BBS III Stade Fachschule Agrarwirtschaft 2002/2003 ... - InfoFarm
BBS III Stade Fachschule Agrarwirtschaft 2002/2003 ... - InfoFarm
BBS III Stade Fachschule Agrarwirtschaft 2002/2003 ... - InfoFarm
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>BBS</strong> <strong>III</strong> <strong>Stade</strong> <strong>Fachschule</strong> <strong>Agrarwirtschaft</strong> <strong>2002</strong>/<strong>2003</strong><br />
Referat Jost Robohm<br />
27.11.<strong>2002</strong><br />
Die Folgen der geplanten MwSt-Erhöhung für die Landwirtschaft<br />
Land- und Forstwirte werden durch eine Fülle von Steueränderungsvorschlägen erheblich<br />
belastet werden. Die Änderung bei der Umsatzsteuer- bzw Mehrwertsteuerpauschalierung<br />
bedeutet faktisch deren Abschaffung und damit eine erhebliche Mehrbelastung für die<br />
allermeisten land- und forstwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland.<br />
Der Pauschalsteuersatz bei der Umsatz- bzw. Mehrwertsteuer soll von 9 auf künftig 7<br />
Prozent verringert werden und gleichzeitig soll die Mehrwertsteuer auf Vorprodukte wie<br />
Nutzvieh, Futtermittel und Saatgut von 7 auf 16 Prozent zu erhöht werden. Dies läuft auf<br />
eine faktische Abschaffung der bewährten Vereinfachungsregelung hinaus. Dies bedeutet<br />
für die Land- und Forstwirte ein aufwendigeres und bürokratisches<br />
Umsatzsteuerverfahren.<br />
Problematisch wirkt sich auch die vorgesehene Anhebung der Mehrwertsteuer auf<br />
Blumen, Zierpflanzen, Brennholz und Holzpellets aus, da bei der gegebenen<br />
Marktsituation die fast 10-prozentige 'Preissteigerung' auf die Verbraucher und<br />
Abnehmer nicht oder nur sehr schlecht abgewälzt werden kann.<br />
Die Strategie der Bundesregierung zur Senkung der Staatsverschuldung ist die Schließung<br />
von Steuerschlupflöchern und Steuervergünstigungen. Die Regierung glaubt das dem Staat<br />
durch die bisherige mögliche Pauschalierung der MwSt. bei landw. Betrieben<br />
Steuereinnahmen verloren gegangen sind. Durch die geänderten Steuersätze erhofft sich<br />
die Bundesregierung eine Abführung der MwSt. bei den meisten landwirtschaftlichen<br />
Betrieben.<br />
Da Betriebe die viel investieren, dann relativ wenig MwSt. zahlen müssten bzw. MwSt.<br />
vom Staat zurück bekommen würden, erhofft sich die Regierung eine Ankurbelung der<br />
Wirtschaft.<br />
Nachteile bei dem faktischen Wegfall der Pauschalierung sind, wie schon oben genannt:<br />
-Eine Verkomplizierung und Bürokratisierung eines bisher einfachen Steuersystems<br />
-Eine Besserstellung von schlechter wirtschaftenden Betrieben gegenüber Besseren.<br />
-Eine finanzielle Mehrbelastung für die meisten landw. Betriebe<br />
Hier jetzt ein Überblick über die alten und geplanten neuen Sätze der Mehrwertsteuer:<br />
Einkauf (bezogen auf pauschalierende Betriebe)<br />
Art des Erzeugnisses MwSt.-Satz MwSt.-Satz Beispiele<br />
ALT NEU<br />
Landwirtschafliche 7% 16% Saatgut, Futtermittel<br />
Erzeugnisse<br />
Nichtlandwirtschaftliche 16% 16% Düngemittel,
Erzeugnisse<br />
Pflanzensch.mittel, Diesel,<br />
Mineralstoffe<br />
Verkauf<br />
Art der Besteuerung<br />
MwSt.-Satz ALT MwSt.-Satz NEU<br />
Steuerlich pauschalierende Betriebe 9% 7%<br />
Optierende Betriebe (Regelbesteuerung) 7% 7%<br />
In der Praxis läuft es nachher so, das die Differenz von der eingenommenen und der<br />
ausgegebenen MwSt. entweder ans Finanzamt abgeführt werden muß (Wenn ich mehr<br />
eingenommen habe) oder man sie sich vom Finanzamt holen kann (Wenn ich mehr<br />
ausgegeben habe).<br />
Hierzu ein stark vereinfachtes Beispiel:<br />
100 Kuh Milchviehbetrieb<br />
80 ha Futterbau<br />
700000 kg MQ<br />
Ertrag/Aufwand € MwSt-Satz € MwSt Gesamt €<br />
Verkaufte Milch +210000 9% +18900 +228900<br />
40 Bullenkälber +4000 9% +360 +4360<br />
2500dt Kraftfutter -37500 7% -2625 -40125<br />
30 Färsen Zukauf -30000 7% -2100 -32100<br />
Düngeraufwand -22000 16% -3520 -25520<br />
Vereinfachter DB des Betriebes bei der Pauschalierung: 1328,15€/Kuh+Jahr<br />
Differenz MwSt.: +11005€, nichts ans Finanzamt abzuführen.<br />
Derselbe Betrieb mit neuem MwSt.-Satz:<br />
Ertrag/Aufwand € MwSt-Satz € MwSt Gesamt €<br />
Verkaufte Milch +210000 7% +14700 +224700<br />
40 Bullenkälber +4000 7% +280 +4280<br />
2500dt Kraftfutter -37500 16% -6000 -43500<br />
30 Färsen Zukauf -30000 16% -4800 -34800<br />
Düngeraufwand -22000 16% -3520 -25520<br />
Vereinfachter DB des Betriebes mit den neuen MwSt.-Sätzen: 1251,60€/Kuh+Jahr<br />
Differenz MwSt.: +660€, d.h. ich muß 660€ ans Finanzamt abführen, da ich sie<br />
mehreingenommen habe als abgeführt. Dadurch verschlechtert sich der DB nochmal um<br />
6,60€/Kuh+Jahr<br />
Fazit: Dieser Betrieb steht bei einer Umstellung auf Regelbesteuerung um<br />
83,15€/Kuh+Jahr schlechter da als vorher.