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FASZINATION STAHL

Heft 20

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<strong>FASZINATION</strong><br />

<strong>STAHL</strong><br />

Heft 20<br />

Gewinnen Sie 2x 2<br />

VIP-Premieren-Tickets<br />

inklusive Übernachtung und<br />

Premierenfeier<br />

Strom aus der Sonne<br />

Solarkraftwerke<br />

im Kommen<br />

Bezahlbare Energie<br />

BDI-Präsident Keitel<br />

im Interview<br />

Stahl-Innovationen<br />

Ein Werkstoff macht<br />

erfinderisch


INHALTSVERZEICHNIS<br />

Editorial Peter Altmaier 3<br />

„Ohne Stahl keine Energiewende“ 4–5<br />

Zurück in die Zukunft 6–7<br />

„Unternehmen nicht schädigen“ 8–10<br />

Gefährlicher Stromstau 11<br />

Innovationen aus Stahl 12–14<br />

Schützendes Signal 15<br />

Weitere Informationen finden Sie unter www.zukunft-beginnt-mit-stahl.de<br />

Ausgabe 20 der „Faszination Stahl“ erscheint im Rahmen der Kommunikationsinitiative „Zukunft beginnt mit Stahl“. Unterstützt durch:


LIEBE LESERINNEN<br />

UND LESER,<br />

die Energiewende ist die größte wirtschaftsund<br />

umweltpolitische Herausforderung seit<br />

der Nachkriegszeit.<br />

Den alten und falschen Gegensatz von Umwelt<br />

und Wirtschaft zu überwinden, ist mir ein wichtiges<br />

und persönliches Anliegen. Eine große<br />

und moderne Volkswirtschaft wie die deutsche<br />

kann auf Dauer nur florieren, wenn sie umweltund<br />

ressourcenschonend arbeitet. Umgekehrt<br />

kann ambitionierter Umweltschutz nur gelingen,<br />

wenn auch Wirtschaft und Unternehmen dafür<br />

gewonnen werden und wenn der Standort<br />

Deutschland dadurch im Ergebnis gestärkt und<br />

nicht geschwächt wird. Gerade weil unsere<br />

umwelt- und energiepolitischen Ziele zu Recht<br />

ehrgeizig und anspruchsvoll sind, bedürfen<br />

sie einer besonders sorgfältigen Prüfung im<br />

Hinblick auf ihre möglichen Auswirkungen auf<br />

Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitsplätze. Die<br />

Unterscheidung zwischen „alten“ und „neuen“<br />

bzw. „braunen“ und „grünen“ Wirtschaftszweigen<br />

ist ebenso falsch wie schädlich. Als<br />

Umweltminister liegt mir der Erhalt möglichst<br />

vieler Standorte, Arbeitsplätze und geschlossener<br />

Wertschöpfungsketten am Herzen.<br />

Deutschland verfügt durch seine leistungsfähige<br />

und innovative Industrie über die besten<br />

Voraussetzungen für den Erfolg der Energiewende<br />

entlang der gesamten Wertschöpfungskette<br />

von der Grundstoffproduktion bis hin<br />

zum Hightech-Endprodukt. Für die Offshore-<br />

Windkraft beispielsweise sind nicht nur leistungsfähige<br />

Generatorsysteme erforderlich,<br />

sondern auch innovative Stahlwerkstoffe, die<br />

den besonderen maritimen Beanspruchungen<br />

dauerhaft standhalten – welche Leistungen<br />

hier gerade die deutsche Stahlindustrie er bringt,<br />

davon habe ich mir während meiner Sommerreise<br />

ein anschauliches Bild verschaffen können!<br />

Wenn Wirtschaft und Politik eng zusammenarbeiten,<br />

werden wir die Energiewende zum<br />

Erfolg führen. In diesem Sinne habe ich mit<br />

dem Bundesverband der Deutschen Industrie<br />

ein Memorandum zur Entwicklung einer<br />

„Green Economy“ verabschiedet. Und demnächst<br />

werde ich zusammen mit dem DIHK<br />

und anderen Verbänden eine „Mittelstandsinitiative“<br />

starten, die neue Chancen der Energiewende<br />

gerade für den Mittelstand fördern<br />

soll. Marktfähigkeit ohne Subventionen ist das<br />

wichtigste ökonomische Ziel für den Ausbau<br />

der erneuerbaren Energien. Dafür werde ich<br />

einen Verfahrensvorschlag zu einer grundlegenden<br />

Überarbeitung des EEG vorlegen, der<br />

die Probleme benennt, die gelöst werden<br />

müssen, aber auch Strategien dafür, wie wir<br />

das erreichen.<br />

Die Energiewende ist für die Bundesrepublik<br />

Deutschland die größte wirtschafts- und umweltpolitische<br />

Herausforderung seit dem Wiederaufbau<br />

nach dem Krieg. Sie ist zugleich die<br />

größte Chance, unseren Wohlstand durch Techno<br />

logieführerschaft und neues Wachstum<br />

nachhaltig zu behaupten. Wenn die Energiewende<br />

gelingt, wird Deutschland seine starke<br />

wirtschaftliche Stellung in der Welt für die<br />

nächsten Jahrzehnte festigen und ausbauen.<br />

Ihr<br />

Peter Altmaier, MdB<br />

Peter Altmaier,<br />

Bundesminister für Umwelt,<br />

Naturschutz und Reaktor sicherheit<br />

<strong>FASZINATION</strong> <strong>STAHL</strong><br />

2 | 3<br />

Herausgeber<br />

Stahl-Informations-Zentrum<br />

Postfach 10 48 42<br />

40039 Düsseldorf<br />

Kontakt<br />

V.i.S.d.P.: Horst Woeckner<br />

Tel.: 0211 6707-849<br />

Fax: 0211 6707-344<br />

horst.woeckner@stahl-info.de<br />

www.stahl-info.de<br />

Agentur<br />

Scholz & Friends Berlin GmbH<br />

20. Ausgabe, 2012<br />

Bildnachweise<br />

Cover: obs/SCHOTT AG; S. 6: Siemens Pressebild;<br />

S. 7: dpa; S. 9: BDI; S. 12: Roman Mensing; S. 13: Linde AG;<br />

S. 14: Stahl-Informations-Zentrum; S. 15: ADAC/Dirk Bruniecki,<br />

S. 15: Hardy Müller


„OHNE <strong>STAHL</strong> KEINE ENERGIEWENDE“<br />

Der Ausbau von Wind- und Solarenergie soll den deutschen Atomausstieg ermöglichen.<br />

Doch auf welchen Werkstoff setzen die erneuerbaren Energietechnolo gien?<br />

Dierk Raabe, Direktor des Max-Planck-Instituts für Eisenforschung und Leiter der<br />

Abteilung „Mikrostrukturphysik und Legierungsdesign“, im Interview zur Bedeutung<br />

von Stahl für die von der Bundesregierung beschlossene Energiewende.<br />

Herr Prof. Raabe, kann der Werkstoff Stahl<br />

eine wichtige Rolle bei der Energiewende<br />

übernehmen?<br />

Die neuesten thermischen Kraftwerke haben Wirkungsgrade<br />

bis 70 Prozent oder mehr. Wenn die<br />

Turbinen eines Kraftwerks und die ganze Peripherie,<br />

also Kessel, Leitungen und Rohre, mit modernen<br />

Stahlwerkstoffen ausgelegt werden, erhöhen<br />

sich die Wirkungsgrade, was zu enormen<br />

CO 2 -Einsparungen führt. Da liegt aus meiner<br />

Sicht ein großes Potenzial. Vielleicht sollte man<br />

wie damals bei den Automobilen eine Verschrottungsprämie<br />

für alte thermische Kraftwerke einführen<br />

und stattdessen neue bauen. Das ist viel<br />

effizienter und würde wesentlich mehr CO 2 vermeiden,<br />

als wenn wir uns nur auf die Emission bei<br />

Autos konzentrieren. Denn solche Kraftwerke<br />

wären sicherlich noch für die nächsten Jahrzehnte<br />

das energetische Rückgrat dieses Industrielandes.<br />

Forschen Sie auch in Richtung Kernfusion,<br />

um dafür neue Werkstoffe bereitzustellen?<br />

Die Fusionsforschung ist in der Tat auch ein<br />

Gebiet, für das insbesondere hochlegierte Edelstähle<br />

entwickelt werden. Auch dort haben wir<br />

Gemeinschaftsprojekte mit den Fusionsexperten,<br />

die im Karlsruher Institut für Technologie (KIT)<br />

sitzen. Dort geht es beispielsweise um spezielle<br />

Edelstähle, die nicht nur die hohen Temperaturen<br />

in der Peripherie eines Plasmareaktors verkraften,<br />

sondern zudem noch der Strahlen- und<br />

Plasmabeanspruchung standhalten müssen.<br />

Sehen Sie noch andere Bereiche, wo Stahl<br />

eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der<br />

Energiewende spielen könnte?<br />

Uns interessieren Windenergieanlagen sehr.<br />

Der globale Trend geht dahin, sie auf dem Meer<br />

zu errichten, weil dort optimale Windverhältnisse<br />

herrschen. Die Anlagen müssen weitgehend<br />

wartungsfrei laufen, da Reparatur, Wartung<br />

und Pflege einer Windkraftanlage auf See<br />

die Kosten an Land um ein Vielfaches übersteigen.<br />

Das heißt aber, die Anlagen müssen viel<br />

betriebssicherer als solche an Land ausgelegt<br />

werden. Wegen der aggressiven Umgebung<br />

mit der Seewasserkorrosion sehe ich hier noch<br />

deutliches Entwicklungspotenzial.<br />

Stahl steckt aber nicht nur in Fundament, Turm<br />

und Getriebe, sondern auch im Generator. Auch<br />

diese weichmagnetischen Materialien gilt es<br />

weiterzuentwickeln. Solche Werkstoffe sind zunehmend<br />

auch für den Bereich der Elektromobilität<br />

wichtig: In den nächsten 15 bis 20 Jahren<br />

werden sehr effektive hybride Fahrzeuge unser<br />

Straßenbild bestimmen, bei denen ein Elektromotor<br />

mit sparsamen Verbrennungsmaschinen<br />

Dierk Raabe erforscht den Zusammenhang zwischen Mikrostruktur und Eigenschaften metallischer Werkstoffe


FI<br />

HI<br />

Hamburg<br />

HI<br />

FI<br />

Rostock<br />

FI<br />

Bremen<br />

Münster<br />

Braunschweig<br />

FI<br />

Hannover<br />

HI<br />

HI<br />

Berlin<br />

gekoppelt ist. Der Kern dieser Elektromotoren<br />

ist aus weichmagnetischen Elektrostählen hergestellt,<br />

die zusätzlich durch Nanopartikel ausgehärtet<br />

werden, ohne jedoch dabei die guten<br />

magnetischen Eigenschaften einzubüßen.<br />

Ist auch die Solarthermie ein<br />

Forschungsfeld für Sie?<br />

Ja, wir haben beispielsweise bei der Entwicklung<br />

von Absorberrohren mitgearbeitet, die<br />

extrem korrosionsbeständig sein müssen, weil<br />

durch sie eine Salzschmelze zirkuliert, mit der<br />

die mit Parabolspiegeln eingefangene Sonnenwärme<br />

dem Dampfturbinenprozess zugeführt<br />

wird. Absorberrohre, Speicherbehälter für die<br />

geschmolzenen Salze und Wärmetauscher<br />

bestehen aus hochlegiertem Edelstahl. Die neu<br />

entwickelten Werkstoffe sind hochtemperaturund<br />

korrosionsbeständig. Zudem müssen sie<br />

für den Einsatz in diesem komplexen System<br />

sehr verzugsarm sein und dem sehr aggressiven<br />

Angriff der Salzschmelze standhalten.<br />

Duisburg- HI Bochum<br />

Essen<br />

Düsseldorf MPI HI<br />

Aachen<br />

FI<br />

FI<br />

Saarbrücken<br />

FI Kaiserslautern<br />

Freiburg<br />

FI<br />

Dortmund<br />

Siegen<br />

Paderborn<br />

Darmstadt<br />

FI<br />

HI<br />

Karlsruhe<br />

Stuttgart<br />

Kassel<br />

Clausthal-Zellerfeld<br />

Göttingen<br />

Ulm<br />

Ilmenau<br />

Augsburg<br />

Magdeburg<br />

FI<br />

Halle-Wittenberg<br />

Weimar<br />

Erlangen<br />

Jena<br />

Bayreuth<br />

HI<br />

MPI<br />

München<br />

HI<br />

FI<br />

FI<br />

Chemnitz<br />

FI<br />

Freiberg<br />

Cottbus<br />

Dresden<br />

FI<br />

FI<br />

<strong>FASZINATION</strong> <strong>STAHL</strong><br />

4 | 5<br />

Das Forschungsnetzwerk „Stahl“ in Deutschland<br />

37 Institute an Universitäten<br />

Stahlforschung, Stahlverarbeitung und Stahlanwendung<br />

Forschung im Bereich Stahlverarbeitung und Stahlanwendung<br />

Forschung im Bereich Stahlanwendung<br />

Stahlbezogene Forschung<br />

24 Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen<br />

FI Fraunhofer-Institute HI Helmholtz-Institute MPI Max-Planck-Institute<br />

Quelle: Wirtschaftsvereinigung Stahl.<br />

Innovationen für morgen entstehen in Wissensclustern<br />

von heute. Das „Forschungsnetzwerk<br />

Stahl“ zeugt davon in eindrucksvoller Weise.<br />

So forschen und entwickeln über ganz Deutsch -<br />

land verteilt 37 Hochschulinstitute sowie 24<br />

außeruniversitäre Zentren an Werkstoffen, die<br />

in engen Wertschöpfungsketten mit der Industrie<br />

zu marktfähigen Anwendungen von Stahl<br />

reifen. Damit leistet der intensive Wissensaustausch<br />

zwischen Forschung, Entwicklung und<br />

Produktion einen entscheidenden Beitrag, den<br />

weltweiten Spitzenplatz der Stahlindustrie in<br />

Deutschland zu verteidigen und die Entwicklung<br />

neuer Technologien zu beschleunigen.<br />

Eine strategische Investition in die Zukunft,<br />

die sich auch in der Zahl der angemeldeten<br />

Stahlpatente niederschlägt: Weltweit werden<br />

durchschnittlich 3.000 Patente rund um den<br />

Werkstoff Stahl pro Jahr angemeldet, fast<br />

1.000 alleine in Deutschland. In den letzten<br />

20 Jahren haben sich die Patent veröffentlichungen<br />

damit nahezu verdoppelt.


ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT<br />

Um Deutschland und Europa unabhängiger von Öl und Gas zu machen, setzen<br />

Forscher und Energieversorger auch auf solarthermische Kraftwerke, welche die<br />

Kraft der Sonne mittels hunderttausender Parabolspiegel in Wärme und Strom<br />

umwandeln. Die Technologie könnte die Energieversorgung revolutionieren – auch<br />

dank dem Hochleistungswerkstoff Stahl.<br />

Wenn ein Werkstoff, der bereits die industrielle<br />

Revolution vorangetrieben hat, nun auch<br />

bei der Energierevolution eine wichtige Rolle<br />

spielt, dann muss er wohl unersetzlich sein.<br />

Und fortschrittlich obendrein. Denn wo immer<br />

derzeit auf der Welt Solarkraftwerke errichtet<br />

werden, welche die Kraft der Sonne mittels<br />

langer Spiegelreihen bündeln, wird auch Stahl<br />

verbaut. Ob als Edelstahlrohr im Receiver,<br />

im Wärmetauscher oder als Metallschlauch<br />

zwischen den Kollektoren – beim Bau der riesigen<br />

Kraftwerke, die derzeit in Wüstengebieten<br />

aus dem Boden schießen, spielt Stahl eine<br />

entscheidende Rolle. Ob Windkraftanlage<br />

oder eben Solarkraftwerk: Wo Energiewende<br />

drauf- steht, ist auch Stahl drin.<br />

Auf einem Hochplateau nahe der spanischen<br />

Stadt Granada hat die solare Zukunft bereits<br />

begonnen: Auf einer Fläche von 600 Fußballfeldern<br />

stehen über 600.000 Parabolspiegel<br />

im gleißenden Sonnenlicht und produzieren<br />

Strom für eine halbe Million Haushalte. Damit<br />

ist das Kraftwerk Andasol der größte Sonnenstromproduzent<br />

der Welt.<br />

Dank der so genannten Concentrated-Solar-<br />

Power(CSP)-Technologie steht eine erprobte<br />

Form der Energiegewinnung zur Verfügung,<br />

die bereits seit über 20 Jahren in den USA<br />

genutzt wird. Infolge niedriger Ölpreise und<br />

mangelnder Wirtschaftlichkeit kamen diese<br />

Zukunftskraftwerke jedoch kaum über das<br />

Erprobungsstadium hinaus. Doch die Zeiten<br />

haben sich geändert: Öl wird knapp, der Preis<br />

schnellt in die Höhe, die Diskussion um den<br />

Klimawandel verschärft sich. Und der weltweite<br />

Hunger nach Energie wächst weiter. Umso<br />

notwendiger sind erneuerbare Energietechno -<br />

lo gien, die auch im großtechnischen Maßstab<br />

Strom liefern und Versorgungssicherheit garantieren.<br />

Für diese Aufgabe eignen sich Solarkraftwerke<br />

besonders, da sie aufgrund zugeschalteter<br />

Wärmespeicher über eine gewisse<br />

Zeit auch dann noch Energie liefern können,<br />

wenn die Sonne nicht scheint.<br />

Um Deutschland und Europa unabhängiger<br />

von Öl und Gas zu machen, setzt auch die vor<br />

einigen Jahren von deutschen Energieversorgern<br />

und Industrieunternehmen gegründete<br />

Desertec-Initiative auf Strom aus dem Sonnengürtel<br />

der Erde.<br />

Ob in Spanien, Nordafrika oder in der Mojave-<br />

Wüste in Kalifornien, wo inzwischen die zweite<br />

Anlagengeneration projektiert wird – Sonnenkraftwerke<br />

würden ohne den Hochleistungswerkstoff<br />

Stahl keine Kilowattstunde Strom<br />

liefern. „An wesentlichen Stellen der neuen<br />

Kraftwerke ist Stahl ohne Alternative“, erklärt<br />

Eckhard Lüpfert, Geschäftsführer der CSP Services,<br />

einer Firma, die sich auf die Kollektorentwicklung<br />

und Qualitätssicherung bei solarthermischen<br />

Kraftwerken spezialisiert hat.<br />

„Stahl ist hervorragend zu verarbeiten und vielfältig<br />

einsetzbar. Das sage ich vor allem als<br />

Ingenieur, der darauf achtet, welche Anwen -<br />

dungen möglich sind und welche Anforderungen<br />

der Werkstoff erfüllen muss.“<br />

Die Liste ist lang und beginnt mit der Temperaturfestigkeit:<br />

Im Gegensatz zu konventionellen<br />

Kraftwerken, wo konstante Bedingungen<br />

Neuer Geschäftsbereich<br />

„Sonnenkraftwerke wie Andasol sind für uns<br />

ein interessantes Anwendungsfeld für nahtlos<br />

gezogene Präzisionsstahlrohre, die auch im<br />

konventionellen Kraftwerksbau eingesetzt<br />

werden“, so Manfred Engelke, Marketingleiter<br />

von Salzgitter Mannesmann Precision, die für<br />

das im vergangenen Jahr ans Netz gegangene<br />

dritte Feld von Andasol Wärmetauscherrohre<br />

geliefert haben. „Die Rohre, in denen der Wärmeträger<br />

zirkuliert, bestehen aus Stahl, der<br />

höchsten Qualitätsansprüchen gerecht werden<br />

muss“, so der Marketingleiter. „Tradition trifft<br />

Zukunft – da entwickelt sich ein weiteres, zukunftsträchtiges<br />

Einsatzgebiet von Präzisionsstahlrohren<br />

in der Energiewirtschaft.“<br />

Gebündelte Sonnenkraft: Receiver-Rohr im Kollektorfeld des spanischen Solarkraftwerks Andasol


Kollektoren, so weit das Auge reicht: Der dritte Kraftwerkskomplex<br />

von Andasol ging im vergangenen Jahr ans Netz<br />

herrschen, kommt es bei solarthermischen<br />

Anlagen zu einem thermischen Auf und Ab,<br />

das dem Werkstoff eine Menge abverlangt.<br />

So werden im Betriebszustand Temperaturen<br />

von 400 Grad Celsius und mehr erreicht, während<br />

diese nachts auf –30 Grad heruntergehen<br />

können. Dann die Flexibilität: Da die Parabolspiegel<br />

in einem bestimmten Winkel der Sonne<br />

nachgeführt werden, müssen die Verbindungen<br />

zwischen den einzelnen Receivern elastisch<br />

sein, um durch die permanente Bewegung des<br />

Kollektors nicht zu verschleißen. Schließlich<br />

die Korrosionsbeständigkeit: Um künftig noch<br />

höhere Temperaturen des Wärmeträgermediums<br />

im Receiver zu erreichen und den Wirkungsgrad<br />

der Kraftwerke zu verbessern, setzen die<br />

Forscher und Anlagenbauer auf flüssiges Salz.<br />

Dies kann auf bis zu 550 Grad erhitzt werden,<br />

während das bis dato eingesetzte Thermo-Öl<br />

nur für Hitze bis 400 Grad geeignet ist. Da<br />

das Salz jedoch aggressiv ist, muss das Receiver-Rohr<br />

aus einem besonders korrosionsbeständigen,<br />

hoch legierten Edelstahl bestehen,<br />

um eine lange Lebensdauer zu gewährleisten.<br />

Die Wüste lebt<br />

CSP-Kraftwerke funktionieren nach einem einfachen<br />

Prinzip: Sonnenenergie wird in Wärme<br />

umgewandelt. Dies geschieht mittels riesiger,<br />

parabolisch geformter und in langen Reihen<br />

hintereinander aufgestellter Spiegel, welche<br />

die Sonnenstrahlung bündeln und mit bis zu<br />

80-facher Konzentration auf den Receiver leiten.<br />

Dieser besteht aus einem vakuumisolier ten,<br />

speziell beschichteten Stahlrohr, in dem ein<br />

Wärmeträger fließt. In einem Wärmetauscher<br />

erzeugt dieser Wasserdampf, der eine Turbine<br />

antreibt, die über einen Generator schließlich<br />

Strom produziert.<br />

Das energiewirtschaftliche Potenzial der CSP-<br />

Technologie ist enorm – die Wüsten der Erde<br />

empfangen in 6 Stunden mehr Sonnenenergie,<br />

als die Menschheit in einem Jahr verbraucht.<br />

<strong>FASZINATION</strong> <strong>STAHL</strong><br />

6 | 7<br />

Hohe Anforderungen<br />

Korrosion, Oxidation, Druck und Hitze stellen<br />

hohe Anforderungen an einen Werkstoff.<br />

„Die Herausforderung besteht darin, für die<br />

jewei ligen Anwendungen den besten Stahl<br />

aus zuwählen und ihn, wie etwa beim Receiver,<br />

durch eine spezielle Oberflächenbehandlung<br />

weiter zu qualifizieren“, erklärt Prof. Robert<br />

Pitz-Paal vom Institut für Solarforschung am<br />

Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt<br />

(DLR) in Köln, das seit über 30 Jahren auf einer<br />

Testplattform in Spanien verschiedene Anlagen<br />

typen solarthermischer Kraftwerke untersucht.<br />

„Wir untersuchen genau, was mit den<br />

jeweiligen Stählen passiert und ob sie die entsprechenden<br />

Anforderungen im Kraftwerkssystem<br />

erfüllen.“ Die bisherigen Ergebnisse<br />

zeigen: „Stahl ist auch unter hohem Druck<br />

stabil und liefert die nötige Dichtigkeit“, so<br />

Pitz-Paal.<br />

Doch auch in puncto Wirtschaftlichkeit ist dieser<br />

Werkstoff im solarthermischen Kraftwerksbau<br />

konkurrenzlos. „Wir nutzen ihn, weil er<br />

günstig ist und sich rechnet“, sagt CSP-Manager<br />

Lüpfert. „Stahl ist für uns das Material mit<br />

dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis.“ Mit<br />

Blick auf die Energiewende kein schlechtes Argument.<br />

Denn je schneller der grüne Strom<br />

wirtschaftlich wird, desto eher mausern sich<br />

die Sonnenkraftwerke von der ewigen Zukunftsoption<br />

zur konkurrenzfähigen Kraftwerkstechnologie.<br />

Allein in Spanien werden nach<br />

DLR-Angaben in den nächsten zwei Jahren<br />

40 neue Sonnenkraftwerke gebaut. Bis zum<br />

Jahr 2020 sollen weltweit 1.500 Anlagen mit<br />

einer Leistung von 20.000 Megawatt ans Netz<br />

gehen, was der Leistung von rund 20 Kernkraftwerken<br />

entspricht. Und die Pläne reichen<br />

weiter: Bis zum Jahr 2050 könnten nach DLR-<br />

Szenarien allein in Nordafrika und im Nahen<br />

Osten Sonnenkraftwerke mit einer Leistung<br />

von bis zu 470.000 Megawatt entstehen und<br />

damit einen maßgeblichen Beitrag zur Stromversorgung<br />

Europas leisten.<br />

Das ist ein ehrgeiziges Ziel auf dem Weg zu<br />

einer nachhaltigen Energieversorgung, die<br />

ohne Stahl nicht erreicht werden kann.


„UNTERNEHMEN NICHT SCHÄDIGEN“<br />

Gerät die Energiewende zum Risiko für den Standort Deutschland? Der Präsident<br />

des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Hans-Peter Keitel, über die Grundstoffindustrien<br />

als Rückgrat der heimischen Wirtschaft, steigende Stromkosten<br />

und den ungesteuerten Ausbau der erneuerbaren Energien.<br />

BDI-Präsident Hans-Peter Keitel<br />

Vor mehr als einem Jahr ist die Energiewende<br />

beschlossen worden. Wie verläuft die<br />

Umsetzung aus Ihrer Sicht?<br />

Die Energiewende ist ein äußerst ambitionier -<br />

tes Projekt. Die Industrie hat die Energiewende<br />

von Anfang an mitgetragen. Wir wollen gemeinsam<br />

daran arbeiten, dass die Energie -<br />

wende ein Erfolg wird. Die Aufgabe liegt aber<br />

zu einem sehr großen Teil noch vor uns. Weder<br />

Politik noch Bürger sollten vergessen, welcher<br />

Gaul den Karren zieht: Drei Viertel des aktuellen<br />

Wachstums nach dem Ende der Wirtschaftsund<br />

Finanzkrise haben die Unternehmen aus<br />

Industrie und industrienahen Dienstleistungen<br />

erzeugt. Damit haben sie den entscheidenden<br />

Beitrag geleistet, um Deutschland aus dem<br />

Krisenmodus zu bringen – und neuen Wohlstand<br />

in Form steigender Einkommen und<br />

neuer Beschäftigung zu schaffen. Die Energiewende<br />

wird weder allein durch politische<br />

Beschlüsse Realität noch durch eine breite<br />

Zustimmung der Bevölkerung. Tatsächlich<br />

können nur die Unternehmen mit ihren Beleg -<br />

schaften die Energiewende zum Erfolg machen.<br />

Mit Ideen, technischen Lösungen und Innovationen,<br />

die wir brauchen, um die Wende zu<br />

vollbringen. Mit Kapital, das erforderlich ist,<br />

um die fälligen Investitionen in neue Kraftwerke,<br />

Speicher und Netze zu stemmen. Mit Produkten,<br />

die es zu Exportschlagern in aller Welt<br />

bringen – zum Beispiel energieeffiziente<br />

Technik oder smarte Netze.<br />

Der BDI hat eine „Kompetenzinitiative<br />

Energie“ ins Leben gerufen. Welches Ziel<br />

verfolgen Sie damit?<br />

Die Energiewende zählt zu den Risiken der<br />

wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland.<br />

Ich kritisiere nicht den Beschluss an sich, sondern<br />

das Fehlen eines realistischen, ganzheitlichen<br />

Konzepts und eines Projektmanagements<br />

zu dessen Umsetzung. Mit unserer<br />

Anfang Juni angekündigten Kompetenzinitiative<br />

Energie leisten der BDI und seine Partner<br />

einen eigenen, am Erfolg ausgerichteten, konstruktiven<br />

Beitrag zur Begleitung der Politik.<br />

Wir genießen die breite Zustimmung und<br />

Unterstützung der gesamten Industrie. Mit der<br />

Kompetenzinitiative Energie und den drei


Studienbausteinen von ZEW, EWI, Dena und BCG<br />

liefern wir einen Beitrag zu Klarheit und Verlässlichkeit<br />

im Industrieland Deutschland. Der BDI<br />

hat auch eigens ein Onlineportal dazu eingerichtet<br />

unter www.energiewende-richtig.de.<br />

Durch die Energiewende steigen die Stromkosten.<br />

Was bedeutet dies für die Industrie,<br />

speziell auch die energieintensiven<br />

Unternehmen?<br />

Wir in der Industrie plädieren für eine realistische<br />

Betrachtung, wir brauchen sicheren, sauberen<br />

und bezahlbaren Strom. Wir alle, private<br />

Verbraucher wie Unternehmen, bezahlen<br />

den Preis dafür. Er gehört mit zu den höchsten<br />

in Europa. Ein großer Teil davon ist abhängig<br />

von politischen Belastungen, also Steuern und<br />

Abgaben. Wir müssen insgesamt Lösungen<br />

finden, dass dieser Aufschlag geringer wird.<br />

Dann wird das für uns alle leichter. Weniger<br />

als ein halbes Prozent der Unternehmen des<br />

produzierenden Gewerbes hat durch die EEG-<br />

Umlage Erleichterungen. Diese Erleichterungen<br />

haben gute Gründe. Dabei geht es um die<br />

Frage, wie wir im Industrieland Deutschland<br />

Arbeitsplätze gestalten. Arbeitsplätze nutzen<br />

auch dem privaten Verbraucher am meisten.<br />

Heute entfallen etwa 2,50 Euro monatlich auf<br />

den privaten Haushalt für diese Erleichterungen.<br />

Das ist ein guter Beitrag für die Arbeitsplätze<br />

in Deutschland.<br />

Welchen Beitrag können energieintensive<br />

Industrien zur Energiewende leisten?<br />

Die Empfehlung, die energieintensiven Industrien<br />

sollten ihre Energieeffizienz steigern,<br />

braucht man diesen Unternehmen sicher nicht<br />

zu geben. Schon gar nicht durch behördliche<br />

Vorgaben. Denn diese Unternehmen haben<br />

gerade aufgrund ihres hohen Energiebedarfs<br />

selbst das größte Interesse daran, ihre Kosten<br />

zu senken. Die energieintensiven Industrien<br />

und auch wir als BDI müssen Politik und Öffentlichkeit<br />

immer wieder klarmachen, dass die<br />

Sicherung der Stärken des Industrielands<br />

Deutschland entscheidend für unser wirtschaftliches<br />

Wohlergehen ist. Dazu zählen die<br />

energieintensiven Industrien als wichtiger<br />

Bestandteil unserer Wertschöpfungsketten.<br />

Diese geschlossenen Wertschöpfungsketten<br />

gehören zur weltweit bewunderten Stärke der<br />

deutschen Industrie. In Deutschland werden<br />

Güter aus einem Guss produziert. Deutschland<br />

besitzt im internationalen Vergleich beneidenswerte<br />

Industriecluster. Den Grundstoffindustrien<br />

kommt bei diesem Prozess eine<br />

Schlüs selrolle zu. Diese sind in der Regel energieintensiv,<br />

was manche zu dem leichtfertigen<br />

Fehlschluss verleitet, man solle am Standort<br />

Deutschland lieber auf sie verzichten. Die<br />

Grundstoffindustrien als industrielles Rückgrat<br />

und „enabling sector“ ermöglichen aber vielfach<br />

erst die Wertschöpfung in anderen Sektoren.<br />

Sie stellen auch die unentbehrlichen Vorprodukte<br />

für eine erfolgreiche Energiewende<br />

bereit. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit<br />

dieser Unternehmen ist essenziell. Sie<br />

durch überhöhte Energiekosten mutwillig<br />

zu schädigen, ist wirtschaftspolitisch unverantwortbar<br />

– auch gegenüber zukünftigen<br />

Generationen.<br />

Sind nicht angesichts der steigenden Kosten<br />

aus der Förderung erneuerbarer Energien<br />

grundlegende Reformen notwendig?<br />

Ja, das EEG mit seiner ungesteuerten Mengenförderung<br />

– unabhängig von der tatsächlichen<br />

Nachfrage – und seinem Einspeisevorrang<br />

EEG-Strommengen und EEG-Auszahlungen 2000–2016 (ab 2012: Prognose der Übertragungsnetzbetreiber)<br />

EEG-Strommenge in GWh EEG-Auszahlungen* in Mio. €<br />

<strong>FASZINATION</strong> <strong>STAHL</strong><br />

220.000 24.000<br />

8 | 9<br />

200.000<br />

20.000<br />

160.000 16.000<br />

120.000 12.000<br />

80.000 8.000<br />

40.000<br />

4.000<br />

0 0<br />

2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016<br />

Solarenergie Wind onshore und offshore Andere erneuerbare Energien (Biomasse, Wasser, Gase, Geothermie)<br />

* EEG-Auszahlungen: EEG-Vergütung, Marktprämie und PV-Eigenverbrauchsregelung.<br />

Quelle: 2000–2010: EEG Jahresabrechnungen; 2012–2016: EEG Mittelfristprognose vom 15.11.2011.


kann in Zeiten, in denen die Stromversorgung<br />

ganz überwiegend aus erneuerbaren Energien<br />

stammen soll, nicht länger funktionieren. Eine<br />

Preisgarantie auf zwei Jahrzehnte bei unlimitierter<br />

Mengenproduktion, wie das EEG sie<br />

derzeit bietet, mag eine ideale Starthilfe sein.<br />

Für das zukünftige Stromsystem ist sie aber<br />

nicht geeignet. Das gilt zum einen für die Kosten:<br />

Im Jahr 2011 betrugen die Kosten für die<br />

Förderung 16,4 Milliarden Euro. Zehn Jahre<br />

früher lagen sie nur bei 1,6 Milliarden Euro.<br />

In zehn Jahren haben sich die Kosten also<br />

verzehnfacht. Das kann so nicht weitergehen.<br />

Ziel der Förderung muss es sein, die erneuerbaren<br />

Energien preislich wettbewerbsfähig zu<br />

machen und die Förderung stärker auf Innovationen<br />

zu fokussieren. Das gilt zum anderen<br />

aber auch für die Versorgungssicherheit. Denn<br />

für den verantwortungsvollen Umgang mit<br />

wachsenden Mengen volatiler erneuerbarer<br />

Energien muss das Gesamtsystem – Stromnetze,<br />

Back-up-Kraftwerke, Speicher, intelligente<br />

Nachfragesteuerung – entsprechend<br />

weiterentwickelt werden. Daher sollte beispielsweise<br />

der Zubau stärker daran gekoppelt<br />

werden, was das Netz verkraftet oder ob die<br />

gewonnene Energie überhaupt sinnvoll genutzt<br />

und gespeichert werden kann.<br />

Der BDI beklagt eine mangelnde Kohärenz<br />

in der Energiepolitik. Was könnte besser<br />

gemacht werden?<br />

Wesentliche energie- und klimapolitische Ziele<br />

wie die CO 2 -Reduktion, die Steigerung der<br />

Energieeffizienz und der Ausbau erneuerbarer<br />

Energien haben enge Wechselwirkungen. Der<br />

wachsende Ausbau erneuerbarer Energien in<br />

Deutschland beispielsweise senkt tendenziell<br />

die Preise für CO 2 in Europa. Wenn wir in der<br />

EU darauf mit erneuten Interventionen in den<br />

CO 2 -Markt reagieren, zahlen wir in Deutschland<br />

doppelt. Daher ist es wichtig, solche Zusammenhänge<br />

besser zu berücksichtigen.<br />

Zugleich müssen wir die politischen Vorgaben<br />

regelmäßig ganz nüchtern einem Realitätstest<br />

unterziehen. Dies gilt beispielsweise für das<br />

Ziel einer absoluten Reduktion des Strom verbrauches.<br />

Wenn dieser Test zeigt, dass es Fehlent<br />

wicklungen gibt, dann brauchen wir auch<br />

die politische Kraft, diese konsequent zu korrigieren<br />

– für die Sicherung der Lebensadern<br />

im Industrieland Deutschland.<br />

Entwicklung der Stromkosten der Stahlindustrie in Deutschland (in Millionen Euro)<br />

1.400<br />

1.200<br />

1.136 1.137<br />

1.221<br />

1.026<br />

1.090 1.190<br />

1.000<br />

873<br />

800<br />

600<br />

572<br />

700<br />

718<br />

400<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 *<br />

Stromkosten (inklusive Netz) Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz, Energiesteuer Erneuerbare-Energien-Gesetz Einpreisung der Emissionsrechte<br />

Quelle: Wirtschaftsvereinigung Stahl.<br />

* Prognose


GEFÄHRLICHER STROMSTAU<br />

Der stockende Ausbau der Übertragungsnetze setzt die Energiewende aufs<br />

Spiel. Bisher liegt das Mammutprojekt weit hinter Plan – und droht damit auch<br />

der Stahlindustrie zu schaden.<br />

Eigentlich war das Stromnetz bis 1998 genau<br />

so, wie es die Befürworter der Energiewende<br />

für die Zukunft gerne hätten: dezentral. Kraftwerke<br />

standen da, wo der meiste Strom verbraucht<br />

wurde, die Stromleitungen blieben<br />

möglichst kurz. Zwischen den Kraftwerken<br />

spannten die Energieversorger ein Leitungsnetz,<br />

dessen Aufgabe zum einen der regionale<br />

Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch, zum<br />

anderen der Stromtransport über mittlere Distanzen<br />

war, falls einmal ein Kraftwerk ausfällt.<br />

Doch so konnte das Stromnetz nicht bleiben.<br />

Seit dem EU-Beschluss von 1996 zur Liberalisierung<br />

des Strommarktes sind die regionalen<br />

Versorgungsmonopole weggefallen. Der zunehmende<br />

Handel mit Strom erforderte einen Ausbau<br />

der Verbindungen. Vor allem aber stellt die<br />

Energiewende das Stromnetz vor neue Herausforderungen.<br />

Die Kernkraftwerke gehen bis<br />

2022 vom Netz. Zugleich soll der Anteil erneuerbarer<br />

Energien an der Stromerzeugung erheblich<br />

ausgebaut werden, bis 2050 auf 80 Prozent.<br />

Heute liegt er bei rund 20 Prozent.<br />

Windkraft- und Solaranlagen werden jedoch<br />

nicht dort gebaut, wo besonders viel Strom verbraucht<br />

wird, sondern an jenen Orten, wo die<br />

Ausbeute günstig ist – Windräder in windreichen<br />

und große Solarparks in sonnigen Gebieten.<br />

Mit der Folge, dass der erzeugte Strom über<br />

größere Distanzen zu den Verbrauchern transportiert<br />

werden muss. Dabei massieren sich an<br />

wind-und sonnenreichen Tagen die Ungleichgewichte.<br />

Kommt es zu Engpässen mit Überlastungen,<br />

drohen Stromausfälle. Für energieintensive<br />

Industrien wie die Stahlindustrie können bereits<br />

kurze Unterbrechungen der Stromversorgung<br />

zu kostspieligen Störungen an den Produktionsanlagen<br />

führen und umfangreiche Reparaturen<br />

nach sich ziehen. Bei längerfristigen Netzunterbrechungen<br />

kommt es durch die Produktionsausfälle<br />

zudem zu erheb lichen Verlusten. „Eine<br />

stabile Energieversorgung ist eine grundlegende<br />

Voraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit<br />

unseres Standortes“, erklärt Hans-Jürgen Kerkhoff,<br />

Präsident der Wirtschaftsvereinigung Stahl.<br />

„Daher ist der Ausbau der Netze auch wichtig<br />

für Wohlstand und Erhalt der Arbeitsplätze in<br />

unserem Land.“ Unvermeidbar ist, dass durch<br />

den Ausbau des Stromnetzes die Netzkosten für<br />

die Stromverbraucher steigen werden. Auf rund<br />

57 Milliarden Euro wird der Aufwand für Netzausbau,<br />

Anschluss der Offshore-Windparks<br />

und Verstärkung der regionalen Verteilernetze<br />

geschätzt. Dies führt zu einem deutlichen Aufschlag<br />

auf die Netzgebühren. „Wir diskutieren<br />

viel über die steigende Umlage zur Finanzierung<br />

der erneuerbaren Energien und ihre Bedeutung<br />

für private Verbraucher wie auch für<br />

die im internationalen Wettbewerb stehenden<br />

energieintensiven Betriebe“, so Kerkhoff. „Oft<br />

wird übersehen, dass auch die Kosten des Netzausbaus<br />

unter diesem Aspekt gesehen werden<br />

müssen. Der Umbau der Energieversorgung<br />

muss mit wirtschaftlichem Augenmaß erfolgen.“<br />

In Deutschland liegt der Fokus der Netzbetreiber<br />

auf dem Ausbau von Höchstspannungs-<br />

Stromleitungen, die von Norden nach Süden<br />

führen, sowie Querverbindungen vom Rheinland/Ruhrgebiet<br />

in Richtung Lausitz. Die Netzbetreiber<br />

gehen für die kommenden 10 Jahre<br />

von einem Bedarf von 3.800 Kilometer neuer<br />

Höchstspannungs-Drehstrom- und Hochspannungs-Gleichstromstrecken<br />

aus. Zusätzlich<br />

müssten 4.400 Kilometer bestehender Leitungen<br />

leistungsfähiger ausgebaut werden.<br />

Dabei drängt die Zeit, wie Jochen Homann, Präsident<br />

der Bundesnetzagentur, deutlich macht:<br />

„Mehr Tempo beim Ausbau der Übertragungsnetze<br />

ist ein entscheidender Schlüssel für das Gelingen<br />

der Energiewende. Nur so können wir die<br />

rasch wachsende und stark schwankende Stromerzeugung<br />

aus erneuer baren Energien erfolgreich<br />

in das Gesamt system integrieren und zugleich<br />

die Netzstabi lität insgesamt sicherstellen.“<br />

Dass Homann auf Geschwindigkeit pocht, hat<br />

seinen Grund. Bereits vor der Energiewende<br />

hatte die jetzige Bundesregierung im Energieleitungsausbaugesetz<br />

24 Netzausbauprojekte für<br />

vordringlich erklärt, im Umfang von 1.834 Kilometern.<br />

Davon sind heute gerade einmal 214 Kilometer<br />

gebaut. Einige Projekte sind mittlerweile<br />

1 bis 5 Jahre im Verzug. „Diese Ausbaumaßnahmen,<br />

die in der Zuständigkeit der Länder geplant<br />

werden, weisen teilweise deutliche Verzögerungen<br />

auf“, bestätigt Homann. Es sei daher entscheidend,<br />

dass auf Grundlage des im letzten<br />

Jahr verabschiedeten Netzausbaubeschleunigungsgesetzes<br />

die Lücke zwischen Bedarf und<br />

tatsächlichem Ausbau zügig geschlossen werde.<br />

Für den Ausbau der Übertragungsnetze erarbeiten<br />

die 4 Netzbetreiber derzeit einen Netzentwicklungsplan<br />

für die kommenden 10 Jahre,<br />

der von der Bundesnetzagentur geprüft und<br />

bestätigt wird. Damit Planfeststellungsverfahren<br />

für länderübergreifende Leitungen künftig<br />

auf Bundesebene erfolgen, soll Ende 2012 eine<br />

entsprechende Verordnung vorgelegt werden.<br />

Planung und Genehmigung würden dann nur<br />

4 statt 10 Jahre dauern.<br />

Die Betroffenen reagieren auf die Planung des<br />

Trassenverlaufs häufig sehr sensibel, besonders,<br />

wenn sie sich unzureichend eingebunden fühlen.<br />

Sie gründen Bürgerinitiativen und ver suchen,<br />

den Ausbau der Netze zu blockieren. „Es ist<br />

wichtig, die Bürger schneller und umfassender<br />

zu beteiligen, um so die Akzeptanz zu erhöhen<br />

und eine Beschleunigung zu erreichen“, betont<br />

Homann. Vielleicht kann zur Lösung des Ausbaustaus<br />

auch technisch beigetragen werden.<br />

So setzt ein Unternehmen aus Massachusetts/<br />

USA auf Strommasten in Form riesiger stählerner<br />

Skulpturen, um somit eine größere Akzeptanz<br />

in der Bevölkerung zu erreichen.<br />

Ob am Ende dieser Vorschlag oder noch andere<br />

Ideen das Rennen machen: Stahl ist als<br />

Werkstoff stets dabei, sei es bei den Strommasten,<br />

den Leitungen oder in den Umspannwerken.<br />

Stahlbleche und -profile bilden die<br />

stabile Struktur der Masten, Betonstahl in den<br />

Fundamenten sorgt für die solide Basis, hochfeste<br />

Stahldrähte geben den Leitungen ihre<br />

Zu verlässigkeit, während moderne Elektrobleche<br />

die Effizienz von Umspannwerken steigern.<br />

<strong>FASZINATION</strong> <strong>STAHL</strong><br />

10 | 11


INNOVATIONEN AUS <strong>STAHL</strong><br />

Ein Werkstoff inspiriert: Beim Stahl-Innovationspreis 2012 schickten Architekten<br />

und Ingenieure, Forscher, Designer und Handwerker bahnbrechende Anwendungen<br />

ins Rennen. Die „Faszination Stahl“ stellt drei Gewinner des Wettbewerbs vor.<br />

Stählerne Schlange: Die Spannbandbrücke „Slinky springs to fame“ schwingt sich über den Rhein-Herne-Kanal<br />

Große Bühne für Innovation der Extraklasse:<br />

Alle drei Jahre verleiht das Stahl-Informations-<br />

Zentrum den Stahl-Innovationspreis, der außergewöhnliche<br />

Ideen und Entwicklungen rund um<br />

das Thema Stahl fördern und bekannt machen<br />

will. Ausgezeichnet werden Innovationen in den<br />

Kategorien Produkte aus Stahl, Bauteile und<br />

Systeme aus Stahl für das Bauen, Stahl in Forschung<br />

und Entwicklung/Verfahren sowie Stahldesign.<br />

Ein Sonderpreis wird zum Thema „Klimaschutz<br />

mit Stahl“ verliehen. Mit insgesamt 658<br />

eingereichten Projekten erzielte der Innovationspreis<br />

eines der besten Ergebnisse seiner 23-jährigen<br />

Geschichte. Weitere Informationen unter<br />

www.stahl-innovationspreis.de<br />

„Slinky springs to fame“ (Kategorie: Bauen)<br />

Finden Form und Funktion zusammen, kann in<br />

der Architektur Großartiges entstehen. Im Fall<br />

der Fußgängerbrücke „Slinky springs to fame“,<br />

die sich in Oberhausen seit vergangenem Jahr<br />

über den Rhein-Herne-Kanal spannt, erschufen<br />

ihre Erfinder weit mehr als nur ein Bauwerk,<br />

das von einer Uferseite zur anderen führt. Entstanden<br />

ist nichts Geringeres als ein neues<br />

Wahrzeichen für die Ruhrgebietsstadt.<br />

Im Kontext der „Emscherkunst 2010“ hat der<br />

Frankfurter Künstler Tobias Rehberger die kühne<br />

Konstruktion entworfen, die vom Berliner<br />

Ingenieurbüro schlaich bergermann und partner<br />

geplant und konstruiert wurde. Eine Skulptur,<br />

die sich wie eine riesige schwingende Spirale<br />

über den Schifffahrtskanal schlängelt, eine<br />

Brücke, die dank ihrem minimalen Materialeinsatz<br />

frei über dem Wasser zu schweben<br />

scheint.<br />

Ihr Name stammt von der „laufenden“ Stahlschraubenfeder<br />

„Slinky“, jenem amerikanischen<br />

Spielzeug, das seinen Siegeszug durch<br />

die Kinderzimmer der Welt angetreten hat. Und<br />

so umhüllen insgesamt 496 überdimen sionale<br />

Spiralwindungen die Brücke und machen aus<br />

dem funktionalen Bauwerk ein begehbares<br />

Kunstwerk, das die Oberhausener von Anfang<br />

an in ihr Herz geschlossen haben. Jedes Detail<br />

von „Slinky Spring“ ist dabei eine Maßanfertigung<br />

– von den einzelnen Spiralen bis<br />

hin zu den Edelstahlseilnetzen des Geländers.


„Innovation ist unser Rohstoff“<br />

Linde-Vorstandschef Wolfgang Reitzle, Schirmherr des diesjährigen Wettbewerbs,<br />

über deutsche Technologieführerschaft und eine nachhaltige Energiewirtschaft.<br />

Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten<br />

Faktoren für die hohe Innovationskraft der<br />

deutschen Wirtschaft?<br />

Die Innovationskraft der deutschen Unternehmen<br />

hat Tradition. Sie geht zurück auf Persönlichkeiten<br />

wie Werner von Siemens, Alfred<br />

Krupp oder Carl von Linde. Sie haben mit ihrer<br />

Begeisterung für Technologie und Forschung<br />

wichtige Entwicklungen vorangetrieben, die<br />

heute noch prägend sind für ganze Industriezweige.<br />

Als rohstoffarmes Land sind wir darauf<br />

angewiesen, innovativ zu sein, sonst können<br />

wir im internationalen Wettbewerb nicht<br />

bestehen. Deshalb ist es so wichtig, dass wir<br />

uns nicht auf unserer Geschichte ausruhen,<br />

sondern weiterhin entschlossen für neue Technologien<br />

eintreten.<br />

Welchen Anteil hat das eng geknüpfte Forschungsnetzwerk<br />

an den technologischen<br />

Spitzenleistungen der deutschen Industrie?<br />

Einen großen. Die enge Kooperation zwischen<br />

Unternehmen, Universitäten und Forschungszentren<br />

bildet die Grundlage für Spitzenleistungen<br />

in Forschung und Entwicklung. In diesem<br />

Zusammenspiel gilt es, die besten Absolventen,<br />

die alles dafür tun, wirklich Neues zu<br />

entdecken, weiter zu fördern. Wir brauchen ein<br />

Netzwerk, das auch die Grundlagenforschung<br />

unterstützt, und wir benötigen die Unternehmen,<br />

die auf dieser Basis Produkte zur Serienreife<br />

bringen, die auf der Welt tatsächlich<br />

nachgefragt werden.<br />

Was muss aus Ihrer Sicht getan werden,<br />

damit die Energiewende in Deutschland ein<br />

Erfolg wird?<br />

Eine wesentliche Voraussetzung für unsere<br />

Industriegesellschaft und damit für unseren<br />

Wohlstand ist die Verlässlichkeit und Bezahlbarkeit<br />

von Energie. Deshalb muss die Politik<br />

endlich ein durchdachtes, tragfähiges Energiekonzept<br />

vorlegen, das den Anforderungen des<br />

Industriestandorts Deutschland gerecht wird.<br />

Dazu gehört auch die Entbürokratisierung von<br />

Genehmigungsverfahren für wichtige Energie-<br />

Infrastrukturprojekte wie beispielsweise der<br />

schnellen Ausbau des Stromnetzes. Gleichzeitig<br />

muss die Wettbewerbsfähigkeit der energieintensiven<br />

Unternehmen gewahrt bleiben. Und,<br />

ganz wichtig: Im Sinne einer nachhaltigen<br />

Energiewirtschaft sollten wir insbesondere<br />

solche Technologien gezielt fördern, die dazu<br />

beitragen, die Energieeffizienz zu verbessern<br />

und die CO 2 -Emissionen weiter zu senken.<br />

<strong>FASZINATION</strong> <strong>STAHL</strong><br />

Über 400 Meter misst der Fuß- und Radweg<br />

der Brücke. Die gut 2,50 Meter breite Lauffläche<br />

besteht aus Fertigteilplatten in 16 unterschiedlichen<br />

Farben und wird nachts angestrahlt. Um<br />

die erforderliche Durchfahrtshöhe für Schiffe<br />

von 10 Metern über dem Kanal zu gewährleisten,<br />

gliedert sich das Bauwerk in zwei geschwungene<br />

Rampen mit einer leichten Steigung und eine<br />

Hauptbrücke mit Spannweiten von beiderseits<br />

20 Metern sowie dem 66 Meter langen über<br />

dem Wasser schwebenden Mittelteil.<br />

Spielerisch, leicht und lebendig: So sollte die Brücke<br />

nach Rehbergers Entwurf aussehen. Um dies<br />

möglich zu machen, fiel die Wahl der Ingenieure<br />

auf die Konstruktion einer Spannbandbrücke, die<br />

sowohl in puncto Material bedarf als auch Ästhetik<br />

für die filigranste aller Brückenvarianten steht.<br />

Tragendes Element einer solchen Konstruktion<br />

sind Spannbänder, welche den Fußweg oder die<br />

Fahrbahn tragen und an den Brückenenden<br />

mit den Endauf lagern zugfest verbunden sind.<br />

Im Fall der „Rehberger-Brücke“ kommen zwei<br />

massereduzierte, parallel laufende Blechbänder<br />

aus hochfestem Feinkornbaustahl zum Einsatz,<br />

die mit einer Breite von nur 460 Millimetern und<br />

einer Dicke von 30 Millimetern die drei Brückenfelder<br />

bis zu den äußeren Stützen im Uferbereich<br />

tragen. Die Lasten des Brückenstegs werden dabei<br />

umgelenkt und in die Widerlager abgeleitet.<br />

Durch den Einsatz des hochfesten Stahls konnte<br />

der Querschnitt und damit das Gewicht der<br />

Stahlblechbänder im Vergleich zu normalem<br />

Baustahl um mehr als die Hälfte reduziert werden,<br />

was „Slinky Spring“ zu einem Vorreiter<br />

in Sachen Materialeffizienz werden lässt. So beträgt<br />

auch die Überbau höhe des Brückenstegs<br />

einschließlich der aufgesetzten Gehwegelemente,<br />

an denen Geländer und Spiralen befestigt sind,<br />

nur 120 Milli meter, was der Brücke ihre Filigranität<br />

und Linienhaftigkeit verleiht. Wohl nirgendwo<br />

sonst als hier über dem Rhein-Herne-Kanal können<br />

115 Tonnen Gewicht so leicht erscheinen.<br />

Crofer 22 H (Kategorie:<br />

Stahl in Forschung und Entwicklung)<br />

Es gibt Erfindungen, denen haftet schon eine<br />

ganze Weile das Prädikat „Zukunftstechnologie“<br />

an. Die Brennstoffzelle ist eine von ihnen. Sie<br />

wandelt chemische Energie mittels Sauerstoff<br />

in elektrische Energie um und emittiert dabei<br />

lediglich Wärme. Ob mobil im Straßenverkehr<br />

oder stationär im Blockheizkraftwerk – die<br />

Zelle hat das Zeug, unsere Energieversorgung<br />

zu revolutionieren und eines Tages schadstofffrei<br />

zu machen.<br />

Dass es heute noch nicht so weit ist, liegt<br />

auch an den Kosten. Dank einem neuen<br />

12 | 13


Interkonnektoren aus Crofer 22 H machen die Brennstoffzelle effizienter und kostengünstiger<br />

Kraftwerken, ob im Haus, im Auto oder Flugzeug.<br />

Dort liefern sie Strom und Wärme ohne schädliche<br />

CO 2 -Emissonen. Eigenschaften einer echten<br />

Zukunftstechnologie.<br />

Die Venturi-Edelstahlsonde holt Heizenergie einfach und<br />

effizient aus dem Grundwasser<br />

Hochleistungs-Werkstoff könnte sich dies<br />

ändern: Er heißt Crofer 22 H und wurde vom<br />

Forschungszentrum Jülich in Kooperation mit<br />

ThyssenKrupp VDM entwickelt. Sein Name ist<br />

Programm – eine Stahlmischung, die neben<br />

Eisen Chrom enthält und mit Hilfe weiterer Legierungsmittel<br />

wie Niob, Wolfram und Silizium<br />

eine außerordentliche Festigkeit ermöglicht.<br />

Crofer 22 H wurde speziell für Hochtemperatur-<br />

Brennstoffzellen entwickelt. Dort dient er als<br />

Werkstoff für die so genannten Interkonnektoren,<br />

elektrisch leitfähige Zwischenplatten aus Stahl,<br />

mit deren Hilfe mehrere in einer Reihe geschaltete<br />

Brennstoffzellen miteinander verbunden<br />

werden können und die zugleich Zuleitungskanäle<br />

für Brennstoff und Sauerstoff enthalten.<br />

Arbeitstemperaturen von bis zu 900 Grad Celsius<br />

stellen dabei extreme Anforderungen dar, die der<br />

neue Werkstoff allesamt erfüllt: Korrosionsbeständigkeit,<br />

hohe elektrische Leitfähigkeit und<br />

eben Hochtemperaturfestigkeit. Wo die meisten<br />

Stahlsorten infolge der Hitze weich werden, sind<br />

die Crofer-22-H-Interkonnektoren so widerstandsfähig<br />

und mit einer Dicke von nur 0,5 Millimetern<br />

so leicht, dass sogar einem mobilen Einsatz der<br />

Brennstoffzellen nichts im Wege steht. Da der<br />

neue Stahl infolge des Siliziumanteils großtechnisch<br />

erschmolzen werden kann, steht zudem<br />

eine deutlich kostengünstigere Legierung zur<br />

Verfügung, was wiederum die Herstellungskosten<br />

der Brennstoffzellen insgesamt sinken lässt.<br />

Gut möglich, dass die Hochtemperatur-Brennstoffzelle<br />

dank Crofer 22 H eines Tages tat sächlich<br />

flächendeckend genutzt wird – in kleinen,<br />

dezentralen und äußerst energieeffizienten<br />

Venturi-Edelstahlsonde<br />

(Sonderpreis „Klimaschutz mit Stahl“)<br />

Wer heute ein Haus baut, muss klare Vorstellungen<br />

haben, woher die Wärme für die eigenen<br />

vier Wände kommen soll. Öl- und Gaskessel sind<br />

zwar vergleichsweise günstig, doch die Rechnung<br />

kommt spätestens nach der ersten Heizsaison.<br />

Wer sich hingegen weitgehend unabhängig<br />

von steigenden Energiepreisen machen und<br />

klimaschonend heizen will, dem bietet die Wärmepumpentechnologie<br />

eine Alternative. Sie<br />

nutzt die Umgebungswärme aus dem Erdreich<br />

oder Grundwasser und überträgt sie unter Zuführung<br />

elektrischer Antriebsenergie als Nutzwärme<br />

in das häusliche Heizungssystem.<br />

Mit der Venturi-Edelstahlsonde rückt der Traum<br />

von der eigenen Energieautonomie nun noch<br />

näher und macht ihn obendrein effizienter. Als<br />

Herzstück einer Wärmepumpenanlage nutzt sie<br />

die thermische Energie aus dem oberflächennahen<br />

Grundwasser, das nicht zur Trinkwassergewinnung<br />

eingesetzt wird und in 5 bis 10 Meter<br />

Tiefe eine Temperatur von etwa 10 Grad aufweist.<br />

Dort, im so genannten ersten Wasserleiter,<br />

arbeitet die Sonde als Wärmetauscher und<br />

entzieht dem Wasser Wärme. Dazu wird ein<br />

kühles Trägermittel in einem Kreislauf durch<br />

die Sonde gepumpt, das sich auf seinem Weg<br />

durch die Tiefe um 3 Grad erwärmt. Eine so<br />

genannte statische archimedische Schraube<br />

verwirbelt im Inneren der Sonde zusätzlich das<br />

Wasser, was den Wirkungsgrad weiter verbessert.<br />

Die Temperaturdifferenz zwischen einfließendem<br />

und zurückfließendem Wärmeträgermittel<br />

reicht somit aus, um bis zu 75 Prozent<br />

der Energie zu liefern, die etwa zur Heizen ergieerzeugung<br />

benötigt wird. Der Rest erfolgt<br />

über Strom, der die Wärmepumpe antreibt.<br />

Im Gegensatz zu herkömmlichen Erdwärme-<br />

Duplex-Sonden mit vergleichbarer Leistung<br />

kommt die Venturi-Sonde mit einer 50 Prozent<br />

geringeren Bohrtiefe aus und ist einfach zu<br />

installieren. Auch der Werkstoff punktet: Da<br />

Edelstahl eine relativ gute Wärmeleitfähigkeit<br />

besitzt, arbeitet die Sonde besonders effizient.<br />

Beste Aussichten also für Häuslebauer: Wo<br />

bislang Öl und Gas die Heizung befeuerten,<br />

reichen heute Wasser und Strom.


SCHÜTZENDES SIGNAL<br />

Sicherheitswesten retten Leben: Die Stahlindustrie in<br />

Deutschland unterstützt die ADAC-Stiftung „Gelber Engel“.<br />

Kinder sind das Wertvollste, was wir haben.<br />

Ihnen ein sicheres Leben zu ermöglichen und<br />

sie vor Gefahren zu schützen, ist eine Aufgabe,<br />

die alle in unserer Gesellschaft betrifft. Vorsorge<br />

ist dabei stets der beste Schutz.<br />

Das gilt besonders für den Straßenverkehr.<br />

Kinder sind die schwächsten und verletzlichsten<br />

Teilnehmer. Sie werden übersehen, angefahren,<br />

verletzt und im schlimmsten Fall getötet.<br />

Jahr für Jahr verunglücken rund 30.000<br />

Kinder auf deutschen Straßen, für 86 von ihnen<br />

kam 2011 jede Hilfe zu spät. Dabei können besonders<br />

die ganz jungen Schüler das Tempo<br />

von Fahrzeugen nicht richtig einschätzen und<br />

aufgrund ihres noch eingeschränkten Sehbereichs<br />

Gefahren nicht rechtzeitig erkennen.<br />

Um Kinder im Straßenverkehr besser zu schützen,<br />

hat der ADAC 2007 die Stiftung „Gelber<br />

Engel“ ins Leben gerufen. Ihre Kernbotschaft:<br />

Wenn Kinder Gefahren nicht sehen, dann müssen<br />

sie selbst wenigstens rechtzeitig von anderen<br />

Verkehrsteilnehmern gesehen werden. Je<br />

besser und frühzeitiger sie sichtbar sind, umso<br />

größer die Chance, einen Unfall zu verhindern.<br />

Die Idee der Sicherheitsweste war geboren.<br />

Seither verteilt der ADAC alljährlich an alle<br />

Schulanfänger in Deutschland gelb reflektierende<br />

Sicherheitswesten, die im Dunklen leuchten<br />

und schon aus 150 Meter Entfernung wahrgenommen<br />

werden. Denn zu Beginn der dunklen<br />

Jahreszeit ist das Risiko, im Straßenverkehr zu<br />

verunglücken, doppelt so hoch wie im Sommer.<br />

Die Stahlindustrie in Deutschland unterstützt in<br />

diesem Jahr erstmals die Stiftungsaktion als<br />

Sponsor. Ihr Engagement für den Schutz der Kinder<br />

steht dabei im Einklang mit der Bedeutung<br />

des Werkstoffs Stahl für mehr Sicherheit im Straßenverkehr.<br />

So sorgen moderne, hochfeste<br />

Erstklässler sind im Straßenverkehr besonders gefährdet,<br />

leuchtend gelbe Westen erhöhen die Sicherheit<br />

Stähle dafür, dass sich Fahrzeugkarosserien bei<br />

einem Unfall an den vorgesehenen Deformationsbereichen<br />

„kalkulierbar“ verformen, möglichst<br />

viel Aufprallenergie aufnehmen und so die<br />

Insassen im Auto selbst geschützt bleiben. Einen<br />

ähnlichen Beitrag leisten nachgiebige Stahlschutzplanken<br />

an unseren Straßen sowie Unterfahrschutzsysteme<br />

aus Stahl, die das Verletzungsrisiko<br />

für Motorradfahrer vermindern.<br />

Mehr Sicherheit dank Stahl: Getreu diesem Motto<br />

engagiert sich die Stahlindustrie für die Sicherheit<br />

unserer Kinder im Straßenverkehr und setzt auf das<br />

schützende Signal der leuchtend gelben Westen.<br />

Gewinnspiel<br />

2x 2 VIP-Tickets für<br />

We Will Rock You<br />

Rockklassiker in historischer Stahlschmiede:<br />

Weltweit zieht We Will Rock You Millionen von<br />

Besuchern in seinen Bann. Seit der Uraufführung<br />

im Mai 2002 in London schreibt das Originalmusical<br />

von Queen und Ben Elton eine einzigartige<br />

Erfolgsgeschichte: Mit 3.600 ausverkauften<br />

Vorstellungen, 6 Millionen Zuschauern<br />

alleine in London und 14 Millionen Besuchern<br />

weltweit gehört We Will Rock You zu den erfolg-<br />

reichsten und beliebtesten Musicals aller<br />

Zeiten. Von April bis Juni 2013 wird das britische<br />

Musical ein ganz besonderes Gastspiel<br />

abhalten. 12 Wochen spielt We Will Rock You im<br />

historischen Colosseum-Theater in Essen, das<br />

in einer ehemaligen Werkshalle untergebracht<br />

ist. Mehr Industrieromantik als in diesem denkmalgeschützten<br />

Gebäude geht nicht. Weitere<br />

Informa tionen unter www.wewillrockyou.de<br />

„Faszination Stahl“ verlost 2x 2 We-Will-Rock-<br />

You-VIP-Tickets für die Premiere in Essen am<br />

11. April 2013. Im Gewinn enthalten sind eine<br />

Doppelzimmer-Übernachtung mit Frühstück<br />

im frisch renovierten 4-Sterne-First-Class-Haus<br />

„Grand City Hotel Duisburger Hof“, Shuttle-<br />

Service zum Colosseum-Theater und zurück<br />

sowie exklusive Tickets für die anschließende<br />

Musical-Premierenfeier.<br />

Nehmen Sie teil an unserem Gewinnspiel und<br />

beantworten Sie folgende Frage:<br />

Die besonders innovative Stahlsorte Crofer<br />

22 H wurde speziell für Hochtemperatur-<br />

Brennstoffzellen entwickelt. Welchen Temperaturen<br />

muss der Crofer 22 H standhalten?<br />

a) bis zu 900 °C<br />

b) bis zu 450 °C<br />

c) bis zu 200 °C<br />

Bitte senden Sie Ihre Antwort bis zum<br />

20. Januar 2013 an:<br />

Stahl-Informations-Zentrum<br />

„We Will Rock You“<br />

Postfach 10 48 42<br />

40039 Düsseldorf<br />

E-Mail quiz@stahl-info.de<br />

10 % Ermäßigung für Leser<br />

Leser von „Faszination Stahl“ erhalten unter<br />

Angabe des Kennworts „Zukunft beginnt mit<br />

Stahl“ 10 % Ermäßigung. Einzulösen unter der<br />

Ticket-Hotline 01805 2001 (0,14 €/Min. aus<br />

dem dt. Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 €/Min.)<br />

<strong>FASZINATION</strong> <strong>STAHL</strong><br />

14 | 15


ENERGIEWENDE<br />

BEGINNT<br />

MIT <strong>STAHL</strong><br />

www.zukunft-beginnt-mit-stahl.de<br />

Schlüsseltechnologien für die Energiewende basieren auf modernen Hochleistungsstählen für neue Kraftwerke, eine effizientere<br />

Erzeugung und Speicherung regenerativer Energien und für den erforderlichen Netzausbau. Die Stahlindustrie ist mit<br />

neuen, leistungsfähigen Erzeugnissen Impulsgeber für Innovationen in der Energietechnik. Um die Chancen nachhaltigen<br />

Wirtschaftens auch künftig nutzen zu können, bedarf es in Deutschland einer international wettbewerbsfähigen Stahlindustrie.<br />

Ihre Lösungen für eine erfolgreiche Energiewende dürfen nicht durch einseitige politische Belastungen gefährdet werden.<br />

Eine Initiative von<br />

ArcelorMittal • Benteler • BGH Edelstahlwerke • Buderus Edelstahl • Deutsche Edelstahlwerke • Dillinger Hütte • Dörrenberg Edelstahl • Feralpi Stahl • Friedr. Lohmann<br />

GMH Gruppe Georgsmarienhütte • Hüttenwerke Krupp Mannesmann • Max-Aicher Unternehmensgruppe • Saarstahl • Salzgitter • Stahlwerk Thüringen • ThyssenKrupp

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