Hunger durch Wohlstand? - Globales Lernen
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L1<br />
Lehrerbegleitmaterialien (L)<br />
Hintergrundinformationen, Literatur und Links<br />
Die Verschlechterung der Welternährungslage<br />
seit 2007 ist unübersehbar. 2009 soll die Zahl<br />
der <strong>Hunger</strong>nden die Eine-Milliarde-Grenze überschritten<br />
haben (FAO). Zusätzlich haben sich die<br />
externen Bedingungen für Wachstum und Entwicklung<br />
<strong>durch</strong> die Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
(seit 2008) noch einmal deutlich verändert.<br />
Ziel der Unterrichtseinheit kann angesichts<br />
der Komplexität der Faktoren, die für die Welternährungslage<br />
verantwortlich sind, nicht die<br />
Erfassung möglichst aller Phänomene oder Ursachenzusammenhänge<br />
sein. Es geht vielmehr<br />
um die Befähigung von Schülerinnen und Schülern,<br />
einzelne Teilursachen und ausgewählte<br />
Themenfelder auf ihre Bedeutung für die Ernährungssicherheit<br />
hin zu befragen, einen Bezug<br />
zur eigenen Lebenswelt herzustellen und über<br />
Handlungsmöglichkeiten nachzudenken.<br />
Welternährung<br />
• Die Landwirtschaftsorganisation der Vereinten<br />
Nationen (FAO) gibt die Zahl der chronisch<br />
Unterernährten für 2009 mit 1,02 Mrd.<br />
Menschen an (2008: 963 Mio.). Die absolute<br />
Zahl der <strong>Hunger</strong>nden ist damit seit 2006 deutlich<br />
gestiegen, seit jener Zeit also, in der die<br />
Nahrungsmittelpreise erkennbar angestiegen<br />
sind. Die weltweite Finanz- und Wirtschaftkrise<br />
hat diese dramatische Entwicklung weiter verschärft.<br />
Das erste der Millennium-Entwicklungsziele<br />
der Staatengemeinschaft, extreme<br />
Armut und <strong>Hunger</strong> bis 2015 zu beseitigen,<br />
muss damit als nicht mehr erreichbar gelten.<br />
Schwarzafrika ist mit 30% der Bevölkerung<br />
weiterhin die Weltregion mit dem höchsten<br />
Anteil an <strong>Hunger</strong>nden.<br />
• In vielen Veröffentlichungen wird die Nachfrage<br />
nach Bioenergien als entscheidende Ursache<br />
für den Anstieg der Agrarpreise/Nahrungsmittelpreise<br />
und für die Zunahme des<br />
<strong>Hunger</strong>s angesehen. Bei näherem Hinsehen<br />
ist allerdings zu erkennen, dass die Bioenergien<br />
nur ein Grund für diese Entwicklung sein<br />
können, denn es wird gerade einmal rund 2%<br />
der weltweiten Ackerfläche für die Anpflanzung<br />
von Bioenergien aufgewendet. Dass die<br />
Nahrungsmittelpreise stark angestiegen sind,<br />
liegt auch an Missernten in bestimmten Erzeugerländern<br />
(vor allem Australien), an Exportstopps<br />
bei wichtigen Getreideproduzenten<br />
(z. B. Thailand), an spekulativen Einflussfaktoren<br />
und an einer Agrarpolitik, die in Industrie-<br />
wie in Entwicklungsländern den Anbau<br />
von Nahrungsmitteln eher zurückgefahren und<br />
benachteiligt hat.<br />
• Ein Hauptübel in vielen <strong>Hunger</strong>ländern bleibt<br />
die niedrige Produktivität der Landwirtschaft.<br />
In vielen Entwicklungsländern (vor allem Afrika)<br />
wird der Landwirtschaftssektor systematisch<br />
benachteiligt, weil sich Regierungen die<br />
politische Unterstützung der Stadtbevölkerung<br />
lieber <strong>durch</strong> niedrige Nahrungsmittelpreise<br />
sichern statt in die Landwirtschaft zu investieren.<br />
Zur Not gibt es eben noch die billige Nahrungsmittelhilfe<br />
aus Amerika oder Europa.<br />
Der Produktivitätsfortschritt von 1% pro Jahr<br />
in der schwarzafrikanischen Landwirtschaft<br />
wird allein schon <strong>durch</strong> das Bevölkerungswachstum<br />
kompensiert.<br />
• Dem bisher eher stagnierenden Nahrungsmittelangebot<br />
steht ein wachsender Bedarf einer<br />
14<br />
Die Zahl der chronisch Unterernährten<br />
ist auf über 1 Mrd. gestiegen.