INTERSECTION Fiat-Erbe Lapo Elkann (Vorschau)
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
:<br />
:<br />
mobilitat<br />
und leben<br />
SOMMER<br />
2011<br />
Deutschland 2,00 Euro, Schweiz 3,90 SFR,<br />
Österreich 2,30 Euro, Luxemburg 2,40 Euro<br />
ICH GEB’ GAS ICH WILL SPaSS<br />
EXKLUSIV:<br />
8 SEITEN<br />
Afrika<br />
per Rad<br />
Der letzte Playboy<br />
<strong>Fiat</strong>-<strong>Erbe</strong><br />
<strong>Lapo</strong> <strong>Elkann</strong><br />
zwischen Drogenabsturz<br />
und kreativen<br />
Hohenflugen<br />
Popstar Moby und<br />
die Suche nach der<br />
Flughafen-kapelle<br />
Die vergessene<br />
BMW-Studie K67<br />
Die Stadt<br />
der Flugzeuge<br />
Autos von<br />
unten<br />
1
An welches Auto denken Sie,<br />
wenn Sie 185 PS hören?<br />
Wahrscheinlich nicht an dieses.<br />
Zugegeben: Der neue Audi A1 ist klein. Beim<br />
Fahren fühlt er sich jedoch an wie eine vollwertige<br />
Limousine. Ein Grund hierfür ist unser sportlicher<br />
1.4 TFSI-Motor mit 185 PS. Sein serienmäßiges<br />
Doppelkupplungsgetriebe S tronic® sorgt für<br />
kürzere Gangwechsel nahezu ohne Zugkraftverlust<br />
– ein großer Fortschritt für ein kleines Auto.<br />
Der Audi A1.<br />
Groß im Detail.<br />
Kraftstoffverbrauch in l/100 km: innerorts 7,5;<br />
außerorts 5,1; kombiniert 5,9; CO 2<br />
-Emissionen in g/km:<br />
innerorts 174; außerorts 119; kombiniert 139.<br />
2
I N T R O D U C I N G<br />
B L A C K L A B E L D E N I M<br />
NEW YORK LOS ANGELES BAL HARBOUR<br />
PRIVATE APPOINTMENTS: 888.475.7674<br />
RALPHLAUREN.COM
PIRELLI.DE<br />
Marketing-Stunt? Aston Martin Cygnet,<br />
gestaltet von Tom Dixon im Londoner Linksverkehr<br />
LET’S DANCE<br />
INHALT / <strong>INTERSECTION</strong> no. 06 2011<br />
vorwort<br />
Die Veränderung ist in der Autoindustrie der Normalzustand. Gerade ist besonders<br />
deutlich festzustellen, dass Technik allein keine Autos mehr verkauft.<br />
Autos sind zu einem Lifestyle-Produkt geworden. Interessantes Design, luxuriöse<br />
und gleichzeitig praktische Ausstattungsvarianten sind gefragt und mobiles<br />
Internet wird immer mehr zum Standard. Viel stärker als in den letzten Jahren<br />
setzt die Autoindustrie auch auf Kollaborationen mit Künstlern und Designern.<br />
Gerade die urbane autoskeptische Generation der zwischen 30- und 40-<br />
Jährigen ist wählerisch. Sie lässt sich aus der Ferne zwar immer noch durch PS-<br />
Orgien und Supersportwagendesign beeindrucken, aber wenn es um das eigene<br />
Fahrzeug geht, dann sind Stil und Authentizität viel wichtiger als Leistung und<br />
Topspeed. Beides zusammen genommen bedeutet, dass sich ein Auto in das<br />
Lebensumfeld integriert, also ökonomisch, ökologisch, praktisch und gleichzeitig<br />
individuell und besonders ist – wie ein Designerstuhl oder sogar ein Kunstwerk<br />
an der Wand. Die Autoindustrie reagiert darauf. Der Trend zum Downsizing<br />
findet sich immer mehr auch in der Luxusklasse. Aston Martin hat den Kleinwagen<br />
Cygnet vorgestellt und Gucci kollaboriert lieber mit <strong>Fiat</strong> als mit Mercedes.<br />
Wir haben uns beide Autos für Sie angesehen und mussten feststellen, dass weniger<br />
nicht immer mehr ist. Trotzdem sind wir sicher, dass der Weg zum kleinen<br />
Statement und weg von der großen Motor-Geste genau der richtige ist. Gleichzeitig<br />
konnten wir gerade auf der Fashion Week in Berlin wieder erleben, wie die<br />
Mode das Image von Autokonzernen aufpolieren kann. Mercedes trat wie in den<br />
letzten Jahren als Hauptsponsor auf, ist aber parallel immer aktiver mit eigenen<br />
Projekten. Im letzten Jahr gab es eine Kooperation mit dem von uns geschätzten<br />
Modedesigner Bernhard Willhelm. In diesem Jahr mit Jil Sander-Chefdesigner<br />
Raf Simons. Auch mit Hilfe der Kunst versuchen die Automarken eine Zielgruppe<br />
zu erreichen, die in anderen Kategorien denkt, als der gewöhnliche Sportwagenfan<br />
und Vernunftautokäufer. Audi gelingt das mit ihrem Engagement bei der<br />
Art Basel und der Design Miami sehr gut und auch Volkswagen hat im Juni nach<br />
dem Pech im Fußballsponsoring mit dem zurzeit erfolglosen VfL Wolfsburg, eine<br />
große und vielversprechende Kooperation mit dem MoMA in New York gestartet.<br />
Besser spät als nie. In manchen Fällen kann die Kollaboration mit einem<br />
Künstler auch ein cleveres Ablenkungsmanöver sein: Aston Martin ließ den<br />
Cygnet von Designer Tom Dixon verfeinern. Sein knalliges Rot täuscht darüber<br />
hinweg, dass Aston Martins Kleiner in Wahrheit ein Toyota iQ ist, nur eben<br />
mit Luxusausstattung. Aber vielleicht geht es ja bei Kollaborationen wie diesen<br />
immer ein bisschen um Ablenkungsmanöver. Wir jedenfalls mögen Kunst,<br />
Mode, Design und Autos. Und auch wir wollen sie einladen, sich mit diesem<br />
Heft ein paar Stunden abzulenken. Viel Spaß beim Lesen wünscht:<br />
Ihre <strong>INTERSECTION</strong>-Redaktion<br />
4<br />
PIRELLI. OFFIZIELLER REIFENLIEFERANT F1.<br />
5
www.volkswagen.de<br />
Verhält sich zu Straße<br />
wie Projektil zu Lauf.<br />
Der Golf GTI Edition 35.<br />
Die Geschichte vom Ritt auf der Kanonenkugel ist erfunden. Das einzigartige Gefühl der Beschleunigung ist es nicht.<br />
Man kann es im neuen Golf GTI Edition 35 erleben. 173 kW (235 PS)*, 247 km/h Höchst geschwindigkeit und eine<br />
Beschleunigung auf 100 km/h in 6,6 Sekunden machen ihn zum stärksten GTI aller Zeiten. Und so sieht er auch aus:<br />
dank 18-Zoll-Leichtmetallrädern, Stoßfänger im Edition-35-Design, Schwellerverbreiterungen und Schalthebelknauf<br />
in legendärer Golfballoptik. Der große Unterschied: Man sitzt dabei deutlich bequemer als auf einer Kanonenkugel.<br />
* Kraftstoffverbrauch, l/100 km innerorts 10,9/außerorts 6,4/kombiniert 8,1/CO 2 -Emission kombiniert 189 g/km.
S. 26<br />
Connected Drive Vision<br />
BMW stellt das Auto<br />
für die vernetzte Welt vor<br />
INHALT / <strong>INTERSECTION</strong> no. 06 2011<br />
drehmoment<br />
04 Vorwort<br />
18 contributors<br />
22 impressum<br />
32 A-Klasse Concept<br />
Mercedes möbelt seine Kompaktklasse auf<br />
40 MINI Rocketman<br />
Wie MINI zu den Wurzeln der Marke zurückkehrt<br />
und dabei auf der Höhe der Zeit ist<br />
46 Open Structures<br />
Fahrräder, Küchen und vielleicht bald auch Autos zum Selberbauen<br />
48 Akkuschrauberrennen<br />
Wie man mit einem halben PS Rennen fahren kann und<br />
dabei Ideen für die Zukunft des Autos entwickelt<br />
50 fetisch countach<br />
Miguel Palma seziert in einer Ausstellung den Mythos des italienischen<br />
Supersportwagens<br />
56 Horror autopanne<br />
John Bock lässt Tentakel aus der Motorhaube eines Lincoln kriechen<br />
58 Age of Speed<br />
Ralph Laurens beeindruckende Autosammlung wird in Paris ausgestellt<br />
10<br />
11
Outfit Silent by Damir Doma<br />
www.omegawatches.de<br />
GEORGE CLOONEY’S CHOICE.<br />
S. 72<br />
Lady in Red<br />
Car-Couture von Alfa Romeo.<br />
Who Is Zooming Who?<br />
INHALT / <strong>INTERSECTION</strong> no. 06 2011<br />
laufsteg<br />
66 Zeitenwechsel<br />
Die schönsten Uhren der Saison<br />
72 romeo + Julia<br />
Cool und italienisch – die Sportwagenstudie<br />
Alfa Romeo 4C im Rampenlicht<br />
80 waldmeister<br />
Frank Leder in Love mit der G-Klasse<br />
12<br />
Berlin • Hamburg • München • 06173/606-219
S. 120<br />
Reportage<br />
Wie ein ehrgeiziger Fixie-Biker<br />
durch das fahrradverrückteste<br />
Land Afrikas fährt<br />
INHALT / <strong>INTERSECTION</strong> no. 06 2011<br />
werkstatt<br />
98 <strong>Lapo</strong> <strong>Elkann</strong><br />
Zwischen Drogenabsturz und kreativen Höchstleistungen.<br />
Der exzentrische <strong>Fiat</strong>-<strong>Erbe</strong> im Porträt<br />
130 Moby<br />
DJ-Superstar über Flughafen-Kapellen und die<br />
Widrigkeiten des Reisens<br />
Das ULtimatiVE mUst HaVE<br />
FÜr DiE citY<br />
110 Auto Reverse<br />
Eine beeindruckende Fotoserie über das unentdeckte<br />
Land des Unterbodens<br />
116 Steffen Henssler<br />
Der Hamburger Starkoch bekennt: „Ich bin ein Bleifuß“<br />
140 Im Test:<br />
Maserati MC Stradale, Audi Q3, Aston Martin Cygnet,<br />
Lamborghini Gallardo Bicolore, Mercedes C-Klasse Coupé,<br />
Golf Cabrio und mehr<br />
126 Plastik-BMW<br />
Wie die Bayern mit dem K67 vor über 40 Jahren den<br />
Leichtbau vorwegnahmen<br />
www.astonmartin.com<br />
14<br />
Kraftstoffverbrauch in Litern pro 100 km (manuelles Getriebe): stadt 5,8, außerorts 4,5, Kombiniert 5.<br />
co 2 Emissionen 116 g/km.
Eine Marke der Daimler AG<br />
Wird ohne Adrenalinstoßdämpfer geliefert.<br />
Das neue C-Klasse Coupé. Mehr Blicke pro Stunde.<br />
Fahrspaß, konzentriert. Mit dem serienmäßigen AGILITY CONTROL-Fahrwerk erleben Sie die ganze<br />
Dynamik des neuen C-Klasse Coupés. Das optionale Sport-Paket AMG inszeniert den Auftritt perfekt,<br />
während die ECO Start-Stopp-Funktion auch die Effizienz immer im Auge behält. Vereinbaren Sie jetzt<br />
eine Probefahrt bei Ihrem Mercedes-Benz Partner. www.mercedes-benz.de/c-coupe
• WORLD HERITAGE • PATRIMOINE MONDIAL •<br />
CONTRIBuToRS<br />
Sven Voelker, Kay Michalak<br />
Für Suzuki sind die beiden schon auf den Mount Fuji gestiegen.<br />
Dieses Mal trafen sich der Fotograf Kay Michalak und der Grafikdesign-Professor<br />
Sven Voelker in einer Bremer Autowerkstatt, um<br />
sich bei eisigen Temperaturen auf eine Forschungsreise in unbekanntes<br />
Terrain zu wagen. In ihren „Auto Reverse“- Bildern haben<br />
sie mit der Kamera die Unterseite eines Produktes erforscht, das<br />
nur selten umgedreht wird: das Automobil. Die ersten zwölf Bilder<br />
dieser außergewöhnlichen Serie sind in diesem Heft zu sehen und<br />
in beeindruckenden Originaldimensionen bis Januar 2012 in der<br />
Ausstellung „Car Culture“ im ZKM Karlsruhe.<br />
Zwei HerZen. HöcHste PräZision.<br />
Name: Sven Voelker<br />
Lives: Berlin<br />
NATIONALITY: Deutsch<br />
Contribution: AUTO REVERSE<br />
Points on License: 0<br />
Vehicle: PORSCHE 911 (1968)<br />
Arci Friede<br />
Achim Hatzius<br />
Alexander Batke-Lachmann<br />
Fabian Zapatka<br />
Seit 10 Jahren ist Arci Friede Kulturunternehmer.<br />
Seine Agentur Yuhzimi ist<br />
Anteilseignerin des Club Bonsoir, Mitstifterin<br />
der Galerie MILIEU und Betreiberin<br />
des Bilderblogs 7000words.com. Aktuell<br />
konzipiert Friede Themenmagazine für<br />
einen Jugendverlag, betreut das House-<br />
Produzenten-Duo Mercury und arbeitet an<br />
der Fertigstellung seines ersten Dokumentarfilms.<br />
Er lebt in Bern.<br />
Achim Hatzius’ Vater ist Seemann im<br />
Ruhestand und leidenschaftlicher Funker.<br />
In mühevoller Arbeit verwandelt er<br />
sein kleines Pensionärshäuschen an der<br />
Ostsee in einen Funkturm, reißt Wände<br />
auf, verlegt Leitungen und Antennen in<br />
alle Himmelsrichtungen, um Zuhause und<br />
Überall gleichzeitig zu sein. Sein rastloses<br />
Sendebewusstsein hat er auf jeden Fall<br />
weitervererbt. Achim ist dann aber doch<br />
nicht Funker geworden, sondern Fotograf.<br />
Am ehesten erinnert seine Arbeitsmethode<br />
an ’Stalker’ von Tarkowski. Es gibt<br />
keinen schnellen, und auch keinen einfachen,<br />
nur den einen, richtigen Weg. Bei<br />
Achim sind es Stative, Blitzmaschinen und<br />
Kameras. Unser Mann aus der Zone.<br />
Schon als Kind hat sich der Berliner<br />
eher für das Design von Autos interessiert<br />
als für PS-Zahlen. Leider sahen die Autoentwürfe<br />
des damals 8-Jährigen allesamt<br />
aus wie 4-türige Versionen des damals<br />
gerade vorgestellten ICE. So ist aus einer<br />
Karriere als Autodesigner nichts geworden.<br />
Dafür durfte er für <strong>INTERSECTION</strong> in<br />
Trollhättan einen exklusiven Blick auf die<br />
Saab-Studie PhoenIX werfen und Star-Autodesigner<br />
Jason Castriota treffen. Sozusagen<br />
ein Treffen unter Gleichgesinnten.<br />
Das wichtigste Erlebnis mit einem Auto<br />
war für den Berliner Fotografen Fabian<br />
Zapatka 2006 die Reise in einem VW<br />
Transporter von Berlin über den Balkan<br />
und die Türkei nach Tiflis/Georgien.<br />
Seither hat er einige Zeit im Nahen Osten<br />
verbracht – so hat er in Dschenin/Westbank<br />
die Wiedereröffnung des Cinema<br />
Jenin dokumentiert und ist mit dem Fahrrad<br />
von Aleppo/Syrien über das Libanon-<br />
Gebirge bis nach Beirut geradelt.<br />
Seit Kurzem ist er zusammen mit seiner<br />
Freundin, der Fotografin Katharina<br />
Behling, und ihrem Sohn in Pankow-<br />
Niederschönhausen zuhause.<br />
Duomètre à Quantième Lunaire. Kaliber Jaeger-Lecoultre 381.<br />
Das “Dual-wing”-Konzept ist eine wahre uhrmacherische revolution, die zwei<br />
unabhängige räderwerke beherbergt, welche über ein einziges regulierorgan<br />
synchronisiert werden. Die patentierte blitzende sekunde ermöglicht Zeitmessungen<br />
auf die 1/6 sekunde genau.<br />
HaBen sie JemaLs eine ricHtiGe uHr GetraGen?<br />
In partnership with<br />
PATRIMONIO MUNDIAL<br />
18 <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
Jaeger-LeCoultre setzt sich gemeinsam mit der UNESCO für den Schutz bedrohter<br />
Naturschauplätze ein. Das richtige Engagement für eine wertvolle Sache.<br />
www.jaeger-lecoultre.com<br />
United Nations<br />
Educational, Scientific and<br />
Cultural Organization<br />
World Heritage<br />
Centre
Leben Sie los! Der Ford S-MAX.<br />
der dynamische Sportvan ist einfach perfekt für Menschen, die viel Platz für Familie<br />
und Freizeit brauchen. Besonders effizient durch Ford EConetic Technologies mit<br />
der neuen EcoBoost-Motorengeneration und dem PowerShift-Automatikgetriebe mit<br />
doppelkupplungstechnologie. Leben Sie los – bei einer Probefahrt.<br />
ford.de<br />
Kraftstoffverbrauch (in l/100km nach VO (EC) 715/2007): 14,7–7,2 (innerorts), 8,6–4,9 (außerorts), 10,9–5,7 (kombiniert); CO 2 -Emissionen: 191–152 g/km (kombiniert).
IMpRESSUM<br />
Intersection -D- ist eine<br />
Off One’s Rocker Publishing Ltd. Produktion<br />
Redaktionssitz<br />
Strelitzer Str. 2, 10115 Berlin<br />
Telefon: +49 (0)30 28 88 40 43<br />
Fax: +49 (0)30 28 88 40 44<br />
redaktion@intersection-magazin.de<br />
–<br />
Chefredaktion / Kreativdirektor<br />
V.i.S.d.P.<br />
Götz Offergeld<br />
Art-Direktion<br />
André M. Wyst<br />
SOMMER 2011<br />
DEUTSCHLAND<br />
SPORTSWEAR COMPANY GERMANY GMBH +49 (0)89 35892730<br />
Stellvertretender Chefredakteur<br />
Hendrik Lakeberg<br />
Redaktionsleitung<br />
Franziska Giovannini<br />
Lektorat<br />
Elke Kolmans<br />
Mode<br />
Suzuki LJ 80<br />
Adam Port, Ita Korenzecher, Lisa Leinen<br />
22<br />
Grafik<br />
Jan-Nico Meyer<br />
Assistenz der Chefredaktion<br />
Diana Terpe<br />
–<br />
Autoren<br />
Alexander Batke-Lachmann,<br />
Étienne Carbonnier, Erwin Gruslak,<br />
Nicolai Zereske, Thomas Sälze, Dan Ross,<br />
Arci Friede, Roberto Covi<br />
Fotografen<br />
Remi Ferrante, Daniel Stier,<br />
Bastien Lattanzio, Fabian Zapatka,<br />
Jan Friese, Scott Groller, Achim Hatzius,<br />
Mirjam Wählen, Horst Diener, Julian Broad,<br />
Sean Michael Belochini, Bertrand Bozon<br />
Übersetzung<br />
Benjamin Seibel<br />
Gründer<br />
Dan Ross und Yorgo Tloupas<br />
Verlag<br />
Off One’s Rocker Publishing Ltd.<br />
Strelitzer Str. 2<br />
10115 Berlin<br />
Telefon: +49 (0)30 28 88 40 43<br />
Fax: +49 (0)30 28 88 40 44<br />
info@off-ones-rocker.de<br />
Geschäftsführung<br />
Jörg Philipp<br />
Verlagsleitung<br />
Katharina Kuhn<br />
Herausgeber<br />
Götz Offergeld<br />
Intersection England<br />
Dan Ross<br />
116 Oldstreet<br />
London EC1V 9BG, UK<br />
Telefon: +44 (0) 207 608 1166<br />
Fax: +44(0) 207 608 1060<br />
info@intersectionmagazine.com<br />
Intersection USA<br />
Vivien Kotler<br />
447 Broadway, 2nd Floor<br />
New York, NY 10013, USA<br />
Telefon: +1 917 302 8781<br />
vivien@intersectionmagazine.com<br />
Intersection Mittlerer Osten<br />
Amin Domiati<br />
Master Mind fz 11c<br />
Dubai Media City, Dubai<br />
P.O. Box 502042<br />
Telefon: +971 43 90 36 91<br />
amin.domiati@masterminddubai.com<br />
Intersection SKandinavien<br />
c/o IWMG Nordic AB<br />
Peter Jäderberg<br />
Alströmergatan 31, 5tr<br />
11247 Stockholm, Sweden<br />
Telefon: +46 8 410 200 8<br />
Fax: +46 8 410 200 88<br />
peter@intersectionmagazine.com<br />
Intersection Frankreich<br />
Patrice Meignan<br />
9R Pierre Dupont, 75010 Paris<br />
Telefon: +33 1 42 76 04 04<br />
pat@intersectionmagazine.com<br />
Pressekontakt<br />
Pauline Hoch<br />
pauline@hochsandersbarduhn.com<br />
Anzeigenverkauf<br />
Nielsen 1 (Hamburg, Berlin,<br />
Schleswig-Holstein, Niedersachsen)<br />
Dirk Struwe, Medienvermarktung e.K.<br />
Poelchaukamp 8, 22301 Hamburg<br />
Telefon: +49 (0)40 280 580 80<br />
Fax: +49 (0)40 280 580 89<br />
d.struwe@struwe-media.de<br />
Nielsen 2 (Nordrhein-Westfalen)<br />
Andreas Fuchs<br />
Medienservice + Beratung<br />
Vereinsstraße 20, 41472 Neuss<br />
Telefon: +49 (0)2131 406 370<br />
Fax: +49 (0)2131 406 3710<br />
kontakt@medienservice-und-beratung.de<br />
Nielsen 3a (Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland)<br />
Weipert GmbH<br />
Palais Kronberg<br />
Frankfurter Straße 111<br />
61476 Kronberg<br />
Telefon: +49 (0)6173 3250 970<br />
Fax: +49 (0)6173 3259 140<br />
helmujun@weipert-net.de<br />
Nielsen 3b (Baden-Württemberg)<br />
Nielsen 4 (Bayern)<br />
Bruno Marrenbach<br />
MMS Marrenbach Medien-Service<br />
Lachenmeyrstr. 25, 81827 München<br />
Telefon: +49 (0)89 430 88 555<br />
Fax: +49 (0)89 430 88 556<br />
info@mms-marrenbach.de<br />
Vertrieb<br />
BPV Medien Vertrieb GmbH & Co. KG<br />
Römerstr. 90, 79618 Rheinfelden<br />
Tel. 07623 964-266 Telefax 07623 964-259<br />
www.bpv-medien.com<br />
Druckerei<br />
Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG<br />
Frankfurter Str. 168, 34121 Kassel<br />
www.dierichs.de<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
45644 LIQUID REFLECTIVE JACKET<br />
HOODED JACKET IN A HIGHLY REFLECTIVE FABRIC COATED WITH THOUSANDS OF GLASS<br />
MICROSPHERES THE FINISHED GARMENT HAS BEEN INDIVIDUALLY HAND-SPRAYED AND THEN<br />
OVEN DRIED. THE DIVERSE REFRACTION AND COLOUR INTENSITIES MAKE EACH PIECE<br />
UNIQUE AND UNREPEATABLE. THE COATING OF THE FABRIC MAKES THE PIECE WATER AND<br />
WIND RESISTANT. TWO VERTICAL POCKETS ON THE FRONT AND CHEST WITH TAPE-EDGED<br />
ZIP FASTENING. THE HOOD CAN BE FOLDED AND FIXED TO CREATE A RAISED COLLAR.<br />
PADDED WOOLLEN LINING. VELCRO® BANDS AT CUFFS. SNAP FASTENING BAND AT COLLAR.<br />
ZIP FASTENING EDGED WITH NYLON TAPE.<br />
WWW.STONEISLAND.COM
BOSS Black<br />
HUGO BOSS AG Phone +49 7123 940<br />
SHOP ONLINE HUGOBOSS.COM
01<br />
Information<br />
overflow<br />
Text: Hendrik Lakeberg Fotos: Remi Ferrante Styling: Julie Allard<br />
BMW stellt mit dem Vision Connected Drive<br />
eine Vision des vernetzten Autos vor<br />
-<br />
12ideen,<br />
Uber die<br />
man reden<br />
sollte<br />
Texte: Hendrik Lakeberg,<br />
Alexander Batke-Lachmann<br />
und Lisa Leinen<br />
26 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 27
Dennoch ist die Integration von den Wagen zu einer Disco des Digital<br />
Internet, Smartphones oder iPads ein Age gemacht hat, unterstreicht zwar<br />
entscheidendes Zukunftsthema der visuell die Technik des Wagens, doch<br />
Autoindustrie.<br />
wer will auf Dauer schon in einem fahrenden<br />
Club unterwegs sein? Apple<br />
Die neue BMW-Studie Vision Connected<br />
Drive erforscht die Möglichkeiten<br />
des digitalen Fahrzeugs. Der erfolgreich, weil sie schlicht und ele-<br />
Produkte sind doch vor allem deshalb<br />
Board-Computer hat augmented reality<br />
integriert. So werden auf dem drei-<br />
das Vision Connected Drive ja ein reigant<br />
gestaltet sind. Aber schließlich ist<br />
dimensionalen Head-up-Display Destinationen<br />
in der Nähe angezeigt – von ist nicht geplant.<br />
nes Showcar und eine Straßenversion<br />
der Sehenswürdigkeit bis zur nächsten Dennoch weist dieser schicke<br />
Bar. Die Beschränkung auf die Tankstellenanzeige<br />
in einem normalen macht neugierig auf die Zukunftsstra-<br />
Roadster in die richtige Richtung und<br />
Navigationssystem war gestern, die tegien von BMW. Denn so sehr dieses<br />
Quelle sind die unendlichen Weiten Auto edel leuchtet, blinkt und flimmert,<br />
um Luxus geht es hier nicht. In<br />
des Internets. Um nicht Opfer eines<br />
Information Overflow zu werden, ist einer Zeit, in der es viele als Luxus bezeichnen,<br />
ein paar Tage ohne Internet<br />
natürlich individuell einstellbar, welche<br />
Informationen für den Fahrer relevant<br />
sind. Und, wer weiß, vielleicht das digitalisierte Auto wohl eher eine<br />
und Smartphone auszukommen, ist<br />
muss man auch gar nicht mehr sel-<br />
Notwendigkeit. •<br />
Was früher das Sixpack war, sind ber fahren, wenn ein Auto wie dieses<br />
heute die digitalen Gadgets und Funktionen,<br />
mit denen viele neue Autos übernimmt dann auch der persönliche<br />
gebaut werden wird. Die Steuerung<br />
vollgestopft werden: Ablenkung vom Google-Account des Fahrers. Dass man<br />
Straßenverkehr.<br />
über die Beleuchtung im Innenraum<br />
28 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 29
02 04<br />
geo dreieck<br />
elektro-Supersportwagen<br />
aus dem rheinland<br />
GUCCI<br />
VS. GUCCI<br />
Zwei limitierte<br />
Editionen,<br />
drei Jahrzehnte<br />
auseinander<br />
Als <strong>INTERSECTION</strong> zum ersten Mal<br />
von der Existenz des limitierten Gucci<br />
Cadillacs aus den 70ern erfahren hatte,<br />
haben wir einen davon nach Griechenland<br />
gebracht, einige tolle Fotos<br />
geschossen und sie in unserer Erstausgabe<br />
gedruckt.<br />
Damals war Tom Ford noch Chefdesigner<br />
der Luxusmarke. Und wir waren<br />
sehr erfreut, als sein Assistent uns eines<br />
Tages anrief, um uns zu sagen, dass<br />
Mr. Ford auf unsere Fotostrecke aufmerksam<br />
geworden war und er den<br />
Wagen gerne kaufen würde. Es stellte<br />
sich später heraus, dass er ihn kaufen<br />
wollte, damit niemand anderes ihn<br />
mehr sehen konnte.<br />
Dabei war das Auto ein wertvolles<br />
Überbleibsel aus der Zeit, bevor Ford<br />
Cadillac übernommen hatte, als die<br />
Marke also ihren Glanz noch nicht verloren<br />
hatte. Der Gucci Cadillac stammte<br />
aus einer längst vergangenen, goldenen<br />
Ära der Automarke, und wir vermuteten,<br />
dass Mr. Ford unser Exemplar wohl<br />
verschrotten ließ. Ein paar Autos haben<br />
allerdings überlebt. Ab und zu sieht<br />
man mal einen Gucci Cadillac auf den<br />
amerikanischen Straßen herumkurven.<br />
Während der <strong>INTERSECTION</strong>-Show zur<br />
Art Basel Miami Beach im Herzog-&-de-<br />
Meuron-Parkhaus in Miami stand plötzlich<br />
einer Seite an Seite mit dem Polizeiwagen<br />
des Künstlers Tom Sachs.<br />
Nebeneinander sahen die beiden Autos<br />
so selbstverständlich aus, dass wir<br />
es uns nicht nehmen ließen, zusätzlich<br />
zu den Ausstellungsstücken von Sachs,<br />
Philippe Starck und Zaha Hadid auch<br />
aktuelle Chefdesignerin Frida Giannini<br />
hat für ihre Limited Edition ein Auto<br />
gewählt, das unterschiedlicher nicht<br />
hätte sein können: den <strong>Fiat</strong> 500. Auffällige<br />
Gucci-typische grün-rote Streifen<br />
laufen sowohl außen über die Karosserie<br />
als auch innen über die Sitze, die<br />
Gurte und die Gangschaltung. Natürlich<br />
werden auch die Felgen von dem klassischen<br />
Doppel-G-Logo geschmückt.<br />
Der kitschige Chic des Originals<br />
war so etwas wie ein glücklicher Zufall.<br />
Dieses Mal ist Gucci von Anfang<br />
Vorbei die Zeiten, als Elektroautos<br />
so aussahen, als hätte Mutti<br />
ihren Einkaufswagen mit Pappe<br />
verkleidet.<br />
Die Studie e-Wolf ALPHA 2 wirkt<br />
wie eine aggressive Kreuzung aus<br />
Ferrari Enzo und Lamborghini Reventón.<br />
Mit einer Beschleunigung<br />
von 0 auf 100 km/h in 3,9 Sekunden<br />
wird der deutsche Elektrorenner<br />
03<br />
FORMEL-E<br />
beim Durchstarten an der Ampel<br />
gerade einmal eine halbe Sekunde<br />
von den italienischen Supersportlern<br />
abgehängt. Hier zeigt sich<br />
die Stärke der zwei Elektromotoren,<br />
deren Leistung für die Dauer<br />
von 30 Sekunden auf 280 kW /<br />
380 PS verdoppelt werden kann.<br />
Auf der Autobahn erreicht die<br />
Elektrotechnik allerdings auch ihre<br />
Grenzen: Bei 230 km/h ist Schluss.<br />
Auch sollte man Pausen einplanen:<br />
Nach 300 Kilometern muss der Lithium-Keramik-Akku<br />
an die Steckdose.<br />
Allerdings nur eine halbe Stunde,<br />
denn dann ist die Batterie schon auf<br />
80 Prozent. Im Herbst soll der ALPHA<br />
2 für knapp unter 300.000 Euro auf<br />
den Markt kommen, auf der IAA in<br />
Frankfurt feiert er Premiere. •<br />
den Cadillac zu fotografieren. Schließlich<br />
tauchte ein Bauarbeiter auf, dem herangegangen. Statt zum Beispiel<br />
an spielerisch an die Sonderedition<br />
der Wagen gehörte. Er meinte, dass er einen luxuriösen Mercedes-Benz mit<br />
das Auto von seinem Großvater geerbt ihrem Namen und ein paar Extras zu<br />
habe. Kaufangebote lehnte er dankend<br />
ab, sei der alte Wagen doch sein benswerten Kleinwagen in etwas Be-<br />
pimpen, hat Gucci den ohnehin lie-<br />
täglicher und treuer Begleiter. Guccis sonderes verwandelt. •<br />
Citroens Studie<br />
als Rennwagen<br />
Der von Citroën und in Zusammenarbeit<br />
mit Green GT entwickelte<br />
Survolt wird immer fitter, was die<br />
Rennstrecke anbelangt. Vanina Ickx<br />
fuhr in Le Mans ein paar Proberunden<br />
und man kann sich sogar eine<br />
Rennserie rund um das Auto vorstellen.<br />
So konkret wie Citroën ist kein<br />
anderer Hersteller, was elektrischen<br />
Motorsport anbelangt. Deshalb:<br />
Willkommen zurück auf der Straße<br />
Richtung Zukunft, Citroën. •<br />
30 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 Fotos: Daniel Stier und Bastien Lattanzio<br />
31
05<br />
BLING<br />
fur den<br />
ALLTAG<br />
Text: Hendrik Lakeberg Fotos: Fabian Zapatka<br />
Mit dem A-Klasse Concept<br />
definiert Mercedes seine behabige<br />
Kompaktklasse vollig neu<br />
32 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 33
Model und Styling Katharina Behling<br />
Kleid D’Urban Dirndl<br />
34 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 35
Neulich fiel mir in meiner Nachbarschaft<br />
eine alte A-Klasse auf. Auf<br />
dem Heck klebte wie gewöhnlich der<br />
Stern, daneben allerdings war links<br />
in silbernen Mercedes-Lettern der<br />
Schriftzug A1 und rechts neben dem<br />
Stern das AMG-Logo angebracht.<br />
Das war natürlich ein Scherz, trotzdem<br />
nahm der Besitzer ziemlich genau<br />
vorweg, wie Mercedes sich die neue A-<br />
Klasse vorstellt: eine Mischung aus den<br />
Lifestyle-Qualitäten des A1 – nur eben<br />
im Kompaktklasse-Gewand – und der<br />
sportlichen Rasanz eines AMG.<br />
Das A-Klasse Concept, das im Frühjahr<br />
auf den Messen in Shanghai und<br />
New York vorgestellt wurde, ist ein völlig<br />
anderes Auto als der Vorgänger. Die<br />
alte A-Klasse kam hochgebockt und im<br />
Mini-Van-Look daher. Sie stand noch<br />
deutlicher als die Konkurrenz Golf für<br />
Überblick und Ökonomie. Ein behäbiges<br />
und deshalb fast schon exzentrisches<br />
Vernunftauto, das von Rentnern<br />
geschätzt wurde, aber nicht unbedingt<br />
von einer jungen Zielgruppe. Das soll<br />
sich nun ändern. Tatsächlich ist das<br />
A-Klasse Concept ziemlich schön geworden.<br />
Auf den Bildern, die Mercedes<br />
nach den Messen lancierte, wirkte die<br />
Studie, die als relativ seriennah angekündigt<br />
wurde, etwas zu bling-bling<br />
und überdesignt. Auf dem chinesischen<br />
Markt, wo Autos nicht futuristisch<br />
genug glitzern können, war die<br />
Premiere natürlich perfekt platziert.<br />
Trotzdem blieb der Beigeschmack,<br />
Mercedes hätte etwas zu kräftig auf<br />
die Concept-Car-Pauke gehauen. Sieht<br />
man das Auto allerdings auf der Straße,<br />
bei Tageslicht in natürlichem Terrain,<br />
dann entfalten sich die Eleganz der<br />
Linienführung, das sportlich geduckt verstärkt es den Eindruck, dass die<br />
wirkende Heck mit dem leuchtenden neue A-Klasse, wenn sie 2012 auf den<br />
Bremslicht, das sich als roter Streifen Markt kommt, tatsächlich so aussehen<br />
unter der Rückscheibe entlangzieht könnte wie diese elegante Studie. Als<br />
und die skulpturhaften Scheinwerfer, erste, nüchterne Bilder von dem Serienfahrzeug<br />
viel zu früh und kontrol-<br />
in denen feine Glasfaserstäbchen das<br />
Licht nach außen leiten. Der luftige liert in den Medien auftauchten, war<br />
Innenraum ist mit Instrumententafeln die Enttäuschung groß.<br />
wie in einem Düsenjet ausgestattet. Doch auch bei dem Serienfahrzeug<br />
Ein Steckplatz für ein iPhone ist unauffällig<br />
in die Mittelkonsole integriert bei der A-Klasse zwischen kompaktem<br />
zeigt sich deutlich Mercedes neuer Weg<br />
– bei der A-Klasse stehen die Zeichen Sportwagen oder sportlicher Kompaktklasse.<br />
Auf jeden Fall passt das Design<br />
auf Zukunft. Vor dem Betrachter steht<br />
ein hypermodernes, silberfarbenes wesentlich besser zur Konkurrenz aus<br />
Stromlinienbaby, mit Sternenhimmel zum Beispiel Golf, Scirocco oder 1er<br />
als Kühlergrill.<br />
BMW, deren Einflüsse man in der neuen<br />
A-Klasse sehen kann. Damit hätte<br />
Dass Mercedes zunächst einen neu<br />
entwickelten 2-Liter-Motor mit 210 PS Mercedes Kompaktklasse in ihrem<br />
ankündigt und keine Elektro-Version Marktsegment an Exzentrik verloren,<br />
– das muss man wohl als realistisch aber sie könnte sich genau deshalb viel<br />
und ehrlich bezeichnen. Außerdem besser verkaufen. •<br />
36 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
37
06 07<br />
Kitchen chopper<br />
Wie aus einem<br />
imaginAren Video-spiel:<br />
Michael Youngs<br />
Moto-Lima-Rad<br />
Michael Young wird gerne mit hochangesehenen<br />
Designern des 20. Jahrhun-<br />
einem Material, das dank seiner Poren-<br />
neues Rad zu 100 Prozent aus Corian,<br />
derts wie Gio Ponti und Verner Panton freiheit und Beständigkeit das Design<br />
verglichen. Er hatte unsere Aufmerksamkeit<br />
schon, als er ein Motorrad für hat. Das Gerät ähnelt den Aprilia-Rä-<br />
von Küchen und Bädern revolutioniert<br />
die Marke Giant entworfen hat. dern von Philippe Starck – ein luxuriöses<br />
Spielzeug, wie aus einem imaginä-<br />
Im vergangenen Jahr präsentierte er<br />
das Moto-Lima-Rad, inspiriert von der ren Videospiel heraus geboren. Zurzeit<br />
Arbeit eines weiteren ikonischen Designers:<br />
Luigi Colani. Um dem Zeitgeist Erwartung eines Herstellers. Aber das<br />
beschränkt es sich auf einen Sockel, in<br />
gerecht zu werden, besteht Youngs kann sich ja noch ändern. •<br />
alles fliesst<br />
elektro-studie esflow von nissan<br />
Der Böse von Nissan ist der Sportwagen<br />
GT-R, der Gute der Elektroklein-<br />
Kunststoffkarrosserie fußt auf einem<br />
auf hundert in unter 5 Sekunden. Die<br />
wagen Leaf. Mit dem Concept Esflow Aluminium-Chassis. Das macht ihn<br />
bringen die Japaner nun eine schöne leicht und sparsam. Die Reichweite liegt<br />
Synthese aus beidem.<br />
bei beachtlichen 280 Kilometern.<br />
Die elegante Form macht dem Namen Auf den Markt der Elektro-Sportwagen<br />
kommt so langsam Dynamik. Tesla<br />
Esflow alle Ehre. Die fließenden Rundungen<br />
wirken wie eine Hommage an ist längst nicht mehr ein Einzelkämpfer.<br />
den BMW Ur-Roadster 507. Dessen exzentrischer<br />
und visionärer Designer Algen,<br />
Citroën arbeitet ernsthaft an einer<br />
Mercedes hat mit dem E-SLS nachgezobrecht<br />
Graf von Görtz arbeitete passenderweise<br />
auch einige Jahre bei Nissan. cen, dass der Esflow Wirklichkeit wird,<br />
Straßenversion des Survolt. Die Chan-<br />
Der Esflow verfügt über den E-Motor stehen also gar nicht so schlecht, macht<br />
des Leaf – in zweifacher Ausführung. Nissan dieses Jahr doch schon ernst mit<br />
Angetrieben wird er an beiden Hinterrädern<br />
mit insgesamt 218 PS. Laut Nis-<br />
ist ab Ende des Jahres als Serienfahr-<br />
dem Elektroauto für die Masse. Der Leaf<br />
san beschleunigt das E-Coupé von Null zeug erhältlich. •<br />
38 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
39
08<br />
rock it,<br />
man<br />
Fotos: Remi Ferrante Styling: Julie Allard<br />
ZurUck zu den Wurzeln und<br />
auf der HOhe der Zeit: Die neue<br />
Studie Rocketman ist der<br />
kleinste MINI, seit BMW die Marke<br />
ubernommen hat<br />
Was man immer wieder vergisst,<br />
wenn man MINIs durch die Großstädte<br />
fahren sieht:<br />
Der MINI ist Anfang der Sechziger ein<br />
Erfolg geworden, weil er so klein und<br />
sparsam war und nicht weil er ein<br />
kleidsamer Begleiter zwischen Designagentur,<br />
Loft und Sushi-Bar gewesen<br />
wäre. Zum Lifestyle-Auto haben ihn<br />
erst Popstars, eine loyale Fangemeinde<br />
und schließlich BMW gemacht. Die<br />
neue Studie Rocketman könnte die<br />
Lücke zu den Anfangstagen schließen<br />
– und liegt damit gleichzeitig voll im<br />
Downsizing-Trend.<br />
Der mini-MINI ist mit 3,41 Metern<br />
zwar noch immer gut 35 Zentimeter<br />
länger als sein Urahn, aber doch wesentlich<br />
kürzer als der reguläre MINI,<br />
vom bulligen Countryman ganz zu<br />
schweigen. Nicht dass MINI bei dieser<br />
Studie auf den mittlerweile gewohnt<br />
verspielten Luxus verzichten würde:<br />
So ändert sich zum Beispiel die Farbe<br />
40<br />
drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
41
der Beleuchtung im Innenraum je nach<br />
Belieben. Zum Beispiel Orange bei einem<br />
Date, oder Blau, für eine Spitztour<br />
mit den Kumpels. Die Türen öffnen<br />
sich durch ein ausgeklügeltes Scharnierkonzept<br />
nach vorne und zur Seite.<br />
Der Ausstieg auch aus engen Parklücken<br />
dürfte so wesentlich erleichtert<br />
werden. Unter der Heckklappe befindet<br />
sich eine praktische Schublade,<br />
auf der man Fahrräder oder auch ein<br />
Snowboard verstauen kann.<br />
Entscheidend aber ist, neben diesen<br />
typischen, etwas kitschigen Insignien<br />
eines Concept Cars, dass die Karosseriestruktur<br />
aus Kohlefaser hergestellt<br />
wurde und damit das Gewicht auf<br />
weit unter 1.000 Kilogramm reduziert<br />
wird. Die Motorisierung soll ein neuer,<br />
sparsamer Dreizylinder-Motor sein, gentlich etwas irritierend, denn das<br />
den BMW gerade entwickelt.<br />
Konzept ist doch, den Wagen auf das<br />
Der Durchschnittsverbrauch liegt Notwendigste zu reduzieren, das aber<br />
bei gerade mal drei Litern. Anders mit praktischem Sinn und Stil. Diese<br />
als bei der Countryman-Studie lässt Strategie hat den Erfolg des ersten<br />
MINI beim Rocketman offen, ob er MINIs ausgemacht. Und sie ist gerade<br />
tatsächlich gebaut wird. Das ist ei-<br />
heute zeitgemäßer denn je. •<br />
42<br />
drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
43
09<br />
Phoenix oder ikarus?<br />
Text: Hendrik Lakeberg<br />
Fotos: Jan Friese<br />
Saab kAmpft ums uberleben. Dabei<br />
zeigt das neue Concept Car Phoenix,<br />
dass man sich nach den ernuchternden<br />
Jahren unter General<br />
Motors endlich freigeschwommen<br />
hat. Leider nur beim Design<br />
Wird die im Frühjahr vorgestellte<br />
Studie PhoeniX die Wiedergeburt des<br />
schwedischen Automobilherstellers<br />
markieren, oder ist sie das letzte Aufbäumen<br />
nach 20 Jahren langsamen<br />
Sterbens?<br />
Die Monate seit der Übernahme<br />
durch den niederländischen Sportwagenhersteller<br />
Spyker haben sich als<br />
atemberaubende Achterbahnfahrt erwiesen.<br />
Man weiß also nicht so recht,<br />
ob man Jason Castriota beneiden<br />
oder bemitleiden soll: Der charismatische<br />
37-jährige Shootingstar unter<br />
den Autodesignern hat vor gut einem<br />
Jahr den Posten des Chefdesigners<br />
des dahinsiechenden schwedischen<br />
Automobilkonzerns übernommen.<br />
Je nach Blickwinkel hat er damit den<br />
aufregendsten oder undankbarsten Job<br />
der Branche. Sein Ziel: eigentlich die<br />
Quadratur des Kreises. Die künftigen<br />
Modelle müssen zu den alten Werten<br />
der Marke zurückfinden, jenen lange<br />
verlorenen, verschrobenen Charme<br />
wieder zu beleben. Gleichzeitig muss<br />
sich Saab endlich in das 21. Jahrhundert<br />
katapultieren, neue Märkte und<br />
Zielgruppen erschließen, um bis 2012<br />
die Anzahl der produzierten Fahrzeuge<br />
auf die geplanten 120.000 zu vervierfachen.<br />
Das <strong>Erbe</strong> der General-Motors-Zeit<br />
wiegt schwer. Über eine Dekade lang<br />
war Saab gezwungen, Modelle aus dem<br />
Baukasten des Weltkonzerns zu entwickeln,<br />
unambitionierte Opel-Mutationen,<br />
die ihre eigenwillige Individualität<br />
gänzlich verloren hatten. Wie tief<br />
die Narben von zehn Jahren verfehlter<br />
amerikanischer Modellpolitik sind,<br />
zeigt sich an dem ersten neuen Modell,<br />
dass Saab nach der Übernahme durch<br />
Spyker auf der L.A. Autoshow 2010<br />
präsentierte. Ausgerechnet mit dem<br />
PS-strotzenden SUV 9-4X, einer mehrfach<br />
verschobenen GM-Entwicklung,<br />
meldet sich Saab zurück. Weiter vom<br />
Kernklientel der Schweden entfernt<br />
als mit diesem spritschluckenden Geländepanzer<br />
kann man ein Modell gar<br />
nicht positionieren.<br />
Umso mehr liegen die Hoffnungen<br />
auf dem 9-5 SportKombi, der im<br />
Spätsommer ausgeliefert werden soll,<br />
und vor allem auf der nächsten Generation<br />
des 9-3, die im September auf<br />
der IAA vorgestellt werden soll. Am<br />
9-3 wird sich wohl das Schicksal des<br />
schwedischen Autobauers entscheiden,<br />
wenn Saab überhaupt bis zum<br />
September durchhält. Gelingt Castriota<br />
eine zeitgemäße Interpretation<br />
des erfolgreichen 900ers? Einen Ausblick<br />
auf die Designsprache künftiger<br />
Saab-Modelle gibt die Studie PhoeniX,<br />
eine Hommage an die Glanzpunkte der<br />
Unternehmensgeschichte. Der smarte<br />
Chefdesigner hat aus den Genen des<br />
1947er Ursaab und des 1966er Sonett<br />
ein adrenalingepushtes Fahrzeug entworfen,<br />
dem man ansieht, dass Castriota<br />
früher bei Bertone und Pininfarina<br />
das Design von Supersportwagen entwickelt<br />
hat.<br />
Doch leider wird der anfangs so optimistisch<br />
wirkende Neustart in Trollhättan<br />
von den Problemen des strauchelnden<br />
Autobauers überschattet.<br />
Nach fast vierzig Jahren im Unternehmen<br />
trat Jan-Åke Jonsson im Frühjahr<br />
überraschend von seinem Posten als<br />
CEO zurück und hinterließ viele offene<br />
Fragen. Anfang April musste Saab<br />
dann über mehrere Wochen die Produktion<br />
einstellen. Zulieferer hatten tomobilmarkt zu überleben. ‚Too Big to<br />
wegen unbezahlter Rechnungen die Fail.‘ Aber die Welt hat sich verändert.<br />
Lieferverträge auf Eis gelegt.<br />
Wenn du klein und spezialisiert bist<br />
Mitte Mai kam dann der Befreiungsschlag:<br />
Spyker-Chef Viktor Muller schaften schmiedest, dann überstehst<br />
und flexibel, Allianzen und Partner-<br />
präsentiert den chinesischen Investor Du den größten Sturm.“<br />
Hawtai. Doch der Deal platzte. Innerhalb<br />
von Tagen zauberte der rastlose wird Saab für die Entwicklung und<br />
Doch die Uhr tickt und am Ende<br />
niederländische Multimillionär den Produktion neuer Modelle sehr viel<br />
nächsten chinesischen Investor aus mehr Geld benötigen als die 13 Millionen<br />
der Chinesen. So scheint der Wirt-<br />
dem Hut, diesmal mit Erfolg. Ein chinesisches<br />
Unternehmen, das nicht schaftsthriller um den schwedischen<br />
namentlich genannt werden möchte, Traditionshersteller die Elemente einer<br />
bestellte Fahrzeuge im Wert von 13 griechischen Tragödie zu vereinen: die<br />
Millionen Euro. Die Löhne der Mitarbeiter<br />
sind also erstmal gesichert. Zu-<br />
tragischen Helden. Der Hybris verfal-<br />
unabwendbare Katastrophe und den<br />
dem ist der russische Geschäftsmann len, glaubt er, er könne seinem Schicksal<br />
entrinnen. Solche Geschichten ge-<br />
Wladimir Antonow an einem größeren<br />
Investment interessiert.<br />
hen selten gut aus, doch wenn sie gut<br />
„Alle haben immer gesagt, dass du ausgehen, dann sind sie der Stoff für<br />
gigantisch sein musst, um auf dem Au-<br />
Legenden. •<br />
44<br />
drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
45
10 11<br />
Alles Offen<br />
x RAY NICK<br />
Selber machen mit den Open<br />
Structures: Kuche, Fahrrad und<br />
vielleicht sogar bald ein Auto<br />
Nick Veasey macht in seinen Bildern<br />
Verborgenes sichtbar<br />
Die Welt des Internets ist modular. Das Structures“ gegründet, bei dem er im<br />
Betriebssystem verlangt ständig nach Internet zusammen mit anderen Nutzern<br />
eine eigene modulare Open-Sour-<br />
Updates, Browser lassen sich endlos<br />
individualisieren, auf dem MP3-Player ce-Designsprache entwickelt. Nutzer<br />
läuft selten ein ganzes Album, sondern<br />
selbst zusammengestellte Play-<br />
der Schraube bis zur Felge, entwickeln.<br />
können einzelne Komponenten, von<br />
listen, und zwei Smartphones haben Diese Teile müssen bestimmte Standards<br />
erfüllen und miteinander ver-<br />
häufig kaum mehr gemeinsam als das<br />
Design und die Grundfunktionen. Die bunden werden können, doch darüber<br />
Auswahl aus tausenden Apps und hinaus sind der Phantasie keine Grenzen<br />
gesetzt. Von einer Küche bis zu ei-<br />
unzähligen Gestaltungsmöglichkeiten<br />
können aus dem optisch gleichen nem Fahrrad lässt sich mit dem Open-<br />
Gerät ein inhaltlich völlig anderes Structures-Netzwerk alles entwickeln,<br />
machen.<br />
was die Ideen der Anwender hergeben.<br />
Die Ansprüche, die das Internet Man stelle sich vor, man bestellt sich<br />
bei seinen Nutzern weckt, bleiben in im Internet aus Einzelteilen ein völlig<br />
Zukunft nicht in der digitalen Sphäre. neues und absolut einzigartiges Auto<br />
Schon jetzt werden Autos in immer zusammen. Mit der hochentwickelten<br />
mehr Ausstattungsvarianten angeboten.<br />
Der Erfolg eines Kleinwagens wie ist dies kaum mehr möglich, denn das<br />
Technik neuer Verbrennungsmotoren<br />
dem MINI liegt mit Sicherheit auch an Hobby-Schrauber-Knowhow reicht<br />
den unzähligen Individualisierungsmöglichkeiten.<br />
Der Konsument will mit einem einfachen Elektromotor<br />
nicht mehr aus, sie zu verstehen. Aber<br />
immer stärker mitreden und gibt sich wäre dies ohne weiteres möglich. Noch<br />
nicht mehr so leicht mit einem standardisierten<br />
Industrieprodukt zufrieden. werk allerdings kein Auto gebaut, aber<br />
wurde in dem Open-Structures-Netz-<br />
Der Designer Lommee Thomas das ist wohl nur eine Frage der Zeit. Und<br />
greift diesen Gedanken auf und dreht ein Fahrrad gibt es schon. •<br />
die Individualisierungsschraube bis<br />
zum Anschlag. Er hat das Projekt „Open Informationen unter: openstructures.net<br />
Wie sehen die Dinge von innen aus? Mal anfertigen, jeder dieser Filme<br />
Diese Frage stellt sich Nick Veasey seit muss speziell entwickelt und gescannt<br />
über 15 Jahren stets aufs Neue, wenn werden. Auf dem Computer setzen wir<br />
er einen Körper oder ein Objekt röntgt. die einzelnen Teile dann zusammen.“<br />
Der Engländer ist fasziniert von der Eine gigantische Aufgabe!<br />
Welt des Röntgens, und das, obwohl er Um sie zu bewältigen, musste sich<br />
weder Arzt noch Wissenschaftler ist. der Künstler einen riesigen Scanner<br />
Veasey hat die Schule mit 16 geschmissen<br />
und arbeitete sich von einem mietage<br />
werden Scanner dieser Größe gar<br />
aus den 80ern kaufen, denn heutzusen<br />
Job zum nächsten. Er kaufte eine nicht mehr hergestellt. Farben spielen<br />
Kamera und bekam nach und nach in Veaseys Arbeiten eine kleine, aber<br />
kleinere Aufträge: Schallplattencover, wichtige Rolle. Er hat „Phasen“, in denen<br />
er gerne mit bestimmten Farben<br />
Magazincover und so weiter … Das<br />
machte Spaß, keine Frage, aber seine experimentiert, sagt er. Am liebsten<br />
Rechnungen bezahlten diese Arbeiten mit verschiedenen Blautönen.<br />
nicht. Er musste 33 Jahre warten, um Nick Veasey ist sich darüber bewusst,<br />
dass das Röntgen stets negative<br />
eine Berufsbezeichnung auf seine Visitenkarten<br />
drucken zu lassen: Nick Assoziationen hervorruft: „Es erinnert<br />
Veasey, Röntgen-Spezialist. Diesen Moment<br />
beschreibt er selbst als „glückli-<br />
Tante oder den Tierarztbesuch mit<br />
mich an die Krebserkrankung meiner<br />
chen Durchbruch“.<br />
meinem Hund wegen seiner verletzten<br />
Pfote.“ Das Spiel mit den Farben<br />
So weit, so gut, aber wie funktioniert<br />
dieser Job? Die Herausforderung durchbricht diese Assoziationen und<br />
beginnt mit dem Film. Das Röntgenbild gibt den Leuten die Chance, mit einem<br />
im Film ist genauso groß wie das Objekt,<br />
das geröntgt wird. Was passiert bild zu schauen. Was er als Nächstes<br />
anderen Blickwinkel auf ein Röntgen-<br />
also, wenn das Objekt ein Flugzeug röntgen wird? „Ein Straßenfeger mit<br />
ist? „Meine Fotos werden immer individuell<br />
angefertigt“, erklärt er. „Wir Saugmaschine auf dem Rücken würde<br />
einem Besen in der Hand und einer<br />
können um die zwölf Filme mit einem mir gefallen.“ •<br />
46 drehmoment<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
47
12<br />
ein halbes PS<br />
Interview: Hendrik Lakeberg<br />
Jahrlich richtet die Hochschule fur angewandte<br />
Kunst in Hildesheim ein Rennen fur Fahrzeuge aus,<br />
deren Motor ein Akkuschrauber ist<br />
Frau Professor Kotte, was waren für<br />
Sie die Highlights des diesjährigen Akkuschrauberrennens?<br />
Das Fahrzeug der HfbK Hamburg zum<br />
Beispiel wog nur vier Kilogramm – inklusive<br />
Akkuschrauber, der ja schon<br />
mehr als ein Kilogramm wiegt – und<br />
es surrte wie ein Uhrwerk auf der<br />
Rennstrecke. Sehr gut gelungen fand<br />
ich auch das Formholz-Fahrzeug der<br />
HAWK Hildesheim, denn es war sehr<br />
ansprechend und ästhetisch – und<br />
gewann deshalb auch den Publikumspreis<br />
und den Preis der Jury. Der größte<br />
Erfolg aber war, dass das Akkuschrauberrennen<br />
ein perfekt inszeniertes<br />
Event gewesen ist, bei dem sich alle<br />
Teams aufgehoben gefühlt haben und<br />
die Stimmung sowohl beim Publikum<br />
als auch bei den Teilnehmern durchweg<br />
gut war.<br />
Wie sind Sie auf die Idee gekommen?<br />
Die Idee ist bei meinem Kollegen Prof.<br />
Andreas Schulz zu Hause entstanden,<br />
der mit seinem Sohn Breki ein Gokart<br />
antreiben wollte. Da lag ein Akkuschrauber<br />
nahe – er ist ja in jedem<br />
Haushalt zu finden. Breki ist mittlerweile<br />
volljährig und fährt Motorrad.<br />
Und wir haben an der HAWK Hildesheim<br />
nun schon sieben Akkuschrauberrennen<br />
ausgerichtet.<br />
Welche Gemeinsamkeiten haben die<br />
Rennfahrzeuge im Hinblick auf Material<br />
und ihre Bauweise?<br />
Beim Akkuschrauberrennen 2011 ging<br />
es nicht nur um Geschwindigkeit, sondern<br />
auch um Leichtbau. Deshalb war halbes PS – und einem Motor, der fast<br />
kuschrauber mit 18 V hat ungefähr ein<br />
Material natürlich ein großes Thema. so klein wie eine Streichholzschachtel<br />
Was übrigens im Moment sehr oft im ist, eine akzeptable Geschwindigkeit<br />
Design der Fall ist. Die Materialien unterschieden<br />
sich natürlich trotzdem Akkuschrauberfahrzeuge sind leicht<br />
von gut 30 km/h erreichen. Denn die<br />
von Team zu Team: Bambus, Holz, Karbonfaser,<br />
ABS-Kunststoff. Sehr wichtig schnack. Und das ist etwas, was man<br />
und verzichten auf jeglichen Schnick-<br />
ist auch der Schwerpunkt des Fahrers in der Elektromobilität so noch sehr<br />
– es gab hier sowohl sitzende wie hockende<br />
Positionen.<br />
der Leichtbau besonders, wenn sich<br />
wenig sehen kann. Interessant wird<br />
Was sind die Schwierigkeiten, die man die Ladezeiten der Akkus in Richtung<br />
bei der Konstruktion eines Fahrzeugs Sekunden verkürzen. Das dürfte nur<br />
mit Akkuschraubermotor bewältigen noch eine Frage der Zeit sein.<br />
muss?<br />
Eines Ihrer Fahrzeuge wurde von einem<br />
Die Lithium-Ionen Akkuschrauber von 3D-Drucker erstellt. Erklären Sie, wie<br />
Bosch haben die Besonderheit, dass sie das funktioniert?<br />
sich abschalten, wenn sie zu stark belastet<br />
werden. Das schützt die Akkus Stück in einem Bauraum von ungefähr<br />
Das Fahrzeug wurde komplett in einem<br />
und verlängert die Lebensdauer der Geräte,<br />
aber für uns ist das natürlich eine Kenntnisstand nach ist es sogar das<br />
900 x 600 x 900 cm gedruckt. Unserem<br />
besondere Herausforderung. Die zweite erste Fahrzeug weltweit, das in diesem<br />
Herausforderung ist die schmale Rennbahn<br />
– hier ist Präzision gefragt. Darü-<br />
wird zurzeit üblicherweise für den Bau<br />
Verfahren hergestellt wurde. 3D-Druck<br />
ber hinaus müssen die Akkuschrauber von Prototypen eingesetzt – nicht aber<br />
beim Start und einmal während des für gebrauchsfertige Produkte. Mit unserem<br />
Fahrzeug wollen wir Stellung<br />
Rennens gewechselt werden.<br />
Welcher Ansatz steckt hinter einem beziehen. Denn Produkte aus dem<br />
mit einem Akkuschrauber betriebenen 3D-Drucker sind in Größe und Form<br />
Fahrzeug, der, auch über den Spaß hinaus,<br />
interessant für die Zukunft des Herstellung keine Werkzeuge, sondern<br />
individualisierbar. Man benötigt zur<br />
Automobilbaus, -designs sein könnte? nur einen Datensatz, der bei unserem<br />
Natürlich ist ein Akkuschrauber kein Fahrzeug gerade einmal 40 Megabyte<br />
Antrieb, der alltagstauglich ist, aber er groß ist. In Zukunft können also Daten<br />
zeigt trotzdem etwas: Man kann mit die Handelsware für Produkte werden.<br />
einer sehr geringen PS-Zahl – ein Ak- Das hätte massive Auswirkungen für<br />
den Vertrieb. Denn während alles, was<br />
digital werden konnte, digitalisiert<br />
wurde, wird sich nun das Digitale wieder<br />
materialisieren. •<br />
Barbara Kotte ist Professorin an der HAWK<br />
– Hochschule für angewandte Wissenschaft<br />
und Kunst in Hildesheim und hat in Berlin<br />
ein Designbüro. Zusammen mit Prof.<br />
Andreas Schulz richtete sie 2011 das siebte<br />
Akkuschrauberrennen aus.<br />
48 drehmoment<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
49
ART<br />
Fetisch<br />
Countach<br />
Text: Hendrik Lakeberg<br />
Der Kunstler Miguel Palma legt in<br />
einer Ausstellung offen, warum<br />
ein Lamborghini Countach seinen<br />
Besitzer nicht unbedingt zu einem<br />
besseren Menschen macht<br />
Em torno<br />
da ideia #3, 2011<br />
Mixed media auf Papier<br />
127 x 180 cm<br />
50 drehmoment<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
51
ART<br />
Kit Lamborghini<br />
Countach, 2011<br />
Fiberglas, Reproduktion<br />
einer Lamborghini-<br />
Countach-Karosserie<br />
52 drehmoment<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
53
ART<br />
Em torno<br />
da ideia #1, 2011<br />
Mixed media auf Papier<br />
127 x 180 cm<br />
Alle Bilder Courtesy<br />
Miguel Palma &<br />
Galerie Baginski, 2011<br />
Zum Lamborghini Countach in der<br />
Kunst könnte man mittlerweile ein<br />
ganzes Buch herausgeben. Nach den<br />
Designstudien des Schweizers Martin<br />
Meier (wir berichteten in Intersection<br />
No. 2), hat sich nun der<br />
Künstler Miguel Palma dem König<br />
der Supersportwagen angenommen.<br />
Martin Meier ging es um eine Hommage<br />
an das kantige Design des<br />
Traumgefährts seiner Jugend.<br />
Miguel Palma hingegen holt weiter<br />
aus: In einer Skulptur, die lediglich die<br />
unlackierte, nackte Fiberglas-Karosserie<br />
des Wagens zeigt, Zeichnungen<br />
und an die Galeriewand montierte<br />
Sportsitze des Countach, setzt sich<br />
Palma allgemein mit dem Fetisch<br />
Sportwagen auseinander. Seine Ausstellung<br />
in der Lissabonner Galerie<br />
Baginski nennt er „Wishful + Thinking“.<br />
Palma arbeitet wie ein Chirurg.<br />
stärker, mächtiger und begehrenswerter,<br />
wenn wir es besitzen oder nur von<br />
ihm träumen.<br />
In seinen Zeichnungen kombiniert der<br />
portugiesische Künstler eine manchmal<br />
fast kindlich ausgemalte<br />
Countach-Form mit Pin-up-Mädchen<br />
aus Pornomagazinen. Durch das Collagenartige<br />
der Bilder löst Palma den<br />
Fetisch Countach in seine einzelnen<br />
Bestandteile auf.<br />
Das gleiche Ziel verfolgt er, wenn er<br />
die Karosserie in einem unfertigen<br />
Zustand belässt. Geht man von dem<br />
Ausstellungstitel „Wishful + Thinking“<br />
aus, dann trennt Palma, was einem<br />
viel zu häufig zusammen über die<br />
Lippen geht: das Wünschen und das<br />
Denken.<br />
Palma fordert mit seinen Arbeiten<br />
dazu auf, den Traum von schnellen<br />
Sportwagen zu hinterfragen. Denn<br />
dass ein Lamborghini seinen Besitzer<br />
Ein Auto ist nichts als Blech – Erst<br />
durch unsere Projektionen<br />
entsteht eine Sportwagenikone<br />
Er seziert unser Verlangen nach<br />
schnellen Autos und legt unsere<br />
Sehnsüchte offen, die wir auf den<br />
Gegenstand Auto projizieren.<br />
Seine These: Ein Auto ist erst mal<br />
nichts als Blech. Erst durch unsere<br />
Projektionen entsteht eine Sportwagenikone<br />
wie zum Beispiel der Lamborghini<br />
Countach. Der Supersportwagen<br />
wird zum Fetisch, weil wir ihm<br />
übernatürliche Kräfte zugestehen:<br />
Wir glauben, das Auto macht uns<br />
zu einem besseren Menschen machen<br />
würde, ist unterm Strich natürlich nur<br />
eine Illusion.<br />
Im Prinzip tröstet Palma also diejenigen,<br />
die gerne einen Lamborghini<br />
hätten, sich aber keinen leisten können.<br />
Vielleicht möchte er auch sagen:<br />
Wünschen sollte man sich so viel wie<br />
möglich, denken ist dabei aber hin<br />
und wieder auch ganz gut. Vor allem<br />
wenn man die Finanzierung seines<br />
neuen Supersportwagens plant. •<br />
54 drehmoment<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
55
ART<br />
horror<br />
PANNE<br />
Text: Étienne Carbonnier & Lisa Leinen Foto: Scott Groller<br />
UNTER DER HAUBE VON JOHN BOCKS<br />
LINCOLN CONVERTIBLE<br />
John Bock,<br />
Palms (2007)<br />
Courtesy<br />
Klosterfelde Museum,<br />
Berlin, und<br />
Anton Kern, New York<br />
Für alle Kunstfreunde ist dies ein John Bocks Installation vereint Videokunst<br />
mit skulpturalen Elementen<br />
großes Jahr: Die Biennale in Venedig,<br />
die wunderbare Ausstellung<br />
und Performancekunst. Bock nennt<br />
„Car Culture“ im ZKM Karlsruhe, Art sich selbst einen Astronaut des Alltags,<br />
immer auf der Suche nach dem<br />
Basel und Art Basel Miami Beach und<br />
im September die ABC Berlin. Abgrund in der Normalität. Dinge,<br />
die wir jeden Tag sehen und benutzen,<br />
Bilbao liegt rein geografisch eigentlich werden in Bocks Händen zu irritierenden,<br />
abstrakten Installationen.<br />
in der Peripherie der Szene, aber seit<br />
Frank O. Gehry dort das Guggenheim Deshalb macht der Berliner Künstler<br />
Museum errichtet hat, zieht die spanische<br />
Stadt auch Kunst-Connaisseure seiner Kunst. In „Palms“ zeigt er rote<br />
immer wieder Autos zum Thema<br />
magnetisch an. Nicht verpassen sollte Tentakel, die bedrohlich aus einem<br />
man „The Lumious Intervall“. Die Ausstellung,<br />
die noch bis zum 11. Septem-<br />
als würden sie alles an sich reißen<br />
alten Lincoln Mark klettern,<br />
ber 2011 in Bilbao zu sehen sein wird, wollen, was ihnen in die Quere<br />
zeigt insgesamt 30 Werke internationaler<br />
Künstler aus der Sammlung des ersten Blick wie das Requisit eines<br />
kommt. Die Installation wirkt auf den<br />
griechischen Kunstliebhabers Dimitris trashigen Horror-Films.<br />
Daskalopoulos, der in den letzten Gleichzeitig thematisiert Bock das Unbehagen,<br />
das uns im Alltag beschlei-<br />
Jahren eine der größten Kunstsammlungen<br />
weltweit aufgebaut hat. chen kann.<br />
Damit muss nicht unbedingt eine große<br />
metaphysische Sinnkrise gemeint<br />
Der Ausstellungstitel, der übersetzt<br />
so viel wie „Leuchtendes Intervall“ sein. Vielleicht spielen Bocks gierige<br />
bedeutet, bezieht sich auf einen Text Tentakel auch auf den Horror an, morgens<br />
früh die qualmende Motorhaube<br />
des griechischen Schriftstellers Nikos<br />
Kazantzakis (1883-1957).<br />
eines liegengebliebenen Fahrzeugs zu<br />
Er sah das Leben als ein leuchtendes öffnen, wenn man ohnehin schon viel<br />
Kraftfeld, in dem Niedergang und zu spät dran ist. Vielleicht erinnern<br />
Verfall die Bedingungen für Kreation wir uns von jetzt an bei der nächsten<br />
Panne an John Bocks Lincoln<br />
und Wiedergeburt sind.<br />
und denken anschließend an Nikos<br />
Eine Besonderheit der D.-Daskalopoulos-Sammlung<br />
ist die Größe einiger ist ein leuchtendes Kraftfeld, in dem<br />
Kazantzakis Gedanken zum Leben: Es<br />
Installationen, die zum Teil ganze Niedergang und Verfall die Bedingungen<br />
für Kreation und Wiedergeburt<br />
Galerien einnehmen. Dazu gehört<br />
auch die Arbeit „Palms“ von John Bock, sind. Wie wahr.<br />
eine atmosphärische und abgründige Was macht es da schon, ob man zu<br />
Multimedia-Landschaft.<br />
spät kommt. C‘est la vie. •<br />
56 drehmoment<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
57
ART<br />
Age of Speed<br />
Text: Hendrik Lakeberg<br />
Autos sind Kunstwerke – warum Picasso<br />
sie so liebte und wie Ralph Laurens<br />
Autosammlung in paris die wichtigste Erfindung<br />
des letzten Jahrhunderts zelebriert<br />
Ferrari 250 GTO<br />
1962<br />
58 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 59
ART<br />
MacLaren LM<br />
1996<br />
Ralph Lauren gehören einige der teuersten und schönsten<br />
Autos der Welt. Im Pariser Musée des Arts Décoratifs<br />
läuft eine sensationelle Ausstellung mit den kostbarsten<br />
Stücken seiner Sammlung. Kurator Rodolphe Rapetti,<br />
erklärt, warum Autos Kunstwerke sind.<br />
Herr Rapetti, normalerweise arbeiten Sie als Kurator im Kunstbereich, gerade<br />
haben Sie mit Ralph Lauren in Paris ein Auto-Ausstellung kuratiert.<br />
In wie fern sind Autos Kunstwerke?<br />
Wenn man sich die Geschichte des Automobils anschaut, dann haben Autos<br />
immer die generelle Entwicklung des Designs widergespiegelt und geprägt.<br />
Das Auto ist nicht zu trennen von allen anderen Gegenständen, in denen<br />
die Menschheit Schönheit und Nützlichkeit miteinander verbunden hat. Am<br />
Anfang sahen Autos noch wie Pferdekutschen aus, nach und nach wurden sie<br />
eigenständiger, autonom, eine Evolution des Stils hat stattgefunden.<br />
Sie sind mit höchstem handwerklichen Können hergestellt. Ich würde sie in<br />
einem grundsätzlichen Sinn als Kunst bezeichnen.<br />
Sie machen also keinen Unterschied zwischen einem Auto<br />
und zum Beispiel einem Gemälde?<br />
Natürlich gibt es da einen Unterschied! Der Zweck eines Autos und der eines<br />
Gemäldes sind offensichtlich verschieden. Doch wenn es aber um die Idee<br />
von Schönheit geht, dann würde ich ganz persönlich sagen, dass es da keinen<br />
Unterschied gibt. Natürlich sind das nicht die gleichen Emotionen, aber ich<br />
bin von einem schönen Auto ähnlich tief bewegt wie von einem Gemälde. Für<br />
mich sind die zwei wichtigsten Erfindungen des 20. Jahrhunderts das Auto und<br />
das Kino. Und man kann über beides sagen, dass es Kunst ist, gleichzeitig aber<br />
auch ein Industrieprodukt.<br />
Wie hat das Auto das 20. Jahrhundert geprägt?<br />
Mit dem Auto konnte sich plötzlich nahezu jeder individuell und vor allem<br />
schnell fortbewegen. Das gab es vorher nicht. Autos sind sehr schnell zum<br />
Teil des Alltags geworden. Man muss sich nur die Bedeutung des Autos für die<br />
Literatur und das Kino anschauen. In dem Film „Les Vampires“, ein Gangsterfilm<br />
von Louis Feuillade, der in Paris spielt, gibt es eine der ersten Autoverfolgungsjagden<br />
des Kinos. Das war schon 1915! Und es ist verblüffend, wie sehr Künstler<br />
wie Picasso Autos mochten. Ein Auto ist ein Sinnbild des 20. Jahrhunderts, es ist<br />
Kunst im Sinne seines Designs, aber gleichzeitig Kunst in Bewegung. Man kann<br />
über das 20. Jahrhundert nicht reden, ohne über das Auto zu sprechen, denn es<br />
ist das Jahrhundert der Geschwindigkeit. Die wichtigste Idee, die alle Autos von<br />
Ralph Laurens Sammlung miteinander verbindet, ist die der Geschwindigkeit.<br />
Alle seine Autos sind schnell oder waren sehr schnell in ihrer Zeit.<br />
Warum waren Künstler von Autos fasziniert?<br />
Es ging vielen Künstlern immer schon darum, in Schönheit zu leben, in allen<br />
Lebensbereichen. Und natürlich ist das Auto von Anbeginn ein Symbol für<br />
Erfolg und Macht gewesen. Außerdem ist ein Auto ein Mittel des Ausdrucks.<br />
Der berühmte Rennfahrer Stirling Moss hat mal geschrieben, dass es für ihn<br />
keinen Unterschied zwischen einem Rennfahrer und einem Maler gibt. Ein<br />
Maler drückt sich mit Farbe und Pinsel aus, ein Rennfahrer zeichnet mit dem<br />
Auto. Wenn man sich ein Autorennen anschaut und geübt darin ist, dann<br />
erkennt man die besten Fahrer daran, dass sie immer an der gleichen Stelle in<br />
die gleiche Kurve gehen. Das macht große Rennfahrer wie Stirling Moss, Juan<br />
Manuel Fangio oder Louis Chiron einzigartig: Sie hatten Freude daran, sich<br />
durch das Fahren auszudrücken. Sie waren Genies. Sie erzeugten mit ihren<br />
Autos ephemere Kunstwerke.<br />
In wie fern kann man anhand Ihrer Ausstellung die Evolution des Automobildesigns<br />
nachvollziehen?<br />
Es brauchte 20 Jahre, bis man erkannt hatte, dass man das Rad nicht getrennt<br />
von der Karosserie bauen muss. Ist das Rad in die Karosserie integriert, dann<br />
wird das Fahrzeug viel effizienter, was die Aerodynamik angeht und das<br />
Design ändert sich natürlich sehr stark. Vom Bentley Blower bis zum Ferrari<br />
Testarossa dauerte es ein viertel Jahrhundert. Man sieht an Autos den Stil<br />
Blower Bentley<br />
1929<br />
Bugatti Type 59 Grand Prix<br />
1933<br />
60 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 61
ART<br />
Jaguar XKD<br />
1955<br />
Ferrari 250 GTO<br />
1962<br />
Ferrari 250 TestaRossa<br />
1958<br />
Ferrari 250LM<br />
1964<br />
62 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 63
ART<br />
einer Epoche, man bekommt eine Idee vom Design der Zeit, in der sie auf den<br />
Straßen fuhren. In der Ausstellung stehen zwei Fahrzeuge, die wir nebeneinander<br />
zeigen: Jaguar XKD und Porsche 550 Spyder, beide von 1955. Sie sehen<br />
sich sehr ähnlich. Doch sie sind komplett verschieden gebaut. Der XKD hat<br />
den Motor vorne, es ist ein 6-Zylinder, wassergekühlt. Der Motor im Porsche<br />
sitzt hinten über den Hinterrädern und ist luftgekühlt. Sie kommen nicht aus<br />
demselben Land und haben nicht die gleiche Farbe. Aber beide sollten die Luft<br />
so effizient wie möglich durchstoßen. Da kommt man zu bestimmten Zeiten<br />
auch zu Lösungen, die sich ähneln.<br />
Können Sie mehr zu seiner Geschichte erzählen?<br />
Es wurden nur vier gebaut und eines der Autos ist bei einem Crash mit einem<br />
Zug komplett zerstört worden. Ralph Laurens Atlantic ist absolut authentisch.<br />
Die einzige Änderung, die er vornahm, war die Farbe. Der Wagen war zunächst<br />
blau, Lauren ließ ihn schwarz lackieren. Der Atlantic wurde von Jean Bugatti<br />
gebaut. Er starb, kurz nachdem er ihn fertig gestellt hatte. Wahrscheinlich war<br />
das auch ein Grund, warum nur vier gebaut wurden. Aber der Bugatti Atlantic<br />
war schon damals ein sehr teures, besonderes Auto, eine große Stückzahl war<br />
nie geplant.<br />
Ferrari 250 GTO<br />
1962<br />
Sie zeigen mit dem McLaren F1 nur ein Auto, das in den Neunzigern gebaut<br />
wurde. Das letzte davor ist ein Ferrari 250 LM von 1964. Warum diese Lücke?<br />
Warum nicht mehr neue Autos?<br />
Wir konnten aus Platzgründen nicht mehr als 17 präsentieren. Die Ausstellung<br />
findet in einem Museum statt, das nicht nur von Autospezialisten besucht<br />
wird. Ich will der Öffentlichkeit trotzdem möglichst spektakulär vermitteln,<br />
wie sich das Autodesign verändert hat. Und die beeindruckendsten Entwicklungen<br />
sind bis zu den Sechzigern geschehen. Ralph Lauren selber wollte ein<br />
neueres Auto in der Ausstellung haben, um klar zu stellen, dass er nicht nur<br />
alte Autos sammelt, sondern auch aktuelle Supersportwagen. Ich habe mich<br />
für den McLaren entschieden, weil ihn viel mit dem Ferrari 250 LM von 1964<br />
verbindet. Die Größe, das Design, dass der Motor direkt hinter dem Fahrer<br />
liegt: die Konstruktion der Autos sind erstaunlich ähnlich.<br />
War Ralph Lauren persönlich in die Ausstellung involviert? Hat er Ihnen<br />
Vorgaben gemacht?<br />
Ich war sehr frei in meiner Auswahl. Über die haben wir im Anschluss diskutiert.<br />
Er ist ein großer Auto-Connaisseur und ihm gefielen meine Ideen. Sehr<br />
wichtig war ihm allerdings der Bugatti Atlantic Type 57 SC, der für ihn das<br />
Symbol seiner Sammlung ist. Er schlug vor, dass die Besucher das Auto als Erstes<br />
sehen, wenn sie die Ausstellung betreten. Das war absolut richtig, weil der<br />
Bugatti Atlantic ein so ungewöhnliches und eigenständiges Fahrzeug ist.<br />
Einige der Wagen, die gezeigt werden, sind die teuersten Autos der Welt.<br />
Was macht ihren Wert aus?<br />
Das ist so ähnlich wie mit der Kunst. Die teuersten sind immer die begehrtesten<br />
Arbeiten. Aber das erklärt natürlich nichts. Ich denke, es ist eine Mischung<br />
aus vielen Faktoren: ihre Schönheit, die Technik, ihre Originalität. Alle Autos,<br />
die wir zeigen, sind in gewisser Weise experimentelle Fahrzeuge. Sie haben die<br />
Zukunft geprägt. Und natürlich sind einige sehr selten. Das allein macht sie<br />
begehrenswert.<br />
Lauren selber fährt immer mal wieder mit seinen Autos, auch mit den ganz<br />
wertvollen. Wenn Sie in seiner Garage eines für eine Spritztour aussuchen<br />
könnten, welches wäre das?<br />
Der Bugatti 59. Weil es ein sehr wichtiges Auto ist. Es war im Gegensatz zum<br />
Bugatti 35 nicht das erfolgreichste, was seine Renngeschichte anbelangt.<br />
Aber der 59 steht für einen Wendepunkt des Autodesigns. Er ist noch geprägt<br />
von der Karosserie der 30er, die Räder sind außerhalb angebracht, und man<br />
sieht eine Menge Technik über der Karosserie. Aber er zeigt schon Ansätze<br />
von Aerodynamik. Und ich liebe die Felgen, die mich an die Saiten eines<br />
Konzertpianos erinnern. Wir haben übrigens auch die Sounds der Autos aufgenommen.<br />
Es gibt einen Raum, in dem man sich Motorgeräusche von allen<br />
ausgestellten Fahrzeugen anhören kann. Sogar der Klang der Autos ist schön.<br />
Er ist wie Musik. Eine Sinfonie der Maschinen. •<br />
64 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
65
sports<br />
freund<br />
fotos bertrand bozon styling mickael louveT<br />
ROLEX<br />
Submariner Date<br />
66 67
LOUIS VUITTON<br />
Tambour in Schwarz<br />
Automatik-<br />
Chronograph<br />
LV 277<br />
PERRELET<br />
Skelett-Chronograph<br />
mit zweiter Zeitzone<br />
68 69
JAEGER-LECOULTRE<br />
Master Compressor<br />
Extreme World<br />
Chronograph<br />
Von oben nach unten:<br />
CARTIER<br />
Calibre<br />
YEMA<br />
Chronographe Rally<br />
LONGINES<br />
Grande Vitesse<br />
70 71
Top ALESSIACREA<br />
Hose COSTUME NATIONAL<br />
Gürtel ALESSIACREA<br />
Brille LINDA FARROW LUXE<br />
romeo<br />
julia<br />
fotos Roberto Covi styling Ilaria Chionna haare / mAKE UP Karin Borromeo auto alfa romeo 4c<br />
72 73
Bluse MILA SCHON<br />
Rock YVES SAINT LAURENT Vintage<br />
Top MOSCHINO<br />
Mantel ANGLOMANIA BY VIVIENNE WESTWOOD<br />
Rock ELIO FERRARO Vintage<br />
74 75
Brille Agent Provocateur<br />
Kleid JIL By SANDER Malene Birger<br />
Schuhe JIL Hermès SANDER<br />
76 77
Kleid COSTUME NATIONAL<br />
Jacke THIERRY MUGLER Vintage by ELIO FERRARO<br />
Schuhe CHARLOTTE OLYMPIA<br />
Top ALESSIACREA<br />
Hose COSTUME NATIONAL<br />
Brille LINDA FARROW LUXE<br />
78 79
wald<br />
meister<br />
fotos ACHIM HATZIUS styling FRANK LEDER Haare / MAKE UP TRICIA LE HANNE<br />
model julia, m4 model management auto Mercedes g-klasse Interview lisa leinen<br />
80 <strong>INTERSECTION</strong> nr. 04 2010<br />
81
82 83
84 85
86<br />
87
Statussymbol oder Nutzfahrzeug?<br />
Der Designer Frank Leder über seine<br />
Faszination für den unerschütterlichen<br />
Mercedes-Geländewagen.<br />
Der Besitzer einer Mercedes-Benz G-Klasse<br />
wird von den einen beneidet und von anderen<br />
belächelt. Der Designer Frank Leder ist seit<br />
einem Jahr einer dieser Besitzer, sieht sein Auto aber - so<br />
sagt er selbst - nicht als Statussymbol, sondern als Teil<br />
von sich und als absolutes Nutzfahrzeug. Tagsüber parkt<br />
er den Geländewagen vor seinem Atelier in Charlottenburg,<br />
nachmittags fährt er dann mit seinem Jagdhund in<br />
den Wald und abends stellt er es in seine Garage in Berlin-<br />
Mitte. „Dieses Auto ist unglaublich wandel- und überall<br />
einsetzbar, wie ein fahrendes Chamäleon“, lacht der vor<br />
allem in Japan sehr erfolgreiche Designer.<br />
Die G-Klasse wurde in den 70ern als Militärfahrzeug für<br />
den Schah von Persien gebaut. Aufgrund der immensen<br />
Kosten kaufte er sie dann aber doch nicht. Der Ikone unter<br />
den deutschen Geländewagen hat das allerdings nicht<br />
geschadet. Anfangs das robuste Nutzfahrzeug der Förster<br />
so ein Auto fahren, ohne schief angesehen zu werden?<br />
Mittlerweile bin ich überzeugt: Natürlich darf man das.<br />
Diese Stadt hat Stil, ist trotzdem rau. So wie die G-Klasse.“<br />
Viele wissen nichts von dem Kultstatus der G-Klasse,<br />
kennen weder Wert noch Geschichte. Leder empfindet es<br />
als sehr angenehm, dass man den Status des Wagens eben<br />
nicht sofort sieht und urteilt – wie bei einem Porsche zum<br />
Beispiel. Mercedes-Benz hat seit über 30 Jahren fast nichts<br />
am Design verändert, nur an der Innenausstattung, die<br />
Leder sich für seine G-500 individuell und nach seinem<br />
Geschmack zusammenstellen ließ.<br />
Dabei wählte er viele Ausstattungsdetails aus der günstigeren<br />
Version, der G-350. Statt der Einstiegsleiste,<br />
die bei der G-500 aus Plastik ist und blau aufleuchtet,<br />
sobald die Tür geöffnet wird, entschied sich Leder für eine<br />
schlichte Edelstahlleiste mit einer klassischen Mercedes-<br />
Benz-Gravur.<br />
Er wartete über ein halbes Jahr auf seinen Wagen. „Wenn<br />
Kinder Autos malen, sieht es aus wie eine G-Klasse, vier<br />
Reifen und ein Kasten“, scherzt er und ist gleichzeitig<br />
Alle Outfits<br />
FRANK LEDER<br />
und des gutbetuchten Landadels, wird die G-Klasse heute<br />
vor allem in Amerika und Japan als Luxuskarosse gefahren.<br />
„Irgendwann ist einer dieser prolligen Rapper auf das<br />
Auto aufmerksam geworden, da hat die G-Klasse kurz an<br />
Glanz verloren“, erzählt Leder.<br />
Aber nach Tokio, da passe sie hin, irgendwie. „In Deutschland<br />
wird die G-Klasse immer noch von vielen Waldbesitzern<br />
und Jägern gefahren, aber in Japan wirkt das Auto<br />
sehr urban und passt in die Hochhaus-Szenerie“, erklärt<br />
der Designer. „Am Anfang dachte ich: Darf man in Berlin<br />
fasziniert davon. „Wenn ich ein Auto designen würde,<br />
würde es so aussehen wie die G-Klasse, ganz klar.“ Leder<br />
liebt, und das zeigt sich auch in seinen Kollektionen, die<br />
rustikale Einfachheit. Sowohl über seine Mode als auch<br />
über sein Auto sagt er: Die Materialien, die Details und<br />
die Geschichte machen etwas besonders. Dann überlegt<br />
er kurz und gibt zu, dass er gerne einen Oldtimer besitzen<br />
würde, dazu eine Garage zum Schrauben und das Knowhow,<br />
um an einem alten Auto herumzuschrauben.<br />
Er denkt noch mal nach und sagt: „Aber irgendwie fahre<br />
ich ja schon einen Oldtimer, nur eben neu gebaut.“<br />
Wenn Kinder<br />
" Autos malen,<br />
sehen sie aus<br />
wie eine<br />
G-Klasse, 4<br />
Reifen und<br />
ein Kasten"<br />
frank leder<br />
88<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
89
Stadt in den<br />
Wolken<br />
In Spruce Creek, Florida, sind Flugzeuge wichtiger als Autos. Die Einwohner<br />
der fly-in-Community besitzen so viele Flugzeuge wie die American Airline.<br />
Nicht jeder ist ein Pilot, aber alle teilen die Leidenschaft für das Fliegen<br />
Fotos spencer lowell Text simon steinhardt<br />
Sogar aus über 2.000 Metern Höhe sieht<br />
man, dass Spruce Creek mehr als eine<br />
gewöhnliche Gemeinde ist. Es gibt dort eine<br />
riesige A-förmige Einkerbung aus Teer, die<br />
von oben wie eine Narbe aussieht.<br />
Sie liegt inmitten des Zentrums. Ihr Hellgrau trennt sie<br />
vom angrenzenden Grün eines Golfplatzes. Beim Landeanflug<br />
kann man erkennen, dass dieses Teerstück mit<br />
Häusern besiedelt ist, manche von ihnen mit Garagen, die<br />
so groß sind wie die Häuser selbst. Vor vielen stehen kleine,<br />
kreuzartige Objekte in der Einfahrt. Wenn man auf der<br />
Erde angekommen ist, wird klar, dass diese Kreuze Flugzeuge<br />
sind. Sie dominieren die Stadt und die Umgebung<br />
von Spruce Creek.<br />
Spruce Creek, eine private „Fly-in“-Community in der<br />
Nähe von Daytona Beach, Florida, wo ca. 554 Flugzeuge<br />
und knapp 4.000 Ortsansässige leben. Damit besitzen die<br />
Einwohner von Spruce Creek so viele Flugzeuge, wie die<br />
gesamte Flotte der American Airlines umfasst. Von den<br />
1.400 Haushalten haben 400 eine eigene Flugzeughalle,<br />
in der kleine Ein- oder Zweisitzer-Maschinen stehen. In<br />
den Hallen nahe der Landebahn lagern einige größere<br />
Flugzeuge, darunter alte Militärmaschinen wie die 1.300 PS<br />
North American Trojan T-28, ein halbes Dutzend Cessnas,<br />
Eclipses und andere kleine Jets.<br />
Zusammen bilden die Piloten von Spruce Creek die wohl<br />
größte Zivilluftfahrtgesellschaft der Welt. Viele von ihnen<br />
sind Ruheständler. Ein Scherz, den man hier häufig hört,<br />
ist, dass Spruce Creek „Gottes kleiner Warteraum für Piloten“<br />
sei, meint Harry Hughes, pensionierter Pilot der Trans<br />
World Airlines, der hier jetzt Immobilien verkauft. Andere<br />
lieben es einfach, wegzufliegen, darunter auch noch<br />
aktive Piloten, die mit dem Flugzeug zwischen Atlantas<br />
Hartsfield-Jackson Airport und Spruce Creek hin- und her-<br />
90 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
91
pendeln. Die berühmteste Residenz der Flugzeugstadt gibt<br />
es leider nicht mehr. John Travolta, begeisterter Hobbypilot<br />
und Jet-Sammler, musste in eine andere Flugzeugstadt in<br />
der Nähe von Ocala ziehen, nachdem er sich eine Boeing<br />
707 gekauft hatte. „Seine Flugzeuge haben auf unserer Landebahn<br />
zu viel Platz eingenommen“, klagt Hughes.<br />
Spruce Creek war ursprünglich ein Abstellgelände des<br />
Samsula-Auxiliary-Flugplatzes, nichts weiter als ein paar<br />
Landebahnen, die während des zweiten Weltkrieges gebaut<br />
wurden und den Piloten zu Übungszwecken dienten. Nach<br />
dem Krieg gab die Navy das Gebiet an die Gemeinde Daytona<br />
Beach zurück. Aber ein größerer Flughafen lag näher<br />
an der Stadt. Das einstige Übungsgelände lag eine Zeit lang<br />
unbeachtet in der Sonne Floridas. In den 60ern flog McKinley<br />
„Mac“ Conway über das Land, um einen geeigneten Ort<br />
für seine „Fly-in“-Stadt zu suchen, und entdeckte Spruce<br />
Creek. Er trug seine Pläne der Daytona-Beach-Stadtverwaltung<br />
vor, aber die hatte keinerlei Interesse, das Projekt<br />
zu unterstützen. Also wandte sich Conway an einige<br />
befreundete Piloten in Atlanta und bat sie um finanzielle<br />
Unterstützung. In den 70ern wurde der Plan schließlich<br />
genehmigt und umgesetzt. 1979 ging den Investoren das<br />
Geld aus. Conway und seine Partner waren gezwungen zu<br />
verkaufen. Der neue Bauherr, Jay Thompson, reduzierte das<br />
ursprünglichen Bauvorhaben und plante auf dem Gelände<br />
eine private Countryclub-Community.<br />
» Wenn jemand eine groSSe<br />
Party schmeiSSt, inszenieren wir<br />
gerne mal eine kleine Show mit<br />
16 Flugzeugen «<br />
Hughes’ Geschäftpartner Lenny Ohlsson, ein pensionierter<br />
Polizist aus Long Island, besuchte Spruce Creek zum<br />
ersten Mal Mitte der 70er und zog sofort in Erwägung, ein<br />
Stück Land für 4.800 Dollar zu kaufen. „Meine Frau wollte<br />
das ursprünglich nicht.“ Doch Ohlsson überredete Pat, die<br />
auch Pilotin und Mitglied bei den Ninety-Nines ist, einem<br />
Verband weiblicher Piloten. Als sie 1987 hierherzogen,<br />
standen nur ein paar hundert Häuser in dem Waldgebiet.<br />
Das Gemeinschaftsgefühl aber war von Anfang an da.<br />
Und es blieb auch, als Spruce Creek größer wurde. Jeden<br />
Tag sieht man die Ortsansässigen mit ihrem Golfwagen<br />
auf der Rollbahn fahren, denn Autos sind verboten. Sie<br />
besuchen Freunde, um sich über die neuesten Bastelarbeiten<br />
an ihren Flugzeugen auszutauschen oder um sich zum<br />
92 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
93
94 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 95
gemeinsamen Fliegen zu verabreden. Samstagmorgens<br />
trifft man sich an einem Baum nahe der Landebahn, der<br />
nur „The Tree“ genannt wird, um von dort gemeinsam zum<br />
Mittagessen auf benachbarte Flughäfen zu fliegen.<br />
„Wenn ein Veteran oder ein Flugzeugliebhaber stirbt, werden<br />
wir oft angerufen und gefragt, ob wir eine Formation<br />
bilden und über die Beerdigung fliegen können“, erklärt<br />
Hughes. „Aber wir machen solche Sachen auch gerne aus<br />
Spaß und unter anderen Voraussetzungen. Wenn jemand<br />
eine große Party schmeißt, inszenieren wir gerne mal eine<br />
kleine Show mit 16 Flugzeugen“, sagt Ohlsson. Nicht jeder<br />
Bewohner von Spruce Creek ist Pilot, aber alle haben in<br />
irgendeiner Art mit dem Fliegen zu tun.<br />
»John Travolta musste in eine<br />
andere Flugzeugstadt in der Nähe<br />
von Ocala ziehen, nachdem er<br />
sich eine Boeing 707 gekauft hatte<br />
– Seine Flugzeuge haben zu viel<br />
Platz eingenommen «<br />
Ohlsson erzählt gerne eine Geschichte, die gut beschreibt,<br />
wie Spruce Creek funktioniert: „Vor einiger Zeit kam eine<br />
Frau hierher, sie war ungefähr 60 Jahre alt und wollte sich<br />
ein Haus kaufen. Ich habe sie gefragt: ‚Fliegen Sie gerne?‘,<br />
‚Oh, nein‘, sagte sie. Ich fragte: ,Fliegt Ihr Mann gerne?‘, und<br />
sie sagte: ‚Nein, er ist vor Kurzem verstorben.‘ Ich sagte ‚Sie<br />
müssen wissen, wir haben hier einen Flughafen und viele<br />
Flugzeuge, es ist also immer recht laut hier.‘ Sie entgegnete:<br />
‚Ich mag diesen Lärm‘, und ich antwortete: ‚Wollen Sie<br />
denn lernen wie man fliegt?‘ Sie sagte: ‚Nein, nein, ich bin<br />
zu alt dafür, ich will das nicht mehr lernen‘. Ich wandte ein:<br />
‚Wenn Sie nicht fliegen und es nicht lernen wollen, warum<br />
wollen Sie dann in eine Flugzeugstadt ziehen?‘ Sie antwortete:<br />
‚Sehen Sie, mein Mann kannte ein paar Piloten und<br />
das waren alle sehr nette, hilfsbereite Menschen. Ich will<br />
unter lauter Piloten sein.‘ Sie lebte für 22 Jahre hier.“<br />
96 WERKSTATT<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
97
P<br />
portrait<br />
<strong>Lapo</strong> <strong>Elkann</strong><br />
Leben auf der<br />
Überholspur<br />
<strong>Lapo</strong> <strong>Elkann</strong> ist als <strong>Fiat</strong>-<strong>Erbe</strong> einer der reichsten<br />
Männer Italiens. Damit konnte er nicht immer gut<br />
umgehen. Nach Drogenabstürzen, die Schlagzeilen<br />
machten, ist er mittlerweile drei Jahre clean.<br />
Vor Energie hat er immer schon gestrotzt. Egal ob<br />
er das Marketing des <strong>Fiat</strong>-Konzerns revolutionierte<br />
oder im Maserati durch Mailand rast<br />
Fotos Julian Broad Text Dan Ross Übersetzung benjamin seibEl<br />
In Italien kennt man <strong>Lapo</strong> unter seinem Vornamen.<br />
Vier Buchstaben, die sinnbildlich für die<br />
verführerischen Gefahren der Freiheit stehen: für<br />
den emotionalen Bankrott, der mit unbegrenztem<br />
Reichtum einhergehen kann; für das Dilemma,<br />
an der Spitze geboren zu sein und einen Weg vorgeschrieben<br />
zu bekommen; für die Schwierigkeit, nein zu sagen,<br />
wenn man alles haben und jeden besitzen kann.<br />
<strong>Lapo</strong> trägt den Nachnamen seines Vaters, <strong>Elkann</strong>, doch eigentlich<br />
müsste er nach seinem Großvater benannt sein:<br />
Agnelli. Kein anderer Familienname ist in Italien stärker<br />
mit dem unheiligen Duo Macht und Genuss verbunden.<br />
Ein Name wie eine goldene Säule der Gesellschaft.<br />
Vergleichbar mit Donald Trump, wenn er ein Kennedy<br />
gewesen wäre.<br />
F. Scott Fitzgerald hätte <strong>Lapo</strong> geliebt, seine charismatische<br />
wie verhängnisvolle Aura. Schriftsteller lieben Menschen<br />
wie <strong>Lapo</strong>, weil sie die Frage provoziert, ob sie je ein<br />
inneres Gleichgewicht erlangen können. Nach der Arbeit<br />
wären Scott und <strong>Lapo</strong> auf die gleichen Partys gegangen,<br />
hätten sich mit dem gleichen Champagner betrunken.<br />
<strong>Lapo</strong> arbeitet nun am zweiten Akt seiner Karriere. Seine<br />
Familie kontrolliert eine Dynastie: <strong>Fiat</strong>, Ferrari, eine Fußballmannschaft,<br />
eine Zeitung, Bankgeschäfte, Immobilien,<br />
seit einer Weile auch Chrysler. <strong>Lapo</strong>s Bruder John ist<br />
dort Vorstandsvorsitzender, er hat sich nach ganz oben<br />
gearbeitet, seit sein Großvater ihn zu seinem Nachfolger<br />
ernannt hat. <strong>Lapo</strong> arbeitet selbstständig. Seit drei Jahren<br />
ist er auf Entzug. „Ich bin clean, ich gehe zu den Meetings“,<br />
sagt er. Er sieht gut aus. Besser als die Jahre zuvor.<br />
Wir sind in London für ein Shooting, einen Teller Pasta<br />
und für eine Dosis automobilem Adrenalin. Der Kunsthändler<br />
Kenny Schachter hat uns in sein Haus in Fulham<br />
eingeladen, er ist süchtig nach Autos. Ein umgebauter<br />
Stall dient ihm als Lagerraum, hier stehen überschüssige<br />
Gemälde und eine Sammlung wechselnder Sportwagen.<br />
Zurzeit hauptsächlich Porsches.<br />
<strong>Lapo</strong> holt aus einer Tasche in seinem <strong>Fiat</strong> ein paar<br />
Klamotten, dann posiert er neben seinem Ferrari wie<br />
ein stattlicher Milliardär. Wir parken den Wagen quer<br />
auf dem Bürgersteig wie einen Smart, nur dass jetzt<br />
eine Fahrspur versperrt ist. Ein Taxi fährt heran. Eine<br />
alte Dame, die aussieht, als würde sie mit viel Geld ihre<br />
Schönheit konservieren, steigt aus und lächelt überrascht:<br />
„<strong>Lapo</strong>, bist du es?“ Ein paar Augenblicke später grüßt uns<br />
ein Mann aus einem vorbeifahrenden MINI. „Foxtons“,<br />
sagt <strong>Lapo</strong> und meint den Besitzer der gleichnamigen Immobilienfirma,<br />
„ich kenne ihn.“ Er scheint sich heimisch<br />
zu fühlen in London. Tatsächlich ist er gerade hergezogen.<br />
Ich wollte <strong>Lapo</strong> fotografieren, wie er falsch herum in<br />
eine Einbahnstraße fährt und verbotenerweise auf einer<br />
Busspur parkt. Lauter Dinge, die man nicht tun darf.<br />
Stattdessen imitieren wir Don Johnson, fälschen ein<br />
Paparazzi-Bild und dokumentieren seine Tattoos. Es sind<br />
Posen, die er spielend beherrscht.<br />
Ich kenne <strong>Lapo</strong> seit Jahren und habe ihn an unterschiedlichen<br />
Punkten seines Lebens kennengelernt. Als<br />
lässigen Playboy, der mit dem Boot zum Filmfestival in<br />
Venedig anreist, einen Moderedakteur im Schlepptau. Als<br />
schneidigen Geschäftsmann, der auf Automessen von<br />
98 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
99
Anzugträgern umringt ist. Als Nachtschwärmer, der bis<br />
in die frühen Morgenstunden durch Pariser Clubs zieht.<br />
Als Café-Philosophen, der über die Lektionen des Lebens<br />
schwadroniert.<br />
Es gibt wohl niemanden, der <strong>Lapo</strong> nicht mag. Jeder will<br />
ihn kennenlernen, weil er reich, berühmt, imposant<br />
(man könnte ihn für einen Boxer halten), adrett gekleidet,<br />
bestens vernetzt und großzügig – kurz: weil er ein<br />
Ereignis ist. Aber mögen muss man ihn, weil er unendlich<br />
charmant, ansteckend energisch, entwaffnend offen und<br />
einzigartig warmherzig ist. Er ist höflich, schüttelt Hände,<br />
klopft auf Schultern, hört zu und dankt jedem, dessen<br />
» ich verkaufe meine autos<br />
spätestens nach<br />
18 Monaten, sonst verliebe<br />
ich mich in sie «<br />
meine Ideen stehlen, das haben schon genug getan. Das<br />
Leben ist ein Kreislauf. Wenn du Schlechtes gibst, wirst du<br />
es zurückbekommen. Am Ende bist du mit dir allein. Du<br />
kannst alles Geld der Welt haben, einen großen Namen,<br />
aber du darfst nie aufhören zu wachsen.“<br />
<strong>Lapo</strong> hat in Europa und den USA studiert und gelebt. Er<br />
war Henry Kissingers Assistent, wanderte durch die Korridore<br />
der Macht, wurde geschult in der dunklen Kunst der<br />
Kompromisse. Als er anfing zu arbeiten, wählte er <strong>Fiat</strong>s<br />
Marketingabteilung, wo sein Interesse für Design und sein<br />
Sinn für Humor schnell das Image der Marke infiltrierten.<br />
Ein vielversprechender Start.<br />
Weg er kreuzt. So bewusst er sich der Tatsache ist, dass Auch Jahre später erinnert man sich an Autoshows, nicht<br />
seine Privilegien ein Geschenk sind, so wenig ist er arrogant<br />
oder herablassend. Er möchte gemocht werden, es ist Sweatshirts der <strong>Fiat</strong>-Models, auf denen die vier Buch-<br />
wegen der längst überholten Wagen, sondern wegen den<br />
ihm wichtig.<br />
staben prangten wie bei dem Cheerleader-Team einer<br />
„Ich fühle mich nicht besser als andere, aber vielleicht Footballmannschaft.<br />
gelassener“, sagt er. Ich weiß nicht, ob er das mit Blick auf Es war die italienische Nachkriegsfaszination für Amerika<br />
in einer Neuauflage für das 21. Jahrhundert: Die<br />
sein <strong>Erbe</strong> oder auf seine Person meint. Vermutlich beides.<br />
Er hat Grund zur Gelassenheit – sein Wohlstand bringt gut genährten Hunde der <strong>Elkann</strong>-Familie, die zu einem<br />
ihn in die Gesellschaft von Scheichs und Oligarchen, Austin-Powers-Disco-Set herumtollten, freundliche<br />
Internet-Geeks und Hedgefonds-Gründern. Eine Kommaus-dem-Gefängnis-frei-Karte,<br />
ein permanenter Eintrag Messe-Mausoleum. Ein zugleich ironischer und ernsthaf-<br />
Gesichter und ein Hauch von Leben kamen in das sterile<br />
auf jeder Gästeliste. Wie Bruce Wayne ohne ein Cape. ter Auftritt, der einen Nerv zu treffen und einen Wechsel<br />
Aber einen gelassenen Umgang mit dieser Gelassenheit einzuläuten schien.<br />
zu finden, ist eine andere Sache. Es bedeutet, zu akzeptieren,<br />
in welche Strukturen man geboren wurde, und den. Er steht für Vitalität, für ein intuitives Verständnis<br />
Stil sollte niemals als etwas Oberflächliches abgetan wer-<br />
wie sie sich zur Wirklichkeit verhalten. Es bedeutet, diese menschlichen Strebens. <strong>Fiat</strong> hatte damals Probleme, aber<br />
widersprüchlichen Dimensionen zu vereinen und die neben einem neuen Managementstil, wie ihn Sergio Marchionne<br />
etablieren sollte, benötigte man in erster Linie<br />
Leerstelle mit Sinn zu füllen.<br />
Das Familiengeschäft, das Drama des Stammbaumes, eine neue Identität. Der Massenmarkt wurde ungemütlich<br />
für Marken, die sich nicht in irgendeiner Weise als<br />
der große Erfolg und ebenso große Preis, die Verlorenheit,<br />
Verwirrung und Konflikte, die damit zusammenhängen, exzellent auszeichnen konnten. Die Autos von <strong>Fiat</strong> sahen<br />
sind an anderer Stelle dokumentiert worden. Die Exklusivgeschichten<br />
der Vanity Fair legen davon Zeugnis ab. stammen können. <strong>Lapo</strong>s Energie und Selbstvertrauen<br />
so brav und funktional aus, sie hätten aus Deutschland<br />
Spannende Geschichten, zweifellos. Aber wenn sie das verschmolzen bei <strong>Fiat</strong> mit seiner Liebe zu Italien, die er in<br />
eigene Leben beschreiben, liest man sie anders. „Ich vermisse<br />
meinen verstorbenen Onkel“, sagt <strong>Lapo</strong> leise. Sein Als er wenig später eine Überdosis überlebt und die Firma<br />
den Charakter einer Marke übersetzte. Ein Pop-Moment.<br />
Vater ist ihm „ein Freund“, aber das Verhältnis mit seiner in Richtung New York verlassen hatte, um die Wogen zu<br />
Mutter ist kompliziert seit einem Rechtsstreit über Gianni glätten, sah man <strong>Lapo</strong> oft bei La Esquina, einem trendigen<br />
Agnellis <strong>Erbe</strong>. Und wenn er auch die Anzüge trägt, die Taco-Imbiss in Nolita. Im Sommer stehen dort ein paar<br />
einst seinem Großvater auf den Leib geschneidert wurden,<br />
so wäre es doch ein fataler Irrtum, ihn mit diesem Welt vorbeilaufen sieht. Nebenan ist eine der besseren<br />
Tische auf dem Kenmare Square, von denen aus man die<br />
zu verwechseln. „Ich vermisse es, zu meiner Großmutter Modelagenturen der Stadt. Gegenüber eine Galerie für<br />
aufzuschauen. Aber es ist wichtig, eine eigene Identität konzeptuelle Architektur. Darunter ein Kellerclub, dessen<br />
zu entwickeln. Man kann eine Million Autos, Produkte, „Geheimeingang“ sich in der Küche befindet. Darüber ein<br />
Geschäfte, Unternehmen und Erfindungen machen, aber wellenförmiger Block mit Luxusapartments des Hoteliers<br />
wenn es dir nicht gut dabei geht, ist das alles Bullshit. André Balazs. Auf beiden Seiten ein stetiger Verkehrsfluss,<br />
Die große Kunst heutzutage ist es, sein Leben in Balance ein Meer aus gelben Taxen, Limos, Gelände- und importierten<br />
Sportwagen. Eine Kreuzung aus Kunst und Sünde,<br />
zu halten.“ Wenn <strong>Lapo</strong> Balance sagt, meint er Arbeit. Die<br />
Kanalisation seiner Energie, kurz: seine Produktivität. „Ich Motor und Boulevard, Straßenkultur und High Society.<br />
kenne meine Schwächen. Aber ich habe das Gefühl, eine An einem sonnigen Nachmittag lud mich <strong>Lapo</strong> dort bei<br />
Menge tun zu müssen. Ich habe in jeder Sekunde, jeder einem Glas San Pellegrino in sein nur einen Block entferntes<br />
Apartment ein, um einige Mitarbeiter seines Minute neue Ideen. Ich fürchte mich nicht vor Leuten, die<br />
neuen<br />
100 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 101
» Designs von 90 Cent bis zu<br />
20 Millionen Euro.<br />
Das bin ich. Ich fliege zweite Klasse<br />
oder privat. Ich fahre U-Bahn<br />
oder Ferrari. «<br />
Projekts zu treffen. Ein Designbüro, in dem die italienische<br />
Kreativität zelebriert wird. Die Leute wirkten seriös, auf einer Vogue-Party unterwegs. Allerdings war <strong>Lapo</strong><br />
Yorgo war also mit <strong>Lapo</strong> und ein paar anderen in Mailand<br />
Männer, die Kleider machen und sie anziehen wollten. Sie zugleich als Host auf eine GQ-Feier am anderen Ende der<br />
schienen erschöpft von harter Arbeit oder einer wilden Stadt eingeladen. Irgendwann beschloss er, es sei eine<br />
Nacht, vermutlich von beidem. Die Wohnung war eine gute Idee, dort mal aufzukreuzen, und so bewegte sich<br />
Art Rückzugsort. Ein Penthouse, umgeben von Terrassen, die Gruppe in Richtung seines mattschwarzen Maserati<br />
geschickt verborgen auf dem Dach eines alten Lofthauses, Granturismo. Yorgo war mit dem Rad da, <strong>Lapo</strong> zeigte ihm<br />
wo man den Lärm der Straßen nicht mehr wahrnahm. die Adresse auf der Karte und fuhr los. In diesem Moment<br />
„Man hört die Vögel zwitschern“, sagte <strong>Lapo</strong>. Im Wohnzimmer<br />
stand ein imposantes Himmelbett unter einer Kann passieren. Yorgo hält eine ganze Menge auf die be-<br />
fiel Yorgo die Karte herunter und landete in einer Pfütze.<br />
gigantischen italienischen Flagge. Eine Treppe führte hoch eindruckenden physikalischen Eigenschaften seines Fixies<br />
in den nächsten Raum. Auf die Stufen waren sorgfältig und hat schon mehr als einmal bewiesen, dass es in der<br />
die abgetrennten Köpfe verschiedener Star-Wars-Figuren Stadt kein schnelleres Fortbewegungsmittel gibt. Also<br />
geklebt – Boba Fett, Lando Calrissian, C-3PO und viele andere.<br />
Lieblingsspielzeuge jedes Kindes, das in den 1970ern Allerdings hatte er nicht mit den ebenso beeindrucken-<br />
beschloss er, einfach <strong>Lapo</strong>s Wagen hinterherzufahren.<br />
geboren wurde.<br />
den physikalischen Eigenschaften von <strong>Lapo</strong> am Steuer<br />
<strong>Lapo</strong> erzählte, er sei den Sommer über nicht da, ich solle eines seiner italienischen Wagen gerechnet. Rote Ampeln<br />
doch hier wohnen, ich würde ihm einen Gefallen tun. verblassten, der Verkehr teilte sich, Beschleunigungskräfte<br />
wurden entfesselt.<br />
Er erwähnte ein Mädchen aus Miami, das gelegentlich<br />
hier schlafen würde, aber wir könnten uns die Wohnung<br />
teilen. Ich hielt einen Moment inne, um nicht so Sichtweite, als endlich das mailändische Verkehrschaos<br />
Yorgo kämpfte um Anschluss, das Auto war kaum noch in<br />
heuchlerisch zu reagieren wie jemand, den man gerade die Überhand gewann und <strong>Lapo</strong> zum Anhalten zwang.<br />
zu einem teuren Essen eingeladen hat. Seine Großzügigkeit<br />
rührte mich und machte mir zugleich bewusst, gerade noch rechtzeitig, um sich in klassischer Pose an<br />
Kurz vor dem Ziel schoss Yorgo am Maserati vorbei,<br />
wie unbekümmert er war. Ich stellte mir seinen Sommer die Wand zu lehnen, so zu tun, als sei er nicht schweißgebadet<br />
und die magischen Worte zu sprechen: „Wieso habt<br />
vor – vielleicht an Bord der Familienyacht. Vielleicht<br />
auch auf einer Rundreise durch all die Villen, Anwesen, ihr so lange gebraucht?“<br />
Stadthäuser und Inseln auf der ganzen Welt. Dort, wo die Angeblich war <strong>Lapo</strong> nicht gerade glücklich über diese<br />
Reichsten der Reichen unter sich bleiben: Berühmtheiten,<br />
Adlige, Industrielle und andere Plutokraten. Bis zur man auch als Erster am Ziel sein. Aber die Ehrfurcht der<br />
Niederlage. Wenn man das schnellste Auto hat, möchte<br />
Fashion Week wäre R2-D2 allein mit einem Mädchen aus Partygäste besänftigte ihn und so nahm die Nacht doch<br />
Miami und wem auch immer <strong>Lapo</strong> noch seine Schlüssel noch ein versöhnliches Ende.<br />
lieh. Sein Blechschädel würde sich drehen und piepsende „Ich mag Yorgo sehr“, sagt <strong>Lapo</strong>, „deshalb mag ich auch<br />
Geräuschfetzen von sich geben, während sein Meister das Intersection.“ Den Ferrari aus dem Shooting haben wir<br />
Universum bereiste.<br />
inzwischen gegen einen <strong>Fiat</strong> 500 Abarth Performance Edition<br />
getauscht, olivgrün lackiert und mit einem Tuning,<br />
Den Geschichten über <strong>Lapo</strong> haftet immer etwas Mythisches<br />
an. Yorgo erzählt gelegentlich solche Geschichten. das meine wildesten Phantasien übertrifft. So fahren wir<br />
Yorgo ist der Typ, mit dem ich Intersection gegründet durch Fulham bis zu einer gelben Markierung, die einen<br />
habe. Er sieht aus wie Luke Wilson in The Royal Tenen-<br />
bequemen Parkplatz vor seinem Lieblingscafé reserviert.<br />
baums, nur ein wenig kleiner und griechisch oder französisch.<br />
Oder italienisch. Kommt drauf an, welche Seite<br />
seines Stammbaumes er gerade hervorheben möchte.<br />
Yorgo ist ein genialer Designer, der bei seinen tausenden<br />
Freunden und Bekannten dafür berüchtigt ist, jedes Jahr<br />
einen neuen Look zu erschaffen.<br />
Yorgo ist besessen von Fixie-Rädern. Vor sechs Jahren, als<br />
er mir erstmals davon erzählte, war ich verwirrt. Keine<br />
Bremsen? Nein. Du musst die ganze Zeit treten? Ja. Du<br />
kannst keine Berge runterbrausen? Nein. Verstehe ich<br />
nicht. Aber wir machten eine Titelgeschichte über sie und<br />
plötzlich schien jeder eines haben zu wollen.<br />
Es ist ein warmer Tag in London, also sitzen wir draußen<br />
auf der Terrasse. Kaffe wird serviert und der erste Teller<br />
Pasta durch einen zweiten ersetzt. <strong>Lapo</strong> dankt der Kellnerin<br />
auf französisch, um kurz darauf zu einem Mann zu<br />
eilen, der gerade dabei ist, eine Parkkralle an seinem Auto<br />
anzubringen. Geduldig beantwortet er anschließend die<br />
endlosen Fragen eines sonnengebräunten, etwa fünfzigjährigen<br />
Manns, der wissen möchte, wo er einen 500er in<br />
dieser Farbe für seine Tochter kaufen kann. „Gar nicht“,<br />
erwidert <strong>Lapo</strong>, „der ist eine Spezialanfertigung.“ „Autos<br />
sind meine erste Liebe, die ich niemals hintergehen werde“,<br />
sagt <strong>Lapo</strong>, während er irgendwie Verkehrspolizisten,<br />
Kellnerinnen und neugierige Passanten in Schach hält.<br />
102 WERKSTATT 103
„Ich möchte Autos, die persönlich sind, Unikate. Aber ich<br />
verkaufe sie nach einem Jahr, spätestens nach 18 Monaten“,<br />
fährt er fort, „sonst verliebe ich mich in sie.“ Sein<br />
Blackberry strahlt in einem Blau, das ich noch nie zuvor<br />
gesehen habe. „Das ist Bugatti-Blau.“ Neben seinen eigenen<br />
Firmen, Italian Independent und Italian Ideas, zählt<br />
<strong>Lapo</strong> die Unternehmen auf, mit denen er für Designs<br />
zusammengearbeitet hat: „Von Küchenutensilien über<br />
Sonnenbrillen bis zu Booten, Flugzeugen und Autos.“ Von<br />
Bic bis Gucci. „Designs von 90 Cent bis zu 20 Millionen<br />
Euro. Das bin ich. Ich fliege zweite Klasse oder privat. Ich<br />
fahre U-Bahn oder Ferrari.“<br />
sie fallen. Würde man sie über <strong>Lapo</strong> laufen lassen,<br />
würden die Worte „REAL“, „ENERGIE“ und „BALANCE“ in<br />
72-Punkt-Größe erscheinen.<br />
Wenn man diese Gleichung aufschlüsselt, steht Energie<br />
in <strong>Lapo</strong>s Augen für den Treibstoff, der einen entweder<br />
verbraucht oder antreibt. Ob mental, physisch, finanziell,<br />
kreativ oder sozial – <strong>Lapo</strong> hat Energie im Überfluss. Um<br />
sie nutzbar zu machen, braucht er Balance.<br />
Realität ist Sinn, Zweck und Bedeutung. Real sein heißt<br />
Echtheit, Aufrichtigkeit, Selbsterkenntnis. Ein echtes<br />
Individuum ist eines, das sein Wesen nicht versteckt,<br />
das die emotionale Blöße nicht scheut. „Echt sein ist das<br />
» Echt sein ist das wichtigste –<br />
echte Freunde, in einer echten<br />
Welt leben,<br />
auf Entzug sein und<br />
ehrlich damit umgehen «<br />
Verglichen mit der Qualität seiner Arbeit scheint er in Wichtigste – echte Freunde, in einer echten Welt leben,<br />
Designerkreisen eher unbekannt zu sein: „Ich scheiße auf Entzug sein und ehrlich damit umgehen.“<br />
auf den Verkauf meiner Persönlichkeit. Das Produkt Auf Entzug lernte <strong>Lapo</strong> einen Musiker kennen, der<br />
spricht für sich.“ Gerade hat er ein 100-Meter-Boot für ebenfalls süchtig wurde, als seine hyperaktive Kreativität<br />
ein Mitglied der saudischen Königsfamilie angefertigt, die außer Kontrolle geriet, weil die Freiheit des Erfolgs auf<br />
aber scheuen die Öffentlichkeit. <strong>Lapo</strong> versteht das nur zu sein privates Leben übergriff. „Er ist echt. Du kannst ihn<br />
gut. „Über mich wurde genug geredet, im Guten wie im mögen oder nicht, aber er ist ein echtes Individuum.“<br />
Schlechten.“<br />
Süchtige ohne das Talent oder die Mittel haben keine<br />
<strong>Lapo</strong> arbeitet mit Gucci an der Limited Edition des <strong>Fiat</strong> Möglichkeit, einfach ein neues Album aufzunehmen<br />
500, er berät Ferrari bezüglich der Innenausstattung, um oder ein neues Unternehmen zu gründen. Sie bekommen<br />
die Wagen besser an individuelle Wünsche der Kunden keine erstklassige Hilfe und niemand bietet ihnen nach<br />
anzupassen. Auf eine Art ist er ein individueller Testmarkt,<br />
ein Ein-Mann-Designlabor. „Ich gehöre keinem einmal ausgestiegen sind. Ihre Realität ist eine andere.<br />
der Rückkehr einen Platz am Kopf der Tafel an, wenn sie<br />
großen Unternehmen, hinter mir steht keine Bank. Ich Wer in einer Machtposition ist, kann sich bis zu einem bestimmten<br />
Punkt seine eigene Lebenserfahrung schaffen.<br />
möchte mit Menschen arbeiten, die die gleiche Energie<br />
und das gleiche Tempo haben“, sagt er über das kleine In der Realität zu leben bedeutet, diesen Punkt zu erkennen<br />
und ihn zu respektieren. Es bedeutet, für Privilegien<br />
Team, das mit ihm an der Lifestyle-Marke Italia Independent,<br />
der Kommunikationsagentur Italian Ideas und der dankbar zu sein und sie nicht mehr für sein persönliches<br />
Kapitalgesellschaft LA Holding arbeitet.<br />
Vergnügen, Eitelkeit und Selbstmitleid zu missbrauchen.<br />
Sein Stil ist mutig, aber nie übertrieben. „Ich hasse Provokation.“<br />
Als Botschafter des Mailänder Triennale Design Geschwindigkeit der Welt macht uns zu Egoisten. Die<br />
Ein altmodisches Wort dafür wäre Verantwortung. „Die<br />
Museum spricht er viel „mit Designern, jungen Designern, Katastrophe in Japan hat mir unsere eigene Schwäche<br />
alten Designern, italienischen Designern, internationalen vor Augen geführt. Sie brauchten unsere Hilfe nicht. Sie<br />
Designern. Ich sehe ständig neue Formen, Materialien. Ich beklagen sich nicht. Ihre Bescheidenheit, Stärke, Disziplin<br />
arbeite mit Produzenten von Farben, um einen Vorsprung und Energie ist ein Vorbild für mich.“<br />
zu bekommen. Es gibt 45 verschiedene Sorten weißer <strong>Lapo</strong> ist immer noch ein auffälliger Charakter, der auf<br />
Farbe. Da muss man in die Tiefe gehen. Man muss hart keiner Best-of-fashion-Liste fehlt, der in den Sportwagen<br />
arbeiten, diszipliniert sein. Wenn du nicht organisiert bist, seiner Familie durchs Leben braust und all die Preise<br />
wirst du keine Ergebnisse erzielen.“<br />
einheimst, für deren Gewinn er geboren wurde. Aber er<br />
Die Obsession mit der Kreativwirtschaft entspricht seiner hat begonnen sich zu fragen, ob er sie verdient und was<br />
Persönlichkeit. „Ich möchte nicht jeden Tag das Gleiche er dafür tun muss. „Schreib über mich, wie ich wirklich<br />
machen. Durch Kreativität und Aufmerksamkeit habe bin“, bittet er mich zum Abschied und ich weiß, er meint<br />
ich meine Freiheit erlangt. Heute bin ich privilegiert und damit, dass ich keine Selbstzensur üben soll. Er vertraut<br />
glücklich, in einer Position zu sein, in der ich auch nein meinen Eindrücken. Es ist eine freundliche, großzügige<br />
sagen kann. Einige Jahre lang wusste ich gar nicht, wie Geste, wie sie typisch für <strong>Lapo</strong> ist.<br />
das geht.“<br />
Aber sie hinterlässt mich nachdenklich: Wenn es so einfach<br />
ist, die Realität zu erkennen und zu beschreiben, dann<br />
Es gibt einige Worte, die <strong>Lapo</strong> so oft verwendet, dass sich<br />
aus ihnen eine Art Essenz seines Denkens erkennen lässt. ist sie wohl kaum real. Es gibt nur unsere Interpretationen,<br />
Wie bei einer Visualisierungssoftware, die bestimmte unsere zaghaften Versuche, einen Blick auf die Dinge zu<br />
Wörter in einer Wolke größer erscheinen lässt, je häufiger erhaschen, während sie vorbeirasen.<br />
Kaufmann House von<br />
Richard Neutra, 1946<br />
104 WERKSTATT 105
Achim Anscheidt<br />
Motorvirus im<br />
Carloft<br />
Der Bugatti-Chefdesigner Achim Anscheidt lebt mit<br />
seinem Vater, einem ehemaligen Motorradweltmeister,<br />
als Nachbarn in einem Kreuzberger Loft. Seinen<br />
exklusiven Leichtbau-Porsche parkt er auf dem Balkon<br />
Text Hendrik Lakeberg Fotos MIRJAM WÄHLEN<br />
106 WERKSTATT<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 107
Achim Anscheidt öffnet die Tür seines<br />
Porsche 911, Karosserie Baujahr 1973, ein<br />
F-Modell. Unbeschriftete Kippschalter für<br />
Lüftung und Licht ragen aus dem<br />
Armaturenbrett, das Gestänge der Gangschaltung<br />
zieht sich offen durch die Mitte des Wagens.<br />
„Die Laschen an der Tür sind aus einem Tragegurt improvisiert,<br />
wie sie Umzugsunternehmen verwenden. Der mit<br />
Leder bezogene Türgriff war einmal der Tragehenkel eines<br />
Persilwascheimers.“ Der Bugatti-Chefdesigner hat das<br />
Auto innerhalb der letzten zwei Jahre zusammengestellt.<br />
Der Porsche verfügt über einen 3,2-Liter-Motor mit 300 PS.<br />
Nur die absolut notwendigsten Teile wurden verbaut. Das<br />
Gewicht beträgt lediglich 800 Kilogramm, das ist fast die<br />
Hälfte eines regulären, aktuellen 911ers. „Es war herausfordernd,<br />
bei dem Porsche in einer ganz anderen Art vorzugehen<br />
als bei meiner Arbeit bei Bugatti, und es reflektiert<br />
die Designkultur Berlins. Dinge nicht für viel Geld fertig<br />
einzukaufen, sondern mit dem zu arbeiten, was da ist,<br />
pur und unverfälscht“, sagt Anscheidt auf dem Balkon<br />
seiner Wohnung in Berlin, auf dem auch das Auto steht.<br />
Der Designer lebt in einem kontrovers diskutierten<br />
Gebäude: dem ersten Carloft, das von Gegnern als<br />
Symbol für die Gentrifizierung im alternativen Stadtteil<br />
Kreuzbergs gesehen wird. Anscheidt selbst, der seinen<br />
Alltag mit der Arbeit an dem exklusivsten, stärksten und<br />
teuersten Auto der Welt verbringt, zieht aus der Atmosphäre<br />
in Kreuzberg kreative Energie. Eigentlich ist das Carloft<br />
eine gute Idee. Es geht nicht nur um den Fetisch Auto, wie<br />
viele Skeptiker denken, sondern auch um eine intelligente<br />
Lösung für das Parkproblem in den Innenstädten, denn<br />
Parkplätze sind rar und Parkhäuser teuer zu bauen. „Ich<br />
glaube an das Konzept“, sagt Anscheidt, „weil es einen<br />
praktischen Nutzen hat. Man ist sofort im Trockenen. Es<br />
gibt keine langen Ein- und Ausladewege. Man hat das Gefühl,<br />
in einem Haus zu wohnen statt in einer Wohnung.“<br />
um Akrobatik. Man muss auf dem Motorrad mit einem<br />
unwegsamen Terrain fertig werden, ohne den Fuß auf den<br />
Boden zu setzten“, erklärt er. Parallel beginnt Anscheidt,<br />
Autodesign zu studieren. Erst in Pforzheim, dann über die<br />
Vermittlung des damaligen Porsche-Chefdesigners Harm<br />
Lagaay in Pasadena, Kalifornien. Seine Karriere führte ihn<br />
über Porsche, Volkswagen-Designstudios in Spanien und<br />
Potsdam schließlich zu Bugatti als Chefdesigner. „Ich kann<br />
mir für ihn nichts Besseres wünschen“, sagt Anscheidts Vater,<br />
stolz an seine alte Suzuki gelehnt, 18 PS, 14 Gänge und<br />
180 km/h Spitze – für einen Laien unmöglich zu fahren.<br />
Vor dem Fenster regnet es an diesem Morgen Bindfäden,<br />
der elegante Silber-Porsche steht auf dem Balkon im Trockenen,<br />
davor das Motorrad seines Vaters. Ein kompaktes<br />
Symbol für den Motorvirus der Familie Anscheidt. Draußen<br />
» Es geht nicht nur um den<br />
Fetisch Auto, sondern<br />
auch um eine intelligente<br />
Lösung für das parkproblem<br />
in den Innenstädten «<br />
Das geräumige Loft besteht aus einem weitläufigen Raum,<br />
der mit der Hilfe von monolithischen Raumteilern die<br />
verschiedenen Lebensbereiche trennt. Von der Küche aus<br />
blickt man auf den Balkon und Anscheidts 911er. In einer<br />
Aussparung neben der Balkontür steht das Motorrad seines<br />
Vaters wie ein Kunstwerk in einer Galerie. Sein Vater wohnt<br />
nebenan im Haus.<br />
Hans Georg Anscheidt war professioneller Motorradrennfahrer.<br />
Er startete in den frühen 60ern erst für Kreidler,<br />
später für Suzuki. Er wurde dreimal Weltmeister, einmal<br />
Europameister und neunmal deutscher Meister in der<br />
50-ccm-Klasse. Achim Anscheidt ist auf Grand-Prix-<br />
Rennstrecken aufgewachsen, erinnert sich noch gut an den<br />
Rizinusgeruch und den Klang der kleinen Suzuki. „Infernalisch<br />
laut – mit einer Höchstdrehzahl von 18.000 Umdrehungen.“<br />
1978 tritt Anscheidt indirekt in die Fußstapfen<br />
seines Vaters, als er eine Zeit lang professionell Motorrad-<br />
Trials fährt. „Es geht nicht um Geschwindigkeit, sondern<br />
auf der Straße kleben Demoplakate an den Häuserwänden,<br />
Leute gehen mit Coffee to go in der Hand zur Arbeit.<br />
Seitdem Anscheidt und andere Mieter in das Gebäude<br />
eingezogen sind, gab es kaum noch Protestaktionen. „Die<br />
Stadt verändert sich gerade sehr“, sagt Anscheidt im Hinblick<br />
auf den Widerstand gegen das Haus. Er klingt fast ein<br />
wenig verständnisvoll dabei. Zeigt das Carloft im Endeffekt<br />
doch, wie lebendig Berlin ist.<br />
108 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 109
Auto Reverse<br />
Die automobile Unterseite konnte sich bis heute ihre industrielle<br />
Ästhetik bewahren. Kay Michalak und Sven Voelker haben ihr eine<br />
Serie groSSformatiger Fotografien gewidmet.<br />
„Auto Reverse“ ist eine fotografische Untersuchung dieser wenig<br />
beachteten Fläche. Bilder der serie sind zurZeit auch auf der<br />
Ausstellung „Car Culture“ im ZKM Karlsruhe in lebensgröSSe zu sehen<br />
SMART<br />
Baujahr 2008<br />
Kilometer 11.560<br />
Porsche 911 T<br />
Baujahr 1968<br />
Kilometer 166.430<br />
110 WERKSTATT<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 111
Jaguar E-Type<br />
Baujahr 1970<br />
Kilometer 98.450<br />
Mini Cooper MK VI<br />
Baujahr 1993<br />
Kilometer 123.624<br />
112 WERKSTATT<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 113
Citroën 2 CV 6<br />
Baujahr 1968<br />
Kilometer 52.782<br />
Mercedes 230 CE<br />
Baujahr 1984<br />
Kilometer 232.896<br />
114 WERKSTATT<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 115
Es war Winter, ich bin im Granada auf die Bundesstraße und hab zu meinen<br />
Freunden gesagt: Ich zeig euch mal, wie das richtig geht. Kickdown gemacht<br />
und das Ding ist abgeflogen. Schön in den Graben.“<br />
Wir schreiben das Jahr 1989, Bargum an der Nordsee. Die Straße war spiegelglatt.<br />
Er ist 17, hat noch keinen Führerschein und der Ford Granada gehört dem<br />
Bruder seiner Freundin. „Mittlerweile ist das ja verjährt“, sagt er lachend. „Aber<br />
der Granada ist wieder eine geile Karre, oder?“ Henssler sitzt auf der Terrasse<br />
seines Hamburger Restaurants ONO. Später wird er seinen neuen Ford S-Max<br />
abholen. Ein Familienwagen, aber mit „der höchsten Motorisierung, die es gibt“,<br />
unterstreicht Henssler. Das ist ihm wichtig, denn er liebt die Geschwindigkeit.<br />
Im Auto und in der Küche. „Hensslers schnelle Nummer“ heißt eine Rubrik<br />
in seiner erfolgreichen TV-Kochshow „Die Topfgeldjäger“, die wochentags am<br />
Nachmittag im ZDF läuft.<br />
In den letzten Jahren ist der Hamburger in die obersten Ränge des TV-Kochgeschäfts<br />
aufgestiegen. Das liegt wohl vor allem an dem Kumpeltyp Henssler.<br />
Henssler ist einer, der frei Schnauze redet und sagt, was er denkt. Die Gastronomie<br />
wurde ihm in die Wiege gelegt. Seine Großmutter betrieb in Bremen ein<br />
Ausflugslokal und eine Kneipe. Sein Vater hatte sich 1978 mit einem Sterne-<br />
Restaurant selbstständig gemacht, später kam ein weiteres in der Hamburger<br />
Innenstadt hinzu. Henssler hat es schon als Kind geliebt, im Restaurant seines<br />
Vaters zu sein. Er genießt das Hektische und Gesellige, arbeitet im Service,<br />
macht Telefondienst. „Ich mochte die Atmosphäre, ein bisschen mit den Leuten<br />
sabbeln“, sagt er. Eigentlich wollte er gar nicht in der Küche arbeiten, sondern<br />
lieber vorne, im wogenden Gemenge aus Gästen, Tischen, Stühlen, klapperndem<br />
Geschirr und lauten Gesprächen. Als ihm klar wurde, dass die besten<br />
Kellner immer auch Koch gelernt hatten, ging er nach der Schule nach Bargum<br />
an die Nordsee, um dort eine Kochausbildung in einem Sterne-Restaurant zu<br />
machen. Henssler blieb drei Jahre dort. Schon früh hatte er eine Leidenschaft<br />
Schnelle<br />
Nummer<br />
STEFFEN HENSSLER ist einer Der<br />
bekanntesten Köche des Landes, eine<br />
Autorität, was Sushi in Deutschland<br />
angeht, und sympathischer Kumpeltyp.<br />
Er liebt die Geschwindigkeit und<br />
gibt zu: „Ich bin ein BleifuSS“<br />
für Sushi. Die Karte des ONO und des „Henssler Henssler“ – das Mutterschiff,<br />
wie er es nennt – sind um die japanische Küche herum gestaltet. Das „Henssler<br />
Henssler“ betreibt er mit seinem Vater. Es war seine Idee, eine alte Fischhalle<br />
zum Restaurant umzubauen, sein Vater kümmerte sich um die Finanzierung.<br />
Das ONO unterhält er allein. Es ist etwas kleiner, soll ein jüngeres Publikum<br />
anziehen. Viele sagen, das ONO und das „Henssler Henssler“ sind die besten<br />
Sushi-Restaurants Hamburgs. Auf die Frage, ob er immer schon ein Faible für<br />
Japan hatte, sagt Henssler: „Nö, ich habe einfach gerne Sushi gegessen.“ Ein<br />
typischer Henssler Satz – ohne Schnickschnack und geradeaus. Die Zuschauer<br />
und Fernsehredakteure lieben ihn dafür, denn das macht ihn vor der Kamera<br />
authentisch.<br />
Um das Sushi-Handwerk von der Pike auf zu lernen, ging er 1999 nach Los<br />
Angeles. Er hatte ein bisschen Geld im Lotto gewonnen und war finanziell<br />
unabhängig. Henssler hat Sushi California Style gelernt und rollte Nori-Blätter<br />
auf dem Sunset Strip in Hollywood. Im Gegensatz zu der strengen japanischen<br />
Sushi-Küche, in der weder gebraten noch frittiert wird, ist die kalifornische Sushi-Küche<br />
experimenteller, offener und an die westlichen Geschmacksgewohnheiten<br />
angepasst. „Der normale Japaner würde einem Fremden nicht erzählen,<br />
wie er den Sushi-Reis kocht. Die sind sehr verschwiegen und traditionell. Und<br />
sie erzählen es vor allem keiner Langnase“, sagt Henssler, lacht und erklärt<br />
ausführlich, warum die richtige Zubereitung des Reises gutes Sushi ausmacht.<br />
Mit seiner Nonchalance hat er es ziemlich weit nach oben gebracht. Erst kam<br />
der NDR ins „Henssler Henssler“, um dort zu filmen. Aus ein paar Minuten<br />
wurde eine Viertelstunde. Mittlerweile kocht er in der Talkshow „Markus Lanz“,<br />
hat seine eigene Sendung „Topfgeldjäger“ und zwei Kochbücher geschrieben.<br />
Sein Erfolg liegt aber auch daran, dass man ihm die Passion für das Kochen<br />
abnimmt. „Wir wissen genau, was welche Stereoanlage kostet, Handys, die<br />
Ausstattung eines Autos, welcher Lederbezug besser ist und so weiter. Aber<br />
wenn es darum geht, was wir in uns hineinfüllen, da sind wir rigoros. Das ist<br />
unfassbar. Alles, was uns von außen berührt, was wir sehen und optisch wahrnehmen,<br />
ist uns wichtiger als das, was wir uns selber zuführen. Dabei ist das<br />
doch unser Motor.“ Während Henssler redet, regt er sich auf und wird lauter.<br />
„Kochen ist von der Zeit her einer der im wörtlichen Sinne asozialsten Berufe,<br />
die es gibt. Du arbeitest, wenn deine Freunde frei haben. Und der Druck ist<br />
sehr groß. Du bist immer nur so gut wie der letzte Teller, der rausgegangen ist.<br />
Wenn sich einer von hundert Leuten beschwert, dann kann dir das den Abend<br />
vermiesen.“ Es braucht die Leidenschaft, um das auszuhalten, meint Henssler.<br />
„Kochen ist wie Rennen fahren. Wenn Michael Schumacher sich in sein Auto<br />
setzt, dann merkst du, dass der Bock hat. Wenn du dich in das Auto setzt und<br />
eigentlich keine Lust hast, dann wird das nichts.“<br />
Das Timing, die Erwartung der Gäste – Koch ist ein Beruf, bei dem man am Limit<br />
arbeitet, wenn man wie Henssler erfolgreich dabei ist. Vielleicht liebt er deshalb<br />
die Geschwindigkeit. Früher ist er mit seinem Küchenteam zum Ausgleich oft<br />
Kartfahren gewesen. Und Henssler gibt zu: „Ich bin ein Bleifuß, pedal to the<br />
metal, die Gänge reinnageln. Wenn du die Straße langknallst, der Motor<br />
ballert und der Auspuff röhrt, das ist schon ein gutes Gefühl. Das Schnellste,<br />
was ich gefahren bin, war 338 mit einem GT2.“ Nachdem Henssler im<br />
Hamburger Ford-Autohaus Krüll ein neuer S-Max mit Trara, Häppchen und<br />
Kaffee übergeben wurde, stehen wir mit dem Wagen (2,2 Liter TDI, 200 PS, Titanium-Ausstattung)<br />
im Stau in der Hamburger Innenstadt. Als die Straßen für<br />
einen kurzen Moment frei sind, tritt Henssler aufs Gas. „Das Geile ist, dass der<br />
nicht mehr piept, wenn man sich nicht anschnallt“, sagt er lachend. Natürlich<br />
setzt wenig später das Alarmzeichen ein. Da ist er fast ein wenig enttäuscht.<br />
Als wir wieder vor einer roten Ampel stehen, inspiziert Henssler ungeduldig<br />
das Radio. Er tippt auf dem Touchscreen herum und sagt: „Macht einen guten<br />
Eindruck. Noch ein paar Sender reinballern und dann geht das ab.“<br />
Fotos Fabian Zapatka Text Hendrik Lakeberg<br />
116 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
117
Fixed Gears<br />
in Afrika<br />
Ein Fahrradverrücktes Land in Afrika,<br />
das kaum einer kennt: Eritrea.<br />
Der Schweizer Fixie-Bike-Fahrer Patrick<br />
Seabase will in dem Kleinstaat die<br />
schönste StraSSe des Kontinents fahren<br />
und damit zeigen, dass ein Fixie mehr<br />
ist als ein Lifestyle-Accessoire<br />
R<br />
report<br />
Text Arci Friede Fotos RenaudSkyronka,<br />
DaveMarshal, IanWhite<br />
118 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 119
» In Eritrea gibt es neun<br />
Ethnien. In der Begeisterung<br />
für den Radsport kommen<br />
sie alle zusammen «<br />
Es ist 03.05 Uhr morgens, als der Airbus A320-100 auf der Landepiste<br />
des Asmara International Airport aufsetzt. Kaum einer von<br />
uns ist nach der insgesamt vierzehnstündigen Reise müde. Die<br />
Ungewissheit, die bei einem jeden Reisenden kurz vor dem Ziel<br />
das Adrenalin spürbar hochgehen lässt, wirkt auf uns. Die Reisehinweise<br />
des Auswärtigen Amtes kommen uns in den Sinn: Eritrea ist quasi<br />
immer noch im Kriegszustand und hält sich jederzeit bereit für eine Invasion<br />
äthiopischer Streitkräfte, welche das Land schon einmal, 1961, damals unter<br />
dem Kommando von Haile Selassie, eingenommen hatten und dreißig Jahre<br />
lang besetzt hielten.<br />
Mit Medienleuten aus dem Westen hat das Land schlechte Erfahrungen und<br />
umgekehrt. Später werden wir noch erfahren, dass erst letztes Jahr ein skandinavisches<br />
Filmteam unter dem Vorwand, eine Reportage über Land und Leute<br />
realisieren zu wollen, auf einem ländlichen Friedhof einen Pornofilm gedreht<br />
hat. Andere solcher Geschichten, ob wahr oder unwahr, manche mit gar bösem<br />
Ausgang, haben uns schon während der Reisevorbereitungen verunsichert,<br />
sodass wir auf ein mehrstündiges bürokratisches Prozedere bei der Einreise<br />
eingestellt sind.<br />
Bei der Überquerung des spärlich beleuchteten Rollfelds hin zur Ankunftshalle<br />
spitzen sich die bangen Gedanken bei einem jeden von uns zu. Wir malen<br />
uns das Worst-Case-Szenario mit jeder Sekunde in noch düstereren Tönen<br />
aus. Die kühle Nachttemperatur auf 2.300 Meter über Meer nehmen wir kaum<br />
wahr. Und die Frage, ob Patrick Seabases Carbon-Fixed-Gear-Prototyp die Reise<br />
unbeschädigt überstanden hat – eigentlich unsere Hauptsorge –, kümmert<br />
uns in diesem Augenblick auch wenig. Doch es gibt kein Verhör, nichts wird<br />
beschlagnahmt, keiner abgeführt. Um 4.00 Uhr früh, kaum eine Stunde später,<br />
fahren wir in drei Taxen Richtung Innenstadt; in unser Hotel, wo Patrick sofort<br />
sein Rad zusammenbaut, um sich vor dem Schlafen noch dessen Unversehrtheit<br />
zu versichern.<br />
Obwohl wir müde sind von der langen Reise, kann kaum einer von uns schlafen.<br />
Bei Patrick scheint der Rausch der Vorfreude so unerträglich, dass es ihn<br />
bereits um halb sechs auf die noch leeren Boulevards und Straßen der Stadt<br />
treibt. Er will den Schauplatz erkunden, endlich loslegen. Wochenlang hat er<br />
sich auf dieses Abenteuer eingestellt. Mit der kühnen Abfahrt vom eritreischen<br />
Hochland an die Rotmeerküste will Patrick sich weiter emanzipieren von der<br />
urbanen Fixie-Szene. Für ihn ist das Fahren mit starrem Gang und ohne Handbremsen<br />
schon lange nicht mehr nur eine Frage der Ästhetik. Spätestens seit<br />
er mit seinem Carbon-Bahnrad den Simplonpass und das Stilfser Joch bezwungen<br />
und es beim Motorpace auf eine Spitzengeschwindigkeit von 83 Stundenkilometern<br />
gebracht hat, umgibt ihn der Nimbus eines Ex-tremsportlers. Dass<br />
er als weltweit erster und bisher einziger Fixie-Fahrer von Red Bull individuell<br />
unterstützt wird, hat diesem Image zusätzliche Schärfe verliehen und Patrick<br />
die Möglichkeit gegeben, weiter zu gehen. In diesem Fall bis nach Eritrea – in<br />
ein kleines, unbekanntes, fahrradverrücktes Land mit den Topographien und<br />
Klimazonen eines gesamten Kontinents.<br />
Eritrea ist isoliert, Verbündete hat es nur wenige und die, die es hat, spielen<br />
oft die Rolle der Hitzköpfe und Bösewichte auf der weltpolitischen Bühne.<br />
Die wohl einzige positive Anerkennung durch die Vereinten Nationen gebührt<br />
Eritrea für seine engagierte Vermittlung im Friedensabkommen zwischen der<br />
sudanesischen Regierung und den Rebellen des Ostsudans. Gleichzeitig wird<br />
120 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
121
» manche Familien investieren ihr<br />
ganzes Vermögen oder machen gar<br />
Schulden, um ihren Kindern eine<br />
Radsportkarriere zu ermöglichen «<br />
Das Sinatra-Haus von<br />
E. Stewart Williams, 1947<br />
Asmara, Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum Eritreas, als die sauberste und<br />
sicherste Stadt auf dem afrikanischen Kontinent beschrieben. Die Architektur<br />
im Stadtkern ist neoklassizistischen und futuristischen Stils. Wir fühlen uns<br />
gut aufgenommen. Es dauert kaum einen Tag und wir haben Bekanntschaften<br />
geschlossen, die unsere Reise und Arbeit in Eritrea nachhaltig positiv prägen<br />
werden.<br />
„Ich denke nicht, dass du das richtige Fahrrad mitgebracht hast. Es ist besser,<br />
wenn ich dir mein Rennrad dafür leihe. Das hat Gänge und Bremsen“, sagt<br />
Biniam Asmellash. Patrick hat ihm gerade erzählt, dass er hier sei, um mit<br />
seinem Carbon-Bahnrad von Asmara nach Massawa zu fahren. Es ist Tag<br />
zwei, und wir stehen in einem von drei Fahrradgeschäften, die der umtriebige<br />
Exil-Eritreer in seiner alten Heimat betreibt. Der Wahl-Londoner und Ex-<br />
Fahrradprofi ist, wie wir, für zehn Tage hier. Er will in seinen Geschäften nach<br />
dem Rechten sehen und die Aktivitäten der Eritrean Cycling Union, deren<br />
Vorstandsmitglied er ist, weiter vorantreiben. Die Nichtregierungsorganisation<br />
setzt sich dafür ein, dass die Bevölkerung außerhalb der Hauptstadt Chancen<br />
hat, am Fahrradsport teilzunehmen; dass junge Talente frühzeitig entdeckt<br />
und gefördert werden.<br />
„In Eritrea gibt es neun Ethnien und drei größere Religionsgemeinschaften:<br />
die Orthodoxie, den Islam und den Katholizismus. In der Begeisterung für<br />
den Radsport kommen wir alle zusammen“, erzählt uns Biniam, als er uns<br />
in seinem alten VW Golf aus der Stadt an den Rand des Hochplateaus fährt.<br />
Er will uns die Straße nach Massawa zeigen, um Patrick doch noch davon zu<br />
überzeugen, die Strecke mit einem straßentauglichen Rennrad zu fahren.<br />
Beides, der Radsport und die „wohl schönste Straße Afrikas“, ist ein <strong>Erbe</strong> der<br />
Italiener, die das Land von 1890 bis 1941 als Kolonie hielten. Die Einfuhr des<br />
ersten Fahrrads durch Kolonisten ist für das Jahr 1910 verbrieft, wird uns<br />
Mewael Mehansho, Mountainbike-Enthusiast und Autor eines Buches über die<br />
eritreische Radsportgeschichte, erzählen.<br />
Die Aussicht ist atemberaubend, als wir in einer breiten Kurve zum Stehen<br />
kommen. Bis ans Ende des dunstigen Horizonts reihen sich, fast musterhaft<br />
angeordnet, karg bewachsene Bergkuppen, über manche krauchen wie im<br />
Fast Motion Modus fransige Wolkenzüge. Patrick kriegt von diesem Bild kaum<br />
etwas mit. Er ist mit dem Straßenbelag beschäftigt, hebt Kiesel hoch, lässt sie<br />
durch die Finger gehen und wieder zu Boden fallen, scharrt mit den Schuhen<br />
in Schlaglöchern und beobachtet den Verkehr, der in dieser Stunde aus überladenen<br />
Lastwagen, Reisebussen, Fußgängern und gemütlich schreitenden<br />
Tierherden besteht. Eine Gruppe einheimischer Radsportler fährt zügig nach<br />
Asmara hoch. Ihre professionelle und teure Ausrüstung irritiert uns. Sind wir<br />
nicht in einem der ärmsten Länder der Welt?<br />
Am Abend in einem traditionellen Restaurant – wir essen Lammeintopf mit<br />
Injera, ein landestypisches säuerliches Fladenbrot aus Teffmehl – erklärt<br />
uns Michael Tkue, Profi beim Team EriTel, dass manche Familien ihr ganzes<br />
Vermögen investieren oder gar Schulden machen, um ihren Kindern eine<br />
Radsportkarriere zu ermöglichen. Patrick wirkt den ganzen Abend abwesend.<br />
Er hängt den Szenen von heute Nachmittag nach. Die Straßenverhältnisse<br />
nach Massawa sind kritischer als gedacht. Erst als wir das Reiseprogramm der<br />
kommenden Tage diskutieren, kommt sein Elan zurück. Übermorgen wollen<br />
wir mit drei einheimischen Profis eine zweitägige Trainingsfahrt in den Westen<br />
des Landes, über Keren nach Barentu, unternehmen.<br />
Schon am dritten Tag weiß die halbe Stadt von „diesem verrückten Radfahrer<br />
aus Europa, der ohne Handbremsen die Straße nach Massawa fahren will“.<br />
Das haben wir einerseits unseren Dreharbeiten auf der Harnet Avenue zu<br />
verdanken, Hauptschlagader der Stadt und wohl einzige Straße im Land, auf<br />
der das Fahrradfahren verboten ist, und andererseits Biniam. Ihn hat inzwischen<br />
der Eifer gepackt, uns ein möglichst authentisches und vielschichtiges<br />
Bild von der schier obsessiven Leidenschaft dieses Volkes für den Fahrradsport<br />
zu vermitteln.<br />
Biniam hat einen Termin mit der eritreischen Radrennsportmannschaft<br />
vereinbart. Zunächst verläuft das Treffen harzig. Der Captain, Daniel Teklehaimanot,<br />
afrikanischer Meister 2010, und sein Team sind gerade von einer<br />
Trainingsfahrt zurückgekehrt. In zwei Tagen starten sie an der Tour of Gabun<br />
in Westafrika. Die Fahrer scheinen müde und stellen sich halbherzig für die lokale<br />
Presse in Pose. Beim ersten Annäherungsversuch von Patrick reagiert das<br />
Nationalteam steif. Erst als ihnen Patricks puritanisches Fahrrad auffällt, wird<br />
die Unterhaltung engagiert. Schließlich lässt sich das Team für eine spontane<br />
Fahrt durch die Straßen von Asmara begeistern.<br />
Den Sportlern winken Passanten zu, vorbeifahrende Autos hupen und jubelnde<br />
Kinder laufen am Gehsteig entlang mit. Wir kriegen ein leise Ahnung davon,<br />
wie es sein muss, wenn die Tour of Eritrea stattfindet. 1946 veranstaltete die<br />
italienische Gemeinde in Asmara mit dem Primo Giro dell‘Eritrea das erste<br />
Straßenrennen auf afrikanischem Boden überhaupt. Seit 2001 findet die Tour<br />
jedes Jahr statt. Über eine Million Menschen im ganzen Land verfolgen das<br />
mehrtägige Etappenrennen jeweils vom Straßenrand aus mit. Eine bemerkenswerte<br />
Anzahl, wenn man bedenkt, dass Eritrea gerade mal 4,8 Millionen<br />
Einwohner zählt.<br />
Wer in Eritrea im Radsport erfolgreich ist, hat Möglichkeiten. So wie eben Daniel<br />
Teklehaimanot, der auf Einladung des Internationalen Radsportverbands<br />
mehrere Monate in der Schweiz trainierte und jetzt hofft, erneut ein Trainingsprogramm<br />
bei der UCI in Aigle absolvieren zu können. Dass Patrick, ein<br />
Schweizer, nach Eritrea gekommen ist, um hier Rad zu fahren, freut ihn, sagt<br />
er uns. Fügt aber hinzu: „Die Straße nach Massawa ist gefährlich. Selbst mit einem<br />
Straßenrennrad mit Bremsen und Leerlauf ist es eine Herausforderung.“<br />
Samuel Tesfaselassie spricht kaum Englisch. Trotzdem verstehen wir uns mit<br />
keinem so gut wie mit ihm. Was er sagt, kommt von Herzen, das spüren wir.<br />
Sami Schleck, wie wir ihn wegen seiner Ähnlichkeit mit dem Trek-Profi Andy<br />
Schleck nennen, ist der Cousin von unserem Übersetzer Denden, der mit uns<br />
aus der Schweiz angereist ist, und steht einem der großen Radsportklubs in<br />
Asmara vor. Sami hat zwei Land Cruiser und einen Pickup inklusive Fahrer für<br />
uns organisiert und wird uns auf unseren Trips in den Westen und nach Massawa<br />
begleiten. Unsere Passierscheine und Drehgenehmigung sind bei ihm, die<br />
Kommunikation mit Offiziellen nimmt er uns ab.<br />
Auf dem Weg in Richtung Westen überholen und kreuzen wir zig Radsportler,<br />
die allein oder in Teams unterwegs sind. Auch hier ist jeder gut ausgerüstet.<br />
Wir sehen Männer, die kleines Schlachtvieh und Nahrungsmittelsäcke auf<br />
ihren Gepäckträgern transportieren; Kinder, die zu dritt auf einem rostigen<br />
122 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 123
Mountainbike den Hang runterrollen. Fahrräder überall. Es heißt, es gäbe<br />
500.000 im ganzen Land.<br />
06.00 Uhr morgens in Keren. Die Dämmerung hat kaum eingesetzt. Wir warten<br />
auf unser Frühstück und auf unsere Fahrer. Beide kommen verspätet und die<br />
Fotografen in unserem Team werden nervös. Sie wollen die goldene Stunde,<br />
das perfekte Licht zwischen 07.00 und 08.00 Uhr, nicht verpassen. Die Straße<br />
von Keren in die nächste Talebene sei spektakulär. Kurvig, eng und verkehrsreich.<br />
Doch ein Lastwagen ist rückwärts zur Seite gekippt und liegt schräg auf<br />
der rechten Fahrbahn. Auf die Straße läuft Öl aus.<br />
Als wir die Talebene erreichen, meint einer von uns, so stelle er sich das Heilige<br />
Land aus dem Alten Testament vor. Die gelbe Steppe ist mit grünen Landstrichen<br />
versetzt, Fluss- und Bachbette durchziehen den Boden und die Weite<br />
des Horizonts erfüllt uns mit einem ozeanischen Gefühl von Freiheit. Patrick<br />
und die drei einheimischen First-Division-Fahrer aus Samis Klub haben in der<br />
Ebene durchschnittlich 50 Sachen drauf mit Spitzengeschwindigkeiten bis zu<br />
70 Stundenkilometern. Die Straße ist stellenweise mit tiefen und großflächigen<br />
Schlaglöchern gesäumt. In den Dörfern dient sie als Treffpunkt der lokalen<br />
Bevölkerung und auf dem Land werden Tiere von A nach B über sie getrieben.<br />
Fast 80 Kilometer kann Patrick mit seinem Starrlauf mithalten, dann laden<br />
wir ihn auf. Als wir sein Fahrrad in den Pickup hieven, bemerken wir, dass das<br />
Kettenblatt locker ist. Es fehlen zwei von fünf Schrauben. Ersatz hat Patrick<br />
nicht. „Das ist ironisch“, sagt er und schüttelt dabei den Kopf. „Normalerweise<br />
ziehe ich die Kettenblattschrauben nie an. Heute morgen schon.“ Und dann<br />
fügt er besorgt an: „Ohne ein komplett fixiertes Kettenblatt kann ich Asmara-<br />
Massawa sowieso vergessen. Das wäre Selbstmord.“<br />
Wieder in Asmara bringen wir Patricks Fahrrad zu „Lise“ – in eines von<br />
Biniams Fahrradgeschäften, benannt nach der Frau, die Biniam als 17-Jährigen<br />
aufnahm, als dieser nach Norwegen immigrierte. Biniam sieht sich<br />
das Kettenblatt an, murmelt etwas von „Bianchi“ und verschwindet in der<br />
Werkstatt. Nach ein paar Minuten kommt er zurück mit zwei Schrauben, die<br />
er seinem alten Rennrad entnommen hat. Die Schrauben scheinen zu passen.<br />
Und Patrick scheint sich wieder sicher zu sein: „Morgen fahre ich runter ans<br />
Rote Meer“.<br />
Den großen Tag kriege ich, der Logbuchschreiber dieser Reise, nicht mit. Einer<br />
der Produzenten unseres Films über Patricks Eritrea-Abenteuer und ich hatten<br />
die Nacht über heftige Magen-Darm-Probleme. Andauernde Übelkeit, Fieber<br />
und Schüttelfrost wirken jetzt nach. Wir entscheiden, den Rest des Teams sich<br />
selbst zu überlassen. Mit einem der Geländewagen brechen wir auf Richtung<br />
Massawa. Zusammengekauert schlafend auf der Rückbank kriegen wir von der<br />
eindrucksvollen Berg- und dann Wüstenlandschaft, welche an uns vorbeizieht,<br />
kaum etwas mit. Wir fühlen nur, dass es immer heißer wird, je näher wir<br />
unserem Ziel kommen.<br />
Als wir im architektonisch noch deutlich osmanisch geprägten Massawa – der<br />
früheren Hauptstadt und dem Handelshafen Eritreas – eintreffen, ruft unser<br />
Fahrer Bereket seine Kollegen an, die mit unserem Team unterwegs sind – unsere<br />
Mobiltelefone funktionieren nicht in Eritrea. Patrick sei 30 Kilometer vor<br />
Massawa. Die Wüstenhitze mache ihm zu schaffen. Dann sagt er, der früher<br />
selbst auch – wie fast jeder, der uns während unserer Reise begegnet ist –<br />
Rennrad gefahren ist: „But Patrick is strong. He will make it, I believe.“<br />
» Wir sehen Männer, die kleines Schlachtvieh<br />
und Nahrungsmittelsäcke auf ihren<br />
Gepäckträgern transportieren; Kinder, die<br />
zu dritt auf einem rostigen Mountainbike<br />
den Hang runterrollen. Fahrräder überall «<br />
Diese Reportage ist im Rahmen von Dreharbeiten für ein Porträt über den Bahnrad-Athleten Patrick<br />
Seabase entstanden. Das komplette Abenteuer erscheint im Herbst 2011 als Dokumentarfilm.<br />
Kaufmann House von<br />
Richard Neutra, 1946<br />
124 <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 125
BMW K67<br />
plastikman<br />
Heute visionärer denn je: Bayer, BMW und das<br />
Gestaltungsinstitut von Hans Gugelot entwarfen<br />
1967 das erste Vollkunststoffauto der Welt.<br />
Der K67 hält auch jetzt noch auf jeder Autobahn mit<br />
Text Thomas Sälzle Fotos Horst Diener, archiv designpraxis<br />
diener / Bayer-Gugelot Design GmbH / Thomas Sälzle<br />
Eine Karosserie und gar Bodengruppen aus<br />
Kunststoff, das war in Zeiten, in denen alle<br />
Autos aus Metall gebaut wurden, ein visionärer<br />
Gedanke.<br />
Mitten in den 60er Jahren war die Welt der Materialien im<br />
Automobilbau noch in Ordnung. Die Stoßstangen bestanden<br />
aus verchromtem Stahl und die Streuscheiben der<br />
Scheinwerfer tatsächlich aus Glas. Aufbruchstimmung,<br />
Experimentierfreudigkeit und Mut zum Wagnis waren<br />
Kennzeichen einer kulturellen Ära, die in den 60er Jahren<br />
begann. Pop-Art, Minirock, Flower Power, Space Age – der<br />
Phantasie waren durch materialspezifische Eigenschaften<br />
so gut wie keine Grenzen mehr gesetzt. Der Synthetik<br />
gehörte die Zukunft. Das Problem der „Rohstoffknappheit“<br />
kannte man nicht. Die Begriffe „Ölkrise“ und „Öko-<br />
Welle“ mussten noch erfunden werden.<br />
So war es für den Chemiegiganten Bayer damals nur<br />
logische Konsequenz, im Jahre 1967 auf der wichtigsten<br />
deutschen Industriemesse in Hannover die erste<br />
selbsttragende Kunststoffbodengruppe der Welt in Polyurethan-Sandwichbauweise<br />
vorzustellen. Nur wenige Monate<br />
später präsentierte Bayer auf der Kunststoffmesse<br />
in Düsseldorf ein komplettes Fahrzeug aus Plastik. Man<br />
investierte den für die damalige Zeit unglaublich hohen<br />
Betrag von 1,5 Millionen Mark. Man wollte es den Stahlbauern<br />
so richtig zeigen. Ein einteiliger, selbsttragender,<br />
unfallsicherer, korrosionsfester und dröhnfreier Fahrzeugkörper<br />
sollte entstehen, der sowohl leicht als auch<br />
stabil war. Es galt, Vielseitigkeit und Wirtschaftlichkeit<br />
von Chemiewerkstoffen zu demonstrieren. Würden alle<br />
Autos künftig mit Kunststoffkarosserie daherkommen, so<br />
hofften die Bayer-Chefs, müssten sich die Absatzmärkte<br />
für den Konzern binnen kurzer Zeit vervielfachen.<br />
Damit dem Fahrzeug die entsprechende Aufmerksamkeit<br />
in den Medien sicher sein konnte, entschied man sich<br />
für einen Sportwagen. Sportwagen galten damals als die<br />
Avantgardisten unter den Automobilen. Die Bayerischen<br />
Motorenwerke lieferten das Herzstück des K67, einen<br />
Vierzylinder aus dem 1600ti, sowie das Fahrwerk und die<br />
126 WERKSTATT werkstatt<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
127
Antriebsteile, die in serienmäßigem Zustand montiert<br />
wurden. Der aerodynamisch optimierte K67 schaffte<br />
sensationelle 197 km/h. Für die Gestaltung des K67 beauftragte<br />
man die Neu-Ulmer Gugelot Design GmbH. Der K67<br />
war fast die letzte und zugleich die umfangreichste Arbeit<br />
im Leben von Hans Gugelot, einem der großen Design-Pioniere<br />
Deutschlands. Weltruhm erlangten seine Arbeiten<br />
für Braun (zusammen mit Dieter Rams die „Schneewittchensarg“<br />
genannte HiFi-Anlage SK4 oder der Rasierer<br />
Sixtant) und der Endlos-Dia-Projektor Kodak Carousel.<br />
Gugelot-Designer Horst Diener zeichnete eine kaum<br />
gealterte italienisch anmutende Karosserie mit langer,<br />
flacher Schnauze, geschwungenen Kotflügeln und<br />
kurzem Heck mit ausgefeilter Abrisskante. Einzigartig:<br />
Das kuppelartige Heckfenster schließt die Seitenscheiben<br />
ein. Liebevolle Details runden das Bild ab. Die in den<br />
Talbotspiegeln integrierten vorderen Blinkleuchten sind<br />
ihrer Zeit Lichtjahre voraus. Die knallorange Lackierung<br />
in RAL-2000 ist ein Vorbote für die schrillen Signalfarben<br />
im Automobilbau der 70er Jahre. Der K67 – oder E4, wie er<br />
BMW-intern geführt wird – ist weit mehr Automobil als<br />
viele oft nur statische, ausschließlich für die Drehteller<br />
der Automessen gebaute Concept Cars von heute. Der<br />
Experimentalwagen im Besitz von BayerMaterialScience<br />
wurde richtig gefahren und als Erprobungsmuster bei einigen<br />
Automobilherstellern auf Herz und Nieren getestet.<br />
Über 70.000 Kilometer Laufleistung zeigt sein Tacho an.<br />
Er hat ein richtiges permanentes H-Kennzeichen und darf<br />
sogar manchmal noch auf die Autobahn. Der K67 blieb<br />
Ideenträger und Einzelstück. Seine Zeit war noch nicht<br />
gekommen. Eingefahrene Denkprozesse in den Entwicklungsabteilungen<br />
und auf Stahlkarosserien ausgelegte<br />
Produktionsanlagen der Autohersteller verhinderten eine<br />
konsequente Umsetzung in die Großserie.<br />
Doch Bayer sollte recht behalten. Über 40 Jahre später<br />
im Zeitalter von NCAP-Sternen, Fußgängerschutz und<br />
CO 2<br />
-Diskussion versuchen Autobauer, so viel Kunststoff<br />
wie möglich einzusetzen – und zwar mit einer Selbstverständlichkeit,<br />
die die Entwickler des Bayer-Oldtimers klar<br />
vorhergesehen hatten.<br />
128 WERKSTATT werkstatt<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
129
moby<br />
Learning to fly<br />
Durch seinen Job als Popstar verbringt Moby im Jahr mehr Zeit<br />
auf Flughäfen und in Hotels als in seiner New Yorker Wohnung.<br />
Seine Reisen dokumentiert er mit der Kamera<br />
Porträts Mirjam Wählen Fotos Moby Interview Lisa Leinen<br />
130 WERKSTATT werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
131
In Berlin stellte der Produzent und Songwriter kürzlich diese Fotos<br />
aus, die beiläufig das exzessive Unterwegssein einfangen.<br />
Im Interview erklärt er, wann das Fliegen den Glamour verloren<br />
hat und warum er Reisenden die Flughafen-Kapelle empfiehlt.<br />
Hatten Sie eine gute Reise nach Berlin?<br />
Ja, danke, das hatte ich. Ich bin von Brüssel hierher geflogen, mit einer sehr<br />
kleinen Maschine. Als ich klein war, dachte ich, dass Fliegen etwas sehr<br />
Glamouröses ist. Ich bin in recht ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, also<br />
bin ich sehr wenig mit dem Flugzeug gereist. Bis ich 16 Jahre war, bin ich höchstens<br />
drei Mal geflogen. Und jedes Mal, wenn ich zum Flughafen gefahren bin,<br />
fühlte ich mich besonders. Heute habe ich das nicht mehr. Fliegen hatte früher<br />
immer etwas Magisches, und jetzt ist es für mich wohl aufregender, mit dem<br />
Bus zu reisen.<br />
Fühlen Sie sich denn wohl, wenn Sie fliegen?<br />
Ja, ich mag es, in der Luft zu sein. Aber mir gefallen viele Flugzeuge nicht, die<br />
Sitze sind manchmal zu eng, das Essen ist mies. Obwohl: In der ersten Klasse<br />
von British Airways ist es sehr ruhig und geräumig.<br />
Mögen Sie große Flugzeuge lieber als kleine?<br />
Eine 747 oder ein A380 mit dem oberen Deck ist traumhaft schön, aber machen<br />
wir uns nichts vor – ein kleiner Privatjet kann sehr nett sein.<br />
Haben Sie einen Lieblingsflughafen?<br />
Das ist eine sehr schwierige Frage … Ich mag London Heathrow sehr gerne,<br />
aber nicht unbedingt wegen des Flughafengebäudes, sondern weil von dort aus<br />
meist meine Flüge nach New York, also nach Hause, gehen.<br />
Nennen Sie drei Assoziationen, die Ihnen in den Kopf kommen, wenn Sie an<br />
Flughäfen denken.<br />
Flughäfen sind oft überfüllt, kompliziert und unangenehm. Das gilt für jeden<br />
Flughafen. Ich glaube, diese Gebäude sind so gestaltet, dass Menschen nicht<br />
lange dort bleiben wollen. Mein persönlicher Reise-Tipp: Suchen Sie<br />
die Kapelle des Flughafens auf! Selbst wenn man nicht gläubig ist, ist das der<br />
perfekte Ort, um dem chaotischen Treiben zu entkommen. Dort ist es leer,<br />
ruhig und angenehm.<br />
Würden Sie gerne einen Pilotenschein machen, um selbst zu fliegen?<br />
» Eine 747 oder<br />
ein A380 mit dem<br />
oberen Deck ist<br />
traumhaft schön,<br />
aber machen wir<br />
uns nichts vor –<br />
ein kleiner<br />
Privatjet kann<br />
sehr nett sein «<br />
132 WERKSTATT werkstatt<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
133
» Flughäfen sind<br />
oft überfüllt,<br />
kompliziert und<br />
unangenehm.<br />
Ich glaube, diese<br />
Gebäude sind so<br />
gestaltet,<br />
dass Menschen<br />
nicht lange dort<br />
bleiben wollen «<br />
134 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
135
» Mein ganz<br />
persönlicher<br />
Reise-Tipp:<br />
Suchen Sie die<br />
Kapelle des<br />
Flughafens auf «<br />
Ich würde gerne Helikopter fliegen, ich glaube, das macht Spaß. Aber Flugzeuge?<br />
Stelle ich mir sehr langweilig vor.<br />
Wirklich?<br />
Ja, man startet das Ding, bringt es auf eine gewisse Höhe und dann geht alles<br />
per Knopfdruck. Dann sitzt man einfach nur dort und wartet auf die Landung.<br />
Wenn Sie es sich aussuchen könnten – ganz unabhängig von Raum und Zeit<br />
– welche Art, zu reisen, würden Sie wählen?<br />
Züge! Wenn ich in Europa unterwegs bin, versuche ich immer den Zug zu nehmen.<br />
Von London nach Paris zum Beispiel fahre ich immer mit dem Zug. Man<br />
sieht viel mehr von einem Land, in den Waggons ist stets genügend Platz, und<br />
es ist viel entspannter als Fliegen.<br />
Gibt es einen Ort, wo Sie noch nie waren und unbedingt hinwollen?<br />
Wenn man als Musiker tourt, sieht man immer nur die großen Städte, in denen<br />
die Konzerte stattfinden. Dabei würde ich gerne mal nach Patagonia, Butan, Fiji.<br />
Dort kommt man in meinem Beruf einfach nicht hin.<br />
Aber stellen Sie sich vor, Sie hätten ein Jahr Zeit – keine Konzerte, keine Verpflichtungen.<br />
Würden Sie wirklich zuhause bleiben?<br />
Die längste Tour, die ich jemals gemacht habe, dauerte 26 Monate. Im Durchschnitt<br />
bin ich in fünf verschiedenen Städten pro Woche. Auf der kommenden<br />
Tour sind es zeitweise sogar zehn Städte. Also, wenn ich wirklich ein Jahr frei<br />
hätte: Ja, ich würde zuhause bleiben. Nichtstun, Toast in der Küche machen<br />
und lesen. Ich würde nicht über Hotels und Flughäfen nachdenken. Vielleicht<br />
reise ich irgendwann mal wieder zum Spaß, aber zurzeit ist das nicht<br />
abzusehen.<br />
Erzählen Sie uns von Ihrem beängstigendsten Erlebnis in einem Flugzeug?<br />
Ich bin mal nach Australien geflogen und war tief eingeschlafen. Als ich aufwachte,<br />
hörte ich alle Menschen um mich herum schreien und weinen, weil wir<br />
landen sollten, die Piloten aber vergessen hatten, das Fahrgestell auszufahren.<br />
Also haben sie die Maschine fünf Meter vor dem Boden wieder senkrecht hochgezogen.<br />
Das war in der Tat beängstigend.<br />
Jetzt fotografieren Sie auf diesen Reisen. Schießen Sie lieber Fotos, wenn die<br />
Maschine startet oder landet?<br />
Das kommt immer sehr auf die Stadt an. Los Angeles ist zum Beispiel bei<br />
Nacht unglaublich – egal, ob beim Start oder der Landung, tagsüber aber eher<br />
unspektakulär. Ich schätze, die meisten Städte sind nachts schöner, außer Rio,<br />
Brasilien, das ist tagsüber einfach unglaublich.<br />
136 WERKSTATT werkstatt<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
137
gebrauchte wagen<br />
Text Hendrik Lakeberg<br />
Foto Tom Sälzle<br />
Text & Foto Jan Friese<br />
erste Liebe<br />
DAF 55 Siluro<br />
Die Studie von 1968 beeinflusste das Supersportwagen-Design<br />
der 70er und 80er wie kaum ein anderes Auto<br />
suzuki lj 80<br />
<strong>INTERSECTION</strong>-Fotograf Jan Friese über seinen<br />
schlammfarbenen Suzuki LJ 80<br />
In seiner Zeit muss der DAF 55 Siluro mit<br />
der schmalen Karosserie und der langen,<br />
leicht gewölbten keilförmigen Motorhaube<br />
ein sehr seltsames Auto gewesen sein. Und<br />
natürlich ist er das auch heute, über 40 Jahre<br />
später, noch. Vor allem, weil nur noch wenige<br />
die niederländische Automarke DAF als<br />
Hersteller von Pkws kennen wird. Bis heute<br />
produzieren die Niederländer Lkws, die<br />
Pkw-Sparte allerdings wurde schon 1975 an<br />
Volvo verkauft. Der Unterschied zwischen<br />
der Wahrnehmung gestern und heute ist<br />
aber wahrscheinlich: Als der DAF 55 Siluro 1968 auf dem Genfer Autosalon zum<br />
ersten Mal zu sehen war, hatte man die Keilform in dieser Radikaliät noch nicht<br />
gesehen. Erst zwei Jahre später zeigte Lancia Bertones berühmte Stratos-Zero-<br />
Studie und Lamborghini drei Jahre später den Prototypen des Countach. In den<br />
kommenden eineinhalb Jahrzehnten sahen fast alle Sportwagen aus wie der<br />
Stratos, der Countach – oder eben der DAF 55 Siluro.<br />
Der Designer des Siluro war der Italiener Giovanni Michelotti. Sein Auftrag lau-<br />
tete, einen Imageträger der Marke zu kreieren. In Anbetracht<br />
der Auflösung der DAF-Pkw-Division nur sieben Jahre später<br />
hatte er damit zumindest keinen ökonomischen Erfolg.<br />
Sein Gespür als Designer allerdings war visionär. Michelotti<br />
liebte das schmale Coupé und behielt das einzige Exemplar<br />
bis zu seinem Tod. Auf Umwegen gelangte das Auto erst<br />
in das DAF-Museum Eindhoven und wurde schließlich im<br />
Frühjahr auf dem Concorso d‘Eleganca im Rahmen der großen<br />
Prototypenschau gezeigt. Noch heute ist der schmale<br />
Zweisitzer faszinierend anzuschauen.<br />
Die Motorhaube, die ungewöhnlich weit über die Vorderräder<br />
reicht, sieht ein bisschen aus wie der Rüssel eines<br />
Ameisenbärs, oder die eigenartig deutlichen geschwungenen Seitenlinien über<br />
den Hinterrädern – richtig gelungen war der Siluro, was übrigens Torpedo auf<br />
Italienisch bedeutet, wahrscheinlich nicht unbedingt. Doch gerade weil das Design<br />
etwas schräg geraten ist, ist dieses Auto auch heute noch inspirierend anzuschauen.<br />
Der Motor verfügte – ganz im Gegensatz zu seinen Nachfolgern Lancia<br />
und Countach – über gerade mal 50 PS. Genau deshalb könnte er heute wieder<br />
zur Avantgarde gehören: Downsizing liegt im Trend – auch bei Sportcoupés.<br />
Ich ging in die 12. Klasse, als mir auf dem Schulparkplatz immer wieder ein<br />
weißer Suzuki LJ80 auffiel. Ich war beeindruckt von dem Auto und der blonden<br />
Fahrerin hinter dem Steuer. Bei Volljährigkeit, entschloss ich damals, würde<br />
ich dem blonden Automädchen nacheifern. Und so tauschte ich meine Vespa<br />
gegen ein schlammfarbenes Minimonster, ohne Federung, einen LJ80, Baujahr<br />
1981. Abends fuhr ich die Mädchen nach der Kneipe nach Hause. Es passten<br />
immer nur drei in den Wagen, sodass einige<br />
Kilometer zusammenkamen, wenn der<br />
Laden voll war.<br />
Die Heizung war eher ein Katzenatem<br />
als ein Wärmespender. Erst nach Stunden<br />
der innigen Umarmungen durch eine Begleitung<br />
stellte sich eine wohlige Temperatur<br />
ein. Ich empfand die praktisch nicht<br />
vorhandene Heizung natürlich immer als<br />
Vorteil. Von den Allradeigenschaften des<br />
LJ80 profitierte ich im tiefen Winter. Während<br />
meine Eltern mit ihren Freunden einen<br />
Adventsspaziergang machten, rutschten<br />
die Autos auf schneeglatter Fahrbahn die Straße vor unserem Haus hinunter.<br />
Während sich meine Eltern noch über die Autofahrer wunderten, die bei diesen<br />
Wetterverhältnissen ihr Leben aufs Spiel setzten, zirkelte ich übermütig und mit<br />
ordentlich Stoff um die Ecke und winkte herzlich, während ich unaufhaltsam<br />
vor einem Baum glitt. Meinen Hund Molly, der auf meinem Beifahrersitz saß,<br />
beeindruckte mein Unfall nicht weiter. Im Gegenteil: Molly war so ein Autonarr,<br />
dass sie es vorzog, im Auto zu übernachten, um die Chance auf eine Ausfahrt<br />
nicht zu verpassen. Auch eine tolle Geschichte, um Mädchen zu beeindrucken.<br />
Um besonders cool zu wirken, habe ich den Wagen nach Ausflügen ins Gelände<br />
nicht gewaschen. Ich verabredete mich regelmäßig mit Freunden, um auf<br />
unbestellten Äckern Rennen zu fahren. Dafür musste es natürlich dunkel sein,<br />
um nicht weiter aufzufallen.<br />
Nach einem dieser nächtlichen Ausflüge hielt mich die Polizei an. Ich war<br />
praktisch schon in der Einflugschneise unseres Hauses und dachte mir, die paar<br />
Meter kann ich auch mit Polizeiauto und Blaulicht hinter mir weiterfahren. Als<br />
dann die Sirene zu hören war, waren auch die Nachbarn wach und mein Vater<br />
kam gerade aus dem Haus, um zur Arbeit zu fahren. Wie gewohnt reagierte er<br />
mit einem Lächeln. Ich habe den Wagen bis heute nicht verkauft. Obwohl ich ihn<br />
seit einem Motorschaden nicht fahre, rostet unsere Freundschaft nicht.<br />
138 WERKSTATT<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 139
13,7 LITER<br />
Aha, es gibt den Lamborghini Gallardo nun als<br />
Sonderedition auch in zwei Farben. Das ist auf den<br />
ersten Blick so interessant wie ein Sandkorn in der<br />
Wüste oder ein Elefant im Zoo. Tatsächlich gibt es zunächst<br />
wenig Spannendes über den Lamborghini Gallardo Bicolore<br />
zu erzählen. Er wird in fünf Ausstattungsvarianten angeboten.<br />
Das Dach ist stets in der Farbe Nero Noctis lackiert,<br />
untenrum kann man zwischen den Farben Giallo Midas,<br />
Arancio Borealis, Grigio Telesto, Bianco Monocerus und Blu<br />
Caelum wählen, die sich auch in den Nähten im Innenraum<br />
wiederfinden. Hinzu kommen neue, geschmiedete<br />
15-Speichen-Felgen. Der Motor hingegen hat die üblichen<br />
560 PS, erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 325 km/h<br />
und schafft es von null auf hundert in 3,7 Sekunden. Erhältlich<br />
sein soll der Bicolore nur in Europa und im asiatischpazifischem<br />
Raum.<br />
Das alles ist von Seiten Lamborghinis auf den ersten<br />
Blick wohl nicht mehr als ein Marketing-Stunt, um den<br />
Gallardo im Gespräch zu halten. Sondermodelle wie der<br />
Bicolore zeigen aber auch, dass die Modellpalette von<br />
Lamborghini zunehmend unübersichtlicher wird. Doch das<br />
ist wahrscheinlich ebenfalls im Sinne der Marketingstrategen,<br />
denn natürlich gefällt sich ein Lamborghini-Fahrer in<br />
seiner nicht unbedingt uneitlen Individualität. Deshalb soll<br />
er das Gefühl haben, sich mit seinem neuen Gallardo etwas<br />
Besonderes anzuschaffen. Vielleicht zeigt der Lamborghini<br />
Gallardo Bicolore ähnlich wie der Aston Martin Cygnet, dass<br />
die Motorleistung alleine längst nicht mehr das Wichtigste<br />
ist, um ein Luxus-Auto zu verkaufen. Im Endeffekt geht es<br />
um die Ausstattung, die Exklusivität und die stilvolle Exotik.<br />
Ob da nun ein paar PS mehr oder weniger unter der Haube<br />
schlummern, das ist im Endeffekt weniger wichtig, als wie<br />
sich der Wagen vom Look her anfühlt. Beim Gallardo sieht<br />
das Giallo Midas auf den ersten Blick ganz frisch aus. Wie<br />
eine Injektion mit Vitamin C aus den Orangen, mit denen<br />
wir den Wagen fotografiert haben. Und die wir im Anschluss<br />
natürlich sofort gegessen haben.<br />
foto Sean Michael Beolchini Text Hendrik Lakeberg<br />
lamborghini<br />
gallardo lp560-4<br />
bicolore<br />
fazit<br />
Ob es den Gallardo nun auch im Zwei-Farb-Look gibt, wäre<br />
eigentlich nicht weiter wichtig, wenn es nicht zeigen würde, wie<br />
sich die Verkaufsstrategien von Luxusherstellern ändern.<br />
leistung und preis<br />
325 KM/H<br />
560 PS<br />
180.880 EURO<br />
10 ZYLINDER<br />
325 G CO2<br />
3,7 SEK / 0-100<br />
140 WERKSTATT<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2010 141
maserati<br />
GranTurismo<br />
mc stradale<br />
Der besondere Moment dieses Autos kommt, wenn<br />
man sich in die Carbonschalensitze gequetscht<br />
hat und den Motor anlässt. Der brüllt wie der eines<br />
Formel-1-Wagens – dabei ist der Maserati MC Stradale<br />
absolut straßentauglich und das erste Auto der Italiener, das<br />
die 300er Marke Spitzengeschwindigkeit knapp überschreitet.<br />
Insgesamt ist er etwas leichter als der reguläre Gran<br />
Turismo. Allerdings nur 110 Kilogramm, was nicht unbedingt<br />
beeindruckt. Gespart wurde vor allem bei der Geräuschdämmung<br />
– das tut dem Auto aber gut, denn der brutale<br />
Sound ist so etwas wie die Seele dieses Autos. Der Stradale<br />
liegt hart auf der Straße, verzichtet fahrwerkstechnisch auf<br />
Schnickschnack. Durch den Innenraum spannt sich das Gestänge<br />
des Überrollkäfigs, Alcantara-Leder überzieht die Mittelkonsole,<br />
auf eine Rückbank verzichtete Maserati ganz. Der<br />
MC Stradale fühlt sich an wie ein Düsenjet für die Straße,<br />
ein einigermaßen luxuriöser muss man ergänzen. Die Karosserie<br />
wurde geschärft, tiefer gelegt, was die Maserati-Eleganz<br />
eher unterstreicht, als sie zu Gunsten eines überdeutlichen<br />
Sportwagendesigns zu vernachlässigen. Trotzdem ist<br />
dieses Auto allein durch die Geräusche des Motors natürlich<br />
alles andere als ein Leisetreter. Sitzt man hinter dem Steuer<br />
des Stradale und tritt auf das Gaspedal, dann hängt man an<br />
dem Wagen wie ein Junkie an der Nadel.<br />
Auf Wunsch gibt es für Maseratis schnellstes Auto<br />
übrigens auch einen Dreizack-Aufkleber für das Dach. Da<br />
soll noch einer sagen, Maserati wäre nicht prollig. Aber, hey,<br />
genau das macht den Charme dieses eleganten Speedbombers<br />
aus. Der Stradale ist ein Draufgänger. Und dafür lieben<br />
wir die Italiener.<br />
foto Lina persson text Hendrik Lakeberg<br />
fazit<br />
Der MC Stradale ist ein Auto für Speedjunkies. Maserati hält mit<br />
seinem bislang schnellsten Wagen die perfekte Balance zwischen<br />
Draufgängertum und Eleganz.<br />
leistung und preis<br />
301 KM/H<br />
152.320 EURO<br />
450 PS<br />
337 MG CO2<br />
14,4 LITER<br />
8 ZYLINDER<br />
4,2 SEK / 0-100<br />
142 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 143
Man hat viel erwartet vom neuen Golf Cabriolet<br />
– vielleicht zu viel? Es fährt jedenfalls in große<br />
Spuren, ist sein Vorgänger doch das berühmte Erdbeerkörbchen,<br />
das Volkscabrio, das längst Kultstatus erlangt<br />
hat und immer noch Charme versprüht. Vielleicht hat sich<br />
Volkswagen deshalb fast zehn Jahre Zeit gelassen, um einen<br />
Nachfolger zu präsentieren. Das neue Golf Cabrio jedenfalls<br />
hat sich stark verändert. Den Bügel hat es abgelegt, die<br />
Form erst recht. Es ist sportlicher, eleganter und sparsamer.<br />
Der Motor ist auf dem neuesten Stand der VW-Technik. Der<br />
105 PS starke 1,6-Liter-Diesel verbraucht lediglich 4,4 Liter.<br />
Schon beim Anblick wirkt das neue Cabrio schneller. Und so<br />
legt es sich rasant in die Kurven, an der Küste Saint-Tropez‘,<br />
neidische Blicke folgen ihm hier und dort. Besonders die<br />
Farben und Farbkombinationen, die VW für den Neuen<br />
entwickelt hat, scheinen gut anzukommen. Ein strahlendes<br />
Weiß mit knalligen roten Ledersitzen oder das Ganze in sattem<br />
Aubergine mit schwarz glänzender Innenausstattung.<br />
Nicht nur in Frankreich hört man sie rufen: „Très Chic!“<br />
Und dennoch, ein seltsames Gefühl bleibt: Es ähnelt<br />
dem Ursprungsmodell in keinster Weise mehr. Und das ist<br />
ein bisschen schade, wenn man doch schon mal so einen<br />
Klassiker entworfen hat. In der Mode wollen viele wieder<br />
hin zu etwas Altem, Schon-mal-Dagewesenen, um es dann<br />
mit dem Design und der Technik der Zeit zu kombinieren.<br />
Bei Volkswagen und in diesem Fall eher nicht? Doch<br />
hat man diesen Gedanken einmal gedacht, dann entlockt<br />
einem das neue Golf Cabriolet weit mehr als nur ein „Oh là<br />
là“. Vielleicht wäre aber ein anderer Spitzname angedacht.<br />
Denn den Henkel, der VWs Cabrio zum Erdbeerkörbchen<br />
gemacht hat, den gibt es nicht mehr. Taufen wir den neuen<br />
Golf Cabrio doch stilbewusst französisch „Baignoire de VW“,<br />
also VWs Badewanne. Denn in der Sonne von Saint-Tropez<br />
fühlt man sich im Golf Cabrio mindestens so wohl wie in<br />
der Badewanne im Winter.<br />
text Lisa Leinen foto Mirjam Wählen<br />
fazit<br />
Der neue Golf Cabrio ist nicht das alte Erdbeerkörbchen, trotzdem<br />
fühlt man sich in ihm in der Sonne von Saint Tropez so wohl wie in<br />
einer Badewanne im Winter.<br />
leistung und preis<br />
180 KM/H<br />
12,1 SEK / 0-100<br />
105 PS<br />
4,4 LITER<br />
23.625 EURO<br />
4 ZYLINDER<br />
142 MG CO2<br />
vw<br />
Golf Cabrio 1.6 TDI<br />
144 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 145
240 KM/H<br />
Mercedes-Benz<br />
C 250 CDI Coupé<br />
E<br />
s wird viel herumkritisiert am Design von Mercedes,<br />
teilweise zu Recht, teilweise wirkt es aber auch wie<br />
eine abgedroschene Floskel in Autotestberichten,<br />
mal kurz mit einem Seitenhieb auf das Design einzudreschen.<br />
Mercedes‘ Designproblem – wenn es denn eins gibt<br />
– könnte in Zukunft durch Gorden Wagener ohnehin aus<br />
der Welt geschafft werden. Das sehr gelungene A-Klasse<br />
Concept gibt darauf zumindest einen Hinweis. Das neue C-<br />
Klasse Coupé jedenfalls ist ein schönes Auto geworden. Das<br />
liegt vor allem an der schlanken Sportlichkeit, der elegant<br />
fließenden typischen Coupé-Dachlinie und an der kompakt<br />
wirkenden Karosserie, die auch bei der regulären C-Klasse<br />
zwar bescheidener, aber immerhin schon stimmiger ausgefallen<br />
ist als die der E-Klasse. Braucht Mercedes überhaupt<br />
noch ein Coupé?, könnte man Fragen. Aber auch: Warum<br />
nicht gleich ein C-Coupé? Ein Coupé muss nicht bullig sein,<br />
sondern schlank und dynamisch. Es spricht ein jüngeres<br />
Publikum ohne Familie an. Platz stand bei Coupé-Fahrzeugen<br />
doch noch nie im Vordergrund. Deshalb ist das erste<br />
C-Coupé allein aus Designgründen zu begrüßen. Ganz bei<br />
sich ist dieses Auto in der AMG-Version mit maximal 487<br />
PS. Dann fühlt es sich an wie eine zweite Haut, so perfekt<br />
abgestimmt ist das Fahrwerk, so butterweich tritt sich das<br />
Gaspedal, bis man irgendwo in den andalusischen Bergen<br />
beseelt zu sich kommt und vergessen hat, wie man dort<br />
eigentlich gelandet ist.<br />
Doch zurück zum Design: Gerade in Mattschwarz<br />
wirkt die vermeintlich kleine C-Klasse martialisch wie ein<br />
Mafiosi-Auto. Der Look ist natürlich grundsätzlich Geschmackssache,<br />
doch er steht dem Auto hervorragend. Aber<br />
auch in der Standard-Lackierung (silbermetallic) macht das<br />
C-Coupé eine drahtige Figur. Auf den frühsommerlichen<br />
autoleeren Straßen von Andalusien erkämpft sich das C-<br />
Coupé den Titel als Pate der Straße mit Leichtigkeit – und<br />
fast immer fairen Mitteln.<br />
foto Fabian Zapatka text Hendrik Lakeberg<br />
fazit<br />
Das C-Coupé ist das schönste Coupé von Mercedes. Schlank,<br />
aber trotzdem drahtig, und vor allem in Mattschwarz martialisch<br />
wie ein Mafiamobil.<br />
leistung und preis<br />
7,1 SEK / 0-100<br />
41.174 EURO<br />
4 ZYLINDER<br />
139 MG CO2<br />
204 PS<br />
5,3 LITER<br />
146 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 147
Vielleicht hat man sich in Ingolstadt zuviel Zeit<br />
gelassen: Während Volkswagen schon seit über 4<br />
Jahren mit dem Tiguan das Segment der Kompakt-<br />
SUVs äußerst erfolgreich besetzt, rundet Audi seine SUV-<br />
Palette nach dem Q7 und dem Q5 erst dieses Jahr auch nach<br />
unten ab. Doch im Gegensatz zum Tiguan, der eher auf die<br />
pragmatischen Käufer zielt, positioniert Audi den Q3 als<br />
Premium-Kompakt-SUV. Die jungen urbanen Trendsetter<br />
hat man im Visier. Kein leichtes Vorhaben, schließlich ist<br />
BMWs X1 in den Szenevierteln von Berlin bis München<br />
schon seit Jahren etabliert. Mit dem avantgardistischen<br />
Evoque von Range Rover und in einem guten Jahr auch<br />
Mercedes mit dem BLK bringen sich weitere Konkurrenten<br />
in Position. Damit haben die jungen und erfolgreichen Metropolenbewohner<br />
ziemlich viel Auswahl, bei gleichbleibend<br />
geringem Parkplatzangebot.<br />
Dennoch ist der erste Eindruck überzeugend. Das etwas<br />
konventionell geratene, typische Audi-Design entwickelt<br />
seinen Charakter im Detail. Mit dem Drücken des Startknopfes<br />
blitzen die charismatisch gezeichneten Scheinwerfer<br />
auf und der Q3 erwacht mit einem unerwartet<br />
markanten, selbstbewussten Blick und einem sportlich<br />
abgestimmten Fahrwerk. Auch im Innenraum weiß Audi<br />
den Premiumanspruch zu erfüllen. Mit Einstiegspreisen von<br />
29.900 Euro für den 140 PS-starken 2.0 TDI wird der Q3 mit<br />
Sicherheit nicht nur der Konkurrenz, sondern wohl auch<br />
dem großen Bruder Q5 ein paar Käufer abjagen. Fest steht:<br />
Es wird eng in der Nische.<br />
text Alexander Batke-Lachmann foto Jan Friese<br />
audi<br />
Q3 2.0 TDI<br />
leistung und preis<br />
8,2 SEK / 0-100<br />
212 KM/H<br />
4 ZYLINDER<br />
29.900 EURO<br />
138 MG CO2<br />
5,9 LITER<br />
140 PS<br />
148 WERKSTATT<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2010 149
Sieht man den Cadillac Escalade auf den deutschen<br />
Straßen, dann ist er immer noch ein Exot – und<br />
gleichzeitig ein guter alter Bekannter. Vor allem<br />
wegen Fernsehserien wie „24“ oder „Prison Break“. Meistens<br />
ist er schwarz lackiert und das Auto eines Sonderkommandos<br />
des FBI oder des CIA. Die Scheiben sind dunkel getönt,<br />
als dekadentes Familienauto, das der Escalade im Alltag<br />
wohl eigentlich ist, ist er uns in Europa kaum geläufig. Und<br />
so unvernünftig dieses Auto auch in der Hybrid Variante<br />
ist, so erliegt man doch seinem Charme, hat man ein Faible<br />
für amerikanische Serien, in denen Verschwörungstheorien<br />
eine entscheidende Rolle spielen. Cadillac versucht den<br />
wuchtigen SUV in Europa auf den Markt zu bringen. Und<br />
gegen die Hybrid-Variante des Autos ist eigentlich wenig<br />
auszusetzen, ist man dem Genre des SUV grundsätzlich<br />
positiv gesonnen. Das Kürzel Hybrid ist unterm Strich wohl<br />
eher ein Feigenblatt, bedenkt man, dass der Escalade mit<br />
zusätzlichem Elektromotor immer noch gut elf Liter verbraucht<br />
und einen CO 2<br />
-Ausstoß von 286 g/km produziert.<br />
Dafür bewegt dieses 2,8 Tonnen schwere Monstrum aber<br />
auch ein 337 PS starker Motor. Und sitzt man im Inneren<br />
des Fahrzeugs fühlt man sich immer ein bisschen, als<br />
befände man sich in einer gepanzerten geräumigen Kapsel,<br />
abgetrennt und geschützt von der Außenwelt. Der Escalade<br />
Hybrid kostet knapp 90.000 Euro. Das ist billiger als die<br />
deutsche Konkurrenz aus BMW X6 oder Audi Q7. Zumindest<br />
im Vergleich zum X6 ist der Raum des Escalade Hybrid<br />
wesentlich großzügiger. Das Problem dieses Autos wird in<br />
Europa jedoch einerseits seine mangelnde Sportlichkeit<br />
sein. Eine Spitzengeschwindigkeit von 170 km/h ist behäbig.<br />
Zudem gibt es den Escalade nicht als Diesel, die in Europa<br />
sehr beliebt sind. Vor allem ist es aber wohl das ungewohnte<br />
amerikanische Design, dass den Europäern fremd ist. Auf<br />
den Straßen zumindest, nicht im Fernsehen. Aber der Escalade<br />
soll ja kein Filmstar bleiben, sondern ein Auto sein, mit<br />
dem man die Familie in Urlaub fährt.<br />
foto fabian zapatka Text Hendrik Lakeberg<br />
fazit<br />
Die amerikanische Wuchtbrumme ist zwar ein Filmstar,<br />
doch auf den europäischen Straßen fremdelt er. Eigentlich zu Unrecht,<br />
steht man dem Genre SUV grundsätzlich positiv gegenüber.<br />
leistung und preis<br />
11,1 LITER<br />
83.490 EURO<br />
337 PS<br />
8 ZYLINDER<br />
268 MG CO2<br />
170 KM/H<br />
cadillac<br />
Escalade 6.0 Hybrid<br />
Automatic Sport Luxury<br />
K. A.<br />
150 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 151
Herzlichen Glückwunsch, Volksbeschleuniger! Mit<br />
der Edition 35 feiern die Wolfsburger den, klar,<br />
35. Geburtstag des GTI. Ein langer Weg vom handlich,<br />
dynamischen Yuppie-Auto zum Lieblingsobjekt der<br />
Tuning-Gemeinde bis zum edlen Familiensportwagen im<br />
Mittelklasse-Gewand: Der Golf GTI hat im Laufe der letzten<br />
drei Jahrzehnte das Herz aller Klassen erobert. Den Nostalgiker<br />
wird freuen, dass der Schaltknauf wie beim ersten GTI<br />
wieder in der Form eines Golfballs gestaltet ist, denen, die<br />
lieber in die Zukunft schauen, werden zwei neue Felgenvarianten<br />
angeboten: die 18-Zoll-Leichtmetallfelge „Watkins<br />
Glen“ und die 19-Zoll-Leichtmtallfelge „Glendale.“ Volkswagen<br />
wünscht sich von beiden, dass sie zukünftige Klassiker<br />
werden. Auch diesmal bedient der Golf GTI ein Spektrum,<br />
so breit wie möglich. Und wahrscheinlich wird auch diese<br />
Jubiläumsedition weggehen wie geschnitten Brot. Schaut<br />
man sich die Leistungen des Wagens an, dann fällt einem<br />
allerdings auf, dass dieses Auto mit 235 PS (25 PS mehr als<br />
der normale GTI) zwar in seiner Klasse eine sehr gute Figur<br />
macht, aber man fragt sich anlässlich des GTI-Jubiläums<br />
auch, warum ein sportlich orientierter Fahrer sich eigentlich<br />
noch einen GTI zulegen sollten, wenn es den kräftigeren<br />
Golf R seit 2009 mit 270 PS ebenfalls gibt. Das Geld mal<br />
außen vor gelassen, aber kannibalisiert sich Volkswagen<br />
damit nicht selbst? Warum ist der GTI nicht der stärkste<br />
Golf, den es gibt? Wie damals, als er an den Start gegangen<br />
ist und überraschend ein gigantischer Erfolg wurde. Erwarten<br />
würde man das. Und vielleicht sollte man den GTI ganz<br />
in die Obhut der Volkswagen R GmbH geben, wie Mercedes<br />
es mit seinen AMG-Modellen tut. Doch im Endeffekt ist der<br />
Name GTI größer als die technischen Details. Der Volksbeschleuniger<br />
ist eine deutsche Ikone geworden. Immer noch<br />
very much alive and kicking.<br />
foto Jan Friese text Hendrik Lakeberg<br />
vw<br />
Golf GTI Edition 35<br />
fazit<br />
Die Jubiläumsedition des GTI macht deutlich, dass das legendäre<br />
Kürzel GTI mehr verspricht, als die Technik einhält. Der stärkste Golf<br />
ist seit längerem der Golf R. Dem Erfolg des GTI wird das kurzfristig<br />
aber nicht schaden.<br />
leistung und preis<br />
247 KM/H<br />
6,9 SEK / 0-100<br />
4 ZYLINDER<br />
30.425 EURO<br />
185 G CO2<br />
235 PS<br />
8,1 LITER<br />
152 WERKSTATT<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2010 153
98 PS<br />
Tom Dixons farbliches Ablenkungsmanöver in<br />
Sachen Aston Martins neuem Kleinwagen Cygnet<br />
haben wir ja bereits im vorderen Teil des Heftes angesprochen.<br />
Aston Martin tut sich mit seinem ersten Kleinwagen<br />
nicht unbedingt einen Gefallen, wenn sie sowohl die<br />
Technik als auch große Teile des Designs eins zu eins von<br />
Toyotas iQ übernehmen. Fährt man mit einem Rapide – dem<br />
edelsten aller Viertürer im Supersportwagenoutfit und vielleicht<br />
einer der schönsten Sportwagen überhaupt – dann ist<br />
man schnell enttäuscht von der wenigen Mühe, die sich Aston<br />
Martin bei der Entwicklung des Cygnet gegeben hat. Dabei<br />
ist ein Kleinwagen der britischen Edelmarke grundsätzlich<br />
keine schlechte Idee. Wir schrieben bereits darüber, dass<br />
kleine Lifestyle-Stadtautos wie der MINI oder der <strong>Fiat</strong> 500<br />
sehr erfolgreich sind, und das Markenbewusstsein gerade<br />
in den Metropolen ausgeprägt ist. Aston Martin ist bei Auto-<br />
Connaisseuren so angesehen wie Hermès bei gutbetuchten<br />
Fashionistas. Doch die Frage lautet: Auch wenn es „nur“<br />
ein Kleinwagen ist, erwartet man von Aston Martin nicht<br />
einen höheren Standard? Hätte der Cygnet nicht wenigsten<br />
einen eigenen Motor verdient? Einen besonders sportlichen?<br />
Oder sogar einen Hybrid, um die technische Kompetenz der<br />
Briten zu unterstreichen? Und hätte man nicht das Interior<br />
radikaler der Marke anpassen können, anstatt das des iQs<br />
mit edlem Leder zu überziehen? Auf den Straßen Londons<br />
ist der exotische Cygnet natürlich erst mal ein Hingucker<br />
und natürlich erwartet den Fahrer im Inneren die gewohnte<br />
hohe Aston-Martin-Qualität, die handgemachte Haptik,<br />
das Leder, die sinnlichen gestickten Nähte, die zahllosen<br />
Individualisierungsmöglichkeiten. Die Frage ist allerdings,<br />
ob das allein den 38.000-Euro-Einstiegspreis wirklich wert<br />
ist. Das ist mehr als doppelt so viel wie der Preis eines regulären<br />
iQs und das, obwohl man streng genommen in einem<br />
sitzt. Besonders deutlich wird einem dieses Missverhältnis,<br />
wenn man in einem Rapide mit brodelndem Motor durch<br />
die Londoner Innenstadt gleitet. Dann wird einem wieder<br />
bewusst, warum die Autos dieser Marke so begehrt sind und<br />
vor allem, warum viele Kunden mit Freuden so viel Geld<br />
dafür ausgeben. Ob sie das auch beim Cygnet tun werden,<br />
bleibt zu bezweifeln. Der äußerliche Exotenbonus als Aston-<br />
Martin-Kleinwagen ist schnell aufgebraucht. Danach zählt<br />
die Substanz. Und die fehlt dem Cygnet noch.<br />
foto Jan Friese text Hendrik Lakeberg<br />
fazit<br />
Der Cygnet ist nicht mehr als ein gepimpter Toyota iQ. Von einem<br />
ersten Aston-Martin Kleinwagen-hätte man mehr erwartet.<br />
leistung und preis<br />
11,8 SEK / 0-100<br />
170 KM/H<br />
Aston Martin<br />
Cygnet<br />
116 G CO2<br />
4,9 LITER<br />
4 ZYLINDER<br />
38.000 EURO<br />
154 werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2010 155
Den Ford Focus haben wir in der letzten Ausgabe<br />
ausführlich behandelt. Fords Kompaktklasse soll auf<br />
der ganzen Welt baugleich sein und steht für eine<br />
kleine Revolution im Konzern. Mit Hilfe des in Deutschland<br />
entwickelten Focus versucht der amerikanisch-europäische<br />
Autobauer die über die Welt verstreuten Standorte zusammenzubinden<br />
und den Konzern zu einer möglichst einheitlichen<br />
Identität zu führen. Der Turnier ist hierzulande die<br />
wichtigste Karosserie-Variante des Focus und man erhofft<br />
sich in diesem Jahr 31.000 des kleinen Kombis an die deutschen<br />
Familien zu bringen. Zudem ist er in Deutschland<br />
Fords erfolgreichstes Flottenmodell, was seine Qualität und<br />
Sparsamkeit unterstreicht. Ein kleiner Diesel verbraucht<br />
im Durchschnitt lediglich 4,2 Liter. Der Einstiegspreis von<br />
17.850 Euro ist absolut konkurrenzfähig.<br />
Sitzt man aber in dem Auto und fährt durch das Berliner<br />
Umland, dann passt der Turnier perfekt in die Umgebung.<br />
Er ist die wohl deutscheste Variante des Focus. Ob der<br />
Turnier die Welt erobern wird? Wohl eher nicht. Die Stärke<br />
der Focus-Linie liegt im kleineren Dreitürer. Er ist auf Grund<br />
seiner Größe urbaner und weltweit kompatibler. Doch in<br />
Deutschland macht der Turnier dem Golf Variant nicht nur,<br />
was die Verkaufszahlen anbelangt, ernsthafte Konkurrenz.<br />
Das Fahrwerk und die wertige Verarbeitung des Autos<br />
machen es zu einem soliden Durchschnittstypen. Und das<br />
ist gar nicht negativ gemeint. Denn durchschnittlich sind<br />
wir alle häufig, obwohl wir es nicht sein wollen. In so fern<br />
ist der Focus allgemein und der Turnier im Speziellen vor<br />
allem eines: ein grundgutes und ehrliches Auto, das seinen<br />
Zweck perfekt erfüllt – zu ökonomisch sinnvollen Bedingungen.<br />
Hat man das im Hinterkopf, dann ist eine Testfahrt<br />
mit dem Focus Turnier viel mehr als irgendein Termin, auf<br />
dem man als Autotester pflichtgetreu erscheinen muss,<br />
während man sich eigentlich auf den neuen Lamborghini<br />
freut. Dann nämlich ist dieses Auto wirklich interessant,<br />
denn es könnte – im Gegensatz zum Lamborghini – tatsächlich<br />
die Welt verändern.<br />
foto fabian zapatka Text hendrik lakeberg<br />
fazit<br />
Die Kombi-Variante des Focus ist vor allem in Deutschland erfolgreich.<br />
Doch seine unprätentiöse Art macht es zu einem ehrlichen und<br />
grundguten Auto, das dadurch viel interessanter sein kann als der<br />
neue Lamborghini Gallardo.<br />
leistung und preis<br />
180 KM/H<br />
12,5 SEK / 0-100<br />
95 PS<br />
20.350 EURO<br />
4,2 LITER<br />
109 G CO2<br />
4 ZYLINDER<br />
ford<br />
Focus Turnier<br />
1,6 Liter-Duratorq TDCi<br />
156 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011 157
händlernachweis<br />
0039 Italy<br />
Loews GmbH<br />
Maximilianstr. 43<br />
80538 München<br />
service@loews.de<br />
Shop: KaDeWe<br />
Tauentzeinstr. 21-24<br />
10789 Berlin<br />
A Bathing Ape<br />
6 Bevincourt Cruickshank St.<br />
London WC1X 9HA<br />
England<br />
Shop: Dover Street Market<br />
17 -18 Dover Street<br />
London W1S 4LT<br />
England<br />
Acronym<br />
Schröderstr. 8<br />
10115 Berlin<br />
johanna@acronym.de<br />
Shop: Firmament<br />
Linienstr. 40<br />
10119 Berlin<br />
Adidas<br />
Häberlein & Mauerer AG<br />
Rosenthaler Str. 51<br />
10178 Berlin<br />
Shop:<br />
Adidas Original Store<br />
Münzstr. 13<br />
10178 Berlin<br />
Agent Provocateur<br />
154 Clerkenwell Rd<br />
London EC1R 5AB<br />
Großbritannien<br />
Shop: Galeries Lafayette<br />
Friedrichstr. 76-78<br />
10117 Berlin<br />
American Apparel<br />
Deutschland GmbH<br />
Zollhof 10<br />
40221 Düsseldorf<br />
Shop: American Apparel<br />
Münzstr. 19<br />
10178 Berlin<br />
Black Lily<br />
FakePR<br />
Münzstr. 13-15<br />
10178 Berlin<br />
info@fakepr.de<br />
Shop: Styleserver<br />
Oderberger Str. 49<br />
10435 Berlin<br />
Bogner<br />
Willy Bogner GmbH &<br />
Co. KGaA<br />
St.-Veit Str. 4<br />
81673 München<br />
Shop: Bogner München<br />
Residenzstr. 14-15<br />
80333 München<br />
Boris Bidjan Saberi<br />
mumi@borisbidjansaberi.com<br />
Shop: Darklands<br />
Heidestr. 50<br />
10557 Berlin<br />
By Malene Birger<br />
Fake PR<br />
Münzstr. 13-15<br />
10178 Berlin<br />
info@fakepr.de<br />
Shop: Room Twelve<br />
Ratherstr. 49D<br />
40476 Düsseldorf<br />
Chanel<br />
Chanel GmbH & Co. KG<br />
Brandstücken 23<br />
22549 Osdorf, Hamburg<br />
Shop: Chanel<br />
Kurfürstendamm 188<br />
10707 Berlin<br />
Clarks<br />
UGW Communication GmbH<br />
Kasteler Str. 22-24<br />
65203<br />
Wiesbaden<br />
Shop: Clarks Shop/<br />
Pasing Arcaden<br />
Pasinger Bahnhofsplatz 5<br />
81241 München<br />
Closed<br />
Closed GmbH<br />
Straßenbahnring 6<br />
20251 Hamburg<br />
Shop: Closed<br />
Bergstr. 11<br />
20095 Hamburg<br />
Damir Doma Silent<br />
Fake PR<br />
Münzstr. 13-15<br />
10178 Berlin<br />
info@fakepr.de<br />
Shop: The Corner<br />
Französische Str. 40<br />
10117 Berlin<br />
Ellesse<br />
Flora&Fauna<br />
Schönhauser Allee 149<br />
10435 Berlin<br />
Shop: Ellesse<br />
Weinmeisterstr. 2<br />
10178 Berlin<br />
G-Star<br />
Schoeller von Rehlingen<br />
Ismaninger Str. 102<br />
81675 München<br />
posthh@svr-pr.de<br />
Shop: G-Star Store<br />
Kasernenstr. 10<br />
40213 Düsseldorf<br />
Hermès<br />
Hermès GmbH<br />
Marstallstr. 8<br />
80539 München<br />
Shop: Hermès Store<br />
Kurfürstendamm 58<br />
10707 Berlin<br />
Holland Esquire<br />
FakePR<br />
Münzstr. 13-15<br />
10178 Berlin<br />
Shop: Retro<br />
Oranienburger Str. 13-14<br />
10178 Berlin<br />
Louis Vuitton<br />
Brienner Str. 9 / Ecke<br />
Amiraplatz 1<br />
80333 München<br />
Shop: Louis Vuitton<br />
Friedrichstr. 71<br />
10117 Berlin<br />
Maison Martin Margiela<br />
Henri + Frank Public Relations<br />
Schopenstehl 22<br />
20095 Hamburg<br />
frank@henriplusfrank.de<br />
Shop: Andreas Murkudis<br />
Münzstr. 21, 2. Hof<br />
10178 Berlin<br />
Montblanc<br />
Hellgrundweg 100<br />
22525 Hamburg<br />
Shop:<br />
Montblanc Boutique Berlin<br />
Friedrichstr. 80<br />
10117 Berlin<br />
Mykita<br />
Agentur V<br />
Karl-Marx-Allee 33<br />
10243 Berlin<br />
Shop: Mykita<br />
Rosa-Luxemburg-Str. 6<br />
10178 Berlin<br />
Nike<br />
Silk Relations GmbH<br />
Rückerstr. 4<br />
10119 Berlin<br />
info@silk-relations.com<br />
Shop: Nike Town<br />
Tauentzienstr. 7<br />
10789 Berlin<br />
Oakley<br />
Oakley GmbH<br />
Lilienthalallee 40, B 124-127<br />
80939 München<br />
Shop: Oakley<br />
Rosenthaler Str. 34<br />
10178 Berlin<br />
Paul Smith<br />
Paul Smith Press Office Milan<br />
Viale Umbria,95<br />
20135 Mailand<br />
Italiena<br />
Shop: KaDeWe<br />
Tauentzienstr. 21-24<br />
10789 Berlin<br />
Peak Performance<br />
Eastside Communications<br />
Sandstr. 33<br />
80335 München<br />
Shop: Peak Performance<br />
Rosenthaler Straße 34<br />
10178 Berlin<br />
Prada<br />
Loews GmbH<br />
Maximilianstr. 43<br />
80538 München<br />
service@loews.de<br />
Shop: Departmentstore<br />
Quartier 206<br />
Friedrichstr. 71<br />
10117 Berlin<br />
Ralph Lauren<br />
Loews GmbH<br />
Maximilianstr. 43<br />
80538 München<br />
service@loews.de<br />
Shop: Ralph Lauren Store<br />
Maximilianstr. 23<br />
80539 München<br />
Rupert Sanderson<br />
Fake PR<br />
Münzstr. 13-15<br />
10178 Berlin<br />
info@fakepr.de<br />
Shop: Rupert Sanderson<br />
2A Hans Road<br />
London SW31RX<br />
Großbritannien<br />
Sabrina Dehoff<br />
Agentur V<br />
Karl-Marx-Allee 33<br />
10243 Berlin<br />
Shop: Sabrina Dehoff<br />
Torstr. 175<br />
10119 Berlin<br />
Supreme<br />
274 Lafayette Street<br />
NY 10012<br />
New York, USA<br />
Shop: Firmament<br />
Linienstr. 40<br />
10119 Berlin<br />
Urban Outfitters<br />
FakePR<br />
Münzstr. 13-15<br />
10178 Berlin<br />
info@fakepr.de<br />
Shop:<br />
Urban Outfitters Hamburg<br />
Gänsemarkt 45<br />
20354 Hamburg<br />
Versace<br />
Loews GmbH<br />
Maximilianstr. 43<br />
80538 München<br />
Shop: Galeries Lafayette<br />
Friedrichstr. 76-78<br />
10117 Berlin<br />
Yves Saint Laurent<br />
7 Avenue George V<br />
75008 Paris<br />
Frankreich<br />
Shop: Departmentstore<br />
Quartier 206<br />
Friedrichstr. 71<br />
10117 Berlin<br />
Zimmerli<br />
Press Factory<br />
Brunnenstr. 181<br />
10119 Berlin<br />
Shop: Departmentstore<br />
Quartier 206<br />
Friedrichstr. 71<br />
10117 Berlin<br />
Wir haben uns<br />
entschieden!<br />
Besorge auch du dir einen Organspendeausweis.<br />
www.junge-helden.org<br />
Mit freundlicher Unterstützung von<br />
158 werkstatt<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
159
letzte Ausfahrt<br />
Two-Lane Blacktop<br />
Wir sind Wald.Meister. Bist Du dabei?<br />
www.waldmeister2011.de<br />
Eine Strecke, zwei Autos, drei Männer. Der Film „Two-Lane Blacktop“<br />
basiert auf einem Klischee, er hat das Klischee aber auch erzeugt<br />
Entstanden 1970 zur Hochzeit der Hippiebewegung, erzählt<br />
der Film in langen Einstellungen, mit wenig Dialogen und<br />
einer Tonspur, die fast nur aus kreischenden Motorsounds besteht,<br />
eine puristische Version des amerikanischen Traums.<br />
Die Maschine, der Highway, die endlose Weite: ein anarchischer<br />
Traum von Freiheit. Der Sänger James Taylor und der<br />
große Beach-Boys-Schlagzeuger Dennis Wilson treffen mit<br />
ihrem 55er Chevy immer wieder auf Warren Oates und seinen<br />
Pontiac GTO. Auf der Tankstelle irgendwo im amerikanischen<br />
Hinterland kommt es zur ersten Rivalität: feindliche<br />
Blicke, das Auto des anderen inspizieren. Die Motoren stehen<br />
still, das Blut kocht. „Ich kann’s nicht leiden, wenn mir ein<br />
paar halbstarke Verkehrsraudis quer durch zwei Staaten am<br />
Auspuff kleben“, provoziert Oates in einer rauen Stimme, die<br />
ein wenig klingt wie der Motor seine Autos. „Glaub nicht, dass<br />
ich Sie schon mal gesehen habe. Wagen wie Ihren gibt’s ja<br />
auch haufenweise auf der Straße“, entgegnet der junge Taylor<br />
in seiner ersten und einzigen Filmrolle. Ein Rennen quer<br />
durch Amerika soll entscheiden, wer der König der Straße, der<br />
eigentliche Held dieses endlosen Dragsterrennens wird.<br />
Two-Lane Blacktop,<br />
Asphaltrennen<br />
USA 1971<br />
Dauer: 98 Minuten<br />
Regie: Monte Hellman<br />
Buch: Rudolph Wurlitzer,<br />
Will Corry<br />
Darsteller: James Taylor,<br />
Warren Oates, Laurie Bird,<br />
Dennis Wilson<br />
Jede Minute verschwinden 35 Fußballfelder Waldfläche. Wir können diesen Wahnsinn gemeinsam<br />
aufhalten! Wald steckt in vielen Dingen, die wir täglich nutzen. Unser Motto: Weniger verbrauchen.<br />
Und besser kaufen – von Recycling-Produkten bis zum FSC-Siegel. Wir Konsumenten haben die Macht.<br />
Aber nur wenn wir alle mitmachen. Bist Du dabei? Wir zählen auf Dich. Jetzt Wald.Meister werden!<br />
160 werkstatt<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 06 2011<br />
161
Kraftstoffverbrauch (l/100 km) nach RL 80/1268/EWG:<br />
innerorts 6,4–5,6, außerorts 4,3–4,1, kombiniert 5,1–4,7.<br />
162 CO 2<br />
-Emission (g/km): kombiniert 119–110.<br />
500BYGUCCI.DE