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Fraktur nach Weber (A, B, C) - Engelhardt Lexikon Orthopädie und ...

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PDF 00728<br />

<strong>Engelhardt</strong> (Hrsg.)<br />

<strong>Lexikon</strong> Orthopädie <strong>und</strong> Unfallchirurgie<br />

<strong>Fraktur</strong> <strong>nach</strong> <strong>Weber</strong> (A, B, C)<br />

Synonyme<br />

Klassifikation der lateralen Malleolarfraktur; Außenknöchelfraktur<br />

Englischer Begriff<br />

Malleolar fracture; Ankle fracture; <strong>Weber</strong>’s classification<br />

Definition<br />

Lokalisation der <strong>Fraktur</strong> am Außenknöchel in Beziehung zur Syndesmose. Damit Beurteilung der Stabilität <strong>und</strong><br />

der Wahl der Therapie.<br />

Pathogenese<br />

Distorsionstrauma des oberen Sprunggelenks mit typischem Verletzungsmuster. Einteilung <strong>nach</strong> Höhe der<br />

Fibulafraktur im Verhältnis zur Syndesmose siehe Tabelle 1.<br />

Tabelle 1.<br />

<strong>Weber</strong>-Klassifikation der lateralen Malleolarfraktur.<br />

<strong>Weber</strong> <strong>Fraktur</strong>lokalisation zur<br />

Syndesmose<br />

Regelmäßige Begleitverletzung<br />

A<br />

unterhalb der Syndesmose<br />

B auf Höhe der Syndesmose vordere Syndesmose<br />

C oberhalb der Syndesmose gesamte Syndesmose, Deltaband oder medialer<br />

Malleolus<br />

Symptome<br />

Schwellung, Druckdolenz über dem lateralen Sprunggelenk <strong>und</strong> der Fibula, Bewegungseinschränkung. Bei<br />

<strong>Weber</strong>-C-<strong>Fraktur</strong>en kann durch die Sprengung der Syndesmose der Fuß zum Unterschenkel <strong>nach</strong> lateral<br />

subluxiert sein. Bei hohen <strong>Weber</strong>-C-<strong>Fraktur</strong>en kann die Fibula subkapital frakturiert sein <strong>und</strong> Schmerzen am<br />

lateralen Knie verursachen. Die hohe Fibulafraktur wird auch Maisonneuve-<strong>Fraktur</strong> genannt.<br />

Diagnostik<br />

Konventionelle Röntgenbilder des Unterschenkels in zwei Ebenen. Bei Symptomen an der proximalen Fibula<br />

oder gesprengter Syndesmose muss die gesamte Fibula kontrolliert werden zum Ausschluss einer Maisonneuve-<br />

<strong>Fraktur</strong>. Kombinationsverletzungen müssen gesucht <strong>und</strong> ausgeschlossen werden.<br />

Differenzialdiagnose<br />

Zu den klinischen Differentialdiagnosen gehören: Supinationstrauma des oberen Sprunggelenks mit lateraler<br />

Bandruptur, die <strong>Fraktur</strong> des Processus lateralis tali <strong>und</strong> die <strong>Fraktur</strong>en der Os-metatarsale-V-Basis.<br />

Kombinationsverletzungen sind häufig <strong>und</strong> müssen in die Behandlung eingeschlossen werden. Neben den oben<br />

genannten Verletzungen kommen gemeinsam mit den <strong>Weber</strong>-<strong>Fraktur</strong>en folgende Verletzungen vor:<br />

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PDF 00728<br />

<strong>Fraktur</strong>en von medialem Malleolus (Volkmann-Dreieck), Tuberculum Tillaux-Chaput, Tuberculum<br />

Wagstaffe-LeFort, Pilon tibiale;<br />

Rupturen der medialen <strong>und</strong> lateralen Bänder am Sprunggelenk, der Syndesmose <strong>und</strong> der Membrana<br />

interossea;<br />

Knorpel-Knochen-Absprengungen von Tibia <strong>und</strong> Talus.<br />

Therapie<br />

Die operative Therapie hat durch bessere Langzeitergebnisse die konservative Therapie bis auf wenige<br />

Ausnahmen zurückgedrängt.<br />

Akuttherapie<br />

Innerhalb von ca. zehn St<strong>und</strong>en <strong>nach</strong> Unfall ist die lokale Schwellung durch ein freies Hämatom bedingt. Eine<br />

Operation zur Fixation entlastet die Schwellung <strong>und</strong> gefährdet daher nicht die W<strong>und</strong>heilung. Nach zehn St<strong>und</strong>en<br />

ist die Schwellung meist diffus im Weichteilgewebe verteilt <strong>und</strong> eine Operation muss verschoben werden. Das<br />

Sprunggelenk wird in einer Schiene ruhig gestellt, gekühlt <strong>und</strong> hoch gelagert. Üblicherweise sind die Weichteile<br />

<strong>nach</strong> ca. fünf bis acht Tagen abgeschwollen <strong>und</strong> eine offene Reposition <strong>und</strong> interne Fixation können<br />

durchgeführt werden.<br />

Konservative/symptomatische Therapie<br />

Selten indiziert bei anspruchslosen Patienten; mit hohem operativen Risiko.<br />

Bei fehlender Dislokation der Fragmente stellt die konservative Therapie eine Alternative zur Operation dar.<br />

Jedoch entfällt die Option zur frühen funktionellen Therapie mit einem besseren funktionellen Endergebnis.<br />

Medikamentöse Therapie<br />

Nicht-steroidale Antiphlogistika zum Abschwellen <strong>und</strong> zur Analgesie.<br />

Operative Therapie<br />

<strong>Weber</strong>-A-<strong>Fraktur</strong> (Avulsion der Fibulaspitze): lateraler Hautschnitt über der Fibulafraktur, Säuberung des<br />

<strong>Fraktur</strong>spalts <strong>und</strong> anatomische Reposition, Fixierung der Reposition mit einer 1/3-Rohr-Haken-Platte oder<br />

Kirschner-Draht-Zuggurtung.<br />

<strong>Weber</strong>-B-<strong>Fraktur</strong> (distales Fragment außenrotiert <strong>und</strong> verkürzt mit einem <strong>nach</strong> proximal-dorsal<br />

auslaufendem Spikel): lateraler Hautschnitt über der Fibulafraktur, Säuberung des <strong>Fraktur</strong>spalts <strong>und</strong><br />

anatomische Reposition, Stabilisierung durch eine oder zwei Zugschrauben von anterior <strong>nach</strong> posterior,<br />

Neutralisation durch eine 1/3-Rohr-Haken-Platte von lateral.<br />

<strong>Weber</strong>-C-<strong>Fraktur</strong> (Riss der gesamten Syndesmose <strong>und</strong> der Membrana interossea bis zur Höhe der<br />

Fibulafraktur): lateraler Hautschnitt über der Fibulafraktur, Säuberung des <strong>Fraktur</strong>spalts <strong>und</strong> anatomische<br />

Reposition, Stabilisierung durch eine 1/3-Rohr-Haken-Platte von lateral mit mindestens drei Schrauben in<br />

jedem Fragment, Reposition des Talus <strong>und</strong> Stabilisation der Syndesmose mit einer trikortikalen Schraube<br />

ca. 2 cm oberhalb der tibiotalaren Gelenklinie, Verlaufsrichtung senkrecht zum Unterschenkel <strong>und</strong> ca 10–<br />

20° <strong>nach</strong> ventral. Diese Schraube ist keine Zugschraube, sondern eine Stellschraube, die den<br />

gewünschten Abstand der Fibula in der Inzisur fixiert.<br />

Maisonneuve-<strong>Fraktur</strong> (hohe <strong>Weber</strong>-C-<strong>Fraktur</strong> mit Riss der Syndesmose <strong>und</strong> der Membrana interossea):<br />

Reposition des Talus <strong>und</strong> Stabilisation der Syndesmose mit einer oder zwei trikortikalen Schrauben 2–<br />

4 cm oberhalb der tibiotalaren Gelenklinie, Verlaufsrichtung senkrecht zum Unterschenkel <strong>und</strong> ca 10–20°<br />

<strong>nach</strong> ventral. Die Fibulafraktur wird nicht fixiert.<br />

Bemerkung: Bei <strong>Weber</strong>-B-<strong>Fraktur</strong>en ist das mediale Lig. deltoideum häufig <strong>und</strong> bei <strong>Weber</strong>-C-<strong>Fraktur</strong>en<br />

regelmäßig rupturiert. Wenn dieses Band in das tibiotalare Gelenk einschlägt, behindert es die Reposition des<br />

Talus <strong>und</strong> damit die anatomische Reposition der Fibula in die Incisura fibularis der Tibia. In diesem Fall kann<br />

eine offene Reposition des Talus <strong>und</strong> eine Naht des Deltabands notwendig werden.<br />

Bewertung<br />

Die von Bernhard <strong>Weber</strong> vorgeschlagene Fixierung von <strong>Weber</strong>-B-<strong>Fraktur</strong>en mit einer antiglide Platte von dorsal<br />

ist biomechanisch eine elegante Variante zur oben beschriebenen Fixierung <strong>nach</strong> Richtlinien der AO. Aber die<br />

Fixierung <strong>nach</strong> <strong>Weber</strong> hat den Nachteil, dass sie den Verlauf der Peronealsehnen behindert. Zudem beschädigt<br />

die Platte den fibrokartilaginären Randwall an der distalen Fibula, der die maßgebliche Führung der<br />

Peronealsehnen darstellt.<br />

Nachsorge<br />

Nach isolierten Malleolarfrakturen vom Typ <strong>Weber</strong> A oder <strong>Weber</strong> B kann <strong>nach</strong> Abschwellen der Weichteile eine<br />

frühe funktionelle Therapie mit aktiver Bewegung im oberen Sprunggelenk <strong>und</strong> Abrollbelastung im Stabilschuh<br />

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mit Sohlenkontakt ohne Belastung durchgeführt werden. Bei fraglicher Compliance wird ein Gehgips statt eines<br />

Stabilschuhs gewählt. Nach vier bis sechs Wochen <strong>und</strong> klinisch <strong>und</strong> radiologisch regelrechter Heilung erfolgt der<br />

Übergang zur Vollbelastung <strong>nach</strong> Maßgabe der Schmerzen. Bei erreichter Vollbelastbarkeit wird mit<br />

Physiotherapie zur Verbesserung der Koordination, Propriozeption <strong>und</strong> Muskelstärke begonnen. Eine<br />

Metallentfernung ist bei dünnem Weichteilmantel häufig erwünscht, wird in der Regel aber nicht vor neun<br />

Monaten postoperativ durchgeführt.<br />

Kombinierte Verletzungen von Lig. deltoideum <strong>und</strong> Fibula (<strong>Weber</strong> B, <strong>Weber</strong> C) werden eher im Gehgips<br />

immobilisiert. Stellschrauben verlangen eine strenge Entlastung mit maximalem Sohlenkontakt für vier bis<br />

sechs Wochen postoperativ bis zur Entfernung der Schrauben in Lokalanästhesie. Im Anschluss folgt das oben<br />

angegebene Rehabilitationsprogramm.<br />

Autor<br />

Geert I. Pagenstert, Beat Hintermann, Victor Valderrabano<br />

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