14.02.2014 Aufrufe

225 − aus alt mach neu - Quartierverein Riesbach

225 − aus alt mach neu - Quartierverein Riesbach

225 − aus alt mach neu - Quartierverein Riesbach

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Auf des Messers Schneide!<br />

12<br />

Dorothee Schmid<br />

An dem Punkt, wo entschieden werden<br />

muss, ob man auf der Suche nach Ruhe<br />

und Erholung linkerhand das beschauliche<br />

Wehrenbachtobel anstrebt oder den<br />

Schritt rechts zum märchenhaften Botanischen<br />

Garten lenkt, bleibt man vor<br />

einem Eckh<strong>aus</strong> stehen, das einem den<br />

grösstmöglichen Kontrast zum angestrebten<br />

Vorhaben bietet: Nagelscheren,<br />

Sparschäler, Messer in allen Grössen,<br />

aber auch Dolche und Degen, die einen<br />

an verflossene Ferien im Jemen erinnern,<br />

an die Männer mit den langen<br />

Gewändern und den Krummdolchen im<br />

Gürtel, an Filme mit Omar Sharif, Brad<br />

Pitt und anderen Schönlingen, die mit<br />

martialischem Gehabe und entsprechendem<br />

Material Mitspieler und Zuschauer<br />

in Angst und Schrecken versetzen.<br />

Obwohl die kleinen Häuser in der näheren<br />

und weiteren Umgebung schon vor<br />

langer Zeit dem Modernisierungswahn<br />

zum Opfer fielen, konnte das Häuserensemble<br />

eingangs des Botanischen Gartens<br />

bestehen und uns eine weitere<br />

Kleiderboutique erspart bleiben.<br />

Im rechten Teil des Raumes findet der<br />

Verkauf statt, unzählige Scheren und<br />

Messer sind hinter schützenden Glasscheiben<br />

aufgereiht, ein riesiges Angebot;<br />

für weitergehende Wünsche konsultiert<br />

Patrick Good die entsprechenden<br />

Kataloge. Speziell sind die Coiffeurscheren,<br />

spitz, mit Mikroverzahnung, was sie<br />

ins obere Preissegment rückt. Er zeigt<br />

ein sehr schönes Exemplar, das er perfekt<br />

revidiert hat, «über 300 Franken<br />

wert!» Es liegt wunderbar in der Hand<br />

und man möchte am liebsten gleich zur<br />

Tat schreiten. An der Wand hängen Gartenscheren<br />

aller Art, Sicheln, Ersatzmesser<br />

für Rasenkantenschneider, Rasenmäher<br />

und Gartenhäcksler, daran<br />

anschliessend Sägeketten, Kreis- und<br />

Bandsägeblätter.<br />

Gelernt hat Patrick Good Messerschmied.<br />

Als Beispiel seiner Kunst zeigt er ein<br />

wunderschönes Messer, das er ohne jegliche<br />

maschinelle Hilfe gefertigt hat,<br />

handgeschmiedet und handgehärtet, und<br />

das natürlich unverkäuflich ist. Zwei acht<br />

Meter lange Bandsägeblätter waren das<br />

Verrückteste, was er <strong>neu</strong> herstellte. «Das<br />

war sehr exotisch».<br />

Das kleine H<strong>aus</strong> mit seiner messerstarrenden<br />

Auslage im Parterre hat mich<br />

schon lange fasziniert, darum bietet das<br />

Thema dieser Ausgabe den willkommenen<br />

Anlass, mich in das Innere dieses<br />

leichte Schauer <strong>aus</strong>lösenden Hexerhäuschens<br />

zu wagen – und man wähnt sich in<br />

vergangenen Zeiten. Ein kleiner, niedriger<br />

Raum empfängt mich, es riecht nach<br />

Metall und entsprechender Arbeit, rundum<br />

blitzt und blankt es von scharfen<br />

Schneiden und Maschinen und mittendrin<br />

steht Patrick Good, in zweiter Generation<br />

Inhaber einer Werkstatt, die in<br />

einem trendigen Quartier wie dem Seefeld<br />

eigentlich nicht mehr zu erwarten<br />

ist.<br />

Der Poliermotor mit Kratzbürste und Schwabbelscheibe<br />

Quartiermagazin Kreis 8 <strong>225</strong>/2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!