04.02.2014 Aufrufe

bewegt 03/13 - Spitex Basel

bewegt 03/13 - Spitex Basel

bewegt 03/13 - Spitex Basel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Gut, das Ehepaar buchte noch einmal die<br />

Bettmeralp. Auch im dritten Jahr setzten<br />

sich die Kinder für die Ferien am gleichen<br />

Ort ein. Mehr noch: Das Nachbarskind,<br />

welches jeweils in seinen Ferien Kanada,<br />

Kalifornien, Florida bereiste, wollte unbedingt<br />

mit auf die Bettmeralp. «Reisen<br />

wollten sie auf keinen Fall. Und auch einen<br />

anderen Ferienort verschmähten<br />

sie», erklärt der Psychiater und fährt fort:<br />

«Sie kannten die Wege und Plätze, sie<br />

kannten die Abläufe. Sie liebten die Routine,<br />

weil Altbekanntes Sicherheit und<br />

Geborgenheit bringt.»<br />

Bedürfnisse sind gleich<br />

Andreas Studer zieht den Vergleich mit<br />

älteren Menschen: Auch im Alter sind<br />

bekannte Wege und lieb gewonnene<br />

Routine angenehmer als unbekanntes<br />

Terrain. Einkaufen in gewohnter Umgebung,<br />

Theater- oder Ausstellungsbesuche,<br />

ja sogar Besuche bei Behörden,<br />

Arzt, Verwandten und Bekannten sowie<br />

Ferien sind kein Problem, wenn die Orte<br />

bekannt sind. Die Wünsche sind die<br />

gleichen wie jene bei den Kindern. Das<br />

Sicherheitsbedürfnis diktiert die Skepsis<br />

gegenüber Neuem. Einfache Fragen<br />

wie «Wo ist das Hotel?» «Wann gibt es<br />

Essen?» «Wie bewege ich mich in der<br />

Fremde?» «Wer hilft, wenn ich stürze?»<br />

«Wer ist da, wenn ich jemanden benötige?»<br />

machen Angst. Die Ursachen – so<br />

der Arzt – sind jedoch anders als bei Kindern:<br />

«Mit der langen Lebenserfahrung<br />

kennt der Mensch mehr und mehr Gefahren.<br />

Er spürt auch, dass die Schnelligkeit<br />

des Denkens und Handels abnimmt.<br />

Die verständliche Reaktion ist das Festhalten<br />

an der Routine, die Sicherheit und<br />

Geborgenheit vermittelt.»<br />

Nur Routine birgt Gefahren<br />

Auf die Frage an den Fachmann, ob er<br />

denn ein defensives Verhalten und somit<br />

das Klammern an die Sicherheit, welche<br />

die Routine bietet, älteren Menschen<br />

empfehlen würde, antwortet Andreas<br />

Studer: «Bei gesunden Menschen, die<br />

geistig noch rege sind, empfehle ich, die<br />

Routine so oft wie möglich zu verlassen.»<br />

Er erklärt, dass die geistige Regsamkeit<br />

und die Gehirntätigkeit schneller abnehmen,<br />

wenn die noch vorhandenen Fähigkeiten<br />

nicht laufend aktiviert werden.<br />

Andreas Studer zitiert ein Sachbuch, welches<br />

eben jetzt ins Deutsche übersetzt<br />

Auch beim Jassen setzt das «langsame Denken», also das rationale Denken ein,<br />

obwohl viel Spass damit verbunden ist.<br />

auf den Markt gekommen ist und sofort<br />

zum Bestseller wurde. Daniel Kahneman<br />

liefert mit «Schnelles Denken, langsames<br />

Denken» das Buch zur Bewegung.<br />

Schnelles Denken, langsames Denken<br />

Kahneman unterscheidet zwischen dem<br />

Denksystem 1, dem intuitiven Denken,<br />

das automatisch läuft, und dem Denksystem<br />

2, das, um aktiv zu werden, einer Anstrengung<br />

bedarf. Wir wissen heute einiges<br />

über die Stärken und Schwächen des<br />

intuitiven Denkens. Die von den meisten<br />

so sehr geschätzte Intuition hält Kahneman<br />

für überbewertet: «Intuition ist<br />

nicht mehr und nicht weniger als Wiedererkennen.»<br />

Zudem: Damit das Denksystem<br />

2, das rationale Denken, das Denksystem<br />

1, das automatische Denken,<br />

beeinflussen kann, bedarf es erheblicher<br />

Anstrengung.<br />

Studer erklärt einen Teil des Inhaltes:<br />

Kahneman bezeichnet rund neunzig Prozent<br />

unseres Denkens als «schnelles<br />

Denken». Wir entscheiden zu neunzig<br />

Prozent schnell und unbewusst. Wenn<br />

wir über die Strasse gehen, fällen wir<br />

eine Entscheidung, ob wir gehen oder<br />

stehen bleiben. Wenn wir Nahrungsmittel<br />

einkaufen, entscheiden wir sehr<br />

schnell. Welchen Arzt wir aufsuchen, wo<br />

wir einkaufen und welchen Weg wir in<br />

die Stadt nehmen, sind schnelle Routineentscheidungen.<br />

Wir fällen pro Tag<br />

eine grosse Zahl Entscheidungen, über<br />

die wir nicht nachdenken müssen. Und<br />

das sei gut so, sagt der Arzt.<br />

Rund zehn Prozent unserer Entscheidungen<br />

entstehen jedoch durch langsames<br />

Denken. Wir zerlegen ein Problem, wir<br />

analysieren die verschiedenen Aspekte,<br />

wir sortieren die Variantenmöglichkeiten,<br />

wir wägen ab, denken darüber nach<br />

und erst dann entscheiden wir. Solche<br />

Entscheidungen können sehr gut, sie<br />

können aber auch fehlerhaft ausfallen.<br />

6 Das Kundenmagazin von <strong>Spitex</strong> <strong>Basel</strong> und <strong>Spitex</strong> Riehen-Bettingen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!