13.07.2015 Aufrufe

223 − AHV-positiv - Quartierverein Riesbach

223 − AHV-positiv - Quartierverein Riesbach

223 − AHV-positiv - Quartierverein Riesbach

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

KONTACHTQuartiermagazin Kreis 8Eine Publikation des <strong>Quartierverein</strong>s <strong>Riesbach</strong><strong>223</strong> / November 2012<strong>AHV</strong>-<strong>positiv</strong>


Impressum<strong>Quartierverein</strong> <strong>Riesbach</strong>2Redaktion, Administration, Layout Gina Attinger (GA), MarianneBossard (MB), Urs Frey (UF), Tom Hebting (TH), Katharina Issler(KI), Regine Mätzler Binder (RM), Hans Oberholzer (HO), SandraStutz (SST), Su Treichler (ST)Titelbild Tom HebtingWeitere Mitwirkende Nr. <strong>223</strong> Max Bauer, Steven Baumann (StB),Trudy Dacorogna-Merki, Karin Diodà, Felicitas, Peter Schenkel,Dorothee Schmid, Aurelio Vaccani, Irene Verdegaal CaliaroHerausgeber <strong>Quartierverein</strong> <strong>Riesbach</strong>, PF, 8034 ZürichKontaktadresse Redaktion Kontacht, <strong>Quartierverein</strong> <strong>Riesbach</strong>,Postfach, 8034 Zürich. E-Mail: kontacht@8008.chDruck Sihldruck AG, 8021 ZürichAuflage 1600 Exemplare, erscheint 5x jährlichPapier Cyclus Offset 100g, 100% RecyclingDie Redaktion freut sich sehr über Ihre Leserbriefe und Beiträge.Sie übernimmt keine Verantwortung für den Inhalt eingesandterArtikel und behält sich vor, Texte zu kürzen oder nicht zu publizierenFür die publizierten Texte zeichnen die einzelnen Autorinnen undAutoren verantwortlich; die Inhalte müssen nicht mit der Meinungder Redaktion übereinstimmen.www.8008.chinfo@8008.ch044 422 81 85 (Di–Fr Nachmittag)Vorstand und RessortsUrs FreyPräsident044 422 69 09 praesidium@8008.chMarina AlbasiniNatur und Umwelt044 381 30 84 info@8008.chGina AttingerKontacht Quartiermagazin044 422 18 18 kontacht@8008.chFranz BartlGenossenschaft Weinegg, Quartierfest044 381 27 73 info@8008.chNächste Ausgabe Nr. <strong>223</strong>, «<strong>Riesbach</strong>er Geschichten»Redaktionsschluss: 11. Januar 2013InserateKontakt Hans Oberholzer, 044 252 57 02, haob@datacomm.chInsertionspreise 3 Zeilen, nur Text: Das 20-Franken-Inserat1/16-Seite (93 x 32 mm) Fr. 50.–1/8-Seite (93 x 64 mm) Fr. 70.–1/4-Seite (93 x 128 mm) Fr. 150.–1/3-Seite (190 x 87 mm) Fr. 180.–1/2-Seite (190 x 128 mm) Fr. 240.–Rabatt bei 3 Ausgaben: 10%Rabatt bei 6 Ausgaben: 15%Nachbearbeiten von Inseraten:Stunden-Ansatz Fr. 100.– Minimal-Betrag Fr. 25.–Mitgliedschaft <strong>Quartierverein</strong>EinzelPaar/FamilieFirmanur Kontacht-Abo35.–/Jahr50.–/Jahr80.–/Jahr35.–/JahrAnmeldung an <strong>Quartierverein</strong> <strong>Riesbach</strong>, Postfach, 8034 Zürichoder per E-Mail an mitglieder@8008.chSteven BaumannProtokoll044 482 06 04 info@8008.chClaude Bernaschina Mitgliederwesen, Newsletter043 499 08 53 mitglieder@8008.chnewsletter@8008.chTilly BütlerGZ <strong>Riesbach</strong>, Labyrinth044 387 74 54 tilly.buetler@gz-zh.chHasi DiggelmannPlanung und Verkehr044 422 53 74 verkehr@8008.chplanung@8008.chCecile FaviniKultur044 381 25 22 kultur@8008.chUrs FreyWohnen044 422 69 09 wohnen@8008.chTom HebtingNeue Projekte044 383 74 92 info@8008.chKinder und Schule044 422 81 85Ressort Alter044 422 81 85Beratung für Hausbesitzendewww. 8008.ch/wohnberatung.htmlkinder@8008.chalter@8008.chQuartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


2 ImpressumEditorial3 Editorial4 Kolumne, QV-Protokolle5 QV: ZukunftswerkstattThema: <strong>AHV</strong>-<strong>positiv</strong>7 Ab wann ist man alt?8, 9 Rentner sein und älter werden10, 11 Im Ruhestand12, 13 Unfreiwillig ausgeschieden14 Ankommen – aber wo?15 Chancen und Stolpersteine16, 17 Den Löffel abgeben18 - 20 Vif, vital, visionär21 Kontachtiert: Teddy Gerstel22, 23 Most frisch ab Presse25 GZ <strong>Riesbach</strong>27 ...meint MaxKarussell29 eingesandtMediadaten31 Leserbriefe32 Letzte SeiteFoto Tom HebtingMedizin und Pharmaindustriearbeiten mit viel Aufwanddaran, die Menschenimmer älter werden zu lassen,und wir sind stolz aufunsere hohe Lebenserwartung.Andererseits wirdungeniert von Überalterung der Gesellschaft oder garvon Vergreisung gesprochen. Menschen im Pensionsaltersind, da möglicherweise mit überdurchschnittlicherKaufkraft ausgestattet, von einigem wirtschaftlichenInteresse und somit ein umworbenesKundensegment. Gleichzeitig bedeuten sie einenKostenfaktor mit erhöhtem Risiko und sind «schuld»an den Gesundheitskosten, die je länger je mehr ausdem Ruder laufen. Erfahrene Menschen, die naturgemässein gewisses Alter haben, sind theoretischgesuchte Mitarbeiter, aber sie sind für Arbeitgeberzu teuer. Und auch die Altersweisheit ist nicht mehr,was sie einmal war – an Stelle von persönlicher Erfahrungals wichtiger Quelle von Wissen für die nächsteoder übernächste Generation tritt je länger je mehreine unüberschaubare Flut von Ratgeberliteratur.Mit solchen Widersprüchen, scheint es, haben wiralle zu leben. Auch unser Hefttitel trägt sie, etwasmakaber, in sich.Das Heft, das Sie in den Händen halten, legt denFokus auf den Zeitpunkt der Pensionierung. Es kommenMenschen zu Wort, die vor der Pensionierungstehen, frisch pensioniert sind, unfreiwillig vorzeitigpensioniert wurden oder gar nie pensioniert sein werden.Schwarzes Loch oder neue Freiheit? So unterschiedlichdie Menschen sind, denen Sie in dieserNummer begegnen, so unterschiedlich ist auch ihreArt, mit der Situation umzugehen.Katharina Issler3Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


<strong>Quartierverein</strong> <strong>Riesbach</strong>Der dritte AktSitzungsprotokolleHANS OBERHOLZER4Was für ein abwechslungsreiches, manchmal etwas verrücktesTheaterstück, das «Mein Leben» heisst! Nach dem zweiten Aktgeht der Vorhang zu, und mit fünfundsechzig Jahren bin ichdann definitiv <strong>AHV</strong>-<strong>positiv</strong>. Noch ist es nicht ganz so weit, nochbleibt etwas Zeit, an der Geschichte zu schreiben und damit demdritten Akt einige kräftige Impulse zu verleihen. Wird diesekurze Zeit den Rest der Geschichte massgebend verändern oderist es dafür zu spät? Hat der bisherige Verlauf den Ausgang vorgespurtund entscheidend geprägt?Bis anhin war es ein munteres, manchmal trauriges Stück. Einewiges Auf und Ab, ein andauerndes Hin und Her und manchmal– eher selten – hatte es sogar den Hauch einer Komödie.Aber wie wird die Geschichte im dritten Akt weiter gehen undwie wird er enden? Gibt es Applaus und Anerkennung, Wohlwollenoder Missfallen? Kopf hoch und durch, noch ist der letzteVorhang nicht gefallen!Viele Menschen haben an meiner Geschichte mitgeschrieben,zu schönen und zu weniger schönen Überraschungen beigetragenoder ihr gar eine Wende gegeben. Manches hätte ich bessermachen oder gar verhindern können, nur kam die Einsichtmanchmal zu spät. Straucheln, taumeln und doch weiter gehen,vorwärts schauen, möglichst nicht zurück. Vertrauen und Zuneigungin jene Menschen zeigen, die im guten Sinn mit mirzusammen an der Geschichte weiter schreiben.Möglicherweise wird sich beim Abschied – nach dem Ende deszweiten Akts – jemand nach meinem Befinden erkundigen.«Wann warst du am glücklichsten?» «Jetzt!» «Wann warst duam unglücklichsten?» «Jetzt!» Dieser kurze Dialog stammt ausdem Film «Der englische Patient». Faszinierend! Wenn manbegreift, dass morgen etwas nicht mehr so sein wird wie heute,liegen Glück und Unglück unmittelbar beieinander. Möglicherweisewerde ich dann noch anfügen: «Ich werde erst dannglücklich sein, wenn ich die Arbeit und die Menschen, die michbegleitet haben, nicht mehr vermissen werde». Ob dies je möglichsein wird?Wie auch immer, nach dem ersten und dem zweiten will ich dendritten Akt schreiben, zusammen mit den Menschen, die mirnahestehen. Zuvor möchte ich aber kurz innehalten und tiefdurchatmen.Und so sehen wir betroffen / Der Vorhang zu und alle Fragenoffen.Vorstandssitzung vom 4. September 2012Rückblick Quartierfest Urs Frey verdankt den Einsatz allerfreiwillig Mitwirkenden. Das Fest war bei optimalem Wetter sehr gutbesucht. Die Angebote des QV-Standes (kulinarisch, Jassturnier,Jazz-Apéro, Pétanque) wurden geschätzt. Ein erfreulicher Ertragresultiert. WWF-Projekt Kulturlandschaft Burghölzli Das Projektwurde im Kontacht vorgestellt. Wir sprechen darüber hinauseine Spende von CHF 500.– gut. Vorstandsinterna Mit Bedauernnehmen wir die per GV 2013 angekündigten Rücktritte vonIrene Verdegaal und Tom Hebting zur Kenntnis. SiSa-Sitzung DieSeeanlagen gelten als sauber. Ein Problem sind Glasscherbenund in den See geworfene Flaschen. Die «Szene» verlagert sicheher auf die andere Seeseite. Eine verstärkte Präsenz von Romawird festgestellt. Der QV bleibt am Thema «Abfall am See/imQuartier» dran. Besuch Künstlergemeinschaft Südstrasse EineVertretung des QV-Vorstandes besuchte die Ateliers und danktden beteiligten Künstlerinnen und Künstlern sowie Marina Albasiniund Franz Bartl herzlich für Gastfreundschaft und Organisation.Alt-<strong>Riesbach</strong>- und Forchbahnfest Urs Frey hat den QVR an einemBrunch im QT Hirslanden vertreten, der Teil des Forchbahnfestesbildete. Danach war er im Rahmen des Alt-<strong>Riesbach</strong>festes zumApéro und Mittagessen in der Erlöserkirche geladen, wo er eineGrussbotschaft zum Jubiläum des 75jährigen Bestehens der Kircheüberbrachte.Vorstandssitzung vom 9. Oktober 2012Präsentation Städtische Siedlung Hornbach Von HBA, TAZ undLiegenschaftenverwaltung der Stadt Zürich wird das Projektvorgestellt. Die Unterführung unter der Bellerivestrasse kann ausPlatzgründen nicht erhalten bleiben. Das Tiefbauamt präsentierteine oberirdische Lösung mit Lichtsignal, langen Phasen undZwischeninsel. Der Hornbach wird aufgewertet. Das Projekt findetAnklang. Dass die Stadt Ihre Spielräume nutzt, um im Seefeld dengemeinnützigen Wohnungsbau zu fördern, entspricht ohnehin derStossrichtung des QVR und wird dankbar zur Kenntnis genommen.Zukunftswerkstatt auf der Weinegg war gut besucht. Etwas mehrjüngere und neuere Gesichter hätte man sich gewünscht. Dieangesprochenen Themen werden pendent gehalten und weiterverfolgt. Umnutzung Villa Egli Der QVR hat bei der Stadtverwaltungum weitere Informationen und ein persönliches Gespräch gebeten.Parteipolitische Zusammensetzung der Vorstände Wie auchandere <strong>Quartierverein</strong>e will der QV <strong>Riesbach</strong> diese Anfrage derAbteilung für Stadtentwicklung nicht beantworten, da der Vorstandpolitisch unabhängig ist. Kontacht Die Fachstelle Elternmitwirkunghat auf Antrag von J. Graves die Nummer zur Sek zum Projekt desMonats erkoren. StBAusführliche Protokolle unterwww.8008.ch/aktuellDie nächsten öffentlichen Vorstandsitzungen:8. Januar und 5. Februar 2013im GZ <strong>Riesbach</strong> jeweils um 19:30.Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


<strong>Quartierverein</strong> <strong>Riesbach</strong>ZukunftswerkstattFrischer Wind im Vorstand des <strong>Quartierverein</strong>s:Die Fenster sind geöffnet55URS FREyUnser <strong>Quartierverein</strong> wird nicht nur innerhalb <strong>Riesbach</strong>s, sondernauch von Vertreterinnen der Stadt und Kollegen andererVereine als sehr aktiv wahrgenommen. Das freut den Präsidentennatürlich, zeigt es ihm doch, dass er da ein paar recht zugkräftigeRösser im Stall hat. Nichtsdestotrotz gilt es mit Blick indie Zukunft darauf zu achten, dass auch unverbrauchte Kräftenachrücken. Zum einen gibt es im Frühjahr 2013 tatsächlichdrei Rücktritte von altgedienten Vorstandsleuten zu kompensieren.Zum anderen würden wir den Kreis aktiver Vereinsmitgliedergerne wieder etwas erweitert sehen. Und könnten wir dieberühmte «gute Fee» anrufen, dann würden wir uns rund umeinzelne Ressorts (siehe Liste auf Seite 2) neue Arbeitsgruppenwünschen.Statt in Märchenwelten abzutauchen, haben wir unlängst via«Kontacht» und Newsletter sowie mittels persönlicher Anfragezur Zukunftswerkstatt geladen. Etwa dreissig (zugegeben nichtnur ganz unbekannte) Gesichter haben sich unter dem Motto«frischer Wind im QV-Vorstand» am 2. Oktober auf der Weineggzu einem lebhaften Austausch eingefunden. Gearbeitet wurdean den relevanten «Grossthemen», welche unser Quartierbetreffen: Verkehr und Planung, Kinder und Schule, Wohnen,Natur, Kultur. Im Nachgang zu diesem Anlass werden wir sicherdie eine oder andere Projektidee aufgreifen. Einzelne Teilnehmendehaben sich bereit erklärt, dabei mitzuarbeiten. Man darfalso hoffen, dass sich auf diese Weise neue Arbeitsgruppen bildenoder bestehende neu belebt werden.Ausserdem haben sich ein paar Leute vorsichtig interessiertgezeigt, im Vorstand mitzuarbeiten. Auch hier haben wir alsoAnlass zur Zuversicht. Wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, ander Zukunftswerkstatt verhindert waren oder erst jetzt auf denGeschmack gekommen sind, dann ist Ihr Zug aber keineswegsschon abgefahren. Unsere Sitzungen sind öffentlich (Daten sieheSeite 4), und Sie können gerne einmal etwas Vorstandsluftschnuppern. Am besten, Sie melden sich gleich beim Präsidenten(praesidium@8008.ch oder 076 528 35 33, Urs Frey) oderbei einem andern Vorstandsmitglied. Gerne beantworten wirIhre Fragen.Illustration: Tischtuchzeichnung, entstanden im Lauf der Zukunftswerkstatt.Quartiermagazin Kreis 8 221/2012


<strong>AHV</strong>-<strong>positiv</strong>Foto Hans Oberholzer6Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


<strong>AHV</strong>-<strong>positiv</strong>Rentner sein ...und älter werden8PETER SCHENKELDen Seniorenteller in der Ausflugsbeizlasse ich mir ja noch gefallen. Wir Altensind eine wichtige, kaufkräftige Klientengruppe,und die Werbung hat natürlichdie aktiven, gut situierten Alten imVisier. Obwohl allen klar ist, dass es vieleSenioren gibt, welche knapp haushaltenmüssen. Als Rentner wird man mitunzähligen Angeboten, Schnäppchenund Events beglückt: Aber nein, dieWeltreise will ich nicht machen, nein,auch keine Kreuzfahrt im Mittelmeer,kein Wellness-Wochenende im Tirol,und ich werde auch keine Anti-Aging-Kapseln nehmen, keine Gesundheitsmagazinelesen und im Fernseher keineentsprechenden Sendungen anschauen.Ich will meine Ruhe. Nur die glättende –oder ist es die straffende? - Feuchtigkeitscrèmehabe ich dann doch gekauft.Mein Beruf war mein LebenZwar war vor sieben Jahren die Pensionierung,das Ausscheiden aus demArbeitsprozess gar nicht so klar für mich.Ich dachte nicht gerne ans Aufhören. Ichstellte mir vor, bis siebzig zu arbeiten.Mein Beruf war mein Leben. Ich arbeitetesehr gerne und ich hatte die Überzeugung,etwas Sinnvolles und Nützliches zutun. Mein Entscheid, doch schon mit 63in Pension zu gehen, wurde mir durchdie Fusion unserer zwei Beratungsstellenerleichtert. Immer öfters war mir dieFrage gekommen, warum ich mich mit alldem Neuen noch zu beschäftigen habe.Dabei fühlte ich mich aber noch frischund die Energien waren auch vorhanden.Dreissig Jahre lang habe ich meinenBeruf geliebt: die Beratung von Jugendlichen,Erwachsenen, Schweizern undAusländern, Elternabende, Sprechstundenim Schulhaus, Präsenz an lokalenGewerbeschauen etc. etc. Rückblickendfinde ich, dass mir diese Arbeit ermöglichthat, selber offen, flexibel und vorallem neugierig zu bleiben.Und so kam er dann: der erste Tag inFreiheit (welch pathetisches Wort!). DerWecker klingelte noch wie gewohnt um5Uhr45. Ab heute also viel freie Zeit:geniessen, gestalten, neu planen. DasLeben noch einmal neu erfinden. Natürlichmusste ich Hilfe in Anspruch nehmen,um gut loszulassen. Supervision,wie das heute heisst. Abschied nehmen,sich versöhnen mit der Vergangenheit.Es war so, wie es war, und es war gut so.Es war nichts Anderes möglich und diefrüheren Entscheide hatten damals ihreRichtigkeit. Anders als in Max Frisch’sStück «Biographie» wollte ich im Nachhineinnichts korrigieren.«Aber was machst du mit all der vielenZeit?», werde ich oft gefragt. Ganz einfach:Weniger ist mehr. Mehr Qualitätstatt Quantität. Das habe ich nach undnach lernen müssen. Es braucht michnicht bei jeder «Hundsverlochete»; ichmuss nicht überall dabei sein. Es gehtauch ohne mich. Wobei, so einfach ist dasnicht, es gelingt nicht immer. Zürich bieteteine Vielzahl an verlockenden Angebotenund ganz erloschen ist mein Feuernoch nicht. Es reizt schon noch einiges.Die Balance zu halten, ist eine Kunst.Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


<strong>AHV</strong>-<strong>positiv</strong>9Als erstes habe ich den Tag neu strukturiert:Tagwache 7:30 / 8:00 und zuersteine Tasse Tee. Den Espresso gibt es späterbeim Bäcker an der Ecke. Aber ichwill auch nicht stur sein und so schlafeich morgens manchmal auch länger. Ichbin ein Single, ein Mann zwar, aber einemanzipierter, wie ich meine. Ich haushaltesehr gerne: waschen, putzen, selberHemden bügeln. Da ist man schonbeschäftigt. Dazu kommt, dass die Unterhaltsarbeitenam Körper morgens längerdauern. Und die muskuläre Materialermüdungist auch sichtbar, aber da gibt esja das regelmässige Fitness-Training undfürs Gesicht eben die Crème (siehe oben).Aber was soll’s? Ich bin ein Rentner,werde älter und das soll man auch sehen.Schliesslich habe ich ja gelebt. Und ichbin der Ansicht, für die Jungen ein besseresVorbild zu sein, wenn ich zu meinemAlter stehe. In den Prospektensehen die Siebzigjährigen zwar aus wiefünfzig, jetten um die Welt, sind offenbarnie müde.Wie schön, dass nicht die Uhr dasZepter führtDoch wie schön ist es, dass heute einspontaner Schwatz mit der Nachbarindrin liegt, dass nicht die Uhr das Zepterführt, sondern ich. Dass ich meinenBekanntenkreis pflegen und für Freundeda sein kann, wenn Hilfe nötig ist. Dassich zwei Stunden in der Buchhandlungstöbern kann, ohne auf die Uhr zu schauen,durch den Markt am Bürkliplatz spazierenund die Blumen bewundern kann.Da mich Musik, Theater und bildendeKunst schon immer interessierten, kannich auch das heute mit mehr Musse pflegenund sogar manchmal mit einer Städtereisekrönen. Das ist Lebensqualität,und wenn man dabei für dieMitmenschen mehr Zeit hat, ist es auchnicht so egozentrisch.Klar ist der gesundheitliche Aspektwesentlich. Wie gehe ich mit dem Älterwerdenum, wenn die ersten Gebrestenkommen, welche nicht mehr zu reparierensind? Wie werde ich dann diese Phasebewältigen? Es ist von grossem Nutzen,ältere Menschen zu kennen und vonihnen zu lernen. Zu sehen, dass dasLeben schön sein kann, auch wenn derLebenskreis kleiner wird und nicht mehralles möglich ist. So bin ich trotz vielerFragezeichen zuversichtlich, auch jenenLebensabschnitt zu bestehen, und lebeerst recht den Augenblick.Peter Schenkel, urspünglich Winterthurer, lebtseit über dreissig Jahren im vorderen Seefeld. Erschätzt diese eher ruhige Gegend mit dem gutenÖV-Anschluss sehr. Während seiner Berufsjahrehatte er als Gegenpendler stets auf dem Landgearbeitet: Dietikon, Horgen, Adliswil, Affoltern undUrdorf.Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


<strong>AHV</strong>-<strong>positiv</strong>Im Ruhestand10DOROTHEE SCHMIDVor ein paar Wochen bin ich aus demaktiven Berufsleben verabschiedet worden.Auf die penetrant gestellten Fragen,was ich mit der nun vielen freien Zeitvorhätte, welche Projekte, Ausbildungen,Ehrenämter, Reisen, Kreuzfahrtenanstünden, hatte ich keine vernünftigeAntwort bereit, nur die eine: Mal sehen,wie sich das so anfühlt – vielleicht falleich in ein Loch und hoffe, dass es sich mitder Zeit mit Freudigem und Vernünftigemfüllt.Seit kurzer Zeit befinde ich mich also imRuhestand. Ruhe ist etwas Wunderbares!Die dazu gehörende Musse muss allerdingsgelernt sein, über Jahrzehnte praktizierteAlltagsmuster lassen sich nicht soschnell auswechseln:Ich sollte an die Bahnhofstrasse, eilebeflügelten Schrittes die Treppe hinunter,aus dem Haus, sehe den Vierer kommen;wenn ich renne, erwische ich ihnnoch. Halt! Ich habe Zeit, kann den folgendenBus oder den Zweier nehmen undsogar noch an der Haltestelle ein palästinensischesOlivenöl kaufen. Vorbei dieZeiten, als ich frühmorgens den Zug amStadelhofen erreichen musste, den Viererverpasste und mit dem folgendenZweier und einem nervenaufreibendenSpurt den einfahrenden Zug gerade nocheinholte.Abends schnell einkaufen im Coop – welcheSchlange ist länger, wo versprechendie weniger gefüllten Körbe schnelleresVorankommen, welche ist die flinksteKassiererin? Halt! Nur mit der Ruhe! Ichkann entspannt Leute und Einkäufebeäugen, eventuell Nächstenliebe waltenund einem gestressten Berufsmenschenden Vortritt lassen, denn ich habe Zeit.Ich stehe später auf als gedacht: Wasmuss ich alles erledigen? Plötzlicherscheint mir die Wohnung dreckig wienoch nie, Staub in allen Ecken, verkalkteBrünneli, Schlieren auf den Fensterscheiben.Nichts wie los, alles muss entstaubt,entkalkt, poliert werden. Halt!Was soll das, ich habe alle Zeit der Welt,den Haushalt nach langer, eigentlichdoch mässiger Vernachlässigung wiederin tadellosen Zustand zu bringen.Musse muss gelernt sein. Aber Ruheist etwas WunderbaresSchlafen, bis man von selbst aufwacht,ein langes Frühstück mit intensiver Zeitungslektüre– ich wage mich sogar ankomplizierte Wirtschaftsbeiträge undlese den Sportteil noch intensiver. Dazudas Morgenjournal von DRS 1 hören unddie Ratschläge von «Espresso» zuGemüte führen. Danach eventuell wiederins Bett, bei Regen mit Bettflasche, undden neusten Arjouni-Krimi zu Endelesen, mit dem Privatdetektiv Kayankayaeinig gehen, dass ein beschaulichesLeben, vor allem nach mörderischenSchiesserein und KO-Schlägereien,unbedingt anzustreben ist.Ich beschliesse, im neuen Lebensabschnittmein bisheriges Leben inOrdnung zu bringen und aufzuräumen,und ich beginne im Kleinen. Ich durchforstedas Badezimmerkästchen, entfernedie abgelaufenen Medikamente undentsorge sie in der Höschgass-Apotheke.Vor dem Kleiderkasten entscheide ichmich, einiges in die Klappe beim GZ zuwerfen und bei Mode-Keller die neueHerbstkollektion durchzusehen. Die leerenGestelle für Wein fülle ich mit Nachschubaus der Nachbarschaft beiKummers und für den abgeschabten Teppichwerde ich bei Furrer Ersatz suchen.Die grossen Brocken, die prall gefülltenBüchergestelle, das üppig dokumentierteArbeitsleben, Zeugen intensiver Berufstätigkeitund entsprechend noch tabu,können warten.So füllen sich die Tage und ich frage michtatsächlich, wann ich eigentlich noch vorkurzem Zeit für meine Berufsarbeitgehabt habe. Und mich beschleicht beimWort «Ruhestand» zunehmend einungutes Gefühl: Wo stehe ich, bleibe ichstehen?Wie lange noch geniesse ich diesebeschaulichen Morgenstunden, die vordemAusnahme und darum so kostbarwaren? Wann verleidet mir das Pützeln inder Wohnung, wann das Verfügen überdie eigene Zeit, wenn Krimi lesen, Kinobesuch,FreundInnen treffen nicht mehrLuxus sind? Wenn die «Wonnen derGewöhnlichkeit» sich in Langeweilekehren?Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


<strong>AHV</strong>-<strong>positiv</strong>11Die kleine Sehnsucht nach dem Lebenvor dem RuhestandHin und wieder beschleicht mich eineleise Wehmut und eine kleine Sehnsuchtnach dem Leben vor dem Ruhestand;nach den frühen, dunklen, hektischenMorgenstunden, dem Rennen auf denVierer, dem sehr leeren Tram, der nurhalbvollen Bahn, der Zeitungslektüreund dem kleinen Frühstück während derhalben Stunde bis zum Arbeitsort; demHeimkommen nach getaner Arbeit, erledigtund zufrieden, wieder einmal mitmeiner heute schmerzlich vermisstenpubertierenden Klientel herrlich gestrittenzu haben.Ich möchte nicht stehen bleiben undmache mich auf verschiedenen Gebietenkundig.Einen Kurs an der EB besuchen, ist jagleich um die Ecke: Wieder alltagstauglichesFranzösisch auffrischen, Italienischlernen, schliesslich ist ja die Toskana fürältere Semester eine angesagte Destination.Im Katalog ist sogar «Chinesischzum Ausprobieren» zu finden – da wäreich auf der Höhe der Zeit und müsstemeine Gehirnzellen gehörig trainieren.Noch anspruchsvoller erscheinen miraber die Fortbildungen im Informatikbereich:«Grosse Dokumente – leichtgemacht».Aber nicht nur im geistigen Bereich willich mich bewegen. Auch körperlich darfich nicht stehen bleiben. Also: Mein Fitnessaboim Schulthess-Training besserausnutzen, mit dem Velo einkaufen undgleich noch eine kleine Schlaufe über dieWeinegg anhängen oder am Morgen aufsVelo steigen und irgendwohin fahren, aneinem schönen Ort picknicken und ineinem gemütliche Gasthof absteigen ...Vielleicht darf ich mir für einen Wehrenbachtobel-Spaziergangden reizendenBerner Sennenhund aus der Dufourstrasseeinmal ausleihen?Das soziale Leben erweitern. Vom passivenzum aktiven Mitglied der KirchgemeindeNeumünster werden:gemeinsamer Mittagstisch 60+, gemeinsamesLesen, offener Gesprächskreis.Die Tastatur des Klaviers wieder unterdie Finger nehmen und fürs Duo einePartnerIn mit Geige suchen. An Quartieranlässenteilnehmen, nicht nur Röstibraten einmal im Jahr am Quartierfest,sondern regelmässig den «musigznacht»geniessen und an einem Quartiergesprächdabei sein.Irgendwann bin ich vielleicht dann dochnoch reif für die grosse Bildungsreise indie ferne Welt, aber zuerst versuche ichmeinen Alltag neu zu sichten, zu strukturieren– und zu ertragen.Zeit für Lesen, Haushalt, Bewegen, Kursebesuchen, Konzerte geniessen, mitFreundInnen essen... ist wunderbar –aber es reicht, befriedigt, erfüllt michnicht. Ich möchte neben der Zeit, in derich familiär engagiert bin, anderes Sinnvolles,Sinnstiftendes machen, gebrauchtwerden, etwas zu einem guten Lebennicht nur von mir beitragen.Hoffnungsvoll und gelassen harre ich derAufgaben, die da hoffentlich mit der Zeitkommen mögen.Dorothee Schmid, Jahrgang 1948, lebte in den siebzigerJahren im Seefeld und wohnt seit 1995 wiederim Quartier. Sie arbeitete von 1976 bis 2012 alsMittelschullehrerin für Deutsch, davon die letzten30 Jahre an der Kantonsschule Zürcher Unterland inBülach.Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


UnfreiwilligVon der beruflichen Selbständigkeitzur Selbständigkeit in der IV-Rente12Die Arbeit hat mich krank gemacht. Trotzdem nenne ich michhier Felicitas. Über all die beruflichen Jahre habe ich viel erfahren,konnte eigene Wege gehen – meine Wünsche und Zieleerfüllen und dabei auch noch das Portemonnaie vorsorglich fürdas Alter füttern. Auch die Jahre der Krankheit undInvalidisierung möchte ich nicht missen, obwohl das paradoxerscheinen mag. Krankheit ist ein Herausforderung – und bedeuteteine frühe Pensionierung, wenn man dadurch nicht mehrarbeiten kann. Sie ist aber auch eine Weiterbildung, die mansonst nirgends erhalten kann. Mein Leben ist durchzogen wieein Speckstreifen, doch mein Leben ist immer wieder neu erfüllt.FELICITAS«Am Rande der Gesellschaft», Illustration FelicitasDer Beruf war mir immer wichtig. Mitsiebzehn Jahren begann ich mit einerLehre mein erstes Berufsleben; späterfolgte ein Studium mit Fachhochschul-Abschluss. Noch vor dem achtundzwanzigstenLebensjahr gründete ich meineigenes kleines Einfrau-Unternehmen.Als Selbständigerwerbende wollte ichmich auch absichern für Lohnausfall beiKrankheit und Unfall. Zudem brauchteich Erspartes für die Altersvorsorge, dasich die Pensionskasse für mich nichtlohnte. Mit einer Taggeld-Versicherungund einer Versicherung bei «Invaliditätdurch Krankheit und Unfall» startete ichin den 80er Jahren, am Ende der Hochkonjunktur,in die berufliche Selbständigkeit.Feuer und Flamme...Am Anfang war alles Feuer und Flamme,Angst und Jubel. Ich sammelte Erfahrungen,Kundschaft, Aufträge und Erspartes.Nach den ersten sieben Jahren begann eszum ersten Mal so richtig zu harzen: SiebenMonate kam kein Auftrag mehr herein.Das war Mitte der 90er Jahre. Waswar geschehen? Neue Begriffe wie «NewPublic Management» machten bei meinerzum Teil städtischen Kundschaft dieRunde. Ein ganz neues Wort, «Globalisierung»,war in aller Munde. Nun wurdenProjekte blockiert, Reorganisationenund Umstrukturierungen brauchten vieleRessourcen und Zeit. Zudem war Rezession.Wie weiter, fragte ich mich? Muss ich dieSelbständigkeit aufgeben? Muss ichmich umschulen oder weiterbilden?Aber was und wohin? Ein Besuch bei derBerufsberatung brachte kein neuesErgebnis: Ich sei sehr gut ausgebildetund auch im richtigen Beruf.Dann kam der Stein wieder ins Rollenund rollte gute sieben Jahre weiter. Ichhatte wieder Aufträge und noch mehrAufträge; alles was ich mir wünschte, unddoch stimmte Einiges gar nicht mehr.Die Arbeitswelt begann sich stark zu verändern.Mein als Handwerk gelernterBeruf wurde zunehmend digitaler. DieKundschaft hatte keine Zeit mehr fürvorbereitende Arbeiten und Besprechungen.E-Mail und PDF waren jetztangesagt. Auf meinem Tisch landetenzunehmend Pfusch und Schnellschüsse,die ich dann in mühseligem Aufwandaufbereiten musste. Meine Arbeitstagewurden länger und länger. Irgendwannwusste ich, so geht es nicht mehr weiter.Immer mehr lief gegen den Strich, gegenmeine Arbeitsweise und Selbstbestimmung,gegen das was ich gut konnte.Rund sechs Wochen vor dem gesundheitlichenZusammenbruch, es war anfangs2001 und ich war inzwischen zweiundvierzigJahre alt, besuchte ich einen Kurszur beruflichen Standortbestimmung.Ein Test ergab, meine Situation sei der«goldene Käfig»: Nicht genug um zubleiben, zu viel um zu gehen. Es hiess, indieser Situation würden die einen Knallund Fall alles hinschmeissen, die andernwürden krank. Ich glaubte dem Test nicht.Doch ein paar Wochen später tat ich beideszur gleichen Zeit: Ich liess alles stehenund liegen und ich wurde krank. Waswar geschehen?Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


<strong>AHV</strong>-<strong>positiv</strong>ausgeschieden…ausgebranntNach einem langen Arbeitstag bemerkteich plötzliche Schmerzen im Augenbereich.Ich sollte diese Schmerzen vonnun an noch fünf weitere Jahre haben.Innerlich kochte ich vor Wut: Wieder soein Tag, an dem ich mich mit Details auseinandergesetzthatte, die eigentlichnicht in meinen Aufgabenbereich gehörten,anstelle der Konzentration auf meineKernaufgaben. Darauf folgten einBesuch beim Augenarzt der keinenBefund ergab, eine neu korrigierte Brille,ein neuer Bildschirm und drei WochenPause. Dann arbeitete ich noch genaueine Woche. Am Freitag, pünktlich um 17Uhr, ging ich ins Wochenende. Das Konzeptfür eine Präsentation vor dem Kadereines städtischen Departements (dasspäter noch viele Schlagzeilen liefernwürde) war nicht gemacht. Doch sokonnte und wollte ich mit meiner Kundschaftnicht mehr weiter arbeiten. Zuvielwurde auf mich abgewälzt, zu oft meineZeit vergeudet: So viel Ärger jeden Tag.Selbständigkeit hin oder her, alles mussteich nicht auf mich nehmen. Anstelleder Präsentation beabsichtigte ich eineAussprache mit meiner Auftraggeberin.Ich wollte «Kunden, nicht Könige».Die Aussprache wurde mir nicht gewährt,doch ich «durfte» den Auftrag zurückgeben.Das war mir recht, denn es ging mirgar nicht gut: Tagsüber wanderte ichStunden ohne Essen und Trinken, nachtswar kaum Schlaf. Ich kochte weiter vorWut über all das, was mir geschehen war.Die Menschen in meiner Umgebung verstummtenvor diesem Zustand. Ich warkein angenehmer Mensch mehr, ich wareine Andere als bisher.Die Hausärztin schrieb mich krank. Sienannte ein Wort, das mir damals nochnicht geläufig war: Burnout. Oder schwereErschöpfung. Oder Erschöpfungsdepression.Oder agitierte Depression.Oder (...).Die Taggeld Versicherung zahlte, stellteaber auch Forderungen. So musste ichmich auf Verlangen der Versicherung beider IV melden. Die IV schickte mich zumGutachter. Der Gutachter schreib ineinem langen Bericht, «Genesung theoretischmöglich, aber nur auf langeSicht». Ich fragte ihn nach Integrationsmöglichkeitenbei der IV. Meine Situationsei zu komplex, sagte der Arzt, ichmüsse mich selbst integrieren – er werdeeine 100-%-Rente beantragen. Zur IVbekam ich von meiner privaten Versicherungmonatlich einen fixen Betrag. Ichmusste also nicht aufs Sozialamt gehenund brauchte keine Beihilfe. Finanziellbin ich dank meiner Selbständigkeit«unabhängig» geblieben.Wege zur Selbst-IntegrationMetaphorisch gesprochen war mein«berufliches Haus» nur zur Hälfte ausgebrannt.Die andere Hälfte beinhaltetGelerntes, das ich in meinen aktivenBerufsjahren nicht zur Anwendunggebracht hatte. Glück im Unglück. Damitist es mir gelungen, einen kleinenBereich zu öffnen, in dem ich weiterselbständig arbeiten kann. Es gibt auchAufträge, die ich gerne annehme. Viel istes nicht. Doch auf diese Weise bin ichnoch an die Arbeitswelt angeschlossenund erhalte Lohn und Anerkennung.Auch Freiwilligenarbeit gibt mirAnschluss an die Gesellschaft, ermöglichtmir Einblicke in neue Gebiete undneue Kontakte. Sie lässt mich weiter lernenund gibt Sinn und Anerkennung. Icherhalte kein Geld dafür, unterliege aberauch keinem Zwang. Viele meinerBekannten mit IV-Rente leisten ebenfallsFreiwilligenarbeit oder konntensich einen kleinen neuen Berufsbereicherarbeiten.Es ist nicht so verschieden, ob wir IV-Rentner werden, ob wir vor der Pensionierungstehen oder ob uns ein schweresSchicksal trifft. Immer stehen wir voreinem spürbaren neuen Lebensabschnitt.Es beginnt ein Prozess, der uns herausfordert,und auch die Menschen in unsererNähe sind aufgefordert, mit oderohne uns, einen neuen Weg zu gehen.Der Prozess beginnt mit einem Verlust.Vielleicht sind wir gut vorbereitet undder Verlust wird als Übergang zu Neuemerlebt. Werden wir aber unvorbereitetaus der Bahn geworfen, so müssen wirFolgendes wissen: Der Weg ist steinig. Esgibt keine Abkürzung. Wir haben nochkeine Erfahrung. Oft sind wir allein –wirklich allein. Ich nenne es «hintereiner gläsernen Wand sein»: Es war, alstrenne mich eine Glasscheibe von denMitmenschen. Sie möchten mir helfen,doch sie verstehen mich nicht. Sie sagen,sie verstehen mich und indem sie essagen, begreife ich, dass sie mich nichtverstehen. Heute weiss ich, sie habenAngst, ohne es zu wissen. Auch ihnenfehlt die Erfahrung. Auch sie sind hilflos.Viele möchten den Weg mit mir nichtgehen und wenden sich ab. Auf den Verlustder Arbeitsfähigkeit folgen Verlusteim sozialen Umfeld.Fortsetzung auf Seite 2913Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


<strong>AHV</strong>-<strong>positiv</strong>Ankommen – aber wo?REGINE MäTZLER BINDER14Pensioniert-Werden war für mich etwasErlösendes, eine Art An-Land-Gehennach der grossen Überfahrt der Erwerbstätigkeit.Dieses Erwerbsleben hatte für mich alsJugendliche wie ein riesiges Unternehmenausgesehen, das ja auch scheiternkonnte. Ein verdienstvolles Leben stellteich mir damals vor, so ähnlich wie es inden unzähligen Biographien beschriebenwar, die ich gelesen hatte: In Afrika Sinnvollesvollbringen, Künstlerin werden,als Wissenschafterin die Welt erforschen.Die Berufswahl passierte dann ziemlichpragmatisch. Ich besuchte das Lehrerinnenseminar,weil ich mir anderes nichtzutraute, und begann zu unterrichten,weil ich aufs Geldverdienen angewiesenwar. Erst da merkte ich, dass dieser Berufmich erfüllen konnte, mir etwas abverlangte,das ich als wesentlich erlebte.Weitergebildet habe ich mich in RichtungKunst, weil das zeitlich weniger aufwändigwar als die Wissenschaft. So bin ichWerklehrerin und auch Künstleringeworden. Einiges von meinen Träumenhabe ich verwirklichen können und warmanchmal stolz darauf. Aber mitgekommensind auf dieser langen Fahrt auchimmer Bedenken, ob ich es weiterhinschaffen werde, ob ich die Stelle behalten,meine Schülerinnen und Schülermotivieren, bei einer Ausstellung mitmachen,meine Bilder verkaufen könne.In meiner Berufstätigkeit und im freiberuflichenEngagement lernte ich sehrverschiedene Institutionen kennen, fandund verlor den Boden im Wechsel vonBegeisterung und Enttäuschung. Es gabZeiten der Unsicherheit, zum Beispielder ätzende Konkurrenzkampf um genügendgrosse Pensen, in denen mich jeglicheArt von Misserfolg dazu verführte,mich und meine Tätigkeit in Frage zustellen. Aber es gab auch Jahre mit gefestigterAnstellung, in denen ich die Ruhehatte, etwas Tragfähiges zu entwickeln.Nun bin ich also drüben angelangt undbin heilfroh, dass ich unterwegs keinengrösseren Schiffbruch erlitt. Dass ichnicht arbeitslos wurde. Dass ich in einePensionskasse so viel einzahlen konnte,um mich nicht weiterhin um Einkünftesorgen zu müssen. Wohl noch nie kamich mir so privilegiert vor wie heute.Was wirst du machen nach deiner Pensionierung?Du hast sicher viele Projekteim Kopf? – Hatte ich nicht. Hätte nichtgewusst wozu. Wichtig war nur dasAnkommen. Vom Arbeitgeber wurdenmir Kurse zur Pensionierung angeboten.Denn es drohe sonst die Gefahr, in einriesiges Loch zu fallen. Das machte michneugierig. Nein, nicht der Kurs, sonderndas Loch. Einmal Zeit haben, so ein Lochzu ergründen. Was wäre darin zu finden,wie liesse ich mich darin neu erfinden?Das Loch war dann nicht so tief. Nichtfest umrandet. Es glich und gleicht vielmehreinem etwas morastigen,wenig unüberschaubaren Tal, das aberweiterführt. Eigentlich hat sich in meinemEmpfinden gar nicht so viel verändert.Ich beschäftige mich mit vielem,das ich schon vorher tat. Die Tage füllensich damit. Erleichternd ist es, dass ichmich mit dem, was ich tue, nicht mehr sosehr messen lassen muss. Kinder-Hütenund einen Italienischkurs habe ich neuin meinen regelmässigen Wochenplanaufgenommen. Das gibt zusammen mitden schon vorher angefangenen regelmässigenTätigkeiten eine feste Struktur,gegen die ich mich ab und zu auch schonwehren muss.Ob das genügt? Kann ich das Leben nuneinfach so laufen lassen? Oder muss ichmich dann doch einmal noch genauerfragen, was ich eigentlich will? – Ichhabe ja noch Zeit. Wieviel muss mich imMoment nicht kümmern. Es wird sichdarin sicher noch einiges ändern. Wieund in welche Richtung ich mich dabeiselber verändern kann und muss, daraufbin ich wiederum neugierig, etwasbescheidener und gelassener vielleichtals damals vor meiner Berufswahl.Regine Mätzler Binder wohnt seit bald dreissigJahren im vorderen Seefeld. Sie ist neu imRedaktionsteam des Kontacht. In den letzten Jahrenvor ihrer Pensionierung war sie Dozentin für TextileGestaltung an der Pädagogischen Hochschule Zürich.Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


<strong>AHV</strong>-<strong>positiv</strong>Nachberufliche LebensphaseChancenund Stolpersteine15TRUDy DACOROGNA-MERKIFreuen Sie sich auf Ihre Pensionierungoder macht sie Ihnen Angst? Die Beendigungdes Berufsalltages bedeutet zwareine gewichtige Wegmarke in der Laufbahneines Menschen, aber unsere Persönlichkeit,unser «Werdegang» istdeswegen noch lange nicht abgeschlossen.Es wäre schade, all die Talente ausvielen Jahren Berufs- und Lebenspraxiseinfach brach liegen zu lassen. Sind Sieim schrittweisen Ausstieg aus dem Beruf,indem Sie Teilzeit arbeiten und danebendie «Zeit danach» aufgleisen? Ist beiIhnen die berufliche Festanstellungschon Geschichte? Stecken Sie mittendrinim Suchprozess von neuen Formender Tagesgestaltung und dem Sinn imLeben auch ohne Identifikation über dieBerufsarbeit? Haben Sie beides schongefunden?In der Arbeitswelt herrscht heute oftStress. Der Output muss immer nochgrösser werden. Die Geschwindigkeitsteigt. Unser Beruf ist nicht mehr sobeschaulich wie früher und wir sehnenuns, endlich aufhören zu können. Wenndas von 100 auf 0 passiert, kann das körperlichoder seelisch ganz schön rumpeln.Vor allem, wenn man sich vorherkeine Gedanken gemacht hat, wie und woman Bestätigung bekommt. Wenn mandas Glück hat, mit 64 oder 65 gesund undfit zu sein, kommt ein totaler Rückzugoder Ruhestand, wie ihn unsere Elternoder Grosseltern mit grosser Freudeerwarteten, sowieso nicht in Frage. Dennso ganz «weg vom Fenster» hat ja auchmit Verlust von Ansehen, Integrationund Zugehörigkeit zu tun. Jeder Menschhat seine eigene Lebenssituation undwird deshalb individuell entscheiden.Einfach mal abwarten, sich ausruhen undalles auf sich zukommen zu lassen, kanneine Lösung sein, muss aber nicht.Der Möglichkeiten für eine erfüllte nachberuflicheLebensphase gibt es jedeMenge. Jene, die ihren Beruf gerne sporadischweiter ausüben, bieten diese beiwww.rentarentner.ch oder im Netzwerkfür Führungskräfte Adlatus an. Man kannsich selbständig machen und dabei die<strong>AHV</strong> und Säule 3a aufschieben! ProSenectute sucht Leute für Treuhanddienstbei Privaten, Unterstützung in«Generationen im Klassenzimmer» oderfür den Besuchsdienst in Alterszentren.Man kann eine Beistandschaft übernehmen,Nachbarschaftshilfe leisten odersich in eine Behörde wählen lassen. DieKirchen, Spitäler und das Rote Kreuzsuchen Freiwillige genauso wie Umweltorganisationen.Man kann für die Quartierzeitungoder andere Medienschreiben, aber auch für sich selber. Gutauch, wenn sich immer mehr Leute fürneue Wohnformen im Alter informierenund engagieren. Man kann sein Wissenin Kursen weitergeben, eine Selbsthilfeorganisationgründen oder einer beitreten.Jene, die sich lieber neues Wissenaneignen, schreiben sich für eine Vorlesungoder ein Seminar an derVolkshochschule oder der Seniorenuniversitätein. Ein Interessensgebiet kannintensiviert werden oder es lockt einMusikinstrument, ein Kochkurs oder dasFotografieren. Vielleicht stehen beiIhnen Grosskinder-Betreuung an oderdas Sich-Kümmern um die betagtenEltern. Wollen Sie endlich etwas mit denHänden tun, dann mieten Sie sich einenFamiliengarten. Der Chileräbhügel Neumünsterist auch so ein Ort, wo mandraussen arbeiten kann. Die suchenübrigens immer noch eine Hobby-Rebmeisterinoder einen Hobby-Rebmeister!Aufbruch zu Neuem kann echte Bereicherungins Leben bringen. Ein Leben,das heute sehr viel länger dauert als vorzweihundert Jahren. Wäre Pestalozzi eineFigur des 21. Jahrhunderts, es gälte seinLehrsatz nicht nur für die Schule, sondernfür das ganze gelebte Leben: «MitKopf, Herz und Hand». Packen Sie dieChance der Veränderung und machen Siesich Gedanken, bevor sich Leere oderPartnerprobleme einnisten. DosierenSie bezahlte und ehrenamtliche Tätigkeitenund lassen Sie Lücken für Musse.Gestalten Sie diese Zeit der Unbeschwertheitmit Selbstbewusstsein und Kreativität.Trudy Dacorogna-Merki führt ein Büro fürLaufbahnberatung und Coaching ander Münchhaldenstrasse. Sie ist Autorin desBeobachterratgebers «Stellensuche mit Erfolg»,unterstützt Jugendliche in einem Schulhaus beimSuchen von Lehrstellen und ist Mitglied desChileräbhügels Neumünster.Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


<strong>AHV</strong>-<strong>positiv</strong>16Stöck, Wys, StichGINA ATTINGEREines morgens neulich im Tram Richtung Bahnhof Tiefenbrunnen:Ein graumelierter Herr belegt einen Doppelsitz undhantiert mit seinem iPad. Alltäglich, nicht der Rede wert, wärenmir nicht die farbigen Eicheln, Rosen, Schellen und Schilten indie Augen gestochen. Wen sticht der Eichel-König? Tatsächlich,der Herr spielt den «Coiffeur» gegen «Computer 1» und«Computer 2». Ich wundere mich. Gibt es nun bereits eine Jass-App? Bin ich derart weg vom Fenster, dass ich das nicht (mehr)weiss? Ist dieser gepflegte Herr nun einer dieser aktiven Senioren,welche Schritt halten mit den neuen Technologien, odervielmehr ein hyper Aktiver, der nicht mal in der Strassenbahndie Finger von seinem Spielzeug lassen kann? Oder gar einfrühzeitig ergrauter Spielsüchtiger?Der «Coiffeur» soll seinen Namen vom Französischen «quoifaire?» herleiten. Und was mache ich nun aus dieser Beobachtung?Weshalb irritiert es mich, wenn ein älterer Herr im TramKarten spielt? Wie geht der Gebrauch eines Tablets und Jassenzusammen? Ist dies bloss für mich ein Widerspruch? Ist Jassenbloss etwas für «hemdsärmelige» Leute? Jassen Jugendliche?Wird in der Stadt, im Seefeld heute überhaupt noch gejasst?Wenn ja, wo? Im GZ? Im Altersheim? In der Quartierbeiz, die eskaum mehr gibt?Aber sicher, auch im Seefeld wird eifrig gejasst. Das vom <strong>Quartierverein</strong>am Quartierfest organisierte Turnier war jedenfallsgut besucht von Jung und Alt. Zusammen Karten spielen ist ebenmehr als ein einsamer Zeitvertreib – es ist ein Gesellschaftsspiel.Und dies ist wahrscheinlich das Irritierende für mich:Mann spielt gegen Maschine(n): Ohne all die Diskussionen überfalsche Farben und Trümpfe. Kein Eichel-König, der bei vielenErinnerungen an die eigenen Jassrunden am Sonntag herumgeistert.Der König tritt in Erscheinung, ohne dass noch jemandwüsste, wen er damals gestochen hat, geschweige denn, weshalbwir so erbittert darüber stritten. – Heute jedenfalls lachen wirimmer noch darüber und freuen uns über die gemeinsam verbrachtenJassabende.SU TREICHLERDen LöffelAbend in einem Flarzhaus im Zürcher Oberland. Es lebenhier Hanna, 45, Reittherapeutin und Agnes, 42,Sozialpädagogin, mit einem Hund und vier Katzen – undzwei Pferden. Zu Besuch sind Senta, 68, pensionierteJugendheimleiterin, und Kerstin, 55, Psychologin. BeimGratin mit Produkten aus dem eigenen Garten und einemValpolicella Ripasso gewinnt das Gespräch an Tiefe:Kerstin (seufzt) Der Wein ist ein Gedicht. Ich darf bloss nichtan morgen denken.Hanna Wieso denn das?Kerstin Ich vertrag einfach nicht mehr soviel.Agnes Also, ich merk’s auch schon.Kerstin Du! Bist ja noch ein Küken.Senta Der Wein ist zu gut, um sich Sorgen zu machen (giesstsich noch ein Glas ein).Hanna Es hat noch eine Flasche.Senta (nimmt die kleine schwarze Katze und schmust mit ihr)Hanna (entkorkt die Flasche und schenkt ein) Probier mal,Kerstin.Kerstin Wollt ihr mich abfüllen?Agnes Komm, du musst morgen nicht arbeiten.Kerstin Ich sollte aber –Hanna (zu Senta) So warst du auch, damals, weisst du noch.Senta Ich weiss es noch, furchtbar. Ich gab nie Ruhe (die Katzespringt von ihrem Schoss).Agnes Aber ein Glas Wein hast du auch da schon gern getrunken.Senta (lacht) So bleibt man im Gedächtnis.Kerstin Wirklich? Warst du eine workaholic –Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


<strong>AHV</strong>-<strong>positiv</strong>17abgebenAgnes (verdreht die Augen) Dieses Wort!Senta Das war ich nicht! Es wurde nur härter mit den Jahren.Kerstin Seht ihr – so geht’s mir jetzt auch.Hanna So wird’s uns allen gehen (steht auf und holt den Gratin,schöpft allen nach).Agnes Gut, haben wir eigenes Gemüse!Senta Aha. Das Reizthema: Die Babyboomer knabbern an denRenten der Pillenknicker und wollen auch noch von ihnengepflegt werden im hohen Alter.Hanna Es ist doch so, oder? Ihr jugendlichen Seniorinnenstehlt uns die Show und trinkt unseren Wein, den wir nichtmehr vertragen.Agnes Und irgendwann macht ihr schlapp und dann sind wir dran.Kerstin Meine Rente scheint mir sehr weit weg. Ich mag garnicht drüber nachdenken (geht in der Küche herum, streicheltden Hund).Agnes Das ist ein Fehler, liebe Kerstin.Senta Ich geb’ euch etwas ab.Hanna: Solange lebst du vielleicht gar nicht mehr.Senta Nein, so lange wohl nicht. Irgendwann ist der Spass vorbei.Kerstin Das Sterbedatum kann man sich nicht aussuchen.Agnes Da bin ich anderer Meinung –Kerstin (heftig) Komm mir nicht mit dieser Exit-Bewegung!(Der Hund bellt.)Hanna Was ist damit?Kerstin (setzt sich wieder an den Tisch) Wahre Hysterie – undvor allem ein gutes Geschäft.Agnes Ich rede vom Freitod.Kerstin Wo ist der Unterschied?Senta Die einen beanspruchen Hilfe, die andern machen’s selber.Hanna Du triffst den Nagel auf den Kopf.Agnes Sagtest du nicht immer schon, man müsse letztlich allesselber machen? (Alle lachen, sogar Kerstin.)Kerstin Also ernsthaft jetzt: Die Firma Exit existiert – der Freitodaber ist das grosse Geheimnis.Senta Ja. Nicht so einfach zu knacken.Hanna Du hast sicher Ideen, in deinem Alter.Senta (lächelt) Die diskutiere ich mit Gleichaltrigen.Kerstin Soll das heissen, ihr wollt gar nicht so lange leben?Senta Hunde wollt ihr ewig leben? Hat das nicht schon Remarquegesagt? – Nein, wollen wir nicht. Keine Überstunden mehr.Agnes Sag ich doch. Das gilt auch für mich.Hanna Aber eine Weile wirst du schon noch bleiben? (legtAgnes den Arm um die Schulter und drückt sie an sich) Ichbrauch’ dich noch. Wie soll ich sonst den Garten, die Pferde –(Gelächter.)Kerstin Seht ihr! Es ist nicht so einfach, den Zeitpunkt zu finden.Senta Wir arbeiten daran.Agnes Das sollten wir auch tun.Hanna Langzeitpläne schmieden.Senta Eben.Hanna Nicht so finale.Illustration Archiv HebtingQuartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


<strong>AHV</strong>-<strong>positiv</strong>Vif, vital, visionärEin Gentleman, der «nur noch kurz die Welt retten» will18Charles Eugster ist mehrfacher Weltmeister seiner Altersklasse im Rudern undim Strenflex-Fitness-Zehnkampf. Er gilt als fittester Senior der Welt. Sein Büroim Seefeld benutzt er regelmässig, denn schliesslich ist er noch erwerbstätig.KONTACHT traf den 93-Jährigen in der Nähe seines Arbeitsorts, in der stilvollenBar des Eden au Lac. Dort geht er gelegentlich nach der Arbeit hin und genehmigtsich seinen Lieblingdrink: Green Tea.INTERVIEW VON SANDRA STUTZHerr Dr. Eugster, Sie sind 93 undhaben damit ein Alter erreicht, dasweit über der statistischen Lebenserwartungfür Menschen Ihres Jahrgangsliegt. Glauben Sie, dass dieLebenserwartung gewissermassen inden Genen steckt – oder anders formuliert:Liegt das Erreichen eineshohen Lebensalters in Ihrer Familie?Mein Vater wurde 65, was etwa der damaligenLebenserwartung entsprach. MeineMutter starb an den Folgen eines Unfalls,so dass ich dazu nichts sagen kann. MeineUr- und Ururgrosseltern wurdenungefähr 70, was für die damalige Zeitschon ziemlich alt war. Ich persönlichglaube jedoch nicht, dass ein hohes Alterin erster Linie mit den Genen zusammenhängtund die Wissenschaft bestätigt,dass Hochaltrigkeit höchstens zu 25 Prozentauf genetische Veranlagung zurückzuführenist. Gemäss diesenwissenschaftlichen Untersuchungensind zwei Aspekte ausschlaggebend: DieErnährung und die Bewegung. Ich persönlichsetze noch einen weiteren Punktdazu: Die Arbeit, und zwar an erster Stelle.Denken Sie zum Beispiel an Picassooder Arthur Rubinstein, die beide sehralt geworden sind. Und beide haben bisins hohe Alter gearbeitet.Sie haben zusammen mit Ihrem PersonalTrainer ein ausgeklügeltes Fitnessprogrammfür sich entwickelt.Was tun Sie sonst noch für Ihr körperlichesWohlbefinden?Die Ernährung ist ernorm wichtig. Ichhabe den Eindruck, dass die Allgemeinheitnur sehr mangelhafte Kenntnisseüber die richtige Ernährungsweise hat.Ernährung hängt zum Beispiel vom Breitengradab. In einer kälteren Gegendmuss man sich anders ernähren als amÄquator. Ausschlaggebend sind natürlichauch das Alter und die körperliche Betätigung.Die meisten Menschen richtenihr Essverhalten rein nach ihrenGeschmacksknospen.Wie ernähren Sie sich denn?Zum Frühstück esse ich sehr viel Obst,einen Riesenteller voll Früchte. DazuPorridge und Molke sowie Aminosäuren-,Omega 3-, und Vitamin D-Präparate.Diese Zusätze sind für den Aufbauder Muskelmasse wichtig, gerade fürältere Menschen. Mittags nehme ich nursehr wenig zu mir und abends bereite ichverschiedene Gemüse zu, mit Fleischoder Fisch.Sie sind also nicht Vegetarier?Auf keinen Fall! Vegetarier laufen Gefahr,dass sie an Vitamin B- und Eisenmangelleiden. Abgesehen davon ist unser Verdauungssystemabsolut nicht auf einevegetarische Ernährung ausgerichtet.Sonstige Lebensgewohnheiten?Genügend Schlaf ist wichtig, hilft gegenGewichtszunahme – ja, tatsächlich! –und ist von grosser Bedeutung für dieMuskelbildung. Ich schlafe mindestensacht Stunden pro Nacht.Was halten Sie denn von Entspannungstechnikenoder von Wellness?Ein Peeling ist etwas sehr angenehmesund auch eine Massage nach dem Trainingist sehr zu empfehlen. Ansonstenstört mich der Begriff «Wellness» etwas,weil er im Grunde genommen Passivitätbeinhaltet. Der Mensch ist aber aufintensive körperliche Tätigkeit ausgerichtet,auf Aktivität. Deswegen habenwir endokrine Schweissdrüsen. Wir sollenuns anstrengen, wir sollen ins Schwitzenkommen.Ihr Lebensstil tönt sehr diszipliniert,fast schon asketisch. Schlagen Sienie mal über die Stränge oder lassensich zu einer kleinen Sünde verleiten?Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


<strong>AHV</strong>-<strong>positiv</strong>Interessante Frage, Sie sprechen denGenuss an. Das Leben ist viel, vielgenussreicher, wenn Sie topfit sind. Sosimpel ist das! Aber ich bin einem GlasChampagner nicht abgeneigt – gelegentlich.Der Genusswert des Weins wird abermeiner Meinung nach völlig überbewertet.Ich kann auch nicht nachvollziehen,wie man für eine Flasche Wein 150 Frankenoder noch mehr ausgeben kann.Mit Ihren britischen Wurzeln sprechenSie vielleicht eher einem edlen Whiskyzu?Spirituosen erachte ich bestenfalls alsMedizin, etwa Wodka bei einer beginnendenErkältung. Alkohol ist ein Gift,bringt den Wasserhaushalt durcheinanderund muss von der Leber mühsamabgebaut werden. Alkohol tut nicht gut –mir schon gar nicht.Haben Sie schon immer diese Einstellunggehabt oder erst in späterenJahren, als Sie ein Bewusstsein fürIhren Körper entwickelt haben?In jüngeren Jahren natürlich nicht. Ichhabe eine Zeit lang in Heidelberg studiert.Und da haben wir Unmengen Biergesoffen. Wirklich gesoffen, unvorstellbareMengen! Und alle Kollegen habennatürlich geraucht. Ich kam mir alskomischer Kauz vor, wenn ich da nichtmitmachte. Also habe ich mir wirklichgrosse Mühe gegeben, mir das Rauchenanzugewöhnen. Es hat mir aber niegeschmeckt. Auch mit Zigarren habe ichexperimentiert – erfolglos. Hinzu kommt,dass ich schon während meiner SchulzeitMitglied einer Rudermannschaft war.Besonders im Mannschaftssport willman nicht, dass die Leistung durchirgendetwas beeinträchtig wird. Manträgt ja Mitverantwortung für das Team.wichtig sind Ihnen diese Erfolge?Sie sind mir wichtig, weil ich damit einerbreiten Öffentlichkeit eine Botschaftübermitteln kann. Ich stelle fest, dassder Fortschritt der Menschheit durchihre ungesunde Lebensweise starkbeeinträchtigt wird. Wissen Sie, dass 12Prozent der Menschen adipös sind? Aufdem amerikanischen Kontinent sind essogar 26 Prozent. Stellen Sie sich diesegewaltigen Konsequenzen vor: Erstenslassen Übergewicht und Fettleibigkeitunsere Gehirnmasse schrumpfen. Das istwissenschaftlich erwiesen. Hochrechnungenzeigen, dass im Jahr 2030 in denUSA 50 Prozent der Bevölkerung adipössein wird. Man stelle sich vor: Im mächtigstenLand der Welt wird die Hälfte derMenschen ein geschrumpftes Gehirnhaben! Zweitens führt Fettleibigkeit zuDiabetes. Zehn Prozent der Weltbevölkerungleidet heute an Diabetes, in gewissenLändern sind es bereits 20 Prozent.Diabetes kann Amputationen zur Folgehaben, zur Erblindung führen, zu vielenchronischen Krankheiten. Wegen desunverantwortlichen Umgangs mitunserm Körper wird also die Gesellschaftbzw. der Staat für enorme Gesundheitskostenaufkommen müssen. Das wird dieStaaten bankrott machen. Die Situationist alarmierend. Und darauf möchte ichdie Leute aufmerksam machen.Wie steht es denn mit Ihrer Gesundheit?Es gibt doch auch «Altersbeschwerden»,die sich nicht durcheine gesunde Lebensweise beeinflussenlassen?Ich bin kürzlich in einem deutschen Präventionszentrumauf Herz und Nierengeprüft worden. Man wollte herausfinden,was mein biologisches Alter ist. Dasliegt bei 75 Jahren. Aber im Grunde hatman ja überhaupt keine Vergleichswertefür gesunde alte Menschen, sondern nurfür kranke. Ein gesunder 90-Jähriger istin unseren Breitengraden rar. Und deshalbgibt es praktisch noch keine Altersforschungfür (gesunde, fitte) Menschenüber 70.19Sie haben im hohen Alter mehrereAuszeichnungen an Ruderweltmeisterschaftenund an Strenflex-Fitness-Wettkämpfen gewonnen. WieCharles Eugster, ein Gentleman der alten Schule und der fitteste Senior der Welt (Foto: SST)Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


<strong>AHV</strong>-<strong>positiv</strong>Als «fittester Senior der Welt» sindSie ein willkommener Referent und eingefragter Interviewpartner. Sie warenunsere eigenen Leute länger zu beschäftigen.So ein Blödsinn! Wir verschleudernunser eigenes Potenzial!im Arm, kommt sich näher … also auchvom sozialen Aspekt her ideal.schon Gast bei Kurt Aeschbacher undSie haben im Seefeld ein Büro. Wasmachen Sie dort?Nun, ich arbeite sowohl zuhause wie auchin meinem Büro für meinen Job. Ausserdemerhalte ich im Büro meine wöchentlicheComputerlektion. Ich stelle nämlichfest, dass es in der IT immer wieder Neueszu lernen gibt.20gerade kürzlich wurde im Lifestyle-Magazin von TeleZüri ein Beitrag überSie gesendet. Stehen Sie gerne imRampenlicht?Ja. Und selbstverständlich steckt auchEitelkeit dahinter. Um alt zu werden, istEitelkeit ein riesiger Vorteil.Als Zahnarzt haben Sie bis 75 inIhrem Beruf gearbeitet. Danach warenSie Herausgeber einer medizinischenFachzeitschrift. Mit 82 gingen Sie inden Quasi-Ruhestand oder wie Sie esformulieren «wurden Sie arbeitslos».Mit 90 schliesslich haben Sie eineneue Stelle angetreten und zwar alsMarkenbotschafter einer deutschenFitnessstudio-Kette. Finden Sie nicht,dass man im Alter das Leben etwasruhiger angehen sollte?Vielleicht ruhiger, aber nicht inaktiv. DieLebensphase zwischen 60 und 65 ist diewichtigste überhaupt. Dann werden dieWeichen gestellt, ob die Zukunft vonchronischen Krankheiten geprägt seinwird oder ob man auf ein erfolgreichesAlter hinsteuert. In diesen Jahren müssenwir uns entscheiden, wie wir dienächsten 25 bis 30 Jahre unseres Lebensverbringen werden. Falls wir nicht inunserem ursprünglichen Beruf weiterarbeitenkönnen, müssen wir uns weiterbildenoder umschulen lassen. DasArbeiten muss nach 65 weitergehen, idealerweisein einem neuen Beruf!Und wo nehmen wir denn die Jobs fürdie älteren Menschen her?O.K., wenn den Leuten klar wird, dass dieArbeit ein wichtiger oder besser gesagtder wichtigste Gesundheitsfaktor ist,wird es in Zukunft solche Jobs gebenmüssen. Schon heute importieren wir jaFachkräfte aus dem Ausland, anstattSie halten also nicht viel vomPensionsalter 65?Absolut nichts! Sehen Sie, als die <strong>AHV</strong> inder zweiten Hälfte der 1940er Jahre eingeführtwurde, lag das Rentenalter bei 65und zwar für beide Geschlechter. Es kanndoch nicht sein, dass wir noch immer andiesem Pensionsalter festhalten, nachdemdie Lebenserwartung dermassengestiegen ist.Lassen Sie Familienbetreuung oderFreiwilligenarbeit auch als Arbeitgelten?Selbstverständlich. Aber Entlöhnung istdie eigentliche Anerkennung der Leistung.Freiwilligenarbeit ist nicht oderweniger verpflichtend, weniger herausfordernd.Überdies ist der Anteil Pensionierter,die Freiwilligenarbeit leisten,verschwindend klein.Was tun Sie, wenn Sie nicht arbeiten,trainieren, an Wettkämpfen teilnehmenoder Referate halten? Haben Sieüberhaupt noch Zeit für Hobbys?Ich sehe sehr gerne Ballettaufführungen.Diese vollkommene Körperbeherrschung… das fasziniert mich. Auch klassischeMusik höre ich gerne. Ansonstenlese ich, hauptsächlich Geschichtsbücherund Fachliteratur. Und: (lacht) ich hättegerne eine Freundin! Tanzen? Ja, absolut,allerdings «strictly Ballroom». Tanzenist für ältere Menschen eine wunderbareGelegenheit, um in Bewegung zu bleiben.Noch besser wäre es, wenn es entsprechendeWettkämpfe gäbe. Denn für Turnieretrainiert man intensiver und in derWettkampfsituation bekommt man diefür die Gesundheit so wichtigen Adrenalinschübe.Ausserdem zieht man sichfür solche Anlässe etwas Hübsches an,hält einen Partner oder eine PartnerinFühren Sie Ihren Haushalt alleine?Kochen Sie für sich?Einmal pro Woche erledigt meine wunderbareHaushalthilfe die Hausarbeit.Kochen kann ich selber – ich warschliesslich mal bei den Pfadfindern.Könnten Sie sich vorstellen, einmal inein Altersheim zu übersiedelt?Sagen wir so: Wenn ich mich nicht mehrbewegen könnte, müsste ich das wohl.Die Atmosphäre im Altersheim ist deswegenso deprimierend, weil viele Menschendort geistig verfallen sind. Ichkann nur nochmals betonen: Körper–liche Fitness ist die Voraussetzung fürgeistige Gesundheit.Denken Sie manchmal über den Tododer über das Sterben nach?Wenn man gesund ist, hat man wenigerAngst vor dem Tod. Mich beschäftigt dasnicht gross. Natürlich leben viele meinerWeggefährten nicht mehr. Aber ich habevorgesorgt: Bereits in jungen Jahren binich vielen verschieden Organisationenund Clubs beigetreten. Da bin ich bis anmein Lebensende Mitglied und kannsoziale Kontakte pflegen, neue Bekanntschaftenmachen. Mit 90 nimmt dichkeiner mehr in solch einen Verein auf.Was möchten Sie in Ihrem Leben nocherreichen?Die Welt verändern.Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


Das PortraitKontachtiertTeddy GerstelEr sieht aus wie ein Opernheld: Diese stolze Haltung, diese sinnlicheAusstrahlung! Kurzer Bart, lackschwarze, nach hinten gekämmte Haare, samtbrauneAugen. Ein Don Giovanni, wie ihn die Maskenbildnerin nicht besser ausstattenkönnte. Für den 37-jährigen Teddy Gerstel ist die Oper sein Leben undseine Leidenschaft. Zwar steht er nicht auf der Bühne, aber ganz nahe daran.TExT UND FOTO SANDRA STUTZTeddy Gerstel vor einem Plakat des Marinski-Theaters,St. Petersburg21«Meine Wohnung sieht aus, als wäre ichgerade erst eingezogen», entschuldigtsich Gerstel. Die Besucherin macht sichauf Zügelkartons, Bücherstapel, an dieWand gelehnte Bilder gefasst. In Tat undWahrheit erinnert der aufgeräumte,minimalistisch-modern eingerichteteWohnraum an ein Designer-Hotelzimmeroder an ein avantgardistisches Bühnenbild.Es ist die Behausung einesAlleinlebenden, eines Durchreisenden:Keine Vorhänge, keine Pflanzen oderBlumen, kein Schnickschnack. Etwasverloren wirken deshalb die wenigendekorativen Gegenstände auf den gläsernenTablaren: Ein silbernes Teeservicevon seinen Grosseltern, eine Serie akkurataufgereihter Matroschka-Puppen, einChanukka-Leuchter; an den WändenOpernplakate. Und doch widerspiegelndiese wenigen «Requisiten» alles, wasTeddy Gerstel wichtig ist: Seine Familie,seine Liebe zu Russland und zu seinerrussischen Freundin – einer Mezzosopranistin,seine Religion und die Oper.Er hält sich wenig in seiner Wohnung auf,die am äussersten Zipfel der Rehalp liegt,direkt am Waldrand. Etwa zwei Drittelseines Lebens verbringe er ausser Landes.«Dank moderner Telekommunikationkann ich überall auf der Welt meinenBeruf ausüben.» Ihm ist es gelungen,Arbeit und Hobby perfekt miteinander zukombinieren. Gerstel ist Jurist und reistals Sängeragent ständig herum: von Londonnach Moskau, von Tel Aviv nachTokio. Er handelt für «seine» Opernsängerinnenund Opernsänger Verträgemit den Bühnen der ganzen Welt aus.Später begleitet er die Künstler zu ihrenAuftritten, verfolgt ihre Entwicklung,managt ihr Umfeld. Und immer wiederentdeckt er auch neue Talente. Gerstelbeherrscht mehrere Sprachen, darunterRussisch, und zwar perfekt in Wort undSchrift. Das sei von grossem Nutzen, verfügeRussland doch über ein immensesPotenzial an Opernkünstlern.Sein Flair für die Oper hat Teddy Gerstelbereits als Kind entdeckt. Als Neunjährigersang er im Kinderchor des ZürcherOpernhauses, fand dadurch rasch Zugangzu Opernaufführungen und begeistertesich zunehmend dafür. Am Literargymnasiumsteckte er manchen Mitschülermit seinem «Opernspleen» an und mindestenszweimal die Woche verbrachteman den Abend mit Tosca, Othello oderTannhäuser. Schüler und Lehrlingekamen günstig zu Billetts, auch wenndafür angestanden werden musste –manchmal stundenlang.Während seines Studiums absolvierteGerstel ein Praktikum am hiesigenOpernhaus. So organisierte er Mitte derNeuzigerjahre Konzerte und verschiedenePR-Veranstaltungen in denGemeinden des Kantons – «Stimmenfang»-Tourenim Vorfeld der Abstimmungzur geplanten Kantonalisierungdes damaligen Zürcher Stadttheaters.Durch diesen Job lernte er Sänger undMusiker näher kennen, freundete sichmit manchen an. Einer davon ermutigteihn später, ins «Opern-Business» einzusteigen.«Ich bin ein typischer Schütze», behauptetGerstel, «wissensdurstig, reisefreudigund freiheitsliebend». Aber auchanhänglich und einer, der seine Freundschaftenund familiären Beziehungenpflege. Die Fernbeziehung zu seiner«Carmen» (eine der Paraderollen seinerFreundin) findet er überhaupt nichtproblematisch. «Ich kann überall hinreisen,wo sie gerade auftritt und vondort aus arbeiten.» Für Freizeitbeschäftigungenhat Gerstel kaum Zeit. Alles wasmit seinem Beruf zu tun hat, ist gleichzeitigsein Hobby: Musik, Theater undReisen. Aber doch, da ist noch seineReligion, die, so Gerstel, «sehr in meinemBewusstsein ist.» Zu Israel habe ereine starke Beziehung und hier in Zürichengagiert er sich aktiv für eine israelitischeWohltätigkeitsorganisation.Eigentlich sei er ein schüchternerMensch, meint Teddy Gerstel, und seinselbstsicheres, weltmännisches Auftretenhabe er sich hart erarbeiten müssen.Etwa als junger Assistent an der juristischenFakultät, wo er unverhofft für seinenProfessor eine Vorlesung vor 500Studienanfängern übernehmen musste.Oder kürzlich, als er sich aus einer spontanenLaune heraus für die Quizsendung«1 gegen 100» meldete und promptangenommen wurde. «Das war ein enormerDruck und ich war extrem nervös»,gesteht Gerstel. Aber es sei eine fantastischeMöglichkeit gewesen, seinen Bammelvor grossem Publikum zu überwinden.Und überdies hat er 16 000 Frankengewonnen – keine schlechte Gage für einkurzes Gastspiel!Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


22TExT AURELIO VACCANI, FOTOS KARIN DIODàAuf dem ganzen Hof duftet es nach Äpfeln und die historischeMostpresse rattert auf Hochtouren. In Harassen gestapelt wartenBoskoop, Jonathan, Sauergrauech, Schneideräpfel und SirPrize darauf, gerüstet und gepresst zu werden. Die insgesamt 3,5Tonnen Früchte sind auf dem Hof und in der Umgebung geerntetworden und ergeben rund 1500 Liter des süssen Saftes. Dieserwird direkt nach dem Pressen in Flaschen und«Bag-in-Boxes» abgefüllt und gleich auf dem Hof sowie in verschiedenenQuartierläden angeboten. Ein Anteil wird in den25-Liter Ballonflaschen pasteurisiert.Vor dem Pressen werden die Äpfel gewaschen und faule Stellenund Wurmlöcher weggeschnitten. Anschliessend kommen siedurch den Holztrichter in das Mahlwerk. Die zerkleinertenFrüchte werden im Presskorb aufgefangen. Wenn der Korb derPresse gefüllt ist, wird der Pressvorgang gestartet und der Saftfliesst in den bereit stehenden Eimer. Dann wird der Most inGlasballonflaschen umgefüllt. Was von den Äpfeln übrig ist,wird nicht etwa weggeworfen. Die Pressrückstände – sogenannteMaische – werden mit kultivierter Hefe angesetzt. So wird derGärprozess in Gang gebracht, der für das spätere Brennen unsererSpirituosen nötig ist.Es sind insgesamt etwa drei Dutzend freiwillige Helfer, welchedie Äpfel jeweils ernten, rüsten, zum Mahlwerk hochschleppen,die Flaschen mit Most abfüllen und den ganzen Prozess kontrollierenund überwachen. Ohne deren tatkräftige Unterstützungwäre es gar nicht möglich, in diesem Rahmen zu mosten.Gemostet wird auf der Weinegg an insgesamt drei Wochenenden.Der Höhepunkt ist jeweils das letzte Wochenende mit demMostfest, das dieses Jahr am kalten 27. Oktober stattfand.Ehrengast war Stadträtin Ruth Genner, die eine kleine Anspracheüber die Zukunft des Quartierhofes Weinegg hielt. Den Textfinden Sie auf der folgenden Seite.Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


Quartierhof WeineggDie Rede von Stadträtin Genner am Mostfestfrisch ab PresseDer Quartierhof Weinegg – das ist wesentlich mehr als einLandwirtschaftsbetrieb. Dank des Engagements des Trägervereinsist der Quartierhof mittlerweile ein Treffpunkt für Gross und Klein,der nicht mehr wegzudenken ist. Es gibt zahlreiche Aktivitätenvon Freiwilligen aus dem Quartier für das Quartier. Aus diesemGrund unterstützt das Sozialdepartement der Stadt Zürich denTrägerverein auch im Rahmen einer Leistungsvereinbarung.In den vergangenen fünfzehn Jahren hat der Trägerverein bewiesen,dass die Quartierbevölkerung den Quartierhof zu betreibenimstande ist. Es gibt ein breit gefächertes soziokulturelles Angebot,das jährlich Tausende Besucherinnen und Besucher anzieht.Darüber hinaus bietet sich hier die Möglichkeit, Erfahrungen zumachen, die für die Stadtbevölkerung nicht selbstverständlich sind.Kinder kommen hier mit Tieren und Pflanzen in Kontakt, die siesonst oft nur aus Büchern kennen. Diese Möglichkeit ist geradein der Verdichtung des städtischen Lebensraums wertvoll. «GrünesWissen» ist ein wichtiger Auftrag von Grün Stadt Zürich.23Stadträtin Ruth Genner, warm eingepackt, liess sich am Mostfest vom nasskaltenWetter die gute Laune nicht nehmen.Gut Ding hatte Weile: ein Kauf-und-Tausch-PaketVor einem Jahr durfte mein Stadtratskollege André Odermatt diefrohe Botschaft überbringen: Die Stadt kauft den Quartierhof undverpflichtet sich, ihn weiterzuführen. Jetzt stehen die Verhandlungenzwischen dem Kanton und der städtischen Liegenschaftenverwaltungkurz vor dem Abschluss. Die Flächenbereinigungen zwischenStadt und Kanton hat stattgefunden, und sobald das Geschäftabgeschlossen ist, übernimmt Grün Stadt Zürich.Mit der Fortsetzung der Aktivitäten unter städtischem Dachkommen wir dem Landwirtschaftskonzept von Grün Stadt Zürichnach, ebenso meinem Departementsziel «Grünes Wissen», und wirverfolgen hier ein Legislaturziel des Stadtrats, nämlich «Quartieregemeinsam gestalten».Sich engagieren, eigene Aktivitäten entwickeln, heisstauch Verantwortung und Verpflichtungen übernehmen. UndPartnerinnen und Partner suchen. Zehn Arbeitsgruppen sind beimTrägerverein tätig. Zum Beispiel die Naturschutzgruppe, die denHochstammobstgarten mit 150 Obstbäumen pflegt, zusammenmit dem Naturschutzverein der Kreise 7 und 8 und lokalen WWF-Mitgliedern. Der Trägerverein wird unterstützt vom <strong>Quartierverein</strong><strong>Riesbach</strong>. Auch findet ein reger Austausch statt mit Grün StadtZürich und dem Botanischen Garten der Universität Zürich. Diesäussert sich zum Beispiel darin, dass parallel zum Mostfest jeweilsder Obstsortenmarkt im Botanischen Garten stattfindet.Insgesamt 14 000 Stunden Freiwilligenarbeit werden jedes Jahrauf dem Quartierhof geleistet. Schon 1998 hat das damaligeBundesamt für Umwelt den Quartierhof Weinegg als schweizweiteinzigartigen Modellfall für Nachhaltigkeit ausgezeichnet. DieBewirtschaftung befolgt die Richtlinien von Bio-Suisse, KAGfreiland,ProSpecieRara und Fructus. Die ökologische Aufwertung undPflege des Hochstamm-Obstgartens leistet einen wichtigen Beitragzur Förderung der Biodiversität, namentlich zur Erhaltung von altenObstsorten.Die Pflege des Hofs und die Verjüngung des Baumbestands sowiedie naturnahe Bewirtschaftung geben viel Arbeit. Ich danke allenden vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern von Herzen undwünsche weiterhin viel Freude. Mit Grün Stadt Zürich haben Sieeinen verlässlichen Partner an Ihrer Seite.Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


eingesandt24Museum MühleramaSeefeldstrasse 231, 8008 ZürichSonntag, 30. Dezember und Sonntag, 27. Januar 201314:00–15:00: Öffentliche Führung durch die Sonderausstellung«GIFT. Essen kann gefährlich sein», 15:00–16:00: ÖffentlicheFamilienführung durch die Sonderausstellung «GIFT» (für Kinder ab5 Jahren)Sonntag, 6. Januar und Sonntag, 3. Februar 201314:00 – 15:00: Öffentliche MühlenführungINSERATEGARTEN UND HOLZnaturnaher Gartenbauwww.gartenundholz.chBleulerstrasse 118008 ZürichTelefon 044 382 22 84bioterra-Fachbetrieb NaturgartenLesungen am CheminéefeuerEvangelisch-reformierte Kirchgemeinde NeumünsterIm Januar jeden Montag, Apéro ab 18:45, Lesungen 19:00Kirchgemeindehaus, im Jugendraum, Seefeldstrasse 91Montag, 7. Januar 2013, 19:00Annemarie Stalder liest aus ihrem Buch «Herzrasen» – vom Umgangmit dem Unfassbaren. Eine Mutter verliert ihren 16-jährigen Sohnbei einem Raserunfall.Montag, 14. Januar 2013, 19:00Margrit Schriber liest aus ihrem 2011 erschienenen Roman «Daszweitbeste Glück». Ein historischer Roman über das betörendeGeschwisterpaar Bider, das eine ganze Nation in Atem hielt. Siewird auch aus ihrem neuesten Werk «Syra, die Stripperin» lesen.Montag, 21. Januar 2013, 19:00Russische Lyrik mit Christoph Ferber und Ulrich Schmid.Montag, 28. Januar 2013, 19:00Mit Franz Hohler zur Kirche und auf den Urirotstock – er liestaus seinem neuesten Buch «Spaziergänge». Wir bekommen eineAhnung, was es in unserer nächsten Umgebung alles zu entdeckengibt.Naturnahe Pflegeund Gestaltungvon Gärtenist unsere Kompetenz.Der Abend beginnt jeweils mit einem Apero und schliesst mit einerKollekte.Weihnachtsverkauf im Hofladen im SeefeldLandluft Ð der Hofladen im Seefeld … ffnungszeiten im DezemberDelphinstrasse 11, im HofDonnerstag, 6.12., 13.12. und 20.12. von 10 - 19 h8008 ZŸ rich Freitag, 7.12., 14.12. und 21.12. von 10 - 19 hTelefon 044 251 53 36Samstag, 1.12., 8.12., 15.12. und 22.12. von 10 - 17 hinfo@landluft.ch - www.landluft.chSonntag, 23.12. sowie Montag, 24.12. von 10 - 17 hHeisse GetrŠ nke und ein Besuch vom Samichlaus zur Erš ffnung am 6. DezemberZur Erš ffnung des Weihnachtsverkaufs gibt es im Landluft-Hofladen (Delphinstrasse 11) sowie bei Ç Ziran Ð armenischeSpezialitŠ tenÈ (Delphinstrasse 7) am Donnerstag, 6. Dezember, den ganzen Tag GewŸ rztee, GlŸ hmost und andere heisseGetrŠ nke. Zudem kš nnen Sie verschiedene armenische und Schweizer SpezialitŠ ten degustieren.Und zwischen 17.00 und 18.30 Uhr schaut auch der Samichlaus vorbei Ð wir freuen uns auf Ihren Besuch!Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


Gemeinschaftszentrum <strong>Riesbach</strong>, Seefeldstrasse 93, 8008 ZürichTel: 044 387 74 50 / gz-riesbach@gz-zh.ch / www.gz-zh.chKerzenziehenmit farbigem Wachs29. November bis 21. DezemberÖffnungszeitenDonnerstag, Freitag 15:00 – 18:00Mittwoch 14:00 – 19:00Samstag 09:00 – 12:00Weihnachtsmarkt 15:00 – 18:003. Seefelder WeihnachtsmarktFreitag, 30. November, 16:00 – 21:00Weihnachtliche Stimmung, Glühwein trinken, Leute treffen,Geschenke suchen und finden.Marktstände rund um das GZ <strong>Riesbach</strong> mit Produkten ausSeefelder Ateliers, Werkstätten, Stuben und Küchen. KulinarischesAngebot.Kerzenziehen bis 21:00Fulminante SaisoneröffnungEnde Oktober startete die Veranstaltungsreihe «Jazz im Seefeld»im GZ <strong>Riesbach</strong> mit Christoph Irnigers Band «Pilgrim» fulminantin die neue Konzertsaison. In einem mitreissenden Konzertdemonstrierte Irnigers Quartett quasi den State of the Art desmodernen Jazz.Nächstes Konzert: Mittwoch, 28. November, Max Frankl Quartett.Weitere Informationen: www.jazzimseefeld.ch25MittwochsgrillJeweils am Mittwochabend ab 18:30 – 22:00Mit Freunden einen gemütlichen Abend verbringen – Mit derFamilie entspannt auswärts essen – Leute kennen lernen.Ab 18:30 ist der Holzkohle-Grill für die mitgebrachten Grilladenbereit. Getränke können an der Bar gekauft werden. Geschirr undBesteck stehen zur VerfügungJazz im SeefeldImmer am letzten Mittwoch der Monate Oktober bis MärzKonzerte jeweils ab 19:30Essen selber mitbringen (Grill ab 18:30). Getränke an der Bar.Eintritt Fr. 5.– (plus Kollekte)Max Frankl QuartettMittwoch, 28. NovemberMax Frankl, G / Reto Suhner, AS / Christian Weber, B / ClaudioStrübi, DRBÄUMEEine Ausstellung mit Werken von FrauenAusstellung vom 10. Januar – 28. Februar 2013Vernissage: Donnerstag, 10. Januar, 19:00 – 21:00Mit Werken von Ruth Aeberli, Gina Attinger, Silvia Brack, EvelynHintermann, Marianne Lanz, Melisse Oehninger, Yvonne Plüss,Regula Schaffer, Cornelia Scholz-Räss, Rosanna Spera, HeidiSteger, Roya Stocker-Moghbel, Regula ThalmannNils Wogram präsentiert:Die HausbandMittwoch, 19. DezemberNils Wogram, TB / Raffaele Bossard, B / Dejan Terzic, DRMats UpMittwoch, 30. Januar 2013Matthias Spillmann, TP / Reto Suhner, AS / Marc Mean, P /Raffaele Bossard, B / Dominic Egli, DRNat Su TrioMittwoch, 27. Februar 2013Nat Su, AS / Dominique Girod, B / Dieter Ulrich, DRLisette Spinnler &Christoph StiefelMittwoch, 27. März 2013Lisette Spinnler, VOC / Christoph Stiefel, PQuartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


INSERATE26Weiterbildung – wie ich sie willDeutsch als ZweitspracheNeue RechtschreibungEnglischWeb-PublishingWord, ExcelPhotoshopKommunikationOnline-MarketingDigitale FotografieBeginn Januar 2013EB ZürichKantonale Berufsschule für Weiterbildung w<strong>Riesbach</strong>strasse 11, 8008 ZürichTelefon 0842 843 844, www.eb-zuerich.chBewegung Entspannung EnergieShiatsu Tai Chi Qi Gongim Stadtzentrum NŠ he GrossmŸ nsterDorothea Keller T/F 044 / 361 46 31Frankengasse 6 8001 ZŸ richwww.qishenshiatsu.chdorothea.keller@bluewin.chWir sind dort, woSie zu Hause sind.T 058 404 36 36Spitex Zürich LimmatZentrum Seefeld<strong>Riesbach</strong>strasse 59Spitex Zürichwww.spitex-zuerich.chSchenken Sie Ihren Eltern Unterstützungmit ServiceWohnenMobilEin paar vergnügliche Stunden oder Entlastung vom Alltag: ServiceWohnenMobil unterstütztbetagte Menschen – zuverlässig, kompetent und zu günstigen Konditionen.Wir erledigen verschiedenste Aufgaben aus einer Hand:• Handwerkliches, Unterstützung bei Computer-, Handy- und anderen technischen Fragen• Begleiten zum Arzttermin, aufs Amt, zum Mittagessen, an kulturelle Aktivitäten• Betreuen zu Hause und Organisieren von Anlässen z. B. Geburtstagen, JassrundenInteressiert? Dienstleistungen von ServiceWohnen Mobil sind willkommene Geschenke.Theresa Haueter freut sich auf Ihren Anruf, 044 389 93 18, zu Bürozeiten oder auf Ihr Mail,theresa.haueter@zuerich.chServiceWohnenMobil, Altersheim Wildbach, Wildbachstrasse 11, 8008 ZürichQuartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


...meintEine schwebende Hymne auf dieabwesende FamilieMAx BAUERIRENE VERDEGAAL CALIAROUp to date!Vor ein paar Wochen war ich in Fätzikon, wo ein Freund vonFreunden in einem alten leerstehenden Bauernhaus eine Kostümpartyorganisierte. Bei einem Bier kam ich mit einem Kalifornierins Gespräch, der, bevor er wegen der Liebe in dieSchweiz kam, in Thailand sein Geld mit Online-Pokerspielenverdient hatte. Anscheinend gibt es genug Leute, die mit Online-Poker ihr Geld verlieren, dass andere davon leben können.Wir diskutierten über die Probleme der SchweizerInnen, die fürAusländerInnen schwer nachvollziehbar sind, und über die Problemeder USA. Schnell kamen wir auf das Thema Wahlkampf.Er war der festen Überzeugung, dass die alten Leute Schuld seien,dass die Republikaner so viel Wähleranteile haben. Sie verhindernmit ihrer konservativen Haltung den Wandel, den dieAmerikanerInnen so dringend nötig hätten. Weil sie den ganzenTag vor dem Fernseher hocken und sich leicht manipulierenlassen, sind sie gefundenes Fressen für die republikanischePropaganda. Ausserdem müssen sie statistisch gesehen wenigerlang mit den Folgen leben und haben somit weniger Entscheidungsrecht.Seine Forderung war, dass man ab einem gewissenAlter nicht mehr wählen darf.Die Idee ist extrem, doch praktisch gesehen hat er nicht ganzunrecht. Vor allem in den USA ist die Kalte-Krieg-Generationein grosses Hindernis für die Modernisierung. Viele alte Leutehaben immer noch ein Weltbild mit Amerika im Mittelpunktund stellen sich gegen jegliche Veränderung. Auch biologischgesehen könnte man sagen, dass das Hirn alter Menschenimmer unflexibler wird und sich einer sich immer schnellerverändernden Welt nicht mehr anpassen kann.Der Führerausweis wird weggenommen, wenn Reaktion undSehkraft nachlassen. Folglich sollte auch das Stimmrecht nacheinem gewissen Alter verfallen.Doch die neuesten wissenschaftlichen Studien zeigen, dass manim Alter sehr wohl «up to date» und geistig fit sein kann, wennman mit Jungen im Kontakt ist und sich mit der Welt auseinandersetzt. Das Problem liegt also nicht nur bei den Alten, sondernvor allem bei den Jungen, die wenig Interesse zeigen, dieAlten zu integrieren. Ich rufe deshalb alle Jungen auf, mehr mitden <strong>AHV</strong>-Positiven in Kontakt zu treten und ihnen, zum Beispielmit einem peppigen Facebook-Profil, den Anschluss andie Jugend zu erleichtern!Sie gingen um die Ecke, fuhren ein paar Tage in die Berge undich war endlich wieder mal alleine zu Hause. Als Erstes legte icheine Musik-CD ein und hörte diese ohrenbetäubend laut. Juhui!Ein paar Tage kinderfreie Zone! Zig Verabredungen hatte ich mitFreundinnen und Freunden getroffen und schwebte in dennächsten Tagen von Abmachung zu Abmachung, sass stundenlangschwatzend im Schaufenster der Backbar, traf mich zueinem (oder waren es zwei?) Drinks im Iroquois und hatte dasGefühl, bei Carlo an der Fröhlichstrasse alle seine Kochbücherzum auserwählten Nachtessen gelesen zu haben. Wie in einemschwerelosen Schwebezustand verstrichen die Tage und Nächte.Ob all den unbeschränkt langen Treffs fand ich gar keine Zeitzum Kochen, Putzen, Einkaufen und geschweige denn Aufräumen.Mit Kindern ist man ja ständig daran, Ordnung zu schaffen,Regeln durchzusetzen und Zeiten einzuhalten. Vor mirlagen also drei zeitlose, regellose und ordnungsfreie Tage. Dementsprechendaufwändig waren die Vorbereitungen vor ihrerRückkehr. Schlagartig war die familienbedingte Bodenhaftungzurück: die Kleine hatte Fieber, die Grosse war bleich vor Übermüdungund mein Mann versuchte, gute Miene zum desolatenBild zu machen und berichtete von erfolgreichen, sonnigenTagen in den Bergen. Alle drei fielen zu Hause alsbald in einenunruhigen, traumreichen Schlaf und brachten mich selber ummeinen nötigen Schlaf. Trotzdem werde ich sie wieder mal zudritt in die Berge fahren lassen: schwebende Zustände tun trotzAbsturzgefahr einfach super gut!Irene Verdegaal Caliaro ist berufstätige Mutter und schreibt aus ihrem Alltag mitzwei kleinen Töchtern.27Max Bauer studiert Medizin und wohnt im Quartier. Er schreibt im Kontacht zuThemen, die ihn als jungen Menschen beschäftigen.Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


INSERATE28Jakob KummerWeinhandlungunser Sortiment im Netz:www.kummerwein.choder im Quartierladen:Wildbachstr. 10, 8008 ZürichE-mail: jk@kummerwein.chTelefon: 044 383 75 55 Fax: 044 381 27 22Bäckerei cafeBar take-aWay Wo Denken sichtbar wirdDazu lädt einSchachclub <strong>Riesbach</strong>Eusi Uswahl isch eifach de GipfelLine & WoLfram SchnieppSeefeLdStraSSe 169, 8008 ZürichteLefon & fax 044 422 47 17Inserat im Kontacht, 98 x 68mmJeden Dienstag um 20:00im GZ <strong>Riesbach</strong>, Seefeldstrasse 93www.schachriesbach.chFr. 70.-- pro Ausgabe, 6 x im Jahr, ev. mit Änderungengz-riesbach@gz-zh.chhans.oberholzer@gz-zh.chWir verkaufen engagiert – Ihr Immobilienspezialist im Quartier.Claudia Spalinger, Direkt 044 388 58 80, claudia.spalinger@intercity.ch • Robert Künzler, Direkt 044 388 58 60, robert.kuenzler@intercity.chIntercity Immobiliendienstleistungen, Zollikerstrasse 141, 8008 Zürich, www.intercity.chDie Intercity Group ist ein unabhängiges Immobiliendienstleistungsunternehmen mit Gruppengesellschaften in Zürich, Luzern, Bern, Basel, St. Gallen, Olten und Zug. Hugo SteinerAG in St. Gallen. Wüst und Wüst für exklusives Wohneigentum in Zürich, Luzern und Zug (exclusive affiliate of Christie’s International Real Estate). SPG Intercity für kommerzielleLiegenschaften in Zürich, Basel und Genf (alliance partner of Cushman & Wakefield). Inova Intercity für Bautreuhand in Zürich, Uster und Basel. alaCasa.ch für Wohneigentum.Zürich, 20. Februar 2010/jkQuartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


Das elektronische Quartiermagazin für zwischendurchFortsetzung von Seite 13Anmeldung sowie Hinweise auf öffentliche Veranstaltungenunter newsletter@8008.chDer nächste KONTACHT-Newsletter erscheintAnfang Februar 2013Inserieren im KONTACHT 2013Am Rande der Gesellschaft...Mir war, als sei die Gesellschaft eine runde schwebende Scheibe– während ich mich, von dieser Scheibe gefallen, an deren Randklammerte und versuchte, den Kontakt zur Gesellschaft nicht zuverlieren. Doch das lohnt sich nicht. Der Prozess verlangt, dasswir loslassen. Irgend wann treffen wir auf Andere, die mit unsam Rande der Gesellschaft stehen – solche, die schon vor unslosgelassen haben. Sie wissen von der «gläsernen Wand». Siesind bereits erfahren. Mit ihnen gibt es wieder Verstehen. Mitihnen sind wir nicht mehr allein.29Auflage:Papier:Druck:1600 ExemplareCyclus Offset 90g (100% Recycling)2-farbig, schwarz/cyanInserategrössen und PreiseInserat Breite/Höhe Preis Fr.1/32-Seite (nur Text, 3 Zeilen) 20.001/16-Seite 93 x 32 mm 50.001/8-Seite 93 x 64 mm 70.001/4-Seite 93 x 128 mm 150.001/3-Seite 190 x 88 mm 180.001/2-Seite 190 x 128 mm 240.00Rabatt bei 3 Ausgaben 10%Rabatt bei 6 Ausgaben 15%Nachbearbeiten von InseratenStunden-Ansatz 100.00Minimal-Betrag 25.00ErscheinungsdatenNummer Red.-Schluss VersandNr. 224 11.01.2013 22.02.2013Nr. 225 22.03.2013 26.04.2013Nr. 226 31.05.2013 05.07.2012Nr. 227 23.08.2013 25.09.2013Nr. 228 25.10.2013 22.11.2013DruckunterlagenElektronische Daten: Word-Datei oder PDF (Druckfertig)Bilder in JPEG oder TIFF Format (Auflösung 300 dpi)per E-Mail an:hans.oberholzer@gz-zh.chper Post an:GZ <strong>Riesbach</strong>, Kontacht, Seefeldstrasse 93, 8008 ZürichBeratung und ReservationHans OberholzerTel. 044 387 74 50 (GZ <strong>Riesbach</strong>, 14-18 Uhr)Mobile 078 63 166 63 / E-Mail: hans.oberholzer@gz-zh.ch...und im dunklen WaldIm Märchen müssen manche Heldenfiguren für sieben Jahre inden dunklen Wald. Schier unlösbare Aufgaben sind zu bewältigen,böse und gute Kräfte wirken mit – Wildes und Ungeheuerlichesgeschieht. Am Ende wird alles gut. Die Märchenfigurenhaben ihre Aufgaben gelöst und dürfen nun zurück in dieGesellschaft. Sie haben Neues gelernt und Altes abgelegt.Das ist die Psychologie zur Selbst-Integration. Nur, dass derProzess und das Leben, anders als im Märchen, weitergehen.P.S.Mein Text ist sehr persönlich verfasst. Ich möchte damit niemandabschrecken ich möchte vielmehr Mut machen, unbekannteHerausforderungen anzunehmen.Das Quartier mitgestalten!Mitglied werden im <strong>Quartierverein</strong> <strong>Riesbach</strong>!Zögern Sie nicht und rufen Sie an oder senden Sie ein Email anmitglieder@8008.chVielfältige Kontakteund 5-mal jährlich KONTACHT im Briefkastensind Ihnen sicher.Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


INSERATE30l e r n l a d e – z ü r i . c hInseratKontacht98 x 68 mmWieder erfolgreich lernen !Probezeit sicher bestehen !Persönlicher Förder - undNachhilfe - Unterricht (Einzelstunden)Edwin Nyffeler-GislerHammerstr. 27 I 8008 Zürich I Tel. 043 819 36 30www.lernlade-zueri.ch I info@ lernlade-zueri.chDer Bioladenim Seefeld.An der Ecke.Immer wieder NEU.Weihnachtszeit ist Advent.Mit unseren auserlesenen Produktenin Ihren Händenwerden die Festtage zu Ihrem Fest.Für Sie bereit ab Dezember.GenossenschaftPARADIESLI*Seefeldstrasse 298008 ZürichTel 044 261 70 21www.bioladen-paradiesli.chMo 10.00-18.30Di-Fr 9.00-18.30Sa 9.00-16.00Wegbeschreibung– Tram 2 oder 4 Station Fröhlichstrasse, 5 Minuten– mit dem Auto bis Mühlebachstrasse 173, linksPrivatstrasse MünchsteigAngebot– Private Squash-Halle– Zwei Duschen– Zwei UmkleidekabinenMünchsteig 3, 8008 Zürich(Nähe S-Bahn Station Tiefenbrunnen)Auskunft/Anmeldung: www.squash-seefeld.chE-Mail: squash@rammgt.chTelefon 044 262 40 30 Fax 044 251 10 25Öffnungszeiten– Montag bis Freitag, 8:00–20:00 Samstag 8:00–18:00– Sonntage und Feiertage geschlossenPreise– Fr. 30.– (für 60 Minuten volle Spieldauer)– Karten zu Fr 200.– erhältlich– Schlüssel und Kartendepot Fr. 200.–Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


LeserbriefeLiebe Frau StutzVon den Ferien zurück, habe ich das neue Kontacht im Briefkastenvorgefunden und mich sehr gefreut über ihr «Kontachtiert» - vielenherzlichen Dank. Es ist wirklich ein sehr schön geschriebenerBeitrag, merci vielmals für Ihr Zuhören und Umsetzen. Insgesamtist es ein sehr gutes Kontacht – Kompliment an alle.Alles Gute und viele herzliche GrüsseCorinne Schlatter31Allen KontachtMacherInnen grossen und herzlichen Dank für diePlatzierung unseres PARADIESLI-Notrufs. Wir haben eine Anfragebekommen. Und etliche mündliche Mutzusprechungen.Idi Haeberli(Marguerite Crettaz)Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012


Foto Gina Attinger32Quartiermagazin Kreis 8 <strong>223</strong>/2012

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!