Publikationen des Umweltbundesamtes
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Standpunkte-Panorama<br />
Während auch viele andere Umweltverbände, wenngleich nicht immer so explizit und umfassend<br />
wie der BUND, insgesamt schon zahlreiche Verknüpfungen von Umweltthemen<br />
und Themen sozialer Gerechtigkeit vornehmen, erscheint eine solche Entwicklung für die<br />
Umweltbewegung als ganze nicht ganz unproblematisch. Dies bestätigt auch die derzeitige<br />
BUND-Vorsitzende Angelika Zahrnt. Für problematisch hält sie beispielsweise die noch<br />
mangelnde soziale Fachkompetenz von Umweltverbänden oder die Tatsache, dass zum<br />
einen soziale Themen in einer Umweltorganisation wie dem BUND nur von „begrenztem<br />
Interesse“ seien und der Verband zum anderen als Umweltorganisation in der Öffentlichkeit<br />
mit derartigen Themen weniger wahrgenommen werde (Politische Ökologie 2003:<br />
61).<br />
Unter Wohlfahrt versteht der BUND nicht den rein materiellen Lebensstandard, sondern<br />
Lebensqualität. Das Konzept der Lebensqualität schließt sowohl materielle als auch immaterielle,<br />
objektive als auch subjektive, individuelle als auch kollektive Komponenten ein.<br />
Wesentliche Prinzipien <strong>des</strong> BUND, Mitauftraggeber der 1996 veröffentlichten einflussreichen<br />
Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“, sind diesbezüglich beispielsweise: „langsamer,<br />
weniger, besser und schöner“, „Güterwohlstand statt Zeitwohlstand“, „gut leben statt<br />
viel haben“(Politische Ökologie 2003: 59). Dabei nimmt er eine wachstumskritische Haltung<br />
ein. Er wendet sich explizit gegen, wie Angelika Zahrnt es formuliert, „phantasie- und<br />
aussichtslose Wachstumsbeschwörer“ und setzt sich für neue Konzeptualisierungen von<br />
Wohlfahrt ein (Zahrnt 2005: 2-3). Dazu fordert er zu einer Auseinandersetzung mit der<br />
Ideologie <strong>des</strong> Wirtschaftswachstums auf:<br />
„Die Debatte aus den 70er und 80er Jahren soll nicht aufgewärmt werden, sondern sie<br />
muss auf neuen Erkenntnisgrundlagen und bei neuen Herausforderungen neu geführt werden:<br />
Wie ist das Verhältnis von Nachhaltigkeit und Wachstum?“ (Zahrnt 2005: 3)<br />
Auf der Handlungsebene strebt der BUND mittel- und langfristig Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit<br />
an und möchte dafür u.a. auch „neue Allianzen“ fördern, um das bislang recht<br />
verfestigte Bild der getrennt agierenden gesellschaftlichen Akteursgruppen aufzubrechen<br />
(Zahrnt 2001: 188-191; Zahrnt 2005: 2). Der BUND bezieht sich damit konkret sowohl auf<br />
die globale als auch auf die lokale Ebene und meint Allianzen zwischen der Politik, Umweltorganisationen,<br />
Kirchen, der Wissenschaft, Gewerkschaften, Unternehmen, dem<br />
Handwerk, den Bauern, Entwicklungshilfeorganisationen, den Konsumenten, etc. Die konkrete<br />
Arbeit von Allianzen solle nicht in strenger Arbeitsteilung ablaufen (Politische Ökologie<br />
2003: 62). Allerdings müssten sich die Aktivitäten je<strong>des</strong> Akteurs immer „an dem<br />
Themenfeld orientieren, das man bearbeitet“ (Politische Ökologie 2003: 62).<br />
2.3.2 Andere Verbände, Gewerkschaften, Kirchen<br />
Viele Verbände, beispielsweise Verbände von (christlichen) Arbeitnehmern, von Kirchen<br />
oder von Menschen mit Behinderungen, chronisch Kranken, Rentnern, Patienten, oder von<br />
Sozialhilfeempfängern beschäftigen sich vornehmlich mit Problemen sozialer Art. In die-