereits mit unserem Wettbewerbsbeitrag fest. Wie gesagt, die<br />

gestalterischen Anpassungen haben den Entwurf nicht substanziell verändert.<br />

Wie oft waren Sie in Dresden, um den Brückenbau vor Ort zu verfolgen?


Obwohl ich als Architekt „nur“ für den Entwurf verantwortlich bin, habe ich mir immer<br />

wieder ein Bild vom Baufortschritt vor Ort gemacht. Natürlich half mir auch die an der<br />

Bautzener Straße installierte Webcam, laufend informiert zu bleiben.<br />

Die Errichtung sollte ursprünglich zweieinhalb Jahre dauern. Die Zeit bis zur<br />

Eröffnung hat sich aber mehr als verdoppelt? Sind Sie da nicht ungeduldig<br />

geworden?<br />

Ich war zum Glück zwar nicht in die Bauüberwachung involviert, wurde jedoch immer<br />

wieder zu speziellen Fragestellungen hinzugezogen. Wenn eine Baustelle so lange<br />

andauert, ist das für alle kräftezehrend …<br />

… bis jetzt haben sich die Kosten für die Waldschlößchenbrücke ja schon um 25<br />

Millionen Euro verteuert. Immer noch wird um weitere zwölf Millionen<br />

gestritten. Liegt das auch an Ihrem Entwurf?<br />

Nein. Es sind ja immer neue Diskussionen aufgekommen, auf die Politik und Planer<br />

reagieren mussten. Diese neuen Anforderungen und Verzögerungen wirken natürlich<br />

kostentreibend.<br />

Das Gespräch führte Peter Hilbert.<br />

Elbsandsteingebirge<br />

Barrierefrei durch die Sächsische Schweiz<br />

Dienstag, 13.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Die neue Broschüre „Sächsisch-Böhmische Schweiz barrierefrei erleben“ ist erschienen.<br />

Der Tourismusverband gibt mit der Zusammenstellung nützlicher Informationen<br />

Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit, ihren Besuch im Nationalpark gezielt zu<br />

planen. Der 73-seitige Reiseführer ist in deutscher und tschechischer Sprache<br />

geschrieben und kann kostenlos beim Verband bezogen oder im Internet<br />

heruntergeladen werden.<br />

„Erstmalig ist ein umfassender Überblick über barrierefreie Angebote beiderseits der<br />

deutsch-tschechischen Grenze entstanden“, sagt Anne Jungowitz vom Verband. In dem<br />

Reiseführer werden die Rollstuhltauglichkeit von Bahnhöfen angegeben, Zugänge zu<br />

Touristinformationen und Nationalparkinfostellen beschrieben, Türbreiten und<br />

Stufenhöhen im Eingangsbereich von Kultureinrichtungen beschrieben sowie<br />

Bodenbeschaffenheit und Freiflächen in den Toilettenanlagen genannt.<br />

Neben Unterkünften und Restaurants werden auf elf Seiten Roll- und Handbiketouren<br />

vorgestellt. Neben einem kurzen Text zur Route finden sich Angaben zu Länge,<br />

Schwierigkeitsgrad, den Höhenmetern und dem Untergrund der Strecke. (SZ)<br />

www.saechsische-schweiz.de/urlaubsthemen/barrierefrei-reisen/broschuere.html<br />

Berggießhübel<br />

Zur Abkühlung unter die Erde<br />

Dienstag, 13.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Knapp 1800 Gäste nahmen seit Beginn der Sommerferien an einer Führung im<br />

Berggießhübler Besucherbergwerk teil. Manche suchten hier eine Abkühlung und waren<br />

dann erstaunt, wie kühl es unter Tage tatsächlich ist. Schon drei Meter nach dem<br />

Eingang, dem sogenannten Mundloch, sind es nur noch zehn Grad. „Da man bei den


Führungen eine Stunde unter Tage ist, ist lange Bekleidung immer ratsam“, sagt<br />

Geschäftsführerin Britt Reuter-Bracklow.<br />

Die Sommeraktion für Kinder wird auch dieses Jahr gut angenommen. Kinder bezahlen<br />

nur einmal Eintritt und können damit das Bergwerk, das Bad und die Medizinhistorischen<br />

Sammlungen im Gesundheitspark Gottleuba besuchen. Das muss nicht alles an einem<br />

Tag sein. (SZ/sab)<br />

Bad Schandau/ Sebnitz<br />

Drogenschmuggler hinter der Grenze überführt<br />

Dienstag, 13.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Bundespolizisten haben drei Männer mit Drogen erwischt. In Bad Schandau kontrollierten<br />

sie am Freitag einen 48-Jährigen. Fahnder aus Krippen hatten erfahren, dass er in<br />

Tschechien Drogen gekauft hatte. Der Deutsche aus der Region Meißen hatte im<br />

Rucksack sechs Gramm Amphetamine und vier Gramm Marihuana. Das Rauschgift wurde<br />

sichergestellt, so die Polizei.<br />

In den Abendstunden überprüften die Fahnder in Sebnitz zwei Deutsche (20, 18) aus<br />

Dresden. Beide waren in Tschechien und einer führte einen Rucksack mit. Bei der<br />

Kontrolle fehlte der aber. Offensichtlich hatten sie sich ihres Gepäcks entledigt. Der<br />

Rucksack trieb im Sebnitzbach. Darin fanden die Beamten eine Tüte mit 317Gramm<br />

Marihuana. Die beiden Männer wurden festgenommen.<br />

Die Zollfahndung Dresden hat die Fälle übernommen. Alle drei müssen sich laut<br />

Bundespolizei wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz verantworten. (SZ)<br />

Drogenschmuggler hinter der Grenze überführt<br />

Dienstag, 13.08.2013<br />

DNN<br />

Recht & Justiz<br />

Drogenschmuggel im großen Stil - Dresdner Dealer steht vor Gericht<br />

ml<br />

Um Drogenhandel im großen Stil ging es gestern in zwei zusammenhängenden Prozessen<br />

am Landgericht. Zunächst musste sich Alexander S. vor Gericht verantworten. Der 29-<br />

Jährige soll von Sommer 2010 bis September 2012 den Schmuggel von rund 119<br />

Kilogramm Marihuana aus Tschechien nach Dresden organisiert haben. Die Drogen, so<br />

die Staatsanwaltschaft, habe er zunächst allein oder mit Kumpanen über die Grenze<br />

gebracht, später ließ er den Stoff meist nur noch von seinen "Mitarbeitern" schmuggeln,<br />

die dafür bezahlten wurden oder auf diese Art Darlehen, die sie bei S. aufgenommen<br />

hatten, abarbeiteten.<br />

Das Geschäft war ziemlich gut organisiert. Der Angeklagte orderte und bezahlte die Ware<br />

beim berüchtigten "Honza", einem vietnamesischen Drogenhändler, auf einem Markt im<br />

tschechischen Grenzgebiet. Die Ware wurde in Taschen oder Rucksäcke verpackt und<br />

dann meist zu Fuß oder mit dem Motorrad über die Grenze geschmuggelt - begleitet von<br />

einem Spähtrupp im Auto, der die Lage sondierte. In Dresden verkaufte Alexander S. die<br />

Ware dann an feste Kunden. Das Geld ging für Drogen drauf, die S. selbst konsumierte,<br />

für Alkohol und Frauen. Ein anderer Teil des Geldes wurde in eine Firma für<br />

Landwirtschaftsprodukte investiert, die der gelernte chemisch-technische Assistent<br />

gegründet hatte.<br />

Am 29. September 2012 klickten bei drei Helfershelfern, die im Auftrag des Angeklagten<br />

wieder einmal "Gras" über die Grenze geschmuggelt hatten, die Handschellen, wenig


später wurde auch Alexander S. festgenommen. Denn die Bande war in den Fokus der<br />

Polizei geraten. Auslöser war ein anonymer Hinweis. Der Polizei war in einem Schreiben<br />

mitgeteilt worden, dass Alexander S. seit zehn Jahren Drogen verkaufen würde."Uns<br />

wurde eine Beschreibung des Mannes und seiner Autos geliefert. Zudem wurden drei<br />

Telefonnummern und seine E-Mail-Adresse genannt", berichtete gestern ein<br />

Polizeibeamter im Zeugenstand. Gegen Alexander S. wurde ein Ermittlungsverfahren<br />

eingeleitet, seine Telefongespräche abgehört und er selbst observiert. Bei der<br />

Überwachung gerieten dann auch die anderen ins Visier der Polizei. Der Angeklagte gab<br />

einen Großteil der Vorwürfe zu, ohne sich zu sehr in Details zu verlieren - an vieles<br />

konnte er sich angeblich nicht mehr erinnern. Das Urteil folgt.<br />

Am Nachmittag begann der Prozess gegen zwei weitere Bandenmitglieder: Henrik S., der<br />

als Logistiker der Gruppe galt, und Matthias B. Beide sollen im Auftrag von Alexander S.<br />

knapp 40 Kilogramm Drogen nach Deutschland geschmuggelt haben. Frank S., der<br />

ebenfalls zum Team gehörte, war bereits vor einigen Wochen zu einer Freiheitsstrafe von<br />

zwei Jahren verurteilt worden, die zur Bewährung ausgesetzt worden war.<br />

Dienstag, 13.08.2013<br />

Spiegel.de<br />

Tschechischer Politiker: Nudelsieb im Personalausweis<br />

DPA/ Czech Pirate Party<br />

Lukas Novy: Bekennender Anhänger des "fliegenden Spaghetti-Monsters"<br />

Lukas Novy ist bekennender Anhänger einer Gottheit mit dem Namen<br />

"fliegendes Spaghetti-Monster". Deshalb ließ der tschechische Politiker sich für<br />

seinen Personalausweis mit einem Nudelsieb auf dem Kopf fotografieren. Das<br />

ging so lange gut, bis sich das Innenministerium einschaltete.<br />

Prag - Es ist eine Spaß-Religion, die der amerikanische Physiker Bobby Henderson im<br />

Jahr 2005 schuf. Seine Anhänger finden sich offenbar auch in Tschechiens Politik: Mit<br />

einem Nudelsieb auf dem Kopf hat der Piratenpartei-Politiker Lukas Novy für sein<br />

Personalausweis-Foto posiert.<br />

Wie andere zuvor bekannte sich so auch Novy zum Glauben an das "fliegende Spaghetti-<br />

Monster" - und traf bei einem Mitarbeiter der Stadtverwaltung in Brno (Brünn) auf<br />

Verständnis. Die Behörde stellte ihm einen vorläufigen Ausweis für 30 Tage aus. Das<br />

skurrile Ausweispapier macht nun im Internet die Runde.<br />

Doch das Innenministerium in Prag verstand keinen Spaß und bereitete dem Spuk<br />

inzwischen ein Ende. Eine Kopfbedeckung aus religiösen Gründen sei zwar zulässig, aber<br />

der Pastafarianismus sei keine anerkannte Glaubensgemeinschaft, stellte das Ministerium<br />

klar.<br />

wit/dpa


Dienstag, 13.08.2013<br />

Tschechien online<br />

Jiří Rusnok reicht seinen Rücktritt ein<br />

Übergangsregierung bleibt vorerst kommissarisch im Amt<br />

Prag - Rund eine Woche nach der verlorenen<br />

Vertrauensabstimmung im Prager Abgeordnetenhaus hat der<br />

tschechische Interims-Premier Jiří Rusnok seinen Rücktritt<br />

eingereicht. Ein entsprechendes Gesuch übergab er<br />

Staatspräsident Miloš Zeman bei einem Treffen am Vormittag.<br />

im Amt gewesen.<br />

Zeman bedankte sich bei dem parteilosen Ökonomen für<br />

seinen Einsatz. Rusnok war genau einen Monat und drei Tage<br />

Das Übergangskabinett regiert das Land jedoch noch so lange, bis eine regulär gewählte<br />

neue Regierung antritt.<br />

Ein Termin für vorgezogene Neuwahlen kann erst nach der Auflösung des<br />

Abgeordnetenhauses festgelegt werden. Darüber werden die Abgeordneten bei einer<br />

Sondersitzung am Dienstag nächster Woche abstimmen.<br />

Nach bisherigen Stellungnahmen der Parteien gilt die Auflösung des Abgeordnetenhauses<br />

als sehr wahrscheinlich. Neuwahlen müssten dann innerhalb eines Zeitraum von sechs<br />

Wochen stattfinden. (gp)<br />

Foto: Tschechische Regierung<br />

Tschechien bereitet sich auf Neuwahlen vor<br />

Dienstag, 13.08.2013<br />

Euronews.eu<br />

In der tschechischen Republik sieht es nach Neuwahlen im Herbst aus. Der tschechische<br />

Ministerpräsident Jiří Rusnok hat sechs Tage nach einer verlorenen<br />

Vertrauensabstimmung offiziell seinen Rücktritt eingereicht. Staatspräsident Miloš Zeman<br />

nahm das Gesuch an und bat den 52 Jahre alten Mitte-Links-Politiker, die Amtsgeschäfte<br />

vorläufig weiterzuführen. Er hatte Rusnoks Mitte-Links-Übergangsregierung Ende Juni<br />

ohne Rücksicht auf die Mehrheitsverhältnisse im Parlament eingesetzt.<br />

Senatssprecher Milan Stech erwartet bald Neuwahlen:<br />

“Wenn sich das Abgeordnetenhaus auflösen will, wird der Präsident das so bald wie<br />

möglich bestätigen.”<br />

Tschechien steckt in einer Regierungskrise, seit der konservative Ministerpräsidenten Petr<br />

Nečas (ODS) Mitte Juni wegen eines mutmaßlichen Bestechungs- und<br />

Bespitzelungsskandals zurücktrat.<br />

Präsident Miloš Zeman, im März als erster direkt gewählt, versucht nun zu punkten,<br />

meint der politische Beobachter Jindrich Sidlo:<br />

“Ab jetzt wächst die Macht des Präsidenten Miloš Zeman gegenüber den politischen<br />

Parteien. So wie Miloš Zeman in den letzten beiden Monaten gehandelt hat, will er der<br />

einzige sein, der die tschechische Politik bestimmt.”<br />

Der 68-jährige linksorientierte Zeman gilt als Machtmensch. Mehr als einmal kündigte<br />

seinen Ausstieg aus der Politik an und blieb dann doch.


Jüngster Wahlspruch: “Der direkt gewählte Präsident muss neben dem Willen des<br />

Parlaments auch den Willen der Mehrheit der Bürger berücksichtigen.”<br />

Mit dpa<br />

47 TOTE IN TSCHECHIEN<br />

Alkohol-Panscher vor Gericht<br />

Von DANIEL KORTSCHAK<br />

Dienstag, 13.08.2013<br />

Frankfurter Rundschau online<br />

Gepanschter Schnaps wurde 47 Menschen in Tschechien zum<br />

tödlichen Verhängnis. Foto: Imago/ČTK<br />

Vor einem Jahr erschütterte ein Skandal um gepanschten Schnaps Tschechien<br />

und seine Nachbarländer. Insgesamt 47 Menschen sind durch den vergifteten<br />

Alkohol gestorben. Jetzt stehen die ersten Verdächtigen vor Gericht.<br />

PRAG –Der Fall hatte vor einem Jahr Tschechien in Angst und Schrecken versetzt und<br />

weltweit für Aufsehen gesorgt: Nach dem Genuss von Billig-Schnaps zweifelhafter<br />

Herkunft wurden zahlreiche Menschen in Krankenhäuser eingeliefert, jeden Tag<br />

schockierten neue Opferzahlen die Öffentlichkeit.<br />

In einer beispiellosen Aktion durchsuchten damals Tausende Beamte von Polizei, Zoll und<br />

Lebensmittelaufsicht im ganzen Land Kioske, Läden und Gaststätten, verdächtige<br />

Flaschen wurden beschlagnahmt und vernichtet.<br />

Auf der Suche nach der Quelle für den tödlichen Alkohol wurden die Behörden schließlich<br />

in Betrieben im Osten Tschechiens fündig: Sie stießen dort auf zahlreiche Fässer und<br />

unterirdische Tanks, in denen mit dem giftigen Methanol versetzter Reinalkohol lagerte.<br />

Zehntausende Liter des unter anderem aus Autoscheibenreinigern gewonnenen<br />

hochgiftigen Alkohols wurden beschlagnahmt.<br />

Trotzdem waren auch Monate nach den Razzien nach Schätzungen der Polizei noch bis zu<br />

15.000 Liter der tödlichen Substanz im Umlauf. Insgesamt 47 Menschen sind seither in<br />

Tschechien durch gepanschten Alkohol gestorben, mindestens 60 weitere sind erblindet<br />

oder haben andere schwere Gesundheitsschäden davongetragen.<br />

ZWISCHENHÄNDLER VOR GERICHT<br />

Nach monatelangen Ermittlungen verzeichnen Polizei und Staatsanwaltschaft nun einen<br />

Etappensieg bei der Aufklärung des gewaltigen Skandals: Seit heute müssen sich in<br />

Ostrava zwei Männer vor Gericht verantworten, denen vorgeworfen wird, vergifteten<br />

Alkohol in Verkehr gebracht zu haben. Der 30-jährige Petr H. soll mindestens 77 Flaschen<br />

Billig-Wodka aufgekauft haben, sein Komplize Marek Ž. (33) hat dann laut Anklage einen<br />

Teil davon an einen Bekannten in einer Kleingartensiedlung nahe der mährischschlesischen<br />

Stadt Karviná weitergegeben.<br />

Als der Abnehmer des laut Etikett aus Finnland stammenden Wodkas mit drei Freunden<br />

in seinem Garten ein Trinkgelage veranstaltete, nahm die Katastrophe ihren Lauf: Ein 53-<br />

Jähriger starb noch auf dem Weg ins Krankenhaus, zwei weitere Männer erlitten schwere<br />

Vergiftungen und landeten auf der Intensivstation.<br />

Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Männern vor, den Billig-Wodka ohne die<br />

vorgeschriebenen Sicherheitsbanderolen verkauft zu haben. Wie Laboruntersuchungen<br />

ergaben, enthielten mindestens 49 Flaschen zur Hälfte giftigen Methylalkohol. Da zu<br />

diesem Zeitpunkt bereits rund drei Dutzend Menschen durch gepanschten Schnaps ums<br />

Leben gekommen waren, hätten sich die beiden Zwischenhändler besonders sorgfältig<br />

über die Herkunft des Alkohols informieren müssen, so die Anklage. Ihnen drohen wegen<br />

Allgemeingefährdung bis zu 16 Jahre Haft.


ANGEKLAGTE BESCHULDIGEN SICH GEGENSEITIG<br />

Am ersten Prozesstag verweigerte der angeklagte Marek Ž. die Aussage, im Verhör bei<br />

der Kriminalpolizei hatte er zuvor allerdings ausgesagt, sein Komplize H. habe ihm den<br />

Alkohol verkauft. Dieser wies nach einem Bericht des tschechischen Nachrichten-Portals<br />

iDnes.cz die Anschuldigungen heute vor Gericht zurück und bezichtigte Ž. der Lüge. "Er<br />

ist selbst ins Lager gefahren, um den Alkohol zu holen. Auch wenn er angibt, nur über ein<br />

minimales Einkommen zu verfügen, fährt er ein teures Auto und hat seiner Geliebten ein<br />

Haus gekauft. Ich bin hingegen mittellos."<br />

H. kontert, Ž. wolle durch seine Falschaussage nur eine geringere Strafe für sich<br />

herausschlagen: "Das ist so sein Charakter. Wenn er seine Ehefrau seit fünf Jahren<br />

belügt, warum sollte er dann nicht auch vor Gericht lügen?"<br />

Zu Wort kam heute auch eines der Opfer: Zdeněk Š. hatte seine Freunde zu dem<br />

verhängnisvollen Trinkgelage eingeladen. Den gepanschten Schnaps habe er von Marek<br />

Ž. geschenkt bekommen. "Ich habe ihn noch gefragt, ob der Alkohol gut sei. Er<br />

antwortete, das könne er garantieren, weil er selbst zum Geburtstag davon getrunken<br />

habe", zitiert iDnes.cz das Opfer, das nach dem Konsum des Billig-Wodkas sechs Tage<br />

im Koma gelegen hatte und nach eigenen Angaben bis heute unter gesundheitlichen<br />

Problemen leidet.<br />

Der Angeklagte Ž. bestätigt, er und seine Familie hätten von dem giftigen Schnaps<br />

getrunken und niemandem sei etwas zugestoßen. Er sei schockiert, welcher Gefahr er<br />

und seine Angehörigen durch den gepanschten Wodka, den er von H. geliefert<br />

bekommen habe, ausgesetzt worden seien. Ein Urteil wird nicht vor Freitag erwartet.<br />

Trotz der dramatischen Umstände handelt es sich bei den beiden nun in Ostrava vor<br />

Gericht stehenden Männern nur um kleine Fische in dem riesigen Alkohol-Skandal.<br />

Insgesamt haben die Behörden rund 70 Beschuldigte im Visier. Besonders intensiv<br />

ermittelt wird gegen eine unter dem Namen "Zlíner Gang" bekannt gewordene Gruppe<br />

von 32 Verdächtigen, die in der gleichnamigen ostmährischen Stadt in großem Stil<br />

Schnaps gepanscht haben soll. Wann ihnen der Prozess gemacht wird, steht allerdings in<br />

den Sternen.<br />

REGIERUNG IN DER KRITIK<br />

Immer mehr in die Kritik gerät indessen auch die tschechische Regierung. Zwar hatte das<br />

Kabinett relativ rasch nach Ausbruch der Alkohol-Krise erhebliche Mittel mobilisiert, um<br />

der Quelle für den giftigen Schnaps auf die Spur zu kommen und zeitweise sogar ein<br />

Verkaufs- und Ausschankverbot für Hochprozentiges verhängt. Die mehrfach<br />

angekündigte strengere Reglementierung und Überwachung des Verkaufs von<br />

alkoholischen Getränken hat aber erst vor Kurzem das Abgeordnetenhaus passiert.<br />

Die Novelle sieht unter anderem vor, dass Hochprozentiges künftig nur in Glasflaschen<br />

mit maximal drei Liter Inhalt verkauft werden darf. Damit will man verhindern, dass<br />

Alkohol wie bisher in großen Plastikfässern vertrieben wird, die nicht eindeutig versiegelt<br />

werden können. Außerdem müssen Händler, die gebrannte Getränke verkaufen, in<br />

Zukunft eine Lizenz beantragen und eine finanzielle Sicherheitsleistung erbringen.<br />

Noch fehlen zum Inkrafttreten der strengeren Regeln allerdings die Zustimmung der<br />

zweiten Parlamentskammer und die Unterschrift von Staatspräsident Zeman, dessen<br />

Vorliebe für hochprozentige einheimische Spezialitäten inzwischen international bekannt<br />

ist.<br />

Unterdessen haben die tschechischen Konsumenten bereits selbst zum Teil die<br />

Konsequenzen aus der Affäre um den vergifteten Alkohol gezogen: Der Verkauf von<br />

klaren Schnäpsen ist seit dem Auffliegen des Skandals deutlich zurückgegangen,<br />

stattdessen greifen die Tschechen häufiger zu ausländischen Spirituosen wie etwa Whisky<br />

oder Cognac. Auch der Bier-Absatz ist nach einem Bericht des Tschechischen Fernsehens<br />

in einigen Gasthäusern seither merkbar angestiegen.


Bergwiesen stehen weiter unter Schutz<br />

Mittwoch, 14.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Altenberg. Sachsen kann beim Naturschutz weiter auf Hilfe des Bundes bauen. Die<br />

Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz, Beate Jessel, sprach sich gestern in<br />

Altenberg für einen nachhaltigen Schutz der Bergwiesen im Osterzgebirge aus. Um<br />

Projekterfolge langfristig zu sichern, müssten in Zukunft ausreichende Mittel für<br />

Agrarumweltmaßnahmen bereitgestellt werden. Summen nannte sie nicht.<br />

Die Bergwiesen im Osterzgebirge werden seit 1999 auf einer Fläche von rund 2700<br />

Hektar als „Naturschutzgroßprojekt“ gemanagt. Es erstreckt sich auf das Gebiet um<br />

Altenberg, Geising und Fürstenau. Auf den Wiesen leben und wachsen gefährdete oder<br />

seltene Arten wie Birkhuhn, Wachtelkönig, Arnika, Trollblume, Feuerlilie und Orchideen.<br />

Das Projekt sieht diverse Schutzmaßnahmen vor. So werden zum Erhalt des<br />

Artenreichtums die Wiesen besonders gemäht und beweidet. (dpa)<br />

Mittwoch, 14.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Verein von Sinti und Roma will Zigeunersauce umbenennen lassen<br />

Hannover. Zigeunersaucen sollen nach dem Willen des „Forum für Sinti und Roma“ in<br />

Hannover umbenannt werden, weil der Begriff diskriminierend sei. Die Hersteller wurden<br />

per Brief aufgefordert, andere Namen zu verwenden. „Ich denke nicht, dass die Hersteller<br />

sich des Vorwurfs aussetzen wollen, rassistisch oder diskriminierend zu sein“, sagte<br />

Anwältin Kerstin Rauls-Ndiaye, die den Vorstoß begleitet, am Mittwoch in Hannover. Es<br />

handele sich um ein höfliches, außergerichtliches Schreiben.<br />

Der Verband der Hersteller kulinarischer Lebensmittel in Bonn erklärte, dass man nach<br />

einem ähnlichen Protest vor einem halben Jahr den Zentralrat der Sinti und Roma um<br />

eine Einschätzung gebeten, aber keine Antwort erhalten habe. Über den Protest hatte<br />

zunächst die „Neue Presse“ in Hannover berichtet. (dpa)<br />

Rauchverbot: Die Tschechen leisten Widerstand<br />

Kopelnitsky<br />

Mittwoch, 14.08.2013<br />

RESPEKT PRAG<br />

Die systematische Hexenjagd der EU auf<br />

Tabakrauch in öffentlichen Gebäuden und<br />

Einrichtungen trägt erfolgreiche Früchte. Nur die<br />

Tschechische Republik leistet Widerstand: Sie hält<br />

ihrer Vorstellung von Liberalismus die Treue und<br />

versucht mit allen Mitteln, die europäischen<br />

Bestimmungen zu torpedieren.<br />

Tomáš Sacher<br />

Um seinen Auftrag zu erfüllen, würde der irische Gesundheitsminister James Reilly Berge<br />

versetzen. Ihn treibt eine außergewöhnliche persönliche Motivation an. Sein Vater hatte<br />

einen Herzinfarkt erlitten, erblindete, und starb nach mehreren Jahren Bettlägerigkeit.<br />

Und vor nicht allzu langer Zeit starb sein Bruder an Lungenkrebs.


Jahrelang hat der gelernte Arzt versucht, auf Zigaretten zu verzichten. „Dabei handelt es<br />

sich nicht um eine üble Angewohnheit, sondern um eine heimtückische Krankheit. Und<br />

wir müssen all jene bekämpfen, die sie verbreiten“, erklärt er den Journalisten und<br />

schildert, wie er es im vergangenen Frühjahr geschafft hat, sein Land davon zu<br />

überzeugen, für alle Zigarettenmarken eine einheitliche Verpackungsschachtel<br />

einzuführen, auf der ein Bild zu sehen ist, das eine Detailaufnahme einer vom Tabak<br />

zerfressenen Lunge zeigt.<br />

James Reillys Kampf gegen die Lobby<br />

James Reilly und seine Kollegen aus der Regierung haben den Kampf gegen den Tabak<br />

zum Schwerpunktthema der sechsmonatigen irischen EU-Ratspräsidentschaft gemacht,<br />

die Ende Juli zu Ende ging. Und das Ergebnis ist sensationell. Im Juni haben die<br />

europäischen Gesundheitsminister entschieden, dass alle EU-Mitgliedsstaaten innerhalb<br />

der nächsten drei Jahre alle die in Irland diesbezüglich geltenden Regeln übernehmen<br />

müssen. Das Europäische Parlament muss dem nur noch zustimmen. Beobachtern<br />

zufolge gibt es allerdings noch einen letzten Akteur, der in der Lage ist, diesen Willen zu<br />

brechen. Dabei handelt es sich um eine der geheimnisvollsten und einflussreichsten<br />

Kräfte der gegenwärtigen Politik: Die Tabaklobby.<br />

„Bis auf die Delegationsleiter bitte ich Sie alle, den Saal zu verlassen.“ Die europäischen<br />

Diplomaten erinnern sich noch sehr gut an diese Worte, die James Reilly in einem<br />

entscheidenden Augenblick sprach: Damals wurden in Luxemburg die Verhandlungen<br />

über die „Zigarettenschachtel-Richtlinie“ abgehalten. Nie zuvor hatte es eine solche<br />

Forderung gegeben. Dabei ist [Reillys Vorgehensweise] durchaus nachvollziehbar. Die<br />

Tabakunternehmen hätten sonst nach jeder Verhandlungsrunde alle Einzelheiten über die<br />

Besprechungsfortschritte erfahren. Darüber hinaus haben sich zahlreiche Beteiligte an<br />

das Ermittlungsverfahren gegen EU-Gesundheitskommissar John Dalli erinnert, der<br />

verdächtigt wurde, auf die EU-Gesetzgebung Einfluss genommen und dafür<br />

Bestechungsgelder von der Tabakindustrie kassiert zu haben.<br />

Reilly hat es geschafft, sich gegenüber einer Lobby durchzusetzen, die rund einhundert<br />

Personen in Brüssel beschäftigt und über ein jährliches Budget von fünf Millionen Euro<br />

verfügt. Und scheinbar ist das auch nur „die sichtbare Spitze des Eisbergs“, unter der<br />

sich eine noch viel größere Armee von Tabak-Kriegern versteckt, die es durch langjährige<br />

Arbeit geschafft haben, sich in das Umfeld der politischen Verantwortungsträger<br />

einzuschleichen und sich stets in der Nähe der Europäischen Kommission aufzuhalten.<br />

Die Regierungen der Mitgliedsstaaten stehen selbstverständlich ganz oben auf<br />

der Liste der Lobbys.<br />

Die Regierungen der Mitgliedsstaaten stehen selbstverständlich ganz oben auf der Liste<br />

der Lobbys. Schließlich sind sie allein in der Lage, die in Brüssel getroffenen<br />

Entscheidungen endgültig für rechtsgültig zu erklären. Als britische Wissenschaftler 2012<br />

eine eingehende Untersuchung über die Entwicklung der Gesundheit in Europa<br />

durchführten, suchten sie sich die Tschechische Republik als Fallstudie aus, weil das Land<br />

von der Tabak-Lobby in erheblichem Maße beeinflusst wird. „Kleine Staaten wie diese<br />

sind ganz besonders anfällig.<br />

In den USA haben wir eine gut durchdachte Strategie der Tabakkonzerne ausfindig<br />

gemacht. Sie konzentrieren sich langfristig insbesondere auf kleine Staaten, weil es dort<br />

einfacher ist, immer mehr Einfluss zu gewinnen, und sie zum Zeitpunkt der Abstimmung<br />

genau das gleiche Stimmgewicht haben wie die großen Staaten“, erklärt die<br />

Exekutivdirektorin der Amerikanischen Gesellschaft für Klinische Onkologie [American<br />

Society of Clinical Oncology, kurz ASCO], Helen Ross, die diese Studie mitbetreut hat.<br />

Tschechien widersetzt sich<br />

Die tschechische Delegation reagierte mit erbittertem Widerstand auf die „Tabak-<br />

Richtlinie“. Von allen Delegationen war sie die einzige, die sich für eine Politik „ohne<br />

wenn und aber“ entschied und forderte, dass die Richtlinie aufs Abstellgleis gestellt wird.<br />

Allerdings ist es dank des neuen, mit dem Vertrag von Lissabon eingeführten


Abstimmungssystems gelungen, zu verhindern, dass das alleinstehende tschechische<br />

Veto das ganze Vorhaben blockiert.<br />

2012 hat Helen Ross ein paar Wochen in Prag verbracht und sich dort mit rund zehn<br />

politischen Verantwortungsträgern, Beamten und Vertretern der Tabakindustrie<br />

getroffen. Die Ergebnisse ihrer Untersuchung sprechen für sich. „Der Wortlaut der<br />

offiziellen Vertreter der Tschechischen Republik deckt sich haargenau mit dem der<br />

Tabakhersteller. Sie greifen ihre üblichen Argumente auf und lehnen sämtliche<br />

Veränderungen ab. Sie üben zweifelsohne erheblichen Einfluss aus“, fasst [Ross ihre<br />

Beobachtungen] zusammen.<br />

Das Tabakgeschäft spült zwei Milliarden Euro Steuergelder in die Staatskasse.<br />

Jede einzelne Zigarettenschachtel wird zu rund 77 Prozent besteuert.<br />

Wie überall in Europa ist Tabak in der Tschechischen Republik ein Riesengeschäft. Philip<br />

Morris hat sich Kutna Hora [einer Stadt in der Mittelböhmische Region] niedergelassen.<br />

Auf ihn allein entfallen dort etwa 40 Prozent des gesamten Marktes. Sein<br />

Jahresnettogewinn beläuft sich auf 100 Millionen Euro. Die weltweit führenden Konzerne<br />

British American Tobacco, Imperial Tobacco und Japan Tobacco, teilen sich die restlichen<br />

Marktanteile. Das Tabakgeschäft spült zwei Milliarden Euro Steuergelder in die<br />

Staatskasse. Jede einzelne Zigarettenschachtel wird zu rund 77 Prozent besteuert.<br />

In den Gesprächen gaben die Lobbyisten, denen ihre Anonymität zugesichert wurde, zu,<br />

dass sie sehr glücklich darüber sind, im tschechischen politischen Umfeld noch immer<br />

zahlreiche Verantwortungsträger zu finden, die sich ganz ohne Gegenleistung für die<br />

Interessen der Tabakkonzerne einsetzen. Aus dem einfachen Grund, weil sie sich damit<br />

der Europäischen Union und ihren Regulierungsversuchen widersetzen können.<br />

„Es ist nur eine neue Erfindung Brüssels, um die Märkte zu regulieren. Heute ist es die<br />

Zigarette. Morgen verbietet man uns fettige Speisen zu essen oder ein Auto zu fahren.<br />

Wir müssen Widerstand leisten und unsere Freiheit verteidigen“, meint der Vorsitzende<br />

der Demokratische Bürgerpartei (Občanská demokratická strana, ODS) im Senat,<br />

Jaroslav Kubera, und wiederholt die Argumente, mit denen er die Führungsriege seiner<br />

Partei davon überzeugt hat, dieses neue europäische Projekt abzulehnen.<br />

Im Rahmen der Parlamentarischen Kommission für Europäische Angelegenheiten haben<br />

Mitglieder der ODS sogar ein Verfahren in Gang gesetzt, das sie „gelbe Karte“ getauft<br />

haben und gegen die „Tabak-Richtlinie“ gerichtet ist. Dabei handelt es sich um ein<br />

außergewöhnliches diplomatisches Instrument, mit dem sich darüber beschwert werden<br />

kann, dass Brüssel seine Kompetenz überschritten hat [Verstoß gegen das<br />

Subsidiaritätsprinzip].<br />

Die Mehrheit ist für ein Rauchverbot in Restaurants<br />

Von dieser Position wird auch die [tschechische] pro-europäische Linke nicht allzu schnell<br />

abrücken. „Für mich ist das kein Grund für einen politischen Kampf“, meint der<br />

Abgeordnete der Tschechischen Sozialdemokratische Partei (Česká strana sociálně<br />

demokratická kurz ČSSD), Jeroným Tejc. „Innerhalb der Partei ist diese Frage kein Grund<br />

für Streitgespräche. Ich rauche nicht, aber ich respektiere die Meinung meiner Kollegen,<br />

die eine andere Einstellung zu Tabak haben“.<br />

Mit einem [Jahres-]Verbrauch von 2.125 Zigaretten pro Kopf belegt die Tschechische<br />

Republik im weltweiten Vergleich den zwölften Platz. Auf den Plätzen vor und nach ihr<br />

befinden sich Russland und Weißrussland. Laut den jüngsten Statistiken des Nationalen<br />

Instituts für öffentliche Gesundheit, ist das Durchschnittsalter bei der ersten Zigarette<br />

unter die 12-Jahre-Marke gesunken und hat damit ein historisches Rekordtief erreicht.<br />

Allerdings haben die vor Kurzem durchgeführten Meinungsumfragen der Fakultät für<br />

Sozialwissenschaften der Karls-Universität Prag gezeigt, dass 80 Prozent der Bevölkerung<br />

– und damit auch die Hälfte der Raucher – ganz im Gegenteil für ein Rauchverbot in<br />

Restaurants sind. Nach jahrzehntelangem Hinhalten hat die Tschechische Republik letztes<br />

Jahr endlich das Übereinkommen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ratifiziert, das<br />

die örtlich geltende Gesetzgebung schrittweise verschärft.<br />

„Ich glaube nicht, dass sich die Denkweisen in der Tschechischen Republik niemals<br />

ändern werden. Die einzige Frage ist nur, wann dies geschehen wird“, meint der<br />

Abgeordnete und Arzt Boris Šťastný. „Allerdings wird das nur dann geschehen, wenn die


EU [genügend] Druck ausübt, oder ein Kellner oder eine Kellnerin Strafanzeige erstattet,<br />

weil er/sie am Arbeitsplatz an Lungenkrebs erkrankt ist.<br />

Schließlich ist es auch in anderen Ländern so, dass diese Art von Fällen zu<br />

Gesetzesveränderungen geführt und deutlich gemacht haben, wie sehr die Argumente für<br />

die Freiheit der Raucher in die Irre führten.“ (JH)<br />

Mittwoch, 14.08.2013<br />

Radio.cz<br />

Lebensstandard in Tschechien hat sich vom EU-Durchschnitt<br />

zuletzt entfernt<br />

Lothar Martin<br />

Der Lebensstandard der Einwohner in der Tschechischen Republik hat sich in den<br />

Jahren seit Beginn der Krise wieder etwas weiter vom EU-Durchschnitt entfernt. Zuvor<br />

hatte er sich angenähert. Ein Grund für den negativen Trend sind die anderthalb Jahre<br />

Rezession, die hierzulande gerade erst zu Ende gegangen sind. Im vergangenen Jahr<br />

verzeichnete die tschechische Wirtschaft das achtschlechteste Ergebnis unter den 27<br />

EU-Ländern.<br />

Tschechien im Jahr 2005: Die Wirtschaft wächst, die Industrie läuft auf vollen Touren,<br />

ausländische Investoren kommen ins Land, und die Tschechen holen beim<br />

Lebensstandard im Vergleich zum EU-Durchschnitt weiter auf. Heute, acht Jahre später,<br />

aber hat sich die Lage schon wieder etwas gewandelt. Drahomíra Dubská ist Analystin<br />

beim Tschechischen Statistikamt (ČSÚ):<br />

„Die Tschechische Republik hat sich in den zurückliegenden drei Jahren wieder etwas<br />

vom Durchschnittsniveau der Ökonomien in den entwickelten Staaten der Europäischen<br />

Union entfernt.“<br />

Der hauptsächliche Grund dafür ist die Rezession, die in Tschechien länger gedauert hat<br />

als in anderen EU-Ländern. Im vergangenen Jahr ist die tschechische Wirtschaftskraft<br />

zudem erstmals im Vergleich zum EU-Durchschnitt gesunken. Das wird letztlich auch am<br />

Lebensniveau deutlich: Seit 2009 fällt oder stagniert es, im Jahr 2012 lag es bei 79<br />

Prozent des EU-Durchschnitts. Gegenüber dem Schnitt, den die alten 15 EU-Staaten<br />

aufweisen, kam Tschechien sogar nur auf einen Wert von 72,5 Prozent, informierte<br />

Drahomíra Dubská jüngst bei einer Pressekonferenz in Prag.<br />

Judita Urbánková (Foto: Archiv AHOLD Czech Republic) Eine<br />

Kennzahl des Lebensstandards ist die Kaufkraft der Bürger. Auch<br />

er ist gesunken, wie folgendes Beispiel belegt: Gaben die<br />

Tschechen bei einem Einkauf im Supermarkt vor vier Jahren<br />

noch durchschnittlich 719 Kronen (ca. 28 Euro) aus, so sind es<br />

heute lediglich noch rund 600 Kronen (ca. 23 Euro). Und die<br />

Tschechen drehen noch häufiger jede einzelne Krone um, bevor<br />

sie diese ausgeben. Judita Urbánková ist Sprecherin einer<br />

großen Handelskette:<br />

„Die Kunden warten auf die verschiedensten Verkaufsaktionen<br />

und Preisnachlässe in den Geschäften.“<br />

Auch beim Autokauf haben sich die tschechischen Verbraucher<br />

umgestellt: Anstatt eines Neuwagens schafften sie sich in den<br />

zurückliegenden Jahren vermehrt einen Gebrauchtwagen an. Deutlich weniger gefragt als<br />

früher sind Kosmetikartikel und Haushaltswaren. Im europäischen Vergleich beträgt der<br />

Konsum der tschechischen Verbraucher bereits nur noch ein Viertel des EU-<br />

Durchschnitts. In der Rangliste des Konsums von 31 Ländern Europas liegt<br />

Tschechien damit nur auf Platz 20, unter den 27 Staaten der Europäischen Union auf<br />

Rang 17.


Foto: Archiv Radio Prag<br />

Hauptgrund der gesunkenen Kaufkraft der Tschechen ist das<br />

stagnierende Einkommen der hiesigen Haushalte bei wachsender<br />

Inflation. Zurzeit steigen Mieten und Preise hierzulande weitaus öfter<br />

und stärker als die Löhne der Beschäftigten. Zu Jahresbeginn ist der<br />

Durchschnittslohn in Tschechien dabei sogar erstmals zum<br />

vorherigen Vergleichszeitraum gefallen. Chancen auf eine<br />

Lohnerhöhung haben nur Arbeitnehmer in Firmen, die einen<br />

speziellen Bonus gewähren. Aber das sind eher Einzelfälle und nicht<br />

die Regel, erklärt der Analyst der Raiffeisenbank in Tschechien,<br />

Michal Brožka:<br />

„Eine ganze Reihe von Firmen ist nach wie vor gezwungen, die Betriebskosten weiter zu<br />

senken.“<br />

Nicht wenige Unternehmer müssen dabei die Zähne zusammenbeißen, um Entlassungen<br />

in größerem Umfang zu vermeiden – in der Hoffnung, dass die Konjunktur sich bald<br />

wieder belebt. Dieses Verhalten trug aber dazu bei, dass die Arbeitslosigkeit in<br />

Tschechien weit geringer ist als anderswo in Europa, gegenüber dem EU-Durchschnitt<br />

liegt sie zirka ein Drittel darunter. Alle Prognosen der Analysten, Statistiker und<br />

Wirtschaftsexperten aber verheißen weniger Gutes: Ihnen zufolge wird die<br />

Arbeitslosigkeit auch dann noch zunehmen, wenn die Wirtschaft wieder anzieht. Viele<br />

Unternehmen werden nämlich sehr vorsichtig zu Werke gehen, was die Einstellung neuer<br />

Arbeitskräfte betrifft, glauben die Experten.<br />

Prag Ein anderes und sehr speziell auch tschechisches<br />

Phänomen hat sich ebenso unter dem Einfluss der<br />

geschwundenen Wirtschaftskraft verändert: das<br />

Lebensniveau in der Hauptstadt Prag im Vergleich zu<br />

anderen Städten. 2009 lag Prag bei der Kaufkraft seiner<br />

Bewohner noch auf einem beachtlichen fünften Platz in<br />

Europa. Heute, kaum vier Jahre später, ist Prag auf den<br />

achten Platz zurückgefallen und wurde dabei noch von<br />

Bratislava überholt – der Metropole des „kleineren“ Nachbarn<br />

Slowakei. Drahomíra Dubská kennt die Gründe:<br />

„In Prag sind die meisten staatlichen Institutionen und auch die Ministerien angesiedelt.<br />

Im öffentlichen Sektor wurde aber zuletzt stark gekürzt, vor allem was die Zahl der<br />

Beschäftigten betrifft.“<br />

Foto: twobee, FreeDigitalPhotos.net<br />

Mit anderen Worten: Der harte Sparkurs der ehemaligen<br />

Nečas-Regierung hat derart auf Staatsbedienstete und<br />

den öffentlichen Dienst durchgeschlagen, dass gerade in<br />

diesem Sektor die Zahl der Besserverdiener drastisch<br />

zurückging. Das hatte zur Folge, dass sich der<br />

Lebensstandard in Prag und in den anderen Großstädten<br />

Tschechiens angenähert hat. Das zeigt sich auch bei den<br />

Altersbezügen: In Tschechien ist die Nettorente im<br />

Zeitraum von 2002 bis 2011 im Schnitt um fast 43<br />

Prozent gestiegen. Im Mährisch-Schlesischen Kreis lag dieser Zuwachs im selben<br />

Zeitraum um knapp vier Prozent höher, im Mittelböhmischen Kreis immerhin um zwei<br />

Prozent.<br />

Drahomíra Dubská (Foto: Archiv VŠE) Die Erhebung des<br />

Tschechischen Statistikamts zum Lebensstandard der<br />

Tschechen hat schließlich aber auch eine auffallend<br />

positive Komponente zu Tage gefördert: In der<br />

Europäischen Union ist die Tschechische Republik das<br />

Land mit dem geringsten Risiko für eine Verarmung und<br />

die soziale Ausgrenzung, erklärte Statistikexpertin


Dubská. Von diesem Risiko waren vor zwei Jahren in Tschechien 15,3 Prozent der Bürger<br />

bedroht, im Jahr 2005 waren es noch 19,6 Prozent. Selbst im Mährisch-Schlesischen<br />

Kreis, in dem eine überdurchschnittliche hohe Arbeitslosigkeit herrscht, waren es im Jahr<br />

2011 nur insgesamt 22 Prozent, die ein Abrutschen in die Verarmung befürchten<br />

mussten. Zum Vergleich: In Irland sind es 29,4 Prozent, in Italien 28,2 Prozent und in<br />

Bulgarien fast die Hälfte aller Bürger, die abzurutschen drohen. Der tschechische<br />

Professor an der Columbia-Universität in New York und Ökonom beim Prager Institut für<br />

Demokratie und ökonomische Analysen CERGE-EI, Jan Švejnar, warnt jedoch davor,<br />

diese Vergleiche überzubewerten:<br />

Foto: Kristýna Maková „Es ist richtig, dass Tschechien in<br />

punkto Armut statistisch gut dasteht, doch man muss<br />

auch etwas hinter die nackten Zahlen sehen. Und man<br />

sollte schon gar nicht Länder wie Irland, die große<br />

Probleme mit der Krise haben, zum Vergleich<br />

heranziehen. In Tschechien bewegen sich nämlich viele<br />

Leute nur sehr knapp über der Armutsgrenze. Wenn sich<br />

die Rezession im Land weiter fortsetzen sollte, dann<br />

werden einige dieser Menschen unter die Armutsgrenze<br />

fallen und weitere werden sich dieser Grenze annähern.“<br />

Der Chef des Meinungsforschungsinstituts CVVM, Martin Buchtík, vertritt eine ähnliche<br />

Meinung:<br />

Martin Buchtík (Foto: ČT24) „Ich denke, es ist ein weites<br />

Feld zwischen der Tatsache, dass man als arm gilt, und dem<br />

plötzlich einsetzenden Problem, dass das Einkommen<br />

zurückgeht oder gar ausfällt. Als arm gelten derzeit in<br />

Tschechien fünf bis zehn Prozent der Haushalte, unseren<br />

Umfragen zu Folge aber hat bereits mehr als die Hälfte aller<br />

Haushalte zugegeben, im zurückliegenden Jahr kein<br />

gesichertes Einkommen mehr gehabt zu haben. Daraus<br />

ergab sich, dass sie ihren Konsum deutlich einschränken und<br />

sparen mussten.“<br />

Damit sich die Tschechinnen und Tschechen nicht noch stärker einschränken müssen,<br />

muss die Konjunktur im Land endlich anspringen. Die am Mittwoch vom Statistikamt<br />

dazu veröffentlichte Prognose nährt zumindest die Hoffnung, dass die tschechische<br />

Wirtschaft die Talsohle endlich durchschritten hat.<br />

Donnerstag, 15.08.2013<br />

Radio.cz<br />

Angeln in Tschechien – auch bei Deutschen beliebt, aber immer<br />

teurer<br />

Sebastian Schmid<br />

Die Tschechen angeln gern. Dieses Steckenpferd ist hierzulande in den vergangenen<br />

Jahren aber immer teurer geworden. Das beklagen sogar viele Deutsche, die vor allem<br />

die grenznahen Gebiete besuchen. Mehr zum Angelrevier Tschechien und den Gründen<br />

für die Preiserhöhungen im folgenden Beitrag.<br />

Foto: Archiv Radio Prag


Ein Fisch hat den akustischen Bissanzeiger ausgelöst und zieht die Schnur von der Rolle.<br />

Petri Heil - Angeln ist in Tschechien mehr als nur ein Hobby, es ist eine Leidenschaft. In<br />

über 1200 Revieren in allen Teilen des Landes kommen die Tschechen ihrer Passion nach,<br />

und das auch in der Hauptstadt. Entlang der Moldau lassen sich in den Morgenstunden<br />

viele Angler antreffen:<br />

„Ein Freund fing vor 14 Tagen einen Hecht mit 70 Zentimeter. Darüber hinaus lassen sich<br />

in der Moldau unter anderem Zander, Karpfen, Aale, Rotaugen und Brassen fangen. Im<br />

Grunde alles, was der Fluss hergibt“, so Jiří.<br />

Alexander Šíma (Foto: Archiv des Böhmischen Anglerverbandes)<br />

Neben diesen Fischarten sind in tschechischen Seen und<br />

Fließgewässern rund 25 weitere relevante Fried- und<br />

Raubfischarten beheimatet. Auch um ihren Erhalt kümmern sich<br />

der böhmische und der mährische Anglerverband. Alexander<br />

Šíma ist Vorsitzender des böhmischen Anglerverbandes:<br />

„Wir schützen natürlich die Natur und die Angelreviere. Wir<br />

haben geschulte Mitarbeiter im Einsatz, die über die Einhaltung<br />

des Fischereirechts und allgemein über das Verhalten der Angler<br />

am Wasser wachen. Das Landwirtschaftsministerium schreibt<br />

uns zudem vor, welche Fischarten in welchem Umfang in die<br />

Gewässer eingebracht werden müssen. Wir kaufen die<br />

Jungfische, ziehen sie in unseren Zuchtteichen heran und setzen<br />

sie schließlich in den Revieren ein.“<br />

Skalka-Talsperre (Foto: Zipacna1, Wikimedia CC BY 3.0)<br />

Selbstverständlich müssen sich Angler an fest<br />

vorgeschriebene Schonzeiten halten. Zudem müssen sie<br />

die rechtlichen Voraussetzungen erfüllen, genau wie in<br />

Deutschland muss ein Angelschein erworben werden.<br />

Damit weisen die Fischer Grundfertigkeiten und<br />

notwendige Kenntnisse rund um den Fischfang nach.<br />

Deutsche Fischer benötigen einen Zusatzvermerk im<br />

Angelschein. Dieser Vermerk wird vom deutschen<br />

Außenministerium gegen eine Gebühr ausgestellt. Michael Schlögl ist in deutschen<br />

Anglerkreisen als Experte bekannt, er besucht häufig die Skalka-Talsperre im Nordwesten<br />

Böhmens. Sie staut die Eger, einen Nebenfluss der <strong>Elbe</strong>.<br />

Michael Schlögl (Foto: Archiv der Angelschule Schlögl)<br />

„Das große Fischaufkommen, ein Mekka sozusagen, zieht<br />

die Leute hier in die Region. Aber die Preise hier haben<br />

sich stark erhöht. Für den Stausee kostet eine Tageskarte<br />

mittlerweile 17 Euro. Das ist wesentlich teurer als bei uns<br />

in Deutschland. Man muss sagen, der Besuchertrend aus<br />

Deutschland ist eher rückläufig. Es ist nicht mehr das,<br />

was es mal war“, kommentiert Michael Schlögl.<br />

Dafür gibt es mehrere Gründe. Die hohen staatlichen<br />

Auflagen treiben die Preise in die Höhe. Außerdem kaufen immer weniger Tschechen<br />

jährliche Erlaubnisscheine für die Reviere. Dieses Geld fehlt für den Neubesatz der<br />

Gewässer. Auch Schwarzfischer setzen den Fischbeständen zu. Manche natürliche<br />

Faktoren lassen sich von Menschenhand nicht beeinflussen. Alexander Šíma:<br />

Kormorane (Foto: Eva-Maria Kintzel, CC BY 3.0 Unported)<br />

„Hierzulande hat sich vor allem der Karpfen behauptet<br />

und verdrängt die anderen Fische. Zum anderen haben<br />

wir in den vergangenen fünf bis sechs Jahren über alle<br />

Maße mit Fischräubern zu kämpfen, ganz besonders mit<br />

dem Kormoran. Das ist nicht nur ein tschechisches<br />

Problem, sondern ein europäisches. Der Kormoran hat


uns in manchen Flussläufen den Fischbestand komplett vernichtet.“<br />

Doch unverändert locken die Angelgründe Fischer aus dem Ausland. Der Kontakt zu<br />

deutschen Anglern sowie zum deutschen Anglerverband sei gut, vor allem Wettkämpfe<br />

böten einen stetigen Anreiz. Im Übrigen: Die tschechischen Rathäuser bieten<br />

gesamtstaatliche, überregionale, regionale und lokale Erlaubnisscheine an.<br />

Donnerstag, 15.08.2013<br />

Radio.cz<br />

Ende der Rezession– doch Binnennachfrage und Investitionen<br />

darben weiter<br />

Till Janzer<br />

Es war nach anderthalb Jahren die erste gute Meldung über die tschechische<br />

Wirtschaft: Im zweiten Quartal dieses Jahres ist die längste Rezession seit der<br />

Staatsgründung vor 20 Jahren zu Ende gegangen. Das meldete das Statistikamt. Die<br />

Wirtschaft wuchs um 0,7 Prozent im Vergleich zum vorherigen Vierteljahr. Ist dies<br />

auch insgesamt ein Wandel zum Besseren?<br />

Vojtěch Benda Die Maschinen arbeiten unter Hochdruck, denn es<br />

gibt wieder mehr Aufträge – das vermelden die tschechischen<br />

Exportzweige. Sie haben im zweiten Quartal dieses Jahres 1,4<br />

Prozent mehr produziert als im Vergleichzeitraum 2012. Vojtěch<br />

Benda, leitender Ökonom der Investmentberatungsfirma BH<br />

Securities:<br />

„Die Belebung des Exports steht ganz klar im Einklang mit der<br />

deutschen Entwicklung: Dort stieg die Binnennachfrage.“<br />

Davon profitieren vor allem Maschinen- und Autobauer. Doch die<br />

Menschen in Tschechien selbst - sie drehen immer noch jede<br />

einzelne Krone um, bevor sie diese<br />

ausgeben. Michaela aus Prag klagt über die<br />

hohen Preise im Land:<br />

Foto: Grant Cochrane, FreeDigitalPhotos.net<br />

„Wir sind eine Familie mit zwei Kindern und spüren das sehr<br />

deutlich. Das betrifft schon die täglichen Einkäufe im<br />

Supermarkt.“<br />

Während also der Export zugelegt hat, ist die tschechische<br />

Binnennachfrage zurückgegangen. Das lässt auch die<br />

Unternehmer weiter überaus zurückhaltend agieren bei neuen<br />

Investitionen. Die Folge: Arbeitsangebote sind Mangelware, die Zahl der Erwerbslosen<br />

stagniert bei deutlich über einer halben Million. Und alles jenseits der Grenze von<br />

500.000 gilt hierzulande als hohe Arbeitslosigkeit.<br />

Für das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal bedeutete dies, dass es im Vergleich<br />

zum Vorjahreszeitraum sogar um 1,2 Prozent gesunken ist. Immerhin war der Einbruch<br />

nicht mehr so extrem wie noch in den ersten drei Monaten dieses Jahres. Petr Zahradník<br />

ist Wirtschaftsanalyst der Unternehmensberatungsfirma Conseq. Er sieht noch keine<br />

Bestätigung für eine Trendwende:<br />

Petr Zahradník (Foto: Archiv des Regierungsamtes der Tschechischen<br />

Republik) „Obwohl ich mir das sehr wünschen würde, bin ich bei der<br />

Frage einer Trendwende sehr vorsichtig. Man muss dazu sagen: Nimmt<br />

man die gesamte erste Hälfte dieses Jahres, dann gab es einen<br />

Einbruch von 1,8 Prozent gegenüber der ersten Hälfte 2012. Ob es<br />

bereits eine Trendwende gibt, das können nur die folgenden beiden


Quartale zeigen. Wahrscheinlich bewegen wir uns aber dahin. Das heißt, die<br />

Interpretation der neuen Daten des Statistikamtes fällt positiver aus als bei den Daten im<br />

Juni.“<br />

Am ehesten könnte die Binnennachfrage wieder anziehen, glaubt Zahradník.<br />

„Man kann seinen Verbrauch ja nicht ständig weiter reduzieren, irgendwann ist die<br />

Grenze des Erträglichen erreicht. Die Nachfrage wird deswegen mindestens stagnieren,<br />

eher aber steigen. Wenn aber die psychische Blockade beseitigt ist, dann könnten die<br />

Menschen sogar auch zu ihrem Ersparten greifen. Bei der Nachfrage ist die Belebung<br />

aber einfacher zu erreichen als bei den Investitionen. Die Firmen scheinen seit längerem<br />

wie erstarrt. Vielleicht könnte die Mobilisierung von öffentlichen Ausgaben, wie sie gerade<br />

von der Rusnok-Regierung geplant wird, zu einem Teil helfen.“<br />

Als Grund für die lange Rezession sehen die Analysten, genauso wie Gewerkschafter und<br />

sogar auch die Arbeitgeber, den jahrelangen harten Sparkurs der liberal-konservativen<br />

Regierung Nečas.<br />

Sebnitz<br />

Tourist-Infos sind jetzt Nationalpark-Partner<br />

Donnerstag, 15.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Die Touristinformationen Sebnitz, Hinterhermsdorf und Altendorf sind jetzt offiziell<br />

Partner des Nationalparks Sächsische Schweiz. Dies hatte der Vergaberat kürzlich<br />

entschieden. Das Netzwerk ist damit auf insgesamt 44 Partner angewachsen, in dem die<br />

Sebnitzer Region stark vertreten ist. Laut der Sebnitzer Tourismusmanagerin Steffi<br />

Kleinert ist die Obere Schleuse in Hinterhermsdorf seit 2010 Nationalpark-Partner,<br />

Hinterhermsdorf ist die bislang einzige Nationalpark-Gemeinde in der Sächsischen<br />

Schweiz. Die Nationalpark-Partner fühlen sich der Natur und Landschaft des<br />

Nationalparks besonders verpflichtet. Sie wollen sich dafür einsetzen, den Naturreichtum<br />

auch für die Nachkommen zu erhalten und diesen Gedanken bei der täglichen Arbeit<br />

mitzutragen und weiterzuvermitteln. Die Urkunden für die neu aufgenommenen Partner<br />

werden im November übergeben. (SZ/mö)<br />

Tourismus-Branche an der <strong>Elbe</strong> hofft auf goldenen Herbst<br />

Donnerstag, 15.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Gut zwei Monate nach dem Hochwasser tummeln sich die Touristen wie eh und<br />

je entlang der <strong>Elbe</strong>. Sächsische Schweiz und Meißner Elbland hoffen auf den<br />

Restsommer und einen goldenen Herbst. Die Verluste lassen sich aber kaum<br />

ausgleichen.<br />

Pirna/Meißen. In den Ausflugs- und Erholungsorten entlang der <strong>Elbe</strong> in Sachsen ist acht<br />

Wochen nach dem Hochwasser weitgehend Normalität eingekehrt. Sowohl in der<br />

Sächsischen Schweiz als auch in der Weinregion um Meißen sind geschlossene Häuser<br />

und Lokale nur noch die Ausnahme. „Der Tourismus ist wieder in Gang gekommen“,<br />

sagte der Geschäftsführer des Tourismusverbandes Sächsische Schweiz, Tino Richter, der<br />

Nachrichtenagentur dpa. Es gebe keine Stornierungen mehr und viele kurzfristige<br />

Buchungen.<br />

Im Elbsandsteingebirge, einem der beliebtesten Urlaubs- und Ausflugsgebiete des<br />

Freistaates, sind die Hotels wieder gut gefüllt. Nur fünf Einrichtungen mit großen<br />

Schäden blieben länger geschlossen, sagte Richter. Betroffen seien damit nur fünf<br />

Prozent von insgesamt 10.000 in der Region zur Verfügung stehenden Betten. Für diese


Anbieter sei die Saison wohl gelaufen. Laut Richter hat sich für die Sächsische Schweiz<br />

die verstärkte Werbung nach der Katastrophe ausgezahlt.<br />

„Die Sommerferien haben schon nochmal für einen guten Ansturm gesorgt.“ Trotzdem<br />

geht Richter davon aus, dass der Ausfall durch das Hochwasser nicht aufgeholt werden<br />

kann. „Wir rechnen mit Einbußen von bis zu 20 Prozent bis Jahresende.“ Die heimliche<br />

Hoffnung liege aber auf einem goldenen Herbst, der traditionell Wanderer und<br />

Radtouristen sowie Ruhe suchende Naturliebhaber anlocke. „Die Felslandschaft ist da wie<br />

eh und je, die Wanderwege sind intakt.“<br />

Auch Hoteliers, Wirte und Winzer im Sächsischen Elbland setzen auf die kommenden<br />

Monate. „Der Tourismus läuft, die Buchungssituation für den Herbst ist gut“, sagte<br />

Kerstin Rosenbaum vom Tourismusverband in Meißen. „Auch der <strong>Elbe</strong>radweg belebt sich<br />

zunehmend.“ Bis auf zwei Hotels in Meißen und fünf Sehenswürdigkeiten gebe es keine<br />

Einschränkungen. Eine Prognose zu den Einbußen wagt der Verband noch nicht. Die<br />

Hoffnungen liegen auf einer guten Weinsaison und 2014. „Wenn nicht ein neues<br />

Hochwasser kommt.“ (dpa)<br />

Pirnaer wieder Intendant des Festivals Mitte Europa<br />

Freitag, 16.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Kammersänger Thomas Thomaschke kehrte aus dem Ruhestand zurück. Um<br />

sein Projekt zu retten.<br />

Von Thomas Morgenroth<br />

Ein Moment der Ruhe nach 65 Veranstaltungen in<br />

sieben Wochen: Kammersänger Thomas Thomaschke,<br />

Künstlerischer Leiter des Festivals Mitte Europa, und<br />

seine Frau Ivana Thomaschke-Vondráková im Garten<br />

der Geschäftsstelle des Festivals in der Dr.-Wilhelm-<br />

Külz-Straße in Pirna.Foto: Marko Förster<br />

Nur das Genie beherrscht das Chaos, heißt es, dann<br />

muss Thomas Thomaschke eines sein. Der Intendant<br />

des Festivals Mitte Europa sitzt an seinem Schreibtisch<br />

im Büro auf der Külzstraße in Pirna, vor sich, um sich, ja, auch unter sich Berge von<br />

Papier, Prospekten, Plakaten, Ordnern. Mehrere eingepackte Bilder, Dutzende Kisten und<br />

einige Fahrräder blockieren die Durchgänge; große Modelle von Theaterkulissen, etwa zu<br />

Richard Wagners Oper „Parsifal“ – passend zum Wagner-Jahr – verstellen die Schränke<br />

und Regale.<br />

Chaos im Büro<br />

Der Kammersänger runzelt die Stirn, räumt den Tisch für zwei Tassen frei, lässt den<br />

Kaffee dann aber kalt werden. Thomaschke muss sich konzentrieren, zu viel ist zu<br />

erklären, manches ist nicht leicht verständlich. Am einfachsten ist die Begründung für die<br />

unübersichtlichen Zustände in den Zimmern der Geschäftsstelle: Das Hochwasser der<br />

<strong>Elbe</strong> im Juni stand bis kurz unter der Kellerdecke des Hauses. Alles musste nach oben ins<br />

Trockene, und das wenige Tage vor Beginn des zweiundzwanzigsten Jahrgangs des<br />

Festivals, das am 4. <strong>August</strong> zu Ende ging, zwei Tage nach Thomaschkes 70. Geburtstag.<br />

Dann wird es komplizierter. Allein schon deshalb, weil Thomas Thomaschke als<br />

kommissarischer Künstlerischer Leiter das Resümee für das Jahr 2013 zieht. Und weil<br />

auch seine Frau Ivana Thomaschke-Vondráková nebenan noch mit organisatorischen<br />

Dingen beschäftigt ist. Eigentlich dürften die beiden Gründer des Festivals gar nicht da<br />

sein, jedenfalls nicht als federführende Macher. Diese Aufgabe hatten Thomaschkes zum


Ende des Jahres aufgegeben und abgegeben in andere Hände. Glaubten sie jedenfalls.<br />

Aber es ist schließlich ganz anders gekommen.<br />

„Ich wollte schon nach dem zwanzigsten Festival aufhören, weil mir die Arbeit zu viel<br />

geworden ist“, sagt Thomas Thomaschke. Was kaum verwundert: Er war nicht nur der<br />

Künstlerische Leiter, sondern auch der geschäftsführende Intendant, der sich um alle<br />

organisatorischen Dinge bis hin zur Finanzierung und Werbung von Sponsoren kümmern<br />

musste. Das war historisch so gewachsen. Eine neue Struktur mit künstlerischem Leiter<br />

und zwei Geschäftsführern sollte die umfangreichen Aufgaben besser verteilen, und dazu<br />

machten Thomaschkes den Weg frei.<br />

Die personellen Veränderungen aber scheiterten. Erst ging ein in Finanzdingen<br />

ausgebildeter und erfahrener Manager zurück in die Bank, sodass eine der<br />

Geschäftsführerstellen wieder vakant war. Dann fand das Kuratorium mit dem Tschechen<br />

Jan Adamus zwar einen neuen künstlerischen Leiter, der aber bald nicht mehr den<br />

Vorstellungen des Trägervereins des Festivals entsprach. „Er traf eigenwillige<br />

Entscheidungen und versuchte vor allem, sich selbst zu profilieren“, weiß Thomaschke.<br />

„Das aber widerspricht unserer Philosophie.“ Man trennte sich „in gegenseitigem<br />

Einvernehmen“, wie es offiziell heißt.<br />

Dreh- und Angelpunkt<br />

Thomaschke, der Adamus ohnehin im Januar eingearbeitet und ihn im Februar<br />

urlaubsbedingt vertreten hatte, übernahm auf Wunsch des Vereins dann Anfang Mai die<br />

künstlerische Leitung, also die Intendanz. Und bleibt jetzt auch, jedenfalls für die<br />

nächsten Jahre. Allerdings mit strikter Aufgabenteilung: „Ich bin für die künstlerische<br />

Gestaltung des Programmes zuständig, aber nicht mehr für jedes Podest für die Künstler<br />

in den Auftrittsorten“, sagt Thomaschke. Und seine Frau hält wie zuvor den Kontakt zur<br />

tschechischen Seite. Sehr zur Freude des Trägervereins: Thomaschkes sind die<br />

Identifikationsfiguren des grenzüberschreitenden und die Menschen verbindenden<br />

Festivals.<br />

„Das haben wir jetzt verstanden“, sagt Thomaschke, der sich lange gegen eine<br />

Personifizierung des Projektes gewehrt hat. Er hofft, dass es mit einem längeren Atem<br />

gelingt, einen akzeptablen Nachfolger für sich zu finden, einen gestandenen Künstler,<br />

der, zwar mit künstlerischen Freiheiten ausgestattet, das Festival aber nicht zum<br />

Selbstzweck missbraucht. Ein Manager soll die organisatorischen Dinge vor Ort regeln,<br />

und ein zweiter Geschäftsführer helfen, den bürokratischen Aufwand zur Beschaffung der<br />

Fördermittel zu bewältigen: „Jedes Land, jeder Landkreis, jede Kommune hat andere<br />

Richtlinien“, sagt Thomaschke. Immerhin beträgt der jährliche Etat einschließlich<br />

Sachleistungen rund eine Million Euro, die beantragt und abgerechnet werden müssen.<br />

Aber der Aufwand lohnt sich, stellt Thomaschke auch nach der zweiundzwanzigsten<br />

Auflage fest: 20000 Besucher kamen zu den 65 Veranstaltungen in 55Orten in Sachsen,<br />

Bayern und Böhmen, das ist eine Auslastung von über 90Prozent. Die Zahlen freilich,<br />

sagt Thomaschke, sagen nicht alles. Wichtiger ist ihm die Nachhaltigkeit, die Aufwertung<br />

von kleinen Kirchen, Baudenkmälern, Handwerks- und Industriebetrieben, in denen die<br />

Konzerte stattfinden. Und nicht zuletzt die Anbahnung von dauerhaften Freundschaften.<br />

Dafür nimmt Thomas Thomaschke nun wieder mehr Stress auf sich. Erträgt das Chaos.<br />

Und trinkt kalten Kaffee.<br />

Das 22. Festival hält noch Veranstaltungen bereit:<br />

Klavier-Sommerkurs in Plauen mit Klavier-Recital (17.8., 19.30 Uhr) und Abschluss-<br />

Matinee der Teilnehmer (25.8., 10 Uhr, beides im Vogtland-Konservatorium) sowie eine<br />

Ausstellung und ein Kunsthistoriker-Symposium in Liberec. www.festival-mitteeuropa.com<br />

Kirmes in Osek lockt Zehntausende an<br />

Freitag, 16.08.2013<br />

Sächsische Zeitung


Osek/Cínovec. Die Kirmes ist aus Osek (Ossegg) nicht wegzudenken. Seit sie 1996<br />

wiederbelebt wurde, pilgern immer im <strong>August</strong> Zehntausende in die Stadt. Zentrum des<br />

Geschehens ist am Wochenende das barocke Kloster mit dem historischen Markt. Den<br />

Auftakt bildet der traditionelle Umzug am Samstag, der 9.30 Uhr an der Grundschule in<br />

der Hrdlovská-Straße seinen Anfang nimmt. Auch schon eine Tradition ist der<br />

Frühschoppen an der Grenzbuche in Cínovec (Böhmisch Zinnwald). Gleich nach der<br />

Begrüßung 10 Uhr tritt Josef Svejk mit dem königlich-kaiserlichen Schrammelorchester<br />

auf. Danach sorgen die bei uns schon bekannte Blaskapelle Doubravanka aus Teplice<br />

(Teplitz) und eine Fechtergruppe für Unterhaltung. Parallel wird die Kirche „Mariä<br />

Himmelfahrt“ geöffnet sein, wo am Sonntag, 10 Uhr, die heilige Messe gefeiert wird.<br />

(stn)<br />

Bad Schandau/Ceska Kamenice<br />

Wanderung in die Böhmische Schweiz<br />

Freitag, 16.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Am Freitag, dem 23. <strong>August</strong> gibt es eine Führung durch die Böhmische Schweiz. Heiko<br />

Hesse von der Kräuterbaude Hinterhermsdorf wird Wanderfreunden den Sauenstein in<br />

Vysoka Lipa (Hohenleipa), den Vulkan Kreuzberg, Kirchen und Sehenswürdigkeiten in der<br />

Stadt Ceska Kamenice (Böhmisch Kamnitz) und die Bastei Ruszowa (Rosendorf) zeigen.<br />

Zwischendurch wird in Chribska (Kreibitz) gemeinsam gegessen. Letzte Station ist die<br />

Stadt Hrensko (Herrnskretschen.) Die Exkursion startet um 9.30 Uhr per Bus am Bahnhof<br />

in Bad Schandau und endet dort 18.30 Uhr wieder. Die einstündige<br />

Sauensteinwanderung enthält steile Abschnitte. Die weiteren Teile sind leichter und<br />

dauern etwa 30 Minuten. Die Tour kostet 32 Euro pro Person. Für Gruppen ab vier<br />

Personen 30 Euro. Das Essen kostet inklusive Vor- und Nachspeise 10 Euro. (ben)<br />

Anmeldung unter 035022 90030<br />

Freitag, 16.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Hängesessel und ein nackter Außerirdischer<br />

Bis Mitte September gibt es in Liberec eine Schau zum Jeschkenhotel. Der Berg<br />

selbst bietet auch Ungewöhnliches.<br />

Von Katja Zimmermann<br />

Echt Retro: Einen Hängesessel aus Plüsch zeigt das<br />

Nordböhmische Museum von Liberec. Foto: Museum<br />

©- keine angabe im hugo-archivsys<br />

Liberec. Ein runder, Kunstfell-bespannter Sessel hängt<br />

von der Decke. Ein Bett im Stile des französischen Königs<br />

Ludwig XVI. ist mit Wäsche bezogen, die mit vielen kleinen<br />

„J“ bedruckt ist – symbolisch für Jeschken. In der<br />

Ausstellung zum 40. Geburtstag des Hotels auf dem<br />

Jeschken ist viel zu entdecken. Nicht nur Souvenirs wie<br />

Schnapsgläser mit Jeschkenhut.<br />

Die für deutsche Interessierte beste Nachricht bei dieser<br />

Sonderausstellung, die das Nordböhmische Museum von<br />

Liberec (Reichenberg) bis 15. September zeigt: Die<br />

Erklärungen sind fast alle ins Deutsche übersetzt. Zudem<br />

kann eine Museumsangestellte mit Erklärungen auf<br />

Deutsch aushelfen; ihr Kollege, mit dem sie sich<br />

abwechselt, auf Englisch. Während die Seilbahn auf den<br />

Hausberg von Liberec dieses Jahr den 80. Geburtstag<br />

feiert, ist die berühmte kegelförmige Baude auf dem Hausberg der Liberecer Region erst


halb so alt. Die vorherige „normal“ geformte Baude von 1906 war 1963 bis auf seine<br />

Grundmauern niedergebrannt. Die Wasserrohre waren eingefroren und bei dem<br />

unvorsichtigen Versuch, diese aufzutauen, ging das Gebäude in Flammen auf.<br />

Deshalb wurde Anfang der 1960er-Jahre ein Wettbewerb unter Architekten für eine neue<br />

Baude mit Funkturm ausgerufen. Die eingereichten Vorschläge hängen in Form von<br />

riesigen Leinwänden in der neuen Musemsausstellung mitten im Raum. Erst auf dem<br />

letzten zeigt sich das Siegerexemplar von Karel Hubáèek. Basis des neuen Baus ist ein<br />

riesiger Betonzylinder, in dem ein zweiter, kleinerer steckt, weiß Museumsführerin Anna<br />

Kouøilová.<br />

Als die Architektenvorschläge damals in Liberec auslagen, hatten sich viele Bürger gegen<br />

diese Version ausgesprochen. Nach der Eröffnung jedoch waren die meisten begeistert.<br />

Wie praktisch die damaligen Hotelmöbel waren, die aus so genannten H-Modulen<br />

bestanden, lässt sich ebenfalls in der Schau erkunden: zwei der Module mit Lattenrost<br />

ergaben ein Bett, eines mit Polsteraufsatz einen Sessel. Aber auch Regale ließen sich aus<br />

den Teilen machen, genauso wie ein Couchtisch mit Glasplatte.<br />

Für technisch Begeisterte hält ein Hinterzimmer des Museums eine Rarität bereit: Bis<br />

zum 30. September zeigt ein privater Sammler seine Seilbahn-Modelle. Eine der Gondeln<br />

fährt sogar auf Knopfdruck quer durch den Raum.<br />

Vom Jeschken selbst gibt es immer Neuigkeiten: Seit 2010 erfreut Jaroslav Rónas<br />

Denkmal eines weinenden nackten Außerirdischen die Besucher. Beliebt ist zurzeit, sich<br />

oben einen Roller auszuleihen und dann den Berg hinunter zu fahren. Gerade wird der<br />

„Kleine Salon“ im Hotel rekonstruiert. Am 21. September soll er in Originalform von 1973<br />

eingeweiht werden.<br />

Das Museum (Masarykova 11) ist außer montags täglich von 9 bis 17 Uhr, mittwochs bis<br />

18 Uhr, geöffnet.<br />

Blaualgen im Badesee Varvazov<br />

Freitag, 16.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Der Bergbausee bildet eine Ausnahme. Ansonsten gibt es nur Bestnoten.<br />

Von Steffen Neumann<br />

Ústí n.L. Klares Wasser, Sandstrand und nur leicht abfallender Seeboden - der<br />

Bergbausee in Varvazov (Arbesau) ist vor allem bei Familien beliebt. Und bekam bislang<br />

auch gute, bis sehr gute Noten, was die Wasserqualität betrifft. Doch seit einiger Zeit hat<br />

der See mit Blaualgen zu kämpfen. „Die Wasserqualität hat sich im Vergleich zu den<br />

letzten Jahren verschlechtert“, bestätigt Olga Zbuzková vom Bezirkshygieneamt in Ústí<br />

nad <strong>Labe</strong>m (Aussig). Im See kann zwar weiterhin gebadet werden, aber auf eigenes<br />

Risiko. Familien sollten sich also lieber nach einem anderen See umsehen. Davon gibt es<br />

zum Glück gleich zwei in der näheren Umgebung mit ausgezeichneten<br />

Wasserbedingungen, wie am Auto Kemp in Chabarovice (Karbitz) und dem „Neuen<br />

Fischteich“ in Chlumec (Kulm), die ebenfalls mit Sandstrand ausgestattet sind.<br />

Prinzipiell sind mit Wasser verfüllte Tagebaulöcher die beste Empfehlung für heiße<br />

Sommertage, gibt Zbuzková eine Orientierung. „Diese Seen sind tief und haben kaltes<br />

Wasser“, sagt sie. Das ist der Fall des Barbora-Sees mit Strand in Jeníkov (Janegg)<br />

nordwestlich von Teplice (Teplitz), wo die Sichttiefe bei 3,5 Meter liegt. Zu den<br />

beliebtesten Seen Nordböhmens gehört der Kamencové jezero (Alaunsee) in Chomutov<br />

(Komotau). Bestnoten erhalten ebenfalls die in Grenznähe befindlichen Waldbäder in<br />

Jetrichovice (Dittersbach), Mikulásovice (Nixdorf) und Velký Senov (Groß Schönau).<br />

Dagegen hat mit dem Mácha-See eines der beliebtesten Urlaubsziele wie schon in den<br />

Vorjahren mit Blaualgen zu kämpfen.<br />

Aktuelle Informationen zur Wasserqualität, die alle zwei Wochen geprüft wird, finden sich<br />

bequem auf der Internetseite des Bezirkshygieneamts. Die Symbolik ist selbst erklärend.<br />

Immerhin auf Englisch, aber nur mit Daten von 2012, bietet eine interaktive Karte der


Europäischen Umweltagentur EEA, auf der zudem nicht alle tschechischen Naturbäder<br />

verzeichnet sind.<br />

www.khsusti.cz/php/koupani/koupani.php<br />

www.eea.europa.eu<br />

Freitag, 16.08.2013<br />

Dippolds Bote


Freitag, 16.08.2013<br />

Blick nach Rechts online<br />

Rassistinnen vor Gericht<br />

Von Anton Maegerle<br />

Tschechien (Prag) – In der tschechischen Hauptstadt Prag hat der Prozess gegen<br />

Mitglieder der Neonazi-Frauen-Gang „Resistance Women Unity“ (RWU) begonnen. Den<br />

Angeklagten drohen bis zu acht Jahre Haft.<br />

Tschechien (Prag) &ndash; In der tschechischen Hauptstadt Prag hat der Prozess<br />

gegen Mitglieder der Neonazi-Frauen-Gang &bdquo;Resistance Women Unity&ldquo;<br />

(RWU) begonnen. Den Angeklagten drohen bis zu acht Jahre Haft.<br />

Insgesamt werden 15 Frauen im Alter zwischen 22 und 33 Jahren der aktiven Förderung<br />

und Unterstützung der 2007 gegründeten Neonazi-Frauen-Gang „Resistance Women<br />

Unity“ (RWU), dem weiblichen Ableger des „Nationalen Widerstands“ (Národní odpor), im<br />

Zeitraum 2007 bis 2009 beschuldigt. Die braunen Frauen sollen unter anderem einen<br />

„Kindertag“ veranstaltet haben, bei dem Neonazi-Symbole offen präsentiert wurden und<br />

die Kinder Hakenkreuze zusammensetzen mussten.<br />

Laut Anklageschrift wird den Frauen unter anderem die Herstellung und Verbreitung von<br />

einschlägigem NS-Devotionalien vorgeworfen. Der Erlös soll zur Unterstützung von<br />

inhaftierten Neonazis gedient haben. Nach Ansicht der tschechischen Behörden steht die<br />

braune Frauen-Gang ideologisch in der Tradition der NS-Organisation „Bund Deutscher<br />

Mädel“ (BDM). Ziel von RWU sei die Unterdrückung der Menschenrechte und der Freiheit,<br />

propagiert werde die Reinheit der so genannten arischen Rasse, so die Anklage. Die<br />

Neonazi-Frauen warfen dem „System“ vor, „bewusst gegen das langfristige Überleben<br />

der weißen Familien“ beigetragen zu haben.<br />

Auf ihrer Homepage propagierten die RWU-Frauen ein NS-treues Familienmodell. Zum<br />

Idealbild wurden kinderreiche Familien erkoren. Feindbild war der Feminismus. Die RWU-<br />

Homepage soll zeitweilig Michaela Dupova, die ein Hakenkreuz-Tattoo am Hals trägt,<br />

gestaltet haben.<br />

Mehrere der angeklagten Frauen gehörten auch der 2010 vom Obersten tschechischen<br />

Verwaltungsgericht verbotenen militant fremdenfeindlichen und antiziganistischen<br />

„Arbeiterpartei“ („Delickna strana“; DS) an. Das Gericht hatte das Verbot der DS unter<br />

anderem damit begründet, dass diese Kundgebungen organisierte, die zu<br />

pogromähnlicher Randale gegen Roma-Angehörige führten. Der Prozess wird im<br />

September fortgesetzt.<br />

Zeman warnt vor Koalition ČSSD-TOP09<br />

Freitag, 16.08.2013<br />

Prag-aktuell.cz<br />

Führende Sozialdemokraten schließen Regierungsbildung mit Konservativen aus<br />

Prag - Miloš Zeman hat vor einer Koalition zwischen Sozialdemokraten (ČSSD) und der<br />

konservativ-liberalen TOP09 auf nationaler Ebene gewarnt. Entsprechende Bestrebungen<br />

innerhalb der ČSSD halte er für die "größte Gefahr" nach den bevorstehenden<br />

Neuwahlen, sagte er in einem Gespräch mit der kommunistischen Tageszeitung Haló<br />

noviny (heutige Ausgabe). Das Beispiel der Koalition im Prager Rathaus bestätige, dass<br />

dies ein realistisches Szenario sei.<br />

Zeman nannte in dem Interview erstmals einen möglichen Termin für die vorgezogenen<br />

Neuwahlen. In Frage komme das Wochenende vom 25./26. Oktober, vorausgesetzt das<br />

Parlament beschließt nächste Woche seine Auflösung. "Ich sehe keinen Grund, das<br />

Abgeordnetenhaus einen Monat ohne Arbeit zu lassen", sagte der Präsident mit Hinblick<br />

auf den knapp gesetzten Termin.<br />

In ersten Reaktionen auf die Befürchtungen Zemans schlossen führende ČSSD-Vertreter<br />

eine Koalition mit der TOP09 aus. "Der Herr Präsident hört das wohl die Prager Spatzen


pfeifen", kommentierte Parteivize Michal Hašek. Zugleich räumte er ein, dass es<br />

innerhalb der Sozialdemokraten einzelne Befürworter eines solchen Projektes gebe.<br />

Ähnlich äußerte sich Fraktionschef Jeroným Tejc. Er halte eine gemeinsame Regierung<br />

mit den Konservativen für ausgeschlossen, sagte er dem Online-Dienst Novinky.cz. (gp)<br />

Tschechien steuert auf Neuwahlen Ende Oktober zu<br />

Freitag, 16.08.2013<br />

Kleinezeitung.at<br />

Foto © APA<br />

Tschechien soll mit vorgezogenen Parlamentswahlen<br />

Ende Oktober aus dem monatelangen politischen<br />

Stillstand finden. Vor Beginn der Sondersitzung am<br />

Freitagnachmittag über eine Selbstauflösung des<br />

Abgeordnetenhauses hat Staatspräsident Milos Zeman<br />

am Freitag in einem Zeitungsinterview die Anordnung<br />

von Parlamentswahlen am 25. und 26. Oktober angekündigt.<br />

Nach dem Sturz des konservativen Regierungschefs Petr Necas über eine<br />

Korruptionsaffäre hatte sich der linksgerichtete Präsident geweigert, einen Vertreter der<br />

Mitte-Rechts-Koalition zum Nachfolger zu ernennen. Der von Zeman designierte Ex-<br />

Finanzminister Jiri Rusnok scheiterte dann an dem vorgeschriebenen Vertrauensvotum im<br />

Abgeordnetenhaus.<br />

Das Parlament tritt am Freitagnachmittag zu einer Sondersitzung zusammen, um über<br />

seine Auflösung zu beraten. Es wurde erwartet, dass die Tagung gleich nach Beginn<br />

unterbrochen werden sollte. Das eigentliche Votum ist für kommenden Dienstag<br />

angesetzt.<br />

Der Grund für die Verschiebung der Abstimmung sind Befürchtungen, dass am Freitag<br />

viele Abgeordneten angesichts des bevorstehenden Wochenendes abwesend sein<br />

könnten und so die erforderliche Drei-Fünftel-Mehrheit für die Selbstauflösung verfehlt<br />

wird.<br />

120 der 200 Abgeordneten müssen für den Antrag stimmen, damit das Parlament<br />

aufgelöst werden kann. Nach der Papierform müsste diese Hürde zu nehmen sein. Für<br />

eine Selbstauflösung des Abgeordnetenhauses sprechen sich die Sozialdemokraten<br />

(CSSD), die Kommunisten (KSCM), die liberalkonservative Partei TOP 09 und die<br />

populistische Partei Öffentliche Angelegenheiten (VV) aus. Insgesamt verfügen sie über<br />

133 Stimmen. Die konservative Demokratische Bürgerpartei (ODS) wollte erst am<br />

Freitagnachmittag mitteilen, wie sie votieren wird.<br />

Ersthelferin bei Unfall auf A17 schwer verletzt<br />

Montag, 19.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Dresden. Nach zwei Unfällen auf der Autobahn 17 Prag-Dresden am Sonntagabend bei<br />

Bahretal (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge) liegt eine Ersthelferin schwer<br />

verletzt im Krankenhaus. Als die 45-Jährige aussteigen wollte, um einem Verunglückten<br />

zu helfen, schleuderte ein Fahrzeug in ihr Auto, wie die Polizei am Montag in Dresden<br />

mitteilte. Die zehnjährige Tochter der Frau und der 70 Jahre alte Autofahrer wurden<br />

leicht verletzt. Die Autobahn war in Richtung Dresden für dreieinhalb Stunden gesperrt.<br />

Nach Polizeiangaben waren kurz hintereinander zwei Autos auf nasser Fahrbahn außer<br />

Kontrolle geraten. Das erste prallte in die Leitplanken. Die 45-Jährige bemerkte das und<br />

hielt auf dem Standstreifen an, um dem verunglückten Fahrer (37) zu helfen.<br />

Unterdessen schleuderte ein nachfolgender Wagen in die Mittelleitplanke und gegen ein


drittes Fahrzeug, das dann auf das Auto der Frau prallte. Der entstandene Sachschaden<br />

wurde auf 18.000 Euro geschätzt. (dpa)<br />

Autobahnbau nach Prag erneut ausgebremst<br />

Montag, 19.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Umweltschützer fordern eine neue Baugenehmigung. Und es gibt noch mehr<br />

Ärger.<br />

Von Steffen Neumann, Ustí nad <strong>Labe</strong>m<br />

Die Eröffnung des letzten Teilstücks der Autobahn nach Prag<br />

im Juni 2015 wackelt.<br />

©dpa<br />

Die Eröffnung des letzten Teilstücks der Autobahn nach Prag<br />

im Juni 2015 wackelt. Die Umweltorganisation Detí Zeme<br />

(Kinder der Erde) hat beim Bezirksamt in Ústí nad <strong>Labe</strong>m<br />

gefordert, die Baugenehmigung für die 4,7 Kilometer lange<br />

Trasse zwischen dem im Bau befindlichen Autobahnkreuz<br />

Rehlovice und dem Tunnel Radejcín noch einmal neu zu vergeben. Ein entsprechender<br />

Antrag wurde laut Bezirksamt Anfang <strong>August</strong> eingereicht.<br />

Bad Schandau<br />

Klettern ohne Seil an der <strong>Elbe</strong><br />

Montag, 19.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Am kommenden Wochenende findet der vierte Bouldercup in Bad Schandau statt.<br />

Bouldern beschreibt das Klettern ohne Kletterseil und Klettergurt an Felsblöcken oder -<br />

wänden in Absprunghöhe. Von Freitag bis Sonntag können geübte Bergfreunde und jene,<br />

die den Kraftaufwand kennenlernen möchten, an einer Kunstwand um die Wette klettern.<br />

Etwa 100 Teilnehmer werden auf der Elbwiese vor der Toskana-Therme in Bad Schandau<br />

erwartet, teilte die Sprecherin der Kur- und Tourismus GmbH, Gundula Strohbach, mit.<br />

Es gebe hochwertige Sachpreise zu gewinnen.<br />

Das Boulder-Wochenende eröffnet am Freitagabend um 20 Uhr der Extremkletterer Beat<br />

Kammerlander mit seinem Vortrag „Leben in der Senkrechten“. Am Sonnabend geht es<br />

um 9 Uhr mit dem Wettkampf der Männer los. 13 Uhr starten die Frauen. Die<br />

Herausforderung besteht darin, schwierige Routen zu bezwingen. Am Sonntag können<br />

Kinder und Mannschaften um den Sieg kämpfen. Ein Slacklineworkshop und<br />

Bewegungsspiele für Kinder bilden das Rahmenprogramm. Höhepunkt ist das Finale an<br />

einer überhängenden Kletterwand. Der Elbsandsteinbouldercup ist ein Bestandteil des<br />

Projekts „Gemeinsame touristische Entwicklung Bad Schandau – Ceská Kamenice“ und<br />

wird durch Fördermittel der EU finanziert. Die Startgebühr beträgt 7 Euro, für<br />

Mannschaften 16 Euro. Eine Anmeldung ist bis Freitag möglich. (ben)


Montag, 19.08.2013<br />

Photovoltaik.eu<br />

Tschechien schafft Einspeisevergütung für Ökostrom ab<br />

Ab Anafang 2014 bekommen die Betreiber<br />

neuer Photovoltaikanalgen in Tschechien<br />

keine Einspeisevergütung mehr.<br />

© Juwi<br />

Ein Schreck für die PV-Branche im<br />

Nachbarland: Das Abgeordnetenhaus des tschechischen Parlaments hat ein Gesetz<br />

verabschiedet, das die Einspeisevergütung für erneuerbare Energien im kommenden Jahr<br />

abschaffen soll. Das meldet der tschechische PV-Verband CZEPHO.<br />

Das Gesetz müsse allerdings noch durch den Senat verabschiedet und vom<br />

sozialdemokratischen Staatspräsidenten Miloš Zeman unterzeichnet werden, bevor es in<br />

Kraft tritt. Parlamentsmitglieder hätten demnach den Antrag abgelehnt, Photovoltaik-<br />

Anlagen mit einer Leistung von unter 300 Kilowatt von der Gesetzesänderung<br />

auszunehmen.<br />

Wenn das Gesetz in Kraft so tritt, müssten Betreiber von erneuerbaren Anlagen sich noch<br />

vor dem Stichtag zum Jahreswechsel 2013/14 melden, um die Einspeisevergütung zu<br />

sichern. Das ist aber noch nicht alles: Zudem sei für Photovoltaik-Anlagen rückwirkend<br />

eine 26-prozentige Steuer festgesetzt worden, meldete der Branchenverband.<br />

„In der Stromerzeugung aus Photovoltaik- und Biogas-Anlagen, haben wir breits 2011 die<br />

im nationalen Aktionsplan für das Jahr 2013 festgelegten Werte überschritten“, sagte der<br />

Sprecher der Energie-Regulierungsbehörde Martin Laštuvka. Daher werde es ab dem<br />

nächsten Jahr gemäß den geltenden Rechtsvorschriften keine zusätzliche Unterstützung<br />

mehr seitens der Behörde für erneuerbare Energien geben. Schon Mitte Februar hatte der<br />

stellvertretende tschechische Industrie- und Handelsminister, Pavel Solc, die Abschaffung<br />

der Ökostrom-Förderung angekündigt. (nhp)<br />

Dienstag, 20.08.2013<br />

DNN online<br />

Neuwahl in Tschechien: Parlament beschließt Auflösung<br />

Prag (dpa) – Der Weg für Neuwahlen in Tschechien ist frei. Das Abgeordnetenhaus hat<br />

mit deutlicher Mehrheit seine Auflösung beschlossen. Dafür plädierten Sozialdemokraten,<br />

Kommunisten und die konservative Partei TOP09 von Karel Schwarzenberg. Nun liegt es<br />

an Präsident Milos Zeman, die Parlamentskammer formell aufzulösen und dann innerhalb<br />

von 60 Tagen Neuwahlen auszuschreiben. Vor knapp zwei Wochen hatte die<br />

Übergangsregierung des Mitte-Links-Politikers Jiri Rusnok eine Vertrauensabstimmung im<br />

Parlament verloren.<br />

Parlament löst sich selbst auf<br />

Tschechien vor Neuwahlen – kein Ende<br />

der Krise in Sicht<br />

dpa Ein Mitglied des tschechischen Parlaments nach<br />

der Stimmabgabe<br />

Dienstag, 20.08.2013<br />

Focus.de


Ende der politischen Krise in Sicht? Mit der Selbstauflösung des tschechischen Parlaments<br />

ist der Weg frei für Neuwahlen. Der Rücktritt der Mitte-rechts-Regierung von<br />

Ministerpräsident Petr Necas im Juni stürzte das Land ins politische Chaos.<br />

Das tschechische Parlament hat am Dienstag für seine Selbstauflösung gestimmt und<br />

damit den Weg für ein Ende der politischen Krise geebnet. Für den Herbst sind nun<br />

vorgezogene Neuwahlen geplant. Anlass des monatelangen politischen Chaos´ war der<br />

Rücktritt der Mitte-rechts-Regierung von Ministerpräsident Petr Necas im Juni, der über<br />

eine Korruptions- und Bespitzelungsaffäre gestürzt war.<br />

Insgesamt 140 Abgeordnete des Unterhauses stimmten für die Auflösung, sieben lehnten<br />

sie ab. Die restlichen Parlamentarier des 200 Sitze zählenden Parlaments nahmen nicht<br />

an dem Votum teil. Der Schritt war von den in den Umfragen führenden<br />

Sozialdemokraten sowie den Kommunisten und der konservativen TOP 09 befürwortet<br />

worden. Die Abgeordneten der rechtsgerichteten Partei ODS von Necas verließen vor der<br />

Abstimmung den Plenarsaal.<br />

Neuwahlen innerhalb von 60 Tagen<br />

Staatspräsident Milos Zeman muss die Parlamentsauflösung nun offiziell annehmen und<br />

dann innerhalb von 60 Tagen Neuwahlen ansetzen. Vor einigen Tagen hatte Zeman<br />

bereits den 25. und 26. Oktober für die Wahlen ins Gespräch gebracht. Ein endgültiger<br />

Termin könnte nun an diesem Freitag festgelegt werden. Dann ist ein Gespräch Zemans<br />

mit den Chefs der großen Parteien geplant.<br />

Tschechien: Parlament beschließt Selbstauflösung<br />

Von unserem Korrespondenten HANS-JÖRG SCHMIDT (DiePresse.com)<br />

Dienstag, 20.08.2013<br />

Diepresse.com<br />

Eine vorgezogene Wahl soll die Regierungskrise beenden. Präsident Miloš<br />

Zeman steht gestärkt da. Vorgezogene Neuwahlen werden voraussichtlich am<br />

25./26. Oktober stattfinden.<br />

Prag. Das Prager Abgeordnetenhaus hat am Dienstag auf einer Sondersitzung seine<br />

Selbstauflösung beschlossen. Dies war die Voraussetzung für vorzeitige Wahlen, die<br />

einen Ausweg aus der Regierungskrise weisen sollen.<br />

Für die Auflösung stimmten 140 Abgeordnete, 20 mehr als erforderlich. Für den in<br />

Tschechien bisher einmaligen Schritt sprachen sich die Sozialdemokraten, die liberalkonservative<br />

TOP 09 von Karel Schwarzenberg sowie die Kommunisten und unabhängige<br />

Abgeordnete aus. Die konservative Bürgerpartei ODS lehnte die Auflösung ab, ihre<br />

Abgeordneten verließen vor der Abstimmung den Saal. Die ODS muss bei vorgezogenen<br />

Wahlen ein Desaster befürchten. Die Krise war durch eine Korruptions- und Spitzelaffäre,<br />

in die besonders die ODS verwickelt ist, ausgelöst worden.<br />

Zeman lobt Kommunisten<br />

Schon vor der Abstimmung war nach Meinung tschechischer Kommentatoren klar, dass<br />

es bei der weiteren Entwicklung nur einen Sieger geben könne: Präsident Miloš Zeman.<br />

Hätte sich das Parlament nicht aufgelöst, dann hätte Zemans „Experten“-Regierung unter<br />

Premier Jiři Rusnok, obzwar ohne Vertrauen des Parlaments, bis zu regulären Wahlen im<br />

Mai 2014 weiterregieren können. Die Zeman-Partei – bisher nicht im Parlament – hätte<br />

dann die Mitglieder der Regierung für ihren Wahlkampf einspannen können.<br />

Bei der nun kommenden vorgezogenen Wahlen läuft hingegen alles auf einen Sieg der<br />

Sozialdemokraten hinaus. Dort hat derzeit bereits der Zeman-Flügel (der Präsident war<br />

einst Parteimitglied) das Sagen. Die Sozialdemokraten könnten eine Regierung mit mehr<br />

oder minder offener Unterstützung der Zeman-Partei und der Kommunisten bilden, die


dem Präsidenten ebenfalls hörig wäre. Zeman hatte jüngst in einem Interview mit dem<br />

kommunistischen Organ „Haló noviny“ die Kommunisten ausdrücklich für ihre positive<br />

Haltung zur Regierung Rusnok gelobt. Aus seiner Sicht sei die Partei in vier Jahren so<br />

weit, erstmals seit 1989 direkt in die Regierung einzutreten. Interviews für bürgerliche<br />

Blätter lehnt Zeman bisher kategorisch ab, weil sie Schwarzenberg, seinen Gegner in der<br />

Präsidentschaftswahl, unterstützten.<br />

In Prag halten sich derweil Gerüchte über eine Rückkehr des früheren Präsidenten Václav<br />

Klaus: Die linke Zeitung „Pravo“ spekulierte über eine Zusammenarbeit von Klaus mit der<br />

ultranationalistischen Partei Suverenita von Jana Bobošíková. Die Partei könnte für Klaus<br />

zum Sprungbrett für eine Karriere in Brüssel werden, heißt es. Klaus werden Ambitionen<br />

nachgesagt, die EU-Gegner im Europaparlament anzuführen.<br />

(APA/AFP)<br />

Sebnitz<br />

Tourist-Infos sind jetzt Nationalpark-Partner<br />

Dienstag, 20.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Die Touristinformationen Sebnitz, Hinterhermsdorf und Altendorf sind jetzt offiziell<br />

Partner des Nationalparks Sächsische Schweiz. Dies hatte der Vergaberat kürzlich<br />

entschieden. Das Netzwerk ist damit auf insgesamt 44 Partner angewachsen, in dem die<br />

Sebnitzer Region stark vertreten ist. Laut der Sebnitzer Tourismusmanagerin Steffi<br />

Kleinert ist die Obere Schleuse in Hinterhermsdorf seit 2010 Nationalpark-Partner,<br />

Hinterhermsdorf ist die bislang einzige Nationalpark-Gemeinde in der Sächsischen<br />

Schweiz. Die Nationalpark-Partner fühlen sich der Natur und Landschaft des<br />

Nationalparks besonders verpflichtet. Sie wollen sich dafür einsetzen, den Naturreichtum<br />

auch für die Nachkommen zu erhalten und diesen Gedanken bei der täglichen Arbeit<br />

mitzutragen und weiterzuvermitteln. Die Urkunden für die neu aufgenommenen Partner<br />

werden im November übergeben. (SZ/mö)<br />

Mittwoch, 21.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Der Einmarsch nach Prag und die späte Kritik einer frechen<br />

Karikatur<br />

Sechs Jahre nach der Invasion druckte eine KP-Zeitung die scheinbar harmlose<br />

Zeichnung.<br />

Von Hans-Jörg Schmidt, SZ-Korrespondent in Prag<br />

Mit der Staatsflagge sitzen junge Prager auf einem<br />

sowjetischen Panzer. Mit dem Einmarsch in die<br />

Tschechoslowakei am 21. <strong>August</strong> 1968 wurde der Prager<br />

Frühling niedergewalzt.<br />

©picture-alliance/ dpa<br />

An den „Funken aus Rychnov“ kann sich kaum ein<br />

Mensch mehr erinnern. Die einstige KPTsch-Kreiszeitung<br />

aus Rychnov nad Kneznou (Reichenau an der Knieschna)<br />

existiert seit ewigen Zeiten nicht mehr. Und doch hat die<br />

erste <strong>August</strong>-Ausgabe 1974 das Leben mehrerer Menschen schlagartig verändert.<br />

Bilderstrecke


Mit der Staatsflagge sitzen junge<br />

Prager auf einem sowjetischen Panzer.<br />

Mit dem Einmarsch in die<br />

Tschechoslowakei am 21. <strong>August</strong> 1968<br />

wurde der Prager Frühling<br />

niedergewalzt.<br />

„Was war das für ein Idiot?“ Der<br />

Gärtner ärgert sich über die Spuren auf<br />

dem Rasen. Dreht man die Zeichnung<br />

90 Grad nach links, wird aus dem<br />

Rasen die CSSR-Karte; die Spuren<br />

kommen aus Richtung Moskau.<br />

Die kleine Redaktion war gerade umgezogen, musste auf Anweisung der örtlichen<br />

Parteiführung die Seitenzahl von vier auf sechs erhöhen. Chefredakteur Jiri Kaspar war<br />

auf dem Sprung in den Urlaub, sein Stellvertreter Vojtech Basatek musste die Ausgabe<br />

zusammen mit dem Jungredakteur Josef Plachetka fertigstellen.<br />

„Es herrschte die übliche ‚Saure-Gurken-Zeit‘ und zu allem Unglück war ein Artikel etwas<br />

zu kurz geraten“, erinnert sich Plachetka heute in der „Literarni noviny“. „Uns fiel nichts<br />

ein, was wir noch hätten schreiben können. Und so ging ich an einen Schrank, in dem<br />

sogenannte zeitlose Manuskripte für Notzeiten aufbewahrt wurden. Darunter war auch<br />

eine Karikatur. Nichts Tolles: Ein Gärtner harkt ein Stück Rasen und ärgert sich über<br />

Fußspuren, die da jemand hinterlassen hat. Damals, so der einstige Redakteur weiter,<br />

habe es gerade eine Kampagne gegeben, Rasenflächen nicht zu betreten. „Der Gärtner<br />

flucht denn auch auf der Karikatur über den ‚Idioten‘, der sich nicht an die Vorschrift<br />

gehalten hat. Der stellvertretende Chefredakteur warf einen kurzen Blick auf die<br />

Karikatur, sagte noch, naja, sehr witzig ist sie zwar nicht, aber wir nehmen sie ins Blatt.“<br />

Kaum war die Zeitung erschienen, riefen mehrere Parteileitungen in der Redaktion an<br />

und meinten, diese Karikatur sei nicht sonderlich gelungen. Plachetka und der Rest der<br />

Redaktion dachte sich nichts dabei. Sie hatten die Zeichnung ja selbst nicht so<br />

bemerkenswert gefunden. Leserreaktionen gab es keine. „Tags darauf schwärmten Stasi-<br />

Leute zu den Kiosken aus und sammelten sämtliche Ausgaben der Zeitung ein. Sie<br />

vergaßen aber die Bibliotheken, in denen plötzlich Leserandrang herrschte“, erzählt der<br />

einstige Redakteur.<br />

„Es dauerte etwas, bis ich mitbekam, was wir eigentlich Schlimmes ‚angestellt‘ hatten“,<br />

erinnert sich Plachetka. „Mich rief ein Leser an und sagte: ‚Du musst die Zeitung um ein<br />

Viertel nach links drehen. Dann siehst du, dass das Rasenstück die Form der<br />

Tschechoslowakei hat und die Spuren auf diesem Rasenstück von Stiefelabdrücken aus<br />

Richtung Sowjetunion stammen.‘“<br />

Die Karikatur war schon einmal erschienen, 1968 nach dem Einmarsch der Truppen des<br />

Warschauer Pakts in der Tschechoslowakei, wo sie den Reformversuch des „Prager<br />

Frühlings“ niederschlugen. Die „Literarni noviny“ – eines der führenden Blätter des<br />

„Prager Frühlings“ – hatte die Karikatur veröffentlicht. Der Karikaturist hatte seine<br />

Zeichnungen 1968 an mehrere Redaktionen geschickt, darunter auch an den „Funken aus<br />

Rychnov“. „Da wir aber nur ganz selten Karikaturen veröffentlichten, lag diese sechs<br />

Jahre bei uns einfach so herum“, erklärt Plachetka.<br />

Die Veröffentlichung 1974 kam die Beteiligten teuer zu stehen: Die Redakteure wurden<br />

tagelang von der Stasi verhört und der „ideologischen Diversion“ beschuldigt. Über die<br />

üblichen Parteiwege gelangte die Karikatur bis auf den Schreibtisch des damaligen KP-<br />

Chefs Gustav Husak, der außer sich gewesen sein soll, dass der „Ungeist“ von 1968 noch<br />

sechs Jahre später in eine Partei-Zeitung gelangen konnte.<br />

Der Chefredakteur des „Funkens aus Rychnov“ wurde entlassen, obwohl er sich schon bei<br />

Fertigstellung der Zeitung im Urlaub befunden hatte. Sein Stellvertreter erhielt erst eine<br />

Abmahnung und wurde dann als Lehrer an eine Mittelschule abgeschoben. Plachetka


landete in einem Industriebetrieb. Aus einem solchen war er Anfang 1974 erst zur<br />

Zeitung gekommen..<br />

Nicht nur die Redaktion musste „bluten“. Auch den Ideologiesekretär des<br />

Kreisausschusses der Kommunistischen Partei erwischte es, da er die „Aufsicht“ über die<br />

Kreiszeitung hatte. „Überlebt“, so Plachetka heute mit einem Augenzwinkern, „hat<br />

damals nur unsere neue Sekretärin.“<br />

In Tschechien stehen Neuwahlen bevor<br />

Abgeordnetenhaus hat Auflösung beschlossen<br />

Mittwoch, 21.08.2013<br />

Tschechien online<br />

Prag - Das tschechische Abgeordnetenhaus hat am Dienstag mit deutlicher Mehrheít<br />

seine Auflösung beschlossen. Für den Antrag der Sozialdemokraten (ČSSD Fraktion<br />

stimmten ám Nachmittag 140 von 147 anwesenden Parlamentariern, berichtet der<br />

Online-Dinest Prag aktuell unter Berufung auf tschechische Medien.<br />

Um den Beschluss durchzusetzen, hätte eine Mehrheit von 120 von insgesamt 200<br />

Stimmen gereicht.<br />

Auf dem Weg für vorgezogene Neuwahlen und ein Ende der politischen Krise ist ein<br />

wichtiger Schritt genommen.<br />

Das Abgeordnetnenhaus wird nun Miloš Zeman um die formelle Auflösung der Kammer<br />

und das Ausrufen vorgezogener Neuwahlen ersuchen. Der Staatspräsident hatte in den<br />

zurückliegenden Tagen wiederholt deutlich gemacht, dass er einen möglichst frühen<br />

Termin anvisiert. Im Gespräch sind der 25. und 26. Oktober.<br />

Der Abstimmung am Spätnachmittag war eine mehrstündige Debatte vorangegangen, in<br />

der die Vertreter der einzelnen Parteien noch einmal ihre Standpunkte darlegten. Gegen<br />

die Auflösung des Hauses sprach sich nur die ODS aus, deren Abgeordnete bei der<br />

Abstimmung auch den Saal verließen. Dem Antrag der ČSSD folgten Kommunisten<br />

(KSČM), TOP09, VV sowie acht fraktionslose Abgeordnete. (gp)<br />

Pirna<br />

Roma-Wanderausstellung in Gedenkstätte Lidice<br />

Mittwoch, 21.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Die Pirnaer SPD-AG <strong>Euroregion</strong> <strong>Elbe</strong>/<strong>Labe</strong> hat die tschechische Gedenkstätte Lidice<br />

besucht. Der Leiter des dortigen Museums, Anco Marinov, und der Koordinator der SPD-<br />

AG, Klaus Fiedler, vereinbarten, dass die Roma-Wanderausstellung der SPD-AG<br />

„Geschichte, Genozid und Gegenwart der Roma und Sinti in Böhmen und Mähren“ von<br />

Januar bis Mai 2014 in der Gedenkstätte Lidice gezeigt wird. Die Gedenkstätte erinnert<br />

an den Ort Lidice, der von den Nazis dem Erdboden gleichgemacht wurde. (SZ)<br />

Pirna<br />

Grüne fordern Urlauberticket für Sächsische Schweiz<br />

Mittwoch, 21.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Die Grünen-Verkehrspolitiker Eva Jähnigen und Stephan Kühn fordern, Urlaubern das<br />

Umsteigen auf den öffentlichen Nahverkehr in der Sächsischen Schweiz zu erleichtern.<br />

Die Landtags- und der Bundestagsabgeordnete hatten am Montag im Rahmen einer <strong>Elbe</strong>-<br />

Tour in Pirna Station gemacht. Jähnigen und Kühn schlagen eine „Gästekarte“ für alle<br />

öffentlichen Verkehrsmittel in der Region vor. Sie solle Touristen während ihres


Aufenthalts „zu attraktiven Konditionen“ zur Verfügung gestellt werden. Ein<br />

vergleichbares Angebot funktioniere beispielsweise im Schwarzwald mit großem Erfolg.<br />

(SZ)<br />

Was das Erzgebirge<br />

lebenswert macht<br />

Eine Marketing-Expertin hat<br />

untersucht, warum Menschen ins<br />

Erzgebirge ziehen. Das Ergebnis<br />

überrascht.<br />

Von Frank Hommel und Mandy Schaks<br />

Mittwoch, 21.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Warum gehen Menschen aus dem<br />

Erzgebirge weg? Eine Frage, die<br />

Peggy Kreller vom<br />

Regionalmanagement Erzgebirge nur<br />

rhetorisch stellt. Die Marketing-<br />

Expertin mit Doktor-Titel kennt die<br />

Antwort: „Die Gehälter stimmen nicht.<br />

Das ist der wichtigste Punkt, klar.“ Es<br />

gibt aber auch jene Menschen, die ins<br />

Erzgebirge ziehen. Manche kehren in<br />

die alte Heimat zurück. Das sind sogar<br />

nach neuesten Untersuchungen die<br />

meisten Zuzügler. Andere kommen<br />

neu ins Erzgebirge, vor allem aus anderen Teilen Sachsens, aber auch aus Bayern und<br />

Baden-Württemberg. Warum? Was hat sie alle miteinander bewogen, sich fürs Erzgebirge<br />

als Lebensmittelpunkt zu entscheiden?<br />

Die Kohlhaukuppe bei Geising ist ein beliebtes<br />

Ausflugsziel. Warum sollte das, was Urlauber am<br />

Erzgebirge mögen, nicht auch den Zuzüglern<br />

gefallen? Foto: Egbert Kamprath<br />

ie Antwort auf diese Frage ist nicht einfach. Peggy<br />

Kreller wollte sie trotzdem finden, insbesondere vor<br />

dem Hintergrund des Fachkräftemangels. Um gut<br />

ausgebildete Leute wird es einen Wettbewerb geben. Nur wenn es gelingt, genügend<br />

Fachkräfte fürs Erzgebirge zu begeistern, kann sich die Region weiterentwickeln.<br />

Um mehr über die Stärken des Erzgebirges als Standortvorteil zu erfahren und<br />

Schwächen herauszufinden, die gut ausgebildete Leute vom Hierleben abhalten, fragte<br />

sie nach, unter neuen Fachkräften. 100 Fragebögen erhielt sie ausgefüllt zurück. Nun<br />

sind die Bögen ausgewertet. Das Ergebnis hat nicht nur Peggy Kreller ein wenig<br />

überrascht. Denn was die Neu- beziehungsweise Wiederankömmlinge im Erzgebirge<br />

durchschnittlich am besten bewerten, ist die Natur – mit einer Note von knapp 1,5 auf<br />

einer Skala von eins (sehr gut) bis fünf (sehr schlecht).<br />

Das deckt sich mit Erkenntnissen aus dem Gastgewerbe. Nach Einschätzung des<br />

Tourismusverbandes Erzgebirge, einem Partner vom Regionalmanagement, entscheiden


sich die meisten Urlauber für eine Reise ins Erzgebirge wegen der Landschaft. Warum<br />

sollte dieser Fakt nicht auch bei der Wohnortwahl entscheidend sein? Jochen Löbel, Chef<br />

vom Hotel Lugsteinhof Zinnwald und Sprecher vom Wirtestammtisch Altenberg/Geising,<br />

hat das längst erkannt, wie er schon vor Wochen im SZ-Gespräch erklärte: „Wir arbeiten<br />

dort, wo andere Urlaub machen.“ Erst auf Platz zwei kommt die Nähe zu Familie und<br />

Freunden, mit 1,9. „Das hätten wir eigentlich als Nummer eins erwartet“, sagt Kreller.<br />

Auf Platz drei mit rund 2,3: Die Mentalität der Menschen.<br />

Sie hat bereits Lehren aus den Umfrage-Ergebnissen gezogen. Das Regionalmanagement<br />

rührt die Werbetrommel für die Wirtschaft der Region. „Unser wichtigstes Thema ist die<br />

Absicherung des künftigen Fachkräftebedarfs.“ Das Thema „Lebenswerte Region“ werde<br />

bei den Aktionen nun eine größere Rolle spielen.<br />

Was die Sicht aufs Erzgebirge negativ beeinflusst, dazu liefert die Studie allerdings keine<br />

Überraschung. Gute bezahlte Arbeitsplätze im Erzgebirge? Mit 3,4 bekommt dieser<br />

Standortfaktor von den Zugezogenen die schlechteste Note. (mit FP)


Mittwoch, 15.08.2013<br />

Dresdner Amtsblatt<br />

Blickpunkte - Bilder des Tages, 21.08.2013<br />

Mittwoch, 21.08.2013<br />

Tagesschau.de<br />

Unbekannte Künstler in Bulgarien haben sich mit einer Pop-Art-Aktion für den Einmarsch<br />

des kommunistischen Warschauer Paktes in die damalige Tschechoslowakei entschuldigt.<br />

An den Ereignissen vor 45 Jahren war auch das frühere Ostblockland Bulgarien beteiligt.<br />

Die Künstler färbten das umstrittene Denkmal für die sowjetische Rote Armee im<br />

Zentrum von Sofia in der Nacht in Rosa. Auf dem Monument schrieben sie außerdem auf<br />

Tschechisch und Bulgarisch: "Bulgarien entschuldigt sich." Damit erinnerten sie an den<br />

Einmarsch der Warschauer-Pakt-Truppen in die Tschechoslowakei am 21. <strong>August</strong> 1968.<br />

Für seine Beteiligung hatte sich Sofia bereits im Jahr 1990 entschuldigt. Die Aktion am<br />

kontroversen Denkmal zu Ehren der früheren Sowjetarmee erinnerte auch daran, dass<br />

bulgarische Antikommunisten seit Jahren dessen Abriss fordern. (Foto: AFP)<br />

Mittwoch, 21.08.2013<br />

Sächsischer Bote


Sachsens Polizei hat bald Nachwuchsprobleme<br />

Donnerstag, 22.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Polizist gehört für viele junge Leute zu den begehrten Berufen. Noch können in Sachsen<br />

die 300 Ausbildungsstellen jährlich locker besetzt werden. Bei alternder Bevölkerung aber<br />

sinken die Bewerberzahlen.<br />

©dpa<br />

Dresden. Sachsens Polizei droht in den nächsten Jahren ein<br />

Nachwuchsproblem. „Aktuell haben wir noch genug Bewerber,<br />

aber wir stellen uns angesichts der demografischen<br />

Entwicklung auf Engpässe ein“, sagte ein Sprecher des<br />

Innenministeriums in Dresden. Schon für 2013 hatten sich mit


4.430 Schulabgängern knapp 900 weniger als im Jahr zuvor um eine Ausbildungsstelle<br />

im mittleren und gehobenen Vollzugsdienst, also für eine Karriere als Polizist und<br />

Kriminalist, beworben.<br />

Für 2014 sind es nach Ministeriumsangaben bisher 4.072, wobei die Bewerbungsfrist im<br />

mittleren Vollzugsdienst am 1. September endet. Allerdings liegt die Quote, die es<br />

tatsächlich schaffen, bei 1 zu 10. Die Anforderungen seien relativ hoch, erklärte der<br />

Ministeriumssprecher. Voraussetzung sind ein Mittelschul-Abschluss für den mittleren<br />

sowie ein Abitur von mindestens 2,0 für den gehobenen Vollzugsdienst.<br />

Abgesehen von einer guten Gesundheit müssen männliche Bewerber beim Sporttest in<br />

anderthalb Minuten 30 Liegestütze und 2.400 Meter in zwölf Minuten schaffen, Frauen 25<br />

Liegestütze und 2.000 Meter. Die Polizei kann jährlich 300 Beamte aus der Ausbildung in<br />

den Dienst übernehmen - rund 250 Polizisten und etwa 50 Kommissare. Sie haben<br />

entweder zweieinhalb Jahre Berufsausbildung oder dreieinhalb Jahre Studium erfolgreich<br />

absolviert.<br />

Mit Blick auf die Zukunft plant das Innenministerium nun bereits Werbekampagnen, um<br />

auch weiterhin genug Auswahl für die Plätze zu haben. Immerhin werden ein sicherer Job<br />

im Beamtenverhältnis, eine im ostdeutschen Vergleich gute Bezahlung sowie<br />

Aufstiegsmöglichkeiten geboten, zählte der Sprecher auf. „Aber wir stehen beim Kampf<br />

um Auszubildende auch mehr und mehr in Konkurrenz mit der Wirtschaft.“ (dpa)<br />

Sebnitz<br />

Grenzbrücke bleibt für Lkws tabu<br />

Donnerstag, 22.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Der Übergang zwischen Sebnitz und Dolni Poustevna wird derzeit saniert. Das<br />

Bauwerk wird neu, aber nicht breiter.<br />

Von Steffen Neumann und Thomas Möckel<br />

Am Grenzübergang zwischen Sebnitz und der tschechischen Nachbarstadt Dolni<br />

Poustevna dauert es derzeit etwas länger. Weil die Brücke gebaut wird, kann der Verkehr<br />

nur über eine Fahrspur rollen. An einer Ampel müssen Autofahrer deshalb Wartezeiten in<br />

Kauf nehmen. Doch das ist besser als eine Vollsperrung, die der Bezirk Ústí als<br />

Eigentümer der Brücke ursprünglich geplant hatte. „Das kam für uns nicht infrage“, sagt<br />

Dolní Poustevnas Bürgermeister Miroslav Jemelka und intervenierte. Der Nachteil: Die<br />

Modernisierung der Brücke dauert dafür länger. Erst am 1.November soll der Verkehr<br />

wieder ungehindert rollen. Eine Vollsperrung ist aber trotzdem noch möglich, wenn es die<br />

Bauarbeiten erfordern. „Aber das wird nur von kurzer Dauer sein“, versichert<br />

Bezirkssprecherin Magdalena Hanácková. Fußgänger sind von den Einschränkungen<br />

bisher übrigens nicht betroffen.<br />

Nötig hatte die Brücke die Sanierung noch nicht, es wäre auch ohne noch einige Jahre<br />

gegangen. Aber da die Straße 267 von Severní über Lobendava nach Dolní Poustevna<br />

gerade saniert wird, fiel die Modernisierung der Brücke quasi mit ab, denn das Bauwerk<br />

ist Teil dieser Straße. Und wenn, dann richtig. Bis auf die Pfeiler entsteht im Prinzip eine<br />

völlig neue Brücke.<br />

Trotzdem treibt vor allem die Anwohner beiderseits der Grenze eine Sorge um. Die<br />

Modernisierung der Brücke könnte mit einem Ausbau für 7,5-Tonner und Busse<br />

einhergehen. „Aushalten würde die das schon, immerhin sind vor genau 45 Jahren<br />

sowjetische Panzer drübergerollt“, sagt Bürgermeister Jemelka.<br />

Geht es nach dem Bezirk, sind diese Sorgen unbegründet. „So etwas ist nicht geplant“,<br />

erklärt Sprecherin Hanácková und fügt hinzu: „Dafür sind die Straßen gar nicht<br />

ausgelegt.“ Die Hauptstraße Richtung Lobendava ist eine Straße zweiter Kategorie. Lkw-<br />

Verkehr ist in Tschechien nur auf Staatsstraßen erlaubt – das sind Autobahnen und<br />

Straßen erster Kategorie.<br />

Ein weiterer Engpass an der Grenze bleibt zwar dieses Jahr aus, droht aber 2014.<br />

Ursprünglich sollte zurzeit eine bei der <strong>August</strong>flut 2010 beschädigte Stützmauer an der


Böhmischen Straße saniert werden. Erste Pläne sahen vor, deswegen die Straße und den<br />

Grenzübergang mehrere Monate zu sperren, weil die Arbeiten so umfangreich und<br />

aufwendig sind. Nachdem Planer das Projekt nochmals überarbeitet hatten, gab es eine<br />

günstigere Lösung . Die Straße muss nun nur noch einige Wochen gesperrt werden, in<br />

dieser Zeit wird der Verkehr umgeleitet, der Grenzübergang bleibt offen. Weil Sachsen<br />

aber jetzt vorrangig Projekte bearbeitet, die neuen Flutschäden von 2013 zu beseitigen,<br />

verschob sich der Stützmauer-Bau gänzlich. Anvisierter Termin: Frühjahr 2014.<br />

Donnerstag, 22.08.2013<br />

DNN online<br />

Aktuell<br />

Seit 2006 steigt die Zustimmung zur Waldschlößchenbrücke - 73<br />

Prozent der Dresdner freuen sich über das Bauwerk<br />

cs<br />

Foto: dpa<br />

Die Zustimmung zur Waldschlößchenbrücke steigt weiter.<br />

Dresden. Dresdens neue Brücke ist ein gelungenes<br />

Bauwerk und die Freude über ihre Eröffnung ist groß.<br />

Daran haben die Dresdner keinen Zweifel gelassen, die<br />

vom TU-Institut für Kommunikationswissenschaft im<br />

Rahmen des 82. DNN-Barometers zur<br />

Waldschlößchenbrücke befragt worden sind. Fast drei<br />

Viertel der Befragten freuen sich, dass die Brücke jetzt steht, nur 13 Prozent ärgert das<br />

und etwa genau so vielen Befragten ist es egal. Gelungen finden die Brücke sogar knapp<br />

vier von fünf Befragten. Dieser Wert hat sich seit Oktober 2012 kaum verändert. Vor<br />

zwei Jahren war er allerdings niedriger. Damals gaben 70 Prozent der Befragten an, dass<br />

ihnen die Brücke gefällt.<br />

Nach sechs Jahren Bauzeit ist die<br />

Waldschlößchenbrücke endlich<br />

fertig. Wir blicken aus diesem<br />

Anlass noch einmal auf die<br />

vergangenen Jahre zurück und<br />

zeigen den Weg, wie die Brücke<br />

Stück für Stück gewachsen ist.<br />

Foto: dpa<br />

© DNN-Online, 22.08.2013,<br />

08:07 Uhr<br />

„Die Macht des Faktischen“ wirkt<br />

bei solchen Befragungen, ist<br />

Thomas Löser überzeugt,<br />

Fraktionsvorsitzender der<br />

Bündnisgrünen im Stadtrat. Er<br />

gehört zu den Brückengegnern,<br />

oder besser: Er ist<br />

Tunnelbefürworter. Anhänger der neuen Brücke argumentieren dagegen, solche Zahlen<br />

seien klarer Ausdruck des Bürgerwillens. Einer dieser Anhänger ist der FDP-<br />

Bundestagsabgeordnete Jan Mücke. Er rechnet am Wochenende mit bis zu 100 000<br />

Gästen bei der Brückeneröffnung. „Ich freue mich riesig auf die Brückenfeier“, teilte<br />

Mücke via Facebook mit.<br />

Fakt ist: Die Zahlen sind das Ergebnis einer repräsentativen Erhebung mit konkreten<br />

Fragen zur Brücke. Ähnliche Fragen haben die Mitarbeiter des TU-Instituts seit 1996 im


Rahmen des DNN-Barometers zu der damals gerade geplanten und später im Bau<br />

befindlichen Brücke gestellt. Das Ergebnis: Vom Februar 1996 bis zum September 2006<br />

ist die Zustimmung zu der Brücke nahezu kontinuierlich gesunken. 2006 erreichte sie<br />

ihren niedrigsten Stand, nur etwa 50 Prozent aller Dresdner stimmten damals dem<br />

Brückenbau zu. Ein Grund für diesen Tiefststand könnte die Ankündigung der Unesco<br />

gewesen sein, im Falle des Brückenbaus werde der Welterbe-Titel wieder aberkannt.<br />

Parallel zur sinkenden Zustimmung zum Bau der Brücke stieg die Zahl der<br />

Brückengegner. Allerdings kletterte sie nie über die 35-Prozent-Marke. Die hatte sie<br />

ebenfalls im September 2006 erreicht. Seitdem fällt sie und die Zahl der<br />

Brückenbefürworter steigt zugleich. Drei Viertel aller Befragten äußerten sich bereits im<br />

Juli 2011 positiv zum Bau der Brücke, die Zahl der Gegner war da auf 20 Prozent<br />

gesunken. Fünf Prozent waren damals unentschieden oder hatten gar keine Meinung zu<br />

dieser Frage.<br />

Von den 58 Prozent der Befragten, die beim DNN-Barometer im Oktober 2012 angegeben<br />

haben, dass sie bei ihren regelmäßigen Autofahrten eine der Elbbrücken nutzen, wollen<br />

künftig 13 Prozent ausschließlich über die Waldschlößchenbrücke fahren. Weitere 53<br />

Prozent werden immer mal wieder auf die neue Elbquerung ausweichen. Etwa ein Drittel<br />

aller Dresdner hat damals angegeben, die Waldschlößchenbrücke nicht nutzen zu wollen.<br />

„Nie“ hat damals keiner von ihnen gesagt, einen „Test“ wird wohl fast jeder Dresdner<br />

planen.


Donnerstag, 22.08.2013<br />

DNN online<br />

Außenpolitik<br />

Von Spanien bis Panama – Welche Aufgaben haben die 20<br />

Konsulate in Dresden?<br />

Julia Vollmer<br />

Foto: dpa<br />

Dresden. Spaziert man im Areal um die Königstraße<br />

umher, fallen einem jede Menge Konsulate ins Auge. In<br />

Dresden sitzen 19 Honorarkonsulate und das<br />

Tschechische Generalkonsulat. Unter anderem sind<br />

Spanien, Thailand, Panama und die Philippinen mit einer<br />

ständigen Vertretung in Dresden ansässig. Zum<br />

Vergleich: in Leipzig sitzen die Generalkonsulate der USA,<br />

Russland und Norwegen sowie 12 Honorarkonsulate. In<br />

ganz Deutschland sind 346 Honorarkonsuln und drei Generalhonorarkonsuln vertreten.<br />

Doch welche Aufgabe hat eigentlich ein Konsulat und wie unterscheidet sich ein<br />

Berufskonsul vom Honorarkonsul?<br />

Ein Berufskonsul ist ein Beamter im regulären auswärtigen Dienst. Berufsvoraussetzung<br />

für das Amt ist eine bestandene Laufbahnprüfung für den gehobenen oder höheren<br />

Auswärtigen Dienst. Meist sind Berufskonsule Bürger des Empfängerstaats. Das Gastland<br />

muss dem Berufskonsul die Erlaubnis erteilen, seinen Dienst anzutreten. Je nach Rang<br />

lautet die Amtsbezeichnung Generalkonsul, Konsul, Vizekonsul oder Konsularagent.<br />

Berufskonsuln genießen die sogenannte Amtsimmunität, das heißt, sie unterliegen für<br />

ihre Handlungen im Dienst nicht der Gerichtsbarkeit im Gastland. Die Amtsimmunität gilt<br />

für Handlungen im Dienst, aber beispielsweise auch für die Autofahrt zu einem<br />

dienstlichen Termin. Ein Honorar- oder Wahlkonsul ist ein ehrenamtlicher Konsul.<br />

Voraussetzung für eine Ernennung zum Honorarkonsul sind eine überzeugende<br />

Persönlichkeit, berufliche Erfahrung und umfangreiche Fremdsprachenkenntnisse.<br />

Zu Honorarkonsuln in Deutschland können sowohl Deutsche als auch Ausländer ernannt<br />

werden. Die Arbeit des Honorarkonsuls wird nicht vergütet. Der Honorarkonsul bezieht<br />

aber die Gebühren für seine Amtshandlungen. Dies trifft nicht für alle Länder zu. Zum<br />

Beispiel müssen österreichische Honorarkonsuln alle Gebühren abführen. In anderen<br />

Ländern kann er einen Teil der eingenommenen Gebühren einbehalten. Auf seiner<br />

Homepage schreibt etwa das spanische Honorarkonsulat, dass seine vorrangige Aufgabe<br />

die Verbesserung der Kontakte und Beziehungen zwischen Spanien und Deutschland sei.<br />

Im Gegensatz zu einer Botschaft kann ein Honorarkonsulat nicht alle amtlichen<br />

Leistungen anbieten und umsetzen. So könne das Honorarkonsulat weder Pässe noch<br />

Personalausweisen oder ID-Cards ausstellen. Auch für Beurkundungen,<br />

Echtheitsbestätigungen oder für die Durchführung von Vernehmungen und Verhören ist<br />

das Konsulat nicht zuständig. Das Generalkonsulat dagegen ist für offizielle<br />

Anlegendheiten zuständig. So nimmt das Generalkonsulat Namenserklärungen entgegen,<br />

gibt Pässe aus oder stellt Hilfeleistungen für eigene Staatsangehörige in Not. Außerdem<br />

werden Reise- und Visumsangelegenheiten bearbeitet. Auch das Ecuadorianische<br />

Honorarkonsulat in Dresden versteht sich eher als Ort der Kommunikation und des<br />

Dialoges zwischen Ecuador und Deutschland denn als offizielle Behörde. Honorarkonsulin<br />

von Ecuador ist Gisela Prinzessin von Sachsen.<br />

Donnerstag, 22.08.2013


Tschechien online<br />

Verhandlungspraxis kompakt - Tschechische Republik<br />

Improvisation vor akribischer Organisation / Von Gerit Schulze, gtai<br />

Prag - Tschechien ist den Deutschen als Nachbarland geografisch sehr nah und doch<br />

sehr fremd. Die slawische Kultur und schwierige Sprache scheinen zunächst eine Hürde<br />

für einen engeren Geschäftskontakt darzustellen. Dabei sind sich Deutsche und<br />

Tschechen sehr ähnlich.<br />

Wer sich auf das Land einlässt und einige Grundregeln beachtet, wird hier sehr<br />

zuverlässige und langfristige Geschäftspartner finden.<br />

Mit Tschechien verbindet Deutschland eine ähnlich lange Außengrenze wie mit Österreich.<br />

Auf über 800 km kommen sich Böhmen, Sachsen und Bayern näher. Und doch ist das<br />

Bild vom südöstlichen Nachbarn sehr lückenhaft und häufig geprägt von Vorurteilen.<br />

Dabei spielt das Land im wirtschaftlichen Bereich eine wichtige Rolle. Mit einem Volumen<br />

von fast 65 Mrd. Euro war Tschechien 2012 der zwölftwichtigste Handelspartner der<br />

Bundesrepublik. Deutsche Unternehmen verkaufen jedes Jahr Waren für über 30 Mrd.<br />

Euro zwischen Pilsen und Ostrava.<br />

Der wirtschaftliche Austausch ist also eng, bietet aber noch immer viel Potenzial nach<br />

oben. Dafür ist es auch wichtig, die tschechischen Besonderheiten und Befindlichkeiten<br />

zu kennen, damit Geschäftsverhandlungen zum Erfolg führen. Deutschland muss sich<br />

mehr als in den zurückliegenden Jahren anstrengen, seine Position als erster<br />

Handelspartner in Tschechien zu halten. Denn Prag will die Abhängigkeit vom großen<br />

Nachbarn verringern. Und deshalb schauen tschechische Unternehmen zunehmend in<br />

andere Weltregionen, um neue Geschäftspartner zu finden.<br />

Kultureller Hintergrund<br />

Die Tschechen genießen sichtlich die Freiheit und Unabhängigkeit, die ihnen die politische<br />

Zeitenwende 1989 beschert hat. Sie beendete den lange währenden Einfluss fremder<br />

Mächte. Entsprechend kritisch begleitet das Land heute jeden Schritt, mit dem<br />

Entscheidungsgewalt nach Brüssel delegiert werden soll.<br />

Besonders bei der Skepsis gegenüber dem als Moloch empfundenen EU-Apparat wirkt die<br />

historische Erfahrung der Fremdherrschaft nach. Fast 400 Jahre lang (bis 1918) gehörten<br />

die historischen Landesteile Böhmen und Mähren zum Habsburger Reich, dessen<br />

Oberhaupt in Wien saß. Zwar konnten die Tschechen in dieser Zeit eine gewisse<br />

Eigenständigkeit bewahren, mussten unter dem Druck der fremden Kultur aber immer<br />

wieder um ihre Identität kämpfen.<br />

Diese Freiräume waren zwischen 1939 und 1945 völlig eingeschränkt, als Tschechien als<br />

"Protektorat Böhmen und Mähren" Hitlerdeutschland einverleibt war. Nach Ende des<br />

Zweiten Weltkrieges wurde das Schicksal des Landes dann vier Jahrzehnte lang<br />

weitgehend in Moskau entschieden.<br />

Diese historische Erfahrung wirkt nach und erklärt viele Verhaltensmuster der Tschechen.<br />

Das Umgehen von Normen und Vorschriften bedeutete immer ein Stück Selbstständigkeit<br />

und Unabhängigkeit. Staatliche Strukturen haben bis heute einen denkbar schlechten Ruf<br />

und werden mit Misstrauen beäugt. Von oben oder von außen vorgegebene Ziele werden<br />

zunächst angezweifelt. Vielmehr versuchen die Menschen, ihren eigenen Weg zu gehen<br />

oder zu improvisieren.<br />

Für deutsche Unternehmer und Arbeitgeber ist diese Einstellung nicht immer leicht zu<br />

akzeptieren. Denn sie bevorzugen geordnete Strukturen und Organisationen, um ihren<br />

Zielen näher zu kommen. Sie wissen aber zugleich auch den Einfallsreichtum der


Tschechen zu schätzen, die auf unvorhergesehene Ereignisse zuweilen kreativer<br />

reagieren können als die deutschen Kollegen.<br />

Das Misstrauen gegenüber offiziellen Strukturen zeigt sich auch in der starken Bedeutung<br />

des Privaten bis in den Berufsalltag hinein. Während Deutsche die Sachebene<br />

bevorzugen, um das Geschäft zum Abschluss zu bringen, legen Tschechen viel mehr Wert<br />

auf die zwischenmenschliche Ebene. Es ist wichtig, dass die Akteure persönlich gut<br />

miteinander auskommen.<br />

Wer viel durch das Land reist, wird feststellen, dass es große Unterschiede zwischen den<br />

beiden Regionen Böhmen und Mähren gibt. Die Mähren gelten als herzlicher, offener und<br />

optimistischer als die Böhmen. Sie sind außerdem viel gläubiger als ihre Mitbürger in den<br />

westlichen Landesteilen.<br />

Regeln für den Geschäftskontakt<br />

Deutsche Unternehmer, die lange im Land sind, ordnen ihre tschechischen<br />

Geschäftspartner zwischen Ost- und Westmentalität ein. Das macht es nicht immer<br />

leicht, die richtige Strategie für den Geschäftskontakt zu finden.<br />

Wichtig sind auf jeden Fall respektvolles und stilvolles Benehmen. Dazu gehört auch dem<br />

Anlass angemessene Kleidung und höfliche Umgangsformen (Titel und akademische<br />

Grade nicht vergessen!).<br />

Auch in Tschechien haftet den Deutschen das Klischee an, stets pünktlich und akkurat zu<br />

sein. Dem sollte bei Geschäftstreffen entsprochen werden. Umgekehrt sind auch die<br />

tschechischen Geschäftspartner in der Regel pünktlich, mit einer Karenz von maximal<br />

fünf bis zehn Minuten, die aber meist begründet werden.<br />

In das erste Treffen darf der deutsche Unternehmer nicht zu formell gehen. Thematische<br />

Türöffner wie Wetter, Sport, Berichte von der Anreise oder Privates helfen, das Eis zu<br />

brechen. Auf jeden Fall nicht gleich mit der Powerpoint-Präsentation ins Haus fallen oder<br />

eine To-Do-Liste auf den Tisch legen, die dann möglichst schnell abgearbeitet werden<br />

soll.<br />

Grundsätzliche Verhaltensweisen<br />

Wichtig ist, den Gesprächspartner ausreichend zu würdigen. Es ist gut, seinen Titel zu<br />

kennen und diesen auch in der Ansprache zu nennen. Dabei wird auf Bezeichnungen wie<br />

Herr/Frau Direktor/in, Herr/Frau Ingenieur/in oder Herr/Frau Magister ähnlich wie in<br />

Österreich viel Wert gelegt. Lediglich bei den jüngeren Tschechen verblasst diese<br />

Titeltradition.<br />

Zur Würdigung der Gesprächspartner zählt auch, nicht nur monologartig die eigenen<br />

Positionen und Vorstellungen zu präsentieren. Vielmehr sollte Raum und Zeit für<br />

Reaktionen und Gegenpositionen gegeben werden. Allerdings ist eine Diskussionskultur in<br />

Böhmen und in Mähren noch schwach entwickelt. Offen die eigene Meinung zu vertreten,<br />

war in der Geschichte des Landes meist sehr gefährlich und daher verpönt.<br />

Dagegen sind Bescheidenheit und Zurückhaltung tschechische Tugenden. Sie gehen<br />

zuweilen einher mit einem gewissen Minderwertigkeitskomplex gegenüber dem Westen.<br />

Deshalb ist es besser, auf keinen Fall zu forsch und selbstsicher aufzutreten.<br />

Da tschechische und deutsche Humorvorstellungen nicht immer kompatibel sind, sollte<br />

auf witzige Anspielungen verzichtet werden. Das gilt auch für Kritik an Missständen im<br />

tschechischen Alltag, in Politik und Verwaltung, die als deutsche Überheblichkeit oder<br />

Arroganz interpretiert werden könnte.


Ohnehin ist der Umgang mit Kritik ein wichtiger Unterschied zwischen beiden Kulturen.<br />

Tschechen sind Meister im Vermeiden von Konflikten. Probleme und schwierige Themen<br />

werden nur ungern angesprochen, im schlimmsten Fall unter den Tisch gekehrt. Denn<br />

Kritik und Fehler könnten in Sanktionen münden, so die historische Erfahrung. Daher<br />

werden mit viel Geschick und Phantasie Ausreden erfunden. Darauf muss man sich<br />

einstellen und Kritik sehr diplomatisch vorbringen.<br />

Nicht irritieren lassen darf man sich davon, dass Tschechen bei Geschäftsverhandlungen<br />

ihre persönlichen Stimmungen, Sorgen oder Emotionen mit anklingen lassen. Deutsche<br />

trennen Emotionalität und Rationalität sehr strikt. Sie führen ihre Verhandlungen fast<br />

ausschließlich sachorientiert und blenden ihre private Seite weitgehend aus. Bei<br />

Tschechen vermischen sich Berufliches und Privates mitunter stark.<br />

Das zeigt sich auch darin, wie wichtig immer noch ein enges Beziehungsgeflecht ist. Gute<br />

persönliche Kontakte zu Schlüsselposition in Wirtschaft und Verwaltung zahlen sich auf<br />

jeden Fall aus.<br />

Die erste Begegnung mit dem Geschäftspartner<br />

Erfahrene deutsche Unternehmer im Land empfehlen, für den ersten Geschäftstermin<br />

einen möglichst offiziellen Ort zu wählen, zum Beispiel die eigenen Büroräume oder die<br />

des künftigen Partners. Erst für spätere Treffen kann dann auch mal ein Restaurant<br />

angesteuert werden. Allzu frühe Gesprächstermine sind in Tschechien nicht üblich. Ab 10<br />

Uhr sind Sie auf der sicheren Seite.<br />

Grundsätzlich ist auf Terminzusagen in Tschechien Verlass. Zur Sicherheit die vereinbarte<br />

Zeit aber kurz vorher noch einmal telefonisch abklopfen. Visitenkarten sind ein Muss.<br />

Firmenunterlagen unbedingt in die Landessprache übersetzen. Nur so zeigt man den<br />

potenziellen Kunden, dass Tschechien ein wichtiger und geschätzter Markt ist. Für die<br />

Übersetzung verwenden auch kleinere deutsche Unternehmen viel Zeit und Energie.<br />

Denn gerade bei dicken Produktkatalogen mit technischen Spezialbezeichnungen ist die<br />

richtige Vokabel wichtig.<br />

Erwarten Sie keine unterschriftsreifen Verhandlungen beim ersten Gespräch. Die<br />

Tschechen wollen nicht überrumpelt werden und sich Zeit lassen für ihre Entscheidungen.<br />

Wegen der erwähnten Personenorientierung muss von Anfang an eine gute Beziehung zu<br />

Kunden, Zulieferern, Partnern und Mitarbeitern aufgebaut werden. Nicht nur als<br />

Firmenvertreter auftreten, sondern auch als Mensch mit persönlichen Interessen,<br />

Wünschen und Gefühlen. Zeigen Sie sich interessiert an Land und Leuten! Positive<br />

Bemerkungen zur Schönheit Prags oder anderer Städte, zur regionalen Küche oder zu<br />

Sporterfolgen bringen auf jeden Fall Pluspunkte.<br />

Ablauf von Besprechungen<br />

Als Kommunikationssprache ist Deutsch nicht immer zu empfehlen, auch wenn viele<br />

Tschechen die Sprache des größten Nachbarlandes sehr gut beherrschen. Doch gerade<br />

für komplizierte Verhandlungen mit vielen Fachausdrücken stoßen auch Geschäftsleute<br />

mit guten Fremdsprachenkenntnissen an ihre Grenzen. Besser also einen Dolmetscher<br />

nehmen. Ein paar tschechische Phrasen zu erlernen, kann sicherlich nicht schaden. Doch<br />

honorieren die Tschechen solcherlei Bestrebungen deutlich seltener als in anderen<br />

slawischsprachigen Ländern. Sie sind (wohl zu Recht) der Meinung, dass ihre Sprache<br />

ohnehin nur ein echter Tscheche richtig sprechen kann.<br />

Immer noch ist es wichtig, dass auf Augenhöhe verhandelt wird. Soll auf tschechischer<br />

Seite der Geschäftsführer zum Gespräch erscheinen, so schickt auch das deutsche<br />

Unternehmen im Idealfall seinen Chef persönlich. Zwar werden auch in Tschechien die<br />

Hierarchien flacher und Entscheidungskompetenz wird mehr und mehr von oben nach


unten delegiert. Doch häufig hat gerade in Großbetrieben alter Prägung das mittlere<br />

Management nicht genügend Autorität und Befugnis, um Verhandlungen bis in die<br />

entscheidenden Phasen zu führen. Ältere Mitarbeiter übernehmen aufgrund der negativen<br />

Erfahrungen während der sozialistischen Zeit oft nur ungern Verantwortung.<br />

Verzichten Sie während der Verhandlungen auf Belehrungen oder rechthaberische<br />

Standpunkte. Wichtige Absprachen sollten schriftlich fixiert werden. Allerdings würde die<br />

Anfertigung eines ausführlichen Gesprächsprotokolls eher kritisch interpretiert werden.<br />

Geschäftsessen<br />

Bei der Auswahl des Restaurants nicht knauserig sein. Das Kostenniveau in der<br />

Gastronomie ist durchweg günstiger als in Deutschland. Gerade in den<br />

Wirtschaftszentren wie Prag, Pilsen oder Brünn bieten viele Gasthäuser sehr günstige<br />

Mittagsmenüs an, die zugleich schnell serviert werden. Für kürzere Treffen empfiehlt sich<br />

auch eines der wunderschönen alten Kaffeehäuser, wo es sich in entspannter Atmosphäre<br />

ebenfalls gut verhandeln lässt.<br />

Tischreden oder Trinksprüche sind unüblich. Da in der Tschechischen Republik ein<br />

striktes Alkoholverbot am Steuer gilt, wird zu Mittag in der Regel kein Wein oder Bier<br />

konsumiert. Beim Trinkgeld sind mindestens 10% der übliche Rahmen.<br />

Der private Umgang<br />

Tschechen sind sehr heimatverbunden und entsprechend wenig mobil bei der Wahl ihres<br />

Arbeitsplatzes. Der Familienverbund spielt eine viel größere Rolle als in Deutschland. Das<br />

sollte akzeptiert und unterstützt werden.<br />

Es darf aber nicht zu schnell erwartet werden, dass ein tschechischer Geschäftspartner<br />

sein deutsches Gegenüber privat zu sich nach Hause einlädt. Bis es dazu kommt, muss<br />

schon eine sehr enge und vertrauensvolle Beziehung aufgebaut werden.<br />

Geschenke sind bei Geschäftstreffen eher unüblich und werden auf tschechischer Seite<br />

auch nicht unbedingt erwartet. Zum Jahreswechsel jedoch bedenken viele deutsche<br />

Unternehmen ihre Geschäftspartner, gute Kunden und Lieferanten mit großzügigen<br />

Präsenten. Dazu gehören hochwertige Alkoholika, Elektronikartikel oder Schreibwaren.<br />

Manche Mittelständler bilden für diesen Ausgabeposten sogar eigene Rücklagen im Laufe<br />

des Jahres.<br />

Grußkarten zu Weihnachten und zum Jahreswechsel sind im tschechischen<br />

Geschäftsleben ähnlich verbreitet wie in Deutschland. Immer mehr Firmen gehen aber<br />

dazu über, ihre Grüße elektronisch zu versenden. Das mag Zeit und Kosten sparen,<br />

verhindert aber eine persönliche Ansprache und kann schnell im virtuellen Müllkorb<br />

landen. Mit der traditionellen Postvariante ruft man sich auf jeden Fall positiv in<br />

Erinnerung.<br />

Ähnlich wichtig wie der Geburtstag ist in Tschechien der Namenstag. Da dieser in<br />

einschlägigen Kalendern leicht nachgeschlagen werden kann, empfiehlt es sich, für<br />

diesen Tag kleine Aufmerksamkeiten, Grüße und Glückwünsche bereitzuhalten.<br />

Wer mit seinen Geschäftspartnern bereits eng kooperiert oder sie noch enger an das<br />

Unternehmen binden will, kann auch versuchen, über den gemeinsamen Besuch von<br />

Sportereignissen die Beziehung aufzuwerten. Dabei ist aber zu beachten, dass Fußball<br />

nur die zweite Geige spielt. Viel populärer sind die Spiele der nationalen oder lokalen<br />

Eishockeymannschaft.<br />

Dos and Don'ts


Nicht zu sehr betonen, dass manche Dinge "in Deutschland" anders oder gar besser<br />

laufen. Hier kann man sich aushelfen mit Formulierungen wie "in den deutschsprachigen<br />

Ländern" oder "in anderen Ländern Europas".<br />

Streichen Sie das Wort "Tschechei" aus Ihrem Wortschatz! Das weckt in Tschechien allzu<br />

negative Erinnerung an die Naziherrschaft.<br />

Interpretieren Sie Schweigen nicht als Zustimmung. Wenn Ihr Gegenüber nicht<br />

widerspricht, heißt das noch lange nicht, dass er der gleichen Meinung ist.<br />

Legen Sie keine Termine auf den Freitagnachmittag, besonders nicht in der warmen<br />

Jahreszeit. Die Tschechen lieben ihre Chata (Wochenendhütte) und sind gedanklich<br />

spätestens ab 12 Uhr mittags im Grünen.<br />

Es gibt für die meisten Tschechen einige unumstößliche Wahrheiten, die gerade die<br />

Deutschen nicht allzu eifrig anzweifeln sollten. Einig sind sich die meisten Bewohner des<br />

Landes zum Beispiel darüber, dass die Benes-Dekrete und die durch sie eingeleitete<br />

Vertreibung der Deutschen nach 1945 richtig war. Das Thema spielt bis heute eine große<br />

Rolle in der öffentlichen Meinungsbildung, wie sich zuletzt beim<br />

Präsidentschaftswahlkampf Anfang 2013 gezeigt hat. Diskussionen dazu lieber<br />

vermeiden.<br />

Zu den Tabuthemen gehört auch der Beitritt Tschechiens zur Eurozone. Auch wenn die<br />

Gemeinschaftswährung vielen Firmen mehr Planungssicherheit bei ihren<br />

Auslandsgeschäften bringen würde, sind sich die Tschechen erstaunlich einig in der<br />

Ablehnung des Euro. Nur ein Viertel der großen einheimischen Unternehmen sprach sich<br />

Mitte 2013 bei einer Umfrage für die Einführung der Gemeinschaftswährung aus.<br />

Wegen weit verbreiteter Vorbehalte gegenüber Polen (und vor allem der Qualität<br />

polnischer Produkte) in Tschechien, ist es nicht ratsam, den Markt von Polen aus zu<br />

bearbeiten.<br />

Lassen Sie sich vom Negativismus der Tschechen und der (gerade in Prag)<br />

anzutreffenden Unfreundlichkeit vom Servicepersonal nicht beeindrucken. Das ständige<br />

Beklagen der Zustände im eigenen Land gehört zum Alltag.<br />

Tschechien Online, 22.8.2013, © Germany Trade & Invest 2013.<br />

Donnerstag, 22.08.2013<br />

Prager Zeitung


Donnerstag, 22.08.203<br />

europarl.europa.eu<br />

Interaktive Weltkarte: VIP-Besucher des Europäischen Parlaments<br />

Interaktive Weltkarte: Berühmte Besucher des Europäischen Parlaments<br />

Jedes Jahr besuchen Politiker, Künstler, Unternehmer und Religionsführer aus aller Welt<br />

das Europäische Parlament. Seit der ersten Europawahl 1979 sprachen bereits mehr als<br />

ein Drittel aller Staats- und Regierungschefs dieser Erde vor den EU-Abgeordneten in<br />

Straßburg oder Brüssel. Klicken und zoomen Sie sich durch unsere Weltkarte und finden<br />

Sie heraus, was berühmte Persönlichkeiten aus Deutschland und Österreich im<br />

Europaparlament forderten.


Neben Präsidenten und Kanzlern aus Österreich und Deutschland besuchten auch US-<br />

Präsident Ronald Reagan, Papst Johannes Paul II., die britische Königin Elisabeth II., der<br />

Palästinenserpräsident Jassir Arafat, der tschechische Präsident Václav Havel, der Dalai<br />

Lama und drei UN-Generalsekretäre das Europaparlament.<br />

Am häufigsten waren übrigens der jordanische König Abdullah II. und der österreichische<br />

Präsident Thomas Klestil im EU-Parlament zu Gast. Dreimal sprachen beide vor den<br />

Abgeordneten.<br />

Aus Platzgründen verzeichnet die Weltkarte nicht die Besuche der jeweiligen Staats- und<br />

Regierungschefs zu Beginn und zum Ende der sechsmonatigen EU-Ratspräsidentschaft.<br />

REF : 20130708STO16814


Freitag, 23.08.2013<br />

DNN online<br />

Boulevard<br />

Von Postkarte bis zum edlen Tropfen: Geschäfte mit der Dresdner<br />

Waldschlößchenbrücke<br />

Julia Vollmer<br />

Foto: dpa<br />

Dresden. Die Eröffnung der umstrittenen<br />

Waldschlösschenbrücke am Wochenende steht kurz<br />

bevor. Findige Unternehmer wittern ihre Chance mit dem<br />

neuen Wahrzeichen ein Geschäft zu machen. Rund um die<br />

Eröffnung planen verschiede Veranstalter ein buntes<br />

Programm Der Dresdner Winzer Ralf Walter will zur<br />

Eröffnung eine Wein-Sonderedition anbieten. Er ließ 155<br />

Flaschen Wein abfüllen, jede wird mit einem Etikett mit Jahreszahlen von 1859 bis 2013<br />

beklebt. Ein augenzwinkernder Hinweis auf die lange Bauzeit der Brücke. Denn bereits<br />

vor 159 Jahren dachte man nach Angaben des Winzers das erste Mal über die Brücke<br />

nach.<br />

Auf die Macht der Bilder verlässt sich der Freiberger Verlag „Edition Freiberg“.<br />

Gemeinsam mit der Bürgerinitiative „Pro Waldschlösschenbrücke“ gibt der Verlag eine<br />

Postkarte mit der einer Panoramaaufnahme Brücke heraus. Besucher der Eröffnung<br />

können die Postkarte für einen Euro kaufen und dann mit einem großen Beistempel<br />

versehen lassen. Komplettiert werden soll die Karte nach der Überquerung der Brücke<br />

mit einem weiteren Stempel, der kleinen Elbquerungsvignette. Im Rahmen des<br />

Brückenfestes sollen sich die „Stempelabschlagstationen“ auf beiden Seiten des Ufers der<br />

neuen Waldschlösschenbrücke zu finden sein. Philatelisten können sich auch<br />

selbstmitgebrachte Briefe oder Karten abstempeln lassen. Das kostet dann 50 Cent.<br />

Am Samstagvormittag um 10 Uhr wird eine Sonderfahrt der Dresdner Dampfschifffahrt<br />

zur Eröffnung ablegen. Nach Angaben der Veranstalter steht ein Glas Sekt für jeden<br />

Passagier zur Feier der Einweihung bereit. Die Laufszene Dresden lädt am Samstag zum<br />

kostenlosen „Waldschlösschenbrückeneröffnungslauf". Um 20.15 Uhr treffen sich alle<br />

Läufer auf Altstädter Seite und laufen über die Brücke und den <strong>Elbe</strong>radweg bevor sie<br />

schließlich wieder in der Altstadt landen.<br />

Foto: dpa<br />

Statt wie sonst am Freitag findet das Nachtskaten diesmal<br />

am Samstag statt. Die Sonderveranstaltung zur<br />

Brückeneröffnung startet am Brückenkopf Altstädter Seite<br />

(am Ende der Fetscherstraße), der Startschuss fällt 20<br />

Uhr. Wer lieber radelt, statt skatet kommt am 28. <strong>August</strong><br />

auf seine Kosten. Ab 18 Uhr lädt der Allgemeine Deutsche<br />

Fahrradclub zum Nachtradeln über die Brücke ein.<br />

Donnerstag, 22.08.2013<br />

Derstandard.at<br />

Zeman unterzeichnet Parlamentsauflösung am 28. <strong>August</strong><br />

Weg zu Neuwahlen Ende Oktober wird damit geebnet<br />

Prag - Der tschechische Staatspräsident Milos Zeman wird die Auflösung des<br />

Abgeordnetenhauses am kommenden Mittwoch, den 28. <strong>August</strong>, unterzeichnen. Zeman


sagte dies gegenüber dem Nachrichten-Portal "Parlamentnilisty.cz". Diese Entscheidung<br />

wolle der Staatschef am morgigen Freitag den Vorsitzenden der Parlamentsparteien<br />

mitteilen. "Ich gehe davon aus, dass sie höchstwahrscheinlich keine grundsätzlichen<br />

Einwände dagegen haben werden", so Zeman.<br />

Wegen der andauernden politischen Krise im Land hat das Abgeordnetenhaus am<br />

Dienstag seine Auflösung beschlossen, um vorgezogene Parlamentswahlen<br />

herbeizuführen. Diese müssen binnen 60 Tagen stattfinden, nachdem der Staatspräsident<br />

die Auflösung der Parlamentskammer mit seiner Unterschrift besiegelt hat. Zeman hatte<br />

früher erklärt, er wolle die Neuwahlen für 25. und 26. Oktober ausrufen.<br />

Bei den für Freitag geplanten Konsultationen Zemans mit den Parteichefs wird es sich<br />

nicht um separate Gespräche handeln. Zeman wolle sie gleichzeitig empfangen.<br />

Eingeladen wurden die Chefs der konservativen Demokratischen Bürgerpartei (ODS), der<br />

Sozialdemokraten (CSSD), der liberalkonservativen TOP 09, der Kommunisten (KSCM)<br />

und der Partei Öffentliche Angelegenheiten (VV). Die frühere Koalitions-Kleinpartei LIDEM<br />

wurde nicht eingeladen. (APA, 22.8.2013)<br />

Tschechien : Dutzende Festnahmen bei Neonazi-Demo gegen<br />

Roma<br />

Mdr.de<br />

In Tschechien sind Dutzende Rechtsextreme nach mehreren<br />

Demonstrationen gegen Angehörige der Roma festgenommen worden. Wie die<br />

Polizei mitteilte wurden am Sonnabend in Ostrava im Nordosten des Landes rund 60<br />

Menschen in Gewahrsam genommen, in Pilsen gab es weitere 20 Festnahmen.<br />

Straßenschlachten mit der Polizei<br />

Zuvor hatten in insgesamt acht Städten rund 1.500 Rechtsextremisten gegen die Roma-<br />

Minderheit protestiert. In Ostrava kam es dabei zu Straßenschlachten mit der Polizei, als<br />

die Rechten versuchten in ein von Roma bewohntes Viertel zu gelangen. Den<br />

Sicherheitskräften zufolge waren die Extremisten mit Knüppeln bewaffnet und warfen<br />

Steine und Feuerwerkskörper auf die Beamten. Die Polizei setzte Tränengas ein, um die<br />

Rechten von der Siedlung fernzuhalten. Insgesamt sollen in der Industriestadt rund 800<br />

Demonstranten gegen die Roma protestiert haben, die Polizei war mit 300 Mann im<br />

Einsatz. Die Demonstrationen in den anderen Städten Decin, Ceske Budejovice, Brno,<br />

Duchcov und Jicin verliefen nach bisherigen Erkenntnissen ohne Zwischenfälle.<br />

Hunderttausende klagen über Diskriminierung<br />

In der Hauptstadt Prag sowie in den Orten der Rechten-Aufmärsche gab es Gegen-<br />

Kundgebungen mit Hunderten Teilnehmern zur Unterstützung der Roma. In ganz<br />

Tschechien leben nach neuesten Schätzungen zwischen 250.000 und 300.000 Roma,<br />

meist in äußerst schwierigen wirtschaftlichen und sozialen Verhältnissen. Unter anderem<br />

ist jeder dritte Analphabet, 90 Prozent sind ohne festen Job. Die Minderheit klagt zudem<br />

über gesellschaftliche Diskriminierung in fast allen Lebensbereichen.<br />

Zuletzt aktualisiert: 25. <strong>August</strong> 2013, 14:55 Uhr


Sonntag, 25.08.2013<br />

Handeltsblatt.com<br />

Tschechien: Ex-Präsident Klaus erwägt politische Rückkehr<br />

Nach der Auflösung des tschechischen Parlaments hat sich der frühere Präsident Vaclav<br />

Klaus zu Wort gemeldet. Ihm erscheint die Lage hoffnungslos. Nun erwägt er eine<br />

Rückkehr in die Politik.<br />

Tschechiens früherer Präsident Vaclav Klaus schließt ein politisches Comeback nicht aus.<br />

Quelle: AFP<br />

PragMit deutlicher Kritik an den politischen Zuständen in seinem Land hat sich der<br />

frühere tschechische Präsident Vaclav Klaus in der Öffentlichkeit zurückgemeldet. „Die<br />

Lage erscheint mir hoffnungslos“, sagte der 72 Jahre alte konservative Politiker am<br />

Samstag im Fernsehsender CT 24. Vor der vorgezogenen Parlamentswahl Ende Oktober<br />

denke er ernsthaft über eine Rückkehr nach. „Wenn es die Chance gibt, etwas zu sagen<br />

zu haben, wäre es das wert“, sagte er mit Blick auf seine Teilnahme an der vorgezogenen<br />

Parlamentswahl Ende Oktober. Noch sei aber nichts entschieden. Zuletzt häuften sich<br />

Spekulationen in Prager Medien, dass Klaus einer konservativen und europaskeptischen<br />

Bewegung seinen Namen leihen könnte.<br />

Berliner-zeitung.de<br />

26.08.2013<br />

Neonazis in Tschechien „Über Roma wird gewohnheitsmäßig<br />

geschimpft“<br />

Protest gegen Rassismus in Pilsen.<br />

Foto: imago stock&people<br />

Die Soziologin und Roma-Expertin Barbara Tiefenbacher erklärt die Angriffe auf<br />

Roma in Tschechien mit den tiefen Vorurteilen im Land.<br />

Bei Protesten gegen Angehörige der Roma-Minderheit sind in Tschechien am<br />

Wochenende Dutzende Rechtsextremisten festgenommen worden. Allein in der<br />

mährischen Industriestadt Ostrau (Ostrava) wurden nach Polizeiangaben am Sonnabend<br />

rund 60 Menschen in Gewahrsam genommen, als sie versuchten, gewaltsam in ein von<br />

Roma bewohntes Viertel vorzudringen. Zu weiteren Neonazi-Aufmärschen kam es in<br />

Pilsen (Plzen), Tetschen (Decin), Budweis (Ceske Budejovice) und Duchcov. An<br />

Gegenkundgebungen nahmen Hunderte Menschen teil. In Tschechien leben Schätzungen


zufolge 200.000 bis 300.000 Roma, mehrheitlich in äußerst schwierigen wirtschaftlichen<br />

und sozialen Verhältnissen.<br />

Frau Tiefenbacher, waren die in Krawallen gipfelnden Demonstrationen spontan oder<br />

organisiert?<br />

Organisiert. Es wurde in etlichen Orten gleichzeitig demonstriert, so dass die Polizei ihre<br />

Kräfte nicht konzentrieren konnte. Als Hauptorganisator muss die rechtsextreme<br />

Arbeiterpartei gelten.<br />

Expertin für Roma-Migration<br />

Barbara Tiefenbacher, 29, forscht an der Universität Wien<br />

über Tschechien und die Slowakei. Sie hat in Prag am Institut für<br />

Geschichte, Sprache und Kultur der Roma studiert und 2007/08<br />

in einer ostslowakischen Roma-Siedlung unterrichtet.<br />

Am Wiener Institut für Soziologie arbeitet sie an einer<br />

Dissertation über die Wanderungsbewegungen von Roma.<br />

Gemeinsam mit zwei anderen Autoren veröffentlichte sie in diesem Jahr das Buch „Die<br />

imaginierte ‚Bettlerflut‘“, das die Berichterstattung von Medien in der österreichischen<br />

Steiermark über die Migration von Roma kritisch analysierte.<br />

Wie reagiert die Mehrheitsbevölkerung in Tschechien?<br />

Die Grundstimmung gegenüber den Roma ist ausgesprochen schlecht. Ein großer Teil der<br />

Bevölkerung schimpft über sie inzwischen so gewohnheitsmäßig wie über das Wetter. Es<br />

gilt als ausgemacht, dass die Roma das Sozialsystem ausnützen. Ein beliebter Mythos ist,<br />

Roma bekämen mehr Sozialhilfe als Nicht-Roma, was natürlich nicht stimmt. Dementis<br />

aus dem Ministerium verhallen ungehört.<br />

Das heißt, dass die Extremisten mit ihren Provokationen durchaus auf Sympathie stoßen?<br />

Ja. Im Juli ist es in Budweis sogar zu einem spontanen Krawall gekommen, der sich aus<br />

einem Sandkastenstreit entwickelt hat. Zwei kleine Kinder haben sich gestritten, die<br />

Mütter haben sich eingemischt, und am Ende standen Tschechen gegen Roma.<br />

War die Stimmung immer schon so angespannt?<br />

Latent ist sie schon lange vorhanden, aber so radikalisiert hat die Stimmung sich erst in<br />

den letzten Jahren, mit der Wirtschaftskrise. In Ostrava, einem der Brennpunkte, lag die<br />

Arbeitslosigkeit im Juni bereits bei 10 Prozent. Einige Firmen haben angekündigt, bis<br />

Jahresende weitere Tausende Arbeitskräfte zu entlassen. Es gibt in Tschechien kaum<br />

einen sozialen Wohnungsbau, dafür aber viele Fälle von Mietwucher.<br />

Leben Roma in Tschechien in abgeschlossenen Vierteln oder verstreut?<br />

Sowohl als auch. Es gibt Roma in allen Schichten und Berufsgruppen, auch akademisch<br />

gebildete. Die geben sich als solche aber meistens nicht zu erkennen. Sie fürchten die<br />

zahlreichen Stereotype und Vorurteile.<br />

Im böhmischen Pilsen demonstrierten am Sonnabend wie in<br />

anderen tschechischen Städten Rechtsextremisten gegen die<br />

Roma-Minderheit.<br />

Foto: Reuters/DAVID W CERNY<br />

Sind die tschechischen Roma Zuwanderer oder Alteingesessene?<br />

Die allermeisten böhmischen Roma und auch Sinti sind von den<br />

Nationalsozialisten verfolgt und im Zweiten Weltkrieg ermordet worden. Nur sehr wenige<br />

haben überlebt. Nach dem Krieg wurde die Migration staatlich gesteuert und viele Roma<br />

kamen aus der Slowakei nach Tschechien. Das hielt bis in die 90er-Jahre an. Die Roma in<br />

Tschechien sind aber tschechische Staatsbürger.<br />

Wie verhalten sich Politik und Medien gegenüber den Krawallen?<br />

Manche Medien spitzen die Lage effektvoll zu, unterlegen zum Beispiel Demo-Szenen mit<br />

dramatischer Musik. Die Politik hält sich auffallend zurück. Nur Präsident Milos Zeman hat<br />

– wie im Juli schon Außenminister Karl Schwarzenberg – die Krawalle verurteilt. Als<br />

Antwort hat er angemahnt, Arbeitsplätze zu schaffen, womit er Recht hat. Auch hat<br />

letztes Wochenende der Pilsener Bischof František Radkovský an einer Kundgebung zur<br />

Solidarität mit den Roma teilgenommen. Und es gibt in Tschechien, mehr als in Ungarn


oder der Slowakei, eine Zivilgesellschaft aus Roma und Nicht-Roma, die gegen diese<br />

rechtsradikalen Aufmärsche auftritt und auch Gegenaktionen organisiert.<br />

Das Gespräch führte Norbert Mappes-Niediek.<br />

TFG Transfracht und Kombiverkehr verbinden Netze<br />

Mittwoch, 28.08.2013<br />

Verkehrsrundschau.de<br />

•<br />

Frankfurt am Main. Die Bahntochter TFG Transfracht und der KV-Operateur Kombiverkehr<br />

kooperieren bei der Vermarktung der bereits bestehenden Zugverbindung von Hamburg-Billwerder<br />

nach Lovosice (Prag). Bisher war die Verbindung ein reines Kombiverkehr-Produkt.<br />

Künftig können auch die Kunden von Transfracht die Verbindung nutzen und Verkehre von den<br />

Deutschen Seehäfen bis Tschechien buchen. Die Bahntochter erweitert dadurch das eigene<br />

Netzwerk, das bislang auf Deutschland, Österreich und die Schweiz begrenzt war.<br />

Erhöhung auf fünf Abfahrten wöchentlich<br />

Durch die Kooperation zwischen TFG und Kombiverkehr kann das bestehende Angebot ab<br />

Hamburg-Billwerder mit fünf anstelle von bisher drei Abfahrten pro Woche genutzt werden. Der<br />

erste maritime Zug auf der Relation Hamburg/Waltershof – Lovosice v.v. mit ebenfalls fünf<br />

Abfahrten pro Woche startet am 2. September und wird 14 Stunden unterwegs sein.<br />

Basis für das gemeinsame Konzept ist das bestehende Produkt der Operateure Kombiverkehr und<br />

Bohemiakombi, das zusammen mit dem Marktbereich Intermodal bei DB Schenker Rail<br />

implementiert wurde. Es verbindet Hamburg-Billwerder und Lovosice (Prag) in Shuttle-Zügen<br />

miteinander. Durch die Anbindung an Hamburg-Waltershof werden nun kontinentale und maritime<br />

Verkehre verknüpft. (diwi)<br />

News Ticker<br />

Mittwoch, 28.08.2013<br />

DNN<br />

Neuwahlen: Tschechisches Parlament offiziell aufgelöst<br />

Prag (dpa) – Der tschechische Präsident Milos Zeman hat das Abgeordnetenhaus in Prag offiziell<br />

aufgelöst. Er habe einen entsprechenden Erlass unterzeichnet, teilte das Präsidialamt mit. Wegen<br />

einer schweren Regierungskrise hatte die Parlamentskammer vor mehr als einer Woche selbst ihre<br />

Auflösung beschlossen, um den Weg für Neuwahlen freizumachen. Mehr als acht Millionen Wähler<br />

sind am 25. und 26. Oktober aufgerufen, mit ihrer Stimme die 200 Parlamentssitze neu zu<br />

besetzen.


Neustadt<br />

Langburkersdorfer protestieren gegen Grenzausbau<br />

Donnerstag, 29.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Über die Raupenbergstraße sollen bald auch Lkws nach Tschechien rollen. Bei<br />

den Anwohnern macht sich eine furchtbare Sorge breit.<br />

Von Katarina Lange<br />

Der Bürgerprotest gegen den geplanten großen Grenzübergang zwischen<br />

Langburkersdorf und dem tschechischen Lobendava bekommt neuen Zündstoff. Nächstes<br />

Jahr, so viel ist gewiss, soll das Planfeststellungsverfahren zum Ausbau der<br />

Raupenbergstraße eingeleitet werden. Das geht aus einer aktuellen kleinen Anfrage der<br />

Grünen im Sächsischen Landtag hervor. Laut des sächsischen Wirtschaftsministeriums<br />

könnte der Entwurfsplan schon Ende dieses Jahres vorliegen. Sollte dann 2014 das<br />

Planfeststellungsverfahren genehmigt werden, geht es nicht mehr um die Frage, ob die<br />

schmale Ortsdurchfahrt ausgebaut wird, – sondern nur noch darum, wie.<br />

Diesen massiven Eingriff will die Bürgerinitiative aus Langburkersdorf um jeden Preis<br />

verhindern. Sie befürchtet, dass der dann zur Grenze rollende Verkehr die Anwohner<br />

übermäßig mit Lärm und Abgasen quält. Auch ihre Sicherheit sehen die<br />

Langburkersdorfer in Gefahr. Die Raupenbergstraße ist schmal, einen Fußweg gibt es<br />

bisher nicht, die Häuser stehen jetzt schon nah an der Straße. Nach dem Ausbau werden<br />

täglich Tausende Autos und auch Laster sich durch Langburkersdorf schlängeln. Die<br />

Anwohner laufen dagegen Sturm.<br />

Bei ihrem Protest wird die Bürgerinitiative nun von der Politik unterstützt. Stephan Kühn,<br />

verkehrspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, hat sich in dieser Woche<br />

ein eigenes Bild von der Situation vor Ort gemacht. „Ich habe schon viele fragwürdige<br />

Straßenbauprojekte gesehen, aber selten ein so sinnfreies wie dieses“, kritisiert Kühn die<br />

Ausbaupläne des Freistaates. Mehr als zwei Stunden lang diskutiert er mit Vertretern der<br />

Bürgerinitiative und verspricht ihnen Hilfe. „Es ist entscheidend, dass Sie ihren Protest<br />

weiter formulieren“, rät er. Die Langburkersdorfer müssten den Behörden klar machen:<br />

Sollte es wirklich zu einem Planfeststellungsverfahren kommen, werde man es keinesfalls<br />

regungslos hinnehmen.<br />

An den Haaren herbei gezogen<br />

Laut Kühn sprechen gegen den geplanten Ausbau der Raupenbergstraße weit mehr<br />

Argumente, als dafür. Die Bauarbeiten würden aus seiner Sicht massiv in die Landschaft<br />

eingreifen. Die schmale Ortsdurchfahrt ist nicht auf ganzer Länge als richtige Straße<br />

vorhanden. Mehrere Hundert Meter lang fungiert die Raupenbergstraße nur als Rad- und<br />

Wanderweg. Der Begriff Ausbau sei deshalb nicht treffend. Es gehe eher um einen<br />

Neubau. Seltsam daran ist: Der Neubau ist gar nicht im aktuellen Landesverkehrsplan<br />

aufgeführt.


Kühn erachtet zudem einen weiteren Grenzübergang als nicht notwendig. Für den Pkw-<br />

Verkehr gäbe es die Übergänge in Sebnitz, Schmilka und Sohland. „Sebnitz liegt via<br />

Luftlinie nur zehn Kilometer entfernt. Wir haben also schon ein dichtes Netz. Die Pläne<br />

sind deshalb an den Haaren herbei gezogen“, sagt er.<br />

Und dann spricht der Politiker ein weiteres Thema an, das die Langburkersdorfer schon<br />

länger umtreibt. Sie befürchten, dass über die Raupenbergstraße nach Tschechien künftig<br />

auch Lkws rollen sollen. Denn davon, dass nur Fahrzeuge bi s zu einem Gewicht von<br />

maximal 7,5 Tonnen den Übergang queren dürfen, ist bisher nicht die Rede.<br />

Eine aktuelle Information aus dem Wirtschaftsministerium nährt nun erneut die Sorge<br />

der Anwohner. In dem Schriftstück heißt es: „Der grundhafte Ausbau der Straße wird<br />

standardgemäß so erfolgen, dass alle Verkehrsarten den zukünftigen Grenzübergang<br />

nutzen können.“ Für die Langburkersdorfer ist damit klar: An ihren Grundstücken sollen<br />

tonnenschwere Lastwagen vorbei donnern. Für die Anlieger wäre das eine Katastrophe.<br />

Kühn machte der Bürgerinitiative dennoch Mut. „Durch den geplanten Ausbau ergeben<br />

sich nicht nur planerische Konflikte. Der Eingriff in die Natur ist immens. Das wird sich in<br />

den Kosten widerspiegeln. Angesichts dieser Probleme muss es ein Umdenken geben“,<br />

sagt er. Bei Straßenbauprojekten gäbe es immer Befürworter und Gegner. Bei diesem<br />

habe er bisher aber keine Befürworter gefunden. Das sollte auch den Behörden zu<br />

denken geben, die über das Vorhaben entscheiden. Es gäbe weder einen Bedarf für<br />

diesen Grenzübergang, noch Anwohner, die das unterstützen. Ganz im Gegenteil. „Kein<br />

Politiker und keine Behörde zieht sich gern ein Projekt an Land, gegen das dauerhaft<br />

protestiert wird“, motiviert er die Langburkersdorfer.<br />

Die Bürgerinitiative will den Protest nun weiter forcieren. Mithilfe der Grünen sind weitere<br />

Anfragen an das Verkehrsministerium geplant, gemeinsam wollen sie an dem Thema<br />

dranbleiben. Vor allem die geplanten Kosten sollen erfragt werden. „Im Verkehrsplan gibt<br />

es genügend Projekte, für die das vorhandene Geld mit Sicherheit nicht reicht“, sagt<br />

Kühn. Die Raupenbergstraße spielt in diesem Plan noch nicht einmal eine Rolle. Das<br />

macht den Anwohnern Hoffnung.<br />

Nachrichten<br />

Most will europäische Sportstadt werden<br />

Donnerstag, 29.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Most. In zwei Jahren will sich Most (Brüx) mit dem Titel Europäische Stadt des Sports<br />

schmücken. Dafür will die Stadt mit ihren reichhaltigen Sportangeboten werben. „Most<br />

hat eine Pferderennbahn, eine Motorsportstrecke, ein Fußballstadion, eine Schwimmhalle<br />

und einen Golfplatz“, hebt Bürgermeister Vlastimil Vozka hervor. Eines der größten<br />

Sportereignisse in der Stadt findet mit dem Czech Truck Grand Prix am kommenden<br />

Wochenende statt. Den Titel gibt es seit 2001, als mit Madrid erstmals eine<br />

Sporthauptstadt Europas gekürt wurde. In diesem Jahr ist Antwerpen Sporthauptstadt.


Inzwischen wird der Titel auch an kleinere Bewerber vergeben. Im kommenden Jahr sind<br />

es die beiden Städte Zittau aus Sachsen und Ostrava aus Tschechien. (stn)<br />

Poesie im Rosengarten<br />

von Schloss Decín<br />

Decín. Zum 13. Mal findet am kommenden Sonnabend das Lyrikfestival Zarafest im<br />

Rosengarten von Schloss Decín (Tetschen) statt. Mit dabei ist unter anderem der<br />

slowakische Autor Michal Hvorecky. Das Festival beginnt 15 Uhr. Zum Abend treten auch<br />

Bands auf. (stn)<br />

Donnerstag, 29.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Rumburk<br />

Ein Platz für ausgegrenzte Kinder<br />

Eine Kita in Rumburk will tschechische und Romakinder zusammenbringen.<br />

Dabei gibt es aber Hürden.<br />

Von Katja Zimmermann<br />

Oft ist der Alltag von Roma-<br />

Kindern in Tschechien trist<br />

und von Armut und<br />

Ausgrenzung geprägt. Eine<br />

neue Kita in Rumburk will<br />

Freude bieten und<br />

tschechische und Roma-<br />

Kinder zusammenbringen.<br />

Foto: dpa<br />

Rumburk. Die Kontrolle des<br />

Hygieneamtes ist positiv<br />

verlaufen, die Registrierung<br />

beim Schulministerium ist<br />

durch. Jetzt muss das<br />

Bauamt nur noch die neu gebauten Straßenlaternen abnehmen. Ist dass geschafft, kann<br />

die neue integrative Kindertagesstätte im evangelischen Pfarrhaus von Rumburk – der<br />

Ort geriet in den letzten Jahren immer wieder durch „Roma-Unruhen“ in die Schlagzeilen<br />

– am 1. September in Betrieb gehen. Für den Vorgänger-Kinderclub war die Förderung<br />

ausgelaufen. Das Pfarrerehepaar Simonovský in Rumburk hat jedoch diese neue<br />

Einrichtung vom Schulministerium genehmigt bekommen.<br />

„Unsere Rolle sehe ich eher darin, zu vermitteln, beide Bevölkerungsgruppen einander<br />

ein Stückchen anzunähern“, sagt Constance Simonovská. Es gehe der Kirchgemeinde<br />

also eher darum, mit sozialen Einrichtungen und Sozialarbeitern zusammenzuarbeiten als<br />

selbst Sozialarbeit zu leisten. „Kinder aus Roma-Familien zu finden ist allerdings nicht<br />

ganz einfach. Man ist nicht gewohnt, die Kinder in einen Kindergarten zu schicken und<br />

lange im Voraus zu planen“, benennt sie ein paar Schwierigkeiten. So hätten sie die 20<br />

„normalen“ Plätze schon etwa seit Mai besetzt, die vier Förderplätze noch nicht.<br />

Neben den Räumen, die letztes Frühjahr renoviert wurden, ist nun eine ehemalige<br />

Wohnung im Gebäude umgebaut worden. Damit entstanden neben einer Essensausgabe<br />

auch neue Sanitäranlagen für 24 Kinder: fünf Toiletten und Waschbecken. Arbeiten an<br />

der Elektrik, der Heizung und den Fußböden wurden durchgeführt. Finanziert wird der<br />

Umbau zum größten Teil aus Spenden – zum Teil kommen die aus der Sächsischen<br />

Landeskirche und verschiedenen sächsischen Kirchgemeinden, vom Rotary Club Zittau


und etlichen Einzelspendern. Die Einrichtungsgegenstände werden zum Teil über ein EU-<br />

Programm finanziert.<br />

Helfer für arme Familien gesucht<br />

Ganz wichtig ist nun die Anerkennung der Kita durch das Schulministerium. Das bedeutet<br />

nämlich, einen Anspruch auf regelmäßige Förderung zu haben. Daneben wird es einen<br />

Elternbeitrag geben, der ein klein wenig höher (umgerechnet etwa zehn Euro mehr) sein<br />

wird als in den städtischen Kindergärten. Im Moment werden noch Sponsoren gesucht,<br />

die diesen Elternbeitrag für vier Kinder aus sozial schwachen Familien beisteuern können.<br />

Böhmelei<br />

Gemein: Koala auf der Speisekarte<br />

Von Katja Zimmermann<br />

Donnerstag, 29.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Haben Sie schon mal „Betrunkenes Känguru“ gegessen? Dieses Gericht pries jedenfalls<br />

ein witziger Wirt in Harrachov vor einigen Jahren auf seiner Speisekarte an. Und er<br />

servierte? – Känguru in Rotweinsoße! Die Gastronomen im Riesengebirgsort scheinen<br />

jedenfalls auch heute noch sehr pfiffig zu sein: Vor der Ankündigung „Koala“ an einer<br />

Tafel am Skihang in der Nähe des Bahnhofs stutzten kürzlich sogar Einheimische und<br />

fragten sicherheitshalber noch einmal nach. Hier handelte es sich aber zum Glück nicht<br />

um frittierte australische Beutelbären, sondern einfach um die vom Wortlaut her ähnlich<br />

klingende „Kofola“ – das tschechische und slowakische National-Colagetränk.<br />

Keine Cola, sondern Tonic bestellte hingegen unlängst eine junge Frau in einer Liberecer<br />

Kneipe. Die interessierte Rückfrage des Kellners lautete: „Obyejný nebo zázvorový?“<br />

(etwa: Normales oder Ingwer-Tonic?) Sie bestellte Letzteres. Eigentlich keine schlechte<br />

Idee, den komplizierten englischen Ausdruck „Ginger Ale“ (sprich: „Dschindscherejl“)<br />

durch einen in der eigenen Sprache geläufigen zu ersetzen. Mit „Ginger Ale“ können<br />

sicher auch auf deutscher Seite viele Ältere nichts anfangen. Es geht doch nichts über ein<br />

Gläschen kühle Ingwerlimonade! Auch wenn das in Tschechien meist teurer ist als ein<br />

halber Liter Bier.<br />

Krásná Lípa Donnerstag, 29.08.2013<br />

Ein Falkenstein, bitte<br />

Krásná Lípa hat ein neues Brauhaus. Kleine Brauereien sind in Tschechien gerade der<br />

Renner.<br />

Von Steffen Neumann


Schmeckt auch schon nach<br />

zwei Wochen Lagerung – Braumeister Martin Melzer testet ein helles Falkenstejn. Foto:<br />

Jan Skvára<br />

©- keine angabe im hugo-archivsys<br />

Es ist Freitagnachmittag, und die Sonne strahlt auf den zentralen Platz von Krásná Lípa<br />

(Schönlinde). Vor dem weiß getünchten Gebäude in der nordwestlichen Ecke des Platzes<br />

sind kaum Stühle und Tische gestellt, als schon ein Paar Radtouristen Platz nimmt. „Wir<br />

machen eine Rundtour, und diese neue Brauerei wollten wir gleich einmal ausprobieren“,<br />

sagt der Mann in Radlerkluft.<br />

Drinnen sitzt Jirí Rak an einem der langen Holztische. Die Einrichtung erinnert eher an<br />

ein Lese-Café in Prag, als an ein uriges Brauhaus. Das liegt auch an dem Regal, das sich<br />

an einer Wand entlang zieht und wo Gäste ausrangierten Lesestoff finden können. „Wir<br />

wollten uns etwas von den üblichen Kneipen unterscheiden“, erklärt Jirí Rak, einer der<br />

Eigentümer des Kirnitzsch-Brauhauses, benannt nach dem Fluss, der hier in der Nähe der<br />

Stadt entspringt. Seit Anfang <strong>August</strong> hat es geöffnet.<br />

Natürlich geht es dem Tourismusmanager, der den Tourismusverband Böhmische<br />

Schweiz führt, um eine neue Attraktion für die Stadt. Und Bierliebhaber ist er auch. „Aber<br />

so ein Ambiente gab es bisher hier nicht“, sagt er. Nicht nur das Ambiente, auch die<br />

Belegschaft ist besonders. Das Brauhaus versteht sich als „soziales Unternehmen“. Die<br />

Hälfte der Arbeitsplätze ist für körperlich Behinderte oder sozial Benachteiligte reserviert.<br />

Und wer den Eindruck hat, Jirí Rak hätte das Gasthaus auch ein bisschen für sich<br />

geöffnet, liegt nicht ganz falsch. „Ich bin täglich ab 16 Uhr hier, wenn es geht“, lächelt<br />

er.<br />

Auf das Haus, in dem sich früher eine Bank und zuletzt eine Gaststätte befanden, hatte<br />

er schon lange ein Auge geworfen. Als es die Stadt vor drei Jahren verkaufte, griff er<br />

gemeinsam mit zwei Partnern zu. „Damals fing der Trend mit den Kleinbrauereien gerade<br />

an, also was lag näher, als dass auch wir das versuchen“, erzählt Rak. Heute eröffnet in<br />

Tschechien fast jede Woche eine neue Kleinbrauerei.<br />

Dass kleine Brauhäuser in Tschechien erst so spät in Mode kamen, schiebt der bekannte<br />

Bierkritiker Jan Kocka auf den Konservativismus der tschechischen Biertrinker. Andere<br />

Kreationen als die üblichen 10er- und 12er-Stammwürze-Biere wurden argwöhnisch<br />

beäugt. „Inzwischen sind die Tschechen gereist und haben mitbekommen, dass man Bier<br />

auch noch anders brauen kann“, sagt Kocka, der zugleich Vizepräsident des Verbandes<br />

der Kleinbrauereien ist.


Kocka gehörte mit der Brauerei Kocour in Varnsdorf selbst zu den Pionieren dieser<br />

Bewegung, auch wenn er sich inzwischen von Kocour verabschiedet hat. „Der Besitzer ist<br />

zu wenig experimentierfreudig“, klagt er. Gerade das sei aber für ihn der große Vorteil<br />

kleiner Brauereien. Sie könnten mit Spezialbieren den Gästen immer etwas Neues bieten.<br />

Deshalb darf man gespannt sein, was der Bierkenner seinen Fans bald in Decín<br />

(Tetschen) ausschenken wird. In der dortigen alten Brauerei wird er ab nächstes Jahr<br />

Bier ganz nach seinen Vorstellungen brauen können.<br />

Auch in Krásná Lípa knüpft das Brauhaus Kirnitzsch an eine alte Tradition an. Die<br />

ehemalige Brauerei wurde 1949 geschlossen und in den 1960er-Jahren abgerissen. „Wir<br />

orientieren uns an den alten Rezepturen“, sagt Jan Srb, neben Rak ein weiterer<br />

Eigentümer. Am Tresen werden immer vier Sorten Lagerbier gezapft: ein Helles, ein<br />

Halbdunkles, ein Gemischtes und ein dunkles Starkbier. Dazu gibt es je nach Jahreszeit<br />

ein Spezialbier. Zu Beginn ist es ein Weizenbier, das in Anspielung an den Stadtnamen<br />

mit Lindengeschmack versetzt wurde. Anfang September, wenn in Krásná Lípa der Park-<br />

Marathon gestartet wird, gibt es ein Leichtbier für Läufer. „Und zu Allerseelen brauen wir<br />

ein Räucher-Ale, also der Hopfen wurde geräuchert und das Bier ist auf englische Art<br />

gebraut“, erklärt Srb. Ein starkes Bockbier beschließt zum Advent die diesjährigen<br />

Spezialbiere.<br />

Mit solchen Angeboten will das Brauhaus auch außerhalb der Touristensaison bestehen,<br />

denn Touristen bilden die größte Gruppe unter den Gästen. Jirí Rak denkt auch an<br />

Bierverkostungen und kleine Konzerte, um Gäste ins Haus zu holen. Ab nächstes Jahr<br />

dann will Rak vermehrt auch in Sachsen werben. Schon jetzt ist alles für die deutschen<br />

Gäste vorbereitet. Denn der Name des Biers „Falkenstejn“ wurde ganz bewusst gewählt.<br />

„Einen Falkenstein haben wir sowohl in der Böhmischen als auch in der Sächsischen<br />

Schweiz“, erläutert der Tourismusmanager. Und der Satz „Jeden Falkenstejn, prosím“<br />

geht auch Deutschen leicht über die Lippen.<br />

Röhrsdorf<br />

Aroniakeks hat Bauernmarkt-Premiere<br />

Freitag, 30.08.2013<br />

Sächsische Zeitung<br />

Der sächsisch-böhmische Bauernmarkt in Röhrsdorf beendet am Wochenende seine<br />

längere Sommerpause. Zum Auftakt der zweiten Halbzeit in diesem Jahr gibt es einen<br />

Aroniamarkt. An beiden Tagen wird jeweils ab 10 Uhr alles rund um die gesunde Frucht<br />

angeboten. Dazu gehören frische Beeren, Säfte und Süßes. Eine Großröhrsdorfer Firma<br />

hat extra für Röhrsdorf einen Aroniakeks kreiert, sagt Holger Tintner vom Bauernmarkt.<br />

Zudem beantworten am Sonnabend Experten Fragen rund um die Aronia.<br />

Neben den Beeren gibt es auf dem Bauernmarkt wie gewohnt auch viele andere frische<br />

Produkte. „Bereits jetzt sind Borthener Äpfel aus der neuen Ernte ein Renner“, sagt<br />

Tintner. Außerdem gibt es seit einiger Zeit täglich frische Schnittblumen.<br />

Der nächste Höhepunkt auf dem Bauernmarkt ist dann der große Feuerwehrtag am 7.<br />

September mit Technikschau und vielen Blaskapellen. (SZ/sab)

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