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tun, als die Schildkröte doch zu beißen, was für beide den sicheren Tod bedeutet. Als diese ihn halb im Untergehen an sein Versprechen erinnert, antwortet dieser: „Ja, ich weiß. Aber das hier ist der Nahe Osten.“ „Können wir den Menschen in dieser Region überhaupt trauen?“, fragte Rados, um die Antwort sofort nachzureichen: „Wir haben gar keine andere Wahl. Auch wenn diese Länder nach langen Jahren von Diktatur und Chaos noch nicht bereit sind für Demokratie.“ Der Arabische Frühling sei zugleich eine digitale Revolution. Gerade die junge Bevölkerung unter 30 Jahren informiere sich mittels Handy, Internet und Satellitenfernsehen weltweit und sei bestens vernetzt. Eine staatliche Kontrolle, die in Diktaturen nur gefilterte Informationen ans Volk durchlasse, sei bei diesen Medien gar nicht mehr möglich. „Niemand kann diese Digitalisierung heute noch kontrollieren“, weiß Antonia Rados. Al Jazira war vor zehn Jahren der erste über Satellit zu empfangende Nachrichtensender, heute gebe es hunderte davon. Dabei spiele es auch keine Rolle, dass ein Drittel der Bevölkerung Analphabeten sei, so Rados. „Die Arabische Welt ist in Aufruhr. Kein Land hat sich bisher zur regionalen Macht entwickelt“, sagt Rados. Zuzutrauen sei diese Rolle mittelfristig der Türkei und dem Iran, obwohl beide nicht zur Arabischen Welt gehörten. „Die Türkei ist ein Land, mit dem man in Zukunft rechnen muss“, meint Rados. Einerseits, weil es aufgrund fehlender eigener Rohstoffe an dauerhaftem Frieden interessiert sei. Andererseits, weil es als muslimisch, selbstbewusstes Land vielen jungen Leuten in der Arabischen Welt als Vorbild gelte. Der Iran hingegen begrüße weitere Unruhen, weil er von steigenden Preisen für die eigenen Erdölreserven profitieren würde. Für das Streben nach einer größeren Machtposition spreche auch das offiziell nicht-militärischen Zwecken dienende Atomprogramm. Zu einer Aussage, in welche Richtung sich die Arabiasche Welt entwickeln werde, ließ sich Dr. Antonia Rados zum Ende ihres Vortrags nicht hinreißen. „Die Umwälzungen befinden sich in vollem Gange und werden mindestens ein weiteres Jahrzehnt andauern.“ Da hält sie es eher mit der Weisheit eines ihrer vielen, hochkarätigen Interviewpartner: „Erfahrene Propheten warten die Ereignisse einfach ab.“ Zu Beginn des Jahresempfangs 2013 der Sparkasse Harburg-Buxtehude, eines der größten gesellschaftlichen Ereignisse südlich der Elbe, hatte der Vorstandsvorsitzende
Heinz Lüers ein Plädoyer für den Euro gehalten, von dessen Fortbestand er überzeugt ist – auch wenn noch harte Zeiten bevorstünden. Zudem prophezeite Lüers eine wachsende Weltwirtschaft, von der Deutschland profitieren werde, und ein anhaltend niedriges Zinsniveau bei hohen Kapitalmarktschwankungen. „Wer streut, rutscht nicht aus“, legte er den Sparkassen- Kunden in diesem schwierigen Marktumfeld eine stärkere Vermögensstrukturierung mit Laufzeitenvarianten und Risikostreuung nahe. „Wir als Sparkasse werden konsequent jene Werte weiterleben, die uns auszeichnen: Nähe, Seriosität und Verlässlichkeit“, versprach der Vorstandsvorsitzende. Im Geschäftsjahr 2012 konnte die Sparkasse Harburg-Buxtehude trotz des anspruchsvollen Wettbewerbsumfeldes die Kundeneinlagen um 93 Millionen Euro und die Ausleihungen um mehr als 130 Millionen Euro steigern. Im Fokus standen neben kurzfristigen Terminund Spareinlagen vor allem die gewerblichen und wohnwirtschaftlichen Finanzierungen. Mit Blick auf den politischen Machtwechsel in Niedersachsen forderte Heinz Lüers die neuen Regierungsparteien auf, schnell eine handlungsfähige und stabile Regierung zu bilden. „Stillstand können wir uns nicht leisten“, so Lüers, „vor allem nicht in unserer besonders prosperierenden Süderelberegion.“ Um die Wettbewerbsfähigkeit hoch zu halten und auszubauen, müssten Verkehrs- Infrastrukturprojekte wie der Ausbau der A39, die Fertigstellung der A26 und die dringend erforderliche Elbvertiefung zügig vorangetrieben werden. Schließlich forderte Lüers die Politik auf, kräftig in die Qualifikation zukünftiger Fachkräfte zu investieren. Die Sparkasse Harburg-Buxtehude tue dies zum Beispiel in Form von Kooperationen und Beteiligungen an der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH), der Hochschule 21 in Buxtehude, der Leuphana-Universität in Lüneburg und der Zukunftswerkstatt in Bucholz. Im Anschluss hatten die Gäste und Gastgeber bei einem gemeinsamen Imbiss im stilvollen Ambiente des Privathotels Lindtner Gelegenheit zum regen Meinungsaustausch. Gesprächspartner und Themen gingen im weiteren Verlauf des Abends jedenfalls nicht aus. Und für rege Diskussionen sorgte auch der Vortrag von Antonia Rados.
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