04.02.2014 Aufrufe

Muster, wohin man schaut! Zwei Ansätze zur Beschreibung von ...

Muster, wohin man schaut! Zwei Ansätze zur Beschreibung von ...

Muster, wohin man schaut! Zwei Ansätze zur Beschreibung von ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Ivo van den Berk, Christian Kohls<br />

Kommunikative Gattungen und Entwurfsmuster unterscheiden sich jedoch in<br />

der Art ihrer <strong>Beschreibung</strong>sformate, der theoretischen Herleitung und Herkunft<br />

und der Verankerung in der Gesellschaft. Mit beiden <strong>Ansätze</strong>n wird das Ziel der<br />

Rekonstruktion der sozialen Praxis verfolgt. Da Entwurfsmuster bewusst nur etablierte<br />

Lösungen aufgreifen, zeigen sie nur Probleme auf, für die bereits etablierte<br />

Vorgehensweisen existieren. Kommunikative Gattungen sind hier allgemeiner,<br />

da sie nicht nur vorbildliche, sondern auch problematische <strong>Muster</strong><br />

beschreiben. Sie können damit Fragen aufwerfen, deren Antworten noch erarbeitet<br />

werden müssen und besitzen eine richtungweisende Funktion für die pädagogische<br />

Forschung durch die Generierung <strong>von</strong> Fragestellungen. Entwurfsmuster<br />

katalogisieren dagegen die Bereiche, für die es bereits Antworten gibt und<br />

dienen als Handlungsorientierung für Praktiker/-innen. Die Funktion <strong>von</strong><br />

Entwurfsmustern ist es nicht, ungelöste Probleme aufzuzeigen und über potentielle<br />

Lösungsansätze zu spekulieren oder neue Lösungen im Sinne einer entwicklungsbasierten<br />

Forschung zu entdecken. Gegenstand der Erkenntnis<br />

sind bei Entwurfsmustern die allgemeinen Wirkzusammenhänge zwischen<br />

Problemfeld und nachweislich funktionierenden Lösungsstrukturen sowie<br />

deren Übertragbarkeit auf ähnliche Situationen. Die beiden Konzepte unterscheiden<br />

sich zudem (<strong>zur</strong>zeit noch) darin, dass der Pattern-Ansatz eher einen<br />

methodisch-praxisorientierten Ansatz (mit dem Ziel der Distribution <strong>von</strong> impliziten<br />

Experten-Wissen) darstellt, während der Ansatz der kommunikativen<br />

Gattungen (<strong>zur</strong>zeit noch) eher als analytisch-theoretischer Ansatz zu beschreiben<br />

ist – mit dem Ziel der konsistenten <strong>Beschreibung</strong> der Realität in Bezug auf<br />

die Struktur kommunikativer Vorgänge, in denen gesellschaftliches Wissen vermittelt<br />

wird. Weiterhin unterscheiden sich die <strong>Ansätze</strong> bei den <strong>Beschreibung</strong>en<br />

im Detaillierungs- und Abstraktionsgrad, während sie konzeptionell auf der gleichen<br />

Abstraktionsstufe angesiedelt sein können. Nimmt <strong>man</strong> etwa das <strong>Muster</strong><br />

E-Portfolio, so kommen beide <strong>Ansätze</strong> <strong>zur</strong> gleichen Generalisierung, d.h. die<br />

gleichen Fälle werden zu einem Konzept zusammengefasst (generalisierende<br />

Abstraktion). Der Unterschied liegt nun jedoch darin, welche Details weggelassen<br />

(isolierende Abstraktion) oder welche Teile nicht weiter spezifiziert werden,<br />

also ohne zwischen deren unterschiedlichen Erscheinungsweisen zu differenzieren<br />

(Abstraktion auf emergente Effekte). Geht <strong>man</strong> wie Baumgartner<br />

(2011) da<strong>von</strong> aus, dass <strong>Muster</strong> eher die Handlungsstruktur (2a) und Modelle die<br />

Handlungskonfiguration (2b) beschreiben, könnten kommunikative Gattungen<br />

als strukturierte Praxisbeschreibungen (neu 1b) den „alltagssprachlichen“ Praxisbeschreibungen<br />

(1, neu 1a) <strong>zur</strong> Seite gestellt werden und den Übergang zu den<br />

Methoden (2) bilden. Die strukturierte <strong>Beschreibung</strong> der funktionalen, strukturellen<br />

und prozesshaften Bedingungen <strong>von</strong> kommunikativen didaktischen<br />

Handlungen könnte so einerseits dem Abgleich mit Methoden und Modellen<br />

dienen und andererseits selbst <strong>von</strong> diesen profitieren. Eine Sammlung standardisierter<br />

Praxisbeschreibung ist insbesondere für Noviz/-inn/-en und Praktiker/-<br />

innen so leicht zugänglich, vermittelt idealerweise auch die damit verbundenen<br />

214

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!