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INTERSECTION Fiat-Erbe Lapo Elkann (Vorschau)

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:<br />

:<br />

mobilitat<br />

und leben<br />

SOMMER<br />

2011<br />

Deutschland 2,00 Euro, Schweiz 3,90 SFR,<br />

Österreich 2,30 Euro, Luxemburg 2,40 Euro<br />

ICH GEB’ GAS ICH WILL SPaSS<br />

EXKLUSIV:<br />

8 SEITEN<br />

Afrika<br />

per Rad<br />

Der letzte Playboy<br />

<strong>Fiat</strong>-<strong>Erbe</strong><br />

<strong>Lapo</strong> <strong>Elkann</strong><br />

zwischen Drogenabsturz<br />

und kreativen<br />

Hohenflugen<br />

Popstar Moby und<br />

die Suche nach der<br />

Flughafen-kapelle<br />

Die vergessene<br />

BMW-Studie K67<br />

Die Stadt<br />

der Flugzeuge<br />

Autos von<br />

unten<br />

1


An welches Auto denken Sie,<br />

wenn Sie 185 PS hören?<br />

Wahrscheinlich nicht an dieses.<br />

Zugegeben: Der neue Audi A1 ist klein. Beim<br />

Fahren fühlt er sich jedoch an wie eine vollwertige<br />

Limousine. Ein Grund hierfür ist unser sportlicher<br />

1.4 TFSI-Motor mit 185 PS. Sein serienmäßiges<br />

Doppelkupplungsgetriebe S tronic® sorgt für<br />

kürzere Gangwechsel nahezu ohne Zugkraftverlust<br />

– ein großer Fortschritt für ein kleines Auto.<br />

Der Audi A1.<br />

Groß im Detail.<br />

Kraftstoffverbrauch in l/100 km: innerorts 7,5;<br />

außerorts 5,1; kombiniert 5,9; CO 2<br />

-Emissionen in g/km:<br />

innerorts 174; außerorts 119; kombiniert 139.<br />

2


I N T R O D U C I N G<br />

B L A C K L A B E L D E N I M<br />

NEW YORK LOS ANGELES BAL HARBOUR<br />

PRIVATE APPOINTMENTS: 888.475.7674<br />

RALPHLAUREN.COM


PIRELLI.DE<br />

Marketing-Stunt? Aston Martin Cygnet,<br />

gestaltet von Tom Dixon im Londoner Linksverkehr<br />

LET’S DANCE<br />

INHALT / <strong>INTERSECTION</strong> no. 06 2011<br />

vorwort<br />

Die Veränderung ist in der Autoindustrie der Normalzustand. Gerade ist besonders<br />

deutlich festzustellen, dass Technik allein keine Autos mehr verkauft.<br />

Autos sind zu einem Lifestyle-Produkt geworden. Interessantes Design, luxuriöse<br />

und gleichzeitig praktische Ausstattungsvarianten sind gefragt und mobiles<br />

Internet wird immer mehr zum Standard. Viel stärker als in den letzten Jahren<br />

setzt die Autoindustrie auch auf Kollaborationen mit Künstlern und Designern.<br />

Gerade die urbane autoskeptische Generation der zwischen 30- und 40-<br />

Jährigen ist wählerisch. Sie lässt sich aus der Ferne zwar immer noch durch PS-<br />

Orgien und Supersportwagendesign beeindrucken, aber wenn es um das eigene<br />

Fahrzeug geht, dann sind Stil und Authentizität viel wichtiger als Leistung und<br />

Topspeed. Beides zusammen genommen bedeutet, dass sich ein Auto in das<br />

Lebensumfeld integriert, also ökonomisch, ökologisch, praktisch und gleichzeitig<br />

individuell und besonders ist – wie ein Designerstuhl oder sogar ein Kunstwerk<br />

an der Wand. Die Autoindustrie reagiert darauf. Der Trend zum Downsizing<br />

findet sich immer mehr auch in der Luxusklasse. Aston Martin hat den Kleinwagen<br />

Cygnet vorgestellt und Gucci kollaboriert lieber mit <strong>Fiat</strong> als mit Mercedes.<br />

Wir haben uns beide Autos für Sie angesehen und mussten feststellen, dass weniger<br />

nicht immer mehr ist. Trotzdem sind wir sicher, dass der Weg zum kleinen<br />

Statement und weg von der großen Motor-Geste genau der richtige ist. Gleichzeitig<br />

konnten wir gerade auf der Fashion Week in Berlin wieder erleben, wie die<br />

Mode das Image von Autokonzernen aufpolieren kann. Mercedes trat wie in den<br />

letzten Jahren als Hauptsponsor auf, ist aber parallel immer aktiver mit eigenen<br />

Projekten. Im letzten Jahr gab es eine Kooperation mit dem von uns geschätzten<br />

Modedesigner Bernhard Willhelm. In diesem Jahr mit Jil Sander-Chefdesigner<br />

Raf Simons. Auch mit Hilfe der Kunst versuchen die Automarken eine Zielgruppe<br />

zu erreichen, die in anderen Kategorien denkt, als der gewöhnliche Sportwagenfan<br />

und Vernunftautokäufer. Audi gelingt das mit ihrem Engagement bei der<br />

Art Basel und der Design Miami sehr gut und auch Volkswagen hat im Juni nach<br />

dem Pech im Fußballsponsoring mit dem zurzeit erfolglosen VfL Wolfsburg, eine<br />

große und vielversprechende Kooperation mit dem MoMA in New York gestartet.<br />

Besser spät als nie. In manchen Fällen kann die Kollaboration mit einem<br />

Künstler auch ein cleveres Ablenkungsmanöver sein: Aston Martin ließ den<br />

Cygnet von Designer Tom Dixon verfeinern. Sein knalliges Rot täuscht darüber<br />

hinweg, dass Aston Martins Kleiner in Wahrheit ein Toyota iQ ist, nur eben<br />

mit Luxusausstattung. Aber vielleicht geht es ja bei Kollaborationen wie diesen<br />

immer ein bisschen um Ablenkungsmanöver. Wir jedenfalls mögen Kunst,<br />

Mode, Design und Autos. Und auch wir wollen sie einladen, sich mit diesem<br />

Heft ein paar Stunden abzulenken. Viel Spaß beim Lesen wünscht:<br />

Ihre <strong>INTERSECTION</strong>-Redaktion<br />

4<br />

PIRELLI. OFFIZIELLER REIFENLIEFERANT F1.<br />

5


www.volkswagen.de<br />

Verhält sich zu Straße<br />

wie Projektil zu Lauf.<br />

Der Golf GTI Edition 35.<br />

Die Geschichte vom Ritt auf der Kanonenkugel ist erfunden. Das einzigartige Gefühl der Beschleunigung ist es nicht.<br />

Man kann es im neuen Golf GTI Edition 35 erleben. 173 kW (235 PS)*, 247 km/h Höchst geschwindigkeit und eine<br />

Beschleunigung auf 100 km/h in 6,6 Sekunden machen ihn zum stärksten GTI aller Zeiten. Und so sieht er auch aus:<br />

dank 18-Zoll-Leichtmetallrädern, Stoßfänger im Edition-35-Design, Schwellerverbreiterungen und Schalthebelknauf<br />

in legendärer Golfballoptik. Der große Unterschied: Man sitzt dabei deutlich bequemer als auf einer Kanonenkugel.<br />

* Kraftstoffverbrauch, l/100 km innerorts 10,9/außerorts 6,4/kombiniert 8,1/CO 2 -Emission kombiniert 189 g/km.


S. 26<br />

Connected Drive Vision<br />

BMW stellt das Auto<br />

für die vernetzte Welt vor<br />

INHALT / <strong>INTERSECTION</strong> no. 06 2011<br />

drehmoment<br />

04 Vorwort<br />

18 contributors<br />

22 impressum<br />

32 A-Klasse Concept<br />

Mercedes möbelt seine Kompaktklasse auf<br />

40 MINI Rocketman<br />

Wie MINI zu den Wurzeln der Marke zurückkehrt<br />

und dabei auf der Höhe der Zeit ist<br />

46 Open Structures<br />

Fahrräder, Küchen und vielleicht bald auch Autos zum Selberbauen<br />

48 Akkuschrauberrennen<br />

Wie man mit einem halben PS Rennen fahren kann und<br />

dabei Ideen für die Zukunft des Autos entwickelt<br />

50 fetisch countach<br />

Miguel Palma seziert in einer Ausstellung den Mythos des italienischen<br />

Supersportwagens<br />

56 Horror autopanne<br />

John Bock lässt Tentakel aus der Motorhaube eines Lincoln kriechen<br />

58 Age of Speed<br />

Ralph Laurens beeindruckende Autosammlung wird in Paris ausgestellt<br />

10<br />

11


Outfit Silent by Damir Doma<br />

www.omegawatches.de<br />

GEORGE CLOONEY’S CHOICE.<br />

S. 72<br />

Lady in Red<br />

Car-Couture von Alfa Romeo.<br />

Who Is Zooming Who?<br />

INHALT / <strong>INTERSECTION</strong> no. 06 2011<br />

laufsteg<br />

66 Zeitenwechsel<br />

Die schönsten Uhren der Saison<br />

72 romeo + Julia<br />

Cool und italienisch – die Sportwagenstudie<br />

Alfa Romeo 4C im Rampenlicht<br />

80 waldmeister<br />

Frank Leder in Love mit der G-Klasse<br />

12<br />

Berlin • Hamburg • München • 06173/606-219


S. 120<br />

Reportage<br />

Wie ein ehrgeiziger Fixie-Biker<br />

durch das fahrradverrückteste<br />

Land Afrikas fährt<br />

INHALT / <strong>INTERSECTION</strong> no. 06 2011<br />

werkstatt<br />

98 <strong>Lapo</strong> <strong>Elkann</strong><br />

Zwischen Drogenabsturz und kreativen Höchstleistungen.<br />

Der exzentrische <strong>Fiat</strong>-<strong>Erbe</strong> im Porträt<br />

130 Moby<br />

DJ-Superstar über Flughafen-Kapellen und die<br />

Widrigkeiten des Reisens<br />

Das ULtimatiVE mUst HaVE<br />

FÜr DiE citY<br />

110 Auto Reverse<br />

Eine beeindruckende Fotoserie über das unentdeckte<br />

Land des Unterbodens<br />

116 Steffen Henssler<br />

Der Hamburger Starkoch bekennt: „Ich bin ein Bleifuß“<br />

140 Im Test:<br />

Maserati MC Stradale, Audi Q3, Aston Martin Cygnet,<br />

Lamborghini Gallardo Bicolore, Mercedes C-Klasse Coupé,<br />

Golf Cabrio und mehr<br />

126 Plastik-BMW<br />

Wie die Bayern mit dem K67 vor über 40 Jahren den<br />

Leichtbau vorwegnahmen<br />

www.astonmartin.com<br />

14<br />

Kraftstoffverbrauch in Litern pro 100 km (manuelles Getriebe): stadt 5,8, außerorts 4,5, Kombiniert 5.<br />

co 2 Emissionen 116 g/km.


Eine Marke der Daimler AG<br />

Wird ohne Adrenalinstoßdämpfer geliefert.<br />

Das neue C-Klasse Coupé. Mehr Blicke pro Stunde.<br />

Fahrspaß, konzentriert. Mit dem serienmäßigen AGILITY CONTROL-Fahrwerk erleben Sie die ganze<br />

Dynamik des neuen C-Klasse Coupés. Das optionale Sport-Paket AMG inszeniert den Auftritt perfekt,<br />

während die ECO Start-Stopp-Funktion auch die Effizienz immer im Auge behält. Vereinbaren Sie jetzt<br />

eine Probefahrt bei Ihrem Mercedes-Benz Partner. www.mercedes-benz.de/c-coupe


• WORLD HERITAGE • PATRIMOINE MONDIAL •<br />

CONTRIBuToRS<br />

Sven Voelker, Kay Michalak<br />

Für Suzuki sind die beiden schon auf den Mount Fuji gestiegen.<br />

Dieses Mal trafen sich der Fotograf Kay Michalak und der Grafikdesign-Professor<br />

Sven Voelker in einer Bremer Autowerkstatt, um<br />

sich bei eisigen Temperaturen auf eine Forschungsreise in unbekanntes<br />

Terrain zu wagen. In ihren „Auto Reverse“- Bildern haben<br />

sie mit der Kamera die Unterseite eines Produktes erforscht, das<br />

nur selten umgedreht wird: das Automobil. Die ersten zwölf Bilder<br />

dieser außergewöhnlichen Serie sind in diesem Heft zu sehen und<br />

in beeindruckenden Originaldimensionen bis Januar 2012 in der<br />

Ausstellung „Car Culture“ im ZKM Karlsruhe.<br />

Zwei HerZen. HöcHste PräZision.<br />

Name: Sven Voelker<br />

Lives: Berlin<br />

NATIONALITY: Deutsch<br />

Contribution: AUTO REVERSE<br />

Points on License: 0<br />

Vehicle: PORSCHE 911 (1968)<br />

Arci Friede<br />

Achim Hatzius<br />

Alexander Batke-Lachmann<br />

Fabian Zapatka<br />

Seit 10 Jahren ist Arci Friede Kulturunternehmer.<br />

Seine Agentur Yuhzimi ist<br />

Anteilseignerin des Club Bonsoir, Mitstifterin<br />

der Galerie MILIEU und Betreiberin<br />

des Bilderblogs 7000words.com. Aktuell<br />

konzipiert Friede Themenmagazine für<br />

einen Jugendverlag, betreut das House-<br />

Produzenten-Duo Mercury und arbeitet an<br />

der Fertigstellung seines ersten Dokumentarfilms.<br />

Er lebt in Bern.<br />

Achim Hatzius’ Vater ist Seemann im<br />

Ruhestand und leidenschaftlicher Funker.<br />

In mühevoller Arbeit verwandelt er<br />

sein kleines Pensionärshäuschen an der<br />

Ostsee in einen Funkturm, reißt Wände<br />

auf, verlegt Leitungen und Antennen in<br />

alle Himmelsrichtungen, um Zuhause und<br />

Überall gleichzeitig zu sein. Sein rastloses<br />

Sendebewusstsein hat er auf jeden Fall<br />

weitervererbt. Achim ist dann aber doch<br />

nicht Funker geworden, sondern Fotograf.<br />

Am ehesten erinnert seine Arbeitsmethode<br />

an ’Stalker’ von Tarkowski. Es gibt<br />

keinen schnellen, und auch keinen einfachen,<br />

nur den einen, richtigen Weg. Bei<br />

Achim sind es Stative, Blitzmaschinen und<br />

Kameras. Unser Mann aus der Zone.<br />

Schon als Kind hat sich der Berliner<br />

eher für das Design von Autos interessiert<br />

als für PS-Zahlen. Leider sahen die Autoentwürfe<br />

des damals 8-Jährigen allesamt<br />

aus wie 4-türige Versionen des damals<br />

gerade vorgestellten ICE. So ist aus einer<br />

Karriere als Autodesigner nichts geworden.<br />

Dafür durfte er für <strong>INTERSECTION</strong> in<br />

Trollhättan einen exklusiven Blick auf die<br />

Saab-Studie PhoenIX werfen und Star-Autodesigner<br />

Jason Castriota treffen. Sozusagen<br />

ein Treffen unter Gleichgesinnten.<br />

Das wichtigste Erlebnis mit einem Auto<br />

war für den Berliner Fotografen Fabian<br />

Zapatka 2006 die Reise in einem VW<br />

Transporter von Berlin über den Balkan<br />

und die Türkei nach Tiflis/Georgien.<br />

Seither hat er einige Zeit im Nahen Osten<br />

verbracht – so hat er in Dschenin/Westbank<br />

die Wiedereröffnung des Cinema<br />

Jenin dokumentiert und ist mit dem Fahrrad<br />

von Aleppo/Syrien über das Libanon-<br />

Gebirge bis nach Beirut geradelt.<br />

Seit Kurzem ist er zusammen mit seiner<br />

Freundin, der Fotografin Katharina<br />

Behling, und ihrem Sohn in Pankow-<br />

Niederschönhausen zuhause.<br />

Duomètre à Quantième Lunaire. Kaliber Jaeger-Lecoultre 381.<br />

Das “Dual-wing”-Konzept ist eine wahre uhrmacherische revolution, die zwei<br />

unabhängige räderwerke beherbergt, welche über ein einziges regulierorgan<br />

synchronisiert werden. Die patentierte blitzende sekunde ermöglicht Zeitmessungen<br />

auf die 1/6 sekunde genau.<br />

HaBen sie JemaLs eine ricHtiGe uHr GetraGen?<br />

In partnership with<br />

PATRIMONIO MUNDIAL<br />

18 <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

Jaeger-LeCoultre setzt sich gemeinsam mit der UNESCO für den Schutz bedrohter<br />

Naturschauplätze ein. Das richtige Engagement für eine wertvolle Sache.<br />

www.jaeger-lecoultre.com<br />

United Nations<br />

Educational, Scientific and<br />

Cultural Organization<br />

World Heritage<br />

Centre


Leben Sie los! Der Ford S-MAX.<br />

der dynamische Sportvan ist einfach perfekt für Menschen, die viel Platz für Familie<br />

und Freizeit brauchen. Besonders effizient durch Ford EConetic Technologies mit<br />

der neuen EcoBoost-Motorengeneration und dem PowerShift-Automatikgetriebe mit<br />

doppelkupplungstechnologie. Leben Sie los – bei einer Probefahrt.<br />

ford.de<br />

Kraftstoffverbrauch (in l/100km nach VO (EC) 715/2007): 14,7–7,2 (innerorts), 8,6–4,9 (außerorts), 10,9–5,7 (kombiniert); CO 2 -Emissionen: 191–152 g/km (kombiniert).


IMpRESSUM<br />

Intersection -D- ist eine<br />

Off One’s Rocker Publishing Ltd. Produktion<br />

Redaktionssitz<br />

Strelitzer Str. 2, 10115 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 28 88 40 43<br />

Fax: +49 (0)30 28 88 40 44<br />

redaktion@intersection-magazin.de<br />

–<br />

Chefredaktion / Kreativdirektor<br />

V.i.S.d.P.<br />

Götz Offergeld<br />

Art-Direktion<br />

André M. Wyst<br />

SOMMER 2011<br />

DEUTSCHLAND<br />

SPORTSWEAR COMPANY GERMANY GMBH +49 (0)89 35892730<br />

Stellvertretender Chefredakteur<br />

Hendrik Lakeberg<br />

Redaktionsleitung<br />

Franziska Giovannini<br />

Lektorat<br />

Elke Kolmans<br />

Mode<br />

Suzuki LJ 80<br />

Adam Port, Ita Korenzecher, Lisa Leinen<br />

22<br />

Grafik<br />

Jan-Nico Meyer<br />

Assistenz der Chefredaktion<br />

Diana Terpe<br />

–<br />

Autoren<br />

Alexander Batke-Lachmann,<br />

Étienne Carbonnier, Erwin Gruslak,<br />

Nicolai Zereske, Thomas Sälze, Dan Ross,<br />

Arci Friede, Roberto Covi<br />

Fotografen<br />

Remi Ferrante, Daniel Stier,<br />

Bastien Lattanzio, Fabian Zapatka,<br />

Jan Friese, Scott Groller, Achim Hatzius,<br />

Mirjam Wählen, Horst Diener, Julian Broad,<br />

Sean Michael Belochini, Bertrand Bozon<br />

Übersetzung<br />

Benjamin Seibel<br />

Gründer<br />

Dan Ross und Yorgo Tloupas<br />

Verlag<br />

Off One’s Rocker Publishing Ltd.<br />

Strelitzer Str. 2<br />

10115 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 28 88 40 43<br />

Fax: +49 (0)30 28 88 40 44<br />

info@off-ones-rocker.de<br />

Geschäftsführung<br />

Jörg Philipp<br />

Verlagsleitung<br />

Katharina Kuhn<br />

Herausgeber<br />

Götz Offergeld<br />

Intersection England<br />

Dan Ross<br />

116 Oldstreet<br />

London EC1V 9BG, UK<br />

Telefon: +44 (0) 207 608 1166<br />

Fax: +44(0) 207 608 1060<br />

info@intersectionmagazine.com<br />

Intersection USA<br />

Vivien Kotler<br />

447 Broadway, 2nd Floor<br />

New York, NY 10013, USA<br />

Telefon: +1 917 302 8781<br />

vivien@intersectionmagazine.com<br />

Intersection Mittlerer Osten<br />

Amin Domiati<br />

Master Mind fz 11c<br />

Dubai Media City, Dubai<br />

P.O. Box 502042<br />

Telefon: +971 43 90 36 91<br />

amin.domiati@masterminddubai.com<br />

Intersection SKandinavien<br />

c/o IWMG Nordic AB<br />

Peter Jäderberg<br />

Alströmergatan 31, 5tr<br />

11247 Stockholm, Sweden<br />

Telefon: +46 8 410 200 8<br />

Fax: +46 8 410 200 88<br />

peter@intersectionmagazine.com<br />

Intersection Frankreich<br />

Patrice Meignan<br />

9R Pierre Dupont, 75010 Paris<br />

Telefon: +33 1 42 76 04 04<br />

pat@intersectionmagazine.com<br />

Pressekontakt<br />

Pauline Hoch<br />

pauline@hochsandersbarduhn.com<br />

Anzeigenverkauf<br />

Nielsen 1 (Hamburg, Berlin,<br />

Schleswig-Holstein, Niedersachsen)<br />

Dirk Struwe, Medienvermarktung e.K.<br />

Poelchaukamp 8, 22301 Hamburg<br />

Telefon: +49 (0)40 280 580 80<br />

Fax: +49 (0)40 280 580 89<br />

d.struwe@struwe-media.de<br />

Nielsen 2 (Nordrhein-Westfalen)<br />

Andreas Fuchs<br />

Medienservice + Beratung<br />

Vereinsstraße 20, 41472 Neuss<br />

Telefon: +49 (0)2131 406 370<br />

Fax: +49 (0)2131 406 3710<br />

kontakt@medienservice-und-beratung.de<br />

Nielsen 3a (Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland)<br />

Weipert GmbH<br />

Palais Kronberg<br />

Frankfurter Straße 111<br />

61476 Kronberg<br />

Telefon: +49 (0)6173 3250 970<br />

Fax: +49 (0)6173 3259 140<br />

helmujun@weipert-net.de<br />

Nielsen 3b (Baden-Württemberg)<br />

Nielsen 4 (Bayern)<br />

Bruno Marrenbach<br />

MMS Marrenbach Medien-Service<br />

Lachenmeyrstr. 25, 81827 München<br />

Telefon: +49 (0)89 430 88 555<br />

Fax: +49 (0)89 430 88 556<br />

info@mms-marrenbach.de<br />

Vertrieb<br />

BPV Medien Vertrieb GmbH & Co. KG<br />

Römerstr. 90, 79618 Rheinfelden<br />

Tel. 07623 964-266 Telefax 07623 964-259<br />

www.bpv-medien.com<br />

Druckerei<br />

Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG<br />

Frankfurter Str. 168, 34121 Kassel<br />

www.dierichs.de<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

45644 LIQUID REFLECTIVE JACKET<br />

HOODED JACKET IN A HIGHLY REFLECTIVE FABRIC COATED WITH THOUSANDS OF GLASS<br />

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01<br />

Information<br />

overflow<br />

Text: Hendrik Lakeberg Fotos: Remi Ferrante Styling: Julie Allard<br />

BMW stellt mit dem Vision Connected Drive<br />

eine Vision des vernetzten Autos vor<br />

-<br />

12ideen,<br />

Uber die<br />

man reden<br />

sollte<br />

Texte: Hendrik Lakeberg,<br />

Alexander Batke-Lachmann<br />

und Lisa Leinen<br />

26 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 27


Dennoch ist die Integration von den Wagen zu einer Disco des Digital<br />

Internet, Smartphones oder iPads ein Age gemacht hat, unterstreicht zwar<br />

entscheidendes Zukunftsthema der visuell die Technik des Wagens, doch<br />

Autoindustrie.<br />

wer will auf Dauer schon in einem fahrenden<br />

Club unterwegs sein? Apple<br />

Die neue BMW-Studie Vision Connected<br />

Drive erforscht die Möglichkeiten<br />

des digitalen Fahrzeugs. Der erfolgreich, weil sie schlicht und ele-<br />

Produkte sind doch vor allem deshalb<br />

Board-Computer hat augmented reality<br />

integriert. So werden auf dem drei-<br />

das Vision Connected Drive ja ein reigant<br />

gestaltet sind. Aber schließlich ist<br />

dimensionalen Head-up-Display Destinationen<br />

in der Nähe angezeigt – von ist nicht geplant.<br />

nes Showcar und eine Straßenversion<br />

der Sehenswürdigkeit bis zur nächsten Dennoch weist dieser schicke<br />

Bar. Die Beschränkung auf die Tankstellenanzeige<br />

in einem normalen macht neugierig auf die Zukunftsstra-<br />

Roadster in die richtige Richtung und<br />

Navigationssystem war gestern, die tegien von BMW. Denn so sehr dieses<br />

Quelle sind die unendlichen Weiten Auto edel leuchtet, blinkt und flimmert,<br />

um Luxus geht es hier nicht. In<br />

des Internets. Um nicht Opfer eines<br />

Information Overflow zu werden, ist einer Zeit, in der es viele als Luxus bezeichnen,<br />

ein paar Tage ohne Internet<br />

natürlich individuell einstellbar, welche<br />

Informationen für den Fahrer relevant<br />

sind. Und, wer weiß, vielleicht das digitalisierte Auto wohl eher eine<br />

und Smartphone auszukommen, ist<br />

muss man auch gar nicht mehr sel-<br />

Notwendigkeit. •<br />

Was früher das Sixpack war, sind ber fahren, wenn ein Auto wie dieses<br />

heute die digitalen Gadgets und Funktionen,<br />

mit denen viele neue Autos übernimmt dann auch der persönliche<br />

gebaut werden wird. Die Steuerung<br />

vollgestopft werden: Ablenkung vom Google-Account des Fahrers. Dass man<br />

Straßenverkehr.<br />

über die Beleuchtung im Innenraum<br />

28 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 29


02 04<br />

geo dreieck<br />

elektro-Supersportwagen<br />

aus dem rheinland<br />

GUCCI<br />

VS. GUCCI<br />

Zwei limitierte<br />

Editionen,<br />

drei Jahrzehnte<br />

auseinander<br />

Als <strong>INTERSECTION</strong> zum ersten Mal<br />

von der Existenz des limitierten Gucci<br />

Cadillacs aus den 70ern erfahren hatte,<br />

haben wir einen davon nach Griechenland<br />

gebracht, einige tolle Fotos<br />

geschossen und sie in unserer Erstausgabe<br />

gedruckt.<br />

Damals war Tom Ford noch Chefdesigner<br />

der Luxusmarke. Und wir waren<br />

sehr erfreut, als sein Assistent uns eines<br />

Tages anrief, um uns zu sagen, dass<br />

Mr. Ford auf unsere Fotostrecke aufmerksam<br />

geworden war und er den<br />

Wagen gerne kaufen würde. Es stellte<br />

sich später heraus, dass er ihn kaufen<br />

wollte, damit niemand anderes ihn<br />

mehr sehen konnte.<br />

Dabei war das Auto ein wertvolles<br />

Überbleibsel aus der Zeit, bevor Ford<br />

Cadillac übernommen hatte, als die<br />

Marke also ihren Glanz noch nicht verloren<br />

hatte. Der Gucci Cadillac stammte<br />

aus einer längst vergangenen, goldenen<br />

Ära der Automarke, und wir vermuteten,<br />

dass Mr. Ford unser Exemplar wohl<br />

verschrotten ließ. Ein paar Autos haben<br />

allerdings überlebt. Ab und zu sieht<br />

man mal einen Gucci Cadillac auf den<br />

amerikanischen Straßen herumkurven.<br />

Während der <strong>INTERSECTION</strong>-Show zur<br />

Art Basel Miami Beach im Herzog-&-de-<br />

Meuron-Parkhaus in Miami stand plötzlich<br />

einer Seite an Seite mit dem Polizeiwagen<br />

des Künstlers Tom Sachs.<br />

Nebeneinander sahen die beiden Autos<br />

so selbstverständlich aus, dass wir<br />

es uns nicht nehmen ließen, zusätzlich<br />

zu den Ausstellungsstücken von Sachs,<br />

Philippe Starck und Zaha Hadid auch<br />

aktuelle Chefdesignerin Frida Giannini<br />

hat für ihre Limited Edition ein Auto<br />

gewählt, das unterschiedlicher nicht<br />

hätte sein können: den <strong>Fiat</strong> 500. Auffällige<br />

Gucci-typische grün-rote Streifen<br />

laufen sowohl außen über die Karosserie<br />

als auch innen über die Sitze, die<br />

Gurte und die Gangschaltung. Natürlich<br />

werden auch die Felgen von dem klassischen<br />

Doppel-G-Logo geschmückt.<br />

Der kitschige Chic des Originals<br />

war so etwas wie ein glücklicher Zufall.<br />

Dieses Mal ist Gucci von Anfang<br />

Vorbei die Zeiten, als Elektroautos<br />

so aussahen, als hätte Mutti<br />

ihren Einkaufswagen mit Pappe<br />

verkleidet.<br />

Die Studie e-Wolf ALPHA 2 wirkt<br />

wie eine aggressive Kreuzung aus<br />

Ferrari Enzo und Lamborghini Reventón.<br />

Mit einer Beschleunigung<br />

von 0 auf 100 km/h in 3,9 Sekunden<br />

wird der deutsche Elektrorenner<br />

03<br />

FORMEL-E<br />

beim Durchstarten an der Ampel<br />

gerade einmal eine halbe Sekunde<br />

von den italienischen Supersportlern<br />

abgehängt. Hier zeigt sich<br />

die Stärke der zwei Elektromotoren,<br />

deren Leistung für die Dauer<br />

von 30 Sekunden auf 280 kW /<br />

380 PS verdoppelt werden kann.<br />

Auf der Autobahn erreicht die<br />

Elektrotechnik allerdings auch ihre<br />

Grenzen: Bei 230 km/h ist Schluss.<br />

Auch sollte man Pausen einplanen:<br />

Nach 300 Kilometern muss der Lithium-Keramik-Akku<br />

an die Steckdose.<br />

Allerdings nur eine halbe Stunde,<br />

denn dann ist die Batterie schon auf<br />

80 Prozent. Im Herbst soll der ALPHA<br />

2 für knapp unter 300.000 Euro auf<br />

den Markt kommen, auf der IAA in<br />

Frankfurt feiert er Premiere. •<br />

den Cadillac zu fotografieren. Schließlich<br />

tauchte ein Bauarbeiter auf, dem herangegangen. Statt zum Beispiel<br />

an spielerisch an die Sonderedition<br />

der Wagen gehörte. Er meinte, dass er einen luxuriösen Mercedes-Benz mit<br />

das Auto von seinem Großvater geerbt ihrem Namen und ein paar Extras zu<br />

habe. Kaufangebote lehnte er dankend<br />

ab, sei der alte Wagen doch sein benswerten Kleinwagen in etwas Be-<br />

pimpen, hat Gucci den ohnehin lie-<br />

täglicher und treuer Begleiter. Guccis sonderes verwandelt. •<br />

Citroens Studie<br />

als Rennwagen<br />

Der von Citroën und in Zusammenarbeit<br />

mit Green GT entwickelte<br />

Survolt wird immer fitter, was die<br />

Rennstrecke anbelangt. Vanina Ickx<br />

fuhr in Le Mans ein paar Proberunden<br />

und man kann sich sogar eine<br />

Rennserie rund um das Auto vorstellen.<br />

So konkret wie Citroën ist kein<br />

anderer Hersteller, was elektrischen<br />

Motorsport anbelangt. Deshalb:<br />

Willkommen zurück auf der Straße<br />

Richtung Zukunft, Citroën. •<br />

30 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 Fotos: Daniel Stier und Bastien Lattanzio<br />

31


05<br />

BLING<br />

fur den<br />

ALLTAG<br />

Text: Hendrik Lakeberg Fotos: Fabian Zapatka<br />

Mit dem A-Klasse Concept<br />

definiert Mercedes seine behabige<br />

Kompaktklasse vollig neu<br />

32 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 33


Model und Styling Katharina Behling<br />

Kleid D’Urban Dirndl<br />

34 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 35


Neulich fiel mir in meiner Nachbarschaft<br />

eine alte A-Klasse auf. Auf<br />

dem Heck klebte wie gewöhnlich der<br />

Stern, daneben allerdings war links<br />

in silbernen Mercedes-Lettern der<br />

Schriftzug A1 und rechts neben dem<br />

Stern das AMG-Logo angebracht.<br />

Das war natürlich ein Scherz, trotzdem<br />

nahm der Besitzer ziemlich genau<br />

vorweg, wie Mercedes sich die neue A-<br />

Klasse vorstellt: eine Mischung aus den<br />

Lifestyle-Qualitäten des A1 – nur eben<br />

im Kompaktklasse-Gewand – und der<br />

sportlichen Rasanz eines AMG.<br />

Das A-Klasse Concept, das im Frühjahr<br />

auf den Messen in Shanghai und<br />

New York vorgestellt wurde, ist ein völlig<br />

anderes Auto als der Vorgänger. Die<br />

alte A-Klasse kam hochgebockt und im<br />

Mini-Van-Look daher. Sie stand noch<br />

deutlicher als die Konkurrenz Golf für<br />

Überblick und Ökonomie. Ein behäbiges<br />

und deshalb fast schon exzentrisches<br />

Vernunftauto, das von Rentnern<br />

geschätzt wurde, aber nicht unbedingt<br />

von einer jungen Zielgruppe. Das soll<br />

sich nun ändern. Tatsächlich ist das<br />

A-Klasse Concept ziemlich schön geworden.<br />

Auf den Bildern, die Mercedes<br />

nach den Messen lancierte, wirkte die<br />

Studie, die als relativ seriennah angekündigt<br />

wurde, etwas zu bling-bling<br />

und überdesignt. Auf dem chinesischen<br />

Markt, wo Autos nicht futuristisch<br />

genug glitzern können, war die<br />

Premiere natürlich perfekt platziert.<br />

Trotzdem blieb der Beigeschmack,<br />

Mercedes hätte etwas zu kräftig auf<br />

die Concept-Car-Pauke gehauen. Sieht<br />

man das Auto allerdings auf der Straße,<br />

bei Tageslicht in natürlichem Terrain,<br />

dann entfalten sich die Eleganz der<br />

Linienführung, das sportlich geduckt verstärkt es den Eindruck, dass die<br />

wirkende Heck mit dem leuchtenden neue A-Klasse, wenn sie 2012 auf den<br />

Bremslicht, das sich als roter Streifen Markt kommt, tatsächlich so aussehen<br />

unter der Rückscheibe entlangzieht könnte wie diese elegante Studie. Als<br />

und die skulpturhaften Scheinwerfer, erste, nüchterne Bilder von dem Serienfahrzeug<br />

viel zu früh und kontrol-<br />

in denen feine Glasfaserstäbchen das<br />

Licht nach außen leiten. Der luftige liert in den Medien auftauchten, war<br />

Innenraum ist mit Instrumententafeln die Enttäuschung groß.<br />

wie in einem Düsenjet ausgestattet. Doch auch bei dem Serienfahrzeug<br />

Ein Steckplatz für ein iPhone ist unauffällig<br />

in die Mittelkonsole integriert bei der A-Klasse zwischen kompaktem<br />

zeigt sich deutlich Mercedes neuer Weg<br />

– bei der A-Klasse stehen die Zeichen Sportwagen oder sportlicher Kompaktklasse.<br />

Auf jeden Fall passt das Design<br />

auf Zukunft. Vor dem Betrachter steht<br />

ein hypermodernes, silberfarbenes wesentlich besser zur Konkurrenz aus<br />

Stromlinienbaby, mit Sternenhimmel zum Beispiel Golf, Scirocco oder 1er<br />

als Kühlergrill.<br />

BMW, deren Einflüsse man in der neuen<br />

A-Klasse sehen kann. Damit hätte<br />

Dass Mercedes zunächst einen neu<br />

entwickelten 2-Liter-Motor mit 210 PS Mercedes Kompaktklasse in ihrem<br />

ankündigt und keine Elektro-Version Marktsegment an Exzentrik verloren,<br />

– das muss man wohl als realistisch aber sie könnte sich genau deshalb viel<br />

und ehrlich bezeichnen. Außerdem besser verkaufen. •<br />

36 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

37


06 07<br />

Kitchen chopper<br />

Wie aus einem<br />

imaginAren Video-spiel:<br />

Michael Youngs<br />

Moto-Lima-Rad<br />

Michael Young wird gerne mit hochangesehenen<br />

Designern des 20. Jahrhun-<br />

einem Material, das dank seiner Poren-<br />

neues Rad zu 100 Prozent aus Corian,<br />

derts wie Gio Ponti und Verner Panton freiheit und Beständigkeit das Design<br />

verglichen. Er hatte unsere Aufmerksamkeit<br />

schon, als er ein Motorrad für hat. Das Gerät ähnelt den Aprilia-Rä-<br />

von Küchen und Bädern revolutioniert<br />

die Marke Giant entworfen hat. dern von Philippe Starck – ein luxuriöses<br />

Spielzeug, wie aus einem imaginä-<br />

Im vergangenen Jahr präsentierte er<br />

das Moto-Lima-Rad, inspiriert von der ren Videospiel heraus geboren. Zurzeit<br />

Arbeit eines weiteren ikonischen Designers:<br />

Luigi Colani. Um dem Zeitgeist Erwartung eines Herstellers. Aber das<br />

beschränkt es sich auf einen Sockel, in<br />

gerecht zu werden, besteht Youngs kann sich ja noch ändern. •<br />

alles fliesst<br />

elektro-studie esflow von nissan<br />

Der Böse von Nissan ist der Sportwagen<br />

GT-R, der Gute der Elektroklein-<br />

Kunststoffkarrosserie fußt auf einem<br />

auf hundert in unter 5 Sekunden. Die<br />

wagen Leaf. Mit dem Concept Esflow Aluminium-Chassis. Das macht ihn<br />

bringen die Japaner nun eine schöne leicht und sparsam. Die Reichweite liegt<br />

Synthese aus beidem.<br />

bei beachtlichen 280 Kilometern.<br />

Die elegante Form macht dem Namen Auf den Markt der Elektro-Sportwagen<br />

kommt so langsam Dynamik. Tesla<br />

Esflow alle Ehre. Die fließenden Rundungen<br />

wirken wie eine Hommage an ist längst nicht mehr ein Einzelkämpfer.<br />

den BMW Ur-Roadster 507. Dessen exzentrischer<br />

und visionärer Designer Algen,<br />

Citroën arbeitet ernsthaft an einer<br />

Mercedes hat mit dem E-SLS nachgezobrecht<br />

Graf von Görtz arbeitete passenderweise<br />

auch einige Jahre bei Nissan. cen, dass der Esflow Wirklichkeit wird,<br />

Straßenversion des Survolt. Die Chan-<br />

Der Esflow verfügt über den E-Motor stehen also gar nicht so schlecht, macht<br />

des Leaf – in zweifacher Ausführung. Nissan dieses Jahr doch schon ernst mit<br />

Angetrieben wird er an beiden Hinterrädern<br />

mit insgesamt 218 PS. Laut Nis-<br />

ist ab Ende des Jahres als Serienfahr-<br />

dem Elektroauto für die Masse. Der Leaf<br />

san beschleunigt das E-Coupé von Null zeug erhältlich. •<br />

38 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

39


08<br />

rock it,<br />

man<br />

Fotos: Remi Ferrante Styling: Julie Allard<br />

ZurUck zu den Wurzeln und<br />

auf der HOhe der Zeit: Die neue<br />

Studie Rocketman ist der<br />

kleinste MINI, seit BMW die Marke<br />

ubernommen hat<br />

Was man immer wieder vergisst,<br />

wenn man MINIs durch die Großstädte<br />

fahren sieht:<br />

Der MINI ist Anfang der Sechziger ein<br />

Erfolg geworden, weil er so klein und<br />

sparsam war und nicht weil er ein<br />

kleidsamer Begleiter zwischen Designagentur,<br />

Loft und Sushi-Bar gewesen<br />

wäre. Zum Lifestyle-Auto haben ihn<br />

erst Popstars, eine loyale Fangemeinde<br />

und schließlich BMW gemacht. Die<br />

neue Studie Rocketman könnte die<br />

Lücke zu den Anfangstagen schließen<br />

– und liegt damit gleichzeitig voll im<br />

Downsizing-Trend.<br />

Der mini-MINI ist mit 3,41 Metern<br />

zwar noch immer gut 35 Zentimeter<br />

länger als sein Urahn, aber doch wesentlich<br />

kürzer als der reguläre MINI,<br />

vom bulligen Countryman ganz zu<br />

schweigen. Nicht dass MINI bei dieser<br />

Studie auf den mittlerweile gewohnt<br />

verspielten Luxus verzichten würde:<br />

So ändert sich zum Beispiel die Farbe<br />

40<br />

drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

41


der Beleuchtung im Innenraum je nach<br />

Belieben. Zum Beispiel Orange bei einem<br />

Date, oder Blau, für eine Spitztour<br />

mit den Kumpels. Die Türen öffnen<br />

sich durch ein ausgeklügeltes Scharnierkonzept<br />

nach vorne und zur Seite.<br />

Der Ausstieg auch aus engen Parklücken<br />

dürfte so wesentlich erleichtert<br />

werden. Unter der Heckklappe befindet<br />

sich eine praktische Schublade,<br />

auf der man Fahrräder oder auch ein<br />

Snowboard verstauen kann.<br />

Entscheidend aber ist, neben diesen<br />

typischen, etwas kitschigen Insignien<br />

eines Concept Cars, dass die Karosseriestruktur<br />

aus Kohlefaser hergestellt<br />

wurde und damit das Gewicht auf<br />

weit unter 1.000 Kilogramm reduziert<br />

wird. Die Motorisierung soll ein neuer,<br />

sparsamer Dreizylinder-Motor sein, gentlich etwas irritierend, denn das<br />

den BMW gerade entwickelt.<br />

Konzept ist doch, den Wagen auf das<br />

Der Durchschnittsverbrauch liegt Notwendigste zu reduzieren, das aber<br />

bei gerade mal drei Litern. Anders mit praktischem Sinn und Stil. Diese<br />

als bei der Countryman-Studie lässt Strategie hat den Erfolg des ersten<br />

MINI beim Rocketman offen, ob er MINIs ausgemacht. Und sie ist gerade<br />

tatsächlich gebaut wird. Das ist ei-<br />

heute zeitgemäßer denn je. •<br />

42<br />

drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

43


09<br />

Phoenix oder ikarus?<br />

Text: Hendrik Lakeberg<br />

Fotos: Jan Friese<br />

Saab kAmpft ums uberleben. Dabei<br />

zeigt das neue Concept Car Phoenix,<br />

dass man sich nach den ernuchternden<br />

Jahren unter General<br />

Motors endlich freigeschwommen<br />

hat. Leider nur beim Design<br />

Wird die im Frühjahr vorgestellte<br />

Studie PhoeniX die Wiedergeburt des<br />

schwedischen Automobilherstellers<br />

markieren, oder ist sie das letzte Aufbäumen<br />

nach 20 Jahren langsamen<br />

Sterbens?<br />

Die Monate seit der Übernahme<br />

durch den niederländischen Sportwagenhersteller<br />

Spyker haben sich als<br />

atemberaubende Achterbahnfahrt erwiesen.<br />

Man weiß also nicht so recht,<br />

ob man Jason Castriota beneiden<br />

oder bemitleiden soll: Der charismatische<br />

37-jährige Shootingstar unter<br />

den Autodesignern hat vor gut einem<br />

Jahr den Posten des Chefdesigners<br />

des dahinsiechenden schwedischen<br />

Automobilkonzerns übernommen.<br />

Je nach Blickwinkel hat er damit den<br />

aufregendsten oder undankbarsten Job<br />

der Branche. Sein Ziel: eigentlich die<br />

Quadratur des Kreises. Die künftigen<br />

Modelle müssen zu den alten Werten<br />

der Marke zurückfinden, jenen lange<br />

verlorenen, verschrobenen Charme<br />

wieder zu beleben. Gleichzeitig muss<br />

sich Saab endlich in das 21. Jahrhundert<br />

katapultieren, neue Märkte und<br />

Zielgruppen erschließen, um bis 2012<br />

die Anzahl der produzierten Fahrzeuge<br />

auf die geplanten 120.000 zu vervierfachen.<br />

Das <strong>Erbe</strong> der General-Motors-Zeit<br />

wiegt schwer. Über eine Dekade lang<br />

war Saab gezwungen, Modelle aus dem<br />

Baukasten des Weltkonzerns zu entwickeln,<br />

unambitionierte Opel-Mutationen,<br />

die ihre eigenwillige Individualität<br />

gänzlich verloren hatten. Wie tief<br />

die Narben von zehn Jahren verfehlter<br />

amerikanischer Modellpolitik sind,<br />

zeigt sich an dem ersten neuen Modell,<br />

dass Saab nach der Übernahme durch<br />

Spyker auf der L.A. Autoshow 2010<br />

präsentierte. Ausgerechnet mit dem<br />

PS-strotzenden SUV 9-4X, einer mehrfach<br />

verschobenen GM-Entwicklung,<br />

meldet sich Saab zurück. Weiter vom<br />

Kernklientel der Schweden entfernt<br />

als mit diesem spritschluckenden Geländepanzer<br />

kann man ein Modell gar<br />

nicht positionieren.<br />

Umso mehr liegen die Hoffnungen<br />

auf dem 9-5 SportKombi, der im<br />

Spätsommer ausgeliefert werden soll,<br />

und vor allem auf der nächsten Generation<br />

des 9-3, die im September auf<br />

der IAA vorgestellt werden soll. Am<br />

9-3 wird sich wohl das Schicksal des<br />

schwedischen Autobauers entscheiden,<br />

wenn Saab überhaupt bis zum<br />

September durchhält. Gelingt Castriota<br />

eine zeitgemäße Interpretation<br />

des erfolgreichen 900ers? Einen Ausblick<br />

auf die Designsprache künftiger<br />

Saab-Modelle gibt die Studie PhoeniX,<br />

eine Hommage an die Glanzpunkte der<br />

Unternehmensgeschichte. Der smarte<br />

Chefdesigner hat aus den Genen des<br />

1947er Ursaab und des 1966er Sonett<br />

ein adrenalingepushtes Fahrzeug entworfen,<br />

dem man ansieht, dass Castriota<br />

früher bei Bertone und Pininfarina<br />

das Design von Supersportwagen entwickelt<br />

hat.<br />

Doch leider wird der anfangs so optimistisch<br />

wirkende Neustart in Trollhättan<br />

von den Problemen des strauchelnden<br />

Autobauers überschattet.<br />

Nach fast vierzig Jahren im Unternehmen<br />

trat Jan-Åke Jonsson im Frühjahr<br />

überraschend von seinem Posten als<br />

CEO zurück und hinterließ viele offene<br />

Fragen. Anfang April musste Saab<br />

dann über mehrere Wochen die Produktion<br />

einstellen. Zulieferer hatten tomobilmarkt zu überleben. ‚Too Big to<br />

wegen unbezahlter Rechnungen die Fail.‘ Aber die Welt hat sich verändert.<br />

Lieferverträge auf Eis gelegt.<br />

Wenn du klein und spezialisiert bist<br />

Mitte Mai kam dann der Befreiungsschlag:<br />

Spyker-Chef Viktor Muller schaften schmiedest, dann überstehst<br />

und flexibel, Allianzen und Partner-<br />

präsentiert den chinesischen Investor Du den größten Sturm.“<br />

Hawtai. Doch der Deal platzte. Innerhalb<br />

von Tagen zauberte der rastlose wird Saab für die Entwicklung und<br />

Doch die Uhr tickt und am Ende<br />

niederländische Multimillionär den Produktion neuer Modelle sehr viel<br />

nächsten chinesischen Investor aus mehr Geld benötigen als die 13 Millionen<br />

der Chinesen. So scheint der Wirt-<br />

dem Hut, diesmal mit Erfolg. Ein chinesisches<br />

Unternehmen, das nicht schaftsthriller um den schwedischen<br />

namentlich genannt werden möchte, Traditionshersteller die Elemente einer<br />

bestellte Fahrzeuge im Wert von 13 griechischen Tragödie zu vereinen: die<br />

Millionen Euro. Die Löhne der Mitarbeiter<br />

sind also erstmal gesichert. Zu-<br />

tragischen Helden. Der Hybris verfal-<br />

unabwendbare Katastrophe und den<br />

dem ist der russische Geschäftsmann len, glaubt er, er könne seinem Schicksal<br />

entrinnen. Solche Geschichten ge-<br />

Wladimir Antonow an einem größeren<br />

Investment interessiert.<br />

hen selten gut aus, doch wenn sie gut<br />

„Alle haben immer gesagt, dass du ausgehen, dann sind sie der Stoff für<br />

gigantisch sein musst, um auf dem Au-<br />

Legenden. •<br />

44<br />

drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

45


10 11<br />

Alles Offen<br />

x RAY NICK<br />

Selber machen mit den Open<br />

Structures: Kuche, Fahrrad und<br />

vielleicht sogar bald ein Auto<br />

Nick Veasey macht in seinen Bildern<br />

Verborgenes sichtbar<br />

Die Welt des Internets ist modular. Das Structures“ gegründet, bei dem er im<br />

Betriebssystem verlangt ständig nach Internet zusammen mit anderen Nutzern<br />

eine eigene modulare Open-Sour-<br />

Updates, Browser lassen sich endlos<br />

individualisieren, auf dem MP3-Player ce-Designsprache entwickelt. Nutzer<br />

läuft selten ein ganzes Album, sondern<br />

selbst zusammengestellte Play-<br />

der Schraube bis zur Felge, entwickeln.<br />

können einzelne Komponenten, von<br />

listen, und zwei Smartphones haben Diese Teile müssen bestimmte Standards<br />

erfüllen und miteinander ver-<br />

häufig kaum mehr gemeinsam als das<br />

Design und die Grundfunktionen. Die bunden werden können, doch darüber<br />

Auswahl aus tausenden Apps und hinaus sind der Phantasie keine Grenzen<br />

gesetzt. Von einer Küche bis zu ei-<br />

unzähligen Gestaltungsmöglichkeiten<br />

können aus dem optisch gleichen nem Fahrrad lässt sich mit dem Open-<br />

Gerät ein inhaltlich völlig anderes Structures-Netzwerk alles entwickeln,<br />

machen.<br />

was die Ideen der Anwender hergeben.<br />

Die Ansprüche, die das Internet Man stelle sich vor, man bestellt sich<br />

bei seinen Nutzern weckt, bleiben in im Internet aus Einzelteilen ein völlig<br />

Zukunft nicht in der digitalen Sphäre. neues und absolut einzigartiges Auto<br />

Schon jetzt werden Autos in immer zusammen. Mit der hochentwickelten<br />

mehr Ausstattungsvarianten angeboten.<br />

Der Erfolg eines Kleinwagens wie ist dies kaum mehr möglich, denn das<br />

Technik neuer Verbrennungsmotoren<br />

dem MINI liegt mit Sicherheit auch an Hobby-Schrauber-Knowhow reicht<br />

den unzähligen Individualisierungsmöglichkeiten.<br />

Der Konsument will mit einem einfachen Elektromotor<br />

nicht mehr aus, sie zu verstehen. Aber<br />

immer stärker mitreden und gibt sich wäre dies ohne weiteres möglich. Noch<br />

nicht mehr so leicht mit einem standardisierten<br />

Industrieprodukt zufrieden. werk allerdings kein Auto gebaut, aber<br />

wurde in dem Open-Structures-Netz-<br />

Der Designer Lommee Thomas das ist wohl nur eine Frage der Zeit. Und<br />

greift diesen Gedanken auf und dreht ein Fahrrad gibt es schon. •<br />

die Individualisierungsschraube bis<br />

zum Anschlag. Er hat das Projekt „Open Informationen unter: openstructures.net<br />

Wie sehen die Dinge von innen aus? Mal anfertigen, jeder dieser Filme<br />

Diese Frage stellt sich Nick Veasey seit muss speziell entwickelt und gescannt<br />

über 15 Jahren stets aufs Neue, wenn werden. Auf dem Computer setzen wir<br />

er einen Körper oder ein Objekt röntgt. die einzelnen Teile dann zusammen.“<br />

Der Engländer ist fasziniert von der Eine gigantische Aufgabe!<br />

Welt des Röntgens, und das, obwohl er Um sie zu bewältigen, musste sich<br />

weder Arzt noch Wissenschaftler ist. der Künstler einen riesigen Scanner<br />

Veasey hat die Schule mit 16 geschmissen<br />

und arbeitete sich von einem mietage<br />

werden Scanner dieser Größe gar<br />

aus den 80ern kaufen, denn heutzusen<br />

Job zum nächsten. Er kaufte eine nicht mehr hergestellt. Farben spielen<br />

Kamera und bekam nach und nach in Veaseys Arbeiten eine kleine, aber<br />

kleinere Aufträge: Schallplattencover, wichtige Rolle. Er hat „Phasen“, in denen<br />

er gerne mit bestimmten Farben<br />

Magazincover und so weiter … Das<br />

machte Spaß, keine Frage, aber seine experimentiert, sagt er. Am liebsten<br />

Rechnungen bezahlten diese Arbeiten mit verschiedenen Blautönen.<br />

nicht. Er musste 33 Jahre warten, um Nick Veasey ist sich darüber bewusst,<br />

dass das Röntgen stets negative<br />

eine Berufsbezeichnung auf seine Visitenkarten<br />

drucken zu lassen: Nick Assoziationen hervorruft: „Es erinnert<br />

Veasey, Röntgen-Spezialist. Diesen Moment<br />

beschreibt er selbst als „glückli-<br />

Tante oder den Tierarztbesuch mit<br />

mich an die Krebserkrankung meiner<br />

chen Durchbruch“.<br />

meinem Hund wegen seiner verletzten<br />

Pfote.“ Das Spiel mit den Farben<br />

So weit, so gut, aber wie funktioniert<br />

dieser Job? Die Herausforderung durchbricht diese Assoziationen und<br />

beginnt mit dem Film. Das Röntgenbild gibt den Leuten die Chance, mit einem<br />

im Film ist genauso groß wie das Objekt,<br />

das geröntgt wird. Was passiert bild zu schauen. Was er als Nächstes<br />

anderen Blickwinkel auf ein Röntgen-<br />

also, wenn das Objekt ein Flugzeug röntgen wird? „Ein Straßenfeger mit<br />

ist? „Meine Fotos werden immer individuell<br />

angefertigt“, erklärt er. „Wir Saugmaschine auf dem Rücken würde<br />

einem Besen in der Hand und einer<br />

können um die zwölf Filme mit einem mir gefallen.“ •<br />

46 drehmoment<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

47


12<br />

ein halbes PS<br />

Interview: Hendrik Lakeberg<br />

Jahrlich richtet die Hochschule fur angewandte<br />

Kunst in Hildesheim ein Rennen fur Fahrzeuge aus,<br />

deren Motor ein Akkuschrauber ist<br />

Frau Professor Kotte, was waren für<br />

Sie die Highlights des diesjährigen Akkuschrauberrennens?<br />

Das Fahrzeug der HfbK Hamburg zum<br />

Beispiel wog nur vier Kilogramm – inklusive<br />

Akkuschrauber, der ja schon<br />

mehr als ein Kilogramm wiegt – und<br />

es surrte wie ein Uhrwerk auf der<br />

Rennstrecke. Sehr gut gelungen fand<br />

ich auch das Formholz-Fahrzeug der<br />

HAWK Hildesheim, denn es war sehr<br />

ansprechend und ästhetisch – und<br />

gewann deshalb auch den Publikumspreis<br />

und den Preis der Jury. Der größte<br />

Erfolg aber war, dass das Akkuschrauberrennen<br />

ein perfekt inszeniertes<br />

Event gewesen ist, bei dem sich alle<br />

Teams aufgehoben gefühlt haben und<br />

die Stimmung sowohl beim Publikum<br />

als auch bei den Teilnehmern durchweg<br />

gut war.<br />

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?<br />

Die Idee ist bei meinem Kollegen Prof.<br />

Andreas Schulz zu Hause entstanden,<br />

der mit seinem Sohn Breki ein Gokart<br />

antreiben wollte. Da lag ein Akkuschrauber<br />

nahe – er ist ja in jedem<br />

Haushalt zu finden. Breki ist mittlerweile<br />

volljährig und fährt Motorrad.<br />

Und wir haben an der HAWK Hildesheim<br />

nun schon sieben Akkuschrauberrennen<br />

ausgerichtet.<br />

Welche Gemeinsamkeiten haben die<br />

Rennfahrzeuge im Hinblick auf Material<br />

und ihre Bauweise?<br />

Beim Akkuschrauberrennen 2011 ging<br />

es nicht nur um Geschwindigkeit, sondern<br />

auch um Leichtbau. Deshalb war halbes PS – und einem Motor, der fast<br />

kuschrauber mit 18 V hat ungefähr ein<br />

Material natürlich ein großes Thema. so klein wie eine Streichholzschachtel<br />

Was übrigens im Moment sehr oft im ist, eine akzeptable Geschwindigkeit<br />

Design der Fall ist. Die Materialien unterschieden<br />

sich natürlich trotzdem Akkuschrauberfahrzeuge sind leicht<br />

von gut 30 km/h erreichen. Denn die<br />

von Team zu Team: Bambus, Holz, Karbonfaser,<br />

ABS-Kunststoff. Sehr wichtig schnack. Und das ist etwas, was man<br />

und verzichten auf jeglichen Schnick-<br />

ist auch der Schwerpunkt des Fahrers in der Elektromobilität so noch sehr<br />

– es gab hier sowohl sitzende wie hockende<br />

Positionen.<br />

der Leichtbau besonders, wenn sich<br />

wenig sehen kann. Interessant wird<br />

Was sind die Schwierigkeiten, die man die Ladezeiten der Akkus in Richtung<br />

bei der Konstruktion eines Fahrzeugs Sekunden verkürzen. Das dürfte nur<br />

mit Akkuschraubermotor bewältigen noch eine Frage der Zeit sein.<br />

muss?<br />

Eines Ihrer Fahrzeuge wurde von einem<br />

Die Lithium-Ionen Akkuschrauber von 3D-Drucker erstellt. Erklären Sie, wie<br />

Bosch haben die Besonderheit, dass sie das funktioniert?<br />

sich abschalten, wenn sie zu stark belastet<br />

werden. Das schützt die Akkus Stück in einem Bauraum von ungefähr<br />

Das Fahrzeug wurde komplett in einem<br />

und verlängert die Lebensdauer der Geräte,<br />

aber für uns ist das natürlich eine Kenntnisstand nach ist es sogar das<br />

900 x 600 x 900 cm gedruckt. Unserem<br />

besondere Herausforderung. Die zweite erste Fahrzeug weltweit, das in diesem<br />

Herausforderung ist die schmale Rennbahn<br />

– hier ist Präzision gefragt. Darü-<br />

wird zurzeit üblicherweise für den Bau<br />

Verfahren hergestellt wurde. 3D-Druck<br />

ber hinaus müssen die Akkuschrauber von Prototypen eingesetzt – nicht aber<br />

beim Start und einmal während des für gebrauchsfertige Produkte. Mit unserem<br />

Fahrzeug wollen wir Stellung<br />

Rennens gewechselt werden.<br />

Welcher Ansatz steckt hinter einem beziehen. Denn Produkte aus dem<br />

mit einem Akkuschrauber betriebenen 3D-Drucker sind in Größe und Form<br />

Fahrzeug, der, auch über den Spaß hinaus,<br />

interessant für die Zukunft des Herstellung keine Werkzeuge, sondern<br />

individualisierbar. Man benötigt zur<br />

Automobilbaus, -designs sein könnte? nur einen Datensatz, der bei unserem<br />

Natürlich ist ein Akkuschrauber kein Fahrzeug gerade einmal 40 Megabyte<br />

Antrieb, der alltagstauglich ist, aber er groß ist. In Zukunft können also Daten<br />

zeigt trotzdem etwas: Man kann mit die Handelsware für Produkte werden.<br />

einer sehr geringen PS-Zahl – ein Ak- Das hätte massive Auswirkungen für<br />

den Vertrieb. Denn während alles, was<br />

digital werden konnte, digitalisiert<br />

wurde, wird sich nun das Digitale wieder<br />

materialisieren. •<br />

Barbara Kotte ist Professorin an der HAWK<br />

– Hochschule für angewandte Wissenschaft<br />

und Kunst in Hildesheim und hat in Berlin<br />

ein Designbüro. Zusammen mit Prof.<br />

Andreas Schulz richtete sie 2011 das siebte<br />

Akkuschrauberrennen aus.<br />

48 drehmoment<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

49


ART<br />

Fetisch<br />

Countach<br />

Text: Hendrik Lakeberg<br />

Der Kunstler Miguel Palma legt in<br />

einer Ausstellung offen, warum<br />

ein Lamborghini Countach seinen<br />

Besitzer nicht unbedingt zu einem<br />

besseren Menschen macht<br />

Em torno<br />

da ideia #3, 2011<br />

Mixed media auf Papier<br />

127 x 180 cm<br />

50 drehmoment<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

51


ART<br />

Kit Lamborghini<br />

Countach, 2011<br />

Fiberglas, Reproduktion<br />

einer Lamborghini-<br />

Countach-Karosserie<br />

52 drehmoment<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

53


ART<br />

Em torno<br />

da ideia #1, 2011<br />

Mixed media auf Papier<br />

127 x 180 cm<br />

Alle Bilder Courtesy<br />

Miguel Palma &<br />

Galerie Baginski, 2011<br />

Zum Lamborghini Countach in der<br />

Kunst könnte man mittlerweile ein<br />

ganzes Buch herausgeben. Nach den<br />

Designstudien des Schweizers Martin<br />

Meier (wir berichteten in Intersection<br />

No. 2), hat sich nun der<br />

Künstler Miguel Palma dem König<br />

der Supersportwagen angenommen.<br />

Martin Meier ging es um eine Hommage<br />

an das kantige Design des<br />

Traumgefährts seiner Jugend.<br />

Miguel Palma hingegen holt weiter<br />

aus: In einer Skulptur, die lediglich die<br />

unlackierte, nackte Fiberglas-Karosserie<br />

des Wagens zeigt, Zeichnungen<br />

und an die Galeriewand montierte<br />

Sportsitze des Countach, setzt sich<br />

Palma allgemein mit dem Fetisch<br />

Sportwagen auseinander. Seine Ausstellung<br />

in der Lissabonner Galerie<br />

Baginski nennt er „Wishful + Thinking“.<br />

Palma arbeitet wie ein Chirurg.<br />

stärker, mächtiger und begehrenswerter,<br />

wenn wir es besitzen oder nur von<br />

ihm träumen.<br />

In seinen Zeichnungen kombiniert der<br />

portugiesische Künstler eine manchmal<br />

fast kindlich ausgemalte<br />

Countach-Form mit Pin-up-Mädchen<br />

aus Pornomagazinen. Durch das Collagenartige<br />

der Bilder löst Palma den<br />

Fetisch Countach in seine einzelnen<br />

Bestandteile auf.<br />

Das gleiche Ziel verfolgt er, wenn er<br />

die Karosserie in einem unfertigen<br />

Zustand belässt. Geht man von dem<br />

Ausstellungstitel „Wishful + Thinking“<br />

aus, dann trennt Palma, was einem<br />

viel zu häufig zusammen über die<br />

Lippen geht: das Wünschen und das<br />

Denken.<br />

Palma fordert mit seinen Arbeiten<br />

dazu auf, den Traum von schnellen<br />

Sportwagen zu hinterfragen. Denn<br />

dass ein Lamborghini seinen Besitzer<br />

Ein Auto ist nichts als Blech – Erst<br />

durch unsere Projektionen<br />

entsteht eine Sportwagenikone<br />

Er seziert unser Verlangen nach<br />

schnellen Autos und legt unsere<br />

Sehnsüchte offen, die wir auf den<br />

Gegenstand Auto projizieren.<br />

Seine These: Ein Auto ist erst mal<br />

nichts als Blech. Erst durch unsere<br />

Projektionen entsteht eine Sportwagenikone<br />

wie zum Beispiel der Lamborghini<br />

Countach. Der Supersportwagen<br />

wird zum Fetisch, weil wir ihm<br />

übernatürliche Kräfte zugestehen:<br />

Wir glauben, das Auto macht uns<br />

zu einem besseren Menschen machen<br />

würde, ist unterm Strich natürlich nur<br />

eine Illusion.<br />

Im Prinzip tröstet Palma also diejenigen,<br />

die gerne einen Lamborghini<br />

hätten, sich aber keinen leisten können.<br />

Vielleicht möchte er auch sagen:<br />

Wünschen sollte man sich so viel wie<br />

möglich, denken ist dabei aber hin<br />

und wieder auch ganz gut. Vor allem<br />

wenn man die Finanzierung seines<br />

neuen Supersportwagens plant. •<br />

54 drehmoment<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

55


ART<br />

horror<br />

PANNE<br />

Text: Étienne Carbonnier & Lisa Leinen Foto: Scott Groller<br />

UNTER DER HAUBE VON JOHN BOCKS<br />

LINCOLN CONVERTIBLE<br />

John Bock,<br />

Palms (2007)<br />

Courtesy<br />

Klosterfelde Museum,<br />

Berlin, und<br />

Anton Kern, New York<br />

Für alle Kunstfreunde ist dies ein John Bocks Installation vereint Videokunst<br />

mit skulpturalen Elementen<br />

großes Jahr: Die Biennale in Venedig,<br />

die wunderbare Ausstellung<br />

und Performancekunst. Bock nennt<br />

„Car Culture“ im ZKM Karlsruhe, Art sich selbst einen Astronaut des Alltags,<br />

immer auf der Suche nach dem<br />

Basel und Art Basel Miami Beach und<br />

im September die ABC Berlin. Abgrund in der Normalität. Dinge,<br />

die wir jeden Tag sehen und benutzen,<br />

Bilbao liegt rein geografisch eigentlich werden in Bocks Händen zu irritierenden,<br />

abstrakten Installationen.<br />

in der Peripherie der Szene, aber seit<br />

Frank O. Gehry dort das Guggenheim Deshalb macht der Berliner Künstler<br />

Museum errichtet hat, zieht die spanische<br />

Stadt auch Kunst-Connaisseure seiner Kunst. In „Palms“ zeigt er rote<br />

immer wieder Autos zum Thema<br />

magnetisch an. Nicht verpassen sollte Tentakel, die bedrohlich aus einem<br />

man „The Lumious Intervall“. Die Ausstellung,<br />

die noch bis zum 11. Septem-<br />

als würden sie alles an sich reißen<br />

alten Lincoln Mark klettern,<br />

ber 2011 in Bilbao zu sehen sein wird, wollen, was ihnen in die Quere<br />

zeigt insgesamt 30 Werke internationaler<br />

Künstler aus der Sammlung des ersten Blick wie das Requisit eines<br />

kommt. Die Installation wirkt auf den<br />

griechischen Kunstliebhabers Dimitris trashigen Horror-Films.<br />

Daskalopoulos, der in den letzten Gleichzeitig thematisiert Bock das Unbehagen,<br />

das uns im Alltag beschlei-<br />

Jahren eine der größten Kunstsammlungen<br />

weltweit aufgebaut hat. chen kann.<br />

Damit muss nicht unbedingt eine große<br />

metaphysische Sinnkrise gemeint<br />

Der Ausstellungstitel, der übersetzt<br />

so viel wie „Leuchtendes Intervall“ sein. Vielleicht spielen Bocks gierige<br />

bedeutet, bezieht sich auf einen Text Tentakel auch auf den Horror an, morgens<br />

früh die qualmende Motorhaube<br />

des griechischen Schriftstellers Nikos<br />

Kazantzakis (1883-1957).<br />

eines liegengebliebenen Fahrzeugs zu<br />

Er sah das Leben als ein leuchtendes öffnen, wenn man ohnehin schon viel<br />

Kraftfeld, in dem Niedergang und zu spät dran ist. Vielleicht erinnern<br />

Verfall die Bedingungen für Kreation wir uns von jetzt an bei der nächsten<br />

Panne an John Bocks Lincoln<br />

und Wiedergeburt sind.<br />

und denken anschließend an Nikos<br />

Eine Besonderheit der D.-Daskalopoulos-Sammlung<br />

ist die Größe einiger ist ein leuchtendes Kraftfeld, in dem<br />

Kazantzakis Gedanken zum Leben: Es<br />

Installationen, die zum Teil ganze Niedergang und Verfall die Bedingungen<br />

für Kreation und Wiedergeburt<br />

Galerien einnehmen. Dazu gehört<br />

auch die Arbeit „Palms“ von John Bock, sind. Wie wahr.<br />

eine atmosphärische und abgründige Was macht es da schon, ob man zu<br />

Multimedia-Landschaft.<br />

spät kommt. C‘est la vie. •<br />

56 drehmoment<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

57


ART<br />

Age of Speed<br />

Text: Hendrik Lakeberg<br />

Autos sind Kunstwerke – warum Picasso<br />

sie so liebte und wie Ralph Laurens<br />

Autosammlung in paris die wichtigste Erfindung<br />

des letzten Jahrhunderts zelebriert<br />

Ferrari 250 GTO<br />

1962<br />

58 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 59


ART<br />

MacLaren LM<br />

1996<br />

Ralph Lauren gehören einige der teuersten und schönsten<br />

Autos der Welt. Im Pariser Musée des Arts Décoratifs<br />

läuft eine sensationelle Ausstellung mit den kostbarsten<br />

Stücken seiner Sammlung. Kurator Rodolphe Rapetti,<br />

erklärt, warum Autos Kunstwerke sind.<br />

Herr Rapetti, normalerweise arbeiten Sie als Kurator im Kunstbereich, gerade<br />

haben Sie mit Ralph Lauren in Paris ein Auto-Ausstellung kuratiert.<br />

In wie fern sind Autos Kunstwerke?<br />

Wenn man sich die Geschichte des Automobils anschaut, dann haben Autos<br />

immer die generelle Entwicklung des Designs widergespiegelt und geprägt.<br />

Das Auto ist nicht zu trennen von allen anderen Gegenständen, in denen<br />

die Menschheit Schönheit und Nützlichkeit miteinander verbunden hat. Am<br />

Anfang sahen Autos noch wie Pferdekutschen aus, nach und nach wurden sie<br />

eigenständiger, autonom, eine Evolution des Stils hat stattgefunden.<br />

Sie sind mit höchstem handwerklichen Können hergestellt. Ich würde sie in<br />

einem grundsätzlichen Sinn als Kunst bezeichnen.<br />

Sie machen also keinen Unterschied zwischen einem Auto<br />

und zum Beispiel einem Gemälde?<br />

Natürlich gibt es da einen Unterschied! Der Zweck eines Autos und der eines<br />

Gemäldes sind offensichtlich verschieden. Doch wenn es aber um die Idee<br />

von Schönheit geht, dann würde ich ganz persönlich sagen, dass es da keinen<br />

Unterschied gibt. Natürlich sind das nicht die gleichen Emotionen, aber ich<br />

bin von einem schönen Auto ähnlich tief bewegt wie von einem Gemälde. Für<br />

mich sind die zwei wichtigsten Erfindungen des 20. Jahrhunderts das Auto und<br />

das Kino. Und man kann über beides sagen, dass es Kunst ist, gleichzeitig aber<br />

auch ein Industrieprodukt.<br />

Wie hat das Auto das 20. Jahrhundert geprägt?<br />

Mit dem Auto konnte sich plötzlich nahezu jeder individuell und vor allem<br />

schnell fortbewegen. Das gab es vorher nicht. Autos sind sehr schnell zum<br />

Teil des Alltags geworden. Man muss sich nur die Bedeutung des Autos für die<br />

Literatur und das Kino anschauen. In dem Film „Les Vampires“, ein Gangsterfilm<br />

von Louis Feuillade, der in Paris spielt, gibt es eine der ersten Autoverfolgungsjagden<br />

des Kinos. Das war schon 1915! Und es ist verblüffend, wie sehr Künstler<br />

wie Picasso Autos mochten. Ein Auto ist ein Sinnbild des 20. Jahrhunderts, es ist<br />

Kunst im Sinne seines Designs, aber gleichzeitig Kunst in Bewegung. Man kann<br />

über das 20. Jahrhundert nicht reden, ohne über das Auto zu sprechen, denn es<br />

ist das Jahrhundert der Geschwindigkeit. Die wichtigste Idee, die alle Autos von<br />

Ralph Laurens Sammlung miteinander verbindet, ist die der Geschwindigkeit.<br />

Alle seine Autos sind schnell oder waren sehr schnell in ihrer Zeit.<br />

Warum waren Künstler von Autos fasziniert?<br />

Es ging vielen Künstlern immer schon darum, in Schönheit zu leben, in allen<br />

Lebensbereichen. Und natürlich ist das Auto von Anbeginn ein Symbol für<br />

Erfolg und Macht gewesen. Außerdem ist ein Auto ein Mittel des Ausdrucks.<br />

Der berühmte Rennfahrer Stirling Moss hat mal geschrieben, dass es für ihn<br />

keinen Unterschied zwischen einem Rennfahrer und einem Maler gibt. Ein<br />

Maler drückt sich mit Farbe und Pinsel aus, ein Rennfahrer zeichnet mit dem<br />

Auto. Wenn man sich ein Autorennen anschaut und geübt darin ist, dann<br />

erkennt man die besten Fahrer daran, dass sie immer an der gleichen Stelle in<br />

die gleiche Kurve gehen. Das macht große Rennfahrer wie Stirling Moss, Juan<br />

Manuel Fangio oder Louis Chiron einzigartig: Sie hatten Freude daran, sich<br />

durch das Fahren auszudrücken. Sie waren Genies. Sie erzeugten mit ihren<br />

Autos ephemere Kunstwerke.<br />

In wie fern kann man anhand Ihrer Ausstellung die Evolution des Automobildesigns<br />

nachvollziehen?<br />

Es brauchte 20 Jahre, bis man erkannt hatte, dass man das Rad nicht getrennt<br />

von der Karosserie bauen muss. Ist das Rad in die Karosserie integriert, dann<br />

wird das Fahrzeug viel effizienter, was die Aerodynamik angeht und das<br />

Design ändert sich natürlich sehr stark. Vom Bentley Blower bis zum Ferrari<br />

Testarossa dauerte es ein viertel Jahrhundert. Man sieht an Autos den Stil<br />

Blower Bentley<br />

1929<br />

Bugatti Type 59 Grand Prix<br />

1933<br />

60 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 61


ART<br />

Jaguar XKD<br />

1955<br />

Ferrari 250 GTO<br />

1962<br />

Ferrari 250 TestaRossa<br />

1958<br />

Ferrari 250LM<br />

1964<br />

62 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 63


ART<br />

einer Epoche, man bekommt eine Idee vom Design der Zeit, in der sie auf den<br />

Straßen fuhren. In der Ausstellung stehen zwei Fahrzeuge, die wir nebeneinander<br />

zeigen: Jaguar XKD und Porsche 550 Spyder, beide von 1955. Sie sehen<br />

sich sehr ähnlich. Doch sie sind komplett verschieden gebaut. Der XKD hat<br />

den Motor vorne, es ist ein 6-Zylinder, wassergekühlt. Der Motor im Porsche<br />

sitzt hinten über den Hinterrädern und ist luftgekühlt. Sie kommen nicht aus<br />

demselben Land und haben nicht die gleiche Farbe. Aber beide sollten die Luft<br />

so effizient wie möglich durchstoßen. Da kommt man zu bestimmten Zeiten<br />

auch zu Lösungen, die sich ähneln.<br />

Können Sie mehr zu seiner Geschichte erzählen?<br />

Es wurden nur vier gebaut und eines der Autos ist bei einem Crash mit einem<br />

Zug komplett zerstört worden. Ralph Laurens Atlantic ist absolut authentisch.<br />

Die einzige Änderung, die er vornahm, war die Farbe. Der Wagen war zunächst<br />

blau, Lauren ließ ihn schwarz lackieren. Der Atlantic wurde von Jean Bugatti<br />

gebaut. Er starb, kurz nachdem er ihn fertig gestellt hatte. Wahrscheinlich war<br />

das auch ein Grund, warum nur vier gebaut wurden. Aber der Bugatti Atlantic<br />

war schon damals ein sehr teures, besonderes Auto, eine große Stückzahl war<br />

nie geplant.<br />

Ferrari 250 GTO<br />

1962<br />

Sie zeigen mit dem McLaren F1 nur ein Auto, das in den Neunzigern gebaut<br />

wurde. Das letzte davor ist ein Ferrari 250 LM von 1964. Warum diese Lücke?<br />

Warum nicht mehr neue Autos?<br />

Wir konnten aus Platzgründen nicht mehr als 17 präsentieren. Die Ausstellung<br />

findet in einem Museum statt, das nicht nur von Autospezialisten besucht<br />

wird. Ich will der Öffentlichkeit trotzdem möglichst spektakulär vermitteln,<br />

wie sich das Autodesign verändert hat. Und die beeindruckendsten Entwicklungen<br />

sind bis zu den Sechzigern geschehen. Ralph Lauren selber wollte ein<br />

neueres Auto in der Ausstellung haben, um klar zu stellen, dass er nicht nur<br />

alte Autos sammelt, sondern auch aktuelle Supersportwagen. Ich habe mich<br />

für den McLaren entschieden, weil ihn viel mit dem Ferrari 250 LM von 1964<br />

verbindet. Die Größe, das Design, dass der Motor direkt hinter dem Fahrer<br />

liegt: die Konstruktion der Autos sind erstaunlich ähnlich.<br />

War Ralph Lauren persönlich in die Ausstellung involviert? Hat er Ihnen<br />

Vorgaben gemacht?<br />

Ich war sehr frei in meiner Auswahl. Über die haben wir im Anschluss diskutiert.<br />

Er ist ein großer Auto-Connaisseur und ihm gefielen meine Ideen. Sehr<br />

wichtig war ihm allerdings der Bugatti Atlantic Type 57 SC, der für ihn das<br />

Symbol seiner Sammlung ist. Er schlug vor, dass die Besucher das Auto als Erstes<br />

sehen, wenn sie die Ausstellung betreten. Das war absolut richtig, weil der<br />

Bugatti Atlantic ein so ungewöhnliches und eigenständiges Fahrzeug ist.<br />

Einige der Wagen, die gezeigt werden, sind die teuersten Autos der Welt.<br />

Was macht ihren Wert aus?<br />

Das ist so ähnlich wie mit der Kunst. Die teuersten sind immer die begehrtesten<br />

Arbeiten. Aber das erklärt natürlich nichts. Ich denke, es ist eine Mischung<br />

aus vielen Faktoren: ihre Schönheit, die Technik, ihre Originalität. Alle Autos,<br />

die wir zeigen, sind in gewisser Weise experimentelle Fahrzeuge. Sie haben die<br />

Zukunft geprägt. Und natürlich sind einige sehr selten. Das allein macht sie<br />

begehrenswert.<br />

Lauren selber fährt immer mal wieder mit seinen Autos, auch mit den ganz<br />

wertvollen. Wenn Sie in seiner Garage eines für eine Spritztour aussuchen<br />

könnten, welches wäre das?<br />

Der Bugatti 59. Weil es ein sehr wichtiges Auto ist. Es war im Gegensatz zum<br />

Bugatti 35 nicht das erfolgreichste, was seine Renngeschichte anbelangt.<br />

Aber der 59 steht für einen Wendepunkt des Autodesigns. Er ist noch geprägt<br />

von der Karosserie der 30er, die Räder sind außerhalb angebracht, und man<br />

sieht eine Menge Technik über der Karosserie. Aber er zeigt schon Ansätze<br />

von Aerodynamik. Und ich liebe die Felgen, die mich an die Saiten eines<br />

Konzertpianos erinnern. Wir haben übrigens auch die Sounds der Autos aufgenommen.<br />

Es gibt einen Raum, in dem man sich Motorgeräusche von allen<br />

ausgestellten Fahrzeugen anhören kann. Sogar der Klang der Autos ist schön.<br />

Er ist wie Musik. Eine Sinfonie der Maschinen. •<br />

64 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

65


sports<br />

freund<br />

fotos bertrand bozon styling mickael louveT<br />

ROLEX<br />

Submariner Date<br />

66 67


LOUIS VUITTON<br />

Tambour in Schwarz<br />

Automatik-<br />

Chronograph<br />

LV 277<br />

PERRELET<br />

Skelett-Chronograph<br />

mit zweiter Zeitzone<br />

68 69


JAEGER-LECOULTRE<br />

Master Compressor<br />

Extreme World<br />

Chronograph<br />

Von oben nach unten:<br />

CARTIER<br />

Calibre<br />

YEMA<br />

Chronographe Rally<br />

LONGINES<br />

Grande Vitesse<br />

70 71


Top ALESSIACREA<br />

Hose COSTUME NATIONAL<br />

Gürtel ALESSIACREA<br />

Brille LINDA FARROW LUXE<br />

romeo<br />

julia<br />

fotos Roberto Covi styling Ilaria Chionna haare / mAKE UP Karin Borromeo auto alfa romeo 4c<br />

72 73


Bluse MILA SCHON<br />

Rock YVES SAINT LAURENT Vintage<br />

Top MOSCHINO<br />

Mantel ANGLOMANIA BY VIVIENNE WESTWOOD<br />

Rock ELIO FERRARO Vintage<br />

74 75


Brille Agent Provocateur<br />

Kleid JIL By SANDER Malene Birger<br />

Schuhe JIL Hermès SANDER<br />

76 77


Kleid COSTUME NATIONAL<br />

Jacke THIERRY MUGLER Vintage by ELIO FERRARO<br />

Schuhe CHARLOTTE OLYMPIA<br />

Top ALESSIACREA<br />

Hose COSTUME NATIONAL<br />

Brille LINDA FARROW LUXE<br />

78 79


wald<br />

meister<br />

fotos ACHIM HATZIUS styling FRANK LEDER Haare / MAKE UP TRICIA LE HANNE<br />

model julia, m4 model management auto Mercedes g-klasse Interview lisa leinen<br />

80 <strong>INTERSECTION</strong> nr. 04 2010<br />

81


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84 85


86<br />

87


Statussymbol oder Nutzfahrzeug?<br />

Der Designer Frank Leder über seine<br />

Faszination für den unerschütterlichen<br />

Mercedes-Geländewagen.<br />

Der Besitzer einer Mercedes-Benz G-Klasse<br />

wird von den einen beneidet und von anderen<br />

belächelt. Der Designer Frank Leder ist seit<br />

einem Jahr einer dieser Besitzer, sieht sein Auto aber - so<br />

sagt er selbst - nicht als Statussymbol, sondern als Teil<br />

von sich und als absolutes Nutzfahrzeug. Tagsüber parkt<br />

er den Geländewagen vor seinem Atelier in Charlottenburg,<br />

nachmittags fährt er dann mit seinem Jagdhund in<br />

den Wald und abends stellt er es in seine Garage in Berlin-<br />

Mitte. „Dieses Auto ist unglaublich wandel- und überall<br />

einsetzbar, wie ein fahrendes Chamäleon“, lacht der vor<br />

allem in Japan sehr erfolgreiche Designer.<br />

Die G-Klasse wurde in den 70ern als Militärfahrzeug für<br />

den Schah von Persien gebaut. Aufgrund der immensen<br />

Kosten kaufte er sie dann aber doch nicht. Der Ikone unter<br />

den deutschen Geländewagen hat das allerdings nicht<br />

geschadet. Anfangs das robuste Nutzfahrzeug der Förster<br />

so ein Auto fahren, ohne schief angesehen zu werden?<br />

Mittlerweile bin ich überzeugt: Natürlich darf man das.<br />

Diese Stadt hat Stil, ist trotzdem rau. So wie die G-Klasse.“<br />

Viele wissen nichts von dem Kultstatus der G-Klasse,<br />

kennen weder Wert noch Geschichte. Leder empfindet es<br />

als sehr angenehm, dass man den Status des Wagens eben<br />

nicht sofort sieht und urteilt – wie bei einem Porsche zum<br />

Beispiel. Mercedes-Benz hat seit über 30 Jahren fast nichts<br />

am Design verändert, nur an der Innenausstattung, die<br />

Leder sich für seine G-500 individuell und nach seinem<br />

Geschmack zusammenstellen ließ.<br />

Dabei wählte er viele Ausstattungsdetails aus der günstigeren<br />

Version, der G-350. Statt der Einstiegsleiste,<br />

die bei der G-500 aus Plastik ist und blau aufleuchtet,<br />

sobald die Tür geöffnet wird, entschied sich Leder für eine<br />

schlichte Edelstahlleiste mit einer klassischen Mercedes-<br />

Benz-Gravur.<br />

Er wartete über ein halbes Jahr auf seinen Wagen. „Wenn<br />

Kinder Autos malen, sieht es aus wie eine G-Klasse, vier<br />

Reifen und ein Kasten“, scherzt er und ist gleichzeitig<br />

Alle Outfits<br />

FRANK LEDER<br />

und des gutbetuchten Landadels, wird die G-Klasse heute<br />

vor allem in Amerika und Japan als Luxuskarosse gefahren.<br />

„Irgendwann ist einer dieser prolligen Rapper auf das<br />

Auto aufmerksam geworden, da hat die G-Klasse kurz an<br />

Glanz verloren“, erzählt Leder.<br />

Aber nach Tokio, da passe sie hin, irgendwie. „In Deutschland<br />

wird die G-Klasse immer noch von vielen Waldbesitzern<br />

und Jägern gefahren, aber in Japan wirkt das Auto<br />

sehr urban und passt in die Hochhaus-Szenerie“, erklärt<br />

der Designer. „Am Anfang dachte ich: Darf man in Berlin<br />

fasziniert davon. „Wenn ich ein Auto designen würde,<br />

würde es so aussehen wie die G-Klasse, ganz klar.“ Leder<br />

liebt, und das zeigt sich auch in seinen Kollektionen, die<br />

rustikale Einfachheit. Sowohl über seine Mode als auch<br />

über sein Auto sagt er: Die Materialien, die Details und<br />

die Geschichte machen etwas besonders. Dann überlegt<br />

er kurz und gibt zu, dass er gerne einen Oldtimer besitzen<br />

würde, dazu eine Garage zum Schrauben und das Knowhow,<br />

um an einem alten Auto herumzuschrauben.<br />

Er denkt noch mal nach und sagt: „Aber irgendwie fahre<br />

ich ja schon einen Oldtimer, nur eben neu gebaut.“<br />

Wenn Kinder<br />

" Autos malen,<br />

sehen sie aus<br />

wie eine<br />

G-Klasse, 4<br />

Reifen und<br />

ein Kasten"<br />

frank leder<br />

88<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

89


Stadt in den<br />

Wolken<br />

In Spruce Creek, Florida, sind Flugzeuge wichtiger als Autos. Die Einwohner<br />

der fly-in-Community besitzen so viele Flugzeuge wie die American Airline.<br />

Nicht jeder ist ein Pilot, aber alle teilen die Leidenschaft für das Fliegen<br />

Fotos spencer lowell Text simon steinhardt<br />

Sogar aus über 2.000 Metern Höhe sieht<br />

man, dass Spruce Creek mehr als eine<br />

gewöhnliche Gemeinde ist. Es gibt dort eine<br />

riesige A-förmige Einkerbung aus Teer, die<br />

von oben wie eine Narbe aussieht.<br />

Sie liegt inmitten des Zentrums. Ihr Hellgrau trennt sie<br />

vom angrenzenden Grün eines Golfplatzes. Beim Landeanflug<br />

kann man erkennen, dass dieses Teerstück mit<br />

Häusern besiedelt ist, manche von ihnen mit Garagen, die<br />

so groß sind wie die Häuser selbst. Vor vielen stehen kleine,<br />

kreuzartige Objekte in der Einfahrt. Wenn man auf der<br />

Erde angekommen ist, wird klar, dass diese Kreuze Flugzeuge<br />

sind. Sie dominieren die Stadt und die Umgebung<br />

von Spruce Creek.<br />

Spruce Creek, eine private „Fly-in“-Community in der<br />

Nähe von Daytona Beach, Florida, wo ca. 554 Flugzeuge<br />

und knapp 4.000 Ortsansässige leben. Damit besitzen die<br />

Einwohner von Spruce Creek so viele Flugzeuge, wie die<br />

gesamte Flotte der American Airlines umfasst. Von den<br />

1.400 Haushalten haben 400 eine eigene Flugzeughalle,<br />

in der kleine Ein- oder Zweisitzer-Maschinen stehen. In<br />

den Hallen nahe der Landebahn lagern einige größere<br />

Flugzeuge, darunter alte Militärmaschinen wie die 1.300 PS<br />

North American Trojan T-28, ein halbes Dutzend Cessnas,<br />

Eclipses und andere kleine Jets.<br />

Zusammen bilden die Piloten von Spruce Creek die wohl<br />

größte Zivilluftfahrtgesellschaft der Welt. Viele von ihnen<br />

sind Ruheständler. Ein Scherz, den man hier häufig hört,<br />

ist, dass Spruce Creek „Gottes kleiner Warteraum für Piloten“<br />

sei, meint Harry Hughes, pensionierter Pilot der Trans<br />

World Airlines, der hier jetzt Immobilien verkauft. Andere<br />

lieben es einfach, wegzufliegen, darunter auch noch<br />

aktive Piloten, die mit dem Flugzeug zwischen Atlantas<br />

Hartsfield-Jackson Airport und Spruce Creek hin- und her-<br />

90 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

91


pendeln. Die berühmteste Residenz der Flugzeugstadt gibt<br />

es leider nicht mehr. John Travolta, begeisterter Hobbypilot<br />

und Jet-Sammler, musste in eine andere Flugzeugstadt in<br />

der Nähe von Ocala ziehen, nachdem er sich eine Boeing<br />

707 gekauft hatte. „Seine Flugzeuge haben auf unserer Landebahn<br />

zu viel Platz eingenommen“, klagt Hughes.<br />

Spruce Creek war ursprünglich ein Abstellgelände des<br />

Samsula-Auxiliary-Flugplatzes, nichts weiter als ein paar<br />

Landebahnen, die während des zweiten Weltkrieges gebaut<br />

wurden und den Piloten zu Übungszwecken dienten. Nach<br />

dem Krieg gab die Navy das Gebiet an die Gemeinde Daytona<br />

Beach zurück. Aber ein größerer Flughafen lag näher<br />

an der Stadt. Das einstige Übungsgelände lag eine Zeit lang<br />

unbeachtet in der Sonne Floridas. In den 60ern flog McKinley<br />

„Mac“ Conway über das Land, um einen geeigneten Ort<br />

für seine „Fly-in“-Stadt zu suchen, und entdeckte Spruce<br />

Creek. Er trug seine Pläne der Daytona-Beach-Stadtverwaltung<br />

vor, aber die hatte keinerlei Interesse, das Projekt<br />

zu unterstützen. Also wandte sich Conway an einige<br />

befreundete Piloten in Atlanta und bat sie um finanzielle<br />

Unterstützung. In den 70ern wurde der Plan schließlich<br />

genehmigt und umgesetzt. 1979 ging den Investoren das<br />

Geld aus. Conway und seine Partner waren gezwungen zu<br />

verkaufen. Der neue Bauherr, Jay Thompson, reduzierte das<br />

ursprünglichen Bauvorhaben und plante auf dem Gelände<br />

eine private Countryclub-Community.<br />

» Wenn jemand eine groSSe<br />

Party schmeiSSt, inszenieren wir<br />

gerne mal eine kleine Show mit<br />

16 Flugzeugen «<br />

Hughes’ Geschäftpartner Lenny Ohlsson, ein pensionierter<br />

Polizist aus Long Island, besuchte Spruce Creek zum<br />

ersten Mal Mitte der 70er und zog sofort in Erwägung, ein<br />

Stück Land für 4.800 Dollar zu kaufen. „Meine Frau wollte<br />

das ursprünglich nicht.“ Doch Ohlsson überredete Pat, die<br />

auch Pilotin und Mitglied bei den Ninety-Nines ist, einem<br />

Verband weiblicher Piloten. Als sie 1987 hierherzogen,<br />

standen nur ein paar hundert Häuser in dem Waldgebiet.<br />

Das Gemeinschaftsgefühl aber war von Anfang an da.<br />

Und es blieb auch, als Spruce Creek größer wurde. Jeden<br />

Tag sieht man die Ortsansässigen mit ihrem Golfwagen<br />

auf der Rollbahn fahren, denn Autos sind verboten. Sie<br />

besuchen Freunde, um sich über die neuesten Bastelarbeiten<br />

an ihren Flugzeugen auszutauschen oder um sich zum<br />

92 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

93


94 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 95


gemeinsamen Fliegen zu verabreden. Samstagmorgens<br />

trifft man sich an einem Baum nahe der Landebahn, der<br />

nur „The Tree“ genannt wird, um von dort gemeinsam zum<br />

Mittagessen auf benachbarte Flughäfen zu fliegen.<br />

„Wenn ein Veteran oder ein Flugzeugliebhaber stirbt, werden<br />

wir oft angerufen und gefragt, ob wir eine Formation<br />

bilden und über die Beerdigung fliegen können“, erklärt<br />

Hughes. „Aber wir machen solche Sachen auch gerne aus<br />

Spaß und unter anderen Voraussetzungen. Wenn jemand<br />

eine große Party schmeißt, inszenieren wir gerne mal eine<br />

kleine Show mit 16 Flugzeugen“, sagt Ohlsson. Nicht jeder<br />

Bewohner von Spruce Creek ist Pilot, aber alle haben in<br />

irgendeiner Art mit dem Fliegen zu tun.<br />

»John Travolta musste in eine<br />

andere Flugzeugstadt in der Nähe<br />

von Ocala ziehen, nachdem er<br />

sich eine Boeing 707 gekauft hatte<br />

– Seine Flugzeuge haben zu viel<br />

Platz eingenommen «<br />

Ohlsson erzählt gerne eine Geschichte, die gut beschreibt,<br />

wie Spruce Creek funktioniert: „Vor einiger Zeit kam eine<br />

Frau hierher, sie war ungefähr 60 Jahre alt und wollte sich<br />

ein Haus kaufen. Ich habe sie gefragt: ‚Fliegen Sie gerne?‘,<br />

‚Oh, nein‘, sagte sie. Ich fragte: ,Fliegt Ihr Mann gerne?‘, und<br />

sie sagte: ‚Nein, er ist vor Kurzem verstorben.‘ Ich sagte ‚Sie<br />

müssen wissen, wir haben hier einen Flughafen und viele<br />

Flugzeuge, es ist also immer recht laut hier.‘ Sie entgegnete:<br />

‚Ich mag diesen Lärm‘, und ich antwortete: ‚Wollen Sie<br />

denn lernen wie man fliegt?‘ Sie sagte: ‚Nein, nein, ich bin<br />

zu alt dafür, ich will das nicht mehr lernen‘. Ich wandte ein:<br />

‚Wenn Sie nicht fliegen und es nicht lernen wollen, warum<br />

wollen Sie dann in eine Flugzeugstadt ziehen?‘ Sie antwortete:<br />

‚Sehen Sie, mein Mann kannte ein paar Piloten und<br />

das waren alle sehr nette, hilfsbereite Menschen. Ich will<br />

unter lauter Piloten sein.‘ Sie lebte für 22 Jahre hier.“<br />

96 WERKSTATT<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

97


P<br />

portrait<br />

<strong>Lapo</strong> <strong>Elkann</strong><br />

Leben auf der<br />

Überholspur<br />

<strong>Lapo</strong> <strong>Elkann</strong> ist als <strong>Fiat</strong>-<strong>Erbe</strong> einer der reichsten<br />

Männer Italiens. Damit konnte er nicht immer gut<br />

umgehen. Nach Drogenabstürzen, die Schlagzeilen<br />

machten, ist er mittlerweile drei Jahre clean.<br />

Vor Energie hat er immer schon gestrotzt. Egal ob<br />

er das Marketing des <strong>Fiat</strong>-Konzerns revolutionierte<br />

oder im Maserati durch Mailand rast<br />

Fotos Julian Broad Text Dan Ross Übersetzung benjamin seibEl<br />

In Italien kennt man <strong>Lapo</strong> unter seinem Vornamen.<br />

Vier Buchstaben, die sinnbildlich für die<br />

verführerischen Gefahren der Freiheit stehen: für<br />

den emotionalen Bankrott, der mit unbegrenztem<br />

Reichtum einhergehen kann; für das Dilemma,<br />

an der Spitze geboren zu sein und einen Weg vorgeschrieben<br />

zu bekommen; für die Schwierigkeit, nein zu sagen,<br />

wenn man alles haben und jeden besitzen kann.<br />

<strong>Lapo</strong> trägt den Nachnamen seines Vaters, <strong>Elkann</strong>, doch eigentlich<br />

müsste er nach seinem Großvater benannt sein:<br />

Agnelli. Kein anderer Familienname ist in Italien stärker<br />

mit dem unheiligen Duo Macht und Genuss verbunden.<br />

Ein Name wie eine goldene Säule der Gesellschaft.<br />

Vergleichbar mit Donald Trump, wenn er ein Kennedy<br />

gewesen wäre.<br />

F. Scott Fitzgerald hätte <strong>Lapo</strong> geliebt, seine charismatische<br />

wie verhängnisvolle Aura. Schriftsteller lieben Menschen<br />

wie <strong>Lapo</strong>, weil sie die Frage provoziert, ob sie je ein<br />

inneres Gleichgewicht erlangen können. Nach der Arbeit<br />

wären Scott und <strong>Lapo</strong> auf die gleichen Partys gegangen,<br />

hätten sich mit dem gleichen Champagner betrunken.<br />

<strong>Lapo</strong> arbeitet nun am zweiten Akt seiner Karriere. Seine<br />

Familie kontrolliert eine Dynastie: <strong>Fiat</strong>, Ferrari, eine Fußballmannschaft,<br />

eine Zeitung, Bankgeschäfte, Immobilien,<br />

seit einer Weile auch Chrysler. <strong>Lapo</strong>s Bruder John ist<br />

dort Vorstandsvorsitzender, er hat sich nach ganz oben<br />

gearbeitet, seit sein Großvater ihn zu seinem Nachfolger<br />

ernannt hat. <strong>Lapo</strong> arbeitet selbstständig. Seit drei Jahren<br />

ist er auf Entzug. „Ich bin clean, ich gehe zu den Meetings“,<br />

sagt er. Er sieht gut aus. Besser als die Jahre zuvor.<br />

Wir sind in London für ein Shooting, einen Teller Pasta<br />

und für eine Dosis automobilem Adrenalin. Der Kunsthändler<br />

Kenny Schachter hat uns in sein Haus in Fulham<br />

eingeladen, er ist süchtig nach Autos. Ein umgebauter<br />

Stall dient ihm als Lagerraum, hier stehen überschüssige<br />

Gemälde und eine Sammlung wechselnder Sportwagen.<br />

Zurzeit hauptsächlich Porsches.<br />

<strong>Lapo</strong> holt aus einer Tasche in seinem <strong>Fiat</strong> ein paar<br />

Klamotten, dann posiert er neben seinem Ferrari wie<br />

ein stattlicher Milliardär. Wir parken den Wagen quer<br />

auf dem Bürgersteig wie einen Smart, nur dass jetzt<br />

eine Fahrspur versperrt ist. Ein Taxi fährt heran. Eine<br />

alte Dame, die aussieht, als würde sie mit viel Geld ihre<br />

Schönheit konservieren, steigt aus und lächelt überrascht:<br />

„<strong>Lapo</strong>, bist du es?“ Ein paar Augenblicke später grüßt uns<br />

ein Mann aus einem vorbeifahrenden MINI. „Foxtons“,<br />

sagt <strong>Lapo</strong> und meint den Besitzer der gleichnamigen Immobilienfirma,<br />

„ich kenne ihn.“ Er scheint sich heimisch<br />

zu fühlen in London. Tatsächlich ist er gerade hergezogen.<br />

Ich wollte <strong>Lapo</strong> fotografieren, wie er falsch herum in<br />

eine Einbahnstraße fährt und verbotenerweise auf einer<br />

Busspur parkt. Lauter Dinge, die man nicht tun darf.<br />

Stattdessen imitieren wir Don Johnson, fälschen ein<br />

Paparazzi-Bild und dokumentieren seine Tattoos. Es sind<br />

Posen, die er spielend beherrscht.<br />

Ich kenne <strong>Lapo</strong> seit Jahren und habe ihn an unterschiedlichen<br />

Punkten seines Lebens kennengelernt. Als<br />

lässigen Playboy, der mit dem Boot zum Filmfestival in<br />

Venedig anreist, einen Moderedakteur im Schlepptau. Als<br />

schneidigen Geschäftsmann, der auf Automessen von<br />

98 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

99


Anzugträgern umringt ist. Als Nachtschwärmer, der bis<br />

in die frühen Morgenstunden durch Pariser Clubs zieht.<br />

Als Café-Philosophen, der über die Lektionen des Lebens<br />

schwadroniert.<br />

Es gibt wohl niemanden, der <strong>Lapo</strong> nicht mag. Jeder will<br />

ihn kennenlernen, weil er reich, berühmt, imposant<br />

(man könnte ihn für einen Boxer halten), adrett gekleidet,<br />

bestens vernetzt und großzügig – kurz: weil er ein<br />

Ereignis ist. Aber mögen muss man ihn, weil er unendlich<br />

charmant, ansteckend energisch, entwaffnend offen und<br />

einzigartig warmherzig ist. Er ist höflich, schüttelt Hände,<br />

klopft auf Schultern, hört zu und dankt jedem, dessen<br />

» ich verkaufe meine autos<br />

spätestens nach<br />

18 Monaten, sonst verliebe<br />

ich mich in sie «<br />

meine Ideen stehlen, das haben schon genug getan. Das<br />

Leben ist ein Kreislauf. Wenn du Schlechtes gibst, wirst du<br />

es zurückbekommen. Am Ende bist du mit dir allein. Du<br />

kannst alles Geld der Welt haben, einen großen Namen,<br />

aber du darfst nie aufhören zu wachsen.“<br />

<strong>Lapo</strong> hat in Europa und den USA studiert und gelebt. Er<br />

war Henry Kissingers Assistent, wanderte durch die Korridore<br />

der Macht, wurde geschult in der dunklen Kunst der<br />

Kompromisse. Als er anfing zu arbeiten, wählte er <strong>Fiat</strong>s<br />

Marketingabteilung, wo sein Interesse für Design und sein<br />

Sinn für Humor schnell das Image der Marke infiltrierten.<br />

Ein vielversprechender Start.<br />

Weg er kreuzt. So bewusst er sich der Tatsache ist, dass Auch Jahre später erinnert man sich an Autoshows, nicht<br />

seine Privilegien ein Geschenk sind, so wenig ist er arrogant<br />

oder herablassend. Er möchte gemocht werden, es ist Sweatshirts der <strong>Fiat</strong>-Models, auf denen die vier Buch-<br />

wegen der längst überholten Wagen, sondern wegen den<br />

ihm wichtig.<br />

staben prangten wie bei dem Cheerleader-Team einer<br />

„Ich fühle mich nicht besser als andere, aber vielleicht Footballmannschaft.<br />

gelassener“, sagt er. Ich weiß nicht, ob er das mit Blick auf Es war die italienische Nachkriegsfaszination für Amerika<br />

in einer Neuauflage für das 21. Jahrhundert: Die<br />

sein <strong>Erbe</strong> oder auf seine Person meint. Vermutlich beides.<br />

Er hat Grund zur Gelassenheit – sein Wohlstand bringt gut genährten Hunde der <strong>Elkann</strong>-Familie, die zu einem<br />

ihn in die Gesellschaft von Scheichs und Oligarchen, Austin-Powers-Disco-Set herumtollten, freundliche<br />

Internet-Geeks und Hedgefonds-Gründern. Eine Kommaus-dem-Gefängnis-frei-Karte,<br />

ein permanenter Eintrag Messe-Mausoleum. Ein zugleich ironischer und ernsthaf-<br />

Gesichter und ein Hauch von Leben kamen in das sterile<br />

auf jeder Gästeliste. Wie Bruce Wayne ohne ein Cape. ter Auftritt, der einen Nerv zu treffen und einen Wechsel<br />

Aber einen gelassenen Umgang mit dieser Gelassenheit einzuläuten schien.<br />

zu finden, ist eine andere Sache. Es bedeutet, zu akzeptieren,<br />

in welche Strukturen man geboren wurde, und den. Er steht für Vitalität, für ein intuitives Verständnis<br />

Stil sollte niemals als etwas Oberflächliches abgetan wer-<br />

wie sie sich zur Wirklichkeit verhalten. Es bedeutet, diese menschlichen Strebens. <strong>Fiat</strong> hatte damals Probleme, aber<br />

widersprüchlichen Dimensionen zu vereinen und die neben einem neuen Managementstil, wie ihn Sergio Marchionne<br />

etablieren sollte, benötigte man in erster Linie<br />

Leerstelle mit Sinn zu füllen.<br />

Das Familiengeschäft, das Drama des Stammbaumes, eine neue Identität. Der Massenmarkt wurde ungemütlich<br />

für Marken, die sich nicht in irgendeiner Weise als<br />

der große Erfolg und ebenso große Preis, die Verlorenheit,<br />

Verwirrung und Konflikte, die damit zusammenhängen, exzellent auszeichnen konnten. Die Autos von <strong>Fiat</strong> sahen<br />

sind an anderer Stelle dokumentiert worden. Die Exklusivgeschichten<br />

der Vanity Fair legen davon Zeugnis ab. stammen können. <strong>Lapo</strong>s Energie und Selbstvertrauen<br />

so brav und funktional aus, sie hätten aus Deutschland<br />

Spannende Geschichten, zweifellos. Aber wenn sie das verschmolzen bei <strong>Fiat</strong> mit seiner Liebe zu Italien, die er in<br />

eigene Leben beschreiben, liest man sie anders. „Ich vermisse<br />

meinen verstorbenen Onkel“, sagt <strong>Lapo</strong> leise. Sein Als er wenig später eine Überdosis überlebt und die Firma<br />

den Charakter einer Marke übersetzte. Ein Pop-Moment.<br />

Vater ist ihm „ein Freund“, aber das Verhältnis mit seiner in Richtung New York verlassen hatte, um die Wogen zu<br />

Mutter ist kompliziert seit einem Rechtsstreit über Gianni glätten, sah man <strong>Lapo</strong> oft bei La Esquina, einem trendigen<br />

Agnellis <strong>Erbe</strong>. Und wenn er auch die Anzüge trägt, die Taco-Imbiss in Nolita. Im Sommer stehen dort ein paar<br />

einst seinem Großvater auf den Leib geschneidert wurden,<br />

so wäre es doch ein fataler Irrtum, ihn mit diesem Welt vorbeilaufen sieht. Nebenan ist eine der besseren<br />

Tische auf dem Kenmare Square, von denen aus man die<br />

zu verwechseln. „Ich vermisse es, zu meiner Großmutter Modelagenturen der Stadt. Gegenüber eine Galerie für<br />

aufzuschauen. Aber es ist wichtig, eine eigene Identität konzeptuelle Architektur. Darunter ein Kellerclub, dessen<br />

zu entwickeln. Man kann eine Million Autos, Produkte, „Geheimeingang“ sich in der Küche befindet. Darüber ein<br />

Geschäfte, Unternehmen und Erfindungen machen, aber wellenförmiger Block mit Luxusapartments des Hoteliers<br />

wenn es dir nicht gut dabei geht, ist das alles Bullshit. André Balazs. Auf beiden Seiten ein stetiger Verkehrsfluss,<br />

Die große Kunst heutzutage ist es, sein Leben in Balance ein Meer aus gelben Taxen, Limos, Gelände- und importierten<br />

Sportwagen. Eine Kreuzung aus Kunst und Sünde,<br />

zu halten.“ Wenn <strong>Lapo</strong> Balance sagt, meint er Arbeit. Die<br />

Kanalisation seiner Energie, kurz: seine Produktivität. „Ich Motor und Boulevard, Straßenkultur und High Society.<br />

kenne meine Schwächen. Aber ich habe das Gefühl, eine An einem sonnigen Nachmittag lud mich <strong>Lapo</strong> dort bei<br />

Menge tun zu müssen. Ich habe in jeder Sekunde, jeder einem Glas San Pellegrino in sein nur einen Block entferntes<br />

Apartment ein, um einige Mitarbeiter seines Minute neue Ideen. Ich fürchte mich nicht vor Leuten, die<br />

neuen<br />

100 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 101


» Designs von 90 Cent bis zu<br />

20 Millionen Euro.<br />

Das bin ich. Ich fliege zweite Klasse<br />

oder privat. Ich fahre U-Bahn<br />

oder Ferrari. «<br />

Projekts zu treffen. Ein Designbüro, in dem die italienische<br />

Kreativität zelebriert wird. Die Leute wirkten seriös, auf einer Vogue-Party unterwegs. Allerdings war <strong>Lapo</strong><br />

Yorgo war also mit <strong>Lapo</strong> und ein paar anderen in Mailand<br />

Männer, die Kleider machen und sie anziehen wollten. Sie zugleich als Host auf eine GQ-Feier am anderen Ende der<br />

schienen erschöpft von harter Arbeit oder einer wilden Stadt eingeladen. Irgendwann beschloss er, es sei eine<br />

Nacht, vermutlich von beidem. Die Wohnung war eine gute Idee, dort mal aufzukreuzen, und so bewegte sich<br />

Art Rückzugsort. Ein Penthouse, umgeben von Terrassen, die Gruppe in Richtung seines mattschwarzen Maserati<br />

geschickt verborgen auf dem Dach eines alten Lofthauses, Granturismo. Yorgo war mit dem Rad da, <strong>Lapo</strong> zeigte ihm<br />

wo man den Lärm der Straßen nicht mehr wahrnahm. die Adresse auf der Karte und fuhr los. In diesem Moment<br />

„Man hört die Vögel zwitschern“, sagte <strong>Lapo</strong>. Im Wohnzimmer<br />

stand ein imposantes Himmelbett unter einer Kann passieren. Yorgo hält eine ganze Menge auf die be-<br />

fiel Yorgo die Karte herunter und landete in einer Pfütze.<br />

gigantischen italienischen Flagge. Eine Treppe führte hoch eindruckenden physikalischen Eigenschaften seines Fixies<br />

in den nächsten Raum. Auf die Stufen waren sorgfältig und hat schon mehr als einmal bewiesen, dass es in der<br />

die abgetrennten Köpfe verschiedener Star-Wars-Figuren Stadt kein schnelleres Fortbewegungsmittel gibt. Also<br />

geklebt – Boba Fett, Lando Calrissian, C-3PO und viele andere.<br />

Lieblingsspielzeuge jedes Kindes, das in den 1970ern Allerdings hatte er nicht mit den ebenso beeindrucken-<br />

beschloss er, einfach <strong>Lapo</strong>s Wagen hinterherzufahren.<br />

geboren wurde.<br />

den physikalischen Eigenschaften von <strong>Lapo</strong> am Steuer<br />

<strong>Lapo</strong> erzählte, er sei den Sommer über nicht da, ich solle eines seiner italienischen Wagen gerechnet. Rote Ampeln<br />

doch hier wohnen, ich würde ihm einen Gefallen tun. verblassten, der Verkehr teilte sich, Beschleunigungskräfte<br />

wurden entfesselt.<br />

Er erwähnte ein Mädchen aus Miami, das gelegentlich<br />

hier schlafen würde, aber wir könnten uns die Wohnung<br />

teilen. Ich hielt einen Moment inne, um nicht so Sichtweite, als endlich das mailändische Verkehrschaos<br />

Yorgo kämpfte um Anschluss, das Auto war kaum noch in<br />

heuchlerisch zu reagieren wie jemand, den man gerade die Überhand gewann und <strong>Lapo</strong> zum Anhalten zwang.<br />

zu einem teuren Essen eingeladen hat. Seine Großzügigkeit<br />

rührte mich und machte mir zugleich bewusst, gerade noch rechtzeitig, um sich in klassischer Pose an<br />

Kurz vor dem Ziel schoss Yorgo am Maserati vorbei,<br />

wie unbekümmert er war. Ich stellte mir seinen Sommer die Wand zu lehnen, so zu tun, als sei er nicht schweißgebadet<br />

und die magischen Worte zu sprechen: „Wieso habt<br />

vor – vielleicht an Bord der Familienyacht. Vielleicht<br />

auch auf einer Rundreise durch all die Villen, Anwesen, ihr so lange gebraucht?“<br />

Stadthäuser und Inseln auf der ganzen Welt. Dort, wo die Angeblich war <strong>Lapo</strong> nicht gerade glücklich über diese<br />

Reichsten der Reichen unter sich bleiben: Berühmtheiten,<br />

Adlige, Industrielle und andere Plutokraten. Bis zur man auch als Erster am Ziel sein. Aber die Ehrfurcht der<br />

Niederlage. Wenn man das schnellste Auto hat, möchte<br />

Fashion Week wäre R2-D2 allein mit einem Mädchen aus Partygäste besänftigte ihn und so nahm die Nacht doch<br />

Miami und wem auch immer <strong>Lapo</strong> noch seine Schlüssel noch ein versöhnliches Ende.<br />

lieh. Sein Blechschädel würde sich drehen und piepsende „Ich mag Yorgo sehr“, sagt <strong>Lapo</strong>, „deshalb mag ich auch<br />

Geräuschfetzen von sich geben, während sein Meister das Intersection.“ Den Ferrari aus dem Shooting haben wir<br />

Universum bereiste.<br />

inzwischen gegen einen <strong>Fiat</strong> 500 Abarth Performance Edition<br />

getauscht, olivgrün lackiert und mit einem Tuning,<br />

Den Geschichten über <strong>Lapo</strong> haftet immer etwas Mythisches<br />

an. Yorgo erzählt gelegentlich solche Geschichten. das meine wildesten Phantasien übertrifft. So fahren wir<br />

Yorgo ist der Typ, mit dem ich Intersection gegründet durch Fulham bis zu einer gelben Markierung, die einen<br />

habe. Er sieht aus wie Luke Wilson in The Royal Tenen-<br />

bequemen Parkplatz vor seinem Lieblingscafé reserviert.<br />

baums, nur ein wenig kleiner und griechisch oder französisch.<br />

Oder italienisch. Kommt drauf an, welche Seite<br />

seines Stammbaumes er gerade hervorheben möchte.<br />

Yorgo ist ein genialer Designer, der bei seinen tausenden<br />

Freunden und Bekannten dafür berüchtigt ist, jedes Jahr<br />

einen neuen Look zu erschaffen.<br />

Yorgo ist besessen von Fixie-Rädern. Vor sechs Jahren, als<br />

er mir erstmals davon erzählte, war ich verwirrt. Keine<br />

Bremsen? Nein. Du musst die ganze Zeit treten? Ja. Du<br />

kannst keine Berge runterbrausen? Nein. Verstehe ich<br />

nicht. Aber wir machten eine Titelgeschichte über sie und<br />

plötzlich schien jeder eines haben zu wollen.<br />

Es ist ein warmer Tag in London, also sitzen wir draußen<br />

auf der Terrasse. Kaffe wird serviert und der erste Teller<br />

Pasta durch einen zweiten ersetzt. <strong>Lapo</strong> dankt der Kellnerin<br />

auf französisch, um kurz darauf zu einem Mann zu<br />

eilen, der gerade dabei ist, eine Parkkralle an seinem Auto<br />

anzubringen. Geduldig beantwortet er anschließend die<br />

endlosen Fragen eines sonnengebräunten, etwa fünfzigjährigen<br />

Manns, der wissen möchte, wo er einen 500er in<br />

dieser Farbe für seine Tochter kaufen kann. „Gar nicht“,<br />

erwidert <strong>Lapo</strong>, „der ist eine Spezialanfertigung.“ „Autos<br />

sind meine erste Liebe, die ich niemals hintergehen werde“,<br />

sagt <strong>Lapo</strong>, während er irgendwie Verkehrspolizisten,<br />

Kellnerinnen und neugierige Passanten in Schach hält.<br />

102 WERKSTATT 103


„Ich möchte Autos, die persönlich sind, Unikate. Aber ich<br />

verkaufe sie nach einem Jahr, spätestens nach 18 Monaten“,<br />

fährt er fort, „sonst verliebe ich mich in sie.“ Sein<br />

Blackberry strahlt in einem Blau, das ich noch nie zuvor<br />

gesehen habe. „Das ist Bugatti-Blau.“ Neben seinen eigenen<br />

Firmen, Italian Independent und Italian Ideas, zählt<br />

<strong>Lapo</strong> die Unternehmen auf, mit denen er für Designs<br />

zusammengearbeitet hat: „Von Küchenutensilien über<br />

Sonnenbrillen bis zu Booten, Flugzeugen und Autos.“ Von<br />

Bic bis Gucci. „Designs von 90 Cent bis zu 20 Millionen<br />

Euro. Das bin ich. Ich fliege zweite Klasse oder privat. Ich<br />

fahre U-Bahn oder Ferrari.“<br />

sie fallen. Würde man sie über <strong>Lapo</strong> laufen lassen,<br />

würden die Worte „REAL“, „ENERGIE“ und „BALANCE“ in<br />

72-Punkt-Größe erscheinen.<br />

Wenn man diese Gleichung aufschlüsselt, steht Energie<br />

in <strong>Lapo</strong>s Augen für den Treibstoff, der einen entweder<br />

verbraucht oder antreibt. Ob mental, physisch, finanziell,<br />

kreativ oder sozial – <strong>Lapo</strong> hat Energie im Überfluss. Um<br />

sie nutzbar zu machen, braucht er Balance.<br />

Realität ist Sinn, Zweck und Bedeutung. Real sein heißt<br />

Echtheit, Aufrichtigkeit, Selbsterkenntnis. Ein echtes<br />

Individuum ist eines, das sein Wesen nicht versteckt,<br />

das die emotionale Blöße nicht scheut. „Echt sein ist das<br />

» Echt sein ist das wichtigste –<br />

echte Freunde, in einer echten<br />

Welt leben,<br />

auf Entzug sein und<br />

ehrlich damit umgehen «<br />

Verglichen mit der Qualität seiner Arbeit scheint er in Wichtigste – echte Freunde, in einer echten Welt leben,<br />

Designerkreisen eher unbekannt zu sein: „Ich scheiße auf Entzug sein und ehrlich damit umgehen.“<br />

auf den Verkauf meiner Persönlichkeit. Das Produkt Auf Entzug lernte <strong>Lapo</strong> einen Musiker kennen, der<br />

spricht für sich.“ Gerade hat er ein 100-Meter-Boot für ebenfalls süchtig wurde, als seine hyperaktive Kreativität<br />

ein Mitglied der saudischen Königsfamilie angefertigt, die außer Kontrolle geriet, weil die Freiheit des Erfolgs auf<br />

aber scheuen die Öffentlichkeit. <strong>Lapo</strong> versteht das nur zu sein privates Leben übergriff. „Er ist echt. Du kannst ihn<br />

gut. „Über mich wurde genug geredet, im Guten wie im mögen oder nicht, aber er ist ein echtes Individuum.“<br />

Schlechten.“<br />

Süchtige ohne das Talent oder die Mittel haben keine<br />

<strong>Lapo</strong> arbeitet mit Gucci an der Limited Edition des <strong>Fiat</strong> Möglichkeit, einfach ein neues Album aufzunehmen<br />

500, er berät Ferrari bezüglich der Innenausstattung, um oder ein neues Unternehmen zu gründen. Sie bekommen<br />

die Wagen besser an individuelle Wünsche der Kunden keine erstklassige Hilfe und niemand bietet ihnen nach<br />

anzupassen. Auf eine Art ist er ein individueller Testmarkt,<br />

ein Ein-Mann-Designlabor. „Ich gehöre keinem einmal ausgestiegen sind. Ihre Realität ist eine andere.<br />

der Rückkehr einen Platz am Kopf der Tafel an, wenn sie<br />

großen Unternehmen, hinter mir steht keine Bank. Ich Wer in einer Machtposition ist, kann sich bis zu einem bestimmten<br />

Punkt seine eigene Lebenserfahrung schaffen.<br />

möchte mit Menschen arbeiten, die die gleiche Energie<br />

und das gleiche Tempo haben“, sagt er über das kleine In der Realität zu leben bedeutet, diesen Punkt zu erkennen<br />

und ihn zu respektieren. Es bedeutet, für Privilegien<br />

Team, das mit ihm an der Lifestyle-Marke Italia Independent,<br />

der Kommunikationsagentur Italian Ideas und der dankbar zu sein und sie nicht mehr für sein persönliches<br />

Kapitalgesellschaft LA Holding arbeitet.<br />

Vergnügen, Eitelkeit und Selbstmitleid zu missbrauchen.<br />

Sein Stil ist mutig, aber nie übertrieben. „Ich hasse Provokation.“<br />

Als Botschafter des Mailänder Triennale Design Geschwindigkeit der Welt macht uns zu Egoisten. Die<br />

Ein altmodisches Wort dafür wäre Verantwortung. „Die<br />

Museum spricht er viel „mit Designern, jungen Designern, Katastrophe in Japan hat mir unsere eigene Schwäche<br />

alten Designern, italienischen Designern, internationalen vor Augen geführt. Sie brauchten unsere Hilfe nicht. Sie<br />

Designern. Ich sehe ständig neue Formen, Materialien. Ich beklagen sich nicht. Ihre Bescheidenheit, Stärke, Disziplin<br />

arbeite mit Produzenten von Farben, um einen Vorsprung und Energie ist ein Vorbild für mich.“<br />

zu bekommen. Es gibt 45 verschiedene Sorten weißer <strong>Lapo</strong> ist immer noch ein auffälliger Charakter, der auf<br />

Farbe. Da muss man in die Tiefe gehen. Man muss hart keiner Best-of-fashion-Liste fehlt, der in den Sportwagen<br />

arbeiten, diszipliniert sein. Wenn du nicht organisiert bist, seiner Familie durchs Leben braust und all die Preise<br />

wirst du keine Ergebnisse erzielen.“<br />

einheimst, für deren Gewinn er geboren wurde. Aber er<br />

Die Obsession mit der Kreativwirtschaft entspricht seiner hat begonnen sich zu fragen, ob er sie verdient und was<br />

Persönlichkeit. „Ich möchte nicht jeden Tag das Gleiche er dafür tun muss. „Schreib über mich, wie ich wirklich<br />

machen. Durch Kreativität und Aufmerksamkeit habe bin“, bittet er mich zum Abschied und ich weiß, er meint<br />

ich meine Freiheit erlangt. Heute bin ich privilegiert und damit, dass ich keine Selbstzensur üben soll. Er vertraut<br />

glücklich, in einer Position zu sein, in der ich auch nein meinen Eindrücken. Es ist eine freundliche, großzügige<br />

sagen kann. Einige Jahre lang wusste ich gar nicht, wie Geste, wie sie typisch für <strong>Lapo</strong> ist.<br />

das geht.“<br />

Aber sie hinterlässt mich nachdenklich: Wenn es so einfach<br />

ist, die Realität zu erkennen und zu beschreiben, dann<br />

Es gibt einige Worte, die <strong>Lapo</strong> so oft verwendet, dass sich<br />

aus ihnen eine Art Essenz seines Denkens erkennen lässt. ist sie wohl kaum real. Es gibt nur unsere Interpretationen,<br />

Wie bei einer Visualisierungssoftware, die bestimmte unsere zaghaften Versuche, einen Blick auf die Dinge zu<br />

Wörter in einer Wolke größer erscheinen lässt, je häufiger erhaschen, während sie vorbeirasen.<br />

Kaufmann House von<br />

Richard Neutra, 1946<br />

104 WERKSTATT 105


Achim Anscheidt<br />

Motorvirus im<br />

Carloft<br />

Der Bugatti-Chefdesigner Achim Anscheidt lebt mit<br />

seinem Vater, einem ehemaligen Motorradweltmeister,<br />

als Nachbarn in einem Kreuzberger Loft. Seinen<br />

exklusiven Leichtbau-Porsche parkt er auf dem Balkon<br />

Text Hendrik Lakeberg Fotos MIRJAM WÄHLEN<br />

106 WERKSTATT<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 107


Achim Anscheidt öffnet die Tür seines<br />

Porsche 911, Karosserie Baujahr 1973, ein<br />

F-Modell. Unbeschriftete Kippschalter für<br />

Lüftung und Licht ragen aus dem<br />

Armaturenbrett, das Gestänge der Gangschaltung<br />

zieht sich offen durch die Mitte des Wagens.<br />

„Die Laschen an der Tür sind aus einem Tragegurt improvisiert,<br />

wie sie Umzugsunternehmen verwenden. Der mit<br />

Leder bezogene Türgriff war einmal der Tragehenkel eines<br />

Persilwascheimers.“ Der Bugatti-Chefdesigner hat das<br />

Auto innerhalb der letzten zwei Jahre zusammengestellt.<br />

Der Porsche verfügt über einen 3,2-Liter-Motor mit 300 PS.<br />

Nur die absolut notwendigsten Teile wurden verbaut. Das<br />

Gewicht beträgt lediglich 800 Kilogramm, das ist fast die<br />

Hälfte eines regulären, aktuellen 911ers. „Es war herausfordernd,<br />

bei dem Porsche in einer ganz anderen Art vorzugehen<br />

als bei meiner Arbeit bei Bugatti, und es reflektiert<br />

die Designkultur Berlins. Dinge nicht für viel Geld fertig<br />

einzukaufen, sondern mit dem zu arbeiten, was da ist,<br />

pur und unverfälscht“, sagt Anscheidt auf dem Balkon<br />

seiner Wohnung in Berlin, auf dem auch das Auto steht.<br />

Der Designer lebt in einem kontrovers diskutierten<br />

Gebäude: dem ersten Carloft, das von Gegnern als<br />

Symbol für die Gentrifizierung im alternativen Stadtteil<br />

Kreuzbergs gesehen wird. Anscheidt selbst, der seinen<br />

Alltag mit der Arbeit an dem exklusivsten, stärksten und<br />

teuersten Auto der Welt verbringt, zieht aus der Atmosphäre<br />

in Kreuzberg kreative Energie. Eigentlich ist das Carloft<br />

eine gute Idee. Es geht nicht nur um den Fetisch Auto, wie<br />

viele Skeptiker denken, sondern auch um eine intelligente<br />

Lösung für das Parkproblem in den Innenstädten, denn<br />

Parkplätze sind rar und Parkhäuser teuer zu bauen. „Ich<br />

glaube an das Konzept“, sagt Anscheidt, „weil es einen<br />

praktischen Nutzen hat. Man ist sofort im Trockenen. Es<br />

gibt keine langen Ein- und Ausladewege. Man hat das Gefühl,<br />

in einem Haus zu wohnen statt in einer Wohnung.“<br />

um Akrobatik. Man muss auf dem Motorrad mit einem<br />

unwegsamen Terrain fertig werden, ohne den Fuß auf den<br />

Boden zu setzten“, erklärt er. Parallel beginnt Anscheidt,<br />

Autodesign zu studieren. Erst in Pforzheim, dann über die<br />

Vermittlung des damaligen Porsche-Chefdesigners Harm<br />

Lagaay in Pasadena, Kalifornien. Seine Karriere führte ihn<br />

über Porsche, Volkswagen-Designstudios in Spanien und<br />

Potsdam schließlich zu Bugatti als Chefdesigner. „Ich kann<br />

mir für ihn nichts Besseres wünschen“, sagt Anscheidts Vater,<br />

stolz an seine alte Suzuki gelehnt, 18 PS, 14 Gänge und<br />

180 km/h Spitze – für einen Laien unmöglich zu fahren.<br />

Vor dem Fenster regnet es an diesem Morgen Bindfäden,<br />

der elegante Silber-Porsche steht auf dem Balkon im Trockenen,<br />

davor das Motorrad seines Vaters. Ein kompaktes<br />

Symbol für den Motorvirus der Familie Anscheidt. Draußen<br />

» Es geht nicht nur um den<br />

Fetisch Auto, sondern<br />

auch um eine intelligente<br />

Lösung für das parkproblem<br />

in den Innenstädten «<br />

Das geräumige Loft besteht aus einem weitläufigen Raum,<br />

der mit der Hilfe von monolithischen Raumteilern die<br />

verschiedenen Lebensbereiche trennt. Von der Küche aus<br />

blickt man auf den Balkon und Anscheidts 911er. In einer<br />

Aussparung neben der Balkontür steht das Motorrad seines<br />

Vaters wie ein Kunstwerk in einer Galerie. Sein Vater wohnt<br />

nebenan im Haus.<br />

Hans Georg Anscheidt war professioneller Motorradrennfahrer.<br />

Er startete in den frühen 60ern erst für Kreidler,<br />

später für Suzuki. Er wurde dreimal Weltmeister, einmal<br />

Europameister und neunmal deutscher Meister in der<br />

50-ccm-Klasse. Achim Anscheidt ist auf Grand-Prix-<br />

Rennstrecken aufgewachsen, erinnert sich noch gut an den<br />

Rizinusgeruch und den Klang der kleinen Suzuki. „Infernalisch<br />

laut – mit einer Höchstdrehzahl von 18.000 Umdrehungen.“<br />

1978 tritt Anscheidt indirekt in die Fußstapfen<br />

seines Vaters, als er eine Zeit lang professionell Motorrad-<br />

Trials fährt. „Es geht nicht um Geschwindigkeit, sondern<br />

auf der Straße kleben Demoplakate an den Häuserwänden,<br />

Leute gehen mit Coffee to go in der Hand zur Arbeit.<br />

Seitdem Anscheidt und andere Mieter in das Gebäude<br />

eingezogen sind, gab es kaum noch Protestaktionen. „Die<br />

Stadt verändert sich gerade sehr“, sagt Anscheidt im Hinblick<br />

auf den Widerstand gegen das Haus. Er klingt fast ein<br />

wenig verständnisvoll dabei. Zeigt das Carloft im Endeffekt<br />

doch, wie lebendig Berlin ist.<br />

108 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 109


Auto Reverse<br />

Die automobile Unterseite konnte sich bis heute ihre industrielle<br />

Ästhetik bewahren. Kay Michalak und Sven Voelker haben ihr eine<br />

Serie groSSformatiger Fotografien gewidmet.<br />

„Auto Reverse“ ist eine fotografische Untersuchung dieser wenig<br />

beachteten Fläche. Bilder der serie sind zurZeit auch auf der<br />

Ausstellung „Car Culture“ im ZKM Karlsruhe in lebensgröSSe zu sehen<br />

SMART<br />

Baujahr 2008<br />

Kilometer 11.560<br />

Porsche 911 T<br />

Baujahr 1968<br />

Kilometer 166.430<br />

110 WERKSTATT<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 111


Jaguar E-Type<br />

Baujahr 1970<br />

Kilometer 98.450<br />

Mini Cooper MK VI<br />

Baujahr 1993<br />

Kilometer 123.624<br />

112 WERKSTATT<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 113


Citroën 2 CV 6<br />

Baujahr 1968<br />

Kilometer 52.782<br />

Mercedes 230 CE<br />

Baujahr 1984<br />

Kilometer 232.896<br />

114 WERKSTATT<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 115


Es war Winter, ich bin im Granada auf die Bundesstraße und hab zu meinen<br />

Freunden gesagt: Ich zeig euch mal, wie das richtig geht. Kickdown gemacht<br />

und das Ding ist abgeflogen. Schön in den Graben.“<br />

Wir schreiben das Jahr 1989, Bargum an der Nordsee. Die Straße war spiegelglatt.<br />

Er ist 17, hat noch keinen Führerschein und der Ford Granada gehört dem<br />

Bruder seiner Freundin. „Mittlerweile ist das ja verjährt“, sagt er lachend. „Aber<br />

der Granada ist wieder eine geile Karre, oder?“ Henssler sitzt auf der Terrasse<br />

seines Hamburger Restaurants ONO. Später wird er seinen neuen Ford S-Max<br />

abholen. Ein Familienwagen, aber mit „der höchsten Motorisierung, die es gibt“,<br />

unterstreicht Henssler. Das ist ihm wichtig, denn er liebt die Geschwindigkeit.<br />

Im Auto und in der Küche. „Hensslers schnelle Nummer“ heißt eine Rubrik<br />

in seiner erfolgreichen TV-Kochshow „Die Topfgeldjäger“, die wochentags am<br />

Nachmittag im ZDF läuft.<br />

In den letzten Jahren ist der Hamburger in die obersten Ränge des TV-Kochgeschäfts<br />

aufgestiegen. Das liegt wohl vor allem an dem Kumpeltyp Henssler.<br />

Henssler ist einer, der frei Schnauze redet und sagt, was er denkt. Die Gastronomie<br />

wurde ihm in die Wiege gelegt. Seine Großmutter betrieb in Bremen ein<br />

Ausflugslokal und eine Kneipe. Sein Vater hatte sich 1978 mit einem Sterne-<br />

Restaurant selbstständig gemacht, später kam ein weiteres in der Hamburger<br />

Innenstadt hinzu. Henssler hat es schon als Kind geliebt, im Restaurant seines<br />

Vaters zu sein. Er genießt das Hektische und Gesellige, arbeitet im Service,<br />

macht Telefondienst. „Ich mochte die Atmosphäre, ein bisschen mit den Leuten<br />

sabbeln“, sagt er. Eigentlich wollte er gar nicht in der Küche arbeiten, sondern<br />

lieber vorne, im wogenden Gemenge aus Gästen, Tischen, Stühlen, klapperndem<br />

Geschirr und lauten Gesprächen. Als ihm klar wurde, dass die besten<br />

Kellner immer auch Koch gelernt hatten, ging er nach der Schule nach Bargum<br />

an die Nordsee, um dort eine Kochausbildung in einem Sterne-Restaurant zu<br />

machen. Henssler blieb drei Jahre dort. Schon früh hatte er eine Leidenschaft<br />

Schnelle<br />

Nummer<br />

STEFFEN HENSSLER ist einer Der<br />

bekanntesten Köche des Landes, eine<br />

Autorität, was Sushi in Deutschland<br />

angeht, und sympathischer Kumpeltyp.<br />

Er liebt die Geschwindigkeit und<br />

gibt zu: „Ich bin ein BleifuSS“<br />

für Sushi. Die Karte des ONO und des „Henssler Henssler“ – das Mutterschiff,<br />

wie er es nennt – sind um die japanische Küche herum gestaltet. Das „Henssler<br />

Henssler“ betreibt er mit seinem Vater. Es war seine Idee, eine alte Fischhalle<br />

zum Restaurant umzubauen, sein Vater kümmerte sich um die Finanzierung.<br />

Das ONO unterhält er allein. Es ist etwas kleiner, soll ein jüngeres Publikum<br />

anziehen. Viele sagen, das ONO und das „Henssler Henssler“ sind die besten<br />

Sushi-Restaurants Hamburgs. Auf die Frage, ob er immer schon ein Faible für<br />

Japan hatte, sagt Henssler: „Nö, ich habe einfach gerne Sushi gegessen.“ Ein<br />

typischer Henssler Satz – ohne Schnickschnack und geradeaus. Die Zuschauer<br />

und Fernsehredakteure lieben ihn dafür, denn das macht ihn vor der Kamera<br />

authentisch.<br />

Um das Sushi-Handwerk von der Pike auf zu lernen, ging er 1999 nach Los<br />

Angeles. Er hatte ein bisschen Geld im Lotto gewonnen und war finanziell<br />

unabhängig. Henssler hat Sushi California Style gelernt und rollte Nori-Blätter<br />

auf dem Sunset Strip in Hollywood. Im Gegensatz zu der strengen japanischen<br />

Sushi-Küche, in der weder gebraten noch frittiert wird, ist die kalifornische Sushi-Küche<br />

experimenteller, offener und an die westlichen Geschmacksgewohnheiten<br />

angepasst. „Der normale Japaner würde einem Fremden nicht erzählen,<br />

wie er den Sushi-Reis kocht. Die sind sehr verschwiegen und traditionell. Und<br />

sie erzählen es vor allem keiner Langnase“, sagt Henssler, lacht und erklärt<br />

ausführlich, warum die richtige Zubereitung des Reises gutes Sushi ausmacht.<br />

Mit seiner Nonchalance hat er es ziemlich weit nach oben gebracht. Erst kam<br />

der NDR ins „Henssler Henssler“, um dort zu filmen. Aus ein paar Minuten<br />

wurde eine Viertelstunde. Mittlerweile kocht er in der Talkshow „Markus Lanz“,<br />

hat seine eigene Sendung „Topfgeldjäger“ und zwei Kochbücher geschrieben.<br />

Sein Erfolg liegt aber auch daran, dass man ihm die Passion für das Kochen<br />

abnimmt. „Wir wissen genau, was welche Stereoanlage kostet, Handys, die<br />

Ausstattung eines Autos, welcher Lederbezug besser ist und so weiter. Aber<br />

wenn es darum geht, was wir in uns hineinfüllen, da sind wir rigoros. Das ist<br />

unfassbar. Alles, was uns von außen berührt, was wir sehen und optisch wahrnehmen,<br />

ist uns wichtiger als das, was wir uns selber zuführen. Dabei ist das<br />

doch unser Motor.“ Während Henssler redet, regt er sich auf und wird lauter.<br />

„Kochen ist von der Zeit her einer der im wörtlichen Sinne asozialsten Berufe,<br />

die es gibt. Du arbeitest, wenn deine Freunde frei haben. Und der Druck ist<br />

sehr groß. Du bist immer nur so gut wie der letzte Teller, der rausgegangen ist.<br />

Wenn sich einer von hundert Leuten beschwert, dann kann dir das den Abend<br />

vermiesen.“ Es braucht die Leidenschaft, um das auszuhalten, meint Henssler.<br />

„Kochen ist wie Rennen fahren. Wenn Michael Schumacher sich in sein Auto<br />

setzt, dann merkst du, dass der Bock hat. Wenn du dich in das Auto setzt und<br />

eigentlich keine Lust hast, dann wird das nichts.“<br />

Das Timing, die Erwartung der Gäste – Koch ist ein Beruf, bei dem man am Limit<br />

arbeitet, wenn man wie Henssler erfolgreich dabei ist. Vielleicht liebt er deshalb<br />

die Geschwindigkeit. Früher ist er mit seinem Küchenteam zum Ausgleich oft<br />

Kartfahren gewesen. Und Henssler gibt zu: „Ich bin ein Bleifuß, pedal to the<br />

metal, die Gänge reinnageln. Wenn du die Straße langknallst, der Motor<br />

ballert und der Auspuff röhrt, das ist schon ein gutes Gefühl. Das Schnellste,<br />

was ich gefahren bin, war 338 mit einem GT2.“ Nachdem Henssler im<br />

Hamburger Ford-Autohaus Krüll ein neuer S-Max mit Trara, Häppchen und<br />

Kaffee übergeben wurde, stehen wir mit dem Wagen (2,2 Liter TDI, 200 PS, Titanium-Ausstattung)<br />

im Stau in der Hamburger Innenstadt. Als die Straßen für<br />

einen kurzen Moment frei sind, tritt Henssler aufs Gas. „Das Geile ist, dass der<br />

nicht mehr piept, wenn man sich nicht anschnallt“, sagt er lachend. Natürlich<br />

setzt wenig später das Alarmzeichen ein. Da ist er fast ein wenig enttäuscht.<br />

Als wir wieder vor einer roten Ampel stehen, inspiziert Henssler ungeduldig<br />

das Radio. Er tippt auf dem Touchscreen herum und sagt: „Macht einen guten<br />

Eindruck. Noch ein paar Sender reinballern und dann geht das ab.“<br />

Fotos Fabian Zapatka Text Hendrik Lakeberg<br />

116 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

117


Fixed Gears<br />

in Afrika<br />

Ein Fahrradverrücktes Land in Afrika,<br />

das kaum einer kennt: Eritrea.<br />

Der Schweizer Fixie-Bike-Fahrer Patrick<br />

Seabase will in dem Kleinstaat die<br />

schönste StraSSe des Kontinents fahren<br />

und damit zeigen, dass ein Fixie mehr<br />

ist als ein Lifestyle-Accessoire<br />

R<br />

report<br />

Text Arci Friede Fotos RenaudSkyronka,<br />

DaveMarshal, IanWhite<br />

118 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 119


» In Eritrea gibt es neun<br />

Ethnien. In der Begeisterung<br />

für den Radsport kommen<br />

sie alle zusammen «<br />

Es ist 03.05 Uhr morgens, als der Airbus A320-100 auf der Landepiste<br />

des Asmara International Airport aufsetzt. Kaum einer von<br />

uns ist nach der insgesamt vierzehnstündigen Reise müde. Die<br />

Ungewissheit, die bei einem jeden Reisenden kurz vor dem Ziel<br />

das Adrenalin spürbar hochgehen lässt, wirkt auf uns. Die Reisehinweise<br />

des Auswärtigen Amtes kommen uns in den Sinn: Eritrea ist quasi<br />

immer noch im Kriegszustand und hält sich jederzeit bereit für eine Invasion<br />

äthiopischer Streitkräfte, welche das Land schon einmal, 1961, damals unter<br />

dem Kommando von Haile Selassie, eingenommen hatten und dreißig Jahre<br />

lang besetzt hielten.<br />

Mit Medienleuten aus dem Westen hat das Land schlechte Erfahrungen und<br />

umgekehrt. Später werden wir noch erfahren, dass erst letztes Jahr ein skandinavisches<br />

Filmteam unter dem Vorwand, eine Reportage über Land und Leute<br />

realisieren zu wollen, auf einem ländlichen Friedhof einen Pornofilm gedreht<br />

hat. Andere solcher Geschichten, ob wahr oder unwahr, manche mit gar bösem<br />

Ausgang, haben uns schon während der Reisevorbereitungen verunsichert,<br />

sodass wir auf ein mehrstündiges bürokratisches Prozedere bei der Einreise<br />

eingestellt sind.<br />

Bei der Überquerung des spärlich beleuchteten Rollfelds hin zur Ankunftshalle<br />

spitzen sich die bangen Gedanken bei einem jeden von uns zu. Wir malen<br />

uns das Worst-Case-Szenario mit jeder Sekunde in noch düstereren Tönen<br />

aus. Die kühle Nachttemperatur auf 2.300 Meter über Meer nehmen wir kaum<br />

wahr. Und die Frage, ob Patrick Seabases Carbon-Fixed-Gear-Prototyp die Reise<br />

unbeschädigt überstanden hat – eigentlich unsere Hauptsorge –, kümmert<br />

uns in diesem Augenblick auch wenig. Doch es gibt kein Verhör, nichts wird<br />

beschlagnahmt, keiner abgeführt. Um 4.00 Uhr früh, kaum eine Stunde später,<br />

fahren wir in drei Taxen Richtung Innenstadt; in unser Hotel, wo Patrick sofort<br />

sein Rad zusammenbaut, um sich vor dem Schlafen noch dessen Unversehrtheit<br />

zu versichern.<br />

Obwohl wir müde sind von der langen Reise, kann kaum einer von uns schlafen.<br />

Bei Patrick scheint der Rausch der Vorfreude so unerträglich, dass es ihn<br />

bereits um halb sechs auf die noch leeren Boulevards und Straßen der Stadt<br />

treibt. Er will den Schauplatz erkunden, endlich loslegen. Wochenlang hat er<br />

sich auf dieses Abenteuer eingestellt. Mit der kühnen Abfahrt vom eritreischen<br />

Hochland an die Rotmeerküste will Patrick sich weiter emanzipieren von der<br />

urbanen Fixie-Szene. Für ihn ist das Fahren mit starrem Gang und ohne Handbremsen<br />

schon lange nicht mehr nur eine Frage der Ästhetik. Spätestens seit<br />

er mit seinem Carbon-Bahnrad den Simplonpass und das Stilfser Joch bezwungen<br />

und es beim Motorpace auf eine Spitzengeschwindigkeit von 83 Stundenkilometern<br />

gebracht hat, umgibt ihn der Nimbus eines Ex-tremsportlers. Dass<br />

er als weltweit erster und bisher einziger Fixie-Fahrer von Red Bull individuell<br />

unterstützt wird, hat diesem Image zusätzliche Schärfe verliehen und Patrick<br />

die Möglichkeit gegeben, weiter zu gehen. In diesem Fall bis nach Eritrea – in<br />

ein kleines, unbekanntes, fahrradverrücktes Land mit den Topographien und<br />

Klimazonen eines gesamten Kontinents.<br />

Eritrea ist isoliert, Verbündete hat es nur wenige und die, die es hat, spielen<br />

oft die Rolle der Hitzköpfe und Bösewichte auf der weltpolitischen Bühne.<br />

Die wohl einzige positive Anerkennung durch die Vereinten Nationen gebührt<br />

Eritrea für seine engagierte Vermittlung im Friedensabkommen zwischen der<br />

sudanesischen Regierung und den Rebellen des Ostsudans. Gleichzeitig wird<br />

120 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

121


» manche Familien investieren ihr<br />

ganzes Vermögen oder machen gar<br />

Schulden, um ihren Kindern eine<br />

Radsportkarriere zu ermöglichen «<br />

Das Sinatra-Haus von<br />

E. Stewart Williams, 1947<br />

Asmara, Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum Eritreas, als die sauberste und<br />

sicherste Stadt auf dem afrikanischen Kontinent beschrieben. Die Architektur<br />

im Stadtkern ist neoklassizistischen und futuristischen Stils. Wir fühlen uns<br />

gut aufgenommen. Es dauert kaum einen Tag und wir haben Bekanntschaften<br />

geschlossen, die unsere Reise und Arbeit in Eritrea nachhaltig positiv prägen<br />

werden.<br />

„Ich denke nicht, dass du das richtige Fahrrad mitgebracht hast. Es ist besser,<br />

wenn ich dir mein Rennrad dafür leihe. Das hat Gänge und Bremsen“, sagt<br />

Biniam Asmellash. Patrick hat ihm gerade erzählt, dass er hier sei, um mit<br />

seinem Carbon-Bahnrad von Asmara nach Massawa zu fahren. Es ist Tag<br />

zwei, und wir stehen in einem von drei Fahrradgeschäften, die der umtriebige<br />

Exil-Eritreer in seiner alten Heimat betreibt. Der Wahl-Londoner und Ex-<br />

Fahrradprofi ist, wie wir, für zehn Tage hier. Er will in seinen Geschäften nach<br />

dem Rechten sehen und die Aktivitäten der Eritrean Cycling Union, deren<br />

Vorstandsmitglied er ist, weiter vorantreiben. Die Nichtregierungsorganisation<br />

setzt sich dafür ein, dass die Bevölkerung außerhalb der Hauptstadt Chancen<br />

hat, am Fahrradsport teilzunehmen; dass junge Talente frühzeitig entdeckt<br />

und gefördert werden.<br />

„In Eritrea gibt es neun Ethnien und drei größere Religionsgemeinschaften:<br />

die Orthodoxie, den Islam und den Katholizismus. In der Begeisterung für<br />

den Radsport kommen wir alle zusammen“, erzählt uns Biniam, als er uns<br />

in seinem alten VW Golf aus der Stadt an den Rand des Hochplateaus fährt.<br />

Er will uns die Straße nach Massawa zeigen, um Patrick doch noch davon zu<br />

überzeugen, die Strecke mit einem straßentauglichen Rennrad zu fahren.<br />

Beides, der Radsport und die „wohl schönste Straße Afrikas“, ist ein <strong>Erbe</strong> der<br />

Italiener, die das Land von 1890 bis 1941 als Kolonie hielten. Die Einfuhr des<br />

ersten Fahrrads durch Kolonisten ist für das Jahr 1910 verbrieft, wird uns<br />

Mewael Mehansho, Mountainbike-Enthusiast und Autor eines Buches über die<br />

eritreische Radsportgeschichte, erzählen.<br />

Die Aussicht ist atemberaubend, als wir in einer breiten Kurve zum Stehen<br />

kommen. Bis ans Ende des dunstigen Horizonts reihen sich, fast musterhaft<br />

angeordnet, karg bewachsene Bergkuppen, über manche krauchen wie im<br />

Fast Motion Modus fransige Wolkenzüge. Patrick kriegt von diesem Bild kaum<br />

etwas mit. Er ist mit dem Straßenbelag beschäftigt, hebt Kiesel hoch, lässt sie<br />

durch die Finger gehen und wieder zu Boden fallen, scharrt mit den Schuhen<br />

in Schlaglöchern und beobachtet den Verkehr, der in dieser Stunde aus überladenen<br />

Lastwagen, Reisebussen, Fußgängern und gemütlich schreitenden<br />

Tierherden besteht. Eine Gruppe einheimischer Radsportler fährt zügig nach<br />

Asmara hoch. Ihre professionelle und teure Ausrüstung irritiert uns. Sind wir<br />

nicht in einem der ärmsten Länder der Welt?<br />

Am Abend in einem traditionellen Restaurant – wir essen Lammeintopf mit<br />

Injera, ein landestypisches säuerliches Fladenbrot aus Teffmehl – erklärt<br />

uns Michael Tkue, Profi beim Team EriTel, dass manche Familien ihr ganzes<br />

Vermögen investieren oder gar Schulden machen, um ihren Kindern eine<br />

Radsportkarriere zu ermöglichen. Patrick wirkt den ganzen Abend abwesend.<br />

Er hängt den Szenen von heute Nachmittag nach. Die Straßenverhältnisse<br />

nach Massawa sind kritischer als gedacht. Erst als wir das Reiseprogramm der<br />

kommenden Tage diskutieren, kommt sein Elan zurück. Übermorgen wollen<br />

wir mit drei einheimischen Profis eine zweitägige Trainingsfahrt in den Westen<br />

des Landes, über Keren nach Barentu, unternehmen.<br />

Schon am dritten Tag weiß die halbe Stadt von „diesem verrückten Radfahrer<br />

aus Europa, der ohne Handbremsen die Straße nach Massawa fahren will“.<br />

Das haben wir einerseits unseren Dreharbeiten auf der Harnet Avenue zu<br />

verdanken, Hauptschlagader der Stadt und wohl einzige Straße im Land, auf<br />

der das Fahrradfahren verboten ist, und andererseits Biniam. Ihn hat inzwischen<br />

der Eifer gepackt, uns ein möglichst authentisches und vielschichtiges<br />

Bild von der schier obsessiven Leidenschaft dieses Volkes für den Fahrradsport<br />

zu vermitteln.<br />

Biniam hat einen Termin mit der eritreischen Radrennsportmannschaft<br />

vereinbart. Zunächst verläuft das Treffen harzig. Der Captain, Daniel Teklehaimanot,<br />

afrikanischer Meister 2010, und sein Team sind gerade von einer<br />

Trainingsfahrt zurückgekehrt. In zwei Tagen starten sie an der Tour of Gabun<br />

in Westafrika. Die Fahrer scheinen müde und stellen sich halbherzig für die lokale<br />

Presse in Pose. Beim ersten Annäherungsversuch von Patrick reagiert das<br />

Nationalteam steif. Erst als ihnen Patricks puritanisches Fahrrad auffällt, wird<br />

die Unterhaltung engagiert. Schließlich lässt sich das Team für eine spontane<br />

Fahrt durch die Straßen von Asmara begeistern.<br />

Den Sportlern winken Passanten zu, vorbeifahrende Autos hupen und jubelnde<br />

Kinder laufen am Gehsteig entlang mit. Wir kriegen ein leise Ahnung davon,<br />

wie es sein muss, wenn die Tour of Eritrea stattfindet. 1946 veranstaltete die<br />

italienische Gemeinde in Asmara mit dem Primo Giro dell‘Eritrea das erste<br />

Straßenrennen auf afrikanischem Boden überhaupt. Seit 2001 findet die Tour<br />

jedes Jahr statt. Über eine Million Menschen im ganzen Land verfolgen das<br />

mehrtägige Etappenrennen jeweils vom Straßenrand aus mit. Eine bemerkenswerte<br />

Anzahl, wenn man bedenkt, dass Eritrea gerade mal 4,8 Millionen<br />

Einwohner zählt.<br />

Wer in Eritrea im Radsport erfolgreich ist, hat Möglichkeiten. So wie eben Daniel<br />

Teklehaimanot, der auf Einladung des Internationalen Radsportverbands<br />

mehrere Monate in der Schweiz trainierte und jetzt hofft, erneut ein Trainingsprogramm<br />

bei der UCI in Aigle absolvieren zu können. Dass Patrick, ein<br />

Schweizer, nach Eritrea gekommen ist, um hier Rad zu fahren, freut ihn, sagt<br />

er uns. Fügt aber hinzu: „Die Straße nach Massawa ist gefährlich. Selbst mit einem<br />

Straßenrennrad mit Bremsen und Leerlauf ist es eine Herausforderung.“<br />

Samuel Tesfaselassie spricht kaum Englisch. Trotzdem verstehen wir uns mit<br />

keinem so gut wie mit ihm. Was er sagt, kommt von Herzen, das spüren wir.<br />

Sami Schleck, wie wir ihn wegen seiner Ähnlichkeit mit dem Trek-Profi Andy<br />

Schleck nennen, ist der Cousin von unserem Übersetzer Denden, der mit uns<br />

aus der Schweiz angereist ist, und steht einem der großen Radsportklubs in<br />

Asmara vor. Sami hat zwei Land Cruiser und einen Pickup inklusive Fahrer für<br />

uns organisiert und wird uns auf unseren Trips in den Westen und nach Massawa<br />

begleiten. Unsere Passierscheine und Drehgenehmigung sind bei ihm, die<br />

Kommunikation mit Offiziellen nimmt er uns ab.<br />

Auf dem Weg in Richtung Westen überholen und kreuzen wir zig Radsportler,<br />

die allein oder in Teams unterwegs sind. Auch hier ist jeder gut ausgerüstet.<br />

Wir sehen Männer, die kleines Schlachtvieh und Nahrungsmittelsäcke auf<br />

ihren Gepäckträgern transportieren; Kinder, die zu dritt auf einem rostigen<br />

122 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 123


Mountainbike den Hang runterrollen. Fahrräder überall. Es heißt, es gäbe<br />

500.000 im ganzen Land.<br />

06.00 Uhr morgens in Keren. Die Dämmerung hat kaum eingesetzt. Wir warten<br />

auf unser Frühstück und auf unsere Fahrer. Beide kommen verspätet und die<br />

Fotografen in unserem Team werden nervös. Sie wollen die goldene Stunde,<br />

das perfekte Licht zwischen 07.00 und 08.00 Uhr, nicht verpassen. Die Straße<br />

von Keren in die nächste Talebene sei spektakulär. Kurvig, eng und verkehrsreich.<br />

Doch ein Lastwagen ist rückwärts zur Seite gekippt und liegt schräg auf<br />

der rechten Fahrbahn. Auf die Straße läuft Öl aus.<br />

Als wir die Talebene erreichen, meint einer von uns, so stelle er sich das Heilige<br />

Land aus dem Alten Testament vor. Die gelbe Steppe ist mit grünen Landstrichen<br />

versetzt, Fluss- und Bachbette durchziehen den Boden und die Weite<br />

des Horizonts erfüllt uns mit einem ozeanischen Gefühl von Freiheit. Patrick<br />

und die drei einheimischen First-Division-Fahrer aus Samis Klub haben in der<br />

Ebene durchschnittlich 50 Sachen drauf mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu<br />

70 Stundenkilometern. Die Straße ist stellenweise mit tiefen und großflächigen<br />

Schlaglöchern gesäumt. In den Dörfern dient sie als Treffpunkt der lokalen<br />

Bevölkerung und auf dem Land werden Tiere von A nach B über sie getrieben.<br />

Fast 80 Kilometer kann Patrick mit seinem Starrlauf mithalten, dann laden<br />

wir ihn auf. Als wir sein Fahrrad in den Pickup hieven, bemerken wir, dass das<br />

Kettenblatt locker ist. Es fehlen zwei von fünf Schrauben. Ersatz hat Patrick<br />

nicht. „Das ist ironisch“, sagt er und schüttelt dabei den Kopf. „Normalerweise<br />

ziehe ich die Kettenblattschrauben nie an. Heute morgen schon.“ Und dann<br />

fügt er besorgt an: „Ohne ein komplett fixiertes Kettenblatt kann ich Asmara-<br />

Massawa sowieso vergessen. Das wäre Selbstmord.“<br />

Wieder in Asmara bringen wir Patricks Fahrrad zu „Lise“ – in eines von<br />

Biniams Fahrradgeschäften, benannt nach der Frau, die Biniam als 17-Jährigen<br />

aufnahm, als dieser nach Norwegen immigrierte. Biniam sieht sich<br />

das Kettenblatt an, murmelt etwas von „Bianchi“ und verschwindet in der<br />

Werkstatt. Nach ein paar Minuten kommt er zurück mit zwei Schrauben, die<br />

er seinem alten Rennrad entnommen hat. Die Schrauben scheinen zu passen.<br />

Und Patrick scheint sich wieder sicher zu sein: „Morgen fahre ich runter ans<br />

Rote Meer“.<br />

Den großen Tag kriege ich, der Logbuchschreiber dieser Reise, nicht mit. Einer<br />

der Produzenten unseres Films über Patricks Eritrea-Abenteuer und ich hatten<br />

die Nacht über heftige Magen-Darm-Probleme. Andauernde Übelkeit, Fieber<br />

und Schüttelfrost wirken jetzt nach. Wir entscheiden, den Rest des Teams sich<br />

selbst zu überlassen. Mit einem der Geländewagen brechen wir auf Richtung<br />

Massawa. Zusammengekauert schlafend auf der Rückbank kriegen wir von der<br />

eindrucksvollen Berg- und dann Wüstenlandschaft, welche an uns vorbeizieht,<br />

kaum etwas mit. Wir fühlen nur, dass es immer heißer wird, je näher wir<br />

unserem Ziel kommen.<br />

Als wir im architektonisch noch deutlich osmanisch geprägten Massawa – der<br />

früheren Hauptstadt und dem Handelshafen Eritreas – eintreffen, ruft unser<br />

Fahrer Bereket seine Kollegen an, die mit unserem Team unterwegs sind – unsere<br />

Mobiltelefone funktionieren nicht in Eritrea. Patrick sei 30 Kilometer vor<br />

Massawa. Die Wüstenhitze mache ihm zu schaffen. Dann sagt er, der früher<br />

selbst auch – wie fast jeder, der uns während unserer Reise begegnet ist –<br />

Rennrad gefahren ist: „But Patrick is strong. He will make it, I believe.“<br />

» Wir sehen Männer, die kleines Schlachtvieh<br />

und Nahrungsmittelsäcke auf ihren<br />

Gepäckträgern transportieren; Kinder, die<br />

zu dritt auf einem rostigen Mountainbike<br />

den Hang runterrollen. Fahrräder überall «<br />

Diese Reportage ist im Rahmen von Dreharbeiten für ein Porträt über den Bahnrad-Athleten Patrick<br />

Seabase entstanden. Das komplette Abenteuer erscheint im Herbst 2011 als Dokumentarfilm.<br />

Kaufmann House von<br />

Richard Neutra, 1946<br />

124 <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 125


BMW K67<br />

plastikman<br />

Heute visionärer denn je: Bayer, BMW und das<br />

Gestaltungsinstitut von Hans Gugelot entwarfen<br />

1967 das erste Vollkunststoffauto der Welt.<br />

Der K67 hält auch jetzt noch auf jeder Autobahn mit<br />

Text Thomas Sälzle Fotos Horst Diener, archiv designpraxis<br />

diener / Bayer-Gugelot Design GmbH / Thomas Sälzle<br />

Eine Karosserie und gar Bodengruppen aus<br />

Kunststoff, das war in Zeiten, in denen alle<br />

Autos aus Metall gebaut wurden, ein visionärer<br />

Gedanke.<br />

Mitten in den 60er Jahren war die Welt der Materialien im<br />

Automobilbau noch in Ordnung. Die Stoßstangen bestanden<br />

aus verchromtem Stahl und die Streuscheiben der<br />

Scheinwerfer tatsächlich aus Glas. Aufbruchstimmung,<br />

Experimentierfreudigkeit und Mut zum Wagnis waren<br />

Kennzeichen einer kulturellen Ära, die in den 60er Jahren<br />

begann. Pop-Art, Minirock, Flower Power, Space Age – der<br />

Phantasie waren durch materialspezifische Eigenschaften<br />

so gut wie keine Grenzen mehr gesetzt. Der Synthetik<br />

gehörte die Zukunft. Das Problem der „Rohstoffknappheit“<br />

kannte man nicht. Die Begriffe „Ölkrise“ und „Öko-<br />

Welle“ mussten noch erfunden werden.<br />

So war es für den Chemiegiganten Bayer damals nur<br />

logische Konsequenz, im Jahre 1967 auf der wichtigsten<br />

deutschen Industriemesse in Hannover die erste<br />

selbsttragende Kunststoffbodengruppe der Welt in Polyurethan-Sandwichbauweise<br />

vorzustellen. Nur wenige Monate<br />

später präsentierte Bayer auf der Kunststoffmesse<br />

in Düsseldorf ein komplettes Fahrzeug aus Plastik. Man<br />

investierte den für die damalige Zeit unglaublich hohen<br />

Betrag von 1,5 Millionen Mark. Man wollte es den Stahlbauern<br />

so richtig zeigen. Ein einteiliger, selbsttragender,<br />

unfallsicherer, korrosionsfester und dröhnfreier Fahrzeugkörper<br />

sollte entstehen, der sowohl leicht als auch<br />

stabil war. Es galt, Vielseitigkeit und Wirtschaftlichkeit<br />

von Chemiewerkstoffen zu demonstrieren. Würden alle<br />

Autos künftig mit Kunststoffkarosserie daherkommen, so<br />

hofften die Bayer-Chefs, müssten sich die Absatzmärkte<br />

für den Konzern binnen kurzer Zeit vervielfachen.<br />

Damit dem Fahrzeug die entsprechende Aufmerksamkeit<br />

in den Medien sicher sein konnte, entschied man sich<br />

für einen Sportwagen. Sportwagen galten damals als die<br />

Avantgardisten unter den Automobilen. Die Bayerischen<br />

Motorenwerke lieferten das Herzstück des K67, einen<br />

Vierzylinder aus dem 1600ti, sowie das Fahrwerk und die<br />

126 WERKSTATT werkstatt<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

127


Antriebsteile, die in serienmäßigem Zustand montiert<br />

wurden. Der aerodynamisch optimierte K67 schaffte<br />

sensationelle 197 km/h. Für die Gestaltung des K67 beauftragte<br />

man die Neu-Ulmer Gugelot Design GmbH. Der K67<br />

war fast die letzte und zugleich die umfangreichste Arbeit<br />

im Leben von Hans Gugelot, einem der großen Design-Pioniere<br />

Deutschlands. Weltruhm erlangten seine Arbeiten<br />

für Braun (zusammen mit Dieter Rams die „Schneewittchensarg“<br />

genannte HiFi-Anlage SK4 oder der Rasierer<br />

Sixtant) und der Endlos-Dia-Projektor Kodak Carousel.<br />

Gugelot-Designer Horst Diener zeichnete eine kaum<br />

gealterte italienisch anmutende Karosserie mit langer,<br />

flacher Schnauze, geschwungenen Kotflügeln und<br />

kurzem Heck mit ausgefeilter Abrisskante. Einzigartig:<br />

Das kuppelartige Heckfenster schließt die Seitenscheiben<br />

ein. Liebevolle Details runden das Bild ab. Die in den<br />

Talbotspiegeln integrierten vorderen Blinkleuchten sind<br />

ihrer Zeit Lichtjahre voraus. Die knallorange Lackierung<br />

in RAL-2000 ist ein Vorbote für die schrillen Signalfarben<br />

im Automobilbau der 70er Jahre. Der K67 – oder E4, wie er<br />

BMW-intern geführt wird – ist weit mehr Automobil als<br />

viele oft nur statische, ausschließlich für die Drehteller<br />

der Automessen gebaute Concept Cars von heute. Der<br />

Experimentalwagen im Besitz von BayerMaterialScience<br />

wurde richtig gefahren und als Erprobungsmuster bei einigen<br />

Automobilherstellern auf Herz und Nieren getestet.<br />

Über 70.000 Kilometer Laufleistung zeigt sein Tacho an.<br />

Er hat ein richtiges permanentes H-Kennzeichen und darf<br />

sogar manchmal noch auf die Autobahn. Der K67 blieb<br />

Ideenträger und Einzelstück. Seine Zeit war noch nicht<br />

gekommen. Eingefahrene Denkprozesse in den Entwicklungsabteilungen<br />

und auf Stahlkarosserien ausgelegte<br />

Produktionsanlagen der Autohersteller verhinderten eine<br />

konsequente Umsetzung in die Großserie.<br />

Doch Bayer sollte recht behalten. Über 40 Jahre später<br />

im Zeitalter von NCAP-Sternen, Fußgängerschutz und<br />

CO 2<br />

-Diskussion versuchen Autobauer, so viel Kunststoff<br />

wie möglich einzusetzen – und zwar mit einer Selbstverständlichkeit,<br />

die die Entwickler des Bayer-Oldtimers klar<br />

vorhergesehen hatten.<br />

128 WERKSTATT werkstatt<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

129


moby<br />

Learning to fly<br />

Durch seinen Job als Popstar verbringt Moby im Jahr mehr Zeit<br />

auf Flughäfen und in Hotels als in seiner New Yorker Wohnung.<br />

Seine Reisen dokumentiert er mit der Kamera<br />

Porträts Mirjam Wählen Fotos Moby Interview Lisa Leinen<br />

130 WERKSTATT werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

131


In Berlin stellte der Produzent und Songwriter kürzlich diese Fotos<br />

aus, die beiläufig das exzessive Unterwegssein einfangen.<br />

Im Interview erklärt er, wann das Fliegen den Glamour verloren<br />

hat und warum er Reisenden die Flughafen-Kapelle empfiehlt.<br />

Hatten Sie eine gute Reise nach Berlin?<br />

Ja, danke, das hatte ich. Ich bin von Brüssel hierher geflogen, mit einer sehr<br />

kleinen Maschine. Als ich klein war, dachte ich, dass Fliegen etwas sehr<br />

Glamouröses ist. Ich bin in recht ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, also<br />

bin ich sehr wenig mit dem Flugzeug gereist. Bis ich 16 Jahre war, bin ich höchstens<br />

drei Mal geflogen. Und jedes Mal, wenn ich zum Flughafen gefahren bin,<br />

fühlte ich mich besonders. Heute habe ich das nicht mehr. Fliegen hatte früher<br />

immer etwas Magisches, und jetzt ist es für mich wohl aufregender, mit dem<br />

Bus zu reisen.<br />

Fühlen Sie sich denn wohl, wenn Sie fliegen?<br />

Ja, ich mag es, in der Luft zu sein. Aber mir gefallen viele Flugzeuge nicht, die<br />

Sitze sind manchmal zu eng, das Essen ist mies. Obwohl: In der ersten Klasse<br />

von British Airways ist es sehr ruhig und geräumig.<br />

Mögen Sie große Flugzeuge lieber als kleine?<br />

Eine 747 oder ein A380 mit dem oberen Deck ist traumhaft schön, aber machen<br />

wir uns nichts vor – ein kleiner Privatjet kann sehr nett sein.<br />

Haben Sie einen Lieblingsflughafen?<br />

Das ist eine sehr schwierige Frage … Ich mag London Heathrow sehr gerne,<br />

aber nicht unbedingt wegen des Flughafengebäudes, sondern weil von dort aus<br />

meist meine Flüge nach New York, also nach Hause, gehen.<br />

Nennen Sie drei Assoziationen, die Ihnen in den Kopf kommen, wenn Sie an<br />

Flughäfen denken.<br />

Flughäfen sind oft überfüllt, kompliziert und unangenehm. Das gilt für jeden<br />

Flughafen. Ich glaube, diese Gebäude sind so gestaltet, dass Menschen nicht<br />

lange dort bleiben wollen. Mein persönlicher Reise-Tipp: Suchen Sie<br />

die Kapelle des Flughafens auf! Selbst wenn man nicht gläubig ist, ist das der<br />

perfekte Ort, um dem chaotischen Treiben zu entkommen. Dort ist es leer,<br />

ruhig und angenehm.<br />

Würden Sie gerne einen Pilotenschein machen, um selbst zu fliegen?<br />

» Eine 747 oder<br />

ein A380 mit dem<br />

oberen Deck ist<br />

traumhaft schön,<br />

aber machen wir<br />

uns nichts vor –<br />

ein kleiner<br />

Privatjet kann<br />

sehr nett sein «<br />

132 WERKSTATT werkstatt<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

133


» Flughäfen sind<br />

oft überfüllt,<br />

kompliziert und<br />

unangenehm.<br />

Ich glaube, diese<br />

Gebäude sind so<br />

gestaltet,<br />

dass Menschen<br />

nicht lange dort<br />

bleiben wollen «<br />

134 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

135


» Mein ganz<br />

persönlicher<br />

Reise-Tipp:<br />

Suchen Sie die<br />

Kapelle des<br />

Flughafens auf «<br />

Ich würde gerne Helikopter fliegen, ich glaube, das macht Spaß. Aber Flugzeuge?<br />

Stelle ich mir sehr langweilig vor.<br />

Wirklich?<br />

Ja, man startet das Ding, bringt es auf eine gewisse Höhe und dann geht alles<br />

per Knopfdruck. Dann sitzt man einfach nur dort und wartet auf die Landung.<br />

Wenn Sie es sich aussuchen könnten – ganz unabhängig von Raum und Zeit<br />

– welche Art, zu reisen, würden Sie wählen?<br />

Züge! Wenn ich in Europa unterwegs bin, versuche ich immer den Zug zu nehmen.<br />

Von London nach Paris zum Beispiel fahre ich immer mit dem Zug. Man<br />

sieht viel mehr von einem Land, in den Waggons ist stets genügend Platz, und<br />

es ist viel entspannter als Fliegen.<br />

Gibt es einen Ort, wo Sie noch nie waren und unbedingt hinwollen?<br />

Wenn man als Musiker tourt, sieht man immer nur die großen Städte, in denen<br />

die Konzerte stattfinden. Dabei würde ich gerne mal nach Patagonia, Butan, Fiji.<br />

Dort kommt man in meinem Beruf einfach nicht hin.<br />

Aber stellen Sie sich vor, Sie hätten ein Jahr Zeit – keine Konzerte, keine Verpflichtungen.<br />

Würden Sie wirklich zuhause bleiben?<br />

Die längste Tour, die ich jemals gemacht habe, dauerte 26 Monate. Im Durchschnitt<br />

bin ich in fünf verschiedenen Städten pro Woche. Auf der kommenden<br />

Tour sind es zeitweise sogar zehn Städte. Also, wenn ich wirklich ein Jahr frei<br />

hätte: Ja, ich würde zuhause bleiben. Nichtstun, Toast in der Küche machen<br />

und lesen. Ich würde nicht über Hotels und Flughäfen nachdenken. Vielleicht<br />

reise ich irgendwann mal wieder zum Spaß, aber zurzeit ist das nicht<br />

abzusehen.<br />

Erzählen Sie uns von Ihrem beängstigendsten Erlebnis in einem Flugzeug?<br />

Ich bin mal nach Australien geflogen und war tief eingeschlafen. Als ich aufwachte,<br />

hörte ich alle Menschen um mich herum schreien und weinen, weil wir<br />

landen sollten, die Piloten aber vergessen hatten, das Fahrgestell auszufahren.<br />

Also haben sie die Maschine fünf Meter vor dem Boden wieder senkrecht hochgezogen.<br />

Das war in der Tat beängstigend.<br />

Jetzt fotografieren Sie auf diesen Reisen. Schießen Sie lieber Fotos, wenn die<br />

Maschine startet oder landet?<br />

Das kommt immer sehr auf die Stadt an. Los Angeles ist zum Beispiel bei<br />

Nacht unglaublich – egal, ob beim Start oder der Landung, tagsüber aber eher<br />

unspektakulär. Ich schätze, die meisten Städte sind nachts schöner, außer Rio,<br />

Brasilien, das ist tagsüber einfach unglaublich.<br />

136 WERKSTATT werkstatt<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

137


gebrauchte wagen<br />

Text Hendrik Lakeberg<br />

Foto Tom Sälzle<br />

Text & Foto Jan Friese<br />

erste Liebe<br />

DAF 55 Siluro<br />

Die Studie von 1968 beeinflusste das Supersportwagen-Design<br />

der 70er und 80er wie kaum ein anderes Auto<br />

suzuki lj 80<br />

<strong>INTERSECTION</strong>-Fotograf Jan Friese über seinen<br />

schlammfarbenen Suzuki LJ 80<br />

In seiner Zeit muss der DAF 55 Siluro mit<br />

der schmalen Karosserie und der langen,<br />

leicht gewölbten keilförmigen Motorhaube<br />

ein sehr seltsames Auto gewesen sein. Und<br />

natürlich ist er das auch heute, über 40 Jahre<br />

später, noch. Vor allem, weil nur noch wenige<br />

die niederländische Automarke DAF als<br />

Hersteller von Pkws kennen wird. Bis heute<br />

produzieren die Niederländer Lkws, die<br />

Pkw-Sparte allerdings wurde schon 1975 an<br />

Volvo verkauft. Der Unterschied zwischen<br />

der Wahrnehmung gestern und heute ist<br />

aber wahrscheinlich: Als der DAF 55 Siluro 1968 auf dem Genfer Autosalon zum<br />

ersten Mal zu sehen war, hatte man die Keilform in dieser Radikaliät noch nicht<br />

gesehen. Erst zwei Jahre später zeigte Lancia Bertones berühmte Stratos-Zero-<br />

Studie und Lamborghini drei Jahre später den Prototypen des Countach. In den<br />

kommenden eineinhalb Jahrzehnten sahen fast alle Sportwagen aus wie der<br />

Stratos, der Countach – oder eben der DAF 55 Siluro.<br />

Der Designer des Siluro war der Italiener Giovanni Michelotti. Sein Auftrag lau-<br />

tete, einen Imageträger der Marke zu kreieren. In Anbetracht<br />

der Auflösung der DAF-Pkw-Division nur sieben Jahre später<br />

hatte er damit zumindest keinen ökonomischen Erfolg.<br />

Sein Gespür als Designer allerdings war visionär. Michelotti<br />

liebte das schmale Coupé und behielt das einzige Exemplar<br />

bis zu seinem Tod. Auf Umwegen gelangte das Auto erst<br />

in das DAF-Museum Eindhoven und wurde schließlich im<br />

Frühjahr auf dem Concorso d‘Eleganca im Rahmen der großen<br />

Prototypenschau gezeigt. Noch heute ist der schmale<br />

Zweisitzer faszinierend anzuschauen.<br />

Die Motorhaube, die ungewöhnlich weit über die Vorderräder<br />

reicht, sieht ein bisschen aus wie der Rüssel eines<br />

Ameisenbärs, oder die eigenartig deutlichen geschwungenen Seitenlinien über<br />

den Hinterrädern – richtig gelungen war der Siluro, was übrigens Torpedo auf<br />

Italienisch bedeutet, wahrscheinlich nicht unbedingt. Doch gerade weil das Design<br />

etwas schräg geraten ist, ist dieses Auto auch heute noch inspirierend anzuschauen.<br />

Der Motor verfügte – ganz im Gegensatz zu seinen Nachfolgern Lancia<br />

und Countach – über gerade mal 50 PS. Genau deshalb könnte er heute wieder<br />

zur Avantgarde gehören: Downsizing liegt im Trend – auch bei Sportcoupés.<br />

Ich ging in die 12. Klasse, als mir auf dem Schulparkplatz immer wieder ein<br />

weißer Suzuki LJ80 auffiel. Ich war beeindruckt von dem Auto und der blonden<br />

Fahrerin hinter dem Steuer. Bei Volljährigkeit, entschloss ich damals, würde<br />

ich dem blonden Automädchen nacheifern. Und so tauschte ich meine Vespa<br />

gegen ein schlammfarbenes Minimonster, ohne Federung, einen LJ80, Baujahr<br />

1981. Abends fuhr ich die Mädchen nach der Kneipe nach Hause. Es passten<br />

immer nur drei in den Wagen, sodass einige<br />

Kilometer zusammenkamen, wenn der<br />

Laden voll war.<br />

Die Heizung war eher ein Katzenatem<br />

als ein Wärmespender. Erst nach Stunden<br />

der innigen Umarmungen durch eine Begleitung<br />

stellte sich eine wohlige Temperatur<br />

ein. Ich empfand die praktisch nicht<br />

vorhandene Heizung natürlich immer als<br />

Vorteil. Von den Allradeigenschaften des<br />

LJ80 profitierte ich im tiefen Winter. Während<br />

meine Eltern mit ihren Freunden einen<br />

Adventsspaziergang machten, rutschten<br />

die Autos auf schneeglatter Fahrbahn die Straße vor unserem Haus hinunter.<br />

Während sich meine Eltern noch über die Autofahrer wunderten, die bei diesen<br />

Wetterverhältnissen ihr Leben aufs Spiel setzten, zirkelte ich übermütig und mit<br />

ordentlich Stoff um die Ecke und winkte herzlich, während ich unaufhaltsam<br />

vor einem Baum glitt. Meinen Hund Molly, der auf meinem Beifahrersitz saß,<br />

beeindruckte mein Unfall nicht weiter. Im Gegenteil: Molly war so ein Autonarr,<br />

dass sie es vorzog, im Auto zu übernachten, um die Chance auf eine Ausfahrt<br />

nicht zu verpassen. Auch eine tolle Geschichte, um Mädchen zu beeindrucken.<br />

Um besonders cool zu wirken, habe ich den Wagen nach Ausflügen ins Gelände<br />

nicht gewaschen. Ich verabredete mich regelmäßig mit Freunden, um auf<br />

unbestellten Äckern Rennen zu fahren. Dafür musste es natürlich dunkel sein,<br />

um nicht weiter aufzufallen.<br />

Nach einem dieser nächtlichen Ausflüge hielt mich die Polizei an. Ich war<br />

praktisch schon in der Einflugschneise unseres Hauses und dachte mir, die paar<br />

Meter kann ich auch mit Polizeiauto und Blaulicht hinter mir weiterfahren. Als<br />

dann die Sirene zu hören war, waren auch die Nachbarn wach und mein Vater<br />

kam gerade aus dem Haus, um zur Arbeit zu fahren. Wie gewohnt reagierte er<br />

mit einem Lächeln. Ich habe den Wagen bis heute nicht verkauft. Obwohl ich ihn<br />

seit einem Motorschaden nicht fahre, rostet unsere Freundschaft nicht.<br />

138 WERKSTATT<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 139


13,7 LITER<br />

Aha, es gibt den Lamborghini Gallardo nun als<br />

Sonderedition auch in zwei Farben. Das ist auf den<br />

ersten Blick so interessant wie ein Sandkorn in der<br />

Wüste oder ein Elefant im Zoo. Tatsächlich gibt es zunächst<br />

wenig Spannendes über den Lamborghini Gallardo Bicolore<br />

zu erzählen. Er wird in fünf Ausstattungsvarianten angeboten.<br />

Das Dach ist stets in der Farbe Nero Noctis lackiert,<br />

untenrum kann man zwischen den Farben Giallo Midas,<br />

Arancio Borealis, Grigio Telesto, Bianco Monocerus und Blu<br />

Caelum wählen, die sich auch in den Nähten im Innenraum<br />

wiederfinden. Hinzu kommen neue, geschmiedete<br />

15-Speichen-Felgen. Der Motor hingegen hat die üblichen<br />

560 PS, erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 325 km/h<br />

und schafft es von null auf hundert in 3,7 Sekunden. Erhältlich<br />

sein soll der Bicolore nur in Europa und im asiatischpazifischem<br />

Raum.<br />

Das alles ist von Seiten Lamborghinis auf den ersten<br />

Blick wohl nicht mehr als ein Marketing-Stunt, um den<br />

Gallardo im Gespräch zu halten. Sondermodelle wie der<br />

Bicolore zeigen aber auch, dass die Modellpalette von<br />

Lamborghini zunehmend unübersichtlicher wird. Doch das<br />

ist wahrscheinlich ebenfalls im Sinne der Marketingstrategen,<br />

denn natürlich gefällt sich ein Lamborghini-Fahrer in<br />

seiner nicht unbedingt uneitlen Individualität. Deshalb soll<br />

er das Gefühl haben, sich mit seinem neuen Gallardo etwas<br />

Besonderes anzuschaffen. Vielleicht zeigt der Lamborghini<br />

Gallardo Bicolore ähnlich wie der Aston Martin Cygnet, dass<br />

die Motorleistung alleine längst nicht mehr das Wichtigste<br />

ist, um ein Luxus-Auto zu verkaufen. Im Endeffekt geht es<br />

um die Ausstattung, die Exklusivität und die stilvolle Exotik.<br />

Ob da nun ein paar PS mehr oder weniger unter der Haube<br />

schlummern, das ist im Endeffekt weniger wichtig, als wie<br />

sich der Wagen vom Look her anfühlt. Beim Gallardo sieht<br />

das Giallo Midas auf den ersten Blick ganz frisch aus. Wie<br />

eine Injektion mit Vitamin C aus den Orangen, mit denen<br />

wir den Wagen fotografiert haben. Und die wir im Anschluss<br />

natürlich sofort gegessen haben.<br />

foto Sean Michael Beolchini Text Hendrik Lakeberg<br />

lamborghini<br />

gallardo lp560-4<br />

bicolore<br />

fazit<br />

Ob es den Gallardo nun auch im Zwei-Farb-Look gibt, wäre<br />

eigentlich nicht weiter wichtig, wenn es nicht zeigen würde, wie<br />

sich die Verkaufsstrategien von Luxusherstellern ändern.<br />

leistung und preis<br />

325 KM/H<br />

560 PS<br />

180.880 EURO<br />

10 ZYLINDER<br />

325 G CO2<br />

3,7 SEK / 0-100<br />

140 WERKSTATT<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2010 141


maserati<br />

GranTurismo<br />

mc stradale<br />

Der besondere Moment dieses Autos kommt, wenn<br />

man sich in die Carbonschalensitze gequetscht<br />

hat und den Motor anlässt. Der brüllt wie der eines<br />

Formel-1-Wagens – dabei ist der Maserati MC Stradale<br />

absolut straßentauglich und das erste Auto der Italiener, das<br />

die 300er Marke Spitzengeschwindigkeit knapp überschreitet.<br />

Insgesamt ist er etwas leichter als der reguläre Gran<br />

Turismo. Allerdings nur 110 Kilogramm, was nicht unbedingt<br />

beeindruckt. Gespart wurde vor allem bei der Geräuschdämmung<br />

– das tut dem Auto aber gut, denn der brutale<br />

Sound ist so etwas wie die Seele dieses Autos. Der Stradale<br />

liegt hart auf der Straße, verzichtet fahrwerkstechnisch auf<br />

Schnickschnack. Durch den Innenraum spannt sich das Gestänge<br />

des Überrollkäfigs, Alcantara-Leder überzieht die Mittelkonsole,<br />

auf eine Rückbank verzichtete Maserati ganz. Der<br />

MC Stradale fühlt sich an wie ein Düsenjet für die Straße,<br />

ein einigermaßen luxuriöser muss man ergänzen. Die Karosserie<br />

wurde geschärft, tiefer gelegt, was die Maserati-Eleganz<br />

eher unterstreicht, als sie zu Gunsten eines überdeutlichen<br />

Sportwagendesigns zu vernachlässigen. Trotzdem ist<br />

dieses Auto allein durch die Geräusche des Motors natürlich<br />

alles andere als ein Leisetreter. Sitzt man hinter dem Steuer<br />

des Stradale und tritt auf das Gaspedal, dann hängt man an<br />

dem Wagen wie ein Junkie an der Nadel.<br />

Auf Wunsch gibt es für Maseratis schnellstes Auto<br />

übrigens auch einen Dreizack-Aufkleber für das Dach. Da<br />

soll noch einer sagen, Maserati wäre nicht prollig. Aber, hey,<br />

genau das macht den Charme dieses eleganten Speedbombers<br />

aus. Der Stradale ist ein Draufgänger. Und dafür lieben<br />

wir die Italiener.<br />

foto Lina persson text Hendrik Lakeberg<br />

fazit<br />

Der MC Stradale ist ein Auto für Speedjunkies. Maserati hält mit<br />

seinem bislang schnellsten Wagen die perfekte Balance zwischen<br />

Draufgängertum und Eleganz.<br />

leistung und preis<br />

301 KM/H<br />

152.320 EURO<br />

450 PS<br />

337 MG CO2<br />

14,4 LITER<br />

8 ZYLINDER<br />

4,2 SEK / 0-100<br />

142 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 143


Man hat viel erwartet vom neuen Golf Cabriolet<br />

– vielleicht zu viel? Es fährt jedenfalls in große<br />

Spuren, ist sein Vorgänger doch das berühmte Erdbeerkörbchen,<br />

das Volkscabrio, das längst Kultstatus erlangt<br />

hat und immer noch Charme versprüht. Vielleicht hat sich<br />

Volkswagen deshalb fast zehn Jahre Zeit gelassen, um einen<br />

Nachfolger zu präsentieren. Das neue Golf Cabrio jedenfalls<br />

hat sich stark verändert. Den Bügel hat es abgelegt, die<br />

Form erst recht. Es ist sportlicher, eleganter und sparsamer.<br />

Der Motor ist auf dem neuesten Stand der VW-Technik. Der<br />

105 PS starke 1,6-Liter-Diesel verbraucht lediglich 4,4 Liter.<br />

Schon beim Anblick wirkt das neue Cabrio schneller. Und so<br />

legt es sich rasant in die Kurven, an der Küste Saint-Tropez‘,<br />

neidische Blicke folgen ihm hier und dort. Besonders die<br />

Farben und Farbkombinationen, die VW für den Neuen<br />

entwickelt hat, scheinen gut anzukommen. Ein strahlendes<br />

Weiß mit knalligen roten Ledersitzen oder das Ganze in sattem<br />

Aubergine mit schwarz glänzender Innenausstattung.<br />

Nicht nur in Frankreich hört man sie rufen: „Très Chic!“<br />

Und dennoch, ein seltsames Gefühl bleibt: Es ähnelt<br />

dem Ursprungsmodell in keinster Weise mehr. Und das ist<br />

ein bisschen schade, wenn man doch schon mal so einen<br />

Klassiker entworfen hat. In der Mode wollen viele wieder<br />

hin zu etwas Altem, Schon-mal-Dagewesenen, um es dann<br />

mit dem Design und der Technik der Zeit zu kombinieren.<br />

Bei Volkswagen und in diesem Fall eher nicht? Doch<br />

hat man diesen Gedanken einmal gedacht, dann entlockt<br />

einem das neue Golf Cabriolet weit mehr als nur ein „Oh là<br />

là“. Vielleicht wäre aber ein anderer Spitzname angedacht.<br />

Denn den Henkel, der VWs Cabrio zum Erdbeerkörbchen<br />

gemacht hat, den gibt es nicht mehr. Taufen wir den neuen<br />

Golf Cabrio doch stilbewusst französisch „Baignoire de VW“,<br />

also VWs Badewanne. Denn in der Sonne von Saint-Tropez<br />

fühlt man sich im Golf Cabrio mindestens so wohl wie in<br />

der Badewanne im Winter.<br />

text Lisa Leinen foto Mirjam Wählen<br />

fazit<br />

Der neue Golf Cabrio ist nicht das alte Erdbeerkörbchen, trotzdem<br />

fühlt man sich in ihm in der Sonne von Saint Tropez so wohl wie in<br />

einer Badewanne im Winter.<br />

leistung und preis<br />

180 KM/H<br />

12,1 SEK / 0-100<br />

105 PS<br />

4,4 LITER<br />

23.625 EURO<br />

4 ZYLINDER<br />

142 MG CO2<br />

vw<br />

Golf Cabrio 1.6 TDI<br />

144 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 145


240 KM/H<br />

Mercedes-Benz<br />

C 250 CDI Coupé<br />

E<br />

s wird viel herumkritisiert am Design von Mercedes,<br />

teilweise zu Recht, teilweise wirkt es aber auch wie<br />

eine abgedroschene Floskel in Autotestberichten,<br />

mal kurz mit einem Seitenhieb auf das Design einzudreschen.<br />

Mercedes‘ Designproblem – wenn es denn eins gibt<br />

– könnte in Zukunft durch Gorden Wagener ohnehin aus<br />

der Welt geschafft werden. Das sehr gelungene A-Klasse<br />

Concept gibt darauf zumindest einen Hinweis. Das neue C-<br />

Klasse Coupé jedenfalls ist ein schönes Auto geworden. Das<br />

liegt vor allem an der schlanken Sportlichkeit, der elegant<br />

fließenden typischen Coupé-Dachlinie und an der kompakt<br />

wirkenden Karosserie, die auch bei der regulären C-Klasse<br />

zwar bescheidener, aber immerhin schon stimmiger ausgefallen<br />

ist als die der E-Klasse. Braucht Mercedes überhaupt<br />

noch ein Coupé?, könnte man Fragen. Aber auch: Warum<br />

nicht gleich ein C-Coupé? Ein Coupé muss nicht bullig sein,<br />

sondern schlank und dynamisch. Es spricht ein jüngeres<br />

Publikum ohne Familie an. Platz stand bei Coupé-Fahrzeugen<br />

doch noch nie im Vordergrund. Deshalb ist das erste<br />

C-Coupé allein aus Designgründen zu begrüßen. Ganz bei<br />

sich ist dieses Auto in der AMG-Version mit maximal 487<br />

PS. Dann fühlt es sich an wie eine zweite Haut, so perfekt<br />

abgestimmt ist das Fahrwerk, so butterweich tritt sich das<br />

Gaspedal, bis man irgendwo in den andalusischen Bergen<br />

beseelt zu sich kommt und vergessen hat, wie man dort<br />

eigentlich gelandet ist.<br />

Doch zurück zum Design: Gerade in Mattschwarz<br />

wirkt die vermeintlich kleine C-Klasse martialisch wie ein<br />

Mafiosi-Auto. Der Look ist natürlich grundsätzlich Geschmackssache,<br />

doch er steht dem Auto hervorragend. Aber<br />

auch in der Standard-Lackierung (silbermetallic) macht das<br />

C-Coupé eine drahtige Figur. Auf den frühsommerlichen<br />

autoleeren Straßen von Andalusien erkämpft sich das C-<br />

Coupé den Titel als Pate der Straße mit Leichtigkeit – und<br />

fast immer fairen Mitteln.<br />

foto Fabian Zapatka text Hendrik Lakeberg<br />

fazit<br />

Das C-Coupé ist das schönste Coupé von Mercedes. Schlank,<br />

aber trotzdem drahtig, und vor allem in Mattschwarz martialisch<br />

wie ein Mafiamobil.<br />

leistung und preis<br />

7,1 SEK / 0-100<br />

41.174 EURO<br />

4 ZYLINDER<br />

139 MG CO2<br />

204 PS<br />

5,3 LITER<br />

146 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 147


Vielleicht hat man sich in Ingolstadt zuviel Zeit<br />

gelassen: Während Volkswagen schon seit über 4<br />

Jahren mit dem Tiguan das Segment der Kompakt-<br />

SUVs äußerst erfolgreich besetzt, rundet Audi seine SUV-<br />

Palette nach dem Q7 und dem Q5 erst dieses Jahr auch nach<br />

unten ab. Doch im Gegensatz zum Tiguan, der eher auf die<br />

pragmatischen Käufer zielt, positioniert Audi den Q3 als<br />

Premium-Kompakt-SUV. Die jungen urbanen Trendsetter<br />

hat man im Visier. Kein leichtes Vorhaben, schließlich ist<br />

BMWs X1 in den Szenevierteln von Berlin bis München<br />

schon seit Jahren etabliert. Mit dem avantgardistischen<br />

Evoque von Range Rover und in einem guten Jahr auch<br />

Mercedes mit dem BLK bringen sich weitere Konkurrenten<br />

in Position. Damit haben die jungen und erfolgreichen Metropolenbewohner<br />

ziemlich viel Auswahl, bei gleichbleibend<br />

geringem Parkplatzangebot.<br />

Dennoch ist der erste Eindruck überzeugend. Das etwas<br />

konventionell geratene, typische Audi-Design entwickelt<br />

seinen Charakter im Detail. Mit dem Drücken des Startknopfes<br />

blitzen die charismatisch gezeichneten Scheinwerfer<br />

auf und der Q3 erwacht mit einem unerwartet<br />

markanten, selbstbewussten Blick und einem sportlich<br />

abgestimmten Fahrwerk. Auch im Innenraum weiß Audi<br />

den Premiumanspruch zu erfüllen. Mit Einstiegspreisen von<br />

29.900 Euro für den 140 PS-starken 2.0 TDI wird der Q3 mit<br />

Sicherheit nicht nur der Konkurrenz, sondern wohl auch<br />

dem großen Bruder Q5 ein paar Käufer abjagen. Fest steht:<br />

Es wird eng in der Nische.<br />

text Alexander Batke-Lachmann foto Jan Friese<br />

audi<br />

Q3 2.0 TDI<br />

leistung und preis<br />

8,2 SEK / 0-100<br />

212 KM/H<br />

4 ZYLINDER<br />

29.900 EURO<br />

138 MG CO2<br />

5,9 LITER<br />

140 PS<br />

148 WERKSTATT<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2010 149


Sieht man den Cadillac Escalade auf den deutschen<br />

Straßen, dann ist er immer noch ein Exot – und<br />

gleichzeitig ein guter alter Bekannter. Vor allem<br />

wegen Fernsehserien wie „24“ oder „Prison Break“. Meistens<br />

ist er schwarz lackiert und das Auto eines Sonderkommandos<br />

des FBI oder des CIA. Die Scheiben sind dunkel getönt,<br />

als dekadentes Familienauto, das der Escalade im Alltag<br />

wohl eigentlich ist, ist er uns in Europa kaum geläufig. Und<br />

so unvernünftig dieses Auto auch in der Hybrid Variante<br />

ist, so erliegt man doch seinem Charme, hat man ein Faible<br />

für amerikanische Serien, in denen Verschwörungstheorien<br />

eine entscheidende Rolle spielen. Cadillac versucht den<br />

wuchtigen SUV in Europa auf den Markt zu bringen. Und<br />

gegen die Hybrid-Variante des Autos ist eigentlich wenig<br />

auszusetzen, ist man dem Genre des SUV grundsätzlich<br />

positiv gesonnen. Das Kürzel Hybrid ist unterm Strich wohl<br />

eher ein Feigenblatt, bedenkt man, dass der Escalade mit<br />

zusätzlichem Elektromotor immer noch gut elf Liter verbraucht<br />

und einen CO 2<br />

-Ausstoß von 286 g/km produziert.<br />

Dafür bewegt dieses 2,8 Tonnen schwere Monstrum aber<br />

auch ein 337 PS starker Motor. Und sitzt man im Inneren<br />

des Fahrzeugs fühlt man sich immer ein bisschen, als<br />

befände man sich in einer gepanzerten geräumigen Kapsel,<br />

abgetrennt und geschützt von der Außenwelt. Der Escalade<br />

Hybrid kostet knapp 90.000 Euro. Das ist billiger als die<br />

deutsche Konkurrenz aus BMW X6 oder Audi Q7. Zumindest<br />

im Vergleich zum X6 ist der Raum des Escalade Hybrid<br />

wesentlich großzügiger. Das Problem dieses Autos wird in<br />

Europa jedoch einerseits seine mangelnde Sportlichkeit<br />

sein. Eine Spitzengeschwindigkeit von 170 km/h ist behäbig.<br />

Zudem gibt es den Escalade nicht als Diesel, die in Europa<br />

sehr beliebt sind. Vor allem ist es aber wohl das ungewohnte<br />

amerikanische Design, dass den Europäern fremd ist. Auf<br />

den Straßen zumindest, nicht im Fernsehen. Aber der Escalade<br />

soll ja kein Filmstar bleiben, sondern ein Auto sein, mit<br />

dem man die Familie in Urlaub fährt.<br />

foto fabian zapatka Text Hendrik Lakeberg<br />

fazit<br />

Die amerikanische Wuchtbrumme ist zwar ein Filmstar,<br />

doch auf den europäischen Straßen fremdelt er. Eigentlich zu Unrecht,<br />

steht man dem Genre SUV grundsätzlich positiv gegenüber.<br />

leistung und preis<br />

11,1 LITER<br />

83.490 EURO<br />

337 PS<br />

8 ZYLINDER<br />

268 MG CO2<br />

170 KM/H<br />

cadillac<br />

Escalade 6.0 Hybrid<br />

Automatic Sport Luxury<br />

K. A.<br />

150 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 151


Herzlichen Glückwunsch, Volksbeschleuniger! Mit<br />

der Edition 35 feiern die Wolfsburger den, klar,<br />

35. Geburtstag des GTI. Ein langer Weg vom handlich,<br />

dynamischen Yuppie-Auto zum Lieblingsobjekt der<br />

Tuning-Gemeinde bis zum edlen Familiensportwagen im<br />

Mittelklasse-Gewand: Der Golf GTI hat im Laufe der letzten<br />

drei Jahrzehnte das Herz aller Klassen erobert. Den Nostalgiker<br />

wird freuen, dass der Schaltknauf wie beim ersten GTI<br />

wieder in der Form eines Golfballs gestaltet ist, denen, die<br />

lieber in die Zukunft schauen, werden zwei neue Felgenvarianten<br />

angeboten: die 18-Zoll-Leichtmetallfelge „Watkins<br />

Glen“ und die 19-Zoll-Leichtmtallfelge „Glendale.“ Volkswagen<br />

wünscht sich von beiden, dass sie zukünftige Klassiker<br />

werden. Auch diesmal bedient der Golf GTI ein Spektrum,<br />

so breit wie möglich. Und wahrscheinlich wird auch diese<br />

Jubiläumsedition weggehen wie geschnitten Brot. Schaut<br />

man sich die Leistungen des Wagens an, dann fällt einem<br />

allerdings auf, dass dieses Auto mit 235 PS (25 PS mehr als<br />

der normale GTI) zwar in seiner Klasse eine sehr gute Figur<br />

macht, aber man fragt sich anlässlich des GTI-Jubiläums<br />

auch, warum ein sportlich orientierter Fahrer sich eigentlich<br />

noch einen GTI zulegen sollten, wenn es den kräftigeren<br />

Golf R seit 2009 mit 270 PS ebenfalls gibt. Das Geld mal<br />

außen vor gelassen, aber kannibalisiert sich Volkswagen<br />

damit nicht selbst? Warum ist der GTI nicht der stärkste<br />

Golf, den es gibt? Wie damals, als er an den Start gegangen<br />

ist und überraschend ein gigantischer Erfolg wurde. Erwarten<br />

würde man das. Und vielleicht sollte man den GTI ganz<br />

in die Obhut der Volkswagen R GmbH geben, wie Mercedes<br />

es mit seinen AMG-Modellen tut. Doch im Endeffekt ist der<br />

Name GTI größer als die technischen Details. Der Volksbeschleuniger<br />

ist eine deutsche Ikone geworden. Immer noch<br />

very much alive and kicking.<br />

foto Jan Friese text Hendrik Lakeberg<br />

vw<br />

Golf GTI Edition 35<br />

fazit<br />

Die Jubiläumsedition des GTI macht deutlich, dass das legendäre<br />

Kürzel GTI mehr verspricht, als die Technik einhält. Der stärkste Golf<br />

ist seit längerem der Golf R. Dem Erfolg des GTI wird das kurzfristig<br />

aber nicht schaden.<br />

leistung und preis<br />

247 KM/H<br />

6,9 SEK / 0-100<br />

4 ZYLINDER<br />

30.425 EURO<br />

185 G CO2<br />

235 PS<br />

8,1 LITER<br />

152 WERKSTATT<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2010 153


98 PS<br />

Tom Dixons farbliches Ablenkungsmanöver in<br />

Sachen Aston Martins neuem Kleinwagen Cygnet<br />

haben wir ja bereits im vorderen Teil des Heftes angesprochen.<br />

Aston Martin tut sich mit seinem ersten Kleinwagen<br />

nicht unbedingt einen Gefallen, wenn sie sowohl die<br />

Technik als auch große Teile des Designs eins zu eins von<br />

Toyotas iQ übernehmen. Fährt man mit einem Rapide – dem<br />

edelsten aller Viertürer im Supersportwagenoutfit und vielleicht<br />

einer der schönsten Sportwagen überhaupt – dann ist<br />

man schnell enttäuscht von der wenigen Mühe, die sich Aston<br />

Martin bei der Entwicklung des Cygnet gegeben hat. Dabei<br />

ist ein Kleinwagen der britischen Edelmarke grundsätzlich<br />

keine schlechte Idee. Wir schrieben bereits darüber, dass<br />

kleine Lifestyle-Stadtautos wie der MINI oder der <strong>Fiat</strong> 500<br />

sehr erfolgreich sind, und das Markenbewusstsein gerade<br />

in den Metropolen ausgeprägt ist. Aston Martin ist bei Auto-<br />

Connaisseuren so angesehen wie Hermès bei gutbetuchten<br />

Fashionistas. Doch die Frage lautet: Auch wenn es „nur“<br />

ein Kleinwagen ist, erwartet man von Aston Martin nicht<br />

einen höheren Standard? Hätte der Cygnet nicht wenigsten<br />

einen eigenen Motor verdient? Einen besonders sportlichen?<br />

Oder sogar einen Hybrid, um die technische Kompetenz der<br />

Briten zu unterstreichen? Und hätte man nicht das Interior<br />

radikaler der Marke anpassen können, anstatt das des iQs<br />

mit edlem Leder zu überziehen? Auf den Straßen Londons<br />

ist der exotische Cygnet natürlich erst mal ein Hingucker<br />

und natürlich erwartet den Fahrer im Inneren die gewohnte<br />

hohe Aston-Martin-Qualität, die handgemachte Haptik,<br />

das Leder, die sinnlichen gestickten Nähte, die zahllosen<br />

Individualisierungsmöglichkeiten. Die Frage ist allerdings,<br />

ob das allein den 38.000-Euro-Einstiegspreis wirklich wert<br />

ist. Das ist mehr als doppelt so viel wie der Preis eines regulären<br />

iQs und das, obwohl man streng genommen in einem<br />

sitzt. Besonders deutlich wird einem dieses Missverhältnis,<br />

wenn man in einem Rapide mit brodelndem Motor durch<br />

die Londoner Innenstadt gleitet. Dann wird einem wieder<br />

bewusst, warum die Autos dieser Marke so begehrt sind und<br />

vor allem, warum viele Kunden mit Freuden so viel Geld<br />

dafür ausgeben. Ob sie das auch beim Cygnet tun werden,<br />

bleibt zu bezweifeln. Der äußerliche Exotenbonus als Aston-<br />

Martin-Kleinwagen ist schnell aufgebraucht. Danach zählt<br />

die Substanz. Und die fehlt dem Cygnet noch.<br />

foto Jan Friese text Hendrik Lakeberg<br />

fazit<br />

Der Cygnet ist nicht mehr als ein gepimpter Toyota iQ. Von einem<br />

ersten Aston-Martin Kleinwagen-hätte man mehr erwartet.<br />

leistung und preis<br />

11,8 SEK / 0-100<br />

170 KM/H<br />

Aston Martin<br />

Cygnet<br />

116 G CO2<br />

4,9 LITER<br />

4 ZYLINDER<br />

38.000 EURO<br />

154 werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2010 155


Den Ford Focus haben wir in der letzten Ausgabe<br />

ausführlich behandelt. Fords Kompaktklasse soll auf<br />

der ganzen Welt baugleich sein und steht für eine<br />

kleine Revolution im Konzern. Mit Hilfe des in Deutschland<br />

entwickelten Focus versucht der amerikanisch-europäische<br />

Autobauer die über die Welt verstreuten Standorte zusammenzubinden<br />

und den Konzern zu einer möglichst einheitlichen<br />

Identität zu führen. Der Turnier ist hierzulande die<br />

wichtigste Karosserie-Variante des Focus und man erhofft<br />

sich in diesem Jahr 31.000 des kleinen Kombis an die deutschen<br />

Familien zu bringen. Zudem ist er in Deutschland<br />

Fords erfolgreichstes Flottenmodell, was seine Qualität und<br />

Sparsamkeit unterstreicht. Ein kleiner Diesel verbraucht<br />

im Durchschnitt lediglich 4,2 Liter. Der Einstiegspreis von<br />

17.850 Euro ist absolut konkurrenzfähig.<br />

Sitzt man aber in dem Auto und fährt durch das Berliner<br />

Umland, dann passt der Turnier perfekt in die Umgebung.<br />

Er ist die wohl deutscheste Variante des Focus. Ob der<br />

Turnier die Welt erobern wird? Wohl eher nicht. Die Stärke<br />

der Focus-Linie liegt im kleineren Dreitürer. Er ist auf Grund<br />

seiner Größe urbaner und weltweit kompatibler. Doch in<br />

Deutschland macht der Turnier dem Golf Variant nicht nur,<br />

was die Verkaufszahlen anbelangt, ernsthafte Konkurrenz.<br />

Das Fahrwerk und die wertige Verarbeitung des Autos<br />

machen es zu einem soliden Durchschnittstypen. Und das<br />

ist gar nicht negativ gemeint. Denn durchschnittlich sind<br />

wir alle häufig, obwohl wir es nicht sein wollen. In so fern<br />

ist der Focus allgemein und der Turnier im Speziellen vor<br />

allem eines: ein grundgutes und ehrliches Auto, das seinen<br />

Zweck perfekt erfüllt – zu ökonomisch sinnvollen Bedingungen.<br />

Hat man das im Hinterkopf, dann ist eine Testfahrt<br />

mit dem Focus Turnier viel mehr als irgendein Termin, auf<br />

dem man als Autotester pflichtgetreu erscheinen muss,<br />

während man sich eigentlich auf den neuen Lamborghini<br />

freut. Dann nämlich ist dieses Auto wirklich interessant,<br />

denn es könnte – im Gegensatz zum Lamborghini – tatsächlich<br />

die Welt verändern.<br />

foto fabian zapatka Text hendrik lakeberg<br />

fazit<br />

Die Kombi-Variante des Focus ist vor allem in Deutschland erfolgreich.<br />

Doch seine unprätentiöse Art macht es zu einem ehrlichen und<br />

grundguten Auto, das dadurch viel interessanter sein kann als der<br />

neue Lamborghini Gallardo.<br />

leistung und preis<br />

180 KM/H<br />

12,5 SEK / 0-100<br />

95 PS<br />

20.350 EURO<br />

4,2 LITER<br />

109 G CO2<br />

4 ZYLINDER<br />

ford<br />

Focus Turnier<br />

1,6 Liter-Duratorq TDCi<br />

156 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 157


händlernachweis<br />

0039 Italy<br />

Loews GmbH<br />

Maximilianstr. 43<br />

80538 München<br />

service@loews.de<br />

Shop: KaDeWe<br />

Tauentzeinstr. 21-24<br />

10789 Berlin<br />

A Bathing Ape<br />

6 Bevincourt Cruickshank St.<br />

London WC1X 9HA<br />

England<br />

Shop: Dover Street Market<br />

17 -18 Dover Street<br />

London W1S 4LT<br />

England<br />

Acronym<br />

Schröderstr. 8<br />

10115 Berlin<br />

johanna@acronym.de<br />

Shop: Firmament<br />

Linienstr. 40<br />

10119 Berlin<br />

Adidas<br />

Häberlein & Mauerer AG<br />

Rosenthaler Str. 51<br />

10178 Berlin<br />

Shop:<br />

Adidas Original Store<br />

Münzstr. 13<br />

10178 Berlin<br />

Agent Provocateur<br />

154 Clerkenwell Rd<br />

London EC1R 5AB<br />

Großbritannien<br />

Shop: Galeries Lafayette<br />

Friedrichstr. 76-78<br />

10117 Berlin<br />

American Apparel<br />

Deutschland GmbH<br />

Zollhof 10<br />

40221 Düsseldorf<br />

Shop: American Apparel<br />

Münzstr. 19<br />

10178 Berlin<br />

Black Lily<br />

FakePR<br />

Münzstr. 13-15<br />

10178 Berlin<br />

info@fakepr.de<br />

Shop: Styleserver<br />

Oderberger Str. 49<br />

10435 Berlin<br />

Bogner<br />

Willy Bogner GmbH &<br />

Co. KGaA<br />

St.-Veit Str. 4<br />

81673 München<br />

Shop: Bogner München<br />

Residenzstr. 14-15<br />

80333 München<br />

Boris Bidjan Saberi<br />

mumi@borisbidjansaberi.com<br />

Shop: Darklands<br />

Heidestr. 50<br />

10557 Berlin<br />

By Malene Birger<br />

Fake PR<br />

Münzstr. 13-15<br />

10178 Berlin<br />

info@fakepr.de<br />

Shop: Room Twelve<br />

Ratherstr. 49D<br />

40476 Düsseldorf<br />

Chanel<br />

Chanel GmbH & Co. KG<br />

Brandstücken 23<br />

22549 Osdorf, Hamburg<br />

Shop: Chanel<br />

Kurfürstendamm 188<br />

10707 Berlin<br />

Clarks<br />

UGW Communication GmbH<br />

Kasteler Str. 22-24<br />

65203<br />

Wiesbaden<br />

Shop: Clarks Shop/<br />

Pasing Arcaden<br />

Pasinger Bahnhofsplatz 5<br />

81241 München<br />

Closed<br />

Closed GmbH<br />

Straßenbahnring 6<br />

20251 Hamburg<br />

Shop: Closed<br />

Bergstr. 11<br />

20095 Hamburg<br />

Damir Doma Silent<br />

Fake PR<br />

Münzstr. 13-15<br />

10178 Berlin<br />

info@fakepr.de<br />

Shop: The Corner<br />

Französische Str. 40<br />

10117 Berlin<br />

Ellesse<br />

Flora&Fauna<br />

Schönhauser Allee 149<br />

10435 Berlin<br />

Shop: Ellesse<br />

Weinmeisterstr. 2<br />

10178 Berlin<br />

G-Star<br />

Schoeller von Rehlingen<br />

Ismaninger Str. 102<br />

81675 München<br />

posthh@svr-pr.de<br />

Shop: G-Star Store<br />

Kasernenstr. 10<br />

40213 Düsseldorf<br />

Hermès<br />

Hermès GmbH<br />

Marstallstr. 8<br />

80539 München<br />

Shop: Hermès Store<br />

Kurfürstendamm 58<br />

10707 Berlin<br />

Holland Esquire<br />

FakePR<br />

Münzstr. 13-15<br />

10178 Berlin<br />

Shop: Retro<br />

Oranienburger Str. 13-14<br />

10178 Berlin<br />

Louis Vuitton<br />

Brienner Str. 9 / Ecke<br />

Amiraplatz 1<br />

80333 München<br />

Shop: Louis Vuitton<br />

Friedrichstr. 71<br />

10117 Berlin<br />

Maison Martin Margiela<br />

Henri + Frank Public Relations<br />

Schopenstehl 22<br />

20095 Hamburg<br />

frank@henriplusfrank.de<br />

Shop: Andreas Murkudis<br />

Münzstr. 21, 2. Hof<br />

10178 Berlin<br />

Montblanc<br />

Hellgrundweg 100<br />

22525 Hamburg<br />

Shop:<br />

Montblanc Boutique Berlin<br />

Friedrichstr. 80<br />

10117 Berlin<br />

Mykita<br />

Agentur V<br />

Karl-Marx-Allee 33<br />

10243 Berlin<br />

Shop: Mykita<br />

Rosa-Luxemburg-Str. 6<br />

10178 Berlin<br />

Nike<br />

Silk Relations GmbH<br />

Rückerstr. 4<br />

10119 Berlin<br />

info@silk-relations.com<br />

Shop: Nike Town<br />

Tauentzienstr. 7<br />

10789 Berlin<br />

Oakley<br />

Oakley GmbH<br />

Lilienthalallee 40, B 124-127<br />

80939 München<br />

Shop: Oakley<br />

Rosenthaler Str. 34<br />

10178 Berlin<br />

Paul Smith<br />

Paul Smith Press Office Milan<br />

Viale Umbria,95<br />

20135 Mailand<br />

Italiena<br />

Shop: KaDeWe<br />

Tauentzienstr. 21-24<br />

10789 Berlin<br />

Peak Performance<br />

Eastside Communications<br />

Sandstr. 33<br />

80335 München<br />

Shop: Peak Performance<br />

Rosenthaler Straße 34<br />

10178 Berlin<br />

Prada<br />

Loews GmbH<br />

Maximilianstr. 43<br />

80538 München<br />

service@loews.de<br />

Shop: Departmentstore<br />

Quartier 206<br />

Friedrichstr. 71<br />

10117 Berlin<br />

Ralph Lauren<br />

Loews GmbH<br />

Maximilianstr. 43<br />

80538 München<br />

service@loews.de<br />

Shop: Ralph Lauren Store<br />

Maximilianstr. 23<br />

80539 München<br />

Rupert Sanderson<br />

Fake PR<br />

Münzstr. 13-15<br />

10178 Berlin<br />

info@fakepr.de<br />

Shop: Rupert Sanderson<br />

2A Hans Road<br />

London SW31RX<br />

Großbritannien<br />

Sabrina Dehoff<br />

Agentur V<br />

Karl-Marx-Allee 33<br />

10243 Berlin<br />

Shop: Sabrina Dehoff<br />

Torstr. 175<br />

10119 Berlin<br />

Supreme<br />

274 Lafayette Street<br />

NY 10012<br />

New York, USA<br />

Shop: Firmament<br />

Linienstr. 40<br />

10119 Berlin<br />

Urban Outfitters<br />

FakePR<br />

Münzstr. 13-15<br />

10178 Berlin<br />

info@fakepr.de<br />

Shop:<br />

Urban Outfitters Hamburg<br />

Gänsemarkt 45<br />

20354 Hamburg<br />

Versace<br />

Loews GmbH<br />

Maximilianstr. 43<br />

80538 München<br />

Shop: Galeries Lafayette<br />

Friedrichstr. 76-78<br />

10117 Berlin<br />

Yves Saint Laurent<br />

7 Avenue George V<br />

75008 Paris<br />

Frankreich<br />

Shop: Departmentstore<br />

Quartier 206<br />

Friedrichstr. 71<br />

10117 Berlin<br />

Zimmerli<br />

Press Factory<br />

Brunnenstr. 181<br />

10119 Berlin<br />

Shop: Departmentstore<br />

Quartier 206<br />

Friedrichstr. 71<br />

10117 Berlin<br />

Wir haben uns<br />

entschieden!<br />

Besorge auch du dir einen Organspendeausweis.<br />

www.junge-helden.org<br />

Mit freundlicher Unterstützung von<br />

158 werkstatt<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

159


letzte Ausfahrt<br />

Two-Lane Blacktop<br />

Wir sind Wald.Meister. Bist Du dabei?<br />

www.waldmeister2011.de<br />

Eine Strecke, zwei Autos, drei Männer. Der Film „Two-Lane Blacktop“<br />

basiert auf einem Klischee, er hat das Klischee aber auch erzeugt<br />

Entstanden 1970 zur Hochzeit der Hippiebewegung, erzählt<br />

der Film in langen Einstellungen, mit wenig Dialogen und<br />

einer Tonspur, die fast nur aus kreischenden Motorsounds besteht,<br />

eine puristische Version des amerikanischen Traums.<br />

Die Maschine, der Highway, die endlose Weite: ein anarchischer<br />

Traum von Freiheit. Der Sänger James Taylor und der<br />

große Beach-Boys-Schlagzeuger Dennis Wilson treffen mit<br />

ihrem 55er Chevy immer wieder auf Warren Oates und seinen<br />

Pontiac GTO. Auf der Tankstelle irgendwo im amerikanischen<br />

Hinterland kommt es zur ersten Rivalität: feindliche<br />

Blicke, das Auto des anderen inspizieren. Die Motoren stehen<br />

still, das Blut kocht. „Ich kann’s nicht leiden, wenn mir ein<br />

paar halbstarke Verkehrsraudis quer durch zwei Staaten am<br />

Auspuff kleben“, provoziert Oates in einer rauen Stimme, die<br />

ein wenig klingt wie der Motor seine Autos. „Glaub nicht, dass<br />

ich Sie schon mal gesehen habe. Wagen wie Ihren gibt’s ja<br />

auch haufenweise auf der Straße“, entgegnet der junge Taylor<br />

in seiner ersten und einzigen Filmrolle. Ein Rennen quer<br />

durch Amerika soll entscheiden, wer der König der Straße, der<br />

eigentliche Held dieses endlosen Dragsterrennens wird.<br />

Two-Lane Blacktop,<br />

Asphaltrennen<br />

USA 1971<br />

Dauer: 98 Minuten<br />

Regie: Monte Hellman<br />

Buch: Rudolph Wurlitzer,<br />

Will Corry<br />

Darsteller: James Taylor,<br />

Warren Oates, Laurie Bird,<br />

Dennis Wilson<br />

Jede Minute verschwinden 35 Fußballfelder Waldfläche. Wir können diesen Wahnsinn gemeinsam<br />

aufhalten! Wald steckt in vielen Dingen, die wir täglich nutzen. Unser Motto: Weniger verbrauchen.<br />

Und besser kaufen – von Recycling-Produkten bis zum FSC-Siegel. Wir Konsumenten haben die Macht.<br />

Aber nur wenn wir alle mitmachen. Bist Du dabei? Wir zählen auf Dich. Jetzt Wald.Meister werden!<br />

160 werkstatt<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />

161


Kraftstoffverbrauch (l/100 km) nach RL 80/1268/EWG:<br />

innerorts 6,4–5,6, außerorts 4,3–4,1, kombiniert 5,1–4,7.<br />

162 CO 2<br />

-Emission (g/km): kombiniert 119–110.<br />

500BYGUCCI.DE

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