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RSO Konzertzyklus 2013/2014 Do 21./Fr 22.11.2013 Abo 3 ...

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ten sind. Neben der durchdachten Konstruktion ist die Klanglichkeit bemerkenswert:<br />

Trotz atonaler Komposition mit zwölf chromatischen Tönen tauchen immer wieder reine<br />

Grundakkorde auf. Die auf den leeren Violinsaiten aufgebauten Akkorde g-Moll, D-Dur,<br />

a-Moll und E-Dur werden zu Leit-Harmonien. Auch die verhaltene, weiche Instrumentation<br />

mit den so warmen Klarinetten verdeutlichen Bergs Aussage, dass er mit seiner Musik<br />

die »Wesenszüge des jungen Mädchens in musikalische Charaktere zu übersetzen«<br />

wusste.<br />

Der zarte Anfang des Konzerts entsteht gleichsam aus dem Nichts, als ob sich der Solist<br />

auf den leeren Saiten seiner Geige erst noch einstimmen muss. Später schließt sich ein<br />

Ländler (Allegretto) an, mit wiegendem Dreiertakt und dem Zitat der Kärntner Volksweise<br />

»Ein Vogel auf’m Zwetschgenbaum« (sie erklingt erstmals im Horn). Die unbeschwerte<br />

Kindheit des Mädchens mag damit heraufbeschworen werden. Mit einem<br />

dramatischen Allegro tritt nach dieser Idylle die Tragik ins Geschehen. Die Geigenstimme<br />

bäumt sich in einer vom Orchester begleiteten Kadenz auf: Der Solist gestaltet in<br />

etwa sieben Minuten einen expressiv verzweifelten Monolog. Einen Ausweg bietet erst<br />

das Adagio über dem zunächst original zitierten, dann kunstvoll variierten Bach-Choral<br />

(vorgestellt von Solo-Geige und Klarinetten). Am Schluss wird er als verklärende Synthese<br />

mit Zwölftonfolge und »Kärntner-Melodie« kombiniert, die zauberhafte Instrumentation<br />

bezieht auch die elysische Harfe ein. Mit dieser Musik umarmt Berg die trauernde<br />

Mutter: »Was ich fühle und wofür ich heute keinen Ausdruck finde«, sei in diesen<br />

Tönen gesagt.<br />

Autor<br />

Matthias Corvin studierte Musikwissenschaft, Kunstgeschichte, Neuere deutsche Literaturwissenschaft<br />

und Kulturmanagement . Er promovierte über Formkonzepte der Ouvertüre von Mozart bis Beethoven<br />

(Gustav Bosse, 2005), arbeitet als Musikjournalist für verschiedene Tageszeitungen und Fachzeitschriften<br />

sowie als Programmheft-Autor, Moderator und freier Dramaturg für Orchester, Konzerthäuser und<br />

Musikfestivals in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz.<br />

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