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Sport-Info Heft 40 2-2012.pdf - lehrer.uni-karlsruhe.de

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INFO<br />

Fachbereich <strong>Sport</strong><br />

Regierungspräsidium Karlsruhe • Abteilung 7 Schule und Bildung<br />

Ausgabe 2/2012 <strong>Heft</strong> <strong>40</strong><br />

REGIERUNGSPRÄSIDIUM KARLSRUHE<br />

2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 1


HERausgeber<br />

Regierungspräsidium Karlsruhe<br />

Abteilung Schule und Bildung<br />

Fachbereich <strong>Sport</strong><br />

zusammenstellung und<br />

redaktion<br />

Wolfgang Essig<br />

Manfred Reuter<br />

druck und gestaltung<br />

Regierungspräsidium Karlsruhe<br />

Schwerpunktthema:<br />

Schulung und Entwicklung koordinativer Fähigkeiten im Schulsport<br />

Vorwort 4<br />

Koordinative Fähigkeiten gezielter för<strong>de</strong>rn 5<br />

Philipp Brüggemann, Edith-Stein-Gymnasium Bretten<br />

Ballschule Hei<strong>de</strong>lberg – ein ABC für Spielanfänger 7<br />

Prof. Dr. Klaus Roth, ISSW Universität Hei<strong>de</strong>lberg<br />

LifeKinetik® - Parallelball statt Mitternachtsformel? 9<br />

Jürgen Kleiner, Johanna-Wittum-Schule Pforzheim<br />

Gut gerüstet ins Skischullandheim – eine Unterrichtseinheit zur 13<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r konditionellen und koordinativen Fähigkeiten<br />

Hanni Bischoff, Fritz-Erler-Schule Pforzheim<br />

Das neue Deutsche <strong>Sport</strong>abzeichen und die Koordinations- 16<br />

anfor<strong>de</strong>rungen im Gerätturnen<br />

Prof. Dr. Swantje Scharenberg, FOSS Karlsruhe<br />

Aus <strong>de</strong>n Schulen<br />

Das Satteldorfer Projekt – Talentfindung und Talentför<strong>de</strong>rung im 20<br />

gol<strong>de</strong>nen Lernalter<br />

Ulrich Ehrmann, GHS Satteldorf<br />

IMPRESSUM/INHALTSVERZEICHNIS<br />

www.rpk-sport.<strong>de</strong><br />

Kooperationsprojekt „Soziales Lernen“ Kirnbach-Realschule 23<br />

und TSG Niefern<br />

Stefan Ermentraut, TSG Niefern<br />

Projekt: Aktive Bewegungspause an <strong>de</strong>r Grundschule Niefern 25<br />

Stefan Ermentraut TSG Niefern<br />

Halbmarathon? – Yes we can! 26<br />

Maren Betz, Justus-Knecht-Gymnasium Bruchsal<br />

DSLV<br />

Schulsport bringt`s wirklich - Eine Lanze für <strong>de</strong>n Schulsport 27<br />

Heinz Frommel, Vorsitzen<strong>de</strong>r DSLV Ba<strong>de</strong>n Württemberg<br />

Aktuelle <strong>Info</strong>rmation<br />

Frank Hoffmann, neuer Fachberater <strong>Sport</strong> an beruflichen Schulen 29<br />

Redaktionsschluss<br />

<strong>Heft</strong> 1/2013<br />

30.4.2013<br />

Spitzensportler in <strong>de</strong>r Schule<br />

Interview mit Luisa Niemesch, Vizeweltmeisterin im Ringen 30<br />

Bernhard Kunz, Thomas-Mann-Gymnasium Stutensee<br />

Buchvorstellung<br />

Heinz Lang, „Neue Spiele ein alter Hut – Alte Spiele neu ent<strong>de</strong>ckt“ 32<br />

Ute Kern<br />

Pressespiegel 33<br />

2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 3


vorwort<br />

Vorwort<br />

Nach <strong>de</strong>n Schwerpunktthemen „Altersspezifisches Ausdauertraining in <strong>de</strong>r<br />

Schule“ in <strong>Heft</strong> 34, 1/2010 und „Krafttraining in <strong>de</strong>r Schule“ in <strong>Heft</strong> 37, 2/2011<br />

greift die Redaktion mit <strong>de</strong>m Thema „Schulung und Entwicklung koordinativer<br />

Fähigkeiten“ einen weiteren, <strong>de</strong>rzeit stark diskutierten sportlichen Leistungsfaktor<br />

in <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Ausgabe Nr. <strong>40</strong> <strong>de</strong>s <strong>Sport</strong> INFO auf.<br />

Über die grundlegen<strong>de</strong> Be<strong>de</strong>utung dieser Fähigkeiten für eine gesun<strong>de</strong><br />

motorische Entwicklung von Kin<strong>de</strong>rn gibt es keine Zweifel. Von Fachleuten wird<br />

dabei <strong>de</strong>m Zeitraum zwischen <strong>de</strong>m 6./7. und <strong>de</strong>m 12. Lebensjahr, auch „sensible<br />

Phase“ o<strong>de</strong>r „gol<strong>de</strong>nes Lernalter“ genannt, beson<strong>de</strong>re Be<strong>de</strong>utung zugewiesen.<br />

Der Bildungsplan von 2004 für allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Gymnasien betont in <strong>de</strong>n<br />

Leitgedanken für <strong>de</strong>n Kompetenzerwerb im <strong>Sport</strong>unterricht <strong>de</strong>r Klassen 5 und<br />

6: „Der Schwerpunkt liegt auf <strong>de</strong>r Schulung und Verbesserung koordinativer<br />

Fähigkeiten...“ und für die Klassen 7/8 „...die Weiterentwicklung aller koordinativer<br />

Fähigkeiten bleibt weiterhin ein zentraler Bestandteil <strong>de</strong>s Unterrichts.“ Dass<br />

die koordinativen Fähigkeiten bun<strong>de</strong>sweit stärker als bisher in <strong>de</strong>n Fokus <strong>de</strong>s<br />

<strong>Sport</strong>s rücken, zeigt <strong>de</strong>r Bericht von Prof. Dr. Swantje Scharenberg über die<br />

spezifischen Koordinationsanfor<strong>de</strong>rungen im Gerätturnen für das neue Deutsche<br />

<strong>Sport</strong>abzeichen ab 2013.<br />

Dank <strong>de</strong>r zahlreichen interessanten Artikel von Autoren aus Schulen, Universitäten,<br />

aus Verein und <strong>Sport</strong>verband, können wir in diesem <strong>Heft</strong> ein vielschichtiges<br />

und breites Spektrum verschie<strong>de</strong>ner sportpädagogischer Aspekte zu diesem<br />

Schwerpunktthema anbieten.<br />

Dieses reicht von praktischen Hinweisen zum Unterricht (Brüggemann, Bischoff),<br />

über Projekte mit koordinativen Inhalten (Ehrmann, Ermentraut) bis zur Vorstellung<br />

spezifischer Konzepte (Kleiner, Roth). Dass die Teilnahme an einem Halbmarathon<br />

ein ganz beson<strong>de</strong>res Highlight in einem Schülerleben sein kann, zeigt <strong>de</strong>r Bericht<br />

von Maren Betz, einer Schülerin <strong>de</strong>s Justus-Knecht-Gymnasiums Bruchsal.<br />

Eine „Lanze für <strong>de</strong>n Schulsport“ bricht <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>svorsitzen<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Deutschen<br />

<strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong>verbands DSLV, in<strong>de</strong>m er die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s <strong>Sport</strong>s als einzigem<br />

Bewegungsfach für die Qualitätsentwicklung <strong>de</strong>r Schulen herausstreicht.<br />

In <strong>de</strong>r Reihe „Spitzensportler in <strong>de</strong>r Schule“ stellen wir Luise Niemesch vor, die<br />

Vizeweltmeisterin <strong>de</strong>r J<strong>uni</strong>orinnen im Ringen.<br />

Ute Kern bespricht in <strong>de</strong>r Rubrik „Buchvorstellung“ ein neues Buch von Heinz<br />

Lang, <strong>de</strong>m ehemaligen stellvertreten<strong>de</strong>n Direktor <strong>de</strong>s Lan<strong>de</strong>sinstituts für<br />

Schulsport in Ludwigsburg, <strong>de</strong>r sich als Autor von Büchern zum Thema „Spiele“<br />

einen Namen gemacht hat.<br />

Die Redaktion bedankt sich ganz herzlich bei <strong>de</strong>n zahlreichen Autoren, die uns<br />

Artikel für dieses <strong>Heft</strong> zur Verfügung gestellt haben.<br />

Das Schwerpunktthema <strong>de</strong>r nächsten Ausgabe Nr. 41 <strong>de</strong>s <strong>Sport</strong>-INFO widmet<br />

sich <strong>de</strong>r Problematik „<strong>Sport</strong> in <strong>de</strong>r Ganztagsschule – eine Herausfor<strong>de</strong>rung für<br />

Schulen und Vereine“.<br />

Wir wollen dazu vor allem diejenigen Schulen ansprechen und um Berichte bitten,<br />

die bereits Erfahrungen zu diesem Thema sammeln konnten.<br />

Die Redaktion<br />

4 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012


Koordinative Fähigkeiten gezielter för<strong>de</strong>rn<br />

Philipp Brüggemann, Edith-Stein-Gymnasium Bretten<br />

Einleitung<br />

Je<strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>lehrkraft ist klar, dass die<br />

Schulung von Koordination ein wichtiger<br />

Bestandteil <strong>de</strong>s <strong>Sport</strong>unterrichts<br />

sein sollte und lässt immer wie<strong>de</strong>r<br />

Übungen in die Stun<strong>de</strong>n einfließen,<br />

die für eine Verbesserung <strong>de</strong>r Koordination<br />

sorgen. Das liegt allein schon<br />

daran, dass je<strong>de</strong> Form von sportlicher<br />

Betätigung, sei es das Basketballspielen,<br />

das Erlernen einer neuen<br />

Schwimmtechnik o<strong>de</strong>r das Einstudieren<br />

einer Turnübung, eine Entwicklung<br />

o<strong>de</strong>r eine Festigung <strong>de</strong>r Koordination<br />

<strong>de</strong>r Schüler bewirkt. Doch das<br />

Feld <strong>de</strong>r koordinativen Fähigkeiten,<br />

die Grundlage für das Erlernen von<br />

neuen Bewegungen, ist groß und so<br />

wer<strong>de</strong>n oftmals bestimmte Bereiche<br />

im Eifer <strong>de</strong>s Unterrichtsgefechts vergessen.<br />

Wenn man aber eine möglichst<br />

feine Einteilung inklusive Trainingsformen<br />

für diesen wichtigen<br />

phy sischen Leistungsfaktor benutzt,<br />

erhält man nicht nur eine Anleitung,<br />

wie man die Koordination (nicht nur<br />

zufällig) verbessern kann. Es gelingt<br />

dadurch auch leichter, <strong>de</strong>n gesamten<br />

Bereich <strong>de</strong>r koordinativen Fähigkeiten<br />

zu treffen. Da je<strong>de</strong>m <strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong> klar<br />

ist, dass eine gezielte För<strong>de</strong>rung einen<br />

größeren Trainingseffekt hat als<br />

eine zufällige, bleibt zu klären, wie gezieltes<br />

Koordinationstraining aussehen<br />

könnte und wann man diese För<strong>de</strong>rung<br />

sinnvoll in seinen <strong>Sport</strong>unterricht<br />

einbauen kann.<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r För<strong>de</strong>rung koordinativer<br />

Fähigkeiten<br />

Koordination resultiert aus <strong>de</strong>m Zusammenwirken<br />

von Zentralnervensystem<br />

und Skelettmuskulatur. Die<br />

koordinativen Prozesse ermöglichen<br />

es, Bewegungen, die ein schnelles<br />

und/o<strong>de</strong>r zielgerichtetes Han<strong>de</strong>ln erfor<strong>de</strong>rn,<br />

sicher, ökonomisch und harmonisch<br />

durchzuführen und neue Bewegungen<br />

relativ schnell zu erlernen 1 .<br />

Mit einer guten Koordination gelingt<br />

es außer<strong>de</strong>m, schneller das Bewegungsspektrum<br />

zu erweitern, was<br />

mir wie<strong>de</strong>rum hilft, bei bestimmten<br />

Problemstellungen eine kreative Bewegungslösung<br />

zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Festzuhalten bleibt aber vor allem:<br />

Koordination ist trainierbar und das<br />

Koordinative Anfor<strong>de</strong>rungen von Bewegungsaufgaben<br />

Efferente <strong>Info</strong>rmationsverarbeitung:<br />

feinmotorisch, großmotorisch<br />

Training ist in je<strong>de</strong>m Alter sinnvoll. Im<br />

Kin<strong>de</strong>salter, weil hier ein linearer<br />

Leistungsanstieg aller koordinativer Fähigkeiten<br />

zu verzeichnen ist. In <strong>de</strong>r Pubeszenz,<br />

weil die Neuanpassung an die<br />

körperlichen Verän<strong>de</strong>rungen unterstützt<br />

wer<strong>de</strong>n muss und in <strong>de</strong>r Adoleszenz,<br />

weil hier die volle Ausprägung<br />

<strong>de</strong>r koordinativen Leistungsfähigkeit<br />

erreicht wird 2 . Somit ist für <strong>de</strong>n <strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong><br />

klar, dass er in je<strong>de</strong>r Klassenstufe<br />

gezielte Koordinationsför<strong>de</strong>rung betreiben<br />

kann und sollte.<br />

Koordinative Anfor<strong>de</strong>rungsklassen/Aufgabenkategorien<br />

Es besteht eine anhalten<strong>de</strong> Debatte<br />

darüber, wie koordinative Fähigkeiten<br />

voneinan<strong>de</strong>r abzugrenzen sind und es<br />

gibt eine Vielzahl von verschie<strong>de</strong>nen<br />

Mo<strong>de</strong>llen. Roth ist es sehr fein und präzise<br />

gelungen, eine Glie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />

möglichen koordinativen Anfor<strong>de</strong>rungen,<br />

die uns in <strong>Sport</strong> und Alltag erwarten,<br />

aufzustellen. Sein Mo<strong>de</strong>ll hilft <strong>de</strong>m<br />

Unterrichten<strong>de</strong>n sehr gut zu sehen,<br />

Präzisionsdruck<br />

Zeitdruck<br />

Komplexitätsdruck<br />

Organisationsdruck<br />

Belastungsdruck<br />

Variabilitätsdruck<br />

Afferente <strong>Info</strong>rmationsverarbeitung<br />

optisch, akustisch, taktil, kinästhetisch,<br />

vestibulär<br />

Abbildung: Koordinative Anfor<strong>de</strong>rungsklassen/Aufgabenkategorien (modifiziert nach Neumaier<br />

& Mechling, 1995 und Te Poel & Neumaier, 1995)<br />

dass die Anfor<strong>de</strong>rungen enorm vielfältig<br />

sind.<br />

Roth spricht beim Training <strong>de</strong>r Koordination<br />

von koordinativen Anfor<strong>de</strong>rungen,<br />

bei <strong>de</strong>nen man einerseits verschie<strong>de</strong>nen<br />

Druckbedingungen ausgesetzt<br />

wird, an<strong>de</strong>rerseits unterschiedliche<br />

Arten von efferenter und afferenter<br />

<strong>Info</strong>rmationsverarbeitung nutzt.<br />

Die Bewegungsaufgaben sollten dabei<br />

möglichst verschie<strong>de</strong>n sein und die<br />

Druckbedingungen sind dabei einzeln<br />

o<strong>de</strong>r gekoppelt zu schaffen. Die Ausführung<br />

ist entwe<strong>de</strong>r groß- o<strong>de</strong>r feinmotorisch.<br />

Die <strong>Info</strong>rmationsaufnahme<br />

kann optisch, akustisch, taktil, kinästhetisch<br />

und/o<strong>de</strong>r vestibulär erfolgen. 3<br />

Diese Vielfalt an möglichen Verbindungen<br />

sollte nun aber nicht abschrecken.<br />

Vielmehr zeigt es auf, dass <strong>de</strong>r<br />

Unterricht und im speziellen Koordinationseinheiten<br />

sehr abwechslungsreich<br />

gestaltet wer<strong>de</strong>n können, ohne <strong>de</strong>r Gefahr<br />

von Wie<strong>de</strong>rholungen ausgesetzt<br />

zu sein.<br />

schwerpunktthema<br />

2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 5


schwerpunktthema<br />

Möglichkeiten <strong>de</strong>r gezielten För<strong>de</strong>rung<br />

im <strong>Sport</strong>unterricht<br />

Wirft man einen Blick auf die für die<br />

motorische Kontrolle wesentlichen Sinnesorgane,<br />

so fällt auf: In Ballsportarten<br />

wird verstärkt die optische o<strong>de</strong>r<br />

akustische <strong>Info</strong>rmationsverarbeitung geschult,<br />

in <strong>de</strong>n Individualsportarten wie<br />

Leichtathletik, Turnen, o<strong>de</strong>r Schwimmen<br />

wird vor allem <strong>de</strong>r kinästhetische<br />

und <strong>de</strong>r vestibuläre Sinn stark gefor<strong>de</strong>rt.<br />

Betrachtet man die Druckbedingungen,<br />

so wird man bei <strong>de</strong>n <strong>Sport</strong>spielen<br />

eher <strong>de</strong>m Zeit-, Organisationsund<br />

Variabilitätsdruck ausgesetzt aber<br />

es können in Mannschafts- wie auch<br />

Individualsportarten Bewegungsaufgaben<br />

gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, die sämtliche<br />

Druckbedingungen ab<strong>de</strong>cken.<br />

Um nun eine koordinationsför<strong>de</strong>rn<strong>de</strong><br />

Bewegungsaufgabe zu stellen, kann<br />

man sich ganz einfach folgen<strong>de</strong>r<br />

Grundformel von Roth bedienen:<br />

• Schlussteil einer Stun<strong>de</strong> (Neu Gelerntes<br />

unter erschwerten Bedingungen<br />

einsetzen)<br />

• In Erholungsphasen (z.B. bei Leichtathletik<br />

o<strong>de</strong>r Turnen) etc.<br />

Selbstverständlich schafft man es<br />

nicht, alle möglichen Kombinationen<br />

voneinan<strong>de</strong>r getrennt in Übungen und<br />

Spielformen zuverpacken. Dabei wer<strong>de</strong>n<br />

mehrere Sinnesorgane gleichzeitig<br />

verstärkt benötigt und <strong>de</strong>m Schüler<br />

gleichzeitig mehrere Druckbedingungen<br />

auferlegt. Es liegt nun am<br />

<strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong> zu bestimmen, welche Bereiche<br />

im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen sollen.<br />

Man kann außer<strong>de</strong>m nicht erwarten,<br />

dass alle Kombinationen in einer einzigen<br />

Stun<strong>de</strong> bedient wer<strong>de</strong>n können.<br />

Es ist aber leicht möglich je<strong>de</strong> koordinative<br />

Anfor<strong>de</strong>rung im Laufe <strong>de</strong>s Schuljahres<br />

passend und ohne großen zusätzlichen<br />

Geräteaufwand in seiner<br />

Jahresplanung unterzubringen.<br />

• Nach Möglichkeit Partnerübungen<br />

anbieten. Die Schüler lernen so, zu<br />

kooperieren und zu komm<strong>uni</strong>zieren.<br />

• Das Wichtigste zum Schluss: Der<br />

Vielfalt sind keine Grenzen gesetzt.<br />

Auch <strong>de</strong>r Lehrer kann seiner Kreativität<br />

freien Lauf lassen und <strong>de</strong>n<br />

Schülern so immer wie<strong>de</strong>r Neues,<br />

Spannen<strong>de</strong>s und Motivieren<strong>de</strong>s bieten.<br />

1<br />

) Definition nach Weinbeck 2004, 537<br />

2<br />

) Vgl. Martin, D. et al.(1999). Handbuch<br />

Kin<strong>de</strong>r- und Jugendtraining<br />

3<br />

) Vgl. Roth, K. et al. (1999). Ballschule:<br />

ein ABC für Spielanfänger. Schorndorf:<br />

Hofmann, 20ff.<br />

Roth, K. et al. (2001). Grundvorlesung<br />

„Bewegung und Training“. Hei<strong>de</strong>lberg,<br />

19ff.<br />

Koordinationsschulung = Einfache<br />

Fertigkeiten + Vielfalt + Druckbedingung<br />

D.h. gekonnte Fertigkeiten unter verschie<strong>de</strong>nen<br />

Druckbedingungen ergeben<br />

immer eine Schulung unserer koordinativen<br />

Fähigkeiten.<br />

Es gibt nun zwei Möglichkeiten für <strong>de</strong>n<br />

Einbau von Koordinationsübungen in<br />

<strong>de</strong>n Unterricht:<br />

Ein paar Grundsätze sollte man hierbei<br />

noch befolgen:<br />

• Niemals genau die gleiche Übung<br />

wie<strong>de</strong>rholen lassen.<br />

• Der Körper soll immer wie<strong>de</strong>r neue<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen gestellt bekommen<br />

und oftmals sind Übungen durch<br />

ganz kleine Kniffe leicht zu verän<strong>de</strong>rn.<br />

• Übungen nie zu lang ausführen lassen.<br />

a) Ganze „Koordinationsstun<strong>de</strong>n“ z.B.<br />

• Aufbau verschie<strong>de</strong>ner Koordinationsparcours<br />

• Stationsbetrieb mit großem explorativem<br />

Anteil <strong>de</strong>r Schüler<br />

• Bei Ballspielen als Ballgewöhnungsstun<strong>de</strong><br />

am Beginn einer Einheit<br />

• Im Turnen zum Kennenlernen <strong>de</strong>r<br />

Geräte etc.<br />

• Für motorisch begabte Schüler besteht<br />

die Gefahr <strong>de</strong>r Langeweile,<br />

während sich bei schwächeren<br />

Schülern Frustrationen anhäufen<br />

können.<br />

• Immer verschie<strong>de</strong>ne Schwierigkeitsstufen<br />

parat haben (Binnendifferenzierung).<br />

Die Schüler können ihren<br />

Fähigkeiten entsprechend üben und<br />

haben so eine gute Möglichkeit zur<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r Selbsteinschätzung.<br />

b) Teile einer Stun<strong>de</strong> z.B.<br />

• Aufwärmen mit Ball<br />

• Aufwärmen für eine Ballspielstun<strong>de</strong><br />

(für Ballgewöhnung)<br />

• Den Schülern immer wie<strong>de</strong>r einen<br />

explorativen Anteil zugestehen.<br />

Schüler sind oft noch kreativer als<br />

<strong>de</strong>r leiten<strong>de</strong> Lehrer. Außer<strong>de</strong>m sind<br />

die Schüler motivierter und erhalten<br />

die Möglichkeit <strong>de</strong>r Performanz.<br />

6 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012


Ballschule Hei<strong>de</strong>lberg – ein ABC für Spielanfänger<br />

Prof. Dr. Klaus Roth, ISSW Universität Hei<strong>de</strong>lberg<br />

Veröffentlicht bei DGUV/pluspunkt-ausgabe4/2011<br />

Bei <strong>de</strong>r Integrativen <strong>Sport</strong>spielvermittlung<br />

gilt das Motto<br />

„Vielseitigkeit ist Trumpf“<br />

Niemand wür<strong>de</strong> bezweifeln, dass theoretisches<br />

Wissen – z. B. grammatikalische<br />

Kenntnisse o<strong>de</strong>r mathematische<br />

Formeln – sowohl nach <strong>de</strong>m Leitsatz<br />

„von <strong>de</strong>n spezifischen Anwendungen<br />

zur allgemeinen Regel“ als auch nach<br />

<strong>de</strong>m Motto „von <strong>de</strong>r allgemeinen Regel<br />

zu <strong>de</strong>n spezifischen Anwendungen“<br />

erworben wer<strong>de</strong>n kann. Das<br />

gilt auch und in gleicher Weise für die<br />

Einführung in die Welt <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>spiele.<br />

Die so genannten spielgemäßen Lehrmo<strong>de</strong>lle<br />

folgen <strong>de</strong>r ersten Wegrichtung.<br />

Bei ihrer Anwendung beginnt das<br />

„Ballspielleben“ <strong>de</strong>r Schüler ohne Umwege<br />

mit <strong>de</strong>m Einstieg in ein ausgewähltes<br />

Zielspiel, etwa in das Basketball-<br />

o<strong>de</strong>r Fußballspiel. Wichtig ist dabei<br />

das „Exemplarische Prinzip“. Durch<br />

einsichtiges Lernen und das Herausstellen<br />

von Zusammenhängen wer<strong>de</strong>n<br />

die Anfänger befähigt, ihre spezifischen<br />

Erfahrungen zu verallgemeinern,<br />

d. h. auf an<strong>de</strong>re <strong>Sport</strong>spiele zu<br />

übertragen.<br />

Die Ballschule Hei<strong>de</strong>lberg ist das wohl<br />

bekannteste Beispiel für die zweite,<br />

„umgekehrte“ methodische Denkrichtung.<br />

Ihre Grundphilosophie lautet<br />

„vom Allgemeinen zum Spezifischen“.<br />

Konzepte dieser Art bezeichnet man in<br />

<strong>de</strong>r fachdidaktischen Literatur als Integrative<br />

Lehrmo<strong>de</strong>lle. Die Spiele wer<strong>de</strong>n<br />

als Mitglie<strong>de</strong>r einer Familie angesehen,<br />

die einan<strong>de</strong>r ähnlich sind. Ihre Verwandtschaftsmerkmale<br />

wer<strong>de</strong>n gezielt<br />

herausgegriffen und sportspielübergreifend<br />

geschult. Angestrebt wird ein<br />

breites Fundament an Basiskompetenzen,<br />

das später ein schnelles und<br />

effektives Lernen in allen <strong>Sport</strong>spielen<br />

garantieren soll. Untersuchungsergebnisse<br />

und die oft belegte Annahme<br />

eines Transfers allgemeiner Faktoren<br />

legen die Wirksamkeit solcher vielseitiger,<br />

spielerischer Erfahrungssammlungen<br />

nahe. Nach dieser Hypothese<br />

besitzen generelle Fähigkeiten und<br />

Strategien einen hohen positiven Übertragungswert<br />

auf das Erlernen und die<br />

Optimierung spezifischer (sportartbezogener)<br />

Fertigkeiten.<br />

Taktik (A) Koordination (B) Technik (C)<br />

Anbieten &<br />

Orientieren<br />

Ballbesitz<br />

individuell sichern<br />

Ballbesitz<br />

kooperativ sichern<br />

Überzahl individuell<br />

herausspielen<br />

Überzahl kooperativ<br />

herausspielen<br />

Lücke erkennen<br />

Abschlussmöglichkeit<br />

nutzen<br />

Das Baustein-ABC <strong>de</strong>r Ballschule Hei<strong>de</strong>lberg<br />

Ballgefühl<br />

Zeitdruck<br />

Präzisionsdruck<br />

Komplexitätsdruck<br />

Organisationsdruck<br />

Variabilitätsdruck<br />

Belastungsdruck<br />

Was sind die wichtigsten Verwandtschaftsmerkmale<br />

<strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>spiele?<br />

Ziele und Inhalte <strong>de</strong>r Ballschule<br />

Bei <strong>de</strong>r konkreten Benennung <strong>de</strong>r Ähnlichkeitsmerkmale<br />

<strong>de</strong>r Familie <strong>de</strong>r<br />

<strong>Sport</strong>spiele und damit <strong>de</strong>r Ziele und Inhalte<br />

<strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>spielvermittlung wer<strong>de</strong>n<br />

– nicht überraschend – Unterschie<strong>de</strong><br />

zwischen verschie<strong>de</strong>nen integrativen<br />

Konzepten erkennbar. Empirische<br />

Bestimmungen und Absicherungen<br />

<strong>de</strong>r Ziele und Inhalte für die Anfängerschulung<br />

liegen nur im Zusammenhang<br />

mit <strong>de</strong>r Ballschule Hei<strong>de</strong>lberg<br />

vor. Aus umfangreichen Befragungen<br />

von mehr als 100 Spielexperten<br />

konnten „3 x 7“-Basiskomponenten<br />

<strong>de</strong>r allgemeinen Spielfähigkeit abgeleitet<br />

wer<strong>de</strong>n. Sie wer<strong>de</strong>n im Lehrmo<strong>de</strong>ll<br />

<strong>de</strong>r Ballschule als Taktik-, Koordinations-<br />

und Technikbausteine bezeichnet<br />

und bil<strong>de</strong>n so etwas wie das<br />

ABC <strong>de</strong>s Spielen Lernens. Dieses soll<br />

<strong>de</strong>n Schülern genauso vertraut wer<strong>de</strong>n<br />

wie das normale ABC.<br />

Flugbahn <strong>de</strong>s<br />

Balles erkennen<br />

Wie wer<strong>de</strong>n die Verwandtschaftsmerkmale<br />

<strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>spiele geschult?<br />

Methodische Grundphilosophie <strong>de</strong>r<br />

Ballschule<br />

Den Bausteinen im Bereich <strong>de</strong>r Ziele<br />

und Inhalte entsprechen auf <strong>de</strong>r Ebene<br />

<strong>de</strong>r Metho<strong>de</strong>n die eigens für die Ballschule<br />

konstruierten Baustein-Spiele<br />

und Baustein-Übungen. Ihnen ist gemeinsam,<br />

dass jeweils eine o<strong>de</strong>r mehrere<br />

<strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen aus <strong>de</strong>m Anfänger-ABC<br />

in hoher Dichte zu bewältigen<br />

sind. So gibt es Spielformen, die<br />

ständig und wie<strong>de</strong>rholend die Aufgabe<br />

Lücke erkennen beinhalten und z. B.<br />

Übungen zur Koordination unter Präzisionsdruck<br />

o<strong>de</strong>r zum Baustein Spielpunkt<br />

<strong>de</strong>s Balles bestimmen. Das „Eierlegen“<br />

und das „Bälle balancieren“<br />

sind zwei Beispiele aus <strong>de</strong>n Ballschul-<br />

Lehrplänen, die insgesamt mehr als<br />

<strong>40</strong>0 Spiele und Übungen enthalten.<br />

Bausteine: Lücke erkennen, Ballbesitz<br />

kooperativ sichern, Anbieten & Orientieren<br />

Mitspielerpositionen/-bewegungen<br />

erkennen<br />

Gegenspielerpositionen/<br />

-bewegungen erkennen<br />

Laufweg zum Ball<br />

bestimmen<br />

Spielpunkt <strong>de</strong>s<br />

Balles bestimmen<br />

Ballbesitz<br />

kontrollieren<br />

Ballabgabe<br />

kontrollieren<br />

schwerpunktthema<br />

2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 7


schwerpunktthema<br />

Zwei Teams spielen gegenein an <strong>de</strong>r um<br />

<strong>de</strong>n Ballbsitz. Im Spielfeld wer<strong>de</strong>n<br />

zwei bis fünf Gymnastikreifen mehr als<br />

die Anzahl <strong>de</strong>r Mitspieler in einem<br />

Team verteilt. Die Mitspieler passen<br />

sich <strong>de</strong>n Ball untereinan<strong>de</strong>r zu. Wer im<br />

Ballbesitz ist und sich unmittelbar an<br />

einem Gymnastikreifen befin<strong>de</strong>t, stoppt<br />

<strong>de</strong>n Ball im Reifen ab. Dafür gibt es<br />

einen Punkt, vorausgesetzt, es ist im<br />

Moment <strong>de</strong>s Stoppens kein geg nerischer<br />

Fuß im Reifen.<br />

uns ausdrücklich darum zu bemühen<br />

und ohne zu wissen, was wir gera<strong>de</strong><br />

lernen. Wir sind in <strong>de</strong>r Lage, uns Wissensbestän<strong>de</strong><br />

und Können intuitiv, unbewusst,<br />

spielerisch-beiläufig anzueignen.<br />

In <strong>de</strong>r Wissenschaft spricht man<br />

von impliziertem Lernen.<br />

III<br />

gen, die als Rückschlagspiele und als<br />

Zielschussspiele bezeichnet wer<strong>de</strong>n.<br />

Bei einer konsequenten Umsetzung<br />

<strong>de</strong>r integrativen Sichtweise wer<strong>de</strong>n die<br />

Schüler dann erst auf <strong>de</strong>r dritten und<br />

letzten Ebene in einzelnen <strong>Sport</strong>arten<br />

spezialisiert.<br />

Der integrative Weg „vom Allgemeinen<br />

zum Spezifischen“<br />

Die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>r mehrstufigen Ballschule<br />

schlug von Anfang an ein wie ein „unhaltbarer<br />

Schuss“! Heute arbeitet sie<br />

<strong>de</strong>utschlandweit mit Schulen, Kin<strong>de</strong>rgärten,<br />

Vereinen und Verbän<strong>de</strong>n sowie<br />

mit zahlreichen internationalen Partnern<br />

zusammen.<br />

sportspielspezifisches Lernen<br />

Bausteine: Ballgefühl, Präzisionsdruck<br />

Einen Ball mit verschie<strong>de</strong>nen Körperteilen<br />

balancieren:<br />

Tennis<br />

Tischtennis<br />

…<br />

Faustball<br />

Volleyball<br />

…<br />

Fußball<br />

Eishockey<br />

…<br />

Basketball<br />

Handball<br />

…<br />

II<br />

sportspielgerichtetes Lernen<br />

• auf gestreckten Unterarmen<br />

• auf <strong>de</strong>m Kopf<br />

• auf <strong>de</strong>m Fuß<br />

• auf <strong>de</strong>r Hand<br />

Von großen zu kleinen Balancierflächen<br />

wechseln, zunächst am Ort und<br />

dann in <strong>de</strong>r Bewegung.<br />

Viele <strong>de</strong>r Spiele und Übungen sind so<br />

konstruiert, dass sie sowohl mit <strong>de</strong>r<br />

Hand, <strong>de</strong>m Fuß o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Schläger<br />

ausgeführt wer<strong>de</strong>n können. Zu Beginn<br />

<strong>de</strong>r Ballschule ist dabei <strong>de</strong>m Spielen<br />

ein<strong>de</strong>utig <strong>de</strong>r Vorrang vor <strong>de</strong>m Üben zu<br />

geben. Es gelten die Prinzipien „Spielen<br />

macht <strong>de</strong>n Meister“ und „Probieren<br />

geht vor Studieren“. Letzteres be<strong>de</strong>utet,<br />

dass die Schüler nicht fortwährend<br />

instruiert und korrigiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Ihnen wird vielmehr Raum und Zeit gegeben,<br />

eigene Erfahrungen zu sammeln.<br />

Diese Schwerpunktlegung auf<br />

ein freies, unangeleitetes „Spielen lassen“<br />

beruht auf <strong>de</strong>r Erkenntnis, dass<br />

wir Menschen lernen können, ohne<br />

Rückschlagspiele<br />

Einzel<br />

I<br />

Was folgt auf das ABC <strong>de</strong>r Ballschule?<br />

In <strong>de</strong>r Sekundarstufe 1 kann sich an die<br />

Ballschule die Vermittlung von sportspielgerichteten<br />

Spielfähigkeiten anschließen.<br />

Es wer<strong>de</strong>n quasi Spielfamilien<br />

gebil<strong>de</strong>t, <strong>de</strong>ren Mitglie<strong>de</strong>r untereinan<strong>de</strong>r<br />

in beson<strong>de</strong>rs engen Verwandtschaftsverhältnissen<br />

stehen. Im<br />

<strong>de</strong>utschsprachigen Raum wird heute<br />

von zwei großen Kategorien ausgegan-<br />

Mannschaft<br />

Zielschussspiele<br />

Torschuss<br />

sportspielübergreifen<strong>de</strong>s Lernen<br />

Wurf<br />

<strong>Info</strong>s für die Praxis:<br />

Die Spiele und Übungen wie auch die theoretischen Hintergrün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Ballschule<br />

sind in <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Lehrplänen veröffentlicht:<br />

Roth, K. & Kröger, Ch. (2011). Ballschule – ein ABC für Spielanfänger (4. kompl.<br />

überarbeitete Auflage). Schorndorf: Hofmann.<br />

Roth, K., Kröger, Ch. & Memmert, D. (2002). Ballschule Rückschlagspiele. Schorndorf:<br />

Hofmann.<br />

Roth, K., Memmert, D. & Schubert, R. (2006). Ballschule Wurfspiele. Schorndorf:<br />

Hofmann.<br />

8 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012


LifeKinetik ® Parallelball statt Mitternachtsformel?<br />

Mit LifeKinetik ® zu besseren schulischen Leistungen<br />

Jürgen Kleiner, Johanna-Wittum-Schule Pforzheim<br />

„... das ist etwas für uns, das müssen<br />

wir auf je<strong>de</strong>n Fall versuchen“ (Klopp,<br />

J., 2009). So resümierte im September<br />

2009 <strong>de</strong>r spätere Meistertrainer Jürgen<br />

Klopp <strong>de</strong>n Besuch von Horst Lutz<br />

im Training von Borussia Dortmund,<br />

bei <strong>de</strong>m <strong>de</strong>n Schwarzgelben die Trainingsmetho<strong>de</strong><br />

Lifekinetik ® vorgestellt<br />

wur<strong>de</strong>. Wer diese Übungen hinbekommt,<br />

kann auch in ganz an<strong>de</strong>ren Bereichen<br />

seine Leistungen verbessern,<br />

so lautete sinngemäß das gemeinsame<br />

Fazit <strong>de</strong>r Beteiligten am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />

ersten Einheit. Nach Lutz hilft dieses<br />

Bewegungsprogramm nicht nur Profisportlern,<br />

son<strong>de</strong>rn vor allem auch im Arbeits-<br />

und Schulalltag.<br />

Bewegen statt Büffeln?<br />

Ist es möglich mit „Richtungsgehen“,<br />

„Parallelball“, „Drehballtanz“, „Schlägerkombi“<br />

(Übungsbeispiele aus <strong>de</strong>m<br />

LifeKinetik ® -Trainingsprogramm) Schulnoten,<br />

Lese-Rechtschreibschwäc h e n ,<br />

die Aufmerksamkeit o<strong>de</strong>r die Konzentration<br />

von Schülerinnen und Schülern<br />

zu verbessern? Parallelball statt Mitternachtsformel?<br />

Statt Bücher zu wälzen,<br />

Bewegungsübungen und <strong>de</strong>ren Variationen<br />

ausführen? Stellt man diese Fragen<br />

Horst Lutz, <strong>de</strong>m Erfin<strong>de</strong>r von Lifekinetik<br />

® , wird er mit einem klaren „ja“<br />

antworten und ergänzend hinzufügen,<br />

dass man <strong>de</strong>shalb nicht mit <strong>de</strong>m Lernen<br />

aufhören kann, es aber wahrscheinlich<br />

<strong>de</strong>utlich effizienter sein<br />

wird.<br />

Bestätigt wird Lutz´ Einschätzung<br />

durch die Aussagen von Schülerinnen<br />

und Schülern <strong>de</strong>s ersten Lifekinetikkurses<br />

an <strong>de</strong>r Johanna-Wittum-Schule<br />

Pforzheim (siehe Kasten). Die JWS bietet<br />

seit September 2010 das Wahlfach<br />

Lifekinetik an.<br />

Wissenschaftliche Belege<br />

Fundierter als die zitierten Eindrücke<br />

<strong>de</strong>r Schülerinnen und Schüler sind hier-<br />

zu die Ergebnisse verschie<strong>de</strong>nster wissenschaftlicher<br />

Untersuchungen, die<br />

folgen<strong>de</strong> signifikante Verbesserungen<br />

bei <strong>de</strong>n Versuchsgruppen, die ein<br />

Lifekinetik ® -Training absolviert haben,<br />

nachgewiesen haben (Lutz, 2011):<br />

• Gleichgewicht<br />

• Auge-Hand-Koordination<br />

• Fehlerreduktion<br />

• Lese- Rechtschreibschwäche<br />

• Aufmerksamkeitssteigerung<br />

• Anwen<strong>de</strong>n mathematischer Fertigkeiten<br />

und Fähigkeiten in komplexen<br />

Kontexten<br />

• Verknüpfung von Operationen in Prozessen<br />

• Entscheidungsqualität<br />

• kognitive sowie motorische Leistungsfähigkeit<br />

Grundsätzliches zu Lifekinetik ®<br />

Egal mit welcher Übung aus <strong>de</strong>m praktisch<br />

unerschöpflichen Übungs- und<br />

Variantenfundus die Schülerinnen und<br />

schwerpunktthema<br />

1) Hän<strong>de</strong> parallel, je ein<br />

Ball<br />

2) Bälle parallel hochwerfen 3) Hän<strong>de</strong> überkreuzen 4) Bälle mit überkreuzten Hän<strong>de</strong>n<br />

wie<strong>de</strong>r fangen<br />

5) Hän<strong>de</strong> über kreuz 6) Bälle wie<strong>de</strong>r hochwerfen 7) Hän<strong>de</strong> zurück kreuzen 8) Hän<strong>de</strong> parallel, Bälle wie<strong>de</strong>r<br />

fangen<br />

Abbildung 1: Parallelball<br />

Legen<strong>de</strong>: B1= Ball 1, B2 = Ball 2, II = Hän<strong>de</strong> parallel, x = Hän<strong>de</strong> überkreuz<br />

2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 9


schwerpunktthema<br />

Schüler konfrontiert wer<strong>de</strong>n, sie zeigen<br />

immer ein sehr hohes Aufmerksamkeits-<br />

und Konzentrationsniveau gepaart<br />

mit viel Freu<strong>de</strong> beim Tun.<br />

Exemplarisch sei hier die Übung „Parallelball“<br />

(Abbildung1) vorgestellt. Sie<br />

gilt als Übungsklassiker unter <strong>de</strong>n<br />

Lifekinetik ® -Übungen. Der Üben<strong>de</strong><br />

wirft zwei Bälle parallel nach oben<br />

(1,2), überkreuzt dann die Hän<strong>de</strong> und<br />

fängt die Bälle wie<strong>de</strong>r (3,4), wirft die<br />

Bälle wie<strong>de</strong>r hoch und kreuzt die Hän<strong>de</strong><br />

zurück in die parallele Ausgangsposition<br />

(5,6). Hinter dieser Übung steckt<br />

nach Horst Lutz die Absicht, die Gehirnhälften<br />

trotz visueller Parallelwahrnehmung<br />

über kreuz arbeiten zu lassen.<br />

(Lutz, Horst 2010). Eine Übung,<br />

bei <strong>de</strong>r Schülerinnen und Schüler mit<br />

Feuereifer bei <strong>de</strong>r Sache sind.<br />

Ein Vi<strong>de</strong>o, auf <strong>de</strong>m die Übung mit Jongliertüchern<br />

durchgeführt wird, fin<strong>de</strong>t<br />

man bei Youtube (http://www.youtube.com/watch?v=Rd1_RJZxVDo&NR<br />

=1&feature=endscreen).<br />

und <strong>de</strong>ren Variationen zu bewältigen<br />

versucht. Die Perfektion weicht <strong>de</strong>r Variation.<br />

Das Übungsprogramm ist altersunabhängig<br />

und hat eine stark soziale Ausrichtung.<br />

Egal ob Kind, Jugendlicher,<br />

Erwachsener o<strong>de</strong>r Senior, Berufstätiger,<br />

Schüler, <strong>Sport</strong>ler, alle profitieren<br />

von <strong>de</strong>n positiven Wirkungen <strong>de</strong>s Trainings.<br />

Es wird in <strong>de</strong>r Regel einmal pro<br />

Woche eine Stun<strong>de</strong> durchgeführt. Zusätzliches<br />

Üben ist nicht notwendig,<br />

das Gehirn lernt nach. Die körperliche<br />

Anstrengung ist als gering einzuschätzen<br />

und so können auch untrainierte<br />

Personen aktiv teilnehmen. Positive Effekte<br />

können bereits nach wenigen<br />

Wochen auftreten. Sie wer<strong>de</strong>n aber<br />

auch durch tägliches Üben mit geringem<br />

Umfang erzielt (5-10 Minuten täglich,<br />

siehe unten Schülerin Nadine).<br />

Die Freu<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n Bewegungen ist<br />

sehr hoch in <strong>de</strong>n Lifekinetikkursen.<br />

Das liegt daran, dass einem die<br />

Übungen anfangs ganz harmlos, gar<br />

witzig vorkommen. Kreisen Sie ein<br />

Jongliertuch und werfen Sie gleichzeitig<br />

einen Ball hoch bzw. dribbeln Sie<br />

mit ihm.<br />

O<strong>de</strong>r hüpfen Sie nach <strong>de</strong>m Sprungmuster<br />

links-rechts-bei<strong>de</strong>-rechts-linksbei<strong>de</strong><br />

usw. (Abbildung 2) über eine Linie<br />

und zählen Sie dabei bis 20 o<strong>de</strong>r<br />

sprechen Sie dabei laut Ihre vollständige<br />

Adresse.<br />

TU München im Gehirn zu Dopaminausschüttungen<br />

führen, welche wie<strong>de</strong>rum<br />

die synaptische Plastizität unterstützt<br />

(Beck u. Beckmann 2009).<br />

Spitzensportler als Vorreiter<br />

Wie so oft spielt <strong>de</strong>r Spitzensport die<br />

Vorreiterrolle. Die Skinationalmannschaft<br />

und in diesem Jahr zum ersten<br />

Mal auch die Herrenfußballnationalmannschaft,<br />

Bun<strong>de</strong>sliga-Clubs (Dortmund,<br />

Freiburg, Hoffenheim, Nürnberg),<br />

Handballer, Basketballer, Badmintonspieler,<br />

Eishockey-Schiedsrichter<br />

usw. machen sich die Effekte von<br />

Lifekinetik ® zunutze und setzen damit<br />

einen ergänzen<strong>de</strong>n Beitrag zum sportartspezifischen<br />

Training.<br />

Für <strong>de</strong>n Schulalltag <strong>de</strong>r Schülerinnen<br />

und Schüler ist das ebenso zu sehen.<br />

Lifekinetik ® ersetzt nicht <strong>de</strong>n <strong>Sport</strong>unterricht<br />

o<strong>de</strong>r das Lernen. Es ist vielmehr<br />

als Ergänzung im Lernprozess<br />

<strong>de</strong>r Schüler zu sehen. Eine Ergänzung,<br />

die ungewöhnlich viel Abwechslung<br />

und Freu<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Lernalltag bringt und<br />

dabei auch noch mit äußerst positiven<br />

Ergebnissen aufwartet. Neben <strong>de</strong>n<br />

oben genannten Verbesserungen wird<br />

vor allem die Konzentrationsfähigkeit<br />

und die Stressresistenz verbessert. Außer<strong>de</strong>m<br />

kann erlerntes Wissen besser<br />

abgerufen wer<strong>de</strong>n.<br />

Übrigens erkennen mehr und mehr Betriebe,<br />

dass Lifekinetik ® ein i<strong>de</strong>aler<br />

Baustein für eine betriebliche Gesundheitsprophylaxe<br />

ist. Mitarbeiter, die mit<br />

Stress besser umgehen können, sind<br />

weniger krank. Höhere Konzentration<br />

reduziert die Fehlerquote und steigert<br />

die Produktivität. Fürsorgliche Arbeitgeber<br />

bieten Lifekinetik für Ihre Mitarbeiter<br />

an.<br />

Lifekinetik ® schafft es, verschie<strong>de</strong>ne<br />

Gehirnareale anzusteuern und u.a. so<br />

die synaptische Plastizität (Synapsenneubildung)<br />

zu för<strong>de</strong>rn. Dabei macht<br />

sich das Training die Tatsache zu Nutze,<br />

dass die Bewegung nicht ohne Gehirn<br />

und das Gehirn nicht ohne Bewegung<br />

funktioniert.<br />

Lifekinetik ® arbeitet nach <strong>de</strong>m differentiellen<br />

Lernansatz und nutzt das Grundprinzip:<br />

„Variiere die Übung vor <strong>de</strong>r Automatisierung“.<br />

So wird die einseitige<br />

neuronale Bahnung vermie<strong>de</strong>n. Entschei<strong>de</strong>nd<br />

für <strong>de</strong>n positiven Effekt ist<br />

also nicht, dass die Bewegung perfekt<br />

ausgeführt wer<strong>de</strong>n kann, son<strong>de</strong>rn die<br />

Zeitspanne, in <strong>de</strong>r man die Aufgabe<br />

Abbildung 2: Sprungmuster links-rechtsbei<strong>de</strong>.<br />

So manche Übungsansage lässt die<br />

Üben<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Durchführbarkeit zweifeln.<br />

Gelingt sie unerwartet dann doch,<br />

kann dies nach Frie<strong>de</strong>r Beck von <strong>de</strong>r<br />

Lifekinetik ® und exekutive Funktionen<br />

Die mo<strong>de</strong>rne Gehirnforschung entschlüsselt<br />

nach und nach die Funktionalität<br />

<strong>de</strong>s menschlichen Gehirns. Die<br />

Vorgänge, wie Lernen funktioniert,<br />

wer<strong>de</strong>n immer besser erklärbar.<br />

Nach Dr. Sabine Kubesch haben die<br />

exekutiven Funktionen Arbeitsgedächtnis,<br />

Inhibition und kognitive Flexibilität<br />

einen großen Einfluss auf die schulische<br />

Leistungsfähigkeit (Kubesch,<br />

Walk 2009).<br />

„Exekutive Funktionen ermöglichen es<br />

uns, Entscheidungen zu treffen, planvoll<br />

aber auch flexibel und zielgerichtet<br />

10 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012


Lifekinetikübungen lassen sich hervorragend<br />

in <strong>de</strong>n <strong>Sport</strong>unterricht integrieren.<br />

Ob im Aufwärm- o<strong>de</strong>r Technikteil,<br />

es fin<strong>de</strong>n sich immer Möglichkeiten,<br />

simple Bewegungsmuster o<strong>de</strong>r sportvorzugehen,<br />

das eigene Han<strong>de</strong>ln zu reflektieren<br />

und dieses ggf. zu korrigieren“<br />

(Kubesch, Spitzer 2010).<br />

Den Forschungsergebnissen von A<strong>de</strong>le<br />

Diamond (2007) zufolge sind diese<br />

exekutiven Funktionen nachweislich<br />

trainierbar und profitieren dabei sowohl<br />

von körperlichem als auch von kognitivem<br />

Training (Diamond et. al 2007).<br />

Lifekinetik ® verbin<strong>de</strong>t ganz in diesem<br />

Sinne körperliche Bewegung mit kognitiven<br />

Aufgaben. Die Verbesserung von<br />

Arbeitsgedächtnis und kognitiver Flexibilität<br />

sind dabei zwei wesentliche<br />

Ziele <strong>de</strong>s Trainings.<br />

Lifekinetik® in <strong>de</strong>r Schule<br />

Als Kurs kann Lifekintik ® nur von lizenzierten<br />

Trainern o<strong>de</strong>r Schul- und Kitacoaches<br />

vermittelt wer<strong>de</strong>n. Der Trainerlehrgang<br />

dauert 5, <strong>de</strong>r Schul- und<br />

Kitacoach 3,5 Tage. Die Kosten für die<br />

Trainerausbildung liegen bei ca.<br />

1850.-Euro (incl. Lizenzgebühr), für <strong>de</strong>n<br />

Schul- und Kitacoach bei 500.- zzgl.<br />

MwSt (keine Lizenzgebühr fällig, wenn<br />

nur in <strong>de</strong>r Schule angewandt). Aus lizenzrechtlichen<br />

Grün<strong>de</strong>n, lässt sich<br />

dieses Bewegungsprogramm nicht<br />

über einen schulischen Fortbildungsgang<br />

verfügbar machen.<br />

Eine an<strong>de</strong>re Möglichkeit ist Lifekinetik ®<br />

in Form eines Wahlfachs o<strong>de</strong>r einer AG<br />

anzubieten. Dies wird beispielsweise<br />

an <strong>de</strong>r Johanna-Wittum-Schule in Pforzheim<br />

(Wahlfach Lifekinetik ® ) und <strong>de</strong>m<br />

Beruflichen Schulzentrum Waldkirch<br />

(Grips AG, Volker Disch) praktiziert.<br />

Die GHS Satteldorf hat in ihr Leuchtturmprojekt<br />

das <strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong>nkontingent<br />

von 3 auf 5 erhöht und in die 4.<br />

und 5. <strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong> Ballkoordination<br />

und Lifekinetik ® aufgenommen. Manfred<br />

Stephan von <strong>de</strong>r GHS berichtet,<br />

dass die an diesem Programm teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

Schülerinnen und Schüler eine<br />

auffallend bessere Konzentrations-<br />

fähigkeit aufweisen und ein ein<strong>de</strong>utig<br />

besseres Schriftbild haben als die an<strong>de</strong>ren<br />

Schülerinnen und Schüler. (Stephan,<br />

2012)<br />

An <strong>de</strong>r Hauptschule in Leopoldsdorf<br />

i.M. (Österreich) wur<strong>de</strong> mit lese- und<br />

schreibschwachen Schülern eine beson<strong>de</strong>re<br />

Form <strong>de</strong>s Lifekinetiktrainings<br />

durchgeführt. Täglich vor <strong>de</strong>m Unterricht<br />

machten die Schülerinnen und<br />

Schüler 5-10 Minuten Lifekinetikübungen.<br />

Die Auswirkungen wur<strong>de</strong>n<br />

mit standardisierten Lese-Rechtschreibetests<br />

ermittelt. Folgen<strong>de</strong>s Zitat informiert<br />

über die aufgetretenen Effekte:<br />

„... bei Nadine. Sie litt mit 14 Jahren<br />

noch immer an einer starken Leseschwäche,<br />

machte so viele Fehler,<br />

dass <strong>de</strong>r Textsinn für sie und ihre Zuhörer<br />

kaum noch verstehbar war. Der in<br />

Lifekinetik ® ausgebil<strong>de</strong>te Diplom-<br />

<strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong> Helmut Lang gewann ihre<br />

Deutsch<strong>lehrer</strong>in für ein Experiment:<br />

Drei Wochen lang machte Nadine täglich<br />

mit ihrer Lehrerin vor <strong>de</strong>m Unterricht<br />

fünf Minuten lang die Koordinationsübung<br />

aus <strong>de</strong>m Lifekinetik ® -<br />

Programm. Das Ergebnis war sensationell“.<br />

Die Lehrerin: „In dieser kurzen<br />

Zeit hat sich Nadines Leseleistung auffallend<br />

gebessert. Sie liest fließend,<br />

macht kaum noch Fehler und hat tatsächlich<br />

ein gutes Textverständnis entwickelt“<br />

(www.gesundheitstrends.<strong>de</strong>,<br />

2012).<br />

schwerpunktthema<br />

I<strong>de</strong>alerweise fin<strong>de</strong>t sich im Stun<strong>de</strong>nplan<br />

ein Platz für eine Stun<strong>de</strong> Lifekinetik,<br />

wie das vereinzelt in Grund- und<br />

Hauptschulen stattfin<strong>de</strong>t. Ebenso lässt<br />

sich im Rahmen von Klassen<strong>lehrer</strong>stun<strong>de</strong>n<br />

bei entsprechen<strong>de</strong>m Raumangebot<br />

Lifekinetik ® durchführen.<br />

2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 11


schwerpunktthema<br />

artspezifische Übungen miteinan<strong>de</strong>r zu<br />

kombinieren und über kognitive Aufgaben<br />

anzusteuern.<br />

Beispielübung „Tauschball“:<br />

Je<strong>de</strong>r Schüler dribbelt mit <strong>de</strong>m Basketball<br />

und hat in <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Hand einen<br />

„Tauschball“ (Tennisball o<strong>de</strong>r Jonglierball).<br />

Begegnen sich zwei Spieler „tauschen“<br />

diese während <strong>de</strong>s Dribblings<br />

die Tennisbälle z.B. durch übergeben<br />

o<strong>de</strong>r werfen. Dabei zählt je<strong>de</strong>r für sich<br />

die Anzahl <strong>de</strong>r Ballübergaben. Der Lehrer<br />

gibt durch Pfiff in unregelmäßigen<br />

Abstän<strong>de</strong>n ein Signal. Ist beim Pfiff die<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Ballübergaben gera<strong>de</strong>, wird<br />

<strong>de</strong>r Basketball mit links weitergedribbelt,<br />

bei ungera<strong>de</strong>r Zahl mit rechts. Erheblich<br />

leichter ist diese Übung, wenn<br />

statt einem Tennisball ein zum Knäuel<br />

geknotetes Jongliertuch verwen<strong>de</strong>t<br />

wird.<br />

Variation 1 - Zusätzliches Einbeziehen<br />

<strong>de</strong>r Ballübergabe: Bei gera<strong>de</strong>r Anzahl<br />

muss <strong>de</strong>r Tennisball per Bo<strong>de</strong>npass<br />

übergeben wer<strong>de</strong>n, bei ungera<strong>de</strong>r Anzahl<br />

wird <strong>de</strong>r Ball normal zum Partner<br />

geworfen.<br />

Variation 2 - Zusätzliche Drehung: Erhält<br />

<strong>de</strong>r Spieler <strong>de</strong>n Tennisball per Bo<strong>de</strong>npass,<br />

muss er eine 90°-Drehung<br />

durchführen und dann weiter dribbeln.<br />

Erhält er ihn durch einen normalen<br />

Pass, erfolgt eine 180°-Drehung.<br />

Variation 3 - Einsatz verschie<strong>de</strong>ner<br />

Bälle: Statt Tennisbällen wer<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nfarbige<br />

Gymnastikbälle (rot,<br />

grün, blau, gelb) als „Tauschball“ eingesetzt.<br />

Je<strong>de</strong>r Farbe ist eine an<strong>de</strong>re<br />

Pass- und Dribbelvariante zugewiesen.<br />

Roter Gymnastikball = Bo<strong>de</strong>npass mit<br />

Handwechsel <strong>de</strong>r Dribbelhand; blauer<br />

Ball = normaler Pass ohne Handwechsel;<br />

grüner Ball = Bo<strong>de</strong>npass ohne<br />

Handwechsel; gelber Ball = Tauschball<br />

wird gekegelt mit Handwechsel.<br />

Für <strong>de</strong>n Ganztagsschulbetrieb ist das<br />

Angebot von Lifekinetikkursen gera<strong>de</strong>zu<br />

prä<strong>de</strong>stiniert und die Chance, Schülerinnen<br />

und Schülern über das übliche<br />

Maß hinaus ein För<strong>de</strong>rangebot zu bieten!<br />

Aussagen von Schülerinnen und<br />

Schülern am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ersten Lifekinetik-Kurses<br />

an <strong>de</strong>r JWS Pforzheim<br />

2011<br />

Torben: „Ich kann mich in <strong>de</strong>r Schule<br />

besser konzentrieren und ich spiele<br />

besser Badminton, obwohl ich nicht öfter<br />

trainiere.“<br />

Franzi: „Nach 8 Stun<strong>de</strong>n Unterricht bin<br />

ich platt und ich will nur noch aufs Sofa.<br />

Dann auch noch Wahlfach Lifekinetik<br />

® , … irgendwie fühle ich mich danach<br />

wie<strong>de</strong>r fit und kann noch Hausaufgaben<br />

machen.“<br />

Jonas: „Wahlfach Lifekinetik ® . Das-<br />

Fach mit garantiertem Spaßfaktor, äh<br />

sorry Freu<strong>de</strong>faktor, <strong>de</strong>nn Schule ist ja<br />

keine Spaßveranstaltung ;-)“<br />

Max: „Seit ich Lifekinetik ® mache, lasse<br />

ich mich durch Störungen im Unterricht<br />

weniger ablenken. Zuhören, abschreiben<br />

von <strong>de</strong>r Tafel, am Unterricht<br />

teilnehmen fallen mir leichter.“<br />

Jemima:“Ich spiele bei gleichem<br />

Übungsaufwand besser Klavier.“<br />

Literatur<br />

Beck&Beckmann,<br />

2009 Deutsche Zeit schrift für <strong>Sport</strong>medizin,<br />

o<strong>de</strong>r Beck, 2008 <strong>Sport</strong>wissenschaft,<br />

Beck, 2007 Leistungssport<br />

Diamond A, Barnett WS, Thomas J,<br />

Munro S (2007). Preschool Program<br />

Improves Cognitive Control. Science,<br />

318: 1387-1388<br />

Klopp, Jürgen:<br />

ZDF-<strong>Sport</strong>reportage, 19.07.2009.<br />

Lutz, Horst:<br />

Life Kinetik Gehirntraining durch Bewegung,<br />

blv 2008.<br />

Lutz, Horst:<br />

Lehrgangsunterlagen Lifekinetik-Lehrgang<br />

2010.<br />

Lutz, Horst, November 2011,<br />

http://www.lifekinetik.<strong>de</strong>/fileadmin/<br />

pdf/ Die%20Wissenschaft%20und%2<br />

Life %20Kinetik.pdf, 02.08.2012.<br />

Parallelball-Vi<strong>de</strong>o:<br />

h t t p : / / w w w.y o u t u b e . c o m / w a t c h ? v =R -<br />

d1 _R J Z x VD o & N R = 1 &f e at u r e =e n d -<br />

scre en, 14.10.12.<br />

Stephan, Manfred Leuchtturmprojekt:<br />

http://www.manfredstephan.<strong>de</strong>/<br />

leuchtturmprojtext.htm,<br />

Stand 02.08.12.<br />

Abbildungen<br />

Abbildung 1,2 und 3: J. Kleiner, 09/10<br />

2012<br />

Gesundheitstrends:<br />

http://www.gesundheitstrends.<strong>de</strong>/gesundheitstrends/aktuelletrends/lifekinetik.php,<br />

02.08.12.<br />

Tauschball nach Variante 3:<br />

Schüler A passt <strong>de</strong>n grünen Gymnastikball<br />

per Bo<strong>de</strong>npass und dribbelt<br />

mit rechts weiter.<br />

Schüler B kegelt <strong>de</strong>n Ball zu A und<br />

dribbelt anschließend nach einem<br />

Handwechsel weiter.<br />

Kubesch, S., Walk, L. (2009),<br />

Körperliches und kognitives Training<br />

exekutiver Funktionen in Kin<strong>de</strong>rgarten<br />

und Schule. <strong>Sport</strong>wissenschaft, 4:<br />

309-317.<br />

Kubesch S., Spitzer M. (Hrsg. )(2010).<br />

ZNL Newsletter zum Thema Exekutive<br />

Funktionen.<br />

12 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012


Gut gerüstet ins Skischullandheim– eine Trainingseinheit<br />

zur Verbesserung <strong>de</strong>r konditionellen und<br />

koordinativen Fähigkeiten<br />

Hanni Bischoff, Fritz-Erler-Schule Pforzheim<br />

Im vergangenen Jahr hatte eine 10.<br />

Klasse <strong>de</strong>r Fritz-Erler-Schule in Pforzheim<br />

das Privileg, fünf Tage ins Skischullandheim<br />

nach Saalbach-Hinterglemm<br />

fahren zu dürfen. Bereits im<br />

Vorfeld sollten die Schülerinnen auf die<br />

konditionellen und koordinativen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>s Skifahrens vorbereitet<br />

wer<strong>de</strong>n. Zirka die Hälfte <strong>de</strong>r Schülerinnen<br />

waren absolute Skianfänger und<br />

insbeson<strong>de</strong>re sie sollten in <strong>de</strong>r Gestaltung<br />

<strong>de</strong>s sechswöchigen Trainingsprogramms<br />

bedacht wer<strong>de</strong>n. Dieses Trainingsprogramm<br />

umfasste einerseits<br />

<strong>de</strong>n <strong>Sport</strong>unterricht, an<strong>de</strong>rerseits ein<br />

ergänzen<strong>de</strong>s Training zuhause.<br />

Ein Eingangstest zu Beginn <strong>de</strong>r Trainingsphase<br />

sollte das Ausgangsniveau<br />

<strong>de</strong>r Schülerinnen erfassen. Derselbe<br />

Test wur<strong>de</strong> am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r sechswöchigen<br />

Einheit wie<strong>de</strong>rholt, um so die<br />

Verän<strong>de</strong>rung zu dokumentieren (siehe<br />

Anhang 1). Je<strong>de</strong> Schülerin absolvierte<br />

bei <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Tests die folgen<strong>de</strong>n<br />

Stationen:<br />

Konditionell-koordinative Fähigkeiten<br />

Station 1<br />

Rückwärts über <strong>de</strong>n Schwebebalken<br />

gehen und dabei über die Luftballons<br />

steigen, die auf <strong>de</strong>m Balken liegen, ohne<br />

diese zu berühren.<br />

Station 2<br />

Über eine Reckstange balancieren, die<br />

auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n liegt.<br />

Station 3<br />

Auf einem Medizinball eine Strecke mit<br />

Hilfe einer Kastengasse überwin<strong>de</strong>n.<br />

Station 4<br />

Die Hallen<strong>de</strong>cke an <strong>de</strong>n Tauen erklimmen.<br />

Station 5<br />

Parcours absolvieren:<br />

• Kastenziehen<br />

• Stufenbarrenhangeln<br />

• Pedalo fahren<br />

• Kippelbank überwin<strong>de</strong>n<br />

Alle Ergebnisse wur<strong>de</strong>n genauestens<br />

dokumentiert, um so eine Verbesserung<br />

messbar zu machen. Auch die<br />

Trainingseinheiten, welche die Schülerinnen<br />

zuhause ergänzend absolvieren<br />

mussten, wur<strong>de</strong>n selbständig auf<br />

einem persönlichen Trainingsplan erfasst<br />

(siehe Anhang 2). Damit sollten<br />

die Schülerinnen dazu gebracht wer<strong>de</strong>,<br />

Eigenverantwortung für ihren Trainingsprozess<br />

zu übernehmen. Als zusätzliche<br />

Motivation wur<strong>de</strong> diese Unterrichtseinheit<br />

benotet. Dabei spielte<br />

sowohl die absolute Leistung <strong>de</strong>r Schülerin<br />

eine Rolle, als auch die Verbesserung<br />

innerhalbe dieser Zeitspanne, um<br />

auch leistungsschwächeren Schülerinnen<br />

die Chance auf eine gute Note<br />

zu geben.<br />

Die Trainingseinheiten im Unterricht<br />

umfassten vier Doppelstun<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong><br />

Doppelstun<strong>de</strong> wur<strong>de</strong> mit einem Aufwärmprogramm<br />

Rope-Skipping begonnen,<br />

um hierbei die Rhythmisierungsfähigkeit,<br />

die Arm-Bein-Koordination<br />

sowie die Ausdauer zu schulen.<br />

In <strong>de</strong>r ersten und in <strong>de</strong>r vierten Doppelstun<strong>de</strong><br />

hatten die Schülerinnen die<br />

Möglichkeit, die Stationen <strong>de</strong>s „Test-<br />

Parcours“ zu absolvieren und somit zu<br />

üben. In <strong>de</strong>r zweiten Doppelstun<strong>de</strong><br />

wur<strong>de</strong> ein Zirkel mit Stationen <strong>de</strong>s sensomotorisch<br />

akzentuierten Krafttrainings<br />

(SAK) nach Lüchtenberg und Görgner<br />

(Lüchtenberg, D. Görgner, C.,<br />

2010 Perfektes Krafttraining mit <strong>de</strong>r<br />

SAK Metho<strong>de</strong>) durchlaufen (siehe Anhang<br />

3). Das SAK wur<strong>de</strong> ausgewählt,<br />

da es sich beim Skifahren um eine<br />

<strong>Sport</strong>art han<strong>de</strong>lt, die durch eine permanente<br />

Instabilität <strong>de</strong>s Untergrun<strong>de</strong>s gekennzeichnet<br />

ist. Genau dies kann in<br />

<strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>halle mit <strong>de</strong>m SAK simuliert<br />

wer<strong>de</strong>n. Außer<strong>de</strong>m hat das SAK einen<br />

weitaus höheren Auffor<strong>de</strong>rungscharakter<br />

als ein traditionelles Krafttraining<br />

und es trainiert gleichzeitig die für das<br />

Skifahren wichtige Gleichgewichtsfähigkeit.<br />

Auch in <strong>de</strong>r dritten Woche wur<strong>de</strong><br />

ein SAK Stationentraining absolviert,<br />

welches durch Stationen wie z.B.<br />

Slackline, Pedalowettrennen, Abfahrtshockewettkampf<br />

auf <strong>de</strong>m Minitrampolin<br />

o<strong>de</strong>r Ballwettbewerbe auf <strong>de</strong>r Airex-<br />

Matte, ergänzt wur<strong>de</strong>n. Dabei hatten<br />

die Schülerinnen sehr viel Spaß und die<br />

Motivation war super, was wie<strong>de</strong>rum<br />

<strong>de</strong>n hohen Materialaufwand rechtfertigte.<br />

Darüber hinaus absolvierten alle Schülerinnen<br />

in <strong>de</strong>r dritten Doppelstun<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>n Shuttle-Run Test. Das Trainingsprogramm<br />

zuhause sah sowohl verschie<strong>de</strong>ne<br />

Aufgaben im Einbeinstand,<br />

als auch Bergläufe mit kurzen Sprintintervallen<br />

vor.<br />

Nahezu alle Schülerinnen konnten sich<br />

in <strong>de</strong>n sechs Wochen verbessern,<br />

manche sogar in erheblichem Maße.<br />

Körperlich gut gerüstet stand <strong>de</strong>m Skischullandheim<br />

nun nichts mehr im Wege.<br />

Bereits am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ersten Tages,<br />

<strong>de</strong>r für manche überhaupt <strong>de</strong>r erste<br />

Skitag war, konnten alle gemeinsam<br />

die blaue Abfahrt von <strong>de</strong>r Mittelstation<br />

absolvieren. Voller Stolz waren die<br />

Schülerinnen <strong>de</strong>r Meinung, dass sich<br />

das anstrengen<strong>de</strong> Training <strong>de</strong>r letzten<br />

Wochen nun wirklich gelohnt hätte.<br />

schwerpunktthema<br />

2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 13


Eingangs- , Abschlusstest<br />

Station 1: Rückwärts über <strong>de</strong>n Schwebebalken gehen und dabei über die<br />

Medizinbälle steigen, die auf <strong>de</strong>m Balken liegen ohne diese zu berühren.<br />

Eingangstest Abschlusstest<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Abgänge:<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Ballberührungen<br />

Benötigte Zeit<br />

(gering/mittel/hoch)<br />

Station 2: Über eine Reckstange balancieren, die auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n liegt.<br />

Eingangstest Abschlusstest<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Abgänge<br />

Station 3: Auf einem Medizinball eine Strecke überwin<strong>de</strong>n mit Hilfe einer<br />

Kastengasse<br />

Eingangstest Abschlusstest<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Abgänge<br />

Station 4: Die Hallen<strong>de</strong>cke an <strong>de</strong>n Tauen erklimmen<br />

Eingangstest Abschlusstest<br />

Die Hän<strong>de</strong> waren ganz oben<br />

Die Hän<strong>de</strong> waren in <strong>de</strong>r Mitte<br />

Die Hän<strong>de</strong> sind nicht über die<br />

Ausgangsmarkierung<br />

gekommen<br />

Station 5: Parcours absolvieren<br />

Eingangstest Abschlusstest<br />

Benötigte Zeit<br />

schwerpunktthema<br />

Dokumentation <strong>de</strong>r persönlichen<br />

Trainingsleistung von:<br />

Disziplin: Datum Dauer Bemerkung<br />

Einbeinstand mit<br />

geö neten Augen (r/l)<br />

Einbeinstand mit<br />

geschlossenen Augen (r/l)<br />

Einbeinstand mit geö neten<br />

Augen auf einem dicken Kissen;<br />

dabei einen Tennisball gegen<br />

die Wand werfen (r/l)<br />

Einbeinstand mit<br />

geschlossenen Augen auf<br />

einem Kissen (r/l)<br />

Bergläufe mind. 30 Minuten<br />

mit kurzen Sprintintervallen<br />

Richtwerte: Pro Woche soll eine Berglaufeinheit sowie fünf Einheiten Einbeinstand absolviert wer<strong>de</strong>n.<br />

Hiermit bestätige ich die Richtigkeit meiner Angaben.<br />

Datum: _____________________________________<br />

Unterschrift: _____________________________________<br />

14 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012


Pedalowettrennen<br />

Wer wird Pedaloweltmeister?<br />

Slackline<br />

Versuche, möglichst selbständig auf die<br />

Seilspringen<br />

nachzuspringen.<br />

Bankbalance<br />

Versuche, auf <strong>de</strong>r Bank an <strong>de</strong>inem Partner vorbei zu<br />

Stationen <strong>de</strong>r zweiten Einheit<br />

Wer hat <strong>de</strong>n stärksten Arm<br />

(Flexibarwettbewerb)?<br />

Wer scha t es länger, das Flexibar in Schwingung zu halten?<br />

Achte dabei auf <strong>de</strong>ine Rumpfmuskulatur.<br />

Buckelpistenfahrt auf <strong>de</strong>m Minitramp<br />

Versuche auf <strong>de</strong>m Minitramp zu springen und die Stöße<br />

dabei abzufe<strong>de</strong>rn.<br />

Wer ist <strong>de</strong>r Liegestützweltmeister?<br />

For<strong>de</strong>re <strong>de</strong>inen Partner heraus, in<strong>de</strong>m du eine Anzahl an<br />

Liegestützen vorgibst, die von ihm auch absolviert wer<strong>de</strong>n<br />

müssen.<br />

Ballspielen auf <strong>de</strong>r Airexmatte<br />

Versucht <strong>de</strong>n Ball immer hin und her zu werfen und dabei<br />

die Airexmatte nicht zu verlassen.<br />

Stufenbarrenhangeln<br />

Hangle dich durch <strong>de</strong>n Stufenbarren.<br />

Mattenwettrennen<br />

Laufe auf <strong>de</strong>r Weichbo<strong>de</strong>nmatte um <strong>de</strong>in Leben.<br />

Beine in die Höhe<br />

Halte dich an <strong>de</strong>r oberen hervorstehen<strong>de</strong>n Sprosse fest und<br />

bewege die Beine gestreckt in die Horizontale.<br />

schwerpunktthema<br />

Versuche, die Grundsprünge aus <strong>de</strong>r Aufwärmphase<br />

Slackline<br />

aufzusteigen sowie ein paar Schritte zu gehen.<br />

kommen, ohne dass ihr dafür die Bank verlasst.<br />

2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 15


schwerpunktthema<br />

Das neue Deutsche <strong>Sport</strong>abzeichen und die<br />

Koordinationsanfor<strong>de</strong>rungen im Gerätturnen<br />

Prof. Dr. Swantje Scharenberg, FOSS Karlsruhe (scharenberg@foss-<strong>karlsruhe</strong>.<strong>de</strong>)<br />

Pünktlich zum Jubiläum „100 Jahre<br />

Deutsches <strong>Sport</strong>abzeichen“ ist <strong>de</strong>r<br />

Aufgabenkatalog gründlich reformiert,<br />

die Basis und auch das Strukturmerkmal<br />

für die neuen Anfor<strong>de</strong>rungen bil<strong>de</strong>n<br />

ab Gültigkeit die motorischen<br />

Grun<strong>de</strong>igenschaften.<br />

Die Akzeptanz <strong>de</strong>s <strong>Sport</strong>abzeichens<br />

erscheint in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit höher<br />

<strong>de</strong>nn je, insbeson<strong>de</strong>re für die Prävention.<br />

Gesundheits- bzw. Krankenkassen<br />

unterstützen diesen traditionellen<br />

Wettbewerb, teilweise geben sie sogar<br />

einen individuellen Bonus mit Prämienanspruch<br />

für <strong>de</strong>n Nachweis <strong>de</strong>s<br />

erfolgreichen Absolvierens <strong>de</strong>s Abzeichens.<br />

Für das Schulalter gibt es sechs verschie<strong>de</strong>ne<br />

Altersgruppierungen und<br />

<strong>de</strong>mentsprechend auch sechs unterschiedliche<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen, die für die<br />

Koordination in <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>art Turnen<br />

(=Gerätturnen) hier beispielhaft vorgestellt<br />

wer<strong>de</strong>n.<br />

1 Ausgangssituation<br />

Turnen gehört wie die Leichtathletik<br />

und das Schwimmen zu <strong>de</strong>n Grundsportarten<br />

und ist im Leistungskatalog<br />

<strong>de</strong>s Deutschen <strong>Sport</strong>abzeichens in<br />

<strong>de</strong>n Disziplingruppen KRAFT,<br />

SCHNELLIGKEIT und KOORDINATI-<br />

ON vertreten. Denn Turnen för<strong>de</strong>rt<br />

vielseitig und umfassend alle wichtigen<br />

motorischen Grundfertigkeiten<br />

und -fähigkeiten und ermöglicht vielfältige<br />

Bewegungserlebnisse, die beim<br />

Schwingen, Springen, Hangeln, Stützen,<br />

Balancieren, Rollen und Drehen<br />

um alle Körperachsen erfahren wer<strong>de</strong>n<br />

können. Im neuen <strong>Sport</strong>abzeichen<br />

wird dies eindrucksvoll <strong>de</strong>monstriert.<br />

Turnen präsentiert sich im Reigen <strong>de</strong>r<br />

Dreistufigkeit als methodische Reihe,<br />

die von <strong>de</strong>r Bronze-Übung hin zur<br />

Gold-Übung führt. Damit können auch<br />

Turn-Laien die einzelnen Aufgaben mit<br />

Erfolg absolvieren und sich von <strong>de</strong>n<br />

Bewegungserfahrungen begeistern<br />

lassen.<br />

2 Auswahlkriterien für die Turn-<br />

Aufgaben:<br />

Bekannte Bewegungen nutzen:<br />

Aus diesem Grund wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Beschreibung<br />

nicht die spezifische Turnsprache<br />

verwen<strong>de</strong>t, son<strong>de</strong>rn volkstümliche<br />

Begriffe wie z. B. Kerze und Rad.<br />

Gesundheitsbewusstes Üben ermöglichen:<br />

Bei <strong>de</strong>n einzelnen Aufgaben, die von<br />

Bronze zu <strong>de</strong>n Goldanfor<strong>de</strong>rungen als<br />

methodische Reihe geplant sind, sind<br />

u.a. Gerätehilfen in die Zielaufgabe mit<br />

eingebun<strong>de</strong>n.<br />

Körperliche Entwicklung beachten:<br />

Die motorischen Grun<strong>de</strong>igenschaften,<br />

die entschei<strong>de</strong>nd für die Alltagsbewältigung<br />

sind, lassen sich in je<strong>de</strong>m Alter<br />

trainieren, jedoch mit unterschiedlichem<br />

Erfolg.<br />

3 Bewertung<br />

Die Bewertung erfolgt mit „geschafft“<br />

o<strong>de</strong>r „nicht geschafft“ und nicht mit<br />

<strong>de</strong>n turnspezifischen Kriterien, damit<br />

die Selbsteinschätzung vereinfacht<br />

wird und auch <strong>de</strong>r DSA-Prüfer, <strong>de</strong>r<br />

nicht aus <strong>de</strong>m Turnen kommt, die Turnaufgaben<br />

abnehmen und beurteilen<br />

kann.<br />

Wenn nicht an<strong>de</strong>rs beschrieben, ist für<br />

die Umsetzung <strong>de</strong>r Turnaufgaben eine<br />

Hilfeleistung (taktil o<strong>de</strong>r durch einen<br />

an<strong>de</strong>ren Gerätaufbau festgelegt) nicht<br />

zulässig. Für die Bewertung muss die<br />

Turnaufgabe erkennbar (Grobform) sein.<br />

Das Turnen soll sich für eine breite Bevölkerungsschicht<br />

inkl. <strong>de</strong>r Schülerinnen<br />

und Schüler interessant und attraktiv<br />

präsentieren und Interesse wecken,<br />

sich sportlich verstärkt zu betätigen.<br />

4 Beispiel: Aufgabenkatalog Koordination<br />

Beginnen möchte ich mit einem Zitat<br />

aus <strong>de</strong>m Aufgabenkatalog:<br />

<strong>Info</strong>box:<br />

<strong>Sport</strong>wissenschaftliche Hintergrün<strong>de</strong><br />

„Die koordinativen Fähigkeiten sind Fähigkeiten<br />

die primär koordinativ, d.h.<br />

durch die Prozesse <strong>de</strong>r Bewegungssteuerung<br />

und -regelung bestimmt<br />

wer<strong>de</strong>n. Sie befähigen <strong>de</strong>n <strong>Sport</strong>ler,<br />

motorische Aktionen in vorhersehbaren<br />

Situationen sicher und ökonomisch zu<br />

beherrschen.“ Im Vor<strong>de</strong>rgrund stehen<br />

also primär die Bewegungstechnik und<br />

die Qualität <strong>de</strong>r Bewegungsausführung,<br />

während die energetischen Prozesse<br />

<strong>de</strong>r Muskelbewegung eine sekundäre<br />

Rolle spielen.<br />

Die Aufgabenauswahl hat stark beeinflusst,<br />

dass <strong>de</strong>r Schwebebalken einmalig<br />

ist und nicht durch eine Bank o.ä. ersetzt<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Jungen wie Mädchen<br />

reizt das Gerät, insbeson<strong>de</strong>re das<br />

Risiko, welches durch die Breite von<br />

10 cm und durch die Fallhöhe gegeben<br />

ist.<br />

Methodisch wird hier neben <strong>de</strong>r Gleichgewichtsfähigkeit<br />

unmerklich die Ganzkörperspannung<br />

trainiert. Der für die<br />

Bronze-Anfor<strong>de</strong>rung gewollte Ballenstand<br />

und die absichtlich nicht näher<br />

qualifizierte Bedingung „zügiges Gehen“<br />

sind wesentlich einfacher umzusetzen,<br />

wenn die Arme an <strong>de</strong>n Ohren<br />

sind und somit <strong>de</strong>r gesamte Körper<br />

kontrolliert ist. Der Blick aufs Balkenen<strong>de</strong><br />

erleichtert die Ausführung ebenfalls.<br />

Kin<strong>de</strong>r können nicht mehr rückwärts<br />

gehen. (Können wir es <strong>de</strong>nn noch, als<br />

Erwachsene?) – diese Aussage wird<br />

stets gern zitiert, wenn <strong>de</strong>r Rückgang<br />

<strong>de</strong>r Motorik bei <strong>de</strong>n Heranwachsen<strong>de</strong>n<br />

beklagt wird. Mit <strong>de</strong>r Silberanfor<strong>de</strong>rung<br />

können die Kin<strong>de</strong>r nun unter Beweis<br />

stellen, ob sie – nach <strong>de</strong>m unvermeintlichen<br />

Üben – nicht doch rückwärts gehen<br />

können. Wenn die Kin<strong>de</strong>r dabei erneut<br />

nach vorne auf das Balkenen<strong>de</strong><br />

schauen und die Arme über <strong>de</strong>n Kopf<br />

nehmen – wie unter „Bronze“ gelernt –<br />

womöglich noch im Ballenstand bleiben,<br />

haben sie <strong>de</strong>utlich dazu gelernt,<br />

auch im Hinblick auf Orientierungsfähigkeit.<br />

Beim seitlichen Gehen ist zwar die Auflagefläche<br />

vermeintlich größer, jedoch<br />

fehlt <strong>de</strong>r optische Orientierungspunkt<br />

„Balkenen<strong>de</strong>“. Die Ten<strong>de</strong>nz, dass Kin<strong>de</strong>r<br />

gerne nur immer mit <strong>de</strong>r gleichen<br />

Seite einen neuen Schritt wagen, wird<br />

hier entgegengewirkt, da sie die Aufgabe<br />

nach bei<strong>de</strong>n Seiten, also auch mit<br />

bei<strong>de</strong>n Füssen erfüllen müssen.<br />

16 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012


Überblick <strong>de</strong>r Turnelemente für die jeweilige Altersklasse in <strong>de</strong>r Disziplingruppe Koordination:<br />

Alter 6-7 8-9 10-11 12-13 14-15 16-17<br />

Element Schwebebalken Hüftumschwung<br />

siehe<br />

Absatz<br />

4.4.7.1 Altersgruppe: 6-7 und 70 und älter<br />

Gehen auf <strong>de</strong>m Schwebebalken<br />

Schwingen an<br />

<strong>de</strong>n Ringen<br />

Rad Rolle Sprung mit<br />

Drehung<br />

4.4.7.1 4.4.7.2 4.4.7.3 4.4.7.4 4.4.7.5 4.4.7.6<br />

Material: Schwebebalken mit Matten abgesichert<br />

schwerpunktthema<br />

1 (Bronze) Zügiges Gehen auf Zehenspitzen mit gestreckten<br />

Armen an <strong>de</strong>n Ohren über <strong>de</strong>n Schwebebalken.<br />

2 (Silber) Rückwärts Gehen über <strong>de</strong>n Schwebebalken.<br />

3 (Gold) Seitwärts Gehen mit Übertreten eines Beines bis zur<br />

Balkenmitte, dann in die gleiche Richtung mit gleicher<br />

Aufgabenstellung wie<strong>de</strong>r zurück.<br />

4.4.7.2 Altersgruppe: 8-9 und 60-69<br />

Hüftumschwung<br />

Material: Kleiner Kasten, Reck, Sprungseil, mit Matte<br />

1 (Bronze) Von einem kleinen Kasten mit gestreckten Armen in<br />

<strong>de</strong>n Stütz am Reck springen, Beine aktiv nach vorn<br />

bringen, Rückschwung und Landung auf <strong>de</strong>m kleinen<br />

Kasten mit sofortigem Absprung in <strong>de</strong>n Stütz etc. viermal<br />

in <strong>de</strong>n Stütz springen.<br />

2 (Silber) Aus <strong>de</strong>m Stütz am Reck vier direkt hintereinan<strong>de</strong>r ausgeführte<br />

Hüftumschwünge mit Seilhilfe.<br />

3 (Gold) Aus <strong>de</strong>m Stütz am Reck Rückschwung und Hüftumschwung<br />

ggf. mit Sicherheitsstellung.<br />

Gerätturnen ist vielseitig. War bei <strong>de</strong>n<br />

Primarschülern <strong>de</strong>r ersten und zweiten<br />

Klasse die Grundform „Balancieren“<br />

die Hauptaufgabe, so ist es nunmehr<br />

das „Stützen“ für die Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r zweiten<br />

und dritten Klasse.<br />

Die Bronzeanfor<strong>de</strong>rung bereitet unter<br />

<strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>r Kopplungsfähigkeit<br />

<strong>de</strong>n Rückschwung vor und trainiert<br />

gleichzeitig das Richtige, wenn auch<br />

kurzzeitige Stützen mit gestreckten Armen.<br />

Sein eigenes Gewicht abstützen<br />

zu können, fällt nicht nur <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn<br />

zunehmend schwer.<br />

Wer Silber erreichen will, braucht diese<br />

Stützkraft und Mut – das ist schon alles.<br />

Denn das Seil fixiert die Hüfte<br />

(=<strong>de</strong>n Schwerpunkt) an <strong>de</strong>r Stange.<br />

Lässt sich <strong>de</strong>r Üben<strong>de</strong> gestreckt zurück<br />

fallen, rotiert er automatisch um<br />

die Stange. Der Kopf sollte bei <strong>de</strong>r Bewegung<br />

vorne bzw. gera<strong>de</strong> auf <strong>de</strong>m<br />

Hals bleiben.<br />

In <strong>de</strong>r Goldbedingung wer<strong>de</strong>n nun<br />

Rückschwung und Hüftumschwung<br />

kombiniert, also eine Vorwärts- mit einer<br />

Rückwärtsbewegung. Die Krux bei<br />

<strong>de</strong>r Ausführung ist, nicht zuerst das Eine<br />

zu been<strong>de</strong>n, also in die Ruhelage zu<br />

kommen, son<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>r Annäherung<br />

<strong>de</strong>r Hüfte an die Stange bereits <strong>de</strong>n<br />

Umschwung durch aktives Zurückbringen<br />

<strong>de</strong>s Rumpfes die Rückwärtsrotation<br />

einzuleiten. Dass hier Sicherheitsstellung<br />

erlaubt ist, versteht sich aus<br />

<strong>de</strong>m Leistungssprung zwischen Silber<br />

und Bronze.<br />

2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 17


schwerpunktthema<br />

Eine weitere Grundtätigkeit <strong>de</strong>s Bewegens,<br />

das Schwingen, ist sehr gut an<br />

einem erneut an<strong>de</strong>ren Gerät, <strong>de</strong>n<br />

schwingen<strong>de</strong>n Ringen (=Schaukelringe)<br />

zu vollziehen. Die Primarschulkin<strong>de</strong>r<br />

(4. Klasse) bzw. die 5./6.-Klässler<br />

sollten bereits begriffen haben, wie<br />

wichtig es ist, sich festzuhalten. Für die<br />

Überprüfung dieser Fähigkeit – gepaart<br />

mit einer altersgerechten Kraftanfor<strong>de</strong>rung<br />

– ist die Bronzeaufgabe gedacht.<br />

Beim Schwingen an <strong>de</strong>n Ringen wird<br />

Rhythmisierungsfähigkeit benötigt und<br />

auch Antizipationsfähigkeit, um sich<br />

vom Bo<strong>de</strong>n abzustoßen. Ob es <strong>de</strong>r<br />

richtige Moment ist, in <strong>de</strong>m sich <strong>de</strong>r/<br />

die Aktive vom Bo<strong>de</strong>n abstößt, ist für<br />

Laien am <strong>de</strong>utlichen Höhengewinn<br />

(Goldanfor<strong>de</strong>rung) zu erkennen.<br />

4.4.7.3 Altersgruppe: 10-11 und 50-59<br />

Schwingen an <strong>de</strong>n Ringen<br />

Material: Kleiner Kasten, Schwingen<strong>de</strong> Ringe, Matten zur Absicherung<br />

1 (Bronze) Aus <strong>de</strong>m Stand auf einem kleinen Kasten mit gestreckten<br />

Armen abspringen und Arme anziehen (<strong>de</strong>r restliche<br />

Körper ist gestreckt, <strong>de</strong>r Blick ist durch die Ringe<br />

gerichtet), in dieser Position vorpen<strong>de</strong>ln, rückpen<strong>de</strong>ln,<br />

vorpen<strong>de</strong>ln und am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Rückpen<strong>de</strong>lns Arme strecken<br />

und lan<strong>de</strong>n.<br />

2 (Silber) Schwingen (drei Vor- und Rückschwünge) an <strong>de</strong>n<br />

Ringen mit rhythmischem Abstoßen am Bo<strong>de</strong>n (zwei<br />

Kontakte sowohl im Vor- als auch im Rückschwung).<br />

3 (Gold) Schwingen (drei Vor- und Rückschwünge) an <strong>de</strong>n<br />

Ringen mit rhythmischem Abstoßen am Bo<strong>de</strong>n (zwei<br />

Kontakte sowohl im Vor- als auch im Rückschwung) und<br />

<strong>de</strong>utlichem Höhengewinn.<br />

Für Jugendliche <strong>de</strong>r 7./8. Klasse wird<br />

ein turnerisches Element, das Rad, angeboten.<br />

Das kleine „Kunststück“ hat<br />

hohen Auffor<strong>de</strong>rungscharakter, wird<br />

gerne probiert.<br />

Bei <strong>de</strong>r Bronzeanfor<strong>de</strong>rung ist das Ziel<br />

zu lernen, die Beine zu strecken und<br />

über die Stützstelle zu bekommen (Lage<br />

<strong>de</strong>s Körpers im Raum). Die 30cm<br />

zwischen Handaufsatz und Matte machen<br />

diese Aufgabe lösbar.<br />

Das Lan<strong>de</strong>n gegen die Bewegungsrichtung<br />

– wie bei „Silber“ gefor<strong>de</strong>rt,<br />

ver<strong>de</strong>utlicht die bei<strong>de</strong>n Hüftdrehungen<br />

im Rad und erleichtert die Landung.<br />

Der Korridor (Gold) führt von <strong>de</strong>r Grobform<br />

zur Feinform.<br />

Dass die Rolle zu <strong>de</strong>n koordinativen<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen zählt, mag zunächst<br />

verwun<strong>de</strong>rn. Jedoch ist <strong>de</strong>r raum-zeitliche<br />

Ablauf <strong>de</strong>r durch Translation und<br />

Rotation (Rolle vorwärts) bzw. Rotation<br />

und Translation (Rolle rückwärts) geprägten<br />

Bewegung die eigentliche Herausfor<strong>de</strong>rung<br />

bei <strong>de</strong>r Rolle.<br />

Um aus <strong>de</strong>r Bauchlage die Rolle vorwärts<br />

ausführen zu können (Bronze),<br />

dürfen die Zehenspitzen aufgesetzt<br />

wer<strong>de</strong>n und auch ein Abdrücken vom<br />

Ballen ist erlaubt. Der spezielle Aufbau<br />

(Geräthilfe) ermöglicht ein intensives<br />

Üben ohne zusätzliche taktile Hilfeleistung.<br />

Auch bei <strong>de</strong>r Bedingung „Silber“ ist<br />

das Erfolgserlebnis garantiert. Je<strong>de</strong>r/m<br />

4.4.7.4 Altersgruppe: 12-13 und <strong>40</strong>-49<br />

Rad / Handstützüberschlag seitwärts (Rad)<br />

Material: Weichbo<strong>de</strong>nmatte, Turnmatten<br />

1 (Bronze) Aus <strong>de</strong>m Aufschwingen Rad vorlings vor einer hochgestellten<br />

Weichbo<strong>de</strong>nmatte. Abstand zur Weichbo<strong>de</strong>nmatte<br />

im Handaufsatz ca. 30 cm.<br />

2 (Silber) Aus <strong>de</strong>m Aufschwingen Rad mit Landung gegen die<br />

Bewegungsrichtung.<br />

3 (Gold) Aus <strong>de</strong>m Aufschwingen Rad mit Landung gegen die<br />

Bewegungsrichtung in einem durch Krei<strong>de</strong>striche markierten<br />

Korridor von 50 cm Breite.<br />

4.4.7.5 Alter 14-15 und 30-34 sowie 35-39<br />

Rolle<br />

Material: 4 kleine Kästen, Turnmatten<br />

1 (Bronze) Aus <strong>de</strong>r Bauchlage auf einem kleinen Kasten Rolle<br />

vorwärts in <strong>de</strong>r Kastengasse mit richtigem Handaufsatz<br />

und Aufstehen über einen vierten kleinen Kasten (ohne<br />

Niveauunterschied).<br />

2 (Silber) Aus <strong>de</strong>m Strecksitz auf <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n hintereinan<strong>de</strong>r gestellten<br />

Kästen wird – mit <strong>de</strong>m Kopf in <strong>de</strong>r Kastengasse<br />

– eine Rolle rückwärts ausgeführt, die Landung erfolgt in<br />

<strong>de</strong>r Hockposition auf einem etwa gleichhohen Turnmattenberg,<br />

<strong>de</strong>r sich direkt an die Kastengasse anschließt.<br />

3 (Gold) Aus <strong>de</strong>m Strecksitz auf <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n hintereinan<strong>de</strong>r gestellten<br />

Kästen wird – mit <strong>de</strong>m Kopf in <strong>de</strong>r Kastengasse<br />

– eine Rolle rückwärts ausgeführt, die Landung erfolgt<br />

in <strong>de</strong>r Hockposition auf einem, bezogen auf die Kästen,<br />

etwa zwanzig Zentimeter höheren Turnmattenberg, <strong>de</strong>r<br />

sich direkt an die Kastengasse anschließt.<br />

18 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012


4.4.7.6 Altersgruppe: 16-17 und 18-29<br />

Sprung mit Drehung<br />

Orientierungsfähigkeit und Gleichgewichtsfähigkeit<br />

sind für die Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

in <strong>de</strong>r Altersgruppe <strong>de</strong>r Oberstufe<br />

notwendig. Die Längsachsendrehung<br />

zu einer Seite, insbeson<strong>de</strong>re<br />

wenn es nur eine halbe ist, erscheint<br />

einfach. Jedoch <strong>de</strong>r Wechsel <strong>de</strong>r Drehrichtung<br />

und auch die Anzahl vier sind<br />

die Krux bei dieser Aufgabe.<br />

Der Strecksprung mit 1/1 Drehung wird<br />

meist im Absprung vorgedreht, das<br />

heißt, die Füße zeigen beim Einbeugen<br />

<strong>de</strong>r Knie bereits in die Drehrichtung,<br />

und es wird nur eine ¾ Drehung um die<br />

Längsachse gezeigt. Insbeson<strong>de</strong>re bei<br />

<strong>de</strong>n Jungen/Männern ist die Lage <strong>de</strong>s<br />

Körpers im Raum die Schwierigkeit.<br />

Beobachtungen zeigen, dass beson<strong>de</strong>rs<br />

diese Zielgruppe meist schräg in<br />

<strong>de</strong>r Luft liegt. Wenn <strong>de</strong>r methodische<br />

Hinweis folgt, die Drehrichtung zu än<strong>de</strong>rn<br />

– also statt links herum, rechts herum<br />

zu springen – verbessert sich die<br />

Ausführung erheblich. Erneut ist es die<br />

Exaktheit <strong>de</strong>r Ausführung, eben keine<br />

Grobform son<strong>de</strong>rn die Feinform, die<br />

<strong>de</strong>n Unterschied zwischen Silber und<br />

Gold ausmacht.<br />

In <strong>de</strong>n bereits durchgeführten Fortbildungen<br />

zu <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen im Turnen<br />

im neuen Deutschen <strong>Sport</strong>abzeichen<br />

zeigte es sich, dass „das Neue“<br />

sehr kritisch beäugt wur<strong>de</strong>. Je mehr<br />

sich die TeilnehmerInnen mit <strong>de</strong>n Inhalten<br />

auseinan<strong>de</strong>r gesetzt hatten und je<br />

mehr sie auch <strong>de</strong>n methodischen Aufbau<br />

<strong>de</strong>r Anfor<strong>de</strong>rungen begriffen hatten,<br />

umso interessierter wur<strong>de</strong>n sie.<br />

Als sie dann die Aufbauten live gesehen<br />

und auch erprobt hatten, waren<br />

die meisten kritischen Stimmen verstummt.<br />

Dass stets die Einstufung Alter<br />

zu Anfor<strong>de</strong>rung ein Diskussionspunkt<br />

ist und bleibt, war vorauszusehen.<br />

schwerpunktthema<br />

Material: Turnmatten<br />

1 (Bronze) Vier Strecksprünge mit jeweils einer ½ Drehung in<br />

<strong>de</strong>n sicheren Stand, dabei <strong>de</strong>n Ersten und Dritten nach<br />

links, <strong>de</strong>n Zweiten und Vierten nach rechts als Drehrichtung.<br />

2 (Silber) Einen Strecksprung mit einer 1/1 Drehung.<br />

Buchempfehlung zu <strong>de</strong>n hier angesprochenen<br />

Methodiken:<br />

Scharenberg, S. (2011), „Gerätturnen<br />

in <strong>de</strong>r Schule. Keine Angst vor Reck,<br />

Barren & Co.“ Limpert-Verlag, Wiebelsheim.<br />

3 (Gold) Einen Strecksprung mit einer 1/1 Drehung in <strong>de</strong>n sicheren<br />

beidbeinigen Stand.<br />

Üben<strong>de</strong>n wird es gelingen, die Rolle<br />

rückwärts zu turnen. Jedoch nur <strong>de</strong>rjenige,<br />

<strong>de</strong>r Stütz aufnimmt und seine<br />

Armkraft nutzt, wird auch in die Hockposition<br />

gelangen. Ohne Armeinsatz<br />

en<strong>de</strong>t die Bewegung gefahrlos in <strong>de</strong>r<br />

Bauchlage auf <strong>de</strong>m Mattenberg.<br />

„Der richtige Moment“ ist erneut <strong>de</strong>r<br />

Unterschied zwischen Silber und Gold.<br />

Denn nur <strong>de</strong>r Armeinsatz ermöglicht<br />

es, auf einem höheren Niveau die<br />

Übung zu been<strong>de</strong>n.<br />

Wie <strong>de</strong>utlich erkennbar wird, kann <strong>de</strong>r<br />

methodische Aufbau (=Geräthilfe) sowohl<br />

für das Erlernen <strong>de</strong>r Rolle vorwärts<br />

als auch für das Erlernen <strong>de</strong>r Rolle<br />

rückwärts genutzt wer<strong>de</strong>n. Es ist<br />

nicht allein eine Binnen-Differenzierung<br />

nach Leistungsniveaus innerhalb eines<br />

Elementes möglich, son<strong>de</strong>rn auch das<br />

Erlernen von zwei verschie<strong>de</strong>nen Elementen.<br />

2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 19


aus <strong>de</strong>n schulen<br />

„Talentfindung und Talentför<strong>de</strong>rung im Gol<strong>de</strong>nen<br />

Lernalter“ - Je<strong>de</strong>n Tag für je<strong>de</strong>n Schüler eine<br />

Stun<strong>de</strong> <strong>Sport</strong><br />

Ulrich Ehrmann, GHS Satteldorf<br />

„’47’ ruft <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong> <strong>de</strong>n Mädchen<br />

zu. Vorher hat er <strong>de</strong>n Viertklässlerinnen<br />

erklärt, was die Zahlen be<strong>de</strong>uten: Die<br />

Vier steht für ‚Rückwärtslaufen’ und eine<br />

ungera<strong>de</strong> Zahl für ‚<strong>de</strong>n Ball mit <strong>de</strong>r<br />

linken Hand prellen’. Keine leichte Aufgabe<br />

für die Schülerinnen, aber alle bekommen<br />

das ganz gut hin.<br />

Sie haben es schließlich schon öfter in<br />

dieser o<strong>de</strong>r ähnlicher Form geübt. Seit<br />

über einem Jahr läuft nämlich nun<br />

schon an <strong>de</strong>r Satteldorfer Grund- und<br />

Hauptschule das Projekt „Talentfindung<br />

und Talentför<strong>de</strong>rung im Gol<strong>de</strong>nen<br />

Lernalter“. Alle Schülerinnen und Schüler<br />

erhalten seit<strong>de</strong>m je<strong>de</strong>n Tag eine<br />

<strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong>.“ (wfv-magazin „Im<br />

Spiel“ 6/2011, S. 138)<br />

Örtliche Gegebenheiten:<br />

Die Gemein<strong>de</strong> Satteldorf liegt in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

im Landkreis<br />

Schwäbisch Hall, direkt an <strong>de</strong>r Autobahnausfahrt<br />

Crailsheim. Die GHS Satteldorf<br />

ist eine „Grundschule mit sportund<br />

bewegungserzieherischem Schwerpunkt“.<br />

Sie wird dreizügig geführt, je<br />

eine 5. und 6. Hauptschulklasse schließen<br />

sich an. Als <strong>Sport</strong>stätten stehen<br />

ein Schulsportplatz, leichtathletische<br />

Anlagen, ein Freibad, das Hallenbad in<br />

Crailsheim zweimal pro Woche, die<br />

<strong>Sport</strong>halle Satteldorf (teilbar), die Turnhalle<br />

Gröningen (zwei Schulstandorte)<br />

und das <strong>Sport</strong>gelän<strong>de</strong> <strong>de</strong>s örtlichen<br />

<strong>Sport</strong>vereins mit 3 Rasen- und einem<br />

DFB-Minispielfeld zur Verfügung. Der<br />

gesamte <strong>Sport</strong>unterricht wird in Einzelstun<strong>de</strong>n<br />

unterrichtet, es besteht eine<br />

intensive Kooperation mit <strong>de</strong>m örtlichen<br />

<strong>Sport</strong>verein, <strong>de</strong>r SpVgg Gröningen-Satteldorf.<br />

Grundgedanke <strong>de</strong>s Projekts<br />

„Einerseits begeistern sich mehr Kin<strong>de</strong>r<br />

als jemals zuvor für Fußball, an<strong>de</strong>rerseits<br />

verfügen sie aber wegen …. einer<br />

kin<strong>de</strong>rfeindlichen Umwelt über weniger<br />

Voraussetzungen im koordinativen,<br />

konditionellen, taktischen, sozialen<br />

und kognitiven Bereich.“<br />

(Prof. Dr. Werner Schmidt in „Kin<strong>de</strong>rtraining“,<br />

Lehrbuch <strong>de</strong>s wfv)<br />

Die klassische „Straßenkindheit“ mit<br />

ihren vielfältigen, natürlichen Bewegungserfahrungen<br />

beim alltäglichen<br />

Spiel draußen o<strong>de</strong>r auf Bolzplätzen<br />

scheint es nicht mehr zu geben. Früher<br />

mussten die Kin<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>r Straße<br />

spielen. Dies geschah ganz ohne Anleitung<br />

o<strong>de</strong>r abgestecktes Feld, auch mit<br />

Dosen o<strong>de</strong>r Stoffballen, wenn es keinen<br />

Ball gab.<br />

Obwohl die Kin<strong>de</strong>r heute meist mehrere,<br />

verschie<strong>de</strong>ne Bälle besitzen und<br />

dieses Spielgerät nach wie vor einen<br />

unwi<strong>de</strong>rstehlichen Auffor<strong>de</strong>rungscharakter<br />

ausübt, fin<strong>de</strong>t regelmäßiges<br />

Spielen mit <strong>de</strong>m Ball in regelfreien Räumen<br />

nur noch selten statt. Eine Folge<br />

ist die nicht mehr so spielerische und<br />

selbstverständliche Handhabung <strong>de</strong>s<br />

Balles.<br />

Die Entwicklung koordinativer Fähigkeiten<br />

durch die tägliche Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten<br />

Lauf-, Hüpf- und Fangspielen fehlt<br />

ebenfalls heutzutage. Kin<strong>de</strong>r kommen<br />

mit geringeren koordinativen Fähigkeiten<br />

in die Schule; aber die meisten Kin<strong>de</strong>r<br />

lieben <strong>Sport</strong>, viele davon Ballspiele.<br />

Wenn Kin<strong>de</strong>r in die Schule eintreten,<br />

zeichnen sie sich durch einen unermüdlichen<br />

Bewegungsdrang aus, zeigen<br />

eine hohe Leistungsbereitschaft<br />

und bevorzugen Spiele in <strong>de</strong>r Gemeinschaft.<br />

Eine hohe Bewegungsintensität<br />

und die sich entwickeln<strong>de</strong> Leistungsbereitschaft<br />

führen zu einer<br />

<strong>de</strong>utlichen Verbesserung <strong>de</strong>r motorischen<br />

Lernfähigkeit. Deshalb ist es<br />

wichtig, dass Kin<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Grundschulzeit<br />

allgemeine koordinative Fähigkeiten<br />

entwickeln können und eine vielseitige<br />

und sportartübergreifen<strong>de</strong><br />

Grundausbildung gewährleistet ist.<br />

Ausgebil<strong>de</strong>te <strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong> fehlen an<br />

Grundschulen. Immer häufiger wird<br />

<strong>Sport</strong> fachfremd unterrichtet. Kin<strong>de</strong>r<br />

weisen vermehrt Defizite in <strong>de</strong>r Ballspielfähigkeit<br />

auf und diese wird im<br />

<strong>Sport</strong>unterricht <strong>de</strong>r Grundschule nur<br />

selten geför<strong>de</strong>rt. Diesen Problemen<br />

hat sich die Grund- und Hauptschule<br />

Satteldorf seit geraumer Zeit in beson<strong>de</strong>rem<br />

Maße angenommen. In Absprache<br />

mit <strong>de</strong>m Ministerium für Kultus<br />

und <strong>Sport</strong> Ba<strong>de</strong>n-Württemberg läuft<br />

seit Beginn <strong>de</strong>s Schuljahres 2010/11<br />

das Projekt „Talentfindung und Talentför<strong>de</strong>rung<br />

im Gol<strong>de</strong>nen Lernalter“,<br />

welches nach einer eigenen Konzeption<br />

unter <strong>de</strong>r fachlichen Leitung von<br />

<strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong> Manfred Stephan entworfen<br />

wur<strong>de</strong> unter <strong>de</strong>m Motto: „Je<strong>de</strong>n<br />

Tag in Bewegung“ mit <strong>de</strong>m Ziel <strong>de</strong>r<br />

täglichen <strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong>.<br />

Die Umsetzung in <strong>de</strong>r Praxis<br />

Das Projekt startete im Oktober 2010<br />

und entwickelte sich nach einem vorsichtigen<br />

Anfang rasch weiter, so dass<br />

zu Beginn <strong>de</strong>s Schuljahres 2011/12 bereits<br />

das angestrebte organisatorische<br />

Ziel erreicht wer<strong>de</strong>n konnte:<br />

Je<strong>de</strong>/r SchülerIn „genießt“ je<strong>de</strong>n Tag<br />

20 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012


eine Stun<strong>de</strong> <strong>Sport</strong>, also fünfmal pro<br />

Woche, zwei Stun<strong>de</strong>n davon sind verpflichtend<br />

Ballkoordination. Vier Stun<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n vom jeweiligen <strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong><br />

(kein fachfrem<strong>de</strong>r Unterricht) gehalten,<br />

Dazu kommen zwei Stun<strong>de</strong>n echte<br />

„Talent“-För<strong>de</strong>rung für die Klassen<br />

eins und zwei bzw. drei und vier sowie<br />

Samstag vormittags drei Stun<strong>de</strong>n für<br />

Schüler, die im Sommer die Schule<br />

Satteldorf verlassen haben (ehemalige<br />

Viert- und Sechstklässler).<br />

Die zusätzlichen Stun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n gewonnen<br />

• aus <strong>de</strong>m Ergänzungsbereich<br />

• durch Klassenzusammenlegungen<br />

in verschie<strong>de</strong>nen <strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong>n<br />

• durch Sponsorenfinanzierung<br />

• Finanzierung durch die „Stiftung <strong>Sport</strong><br />

in <strong>de</strong>r Schule“<br />

• Finanzierung aus <strong>de</strong>m Jugendbegleiterprogramm<br />

Es wur<strong>de</strong>n schulintern einige Fortbildungen<br />

abgehalten, wobei <strong>de</strong>n KollegInnen<br />

umfangreiches Material an die<br />

Hand gegeben wur<strong>de</strong>. In einer Gesamt<strong>lehrer</strong>konferenz<br />

wur<strong>de</strong> am Anfang<br />

<strong>de</strong>s Schuljahres 2011/12 das Thema<br />

„Lifekinetik“ vorgestellt. Bereiche daraus<br />

fließen nun in die zusätzlichen<br />

<strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong>n ein.<br />

Im Rahmen einer Fortbildung zur DFB-<br />

Aktion „20.000 plus“ im Oktober 2011<br />

wur<strong>de</strong>n 25 KollegInnen aus <strong>de</strong>m Landkreis<br />

SHA über das Satteldorfer Projekt<br />

informiert. Gegen En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Schuljahres<br />

2010/11 wur<strong>de</strong> mit Schülern aus<br />

<strong>de</strong>n Talentför<strong>de</strong>rgruppen eine DVD mit<br />

umfangreichem Spiel- und Übungsmaterial<br />

zur Ballkoordination erstellt. Die<br />

Schulleitung steht voll hinter <strong>de</strong>m Projekt<br />

und unterstützt alle Maßnahmen<br />

vorbildlich. Nur mit ihrer tatkräftigen<br />

und i<strong>de</strong>ellen Unterstützung ist diese<br />

Maßnahme in vollem Umfang durchführbar.<br />

fahrungen sammeln. Dabei steht das<br />

vielseitige Erleben, Wahrnehmen und<br />

Lösen von ganz unterschiedlichen<br />

Spielsituationen im Vor<strong>de</strong>rgrund. Die<br />

Kin<strong>de</strong>r erhalten eine ballspielübergreifen<strong>de</strong><br />

Ausbildung.<br />

Die Grundpfeiler sind:<br />

• Die Entwicklung <strong>de</strong>r Ballfertigkeiten<br />

• Die Entwicklung <strong>de</strong>r koordinativen<br />

Fähigkeiten<br />

• „Das Spielen“<br />

Gefestigt und stabilisiert wer<strong>de</strong>n diese<br />

3 Grundpfeiler zu Beginn einer <strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong><br />

immer wie<strong>de</strong>r durch neue, interessante<br />

und knifflige Ballübungen –<br />

auch in Verbindung mit kognitiven Aufgabenstellungen<br />

– mit einem o<strong>de</strong>r<br />

mehreren Bällen. Diese Übungen aus<br />

<strong>de</strong>n Bereichen „Ballkoordination“ und<br />

„Life Kinetik®“ motivieren die Kin<strong>de</strong>r<br />

sehr und wer<strong>de</strong>n überwiegend einzeln<br />

o<strong>de</strong>r mit einem Partner durchgeführt.<br />

Die wichtigsten Ziele sind jedoch zum<br />

einen, <strong>de</strong>n Spaß an <strong>de</strong>r Bewegung und<br />

die Freu<strong>de</strong> im Umgang mit verschie<strong>de</strong>nen<br />

Bällen zu vermitteln und zum an<strong>de</strong>ren<br />

erfahren alle – begabte o<strong>de</strong>r weniger<br />

begabte Kin<strong>de</strong>r – die soziale Einbindung<br />

in Gruppen o<strong>de</strong>r Mannschaften.<br />

Das Bewältigen von Enttäuschungen<br />

und Misserfolgen sowie die Freu<strong>de</strong><br />

an beson<strong>de</strong>ren Leistungen und<br />

Mannschaftserfolgen stärken die Kin<strong>de</strong>r<br />

als Menschen und helfen, sie zu<br />

stabilen Persönlichkeiten zu entwickeln.<br />

Aus <strong>de</strong>n Erfahrungen <strong>de</strong>s ersten Jahres<br />

heraus wur<strong>de</strong>n die durchgeführten<br />

Inhalte gesammelt, bewährte Übungen<br />

und Spieli<strong>de</strong>en ausprobiert und weiterentwickelt.<br />

Auch die Frage, welche<br />

Übungen o<strong>de</strong>r welches Spiel für welche<br />

Klassenstufe geeignet sind, wur<strong>de</strong><br />

thematisiert. Daraus entstand das<br />

Buch „Kleine Ballspiel-Schule für<br />

Grundschulkin<strong>de</strong>r“, erschienen im Limpert-Verlag,<br />

das durch die bereits erwähnte<br />

DvD ergänzt wird.<br />

Inhalte (Übungsbeispiele sind in <strong>de</strong>m<br />

Buch enthalten)<br />

• Schulung <strong>de</strong>r Ballfertigkeiten und<br />

<strong>de</strong>r koordinativen Fähigkeiten durch<br />

Einzel- o<strong>de</strong>r Partnerübungen<br />

Bei <strong>de</strong>n Einzelübungen mit einem Ball<br />

liegen die Schwerpunkte zunächst auf<br />

<strong>de</strong>r Verbesserung <strong>de</strong>r Ballfertigkeiten.<br />

Übungen zum Prellen, Rollen, <strong>de</strong>n Ball<br />

am Fuß führen, Werfen und Fangen,<br />

Jonglieren und Balancieren wer<strong>de</strong>n<br />

sehr variantenreich trainiert und mit<br />

kniffligen Aufgabenstellungen angeboten.<br />

Beson<strong>de</strong>rs für Kin<strong>de</strong>r in Klasse 1<br />

und 2 sind diese Ballübungen grundlegend,<br />

um dann später bei einfachen<br />

Spielen wie Brennball o<strong>de</strong>r Völkerball<br />

überhaupt teilnehmen zu können.<br />

Bei Partnerübungen mit zwei o<strong>de</strong>r drei<br />

Bällen wer<strong>de</strong>n die Aufgabenstellungen<br />

komplexer und stellen zum Teil hohe<br />

Anfor<strong>de</strong>rungen an die Grundschulkin<strong>de</strong>r.<br />

Viele dieser Übungen sind – gute<br />

Grundlagen bei <strong>de</strong>n Ballfertigkeiten<br />

vorausgesetzt – erst im 4. Schuljahr zu<br />

bewältigen. Koordinative Schwerpunkte<br />

wie blitzartiges Reaktionsver-<br />

aus <strong>de</strong>n schulen<br />

Inhaltliche Ziele<br />

Da die Kin<strong>de</strong>r aufgrund <strong>de</strong>r verän<strong>de</strong>rten<br />

Lebenssituation immer mehr<br />

Defizite im Bereich Koordination und<br />

im Umgang mit <strong>de</strong>m Ball aufweisen,<br />

wur<strong>de</strong>n Übungen im Bereich Ballkoordination<br />

sowie Spieli<strong>de</strong>en zur Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r Ballspielfähigkeit als inhaltliche<br />

Schwerpunkte ausgewählt.<br />

Entschei<strong>de</strong>nd sollte sein, dass die Kin<strong>de</strong>r<br />

wie<strong>de</strong>r spielen lernen sowie übergreifen<strong>de</strong><br />

Ballfähigkeiten und Ballfertigkeiten<br />

entwickeln und nicht frühzeitig<br />

in einem <strong>de</strong>r großen Spiele spezialisiert<br />

wer<strong>de</strong>n. Sie sollen in Spielen Er-<br />

2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 21


aus <strong>de</strong>n schulen<br />

mögen, eine gute Orientierung o<strong>de</strong>r<br />

die Fähigkeit, Aufgaben rhythmisch zu<br />

absolvieren, gewinnen an Be<strong>de</strong>utung<br />

und wer<strong>de</strong>n dabei automatisch mit verbessert.<br />

Interessant wird es, wenn bei <strong>de</strong>n angebotenen<br />

Übungen noch kognitive<br />

Aufgabenstellungen zu lösen sind. Dadurch<br />

gelingt es, <strong>Sport</strong> mit <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

Kopffächern in <strong>de</strong>r Schule (Rechnen,<br />

Rechtschreiben, Lesen usw.) zu<br />

verknüpfen. Untersuchungen belegen,<br />

dass sich bei Kin<strong>de</strong>rn durch ein regelmäßiges<br />

Training von koordinativen Bewegungsaufgaben<br />

in Verbindung mit<br />

kognitiven Aufgabenstellungen die<br />

schulischen Leistungen schon nach<br />

wenigen Wochen <strong>de</strong>utlich verbessern.<br />

Spieli<strong>de</strong>en zur Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

Ballfertigkeiten<br />

Die notwendigen Fertigkeiten wie<br />

Werfen, Fangen, Passen, Prellen o<strong>de</strong>r<br />

Schlagen müssen wie<strong>de</strong>r neu entwickelt<br />

wer<strong>de</strong>n, da diese grundlegen<strong>de</strong><br />

Voraussetzungen für die großen <strong>Sport</strong>spiele<br />

darstellen. Koordinative Fähigkeiten<br />

wie die Differenzierungsfähigkeit<br />

und die Orientierungsfähigkeit<br />

wer<strong>de</strong>n automatisch mit verbessert.<br />

Das Ballgefühl, eine gute Übersicht<br />

und schnelle Reaktionen sind ebenso<br />

wichtig, um im Spiel erfolgreich sein zu<br />

können. Der Spaß am Spielen sollte dabei<br />

immer Priorität haben.<br />

Spieli<strong>de</strong>en zur Verbesserung <strong>de</strong>r<br />

koordinativen Fähigkeiten<br />

Die große Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r koordinativen<br />

Fähigkeiten für die Entwicklung<br />

<strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen ist heute<br />

unbestritten. Dies gilt nicht nur für <strong>de</strong>n<br />

sportlichen Bereich, son<strong>de</strong>rn ebenso<br />

für die kognitive Entwicklung – dies belegen<br />

viele Untersuchungen <strong>de</strong>r neueren<br />

Zeit.<br />

Bei Ballsportlern zeigen sich die Vorteile<br />

darin, dass diese<br />

• die Bewegungsabläufe je<strong>de</strong>rzeit steuern<br />

und kontrollieren<br />

• ihr <strong>Sport</strong>gerät in <strong>de</strong>n gesamten Technikablauf<br />

mit einbeziehen<br />

• in unvermutet eintreten<strong>de</strong>n Situationen<br />

schnell und zielgerichtet reagieren<br />

• <strong>de</strong>n Rhythmus spielend wechseln<br />

und Bewegungen auch rhythmisch<br />

akzentuiert setzen<br />

• neue Technikvarianten mit Leichtigkeit<br />

erwerben, anwen<strong>de</strong>n und gestalten<br />

• sich schnell umstellen und umlernen<br />

• verschie<strong>de</strong>ne Technikformen situationsangepasst<br />

kombinieren und variieren<br />

• sich ästhetischer und elegant-ökonomischer<br />

bewegen<br />

• bereits beherrschte Bewegungsabläufe<br />

mühelos vervollkommnen<br />

Spieli<strong>de</strong>en mit taktischen Schwerpunkten<br />

Sind die Ballfertigkeiten und die koordinativen<br />

Fähigkeiten entsprechend entwickelt,<br />

wer<strong>de</strong>n einfache Spieli<strong>de</strong>en<br />

durchgeführt, die im weiteren Verlauf<br />

vom taktischen Anspruch her immer<br />

komplexer wer<strong>de</strong>n. Die Kin<strong>de</strong>r wer<strong>de</strong>n<br />

dadurch zunehmend spielfähiger und<br />

sie lernen immer mehr, auch schwierige<br />

Spielsituationen erfolgreich zu lösen.<br />

Die Schwerpunkte liegen jetzt sowohl<br />

auf <strong>de</strong>m individual- und gruppentaktischen<br />

Abwehrverhalten als auch auf<br />

<strong>de</strong>m Zusammenwirken <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Einzelspieler bzw. <strong>de</strong>r einzelnen Mannschaftsteile.<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n<br />

Spielen in größeren Gruppen ist die Anzahl<br />

<strong>de</strong>r individuellen Ballkontakte wesentlich<br />

höher. Die Motivation wird dadurch<br />

erhöht, dass ohne weitere Zusatzregeln<br />

gespielt wird und <strong>de</strong>r<br />

Schwerpunkt darauf liegt, Tore zu erzielen<br />

o<strong>de</strong>r zu verhin<strong>de</strong>rn. Dabei wird<br />

mit echtem, spielnahen Wettkampfcharakter<br />

geübt. Technisch-taktische<br />

Inhalte sowie verschie<strong>de</strong>ne konditionelle<br />

Faktoren wer<strong>de</strong>n automatisch mit<br />

geschult.<br />

Überzahlspiele (Joker, neutrale Spieler)<br />

sowie Spiele mit mehreren Bällen und<br />

vielen Toren vereinfachen das Angriffsspiel<br />

und erhöhen die Chancen auf einen<br />

Torerfolg. Ab Klasse 4 wer<strong>de</strong>n die<br />

Grundlagen <strong>de</strong>s Zusammenspiels und<br />

die unterschiedlichen Verhaltensweisen<br />

zwischen eigenem und gegnerischem<br />

Ballbesitz gezielt trainiert und<br />

verbessert. Komplexere Spieli<strong>de</strong>en mit<br />

Son<strong>de</strong>rregeln för<strong>de</strong>rn dies.<br />

„Ergebnisse“ und Meinungen<br />

„Wenn Kin<strong>de</strong>r täglich eine Stun<strong>de</strong><br />

<strong>Sport</strong> haben, können sie sich einfach<br />

besser konzentrieren und sind freier im<br />

Kopf“. Diese Aussage <strong>de</strong>r Schulleiterin<br />

betont die Wertigkeit und <strong>de</strong>n Stellenwert<br />

<strong>de</strong>s für sie unverzichtbaren <strong>Sport</strong>unterrichts.<br />

Es erhöhe zu<strong>de</strong>m die I<strong>de</strong>ntifikation<br />

mit <strong>de</strong>r Schule: „Die Kin<strong>de</strong>r<br />

kommen gern und sind je<strong>de</strong>n Tag hoch<br />

motiviert.“ Wichtig sei ihr zu<strong>de</strong>m, dass<br />

die Kin<strong>de</strong>r durch die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Ballsportarten Teamfähigkeit und soziale<br />

Kompetenz vermittelt bekommen.<br />

In einem Evaluations-Fragebogen<br />

konnten sich alle an <strong>de</strong>r Schule unterrichten<strong>de</strong>n<br />

KollegInnen am En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s<br />

Schuljahres 2011/12 zu <strong>de</strong>m Projekt<br />

<strong>de</strong>r täglichen <strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong> äußern. Die<br />

weitaus überwiegen<strong>de</strong> Mehrzahl<br />

setzte ihr Kreuz bei <strong>de</strong>n 15 Fragen in<br />

<strong>de</strong>n Rubriken „ja, in hohem Maße“<br />

bzw „ja, stimme ich zu“ und zeigte damit,<br />

dass sie von <strong>de</strong>r positiven Wirkung<br />

überzeugt sind und hinter <strong>de</strong>r Sache<br />

stehen.<br />

Außenstehen<strong>de</strong> (Praktikantinnen und<br />

eine Krankheitsstellvertretung) beobachteten<br />

ein <strong>de</strong>utlich positives soziales<br />

Klima mit hoher Lernbereitschaft:<br />

„Ich empfand die Kin<strong>de</strong>r als beson<strong>de</strong>rs<br />

ausgeglichen und ruhig. Ich selbst habe<br />

selten Kin<strong>de</strong>r gesehen, die sich so<br />

lange auf eine Sache konzentrieren<br />

können. Die Kin<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r ersten Klasse,<br />

<strong>de</strong>r ich zugeteilt war, sind extrem leistungsfähig<br />

und angenehm zu unterrichten.“<br />

(eine Praktikantin).<br />

„Die größten Fortschritte sieht man<br />

bei <strong>de</strong>n weniger talentierten, eher<br />

ängstlichen und bewegungsscheuen<br />

Kin<strong>de</strong>rn. Das freut einen als Lehrer<br />

ganz beson<strong>de</strong>rs!“ So kann Projektleiter<br />

Stephan auf ausschließlich positive<br />

Rückmeldungen von Kin<strong>de</strong>rn, Eltern<br />

und KollegInnen verweisen. Bleibt zu<br />

hoffen, dass Schulleitung und <strong>Sport</strong>fachkräfte<br />

das Projekt noch recht lange<br />

fortentwickeln.<br />

Fragen? Je<strong>de</strong>rzeit an<br />

uli.ehrmann@gmx.<strong>de</strong><br />

DVD über obige Mail-Adresse erhältlich<br />

Buch „Kleine Ballspielschule für Grundschulkin<strong>de</strong>r“,<br />

von Manfred Stephan,<br />

erschienen im Limpert Verlag<br />

22 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012


Projekt „Soziales Engagement“<br />

Entwicklung eines sozialen Profils bei Schülern mit<br />

Hilfe <strong>de</strong>r positiven Effekte <strong>de</strong>s <strong>Sport</strong>s<br />

Ausgezeichnet mit <strong>de</strong>m „Großen Stern in Bronze 2012“ von <strong>de</strong>n Volksbanken-Raiffeisenbanken<br />

Stefan Ermentraut, TSG Niefern<br />

Vorwort<br />

Die TSG 1884 Niefern e.V. hat das<br />

nachfolgend beschriebene Projekt<br />

„Soziales Engagement“, das in <strong>de</strong>r Kirnbach-Realschule<br />

Niefern seit knapp 10<br />

Jahren fester Bestandteil <strong>de</strong>s Lehrplans<br />

in <strong>de</strong>n siebten Klassen ist, in <strong>de</strong>n<br />

letzten 3 Jahren um einige Komponenten<br />

erweitert und in Abstimmung mit<br />

<strong>de</strong>r Schulleitung zu einem nachhaltigen<br />

Gesamtprojekt entwickelt. Dem Verein<br />

liegt dabei eine aktive und nachhaltig<br />

wirken<strong>de</strong> Zusammenarbeit zwischen,<br />

Schule, Verein und weiteren Partnern<br />

sehr am Herzen. Das beschriebene<br />

Projekt war in vorbildlicher Weise und<br />

zum gegenseitigen Nutzen aller überaus<br />

zielgerichtet und erfolgreich. Die<br />

oft gefor<strong>de</strong>rte Zusammenarbeit <strong>de</strong>r<br />

einzelnen Institutionen zum Wohl <strong>de</strong>r<br />

Schüler/Kin<strong>de</strong>r wur<strong>de</strong> hier bestmöglich<br />

umgesetzt. Hervorzuheben ist die Unterstützung<br />

<strong>de</strong>r übergeordneten Institutionen<br />

<strong>Sport</strong>kreis Pforzheim-Enzkreis<br />

und Behin<strong>de</strong>rten-<strong>Sport</strong>verband<br />

Ba<strong>de</strong>n sowie <strong>de</strong>r innovative Charakter<br />

<strong>de</strong>s Projekts selbst.<br />

Beschreibung <strong>de</strong>s Projekts<br />

Die Realschule Niefern hat für ihre siebten<br />

Klassen in <strong>de</strong>n letzten Jahren „Soziales<br />

Engagement“ als geför<strong>de</strong>rtes Projekt<br />

fest im Jahresplan verankert: Ziel<br />

<strong>de</strong>s Projekts ist es, die Schüler in dieser<br />

Altersstufe für soziale Themen zu sensibilisieren<br />

und durch eigene praktische<br />

Erfahrungen ihre Empathie zu för<strong>de</strong>rn,<br />

sowie ihre Erlebniswelt und ihren Horizont<br />

zu erweitern. Inhaltlich ist das Projekt<br />

bei <strong>de</strong>r Schule in zwei Teile geglie<strong>de</strong>rt:<br />

Teil 1<br />

Die Schüler erhalten in 4 über das gesamte<br />

Schuljahr verteilten Blockwochen<br />

die inhaltlichen Grundlagen und<br />

Einblicke zum Themenbereich Sozialkompetenz.<br />

Realisiert wird dies durch<br />

Unterricht, Workshops, Projektarbeit<br />

sowie praktische Erfahrungen, die in<br />

<strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>halle mit <strong>de</strong>n Themen „Teambildung“<br />

und „Vertrauen“ erlebt und<br />

erworben wer<strong>de</strong>n.<br />

Teil 2<br />

Alle Schüler müssen im Laufe <strong>de</strong>s<br />

Schuljahres 15 Stun<strong>de</strong>n gemeinnützige<br />

„Arbeit“ in min<strong>de</strong>stens 3 verschie<strong>de</strong>nen<br />

Institutionen ableisten, um die<br />

erworbenen Kenntnisse und Einblicke<br />

auch in <strong>de</strong>r Praxis erfahren zu können.<br />

Hierzu zählt dann unter an<strong>de</strong>rem die<br />

Arbeit in Kin<strong>de</strong>rgärten, Vereinen, Altenheimen<br />

o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Diakonie.<br />

Das Konzept wur<strong>de</strong> unter Projektleiterin<br />

Dorothea Knop vor 10 Jahren an <strong>de</strong>r<br />

Realschule Niefern entwickelt und fand<br />

bei verschie<strong>de</strong>nen Veranstaltungen<br />

Anerkennung. Durch <strong>de</strong>n guten Kontakt<br />

<strong>de</strong>r TSG Niefern zur Schule gelang<br />

es, dieses Projekt um weitere kreative<br />

I<strong>de</strong>en und Bausteine zu ergänzen und<br />

es so für die Schüler und alle Beteiligten<br />

noch interessanter und umfassen<strong>de</strong>r<br />

zu machen und qualitativ aufzuwerten.<br />

In mehreren Besprechungen wur<strong>de</strong><br />

die positive Wirkung sportlicher bzw.<br />

sportverbun<strong>de</strong>ner Erfahrungen für Kin<strong>de</strong>r<br />

und Heranwachsen<strong>de</strong> herausgearbeitet.<br />

Die Gestaltung <strong>de</strong>r sportlichen<br />

Inhalte <strong>de</strong>r Blockwochen wur<strong>de</strong> daraufhin<br />

<strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong> Tobias Müller vom<br />

<strong>Sport</strong>kreis Pforzheim-Enzkreis übertragen.<br />

Der <strong>Sport</strong> ist dabei eher Mittel<br />

zum Zweck, gelingt es mit <strong>de</strong>m <strong>Sport</strong><br />

eben genau jene Werte zu vermitteln,<br />

die insgesamt gesehen unter <strong>de</strong>n Themenbereich<br />

„Sozialkompetenz“ fallen.<br />

In <strong>de</strong>n Praxis-Einheiten wer<strong>de</strong>n ganz<br />

gezielt vertrauensbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Maßnahmen<br />

in spielerischer Form umgesetzt.<br />

Doch auch Erlebnispädagogik hat einen<br />

festen Platz in diesen Praxisstun<strong>de</strong>n.<br />

Diese verstärkte Praxisorientierung<br />

<strong>de</strong>r Blockwochen hat zur Intensivierung<br />

<strong>de</strong>s Lernprozesses bei <strong>de</strong>n<br />

Schülern beigetragen, da eigene körperliche<br />

Erfahrungen viel beeindrucken<strong>de</strong>r<br />

sind und besser haften bleiben<br />

als <strong>Info</strong>rmationen, die theoretisch<br />

übermittelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Die Schulleitung genehmigte, dass je<strong>de</strong>r<br />

Schüler min<strong>de</strong>stens 5 seiner Praxisstun<strong>de</strong>n<br />

bei <strong>de</strong>r TSG Niefern absolviert.<br />

Hier wer<strong>de</strong>n die Schüler ganz gezielt<br />

bei <strong>de</strong>n Kleinkin<strong>de</strong>rgruppen am<br />

Nachmittag eingesetzt. Sie helfen z.B.<br />

beim Auf- und Abbau einer Bewegungslandschaft<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>geräte,<br />

betreuen aber auch während <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong>n<br />

intensiv die Kin<strong>de</strong>r, müssen die<br />

Kleinen dabei mal bremsen, motivieren<br />

o<strong>de</strong>r auch trösten. Verantwortlich für<br />

diese Bewegungsstun<strong>de</strong>n, die alle von<br />

Vorschülern besucht wer<strong>de</strong>n, ist ein<br />

FSJ-ler, <strong>de</strong>r die Schüler anleitet, sie in<br />

ihre Aufgabenfel<strong>de</strong>r einweist und ihnen<br />

auch ein kurzes Feedback nach<br />

<strong>de</strong>n Stun<strong>de</strong>n gibt.<br />

Im Jahr 2010 ist es dann durch Verbindungen<br />

zum Badischen Behin<strong>de</strong>rtenund<br />

Rehabilitations-<strong>Sport</strong>verband durch<br />

aus <strong>de</strong>n schulen<br />

2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 23


aus <strong>de</strong>n schulen<br />

<strong>de</strong>ssen Projekt „Behin<strong>de</strong>rtensport macht<br />

Schule“ gelungen, diesen zweiten Praxisblock<br />

inhaltlich <strong>de</strong>utlich aufzuwerten.<br />

Im Rahmen dieses Projekts<br />

schickt <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>verband Behin<strong>de</strong>rtensportler<br />

an Schulen, die dort ihre <strong>Sport</strong>art<br />

<strong>de</strong>n Schülern vorstellen. Die Schüler<br />

spüren live, wie es sich anfühlt und<br />

was es be<strong>de</strong>utet, mit einem Handicap<br />

zu leben, dass man <strong>de</strong>shalb kein Verlierer<br />

ist und wie man viel Lebensfreu<strong>de</strong><br />

entwickeln kann. Auf <strong>de</strong>m Programm<br />

stan<strong>de</strong>n Rollstuhl-Basketball, Rollstuhl-<br />

Rugby o<strong>de</strong>r auch Blin<strong>de</strong>nball.<br />

Projektpartner und Art <strong>de</strong>r Beteiligung<br />

Nachfolgend wer<strong>de</strong>n die am Projekt<br />

beteiligten Institutionen genannt und<br />

die Art ihrer Beteiligung erläutert.<br />

• Hauptbeteiligte ist natürlich die Kirnbachschule<br />

Niefern, die mit ihren<br />

drei 7. Klassen das Projekt „Soziales<br />

Engagement“ durchführt. Die Leitung<br />

<strong>de</strong>s Projekts liegt in <strong>de</strong>n Hän<strong>de</strong>n<br />

<strong>de</strong>r betreuen<strong>de</strong>n Lehrkraft, welche<br />

die Inhalte festlegt und gemeinsam<br />

mit <strong>de</strong>r TSG Niefern als Koordinationsstelle<br />

<strong>de</strong>n genauen Ablauf regelt<br />

und sicherstellt.<br />

• Die TSG Niefern hat die Funktion einer<br />

Koordinationsstelle. Sie führt die<br />

beteiligten Institutionen im Projekt<br />

zusammen, regelt <strong>de</strong>ren Zusammenarbeit<br />

und steuert <strong>de</strong>n gesamten<br />

Prozess.<br />

• Der <strong>Sport</strong>kreis Pforzheim-Enzkreis<br />

stellt die Umsetzung <strong>de</strong>r Praxiseinheiten<br />

sicher und gibt <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn<br />

damit wertvolle Impulse für<br />

das Gesamtprojekt.<br />

• Der Badische Behin<strong>de</strong>rten- und<br />

Rehabilitationssportverband fand<br />

mit seinem Projekt „Behin<strong>de</strong>rtensport<br />

macht Schule“ durch <strong>de</strong>n aktiven<br />

Kontakt zwischen Behin<strong>de</strong>rtensportlern<br />

und Schülern im letzten<br />

Jahr regional und überregional äußerst<br />

positive Resonanz und Beachtung.<br />

Inhaltlich passt dieses Projekt<br />

optimal zur Kompetenzorientierung in<br />

Unterricht und Erziehung an Schulen.<br />

Son<strong>de</strong>r-Event „Behin<strong>de</strong>rtensport<br />

macht Schule“<br />

Der BBS Ba<strong>de</strong>n hat im Spätsommer<br />

2010 die Initiative „Behin<strong>de</strong>rtensport<br />

macht Schule“ gestartet, um <strong>de</strong>m Thema<br />

Behin<strong>de</strong>rung o<strong>de</strong>r Handicap in<br />

<strong>de</strong>r Öffentlichkeit und vor allem in<br />

Schulen mehr Präsenz und Aufmerksamkeit<br />

zu geben. In <strong>de</strong>r praktischen<br />

Umsetzung kommt ein Behin<strong>de</strong>rtensportler<br />

aus <strong>de</strong>n Bereichen „Rollstuhl-<br />

Basketball“, „Rollstuhl-Rugby“ o<strong>de</strong>r<br />

„Blin<strong>de</strong>ntorball“ direkt an die Schule.<br />

Zum Themeneinstieg gibt es einen<br />

Theorieteil in Form eines Kurzfilms und<br />

Erklärungen zum Behin<strong>de</strong>rtensport.<br />

Danach stellt sich <strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rtensportler<br />

vor und gibt einen kurzen Abriss<br />

seines <strong>Sport</strong>- und Alltagslebens.<br />

Dann geht es in die sportliche Praxis.<br />

Es wur<strong>de</strong> pro Klasse eine Doppelstun<strong>de</strong><br />

festgelegt. Der Themenschwerpunkt<br />

war „Rollstuhl-Basketball“. Als<br />

Behin<strong>de</strong>rtensportler konnte Marco<br />

Hopp gewonnen wer<strong>de</strong>n, ein aktiver<br />

Rollstuhl-Basketballer und Trainer <strong>de</strong>r<br />

Deutschen J<strong>uni</strong>oren-Nationalmannschaft!<br />

Von <strong>de</strong>r ersten Sekun<strong>de</strong> hingen<br />

die Kin<strong>de</strong>r an seinen Lippen und waren<br />

begeistert. Als er zu Beginn aus seinem<br />

Leben erzählte, waren die Kin<strong>de</strong>r<br />

anfangs noch zurückhaltend, betroffen,<br />

schüchtern. Doch als alle im Rolli saßen<br />

und durch die Halle flitzten, war<br />

das Eis sofort gebrochen. Auch die teilnehmen<strong>de</strong>n<br />

Lehrer durften natürlich<br />

für das hautnahe Feeling in <strong>de</strong>n Rollis<br />

Platz nehmen. Nach verschie<strong>de</strong>nen<br />

Fahr- und Balanceübungen kam <strong>de</strong>r<br />

Ball ins Spiel - und zum Abschluss ein<br />

ganz ansehnliches Rolli-Basketball-<br />

Spiel zustan<strong>de</strong>.<br />

Die Kin<strong>de</strong>r empfan<strong>de</strong>n diese beson<strong>de</strong>ren<br />

Rollisporttage als ein faszinieren<strong>de</strong>s<br />

Erlebnis, das noch lange in <strong>de</strong>r<br />

Schule und in <strong>de</strong>r Klasse für Gesprächsstoff<br />

sorgte. Schüler, Lehrer und die<br />

anwesen<strong>de</strong>n Gäste aus Politik, <strong>de</strong>n<br />

Verbän<strong>de</strong>n und <strong>de</strong>m Schulträger waren<br />

sich einig, dass dieses Projekt dauerhaft<br />

etabliert wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Ein abschließen<strong>de</strong>s Pressegespräch<br />

mit Teilnehmern aus <strong>Sport</strong>, Politik und<br />

Schule zeigt regelmäßig rundum zufrie<strong>de</strong>ne<br />

Gesichter und bringt wirklich interessante<br />

Statements zutage. Die bereits<br />

gute Zusammenarbeit zwischen<br />

<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Institutionen wur<strong>de</strong><br />

durch diesen beson<strong>de</strong>ren Event<br />

nachhaltig intensiver, getragen von gegenseitigem<br />

Respekt und Anerkennung.<br />

Nutzen für die Projektpartner<br />

Nachfolgend wollen wir kurz aufführen,<br />

welchen Mehrwert die Beteiligten<br />

am Projekt „Soziales Engagement“ für<br />

sich selbst realisierten:<br />

Die Kirnbachschule Niefern konnte<br />

ihr Projekt <strong>de</strong>utlich aufwerten und kann<br />

ihren Schülern <strong>de</strong>r 7. Klassen nun ein<br />

komplettes, facettenreiches Programm<br />

mit vielen Erfahrungen bieten.<br />

Der Son<strong>de</strong>revent „Rolli-<strong>Sport</strong>“ ist eine<br />

Erfahrung, die nicht viele Lehrer mit ihren<br />

Schülern machen können. Es ist<br />

dauerhaft in Erinnerung geblieben.<br />

Durch die Tatsache, dass alle Schüler<br />

einen Teil ihrer Sozialstun<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r<br />

TSG Niefern ableisten, ist sichergestellt,<br />

dass das Projekt „Soziales Engagement“<br />

durch eine wertvolle Tätigkeit<br />

bereichert wird. Weil alle Kin<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r<br />

TSG Niefern die gleichen Aufgaben<br />

und Tätigkeiten ableisten, erhalten die<br />

Lehrer ein Feedback zu allen Schülern,<br />

was eine bessere Auswertung <strong>de</strong>s<br />

Projekts in Bezug auf die abgeleisteten<br />

Sozialstun<strong>de</strong>n ermöglicht.<br />

Die TSG Niefern konnte mit <strong>de</strong>r Initiative<br />

ihre Kontakte zur Schule <strong>de</strong>utlich<br />

intensivieren. Obwohl sie selbst nicht<br />

im Vor<strong>de</strong>rgrund agierte, hat das Projekt<br />

in <strong>de</strong>r Außenwirkung zu einem Imagegewinn<br />

<strong>de</strong>s Vereins beigetragen. Wichtiges<br />

Kriterium für die TSG: Durch die<br />

getroffene Regelung mit <strong>de</strong>r Realschule<br />

konnten 350 Helferstun<strong>de</strong>n, verteilbar<br />

auf <strong>de</strong>n Kleinkin<strong>de</strong>rbereich generiert<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

Der <strong>Sport</strong>kreis Pforzheim-Enzkreis<br />

betreibt in Pforzheim sehr erfolgreich<br />

das Projekt „<strong>Sport</strong> hilft“ mit <strong>Sport</strong>- und<br />

Betreuungsprogrammen an Schulen in<br />

Form einer Schulsportsozialarbeit. Diese<br />

Form <strong>de</strong>r Anbindung von Schulen an<br />

Vereine und vor allem auch das Son<strong>de</strong>r-Event<br />

mit <strong>de</strong>m Behin<strong>de</strong>rtensportverband<br />

sind neuartige Projekte, die<br />

eventuell an an<strong>de</strong>ren Standorten zur<br />

Bereicherung <strong>de</strong>s Schul- und <strong>Sport</strong>alltags<br />

beitragen – also Schule machen<br />

können. Eine Ausweitung <strong>de</strong>s Rolli-<br />

Events auf 4 Standorte ist im Schuljahr<br />

2012 geplant!<br />

Der Behin<strong>de</strong>rten- und Rehasportverband<br />

Ba<strong>de</strong>n hat ein riesiges Projekt<br />

auf die Beine gestellt und wird daran<br />

auch im kommen<strong>de</strong>n Jahr weiter<br />

festhalten. Zur Finanzierung und Sicherung<br />

dieses Projekts helfen gelungene<br />

Veranstaltungen wie in Niefern, die gezielten<br />

Kontakte zu politischen Entscheidungsträgern<br />

und die öffentliche<br />

Wahrnehmung.<br />

Aktueller Stand und Fortführung<br />

<strong>de</strong>s Angebots<br />

Als fester Bestandteil <strong>de</strong>r Unterrichtsinhalte<br />

<strong>de</strong>r 7. Klasse in <strong>de</strong>r Realschule<br />

Niefern wird das Projekt auch in <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>r TSG Niefern<br />

und <strong>de</strong>m <strong>Sport</strong>kreis Pforzheim-Enzkreis<br />

im Schuljahr 2012/2013 und auch<br />

zukünftig weiterlaufen. Sollten sich in<br />

24 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012


<strong>de</strong>n Vorbesprechungen und <strong>de</strong>n Nachbereitungen<br />

weitere Ergänzungs- und<br />

Optimierungspotentiale herauskristallisieren,<br />

wer<strong>de</strong>n die Verantwortlichen<br />

das Projekt entsprechend weiterentwickeln.<br />

Auch das Projekt „Behin<strong>de</strong>rtensport<br />

macht Schule“ ist ein absoluter Gewinn<br />

und wird vom BBS Ba<strong>de</strong>n im<br />

kommen<strong>de</strong>n Schuljahr noch intensiver<br />

umgesetzt. Dafür sollen die organisatorischen,<br />

finanziellen und vor allem auch<br />

personellen Weichen gestellt wer<strong>de</strong>n.<br />

Als abschließen<strong>de</strong>s Fazit wird festgestellt,<br />

dass sich mit Mut, Kreativität<br />

und zün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n I<strong>de</strong>en gemeinsam mit<br />

Partnern auch in Zeiten knapper Mittel<br />

kluge und segensreiche Projekte realisieren<br />

lassen. Diese Courage wür<strong>de</strong>n<br />

wir uns von mehr <strong>Sport</strong>vereinen und<br />

Schulen wünschen. Deshalb sind wir<br />

auch bereit, Schulen und Vereine an<br />

unseren Erfahrungen teilhaben zu lassen.<br />

Gerne stellen wir dieses Mo<strong>de</strong>ll<br />

interessierten Vereinen vor. Die Zukunft<br />

für Vereine und für Schulen liegt<br />

in <strong>de</strong>r sich gegenseitig befruchten<strong>de</strong>n<br />

Kooperation und einer von Respekt<br />

und Vertrauen geprägten Zusammenarbeit.<br />

Man ist motiviert und begeistert,<br />

holt neue Partner ins Boot und bereitet<br />

so <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n für ein sich weiterentwickeln<strong>de</strong>s<br />

Miteinan<strong>de</strong>r, für gemeinsamen<br />

Erfolg und Anerkennung.<br />

Ansprechpartner für Rückfragen<br />

Realschule Niefern – Rektor Markus<br />

Widmann, Projektleiterin Dorothea<br />

Knop – widmann@kirnbachschule.<strong>de</strong> –<br />

Tel. 07233/964212<br />

Badischer Behin<strong>de</strong>rten- und Rehabilitations-<strong>Sport</strong>verband<br />

– Geschäftsführer<br />

Michael Eisele – bbs@bbsba<strong>de</strong>n.<strong>de</strong> –<br />

Tel. 07221/396180<br />

TSG Niefern – Geschäftsführer Stefan<br />

Ermentraut – info@tsg-niefern.<strong>de</strong> – Tel.<br />

07233/4168<br />

aus <strong>de</strong>n schulen<br />

Projekt „Aktive Bewegungspause“<br />

Impuls-Bewegungseinheiten in <strong>de</strong>r Grundschule<br />

Stefan Ermentraut, TSG Niefern<br />

Erprobungsphase: 2. Schulhalbjahr2011/<br />

2012 in <strong>de</strong>r Grundschule Niefern<br />

Ausbauphase: 1. Schulhalbjahr 2012/ 2013<br />

in 4 weiteren Grundschulen in Pforzheim<br />

Langes Sitzen macht mü<strong>de</strong>, die Konzentrationsfähigkeit<br />

lässt nach und die<br />

Lernleistung wird zunehmend uneffektiver.<br />

Dies waren die Grün<strong>de</strong>, die zum<br />

Gemeinschaftsprojekt „Grundschule<br />

mit sport- und bewegungserzieherischem<br />

Schwerpunkt (GSB)“ geführt<br />

haben. Inzwischen ist dieses Grundschulprojekt<br />

nahezu flächen<strong>de</strong>ckend<br />

verbreitet. Die Kennzeichen sind die<br />

täglichen Bewegungseinheiten, die<br />

Min<strong>de</strong>stbewegungszeit pro Schulwoche<br />

und die Aktiv-Pausen im Unterricht,<br />

um die Kin<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>r zu aktivieren.<br />

Genau an diesem Punkt setzt das Projekt<br />

„Aktive Bewegungspause“ an.<br />

Die Grundschüler erhalten während<br />

<strong>de</strong>s Unterrichts zweimal wöchentlich<br />

einen Bewegungsimpuls mit koordinativen<br />

Elementen, Rhythmus-Elementen<br />

und Elementen aus <strong>de</strong>m Bereich<br />

<strong>de</strong>r LifeKinetik ® .<br />

Der Bewegungsimpuls dauert ca. 4-5<br />

Minuten und ist in 3 Teile geglie<strong>de</strong>rt<br />

• Ein Aktivierungsteil mit einem festen<br />

Programm zum Einstieg, <strong>de</strong>r die Kin<strong>de</strong>r<br />

auf die Bewegung einstimmt.<br />

• Ein Hauptteil, <strong>de</strong>r ca. 4 Wochen methodisch<br />

aufeinan<strong>de</strong>r aufbaut und<br />

immer weiter ausgebaut wird.<br />

• Ein Schlussteil mit einem festen Programm,<br />

das die Kin<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>m<br />

Bewegungsimpuls wie<strong>de</strong>r zur Ruhe<br />

kommen lässt.<br />

Wichtig ist <strong>de</strong>r Aktivierungs- und<br />

Schlussteil mit gleichen Inhalten, damit<br />

ein gleicher Beginn und ein gleiches En<strong>de</strong><br />

festgelegt sind und die Kin<strong>de</strong>r einen<br />

bekannten und vertrauten Block haben.<br />

Der Hauptteil ist in 4 Wochen-Blöcke<br />

geglie<strong>de</strong>rt. Es beginnt mit einem relativ<br />

einfachen Programm, das mit <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn<br />

eingeübt wird. Dieses Programm<br />

sollen die Kin<strong>de</strong>r dann in <strong>de</strong>n Folgetagen<br />

mit ihren Lehrern weiterüben.<br />

Beim nächsten Bewegungsimpuls wird<br />

dieser Hauptteil dann inhaltlich weiterentwickelt<br />

und <strong>de</strong>r Schwierigkeits- und<br />

Anspruchsgrad immer leicht erhöht.<br />

Somit haben die Kin<strong>de</strong>r ein Ziel auf das<br />

sie hinüben können und freuen sich natürlich,<br />

wenn sie beim nächsten Termin<br />

gelobt wer<strong>de</strong>n und dann eine neue,<br />

schwierigere Aufgabe bekommen.<br />

Organisatorisch läuft das Programm<br />

über <strong>de</strong>n <strong>Sport</strong>kreis Pforzheim-Enzkreis<br />

und die TSG Niefern, die die Programme<br />

mit Personal absichern. Über<br />

Freiwilligendienste (FSJ und BFD-Stellen<br />

bei <strong>de</strong>r TSG Niefern) steht hier engagiertes<br />

und zuverlässiges Personal<br />

bereit, das die Programme in <strong>de</strong>n Schulen<br />

umsetzt. Dazu laufen die Freiwilligen<br />

die Grundschulklassen nach einem<br />

festgelegten Plan ab und besuchen alle<br />

7-8 Minuten eine neue Klasse. Somit<br />

weiß <strong>de</strong>r Lehrer immer genau, wann<br />

<strong>de</strong>r Bewegungsblock stattfin<strong>de</strong>t und<br />

kann sich in seiner Stun<strong>de</strong>ngestaltung<br />

darauf einstellen.<br />

Die Erfahrungen mit <strong>de</strong>n Schülern und<br />

<strong>de</strong>n Lehrerkollegien sind sehr gut – wir<br />

sind sicher, dass das Programm nach<br />

<strong>de</strong>r festgelegten Schnupperphase in<br />

ein Regelprojekt übergehen wird und<br />

dass sich noch weitere Schulen <strong>de</strong>m<br />

Programm anschließen wer<strong>de</strong>n.<br />

Weitere <strong>Info</strong>rmationen bei<br />

TSG Niefern – Geschäftsführer Stefan Ermentraut<br />

- info@tsg-niefern.<strong>de</strong> – Tel. 07233/4168<br />

<strong>Sport</strong>kreis Pforzheim-Enzkreis – <strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong><br />

Tobias Müller – t.mueller@sportkreis-pforzheim.<strong>de</strong><br />

– Tel. 07231/33500<br />

2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 25


aus <strong>de</strong>n schulen<br />

Halbmarathon? Yes we can!<br />

35 Schüler <strong>de</strong>s Justus-Knecht-Gymnasiums nehmen am Ba<strong>de</strong>n Marathon teil<br />

Maren Betz, Schülerin <strong>de</strong>s Justus-Knecht-Gymnasiums Bruchsal<br />

Wer läuft schon freiwillig einen Halbmarathon?<br />

Diese Frage stellten wir uns wohl alle,<br />

als wir im vergangen Halbjahr die Lehrplaneinheit<br />

Ausdauer behan<strong>de</strong>lten. Zu<br />

diesem Zeitpunkt konnten es sich die<br />

wenigsten vorstellen, 21,0975 Kilometer<br />

zu absolvieren. Parallel zur Theorie<br />

näherten wir uns diesem Ziel durch die<br />

Praxiseinheit Leichtathletik an. In <strong>de</strong>n<br />

folgen<strong>de</strong>n Monaten investierte unser<br />

Neigungsfach <strong>Sport</strong>, gelockt und angespornt<br />

durch einen Bonus, viel Schweiß<br />

und Zeit für ein angemessenes Lauftraining.<br />

Viele Schüler <strong>de</strong>s Parallelkurses<br />

schlossen sich unserem Vorhaben<br />

an. Unser <strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong>, Herr Krätz,<br />

war auch einer <strong>de</strong>r 10.000 Teilnehmer<br />

<strong>de</strong>s (Halb-)Marathons.<br />

Am 18. September 2011 war <strong>de</strong>r Tag<br />

gekommen. Die Stimmung war mitreißend.<br />

Zuschauer, die mit uns Läufern<br />

an <strong>de</strong>n Start gingen, hätten sich am<br />

liebsten ihre Schuhe von <strong>de</strong>n Füßen<br />

gerissen, rein in die Laufschuhe und<br />

sich uns „Halbmarathonis“ angeschlossen.<br />

Um 9:00 Uhr ging es mit<br />

gemischten Gefühlen los. Eltern, Geschwister<br />

und Freun<strong>de</strong>, die mitgereist<br />

waren, stan<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Strecke, um von<br />

dort aus uns Läufer fleißig anzufeuern.<br />

Am Anfang wur<strong>de</strong> man mit Pompons<br />

begrüßt und in <strong>de</strong>r ersten Unterführung<br />

ließ ein Akkor<strong>de</strong>onspieler die<br />

Schritte <strong>de</strong>r Läufer durch einige Takte<br />

leichter über <strong>de</strong>n Asphalt fliegen. Unterstützt<br />

wur<strong>de</strong> man zusätzlich von<br />

Passanten, die uns mit motivieren<strong>de</strong>n<br />

Plakaten zur Seite stan<strong>de</strong>n. Für sie war<br />

es ein Leichtes, die Läufer namentlich<br />

anzufeuern, da <strong>de</strong>r Vorname auf je<strong>de</strong>r<br />

Startnummer <strong>de</strong>utlich zu lesen war.<br />

Es war eine unbeschreibliche Stimmung.<br />

Neben <strong>de</strong>n Anfeuern<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n<br />

wir an einigen Straßenrän<strong>de</strong>rn von<br />

verschie<strong>de</strong>nen Tanzgruppen und einigen<br />

Lifebands empfangen. Es glich<br />

einem Karneval <strong>de</strong>r Kulturen, <strong>de</strong>nn alles<br />

war vertreten: von jung bis alt, von<br />

Chinesischer Tanzkunst über Bauchtanz<br />

und Spanischen Tanzeinlagen bis<br />

hin zu traditionellen Tänzen.<br />

Das Wetter konnte meiner Meinung<br />

nach nicht besser sein. Es war angenehm<br />

kühl und <strong>de</strong>r Regen blieb für die<br />

Zeit <strong>de</strong>s Laufes aus. Kurz vor <strong>de</strong>m Start<br />

und einige Minuten nach <strong>de</strong>m Zieleinlauf<br />

regnete es ein wenig. Wenn das<br />

kein perfektes Timing war.<br />

Für mich persönlich, und ich <strong>de</strong>nke ich<br />

spreche auch für alle an<strong>de</strong>ren Mitläufer,<br />

war es eine unbeschreibliche Erfahrung.<br />

Schön war auch, dass wir als<br />

Einheit zu fünft die meisten Kilometer<br />

hinter uns gebracht haben. Natürlich<br />

waren wir nicht die einzige Gruppe,<br />

vielmehr schlossen sich fast alle Läufer<br />

unserer Schule zu kleinen Gruppen zusammen,<br />

damit wir uns untereinan<strong>de</strong>r<br />

noch einmal motivieren konnten. Außer<strong>de</strong>m<br />

erfreuten wir uns an <strong>de</strong>m Zusammenhalt<br />

<strong>de</strong>r Läufer, welche während<br />

<strong>de</strong>s Laufs immer wie<strong>de</strong>r aufmuntern<strong>de</strong><br />

Worte parat hatten.<br />

Ab Kilometer 16 hieß es für uns alle<br />

noch einmal die Zähne zusammenbeißen.<br />

Ab da plagten uns neben <strong>de</strong>n mü<strong>de</strong>n<br />

Knochen auch noch schmerzen<strong>de</strong><br />

Gelenke. Obwohl die letzten fünf Kilometer<br />

plötzlich als Kleinigkeit erschienen,<br />

sehnten wir die Kilometerschil<strong>de</strong>r<br />

mit <strong>de</strong>n Tiermotiven immer mehr herbei.<br />

Doch so kurz vorm Ziel aufgeben,<br />

kam auf keinen Fall in Frage. Bis zum<br />

Schluss stan<strong>de</strong>n wir, eine Mitstreiterin<br />

aus meinem Kurs und ich, uns bei und<br />

liefen nach einem kleinen Schlusssprint<br />

Hand in Hand über die Ziellinie.<br />

Am Montagmorgen, konnten Lehrer<br />

und Schüler am Laufstil <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>ler<br />

unschwer erkennen, wer alles teilgenommen<br />

hat. Geplagt von Muskelkater<br />

haben wir uns die Treppen und Gänge<br />

rauf und runter gequält, um zu unseren<br />

Kursen zu kommen. Aber trotz<strong>de</strong>m<br />

können wir nun überall voller Stolz erzählen<br />

„Wir haben einen Halbmarathon<br />

geschafft“ getreu <strong>de</strong>m Motto<br />

„Yes we can“!<br />

Jetzt können wir die am Anfang gestellte<br />

Frage unschwer beantworten.<br />

Wir gehören zu <strong>de</strong>n Verrückten, die<br />

dieses einmalige Gefühl auf je<strong>de</strong>n Fall<br />

noch einmal erleben wollen.<br />

26 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012


Schulsport bringt’s wirklich!<br />

Eine Lanze für <strong>de</strong>n Schulsport<br />

Heinz Frommel, DSLV Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

dslv<br />

Vorbemerkung<br />

Im Herbst 2011 stellte <strong>de</strong>r Deutsche<br />

<strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong>verband in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />

(DSLV BW) eine Argumentationshilfe<br />

für <strong>de</strong>n Schulsport vor. Diese<br />

Handreichung war insbeson<strong>de</strong>re zur<br />

Unterstützung für <strong>Sport</strong>kolleginnen<br />

und -kollegen gedacht bei ihren Bemühungen,<br />

die überaus große Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Schulsports im Fächerkanon <strong>de</strong>r<br />

Schulen zu thematisieren und zu begrün<strong>de</strong>n.<br />

Mit nachfolgen<strong>de</strong>n Ausführungen soll<br />

in einer Zeit drastischer Schulreformen<br />

– Stichworte: Ganztagesschule, Gemeinschaftsschule,<br />

Rückgang <strong>de</strong>r<br />

Schülerzahlen – und im Hinblick auf die<br />

anstehen<strong>de</strong> Erstellung neuer Bildungspläne<br />

allen an <strong>de</strong>r Bildung und Erziehung<br />

von Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />

Beteiligten eine umfangreichere Diskussionsgrundlage<br />

angeboten wer<strong>de</strong>n,<br />

um bei <strong>de</strong>r Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit<br />

diesen neuen Aufgaben und ihrer Bewältigung<br />

argumentativ gewappnet zu<br />

sein und – bildlich gesprochen – eine<br />

Lanze für <strong>de</strong>n guten Schulsport zu brechen.<br />

Letztendlich kann die Qualitätsentwicklung<br />

an <strong>de</strong>n Schulen nicht<br />

mehr ohne eine intensive Auseinan<strong>de</strong>rsetzung<br />

mit <strong>de</strong>m Schulsport stattfin<strong>de</strong>n.<br />

Der <strong>Sport</strong>unterricht als einziges Bewegungsfach<br />

im Fächerkanon <strong>de</strong>r Schulen<br />

wird mit <strong>de</strong>r Ausbreitung von Ganztages-<br />

und Gemeinschaftsschulen weiter<br />

an Be<strong>de</strong>utung gewinnen (müssen).<br />

Im Sinne <strong>de</strong>r Rhythmisierung <strong>de</strong>s Unterrichts<br />

muss die tägliche <strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong><br />

schnellstmöglich Eingang in <strong>de</strong>n<br />

Schulalltag fin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>nn dieses Fach<br />

för<strong>de</strong>rt gera<strong>de</strong>zu i<strong>de</strong>altypisch die ganzheitliche<br />

Bildung und Erziehung mit<br />

„Kopf und Seele, Herz und Hand“.<br />

<strong>Sport</strong> verkörpert damit als Schulfach<br />

eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Schlüsselrolle.<br />

<strong>Sport</strong> in <strong>de</strong>r Schule ist lebenswichtig –<br />

und nicht von ungefähr steht <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>unterricht<br />

in <strong>de</strong>r Beliebtheitsskala <strong>de</strong>r<br />

Schulfächer bei Schülerinnen und<br />

Schülern ganz oben.<br />

Zahlreiche aktuelle Veröffentlichungen,<br />

auf die in diesem Papier an <strong>de</strong>n jeweils<br />

relevanten Passagen hingewiesen<br />

wird, beleuchten die einzigartigen<br />

Möglichkeiten, die <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>unterricht<br />

für die Entwicklung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen<br />

bietet.<br />

Schulsport und Gesundheit<br />

Das wohl am häufigsten und zumeist<br />

als erstes genannte Argument für die<br />

Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s (Schul-)<strong>Sport</strong>s ist die<br />

För<strong>de</strong>rung und Erhaltung <strong>de</strong>r Gesundheit.<br />

Dies erscheint auf <strong>de</strong>n ersten<br />

Blick durchaus logisch. Allerdings wird<br />

diese Behauptung immer wie<strong>de</strong>r dadurch<br />

relativiert, dass mit <strong>de</strong>m alltäglich<br />

praktizierten Schulsport nur geringe<br />

trainings- und in <strong>de</strong>r Folge auch<br />

gesundheitswirksame Effekte erreicht<br />

wer<strong>de</strong>n können. Ein zwei- o<strong>de</strong>r dreistündiger<br />

<strong>Sport</strong>unterricht pro Woche,<br />

unterbrochen durch häufigen Unterrichtsausfall,<br />

lässt nur minimale Effekte<br />

zu – wenn überhaupt. Aus Sicht<br />

<strong>de</strong>r Wissenschaft brauchen Kin<strong>de</strong>r in<br />

<strong>de</strong>r Primarstufe die tägliche, qualitativ<br />

anspruchsvolle Bewegungszeit und in<br />

<strong>de</strong>n weiterführen<strong>de</strong>n Schulen min<strong>de</strong>stens<br />

drei <strong>Sport</strong>stun<strong>de</strong>n pro Woche.<br />

Eine Tatsache muss auch <strong>de</strong>r von seinem<br />

Fach überzeugteste <strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong><br />

neidlos anerkennen: Gegen die zunehmen<strong>de</strong><br />

Adipositas unter <strong>de</strong>r heranwachsen<strong>de</strong>n<br />

Generation hat auch <strong>de</strong>r<br />

Schulsport keine wirkliche Chance.<br />

Selbst gesundheitspolitische Maßnahmen<br />

gegen diesen Trend sind zum<br />

Scheitern verdammt, es sei <strong>de</strong>nn, dass<br />

durch die intensive Zusammenarbeit<br />

von Ärzten und <strong>de</strong>n betroffenen Familien<br />

langfristig eine Abhilfe geschaffen<br />

wird. Dazu kann <strong>de</strong>r Schulsport zweifelsohne<br />

als flankieren<strong>de</strong> Maßnahme<br />

eingesetzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Abschließend sei noch <strong>de</strong>r ganz aktuelle<br />

Tipp erlaubt: „Weniger fernsehen!<br />

Die Reduktion <strong>de</strong>r Fernsehzeit führt zu<br />

einem ähnlichen Gewichtsverlust wie<br />

eine strenge Diät.“ 1<br />

Ein weiteres stichhaltiges Argument<br />

für regelmäßigen, zielorientierten Spor t-<br />

unterricht in <strong>de</strong>r Grundschule ist die Erkenntnis,<br />

dass die Altersspanne von 6 –<br />

12 Jahren als „gol<strong>de</strong>nes Zeitalter für eine<br />

Koordinationsschulung“ 2 anzusehen<br />

ist; alle späteren diesbezüglichen<br />

Maßnahmen verlieren <strong>de</strong>utlich an Effizienz.<br />

Wie sehen die beteiligten Heranwachsen<strong>de</strong>n<br />

selbst diesen Sachverhalt? Das<br />

Thema „Gesundheit“ interessiert<br />

Schüler und Jugendliche eher marginal,<br />

wenn überhaupt. Für sie ist „Gesundheit“<br />

kein wesentliches Motiv<br />

<strong>Sport</strong> zu treiben. Sie sind nach ihrer<br />

Selbsteinschätzung einfach gesund.<br />

Ergo gilt es über <strong>de</strong>n viel attraktiveren<br />

Begriff <strong>de</strong>r körperlich-geistigen Fitness<br />

an die jungen Menschen heranzukommen<br />

und sie auf diese Weise von <strong>de</strong>r<br />

Be<strong>de</strong>utung und positiven Wirkung körperlicher<br />

Aktivität zu überzeugen. Diverse<br />

Studien belegen einen direkten<br />

Zusammenhang zwischen Fitness und<br />

körperlicher Aktivität, insbeson<strong>de</strong>re in<br />

Form von aerober Ausdauerbelastung.<br />

Die Konsequenz muss <strong>de</strong>mzufolge klar<br />

sein: Regelmäßiger, am besten täglicher<br />

<strong>Sport</strong>unterricht nicht unter einer<br />

minimalen Belastungszeit für das Herz-<br />

Kreislauf-System!<br />

Schulsport und lebenslanges<br />

<strong>Sport</strong>treiben<br />

In diesem Kontext soll ein weiteres<br />

schlagkräftiges Argument für die Be<strong>de</strong>utung<br />

<strong>de</strong>s Schulsports ausgeführt<br />

wer<strong>de</strong>n, das die Verfasser <strong>de</strong>s aktuell<br />

gültigen Bildungsplanes mit oberster<br />

Priorität versehen haben: Die Erziehung<br />

zum <strong>Sport</strong> 3 als Hinführung zu lebenslangem<br />

<strong>Sport</strong>treiben mit <strong>de</strong>m Ziel, die<br />

verschie<strong>de</strong>nen Handlungs- und Erfahrungsmöglichkeiten<br />

von Bewegung,<br />

Spiel und <strong>Sport</strong> zu gewährleisten. Damit<br />

intendiert ist auch <strong>de</strong>r Erwerb und<br />

Erhalt einer guten körperlichen und geistigen<br />

Leistungsfähigkeit, dies insbeson<strong>de</strong>re,<br />

als sie aufgrund <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographischen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen einen entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Beitrag zur Erfüllung eines<br />

gesamtgesellschaftlichen Auftrages<br />

dient, nämlich <strong>de</strong>n Eintritt in ein späteres<br />

Rentenalter geistig fit und möglichst<br />

frei von körperlichen Gebrechen<br />

zu erleben.<br />

Schulsport und exekutive Funktionen<br />

Ein Zusammenhang zwischen einem<br />

gesun<strong>de</strong>n Verstand und einem gesun<strong>de</strong>n<br />

Körper ist unbestritten. Insbeson<strong>de</strong>re<br />

im Bereich <strong>de</strong>r exekutiven Funktionen<br />

(Selbstregulation, Handlungssteuerung<br />

unter <strong>de</strong>n Bedingungen <strong>de</strong>r Umwelt,<br />

Impulskontrolle, …) ist diese ein<strong>de</strong>utige<br />

Verbindung inzwischen nicht<br />

mehr von <strong>de</strong>r Hand zu weisen. Durch<br />

körperlich-kognitives Training, wie es<br />

beispielsweise in <strong>de</strong>n Mannschaftssportarten<br />

praktiziert wird, wer<strong>de</strong>n diese<br />

Funktionen nachdrücklich verbessert.<br />

Beispielhaft ver<strong>de</strong>utlicht Kubesch<br />

4 dies anhand <strong>de</strong>r Selbstkontrolle,<br />

die sich auf die gesamte Lebensfüh-<br />

2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 27


dslv<br />

rung auswirkt. Wer schon früh die Fähigkeit<br />

zur Selbstdisziplin einübt, zeigt<br />

in <strong>de</strong>r Schule ebenso gute Leistungen<br />

wie diejenigen mit einem hohen Intelligenzquotienten.<br />

„Das Gehirn von<br />

sportlich fitten Menschen arbeite effizienter…mil<strong>de</strong>re<br />

Angstzustän<strong>de</strong> und för<strong>de</strong>re<br />

bessere Gedächtnisleistungen.“ 5<br />

Man kann also mit Fug und Recht behaupten,<br />

dass sich <strong>de</strong>r Schulsport positiv<br />

auf an<strong>de</strong>re Handlungsfel<strong>de</strong>r auswirkt.<br />

Toleranz und Fairness<br />

In keinem an<strong>de</strong>ren Fach wird <strong>de</strong>r faire<br />

Umgang miteinan<strong>de</strong>r und das Einhalten<br />

von Regeln so intensiv eingeübt und<br />

praktiziert wie im <strong>Sport</strong>unterricht. In<br />

diesem Kontext sei auf eine Schweizer<br />

Schulsportstudie hingewiesen, die belegt,<br />

dass <strong>Sport</strong> nicht per se <strong>de</strong>n Charakter<br />

eines Menschen formt o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n<br />

kameradschaftlichen, fairen und toleranten<br />

Umgang mit <strong>de</strong>m Gegner bewirkt,<br />

son<strong>de</strong>rn „dass nur bestimmte<br />

<strong>Sport</strong>arten auch bestimmte Persönlichkeitseigenschaften<br />

för<strong>de</strong>rn.“ 6 Insbeson<strong>de</strong>re<br />

bei Mannschaftssportarten lassen<br />

sich die sozialen Kompetenzen <strong>de</strong>r<br />

Schüler beson<strong>de</strong>rs gut beobachten.<br />

Dabei genügt es allerdings nicht, die<br />

Kin<strong>de</strong>r einfach spielen zu lassen. Entschei<strong>de</strong>nd<br />

sind vielmehr die häufige<br />

Reflexion und die kritische Betrachtung<br />

<strong>de</strong>s eigenen Han<strong>de</strong>lns. Dies kann nur<br />

durch die Intervention seitens qualitativ<br />

gut ausgebil<strong>de</strong>ter <strong>Sport</strong>fachkräfte geschehen,<br />

die sich dieses Zusammenhangs<br />

bewusst sind und die entsprechen<strong>de</strong><br />

Handlungskompetenz besitzen.<br />

So leistet <strong>de</strong>r Schulsport seinen Beitrag<br />

zur Werte-, Moral- und Sozialerziehung.<br />

Dies be<strong>de</strong>utet gewiss nicht, dass <strong>de</strong>r<br />

Schulsport nur auf die Ballsportarten<br />

reduziert wer<strong>de</strong>n darf. Klettern, Turnen,<br />

Akrobatik sind <strong>Sport</strong>arten, in <strong>de</strong>nen die<br />

Schüler lernen, ihre Ängste und ihren<br />

Mut einzuschätzen und gleichzeitig Hilfestellung<br />

durch Mitschüler zuzulassen<br />

und ihnen zu vertrauen. Und auch hier<br />

spielt die Reflexion über die sozialen<br />

Kompetenzen eine wichtige Rolle.<br />

Leistungsfähigkeit und Leistungsbereitschaft<br />

Fußballeuropameisterschaft in <strong>de</strong>r Ukraine<br />

und in Polen, Olympische Spiele<br />

in London, nationale, selbst regionale<br />

Meisterschaften - sportliche Ereignisse<br />

faszinieren die Massen. Junge Menschen<br />

bewun<strong>de</strong>rn und begeistern sich<br />

gerne an ihren sportlichen Idolen. Auch<br />

in diesem Kontext zeigt sich eine große<br />

Chance für <strong>de</strong>n Schulsport, die Zusammenhänge<br />

zwischen hoher Leistungsbereitschaft,<br />

Trainingsfleiß, Zielorientierung,<br />

Einsatzwille und sportlichem<br />

Erfolg zu ver<strong>de</strong>utlichen. Warum bewegen<br />

sich die sportlichen Vorbil<strong>de</strong>r unserer<br />

Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen auf<br />

einem solch hohen Niveau? Weil sie,<br />

von Fachleuten entsprechend geför<strong>de</strong>rt,<br />

intensiv und kontinuierlich dafür<br />

gearbeitet haben. Die Zeiten einer<br />

„Null-Bock-Mentalität“ gehören längst<br />

<strong>de</strong>r Vergangenheit an und so sind die<br />

Indizien von König 7 aufschlussreich,<br />

dass nämlich durch sportliches Training<br />

die Entwicklung von Schlüsselkompetenzen<br />

wie Selbsteinschätzung, Selbständigkeit,<br />

Eigeninitiative u.a. ganz<br />

wesentlich zur Persönlichkeitsentwicklung<br />

eines Individuums beiträgt, um unter<br />

gesamtgesellschaftlichen und ökonomischen<br />

Bedingungen – Stichworte:<br />

Ausbildungsfähigkeit, Studierfähigkeit<br />

– erfolgreich zu bestehen. Kurz gefasst:<br />

Der Schulsport beeinflusst in beson<strong>de</strong>rer<br />

Weise die Leistungsfähigkeit in an<strong>de</strong>ren<br />

Fächern, seine Ergebnisse lassen<br />

sich nahtlos auf viele an<strong>de</strong>re Lebensbereiche<br />

transferieren.<br />

Inklusion im Schulsport<br />

Das Schlagwort Inklusion hat in jüngster<br />

Zeit für Aufsehen und eine gewisse<br />

Unsicherheit in <strong>de</strong>n Kollegien gesorgt.<br />

Zweifel bestehen hauptsächlich bezüglich<br />

ihrer praktisch-inhaltlichen Umsetzung.<br />

Wenn man jedoch die inklusive<br />

Pädagogik auf ihre Kernbereiche wie individuelle,<br />

(möglichst) passgenaue För<strong>de</strong>rung<br />

aller Schülerinnen und Schüler<br />

und För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>ren Kompetenzen zur<br />

Selbststeuerung herunterbricht und<br />

Heterogenität als <strong>de</strong>n Normalfall betrachtet,<br />

lassen sich etwaige Be<strong>de</strong>nken<br />

sehr schnell ausräumen. Hat hier<br />

das Fach Schulsport nicht schon lange<br />

eine Vorreiterrolle besetzt? Wur<strong>de</strong> im<br />

Schulsport nicht schon immer auf die<br />

Schwächen <strong>de</strong>r „An<strong>de</strong>ren“, d.h. Kin<strong>de</strong>r<br />

mit unterschiedlichsten körperlichen<br />

Voraussetzungen, mit koordinativen<br />

Schwächen o<strong>de</strong>r Verhaltensauffälligkeiten<br />

eingegangen? Hat nicht <strong>de</strong>r<br />

Schulsport überdies auf vielfältige Weise<br />

zur sozialen Integration und zum Abbau<br />

von Vorurteilen und Aggressionen<br />

beigetragen? Hier wird – und muss –<br />

<strong>de</strong>r Schulsport auch weiterhin seine<br />

einmaligen Voraussetzungen zur Verwirklichung<br />

<strong>de</strong>r Chancengleichheit nutzen,<br />

wobei einschränkend zu konstatieren<br />

ist, dass in diesem Kontext dringen<strong>de</strong>r<br />

Handlungsbedarf seitens <strong>de</strong>r<br />

Schulverwaltung besteht, was die Ausbildung<br />

und Unterstützung <strong>de</strong>r Lehrkräfte<br />

anbelangt.<br />

Resümee<br />

Welches Schulfach bietet so kompakt<br />

diese Vielschichtigkeit zur Persönlichkeitsbildung?<br />

Nur <strong>de</strong>r Schulsport schult<br />

gleichzeitig soziale, personale und fachliche<br />

Kompetenzen und kann bei <strong>de</strong>r<br />

überwiegen<strong>de</strong>n Mehrzahl <strong>de</strong>r Schüler<br />

ein ganzheitlich positives Selbstbild<br />

vermitteln – und somit zur Steigerung<br />

<strong>de</strong>s körperlichen und psychischen<br />

Wohlbefin<strong>de</strong>ns beitragen.<br />

Warum wird <strong>de</strong>r Schulsport trotz all dieser<br />

Erkenntnisse häufig noch immer so<br />

stiefmütterlich behan<strong>de</strong>lt? Sind es die<br />

langsam mahlen<strong>de</strong>n Mühlen <strong>de</strong>r Bildungspolitik?<br />

Sind es überkommene<br />

Vorstellungen von Schulsport? Liegt es<br />

an <strong>de</strong>r mangeln<strong>de</strong>n Qualität <strong>de</strong>r Lehrkräfte?<br />

Wer noch immer glaubt, <strong>de</strong>n<br />

Schulsport kürzen o<strong>de</strong>r gar streichen zu<br />

müssen, hat nicht begriffen, dass<br />

<strong>Sport</strong>unterrichtet Bildung auf höchstem<br />

Niveau ist. Wenn dieses Fach nicht<br />

bereits bestün<strong>de</strong>, müsste es schnellstens<br />

erfun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n. Und all diese<br />

Konzepte lassen sich nur mit einer gut<br />

ausgebil<strong>de</strong>ten <strong>Sport</strong><strong>lehrer</strong>schaft verwirklichen,<br />

die sowohl in <strong>de</strong>r Praxis als<br />

auch in <strong>de</strong>r Theorie immer wie<strong>de</strong>r auf<br />

<strong>de</strong>n aktuellen Stand <strong>de</strong>r Wissenschaft<br />

zu bringen ist. Gute <strong>Sport</strong>pädagogen<br />

„haben eine Schlüsselfunktion für die<br />

Entwicklung <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r…. Man darf<br />

nicht meinen, dass je<strong>de</strong>r x-Beliebige<br />

<strong>Sport</strong> unterrichten kann.“ 8<br />

1<br />

) Ullrich, K. in: Der Jugend geht es weltweit schlecht. http:://www.morgenpost.<strong>de</strong>/web-wissen/article106417752/Der-Jugend-geht-es-weltweit-schlecht.html<br />

2<br />

) König, Stefan (2011): Körperliche För<strong>de</strong>rung durch Schulsport. Theoretische Ansätze, empirische<br />

Studien und praktische Konzepte zur Unterrichtsentwicklung. S. 173. Reihe: Bewegung/ Spiel/<br />

<strong>Sport</strong>. Bd. 8. Berlin: Logos.<br />

3<br />

) Ministerium für Jugend, Kultus und <strong>Sport</strong> Ba<strong>de</strong>n-Württemberg (Hrsg.) (2004). Bildungsplan für das<br />

allgemein bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Gymnasium.<br />

4 ) Kubesch, S. (2012). Der Schulsport braucht viel mehr Wertschätzung. In: Badische Zeitung vom<br />

11.2.2011.<br />

5<br />

) Ebda.<br />

6<br />

) Wilbrand-Donzelli, Nicola. (2012) Schulsport prägt – womöglich für das ganze Leben. Studie wie<br />

Schulsport die Persönlichkeit prägt. http://em.t-online.<strong>de</strong>/studie-wie-schulsport-die-persoenlichkeitpraegt/id_53682318/<br />

in<strong>de</strong>x1.2.2012<br />

7<br />

) König (S. <strong>40</strong>)<br />

8<br />

) Wilbrand-Donzelli, Nicola. (ebda.)<br />

28 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012


Neuer Fachberater für <strong>Sport</strong><br />

(Berufliche Schulen)<br />

Frank Hoffmann<br />

Zur Person:<br />

1987 Abitur an <strong>de</strong>r Fritz-Erler-Schule Pforzheim<br />

1987-1988 Wehrdienst<br />

1989-1990 Unternehmenspraktika<br />

1990-1996 Lehramtsstudium <strong>de</strong>r Fächer <strong>Sport</strong>, Deutsch<br />

und Geographie an <strong>de</strong>r Universität Hei<strong>de</strong>lberg<br />

1997-1999 Referendariat an <strong>de</strong>r Willy-Hellpach-Schule Hei<strong>de</strong>lberg<br />

seit 1999 Lehrtätigkeit an <strong>de</strong>r Johann-Philipp-Reis-Schule Weinheim<br />

aktuelle informationen<br />

<strong>Sport</strong>liche Tätigkeiten und Qualifikationen im außerschulischen Bereich:<br />

• 7 Jahre Turniertanz (Standard und Latein jeweils A-Klasse)<br />

• Trainer C-Lizenz Volleyball<br />

• Jugendtrainer in <strong>de</strong>r Volleyballabteilung <strong>de</strong>s TV Schwetzingen von 1993-2000<br />

• Leitung <strong>de</strong>r Abteilung Freizeit - Basketball bei <strong>de</strong>r TSG Weinheim<br />

• Einsätze als Windsurf<strong>lehrer</strong> im Rahmen von Tutorien (Uni Hei<strong>de</strong>lberg) und an einer Tauch- und<br />

Surfstation in Frankreich (Kooperation mit <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>hochschule Köln)<br />

<strong>Sport</strong>liche Tätigkeiten und Funktionen im schulischen Bereich:<br />

• Organisation <strong>de</strong>r jährlich stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n <strong>Sport</strong>woche<br />

• Mentor bei <strong>de</strong>r Referendarausbildung<br />

• Betreuung von Praktikanten<br />

• Betreuer von Schulmannschaften beim Wettbewerb „Jugend trainiert für Olympia“ in <strong>de</strong>n<br />

<strong>Sport</strong>arten Volleyball und Basketball<br />

• Salsa-Workshop in <strong>de</strong>r Jahrgangsstufe 2<br />

Ziele in <strong>de</strong>r neuen Tätigkeit:<br />

Eine <strong>de</strong>r Hauptaufgaben in meiner Funktion als Fachberater sehe ich darin, die Präsenz <strong>de</strong>s Faches <strong>Sport</strong> zumin<strong>de</strong>st<br />

in <strong>de</strong>n Vollzeitschulen <strong>de</strong>r Beruflichen Schulen zu stärken. Dazu gehört insbeson<strong>de</strong>re die Überzeugungsarbeit<br />

bei <strong>de</strong>n Schulleitungen. Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s Faches, was Motivation, Gesundheitserziehung, Gruppendynamik<br />

und Bildung im Sinne <strong>de</strong>r Ganzheitlichkeit anbelangt, gilt es dabei in aller Deutlichkeit zu vermitteln. Gleichzeitig<br />

sollen die <strong>Sport</strong>-Fachschaften durch Beratungsangebote Unterstützung erfahren. Die Qualitätssicherung <strong>de</strong>s<br />

<strong>Sport</strong>unterrichts wird in diesem Zusammenhang ein weiterer Schwerpunkt meiner Tätigkeit sein.<br />

Als Ansprechpartner für Schulleitungen und Kollegen möchte ich so präsent wie möglich sein und hoffe auf eine<br />

gute Kooperation für die nächsten Jahre.<br />

2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 29


spitzensport in <strong>de</strong>r schule<br />

Interview mit Luisa Niemesch, Vize-Weltmeisterin<br />

im Ringen<br />

Bernhard Kunz, Thomas-Mann-Gymnasium Stutensee<br />

„Man muss seinen <strong>Sport</strong> lieben<br />

und Spaß daran haben…“<br />

Die 17 jährige Luisa Niemesch ist Schülerin<br />

<strong>de</strong>r Jahrgangsstufe II am Thomas-<br />

Mann-Gymnasium in Stutensee und<br />

ringt beim SV04 Weingarten (Ba<strong>de</strong>n).<br />

Als Mitglied <strong>de</strong>r Deutschen Ringer-Nationalmannschaft<br />

<strong>de</strong>r Ka<strong>de</strong>ttinnen in<br />

<strong>de</strong>r Gewichtsklasse bis 52 kg hat sie eine<br />

steile Karriere hingelegt. Die errungenen<br />

Titel in <strong>de</strong>n letzten zwei Jahren<br />

dokumentieren dies. 2011 und 2012<br />

wur<strong>de</strong> sie Deutsche Meisterin, gewann<br />

in <strong>de</strong>n gleichen Jahren bei <strong>de</strong>n<br />

Europameisterschaften in Warschau<br />

und in Katovice jeweils die Bronzemedaille<br />

und krönte 2012 in Baku ihre bisherige<br />

Karriere mit <strong>de</strong>m Titel <strong>de</strong>r Vize-<br />

Weltmeisterin.<br />

Wie und in welchem Alter bist Du<br />

zum Ringen gekommen?<br />

Wir wohnen keine 200 Meter von <strong>de</strong>r<br />

Ringerhalle in Weingarten entfernt und<br />

irgendwann hat mein Bru<strong>de</strong>r dann mit<br />

<strong>de</strong>m Ringen angefangen. Einige Wochen<br />

danach, im Dezember 2002, als<br />

ich 7 war, schaute ich <strong>de</strong>shalb beim<br />

Training zu und wollte sofort auch mitmachen.<br />

Meine Eltern waren erst nicht<br />

so begeistert und wussten nicht, ob<br />

das <strong>de</strong>r richtige <strong>Sport</strong> für zierliche, kleine<br />

Mädchen ist. Aber mir hat es von<br />

Anfang an gefallen.<br />

Welche sportlichen und mentalen<br />

Grun<strong>de</strong>instellungen muss eine gute<br />

Ringerin haben?<br />

Der <strong>Sport</strong> ist sehr vielseitig. Man sollte<br />

schnell und beweglich sein, aber auch<br />

Ausdauer und die Koordination spielen<br />

eine Rolle. Kraft ist auch von Vorteil.<br />

Natürlich hat je<strong>de</strong>r in einem an<strong>de</strong>ren<br />

dieser Bereiche seine Stärken, trotz<strong>de</strong>m<br />

spielen alle Faktoren insgesamt<br />

zusammen. Ansonsten ist es auf je<strong>de</strong>n<br />

Fall gut, Spaß daran zu haben Neues zu<br />

lernen, <strong>de</strong>nn man muss viele unterschiedliche<br />

Techniken beherrschen,<br />

um diese dann später im Kampf anwen<strong>de</strong>n<br />

zu können.<br />

Wie sieht Dein Schul - und Trainingsalltag<br />

aus?<br />

Zwei bis dreimal im Monat fahre ich<br />

dienstags nach <strong>de</strong>m Vormittagsunterricht<br />

mit <strong>de</strong>m Zug zum Olympiastützpunkt<br />

nach Freiburg, um dort im Rahmen<br />

eines „Teilzeitinternats“, woran<br />

noch circa 7 weitere Jugendliche aus<br />

Ba<strong>de</strong>n teilnehmen, zwei Trainingseinheiten<br />

zusammen zu absolvieren. Anschließend<br />

übernachte ich dort und<br />

auch am Mittwoch habe ich dann zweimal<br />

Training. Zwischen <strong>de</strong>n Trainingseinheiten<br />

helfen uns Stu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>n<br />

Schulstoff, <strong>de</strong>n wir mittwochs in <strong>de</strong>r<br />

Schule verpassen, nachzuholen. Am<br />

Mittwochabend fahre ich dann wie<strong>de</strong>r<br />

zurück. Wenn ich nicht in Freiburg bin<br />

gehe ich vormittags und je nach Stun<strong>de</strong>nplan<br />

auch nachmittags ganz normal<br />

zur Schule, wie je<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re auch.<br />

Wenn ich nach Hause komme, habe<br />

ich Zeit für Hausaufgaben und an<strong>de</strong>res.<br />

Je<strong>de</strong>n Abend gehe ich dann ins Training.<br />

Zweimal in <strong>de</strong>r Woche ins Heimtraining<br />

nach Weingarten und ansonsten<br />

zum Stützpunkt in Wiesental und<br />

in <strong>de</strong>r <strong>Sport</strong>schule Schöneck.<br />

Hast Du schon Vorstellungen, wie<br />

es nach Deinem Abitur 2013 am<br />

Thomas-Mann Gymnasium Stutensee<br />

weitergeht?<br />

Da steht noch nichts Genaues fest. Ich<br />

habe vor, erst einmal ein FSJ zu absolvieren.<br />

Anschließend will ich ein Studium<br />

in Freiburg beginnen, da dort die<br />

Trainingsbedingungen optimal sind.<br />

Auf je<strong>de</strong>n Fall ist es wichtig, dass alles<br />

mit <strong>de</strong>m <strong>Sport</strong> vereinbar ist.<br />

Welche sportlichen Ziele setzt Du<br />

Dir für Deine nähere und weitere<br />

Zukunft?<br />

Ich wer<strong>de</strong> im nächsten Jahr vom Ka<strong>de</strong>ttenbereich<br />

in <strong>de</strong>n J<strong>uni</strong>oren- und<br />

Frauenbereich kommen. Das ist ein riesiger<br />

Unterschied und ich muss mich<br />

erst einmal auf nationaler Ebene etablieren,<br />

da ich es mit neuen und vor<br />

allem älteren Gegnerinnen zu tun bekomme.<br />

Natürlich will ich auch wie<strong>de</strong>r<br />

gerne bei Europa- und Weltmeisterschaften<br />

starten und erfolgreich sein.<br />

30 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012


sten Run<strong>de</strong> darf man nicht aufgeben,<br />

son<strong>de</strong>rn muss weitermachen und kann<br />

es dann noch schaffen, <strong>de</strong>n Kampf für<br />

sich zu entschei<strong>de</strong>n.<br />

Könntest Du Dir vorstellen, eines<br />

Tages als Ringertrainerin Kin<strong>de</strong>r<br />

und Jugendliche an diesen <strong>Sport</strong><br />

heranzuführen?<br />

Die nötige Erfahrung wür<strong>de</strong> ich mitbringen<br />

und auch mit Kin<strong>de</strong>rn komme<br />

ich gut aus. Von daher könnte ich es<br />

mir gut vorstellen, mich später einmal<br />

als Trainerin zu engagieren. Ich glaube<br />

aber nicht als Hauptberuf, son<strong>de</strong>rn<br />

eher als Hobby.<br />

spitzensport in <strong>de</strong>r schule<br />

Liebe Luisa, vielen Dank für das<br />

Interview und weiterhin viel Erfolg<br />

für Deinen persönlichen schulischen<br />

und sportlichen Wer<strong>de</strong>gang.<br />

Welche Chance siehst Du für eine<br />

Teilnahme an einer <strong>de</strong>r nächsten<br />

Olympischen Spiele?<br />

Im Ringen gehört einiges dazu, um die<br />

Qualifikation, die auf kontinentaler und<br />

weltweiter Ebene erfolgt, zu schaffen.<br />

Ich muss noch vieles dazulernen und<br />

mich weiterentwickeln. Das ist ein<br />

hartes Stück Arbeit, aber natürlich ist<br />

Olympia ein großer Traum.<br />

Was treibt Dich an, das harte Training<br />

auf Dich zu nehmen?<br />

Obwohl das Training oft anstrengend<br />

ist, macht es mir immer noch riesigen<br />

Spaß. Ich <strong>de</strong>nke, das ist das Wichtigste.<br />

Man muss seinen <strong>Sport</strong> lieben<br />

und sollte sich immer im Klaren darüber<br />

sein, dass man alles für sich selbst<br />

macht und nicht für irgendjemand an<strong>de</strong>ren.<br />

Natürlich habe auch ich nicht<br />

immer Lust auf das Training, aber insgesamt<br />

könnte ich niemals ohne das<br />

Ringen sein, da wür<strong>de</strong> mir sehr viel<br />

fehlen.<br />

Wie wer<strong>de</strong>n Deine sportlichen Erfolge<br />

in <strong>de</strong>r Schule und in Deinem<br />

heimatlichen Umfeld aufgenommen?<br />

Meine Familie freut sich und ist stolz.<br />

Sie steht immer voll hinter mir und<br />

auch meine Freun<strong>de</strong> freuen sich mit<br />

mir und unterstützen mich. In <strong>de</strong>r Schule,<br />

<strong>de</strong>nke ich, wissen viele nicht von<br />

meinem Leistungssport, aber das<br />

macht mir nichts aus.<br />

Fühlst du Dich für Deine sportliche<br />

Karriere von <strong>de</strong>r Schule gut unterstützt?<br />

Ja, obwohl das TMG kein <strong>Sport</strong>gymnasium<br />

ist, hatte ich eigentlich noch nie<br />

Probleme, für die Lehrgänge und<br />

Wettkämpfe freigestellt zu wer<strong>de</strong>n.<br />

Solange ich meine Sachen selbstständig<br />

nacharbeite, ist das für meine Lehrer<br />

und die Schule in Ordnung.<br />

Welche menschlichen Grun<strong>de</strong>igenschaften<br />

haben sich durch Deinen<br />

Leistungssport und Deine Wettkampftätigkeit<br />

positiv entwickelt?<br />

Am meisten, <strong>de</strong>nke ich, das Durchhaltevermögen.<br />

Auch wenn man ab und<br />

an mit Nie<strong>de</strong>rlagen leben muss und<br />

nicht alles gleich so läuft, wie man es<br />

sich vorstellt, darf man nicht aufgeben.<br />

Auch wenn ein Training mal hart ist,<br />

muss man sich klar machen, wofür<br />

man es macht und, dass man manches<br />

eben durchhalten muss, weil es sich<br />

später auszahlt. In einem Kampf selbst<br />

ist es mit <strong>de</strong>m Durchhaltevermögen<br />

ähnlich: auch nach einer verlorenen er-<br />

2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 31


uchvorstellung<br />

Neue Spiele - ein alter Hut?<br />

Alte Spiele - als neuer Hit?<br />

<strong>Sport</strong>liche Spiele mit Bällen und Spielgeräten<br />

Buchbesprechung durch Ute Kern, DSLV<br />

Nach „Spielen - Spiele - Spiel“, „Staffelspiele<br />

und Gruppenwettbewerbe“<br />

und „Fang- und Bewegungsspiele“ ist<br />

nun ein weiterer Spieleband von Heinz<br />

Lang erschienen. „Alte“ Spiele sind<br />

neu ent<strong>de</strong>ckt und so aufbereitet, dass<br />

immer möglichst viele Schüler zugleich<br />

in Bewegung sein können; zu neuen<br />

Spielen wer<strong>de</strong>n Varianten gezeigt, <strong>de</strong>ren<br />

Auffor<strong>de</strong>rungscharakter die Schüler<br />

(und Lehrer) ansprechen dürfte. Als<br />

Zielgruppe ist an die Sekundarstufe 1<br />

gedacht.<br />

In bekannt bewährter Weise liefert <strong>de</strong>r<br />

Autor eine Reihe hilfreicher Hinweise<br />

zur Gestaltung möglichst reibungsloser<br />

Abläufe und damit zum Gelingen von<br />

Spielen (z.B. Spielbeginn, Regeln,<br />

Kennzeichnen <strong>de</strong>r Mannschaften, Turnierformen).<br />

Die Sammlung selbst ist geglie<strong>de</strong>rt in<br />

Spiele über ein Netz und an<strong>de</strong>re Hin<strong>de</strong>rnisse<br />

(z.B.Ringtennis, Faustball,<br />

Fußballtennis),<br />

Zielwurfspiele mit <strong>de</strong>r Hand (z.B. Blitzball,<br />

Korfball, Rollball, basket- und<br />

handballähnliche Spiele),<br />

Zielschussspiele mit <strong>de</strong>m Fuß (z.B. Kastenfußball,<br />

Futsal, Vieltoreball, Spinnenfußball),<br />

Spiele mit verschie<strong>de</strong>nen Spielgeräten<br />

auf Tore o<strong>de</strong>r torähnlich Ziele (z.B. Hockey<br />

und hockeyähnliche Spiele wie<br />

Ring- o<strong>de</strong>r Turnschuhhockey, Intercrosse<br />

u.v.a.),<br />

Kombinationen verschie<strong>de</strong>ner Spiele<br />

(z.B. Frisbee-Golf, Handball-Kopfball,<br />

Tschouk-Basketball)<br />

und sonstige Spiele (z.B. Kin-Ball,<br />

Schimbo-Ball, Kubb, das Spiel <strong>de</strong>r Wikinger).<br />

Die Darstellung aller Spiele folgt übersichtlich<br />

<strong>de</strong>m gleichen Schema: Name<br />

<strong>de</strong>s Spiels, , Mannschafts- o<strong>de</strong>r Gruppengröße,<br />

Spielgeräte, Spielgedanke,<br />

Regeln und mögliche Varianten.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen:<br />

Hier liegt eine Sammlung vor, die <strong>de</strong>n<br />

<strong>Sport</strong>unterricht in vielfältiger Weise ergänzen<br />

kann, aber auch außerunterrichtlich<br />

wie im Schullandheim o<strong>de</strong>r in<br />

Angeboten <strong>de</strong>r Ganztagsschule genutzt<br />

wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Titel:<br />

Neue Spiele - ein alter Hut?<br />

Alte Spiele - als neuer Hit?<br />

<strong>Sport</strong>liche Spiele mit Bällen und Spielgeräten<br />

Autor<br />

Heinz Lang<br />

Verlag<br />

Hofmann-Verlag 2012<br />

Bestellnummer 87<strong>40</strong><br />

18.-- €<br />

32 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 2/2012


2/2012 INFO-Fachbereich <strong>Sport</strong> 33<br />

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