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Lösung Klausur 1 - Leibniz Universität Hannover

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<strong>Leibniz</strong> <strong>Universität</strong> <strong>Hannover</strong> 16. Juli 2010<br />

Fakultät für Mathematik und Physik<br />

Prof. Dr. M. Erné, apl.Prof. Dr. T. Holm<br />

<strong>Lösung</strong>en zur <strong>Klausur</strong> “Diskrete Strukturen”<br />

Sommersemester 2010<br />

1. (a) Die Folge (F n ) n∈N sei definiert durch F 1 = F 2 = 1 und F n+1 = F n + F n−1 für<br />

n ≥ 2. Beweisen Sie mit vollständiger Induktion für alle n ∈ N<br />

n∑<br />

( ) n − k<br />

= F n+1 .<br />

k<br />

k=0<br />

(b) Beweisen Sie mit einem kombinatorischen Argument (durch Festhalten eines<br />

Elements von Teilmengen einer n-Menge) folgende Identität für alle k, n ∈ N:<br />

( ( )<br />

n n − 1<br />

k · = n · .<br />

k)<br />

k − 1<br />

n∑<br />

( n<br />

(c) Folgern Sie aus der Identität in (b): k · = n · 2<br />

k)<br />

n−1 (n ∈ N).<br />

<strong>Lösung</strong>: (a) Für n = 1 ergibt sich ( )<br />

1<br />

0 = 1 = F2 und für n = 2 haben wir ( (<br />

2<br />

0)<br />

+<br />

1<br />

1)<br />

=<br />

1 + 1 = F 3 .<br />

Sei die Formel für n bewiesen. Dann ist<br />

∑n+1<br />

( ) n + 1 − k<br />

n∑<br />

( ) ( )<br />

n + 1 − k 0<br />

=<br />

+<br />

k<br />

k n + 1<br />

k=0<br />

k=0<br />

n∑<br />

( ) n − k<br />

n∑<br />

( ) n − k<br />

=<br />

+<br />

k<br />

k − 1<br />

k=0<br />

k=0<br />

∑n−1<br />

( ) n − 1 − k<br />

= F n+1 +<br />

= F n+1 + F n = F n+2<br />

k<br />

und der Induktionsschluss ist gelungen.<br />

k=0<br />

(b) Wir zählen auf zwei Arten die Anzahl der k-elementigen Teilmengen M in n mit<br />

einem ausgezeichneten Element x ∈ M.<br />

Wir wählen zuerst die Teilmenge M, danach wählen wir darin das Element x aus.<br />

Für die Wahl der k-elementigen Teilmenge M gibt es ( n<br />

k)<br />

, für die Wahl von x aus<br />

M dann k Möglichkeiten. Insgesamt also k · (n<br />

k)<br />

.<br />

Jetzt wählen wir zuerst x und ergänzen zur Menge M. Für die Wahl von x gibt es n<br />

Möglichkeiten; ) für die Ergänzung zu einer ( k-elementigen Teilmenge M gibt es dann<br />

Möglichkeiten. Insgesamt also n ·<br />

n−1<br />

( n−1<br />

k−1<br />

(c) Nach Teil (b) ist<br />

n∑<br />

( n<br />

k · =<br />

k)<br />

k=1<br />

n∑<br />

n ·<br />

k=1<br />

k=1<br />

k−1)<br />

.<br />

( ) n − 1 ∑n−1<br />

= n ·<br />

k − 1<br />

k=0<br />

( ) n − 1<br />

= n · 2 n−1<br />

k<br />

wobei wir bei der vorletzten Gleichung eine Indexverschiebung gemacht haben und<br />

in der letzten Gleichung die binomische Formel benutzt haben.


2. (a) Wieviele Worte der Länge 9 über dem Alphabet {a, b, c, d} gibt es mit genau<br />

drei a’s, genau zwei c’s und genau drei d’s? (Ergebnis in Dezimaldarstellung.)<br />

(b) Für natürliche Zahlen k, n betrachten wir 0-1-Folgen der Länge k+n mit genau<br />

k Nullen und genau n Einsen, in denen nie zwei Nullen hintereinander stehen.<br />

Zeigen Sie, dass die Anzahl dieser Folgen gleich ( )<br />

n+1<br />

k ist.<br />

(c) Für natürliche Zahlen k und n sei d n,k die Anzahl der Permutationen der Menge<br />

n mit genau k Fixpunkten. Begründen Sie kurz die Formel d n,k = ( n<br />

k)<br />

dn−k,0 .<br />

Wieviele Permutationen der Menge 7 gibt es mit genau zwei Fixpunkten?<br />

(Ergebnis in Dezimaldarstellung.)<br />

<strong>Lösung</strong>: (a) Die gesuchte Anzahl ist gegeben durch den Multinomialkoeffizienten<br />

( ) 9<br />

=<br />

3, 2, 3, 1<br />

9!<br />

3! 2! 3! 1! = 5040.<br />

(b) Jede solche Folge entsteht auf eindeutige Weise wie folgt: Schreibe eine Folge<br />

von n Einsen; aus den n + 1 ’Zwischenräumen’ (inklusive vor der ersten und nach<br />

der letzten Eins) wähle k aus zur Platzierung der k Nullen. Daher gibt es ( )<br />

n+1<br />

k<br />

solche Folgen.<br />

(c) Wir begründen zunächst die Formel d n,k = ( n<br />

k)<br />

dn−k,0 : für eine beliebige Permuation<br />

mit genau k Fixpunkten wählen man zunächst die k Fixpunkte aus; dafür<br />

gibt es ( n<br />

k)<br />

Möglichkeiten. Auf den restlichen n − k Zahlen wird eine fixpunktfreie<br />

Permutation induziert, dafür gibt es d n−k,0 Möglichkeiten.<br />

Die Anzahl der Permutationen von 7 mit genau zwei Fixpunkten ist gegeben durch<br />

d 7,2 = ( 7<br />

2)<br />

d5,0 . Wir bestimmen also d 5,0 . Für eine fixpunktfreie Permutation gibt es<br />

zwei ) mögliche Zykeltypen: (∗ ∗)(∗ ∗ ∗) und (∗ ∗ ∗ ∗ ∗). Vom ersten Typ gibt es<br />

· 2! = 20 Permutationen, vom zweiten Typ 4! = 24. Insgesamt also d5,0 = 44 und<br />

( 5<br />

2<br />

damit d 7,2 = ( 7<br />

2)<br />

d5,0 = 21 · 44 = 924.<br />

3. Eine irreflexive und antisymmetrische Relation R auf einer Menge X mit transitivem<br />

Komplement R c = (X ×X) \ R heißt schwache Ordnung auf X.<br />

(a) Welche der folgenden Relationen sind schwache Ordnungen auf n?<br />

R = {(x, y)∈n×n : x|y}, S = {(x, y)∈n×n : x 1 nicht antisymmetrisch, also keine schwache Ordnung, da 1 ≠ 2 ≠ 1<br />

gilt. Für n = 1 ist T = ∅ allerdings eine schwache Ordnung.


(b) Sei R irreflexiv und antisymmetrisch. Ist außerdem R c transitiv, so auch R, denn<br />

wäre x R y und y R z, aber nicht x R z, so folgte x R c z und z R c y, also x R c y, im<br />

Widerspruch zu x R y.<br />

(c) R ist irreflexiv und antisymmetrisch ⇔ R d ⊆ R c ⇔ R cc ⊆ R cd<br />

⇔ R c ist total.<br />

(d) Die Abbildung R ↦→ R c ist nach (c) eine Bijektion zwischen schwachen Ordnungen<br />

und totalen Quasiordnungen. Davon gibt es nach Satz 1.22 ∑ n<br />

m=1 m!S n,m viele,<br />

für n = 4 also 1 · 1 + 2 · 7 + 6 · 6 + 24 · 1 = 75 (siehe Tabelle auf S.21 von Kapitel 1).<br />

4. Sei n ≥ 3. Besitzt ein Rad W n mit n+1 Knoten und n “Speichen” (d.h. 2n Kanten)...<br />

(a) eine Euler-Tour?<br />

(b) eine Hamilton-Tour?<br />

(c) einen Wald als Komplementärgraph? (Fallunterscheidung!)<br />

(d) einen nicht-isomorphen Graphen mit gleicher Gradfolge?<br />

<br />

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✁<br />

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❆ <br />

❅ ✁<br />

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W 8<br />

<strong>Lösung</strong>: (a) Ein Rad W n besitzt nie eine Euler-Tour, da alle Ecken bis auf maximal<br />

eine (das “Zentrum”) ungerade Valenz 3 haben.<br />

(b) Eine Rad W n besitzt stets eine Hamilton-Tour: Starte mit dem Zentrum, durchlaufe<br />

danach die Randpunkte einmal im Kreis herum und lande wieder im Zentrum.<br />

(c) Der Graph W 3 ist ein vollständiger Graph, der Komplementärgraph W 3 hat keine<br />

Kanten, ist also ein Wald. Für n = 4 ist W n disjunkte Vereinigung von einem<br />

isolierten Knoten und zwei Bäumen mit je einer Kante, also ein Wald. Für n = 5<br />

enthält W n ein Pentagon (“Drudenfuss”), ist also kein Wald. Und für n > 5 enthält<br />

W n mindestens ein Dreieck (je einen Eckpunkt überspringen), ist also ebenfalls kein<br />

Wald.<br />

(d) Ist G ein Graph mit der gleichen Gradfolge (3, 3, 3, ..., n) wie für W n , so ist der<br />

Graph G − {x} für den einzigen Knoten x vom Grad n eine disjunkte Vereinigung<br />

von Kreisen (da alle Knoten im Restgraph Valenz 2 haben). Für n ≤ 5 gibt es<br />

nur einen Kreis. Da x mit allen Punkten des Restgraphs verbunden ist, muss G<br />

für n ∈ {3, 4, 5} isomorph zu W n sein. Es gibt dann also keinen nicht-isomorphen<br />

Graphen mit gleicher Gradfolge. Für n ≥ 6 existieren allerdings zu W n nicht isomorphe<br />

Graphen mit der gleichen Gradfolge, zum Beispiel die “Zweiräder”, die durch<br />

Verbinden aller Knoten von zwei disjunkten Kreisen mit x entstehen.<br />

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✟ ❝❝❝ Z 8 ≄ W 8<br />

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