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mobilitat<br />
und leben<br />
winter 2012/2013<br />
Deutschland 3,50 Euro, Schweiz 5,00 SFR,<br />
Österreich 3,90 Euro, Luxemburg 4,00 Euro<br />
ICH GEB’ GAS ICH WILL SPaSS<br />
Die spannendsten Stu<strong>die</strong>n des Winters:<br />
Peugeot Onyx:<br />
Altpapier <strong>im</strong><br />
Supersportwagen<br />
Lexus LF-CC:<br />
Sexy CO2<br />
3,50<br />
Die Geschichte der Art Cars:<br />
Wie BMW das Auto zum Kunstwerk machte<br />
Amerikanischer Traum:<br />
Ein megahighway<br />
für <strong>die</strong> Stadt der Zukunft<br />
Volkswagen:<br />
Warum der neue Golf<br />
nicht langweilig ist u.v.m.<br />
grand glam <strong>im</strong> Blitzlicht:<br />
<strong>Durch</strong> <strong>die</strong> nacht <strong>im</strong> opel adam<br />
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Der Fi<br />
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Sport<br />
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Weniger Gewicht. Mehr Dynamik.<br />
Der neue Audi R8 mit Audi ultra Leichtbautechnologie.<br />
Der neue Audi R8 ist noch agiler, leichter und dynamischer. Dass er gleichzeitig außergewöhnlich effizient ist,<br />
wird durch <strong>die</strong> Audi ultra Leichtbautechnologie des Audi Space Frames (ASF) ermöglicht. Eine Bauweise, <strong>die</strong><br />
weit mehr ist als eine Technologie: Sie ist eine Einstellung, <strong>die</strong> uns <strong>im</strong>mer weiterdenken lässt. Sie verkörpert<br />
Fahrdynamik und Sportlichkeit. Und sie ist <strong>die</strong> Essenz unserer Erfahrung <strong>im</strong> Motorsport, in dem wir <strong>im</strong>mer wieder<br />
neue Grenzen überwunden haben. Der neue Audi R8. Weniger Gewicht. Mehr Dynamik.<br />
www.audi.de/r8<br />
Kraftstoffverbrauch, innerorts: 22,2–19,3 l/100km, außerorts: 10,7–8,4 l/100km,<br />
kombiniert: 14,9–12,4 l/100km, CO 2<br />
-Emissionen kombiniert: 349-289 g/km.
S. 36<br />
undercover<br />
Christian Werner fotografiert zugedeckte<br />
Motorräder als Skulpturen<br />
INHALT / <strong>INTERSECTION</strong> no. 12 2012<br />
drehmoment<br />
12 contributors<br />
14 <strong>im</strong>pressum<br />
16 Altpapier<br />
Bei der Supersportwagenstu<strong>die</strong> Onyx führt der angeschlagene<br />
Autobauer Peugeot das Recycling in <strong>die</strong> Luxusklasse ein<br />
23 Kopierschutz<br />
Die Design Biennale in Istanbul zeigt, wie 3-D-Drucker und<br />
Open Source-Traktoren <strong>die</strong> industrielle Produktion verändern könnten<br />
26 Sexy CO2<br />
Mit der Hybrid-Technologie <strong>im</strong> Rücken will Lexus nun endlich den<br />
europäischen Premiummarkt erobern. Die Stu<strong>die</strong> LF-CC zeigt wie<br />
28 Wuchernde Wege<br />
Das indische Architekturbüro CRIT zelebriert <strong>die</strong> Vielfalt der Stadt<br />
30 Terra Nova<br />
Die Nissan Stu<strong>die</strong> Terra wird von einer Brennstoffzelle angetrieben.<br />
Nachhaltig ist an ihr aber wohl vor allem das Design<br />
36 undercover<br />
Christian Werner fotografiert zugedeckte Motorräder als Skulpturen<br />
40 Das Meer ist eine feige Sau<br />
Andreas Fischer baut bizarre Maschinen, <strong>die</strong> von der Tragik des Lebens erzählen<br />
6
• WORLD HERITAGE • PATRIMOINE MONDIAL •<br />
ZWEI HERZEN. HÖCHSTE PRÄZISION.<br />
S. 66<br />
Fast Type<br />
Jaguars neuer F-Type <strong>im</strong><br />
Diplomaten<strong>die</strong>nst<br />
INHALT / <strong>INTERSECTION</strong> no. 12 2012<br />
laufsteg<br />
42 Grand Glam<br />
<strong>Nacht</strong>ansichten mit dem <strong>Opel</strong> <strong>Adam</strong><br />
56 stray cats<br />
Monstertrucks und Rockchics in New York City<br />
64 Royal G-Force<br />
Casios ultrarobustes G-Shock Modell GW-A1000<br />
66 fast type<br />
Jaguars neuer F-Type <strong>im</strong> Diplomaten<strong>die</strong>nst<br />
DUOMÈTRE À QUANTIÈME LUNAIRE. Kaliber Jaeger-LeCoultre 381.<br />
Das “Dual-Wing”-Konzept ist eine wahre uhrmacherische Revolution, <strong>die</strong> zwei<br />
unabhängige Räderwerke beherbergt, welche über ein einziges Regulierorgan<br />
synchronisiert werden. Die patentierte blitzende Sekunde ermöglicht Zeitmessungen<br />
auf <strong>die</strong> 1/6 Sekunde genau.<br />
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Naturschauplätze ein. Das richtige Engagement für eine wertvolle Sache.<br />
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Educational, Scientific and<br />
Cultural Organization<br />
World Heritage<br />
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Testen Sie jetzt <strong>die</strong> neue A-Klasse und erleben Sie den Pulsschlag einer neuen Generation.<br />
S. 78<br />
stoische eleganz<br />
Warum auch der neue Golf VII<br />
viel besser als sein Ruf ist<br />
INHALT / <strong>INTERSECTION</strong> no. 12 2012<br />
werkstatt<br />
74 „Ich warte auf <strong>die</strong> Teleportation“<br />
Popstar Ebony Bones über brennende Tourbusse, Gehe<strong>im</strong>programme<br />
der US-Regierung und nächtliche Autofahrten<br />
78 stoische eleganz<br />
Warum auch der neue Golf VII viel besser als sein Ruf ist und zeigt,<br />
wie virtuos Volkswagen es versteht, ein Auto in ein Kulturgut zu verwandeln<br />
88 Markenkunst<br />
Von Alexander Calder bis Jeff Koons – alle BMW Art Cars <strong>im</strong> Überblick.<br />
92 Emphatische Maschinen<br />
Von Nanotechnologie bis zu artifizieller Photosynthese – <strong>die</strong> Agentur PCH<br />
son<strong>die</strong>rt <strong>im</strong> Auftrag der Autoindustrie <strong>die</strong> Zukunft der Mobilität<br />
100 GröSSenwahn Autoradio<br />
Mercedes-Benz forscht in den Star Wars-Studio nach dem perfekten Sound<br />
102 Sozialer Megahighway<br />
Das Architektenbüro Höweler + Yoon krempelt den amerikanischen Traum um<br />
104 Strategische Revolution<br />
Wie Audi vom Biedermann zur Marke slicker Anzugträger wurde und<br />
welche Designstu<strong>die</strong>n den Weg dahin geebnet haben<br />
110 Gebrauchte Wagen:<br />
Dwight D. Eisenhowers Cadillac Eldorado Cabrio<br />
111 Erste Liebe:<br />
Barack Obamas L<strong>im</strong>o One<br />
112 Im Test:<br />
Mercedes GL, Cadillac ATS, Infiniti FX Vettel Edition, Seat Leon, Toyota GT86<br />
Eine Marke der Da<strong>im</strong>ler AG<br />
10<br />
Kraftstoffverbrauch innerorts/außerorts/kombiniert: 8,4–4,5/5,1–3,3/6,4–3,8 l/100 km; CO₂-Emissionen kombiniert: 148–98 g/km.<br />
Die Angaben beziehen sich nicht auf ein einzelnes Fahrzeug und sind nicht Bestandteil des Angebots, sondern <strong>die</strong>nen allein Vergleichszwecken zwischen den verschiedenen<br />
Fahrzeugtypen. Das abgebildete Fahrzeug enthält Sonderausstattungen.
CONTRIBuToRS<br />
David Fischer<br />
David Fischer hat für <strong>INTERSECTION</strong> <strong>die</strong> Coverstrecke mit dem<br />
neuen <strong>Opel</strong> <strong>Adam</strong> in einem Berliner Studio fotografiert. Trotzdem<br />
sieht sie aus als würden <strong>die</strong> Models nicht mit einem Auto,<br />
sondern mit einem Raumschiff durch <strong>die</strong> <strong>Nacht</strong> fliegen. Es ist<br />
das dritte mal, dass es ein Foto von David auf den Titel <strong>die</strong>ses<br />
Magazins schafft. Neben <strong>INTERSECTION</strong> fotografiert er gerne<br />
und viel für <strong>die</strong> <strong>INTERSECTION</strong>-Schwester, das Fräulein Magazin.<br />
Abgesehen davon arbeitet er für internationale Magazine<br />
wie L‘Uomo Vogue oder Kunden so unterschiedlich wie Hugo<br />
Boss oder <strong>die</strong> Berliner Brillenmanufaktur Lunettes.<br />
Name: David Fischer<br />
Lives: Berlin<br />
NATIONALITY: Deutsch<br />
Contribution: Laufsteg: grand glam<br />
Points on License: +/– 0<br />
Vehicle: Cannondale<br />
Super Six<br />
Toni Nüsse<br />
Amos Fricke<br />
Alexander Batke-Lachmann<br />
Fabian Zapatka<br />
In <strong>die</strong>ser Ausgabe fuhr Toni Nüsse mit<br />
uns in einem Alfa Giulietta durch <strong>die</strong> Berge<br />
Siziliens. Außerdem fotografierte er<br />
eine Modestrecke mit dem neuen Jaguar<br />
F-Type in der britischen Botschaft in Berlin.<br />
Wenn er nicht für <strong>INTERSECTION</strong> unterwegs<br />
ist, gilt er als der beste Fotoassistent<br />
der Stadt. Seit kurzem ist er auf dem<br />
besten Weg, selber ein großer Fotograf zu<br />
werden. Kürzlich fotografierte er Jensen<br />
Button für Hugo Boss. Manchmal geht das<br />
mit der Karriere so schnell wie Buttons<br />
Auto fährt.<br />
Amos Fricke hat an der Universität der Künste<br />
in Berlin visuelle Kommunikation stu<strong>die</strong>rt<br />
und sich dabei vor allem auf <strong>die</strong> Fotografie<br />
konzentriert. Geboren 1987 lebt und arbeitet<br />
er nach einem Jahr in New York nun in Berlin.<br />
Er fotografiert für Magazine wie zum Beispiel<br />
Derzeit oder Interview Deutschland. Auf<br />
ein Genre festlegen will er sich nicht. Neben<br />
Mode, Porträt und Stillife-Fotografie arbeitet<br />
er an freien Projekten. 2011 ist sein erstes<br />
Buch erschienen. Es heißt „Outlook Insights“<br />
und wird der erste Teil einer Serie sein.<br />
Schon als Kind hat sich der Berliner eher<br />
für das Design von Autos interessiert als<br />
für PS-Zahlen. Leider sahen <strong>die</strong> Autoentwürfe<br />
des damals 8-Jährigen allesamt<br />
aus wie 4-türige Versionen des zu <strong>die</strong>ser<br />
Zeit gerade vorgestellten ICE. So ist aus<br />
einer Karriere als Autodesigner nichts<br />
geworden. Dafür hat er für <strong>die</strong> neue Intersection<br />
<strong>die</strong> Designgeschichte Audis unter<br />
<strong>die</strong> Lupe genommen und den neuen Range<br />
Rover seziert.<br />
Vor kurzem ist Fabian Zapatka aus Pankow-Niederschönhausen<br />
in <strong>die</strong> Berliner<br />
Innenstadt gezogen. Für <strong>INTERSECTION</strong><br />
ist das eine große Erleichterung. So ist<br />
Fabian noch schneller vor Ort, wenn wir<br />
ihn spontan bitten, Luxuskarossen wie in<br />
<strong>die</strong>ser Ausgabe den neuen Range Rover<br />
zu fotografieren. Wenn er nicht für INTER-<br />
SECTION unterwegs ist, arbeitet er unter<br />
anderem für das Süddeutsche Magazin,<br />
Brand Eins, Zeit Magazin oder Spex. Außerdem<br />
kennt er den Nahen Osten wie seine<br />
Westentasche seit er mit dem Fahrrad<br />
von Aleppo nach Beirut gefahren ist.<br />
12 <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
www.fredperry.com
IMpRESSUM<br />
Intersection -D- ist eine<br />
Off One’s Rocker Publishing Ltd. Produktion<br />
Redaktionssitz<br />
Karl-Marx-Allee 91b, 10243 Berlin<br />
Telefon: +49 (0)30 28 88 40 43<br />
Fax: +49 (0)30 28 88 40 44<br />
redaktion@intersection-magazin.de<br />
WINTER 2012/2013<br />
DEUTSCHLAND<br />
–<br />
Chefredaktion<br />
V.i.S.d.P.<br />
Götz Offergeld, Hendrik Lakeberg<br />
Kreativ-Direktion<br />
Götz Offergeld<br />
Art-Direktion<br />
Jan-Nico Meyer<br />
Redaktionsleitung<br />
Hendrik Lakeberg<br />
Lektorat<br />
Eckart Eisenblätter<br />
Lego V8<br />
Mode<br />
Lisa Leinen<br />
Assistenz der Chefredaktion<br />
Diana Terpe<br />
–<br />
Autoren<br />
Elisabeta Tudor, Alexander Batke-Lachmann,<br />
Le Tone, Daniel Seetal,<br />
Ji-Hun K<strong>im</strong>, Lisa Leinen<br />
Fotografen<br />
Fabian Zapatka, Peter Langer, Jan Friese,<br />
Nicolas Coulomb, Cameron Smith,<br />
Pierre Mahieu, Angela Moore, Samuel Guigues,<br />
Babette Pauthier, Cedric Viollet,<br />
Anders Sune Berg, Christian Werner,<br />
Daniel Josephson, Michael van den Bogaard,<br />
David Fischer, Amos Fricke, Toni Nüsse,<br />
Sam Hofman, Nicolas Poillot, Gilles Uzan,<br />
Guillaume Landry<br />
Gründer<br />
Dan Ross und Yorgo Tloupas<br />
Verlag<br />
Off One’s Rocker Publishing Ltd.<br />
Karl-Marx-Allee 91b<br />
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Hannes von Matthey<br />
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Katharina Kuhn (Yellow People)<br />
Herausgeber<br />
Götz Offergeld<br />
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London EC1V 9BG, UK<br />
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Intersection Mittlerer Osten<br />
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Dubai Media City, Dubai<br />
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Alströmergatan 31, 5tr<br />
11247 Stockholm, Sweden<br />
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14<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012
NEWS<br />
10 ideen, Uber <strong>die</strong><br />
man reden<br />
sollte<br />
Texte und Redaktion:<br />
Hendrik Lakeberg und Alexander Batke-Lachmann<br />
01<br />
altpapier<br />
Fotos: Nicolas Coulomb<br />
Peugeots neue Supersportwagen-Stu<strong>die</strong><br />
setzt Massstabe in Sachen Recycling<br />
16 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012 17
02<br />
Kein Kind von<br />
Traurigkeit<br />
Fotos: Cameron Smith und Pierre Mahieu<br />
Death Spray Customs entwirft<br />
Hommage an David Aldana<br />
NEWS<br />
Der Motorradrennfahrer David Aldana<br />
galt als legendär. Nicht nur weil er – Gwyther sieht <strong>die</strong> Anatomie des<br />
chen Körpers. Darm, Lunge und Herz<br />
erfolgreich war – für Aldana gehörte menschlichen Körpers als Kunstwerk.<br />
es zu seinem Job, dass er sich ab und Man könnte ihm zust<strong>im</strong>men. Nur,<br />
an richtig auf <strong>die</strong> Fresse legte. Außerdem<br />
trug der Rock‘n‘Roller unter Vielleicht weil Aldana seinen Körper<br />
was hat das mit David Aldana zu tun?<br />
den Motorsportlern in den Siebzigern wie ein Künstler eingesetzt hat. Sein<br />
einen Overall aus Leder, auf dem ein grober Pinsel war das Motorrad. Seine<br />
großes weißes Skelett gedruckt war. Narben erzählen seine Legende – <strong>die</strong><br />
Ein Kind von Traurigkeit war Aldana <strong>im</strong> Jahr 2012 wohl so nicht mehr entstehen<br />
könnte. Vielleicht passt <strong>die</strong> Ent-<br />
also nicht nur auf der Rennstrecke,<br />
sondern auch in seinem Modegeschmack.<br />
auch deshalb: Wenn es heute harte<br />
scheidung für <strong>die</strong> Organe statt Skelett<br />
Als Hommage an den mittlerweile Typen wie Aldana geben würden, sie<br />
63 Jahre alten Fahrer hat David Gwyther<br />
von Death Spray Customs zusam-<br />
wären wesentlich weicher. •<br />
men mit der italienischen Marke Alpinestars<br />
einen neuen Aldana-Anzug<br />
entworfen. Auf dem Mix aus Kanguru<br />
Kombination Alpinestars<br />
und Kuhleder ist in Gwythers Variante<br />
aber kein Knochenmann gedruckt,<br />
Model Malcom<br />
Kombination Pilot Leathers<br />
sondern <strong>die</strong> comicartig gezeichneten<br />
Handschuhe Fox<br />
weichen Innerereien des menschli-<br />
Model Kat Hessen<br />
Stu<strong>die</strong>n wie <strong>die</strong>se sind vor allem dazu le schließlich <strong>im</strong> Herzen der deutschen allem ist der Onyx aber wohl als betont<br />
da, Eindruck zu machen. Das gelingt Autoindustrie Baden-Württemberg opt<strong>im</strong>istisches Statement eines Fahrzeugherstellers<br />
in der Krise zu sehen.<br />
bei Peugeots Onyx aber nicht nur mit- und Stuttgart <strong>im</strong> Speziellen. Neben<br />
hilfe einer irre flachen Karosserie: dem Altpapier <strong>im</strong> Innenraum haben Das gelingt auch. Auf dem Autosalon<br />
von Paris <strong>im</strong> September, wo das<br />
Das interessanteste Detail der Stu<strong>die</strong> <strong>die</strong> Peugeot-Designer dem Onyx, dessen<br />
Motor auf dem V8 von Peugeots Auto zum ersten Mal gezeigt wurde,<br />
ist das sogenannte Newspaperwood,<br />
ein Material aus gepresstem Altpapier,<br />
das <strong>im</strong> Innenraum des Wagens einen kleinen Elektroantrieb ergänzt Er rang den Zuschauern ein Staunen<br />
Le Mans Racer 908 basiert und durch hat der Onyx <strong>die</strong>se Aufgabe erfüllt.<br />
verwendet wird. Bei einem <strong>im</strong>posanten<br />
Auto, das nach einer edlen Quarz- schwarze Karosserie aus Kohlefaser Peugeot in den nächsten Jahren einen<br />
wird, eine beeindruckende matt-<br />
ab und zog <strong>die</strong> Kameras auf sich. Dass<br />
Variante benannt wurde, ist das ein gefräst. Diese ist umwickelt mit einer straßenkompatiblen Supersportler<br />
Statement, das in der Luxusklasse Art Banderole aus glänzendem Kupfer, auf den Markt bringen wird, ist allerdings<br />
so unwahrscheinlich wie<br />
Maßstäbe setzten dürfte.<br />
das den Wagen seltsam elegant und<br />
Wird man in Zukunft bei seinen leichtfüßig wirken lässt – obwohl das <strong>die</strong> Übersiedlung der Menschheit auf<br />
Porsche oder Bentley also nicht mehr ganze Design auf nichts anderes als den Mond. Onyx genannt und in Paris<br />
gezeigt wurden übrigens auch eine<br />
nur stolz mit der Motorisierung und brutale Geschwindigkeit hindeutet.<br />
dem Design angeben, sondern auch Leicht ist <strong>die</strong>ses Auto mit 1100 Kilogramm<br />
tatsächlich. Ein klassenmäßig einen edlen Scooter. Dass der Scooter<br />
Stu<strong>die</strong> für ein Hightech-Bike und für<br />
damit, dass Teile des Autos aus recycletem<br />
Altpapier bestehen? Warum vergleichbarer Lamborghini Gallardo in Serie gehen könnte, ist wesentlich<br />
nicht. Die Grünen regieren mittlerwei- wiegt etwa 300 Kilogramm mehr. Vor realistischer. •<br />
18 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
19
03<br />
Aluminium-Diat<br />
Foto: Fabian Zapatka<br />
Die wichtigste Neuigkeit erkennt man erst,<br />
wenn man ihn wiegt: Der neue Range Rover<br />
hat ordentlich abgespeckt<br />
NEWS<br />
Dekadenz und Understatement – <strong>die</strong><br />
beiden widersprüchlichen Begriffe<br />
begleiten <strong>die</strong> Modellgeschichte des<br />
Range Rover von der ersten Stunde.<br />
Entwickelt wurde er als praktisches<br />
Fahrzeug für Menschen mit viel Zeit,<br />
Geld und Land. Der perfekte Begleiter<br />
für <strong>die</strong> Jagd, für das große Anwesen,<br />
das Gestüt. Kurzum: <strong>die</strong> merkwürdige,<br />
<strong>im</strong> Aussterben begriffene britische<br />
Upperclass.<br />
Man kennt <strong>die</strong> Bilder der Queen mit<br />
Kopftuch, großmütterlich und winzig<br />
klein hinter dem Steuer eines Land-<br />
Rover-Spitzenmodells. Die Dekadenz<br />
der ersten Generationen war nicht ihr<br />
überschwänglicher Luxus, <strong>die</strong> Materialien<br />
oder gar der Preis, sondern der<br />
Lebensstil, für den sie standen: Füchse,<br />
Gänse, Fasane schießen. Ascot. Doch<br />
heute? Neben der glatt gebügelten<br />
Neuauflage wirkt sogar der unter BMW-<br />
Ägide entwickelte Vorgänger anachronistisch.<br />
Der Range Rover ist in der<br />
Gegenwart angekommen und versucht<br />
sich auf der Gratwanderung zwischen<br />
Bling-Bling-P-Diddy und konservativer<br />
Noblesse. Natürlich ist der Neue ein<br />
paar Zent<strong>im</strong>eter gewachsen und hat<br />
dabei, dank großzügigem Aluminium-<br />
Einsatz, das Kunststück vollbracht, bis<br />
zu 400 Kilo abzuspecken. Aus <strong>die</strong>sem<br />
Grund hat sich unser Fotograf auch in<br />
Aluminium gekleidet und ließ sich mit<br />
dem Auto fotografieren. Sie sehen ihn,<br />
wie er gerade <strong>die</strong> Scheinwerfer inspiziert.<br />
Aber auch <strong>im</strong> Innenraum ist Hightech<br />
angesagt, Perfektion und Design.<br />
Der ge<strong>die</strong>gen gedämpfte Fahrgastraum<br />
schirmt <strong>die</strong> Passagiere von der Welt ab,<br />
wie <strong>die</strong> First-Class Kabine von Singapore<br />
Airlines. Der Neue passt weniger<br />
in den Reitstall als in den Yachthafen.<br />
Neben eine Motoryacht wohlgemerkt.<br />
Für den Erfolg des Wagens sollte das<br />
kein Problem sein. Das Luxus-SUV Segment<br />
brummt, selbst wenn das Empire<br />
klein geworden ist. Die Landsitze der<br />
britischen Aristokratie sind längst in<br />
Hotels und Golfclubs verwandelt. Das<br />
Geld und <strong>die</strong> Absatzmärkte sitzen heute<br />
in der City of London, in Dubai oder<br />
Hollywood. Und Land Rover gehört zum<br />
indischen Mischkonzern Tata. •<br />
20 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012 21
04<br />
Knautschzone<br />
Text: Elisabeta Tudor<br />
Foto: Angela Moore<br />
Das Label Bless<br />
wird zum<br />
Spezialisten fur<br />
weiche Autos<br />
Normalerweise ist Designerkleidung<br />
für Menschen gemacht, aber in der<br />
Mode verwundert nichts mehr. Vor<br />
allem wenn man weiß, dass es sich<br />
um ein Projekt des in Berlin und Paris<br />
ansässigen Labels Bless handelt.<br />
Dies ist kein Auto, könnte man frei<br />
nach Magritte sagen – sondern ein<br />
Sofa. So ganz richtig ist das allerdings<br />
auch nicht, denn das Bless-Projekt<br />
Nummer 35 mit dem Titel „Automatica<br />
Carcanapé“ ist auch einem Citroen<br />
BX als Überzug auf <strong>die</strong> Karosserie<br />
geschneidert.<br />
Mit ihrem Label haben <strong>die</strong> beiden<br />
Designerinnen Ines Kaag und Desirée<br />
Heiss ein einzigartiges Modeuniversum<br />
erschaffen, das zwischen Kunst<br />
und Design, zwischen Tragbarkeit<br />
und avantgardistischem Statement wieder auf. Die Wahl fiel <strong>die</strong>smal auf<br />
pendelt. Gegründet 1997 ist es jedoch einen Citroen BX, weil der den Designerinnen<br />
klassisch genug war, dass<br />
nicht das erste Mal, dass sich <strong>die</strong> beiden<br />
Designerinnen mit dem Thema jeder <strong>die</strong> Idee des Objekts nachvollziehen<br />
kann und das Auto gleichzeitig<br />
Mobilität beschäftigen. 2008 lud Intersection<br />
sechs Labels ein, um einen noch für das alte avantgardistische Citroen-<br />
Design steht. Als Stoff verwen-<br />
Überzug für den Alfa Romeo Brera<br />
zu entwerfen. Darunter waren auch deten sie Hallingdal 65 von der dänischen<br />
Marke Kvadrat. Zum ersten mal<br />
Kaag und Heiss von Bless. Sie exper<strong>im</strong>entierten<br />
bereits damals mit einem gezeigt wurde das Hybridsofa 2012 auf<br />
hybriden Objekt aus Stoff – halb Autoüberzug,<br />
halb Sitzgelegenheit. Es wurmentierfreudig<br />
es auf den ersten Blick<br />
dem Möbelsalon in Mailand. So experide<br />
ein Jahr später in Leder als Projekt erscheinen mag: Eigentlich ist es doch<br />
Nummer 22 unter dem Titel „Perpetual<br />
Homemotion Machines“ für eine da wir uns nun nicht mehr nach drau-<br />
ein wunderbar pragmatisches Objekt,<br />
Ausstellung <strong>im</strong> Sommerset Haus in ßen in <strong>die</strong> Kälte begeben, um uns auf<br />
London reproduziert.<br />
<strong>die</strong> Motorhaube zu legen. Das geht nun<br />
Für das neue Projekt „Automatica<br />
Carcanapé“ greifen sie <strong>die</strong>se Idee cher fühlt es sich auch an.<br />
in der warmen Wohnung – und wei-<br />
•<br />
05<br />
Kopierschutz<br />
infrage, sondern auch <strong>die</strong> industrielle<br />
Massenproduktion wie wir sie kennen.<br />
Ähnlich gedacht ist auch das „Global<br />
Village Construction Set“, eine Open<br />
Source Plattform von Wissenschaftlern<br />
und Farmern in Ohio, USA, <strong>die</strong> den günstigen<br />
Bau eines Traktors ermöglicht. 50<br />
Design zum<br />
Grundbausteine wurden entwickelt, mit<br />
Selberbasteln<br />
denen eine Maschine montiert werden<br />
kann, <strong>die</strong> an <strong>die</strong> Funktionen eines normalen<br />
Marken-Traktors heranreicht,<br />
Power to the people – so könnte man aber wesentlich billiger ist.<br />
zusammenfassen, worauf ein Großteil Ein weiteres interessantes Ausstellungsstück:<br />
zwei Modelle von einer un-<br />
der ausgestellten Arbeiten und Projekte<br />
auf der <strong>die</strong>sjährigen Design Biennale bemannten „RQ170 Sentinal Drone“ der<br />
in Istanbul abzielten.<br />
U.S. Air Force. Diese stürzte über iranischem<br />
Gebiet ab. Die US-Armee forderte<br />
Da ist zum Beispiel der Kiosk 2.0 des<br />
belgischen Designstudios Unfold. Ein <strong>die</strong> beschädigte Drohne zurück. Die iranische<br />
Regierung schickte nur Modelle <strong>im</strong><br />
Mitarbeiter schob den Rollwagen, der<br />
aussieht wie ein Hotdog-Stand über das Maßstab von 1:80 an Präsident Obama.<br />
Gelände. Auf Anfrage ließ ein in den Ein Biennale-Kurator ließ sie als Souvenir<br />
mit dem Kiosk 2.0 erstellen. Auch hier<br />
Rollwagen integrierter 3-D-Drucker ein<br />
Objekt auf Wunsch materialisieren. Die geht es um das Thema Copyright – auf<br />
Frage hinter dem Projekt: Was passiert, eine politische Art. Power to the people<br />
wenn zur Herstellung eines Produkts wäre in <strong>die</strong>sem Fall aber wohl ein unpassendes<br />
Motto, denn dass Irans Präsiden-<br />
nicht mehr benötigt wird als ein digitaler<br />
Bauplan und ein 3-D-Drucker? Der ten Achmadineschad <strong>die</strong>se Drohne mit<br />
Kiosk 2.0 stellt nicht nur unsere Vorstellungen<br />
von Original und Copyright wohl nicht <strong>im</strong> Sinne der Sache.<br />
einem Open Source Kit nachbaut, wäre<br />
•<br />
NEWS<br />
22 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012 23
06<br />
Gummi<br />
marsch<br />
Text: Elisabeta Tudor<br />
Foto: Samuel Guigues<br />
NEWS<br />
Frauenmode und<br />
Autoleidenschaft<br />
mussen kein<br />
Widerspruch sein<br />
Die Stylistin und Designerin Amandine<br />
Risacher hat <strong>die</strong> Abschlusskollektion<br />
an der Pariser Atelier Chardon<br />
Savard dem Auto gewidmet. Genauer<br />
gesagt: der Filmreihe „The Fast and the<br />
Furious“.<br />
Dabei setzt sie auf sinnliche Kurven<br />
und einen Look, der ordentlich<br />
Gas gibt. Statt aber dem Klischee der<br />
großbusigen Blonden, <strong>die</strong> sich auf der<br />
Motorhaube eines Muscle Cars räkelt,<br />
zu folgen, versucht Risacher <strong>die</strong> beiden<br />
Pole Frauen und Autos klüger zusammen<br />
zu denken. Trotzdem handelt es<br />
sich bei der Kollektion mit dem Titel<br />
„The Razors Edge“ nicht um ein feministisches<br />
Manifest.<br />
Konkret inspiriert hat sie vor allem<br />
der Chevrolet Camaro. Aus seinem<br />
Design leitet sie surreale Looks ab. Sie<br />
bestehen aus hauteng geschnittenen<br />
Rennanzügen, Masken, <strong>die</strong> an Sturmhauben<br />
erinnern, Rennhandschuhen<br />
und schnittigen High Heels. Gefertigt ist<br />
das alles aus Materialien wie Vinyl, das<br />
an glänzenden Autolack erinnert, Leder,<br />
dem Gummi von Autoreifen und widerständigen<br />
Stoffen. Dabei ist es nicht so,<br />
dass Risachers Silhouetten an Weiblichkeit<br />
einbüßen würden.<br />
Es gibt St<strong>im</strong>men, wie zum Beispiel<br />
unlängst <strong>die</strong> amerikanische Journalistin<br />
Hanna Rosin, <strong>die</strong> behaupten, der Mann<br />
habe jetzt schon ausge<strong>die</strong>nt. Nun, ob<br />
das st<strong>im</strong>mt, soll an anderer Stelle diskutiert<br />
werden. Risacher trägt auf jeden<br />
Fall dazu bei, dass <strong>die</strong> Autoleidenschaft<br />
nicht reine Männersache bleibt, sondern<br />
auch in der Pariser Modewelt als<br />
selbstverständlicher Einfluss aufgegriffen<br />
wird. Das hätte es vor ein paar Jahren<br />
wohl noch nicht gegeben. •<br />
24 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
25
07<br />
Sexy CO2<br />
Fotos: Babette Pauthier<br />
Lexus macht<br />
sich chic<br />
Lexus geht in <strong>die</strong> Breite. Darauf lässt<br />
zumindest <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong> LF-CC schließen,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> japanische Edelmarke kürzlich<br />
auf dem Pariser Autosalon vorgestellt<br />
hat. Als Coupé-Variante der L<strong>im</strong>ousine<br />
IS oder als Downgrade der in Genf<br />
gezeigten Sportwagen-Stu<strong>die</strong> LF-LC<br />
ist <strong>die</strong>ses Auto ein realistischer Ausblick<br />
auf eine neue Modellreihe, <strong>die</strong> es<br />
mittelfristig wahrscheinlich wirklich<br />
geben wird.<br />
Bislang verfügt Lexus vor allem<br />
über ein festes Standing auf dem US-<br />
Markt. In Europa tut sich <strong>die</strong> Marke<br />
schwer. Oft wirken <strong>die</strong> Autos zu gewöhnlich<br />
und unauffällig, um sich<br />
gegen <strong>die</strong> starken Konkurrenten von an <strong>die</strong> kein anderer Hersteller zurzeit<br />
BMW, Audi und Da<strong>im</strong>ler zu behaupten. heranreichen kann. Im LF-LC soll dem-<br />
Ein sportliches Coupé fühlt sich wie entsprechend ein neu entwickelter Hybridmotor<br />
stecken, der einen CO2-Aus-<br />
ein richtiger Schritt an, um <strong>die</strong> Marke<br />
insgesamt attraktiver zu machen. Deshalb<br />
ist auch <strong>die</strong> Karosserie, vor allem dabei aber deutlich über 200 PS leisten<br />
stoß von unter 100 Gramm erreichen,<br />
durch den neuen Kühlergrill <strong>im</strong> sogenannten<br />
Diabolo-Design, markanter chen <strong>die</strong> Japaner von 4,3 Litern Super.<br />
soll. Bei den Verbrauchswerten spre-<br />
und sexyer geworden, als man das von Neben einer kraftvollen Motorisierung<br />
Lexus bisher kannte.<br />
und einer luxuriösen Aussattung haben<br />
auch <strong>die</strong> Werte Sparsamkeit und<br />
Vielleicht hilft das Design besser<br />
zu kommunizieren, dass <strong>die</strong> Marke eigentlich<br />
schon längst ausgesprochen gehalten in das Erwartungsprofil der<br />
Umweltverträglichkeit längst Einzug<br />
attraktiv ist. Die Stärke von Lexus und Käufer einer oberen Mittelklasse. Der<br />
natürlich auch Toyota liegt <strong>im</strong> souveränen<br />
Umgang mit der Hybridtechnik, fekt be<strong>die</strong>nen.<br />
LF-CC könnte <strong>die</strong>se Erwartungen per-<br />
•<br />
08<br />
Vettels perfekte<br />
Fahrtzeit<br />
In der Formel 1 zahlt jede Sekunde<br />
NEWS<br />
Kein schlechtes Jahr für <strong>die</strong> Red Bull- Ort als <strong>die</strong> Box von Vettel, um eine<br />
Sportler! Erst springt Adrenalinjäger Uhr zu entwickeln, <strong>die</strong> den Belastungen<br />
der Formel 1 standhält. Dass man<br />
Felix Baumgartner aus 39.045 Metern<br />
Höhe in Schallgeschwindigkeit auf als ihr Träger nicht unbedingt mit 750<br />
<strong>die</strong> Erde, und dann fährt auch noch PS über <strong>die</strong> Ziellinie rasen muss, ist<br />
Sebastian Vettel den sensationellen klar. Das Gefühl, dass man es mit <strong>die</strong>ser<br />
Uhr zumindest theoretisch könnte<br />
dritten Weltmeistertitel in Folge für<br />
das Racing-Team ein. Wer war noch – das hat allerdings einen Reiz. Vielleicht<br />
verleiht es sogar Flügel. •<br />
mal Michael Schumacher?<br />
Grund zum Feiern hat aber nicht<br />
nur Vettel selbst, sondern auch sein<br />
Gefolge an Mechanikern und Boxenstopp-Helfern,<br />
ohne <strong>die</strong> er aufgeschmissen<br />
wäre. Diese tragen allesamt<br />
eine Casio Edifice EFR-520 in<br />
einer Special Edition von Red Bull.<br />
T<strong>im</strong>ing ist eben alles.<br />
Dass Red Bull Flügel verleiht, sei<br />
mal dahingestellt, aber <strong>die</strong> Schnelligkeit<br />
des Reifenwechsels und des<br />
Auftankens in der Formel 1 ist zentral<br />
für einen Sieg. Jede Sekunde auf<br />
dem Ziffernblatt unter dem robusten<br />
Mineralglas der Edifice EFR-520 zählt.<br />
Für Casio gab es wohl keinen besseren<br />
26 drehmoment<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
27
09<br />
Wuchernde<br />
Wege<br />
CRIT wollen <strong>die</strong><br />
Stadt nicht<br />
neu erfinden<br />
NEWS<br />
Als Audi <strong>im</strong> Herbst den Urban Future<br />
Award – einen Preis für Ideen zur<br />
Zukunft der Stadt – an <strong>die</strong> amerikanischen<br />
Architekten Höweler+Yoon<br />
vergab, da hatte ein Projekt das<br />
Nachsehen, das eine gegensätzliche<br />
Richtung einschlug, dabei aber nicht<br />
weniger interessant war.<br />
Während Höweler+Yoon den kompletten<br />
Stadtraum von Boston bis<br />
Washington restrukturieren wollten<br />
und sich dabei eine gigantomanische<br />
Science-Fiction-Utopie ausdachten,<br />
beschäftigte sich das Architekturbüro<br />
CRIT aus Mumbai in seiner Präsentation<br />
damit, wie man es vermeiden<br />
könnte, Städten in Zukunft architektonische<br />
Großvisionen überzustülpen.<br />
Das CRIT-Team um <strong>die</strong> Architektin<br />
Rupali Gupte geht davon aus, dass <strong>die</strong><br />
Stadt – vor allem eine wie Mumbai –<br />
sich ohnehin ständig ändert. Sie ist<br />
wie ein wild wachsender Garten, der<br />
vor sich hinwuchert. CRIT suchen also<br />
Wege, <strong>die</strong>sem Wuchern eine Richtung<br />
zu geben, statt es einzudämmen. Das<br />
Architekturbüro nennt das „taktische<br />
Interventionen“. Eine Möglichkeit ist<br />
<strong>die</strong>ser Skywalk. Warum, wenn sich der<br />
Verkehr auf der Straße staut, Passanten<br />
nicht einfach über einen Fußgängerweg<br />
über <strong>die</strong> Dächer von Mumbai<br />
leiten? Die Luft ist schließlich besser,<br />
es ist leiser dort und weniger gefährlich.<br />
Kleine <strong>im</strong>provisierte Projekte wie<br />
<strong>die</strong>ses bilden das Zentrum von CRITs<br />
urbaner Zukunftsvision. Das ist nicht<br />
nur pragmatisch und ein Ansatz, von<br />
dem besonders viele Stadtbewohner<br />
profitieren können, es hat auch einen<br />
ästhetischen Reiz. •<br />
Skywalk 2, CRIT, Mmbai<br />
28 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012 29
10<br />
NEWS<br />
terra<br />
nova<br />
Fotos: Cédric Viollet<br />
Nissans Stu<strong>die</strong> Terra<br />
gibt einen Ausblickauf<br />
das zukUnftige Design<br />
von Juke und Quashqai<br />
Top und Rock Manish Arora<br />
Gürtel Kenzo<br />
Armreif Pierre Hardy<br />
Schuhe Louboutin<br />
30 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
31
Body Veronique Leroy<br />
Haarband Masha Ma<br />
Brille Dita<br />
Gürtel Pinko<br />
Handschuhe Club Monaco<br />
Schuhe Louis Vuitton<br />
Kleid Masha Ma<br />
Brille Louis Vuitton<br />
Halskette Veronique Leroy<br />
Uhr Nixon<br />
Schuhe Pierre Hardy<br />
Für manche gilt sie als praktikable Lösung<br />
Mit der Stu<strong>die</strong> Nissan Terra versuchen (noch) exotische Antrieb. Man kann den<br />
für das Reichweitenproblem von nun <strong>die</strong> Japaner einen neuen Vorstoß in Terra nämlich auch als Ausblick auf <strong>die</strong><br />
Elektroautos, aber von der Autoindustrie<br />
Richtung Wasserstoffbetankung. Eine zukünftigen Generation von Qashqai<br />
wird <strong>die</strong> Brennstoffzelle nur sehr Brennstoffzelle liefert Strom für drei und Juke sehen. Diese Stu<strong>die</strong> wirkt auf<br />
zaghaft angegangen. Über Versuchsfahrzeuge<br />
Elektromotoren, <strong>die</strong> Vorder- und Hin-<br />
den ersten Blick nämlich wie eine Kreußen<br />
verfügen zwar fast alle groterachse<br />
antreiben. Die Allradfunktion zung aus den beiden erfolgreichen Nis-<br />
Konzerne, aber wenn es darum entspricht dem rundlich kraftvollen san Kompakt-SUVs. Be<strong>im</strong> zweiten Blick<br />
geht, das Thema ernsthaft anzugehen, Design der SUV-Karosserie. Der Innenraum<br />
denkt man an das, was man <strong>im</strong> Prinzip<br />
dann zögern sie.<br />
verbindet futuristisch dahinglei-<br />
nicht sieht: den Antrieb. Und der dürf-<br />
Gut, BMW hat von einem 7er-Modell<br />
mal 100 Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb<br />
tende Formen mit traditionsbewussten te so bald nicht serienmäßig werden.<br />
Materialien wie Seide und Buchenholz. Doch auch Nissan scheint sich nun in-<br />
gebaut, Mercedes plant Als Display <strong>die</strong>nt ein Tablet-PC, der tensiver mit ihm zu beschäftigen. Das<br />
zaghaft <strong>die</strong> B-Klasse mit Wasserstoffantrieb<br />
auch entfernt werden kann. Sie mer-<br />
ist zu begrüßen – und wohl auch eine<br />
auf den Markt zu bringen. ken, wir schwenken <strong>im</strong>mer mehr auf Notwendigkeit. •<br />
Doch insgesamt bleibt es erstaunlich das Design des Wagens ab. Das ist es<br />
Styling Josia.N<br />
ruhig um <strong>die</strong> saubere Alternative zum wohl auch, was in Zukunft der Wirklichkeit<br />
Model Alice Aufray<br />
Verbrennungsmotor.<br />
näher kommen dürfte als der<br />
Haare / Make-up Emilie<br />
Peltier<br />
32 drehmoment<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
33
KUNST<br />
Sachschaden<br />
Fotos: Anders Sune Berg<br />
Streetartists besprUhen Schrottkisten<br />
Für das Banger Art Festival der Londoner<br />
Nelly Duff Galerie <strong>im</strong> Sommer nen <strong>die</strong> Bemalung <strong>im</strong> Einverständnis<br />
nen. Natürlich vor allem solche, bei de-<br />
besprühten zehn Streetartists eine mit dem Besitzer angebracht wurde.<br />
gleiche Menge Autos.<br />
Als würde er sich über seine eigene<br />
Zunft lustig machen, hat einer der<br />
Natürlich hat das – wie Sie auf den<br />
Bildern sehen – nicht wirklich auf Künstler auf einen alten Polo ein großes<br />
der Straße stattgefunden, sondern in wachsames Auge gesprüht. Vielleicht<br />
einem verlassenen Parkhaus. Und – geht es hier nicht – wie man zunächst<br />
Entwarnung! – <strong>die</strong> Autos waren nicht denken würde – um eine Kritik am<br />
mehr das Eigentum nichtsahnender<br />
Besitzer, sondern ausgewiesene sondern um Abschreckung: Ein Auto<br />
Überwachungsstaat oder Ähnlichem,<br />
Schrottkisten. Trotzdem würde man wie <strong>die</strong>ses rührt wohl kein anderer<br />
sich wünschen, auf der Straße würden Streetart-Kollege an. Er würde sich bei<br />
einem mehr Autos mit <strong>die</strong>sen kreativ der Arbeit daran erinnert fühlen, dass<br />
verfeinerten Autolackierungen begeg-<br />
er beobachtet werden könnte. •<br />
34 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
35
KUNST<br />
under<br />
cover<br />
Interview: Hendrik Lakeberg Fotos: Christian Werner<br />
Wie geparkte MotorrAder<br />
zu Skulpturen werden<br />
Es gibt Dinge <strong>im</strong> Straßenbild, <strong>die</strong> man<br />
nicht mehr zur Kenntnis n<strong>im</strong>mt. Sie<br />
sind selbstverständlich und fallen<br />
deshalb nicht weiter auf. Wissen Sie<br />
zum Beispiel, welche Form <strong>die</strong> Lampen<br />
der Laternen an Ihrer Straße haben?<br />
Wahrscheinlich nicht. Obwohl<br />
Sie jeden Tag an ihnen vorbeilaufen.<br />
Je länger man einen solchen Gegenstand<br />
anschaut, je länger man sich<br />
mit ihm beschäftigt, je interessanter<br />
und seltsamer wird er.<br />
Der Berliner Fotograf Christian<br />
Werner schaut schon von Berufs wegen<br />
genauer hin. Besonders aufgefallen<br />
sind ihm <strong>die</strong> vielen Motorräder, <strong>die</strong><br />
auf öffentlichen Plätzen in der Stadt<br />
geparkt sind und von einer Plane vor<br />
der Witterung geschützt werden. Denn<br />
als er länger hinschaute, wirkten <strong>die</strong><br />
Planen, <strong>die</strong> niemals in der gleichen<br />
Art über das Motorrad fallen, in Verbindung<br />
mit dem, was sie verbergen,<br />
auf Werner wie Skulpturen. Aus <strong>die</strong>ser<br />
Beobachtung ist eine faszinierende Fotoserie<br />
entstanden. Ihr Name: Undercover.<br />
36 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
37
Welche Rolle spielen <strong>die</strong> bedeckten Umgebung zu werfen, dennoch war es<br />
Motorräder, <strong>die</strong> Sie für Ihre Serie zunächst einfach Intuition, <strong>die</strong> meine<br />
„Undercover“ fotografieren, <strong>im</strong> Stadtbild?<br />
Motorräder gelenkt hat. Das Projekt<br />
Aufmerksamkeit auf <strong>die</strong> verhüllten<br />
Gerade <strong>im</strong> städtischen Raum sind <strong>die</strong>se<br />
Abdeckplanen ja als eine Art mobi-<br />
ich fand heraus, dass <strong>die</strong>se Fundstü-<br />
schien anfangs auch eher banal, doch<br />
le Garage zu verstehen, als Schutz vor cke, sobald es mir gelang, sie isoliert<br />
Verschmutzung und Verwitterung für darzustellen, tatsächlich ein Eigenleben<br />
entwickelten. Mein Interesse galt<br />
<strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> aus Platzgründen nicht<br />
<strong>die</strong> Gelegenheit haben, ihr Fahrzeug zunehmend der Fähigkeit der Fotografie,<br />
den ästhetischen Wert <strong>die</strong>ser<br />
wetterfest unterzustellen. Da das in<br />
den Großstädten den meisten so geht, scheinbar nur funktionalen Alltagsgegenstände<br />
zu betonen und regelrechte<br />
häuft sich <strong>die</strong> Ansammlung <strong>die</strong>ser verhüllten<br />
Objekte <strong>im</strong> Stadtbild und ihr Skulpturen aus ihnen zu erstellen. Im<br />
Anblick wird allgegenwärtig.<br />
Laufe der Zeit ist aus meinen Fotografien<br />
eine Serie geworden, <strong>die</strong> eine Art<br />
Was hat Sie an den verhüllten Motorrädern<br />
als Fotograf interessiert? Typologie <strong>die</strong>ses spezifischen Readymades<br />
darstellt.<br />
Als Fotograf versuche ich einen etwas<br />
anderen Blick auf <strong>die</strong> Dinge in meiner Inwiefern ist Mobilität bzw Fahrzeuge<br />
ein interessantes Motiv für Fotografen/Künstler?<br />
Was interessiert dich<br />
persönlich daran?<br />
In meiner Serie reizt mich gerade das<br />
Verhältnis zwischen Stillstellung und<br />
Bewegung. Die dynamischen Formen<br />
der Motorräder, <strong>die</strong> sich unter den<br />
Schutzplanen abzeichnen, suggerieren<br />
potenzielle Hochgeschwindigkeiten<br />
und verheißen Freiheit und Raumeroberung.<br />
Im verdeckten Zustand<br />
jedoch werden sie zu Skulpturen, zu<br />
plastischen Monumenten, <strong>die</strong> <strong>im</strong> Begriff<br />
scheinen, mit ihrem Untergrund<br />
zu verwachsen und selbst Stein zu<br />
werden, ohne dabei allerdings an Lebendigkeit<br />
zu verlieren.<br />
Was sind allgemein Themen, <strong>die</strong> Sie<br />
in Ihrer Fotografie interessieren?<br />
Ich habe eigentlich <strong>im</strong>mer eine Kamera<br />
dabei und fotografiere sehr viel und<br />
oft auch situativ.<br />
Wenn es geplant zugeht, ist mein Vorgehen<br />
das der Reportage. Mir liegt viel<br />
daran, Orte anhand best<strong>im</strong>mter Details<br />
zu erfassen, <strong>die</strong> erst einmal weniger<br />
offensichtlich erscheinen.<br />
Ein wiederkehrendes Thema sind dabei<br />
eben <strong>die</strong>se Dinge und Objekte, <strong>die</strong><br />
über sich selbst hinaus verweisen und<br />
eine Geschichte über den Zustand der<br />
Welt erzählen können. Zudem portraitiere<br />
ich <strong>im</strong> Auftrag von Magazinen<br />
Musiker und Künstler und fotografiere<br />
Modestrecken.<br />
Fotografie ist spätestens durch Mobiltelefone<br />
mit Kameras und <strong>die</strong> digitale<br />
Fotografie omnipräsent. Worin liegt<br />
Im verdeckten Zustand werden<br />
<strong>die</strong> Motorrader zu Skulpturen,<br />
<strong>die</strong> <strong>im</strong> Begriff scheinen, mit ihrem<br />
Untergrund zu verwachsen<br />
alle Bilder<br />
Auswahl aus der Serie “Undercover”<br />
C – Prints, gerahmt 60 x 45 cm,<br />
Edition 1/10 + 1 aP<br />
auf <strong>die</strong>sem Hintergrund <strong>die</strong> Herausforderung<br />
der aktuellen Kunstfotofern<br />
oder Formen für Welt anzubieten,<br />
wesen ist, Weltbeschreibungen zu liegrafie?<br />
<strong>die</strong> nicht unbedingt übereinst<strong>im</strong>men<br />
Ich bin mir gar nicht so sicher, ob <strong>die</strong> mit dem, was sowieso da ist.<br />
technischen Errungenschaften der Was ist dein Lieblingsfortbewegungsmittel<br />
und warum?<br />
letzen Jahre eine besondere, bzw. neue<br />
Herausforderung für <strong>die</strong> Fotografie Ich selbst fahre einen dunkelblauen<br />
darstellen. Sicherlich kann heutzutage<br />
jeder ohne technisches Vorwissen ne mag. Grundsätzlich fühle ich mich<br />
Audi 100 von 1989, den ich sehr ger-<br />
korrekt belichtete Fotos machen und der automobilen Idee sehr verbunden,<br />
sie vielleicht auch durch zahlreiche bin gewissermaßen in der Werkstatt<br />
Filterpresets ästhetisch stilisieren und aufgewachsen. In der Stadt greife ich<br />
überall hin hochladen. Das ist ja auch aber, wann <strong>im</strong>mer es geht, auf das<br />
toll, macht <strong>die</strong>se Bilder aber natürlich Fahrrad zurück. Es ist <strong>die</strong> gesündere<br />
noch nicht automatisch zur Kunst und und intelligentere Art der Fortbewegung.<br />
Außerdem hasse ich es, <strong>im</strong> Stau<br />
den Fotografen zum Künstler. Man<br />
muss heute wie eh und je wissen, was zu stehen. •<br />
man erzählen möchte. Ich denke, dass<br />
es <strong>im</strong>mer eine Aufgabe der Kunst ge-<br />
www. christianwerner.org<br />
38 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
39
KUNST<br />
Das Meer ist<br />
eine feige Sau<br />
Fotos: Michael van den Bogaard<br />
Der Kunstler Andreas Fischer baut bizarre Maschinen,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> tragische Komik des Lebens zeigen<br />
Andreas Fischer baut zwar Maschinen, der an ein Seemannslied erinnert. Eine<br />
ihn interessieren aber vor allem Menschen.<br />
Menschen in spannungsgela-<br />
feige Sau“. Auch hier geht es um <strong>die</strong> un-<br />
der Textzeilen lautet: „Das Meer ist eine<br />
denen Momente, häufig auch unangenehmen.<br />
Zum Glück hat er Humor, um das Gefühl des Scheiterns und den<br />
angenehmen Situationen des Alltags,<br />
sonst wären seine hintersinnigen Installationen<br />
nur schwer auszuhalten. sem Scheitern begegnet. Das Meer ist<br />
lächerlichen Trotz, mit dem man <strong>die</strong>-<br />
In der Arbeit „LIAISON Lackmus“ natürlich keine feige Sau, es fühlt überhaupt<br />
nichts. Weil <strong>die</strong> Person, <strong>die</strong> ihm<br />
wird ein Motorradhelm von einer Holzlatte<br />
in zackigen, penetranten Bewegungen<br />
angetippt. An der Holzlatte ist Naturgewalt Meer zu vermenschlichen,<br />
ausgesetzt ist, nicht anders kann als <strong>die</strong><br />
der Griff einer Fahrradbremse montiert, in dem es sie besch<strong>im</strong>pft, entsteht eine<br />
<strong>die</strong> wie ein Finger dem Helm ins Gesicht tragische Komik. Auch <strong>die</strong>ses dürfte den<br />
pikst. Synchron zu den Bewegungen der meisten bekannt vorkommen: Wer hat<br />
Holzlatte läuft ein Tonband, auf dem <strong>im</strong> Verkehr nicht schon mal sein Auto<br />
eine gepresste St<strong>im</strong>me <strong>im</strong>mer wieder besch<strong>im</strong>pft, als wäre es <strong>die</strong> Schuld des<br />
sagt: „Zeig uns deine Zähnchen! Zeig Autos, wenn etwas an ihm kaputt gegangen<br />
ist. Oder den Regen, wenn man<br />
sie uns doch mal! Komm schon, zeig<br />
sie uns.“<br />
eine Jacke ohne Kaputze trägt oder den<br />
Vielleicht erinnern Sie sich, wie sie als Regenschirm vergessen hat. Da Andreas<br />
Fischer solche Situationen so poin-<br />
Kind aufgefordert wurden, Ihre Zähne zu<br />
zeigen und sich dabei gefühlt haben wie tiert darstellt und durch <strong>die</strong> eigenartige<br />
ein Tier in der Manege. Im übertragenden<br />
Sinne finden sich solche Momente zeichnet, muss man lachen, wenn man<br />
Konstruktion der Skulptur absurd über-<br />
auch <strong>im</strong> Erwachsenenleben. Obwohl er vor ihnen steht.<br />
sich also in Maschinen ausdrückt und Das Museum Ludwig in Köln zeigt bis<br />
auch das Thema Mobilität <strong>im</strong>mer wieder<br />
indirekt aufgreift, sind Fischer Ma-<br />
des in Düsseldorf lebenden Künstlers.<br />
zum März 2013 eine Einzelausstellung<br />
schinen wie eine Bühne, auf der sich das Der Titel lautet „Your t<strong>im</strong>e is my Rolex“.<br />
menschliche Theater abspielt.<br />
Auch in ihm vermischen sich Mensch<br />
In einer Arbeit mit dem Titel „Operation<br />
Notzucker“ hat der Künstler ein also <strong>im</strong>mer auch darum, <strong>die</strong> Ähnlich-<br />
und Maschine. Im Kern geht es Fischer<br />
Schlauchboot mit einem Mast ausgestattet,<br />
auf dem ein Lautsprecher stellen. Oder besser: Das Problem, dass<br />
keit von Mensch und Maschine darzu-<br />
befestigt ist. Der Mast ruckelt ähnlich der Mensch den Funktionsweisen von<br />
<strong>im</strong>pulsiv wie <strong>die</strong> Holzlatte mit der Maschinen <strong>im</strong>mer mehr annähert. Das<br />
Fahrradbremse <strong>im</strong> Boot hin und her. allerdings ist kein Problem der Maschinen,<br />
sondern eines des Menschen. Aus dem Lautsprecher tönt ein Gesang,<br />
•<br />
links<br />
Operation Notzucker, 2008<br />
300 x 120 x 250 cm<br />
Privatsammlung, Köln<br />
rechts<br />
Liaison Lackmus, 2011<br />
120 x 65 x 235 cm<br />
Privatsammlung, Köln<br />
40 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
41
GRAND<br />
GLAM<br />
fotos David Fischer styling Götz Offergeld Models Anna B./Spin Models, Johanna K./Viva Models<br />
Fotoassistenz Maxi Hirte Haare/make-up Diana St<strong>im</strong>per auto opel adam glam<br />
Strirnband Max Mara<br />
Jacke Nike<br />
Strirnband Max Mara<br />
Sweatshirt Nike<br />
43
Outfit Max Mara<br />
Strirnband Max Mara<br />
Kleid Marlene Birger
Strirnband Max Mara<br />
Jacke Custommade<br />
Hose Den<strong>im</strong> & Supply Ralph Lauren<br />
Schuhe Urban Outiftters
Strirnband Max Mara<br />
Sweatshirt Nike<br />
Hose Den<strong>im</strong> & Supply Ralph Lauren<br />
Schuhe Urban Outfitters<br />
Stirnband Max Mara<br />
Kleid Max Mara<br />
Armreif Sportmax<br />
Schuhe Urban Outfitters<br />
Strirnband Max Mara<br />
Jacke Nike<br />
Hose Max Mara<br />
Schuhe gesehen by TK Maxx<br />
49
50<br />
Outfit Max Mara
1<br />
7<br />
2<br />
6<br />
5<br />
fracht<br />
4<br />
3<br />
stück<br />
fotos alexis ra<strong>im</strong>bault set design romain lenancker<br />
auswahl josia N.<br />
1 Pierre Louis Mascia<br />
2 Gucci<br />
3 Lanvin<br />
4 Tumi<br />
5 Lacoste<br />
6 Zilli<br />
7 Zilli<br />
53
1 Tod’s<br />
2 Tumi<br />
3 Zilli<br />
4 Lanvin<br />
5 Zilli<br />
5<br />
3<br />
1<br />
2<br />
4<br />
54 55
stray<br />
cats<br />
fotos Stefani Pappas styling Katharine Erwin Models James/Red, Rachel/Muse,<br />
Pedro und Stephanie/Request Haare Carolyn Riley/Intelligent Nutrients make-up Jen Myles<br />
autos 1987 Iroc Z Monster und GMC J<strong>im</strong>my<br />
Shirt Fox<br />
Latzhose Carhartt<br />
Unterhemd Under Armour<br />
T-Shirt Comme des Garçons<br />
Stiefel Giuseppe Zanotti<br />
Bandana Kuku<br />
56 57
Pullover Deth Killers<br />
Lederhosen Deth Killers<br />
Armschutz Rat vs Pigeon<br />
Pullover Deth Killers<br />
Lederhosen Deth Killers<br />
Armschutz Rat vs Pigeon<br />
59
Bandana Kuku<br />
Jacke Ralph Lauren<br />
T-Shirt Comme des Garçons Black<br />
Schutz Fox<br />
Stiefel Giuseppe Zanotti<br />
Jacke Comme des Garcon<br />
Hose Amy Claire<br />
Shorts Ralph Lauren<br />
Schutz Daniele<br />
Kombination Deth Killers<br />
Weste Deth Killers<br />
Hemd Hermés<br />
Hose Y-3<br />
Stiefel Alpinestars<br />
60
Jacke Comme des Garcon Black<br />
Shorts Ralph Lauren<br />
Schuhe Giuseppe Zanotti<br />
Pullover Deth Killers<br />
Schutz Rat vs Pigeon<br />
Kleid Hermès<br />
Schutz Fox<br />
Schuhe Giuseppe Zanotti<br />
63
oyal<br />
g-force<br />
foto Amos Fricke styling Jan-Nico Meyer<br />
uhr Casio GW-A1000 RAF-1AJR<br />
In den Neunzigern trug man als hat Casio <strong>die</strong> GW-A1000 RAF-1AJR<br />
Skater- oder Hip-Hop-Kid eine G- entwickelt, deren Features an <strong>die</strong> Arbeitsbedingungen<br />
eines Kampfpiloten<br />
Shock, weil sie groß und robust<br />
war – und weil sie bei allen coolen<br />
Kids am Handgelenk baumel-<br />
Thermometer und Zulu-Funktion, <strong>die</strong><br />
angepasst sind – inklusive Cockpitte.<br />
Heute sind <strong>die</strong> Jungs von damals garantiert, dass alle Piloten in einem<br />
zu Männern geworden. Und eine Einsatz <strong>die</strong>selbe Zeit nutzen. Auf dem<br />
knallweiße Armbanduhr zählt nicht Ziffernblatt befindet sich eine Solarzelle,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Batterie auflädt. Teile<br />
unbedingt mehr zu den Accessoires,<br />
mit denen man dem Ernst des Lebens des Gehäuses sind aus Carbon gefertigt.<br />
Der Eindruck, man habe es mit<br />
gegenübertreten will. Dieses mattschwarze<br />
Modell der für <strong>die</strong>se Zwecke einem nahezu unkaputtbaren Zeitmesser<br />
zu tun, verstärkt sich noch,<br />
ins Leben gerufenen G-Shock Premium<br />
Linie dafür um so mehr.<br />
wenn <strong>die</strong> Uhr beruhigend schwer am<br />
Zusammen mit der Royal Air Force Handgelenk liegt.
fast<br />
type<br />
fotos Toni Nüsse styling Götz Offergeld Model Richard Kranzin/Mega Model Agency<br />
auto Jaguar F-Type Alle Outfits Hugo Boss
INTERVIEW<br />
ebony bones<br />
Ich warte auf <strong>die</strong><br />
Teleportation<br />
Als sie ihr erstes Album in ihrem alten VW Käfer aufnahm, hatte sie schon<br />
eine Karriere als Fernsehstar hinter sich. Mit ihren exzentrischen Auftritten,<br />
den knallbunten Outfits und einer vor Energie strotzenden Musik ist <strong>die</strong> 29-jährige<br />
zu einem Gesamtkunstwerk geworden und bereist unermüdlich <strong>die</strong> Welt.<br />
Interview Tone<br />
Fotos Guillaume Landry<br />
Unerschöpfliche Energie und Fantasie – das sind <strong>die</strong> Motoren, <strong>die</strong><br />
Ebony Bones antreiben. Sie als Musikerin zu bezeichnen wäre<br />
wohl untertrieben. Ebony Bones ist viel mehr ein vor Ideen<br />
strotzendes Gesamtkunstwerk. Sie hat sich selber als Zentrum<br />
eines selbst geschaffenen Universums positioniert, um das herum<br />
ihre vielen Projekte kreisen.<br />
Ihre Karriere beginnt <strong>im</strong> Alter von 12. Unter dem bürgerlichen Namen Ebony<br />
Thomas geht sie auf <strong>die</strong> Theaterschule Silvia Young in London – als Klassenkameradin<br />
von Amy Winehouse. Kurze Zeit später wird sie durch <strong>die</strong><br />
Fernsehserie „Family Affairs“ zu einer der populärsten Schauspielerinnen<br />
Großbritanniens. Dann erfindet sie sich neu und konzentriert sich ganz auf<br />
Musik. Mit großen Erfolg. 2008 wird sie deswegen vom Magazin „T<strong>im</strong>e Out“<br />
zu den 40 Persönlichkeiten gewählt, <strong>die</strong> den Zeitgeist von London ausmachen<br />
und schafft es auf Magazincover auf der ganzen Welt. Ihre bunten Outfits<br />
und ihre exzentrischen, wilden Livekonzerte fasziniert <strong>die</strong> Mode und <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n.<br />
Seit ihrem Debütalbum „Bone of My Bones“ tourt sie um <strong>die</strong> Welt und<br />
fühlt sich überall dort zu Hause, wo sie ihr Blackberry aufladen kann. Doch<br />
trotz des Rummels um ihre Person behält sie einen kühlen Kopf – und bleibt<br />
<strong>im</strong>mer in Bewegung.<br />
Woher kommen Sie?<br />
Meine Familie stammt ursprünglich aus Jamaika, aber ich bin in London<br />
geboren.<br />
Wo leben Sie zurzeit?<br />
Ich bin <strong>im</strong>mer unterwegs. Ich habe 18 Monate damit verbracht, in 25 verschiedenen<br />
Ländern auf Tour zu gehen. Ich bin eine Art Nomade, der auf <strong>die</strong>ses<br />
Interview in einem merkwürdigen Hotel mitten in Los Angeles antwortet<br />
und sich parallel vorbereitet, morgen nach Kanada zu reisen. Eigentlich<br />
glaube ich, dass mein Zuhause vor allem dort ist, wo ich mein Blackberry<br />
aufladen kann.<br />
Gibt es einen Ort, an dem Sie noch nicht waren und an den Sie unbedingt<br />
noch reisen wollen?<br />
Ach, ich fühle mich überall dort wohl, wo ich das Gefühl habe, wachsen zu<br />
können. Wo ich Leute treffen kann, mit denen ich wachsen kann, von denen<br />
ich etwas lernen kann. Es gibt so viele Orte, an denen das geht. Ich habe<br />
meine Flucht aus England schon seit dem Alter von sechs geplant. Ich wollte<br />
mich mit Leuten umgeben, <strong>die</strong> hoffnungsvoll sind und wie ich das Verlangen<br />
spüren, sich künstlerisch auszudrücken. Als ich mein neues Album angefangen<br />
habe, fühlte ich mich in England fremd. Ich wollte unbedingt raus. Also<br />
habe ich eine Reise nach In<strong>die</strong>n organisiert, um dort mit dem Symphonie<br />
Orchester des Landes Musik aufzunehmen. Für jemanden, der sein erstes Album<br />
in ihrem Z<strong>im</strong>mer produziert hat, war das eine riesige Herausforderung.<br />
Woher kommt eigentlich ihr Name?<br />
Meine Mutter nannte mich Ebony inspiriert von dem Lied „Ebony and Ivory“<br />
von Paul McCartney und Stevie Wonder. Vor allem das Video zu dem Song ist<br />
<strong>im</strong>mer noch ein schlechter Clip der Achtziger, aber <strong>die</strong> Botschaft des Songs<br />
ist <strong>im</strong>mer noch richtig. Ebony ist ein altes griechisches Wort, das „<strong>die</strong> Früchte<br />
der Götter“ bedeutet. Man findet es auch <strong>im</strong> alten Ägypten. Dort bedeutet<br />
es „das schöne Holz des Flusses“. Der Name Bones wurde mir von meinem<br />
Freund und Schlagzeuger Rat Scabies von der Gruppe The Damned gegeben.<br />
Es war eine spontane Idee, während wir in der Küche Käse gegessen haben.<br />
Wie bewegen Sie sich in London fort?<br />
Ich benutze <strong>die</strong> U-Bahn. Wenn ich in New York bin, nehme ich am liebsten<br />
ein Taxi oder ich laufe, weil mich <strong>die</strong> Stadt <strong>im</strong>mer wieder neu inspiriert.<br />
Mit welchen anderen Musikern würden Sie gerne mal in einem Tourbus<br />
unterwegs sein?<br />
Mit den B52s, Afrika Bambaataa, Talking Heads, Fela Kuti, The Cure, vielleicht<br />
The Smiths, wenn Morrissey sich zusammenreißt, Shaka Kahn und<br />
Slayer.<br />
Was ist Ihre Lieblingsart sich fortzubewegen?<br />
Ich liebe das Gefühl, spät nachts, wenn alle schlafen, mit dem Auto durch <strong>die</strong><br />
Stadt zu fahren.<br />
Können Sie eine lustige Anekdote von Ihrer letzten Tour erzählen?<br />
Da gäbe es viele! Einmal ist unser Bus auf der Autobahn explo<strong>die</strong>rt. Wir<br />
saßen alle drin. Das war aber eigentlich gar nicht lustig, weil das Feuer alle<br />
meine Sachen zerstört hat. Zum Glück wurde aber niemand verletzt. Ich<br />
hing vor Kurzem mal vier Stunden am Zollamt in Tokyo fest. Zuammen mit<br />
Flavour Flav von Public Enemy und ein paar anderen Leuten. Das war sehr<br />
merkwürdig. Keiner von uns hatte ein Visum und wir sollten am nächsten<br />
Tag auf dem riesigen Fuji Rock Festival spielen. Sie wollten uns eigentlich<br />
74 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012 75
» Immer wenn ein Strafzettel auf <strong>die</strong><br />
Windschutzscheibe geklebt wird,<br />
dann würde sich das Auto in heftigster<br />
Weise in Richtung der Person vom<br />
Ordnungsamt erbrechen «<br />
wieder nach Hause schicken. Nach langen Verhandlungen haben sie uns<br />
vorgeschlagen, dass <strong>die</strong> Hälfte der festsitzenden Personen in Japan bleiben<br />
konnten. Zum Glück haben sie auch mich ausgewählt.<br />
Interessieren Sie sich für Autos?<br />
Eins meiner ersten Autos war ein VW Käfer. Aber es war nicht wirklich ein<br />
Auto. Viel mehr ein mobiles Büro, in dem ich fast gelebt habe. Unglücklicherweise<br />
musste ich das Auto irgendwann verkaufen, um meine Tourmusiker zu<br />
bezahlen. Es war herzzerreißend, weil ich das meiste meines ersten Albums<br />
darin geschrieben habe.<br />
Was war Ihre Inspiration für <strong>die</strong> Musik zu der Yves Saint Laurent-Kampagne,<br />
<strong>die</strong> Sie vor kurzem eingespielt haben?<br />
Für mich ist Kunst wie das Leben. Es geht darum zu teilen. Ich glaube, dass<br />
Mode und Musik ein perfektes Paar ergeben. Yves Saint Laurent ist ein klassisches<br />
altes Modehaus. In Kombination mit meiner Musik entsteht eine gewisse<br />
Kraft. Ich bin glücklich, dass man mir <strong>die</strong>ses Projekt vorgeschlagen hat und<br />
ich bleiben konnte wie ich bin. Ich musste mich für <strong>die</strong> Musik nicht verbiegen.<br />
Können Sie sich vorstellen, als Künstlerin mit einer Autofirma zusammen<br />
zu arbeiten?<br />
Als Künstler sollte man normalerweise unabhängig von Marken sein. Aber<br />
<strong>im</strong> Vergleich zu vor ein paar Jahren hat sich <strong>die</strong> Situation sehr verändert. Das<br />
Radio wird <strong>im</strong>mer mainstreamiger und spielt nicht mehr so oft Musik wie<br />
meine. Da sind Werbekampagnen, ein möglicher Weg seine Songs zu Gehör<br />
zu bringen. Trotzdem ist es natürlich nicht der Antrieb eines Künstlers Musik<br />
für Werbung zu produzieren, außer es handelt sich um eine Auftragsarbeit.<br />
Man macht <strong>die</strong> Musik, um zu kommunizieren, und natürlich interessiert das<br />
<strong>die</strong> Werbung. Citroen hat meine Musik vor ein paar Jahren für einen internationalen<br />
Werbespot verwendet. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie wirklich<br />
spüren, was meine Musik kommuniziert oder bedeutet. Eigentlich hätten sie<br />
irgendjemanden nehmen können. Justin Bieber zum Beispiel. Trotzdem war<br />
es eine interessante Erfahrung.<br />
Wenn Sie ein Auto erfinden müssten, wie sähe es aus und was würde es<br />
können?<br />
Es würde schwarz metallic glänzen. Man kann damit fliegen und dem<br />
schrecklichen Pariser Stau entkommen wie mit einem Helikopter. Außerdem<br />
sollte es sprechen können wie KIT 2000 aus „Knight Rider“. Aber mit einem<br />
jamaikanischen Akzent. Das beste Feature: Immer wenn ein Strafzettel auf<br />
<strong>die</strong> Windschutzscheibe geklebt wird, dann erbricht sich das Auto in heftigster<br />
Weise in Richtung der Person vom Ordnungsamt wie das Mädchen aus<br />
„Exorzist“. Am Interiordesign und am Motor arbeite ich noch, aber ich spüre<br />
es wird ein Erfolg werden.<br />
Gibt es eine futuristische Fortbewegungsart, <strong>die</strong> Wirklichkeit werden sollte?<br />
Ich warte <strong>im</strong>mer noch geduldig auf <strong>die</strong> Teleportation, weil ich kein großer<br />
Fan von langen Flugzeugreisen bin. Angeblich hat Nikola Tesla <strong>die</strong> Teleportation<br />
vor seinem Tod 1943 erfunden. Ich bin auch fasziniert vom Project<br />
Pegasus. Ein streng gehe<strong>im</strong>es amerikanisches Forschungsprojekt zu Raum<br />
und Zeit, das 1968 begonnen wurde. In <strong>die</strong>sem Projekt soll das Zeitreisen<br />
erforscht worden sein. Angeblich soll es sogar möglich sein. Die Amerikaner<br />
haben <strong>im</strong> Rahmen des Projekts wohl sogar eine gehe<strong>im</strong>e Marsstation gegründet.<br />
Ich habe Andrew D. Basagio, ein ehemaliges Mitglied <strong>die</strong>ses Projektes,<br />
kontaktiert. Wir hatten ein nettes Gespräch. Die Forschungsergebnisse könnten<br />
<strong>die</strong> Reiseindustrie revolutionieren und es ermöglichen von Paris nach<br />
Sidney innerhalb von zwei Minuten zu reisen. Es hätte das beste Spielzeug<br />
aller Zeiten werden können. Aber es bleibt unter Verschluss.<br />
Wie stellen Sie sich <strong>die</strong> Zukunft der Musik vor?<br />
Musik wird in Form einer MP3-Pille konsumiert. <strong>Durch</strong> sie verbinden sich Körper<br />
und Seele. Gleichzeitig mache ich mir große Sorgen, dass wir in Zukunft<br />
in einem Orwelschen Polizeistaat leben könnten. In dem man, wenn man<br />
dabei erwischt wird illegale MP3-Pillen von Gil Scott Heron, Bob Dylan, Bob<br />
Marley, oder Björk zu schlucken, riskiert, ins Gefängnis zu wandern.<br />
Was sind Ihre nächsten Projekte?<br />
Ich bin dabei, mein zweites Album fertig zu stellen. Ich habe einige Songs<br />
bereits auf Festivals getestet und <strong>die</strong> Reaktionen waren viel besser, als ich<br />
erwartet hatte. Ich habe mir viele Fragen über <strong>die</strong>ses zweite Album gestellt.<br />
Obwohl <strong>die</strong> Musik in meinem Kopf <strong>im</strong>mer besser klingt als auf der Aufnahme,<br />
bin ich mit dem Resultat sehr zufrieden. Die Songs erinnern mich an<br />
Filmmusik, wobei jedes Stück ein eigenes Setting hat, eigene Charaktere und<br />
Regeln. Ich kann es nicht abwarten, es dem Publikum vorzustellen. Mein<br />
neues Album ist auch der Grund, warum ich nach Toronto fahre. Ich werde<br />
dort den ersten Clip zur Platte fertigstellen.<br />
Wir haben gehört, dass Sie dafür mit der Tochter von Al Pacino, Julie,<br />
arbeiten werden.<br />
Ja, ich arbeite mit ihr und der Produzentin und Regisseurin Jennifer DeLia<br />
zuammen. Sie waren sofort Feuer und Flamme für meine neuen Stücke. Ich<br />
liebe, was sie machen, und bin sehr gespannt auf das Ergebnis. Normalerweise<br />
mag ich abgehakte und schnelle Schnitte in Musikvideos nicht. Meistens<br />
reiht man so inhaltlos nur irgendwelche verrückten Szenen aneinander.<br />
Aber <strong>die</strong> beiden haben so viel Talent und so viel Humor, dass sie mich total<br />
überzeugt haben genau das zu versuchen. Und Julies Vater ist natürlich einer<br />
meiner Lieblingsschauspieler und ich muss ständig dem Drang wiederstehen<br />
ihr meine Lieblingsszenen aus „Scarface“ zu erzählen.<br />
76 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
77
REPORTAGE<br />
Stoische Eleganz<br />
1974 kam der erste Golf auf den Markt. Seit dem ist Volkswagens<br />
Kompaktklasse zu einem der wichtigsten und<br />
ERFOLGREICHSTEN Autos des 20. Jahrhunderts geworden.<br />
Gelungen ist das vor allem durch Beharrlichkeit<br />
und einen virtuosen Umgang mit dem Design.<br />
Das zeigt auch <strong>die</strong> VII. Generation des deutschen<br />
Automobilklassikers<br />
Collagen Peter Langer<br />
Text Hendrik Lakeberg<br />
78 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012 79
Das deutscheste unter den deutschen<br />
Autos, den VW Golf, hat ursprünglich<br />
ein Italiener entworfen. Giorgio Giugiaro,<br />
heute 74, zeichnete Anfang der Siebziger<br />
einen kantigen Kompaktklassewagen,<br />
der wirkte wie das Spätwerk eines Bauhaus-Architekten.<br />
Ursprünglich ist der Golf also eine deutschitalienische<br />
Koproduktion. Im Endeffekt wahrscheinlich<br />
ein ureuropäisches Auto, denn in Europa wurde der<br />
Golf groß, zu einem Kulturgut, zum Kult, ja, sogar zum<br />
Symbol einer Generation.<br />
Giugiaros radikales „folded paper design“, bei dem er jegliche<br />
Rundungen am liebsten gänzlich aus der Karosserie<br />
verbannen wollte, ließ den ersten Golf von Anfang an<br />
aussehen wie einen neuen archaischen Fahrzeugtyp. Die<br />
schnörkellosen Linien, durch <strong>die</strong> das Auto einen funktionsorientierten,<br />
uneitlen Eindruck machte, wurden in<br />
Europa zu einer Blaupause für das Auto des späten 20.<br />
Jahrhunderts. Wenn man Kinder bittet ein Auto zu zeichnen,<br />
dann wird noch heute etwas Ähnliches wie der Golf<br />
dabei entstehen.<br />
Mit dem Golf begann für Volkswagen eine neue<br />
Ära. Giugiaro katapultierte <strong>die</strong> Marke mitten in <strong>die</strong><br />
Siebziger und wieder auf <strong>die</strong> Höhe der Zeit. Der Käfer<br />
galt damals als veraltet und hatte seine besten Zeiten<br />
hinter sich. Dass das – wie sich später rausstellte – nicht<br />
ganz st<strong>im</strong>men sollte und der Käfer bis 2003 sogar noch<br />
gebaut wurde, ist eine andere Geschichte. Doch wie <strong>die</strong><br />
des Golf, steht auch sie stellvertretend für eine Strategie,<br />
<strong>die</strong> Volkswagen in der Nachkriegszeit zu einem der<br />
größten Autokonzerne der Welt machte: Disziplin und<br />
Beharrlichkeit.<br />
Mit dem ersten Golf begann eine lange Verbindung<br />
zwischen VW und Giugiaro. Direkt <strong>im</strong> Anschluss<br />
gestaltete er den ersten Passat und entwarf den ersten<br />
Scirocco. Giugiaro entschlackte in den Siebzigern <strong>die</strong><br />
Karosserie und krempelte das Autodesign komplett um.<br />
80 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 10 12 2012<br />
81
Geht man davon aus, dass gutes<br />
Design das Ziel verfolgt, nicht<br />
modisch, sondern stilvoll<br />
zu sein, dann ist der Golf eines<br />
der am besten GESTALTETEN<br />
Fahrzeuge überhaupt<br />
Später wurde er deswegen zum einflussreichsten Fahrzeugdesigner<br />
des 20. Jahrhunderts gewählt. 2010 sagte<br />
Giugiaro einmal, dass ihm der Übergang vom Käfer zum<br />
Golf leicht gefallen sei. Schaut man sich den Golf I an,<br />
dann wirkt <strong>die</strong> unbedarfte Entschlossenheit der Karosserie<br />
auch so.<br />
Natürlich kann der konsistente Erfolg des Golf-<br />
Designs nicht nur Giugiaro zugeschrieben werden. Aber<br />
er legte den Grundstein. „Für mich ist der erste Golf wie<br />
ein 17-jähriges Mädchen: schon hübsch, aber noch nicht<br />
ganz entwickelt. Und daraus ist heute eine schöne Frau<br />
geworden“, sagte er einmal in einem Gespräch mit dem<br />
aktuelle Designchef der Volkswagengruppe Walter da<br />
Silva und dem ehemaligen VW-Chefdesigner Hartmut<br />
Warkuß. Zu <strong>die</strong>ser Reifung hat der souveräne Umgang<br />
Volkswagens mit dem neuen Kompaktklasse-Modell<br />
geführt. Der Golf ist auch fast 40 Jahre nach seiner<br />
Einführung in der gerade eingeführten 7. Generation<br />
<strong>im</strong>mer noch ein Verkaufsschlager. Wo andere Marken <strong>im</strong><br />
gleichen Zeitraum neue Fahrzeugtypen erfanden oder<br />
wieder vom Markt verschwinden ließen, neue Designsprachen<br />
einführten und wieder verwarfen, verfeinerten<br />
<strong>die</strong> Designer bei Volkswagen nach Giugiaros Urknall den<br />
Golf von Generation zu Generation mit einer stoischen<br />
Konsequenz. Der Golf liegt mittlerweile mit über 29<br />
Millionen Fahrzeugen auf dem dritten Platz der meistverkauften<br />
Autos aller Zeiten, einen vor dem Käfer und<br />
hinter Fords F-Truck und Toyotas Corolla. Vergleicht<br />
man den Corolla und den Golf, dann ist be<strong>im</strong> Corolla<br />
über all <strong>die</strong> Jahre nur der Name gleich geblieben. Bei den<br />
Fahrzeugtypen, <strong>die</strong> unter ihm auf den Markt kamen,<br />
war kaum mehr eine konsistente Linie zu erkennen. Er<br />
schlingerte wirr durch <strong>die</strong> Moden der Zeit. Der Erfolg<br />
des Golf basiert <strong>im</strong> Gegenzug auf der Disziplin, eine<br />
neue Modellinie zu entwickeln und ihrem Charakter so<br />
lange treu zu bleiben, bis sie tief in der Wahrnehmung<br />
der Menschen verankert ist. Der Golf wurde zu mehr als<br />
nur einem Auto. Der Golf repräsentiert wie kein anderes<br />
Fahrzeug <strong>die</strong> Werte des deutschen Mittelstands – eine<br />
Mischung aus Understatement, Qualitätsbewusstsein,<br />
Pragmatismus und rationalem Markenbewusstsein. Die<br />
Deutschen lieben das stilvolle Mittelmaß. Modern, aber<br />
nicht zu aufdringlich. Zeigen, was man hat, aber bitte<br />
nicht zu sehr. Volkswagen hat das besser verstanden als<br />
alle anderen deutschen Autokonzerne.<br />
Auch der neue unter Walter de‘Silva, Chefdesigner<br />
der Volkswagen AG und Volkswagen-Designchef Klaus<br />
Bischoff entstandene Golf VII ist natürlich wieder keine<br />
Revolution, sondern eine disziplinierte Weiterentwicklung<br />
oder besser: eine Präzisierung. Als habe man eine<br />
Kamera scharf gestellt. Auf eine intelligente Art ist<br />
das Auto ein bisschen feiner geworden, schlanker und<br />
eleganter. Die Sicken an der Seite ragen spitzer und leicht<br />
aggressiver aus dem Blech als be<strong>im</strong> Vorgänger. Auch <strong>die</strong><br />
Qualitätsanmutung der Armaturen, <strong>die</strong> Kombination von<br />
schwarzem Klavierlack und feinen metallischen Zierleisten,<br />
<strong>die</strong> Radio oder Lüftungsöffnungen umrahmen,<br />
<strong>die</strong> schlanken Sitze und Türen – das alles ist auf einem<br />
so hohen Niveau designt und ausgearbeitet, dass <strong>im</strong>mer<br />
noch kein Konkurrenzprodukt in der Kompaktklasse<br />
ernsthaft an den Golf heranreichen kann.<br />
Wenn man unter Design allerdings vor allem Effekthascherei<br />
versteht, dann würde man den neuen Golf<br />
wohl als Desaster bezeichnen. Geht man aber davon aus,<br />
dass gutes Design das Ziel verfolgt, nicht modisch, sondern<br />
stilvoll zu sein, dann ist der Golf nicht nur eines der<br />
am besten gestalteten Fahrzeuge überhaupt, er spiegelt<br />
<strong>die</strong> Wolfsburger Designstrategie wie <strong>im</strong> Lehrbuch: Ein<br />
zurückgenommener, uneitler bis zur Selbstverleugnung<br />
betriebener Gestaltungswille, der trotzdem oder gerade<br />
deswegen als perfektes Design erkennbar bleibt.<br />
In den letzten Jahren werden <strong>die</strong> St<strong>im</strong>men lauter,<br />
<strong>die</strong> dem Golf <strong>die</strong>se Beharrlichkeit vorwerfen und ihn<br />
langweilig finden. Eine Golfmüdigkeit macht sich breit.<br />
Vielleicht sind aber unsere Augen auch einfach überreizt.<br />
Die Konkurrenz schläft natürlich nicht. Sie trommelt<br />
unermüdlich mit neuen Designg<strong>im</strong>micks. Jeder beliebige<br />
Kleinwagen soll dynamisch wie ein Supersportwagen<br />
aussehen oder edel wie ein MINI. Verzweifelt kämpft<br />
man um einen globalen Markt und ein junges Publikum,<br />
82 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012 83
das sich <strong>im</strong>mer weniger für Autos interessiert. Einige<br />
Marken neigen in <strong>die</strong>sem nervösen Kl<strong>im</strong>a zur Übertreibung.<br />
Es wird viel zu viel herumdesignt.<br />
Auf <strong>die</strong>sem Hintergrund ist der Golf eine Wohltat.<br />
Denn er erneuert sich vorsichtig und bleibt, ohne dabei<br />
ranschmeißerisch zu wirken, auf der Höhe der Zeit.<br />
Vielleicht ist das besonders deutsch, vielleicht aber auch<br />
einfach eine kluge Produktstrategie, <strong>die</strong> auf einem virtuosen<br />
kontrolliertem Design fußt.<br />
Auch Steve Jobs war von der Schlichtheit des deutschen<br />
Designs, von Bauhaus, Braun und Volkswagen<br />
beeinflusst. Und auch ein iPod oder ein iPhone ist nicht<br />
zum erfolgreichsten Produkt der Welt geworden, weil es<br />
gestaltungstechnisch übertrieben hätte. Im Gegenteil.<br />
Weil das Design so schlicht wie möglich war, stand <strong>die</strong><br />
Funktion <strong>im</strong> Mittelpunkt des Geräts. Apple-Produkte<br />
gelten trotzdem als <strong>die</strong> am besten gestalteten Produkte<br />
überhaupt. Vor <strong>die</strong>sem Hintergrund ist der Golf ein Pionier,<br />
ein Lehrstück in Sachen Designentwicklung. Nach<br />
Giugiaros Golf I war man sich bei Volkswagen schnell bewusst,<br />
dass dem Italiener ein ähnlich ikonisches Produkt<br />
wie der Käfer gelungen war. Eines, das es vorher so noch<br />
nicht gab. Diese Neuartigkeit kultivierte man, bis sie sich<br />
zu einer verlässlichen Größe, zu einer Tradition, sogar zu<br />
einem Kult entwickelte.<br />
„Damals hatte ich <strong>die</strong>sen Design-Einfall, <strong>die</strong>se Idee“,<br />
sagte Guigiaro einmal. „Natürlich unter Berücksichtigung<br />
der Rahmenbedingungen. Das ist einfach so gekommen.<br />
Das war <strong>die</strong> Unschuld der Zeit.“ Unschuldig ist <strong>die</strong> Gegenwart<br />
nicht mehr, aber etwas in Giogiaros Zitat bleibt als<br />
Wahrheit über den Golf bestehen: Wie leicht und mühelos<br />
<strong>die</strong> Knochenarbeit wirken kann, ein Produkt <strong>im</strong>mer wieder<br />
auf <strong>die</strong> Höhe der Zeit zu bringen – ohne dabei <strong>die</strong> Nerven<br />
zu verlieren und seinen Charakter zu zerstören.<br />
84 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
85
INTERVIEW<br />
Romain Gavras<br />
Ich habe Angst<br />
vor zu viel<br />
Mobilität<br />
Der Skandalregisseur über seine Vorliebe für Unfälle<br />
Interview Le Tone<br />
Fotos Nicolas Poillot<br />
Romain Gavras gilt als kompromissloser Filmemacher. Vor allem<br />
seine Darstellung von Gewalt und seine provokanten Themen<br />
werden <strong>im</strong>mer wieder kontrovers diskutiert. In dem Video<br />
„Stress“ der Band Justice ließ er eine Gang aus einer Pariser<br />
Vorstadt Passanten anpöbeln und schlagen, am Ende des Clips<br />
zünden sie ein Auto an. Und <strong>die</strong> Musikerin MIA cruiste in Muscle Cars triumphierend<br />
durch Saudi-Arabien, was Frauen eigentlich verboten ist. Sie dürfen<br />
dort eigentlich gar nicht fahren.<br />
Irritierend ist an Gavras‘ Videos, dass sie keine eindeutige Moral vertreten.<br />
Der Zuschauer muss sich selber ein Bild machen. Viele überfordert das.<br />
Deshalb wurde Gavras nicht nur mit Lob und Preisen überschüttet, sondern<br />
auch heftig angefeindet. Moral hin oder her: Gavras‘ Musikvideos strotzen<br />
vor Energie. Kaum ein anderer Videoregisseur fesselt den Zuschauer wie er.<br />
Wir haben uns mit Gavras über Mobilität unterhalten, denn Autos spielen in<br />
fast allen seiner Videos <strong>die</strong> he<strong>im</strong>liche Hauptrolle.<br />
Woher kommen Sie?<br />
Romain Gavras: Ich bin aus Paris, mit griechischer Abstammung. Ich habe<br />
mit 13 mit meinem Kumpel K<strong>im</strong> Chapiron angefangen Kurzfilme unter<br />
dem Namen „Kourtrajme“ zu machen. Danach habe ich weiter alleine Clips<br />
gedreht. Außerdem noch einen Spielfilm, einen Dokumentarfilm und eine<br />
Werbung. Mittlerweile lebe ich in London.<br />
Fühlen Sie sich in Europa wohl?<br />
Ich liebe Europa. Ich bin schließlich ureuropäisch mit meinen französischen<br />
und griechischen Wurzeln. Ich bin Europa. Ich mag nur Europas komplexbehaftetes<br />
Verhältnis zu Amerika nicht. Und Angela Merkel – <strong>die</strong> mag ich auch nicht.<br />
Welche Bedeutung spielt Mobilität in Ihrem Leben?<br />
Ich bin ständig zwischen Paris, London, Athen, Buenos Aires und Los Angeles unterwegs.<br />
Ich lebe <strong>im</strong> Prinzip aus meinem Koffer. Ich kaufe mir meine Kleidung auf<br />
den Flughäfen. Ich bin fast wie so ein scheiß Außen<strong>die</strong>nstmitarbeiter geworden.<br />
Mögen Sie es, unterwegs zu sein, oder wären Sie lieber länger an einem Ort?<br />
Ich weiß nicht, es ist aber schwer beides miteinander zu vereinigen. Mit der<br />
Zeit wird <strong>die</strong> nahe Umgebung an einem Ort <strong>im</strong>mer kleiner und überschaubarer<br />
– und natürlich weniger aufregend. Aber da ich mittlerweile Vater bin,<br />
komme ich öfter nach Hause. Ich versuche, nie mehr als 10 Tage weg zu sein.<br />
Beschreiben Sie uns <strong>die</strong> ideale Kamerabewegung?<br />
Ich mag Unfälle oder Fehler in den Bewegungen der Kamera. Ich hasse es, zu<br />
Hundertprozent <strong>die</strong> Kontrolle zu haben. Ich finde, in der Kontrolle liegt keine<br />
Emotion, nur Angeberei. Die Komplexität und <strong>die</strong> Herausforderung, einen<br />
Film zu drehen, liegt für mich in der Idee Unfälle zu erzeugen oder sogar sie<br />
zu planen. Das kann Angst machen. Denn jede Aufnahme ist, als ob man<br />
ohne Sicherheitsnetz ins Leere springen würde. Aber ohne Gefahr gäbe es<br />
keine Magie.<br />
Glauben Sie, es gibt zurzeit einen typischen französischen Stil des<br />
Filmemachens?<br />
Glaube ich nicht. Die Nouvelle Vague hatte einen, aber das ist lange her.<br />
Heute gibt es exzellente Regisseure wie zum Beispiel Jacques Audiard, aber<br />
man kann nicht wirklich von einem Stil reden. Ich glaube, es ist eher das<br />
Gegenteil: Französischen zeitgenössischen Filmen fehlt es oft an Stil. Bei<br />
der Artdirektion und der Form fehlt es an Klasse. Bei Musikvideos ist das<br />
ein bisschen anders. Es gibt nicht direkt einen Stil, aber einige Regisseure<br />
haben ähnliche Visionen, eine ähnliche Energie. Wir machen Liebe mit der<br />
Welt. Wenn wir alle in den Streik gehen würden, gäbe es 2013 nur fürchterliche<br />
Clips.<br />
Welche Künstler haben Sie beeinflusst?<br />
Die Filmemacher Federico Fellini, Luis Buñuel, der Autor Louis-Ferdinand<br />
Céline, <strong>die</strong> Künstler Salvador Dali, Giannis Tsarouchis und: Prince und<br />
Michael Jackson.<br />
Sagen Sie uns einen Autofilm, der Sie inspiriert hat?<br />
„Verliebt in scharfe Kurven“ (Originaltitel: Il Sorpasso) von Dino Risi. Weil<br />
das Cabrio der eigentliche Hauptdarsteller des Films ist.<br />
Interessieren Sie sich für Autos oder Motorräder?<br />
Nicht in technischer Hinsicht. Zumal ich nicht mal einen Führerschein<br />
habe. Aber sie faszinieren mich als kulturelles Symbol.<br />
Wenn Sie eine neue Art von Fortbewegung erfinden könnten, wie sähe<br />
<strong>die</strong> aus?<br />
Es wäre etwas Ahnliches wie das Hoverboard aus „Zurück in <strong>die</strong> Zukunft“.<br />
Was ist Ihre Definition von Mobilität?<br />
Einen Führerschein zu haben. Aber ich will ihn nicht haben. Ich habe Angst<br />
vor zu viel Freiheit und zu viel Mobilität. Ich mag es, keine Wahl zu haben.<br />
86 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 12 2012<br />
87
REPORTAGE<br />
Markenkunst<br />
BMW ist ein Vorreiter, was <strong>die</strong> Zusammenarbeit von Künstlern<br />
und Autoindustrie angeht. In <strong>die</strong>sem Jahr wurden erstmals<br />
alle 17 Art Cars gleichzeitig gezeigt<br />
Text Elisabeta Tudor<br />
Bilder Gilles Uzan<br />
Manche sagen, ein schöner Sportwagen wäre eine Kunst<br />
an sich. Für alle, <strong>die</strong> das nicht so recht glauben wollen,<br />
hat BMW in den Siebzigern einen Weg gefunden, auch<br />
<strong>die</strong> Zweifler zu überzeugen. 1975 rief BMW das Art Car<br />
Projekt ins Leben. Dafür lädt <strong>die</strong> Marke regelmäßig <strong>die</strong><br />
Crème de la Crème der zeitgenössischen Künstler ein, um ein Auto in ein<br />
Kunstwerk zu verwandeln. Von Alexander Kalder bis Jeff Koons: Im Sommer<br />
2012 wurden zum ersten Mal alle Art Cars in der Ausstellung BMW<br />
ART DRIVE! in einem Parkhaus <strong>im</strong> Londoner Stadtteil Shoreditch gezeigt.<br />
Initiiert wurde das Projekt ursprünglich von Hervé Poulain, einem leidenschaftlichen<br />
Rennfahrer und Kunstsammler, der heute das Auktionshaus<br />
Artcurial betreibt und dort auch selber <strong>im</strong>mer mal wieder den Hammer<br />
schwingt, wenn <strong>die</strong> Gebote auch dem gut betuchten Bieter <strong>die</strong> Tränen in <strong>die</strong><br />
Augen treiben. Das erste Art Car, ein 3.0 CSL, wurde 1975 von Alexander<br />
Calder gestaltet, damals ein Freund von Poulain. Es folgten unter anderem<br />
Frank Stella, Roy Lichtenstein, Andy Warhol, David Hockney oder Jeff Koons,<br />
der 2010 einen BMW M3 GT2 als vorläufig letzter und 17. Künstler mit einem<br />
explo<strong>die</strong>renden Farbenmeer überzog. Koons‘ M3 GT2 nahm tatsächlich am<br />
24-Stunden-Rennen von Le Mans teil, und auch Poulain fuhr das erste Art<br />
Car in Le Mans. Nicht alle Autos der Reihe sind jedoch rennerprobt. Und<br />
auch Poulains Intention war es am Anfang nicht, einen möglichst großen<br />
PR-Effekt zu erzielen, sondern vor allem zwei seiner Leidenschaften zu kombinieren:<br />
<strong>die</strong> Kunst und schnelle Autos.<br />
„Diese Fahrzeuge sind kraftvoll wie das Leben. Fährt man in ihnen, fusioniert<br />
<strong>die</strong> Energie der Mechanik mit der des Menschen“, sagt Jeff Koons, der<br />
sich wie Poulain von Rennautos angezogen fühlt und von dem Adrenalin,<br />
das sie be<strong>im</strong> Fahrer und be<strong>im</strong> Publikum erzeugen. BMW lässt den Künstlern<br />
bei der Gestaltung der Art Cars freie Hand. Sie werden auch nicht bezahlt.<br />
Nur einige erhielten für ihre Arbeit ein Auto. Trotzdem greifen sie von Anfang<br />
an <strong>die</strong> großen Themen des Auto auf. Herunter gebrochen sind das: Bewegung,<br />
Geschwindigkeit und das Auto als kulturelles (Status-)Symbol. Die<br />
Bandbreite der Interpretationen sind so verschieden wie <strong>die</strong> Künstler. Roy<br />
Lichtenstein und Andy Warhol benutzten das Auto als Leinwand, um <strong>die</strong> Essenz<br />
der Geschwindigkeit zu malen bzw. zu sprühen. Warhol erklärt seinen<br />
Entwurf so: „Ich habe versucht eine lebendige Demonstration von Bewegung<br />
zu zeigen. Wenn ein Auto sehr schnell fährt, verwischt seine Farbe und<br />
seine Konturen“ 16 Jahre später 1995 kehrt David Hockney das Innere eines<br />
Autos nach außen. Er malt den Motor auf <strong>die</strong> Karosserie und einen Hund<br />
auf <strong>die</strong> Rückbank. Auch der spanische Maler, Bildhauer und Architekt César<br />
Manrique verfolgt mit seiner Interpretation eines BMW 730i <strong>die</strong> Absicht, „in<br />
einem Objekt <strong>die</strong> Wahrnehmung von Geschwindigkeit, Aerodynamik und<br />
einer Gestaltung zu vereinen“.<br />
1992 wählt Esther Malhangu einen BMW 525i, der in <strong>die</strong>ser Zeit für <strong>die</strong><br />
Überlegenheit der bürgerlichen L<strong>im</strong>ousine in der westlichen Welt stand und<br />
konterkariert <strong>die</strong>se Aura mit dem traditionellen Muster der afrikanischen<br />
Ethnie Ndebele, das ebenfalls ein herrschaftlicher, formeller Ausdruck ist.<br />
<strong>Durch</strong> <strong>die</strong> Kombination entsteht eine dynamische Mischung aus europäischen<br />
und afrikanischen Insignien von Status und kulturellem Ausdruck.<br />
Olafur Eliassons Art Car hingegen treibt <strong>die</strong> Form eines Autos an <strong>die</strong><br />
Grenzen. Als Basis verwendete er ein Fahrzeug aus dem BMW Wasserstoff-<br />
Projekt H2R. Die Karosserie erinnert mehr an einen vereisten Iglu oder den<br />
gefrorenen Panzer eines Insekts als an ein Fahrzeug, wie wir es kennen.<br />
Damit stellt er <strong>die</strong> formale Gestaltung und <strong>die</strong> Bedeutung des Autos an sich<br />
infrage und dem Betrachter vor <strong>die</strong> Aufgabe, es neu zu erfinden. Jeff Koons<br />
Le-Mans-Racer war auf dem Hintergrund der Geschichte der Art Cars und<br />
<strong>im</strong> Gegensatz zu Eliassons Entwurf eine klassisch anmutende Auseinandersetzung<br />
mit dem Auto. Die knallbunten Farben illustrieren <strong>die</strong> Geschwindigkeit<br />
des Wagens. Darum wird es aber auch in den zukünftigen Art Cars<br />
<strong>im</strong>mer wieder gehen. Trotzdem ist es jedes mal aufs Neue spannend, wie<br />
Künstler das Auto neu denken. Es bleibt also <strong>die</strong> Frage: Wer wird eigentlich<br />
das nächste Art Car gestalten?<br />
88 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
89
1975 bis 2010<br />
<strong>die</strong> BMW Art cars<br />
in chronologischer<br />
Reihenfolge<br />
1975<br />
Alexander Calder<br />
(1898 - 1976)<br />
Modell BMW 3.0 CSL<br />
Maße 4750 x 2050 x 1350 mm<br />
Spitzengeschwindigkeit 291 km/h<br />
Teilnahme 24 Stunden von Le Mans – 1975<br />
1976<br />
Frank Stella<br />
(geb. 1936)<br />
1977<br />
Roy Lichtenstein<br />
(1923 - 1997)<br />
1979<br />
Andy Warhol<br />
(1928 - 1987)<br />
1982<br />
Ernst Fuchs<br />
(geb. 1930)<br />
Modell BMW 3.0 CSL<br />
Maße 4950 x 2050 x 1350 mm<br />
Spitzengeschwindigkeit 341 km/h<br />
Teilnahme 24 Stunden von Le Mans und das<br />
500 Kilometerrennen von Dijon – beides 1976<br />
Modell BMW 320i Gruppe 5<br />
Maße 4800 x 1950 x 1300 mm<br />
Spitzengeschwindigkeit 257 km/h<br />
Teilnahme 24 Stunden von Le Mans – 1977<br />
Modell BMW M1 Gruppe 4<br />
Maße 4640 x 2000 x 1150 mm<br />
Spitzengeschwindigkeit 307 km/h<br />
Teilnahme 24 Stunden von Le Mans – 1979<br />
Modell BMW 635CSi<br />
Maße 4755 x 1725 x 1365 mm<br />
Spitzengeschwindigkeit 229 km/h<br />
Teilnahme keine<br />
1986<br />
Robert Rauschenberg<br />
(1925 - 2008)<br />
1989<br />
Michael J. Nelson<br />
(geb. 1964)<br />
1989<br />
Ken Done<br />
(geb. 1940)<br />
1989<br />
Matazo Kayama<br />
(1927 - 2004)<br />
Modell BMW 635CSi<br />
Maße 44815 x 1725 x 1365 mm<br />
Spitzengeschwindigkeit 220 km/h<br />
Teilnahme keine<br />
Modell BMW M3<br />
Maße 4360 x 1675 x 1370 mm<br />
Spitzengeschwindigkeit 281 km/h<br />
Teilnahme AMSCAR (Australien) – 1987<br />
Modell BMW M3 Gruppe A<br />
Maße 4345 x 1680 x 1370 mm<br />
Spitzengeschwindigkeit 281 km/h<br />
Teilnahme keine<br />
Modell BMW 535i<br />
Maße 4720 x 1751 x 1412 mm<br />
Spitzengeschwindigkeit 227 km/h<br />
Teilnahme keine<br />
1990<br />
César Manrique<br />
(1919 - 1992)<br />
1990<br />
A.R. Penck<br />
(geb. 1939)<br />
1992<br />
Esther Malhangu<br />
(geb. 1935)<br />
1992<br />
Sandro Chia<br />
(geb. 1946)<br />
Modell BMW 730i<br />
Maße 4910 x 1845 x 1411 mm<br />
Spitzengeschwindigkeit 222 km/h<br />
Teilnahme keine<br />
Modell BMW Z1<br />
Maße 3921 x 1690 x 1277 mm<br />
Spitzengeschwindigkeit 227 km/h<br />
Teilnahme keine<br />
Modell BMW 525i<br />
Maße 4720 x 1751 x 1412 mm<br />
Spitzengeschwindigkeit 221 km/h<br />
Teilnahme keine<br />
Modell BMW M3<br />
Maße 4433 x 1698 x 1365 mm<br />
Spitzengeschwindigkeit 300 km/h<br />
Teilnahme keine<br />
1995<br />
David Hockney<br />
(geb. 1937)<br />
1999<br />
Jenny Holzer<br />
(geb. 1950)<br />
2007<br />
Olafur Eliasson<br />
(geb. 1967)<br />
2010<br />
Jeff Koons<br />
(geb. 1955)<br />
Modell BMW 850CSi<br />
Maße 4780 x 1855 x 1562 mm<br />
Spitzengeschwindigkeit 250 km/h<br />
Teilnahme keine<br />
Modell BMW V12 LMR<br />
Maße 4650 x 2000 x 1020 mm<br />
Spitzengeschwindigkeit 340 km/h<br />
Teilnahme 24 Stunden von Le Mans<br />
Modell BMW H2R Projekt<br />
Maße 5200 x 2500 x 1400 mm<br />
Spitzengeschwindigkeit mehr als 300 km/h<br />
Teilnahme Teststrecke von Miramas,<br />
Frankreich<br />
Modell BMW M3 GT2<br />
Maße 4714 x 1917 x 1289 mm<br />
Spitzengeschwindigkeit 300 km/h<br />
Teilnahme Centre Pompidou und 24 Stunden<br />
von Le Mans – beides Juni 2010<br />
90 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
91
INTERVIEW<br />
» In Zukunft wird das Auto<br />
spüren, wie meine St<strong>im</strong>mung ist,<br />
und darauf reagieren.<br />
Es könnte erkennen, dass ich<br />
krank werde, und berät<br />
mich entsprechend «<br />
Emphatische<br />
Maschinen<br />
Stefan Liske und Alexander Nolte zählen zu den<br />
wichtigsten Vordenkern der deutschen Autoindustrie.<br />
Von Nanotechnologie bis zum wirtschaftlichen<br />
Aufschwung Afrikas – Liske und Nolte erklären den<br />
neuen Rhythmus einer automobilen Zukunft.<br />
Interview Daniel Seetal<br />
Foto Daniel Josefsohn<br />
Wenn wir uns heute das Auto der Zukunft vorstellen. Zum<br />
Beispiel in 20 Jahren. Haben wir es dann wirklich mit einem<br />
Auto der Zukunft zu tun? Oder eher mit einem von<br />
heute? Schließlich dauert es bis zu zehn Jahre von der<br />
Planung bis zur Realisierung von neuen Modellen.<br />
Stefan Liske: Wenn es um <strong>die</strong> Zukunft in zehn Jahren geht, dann st<strong>im</strong>mt das.<br />
In 20 Jahren werden wir allerdings über völlig neue Antriebstechnologien<br />
und Materialien verfügen. Wir werden auf Nanomaterialien zugreifen können,<br />
<strong>im</strong> Leichtbau viel weiter sein als heute und dynamische und adaptive<br />
Bauteile verwenden, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Karosserie eines Autos flexibler und weniger<br />
statisch machen. Das alles ermöglicht völlig neue fluide Formen des Designs.<br />
<strong>Durch</strong> <strong>die</strong> vorangeschrittene Technologie wird das Auto neue Funktionen<br />
übernehmen. Ich denke, dass wir in 20 Jahren mehr Fahrzeuge sehen, <strong>die</strong> aus<br />
natürlichen und recyclebaren Materialien bestehen. Die Car to X oder Car to<br />
Car-Kommunikation wird sich ab 2018 in Regionen wie Europa, den USA und<br />
in einigen asiatischen Ländern durchgesetzt haben. Spätestens, wenn das<br />
so weit ist, sind völlig andere Autos möglich. Unfälle werden zurückgehen,<br />
dadurch sind <strong>die</strong> Sicherheitsanforderungen zum Beispiel an den Fußgängerschutz<br />
nicht mehr so hoch. Das Design könnte sich freier entfalten.<br />
Alexander Nolte: Wenn sich <strong>die</strong> Car to X-Kommunikation durchsetzt, dann<br />
hat das normale Auto <strong>im</strong> täglichen Gebrauch einen komplett neuen Zweck.<br />
Fahrer sind freier, sie müssen sich nicht mehr um den Verkehr sorgen,<br />
sondern können <strong>die</strong> Zeit anders nutzen, wenn der Verkehr sich durch <strong>die</strong><br />
Kommunikation der Autos untereinander <strong>im</strong>mer stärker selber regelt. Ich<br />
bin dadurch in der Lage, meine Zeit <strong>im</strong> Auto anders zu nutzen. Ich kann <strong>im</strong><br />
Auto mein Leben organisieren, ich kann einkaufen oder arbeiten. Anderseits<br />
hilft das Auto mir, das nächste Abenteuer zu finden. Entsprechend meiner<br />
St<strong>im</strong>mung könnte mir das Auto eine alternative Route vorschlagen und mich<br />
durch eine schöne Landschaft leiten, <strong>die</strong> mich beruhigt. Oder es zeigt mir<br />
einen Weg, auf dem ich interessante Menschen oder Freunde treffen kann.<br />
Was sind <strong>die</strong> wichtigsten Veränderungen, auf <strong>die</strong> das Auto der Zukunft<br />
eine Antwort finden muss?<br />
Liske: Zunächst werden sich <strong>die</strong> Städte ändern. In London hat man damit<br />
bereits angefangen. In Innenstädte werden in Zukunft nur noch best<strong>im</strong>mte<br />
Autogrößen und Antriebstechnologien zugelassen sein. Die CO2-Regulation<br />
und der transparente Umgang damit werden so restriktiv sein, dass nicht<br />
nur ein gesetzlicher, sondern auch ein sozialer Druck entsteht. Oder man<br />
zahlt enorm hohe Steuern und Gebühren für umweltschädliche Modelle<br />
und n<strong>im</strong>mt <strong>die</strong> Anfeindungen durch Mitbürger in Kauf. Aber ich denke, in<br />
20 Jahren werden wahrscheinlich ohnehin völlig neue Energiequellen zur<br />
Verfügung stehen. Denken wir an <strong>die</strong> künstliche Photosynthese. Das ist eine<br />
Technologie, bei der in den USA gerade große Fortschritte gemacht werden.<br />
Man kann bereits auf der Größe eines iPhones eine Photosynthese-Zelle<br />
s<strong>im</strong>ulieren. Man stelle sich vor, das wäre auf einer noch größeren Fläche<br />
möglich, zum Beispiel auf der Karosserie eines Autos. Würde sich so eine<br />
Idee durchsetzen, dann kann man <strong>die</strong> ganze aktuelle Diskussion über Wasserstoff,<br />
Elektroantrieb und <strong>die</strong> Reichweiten von Akkus vergessen. Es könnte<br />
ganz plötzlich eine Technologie da sein, <strong>die</strong> das Auto völlig verändert.<br />
Mit welchen geografischen Entwicklungen rechnen Sie?<br />
Liske: Ich denke, dass wir nach China beobachten werden, wie Afrikas Wirtschaft<br />
wachsen wird. In 20 Jahren könnte der Kontinent prosperieren. Das<br />
bedeutet, es wird dort verstärkt in <strong>die</strong> Infrastruktur investiert, der Internetzugang<br />
wird flächendeckend sein, Talente und Fähigkeiten werden zunehmend<br />
kommerzialisiert. Das alles bedeutet auch <strong>die</strong> Nachfrage nach mehr<br />
Mobilität. Trotzdem werden in Afrika andere Erwartungshaltungen an das<br />
Auto gestellt als in Europa. Es herrscht ein anderes Kl<strong>im</strong>a, <strong>die</strong> Kulturen sind<br />
völlig verschieden und dadurch <strong>die</strong> Bedürfnisse der Konsumenten. Außerdem<br />
werden wir grundsätzlich und weltweit eine diversifiziertere Nutzung<br />
von Mobilität erleben. Wir werden vom Auto auf den Zug, auf Fahrräder<br />
umsteigen. Wir werden völlig neue Carsharing-Modelle sehen. Im Prinzip<br />
müssen wir kein Fahrzeug mehr besitzen. Das gilt nicht nur für das Auto.<br />
Nolte: Das ist <strong>die</strong> eine Seite. Andererseits werden Autos aber ein besseres<br />
Image haben. Heute werden sie häufig mit Umweltverschmutzung und Stau<br />
verbunden. Das wird sich ändern. Das Auto erfüllt viel stärker eine soziale<br />
Funktion. Es ermöglicht Kommunikation und bietet ein perfekt auf den Fahrer<br />
abgest<strong>im</strong>mtes Umfeld. Das Auto kann viel sensibler und genauer auf den<br />
Fahrer reagieren.<br />
Liske: Es gibt vier urbane Faktoren, <strong>die</strong> entscheidend für das Auto der Zukunft<br />
sind: Die kulturellen und kommerziellen Faktoren, also <strong>die</strong> Möglichkeit<br />
<strong>im</strong> Auto einkaufen zu können. Der Faktor Lernen. Das Auto unterstützt mich<br />
darin, meine Umgebung oder eine Stadt in kurzer Zeit zu entdecken, damit<br />
ich mich in ihr zu Hause fühle. Und der soziale Faktor. Das Auto unterstützt<br />
den Fahrer darin, mit anderen in Kontakt zu treten.<br />
Wie wird sich in <strong>die</strong>sem Zusammenhang das individuelle Fahrgefühl in der<br />
Zukunft verändern?<br />
Liske: Autofahren ist zurzeit noch sehr statisch. Wir be<strong>die</strong>nen <strong>die</strong> Kupplung,<br />
das Gas, das Lenkrad und <strong>die</strong> Bremse. Eine richtige Interaktion mit<br />
dem Auto findet kaum statt. In Zukunft wird das Auto spüren, wie meine<br />
St<strong>im</strong>mung ist, und darauf reagieren. Es könnte erkennen, dass ich krank<br />
werde, und berät mich entsprechend. Emphatische HMIs (Human Machine<br />
Interfaces) werden eine <strong>im</strong>mer größere Rolle spielen. Data Science wird<br />
weiter vorangeschritten sein. Der Computer wird mit Informationen besser<br />
umgehen können, sie genauer und bedürfnisgerechter interpretieren. Das<br />
Auto wird auch das unmittelbare Umfeld viel umfassender registrieren.<br />
Wenn das der Fall ist, dann treten wir in einen neuen Rhythmus mit der<br />
Umgebung ein.<br />
92 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 12 2012
REPORTAGE<br />
900 Kurven<br />
In den Bergen rund um Palermo fand 1906 zum ersten Mal <strong>die</strong> Targa<br />
Florio statt, eines der ersten Autorennen überhaupt.<br />
Für Alfa Romeo wurde das Rennen zum Gründungsmythos der<br />
sportlichen Quadrifoglio VERDE-MODELLE. Schuld war 1923 ein<br />
abergläubiger Fahrer, der <strong>die</strong> Startnummer 13 zugewiesen bekam<br />
Interview Daniel Seetal<br />
Fotos Toni Nüsse<br />
94 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
95
Am Stadtrand von Palermo liegt eine<br />
Menge Müll. Die Sizilianer scheint das<br />
nicht zu stören. Oder es stört sie und es<br />
hat was mit der Mafia zu tun. Jedenfalls<br />
türmen sich nicht nur in der Nähe der<br />
Stadt am Straßenrand blauen Säcken auf, sondern auch<br />
<strong>im</strong> prachtvollen sizilianischen Bergland kippen Familien<br />
ihren kompletten Sperrmüll <strong>die</strong> steilen Hänge herab.<br />
Die Sizilianer sind ein bisschen wie Kinder, <strong>die</strong> sich <strong>die</strong><br />
Augen zuhalten und dann denken, dass <strong>die</strong> Person vor<br />
ihnen nicht mehr da ist, weil sie sie nicht sehen.<br />
Doch in dem Moment, in dem man <strong>im</strong> Alfa Romeo Giulietta<br />
sitzt und <strong>die</strong> alte Strecke des legendären Autorennens<br />
Targa Florio durch <strong>die</strong> Berge von Madonien abfährt,<br />
ist das gar nicht mehr so schl<strong>im</strong>m. Der H<strong>im</strong>mel über der<br />
karg besiedelten Landschaft zelebriert ein beeindruckendes<br />
Farbspiel. Die dunkelblauen bis schwarzen Wolken<br />
schweben bedrohlich über gelben Feldern, <strong>die</strong> ab und<br />
zu ein paar letzte Sonnenstrahlen zum Glühen bringen.<br />
Wirklich schnell fahren kann man auf <strong>die</strong>sen Straßen<br />
nicht. Der aufgeplatzte Asphalt wirft riesige Falten, <strong>die</strong><br />
einem wahrscheinlich <strong>die</strong> Achsen zertrümmern würden,<br />
würde man sie mit mehr als 60 km/h überqueren. Die<br />
Kurven sind so unberechenbar wir der hügelige Verlauf<br />
der Straße. Fassungslos liest man, dass der österreichische<br />
Fahrer Helmut Marko bis heute eine Rekordzeit der<br />
Targa Florio hält. In einem Alfa Romeo Tipo 33/TT/3 fuhr<br />
er <strong>die</strong> Strecke 1972 mit einer <strong>Durch</strong>schnittsgeschwindigkeit<br />
von 128 km/h. Auch aus heutiger Sicht <strong>im</strong>mer noch<br />
ein Wunder. In den größten Jahren des Rennens – zwischen<br />
1955 und 1973 – hatte <strong>die</strong> Targa Florio WM-Status.<br />
Als Erster fuhr der legendäre Rennfahrer Stirling Moss<br />
in einem 300 SLR einen WM-Sieg auf Sizilien ein. Als<br />
letzter Herbert Müller in einem Porsche 911 Carrera<br />
RSR. Obwohl <strong>die</strong> Targa Florio auch heute noch als Rallye<br />
gefahren wird, sind <strong>die</strong> glanzvollen Tage vorüber. Das ist<br />
nicht schl<strong>im</strong>m, denn von denen gab es eine Menge.<br />
Da ist zunächst <strong>die</strong> Geschichte der Gründung: 1906<br />
initiierte Vincenzo Florio, ein reicher Winzer, <strong>die</strong> Targa<br />
Florio (Targa bedeutet Bronzeplakette auf Italienisch). Es<br />
nahmen 6 Fahrzeuge teil, <strong>die</strong> Länge des Kurses beträgt<br />
148 Kilometer. Gefahren wurden drei Runden. Die Targa<br />
Florio ist eines der ersten richtige Autorennen überhaupt,<br />
lange bevor es <strong>die</strong> Mille Miglia oder das 24-Stunden-Rennen<br />
von Le Mans gab. Der Autoenthusiast Florio, der in<br />
seiner freien Zeit auch malte, nahm in den ersten Jahren<br />
selber teil und erfuhr sich einen beachtlichen 9. Platz. Die<br />
<strong>Durch</strong>schnittsgeschwindigkeit belief sich in den ersten<br />
Jahren auf etwa 50 km/h. Als Strecke <strong>die</strong>nten <strong>im</strong>mer<br />
<strong>die</strong> öffentlichen Straßen. Jedes Rennen war ein soziales<br />
Event. In manchen Jahren strömten bis zu 200.000 Menschen<br />
an den Straßenrand, um den waghalsigen Fahrern<br />
zuzujubeln, <strong>die</strong> in Italien einen Heldenstatus hatten. Weil<br />
das Rennen als gefährlich galt und es <strong>im</strong>mer wieder zu<br />
Todesfällen kam, wurde der Targa Florio 1974 der WM-<br />
Status aberkannt. 1977 wurde es ganz verboten. Die 500<br />
PS starken Prototypen waren für <strong>die</strong> Strecke zu schnell<br />
geworden.<br />
Aber auch vorher, in den 1920er-Jahren, hatten Fahrer<br />
vor dem Start allen Grund, in Erwartung der über 900<br />
Kurven, <strong>die</strong> während der Targa Florio durchquert werden<br />
97
Der aufgeplatzte Asphalt<br />
wirft riesige Falten,<br />
<strong>die</strong> einem wahrscheinlich<br />
<strong>die</strong> Achsen zertrümmern<br />
würden, würde man<br />
sie mit mehr als 60 km/h<br />
überqueren<br />
müssen, ein flaues Gefühl <strong>im</strong> Magen zu haben. Der Alfa<br />
Romeo-Fahrer Ugo Sivocci war als katholischer Süditaliener<br />
zudem auch noch extrem abergläubisch. Als er<br />
1923 kurz vor seinem Start <strong>die</strong> Nummer 13 zugewiesen<br />
bekam, wollte er anfangs überhaupt nicht starten. Erst<br />
als seine Mechaniker ihm ein großes grünes Kleeblatt<br />
(Auf Italienisch: Quadrifoglio Verde) als Glücksbringer<br />
in eine weiße Raute auf <strong>die</strong> Motorhaube pinseln, lässt er<br />
sich umst<strong>im</strong>men – und gewinnt das Rennen. Im September<br />
desselben Jahres verunglückt Sivocci be<strong>im</strong> Training<br />
zum Grand Prix von Europa in Monza tödlich. Von <strong>die</strong>sen<br />
Zeitpunkt an starten alle Alfa-Rennautos nur noch<br />
mit einem grünen Kleeblatt auf der Karosserie in ein<br />
Rennen. Aus Respekt vor Sivocci ist das nach seinem Tod<br />
allerdings auf einem weißen Dreieck statt einer Raute gedruckt<br />
oder gemalt. Seit mehreren Jahrzehnten ist <strong>die</strong>ses<br />
Symbol außerdem zum Erkennungszeichen der besonders<br />
sportlichen Alfa-Modelle geworden. Der Giulietta QV<br />
mit dem wir durch <strong>die</strong> sizialianischen Berge unterwegs<br />
sind, trägt auch so ein Logo. Nur knattert und brodelt der<br />
Wagen nicht wie Sivoccis Alfa Tipo RLS. Kraftvoll zieht<br />
er angetrieben von einem 235 PS 1.8 TBi Motor nahezu<br />
geräuschlos um <strong>die</strong> Kurven.<br />
Im Städtchen Cerda halten wir am Museo Vincenzo<br />
Florio. Es ist vollgestellt mit Devotionalien von lange<br />
vergangenen Rennen. Alte Rennanzüge hängen in Vitrinen<br />
und Fotos von Vincenzo Florios Frau gerahmt an der<br />
Wand. Daneben verblichene Schwarz-Weiß-Bilder aus<br />
jedem Jahr des Rennens. Auf einem sitzt Enzo Ferrari in<br />
einem Alfa Romeo 40/60HP. 1920 war er Testfahrer bei<br />
der Marke aus Mailand und holte auf der Targa Florio<br />
einen Klassensieg. Manche Devotionalien-Ensembles<br />
wirken wie kleine Altäre.<br />
Caetano tritt hinzu. Er ist ein guter Freund des<br />
Besitzers Antonio und spricht <strong>im</strong> Gegensatz zu Antonio<br />
deutsch. „Gut reden, besser machen“, sagt er, grinst breit<br />
und schaut herausfordernd über <strong>die</strong> Brillengläser hinweg<br />
in <strong>die</strong> Runde. Er redet sehr viel, aber kaum über <strong>die</strong> Targa<br />
Florio. Er erzählt von den <strong>Nacht</strong>schichten bei Audi, wo er<br />
von den Siebzigern bis in <strong>die</strong> Achtziger gearbeitet hat. In<br />
den Neunzigern haben <strong>die</strong> Roboter übernommen, sagt er.<br />
Dann geht es um Träume und <strong>die</strong> Mafia. „Die sind <strong>im</strong>mer<br />
da, und <strong>die</strong> meisten hier verhalten sich wie Schafe. Mäh,<br />
mäh.“ Er verschwindet <strong>im</strong> Museum und kommt mit einer<br />
Mappe handgezeichneter Fahrzeugstu<strong>die</strong>n zurück. Skurrile<br />
Autos. Einige sehen aus wie fahrbare futuristische<br />
Imbissbuden. Dann müssen wir weiter, zurück auf <strong>die</strong><br />
Piste. „Dialog ist sprechen mit den Herzen“, sagt er zum<br />
Abschied. Oder mit den Motoren, hätte der alte Vincenzo<br />
Florio wohl gesagt.<br />
Oben in den Bergen hängen <strong>die</strong> Wolken noch tiefer als<br />
vorher. Es fängt an zu regnen. Wenn sich <strong>die</strong> Wolkendecke<br />
einen kurzen Moment öffnet, dann glitzert <strong>die</strong> Landschaft<br />
sekundenlang wie auf einem Gemälde von William<br />
Turner. Der Giulietta QV gleitet über <strong>die</strong> ramponierten<br />
Straßen. Ich kenne <strong>die</strong> Malerei von Vincenzo Florio nicht,<br />
aber für <strong>die</strong> Landschaften hätte er sich – wie <strong>die</strong> Sizilianer<br />
heute – wahrscheinlich nicht so sehr interessiert. Er hat<br />
best<strong>im</strong>mt Maschinen gemalt, irgendwas Futuristisches.<br />
Zum Glück. Ohne seinen Enthusiasmus für schnelle Autos<br />
hätte es <strong>die</strong> Targa Florio nie gegeben, auch keine Alfa QVs<br />
– und <strong>die</strong> ganzen schönen Geschichten nicht.<br />
98 WERKSTATT
REPORTAGE<br />
GröSSenwahn<br />
Autoradio<br />
Viele Premiummarken arbeiten zurZeit wieder verstärkt<br />
am perfekten Klang <strong>im</strong> Auto. Zum Beispiel Mercedes-Benz in den<br />
kalifornischen Skywalker Studios, wo auch George Lucas<br />
den Ton für <strong>die</strong> STAR-WARS-FILME gemischt hat. Der Aufwand ist<br />
beträchtlich und das Ergebnis beeindruckend. Aber wird der neue<br />
Supersound jemals massentauglich werden?<br />
Text und Fotos Ji-Hun K<strong>im</strong><br />
Autobauer entdecken den Sound für sich<br />
neu. Dabei geht es nicht nur um das<br />
sonore ausbalancierte Brummen eines<br />
V8-Motors, auch <strong>die</strong> Musikanlage wird<br />
wieder zur Spielwiese neuer Technologien<br />
und ist vor allem <strong>im</strong> Sektor Sportwagen der höheren<br />
Preiskategorie der neue Way to go. Seien es Ferrari FF,<br />
Porsche 911 Carrera oder der Edelroadster Mercedes<br />
SL, alle arbeiten mit neuerdings präzise abgest<strong>im</strong>mten<br />
Soundsystemen, <strong>die</strong> extra für das jeweilige Auto in<br />
Zusammenarbeit mit HiFi-Experten hergestellt wurden.<br />
Das alles hat mit dem typischen Bild des provinziellen<br />
Autotuners mit Oktoberfestbierfassgroßen Subwoofern<br />
<strong>im</strong> Kofferraum nicht mehr viel zu tun. Perfektionieren<br />
an allen möglichen Stellen, das Auto als Klang- und Resonanzkörper<br />
verstehen, jahrzehntealte „Fehler“ <strong>im</strong> Verbauen<br />
von Musikanlagen beheben – das ist <strong>die</strong> Devise.<br />
Bei Mercedes-Benz geht man mit dem Projekt Signature<br />
Sound noch einen Schritt weiter. In Zusammenarbeit mit<br />
Skywalker Sound, dem Tonstudiokomplex, das zum Lucasfilm-Imperium<br />
(Star Wars) gehört und dem Grammy-<br />
Gewinner und Soundproduzenten Herbert Waltl (Media<br />
Hyperium), wurden 25 Songs/Musikstücke aus dem<br />
Bereich Pop und Klassik ausschließlich für den SL neu<br />
abgemischt. „Normalerweise wird Musik für den Stereo-<br />
Standard produziert. Unsere Aufgabe bestand darin, <strong>die</strong><br />
Rechte für <strong>die</strong> Einzelspuren der Stücke zu bekommen,<br />
um ein neuartiges 5.1-Sounderlebnis zu erschaffen, das<br />
exakt auf den Innenraum des Roadsters abgest<strong>im</strong>mt ist“,<br />
so Waltl. Ein mutiges Unterfangen, sind doch gerade <strong>im</strong><br />
Popbereich <strong>die</strong> Stereo-Mastertapes so etwas wie der heilige<br />
Gral der Musikproduktion. Unantastbar und für <strong>die</strong><br />
Ewigkeit best<strong>im</strong>mt. Noch mal <strong>die</strong> diskreten Einzelspuren<br />
zu bekommen und ein neues Mastering anzuberaumen,<br />
ist in etwa so, als hätte man Pablo Picasso gefragt, ob man<br />
das Gelb seiner „Les Demoiselles d‘Avignon“ durch ein<br />
neues, „besseres“ ersetzen dürfte. Dass <strong>die</strong>s aber geklappt<br />
hat, spricht auch für <strong>die</strong> Reputation des Dreigestirns Lucasfilms,<br />
Mercedes-Benz und Herbert Waltl. Eigens dafür<br />
wurde ein SL ins Studio gekarrt, um Songs wie „Pokerface“<br />
(Lady Gaga), „Owner of the loney heart“ (Yes), aber auch<br />
sinfonische Klassiker wie Beethovens 5. oder Griegs Peer<br />
Gynt Suite neu auf fünf Kanäle zu mixen und zu mastern.<br />
Der Master Engineer wurde hierbei mit seinem Equipment<br />
ins Auto gesetzt, statt wie gewöhnlich, wo <strong>die</strong> fertigen<br />
Spuren in sein Masterstudio geschickt werden.<br />
Leslie Ann Jones, <strong>die</strong> Chefin von Skywalker Sound und<br />
ebenfalls mehrfache Grammy-Gewinnerin hat schon mit<br />
Miles Davis, Herbie Hancock, B.B. King und dem Kronos<br />
Quartet gearbeitet, zeigt sich aber auch für den Sound<br />
von Hollywoodfilmen wie „Apocalypse Now“ und „Requiem<br />
for a dream“ verantwortlich. Monatelang hat sie<br />
sich <strong>im</strong> Studio verschanzt, um dem Signature Sound sein<br />
Gesicht zu verleihen: „Es war auch für mich eine neue<br />
Herausforderung. So etwas habe ich noch nie gemacht.<br />
Sitzposition von Fahrer und Beifahrer zu berücksichtigen,<br />
so wie <strong>die</strong> Lautsprecherpositionen <strong>im</strong> Auto. Wir haben, so<br />
hoffe ich, ein ult<strong>im</strong>atives Klangerlebnis geschaffen, das<br />
es so noch nicht gegeben hat.“ Auf <strong>die</strong> Frage, wen sie auf<br />
ihrer Wunschliste für den Signature Sound hat, antwortet<br />
sie mit einem ehrlich verschmitzten Lächeln: Supertramp.<br />
Nicht weil es aus technischer Sicht eine besondere Herausforderung<br />
wäre, sondern weil sie einfach nur Fan sei.<br />
Der Signature Sound beeindruckt in der Tat. Streicher<br />
rauschen selbst bei offenem Verdeck über den Scheitel,<br />
als würde man mitten <strong>im</strong> Orchestergraben hocken.<br />
Gitarrensoli klingeln brillant und das in der Mittelsäule<br />
integrierte Frontbass-System kickt sanft gegen <strong>die</strong> Brust.<br />
Im Moment kommen zwar nur Kunden eines neuen SL in<br />
den Genuss <strong>die</strong>ses exklusiven Tonträgers. Aber Innovationen<br />
wären keine Innovationen, hätten sie nicht auch<br />
das Potenzial für Abwärtskompatibilität. Es sei kein<br />
Widerspruch, <strong>die</strong>sen Ansatz in Zukunft auch in A- oder<br />
C-Klassen zu finden. Denkt man daran, dass Systeme wie<br />
ABS, Airbag und Dreipunkt-Gurt ihre Weltpremieren in<br />
der S-Klasse hatten und heute zum Standard selbst für<br />
kleinste Autos gehören, kann man selbst so einem <strong>im</strong><br />
Ansatz größenwahnsinnigen Soundprojekt Zukunftsglauben<br />
schenken. Vor allem wird hierbei eine Grundregel der<br />
Popmusikproduktion auf den Kopf gestellt. Es hieß bekanntlich<br />
sonst: Ein fertiger Song muss auch <strong>im</strong> schlechten<br />
Autoradio gut klingen. So langsam wird das Auto aber<br />
vielleicht zur besten Stereoanlage überhaupt.<br />
100 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
101
REPORTAGE<br />
Sozialer<br />
Megahighway<br />
Das Architekturbüro Höweler + Yoon krempelt den amerikanischen<br />
Traum um. Eric Höweler und seine Mitarbeiter wollen in<br />
einer Zukunftsvision für <strong>die</strong> Region zwischen Boston und Washington<br />
das Auto zur Nebensache machen<br />
links<br />
Shareway in der Stadt,<br />
© Höweler + Yoon Architecture,<br />
BosWash: Shareway 2030/USA<br />
Text Hendrik Lakeberg<br />
Bilder Höweler + Yoon<br />
Im Endeffekt geht es bei <strong>die</strong>sem Projekt um den amerikanischen<br />
Traum“, sagt Eric Höweler vom Bostoner Architekturbüro Höweler<br />
+ Yoon. Der scheint sich in der letzten Zeit ziemlich verändert<br />
zu haben, wenn man sich Höweler + Yoons Entwurf für eine<br />
Neustrukturierung der Metropolregion Boston und Washington<br />
anschaut. Und vor allem, wenn man ihm zuhört. „Amerikaner brauchen<br />
Wahlmöglichkeiten. Zum Beispiel zwischen verschiedenen Fortbewegungsmitteln,<br />
Fahrrad, Auto oder Zug. Der Unterschied ist aber, dass<br />
nachfolgende Generationen nicht mehr unbedingt ein Fortbewegungsmittel<br />
besitzen wollen. Viele hören Musik über das Internet, haben aber<br />
<strong>die</strong> Platte nicht mehr zu Hause. Ich denke, das lässt sich auf <strong>die</strong> Mobilität<br />
übertragen. Auch Carsharing wird selbstverständlich werden. In Zukunft<br />
wollen viele <strong>die</strong> Versicherung eines Autos nicht mehr bezahlen oder den<br />
Garagenplatz. Das Beste ist doch: Man hat <strong>die</strong> Wahl ohne <strong>die</strong> Last des<br />
Besitzes.“ Moment, Fahrräder in den USA, Besitztum ist eine Last... Amerikanische<br />
Träume haben schon anders ausgesehen. Trotzdem hat Eric<br />
Höweler natürlich nicht unrecht, denn Verkehr wird auch in den amerikanischen<br />
Großstädten nicht weniger. Autos sind teuer, sie verschmutzen<br />
<strong>die</strong> Umwelt – es gibt <strong>im</strong>mer mehr Indizien, dass wir sie uns in Zukunft<br />
<strong>im</strong>mer weniger leisten können und wollen. Dass sich das Verhältnis zum<br />
Auto langsam ändert, zeigt der Erfolg von Carsharing-Projekten wie Zipcar,<br />
Car2go oder Drive Now.<br />
Eric Höweler und sein Team haben mit einer futuristisch anmutenden Zukunftsvision<br />
für <strong>die</strong> Metropolregion Boswash <strong>im</strong> Oktober 2012 den Audi Urban<br />
Future Award gewonnen, einen Preis, der <strong>die</strong> besten Entwürfe und Ideen<br />
für <strong>die</strong> Stadt der Zukunft prämiert. Ganz bewusst habe sich sein Büro dazu<br />
entschieden, sich vor der eigenen Haustür umzuschauen, sagt Höweler. Die<br />
Forschung stürze sich auf exotische Projekte wie Mumbai oder Sao Paolo<br />
(zu beiden Städten waren ebenfalls Entwürfe <strong>im</strong> Wettbewerb), <strong>die</strong> vertraute<br />
Umgebung werde häufig links liegen gelassen, weil sie zu wenig aufregend,<br />
vielleicht auch zu naheliegend sei. Dass das nicht st<strong>im</strong>men muss, zeigt Höwler<br />
+ Yoons futuristische Vision von Boswash, eine Metropolregion, <strong>die</strong> von<br />
Boston bis Washington reicht und sich um den Interstate Highway I-95 angesiedelt<br />
hat. Nicht alle Teile der Region prosperieren wie Manhatten. Balt<strong>im</strong>ore<br />
zum Beispiel ist eine sogenannte Shrinking City. Eine Stadt, deren Einwohnerzahl<br />
stetig abn<strong>im</strong>mt und <strong>die</strong> nicht mal über genügend Supermärkte<br />
verfügt, um <strong>die</strong> Bewohner der Innenstadt mit Lebensmitteln zu versorgen.<br />
Trotzdem ist <strong>die</strong> Region durch ein flächendeckendes, aber unzureichendes<br />
Verkehrsnetz verbunden. Höweler + Yoon möchten es restrukturieren. Im<br />
Herzen ihrer Vision steht deshalb eine Art Megahighway, der auf verschiedenen<br />
Ebenen eine <strong>Durch</strong>querung der Metropolregion für unterschiedliche<br />
Transportmittel ermöglicht. Man kann, muss aber nicht mehr mit dem Auto<br />
fahren, Zugfahren ist möglich oder <strong>die</strong> Fahrt in Kleinwagen, <strong>die</strong> automatisch<br />
gesteuert werden. Gerade in den Zügen soll ein komfortables Ambiente<br />
geschaffen werden, in dem man arbeiten, essen oder Konferenzen abhalten<br />
kann. Der Highway ist nicht mehr einfach nur ein Mittel der Fortbewegung,<br />
sondern auch ein Ort der Kommunikation, eine Pulsader, <strong>die</strong> <strong>die</strong> zerklüftete<br />
und ungleich entwickelte Region zusammenführen soll. Besonders wichtig<br />
ist für Eric Höweler eine stärker diversifizierte Mobilität, <strong>die</strong> nicht nur auf<br />
dem Auto beruht – wie es jetzt der Fall ist. Auch der Verkehr in den Stadtzentren<br />
soll sich verändern: Höweler möchte den Aspahlt durch sogenannte<br />
Tripanels ersetzen. Der Straßenbelag kann so an den Bedarf angepasst<br />
werden. Aus einer Straße wird in kürzester Zeit eine Rasenfläche oder ein<br />
Fußgängerweg. Der städtische Raum ist auf <strong>die</strong>se Weise flexibler nutzbar.<br />
Die Straße wird bei Höweler + Yoon von einem reinen Transportmedium<br />
zu einer Art sozialem Korridor, einer Begegnungsstätte, vielleicht sogar zu<br />
einem gesellschaftlichen Motor.<br />
Auf den ersten Blick sehen <strong>die</strong> futuristischen am Computer erstellten<br />
Modelle nicht so aus, als würden sie tatsächlich jemals gebaut werden. Doch<br />
Höweler hofft: „Wenn Obama <strong>die</strong> Wirtschaft ankurbeln will, dann muss<br />
er Geld investieren. Außerdem möchte er einen gesellschaftlichen und<br />
kulturellen Umschwung bewirken. Er hat schon über neue Highspeed-Züge<br />
geredet, <strong>die</strong> sich in den USA, <strong>im</strong> Gegensatz zu Europa, nicht durchgesetzt<br />
haben. In der Metropolregion Boswash gibt es bereits Bahnlinien, auf <strong>die</strong><br />
man aufbauen könnte. Es wäre also der ideale Ort, um anzufangen.“<br />
So unrealistisch ist Höweler + Yoons Entwurf also nicht. Bislang hat sich<br />
nur der amerikanische Traum auch unter Obama kaum verändert. Und für<br />
den Schritt weg von den Autos hin zu mehr mobiler Diversität müsste Obama<br />
an der Autolobby vorbei. Und mit der hat er sich bislang ganz gut verstanden<br />
– wie <strong>die</strong> Milliardenkredite zur Wirtschaftskrise zeigten. Trotzdem<br />
setzte er erst kürzlich das Ziel, den Verbrauch der amerikanischen Autos<br />
bis 2025 auf 4,3 Liter zu senken – also um <strong>die</strong> Hälfte. Das könnte ein guter<br />
Anfang sein. Vielleicht auch für eine Realisierung von Höweler + Yoons Boswash<br />
Projekt. Denn den Segen der Autoindustrie haben auch sie – zumindest<br />
den von Audi.<br />
rechts<br />
Farm Share,<br />
© Höweler + Yoon Architecture,<br />
BosWash: Shareway 2030/USA<br />
unten<br />
Shareway auf dem Bahnsteig,<br />
© Höweler + Yoon Architecture,<br />
BosWash: Shareway 2030/USA<br />
102 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
103
REPORTAGE<br />
Strategische<br />
Revolution<br />
Vom Biedermann zum slicken Anzugträger: Bei keinem anderen<br />
Autohersteller war das Design so zentral für den Erfolg<br />
wie bei Audi. Wie genau es dazu kam und welche Designstu<strong>die</strong>n<br />
<strong>die</strong> Meilensteine auf dem Weg zum Siegeszug der Marke waren,<br />
erklärt <strong>INTERSECTION</strong>-Autor Alexander Batke-Lachmann.<br />
Text Alexander Batke-Lachmann<br />
Im Rückblick betrachtet werden sich sicherlich<br />
einige Protagonisten der deutschen Automobilindustrie<br />
ungläubig <strong>die</strong> Augen reiben. Selten<br />
hat ein Hersteller einen so erfolgreichen Klassenaufstieg<br />
hingelegt wie <strong>die</strong> Ingolstädter.<br />
Doch Audis Wandlung vom belächelten Biedermann<br />
zum slicken Anzugträger ist ohne eine konsequente<br />
Neuorientierung bei der Fahrzeugentwicklung nicht<br />
denkbar: Plötzlich sprachen <strong>die</strong> Designer auf Augenhöhe<br />
mit den Ingenieuren. Qualität war keine rein messbare<br />
Größe mehr, <strong>die</strong> sich in Prozessen, Zahlen und Statistiken<br />
abbildete, sondern zugleich Anspruch und Versprechen<br />
geworden, das sich in der Form und Gestaltung des<br />
Fahrzeuges widerspiegeln musste. Die Designer haben<br />
das Image von Audi <strong>im</strong> wörtlichen Sinne neu erschaffen,<br />
indem sie den technologischen und innovativen Kern der<br />
Marke in eine erfolgreiche Formsprache übersetzt haben.<br />
„In den 60ern und 70ern gestalteten Designer einzelne<br />
Automodelle, in den 80er- und 90er-Jahren hatten sie<br />
eine strategische Rolle für <strong>die</strong> ganze Marke. Und jetzt<br />
kommt ein kultureller Aspekt dazu. Design verkörpert<br />
heute Geschichte, Philosophie, technische Kompetenz“,<br />
fasste der damalige Audi-Designchef Walter de Silva<br />
den Bedeutungswandel 2003 in einem Focus-Interview<br />
zusammen.<br />
Audis Rückkehr in <strong>die</strong> Automobilwelt nach der<br />
kriegsbedingten Neugründung beginnt 1965 mit einer<br />
kleinen, <strong>im</strong> Nachhinein fast banal wirkenden Revolution:<br />
dem rechteckigen Scheinwerfer. Zu einer Zeit, als fast<br />
alle Wagenfronten der Welt von runden Beleuchtungseinheiten<br />
geziert wurden, setzte der Audi 72 eine erste<br />
Wegmarke mit innovativem, modernem Design.<br />
Doch der wirkliche wegweisende Moment der Markenselbstfindung<br />
war das unter Designchef Hartmut<br />
Warkuß Anfang der 80er-Jahre etablierte „Aero-Design“<br />
mit seinen cw-opt<strong>im</strong>ierten Karosserien. Die geometrische<br />
hölzerne Strenge des Quader-Designs der 70er-<br />
Jahre weichte nun in Fahrzeugen wie dem Audi 100 oder<br />
später dem Audi 80 einer geschmeidigen Klarheit und<br />
Leichtigkeit.<br />
1997 begann mit dem avantgardistischen und polarisierenden,<br />
von Claus Potthoff gezeichneten A6 <strong>die</strong> Ära<br />
des Sculpture-Designs und damit <strong>die</strong> Abkehr von den<br />
funktionalen Designkonventionen des Aero-Zeitalters.<br />
Vormals abstehende Karosserieteile wie Stoßdämpfer<br />
wurden praktisch nahtlos in den Karosseriekörper integriert.<br />
Das Resultat war eine skulpturale Eigenständigkeit,<br />
wie sie zum Beispiel in der erste Generation des Audi TT<br />
verwirklicht wurde. Die neue Formsprache sollte mehr<br />
Emotionen zulassen, mit lebhaften Formen und Flächen.<br />
Ein Ziel, das seit 2002 auch <strong>die</strong> „Dynamic Sculpture“-<br />
Evolution unter Walter de´Silva weiterentwickelte.<br />
Doch in der Designstrategie der letzten zehn Jahre<br />
deuten sich auch erste Sackgassen ab. Zu stringent hat<br />
man ein generations- und modellübergreifendes Markengesicht<br />
entwickelt. Eine Strategie, <strong>die</strong> lange Zeit sehr<br />
erfolgreich das Premium<strong>im</strong>age der höheren Fahrzeugklassen<br />
auf das mittlere und untere Preissegment hat<br />
abstrahlen lassen. Aber wer kann heute noch auf den<br />
ersten Blick einen A6 von einem A8 unterscheiden? Ist<br />
das schon der neue, oder noch das alte Modell?<br />
Für einen kompakten Überblick über <strong>die</strong> Designentwicklung<br />
der Inglostädter Aufsteiger haben wir<br />
fünf richtungweisende Stu<strong>die</strong>n der letzten Jahrzehnte<br />
herausgesucht.<br />
104 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
105
Forschungsauto 1980 Die Geburtsstunde des modernen Audi-Designs.<br />
Mit dem „Forschungsauto“ vollführte Audi 1981 einen Quantensprung:<br />
Das erstmals vorgestellte revolutionäre Aero-Design machte<br />
den Windkanal zum Chefgestalter. Weiche, fließende Formen lösten<br />
<strong>die</strong> kantige Formsprache der 70er ab und ermöglichten einen damals<br />
für L<strong>im</strong>ousinen rekordverdächtigen cW-Wert von unter 0,30 und entsprechend<br />
niedrigere Verbrauchswerte. Das aerodynamische Design<br />
des „Forschungsautos“ greift aber keineswegs nur damalige Themen<br />
der Automobilentwicklung wie Wirtschaftlichkeit, Energiebedarf und<br />
Ökologie auf. Mit seinen bündigen Fensterflächen und seiner formalen<br />
Homogenität ist das neue Design Ausdruck technischer Präzision<br />
und technologischer Innovation und formuliert damit <strong>die</strong> Designlinie<br />
für kommende Serienmodelle wie den Audi 100 oder den Audi 80.<br />
Audi Avus quattro 12 Zylinder, über 500 PS und eine Beschleunigung<br />
von 0-100 in ca. 3 Sekunden: Der 340 km/h schnelle Audi Avus quattro<br />
von 1991 war eine fast größenwahnsinnige Kampfansage an das elitäre<br />
Luxus-Establishment und verkörpert wie keine Stu<strong>die</strong> zuvor <strong>die</strong> Ambitionen<br />
der Ingolstädter. Nach dem halbherzigen Oberklassen-Einstand<br />
mit dem Audi V8 ist <strong>die</strong> Botschaft klar: Wir bleiben. Oder richtiger:<br />
Wir waren schon <strong>im</strong>mer da. Schließlich war der Name des Audi Avus<br />
quattro eine Reminiszenz an den Avus-Geschwindigkeitsrekord des<br />
Auto Union-Sechzehnzylinders von 1934. Nicht weniger aufsehenerregend<br />
als <strong>die</strong> Leistungsdaten war <strong>die</strong> hochglanzpolierte Aluminiumkarosserie,<br />
<strong>die</strong> das Lieblings-Innovationsthema von Audi, den Leichtbau,<br />
spektakulär sichtbar machte.<br />
Audi Steppenwolf Der Urvater des Q3: Als Audi <strong>im</strong> September 2000<br />
auf dem Pariser Automobilsalon eine Konzeptstu<strong>die</strong> in der Kompaktklasse<br />
für den Straßen- und Offroad-Einsatz vorstellte, war der Begriff<br />
SUV für <strong>die</strong> meisten Autofahrer noch ein Fremdwort. Auf Basis des A3<br />
präsentierte Audi einen ungewöhnlich hohen und breiten Lifestyle-<br />
Viersitzer mit klar gezeichneten Linien und großzügigen Flächen,<br />
dunkel abgesetzten Stoßfängern und integrierten Blinkern, der einen<br />
frühen Ausblick auf ein Segment gab, das erst Jahre später mit der Q-<br />
Reihe eine eigene Nomenklatur bekommen sollte.<br />
106 WERKSTATT 107
INTERVIEW<br />
» Hey, können wir mal<br />
so fahren wie in<br />
einem <strong>die</strong>ser Filme? «<br />
bloc party<br />
Spaziergang<br />
Bloc Party Drummer geht am liebsten zu FuSS<br />
Interview Hendrik Lakeberg<br />
Mit ihrem mechanischen Sound ist <strong>die</strong> Band Bloc Party zu einer<br />
der größten Rockbands Europas geworden. Im November<br />
spielte <strong>die</strong> Band in Berlin ein exklusives von Beck‘s Bier<br />
ausgerichtetes Konzert. Wir trafen <strong>die</strong> Band backstage und<br />
sprachen mit Drummer Matt Tong über Essen an Tankstellen,<br />
<strong>die</strong> schlechten Straßen von New York und einen irren Taxifahrer.<br />
Welche Bedeutung hat Mobilität für Sie?<br />
Wir können als Band nur existieren, indem wir reisen. Nur eine Kleinigkeit<br />
muss passieren und alles fällt auseinander. Ein Flug, der Verspätung hat,<br />
oder ein Bus mit einer Panne kann den kompletten Tourplan ruinieren.<br />
Mögen Sie <strong>die</strong>ses ständige Unterwegssein?<br />
Am Anfang habe ich mir darüber keine Gedanken gemacht. Es gehörte zu<br />
meinem Job. Aber klar, du bist nie zu Hause, du isst auf Tankstellen oder am<br />
Flughafen. Wenn du nur unterwegs bist, dann kann dich das ein bisschen<br />
unentspannt machen. Meistens sitzt du herum und wartest... Man fragt sich<br />
schon manchmal, ob es den ganzen Aufwand wert ist, wenn du nur einen<br />
kleinen Bruchteil deiner Zeit auf Tour damit verbringst, Musik zu spielen.<br />
Aber ich habe mich daran gewöhnt.<br />
Glauben Sie, das viele Touren und Reisen hat einen Einfluss auf Ihre<br />
Musik?<br />
Ich bin mir nicht sicher, ob das bei uns der Fall ist. Vielleicht allgemein: Das<br />
zweite Album von vielen Bands handelt davon, irgendwie he<strong>im</strong>atlos zu sein.<br />
Das ist verständlich, denn man schreibt natürlich über das, was man erlebt.<br />
Aber es mag auch ein Grund dafür sein, warum das zweite Album von vielen<br />
Bands so schwierig ist. Denn <strong>die</strong> meisten der normalen Zuhörer interessiert<br />
<strong>die</strong>ses Gefühl nicht, weil sie es nicht kennen. Grundsätzlich gibt es Musiker,<br />
bei denen Aspekte der Fortbewegung in <strong>die</strong> Musik Eingang finden. Das Geräusch<br />
und der Rhythmus eines Zuges zum Beispiel.<br />
Wie in der frühen Countrymusik?<br />
Ja, aber auch Dichter waren vom Klappern der Hufe auf dem Pflaster<br />
inspiriert.<br />
Interessieren Sie sich für Autos?<br />
Immer schon, auch für Motorsport. Ich bin aber das einzige Bandmitglied,<br />
das fährt. Als wir uns in London kennenlernten, war ich <strong>im</strong>mer der Fahrer,<br />
weil ich der Einzige mit einem Auto war. Mittlerweile lebe ich in New York.<br />
Viele meiner Freunde dort fahren Fahrrad, was mir zu gefährlich ist. Ich<br />
habe mir auch dort ein Auto gekauft. Ich brauche es eigentlich kaum, aber<br />
mir ist es irgendwie wichtig eines zu haben.<br />
Was fahren Sie?<br />
Einen Saab 900 Turbo. Baujahr 1993. Ein tolles Auto, das man nicht mehr<br />
häufig sieht. Ich überlege gerade, was ich mit ihm machen soll. Eine Grunderneuerung<br />
würde mehr kosten als ein neues zu kaufen. Außerdem ist es<br />
in New York sehr teuer, ein Auto zu haben. Die Straßen sind sehr schlecht.<br />
Autos gehen deswegen schnell kaputt. Ich bekomme ständig Parktickets,<br />
weil ich <strong>im</strong>mer vergesse mein Auto umzuparken, wenn <strong>die</strong> Straßenreinigung<br />
kommt. Es ist frustrierend.<br />
Was ist Ihr Lieblingsfortbewegungsmittel?<br />
Diese Rollbänder auf Flughäfen finde ich gut. Ich mag <strong>die</strong>ses Gefühl, zu gehen<br />
und viel schneller zu sein, als man eigentlich ist. Ich weiß nicht warum.<br />
(lacht) Und ich mag es <strong>im</strong>mer mehr, spazieren zu gehen. Bis ich nach New<br />
York gezogen bin, habe ich keinen Sinn darin gesehen. Es hat mich gestresst,<br />
zu Fuß laufen zu müssen. Das hat sich sehr verändert. Auch wenn wir auf<br />
Tour sind, versuche ich jeden Tag ein bisschen durch <strong>die</strong> Gegend zu laufen.<br />
Spazierengehen ist total unterschätzt!<br />
Was ist der seltsamste Ort, an den Sie gereist sind?<br />
Der Ort war nicht seltsam, aber was wir dort erlebt haben: Wir haben ein<br />
Konzert in San Francisco gespielt und sind <strong>im</strong> Anschluss auf eine Party<br />
gegangen. Wir mussten also sehr spät in der <strong>Nacht</strong> zurück zum Tourbus<br />
und haben ein Taxi angehalten. Wir waren etwas angetrunken. Der Fahrer<br />
fuhr auf einen <strong>die</strong>ser typischen Hügel, <strong>die</strong> man aus den Filmen mit den Autoverfolgungsjagden<br />
kennt, <strong>die</strong> in San Francisco gedreht wurden. Ich habe<br />
aus Scherz zu ihm gesagt: „Hey können wir mal so fahren wie in einem<br />
<strong>die</strong>ser Filme?“ Er hat mich angeschaut, nichts gesagt und dann das Gas<br />
bis zum Boden durchgetreten. Wir sind mit Topspeed den Hügel runtergefahren.<br />
Teilweise mit allen Reifen in der Luft. Der Fahrer war ein ziemlich<br />
korpulenter Typ. Während der Fahrt hat er mit seiner Barriton-St<strong>im</strong>me laut<br />
Barry White mitgesungen. Anschließend ist er mit uns ins Rotlichtviertel<br />
gefahren und hat mit den Prostituierten geredet. Irgendwann hat er uns<br />
schließlich zum Tourbus zurückgebracht. Wir haben ihm ein ordentliches<br />
Trinkgeld gegeben.<br />
108 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
109
gebrauchte wagen<br />
Cadillac Eldorado<br />
Dwight D. Eisenhowers Staatskarosse stand für den<br />
automobilen Enthusiasmus der Fünfziger<br />
Dwight D. Eisenhower fuhr zu seiner Amtseinführung 1953 in einem Cadillac<br />
Eldorado Cabrio – einem der ersten, <strong>die</strong> vom Band liefen. Bis heute gilt <strong>die</strong>ses<br />
Auto als ein Höhepunkt der amerikanischen Automobilgeschichte.<br />
Eisenhower war ein Autoenthusiast, der schon in seiner Zeit bei der Armee<br />
damit beauftragt war, Militärfahrzeuge zu testen und <strong>die</strong> Planung eines flächendeckenden<br />
amerikanischen Straßennetzes voranzutreiben. Ein Ziel, das<br />
er auch in seiner Amtszeit als 34. Präsident der Vereinigten Staaten verfolgte.<br />
Als eine seiner wichtigsten Innenpolitischen Errungenschaften gilt bis heute<br />
der Federal Aid Highway Act von 1956 – ein gigantisches Bauvorhaben, bei<br />
dem <strong>die</strong> wichtigsten Punkte der USA durch ein Interstate Highway Netzwerk<br />
verbunden wurde. Begründet wurde <strong>die</strong> Einführung des Interstate Netzwerks<br />
vor allem militärisch. Eisenhower war während seiner Zeit als Oberbefehlshaber<br />
der Alliierten <strong>im</strong> 2. Weltkrieg beeindruckt von der Effektivität der deutschen<br />
Autobahnen. Auch das Interstate-Netz sollte eine bessere militärische<br />
Manövrierfähigkeit <strong>im</strong> Landesinneren ermöglichen. Wichtig wurde es <strong>im</strong><br />
Endeffekt aber für <strong>die</strong> amerikanische Wirtschaft und den Erfolg der amerikanischen<br />
Autoindustrie.<br />
Dass sich Eisenhower in einem Cadillac Eldorado zur Amtseinführung fahren<br />
ließ, entsprach also nicht nur seiner Wertschätzung für schöne Autos, es<br />
setzte auch ein Zeichen: Seine Mobilitätsinitiativen entfachten eine kulturelle<br />
und ökonomische Dynamik, von der <strong>die</strong> USA bis heute zehren. Eisenhower<br />
trug zur Autoabhängigkeit der Amerikaner bei, was heute mancher als Fluch<br />
denn als Segen empfindet.<br />
Daran dachte in den Fünfzigern noch niemand. Der Opt<strong>im</strong>ismus der Zeit<br />
spiegelt sich in dem Foto oben, auf dem Eisenhower jubelnd in der aus heutiger<br />
Sicht viel zu großen und sperrigen Karosserie des Cadillac Eldorado steht. Der<br />
Eldorado war das fortschrittlichste amerikanische Auto der Zeit. Das Aushängeschild<br />
des barocken amerikanischen Autodesigns der Fünfziger.<br />
Vergleicht man Eisenhowers Präsidentenl<strong>im</strong>ousine mit der Obamas (Bild<br />
rechts), dann liegen Welten dazwischen. Während Eisenhowers Eldorado Cabrio<br />
als Symbol für den Aufschwung der Fünfziger verstanden werden kann,<br />
steht Obamas Cadillac One vor allem für eine verlorene Unschuld. Der Präsident<br />
fährt nicht mehr in direktem Kontakt zum Volk, sondern – als Folge<br />
von Terroranschlägen und Attentaten – in einer Hochsicherheitszelle, abgeschnitten<br />
von der Außenwelt. Es stellt sich außerdem <strong>die</strong> Frage, was aus der<br />
amerikanischen Oberklasse, ja, der amerikanischen Automobilindustrie überhaupt<br />
geworden ist. Denn <strong>die</strong> scheint nicht mehr in der Lage zu sein, in einem<br />
Serienmodell <strong>die</strong> Basis für ein präsidentenwürdiges Fahrzeug herzustellen.<br />
Und auch das Design von Obamas L<strong>im</strong>o One ist nicht schön, sondern vor allem<br />
zweckgerichtet. Obama hätte Besseres ver<strong>die</strong>nt.<br />
Obwohl Barack Obama ja nun für eine zweite Amtszeit gewählt wurde, lässt er<br />
sich <strong>im</strong>mer noch <strong>im</strong> gleichen Auto fahren – übrigens <strong>die</strong> erste Präsidentenl<strong>im</strong>ousine,<br />
<strong>die</strong> ohne eigenen Namen auskommt. Saß George W. Bush noch auf der<br />
Rückbank eines umgebauten Cadillac DTS, so ist Obamas Staatskarosse ein Hybrid<br />
aus verschiedenen Cadillac-Modellen. Einerseits eine Weiterentwicklung<br />
des DTS, ist das Chassis von einem Chevrolet Kodiak verbaut, <strong>die</strong> Scheinwerfer<br />
stammen vom Monster-SUV Escalade und <strong>die</strong> Rücklichter vom Cadillac STS. Die<br />
L<strong>im</strong>o One ist also ein automobiler Melting Pot. Also nicht nur in der wuchtigen<br />
Form, sondern auch in der Genese einem US-Präsidenten angemessen.<br />
Die CIA nennt Obamas zwischen sieben und acht Tonnen schweres<br />
Schlachtross The Beast. Im Kofferraum sind Blutkonserven aufbewahrt, mit<br />
denen ein von einem Attentat betroffener Obama noch vor Ort versorgt werden<br />
kann. Das Auto ist gegen biochemische und andere Arten von Attentaten<br />
ausgestattet. Inklusive Präsident können sieben Personen <strong>im</strong> Innenraum Platz<br />
nehmen. Zwischen den zwei Rücksitzen befindet sich ein ausklappbarer Tisch.<br />
Obama kann aus dem Auto direkt auf das Kommunikationsfahrzeug zugreifen,<br />
das stets hinter der Präsidentenl<strong>im</strong>ousine fährt. Auch <strong>im</strong> Cadillac One verfügt<br />
Obama über alle erdenklichen Kommunikationsmittel. Der Präsident sitzt also<br />
durch <strong>die</strong> dicke Panzerung, <strong>die</strong> kaum Geräusche von draußen in den Wagen<br />
lässt, völlig abgetrennt von der Welt, durch <strong>die</strong> Kommunikationstechnologien ist<br />
erste Liebe<br />
Cadillac One<br />
BARACK OBAMA BLEIBT AUCH IN DER 2. AMTSZEIT SEINER<br />
GEPANZERTEN PRÄSIDENTENLIMO TREU<br />
er mit der ganzen Welt auf einen Knopfdruck verbunden. Natürlich dürfen nur<br />
extrem fähige CIA-Agenten hinter das Steuer des Wagens. Pflichtübung eines<br />
Obama-Fahrers ist es, einen sogenannten J-Turn zu vollziehen. Das bedeutet,<br />
das Auto in wenigen Sekunden um 180 Grad drehen zu können. Bei <strong>die</strong>sem<br />
Monstrum mit Sicherheit keine leichte Angelegenheit.<br />
Wie sperrig und ungelenk das Beast sein kann, zeigte neulich ein mittlerweile<br />
millionenfach geclicktes YouTube-Video, in dem das Auto be<strong>im</strong> Verlassen der<br />
US-Botschaft in Irland auf einer leichten Erhöhung am Tor stecken blieb. Obama<br />
wurde nicht gesehen, wie er das Auto verließ, und <strong>die</strong> US-Behörden verneinten<br />
sogar, dass es sich bei dem Wagen um den Cadillac One gehandelt haben soll,<br />
sondern um ein Ersatzfahrzeug, in dem andere hochrangige Offizielle saßen. Wir<br />
wissen nicht, was st<strong>im</strong>mt, nur, dass es ein ziemlich lustiger Anblick war, wie<br />
das sicherste Auto der Welt an einem nicht gerade seltenen Straßenhindernis<br />
stecken blieb.<br />
Obama hat auch in seiner zweiten Amtszeit an seinem Wagen festgehalten.<br />
Als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika müsste er das sicherlich<br />
nicht. Dass er das tut – wir sind uns sicher – muss mit Liebe zu tun haben.<br />
Denn Bescheidenheit und Sparsamkeit taugen als Argumente nämlich eigentlich<br />
nicht. Zumindest, wenn man sich den Verbrauch des Cadillac One anschaut.<br />
29L pro 100 Kilometer – verschwenderischer geht es kaum.<br />
110 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
111
240 KM/H<br />
G<br />
M bläst zum Angriff: Während <strong>die</strong> Amerikaner<br />
<strong>Opel</strong> in den unteren Preisklassen mit Chevrolet<br />
von hinten in <strong>die</strong> Beine grätschen, bringt man<br />
<strong>im</strong> Luxussegment Cadillac in Angriffsstellung. Doch mit<br />
dem knackigen ATS will man nicht nur das süddeutsche<br />
Premium-He<strong>im</strong>spiel von BMW, Audi und Mercedes durcheinander<br />
bringen – das eigentliche Publikum sitzt nämlich<br />
ganz woanders.<br />
Eine Kostprobe davon, wie man sich in Detroit deutsches<br />
Lifestyle-Appeal vorstellt, gibt es bei der Fahrvorstellung des<br />
ATS MT RWD: Vom Frankfurter Flughafen geht es über kurvige<br />
Landstraßen, an herbstlichen Weinbergen und Wäldern<br />
vorbei nach… Würzburg. Was nun ausgerechnet fränkische<br />
Weine und barocke Architektur über Cadillacs „Art & Science“<br />
Designphilosophie auszusagen vermögen, bleibt vage.<br />
Vielleicht ist es ja der Gegensatz: Die klaren, dynamischen<br />
Linien des 276 PS-starken Kraftpaketes bilden einen anschaulichen<br />
Kontrast zur malerischen Beschaulichkeit des<br />
kleinen Städtchens. Zwischen Audis bravem A4 und einem<br />
3er BMW geparkt, be<strong>die</strong>nt der ATS schamlos jedes Klischee<br />
vom lauten, aufschneiderischen Amerikaner. Zu Recht<br />
spielt Cadillac den Underdog-Status gegen <strong>die</strong> ge<strong>die</strong>gene<br />
deutsche Hausmannskost aus: Der agressiv gezeichnete ATS<br />
mit seinen kurzen Überhängen ist auf Krawall gebürstet<br />
und überrascht am Ende doch mit erstaunlichen Premium-<br />
Qualitäten. Im Innenraum viel Leder und Metall, eine<br />
üppige Serienausstattung und teilweise aufpreispflichtige<br />
G<strong>im</strong>micks wie ein Spurhalteassistent, der den Fahrer mit<br />
Sitzvibrationen vor Gefahren warnt. Great. Aber was soll das<br />
Ganze eigentlich? Der ohnehin kleine Markt für Premium-<br />
Kompaktl<strong>im</strong>ousinen in der Gegend der 250 PS-Schallmauer<br />
ist unter den he<strong>im</strong>ischen Platzhirschen aufgeteilt. Mehr als<br />
<strong>die</strong> Exoten-Ränge mit ein paar Hundert Einheiten werden<br />
<strong>die</strong> Amerikaner da kaum verbuchen können. Allein <strong>die</strong><br />
Anzahl der Cadillac-Händler in Deutschland spricht Bände:<br />
Laut Website sind es sechs. Doch <strong>die</strong> Logik in der Detroiter<br />
Konzernzentrale ist eine andere: 90 Prozent aller Luxusmarken<br />
kommen aus Europa und wenn man in <strong>die</strong>sem Segment<br />
mitspielen möchte, dann muss man sich als Autohersteller<br />
eben auch auf deutschen Autobahnen beweisen. Aha.<br />
Text Alexander Batke-Lachmann foto Fabian Zapatka<br />
TEST<br />
fazit<br />
Autobahn-approved.<br />
leistung und preis<br />
276 PS<br />
4 ZYLINDER<br />
37.500 EURO<br />
199 G CO2<br />
6 SEK / 0-100<br />
8,6 LITER<br />
cadillac<br />
ATS MT RWD<br />
112 werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
113
TEST<br />
S<br />
ebastian Vettel feierte in <strong>die</strong>sem Jahr den 3. Formel-<br />
1-Sieg in Folge. Spätestens damit gehört er zu den<br />
ganz Großen seiner Zunft. Da Nissans Edelmarke<br />
Infiniti zu den Sponsoren des Red Bull Formel-1-Teams<br />
zählt, konnte sich Sebastian Vettel sein Lieblingsauto aus der<br />
aktuellen Produktpalette aussuchen, um es zusammen mit<br />
dem Bottroper Tuning-Unternehmen Brabus nach eigenen<br />
Vorstellungen umzugestalten. Auf der letzten IAA wurde<br />
in Frankfurt eine erste Stu<strong>die</strong> gezeigt, ab 2013 wird es <strong>die</strong><br />
Infiniti FX Vettel Edition nun in einer l<strong>im</strong>itierten Auflage von<br />
150 Stück zu kaufen geben. 50 davon gehen nach Europa.<br />
Der stolze Preis liegt bei 125.000 Euro. Ohne den Heckspoiler,<br />
der kostet 5000 Aufpreis.<br />
Es wundert nun nicht, dass sich der PS-verwöhnte Vettel<br />
mit dem SUV FX50 Infinitis dicksten Brummer aussuchte.<br />
Bei Brabus bohrte man den Motor des ohnehin schon<br />
monströsen SUVs zusätzlich auf, um dem 390 PS starken<br />
Serienmotor noch mal 30 PS mehr abzuringen. Der FX Vettel<br />
ist zudem um zwei Zent<strong>im</strong>eter abgesenkt, was <strong>die</strong> wuchtige<br />
Karosserie windschnittiger und dynamischer aussehen lässt.<br />
Im normalen Straßenverkehr bewegt sich der mit Karbonteilen<br />
angereicherte Kraftprotz dynamisch wie eine Kompaktklasse,<br />
fühlt sich dabei allerdings an wie ein Panther <strong>im</strong><br />
Käfig. Richtig zu seinem Recht kommt der Vettel FX auf der<br />
Autobahn. Es ist eine Freude, das etwa zwei Tonnen schwere<br />
Gefährt mit dem neu abgest<strong>im</strong>mten Fahrwerk wie einen<br />
Sportwagen zu fahren. Der brodelnde Motor sorgt dafür,<br />
dass man <strong>die</strong>ses Auto <strong>im</strong> Straßenverkehr nicht überhören<br />
kann, wenn man ordentlich Gas gibt, um den von Infiniti<br />
angegebenen Beschleunigungswert von 5,6 Sekunden von<br />
null auf hundert einer Prüfung zu unterziehen. Man will so<br />
ein Monstrum mit allen Sinnen genießen.<br />
Das Draufgängertum gehört also zum Vettel-FX wie der<br />
Elektromotor in einen Nissan Leaf. Trotzdem ist er nicht nur<br />
ein Biest auf Rädern. In der Fahrerkabine kommt der Klang<br />
des Motor angenehm gefiltert an, sodass man <strong>die</strong> Kraft des<br />
Motors hören kann, ohne dass sie sich aufdrängen würde.<br />
Der Komfort <strong>im</strong> Innenraum entspricht dem hohen Infiniti-<br />
Standard. Natürlich ist <strong>die</strong>ses Auto <strong>im</strong> Endeffekt ein riesiges<br />
Spielzeug. Fans werden es lieben, eher nüchterne Verkehrsteilnehmer<br />
den Kopf schütteln. Genau so soll es sein.<br />
foto Infiniti / Intersection<br />
fazit<br />
Fans und Draufgänger werden den Vettel FX lieben.<br />
leistung und preis<br />
250 KM/H<br />
420 PS<br />
ca. 14 LITER<br />
125.000 EURO<br />
307 MG CO2<br />
8 ZYLINDER<br />
Infinity<br />
FX Vettel Edition<br />
5,6 SEK / 0-100<br />
114 werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
115
Obwohl es den Toyota GT86 erst seit wenigen<br />
Monaten gibt, hat er es geschafft <strong>die</strong> Klasse des<br />
Sportcoupés aufzumischen. Dies hier ist ein<br />
echter Sportwagen, der wenig kostet, aber eine Menge Spaß<br />
bringt. Quasi ein Tuningfahrzeug ab Werk. Ein Sportwagen,<br />
von dem man weiß, dass er gegen einen Porsche nicht<br />
ankommt. Von dem man das aber auch nicht erwartet. Der<br />
GT 86 trägt seine Klasse mit Stolz und Würde – und kostet<br />
dabei nur 30.000 Euro.<br />
Für <strong>die</strong> Marke Toyota kommt <strong>die</strong> Einführung <strong>die</strong>ses Autos<br />
genau zur rechten Zeit. Manche sagen, dass es von den<br />
Japanern längst ein Modell wie <strong>die</strong>ses hätte geben sollen.<br />
Das Yin der sauberen Hybrid-Modelle brauchte ein Yang,<br />
das wieder mehr nach Motoröl riecht. Dieses Yang ist nun<br />
da und liefert genau das, was man sich von einem solchen<br />
Auto erhofft hat. Für <strong>die</strong> nur 1,29 Meter hohe Karosserie hat<br />
man eine Silhouette gefunden, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Emotionalität von<br />
Fahrwerk und Motor nach außen trägt. Der zusammen mit<br />
Subaru entwickelte GT86 setzt vor allem auf Dynamik. Es<br />
geht nicht darum Geschwindigkeits- (Mehr als 200 km/h<br />
sind nicht drin) oder Beschleunigungsrekorde (7,6 Sekunden<br />
von von null auf hundert klingen <strong>im</strong> Vergleich zum Beispiel<br />
zu einem GTI mittelmäßig) zu brechen, sondern um ein<br />
Auto, das den Fahrer sportlich durch den Alltag bringt und<br />
das nach außen repräsentiert. Der Realismus in <strong>die</strong>sem<br />
Konzept passt wiederum perfekt zu Toyota. Der GT86 bringt<br />
also nicht nur das Portfolio der Japaner in eine neue Balance,<br />
auch das Auto an sich findet genau <strong>die</strong> richtige Mitte<br />
aus Posertum und Realismus. Vor allem aber hält es sein<br />
Versprechen: Fahrspaß für wenig Geld..<br />
foto Mélanie Bordas AubIès<br />
TEST<br />
fazit<br />
Die perfekte Mischung aus Emotionalität und Realismus.<br />
leistung und preis<br />
7,6 SEK / 0-100<br />
226 KM/H<br />
4 ZYLINDER<br />
29.990 EURO<br />
181 G CO2<br />
200 PS<br />
7,8 LITER<br />
toyota<br />
gt86<br />
116 werkstatt<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
117
TEST<br />
E<br />
s gab 2012 kaum ein Auto, dem in der Fachpresse<br />
mehr Sympathien entgegengeschlagen sind als dem<br />
neuen Porsche Boxster. Einige Rezensenten halten<br />
ihn sogar für den besseren 911er, der <strong>im</strong> Vergleich zu seinem<br />
kleinen Bruder mittlerweile fast zu saturiert und behäbig<br />
wirkt. Auch der Einstiegspreis ist mit etwa 50.000 Euro für einen<br />
Porsche unschlagbar. Ein 911er kostet fast das Doppelte.<br />
Nun wird dem Boxster der Ruf des kleinen, „billigen“ Mädchen-Porsches<br />
wohl noch ein bisschen nachhängen. Trotzdem:<br />
Manchmal ändert sich so was schneller, als man denkt.<br />
In Zuffenhausen macht man den größten Umsatz schließlich<br />
längst nicht mehr mit Sportwagen, sondern mit dem Cayenne.<br />
Das wird sich in den kommenden Jahrzehnten auch<br />
nicht mehr ändern. Im Gegenteil: Im nächsten Jahr schon<br />
kommt mit dem Macan ein kleinerer SUV auf Basis des Q5<br />
auf den Markt, der <strong>die</strong>sen Trend noch verstärken wird. Zudem<br />
war es der Erfolg des Boxsters, der <strong>die</strong> Zuffenhausener<br />
zu dem größenwahnsinnigen Gedanken inspiriert hat, den<br />
gesamten Volkswagen-Konzern übernehmen zu wollen. Die<br />
Herausforderung liegt nun darin, beide Seiten zufriedenzustellen:<br />
Die europäischen Sportwagen-Traditionalisten und<br />
<strong>die</strong> neue luxushungrige Kundschaft in Asien und anderen<br />
aufstrebenden Regionen der Welt, <strong>die</strong> Porsche bis vor ein<br />
paar Jahren noch gar nicht kannten und <strong>die</strong> Marke vor allem<br />
durch <strong>die</strong> Cayenne- und Panarama-Brille sehen.<br />
Der neue Boxster ist hier eigentlich der perfekte Mediator,<br />
da er Porsches Sportwagenkompetenz nicht zugunsten eines<br />
schnellen Erfolgs vernachlässigt, aber auch in China durch<br />
den guten Einstiegspreis und das leicht aggressivere und<br />
elegantere Design ein Erfolg werden könnte. Da wir weder<br />
strenge Puristen noch tumbe Sportwagenmachos sind, raten<br />
wir: Wenn Sie ernsthaft überlegen, sich einen Sportwagen<br />
zuzulegen, dann bitte <strong>die</strong>sen hier.<br />
foto Péka Devé<br />
fazit<br />
Besser als der 911er.<br />
leistung und preis<br />
277 KM/H<br />
61946 EURO<br />
315 PS<br />
6 ZYLINDER<br />
8,4 LITER<br />
188 G CO2<br />
porsche<br />
boxster S<br />
4,6 SEK / 0-100<br />
118 werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012 119
G<br />
olf oder Leon? Da es sich <strong>im</strong> Prinzip um <strong>die</strong><br />
gleichen Autos handelt, was <strong>die</strong> inneren Werte<br />
angeht, ist es vor allem eine Frage von Design und<br />
Image, sich für das ein oder andere Modell zu entscheiden.<br />
Ginge man allein nach dem Preis, wäre der Seat Leon <strong>die</strong><br />
günstigere Variante. Aber das scheint nicht ausschlaggebend<br />
zu sein, denn der Golf ist der mit Abstand erfolgreichere<br />
Kandidat. Während der Golf <strong>im</strong> Design traditionell<br />
für eine disziplinierte Konsequenz steht, positioniert Seat<br />
den Leon als verspielte und sportliche Alternative. Die Form<br />
ist stromlinienförmiger, man könnte sogar sagen, sie wirkt<br />
aggressiver. Dazu tragen vor allem <strong>die</strong> scharf konturierten<br />
Scheinwerfer des neuen Leons bei, deren kantige Umrisse<br />
darauf hindeuten, dass sich das Seat-Design von der<br />
weichen Rundlichkeit entfernt. Ähnliche Tendenzen sieht<br />
man auch <strong>im</strong> Golf, der Leon bringt sie allerdings wesentlich<br />
offensiver zum Ausdruck. Es stellt sich be<strong>im</strong> Vergleich der<br />
beiden Autos grundsätzlich <strong>die</strong> Frage, ob ein Fahrzeug der<br />
Kompaktklasse aussehen sollte wie ein Sportwagen. Wir<br />
denken nicht und ziehen den Golf deswegen vor. Nicht<br />
dass der Leon schlecht gestaltet wäre. Im Gegenteil. Die<br />
neue Schärfe lässt das Auto ernster wirken, was zu der von<br />
Krisen geprägten Zeit passt, in der wir leben. Es ist eher<br />
eine philosophische Frage: Ein Auto sollte in der Form widerspiegeln,<br />
wofür es <strong>im</strong> Alltag steht. In einem Leon fahren<br />
<strong>die</strong> meisten Menschen zum Einkaufen oder zur Arbeit, nicht<br />
auf eine Rennstrecke. Es ist auch kein Luxusauto, bei dem<br />
ein Funktionsüberschuss quasi zum Genre gehört. Be<strong>im</strong><br />
Leon ist <strong>die</strong> Dachlinie etwas zu flach geraten. Die Sicken an<br />
den Seiten suggerieren etwas zu viel Dynamik. Be<strong>im</strong> Golf<br />
stehen sie für Stabilität. Und <strong>die</strong> werden <strong>die</strong> meisten Käufer<br />
von einem Auto wie dem Leon ebenfalls erwarten.<br />
Aber <strong>im</strong> Prinzip ist <strong>die</strong> Gegenüberstellung ungerecht. Der<br />
Golf dominiert seine Klasse seit Jahrzehnten und hat sie<br />
geprägt wie kaum ein anderes Auto. Alle Eindringlinge müssen<br />
sich an ihm messen. Insofern ist der Look des neuen<br />
Leon absolut angemessen. Denn der steht für Angriff.<br />
foto Péka Devé<br />
TEST<br />
fazit<br />
Im Duell mit seinem Pendant Golf verliert der Leon.<br />
leistung und preis<br />
224 KM/H<br />
7,1 SEK / 0-100<br />
24.190 EURO<br />
4 ZYLINDER<br />
132 MG CO2<br />
184 PS<br />
6 LITER<br />
seat<br />
leon fr 1.8 tsi<br />
120 werkstatt<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
121
TEST<br />
Geradezu reflexartig halten SUV-Schlachtschiffe,<br />
wie der 435-PS starke, über 5 Meter lange und<br />
rund 2,5 Tonnen schwere GL 500 jeden noch so<br />
Auto-vernarrten deutschen Großstädter auf kritische<br />
Distanz. Bei Themen wie Verbrauch, Parkplatzsuche<br />
und blöden Kommentaren von Fußgängern lässt sich<br />
der Kopf kaum in den Sand stecken. Doch was passiert<br />
eigentlich, wenn man den deutschen Großstädter und <strong>die</strong><br />
Offroad-S-Klasse in das SUV-Mutterland verfrachtet? Der<br />
24-stündige Praxistest in New Mexico liefert einige überraschende<br />
Erkenntnisse: Das Konzept des super-sized<br />
SUV funktioniert auf amerikanischen Straßen nach ganz<br />
eigenen Regeln und ist ganz sicher nicht dazu gedacht,<br />
<strong>die</strong> Milch be<strong>im</strong> Bio-Laden um <strong>die</strong> Ecke zu besorgen. Be<strong>im</strong><br />
gemächlichen Cruisen über <strong>die</strong> endlosen Prärie-Highways<br />
entspannt sich zuerst <strong>die</strong> notorische Verbrauchspanik.<br />
Fernab vom Berliner Stop-and-Go pendelt sich der <strong>Durch</strong>schnittsverbrauch<br />
bei den Werten eines aggressiven<br />
Mini-Fahrers <strong>im</strong> Berufsverkehr ein. Parkplatzsuche vor<br />
der Mall? Mit Rundum-Kamera und Parkassistenz kein<br />
Problem. Aber Platz gibt es ja eh genug. Viel gefährlicher<br />
ist da <strong>die</strong> Highway-Patrol. Was soll man mit Sportwagenverdächtigen<br />
Beschleunigungswerten, wenn nach ein<br />
paar Sekunden durchgetretenem Gaspedal schon der<br />
Führerscheinentzug droht? Doch warum überhaupt rasen?<br />
Der GL 500 ist bei allen Kraftreserven <strong>die</strong> Ruhe selbst<br />
und das strahlt sich auf den Fahrer aus. Von der erhabenen<br />
Sitzposition aus lässt man <strong>die</strong> Welt an sich vorbeiziehen<br />
und es fehlt eigentlich nur jemand, der einem den<br />
Nacken krault.<br />
Text Alexander Batke-Lachmann foto Jan Friese<br />
fazit<br />
Die Kampfansage an Range Rover..<br />
leistung und preis<br />
250 KM/H<br />
435 PS<br />
11,5 LITER<br />
348 MG CO2<br />
94.605 EURO<br />
8 ZYLINDER<br />
mercedes-Benz<br />
GL 500 4matic<br />
blue efficiency<br />
5,4 SEK / 0-100<br />
122 werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012 123
event<br />
Jukebox<br />
auf Rädern<br />
<strong>INTERSECTION</strong> feiert 10-jähriges Bestehen mit<br />
Nissan und Ministry of Sound<br />
Bass Bass, wir brauchen Bass Bass. Mit <strong>die</strong>sen Boxen kann man das ohne<br />
falsche Bescheidenheit behaupten. Denn <strong>die</strong> Nissan-Sonderedition Juke<br />
Ministry of Sound steht nicht nur für schickes Design, sondern auch für ein<br />
Soundsystem der Megaklasse – garantiert lauter als ein startender Jumbojet!<br />
Die Kooperation zwischen dem französischen Autohersteller und dem<br />
Londoner Clublabel wurde in Paris gebührend gefeiert. Es versammelten sich<br />
Auto- und Musikliebhaber, um das schwarz-matte Monstrum genauer unter<br />
<strong>die</strong> Lupe zu nehmen – und natürlich um auf 10 erfolgreiche Jahre INTER-<br />
SECTION Frankreich anzustoßen. Happy Birthday also auch von uns! Aber<br />
zurück zum Auto: 485 PS der Motor, 19.000 Watt <strong>die</strong> Boxen, erhältlich in Black<br />
Metallic oder Solid White – ist <strong>die</strong> Auflage <strong>die</strong>ses Autos weltweit auf 3.000<br />
Exemplare l<strong>im</strong>itiert. 400 davon werden in Deutschland ausgeliefert. Wer also<br />
zukünftig in einer rollenden Jukebox durch <strong>die</strong> Stadt cruisen möchte, sollte<br />
sich etwas beeilen. Um <strong>die</strong> Musik muss man sich allerdings keine Sorgen machen.<br />
Ein paar Ministry of Sound Silberlinge sollten <strong>im</strong> Preis enthalten sein.<br />
124 werkstatt<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012
händlernachweis<br />
Alexander McQueen<br />
76-78 Clerkenwell Road<br />
London EC1M 5QA<br />
Großbritannien<br />
Shop:<br />
Department Store<br />
Quartier 206<br />
Friedrichstr. 71<br />
10117 Berlin<br />
American Apparel<br />
American Apparel Deutschland<br />
GmbH<br />
Zollhof 10<br />
40221 Düsseldorf<br />
Shop:<br />
American Apparel<br />
Münzstr. 19<br />
10178 Berlin<br />
Bally<br />
Network PR<br />
Brahmsallee 9<br />
20144 Hamburg<br />
mailbox@network-pr.de<br />
Bally<br />
Kurfürstendamm 52<br />
10718 Berlin<br />
Bric’s<br />
Bric’s Deutschland<br />
Martin Luther Platz 32<br />
40212 Düsseldorf<br />
Shop:<br />
KaDeWe<br />
Tauentzeinstr. 21-24<br />
10789 Berlin<br />
Carhartt<br />
Work In Progress Textilhandels<br />
GmbH<br />
Rosenthalerstr. 38<br />
10178 Berlin<br />
www.carhartt-wip.com<br />
Shop:<br />
Carhartt<br />
Rosenthalerstr. 48<br />
10178 Berlin<br />
Converse<br />
Schröder+Schömbs PR<br />
Torstr.107<br />
10119 Berlin<br />
Shop:<br />
Converse Berlin<br />
Münzstr. 18<br />
10178 Berlin<br />
Diesel<br />
Henri + Frank<br />
Public Relations<br />
Schopenstehl 22<br />
20095 Hamburg<br />
frank@henriplusfrank.de<br />
Shop:<br />
Diesel Store<br />
Neue Schönhauser Str. 21<br />
10178 Berlin<br />
Dior<br />
KCD Paris<br />
13 rue du Mail<br />
75002 Paris<br />
Frankreich<br />
Shop:<br />
Departmentstore<br />
Quartier 206<br />
Friedrichstr. 71<br />
10117 Berlin<br />
Dockers<br />
Bold<br />
Torstrasse 68<br />
10119 Berlin<br />
Shop:<br />
Peek & Cloppenburg<br />
Tauentzienstr. 19<br />
10789 Berlin<br />
Emporio Armani<br />
Giorgio Armani Retail s.r.l.<br />
Max<strong>im</strong>ilianstr. 32<br />
80539 München<br />
Shop:<br />
Emporio Armani<br />
Theatinerstr. 12<br />
80333 München<br />
G-Star<br />
Schoeller von Rehlingen<br />
Ismaninger Str. 102<br />
81675 München<br />
Shop:<br />
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40213 Düsseldorf<br />
Globetrotter<br />
Pressestelle<br />
Bargkoppelstieg 10 - 14<br />
22145 Hamburg<br />
Shop:<br />
Globetrotter<br />
Schloßstr. 78 – 82<br />
12165 Berlin<br />
Gucci<br />
Network PR<br />
Brahmsallee 9<br />
20144 Hamburg<br />
Shop:<br />
Gucci<br />
Friedrichstr. 71<br />
10117 Berlin<br />
Hermès<br />
Hermès GmbH<br />
Marstallstr. 8<br />
80539 München<br />
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Hermès Store<br />
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10707 Berlin<br />
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Bold<br />
Torstrasse 68<br />
10119 Berlin<br />
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Departmentstore<br />
Quartier 206<br />
Friedrichstr. 71<br />
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Bernd SchürmannGmbH & CO. KG<br />
Nollendorfstr. 28<br />
10777 Berlin<br />
Shop:<br />
Pool<br />
Max<strong>im</strong>ilianstr. 11<br />
80539 München<br />
Jil Sander<br />
Loews GmbH<br />
Max<strong>im</strong>ilianstr. 43<br />
80538 München<br />
Shop:<br />
Jil Sander<br />
Kurfürstendamm 185<br />
10707 Berlin<br />
Lacoste<br />
Yello Sport GmbH<br />
Hohe Str. 68-82<br />
50667 Köln<br />
Shop:<br />
Lacoste<br />
Kurfürstendamm 213<br />
10719 Berlin<br />
Lanvin<br />
15 Rue du Faubourg<br />
Saint-Honoré<br />
75008 Paris<br />
Frankreich<br />
contact@lanvin.com<br />
Shop:<br />
Departmentstore<br />
Quartier 206<br />
Friedrichstr. 71<br />
10117 Berlin<br />
Levi’s Made&Crafted<br />
Silk Relations GmbH<br />
Rückerstr. 4<br />
10119 Berlin<br />
Shop:<br />
Buttenhe<strong>im</strong> Levi’s Store<br />
Memmhardsr. 7<br />
10178 Berlin<br />
Lou Dalton<br />
brett@village-press.com<br />
Shop:<br />
thecorner.com<br />
Marni<br />
Karla Otto<br />
8 Avenue du Président Wilson<br />
75116 Paris<br />
Frankreich<br />
Shop:<br />
Departmentstore<br />
Quartier 206<br />
Friedrichstr. 71<br />
10117 Berlin<br />
Miharayasuhiro<br />
Pruple PR<br />
28 Savile Row<br />
London W1S 2EU<br />
England<br />
Shop:<br />
Pool<br />
Max<strong>im</strong>ilianstr. 11<br />
80539 München<br />
Owl<br />
Bold<br />
Torstrasse 68<br />
10119 Berlin<br />
owloptics.com<br />
Pringle of Scotland<br />
Nicole Weber Communications<br />
GmbH<br />
Susannenstr. 29<br />
20357 Hamburg<br />
Shop:<br />
KaDeWe<br />
Tauentzeinstr. 21-24<br />
10789 Berlin<br />
PRPS<br />
Fake PR<br />
Münzstr. 13-15<br />
10178 Berlin<br />
Shop:<br />
Departmentstore<br />
Quartier 206<br />
Friedrichstr. 71<br />
10117 Berlin<br />
Rag & Bone<br />
425 W 13th Street<br />
New York, NY, 10014<br />
USA<br />
Shop:<br />
Departmentstore 206<br />
Friedrichstr. 71<br />
10117 Berlin<br />
Vans<br />
K-MB Agentur für<br />
Markenkommunikation<br />
Linienstr. 144<br />
10115 Berlin<br />
Shop:<br />
Vans<br />
Alte Schönhauser Str. 48<br />
10119 Berlin<br />
Victorinox<br />
Donkey PR<br />
Heinrich-Roller-Str. 16B<br />
10405 Berlin<br />
Shop:<br />
KaDeWe<br />
Tauentzeinstr. 21-24<br />
10789 Berlin<br />
Walter Steiger<br />
Press Office<br />
33, Avenue Matignon 7<br />
5008 Paris<br />
Frankreich<br />
Shop:<br />
Walter Steiger<br />
Schlüterstr. 38<br />
10629 Berlin<br />
Wolverine<br />
Schröder + Schömbs PR<br />
Torstr. 107<br />
10119 Berlin<br />
Shop:<br />
14. oz<br />
Neue Schönhauser Str. 13<br />
10178 Berlin<br />
Wrangler<br />
Schröder + Schömbs PR<br />
Torstr. 107<br />
10119 Berlin<br />
Shop:<br />
Breuninger GmbH & Co.<br />
Marktstr. 1-3<br />
70173 Stuttgart<br />
Y-3<br />
Häberlein & Mauerer AG<br />
Rosenthaler Str. 51<br />
10178 Berlin<br />
Shop:<br />
No 74 Berlin<br />
Torstr. 74<br />
10119 Berlin<br />
„Stark gemacht“<br />
auto motor und sport 24-2012<br />
„Gutes besser gemacht“<br />
Tagesanzeiger (Schweiz) 24.Oktober 2012<br />
„Was wirklich Schönes... Glatt und schön und ewig...<br />
Alles läuft smooth, kontrolliert und seidenweich“<br />
Der Standard (Österreich) 25/26 Oktober 2012<br />
„Die neue Motorengeneration <strong>im</strong> DB9 bietet neben guten<br />
Manieren auch alles Rockstar-Drama, das man von einem<br />
Zwölfzylinder <strong>im</strong> Sportwagen erwartet“<br />
Die Presse (Österreich) 2.November 2012<br />
„Elite Brite. Herrlich!“<br />
Sonntags Blick (Schweiz)<br />
28.Oktober 2012<br />
„Ein Gran Turismo <strong>im</strong> besten Sinn“<br />
Kurier (Österreich) 25.Oktober 2012<br />
Der neue Aston Martin DB9<br />
„H<strong>im</strong>mlische Schönheit“<br />
Auto Zeitung 23-2012<br />
„Der DB9 ist das Herz von Aston Martin und ein<br />
gut geformtes Symbol für <strong>die</strong> Kraft der Freiheit“<br />
Weltwoche (Schweiz) 45-2012<br />
DER BESTE DB9 ALLER ZEITEN, IN DEN HAUPTROLLEN:<br />
ZEITLOSES DESIGN | RUNDUM NEUER 6 LITER-V12 MOTOR | 0-100KM/H 4,6 SEKUNDEN<br />
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08331-974 450<br />
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Moll Sportwagen GmbH<br />
0211-944 601<br />
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ASTON MARTIN BREMEN<br />
Tamsen GmbH<br />
0421-80 95 80<br />
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ASTON MARTIN HAMBURG<br />
Tamsen GmbH<br />
040-5 700 300<br />
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ASTON MARTIN MÜNCHEN<br />
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089-287 012 10<br />
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ASTON MARTIN DORTMUND<br />
Premium Cars Peters GmbH & Co. KG<br />
0231-91 20 40 42<br />
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Royal Motors Kempen GmbH<br />
0221-93 47 800<br />
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Schwabengarage AG<br />
0711-280 33 610<br />
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ASTON MARTIN DRESDEN<br />
Thomas Exclusive Cars GmbH<br />
0351-404 64 20<br />
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ASTON MARTIN KRONBERG<br />
AM Automobile GmbH<br />
06173-999 680<br />
www.astonmartin-kronberg.de<br />
WWW.ASTONMARTIN.DE<br />
126 werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012<br />
Kraftstoffverbrauch in Liter/100 km: Kombiniert 14,3 (innerorts 21,6/außerorts 10,0), CO 2 -Emissionen: 333 g/km<br />
nach dem vorgeschriebenen EU-Messverfahren.
letzte Ausfahrt<br />
Il Sorpasso<br />
Der italienische Regisseur Dino Risi erzählt in dem Roadmovie<br />
„Il Sorpasso“ <strong>die</strong> Geschichte zweier ungleicher Freunde zur<br />
Wirtschaftswunderzeit<br />
Geschichten und Filme über Freunde, <strong>die</strong> ein Abenteuer<br />
suchen und glauben, es während eines Roadtrips zu finden,<br />
gibt es unzählige. Der italienische Kultfilm „Il Sorpasso“<br />
erzählt allerdings <strong>die</strong> Geschichte zweier sich zu Beginn<br />
fremder und sehr unterschiedlicher Männer. Regisseur Dino<br />
Risi schickt Bruno, einen italienischen Vorzeige-Macho, und<br />
Roberto, den schüchternen und strebsamen Studenten, auf<br />
eine Reise durch Italien, <strong>die</strong> sie beide verändern wird. Ort des<br />
Geschehens sind <strong>die</strong> Straßen, irgendwo in der Nähe von Rom.<br />
Das Gefährt und der he<strong>im</strong>liche Star des Films ist Brunos Cabrio,<br />
ein Lancia Aurelia B24. Ein Auto, das ohne Fahrtwind<br />
und grölenden Motor bereits das Gefühl von Freiheit und<br />
Charme versprüht. Der Film kam 1962 in <strong>die</strong> Kinos – dem Höhepunkt<br />
des Wirtschaftswunders der Nachkriegszeit. Bruno<br />
symbolisiert in seinem Handeln und Denken einen Vorzeigemann<br />
der Konsumgesellschaft. Aus Langeweile schnappt<br />
er sich Roberto, den er zufällig kennenlernt, und fährt mit<br />
ihm drauflos. Roberto – zu Beginn des Trips ohne Ziel noch<br />
merklich nervös, versucht <strong>im</strong>mer wieder zu flüchten, doch<br />
Bruno schafft es stets, ihn zu sich ins Cabrio zurückzuholen.<br />
Im Laufe der Zeit entsteht eine seltsame Freundschaft<br />
zwischen den beiden. Roberto wirkt losgelöst, scheint den<br />
Fahrtwind an der Küste Italiens zu genießen. Bruno fühlt<br />
sich dafür verantwortlich, den Adrenalinschub weiter anzutreiben,<br />
und drückt das Gaspedal <strong>im</strong>mer weiter bis zum<br />
Anschlag. Plötzlich verliert er <strong>die</strong> Kontrolle über den Wagen,<br />
gerät auf <strong>die</strong> falsche Spur, ein Lastwagen kann nicht mehr<br />
ausweichen, der Aufprall unausweichlich. Bruno rettet sich<br />
in letzter Sekunde aus dem rollenden Wagen, Roberto aber<br />
fällt mit dem Lancia <strong>die</strong> Klippen hinunter. Die Kamera richtet<br />
sich auf Bruno, an seiner Schläfe läuft Blut herab, schmerzverzerrt<br />
hält er seinen Arm fest. Vorbei ist es mit der Unbeschwertheit<br />
der Dolce Vita. Er scheint sich Vorwürfe zu<br />
machen, doch bevor der Zuschauer <strong>die</strong>s genauer erkennen<br />
kann, schwenkt <strong>die</strong> Kamera wieder auf das Autowrack, das<br />
von den Wellen umspült wird.<br />
Il Sorpasso - Verliebt<br />
in scharfe Kurven<br />
Cecchi Gori E.E.<br />
Home Video SRL<br />
Italien, 1962<br />
Dauer: 102 Minuten<br />
Regie: Dino Risi<br />
Darsteller: Vittorio Gassmann,<br />
Jean-Louis Trintignant<br />
128 werkstatt<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 12 2012
130