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Die Pirsch 02/2006 - Impala Europa

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46<br />

Waffe & Schuss<br />

◀|<br />

Einige mit <strong>Impala</strong> verladene<br />

Testpatronen und lose<br />

Geschosse (v.l.): .308 Win.,<br />

.30-06, .30 R Blaser (je 8,4 g),<br />

8,5 x 63 R (10,7 g)<br />

und 9,3 x 74 R (11,7 g).<br />

▼| Wildpretschonung trotz<br />

Schulterknochenschuss:<br />

Hier bei einer Ricke.<br />

Mit Wucht<br />

Das aus einer Automatenmessing-ähnlichen<br />

Legierung gedrehte<br />

„<strong>Impala</strong>“ kommt aus Südafrika.<br />

Benannt ist das Geschoss<br />

nach der dortigen<br />

Hauptwildart der <strong>Impala</strong>-<br />

Antilope. Es ist von der Form<br />

her ein mit mehreren Radialrillen<br />

versehener, kalibergleicher<br />

Zylinder mit Scharfrand<br />

am Übergang zum<br />

langen, kegelstumpfen, in<br />

eine abgeflachte Spitze auslaufenden<br />

Bug.<br />

Wie aber muss man sich<br />

die Geschosswirkung vorstellen?<br />

Wirkt es als massestabilmonolithisch<br />

aufgebautes,<br />

konstruktiv gewollt undeformierendes,<br />

somit „starres“<br />

Messing-Vollgeschoss durch<br />

die von den „scharfen“ Rillenrändern<br />

beim Auftreffen<br />

und Durchdringen des Wildkörpers<br />

ausgehenden Druckwellen?<br />

Zumindest weist der Wiener<br />

<strong>Europa</strong>-Importeur in den<br />

Verkaufsunterlagen darauf<br />

hin. Magister Helmut Eller ist<br />

Munitionsexperte, internationaler<br />

Schütze, und, da Apotheker,<br />

durchaus wissenschaftlich<br />

versiert. Er gibt zu<br />

dem – von Kobus Du Plessis<br />

in Südafrika entwickelten und<br />

hergestellten – <strong>Impala</strong> folgende<br />

Hinweise:<br />

◼ leichtes Massivgeschoss für<br />

den jagdlichen Einsatz<br />

◼ geringes Gewicht → hohe<br />

Geschwindigkeit und Rasanz<br />

◼ große Führungslänge, dadurch<br />

hohe Präzision<br />

◼ vier Rillen senken den<br />

Gasdruck, fünf Scharfränder<br />

erzeugen Druckwellen, dadurch<br />

rasche Tötung<br />

◼ geringe Wildpretzerstörung<br />

◼ konische Spitze mit Scharfrand,<br />

dadurch hohe Durchschlagskraft<br />

◼ kreisrunde Einschusslöcher<br />

mit viel Schnitthaar<br />

Eller meint, der sich seit<br />

1982 mit Zielballistik beschäftigende,<br />

seit 1992 in<br />

einem gerichtsmedizinischen<br />

Labor arbeitende <strong>Impala</strong>-<br />

Entwickler und Hersteller<br />

Kobus Du Plessis würde mit<br />

seinem Geschoss völlig neue<br />

Wege beschreiten, sei es<br />

doch als einziges Massivgeschoss<br />

nicht nur massestabil,<br />

sondern auch formstabil. Es<br />

wirke darum besser als alle<br />

anderen: Durch die geometrische<br />

Form entstünde eine<br />

„gerichtete Schockwelle“.<br />

Da sich diese in Wasser dreimal<br />

schneller ausbreite als in<br />

Luft, würde das „mit kaum<br />

gebremster Geschwindigkeit“<br />

durchdrungene Wild<br />

durch radiale Schockwellen<br />

massiv traumatisiert. Es<br />

schweiße durch den anderthalb<br />

bis zweifach-Kalibergroßen<br />

Ein-/ Ausschuss stark<br />

und verende meist am Anschuss<br />

oder nach kurzer<br />

Flucht. Selbst bei Auftreffgeschwindigkeiten<br />

von über<br />

1000 m/sec träten kaum<br />

Hämatome auf.<br />

Eller vertritt die Ansicht, dass<br />

das nach seinen Worten eine<br />

Notlösung darstellende herkömmliche<br />

Teilmantelgeschoss<br />

bis heute vor der<br />

unlösbaren Aufgabe stünde,<br />

zwei vom Jäger nicht beeinflussbaren<br />

Variablen gerecht<br />

werden zu müssen: „1. unterschiedliche<br />

Auftreffgeschwindigkeit<br />

Vz (abhängig von<br />

Mündungsgeschwindigkeit<br />

V0 und der wechselnden<br />

Schussentfernung), 2. unterschiedlicher<br />

Zielwiderstand<br />

(11 kg Reh oder 150 kg<br />

Hirsch …). Tatsächlich versuchen<br />

selbst renommierte Hersteller<br />

bis heute mit unzähligen,<br />

teils recht komplizierten<br />

Geschosstypen, diese Probleme<br />

zu lösen. Dabei sind Detailverbesserungen<br />

durchaus<br />

erzielbar, doch … ist … die<br />

Balance zwischen zu wenig<br />

Deformation und damit langen<br />

Fluchtstrecken sowie zu<br />

viel Deformation und damit<br />

übermäßiger Wildpretzerstörung<br />

nur bedingt möglich.“<br />

Mehrere Rillen<br />

Aber wie und warum wirkt<br />

das <strong>Impala</strong> denn nun? Ich<br />

denke als „Wuchtgeschoss“<br />

durch Gewebeverdrängung<br />

– mit allen wesensgemäßen<br />

Folgen. Dass die Strömungsverdichtung<br />

am ersten<br />

Scharfrand eine große Rolle<br />

4/<strong>2006</strong> <strong>Pirsch</strong>


Waffe & Schuss<br />

47<br />

spielt, steht praktisch fest.<br />

Dass aber die Ränder der dahinter<br />

liegenden Rillen ebenfalls<br />

wundballistische Funktion<br />

haben sollen, schließe ich<br />

aus, weil die hinteren vier Rillen<br />

innerhalb der Kavitationsblase<br />

liegen und daher vom<br />

Medium gar nicht angeströmt<br />

werden, somit kaum wirken<br />

können. Auch die Behaup-<br />

den. Praktisch kann die sowieso<br />

umstrittene Toxizität<br />

von legierten lediglich drei<br />

Prozent Blei aber guten Gewissens<br />

verneint werden.<br />

◼ Der Importeur gibt die<br />

Oberflächenhärte mit 179 Vickers<br />

an und die Kernhärte<br />

mit 164 Vickers. Gemessen<br />

wurde jedoch eine Vickers-<br />

Härte von etwa 130.<br />

.30-06 und .30 R Blaser auf<br />

Geschwindigkeit und Piezzo-<br />

Druckverhalten gemessen.<br />

Versuche zur Laufmehrbelastung<br />

durch <strong>Impala</strong> (und andere<br />

Monolithen) laufen zwar<br />

noch, jedoch ist eine erhöhte<br />

Übergangserosion durch die<br />

Massivgeschosse recht wahrscheinlich.<br />

Messing Solid<br />

schneiden dabei geringfügig<br />

▼| .30 R Blaser mit 8,4 g <strong>Impala</strong><br />

Geschoss neben drei durch<br />

Gelatine geschossenen,<br />

unverformten, im Auffangkasten<br />

der V-Rest Anlage<br />

geborgenen Geschossen.<br />

Wie jede Geschoss-Innovation, gleich ob<br />

Wiedergeburt oder Neuerung, polarisiert auch<br />

das bleifreie Leichtsolid „<strong>Impala</strong>“ die Fachwelt.<br />

Werner Reb hat es ballistisch geprüft.<br />

Fotos W. Reb<br />

◼ Design und Material schließen<br />

unter normalen Bedingungen<br />

beim Schuss auf Wild<br />

Verformungen aus (was sich<br />

beim Test bewies).<br />

◼ Das <strong>Impala</strong> ist nicht unterkalibrig<br />

(bei Monolithen oft<br />

vorschnell angenommen).<br />

Für eine ballistische Überprüfung<br />

wurden von mir sorgfältig<br />

mit dem 8,4 g <strong>Impala</strong> geladene<br />

Patronen in .308 Win.,<br />

schlechter ab als Kupferlinge.<br />

Achtung: In handelsüblichen<br />

Polygonläufen ergaben von<br />

mir mit <strong>Impala</strong> geladene Patronen.308<br />

Win. Überdrücke<br />

von 500 bis 1000 bar gegenüber<br />

treibladungs- und massegleichen<br />

Ladungen mit konservativen<br />

Bleikern-/ Mantelgeschossen.<br />

Der Importeur<br />

spricht sogar von Mehrdrücken<br />

von bis zu 1200 bar und<br />

<strong>Die</strong> Felderprobung erstreckte sich auf den<br />

Abschuss von knapp 70 Stück Schalenwild<br />

sowie Füchsen mit verschiedenen Kalibern<br />

(und Geschossgewichten) von 6,5 x 50 R bis<br />

.416 Rem. <strong>Die</strong> Präzision ist durchgehend<br />

gut bis exzellent, wobei aber die Geschosse<br />

wegen des Gasdrucks nicht feldernah gesetzt<br />

werden dürfen! Wegen der bei allen<br />

Patronen sich jeweils rasch einstellenden<br />

Präzision mussten keine mühseligen Ladeversuche<br />

absolviert werden.<br />

Wer Wildpret selbst verwertet, hat seine<br />

Freude am <strong>Impala</strong>. Eine Augenblickswirkung<br />

ist nicht automatisch gegeben: Zwar lagen<br />

viele Rehe und schwaches Hochwild am Platz<br />

oder nach wenigen Metern (selbst bei nicht<br />

so guten Schüssen), doch gingen etliche weit,<br />

sogar mit „besten“ Kammerschüssen. Ein<br />

6,5 x 57-Hochblatt-Reh ging 150 Meter und<br />

wurde erst später gefunden. Ebenso verdarb<br />

ein Schmaltier, das sich (mit einem .30 Blaser<br />

Treffer voll auf dem Blatt) im Schuss niedergetan<br />

und erst nach Minuten auf die Seite<br />

gelegt hatte. Mit geräuschvoller Annäherung<br />

der Treiber kam es hoch und zog langsam<br />

in Deckung. Weder Schütze noch Nachbarschütze<br />

konnte einen Fangschuss anbringen<br />

Felderprobung<br />

tung, dass die konische Spitze<br />

ursächlich für eine hohe<br />

Durchschlagskraft sei, ist<br />

physikalisch nicht haltbar<br />

(und könnte auf einer<br />

übertreibend-falschen Text-<br />

Übersetzung von der südafrikanischen<br />

<strong>Impala</strong>-Internetseite<br />

beruhen).<br />

Ein Werkstofflabor kommt<br />

nach Überprüfung freundlicherweise<br />

vom Importeur<br />

zur Verfügung gestellter .30er<br />

8,4 g-Geschosse zu folgendem<br />

Kurzergebnis: „Das nicht beschichtete<br />

und spanabhebend<br />

hergestellte Geschoss besteht<br />

aus CuZn39Pb3F43, einer dem<br />

,Automatenmessing‘ ähnlichen<br />

Legierung. <strong>Die</strong> Masse<br />

beträgt 8,423 g (± 0,0<strong>02</strong>), die<br />

Länge 32,6 mm (ohne den<br />

Heck- Abstechbutzen), der<br />

Durchmesser 7,82 mm. <strong>Die</strong><br />

Härte entspricht HV 130<br />

(ca. F43).“ Das Ergebnis ließ<br />

diese Schlüsse zu:<br />

◼ <strong>Die</strong> auf der <strong>Impala</strong> Internetseite<br />

www.impalabullets.at<br />

veröffentlichte Werkstoffzusammensetzung<br />

(57 % Kupfer,<br />

40 % Zink und 3 % Blei)<br />

stimmt mit unserem Ergebnis<br />

nahezu überein.<br />

◼ Blei in Legierung dient lediglich<br />

der Bearbeitungsfähigkeit<br />

des Drehteils und hat<br />

zielballistisch weder Auftrag<br />

noch Wirkung. Trotzdem<br />

können <strong>Impala</strong> mit ihrem<br />

Bleianteil von drei Prozent<br />

nicht als bleifrei, sondern nur<br />

als „bleiarm“ bezeichnet werwarnt<br />

vor Verschießen des<br />

<strong>Impala</strong> in Läufen mit Polygonprofil!<br />

Das standardisierte Risslängenverfahren<br />

nach Gelatineblockbeschuss<br />

war Basis für<br />

die Überprüfung des simulierten<br />

zielballistischen Verhaltens<br />

der leichten Wuchtgeschosse.<br />

Da wegen der ungünstigen<br />

Massenverteilung<br />

durch den überlangen Kegel-<br />

und es wurde erst später gefunden. Bei<br />

einem auf sehr große Distanz Hochblatt<br />

geschossenen Hirsch fuhr das <strong>Impala</strong> 60°<br />

schräg nach unten aus der Kammer, ohne das<br />

Herz zu verletzen. Ein zweiter Schuss konnte<br />

erst erfolgen, als sich Rudel und Hirsch<br />

in Bewegung setzten. Er traf das Stück etwas<br />

hinter das Blatt. Darauf tat sich der Hirsch<br />

nieder und konnte, verdeckt für einen<br />

Fangschuss, erst später erlöst werden. Bei<br />

den beiden beschriebenen Stücken Rotwild<br />

waren Wildpretentwertung und Hämatombildung<br />

überdurchschnittlich hoch.<br />

Wie unterschiedlich gleiche Ladungen bei<br />

einem praktisch vergleichbaren Treffer wirken<br />

können, zeigte eine Doublette auf zwei<br />

quer wechselnde, gleich starke Sauen. Sie<br />

erhielten ein .338/10,7 g <strong>Impala</strong> auf die<br />

Schulter. Jeweils an gleicher Stelle war der<br />

Schulterknochen gesplittert, bei annähernder<br />

Gleichlage des Ausschusses in der gegenüberliegenden<br />

Schaufel. Während die erste Sau<br />

am Platz rollierte, ging die zweite ohne jedes<br />

Schusszeichen, nahezu ohne Schweißen<br />

noch 180 Meter in die Dickung. Dass solche<br />

Wirkungen auch mit allen anderen Geschossen<br />

passieren (können), ist kein Trost. WR<br />

<strong>Pirsch</strong> 4/<strong>2006</strong>


48<br />

Waffe & Schuss<br />

stumpf ein Überschlag im<br />

Medium als sicher angenommen<br />

werden konnte, wurden<br />

wegen der Gefahr frühzeitiger<br />

Geschossaustritte die Fangkästen<br />

seitlich verstärkt. Einige<br />

<strong>Impala</strong> traten tatsächlich<br />

nach dem Überschlagen aus<br />

dem 350 Millimeter langen<br />

Gelatineblock seitwärts aus.<br />

Einige Male rollierte das Geschoss<br />

im Block ab 150 bis<br />

200 Millimeter und schlug<br />

nach Zirka-Einhaltung der<br />

Richtung und nach Blockdurchschuss<br />

quer in die Auffangkästenrahmen.<br />

Eines<br />

schrammte an der Betonwand<br />

hinter der V-Rest-Anlage entlang<br />

und blieb das einzige<br />

deformierte des Beschusstests<br />

▲| „Schlüsselloch“-Ausschuss nach langem<br />

Schusskanal (Schrägschuss bei Ricke).<br />

überhaupt (Spitze verbogen,<br />

Heck verdellt), jedoch ohne<br />

auch nur ein Hundertstel<br />

Gramm Masse verloren zu<br />

haben. Alle anderen zeigten<br />

lediglich die von den Feldern<br />

gepressten Längsrillen.<br />

Alles deutet darauf hin, dass<br />

das <strong>Impala</strong> nach dem Überschlag<br />

nicht etwa „zwangsweise<br />

bolzenstabilisiert“ mit<br />

dem Heck voraus im Medium<br />

weiterfliegt, sondern im Verlauf<br />

des Schusskanals weiterhin<br />

taumeln und sich überschlagen<br />

kann. Das erklärt<br />

den beim Wild gelegentlich<br />

schrägen „Schlüsselloch“-<br />

Ausschuss, vor allem nach<br />

langen Schusskanälen. Taumeln<br />

oder Überschlagen eines<br />

Solids im Ziel ist (sofern keine<br />

Dickhäuterladung) kein<br />

Nachteil und kann selbst<br />

schon mal bei „Schusskanalstabil“<br />

geltenden Teil- und<br />

Vollmantel-Projektilen vorkommen.<br />

Vergleiche der Energieabgabewerte<br />

bei den Gelatinebeschüssen<br />

zeigten, dass die<br />

„Theoriewirkung“ – Eab<br />

[Joule] per Strecke – des<br />

adäquat schnell verladenen<br />

.30er 8,4g <strong>Impala</strong> im ersten<br />

wichtigen (bis 150 mm) sowie<br />

im weiteren Blockabschnitt<br />

etwas unter der von deformierend<br />

massestabil-monolithischen<br />

Geschossen angesiedelt<br />

ist. Kaliber- und<br />

Foto W. Reb<br />

geschwindigkeitsabhängig lag<br />

die relativ höchste Risslängensumme<br />

bei Eindringtiefen von<br />

150 bis 185 Millimetern.<br />

Gleichzeitig war das der Ort<br />

der ersten Instabilität. Dort<br />

hatte das Geschoss zum Überschlagen<br />

oder zumindest zum<br />

Taumeln angesetzt. Bei höherer<br />

Vz, aber geringerer Masse<br />

ist die <strong>Impala</strong> Eab in vergleichbar<br />

mit der langsamer,<br />

normalschwerer „bleifrei-deformierender“<br />

Vollgeschosse.<br />

<strong>Die</strong> Rest-Vz (bei Austritt aus<br />

dem Block) entsprach in Relation<br />

zur höheren Mündungsgeschwindigkeit<br />

des <strong>Impala</strong><br />

der deformierend massestabilmonolithischer<br />

Geschosse.<br />

Ein .30er <strong>Impala</strong> mit 10,7 g<br />

bei Vz 800 m/s gab vergleichbar<br />

Energie ab wie ein .30er<br />

Lapua Naturalis mit 11,7 g<br />

bei einer Vz von 670 m/s. <strong>Die</strong><br />

Orte und die sektionsbezogen<br />

lotrechten Risslängensummenverläufe<br />

weisen darauf<br />

hin, dass die Energieabgabe<br />

durch Geschossbewegung<br />

außerhalb der Geschossmittelachse<br />

steigt. <strong>Die</strong> Energiespitzen<br />

traten deutlich in<br />

der Überschlag-Mittelphase<br />

auf, das heißt bei 90° Stellung<br />

des Projektils.<br />

Der Gelatinebeschuss fand<br />

auf 100 Meter statt. Nachrechnungen<br />

wiesen auf mit<br />

größerer Distanz sich relativ<br />

rasch vermindernde Wundwirkungen<br />

hin, was sich im<br />

Revier bestätigte.<br />

Wildpret schonend<br />

Das <strong>Impala</strong> begeistert durch<br />

außerordentliche Wildpretschonung<br />

(s. Kasten S. 43),<br />

wobei Hämatome freilich vorkommen<br />

können. <strong>Die</strong> Augenblickswirkung<br />

wird bei zunehmender<br />

Zielentfernung überproportional<br />

(!) schlechter,<br />

was jedoch nicht dem Geschosstyp,<br />

sondern der wichtebedingt<br />

bescheidenen Querschnittsbelastung<br />

aller leichten<br />

Geschosse anzukreiden<br />

ist. <strong>Die</strong> vom Konstrukteur an<br />

den Scharfrand gestellten Anforderungen<br />

werden insofern<br />

erfüllt, als der bekannte Effekt<br />

(„Umschlag der Laminarströmung<br />

in turbulente<br />

Strömung“) oft doppelt kalibergroße<br />

Einschüsse und<br />

meist markant Schweiß liefert,<br />

bei Sauen weniger, bei<br />

sonstigem Schalenwild mehr.<br />

Rings um den Einschuss ist<br />

die Decke wie rasiert.<br />

Der Ausschuss liefert regelmäßig<br />

Schweiß, wenngleich<br />

dieser am Anschuss nicht<br />

immer sofort sichtbar ist. Ist<br />

der Ausschuss größer als die<br />

Länge eines quer ausfahrenden<br />

Geschosses, hat dies<br />

seine Ursache in der Räumwirkung<br />

ausfahrender, als<br />

Sekundär- und Tertiärgeschosse<br />

wirkender Knochensplitter.<br />

Treffer auf Hals/<br />

Rückenwirbel können eine<br />

„Sprengwirkung“ und „unschöne“<br />

Anblicke nach sich<br />

ziehen.<br />

Überschlagen im Ziel ist möglich;<br />

die in diesem Bereich in<br />

Gelatine festgestellte große<br />

Risslängensumme beschreibt<br />

die sich dadurch verstärkende<br />

zielballistische Wirkung des<br />

ansonsten als „leichtes Wuchtgeschoss“<br />

wirkenden, massen-<br />

und formstabilen Leichtsolid.<br />

<strong>Die</strong> Wahrscheinlichkeit<br />

quer austretender <strong>Impala</strong><br />

steigt mit der Schusskanallänge.<br />

Warnungen von Sicherheitsexperten,<br />

das formstabile<br />

<strong>Impala</strong> nur bei bestem Kugelfang<br />

zu schießen, sind gut<br />

gemeint, aber zu relativieren,<br />

da dies immer zu gelten hat.<br />

Vorteile der Leichtgeschosse<br />

sind der gering(er) empfundene<br />

Rückstoß sowie die ladungsabhängig<br />

meist bessere<br />

Rasanz. Aber: Leichte Projektile<br />

verlieren überproportional<br />

Geschwindigkeit und<br />

noch schneller kinetische Energie.<br />

Bekanntlich geht die Vz<br />

im Quadrat in die Energierechnung<br />

ein. Neben schnell<br />

absinkender Treffpunktlage<br />

ist beim weiten Schuss also<br />

die rascher nachlassende Energie<br />

zu berücksichtigen.<br />

Einschränkungen<br />

Weltweit hohe Verkaufszahlen<br />

unterstreichen, dass Praktiker<br />

das <strong>Impala</strong> als sinnvolle, wenn<br />

auch nicht sonderlich preisgünstige<br />

Angebotsergänzung<br />

annehmen. <strong>Die</strong> auch bei weniger<br />

guten Schüssen beobachtete<br />

Wildpretschonung<br />

ist der Hauptgrund für die<br />

Beliebtheit. Indes sehe ich für<br />

mich das Einsatzgebiet eines<br />

jeden „leichten Wuchtgeschosses“<br />

generell beschränkt<br />

auf nicht allzu große Distanzen<br />

und (kaliberbezogen) für<br />

eher schwaches Wild.<br />

Gewiss werde ich das <strong>Impala</strong><br />

in Straßen-, Grenz- oder Dickungsnähe<br />

nicht unkritisch<br />

verwenden. <strong>Die</strong>se Einschränkungen<br />

sollen das <strong>Impala</strong><br />

beileibe nicht gegenüber anderen<br />

Jagdgeschossen zurücksetzen,<br />

weil keines von diesen<br />

absolut perfekt ist und es niemals<br />

sein kann. Laut Aussage<br />

des Importeurs tritt das <strong>Impala</strong><br />

jedoch mit dem hohen<br />

Anspruch an, „besser zu wirken<br />

als alle anderen Massivgeschosse“.<br />

<strong>Die</strong>s freilich kann<br />

ich nicht bestätigen. ◼<br />

4/<strong>2006</strong> <strong>Pirsch</strong>

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