308 Win. Munitionstest in Wild&Hund - Testsieger ... - Impala Europa
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AUSRÜSTUNG<br />
.<strong>308</strong> WINCHESTER<br />
Die kurze .30er<br />
Etwas „g’stumpert“ schaut sie schon aus, die kle<strong>in</strong>e Schwester der .30-06. Ob sie Kraftpaket<br />
oder Weichei ist, haben CLAUDIA ELBING und MICHAEL SCHMID auf dem Schießstand, beim<br />
Telefonbuch-Beschuss und <strong>in</strong> der Praxis für vier Werkslaborierungen überprüft.<br />
44 WILD UND HUND 11/2008<br />
044_049_<strong>308</strong>.<strong>in</strong>dd 44<br />
14.05.2008 10:26:22 Uhr
Als die US-Armee für die Dienstpatrone<br />
.30-06 Spr<strong>in</strong>gfield e<strong>in</strong>en<br />
Nachfolger suchte, stand e<strong>in</strong>es<br />
von vornhere<strong>in</strong> fest: Kompakter und<br />
leichter sollte er se<strong>in</strong>. Kriegsbed<strong>in</strong>gt wurde<br />
die Angelegenheit jedoch immer wieder<br />
auf die lange Bank geschoben, und<br />
erst 1944 begann das Ordonance Corps<br />
im Frankfort Arsenal ernsthaft zu experimentieren.<br />
Die 8x51 Mauser, vor allem aber die<br />
.300 Savage standen bei der Geburt von<br />
„T65E3“ Pate. T65E3, besser bekannt unter<br />
der Bezeichnung 7,62x51 mm, wurde<br />
am 15. Dezember 1953 als Nato-Standardpatrone<br />
e<strong>in</strong>geführt. Bei e<strong>in</strong>er um<br />
zwölf Millimeter kürzeren Hülse und den<br />
damit verbundenen logistischen Vorteilen<br />
lieferte die neue Ordonanzpatrone<br />
fast dieselben ballistischen Leistungsdaten<br />
wie die alte .30-06.<br />
Kurioserweise waren bei der E<strong>in</strong>führung<br />
noch ke<strong>in</strong>e passenden Waffen beim<br />
US-Militär vorhanden. Erst das 1957 an<br />
die Truppe ausgegebene M14 schloss die<br />
Lücke. In der Bundeswehr versah die<br />
Patrone <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem Heckler<br />
& Koch G3-Sturmgewehr bis <strong>in</strong> die 90er<br />
Jahre zuverlässig ihren Dienst.<br />
Aufgrund ihrer hohen Eigenpräzision<br />
gehört die „7,62“ bei Scharfschützen bis<br />
heute zur Standardausstattung. Deutlich<br />
schneller als die Militärs reagierte der zivile<br />
Markt. Schon 1952 rührte <strong>W<strong>in</strong></strong>chester<br />
erfolgreich die Werbetrommel für die<br />
unter dem Kürzel .<strong>308</strong> <strong>W<strong>in</strong></strong>. firmierende<br />
Neuheit. Als universelle Jagdpatrone und<br />
präzise Scheiben- sowie Sportmunition<br />
trat die kurze .30er weltweit ihren Siegeszug<br />
an. E<strong>in</strong>e kaum zu übertreffende Munitionsvielfalt<br />
– von der leichten 7,1-g-<br />
Raubwildlaborierung bis h<strong>in</strong> zum<br />
schweren 13-g-Drückjagdgeschoss – ist<br />
heute auf dem Markt verfügbar, und das<br />
zu oft konkurrenzlos günstigen Preisen.<br />
Für unseren Test haben wir vier, <strong>in</strong> ihrer<br />
Herstellungs- und Wirkungsweise unterschiedliche<br />
Werkslaborierungen, ausgewählt:<br />
Im bleifreien Segment g<strong>in</strong>g die<br />
Brenneke TAG (Torpedo Alternativ Geschoss<br />
10,0 g), die 8,4-g-<strong>Impala</strong> des südafrikanischen<br />
Berufsjägers Kobus Du<br />
Plessis und die f<strong>in</strong>nische Lapua Naturalis<br />
LR (Long Range, 11,0 g) <strong>in</strong>s Rennen. Das<br />
von Sellier & Bellot verladene Sierra<br />
Game K<strong>in</strong>g (11,7g) vertrat die klassischen<br />
bleihaltigen Mantelgeschosse.<br />
Die Laborierungen mussten e<strong>in</strong>en<br />
Präzisions- und Mündungsgeschw<strong>in</strong>digkeits-Test,<br />
e<strong>in</strong>en Telefonbuch-Beschuss<br />
und e<strong>in</strong>en Praxistest über sich ergehen<br />
lassen. Deren Ergebnisse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Tabellen<br />
und bei der Beschreibung der e<strong>in</strong>zelnen<br />
Laborierungen zu f<strong>in</strong>den.<br />
Im Praxistest führte e<strong>in</strong> Team aus acht<br />
Jägern, Berufsjägern und Förstern die<br />
Testmunition e<strong>in</strong> Jahr lang auf Ansitz,<br />
Pirsch, Drückjagd und Nachsuche. Erzielte<br />
Strecke: 91 Stück Rehwild, 43 Sauen,<br />
6 Stück Damwild, 2 Gams, 18 Füchse.<br />
Alle Abschüsse wurden bezüglich Schussentfernung,<br />
Fluchtdistanz, Nachsuche<br />
und Wildbretentwertung schriftlich dokumentiert,<br />
tabellarisch erfasst und ausgewertet<br />
(Tabelle unter www.wildundhund.de/Dossiers).<br />
E<strong>in</strong>en Großteil der Schalenwildstrecke<br />
zerwirkten die Tester selbst, zum<strong>in</strong>dest<br />
jedoch wurden Decke oder Schwarte<br />
e<strong>in</strong>- und ausschussseitig angehoben,<br />
um Hämatome und E<strong>in</strong>blutungen festzustellen.<br />
Mit allen vier Laborierungen wurde<br />
auch Wild auf kurze Distanz (20 bis 30<br />
Test-Beschuss auf 70 Meter (Zielmedium nasse Telefonbücher)<br />
Brenneke TAG <strong>Impala</strong> Lapua LR Sellier & Bellot<br />
Kontroll-<br />
Geschoss gewicht (g)<br />
Geschossrest<br />
nach Beschuss (g)<br />
Geschoss-Ø<br />
Orig<strong>in</strong>al (mm)<br />
Max. Ø Geschossrest<br />
(mm)<br />
E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gtiefe<br />
Zielmedium (cm)<br />
10,08 8,47 11,04 11,67<br />
7,96 8,40 10,97<br />
deformiert: 9,95<br />
separiert: 7,65<br />
7,82 7,82 7,82 7,82<br />
15,20 7,80 14,29<br />
30 >60 45<br />
deformiert: 25,3<br />
separiert: 17,3<br />
deformiert: 38<br />
separiert: 31<br />
Fünf-Schuss-Streukreise <strong>in</strong> Millimetern<br />
Waffe Brenneke TAG <strong>Impala</strong> Lapua LR Sellier & Bellot<br />
Mauser M 03 24 21 29 26<br />
Sako MA 05 24 25 31 21<br />
Überdachter, geschlossener Schießstand, Schussentfernung 100 Meter, Benchrest-Auflage, zwei 5er-Serien,<br />
Gemessen wurden die am weitesten vone<strong>in</strong>ander entfernten E<strong>in</strong>schüsse von Lochmitte zu Lochmitte<br />
WILD UND HUND 11/2008 45<br />
044_049_<strong>308</strong>.<strong>in</strong>dd 45<br />
14.05.2008 10:27:07 Uhr
AUSRÜSTUNG<br />
Test-Schusstafel – ballistische Daten im Überblick<br />
Patrone Waffe LL (cm) BC GEE (m) v 2 (m/s) E 2 (J) v 100 (m/s) E 100 (J) v 200 (m/s) E 200 (J) v 300 (m/s) E 300 (J)<br />
Brenneke<br />
TAG<br />
10,0 g<br />
<strong>Impala</strong><br />
8,4 g<br />
Lapua LR<br />
Naturalis<br />
11,0 g<br />
S & B<br />
Sierra<br />
Game K<strong>in</strong>g<br />
11,7 g<br />
Werk 60 0,2043 161 840 3 528 698 2 435 570 1 626 460 1 056<br />
Mauser 98 60 159 831 3 453 689 2 377 563 1 586 454 1 031<br />
BBF Teck 55 155 807 3 256 668 2 231 544 1 481 438 961<br />
Mauser M03 50 153 792 3 136 654 2 142 532 1 417 429 919<br />
Mohawk 47 152 788 3 105 651 2 118 529 1 400 426 908<br />
Werk 60 0,3136 189 935 3 682 834 2 929 740 2 305 652 1 971<br />
Mauser 98 60 177 881 3 260 784 2 579 693 2 017 609 1 556<br />
BBF Teck 55 176 874 3 208 777 2 537 687 1 981 603 1 528<br />
Mauser M03 50 177 878 3 238 781 2 561 690 2 001 606 1 544<br />
Mohawk 47 168 832 2 907 738 2 288 650 1 777 569 1 362<br />
Werk 60 0,3136 162 800 3 520 708 2 760 623 2 135 544 1 627<br />
Mauser 98 60 156 768 3 244 678 2 530 595 1 948 518 1 479<br />
BBF Teck 55 155 764 3 210 674 2 502 592 1 926 515 1 461<br />
Mauser M03 50 150 739 3 004 651 2 333 570 1 789 496 1 353<br />
Mohawk 47 151 742 3 028 654 2 353 573 1 805 498 1 365<br />
Werk 60 0,5299 157 754 3 327 699 2 860 648 2 459 601 2 114<br />
Mauser 98 60 156 742 3 221 689 2 779 639 2 386 590 2 040<br />
BBF Teck 55 158 748 3 273 695 2 825 644 2 428 596 2 076<br />
Mauser M03 50 154 732 3 135 680 2 702 630 2 319 582 1 980<br />
Mohawk 47 148 702 2 883 651 2 479 602 2 122 556 1 807<br />
LL = Lauflänge, BC = Ballistischer Koeffizient (Werksangabe), GEE = günstigste E<strong>in</strong>schießentfernung, Werk = Werksangaben<br />
• Die Testwaffen s<strong>in</strong>d nicht mit Messläufen ausgestattet, es handelt sich um gepflegte, präzise Gebrauchsgewehre (Mauser 98er, Lauflänge 60 cm; Krieghoff BBF Teck,<br />
LL 55 cm; Mauser M 03 Extreme Solid, LL 50 cm; Rem<strong>in</strong>gton Mohawk, Lauflänge 47 cm)<br />
• Geschw<strong>in</strong>digkeitsmessungen wurden im geschlossenen, überdachten Schießstand mit dem Kurzzeitmeßgerät BMC 17 „NV“ der Firma Werner Mehl durchgeführt.<br />
Gemessen wurde aus Sicherheitsgründen 2 m vor der Mündung. Die Abweichungen v 2 zu v 0 s<strong>in</strong>d m<strong>in</strong>imal, sie wurden bei Berechnungen vernachlässigt. Pro Laborierung<br />
und Waffe jeweils drei Schuss, der Mittelwert g<strong>in</strong>g <strong>in</strong> die Berechnung der Schusstafel (Excel-Kalkulationsprogramm von Dipl.-Ing. Johann Otto Wiemer) e<strong>in</strong>.<br />
• Ort der Messung: Schwäbische Alb, Klimabed<strong>in</strong>gungen nicht entsprechend der den Werksangaben zugrunde liegenden ICAO-Standardatmosphäre.<br />
Langenhagener Alternative: Brenneke TAG 10,0 Gramm<br />
Patrone, Geschoss,<br />
Querschnitt und e<strong>in</strong><br />
geborgener Restkörper<br />
Konstruktion: Bereits vor der geplanten<br />
Markte<strong>in</strong>führung (Anfang 2009) bekam<br />
unser Testerteam Gelegenheit, dem bleifreien<br />
Torpedo Alternativ Geschoss (TAG)<br />
<strong>in</strong> der .<strong>308</strong> auf den Zahn zu fühlen. Das als<br />
Teilzerlegungsgeschoss konzipierte Projektil<br />
ist aus Kupfer gefertigt und zur Reibungsreduktion<br />
und Laufschonung mit<br />
Gleitlack beschichtet. Drei Führungsbänder<br />
<strong>in</strong> der h<strong>in</strong>teren Geschosshälfte sollen<br />
Gasdruckspitzen reduzieren und die Präzision<br />
fördern. E<strong>in</strong>e Alum<strong>in</strong>iumspitze dient<br />
als Starter für den mittels Hohlspitze e<strong>in</strong>geleiteten<br />
Zerlegungseffekt. Drei Sollbruchstellen<br />
steuern diesen Prozess. Der<br />
Scharfrand am Übergang zur Spitze steht<br />
für ausreichende Pirschzeichen. E<strong>in</strong> Geschossrest<br />
von ca. 50 Prozent wird von<br />
Brenneke angestrebt.<br />
Telefonbuchbeschuss: hohe Energieabgabe,<br />
aber dafür ger<strong>in</strong>ge E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gtiefe<br />
Schießstand: Bei der v o -Messung wurden<br />
die werksseitigen Leistungsdaten mit m<strong>in</strong>imalen<br />
Abweichungen nach unten bestätigt.<br />
Die TAG-Laborierung liefert <strong>in</strong> Sachen<br />
Außenballistik ke<strong>in</strong>e Superlativen, deckt<br />
aber mit e<strong>in</strong>er tatsächlichen GEE von 159<br />
Meter (Lauflänge 60 cm) die Ansprüche an<br />
e<strong>in</strong>e Universalpatrone ausreichend ab. Im<br />
Vergleich zu den Mitbewerbern h<strong>in</strong>ken jedoch<br />
die Leistungsparameter ab der 200-<br />
Meter-Marke deutlich h<strong>in</strong>terher. E<strong>in</strong>e gute<br />
Wahl ist die neue Brenneke für kurzläufige<br />
Büchsen. Mit zwei Streukreisen von jeweils<br />
24 Millimetern besticht die Patrone durch<br />
e<strong>in</strong> ausgezeichnetes Präzisionspotenzial.<br />
Praxistest: Strecke unter anderem 26 Rehe,<br />
12 Sauen. Zufriedenstellend war die Wirkung<br />
der TAG-Laborierung auf Rehwild. 63<br />
Prozent der mit Kammerschuss getroffenen<br />
Stücke lagen direkt am Platz. Der Rest verendete<br />
im Umkreis von bis zu 50 Metern.<br />
Das Geschoss lieferte ausnahmslos bee<strong>in</strong>druckende<br />
Pirschzeichen und Schweißfährten<br />
bei erstaunlich ger<strong>in</strong>ger Wildbretentwertung<br />
(ke<strong>in</strong>e nenneswerten Hämatome,<br />
ke<strong>in</strong>e Splitter abseits des Wundkanals,<br />
Ausschussgröße etwa 3 bis 5 cm).<br />
Auch auf schwaches und mittleres Schwarzwild<br />
zeigte das TAG zuverlässige Wirkung.<br />
Bei stärkeren Sauen war nicht immer e<strong>in</strong><br />
Ausschuss vorhanden, die Stoppwirkung<br />
ließ nach.<br />
Telefonbuch-Beschuss: Er bestätigt diese<br />
Erfahrung. Das Projektil spricht schnell an,<br />
pilzt <strong>in</strong> drei Fahnen auf, die sich je nach Wi-<br />
46 WILD UND HUND 11/2008<br />
044_049_<strong>308</strong>.<strong>in</strong>dd 46<br />
14.05.2008 10:27:38 Uhr
Meter) und auf Entfernungen zwischen<br />
150 und 170 Meter zur Strecke gebracht.<br />
Entfernungsbed<strong>in</strong>gte Unterschiede <strong>in</strong><br />
der Wirkungsweise der Geschosse ließen<br />
sich dabei nicht feststellen.<br />
Zusätzlich zu den vier auf dem Schießstand<br />
e<strong>in</strong>gesetzten Waffen waren e<strong>in</strong><br />
Krieghoff Trumpf-Drill<strong>in</strong>g (Lauflänge<br />
63,5 cm), e<strong>in</strong>e Blaser R 93 (Lauflänge 54<br />
cm) und e<strong>in</strong> 98er Stutzen (Lauflänge 52<br />
cm) im Praxise<strong>in</strong>satz. In der Regel wurden<br />
ke<strong>in</strong>e waffenseitigen Unterschiede<br />
<strong>in</strong> der Wirkung auf Wild festgestellt, lediglich<br />
die Komb<strong>in</strong>ation Trumpf-Drill<strong>in</strong>g<br />
und Lapua Naturalis LR sorgte für Ausreißer<br />
(siehe Naturalis LR).<br />
In Verb<strong>in</strong>dung mit den Schießstandversuchen<br />
lassen die Praxisergebnisse<br />
deutliche Trends bezüglich der Wirkungsweise<br />
und Leistungsfähigkeit der Testkandidaten<br />
erkennen. Abweichungen beim<br />
Schuss auf Wild s<strong>in</strong>d mit anderen Büchsen<br />
und je nach Jagdsituation (Wildstärke,<br />
Beunruhigungszustand, Entfernung<br />
etc.) jedoch möglich.<br />
Ausgezeichnetes Präzisionspotenzial:<br />
24 mm betrugen die Streukreise<br />
e<br />
derstand im Wildkörper teilweise oder vollständig<br />
vom soliden Geschossrest trennen.<br />
Die Folge: hohe Energieabgabe im Wildkörper,<br />
e<strong>in</strong> gut schweißender Wundkanal, aber<br />
e<strong>in</strong>e relativ ger<strong>in</strong>ge E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gtiefe.<br />
Fazit: Die .<strong>308</strong> TAG ist e<strong>in</strong>e wildbretschonende<br />
Universallaborierung fürs klassische<br />
Feld-/Waldrevier mit dem Schwerpunkt<br />
schwaches und mittelstarkes Schalenwild.<br />
Die Laborierung liefert zuverlässig Schweiß –<br />
e<strong>in</strong> Top-Tipp für Jäger ohne <strong>Hund</strong>. Auf weite<br />
Entfernungen und auf starkes Hochwild<br />
stößt die Patrone an ihre Leistungsgrenzen.<br />
Preis: derzeit noch ke<strong>in</strong>e Angaben.<br />
Konstruktion: Kaum e<strong>in</strong>e Geschossentwicklung<br />
der vergangenen Jahre wurde<br />
kontroverser diskutiert als das masseund<br />
formstabile <strong>Impala</strong>. Zündstoff bietet<br />
die von den meisten anderen jagdlichen<br />
Geschosstypen abweichende Wirkungsweise.<br />
Das leichte Mess<strong>in</strong>g-Massivgeschoss<br />
(Kegelspitze, Führungsbänder)<br />
soll den Wildkörper ohne Deformation<br />
oder Splitterwirkung durchdr<strong>in</strong>gen. Dabei<br />
bleibt e<strong>in</strong>e hohe Geschw<strong>in</strong>digkeit erhalten,<br />
und es werden – laut Hersteller –<br />
radiale Schockwellen erzeugt, die e<strong>in</strong> sofortiges<br />
Verenden des Wildes zur Folge<br />
haben.<br />
Schießstand: Immer noch schnell, aber<br />
deutlich unter den Werksangaben lagen<br />
die v o -Messungen. Mit e<strong>in</strong>er berechneten<br />
GEE von 177 m (LL 60 cm) führt das <strong>Impala</strong><br />
trotzdem das Testfeld <strong>in</strong> Sachen Außenballistik<br />
an. Die Geschossflugbahn ist –<br />
auch aus kurzläufigen Büchsen bis 50 cm<br />
Lauflänge – äußerst gestreckt. Mit engen<br />
Streukreisen von 21 und 25 mm stellt <strong>Impala</strong><br />
knapp den Präzisions-<strong>Testsieger</strong>.<br />
Spitze Spitze: <strong>Impala</strong> 8,4 Gramm<br />
Patrone, Geschoss,<br />
Querschnitt und e<strong>in</strong><br />
geborgener Restkörper<br />
Nicht richtungsstabil: typisch für<br />
Geschosse mit langgezogener Spitze<br />
Praxistest: Strecke unter anderem 24 Rehe,<br />
10 Sauen): Saß die Kugel im Leben,<br />
brachen die Rehe <strong>in</strong> aller Regel blitzartig<br />
zusammen. Selten wurden taumelnde<br />
Fluchten (10 bis 150 m) verzeichnet. Die<br />
Ausschüsse waren etwa doppelt kalibergroß,<br />
die Wildbretentwertung m<strong>in</strong>imal.<br />
Trotz hoher Geschw<strong>in</strong>digkeit traten ke<strong>in</strong>e<br />
nennenswerten Hämatome auf. Ger<strong>in</strong>ge<br />
Schweißkontrolle und die zum Teil weiten<br />
Fluchtstrecken erschwerten die wenigen<br />
anfallenden Nachsuchen. Die Wirkung<br />
auf Schwarzwild war vergleichbar, allerd<strong>in</strong>gs<br />
stellten wir <strong>in</strong> zwei Fällen e<strong>in</strong>e Richtungsabweichung<br />
der Geschossflugbahn<br />
im Wildkörper fest. Ausschuss war grundsätzlich<br />
vorhanden.<br />
Präzise: Zwischen 21 und 25<br />
Millimeter lagen die Streukreise.<br />
Telefonbuch-Beschuss: Gar nicht so e<strong>in</strong>fach,<br />
erst das vierte Projektil wurde – nur<br />
m<strong>in</strong>imal verformt – am Ende des 60 cm<br />
langen „Telekom“-Stapels aus e<strong>in</strong>em Holzbrett<br />
geborgen. Die Vorgänger zwitscherten<br />
seitlich, nach oben oder unten aus<br />
der nassen Pampe. Der Richtungswechsel<br />
wurde nach ca. 25 cm E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gtiefe e<strong>in</strong>geleitet,<br />
das heißt bei starkem Wild oder<br />
bei Schrägschüssen s<strong>in</strong>d Flugbahnabweichungen<br />
im Körper nicht auszuschließen.<br />
Im Zielmedium waren zudem Trudelbewegungen<br />
festzustellen. Das Geschoss<br />
erzeugt e<strong>in</strong>en sich ger<strong>in</strong>gfügig verbreiternden<br />
Wundkanal. Die enorme Durchschlagskraft<br />
erfordert absolut zuverlässigen<br />
Kugelfang.<br />
Fazit: Das formstabile Konstruktionspr<strong>in</strong>zip<br />
überrascht. Auf heimisches Schalenwild<br />
entwickelt die .<strong>308</strong> <strong>Impala</strong> e<strong>in</strong>e „umwerfende“<br />
Wirkung. Mit dem höchst präzisen,<br />
leichten Mess<strong>in</strong>gflitzer lassen sich<br />
auch weitgesteckte Ziele erreichen.<br />
Schwäbische Küchenchefs waren ob der<br />
kle<strong>in</strong>en Löchle begeistert. Mäßige<br />
Schweißkontrolle und „abweichlerische<br />
Tendenzen“ gehören zu den Schwächen<br />
des Solids. Preis: 58 €/20 Stück.<br />
WILD UND HUND 11/2008 47<br />
044_049_<strong>308</strong>.<strong>in</strong>dd 47<br />
14.05.2008 10:27:54 Uhr
AUSRÜSTUNG<br />
Gehörte mit zum Test:<br />
die v 2 -Messung mittels<br />
Mehl-Messgerät<br />
auf dem Schießstand<br />
Patrone, Geschoss,<br />
Querschnitt und e<strong>in</strong><br />
geborgener Restkörper<br />
Konstruktion: Bereits vor zwei Jahren hat<br />
Lapua damit begonnen, das „Standard-<br />
Grünköpfchen“ durch Long-Range-Versionen<br />
zu ersetzen. Der Grund: Bei großen<br />
Schussentfernungen pilzte das Kupfergeschoss<br />
nur ger<strong>in</strong>g oder gar nicht auf. Die<br />
neue .<strong>308</strong>-LR-Variante spricht schneller an<br />
und ist etwas leichter konstruiert, das<br />
Funktionspr<strong>in</strong>zip wurde beibehalten. Dabei<br />
fungiert die mit e<strong>in</strong>er Kunststoffhaube<br />
abgedeckte Hohlspitze als Druckventil,<br />
das e<strong>in</strong>en symmetrischen, pilzartigen Deformationsprozess<br />
e<strong>in</strong>leiten soll. Die Folge<br />
ist e<strong>in</strong> sich verbreitender Wundkanal. E<strong>in</strong><br />
Geschossrestgewicht von annähernd 100<br />
Prozent wird vom Hersteller angestrebt.<br />
Funktionssicherheit wird für Geschw<strong>in</strong>digkeiten<br />
von 600 bis 950 m/s garantiert.<br />
Mit grünem Punkt: Lapua LR Naturalis 11,0 Gramm<br />
Schießstand: Bereits die Packungsdaten<br />
wiesen auf e<strong>in</strong>e äußerst zahme Long Range-Laborierung<br />
h<strong>in</strong>. Mit den von uns ermittelten,<br />
deutlich ger<strong>in</strong>geren v o -Werten<br />
ist die Naturalis LR außenballistisch im unteren<br />
Mittelfeld der Universalpatronen<br />
(GEE 156 m, LL 60 cm) angekommen. <strong>Testsieger</strong><br />
ist die f<strong>in</strong>nische LR bezüglich der<br />
Eignung für kurzläufige Büchsen. Selbst<br />
bei e<strong>in</strong>er Rohrlänge von 47 cm verzeichnet<br />
die Naturalis nur m<strong>in</strong>imale Energieund<br />
Geschw<strong>in</strong>digkeitse<strong>in</strong>bußen. Die von<br />
uns erzielten Streukreise s<strong>in</strong>d für den<br />
Jagdbetrieb ausreichend präzise, im Testsegment<br />
markieren sie das Schlusslicht.<br />
Praxistest: Strecke unter anderem 19 Rehe,<br />
10 Sauen. Bei der Naturalis war die Wirkung<br />
auf Rehwild nicht immer zufriedenstellend.<br />
Bei Kammerschüssen lagen nur 45 Prozent<br />
der Stücke am Platz, der Rest brach nach<br />
Todesfluchten von 20 bis 100 Metern zusammen.<br />
Die Wildbretentwertung blieb ger<strong>in</strong>g,<br />
die Ausschussgröße lag <strong>in</strong> der Regel<br />
bei e<strong>in</strong>em Durchmesser von zwei bis vier<br />
Zentimetern. Hämatome waren nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem<br />
Umfang festzustellen. Lediglich <strong>in</strong><br />
Komb<strong>in</strong>ation mit dem Krieghoff Drill<strong>in</strong>g<br />
wurde „Handtellergröße“ mehrfach überschritten.<br />
Auch Schwarzwild lässt sich mit<br />
der Naturalis LR waidgerecht bejagen. Die<br />
Stoppwirkung ist ausreichend, Ausschuss<br />
Gleichmäßig aufgepilzt: Richtungsstabil<br />
war das Naturalis LR (E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gtiefe: 45 cm)<br />
Zwischen 29 und 31 mm: gut, aber im<br />
Vergleich die schlechtesten Streukreise<br />
war auch bei starken Stücken immer vorhanden.<br />
Die angefallenen Nachsuchen waren<br />
bei allen Wildarten durch wenig Schweiß<br />
auf der Wundfährte gekennzeichnet.<br />
Telefonbuch-Beschuss: Schuss für Schuss<br />
puhlten wir gleichförmige, glänzende<br />
Kupferpilze aus dem tropfenden Papier.<br />
Das Geschoss wirkt richtungsstabil, und es<br />
bee<strong>in</strong>druckt mit e<strong>in</strong>er angemessenen E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gtiefe<br />
(sicherer Ausschuss, wenig Energie<br />
im austretenden Geschossrest). Betrachtet<br />
man den Geschw<strong>in</strong>digkeitsabfall<br />
<strong>in</strong> der Schusstafel und die Praxisergebnisse,<br />
ist mit e<strong>in</strong>er sicheren Geschossdeformation<br />
im GEE-Bereich zu rechnen.<br />
Fazit: Das .<strong>308</strong>-Nordlicht zeigt auf mitteleuropäisches<br />
Schalenwild ausreichende<br />
Wirkung. Kurze und mittlere Entfernungen<br />
markieren den E<strong>in</strong>satzbereich der Naturalis<br />
LR. Kle<strong>in</strong>e Ausschüsse erleichtern die<br />
Wildbretvermarktung, erschweren jedoch<br />
anfallende Nachsuchen durch wenig<br />
Schweiß. Preis: 58 €/20 Stück.<br />
48 WILD UND HUND 11/2008<br />
044_049_<strong>308</strong>.<strong>in</strong>dd 48<br />
14.05.2008 10:28:15 Uhr
Qualität aus Suhl bei Frankonia<br />
Klassiker: Sellier & Bellot Sierra Game K<strong>in</strong>g 11,7 Gramm<br />
überzeugt die Patrone durch ger<strong>in</strong>ge<br />
Leistungsverluste.<br />
Patrone, Geschoss,<br />
Querschnitt und zwei<br />
geborgene Restkörper<br />
Konstruktion: „Bleischwer“ und stroml<strong>in</strong>ienförmig<br />
durchgestylt, präsentiert<br />
sich das von Sierra gefertigte und bei<br />
Sellier & Bellot verladene .<strong>308</strong>-Projektil.<br />
Tombakmantel, weicher Bleikern und<br />
offene Spitze kennzeichnen das klassische<br />
Teilmantelspitz-Geschoss. Das<br />
Game K<strong>in</strong>g soll sich im Wildkörper relativ<br />
schnell bis zum zwei- oder dreifachen<br />
Kaliberdurchmesser verformen.<br />
Da Mantel und Kern nicht gebondet<br />
(verlötet, verschweißt) s<strong>in</strong>d, ist mit Splitterwirkung<br />
und unterschiedlich großen<br />
Restgewichten zu rechnen.<br />
Schießstand: Die Geschw<strong>in</strong>digkeitsmessung<br />
bestätigte mit m<strong>in</strong>imalen Defiziten<br />
die S & B-Herstellerdaten. Auf den<br />
ersten Blick wenig spektakulär (GEE 156<br />
m, LL 60 cm), überzeugt die Patrone<br />
durch e<strong>in</strong>en extrem weiten Energietransfer<br />
(E 300 = 2 040 Joule, LL 60 cm).<br />
Hier kommt die strömungsgünstige<br />
Ogivalform und das höhere spezifische<br />
Gewicht von Blei zum Tragen. Mit entsprechender<br />
optischer Ausstattung s<strong>in</strong>d<br />
so wirksame Weitschüsse möglich. Die<br />
hohe Präzision (Streukreise: 21 und 26<br />
mm) der .<strong>308</strong> Game K<strong>in</strong>g unterstreicht<br />
diese Eignung. Bis zu 50 cm Lauflänge<br />
Mal so, mal so: Unkalkulierbar war die<br />
E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gtiefe beim Buchbeschuss.<br />
Praxistest: Strecke unter anderem 22<br />
Rehe, 11 Sauen. Die Tester besche<strong>in</strong>igten<br />
der S & B-Patrone e<strong>in</strong>e ausgezeichnete<br />
Wirkung auf Rehwild. 75 Prozent<br />
der mit Kammerschuss erlegten Stücke<br />
lagen im Feuer, die restlichen nach etwa<br />
30 Metern Fluchtstrecke. Die gut schweißenden<br />
Ausschüsse brachten es auf<br />
Durchmesser von drei bis sechs Zentimeter.<br />
Ke<strong>in</strong>e nennenswerten Hämatome<br />
bee<strong>in</strong>trächtigten die Wildvermarktung.<br />
Die Wirkung auf Schwarzwild kann<br />
Hohe Präzision: Streukreise zwischen<br />
21 und 26 mm erzielte das Game K<strong>in</strong>g.<br />
auf schwache und mittelstarke Stücke<br />
noch als ausreichend bezeichnet werden.<br />
Wie konstruktionsbed<strong>in</strong>gt zu erwarten,<br />
hatten stärkere Sauen jedoch<br />
nicht immer Ausschuss. Gelegentlich<br />
wurden weitab vom eigentlichen Wundkanal<br />
Geschosssplitter im Wildbret entdeckt.<br />
In Magaz<strong>in</strong>en ohne Schulterstopp<br />
werden die Bleispitzen deformiert.<br />
Telefonbuch-Beschuss: Vom platt gedrückten<br />
Pfannkuchen bis h<strong>in</strong> zu vollständig<br />
separierten Mantel- und Kernpartikeln<br />
war beim Sierra-Projektil alles<br />
zu f<strong>in</strong>den. Die E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gtiefe variierte<br />
dementsprechend stark und lag zwischen<br />
31 und 38 Zentimetern. Im Bereich<br />
zwischen 0 und 20 Zentimeter dom<strong>in</strong>ierte<br />
die Deformation. Darüber h<strong>in</strong>aus<br />
ist der Prozess nicht kalkulierbar.<br />
Fazit: Die S & B-Laborierung ist auf<br />
schwaches und mittelstarkes Schalenwild<br />
e<strong>in</strong>e gute, preisgünstige Wahl. Präzision<br />
und Weitschusseignung zeichnen<br />
die „Game K<strong>in</strong>g“ aus. Der häufig fehlende<br />
Ausschuss bei starken Stücken schränkt<br />
den E<strong>in</strong>satzbereich e<strong>in</strong>. Preis: 28 €/20<br />
Stück.<br />
Abgabe nur an Inhaber e<strong>in</strong>er Erwerbserlaubnis.<br />
Alle Preise <strong>in</strong> Euro.Irrtum vorbehalten.<br />
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Die B4 Bockbüchsfl<strong>in</strong>te<br />
mit E<strong>in</strong>schloss-System<br />
Kaliber 12/76 –.30-06,<br />
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(Abbildung zeigt B4 „Weimar”)<br />
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044_049_<strong>308</strong>.<strong>in</strong>dd 49<br />
14.05.2008 10:28:40 Uhr