MOBILE RISIKEN
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20/13<br />
IT-Strategien 33<br />
„Da ging es um die Basics“, kommentiert<br />
Kapler die Aufgaben, vor denen er damals<br />
stand. Parallel zu den organisatorischen<br />
Umbauarbeiten war zudem ein bundesweiter<br />
SAP-Rollout in acht Buchungskreisen<br />
geplant. Hierin sahen der frischgebackene<br />
IT-Chef und sein Arbeitgeber die Grundvoraussetzung<br />
für einheitliche Administrationsprozesse<br />
und Projekt-Controlling.<br />
Der Umfang des Vorhabens<br />
Nachdem das ERP-System zur Jahreswende<br />
2009/2010 produktiv lief, begann Kapler<br />
im darauf folgenden Sommer mit dem Umbau<br />
der IT. Dabei musste er, wie er selbst<br />
formuliert, „auch schwierige personelle<br />
Entscheidungen treffen“. Zunächst stärkte<br />
er den eigenen Personalstamm zu Lasten<br />
der Externen. Er trennte sich aber auch von<br />
Mitarbeitern, die sich mit seinem Konzept<br />
und den daraus resultierenden Veränderungen<br />
schwertaten. Seither stellt er bevorzugt<br />
Wirtschaftsinformatiker oder Ingenieure<br />
mit IT-Wissen ein: „Die sind oft einfach<br />
näher am Business dran, denken konzeptionell,<br />
sind in der Lage, Prozesse intelligent<br />
zu gestalten, und haben dabei auch Kosten-<br />
Nutzen-Aspekte im Blick.“ Aktiv habe er<br />
darauf hingewirkt, auch „artfremde“ Themen<br />
zu übernehmen.<br />
„Das Ganze wurde abgerundet durch<br />
massive Anstrengungen, die IT zur internen<br />
Beratungseinheit zu formen“, verrät Kapler.<br />
Scherzhaft bezichtigt er seine teilweise direkt<br />
in den Fachabteilungen tätigen Mitarbeiter<br />
der „gezielten Unterwanderung“ –<br />
jedoch zum Wohle der Business-Bereiche.<br />
Die Technik<br />
Konsolidierung und Standardisierung der<br />
IT-Systemlandschaft erforderten zunächst<br />
die Definition eines an die jeweilige Standortgröße<br />
anpassbaren IT-Konzepts. „Hier<br />
profitierten wir enorm vom Know-how und<br />
Engagement eines unserer Systemadministratoren,<br />
dessen Fähigkeiten zuvor völlig<br />
verkannt waren“, konstatiert Kapler. Hinzu<br />
kamen folgende technische Maßnahmen:<br />
• Server-Virtualisierung mit weitgehend<br />
einheitlichen Win2008-R2-Servern;<br />
• Client-Standardisierung auf fünf Hardwaretypen,<br />
Windows 7 und Office 2010;<br />
• Einführung einer automatisierten Softwareverteilung<br />
und Netzinstallation über<br />
Microsoft SCCM.<br />
Um den global verteilten Engineering-<br />
Teams die Zusammenarbeit zu erleichtern,<br />
führte Kapler zudem Ende 2011 das damals<br />
brandneue „HDX3D“ von Citrix ein.<br />
Die nächsten Aufgaben<br />
Auf seinem Lorbeer ausruhen kann sich<br />
Kapler nicht. Die nächsten Herausforderungen<br />
lauern um die Ecke – zum Beispiel<br />
die Anpassung an den Wechsel des CAD-<br />
Systems (von Catia auf Siemens NX) bei<br />
einem großen Geschäftspartner. „Wir haben<br />
vor ein paar Wochen damit losgelegt, die<br />
Die Projektbilanz <br />
• Die IT-Betreuungskosten ließen sich um<br />
mindestens ein Drittel senken (bezogen<br />
auf die betreuten Clients sowie auf die<br />
Produktion des Unternehmens).<br />
• Erhöht haben sich Betriebsstabilität und<br />
Ausfallsicherheit – dank Modernisierung<br />
und in weiten Teilen redundanter Auslegung<br />
der IT-Infrastruktur.<br />
• Die Fachbereiche werden jetzt nicht nur<br />
besser unterstützt, sondern sie spüren<br />
das auch – und geben positive Rückmeldung,<br />
wodurch die Wahrnehmung der<br />
IT im Unternehmen steigt.<br />
• Last, but not least ist die IT jetzt in der<br />
Lage, einen aktiven Beitrag zur Wertschöpfung<br />
des Unternehmen zu leisten.<br />
Catia-Prozesse zu analysieren und einen<br />
Business-Plan für den Umstieg der zirka<br />
100 betroffenen Engineering-Arbeitsplätze<br />
zu entwickeln “, berichtet Kapler: „Bis September<br />
wird pilotiert, und dann können wir<br />
antworten, sobald der Kunde ruft.“<br />
Diese sportlichen Höchstleistungen erwarte<br />
das Business mittlerweile von der IT,<br />
weiß der CIO: „Wir haben durch die Aktivitäten<br />
der vergangenen drei Jahre die Latte<br />
selbst so hoch gelegt.“ o<br />
*Karin Quack<br />
kquack@computerwoche.de<br />
Wie Big Data uns vorhersagbar macht<br />
Ein neues Buch widmet sich den Vorteilen und Gefahren der „Predictive Analytics“.<br />
Foto: Ecowin<br />
Falls Einstein irrte und<br />
Gott doch würfelt, so sind<br />
Datenanalysten und Statistiker<br />
ihm zumindest hart auf<br />
der Spur. Diese Schlussfolgerung<br />
zieht der österreichische<br />
Unternehmensberater und Publizist<br />
Rudi Klausnitzer aus seiner<br />
Beschäftigung mit dem Thema<br />
Big Data.<br />
Was er dabei sonst noch erfuhr,<br />
hat der Gründer des Radiosenders<br />
„Ö3“ in seinem Buch<br />
„Das Ende des Zufalls “ zusammengefasst.<br />
Es ist kürzlich im<br />
Salzburger Ecowin-Verlag erschienen,<br />
umfasst etwa 230 Seiten<br />
und kostet im Fachhandel<br />
rund 22 Euro.<br />
Klausnitzer zitiert in seinem<br />
Buch Chris Anderson, der als<br />
Chefredakteur des legendären<br />
„Wired Magazine“ behauptet<br />
habe: „Die Datenfülle macht die<br />
wissenschaftliche Methode obsolet.“<br />
Angesichts des riesigen<br />
Ausmaßes an Informationen,<br />
die fast jeder von<br />
uns täglich im Internet<br />
und in den<br />
mobilen Netzen<br />
hinterlasse, erübrigten<br />
sich Modelle<br />
und Methoden;<br />
leistungsfähige<br />
Analysemaschinen<br />
fänden selbständig<br />
Muster und Korrelationen,<br />
die dem menschlichen<br />
Verstand verborgen blieben.<br />
Der Erfolg von Google sei ein<br />
Beleg dafür, dass das Was auch<br />
ohne das Warum funktioniere.<br />
Marketing-orientierte Unternehmen<br />
und politische Kräfte<br />
machen sich die<br />
Möglichkeiten der<br />
Korrelationssuche<br />
längst zunutze,<br />
um das Verhalten<br />
– und die Werbeanfälligkeit<br />
– potenzieller<br />
Kunden<br />
beziehungsweise<br />
Wähler vorhersagen<br />
zu können.<br />
Die Zielgruppe<br />
reagiert darauf häufig mit Befremden<br />
– sofern sie es denn<br />
überhaupt erfährt.<br />
Auch für IT-Laien<br />
Klausnitzer ist weit davon entfernt,<br />
Panik zu schüren. Er stellt<br />
das Phänomen Big Data vor und<br />
liefert Erklärungen – auf einer<br />
auch für IT-Laien verständlichen<br />
Ebene. Er beleuchtet die<br />
Chancen, vernebelt aber keineswegs<br />
die Risiken. Wer sich beruflich<br />
mit dem Thema beschäftigt,<br />
dürfte wohl kaum Neues<br />
lernen. Aber er sollte das Buch<br />
seinen Freunden geben, die<br />
ständig fragen, was er denn den<br />
ganzen Tag treibt. (qua)