FASZINATION STAHL
Heft 20
Heft 20
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kann in Zeiten, in denen die Stromversorgung<br />
ganz überwiegend aus erneuerbaren Energien<br />
stammen soll, nicht länger funktionieren. Eine<br />
Preisgarantie auf zwei Jahrzehnte bei unlimitierter<br />
Mengenproduktion, wie das EEG sie<br />
derzeit bietet, mag eine ideale Starthilfe sein.<br />
Für das zukünftige Stromsystem ist sie aber<br />
nicht geeignet. Das gilt zum einen für die Kosten:<br />
Im Jahr 2011 betrugen die Kosten für die<br />
Förderung 16,4 Milliarden Euro. Zehn Jahre<br />
früher lagen sie nur bei 1,6 Milliarden Euro.<br />
In zehn Jahren haben sich die Kosten also<br />
verzehnfacht. Das kann so nicht weitergehen.<br />
Ziel der Förderung muss es sein, die erneuerbaren<br />
Energien preislich wettbewerbsfähig zu<br />
machen und die Förderung stärker auf Innovationen<br />
zu fokussieren. Das gilt zum anderen<br />
aber auch für die Versorgungssicherheit. Denn<br />
für den verantwortungsvollen Umgang mit<br />
wachsenden Mengen volatiler erneuerbarer<br />
Energien muss das Gesamtsystem – Stromnetze,<br />
Back-up-Kraftwerke, Speicher, intelligente<br />
Nachfragesteuerung – entsprechend<br />
weiterentwickelt werden. Daher sollte beispielsweise<br />
der Zubau stärker daran gekoppelt<br />
werden, was das Netz verkraftet oder ob die<br />
gewonnene Energie überhaupt sinnvoll genutzt<br />
und gespeichert werden kann.<br />
Der BDI beklagt eine mangelnde Kohärenz<br />
in der Energiepolitik. Was könnte besser<br />
gemacht werden?<br />
Wesentliche energie- und klimapolitische Ziele<br />
wie die CO 2 -Reduktion, die Steigerung der<br />
Energieeffizienz und der Ausbau erneuerbarer<br />
Energien haben enge Wechselwirkungen. Der<br />
wachsende Ausbau erneuerbarer Energien in<br />
Deutschland beispielsweise senkt tendenziell<br />
die Preise für CO 2 in Europa. Wenn wir in der<br />
EU darauf mit erneuten Interventionen in den<br />
CO 2 -Markt reagieren, zahlen wir in Deutschland<br />
doppelt. Daher ist es wichtig, solche Zusammenhänge<br />
besser zu berücksichtigen.<br />
Zugleich müssen wir die politischen Vorgaben<br />
regelmäßig ganz nüchtern einem Realitätstest<br />
unterziehen. Dies gilt beispielsweise für das<br />
Ziel einer absoluten Reduktion des Strom verbrauches.<br />
Wenn dieser Test zeigt, dass es Fehlent<br />
wicklungen gibt, dann brauchen wir auch<br />
die politische Kraft, diese konsequent zu korrigieren<br />
– für die Sicherung der Lebensadern<br />
im Industrieland Deutschland.<br />
Entwicklung der Stromkosten der Stahlindustrie in Deutschland (in Millionen Euro)<br />
1.400<br />
1.200<br />
1.136 1.137<br />
1.221<br />
1.026<br />
1.090 1.190<br />
1.000<br />
873<br />
800<br />
600<br />
572<br />
700<br />
718<br />
400<br />
2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 *<br />
Stromkosten (inklusive Netz) Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz, Energiesteuer Erneuerbare-Energien-Gesetz Einpreisung der Emissionsrechte<br />
Quelle: Wirtschaftsvereinigung Stahl.<br />
* Prognose