Der gesamte Artikel - Erklärung von Bern
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Datum: 29.05.2013<br />
Neue Luzerner Zeitung AG<br />
6002 Luzern<br />
041/ 429 51 51<br />
www.luzernerzeitung.ch<br />
Neue Luzerner Zeitung Gesamtausgabe<br />
29.05.2013 Seite 1 / 3<br />
Auflage/ Seite 118953 / 13 5570<br />
Medienart: Print Ausgaben 300 / J. Themen-Nr.: 10918675<br />
310.26<br />
Medientyp: Tages- und Wochenpresse<br />
Abo-Nr.: 1090655<br />
Auflage: 78'398<br />
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich<br />
Seite: 13<br />
Fläche: 70'577 mm²<br />
Modeunternehmen bauen nicht selbst<br />
Fabriken auf, sondern lassen in dem<br />
jeweils günstigsten Land nähen. Steigen<br />
dort die Preise, zieht die Branche einfach<br />
weiter. Genäht wird <strong>von</strong> Subunterneh-<br />
So kaufen Sie bewusster ein<br />
men, die den Zuschlag der Modehäuser<br />
bekommen.<br />
KLEIDUNG Wer beim Kleiderkauf<br />
auf faire Produktionsbedingungen<br />
achten will, hat<br />
es schwer. Viele Zertifikate<br />
verwirren. Aber der Kunde<br />
kann herausfinden, wie die<br />
Ware hergestellt wurde.<br />
NELLY KEUNE<br />
nelly.keune@luzernerzeitung.ch<br />
Mehr als 1100 Tote forderte der Zusammenbruch<br />
einer Kleiderfabrik in<br />
Bangladesch vor wenigen Wochen. Nur<br />
kurz zuvor waren mehr als 100 Arbeiterinnen<br />
in einer anderen Fabrik verbrannt.<br />
Die Menschen in Billigstländern<br />
wie Bangladesch oder Pakistan arbeiten<br />
für einen Hungerlohn unter verheerenden<br />
Arbeitsbedingungen.<br />
Nun fragen sich viele Konsumenten,<br />
was sie tun können, um die grossen<br />
Modeketten nicht bei der Ausbeutung<br />
<strong>von</strong> Menschen zu unterstützen. Aber<br />
wie soll der Konsument herausfinden,<br />
welche Kleider fair produziert wurden,<br />
wenn Hersteller oft selbst nicht genau<br />
wissen, wo die Rohstoffe für ihre Kollektionen<br />
herkommen oder wer genau<br />
an der Produktion beteiligt war? Denn<br />
«<strong>Der</strong> Preis gibt keine<br />
Auskunft darüber,<br />
unter welchen<br />
Bedingungen ein<br />
Kleidungsstück<br />
hergestellt wurde.»<br />
CHRISTA LUGINBUHL,<br />
CLEAN CLOTHES CAMPAIGN<br />
«Grün» heisst nicht fair<br />
Obwohl sich immer mehr Modefirmen<br />
mit einer «grünen» Linie schmücken,<br />
sorgen die wenigsten für Umweltstandards<br />
und faire Arbeitsbedingungen.<br />
So hat der schwedische Moderiese H &M<br />
in diesem Frühjahr eine Kollektion<br />
nachhaltiger Abendkleider und Anzüge<br />
aus alten Fischernetzen und Teppichen<br />
lanciert. Doch Öko heisst hier nicht fair.<br />
«Wie bewusst kann eine neue Modelinie<br />
sein, deren Herstellerfirma sich nach<br />
wie vor weigert, ihren Arbeiterinnen<br />
existenzsichernde Löhne zu bezahlen?»,<br />
fragt sich Christa Luginbühl <strong>von</strong> der<br />
Clean Clothes Campaign Schweiz, die<br />
sich für faire Arbeitsbedingungen in der<br />
Textilbranche einsetzt.<br />
Besonders Öko-Labels können die<br />
Konsumenten in die Irre führen. «Das<br />
Label Öko-Tex 100 ist ein Schadstofflabel<br />
- dabei wird garantiert, dass im<br />
Endprodukt gewisse Schadstoffe nicht<br />
vorhanden sind. Das Label sagt allerdings<br />
nichts über die Arbeitsbedingungen<br />
aus», erklärt Luginbühl. Zwar gebe<br />
es Biobaumwoll-Labels, die deutlich<br />
weiter gehen und auch für faire Löhne<br />
und Grundstandards bei der Herstellung<br />
stehen, generell könne man aber sagen,<br />
dass es heute im Kleidermarkt kein<br />
Produktelabel gebe, das gute Arbeitsbedingungen<br />
und faire Entlohnung garantieren<br />
könne, erklärt die Expertin.<br />
Die Fairtrade-Organisation überprüft<br />
mit ihrem Certified-Cotton-Siegel zwar<br />
die Arbeitsbedingungen in der Baumwollindustrie.<br />
Alle weiteren Produktionsschritte<br />
bleiben auch hier im Dunkeln.<br />
Orientierung für die Käufer<br />
Deutlich mehr Aussagekraft hat eine<br />
Mitgliedschaft bei der Fair Wear Foundation<br />
(siehe Grafik), der weltweit 80<br />
Modeunternehmen angehören. «Die<br />
Fair Wear Foundation ist heute diejenige<br />
Organisation, die im Textilbereich am<br />
umfassendsten und transparentesten<br />
arbeitet. Die Mitgliedschaft in dieser<br />
Initiative kann daher eine Orientierung<br />
für die Konsumenten sein», sagt Luginbühl.<br />
Weniger Orientierung biete hingegen<br />
der Preis. «<strong>Der</strong> Preis gibt keine Auskunft<br />
darüber, unter welchen Bedingungen<br />
ein Kleidungsstück hergestellt wurde»,<br />
sagt Luginbühl. Denn in den Preisen für<br />
Markenprodukte stecken viele Kosten<br />
für Werbung, Marketing oder die Ladenmieten<br />
in bester Lage. Die Herstellungskosten<br />
spielen da kaum eine Rolle. Als<br />
Konsument sollte man daher, so Luginbühl,<br />
direkt im Laden nach den Produktionsbedingungen<br />
fragen und sich<br />
darüber hinaus über das Engagement<br />
der Firma informieren (siehe Box).<br />
«Die steigende Zahl<br />
an Labels<br />
verunsichert.»<br />
MARC JOSS,<br />
DIREKTOR SWITCHER<br />
Nachhaltigkeit zahlt sich aus<br />
Dass ein klares Bekenntnis zur Nachhaltigkeit<br />
nicht nur kostet, sondern auch<br />
die Kunden lockt, zeigt die Schweizer<br />
Firma Switcher. Sie ist der Vorreiter in<br />
Sachen nachhaltige und faire Kleidung.<br />
Die 1981 gegründete Marke hat schon<br />
1998 einen Verhaltenscode für Lieferanten<br />
erarbeitet. 70 Mitarbeiter hat Switcher<br />
in der Schweiz, 20 000 Menschen<br />
sind in die Herstellung der Kleider involviert.<br />
Switcher ist auch das erste<br />
Schweizer Vollmitglied der Fair Wear<br />
Foundation. Heute werden etwa 90 Prozent<br />
ihrer Kleiderproduktion durch die<br />
Organisation überprüft. Laut Marc Joss,<br />
Direktor Verkauf und Marketing bei<br />
Switcher, sei es schwierig einzuschätzen,<br />
ob das Interesse der Kunden an fairer<br />
Kleidung in den letzten Monaten gestiegen<br />
sei, das schlechte Wetter drücke<br />
zurzeit den Verkauf Switcher stellt aber<br />
auch viele Werbegeschenke - meist bedruckte<br />
T-Shirts - für Unternehmen und<br />
Institutionen her. «Hier stellen wir ganz<br />
Medienbeobachtung<br />
Medienanalyse<br />
Informationsmanagement<br />
Sprachdienstleistungen<br />
ARGUS der Presse AG<br />
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich<br />
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01<br />
www.argus.ch<br />
Argus Ref.: 50038983<br />
Ausschnitt Seite: 1/3<br />
© Neue Luzerner Zeitung Gesamtausgabe, Luzern ZMS Monitoring Services AG Media Monitoring www.zms.ch
Datum: 29.05.2013<br />
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Seite: 13<br />
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klar eine grössere Nachfrage fest», sagt<br />
Joss.<br />
Die Institutionen und Firmen würden<br />
immer strengeren Richtlinien beim Einkauf<br />
<strong>von</strong> Promotionstextilien folgen.<br />
«Wir haben die Zertifikate und Prüfberichte<br />
für unsere Kleider. Die Einkäufer<br />
wollen über jeden Produktionsschritt<br />
Bescheid wissen, auch weil sie<br />
sich keinen Skandal leisten können.»<br />
Problematisch sieht Joss die wachsende<br />
Vermarktung <strong>von</strong> Öko- und Nachhaltigkeitslabels<br />
zum Marketingzweck. «Die<br />
steigende Zahl an Labels verunsichert<br />
die Kunden», kritisiert er.<br />
In jedem Land gebe es andere Labels,<br />
und zahlreiche Unternehmen würden<br />
einfach ihre eigene Ökolabels erfinden.<br />
Für den Kunden sei es sehr schwer<br />
nachzuverfolgen, welche Aussagekraft<br />
solche Labels wirklich haben. «Wichtig<br />
bei einem Label ist ein unabhängiges<br />
Audit, und das ist bei vielen Labels nicht<br />
gegeben», sagt Joss. Für ihn gibt es nur<br />
einen Weg, um die Situation zu verbessern:<br />
Die Kunden sollten selbst aktiv<br />
werden, nachfragen, bei den Firmen<br />
anrufen und vor dem Kauf genau hinschauen.<br />
Hier gibts Hilfe<br />
TIPPS ny. Im Internet gibt es einige<br />
Apps und Seiten, die helfen, herauszufinden,<br />
wer fair produziert:<br />
Die kostenlose iPhone-App<br />
«Fair Fashion» der Erklärung <strong>von</strong><br />
<strong>Bern</strong> zeigt, wie (un-)fair die grössten<br />
Schweizer Modefirmen ihre<br />
Kleider produzieren.<br />
www.getchanged.net: Hier<br />
findet man faire Läden und Labels.<br />
Bei der Erklärung <strong>von</strong> <strong>Bern</strong> (Tel.<br />
044 2 777 000) kann man auch<br />
eine kostenlose Broschüre zum<br />
fairen Einkaufen bestellen.<br />
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Nachhaltigkeits-<br />
Labels<br />
FAIR WEAR FOUNDATION<br />
Die Fair Wear Foundation<br />
(FWF) ist eine Organisadie<br />
Unternehmen hilft,<br />
soziale Standards zu überprüfen.<br />
Die FWF gilt in der<br />
Branche als höchster Standard,<br />
da sie sowohl aus Unternehmen<br />
als auch aus Gewerkschaften<br />
und Menschenrechtsorganisationen<br />
besteht. Über 80<br />
Unternehmen bekennen sich zu<br />
den Standards. Mitglieder sind<br />
zum Beispiel Odlo, Switcher, Transa<br />
oder Mammut.<br />
FAIRtion,<br />
WARE prüfen.<br />
MAX HAVELAAR<br />
FAIRTRADE COTTON<br />
steht für partnerschaftliche<br />
Beziehungen zu Kleinbauern,<br />
faire Preise für<br />
Baumwolle und sozial verträgliche<br />
Produktionsbedingungen.<br />
tafIJ,t f<br />
RESPECT-CODE.ORG<br />
Bei der Schweizer Kleidermarke<br />
Switcher ist<br />
respect-code org jedes Produkt mit<br />
einem Code versehen.<br />
Gibt man ihn auf der Website ein,<br />
erfährt man so gut wie alles über<br />
die Herstellung und den Transport.<br />
Es gibt genaue Angaben, wo<br />
und <strong>von</strong> wem die Rohstoffe stammen<br />
und wo der Stoff gewebt<br />
wurde.<br />
BUSINESS SOCIAL<br />
COPLIMANCE<br />
INITIATIVE<br />
Die BScI ist eine<br />
Initiative, die <strong>von</strong> Unternehmen<br />
selbst geführt wird. Die Standards<br />
werden aber <strong>von</strong> der Clean Clothes<br />
Campaign als zu niedrig erachtet.<br />
Es gehe den Unternehmen<br />
primär darum, die Geschäftsrisiken<br />
für die BSCI-Mitglieder zu<br />
reduzieren, anstatt die Probleme<br />
anzugehen, so die Kritik.<br />
smn» BSCI<br />
GLOBAL ORGANIC<br />
, 0., TEXTILE STANDARD<br />
t wird für Kleidung<br />
vergeben, die 70 bis 90<br />
Prozent Biofasern enthält.<br />
, Stellt Anforderungen bei<br />
der Herstellung und bei den<br />
sozialen Standards.<br />
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