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Newsletter Nr. 15 01/2014 - Das Pestalozzi-Fröbel-Haus

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PFH-<strong>Newsletter</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>15</strong><br />

Inhalt<br />

(Hinweis: ein Klick auf die Überschrift bringt Sie zum Artikel)<br />

Vorwort der Direktorin Prof. Dr. Sabine Hebenstreit-Müller<br />

1 Rückblick in den Dezember<br />

Adventslichter – Laternenumzüge, Lichterfeste, Feuerspiele, Weihnachtszirkus<br />

und Charity in allen PFH-Einrichtungen<br />

Theaterzeit – Kinderoper und Workshops für PFH-Kinder an der Komischen Oper<br />

Berlin und „Der gestiefelte Pinocchio“ auf der PFH-Bühne in der Fachschule für<br />

Sozialpädagogik<br />

2 Kooperationen in den Sozialraum<br />

Mein Schloss - dein Schloss - unser Schloss – Kooperationen im museumspädagogischen<br />

Bereich<br />

Akrobatik, Artistik, Clownerie und Inszenierung – Zirkuspädagogik mit der Gelben<br />

Villa im Familienzentrum Mehringdamm<br />

3 Gesichter des PFH<br />

Die Frau mit den Wölfen Die Künstlerin und Kunstpädagogin Elke Berning unterrichtet<br />

an der Fachschule für Sozialpädagogik<br />

4 Aktives Nachbarschaftszentrum Steinmetzstraße<br />

Bildungserfolg ist kein Zufall resümiert der Leiter des Mehrgenerationenhauses<br />

in der Steinmetzstraße den langen Tag der Bildung im Schöneberger Norden<br />

Über Religions- und Kulturgrenzen hinaus – Opferfest, Lichterfest, Nikolaus<br />

oder Weihnachten – im Mehrgenerationenhaus wird gerne und oft gefeiert<br />

5 Kinder – Kinder<br />

PFH-Einrichtungen im Spiegel der Presse<br />

Kurzvorstellung des PFH // Impressum<br />

Berlin<br />

10.<strong>01</strong>.<br />

2<strong>01</strong>4


PFH-<strong>Newsletter</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>15</strong> • 10. Januar 2<strong>01</strong>4<br />

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Vorwort<br />

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, liebe Studierende, Schülerinnen und Schüler,<br />

liebe Freundinnen und Freunde des PFH,<br />

zunächst möchte ich Ihnen ein gutes Neues Jahr, Glück, Gesundheit und Erfolg wünschen.<br />

Ein Jahreswechsel ist immer ein Anlass, sich Gedanken über das zurückliegende<br />

und das kommende Jahr zu machen. Gewiss, jede Einschätzung ist durch das<br />

persönliche Erleben bestimmt.<br />

Für das <strong>Pestalozzi</strong>-<strong>Fröbel</strong>-<strong>Haus</strong> war es ein Jahr mit besonderen Ereignissen, wie dem<br />

25jährigen Jubiläum des Juxirkus. Es gab den Alltag bereichernde Projekte im künstlerisch-musischen<br />

Bereich mit dem Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung, mit dem<br />

Schloss Charlottenburg, der Jugendkunstschule und verschiedenen anderen Kooperationspartnern.<br />

Auch in naturwissenschaftlicher Richtung bewegt sich das <strong>Pestalozzi</strong>-<br />

<strong>Fröbel</strong>-<strong>Haus</strong> mit der Einrichtung von Lernwerkstätten und dem Kreuzberger Kinderlabor<br />

Curioso, das in diesem Jahr in größere Räumlichkeiten ziehen wird. Einen besonderen<br />

Höhepunkt bilden zum Jahresende hin immer die Workshops in der Komischen<br />

Oper Berlin mit anschließendem Opernbesuch für die Kinder mit ihren Eltern. Für viele<br />

kleine und große Teilnehmer ist es ein Weihnachtsmärchen, das noch lange nachwirkt.<br />

Und wenn wir vorausschauen, so liegt eine Menge vor uns: Viele Projekte weisen in<br />

die Zukunft, gehen in eine neue Runde. Die Teilnahme am Bundesprojekt „Lernort<br />

Praxis“ ist eine Herausforderung, die wir gerne angenommen haben. An der Fachschule<br />

für Sozialpädagogik werden wir einen neuen berufsbegleitenden Ausbildungsgang<br />

zur Erzieherin/zum Erzieher installieren.<br />

„Es ist von grundlegender Bedeutung“, so sagte der britische Schauspieler Peter Ustinow,<br />

“jedes Jahr mehr zu lernen als im Jahr davor!“ Mit diesen Worten und den lichterreichen<br />

Eindrücken aus den Einrichtungen des <strong>Pestalozzi</strong>-<strong>Fröbel</strong>-<strong>Haus</strong>es wünsche<br />

ich Ihnen einen guten Jahresbeginn.<br />

Herzlichst<br />

Prof. Dr. Sabine Hebenstreit-Müller<br />

Direktorin des <strong>Pestalozzi</strong>-<strong>Fröbel</strong>-<strong>Haus</strong>es<br />

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PFH-<strong>Newsletter</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>15</strong> • 10. Januar 2<strong>01</strong>4<br />

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Rückblick in den Dezember<br />

Adventslichter<br />

Man braucht nur in das Gesicht des kleinen Mädchens zu schauen und spürt auch als<br />

Erwachsener wieder die Faszination, die vom Licht der Wunderkerze ausgeht, und<br />

doch liegt schon die Wehmut im Kinderblick über das baldige Erlöschen des Feuers.<br />

Ganz versunken war das Kind beim Lichterfest auf dem PFH-Campus in die Betrachtung<br />

seiner Kerze. Feuer hat etwas Beruhigendes und Meditatives an sich, beim Anblick<br />

von lodernden Flammen vertieft sich der kleine und große Betrachter in Gedanken.<br />

<strong>Das</strong> konnte man gut beobachten beim Laternenumzug der Kita Barbarossastraße<br />

und der Gruppen der Kiezoase. Um das anschließende Lagerfeuer hatten sich am<br />

Ende alle versammelt: Eltern, Kinder, Großeltern, die Erzieherinnen und Erzieher,<br />

Freunde. Zu essen gab es reichlich und für warmen Punsch war auch gesorgt.<br />

Ein besonderes Lichterfest gab es auch in der Ganztagsbetreuung der Grundschule<br />

am Barbarossaplatz.<br />

Ganztag in Feuer und Flamme<br />

Alljährlich feiern wir unser Feuerfest in der Ganztagsbetreuung der Grundschule am<br />

Barbarossaplatz auf dem Gelände des <strong>Pestalozzi</strong>-<strong>Fröbel</strong> <strong>Haus</strong>es. Wir beleuchten und<br />

erwärmen die Dunkelheit und die Kälte des Winters. Natürlich sind alle Kinder, Eltern<br />

und Lehrer/innen herzlich eingeladen. Wenn es dunkel wird, entzünden wir die Feuerschalen<br />

und trinken heiße Schokolade und Kinderpunsch. Zum Schluss gibt es eine<br />

feurige Überraschung. Diesmal etwas ganz Besonderes. Unter der fachkundigen Anleitung<br />

unserer Erzieher Daniel Kowalke und Iris <strong>Haus</strong>er studierten die ältesten Kinder<br />

der Grunewaldstraße eine Feuershow ein. Sie schleuderten zu flotter Musik ihre brennenden<br />

Feuerketten, jonglierten mit fliegenden Tüchern und spuckten gar Feuer. So<br />

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PFH-<strong>Newsletter</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>15</strong> • 10. Januar 2<strong>01</strong>4<br />

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viel Einsatz und Mut wurde mit viel Beifall, Hurrarufen und „Zugabe“-Forderungen belohnt.<br />

Danach zeigte eine professionelle Künstlerin „Sista Firewire“ ihre Kunst. Auch sehr<br />

beeindruckend für kleine und große Zuschauer. Ein tolles Fest, das uns die kommende<br />

dunkle und kalte Zeit vergessen ließ.<br />

Susanne Gebert, Leiterin der Ganztagsbetreuung der Grundschule am Barbarossaplatz.<br />

Susanne Gebert hat zum Jahresende die Leitung der Kita Barbarossastraße an Simone<br />

Paganini übergeben und wird sich nunmehr ganz der Leitung des Ganztagsbetriebs<br />

widmen können. Wir danken Susanne Gebert an dieser Stelle für Ihr großes<br />

Engagement in der Doppelleitung beider Einrichtungen. Beim Abschied lachte sie,<br />

aber es war auch etwas Wehmut dabei.<br />

Charity-Kekse in der Sternberg-Grundschule<br />

Am 12.12.2<strong>01</strong>3 fand unser alljährlicher Keksbasar statt. Durch den Verkauf von Keksen<br />

nehmen wir jährlich Geld ein, um es für wohltätige Zwecke zu spenden. Schon in<br />

den Wochen zuvor wurden täglich Plätzchen gebacken und verziert, neue Rezepte<br />

ausprobiert, Pläne geschmiedet, und auch viel über Menschen in Not besprochen. Allen<br />

war klar: diese Kekse sind nicht für zwischendurch, diese Kekse erfüllen einen<br />

Zweck.<br />

Durch die vielen Kuchenspenden der Eltern konnten wir gemeinsam einen schönen<br />

Adventsnachmittag verbringen, und unser Weihnachtsmannspiel sorgte für eine nicht<br />

enden wollende Begeisterung bei Jung und Alt.<br />

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PFH-<strong>Newsletter</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>15</strong> • 10. Januar 2<strong>01</strong>4<br />

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Wir freuen uns über 409 €, die wir jeweils zur Hälfte der „Aktion-Deutschland-Hilft“ für<br />

die Flutopfer auf den Philippinen und dem Berliner „Sozialverein Lien“ für die Flüchtlingsopfer<br />

in Syrien spenden.<br />

Simone Sommer, Erzieherin in der Ganztagsbetreuung an der Sternberg-Grundschule<br />

Weihnachtszirkus mit Rückblick auf das Juxi-Jahr<br />

Pünktlich zur Weihnachtszeit lockte auch der Juxirkus zur Premiere des Winterprogramms<br />

in das kleine rot-grüne Zelt in der Schöneberger Hohenstaufenstraße. „<strong>Das</strong><br />

Juxi-Jahr“ – so der programmatische Titel, hinter dem sich aufregende Juxi-Ereignisse<br />

verbergen. So feierte der Juxirkus im Jahr 2<strong>01</strong>3 sein 25-jähriges Jubiläum mit allerlei<br />

Juxi-Prominenz, er gewann den Preis für das beste Kinder- und Jugendprojekt beim<br />

Karneval der Kulturen, die große Herbstreise ging mit 75 Kindern nach Bröllin und …<br />

mehr wird nicht verraten. Nur so viel: Die Kinder und Jugendlichen spielen mit ansteckender<br />

Fröhlichkeit und Begeisterung und überraschen immer wieder mit großen akrobatischen<br />

Fertigkeiten und verrückten, witzigen Ideen. Die Bilder vermitteln einen<br />

Eindruck von der rauschenden Premierenfeier, aber es stehen noch einige Aufführungen<br />

auf dem Programm. Die Aufführung am 25. Januar wird auch wieder in die deutsche<br />

Gebärdensprache gedolmetscht und in diesem Zusammenhang geht unser Dank<br />

an die Heinz und Heide Dürr Stiftung. Die nächsten Aufführungstermine sind der<br />

Website des Juxirkus zu entnehmen.<br />

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PFH-<strong>Newsletter</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>15</strong> • 10. Januar 2<strong>01</strong>4<br />

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Theaterzeit am PFH<br />

Die Vorweihnachtszeit ist auch Theaterzeit am <strong>Pestalozzi</strong>-<strong>Fröbel</strong>-<strong>Haus</strong>, für Erwachsene<br />

und Kinder. Die Komische Oper Berlin lud ein zu Opernworkshops mit anschließendem<br />

Besuch der Kinderoper „Des Kaisers neue Kleider“ und der Theaterprofilkurs<br />

der Fachschule für Sozialpädagogik bot eine Theateraufführung nach Luigi Malerba:<br />

„Der gestiefelte Kater“.<br />

Kinderoper „Des Kaisers neue Kleider“<br />

Opernworkshops für PFH-Kinder mit ihren Eltern in der Komischen Oper Berlin.<br />

Wie sieht man aus, wenn man sich schwach und traurig fühlt und welche Pose nimmt<br />

man ein, wenn man sich stark fühlt? Geht das auch umgekehrt, kann man das Gefühl<br />

der Stärke auch durch Mimik hervorrufen? Fühlt man sich stark, wenn der Kopf hoch<br />

erhoben, der Rücken gerade und die Brust geschwellt ist? Die Kinder lauschten der<br />

Theaterpädagogin Anne-Kathrin Ostrop wie gebannt und hatten einen großen Spaß<br />

daran, ihre Eltern nach ihren Vorstellungen in die Pose des Königs oder der Königin<br />

zu setzen. Dank der Unterstützung der Heinz und Heide Dürr Stiftung bot die Komische<br />

Oper Berlin auch in diesem Jahr wieder Opernworkshops mit anschließendem Opernbesuch<br />

an. Darin erfuhren die Kinder gemeinsam mit ihren Eltern sowohl etwas über<br />

die Geschichte der Kinderoper „Des Kaisers neue Kleider“ als auch über die Arbeit der<br />

Schauspieler. Wie drückt man Traurigkeit, Fröhlichkeit, Stolz oder Mut mit Sprache,<br />

Haltung und Mimik aus. Der Sinn des Projekts besteht darin, die Kinder zu unterstützen<br />

aufmerksam, sensibel und respektvoll im Umgang mit sich selbst und anderen zu sein.<br />

Zur Opernaufführung waren dann nicht nur die Workshopteilnehmer dieses Jahres eingeladen,<br />

auch die Kinder aus den vergangenen Jahren konnten die Aufführung am<br />

2. Adventssonntag mit ihren Eltern besuchen.<br />

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PFH-<strong>Newsletter</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>15</strong> • 10. Januar 2<strong>01</strong>4<br />

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„Der gestiefelte Pinocchio“<br />

Theater-Profilkurs lud ein zum vorweihnachtlichen Theaterstück nach Luigi Malerba<br />

„Pinocchio kann man auf vielerlei Arten lesen, wie alle Bücher ... aber ich las ihn so,<br />

wie ich ihn als Kind gelesen habe: Und, entweder bin ich zurückgeblieben, oder er ist<br />

es, der sich allen Lebensaltern anpasst. Aus dieser Wiederbegegnung stammt eine<br />

Komplizenschaft mit ihm, und deshalb habe ich ihm die Möglichkeit gegeben, aus<br />

Collodis Buch im letzten Kapitel zu fliehen“ hat Luigi Malerba über seinen ‚gestiefelten<br />

Pinocchio‘ gesagt und ließ ihn 1986 aus dem 36. Kapitel ausbrechen. Welch Glück für<br />

die Leser, die Zuschauer und nicht zuletzt für die Teilnehmer des Theaterprofilkurses.<br />

Mit viel Lust und Laune, Spielfreude und Gespür für Atmosphäre brachte das Ensemble<br />

das Stück auf die Bühne des PFH, baute einen vielbeklatschten Rowdy ein, der als<br />

launiger Bühnenarbeiter den Kulissenwechsel übernahm und verfasste unter der Federführung<br />

von Ronja Amend, die auch die Rolle der Königin, des Königs und der Hexe<br />

übernahm, das traurige Ende der Holzpuppe neu. Pinocchio, wen wundert das, will<br />

kein braver Junge werden, wie sein Erfinder Collodi sich das gedacht hat. Doch wohin<br />

mit ihm? Auf der Suche nach immer neuen Abenteuern flieht Pinocchio in die Welt der<br />

Märchen. Rotkäppchen jedoch will den Hampelmann aus Holz nicht haben. Auch bei<br />

Dornröschen hat er keine Chance. Schließlich versucht Pinocchio beim gestiefelten<br />

Kater sein Glück und bringt das Märchen so gründlich durcheinander, dass es noch<br />

Jahre dauern wird, bis es wieder in Ordnung ist. Schließlich landet Pinocchio im Hier<br />

und Jetzt. <strong>Das</strong> Publikum, man hörte und sah es am Applaus, ließ sich gerne darauf<br />

ein.<br />

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PFH-<strong>Newsletter</strong> <strong>Nr</strong>. <strong>15</strong> • 10. Januar 2<strong>01</strong>4<br />

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Mein Schloss - dein Schloss - unser Schloss!<br />

Kooperationen im museumspädagogischen Bereich<br />

Für viele Kinder war es der erste Besuch im Schloss Charlottenburg und sie staunten<br />

über die Größe und die Gestaltung der barocken Schlossanlage, die prunkvoll stuckverzierten<br />

Decken, die luxuriösen Seidentapeten, die prächtigen Kronleuchter und die<br />

vielen Spiegel in den goldenen reich ornamentierten Rahmen. Wenn die Workshop-<br />

Leiterin und Architektin Katharina Stahlhoven ihnen dann Block und Bleistift in die<br />

Hand drückt, beobachtet sie immer wieder, „wie die Kinder in eine andere Welt gleiten,<br />

fasziniert, konzentriert, völlig vertieft in ihre Zeichnungen.“ Auf den Blättern entstehen<br />

florale Parkettmuster, Stuckornamente werden abgezeichnet und sogar die filigranen<br />

Arbeiten der Hoftischler werden auf Papier festgehalten. Die Kinder schaffen sich Vorlagen<br />

für eigene Schlossbauten, die anschließend in der Werkstatt entstehen aus Karton,<br />

Farbe, Goldflitter, Holz, Samt, Brokat. Auch hier füllen sich die Böden mit Parkett,<br />

gucken würdevolle Herrscher von den Wänden, umrahmt von Gold- und Silberpapier.<br />

Manch kleiner Baumeister hat sogar funkelnde Kronleuchter zusammengebastelt, aber<br />

es entstehen auch moderne futuristisch anmutende Inneneinrichtungen; denn das auf<br />

die nächsten drei Jahre angelegte Projekt mit der Jugendkunstschule im Bezirk und<br />

dem Schloss Charlottenburg heißt ja: „Mein Schloss – dein Schloss – unser Schloss!“<br />

Die Eosander-Schinkel-Schule, mit der das <strong>Pestalozzi</strong>-<strong>Fröbel</strong>-<strong>Haus</strong> im Bereich der<br />

Ganztagsbetreuung kooperiert, hat schon Erfahrung in museumspädagogischer Arbeit<br />

mit Schulklassen. Seit mehreren Jahren besuchen die 4. Klassen das nahegelegene<br />

Bröhan-Museum und erarbeiten sich dort den Museumspass. Sie werden durch die<br />

Ausstellungen geführt, befragen den Direktor und erforschen die Aufgaben von Kuratoren<br />

und Restauratoren. Für sie öffnen sich sogar die Türen zum „geheimen“ Archivkeller.<br />

Einen eigenen museumspädagogischen Raum bauten die 6. Klassen gemeinsam mit<br />

dem PFH-Schülerclub und dem Büro „Bau-Ereignis“. Von der Planung bis zum Möbelbau<br />

waren die jungen Innenarchitekten engagiert und erwarben sich auf diese Weise<br />

gute handwerkliche Fertigkeiten.<br />

Die Kooperation mit der Jugendkunstschule und dem Schloss Charlottenburg ermöglicht<br />

es dem Offenen Ganztagsbereich, am Nachmittag und in den Ferien museumspädagogische<br />

Projekte anzubieten. Als die Workshop-Teilnehmer und Projektbeteiligten<br />

im November 2<strong>01</strong>3 durch den Bezirksbürgermeister von Charlottenburg-Wilmersdorf,<br />

Reinhard Naumann, eine Urkunde überreicht bekamen, wussten die Kinder viel<br />

zu erzählen über Materialien, über Spiegelachsen und andere Gestaltungskriterien eines<br />

Barockschlosses. Bei der Vernissage eröffneten sie auch den Erwachsenen, ihren<br />

Eltern, neue Blickwinkel, ungewöhnliche Perspektiven, und es war zwar bei vielen der<br />

erste, aber sicherlich nicht der letzte Schloss- oder Museumsbesuch.<br />

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Akrobatik, Artistik, Clownerie und Inszenierung<br />

Zirkuspädagogik mit der Gelben Villa im Familienzentrum Mehringdamm<br />

Zirkuspädagogik ist eine Mischung aus Sport, Pädagogik, Kunst und Therapie. Zirkusprojekte<br />

fördern motorische Fähigkeiten und soziale Kompetenzen und werden in<br />

der Sozialarbeit mit Kindern aus sozial schwierigen Verhältnissen eingesetzt. Zirkus<br />

ist schließlich mehr als Sport. Es geht auch darum, in andere Rollen zu schlüpfen,<br />

Grenzen zu überwinden, miteinander in Kontakt zu treten. Man muss sich aufeinander<br />

verlassen können, kann aber auch mal die Solistenrolle übernehmen und im Mittelpunkt<br />

stehen. Wichtig ist das Körpergefühl, das Gemeinschaftserlebnis und das<br />

Glücksgefühl, wenn man es geschafft hat, das Rad zu schlagen, die Bälle zu jonglieren<br />

oder die Reifen wieder sicher aufzufangen. Ein Zirkuspädagoge ist immer auch ein<br />

Stück weit Sozialpädagoge, er ermuntert, er lobt, er fördert und bestätigt. Und den<br />

Kindern – man sieht es – tut das gut. In diesen und anderen Projekten kooperiert das<br />

PFH-Familienzentrum Mehringdamm gerne mit dem nahegelegenen Kreativ- und Bildungszentrum<br />

Gelbe Villa in Berlin-Kreuzberg. Die Gelbe Villa ist ein Projekt der Stiftung<br />

Jovita, die 2002 von Kunden des Bankhauses M. M. Warburg & CO in Hamburg<br />

gegründet wurde mit dem Ziel, junge Menschen unabhängig vom kulturellen, religiösen<br />

und sozialen Hintergrund ihres Elternhauses kreativ zu fördern, ihre Talente und Interessen<br />

zu entwickeln und somit aktive Selbsterfahrung, Eigeninitiative und Motivation<br />

zu unterstützen.<br />

Gesichter des PFH<br />

Die Kunstpädagogin Elke Berning – die Frau mit den Wölfen<br />

Elke Berning, das ist die Frau mit dem jungenhaften Kurzhaarschnitt, die immer ein<br />

bisschen aussieht als sei sie gerade aus einem Windkanal gekommen, das ist die Frau<br />

mit der rasanten Ski-Abfahrtsbrille aus glänzendem Metall, die am liebsten mit dem<br />

Fahrrad unterwegs ist, nachts auf leeren Straßen ohne Licht. <strong>Das</strong> ist die Frau, die<br />

Rezeptbücher liest, während sie etwas Leckeres isst, die einen Teig knetet, bis er sich<br />

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weich und geschmeidig anfühlt, während auf dem Herd ein Chutney kocht. Die unter<br />

fließend kaltem Wasser die Früchte wäscht für die Marmelade, nebenbei einen Keksteig<br />

ansetzt, duftende Kräuter, Nüsse und Parmigiano fein hackt für ein grünes Pesto.<br />

Elke Berning, das ist die Frau, die sich das Hineingondeln in den Tag, das Vor-sichhin-brutzeln<br />

am Herd nur am Sonntag gönnen kann, wenn sie und ihre beiden Kinder<br />

sich vom Rhythmus des Alltags aus wecken, aufstehen, anziehen, zur U-Bahn hasten,<br />

Kindergarten, Schule, Unterricht weit genug entfernt und den eigenen Rhythmus gefunden<br />

haben.<br />

Elke Berning, das ist die Frau, die das New York-Album von Lou Reed aus dem Jahr<br />

1989 liebt, ein Querschnitt amerikanischer Musik von Rockn´Roll über Folk, Jazz,<br />

Blues, Gospel – der große amerikanische Roman, eine musikalische Reise, die in New<br />

York beginnt und in New York endet. Und ganz aktuell liebt sie „E la Luna“, weil Eva<br />

Spagna so wunderbar klar italienisch singt, Chansons von der großen Liebe, perlig,<br />

jazzig mit der ganzen Erotik der italienischen Sprache, wie Elke Berning sie selbst über<br />

Jahre hinweg gesungen hat. Die alten italienischen polyphonen Gesänge aus dem<br />

Mittelmeerraum, Lieder, wie sie von Frauen und Männern bei der Feldarbeit, bei der<br />

Ernte, bei Festen gesungen und nur mündlich überliefert wurden. Unlängst hat sie sich<br />

getraut, bei einem Abschiedsfest in der PFH-Aula den scheidenden Kolleginnen und<br />

Kollegen ein „Addio Addio“ hinterher zu singen, vor so vielen Menschen alleine auf der<br />

Bühne, das war mutig. Elke Berning, das ist die Frau, die nicht im Mittelpunkt stehen<br />

mag, aber dieses Bühnengefühl da vorne liebt, die auf die Frage „Italien oder Norwegen?“<br />

nach einem Moment der Überlegung mit der Antwort überrascht, da gäbe es<br />

eine Sehnsucht nach dem Norden. Sie muss es nicht immer einsam haben, aber sie<br />

findet es schön, dort zu sein, wo es still ist und wo sie wenig Menschen um sich herum<br />

hat. Irgendwo alleine auf einer hohen Klippe zu stehen und auf den Atlantik zu schauen<br />

– solche Orte sind es, die sie am meisten faszinieren. <strong>Das</strong> ist Melancholie und Sehnsucht!<br />

Künstler, sagt sie, sind immer melancholisch, nicht wahr? Bei Elke Berning klingt<br />

das nicht wie eine Frage. Elke Berning ist Künstlerin! Sie ist die Frau mit den Wölfen.<br />

Und hier beginnt ihre Geschichte, im Jahr 1966 in einem Dorf, Wietersheim bei Minden,<br />

damals wie heute nicht mehr als 1200 Einwohner. Sie ist auf dem Land groß<br />

geworden in einem evangelischen Elternhaus, der Vater, strenggläubig, ein Tischler,<br />

Mitglied sowohl des Kirchenvorstands als auch des Posaunenchors, angepasst und<br />

hinnehmend. Die Mutter war renitenter. <strong>Das</strong> protestantische Milieu war prägend: Es<br />

wurde gearbeitet und eisern gespart für den Bau eines bescheidenen Siedlungshauses.<br />

Fraglos, der sonntägliche Kirchgang, fraglos auch der Kindergottesdienst, der<br />

Konfirmationsunterricht, der Weg zur Kirche mit dem Fahrrad auch bei Regen oder<br />

Frost. Eine Erziehungsmaßnahme? Eine Maxime, so Elke Berning, den Kindern wurde<br />

nicht viel geschenkt, sie sollten selbst etwas beitragen. <strong>Das</strong> nachhaltigste Ereignis in<br />

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ihrer Kindheit war der Bau einer Umgehungsstraße, der das Dorf in zwei Teile spaltete<br />

und dem der Bach samt den alten Weiden zum Opfer fiel, ein Bild, das ihr noch heute<br />

klar vor Augen steht, ein Verlust, ohne Frage. Wälle aus Sand und Kies formten in den<br />

Jahren der Bauarbeiten einen gefährlichen Abenteuerspielplatz; übrig blieben eine<br />

Bundesstraße, ein kloakiges Abwasserrinnsal und das strikte Verbot dort zu spielen.<br />

Zum Gymnasium fuhr sie nach Petershagen, noch ein Dorf weiter, über die Weser,<br />

zwei Stunden Busfahrt am Tag. Mit 16 wusste sie, was sie wollte: Kunst studieren! Ein<br />

Onkel, Sonderschullehrer mit künstlerischen Ambitionen hatte sie mitgenommen ins<br />

Fotolabor, sie experimentieren lassen mit Holz und Farbe und Belichtung, ihr die Bandbreite<br />

künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten gezeigt, sie fühlte sich gesehen, wahrgenommen<br />

und gefördert. Es folgten Zeichenkurse in Minden, Mappenvorbereitungskurse<br />

in Rinteln, ein Dorf in der entgegengesetzten Richtung: lange Busfahrten dorthin<br />

jeden Freitag und Samstag – Mühe und Arbeit; jetzt bewies sich die protestantische<br />

Prägung. Klar war nur der Wunsch Künstlerin zu werden, was auch immer sie damit<br />

verbunden hat - frei sein, gut möglich. Klar war auch: Elke Berning wollte nach Berlin,<br />

Kunst studieren in Berlin, sonst nichts! <strong>Das</strong> erklärt auch, warum sie nach dem Abitur<br />

zunächst jobbte, denn ihre Mappe war in Berlin auf Ablehnung gestoßen und die Eltern<br />

wurden unruhig. Irgendwann kam sie abends nach <strong>Haus</strong>e, an den Seiten kahlgeschoren<br />

wie ein Punk, bei den Eltern: Entsetzen! Und dann die Aufforderung: Du musst<br />

jetzt irgendetwas machen, eine Lehre, eine Ausbildung zur Arzthelferin, zur Bankkauffrau,<br />

das protestantische Spektrum dörflicher Möglichkeiten. Doch Elke Berning wollte<br />

Kunst studieren in Berlin! Und das tat sie, mietete zwei Zimmer in einem Flachdachgebäude<br />

in Berlin-Neukölln, großflächig, aber bescheiden mit Kohleöfen und kaltem<br />

Fußboden; es war schon ein anderes Wohngefühl als zu <strong>Haus</strong>e, aber es war gut so.<br />

Die dritte Bewerbung schließlich war erfolgreich. Sie durfte zur Aufnahmeprüfung kommen<br />

und konnte im Herbst 87 anfangen Kunst zu studieren - freie Kunst, endlich! Nach<br />

einem Jahr Grundlehre entschied sie sich für Malerei und die Klasse von Professor<br />

Bernd Koberling. Bildhauerei hatte sie sich nicht zugetraut. Bernd Koberling aber sah<br />

sie nicht, nahm sie erst wahr, als sie längst in andere Gefilde geflüchtet war, sich von<br />

der Zeichnung gelöst hatte und große Webteile anfertigte, transparente Stoffe webte,<br />

breitmaschige Jute, ein Netz. Für sie ein Aha-Erlebnis, für Koberling auch: Er war beeindruckt<br />

– nachhaltig. Sie hat dann Objekte genäht und ihre Abschlussprüfung mit<br />

genähten Objekten bestückt: Boxhandschuhe aus Samt, eine Fechtjacke mit Polsterung,<br />

die aber den Herzpunkt offengelegt, Punchingbälle mit weiblichen Brüsten und<br />

das männliche Pendant dazu mit 40 phallusartigen Objekten. <strong>Das</strong> gab es so auch in<br />

der HdK vorher nicht. Sie hatte ihre Ausstellung aufgebaut und dann kam Bernd Koberling,<br />

schaute, begutachtete und war offensichtlich richtig beeindruckt. Die Prüfungskommission<br />

entschied und Elke Berning erreichte eine enorm hohe Punktzahl und damit<br />

einen BaFöG-Erlass, den nur die ersten drei der besten Absolventen erhalten. Es<br />

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folgte die Meisterklasse, die Meisterprüfung mit einem Rudel Wölfe. Sieben überlebensgroße<br />

Wölfe hatte sie gebaut, sieben unterschiedliche Charaktere. „Ich fand, dass<br />

die irgendwie ein tolles soziales System hatten, dass die sehr fair miteinander umgehen,<br />

dass der böse Ruf, der ihnen vorauseilt, nicht gerechtfertigt ist. Ich studierte die<br />

Wölfe, beobachtete sie lange im Saarland in einem Wolfsgehege und fand dass auch<br />

die Frauen eine starke Rolle haben: es gibt das Alphaweibchen, das ist dasjenige, das<br />

bestimmt, wie es weitergeht. <strong>Das</strong> ist im Tierreich bei vielen Gruppierungen so, aber<br />

bei den Wölfen ist es besonders stark. <strong>Das</strong> Weibchen ist das Tier, das auch das Rudel<br />

zusammenhält und leitet. <strong>Das</strong> fand ich beeindruckend. Und dann habe ich ein starkes<br />

Alphaweibchen geformt und auch einen starken männlichen Alphawolf, viele Mitläufer<br />

und auch einen Duckmäuser.“ Sie schweißte ein Metallgestell, baute mit Holz, wand<br />

Draht drumherum und modellierte mit Gips die Gesichtszüge. Die äußere Schicht ist<br />

Flockdruck. Ein Präparator aus dem Naturkundemuseum besorgte ihr wolfkompatible<br />

Glasaugen, dann wurden die Tiere mit Kunstfell überzogen und standen vielbestaunt<br />

eine Woche lang im Foyer der Universität der Künste. Auch zehn Jahre nach dieser<br />

Ausstellung wurde sie noch auf das Wolfsrudel, ihre Meisterarbeit angesprochen, die<br />

Künstlerwelt war beeindruckt und nicht nur diese: „Ein Hund kam rein, der zuckte sofort<br />

zusammen und hatte richtig Angst vor den Wölfen, weil er die Gesten erkannte. <strong>Das</strong><br />

war schön.“ Zwei Mal hat Elke Berning sie seitdem ausgestellt, nun sind sie eingelagert.<br />

Es war ein Projekt, das sie bestimmt hat, das aber irgendwie noch keinen Ort<br />

gefunden hat und auch keinen Käufer.<br />

„ …und dann habe ich das Knochenhaueramtshaus farbig angemalt, auf Gerüsten gestanden<br />

und mit anderen bayrischen Menschen da oben Lüftlmalerei gemacht.“ Elke<br />

Berning lacht: „<strong>Das</strong> war sehr schön!“ Schön? Es war ein Auftrag, den man sich hätte<br />

ausdenken müssen, wenn es ihn realiter nicht gegeben hätte. Hoch oben über dem<br />

Marktplatz von Hildesheim mit anderen jungen Malern, Künstlern und Handwerkern<br />

zum Thema „Krieg und Zerstörung“ zu entwerfen, zu malen, zu gestalten am monumentalsten<br />

unter den Holzhäusern Deutschlands an einem Fachwerkhaus von <strong>15</strong>29,<br />

acht Stockwerke hoch, 26 Meter bis zum First, das ist die Arbeit eines Künstlers der<br />

Renaissance. Kein unumstrittenes Bauwerk, gewiss, ein wahrhaftiger Renaissancebau,<br />

rekonstruiert 50 Jahre nach seiner Zerstörung aus 400 Kubikmetern Eichenholz,<br />

über 4.300 Verbindungen mit 7.500 Holznägeln – eine Herausforderung von der Entscheidung<br />

bis zur Fertigstellung, für die Politik, für das Handwerk und für die malenden<br />

Künstler. Für die Absolventin der freien Kunst nach 6 Jahren Studium an der Berliner<br />

Universität der Künste, ein weiterer Befreiungsschlag, ein Auftrag, der zu Elke Berning<br />

passt.<br />

Sie hat sich dann noch einmal auf die Studierbank gesetzt, sich am Fachbereich für<br />

Großfachkunst beworben, dem Lehramtsfachbereich, der damals eröffnet wurde und<br />

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sie hat bei Christiane Möbus studiert, um dann die Studienratslaufbahn anzustreben.<br />

<strong>Das</strong> geschah aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus. „Du merkst dann schon, wie der<br />

Hase läuft. Ob du jetzt zu denen gehörst, denen immer gesagt wird, wann der nächste<br />

Ankauf von irgendwas passiert, wann der nächste Kunstpreis vergeben wird, dass man<br />

dich gerne vorschlagen möchte. Wenn du nicht zu denen gehörst, die immer so rumgereicht<br />

werden oder die sich dann so ellenbogenmäßig Gehör verschaffen können,<br />

dann ist das schwierig.“ Am <strong>Pestalozzi</strong>-<strong>Fröbel</strong>-<strong>Haus</strong> ist man froh, dass das schwierig<br />

wurde, denn das hält sie im Lehrbetrieb. Sie unterrichtet gerne, aber eher im Sinne<br />

einer Begleiterin oder Moderatorin im Lernprozess. Es geht nicht darum, sagt Elke<br />

Berning, „Zeichnen zu lernen“ oder „schöne Dinge herzustellen“, sondern im Prozess<br />

des Machens etwas über sich herauszufinden, etwas in Gang zu setzen. Machen ist<br />

wichtig, und reflektieren. Elke Berning hat schon viel gemacht: Dokumentarfilme sind<br />

eine Leidenschaft von ihr, und in einem solchen Projekt hat sie auch schon gearbeitet,<br />

in Bozen und in Lucca, wo sie nachts auf dem Fahrrad durch italienische Landschaft<br />

fuhr, ohne Licht selbstverständlich.<br />

Bildungserfolg ist kein Zufall …<br />

… lautete das Motto für die offene Diskussionsrunde, die im Rahmen des Langen Tags<br />

der Bildung im Nachbarschaftszentrum Steinmetzstraße stattfand. Die Diskussionsrunde,<br />

die vom Leiter des Zentrums, dem Sozialpädagogen und Sozialarbeiter Hamad<br />

Nasser geleitet wurde, beschäftigte sich zentral mit folgenden Fragen: Was kann einen<br />

Bildungsweg maßgeblich beeinflussen? Welche Entscheidungen können förderlich<br />

sein? Welche Kontakte spielen eine Rolle? Mit welchen schwierigen Situationen wird<br />

man oft konfrontiert und wie meistert man sie? Welche Erfahrungen und Erkenntnisse<br />

können die Bildungsbotschafter weitergeben? Gibt es ein Lebensmotto, das die Bildungsbotschafter<br />

auf ihrem Weg begleitet hat? Welche Bildungsangebote sollten gemacht<br />

werden, welche sind dringend notwendig?<br />

<strong>15</strong> Bildungsbotschafterinnen waren beim langen Tag der Bildung als Ansprechpartner<br />

und Lotsen im Einsatz. Als feste Diskussionsteilnehmer waren drei der Bildungsbotschafter<br />

eingeladen:<br />

Wafaa Khattab, geb. 1982 in Berlin, eine pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte,<br />

Stadtführerin und Mitbegründerin des Projekts „X-Berg-Tag“ und seit 2<strong>01</strong>1 Mitglied der<br />

Bürgerjury des Quartiersmanagements Mehringplatz.<br />

Melek Yula, geb. 1980 in Erzurum (Türkei), Diplom Sozialpädagogin im Nachbarschaftsheim<br />

Schöneberg, Ausbildung als <strong>Haus</strong>krankenpflegerin, Heilerzieherin im<br />

„<strong>Haus</strong> am See“, Bezirksamt Reinickendorf.<br />

Erdogan Kulanoglu, geb. 1976 in Berlin, Ehe- und Familienberater, selbstständiger Informatiker,<br />

Industrieelektroniker, engagiert sich seit 2<strong>01</strong>1 als Gründungs- und Vorstandsmitglied<br />

im HUDA , seit 1997 Ehrenamtlicher in der Jugendbildung beim Spandauer<br />

Jugend e. V.<br />

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Sie alle konnten anhand der eigenen Erfahrungen in ihrer Bildungslaufbahn wichtige<br />

Impulse liefern. Als Merkmal für die Auswahl der Gäste waren Berufs- und Studienabschlüsse<br />

in Deutschland. Alle drei Diskutanten sind Kinder der zweiten Generation<br />

der Zuwanderer. Neben den Berufsabschlüssen war ihr bürgerschaftliches Engagement<br />

entscheidend für die Auswahl. Sie stehen der Einrichtung als Paten für Jugendliche<br />

aus dem Lernclub zur Verfügung.<br />

Der Lange Tag der Bildung fand zum 2. Mal statt und wird gefördert aus dem Programm<br />

„Soziale Stadt“ des Quartiersmanagements Schöneberg. Die Idee ist, das vielfältige<br />

Bildungsangebot in Schönebergs Norden vorzustellen. Beteiligt waren Schulen,<br />

Kitas, die Stadtbibliothek, die VHS und das Mehrgenerationenhaus Schöneberg mit<br />

dem Familientreffpunkt Kurmärkische Straße und dem Nachbarschaftszentrum Steinmetzstraße.<br />

Die vielfältigen Angebote von Frühförderung bis Erwachsenenbildung<br />

wurden vorgestellt. 30 Einrichtungen gestalten diese Bildungsreise mit dem Ziel, die<br />

Bildungschancen der Bewohner zu erhöhen. Im Rahmen einer eintägigen Veranstaltung<br />

sollen sich die Bildungseinrichtungen und Lernorte im Stadtteil vorstellen und vernetzen.<br />

Die Bildungsangebote des Nachbarschaftszentrums wurden von ausgebildeten<br />

Eltern als Bildungsbotschafter/innen vorgestellt. Die Gruppe der zertifizierten Bildungsbotschafter<br />

liegt inzwischen bei 24 Bildungsbotschafterinnen in Schönebergs<br />

Norden. <strong>Das</strong> Konzept wird seit 2<strong>01</strong>0 erfolgreich durchgeführt. Nach einer Grundqualifizierung<br />

in 20 Seminarterminen zu den Themen <strong>Das</strong> Lernen lernen, Kommunikation<br />

und Grundsätze des <strong>Haus</strong>es nach dem Early Excellence Ansatz und Konfliktlösungsstrategien<br />

werden die Eltern in den Bildungseinrichtungen integriert und begleitet.<br />

Hamad Nasser, Leiter des Nachbarschaftszentrums Steinmetzstraße<br />

http://www.schoeneberger-norden.de/<br />

Über Religions- und Kulturgrenzen hinaus<br />

Im Nachbarschaftszentrum Steinmetzstraße wird neben allen Bildungsangeboten<br />

gerne und oft gefeiert, mit Musik, mit reichhaltigem Buffet, viel Palaver und guter<br />

Laune. <strong>Das</strong>s es nicht immer muslimische Feste sind, das stört niemanden. So brachte<br />

selbstverständlich der Nikolaus allerlei Süßigkeiten, die schließlich alle lieben und<br />

auch ein Tannenbaum wurde im Dezember reich geschmückt und mit Lichtern versehen.<br />

Den Auftakt aber machte vom <strong>15</strong>. bis 18. Oktober das muslimische Opferfest.<br />

<strong>Das</strong> ist ein wichtiges, religiöses Hochfest der islamischen Welt. Es bildet den Höhepunkt<br />

des Hadsch (Wallfahrt nach Mekka) und fällt auf deren letzten Tag.<br />

Im islamischen Jahresablauf bildet das Opferfest mit Hadsch neben dem Ramadan<br />

und dem Zuckerfest die festlichste Zeit und ist von ähnlich zentraler Bedeutung wie<br />

Weihnachten und Ostern im christlichen Glauben. <strong>Das</strong> Fest dauert drei oder vier Tage,<br />

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der erste Tag ist der eigentliche Festtag. Die religiösen Ursprünge dieses Festes gehen<br />

auf das sowohl in der Bibel als auch im Koran erwähnte abrahamitische Opfer<br />

zurück. Während des Opferfests gedenken die Muslime der koranischen Geschichte<br />

des Propheten Ibrahim, der seinen Sohn Ismail opfern wollte, um Gott (Allah) seine<br />

absolute Hingabe zu beweisen. Ibrahim blieb viele Jahre kinderlos und flehte Gott um<br />

einen Sohn an und versprach, ihn sogar zu opfern, so sehr wünsche er sich ein Kind.<br />

Da gebar ihm seine Frau Hagar einen Sohn mit Namen Ismail, so der Text, und Ibrahim<br />

vergaß sein Versprechen. Da befahl Gott ihm eines Nachts, seinen Sohn als Opfer<br />

darzubringen. Als Ibrahim dies voll Trauer Ismail erzählte, stimmte Ismail jedoch zu,<br />

dass Gottes Befehlen Folge geleistet werden müsse. Als Gott dann sah, so die Geschichte,<br />

dass Ibrahim aus Gottesfurcht bereit war, seinen Sohn zu töten, hielt er Ibrahim<br />

vom Opfer ab und gestattete ihm stattdessen, einen Widder zu opfern. Ibrahim<br />

verköstigte dann die Bedürftigen mit dem Fleisch des Widders.<br />

Die Ähnlichkeiten mit der biblischen Erzählung von Abrahams Opfer sind eindeutig.<br />

Die Geschichte lehrt uns, dass die Hingabe an Gott auch eine hohe Opferbereitschaft<br />

erfordert, doch bedürfe diese nicht des Blutvergießens unter den Menschen. Stattdessen<br />

sei etwas vom persönlichen Hab und Gut und von der eigenen Bequemlichkeit zu<br />

opfern.<br />

Freunde und Verwandte werden eingeladen. Darüber hinaus ist es üblich, einander<br />

Grüße und Segenswünsche auszusprechen. Man macht sich gegenseitig und oftmals<br />

auch den Bedürftigen Geschenke. Vor allem aber werden die Kinder beschenkt.<br />

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Kinder – Kinder – PFH-Einrichtungen im Spiegel der Presse<br />

18. NOVEMBER 2<strong>01</strong>3 | BERLINER MORGENPOST<br />

„Griffbereit“ heißt die Gruppe, die sich jeden Donnerstag im PFH-Familienzentrum<br />

Mehringdamm trifft. Hier bekommen Eltern Anregungen zur Förderung ihrer Kinder,<br />

können sich austauschen und finden sich nicht selten auch außerhalb der Gruppe zu<br />

Freizeitaktivitäten zusammen. Betreut wird die Gruppe durch ausgebildete Elternbegleiterinnen.<br />

Hinter dieser Ausbildung steht das Programm „Elternchance ist Kinderchance“,<br />

eine Initiative des Bundesministeriums für Familie; Senioren, Frauen und Jugend.<br />

Ziel des Programms ist es, vor allem Familien zu unterstützen, die in ihren Bildungsmöglichkeiten<br />

benachteiligt sind, um sie früh für die Förderung ihrer Kinder zu<br />

sensibilisieren. Bundesweit wurden bislang etwa 2000 Erzieher, Sozialpädagogen und<br />

Psychologen zu Elternbegleitern ausgebildet. Sie arbeiten in Kitas und Familienzentren<br />

und sollen Vertrauenspersonen für die Eltern sein. Im PFH-Familienzentrum hat<br />

man die Erfahrung gemacht: Kindern und Eltern, die vorher die Gruppe „Griffbereit“ besucht<br />

haben, fällt die Eingewöhnung in die Kita leichter. Auf diesem Erfolg baut das<br />

Team am Mehringdamm auf. In diesem Jahr wird eine neue Gruppe gebildet, die Eltern<br />

und Kinder beim Übergang von der Kita in die Schule begleitet.<br />

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30. Oktober 2<strong>01</strong>3 / Berliner Woche<br />

<strong>15</strong> Jahre Internetwerkstatt Netti<br />

Netti war das erste Internetcafé in Berlin. Jugendliche können hier Bewerbungen<br />

schreiben, Präsentationen und Trickfilme erstellen. Sie lernen mit Bildbearbeitungsprogrammen<br />

umzugehen, mit Video und Kamera. Netti ist für alle da!<br />

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<strong>Das</strong> <strong>Pestalozzi</strong>-<strong>Fröbel</strong>-<strong>Haus</strong><br />

<strong>Das</strong> <strong>Pestalozzi</strong>-<strong>Fröbel</strong>-<strong>Haus</strong> (PFH) ist ein<br />

Verbund von Ausbildungsstätten und Praxiseinrichtungen<br />

und beschäftigt derzeit 444<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Berliner<br />

Stadtbezirken Tempelhof-Schöneberg,<br />

Friedrichshain-Kreuzberg und Charlottenburg-Wilmersdorf.<br />

Zum PFH gehören eine<br />

Fachschule für Sozialpädagogik, eine Fachoberschule,<br />

Kindertagesstätten, Ganztagsbereiche<br />

für Grundschulkinder, Familienzentren,<br />

Beratungsstellen, Projekte der Jugendsozialarbeit<br />

an und mit Schulen und viele weitere<br />

Angebote der Kinder- und Jugendhilfe.<br />

Alle Einrichtungen des PFH arbeiten nach<br />

dem Early Excellence-Ansatz. Zu den Zielen gehören dabei vor allem, Kinder so früh wie möglich<br />

zu fördern, die Erziehungskompetenz von Eltern zu stärken und sinnvolle Kooperationen<br />

mit Einrichtungen aus der Umgebung einzugehen. Direktorin des PFH ist<br />

Prof. Dr. Sabine Hebenstreit-Müller.<br />

Impressum<br />

Redaktion: Jutta Giani<br />

Fotos: Jutta Giani und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

des PFH<br />

V.i.S.d.P.: Prof. Dr. Sabine Hebenstreit-Müller<br />

© <strong>Pestalozzi</strong>-<strong>Fröbel</strong>-<strong>Haus</strong><br />

Karl-Schrader-Straße 7-8<br />

10781 Berlin<br />

Tel: 030-21730-0<br />

E-Mail: konsul@pfh-berlin.de<br />

www.pfh-berlin.de<br />

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