Sport-Info Heft 40 2-2012.pdf - lehrer.uni-karlsruhe.de
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INFO<br />
Fachbereich <strong>Sport</strong><br />
Regierungspräsidium Karlsruhe • Abteilung 7 Schule und Bildung<br />
Ausgabe 2/2012 <strong>Heft</strong> <strong>40</strong><br />
REGIERUNGSPRÄSIDIUM KARLSRUHE<br />
2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 1
HERausgeber<br />
Regierungspräsidium Karlsruhe<br />
Abteilung Schule und Bildung<br />
Fachbereich <strong>Sport</strong><br />
zusammenstellung und<br />
redaktion<br />
Wolfgang Essig<br />
Manfred Reuter<br />
druck und gestaltung<br />
Regierungspräsidium Karlsruhe<br />
Schwerpunktthema:<br />
Schulung und Entwicklung koordinativer Fähigkeiten im Schulsport<br />
Vorwort 4<br />
Koordinative Fähigkeiten gezielter för<strong>de</strong>rn 5<br />
Philipp Brüggemann, Edith-Stein-Gymnasium Bretten<br />
Ballschule Hei<strong>de</strong>lberg – ein ABC für Spielanfänger 7<br />
Prof. Dr. Klaus Roth, ISSW Universität Hei<strong>de</strong>lberg<br />
LifeKinetik® - Parallelball statt Mitternachtsformel? 9<br />
Jürgen Kleiner, Johanna-Wittum-Schule Pforzheim<br />
Gut gerüstet ins Skischullandheim – eine Unterrichtseinheit zur 13<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r konditionellen und koordinativen Fähigkeiten<br />
Hanni Bischoff, Fritz-Erler-Schule Pforzheim<br />
Das neue Deutsche <strong>Sport</strong>abzeichen und die Koordinations- 16<br />
anfor<strong>de</strong>rungen im Gerätturnen<br />
Prof. Dr. Swantje Scharenberg, FOSS Karlsruhe<br />
Aus <strong>de</strong>n Schulen<br />
Das Satteldorfer Projekt – Talentfindung und Talentför<strong>de</strong>rung im 20<br />
gol<strong>de</strong>nen Lernalter<br />
Ulrich Ehrmann, GHS Satteldorf<br />
IMPRESSUM/INHALTSVERZEICHNIS<br />
www.rpk-sport.<strong>de</strong><br />
Kooperationsprojekt „Soziales Lernen“ Kirnbach-Realschule 23<br />
und TSG Niefern<br />
Stefan Ermentraut, TSG Niefern<br />
Projekt: Aktive Bewegungspause an <strong>de</strong>r Grundschule Niefern 25<br />
Stefan Ermentraut TSG Niefern<br />
Halbmarathon? – Yes we can! 26<br />
Maren Betz, Justus-Knecht-Gymnasium Bruchsal<br />
DSLV<br />
Schulsport bringt`s wirklich - Eine Lanze für <strong>de</strong>n Schulsport 27<br />
Heinz Frommel, Vorsitzen<strong>de</strong>r DSLV Ba<strong>de</strong>n Württemberg<br />
Aktuelle <strong>Info</strong>rmation<br />
Frank Hoffmann, neuer Fachberater <strong>Sport</strong> an beruflichen Schulen 29<br />
Redaktionsschluss<br />
<strong>Heft</strong> 1/2013<br />
30.4.2013<br />
Spitzensportler in <strong>de</strong>r Schule<br />
Interview mit Luisa Niemesch, Vizeweltmeisterin im Ringen 30<br />
Bernhard Kunz, Thomas-Mann-Gymnasium Stutensee<br />
Buchvorstellung<br />
Heinz Lang, „Neue Spiele ein alter Hut – Alte Spiele neu ent<strong>de</strong>ckt“ 32<br />
Ute Kern<br />
Pressespiegel 33<br />
2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 3
vorwort<br />
Vorwort<br />
Nach <strong>de</strong>n Schwerpunktthemen „Altersspezifisches Ausdauertraining in <strong>de</strong>r<br />
Schule“ in <strong>Heft</strong> 34, 1/2010 und „Krafttraining in <strong>de</strong>r Schule“ in <strong>Heft</strong> 37, 2/2011<br />
greift die Redaktion mit <strong>de</strong>m Thema „Schulung und Entwicklung koordinativer<br />
Fähigkeiten“ einen weiteren, <strong>de</strong>rzeit stark diskutierten sportlichen Leistungsfaktor<br />
in <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Ausgabe Nr. <strong>40</strong> <strong>de</strong>s <strong>Sport</strong> INFO auf.<br />
Über die grundlegen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung dieser Fähigkeiten für eine gesun<strong>de</strong><br />
motorische Entwicklung von Kin<strong>de</strong>rn gibt es keine Zweifel. Von Fachleuten wird<br />
dabei <strong>de</strong>m Zeitraum zwischen <strong>de</strong>m 6./7. und <strong>de</strong>m 12. Lebensjahr, auch „sensible<br />
Phase“ o<strong>de</strong>r „gol<strong>de</strong>nes Lernalter“ genannt, beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zugewiesen.<br />
Der Bildungsplan von 2004 für allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Gymnasien betont in <strong>de</strong>n<br />
Leitgedanken für <strong>de</strong>n Kompetenzerwerb im <strong>Sport</strong>unterricht <strong>de</strong>r Klassen 5 und<br />
6: „Der Schwerpunkt liegt auf <strong>de</strong>r Schulung und Verbesserung koordinativer<br />
Fähigkeiten...“ und für die Klassen 7/8 „...die Weiterentwicklung aller koordinativer<br />
Fähigkeiten bleibt weiterhin ein zentraler Bestandteil <strong>de</strong>s Unterrichts.“ Dass<br />
die koordinativen Fähigkeiten bun<strong>de</strong>sweit stärker als bisher in <strong>de</strong>n Fokus <strong>de</strong>s<br />
<strong>Sport</strong>s rücken, zeigt <strong>de</strong>r Bericht von Prof. Dr. Swantje Scharenberg über die<br />
spezifischen Koordinationsanfor<strong>de</strong>rungen im Gerätturnen für das neue Deutsche<br />
<strong>Sport</strong>abzeichen ab 2013.<br />
Dank <strong>de</strong>r zahlreichen interessanten Artikel von Autoren aus Schulen, Universitäten,<br />
aus Verein und <strong>Sport</strong>verband, können wir in diesem <strong>Heft</strong> ein vielschichtiges<br />
und breites Spektrum verschie<strong>de</strong>ner sportpädagogischer Aspekte zu diesem<br />
Schwerpunktthema anbieten.<br />
Dieses reicht von praktischen Hinweisen zum Unterricht (Brüggemann, Bischoff),<br />
über Projekte mit koordinativen Inhalten (Ehrmann, Ermentraut) bis zur Vorstellung<br />
spezifischer Konzepte (Kleiner, Roth). Dass die Teilnahme an einem Halbmarathon<br />
ein ganz beson<strong>de</strong>res Highlight in einem Schülerleben sein kann, zeigt <strong>de</strong>r Bericht<br />
von Maren Betz, einer Schülerin <strong>de</strong>s Justus-Knecht-Gymnasiums Bruchsal.<br />
Eine „Lanze für <strong>de</strong>n Schulsport“ bricht <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Deutschen<br />
<strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong>verbands DSLV, in<strong>de</strong>m er die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s <strong>Sport</strong>s als einzigem<br />
Bewegungsfach für die Qualitätsentwicklung <strong>de</strong>r Schulen herausstreicht.<br />
In <strong>de</strong>r Reihe „Spitzensportler in <strong>de</strong>r Schule“ stellen wir Luise Niemesch vor, die<br />
Vizeweltmeisterin <strong>de</strong>r J<strong>uni</strong>orinnen im Ringen.<br />
Ute Kern bespricht in <strong>de</strong>r Rubrik „Buchvorstellung“ ein neues Buch von Heinz<br />
Lang, <strong>de</strong>m ehemaligen stellvertreten<strong>de</strong>n Direktor <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sinstituts für<br />
Schulsport in Ludwigsburg, <strong>de</strong>r sich als Autor von Büchern zum Thema „Spiele“<br />
einen Namen gemacht hat.<br />
Die Redaktion bedankt sich ganz herzlich bei <strong>de</strong>n zahlreichen Autoren, die uns<br />
Artikel für dieses <strong>Heft</strong> zur Verfügung gestellt haben.<br />
Das Schwerpunktthema <strong>de</strong>r nächsten Ausgabe Nr. 41 <strong>de</strong>s <strong>Sport</strong>-INFO widmet<br />
sich <strong>de</strong>r Problematik „<strong>Sport</strong> in <strong>de</strong>r Ganztagsschule – eine Herausfor<strong>de</strong>rung für<br />
Schulen und Vereine“.<br />
Wir wollen dazu vor allem diejenigen Schulen ansprechen und um Berichte bitten,<br />
die bereits Erfahrungen zu diesem Thema sammeln konnten.<br />
Die Redaktion<br />
4 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012
Koordinative Fähigkeiten gezielter för<strong>de</strong>rn<br />
Philipp Brüggemann, Edith-Stein-Gymnasium Bretten<br />
Einleitung<br />
Je<strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>lehrkraft ist klar, dass die<br />
Schulung von Koordination ein wichtiger<br />
Bestandteil <strong>de</strong>s <strong>Sport</strong>unterrichts<br />
sein sollte und lässt immer wie<strong>de</strong>r<br />
Übungen in die Stun<strong>de</strong>n einfließen,<br />
die für eine Verbesserung <strong>de</strong>r Koordination<br />
sorgen. Das liegt allein schon<br />
daran, dass je<strong>de</strong> Form von sportlicher<br />
Betätigung, sei es das Basketballspielen,<br />
das Erlernen einer neuen<br />
Schwimmtechnik o<strong>de</strong>r das Einstudieren<br />
einer Turnübung, eine Entwicklung<br />
o<strong>de</strong>r eine Festigung <strong>de</strong>r Koordination<br />
<strong>de</strong>r Schüler bewirkt. Doch das<br />
Feld <strong>de</strong>r koordinativen Fähigkeiten,<br />
die Grundlage für das Erlernen von<br />
neuen Bewegungen, ist groß und so<br />
wer<strong>de</strong>n oftmals bestimmte Bereiche<br />
im Eifer <strong>de</strong>s Unterrichtsgefechts vergessen.<br />
Wenn man aber eine möglichst<br />
feine Einteilung inklusive Trainingsformen<br />
für diesen wichtigen<br />
phy sischen Leistungsfaktor benutzt,<br />
erhält man nicht nur eine Anleitung,<br />
wie man die Koordination (nicht nur<br />
zufällig) verbessern kann. Es gelingt<br />
dadurch auch leichter, <strong>de</strong>n gesamten<br />
Bereich <strong>de</strong>r koordinativen Fähigkeiten<br />
zu treffen. Da je<strong>de</strong>m <strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong> klar<br />
ist, dass eine gezielte För<strong>de</strong>rung einen<br />
größeren Trainingseffekt hat als<br />
eine zufällige, bleibt zu klären, wie gezieltes<br />
Koordinationstraining aussehen<br />
könnte und wann man diese För<strong>de</strong>rung<br />
sinnvoll in seinen <strong>Sport</strong>unterricht<br />
einbauen kann.<br />
Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung koordinativer<br />
Fähigkeiten<br />
Koordination resultiert aus <strong>de</strong>m Zusammenwirken<br />
von Zentralnervensystem<br />
und Skelettmuskulatur. Die<br />
koordinativen Prozesse ermöglichen<br />
es, Bewegungen, die ein schnelles<br />
und/o<strong>de</strong>r zielgerichtetes Han<strong>de</strong>ln erfor<strong>de</strong>rn,<br />
sicher, ökonomisch und harmonisch<br />
durchzuführen und neue Bewegungen<br />
relativ schnell zu erlernen 1 .<br />
Mit einer guten Koordination gelingt<br />
es außer<strong>de</strong>m, schneller das Bewegungsspektrum<br />
zu erweitern, was<br />
mir wie<strong>de</strong>rum hilft, bei bestimmten<br />
Problemstellungen eine kreative Bewegungslösung<br />
zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Festzuhalten bleibt aber vor allem:<br />
Koordination ist trainierbar und das<br />
Koordinative Anfor<strong>de</strong>rungen von Bewegungsaufgaben<br />
Efferente <strong>Info</strong>rmationsverarbeitung:<br />
feinmotorisch, großmotorisch<br />
Training ist in je<strong>de</strong>m Alter sinnvoll. Im<br />
Kin<strong>de</strong>salter, weil hier ein linearer<br />
Leistungsanstieg aller koordinativer Fähigkeiten<br />
zu verzeichnen ist. In <strong>de</strong>r Pubeszenz,<br />
weil die Neuanpassung an die<br />
körperlichen Verän<strong>de</strong>rungen unterstützt<br />
wer<strong>de</strong>n muss und in <strong>de</strong>r Adoleszenz,<br />
weil hier die volle Ausprägung<br />
<strong>de</strong>r koordinativen Leistungsfähigkeit<br />
erreicht wird 2 . Somit ist für <strong>de</strong>n <strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong><br />
klar, dass er in je<strong>de</strong>r Klassenstufe<br />
gezielte Koordinationsför<strong>de</strong>rung betreiben<br />
kann und sollte.<br />
Koordinative Anfor<strong>de</strong>rungsklassen/Aufgabenkategorien<br />
Es besteht eine anhalten<strong>de</strong> Debatte<br />
darüber, wie koordinative Fähigkeiten<br />
voneinan<strong>de</strong>r abzugrenzen sind und es<br />
gibt eine Vielzahl von verschie<strong>de</strong>nen<br />
Mo<strong>de</strong>llen. Roth ist es sehr fein und präzise<br />
gelungen, eine Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
möglichen koordinativen Anfor<strong>de</strong>rungen,<br />
die uns in <strong>Sport</strong> und Alltag erwarten,<br />
aufzustellen. Sein Mo<strong>de</strong>ll hilft <strong>de</strong>m<br />
Unterrichten<strong>de</strong>n sehr gut zu sehen,<br />
Präzisionsdruck<br />
Zeitdruck<br />
Komplexitätsdruck<br />
Organisationsdruck<br />
Belastungsdruck<br />
Variabilitätsdruck<br />
Afferente <strong>Info</strong>rmationsverarbeitung<br />
optisch, akustisch, taktil, kinästhetisch,<br />
vestibulär<br />
Abbildung: Koordinative Anfor<strong>de</strong>rungsklassen/Aufgabenkategorien (modifiziert nach Neumaier<br />
& Mechling, 1995 und Te Poel & Neumaier, 1995)<br />
dass die Anfor<strong>de</strong>rungen enorm vielfältig<br />
sind.<br />
Roth spricht beim Training <strong>de</strong>r Koordination<br />
von koordinativen Anfor<strong>de</strong>rungen,<br />
bei <strong>de</strong>nen man einerseits verschie<strong>de</strong>nen<br />
Druckbedingungen ausgesetzt<br />
wird, an<strong>de</strong>rerseits unterschiedliche<br />
Arten von efferenter und afferenter<br />
<strong>Info</strong>rmationsverarbeitung nutzt.<br />
Die Bewegungsaufgaben sollten dabei<br />
möglichst verschie<strong>de</strong>n sein und die<br />
Druckbedingungen sind dabei einzeln<br />
o<strong>de</strong>r gekoppelt zu schaffen. Die Ausführung<br />
ist entwe<strong>de</strong>r groß- o<strong>de</strong>r feinmotorisch.<br />
Die <strong>Info</strong>rmationsaufnahme<br />
kann optisch, akustisch, taktil, kinästhetisch<br />
und/o<strong>de</strong>r vestibulär erfolgen. 3<br />
Diese Vielfalt an möglichen Verbindungen<br />
sollte nun aber nicht abschrecken.<br />
Vielmehr zeigt es auf, dass <strong>de</strong>r<br />
Unterricht und im speziellen Koordinationseinheiten<br />
sehr abwechslungsreich<br />
gestaltet wer<strong>de</strong>n können, ohne <strong>de</strong>r Gefahr<br />
von Wie<strong>de</strong>rholungen ausgesetzt<br />
zu sein.<br />
schwerpunktthema<br />
2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 5
schwerpunktthema<br />
Möglichkeiten <strong>de</strong>r gezielten För<strong>de</strong>rung<br />
im <strong>Sport</strong>unterricht<br />
Wirft man einen Blick auf die für die<br />
motorische Kontrolle wesentlichen Sinnesorgane,<br />
so fällt auf: In Ballsportarten<br />
wird verstärkt die optische o<strong>de</strong>r<br />
akustische <strong>Info</strong>rmationsverarbeitung geschult,<br />
in <strong>de</strong>n Individualsportarten wie<br />
Leichtathletik, Turnen, o<strong>de</strong>r Schwimmen<br />
wird vor allem <strong>de</strong>r kinästhetische<br />
und <strong>de</strong>r vestibuläre Sinn stark gefor<strong>de</strong>rt.<br />
Betrachtet man die Druckbedingungen,<br />
so wird man bei <strong>de</strong>n <strong>Sport</strong>spielen<br />
eher <strong>de</strong>m Zeit-, Organisationsund<br />
Variabilitätsdruck ausgesetzt aber<br />
es können in Mannschafts- wie auch<br />
Individualsportarten Bewegungsaufgaben<br />
gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, die sämtliche<br />
Druckbedingungen ab<strong>de</strong>cken.<br />
Um nun eine koordinationsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />
Bewegungsaufgabe zu stellen, kann<br />
man sich ganz einfach folgen<strong>de</strong>r<br />
Grundformel von Roth bedienen:<br />
• Schlussteil einer Stun<strong>de</strong> (Neu Gelerntes<br />
unter erschwerten Bedingungen<br />
einsetzen)<br />
• In Erholungsphasen (z.B. bei Leichtathletik<br />
o<strong>de</strong>r Turnen) etc.<br />
Selbstverständlich schafft man es<br />
nicht, alle möglichen Kombinationen<br />
voneinan<strong>de</strong>r getrennt in Übungen und<br />
Spielformen zuverpacken. Dabei wer<strong>de</strong>n<br />
mehrere Sinnesorgane gleichzeitig<br />
verstärkt benötigt und <strong>de</strong>m Schüler<br />
gleichzeitig mehrere Druckbedingungen<br />
auferlegt. Es liegt nun am<br />
<strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong> zu bestimmen, welche Bereiche<br />
im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen sollen.<br />
Man kann außer<strong>de</strong>m nicht erwarten,<br />
dass alle Kombinationen in einer einzigen<br />
Stun<strong>de</strong> bedient wer<strong>de</strong>n können.<br />
Es ist aber leicht möglich je<strong>de</strong> koordinative<br />
Anfor<strong>de</strong>rung im Laufe <strong>de</strong>s Schuljahres<br />
passend und ohne großen zusätzlichen<br />
Geräteaufwand in seiner<br />
Jahresplanung unterzubringen.<br />
• Nach Möglichkeit Partnerübungen<br />
anbieten. Die Schüler lernen so, zu<br />
kooperieren und zu komm<strong>uni</strong>zieren.<br />
• Das Wichtigste zum Schluss: Der<br />
Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt.<br />
Auch <strong>de</strong>r Lehrer kann seiner Kreativität<br />
freien Lauf lassen und <strong>de</strong>n<br />
Schülern so immer wie<strong>de</strong>r Neues,<br />
Spannen<strong>de</strong>s und Motivieren<strong>de</strong>s bieten.<br />
1<br />
) Definition nach Weinbeck 2004, 537<br />
2<br />
) Vgl. Martin, D. et al.(1999). Handbuch<br />
Kin<strong>de</strong>r- und Jugendtraining<br />
3<br />
) Vgl. Roth, K. et al. (1999). Ballschule:<br />
ein ABC für Spielanfänger. Schorndorf:<br />
Hofmann, 20ff.<br />
Roth, K. et al. (2001). Grundvorlesung<br />
„Bewegung und Training“. Hei<strong>de</strong>lberg,<br />
19ff.<br />
Koordinationsschulung = Einfache<br />
Fertigkeiten + Vielfalt + Druckbedingung<br />
D.h. gekonnte Fertigkeiten unter verschie<strong>de</strong>nen<br />
Druckbedingungen ergeben<br />
immer eine Schulung unserer koordinativen<br />
Fähigkeiten.<br />
Es gibt nun zwei Möglichkeiten für <strong>de</strong>n<br />
Einbau von Koordinationsübungen in<br />
<strong>de</strong>n Unterricht:<br />
Ein paar Grundsätze sollte man hierbei<br />
noch befolgen:<br />
• Niemals genau die gleiche Übung<br />
wie<strong>de</strong>rholen lassen.<br />
• Der Körper soll immer wie<strong>de</strong>r neue<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen gestellt bekommen<br />
und oftmals sind Übungen durch<br />
ganz kleine Kniffe leicht zu verän<strong>de</strong>rn.<br />
• Übungen nie zu lang ausführen lassen.<br />
a) Ganze „Koordinationsstun<strong>de</strong>n“ z.B.<br />
• Aufbau verschie<strong>de</strong>ner Koordinationsparcours<br />
• Stationsbetrieb mit großem explorativem<br />
Anteil <strong>de</strong>r Schüler<br />
• Bei Ballspielen als Ballgewöhnungsstun<strong>de</strong><br />
am Beginn einer Einheit<br />
• Im Turnen zum Kennenlernen <strong>de</strong>r<br />
Geräte etc.<br />
• Für motorisch begabte Schüler besteht<br />
die Gefahr <strong>de</strong>r Langeweile,<br />
während sich bei schwächeren<br />
Schülern Frustrationen anhäufen<br />
können.<br />
• Immer verschie<strong>de</strong>ne Schwierigkeitsstufen<br />
parat haben (Binnendifferenzierung).<br />
Die Schüler können ihren<br />
Fähigkeiten entsprechend üben und<br />
haben so eine gute Möglichkeit zur<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r Selbsteinschätzung.<br />
b) Teile einer Stun<strong>de</strong> z.B.<br />
• Aufwärmen mit Ball<br />
• Aufwärmen für eine Ballspielstun<strong>de</strong><br />
(für Ballgewöhnung)<br />
• Den Schülern immer wie<strong>de</strong>r einen<br />
explorativen Anteil zugestehen.<br />
Schüler sind oft noch kreativer als<br />
<strong>de</strong>r leiten<strong>de</strong> Lehrer. Außer<strong>de</strong>m sind<br />
die Schüler motivierter und erhalten<br />
die Möglichkeit <strong>de</strong>r Performanz.<br />
6 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012
Ballschule Hei<strong>de</strong>lberg – ein ABC für Spielanfänger<br />
Prof. Dr. Klaus Roth, ISSW Universität Hei<strong>de</strong>lberg<br />
Veröffentlicht bei DGUV/pluspunkt-ausgabe4/2011<br />
Bei <strong>de</strong>r Integrativen <strong>Sport</strong>spielvermittlung<br />
gilt das Motto<br />
„Vielseitigkeit ist Trumpf“<br />
Niemand wür<strong>de</strong> bezweifeln, dass theoretisches<br />
Wissen – z. B. grammatikalische<br />
Kenntnisse o<strong>de</strong>r mathematische<br />
Formeln – sowohl nach <strong>de</strong>m Leitsatz<br />
„von <strong>de</strong>n spezifischen Anwendungen<br />
zur allgemeinen Regel“ als auch nach<br />
<strong>de</strong>m Motto „von <strong>de</strong>r allgemeinen Regel<br />
zu <strong>de</strong>n spezifischen Anwendungen“<br />
erworben wer<strong>de</strong>n kann. Das<br />
gilt auch und in gleicher Weise für die<br />
Einführung in die Welt <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>spiele.<br />
Die so genannten spielgemäßen Lehrmo<strong>de</strong>lle<br />
folgen <strong>de</strong>r ersten Wegrichtung.<br />
Bei ihrer Anwendung beginnt das<br />
„Ballspielleben“ <strong>de</strong>r Schüler ohne Umwege<br />
mit <strong>de</strong>m Einstieg in ein ausgewähltes<br />
Zielspiel, etwa in das Basketball-<br />
o<strong>de</strong>r Fußballspiel. Wichtig ist dabei<br />
das „Exemplarische Prinzip“. Durch<br />
einsichtiges Lernen und das Herausstellen<br />
von Zusammenhängen wer<strong>de</strong>n<br />
die Anfänger befähigt, ihre spezifischen<br />
Erfahrungen zu verallgemeinern,<br />
d. h. auf an<strong>de</strong>re <strong>Sport</strong>spiele zu<br />
übertragen.<br />
Die Ballschule Hei<strong>de</strong>lberg ist das wohl<br />
bekannteste Beispiel für die zweite,<br />
„umgekehrte“ methodische Denkrichtung.<br />
Ihre Grundphilosophie lautet<br />
„vom Allgemeinen zum Spezifischen“.<br />
Konzepte dieser Art bezeichnet man in<br />
<strong>de</strong>r fachdidaktischen Literatur als Integrative<br />
Lehrmo<strong>de</strong>lle. Die Spiele wer<strong>de</strong>n<br />
als Mitglie<strong>de</strong>r einer Familie angesehen,<br />
die einan<strong>de</strong>r ähnlich sind. Ihre Verwandtschaftsmerkmale<br />
wer<strong>de</strong>n gezielt<br />
herausgegriffen und sportspielübergreifend<br />
geschult. Angestrebt wird ein<br />
breites Fundament an Basiskompetenzen,<br />
das später ein schnelles und<br />
effektives Lernen in allen <strong>Sport</strong>spielen<br />
garantieren soll. Untersuchungsergebnisse<br />
und die oft belegte Annahme<br />
eines Transfers allgemeiner Faktoren<br />
legen die Wirksamkeit solcher vielseitiger,<br />
spielerischer Erfahrungssammlungen<br />
nahe. Nach dieser Hypothese<br />
besitzen generelle Fähigkeiten und<br />
Strategien einen hohen positiven Übertragungswert<br />
auf das Erlernen und die<br />
Optimierung spezifischer (sportartbezogener)<br />
Fertigkeiten.<br />
Taktik (A) Koordination (B) Technik (C)<br />
Anbieten &<br />
Orientieren<br />
Ballbesitz<br />
individuell sichern<br />
Ballbesitz<br />
kooperativ sichern<br />
Überzahl individuell<br />
herausspielen<br />
Überzahl kooperativ<br />
herausspielen<br />
Lücke erkennen<br />
Abschlussmöglichkeit<br />
nutzen<br />
Das Baustein-ABC <strong>de</strong>r Ballschule Hei<strong>de</strong>lberg<br />
Ballgefühl<br />
Zeitdruck<br />
Präzisionsdruck<br />
Komplexitätsdruck<br />
Organisationsdruck<br />
Variabilitätsdruck<br />
Belastungsdruck<br />
Was sind die wichtigsten Verwandtschaftsmerkmale<br />
<strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>spiele?<br />
Ziele und Inhalte <strong>de</strong>r Ballschule<br />
Bei <strong>de</strong>r konkreten Benennung <strong>de</strong>r Ähnlichkeitsmerkmale<br />
<strong>de</strong>r Familie <strong>de</strong>r<br />
<strong>Sport</strong>spiele und damit <strong>de</strong>r Ziele und Inhalte<br />
<strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>spielvermittlung wer<strong>de</strong>n<br />
– nicht überraschend – Unterschie<strong>de</strong><br />
zwischen verschie<strong>de</strong>nen integrativen<br />
Konzepten erkennbar. Empirische<br />
Bestimmungen und Absicherungen<br />
<strong>de</strong>r Ziele und Inhalte für die Anfängerschulung<br />
liegen nur im Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>r Ballschule Hei<strong>de</strong>lberg<br />
vor. Aus umfangreichen Befragungen<br />
von mehr als 100 Spielexperten<br />
konnten „3 x 7“-Basiskomponenten<br />
<strong>de</strong>r allgemeinen Spielfähigkeit abgeleitet<br />
wer<strong>de</strong>n. Sie wer<strong>de</strong>n im Lehrmo<strong>de</strong>ll<br />
<strong>de</strong>r Ballschule als Taktik-, Koordinations-<br />
und Technikbausteine bezeichnet<br />
und bil<strong>de</strong>n so etwas wie das<br />
ABC <strong>de</strong>s Spielen Lernens. Dieses soll<br />
<strong>de</strong>n Schülern genauso vertraut wer<strong>de</strong>n<br />
wie das normale ABC.<br />
Flugbahn <strong>de</strong>s<br />
Balles erkennen<br />
Wie wer<strong>de</strong>n die Verwandtschaftsmerkmale<br />
<strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>spiele geschult?<br />
Methodische Grundphilosophie <strong>de</strong>r<br />
Ballschule<br />
Den Bausteinen im Bereich <strong>de</strong>r Ziele<br />
und Inhalte entsprechen auf <strong>de</strong>r Ebene<br />
<strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>n die eigens für die Ballschule<br />
konstruierten Baustein-Spiele<br />
und Baustein-Übungen. Ihnen ist gemeinsam,<br />
dass jeweils eine o<strong>de</strong>r mehrere<br />
<strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen aus <strong>de</strong>m Anfänger-ABC<br />
in hoher Dichte zu bewältigen<br />
sind. So gibt es Spielformen, die<br />
ständig und wie<strong>de</strong>rholend die Aufgabe<br />
Lücke erkennen beinhalten und z. B.<br />
Übungen zur Koordination unter Präzisionsdruck<br />
o<strong>de</strong>r zum Baustein Spielpunkt<br />
<strong>de</strong>s Balles bestimmen. Das „Eierlegen“<br />
und das „Bälle balancieren“<br />
sind zwei Beispiele aus <strong>de</strong>n Ballschul-<br />
Lehrplänen, die insgesamt mehr als<br />
<strong>40</strong>0 Spiele und Übungen enthalten.<br />
Bausteine: Lücke erkennen, Ballbesitz<br />
kooperativ sichern, Anbieten & Orientieren<br />
Mitspielerpositionen/-bewegungen<br />
erkennen<br />
Gegenspielerpositionen/<br />
-bewegungen erkennen<br />
Laufweg zum Ball<br />
bestimmen<br />
Spielpunkt <strong>de</strong>s<br />
Balles bestimmen<br />
Ballbesitz<br />
kontrollieren<br />
Ballabgabe<br />
kontrollieren<br />
schwerpunktthema<br />
2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 7
schwerpunktthema<br />
Zwei Teams spielen gegenein an <strong>de</strong>r um<br />
<strong>de</strong>n Ballbsitz. Im Spielfeld wer<strong>de</strong>n<br />
zwei bis fünf Gymnastikreifen mehr als<br />
die Anzahl <strong>de</strong>r Mitspieler in einem<br />
Team verteilt. Die Mitspieler passen<br />
sich <strong>de</strong>n Ball untereinan<strong>de</strong>r zu. Wer im<br />
Ballbesitz ist und sich unmittelbar an<br />
einem Gymnastikreifen befin<strong>de</strong>t, stoppt<br />
<strong>de</strong>n Ball im Reifen ab. Dafür gibt es<br />
einen Punkt, vorausgesetzt, es ist im<br />
Moment <strong>de</strong>s Stoppens kein geg nerischer<br />
Fuß im Reifen.<br />
uns ausdrücklich darum zu bemühen<br />
und ohne zu wissen, was wir gera<strong>de</strong><br />
lernen. Wir sind in <strong>de</strong>r Lage, uns Wissensbestän<strong>de</strong><br />
und Können intuitiv, unbewusst,<br />
spielerisch-beiläufig anzueignen.<br />
In <strong>de</strong>r Wissenschaft spricht man<br />
von impliziertem Lernen.<br />
III<br />
gen, die als Rückschlagspiele und als<br />
Zielschussspiele bezeichnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Bei einer konsequenten Umsetzung<br />
<strong>de</strong>r integrativen Sichtweise wer<strong>de</strong>n die<br />
Schüler dann erst auf <strong>de</strong>r dritten und<br />
letzten Ebene in einzelnen <strong>Sport</strong>arten<br />
spezialisiert.<br />
Der integrative Weg „vom Allgemeinen<br />
zum Spezifischen“<br />
Die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r mehrstufigen Ballschule<br />
schlug von Anfang an ein wie ein „unhaltbarer<br />
Schuss“! Heute arbeitet sie<br />
<strong>de</strong>utschlandweit mit Schulen, Kin<strong>de</strong>rgärten,<br />
Vereinen und Verbän<strong>de</strong>n sowie<br />
mit zahlreichen internationalen Partnern<br />
zusammen.<br />
sportspielspezifisches Lernen<br />
Bausteine: Ballgefühl, Präzisionsdruck<br />
Einen Ball mit verschie<strong>de</strong>nen Körperteilen<br />
balancieren:<br />
Tennis<br />
Tischtennis<br />
…<br />
Faustball<br />
Volleyball<br />
…<br />
Fußball<br />
Eishockey<br />
…<br />
Basketball<br />
Handball<br />
…<br />
II<br />
sportspielgerichtetes Lernen<br />
• auf gestreckten Unterarmen<br />
• auf <strong>de</strong>m Kopf<br />
• auf <strong>de</strong>m Fuß<br />
• auf <strong>de</strong>r Hand<br />
Von großen zu kleinen Balancierflächen<br />
wechseln, zunächst am Ort und<br />
dann in <strong>de</strong>r Bewegung.<br />
Viele <strong>de</strong>r Spiele und Übungen sind so<br />
konstruiert, dass sie sowohl mit <strong>de</strong>r<br />
Hand, <strong>de</strong>m Fuß o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Schläger<br />
ausgeführt wer<strong>de</strong>n können. Zu Beginn<br />
<strong>de</strong>r Ballschule ist dabei <strong>de</strong>m Spielen<br />
ein<strong>de</strong>utig <strong>de</strong>r Vorrang vor <strong>de</strong>m Üben zu<br />
geben. Es gelten die Prinzipien „Spielen<br />
macht <strong>de</strong>n Meister“ und „Probieren<br />
geht vor Studieren“. Letzteres be<strong>de</strong>utet,<br />
dass die Schüler nicht fortwährend<br />
instruiert und korrigiert wer<strong>de</strong>n.<br />
Ihnen wird vielmehr Raum und Zeit gegeben,<br />
eigene Erfahrungen zu sammeln.<br />
Diese Schwerpunktlegung auf<br />
ein freies, unangeleitetes „Spielen lassen“<br />
beruht auf <strong>de</strong>r Erkenntnis, dass<br />
wir Menschen lernen können, ohne<br />
Rückschlagspiele<br />
Einzel<br />
I<br />
Was folgt auf das ABC <strong>de</strong>r Ballschule?<br />
In <strong>de</strong>r Sekundarstufe 1 kann sich an die<br />
Ballschule die Vermittlung von sportspielgerichteten<br />
Spielfähigkeiten anschließen.<br />
Es wer<strong>de</strong>n quasi Spielfamilien<br />
gebil<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>ren Mitglie<strong>de</strong>r untereinan<strong>de</strong>r<br />
in beson<strong>de</strong>rs engen Verwandtschaftsverhältnissen<br />
stehen. Im<br />
<strong>de</strong>utschsprachigen Raum wird heute<br />
von zwei großen Kategorien ausgegan-<br />
Mannschaft<br />
Zielschussspiele<br />
Torschuss<br />
sportspielübergreifen<strong>de</strong>s Lernen<br />
Wurf<br />
<strong>Info</strong>s für die Praxis:<br />
Die Spiele und Übungen wie auch die theoretischen Hintergrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ballschule<br />
sind in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Lehrplänen veröffentlicht:<br />
Roth, K. & Kröger, Ch. (2011). Ballschule – ein ABC für Spielanfänger (4. kompl.<br />
überarbeitete Auflage). Schorndorf: Hofmann.<br />
Roth, K., Kröger, Ch. & Memmert, D. (2002). Ballschule Rückschlagspiele. Schorndorf:<br />
Hofmann.<br />
Roth, K., Memmert, D. & Schubert, R. (2006). Ballschule Wurfspiele. Schorndorf:<br />
Hofmann.<br />
8 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012
LifeKinetik ® Parallelball statt Mitternachtsformel?<br />
Mit LifeKinetik ® zu besseren schulischen Leistungen<br />
Jürgen Kleiner, Johanna-Wittum-Schule Pforzheim<br />
„... das ist etwas für uns, das müssen<br />
wir auf je<strong>de</strong>n Fall versuchen“ (Klopp,<br />
J., 2009). So resümierte im September<br />
2009 <strong>de</strong>r spätere Meistertrainer Jürgen<br />
Klopp <strong>de</strong>n Besuch von Horst Lutz<br />
im Training von Borussia Dortmund,<br />
bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Schwarzgelben die Trainingsmetho<strong>de</strong><br />
Lifekinetik ® vorgestellt<br />
wur<strong>de</strong>. Wer diese Übungen hinbekommt,<br />
kann auch in ganz an<strong>de</strong>ren Bereichen<br />
seine Leistungen verbessern,<br />
so lautete sinngemäß das gemeinsame<br />
Fazit <strong>de</strong>r Beteiligten am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
ersten Einheit. Nach Lutz hilft dieses<br />
Bewegungsprogramm nicht nur Profisportlern,<br />
son<strong>de</strong>rn vor allem auch im Arbeits-<br />
und Schulalltag.<br />
Bewegen statt Büffeln?<br />
Ist es möglich mit „Richtungsgehen“,<br />
„Parallelball“, „Drehballtanz“, „Schlägerkombi“<br />
(Übungsbeispiele aus <strong>de</strong>m<br />
LifeKinetik ® -Trainingsprogramm) Schulnoten,<br />
Lese-Rechtschreibschwäc h e n ,<br />
die Aufmerksamkeit o<strong>de</strong>r die Konzentration<br />
von Schülerinnen und Schülern<br />
zu verbessern? Parallelball statt Mitternachtsformel?<br />
Statt Bücher zu wälzen,<br />
Bewegungsübungen und <strong>de</strong>ren Variationen<br />
ausführen? Stellt man diese Fragen<br />
Horst Lutz, <strong>de</strong>m Erfin<strong>de</strong>r von Lifekinetik<br />
® , wird er mit einem klaren „ja“<br />
antworten und ergänzend hinzufügen,<br />
dass man <strong>de</strong>shalb nicht mit <strong>de</strong>m Lernen<br />
aufhören kann, es aber wahrscheinlich<br />
<strong>de</strong>utlich effizienter sein<br />
wird.<br />
Bestätigt wird Lutz´ Einschätzung<br />
durch die Aussagen von Schülerinnen<br />
und Schülern <strong>de</strong>s ersten Lifekinetikkurses<br />
an <strong>de</strong>r Johanna-Wittum-Schule<br />
Pforzheim (siehe Kasten). Die JWS bietet<br />
seit September 2010 das Wahlfach<br />
Lifekinetik an.<br />
Wissenschaftliche Belege<br />
Fundierter als die zitierten Eindrücke<br />
<strong>de</strong>r Schülerinnen und Schüler sind hier-<br />
zu die Ergebnisse verschie<strong>de</strong>nster wissenschaftlicher<br />
Untersuchungen, die<br />
folgen<strong>de</strong> signifikante Verbesserungen<br />
bei <strong>de</strong>n Versuchsgruppen, die ein<br />
Lifekinetik ® -Training absolviert haben,<br />
nachgewiesen haben (Lutz, 2011):<br />
• Gleichgewicht<br />
• Auge-Hand-Koordination<br />
• Fehlerreduktion<br />
• Lese- Rechtschreibschwäche<br />
• Aufmerksamkeitssteigerung<br />
• Anwen<strong>de</strong>n mathematischer Fertigkeiten<br />
und Fähigkeiten in komplexen<br />
Kontexten<br />
• Verknüpfung von Operationen in Prozessen<br />
• Entscheidungsqualität<br />
• kognitive sowie motorische Leistungsfähigkeit<br />
Grundsätzliches zu Lifekinetik ®<br />
Egal mit welcher Übung aus <strong>de</strong>m praktisch<br />
unerschöpflichen Übungs- und<br />
Variantenfundus die Schülerinnen und<br />
schwerpunktthema<br />
1) Hän<strong>de</strong> parallel, je ein<br />
Ball<br />
2) Bälle parallel hochwerfen 3) Hän<strong>de</strong> überkreuzen 4) Bälle mit überkreuzten Hän<strong>de</strong>n<br />
wie<strong>de</strong>r fangen<br />
5) Hän<strong>de</strong> über kreuz 6) Bälle wie<strong>de</strong>r hochwerfen 7) Hän<strong>de</strong> zurück kreuzen 8) Hän<strong>de</strong> parallel, Bälle wie<strong>de</strong>r<br />
fangen<br />
Abbildung 1: Parallelball<br />
Legen<strong>de</strong>: B1= Ball 1, B2 = Ball 2, II = Hän<strong>de</strong> parallel, x = Hän<strong>de</strong> überkreuz<br />
2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 9
schwerpunktthema<br />
Schüler konfrontiert wer<strong>de</strong>n, sie zeigen<br />
immer ein sehr hohes Aufmerksamkeits-<br />
und Konzentrationsniveau gepaart<br />
mit viel Freu<strong>de</strong> beim Tun.<br />
Exemplarisch sei hier die Übung „Parallelball“<br />
(Abbildung1) vorgestellt. Sie<br />
gilt als Übungsklassiker unter <strong>de</strong>n<br />
Lifekinetik ® -Übungen. Der Üben<strong>de</strong><br />
wirft zwei Bälle parallel nach oben<br />
(1,2), überkreuzt dann die Hän<strong>de</strong> und<br />
fängt die Bälle wie<strong>de</strong>r (3,4), wirft die<br />
Bälle wie<strong>de</strong>r hoch und kreuzt die Hän<strong>de</strong><br />
zurück in die parallele Ausgangsposition<br />
(5,6). Hinter dieser Übung steckt<br />
nach Horst Lutz die Absicht, die Gehirnhälften<br />
trotz visueller Parallelwahrnehmung<br />
über kreuz arbeiten zu lassen.<br />
(Lutz, Horst 2010). Eine Übung,<br />
bei <strong>de</strong>r Schülerinnen und Schüler mit<br />
Feuereifer bei <strong>de</strong>r Sache sind.<br />
Ein Vi<strong>de</strong>o, auf <strong>de</strong>m die Übung mit Jongliertüchern<br />
durchgeführt wird, fin<strong>de</strong>t<br />
man bei Youtube (http://www.youtube.com/watch?v=Rd1_RJZxVDo&NR<br />
=1&feature=endscreen).<br />
und <strong>de</strong>ren Variationen zu bewältigen<br />
versucht. Die Perfektion weicht <strong>de</strong>r Variation.<br />
Das Übungsprogramm ist altersunabhängig<br />
und hat eine stark soziale Ausrichtung.<br />
Egal ob Kind, Jugendlicher,<br />
Erwachsener o<strong>de</strong>r Senior, Berufstätiger,<br />
Schüler, <strong>Sport</strong>ler, alle profitieren<br />
von <strong>de</strong>n positiven Wirkungen <strong>de</strong>s Trainings.<br />
Es wird in <strong>de</strong>r Regel einmal pro<br />
Woche eine Stun<strong>de</strong> durchgeführt. Zusätzliches<br />
Üben ist nicht notwendig,<br />
das Gehirn lernt nach. Die körperliche<br />
Anstrengung ist als gering einzuschätzen<br />
und so können auch untrainierte<br />
Personen aktiv teilnehmen. Positive Effekte<br />
können bereits nach wenigen<br />
Wochen auftreten. Sie wer<strong>de</strong>n aber<br />
auch durch tägliches Üben mit geringem<br />
Umfang erzielt (5-10 Minuten täglich,<br />
siehe unten Schülerin Nadine).<br />
Die Freu<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n Bewegungen ist<br />
sehr hoch in <strong>de</strong>n Lifekinetikkursen.<br />
Das liegt daran, dass einem die<br />
Übungen anfangs ganz harmlos, gar<br />
witzig vorkommen. Kreisen Sie ein<br />
Jongliertuch und werfen Sie gleichzeitig<br />
einen Ball hoch bzw. dribbeln Sie<br />
mit ihm.<br />
O<strong>de</strong>r hüpfen Sie nach <strong>de</strong>m Sprungmuster<br />
links-rechts-bei<strong>de</strong>-rechts-linksbei<strong>de</strong><br />
usw. (Abbildung 2) über eine Linie<br />
und zählen Sie dabei bis 20 o<strong>de</strong>r<br />
sprechen Sie dabei laut Ihre vollständige<br />
Adresse.<br />
TU München im Gehirn zu Dopaminausschüttungen<br />
führen, welche wie<strong>de</strong>rum<br />
die synaptische Plastizität unterstützt<br />
(Beck u. Beckmann 2009).<br />
Spitzensportler als Vorreiter<br />
Wie so oft spielt <strong>de</strong>r Spitzensport die<br />
Vorreiterrolle. Die Skinationalmannschaft<br />
und in diesem Jahr zum ersten<br />
Mal auch die Herrenfußballnationalmannschaft,<br />
Bun<strong>de</strong>sliga-Clubs (Dortmund,<br />
Freiburg, Hoffenheim, Nürnberg),<br />
Handballer, Basketballer, Badmintonspieler,<br />
Eishockey-Schiedsrichter<br />
usw. machen sich die Effekte von<br />
Lifekinetik ® zunutze und setzen damit<br />
einen ergänzen<strong>de</strong>n Beitrag zum sportartspezifischen<br />
Training.<br />
Für <strong>de</strong>n Schulalltag <strong>de</strong>r Schülerinnen<br />
und Schüler ist das ebenso zu sehen.<br />
Lifekinetik ® ersetzt nicht <strong>de</strong>n <strong>Sport</strong>unterricht<br />
o<strong>de</strong>r das Lernen. Es ist vielmehr<br />
als Ergänzung im Lernprozess<br />
<strong>de</strong>r Schüler zu sehen. Eine Ergänzung,<br />
die ungewöhnlich viel Abwechslung<br />
und Freu<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Lernalltag bringt und<br />
dabei auch noch mit äußerst positiven<br />
Ergebnissen aufwartet. Neben <strong>de</strong>n<br />
oben genannten Verbesserungen wird<br />
vor allem die Konzentrationsfähigkeit<br />
und die Stressresistenz verbessert. Außer<strong>de</strong>m<br />
kann erlerntes Wissen besser<br />
abgerufen wer<strong>de</strong>n.<br />
Übrigens erkennen mehr und mehr Betriebe,<br />
dass Lifekinetik ® ein i<strong>de</strong>aler<br />
Baustein für eine betriebliche Gesundheitsprophylaxe<br />
ist. Mitarbeiter, die mit<br />
Stress besser umgehen können, sind<br />
weniger krank. Höhere Konzentration<br />
reduziert die Fehlerquote und steigert<br />
die Produktivität. Fürsorgliche Arbeitgeber<br />
bieten Lifekinetik für Ihre Mitarbeiter<br />
an.<br />
Lifekinetik ® schafft es, verschie<strong>de</strong>ne<br />
Gehirnareale anzusteuern und u.a. so<br />
die synaptische Plastizität (Synapsenneubildung)<br />
zu för<strong>de</strong>rn. Dabei macht<br />
sich das Training die Tatsache zu Nutze,<br />
dass die Bewegung nicht ohne Gehirn<br />
und das Gehirn nicht ohne Bewegung<br />
funktioniert.<br />
Lifekinetik ® arbeitet nach <strong>de</strong>m differentiellen<br />
Lernansatz und nutzt das Grundprinzip:<br />
„Variiere die Übung vor <strong>de</strong>r Automatisierung“.<br />
So wird die einseitige<br />
neuronale Bahnung vermie<strong>de</strong>n. Entschei<strong>de</strong>nd<br />
für <strong>de</strong>n positiven Effekt ist<br />
also nicht, dass die Bewegung perfekt<br />
ausgeführt wer<strong>de</strong>n kann, son<strong>de</strong>rn die<br />
Zeitspanne, in <strong>de</strong>r man die Aufgabe<br />
Abbildung 2: Sprungmuster links-rechtsbei<strong>de</strong>.<br />
So manche Übungsansage lässt die<br />
Üben<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Durchführbarkeit zweifeln.<br />
Gelingt sie unerwartet dann doch,<br />
kann dies nach Frie<strong>de</strong>r Beck von <strong>de</strong>r<br />
Lifekinetik ® und exekutive Funktionen<br />
Die mo<strong>de</strong>rne Gehirnforschung entschlüsselt<br />
nach und nach die Funktionalität<br />
<strong>de</strong>s menschlichen Gehirns. Die<br />
Vorgänge, wie Lernen funktioniert,<br />
wer<strong>de</strong>n immer besser erklärbar.<br />
Nach Dr. Sabine Kubesch haben die<br />
exekutiven Funktionen Arbeitsgedächtnis,<br />
Inhibition und kognitive Flexibilität<br />
einen großen Einfluss auf die schulische<br />
Leistungsfähigkeit (Kubesch,<br />
Walk 2009).<br />
„Exekutive Funktionen ermöglichen es<br />
uns, Entscheidungen zu treffen, planvoll<br />
aber auch flexibel und zielgerichtet<br />
10 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012
Lifekinetikübungen lassen sich hervorragend<br />
in <strong>de</strong>n <strong>Sport</strong>unterricht integrieren.<br />
Ob im Aufwärm- o<strong>de</strong>r Technikteil,<br />
es fin<strong>de</strong>n sich immer Möglichkeiten,<br />
simple Bewegungsmuster o<strong>de</strong>r sportvorzugehen,<br />
das eigene Han<strong>de</strong>ln zu reflektieren<br />
und dieses ggf. zu korrigieren“<br />
(Kubesch, Spitzer 2010).<br />
Den Forschungsergebnissen von A<strong>de</strong>le<br />
Diamond (2007) zufolge sind diese<br />
exekutiven Funktionen nachweislich<br />
trainierbar und profitieren dabei sowohl<br />
von körperlichem als auch von kognitivem<br />
Training (Diamond et. al 2007).<br />
Lifekinetik ® verbin<strong>de</strong>t ganz in diesem<br />
Sinne körperliche Bewegung mit kognitiven<br />
Aufgaben. Die Verbesserung von<br />
Arbeitsgedächtnis und kognitiver Flexibilität<br />
sind dabei zwei wesentliche<br />
Ziele <strong>de</strong>s Trainings.<br />
Lifekinetik® in <strong>de</strong>r Schule<br />
Als Kurs kann Lifekintik ® nur von lizenzierten<br />
Trainern o<strong>de</strong>r Schul- und Kitacoaches<br />
vermittelt wer<strong>de</strong>n. Der Trainerlehrgang<br />
dauert 5, <strong>de</strong>r Schul- und<br />
Kitacoach 3,5 Tage. Die Kosten für die<br />
Trainerausbildung liegen bei ca.<br />
1850.-Euro (incl. Lizenzgebühr), für <strong>de</strong>n<br />
Schul- und Kitacoach bei 500.- zzgl.<br />
MwSt (keine Lizenzgebühr fällig, wenn<br />
nur in <strong>de</strong>r Schule angewandt). Aus lizenzrechtlichen<br />
Grün<strong>de</strong>n, lässt sich<br />
dieses Bewegungsprogramm nicht<br />
über einen schulischen Fortbildungsgang<br />
verfügbar machen.<br />
Eine an<strong>de</strong>re Möglichkeit ist Lifekinetik ®<br />
in Form eines Wahlfachs o<strong>de</strong>r einer AG<br />
anzubieten. Dies wird beispielsweise<br />
an <strong>de</strong>r Johanna-Wittum-Schule in Pforzheim<br />
(Wahlfach Lifekinetik ® ) und <strong>de</strong>m<br />
Beruflichen Schulzentrum Waldkirch<br />
(Grips AG, Volker Disch) praktiziert.<br />
Die GHS Satteldorf hat in ihr Leuchtturmprojekt<br />
das <strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong>nkontingent<br />
von 3 auf 5 erhöht und in die 4.<br />
und 5. <strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong> Ballkoordination<br />
und Lifekinetik ® aufgenommen. Manfred<br />
Stephan von <strong>de</strong>r GHS berichtet,<br />
dass die an diesem Programm teilnehmen<strong>de</strong>n<br />
Schülerinnen und Schüler eine<br />
auffallend bessere Konzentrations-<br />
fähigkeit aufweisen und ein ein<strong>de</strong>utig<br />
besseres Schriftbild haben als die an<strong>de</strong>ren<br />
Schülerinnen und Schüler. (Stephan,<br />
2012)<br />
An <strong>de</strong>r Hauptschule in Leopoldsdorf<br />
i.M. (Österreich) wur<strong>de</strong> mit lese- und<br />
schreibschwachen Schülern eine beson<strong>de</strong>re<br />
Form <strong>de</strong>s Lifekinetiktrainings<br />
durchgeführt. Täglich vor <strong>de</strong>m Unterricht<br />
machten die Schülerinnen und<br />
Schüler 5-10 Minuten Lifekinetikübungen.<br />
Die Auswirkungen wur<strong>de</strong>n<br />
mit standardisierten Lese-Rechtschreibetests<br />
ermittelt. Folgen<strong>de</strong>s Zitat informiert<br />
über die aufgetretenen Effekte:<br />
„... bei Nadine. Sie litt mit 14 Jahren<br />
noch immer an einer starken Leseschwäche,<br />
machte so viele Fehler,<br />
dass <strong>de</strong>r Textsinn für sie und ihre Zuhörer<br />
kaum noch verstehbar war. Der in<br />
Lifekinetik ® ausgebil<strong>de</strong>te Diplom-<br />
<strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong> Helmut Lang gewann ihre<br />
Deutsch<strong>lehrer</strong>in für ein Experiment:<br />
Drei Wochen lang machte Nadine täglich<br />
mit ihrer Lehrerin vor <strong>de</strong>m Unterricht<br />
fünf Minuten lang die Koordinationsübung<br />
aus <strong>de</strong>m Lifekinetik ® -<br />
Programm. Das Ergebnis war sensationell“.<br />
Die Lehrerin: „In dieser kurzen<br />
Zeit hat sich Nadines Leseleistung auffallend<br />
gebessert. Sie liest fließend,<br />
macht kaum noch Fehler und hat tatsächlich<br />
ein gutes Textverständnis entwickelt“<br />
(www.gesundheitstrends.<strong>de</strong>,<br />
2012).<br />
schwerpunktthema<br />
I<strong>de</strong>alerweise fin<strong>de</strong>t sich im Stun<strong>de</strong>nplan<br />
ein Platz für eine Stun<strong>de</strong> Lifekinetik,<br />
wie das vereinzelt in Grund- und<br />
Hauptschulen stattfin<strong>de</strong>t. Ebenso lässt<br />
sich im Rahmen von Klassen<strong>lehrer</strong>stun<strong>de</strong>n<br />
bei entsprechen<strong>de</strong>m Raumangebot<br />
Lifekinetik ® durchführen.<br />
2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 11
schwerpunktthema<br />
artspezifische Übungen miteinan<strong>de</strong>r zu<br />
kombinieren und über kognitive Aufgaben<br />
anzusteuern.<br />
Beispielübung „Tauschball“:<br />
Je<strong>de</strong>r Schüler dribbelt mit <strong>de</strong>m Basketball<br />
und hat in <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Hand einen<br />
„Tauschball“ (Tennisball o<strong>de</strong>r Jonglierball).<br />
Begegnen sich zwei Spieler „tauschen“<br />
diese während <strong>de</strong>s Dribblings<br />
die Tennisbälle z.B. durch übergeben<br />
o<strong>de</strong>r werfen. Dabei zählt je<strong>de</strong>r für sich<br />
die Anzahl <strong>de</strong>r Ballübergaben. Der Lehrer<br />
gibt durch Pfiff in unregelmäßigen<br />
Abstän<strong>de</strong>n ein Signal. Ist beim Pfiff die<br />
Anzahl <strong>de</strong>r Ballübergaben gera<strong>de</strong>, wird<br />
<strong>de</strong>r Basketball mit links weitergedribbelt,<br />
bei ungera<strong>de</strong>r Zahl mit rechts. Erheblich<br />
leichter ist diese Übung, wenn<br />
statt einem Tennisball ein zum Knäuel<br />
geknotetes Jongliertuch verwen<strong>de</strong>t<br />
wird.<br />
Variation 1 - Zusätzliches Einbeziehen<br />
<strong>de</strong>r Ballübergabe: Bei gera<strong>de</strong>r Anzahl<br />
muss <strong>de</strong>r Tennisball per Bo<strong>de</strong>npass<br />
übergeben wer<strong>de</strong>n, bei ungera<strong>de</strong>r Anzahl<br />
wird <strong>de</strong>r Ball normal zum Partner<br />
geworfen.<br />
Variation 2 - Zusätzliche Drehung: Erhält<br />
<strong>de</strong>r Spieler <strong>de</strong>n Tennisball per Bo<strong>de</strong>npass,<br />
muss er eine 90°-Drehung<br />
durchführen und dann weiter dribbeln.<br />
Erhält er ihn durch einen normalen<br />
Pass, erfolgt eine 180°-Drehung.<br />
Variation 3 - Einsatz verschie<strong>de</strong>ner<br />
Bälle: Statt Tennisbällen wer<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nfarbige<br />
Gymnastikbälle (rot,<br />
grün, blau, gelb) als „Tauschball“ eingesetzt.<br />
Je<strong>de</strong>r Farbe ist eine an<strong>de</strong>re<br />
Pass- und Dribbelvariante zugewiesen.<br />
Roter Gymnastikball = Bo<strong>de</strong>npass mit<br />
Handwechsel <strong>de</strong>r Dribbelhand; blauer<br />
Ball = normaler Pass ohne Handwechsel;<br />
grüner Ball = Bo<strong>de</strong>npass ohne<br />
Handwechsel; gelber Ball = Tauschball<br />
wird gekegelt mit Handwechsel.<br />
Für <strong>de</strong>n Ganztagsschulbetrieb ist das<br />
Angebot von Lifekinetikkursen gera<strong>de</strong>zu<br />
prä<strong>de</strong>stiniert und die Chance, Schülerinnen<br />
und Schülern über das übliche<br />
Maß hinaus ein För<strong>de</strong>rangebot zu bieten!<br />
Aussagen von Schülerinnen und<br />
Schülern am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ersten Lifekinetik-Kurses<br />
an <strong>de</strong>r JWS Pforzheim<br />
2011<br />
Torben: „Ich kann mich in <strong>de</strong>r Schule<br />
besser konzentrieren und ich spiele<br />
besser Badminton, obwohl ich nicht öfter<br />
trainiere.“<br />
Franzi: „Nach 8 Stun<strong>de</strong>n Unterricht bin<br />
ich platt und ich will nur noch aufs Sofa.<br />
Dann auch noch Wahlfach Lifekinetik<br />
® , … irgendwie fühle ich mich danach<br />
wie<strong>de</strong>r fit und kann noch Hausaufgaben<br />
machen.“<br />
Jonas: „Wahlfach Lifekinetik ® . Das-<br />
Fach mit garantiertem Spaßfaktor, äh<br />
sorry Freu<strong>de</strong>faktor, <strong>de</strong>nn Schule ist ja<br />
keine Spaßveranstaltung ;-)“<br />
Max: „Seit ich Lifekinetik ® mache, lasse<br />
ich mich durch Störungen im Unterricht<br />
weniger ablenken. Zuhören, abschreiben<br />
von <strong>de</strong>r Tafel, am Unterricht<br />
teilnehmen fallen mir leichter.“<br />
Jemima:“Ich spiele bei gleichem<br />
Übungsaufwand besser Klavier.“<br />
Literatur<br />
Beck&Beckmann,<br />
2009 Deutsche Zeit schrift für <strong>Sport</strong>medizin,<br />
o<strong>de</strong>r Beck, 2008 <strong>Sport</strong>wissenschaft,<br />
Beck, 2007 Leistungssport<br />
Diamond A, Barnett WS, Thomas J,<br />
Munro S (2007). Preschool Program<br />
Improves Cognitive Control. Science,<br />
318: 1387-1388<br />
Klopp, Jürgen:<br />
ZDF-<strong>Sport</strong>reportage, 19.07.2009.<br />
Lutz, Horst:<br />
Life Kinetik Gehirntraining durch Bewegung,<br />
blv 2008.<br />
Lutz, Horst:<br />
Lehrgangsunterlagen Lifekinetik-Lehrgang<br />
2010.<br />
Lutz, Horst, November 2011,<br />
http://www.lifekinetik.<strong>de</strong>/fileadmin/<br />
pdf/ Die%20Wissenschaft%20und%2<br />
Life %20Kinetik.pdf, 02.08.2012.<br />
Parallelball-Vi<strong>de</strong>o:<br />
h t t p : / / w w w.y o u t u b e . c o m / w a t c h ? v =R -<br />
d1 _R J Z x VD o & N R = 1 &f e at u r e =e n d -<br />
scre en, 14.10.12.<br />
Stephan, Manfred Leuchtturmprojekt:<br />
http://www.manfredstephan.<strong>de</strong>/<br />
leuchtturmprojtext.htm,<br />
Stand 02.08.12.<br />
Abbildungen<br />
Abbildung 1,2 und 3: J. Kleiner, 09/10<br />
2012<br />
Gesundheitstrends:<br />
http://www.gesundheitstrends.<strong>de</strong>/gesundheitstrends/aktuelletrends/lifekinetik.php,<br />
02.08.12.<br />
Tauschball nach Variante 3:<br />
Schüler A passt <strong>de</strong>n grünen Gymnastikball<br />
per Bo<strong>de</strong>npass und dribbelt<br />
mit rechts weiter.<br />
Schüler B kegelt <strong>de</strong>n Ball zu A und<br />
dribbelt anschließend nach einem<br />
Handwechsel weiter.<br />
Kubesch, S., Walk, L. (2009),<br />
Körperliches und kognitives Training<br />
exekutiver Funktionen in Kin<strong>de</strong>rgarten<br />
und Schule. <strong>Sport</strong>wissenschaft, 4:<br />
309-317.<br />
Kubesch S., Spitzer M. (Hrsg. )(2010).<br />
ZNL Newsletter zum Thema Exekutive<br />
Funktionen.<br />
12 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012
Gut gerüstet ins Skischullandheim– eine Trainingseinheit<br />
zur Verbesserung <strong>de</strong>r konditionellen und<br />
koordinativen Fähigkeiten<br />
Hanni Bischoff, Fritz-Erler-Schule Pforzheim<br />
Im vergangenen Jahr hatte eine 10.<br />
Klasse <strong>de</strong>r Fritz-Erler-Schule in Pforzheim<br />
das Privileg, fünf Tage ins Skischullandheim<br />
nach Saalbach-Hinterglemm<br />
fahren zu dürfen. Bereits im<br />
Vorfeld sollten die Schülerinnen auf die<br />
konditionellen und koordinativen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
<strong>de</strong>s Skifahrens vorbereitet<br />
wer<strong>de</strong>n. Zirka die Hälfte <strong>de</strong>r Schülerinnen<br />
waren absolute Skianfänger und<br />
insbeson<strong>de</strong>re sie sollten in <strong>de</strong>r Gestaltung<br />
<strong>de</strong>s sechswöchigen Trainingsprogramms<br />
bedacht wer<strong>de</strong>n. Dieses Trainingsprogramm<br />
umfasste einerseits<br />
<strong>de</strong>n <strong>Sport</strong>unterricht, an<strong>de</strong>rerseits ein<br />
ergänzen<strong>de</strong>s Training zuhause.<br />
Ein Eingangstest zu Beginn <strong>de</strong>r Trainingsphase<br />
sollte das Ausgangsniveau<br />
<strong>de</strong>r Schülerinnen erfassen. Derselbe<br />
Test wur<strong>de</strong> am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r sechswöchigen<br />
Einheit wie<strong>de</strong>rholt, um so die<br />
Verän<strong>de</strong>rung zu dokumentieren (siehe<br />
Anhang 1). Je<strong>de</strong> Schülerin absolvierte<br />
bei <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Tests die folgen<strong>de</strong>n<br />
Stationen:<br />
Konditionell-koordinative Fähigkeiten<br />
Station 1<br />
Rückwärts über <strong>de</strong>n Schwebebalken<br />
gehen und dabei über die Luftballons<br />
steigen, die auf <strong>de</strong>m Balken liegen, ohne<br />
diese zu berühren.<br />
Station 2<br />
Über eine Reckstange balancieren, die<br />
auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n liegt.<br />
Station 3<br />
Auf einem Medizinball eine Strecke mit<br />
Hilfe einer Kastengasse überwin<strong>de</strong>n.<br />
Station 4<br />
Die Hallen<strong>de</strong>cke an <strong>de</strong>n Tauen erklimmen.<br />
Station 5<br />
Parcours absolvieren:<br />
• Kastenziehen<br />
• Stufenbarrenhangeln<br />
• Pedalo fahren<br />
• Kippelbank überwin<strong>de</strong>n<br />
Alle Ergebnisse wur<strong>de</strong>n genauestens<br />
dokumentiert, um so eine Verbesserung<br />
messbar zu machen. Auch die<br />
Trainingseinheiten, welche die Schülerinnen<br />
zuhause ergänzend absolvieren<br />
mussten, wur<strong>de</strong>n selbständig auf<br />
einem persönlichen Trainingsplan erfasst<br />
(siehe Anhang 2). Damit sollten<br />
die Schülerinnen dazu gebracht wer<strong>de</strong>,<br />
Eigenverantwortung für ihren Trainingsprozess<br />
zu übernehmen. Als zusätzliche<br />
Motivation wur<strong>de</strong> diese Unterrichtseinheit<br />
benotet. Dabei spielte<br />
sowohl die absolute Leistung <strong>de</strong>r Schülerin<br />
eine Rolle, als auch die Verbesserung<br />
innerhalbe dieser Zeitspanne, um<br />
auch leistungsschwächeren Schülerinnen<br />
die Chance auf eine gute Note<br />
zu geben.<br />
Die Trainingseinheiten im Unterricht<br />
umfassten vier Doppelstun<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong><br />
Doppelstun<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> mit einem Aufwärmprogramm<br />
Rope-Skipping begonnen,<br />
um hierbei die Rhythmisierungsfähigkeit,<br />
die Arm-Bein-Koordination<br />
sowie die Ausdauer zu schulen.<br />
In <strong>de</strong>r ersten und in <strong>de</strong>r vierten Doppelstun<strong>de</strong><br />
hatten die Schülerinnen die<br />
Möglichkeit, die Stationen <strong>de</strong>s „Test-<br />
Parcours“ zu absolvieren und somit zu<br />
üben. In <strong>de</strong>r zweiten Doppelstun<strong>de</strong><br />
wur<strong>de</strong> ein Zirkel mit Stationen <strong>de</strong>s sensomotorisch<br />
akzentuierten Krafttrainings<br />
(SAK) nach Lüchtenberg und Görgner<br />
(Lüchtenberg, D. Görgner, C.,<br />
2010 Perfektes Krafttraining mit <strong>de</strong>r<br />
SAK Metho<strong>de</strong>) durchlaufen (siehe Anhang<br />
3). Das SAK wur<strong>de</strong> ausgewählt,<br />
da es sich beim Skifahren um eine<br />
<strong>Sport</strong>art han<strong>de</strong>lt, die durch eine permanente<br />
Instabilität <strong>de</strong>s Untergrun<strong>de</strong>s gekennzeichnet<br />
ist. Genau dies kann in<br />
<strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>halle mit <strong>de</strong>m SAK simuliert<br />
wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m hat das SAK einen<br />
weitaus höheren Auffor<strong>de</strong>rungscharakter<br />
als ein traditionelles Krafttraining<br />
und es trainiert gleichzeitig die für das<br />
Skifahren wichtige Gleichgewichtsfähigkeit.<br />
Auch in <strong>de</strong>r dritten Woche wur<strong>de</strong><br />
ein SAK Stationentraining absolviert,<br />
welches durch Stationen wie z.B.<br />
Slackline, Pedalowettrennen, Abfahrtshockewettkampf<br />
auf <strong>de</strong>m Minitrampolin<br />
o<strong>de</strong>r Ballwettbewerbe auf <strong>de</strong>r Airex-<br />
Matte, ergänzt wur<strong>de</strong>n. Dabei hatten<br />
die Schülerinnen sehr viel Spaß und die<br />
Motivation war super, was wie<strong>de</strong>rum<br />
<strong>de</strong>n hohen Materialaufwand rechtfertigte.<br />
Darüber hinaus absolvierten alle Schülerinnen<br />
in <strong>de</strong>r dritten Doppelstun<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>n Shuttle-Run Test. Das Trainingsprogramm<br />
zuhause sah sowohl verschie<strong>de</strong>ne<br />
Aufgaben im Einbeinstand,<br />
als auch Bergläufe mit kurzen Sprintintervallen<br />
vor.<br />
Nahezu alle Schülerinnen konnten sich<br />
in <strong>de</strong>n sechs Wochen verbessern,<br />
manche sogar in erheblichem Maße.<br />
Körperlich gut gerüstet stand <strong>de</strong>m Skischullandheim<br />
nun nichts mehr im Wege.<br />
Bereits am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ersten Tages,<br />
<strong>de</strong>r für manche überhaupt <strong>de</strong>r erste<br />
Skitag war, konnten alle gemeinsam<br />
die blaue Abfahrt von <strong>de</strong>r Mittelstation<br />
absolvieren. Voller Stolz waren die<br />
Schülerinnen <strong>de</strong>r Meinung, dass sich<br />
das anstrengen<strong>de</strong> Training <strong>de</strong>r letzten<br />
Wochen nun wirklich gelohnt hätte.<br />
schwerpunktthema<br />
2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 13
Eingangs- , Abschlusstest<br />
Station 1: Rückwärts über <strong>de</strong>n Schwebebalken gehen und dabei über die<br />
Medizinbälle steigen, die auf <strong>de</strong>m Balken liegen ohne diese zu berühren.<br />
Eingangstest Abschlusstest<br />
Anzahl <strong>de</strong>r Abgänge:<br />
Anzahl <strong>de</strong>r Ballberührungen<br />
Benötigte Zeit<br />
(gering/mittel/hoch)<br />
Station 2: Über eine Reckstange balancieren, die auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n liegt.<br />
Eingangstest Abschlusstest<br />
Anzahl <strong>de</strong>r Abgänge<br />
Station 3: Auf einem Medizinball eine Strecke überwin<strong>de</strong>n mit Hilfe einer<br />
Kastengasse<br />
Eingangstest Abschlusstest<br />
Anzahl <strong>de</strong>r Abgänge<br />
Station 4: Die Hallen<strong>de</strong>cke an <strong>de</strong>n Tauen erklimmen<br />
Eingangstest Abschlusstest<br />
Die Hän<strong>de</strong> waren ganz oben<br />
Die Hän<strong>de</strong> waren in <strong>de</strong>r Mitte<br />
Die Hän<strong>de</strong> sind nicht über die<br />
Ausgangsmarkierung<br />
gekommen<br />
Station 5: Parcours absolvieren<br />
Eingangstest Abschlusstest<br />
Benötigte Zeit<br />
schwerpunktthema<br />
Dokumentation <strong>de</strong>r persönlichen<br />
Trainingsleistung von:<br />
Disziplin: Datum Dauer Bemerkung<br />
Einbeinstand mit<br />
geö neten Augen (r/l)<br />
Einbeinstand mit<br />
geschlossenen Augen (r/l)<br />
Einbeinstand mit geö neten<br />
Augen auf einem dicken Kissen;<br />
dabei einen Tennisball gegen<br />
die Wand werfen (r/l)<br />
Einbeinstand mit<br />
geschlossenen Augen auf<br />
einem Kissen (r/l)<br />
Bergläufe mind. 30 Minuten<br />
mit kurzen Sprintintervallen<br />
Richtwerte: Pro Woche soll eine Berglaufeinheit sowie fünf Einheiten Einbeinstand absolviert wer<strong>de</strong>n.<br />
Hiermit bestätige ich die Richtigkeit meiner Angaben.<br />
Datum: _____________________________________<br />
Unterschrift: _____________________________________<br />
14 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012
Pedalowettrennen<br />
Wer wird Pedaloweltmeister?<br />
Slackline<br />
Versuche, möglichst selbständig auf die<br />
Seilspringen<br />
nachzuspringen.<br />
Bankbalance<br />
Versuche, auf <strong>de</strong>r Bank an <strong>de</strong>inem Partner vorbei zu<br />
Stationen <strong>de</strong>r zweiten Einheit<br />
Wer hat <strong>de</strong>n stärksten Arm<br />
(Flexibarwettbewerb)?<br />
Wer scha t es länger, das Flexibar in Schwingung zu halten?<br />
Achte dabei auf <strong>de</strong>ine Rumpfmuskulatur.<br />
Buckelpistenfahrt auf <strong>de</strong>m Minitramp<br />
Versuche auf <strong>de</strong>m Minitramp zu springen und die Stöße<br />
dabei abzufe<strong>de</strong>rn.<br />
Wer ist <strong>de</strong>r Liegestützweltmeister?<br />
For<strong>de</strong>re <strong>de</strong>inen Partner heraus, in<strong>de</strong>m du eine Anzahl an<br />
Liegestützen vorgibst, die von ihm auch absolviert wer<strong>de</strong>n<br />
müssen.<br />
Ballspielen auf <strong>de</strong>r Airexmatte<br />
Versucht <strong>de</strong>n Ball immer hin und her zu werfen und dabei<br />
die Airexmatte nicht zu verlassen.<br />
Stufenbarrenhangeln<br />
Hangle dich durch <strong>de</strong>n Stufenbarren.<br />
Mattenwettrennen<br />
Laufe auf <strong>de</strong>r Weichbo<strong>de</strong>nmatte um <strong>de</strong>in Leben.<br />
Beine in die Höhe<br />
Halte dich an <strong>de</strong>r oberen hervorstehen<strong>de</strong>n Sprosse fest und<br />
bewege die Beine gestreckt in die Horizontale.<br />
schwerpunktthema<br />
Versuche, die Grundsprünge aus <strong>de</strong>r Aufwärmphase<br />
Slackline<br />
aufzusteigen sowie ein paar Schritte zu gehen.<br />
kommen, ohne dass ihr dafür die Bank verlasst.<br />
2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 15
schwerpunktthema<br />
Das neue Deutsche <strong>Sport</strong>abzeichen und die<br />
Koordinationsanfor<strong>de</strong>rungen im Gerätturnen<br />
Prof. Dr. Swantje Scharenberg, FOSS Karlsruhe (scharenberg@foss-<strong>karlsruhe</strong>.<strong>de</strong>)<br />
Pünktlich zum Jubiläum „100 Jahre<br />
Deutsches <strong>Sport</strong>abzeichen“ ist <strong>de</strong>r<br />
Aufgabenkatalog gründlich reformiert,<br />
die Basis und auch das Strukturmerkmal<br />
für die neuen Anfor<strong>de</strong>rungen bil<strong>de</strong>n<br />
ab Gültigkeit die motorischen<br />
Grun<strong>de</strong>igenschaften.<br />
Die Akzeptanz <strong>de</strong>s <strong>Sport</strong>abzeichens<br />
erscheint in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit höher<br />
<strong>de</strong>nn je, insbeson<strong>de</strong>re für die Prävention.<br />
Gesundheits- bzw. Krankenkassen<br />
unterstützen diesen traditionellen<br />
Wettbewerb, teilweise geben sie sogar<br />
einen individuellen Bonus mit Prämienanspruch<br />
für <strong>de</strong>n Nachweis <strong>de</strong>s<br />
erfolgreichen Absolvierens <strong>de</strong>s Abzeichens.<br />
Für das Schulalter gibt es sechs verschie<strong>de</strong>ne<br />
Altersgruppierungen und<br />
<strong>de</strong>mentsprechend auch sechs unterschiedliche<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen, die für die<br />
Koordination in <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>art Turnen<br />
(=Gerätturnen) hier beispielhaft vorgestellt<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
1 Ausgangssituation<br />
Turnen gehört wie die Leichtathletik<br />
und das Schwimmen zu <strong>de</strong>n Grundsportarten<br />
und ist im Leistungskatalog<br />
<strong>de</strong>s Deutschen <strong>Sport</strong>abzeichens in<br />
<strong>de</strong>n Disziplingruppen KRAFT,<br />
SCHNELLIGKEIT und KOORDINATI-<br />
ON vertreten. Denn Turnen för<strong>de</strong>rt<br />
vielseitig und umfassend alle wichtigen<br />
motorischen Grundfertigkeiten<br />
und -fähigkeiten und ermöglicht vielfältige<br />
Bewegungserlebnisse, die beim<br />
Schwingen, Springen, Hangeln, Stützen,<br />
Balancieren, Rollen und Drehen<br />
um alle Körperachsen erfahren wer<strong>de</strong>n<br />
können. Im neuen <strong>Sport</strong>abzeichen<br />
wird dies eindrucksvoll <strong>de</strong>monstriert.<br />
Turnen präsentiert sich im Reigen <strong>de</strong>r<br />
Dreistufigkeit als methodische Reihe,<br />
die von <strong>de</strong>r Bronze-Übung hin zur<br />
Gold-Übung führt. Damit können auch<br />
Turn-Laien die einzelnen Aufgaben mit<br />
Erfolg absolvieren und sich von <strong>de</strong>n<br />
Bewegungserfahrungen begeistern<br />
lassen.<br />
2 Auswahlkriterien für die Turn-<br />
Aufgaben:<br />
Bekannte Bewegungen nutzen:<br />
Aus diesem Grund wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Beschreibung<br />
nicht die spezifische Turnsprache<br />
verwen<strong>de</strong>t, son<strong>de</strong>rn volkstümliche<br />
Begriffe wie z. B. Kerze und Rad.<br />
Gesundheitsbewusstes Üben ermöglichen:<br />
Bei <strong>de</strong>n einzelnen Aufgaben, die von<br />
Bronze zu <strong>de</strong>n Goldanfor<strong>de</strong>rungen als<br />
methodische Reihe geplant sind, sind<br />
u.a. Gerätehilfen in die Zielaufgabe mit<br />
eingebun<strong>de</strong>n.<br />
Körperliche Entwicklung beachten:<br />
Die motorischen Grun<strong>de</strong>igenschaften,<br />
die entschei<strong>de</strong>nd für die Alltagsbewältigung<br />
sind, lassen sich in je<strong>de</strong>m Alter<br />
trainieren, jedoch mit unterschiedlichem<br />
Erfolg.<br />
3 Bewertung<br />
Die Bewertung erfolgt mit „geschafft“<br />
o<strong>de</strong>r „nicht geschafft“ und nicht mit<br />
<strong>de</strong>n turnspezifischen Kriterien, damit<br />
die Selbsteinschätzung vereinfacht<br />
wird und auch <strong>de</strong>r DSA-Prüfer, <strong>de</strong>r<br />
nicht aus <strong>de</strong>m Turnen kommt, die Turnaufgaben<br />
abnehmen und beurteilen<br />
kann.<br />
Wenn nicht an<strong>de</strong>rs beschrieben, ist für<br />
die Umsetzung <strong>de</strong>r Turnaufgaben eine<br />
Hilfeleistung (taktil o<strong>de</strong>r durch einen<br />
an<strong>de</strong>ren Gerätaufbau festgelegt) nicht<br />
zulässig. Für die Bewertung muss die<br />
Turnaufgabe erkennbar (Grobform) sein.<br />
Das Turnen soll sich für eine breite Bevölkerungsschicht<br />
inkl. <strong>de</strong>r Schülerinnen<br />
und Schüler interessant und attraktiv<br />
präsentieren und Interesse wecken,<br />
sich sportlich verstärkt zu betätigen.<br />
4 Beispiel: Aufgabenkatalog Koordination<br />
Beginnen möchte ich mit einem Zitat<br />
aus <strong>de</strong>m Aufgabenkatalog:<br />
<strong>Info</strong>box:<br />
<strong>Sport</strong>wissenschaftliche Hintergrün<strong>de</strong><br />
„Die koordinativen Fähigkeiten sind Fähigkeiten<br />
die primär koordinativ, d.h.<br />
durch die Prozesse <strong>de</strong>r Bewegungssteuerung<br />
und -regelung bestimmt<br />
wer<strong>de</strong>n. Sie befähigen <strong>de</strong>n <strong>Sport</strong>ler,<br />
motorische Aktionen in vorhersehbaren<br />
Situationen sicher und ökonomisch zu<br />
beherrschen.“ Im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen<br />
also primär die Bewegungstechnik und<br />
die Qualität <strong>de</strong>r Bewegungsausführung,<br />
während die energetischen Prozesse<br />
<strong>de</strong>r Muskelbewegung eine sekundäre<br />
Rolle spielen.<br />
Die Aufgabenauswahl hat stark beeinflusst,<br />
dass <strong>de</strong>r Schwebebalken einmalig<br />
ist und nicht durch eine Bank o.ä. ersetzt<br />
wer<strong>de</strong>n kann. Jungen wie Mädchen<br />
reizt das Gerät, insbeson<strong>de</strong>re das<br />
Risiko, welches durch die Breite von<br />
10 cm und durch die Fallhöhe gegeben<br />
ist.<br />
Methodisch wird hier neben <strong>de</strong>r Gleichgewichtsfähigkeit<br />
unmerklich die Ganzkörperspannung<br />
trainiert. Der für die<br />
Bronze-Anfor<strong>de</strong>rung gewollte Ballenstand<br />
und die absichtlich nicht näher<br />
qualifizierte Bedingung „zügiges Gehen“<br />
sind wesentlich einfacher umzusetzen,<br />
wenn die Arme an <strong>de</strong>n Ohren<br />
sind und somit <strong>de</strong>r gesamte Körper<br />
kontrolliert ist. Der Blick aufs Balkenen<strong>de</strong><br />
erleichtert die Ausführung ebenfalls.<br />
Kin<strong>de</strong>r können nicht mehr rückwärts<br />
gehen. (Können wir es <strong>de</strong>nn noch, als<br />
Erwachsene?) – diese Aussage wird<br />
stets gern zitiert, wenn <strong>de</strong>r Rückgang<br />
<strong>de</strong>r Motorik bei <strong>de</strong>n Heranwachsen<strong>de</strong>n<br />
beklagt wird. Mit <strong>de</strong>r Silberanfor<strong>de</strong>rung<br />
können die Kin<strong>de</strong>r nun unter Beweis<br />
stellen, ob sie – nach <strong>de</strong>m unvermeintlichen<br />
Üben – nicht doch rückwärts gehen<br />
können. Wenn die Kin<strong>de</strong>r dabei erneut<br />
nach vorne auf das Balkenen<strong>de</strong><br />
schauen und die Arme über <strong>de</strong>n Kopf<br />
nehmen – wie unter „Bronze“ gelernt –<br />
womöglich noch im Ballenstand bleiben,<br />
haben sie <strong>de</strong>utlich dazu gelernt,<br />
auch im Hinblick auf Orientierungsfähigkeit.<br />
Beim seitlichen Gehen ist zwar die Auflagefläche<br />
vermeintlich größer, jedoch<br />
fehlt <strong>de</strong>r optische Orientierungspunkt<br />
„Balkenen<strong>de</strong>“. Die Ten<strong>de</strong>nz, dass Kin<strong>de</strong>r<br />
gerne nur immer mit <strong>de</strong>r gleichen<br />
Seite einen neuen Schritt wagen, wird<br />
hier entgegengewirkt, da sie die Aufgabe<br />
nach bei<strong>de</strong>n Seiten, also auch mit<br />
bei<strong>de</strong>n Füssen erfüllen müssen.<br />
16 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012
Überblick <strong>de</strong>r Turnelemente für die jeweilige Altersklasse in <strong>de</strong>r Disziplingruppe Koordination:<br />
Alter 6-7 8-9 10-11 12-13 14-15 16-17<br />
Element Schwebebalken Hüftumschwung<br />
siehe<br />
Absatz<br />
4.4.7.1 Altersgruppe: 6-7 und 70 und älter<br />
Gehen auf <strong>de</strong>m Schwebebalken<br />
Schwingen an<br />
<strong>de</strong>n Ringen<br />
Rad Rolle Sprung mit<br />
Drehung<br />
4.4.7.1 4.4.7.2 4.4.7.3 4.4.7.4 4.4.7.5 4.4.7.6<br />
Material: Schwebebalken mit Matten abgesichert<br />
schwerpunktthema<br />
1 (Bronze) Zügiges Gehen auf Zehenspitzen mit gestreckten<br />
Armen an <strong>de</strong>n Ohren über <strong>de</strong>n Schwebebalken.<br />
2 (Silber) Rückwärts Gehen über <strong>de</strong>n Schwebebalken.<br />
3 (Gold) Seitwärts Gehen mit Übertreten eines Beines bis zur<br />
Balkenmitte, dann in die gleiche Richtung mit gleicher<br />
Aufgabenstellung wie<strong>de</strong>r zurück.<br />
4.4.7.2 Altersgruppe: 8-9 und 60-69<br />
Hüftumschwung<br />
Material: Kleiner Kasten, Reck, Sprungseil, mit Matte<br />
1 (Bronze) Von einem kleinen Kasten mit gestreckten Armen in<br />
<strong>de</strong>n Stütz am Reck springen, Beine aktiv nach vorn<br />
bringen, Rückschwung und Landung auf <strong>de</strong>m kleinen<br />
Kasten mit sofortigem Absprung in <strong>de</strong>n Stütz etc. viermal<br />
in <strong>de</strong>n Stütz springen.<br />
2 (Silber) Aus <strong>de</strong>m Stütz am Reck vier direkt hintereinan<strong>de</strong>r ausgeführte<br />
Hüftumschwünge mit Seilhilfe.<br />
3 (Gold) Aus <strong>de</strong>m Stütz am Reck Rückschwung und Hüftumschwung<br />
ggf. mit Sicherheitsstellung.<br />
Gerätturnen ist vielseitig. War bei <strong>de</strong>n<br />
Primarschülern <strong>de</strong>r ersten und zweiten<br />
Klasse die Grundform „Balancieren“<br />
die Hauptaufgabe, so ist es nunmehr<br />
das „Stützen“ für die Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r zweiten<br />
und dritten Klasse.<br />
Die Bronzeanfor<strong>de</strong>rung bereitet unter<br />
<strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>r Kopplungsfähigkeit<br />
<strong>de</strong>n Rückschwung vor und trainiert<br />
gleichzeitig das Richtige, wenn auch<br />
kurzzeitige Stützen mit gestreckten Armen.<br />
Sein eigenes Gewicht abstützen<br />
zu können, fällt nicht nur <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn<br />
zunehmend schwer.<br />
Wer Silber erreichen will, braucht diese<br />
Stützkraft und Mut – das ist schon alles.<br />
Denn das Seil fixiert die Hüfte<br />
(=<strong>de</strong>n Schwerpunkt) an <strong>de</strong>r Stange.<br />
Lässt sich <strong>de</strong>r Üben<strong>de</strong> gestreckt zurück<br />
fallen, rotiert er automatisch um<br />
die Stange. Der Kopf sollte bei <strong>de</strong>r Bewegung<br />
vorne bzw. gera<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m<br />
Hals bleiben.<br />
In <strong>de</strong>r Goldbedingung wer<strong>de</strong>n nun<br />
Rückschwung und Hüftumschwung<br />
kombiniert, also eine Vorwärts- mit einer<br />
Rückwärtsbewegung. Die Krux bei<br />
<strong>de</strong>r Ausführung ist, nicht zuerst das Eine<br />
zu been<strong>de</strong>n, also in die Ruhelage zu<br />
kommen, son<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>r Annäherung<br />
<strong>de</strong>r Hüfte an die Stange bereits <strong>de</strong>n<br />
Umschwung durch aktives Zurückbringen<br />
<strong>de</strong>s Rumpfes die Rückwärtsrotation<br />
einzuleiten. Dass hier Sicherheitsstellung<br />
erlaubt ist, versteht sich aus<br />
<strong>de</strong>m Leistungssprung zwischen Silber<br />
und Bronze.<br />
2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 17
schwerpunktthema<br />
Eine weitere Grundtätigkeit <strong>de</strong>s Bewegens,<br />
das Schwingen, ist sehr gut an<br />
einem erneut an<strong>de</strong>ren Gerät, <strong>de</strong>n<br />
schwingen<strong>de</strong>n Ringen (=Schaukelringe)<br />
zu vollziehen. Die Primarschulkin<strong>de</strong>r<br />
(4. Klasse) bzw. die 5./6.-Klässler<br />
sollten bereits begriffen haben, wie<br />
wichtig es ist, sich festzuhalten. Für die<br />
Überprüfung dieser Fähigkeit – gepaart<br />
mit einer altersgerechten Kraftanfor<strong>de</strong>rung<br />
– ist die Bronzeaufgabe gedacht.<br />
Beim Schwingen an <strong>de</strong>n Ringen wird<br />
Rhythmisierungsfähigkeit benötigt und<br />
auch Antizipationsfähigkeit, um sich<br />
vom Bo<strong>de</strong>n abzustoßen. Ob es <strong>de</strong>r<br />
richtige Moment ist, in <strong>de</strong>m sich <strong>de</strong>r/<br />
die Aktive vom Bo<strong>de</strong>n abstößt, ist für<br />
Laien am <strong>de</strong>utlichen Höhengewinn<br />
(Goldanfor<strong>de</strong>rung) zu erkennen.<br />
4.4.7.3 Altersgruppe: 10-11 und 50-59<br />
Schwingen an <strong>de</strong>n Ringen<br />
Material: Kleiner Kasten, Schwingen<strong>de</strong> Ringe, Matten zur Absicherung<br />
1 (Bronze) Aus <strong>de</strong>m Stand auf einem kleinen Kasten mit gestreckten<br />
Armen abspringen und Arme anziehen (<strong>de</strong>r restliche<br />
Körper ist gestreckt, <strong>de</strong>r Blick ist durch die Ringe<br />
gerichtet), in dieser Position vorpen<strong>de</strong>ln, rückpen<strong>de</strong>ln,<br />
vorpen<strong>de</strong>ln und am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Rückpen<strong>de</strong>lns Arme strecken<br />
und lan<strong>de</strong>n.<br />
2 (Silber) Schwingen (drei Vor- und Rückschwünge) an <strong>de</strong>n<br />
Ringen mit rhythmischem Abstoßen am Bo<strong>de</strong>n (zwei<br />
Kontakte sowohl im Vor- als auch im Rückschwung).<br />
3 (Gold) Schwingen (drei Vor- und Rückschwünge) an <strong>de</strong>n<br />
Ringen mit rhythmischem Abstoßen am Bo<strong>de</strong>n (zwei<br />
Kontakte sowohl im Vor- als auch im Rückschwung) und<br />
<strong>de</strong>utlichem Höhengewinn.<br />
Für Jugendliche <strong>de</strong>r 7./8. Klasse wird<br />
ein turnerisches Element, das Rad, angeboten.<br />
Das kleine „Kunststück“ hat<br />
hohen Auffor<strong>de</strong>rungscharakter, wird<br />
gerne probiert.<br />
Bei <strong>de</strong>r Bronzeanfor<strong>de</strong>rung ist das Ziel<br />
zu lernen, die Beine zu strecken und<br />
über die Stützstelle zu bekommen (Lage<br />
<strong>de</strong>s Körpers im Raum). Die 30cm<br />
zwischen Handaufsatz und Matte machen<br />
diese Aufgabe lösbar.<br />
Das Lan<strong>de</strong>n gegen die Bewegungsrichtung<br />
– wie bei „Silber“ gefor<strong>de</strong>rt,<br />
ver<strong>de</strong>utlicht die bei<strong>de</strong>n Hüftdrehungen<br />
im Rad und erleichtert die Landung.<br />
Der Korridor (Gold) führt von <strong>de</strong>r Grobform<br />
zur Feinform.<br />
Dass die Rolle zu <strong>de</strong>n koordinativen<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen zählt, mag zunächst<br />
verwun<strong>de</strong>rn. Jedoch ist <strong>de</strong>r raum-zeitliche<br />
Ablauf <strong>de</strong>r durch Translation und<br />
Rotation (Rolle vorwärts) bzw. Rotation<br />
und Translation (Rolle rückwärts) geprägten<br />
Bewegung die eigentliche Herausfor<strong>de</strong>rung<br />
bei <strong>de</strong>r Rolle.<br />
Um aus <strong>de</strong>r Bauchlage die Rolle vorwärts<br />
ausführen zu können (Bronze),<br />
dürfen die Zehenspitzen aufgesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n und auch ein Abdrücken vom<br />
Ballen ist erlaubt. Der spezielle Aufbau<br />
(Geräthilfe) ermöglicht ein intensives<br />
Üben ohne zusätzliche taktile Hilfeleistung.<br />
Auch bei <strong>de</strong>r Bedingung „Silber“ ist<br />
das Erfolgserlebnis garantiert. Je<strong>de</strong>r/m<br />
4.4.7.4 Altersgruppe: 12-13 und <strong>40</strong>-49<br />
Rad / Handstützüberschlag seitwärts (Rad)<br />
Material: Weichbo<strong>de</strong>nmatte, Turnmatten<br />
1 (Bronze) Aus <strong>de</strong>m Aufschwingen Rad vorlings vor einer hochgestellten<br />
Weichbo<strong>de</strong>nmatte. Abstand zur Weichbo<strong>de</strong>nmatte<br />
im Handaufsatz ca. 30 cm.<br />
2 (Silber) Aus <strong>de</strong>m Aufschwingen Rad mit Landung gegen die<br />
Bewegungsrichtung.<br />
3 (Gold) Aus <strong>de</strong>m Aufschwingen Rad mit Landung gegen die<br />
Bewegungsrichtung in einem durch Krei<strong>de</strong>striche markierten<br />
Korridor von 50 cm Breite.<br />
4.4.7.5 Alter 14-15 und 30-34 sowie 35-39<br />
Rolle<br />
Material: 4 kleine Kästen, Turnmatten<br />
1 (Bronze) Aus <strong>de</strong>r Bauchlage auf einem kleinen Kasten Rolle<br />
vorwärts in <strong>de</strong>r Kastengasse mit richtigem Handaufsatz<br />
und Aufstehen über einen vierten kleinen Kasten (ohne<br />
Niveauunterschied).<br />
2 (Silber) Aus <strong>de</strong>m Strecksitz auf <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n hintereinan<strong>de</strong>r gestellten<br />
Kästen wird – mit <strong>de</strong>m Kopf in <strong>de</strong>r Kastengasse<br />
– eine Rolle rückwärts ausgeführt, die Landung erfolgt in<br />
<strong>de</strong>r Hockposition auf einem etwa gleichhohen Turnmattenberg,<br />
<strong>de</strong>r sich direkt an die Kastengasse anschließt.<br />
3 (Gold) Aus <strong>de</strong>m Strecksitz auf <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n hintereinan<strong>de</strong>r gestellten<br />
Kästen wird – mit <strong>de</strong>m Kopf in <strong>de</strong>r Kastengasse<br />
– eine Rolle rückwärts ausgeführt, die Landung erfolgt<br />
in <strong>de</strong>r Hockposition auf einem, bezogen auf die Kästen,<br />
etwa zwanzig Zentimeter höheren Turnmattenberg, <strong>de</strong>r<br />
sich direkt an die Kastengasse anschließt.<br />
18 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012
4.4.7.6 Altersgruppe: 16-17 und 18-29<br />
Sprung mit Drehung<br />
Orientierungsfähigkeit und Gleichgewichtsfähigkeit<br />
sind für die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
in <strong>de</strong>r Altersgruppe <strong>de</strong>r Oberstufe<br />
notwendig. Die Längsachsendrehung<br />
zu einer Seite, insbeson<strong>de</strong>re<br />
wenn es nur eine halbe ist, erscheint<br />
einfach. Jedoch <strong>de</strong>r Wechsel <strong>de</strong>r Drehrichtung<br />
und auch die Anzahl vier sind<br />
die Krux bei dieser Aufgabe.<br />
Der Strecksprung mit 1/1 Drehung wird<br />
meist im Absprung vorgedreht, das<br />
heißt, die Füße zeigen beim Einbeugen<br />
<strong>de</strong>r Knie bereits in die Drehrichtung,<br />
und es wird nur eine ¾ Drehung um die<br />
Längsachse gezeigt. Insbeson<strong>de</strong>re bei<br />
<strong>de</strong>n Jungen/Männern ist die Lage <strong>de</strong>s<br />
Körpers im Raum die Schwierigkeit.<br />
Beobachtungen zeigen, dass beson<strong>de</strong>rs<br />
diese Zielgruppe meist schräg in<br />
<strong>de</strong>r Luft liegt. Wenn <strong>de</strong>r methodische<br />
Hinweis folgt, die Drehrichtung zu än<strong>de</strong>rn<br />
– also statt links herum, rechts herum<br />
zu springen – verbessert sich die<br />
Ausführung erheblich. Erneut ist es die<br />
Exaktheit <strong>de</strong>r Ausführung, eben keine<br />
Grobform son<strong>de</strong>rn die Feinform, die<br />
<strong>de</strong>n Unterschied zwischen Silber und<br />
Gold ausmacht.<br />
In <strong>de</strong>n bereits durchgeführten Fortbildungen<br />
zu <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen im Turnen<br />
im neuen Deutschen <strong>Sport</strong>abzeichen<br />
zeigte es sich, dass „das Neue“<br />
sehr kritisch beäugt wur<strong>de</strong>. Je mehr<br />
sich die TeilnehmerInnen mit <strong>de</strong>n Inhalten<br />
auseinan<strong>de</strong>r gesetzt hatten und je<br />
mehr sie auch <strong>de</strong>n methodischen Aufbau<br />
<strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen begriffen hatten,<br />
umso interessierter wur<strong>de</strong>n sie.<br />
Als sie dann die Aufbauten live gesehen<br />
und auch erprobt hatten, waren<br />
die meisten kritischen Stimmen verstummt.<br />
Dass stets die Einstufung Alter<br />
zu Anfor<strong>de</strong>rung ein Diskussionspunkt<br />
ist und bleibt, war vorauszusehen.<br />
schwerpunktthema<br />
Material: Turnmatten<br />
1 (Bronze) Vier Strecksprünge mit jeweils einer ½ Drehung in<br />
<strong>de</strong>n sicheren Stand, dabei <strong>de</strong>n Ersten und Dritten nach<br />
links, <strong>de</strong>n Zweiten und Vierten nach rechts als Drehrichtung.<br />
2 (Silber) Einen Strecksprung mit einer 1/1 Drehung.<br />
Buchempfehlung zu <strong>de</strong>n hier angesprochenen<br />
Methodiken:<br />
Scharenberg, S. (2011), „Gerätturnen<br />
in <strong>de</strong>r Schule. Keine Angst vor Reck,<br />
Barren & Co.“ Limpert-Verlag, Wiebelsheim.<br />
3 (Gold) Einen Strecksprung mit einer 1/1 Drehung in <strong>de</strong>n sicheren<br />
beidbeinigen Stand.<br />
Üben<strong>de</strong>n wird es gelingen, die Rolle<br />
rückwärts zu turnen. Jedoch nur <strong>de</strong>rjenige,<br />
<strong>de</strong>r Stütz aufnimmt und seine<br />
Armkraft nutzt, wird auch in die Hockposition<br />
gelangen. Ohne Armeinsatz<br />
en<strong>de</strong>t die Bewegung gefahrlos in <strong>de</strong>r<br />
Bauchlage auf <strong>de</strong>m Mattenberg.<br />
„Der richtige Moment“ ist erneut <strong>de</strong>r<br />
Unterschied zwischen Silber und Gold.<br />
Denn nur <strong>de</strong>r Armeinsatz ermöglicht<br />
es, auf einem höheren Niveau die<br />
Übung zu been<strong>de</strong>n.<br />
Wie <strong>de</strong>utlich erkennbar wird, kann <strong>de</strong>r<br />
methodische Aufbau (=Geräthilfe) sowohl<br />
für das Erlernen <strong>de</strong>r Rolle vorwärts<br />
als auch für das Erlernen <strong>de</strong>r Rolle<br />
rückwärts genutzt wer<strong>de</strong>n. Es ist<br />
nicht allein eine Binnen-Differenzierung<br />
nach Leistungsniveaus innerhalb eines<br />
Elementes möglich, son<strong>de</strong>rn auch das<br />
Erlernen von zwei verschie<strong>de</strong>nen Elementen.<br />
2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 19
aus <strong>de</strong>n schulen<br />
„Talentfindung und Talentför<strong>de</strong>rung im Gol<strong>de</strong>nen<br />
Lernalter“ - Je<strong>de</strong>n Tag für je<strong>de</strong>n Schüler eine<br />
Stun<strong>de</strong> <strong>Sport</strong><br />
Ulrich Ehrmann, GHS Satteldorf<br />
„’47’ ruft <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong> <strong>de</strong>n Mädchen<br />
zu. Vorher hat er <strong>de</strong>n Viertklässlerinnen<br />
erklärt, was die Zahlen be<strong>de</strong>uten: Die<br />
Vier steht für ‚Rückwärtslaufen’ und eine<br />
ungera<strong>de</strong> Zahl für ‚<strong>de</strong>n Ball mit <strong>de</strong>r<br />
linken Hand prellen’. Keine leichte Aufgabe<br />
für die Schülerinnen, aber alle bekommen<br />
das ganz gut hin.<br />
Sie haben es schließlich schon öfter in<br />
dieser o<strong>de</strong>r ähnlicher Form geübt. Seit<br />
über einem Jahr läuft nämlich nun<br />
schon an <strong>de</strong>r Satteldorfer Grund- und<br />
Hauptschule das Projekt „Talentfindung<br />
und Talentför<strong>de</strong>rung im Gol<strong>de</strong>nen<br />
Lernalter“. Alle Schülerinnen und Schüler<br />
erhalten seit<strong>de</strong>m je<strong>de</strong>n Tag eine<br />
<strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong>.“ (wfv-magazin „Im<br />
Spiel“ 6/2011, S. 138)<br />
Örtliche Gegebenheiten:<br />
Die Gemein<strong>de</strong> Satteldorf liegt in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
im Landkreis<br />
Schwäbisch Hall, direkt an <strong>de</strong>r Autobahnausfahrt<br />
Crailsheim. Die GHS Satteldorf<br />
ist eine „Grundschule mit sportund<br />
bewegungserzieherischem Schwerpunkt“.<br />
Sie wird dreizügig geführt, je<br />
eine 5. und 6. Hauptschulklasse schließen<br />
sich an. Als <strong>Sport</strong>stätten stehen<br />
ein Schulsportplatz, leichtathletische<br />
Anlagen, ein Freibad, das Hallenbad in<br />
Crailsheim zweimal pro Woche, die<br />
<strong>Sport</strong>halle Satteldorf (teilbar), die Turnhalle<br />
Gröningen (zwei Schulstandorte)<br />
und das <strong>Sport</strong>gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s örtlichen<br />
<strong>Sport</strong>vereins mit 3 Rasen- und einem<br />
DFB-Minispielfeld zur Verfügung. Der<br />
gesamte <strong>Sport</strong>unterricht wird in Einzelstun<strong>de</strong>n<br />
unterrichtet, es besteht eine<br />
intensive Kooperation mit <strong>de</strong>m örtlichen<br />
<strong>Sport</strong>verein, <strong>de</strong>r SpVgg Gröningen-Satteldorf.<br />
Grundgedanke <strong>de</strong>s Projekts<br />
„Einerseits begeistern sich mehr Kin<strong>de</strong>r<br />
als jemals zuvor für Fußball, an<strong>de</strong>rerseits<br />
verfügen sie aber wegen …. einer<br />
kin<strong>de</strong>rfeindlichen Umwelt über weniger<br />
Voraussetzungen im koordinativen,<br />
konditionellen, taktischen, sozialen<br />
und kognitiven Bereich.“<br />
(Prof. Dr. Werner Schmidt in „Kin<strong>de</strong>rtraining“,<br />
Lehrbuch <strong>de</strong>s wfv)<br />
Die klassische „Straßenkindheit“ mit<br />
ihren vielfältigen, natürlichen Bewegungserfahrungen<br />
beim alltäglichen<br />
Spiel draußen o<strong>de</strong>r auf Bolzplätzen<br />
scheint es nicht mehr zu geben. Früher<br />
mussten die Kin<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Straße<br />
spielen. Dies geschah ganz ohne Anleitung<br />
o<strong>de</strong>r abgestecktes Feld, auch mit<br />
Dosen o<strong>de</strong>r Stoffballen, wenn es keinen<br />
Ball gab.<br />
Obwohl die Kin<strong>de</strong>r heute meist mehrere,<br />
verschie<strong>de</strong>ne Bälle besitzen und<br />
dieses Spielgerät nach wie vor einen<br />
unwi<strong>de</strong>rstehlichen Auffor<strong>de</strong>rungscharakter<br />
ausübt, fin<strong>de</strong>t regelmäßiges<br />
Spielen mit <strong>de</strong>m Ball in regelfreien Räumen<br />
nur noch selten statt. Eine Folge<br />
ist die nicht mehr so spielerische und<br />
selbstverständliche Handhabung <strong>de</strong>s<br />
Balles.<br />
Die Entwicklung koordinativer Fähigkeiten<br />
durch die tägliche Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten<br />
Lauf-, Hüpf- und Fangspielen fehlt<br />
ebenfalls heutzutage. Kin<strong>de</strong>r kommen<br />
mit geringeren koordinativen Fähigkeiten<br />
in die Schule; aber die meisten Kin<strong>de</strong>r<br />
lieben <strong>Sport</strong>, viele davon Ballspiele.<br />
Wenn Kin<strong>de</strong>r in die Schule eintreten,<br />
zeichnen sie sich durch einen unermüdlichen<br />
Bewegungsdrang aus, zeigen<br />
eine hohe Leistungsbereitschaft<br />
und bevorzugen Spiele in <strong>de</strong>r Gemeinschaft.<br />
Eine hohe Bewegungsintensität<br />
und die sich entwickeln<strong>de</strong> Leistungsbereitschaft<br />
führen zu einer<br />
<strong>de</strong>utlichen Verbesserung <strong>de</strong>r motorischen<br />
Lernfähigkeit. Deshalb ist es<br />
wichtig, dass Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Grundschulzeit<br />
allgemeine koordinative Fähigkeiten<br />
entwickeln können und eine vielseitige<br />
und sportartübergreifen<strong>de</strong><br />
Grundausbildung gewährleistet ist.<br />
Ausgebil<strong>de</strong>te <strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong> fehlen an<br />
Grundschulen. Immer häufiger wird<br />
<strong>Sport</strong> fachfremd unterrichtet. Kin<strong>de</strong>r<br />
weisen vermehrt Defizite in <strong>de</strong>r Ballspielfähigkeit<br />
auf und diese wird im<br />
<strong>Sport</strong>unterricht <strong>de</strong>r Grundschule nur<br />
selten geför<strong>de</strong>rt. Diesen Problemen<br />
hat sich die Grund- und Hauptschule<br />
Satteldorf seit geraumer Zeit in beson<strong>de</strong>rem<br />
Maße angenommen. In Absprache<br />
mit <strong>de</strong>m Ministerium für Kultus<br />
und <strong>Sport</strong> Ba<strong>de</strong>n-Württemberg läuft<br />
seit Beginn <strong>de</strong>s Schuljahres 2010/11<br />
das Projekt „Talentfindung und Talentför<strong>de</strong>rung<br />
im Gol<strong>de</strong>nen Lernalter“,<br />
welches nach einer eigenen Konzeption<br />
unter <strong>de</strong>r fachlichen Leitung von<br />
<strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong> Manfred Stephan entworfen<br />
wur<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>m Motto: „Je<strong>de</strong>n<br />
Tag in Bewegung“ mit <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r<br />
täglichen <strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong>.<br />
Die Umsetzung in <strong>de</strong>r Praxis<br />
Das Projekt startete im Oktober 2010<br />
und entwickelte sich nach einem vorsichtigen<br />
Anfang rasch weiter, so dass<br />
zu Beginn <strong>de</strong>s Schuljahres 2011/12 bereits<br />
das angestrebte organisatorische<br />
Ziel erreicht wer<strong>de</strong>n konnte:<br />
Je<strong>de</strong>/r SchülerIn „genießt“ je<strong>de</strong>n Tag<br />
20 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012
eine Stun<strong>de</strong> <strong>Sport</strong>, also fünfmal pro<br />
Woche, zwei Stun<strong>de</strong>n davon sind verpflichtend<br />
Ballkoordination. Vier Stun<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n vom jeweiligen <strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong><br />
(kein fachfrem<strong>de</strong>r Unterricht) gehalten,<br />
Dazu kommen zwei Stun<strong>de</strong>n echte<br />
„Talent“-För<strong>de</strong>rung für die Klassen<br />
eins und zwei bzw. drei und vier sowie<br />
Samstag vormittags drei Stun<strong>de</strong>n für<br />
Schüler, die im Sommer die Schule<br />
Satteldorf verlassen haben (ehemalige<br />
Viert- und Sechstklässler).<br />
Die zusätzlichen Stun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n gewonnen<br />
• aus <strong>de</strong>m Ergänzungsbereich<br />
• durch Klassenzusammenlegungen<br />
in verschie<strong>de</strong>nen <strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong>n<br />
• durch Sponsorenfinanzierung<br />
• Finanzierung durch die „Stiftung <strong>Sport</strong><br />
in <strong>de</strong>r Schule“<br />
• Finanzierung aus <strong>de</strong>m Jugendbegleiterprogramm<br />
Es wur<strong>de</strong>n schulintern einige Fortbildungen<br />
abgehalten, wobei <strong>de</strong>n KollegInnen<br />
umfangreiches Material an die<br />
Hand gegeben wur<strong>de</strong>. In einer Gesamt<strong>lehrer</strong>konferenz<br />
wur<strong>de</strong> am Anfang<br />
<strong>de</strong>s Schuljahres 2011/12 das Thema<br />
„Lifekinetik“ vorgestellt. Bereiche daraus<br />
fließen nun in die zusätzlichen<br />
<strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong>n ein.<br />
Im Rahmen einer Fortbildung zur DFB-<br />
Aktion „20.000 plus“ im Oktober 2011<br />
wur<strong>de</strong>n 25 KollegInnen aus <strong>de</strong>m Landkreis<br />
SHA über das Satteldorfer Projekt<br />
informiert. Gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Schuljahres<br />
2010/11 wur<strong>de</strong> mit Schülern aus<br />
<strong>de</strong>n Talentför<strong>de</strong>rgruppen eine DVD mit<br />
umfangreichem Spiel- und Übungsmaterial<br />
zur Ballkoordination erstellt. Die<br />
Schulleitung steht voll hinter <strong>de</strong>m Projekt<br />
und unterstützt alle Maßnahmen<br />
vorbildlich. Nur mit ihrer tatkräftigen<br />
und i<strong>de</strong>ellen Unterstützung ist diese<br />
Maßnahme in vollem Umfang durchführbar.<br />
fahrungen sammeln. Dabei steht das<br />
vielseitige Erleben, Wahrnehmen und<br />
Lösen von ganz unterschiedlichen<br />
Spielsituationen im Vor<strong>de</strong>rgrund. Die<br />
Kin<strong>de</strong>r erhalten eine ballspielübergreifen<strong>de</strong><br />
Ausbildung.<br />
Die Grundpfeiler sind:<br />
• Die Entwicklung <strong>de</strong>r Ballfertigkeiten<br />
• Die Entwicklung <strong>de</strong>r koordinativen<br />
Fähigkeiten<br />
• „Das Spielen“<br />
Gefestigt und stabilisiert wer<strong>de</strong>n diese<br />
3 Grundpfeiler zu Beginn einer <strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong><br />
immer wie<strong>de</strong>r durch neue, interessante<br />
und knifflige Ballübungen –<br />
auch in Verbindung mit kognitiven Aufgabenstellungen<br />
– mit einem o<strong>de</strong>r<br />
mehreren Bällen. Diese Übungen aus<br />
<strong>de</strong>n Bereichen „Ballkoordination“ und<br />
„Life Kinetik®“ motivieren die Kin<strong>de</strong>r<br />
sehr und wer<strong>de</strong>n überwiegend einzeln<br />
o<strong>de</strong>r mit einem Partner durchgeführt.<br />
Die wichtigsten Ziele sind jedoch zum<br />
einen, <strong>de</strong>n Spaß an <strong>de</strong>r Bewegung und<br />
die Freu<strong>de</strong> im Umgang mit verschie<strong>de</strong>nen<br />
Bällen zu vermitteln und zum an<strong>de</strong>ren<br />
erfahren alle – begabte o<strong>de</strong>r weniger<br />
begabte Kin<strong>de</strong>r – die soziale Einbindung<br />
in Gruppen o<strong>de</strong>r Mannschaften.<br />
Das Bewältigen von Enttäuschungen<br />
und Misserfolgen sowie die Freu<strong>de</strong><br />
an beson<strong>de</strong>ren Leistungen und<br />
Mannschaftserfolgen stärken die Kin<strong>de</strong>r<br />
als Menschen und helfen, sie zu<br />
stabilen Persönlichkeiten zu entwickeln.<br />
Aus <strong>de</strong>n Erfahrungen <strong>de</strong>s ersten Jahres<br />
heraus wur<strong>de</strong>n die durchgeführten<br />
Inhalte gesammelt, bewährte Übungen<br />
und Spieli<strong>de</strong>en ausprobiert und weiterentwickelt.<br />
Auch die Frage, welche<br />
Übungen o<strong>de</strong>r welches Spiel für welche<br />
Klassenstufe geeignet sind, wur<strong>de</strong><br />
thematisiert. Daraus entstand das<br />
Buch „Kleine Ballspiel-Schule für<br />
Grundschulkin<strong>de</strong>r“, erschienen im Limpert-Verlag,<br />
das durch die bereits erwähnte<br />
DvD ergänzt wird.<br />
Inhalte (Übungsbeispiele sind in <strong>de</strong>m<br />
Buch enthalten)<br />
• Schulung <strong>de</strong>r Ballfertigkeiten und<br />
<strong>de</strong>r koordinativen Fähigkeiten durch<br />
Einzel- o<strong>de</strong>r Partnerübungen<br />
Bei <strong>de</strong>n Einzelübungen mit einem Ball<br />
liegen die Schwerpunkte zunächst auf<br />
<strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>r Ballfertigkeiten.<br />
Übungen zum Prellen, Rollen, <strong>de</strong>n Ball<br />
am Fuß führen, Werfen und Fangen,<br />
Jonglieren und Balancieren wer<strong>de</strong>n<br />
sehr variantenreich trainiert und mit<br />
kniffligen Aufgabenstellungen angeboten.<br />
Beson<strong>de</strong>rs für Kin<strong>de</strong>r in Klasse 1<br />
und 2 sind diese Ballübungen grundlegend,<br />
um dann später bei einfachen<br />
Spielen wie Brennball o<strong>de</strong>r Völkerball<br />
überhaupt teilnehmen zu können.<br />
Bei Partnerübungen mit zwei o<strong>de</strong>r drei<br />
Bällen wer<strong>de</strong>n die Aufgabenstellungen<br />
komplexer und stellen zum Teil hohe<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen an die Grundschulkin<strong>de</strong>r.<br />
Viele dieser Übungen sind – gute<br />
Grundlagen bei <strong>de</strong>n Ballfertigkeiten<br />
vorausgesetzt – erst im 4. Schuljahr zu<br />
bewältigen. Koordinative Schwerpunkte<br />
wie blitzartiges Reaktionsver-<br />
aus <strong>de</strong>n schulen<br />
Inhaltliche Ziele<br />
Da die Kin<strong>de</strong>r aufgrund <strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rten<br />
Lebenssituation immer mehr<br />
Defizite im Bereich Koordination und<br />
im Umgang mit <strong>de</strong>m Ball aufweisen,<br />
wur<strong>de</strong>n Übungen im Bereich Ballkoordination<br />
sowie Spieli<strong>de</strong>en zur Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r Ballspielfähigkeit als inhaltliche<br />
Schwerpunkte ausgewählt.<br />
Entschei<strong>de</strong>nd sollte sein, dass die Kin<strong>de</strong>r<br />
wie<strong>de</strong>r spielen lernen sowie übergreifen<strong>de</strong><br />
Ballfähigkeiten und Ballfertigkeiten<br />
entwickeln und nicht frühzeitig<br />
in einem <strong>de</strong>r großen Spiele spezialisiert<br />
wer<strong>de</strong>n. Sie sollen in Spielen Er-<br />
2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 21
aus <strong>de</strong>n schulen<br />
mögen, eine gute Orientierung o<strong>de</strong>r<br />
die Fähigkeit, Aufgaben rhythmisch zu<br />
absolvieren, gewinnen an Be<strong>de</strong>utung<br />
und wer<strong>de</strong>n dabei automatisch mit verbessert.<br />
Interessant wird es, wenn bei <strong>de</strong>n angebotenen<br />
Übungen noch kognitive<br />
Aufgabenstellungen zu lösen sind. Dadurch<br />
gelingt es, <strong>Sport</strong> mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />
Kopffächern in <strong>de</strong>r Schule (Rechnen,<br />
Rechtschreiben, Lesen usw.) zu<br />
verknüpfen. Untersuchungen belegen,<br />
dass sich bei Kin<strong>de</strong>rn durch ein regelmäßiges<br />
Training von koordinativen Bewegungsaufgaben<br />
in Verbindung mit<br />
kognitiven Aufgabenstellungen die<br />
schulischen Leistungen schon nach<br />
wenigen Wochen <strong>de</strong>utlich verbessern.<br />
Spieli<strong>de</strong>en zur Verbesserung <strong>de</strong>r<br />
Ballfertigkeiten<br />
Die notwendigen Fertigkeiten wie<br />
Werfen, Fangen, Passen, Prellen o<strong>de</strong>r<br />
Schlagen müssen wie<strong>de</strong>r neu entwickelt<br />
wer<strong>de</strong>n, da diese grundlegen<strong>de</strong><br />
Voraussetzungen für die großen <strong>Sport</strong>spiele<br />
darstellen. Koordinative Fähigkeiten<br />
wie die Differenzierungsfähigkeit<br />
und die Orientierungsfähigkeit<br />
wer<strong>de</strong>n automatisch mit verbessert.<br />
Das Ballgefühl, eine gute Übersicht<br />
und schnelle Reaktionen sind ebenso<br />
wichtig, um im Spiel erfolgreich sein zu<br />
können. Der Spaß am Spielen sollte dabei<br />
immer Priorität haben.<br />
Spieli<strong>de</strong>en zur Verbesserung <strong>de</strong>r<br />
koordinativen Fähigkeiten<br />
Die große Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r koordinativen<br />
Fähigkeiten für die Entwicklung<br />
<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen ist heute<br />
unbestritten. Dies gilt nicht nur für <strong>de</strong>n<br />
sportlichen Bereich, son<strong>de</strong>rn ebenso<br />
für die kognitive Entwicklung – dies belegen<br />
viele Untersuchungen <strong>de</strong>r neueren<br />
Zeit.<br />
Bei Ballsportlern zeigen sich die Vorteile<br />
darin, dass diese<br />
• die Bewegungsabläufe je<strong>de</strong>rzeit steuern<br />
und kontrollieren<br />
• ihr <strong>Sport</strong>gerät in <strong>de</strong>n gesamten Technikablauf<br />
mit einbeziehen<br />
• in unvermutet eintreten<strong>de</strong>n Situationen<br />
schnell und zielgerichtet reagieren<br />
• <strong>de</strong>n Rhythmus spielend wechseln<br />
und Bewegungen auch rhythmisch<br />
akzentuiert setzen<br />
• neue Technikvarianten mit Leichtigkeit<br />
erwerben, anwen<strong>de</strong>n und gestalten<br />
• sich schnell umstellen und umlernen<br />
• verschie<strong>de</strong>ne Technikformen situationsangepasst<br />
kombinieren und variieren<br />
• sich ästhetischer und elegant-ökonomischer<br />
bewegen<br />
• bereits beherrschte Bewegungsabläufe<br />
mühelos vervollkommnen<br />
Spieli<strong>de</strong>en mit taktischen Schwerpunkten<br />
Sind die Ballfertigkeiten und die koordinativen<br />
Fähigkeiten entsprechend entwickelt,<br />
wer<strong>de</strong>n einfache Spieli<strong>de</strong>en<br />
durchgeführt, die im weiteren Verlauf<br />
vom taktischen Anspruch her immer<br />
komplexer wer<strong>de</strong>n. Die Kin<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n<br />
dadurch zunehmend spielfähiger und<br />
sie lernen immer mehr, auch schwierige<br />
Spielsituationen erfolgreich zu lösen.<br />
Die Schwerpunkte liegen jetzt sowohl<br />
auf <strong>de</strong>m individual- und gruppentaktischen<br />
Abwehrverhalten als auch auf<br />
<strong>de</strong>m Zusammenwirken <strong>de</strong>r jeweiligen<br />
Einzelspieler bzw. <strong>de</strong>r einzelnen Mannschaftsteile.<br />
Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n<br />
Spielen in größeren Gruppen ist die Anzahl<br />
<strong>de</strong>r individuellen Ballkontakte wesentlich<br />
höher. Die Motivation wird dadurch<br />
erhöht, dass ohne weitere Zusatzregeln<br />
gespielt wird und <strong>de</strong>r<br />
Schwerpunkt darauf liegt, Tore zu erzielen<br />
o<strong>de</strong>r zu verhin<strong>de</strong>rn. Dabei wird<br />
mit echtem, spielnahen Wettkampfcharakter<br />
geübt. Technisch-taktische<br />
Inhalte sowie verschie<strong>de</strong>ne konditionelle<br />
Faktoren wer<strong>de</strong>n automatisch mit<br />
geschult.<br />
Überzahlspiele (Joker, neutrale Spieler)<br />
sowie Spiele mit mehreren Bällen und<br />
vielen Toren vereinfachen das Angriffsspiel<br />
und erhöhen die Chancen auf einen<br />
Torerfolg. Ab Klasse 4 wer<strong>de</strong>n die<br />
Grundlagen <strong>de</strong>s Zusammenspiels und<br />
die unterschiedlichen Verhaltensweisen<br />
zwischen eigenem und gegnerischem<br />
Ballbesitz gezielt trainiert und<br />
verbessert. Komplexere Spieli<strong>de</strong>en mit<br />
Son<strong>de</strong>rregeln för<strong>de</strong>rn dies.<br />
„Ergebnisse“ und Meinungen<br />
„Wenn Kin<strong>de</strong>r täglich eine Stun<strong>de</strong><br />
<strong>Sport</strong> haben, können sie sich einfach<br />
besser konzentrieren und sind freier im<br />
Kopf“. Diese Aussage <strong>de</strong>r Schulleiterin<br />
betont die Wertigkeit und <strong>de</strong>n Stellenwert<br />
<strong>de</strong>s für sie unverzichtbaren <strong>Sport</strong>unterrichts.<br />
Es erhöhe zu<strong>de</strong>m die I<strong>de</strong>ntifikation<br />
mit <strong>de</strong>r Schule: „Die Kin<strong>de</strong>r<br />
kommen gern und sind je<strong>de</strong>n Tag hoch<br />
motiviert.“ Wichtig sei ihr zu<strong>de</strong>m, dass<br />
die Kin<strong>de</strong>r durch die verschie<strong>de</strong>nen<br />
Ballsportarten Teamfähigkeit und soziale<br />
Kompetenz vermittelt bekommen.<br />
In einem Evaluations-Fragebogen<br />
konnten sich alle an <strong>de</strong>r Schule unterrichten<strong>de</strong>n<br />
KollegInnen am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />
Schuljahres 2011/12 zu <strong>de</strong>m Projekt<br />
<strong>de</strong>r täglichen <strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong> äußern. Die<br />
weitaus überwiegen<strong>de</strong> Mehrzahl<br />
setzte ihr Kreuz bei <strong>de</strong>n 15 Fragen in<br />
<strong>de</strong>n Rubriken „ja, in hohem Maße“<br />
bzw „ja, stimme ich zu“ und zeigte damit,<br />
dass sie von <strong>de</strong>r positiven Wirkung<br />
überzeugt sind und hinter <strong>de</strong>r Sache<br />
stehen.<br />
Außenstehen<strong>de</strong> (Praktikantinnen und<br />
eine Krankheitsstellvertretung) beobachteten<br />
ein <strong>de</strong>utlich positives soziales<br />
Klima mit hoher Lernbereitschaft:<br />
„Ich empfand die Kin<strong>de</strong>r als beson<strong>de</strong>rs<br />
ausgeglichen und ruhig. Ich selbst habe<br />
selten Kin<strong>de</strong>r gesehen, die sich so<br />
lange auf eine Sache konzentrieren<br />
können. Die Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r ersten Klasse,<br />
<strong>de</strong>r ich zugeteilt war, sind extrem leistungsfähig<br />
und angenehm zu unterrichten.“<br />
(eine Praktikantin).<br />
„Die größten Fortschritte sieht man<br />
bei <strong>de</strong>n weniger talentierten, eher<br />
ängstlichen und bewegungsscheuen<br />
Kin<strong>de</strong>rn. Das freut einen als Lehrer<br />
ganz beson<strong>de</strong>rs!“ So kann Projektleiter<br />
Stephan auf ausschließlich positive<br />
Rückmeldungen von Kin<strong>de</strong>rn, Eltern<br />
und KollegInnen verweisen. Bleibt zu<br />
hoffen, dass Schulleitung und <strong>Sport</strong>fachkräfte<br />
das Projekt noch recht lange<br />
fortentwickeln.<br />
Fragen? Je<strong>de</strong>rzeit an<br />
uli.ehrmann@gmx.<strong>de</strong><br />
DVD über obige Mail-Adresse erhältlich<br />
Buch „Kleine Ballspielschule für Grundschulkin<strong>de</strong>r“,<br />
von Manfred Stephan,<br />
erschienen im Limpert Verlag<br />
22 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012
Projekt „Soziales Engagement“<br />
Entwicklung eines sozialen Profils bei Schülern mit<br />
Hilfe <strong>de</strong>r positiven Effekte <strong>de</strong>s <strong>Sport</strong>s<br />
Ausgezeichnet mit <strong>de</strong>m „Großen Stern in Bronze 2012“ von <strong>de</strong>n Volksbanken-Raiffeisenbanken<br />
Stefan Ermentraut, TSG Niefern<br />
Vorwort<br />
Die TSG 1884 Niefern e.V. hat das<br />
nachfolgend beschriebene Projekt<br />
„Soziales Engagement“, das in <strong>de</strong>r Kirnbach-Realschule<br />
Niefern seit knapp 10<br />
Jahren fester Bestandteil <strong>de</strong>s Lehrplans<br />
in <strong>de</strong>n siebten Klassen ist, in <strong>de</strong>n<br />
letzten 3 Jahren um einige Komponenten<br />
erweitert und in Abstimmung mit<br />
<strong>de</strong>r Schulleitung zu einem nachhaltigen<br />
Gesamtprojekt entwickelt. Dem Verein<br />
liegt dabei eine aktive und nachhaltig<br />
wirken<strong>de</strong> Zusammenarbeit zwischen,<br />
Schule, Verein und weiteren Partnern<br />
sehr am Herzen. Das beschriebene<br />
Projekt war in vorbildlicher Weise und<br />
zum gegenseitigen Nutzen aller überaus<br />
zielgerichtet und erfolgreich. Die<br />
oft gefor<strong>de</strong>rte Zusammenarbeit <strong>de</strong>r<br />
einzelnen Institutionen zum Wohl <strong>de</strong>r<br />
Schüler/Kin<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> hier bestmöglich<br />
umgesetzt. Hervorzuheben ist die Unterstützung<br />
<strong>de</strong>r übergeordneten Institutionen<br />
<strong>Sport</strong>kreis Pforzheim-Enzkreis<br />
und Behin<strong>de</strong>rten-<strong>Sport</strong>verband<br />
Ba<strong>de</strong>n sowie <strong>de</strong>r innovative Charakter<br />
<strong>de</strong>s Projekts selbst.<br />
Beschreibung <strong>de</strong>s Projekts<br />
Die Realschule Niefern hat für ihre siebten<br />
Klassen in <strong>de</strong>n letzten Jahren „Soziales<br />
Engagement“ als geför<strong>de</strong>rtes Projekt<br />
fest im Jahresplan verankert: Ziel<br />
<strong>de</strong>s Projekts ist es, die Schüler in dieser<br />
Altersstufe für soziale Themen zu sensibilisieren<br />
und durch eigene praktische<br />
Erfahrungen ihre Empathie zu för<strong>de</strong>rn,<br />
sowie ihre Erlebniswelt und ihren Horizont<br />
zu erweitern. Inhaltlich ist das Projekt<br />
bei <strong>de</strong>r Schule in zwei Teile geglie<strong>de</strong>rt:<br />
Teil 1<br />
Die Schüler erhalten in 4 über das gesamte<br />
Schuljahr verteilten Blockwochen<br />
die inhaltlichen Grundlagen und<br />
Einblicke zum Themenbereich Sozialkompetenz.<br />
Realisiert wird dies durch<br />
Unterricht, Workshops, Projektarbeit<br />
sowie praktische Erfahrungen, die in<br />
<strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>halle mit <strong>de</strong>n Themen „Teambildung“<br />
und „Vertrauen“ erlebt und<br />
erworben wer<strong>de</strong>n.<br />
Teil 2<br />
Alle Schüler müssen im Laufe <strong>de</strong>s<br />
Schuljahres 15 Stun<strong>de</strong>n gemeinnützige<br />
„Arbeit“ in min<strong>de</strong>stens 3 verschie<strong>de</strong>nen<br />
Institutionen ableisten, um die<br />
erworbenen Kenntnisse und Einblicke<br />
auch in <strong>de</strong>r Praxis erfahren zu können.<br />
Hierzu zählt dann unter an<strong>de</strong>rem die<br />
Arbeit in Kin<strong>de</strong>rgärten, Vereinen, Altenheimen<br />
o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Diakonie.<br />
Das Konzept wur<strong>de</strong> unter Projektleiterin<br />
Dorothea Knop vor 10 Jahren an <strong>de</strong>r<br />
Realschule Niefern entwickelt und fand<br />
bei verschie<strong>de</strong>nen Veranstaltungen<br />
Anerkennung. Durch <strong>de</strong>n guten Kontakt<br />
<strong>de</strong>r TSG Niefern zur Schule gelang<br />
es, dieses Projekt um weitere kreative<br />
I<strong>de</strong>en und Bausteine zu ergänzen und<br />
es so für die Schüler und alle Beteiligten<br />
noch interessanter und umfassen<strong>de</strong>r<br />
zu machen und qualitativ aufzuwerten.<br />
In mehreren Besprechungen wur<strong>de</strong><br />
die positive Wirkung sportlicher bzw.<br />
sportverbun<strong>de</strong>ner Erfahrungen für Kin<strong>de</strong>r<br />
und Heranwachsen<strong>de</strong> herausgearbeitet.<br />
Die Gestaltung <strong>de</strong>r sportlichen<br />
Inhalte <strong>de</strong>r Blockwochen wur<strong>de</strong> daraufhin<br />
<strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong> Tobias Müller vom<br />
<strong>Sport</strong>kreis Pforzheim-Enzkreis übertragen.<br />
Der <strong>Sport</strong> ist dabei eher Mittel<br />
zum Zweck, gelingt es mit <strong>de</strong>m <strong>Sport</strong><br />
eben genau jene Werte zu vermitteln,<br />
die insgesamt gesehen unter <strong>de</strong>n Themenbereich<br />
„Sozialkompetenz“ fallen.<br />
In <strong>de</strong>n Praxis-Einheiten wer<strong>de</strong>n ganz<br />
gezielt vertrauensbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Maßnahmen<br />
in spielerischer Form umgesetzt.<br />
Doch auch Erlebnispädagogik hat einen<br />
festen Platz in diesen Praxisstun<strong>de</strong>n.<br />
Diese verstärkte Praxisorientierung<br />
<strong>de</strong>r Blockwochen hat zur Intensivierung<br />
<strong>de</strong>s Lernprozesses bei <strong>de</strong>n<br />
Schülern beigetragen, da eigene körperliche<br />
Erfahrungen viel beeindrucken<strong>de</strong>r<br />
sind und besser haften bleiben<br />
als <strong>Info</strong>rmationen, die theoretisch<br />
übermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Schulleitung genehmigte, dass je<strong>de</strong>r<br />
Schüler min<strong>de</strong>stens 5 seiner Praxisstun<strong>de</strong>n<br />
bei <strong>de</strong>r TSG Niefern absolviert.<br />
Hier wer<strong>de</strong>n die Schüler ganz gezielt<br />
bei <strong>de</strong>n Kleinkin<strong>de</strong>rgruppen am<br />
Nachmittag eingesetzt. Sie helfen z.B.<br />
beim Auf- und Abbau einer Bewegungslandschaft<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>geräte,<br />
betreuen aber auch während <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong>n<br />
intensiv die Kin<strong>de</strong>r, müssen die<br />
Kleinen dabei mal bremsen, motivieren<br />
o<strong>de</strong>r auch trösten. Verantwortlich für<br />
diese Bewegungsstun<strong>de</strong>n, die alle von<br />
Vorschülern besucht wer<strong>de</strong>n, ist ein<br />
FSJ-ler, <strong>de</strong>r die Schüler anleitet, sie in<br />
ihre Aufgabenfel<strong>de</strong>r einweist und ihnen<br />
auch ein kurzes Feedback nach<br />
<strong>de</strong>n Stun<strong>de</strong>n gibt.<br />
Im Jahr 2010 ist es dann durch Verbindungen<br />
zum Badischen Behin<strong>de</strong>rtenund<br />
Rehabilitations-<strong>Sport</strong>verband durch<br />
aus <strong>de</strong>n schulen<br />
2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 23
aus <strong>de</strong>n schulen<br />
<strong>de</strong>ssen Projekt „Behin<strong>de</strong>rtensport macht<br />
Schule“ gelungen, diesen zweiten Praxisblock<br />
inhaltlich <strong>de</strong>utlich aufzuwerten.<br />
Im Rahmen dieses Projekts<br />
schickt <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>verband Behin<strong>de</strong>rtensportler<br />
an Schulen, die dort ihre <strong>Sport</strong>art<br />
<strong>de</strong>n Schülern vorstellen. Die Schüler<br />
spüren live, wie es sich anfühlt und<br />
was es be<strong>de</strong>utet, mit einem Handicap<br />
zu leben, dass man <strong>de</strong>shalb kein Verlierer<br />
ist und wie man viel Lebensfreu<strong>de</strong><br />
entwickeln kann. Auf <strong>de</strong>m Programm<br />
stan<strong>de</strong>n Rollstuhl-Basketball, Rollstuhl-<br />
Rugby o<strong>de</strong>r auch Blin<strong>de</strong>nball.<br />
Projektpartner und Art <strong>de</strong>r Beteiligung<br />
Nachfolgend wer<strong>de</strong>n die am Projekt<br />
beteiligten Institutionen genannt und<br />
die Art ihrer Beteiligung erläutert.<br />
• Hauptbeteiligte ist natürlich die Kirnbachschule<br />
Niefern, die mit ihren<br />
drei 7. Klassen das Projekt „Soziales<br />
Engagement“ durchführt. Die Leitung<br />
<strong>de</strong>s Projekts liegt in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>r betreuen<strong>de</strong>n Lehrkraft, welche<br />
die Inhalte festlegt und gemeinsam<br />
mit <strong>de</strong>r TSG Niefern als Koordinationsstelle<br />
<strong>de</strong>n genauen Ablauf regelt<br />
und sicherstellt.<br />
• Die TSG Niefern hat die Funktion einer<br />
Koordinationsstelle. Sie führt die<br />
beteiligten Institutionen im Projekt<br />
zusammen, regelt <strong>de</strong>ren Zusammenarbeit<br />
und steuert <strong>de</strong>n gesamten<br />
Prozess.<br />
• Der <strong>Sport</strong>kreis Pforzheim-Enzkreis<br />
stellt die Umsetzung <strong>de</strong>r Praxiseinheiten<br />
sicher und gibt <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn<br />
damit wertvolle Impulse für<br />
das Gesamtprojekt.<br />
• Der Badische Behin<strong>de</strong>rten- und<br />
Rehabilitationssportverband fand<br />
mit seinem Projekt „Behin<strong>de</strong>rtensport<br />
macht Schule“ durch <strong>de</strong>n aktiven<br />
Kontakt zwischen Behin<strong>de</strong>rtensportlern<br />
und Schülern im letzten<br />
Jahr regional und überregional äußerst<br />
positive Resonanz und Beachtung.<br />
Inhaltlich passt dieses Projekt<br />
optimal zur Kompetenzorientierung in<br />
Unterricht und Erziehung an Schulen.<br />
Son<strong>de</strong>r-Event „Behin<strong>de</strong>rtensport<br />
macht Schule“<br />
Der BBS Ba<strong>de</strong>n hat im Spätsommer<br />
2010 die Initiative „Behin<strong>de</strong>rtensport<br />
macht Schule“ gestartet, um <strong>de</strong>m Thema<br />
Behin<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>r Handicap in<br />
<strong>de</strong>r Öffentlichkeit und vor allem in<br />
Schulen mehr Präsenz und Aufmerksamkeit<br />
zu geben. In <strong>de</strong>r praktischen<br />
Umsetzung kommt ein Behin<strong>de</strong>rtensportler<br />
aus <strong>de</strong>n Bereichen „Rollstuhl-<br />
Basketball“, „Rollstuhl-Rugby“ o<strong>de</strong>r<br />
„Blin<strong>de</strong>ntorball“ direkt an die Schule.<br />
Zum Themeneinstieg gibt es einen<br />
Theorieteil in Form eines Kurzfilms und<br />
Erklärungen zum Behin<strong>de</strong>rtensport.<br />
Danach stellt sich <strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rtensportler<br />
vor und gibt einen kurzen Abriss<br />
seines <strong>Sport</strong>- und Alltagslebens.<br />
Dann geht es in die sportliche Praxis.<br />
Es wur<strong>de</strong> pro Klasse eine Doppelstun<strong>de</strong><br />
festgelegt. Der Themenschwerpunkt<br />
war „Rollstuhl-Basketball“. Als<br />
Behin<strong>de</strong>rtensportler konnte Marco<br />
Hopp gewonnen wer<strong>de</strong>n, ein aktiver<br />
Rollstuhl-Basketballer und Trainer <strong>de</strong>r<br />
Deutschen J<strong>uni</strong>oren-Nationalmannschaft!<br />
Von <strong>de</strong>r ersten Sekun<strong>de</strong> hingen<br />
die Kin<strong>de</strong>r an seinen Lippen und waren<br />
begeistert. Als er zu Beginn aus seinem<br />
Leben erzählte, waren die Kin<strong>de</strong>r<br />
anfangs noch zurückhaltend, betroffen,<br />
schüchtern. Doch als alle im Rolli saßen<br />
und durch die Halle flitzten, war<br />
das Eis sofort gebrochen. Auch die teilnehmen<strong>de</strong>n<br />
Lehrer durften natürlich<br />
für das hautnahe Feeling in <strong>de</strong>n Rollis<br />
Platz nehmen. Nach verschie<strong>de</strong>nen<br />
Fahr- und Balanceübungen kam <strong>de</strong>r<br />
Ball ins Spiel - und zum Abschluss ein<br />
ganz ansehnliches Rolli-Basketball-<br />
Spiel zustan<strong>de</strong>.<br />
Die Kin<strong>de</strong>r empfan<strong>de</strong>n diese beson<strong>de</strong>ren<br />
Rollisporttage als ein faszinieren<strong>de</strong>s<br />
Erlebnis, das noch lange in <strong>de</strong>r<br />
Schule und in <strong>de</strong>r Klasse für Gesprächsstoff<br />
sorgte. Schüler, Lehrer und die<br />
anwesen<strong>de</strong>n Gäste aus Politik, <strong>de</strong>n<br />
Verbän<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>m Schulträger waren<br />
sich einig, dass dieses Projekt dauerhaft<br />
etabliert wer<strong>de</strong>n muss.<br />
Ein abschließen<strong>de</strong>s Pressegespräch<br />
mit Teilnehmern aus <strong>Sport</strong>, Politik und<br />
Schule zeigt regelmäßig rundum zufrie<strong>de</strong>ne<br />
Gesichter und bringt wirklich interessante<br />
Statements zutage. Die bereits<br />
gute Zusammenarbeit zwischen<br />
<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Institutionen wur<strong>de</strong><br />
durch diesen beson<strong>de</strong>ren Event<br />
nachhaltig intensiver, getragen von gegenseitigem<br />
Respekt und Anerkennung.<br />
Nutzen für die Projektpartner<br />
Nachfolgend wollen wir kurz aufführen,<br />
welchen Mehrwert die Beteiligten<br />
am Projekt „Soziales Engagement“ für<br />
sich selbst realisierten:<br />
Die Kirnbachschule Niefern konnte<br />
ihr Projekt <strong>de</strong>utlich aufwerten und kann<br />
ihren Schülern <strong>de</strong>r 7. Klassen nun ein<br />
komplettes, facettenreiches Programm<br />
mit vielen Erfahrungen bieten.<br />
Der Son<strong>de</strong>revent „Rolli-<strong>Sport</strong>“ ist eine<br />
Erfahrung, die nicht viele Lehrer mit ihren<br />
Schülern machen können. Es ist<br />
dauerhaft in Erinnerung geblieben.<br />
Durch die Tatsache, dass alle Schüler<br />
einen Teil ihrer Sozialstun<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r<br />
TSG Niefern ableisten, ist sichergestellt,<br />
dass das Projekt „Soziales Engagement“<br />
durch eine wertvolle Tätigkeit<br />
bereichert wird. Weil alle Kin<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r<br />
TSG Niefern die gleichen Aufgaben<br />
und Tätigkeiten ableisten, erhalten die<br />
Lehrer ein Feedback zu allen Schülern,<br />
was eine bessere Auswertung <strong>de</strong>s<br />
Projekts in Bezug auf die abgeleisteten<br />
Sozialstun<strong>de</strong>n ermöglicht.<br />
Die TSG Niefern konnte mit <strong>de</strong>r Initiative<br />
ihre Kontakte zur Schule <strong>de</strong>utlich<br />
intensivieren. Obwohl sie selbst nicht<br />
im Vor<strong>de</strong>rgrund agierte, hat das Projekt<br />
in <strong>de</strong>r Außenwirkung zu einem Imagegewinn<br />
<strong>de</strong>s Vereins beigetragen. Wichtiges<br />
Kriterium für die TSG: Durch die<br />
getroffene Regelung mit <strong>de</strong>r Realschule<br />
konnten 350 Helferstun<strong>de</strong>n, verteilbar<br />
auf <strong>de</strong>n Kleinkin<strong>de</strong>rbereich generiert<br />
wer<strong>de</strong>n<br />
Der <strong>Sport</strong>kreis Pforzheim-Enzkreis<br />
betreibt in Pforzheim sehr erfolgreich<br />
das Projekt „<strong>Sport</strong> hilft“ mit <strong>Sport</strong>- und<br />
Betreuungsprogrammen an Schulen in<br />
Form einer Schulsportsozialarbeit. Diese<br />
Form <strong>de</strong>r Anbindung von Schulen an<br />
Vereine und vor allem auch das Son<strong>de</strong>r-Event<br />
mit <strong>de</strong>m Behin<strong>de</strong>rtensportverband<br />
sind neuartige Projekte, die<br />
eventuell an an<strong>de</strong>ren Standorten zur<br />
Bereicherung <strong>de</strong>s Schul- und <strong>Sport</strong>alltags<br />
beitragen – also Schule machen<br />
können. Eine Ausweitung <strong>de</strong>s Rolli-<br />
Events auf 4 Standorte ist im Schuljahr<br />
2012 geplant!<br />
Der Behin<strong>de</strong>rten- und Rehasportverband<br />
Ba<strong>de</strong>n hat ein riesiges Projekt<br />
auf die Beine gestellt und wird daran<br />
auch im kommen<strong>de</strong>n Jahr weiter<br />
festhalten. Zur Finanzierung und Sicherung<br />
dieses Projekts helfen gelungene<br />
Veranstaltungen wie in Niefern, die gezielten<br />
Kontakte zu politischen Entscheidungsträgern<br />
und die öffentliche<br />
Wahrnehmung.<br />
Aktueller Stand und Fortführung<br />
<strong>de</strong>s Angebots<br />
Als fester Bestandteil <strong>de</strong>r Unterrichtsinhalte<br />
<strong>de</strong>r 7. Klasse in <strong>de</strong>r Realschule<br />
Niefern wird das Projekt auch in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />
mit <strong>de</strong>r TSG Niefern<br />
und <strong>de</strong>m <strong>Sport</strong>kreis Pforzheim-Enzkreis<br />
im Schuljahr 2012/2013 und auch<br />
zukünftig weiterlaufen. Sollten sich in<br />
24 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012
<strong>de</strong>n Vorbesprechungen und <strong>de</strong>n Nachbereitungen<br />
weitere Ergänzungs- und<br />
Optimierungspotentiale herauskristallisieren,<br />
wer<strong>de</strong>n die Verantwortlichen<br />
das Projekt entsprechend weiterentwickeln.<br />
Auch das Projekt „Behin<strong>de</strong>rtensport<br />
macht Schule“ ist ein absoluter Gewinn<br />
und wird vom BBS Ba<strong>de</strong>n im<br />
kommen<strong>de</strong>n Schuljahr noch intensiver<br />
umgesetzt. Dafür sollen die organisatorischen,<br />
finanziellen und vor allem auch<br />
personellen Weichen gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />
Als abschließen<strong>de</strong>s Fazit wird festgestellt,<br />
dass sich mit Mut, Kreativität<br />
und zün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en gemeinsam mit<br />
Partnern auch in Zeiten knapper Mittel<br />
kluge und segensreiche Projekte realisieren<br />
lassen. Diese Courage wür<strong>de</strong>n<br />
wir uns von mehr <strong>Sport</strong>vereinen und<br />
Schulen wünschen. Deshalb sind wir<br />
auch bereit, Schulen und Vereine an<br />
unseren Erfahrungen teilhaben zu lassen.<br />
Gerne stellen wir dieses Mo<strong>de</strong>ll<br />
interessierten Vereinen vor. Die Zukunft<br />
für Vereine und für Schulen liegt<br />
in <strong>de</strong>r sich gegenseitig befruchten<strong>de</strong>n<br />
Kooperation und einer von Respekt<br />
und Vertrauen geprägten Zusammenarbeit.<br />
Man ist motiviert und begeistert,<br />
holt neue Partner ins Boot und bereitet<br />
so <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n für ein sich weiterentwickeln<strong>de</strong>s<br />
Miteinan<strong>de</strong>r, für gemeinsamen<br />
Erfolg und Anerkennung.<br />
Ansprechpartner für Rückfragen<br />
Realschule Niefern – Rektor Markus<br />
Widmann, Projektleiterin Dorothea<br />
Knop – widmann@kirnbachschule.<strong>de</strong> –<br />
Tel. 07233/964212<br />
Badischer Behin<strong>de</strong>rten- und Rehabilitations-<strong>Sport</strong>verband<br />
– Geschäftsführer<br />
Michael Eisele – bbs@bbsba<strong>de</strong>n.<strong>de</strong> –<br />
Tel. 07221/396180<br />
TSG Niefern – Geschäftsführer Stefan<br />
Ermentraut – info@tsg-niefern.<strong>de</strong> – Tel.<br />
07233/4168<br />
aus <strong>de</strong>n schulen<br />
Projekt „Aktive Bewegungspause“<br />
Impuls-Bewegungseinheiten in <strong>de</strong>r Grundschule<br />
Stefan Ermentraut, TSG Niefern<br />
Erprobungsphase: 2. Schulhalbjahr2011/<br />
2012 in <strong>de</strong>r Grundschule Niefern<br />
Ausbauphase: 1. Schulhalbjahr 2012/ 2013<br />
in 4 weiteren Grundschulen in Pforzheim<br />
Langes Sitzen macht mü<strong>de</strong>, die Konzentrationsfähigkeit<br />
lässt nach und die<br />
Lernleistung wird zunehmend uneffektiver.<br />
Dies waren die Grün<strong>de</strong>, die zum<br />
Gemeinschaftsprojekt „Grundschule<br />
mit sport- und bewegungserzieherischem<br />
Schwerpunkt (GSB)“ geführt<br />
haben. Inzwischen ist dieses Grundschulprojekt<br />
nahezu flächen<strong>de</strong>ckend<br />
verbreitet. Die Kennzeichen sind die<br />
täglichen Bewegungseinheiten, die<br />
Min<strong>de</strong>stbewegungszeit pro Schulwoche<br />
und die Aktiv-Pausen im Unterricht,<br />
um die Kin<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r zu aktivieren.<br />
Genau an diesem Punkt setzt das Projekt<br />
„Aktive Bewegungspause“ an.<br />
Die Grundschüler erhalten während<br />
<strong>de</strong>s Unterrichts zweimal wöchentlich<br />
einen Bewegungsimpuls mit koordinativen<br />
Elementen, Rhythmus-Elementen<br />
und Elementen aus <strong>de</strong>m Bereich<br />
<strong>de</strong>r LifeKinetik ® .<br />
Der Bewegungsimpuls dauert ca. 4-5<br />
Minuten und ist in 3 Teile geglie<strong>de</strong>rt<br />
• Ein Aktivierungsteil mit einem festen<br />
Programm zum Einstieg, <strong>de</strong>r die Kin<strong>de</strong>r<br />
auf die Bewegung einstimmt.<br />
• Ein Hauptteil, <strong>de</strong>r ca. 4 Wochen methodisch<br />
aufeinan<strong>de</strong>r aufbaut und<br />
immer weiter ausgebaut wird.<br />
• Ein Schlussteil mit einem festen Programm,<br />
das die Kin<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m<br />
Bewegungsimpuls wie<strong>de</strong>r zur Ruhe<br />
kommen lässt.<br />
Wichtig ist <strong>de</strong>r Aktivierungs- und<br />
Schlussteil mit gleichen Inhalten, damit<br />
ein gleicher Beginn und ein gleiches En<strong>de</strong><br />
festgelegt sind und die Kin<strong>de</strong>r einen<br />
bekannten und vertrauten Block haben.<br />
Der Hauptteil ist in 4 Wochen-Blöcke<br />
geglie<strong>de</strong>rt. Es beginnt mit einem relativ<br />
einfachen Programm, das mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn<br />
eingeübt wird. Dieses Programm<br />
sollen die Kin<strong>de</strong>r dann in <strong>de</strong>n Folgetagen<br />
mit ihren Lehrern weiterüben.<br />
Beim nächsten Bewegungsimpuls wird<br />
dieser Hauptteil dann inhaltlich weiterentwickelt<br />
und <strong>de</strong>r Schwierigkeits- und<br />
Anspruchsgrad immer leicht erhöht.<br />
Somit haben die Kin<strong>de</strong>r ein Ziel auf das<br />
sie hinüben können und freuen sich natürlich,<br />
wenn sie beim nächsten Termin<br />
gelobt wer<strong>de</strong>n und dann eine neue,<br />
schwierigere Aufgabe bekommen.<br />
Organisatorisch läuft das Programm<br />
über <strong>de</strong>n <strong>Sport</strong>kreis Pforzheim-Enzkreis<br />
und die TSG Niefern, die die Programme<br />
mit Personal absichern. Über<br />
Freiwilligendienste (FSJ und BFD-Stellen<br />
bei <strong>de</strong>r TSG Niefern) steht hier engagiertes<br />
und zuverlässiges Personal<br />
bereit, das die Programme in <strong>de</strong>n Schulen<br />
umsetzt. Dazu laufen die Freiwilligen<br />
die Grundschulklassen nach einem<br />
festgelegten Plan ab und besuchen alle<br />
7-8 Minuten eine neue Klasse. Somit<br />
weiß <strong>de</strong>r Lehrer immer genau, wann<br />
<strong>de</strong>r Bewegungsblock stattfin<strong>de</strong>t und<br />
kann sich in seiner Stun<strong>de</strong>ngestaltung<br />
darauf einstellen.<br />
Die Erfahrungen mit <strong>de</strong>n Schülern und<br />
<strong>de</strong>n Lehrerkollegien sind sehr gut – wir<br />
sind sicher, dass das Programm nach<br />
<strong>de</strong>r festgelegten Schnupperphase in<br />
ein Regelprojekt übergehen wird und<br />
dass sich noch weitere Schulen <strong>de</strong>m<br />
Programm anschließen wer<strong>de</strong>n.<br />
Weitere <strong>Info</strong>rmationen bei<br />
TSG Niefern – Geschäftsführer Stefan Ermentraut<br />
- info@tsg-niefern.<strong>de</strong> – Tel. 07233/4168<br />
<strong>Sport</strong>kreis Pforzheim-Enzkreis – <strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong><br />
Tobias Müller – t.mueller@sportkreis-pforzheim.<strong>de</strong><br />
– Tel. 07231/33500<br />
2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 25
aus <strong>de</strong>n schulen<br />
Halbmarathon? Yes we can!<br />
35 Schüler <strong>de</strong>s Justus-Knecht-Gymnasiums nehmen am Ba<strong>de</strong>n Marathon teil<br />
Maren Betz, Schülerin <strong>de</strong>s Justus-Knecht-Gymnasiums Bruchsal<br />
Wer läuft schon freiwillig einen Halbmarathon?<br />
Diese Frage stellten wir uns wohl alle,<br />
als wir im vergangen Halbjahr die Lehrplaneinheit<br />
Ausdauer behan<strong>de</strong>lten. Zu<br />
diesem Zeitpunkt konnten es sich die<br />
wenigsten vorstellen, 21,0975 Kilometer<br />
zu absolvieren. Parallel zur Theorie<br />
näherten wir uns diesem Ziel durch die<br />
Praxiseinheit Leichtathletik an. In <strong>de</strong>n<br />
folgen<strong>de</strong>n Monaten investierte unser<br />
Neigungsfach <strong>Sport</strong>, gelockt und angespornt<br />
durch einen Bonus, viel Schweiß<br />
und Zeit für ein angemessenes Lauftraining.<br />
Viele Schüler <strong>de</strong>s Parallelkurses<br />
schlossen sich unserem Vorhaben<br />
an. Unser <strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong>, Herr Krätz,<br />
war auch einer <strong>de</strong>r 10.000 Teilnehmer<br />
<strong>de</strong>s (Halb-)Marathons.<br />
Am 18. September 2011 war <strong>de</strong>r Tag<br />
gekommen. Die Stimmung war mitreißend.<br />
Zuschauer, die mit uns Läufern<br />
an <strong>de</strong>n Start gingen, hätten sich am<br />
liebsten ihre Schuhe von <strong>de</strong>n Füßen<br />
gerissen, rein in die Laufschuhe und<br />
sich uns „Halbmarathonis“ angeschlossen.<br />
Um 9:00 Uhr ging es mit<br />
gemischten Gefühlen los. Eltern, Geschwister<br />
und Freun<strong>de</strong>, die mitgereist<br />
waren, stan<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Strecke, um von<br />
dort aus uns Läufer fleißig anzufeuern.<br />
Am Anfang wur<strong>de</strong> man mit Pompons<br />
begrüßt und in <strong>de</strong>r ersten Unterführung<br />
ließ ein Akkor<strong>de</strong>onspieler die<br />
Schritte <strong>de</strong>r Läufer durch einige Takte<br />
leichter über <strong>de</strong>n Asphalt fliegen. Unterstützt<br />
wur<strong>de</strong> man zusätzlich von<br />
Passanten, die uns mit motivieren<strong>de</strong>n<br />
Plakaten zur Seite stan<strong>de</strong>n. Für sie war<br />
es ein Leichtes, die Läufer namentlich<br />
anzufeuern, da <strong>de</strong>r Vorname auf je<strong>de</strong>r<br />
Startnummer <strong>de</strong>utlich zu lesen war.<br />
Es war eine unbeschreibliche Stimmung.<br />
Neben <strong>de</strong>n Anfeuern<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n<br />
wir an einigen Straßenrän<strong>de</strong>rn von<br />
verschie<strong>de</strong>nen Tanzgruppen und einigen<br />
Lifebands empfangen. Es glich<br />
einem Karneval <strong>de</strong>r Kulturen, <strong>de</strong>nn alles<br />
war vertreten: von jung bis alt, von<br />
Chinesischer Tanzkunst über Bauchtanz<br />
und Spanischen Tanzeinlagen bis<br />
hin zu traditionellen Tänzen.<br />
Das Wetter konnte meiner Meinung<br />
nach nicht besser sein. Es war angenehm<br />
kühl und <strong>de</strong>r Regen blieb für die<br />
Zeit <strong>de</strong>s Laufes aus. Kurz vor <strong>de</strong>m Start<br />
und einige Minuten nach <strong>de</strong>m Zieleinlauf<br />
regnete es ein wenig. Wenn das<br />
kein perfektes Timing war.<br />
Für mich persönlich, und ich <strong>de</strong>nke ich<br />
spreche auch für alle an<strong>de</strong>ren Mitläufer,<br />
war es eine unbeschreibliche Erfahrung.<br />
Schön war auch, dass wir als<br />
Einheit zu fünft die meisten Kilometer<br />
hinter uns gebracht haben. Natürlich<br />
waren wir nicht die einzige Gruppe,<br />
vielmehr schlossen sich fast alle Läufer<br />
unserer Schule zu kleinen Gruppen zusammen,<br />
damit wir uns untereinan<strong>de</strong>r<br />
noch einmal motivieren konnten. Außer<strong>de</strong>m<br />
erfreuten wir uns an <strong>de</strong>m Zusammenhalt<br />
<strong>de</strong>r Läufer, welche während<br />
<strong>de</strong>s Laufs immer wie<strong>de</strong>r aufmuntern<strong>de</strong><br />
Worte parat hatten.<br />
Ab Kilometer 16 hieß es für uns alle<br />
noch einmal die Zähne zusammenbeißen.<br />
Ab da plagten uns neben <strong>de</strong>n mü<strong>de</strong>n<br />
Knochen auch noch schmerzen<strong>de</strong><br />
Gelenke. Obwohl die letzten fünf Kilometer<br />
plötzlich als Kleinigkeit erschienen,<br />
sehnten wir die Kilometerschil<strong>de</strong>r<br />
mit <strong>de</strong>n Tiermotiven immer mehr herbei.<br />
Doch so kurz vorm Ziel aufgeben,<br />
kam auf keinen Fall in Frage. Bis zum<br />
Schluss stan<strong>de</strong>n wir, eine Mitstreiterin<br />
aus meinem Kurs und ich, uns bei und<br />
liefen nach einem kleinen Schlusssprint<br />
Hand in Hand über die Ziellinie.<br />
Am Montagmorgen, konnten Lehrer<br />
und Schüler am Laufstil <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>ler<br />
unschwer erkennen, wer alles teilgenommen<br />
hat. Geplagt von Muskelkater<br />
haben wir uns die Treppen und Gänge<br />
rauf und runter gequält, um zu unseren<br />
Kursen zu kommen. Aber trotz<strong>de</strong>m<br />
können wir nun überall voller Stolz erzählen<br />
„Wir haben einen Halbmarathon<br />
geschafft“ getreu <strong>de</strong>m Motto<br />
„Yes we can“!<br />
Jetzt können wir die am Anfang gestellte<br />
Frage unschwer beantworten.<br />
Wir gehören zu <strong>de</strong>n Verrückten, die<br />
dieses einmalige Gefühl auf je<strong>de</strong>n Fall<br />
noch einmal erleben wollen.<br />
26 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012
Schulsport bringt’s wirklich!<br />
Eine Lanze für <strong>de</strong>n Schulsport<br />
Heinz Frommel, DSLV Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
dslv<br />
Vorbemerkung<br />
Im Herbst 2011 stellte <strong>de</strong>r Deutsche<br />
<strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong>verband in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
(DSLV BW) eine Argumentationshilfe<br />
für <strong>de</strong>n Schulsport vor. Diese<br />
Handreichung war insbeson<strong>de</strong>re zur<br />
Unterstützung für <strong>Sport</strong>kolleginnen<br />
und -kollegen gedacht bei ihren Bemühungen,<br />
die überaus große Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>s Schulsports im Fächerkanon <strong>de</strong>r<br />
Schulen zu thematisieren und zu begrün<strong>de</strong>n.<br />
Mit nachfolgen<strong>de</strong>n Ausführungen soll<br />
in einer Zeit drastischer Schulreformen<br />
– Stichworte: Ganztagesschule, Gemeinschaftsschule,<br />
Rückgang <strong>de</strong>r<br />
Schülerzahlen – und im Hinblick auf die<br />
anstehen<strong>de</strong> Erstellung neuer Bildungspläne<br />
allen an <strong>de</strong>r Bildung und Erziehung<br />
von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />
Beteiligten eine umfangreichere Diskussionsgrundlage<br />
angeboten wer<strong>de</strong>n,<br />
um bei <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit<br />
diesen neuen Aufgaben und ihrer Bewältigung<br />
argumentativ gewappnet zu<br />
sein und – bildlich gesprochen – eine<br />
Lanze für <strong>de</strong>n guten Schulsport zu brechen.<br />
Letztendlich kann die Qualitätsentwicklung<br />
an <strong>de</strong>n Schulen nicht<br />
mehr ohne eine intensive Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />
mit <strong>de</strong>m Schulsport stattfin<strong>de</strong>n.<br />
Der <strong>Sport</strong>unterricht als einziges Bewegungsfach<br />
im Fächerkanon <strong>de</strong>r Schulen<br />
wird mit <strong>de</strong>r Ausbreitung von Ganztages-<br />
und Gemeinschaftsschulen weiter<br />
an Be<strong>de</strong>utung gewinnen (müssen).<br />
Im Sinne <strong>de</strong>r Rhythmisierung <strong>de</strong>s Unterrichts<br />
muss die tägliche <strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong><br />
schnellstmöglich Eingang in <strong>de</strong>n<br />
Schulalltag fin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn dieses Fach<br />
för<strong>de</strong>rt gera<strong>de</strong>zu i<strong>de</strong>altypisch die ganzheitliche<br />
Bildung und Erziehung mit<br />
„Kopf und Seele, Herz und Hand“.<br />
<strong>Sport</strong> verkörpert damit als Schulfach<br />
eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Schlüsselrolle.<br />
<strong>Sport</strong> in <strong>de</strong>r Schule ist lebenswichtig –<br />
und nicht von ungefähr steht <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>unterricht<br />
in <strong>de</strong>r Beliebtheitsskala <strong>de</strong>r<br />
Schulfächer bei Schülerinnen und<br />
Schülern ganz oben.<br />
Zahlreiche aktuelle Veröffentlichungen,<br />
auf die in diesem Papier an <strong>de</strong>n jeweils<br />
relevanten Passagen hingewiesen<br />
wird, beleuchten die einzigartigen<br />
Möglichkeiten, die <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>unterricht<br />
für die Entwicklung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen<br />
bietet.<br />
Schulsport und Gesundheit<br />
Das wohl am häufigsten und zumeist<br />
als erstes genannte Argument für die<br />
Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s (Schul-)<strong>Sport</strong>s ist die<br />
För<strong>de</strong>rung und Erhaltung <strong>de</strong>r Gesundheit.<br />
Dies erscheint auf <strong>de</strong>n ersten<br />
Blick durchaus logisch. Allerdings wird<br />
diese Behauptung immer wie<strong>de</strong>r dadurch<br />
relativiert, dass mit <strong>de</strong>m alltäglich<br />
praktizierten Schulsport nur geringe<br />
trainings- und in <strong>de</strong>r Folge auch<br />
gesundheitswirksame Effekte erreicht<br />
wer<strong>de</strong>n können. Ein zwei- o<strong>de</strong>r dreistündiger<br />
<strong>Sport</strong>unterricht pro Woche,<br />
unterbrochen durch häufigen Unterrichtsausfall,<br />
lässt nur minimale Effekte<br />
zu – wenn überhaupt. Aus Sicht<br />
<strong>de</strong>r Wissenschaft brauchen Kin<strong>de</strong>r in<br />
<strong>de</strong>r Primarstufe die tägliche, qualitativ<br />
anspruchsvolle Bewegungszeit und in<br />
<strong>de</strong>n weiterführen<strong>de</strong>n Schulen min<strong>de</strong>stens<br />
drei <strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong>n pro Woche.<br />
Eine Tatsache muss auch <strong>de</strong>r von seinem<br />
Fach überzeugteste <strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong><br />
neidlos anerkennen: Gegen die zunehmen<strong>de</strong><br />
Adipositas unter <strong>de</strong>r heranwachsen<strong>de</strong>n<br />
Generation hat auch <strong>de</strong>r<br />
Schulsport keine wirkliche Chance.<br />
Selbst gesundheitspolitische Maßnahmen<br />
gegen diesen Trend sind zum<br />
Scheitern verdammt, es sei <strong>de</strong>nn, dass<br />
durch die intensive Zusammenarbeit<br />
von Ärzten und <strong>de</strong>n betroffenen Familien<br />
langfristig eine Abhilfe geschaffen<br />
wird. Dazu kann <strong>de</strong>r Schulsport zweifelsohne<br />
als flankieren<strong>de</strong> Maßnahme<br />
eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Abschließend sei noch <strong>de</strong>r ganz aktuelle<br />
Tipp erlaubt: „Weniger fernsehen!<br />
Die Reduktion <strong>de</strong>r Fernsehzeit führt zu<br />
einem ähnlichen Gewichtsverlust wie<br />
eine strenge Diät.“ 1<br />
Ein weiteres stichhaltiges Argument<br />
für regelmäßigen, zielorientierten Spor t-<br />
unterricht in <strong>de</strong>r Grundschule ist die Erkenntnis,<br />
dass die Altersspanne von 6 –<br />
12 Jahren als „gol<strong>de</strong>nes Zeitalter für eine<br />
Koordinationsschulung“ 2 anzusehen<br />
ist; alle späteren diesbezüglichen<br />
Maßnahmen verlieren <strong>de</strong>utlich an Effizienz.<br />
Wie sehen die beteiligten Heranwachsen<strong>de</strong>n<br />
selbst diesen Sachverhalt? Das<br />
Thema „Gesundheit“ interessiert<br />
Schüler und Jugendliche eher marginal,<br />
wenn überhaupt. Für sie ist „Gesundheit“<br />
kein wesentliches Motiv<br />
<strong>Sport</strong> zu treiben. Sie sind nach ihrer<br />
Selbsteinschätzung einfach gesund.<br />
Ergo gilt es über <strong>de</strong>n viel attraktiveren<br />
Begriff <strong>de</strong>r körperlich-geistigen Fitness<br />
an die jungen Menschen heranzukommen<br />
und sie auf diese Weise von <strong>de</strong>r<br />
Be<strong>de</strong>utung und positiven Wirkung körperlicher<br />
Aktivität zu überzeugen. Diverse<br />
Studien belegen einen direkten<br />
Zusammenhang zwischen Fitness und<br />
körperlicher Aktivität, insbeson<strong>de</strong>re in<br />
Form von aerober Ausdauerbelastung.<br />
Die Konsequenz muss <strong>de</strong>mzufolge klar<br />
sein: Regelmäßiger, am besten täglicher<br />
<strong>Sport</strong>unterricht nicht unter einer<br />
minimalen Belastungszeit für das Herz-<br />
Kreislauf-System!<br />
Schulsport und lebenslanges<br />
<strong>Sport</strong>treiben<br />
In diesem Kontext soll ein weiteres<br />
schlagkräftiges Argument für die Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>s Schulsports ausgeführt<br />
wer<strong>de</strong>n, das die Verfasser <strong>de</strong>s aktuell<br />
gültigen Bildungsplanes mit oberster<br />
Priorität versehen haben: Die Erziehung<br />
zum <strong>Sport</strong> 3 als Hinführung zu lebenslangem<br />
<strong>Sport</strong>treiben mit <strong>de</strong>m Ziel, die<br />
verschie<strong>de</strong>nen Handlungs- und Erfahrungsmöglichkeiten<br />
von Bewegung,<br />
Spiel und <strong>Sport</strong> zu gewährleisten. Damit<br />
intendiert ist auch <strong>de</strong>r Erwerb und<br />
Erhalt einer guten körperlichen und geistigen<br />
Leistungsfähigkeit, dies insbeson<strong>de</strong>re,<br />
als sie aufgrund <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographischen<br />
Verän<strong>de</strong>rungen einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Beitrag zur Erfüllung eines<br />
gesamtgesellschaftlichen Auftrages<br />
dient, nämlich <strong>de</strong>n Eintritt in ein späteres<br />
Rentenalter geistig fit und möglichst<br />
frei von körperlichen Gebrechen<br />
zu erleben.<br />
Schulsport und exekutive Funktionen<br />
Ein Zusammenhang zwischen einem<br />
gesun<strong>de</strong>n Verstand und einem gesun<strong>de</strong>n<br />
Körper ist unbestritten. Insbeson<strong>de</strong>re<br />
im Bereich <strong>de</strong>r exekutiven Funktionen<br />
(Selbstregulation, Handlungssteuerung<br />
unter <strong>de</strong>n Bedingungen <strong>de</strong>r Umwelt,<br />
Impulskontrolle, …) ist diese ein<strong>de</strong>utige<br />
Verbindung inzwischen nicht<br />
mehr von <strong>de</strong>r Hand zu weisen. Durch<br />
körperlich-kognitives Training, wie es<br />
beispielsweise in <strong>de</strong>n Mannschaftssportarten<br />
praktiziert wird, wer<strong>de</strong>n diese<br />
Funktionen nachdrücklich verbessert.<br />
Beispielhaft ver<strong>de</strong>utlicht Kubesch<br />
4 dies anhand <strong>de</strong>r Selbstkontrolle,<br />
die sich auf die gesamte Lebensfüh-<br />
2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 27
dslv<br />
rung auswirkt. Wer schon früh die Fähigkeit<br />
zur Selbstdisziplin einübt, zeigt<br />
in <strong>de</strong>r Schule ebenso gute Leistungen<br />
wie diejenigen mit einem hohen Intelligenzquotienten.<br />
„Das Gehirn von<br />
sportlich fitten Menschen arbeite effizienter…mil<strong>de</strong>re<br />
Angstzustän<strong>de</strong> und för<strong>de</strong>re<br />
bessere Gedächtnisleistungen.“ 5<br />
Man kann also mit Fug und Recht behaupten,<br />
dass sich <strong>de</strong>r Schulsport positiv<br />
auf an<strong>de</strong>re Handlungsfel<strong>de</strong>r auswirkt.<br />
Toleranz und Fairness<br />
In keinem an<strong>de</strong>ren Fach wird <strong>de</strong>r faire<br />
Umgang miteinan<strong>de</strong>r und das Einhalten<br />
von Regeln so intensiv eingeübt und<br />
praktiziert wie im <strong>Sport</strong>unterricht. In<br />
diesem Kontext sei auf eine Schweizer<br />
Schulsportstudie hingewiesen, die belegt,<br />
dass <strong>Sport</strong> nicht per se <strong>de</strong>n Charakter<br />
eines Menschen formt o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />
kameradschaftlichen, fairen und toleranten<br />
Umgang mit <strong>de</strong>m Gegner bewirkt,<br />
son<strong>de</strong>rn „dass nur bestimmte<br />
<strong>Sport</strong>arten auch bestimmte Persönlichkeitseigenschaften<br />
för<strong>de</strong>rn.“ 6 Insbeson<strong>de</strong>re<br />
bei Mannschaftssportarten lassen<br />
sich die sozialen Kompetenzen <strong>de</strong>r<br />
Schüler beson<strong>de</strong>rs gut beobachten.<br />
Dabei genügt es allerdings nicht, die<br />
Kin<strong>de</strong>r einfach spielen zu lassen. Entschei<strong>de</strong>nd<br />
sind vielmehr die häufige<br />
Reflexion und die kritische Betrachtung<br />
<strong>de</strong>s eigenen Han<strong>de</strong>lns. Dies kann nur<br />
durch die Intervention seitens qualitativ<br />
gut ausgebil<strong>de</strong>ter <strong>Sport</strong>fachkräfte geschehen,<br />
die sich dieses Zusammenhangs<br />
bewusst sind und die entsprechen<strong>de</strong><br />
Handlungskompetenz besitzen.<br />
So leistet <strong>de</strong>r Schulsport seinen Beitrag<br />
zur Werte-, Moral- und Sozialerziehung.<br />
Dies be<strong>de</strong>utet gewiss nicht, dass <strong>de</strong>r<br />
Schulsport nur auf die Ballsportarten<br />
reduziert wer<strong>de</strong>n darf. Klettern, Turnen,<br />
Akrobatik sind <strong>Sport</strong>arten, in <strong>de</strong>nen die<br />
Schüler lernen, ihre Ängste und ihren<br />
Mut einzuschätzen und gleichzeitig Hilfestellung<br />
durch Mitschüler zuzulassen<br />
und ihnen zu vertrauen. Und auch hier<br />
spielt die Reflexion über die sozialen<br />
Kompetenzen eine wichtige Rolle.<br />
Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft<br />
Fußballeuropameisterschaft in <strong>de</strong>r Ukraine<br />
und in Polen, Olympische Spiele<br />
in London, nationale, selbst regionale<br />
Meisterschaften - sportliche Ereignisse<br />
faszinieren die Massen. Junge Menschen<br />
bewun<strong>de</strong>rn und begeistern sich<br />
gerne an ihren sportlichen Idolen. Auch<br />
in diesem Kontext zeigt sich eine große<br />
Chance für <strong>de</strong>n Schulsport, die Zusammenhänge<br />
zwischen hoher Leistungsbereitschaft,<br />
Trainingsfleiß, Zielorientierung,<br />
Einsatzwille und sportlichem<br />
Erfolg zu ver<strong>de</strong>utlichen. Warum bewegen<br />
sich die sportlichen Vorbil<strong>de</strong>r unserer<br />
Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen auf<br />
einem solch hohen Niveau? Weil sie,<br />
von Fachleuten entsprechend geför<strong>de</strong>rt,<br />
intensiv und kontinuierlich dafür<br />
gearbeitet haben. Die Zeiten einer<br />
„Null-Bock-Mentalität“ gehören längst<br />
<strong>de</strong>r Vergangenheit an und so sind die<br />
Indizien von König 7 aufschlussreich,<br />
dass nämlich durch sportliches Training<br />
die Entwicklung von Schlüsselkompetenzen<br />
wie Selbsteinschätzung, Selbständigkeit,<br />
Eigeninitiative u.a. ganz<br />
wesentlich zur Persönlichkeitsentwicklung<br />
eines Individuums beiträgt, um unter<br />
gesamtgesellschaftlichen und ökonomischen<br />
Bedingungen – Stichworte:<br />
Ausbildungsfähigkeit, Studierfähigkeit<br />
– erfolgreich zu bestehen. Kurz gefasst:<br />
Der Schulsport beeinflusst in beson<strong>de</strong>rer<br />
Weise die Leistungsfähigkeit in an<strong>de</strong>ren<br />
Fächern, seine Ergebnisse lassen<br />
sich nahtlos auf viele an<strong>de</strong>re Lebensbereiche<br />
transferieren.<br />
Inklusion im Schulsport<br />
Das Schlagwort Inklusion hat in jüngster<br />
Zeit für Aufsehen und eine gewisse<br />
Unsicherheit in <strong>de</strong>n Kollegien gesorgt.<br />
Zweifel bestehen hauptsächlich bezüglich<br />
ihrer praktisch-inhaltlichen Umsetzung.<br />
Wenn man jedoch die inklusive<br />
Pädagogik auf ihre Kernbereiche wie individuelle,<br />
(möglichst) passgenaue För<strong>de</strong>rung<br />
aller Schülerinnen und Schüler<br />
und För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>ren Kompetenzen zur<br />
Selbststeuerung herunterbricht und<br />
Heterogenität als <strong>de</strong>n Normalfall betrachtet,<br />
lassen sich etwaige Be<strong>de</strong>nken<br />
sehr schnell ausräumen. Hat hier<br />
das Fach Schulsport nicht schon lange<br />
eine Vorreiterrolle besetzt? Wur<strong>de</strong> im<br />
Schulsport nicht schon immer auf die<br />
Schwächen <strong>de</strong>r „An<strong>de</strong>ren“, d.h. Kin<strong>de</strong>r<br />
mit unterschiedlichsten körperlichen<br />
Voraussetzungen, mit koordinativen<br />
Schwächen o<strong>de</strong>r Verhaltensauffälligkeiten<br />
eingegangen? Hat nicht <strong>de</strong>r<br />
Schulsport überdies auf vielfältige Weise<br />
zur sozialen Integration und zum Abbau<br />
von Vorurteilen und Aggressionen<br />
beigetragen? Hier wird – und muss –<br />
<strong>de</strong>r Schulsport auch weiterhin seine<br />
einmaligen Voraussetzungen zur Verwirklichung<br />
<strong>de</strong>r Chancengleichheit nutzen,<br />
wobei einschränkend zu konstatieren<br />
ist, dass in diesem Kontext dringen<strong>de</strong>r<br />
Handlungsbedarf seitens <strong>de</strong>r<br />
Schulverwaltung besteht, was die Ausbildung<br />
und Unterstützung <strong>de</strong>r Lehrkräfte<br />
anbelangt.<br />
Resümee<br />
Welches Schulfach bietet so kompakt<br />
diese Vielschichtigkeit zur Persönlichkeitsbildung?<br />
Nur <strong>de</strong>r Schulsport schult<br />
gleichzeitig soziale, personale und fachliche<br />
Kompetenzen und kann bei <strong>de</strong>r<br />
überwiegen<strong>de</strong>n Mehrzahl <strong>de</strong>r Schüler<br />
ein ganzheitlich positives Selbstbild<br />
vermitteln – und somit zur Steigerung<br />
<strong>de</strong>s körperlichen und psychischen<br />
Wohlbefin<strong>de</strong>ns beitragen.<br />
Warum wird <strong>de</strong>r Schulsport trotz all dieser<br />
Erkenntnisse häufig noch immer so<br />
stiefmütterlich behan<strong>de</strong>lt? Sind es die<br />
langsam mahlen<strong>de</strong>n Mühlen <strong>de</strong>r Bildungspolitik?<br />
Sind es überkommene<br />
Vorstellungen von Schulsport? Liegt es<br />
an <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n Qualität <strong>de</strong>r Lehrkräfte?<br />
Wer noch immer glaubt, <strong>de</strong>n<br />
Schulsport kürzen o<strong>de</strong>r gar streichen zu<br />
müssen, hat nicht begriffen, dass<br />
<strong>Sport</strong>unterrichtet Bildung auf höchstem<br />
Niveau ist. Wenn dieses Fach nicht<br />
bereits bestün<strong>de</strong>, müsste es schnellstens<br />
erfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Und all diese<br />
Konzepte lassen sich nur mit einer gut<br />
ausgebil<strong>de</strong>ten <strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong>schaft verwirklichen,<br />
die sowohl in <strong>de</strong>r Praxis als<br />
auch in <strong>de</strong>r Theorie immer wie<strong>de</strong>r auf<br />
<strong>de</strong>n aktuellen Stand <strong>de</strong>r Wissenschaft<br />
zu bringen ist. Gute <strong>Sport</strong>pädagogen<br />
„haben eine Schlüsselfunktion für die<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r…. Man darf<br />
nicht meinen, dass je<strong>de</strong>r x-Beliebige<br />
<strong>Sport</strong> unterrichten kann.“ 8<br />
1<br />
) Ullrich, K. in: Der Jugend geht es weltweit schlecht. http:://www.morgenpost.<strong>de</strong>/web-wissen/article106417752/Der-Jugend-geht-es-weltweit-schlecht.html<br />
2<br />
) König, Stefan (2011): Körperliche För<strong>de</strong>rung durch Schulsport. Theoretische Ansätze, empirische<br />
Studien und praktische Konzepte zur Unterrichtsentwicklung. S. 173. Reihe: Bewegung/ Spiel/<br />
<strong>Sport</strong>. Bd. 8. Berlin: Logos.<br />
3<br />
) Ministerium für Jugend, Kultus und <strong>Sport</strong> Ba<strong>de</strong>n-Württemberg (Hrsg.) (2004). Bildungsplan für das<br />
allgemein bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Gymnasium.<br />
4 ) Kubesch, S. (2012). Der Schulsport braucht viel mehr Wertschätzung. In: Badische Zeitung vom<br />
11.2.2011.<br />
5<br />
) Ebda.<br />
6<br />
) Wilbrand-Donzelli, Nicola. (2012) Schulsport prägt – womöglich für das ganze Leben. Studie wie<br />
Schulsport die Persönlichkeit prägt. http://em.t-online.<strong>de</strong>/studie-wie-schulsport-die-persoenlichkeitpraegt/id_53682318/<br />
in<strong>de</strong>x1.2.2012<br />
7<br />
) König (S. <strong>40</strong>)<br />
8<br />
) Wilbrand-Donzelli, Nicola. (ebda.)<br />
28 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012
Neuer Fachberater für <strong>Sport</strong><br />
(Berufliche Schulen)<br />
Frank Hoffmann<br />
Zur Person:<br />
1987 Abitur an <strong>de</strong>r Fritz-Erler-Schule Pforzheim<br />
1987-1988 Wehrdienst<br />
1989-1990 Unternehmenspraktika<br />
1990-1996 Lehramtsstudium <strong>de</strong>r Fächer <strong>Sport</strong>, Deutsch<br />
und Geographie an <strong>de</strong>r Universität Hei<strong>de</strong>lberg<br />
1997-1999 Referendariat an <strong>de</strong>r Willy-Hellpach-Schule Hei<strong>de</strong>lberg<br />
seit 1999 Lehrtätigkeit an <strong>de</strong>r Johann-Philipp-Reis-Schule Weinheim<br />
aktuelle informationen<br />
<strong>Sport</strong>liche Tätigkeiten und Qualifikationen im außerschulischen Bereich:<br />
• 7 Jahre Turniertanz (Standard und Latein jeweils A-Klasse)<br />
• Trainer C-Lizenz Volleyball<br />
• Jugendtrainer in <strong>de</strong>r Volleyballabteilung <strong>de</strong>s TV Schwetzingen von 1993-2000<br />
• Leitung <strong>de</strong>r Abteilung Freizeit - Basketball bei <strong>de</strong>r TSG Weinheim<br />
• Einsätze als Windsurf<strong>lehrer</strong> im Rahmen von Tutorien (Uni Hei<strong>de</strong>lberg) und an einer Tauch- und<br />
Surfstation in Frankreich (Kooperation mit <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>hochschule Köln)<br />
<strong>Sport</strong>liche Tätigkeiten und Funktionen im schulischen Bereich:<br />
• Organisation <strong>de</strong>r jährlich stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n <strong>Sport</strong>woche<br />
• Mentor bei <strong>de</strong>r Referendarausbildung<br />
• Betreuung von Praktikanten<br />
• Betreuer von Schulmannschaften beim Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ in <strong>de</strong>n<br />
<strong>Sport</strong>arten Volleyball und Basketball<br />
• Salsa-Workshop in <strong>de</strong>r Jahrgangsstufe 2<br />
Ziele in <strong>de</strong>r neuen Tätigkeit:<br />
Eine <strong>de</strong>r Hauptaufgaben in meiner Funktion als Fachberater sehe ich darin, die Präsenz <strong>de</strong>s Faches <strong>Sport</strong> zumin<strong>de</strong>st<br />
in <strong>de</strong>n Vollzeitschulen <strong>de</strong>r Beruflichen Schulen zu stärken. Dazu gehört insbeson<strong>de</strong>re die Überzeugungsarbeit<br />
bei <strong>de</strong>n Schulleitungen. Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Faches, was Motivation, Gesundheitserziehung, Gruppendynamik<br />
und Bildung im Sinne <strong>de</strong>r Ganzheitlichkeit anbelangt, gilt es dabei in aller Deutlichkeit zu vermitteln. Gleichzeitig<br />
sollen die <strong>Sport</strong>-Fachschaften durch Beratungsangebote Unterstützung erfahren. Die Qualitätssicherung <strong>de</strong>s<br />
<strong>Sport</strong>unterrichts wird in diesem Zusammenhang ein weiterer Schwerpunkt meiner Tätigkeit sein.<br />
Als Ansprechpartner für Schulleitungen und Kollegen möchte ich so präsent wie möglich sein und hoffe auf eine<br />
gute Kooperation für die nächsten Jahre.<br />
2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 29
spitzensport in <strong>de</strong>r schule<br />
Interview mit Luisa Niemesch, Vize-Weltmeisterin<br />
im Ringen<br />
Bernhard Kunz, Thomas-Mann-Gymnasium Stutensee<br />
„Man muss seinen <strong>Sport</strong> lieben<br />
und Spaß daran haben…“<br />
Die 17 jährige Luisa Niemesch ist Schülerin<br />
<strong>de</strong>r Jahrgangsstufe II am Thomas-<br />
Mann-Gymnasium in Stutensee und<br />
ringt beim SV04 Weingarten (Ba<strong>de</strong>n).<br />
Als Mitglied <strong>de</strong>r Deutschen Ringer-Nationalmannschaft<br />
<strong>de</strong>r Ka<strong>de</strong>ttinnen in<br />
<strong>de</strong>r Gewichtsklasse bis 52 kg hat sie eine<br />
steile Karriere hingelegt. Die errungenen<br />
Titel in <strong>de</strong>n letzten zwei Jahren<br />
dokumentieren dies. 2011 und 2012<br />
wur<strong>de</strong> sie Deutsche Meisterin, gewann<br />
in <strong>de</strong>n gleichen Jahren bei <strong>de</strong>n<br />
Europameisterschaften in Warschau<br />
und in Katovice jeweils die Bronzemedaille<br />
und krönte 2012 in Baku ihre bisherige<br />
Karriere mit <strong>de</strong>m Titel <strong>de</strong>r Vize-<br />
Weltmeisterin.<br />
Wie und in welchem Alter bist Du<br />
zum Ringen gekommen?<br />
Wir wohnen keine 200 Meter von <strong>de</strong>r<br />
Ringerhalle in Weingarten entfernt und<br />
irgendwann hat mein Bru<strong>de</strong>r dann mit<br />
<strong>de</strong>m Ringen angefangen. Einige Wochen<br />
danach, im Dezember 2002, als<br />
ich 7 war, schaute ich <strong>de</strong>shalb beim<br />
Training zu und wollte sofort auch mitmachen.<br />
Meine Eltern waren erst nicht<br />
so begeistert und wussten nicht, ob<br />
das <strong>de</strong>r richtige <strong>Sport</strong> für zierliche, kleine<br />
Mädchen ist. Aber mir hat es von<br />
Anfang an gefallen.<br />
Welche sportlichen und mentalen<br />
Grun<strong>de</strong>instellungen muss eine gute<br />
Ringerin haben?<br />
Der <strong>Sport</strong> ist sehr vielseitig. Man sollte<br />
schnell und beweglich sein, aber auch<br />
Ausdauer und die Koordination spielen<br />
eine Rolle. Kraft ist auch von Vorteil.<br />
Natürlich hat je<strong>de</strong>r in einem an<strong>de</strong>ren<br />
dieser Bereiche seine Stärken, trotz<strong>de</strong>m<br />
spielen alle Faktoren insgesamt<br />
zusammen. Ansonsten ist es auf je<strong>de</strong>n<br />
Fall gut, Spaß daran zu haben Neues zu<br />
lernen, <strong>de</strong>nn man muss viele unterschiedliche<br />
Techniken beherrschen,<br />
um diese dann später im Kampf anwen<strong>de</strong>n<br />
zu können.<br />
Wie sieht Dein Schul - und Trainingsalltag<br />
aus?<br />
Zwei bis dreimal im Monat fahre ich<br />
dienstags nach <strong>de</strong>m Vormittagsunterricht<br />
mit <strong>de</strong>m Zug zum Olympiastützpunkt<br />
nach Freiburg, um dort im Rahmen<br />
eines „Teilzeitinternats“, woran<br />
noch circa 7 weitere Jugendliche aus<br />
Ba<strong>de</strong>n teilnehmen, zwei Trainingseinheiten<br />
zusammen zu absolvieren. Anschließend<br />
übernachte ich dort und<br />
auch am Mittwoch habe ich dann zweimal<br />
Training. Zwischen <strong>de</strong>n Trainingseinheiten<br />
helfen uns Stu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>n<br />
Schulstoff, <strong>de</strong>n wir mittwochs in <strong>de</strong>r<br />
Schule verpassen, nachzuholen. Am<br />
Mittwochabend fahre ich dann wie<strong>de</strong>r<br />
zurück. Wenn ich nicht in Freiburg bin<br />
gehe ich vormittags und je nach Stun<strong>de</strong>nplan<br />
auch nachmittags ganz normal<br />
zur Schule, wie je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re auch.<br />
Wenn ich nach Hause komme, habe<br />
ich Zeit für Hausaufgaben und an<strong>de</strong>res.<br />
Je<strong>de</strong>n Abend gehe ich dann ins Training.<br />
Zweimal in <strong>de</strong>r Woche ins Heimtraining<br />
nach Weingarten und ansonsten<br />
zum Stützpunkt in Wiesental und<br />
in <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>schule Schöneck.<br />
Hast Du schon Vorstellungen, wie<br />
es nach Deinem Abitur 2013 am<br />
Thomas-Mann Gymnasium Stutensee<br />
weitergeht?<br />
Da steht noch nichts Genaues fest. Ich<br />
habe vor, erst einmal ein FSJ zu absolvieren.<br />
Anschließend will ich ein Studium<br />
in Freiburg beginnen, da dort die<br />
Trainingsbedingungen optimal sind.<br />
Auf je<strong>de</strong>n Fall ist es wichtig, dass alles<br />
mit <strong>de</strong>m <strong>Sport</strong> vereinbar ist.<br />
Welche sportlichen Ziele setzt Du<br />
Dir für Deine nähere und weitere<br />
Zukunft?<br />
Ich wer<strong>de</strong> im nächsten Jahr vom Ka<strong>de</strong>ttenbereich<br />
in <strong>de</strong>n J<strong>uni</strong>oren- und<br />
Frauenbereich kommen. Das ist ein riesiger<br />
Unterschied und ich muss mich<br />
erst einmal auf nationaler Ebene etablieren,<br />
da ich es mit neuen und vor<br />
allem älteren Gegnerinnen zu tun bekomme.<br />
Natürlich will ich auch wie<strong>de</strong>r<br />
gerne bei Europa- und Weltmeisterschaften<br />
starten und erfolgreich sein.<br />
30 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012
sten Run<strong>de</strong> darf man nicht aufgeben,<br />
son<strong>de</strong>rn muss weitermachen und kann<br />
es dann noch schaffen, <strong>de</strong>n Kampf für<br />
sich zu entschei<strong>de</strong>n.<br />
Könntest Du Dir vorstellen, eines<br />
Tages als Ringertrainerin Kin<strong>de</strong>r<br />
und Jugendliche an diesen <strong>Sport</strong><br />
heranzuführen?<br />
Die nötige Erfahrung wür<strong>de</strong> ich mitbringen<br />
und auch mit Kin<strong>de</strong>rn komme<br />
ich gut aus. Von daher könnte ich es<br />
mir gut vorstellen, mich später einmal<br />
als Trainerin zu engagieren. Ich glaube<br />
aber nicht als Hauptberuf, son<strong>de</strong>rn<br />
eher als Hobby.<br />
spitzensport in <strong>de</strong>r schule<br />
Liebe Luisa, vielen Dank für das<br />
Interview und weiterhin viel Erfolg<br />
für Deinen persönlichen schulischen<br />
und sportlichen Wer<strong>de</strong>gang.<br />
Welche Chance siehst Du für eine<br />
Teilnahme an einer <strong>de</strong>r nächsten<br />
Olympischen Spiele?<br />
Im Ringen gehört einiges dazu, um die<br />
Qualifikation, die auf kontinentaler und<br />
weltweiter Ebene erfolgt, zu schaffen.<br />
Ich muss noch vieles dazulernen und<br />
mich weiterentwickeln. Das ist ein<br />
hartes Stück Arbeit, aber natürlich ist<br />
Olympia ein großer Traum.<br />
Was treibt Dich an, das harte Training<br />
auf Dich zu nehmen?<br />
Obwohl das Training oft anstrengend<br />
ist, macht es mir immer noch riesigen<br />
Spaß. Ich <strong>de</strong>nke, das ist das Wichtigste.<br />
Man muss seinen <strong>Sport</strong> lieben<br />
und sollte sich immer im Klaren darüber<br />
sein, dass man alles für sich selbst<br />
macht und nicht für irgendjemand an<strong>de</strong>ren.<br />
Natürlich habe auch ich nicht<br />
immer Lust auf das Training, aber insgesamt<br />
könnte ich niemals ohne das<br />
Ringen sein, da wür<strong>de</strong> mir sehr viel<br />
fehlen.<br />
Wie wer<strong>de</strong>n Deine sportlichen Erfolge<br />
in <strong>de</strong>r Schule und in Deinem<br />
heimatlichen Umfeld aufgenommen?<br />
Meine Familie freut sich und ist stolz.<br />
Sie steht immer voll hinter mir und<br />
auch meine Freun<strong>de</strong> freuen sich mit<br />
mir und unterstützen mich. In <strong>de</strong>r Schule,<br />
<strong>de</strong>nke ich, wissen viele nicht von<br />
meinem Leistungssport, aber das<br />
macht mir nichts aus.<br />
Fühlst du Dich für Deine sportliche<br />
Karriere von <strong>de</strong>r Schule gut unterstützt?<br />
Ja, obwohl das TMG kein <strong>Sport</strong>gymnasium<br />
ist, hatte ich eigentlich noch nie<br />
Probleme, für die Lehrgänge und<br />
Wettkämpfe freigestellt zu wer<strong>de</strong>n.<br />
Solange ich meine Sachen selbstständig<br />
nacharbeite, ist das für meine Lehrer<br />
und die Schule in Ordnung.<br />
Welche menschlichen Grun<strong>de</strong>igenschaften<br />
haben sich durch Deinen<br />
Leistungssport und Deine Wettkampftätigkeit<br />
positiv entwickelt?<br />
Am meisten, <strong>de</strong>nke ich, das Durchhaltevermögen.<br />
Auch wenn man ab und<br />
an mit Nie<strong>de</strong>rlagen leben muss und<br />
nicht alles gleich so läuft, wie man es<br />
sich vorstellt, darf man nicht aufgeben.<br />
Auch wenn ein Training mal hart ist,<br />
muss man sich klar machen, wofür<br />
man es macht und, dass man manches<br />
eben durchhalten muss, weil es sich<br />
später auszahlt. In einem Kampf selbst<br />
ist es mit <strong>de</strong>m Durchhaltevermögen<br />
ähnlich: auch nach einer verlorenen er-<br />
2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 31
uchvorstellung<br />
Neue Spiele - ein alter Hut?<br />
Alte Spiele - als neuer Hit?<br />
<strong>Sport</strong>liche Spiele mit Bällen und Spielgeräten<br />
Buchbesprechung durch Ute Kern, DSLV<br />
Nach „Spielen - Spiele - Spiel“, „Staffelspiele<br />
und Gruppenwettbewerbe“<br />
und „Fang- und Bewegungsspiele“ ist<br />
nun ein weiterer Spieleband von Heinz<br />
Lang erschienen. „Alte“ Spiele sind<br />
neu ent<strong>de</strong>ckt und so aufbereitet, dass<br />
immer möglichst viele Schüler zugleich<br />
in Bewegung sein können; zu neuen<br />
Spielen wer<strong>de</strong>n Varianten gezeigt, <strong>de</strong>ren<br />
Auffor<strong>de</strong>rungscharakter die Schüler<br />
(und Lehrer) ansprechen dürfte. Als<br />
Zielgruppe ist an die Sekundarstufe 1<br />
gedacht.<br />
In bekannt bewährter Weise liefert <strong>de</strong>r<br />
Autor eine Reihe hilfreicher Hinweise<br />
zur Gestaltung möglichst reibungsloser<br />
Abläufe und damit zum Gelingen von<br />
Spielen (z.B. Spielbeginn, Regeln,<br />
Kennzeichnen <strong>de</strong>r Mannschaften, Turnierformen).<br />
Die Sammlung selbst ist geglie<strong>de</strong>rt in<br />
Spiele über ein Netz und an<strong>de</strong>re Hin<strong>de</strong>rnisse<br />
(z.B.Ringtennis, Faustball,<br />
Fußballtennis),<br />
Zielwurfspiele mit <strong>de</strong>r Hand (z.B. Blitzball,<br />
Korfball, Rollball, basket- und<br />
handballähnliche Spiele),<br />
Zielschussspiele mit <strong>de</strong>m Fuß (z.B. Kastenfußball,<br />
Futsal, Vieltoreball, Spinnenfußball),<br />
Spiele mit verschie<strong>de</strong>nen Spielgeräten<br />
auf Tore o<strong>de</strong>r torähnlich Ziele (z.B. Hockey<br />
und hockeyähnliche Spiele wie<br />
Ring- o<strong>de</strong>r Turnschuhhockey, Intercrosse<br />
u.v.a.),<br />
Kombinationen verschie<strong>de</strong>ner Spiele<br />
(z.B. Frisbee-Golf, Handball-Kopfball,<br />
Tschouk-Basketball)<br />
und sonstige Spiele (z.B. Kin-Ball,<br />
Schimbo-Ball, Kubb, das Spiel <strong>de</strong>r Wikinger).<br />
Die Darstellung aller Spiele folgt übersichtlich<br />
<strong>de</strong>m gleichen Schema: Name<br />
<strong>de</strong>s Spiels, , Mannschafts- o<strong>de</strong>r Gruppengröße,<br />
Spielgeräte, Spielgedanke,<br />
Regeln und mögliche Varianten.<br />
Zusammenfassend lässt sich sagen:<br />
Hier liegt eine Sammlung vor, die <strong>de</strong>n<br />
<strong>Sport</strong>unterricht in vielfältiger Weise ergänzen<br />
kann, aber auch außerunterrichtlich<br />
wie im Schullandheim o<strong>de</strong>r in<br />
Angeboten <strong>de</strong>r Ganztagsschule genutzt<br />
wer<strong>de</strong>n kann.<br />
Titel:<br />
Neue Spiele - ein alter Hut?<br />
Alte Spiele - als neuer Hit?<br />
<strong>Sport</strong>liche Spiele mit Bällen und Spielgeräten<br />
Autor<br />
Heinz Lang<br />
Verlag<br />
Hofmann-Verlag 2012<br />
Bestellnummer 87<strong>40</strong><br />
18.-- €<br />
32 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012
2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 33<br />
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