IHK Magazin - IHK Erfurt
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TITEL<br />
Verbundenheit mit ihren Mitarbeitern haben.<br />
Die Erbschaftsteuer erweist sich bei Übertragung<br />
auf den Nachfolger als besonders teuer,<br />
wenn im Unternehmen Sanierungs- oder Umstrukturierungsbedarf<br />
besteht. Nimmt die Lohnsumme<br />
ab, fällt zusätzlich Erbschaftsteuer an.<br />
Hier muss die Bundesregierung mindestens mit<br />
einer Notfallklausel abhelfen, damit bei Umsatzrückgängen<br />
und unvermeidlicher Betriebsverschlankung<br />
der Weg in die Insolvenz erspart<br />
bleibt. Langfristig ist eine rundum praxistaugliche<br />
Erbschaftsteuer notwendig, die Rechtsund<br />
Planungssicherheit bringt, damit die Unternehmensnachfolge<br />
nicht zum Roulette wird.<br />
Größere Strukturreformen sind bei der Einkommensteuer<br />
erforderlich. Das betrifft insbesondere<br />
den großen Keil zwischen Brutto<br />
und Netto. Eine Reform, die Steuern wieder<br />
systematischer und einfacher macht, bringt<br />
mittelfristig weitere Entlastungen und steht<br />
zu Recht im Mittelpunkt der neuen Legislaturperiode.<br />
Die Bundesregierung kann dabei<br />
auf den Anfang diesen Jahres erfolgten Änderungen<br />
aufbauen, mit denen die Begradigung<br />
des Einkommensteuertarifs begonnen<br />
wurde. Der „Mittelstandsbauch“ muss im<br />
Zuge dieser Korrekturen schrumpfen und die<br />
„kalte Progression“ weiter sinken. Auch die<br />
vor fast 10 Jahren festgelegten Obergrenzen<br />
zur Förderung der Altersvorsorge verlangen<br />
nach einer Anpassung an die seither eingetretene<br />
Entwicklung.<br />
Nötig ist auch eine Reform der Mehrwertsteuer.<br />
Sie hat bei den Befreiungen und im<br />
Katalog der reduziert besteuerten Güter und<br />
Dienstleistungen viele Brüche. Zentrale Probleme<br />
sind auch die hohen bürokratischen<br />
Anforderungen, insbesondere bei grenzüberschreitenden<br />
Sachverhalten. Das liegt u. a. an<br />
den prinzipiellen Schwächen des sog. Übergangssystems,<br />
das eine Entlastung an der<br />
Grenze und eine Umsatzsteuerbelastung im<br />
Bestimmungsland vorsieht. Die EU-Kommission<br />
hat hierzu ein Grünbuch angekündigt,<br />
das wesentliche Prinzipien des Umsatzsteuerrechts<br />
aufgreifen und analysieren soll. Die<br />
neue Bundesregierung hat die Aufgabe darauf<br />
hinzuwirken, dass die umsatzsteuerlichen<br />
Binnengrenzen abgebaut werden.<br />
Alle neuen steuerpolitischen Schritte<br />
müssen nachvollziehbar sein. Ein einfaches<br />
Steuerrecht kommt mit weniger Bürokratie<br />
aus. Dies hilft insbesondere kleinen und<br />
mittleren Unternehmen, gerade in wirtschaftlich<br />
schwieriger Zeit. Mehr Netto für<br />
Alle ist zugleich eine große Chance, die Akzeptanz<br />
des deutschen Steuersystems zu verbessern.<br />
Wer weiß, weshalb und wofür er<br />
Steuern bezahlen muss, ist eher bereit, den<br />
Gesetzen zu folgen. Ein einfacheres Steuerrecht<br />
reduziert auch die Fehleranfälligkeit<br />
und bietet so die Gewähr dafür, dass die Finanzverwaltung<br />
die Gleichmäßigkeit der Besteuerung<br />
sicherstellen kann. <br />
Funktionsverlagerungen. Es ergibt keinen Sinn,<br />
Unternehmen, die sich anstrengen, ihren qualifizierten<br />
Mitarbeiterstamm in der Krise zu behalten,<br />
durch die Besteuerung von Kosten zusätzlich<br />
unter Druck zu setzen. Besser ist die<br />
Unterstützung von Investitionen durch den<br />
Aufbau von Eigenkapital.<br />
Zu den kurzfristig gebotenen Maßnahmen<br />
der neuen Bundesregierung gehören auch Korrekturen<br />
bei der Erbschaftsteuer. Diese Steuer<br />
betrifft die deutschen Familienbetriebe und<br />
ihre Inhaber, die traditionell eine besondere<br />
Industrie- und Handelskammer <strong>Erfurt</strong> – Wirtschaftsmagazin 12/09<br />
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