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Yasemin Enthusiasmus

Der Point of no Return war längst unbemerkt überschritten. Yasemin hatte die Lippen leicht geöffnet und atmete tief, die Lider hatte sie geschlossen, nur manchmal riss sie die Augen weit auf und starrte dabei Friedrich lächelnd an. „Hau ab!“ stieß Yasemin Friederich lachend zurück. Sie empfand, er würde drängeln. Von der Seite über Friederich gebeugt erklärte sie: „Ich will es doch auch, Friederich, aber nicht so hastig, langsam mit Gefühl und behutsam. Wir wollen es doch möglichst lange genießen. Oder stehst du auf Brutalo Sex?“ Friederich umschlang Yasemin und kugelte sich lachend mit ihr. „Was redest du für einen Unsinn, Yasemin. Wie kannst du nur auf so einen Blödsinn kommen?“ reagierte er. „Friederich, wie sprichst du denn. So redet man nicht bei der Liebe.“ gemahnte Yasemin. „Sondern?“ wollte Friederich wissen. „Bei der Liebe sagt man nur zärtlich, leise einzelne liebevolle Wörter, vielleicht auch zwei.“ meinte Yasemin. „Ah ha, und woher weißt du das? Macht man das eben so, oder steht das im 'How to for Couples in Love'?“ mutmaßte Friederich. Yasemin zog eine krause Mimik. „Wir quasseln schon wieder. Wir können das gar nicht. Wir können nur reden, immer nur reden und reden. Wir sind scharf aufeinander, aber was tun wir? Wir fangen wieder an zu reden.“ erklärte Yasemin missmutig. Ein günstiger Moment, aufzustehen und sich wieder anzuziehen. Yasemin wollte es ja grundsätzlich nicht und prinzipiell nicht und auch heute hatte sie es eigentlich nicht gewollt.

Der Point of no Return war längst unbemerkt überschritten. Yasemin hatte die Lippen leicht geöffnet und atmete tief, die Lider hatte sie geschlossen, nur manchmal riss sie die Augen weit auf und starrte dabei Friedrich lächelnd an. „Hau ab!“ stieß Yasemin Friederich lachend zurück. Sie empfand, er würde drängeln. Von der Seite über Friederich gebeugt erklärte sie: „Ich will es doch auch, Friederich, aber nicht so hastig, langsam mit Gefühl und behutsam. Wir wollen es doch möglichst lange genießen. Oder stehst du auf Brutalo Sex?“ Friederich umschlang Yasemin und kugelte sich lachend mit ihr. „Was redest du für einen Unsinn, Yasemin. Wie kannst du nur auf so einen Blödsinn kommen?“ reagierte er. „Friederich, wie sprichst du denn. So redet man nicht bei der Liebe.“ gemahnte Yasemin. „Sondern?“ wollte Friederich wissen. „Bei der Liebe sagt man nur zärtlich, leise einzelne liebevolle Wörter, vielleicht auch zwei.“ meinte Yasemin. „Ah ha, und woher weißt du das? Macht man das eben so, oder steht das im 'How to for Couples in Love'?“ mutmaßte Friederich. Yasemin zog eine krause Mimik. „Wir quasseln schon wieder. Wir können das gar nicht. Wir können nur reden, immer nur reden und reden. Wir sind scharf aufeinander, aber was tun wir? Wir fangen wieder an zu reden.“ erklärte Yasemin missmutig. Ein günstiger Moment, aufzustehen und sich wieder anzuziehen. Yasemin wollte es ja grundsätzlich nicht und prinzipiell nicht und auch heute hatte sie es eigentlich nicht gewollt.

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schiene. Aber wieso die Philosophien Kants und Hegels auf einmal nichts mehr<br />

wert sein sollten und er sie als Erzählungen bezeichnete, das konnte sie doch<br />

alles nicht verstehen. „Ich bin kein Mensch, der aus philosophischen Erklärungen<br />

und Gedanken die für sein Leben relevanten Schlussfolgerungen zum Entscheiden<br />

und Handeln ableitet. Das ist doch auch normal. Wer tut das denn?“<br />

dachte sich <strong>Yasemin</strong>.<br />

Verschenktes Ich<br />

Wovon Herr Sander genau sprechen wollte, wusste <strong>Yasemin</strong> ja nicht, von Lyotard<br />

und seinen postmodernen Kollegen sprach er jedenfalls nicht. Auch Kant<br />

und Hegel erwähnte er mit keinem Wort. „Geht ihnen das öfter so?“ fragte er<br />

<strong>Yasemin</strong>. „Was meinen sie?“ wollte die es genauer wissen. „Na, ich meine, ob<br />

sie schnell bei Dingen und Anforderungen kapitulieren, und ihnen leicht der<br />

Gedanke kommt: „Ich kann das nicht. Ich schaff das nicht.“?“ erläuterte Herr<br />

Sander. <strong>Yasemin</strong> lachte. „Dann müsste ich das Studium ja aufgeben, wenn ich<br />

ständig meinte, dass ich etwas nicht schaffen würde.“ antwortete sie. „Es hätte<br />

ja sein können, dass es mit geringem Selbstvertrauen zusammen hinge. Aber<br />

sie werden sich für etwas anderes stärker interessieren als philosophische Fragen.“<br />

vermutete Herr Sander. <strong>Yasemin</strong>s Mimik zeigte zwar ein leichtes Grinsen,<br />

dass aber eher auf Verlegenheit zu basieren schien, und ihre Augen sagten<br />

auch: „Ich wüsste nicht.“ „Na irgendetwas wird ihnen außer Freizeitaktivitäten<br />

auch am Studium Spaß machen. <strong>Yasemin</strong> zeigte wieder ihr ratloses Grinsen,<br />

bei dem sie offensichtlich überlegte. „Für's Studium ist doch alles festgelegt,<br />

welche Veranstaltungen sie besucht haben müssen, welche Scheine sie brauchen<br />

und wodurch sie die bekommen. Ob es mir Spaß macht, wen soll das<br />

denn interessieren?“ erklärte sie schließlich. „Na, sie selbst, <strong>Yasemin</strong> Klatt,<br />

wenn denn sonst.“ fuhr Herr Sander auf. „Und was habe ich davon? Bekomme<br />

ich dafür bessere Zensuren? Wenn ich ein tolles Buch lese, das macht mir<br />

Spaß, aber bei der Klausur kommt es doch nur darauf an, dass ich mich gut<br />

vorbereitet habe, und den gestellten Anforderungen entspreche.“ meinte <strong>Yasemin</strong><br />

dazu. Nachdenklich musterte Herr Sander sie. „Also, sie selbst haben damit<br />

gar nichts zu tun. Sie persönlich kommen dabei überhaupt nicht vor, spielen<br />

dabei gar keine Rolle. Eine Studiumsmaschine erfüllte die gestellten Anforderungen.<br />

Ja, empfinden sie das so?“ wollte Herr Sander wissen. <strong>Yasemin</strong> lachte<br />

anhaltend, wobei sie aber zu überlegen schien. „Vielleicht schon ein bisschen<br />

so ähnlich, aber die Maschine das bin doch ich.“ erwiderte sie. „Und dieses Ich,<br />

wer ist das? Ist es nicht nur diese Anforderungserfüllungsmaschine. Wenn es<br />

sagt, ob ich Spaß daran habe, ob mich etwas interessiert, ist doch unerheblich.<br />

Ich würde ihnen gern mal zuschauen, wie bei ihnen die Tage verlaufen.“ erklärte<br />

Herr Sander. <strong>Yasemin</strong> blies die Luft hörbar durch die Lippen. „Na, ganz normal.<br />

Ich könnte es ihnen ja erzählen, aber warum wollen sie das wissen?“ erkundigte<br />

sich <strong>Yasemin</strong>. „Nichts Besonderes, reicht es ihnen, wenn ich ihnen das<br />

hinterher beantworte?“ Herr Sander darauf. „Ganz ausführlich?“ fragte <strong>Yasemin</strong><br />

noch nach, und Herr Sander nickte nur Zustimmung. <strong>Yasemin</strong> fand offensichtlich<br />

Gefallen daran, unerträglich detailliert zu erzählen. So würde die Erzählung<br />

wahrscheinlich länger dauern als die Handlung selbst. Nachdem sie aus dem<br />

Bad gekommen war, erklärte sie: „Dann ziehe ich mir zuerst die Söckchen an.<br />

<strong>Yasemin</strong> <strong>Enthusiasmus</strong> – Seite 7 von 39

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