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Jennifer Ryf MDM2012BMa Multimedia Design & Tech BBZ BIel, 2013

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<strong>Jennifer</strong> <strong>Ryf</strong><br />

<strong>MDM2012BMa</strong><br />

<strong>Multimedia</strong> <strong>Design</strong> & <strong>Tech</strong><br />

<strong>BBZ</strong> <strong>BIel</strong>, <strong>2013</strong>


“Du musst die Regeln der Typogrphie<br />

kennen, bevor du sie brechen kannst.”<br />

Wolfgang Beinert<br />

2 39


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Antiqua 5<br />

Grotesk 7<br />

Egyptienne 9<br />

Schreibschrift 11<br />

Gebrochene Schriften 13<br />

Dynamisches Prinzip 15<br />

Statisches Prinzip 17<br />

Geometrisches Prinzip 19<br />

Dekorativ 21<br />

Schriftsippe, Schrift- 23<br />

familie,Schriftschnitt<br />

Capitalis 25<br />

Garamond 27<br />

Helvetica 29<br />

Buchstabenarchidektur 31<br />

Kapitälchen 33<br />

Mediävalziffern 35<br />

Ligaturen 37<br />

38 3


AAA<br />

Typografische Feinheiten<br />

Ligaturen<br />

A<br />

Ligaturen werden auch als Buchstabenverbund bezeichnet.<br />

Das Wort Ligatur stammt aus dem mittellateinischen Wort<br />

ligatura und bedeutet Verbindung. Ligaturen verschmelzen<br />

zwei oder mehrere Buchstaben zu einer Glyphe. Eine<br />

Glyphe ist eine grafische Darstellung eines Schriftzeichens.<br />

Natürliche Ligaturen entstanden automatisch durch<br />

schnelles Schreiben von häufig genutzten Zeichen.<br />

Zur optischen Korrektur werden Ligaturen manuell<br />

angewendet. In einem Drucksatz werden heute Ligaturen<br />

vor allem verwendet, wenn zwei Buchstaben mit derselben<br />

Oberlänge aufeinander folgen. Ohne Ligatur würde<br />

zwischen den Buchstaben eine unschöne Lücke entstehen,<br />

die den Lesefluss stören, oder es würde eine unpassende<br />

Verbindung zwischen Verschiedenen Oberlängen<br />

entstehen. Zwingend nötig sind Ligaturen im Bleisatz um<br />

die Unterscheidung zu ermöglichen.<br />

4<br />

37


Schriftklassifikationen<br />

Shuffle<br />

Offbeat<br />

Clifftop<br />

Waffle<br />

Graffitti<br />

Antiqua<br />

Der Name Antiqua wurde vom lateinischen Wort antiquus<br />

(=alt) abgeleitet. Sie enthält Schriftarten mit gerundeten<br />

Bögen, Serifen und hat unterschiedliche Strichstärken.<br />

Antiqua-Schriften sind die meist verwendeten Schriften<br />

im Druckbereich. Im Jahr 1464 wurde die erste Antiqua-<br />

Druckschrift von Adolf Rusch verwendet. 1469 entwickelten<br />

italalienische Brüder eine formalere Form der Antiqua.<br />

Venedig gilt als wichtigstes Zentrum der Antiqua, weil<br />

der in Venedig lebende Franzose Nicolas Jenson die erste<br />

qualitativ überzeugende Antiqua entwickelte. Durch Pietro<br />

Bembos entstand 1495 eine weitere Form die stärker von<br />

der Handschrift entfernt war. 1500 entstand die Kursive<br />

als Druckschrift. Frankreich löste Italien als Zentrum der<br />

Antiquadruckschriftentwicklung ab. Eine heller wirkende<br />

Vollendung der Antiqua entwickelte Claude Garamond.<br />

Im 17. und 18. Jahrhundert flossen Impulse aus den<br />

Niederlanden mit ein. Nach diesen Ereignissen begann<br />

man eigenständig die Antiqua umzugestalten. Frankreich<br />

wurde zur Zeit von Ludwig XIV zum Führungsland der<br />

Schriftgestaltung. Giambattista Bodoni vollendete die<br />

Antiqua schlussendlich in Italien.<br />

36<br />

5


Typografische Feinheiten<br />

Mediävalziffern<br />

G<br />

Mediävalziffern werden auch Minuskelziffern genannt. Sie<br />

zeichnen sich durch Ober- und Unterlängen, sowie durch<br />

angepasste Dickten aus. Zahlen in Mediävalziffernform<br />

passen sich besser und harmonischer in einem Fliesstext<br />

an. Die Ziffern 3, 4, 5, 7 und 9 haben üblicherweise<br />

Unterlängen. 6 und 8 haben in der Regel Oberlängen.<br />

Auf der Versalhöhe stehen nur noch die Zahlen 0, 1<br />

und 2. Sie nehmen die Grösse von Kleinbuchstaben<br />

ein. Mediävalziffern werden seit dem 12. Jahrhundert<br />

verwendet. In dieser Zeit lösten die arabischen Ziffern<br />

die römischen Zahlen ab. Es gibt auch noch Versalziffern,<br />

sie eignen sich wegen ihrer einheitlichen Breite gut für<br />

Tabellen. Seit dem 19. Jahrhundert werden sie auch in<br />

Mengentexten verwendet. In einem anspruchsvollen<br />

Schriftsatz werden aber bis heute Mediävalziffern<br />

verwendet. Im englischen werden sie als Non-Aligning, Text<br />

Figures oder Oldstyle Numerals bezeichnet.<br />

G6<br />

35


Schriftklassifikationen<br />

Grotesk<br />

Mediävalziffern:<br />

0123456789<br />

Normale Ziffern:<br />

0123456789<br />

Die Grotesk wurde von der Antiqua abgeleitet und hat keine<br />

Serifen. Die Strichstärke der einfach geformten Buchstaben<br />

ist fast gleichmässig. Der Name Grotesk entstand, weil<br />

Schriften dieses Typs als groteske, also als sonderbare<br />

Entstellung betrachtet wurde. Schriften ohne Serifen waren<br />

damals nicht Gewöhnlich. Groteske Schriften werden vor<br />

allem im Webbereich verwendet. Die Grotesk wird meistens<br />

einfach Serifenlose oder Sans Serif genannt. Sie entstand<br />

anfangs 19. Jahrhundert in England. 1803 wurde die erste<br />

Sans Serif von Robert Thorne präsentiert. Die erste Grotesk<br />

veröffentlichte William Caslon IV. Grotesk Schriften wurden<br />

besonders als plakative Anzeigeschriften sehr beliebt, weil<br />

die Formen dieser Schrift sehr kräftig sind. 1898 wurde<br />

eine Art der Grotesk als erste Brotschrift verwendet. Eine<br />

Brotschrift ist die Schrift die für einen Fliesstext ausgewählt<br />

wird. Als Folge der Renaissance der Handschrift entstanden<br />

erste serifenlose Schriften in England. Ein gutes Beispiel<br />

ist die Schrift die für den London Underground, die von<br />

Edward Johnstons 1916 gesetzt wurde. Groteskschriften<br />

sind heute in allen Bereichen der Gestaltung zu sehen, aber<br />

immer noch hauptsächlich im Webbereich.<br />

34<br />

7


Typografische Feinheiten<br />

EE<br />

Kapitälchen<br />

Kapitälchen sind Grossbuchstaben, die aber die Höhe von<br />

Kleinbuchstaben der Normalhöhe haben. Sie werden zur<br />

Hervorhebung von Wörtern oder Textstellen verwendet.<br />

Es gibt auch falsche Kapitälchen, deren Höhe zwischen der<br />

Normalhöhe und der Versalhöhe liegt. Kapitälchen werden<br />

auch mit dem englischen Begriff Small Caps bezeichnet.<br />

Die Orientierung der Strichstärke und des Grauwerts<br />

der Kapitälchen liegt an denen der Gemeinen, also der<br />

Minuskel. Zu Beginn des Buchdrucks nahm man kursive<br />

Schriften nicht als zur gleichen Familie gehörend an wie<br />

die Normalschnitte. Im modernen werden vorwiegend<br />

Kursive als Auszeichnungsschriften verwendet, wo früher<br />

nur Kapitälchen zur Verfügung standen. Wenn keine<br />

echten Kapitälchen in einer Schrift vorhanden sind,<br />

können anhand von Textverarbeitungsprogrammen die<br />

falschen Kapitälchen erzeugt werden. Diese werden durch<br />

Skalierung von Versalien gemacht, wobei diese Zeichen<br />

dann zu gross oder zu hell ausfallen. Kapitälchen sollten<br />

leicht gesperrt werden. Diese Sperrung liegt zwischen 0.5<br />

und 1 Punkt.<br />

8<br />

33


Schriftklassifikationen<br />

Egyptienne<br />

SMALL CAPS<br />

ALL CAPS<br />

Die Egyptienne wird auch serifenbetonte Linear-Antiqua<br />

genannt. Sie ist eine Schriftart, die aus der Antiqua<br />

abgeleitet wurde. Die Egyptienne zeichnet sich durch ihre<br />

starken Serifen und nahezu gleichmässigen Strickstärken<br />

aus. Sie wird auch Slab Serif oder Square Serif genannt.<br />

Die Dynamische Egyptienne hat leicht unterschiedliche<br />

Strichstärken, die statische Egyptienne hat gerade Serifen<br />

und gleiche Strichstärken. Die geometrische Egyptienne<br />

hat eine dickere und regelmässige Strichstärke mit geraden<br />

Serifen. Eine ausgefallene Variante ist die Italienne. Bei<br />

ihr sind die Buchstaben schmal und die Serifen sehr<br />

gross. Die Egyptienne entstand in England anfangs des<br />

19. Jahrhunderts. Die erste Egyptienne wurde 1815 von<br />

Vincent Figgins als Antwort auf das steigende Interesse<br />

an Werbeschriften. Zum ersten Mal wurde die Egyptienne<br />

im Auktionsverzeichnis einer Schriftgiesserei um 1820<br />

erwähnt. Den Namen trug ein von Engländern gekapertes<br />

Schiff, welches 1802 den Stein von Rosette transportierte.<br />

Der Stein stammt aus Ägypten und er trug eingemeisselte<br />

Ehrungen an den damaligen ägyptischen König.<br />

32<br />

9


Mikrotypografie<br />

Buchstabenarchidektur<br />

Script<br />

Die Wirkung und das Gesamterscheinungsbild eines<br />

Buchstaben ist von seinen gestalterischen Details abhängig.<br />

Kursive Buchstaben wirken beweglich und dynamisch,<br />

während statische Buchstaben Stabilität vorzeigen. Breite<br />

Grundlinien wirken sich dominant auf das Schriftbild aus.<br />

Schmale Grundlinien wirken zurückhaltender. Schriften<br />

mit Serifen wirken seriös, gebrochene Schriften eher<br />

traditionell. Schriften ohne Serifen sind modern und<br />

simpel. Bei der Wahl der Schrift ist auf die Botschaft zu<br />

achten, die man transportieren will. Buchstaben werden<br />

anhand der Oberlänge, Mittellänge und Unterlänge<br />

ausgerichtet. Die Versalhöhe ist der Teil der Buchstaben<br />

oberhalb der Grundlinie. Buchstaben wie beispielsweise<br />

das g, die unterhalb die Grundlinie reichen, kommen bis<br />

zur Grundlinie. Der Schriftgrat ist die ganze Höhe, also<br />

Ober-, Mittel- und Unterlänge zusammen. Die Dickte ist die<br />

Breite eines Buchstaben und die Punzen die Weissräume<br />

innerhalb der Buchstaben.<br />

10<br />

31


Schriftklassifikationen<br />

Schreibschrift<br />

Die Schreibschrift oder Laufschrift ist eine fortlaufende,<br />

oder zumindest wenig unterbrochene Schrift. Das<br />

zusammengehängte Schreiben von Hand ist ihr Ursprung.<br />

Um zusammengehängt von Hand zu Schreiben benutzte<br />

man oft Pinsel, Federhalter oder Fineliner. Die flüssige<br />

Bewegungsausführung der Hand spiegelt sich stark<br />

in der Schreibschrift wieder und unterscheidet sich<br />

sehr von anderen Handschriften. Schreibschriften sind<br />

vorwiegend dynamisch bestimmt. Diese Schrift weist<br />

häufig eine Schräglage und abgeschliffene Formen auf.<br />

Die Schreibschrift kommt aus der Kursive. Weil kursive<br />

Schriften früher im Alltag nicht sehr üblich waren, enstand<br />

eine neue Kursivschrift erst im 13. Jahrhundert. Im 15.<br />

Jahrhundert gab es einen Konkurrenzkampf zwischen der<br />

schreibenden Hand und der druckenden Maschine. Um<br />

die Schriften weiter zu verbreiten, wurden Schreibschulen<br />

gegründet. Nachdem die Druckkunst aufkam, gab es<br />

sehr viele Schreiber in verschiedenen Ländern. Alleine in<br />

Deutschland entstanden 1500 bis 1800 etwa 800 gedruckte<br />

Schreibvorlagen. Ein bedeutender Schreibermeister war<br />

Johann Neudörffer.<br />

30 11


Beduetende Schriften<br />

Helvetica<br />

black<br />

letter<br />

Die Helvetica gehört zur Gruppe der serifenlosen Linear-<br />

Antiqua. Sie hat einen klassizistischen Charakter. Sie<br />

ist die weltweit beliebteste und weitverbreitete Schrift<br />

ohne Serifen. Die ersten Schriftschnitte wurden 1956 in<br />

der Schweiz entwickelt. Gestalter war der Grafiker Max<br />

Miedinger in Zusammenarbeit mit Eduard Hoffmann.<br />

Eduard Hoffman war Geschäftsführer einer Schriftgiesserei<br />

in Basel. Als Vorbild für die Helvetica hatte man die<br />

Akzident-Grotesk und die Normale Grotesk aus dem Hause<br />

Haas. Zuerst veröffentlichte man 1957 eine halbfette<br />

Garnitur unter dem Namen Neue Haas-Grotesk. 1960<br />

präsentierte die D. Stempel AG eine angepasste Schrift<br />

als Matrizen für Linotype-Setzmaschinen. Um auf dem<br />

Internationalen Markt bessere Chancen zu haben, wählte<br />

man den Namen Helvetia. Die Haassche Schriftgiesserei<br />

schlug den Namen Helvetica vor, weil bereits eine<br />

Versicherung und eine Nähmaschinenfabrik den Namen<br />

Helvetia trugen. Seit 1960 trägt die Helvetica also ihren<br />

Namen. Die Neue Helvetica wurde von der D. Stempel AG<br />

für die Linotype AG um 1983 entworfen. Seit 2011 ist auch<br />

die Ursprüngliche Neuen Haas-Grotesk digitalisiert worden.<br />

Die Helvetica wird von vielen Firmen als Hausschrift<br />

verwendet.<br />

12<br />

29


Schriftklassifikationen<br />

Gebrochene Schriften<br />

Gebrochene Schriften waren eine Sammlung lateinischer<br />

Schriftarten. Typisch für diese Schriften sind, wie der Name<br />

verrät, gebrochene oder teilweise gebrochene Bögen der<br />

Buchstaben die aus einer abrupten Schreibbewegung<br />

entstehen. Mitte 12. Jahrhundert wurde der Kunststil Gotik<br />

in Europa entdeckt. Die hauptsächliche Änderung war<br />

der Übergang von romanischen Rundbögen wie sie zum<br />

Beispiel Antiqua Schriften haben, zu den gebrochenen<br />

gotischen Spitzbögen. Im Laufe des 19. Jahrhunderts<br />

verloren gebrochene Schriften ihre Bedeutung. In<br />

Deutschland benutzte man sie allerdings noch bis ins<br />

20. Jahrhundert. Der Normalschrifterlass verbannte 1941<br />

diese Schriften aus dem offiziellen Gebrauch. Heute stösst<br />

man ab und zu bei Zeitungsköpfen oder Schildern auf<br />

Spuren der gebrochenen Schrift. In Kulturen wie Metal,<br />

Hardcore und Gothic sind gebrochene Schriften erst seit<br />

1970 sehr beliebt. Die Schriften vergingen vor allem, weil<br />

die Materialkosten für Bleilettern zu teuer wurden. Später<br />

begannen Typografen Schriften zu digitalisieren, deswegen<br />

treffen wir gebrochene Schriften heute wieder an.<br />

28 13


Beduetende Schriften<br />

Garamond<br />

dynamic<br />

principle<br />

Die Garamond wird seit dem 16. Jahrhundert verwendet.<br />

Sie ist eine Gruppe mehreren Schriftarten. Claude<br />

Garamond entwickelte diese Schrift. Heute meint man nur<br />

noch eine einzelne Schrift der Schriftgruppe wenn man von<br />

Garamond spricht, der Garamond Typus. Die Garamond<br />

hatte starke Einflüsse auf das Schriftbild der Antiqua<br />

und Kursiv Schriften. Dieser Einfluss war so Nachhaltig,<br />

dass bis ins 17. Jahrhundert immer neue Schriften des<br />

gleichen Charakters auftauchten. Heute ist es schwierig<br />

Nachbildungen von der originalen Garamond Schrift zu<br />

unterscheiden. 1900 geschah auf der Weltausstellung<br />

in Paris eine grosse Verwechslung. Es wurde eine<br />

vermeintliche Originalmatrize von Garamond gezeigt,<br />

die sich als Schrift von Jean Jannon herausstellte. Jean<br />

Jannon war der erste Gestalter von Barockschriften. Die<br />

Garamond Schrift wirkt viel grösser als sie eigentlich ist.<br />

Dies kommt daher, dass sie einen starken Charakter hat und<br />

sehr offen ist. Die hat gleichmässige Serifen und wird dem<br />

dynamischen Prinzip untergeordnet. Es ist eine seriöse und<br />

trotzdem leicht verspielte Schrift.<br />

14<br />

27


Schriftklassifikationen<br />

ABCDE<br />

FGHIJK<br />

LMNOP<br />

QRSTU<br />

VWXYZ<br />

Dynamisches Prinzip<br />

Das dynamische Prinzip ist eine Stilgruppe. Es ist ein<br />

humanistisches Formprinzip. Der Renaissance-Humanismus<br />

ist eine Bezeichnung für eine machtvolle geistige Strömung<br />

die von 1304 bis 1374 angeregt wurde. Es stammt aus der<br />

Wilbergschen Matrix. Dieses Prinzip zeichnet sich durch<br />

runde und offene Formen der Buchstaben a, c und e<br />

aus. Zudem hat es ein zweibauchiges g, einen schrägen<br />

Strichsatz und eine schräge Schattenachse. Im dynamischen<br />

Prinzip sind sehr einheitliche Buchstaben die ein reines<br />

Gesamtschriftbild abgeben. Seine Ursprünge reichen bis<br />

zur Capitalis zurück. Buchstaben im dynamischen Prinzip<br />

sind horizontal ausgerichtet, was eine gute Zeilenführung<br />

voraussetzt. Wichtige Merkmale sind die unterschiedlichen<br />

breiten Versalien. In den Anfängen des dynamischen<br />

Prinzips wurde mit der Feder geschrieben. Schriften des<br />

dynamischen Prinzips werden auch Wanderer genannt.<br />

26<br />

15


Beduetende Schriften<br />

Capitalis<br />

static<br />

principle<br />

Die Capitalis ist die Mutter der Schriften und stammt<br />

aus der Antike. Sie enthält nur Grossbuchstaben. Das<br />

stammt daher, dass sie von den Römern erfunden<br />

wurde, die nur Grossbuchstaben kannten. Die Capitalis<br />

Monumentalis gilt heute als Hochschrift der Römer.<br />

Das älteste bekannte Dokument, das in dieser Schrift<br />

geschrieben wurde entstand 113 nach Christus. Die<br />

Capitalis kennt keine Wortabstände oder Silbentrennungen.<br />

Ihre Ursprünge findet die Capitalis in den in Stein<br />

gehauenen Monumnentalschriften. Daher der Name<br />

Monumentalis. Heute sieht man die Schrift immer noch<br />

oft in alten Gebäuden gemeisselt. Die Proportionen der<br />

Capitalis Monumentalis gehen von einem Quadrat aus.<br />

Die Buchstaben A, O, Q und V sind genau quadratisch. Es<br />

gibt verschiedene Varianten der Capitalis. Die Capitalis<br />

Quadrata finden man in Büchern, respektive auf Papyrus<br />

oder Pergament. Die Capitalis Monumentalis, wie erwähnt,<br />

meisselte man in Stein und die Capitalis Rustica vor allem in<br />

Büchern.<br />

16<br />

25


Schriftklassifikationen<br />

Statisches Prinzip<br />

Das statische Prinzip ist ein klassizistisches Formprinzip.<br />

Schriften dieses Prinzips werden auch als Soldaten<br />

bezeichnet. Das bedeutet, es hat seine Herkunft in der Zeit<br />

der kunstgeschichtlichen Epoche die zwischen 1770 und<br />

1840. Der Klassizismus löste den Barock ab. Es basiert auf<br />

dem Schreiben mit einer Spitzfeder. Die Buchstaben sind<br />

sehr statisch ausgerichtet. Die Breite der Versalien ist bei<br />

allen Buchstaben ähnlich. Dieses Prinzip zeichnet sich durch<br />

einen hohen Strichkontrast und geschlossene, statische<br />

Buchstaben aus. Das typischste an diesem Prinzip ist die<br />

gerade Kontrastachse. Der Schwerpunkt der Buchstaben<br />

liegt in den meisten Fällen im Zentrum. Das statische<br />

Prinzip wirkt sehr stabil und das Gesamtschriftbild wirkt<br />

etwas streng.<br />

24 17


Schriftklassifikationen<br />

Schriftsippe, Schrift-<br />

geometric<br />

principle<br />

Der Begriff Schriftsippe bezeichnet eine Art von<br />

Schriftfamilien mir verschiedenen Schriftschnitten<br />

unter mehreren Schriftklassifikationen. Jede Sippe hat<br />

eine einheitliche Grundform, aber unterschiedliche<br />

Ausprägungen der Buchstaben. Es sind also<br />

verwandte Schriftfamilien mit unterschiedlichen<br />

Klassifikationsmerkmalen in einer Schriftsippe enthalten.<br />

Schriftsippen sind meistens 3-teilige Schriftfamilien.<br />

Harmonisch wirkt eine Schriftkombination, wenn die zu<br />

mischenden Schriftfamilien in derselben Schriftsippe sind.<br />

Eine Schriftfamilie ist eine Gruppe zusammengehörender<br />

Schriftschnitte. Eine Schriftfamilie besteht aus mindestens<br />

einem Grundstil. Grosse Schriftfamilien können<br />

mehrere Dutzend Schriftschnitte enthalten. Die meisten<br />

Schriftfamilien lassen sich einer Schriftklasse zuordnen.<br />

Schriftschnitte sind in einer Schriftfamilie enthalten und<br />

werden meistens vom selben <strong>Design</strong>er entwickelt. Es sind<br />

Varianten einer Schriftart, beispielsweise Light, Regular<br />

oder Bold. Der Name Schriftschnitt kommt daher, dass<br />

früher ein Schriftschneider die Schriftschnitte von Hand in<br />

Metall geschnitten hat.<br />

18<br />

23


Schriftklassifikationen<br />

Condensed<br />

Condensed Italic<br />

Regular<br />

Italic<br />

Semibold<br />

Semibold<br />

Italic<br />

Bold<br />

Bold Italic<br />

Geometrisches Prinzip<br />

Das geometrische Prinzip ist ein konstruiertes Formprinzip.<br />

Schriften im geometrischen Formprinzip weisen visuell so<br />

genaue Rundungen auf, als ob sie genaustes konstruiert<br />

wurden. Es besteht aus vielen runden Formen. Das a<br />

zeigt die Eigenschaften des statischen Prinzips sehr gut<br />

auf. Normalerweise ist es offen, in diesem Fall ist das a<br />

geometrisch Rund und geschlossen. Die Versalien sind<br />

ähnlich wie die Proportionen der Capitalis. In diesem<br />

Prinzip ist die Strichstärke der Buchstaben immer genau<br />

gleich stark. Dieses Prinzip trägt den Übernamen Roboter.<br />

22<br />

19


Schriftklassifikationen<br />

Dekorativ<br />

decorative<br />

Im Dekorativen Prinzip sind, wie der Name verrät,<br />

Zierschriften. Zu dieser Gruppe gehören mehrheitlich<br />

<strong>Design</strong>erschriften. Sie dienen nicht zum schreiben eines<br />

Fliesstextes, sondern zum gestalten von Titelschriften<br />

oder kreativen Werbeplakaten. Dekorative verfügen über<br />

unterschiedliche Schriftstile. Es gibt keine typischen<br />

Merkmale für diese Gruppe. Bis zum Ende der 1970er<br />

Jahre können die meisten Schriften relativ einfach einer<br />

Gruppe zugeordnet werden. Seit Beginn der digitalen<br />

Typografie ist dies allerdings nur noch zum Teil möglich.<br />

Es gibt mittlerweile zu viele Mischformen und Varianten<br />

von Schriften. Dekorative Schriften sind beispielsweise<br />

schnörkelig, aus Formen oder künstlerisch und alternativ.<br />

Dekorative Schriften werden oft auch als Display Schriften<br />

bezeichnet.<br />

20<br />

21

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