Tag3 Vortrag3_Anaemi.. - Plattform Blut
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Wiener <strong>Blut</strong>tage 2009<br />
11.06. – 13.06. 2009<br />
Anämie<br />
Erkennung und Behandlung<br />
OA Dr. Peter PERGER<br />
Facharzt für Anästhesie und Intensivmedizin<br />
Facharzt für <strong>Blut</strong>gruppenserologie und Transfusionsmedizin<br />
Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin mit <strong>Blut</strong>bank<br />
Krankenhaus der Stadt Wien – Hietzing<br />
mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel<br />
peter.perger@wienkav.at<br />
Dr. Peter Perger | Anämie | peter.perger@wienkav.at Folie 1 von 43
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11.06. – 13.06. 2009<br />
„Risk Associated with Preoperative<br />
Anemia in Noncardiac Surgery“<br />
(Beattie, Anesthesiology, 2009; 110:574-81)<br />
• 7.759 aufeinanderfolgende chir. Patienten (März 2003 – Juni<br />
2006)<br />
• 39.5 % Hb < 13.0 g/dl<br />
• 39.9 % Hb < 12.0 g/dl<br />
• Anämie war zu 2.36 (odds ratio) mit Mortalität verknüpft (90<br />
Tage-Survival)<br />
• 18.6% aller Pat. wurden transfundiert,<br />
• 68% aller Konserven gingen an primär anämische Pat.<br />
• Transfusionsrate anämischer Pat. 30.4 % versus 10.6% bei<br />
nicht-anämischen Pat.<br />
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„Risk Associated with Preoperative<br />
Anemia in Noncardiac Surgery“<br />
Diskussion:<br />
• Retrospektive Studie<br />
• Anämischer Zustand bezeichnet „kränkeren“ Patienten<br />
(Komorbidität)<br />
• Grund und Dauer der Anämie war unbekannt (Prognose)<br />
• Dadurch unterschiedliche Gewebsoxygenierung bedingt<br />
• Nur Spitalsmortalität eingegangen<br />
Trotzdem Sukkus: Anämiekorrektur sollte<br />
Mortalität und Morbidität verbessern<br />
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Definition (laut WHO)<br />
I.] Verminderung der Hämoglobinkonzentration<br />
unter einen Wert, der für ein bestimmtes<br />
Individuum (> 14a) unter bestimmten Umständen<br />
als normal zu gelten hat (damit sind über 10%<br />
aller europäischen Frauen als anämisch zu<br />
klassifizieren) oder<br />
II.] wenn der Hb-Gehalt des <strong>Blut</strong>es niedriger ist, als<br />
es dem Alter und Geschlecht entspricht.<br />
Anämie Krankheit sondern Symptom<br />
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Ab welchem Hb-Wert spricht man<br />
von Anämie (in g/dl)?<br />
Hb<br />
g/dl<br />
WHO<br />
1968*<br />
Ery-Zahl<br />
< 13 < 13 < 13.5 < 13.2 4.5 – 5.9 x<br />
10 6<br />
< 12 < 12 < 11.5 < 11.7 4.1 – 5.1 x<br />
10 6<br />
Onkologie<br />
Wintrobe<br />
Schwangere<br />
< 11 < 10 p.<br />
partum<br />
* > 14 Jahre und auf Meeresspiegelniveau<br />
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Haematopoiese<br />
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Einfluss von Anämie und kardiovaskulären Erkrankungen<br />
auf die postoperative Mortalität<br />
Carson et al. Lancet 1996;348:1055-1060<br />
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Hk als Marker für postop.<br />
Sterberisiko<br />
Wu et al (JAMA 2007, 297: 2481-2488) stellte bei 310.311<br />
Patienten (davon 132.970 anämisch = 45.85 % und 637<br />
polyzytämisch = 0.2 % / US-Veteranen > 65 a /<br />
nichtkardiale Operationen) fest, daß die<br />
Sterberate bis 30 Tage postoperativ pro<br />
Prozentpunkt außerhalb des optimalen<br />
Hämatokritbereiches von 40 – 54 um 1.6 %<br />
zunimmt<br />
(d.h. bei einem Hk von 30 steigt die Sterberate um 14.4 %). Das<br />
bedeutet, daß jede Anämie (aber auch Polyzytämie)<br />
präoperativ abgeklärt werden sollte.<br />
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Häufigste Ursachen (1)<br />
Hypoproliferation (29 %):<br />
• Mangelernährung (insb. Ovo-Lacto-Vegetarier / hptsl.<br />
Eisen )<br />
• Akute oder chronische Entzündungen (z.B. PCP)<br />
• Nierenerkrankungen (EPO-Mangel)<br />
• Hämatologische Malignome<br />
• Solide Tumore, die das KM beeinflußen<br />
• Zytostatika, NSAR<br />
• Alkoholische Lebererkrankung<br />
• Chronische Herzinsuffizienz<br />
• Schwangerschaft (Mehrbedarf > 100%)<br />
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Häufigste Ursachen (2)<br />
Hämolyse (17.5 %):<br />
• Thalassämie, Sichelzellanämie<br />
• Glucose-6-Phosphatdehydrogenase-Mangel<br />
• Paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie<br />
• Autoimmunprozesse<br />
• Mikroangiopathische hämolytische Anämie<br />
• Medikamente (wie Ribavarin)<br />
Akute oder chronische <strong>Blut</strong>ung<br />
(17.5 + 27 % = 44.5 %)<br />
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Ursachen der ACD (Anämien chronischer<br />
Erkrankungen, Weiss, 2005, NEJM, 352:1011)<br />
Häufigkeit<br />
Akute und chronische Infektionen 18 – 95 %<br />
Malignome 30 – 77 %<br />
Autoimmunerkrankungen (wie SLE,<br />
rheumatische Arthritis, Crohn)<br />
8 – 71 %<br />
Abstoßungsreaktionen 8 – 70 %<br />
Nierenerkrankungen 23 – 50 %<br />
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Megaloblastäre Anämien<br />
(Vit-B12 bzw. Folsäuremangel)<br />
• Zufuhr : strikte vegetarische Ernährung<br />
• Absorption : perniziöse Anämie, Gastrektomie, Zöliakie<br />
• Chronischer Alkoholismus (Magenschleimhautatrophie)<br />
• Fischbandwurm<br />
• Bakterien, Dünndarmdivertikel<br />
• Bedarf : Schwangerschaft<br />
Folsäure enthalten in Blattgemüse, Leber, Hefe, Milch<br />
Vit.B12: in Leber u.a. tierischen Nahrungsmitteln<br />
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Schwangerschaftsanämie<br />
• Erhöhter Bedarf (relativer Mangelzustand / cave:<br />
Mehrlings- bzw. kurz aufeinanderfolgende Schw.)<br />
• Geburtsgewicht des Feten korreliert mit Ferritin<br />
der Mutter (= Maß des Eisenspeichers im Körper)<br />
• Scheinanämie infolge <strong>Blut</strong>plasmazunahme<br />
(niedrigster Wert ~ 8. Monat „mehr Wasser im<br />
Kaffee“)<br />
• Okkulte <strong>Blut</strong>ungen<br />
• Lt. WHO > ½ Mill. Tote wegen postpartaler<br />
<strong>Blut</strong>ung !!<br />
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Anämiesymptome<br />
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Normalwerte rotes BB (KHR)<br />
Analyse Normalbereich Einheit<br />
Erythrozyten<br />
(RBC)<br />
M: 4.5 – 5.5<br />
W: 4.0 – 5.0<br />
X 10 12 / l<br />
Hämoglobin (Hb) M: 13 – 17<br />
W: 12.5 – 16<br />
Hämatokrit (Hkt) M: 43 – 50<br />
W: 38 – 44<br />
g / l<br />
%<br />
MCV (mittleres<br />
Zellvolumen)<br />
MCH (mittleres<br />
Zellhämoglobin<br />
MCHC (mittlere<br />
korpuskuläre Hb-Konz.)<br />
80 – 95 fl<br />
27 – 34 pg<br />
30 – 35 g / dl<br />
Retikulozyten < 15 ‰<br />
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Erklärungen<br />
MCV<br />
Mittleres<br />
corpuskuläres<br />
Volumen<br />
zeigt Unterschied zw. kleinen<br />
und großen Erys an<br />
MCH<br />
Mittleres<br />
corpuskuläres<br />
Hämoglobin<br />
ist erniedrigt, wenn der<br />
einzelne Ery zu wenig Hb<br />
besitzt<br />
MCHC<br />
Mittlere<br />
corpuskuläre<br />
Hb-Konzentration<br />
Erlaubt Feststellung, ob in<br />
den Erys Hb relativ zur<br />
Größe vermehrt oder<br />
vermindert ist<br />
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Erythrozyten-Indices<br />
3 = MCHC (mittlere zelluläre Hämoglobinkonzentration) =<br />
MCH/MCV = Hb/Hk NW = 30 - 35g/dl<br />
Hb<br />
3<br />
2 = MCH (mittleres zelluläres<br />
Hämoglobin) = Hb/Ez<br />
NW = 27 - 33 pg<br />
2<br />
Ez<br />
1<br />
Hk<br />
1= MCV mittleres zelluläres Volumen = Hk/Ez<br />
NW 80 - 95 fl<br />
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Gegebenheiten<br />
• Unter normoxischen Bedingungen beträgt der kritische<br />
arterielle Sauerstoffgehalt etwa 6 ml/dl = Hb-Konz. von ca. 4<br />
- 4.5 g/dl (Normovolämie und stabile Kreislaufbedingungen<br />
vorausgesetzt).<br />
• Brannon, JCl 1945: Hb ≥ 7 g/dl = normale kardiale<br />
Hämodynamik<br />
• Das theoretische Minimum liegt bei einem Hb von ca. 3.5<br />
g/dl (bei körperlicher Ruhe).<br />
• „high output heart failure“ beim gesunden Herz tritt erst < 5<br />
g/dl ein<br />
NB: ein Hb. zw. 4 – 8 g/dl erhöht die<br />
mütterliche Mortalität nur um das 1.35-fache<br />
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Anamneseweg<br />
• Medikamentenanamnese: möglichst umfangreich<br />
(Salicylate, ACE-Hemmer, ß-Blocker, SSRI,<br />
NSAR, Thrombozytenaggregationshemmer .....)<br />
• Berufs-: Exposition mit toxischen Substanzen<br />
• Sozial-: Drogenmissbrauch, HIV-Infektion<br />
• KH-: Diabetes mell., Nephropathie, St. p.<br />
Magenverkleinerungen uam.<br />
• Ernährungs-: Kinder, Jugendliche, ältere<br />
Menschen<br />
• Familien-: hereditäre Formen<br />
• Bei 20 – 60 % aller Krebspatienten<br />
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Weitere Laborparameter (1)<br />
• Eisenspiegel: als Diagnosegrundlage<br />
ungeeignet, da massive Tagesschwankungen /<br />
kein Hinweis auf Eisenspeicher / Abnahmefehler<br />
infolge Stauung<br />
• Reticulozyten: Jungform der Erys (bis etwa<br />
1.5%)<br />
• Ferritin: gibt Aufschluß über Eisenreserven > 1<br />
µg Ferritin bedeutet etwa 8 mg Speichereisen<br />
(150 – 200 mg werden benötigt um das Hb um 1<br />
g/dl zu heben)<br />
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Weitere Laborparameter (2)<br />
• Transferrin (Aufschluß über mobiles Eisen)<br />
und Eisenbindungskapazität (Transport-EW):<br />
bei Eisenmangel steigt die Konzentration an<br />
• Transferrinsättigung (= Serumeisen /<br />
Transferrin x 70.9): liegt sie < 15 %<br />
Eisenmangel, > 55% Eisenüberschuß<br />
• Serumtransferrinrezeptorkonz. (= sTFR oder<br />
löslicher Transferrinrezeptor): Indikator für den<br />
funktionellen Eisenstatus<br />
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Anämieformen anhand von<br />
Laborwerten<br />
• Reticulozyten : Hämolyse (peripherer Ery-<br />
Verbrauch)<br />
• Reticulozyten + sTFR : verminderte<br />
Knochenmarksproduktion<br />
• Reticulozyten + sTFR : ineffektive<br />
Erythropoese (Reifungsstörung)<br />
• Reticulozyten + EPO : renale Anämie<br />
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Weitere Laborparameter (3)<br />
• Hämolyseabklärung: indir. Bilirubin , LDH ,<br />
Haptoglobin , Coombs-Test, freies Hb ,<br />
Retikulocytose<br />
• Hämoglobindifferenzierung (zur Abklärung von<br />
Risikopatienten): Hbf, HbA, genetisch auf<br />
Thalassämie<br />
• Vitamin-B12-Bestimmung<br />
• Folsäurebestimmung<br />
• Knochenmarksausstrich<br />
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Anämieformen anhand des BB<br />
Normochrome, normozytäre Anämie<br />
• MCV normal<br />
• MCH normal<br />
• MCHC normal<br />
Nicht regenerative Anämie: z.B. chron.<br />
Nierenerkrankung, chron. entzündliche<br />
Erkrankungen, endokrine Störungen,<br />
Maldigestion, Malabsorption, maligne Tumore<br />
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Anämieformen anhand des BB<br />
Hyperchrome, normozytäre Anämie<br />
• MCV normal<br />
• MCH <br />
• MCHC <br />
Intravaskuläre Hämolyse, in vitro Hämolyse,<br />
Hyperlipidämie verursacht falsch hohes<br />
Hämoglobin, Heinz Körper (= denaturiertes<br />
Eiweiß)<br />
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Anämieformen anhand des BB<br />
Schwere hereditäre Sphärozytose<br />
• MCV <br />
• MCH <br />
• MCHC <br />
Hämolytische Erkrankung mit Erhöhung der<br />
Erythrozytenzahl, der Hämoglobinkonzentration<br />
und des Hämatokrits (je nach Schwere können<br />
MCH und MCHC auch normal sein)<br />
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Anämieformen anhand des BB<br />
•MCV normal<br />
•MCH <br />
•MCHC normal<br />
Beginnende<br />
Eisenmangelanämie<br />
•MCV <br />
•MCH <br />
•MCHC normal<br />
Mangel an Eisen, Kupfer<br />
oder Vitamin B6<br />
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Anämieformen anhand des BB<br />
•MCV <br />
•MCH <br />
•MCHC <br />
Regenerative Anämie<br />
nach z.B. Eisen, Kupfer<br />
oder Vitamin B6<br />
Substitution in den<br />
ersten Tagen<br />
•MCV <br />
•MCH <br />
•MCHC <br />
Präsenz hochgiftiger<br />
Kälteagglutinine, die<br />
eine Agglutination von<br />
Erythrozyten bewirken<br />
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Anämieformen anhand des BB<br />
• MCV <br />
• MCH normal<br />
• MCHC normal bis <br />
Folat- oder Vitamin B 12 Mangelanämie;<br />
Leberzirrhose, Alkoholismus<br />
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Erythrozytenentwicklung<br />
Erythroblast<br />
Retikulozyt
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Ursachen eines Eisenmangels<br />
• Resorptionsstörungen: Malabsorption,<br />
Magenresektion (Adipositaschir.), atrophische<br />
Gastritis, Chelatbildner (= Antacida),<br />
Glutenunverträglichkeit<br />
• Erhöhter Bedarf: Schwangerschaft + Stillzeit,<br />
Sport, Adoleszenz<br />
• Ernährungsbedingt in Europa eher selten<br />
• Gastrointestinale (auch okkult wie bei einer<br />
Hiatusgleithernie) oder urogenitale <strong>Blut</strong>ungen<br />
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Hemmstoffe der Eisenresorption<br />
• Tannin in Kaffee und Schwarztee, Kuhmilch<br />
• Vollkorn- und Sojaprodukte<br />
• Phytinsäure in unfermentiertem Vollkorngetreide<br />
und einigen Hülsenfrüchten<br />
• Kalzium und Magnesium in größeren Mengen<br />
(Milch, Yoghurt, Käse)<br />
• Ballaststoffe<br />
• Unbekannte Substanzen in Eiern<br />
• Antacida<br />
• Phosphate in Fleisch, Käse und Lebensmittelzusatzstoffen<br />
• Oxalsäure (z.B. in Rhabarber, Kakao, Spinat)<br />
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Die Aufnahme von Eisen wird<br />
verbessert durch<br />
• Einnahme zwischen den Mahlzeiten auf<br />
halbwegs leerem Magen (ca. 2 Stunden nach<br />
und 1 Stunde vor dem nächsten Essen)<br />
• durch Trinken von viel Wasser (1 Glas mit mind.<br />
ca. ¼ l) oder noch besser mit Orangensaft<br />
(Vitamin C !)<br />
• durch vermehrtes Essen von Fleisch<br />
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Förderstoffe der Eisenresorption<br />
• Vitamin C: am wirksamsten, kann sogar<br />
reduzierende Effekte vieler Hemmstoffe aufheben<br />
• Apfel-, Wein-, Zitronensäure (ev. auch Essig- und<br />
Milchsäure)<br />
• Fructose (= Fruchtzucker)<br />
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Eisenreiche Nahrungsmittel<br />
• Brom-, Erd-, Him-, Johannis-, Preiselbeeren<br />
• Marillen, Wassermelonen, Kürbis, Zucchini,<br />
Radieschen<br />
• Karotten, Broccoli, Champignons, Endivien-,<br />
Feldsalat, Erbsen, Spargel<br />
• Fenchel, Fisolen, Paprika, Spinat,<br />
Schwarzwurzel, Kohlrabi, Mangold<br />
• Petersilie, Zimt, schwarzer Pfeffer, getrockneter<br />
Koriander, Sesam, Mohn<br />
• Rindfleisch, Leber, Niere, Wurst<br />
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Gängige Arzneimittel<br />
• Aktiferrin®-Kapseln: TD 2 - 3 Kps. (auch als Tropfen und<br />
Saft verfügbar; 34.5 mg, beste Bioverfügbarkeit,<br />
magenbelastend)<br />
• Ferrretab®-Kps.: 2 x 1<br />
• Ferro Gradumet® Filmtbl.: 2 x 1 (105 mg, zweiwertiges<br />
Eisen, magenschonend)<br />
• Lösferron forte Brausetabl.®: 1 x 1 (80 mg Eisen, 100 mg<br />
Ascorbinsäure, gute Bioverfügbarkeit infolge Auflösen in<br />
H2O)<br />
• Tardyferon Depotdrg.®: 2 x 1 (80 mg zweiwertig, verzögerte<br />
Freisetzung)<br />
NB: Floradix Kräuterblut, Hipp- oder Aletesäfte<br />
für Schwangere und stillende Mütter<br />
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Empfehlungen<br />
• Primär orale Therapie vorziehen (bis zu 3 x tgl.)<br />
• Hptsl. Beschwerden: Magenschmerzen,<br />
Übelkeit, Diarrhöe, Obstipation, Blähungen<br />
• Frage nach Einnahmeart (wann und wie)<br />
• Dosis vermindern<br />
• Umstieg auf Retardpräparate, dann auf<br />
Brausetablette<br />
• Einnahme zu den Mahlzeiten<br />
• Intravenöse Gabe [niedermolekulares<br />
Eisendextran (Cosmofer® = 3-wertiges<br />
Eisendextran) >> Eisensaccharat (Venofer®) >><br />
Eisengluconat]<br />
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Kurioses<br />
• Der Schweizer Physiologe Gustav von Bunge<br />
ermittelte 1890 den Eisengehalt mit 35 mg pro 100<br />
g Spinat > er analysierte aber Spinatpulver, dem<br />
90 % Wasser entzogen war >>> 10-fach erhöhte<br />
Dosis (NB: Schokolade hat mehr Eisen als Spinat)<br />
• weiße Bohnen oder Sojabohnen enthalten auf 100<br />
Kcal bis zu achtmal soviel Eisen wie Rindfleisch,<br />
Zimt sogar das 20-fache<br />
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Saleh, McClelland BJA 10/07<br />
• 1.142 Pat. mit elekt. Gelenkeingriffen<br />
• 19.6 % waren präop. anämisch (7.1 % Hb < 11<br />
g/dl und 1.6 % Hb < 10 g/dl)<br />
• 21.3 % aller Pat. wurden txt, aber 42 % aus der<br />
Anämiegruppe<br />
• Antwort Colomina (Barcelona): 79.1 % bei Hüft-<br />
TEP, 38.8 % bei Knie-TEP und 100% aller<br />
anämischen Wirbelsäulenpat. mußten txt werden<br />
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Gedanken über die Anämie (1)<br />
• Häufig gestellte Diagnose<br />
• Fast immer Symptom anderer Erkrankungen mit<br />
vielfältigen Ursachen<br />
• Verschlechtert Grundprognose (Mortalität ,<br />
postop. Komplikationen , kongestives<br />
Herzversagen)<br />
• Kardiovaskuläre Vorerkrankungen erhöhen<br />
dieses Risiko noch weiter<br />
• Fremdblutsparendes Operieren dadurch nicht<br />
möglich<br />
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Gedanken über die Anämie (2)<br />
• Alleiniges Anheben des Hb/Hk ohne Behandlung<br />
der Grundkrankheit (z.B. renale Anämie) senkt<br />
das Gesamtrisiko nicht wesentlich<br />
• Daten zeigen, daß eine präoperative Anämie<br />
untersucht und behandelt werden sollte<br />
• Cave: langfristige Kompensationsmechanismen<br />
verbessern nicht die Adaptionsfähigkeit bei<br />
akuter Anämie<br />
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Gedanken über die Anämie (3)<br />
• TRICC-Studie (Transfusion Requirements in<br />
Critical Care): Vergleich Trigger von 7.0 zu 10.0<br />
g/dl > idente Mortalität nach 30 und 60 Tagen<br />
aber Cave:<br />
• ATICS (Audit of Transfusion in Intensive Care in<br />
Scotland): 29% aller Aufnahmen hatten eine<br />
ischämische Herzerkrankung (MCI, AP, EF‣)<br />
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Studienübersicht (außer karcinom-,<br />
ernährungs- und arzneimittelbedingt)<br />
• Prävalenz der Anämie ist bei Männern (3.3 – 61 %)<br />
höher als bei Frauen (3.3 – 41 %).<br />
• Hohes Alter ist der größte Risikofaktor für eine<br />
Anämie<br />
• Konsequenzen: Alzheimer-Risiko , AZ ,<br />
häufigere Spitalsaufenthalte, höhere Mortalität<br />
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