Großes Interesse am Messestandort Deutschland

Messen & Kongresse
Wo die
Osteuropäer
stark sind
Aktuelle Trends bei Teilnahme
ost- und mitteleuropäischer
Unternehmen an deutschen Messen
Ein Großteil der Weltleitmessen – die Angaben schwanken zwischen
zwei Dritteln und drei Vierteln aller führenden Leistungsschauen
– findet in Deutschland statt. Von A wie Agritechnica bis
S wie SMM – für rund 120 unterschiedliche Sektoren ist Deutschland
der Messeplatz Nummer eins. Auch die Unternehmen aus
Mittel- und Osteuropa setzen verstärkt auf die Branchentreffs
in Deutschland, um ihre Exportchancen zu erhöhen. Angaben
des AUMA zufolge steigerte Russland seine Ausstellerpräsenz
allein im Jahr 2011 um zwölf Prozent, die Türkei um 13 und Tschechien
sogar um 18 Prozent. Zweistellige Zuwächse hatten auch
die Baltischen Staaten. OWC hat bei Messeveranstaltern und
Wirtschaftsinstitutionen nachgefragt, was die Osteuropäer am
Messeplatz Deutschland schätzen und warum trotz hoher Flächenpreise
eine Teilnahme lohnt.
Türkei
„Nach deutscher Art“
Serbien
Serbische Unternehmen wollen ihr
konkurrenzfähiges Angebot präsentieren
Aleksandar Medjedović,
Managing Director, Messe Frankfurt
Istanbul Ltd.
Milanka Vučić,
Direktorin der Vertretung der
Wirtschaftskammer Serbien für die BRD
Die Messen in Deutschland sind nach wie vor die wichtigste Verkaufs-
und Marketingplattform für türkische Hersteller. Es spielt
dabei keine Rolle, ob es sich um eine der großen Leitmessen
handelt oder um kleinere und gezielte Fachmessen oder Ausstellungen.
Hauptgrund für die nachhaltige Präsenz türkischer
Unternehmen auf Messen in Deutschland ist die Tatsache, dass
die meisten Hersteller in Deutschland und in den unmittelbaren
Anrainerstaaten ihre Hauptabsatzmärkte finden.
Die Qualität des Besuchermarketings ist sehr wichtig, und in diesem
Bereich sind die deutschen Messeveranstalter unschlagbar.
Keine andere Messe wird so viel im Ausland beworben wie eine
deutsche Leitmesse. Davon profitieren türkische Aussteller ganz
besonders, da sie oft nicht so ein ausgedehntes Vertriebsnetzwerk
haben und deswegen dankbar sind, auf einer Messe möglichst
viele verschiedene Einkäufergruppen zu sehen.
Außerdem wird die professionelle und effiziente Organisation
und technische Abwicklung in Deutschland von türkischen Kunden
geschätzt. Es wird nicht selten die Aussage getroffen, die
Messe sei „nach deutscher Art“ organisiert, und dieses Kompliment
der türkischen Kunden wird von allen Messegesellschaften
sehr ernst genommen.
Im Portfolio der Messe Frankfurt sind vor allem die Textilmessen
und die Marke Automechanika populär. Aber auch andere
Messen verzeichnen stetig wachsende Ausstellerzahlen aus der
Türkei, so zum Beispiel die Techtextil für technische Textilien, die
Messe für Licht und Gebäudetechnik, Light & Building, aber auch
die sehr fachspezifische SPS/IPC/Drives, unsere Fachmesse für
Automationstechnologie in Nürnberg.
Die internationalen Fachmessen in Deutschland sind für die serbischen
Besucher oder Aussteller sehr wichtig, deswegen kommen
Jahr für Jahr immer mehr. Serbische Unternehmen haben
verstanden, dass die Messen in Deutschland Plattformen sind,
auf denen sie die neuesten Kenntnisse über Qualität und Produktplatzierung
erhalten.
Die Besucher aus Serbien sind meistens daran interessiert, neue
Technologien und Produkte – vor allem aus Deutschland – zu
importieren. Auf der anderen Seite bemühen sich die Aussteller
aus Serbien darum, das Interesse der potenziellen ausländischen
Geschäftspartner zu wecken. Besonders gefragt sind folgende
Messen in Deutschland: Die Hannover Messe, weil sie verschiedene
Fachgebiete bzw. kleinere Messen im Technologiebereich
abdeckt und von großer Bedeutung für alle ist, die die neuesten
technologischen Trends verfolgen. Die CeBit in Hannover, weil
der ICT-Bereich in Serbien hoch entwickelt ist und diese Dienstleistungen
und Produkte intensiv im Ausland nachgefragt werden.
Möbelmessen wie IMM in Köln und MOW in Bad Salzuflen
oder die Ligna in Hannover sind ebenfalls sehr gut besucht. Agrarmessen
wie die Fruit Logistica, die Biofach, die ANUGA und die
ISM sind wichtig, weil Serbien eben auch ein Agrarland ist. Vor
allem die Messen sind interessant, bei denen die serbische Industrie
auch ein entwickeltes und konkurrenzfähiges Angebot hat.
Bei ihren Messeauftritten werden serbische Unternehmen von
der Serbischen Agentur für die Förderung von Investitionen und
Export (SIEPA) unterstützt. Dank der SIEPA werden serbische
Unternehmen sich 2013 zum Beispiel erstmals gemeinsam auf der
Agritechnica in Hannover präsentieren.
Fotos: OWC/Himmighoffen, OWC/sm
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Ost-West-Contact 3/2013

Messen & Kongresse
Türkei
„Die Qualität stimmt“
Christoph Schöllhammer,
Project Manager,
Messe Stuttgart International
Deutschland genießt als Messestandort nach wie vor einen
hohen Stellenwert bei ausländischen Firmen. Hinzu kommt, dass
zwei Drittel aller Leitmessen in Deutschland veranstaltet werden.
Obwohl die Quadratmeterpreise in Deutschland hoch sind, sind
türkische Unternehmen bereit, diese Preise zu zahlen, da die Qualität
stimmt. Ferner kommt Deutschland innerhalb Europas seine
geografische Lage zugute. Von der Türkei aus lassen sich alle
deutschen Flughäfen in einer Reisezeit von unter drei Stunden
anfliegen. Oftmals werden europäische Geschäftstermine mit
einem Messeaufenthalt in Deutschland gekoppelt, da sich von
Deutschland aus viele europäische Städte in wenigen Stunden
erreichen lassen. Zu den frequentierten Messestädten gehören
neben Hannover und Frankfurt auch Städte wie München und
Stuttgart. Gerade Stuttgart gewinnt für türkische Aussteller einen
immer wichtiger werdenden Stellenwert bei der Messeplanung
aufgrund seiner Fachmessen. Der Industrialisierungsgrad in der
Türkei geht ganz klar in die Richtung der Spezialisierung.
Im Jahr 2011 stieg die Zahl türkischer Aussteller auf deutschen
Messen um 13 Prozent auf 2.444. Der deutsche Messeplatz ist
aber nicht nur bei Ausstellern beliebt, sondern auch bei Messebesuchern.
Für Firmen, die einen Markteintritt in die EU planen,
ist Deutschland nach wie vor der entscheidende Schlüssel, da es
auch in wirtschaftlich rauer Zeit einen Stabilitätsanker darstellt.
Aus Sicht türkischer Unternehmen ist Deutschland innerhalb der
EU zudem immer noch der wichtigste Handelspartner. Angesichts
des 100-jährigen Jahrestags der türkischen Republik im Jahr 2023
hat die Türkei ein ehrgeiziges, aber dennoch realistisches Wirtschaftsförderprogramm
namens „Vision 2023“ aufgelegt, das
neben Infrastrukturprogrammen auch das Vorhaben umfasst,
den Exportwert der Türkei auf über eine Billion US-Dollar zu hieven.
Um dieses Ziel zu erreichen, ist das türkische Wirtschaftsministerium
sehr tatkräftig und unterstützt Firmen mit Fördergeldern,
um sich weltweit auf Messen zu präsentieren.
www.owc.de/tuerkei
Aktuelle Meldungen und Hintergrundberichte, Adressen und
Links finden Sie im Wirtschaftsportal Türkei.
Ab in den Osten!
Die wichtigsten Messen für die Agrar-, Ernährungs- und Holzindustrie:
Food Industry/Prodmash.Holod.Upak 1 02.–05.04.2013 Minsk/Belarus Lebensmittelverarbeitung
BELAGRO/BELFARM 04.–09.06.2013 Minsk/Belarus Landwirtschaft/Tierzucht
Wood Working 1,2 /Bio Energy 01.–04.10.2013 Minsk/Belarus Holzindustrie
Meat Industry 1,2 /AgroProdMash 07.–11.10.2013 Moskau/Russland Lebensmittelverarbeitung
RAE „Golden Autumn“ 2 09.–12.10.2013 Moskau/Russland Landwirtschaft/Tierzucht
AgroExpoSiberia 1,2 29.10.–01.11.2013 Novosibirsk/Russland Landwirtschaft/Tierzucht
KazAgro/KazFarm 1,2 30.10.–01.11.2013 Astana/Kasachstan Landwirtschaft/Tierzucht
InterAGRO 30.10.–01.11.2013 Kiew/Ukraine Landwirtschaft
YUGAGRO 1 26.–29.11.2013 Krasnodar/Russland Landwirtschaft/Tierzucht
AGROSALON 07.–10.10.2014 Moskau/Russland Landwirtschaft
1 2 Bundesbeteiligung
Alle Messen und Informationen unter
www.ifw-expo.com
Ost-West-Contact 3/2013 17

Messen & Kongresse
Tschechien
Deutsche Leitmessen sind Branchenbarometer
Estland, Lettland und Litauen
Großes Interesse am Messestandort Deutschland
Radka Mesker,
Handelsmanagerin,
Messe ABF, Prag
Der Messestandort Deutschland spielt für tschechische Aussteller
und Messebesucher eine immer wichtigere Rolle. Zum einen
ist Deutschland unser wichtigster Handelspartner und zum
anderen sind deutsche Messen für ihre Topqualität bekannt.
Dementsprechend steigt die Zahl tschechischer Unternehmen
auf internationalen Messen in Deutschland kontinuierlich. Laut
der AUMA-Messestatistik präsentierten sich 2001 in Deutschland
923 tschechische Aussteller mit eigenem Stand, zehn Jahre später
waren es schon 1.213. Das ist ein Zuwachs von 31,4 Prozent.
Tschechischen Unternehmen, die global auftreten wollen, ist es
wichtig, sich auf den Weltleitmessen ihrer Branche zu präsentieren.
Viele davon finden in Deutschland statt. Aufgrund der
Internationalität dieser Messen erreichen die tschechischen Aussteller
nicht nur das deutsche Publikum, sondern quasi die ganze
Welt – darunter die Regionen mit hohem Wirtschaftswachstum
wie Russland, China oder Indien. Am meisten gefragt sind Leitmessen
wie zum Beispiel die MEDICA in Düsseldorf, die IFAT in
München oder die R+T in Stuttgart, die als Barometer und Innovationsplattform
der jeweiligen Branche fungieren. Reges Interesse
aus Tschechien ist aber auch bei Fachmessen wie der FachPack in
Nürnberg zu beobachten. Gemessen an den Besuchern ist auch
die BAU in München sehr gefragt, tschechisches Publikum bildet
hier mit etwa 2.000 Besuchern die fünftstärkste Gruppe der ausländischen
Messebesucher.
Natürlich sind auch tschechische Unternehmen von der Krise
betroffen. Im Zuge dessen reduzieren sie unter anderem ihre Marketingausgaben
und damit Messeteilnahmen. Sie gehen nicht
mehr auf fünf oder mehr Messen im Jahr, sondern auf zwei – eine
in Tschechien und eine im Ausland. Da entscheiden sie sich für
die Messe, die ihnen am rentabelsten erscheint oder sich für sie
in der Vergangenheit bereits als rentabel erwiesen hat. Das tschechische
Industrie- und Handelsministerium fördert zusammen
mit der Exportagentur CzechTrade tschechische Unternehmen
bei ihrer Präsentation auf ausländischen Messen. 2013 stehen in
diesen Programmen bisher 40 Messen und Ausstellungen, die in
17 europäischen Ländern stattfinden. Sieben davon sind allein in
Deutschland. Daran sieht man die fortwährende Bedeutung des
deutschen Marktes für tschechische Unternehmen.
Maren Diale-Schellschmidt,
Geschäftsführender Vorstand,
AHK Baltische Staaten
Messen werden von den Unternehmen in Estland, Lettland und
Litauen immer stärker als Eintrittstor in internationale Märkte
wahrgenommen und genutzt. Inzwischen steht Deutschland
hierbei mit seinen vielen international führenden Weltmessen an
erster Stelle. Das Bewusstsein dafür, dass der Messeplatz Deutschland
die Türen nicht nur zu deutschen, sondern wegen des hohen
Ansehens der dortigen Leitmessen auch zu Partnern weltweit
öffnet, ist in den letzten Jahren gestiegen. Man muss nicht zu
unzähligen Messen weltweit fahren, um potenzielle Kunden und
Partner aus den verschiedensten Regionen zu treffen. Das ist das
stärkste Argument bei der Entscheidung der Unternehmen für
die Teilnahme an einer Fachmesse am Standort Deutschland.
Nach der letzten Statistik des AUMA fanden sich 2011 auf über
70 deutschen Messen Aussteller aus den baltischen Staaten,
insgesamt wurden 502 Aussteller gezählt – die Zahlen für 2012
werden im vergleichbaren Rahmen liegen. Jährlich kommen
6.000 bis 7.000 Fachbesucher aus dem Baltikum. Für 2013 erwarten
wir einen weiteren Zuwachs – auch weil in diesem Jahr einige
besonders attraktive, nur im Mehrjahresrhythmus durchgeführte
Weltmessen stattfinden. Zahlen, die sich bei den relativ kleinen
baltischen Staaten wirklich sehen lassen!
Interessanterweise haben insbesondere bereits in und seit den
Krisenjahren die Messeaktivitäten deutlich zugenommen – die
baltischen Unternehmen haben den besonderen Wert von Messeauftritten
für ihre zunehmend exportorientierte Geschäftstätigkeit
verstanden.
Als offizieller Vertreter für sieben der führenden deutschen Messegesellschaften
ist unsere AHK täglich im Kontakt mit aktuellen
und potenziellen Ausstellern und Besuchern. Wichtig ist für viele
die Beratung zur optimalen Nutzung eines Messebesuchs oder
eines Ausstellerauftrittes – inklusive entsprechender Schulungen
und Informationsveranstaltungen. Die Unternehmen sind sehr
offen für Tools und Ideen, wie sie ihre Messepräsenz oder ihren
Besuch optimieren können.
www.owc.de/directory
Aktuelle Adressen, Daten und Firmenprofile international agierender Messeveranstalter, Dienstleister und Institutionen finden Sie im Online-
Directory auf unserer Internetseite.
Fotos: gh/OWC
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Ost-West-Contact 3/2013