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1k-Polyurethan- oder Silikonmaterialien meschanisch ... - Ceracon

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1K-<strong>Polyurethan</strong>- <strong>oder</strong><br />

<strong>Silikonmaterialien</strong><br />

mechanisch geschäumt<br />

Neu auf dem Markt ist eine<br />

FIPG-Systemtechnik, die auf 1K-<br />

<strong>Polyurethan</strong>- <strong>oder</strong> Silikonschaum<br />

basiert. Das einkomponentige<br />

Material sowie die entsprechende<br />

Auftragstechnik<br />

sind patentiert und bieten dem<br />

Anwender wichtige Vorteile.<br />

Andreas S. Kreissl, Stephan Hoof<br />

Das neue so genannte Penguin<br />

Foam System mit der Foamply-<br />

Auftragstechnik fertigt geschäumte<br />

Dichtungen (Bild 1) aus einkomponentigen<br />

Elastomeren direkt am abzudichtenden<br />

Bauteil (FIPG-Dichtungstechnik = form-inplace<br />

gaskets). Auch komplexe Dichtungsgeometrien<br />

sind einfach zu realisieren, wobei<br />

das Aufschäumen durch das Belüften<br />

des flüssigen Kunststoffes nach einem patentierten<br />

Verfahren erfolgt. Die Aushärtezeit<br />

beträgt nur wenige Minuten, und die<br />

applizierten Dichtungen weisen geschlossene<br />

Zellen mit gleichmäßiger Porenverteilung<br />

auf.<br />

Elastomer-Dichtungen werden derzeit in<br />

zahlreichen Anwendungen eingesetzt, die<br />

Staub- <strong>oder</strong> Wasserdichtigkeit und Luftab-<br />

GERÄTE- UND ANLAGENTECHNIK < ADHÄSION 12.01 31<br />

schluss erfordern. Zwar sind für die meisten<br />

Applikationen vorgeformte Dichtungen<br />

erhältlich, der Bedarf an vor Ort geschäumten<br />

Dichtungen steigt jedoch ständig.<br />

Die wichtigsten Vorteile sind bekannt:<br />

Zum einen lassen sich auf diese Weise die<br />

Kosten senken, zum anderen ergibt sich vor<br />

allem gegenüber gestanzten Dichtungen eine<br />

erhebliche Reduktion der Abfallmengen.<br />

Material und Auftragstechnik<br />

aus einem Guss<br />

Das hier vorgestellte System mit der zugehörigen<br />

Auftragstechnik wurde von Sunstar<br />

in Japan entwickelt und wird dort bereits<br />

erfolgreich eingesetzt - unter anderem in<br />

der Automobil- und Elektronikindustrie.<br />

Für den europäischen Markt wird das<br />

Unternehmen CeraCon aus Weikersheim<br />

die Anlagentechnik und die dazugehörige<br />

Bild 1: Bauteil mit mechanisch geschäumter Dichtraupe<br />

Automatisierung nach europäischen Normen<br />

bauen und vertreiben. Der Dichtstoff<br />

wird direkt von Sunstar vermarktet und in<br />

Kürze auch in Europa produziert. Das einkomponentige<br />

Material ist auf <strong>Polyurethan</strong>bzw.<br />

Silikonbasis aufgebaut. Es sind kalt<br />

und warm aushärtende Varianten des<br />

Werkstoffs verfügbar.<br />

Mechanisch statt chemisch<br />

Für das Schäumen von Dichtungen sind zwei<br />

verschiedene Verfahren möglich. Das erste<br />

erzeugt die gewünschte feine Blasenstruktur<br />

durch eine chemische Reaktion, wobei zwei<br />

hochreaktive Komponenten sehr präzise<br />

dosiert und homogen vermischt werden<br />

müssen. Aufgrund der hohen Reaktivität in<br />

der Material-Mischkammer (chemische Aushärtereaktion)<br />

ist es nötig, die Prozessparameter<br />

in sehr engen Toleranzen zu führen.


32<br />

ADHÄSION 12.01<br />

Bisher wurde bei vor Ort geschäumten<br />

Dichtungen hauptsächlich das chemische<br />

Verfahren angewandt, obwohl die anlagentechnischen<br />

Voraussetzungen verhältnismäßig<br />

komplex sind und die Prozessführung<br />

nicht unproblematisch ist. Dadurch<br />

können hinsichtlich der Qualität der Dichtungen<br />

Probleme auftreten. Je nach Umgebungsbedingungen<br />

(Luftfeuchte, Umgebungstemperatur)<br />

sind deutliche Schwankungen<br />

möglich.<br />

Beim zweiten, dem einkomponentigen<br />

Dichtungsschäumen, wird das Dichtungsmaterial<br />

mit extern zudosiertem Gas gemischt,<br />

das dann mechanisch in feine Bläschen<br />

aufgeteilt wird.<br />

Bisher war dieses Verfahren nur mit Hotmelts<br />

und einer Hochdruck-Gasversorgung<br />

möglich. Bei dieser Methode erfolgt die<br />

Aushärtung über die Luftfeuchtigkeit und<br />

braucht entsprechend Zeit. Das neu entwickelte<br />

mechanische Schäumverfahren,<br />

das dem Penguin Foam System mit der Foamply-Auftragstechnik<br />

zu Grunde liegt, erfordert<br />

lediglich eine konventionelle Druckluftversorgung,<br />

mit der das einkomponentige,<br />

bei Raumtemperatur zu verarbeitende<br />

Elastomer belüftet wird.<br />

Die Wirkungsweise lässt sich sehr anschaulich<br />

wie folgt beschreiben (Bild 2):<br />

Nach dem Zuführen von flüssigem Elastomer<br />

zu einem definierten Luftvolumen<br />

wird in einer Förderstrecke eine zweiphasige<br />

Strömung erzeugt. Dabei verteilt sich<br />

das Gas durch Scherspannungen gleichmäßig<br />

in der Flüssigkeit. Einmal belüftet,<br />

nutzt das Verfahren die spezifischen Strömungseigenschaftenhochviskoser<br />

Polymere zur feinen<br />

Verteilung und Homogenisierung<br />

des Materials. Wird<br />

das zweiphasige Fluid wieder<br />

auf Atmosphärendruck entspannt,<br />

dehnt sich die Luft<br />

aus, und es bildet sich der gewünschte<br />

Schaum.<br />

Die anlagentechnische<br />

Seite<br />

Dichtungsmaterial und Anlage<br />

wurden bei der Entwicklung<br />

aufeinander abgestimmt.<br />

Eine betriebsbereite<br />

Anlage besteht aus der entsprechenden<br />

Auftrags- und<br />

integrierten Steuerungstechnik<br />

sowie einem Handling-<br />

Roboter, der die Dichtraupe<br />

auf die Bauteile appliziert.<br />

Bild 3: Anlagenschema<br />

Bilder<br />

02 – 05<br />

Bild 2: Schema Blasenverteilung durch Scherkräfte<br />

Bild 4: Aufschäumgrad als Funktion des Belüftungsgasdruckes<br />

Bild 5: Shore-Härte A als Funktion des Aufschäumgrades


Eigenschaften Vorteile weiterer Nutzen<br />

Nur eine Weniger Störquellen Höhere Prozesssicherheit<br />

Komponente Kein Mischen reaktiver Höhere Anlagenverfügbarkeit<br />

dosieren Komponenten Keine Mischkammerreinigung<br />

Keine Lösungsmittel<br />

Keine Sondermüllentsorgung<br />

Kein Materialverlust<br />

Kleinstmengendosierung Neue Designmöglichkeiten<br />

möglich<br />

Einfachere Logistik Materialgemeinkosten sinken<br />

Sehr wenig Wartung Hohe Anlagenverfügbarkeit<br />

Warmaushärtung Einfacher Prozess Qualität steigt<br />

bei nur 80 °C Inlinefähig Keine Prozessunterbrechung<br />

Minimaler Platzbedarf Einsparung von Produktionsfläche<br />

Bauteile sind ein- Keine Zwischenlager Einsparung von Lagerfläche<br />

baufähig nach<br />

nur fünf Minuten Inlinefähig Keine Prozessunterbrechung<br />

Sehr einfache Angelernte Bediener Weniger Personalkosten<br />

Bedienung Bediener sind austauschbar Mehr Flexibilität<br />

Mechanisches Kein chemisches Verfahren Weniger Ausschuss<br />

Aufschäum- mit verzögertem Aufschäumen<br />

verfahren Endgültige Raupengeometrie Minimierung der Rüstzeiten<br />

direkt nach dem Auftrag<br />

vorhanden<br />

QS-Kontrolle sofort nach<br />

dem Auftrag möglich<br />

Große Toleranz Unempfindlich Prozesssichere<br />

gegenüber gegen Luft- Funktion auch in<br />

Bauteil- temperaturschwankungen rauer Arbeitsumgebung<br />

temperaturen Kein Vortemperieren Mehr Flexibilität<br />

und Umgebungs- der Bauteile nötig Bessere Qualität<br />

einflüssen Unempfindlich gegenüber Höhere Prozesssicherheit<br />

Schwankungen der<br />

Luftfeuchtigkeit<br />

Tabelle 1: Eigenschaften und Vorteile des Foamply-Verfahrens<br />

Wenn eine warm aushärtende Werkstoffvariante<br />

gewählt wird, schließt sich ein kurzer<br />

Durchlaufofen an. Bild 3 zeigt das Anlagenschema<br />

ohne Ofen. Eine Versorgungspumpe<br />

und ein Druckluftsystem<br />

(max. 6 bar) versorgen die Maschine mit<br />

Material und Luft. Das Volumen des Schaumes<br />

lässt sich sehr einfach bis zu einem<br />

Faktor 1:3,5 variieren (Bild 4). Die Vorteile<br />

des Verfahrens sind in Tabelle 1 zusammengefasst.<br />

Interessant für manche<br />

Anwendungen ist außerdem, dass diese<br />

Technik unabhängig von der Bauteiltemperatur<br />

prozesssicher funktioniert. So las-<br />

GERÄTE- UND ANLAGENTECHNIK < ADHÄSION 12.01 33<br />

sen sich kalte Metallteile ohne Vorwärmen<br />

<strong>oder</strong> warme Spritzgussteile ohne Abkühlen<br />

abdichten. Diese Anlagentechnik ist speziell<br />

für den so genannten Penguin-Schaumstoff<br />

entwickelt worden, funktioniert aber prinzipiell<br />

auch mit anderen einkomponentigen,<br />

thixotropierten Elastomeren.<br />

Eigenschaften und<br />

Anwendungsmöglichkeiten<br />

Die Schaumqualität ist vollautomatisch<br />

reproduzierbar, was im Hinblick auf die<br />

üblichen zertifizierten Qualitätssicherungssysteme<br />

einen erheblichen Vorteil darstellt.<br />

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die wesentlich<br />

kürzeren Aushärtezeiten der Produkte.<br />

Die warm vernetzende Werkstoffvariante<br />

härtet bei 80 °C in nur fünf Minuten<br />

aus. Die beschäumten Bauteile können<br />

also innerhalb von fünf bis zehn Minuten<br />

eingebaut werden – gegenüber mehreren<br />

Stunden bei herkömmlichen zweikomponentigen<br />

Schäumen. Da nur eine Komponente<br />

dosiert wird, lassen sich außerdem<br />

kleinere Dichtungen wesentlich leichter<br />

herstellen. Die Härtewerte der Dichtungen<br />

in Abhängigkeit vom Aufschäumgrad sind<br />

in Bild 5 dargestellt. Interessante Anwendungen<br />

finden sich unter anderem im Bereich<br />

Automobilindustrie für die Kraftfahrzeug-Elektronik,<br />

für Zulieferer der Hausgeräte-Industrie<br />

sowie für alle Arten von<br />

Gehäusen (Schaltschränke, Langfeldleuchten),<br />

Walzen (beispielsweise für Kopierer)<br />

<strong>oder</strong> Filter.<br />

Fazit<br />

Die vorgestellte neue einkomponentige<br />

Schäumtechnologie ermöglicht das Auftragen<br />

von Elastomerdichtungen mit höchster<br />

Prozesssicherheit und Anlagenverfügbarkeit<br />

bei einfacher Bedienung und geringem<br />

Wartungsaufwand. Weitere zusätzliche<br />

Nutzen sind die sehr schnelle Aushärtung<br />

der Dichtungen, das umweltschonende<br />

Prinzip durch den Wegfall von Spülzyklen<br />

sowie die Unempfindlichkeit gegenüber<br />

Schwankungen der Raumtemperatur und<br />

Luftfeuchtigkeit.<br />

Durch die optimale Abstimmung von Anlagentechnik<br />

und Werkstoff lassen sich<br />

Elastomerdichtungen mit höchster Qualität<br />

- schnell und optimal an die Anwendung<br />

angepasst – kostengünstig herstellen. π<br />

Quellenverweis<br />

Autoren & Vita<br />

Andreas S. Kreissl ist geschäftsführender<br />

Gesellschafter der CeraCon GmbH,<br />

97990 Weikersheim (Tel. +49 (0)<br />

7934/992810), Stephan Hoof arbeitet<br />

als Anwendungsingenieur bei UniSunstar<br />

BV, 97990 Weikersheim (Tel. +49<br />

(0) 7934/993911).

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