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INTERSECTION Daniel Craig über geschrottete Supersportwagen (Vorschau)

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mobilitat<br />

und leben<br />

herbst 2012<br />

Deutschland 3,50 Euro, Schweiz 5,00 SFR,<br />

Österreich 3,90 Euro, Luxemburg 4,00 Euro<br />

ICH GEB’ GAS ICH WILL SPaSS<br />

3,50<br />

revolution:<br />

BMW mit<br />

frontantrieb<br />

Mercedes AMG:<br />

Vom Garagen-Tuner zur Daimler-Avantgarde<br />

45 Jahre Innovation mit Boller-Motoren<br />

Burn-Out-Szene Australien:<br />

Die Poesie qualmender Reifen<br />

Wie Stararchitekt Bjarke Ingels den<br />

Stau abschaffen will u.v.m.<br />

Mode:<br />

Toyota Prius+<br />

in bunt<br />

Roadtrip im<br />

Honda CR-V<br />

Ein Aston Martin ist nicht genug:<br />

<strong>Daniel</strong> <strong>Craig</strong> Uber <strong>geschrottete</strong><br />

supersportwagen<br />

1


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Der Golf. Das Auto.<br />

Mehr Informationen auf www.der-neue-Golf.de<br />

Kraftstoffverbrauch in l/100 km: kombiniert zwischen 5,3 und 3,8, CO 2<br />

-Emissionen in g/km: kombiniert zwischen 121 und 99. Abbildung<br />

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ZWEI HERZEN. HÖCHSTE PRÄZISION.<br />

S. 24<br />

Bayern-Schocker<br />

Neues BMW Concept Active Tourer mit<br />

Frontantrieb als B-Klasse-Konkurrenz<br />

INHALT / <strong>INTERSECTION</strong> no. 11 2012<br />

drehmoment<br />

14 contributors<br />

16 impressum<br />

18 Rollbrettdiät<br />

Olivier Peyricots superleichtes Aluminiun-Gefährt kann<br />

man im Bett parken<br />

24 Bayern-Schocker<br />

Neues BMW Concept Active Tourer mit Frontantrieb als<br />

B-Klasse-Konkurrenz<br />

29 Kurskorrektur<br />

Lotus rüstet sich für die Zukunft und justiert mit dem<br />

Modell S sein Image<br />

30 Seidenteppich<br />

Die seltsamen Autos des malaysischen Luxusauto-Herstellers Bufori<br />

34 Wettrennen ins Nichts<br />

Der Künstler Arthus de Lavilléon <strong>über</strong> Krieg und Autos<br />

36 Schöne Zerstörung<br />

Edvard Burtynsky fotografiert die Spuren des Erdöl<br />

38 Alfa, Düsenjet und Damenslips<br />

Cyril Hatt zerknittert die Erinnerung<br />

40 Carmageddon<br />

Documenta-13-Künstler Thomas Bayrle und seine<br />

sakralen Motorskulpturen<br />

DUOMÈTRE À QUANTIÈME LUNAIRE. Kaliber Jaeger-LeCoultre 381.<br />

Das “Dual-Wing”-Konzept ist eine wahre uhrmacherische Revolution, die zwei<br />

unabhängige Räderwerke beherbergt, welche <strong>über</strong> ein einziges Regulierorgan<br />

synchronisiert werden. Die patentierte blitzende Sekunde ermöglicht Zeitmessungen<br />

auf die 1/6 Sekunde genau.<br />

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Naturschauplätze ein. Das richtige Engagement für eine wertvolle Sache.<br />

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United Nations<br />

Educational, Scientific and<br />

Cultural Organization<br />

World Heritage<br />

Centre


S. 42<br />

Off the road<br />

In den Alpen mit dem Honda CR-V<br />

INHALT / <strong>INTERSECTION</strong> no. 11 2012<br />

laufsteg<br />

42 Off the road<br />

In den Alpen mit dem Honda CR-V<br />

50 Westfield<br />

Mit dem englischen Supercar durch Suburbia<br />

58 Packesel<br />

Taschen und Koffer mit Stil<br />

60 Logenplatz<br />

Spongebob und der wahrscheinlich sicherste<br />

Kindersitz der Welt<br />

64 Prius + Pollock<br />

Toyotas neuer Kompakt-Van als Kunst-Hybrid<br />

10


*<br />

S. 74<br />

Sightseeing mit James Bond<br />

<strong>INTERSECTION</strong> fuhr mit <strong>Daniel</strong> <strong>Craig</strong><br />

durch das London der Milliardäre<br />

*<br />

<br />

<br />

INHALT / <strong>INTERSECTION</strong> no. 11 2012<br />

werkstatt<br />

74 Sightseeing mit James Bond<br />

<strong>INTERSECTION</strong> fuhr mit <strong>Daniel</strong> <strong>Craig</strong> durch das London<br />

der Milliardäre<br />

80 Erleuchtete StraSSen<br />

Stararchitekt Bjarke Ingels will die Stadt retten<br />

86 Schlammbuddys<br />

Mudracing – Amerikas genial dummer Motorsport<br />

92 45 Jahre AMG<br />

PS-Irrsinn und technische Avantgarde – Die aufstrebende<br />

Daimler-Tochter AMG im Porträt<br />

102 Untertauchen<br />

Ein literarischer Roadtrip mit einem Lexus IS Cabrio,<br />

Fieber und Sex inklusive<br />

106 Burn-out, Baby<br />

Simon Davidsons Faszination für qualmende Reifen<br />

110 Gebrauchte Wagen:<br />

Buick Y-Job, das erste Concept Car der Welt<br />

111 Erste Liebe:<br />

Papst Benedikt XVI. und sein Renault Kangoo Maxi Z.E.<br />

112 Im Test:<br />

Mercedes GLK, Ford Focus ST, Hyundai i30, McLaren MP4-12c,<br />

Astra opc, BMW 750ir<br />

128 Letzte Ausfahrt:<br />

David Cronenbergs „Crash“<br />

Deutschland<br />

Aston Martin Allgäu<br />

Camelot Car Company GmbH<br />

<br />

<br />

Aston Martin Bremen<br />

Tamsen GmbH<br />

<br />

www.tamsen.de<br />

Aston Martin Dortmund<br />

Premium Cars Peters GmbH & Co. KG<br />

<br />

<br />

Schweiz<br />

Aston Martin Cadenazzo<br />

Tarcisio Pasta SA<br />

<br />

www.tpasta.ch<br />

Aston Martin Geneva<br />

Prestige Motor Group SA<br />

<br />

www.astonmartingeneva.ch<br />

Aston Martin Dresden<br />

Thomas Exclusive Cars GmbH<br />

<br />

<br />

Aston Martin Düsseldorf<br />

Moll Sportwagen GmbH<br />

<br />

<br />

Aston Martin Hamburg<br />

Tamsen GmbH<br />

<br />

www.tamsen.de<br />

Aston Martin Safenwil<br />

Emil Frey AG<br />

<br />

<br />

Aston Martin St. Gallen<br />

AF Cars AG<br />

<br />

www.astonmartinstgallen.com<br />

Aston Martin Köln<br />

Royal Motors Kempen GmbH<br />

<br />

<br />

Aston Martin Kronberg<br />

AM Automobile GmbH<br />

<br />

<br />

Aston Martin München<br />

AM Automobile GmbH<br />

<br />

<br />

Aston Martin Zürich<br />

Emil Frey AG<br />

<br />

<br />

Aston Martin Stuttgart<br />

Schwabengarage AG<br />

<br />

<br />

Österreich<br />

Aston Martin Salzburg<br />

British Luxury Cars GmbH<br />

<br />

<br />

Aston Martin Wien<br />

British Luxury Cars GmbH<br />

<br />

<br />

<br />

12


CONTRIBuToRS<br />

Toni Nüsse<br />

In dieser Ausgabe fotografierte Toni Nüsse gleich zwei große<br />

Strecken: Für den Honda CR-V fuhr er in die Alpen bei München.<br />

Für unsere Jackson-Pollock-inspirierte Fotoserie mit dem<br />

neuen Hybrid-Van Prius+ begab er sich in ein Berliner Industriegebiet.<br />

Aufmerksamen INTERSECTON-Lesern dürfte auffallen,<br />

dass Toni in Ausgabe 7 ebenfalls Contributor der Ausgabe<br />

war. Damals haben wir ihn noch zum aufstrebenden Talent und<br />

besten Fotoassistenten Berlins gekürt. Spätestens nach dieser<br />

Ausgabe gehört Toni Nüsse in die INTERSECTON-Hall of Fame<br />

of Photography. Deshalb <strong>über</strong>lassen wir ihm erneut diesen hochverdienten<br />

Ehrenplatz.<br />

Name: Toni Nüsse<br />

Lives: Berlin<br />

NATIONALITY: Deutsch<br />

Contribution: Laufsteg: Prius+, Cr-v<br />

Points on License: +/– 0<br />

Vehicle: BVG und Fahrrad<br />

Peter Langer<br />

Bernd Müller<br />

Martin Simons<br />

Shiraz Randeria<br />

Peter Langer ist nicht nur einer der Erfinder<br />

des Fotobloggens, sondern auch der<br />

beste Stillifefotograf mindestens von Berlin.<br />

Vor Kurzem ist sein zweites Buch mit<br />

dem Titel „Volume I“ erschienen, für das<br />

er telefonierende Passanten in New York<br />

fotografierte. In dieser Ausgabe setzte<br />

er das BMW Concept Active Tourer und<br />

den Hightech-Kindersitz von Cybex mit<br />

Geschenkband und Spongebob-Kissen in<br />

Szene. Neben <strong>INTERSECTION</strong> fotografiert<br />

er unter anderem für das Zeit Magazin.<br />

Gradlinig geht anders: Während des Studiums<br />

der Marktpsychologie gründete Bernd<br />

einen der ersten Windsurfing- und Skateboardshops<br />

in Deutschland. Jahre später<br />

dem Ruf einer internationalen Werbeagentur<br />

erlegen, folgten große Kampagnen für große<br />

Kunden und schließlich der Umzug nach London,<br />

wo er hauptberuflich eine Filmproduktion<br />

und privat einen Club in Soho mitbegründete.<br />

Heute lebt der Werbefilm-Regisseur<br />

in Berlin und arbeitet fast ausschließlich für<br />

Automobilhersteller. Der Ex-Rallyefahrer<br />

und bekennende Autonarr besitzt kein eigenes<br />

Fahrzeug, bewegt beruflich aber alles,<br />

was vier Räder hat. In diesem Heft ist es ein<br />

Hyundai i30.<br />

Zurzeit ist Martin Simons damit beschäftigt,<br />

eine Agentur für Markenberatung<br />

zu gründen. AD Stockdale, so der Name,<br />

nimmt Ende des Jahres die Geschäfte auf.<br />

Im nächsten Jahr erscheint sein erster Roman<br />

bei Hoffmann und Campe. Für INTER-<br />

SECTION unternahm er in einem Lexus IS<br />

Cabrio einen Roadtrip durch Europa, den<br />

er in einer Kurzgeschichte verarbeitet. Fieber<br />

und Sex spielen in ihr eine große Rolle.<br />

Als Intersection-Kollege der ersten Stunde<br />

prägte er die UK-Ausgabe des Magazins<br />

<strong>über</strong> Jahre mit. Mittlerweile hat er sich<br />

vom Schreiben auf die Fotografie verlagert,<br />

ist nach Schanghai gezogen, arbeitet<br />

dort als Kreativdirektor und berät unter anderem<br />

den chinesischen <strong>INTERSECTION</strong>-<br />

Ableger „Modern Car“. In dieser Ausgabe<br />

fotografierte er den seltsamen malaysischen<br />

Rolls-Royce-Rivalen Bufori. Danke,<br />

Shiraz, what a long strange trip it‘s been.<br />

14 <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012


IMpRESSUM<br />

Intersection -D- ist eine<br />

Off One’s Rocker Publishing Ltd. Produktion<br />

Redaktionssitz<br />

Strelitzer Str. 2, 10115 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 28 88 40 43<br />

Fax: +49 (0)30 28 88 40 44<br />

redaktion@intersection-magazin.de<br />

HERBST 2012<br />

DEUTSCHLAND<br />

–<br />

Chefredaktion<br />

V.i.S.d.P.<br />

Götz Offergeld, Hendrik Lakeberg<br />

Kreativ-Direktion<br />

Götz Offergeld<br />

Art-Direktion<br />

Jan-Nico Meyer<br />

Redaktionsleitung<br />

Franziska Giovannini<br />

Lektorat<br />

Eckart Eisenblätter<br />

Lego V8<br />

Mode<br />

Ita Korenzecher, Lisa Leinen<br />

Assistenz der Chefredaktion<br />

Diana Terpe<br />

Verlag<br />

Off One’s Rocker Publishing Ltd.<br />

Strelitzer Str. 2<br />

10115 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)30 28 88 40 43<br />

Fax: +49 (0)30 28 88 40 44<br />

info@off-ones-rocker.de<br />

Intersection England<br />

Dan Ross<br />

116 Oldstreet<br />

London EC1V 9BG, UK<br />

Telefon: +44 (0) 207 608 1166<br />

Fax: +44(0) 207 608 1060<br />

info@intersectionmagazine.com<br />

Anzeigenverkauf<br />

Nielsen 1 (Hamburg, Berlin,<br />

Schleswig-Holstein, Niedersachsen)<br />

Dirk Struwe, Medienvermarktung e.K.<br />

Poelchaukamp 8, 22301 Hamburg<br />

Telefon: +49 (0)40 280 580 80<br />

Fax: +49 (0)40 280 580 89<br />

d.struwe@struwe-media.de<br />

–<br />

Autoren<br />

Alexander Batke-Lachmann, Bernd Müller,<br />

Martin Simons, Lyon Bloom, Guillaume Fédou,<br />

Zammo Taylor, Jessica Plersanti, Tone, Dan Ross,<br />

Michael Buening, Karl<br />

Fotografen<br />

Peter Langer, Toni Nüsse, Shiraz Randeria,<br />

Linus Ricard, Gilles & Pierre, Mélanie Bordas<br />

Aubiès, Xiao Wu, Pierre Mahleu,<br />

Tinko Czetwertynski, Anders Sune Berg,<br />

Scott Pommier, Sam Hofman, Julian Broad,<br />

Frederikke Aagaard, Michael Buening,<br />

Pierre Mahieu, Jan Friese, Tillmann Franzen,<br />

Teresa Wolff Metternich<br />

Illustratoren<br />

Adam Cruft<br />

Gründer<br />

Dan Ross und Yorgo Tloupas<br />

Geschäftsführung<br />

Jörg Philipp<br />

Verlagsleitung<br />

Katharina Kuhn<br />

Herausgeber<br />

Götz Offergeld<br />

Intersection USA<br />

Vivien Kotler<br />

447 Broadway, 2nd Floor<br />

New York, NY 10013, USA<br />

Telefon: +1 917 302 8781<br />

vivien@intersectionmagazine.com<br />

Intersection Mittlerer Osten<br />

Amin Domiati<br />

Master Mind fz 11c<br />

Dubai Media City, Dubai<br />

P.O. Box 502042<br />

Telefon: +971 43 90 36 91<br />

amin.domiati@masterminddubai.com<br />

Intersection SKandinavien<br />

c/o IWMG Nordic AB<br />

Peter Jäderberg<br />

Alströmergatan 31, 5tr<br />

11247 Stockholm, Sweden<br />

Telefon: +46 8 410 200 8<br />

Fax: +46 8 410 200 88<br />

peter@intersectionmagazine.com<br />

Intersection Frankreich<br />

Patrice Meignan<br />

9R Pierre Dupont, 75010 Paris<br />

Telefon: +33 1 42 76 04 04<br />

pat@intersectionmagazine.com<br />

Pressekontakt<br />

Pauline Hoch<br />

pauline@hochsandersbarduhn.com<br />

Nielsen 2 (Nordrhein-Westfalen)<br />

Andreas Fuchs<br />

Medienservice + Beratung<br />

Vereinsstraße 20, 41472 Neuss<br />

Telefon: +49 (0)2131 406 370<br />

Fax: +49 (0)2131 406 3710<br />

kontakt@medienservice-und-beratung.de<br />

Nielsen 3a (Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland)<br />

Weipert GmbH<br />

Palais Kronberg<br />

Frankfurter Straße 111<br />

61476 Kronberg<br />

Telefon: +49 (0)6173 3250 970<br />

Fax: +49 (0)6173 3259 140<br />

helmujun@weipert-net.de<br />

Nielsen 3b (Baden-Württemberg)<br />

Nielsen 4 (Bayern)<br />

Bruno Marrenbach<br />

MMS Marrenbach Medien-Service<br />

Tucherpark 6, 85622 Feldkirchen Kr. München<br />

Tel. +49 (0)89 4308 855-5<br />

Fax +49 (0)89 4308 855-6<br />

Email info@mms-marrenbach.de<br />

JB Media surl (Italien)<br />

Jeffrey Byrnes<br />

Tel +390229013427<br />

info@jbmedia.it<br />

Vertrieb<br />

BPV Medien Vertrieb GmbH & Co. KG<br />

Römerstr. 90, 79618 Rheinfelden<br />

Tel. 07623 964-266 Telefax 07623 964-259<br />

www.bpv-medien.com<br />

Druckerei<br />

Dierichs Druck+Media GmbH & Co. KG<br />

Frankfurter Str. 168, 34121 Kassel<br />

www.dierichs.de<br />

M A S E R A T I G R A N T U R I S M O S P O R T.<br />

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-EMISSION: KOMBINIERT 360 G/KM (331 G/KM AUTOMATIK) | EFFIZIENZKLASSE G<br />

16<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012


08 ideen, Uber die<br />

man reden<br />

sollte<br />

Texte und Redaktion:<br />

Hendrik Lakeberg und Alexander Batke-Lachmann<br />

01<br />

RollbrettdiAt<br />

Text: Lyon Bloom Fotos: Linus Ricard<br />

Olivier Peyricot entwirft ein faltbares, platzsparendes<br />

Aluminium-Gefahrt, das man sogar in seinem<br />

Bett verstauen kann. Ein zukunftsweisendes Konzept<br />

NEWS<br />

Pullover Iceberg<br />

Jeans G-Star<br />

Schuhe Walter Steiger<br />

Jacke Y-3<br />

18 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012 19


Weste und<br />

Latzhose G-Star<br />

Schuhe Y-3<br />

NEWS<br />

Kleid Lacoste<br />

Der Designer Olivier Peyricot hat viele sich zum Lesen hineinlegen konnte.<br />

amüsante Fahrzeugkonzepte entworfen.<br />

Zum Beispiel solche, die leicht ersten Blick häufig irritierend grob und<br />

Peyricots Design-Arbeiten, die auf den<br />

als Kanapees umfunktioniert werden<br />

können, oder seltsam mutierte, eine manchmal intimere, meistens<br />

fast wie Kunstobjekte wirken, sollen<br />

surreale Gefährte, die den Autos in praktischere Verbindung zwischen<br />

Michel Gondrys kommendem Film dem Menschen und seiner Umwelt<br />

„Der Schaum der Tage“ ähneln. Doch herstellen.<br />

keine seiner Kreationen hat uns bislang<br />

so inspiriert wie dieser seltsame nannte APLQL (l‘Auto Plus Légèrer Que<br />

Dieser Idee folgt auch das soge-<br />

faltbare rollende Untersatz, der eher L‘homme / Übersetzt: Ein Auto leichter<br />

einem Skateboard mit Motor gleicht als der Mensch). Es soll unsere geläufigen<br />

Vorstellungen von einem Auto<br />

als irgendeiner anderen bestehenden<br />

Fahrzeugkonstruktion.<br />

hinterfragen: Warum sind Autos nicht<br />

1997 präsentierte der 1969 geborene<br />

Designer auf dem Möbelsalon in nicht falten oder zusammenklappen?<br />

kompakter? Warum kann man sie<br />

Paris das Objekt, das ihm zu seinem Ein Auto könnte auf diese Weise fast<br />

Durchbruch verhalf. Es war ein rundes<br />

Bücherregal, in dessen Mitte man ser verstaut und platzsparend<br />

unsichtbar werden. Es könnte viel bes-<br />

geparkt<br />

werden. Außerdem wäre ein APLQL gespinst eines verspielten Designers?<br />

viel leichter transportabel. Die Nutzbarkeit<br />

eines Autos würde vielschichgensicher<br />

ist das APLQL zum Beispiel<br />

Wahrscheinlich mit beidem, denn retiger.<br />

Olivier Peyricot sagt, man könne keinesfalls und praktisch wäre es natürlich,<br />

auch mal zu zweit, dritt oder<br />

mit seinem Rollbrett sogar schlafen, es<br />

passe in ein Bett.<br />

fünft durch die Stadt fahren zu können.<br />

Zukunftsweisend ist an Peyricots<br />

Die technischen Daten sind schnell<br />

erzählt, die Maschine einfach. PS-Fanatikern<br />

und Geschwindigkeitssüchtigen das Wesentliche. Denn auf Diät gehen,<br />

Entwurf allerdings die Reduktion auf<br />

dürfte sie wohl nur ein müdes Lächeln das würde den meisten Autos gut stehen,<br />

die zurzeit gebaut werden. •<br />

abringen. Aber darum geht es nicht.<br />

Das Konzept des APLQL sei zielorientiert,<br />

sagt Peyricot: „Die ‚Karosserie‘<br />

ist aus Aluminium, der Motor hat 33cc,<br />

einen Joystick als Steuerelement und<br />

eine simple Scheibenbremse.“ Haben<br />

Styling Josia.N<br />

wir es hier also mit einem ernsthaften<br />

Model Eliisa Raats @ Major<br />

Beitrag für eine bessere Mobilität der<br />

Model Management Paris<br />

Make-up Mayumi ODA<br />

Zukunft zu tun? Oder mit dem Hirn-<br />

Haare Shuko<br />

20 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

21


02<br />

Designerspielzeug<br />

tonnenweise<br />

fahrspass fur<br />

nachwuchspistensaue<br />

03<br />

Blechdurst<br />

23 Uhr, es ist dunkel: eine ruhige Straße<br />

im 8. Arrondissement. Am Lenker<br />

des Nissan Juke R wird Richard Denfer<br />

Text: Guillaume Fédou<br />

zu Richard Hell. Mit brodelndem Motor<br />

Fotos: Gilles & Pierre<br />

gleitet er leise durch das Viertel, wie<br />

ein Tiger auf dem Sprung. Die Scheinwerfer<br />

wirken wie herausfordernd fun-<br />

Nissans Juke R<br />

kelnde Augen. Die schwarze Karosserie,<br />

weckt das<br />

matt, diskret und martialisch zugleich,<br />

versteckt die Kraft des Autos. Richard<br />

monster in dir<br />

Hell ist blechdurstig. Er hat seine Opfer<br />

ausgemacht, die er bereit ist zu jagen:<br />

andere sportliche Luxusautos, einige davon<br />

Unikate. Der Juke R reißt Stücke aus<br />

9.30 Uhr morgens, in einem Bürogebäude<br />

von Levallois-Perret, nördlich einem Lamborghini, von verchromten<br />

von Paris.<br />

Stoßstangen, Hecklampen, die er in seinem<br />

Kofferraum stapelt, um sie in sei-<br />

Der Angestellte Richard Denfert sitzt<br />

in seinem Büro. Er beugt sich <strong>über</strong> einen nen Bunker zu sammeln, der von Interpol<br />

verzweifelt gesucht wird ... Schnitt.<br />

Stapel Papiere. Er wirkt wie der Archetyp<br />

eines Angestellten: dunkler Anzug, Wir könnten dieses Drehbuch endlos<br />

feine, randlose Brille. Er antwortet stets weiterschreiben. Aber vielleicht sollten<br />

neutral und diszipliniert, egal ob man wir an dieser Stelle das Szenario verlassen<br />

und sagen: Was für eine monströse<br />

mit einer geschäftlichen Anfrage auf ihn<br />

zukommt oder eine Kollegin sich flirtend<br />

vor seinen Tisch stellt. Manchmal den) im Juke Sondermodell R schlum-<br />

Maschine (480 PS, 0-100 in vier Sekun-<br />

allerdings schließt er ein Excel-Fenster mert. Sie eignet sich hervorragend für<br />

oder eine Powerpoint-Präsentation auf den morgendlichen Weg ins Büro, aber<br />

seinem Computer und schaut Videos sie appelliert unterschwellig an unsere<br />

von Crashtests, von Formel-1-Unfällen, schlummernden Jagdinstinkte. Wir wollen<br />

Ihnen nun nicht empfehlen, wie Ri-<br />

Ausschnitte aus den Filmen „Duell“,<br />

„Bullit“, „Vanishing Point“ und „Drive“. chard Hell die Konkurrenz gleich in Stücke<br />

zu reißen, aber das Bedürfnis nach<br />

Er wirkt dann verträumt, mit seinen<br />

Gedanken woanders. Am Arm, immer einem ordentlichen Kickstart lässt sich<br />

wenn das perfekt geschnittene Hemd im Juke R wohl nicht unterdrücken. Denn<br />

etwas hochrutscht, legt der Stoff den nicht nur Cornflakes, sondern auch der<br />

Anfang einer Tätowierung frei. Juke R weckt den Tiger in dir. •<br />

NEWS<br />

Wahrscheinlich ist der Designer Oskar<br />

Diaz immer ein bisschen Kind<br />

geblieben. Wie sonst wäre er auf<br />

diese wunderbare Spielzeugidee<br />

gekommen.<br />

Die Karosserie besteht im Kern aus<br />

einem bauchigen Rohr, in das man die<br />

Anbauteile steckt – das Fahrerhaus eines<br />

Traktors oder die drei Reifen für<br />

eine Lokomotive zum Beispiel. Das<br />

Praktische ist: Das Rohr ist gleichzeitig<br />

die Verpackung für die Anbauteile.<br />

Wir haben es also mit einer unschlagbar<br />

ökonomischen Verwendung von<br />

Material zu tun. Etwas, von dem auch<br />

die Autodesigner lernen können, die<br />

für die großen Jungs und Mädchen<br />

gestalten. Lernen können mit Oskar<br />

Diaz‘ Spielzeug aber vor allem die Kleinen:<br />

Dass man keine unnötige Verpackung<br />

braucht zum Beispiel und vor<br />

allem, wie viel Spaß vier Räder bringen<br />

können. •<br />

22 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

23


04<br />

NEWS<br />

bayernschocker<br />

Fotos: Peter Langer<br />

BMW testet den Tabubruch:<br />

Frontantrieb? Kompaktvan?<br />

Das soll ein BMW werden?<br />

Nach dem Motto: „Wir wollen ja nur Showcar sorgen Gimmicks wie das Panoramadach<br />

„Cool Shade“, das sich per<br />

spielen“, macht man bei BMW auf unschuldig.<br />

„Wir wissen noch nicht, was Knopfdruck verdunkeln oder aufhellen<br />

die Zukunft bringt. Das ist ein Showcar,<br />

mit dem wir erst mal zeigen wol-<br />

Battstruktur-Design Schattenspiele in<br />

lässt und das <strong>über</strong> ein zuschaltbares<br />

len, dass wir das können“, erklärt der der Fahrgastzelle erzeugt.<br />

smarte Exterior-Designer Michael de Einen echten Ausblick auf die Zukunft<br />

gibt es dagegen unter der Motor-<br />

Bono und verweist auf die Erfahrung,<br />

die man bei MINI schon mit Frontantrieben<br />

gesammelt hat.<br />

Hier kommt erstmals das aus dem BMW<br />

haube des BMW Concept Active Tourer:<br />

Dahinter steht natürlich auch die i8 bekannte Antriebskonzept eDrive bei<br />

unausgesprochene Strategie der beiden<br />

Marken in Zukunft auf einer ge-<br />

Plug-in-Hybrid-Antrieb des Concept<br />

der Kernmarke BMW zum Einsatz. Der<br />

meinsamen, günstigeren Plattform, Active Tourer soll rein elektrisch eine<br />

Kompaktfahrzeuge mit Frontantrieb zu Reichweite von rund 30 Kilometern<br />

entwickeln. Doch klar ist: Ein frontgetriebener<br />

Kompaktvan von BMW wird 1,5-Liter-Benziner die Vorderräder an.<br />

haben. Für weitere Strecken treibt ein<br />

polarisieren. Umso mehr ist es da die Im Zusammenspiel von Dreizylinder<br />

Aufgabe der Designer, den Spagat zwischen<br />

Markenkern und dem immer brei-<br />

auf 140 kW (190 PS) und einen Durch-<br />

und Elektromotor kommt der Wagen<br />

ter werdenden Produktportfolio elegant schnittsverbrauch von weniger als 2,5<br />

zu kaschieren. „Auch beim muskulösen l/100 km, bei einer Beschleunigung von<br />

und athletischen Design haben wir das rund 8 Sekunden auf 100km/h. Durchaus<br />

sportliche Werte für die Kompakt-<br />

Thema Frontantrieb aufgegriffen: Der<br />

Wagen drängt geradezu nach vorne.“ klasse also.<br />

Selbst die BMW-Niere neigt sich dem Tatsächlich ist der Wagen ein echter<br />

Betrachter fast unmerklich entgegen – BMW geworden und keine Seniorenkutsche.<br />

Denn auch wenn man bei BMW<br />

eine Reminiszenz an die BMW-Ikonen<br />

der 60er- und 70er-Jahre.<br />

davon freilich nichts wissen will – die<br />

Die Betonung der Fahrzeugfront Maße des Concept Active Tourer sind<br />

spiegelt sich auch im Innenraum, wie mit denen der Mercedes-Benz B-Klasse<br />

Interior-Designer Max Rathmann erklärt:<br />

„Ziel war es, in dieser Klasse ein Sitzposition. Trotzdem haben es die<br />

fast identisch, inklusive der erhöhten<br />

neues Raumgefühl zu zeigen. Sämtliche<br />

Flächen sind nach vorne gezogen, legen geschafft, dem Konzeptfahrzeug<br />

Designer besser als die Stuttgarter Kol-<br />

um hier Weite und Raum zu schaffen. einen Marken-tpischen Auftritt zu verpassen,<br />

der nicht nach Einheitsware aus<br />

Man fühlt sich nicht eingeengt, obwohl<br />

man in einem relativ kleinen Fahrzeug dem Kompaktsegment aussieht. Dafür<br />

sitzt.“Für ein wenig Showtime in dem aber verdächtig nach Serie. •<br />

24 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

25


NEWS<br />

Outfit Diesel<br />

05<br />

street<br />

fighter<br />

Text: Lyon Bloom Fotos: Mélanie Bordas Aubiès<br />

Die Ducati Monster von Diesel<br />

ist fur alle da<br />

Diesel scheint ein Faible für alles zu funktional schlicht ausgefallen sind.<br />

haben, was fährt: Nach dem Fiat 500 Um eine Testosteron-Überdosis zu<br />

und dem Pinarello-Fahrrad kooperierte<br />

die italienische Marke kürzlich nischen Jeansbezüge für die Reifen,<br />

vermeiden, gibt es einerseits die iro-<br />

mit dem Motorradhersteller Ducati. andererseits haben wir die Ducati mit<br />

Der Lack des brachialen Modells einem weiblichen Model fotografiert,<br />

Monster ist im Diesel-Look mattgrün die Teile der normalen Diesel-Kollektion<br />

trägt. Das ist durchaus als State-<br />

eingefärbt. Insgesamt wirkt die Maschine<br />

grob und pur, wie ein Requisit ment gemeint: Die Monster Diesel ist<br />

eines Action-Films. Die Modifikation für alle da. •<br />

von Ducatis Streetfighter-Modell allein<br />

reichte den Italienern um Firmengründer<br />

Renzo Rosso nicht. Entstanden<br />

ist auch die „Capsule Collection“<br />

für Männer, deren Kleidungsstücke<br />

Styling Josia.N<br />

entsprechend martialisch, robust und<br />

Styling-Assistenz Amy Gassama<br />

26 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

27


06 07<br />

Blinde StraSSen<br />

Die App Blank Ways lAsst den Nutzer<br />

seine Umgebung neu entdecken<br />

Sie kennen wahrscheinlich die alte Ways“ erstellt persönliche Landkarten,<br />

indem es automatisch Routen<br />

digitale Weisheit aus den 80ern: Der<br />

Computer ist dazu da, Probleme zu lösen,<br />

die man ohne ihn nicht hätte. tens ohne nachzudenken zurücklegt.<br />

aufzeichnet, die man täglich und meis-<br />

Heute wissen wir nicht mehr, wie wir Sie kennen das: Meistens nimmt man<br />

ohne ihn leben könnten. Dazu beigetragen<br />

hat vor allem das Smartphone. im Auto – den immer gleichen Weg<br />

– egal ob auf dem Fahrrad, zu Fuß oder<br />

Es ermöglicht uns eine Menge praktische<br />

Dinge, gleichzeitig entmündigt es kürzere, praktischere oder schönere<br />

zur Arbeit. Ob dieser tatsächlich der<br />

uns. Unser natürlicher Orientierungssinn<br />

dürfte sich zum Beispiel durch die Mensch ist nicht nur bequem, wie un-<br />

ist, <strong>über</strong>prüft man nicht mehr. Der<br />

iPhones, Blackberrys und Samsungs sere Googlemaps-Abhängigkeit zeigt,<br />

erheblich verschlechtert haben. Wer sondern auch ein Gewohnheitstier.<br />

schaut denn noch auf einen Stadtplan Eine „Blank Ways“-Karte könnte zum<br />

oder eine Landkarte, wenn es Google Beispiel anzeigen, dass man eine Straße,<br />

die eigentlich direkt um die Ecke<br />

Maps gibt?<br />

Zum Glück achten junge Designer unseres Wohnorts liegt, noch nie betreten<br />

hat. Mit „Blank Ways“ lässt sich<br />

und Programmierer wie Tom Loois<br />

aus den Niederlanden darauf, dass also ein Bewegungstagebuch erstellen,<br />

das die blinden Flecken unserer<br />

wir nicht nur Googlemaps-Knechte<br />

bleiben, sondern mithilfe von digitalen Umgebung sichtbar macht – hoffentlich<br />

nicht nur auf dem Display eines<br />

Karten unsere Umgebung neu entdecken<br />

können. Seine iPhone App „Blank Smartphones. •<br />

Kurskorrektur<br />

Fotos: Xiao Wu<br />

Evora S:<br />

Ein Lotus mit<br />

Sitzheizung<br />

Was ist eigentlich aus den großen Plänen<br />

der englischen Traditionsmarke<br />

geworden? Fünf neue Modelle waren<br />

auf der Pariser Automesse 2010 bis<br />

2014 angekündigt – darunter sogar<br />

ein Elektrokleinwagen!<br />

Seit dem ist es um die Engländer<br />

wesentlich stiller geworden. Vor allem<br />

der Rückzug aus der Formel 1 dominierte<br />

in den letzten Monaten die Medien.<br />

Kurz vorher, als Abschiedsgruß,<br />

wurde 2011 der Lotus T125 Exos vorgestellt,<br />

ein Formel-1-Wagen für den<br />

Privatgebrauch für etwa eine schlappe<br />

Million Euro und in einer Auflage von<br />

25 Stück. Gefolgt wurde der T125 vom<br />

Exige S Roadster Anfang des Jahres.<br />

NEWS<br />

Auch nicht mehr ganz neu, aber neben Produktpalette an. Ein Lotus mit Sitzheizung<br />

und wesentlich weicherer Fe-<br />

dem Exige die einzige „echte“ Neuvorstellung,<br />

nachdem der malaysische derung wäre vor Kurzem noch undenkbar<br />

gewesen. Insofern sind die Bilder,<br />

Konzern Proton die Briten gekauft hat,<br />

ist der Lotus Evora S. Das neue Modell die unsere chinesischen Kollegen fotografiert<br />

haben, von unserer Seite als<br />

Elan hat man für den Evora S extra auf<br />

das Jahr 2017 verschoben. Ob das allerdings<br />

ausschließlich – wie man hört Die Marke ist immer noch zu stark, als<br />

Durchhalteparole an Lotus gemeint.<br />

– an der besseren Vermarktung des dass man die hochfahrenden Ambitionen<br />

fallen lassen sollte, ohne es richtig<br />

Evora S liegt? Es ist zu bezweifeln.<br />

Die Briten, die für ihre kompromisslosen,<br />

authentischen Sportwagen mit einer Neuauflage des Modells Es-<br />

versucht zu haben. Das würde dann<br />

geschätzt werden, scheinen sich mit prit geschehen. Angekündigt ist sie für<br />

dem Übergang in die neue Autowelt, in 2013 – als Hybrid. Da könnte man dann<br />

der neben PS auch Komfort gefragt ist, nicht mehr von einer vorsichtigen Neuausrichtung<br />

sprechen. Das wäre eine<br />

etwas schwer zu tun. Trotzdem fängt<br />

mit dem Evora S die Umgestaltung der Revolution. •<br />

28 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

29


08<br />

Seidenteppich<br />

Text: Zammo Taylor Fotos: Shiraz Randeria<br />

Die seltsamen Autos der malaysischen Luxusmarke<br />

Bufori sind einzigartig – in jeder Hinsicht<br />

NEWS<br />

Kleid Dior<br />

Schuhe Gucci<br />

30 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

31


Kleid Dior<br />

Schuhe Gucci<br />

NEWS<br />

Kleid und Clutch Jil Sander<br />

Schuhe Marni<br />

Während immer mehr Autohersteller cide-Doors ausgestattet. 2012 auf der<br />

sich gegenseitig kopieren, baut die Motorshow in Peking folgte ein Update<br />

malaysische Firma Buffori Autos, die der Motorisierung. Der 6.1 Liter Motor<br />

in nahezu jeglicher Hinsicht individuell<br />

und individualisierbar sind. Drehmoment. Damit ist der Geneva<br />

leistet 436 PS bei 586 Newtonmeter<br />

Gegründet wurde Bufori von dem in unter sechs Sekunden auf hundert<br />

libanesisch-australischen ehemaligen und 265 km/h schnell. Unter den Extras:<br />

Spurhalteassistent, Wärmebild-<br />

Rennfahrer Gerry Khouri, der 1986 begann<br />

für sich und seine zwei Brüder Nachtsichtkamera, acht Airbags, ABS,<br />

ein Auto zu bauen. „Ich wollte etwas ESP, EBD und Traktionskontrolle.<br />

absolut Einzigartiges erschaffen“, sagt „Die meisten Autos werden heute<br />

er. „Aber immer wenn eines fertig war, sind standardisiert. Die Hersteller folgen<br />

einem seriellen Schema. Deshalb<br />

hat es jemand gekauft. Also baute ich<br />

ein neues.“ 25 Jahre später produziert sehen sich alle Autos so ähnlich. Wir<br />

Bufori, das Gerry zusammen mit seinen<br />

zwei Brüdern Anthony und George So vollmundig das klingt, an dem, was<br />

sind da in jeglicher Hinsicht anders.“<br />

Khouri leitet, etwa 300 Autos pro Jahr, Khouri sagt, ist etwas dran. Man kann<br />

die in einer Manufaktur in Kepong <strong>über</strong> Buforis Karosserie schmunzeln,<br />

nahe Kuala Lumpur von 100 Angestellten<br />

hergestellt werden. Jedes Auto Kitsch abtun, nur: Die eigentümliche<br />

sie in ihrer schnörkelhaften Form als<br />

ist trotz der in den letzten Jahren steigenden<br />

Stückzahl immer noch hand-<br />

zeitgenössischem Design ist tatsäch-<br />

Verbindung von Retroelementen mit<br />

gefertigt. Nach dem zweitürigen La lich einzigartig. „Das Modell La Joya<br />

Joya präsentierte Bufori 2010 in Genf ist mein Lieblingsauto“, sagt Khouri.<br />

das erste viertürige Modell Geneva, „Jedes Stück Metall ist aus rostfreiem<br />

Stahl, die Karosserie besteht aus<br />

ein exotischer Rolls-Royce und Bentley-Rivale.<br />

Natürlich stilecht mit Sui-<br />

einem Kevlar-und-Karbon-Gemisch.<br />

Das bedeutet, es ist sehr robust und und den USA. Aber China ist zurzeit<br />

gleichzeitig leicht.“<br />

der wichtigste Markt. „Wir haben unseren<br />

ersten Showroom in Schanghai<br />

90 Prozent der Käufer eines Buforis<br />

besuchen die Manufaktur, um zu eröffnet und wir werden in China an<br />

zu sehen, wie ihr Auto zusammengebaut<br />

wird. Dabei wählen sie gleich die drei weitere bis Ende des Jahres eröff-<br />

verschiedenen Standorten zwei oder<br />

Ausstattungsdetails aus, sodass jeder nen“, sagt Khouri. „Viele Chinesen können<br />

sich theoretisch alles kaufen, aber<br />

Bufori ein Unikat ist. Das aktuelle Modell,<br />

der Bufori Geneva hebt die Idee Bufori gefällt ihnen besonders, weil es<br />

der Individualisierung auf ein völlig so anders ist als alle anderen Autos da<br />

neues Level. „Wir bauen Autos mit allen<br />

Extras, von Multimediasystemen eine gute Investition. Es personifiziert<br />

draußen. Es ist kein billiges Auto, aber<br />

bis zu Computern, Kaffeemaschinen, den Besitzer, es teilt den anderen mit,<br />

die den besten Kaffe der Welt brühen, dass du angekommen bist und deine<br />

Ziele verwirklicht hast.“ Ob das in<br />

wahlweise gibt es fließendes heißes<br />

oder kaltes Wasser, Kaffee- und Espressotasssen,<br />

Wassergläser, Cham-<br />

Blicke auf der Straße sind dem Fahrer<br />

Deutschland auch funktioniert? Die<br />

pagnergläser, einen Kühlschrank. auf jeden Fall sicher. •<br />

Die Türen öffnen und schließen sich,<br />

indem man einen Knopf berührt.<br />

Trotzdem ist ein Bufori schneller als<br />

die meisten Sportwagen, weil er einen<br />

fantastischen Grip auf der Straße hat.<br />

Es fühlt sich an, als würde man einen<br />

Styling Ting Ting Lin<br />

Seidenteppich fahren.“<br />

Styling-Assistent Yu Yong<br />

Haare Isaac<br />

Bufori betreibt Showrooms in Australien,<br />

Tschechien, Malaysia, Russland Danke an Grace Xu at Bufori,<br />

Make-up Qi Sun at Andy Creation<br />

Schanghai<br />

32 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

33


KUNST<br />

wettrennen<br />

ins nichts<br />

Interview: Jessica PIersanti Foto: Pierre MahIeu<br />

Der franzosische Kunstler Arthus de Lavilleon denkt<br />

bei Autos an Krieg und liebt sie trotzdem.<br />

Fur das Pariser <strong>INTERSECTION</strong>-Office entwarf er<br />

eine exklusive Wandarbeit<br />

Arthus de Lavilléon ist ein Beobachter,<br />

der für seine meistens schwarzweißen,<br />

an Comics angelehnten<br />

Arbeiten, feinfühlig seine Umwelt<br />

betrachtet. In ihnen, aber auch in<br />

seinen Filmen, Fotos und Diashows<br />

mischen sich äußere Eindrücke mit<br />

persönlichen Erfahrungen zu einem<br />

sensiblen, manchmal widerständigen<br />

Abbild der Zeit, in der wir leben.<br />

Neben der Arbeit als freier Künstler<br />

hat der 42-Jährige enge Verbindungen<br />

zur Modeindustrie. Er zeichnete unter<br />

anderem für seinen Freund Jean-<br />

Charles de Castelbajac, für die Marken<br />

Yves Saint Laurent, Jeremy Scott und<br />

Levi‘s. Beeinflusst wurde er von der<br />

Skate- und Punkrock-Kultur der 80er-<br />

Jahre. Für unser französisches Office<br />

füllte de Lavilléon eine ganze Wand<br />

mit einer exklusiv für Intersection<br />

entworfenen Arbeit. Obwohl er nie<br />

einen Führerschein gemacht hat, beschäftigt<br />

er sich häufig mit dem Thema<br />

Mobilität. Natürlich auch in dem<br />

Intersection-Bild, das einen 5er BMW<br />

aus den 80er-Jahren zeigt.<br />

Warum haben Sie einen BMW gezeichnet?<br />

Ich habe immer davon geträumt, einen<br />

zu fahren. Für mich ist der 5er das<br />

Kultauto der Achtziger, weil es sehr<br />

kantig gestaltet ist. Wenn ein Kind<br />

ein Auto zeichnen müsste, würde es<br />

wahrscheinlich aussehen wie dieses<br />

oder wie ein Renault 8. Alte BMWs<br />

sieht man häufig in den arabischen<br />

Ländern, vor allem in Syrien oder dem<br />

Libanon. Es ist ein Auto des Konfliktes,<br />

das auf mich die Aura der Unzerstörbarkeit<br />

hat. Ein bisschen wie die<br />

vielen alten Mercedes-Fahrzeuge in<br />

Marokko.<br />

Sie haben nie einen Führerschein gemacht,<br />

warum interessieren Sie sich<br />

trotzdem für Autos?<br />

Am Anfang habe ich den Kult um Autos<br />

<strong>über</strong>haupt nicht verstanden. Aber<br />

nach den vielen Roadtrips, die ich für<br />

meine Arbeit gemacht habe, fand ich<br />

die Faszination für Autos immer einleuchtender.<br />

Mir ist mittlerweile klar,<br />

warum so viele Künstler Arbeiten <strong>über</strong><br />

und mit Autos gemacht haben. Von Richard<br />

Prince zu Bertrand Lavier oder<br />

auch Rauschenberg. Mit einem Auto<br />

kann man nicht nur reisen, es steht<br />

auch für wirtschaftliche und kulturelle<br />

Zusammenhänge, Macht und Krieg.<br />

Wenn ich einen alten 5er sehe, dann<br />

kommen mir zerschossene Häuser im<br />

Nahen Osten in den Sinn. Das Auto<br />

repräsentiert dabei eine Form von Sicherheit<br />

für mich. Mir fällt gerade auf, schiedenen Freunden streckenmäßig<br />

dass ich niemals in einem 5er BMW gefahren<br />

bin. Ein alter 5er, ein bisschen umkreist. Immer als Beifahrer. Von<br />

wahrscheinlich mehrmals die Welt<br />

getunt, mit großen Felgen, das wäre Indien bis Larzac in Frankreich, durch<br />

ein absolutes Traumauto.<br />

die USA, die baltischen Länder ... Bizarrerweise<br />

ist man immer mit dem<br />

Warum haben Sie eigentlich nie einen<br />

Führerschein gemacht?<br />

Gleichen konfrontiert: leere Straßen<br />

Ich hatte angefangen, Fahrstunden zu und Bäume mitten im Nirgendwo. Für<br />

nehmen, und irgendwann einfach aufgehört.<br />

Soweit ich mich erinnere, hatschiedenen<br />

Menschen, die einem auf<br />

mich ist das immer ein Bild für die verte<br />

es mit einer Protesthaltung zu tun. der Straße des Lebens begegnen. Ich<br />

Ich hatte ein starkes Umweltbewusstsein.<br />

Ich war ein Skater und ich liebte Sie wollten niemals selber Gas ge-<br />

mag es, Zeuge zu sein.<br />

es, Fahrrad und Zug zu fahren. Meine ben?<br />

liebsten Reiseerinnerungen sind neben<br />

den Roadtrips in Autos, die Zugca<br />

Kameras gemacht habe, musste ich<br />

Solange ich Fotos mit handlichen Leiabteile,<br />

in denen man sich gegen<strong>über</strong> das nicht. Mittlerweile arbeite ich mit<br />

gesessen hat, miteinander geredet hat größerem Equipment und ich habe<br />

und wirklich miteinander gereist ist. ein Kind, das ich in den Kindergarten<br />

Die gibt es leider immer weniger. bringen muss. Mit einem Auto ist man<br />

Was ist Ihre Definition von Mobilität unabhängiger. Ich werde also bald einen<br />

Führerschein machen müssen.<br />

und Bewegung?<br />

Neugierde und ein offener Geist. Was das Gasgeben angeht: Ich habe<br />

Nichts, was mit dem Motor zu tun immer an Langsamkeit geglaubt, an<br />

hätte.<br />

das Nachdenken, an Leute, die sich<br />

Sie haben keinen Führerschein, sind Zeit nehmen, an eine Art immobile<br />

aber trotzdem mehr gereist als die Schnelligkeit. Das Wettrennen ins<br />

meisten Menschen ...<br />

Nichts hat mich nie interessiert. Obwohl<br />

es unsere Gesellschaft ganz gut<br />

Wenn man selber fährt, dann ist man<br />

oft viel zu sehr auf die Straße konzentriert.<br />

Die Rolle des Beifahrers scheint<br />

repräsentiert. •<br />

mir interessanter. Ich habe mit ver-<br />

34 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012


KUNST<br />

Ohne Öl wäre das 20. Jahrhundert<br />

nimmt apokalyptische Ausmaße an.<br />

graf aber kein Umweltaktivist. Seine<br />

cken bleibt deshalb beim Betrachten<br />

SchOne<br />

ZerstOrung<br />

Text: Hendrik Lakeberg Fotos: Edward Burtynsky, courtesy Galerie c/o Berlin<br />

ein anderes gewesen. Öl hat einen<br />

rasanten technologischen Fortschritt<br />

ermöglicht. Es förderte individuelle<br />

Mobilität und das Reisen. Es hat die<br />

industrielle Produktion revolutioniert<br />

und die Landschaft geformt.<br />

Manche sagen mittlerweile, ohne<br />

Öl wäre es ein besseres Jahrhundert<br />

gewesen. Der wichtigste Rohstoff der<br />

Welt ist gleichzeitig zu ihrer Geißel<br />

geworden. Es geht nicht ohne, aber –<br />

Diese Zusammenhänge zeigen eindrucksvoll<br />

die Fotografien von Edward<br />

Burtynsky.<br />

Burtynskys an die Landschaftsmalerei<br />

des 19. Jahrhunderts angelehnten<br />

Panoramen zeigen die Spuren, die<br />

das Öl auf der Erde hinterlassen hat.<br />

Die Zerstörung, die Ölpumpen, Reifenberge,<br />

gigantische Straßenkreuzungen,<br />

Raffinerien oder den Oilspill<br />

im Golf von Mexiko 2010, dessen<br />

Bilder thematisieren auch die Ambivalenz<br />

des Rohstoffes: Sowie das Öl<br />

nicht nur Zerstörung, sondern auch<br />

unverzichtbare Fortschritte gebracht<br />

hat, liegt in Burtynskys exakt komponierten<br />

Bildern eine große Schönheit.<br />

Burtynsky ist ein Soziologe des Ästhetischen.<br />

Er spürt den Strukturen und<br />

grafischen Mustern nach. Man könnte<br />

das für zynisch halten. In Wahrheit<br />

steckt aber eine Faszination für die<br />

dieser Bilder auch ein Gefühl von Ehrfurcht<br />

zurück. •<br />

links<br />

Oxford Tire Pile #4, 1999<br />

Westley, California, USA<br />

rechts<br />

Highway #1,<br />

Intersection 105 & 110, 2003<br />

Los Angeles, California, USA<br />

Edward Burtynsky fotografiert die Spuren des ErdOls<br />

auf lange Sicht – auch nicht mit, denn<br />

die Umweltzerstörung, die das Öl verursacht<br />

hat und verursachen wird,<br />

Folgen das Ökosystem des Atlantiks<br />

noch in Jahrzehnten belasten werden.<br />

Dabei ist der kanadische Foto-<br />

Wucht dahinter, mit der der Mensch<br />

sich den Planeten in kürzester Zeit zu<br />

eigen gemacht hat. Neben dem Schre-<br />

Zur Ausstellung „Edward Burtynky<br />

- Oil“ in der c/o Berlin ist ein<br />

Katalog im Steidl Verlag erschienen.<br />

Er kostet 98 Euro.<br />

36 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

37


KUNST<br />

alfa, dusenjet<br />

und Damenslip<br />

Text: Tone Fotos: Tinko Czetwertynski<br />

Der KUnstler Cyril Hatt zerknitterte in seinen<br />

Fotografien die Erinnerung<br />

In seinen großformatigen Fotos <strong>über</strong>führt<br />

Cyril Hatt die Realität in eine willkommene und umweltfreundli-<br />

Autos waren zum Beispiel mal eine<br />

zerknitterte Gegenwelt. Seine per che Alternative zu den Pferden in den<br />

Stereoskopie und im Originalmaßstab<br />

hergestellten Bilder von Alfa Ro-<br />

Umweltzerstörer. Die Geschichte und<br />

Städten, im Moment sehen viele sie als<br />

meo, Moto Guzzi, Mopeds oder Kleidungsstücken<br />

wie Sneaker und einer nicht so bleiben muss. Vielleicht ist al-<br />

Cyril Hatts Kunst lehrt uns, dass das<br />

Lederjacke wirken, als hätte man les aber auch viel leichter zu erklären.<br />

sie aus Magazinen gerissen, mit den Cyril Hatt selber hat mal einen Alfa 33<br />

Händen zerknüllt und großformatig besessen, den er <strong>über</strong> alles liebte, aber<br />

reproduziert.<br />

irgendwann schweren Herzens auf<br />

Man betrachtet Konsumobjekte, dem Schrottplatz entsorgen musste.<br />

einen Düsenjet, aber auch persönlich Vielleicht zeugen die zerknitterten Bilder<br />

also von seiner persönlichen Trau-<br />

konnotierte Alltagsgegenstände (zum<br />

Beispiel einen Damenslip) aus der Distanz.<br />

Es ist ein bisschen, als ließe man<br />

er um sein kaputtes Lieblingsauto. •<br />

die Schemen einer verblassten Erinnerung<br />

Revue passieren. Die Bilder zeigen<br />

aber auch die Zerbrechlichkeit einer jeden<br />

Konstruktion, sei es eine mechanische,<br />

zum Beispiel ein Auto, oder eine<br />

gedankliche, wie die Projektion von<br />

Sehnsüchten und Wünschen in einen<br />

links<br />

Alpha jet, 2012<br />

Gegenstand. Insofern sind Hatts Arbeiten<br />

melancholisch, aber sie zeigen<br />

metallklemmen, massstab 1:1<br />

silbergelantine Papier und<br />

auch, dass die Vorstellungen, die wir<br />

rechts oben<br />

ausstellungsansicht<br />

von Objekten haben, nicht unveränderlich<br />

sind, dass sich Bedeutung und Interpretationen<br />

verändern können. Das<br />

rechts unten<br />

alfa 33, 2010,<br />

silbergelantine Papier und<br />

wiederum ist ein befreiendes Gefühl.<br />

metallklemmen, massstab 1:1<br />

38 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

39


KUNST<br />

Carmageddon<br />

Text: Hendrik Lakeberg Fotos: Anders Sune Berg<br />

Thomas Bayrle auf der documenta 13<br />

Obwohl sie mittlerweile vorbei ist,<br />

lohnt es sich, auch in <strong>INTERSECTION</strong><br />

noch mal kurz auf die documenta einzugehen<br />

– vor allem auf die documenta<br />

Halle, in der der deutsche Künstler<br />

und documenta-Veteran Thomas<br />

Bayrle einen kompletten Raum bespielt<br />

hat. Das gab es noch nie.<br />

Mit seinen Skulpturen aus Motoren<br />

(unter anderem der eines 6 Zylinder<br />

Porsche 911ers oder eines Citroën-<br />

2CV), einem gigantischen Flugzeugbild<br />

und der Wandarbeit „Carmageddon“,<br />

ein meterhohes Straßen-Relief Kritik, sondern um einen – mit Sicherheit<br />

auch humorvoll gemeinten Blick<br />

aus Kartonage, thematisiert Bayrle in<br />

grauen Tönen die Kälte der Maschinenwelt.<br />

Aber auch ihre skulpturale, documenta-Leiterin Carolyn Christov-<br />

– auf die Dinge, die uns bewegen. Die<br />

man möchte sagen: sakrale Strahlkraft.<br />

Zu diesem Eindruck passt, dass von der Beseelung der Dinge und dass<br />

Bakargiev sprach in Interviews häufig<br />

die ausgestellten Motoren nicht nur wir das auf den Menschen fixierte<br />

von einem auf Band aufgenommenen Weltbild <strong>über</strong>denken sollten. Man<br />

Motorsound begleitet werden, sondern könnte also sagen, dass sie behauptet:<br />

auch von Tonaufnahmen von Gebeten Auch Autos haben eine Seele. Es gibt<br />

und Fürbitten von Gemeinden aus sie also doch, die geistige Verwandtschaft<br />

zwischen der Kunstelite und der<br />

dem Raum Kassel. Bayrle ist kein politischer<br />

Künstler. Es geht ihm nicht um Tuner-Gemeinde. •<br />

links<br />

Verschiedene Arbeiten in<br />

der Documenta-Halle<br />

rechts oben<br />

carmageddon, 2012<br />

papprelief<br />

25 x 8 Meter<br />

rechts unten<br />

Flugzeug, 2012<br />

13 x 8 meter<br />

40 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

41


Jacke G-Star Raw<br />

Hemd Carhartt<br />

Hose Dockers<br />

Schuhe Wolverine<br />

Jacke Wrangler<br />

Hemd Dockers<br />

Hose Dockers<br />

Schuhe Wolverine<br />

off<br />

the road<br />

fotos toni nüsse styling jan-nico Meyer<br />

Models Chris Schwarz/modelwerk, Raphael MADER/vivamodels<br />

auto Honda cr-v


Brille Hyde’s<br />

Jacke Dockers<br />

Pullover Carhartt<br />

Hose Levis Made & Crafted<br />

Schuhe Wolverine<br />

Brille Owl<br />

Jacke PRPS Goods<br />

Hose Wrangler<br />

Schuhe Wolverine


Jacke Wrangler<br />

Hemd Dockers<br />

Hose Dockers<br />

Jacke G-Star Raw<br />

Hemd Carhartt<br />

Hose Dockers<br />

Schuhe Wolverine


Jacke Wrangler<br />

Hemd Dockers<br />

Hose Dockers<br />

Schuhe Wolverine<br />

Weste PRPS Goods<br />

Pullover Levis Made and Crafted<br />

Hose Wrangler<br />

Schuhe Wolverine<br />

Jacke PRPS Goods<br />

Hose Wrangler<br />

Schuhe Wolverine


Mantel Richard James<br />

Bomberjacke Lou Dalton<br />

Hemd Pringle of Scotland<br />

west<br />

field<br />

fotos SCOTT POMMIER styling SHUN LOUIS BELLIENI Models Courtney James/TESS, Harrison Griffiths/Elite London<br />

Fotoassistenz Ben Beagent Haare/make-up Martina Luisetti/Book Agency<br />

autos Westfield i Racer, Westfield Sport E Special thanks to Marie Parsons<br />

50 51


Mantel Emporio Armani<br />

Anzug Lanvin<br />

Hemd Emporio Armani<br />

Schuhe Miharayasuhiro<br />

53


Mantel Richard James<br />

Bomberjacke Lou Dalton<br />

Kleid Pringle ofScotland<br />

Outfit McQ by Alexander McQueen<br />

Decke Schweizer Armee<br />

54


Outfit McQ by<br />

Alexander McQueen<br />

Mantel Richard James<br />

Bomberjacke Lou Dalton<br />

Hemd Pringle of Scotland<br />

Hose Pringle of Scotland<br />

Shoes Miharayasuhiro<br />

Mantel Bally<br />

Hose Rag & Bone<br />

57


packesel<br />

foto SAM HOFMAN styling SHUN LOUIS BELLIENI Stylingassistenz Jo Lawes retusche Jean Michel Massey<br />

auto 1972 Volvo 145 De Luxe Automatic Special thanks to Konrad Lindholm Filmplus<br />

8<br />

12<br />

2<br />

1<br />

9<br />

10<br />

5<br />

11<br />

3<br />

6<br />

13<br />

7<br />

4<br />

1 Hermès<br />

2 Hermès<br />

3 Tumi<br />

4 Tumi<br />

5 Victorinox<br />

6 Victorinox<br />

7 Porter @ oki-ni.com<br />

8 Globe-trotter<br />

9 Globe-trotter<br />

10 Tumi<br />

11 Porter @ oki-ni.com<br />

12 Bric’s<br />

13 Globe-trotter<br />

58 59


logen<br />

platz<br />

fotos Peter Langer styling Hendrik Lakeberg<br />

KINDERSITZ Cybex Sirona<br />

60


Es kommt viel zu selten vor, dass wir uns in IN-<br />

TERSECTION mit Kinder-Dingen beschäftigen.<br />

Das würde nicht nur naheliegen, weil Kinder oft<br />

entscheidend für den Kauf eines Autos oder Autos<br />

die Spielzeuge der Erwachsenen sind: Uns interessiert<br />

in den meisten unserer Geschichten die Zukunft<br />

der Mobilität, innovative Verkehrskonzepte oder Fahrzeugideen.<br />

Der Firma Cybex ist mit dem neuen Modell<br />

Sirona eine solche Innovation für Kinder gelungen: Ein<br />

rückwärtsgewandter Kindersitz, der bei einem Frontalaufprall<br />

des Autos das Risiko tödlicher Verletzungen im<br />

Vergleich zu vorwärtsgerichteten Modellen um 80 Prozent<br />

reduziert, da sich die Wucht des Aufpralls auf eine<br />

größere Fläche verteilt und dadurch der empfindliche<br />

Nacken-, Kopf- und Schulterbereich sowie die inneren<br />

Organe besser geschützt werden. Zusätzlich sorgt die<br />

neue Sitz-Fahrgestell-Verbindung, die das Gestell an den<br />

ISOFIX-Verankerungspunkten direkt mit dem Auto verbindet,<br />

zusammen mit der Verstärkung der Vorderseite<br />

für einen besseren Halt im Auto. Aber genug der technischen<br />

Details: Cybex dürfte spätestens mit dem Sirona<br />

zum Audi der Kindersitzhersteller werden. Dieser Sitz<br />

könnte Ihrem Kind das Leben retten – im Endeffekt beruhigt<br />

er natürlich auch die Nerven des Fahrers. Und ruhige<br />

Nerven sind die beste Sicherheitsgarantie.<br />

63


Outfit American Apparel<br />

Schuhe Vans<br />

Outfit American Apparel<br />

Schuhe Converse<br />

Prius<br />

pollocK<br />

fotos toni nüsse styling jan-nico Meyer<br />

Models DANIEL von schubhausen, MAX SCHUBERT/Elfenbeinturm<br />

auto toyota prius plus Special thanks to dina baschin<br />

64 65


Outfit American Apparel<br />

Schuhe Vans<br />

Outfit American Apparel<br />

Schuhe Converse<br />

66 67


68 69


Outfit American Apparel<br />

Schuhe Vans<br />

Outfit American Apparel<br />

Schuhe Converse<br />

70 71


72 73


INTERVIEW<br />

daniel craig<br />

Sightseeing mit<br />

James Bond<br />

<strong>INTERSECTION</strong> fuhr mit 007-Darsteller <strong>Daniel</strong> <strong>Craig</strong> in einem nagelneuen<br />

Aston Martin Vanquish durch das London der Milliardäre.<br />

dabei sprach er <strong>über</strong> leer stehende Luxusvillen, <strong>geschrottete</strong><br />

<strong>Supersportwagen</strong> und seine Qualitäten als Autofahrer<br />

Fotos julian broad<br />

Text Dan ross<br />

74 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012 75


Es regnet in London. Mitte Juni, ein paar Wochen vor <strong>Craig</strong>: Das ist eines der hyperaktivsten Navis, das ich bisher gehört habe.<br />

den Olympischen Spielen würde man erwarten, <strong>INTERSECTION</strong> (imitiert die Stimme des Navis): Ich möchte UNBEDINGT rechts<br />

dass die Sonne scheint und ein hellblauer Himmel abbiegen! Ich möchte UNBEDINGT rechts abbiegen!<br />

die Stadt in ein multikulturelles Idyll verwandelt – <strong>Craig</strong>: Es leuchtet so gut wie jedes Warnlicht im Display. „CLEAR YOUR RIGHT<br />

zumindest so lange, wie die Kameras laufen. Stattdessen<br />

liegt ein grauer Himmel wie eine Glasglocke VICE REQUIRED“. Wir haben keine Traktionskontrolle, und es regnet in Strömen.<br />

TURNING INDICATOR“, „ADAPTIVE DAMPENING SERVICE REQUIRED“ „DSC SER<strong>über</strong><br />

London, dem Zentrum der ausgemusterten Wunderbar! (lacht)<br />

britischen Kolonialnation, das in den letzten Jahrzehnten<br />

erfolgreich zu einem multikulturellen Mo-<br />

<strong>INTERSECTION</strong>: Da kann man nichts machen.<br />

tor für Kreativität und Geld geworden ist. Parkplatz (Wir fahren <strong>über</strong> eine Bodenwelle und mein Kopf schlägt gegen das Glasdach.<br />

und Exil für den Reichtum aus den autokratischen oder kriselnden Regionen Aua.)<br />

der Welt. Und auch die Stadt, in der James Bond, also <strong>Daniel</strong> <strong>Craig</strong>, zwischen<br />

seinen Missionen zu Hause ist, obwohl <strong>Craig</strong> seinen Hauptwohnsitz mittlerweile<br />

nach New York verlegt hat.<br />

ren wir hauptsächlich DB9 in der Karosserie vom DBS. Die DB9 waren nicht so<br />

<strong>Craig</strong>: Als wir „Casino Royale“ drehten, war der DBS noch nicht fertig, also fuh-<br />

Wir haben für unseren Ausflug mit dem Darsteller, der die James-Bond-Serie toll. In „Ein Quantum Trost“ fuhren wir wieder DBS. Wir haben sieben oder so zu<br />

noch mal ganz anders interpretiert hat und ihr ein härteres, schonungsloseres Schrott gefahren.<br />

Gesicht gegeben hat, kein besonderes Ziel, aber ein strenges Zeitlimit und einen <strong>INTERSECTION</strong>: Das waren dann die richtigen?<br />

sich in Vorserie befindlichen und zu diesem Zeitpunkt noch streng geheimen <strong>Craig</strong>: Nun, zwei DB9 und fünf DBS waren Schrott.<br />

Aston Martin Vanquish (572 PS, null auf hundert in 4,1 Sekunden), der neue <strong>INTERSECTION</strong>: Wie in dem Film „The italian Job“, in dem die ganzen MINI zu<br />

<strong>Supersportwagen</strong> der englischen Edelschmiede, der die Errungenschaften des Schrott gefahren wurden?<br />

streng limitierten One-77 in die größere Serie transportieren soll und gleichzeitig<br />

der Nachfolger für Aston Martins DBS sein wird. Im neuen Bond „Skyfall“ Dellen haben sollten. Die Fahrer sagten, dass das den Autos nichts ausmachte.<br />

<strong>Craig</strong>: Genau so. Man hat die Autos mit Vorschlaghämmern bearbeitet, weil sie<br />

fährt <strong>Craig</strong> jedoch noch nicht den Vanquish, sondern ganz stilecht, den Klassiker<br />

unter den Bond Autos: einen auf die technische Höhe der Zeit gebrach-<br />

und es hat wieder seinen Dienst getan. Alle meinten, dass das die verlässlichsten<br />

Immer wenn einer der Wagen total lädiert war, haben sie es zusammengeflickt,<br />

ten DB5, dem großen Klassiker unter den Bond-Autos, den auch schon Sean Autos gewesen seien, die sie jemals in einem Film gefahren sind. Und eigentlich<br />

Connery 1964 in „Goldfinger“ steuerte. Julian Broad, Fotograf und alter Freund geht immer was kaputt, etwas fällt ab oder irgendwas anderes geht schief.<br />

aus Washington D.C., fährt auf dem Beifahrersitz, während ich eingeklemmt<br />

auf dem Rücksitz hocke, um dem Fotografen die beste Sicht auf den Fahrer zu (Der Gedanke, dass etwas schiefgehen könnte, scheint unseren Fahrer durcheinandergebracht<br />

zu haben.)<br />

geben. Unsere Reise geht vom 5. zum 3. Breitengrad und wieder zurück.<br />

<strong>Daniel</strong> <strong>Craig</strong>: Das könnte eine sehr interessante Fahrt werden, weil das hier ja <strong>Craig</strong>: Bitte beschreibt auf keinen Fall meine Fähigkeiten als Fahrer ...<br />

sozusagen ein …<br />

<strong>INTERSECTION</strong>: … Prototyp ist.<br />

(Ein paar behandschuhte Hände haben den Lenker sicher im Griff. Wir fahren<br />

<strong>Craig</strong>: Diese Lichter hören nicht auf zu blinken. Und immer wenn ich mit meinem<br />

Fuß auf das Gas gehe, schaltet der Motor sofort hoch, dass die Reifen durch-<br />

vorsichtig, knapp unter der Geschwindigkeitsbegrenzung.)<br />

drehen. Was würden Sie tun?<br />

<strong>Craig</strong>: … Es wäre unfair. Ich werde dieses Auto hier nicht richtig an seine Grenze<br />

<strong>INTERSECTION</strong>: Gas geben.<br />

bringen. Die Hinterachse würde bei dem Wetter ausbrechen und wir seitwärts<br />

neben dem Spaniards zum Stehen kommen. Das würde nicht unbedingt gut aussehen.<br />

(Das Auto heult genüsslich auf, zufrieden mit den Anweisungen, die man ihm<br />

gegeben hat. Die Rücksitze deuten an, dass sie auf menschliche Proportionen zugeschnitten<br />

sind, aber nicht auf meine Größe. Ich frage mich, wer hier <strong>über</strong>haupt (Das Spaniards Inn ist ein uraltes Hotel, an dem sich eine zweispurige Straße<br />

bequem sitzen kann. Es fühlt sich an als hätte ich meine Beine in einen Eimer zwischen Hamptstead Heath Park und dem altehrwürdigen Kenwood House –<br />

gesteckt. Mein Kopf ist so nah an der Rückscheibe, dass sie beschlägt, wenn ich eher ein kleiner Palast als ein „Haus“ und seit Langem Museum, inklusive einem<br />

atme. Wir biegen aus dem Parkplatz des Fotostudios auf eine Straße ein.) späten Rembrandt – stark verengt. Das bedeutet: Man muss bremsen und den<br />

entgegenkommenden Fahrer durchlassen. Bis dahin ist die Straße verführerisch<br />

gerade und fast menschenleer.)<br />

<strong>Craig</strong>: Seht ihr die Anzeige?<br />

<strong>INTERSECTION</strong>: Sie blinkt wie ein Weihnachtsbaum.<br />

<strong>Craig</strong>: Die Elektronik scheint zusammenzubrechen. Na, toll.<br />

<strong>INTERSECTION</strong>: Das ist ok. Gib ihnen den Wagen rauchend zurück.<br />

(Der Motor klingt kerngesund. Er wummert beruhigend, als würde er die Elektronik<br />

verspotten.)<br />

<strong>Craig</strong>: Wir fahren einfach weiter. Ich hatte am Anfang ein Problem mit der Handschaltung<br />

von einem DBS. Ich habe vorher nie wirklich so einen Sportwagen gefahren,<br />

ich meine ich habe Autos gesammelt, aber keine wie dieses Auto. Ich<br />

wollte es eigentlich mal richtig treten, hatte aber so viel Respekt, dass ich es den<br />

ganzen Tag im zweiten Gang durch die Gegend gefahren bin. Es fährt im zweiten<br />

Gang an, es beschleunigt gut im zweiten Gang und man denkt, das ist kein verrücktes<br />

Auto wie ein Lamborghini oder Ferrari.<br />

<strong>INTERSECTION</strong>: Da leuchtet ein neues Licht.<br />

(Es blinkt herausfordernd, als würde es winken.)<br />

<strong>Craig</strong>: Hier wohnen viele Russen. Der MI6 hat hier auch immer gesessen.<br />

<strong>INTERSECTION</strong>: Das ist eine Straße, an der die Milliardäre wohnen, oder?<br />

<strong>Craig</strong>: Nein, wir sollten da lang fahren. Viele Häuser sind unbewohnt.<br />

<strong>INTERSECTION</strong>: Wirklich?<br />

<strong>Craig</strong>: Wir sollten es uns ansehen. Es ist verrückt.<br />

<strong>INTERSECTION</strong>: Die Häuser werden demnächst von Franzosen besetzt.<br />

<strong>Craig</strong>: Oder von Griechen oder Spaniern.<br />

(Wir fahren an einem Rasen vorbei, der für Cricket gemäht wurde, und biegen<br />

in die Bishops Avenue ein, eine opulente Straße, breit genug, um etwas zu beschleunigen.<br />

<strong>Craig</strong> tritt auf das Gas und lässt dem Auto ein bisschen Freigang.<br />

Die Straße ist an beiden Seiten von Villen umsäumt, die mit schwerem Marmor<br />

geschmückt sind. Einige sind unbewohnt, weil die Besitzer sich dort nicht aufhalten.<br />

10 von den insgesamt 66 Immobilien zum Beispiel waren oder sind in<br />

Besitz der saudi-arabischen Königsfamilie.)<br />

<strong>Craig</strong>: Schaut euch das hier an. Das sieht etwas heruntergekommen aus.<br />

<strong>INTERSECTION</strong>: Es scheint eine ehemalige Botschaft zu sein. Und da steht ein<br />

Tourbus. Das ist seltsam. Warum steht der da?<br />

<strong>Craig</strong>: Das steht zum Verkauf. Das da auch, das ebenfalls. Riesige Häuser, die<br />

leer stehen.<br />

<strong>INTERSECTION</strong>: Krass. Königliche Villen sozusagen.<br />

<strong>Craig</strong>: Ich erinnere mich wie ich hier langgefahren bin, als ich das erste Mal nach<br />

London gezogen bin. Jemand hat mir diese Gegend gezeigt. Jedes Haus hier ist<br />

eine Million Pfund wert, hat man mir gesagt. Und ich sagte: Eine Million, jedes<br />

von ihnen? Man antwortete mir: Ja, jedes.<br />

(Alle lachen, weil die Preise aus heutiger Sicht lächerlich wirken.)<br />

<strong>Craig</strong>: Was das alles jetzt wert sein muss ... Und dann diese Grenze hier!<br />

(Die Straße wird von der A1 geschnitten, eine breite Verkehrsarterie, die sich weitet,<br />

um in den Vorstädten auf der Linken zu verschwinden. Wir fahren rechts in<br />

Richtung London Zentrum.)<br />

<strong>INTERSECTION</strong>: Sie haben in der Gegend hier mal gewohnt, oder?<br />

<strong>Craig</strong>: Ja, hab ich. Oben in Archway.<br />

(Archway ist für die Milliardärsstraße Bishops Avenue, was New Yorks Alphabet<br />

City für Greenwich Village ist. Beides liegt nah beieinander, ist aber doch Welten<br />

voneinander entfernt.)<br />

<strong>INTERSECTION</strong>: Hier war mal ein sehr netter Showroom für Oldtimer.<br />

<strong>Craig</strong>: Da oben rechts? Verdammt, ist das lange her, dass ich hier war. So orientierst<br />

du dich also?<br />

Broad: Ja, ich mache mir meine persönliche Landkarte. Erzähl mir nicht, dass du<br />

das nicht auch so machst?<br />

<strong>Craig</strong>: Was bildest du dir ein! Ich habe gelernt, mich zu orientieren. (lacht)<br />

(Ein Range Rover folgt uns. Das Auto und ein Fahrer wurden – wie der legendäre<br />

Aston Martin DB5, dem typischsten aller Bond-Autos <strong>über</strong>haupt –, ebenfalls für<br />

den aktuellen Film „Skyfall“ zur Verfügung gestellt. Verfolgt zu werden, macht<br />

unsere Fahrt etwas stilechter. Als wären wir tatsächlich auf geheimdienstlicher<br />

Mission.<br />

Julian springt aus dem Auto, setzt sich in den Range Rover und fotografiert aus<br />

dem Wagen heraus, während wir uns auf den Weg zurück ins Studio machen. Ich<br />

bin endlich in der Lage, meine Glieder zu entwirren und auf dem Beifahrersitz<br />

Platz zu nehmen. Während ich das mache, fällt mir wieder ein, dass ich nur Socken<br />

trage, um das oktopusrote Interior im Fond nicht zu beschädigen.)<br />

<strong>Craig</strong>: Ich besitze ein paar Autos. Die meiste Zeit fahre ich Audi, weil die verlässlich<br />

sind. Aber ich habe auch einen alten 1976er Jaguar XJ6 Coupé. Der ist sehr<br />

schön, aber auch ein Albtraum. Und einen 1959 Landrover, der ebenfalls schön<br />

ist, aber auch ein Albtraum, weil alle alten Autos das häufig sind. Ich fahre den<br />

Landrover sehr selten. Es ist kein Straßenfahrzeug. Wenn ich es schaffe, schneller<br />

als 40 zu fahren, dann ist das schon gut.<br />

76 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012 77


(Der Vanquish brummt gleichmäßig.)<br />

<strong>Craig</strong>: Sie verkaufen diese alten Landrover nicht mehr in den USA, weil sie nicht<br />

den behördlichen Anforderungen genügen. Ich habe letztens wieder einen sehr<br />

schönen gesehen, mit einem weißen Dach und einem kleinen Bett hinten. Der<br />

Wagen hatte eine Leiter und einen Schnorchel-Auspuff. Ich erinnere mich immer,<br />

wie ich vor ein paar Jahren in Südamerika war und dort der Toyota Landcruisers<br />

das Auto der Stunde war. Aber all die alten Typen, die viel draußen in<br />

der Wüste waren, haben auf Landrover geschworen. Sie sind zwar langsam, ein<br />

bisschen grobschlächtig, aber sie laufen und laufen ...<br />

Teil dieser Fahrt, dass du irgendwo mit dem Auto liegen geblieben bist. Entweder<br />

mussten wir abgeschleppt werden oder jemand wusste, wie man den Wagen<br />

repariert. Das gehörte dazu.<br />

(Wir fahren durch eine schmale Straße in einem anonymen Teil von Nordlondon.<br />

Eine Mischung aus alten Industriegebäuden, Sozialwohnungen und kleinen<br />

Einfamilienhäusern reihen sich am Straßenrand auf.)<br />

<strong>Craig</strong>: Man nahm die Macken mehr in Kauf. Die Leute haben die Autos viel länger<br />

behalten als heute.<br />

(<strong>Craig</strong> hält an einer Kreuzung an, achtet auf den Verkehr.)<br />

(Das Studio ist in Sichtweite.)<br />

<strong>Craig</strong>: Um Autos zu sammeln, muss man wirklich leidenschaftlich sein, weil sie<br />

eine Menge Pflege brauchen. Ich besitze nur ein paar. Sie sind schön, es macht<br />

Spaß sie zu fahren. Das Schöne an einem Auto ist doch, dass du dich reinsetzt,<br />

den Motor startest und alles funktioniert. Ich bin kein Mechaniker, ich habe jemanden,<br />

der sich für mich um meinen alten Landrover kümmert. Ich starte ihn,<br />

der Motor kommt langsam in Gang und schnurrt regelmäßig. Das ist unglaublich<br />

für so ein altes Auto.<br />

(Der Aston Martin holpert <strong>über</strong> eine Unebenheit auf der Straße und hat dadurch<br />

wieder unsere Aufmerksamkeit.)<br />

<strong>Craig</strong>: Dieser klingt anders als die Aston Martin, die ich gefahren bin. Der DBS<br />

macht so einen schönen Klang, aber ich weiß nicht, was sie mit dem hier gemacht<br />

haben. Wahrscheinlich ist es ein neuer Motor. Sie benutzen denselben<br />

V12 Motor seit Jahren, sie müssen irgendwas Besonderes mit ihm angestellt haben.<br />

Eine Dame von Aston Martin sagte mir, dass viel von dem One-77 in diesem<br />

Auto steckt.<br />

(Wir sind fast am Studio angekommen. Ein exzentrisch aussehender alter Mann<br />

am Straßenrand macht wilde Gesten, als wir langsam an ihm vorbeifahren. Geht<br />

es ihm um das Auto? Ist es wegen <strong>Craig</strong>, also James Bond als Fahrer? Oder ist er<br />

nur verrückt?)<br />

<strong>Craig</strong>: Ich bin kein Fanatiker, aber ich liebe Autos. Die Faszination für Autos hat<br />

etwas mit Tradition zu tun, glaube ich. Ich will hier nicht <strong>über</strong>mäßig britisch patriotisch<br />

r<strong>über</strong>kommen, aber da liegt etwas Besonderes in britischen Autos. Etwas<br />

fast Romantisches. Die Briten schätzen das gute Fahrvergnügen. Ich weiß nicht,<br />

woher das kommt. Aber wir haben den E-Type gebaut, der als das schönste Auto<br />

der Welt gilt. Ich bin zu einer Zeit aufgewachsen, zu der noch kaum ausländische<br />

Autos auf den englischen Straßen fuhren. BMW und Audi waren sehr selten. Wir<br />

sind in die Ferien gefahren, nach Norfolk oder wo auch immer hin. Und es war<br />

<strong>Craig</strong>: Ich lebe seit zwei Jahren mit meiner Familie in New York. Es ist eine Stadt,<br />

die ich immer schon geliebt habe. Ich stamme nicht ursprünglich aus London.<br />

Aber ich liebe London, es war meine Heimat für <strong>über</strong> 20 Jahre und immer wenn<br />

ich da bin, fühlt es sich immer noch an wie nach Hause zu kommen. New York<br />

ist komplett anders. Je nachdem von wo man in die Stadt hereinfährt, hat man<br />

eine völlig andere Sicht auf sie. Das hat etwas Magisches.<br />

(Wir fahren in eine dunkle Garage, wo ein paar Aston-Martin-Techniker auf uns<br />

warten.)<br />

<strong>Craig</strong>: Diese britische Reserviertheit macht uns aus. Wir kommen meistens nur<br />

aus uns heraus, wenn wir das müssen.<br />

(Die Klimaanlage ist aus, die Fahrerkabine wärmt sich langsam auf.)<br />

<strong>Craig</strong>: New Yorker wollen sich ständig unterhalten, sie wollen Kontakt. Als ich<br />

das erste Mal in New York war, war die Erfahrung, einfach nur die Straße runterzulaufen<br />

und angesprochen zu werden – nach dem Motto „Was geht bei dir<br />

so?“ – fast bedrohlich für mich. Aber sie wollen nur wissen, wer du bist, was du<br />

vorhast.<br />

(Ohne die Straße fühlt sich das Auto wie ein Käfig an, eine unnütze Schicht um<br />

uns herum. Die Geräusche des Motors sind nicht mehr Teil des Gesprächs. Die<br />

Stille erobert sich die Kontrolle zurück.)<br />

<strong>Craig</strong>: Das ist dieses Melting-Pot-Ding... Eine Art Überschwänglichkeit.. Ich weiß<br />

es nicht ... Aber das macht New York aus.<br />

(Draußen wartet man ungeduldig, dass wir die Türen öffnen.)<br />

<strong>Craig</strong>: Ich vermisse es, wenn ich es nicht um mich habe.<br />

» Man hat die Autos<br />

mit Vorschlaghämmern<br />

bearbeitet,<br />

weil sie Dellen<br />

haben sollten «<br />

78 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012


REPORTAGE<br />

erleuchtete<br />

STrassen<br />

Es gibt wenig junge Architekten, die in den letzten Jahren so<br />

viel Aufsehen erregt haben wie Bjarke Ingels.<br />

Der 38-jährige Däne baut nicht nur spektakuläre Häuser,<br />

er möchte mit seinen Entwürfen den Lebensraum<br />

Stadt verbessern. Zusammen mit Audi entwickelte er eine<br />

Verkehrsvision der Zukunft<br />

Text Frederikke Aagaard und Dan Ross<br />

Ich habe mein Studium ganz ohne Vorkenntnisse<br />

begonnen“, sagt der dänische Architekt und<br />

Gründer von BIG, Bjarke Ingels. „Ich kannte nur<br />

einen einzigen Architekten: Jørn Utzon.“ Statt<br />

sich in der Architekturgeschichte zu vergraben,<br />

studierte Ingels lieber die Städte und Orte, an denen<br />

er sich aufhielt. Einen berühmten zeitgenössischen<br />

Kollegen auf dem Weg zum ausgebildeten Architekten<br />

gab es dann aber doch. Ein Schlüsselmoment in Ingels<br />

Werdegang war seine Arbeit als Praktikant bei OMA,<br />

dem Büro des Bau-Avantgardisten Rem Koolhaas in<br />

Amsterdam. Die holländische Schule für analytische<br />

Architektur ergänzte seinen wachen Blick und seine<br />

sozialistisch angehauchte Erziehung in Dänemark, bei<br />

der das Wohl der Allgemeinheit im Vordergrund stand.<br />

Diese Kombination führte zu einer eigenständigen<br />

Handschrift.<br />

diese Seite<br />

Stockholmsporten<br />

links<br />

Illustration von Adam Cruft<br />

Ingels Arbeit liegt stets das Streben nach einem „sozialen<br />

Luxus“ zugrunde, den er mittlerweile zunehmend auf der<br />

ganzen Welt verbreitet. In den letzten Jahren gewann die<br />

Bjarke Ingels Group einen internationalen Wettbewerb<br />

nach dem anderen: von einem Park in Kopenhagen bis zu<br />

dem Hauptquartier eines Energiekonzerns im chinesischen<br />

Shenzen, ein Wohnturm in New York und ein<br />

Kunstzentrum in Park City, Utah, dem Austragungsort<br />

des Sundance Festivals. Eine Menge weiterer Projekte<br />

sind zurzeit in Planung.<br />

Mit dem Erfolg kommt zwangsläufig auch Kritik.<br />

Einige Kollegen und Journalisten verspotten die Arbeiten<br />

von Ingels als Pop- oder Cartoonarchitektur. Die<br />

Raumgestaltung in seinen Gebäuden ist großzügig, dabei<br />

aber so verblüffend nuanciert, dass sich bei der Begehung<br />

sofort eine Art individueller Bilbao-Effekt einstellt. Ingels<br />

Arbeiten üben eine magische Anziehungskraft aus, ist<br />

man einmal mit ihnen in Berührung gekommen. All<br />

die Durchstöße und Drehungen erzeugen nicht nur ein<br />

faszinierendes Äußeres, auch im Inneren gelingen Ingels<br />

<strong>über</strong>raschend aufgeteilte und auf ihre Nutzung hin extrem<br />

durchdachte Apartments, meistens mit Terrasse und<br />

Ausblick – Räume zum Verweilen und Wohlfühlen.<br />

„Ich möchte, dass meine Gebäude bekannt werden.<br />

Architektur von Architekten für Architekten interessiert<br />

mich nicht“, sagt Ingels. „Ich war immer an Projekten<br />

interessiert, die Aufsehen erregen, die die Vorstellungskraft<br />

der Menschen erweitern können. Architektur hat<br />

soziale Verpflichtungen und soll nicht nur ein stilistisches<br />

Experimentierfeld sein – es ist wichtig, dass sie die<br />

Menschen zum Nachdenken anregt.“<br />

Die große Ambition von BIG liegt darin, nicht nur ein<br />

für den Bewohner oder Nutzer schönes und praktisches<br />

Gebäude zu schaffen. Dieses Gebäude soll das Stadtviertel,<br />

in dem es steht, zum Guten verändern. „Tatsache ist,<br />

dass private Wohn- und Arbeitsbereiche 99% der Stadt<br />

ausmachen. Sie sind von privaten Investoren beauftragt<br />

und für den privaten Gebrauch errichtet, sei es geschäftlich<br />

oder zum Wohnen. Nur 1 % der Stadt ist öffentlicher<br />

Raum. Wenn sich die Privatimmobilien ausschließlich<br />

um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern und sich<br />

nicht mit dem Rest der Stadt befassen, leidet darunter<br />

das städtische Umfeld. Doch wenn sich jedes einzelne<br />

Projekt vorbildlich verhalten würde und im Sinne des<br />

80 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

81


» Es geht um die Lösung einer<br />

gröSSeren Aufgabe,<br />

und zwar die Schaffung einer<br />

lebensfreundlicheren Stadt «<br />

umliegenden Raums entwickelt werden würde, würde<br />

das nach und nach zu einer Aufwertung der Umgebung<br />

und zur Entstehung besserer Städte beitragen. Ich möchte<br />

ein Anliegen in die Architektur integrieren, das <strong>über</strong><br />

das einzelne Gebäude hinausweist. Wenn man ein paar<br />

Räume aufeinanderstapelt und Fenster und ein Dach<br />

daraufpackt, dann sollte das Ergebnis auch Chancen in<br />

sich bergen, Menschen und Leben anziehen. Es kann<br />

zum Beispiel sehr einfach sein, ein Haus so zu entwerfen,<br />

dass das Sonnenlicht zu einer bestimmten Tageszeit auf<br />

eine schöne Straßenecke fällt und somit ein Ort entsteht,<br />

an dem sich die Menschen gerne aufhalten. Jeder<br />

möchte doch eine lebendige Nachbarschaft, in der er sich<br />

aufgehoben fühlt. Die Frage ist, wie man solche Kriterien<br />

in den Entwurf integriert und nicht bloß den Auftrag des<br />

Kunden erfüllt. Es geht um die Lösung einer größeren<br />

Aufgabe, und zwar die Schaffung einer lebensfreundlicheren<br />

Stadt.“<br />

Zwei Beispiele für Projekte, die es darauf anlegen,<br />

genau das zu erreichen, sind ein Kraftwerk in Kopenhagen,<br />

das Ingels zu einer Skipiste umfunktionierte, und<br />

ein Großbauprojekt in Stockholmsporten mit kilometerlangen<br />

neuen Tunneln, die als städtische Verkehrszubringer<br />

fungieren sollen. Das Erste, was man sieht,<br />

wenn man diese Tunnel verlässt, ist eine 91 Meter breite,<br />

schwimmende Discokugel. Neben diesem „schwebenden,<br />

himmlischen Körper“, wie Bjarke das Gebilde nennt, wird<br />

ein künstlich geschaffenes Tal entstehen, dessen „Hügel“<br />

die umliegende Wohnlandschaft vor dem Straßenlärm<br />

schützen sollen, während ein Park in der Landschaft<br />

gleichzeitig drei benachbarte Wohnviertel miteinander<br />

verbindet, die sonst durch die Autobahn voneinander<br />

getrennt wären. Das Ergebnis soll nicht nur die Vermittlung<br />

zwischen Anwohnern und Autos, sondern auch zur<br />

Erhöhung der Lebensqualität führen.<br />

„Das ultimative Auto für mich wäre ein Tesla Cabrio,<br />

aber mit einer größeren Reichweite“, sagt Ingels. „Hier in<br />

New York habe ich einen schwarzen Porsche 911 Cabrio,<br />

den ich aber nie fahre. Ich nehme immer mein Rad. Das<br />

macht in der Stadt mehr Spaß. Mein erstes Auto war<br />

ein Volvo Kombi – ein Allrader. Ich glaube, ich werde ab<br />

jetzt immer ein Cabrio fahren. Das Dach abnehmen zu<br />

können, ist ein Genuss für mich.“ Ingels als leidenschaftlicher<br />

Cabrio-Fahrer – das ergibt nicht nur wegen des<br />

Fahrspaßes Sinn. Im offenen Auto ist man der Umwelt<br />

näher, der Stadt, durch die man fährt. Ingels sucht die<br />

intensive Auseinandersetzung nicht nur mit dem städtischen<br />

Raum der Gegenwart: „Früher waren die Städte<br />

voll von Pferdekutschen und wenn man sich alte Fotos<br />

von New York anschaut, sieht man <strong>über</strong>all Pferdemisthaufen.<br />

Jedes Jahr mussten 11.000 Kadaver von Pferden<br />

entsorgt werden. Das war unhygienisch, abstoßend und<br />

extrem umweltschädlich. Das Auto war damals der Retter<br />

vor allem Übel.“<br />

„Heute werden Autos als großes Problem der Städte<br />

gesehen. Sie verursachen Stau, Umweltverschmutzung<br />

und Lärm. Der Erfolg des Autos ist zu unserem neuen<br />

Problem geworden. Wir müssen die nächste Stufe in der<br />

Entwicklung urbaner Mobilität nehmen: vom Pferd zum<br />

Auto zu ... etwas Besserem – und genau daran arbeiten<br />

wir.“<br />

„Ich war in Hanoi in Vietnam. Dort steht man um 5<br />

Uhr morgens auf und nutzt die Straße zum Sporttreiben<br />

und Badmintonspielen. Wenn die Autos weg sind, besetzen<br />

die Bewohner den Raum. Ich weiß nicht, warum das<br />

nicht in allen Städten auf der Welt möglich sein sollte.“<br />

„Anstatt die Funktionen der Stadt einzubetonieren<br />

und den Platz für Autos zu reservieren, könnten<br />

die Bereiche für Fußgänger ausgeweitet werden. Mit<br />

weniger Verkehr könnte man mehr Platz für Sportarten,<br />

politische Kundgebungen, Konzerte oder sogar Märkte<br />

schaffen. Alles an Orten, die sonst den Autos vorbehalten<br />

sind. Stellen Sie sich ein Leben vor, das sich zwischen<br />

der bebauten Umwelt ausdehnt und verengt, sodass sich<br />

der städtische Raum mit maximaler Flexibilität an das<br />

menschliche Leben anpasst – und nicht nur an die Autos.<br />

diese Seite<br />

Dänischer Expo Pavillon (2010)<br />

links<br />

St. Petersburg Pier<br />

82 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

83


BIGs und Audis Vision<br />

einer Straßenoberfläche<br />

erkennt Fußgänger<br />

und Hindernisse und<br />

ändert dementprechend<br />

die Fahrtroute<br />

» In unserer Vision werden<br />

StraSSen zu einem<br />

dezentralen Raster aus<br />

Verkehrsverteiler<br />

und Stromerzeuger «<br />

In Zusammenarbeit mit Audi habe ich einen Blick auf die<br />

Entwicklung urbaner Mobilität geworfen und mich mit<br />

dem amerikanischen Großdenker Ray Kurzweil befasst.<br />

Unsere Schlußfolgerung war, dass das Rad offensichtlich<br />

eine lange Serie von Innovationen inspiriert hat. Doch<br />

die neuesten Fortschritte zielen nicht unbedingt auf den<br />

Antrieb, sondern vielmehr auf die Navigation und Handhabung<br />

von Fahrzeugen ab.“<br />

Ingels betont, dass die U-Bahn in Kopenhagen<br />

fahrerlos funktioniert, Flugzeuge immer mehr automatisiert<br />

werden und auch neue Luxusautos eine Vielzahl<br />

von Freihandfunktionen haben. Es gibt verschiedene<br />

Prototypen von fahrerlosen Autos. Bekanntermaßen lässt<br />

Google automatisierte Fahrzeuge durch die San Francisco<br />

Bay Area umherschweifen, deren Algorithmen sich<br />

erbarmungslos die Gegebenheiten des Straßenverkehrs<br />

aneignen. Wie viele andere glaubt Ingels, dass es möglich<br />

ist, innerhalb von zehn Jahren nicht nur Autos ohne Fahrer,<br />

sondern sogar ohne Schadstoffe zu entwickeln, und<br />

blickt auf die Auswirkungen dieser revolutionären Veränderung<br />

von Technologie und Raum. „Wir haben mit den<br />

Technikern von Audi zusammengearbeitet und kamen<br />

zu dem Schluss, dass ein viel präziseres GPS-System die<br />

Einführung fahrerloser Fahrzeuge beschleunigen würde.<br />

Wir haben dafür die Firma Solar Roadways konsultiert,<br />

die für das amerikanische Verkehrsministerium an der<br />

Entwicklung von neuen GPS-Systemen arbeitet. In unserer<br />

Vision werden Straßen zu einem dezentralen Raster<br />

aus Verkehrsverteiler und Stromerzeuger. Sie könnten<br />

Energie für private Haushalte, Geschäfte oder Fabriken<br />

entlang der Straße erzeugen. Die Einführung von Niederspannung<br />

in Gehwege könnte ein dynamisches Leitsystem<br />

ermöglichen.“<br />

Neben der Konzeptversion eines neuen Audi A2, bei<br />

dem die Kommunikation des Autos mit dem städtischen<br />

Umfeld in Design und Technik von Grund auf implementiert<br />

ist, präsentierte der Autohersteller auf der Design<br />

Miami im letzten Jahr auch ein maßstabsgetreues Modell<br />

eines interaktiven Wegesystems. Für manche mag es<br />

wie ein gewöhnlicher Messestand ausgesehen haben,<br />

mit aufsehenerregenden Lichtern und einem slicken,<br />

neuen Auto. Doch die Idee hinter der Installation geht<br />

tiefer. Sie sieht eine Straßenoberfläche vor, die sich den<br />

unterschiedlichen Gegebenheiten im Laufe eines Tages<br />

anpasst, um dem Nutzer Auskunft <strong>über</strong> die Nutzbarkeit<br />

zu geben. Die Autos fädeln sich durch den Raum, umfahren<br />

Menschen, setzen sie an gewünschter Stelle ab oder<br />

nehmen neue Passagiere auf. Eine Stadt ohne Stau ist auf<br />

diesem Hintergrund keine Utopie mehr.<br />

„Wenn man <strong>über</strong>s Land fährt, ist Autofahren ein Vergnügen.<br />

Aber in der Stadt ist es immer zu ein Problem.<br />

Also dachten wir: anstelle von Citymaut oder Zugangsbeschränkung<br />

zum Stadtzentrum könnten sich Fahrzeuge<br />

in Abstimmung mit allen anderen Autos auf der Straße<br />

frei bewegen. Was vorher ein eigenhändig gesteuertes<br />

Auto war, würde zu einer Möglichkeit kollektiver Fortbewegung.<br />

Es soll ein bisschen so sein, als würde man<br />

mit einem Freund fahren, wenn einem gerade nicht nach<br />

Autofahren zumute ist.“<br />

Die Idee wirft eine Vielzahl von Fragen auf – beispielsweise<br />

nach der Notwendigkeit, dass sich die Farbe des Bodens<br />

ständig verändert, auf dem man gerade geht, oder<br />

wie so ein Lichtsystem am hellen Tag funktioniert. Die<br />

Kostenfrage ist ebenso unklar wie die Vorstellung, den<br />

Planeten mit LEDs und Schaltkreisen zu pflastern wie<br />

den Boden einer Disco. Außerdem gibt es viele einfachere<br />

und kurzfristigere Anwendungen derselben Technologie,<br />

die lange von anderer Seite vorgeschlagen wurden – zum<br />

Beispiel sichererer Fußgänger<strong>über</strong>wege, die automatisch<br />

herannahende Fahrzeuge abbremsen. Automatisierte, abgasfreie<br />

Personenbeförderung ist seit Jahren der Heilige<br />

Gral für unzählige Ingenieure und Verkehrstheoretiker.<br />

Ingels bisher größter Beitrag dazu könnte wohl vor allem<br />

darin liegen, einen der führenden Autohersteller dazu zu<br />

bringen, diese Vorstellung, die unter den großen Marken<br />

lange als Tabu galt, anzuerkennen und auf lange Sicht<br />

vielleicht sogar zu begrüßen.<br />

84 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

85


Schlammbuddys<br />

Die ATV Mud Nationals ist der gröSSte Mudding Event der Welt.<br />

Der Fotograf Michael Buening war drei Tage<br />

vor Ort und wälzte sich mit den fahrern im dreck<br />

REPORTAGE<br />

Fotos und Text Michael Buening<br />

Wenn es etwas gibt, das erdgeschichtlich<br />

ursprünglicher ist als Schlamm,<br />

dann wohl nur der menschliche<br />

Wunsch, sich darin herumzuwälzen.<br />

Seltsamerweise gilt das nicht unbedingt<br />

für Autorennen. Normalerweise wird bei denen<br />

vor allem eine Menge Staub aufgewirbelt. Insbesondere<br />

in Amerika. Denken wir an die geheimen Rennen zur<br />

Prohibitionszeit, die frühen Stockcar-Rennen, an den<br />

Offroad-Wahnsinn der Mint 400 oder irgendwelche<br />

irrsinnigen Cross country-Pisten. Obwohl es also eine<br />

logische Entwicklung gewesen wäre öfter mal vom<br />

Staub auf Schlamm zu wechseln, ist das sogenannte<br />

Mudding immer noch eine wenig verbreitete Form des<br />

Motorsports. Die Wettkämpfe finden hauptsächlich in<br />

abgelegenen Hügellandschaften oder am Rande von<br />

Rodeo-Rennen statt.<br />

Die ATV Mud Nationals wurden 2003 gegründet. An<br />

fünf Tagenww in der Nähe von Jacksonville Texas, um<br />

auf <strong>über</strong> 3000 Morgen Land feuchtfröhlich um die Wette<br />

zu feiern, Pardon, fahren. Mittlerweile ist es der größte<br />

Mudding-Event der Welt. Der Park wird von unzähligen<br />

ATVs und UTVs planiert. Fast alle mit gepimpter Federung,<br />

frisierten Turbomotoren und Reifenprofilen wie<br />

Traktoren. Die wichtigsten Disziplin des Wettbewerbs ist<br />

das Durchfahren tiefer Schlammlöcher in kürzester Zeit.<br />

So einfach die Freuden sind, so visuell abstrakt das<br />

Szenario. Die vom Schlamm völlig bedeckten Teilnehmer<br />

verschwinden in einem monochrom hellbraunen Gemenge<br />

aus Dreck und Maschinen. Die auf Anschlag gefahrenen<br />

Motoren kreischen und blubbern als schnappten<br />

sie verzweifelt nach Luft. Sie spucken schwarze Wolken<br />

aus, die die Sicht vernebeln. Übersicht ist etwas, das<br />

man sich hier hart erarbeiten muss. Einige Fahrer tragen<br />

86 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012 87


» Ein bisschen<br />

genial, ein<br />

bisschen dumm,<br />

auf das<br />

Wesentliche<br />

reduziert und<br />

so unerbittlich<br />

laut wie guter<br />

Rock ’n’ Roll. «<br />

tatsächlich Schnorchel und Taucherbrillen, um sich<br />

durch die widrigen Umstände zu navigieren. Die Gesichtsausdrücke<br />

der Teilnehmer zeugen mal von Verzücken,<br />

mal von einer stumpfen Entschlossenheit. Oder von<br />

Unverständnis dar<strong>über</strong>, in einem tiefen Schlammloch<br />

oder in einem ATV-Stau mitten in der Wildnis festzustecken.<br />

Es liegt etwas archetypisch Amerikanisches im<br />

Mudding. Ein bisschen genial, ein bisschen dumm, auf<br />

das Wesentliche reduziert und so unerbittlich laut wie<br />

guter Rock ‚n‘ Roll.<br />

Wie bei jedem Sport gibt es solche, die besser sind<br />

als die anderen. Die talentierten Fahrer, die mit dem<br />

technologisch hochgezüchtetsten Equipment durch<br />

die wassergetränkte Erde donnern. Sie werden ehrfurchtsvoll<br />

bewundert und gleichzeitig misstrauisch<br />

beäugt, denn vielleicht sind es sie, die mit ihrem Ehrgeiz<br />

irgendwann allen anderen den Spaß verderben. Wischt<br />

man den Schlamm von einigen Maschinen, dann findet<br />

man Exemplare, die es Wert wären, um mit ihnen eine<br />

Sondersendung von Auto Motor Sport TV zu füllen.<br />

Im Moment allerdings ist es genau der Spaß, der<br />

verhindert, dass sich diese auf den ersten Blick so grobschlächtige<br />

Rennsportabwandlung professionalisiert. Der<br />

Wettbewerb ist zwar der offizielle Anlass der ATV Mud<br />

Nationals, aber in Wahrheit geht es hier um das pure Vergnügen,<br />

mit Karacho und PS im Schlamm zu wälzen. Es<br />

werden fässerweise Bier getrunken, Steaks gegrillt, Busen<br />

ausgepackt. Was jedem Besucher klar wird, der mal die<br />

Wildnis um Jacksonville zur Mudding-Zeit besucht hat:<br />

Die Gastfreundlichkeit der Südstaaten rockt.<br />

88 WERKSTATT 89


INTERVIEW<br />

» Ich würde sehr gerne mal<br />

ein Auto designen.<br />

Es würde ganz sicher kein<br />

praktisches sein «<br />

Helm<br />

couture<br />

Jan Timinau entwirft kunstvolle Kleider<br />

für ein elitäres Publikum und liebt es<br />

zu beobachten, wie sich die Formen von<br />

Autos mit der Mode ändern<br />

Fotos Pierre Mahieu<br />

Text Karl<br />

Als Houte-Couture-Designer schätzt Jan Taminiau das Handwerk.<br />

Er verknüpft Pailletten, Perlen und Edelsteine zu kunstvollen<br />

Kleidern. Alltägliches <strong>über</strong>setzt er in geschneiderte<br />

Poesie. Der Niederländer galt lange als Wunderkind. Schon<br />

während seines Studium an der Akademie der Künste in Arnheim<br />

hat er seine Kreationen an ein Museum verkauft.<br />

Sein eigenes Label Jantaminiau startete er 2003 in Paris und 2005 in New<br />

York. Jantaminiau ist zur Kultmarke geworden, ein kleines Team produziert<br />

wenige, aber kostbare Kleider. Berühmt geworden ist der 37-Jährige mit<br />

seinen extrem hohen High Heels, die man in den Kleiderschränken von Lady<br />

Gaga und Beyonce findet, und wohl eher Skulpturen ähneln als Schuhen.<br />

Bei der Präsentation der Kollektion Herbst/Winter 2012 liefen die Models<br />

mit wuchtigen Helmen <strong>über</strong> den Laufsteg. Manche erinnerten an römische<br />

Kriegerinnen, andere an Rennfahrerinnen oder an Soldatinnen aus einem<br />

Science-Fiction-Film. Beim Verlassen des Laufstegs nahm jedes Model für<br />

das Publikum sichtbar den Helm ab. Dieser Wechsel zwischen Sicherheit und<br />

Verletzlichkeit ist dem Designer wichtig. Er bildet das Zentrum seiner Arbeit.<br />

Herr Taminiau, mögen Sie Autos?<br />

Ich finde ihre Gestaltung viel interessanter als ihre Schnelligkeit. Ich liebe<br />

es zu beobachten, wie sie sich mit der Mode ändern. Schauen Sie sich den<br />

Unterschied zwischen den Autos der 50er, denen der 70er und den 80ern an.<br />

Wie sich in den 80ern die rechtwinkligen Formen in runde verwandelten.<br />

Ich würde sehr gerne eines Tages ein Auto designen. Es würde ganz sicher<br />

kein praktisches sein. Wichtig wäre mir vor allem die Karosserie. Es soll wie<br />

meine Schuhe sein, expressiv statt funktional. Trotzdem kann man in ihnen<br />

natürlich laufen.<br />

Wie bewegen Sie sich fort?<br />

Im Auto. Ich fahre und ich liebe es zu fahren. Ich habe allerdings aufgehört<br />

nachts zu fahren, weil ich die Neigung habe einzuschlafen.<br />

Welche Autos bevorzugen Sie?<br />

Im Moment fahre ich einen Volkswagen. Ich liebe klassische Autos. Sie sind<br />

nicht unbedingt praktisch, dafür aber interessanter gestaltet. Früher war das<br />

Design wichtiger, heute scheint es mir vor allem um die Funktionalität zu<br />

gehen.<br />

In Ihren Kollektionen gibt es 12 bis 14 Looks statt der traditionellen 40, 45.<br />

Warum?<br />

Durch die geringe Anzahl an Kleidern ist es mir möglich, konzentrierter eine<br />

Geschichte zu erzählen. Da wir ein kleines Team sind, können wir aber auch<br />

gar keine größere Kollektion machen. Wir würden gerne mehr Looks entwerfen,<br />

aber eigentlich bin ich ganz zufrieden.<br />

Haute Couture ist eine sehr elitäre Angelegenheit. Inwiefern sind Sie für<br />

Ihre Kundinnen zugänglich?<br />

Sie sehen eine neue Kollektion meistens in einer Vorpremiere. Das mögen<br />

sie. Oft besuchen sie auch unsere Studios. Es gefällt ihnen zu sehen, wie die<br />

Arbeit vorangeht, wie wir an den vielen feinen Stickereien arbeiten.<br />

Wie lange dauert es, ein Kleid für einen Kunden zu fertigen?<br />

Das Minimum ist ein Monat. Aber meistens dauert es insgesamt eher drei.<br />

Häufig fangen wir mit einem weißen Blatt Papier an und entwerfen das Kleid<br />

um die Kundin herum. Passend zu ihrer Augenfarbe. Der Form ihres Körpers,<br />

die Farbe ihrer Haut und so weiter.<br />

Haben Sie schon eine Frau mit Ihren Schuhen ein Auto fahren sehen?<br />

Nein, haha. Ich wäre entzückt, das zu sehen und zu filmen. Normalerweise<br />

haben meine Kundinnen Chauffeure.<br />

Was steckt hinter der Idee, Helme für die aktuelle Kollektion zu entwerfen?<br />

Während der Vorbereitung hatte ich die Vorstellung von einem Menschen<br />

mit einem großen Kopf. Wie ein Kind oder ein Alien. Dann ist mir die Szene<br />

in den Sinn gekommen, wenn jemand seinen Helm abnimmt. Ein Helm ist visuell<br />

interessant. Unter der harten Schale sind die wehenden Haare sichtbar,<br />

das wirkt zugleich verletzlich und stark.<br />

90 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

91


REPORTAGE<br />

Paradies der<br />

brodelnden<br />

Motoren<br />

Es war ein langer Weg von der Garagenfirma für Tuning und<br />

Motorsport zur Technik-Avantgarde von Mercedes-Benz:<br />

Die Daimler-Tochter AMG feiert in diesem Jahr ihren 45. Geburtstag –<br />

und rückt vom Rand immer mehr ins Zentrum des Weltkonzerns.<br />

Ein Besuch in der Firmenzentrale in Affalterbach<br />

Fotos Jan Friese<br />

Text Hendrik Lakeberg<br />

92 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

93


Wenn man von der A81 abfährt, auf<br />

Landstraßen die sanften Hügel des<br />

Schwabenlands durchkreuzt und<br />

schließlich das kleine, idyllische<br />

Städtchen Affalterbach schon fast<br />

hinter sich gelassen hat, denkt man für einen kurzen<br />

Moment, dass man am falschen Ort gelandet ist und<br />

das Navigationssystem dem Besucher einen Streich<br />

gespielt hat. Die vor uns liegende Ansammlung quaderförmiger<br />

Häuser wirkt wie eine ruhige Siedlung am<br />

Stadtrand, inklusive einem Supermarkt und Feldern<br />

drum herum. Man fühlt sich ein bisschen wie die Abenteurer<br />

in dem alten Frank-Capra-Film „Lost Horizon“,<br />

die die versteckte Hochgebirgsstadt Shangri-La suchen,<br />

in der die Einwohner ein perfektes Leben führen. Nüchtern<br />

betrachtet ist die für moderne mittelständische<br />

deutsche Unternehmen typische, etwas schmucklose<br />

Architektur weit von dem kunstvollen Stadtpanorama<br />

Shangri-Las entfernt, aber für Motorsport-Fans, für Geschwindigkeits-<br />

und PS-Jünger ist dies ein heiliger Ort,<br />

an dem sie sich aufgehoben und verstanden fühlen.<br />

Aus aller Welt pilgern sie hierher, um bei der Montage<br />

von irrsinnig starken Motoren zuzusehen, die mit ihrem<br />

sonoren Brummen immer wieder die Stille der Landschaft<br />

durchbrechen. Vor allem Gäste aus Asien wollen<br />

nicht mehr gehen, nachdem sie einmal den AMG-Firmensitz<br />

betreten haben.<br />

AMG wurde vor 45 Jahren in der Nähe von Affalterbach<br />

gegründet. Einem kleinen Städtchen etwa 20 Kilometer<br />

von Stuttgart entfernt. Die Einwohner galten immer<br />

schon als eigensinnig und schwer zu kontrollieren. Als<br />

man versuchte, sie dazu zu bewegen, Wein anzubauen,<br />

beharrten die dickköpfigen Schwaben darauf, gemäß<br />

der örtlichen Tradition weiterhin Äpfel zu ernten. Daher<br />

stammt auch der Name Affalterbach – eine schwäbische<br />

Interpretation von Apfelbach. Typische Schwaben waren<br />

auch Hans Werner Aufrecht und Erhard Melcher. 1967<br />

kündigten sie ihren Ingenieurs-Job bei Mercedes-Benz,<br />

um die Firma AMG zu gründen. Aufrecht und Melcher<br />

wollten in den Motorsport einsteigen. Da Mercedes-Benz<br />

sich nach dem tragischen Unglück 1955 in Le Mans –, bei<br />

dem ein 300 SLR von der Piste abkam, in eine Menge raste<br />

und 82 Menschen in den Tod riss –, aus dem Rennsport<br />

zurückgezogen hatte, versuchten Aufrecht und Melcher<br />

es auf eigene Faust und ohne die offizielle Unterstützung<br />

des Konzerns. 1971 starteten sie mit einem wuchtigen<br />

hochgetunten roten Mercedes SEL 6.8 beim 24-Stunden-<br />

Rennen in Spa. Zuerst lachte man <strong>über</strong> die umgerüstete<br />

S-Klasse. Viel zu schwer, viel zu sperrig, eine S-Klasse<br />

war eine Staatskarosse, aber kein Auto, in dem man<br />

Rennen gewann. Den Spöttern sollte das Lachen vergehen.<br />

Der SEL siegte in seiner Klasse und erreichte aus<br />

dem Stand den 2. Platz in der Gesamtwertung. Das Auto<br />

schaffte es in die „Tagesschau“ – und AMG etablierte<br />

sich von heute auf morgen im Tourenwagensport. Das<br />

Geschäftsmodell, mit dem Aufrecht und Melcher in den<br />

folgenden Jahren ihre Garagenfirma zu einem Unternehmen<br />

mit stetig wachsenden Mitarbeiterzahlen machten,<br />

war einfach: Sie zeigten auf der Rennstrecke, was sie<br />

aus Mercedes-Modellen rausholen konnten, und boten<br />

motorsportbegeisterten Kunden an, das Gleiche mit ihren<br />

Straßenautos zu machen. Im Gegensatz zu anderen Tuning-Firmen,<br />

denen die Modifikation der Karosserie mit<br />

Spoilern und anderem Schnickschnack mindestens so<br />

wichtig war wie der hochgezüchtete Motor, ging es AMG<br />

vor allem um die Technik. Melcher und Aufrecht waren<br />

Nerds, die sich in der gewöhnlichen Mercedes-Produktion<br />

unterfordert fühlten und von einer unbändigen Leidenschaft<br />

für leistungsstarke Motoren getrieben wurden.<br />

94 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 10 11 2012<br />

95


AMG ist längst nicht mehr nur<br />

die Daimler-Zweigstelle<br />

für die lustigen verrückten<br />

Spinner, die einen 6.0 Liter<br />

V12 Motor mit 630 PS<br />

in einen SL quetschen<br />

Seit den 70ern ist viel passiert. Erst beobachtete Daimler<br />

die beiden ambitionierten Ingenieure skeptisch aus<br />

der Ferne. Ende der Achtziger begann eine langsame<br />

Annäherung. Auf der IAA 1989 wurde dem damaligen<br />

Daimler-Vorstand eine Mercedes 124-Limousine mit V8<br />

Motor gezeigt – und stieß auf begeisterte Reaktionen.<br />

Daimler und AMG entschieden sich für eine Zusammenarbeit.<br />

„Danach ging es allerdings erst mal bergab“,<br />

sagt Tobias Moers, seit den frühen 90ern bei AMG und<br />

heute Mitglied der Geschäftsführung und Bereichsleiter<br />

Entwicklung Gesamtfahrzeug. „Alle Autos kamen<br />

auf den Prüfstand und waren nach Mercedes-Kriterien<br />

nicht mehr freigabefähig. Das war alles noch klassisches<br />

Tuning.“ Das erste Auto, bei dem Daimler von Anfang an<br />

mit den Mercedes-Qualitätsansprüchen die Entwicklung<br />

<strong>über</strong>wachte, war der C36 AMG, der 1993 auf den Markt<br />

kam. In der Karosserie einer C-Klasse brodelte ein aufgemöbelter<br />

M-104-Motor mit 280 PS und 385 Newtonmeter<br />

Drehmoment. „Man plante mit 700 bis 800 verkauften<br />

Autos. Im Endeffekt wurden es etwa 5.000. Der Erfolg hat<br />

alle <strong>über</strong>rascht.“ Ein Grund für den Erfolg war sicherlich<br />

auch, dass der C36 AMG nun <strong>über</strong> das normale Mercedes-<br />

Händlernetz bestellbar war und als erster AMG in den<br />

USA verkauft wurde – heute der größte Markt für AMG-<br />

Fahrzeuge. Im Laufe der Neunzigerjahre entwickelte sich<br />

AMG vom Tuner- zum Engineering-Unternehmen. Die<br />

Motoren wurden ab 1996 in einer verketteten Montage<br />

am Firmensitz Affalterbach zusammengesetzt, die Montage<br />

in das Fahrzeug erfolgte an den jeweiligen Produktionsstandorten.<br />

Das ist bis heute so. Ebenfalls seit dem<br />

besteht das „One man, one engine“-Prinzip: Ein Ingenieur<br />

montiert einen Motor, der mit einer Plakette mit seiner<br />

Unterschrift versehen wird.<br />

1998 <strong>über</strong>nimmt Mercedes-Benz 51 Prozent von AMG.<br />

Der Dammbruch, wie Moers sagt. Seit dem dürfen AMGs<br />

auch wieder den Stern tragen. Aufrecht zog sich aus der<br />

Geschäftsführung zurück, Melcher hatte sich bereits<br />

verabschiedet. Von Mercedes-Benz kam mit Wolfgang<br />

Bernhard ein neuer Geschäftsführer, <strong>über</strong>nahm AMG für<br />

zwei Jahre und legte den Grundstein für das Unternehmen<br />

AMG, wie wir es heute kennen. Mittlerweile arbeiten<br />

<strong>über</strong> 1000 Mitarbeiter in Affalterbach. Alle AMG-Motoren<br />

sind Eigenentwicklungen. Zurzeit werden fünf verschiedene<br />

gebaut, vom neuen 5,5-Liter-V8-Biturbo bis zum<br />

6,0-Liter-V12-Biturbomotor. Die Zahl der AMG-Modelle ist<br />

auf <strong>über</strong> 22 angestiegen – erst kürzlich wurde auf dem<br />

Pariser Autosalon der SLS AMG Electric Drive vorgestellt.<br />

Und man muss kein Hellseher sein, um vorherzusagen,<br />

dass AMG in den kommenden Jahren weiter wachsen<br />

wird. Im Jahr 2011 verkauft die Marke etwa 20.000 Autos<br />

auf der ganzen Welt, die meisten in den USA, Europa und<br />

Asien. Der Bestseller ist der C 63, der exklusivste AMG der<br />

G 65. „Zum 50. Geburtstag planen wir die 30.000er-Marke<br />

deutlich zu <strong>über</strong>schreiten“, sagt AMG-Chef Ola Källenius,<br />

ein hochgewachsener Schwede, der sagt, in Affalterbach<br />

anzufangen war für ihn wie nach Hause zu kommen,<br />

weil AMG im Prinzip immer noch ein mittelständisches<br />

Unternehmen ist, nur dass es die Rückendeckung eines<br />

Weltkonzerns hat. Källenius sitzt an einem Designertisch<br />

in der sogenannten Private Lounge. Die Klimaanlage<br />

kühlt den Raum auf angenehme Temperaturen herab, in<br />

einem großen Bücherregal steht ein Tom-Ford-Bildband<br />

und verschiedene Designkompendien, ein großes Foto<br />

vom Gründungsmythos der Marke AMG, dem roten SEL<br />

von 1971, hängt an der Wand am Eingang. Die Lounge ist<br />

die Fortsetzung einer Online Community, die exklusiv<br />

AMG-Besitzer vorbehalten ist. Hier finden auch die Termine<br />

der Driving Academy, die 2011 <strong>über</strong> 7000 Teilnehmer<br />

verzeichnet hat. Kundenbindung ist wichtig im AMG-<br />

Universum.<br />

Auf dem AMG-Campus spürt man von der Aufbruchsstimmung<br />

kaum etwas. Entspannt laufen Mitarbeiter<br />

in Anzug und Businesshemd oder in Arbeitskleidung<br />

zwischen den Gebäuden hin und her. Die Marketingabteilung<br />

sitzt im ehemaligen Wohnhaus von Aufrecht,<br />

eine ehemalige Werkstatt ist heute ein Büro. In der<br />

Bei einem simulierten Tempo von 300 und 1000 Newtonmeter<br />

Drehmoment fangen auch die Rohre eines V12 Biturbo<br />

Motors an zu glühen. Auf dem Prüfstand werden die Motorentwicklungen<br />

von AMG getestet. Bis zu 500 Stunden am<br />

Stück müssen sie unter höchster Belastung <strong>über</strong>stehen.<br />

96 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 08 11 2012 2011 97


Halle des Performance Studios, in dem sich Kunden auf<br />

Wunsch nicht nur ihren AMG, sondern auch ihr gewöhnliches<br />

Mercedes-Modell individuell stylen lassen<br />

können, steht ein schwarzer SLS mit rotem Stern, der<br />

für einen japanischen Kunden individualisiert wird, und<br />

ein orange-schwarzer C 63 Black Series, eine Sonderedition<br />

mit limitierten Produktionszahlen, in denen AMGs<br />

brutalste Motoren verbaut sind. Neben dem SLS wird ein<br />

C 63 DTM-Safetycar für den Einsatz vorbereitet. Draußen<br />

flattert eine AMG-Fahne im milden Sommerwind. In der<br />

Montage ein paar Gebäude weiter setzt ein Mitarbeiter,<br />

Alter: Mitte 20, entspannt einen SLS V8 Saugermotor<br />

zusammen. Drei Kunden, die einen Motor mit seiner<br />

Plakette fahren, haben ihn schon im Werk besucht. Es<br />

muss ein Traumjob für jeden jungen Mechaniker sein,<br />

bei AMG zu arbeiten. Nicht nur, weil man weiß, welche<br />

Freude die Motoren den zukünftigen Besitzern bringen<br />

werden, sondern auch wegen den Arbeitsbedingungen,<br />

die im Vergleich zur Fließbandproduktion in den normalen<br />

Werken paradiesisch wirken. Ein paar Meter von uns<br />

entfernt schüttelt ein AMG-Besitzer seinem Monteur die<br />

Hand und hält ein Pläuschchen. Trotzdem liegt die Tagesproduktion<br />

gut in der Zeit. In der oberen Etage, wo die<br />

12-Zylinder-Motoren zusammengebaut werden, ist schon<br />

um die Mittagszeit das Soll für diesen Tag fast erfüllt. Auf<br />

dem grauen Boden kleben gelbe Markierungen, die Wege<br />

und Arbeitsbereiche voneinander abgrenzen. Es ist so<br />

sauber, als würde dreimal täglich gewischt.<br />

AMG ist längst nicht mehr nur die Daimler-Zweigstelle<br />

für die lustigen verrückten Spinner, die einen irrsinnigen<br />

6.0 Liter V12 Motor mit 630 PS in einen SL quetschen.<br />

AMG wird langsam zur Technologie-Avantgarde von<br />

Daimler, zumindest, was den Performance-Bereich angeht.<br />

Der riesige Erfolg des ersten eigenen Sportwagens,<br />

dem SLS AMG, hat den Exoten AMG ins Zentrum der Marke<br />

katapultiert. Auf der IAA 2009 in Frankfurt war zum<br />

ersten Mal ein original AMG der Star des Messeauftritts.<br />

Wenn man von Eigenentwicklung spricht, dann ist das<br />

auch so gemeint: Natürlich erfolgt eine Abstimmung mit<br />

dem Mutterhaus, aber als die Entscheidung für den SLS<br />

gefallen war, <strong>über</strong>ließ Daimler AMG komplett die Verantwortung.<br />

Man vertraut dem Tochterunternehmen mittlerweile<br />

fast blind und konsultiert es auch bei technischen<br />

Fragen zu Mercedes-Fahrzeugen. Das bringt mehr<br />

Verantwortung mit sich. Beim neuen A 250 Sport hatte<br />

AMG die Hoheit <strong>über</strong> die Entwicklung des Fahrwerks,<br />

einen C 250 Sport mit Affalterbacher Fahrwerk gibt es<br />

bereits. Die AMG Version der neuen Kompaktklasse folgt<br />

Anfang 2013 unter dem Namen A45. Der mit Allradantrieb<br />

und <strong>über</strong> 300 PS ausgestattete A45 könnte AMGs<br />

Schlüssel für einen bis dato ungekannt großen Markt<br />

sein. Musste man bislang etwa 70.000 Euro für einen C<br />

63 AMG ausgeben, so wird der Einstiegspreis beim A 45<br />

geschätzt unter 50.000 Euro liegen und könnte dadurch<br />

eine junge Kundschaft an die Marke binden.<br />

Dar<strong>über</strong> hinaus bietet AMG in Affalterbach nicht nur<br />

die Individualisierung von allen AMG- und Mercedes-<br />

Fahrzeugen an, die Marke ist auch für das Design und die<br />

Konzeption der optional wählbaren Sportausstattung von<br />

Daimler-Modellen zuständig. Letzteres betrifft ungefähr<br />

ein Viertel aller verkauften Mercedes-Fahrzeuge, also<br />

etwa 300.000 im Jahr. Seit diesem Jahr steht auch noch<br />

die gesamte Motorsportsparte unter dem Label AMG,<br />

inklusive Formel 1. Und natürlich steht der SLS Electric<br />

Drive in den Startlöchern. Eine völlig neue Herausforderung<br />

für AMG, da man sich bisher durch die perfekte<br />

Beherrschung des Verbrennungsmotors hervorgetan hat,<br />

aber mit Elektroantrieben kaum etwas am Hut hatte. „Ich<br />

bin stolz auf das Projekt“, sagt Tobias Moers. „Ich kann<br />

mich erinnern, wie ich in den 90ern alleine bei Mercedes<br />

war. Ich saß 20 in meinem jetzigen Alter befindlichen<br />

Entwicklern gegen<strong>über</strong> und habe versucht durchzusetzen,<br />

was wir wollen. Die haben dich müde belächelt. Das<br />

hat unseren Kampfgeist geweckt. Mittlerweile hat ein<br />

Generationswechsel stattgefunden und wir arbeiten auf<br />

Augenhöhe.“ Doch was passiert, wenn AMG wächst? Besteht<br />

nicht die Gefahr, dass das Profil der Marke unscharf<br />

wird? „Das Produkt muss als Paket authentisch sein.<br />

98 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

99


Aus aller Welt pilgern sie<br />

hierher, um bei der Montage<br />

von irrsinnig starken<br />

Motoren zuzusehen<br />

Mogelpackungen funktionieren nicht. Man kann keinen<br />

500-PS-Motor in ein Auto bauen, ohne das Fahrwerk anzupassen.<br />

Wenn du nicht ordentlich lieferst, merken das<br />

die Kunden. Die Kunden lieben den Sound unserer Autos.<br />

Sie lieben, dass man mit ihnen posen kann. Sie wollen<br />

den Komfort und die Leistung.“<br />

Wenn man sich das gemächliche Treiben auf dem<br />

AMG-Campus anschaut, dann scheint es, als wäre da<br />

in der Tat noch eine Menge Luft nach oben. Aber nicht<br />

nur, was das Wachstum, die neuen Aufgabe innerhalb<br />

des Daimler-Konzerns und die immer breiter werdende<br />

Produktpalette angeht, sondern auch technologisch<br />

warten noch eine Menge Herausforderungen auf die<br />

Affalterbacher: „Wir wollen die Effizienzführerschaft im<br />

Performancebereich erreichen. In der belegen wir schon<br />

jetzt fast <strong>über</strong>all die Spitzenpositionen. Der SLK 55 AMG<br />

mit 422 PS, 540 Newtonmeter und nur 8,4 Liter Verbrauch<br />

und 195 Gramm CO2, das ist in der Performance Klasse<br />

der effizienteste Sportwagen aller Zeiten.“<br />

Man könnten fragen, was Kunden, die sich zum<br />

Beispiel eine G-Klasse in der AMG-Version leisten, der<br />

Verbrauch interessiert, aber neben den gesetzlichen<br />

Forderungen nach der Senkung des Flottenverbrauchs,<br />

spielt selbst für AMG-Kunden der Verbrauch eine immer<br />

größere Rolle. Auch hier geht es um die Freude an der<br />

Technologie. In Autoquartetts wird in Zukunft nicht<br />

mehr nur die PS-Zahlen oder die Höchstgeschwindigkeit,<br />

sondern auch die dazu entsprechend geringen<br />

Verbrauchszahlen, ein deftiges „Boah ey“ hervorrufen.<br />

Und um dieses „Boah ey“ geht es bei vielen AMG-Kunden.<br />

Die kindliche Freude an einem perfekt abgestimmten,<br />

herrlich brodelnden Auto, dessen Geschwindigkeit dem<br />

Gaspedal Millimeter genau gehorcht. Ein Auto, das nicht<br />

erst mühselig aus dem Quark kommen muss, sondern<br />

sofort zur Verfügung steht, wenn man es braucht – wie<br />

der Butler der Königin von England. Die meisten, die sich<br />

nur ein bisschen für Autos begeistern, werden einen AMG<br />

lieben, wenn sie ein Mal in ihm gesessen haben. Selbst<br />

eine G-Klasse wird mit dem AMG-Motor antrittsschnell<br />

wie ein Scirocco. Und der C 63 AMG ist im Prinzip kein<br />

Sportwagen, sondern das perfekte Straßenauto, das nur<br />

deutlich macht, was eine Mittelklasse-Limousine eigentlich<br />

können sollte. AMG-Fahren kann wie aufatmen sein.<br />

Wichtig an einem AMG ist natürlich auch, dass er<br />

polarisiert. So sehr die Fahrer den tiefen Sound des Autos<br />

lieben, andere werden sich von ihm gestört fühlen und<br />

ihn vulgär finden. Auch der SLS mit seiner windschnittigen,<br />

eleganten <strong>Supersportwagen</strong>-Form weckt nicht nur<br />

Bewunderung, sondern auch den Neid der Fahrer, die<br />

nicht in ihm sitzen. Mit 180 auf der Autobahn von einem<br />

Passat oder einem Skoda per Lichthupe aus der linken<br />

Spur gedrängt zu werden, hat wohl nicht nur mit der Eile<br />

des Fahrers hinter einem zu tun. Aber genau darum geht<br />

es immer auch: das Gefühl der mühelosen Überlegenheit<br />

auf der Straße. Nichts anderes hat Aufrecht und Melcher<br />

in den 60ern motiviert, AMG zu gründen. Besonders viel<br />

Spaß bereitet es nämlich genau diesen Dränglern, mit<br />

einem lässigen Tritt auf das Gaspedal davonzufahren –<br />

immer dem bollernden Motor nach.<br />

100 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

101


REPORTAGE<br />

112/06/12 – 4 h 03 Sie liegt nebenan in meinem Hotelbett (Augen<br />

geschlossen). Ich verstecke mich im Bad, schreibe und rauche bei<br />

offenem Fenster von ihren Zigaretten. Was angesichts meines<br />

Zustands (entzündeter Hals, erhöhte Temperatur) natürlich eine<br />

weitere Dummheit ist. Die letzte für diesen Tag? Ich sollte längst<br />

auf dem Weg nach Genf sein.<br />

Blaue Stunde: Blau fließt der Rhein. Blau schimmern die Vosgesen. Auch ich<br />

bin blau. Ans Autofahren ist nicht zu denken. Ich sitze fest. In Weil. Scheiß<br />

Weil. Und nebenan eine Frau, deren Namen ich nicht kenne. Die Morgendämmerung<br />

dauert ewig (das Hotel schleppt sich in den Tag). Wo bin ich nur<br />

hineingeraten?<br />

UNTERTAUCHEN<br />

<strong>INTERSECTION</strong>-Autor Martin Simons ist mit einem Lexus is 250 Cabrio<br />

zu einer Reise durch Europa aufgebrochen. Statt eines<br />

öden Erlebnisberichts hat er eine Kurzgeschichte geschrieben,<br />

die vom Unterwegssein handelt, von der Flucht vor<br />

dem Alltag, von Fieber, Sex – und natürlich von einer schönen Frau<br />

Fotos Teresa Wolff Metternich<br />

Text Martin Simons<br />

102 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

103


Bin eingeschlafen. Von ihr weit und breit<br />

keine Spur. Aber das Auto ist noch da.<br />

Zerkaue zwei weitere Komplex. Spüle mit<br />

warmer Pepsi nach<br />

Es ist verrückt, hier zu sein. „Fahr mich ins Tessin“, hat sie gesagt. – „Das geht<br />

nicht. Ich muss nach Genf. Geschäftlich.“ – „Ist es wichtig?“ – „Ja.“ – „Geht es<br />

um Leben und Tod?“ – „Nein, natürlich nicht.“ – „Dann fahr mich ins Tessin.“<br />

Sie hat dabei mit keiner Wimper gezuckt. Kurz darauf fuhren wir los. Ich<br />

war vor Unwirklichkeitsgefühlen innerlich in Aufruhr. Sie tat so, als hätte es<br />

anders gar nicht kommen können.<br />

Wir frühstückten Käse, Äpfel und Brot (wo hatte sie die all das aufgetrieben?).<br />

Dann <strong>über</strong>redete sie mich, sie an den Fluss zu begleiten. Wir balancierten eine<br />

Weile <strong>über</strong> kreidegraue Felsen flussaufwärts. Auf dem Rückweg verfiel sie<br />

dem Briefpapier, das in einer Mappe neben dem Fernseher ausliegt. Sie wollte<br />

groß Essen. „Ich will Gurkensandwiches essen und Champagner trinken und<br />

alles noch mal von vorne anfangen“ rief sie beim Anstoßen.<br />

Ja. Wir hatten Sex. Daran erinnere ich mich jetzt auch.<br />

16 h 09 Bayreuth wollte sie sich ansehen. Sie wirkte so ausgelassen. Wir<br />

haben Zeit, sagte sie. Ich habe nicht gefragt (Müdigkeit). Das Festspielhaus<br />

hat sie enttäuscht. Sie fand es nicht wert, es direkt zu fotografieren, nur im<br />

Rückspiegel des Autos (wie ist sie an die Kamera gekommen?).<br />

Jetzt sind wir in Thüringen. Weimar ist nahe. Sie füttert die Schafe. Und ich<br />

liege mit meinem Notizbuch im Gras. Die Wolken am Himmel wirken wie auf<br />

einem altmeisterlichen Gemälde.<br />

14 h 46 Wir warten. Sie verrät nicht worauf. Ich habe seit dem Morgen sechs<br />

Paracetamol geschluckt.<br />

Graue Wolken hängen im Tal. Wir reden kaum. Wem gehört dieses winzige<br />

steinerne Haus in dem winzigen steinernen Dorf? Aurigeno steht auf dem<br />

Ortsschild. Es gibt keinen Bäcker, keine Gaststätte, keinen Laden. Nichts (wer<br />

hat den Schlüssel unter den Kieselsteinen auf der Fensterbank gelegt?). Sie<br />

sitzt auf den Stufen vor dem Haus, auf die etwas Sonne scheint, trinkt Wein<br />

und liest „Verblendung“ von Stieg Larsson. Bald oder Geduld, sagt sie, sooft ich<br />

sie frage. Es ist aberwitzig, dass ich nicht einfach fahre.<br />

Ich bin noch nie vom Weg abgekommen. War immer brav. Berechenbar.<br />

Pflichtbewusst. Aber einmal im Leben sollte jeder in ein Abenteuer geraten.<br />

Das hier ist meins (allerdings etwas langweilig, wenn ich ehrlich bin).<br />

17 h 09 Bin eingeschlafen. Von ihr weit und breit keine Spur. Aber das Auto<br />

ist noch da. Zerkaue zwei weitere Komplex. Spüle mit warmer Pepsi nach.<br />

19 h 34 Sie ist weg.<br />

6 h12 Die Sonne ist ein bissiger gelber Ball. Mir ist heiß. Zu heiß. Wahr-<br />

16/06/12 – 11 h 12 Bin in Berlin. Ich verstehe nichts mehr. Meine Schreibhand<br />

zittert. Eben war ich bei meinem Chef. Versuchte ihm die Sache mit Genf<br />

zu erklären. Das Fieber. Aber er unterbrach mich: „Sie brauchen sich nicht zu<br />

entschuldigen. Das kann jedem von uns passieren.“ -<br />

„Ja?“ - „Glauben Sie mir. Auch ich war schon kurz davor, allem den Rücken<br />

zu kehren.“ – „Ich hatte Fieber.“ – „Natürlich muss ich Ihnen für die Zeit das<br />

Gehalt abziehen.“ – „Für wie viele Tage genau?“ – „Sechs Wochen halt. Solange<br />

Sie untergetaucht waren.“<br />

scheinlich das Fieber. Ich habe versucht zu schlafen. Aber es ging nicht (nicht<br />

neben ihr).<br />

Ich schreibe, weil ich immer schreibe, wenn die Dinge kompliziert werden. Ich<br />

notiere meine Verwirrung, mein Fieber, den einsetzenden Kopfschmerz.<br />

Ich hatte nicht ausgehen wollen. Aber da Frankreich nur den kurzen Fußweg<br />

<strong>über</strong> die Brücke entfernt war, lag es nahe. Trotz der Erkältung. Eine viertel<br />

Stunde irrte ich durch ein irrsinnig ödes Wohngebiet (das Elsass ist nicht<br />

Frankreich). Dann fand ich doch eine Bar. Schäbig. Geführt von einem Araber.<br />

Wacklige Hocker vor einem kurzen Tresen aus fleckigem Kunststoff. Ich trank<br />

ein, zwei, leider drei Gläser Wein und wollte gehen. Aber da saß sie plötzlich<br />

neben mir. „Bist du Schweizer?“, fragte sie. Und als ich verneinte: ob ich ihr<br />

ein Glas spendiere? Ihre Stimme war tief. Sie schön (fand ich). Genau der Typ<br />

Frau, der mich gewöhnlich ebenso hartnäckig ignoriert, wie ich ihn begehre.<br />

Natürlich habe ich ihr ein Glas bestellt. Wie sie heiße? „Maria del Consuelo.“<br />

Aber das habe ich ihr keine Sekunde geglaubt.<br />

In zwei Stunden muss ich in Genf sein.<br />

14/06/12 – 13 h 33 Die Nacht verlief ereignislos. Fiebernd legte ich mich<br />

schon um neun ins Bett. Sie blieb draußen auf den Stufen sitzen, um zu lesen.<br />

Als ich dann heute ganz früh erwachte, wusste ich nicht, wo ich war, ich<br />

wusste nicht, wo sie schlief (ich wusste nicht, wer ich war). Dann hörte ich<br />

Geräusche in der Küche und dachte: Maria del Consuelo. Nichts deutete da-<br />

darauf, sich mit der Strömung treiben zu lassen. Ich machte mit, sprang im<br />

schnell fließenden Wasser haltsuchend von einem Stein zum nächsten (und<br />

fühlte mich schwerelos wie ein Astronaut). Auf dem Weg vom Fluss zum Haus<br />

gab ich ihr einen Kuss, den sie sich mit geschlossenen Lippen gefallen ließ.<br />

Gerade haben wir in einem Grotto beim Fluss Polenta mit Cervelat bestellt. Sie<br />

telefoniert, ich schreibe. Jetzt kommt sie auf mich zu. Ihre Wangen sind von<br />

Flecken gerötet.<br />

16 h 56 „Wir müssen los!“ – „Aber du wartest. “ – „Nein, nicht mehr. Es<br />

kommt nicht. Es ist schon in Berlin. Los!“<br />

Ich war zu geschwächt, um zu widersprechen. Jetzt sitze ich in einem Gasthaus<br />

auf dem San-Bernardino und blicke in den strömenden Regen (das Rot<br />

ihrer Haare vor den vorbeiziehenden Wolken).<br />

13/06/12 – 8 h 03 Die Nacht war laut. Im engen Tal hallte jeder Donnerschlag<br />

wie ein Pistolenknall. Endlich kamen wir uns nahe. Sie zuckte, sooft es grollte,<br />

in meinen Armen. Doch als ich dann am Morgen erwachte, war sie schon<br />

aufgestanden. Ich kann mich an keine Zärtlichkeit erinnern, die <strong>über</strong> ihr Zusammenschrecken<br />

in meinen bereitwillig dargebotenen Armen hinausging.<br />

Ich sitze im Auto, schreibe. Ich bin nicht in Genf. Mein Handy ist aus. Wenn ich<br />

mich morgen bei meinem Chef melde, muss ich einen Fieberanfall vorschieben,<br />

ein Delirium (was auch nur halb gelogen wäre). Sie läuft am Ufer des<br />

kleinen Gebirgsflusses entlang. Kann sein, dass sie was sucht. Ich weiß nicht.<br />

15/06/12 – 8 h 03 Ich glaube, wir haben miteinander geschlafen. Ich bin<br />

nicht sicher. Sie ist im Bad. Mein Körper spielt verrückt. Alles verschwimmt<br />

(wie die Konturen der Dinge gestern inmitten der Wolken). Ich trinke zwei in<br />

Leitungswasser aufgelöste Aspirin Komplex. Ich werde noch mal schlafen.<br />

9 h 15 Wo ist sie? Das Auto ist noch da. Aber sie hat es umgeparkt. Der Kofferraum<br />

steht auf.<br />

Wir erreichten das Allgäu am frühen Abend, erinnere ich mich jetzt. Sie willigte<br />

in eine Übernachtung im Gasthaus ein. „Landhaus zur Grenze“ steht auf<br />

rauf hin, dass sie zu irgendeiner Zeit nachts neben mir im Bett gelegen hatte<br />

(vielleicht hatte sie gar nicht geschlafen).<br />

104 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

105


REPORTAGE<br />

Burn-out, baby<br />

Simon Davidson dokumentiert seit Jahren die australische<br />

Burn-out-Szene in kraftvollen Fotos. intersection erklärt<br />

er seine Leidenschaft für qualmende Reifen<br />

Interview Shiraz Randeria<br />

Protokoll Hendrik Lakeberg<br />

106 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

107


Ich hatte immer schon eine Leidenschaft für<br />

die Autos der 50er- und 60er-Jahre, die große<br />

Zeit des glitzernden Chromes. Ich selber fahre<br />

einen 1964 Falcon Coupé mit einem 289 V8<br />

Motor. Aufgewachsen als Surfer waren diese<br />

Autos unser Transportmittel, um an der australischen<br />

Küste entlang, den Wellen hinterher zu fahren. Aber es<br />

ging mir nie allein um das Design, sondern auch um die<br />

Fähigkeit ein altes Auto reparieren zu können. Egal, wo<br />

ich gerade war. Ich wollte immer verstehen, wie so eine<br />

Maschine funktioniert.<br />

Ungefähr vor 10 Jahren nahm ein guter Freund an einem<br />

Drag-Rennen teil. Die Fahrer trafen sich mit normal<br />

zugelassenen Autos jenseits der festen Straßen, um<br />

gegeneinander anzutreten. Ich war vorher noch nie auf<br />

einem Drag-Rennen. Mein Kumpel Matt besaß einen superschnellen<br />

Mopar mit einem wütenden V8 Motor. Das<br />

Rennen hat unglaublich Spaß gemacht, aber am Abend<br />

ist mir noch etwas anderes klar geworden: Es waren nicht<br />

nur die Autos, die mich inspirierten, sondern auch die<br />

Atmosphäre und die Menschen, die ich traf. Man könnte<br />

sagen, dass ich von dem Zeitpunkt an vom Dragrace-Virus<br />

befallen war. Für mich war das ein perfektes Timing,<br />

denn ich suchte gerade nach einem persönlichen Projekt.<br />

Neben meinem Job als Modefotograf hatte ich schon<br />

damit begonnen, die australische Muscle-Car-Szene zu<br />

dokumentieren, aber es zog mich immer weiter in die<br />

Nischen.<br />

Nachdem ich das erste Mal neben einem speziellen<br />

burn-out-Auto stand, die Kraft spürte, den Lärm und den<br />

Jubel des Publikums hörte, war ich süchtig. Burn-out-<br />

Wettbewerbe haben in Australien einen besonderen Status.<br />

Die Größe der Subkultur ist weltweit einzigartig. Als<br />

ich anfing, mich für Burn-outs zu interessieren, war das<br />

noch nicht so. Inzwischen ist die Szene stark gewachsen.<br />

Hohe Preisgelder werden ausgeschrieben und die Autos<br />

speziell aufgebaut, um um das große Geld zu fahren.<br />

Diese Bilder sind auf verschiedenen Burn-out-Wettbewerben<br />

in Australien entstanden. Im Laufe der letzten<br />

Jahre war ich auf Burn-outs in jedem Bundesstaat des<br />

Landes. Dabei habe ich seltsame, brillante und passionierte<br />

Menschen getroffen. Alle unterschiedlich alt, aber<br />

mit einem Ziel: Autoreifen zu zerstören.<br />

Ich saß mittlerweile als Beifahrer neben den besten<br />

Fahrern, habe viele spektakuläre Wettbewerbe gesehen.<br />

Die schönste Erfahrung aber ist, wenn die Leute dir<br />

trauen und wissen, dass du ihre Leidenschaft respektvoll<br />

fotografierst. Dann teilen sie wunderbare, manchmal<br />

unglaubliche Geschichten.<br />

108 WERKSTATT<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012


gebrauchte wagen<br />

Buick Y-Job<br />

Der Buick Y-Job ist das erste Concept Car der Geschichte<br />

erste Liebe<br />

renault kangoo<br />

Papst Benedikt XVI. und sein neuer Renault Kangoo Maxi Z.E.<br />

Urheber dieses interessanten Kleinods der Automobilgeschichte ist der legendäre<br />

Designer und spätere GM-Vizechef Harley Earl. Weil die Konkurrenz<br />

unter den Autofirmen aufgrund der Great Depression in den USA groß war,<br />

suchte der exzentrische Earl nach neuen Wegen, um die Aufmerksamkeit des<br />

Publikums zu bekommen. Er schlug zwei Fliegen mit einer Klappe: In Form<br />

des Buick Y-Job konnte er die Reaktionen des Publikums auf neue Designs<br />

und technische Details testen. Gleichzeitig würde sich die Presse auf den<br />

exotischen Wagen stürzen, so hoffte er.<br />

Die Strategie ging auf, obwohl zu dieser Zeit auf Automessen so etwas<br />

Unbekanntes wie Concept Cars noch gar nicht gezeigt wurden. Earl selber<br />

fuhr mit dem mit 141 PS angetriebenen Unikat also herum und stieß immer<br />

wieder auf begeisterte Reaktionen. Neuartig waren unter anderem die geringe<br />

Höhe, das konsequent stromlinienförmige Design und die bis dahin mit<br />

einem Durchmesser von gut 33 Zentimetern ungewöhnlich kleinen Reifen.<br />

Visionär waren aber auch das unter der Karosserie versteckte, elektrisch ver-<br />

Manchmal kommt die Liebe unverhofft und nicht auf den ersten Blick. Trotzdem<br />

ist es eine ganze neue, erste Liebe, die einem widerfährt. So jüngst<br />

geschehen im Vatikan. Papst Benedikt XVI. stellte sein altes „Papamobil“ in<br />

der Garage ab und tauschte es gegen diesen Renault<br />

Kangoo Maxi Z.E. ein. Z.E. steht bei Renault für<br />

Fahrzeuge mit Elektromotor. Benedikt fuhr also zum<br />

ersten Mal und in Zukunft mit Strom statt Benzin.<br />

Bei der Übergabe stand er glücklich neben seinem<br />

neuen Auto und grinste wie ein Frischverliebter.<br />

Der französische Automobil-Hersteller fertigte<br />

eigens für das Kirchenoberhaupt ein passendes<br />

Modell an, ließ ein großzügiges Schiebedach zum<br />

Winken und eine elektrischen Hilfe zum Einsteigen<br />

einbauen. Das Auto ist ganz in unschuldigem Weiß<br />

gehalten – vom Lack bis zu den Sitzen. Als Numschließbare<br />

Dach und die elektrischen Fensterheber. Innerhalb der nächsten<br />

20 Jahre schafften es einige Details des Buick Y-Jobs in nachfolgende Serienfahrzeuge.<br />

Earl erfand übrigens nicht nur das Concept Car, sondern auch das lebensgroße<br />

Modell aus Ton – bis heute immer noch ein entscheidender Schritt auf<br />

dem Weg zu neuen Karosserie-Designs. Selber gezeichnet hat Earl keinen<br />

einzigen seiner Entwürfe, auch nicht den Buick Y-Job. Das ließ er machen,<br />

wenn er aus seiner dunklen Denkkammer kam, an der ein fiktiver Name stand,<br />

damit man ihn nicht störte. Ein angenehmer Zeitgenosse war Earl wohl eher<br />

nicht. Auf einer Sitzung seines Teams sagte er einmal: „Wer anderer Meinung<br />

ist, stehe bitte auf, damit ich den Hurensohn sehen kann.“ Später schlug er der<br />

Stahlindustrie mal vor, durchsichtiges Metall zu entwickeln. GM-Vize wurde<br />

er trotzdem. Vor allem aber ist er eine schillernde Figur aus der Zeit, als das<br />

amerikanische Autodesign auf seinem Höhepunkt war und man dachte, dass<br />

Autos irgendwann durch die Städte fliegen würden.<br />

mernschild trägt es das Kennzeichen SCV1, was für Stato della Città del<br />

Vaticano steht. 60 PS hat das neue Papstmobil und kann bis zu 130 km/h<br />

schnell fahren. 150 Kilometer weit kommt man mit einer Akkuladung. Das<br />

sollte reichen: Fährt der Papst doch meistens zu<br />

Hause nur zum Vergnügen im Park seiner Sommerresidenz<br />

Castel Gandolfo. Außerhalb des Anwesens<br />

muss er leider auf sein umweltschonendes Gefährt<br />

verzichten, das er als Hilfsmittel zur Bewahrung der<br />

Schöpfung bezeichnet. Eine notwendige Panzerung<br />

wäre zu schwer für den Elektroantrieb gewesen.<br />

Diese Sicherheitsfahrten <strong>über</strong>nehmen die schweren<br />

Mercedes-Limousinen. Doch wie heißt es so schön:<br />

Ein bisschen Distanz hält junge Liebe frisch. So ist<br />

man länger elektrisiert, wenn man wieder aufeinander<br />

trifft.<br />

110 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

111


Wer gibt 35k Euro für nen Opel aus der bei ‚beherztem<br />

Gas‘ auch mal 20 Liter säuft? wenn ich<br />

bedenke was für nen tollen Mercedes oder Audi<br />

man als 2-3 Jahreswagen für diese Kohle schon bekommt<br />

...“, schreibt Spiegel-Online-Leser Darjaan in einen Kommentar<br />

auf die Rezension des neuen Opel OPC.<br />

Wtf, dude? Dir sitzt wohln Furz quer. Der neue Astra OPC<br />

ist mit seiner technischen Raffinesse, seinem ultrapräzisen<br />

Handling und der brutalen Antrittsschnelligkeit einer<br />

herkömmlichen C-Klasse oder diesen ganzen Proleten-<br />

Audis, deren tumben Fahrer nichts anderes können als<br />

per Lichthupe alles aus der linken Spur zu drängen, was<br />

bei drei nicht auf den Bäumen ist, meterweise Fuchsschwanzlängen<br />

<strong>über</strong>legen. Die würden sogar vor einer<br />

blinde Oma noch angeben. Außerdem ist der Astra OPC<br />

echte Handarbeit, kommt von Herzen. Das sollte noch was<br />

wert sein, oder etwa nich, Alta? Ok, Golf R und Scirocco R<br />

sind nich schlecht, aber nichts gegen einen OPC. Das Design<br />

ist topplus. Gut rund. Kleiner Kugelblitz eben. Richtig<br />

geil. Also pass mal auf, was du hier von dir gibst ... Aber<br />

du verstehst das eh nich, du Möchtegern-Yuppie. Darauf<br />

einen Red Bull. Prost.<br />

foto Tillmann Franzen<br />

TEST<br />

fazit<br />

Der Opel OPC ist ein handwerkliches<br />

brillant gemachtes Auto, das auf der<br />

Straße ultra viel Spaß macht.<br />

leistung und preis<br />

250 KM/H<br />

280 PS<br />

8,1 LITER<br />

4 ZYLINDER<br />

34.250 EURO<br />

189 G CO2<br />

6.0 SEK / 0-100<br />

opel<br />

astra opc<br />

112 werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

113


TEST<br />

Der MP4-12c wurde in der McLaren-Formel-1-Manufaktur<br />

entwickelt. Das sagt einiges <strong>über</strong> den neuen<br />

<strong>Supersportwagen</strong> aus England, eine ernsthafte<br />

Konkurrenz zum Lamborghini Gallardo, Porsche 911 GT3,<br />

Ferrari 458 Italia oder Aston Martin DB9. McLaren hatte mit<br />

dem F1 schon mal ein Straßenauto gebaut. Das kostete<br />

allerdings 654.000 Pfund, mehr als das Dreifache vom Preis<br />

des MP4-12C, der mit 200.000 Euro angesetzt ist. Leistungsmäßig<br />

ist der MP4 mindestens auf der Höhe seiner Klasse.<br />

Die Beschleunigung von null auf hundert in 3,3 Sekunden<br />

ist beeindruckend, genauso wie die 600 PS des 6,1-Liter-<br />

V12 Motors und der angegebene Verbrauch von 11,7 Liter,<br />

der niedrigste in seinem Segment. Dabei handelt es sich<br />

aber wohl nur um einen Laborwert, der mit der Wirklichkeit<br />

nichts zu tuen haben dürfte. Dennoch: Beim MP4-12C<br />

haben wir es mit einem kleinen technischen Wunderwerk<br />

zu tun. Angeblich ist die Karosserie ausschließlich auf eine<br />

bestmögliche Aerodynamik hin entwickelt worden. Trotzdem<br />

kann die elegante Form des Wagens mit der starken<br />

Konkurrenz mithalten. Die Karosserie ist komplett aus<br />

Carbon gefertigt, was uns zur Erklärung des technisch klingenden<br />

Namen bringt: Das C steht nämlich für das Material,<br />

aus dem dieses Auto geformt wurde. MP4 verweist auf das<br />

McLaren-Project 4, so nennt McLaren intern seine Formel 1<br />

Fahrzeuge. 12 steht für einen firmeneigenen Leistungsindex,<br />

der Fahrzeuge – auch die der Konkurrenz – klassifiziert. MP4-<br />

12C ist selbst für die Typenbezeichnungen der Autoindustrie<br />

kompliziert und macht deutlich: Dies ist ein Sportwagen für<br />

Insider und Motorsport vesessene Sammler. Das Wettrennen<br />

mit dem Pferd auf unserem Foto hat der MP4-12C natürlich<br />

locker gewonnen, obwohl wir uns nicht mehr sicher sind,<br />

was nun mehr gekostet hat, das Pferd oder das Auto. Für die<br />

meisten Kunden, die aus der Region Naher Osten stammen<br />

dürften, sollte das egal sein. Prestige bringt beides. Das teure<br />

Zuchtpferd und der <strong>Supersportwagen</strong> – und darum geht es<br />

ja vor allem.<br />

foto Péka Devé<br />

fazit<br />

Ein Supersportler für Connaisseure – und ein<br />

Wunderwerk der Technik.<br />

leistung und preis<br />

11,7 LITER<br />

335 KM/H<br />

600 PS<br />

200.000 EURO<br />

279 MG CO2<br />

8 ZYLINDER<br />

mclaren<br />

mp4-12c<br />

3,3 SEK / 0-100<br />

114 werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012 115


Noch vor zwanzig Jahren hätte man einen deutschen<br />

Kompaktklassekäufer für verrückt erklärt, wenn er<br />

zusätzlich zu VW, Ford oder Opel einen Hyundai in<br />

die engere Wahl gezogen hätte. Heute wäre er verrückt, es<br />

nicht zu tun.<br />

Ein paar Dinge muss man bei Hyundai also richtig gemacht<br />

haben. Und zwar richtig gut. Denn während in den vergangenen<br />

Jahren immer mehr Hersteller ihre Modellpalette<br />

auf den Geschmack der aufstrebenden Märkte in Fernost<br />

ausrichteten, gingen die Koreaner den umgekehrten Weg.<br />

Die Premiumansprüche der Generation Golf vor Augen,<br />

verlegte Hyundai das Entwicklungszentrum kurzerhand<br />

nach Rüsselsheim, ließ die Motoren mit Unterstützung von<br />

Bosch entwickeln und stampfte in unserem Nachbarland<br />

ein hochmodernes Werk für die Montage des i30 aus dem<br />

tschechischen Boden.<br />

Der Funktion folgte die Form. Als Thomas Bürkle 2005 von<br />

BMW zu Hyundai wechselte, zählte Design-Affinität nicht<br />

unbedingt zu den herausragenden Wesensmerkmalen eines<br />

Hyundai-Fahrers. Doch der neue Designchef, der im Team<br />

von Chris Bangle das kunstvolle Biegen und Brechen von<br />

Flächen und Kanten erlernt hat, stellte die aktuelle Inkarnation<br />

des Kompaktklasse-Modells als dynamische „Fluidic<br />

Sculpture“ auf die Räder. Mit der selbstbewussten Synthese<br />

aus fließenden Linien und messerscharfen Kanten wechselte<br />

der aktuelle i30 auch optisch auf die Überholspur.<br />

Und wie schlägt sich der neugeborene Europäer auf der<br />

Fahrt ins Premiumsegment? Durchaus beeindruckend. In<br />

der von uns getesteten Topversion Style mit dem empfehlenswerten<br />

128 PS starken 1.6 CRDi Dieseltriebwerk ist man<br />

bei der Verfolgung der kompakten Spitzengruppe nicht nur<br />

unauffällig schnell und auffällig ökonomisch, sondern vor<br />

allem erstaunlich luxuriös unterwegs. Und obwohl Hyundai<br />

etwas mehr Konsequenz in der Verbannung von Hartplastik<br />

hätte beweisen können, fährt man in anderen Punkten den<br />

etablierten Premiummarken bereits voraus: Mit serienmäßigem<br />

Berganfahrassistent, adaptivem Xenon-Lichtsystem<br />

oder der scharfen und präzisen 7“ Touchscreen des schnellen<br />

Navis, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Von der<br />

beruhigenden 5-Jahres-Garantie ganz zu schweigen.<br />

Text Bernd Müller foto <strong>Daniel</strong>a Haug<br />

TEST<br />

fazit<br />

Bei der Qualitätsanmutung dicht dran an den Premium-<br />

Kompakten, bei Multimedia weit voraus: Der neue Hyundai i30<br />

ist auf die Überholspur gewechselt.<br />

leistung und preis<br />

10,9 SEK / 0-100<br />

197 KM/H<br />

128 PS<br />

4,1 LITER<br />

23.810 EURO<br />

108 G CO2<br />

4 ZYLINDER<br />

hyundai<br />

i30 1.6 CRDi<br />

116 werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

117


TEST<br />

Wir haben es hier mit der Krönung der zeitgenössischen<br />

Business-Limousine zu tun. Der neue<br />

7er BMW ist ein fahrendes Office, in dem die<br />

Spracherkennung so gut wie nie zuvor funktioniert und man<br />

sogar Emails diktieren und abschicken kann, ohne auch<br />

einmal einen Buchstaben gelesen zu haben. Und wenn man<br />

in diesem Auto durch St. Petersburg fährt, wo BMW seine<br />

neue Königsklasse vorstellte, dann möchte man eigentlich<br />

gar nicht mehr aussteigen und tagelang in den Ledersitzen<br />

versunken auf die atemberaubende Architektur der Stadt<br />

starren. Außer natürlich man ist am Katharinenpalast<br />

angekommen. Dessen vergoldete Fassade ist dann doch<br />

spektakulärer als alle Features im neuen, äußerlich nur sehr<br />

dezent <strong>über</strong>arbeiteten 7er. Bevor wir im Sommersitz der<br />

russischen Zarendynastie verschwinden und uns dabei so<br />

fühlen als würde er uns gehören (auf der Rückbank des 7ers<br />

kommen einem öfter solche Größenwahnsinnigen Ideen),<br />

hier noch ein paar Details: Dieses Auto ist die schnellste<br />

Limousine der Welt, der Motor leistet 450 PS (das vorherige<br />

Modell verfügte <strong>über</strong> 403 PS) und verbraucht gerade mal 8,6<br />

Liter. Angemessen seiner Klasse zeigt BMW hier die modernste<br />

Technik, die in so einem Auto in einer Serienversion<br />

möglich ist. Da es auf diesen paar Zeilen insgesamt wenig<br />

Sinn ergibt, detailreicher die Vorzüge dieses Autos zu beschreiben<br />

– man bräuchte eigentlich ein ganzes Sonderheft<br />

–, dann doch eine ganz kleine Anmerkung am Schluss: Wir<br />

freuen uns in Zukunft auch auf einen völlig neu gestalteten<br />

7er. Das mit der Technik klappt schon ganz hervorragend,<br />

beim Design ist noch Luft nach oben, was zurzeit vor allem<br />

daran liegt, dass es sich durch die Modellpflege im Prinzip<br />

äußerlich nichts geändert hat. Wir aber sind sehr gespannt<br />

wie Adrian van Hooydonk luxuriöse Eleganz und technische<br />

Perfektion äußerlich in die Zukunft führen wird.<br />

foto Tillmann Franzen<br />

fazit<br />

Auch nach der Modellpflege die wahrscheinlich beste<br />

Limousine der Welt. Die Neugier auf ein komplett neues<br />

Design bleibt als einziger Wermutstropfen zurück.<br />

leistung und preis<br />

250 KM/H<br />

450 PS<br />

96.000 EURO<br />

8 ZYLINDER<br />

8,6<br />

LITER<br />

199 G CO2<br />

5,9 SEK / 0-100<br />

bmw<br />

750i<br />

118 werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012 119


238 KM/H<br />

Man kann das Design des GLK mögen oder nicht,<br />

ein Statement ist es in jedem Fall. Durch die<br />

kantigen Formen hebt sich Mercedes‘ Einstiegs-<br />

SUV angenehm vom Einerlei der rundlich, voluminös<br />

gestalteten Konkurrenzmodelle ab. Für den 2012er GLK<br />

wurde die Karosserie leicht <strong>über</strong>arbeitet und ist insgesamt<br />

etwas konzentrierter und stimmiger geworden. Das sieht<br />

man vor allem an den harmonischer wirkenden, neuen<br />

Scheinwerfern und dem <strong>über</strong>arbeitetem Heck. Innen ist<br />

der GLK <strong>über</strong>raschend geräumig und großzügig. Äußerlich<br />

macht der Wagen – wahrscheinlich wegen der kantigen<br />

Form – einen kleineren, kompakteren Eindruck. Fahren<br />

in diesem Auto fühlt sich gemächlich an, ein bisschen als<br />

würde man auf dem Bock einer Kutsche sitzen. Dabei ist der<br />

GLK alles andere als undynamisch. Antrittsschnelligkeit,<br />

eine bombensichere Straßenlage und eine neue, genauere<br />

Lenkung sorgen kombiniert für ein sicheres und extrem angenehmes<br />

Fahrgefühl. Dies ist ein Auto, mit dem man gerne<br />

lange Strecken zurücklegt, das aber auch auf kurzen Wegen<br />

bestens seinen Dienst tut. Das können nun natürlich viele<br />

Autos. Es ist nichts besonderes. Entscheidend und polarisierend<br />

ist beim GLK eben vor allem das markante Design.<br />

Wir können uns noch nicht richtig entscheiden, ob wir es<br />

mögen, trotzdem haben wir das Gefühl, dass sich in ihm<br />

eine nachhaltige Qualität verbirgt und dieses Auto auf lange<br />

Sicht ein Klassiker werden könnte. Die hat man in ihrer Zeit<br />

meistens auch nicht verstanden.<br />

foto Tillmann Franzen<br />

TEST<br />

fazit<br />

Schön ist der GLK auch nach der Neuauflage immer noch<br />

nicht so richtig. Dafür hat er Charakter und könnte deshalb<br />

auf lange Sicht zum Klassiker werden.<br />

leistung und preis<br />

50.099 EURO<br />

302 PS<br />

6 ZYLINDER<br />

8,4 LITER<br />

195 G CO2<br />

6,5 SEK / 0-100<br />

mercedes-Benz<br />

GLK 350 4matic<br />

blue efficiency<br />

120 werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

121


TEST<br />

Zuerst ist da natürlich ein Vorurteil: Ein Ford Focus<br />

mit 250 PS – was soll das <strong>über</strong>haupt? Total prollig.<br />

Doch dann steht man vor einem reichlich nüchternen<br />

Wagen, dem die Pferdestärken nur auf den 2. Blick anzusehen<br />

sind. Ein schwarzer Kühlergrill, Seitenschweller und<br />

von hinten ein Auspuff mit zentralem Doppel-Endrohr. Der<br />

Focus ST punktet mit Leistung und nicht mit emotionalem<br />

Zierrat. Im Innenraum wecken Sportsitze von Recaro und<br />

extra Instrumente für Öldruck, Öltemperatur und Ladedruck<br />

Rennsportassoziationen. Doch die Hormonausschüttung<br />

beginnt erst mit dem Druck auf den Start-Knopf und dem<br />

Erwachen des 250 PS-Wucherung unter der Motorhaube,<br />

wenn <strong>über</strong> den „Sound-Symposer“ die kernigen Motorgeräusche<br />

in die Fahrgastzelle geleitet werden. Für jeden Tritt auf<br />

das Gaspedal gibt es zur Belohnung eine kleine akustische<br />

Zugabe vom Motor. Sparsam Fahren? Eher selten. Von 0<br />

auf 100 km/h in 6,5 Sekunden – das straffe Sportfahrwerk<br />

verführt zum Rasen.<br />

Immerhin: Für ein paar Euro mehr als ein Golf GTI liefert<br />

der Ford Focus ST ein sattes Plus von 40 PS und schafft dabei<br />

das Kunststück ein Schnapsglas unter dem Durchschnittsverbrauch<br />

der Wolfsburger zu bleiben – dem 2 Liter Benziner<br />

aber das Label EcoBoost auf das Heck zu kleben, ist bei 7,2<br />

Litern kombiniertem Durchschnittsverbrauch trotzdem<br />

etwas <strong>über</strong>trieben. Der Realverbrauch wird ohnehin in anderen<br />

Regionen schweben, zu verführerisch ist das Gasgeben.<br />

Wie wäre es mit AcusticBoost?<br />

Text Alexander Batke-Lachmann foto Jan Friese<br />

fazit<br />

PS-Schnäppchen: Günstiger und unauffälliger sind knackige<br />

250 PS kaum zu haben.<br />

leistung und preis<br />

250 KM/H<br />

Ford<br />

focus st<br />

27.950 EURO<br />

4 ZYLINDER<br />

169 G CO2<br />

6,5 SEK / 0-100<br />

250 PS<br />

7,2 LITER<br />

122 werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012 123


event<br />

Big Gs Birthday<br />

Casio feiert das 30. Jubiläum der G-Shock in New York<br />

Ehre, wem Ehre gebührt: Das einstige Casio-Avantgarde-Modell G-SHOCK ist<br />

30 Jahre nach seinem Verkaufsstart längst nicht mehr so irritierend anders wie<br />

damals: Die toughe Digitaluhr hat die Welt erobert – und die Arme der Popstars.<br />

Unzählige Kollaborationen mit Musikern, Künstlern und anderen Marken<br />

haben G-SHOCK einen festen Platz in der urbanen Welt gesichert. Aktuell im<br />

Handel sind Modelle, die zusammen mit bekannten Designern und Marken wie<br />

Eric Haze, Burton und Maharishi gestaltet wurden. Auch mit Eminem wurde<br />

bereits kooperiert, deshalb spielte das Detroiter Rap-Genie auch auf der großen<br />

G-SHOCK Jubiläumsparty am 9. August in New York vor 2000 geladenen Gästen<br />

im Manhattan Center. Den Lowrider vor der Tür bouncten im Publikum<br />

unter anderem Ice T, Busta Rhymes und die Graffiti-Legende Eric Haze zu<br />

Eminems messerscharfen Wortkaskaden und DJ Dramas Beats. Am meisten<br />

feiern ließ sich verdientermaßen der unscheinbare Ingenieur Kikuo Ibe. War<br />

er es doch, der vor 30 Jahren die G-SHOCK erfunden hat, nachdem er sich<br />

fragte, warum Uhren eigentlich immer so zart und zerbrechlich sein müssen.<br />

Geschenkt bekam er unter anderem eine Torte in Form einer G-SHOCK. Unzerstörbar<br />

wie ihre realen Vorbilder war diese natürlich nicht, und Bluetooth dürfte<br />

sie ebenfalls nicht gehabt haben. Einige zukünftige Modelle aber. Ibes Arbeit<br />

ist also noch nicht getan, die Evolution der G-SHOCK-Modelle wird weiterhin<br />

vorangetrieben. Auch deshalb gab es allen Grund zum Feiern.<br />

124 werkstatt<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012


händlernachweis<br />

Alexander McQueen<br />

76-78 Clerkenwell Road<br />

London EC1M 5QA<br />

Großbritannien<br />

Shop:<br />

Department Store<br />

Quartier 206<br />

Friedrichstr. 71<br />

10117 Berlin<br />

American Apparel<br />

American Apparel Deutschland<br />

GmbH<br />

Zollhof 10<br />

40221 Düsseldorf<br />

Shop:<br />

American Apparel<br />

Münzstr. 19<br />

10178 Berlin<br />

Bally<br />

Network PR<br />

Brahmsallee 9<br />

20144 Hamburg<br />

mailbox@network-pr.de<br />

Bally<br />

Kurfürstendamm 52<br />

10718 Berlin<br />

Bric’s<br />

Bric’s Deutschland<br />

Martin Luther Platz 32<br />

40212 Düsseldorf<br />

Shop:<br />

KaDeWe<br />

Tauentzeinstr. 21-24<br />

10789 Berlin<br />

Carhartt<br />

Work In Progress Textilhandels<br />

GmbH<br />

Rosenthalerstr. 38<br />

10178 Berlin<br />

www.carhartt-wip.com<br />

Shop:<br />

Carhartt<br />

Rosenthalerstr. 48<br />

10178 Berlin<br />

Converse<br />

Schröder+Schömbs PR<br />

Torstr.107<br />

10119 Berlin<br />

Shop:<br />

Converse Berlin<br />

Münzstr. 18<br />

10178 Berlin<br />

Diesel<br />

Henri + Frank<br />

Public Relations<br />

Schopenstehl 22<br />

20095 Hamburg<br />

frank@henriplusfrank.de<br />

Shop:<br />

Diesel Store<br />

Neue Schönhauser Str. 21<br />

10178 Berlin<br />

Dior<br />

KCD Paris<br />

13 rue du Mail<br />

75002 Paris<br />

Frankreich<br />

Shop:<br />

Departmentstore<br />

Quartier 206<br />

Friedrichstr. 71<br />

10117 Berlin<br />

Dockers<br />

Bold<br />

Torstrasse 68<br />

10119 Berlin<br />

Shop:<br />

Peek & Cloppenburg<br />

Tauentzienstr. 19<br />

10789 Berlin<br />

Emporio Armani<br />

Giorgio Armani Retail s.r.l.<br />

Maximilianstr. 32<br />

80539 München<br />

Shop:<br />

Emporio Armani<br />

Theatinerstr. 12<br />

80333 München<br />

G-Star<br />

Schoeller von Rehlingen<br />

Ismaninger Str. 102<br />

81675 München<br />

Shop:<br />

G-Star Store<br />

Kasernenstr. 10<br />

40213 Düsseldorf<br />

Globetrotter<br />

Pressestelle<br />

Bargkoppelstieg 10 - 14<br />

22145 Hamburg<br />

Shop:<br />

Globetrotter<br />

Schloßstr. 78 – 82<br />

12165 Berlin<br />

Gucci<br />

Network PR<br />

Brahmsallee 9<br />

20144 Hamburg<br />

Shop:<br />

Gucci<br />

Friedrichstr. 71<br />

10117 Berlin<br />

Hermès<br />

Hermès GmbH<br />

Marstallstr. 8<br />

80539 München<br />

Shop:<br />

Hermès Store<br />

Kurfürstendamm 58<br />

10707 Berlin<br />

Hyde’s<br />

Bold<br />

Torstrasse 68<br />

10119 Berlin<br />

Shop:<br />

Departmentstore<br />

Quartier 206<br />

Friedrichstr. 71<br />

10117 Berlin<br />

Iceberg<br />

Bernd SchürmannGmbH & CO. KG<br />

Nollendorfstr. 28<br />

10777 Berlin<br />

Shop:<br />

Pool<br />

Maximilianstr. 11<br />

80539 München<br />

Jil Sander<br />

Loews GmbH<br />

Maximilianstr. 43<br />

80538 München<br />

Shop:<br />

Jil Sander<br />

Kurfürstendamm 185<br />

10707 Berlin<br />

Lacoste<br />

Yello Sport GmbH<br />

Hohe Str. 68-82<br />

50667 Köln<br />

Shop:<br />

Lacoste<br />

Kurfürstendamm 213<br />

10719 Berlin<br />

Lanvin<br />

15 Rue du Faubourg<br />

Saint-Honoré<br />

75008 Paris<br />

Frankreich<br />

contact@lanvin.com<br />

Shop:<br />

Departmentstore<br />

Quartier 206<br />

Friedrichstr. 71<br />

10117 Berlin<br />

Levi’s Made&Crafted<br />

Silk Relations GmbH<br />

Rückerstr. 4<br />

10119 Berlin<br />

Shop:<br />

Buttenheim Levi’s Store<br />

Memmhardsr. 7<br />

10178 Berlin<br />

Lou Dalton<br />

brett@village-press.com<br />

Shop:<br />

thecorner.com<br />

Marni<br />

Karla Otto<br />

8 Avenue du Président Wilson<br />

75116 Paris<br />

Frankreich<br />

Shop:<br />

Departmentstore<br />

Quartier 206<br />

Friedrichstr. 71<br />

10117 Berlin<br />

Miharayasuhiro<br />

Pruple PR<br />

28 Savile Row<br />

London W1S 2EU<br />

England<br />

Shop:<br />

Pool<br />

Maximilianstr. 11<br />

80539 München<br />

Owl<br />

Bold<br />

Torstrasse 68<br />

10119 Berlin<br />

owloptics.com<br />

Pringle of Scotland<br />

Nicole Weber Communications<br />

GmbH<br />

Susannenstr. 29<br />

20357 Hamburg<br />

Shop:<br />

KaDeWe<br />

Tauentzeinstr. 21-24<br />

10789 Berlin<br />

PRPS<br />

Fake PR<br />

Münzstr. 13-15<br />

10178 Berlin<br />

Shop:<br />

Departmentstore<br />

Quartier 206<br />

Friedrichstr. 71<br />

10117 Berlin<br />

Rag & Bone<br />

425 W 13th Street<br />

New York, NY, 10014<br />

USA<br />

Shop:<br />

Departmentstore 206<br />

Friedrichstr. 71<br />

10117 Berlin<br />

Vans<br />

K-MB Agentur für<br />

Markenkommunikation<br />

Linienstr. 144<br />

10115 Berlin<br />

Shop:<br />

Vans<br />

Alte Schönhauser Str. 48<br />

10119 Berlin<br />

Victorinox<br />

Donkey PR<br />

Heinrich-Roller-Str. 16B<br />

10405 Berlin<br />

Shop:<br />

KaDeWe<br />

Tauentzeinstr. 21-24<br />

10789 Berlin<br />

Walter Steiger<br />

Press Office<br />

33, Avenue Matignon 7<br />

5008 Paris<br />

Frankreich<br />

Shop:<br />

Walter Steiger<br />

Schlüterstr. 38<br />

10629 Berlin<br />

Wolverine<br />

Schröder + Schömbs PR<br />

Torstr. 107<br />

10119 Berlin<br />

Shop:<br />

14. oz<br />

Neue Schönhauser Str. 13<br />

10178 Berlin<br />

Wrangler<br />

Schröder + Schömbs PR<br />

Torstr. 107<br />

10119 Berlin<br />

Shop:<br />

Breuninger GmbH & Co.<br />

Marktstr. 1-3<br />

70173 Stuttgart<br />

Y-3<br />

Häberlein & Mauerer AG<br />

Rosenthaler Str. 51<br />

10178 Berlin<br />

Shop:<br />

No 74 Berlin<br />

Torstr. 74<br />

10119 Berlin<br />

Wir haben uns<br />

entschieden!<br />

Besorge auch du dir einen Organspendeausweis.<br />

www.junge-helden.org<br />

Mit freundlicher Unterstützung von<br />

126 werkstatt<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012


letzte Ausfahrt<br />

crash<br />

David Cronenberg sorgte mit seinem Film „Crash“ 1996 für Aufsehen,<br />

weil Autounfälle die Figuren des Films antörnen<br />

Sein Gesicht ist vernarbt, sein Atem schwer und von Lust einem Unfall mit der Ärztin Helen Remington, bei dem ihr<br />

erfüllt. Ganz langsam lässt er sich an dem Unfallgeschehen Mann ums Leben kommt, beginnen die beiden eine Affäre,<br />

vorbeifahren, seine Kamera fest in der Hand. Es ist dunkel, die auf ihrem gemeinsamen Unfall basiert. Autos als sexuelle<br />

nur weißer Rauch erhellt die Szenerie. Feuerwehrmänner Objekte, Unfälle als sexueller Voyeurismus – Regisseur David<br />

versuchen ein Auto aufzuschneiden, um Menschen zu retten,<br />

Autos liegen auf dem Kopf, bereits geborgene Opfer lie-<br />

für seinen Film. Von „krank“ und „übelkeitserregend“ spra-<br />

Cronenberg bekam nicht nur Lob, sondern auch viel Kritik<br />

gen und sitzen auf Krankenliegen. Er will alles fotografieren chen die einen, von „Kunst“ die anderen. Wie dieses Zusammenspiel<br />

von Autos, Gewalt und sexuellen Empfindungen zu<br />

und dokumentieren. Vaughan ist fasziniert von Autounfällen,<br />

mehr noch – sie befriedigen ihn, mental und sexuell. Je bewerten ist, muss jeder Zuschauer selbst entscheiden. Dass<br />

schmerzvoller und schlimmer der Crash, desto erfüllender es zwischen Sex und Autos jedoch grundsätzlich einen Zusammenhang<br />

gibt, das zeigen nicht nur die unzähligen Fotos<br />

für ihn, den Unfall-Fetischisten. Später wird er sich diese Fotos<br />

in seinem Arbeitszimmer aufhängen, nebeneinander, an von Bikini-Mädchen, die ausgestattet mit Schwämmen auf<br />

eine dünne Schnur. Oder sie in ein Buch kleben, sortiert nach der eingeseiften Karosserie herumrutschen, es kann auch<br />

„Projekten“, wie er sie selbst nennt. Auch James Ballard gerät<br />

in diese Clique, die Vaughan um sich geschart hat. Nach chen wir wohl nicht extra zu<br />

die Länge der Motorhaube selber sein. Wofür die steht, brau-<br />

erwähnen.<br />

128 werkstatt<br />

Crash<br />

Kanada, 1996<br />

Dauer: 100 Minuten<br />

Regie: David Cronenberg<br />

Darsteller: James Spader,<br />

Holly Hunter,<br />

Rosanna Arquette<br />

<strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />

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129


Der neue Fiat 500 ROCK Star inklusive Klimaanlage,<br />

Blue&Me , 16" Leichtmetallfelgen und Sportsitze.<br />

Mehr erfahren unter fiat500.de<br />

si<br />

mp<br />

ly mor<br />

ore<br />

130<br />

Kraftstoffverbrauch (l/100 km) nach RL 80/1268/EWG: kombiniert 6,1–5,1.<br />

CO 2<br />

-Emission (g/km): kombiniert 140–119.

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