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15. Ausgabe deutsch - Eco World Styria

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<strong>Ausgabe</strong> 15, November 2013<br />

Steiermark/Österreich<br />

Pioniere<br />

Produzieren<br />

Perspektive<br />

100 Jahre steirische<br />

Umwelt-Innovationen<br />

EU erstellt Energie- und Klimaziele<br />

im Grünbuch 2030<br />

Steiermark bündelt ihre<br />

Forschungskräfte<br />

Österreichische Post AG Info.Mail Entgelt bezahlt.


2 WORLD MAGAZINE<br />

Liebe Leserinnen,<br />

liebe Leser!<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Aus der gelebten Verzahnung von Universitäten,<br />

Laboratorien sowie F&E-Abteilungen der<br />

Unternehmen, einer der Kernkompetenzen<br />

steirischer Clusterarbeit, entstehen die Ideen und<br />

Technologien, die unser Denken, Wirtschaften<br />

und Zusammenleben stetig weiterentwickeln.<br />

Die Rolle der Forschung hinsichtlich einer<br />

nachhaltigen und ressourcenschonenden Zukunft<br />

ist demnach von entscheidender Bedeutung.<br />

Ein Blick zurück zeigt, welch brillante Köpfedarunter<br />

Tesla, Boltzmann oder Nobelpreisträger<br />

Hess - die Steiermark schon immer<br />

hervorgebracht hat. Vor 100 Jahren startete<br />

hierzulande bereits die Erfolgsgeschichte der<br />

Umwelt-Innovationen. Im Jahr 1913 erfand der<br />

aus Mürzzuschlag stammende Viktor Kaplan eine<br />

Wasserkraft-Turbine. Seither liefern steirische Innovatoren<br />

richtungsweisende Umwelttechnologien<br />

aus diesem Green Tech Valley (Seite 10).<br />

Die Steiermark geht nun aber einen Schritt weiter<br />

und vereint im neu gegründeten Forschungsverbund<br />

„Green Tech Research <strong>Styria</strong>“ die Kräfte,<br />

sodass mit rund 1.200 Forschern im Cleantech<br />

Sektor eine respektable Größe heranwächst. Im<br />

Fokus stehen „Smarte Lebenswelten“ mit den<br />

Themenbereichen intelligente Gebäude, dezentrale<br />

erneuerbare Energie, grüne Mobilität und<br />

den Querschnittsbereichen Recycling und Klimaservices<br />

(Seite 4).<br />

Parallel dazu bereitet die Montanuniversität<br />

Leoben als renommierter Forschungs- und<br />

Innovationsstandort für den Rohstoff- und<br />

Recyclingbereich, ein vielversprechendes<br />

Innovations-Konsortium für die europäische<br />

Leuchtturminitiative - das European Institute<br />

of Innovation and Technology – kurz EIT mit<br />

mehreren Milliarden Euro Budget vor.<br />

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein nachhaltiges<br />

Lesevergnügen mit dieser <strong>Ausgabe</strong> des ECO<br />

WORLD MAGAZINES.<br />

Mit besten Grüßen aus dem Green Tech Valley,<br />

Seite 4<br />

Neuer Forschungsverbund<br />

Green Tech gegründet<br />

EU-Klimaschutz<br />

Ziele bis 2030<br />

Seite 7<br />

Seite 10<br />

100 Jahre steirische<br />

Umwelt-Innovationen<br />

Seite 13<br />

Lifestyle: Green Wedding<br />

liegt im Trend<br />

Seite 6<br />

EIT: Montanuni Leoben will<br />

Rohstoff-KIC<br />

Seite 8<br />

Branchen-News: Steirische<br />

Energie- und Umwelttechnik<br />

Seite 12<br />

Bio-Energie aus Holzabfall,<br />

Hühnermist und Olivenkernen<br />

Seite 15<br />

Cleantech braucht neuen<br />

Kundenfokus<br />

Ihr Bernhard Puttinger und<br />

das Team der ECO WORLD STYRIA<br />

Herausgeber: ECO WORLD STYRIA Umwelttechnik Cluster GmbH, Reininghausstraße 13, 8020 Graz, Österreich,<br />

Tel.: +43 316/40 77 44-0, office@eco.at, www.eco.at. | Produktion: SCIAM Fachmedien GmbH & Co KG,<br />

www.sciam.at | Leitung der Redaktion: Mag. Alexander Kohl | Mitarbeiter dieser <strong>Ausgabe</strong>: BA Nicole Rauchlechner,<br />

Christina Schügerl – in Kooperation mit dem Team der ECO WORLD STYRIA | Lektorat: Cornelia Lieber |<br />

Coverfotos: ec.europa.eu, ECO WORLD STYRIA | Layout: Iris Schönauer | Hersteller: Grasl Druck & Neue Medien<br />

GmbH, Druckhausstraße 1, 2540 Bad Vöslau | <strong>Ausgabe</strong> 15, November 2013 | Auflage: <strong>15.</strong>000 Stück |<br />

Hinweis: Für eine leichtere Lesbarkeit wurde auf eine explizite geschlechtsspezifische Schreibweise verzichtet.<br />

Die gewählte Schreibweise gilt für Frauen und Männer.<br />

Fotos: Industriellenvereinigung Steiermark, Montanuniversität Leoben, ANDRITZ AG, eco.at, colourbox.com, JOANNEUM RESEARCH, Copenhagen Cleantech Cluster


<strong>World</strong>-News<br />

WORLD MAGAZINE<br />

NEWS<br />

3<br />

SCHWELLENLÄNDER: MEHR ERNEUERBARE<br />

In den aufstrebenden Wirtschaftsregionen in Asien, Lateinamerika, dem<br />

Nahen Osten und Afrika werden für die nächsten Jahre Kapazitätsanstiege am<br />

Erneuerbaren-Sektor erwartet. Laut aktuellem Annual Renewable Energy Outlook<br />

2013 verlagert sich das EE-Gewicht allmählich in die aufstrebenden Märkte. Das<br />

zeigen vor allem Entwicklungen bei den energiepolitischen Prioritäten. Während<br />

es in der ersten Hälfte des letzten Jahrzehnts in weniger als 50 Ländern der Welt<br />

politische Unterstützung für erneuerbare Energie gab, steht dies nun bei über<br />

120 Ländern auf der Agenda. Wichtige Triebkräfte dafür sind Urbanisierung,<br />

Bevölkerungswachstum und die Reduktion der Abhängigkeit von fossilen<br />

Brennstoffen. frost.com<br />

Prognose - installierte Solar / PV Kapazität, Global, 2010, 2015 und 2020<br />

LEUCHTBÄUME UND MEGANETZ<br />

Die Stadt der Zukunft und deren Gebäude müssen mehrere Zwecke zur gleichen<br />

Zeit erfüllen. Da in ihr das Arbeiten, Wohnen und Erholen in einer grünen Umgebung<br />

möglich sein soll und 2050 rund 75 % der Menschen in Städten leben,<br />

geraten Stadtplaner unter Druck. Die BBC präsentierte nun eine Vision der „Stadt<br />

2050“, in der sogar fluoreszierende Bäume vorkommen, die nachts Straßenlampen<br />

ersetzen. Boston, Dublin, London, Amsterdam, Songdo, Rio de Janeiro,<br />

Barcelona, Johannesburg, Singapur und Masdar: In den Megastädten soll nach<br />

der Vision künftig auch alles in einem Netzwerk organisiert sein: Stromnetz,<br />

Kanalisation, Straßen, Gebäude, selbstfahrende Autos. bbc.com/future<br />

HÖCHSTE RECYCLINGRATE IN ÖSTERREICH<br />

Ein Blick auf die europäischen Recyclingquoten zeigt, dass viele am richtigen Weg<br />

ins Jahrhundert der Rohstoffe sind. In Europa wurden im Jahr 2010 35 % der<br />

Siedlungsabfälle recycelt, eine erhebliche Verbesserung gegenüber 23 % im Jahr 2001.<br />

Das Vereinigte Königreich hat den Anteil der recycelten Siedlungsabfälle zwischen 2001<br />

und 2010 von 12 auf 39 % erhöht, Irland die Recyclingraten im gleichen Zeitraum<br />

von 11 auf 36 %. Slowenien, Polen und Ungarn haben ihre Raten seit ihrem EU-Beitritt<br />

ebenfalls verbessert. Österreich liegt mit 63 % am höchsten, gefolgt von Deutschland<br />

(62 %), Belgien (58 %) und den Niederlanden (51 %). Die Recyclingquote in den USA<br />

liegt derzeit (inkl. Kompostierung) zum Vergleich bei etwa 34,7 %. eea.europa.eu<br />

WEISSES HAUS SETZT AUF SOLARZELLEN<br />

Seit August dieses Jahres wird in Washington eifrig am Weißen Haus gebaut.<br />

Solarzellen werden auf dem Dach des Sitzes des US-Präsidenten montiert und<br />

außerdem werden neue Thermostate und Ventilatoren im Haus installiert. Ziel ist,<br />

das Gebäude energieeffizienter zu machen und damit auch die Energiebilanz zu<br />

verbessern. Mit der Initiative wird das Versprechen von Energieminister Steven Chu<br />

aus dem Jahre 2010 eingelöst, der die neue Ausrüstung angekündigt hatte. Bereits<br />

in den 70er-Jahren unter dem Eindruck der Ölkrise gab es eine Solaranlage<br />

auf dem Gebäude, initiiert durch Jimmy Carter. Dessen Amtsnachfolger Ronald<br />

Reagan ließ die Solarzellen jedoch wieder entfernen. usgovinfo.about.com<br />

Fotos: Frost & Sullivan, Cambridge IGEM, piu700/pixelio.de, whitehouse.gov


4 WORLD MAGAZINE<br />

NEWS<br />

Gebündelte<br />

Green-Tech-Kompetenz<br />

Die Steiermark vereint ihre Kräfte in der Forschung und Entwicklung grüner<br />

Innovationen im neu gegründeten Forschungsverbund „Green Tech Research <strong>Styria</strong>“.<br />

Fünf steirische Forschungseinrichtungen mit 1.200 Forschern und drei Wirtschaftsorganisationen<br />

werden künftig hinsichtlich Cleantech-Forschung an einem Strang<br />

ziehen. Im Fokus stehen dabei „Smarte Lebenswelten“ mit den drei Themenbereichen<br />

intelligente Gebäude, dezentrale erneuerbare Energie und grüne Mobilität<br />

sowie den Querschnittsthemen Recycling und Klimaservices.<br />

Der neue Forschungsverbund<br />

Green Tech Research <strong>Styria</strong><br />

(GTRS) bündelt seit August 2013<br />

die Kompetenz von fünf steirischen<br />

Forschungseinrichtungen<br />

und Partnern der Wirtschaft im<br />

Bereich der Energie- und Umwelttechnik.<br />

Mit 1.200 Forschern entsteht<br />

somit eine international mehr<br />

als sichtbare Größe, die beim<br />

diesjährigen Forum Alpbach erstmals<br />

der Öffentlichkeit präsentiert<br />

wurde. Ab sofort werden im Forschungsverbund<br />

F&E-Aktivitäten<br />

koordiniert, gemeinsame F&E-Infrastrukturen<br />

genutzt, Projekte zusammen<br />

initiiert sowie Aus- und<br />

Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

verknüpft. Die acht Partner sind: FH JOANNEUM,<br />

JOANNEUM RESEARCH, Karl-Franzens-Universität<br />

Graz, Montanuniversität Leoben, TU Graz, ECO<br />

WORLD STYRIA, IV-Steiermark und WK Steiermark.<br />

Im Fokus des Verbunds stehen „Smarte Lebenswelten“.<br />

Hier werden die drei zukunftsorientierten Themen<br />

„Intelligente Gebäude“, „Grüne Mobilität“ und<br />

„Dezentrale Energie- und Stromversorgung“ über<br />

die Querschnittsinhalte „Materialien, Ressourcen,<br />

Recycling“ sowie „Klimawandel und Services“ anvisiert.<br />

Eine wichtige Rolle zur Koordination von<br />

Wissenschaft und Forschung wird dabei<br />

ECO WORLD STYRIA zukommen: „Gerade in der<br />

Mit der Unterzeichnung des „Memorandums of Understanding“ in Alpbach ziehen nun alle Partner<br />

im Forschungsverbund für die Forschung an einem Strang.<br />

Verzahnung dieser verschiedenen Aktionsfelder sehen<br />

wir auch unsere Kernkompetenz“, betont Bernhard<br />

Puttinger, Geschäftsführer des steirischen Umwelttechnik-<br />

und Energieclusters.<br />

Gemeinsamer Forschungsprofit<br />

Vor allem wollen die acht Partner aber einen Grundgedanken<br />

aufzeigen: Dass Forschung und Lehre die<br />

Basis von Cleantech-Innovationen, technologischem<br />

Vorsprung und der Ausbildung hoch qualifizierter<br />

Menschen sind.<br />

Mit den bereits gestarteten Projekten „DEZENT“<br />

und „WISSEN“ wird nun die weitere Fokussierung<br />

innerhalb „Smarter Lebenswelten“ bearbeitet. Ziel<br />

von DEZENT ist es, die dezentrale<br />

Energieversorgung sowie einzelne<br />

Technologien voranzutreiben.<br />

Karl P. Pfeiffer, Rektor an der<br />

FH JOANNEUM, und Christa Neuper,<br />

Rektorin an der Uni Graz, sind<br />

sich dabei einig: „Durch innovative<br />

Technologien und Konzepte werden<br />

die Lebenswelten von Menschen<br />

zukünftig nachhaltiger und gleichzeitig<br />

umweltfreundlicher gestaltet.<br />

Im Projekt WISSEN werden diese<br />

letztlich interdisziplinär nutzbar gemacht.“<br />

Denn neue Technologien<br />

und Dienstleistungen eröffnen neue<br />

Handlungsoptionen, die Nutzung<br />

aber bedarf auch sozialer Innovationen.<br />

WISSEN erarbeitet daher<br />

Schlussfolgerungen für die gesamtgesellschaftliche<br />

Umsetzung, damit Forschungsoutputs auch in der<br />

Realwelt angenommen und verwertet werden können.<br />

Wolfgang Pribyl, Geschäftsführer der JOANNEUM<br />

RESEARCH, meint dazu: „Green Tech Research <strong>Styria</strong><br />

beinhaltet die essenziellen Themen für unsere Zukunft.<br />

Wissenschaft und Forschung als entscheidende Faktoren<br />

für den Standort werden mit der neuen Forschungsstrategie<br />

auf das Ziel ausgerichtet, die Steiermark als<br />

einen der forschungsintensivsten Standorte in Europa<br />

zu profilieren. Durch den Forschungsverbund gehen<br />

nun auch die steirische Forschungsstrategie und Wirtschaftsstrategie<br />

Hand in Hand“.<br />

Fotos: SFL, ECO, JOANNEUM RESEARCH, Industriellenvereinigung Steiermark, TU Graz


WORLD MAGAZINE<br />

NEWS<br />

5<br />

Smart City<br />

Forschungsturm<br />

Ein Beispiel für die Innovationskraft<br />

der Umsetzung dieser<br />

Initiative ist der geplante Forschungsturm<br />

von SFL Technologies, der zahlreiche Cleantech-<br />

Kräfte des Landes vereinen soll. Er dient als<br />

Wahrzeichen und Fingerzeig, der die steirische<br />

Kompetenz für Umwelttechnik und Erneuerbare<br />

Energie verkörpert und soll als internationales<br />

Entwicklungszentrum für intelligente Gebäude<br />

dienen. Regionale und internationale Forscher<br />

werden hier ihr Wissen und ihre Kräfte bündeln.<br />

Inmitten des Areals der neuen Smart City Graz<br />

werden alle gemeinsam an urbanen, grünen Innovationen<br />

arbeiten.<br />

Der Turm selbst wird als Beispiel modernster, integrierter<br />

Gebäudetechnologie konzipiert. Unter<br />

anderem bindet er den Elektrotransporter „ELI“<br />

ins Gebäude und Logistikkonzept mit ein. ELI,<br />

aus dem Hause SFL Technologies kann, gespeist<br />

durch Solarenergie, als autarkes Fahrzeug, als<br />

Energiespeicher, aber auch als mobile Nahversorgerin<br />

mit Allradantrieb genutzt werden und<br />

bietet somit eine umfassende Energieplattform<br />

für intelligente Gebäude.<br />

eine solche Dichte an <strong>Eco</strong>-Tech Unternehmen,<br />

dass man vom „Green Tech Valley“ spricht. Berechnungen<br />

haben gezeigt, dass allein die jährlich<br />

verbauten steirischen Technologien jeweils<br />

global zusätzlich 7 Mio Tonnen CO 2<br />

einsparen.<br />

Entscheidend ist dabei jedoch, dass sich damit<br />

ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit<br />

verbinden lassen, denn neben der verbesserten<br />

Umwelt werden Jobs und regionaler Wohlstand<br />

geschaffen.<br />

Jochen Pildner-Steinburg, Präsident der Industriellenvereinigung<br />

Steiermark, betonte die europaweit<br />

führende F&E-Quote der Region von<br />

4,6 % des Bruttoregionalproduktes (BRP) als Basis<br />

des Erfolges sowie auch die hohe Dichte an<br />

Ingenieuren. Nun wird das Ziel verfolgt, die F&E-<br />

Quote noch weiter – auf 5 % des BRP bis ins<br />

Jahr 2020 – auszubauen und den für das Land so<br />

entscheidenden Innovationsmotor weiter zu stärken.<br />

In Alpbach unterzeichneten alle acht Forschungs-Partner<br />

dazu den Vertrag mit dem sich<br />

der Forschungsverbund in der österreichischen<br />

und europäischen Forschungslandschaft stark<br />

positioniert hat.<br />

Ein kräftiges Ausrufezeichen des Green Tech Valley<br />

also in Zukunft die Innovationsschmiede für grüne<br />

Technologien schlechthin zu verkörpern.<br />

„Techniker gestalten die Umwelt,<br />

aber auch künftige Lebenswelten<br />

entscheidend mit. Dafür braucht<br />

es Partner, die gemeinsam an<br />

einem Strang ziehen.“<br />

Prof. Harald Kainz,<br />

Rektor TU Graz<br />

Europaweite Spitze in Forschung<br />

Innerhalb einer Fahrstunde liegt in der Steiermark<br />

„Die Steiermark ist das<br />

Ingenieursland Nummer 1.<br />

53 % des gesamten wissenschaftlichen<br />

Personals arbeiten in den<br />

technischen Wissenschaften.“<br />

Mag. Jochen Pildner-Steinburg,<br />

Industriellenvereinigung<br />

Steiermark<br />

„Green Tech Research <strong>Styria</strong><br />

beinhaltet die essenziellen<br />

Themen für unsere Zukunft.“<br />

Dr. Wolfgang Pribyl,<br />

JOANNEUM RESEARCH<br />

Der SFL<br />

Forschungsturm<br />

demonstriert<br />

innovative<br />

Technologien und<br />

ist internationales<br />

Entwicklungszentrum<br />

für<br />

intelligente<br />

Gebäude.


6 WORLD MAGAZINE<br />

UMWELTTECHNIK<br />

EIT: Montanuni Leoben im<br />

Rohstoff-Rennen<br />

Das EIT, European Institute of Innovation and Technology, legt<br />

mit einer Ausschreibung für Ressourcen und Recycling den<br />

Grundstein für eine gesamteuropäische Forschung um die<br />

nachhaltige Rohstoffversorgung Europas. Die Montanuniversität<br />

Leoben bewirbt sich als Forschungs- und Innovationsstandort<br />

und forciert bereits konkrete Projekte.<br />

„Es geht für<br />

Europa um die<br />

Absicherung von<br />

Rohstoffen.“<br />

Wilfried Eichlseder,<br />

Montanuniversität<br />

Leoben<br />

Weltweit steigt der Hunger nach Kilowattstunden<br />

und Rohmaterialtonnen. Die<br />

Fragen rund um Förderungs- und Lieferkapazitäten<br />

haben sich zu den wichtigsten<br />

unserer Zeit entwickelt. „Es wird noch<br />

große Konflikte um Ressourcen geben“, ist<br />

sich auch der steirische Landesrat Johann<br />

Seitinger sicher. Daher sei entschiedenes<br />

Handeln gefragt. Und auch die Steiermark<br />

will beim Thema Rohstoffe und Ressourcen<br />

mit ihren vielen Kompetenzen in<br />

Wirtschaft und Forschung - etwa für Bergbau<br />

und Recycling - international vorne<br />

mit dabei sein.<br />

Ein Projekt von europäischer Dimension<br />

treibt derzeit die Montanuniversität Leoben<br />

(MUL) voran. Nach einer Initialzündung<br />

von ECO WORLD STYRIA bewirbt<br />

sich der Standort als Rohstoff-Sektion innerhalb des<br />

EIT. Das EIT hat, in Anlehnung an das amerikanische<br />

MIT (Massachusetts Institute of Technology), die<br />

Steigerung der EU-Innovationskapazität zum Ziel.<br />

Bislang waren die exzellenten Köpfe in Bildung und<br />

Forschung europaweit verteilt. Im EIT können die Akteure<br />

zusammengeführt und Lücken zwischen Wissenschaft<br />

und Wirtschaft geschlossen werden. Dies<br />

verkürzt den Weg von der Idee zum marktfähigen<br />

Produkt.<br />

KIC für Rohstoffe<br />

Das EIT setzt dazu Bereiche des „Wissensdreiecks“<br />

– Bildung, Forschung und Innovation – in „Wissensund<br />

Innovationsgemeinschaften“ (Knowledge and Innovation<br />

Communities, KICs) um. Derzeit gibt es drei<br />

KICs zu „Klimawandel“, „Erneuerbare Energien“ und<br />

Die Montanuniversität Leoben treibt innovative Konzepte für Rohstoffgewinnung,<br />

-verwertung und Recycling voran.<br />

„Informations- und Kommunikationstechnologie“.<br />

2014 wird ein neues KIC für die Themenbereiche<br />

„Rohstoffe, Ressourcen, Recycling“ ausgeschrieben.<br />

„In diesem Projekt wollen wir als Co-Location Center<br />

eine wichtige Rolle spielen“, erklärt Wilfried Eichlseder,<br />

Rektor der Montanuni Leoben. Gemeinsam mit<br />

einem Konsortium aus mehreren europäischen Forschungsinstitutionen<br />

rittern die Rohstoffspezialisten<br />

aus dem Herzen der Steiermark für Österreich nun<br />

um das Rohstoff-KIC. Ende 2014 soll es vergeben<br />

werden. Es geht um Budgets von bis zu 200 Mio. €<br />

pro Jahr.<br />

Forschung im „Zentrum am Berg“<br />

Eichlseder ist zuversichtlich, dass das Konsortium<br />

mit Leobener Beteiligung den Zuschlag erhalten<br />

wird: „Wir bieten die geforderte Mischung aus Lehre,<br />

Wirtschaft und Forschung.“ Zudem will<br />

der Rektor schon vorab die Forschungsinfrastruktur<br />

seiner Uni ausbauen: „Wir<br />

bemühen uns darum einen Forschungsstandort<br />

am Erzberg, das „Zentrum am<br />

Berg“, zu realisieren.“ Darin soll sich<br />

die gesamte Infrastruktur des Berg- und<br />

Tunnelbaus für Forschungsvorhaben wiederfinden.<br />

Das System wird aus mehreren<br />

Tunneln bestehen. Straßen- und<br />

Eisenbahntunnel, sämtliche Arten der<br />

Gesteinsförderung bis hin zu optimalen<br />

Werkzeugen und Sicherheitsaspekten<br />

werden unter die Lupe genommen und<br />

weiterentwickelt. In wenigen Monaten soll<br />

der Startschuss für das 30 Mio. € Projekt<br />

fallen.<br />

Die MUL weist daneben auch hohe<br />

Ausbil​dungs- und Forschungskompetenz im Recycling<br />

vor, etwa bei Industrieabfällen, Aluminium,<br />

Technologiemetallen aber auch in der Verwertung<br />

von Future Waste wie Lithium-Ionen Batterien. Gemeinsam<br />

mit der Leobener Materialforschung, die<br />

international vor kurzem unter die Top 10 gerankt<br />

wurde, entsteht hier eine einzigartige Gesamtkompetenz<br />

für Rohstoffgewinnung, -verwertung und<br />

-substitution.<br />

Die größten Auswirkungen für die Region und die<br />

Branche werden letztlich aber nicht nur durch EIT<br />

oder KIC entstehen, sondern werden sich durch<br />

die konkreten Outputs an Innovationen und neuen<br />

Technologien zeigen, wie auch Eichlseder betont:<br />

„Es geht für uns alle in Europa um die langfristige<br />

Absicherung von Rohstoffen. Hier ist die Forschung<br />

gefragt.“<br />

Fotos: Montanuniversität Leoben, steiermark.at


WORLD MAGAZINE 7<br />

ENERGIETECHNIK<br />

Neue EU Klimaziele<br />

bis 2030<br />

Die EU-Kommission plant in ihren Richtlinien und Programmen lange im Voraus<br />

auch in punkto Klimaschutz. Bis Ende 2013 will die Kommission nun neue<br />

Energie- und Klimaziele für das Jahr 2030 vorschlagen. Auch 2050 ist bereits<br />

im Visier.<br />

„Für Energieinvestitionen war 2020 gestern, und<br />

2030 ist morgen.“ So formulierte EU-Energiekommissar<br />

Günther Oettinger die Notwendigkeit<br />

für ein neues Klimaschutz- und Energieprogramm<br />

nach 20-20-20. Und er drängt bereits<br />

zur Eile. „Wir müssen unseren Rahmen bis 2030<br />

möglichst bald aufstellen um angemessene Investitionen<br />

zu sichern, die uns nachhaltiges<br />

Wachstum und wettbewerbsfähige Energiepreise<br />

gewährleisten.“<br />

Die Europäische Kommission will nun noch in<br />

diesem Jahr einen neuen Rahmen für die Energie-<br />

und Klimapolitik der EU bis 2030 vorschlagen.<br />

Den Startschuss für eine breite Debatte darüber<br />

hat sie bereits im Frühjahr mit der Vorlage<br />

eines Grünbuchs gegeben. Dieses Grünbuch<br />

2030 stellt die Weiterführung und den Ausbau<br />

der Ziele im Programm „Europa 2020“ dar, das<br />

2010 verabschiedet wurde. Darin verpflichteten<br />

sich alle Mitgliedsstaaten einem „intelligenten, nachhaltigen<br />

und integrativen Wachstum“ sowie der Reduzierung<br />

der Treibhausgasemissionen um 20 % im<br />

Vergleich zu 1990, die Anteile erneuerbarer Energien<br />

auf 20 % zu erhöhen und die Energieeffizienz um 20 %<br />

zu steigern. Ein Zwischenstand hinsichtlich der drei Aktionsfelder<br />

zeigt, dass die Union bis dato ganz gut am<br />

Weg ist, die gesetzten Einsparungs-, bzw. Ausbauvorsätze<br />

zu erfüllen.<br />

Bei den Treibhausgasen lag man 2011 bei einem<br />

Rückgang von 16,5 %. Erste Hochrechnungen für das<br />

Jahr 2020 prognostizieren ein Minus von 19 % zum<br />

Vergleichswert aus 1990. Hier besteht also noch etwas<br />

Handlungsbedarf. Auch die Tendenz im Ausbau der Erneuerbaren<br />

Energien kann sich bereits sehen lassen.<br />

EU-weit gibt es dabei eine Steigerung von 8,5 % in<br />

„Europa muss seine Führungsrolle in der Energietechnologie weiter festigen<br />

und ausbauen.“ EU-Energiekommissar Günther Oettinger<br />

2005 auf 12,7 % in 2010. Am weitesten entfernt liegt<br />

das 20-er Ziel beim Punkt Energieeffizienz. Die Richtlinie<br />

2012/27/EU sollte dazu einen Turnaround in Europa<br />

auslösen, damit die Steigerung doch noch erreicht<br />

werden kann.<br />

CO 2<br />

Reduktion um 40 %?<br />

Diskutiert wird nun ob für 2030 wieder drei Ziele festgelegt<br />

werden oder ob es nur noch ein verbindliches<br />

Leitziel zur CO ²<br />

-Reduktion geben soll. Auch die Höhe<br />

möglicher neuer Zielvorgaben ist noch unklar. Doch<br />

die EU-Kommission hatte bereits 2011 in den sogenannten<br />

Energie- und Klima-Fahrplänen eine Minderung<br />

der CO ²<br />

-Emissionen um 40 % bis 2030 als kosteneffizienten<br />

Pfad dargestellt. Und das mit Blick auf<br />

das europäische Langfristziel von 80 bis 95 % weniger<br />

Treibhausgase bis 2050. Die Absicht dahinter ist also<br />

eindeutig: „Wir haben beschlossen, dass wir in<br />

Europa bis 2050 eine CO ²<br />

-arme Gesellschaft<br />

erreichen wollen“, konstatiert auch Klimakommissarin<br />

Connie Hedegaard.<br />

Bei den Erneuerbaren Energien wurden Anteile von<br />

etwa 30 % nahegelegt. Das neue Grünbuch<br />

liefert hierzu aber noch keine konkreten Vorschläge<br />

oder fertigen Antworten. Vielmehr<br />

gibt es eine Bestandsaufnahme der bisherigen<br />

Energie- und Klimapolitik und benennt die<br />

künftigen Herausforderungen.<br />

Führungsrolle in der Technologie<br />

Von Rückschlägen oder Abwärtstrends dürfe<br />

man sich dabei aber in keinster Weise aufhalten<br />

lassen, wie auch EU-Kommissar Oettinger kommentiert:<br />

„Der neue Politikrahmen muss auch<br />

ambitioniert genug sein.“ Und das trotz Finanzkrise<br />

und stotterndem Wirtschaftsmotor. Oder<br />

gerade deshalb. Denn gerade jetzt könne Europa an<br />

technologischem Vorsprung gewinnen.<br />

Erstmals thematisiert die EU-Kommission für diese<br />

Ziele auch die Fragen der industriellen Wettbewerbsfähigkeit<br />

Europas im internationalen Kontext. Technologiewandel<br />

sowie Forschung und Entwicklung im Energiebereich<br />

spielen hier laut Oettinger eine große Rolle:<br />

„Europa muss seine Führungsrolle in der Energietechnologie<br />

weiter festigen und ausbauen.“ Oettinger möchte<br />

dazu einen europäischen Referenzrahmen entwickeln, in<br />

dem die Mitglied-staaten und Regionen ihre Anstrengungen<br />

maximieren können, solche Technologien schneller<br />

auf den Markt zu bringen. „Europa verfügt über einige<br />

der besten Hersteller und Forschungseinrichtungen im<br />

Bereich der Erneuerbaren Energien“, betont Oettinger.<br />

„Diese Führung dürfen wir nicht abgeben.“<br />

Foto: ec.europa.eu


8 WORLD MAGAZINE<br />

ENERGIETECHNIK<br />

STROMLOSE DIGITALE PREISSCHILDER<br />

Das Grazer Unternehmen Imagotag hat sich auf elektronische<br />

Preisauszeichnungen in Supermärkten spezialisiert. Die E-Ink-Labels<br />

findet man bereits in über 1.000 Billa-Filialen in Österreich.<br />

Besonders ist, dass diese elektronischen Labels mit Indoor-Photovoltaikzellen<br />

betrieben werden. So reicht künstliches Licht aus, um<br />

die Preisauszeichnungen mit Energie zu versorgen. Die Schilder<br />

können zuküftig auch im Personentransport oder Logistikbereich<br />

eingesetzt werden. Für Gründer Michael Moosburger sind die<br />

elektronischen Labels ein klar österreichisches Produkt. Derzeit<br />

laufen Gespräche mit den globalen Elektroriesen für weitere<br />

Anwendungen. imagotag.com<br />

Einfach<br />

steirisch.<br />

FAHRBARER ENERGIESPEICHER<br />

Das steirische Unternehmen SFL stellte beim Europa Forum<br />

Alpbach ELI vor. ELI ist eine mobile Energieplattform, die Kleingüter<br />

transportieren kann. Sie kann vor allem für Zustelldienste<br />

im urbanen Raum oder für kommunale Dienste wie Parkbetreuung<br />

genutzt werden. Auch auf Flughäfen und in Krankenhäusern<br />

ist der Einsatz möglich. In Bereichen, wo es weniger auf<br />

die Geschwindigkeit ankommt, können somit Verbrennungsmotoren<br />

ersetzt werden. Durch die Integrationsfähigkeit in Gebäude<br />

ist ELI gleichzeitig Speicher für die Energie aus PV Anlagen.<br />

sfl-technologies.com<br />

BIO-KUNSTSTOFFE FÜR SOLAR<br />

Die Montanuniversität Leoben und das Polymer Competence<br />

Center überzeugen mit ihrem Konzept biogener Kunststoffe,<br />

d.h. Kunststoffe, welche auf nachwachsenden Rohstoffen basieren<br />

und/oder welche biologisch abbaubar sind, als Werkstoffe<br />

für die Solarenergienutzung auszuloten. Damit werden Impulse<br />

zur Erarbeitung völlig neuer, innovativer und besonders ökologischer<br />

und nachhaltiger Lösungswege auf Kunststoffbasis für<br />

Solarenergiesysteme der Zukunft sowie zur Erschließung neuer,<br />

innovativer Anwendungsfelder und Zielmärkte für die aufstrebende<br />

Biokunststoffbranche gesetzt. pccl.at<br />

INDOOR WASSERSTOFFTANKSTELLE<br />

Die erste Wasserstofftankstelle Europas haben kürzlich<br />

Linde Material Handling, Fronius International, DB<br />

Schenker, OMV, HyCentA Research und JOANNEUM<br />

RESEARCH in Betrieb genommen. Die einzigartige Hallenbetankungsanlage<br />

wurde für den Innenraumeinsatz<br />

umgebaut und stellt einen maximalen Fülldruck von<br />

350 bar bereit. Die angeschlossene Wasserstoffproduktion<br />

am Ort reformiert Methan aus Biogas zu<br />

Wasserstoff. Durch die Verwendung dieses erneuerbaren<br />

Energieträgers ist die positive Umweltbilanz der<br />

Gesamtlösung sicher gestellt. joanneum.at<br />

Fotos: Imagotag GmbH, sfl-technologies, colourbox.com, JOANNEUM RESEARCH


WORLD MAGAZINE<br />

UMWELTTECHNIK<br />

9<br />

HOCHEFFIZIENTE ZENTRIFUGE<br />

Der internationale Technologiekonzern ANDRITZ präsentiert eine<br />

neue Generation von Wehrplatten, die den Energiebedarf von<br />

Zentrifugen deutlich senkt. Die patentierte TurboJet-Wehrplatte<br />

ermöglicht den Kunden den Energieverbrauch um 10-30 % zu<br />

reduzieren. Die TurboJet-Wehrplatte lenkt den Zentrataustrag<br />

entgegen der Trommeldrehrichtung ab. Verstellbare Düsen erzeugen<br />

einen Strahl, der mittels Rückstoßprinzip die kinetische<br />

Energie der Flüssigkeit in eine Umfangskraft umwandelt. Diese<br />

zusätzliche Kraft fördert die Trommelrotation und senkt dadurch<br />

den Energieverbrauch des Hauptantriebs ohne die Funktion und<br />

Leistung des Dekanters zu beeinträchtigen. andritz.com<br />

ZÜGIGE LEICHTIGKEIT<br />

Siemens erhielt den 1,8 Mrd. schweren Thameslink-Auftrag aus<br />

Großbritannien. Dieser ist einer der größten jemals aufgegebenen<br />

Bestellungen in der Bahnbranche. Viele essentielle Teile wie<br />

Drehgestelle und Radsätze werden in Graz gefertigt. Es geht um<br />

1.140 Regionalzugwagen wie auch um die langfristige Instandhaltung<br />

der Züge. Speziell für den Thameslink-Auftrag wurde ein<br />

neues Fahrzeug entwickelt. Der „Desiro City“ braucht weniger<br />

Energie und verringert auch den Streckenverschleiß. Das Gewicht<br />

der in Graz entwickelten Drehgestelle konnte um ein Drittel<br />

verringert werden. siemens.at<br />

Intelligent<br />

gemacht.<br />

MAGNET FÜR WELTWEITE MEDIEN<br />

Umwelt-Innovationen zahlen sich aus, das belegen die Unternehmen<br />

im Cluster ECO WORLD STYRIA: Die innovativeren<br />

Unternehmen des Clusters konnten 2012 um 15,7 % wachsen.<br />

Alleine heuer konnte ECO neue F&E-Projekte im Wert von<br />

26 Mio. € mit initiieren. Anfang des Sommers 2013 haben sich<br />

mehrere italienische Umwelttechnik Start-Ups im „Green Tech<br />

Valley“ angesiedelt. Das Green Tech Valley befindet sich auf der<br />

Überholspur. TV-Sender wie Euronews, ARTE und demnächst<br />

Südkorea-TV berichten über diese Entwicklungen in dem grünen<br />

Bundesland. eco.at<br />

WÄRMEDÄMMSTOFF AUS GLAS<br />

BT-Wolfgang Binder GmbH entwickelte eine neue Glasmehlanlage<br />

zur Erzeugung von Glasschaumschotter. Aus 100 % Altglas<br />

verschiedener Qualitäten wird in den Produktionsstätten<br />

der GEOCELL Schaumglasschotter hergestellt, der als<br />

lastabtragende, wärmedämmende Leichtschüttung unter der<br />

Fundamentplatte eine Vielzahl von Eigenschaften vereint,<br />

deren Kombination einen hervorragenden Dämmstoff bietet.<br />

GEOCELL Schaumglas GmbH ist mit drei Produktionsstandorten<br />

in Deutschland sowie mit einer Produktionsstätte in<br />

Österreich einer der führenden Produzenten von Schaumglasschotter<br />

in Europa. btw-binder.com<br />

Fotos: ANDRITZ AG, Siemens AG, KWB, BT-Wolfgang Binder GmbH


10 WORLD MAGAZINE<br />

NEWS<br />

100 Jahre<br />

Green Tech Valley<br />

Vor genau 100 Jahren startete die steirische<br />

Erfolgsgeschichte der Umwelt-Innovationen. Im Jahr<br />

1913 erfand der aus Mürzzuschlag stammende Viktor<br />

Kaplan eine Wasserkraft-Turbine. Seither liefern<br />

steirische Innovatoren immer wieder richtungsweisende<br />

Umwelttechnologien.<br />

Landesrat Dr. Christian Buchmann und Landesrat Johann<br />

Seitinger mit einem Porträt von Viktor Kaplan.<br />

In den letzten 100 Jahren brachte die Steiermark<br />

immer wieder innovative Forscher hervor, die im<br />

Bereich erneuerbare Technologien herausragen.<br />

Zu diesen Erfindern zählen berühmte Namen wie<br />

Nikola Tesla, Nobelpreisträger Viktor Hess, Ludwig<br />

Boltzmann, Franz Pichler oder Hans List. Im grünen<br />

Herzen Österreichs, dem so genannten Green Tech<br />

Valley, forschen heute über 170 Unternehmen und<br />

Forschungseinrichtungen in der Disziplin der sauberen<br />

Technologien. Diese Unternehmen sind Teil des<br />

im Global Cleantech Directory international erneut<br />

als Nummer 1 gerankten Umwelttechnik Clusters<br />

ECO WORLD STYRIA.<br />

Von Wasserkraft und Thermodynamik<br />

Am 7. August 1913 also vor 100 Jahren, meldete<br />

Viktor Kaplan seine einzigartige Wasserkraft-Turbine<br />

mit einstellbaren Laufschaufeln zum Patent an.<br />

Noch heute ist eine Weiterentwicklung der Wasserkraftturbine<br />

von Kaplan eine der drei weltweit eingesetzten<br />

Turbinentypen. Sie wird in der Steiermark<br />

von ANDRITZ Hydro erzeugt und hat international<br />

rund 20 % Weltmarktanteil. Auch Ludwig Boltzmann,<br />

der mit seinen Überlegungen die Grundlagen der<br />

Thermodynamik lieferte, gehört zu den erfolgreichen<br />

Forschern der Steiermark. Dank des Boltzmannschen<br />

Prinzips sind einige Phänomene der Thermodynamik<br />

heute erklärbar. Einem weiteren Steirer, Viktor Hess,<br />

gelang Anfang des 20. Jahrhunderts, genauer gesagt<br />

1912, die bahnbrechende Entdeckung der<br />

kosmischen Strahlung, für die er mit dem Nobelpreis<br />

ausgezeichnet wurde. Der berühmte Physiker und Ingenieur<br />

Nikola Tesla studierte ebenfalls in Graz. Er<br />

baute den ersten Wechselstrommotor und war auch<br />

Namensspender der Firma Tesla Motors, die Elektroautos<br />

herstellt.<br />

Neue Technologiegeneration<br />

In den nächsten Jahrzehnten entwickelten sich hier<br />

die Pioniere der heute so erfolgreichen und weltweit<br />

führenden steirischen Biomasse-, Solar- und Recyclingtechnologien.<br />

Bereits um die Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

gelangen dem Gründer der Anstalt für<br />

Verbrennungsmotoren AVL, Prof. Dr. Hans List aufsehenerregende<br />

Entdeckungen im Bereich des Dieselmotors.<br />

Noch heute ist AVL List weltweiter Vorreiter in<br />

der Disziplin der Motorenentwicklung, aber auch in<br />

der Mess- und Medizintechnik. Die neueste Innovation<br />

ist ein mobiler Brennstoffzellen-Stromgenerator.<br />

Dieser wandelt Diesel auf effizientem Weg in Strom<br />

um. Vorteil dieser Brennstoffzelle ist, dass sie nur die<br />

Erfindung<br />

der Kaplan-<br />

Wasserkraft<br />

Turbine<br />

Widerstand gegen<br />

neue Widerstand Mülldeponien gegen<br />

- die Geburtsstunde<br />

neue Mülldeponien<br />

des Recyclings<br />

Öko-Pioniere forcieren<br />

Wandel zur wissensbasierten<br />

Produktionsden<br />

Wandel hin zur<br />

Umwelttechnik-Industrie<br />

Gesellschaft<br />

1913<br />

1970<br />

1980<br />

Solare Selbstbaugruppen, starten den<br />

Siegeszug der Technologie aus der<br />

Förderungen für Biomasse und Solar<br />

Steiermark nach ganz Europa<br />

1990<br />

Fotos: eco.at, S.O.L.I.D. GesmbH., ANDRITZ AG, Fotolia, BINDER + CO AG, fibag - HANS HÖLLWART - Forschungszentrum für integrales Bauwesen AG


Hälfte des Treibstoffes eines herkömmlichen Dieselmotors<br />

benötigt. Außerdem werden so auch die CO ²<br />

Emissionen auf die Hälfte reduziert. Andere Schadstoffe,<br />

die ein gewöhnlicher Dieselmotor produzieren<br />

würde, wie Kohlenmonoxid, fallen ebenso weg.<br />

Einsatzgebiete dieses Stromgenerators sehen die<br />

Forscher in LKWs wie auch bei Campingfahrzeugen<br />

oder kleinen Yachten.<br />

Innovationen serienmäßig<br />

In diesen 100 Jahren hat sich das Green Tech Valley<br />

stark weiterentwickelt. Heute findet man die weltweit<br />

höchste Dichte an Energie- und Umwelttechnik-<br />

Unternehmen und eine Vielzahl innovativer Denker in<br />

der Steiermark. Im Vordergrund stehen nachhaltige,<br />

ökologische und effiziente Techniken. Die Umwelt<br />

soll geschont werden, erneuerbare Rohstoffe werden<br />

mit Vorliebe verwendet.<br />

So dachte auch Susanne Meininger, sie übernahm<br />

1989 das Verpackungszentrum (VPZ) von ihrem<br />

Vater. Für sie war es Zeit, dass diese nachhaltigen<br />

Produkte auch den Weg in die Verpackungsindustrie<br />

finden. Kunststoffe sind im Moment noch billiger als<br />

Naturstoffe, deshalb ist Susanne Meininger eine der<br />

Pioniere im Bereich der Verpackungsmaterialien aus<br />

Naturstoffen. Der Trend geht in Richtung kompostierbarer<br />

oder recycelbarer Verpackung, weg von Plastik<br />

und Kunststoffen. Deshalb wurde das Zellulosenetz<br />

entwickelt, dessen Fasern aus heimischem Buchenholz<br />

gewonnen und zu einem speziellen Garn verarbeitet<br />

werden. Diese neuen Netze sind atmungsaktiv<br />

und feuchtigkeitsregulierend, wodurch Gemüse<br />

nachweislich länger frisch bleibt. Aktuell erobern die<br />

Netze die Supermärkte, da auch die bessere Haptik<br />

den Verkauf um bis zu 30 % steigert.<br />

Aber nicht nur in Sachen Verpackungsmaterial sind<br />

die Steirer Vorreiter. Auch Stephan Jantscher setzt mit<br />

dem Unternehmen Cleanstgas auf erneuerbare Ressourcen,<br />

und zwar Holz. Cleanstgas ist ein Projekt,<br />

das von den Firmen Ebner und KWB geführt wird.<br />

Im Vordergrund stehen modernste Technologien zur<br />

Holzvergasung. Dabei wird Holz mittels eines Vergasungs-<br />

oder Oxidationsmittels durch Verschwelung in<br />

Gas umgewandelt. Das Unternehmen Cleanstgas erzeugt<br />

also aus nachhaltigen Rohstoffen biologisches<br />

Gas. Auch Wolfgang Staber von der Firma proAqua<br />

gelingen besondere Innovationen. Eine davon ist die<br />

Möglichkeit, Regenwasser auf Dauer frisch zu halten,<br />

ohne Geruchsbildung. Die Technologie der Diamantelektroden<br />

zur Aufbereitung von Wasser kam<br />

dabei zum Einsatz. Rainfresher nennt sich das Gerät,<br />

das Regenwasser über einen langen Zeitraum hinweg<br />

mit Sauerstoff versorgt. Das Ganze funktioniert<br />

ökologisch und unter Einwirkung des Sonnenlichts.<br />

Grüne Städte<br />

Das Unternehmen wind2power entwickelte<br />

eine Windturbine, die vor allem für den<br />

urbanen Raum geeignet ist. Die Firma wurde<br />

von den Unternehmen fibag und qpunkt<br />

ins Leben gerufen. Kürzlich wurde die erste<br />

Serien gefertigte Turbine montiert. Die fibag beschäftigt<br />

sich neben Windenergie auch mit Solarenergie.<br />

Eine der bahnbrechenden Entwicklungen<br />

in der Solarzellenforschung ist zum Beispiel<br />

die Fassaden-Photovoltaiktechnik. Dabei geht es<br />

um Solaranlagen, die in Fensterfronten integriert<br />

sind und färbig transparent sind. Das Prinzip der<br />

WORLD MAGAZINE 11<br />

NEWS<br />

Umwandlung von Licht zu Energie funktioniert wie<br />

eine Art technische Photosynthese. Die Farbstoff-<br />

Solarzellen sind in der Lage mittels diffusen Lichts<br />

Energie zu produzieren. Somit fangen sie auch das<br />

Licht innerhalb des Gebäudes ein.<br />

Auf 100 weitere Jahre<br />

Energie- und Umwelttechnologien aus dem Green<br />

Tech Valley sind weltweit im Einsatz und werden<br />

hoch geschätzt. Auch Patentanalysen zeigen den<br />

starken, rund 6-fach höheren Erfindergeist der<br />

steirischen Innovatoren. Seien es sauberer Strom,<br />

Wärme und Treibstoff aus Biomasse, Gebäude als<br />

Kraftwerke mit durchsichtiger Photovoltaik oder<br />

Wasserreinigung mit Diamanten, und viele mehr.<br />

Für 2013 erwarten die steirischen ECO Cluster-<br />

Unternehmen ein Wachstum von rund 7 %. Der<br />

gesamte Umsatz 2012 in Höhe von 10,17 Mrd. €<br />

beinhaltet 3,58 Mrd. € reinen Umwelttechnik-<br />

Umsatz. Dieser ist im Jahr 2012 mit 4,6 % gewachsen.<br />

Unternehmen mit überdurchschnittlicher<br />

Forschungstätigkeit konnten 2012 den<br />

Umsatz sogar um 15,7 % steigern. Die Zahl der<br />

Umwelttechnik-Beschäftigten in den Cluster-<br />

Unternehmen beträgt 17.870. Basierend darauf<br />

nannte EU - Kommissionspräsident<br />

José Manuel Barroso den Cluster ECO WORLD<br />

STYRIA erst kürzlich eines der erfolgreichsten<br />

Beispiele dafür,<br />

wie die Forcierung von<br />

Synergien zwischen Wirtschaft<br />

und Forschung zu<br />

mehr Wertschöpfung und<br />

Jobs führt.<br />

Spitzen-Forschung in in<br />

Kompetenzzentren und<br />

Universitäten verstärkt<br />

die und Innovationsdynamik<br />

3 Universitäten<br />

Technologie Headquarters siedeln<br />

ins siedeln Green ins Tech Green Valley Tech Valley<br />

Be Technologie part of the Headquarters<br />

future. Welcome to<br />

the siedeln Green ins Tech Green Valley! Tech Valley<br />

2000<br />

1998 Clustergründung<br />

2010<br />

Mehr Technologieführer in in<br />

1 Stunde Fahrzeit als<br />

anderswo als anderswo<br />

2020


12 WORLD MAGAZINE<br />

UMWELTTECHNIK<br />

Rohstoffe, die<br />

ordentlich einheizen<br />

Olivenkerne, Hühnermist, Waldrestholz – sie alle sind<br />

dank steirischer Technologie wertvolle Rohstoffe zur<br />

Energieerzeugung.<br />

„Olivenkerne eignen<br />

sich sehr gut als<br />

Heizmaterial, sie haben<br />

kaum Säure und setzen<br />

beim Verbrennen keine<br />

Schadstoffe frei“<br />

Prof. Christoph<br />

Hochenauer, Technische<br />

Universität Graz<br />

Holzabfall, Hühnermist oder Olivenkerne. Beim Prinzip<br />

Waste-Biomass to Energy werden Biomasseanteile zu<br />

thermischer Energie verwertet, die bisher auf Müllhalden<br />

landeten. Diesen Trend gestaltet der Technologieführer<br />

KWB und setzt auf diese Biomassetechnologie<br />

ausgerechnet in einem Land, das nicht gerade für allzu<br />

hohe Heizungsinvestitionen bekannt ist. Doch Spanien<br />

ist der weltweit größte Olivenproduzent, mit 1,5 Mio.<br />

Tonnen Olivenöl pro Jahr. Bei dieser Produktion fallen<br />

rund 2,5 Mio. Tonnen Olivenkerne an, die nun als Heizmaterial<br />

verwendet werden können.<br />

Spanien setzt auf Kernenergie<br />

Das steirische Unternehmen KWB adaptierte kurzerhand<br />

seine Biomassetechnologie für diesen bis dato<br />

kaum genutzten Rohstoff und exportiert nun sehr erfolgreich<br />

seine Lösung auf die iberische Halbinsel. Gerade<br />

für Spanien ist die Verwendung von Olivenkernen als<br />

Brennmaterial optimal, da in südlichen Regionen nur<br />

wenig Holz wächst. Außerdem ersetzen schon 2 kg Olivenkerne<br />

einen Liter Öl. Mehr als ein Drittel der größeren<br />

Heizanlagen in Spanien werden bereits mit Olivenkernen<br />

aus dem eigenen Land beheizt.<br />

Olivenkerne statt Pellets<br />

Durch die Technologie aus Österreich ist es möglich,<br />

günstige Alternativen zu Pellets anzubieten, denn<br />

Olivenkerne sind ähnlich energiereich wie Pellets.<br />

„Olivenkerne eigenen sich sehr gut als Heizmaterial,<br />

es kommt kaum zu Säurebildung und die Kerne<br />

setzen beim Verbrennen keine Schadstoffe frei“, schildert<br />

Professor Christoph Hochenauer vom Institut für<br />

Wärmetechnik der Technischen Universität Graz. Der<br />

größte Vorteil liegt aber in der Kostenersparnis. „Olivenkerne<br />

sind kostengünstig zu bekommen und in hohen<br />

Mengen vorhanden. Einige spanische Hersteller verkaufen<br />

bereits gereinigte Olivenkerne. Diese können in<br />

der Industrie wie auch in Einzelhaushalten als Heizmaterial<br />

verwendet werden“, so Hochenauer. Voraussetzung<br />

dafür sei die sachgerechte Anpassung der Heizanlagen,<br />

wie auch die richtige Aufbereitung der Kerne.<br />

verblieb oder zu Kompost abgebaut wurde, kann somit<br />

zu hochwertigen Industriebriketts weiterverarbeitet<br />

werden. Zur Herstellung der Briketts werden Feinst-<br />

Sternsiebe, Brandtrockner und Verdichtungsmaschinen<br />

herangezogen.<br />

Vom Hühnermist zu grünem Strom<br />

Ein Pionier der Stromerzeugung durch Rest-Biomasse<br />

ist das Unternehmen ANDRITZ Energy & Environment<br />

(AE&E). Die Biomasseanlage des Technologieführers<br />

im niederländischen Moerdijk gilt weltweit als<br />

wegweisende Referenz. Die Anlage verwertet jährlich<br />

400.000 Tonnen Hühnermist zu Strom und ist dabei<br />

die erste Anlage zur thermischen Verwertung von Hühnermist<br />

auf dem europäischen Festland. Rückstände<br />

aus Landwirtschaft und Tierhaltung stehen in großen<br />

Mengen zur Verfügung. Das ergibt viel Potenzial für die<br />

energetische Verwertung von biogenen Reststoffen.<br />

Getrocknete Olivenkerne eignen sich ebenso gut als<br />

Brennmaterial wie Pellets.<br />

Waldrestholz zu Industriebriketts<br />

Auch das Unternehmen Komptech forscht seit einigen<br />

Jahren im Bereich Waste-Biomass to Energy. In Kooperation<br />

mit einem internationalen Partner konnte<br />

das Frohnleitener Unternehmen bereits große Erfolge<br />

verbuchen. Es wurde zum Beispiel ein Weg gefunden,<br />

Holzabfälle zu Industriebriketts zu verarbeiten. Ungenutztes<br />

Holz kann somit Kohle in Kraftwerken ersetzten.<br />

Die neuen Industriebriketts liegen sogar 15 % über der<br />

Energiedichte von herkömmlichen Pellets. Optimal<br />

werden die neuen Briketts in Kohlekraftwerken eingesetzt,<br />

die erneuerbare Brennstoffe zur Co-Feuerung<br />

benötigen. Abfall- und Restholz, das bisher im Forst<br />

Auch Hühnermist kann als Biomasse zur Stromgenerierung<br />

verwendet werden.<br />

Fotos: colourbox.com, Technische Universität Graz


WORLD MAGAZINE 13<br />

LIFESTYLE<br />

„GREEN WEDDING“ IM TREND<br />

Eine Hochzeit ressourcenschonend ausrichten?<br />

Mittlerweile kein Problem mehr und dabei muss bei Green Weddings nicht<br />

einmal auf etwas verzichtet werden. Einladungen werden auf Recycling-<br />

Papier gedruckt. Alter Schmuck wird beim Juwelier eingeschmolzen und zu<br />

Traumringen geformt und beim Brautpaar-Fahrzeug setzt man auf nachhaltigen<br />

E-Antrieb oder echte Pferdestärken. Der Brautstrauß stammt aus der<br />

Region, genauso wie das Hochzeitmahl. Und auch die Flitterwochen lassen<br />

sich heutzutage unvergesslich nachhaltig gestalten. Grünen Ideen sind auch<br />

beim Heiraten keine Grenzen gesetzt. green-wedding-magazine.de<br />

PFLANZE ALS LUFTFILTER<br />

Bei „Drop Air“ wird eine Pflanze in ein zweischichtiges Luftfiltrierungssystem<br />

integriert und sorgt optisch lässig für saubere Luft. In einer ersten<br />

Ebene werden größere Partikel aus der Luft gefiltert. In der zweiten Phase<br />

kommt die Pflanze Tillandsia zum Einsatz, die zum Wachsen keine Erde<br />

und nur äußerst wenig Wasser braucht. Ohne Umtopfen und häufiges<br />

Gießen entfaltet sich diese Pflanze und absorbiert nicht nur Nährstoffe<br />

und Wasser durch ihre Blätter, sondern auch gasförmige Schadstoffe, wie<br />

Formaldehyd, Benzol und Trichlorethylen. electroluxdesignlab.com<br />

WOHER KOMMT DER STROM?<br />

„AUS DIESER GRÜNEN STECKDOSE!“<br />

Stromsparer können bald eine solarbetriebene Steckdose der Designer<br />

Kyuho Song und Boa Oh an jegliches Fenster heften und sie als Standard<br />

Stromversorger nutzen. Die Solar-Steckdose ist für sämtliche Situationen<br />

und Standorte verfügbar, sei es in der Wohnung, auf einem Schiff oder im<br />

Auto. Sobald sie mit Sonnenlicht „aufgefüllt“ wurde, kann sie wieder entfernt<br />

werden, wobei sie weiterhin das angeschlossene Gerät unterwegs<br />

auflädt, auch wenn die Leistung überschaubar ist. yankodesign.com<br />

Lifestyle<br />

in Grün<br />

ZUERST MALEN UND DANN<br />

KUSCHELN<br />

Die Fantasie junger Maler kennt keine Grenzen. Eine Sonne mit<br />

Lachgesicht, ein Elefant mit drei Rüsseln, eine Kuh mit Wanderschuhen …<br />

Bei „Paint A Friend“ werden diese Kinderkunstwerke nach Onlinebestellung in<br />

dreidimensionale Stofftiere verwandelt. Zwei junge Österreicher haben die kanadische<br />

Dienstleistungsidee auf den europäischen Markt gebracht. Neben der naturgemäßen Zusicherung,<br />

dass jedes Stofftier einzigartig und von Hand gefertigt ist, gilt als Grundstoff für die kuscheligen<br />

Freunde auch die ausschließliche Verwendung der ökologisch angebauten und schadstofffreien Bio<br />

Materialien: Bio-Fleece, Bio-Nicki und Bio-Plüsch. paintafriend.com<br />

Fotos: colourbox.com, electroluxdesignlab.com, yankodesign.com, Paint A Friend


14 WORLD MAGAZINE<br />

ENERGIETECHNIK<br />

Stromnetze für Erneuerbare<br />

brauchen mehr IQ<br />

JOANNEUM RESEARCH erweitert seine Forschung im Bereich „Smart Grids“.<br />

Dabei sollen intelligente, energie- und kosteneffiziente Stromnetztechnologien<br />

die Niederspannungsnetze optimieren. Außerdem soll sich das Stromnetz, mittels<br />

Lastverschiebung, an Nutzungsstatistiken, wie auch an verschiedenen Schwankungen<br />

der Energieerzeugung, von Wind- und Solarkraft, anpassen.<br />

Es gibt noch deutlichen Aufholbedarf,<br />

um den von der EU geforderten Anteil<br />

an Erneuerbaren Energieträgern bis<br />

2020 zu realisieren. Unzureichende<br />

Netzwerkkapazität, aber auch die noch<br />

nicht optimierte Nutzung bestehender<br />

Netze, können eine verstärkte Versorgung<br />

mit Strom aus erneuerbaren<br />

Energiequellen behindern. Anders<br />

ausgedrückt bedeutet das einen realen<br />

Energieverlust in der Stromversorgung.<br />

Insbesondere kommt es in Niederspannungsnetzwerken<br />

zu Problemen,<br />

wo verstärkt dezentral Erneuerbare<br />

Energien eingespeist werden.<br />

Intelligente Netze senken<br />

Stromverbrauch<br />

„Smart grids“ könnten künftig den Stromverbrauch<br />

maßgeblich senken. Unsere Stromnutzung ist je nach<br />

Tageszeit unterschiedlich. Und auch die Stromversorgung<br />

durch Erneuerbare Energien, wie Wind- und<br />

Solarkraft, schwankt. Sie brauchen ein intelligenteres<br />

Netz, das auf die unterschiedliche Stromversorgung<br />

durch diese Energietypen reagieren kann. Windkraft<br />

kann nur dann Energie produzieren, wenn auch<br />

Wind weht. Somit wird oft überproduziert, und dieser<br />

Überschuss an Strom kann nicht verbraucht werden.<br />

Deshalb wird es immer wichtiger ein intelligentes<br />

Stromnetz zu generieren, das auf die verschiedenen<br />

Verbrauchs- und Erzeugungsschwankungen Rücksicht<br />

nimmt. Neue Kommunikationstechniken tragen wesentlich<br />

zur Realisierung intelligenter Stromnetze bei.<br />

Die Stromzufuhr soll sich nach dem tatsächlichen Verbrauch<br />

richten. Zu Tageszeiten, an denen mehr Strom<br />

Energieforscher Mag. Andreas Türk prüft Versuchsmodelle um bestehende<br />

Niederspannungsnetzwerke zu optimieren.<br />

produziert wird, als benötigt wird, könnte man durch<br />

Lastverschiebung den Strombedarf erhöhen. Vor allem<br />

für die Industrie wäre die Art von intelligentem Stromnetz<br />

eine Möglichkeit, Kosten zu sparen. Für Private<br />

Haushalte wäre die Kostenersparnis noch zu gering,<br />

um diese Technologie anzuwenden. Dafür wären flexible<br />

Strompreise nötig, die Anreize schaffen, elektrische<br />

Geräte vor allem in verbrauchsniedrigen Zeiten<br />

zu nutzen.<br />

Neue und optimierte Geschäftsmodelle<br />

„Resources“, das Institut für Wasser, Energie und<br />

Nachhaltigkeit der JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft,<br />

ist ein Partner im Konsortium des<br />

EU-Projekts „INCREASE“. Neben fünf Forschungseinrichtungen<br />

sind acht Industriepartner beteiligt, unter<br />

ihnen auch die Stromnetz Steiermark GmbH. Von<br />

einem Gesamtprojektvolumen von<br />

4,4 Mio. € gehen rund 460.000 €<br />

in die Steiermark. Innerhalb des Projekts<br />

INCREASE werden Experten der<br />

Energieforschung dazu beitragen,<br />

bestehende Netze zu optimieren und<br />

neue Geschäftsmodelle für Netzbetreiber<br />

zu entwickeln. Eingesetzt werden<br />

sowohl Simulations- als auch<br />

Versuchsmodelle zur Optimierung bestehender<br />

Niederspannungsnetzwerke.<br />

Dabei wird die ungleichmäßige Verfügbarkeit<br />

der Erneuerbaren Energieträger<br />

berücksichtigt, bedingt durch<br />

die Abhängigkeit der Energieerzeugung<br />

von Sonnentagen oder Windverhältnissen.<br />

Außerdem wird auch auf<br />

das Verhalten von Nutzern und dezentralen<br />

Erzeugern eingegangen. Ein von der Universität<br />

Gent entwickelter Phaseninverter soll durch eine optimierte<br />

Nutzung der Phasen des Dreiphasenwechselstroms<br />

die Kapazität der Niederspannungsnetzwerke<br />

erhöhen. Ergänzt werden die technischen Versuche<br />

durch die Entwicklung neuer Marktmodelle und regulatorischer<br />

Rahmenbedingungen, die einen Ausbau<br />

Erneuerbarer Energieträger beschleunigen sollen.<br />

Der Weg von der zurzeit noch überwiegend zentralen<br />

Energieversorgung hin zu einer dezentralen, benötigt<br />

neue Regulationen und ermöglicht gleichzeitig das<br />

Entstehen neuer Dienstleistungen zur Gewährleistung<br />

der Netzstabilität. Wesentlich ist dabei die Fragestellung,<br />

wie eine stabile Energieversorgung sichergestellt<br />

und optimiert werden kann. Die Projektpartnerin<br />

Stromnetz Steiermark GmbH wird auch Feldversuche<br />

mit dem Phaseninverter durchführen. joanneum.at<br />

Foto: JOANNEUM RESEARCH


Fokus Kunde:<br />

Umwelttechnik neu erfinden<br />

WORLD MAGAZINE 15<br />

UMWELTTECHNIK<br />

Kundennähe ist das neue Schlüsselwort für Cleantech Produzenten. Solarkollektoren,<br />

die sich der Dachhaut angleichen, CO 2<br />

neutrales Autofahren oder der Wunsch<br />

selbst erzeugten Strom auch selbst zu verbrauchen sind beispielhafte<br />

Herausforderungen, die Unternehmen dazu anregen, Innovationen und neue<br />

Geschäftsmodelle in Abstimmung mit ihren Kunden zu entwickeln.<br />

Um das Kaufverhalten der Konsumenten zu<br />

ändern, muss man die psychologischen Verhaltensweisen<br />

dahinter kennen. Umweltbewusstsein,<br />

Energieeffizienz und Ressourcenschonung<br />

sind dabei nicht die zentralen Treiber<br />

für eine Kaufentscheidung. Auch der Preis<br />

einer Technologie ist aber nur ein Faktor<br />

von vielen, der die Kaufentscheidung<br />

beeinflusst. Mikkel Rasmussen von RedAssociates<br />

aus Dänemark erklärt: „Billig<br />

alleine reicht nicht aus, um das Kaufverhalten<br />

der Konsumenten zu ändern.<br />

Das wäre viel zu rational, und die meisten<br />

Kaufentscheidungen sind genau das Gegenteil<br />

davon: Spontan und irrational.“ Das ließe sich<br />

übrigens auch mit dem Nachhaltigkeitsgedanken<br />

nicht gut vereinen.<br />

Kundenwünsche in F&E<br />

Viel wichtiger sind vielmehr der unmittelbare Nutzen,<br />

das sofort befriedigte Bedürfnis. Führt man bei einem<br />

energieeffizienten Kühlschrank dem Kunden schon bei<br />

der Auswahl vor Augen, wie viel Energie und Geld<br />

er dadurch sparen wird, steigert man seine Motivation.<br />

„Der Schlüssel liegt darin, die Balance zwischen<br />

sofortiger Bedürfniserfüllung und langfristigen, nachhaltigen<br />

Vorteilen zu schaffen“, erklärt Simran Sethi,<br />

International erfolgreiche Journalistin und Expertin für<br />

Nachhaltigkeit. Immer mehr Unternehmen beziehen<br />

daher bereits Kundenwünsche auch in ihre Forschung<br />

und Entwicklung mit ein. In Dänemark beschäftigt sich<br />

der Copenhagen Cleantech Cluster unter anderem mit<br />

genau diesem Thema. Der Cluster ist ein Partner von<br />

ECO WORLD STYRIA im International Cleantech Network<br />

(ICN). Seit seiner Gründung steht er in Kontakt<br />

mit zahlreichen nationalen und internationalen Unternehmen,<br />

die Umwelttechnikprodukte mit Kundennähe<br />

entwickeln und analysiert ihre Vorgehensweisen.<br />

Power-to-Gas<br />

Aber auch Big Player denken bereits an die Zeit nach<br />

fossilen Brennstoffen und haben dabei den Endkonsumenten<br />

fest im Blick. So entwickelte zum Beispiel der<br />

<strong>deutsch</strong>e Automobilkonzern Audi das erste Auto mit<br />

CNG-Antrieb und produziert auch gleich den Kraftstoff<br />

dafür – und zwar mit innovativer Power-to-Gas Technologie.<br />

Dabei wird Methan synthetisch aus Wasserstoff<br />

erzeugt, dieser wiederum wurde zuvor mittels Elektrolyse<br />

aus überschüssiger Windkraft gewonnen. Der ganze<br />

Kreislauf der Energiegewinnung für das Auto basiert also<br />

auf erneuerbaren Ressourcen. Er kann dem Kunden<br />

für jedes gasbetriebene Automobil angeboten werden.<br />

Kraftwerk für eigenen Haushalt<br />

Kundenorientierung bei Cleantech spielt auch<br />

beim steirischen Unternehmen Neovoltaic AG<br />

eine große Rolle. Das Hartberger Unternehmen<br />

hat sich zum Ziel gesetzt, die Energieversorgung<br />

fernab von großen Konzernen<br />

möglich zu machen. Jeder Verbraucher soll die<br />

Möglichkeit haben, seinen erzeugten Strom<br />

auch selber zu verbrauchen und dazu braucht<br />

es Speicher und intelligente Managementsysteme.<br />

Erst durch sie kann größtmögliche Unabhängigkeit<br />

erreicht werden. „In Kombination mit<br />

Photovoltaik-Modulen und einer Plattform zur Fernüberwachung<br />

des eigenen Energiehaushalts bildet<br />

unsere Speicherlösung das Komplettsystem eines privaten<br />

24h Kraftwerks”, so das Unternehmen.<br />

Altstadtkollektor<br />

Wenn Kundenprobleme im Fokus stehen, müssen<br />

Unternehmen auch fernab von starren Labs schnell<br />

und flexibel reagieren können. Ein Beispiel dafür ist der<br />

neueste Output aus den ECO Technologie Roundtables:<br />

Die Entwicklung eines Altstadtkollektors, der angepasst<br />

an die Vorgaben der Altstadtsachverständigenkommission<br />

dennoch Solarwärmeproduktion in der<br />

Innenstadt ermöglicht. Durch die farb- und förmliche<br />

Anpassung der Kollektoren an die charakteristischen<br />

Ziegeldächer des Grazer Weltkulturerbe-Zentrums stehen<br />

weder Denkmalschutz noch Bedenken zum Stadtbild<br />

der grünen Wärmeproduktion im Wege.<br />

Mehr zum Thema Kundennähe finden Sie in der <strong>Ausgabe</strong><br />

4/2013 des Copenhagen Cleantech Journal:<br />

www.cphcleantech.com/media/2229330/ccj4.pdf<br />

Foto: Copenhagen Cleantech Cluster


16 WORLD MAGAZINE<br />

NEWS<br />

Wussten Sie´s?<br />

GREEN „BREW“ VALLEY<br />

Die steirische Brauerei Göss wird Schritt für Schritt zur<br />

ersten „grünen Brauerei“ Europas umgebaut. Für die<br />

Brau-Wärme setzt man auf Solarthermie, der Bedarf<br />

an Erdgas wurde in Zusammenarbeit mit AEE Intec<br />

um 30 % gesenkt und Kohlendioxid minimiert. Diese<br />

Technologie soll nun im Heineken Konzern ausgerollt<br />

werden. aee-intec.at<br />

EFFIZIENTE ENTSALZUNG<br />

Entsalzung von Meerwasser brauchte bis jetzt viel<br />

Energie und ist außerdem sehr kostspielig. Ein amerikanisch-<strong>deutsch</strong>es<br />

Forscherteam will dies ändern.<br />

Mittels eines Mikrokanalsystems und einer bipolaren<br />

Elektrode kann Meerwasser energiesparend entsalzt<br />

werden. Eine Batterie würde dazu als Energielieferant<br />

reichen. 10.1002/anie.201302577<br />

HYBRIDER JUNGFERNFLUG<br />

Die Unternehmen Siemens und EADS haben sich mit<br />

dem österreichischen Flugzeugbauer Diamond Aircraft<br />

zusammen getan und ein Flugzeug mit hybridem<br />

Elektroantriebssystem entwickelt, das auch für<br />

kommerzielle Zwecke genutzt werden kann. Treibstoff<br />

und Emissionen können um ein Viertel reduziert<br />

werden, zeigte der Jungfernflug. siemens.at<br />

JILEKS CARTOON: WELTANALYSE<br />

HOLZ FÜR EIFFELTURM<br />

Der Pariser Eiffelturm erstrahlt mit steirischer<br />

Holztechnologie bald im neuen Glanz. Derzeit<br />

wird die Besucherplattform mit 1200 Quadratmeter<br />

Kreuzlagerholz im Bodenbereich von der<br />

Johann Offner BeteiligungsgesmbH neu verbaut.<br />

Ausschlaggebend ist, dass Holz ein leichtes Material<br />

ist, das hohe Festigkeit bietet. Die Fertigstellung<br />

wird Anfang 2014 erfolgen. Der Eiffelturm<br />

ist trotz Umbaus für die Besucher offen.<br />

offner.at<br />

Fotos: colourbox.com, Siemens AG, KLH, Cartoon: Wolfgang Jilek

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