INTERSECTION Daniel Craig über geschrottete Supersportwagen (Vorschau)
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mobilitat<br />
und leben<br />
herbst 2012<br />
Deutschland 3,50 Euro, Schweiz 5,00 SFR,<br />
Österreich 3,90 Euro, Luxemburg 4,00 Euro<br />
ICH GEB’ GAS ICH WILL SPaSS<br />
3,50<br />
revolution:<br />
BMW mit<br />
frontantrieb<br />
Mercedes AMG:<br />
Vom Garagen-Tuner zur Daimler-Avantgarde<br />
45 Jahre Innovation mit Boller-Motoren<br />
Burn-Out-Szene Australien:<br />
Die Poesie qualmender Reifen<br />
Wie Stararchitekt Bjarke Ingels den<br />
Stau abschaffen will u.v.m.<br />
Mode:<br />
Toyota Prius+<br />
in bunt<br />
Roadtrip im<br />
Honda CR-V<br />
Ein Aston Martin ist nicht genug:<br />
<strong>Daniel</strong> <strong>Craig</strong> Uber <strong>geschrottete</strong><br />
supersportwagen<br />
1
www.volkswagen.de<br />
Der Golf. Das Auto.<br />
Mehr Informationen auf www.der-neue-Golf.de<br />
Kraftstoffverbrauch in l/100 km: kombiniert zwischen 5,3 und 3,8, CO 2<br />
-Emissionen in g/km: kombiniert zwischen 121 und 99. Abbildung<br />
zeigt Sonderausstattung gegen Mehrpreis.
• WORLD HERITAGE • PATRIMOINE MONDIAL •<br />
ZWEI HERZEN. HÖCHSTE PRÄZISION.<br />
S. 24<br />
Bayern-Schocker<br />
Neues BMW Concept Active Tourer mit<br />
Frontantrieb als B-Klasse-Konkurrenz<br />
INHALT / <strong>INTERSECTION</strong> no. 11 2012<br />
drehmoment<br />
14 contributors<br />
16 impressum<br />
18 Rollbrettdiät<br />
Olivier Peyricots superleichtes Aluminiun-Gefährt kann<br />
man im Bett parken<br />
24 Bayern-Schocker<br />
Neues BMW Concept Active Tourer mit Frontantrieb als<br />
B-Klasse-Konkurrenz<br />
29 Kurskorrektur<br />
Lotus rüstet sich für die Zukunft und justiert mit dem<br />
Modell S sein Image<br />
30 Seidenteppich<br />
Die seltsamen Autos des malaysischen Luxusauto-Herstellers Bufori<br />
34 Wettrennen ins Nichts<br />
Der Künstler Arthus de Lavilléon <strong>über</strong> Krieg und Autos<br />
36 Schöne Zerstörung<br />
Edvard Burtynsky fotografiert die Spuren des Erdöl<br />
38 Alfa, Düsenjet und Damenslips<br />
Cyril Hatt zerknittert die Erinnerung<br />
40 Carmageddon<br />
Documenta-13-Künstler Thomas Bayrle und seine<br />
sakralen Motorskulpturen<br />
DUOMÈTRE À QUANTIÈME LUNAIRE. Kaliber Jaeger-LeCoultre 381.<br />
Das “Dual-Wing”-Konzept ist eine wahre uhrmacherische Revolution, die zwei<br />
unabhängige Räderwerke beherbergt, welche <strong>über</strong> ein einziges Regulierorgan<br />
synchronisiert werden. Die patentierte blitzende Sekunde ermöglicht Zeitmessungen<br />
auf die 1/6 Sekunde genau.<br />
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PATRIMONIO MUNDIAL<br />
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Jaeger-LeCoultre setzt sich gemeinsam mit der UNESCO für den Schutz bedrohter<br />
Naturschauplätze ein. Das richtige Engagement für eine wertvolle Sache.<br />
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United Nations<br />
Educational, Scientific and<br />
Cultural Organization<br />
World Heritage<br />
Centre
S. 42<br />
Off the road<br />
In den Alpen mit dem Honda CR-V<br />
INHALT / <strong>INTERSECTION</strong> no. 11 2012<br />
laufsteg<br />
42 Off the road<br />
In den Alpen mit dem Honda CR-V<br />
50 Westfield<br />
Mit dem englischen Supercar durch Suburbia<br />
58 Packesel<br />
Taschen und Koffer mit Stil<br />
60 Logenplatz<br />
Spongebob und der wahrscheinlich sicherste<br />
Kindersitz der Welt<br />
64 Prius + Pollock<br />
Toyotas neuer Kompakt-Van als Kunst-Hybrid<br />
10
*<br />
S. 74<br />
Sightseeing mit James Bond<br />
<strong>INTERSECTION</strong> fuhr mit <strong>Daniel</strong> <strong>Craig</strong><br />
durch das London der Milliardäre<br />
*<br />
<br />
<br />
INHALT / <strong>INTERSECTION</strong> no. 11 2012<br />
werkstatt<br />
74 Sightseeing mit James Bond<br />
<strong>INTERSECTION</strong> fuhr mit <strong>Daniel</strong> <strong>Craig</strong> durch das London<br />
der Milliardäre<br />
80 Erleuchtete StraSSen<br />
Stararchitekt Bjarke Ingels will die Stadt retten<br />
86 Schlammbuddys<br />
Mudracing – Amerikas genial dummer Motorsport<br />
92 45 Jahre AMG<br />
PS-Irrsinn und technische Avantgarde – Die aufstrebende<br />
Daimler-Tochter AMG im Porträt<br />
102 Untertauchen<br />
Ein literarischer Roadtrip mit einem Lexus IS Cabrio,<br />
Fieber und Sex inklusive<br />
106 Burn-out, Baby<br />
Simon Davidsons Faszination für qualmende Reifen<br />
110 Gebrauchte Wagen:<br />
Buick Y-Job, das erste Concept Car der Welt<br />
111 Erste Liebe:<br />
Papst Benedikt XVI. und sein Renault Kangoo Maxi Z.E.<br />
112 Im Test:<br />
Mercedes GLK, Ford Focus ST, Hyundai i30, McLaren MP4-12c,<br />
Astra opc, BMW 750ir<br />
128 Letzte Ausfahrt:<br />
David Cronenbergs „Crash“<br />
Deutschland<br />
Aston Martin Allgäu<br />
Camelot Car Company GmbH<br />
<br />
<br />
Aston Martin Bremen<br />
Tamsen GmbH<br />
<br />
www.tamsen.de<br />
Aston Martin Dortmund<br />
Premium Cars Peters GmbH & Co. KG<br />
<br />
<br />
Schweiz<br />
Aston Martin Cadenazzo<br />
Tarcisio Pasta SA<br />
<br />
www.tpasta.ch<br />
Aston Martin Geneva<br />
Prestige Motor Group SA<br />
<br />
www.astonmartingeneva.ch<br />
Aston Martin Dresden<br />
Thomas Exclusive Cars GmbH<br />
<br />
<br />
Aston Martin Düsseldorf<br />
Moll Sportwagen GmbH<br />
<br />
<br />
Aston Martin Hamburg<br />
Tamsen GmbH<br />
<br />
www.tamsen.de<br />
Aston Martin Safenwil<br />
Emil Frey AG<br />
<br />
<br />
Aston Martin St. Gallen<br />
AF Cars AG<br />
<br />
www.astonmartinstgallen.com<br />
Aston Martin Köln<br />
Royal Motors Kempen GmbH<br />
<br />
<br />
Aston Martin Kronberg<br />
AM Automobile GmbH<br />
<br />
<br />
Aston Martin München<br />
AM Automobile GmbH<br />
<br />
<br />
Aston Martin Zürich<br />
Emil Frey AG<br />
<br />
<br />
Aston Martin Stuttgart<br />
Schwabengarage AG<br />
<br />
<br />
Österreich<br />
Aston Martin Salzburg<br />
British Luxury Cars GmbH<br />
<br />
<br />
Aston Martin Wien<br />
British Luxury Cars GmbH<br />
<br />
<br />
<br />
12
CONTRIBuToRS<br />
Toni Nüsse<br />
In dieser Ausgabe fotografierte Toni Nüsse gleich zwei große<br />
Strecken: Für den Honda CR-V fuhr er in die Alpen bei München.<br />
Für unsere Jackson-Pollock-inspirierte Fotoserie mit dem<br />
neuen Hybrid-Van Prius+ begab er sich in ein Berliner Industriegebiet.<br />
Aufmerksamen INTERSECTON-Lesern dürfte auffallen,<br />
dass Toni in Ausgabe 7 ebenfalls Contributor der Ausgabe<br />
war. Damals haben wir ihn noch zum aufstrebenden Talent und<br />
besten Fotoassistenten Berlins gekürt. Spätestens nach dieser<br />
Ausgabe gehört Toni Nüsse in die INTERSECTON-Hall of Fame<br />
of Photography. Deshalb <strong>über</strong>lassen wir ihm erneut diesen hochverdienten<br />
Ehrenplatz.<br />
Name: Toni Nüsse<br />
Lives: Berlin<br />
NATIONALITY: Deutsch<br />
Contribution: Laufsteg: Prius+, Cr-v<br />
Points on License: +/– 0<br />
Vehicle: BVG und Fahrrad<br />
Peter Langer<br />
Bernd Müller<br />
Martin Simons<br />
Shiraz Randeria<br />
Peter Langer ist nicht nur einer der Erfinder<br />
des Fotobloggens, sondern auch der<br />
beste Stillifefotograf mindestens von Berlin.<br />
Vor Kurzem ist sein zweites Buch mit<br />
dem Titel „Volume I“ erschienen, für das<br />
er telefonierende Passanten in New York<br />
fotografierte. In dieser Ausgabe setzte<br />
er das BMW Concept Active Tourer und<br />
den Hightech-Kindersitz von Cybex mit<br />
Geschenkband und Spongebob-Kissen in<br />
Szene. Neben <strong>INTERSECTION</strong> fotografiert<br />
er unter anderem für das Zeit Magazin.<br />
Gradlinig geht anders: Während des Studiums<br />
der Marktpsychologie gründete Bernd<br />
einen der ersten Windsurfing- und Skateboardshops<br />
in Deutschland. Jahre später<br />
dem Ruf einer internationalen Werbeagentur<br />
erlegen, folgten große Kampagnen für große<br />
Kunden und schließlich der Umzug nach London,<br />
wo er hauptberuflich eine Filmproduktion<br />
und privat einen Club in Soho mitbegründete.<br />
Heute lebt der Werbefilm-Regisseur<br />
in Berlin und arbeitet fast ausschließlich für<br />
Automobilhersteller. Der Ex-Rallyefahrer<br />
und bekennende Autonarr besitzt kein eigenes<br />
Fahrzeug, bewegt beruflich aber alles,<br />
was vier Räder hat. In diesem Heft ist es ein<br />
Hyundai i30.<br />
Zurzeit ist Martin Simons damit beschäftigt,<br />
eine Agentur für Markenberatung<br />
zu gründen. AD Stockdale, so der Name,<br />
nimmt Ende des Jahres die Geschäfte auf.<br />
Im nächsten Jahr erscheint sein erster Roman<br />
bei Hoffmann und Campe. Für INTER-<br />
SECTION unternahm er in einem Lexus IS<br />
Cabrio einen Roadtrip durch Europa, den<br />
er in einer Kurzgeschichte verarbeitet. Fieber<br />
und Sex spielen in ihr eine große Rolle.<br />
Als Intersection-Kollege der ersten Stunde<br />
prägte er die UK-Ausgabe des Magazins<br />
<strong>über</strong> Jahre mit. Mittlerweile hat er sich<br />
vom Schreiben auf die Fotografie verlagert,<br />
ist nach Schanghai gezogen, arbeitet<br />
dort als Kreativdirektor und berät unter anderem<br />
den chinesischen <strong>INTERSECTION</strong>-<br />
Ableger „Modern Car“. In dieser Ausgabe<br />
fotografierte er den seltsamen malaysischen<br />
Rolls-Royce-Rivalen Bufori. Danke,<br />
Shiraz, what a long strange trip it‘s been.<br />
14 <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012
IMpRESSUM<br />
Intersection -D- ist eine<br />
Off One’s Rocker Publishing Ltd. Produktion<br />
Redaktionssitz<br />
Strelitzer Str. 2, 10115 Berlin<br />
Telefon: +49 (0)30 28 88 40 43<br />
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HERBST 2012<br />
DEUTSCHLAND<br />
–<br />
Chefredaktion<br />
V.i.S.d.P.<br />
Götz Offergeld, Hendrik Lakeberg<br />
Kreativ-Direktion<br />
Götz Offergeld<br />
Art-Direktion<br />
Jan-Nico Meyer<br />
Redaktionsleitung<br />
Franziska Giovannini<br />
Lektorat<br />
Eckart Eisenblätter<br />
Lego V8<br />
Mode<br />
Ita Korenzecher, Lisa Leinen<br />
Assistenz der Chefredaktion<br />
Diana Terpe<br />
Verlag<br />
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Strelitzer Str. 2<br />
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Intersection England<br />
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London EC1V 9BG, UK<br />
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Schleswig-Holstein, Niedersachsen)<br />
Dirk Struwe, Medienvermarktung e.K.<br />
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d.struwe@struwe-media.de<br />
–<br />
Autoren<br />
Alexander Batke-Lachmann, Bernd Müller,<br />
Martin Simons, Lyon Bloom, Guillaume Fédou,<br />
Zammo Taylor, Jessica Plersanti, Tone, Dan Ross,<br />
Michael Buening, Karl<br />
Fotografen<br />
Peter Langer, Toni Nüsse, Shiraz Randeria,<br />
Linus Ricard, Gilles & Pierre, Mélanie Bordas<br />
Aubiès, Xiao Wu, Pierre Mahleu,<br />
Tinko Czetwertynski, Anders Sune Berg,<br />
Scott Pommier, Sam Hofman, Julian Broad,<br />
Frederikke Aagaard, Michael Buening,<br />
Pierre Mahieu, Jan Friese, Tillmann Franzen,<br />
Teresa Wolff Metternich<br />
Illustratoren<br />
Adam Cruft<br />
Gründer<br />
Dan Ross und Yorgo Tloupas<br />
Geschäftsführung<br />
Jörg Philipp<br />
Verlagsleitung<br />
Katharina Kuhn<br />
Herausgeber<br />
Götz Offergeld<br />
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Master Mind fz 11c<br />
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P.O. Box 502042<br />
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Alströmergatan 31, 5tr<br />
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Nielsen 2 (Nordrhein-Westfalen)<br />
Andreas Fuchs<br />
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Vereinsstraße 20, 41472 Neuss<br />
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www.dierichs.de<br />
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16<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012
08 ideen, Uber die<br />
man reden<br />
sollte<br />
Texte und Redaktion:<br />
Hendrik Lakeberg und Alexander Batke-Lachmann<br />
01<br />
RollbrettdiAt<br />
Text: Lyon Bloom Fotos: Linus Ricard<br />
Olivier Peyricot entwirft ein faltbares, platzsparendes<br />
Aluminium-Gefahrt, das man sogar in seinem<br />
Bett verstauen kann. Ein zukunftsweisendes Konzept<br />
NEWS<br />
Pullover Iceberg<br />
Jeans G-Star<br />
Schuhe Walter Steiger<br />
Jacke Y-3<br />
18 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012 19
Weste und<br />
Latzhose G-Star<br />
Schuhe Y-3<br />
NEWS<br />
Kleid Lacoste<br />
Der Designer Olivier Peyricot hat viele sich zum Lesen hineinlegen konnte.<br />
amüsante Fahrzeugkonzepte entworfen.<br />
Zum Beispiel solche, die leicht ersten Blick häufig irritierend grob und<br />
Peyricots Design-Arbeiten, die auf den<br />
als Kanapees umfunktioniert werden<br />
können, oder seltsam mutierte, eine manchmal intimere, meistens<br />
fast wie Kunstobjekte wirken, sollen<br />
surreale Gefährte, die den Autos in praktischere Verbindung zwischen<br />
Michel Gondrys kommendem Film dem Menschen und seiner Umwelt<br />
„Der Schaum der Tage“ ähneln. Doch herstellen.<br />
keine seiner Kreationen hat uns bislang<br />
so inspiriert wie dieser seltsame nannte APLQL (l‘Auto Plus Légèrer Que<br />
Dieser Idee folgt auch das soge-<br />
faltbare rollende Untersatz, der eher L‘homme / Übersetzt: Ein Auto leichter<br />
einem Skateboard mit Motor gleicht als der Mensch). Es soll unsere geläufigen<br />
Vorstellungen von einem Auto<br />
als irgendeiner anderen bestehenden<br />
Fahrzeugkonstruktion.<br />
hinterfragen: Warum sind Autos nicht<br />
1997 präsentierte der 1969 geborene<br />
Designer auf dem Möbelsalon in nicht falten oder zusammenklappen?<br />
kompakter? Warum kann man sie<br />
Paris das Objekt, das ihm zu seinem Ein Auto könnte auf diese Weise fast<br />
Durchbruch verhalf. Es war ein rundes<br />
Bücherregal, in dessen Mitte man ser verstaut und platzsparend<br />
unsichtbar werden. Es könnte viel bes-<br />
geparkt<br />
werden. Außerdem wäre ein APLQL gespinst eines verspielten Designers?<br />
viel leichter transportabel. Die Nutzbarkeit<br />
eines Autos würde vielschichgensicher<br />
ist das APLQL zum Beispiel<br />
Wahrscheinlich mit beidem, denn retiger.<br />
Olivier Peyricot sagt, man könne keinesfalls und praktisch wäre es natürlich,<br />
auch mal zu zweit, dritt oder<br />
mit seinem Rollbrett sogar schlafen, es<br />
passe in ein Bett.<br />
fünft durch die Stadt fahren zu können.<br />
Zukunftsweisend ist an Peyricots<br />
Die technischen Daten sind schnell<br />
erzählt, die Maschine einfach. PS-Fanatikern<br />
und Geschwindigkeitssüchtigen das Wesentliche. Denn auf Diät gehen,<br />
Entwurf allerdings die Reduktion auf<br />
dürfte sie wohl nur ein müdes Lächeln das würde den meisten Autos gut stehen,<br />
die zurzeit gebaut werden. •<br />
abringen. Aber darum geht es nicht.<br />
Das Konzept des APLQL sei zielorientiert,<br />
sagt Peyricot: „Die ‚Karosserie‘<br />
ist aus Aluminium, der Motor hat 33cc,<br />
einen Joystick als Steuerelement und<br />
eine simple Scheibenbremse.“ Haben<br />
Styling Josia.N<br />
wir es hier also mit einem ernsthaften<br />
Model Eliisa Raats @ Major<br />
Beitrag für eine bessere Mobilität der<br />
Model Management Paris<br />
Make-up Mayumi ODA<br />
Zukunft zu tun? Oder mit dem Hirn-<br />
Haare Shuko<br />
20 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
21
02<br />
Designerspielzeug<br />
tonnenweise<br />
fahrspass fur<br />
nachwuchspistensaue<br />
03<br />
Blechdurst<br />
23 Uhr, es ist dunkel: eine ruhige Straße<br />
im 8. Arrondissement. Am Lenker<br />
des Nissan Juke R wird Richard Denfer<br />
Text: Guillaume Fédou<br />
zu Richard Hell. Mit brodelndem Motor<br />
Fotos: Gilles & Pierre<br />
gleitet er leise durch das Viertel, wie<br />
ein Tiger auf dem Sprung. Die Scheinwerfer<br />
wirken wie herausfordernd fun-<br />
Nissans Juke R<br />
kelnde Augen. Die schwarze Karosserie,<br />
weckt das<br />
matt, diskret und martialisch zugleich,<br />
versteckt die Kraft des Autos. Richard<br />
monster in dir<br />
Hell ist blechdurstig. Er hat seine Opfer<br />
ausgemacht, die er bereit ist zu jagen:<br />
andere sportliche Luxusautos, einige davon<br />
Unikate. Der Juke R reißt Stücke aus<br />
9.30 Uhr morgens, in einem Bürogebäude<br />
von Levallois-Perret, nördlich einem Lamborghini, von verchromten<br />
von Paris.<br />
Stoßstangen, Hecklampen, die er in seinem<br />
Kofferraum stapelt, um sie in sei-<br />
Der Angestellte Richard Denfert sitzt<br />
in seinem Büro. Er beugt sich <strong>über</strong> einen nen Bunker zu sammeln, der von Interpol<br />
verzweifelt gesucht wird ... Schnitt.<br />
Stapel Papiere. Er wirkt wie der Archetyp<br />
eines Angestellten: dunkler Anzug, Wir könnten dieses Drehbuch endlos<br />
feine, randlose Brille. Er antwortet stets weiterschreiben. Aber vielleicht sollten<br />
neutral und diszipliniert, egal ob man wir an dieser Stelle das Szenario verlassen<br />
und sagen: Was für eine monströse<br />
mit einer geschäftlichen Anfrage auf ihn<br />
zukommt oder eine Kollegin sich flirtend<br />
vor seinen Tisch stellt. Manchmal den) im Juke Sondermodell R schlum-<br />
Maschine (480 PS, 0-100 in vier Sekun-<br />
allerdings schließt er ein Excel-Fenster mert. Sie eignet sich hervorragend für<br />
oder eine Powerpoint-Präsentation auf den morgendlichen Weg ins Büro, aber<br />
seinem Computer und schaut Videos sie appelliert unterschwellig an unsere<br />
von Crashtests, von Formel-1-Unfällen, schlummernden Jagdinstinkte. Wir wollen<br />
Ihnen nun nicht empfehlen, wie Ri-<br />
Ausschnitte aus den Filmen „Duell“,<br />
„Bullit“, „Vanishing Point“ und „Drive“. chard Hell die Konkurrenz gleich in Stücke<br />
zu reißen, aber das Bedürfnis nach<br />
Er wirkt dann verträumt, mit seinen<br />
Gedanken woanders. Am Arm, immer einem ordentlichen Kickstart lässt sich<br />
wenn das perfekt geschnittene Hemd im Juke R wohl nicht unterdrücken. Denn<br />
etwas hochrutscht, legt der Stoff den nicht nur Cornflakes, sondern auch der<br />
Anfang einer Tätowierung frei. Juke R weckt den Tiger in dir. •<br />
NEWS<br />
Wahrscheinlich ist der Designer Oskar<br />
Diaz immer ein bisschen Kind<br />
geblieben. Wie sonst wäre er auf<br />
diese wunderbare Spielzeugidee<br />
gekommen.<br />
Die Karosserie besteht im Kern aus<br />
einem bauchigen Rohr, in das man die<br />
Anbauteile steckt – das Fahrerhaus eines<br />
Traktors oder die drei Reifen für<br />
eine Lokomotive zum Beispiel. Das<br />
Praktische ist: Das Rohr ist gleichzeitig<br />
die Verpackung für die Anbauteile.<br />
Wir haben es also mit einer unschlagbar<br />
ökonomischen Verwendung von<br />
Material zu tun. Etwas, von dem auch<br />
die Autodesigner lernen können, die<br />
für die großen Jungs und Mädchen<br />
gestalten. Lernen können mit Oskar<br />
Diaz‘ Spielzeug aber vor allem die Kleinen:<br />
Dass man keine unnötige Verpackung<br />
braucht zum Beispiel und vor<br />
allem, wie viel Spaß vier Räder bringen<br />
können. •<br />
22 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
23
04<br />
NEWS<br />
bayernschocker<br />
Fotos: Peter Langer<br />
BMW testet den Tabubruch:<br />
Frontantrieb? Kompaktvan?<br />
Das soll ein BMW werden?<br />
Nach dem Motto: „Wir wollen ja nur Showcar sorgen Gimmicks wie das Panoramadach<br />
„Cool Shade“, das sich per<br />
spielen“, macht man bei BMW auf unschuldig.<br />
„Wir wissen noch nicht, was Knopfdruck verdunkeln oder aufhellen<br />
die Zukunft bringt. Das ist ein Showcar,<br />
mit dem wir erst mal zeigen wol-<br />
Battstruktur-Design Schattenspiele in<br />
lässt und das <strong>über</strong> ein zuschaltbares<br />
len, dass wir das können“, erklärt der der Fahrgastzelle erzeugt.<br />
smarte Exterior-Designer Michael de Einen echten Ausblick auf die Zukunft<br />
gibt es dagegen unter der Motor-<br />
Bono und verweist auf die Erfahrung,<br />
die man bei MINI schon mit Frontantrieben<br />
gesammelt hat.<br />
Hier kommt erstmals das aus dem BMW<br />
haube des BMW Concept Active Tourer:<br />
Dahinter steht natürlich auch die i8 bekannte Antriebskonzept eDrive bei<br />
unausgesprochene Strategie der beiden<br />
Marken in Zukunft auf einer ge-<br />
Plug-in-Hybrid-Antrieb des Concept<br />
der Kernmarke BMW zum Einsatz. Der<br />
meinsamen, günstigeren Plattform, Active Tourer soll rein elektrisch eine<br />
Kompaktfahrzeuge mit Frontantrieb zu Reichweite von rund 30 Kilometern<br />
entwickeln. Doch klar ist: Ein frontgetriebener<br />
Kompaktvan von BMW wird 1,5-Liter-Benziner die Vorderräder an.<br />
haben. Für weitere Strecken treibt ein<br />
polarisieren. Umso mehr ist es da die Im Zusammenspiel von Dreizylinder<br />
Aufgabe der Designer, den Spagat zwischen<br />
Markenkern und dem immer brei-<br />
auf 140 kW (190 PS) und einen Durch-<br />
und Elektromotor kommt der Wagen<br />
ter werdenden Produktportfolio elegant schnittsverbrauch von weniger als 2,5<br />
zu kaschieren. „Auch beim muskulösen l/100 km, bei einer Beschleunigung von<br />
und athletischen Design haben wir das rund 8 Sekunden auf 100km/h. Durchaus<br />
sportliche Werte für die Kompakt-<br />
Thema Frontantrieb aufgegriffen: Der<br />
Wagen drängt geradezu nach vorne.“ klasse also.<br />
Selbst die BMW-Niere neigt sich dem Tatsächlich ist der Wagen ein echter<br />
Betrachter fast unmerklich entgegen – BMW geworden und keine Seniorenkutsche.<br />
Denn auch wenn man bei BMW<br />
eine Reminiszenz an die BMW-Ikonen<br />
der 60er- und 70er-Jahre.<br />
davon freilich nichts wissen will – die<br />
Die Betonung der Fahrzeugfront Maße des Concept Active Tourer sind<br />
spiegelt sich auch im Innenraum, wie mit denen der Mercedes-Benz B-Klasse<br />
Interior-Designer Max Rathmann erklärt:<br />
„Ziel war es, in dieser Klasse ein Sitzposition. Trotzdem haben es die<br />
fast identisch, inklusive der erhöhten<br />
neues Raumgefühl zu zeigen. Sämtliche<br />
Flächen sind nach vorne gezogen, legen geschafft, dem Konzeptfahrzeug<br />
Designer besser als die Stuttgarter Kol-<br />
um hier Weite und Raum zu schaffen. einen Marken-tpischen Auftritt zu verpassen,<br />
der nicht nach Einheitsware aus<br />
Man fühlt sich nicht eingeengt, obwohl<br />
man in einem relativ kleinen Fahrzeug dem Kompaktsegment aussieht. Dafür<br />
sitzt.“Für ein wenig Showtime in dem aber verdächtig nach Serie. •<br />
24 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
25
NEWS<br />
Outfit Diesel<br />
05<br />
street<br />
fighter<br />
Text: Lyon Bloom Fotos: Mélanie Bordas Aubiès<br />
Die Ducati Monster von Diesel<br />
ist fur alle da<br />
Diesel scheint ein Faible für alles zu funktional schlicht ausgefallen sind.<br />
haben, was fährt: Nach dem Fiat 500 Um eine Testosteron-Überdosis zu<br />
und dem Pinarello-Fahrrad kooperierte<br />
die italienische Marke kürzlich nischen Jeansbezüge für die Reifen,<br />
vermeiden, gibt es einerseits die iro-<br />
mit dem Motorradhersteller Ducati. andererseits haben wir die Ducati mit<br />
Der Lack des brachialen Modells einem weiblichen Model fotografiert,<br />
Monster ist im Diesel-Look mattgrün die Teile der normalen Diesel-Kollektion<br />
trägt. Das ist durchaus als State-<br />
eingefärbt. Insgesamt wirkt die Maschine<br />
grob und pur, wie ein Requisit ment gemeint: Die Monster Diesel ist<br />
eines Action-Films. Die Modifikation für alle da. •<br />
von Ducatis Streetfighter-Modell allein<br />
reichte den Italienern um Firmengründer<br />
Renzo Rosso nicht. Entstanden<br />
ist auch die „Capsule Collection“<br />
für Männer, deren Kleidungsstücke<br />
Styling Josia.N<br />
entsprechend martialisch, robust und<br />
Styling-Assistenz Amy Gassama<br />
26 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
27
06 07<br />
Blinde StraSSen<br />
Die App Blank Ways lAsst den Nutzer<br />
seine Umgebung neu entdecken<br />
Sie kennen wahrscheinlich die alte Ways“ erstellt persönliche Landkarten,<br />
indem es automatisch Routen<br />
digitale Weisheit aus den 80ern: Der<br />
Computer ist dazu da, Probleme zu lösen,<br />
die man ohne ihn nicht hätte. tens ohne nachzudenken zurücklegt.<br />
aufzeichnet, die man täglich und meis-<br />
Heute wissen wir nicht mehr, wie wir Sie kennen das: Meistens nimmt man<br />
ohne ihn leben könnten. Dazu beigetragen<br />
hat vor allem das Smartphone. im Auto – den immer gleichen Weg<br />
– egal ob auf dem Fahrrad, zu Fuß oder<br />
Es ermöglicht uns eine Menge praktische<br />
Dinge, gleichzeitig entmündigt es kürzere, praktischere oder schönere<br />
zur Arbeit. Ob dieser tatsächlich der<br />
uns. Unser natürlicher Orientierungssinn<br />
dürfte sich zum Beispiel durch die Mensch ist nicht nur bequem, wie un-<br />
ist, <strong>über</strong>prüft man nicht mehr. Der<br />
iPhones, Blackberrys und Samsungs sere Googlemaps-Abhängigkeit zeigt,<br />
erheblich verschlechtert haben. Wer sondern auch ein Gewohnheitstier.<br />
schaut denn noch auf einen Stadtplan Eine „Blank Ways“-Karte könnte zum<br />
oder eine Landkarte, wenn es Google Beispiel anzeigen, dass man eine Straße,<br />
die eigentlich direkt um die Ecke<br />
Maps gibt?<br />
Zum Glück achten junge Designer unseres Wohnorts liegt, noch nie betreten<br />
hat. Mit „Blank Ways“ lässt sich<br />
und Programmierer wie Tom Loois<br />
aus den Niederlanden darauf, dass also ein Bewegungstagebuch erstellen,<br />
das die blinden Flecken unserer<br />
wir nicht nur Googlemaps-Knechte<br />
bleiben, sondern mithilfe von digitalen Umgebung sichtbar macht – hoffentlich<br />
nicht nur auf dem Display eines<br />
Karten unsere Umgebung neu entdecken<br />
können. Seine iPhone App „Blank Smartphones. •<br />
Kurskorrektur<br />
Fotos: Xiao Wu<br />
Evora S:<br />
Ein Lotus mit<br />
Sitzheizung<br />
Was ist eigentlich aus den großen Plänen<br />
der englischen Traditionsmarke<br />
geworden? Fünf neue Modelle waren<br />
auf der Pariser Automesse 2010 bis<br />
2014 angekündigt – darunter sogar<br />
ein Elektrokleinwagen!<br />
Seit dem ist es um die Engländer<br />
wesentlich stiller geworden. Vor allem<br />
der Rückzug aus der Formel 1 dominierte<br />
in den letzten Monaten die Medien.<br />
Kurz vorher, als Abschiedsgruß,<br />
wurde 2011 der Lotus T125 Exos vorgestellt,<br />
ein Formel-1-Wagen für den<br />
Privatgebrauch für etwa eine schlappe<br />
Million Euro und in einer Auflage von<br />
25 Stück. Gefolgt wurde der T125 vom<br />
Exige S Roadster Anfang des Jahres.<br />
NEWS<br />
Auch nicht mehr ganz neu, aber neben Produktpalette an. Ein Lotus mit Sitzheizung<br />
und wesentlich weicherer Fe-<br />
dem Exige die einzige „echte“ Neuvorstellung,<br />
nachdem der malaysische derung wäre vor Kurzem noch undenkbar<br />
gewesen. Insofern sind die Bilder,<br />
Konzern Proton die Briten gekauft hat,<br />
ist der Lotus Evora S. Das neue Modell die unsere chinesischen Kollegen fotografiert<br />
haben, von unserer Seite als<br />
Elan hat man für den Evora S extra auf<br />
das Jahr 2017 verschoben. Ob das allerdings<br />
ausschließlich – wie man hört Die Marke ist immer noch zu stark, als<br />
Durchhalteparole an Lotus gemeint.<br />
– an der besseren Vermarktung des dass man die hochfahrenden Ambitionen<br />
fallen lassen sollte, ohne es richtig<br />
Evora S liegt? Es ist zu bezweifeln.<br />
Die Briten, die für ihre kompromisslosen,<br />
authentischen Sportwagen mit einer Neuauflage des Modells Es-<br />
versucht zu haben. Das würde dann<br />
geschätzt werden, scheinen sich mit prit geschehen. Angekündigt ist sie für<br />
dem Übergang in die neue Autowelt, in 2013 – als Hybrid. Da könnte man dann<br />
der neben PS auch Komfort gefragt ist, nicht mehr von einer vorsichtigen Neuausrichtung<br />
sprechen. Das wäre eine<br />
etwas schwer zu tun. Trotzdem fängt<br />
mit dem Evora S die Umgestaltung der Revolution. •<br />
28 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
29
08<br />
Seidenteppich<br />
Text: Zammo Taylor Fotos: Shiraz Randeria<br />
Die seltsamen Autos der malaysischen Luxusmarke<br />
Bufori sind einzigartig – in jeder Hinsicht<br />
NEWS<br />
Kleid Dior<br />
Schuhe Gucci<br />
30 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
31
Kleid Dior<br />
Schuhe Gucci<br />
NEWS<br />
Kleid und Clutch Jil Sander<br />
Schuhe Marni<br />
Während immer mehr Autohersteller cide-Doors ausgestattet. 2012 auf der<br />
sich gegenseitig kopieren, baut die Motorshow in Peking folgte ein Update<br />
malaysische Firma Buffori Autos, die der Motorisierung. Der 6.1 Liter Motor<br />
in nahezu jeglicher Hinsicht individuell<br />
und individualisierbar sind. Drehmoment. Damit ist der Geneva<br />
leistet 436 PS bei 586 Newtonmeter<br />
Gegründet wurde Bufori von dem in unter sechs Sekunden auf hundert<br />
libanesisch-australischen ehemaligen und 265 km/h schnell. Unter den Extras:<br />
Spurhalteassistent, Wärmebild-<br />
Rennfahrer Gerry Khouri, der 1986 begann<br />
für sich und seine zwei Brüder Nachtsichtkamera, acht Airbags, ABS,<br />
ein Auto zu bauen. „Ich wollte etwas ESP, EBD und Traktionskontrolle.<br />
absolut Einzigartiges erschaffen“, sagt „Die meisten Autos werden heute<br />
er. „Aber immer wenn eines fertig war, sind standardisiert. Die Hersteller folgen<br />
einem seriellen Schema. Deshalb<br />
hat es jemand gekauft. Also baute ich<br />
ein neues.“ 25 Jahre später produziert sehen sich alle Autos so ähnlich. Wir<br />
Bufori, das Gerry zusammen mit seinen<br />
zwei Brüdern Anthony und George So vollmundig das klingt, an dem, was<br />
sind da in jeglicher Hinsicht anders.“<br />
Khouri leitet, etwa 300 Autos pro Jahr, Khouri sagt, ist etwas dran. Man kann<br />
die in einer Manufaktur in Kepong <strong>über</strong> Buforis Karosserie schmunzeln,<br />
nahe Kuala Lumpur von 100 Angestellten<br />
hergestellt werden. Jedes Auto Kitsch abtun, nur: Die eigentümliche<br />
sie in ihrer schnörkelhaften Form als<br />
ist trotz der in den letzten Jahren steigenden<br />
Stückzahl immer noch hand-<br />
zeitgenössischem Design ist tatsäch-<br />
Verbindung von Retroelementen mit<br />
gefertigt. Nach dem zweitürigen La lich einzigartig. „Das Modell La Joya<br />
Joya präsentierte Bufori 2010 in Genf ist mein Lieblingsauto“, sagt Khouri.<br />
das erste viertürige Modell Geneva, „Jedes Stück Metall ist aus rostfreiem<br />
Stahl, die Karosserie besteht aus<br />
ein exotischer Rolls-Royce und Bentley-Rivale.<br />
Natürlich stilecht mit Sui-<br />
einem Kevlar-und-Karbon-Gemisch.<br />
Das bedeutet, es ist sehr robust und und den USA. Aber China ist zurzeit<br />
gleichzeitig leicht.“<br />
der wichtigste Markt. „Wir haben unseren<br />
ersten Showroom in Schanghai<br />
90 Prozent der Käufer eines Buforis<br />
besuchen die Manufaktur, um zu eröffnet und wir werden in China an<br />
zu sehen, wie ihr Auto zusammengebaut<br />
wird. Dabei wählen sie gleich die drei weitere bis Ende des Jahres eröff-<br />
verschiedenen Standorten zwei oder<br />
Ausstattungsdetails aus, sodass jeder nen“, sagt Khouri. „Viele Chinesen können<br />
sich theoretisch alles kaufen, aber<br />
Bufori ein Unikat ist. Das aktuelle Modell,<br />
der Bufori Geneva hebt die Idee Bufori gefällt ihnen besonders, weil es<br />
der Individualisierung auf ein völlig so anders ist als alle anderen Autos da<br />
neues Level. „Wir bauen Autos mit allen<br />
Extras, von Multimediasystemen eine gute Investition. Es personifiziert<br />
draußen. Es ist kein billiges Auto, aber<br />
bis zu Computern, Kaffeemaschinen, den Besitzer, es teilt den anderen mit,<br />
die den besten Kaffe der Welt brühen, dass du angekommen bist und deine<br />
Ziele verwirklicht hast.“ Ob das in<br />
wahlweise gibt es fließendes heißes<br />
oder kaltes Wasser, Kaffee- und Espressotasssen,<br />
Wassergläser, Cham-<br />
Blicke auf der Straße sind dem Fahrer<br />
Deutschland auch funktioniert? Die<br />
pagnergläser, einen Kühlschrank. auf jeden Fall sicher. •<br />
Die Türen öffnen und schließen sich,<br />
indem man einen Knopf berührt.<br />
Trotzdem ist ein Bufori schneller als<br />
die meisten Sportwagen, weil er einen<br />
fantastischen Grip auf der Straße hat.<br />
Es fühlt sich an, als würde man einen<br />
Styling Ting Ting Lin<br />
Seidenteppich fahren.“<br />
Styling-Assistent Yu Yong<br />
Haare Isaac<br />
Bufori betreibt Showrooms in Australien,<br />
Tschechien, Malaysia, Russland Danke an Grace Xu at Bufori,<br />
Make-up Qi Sun at Andy Creation<br />
Schanghai<br />
32 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
33
KUNST<br />
wettrennen<br />
ins nichts<br />
Interview: Jessica PIersanti Foto: Pierre MahIeu<br />
Der franzosische Kunstler Arthus de Lavilleon denkt<br />
bei Autos an Krieg und liebt sie trotzdem.<br />
Fur das Pariser <strong>INTERSECTION</strong>-Office entwarf er<br />
eine exklusive Wandarbeit<br />
Arthus de Lavilléon ist ein Beobachter,<br />
der für seine meistens schwarzweißen,<br />
an Comics angelehnten<br />
Arbeiten, feinfühlig seine Umwelt<br />
betrachtet. In ihnen, aber auch in<br />
seinen Filmen, Fotos und Diashows<br />
mischen sich äußere Eindrücke mit<br />
persönlichen Erfahrungen zu einem<br />
sensiblen, manchmal widerständigen<br />
Abbild der Zeit, in der wir leben.<br />
Neben der Arbeit als freier Künstler<br />
hat der 42-Jährige enge Verbindungen<br />
zur Modeindustrie. Er zeichnete unter<br />
anderem für seinen Freund Jean-<br />
Charles de Castelbajac, für die Marken<br />
Yves Saint Laurent, Jeremy Scott und<br />
Levi‘s. Beeinflusst wurde er von der<br />
Skate- und Punkrock-Kultur der 80er-<br />
Jahre. Für unser französisches Office<br />
füllte de Lavilléon eine ganze Wand<br />
mit einer exklusiv für Intersection<br />
entworfenen Arbeit. Obwohl er nie<br />
einen Führerschein gemacht hat, beschäftigt<br />
er sich häufig mit dem Thema<br />
Mobilität. Natürlich auch in dem<br />
Intersection-Bild, das einen 5er BMW<br />
aus den 80er-Jahren zeigt.<br />
Warum haben Sie einen BMW gezeichnet?<br />
Ich habe immer davon geträumt, einen<br />
zu fahren. Für mich ist der 5er das<br />
Kultauto der Achtziger, weil es sehr<br />
kantig gestaltet ist. Wenn ein Kind<br />
ein Auto zeichnen müsste, würde es<br />
wahrscheinlich aussehen wie dieses<br />
oder wie ein Renault 8. Alte BMWs<br />
sieht man häufig in den arabischen<br />
Ländern, vor allem in Syrien oder dem<br />
Libanon. Es ist ein Auto des Konfliktes,<br />
das auf mich die Aura der Unzerstörbarkeit<br />
hat. Ein bisschen wie die<br />
vielen alten Mercedes-Fahrzeuge in<br />
Marokko.<br />
Sie haben nie einen Führerschein gemacht,<br />
warum interessieren Sie sich<br />
trotzdem für Autos?<br />
Am Anfang habe ich den Kult um Autos<br />
<strong>über</strong>haupt nicht verstanden. Aber<br />
nach den vielen Roadtrips, die ich für<br />
meine Arbeit gemacht habe, fand ich<br />
die Faszination für Autos immer einleuchtender.<br />
Mir ist mittlerweile klar,<br />
warum so viele Künstler Arbeiten <strong>über</strong><br />
und mit Autos gemacht haben. Von Richard<br />
Prince zu Bertrand Lavier oder<br />
auch Rauschenberg. Mit einem Auto<br />
kann man nicht nur reisen, es steht<br />
auch für wirtschaftliche und kulturelle<br />
Zusammenhänge, Macht und Krieg.<br />
Wenn ich einen alten 5er sehe, dann<br />
kommen mir zerschossene Häuser im<br />
Nahen Osten in den Sinn. Das Auto<br />
repräsentiert dabei eine Form von Sicherheit<br />
für mich. Mir fällt gerade auf, schiedenen Freunden streckenmäßig<br />
dass ich niemals in einem 5er BMW gefahren<br />
bin. Ein alter 5er, ein bisschen umkreist. Immer als Beifahrer. Von<br />
wahrscheinlich mehrmals die Welt<br />
getunt, mit großen Felgen, das wäre Indien bis Larzac in Frankreich, durch<br />
ein absolutes Traumauto.<br />
die USA, die baltischen Länder ... Bizarrerweise<br />
ist man immer mit dem<br />
Warum haben Sie eigentlich nie einen<br />
Führerschein gemacht?<br />
Gleichen konfrontiert: leere Straßen<br />
Ich hatte angefangen, Fahrstunden zu und Bäume mitten im Nirgendwo. Für<br />
nehmen, und irgendwann einfach aufgehört.<br />
Soweit ich mich erinnere, hatschiedenen<br />
Menschen, die einem auf<br />
mich ist das immer ein Bild für die verte<br />
es mit einer Protesthaltung zu tun. der Straße des Lebens begegnen. Ich<br />
Ich hatte ein starkes Umweltbewusstsein.<br />
Ich war ein Skater und ich liebte Sie wollten niemals selber Gas ge-<br />
mag es, Zeuge zu sein.<br />
es, Fahrrad und Zug zu fahren. Meine ben?<br />
liebsten Reiseerinnerungen sind neben<br />
den Roadtrips in Autos, die Zugca<br />
Kameras gemacht habe, musste ich<br />
Solange ich Fotos mit handlichen Leiabteile,<br />
in denen man sich gegen<strong>über</strong> das nicht. Mittlerweile arbeite ich mit<br />
gesessen hat, miteinander geredet hat größerem Equipment und ich habe<br />
und wirklich miteinander gereist ist. ein Kind, das ich in den Kindergarten<br />
Die gibt es leider immer weniger. bringen muss. Mit einem Auto ist man<br />
Was ist Ihre Definition von Mobilität unabhängiger. Ich werde also bald einen<br />
Führerschein machen müssen.<br />
und Bewegung?<br />
Neugierde und ein offener Geist. Was das Gasgeben angeht: Ich habe<br />
Nichts, was mit dem Motor zu tun immer an Langsamkeit geglaubt, an<br />
hätte.<br />
das Nachdenken, an Leute, die sich<br />
Sie haben keinen Führerschein, sind Zeit nehmen, an eine Art immobile<br />
aber trotzdem mehr gereist als die Schnelligkeit. Das Wettrennen ins<br />
meisten Menschen ...<br />
Nichts hat mich nie interessiert. Obwohl<br />
es unsere Gesellschaft ganz gut<br />
Wenn man selber fährt, dann ist man<br />
oft viel zu sehr auf die Straße konzentriert.<br />
Die Rolle des Beifahrers scheint<br />
repräsentiert. •<br />
mir interessanter. Ich habe mit ver-<br />
34 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012
KUNST<br />
Ohne Öl wäre das 20. Jahrhundert<br />
nimmt apokalyptische Ausmaße an.<br />
graf aber kein Umweltaktivist. Seine<br />
cken bleibt deshalb beim Betrachten<br />
SchOne<br />
ZerstOrung<br />
Text: Hendrik Lakeberg Fotos: Edward Burtynsky, courtesy Galerie c/o Berlin<br />
ein anderes gewesen. Öl hat einen<br />
rasanten technologischen Fortschritt<br />
ermöglicht. Es förderte individuelle<br />
Mobilität und das Reisen. Es hat die<br />
industrielle Produktion revolutioniert<br />
und die Landschaft geformt.<br />
Manche sagen mittlerweile, ohne<br />
Öl wäre es ein besseres Jahrhundert<br />
gewesen. Der wichtigste Rohstoff der<br />
Welt ist gleichzeitig zu ihrer Geißel<br />
geworden. Es geht nicht ohne, aber –<br />
Diese Zusammenhänge zeigen eindrucksvoll<br />
die Fotografien von Edward<br />
Burtynsky.<br />
Burtynskys an die Landschaftsmalerei<br />
des 19. Jahrhunderts angelehnten<br />
Panoramen zeigen die Spuren, die<br />
das Öl auf der Erde hinterlassen hat.<br />
Die Zerstörung, die Ölpumpen, Reifenberge,<br />
gigantische Straßenkreuzungen,<br />
Raffinerien oder den Oilspill<br />
im Golf von Mexiko 2010, dessen<br />
Bilder thematisieren auch die Ambivalenz<br />
des Rohstoffes: Sowie das Öl<br />
nicht nur Zerstörung, sondern auch<br />
unverzichtbare Fortschritte gebracht<br />
hat, liegt in Burtynskys exakt komponierten<br />
Bildern eine große Schönheit.<br />
Burtynsky ist ein Soziologe des Ästhetischen.<br />
Er spürt den Strukturen und<br />
grafischen Mustern nach. Man könnte<br />
das für zynisch halten. In Wahrheit<br />
steckt aber eine Faszination für die<br />
dieser Bilder auch ein Gefühl von Ehrfurcht<br />
zurück. •<br />
links<br />
Oxford Tire Pile #4, 1999<br />
Westley, California, USA<br />
rechts<br />
Highway #1,<br />
Intersection 105 & 110, 2003<br />
Los Angeles, California, USA<br />
Edward Burtynsky fotografiert die Spuren des ErdOls<br />
auf lange Sicht – auch nicht mit, denn<br />
die Umweltzerstörung, die das Öl verursacht<br />
hat und verursachen wird,<br />
Folgen das Ökosystem des Atlantiks<br />
noch in Jahrzehnten belasten werden.<br />
Dabei ist der kanadische Foto-<br />
Wucht dahinter, mit der der Mensch<br />
sich den Planeten in kürzester Zeit zu<br />
eigen gemacht hat. Neben dem Schre-<br />
Zur Ausstellung „Edward Burtynky<br />
- Oil“ in der c/o Berlin ist ein<br />
Katalog im Steidl Verlag erschienen.<br />
Er kostet 98 Euro.<br />
36 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
37
KUNST<br />
alfa, dusenjet<br />
und Damenslip<br />
Text: Tone Fotos: Tinko Czetwertynski<br />
Der KUnstler Cyril Hatt zerknitterte in seinen<br />
Fotografien die Erinnerung<br />
In seinen großformatigen Fotos <strong>über</strong>führt<br />
Cyril Hatt die Realität in eine willkommene und umweltfreundli-<br />
Autos waren zum Beispiel mal eine<br />
zerknitterte Gegenwelt. Seine per che Alternative zu den Pferden in den<br />
Stereoskopie und im Originalmaßstab<br />
hergestellten Bilder von Alfa Ro-<br />
Umweltzerstörer. Die Geschichte und<br />
Städten, im Moment sehen viele sie als<br />
meo, Moto Guzzi, Mopeds oder Kleidungsstücken<br />
wie Sneaker und einer nicht so bleiben muss. Vielleicht ist al-<br />
Cyril Hatts Kunst lehrt uns, dass das<br />
Lederjacke wirken, als hätte man les aber auch viel leichter zu erklären.<br />
sie aus Magazinen gerissen, mit den Cyril Hatt selber hat mal einen Alfa 33<br />
Händen zerknüllt und großformatig besessen, den er <strong>über</strong> alles liebte, aber<br />
reproduziert.<br />
irgendwann schweren Herzens auf<br />
Man betrachtet Konsumobjekte, dem Schrottplatz entsorgen musste.<br />
einen Düsenjet, aber auch persönlich Vielleicht zeugen die zerknitterten Bilder<br />
also von seiner persönlichen Trau-<br />
konnotierte Alltagsgegenstände (zum<br />
Beispiel einen Damenslip) aus der Distanz.<br />
Es ist ein bisschen, als ließe man<br />
er um sein kaputtes Lieblingsauto. •<br />
die Schemen einer verblassten Erinnerung<br />
Revue passieren. Die Bilder zeigen<br />
aber auch die Zerbrechlichkeit einer jeden<br />
Konstruktion, sei es eine mechanische,<br />
zum Beispiel ein Auto, oder eine<br />
gedankliche, wie die Projektion von<br />
Sehnsüchten und Wünschen in einen<br />
links<br />
Alpha jet, 2012<br />
Gegenstand. Insofern sind Hatts Arbeiten<br />
melancholisch, aber sie zeigen<br />
metallklemmen, massstab 1:1<br />
silbergelantine Papier und<br />
auch, dass die Vorstellungen, die wir<br />
rechts oben<br />
ausstellungsansicht<br />
von Objekten haben, nicht unveränderlich<br />
sind, dass sich Bedeutung und Interpretationen<br />
verändern können. Das<br />
rechts unten<br />
alfa 33, 2010,<br />
silbergelantine Papier und<br />
wiederum ist ein befreiendes Gefühl.<br />
metallklemmen, massstab 1:1<br />
38 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
39
KUNST<br />
Carmageddon<br />
Text: Hendrik Lakeberg Fotos: Anders Sune Berg<br />
Thomas Bayrle auf der documenta 13<br />
Obwohl sie mittlerweile vorbei ist,<br />
lohnt es sich, auch in <strong>INTERSECTION</strong><br />
noch mal kurz auf die documenta einzugehen<br />
– vor allem auf die documenta<br />
Halle, in der der deutsche Künstler<br />
und documenta-Veteran Thomas<br />
Bayrle einen kompletten Raum bespielt<br />
hat. Das gab es noch nie.<br />
Mit seinen Skulpturen aus Motoren<br />
(unter anderem der eines 6 Zylinder<br />
Porsche 911ers oder eines Citroën-<br />
2CV), einem gigantischen Flugzeugbild<br />
und der Wandarbeit „Carmageddon“,<br />
ein meterhohes Straßen-Relief Kritik, sondern um einen – mit Sicherheit<br />
auch humorvoll gemeinten Blick<br />
aus Kartonage, thematisiert Bayrle in<br />
grauen Tönen die Kälte der Maschinenwelt.<br />
Aber auch ihre skulpturale, documenta-Leiterin Carolyn Christov-<br />
– auf die Dinge, die uns bewegen. Die<br />
man möchte sagen: sakrale Strahlkraft.<br />
Zu diesem Eindruck passt, dass von der Beseelung der Dinge und dass<br />
Bakargiev sprach in Interviews häufig<br />
die ausgestellten Motoren nicht nur wir das auf den Menschen fixierte<br />
von einem auf Band aufgenommenen Weltbild <strong>über</strong>denken sollten. Man<br />
Motorsound begleitet werden, sondern könnte also sagen, dass sie behauptet:<br />
auch von Tonaufnahmen von Gebeten Auch Autos haben eine Seele. Es gibt<br />
und Fürbitten von Gemeinden aus sie also doch, die geistige Verwandtschaft<br />
zwischen der Kunstelite und der<br />
dem Raum Kassel. Bayrle ist kein politischer<br />
Künstler. Es geht ihm nicht um Tuner-Gemeinde. •<br />
links<br />
Verschiedene Arbeiten in<br />
der Documenta-Halle<br />
rechts oben<br />
carmageddon, 2012<br />
papprelief<br />
25 x 8 Meter<br />
rechts unten<br />
Flugzeug, 2012<br />
13 x 8 meter<br />
40 drehmoment <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
41
Jacke G-Star Raw<br />
Hemd Carhartt<br />
Hose Dockers<br />
Schuhe Wolverine<br />
Jacke Wrangler<br />
Hemd Dockers<br />
Hose Dockers<br />
Schuhe Wolverine<br />
off<br />
the road<br />
fotos toni nüsse styling jan-nico Meyer<br />
Models Chris Schwarz/modelwerk, Raphael MADER/vivamodels<br />
auto Honda cr-v
Brille Hyde’s<br />
Jacke Dockers<br />
Pullover Carhartt<br />
Hose Levis Made & Crafted<br />
Schuhe Wolverine<br />
Brille Owl<br />
Jacke PRPS Goods<br />
Hose Wrangler<br />
Schuhe Wolverine
Jacke Wrangler<br />
Hemd Dockers<br />
Hose Dockers<br />
Jacke G-Star Raw<br />
Hemd Carhartt<br />
Hose Dockers<br />
Schuhe Wolverine
Jacke Wrangler<br />
Hemd Dockers<br />
Hose Dockers<br />
Schuhe Wolverine<br />
Weste PRPS Goods<br />
Pullover Levis Made and Crafted<br />
Hose Wrangler<br />
Schuhe Wolverine<br />
Jacke PRPS Goods<br />
Hose Wrangler<br />
Schuhe Wolverine
Mantel Richard James<br />
Bomberjacke Lou Dalton<br />
Hemd Pringle of Scotland<br />
west<br />
field<br />
fotos SCOTT POMMIER styling SHUN LOUIS BELLIENI Models Courtney James/TESS, Harrison Griffiths/Elite London<br />
Fotoassistenz Ben Beagent Haare/make-up Martina Luisetti/Book Agency<br />
autos Westfield i Racer, Westfield Sport E Special thanks to Marie Parsons<br />
50 51
Mantel Emporio Armani<br />
Anzug Lanvin<br />
Hemd Emporio Armani<br />
Schuhe Miharayasuhiro<br />
53
Mantel Richard James<br />
Bomberjacke Lou Dalton<br />
Kleid Pringle ofScotland<br />
Outfit McQ by Alexander McQueen<br />
Decke Schweizer Armee<br />
54
Outfit McQ by<br />
Alexander McQueen<br />
Mantel Richard James<br />
Bomberjacke Lou Dalton<br />
Hemd Pringle of Scotland<br />
Hose Pringle of Scotland<br />
Shoes Miharayasuhiro<br />
Mantel Bally<br />
Hose Rag & Bone<br />
57
packesel<br />
foto SAM HOFMAN styling SHUN LOUIS BELLIENI Stylingassistenz Jo Lawes retusche Jean Michel Massey<br />
auto 1972 Volvo 145 De Luxe Automatic Special thanks to Konrad Lindholm Filmplus<br />
8<br />
12<br />
2<br />
1<br />
9<br />
10<br />
5<br />
11<br />
3<br />
6<br />
13<br />
7<br />
4<br />
1 Hermès<br />
2 Hermès<br />
3 Tumi<br />
4 Tumi<br />
5 Victorinox<br />
6 Victorinox<br />
7 Porter @ oki-ni.com<br />
8 Globe-trotter<br />
9 Globe-trotter<br />
10 Tumi<br />
11 Porter @ oki-ni.com<br />
12 Bric’s<br />
13 Globe-trotter<br />
58 59
logen<br />
platz<br />
fotos Peter Langer styling Hendrik Lakeberg<br />
KINDERSITZ Cybex Sirona<br />
60
Es kommt viel zu selten vor, dass wir uns in IN-<br />
TERSECTION mit Kinder-Dingen beschäftigen.<br />
Das würde nicht nur naheliegen, weil Kinder oft<br />
entscheidend für den Kauf eines Autos oder Autos<br />
die Spielzeuge der Erwachsenen sind: Uns interessiert<br />
in den meisten unserer Geschichten die Zukunft<br />
der Mobilität, innovative Verkehrskonzepte oder Fahrzeugideen.<br />
Der Firma Cybex ist mit dem neuen Modell<br />
Sirona eine solche Innovation für Kinder gelungen: Ein<br />
rückwärtsgewandter Kindersitz, der bei einem Frontalaufprall<br />
des Autos das Risiko tödlicher Verletzungen im<br />
Vergleich zu vorwärtsgerichteten Modellen um 80 Prozent<br />
reduziert, da sich die Wucht des Aufpralls auf eine<br />
größere Fläche verteilt und dadurch der empfindliche<br />
Nacken-, Kopf- und Schulterbereich sowie die inneren<br />
Organe besser geschützt werden. Zusätzlich sorgt die<br />
neue Sitz-Fahrgestell-Verbindung, die das Gestell an den<br />
ISOFIX-Verankerungspunkten direkt mit dem Auto verbindet,<br />
zusammen mit der Verstärkung der Vorderseite<br />
für einen besseren Halt im Auto. Aber genug der technischen<br />
Details: Cybex dürfte spätestens mit dem Sirona<br />
zum Audi der Kindersitzhersteller werden. Dieser Sitz<br />
könnte Ihrem Kind das Leben retten – im Endeffekt beruhigt<br />
er natürlich auch die Nerven des Fahrers. Und ruhige<br />
Nerven sind die beste Sicherheitsgarantie.<br />
63
Outfit American Apparel<br />
Schuhe Vans<br />
Outfit American Apparel<br />
Schuhe Converse<br />
Prius<br />
pollocK<br />
fotos toni nüsse styling jan-nico Meyer<br />
Models DANIEL von schubhausen, MAX SCHUBERT/Elfenbeinturm<br />
auto toyota prius plus Special thanks to dina baschin<br />
64 65
Outfit American Apparel<br />
Schuhe Vans<br />
Outfit American Apparel<br />
Schuhe Converse<br />
66 67
68 69
Outfit American Apparel<br />
Schuhe Vans<br />
Outfit American Apparel<br />
Schuhe Converse<br />
70 71
72 73
INTERVIEW<br />
daniel craig<br />
Sightseeing mit<br />
James Bond<br />
<strong>INTERSECTION</strong> fuhr mit 007-Darsteller <strong>Daniel</strong> <strong>Craig</strong> in einem nagelneuen<br />
Aston Martin Vanquish durch das London der Milliardäre.<br />
dabei sprach er <strong>über</strong> leer stehende Luxusvillen, <strong>geschrottete</strong><br />
<strong>Supersportwagen</strong> und seine Qualitäten als Autofahrer<br />
Fotos julian broad<br />
Text Dan ross<br />
74 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012 75
Es regnet in London. Mitte Juni, ein paar Wochen vor <strong>Craig</strong>: Das ist eines der hyperaktivsten Navis, das ich bisher gehört habe.<br />
den Olympischen Spielen würde man erwarten, <strong>INTERSECTION</strong> (imitiert die Stimme des Navis): Ich möchte UNBEDINGT rechts<br />
dass die Sonne scheint und ein hellblauer Himmel abbiegen! Ich möchte UNBEDINGT rechts abbiegen!<br />
die Stadt in ein multikulturelles Idyll verwandelt – <strong>Craig</strong>: Es leuchtet so gut wie jedes Warnlicht im Display. „CLEAR YOUR RIGHT<br />
zumindest so lange, wie die Kameras laufen. Stattdessen<br />
liegt ein grauer Himmel wie eine Glasglocke VICE REQUIRED“. Wir haben keine Traktionskontrolle, und es regnet in Strömen.<br />
TURNING INDICATOR“, „ADAPTIVE DAMPENING SERVICE REQUIRED“ „DSC SER<strong>über</strong><br />
London, dem Zentrum der ausgemusterten Wunderbar! (lacht)<br />
britischen Kolonialnation, das in den letzten Jahrzehnten<br />
erfolgreich zu einem multikulturellen Mo-<br />
<strong>INTERSECTION</strong>: Da kann man nichts machen.<br />
tor für Kreativität und Geld geworden ist. Parkplatz (Wir fahren <strong>über</strong> eine Bodenwelle und mein Kopf schlägt gegen das Glasdach.<br />
und Exil für den Reichtum aus den autokratischen oder kriselnden Regionen Aua.)<br />
der Welt. Und auch die Stadt, in der James Bond, also <strong>Daniel</strong> <strong>Craig</strong>, zwischen<br />
seinen Missionen zu Hause ist, obwohl <strong>Craig</strong> seinen Hauptwohnsitz mittlerweile<br />
nach New York verlegt hat.<br />
ren wir hauptsächlich DB9 in der Karosserie vom DBS. Die DB9 waren nicht so<br />
<strong>Craig</strong>: Als wir „Casino Royale“ drehten, war der DBS noch nicht fertig, also fuh-<br />
Wir haben für unseren Ausflug mit dem Darsteller, der die James-Bond-Serie toll. In „Ein Quantum Trost“ fuhren wir wieder DBS. Wir haben sieben oder so zu<br />
noch mal ganz anders interpretiert hat und ihr ein härteres, schonungsloseres Schrott gefahren.<br />
Gesicht gegeben hat, kein besonderes Ziel, aber ein strenges Zeitlimit und einen <strong>INTERSECTION</strong>: Das waren dann die richtigen?<br />
sich in Vorserie befindlichen und zu diesem Zeitpunkt noch streng geheimen <strong>Craig</strong>: Nun, zwei DB9 und fünf DBS waren Schrott.<br />
Aston Martin Vanquish (572 PS, null auf hundert in 4,1 Sekunden), der neue <strong>INTERSECTION</strong>: Wie in dem Film „The italian Job“, in dem die ganzen MINI zu<br />
<strong>Supersportwagen</strong> der englischen Edelschmiede, der die Errungenschaften des Schrott gefahren wurden?<br />
streng limitierten One-77 in die größere Serie transportieren soll und gleichzeitig<br />
der Nachfolger für Aston Martins DBS sein wird. Im neuen Bond „Skyfall“ Dellen haben sollten. Die Fahrer sagten, dass das den Autos nichts ausmachte.<br />
<strong>Craig</strong>: Genau so. Man hat die Autos mit Vorschlaghämmern bearbeitet, weil sie<br />
fährt <strong>Craig</strong> jedoch noch nicht den Vanquish, sondern ganz stilecht, den Klassiker<br />
unter den Bond Autos: einen auf die technische Höhe der Zeit gebrach-<br />
und es hat wieder seinen Dienst getan. Alle meinten, dass das die verlässlichsten<br />
Immer wenn einer der Wagen total lädiert war, haben sie es zusammengeflickt,<br />
ten DB5, dem großen Klassiker unter den Bond-Autos, den auch schon Sean Autos gewesen seien, die sie jemals in einem Film gefahren sind. Und eigentlich<br />
Connery 1964 in „Goldfinger“ steuerte. Julian Broad, Fotograf und alter Freund geht immer was kaputt, etwas fällt ab oder irgendwas anderes geht schief.<br />
aus Washington D.C., fährt auf dem Beifahrersitz, während ich eingeklemmt<br />
auf dem Rücksitz hocke, um dem Fotografen die beste Sicht auf den Fahrer zu (Der Gedanke, dass etwas schiefgehen könnte, scheint unseren Fahrer durcheinandergebracht<br />
zu haben.)<br />
geben. Unsere Reise geht vom 5. zum 3. Breitengrad und wieder zurück.<br />
<strong>Daniel</strong> <strong>Craig</strong>: Das könnte eine sehr interessante Fahrt werden, weil das hier ja <strong>Craig</strong>: Bitte beschreibt auf keinen Fall meine Fähigkeiten als Fahrer ...<br />
sozusagen ein …<br />
<strong>INTERSECTION</strong>: … Prototyp ist.<br />
(Ein paar behandschuhte Hände haben den Lenker sicher im Griff. Wir fahren<br />
<strong>Craig</strong>: Diese Lichter hören nicht auf zu blinken. Und immer wenn ich mit meinem<br />
Fuß auf das Gas gehe, schaltet der Motor sofort hoch, dass die Reifen durch-<br />
vorsichtig, knapp unter der Geschwindigkeitsbegrenzung.)<br />
drehen. Was würden Sie tun?<br />
<strong>Craig</strong>: … Es wäre unfair. Ich werde dieses Auto hier nicht richtig an seine Grenze<br />
<strong>INTERSECTION</strong>: Gas geben.<br />
bringen. Die Hinterachse würde bei dem Wetter ausbrechen und wir seitwärts<br />
neben dem Spaniards zum Stehen kommen. Das würde nicht unbedingt gut aussehen.<br />
(Das Auto heult genüsslich auf, zufrieden mit den Anweisungen, die man ihm<br />
gegeben hat. Die Rücksitze deuten an, dass sie auf menschliche Proportionen zugeschnitten<br />
sind, aber nicht auf meine Größe. Ich frage mich, wer hier <strong>über</strong>haupt (Das Spaniards Inn ist ein uraltes Hotel, an dem sich eine zweispurige Straße<br />
bequem sitzen kann. Es fühlt sich an als hätte ich meine Beine in einen Eimer zwischen Hamptstead Heath Park und dem altehrwürdigen Kenwood House –<br />
gesteckt. Mein Kopf ist so nah an der Rückscheibe, dass sie beschlägt, wenn ich eher ein kleiner Palast als ein „Haus“ und seit Langem Museum, inklusive einem<br />
atme. Wir biegen aus dem Parkplatz des Fotostudios auf eine Straße ein.) späten Rembrandt – stark verengt. Das bedeutet: Man muss bremsen und den<br />
entgegenkommenden Fahrer durchlassen. Bis dahin ist die Straße verführerisch<br />
gerade und fast menschenleer.)<br />
<strong>Craig</strong>: Seht ihr die Anzeige?<br />
<strong>INTERSECTION</strong>: Sie blinkt wie ein Weihnachtsbaum.<br />
<strong>Craig</strong>: Die Elektronik scheint zusammenzubrechen. Na, toll.<br />
<strong>INTERSECTION</strong>: Das ist ok. Gib ihnen den Wagen rauchend zurück.<br />
(Der Motor klingt kerngesund. Er wummert beruhigend, als würde er die Elektronik<br />
verspotten.)<br />
<strong>Craig</strong>: Wir fahren einfach weiter. Ich hatte am Anfang ein Problem mit der Handschaltung<br />
von einem DBS. Ich habe vorher nie wirklich so einen Sportwagen gefahren,<br />
ich meine ich habe Autos gesammelt, aber keine wie dieses Auto. Ich<br />
wollte es eigentlich mal richtig treten, hatte aber so viel Respekt, dass ich es den<br />
ganzen Tag im zweiten Gang durch die Gegend gefahren bin. Es fährt im zweiten<br />
Gang an, es beschleunigt gut im zweiten Gang und man denkt, das ist kein verrücktes<br />
Auto wie ein Lamborghini oder Ferrari.<br />
<strong>INTERSECTION</strong>: Da leuchtet ein neues Licht.<br />
(Es blinkt herausfordernd, als würde es winken.)<br />
<strong>Craig</strong>: Hier wohnen viele Russen. Der MI6 hat hier auch immer gesessen.<br />
<strong>INTERSECTION</strong>: Das ist eine Straße, an der die Milliardäre wohnen, oder?<br />
<strong>Craig</strong>: Nein, wir sollten da lang fahren. Viele Häuser sind unbewohnt.<br />
<strong>INTERSECTION</strong>: Wirklich?<br />
<strong>Craig</strong>: Wir sollten es uns ansehen. Es ist verrückt.<br />
<strong>INTERSECTION</strong>: Die Häuser werden demnächst von Franzosen besetzt.<br />
<strong>Craig</strong>: Oder von Griechen oder Spaniern.<br />
(Wir fahren an einem Rasen vorbei, der für Cricket gemäht wurde, und biegen<br />
in die Bishops Avenue ein, eine opulente Straße, breit genug, um etwas zu beschleunigen.<br />
<strong>Craig</strong> tritt auf das Gas und lässt dem Auto ein bisschen Freigang.<br />
Die Straße ist an beiden Seiten von Villen umsäumt, die mit schwerem Marmor<br />
geschmückt sind. Einige sind unbewohnt, weil die Besitzer sich dort nicht aufhalten.<br />
10 von den insgesamt 66 Immobilien zum Beispiel waren oder sind in<br />
Besitz der saudi-arabischen Königsfamilie.)<br />
<strong>Craig</strong>: Schaut euch das hier an. Das sieht etwas heruntergekommen aus.<br />
<strong>INTERSECTION</strong>: Es scheint eine ehemalige Botschaft zu sein. Und da steht ein<br />
Tourbus. Das ist seltsam. Warum steht der da?<br />
<strong>Craig</strong>: Das steht zum Verkauf. Das da auch, das ebenfalls. Riesige Häuser, die<br />
leer stehen.<br />
<strong>INTERSECTION</strong>: Krass. Königliche Villen sozusagen.<br />
<strong>Craig</strong>: Ich erinnere mich wie ich hier langgefahren bin, als ich das erste Mal nach<br />
London gezogen bin. Jemand hat mir diese Gegend gezeigt. Jedes Haus hier ist<br />
eine Million Pfund wert, hat man mir gesagt. Und ich sagte: Eine Million, jedes<br />
von ihnen? Man antwortete mir: Ja, jedes.<br />
(Alle lachen, weil die Preise aus heutiger Sicht lächerlich wirken.)<br />
<strong>Craig</strong>: Was das alles jetzt wert sein muss ... Und dann diese Grenze hier!<br />
(Die Straße wird von der A1 geschnitten, eine breite Verkehrsarterie, die sich weitet,<br />
um in den Vorstädten auf der Linken zu verschwinden. Wir fahren rechts in<br />
Richtung London Zentrum.)<br />
<strong>INTERSECTION</strong>: Sie haben in der Gegend hier mal gewohnt, oder?<br />
<strong>Craig</strong>: Ja, hab ich. Oben in Archway.<br />
(Archway ist für die Milliardärsstraße Bishops Avenue, was New Yorks Alphabet<br />
City für Greenwich Village ist. Beides liegt nah beieinander, ist aber doch Welten<br />
voneinander entfernt.)<br />
<strong>INTERSECTION</strong>: Hier war mal ein sehr netter Showroom für Oldtimer.<br />
<strong>Craig</strong>: Da oben rechts? Verdammt, ist das lange her, dass ich hier war. So orientierst<br />
du dich also?<br />
Broad: Ja, ich mache mir meine persönliche Landkarte. Erzähl mir nicht, dass du<br />
das nicht auch so machst?<br />
<strong>Craig</strong>: Was bildest du dir ein! Ich habe gelernt, mich zu orientieren. (lacht)<br />
(Ein Range Rover folgt uns. Das Auto und ein Fahrer wurden – wie der legendäre<br />
Aston Martin DB5, dem typischsten aller Bond-Autos <strong>über</strong>haupt –, ebenfalls für<br />
den aktuellen Film „Skyfall“ zur Verfügung gestellt. Verfolgt zu werden, macht<br />
unsere Fahrt etwas stilechter. Als wären wir tatsächlich auf geheimdienstlicher<br />
Mission.<br />
Julian springt aus dem Auto, setzt sich in den Range Rover und fotografiert aus<br />
dem Wagen heraus, während wir uns auf den Weg zurück ins Studio machen. Ich<br />
bin endlich in der Lage, meine Glieder zu entwirren und auf dem Beifahrersitz<br />
Platz zu nehmen. Während ich das mache, fällt mir wieder ein, dass ich nur Socken<br />
trage, um das oktopusrote Interior im Fond nicht zu beschädigen.)<br />
<strong>Craig</strong>: Ich besitze ein paar Autos. Die meiste Zeit fahre ich Audi, weil die verlässlich<br />
sind. Aber ich habe auch einen alten 1976er Jaguar XJ6 Coupé. Der ist sehr<br />
schön, aber auch ein Albtraum. Und einen 1959 Landrover, der ebenfalls schön<br />
ist, aber auch ein Albtraum, weil alle alten Autos das häufig sind. Ich fahre den<br />
Landrover sehr selten. Es ist kein Straßenfahrzeug. Wenn ich es schaffe, schneller<br />
als 40 zu fahren, dann ist das schon gut.<br />
76 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012 77
(Der Vanquish brummt gleichmäßig.)<br />
<strong>Craig</strong>: Sie verkaufen diese alten Landrover nicht mehr in den USA, weil sie nicht<br />
den behördlichen Anforderungen genügen. Ich habe letztens wieder einen sehr<br />
schönen gesehen, mit einem weißen Dach und einem kleinen Bett hinten. Der<br />
Wagen hatte eine Leiter und einen Schnorchel-Auspuff. Ich erinnere mich immer,<br />
wie ich vor ein paar Jahren in Südamerika war und dort der Toyota Landcruisers<br />
das Auto der Stunde war. Aber all die alten Typen, die viel draußen in<br />
der Wüste waren, haben auf Landrover geschworen. Sie sind zwar langsam, ein<br />
bisschen grobschlächtig, aber sie laufen und laufen ...<br />
Teil dieser Fahrt, dass du irgendwo mit dem Auto liegen geblieben bist. Entweder<br />
mussten wir abgeschleppt werden oder jemand wusste, wie man den Wagen<br />
repariert. Das gehörte dazu.<br />
(Wir fahren durch eine schmale Straße in einem anonymen Teil von Nordlondon.<br />
Eine Mischung aus alten Industriegebäuden, Sozialwohnungen und kleinen<br />
Einfamilienhäusern reihen sich am Straßenrand auf.)<br />
<strong>Craig</strong>: Man nahm die Macken mehr in Kauf. Die Leute haben die Autos viel länger<br />
behalten als heute.<br />
(<strong>Craig</strong> hält an einer Kreuzung an, achtet auf den Verkehr.)<br />
(Das Studio ist in Sichtweite.)<br />
<strong>Craig</strong>: Um Autos zu sammeln, muss man wirklich leidenschaftlich sein, weil sie<br />
eine Menge Pflege brauchen. Ich besitze nur ein paar. Sie sind schön, es macht<br />
Spaß sie zu fahren. Das Schöne an einem Auto ist doch, dass du dich reinsetzt,<br />
den Motor startest und alles funktioniert. Ich bin kein Mechaniker, ich habe jemanden,<br />
der sich für mich um meinen alten Landrover kümmert. Ich starte ihn,<br />
der Motor kommt langsam in Gang und schnurrt regelmäßig. Das ist unglaublich<br />
für so ein altes Auto.<br />
(Der Aston Martin holpert <strong>über</strong> eine Unebenheit auf der Straße und hat dadurch<br />
wieder unsere Aufmerksamkeit.)<br />
<strong>Craig</strong>: Dieser klingt anders als die Aston Martin, die ich gefahren bin. Der DBS<br />
macht so einen schönen Klang, aber ich weiß nicht, was sie mit dem hier gemacht<br />
haben. Wahrscheinlich ist es ein neuer Motor. Sie benutzen denselben<br />
V12 Motor seit Jahren, sie müssen irgendwas Besonderes mit ihm angestellt haben.<br />
Eine Dame von Aston Martin sagte mir, dass viel von dem One-77 in diesem<br />
Auto steckt.<br />
(Wir sind fast am Studio angekommen. Ein exzentrisch aussehender alter Mann<br />
am Straßenrand macht wilde Gesten, als wir langsam an ihm vorbeifahren. Geht<br />
es ihm um das Auto? Ist es wegen <strong>Craig</strong>, also James Bond als Fahrer? Oder ist er<br />
nur verrückt?)<br />
<strong>Craig</strong>: Ich bin kein Fanatiker, aber ich liebe Autos. Die Faszination für Autos hat<br />
etwas mit Tradition zu tun, glaube ich. Ich will hier nicht <strong>über</strong>mäßig britisch patriotisch<br />
r<strong>über</strong>kommen, aber da liegt etwas Besonderes in britischen Autos. Etwas<br />
fast Romantisches. Die Briten schätzen das gute Fahrvergnügen. Ich weiß nicht,<br />
woher das kommt. Aber wir haben den E-Type gebaut, der als das schönste Auto<br />
der Welt gilt. Ich bin zu einer Zeit aufgewachsen, zu der noch kaum ausländische<br />
Autos auf den englischen Straßen fuhren. BMW und Audi waren sehr selten. Wir<br />
sind in die Ferien gefahren, nach Norfolk oder wo auch immer hin. Und es war<br />
<strong>Craig</strong>: Ich lebe seit zwei Jahren mit meiner Familie in New York. Es ist eine Stadt,<br />
die ich immer schon geliebt habe. Ich stamme nicht ursprünglich aus London.<br />
Aber ich liebe London, es war meine Heimat für <strong>über</strong> 20 Jahre und immer wenn<br />
ich da bin, fühlt es sich immer noch an wie nach Hause zu kommen. New York<br />
ist komplett anders. Je nachdem von wo man in die Stadt hereinfährt, hat man<br />
eine völlig andere Sicht auf sie. Das hat etwas Magisches.<br />
(Wir fahren in eine dunkle Garage, wo ein paar Aston-Martin-Techniker auf uns<br />
warten.)<br />
<strong>Craig</strong>: Diese britische Reserviertheit macht uns aus. Wir kommen meistens nur<br />
aus uns heraus, wenn wir das müssen.<br />
(Die Klimaanlage ist aus, die Fahrerkabine wärmt sich langsam auf.)<br />
<strong>Craig</strong>: New Yorker wollen sich ständig unterhalten, sie wollen Kontakt. Als ich<br />
das erste Mal in New York war, war die Erfahrung, einfach nur die Straße runterzulaufen<br />
und angesprochen zu werden – nach dem Motto „Was geht bei dir<br />
so?“ – fast bedrohlich für mich. Aber sie wollen nur wissen, wer du bist, was du<br />
vorhast.<br />
(Ohne die Straße fühlt sich das Auto wie ein Käfig an, eine unnütze Schicht um<br />
uns herum. Die Geräusche des Motors sind nicht mehr Teil des Gesprächs. Die<br />
Stille erobert sich die Kontrolle zurück.)<br />
<strong>Craig</strong>: Das ist dieses Melting-Pot-Ding... Eine Art Überschwänglichkeit.. Ich weiß<br />
es nicht ... Aber das macht New York aus.<br />
(Draußen wartet man ungeduldig, dass wir die Türen öffnen.)<br />
<strong>Craig</strong>: Ich vermisse es, wenn ich es nicht um mich habe.<br />
» Man hat die Autos<br />
mit Vorschlaghämmern<br />
bearbeitet,<br />
weil sie Dellen<br />
haben sollten «<br />
78 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012
REPORTAGE<br />
erleuchtete<br />
STrassen<br />
Es gibt wenig junge Architekten, die in den letzten Jahren so<br />
viel Aufsehen erregt haben wie Bjarke Ingels.<br />
Der 38-jährige Däne baut nicht nur spektakuläre Häuser,<br />
er möchte mit seinen Entwürfen den Lebensraum<br />
Stadt verbessern. Zusammen mit Audi entwickelte er eine<br />
Verkehrsvision der Zukunft<br />
Text Frederikke Aagaard und Dan Ross<br />
Ich habe mein Studium ganz ohne Vorkenntnisse<br />
begonnen“, sagt der dänische Architekt und<br />
Gründer von BIG, Bjarke Ingels. „Ich kannte nur<br />
einen einzigen Architekten: Jørn Utzon.“ Statt<br />
sich in der Architekturgeschichte zu vergraben,<br />
studierte Ingels lieber die Städte und Orte, an denen<br />
er sich aufhielt. Einen berühmten zeitgenössischen<br />
Kollegen auf dem Weg zum ausgebildeten Architekten<br />
gab es dann aber doch. Ein Schlüsselmoment in Ingels<br />
Werdegang war seine Arbeit als Praktikant bei OMA,<br />
dem Büro des Bau-Avantgardisten Rem Koolhaas in<br />
Amsterdam. Die holländische Schule für analytische<br />
Architektur ergänzte seinen wachen Blick und seine<br />
sozialistisch angehauchte Erziehung in Dänemark, bei<br />
der das Wohl der Allgemeinheit im Vordergrund stand.<br />
Diese Kombination führte zu einer eigenständigen<br />
Handschrift.<br />
diese Seite<br />
Stockholmsporten<br />
links<br />
Illustration von Adam Cruft<br />
Ingels Arbeit liegt stets das Streben nach einem „sozialen<br />
Luxus“ zugrunde, den er mittlerweile zunehmend auf der<br />
ganzen Welt verbreitet. In den letzten Jahren gewann die<br />
Bjarke Ingels Group einen internationalen Wettbewerb<br />
nach dem anderen: von einem Park in Kopenhagen bis zu<br />
dem Hauptquartier eines Energiekonzerns im chinesischen<br />
Shenzen, ein Wohnturm in New York und ein<br />
Kunstzentrum in Park City, Utah, dem Austragungsort<br />
des Sundance Festivals. Eine Menge weiterer Projekte<br />
sind zurzeit in Planung.<br />
Mit dem Erfolg kommt zwangsläufig auch Kritik.<br />
Einige Kollegen und Journalisten verspotten die Arbeiten<br />
von Ingels als Pop- oder Cartoonarchitektur. Die<br />
Raumgestaltung in seinen Gebäuden ist großzügig, dabei<br />
aber so verblüffend nuanciert, dass sich bei der Begehung<br />
sofort eine Art individueller Bilbao-Effekt einstellt. Ingels<br />
Arbeiten üben eine magische Anziehungskraft aus, ist<br />
man einmal mit ihnen in Berührung gekommen. All<br />
die Durchstöße und Drehungen erzeugen nicht nur ein<br />
faszinierendes Äußeres, auch im Inneren gelingen Ingels<br />
<strong>über</strong>raschend aufgeteilte und auf ihre Nutzung hin extrem<br />
durchdachte Apartments, meistens mit Terrasse und<br />
Ausblick – Räume zum Verweilen und Wohlfühlen.<br />
„Ich möchte, dass meine Gebäude bekannt werden.<br />
Architektur von Architekten für Architekten interessiert<br />
mich nicht“, sagt Ingels. „Ich war immer an Projekten<br />
interessiert, die Aufsehen erregen, die die Vorstellungskraft<br />
der Menschen erweitern können. Architektur hat<br />
soziale Verpflichtungen und soll nicht nur ein stilistisches<br />
Experimentierfeld sein – es ist wichtig, dass sie die<br />
Menschen zum Nachdenken anregt.“<br />
Die große Ambition von BIG liegt darin, nicht nur ein<br />
für den Bewohner oder Nutzer schönes und praktisches<br />
Gebäude zu schaffen. Dieses Gebäude soll das Stadtviertel,<br />
in dem es steht, zum Guten verändern. „Tatsache ist,<br />
dass private Wohn- und Arbeitsbereiche 99% der Stadt<br />
ausmachen. Sie sind von privaten Investoren beauftragt<br />
und für den privaten Gebrauch errichtet, sei es geschäftlich<br />
oder zum Wohnen. Nur 1 % der Stadt ist öffentlicher<br />
Raum. Wenn sich die Privatimmobilien ausschließlich<br />
um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern und sich<br />
nicht mit dem Rest der Stadt befassen, leidet darunter<br />
das städtische Umfeld. Doch wenn sich jedes einzelne<br />
Projekt vorbildlich verhalten würde und im Sinne des<br />
80 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
81
» Es geht um die Lösung einer<br />
gröSSeren Aufgabe,<br />
und zwar die Schaffung einer<br />
lebensfreundlicheren Stadt «<br />
umliegenden Raums entwickelt werden würde, würde<br />
das nach und nach zu einer Aufwertung der Umgebung<br />
und zur Entstehung besserer Städte beitragen. Ich möchte<br />
ein Anliegen in die Architektur integrieren, das <strong>über</strong><br />
das einzelne Gebäude hinausweist. Wenn man ein paar<br />
Räume aufeinanderstapelt und Fenster und ein Dach<br />
daraufpackt, dann sollte das Ergebnis auch Chancen in<br />
sich bergen, Menschen und Leben anziehen. Es kann<br />
zum Beispiel sehr einfach sein, ein Haus so zu entwerfen,<br />
dass das Sonnenlicht zu einer bestimmten Tageszeit auf<br />
eine schöne Straßenecke fällt und somit ein Ort entsteht,<br />
an dem sich die Menschen gerne aufhalten. Jeder<br />
möchte doch eine lebendige Nachbarschaft, in der er sich<br />
aufgehoben fühlt. Die Frage ist, wie man solche Kriterien<br />
in den Entwurf integriert und nicht bloß den Auftrag des<br />
Kunden erfüllt. Es geht um die Lösung einer größeren<br />
Aufgabe, und zwar die Schaffung einer lebensfreundlicheren<br />
Stadt.“<br />
Zwei Beispiele für Projekte, die es darauf anlegen,<br />
genau das zu erreichen, sind ein Kraftwerk in Kopenhagen,<br />
das Ingels zu einer Skipiste umfunktionierte, und<br />
ein Großbauprojekt in Stockholmsporten mit kilometerlangen<br />
neuen Tunneln, die als städtische Verkehrszubringer<br />
fungieren sollen. Das Erste, was man sieht,<br />
wenn man diese Tunnel verlässt, ist eine 91 Meter breite,<br />
schwimmende Discokugel. Neben diesem „schwebenden,<br />
himmlischen Körper“, wie Bjarke das Gebilde nennt, wird<br />
ein künstlich geschaffenes Tal entstehen, dessen „Hügel“<br />
die umliegende Wohnlandschaft vor dem Straßenlärm<br />
schützen sollen, während ein Park in der Landschaft<br />
gleichzeitig drei benachbarte Wohnviertel miteinander<br />
verbindet, die sonst durch die Autobahn voneinander<br />
getrennt wären. Das Ergebnis soll nicht nur die Vermittlung<br />
zwischen Anwohnern und Autos, sondern auch zur<br />
Erhöhung der Lebensqualität führen.<br />
„Das ultimative Auto für mich wäre ein Tesla Cabrio,<br />
aber mit einer größeren Reichweite“, sagt Ingels. „Hier in<br />
New York habe ich einen schwarzen Porsche 911 Cabrio,<br />
den ich aber nie fahre. Ich nehme immer mein Rad. Das<br />
macht in der Stadt mehr Spaß. Mein erstes Auto war<br />
ein Volvo Kombi – ein Allrader. Ich glaube, ich werde ab<br />
jetzt immer ein Cabrio fahren. Das Dach abnehmen zu<br />
können, ist ein Genuss für mich.“ Ingels als leidenschaftlicher<br />
Cabrio-Fahrer – das ergibt nicht nur wegen des<br />
Fahrspaßes Sinn. Im offenen Auto ist man der Umwelt<br />
näher, der Stadt, durch die man fährt. Ingels sucht die<br />
intensive Auseinandersetzung nicht nur mit dem städtischen<br />
Raum der Gegenwart: „Früher waren die Städte<br />
voll von Pferdekutschen und wenn man sich alte Fotos<br />
von New York anschaut, sieht man <strong>über</strong>all Pferdemisthaufen.<br />
Jedes Jahr mussten 11.000 Kadaver von Pferden<br />
entsorgt werden. Das war unhygienisch, abstoßend und<br />
extrem umweltschädlich. Das Auto war damals der Retter<br />
vor allem Übel.“<br />
„Heute werden Autos als großes Problem der Städte<br />
gesehen. Sie verursachen Stau, Umweltverschmutzung<br />
und Lärm. Der Erfolg des Autos ist zu unserem neuen<br />
Problem geworden. Wir müssen die nächste Stufe in der<br />
Entwicklung urbaner Mobilität nehmen: vom Pferd zum<br />
Auto zu ... etwas Besserem – und genau daran arbeiten<br />
wir.“<br />
„Ich war in Hanoi in Vietnam. Dort steht man um 5<br />
Uhr morgens auf und nutzt die Straße zum Sporttreiben<br />
und Badmintonspielen. Wenn die Autos weg sind, besetzen<br />
die Bewohner den Raum. Ich weiß nicht, warum das<br />
nicht in allen Städten auf der Welt möglich sein sollte.“<br />
„Anstatt die Funktionen der Stadt einzubetonieren<br />
und den Platz für Autos zu reservieren, könnten<br />
die Bereiche für Fußgänger ausgeweitet werden. Mit<br />
weniger Verkehr könnte man mehr Platz für Sportarten,<br />
politische Kundgebungen, Konzerte oder sogar Märkte<br />
schaffen. Alles an Orten, die sonst den Autos vorbehalten<br />
sind. Stellen Sie sich ein Leben vor, das sich zwischen<br />
der bebauten Umwelt ausdehnt und verengt, sodass sich<br />
der städtische Raum mit maximaler Flexibilität an das<br />
menschliche Leben anpasst – und nicht nur an die Autos.<br />
diese Seite<br />
Dänischer Expo Pavillon (2010)<br />
links<br />
St. Petersburg Pier<br />
82 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
83
BIGs und Audis Vision<br />
einer Straßenoberfläche<br />
erkennt Fußgänger<br />
und Hindernisse und<br />
ändert dementprechend<br />
die Fahrtroute<br />
» In unserer Vision werden<br />
StraSSen zu einem<br />
dezentralen Raster aus<br />
Verkehrsverteiler<br />
und Stromerzeuger «<br />
In Zusammenarbeit mit Audi habe ich einen Blick auf die<br />
Entwicklung urbaner Mobilität geworfen und mich mit<br />
dem amerikanischen Großdenker Ray Kurzweil befasst.<br />
Unsere Schlußfolgerung war, dass das Rad offensichtlich<br />
eine lange Serie von Innovationen inspiriert hat. Doch<br />
die neuesten Fortschritte zielen nicht unbedingt auf den<br />
Antrieb, sondern vielmehr auf die Navigation und Handhabung<br />
von Fahrzeugen ab.“<br />
Ingels betont, dass die U-Bahn in Kopenhagen<br />
fahrerlos funktioniert, Flugzeuge immer mehr automatisiert<br />
werden und auch neue Luxusautos eine Vielzahl<br />
von Freihandfunktionen haben. Es gibt verschiedene<br />
Prototypen von fahrerlosen Autos. Bekanntermaßen lässt<br />
Google automatisierte Fahrzeuge durch die San Francisco<br />
Bay Area umherschweifen, deren Algorithmen sich<br />
erbarmungslos die Gegebenheiten des Straßenverkehrs<br />
aneignen. Wie viele andere glaubt Ingels, dass es möglich<br />
ist, innerhalb von zehn Jahren nicht nur Autos ohne Fahrer,<br />
sondern sogar ohne Schadstoffe zu entwickeln, und<br />
blickt auf die Auswirkungen dieser revolutionären Veränderung<br />
von Technologie und Raum. „Wir haben mit den<br />
Technikern von Audi zusammengearbeitet und kamen<br />
zu dem Schluss, dass ein viel präziseres GPS-System die<br />
Einführung fahrerloser Fahrzeuge beschleunigen würde.<br />
Wir haben dafür die Firma Solar Roadways konsultiert,<br />
die für das amerikanische Verkehrsministerium an der<br />
Entwicklung von neuen GPS-Systemen arbeitet. In unserer<br />
Vision werden Straßen zu einem dezentralen Raster<br />
aus Verkehrsverteiler und Stromerzeuger. Sie könnten<br />
Energie für private Haushalte, Geschäfte oder Fabriken<br />
entlang der Straße erzeugen. Die Einführung von Niederspannung<br />
in Gehwege könnte ein dynamisches Leitsystem<br />
ermöglichen.“<br />
Neben der Konzeptversion eines neuen Audi A2, bei<br />
dem die Kommunikation des Autos mit dem städtischen<br />
Umfeld in Design und Technik von Grund auf implementiert<br />
ist, präsentierte der Autohersteller auf der Design<br />
Miami im letzten Jahr auch ein maßstabsgetreues Modell<br />
eines interaktiven Wegesystems. Für manche mag es<br />
wie ein gewöhnlicher Messestand ausgesehen haben,<br />
mit aufsehenerregenden Lichtern und einem slicken,<br />
neuen Auto. Doch die Idee hinter der Installation geht<br />
tiefer. Sie sieht eine Straßenoberfläche vor, die sich den<br />
unterschiedlichen Gegebenheiten im Laufe eines Tages<br />
anpasst, um dem Nutzer Auskunft <strong>über</strong> die Nutzbarkeit<br />
zu geben. Die Autos fädeln sich durch den Raum, umfahren<br />
Menschen, setzen sie an gewünschter Stelle ab oder<br />
nehmen neue Passagiere auf. Eine Stadt ohne Stau ist auf<br />
diesem Hintergrund keine Utopie mehr.<br />
„Wenn man <strong>über</strong>s Land fährt, ist Autofahren ein Vergnügen.<br />
Aber in der Stadt ist es immer zu ein Problem.<br />
Also dachten wir: anstelle von Citymaut oder Zugangsbeschränkung<br />
zum Stadtzentrum könnten sich Fahrzeuge<br />
in Abstimmung mit allen anderen Autos auf der Straße<br />
frei bewegen. Was vorher ein eigenhändig gesteuertes<br />
Auto war, würde zu einer Möglichkeit kollektiver Fortbewegung.<br />
Es soll ein bisschen so sein, als würde man<br />
mit einem Freund fahren, wenn einem gerade nicht nach<br />
Autofahren zumute ist.“<br />
Die Idee wirft eine Vielzahl von Fragen auf – beispielsweise<br />
nach der Notwendigkeit, dass sich die Farbe des Bodens<br />
ständig verändert, auf dem man gerade geht, oder<br />
wie so ein Lichtsystem am hellen Tag funktioniert. Die<br />
Kostenfrage ist ebenso unklar wie die Vorstellung, den<br />
Planeten mit LEDs und Schaltkreisen zu pflastern wie<br />
den Boden einer Disco. Außerdem gibt es viele einfachere<br />
und kurzfristigere Anwendungen derselben Technologie,<br />
die lange von anderer Seite vorgeschlagen wurden – zum<br />
Beispiel sichererer Fußgänger<strong>über</strong>wege, die automatisch<br />
herannahende Fahrzeuge abbremsen. Automatisierte, abgasfreie<br />
Personenbeförderung ist seit Jahren der Heilige<br />
Gral für unzählige Ingenieure und Verkehrstheoretiker.<br />
Ingels bisher größter Beitrag dazu könnte wohl vor allem<br />
darin liegen, einen der führenden Autohersteller dazu zu<br />
bringen, diese Vorstellung, die unter den großen Marken<br />
lange als Tabu galt, anzuerkennen und auf lange Sicht<br />
vielleicht sogar zu begrüßen.<br />
84 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
85
Schlammbuddys<br />
Die ATV Mud Nationals ist der gröSSte Mudding Event der Welt.<br />
Der Fotograf Michael Buening war drei Tage<br />
vor Ort und wälzte sich mit den fahrern im dreck<br />
REPORTAGE<br />
Fotos und Text Michael Buening<br />
Wenn es etwas gibt, das erdgeschichtlich<br />
ursprünglicher ist als Schlamm,<br />
dann wohl nur der menschliche<br />
Wunsch, sich darin herumzuwälzen.<br />
Seltsamerweise gilt das nicht unbedingt<br />
für Autorennen. Normalerweise wird bei denen<br />
vor allem eine Menge Staub aufgewirbelt. Insbesondere<br />
in Amerika. Denken wir an die geheimen Rennen zur<br />
Prohibitionszeit, die frühen Stockcar-Rennen, an den<br />
Offroad-Wahnsinn der Mint 400 oder irgendwelche<br />
irrsinnigen Cross country-Pisten. Obwohl es also eine<br />
logische Entwicklung gewesen wäre öfter mal vom<br />
Staub auf Schlamm zu wechseln, ist das sogenannte<br />
Mudding immer noch eine wenig verbreitete Form des<br />
Motorsports. Die Wettkämpfe finden hauptsächlich in<br />
abgelegenen Hügellandschaften oder am Rande von<br />
Rodeo-Rennen statt.<br />
Die ATV Mud Nationals wurden 2003 gegründet. An<br />
fünf Tagenww in der Nähe von Jacksonville Texas, um<br />
auf <strong>über</strong> 3000 Morgen Land feuchtfröhlich um die Wette<br />
zu feiern, Pardon, fahren. Mittlerweile ist es der größte<br />
Mudding-Event der Welt. Der Park wird von unzähligen<br />
ATVs und UTVs planiert. Fast alle mit gepimpter Federung,<br />
frisierten Turbomotoren und Reifenprofilen wie<br />
Traktoren. Die wichtigsten Disziplin des Wettbewerbs ist<br />
das Durchfahren tiefer Schlammlöcher in kürzester Zeit.<br />
So einfach die Freuden sind, so visuell abstrakt das<br />
Szenario. Die vom Schlamm völlig bedeckten Teilnehmer<br />
verschwinden in einem monochrom hellbraunen Gemenge<br />
aus Dreck und Maschinen. Die auf Anschlag gefahrenen<br />
Motoren kreischen und blubbern als schnappten<br />
sie verzweifelt nach Luft. Sie spucken schwarze Wolken<br />
aus, die die Sicht vernebeln. Übersicht ist etwas, das<br />
man sich hier hart erarbeiten muss. Einige Fahrer tragen<br />
86 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012 87
» Ein bisschen<br />
genial, ein<br />
bisschen dumm,<br />
auf das<br />
Wesentliche<br />
reduziert und<br />
so unerbittlich<br />
laut wie guter<br />
Rock ’n’ Roll. «<br />
tatsächlich Schnorchel und Taucherbrillen, um sich<br />
durch die widrigen Umstände zu navigieren. Die Gesichtsausdrücke<br />
der Teilnehmer zeugen mal von Verzücken,<br />
mal von einer stumpfen Entschlossenheit. Oder von<br />
Unverständnis dar<strong>über</strong>, in einem tiefen Schlammloch<br />
oder in einem ATV-Stau mitten in der Wildnis festzustecken.<br />
Es liegt etwas archetypisch Amerikanisches im<br />
Mudding. Ein bisschen genial, ein bisschen dumm, auf<br />
das Wesentliche reduziert und so unerbittlich laut wie<br />
guter Rock ‚n‘ Roll.<br />
Wie bei jedem Sport gibt es solche, die besser sind<br />
als die anderen. Die talentierten Fahrer, die mit dem<br />
technologisch hochgezüchtetsten Equipment durch<br />
die wassergetränkte Erde donnern. Sie werden ehrfurchtsvoll<br />
bewundert und gleichzeitig misstrauisch<br />
beäugt, denn vielleicht sind es sie, die mit ihrem Ehrgeiz<br />
irgendwann allen anderen den Spaß verderben. Wischt<br />
man den Schlamm von einigen Maschinen, dann findet<br />
man Exemplare, die es Wert wären, um mit ihnen eine<br />
Sondersendung von Auto Motor Sport TV zu füllen.<br />
Im Moment allerdings ist es genau der Spaß, der<br />
verhindert, dass sich diese auf den ersten Blick so grobschlächtige<br />
Rennsportabwandlung professionalisiert. Der<br />
Wettbewerb ist zwar der offizielle Anlass der ATV Mud<br />
Nationals, aber in Wahrheit geht es hier um das pure Vergnügen,<br />
mit Karacho und PS im Schlamm zu wälzen. Es<br />
werden fässerweise Bier getrunken, Steaks gegrillt, Busen<br />
ausgepackt. Was jedem Besucher klar wird, der mal die<br />
Wildnis um Jacksonville zur Mudding-Zeit besucht hat:<br />
Die Gastfreundlichkeit der Südstaaten rockt.<br />
88 WERKSTATT 89
INTERVIEW<br />
» Ich würde sehr gerne mal<br />
ein Auto designen.<br />
Es würde ganz sicher kein<br />
praktisches sein «<br />
Helm<br />
couture<br />
Jan Timinau entwirft kunstvolle Kleider<br />
für ein elitäres Publikum und liebt es<br />
zu beobachten, wie sich die Formen von<br />
Autos mit der Mode ändern<br />
Fotos Pierre Mahieu<br />
Text Karl<br />
Als Houte-Couture-Designer schätzt Jan Taminiau das Handwerk.<br />
Er verknüpft Pailletten, Perlen und Edelsteine zu kunstvollen<br />
Kleidern. Alltägliches <strong>über</strong>setzt er in geschneiderte<br />
Poesie. Der Niederländer galt lange als Wunderkind. Schon<br />
während seines Studium an der Akademie der Künste in Arnheim<br />
hat er seine Kreationen an ein Museum verkauft.<br />
Sein eigenes Label Jantaminiau startete er 2003 in Paris und 2005 in New<br />
York. Jantaminiau ist zur Kultmarke geworden, ein kleines Team produziert<br />
wenige, aber kostbare Kleider. Berühmt geworden ist der 37-Jährige mit<br />
seinen extrem hohen High Heels, die man in den Kleiderschränken von Lady<br />
Gaga und Beyonce findet, und wohl eher Skulpturen ähneln als Schuhen.<br />
Bei der Präsentation der Kollektion Herbst/Winter 2012 liefen die Models<br />
mit wuchtigen Helmen <strong>über</strong> den Laufsteg. Manche erinnerten an römische<br />
Kriegerinnen, andere an Rennfahrerinnen oder an Soldatinnen aus einem<br />
Science-Fiction-Film. Beim Verlassen des Laufstegs nahm jedes Model für<br />
das Publikum sichtbar den Helm ab. Dieser Wechsel zwischen Sicherheit und<br />
Verletzlichkeit ist dem Designer wichtig. Er bildet das Zentrum seiner Arbeit.<br />
Herr Taminiau, mögen Sie Autos?<br />
Ich finde ihre Gestaltung viel interessanter als ihre Schnelligkeit. Ich liebe<br />
es zu beobachten, wie sie sich mit der Mode ändern. Schauen Sie sich den<br />
Unterschied zwischen den Autos der 50er, denen der 70er und den 80ern an.<br />
Wie sich in den 80ern die rechtwinkligen Formen in runde verwandelten.<br />
Ich würde sehr gerne eines Tages ein Auto designen. Es würde ganz sicher<br />
kein praktisches sein. Wichtig wäre mir vor allem die Karosserie. Es soll wie<br />
meine Schuhe sein, expressiv statt funktional. Trotzdem kann man in ihnen<br />
natürlich laufen.<br />
Wie bewegen Sie sich fort?<br />
Im Auto. Ich fahre und ich liebe es zu fahren. Ich habe allerdings aufgehört<br />
nachts zu fahren, weil ich die Neigung habe einzuschlafen.<br />
Welche Autos bevorzugen Sie?<br />
Im Moment fahre ich einen Volkswagen. Ich liebe klassische Autos. Sie sind<br />
nicht unbedingt praktisch, dafür aber interessanter gestaltet. Früher war das<br />
Design wichtiger, heute scheint es mir vor allem um die Funktionalität zu<br />
gehen.<br />
In Ihren Kollektionen gibt es 12 bis 14 Looks statt der traditionellen 40, 45.<br />
Warum?<br />
Durch die geringe Anzahl an Kleidern ist es mir möglich, konzentrierter eine<br />
Geschichte zu erzählen. Da wir ein kleines Team sind, können wir aber auch<br />
gar keine größere Kollektion machen. Wir würden gerne mehr Looks entwerfen,<br />
aber eigentlich bin ich ganz zufrieden.<br />
Haute Couture ist eine sehr elitäre Angelegenheit. Inwiefern sind Sie für<br />
Ihre Kundinnen zugänglich?<br />
Sie sehen eine neue Kollektion meistens in einer Vorpremiere. Das mögen<br />
sie. Oft besuchen sie auch unsere Studios. Es gefällt ihnen zu sehen, wie die<br />
Arbeit vorangeht, wie wir an den vielen feinen Stickereien arbeiten.<br />
Wie lange dauert es, ein Kleid für einen Kunden zu fertigen?<br />
Das Minimum ist ein Monat. Aber meistens dauert es insgesamt eher drei.<br />
Häufig fangen wir mit einem weißen Blatt Papier an und entwerfen das Kleid<br />
um die Kundin herum. Passend zu ihrer Augenfarbe. Der Form ihres Körpers,<br />
die Farbe ihrer Haut und so weiter.<br />
Haben Sie schon eine Frau mit Ihren Schuhen ein Auto fahren sehen?<br />
Nein, haha. Ich wäre entzückt, das zu sehen und zu filmen. Normalerweise<br />
haben meine Kundinnen Chauffeure.<br />
Was steckt hinter der Idee, Helme für die aktuelle Kollektion zu entwerfen?<br />
Während der Vorbereitung hatte ich die Vorstellung von einem Menschen<br />
mit einem großen Kopf. Wie ein Kind oder ein Alien. Dann ist mir die Szene<br />
in den Sinn gekommen, wenn jemand seinen Helm abnimmt. Ein Helm ist visuell<br />
interessant. Unter der harten Schale sind die wehenden Haare sichtbar,<br />
das wirkt zugleich verletzlich und stark.<br />
90 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
91
REPORTAGE<br />
Paradies der<br />
brodelnden<br />
Motoren<br />
Es war ein langer Weg von der Garagenfirma für Tuning und<br />
Motorsport zur Technik-Avantgarde von Mercedes-Benz:<br />
Die Daimler-Tochter AMG feiert in diesem Jahr ihren 45. Geburtstag –<br />
und rückt vom Rand immer mehr ins Zentrum des Weltkonzerns.<br />
Ein Besuch in der Firmenzentrale in Affalterbach<br />
Fotos Jan Friese<br />
Text Hendrik Lakeberg<br />
92 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
93
Wenn man von der A81 abfährt, auf<br />
Landstraßen die sanften Hügel des<br />
Schwabenlands durchkreuzt und<br />
schließlich das kleine, idyllische<br />
Städtchen Affalterbach schon fast<br />
hinter sich gelassen hat, denkt man für einen kurzen<br />
Moment, dass man am falschen Ort gelandet ist und<br />
das Navigationssystem dem Besucher einen Streich<br />
gespielt hat. Die vor uns liegende Ansammlung quaderförmiger<br />
Häuser wirkt wie eine ruhige Siedlung am<br />
Stadtrand, inklusive einem Supermarkt und Feldern<br />
drum herum. Man fühlt sich ein bisschen wie die Abenteurer<br />
in dem alten Frank-Capra-Film „Lost Horizon“,<br />
die die versteckte Hochgebirgsstadt Shangri-La suchen,<br />
in der die Einwohner ein perfektes Leben führen. Nüchtern<br />
betrachtet ist die für moderne mittelständische<br />
deutsche Unternehmen typische, etwas schmucklose<br />
Architektur weit von dem kunstvollen Stadtpanorama<br />
Shangri-Las entfernt, aber für Motorsport-Fans, für Geschwindigkeits-<br />
und PS-Jünger ist dies ein heiliger Ort,<br />
an dem sie sich aufgehoben und verstanden fühlen.<br />
Aus aller Welt pilgern sie hierher, um bei der Montage<br />
von irrsinnig starken Motoren zuzusehen, die mit ihrem<br />
sonoren Brummen immer wieder die Stille der Landschaft<br />
durchbrechen. Vor allem Gäste aus Asien wollen<br />
nicht mehr gehen, nachdem sie einmal den AMG-Firmensitz<br />
betreten haben.<br />
AMG wurde vor 45 Jahren in der Nähe von Affalterbach<br />
gegründet. Einem kleinen Städtchen etwa 20 Kilometer<br />
von Stuttgart entfernt. Die Einwohner galten immer<br />
schon als eigensinnig und schwer zu kontrollieren. Als<br />
man versuchte, sie dazu zu bewegen, Wein anzubauen,<br />
beharrten die dickköpfigen Schwaben darauf, gemäß<br />
der örtlichen Tradition weiterhin Äpfel zu ernten. Daher<br />
stammt auch der Name Affalterbach – eine schwäbische<br />
Interpretation von Apfelbach. Typische Schwaben waren<br />
auch Hans Werner Aufrecht und Erhard Melcher. 1967<br />
kündigten sie ihren Ingenieurs-Job bei Mercedes-Benz,<br />
um die Firma AMG zu gründen. Aufrecht und Melcher<br />
wollten in den Motorsport einsteigen. Da Mercedes-Benz<br />
sich nach dem tragischen Unglück 1955 in Le Mans –, bei<br />
dem ein 300 SLR von der Piste abkam, in eine Menge raste<br />
und 82 Menschen in den Tod riss –, aus dem Rennsport<br />
zurückgezogen hatte, versuchten Aufrecht und Melcher<br />
es auf eigene Faust und ohne die offizielle Unterstützung<br />
des Konzerns. 1971 starteten sie mit einem wuchtigen<br />
hochgetunten roten Mercedes SEL 6.8 beim 24-Stunden-<br />
Rennen in Spa. Zuerst lachte man <strong>über</strong> die umgerüstete<br />
S-Klasse. Viel zu schwer, viel zu sperrig, eine S-Klasse<br />
war eine Staatskarosse, aber kein Auto, in dem man<br />
Rennen gewann. Den Spöttern sollte das Lachen vergehen.<br />
Der SEL siegte in seiner Klasse und erreichte aus<br />
dem Stand den 2. Platz in der Gesamtwertung. Das Auto<br />
schaffte es in die „Tagesschau“ – und AMG etablierte<br />
sich von heute auf morgen im Tourenwagensport. Das<br />
Geschäftsmodell, mit dem Aufrecht und Melcher in den<br />
folgenden Jahren ihre Garagenfirma zu einem Unternehmen<br />
mit stetig wachsenden Mitarbeiterzahlen machten,<br />
war einfach: Sie zeigten auf der Rennstrecke, was sie<br />
aus Mercedes-Modellen rausholen konnten, und boten<br />
motorsportbegeisterten Kunden an, das Gleiche mit ihren<br />
Straßenautos zu machen. Im Gegensatz zu anderen Tuning-Firmen,<br />
denen die Modifikation der Karosserie mit<br />
Spoilern und anderem Schnickschnack mindestens so<br />
wichtig war wie der hochgezüchtete Motor, ging es AMG<br />
vor allem um die Technik. Melcher und Aufrecht waren<br />
Nerds, die sich in der gewöhnlichen Mercedes-Produktion<br />
unterfordert fühlten und von einer unbändigen Leidenschaft<br />
für leistungsstarke Motoren getrieben wurden.<br />
94 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 10 11 2012<br />
95
AMG ist längst nicht mehr nur<br />
die Daimler-Zweigstelle<br />
für die lustigen verrückten<br />
Spinner, die einen 6.0 Liter<br />
V12 Motor mit 630 PS<br />
in einen SL quetschen<br />
Seit den 70ern ist viel passiert. Erst beobachtete Daimler<br />
die beiden ambitionierten Ingenieure skeptisch aus<br />
der Ferne. Ende der Achtziger begann eine langsame<br />
Annäherung. Auf der IAA 1989 wurde dem damaligen<br />
Daimler-Vorstand eine Mercedes 124-Limousine mit V8<br />
Motor gezeigt – und stieß auf begeisterte Reaktionen.<br />
Daimler und AMG entschieden sich für eine Zusammenarbeit.<br />
„Danach ging es allerdings erst mal bergab“,<br />
sagt Tobias Moers, seit den frühen 90ern bei AMG und<br />
heute Mitglied der Geschäftsführung und Bereichsleiter<br />
Entwicklung Gesamtfahrzeug. „Alle Autos kamen<br />
auf den Prüfstand und waren nach Mercedes-Kriterien<br />
nicht mehr freigabefähig. Das war alles noch klassisches<br />
Tuning.“ Das erste Auto, bei dem Daimler von Anfang an<br />
mit den Mercedes-Qualitätsansprüchen die Entwicklung<br />
<strong>über</strong>wachte, war der C36 AMG, der 1993 auf den Markt<br />
kam. In der Karosserie einer C-Klasse brodelte ein aufgemöbelter<br />
M-104-Motor mit 280 PS und 385 Newtonmeter<br />
Drehmoment. „Man plante mit 700 bis 800 verkauften<br />
Autos. Im Endeffekt wurden es etwa 5.000. Der Erfolg hat<br />
alle <strong>über</strong>rascht.“ Ein Grund für den Erfolg war sicherlich<br />
auch, dass der C36 AMG nun <strong>über</strong> das normale Mercedes-<br />
Händlernetz bestellbar war und als erster AMG in den<br />
USA verkauft wurde – heute der größte Markt für AMG-<br />
Fahrzeuge. Im Laufe der Neunzigerjahre entwickelte sich<br />
AMG vom Tuner- zum Engineering-Unternehmen. Die<br />
Motoren wurden ab 1996 in einer verketteten Montage<br />
am Firmensitz Affalterbach zusammengesetzt, die Montage<br />
in das Fahrzeug erfolgte an den jeweiligen Produktionsstandorten.<br />
Das ist bis heute so. Ebenfalls seit dem<br />
besteht das „One man, one engine“-Prinzip: Ein Ingenieur<br />
montiert einen Motor, der mit einer Plakette mit seiner<br />
Unterschrift versehen wird.<br />
1998 <strong>über</strong>nimmt Mercedes-Benz 51 Prozent von AMG.<br />
Der Dammbruch, wie Moers sagt. Seit dem dürfen AMGs<br />
auch wieder den Stern tragen. Aufrecht zog sich aus der<br />
Geschäftsführung zurück, Melcher hatte sich bereits<br />
verabschiedet. Von Mercedes-Benz kam mit Wolfgang<br />
Bernhard ein neuer Geschäftsführer, <strong>über</strong>nahm AMG für<br />
zwei Jahre und legte den Grundstein für das Unternehmen<br />
AMG, wie wir es heute kennen. Mittlerweile arbeiten<br />
<strong>über</strong> 1000 Mitarbeiter in Affalterbach. Alle AMG-Motoren<br />
sind Eigenentwicklungen. Zurzeit werden fünf verschiedene<br />
gebaut, vom neuen 5,5-Liter-V8-Biturbo bis zum<br />
6,0-Liter-V12-Biturbomotor. Die Zahl der AMG-Modelle ist<br />
auf <strong>über</strong> 22 angestiegen – erst kürzlich wurde auf dem<br />
Pariser Autosalon der SLS AMG Electric Drive vorgestellt.<br />
Und man muss kein Hellseher sein, um vorherzusagen,<br />
dass AMG in den kommenden Jahren weiter wachsen<br />
wird. Im Jahr 2011 verkauft die Marke etwa 20.000 Autos<br />
auf der ganzen Welt, die meisten in den USA, Europa und<br />
Asien. Der Bestseller ist der C 63, der exklusivste AMG der<br />
G 65. „Zum 50. Geburtstag planen wir die 30.000er-Marke<br />
deutlich zu <strong>über</strong>schreiten“, sagt AMG-Chef Ola Källenius,<br />
ein hochgewachsener Schwede, der sagt, in Affalterbach<br />
anzufangen war für ihn wie nach Hause zu kommen,<br />
weil AMG im Prinzip immer noch ein mittelständisches<br />
Unternehmen ist, nur dass es die Rückendeckung eines<br />
Weltkonzerns hat. Källenius sitzt an einem Designertisch<br />
in der sogenannten Private Lounge. Die Klimaanlage<br />
kühlt den Raum auf angenehme Temperaturen herab, in<br />
einem großen Bücherregal steht ein Tom-Ford-Bildband<br />
und verschiedene Designkompendien, ein großes Foto<br />
vom Gründungsmythos der Marke AMG, dem roten SEL<br />
von 1971, hängt an der Wand am Eingang. Die Lounge ist<br />
die Fortsetzung einer Online Community, die exklusiv<br />
AMG-Besitzer vorbehalten ist. Hier finden auch die Termine<br />
der Driving Academy, die 2011 <strong>über</strong> 7000 Teilnehmer<br />
verzeichnet hat. Kundenbindung ist wichtig im AMG-<br />
Universum.<br />
Auf dem AMG-Campus spürt man von der Aufbruchsstimmung<br />
kaum etwas. Entspannt laufen Mitarbeiter<br />
in Anzug und Businesshemd oder in Arbeitskleidung<br />
zwischen den Gebäuden hin und her. Die Marketingabteilung<br />
sitzt im ehemaligen Wohnhaus von Aufrecht,<br />
eine ehemalige Werkstatt ist heute ein Büro. In der<br />
Bei einem simulierten Tempo von 300 und 1000 Newtonmeter<br />
Drehmoment fangen auch die Rohre eines V12 Biturbo<br />
Motors an zu glühen. Auf dem Prüfstand werden die Motorentwicklungen<br />
von AMG getestet. Bis zu 500 Stunden am<br />
Stück müssen sie unter höchster Belastung <strong>über</strong>stehen.<br />
96 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 08 11 2012 2011 97
Halle des Performance Studios, in dem sich Kunden auf<br />
Wunsch nicht nur ihren AMG, sondern auch ihr gewöhnliches<br />
Mercedes-Modell individuell stylen lassen<br />
können, steht ein schwarzer SLS mit rotem Stern, der<br />
für einen japanischen Kunden individualisiert wird, und<br />
ein orange-schwarzer C 63 Black Series, eine Sonderedition<br />
mit limitierten Produktionszahlen, in denen AMGs<br />
brutalste Motoren verbaut sind. Neben dem SLS wird ein<br />
C 63 DTM-Safetycar für den Einsatz vorbereitet. Draußen<br />
flattert eine AMG-Fahne im milden Sommerwind. In der<br />
Montage ein paar Gebäude weiter setzt ein Mitarbeiter,<br />
Alter: Mitte 20, entspannt einen SLS V8 Saugermotor<br />
zusammen. Drei Kunden, die einen Motor mit seiner<br />
Plakette fahren, haben ihn schon im Werk besucht. Es<br />
muss ein Traumjob für jeden jungen Mechaniker sein,<br />
bei AMG zu arbeiten. Nicht nur, weil man weiß, welche<br />
Freude die Motoren den zukünftigen Besitzern bringen<br />
werden, sondern auch wegen den Arbeitsbedingungen,<br />
die im Vergleich zur Fließbandproduktion in den normalen<br />
Werken paradiesisch wirken. Ein paar Meter von uns<br />
entfernt schüttelt ein AMG-Besitzer seinem Monteur die<br />
Hand und hält ein Pläuschchen. Trotzdem liegt die Tagesproduktion<br />
gut in der Zeit. In der oberen Etage, wo die<br />
12-Zylinder-Motoren zusammengebaut werden, ist schon<br />
um die Mittagszeit das Soll für diesen Tag fast erfüllt. Auf<br />
dem grauen Boden kleben gelbe Markierungen, die Wege<br />
und Arbeitsbereiche voneinander abgrenzen. Es ist so<br />
sauber, als würde dreimal täglich gewischt.<br />
AMG ist längst nicht mehr nur die Daimler-Zweigstelle<br />
für die lustigen verrückten Spinner, die einen irrsinnigen<br />
6.0 Liter V12 Motor mit 630 PS in einen SL quetschen.<br />
AMG wird langsam zur Technologie-Avantgarde von<br />
Daimler, zumindest, was den Performance-Bereich angeht.<br />
Der riesige Erfolg des ersten eigenen Sportwagens,<br />
dem SLS AMG, hat den Exoten AMG ins Zentrum der Marke<br />
katapultiert. Auf der IAA 2009 in Frankfurt war zum<br />
ersten Mal ein original AMG der Star des Messeauftritts.<br />
Wenn man von Eigenentwicklung spricht, dann ist das<br />
auch so gemeint: Natürlich erfolgt eine Abstimmung mit<br />
dem Mutterhaus, aber als die Entscheidung für den SLS<br />
gefallen war, <strong>über</strong>ließ Daimler AMG komplett die Verantwortung.<br />
Man vertraut dem Tochterunternehmen mittlerweile<br />
fast blind und konsultiert es auch bei technischen<br />
Fragen zu Mercedes-Fahrzeugen. Das bringt mehr<br />
Verantwortung mit sich. Beim neuen A 250 Sport hatte<br />
AMG die Hoheit <strong>über</strong> die Entwicklung des Fahrwerks,<br />
einen C 250 Sport mit Affalterbacher Fahrwerk gibt es<br />
bereits. Die AMG Version der neuen Kompaktklasse folgt<br />
Anfang 2013 unter dem Namen A45. Der mit Allradantrieb<br />
und <strong>über</strong> 300 PS ausgestattete A45 könnte AMGs<br />
Schlüssel für einen bis dato ungekannt großen Markt<br />
sein. Musste man bislang etwa 70.000 Euro für einen C<br />
63 AMG ausgeben, so wird der Einstiegspreis beim A 45<br />
geschätzt unter 50.000 Euro liegen und könnte dadurch<br />
eine junge Kundschaft an die Marke binden.<br />
Dar<strong>über</strong> hinaus bietet AMG in Affalterbach nicht nur<br />
die Individualisierung von allen AMG- und Mercedes-<br />
Fahrzeugen an, die Marke ist auch für das Design und die<br />
Konzeption der optional wählbaren Sportausstattung von<br />
Daimler-Modellen zuständig. Letzteres betrifft ungefähr<br />
ein Viertel aller verkauften Mercedes-Fahrzeuge, also<br />
etwa 300.000 im Jahr. Seit diesem Jahr steht auch noch<br />
die gesamte Motorsportsparte unter dem Label AMG,<br />
inklusive Formel 1. Und natürlich steht der SLS Electric<br />
Drive in den Startlöchern. Eine völlig neue Herausforderung<br />
für AMG, da man sich bisher durch die perfekte<br />
Beherrschung des Verbrennungsmotors hervorgetan hat,<br />
aber mit Elektroantrieben kaum etwas am Hut hatte. „Ich<br />
bin stolz auf das Projekt“, sagt Tobias Moers. „Ich kann<br />
mich erinnern, wie ich in den 90ern alleine bei Mercedes<br />
war. Ich saß 20 in meinem jetzigen Alter befindlichen<br />
Entwicklern gegen<strong>über</strong> und habe versucht durchzusetzen,<br />
was wir wollen. Die haben dich müde belächelt. Das<br />
hat unseren Kampfgeist geweckt. Mittlerweile hat ein<br />
Generationswechsel stattgefunden und wir arbeiten auf<br />
Augenhöhe.“ Doch was passiert, wenn AMG wächst? Besteht<br />
nicht die Gefahr, dass das Profil der Marke unscharf<br />
wird? „Das Produkt muss als Paket authentisch sein.<br />
98 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
99
Aus aller Welt pilgern sie<br />
hierher, um bei der Montage<br />
von irrsinnig starken<br />
Motoren zuzusehen<br />
Mogelpackungen funktionieren nicht. Man kann keinen<br />
500-PS-Motor in ein Auto bauen, ohne das Fahrwerk anzupassen.<br />
Wenn du nicht ordentlich lieferst, merken das<br />
die Kunden. Die Kunden lieben den Sound unserer Autos.<br />
Sie lieben, dass man mit ihnen posen kann. Sie wollen<br />
den Komfort und die Leistung.“<br />
Wenn man sich das gemächliche Treiben auf dem<br />
AMG-Campus anschaut, dann scheint es, als wäre da<br />
in der Tat noch eine Menge Luft nach oben. Aber nicht<br />
nur, was das Wachstum, die neuen Aufgabe innerhalb<br />
des Daimler-Konzerns und die immer breiter werdende<br />
Produktpalette angeht, sondern auch technologisch<br />
warten noch eine Menge Herausforderungen auf die<br />
Affalterbacher: „Wir wollen die Effizienzführerschaft im<br />
Performancebereich erreichen. In der belegen wir schon<br />
jetzt fast <strong>über</strong>all die Spitzenpositionen. Der SLK 55 AMG<br />
mit 422 PS, 540 Newtonmeter und nur 8,4 Liter Verbrauch<br />
und 195 Gramm CO2, das ist in der Performance Klasse<br />
der effizienteste Sportwagen aller Zeiten.“<br />
Man könnten fragen, was Kunden, die sich zum<br />
Beispiel eine G-Klasse in der AMG-Version leisten, der<br />
Verbrauch interessiert, aber neben den gesetzlichen<br />
Forderungen nach der Senkung des Flottenverbrauchs,<br />
spielt selbst für AMG-Kunden der Verbrauch eine immer<br />
größere Rolle. Auch hier geht es um die Freude an der<br />
Technologie. In Autoquartetts wird in Zukunft nicht<br />
mehr nur die PS-Zahlen oder die Höchstgeschwindigkeit,<br />
sondern auch die dazu entsprechend geringen<br />
Verbrauchszahlen, ein deftiges „Boah ey“ hervorrufen.<br />
Und um dieses „Boah ey“ geht es bei vielen AMG-Kunden.<br />
Die kindliche Freude an einem perfekt abgestimmten,<br />
herrlich brodelnden Auto, dessen Geschwindigkeit dem<br />
Gaspedal Millimeter genau gehorcht. Ein Auto, das nicht<br />
erst mühselig aus dem Quark kommen muss, sondern<br />
sofort zur Verfügung steht, wenn man es braucht – wie<br />
der Butler der Königin von England. Die meisten, die sich<br />
nur ein bisschen für Autos begeistern, werden einen AMG<br />
lieben, wenn sie ein Mal in ihm gesessen haben. Selbst<br />
eine G-Klasse wird mit dem AMG-Motor antrittsschnell<br />
wie ein Scirocco. Und der C 63 AMG ist im Prinzip kein<br />
Sportwagen, sondern das perfekte Straßenauto, das nur<br />
deutlich macht, was eine Mittelklasse-Limousine eigentlich<br />
können sollte. AMG-Fahren kann wie aufatmen sein.<br />
Wichtig an einem AMG ist natürlich auch, dass er<br />
polarisiert. So sehr die Fahrer den tiefen Sound des Autos<br />
lieben, andere werden sich von ihm gestört fühlen und<br />
ihn vulgär finden. Auch der SLS mit seiner windschnittigen,<br />
eleganten <strong>Supersportwagen</strong>-Form weckt nicht nur<br />
Bewunderung, sondern auch den Neid der Fahrer, die<br />
nicht in ihm sitzen. Mit 180 auf der Autobahn von einem<br />
Passat oder einem Skoda per Lichthupe aus der linken<br />
Spur gedrängt zu werden, hat wohl nicht nur mit der Eile<br />
des Fahrers hinter einem zu tun. Aber genau darum geht<br />
es immer auch: das Gefühl der mühelosen Überlegenheit<br />
auf der Straße. Nichts anderes hat Aufrecht und Melcher<br />
in den 60ern motiviert, AMG zu gründen. Besonders viel<br />
Spaß bereitet es nämlich genau diesen Dränglern, mit<br />
einem lässigen Tritt auf das Gaspedal davonzufahren –<br />
immer dem bollernden Motor nach.<br />
100 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
101
REPORTAGE<br />
112/06/12 – 4 h 03 Sie liegt nebenan in meinem Hotelbett (Augen<br />
geschlossen). Ich verstecke mich im Bad, schreibe und rauche bei<br />
offenem Fenster von ihren Zigaretten. Was angesichts meines<br />
Zustands (entzündeter Hals, erhöhte Temperatur) natürlich eine<br />
weitere Dummheit ist. Die letzte für diesen Tag? Ich sollte längst<br />
auf dem Weg nach Genf sein.<br />
Blaue Stunde: Blau fließt der Rhein. Blau schimmern die Vosgesen. Auch ich<br />
bin blau. Ans Autofahren ist nicht zu denken. Ich sitze fest. In Weil. Scheiß<br />
Weil. Und nebenan eine Frau, deren Namen ich nicht kenne. Die Morgendämmerung<br />
dauert ewig (das Hotel schleppt sich in den Tag). Wo bin ich nur<br />
hineingeraten?<br />
UNTERTAUCHEN<br />
<strong>INTERSECTION</strong>-Autor Martin Simons ist mit einem Lexus is 250 Cabrio<br />
zu einer Reise durch Europa aufgebrochen. Statt eines<br />
öden Erlebnisberichts hat er eine Kurzgeschichte geschrieben,<br />
die vom Unterwegssein handelt, von der Flucht vor<br />
dem Alltag, von Fieber, Sex – und natürlich von einer schönen Frau<br />
Fotos Teresa Wolff Metternich<br />
Text Martin Simons<br />
102 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
103
Bin eingeschlafen. Von ihr weit und breit<br />
keine Spur. Aber das Auto ist noch da.<br />
Zerkaue zwei weitere Komplex. Spüle mit<br />
warmer Pepsi nach<br />
Es ist verrückt, hier zu sein. „Fahr mich ins Tessin“, hat sie gesagt. – „Das geht<br />
nicht. Ich muss nach Genf. Geschäftlich.“ – „Ist es wichtig?“ – „Ja.“ – „Geht es<br />
um Leben und Tod?“ – „Nein, natürlich nicht.“ – „Dann fahr mich ins Tessin.“<br />
Sie hat dabei mit keiner Wimper gezuckt. Kurz darauf fuhren wir los. Ich<br />
war vor Unwirklichkeitsgefühlen innerlich in Aufruhr. Sie tat so, als hätte es<br />
anders gar nicht kommen können.<br />
Wir frühstückten Käse, Äpfel und Brot (wo hatte sie die all das aufgetrieben?).<br />
Dann <strong>über</strong>redete sie mich, sie an den Fluss zu begleiten. Wir balancierten eine<br />
Weile <strong>über</strong> kreidegraue Felsen flussaufwärts. Auf dem Rückweg verfiel sie<br />
dem Briefpapier, das in einer Mappe neben dem Fernseher ausliegt. Sie wollte<br />
groß Essen. „Ich will Gurkensandwiches essen und Champagner trinken und<br />
alles noch mal von vorne anfangen“ rief sie beim Anstoßen.<br />
Ja. Wir hatten Sex. Daran erinnere ich mich jetzt auch.<br />
16 h 09 Bayreuth wollte sie sich ansehen. Sie wirkte so ausgelassen. Wir<br />
haben Zeit, sagte sie. Ich habe nicht gefragt (Müdigkeit). Das Festspielhaus<br />
hat sie enttäuscht. Sie fand es nicht wert, es direkt zu fotografieren, nur im<br />
Rückspiegel des Autos (wie ist sie an die Kamera gekommen?).<br />
Jetzt sind wir in Thüringen. Weimar ist nahe. Sie füttert die Schafe. Und ich<br />
liege mit meinem Notizbuch im Gras. Die Wolken am Himmel wirken wie auf<br />
einem altmeisterlichen Gemälde.<br />
14 h 46 Wir warten. Sie verrät nicht worauf. Ich habe seit dem Morgen sechs<br />
Paracetamol geschluckt.<br />
Graue Wolken hängen im Tal. Wir reden kaum. Wem gehört dieses winzige<br />
steinerne Haus in dem winzigen steinernen Dorf? Aurigeno steht auf dem<br />
Ortsschild. Es gibt keinen Bäcker, keine Gaststätte, keinen Laden. Nichts (wer<br />
hat den Schlüssel unter den Kieselsteinen auf der Fensterbank gelegt?). Sie<br />
sitzt auf den Stufen vor dem Haus, auf die etwas Sonne scheint, trinkt Wein<br />
und liest „Verblendung“ von Stieg Larsson. Bald oder Geduld, sagt sie, sooft ich<br />
sie frage. Es ist aberwitzig, dass ich nicht einfach fahre.<br />
Ich bin noch nie vom Weg abgekommen. War immer brav. Berechenbar.<br />
Pflichtbewusst. Aber einmal im Leben sollte jeder in ein Abenteuer geraten.<br />
Das hier ist meins (allerdings etwas langweilig, wenn ich ehrlich bin).<br />
17 h 09 Bin eingeschlafen. Von ihr weit und breit keine Spur. Aber das Auto<br />
ist noch da. Zerkaue zwei weitere Komplex. Spüle mit warmer Pepsi nach.<br />
19 h 34 Sie ist weg.<br />
6 h12 Die Sonne ist ein bissiger gelber Ball. Mir ist heiß. Zu heiß. Wahr-<br />
16/06/12 – 11 h 12 Bin in Berlin. Ich verstehe nichts mehr. Meine Schreibhand<br />
zittert. Eben war ich bei meinem Chef. Versuchte ihm die Sache mit Genf<br />
zu erklären. Das Fieber. Aber er unterbrach mich: „Sie brauchen sich nicht zu<br />
entschuldigen. Das kann jedem von uns passieren.“ -<br />
„Ja?“ - „Glauben Sie mir. Auch ich war schon kurz davor, allem den Rücken<br />
zu kehren.“ – „Ich hatte Fieber.“ – „Natürlich muss ich Ihnen für die Zeit das<br />
Gehalt abziehen.“ – „Für wie viele Tage genau?“ – „Sechs Wochen halt. Solange<br />
Sie untergetaucht waren.“<br />
scheinlich das Fieber. Ich habe versucht zu schlafen. Aber es ging nicht (nicht<br />
neben ihr).<br />
Ich schreibe, weil ich immer schreibe, wenn die Dinge kompliziert werden. Ich<br />
notiere meine Verwirrung, mein Fieber, den einsetzenden Kopfschmerz.<br />
Ich hatte nicht ausgehen wollen. Aber da Frankreich nur den kurzen Fußweg<br />
<strong>über</strong> die Brücke entfernt war, lag es nahe. Trotz der Erkältung. Eine viertel<br />
Stunde irrte ich durch ein irrsinnig ödes Wohngebiet (das Elsass ist nicht<br />
Frankreich). Dann fand ich doch eine Bar. Schäbig. Geführt von einem Araber.<br />
Wacklige Hocker vor einem kurzen Tresen aus fleckigem Kunststoff. Ich trank<br />
ein, zwei, leider drei Gläser Wein und wollte gehen. Aber da saß sie plötzlich<br />
neben mir. „Bist du Schweizer?“, fragte sie. Und als ich verneinte: ob ich ihr<br />
ein Glas spendiere? Ihre Stimme war tief. Sie schön (fand ich). Genau der Typ<br />
Frau, der mich gewöhnlich ebenso hartnäckig ignoriert, wie ich ihn begehre.<br />
Natürlich habe ich ihr ein Glas bestellt. Wie sie heiße? „Maria del Consuelo.“<br />
Aber das habe ich ihr keine Sekunde geglaubt.<br />
In zwei Stunden muss ich in Genf sein.<br />
14/06/12 – 13 h 33 Die Nacht verlief ereignislos. Fiebernd legte ich mich<br />
schon um neun ins Bett. Sie blieb draußen auf den Stufen sitzen, um zu lesen.<br />
Als ich dann heute ganz früh erwachte, wusste ich nicht, wo ich war, ich<br />
wusste nicht, wo sie schlief (ich wusste nicht, wer ich war). Dann hörte ich<br />
Geräusche in der Küche und dachte: Maria del Consuelo. Nichts deutete da-<br />
darauf, sich mit der Strömung treiben zu lassen. Ich machte mit, sprang im<br />
schnell fließenden Wasser haltsuchend von einem Stein zum nächsten (und<br />
fühlte mich schwerelos wie ein Astronaut). Auf dem Weg vom Fluss zum Haus<br />
gab ich ihr einen Kuss, den sie sich mit geschlossenen Lippen gefallen ließ.<br />
Gerade haben wir in einem Grotto beim Fluss Polenta mit Cervelat bestellt. Sie<br />
telefoniert, ich schreibe. Jetzt kommt sie auf mich zu. Ihre Wangen sind von<br />
Flecken gerötet.<br />
16 h 56 „Wir müssen los!“ – „Aber du wartest. “ – „Nein, nicht mehr. Es<br />
kommt nicht. Es ist schon in Berlin. Los!“<br />
Ich war zu geschwächt, um zu widersprechen. Jetzt sitze ich in einem Gasthaus<br />
auf dem San-Bernardino und blicke in den strömenden Regen (das Rot<br />
ihrer Haare vor den vorbeiziehenden Wolken).<br />
13/06/12 – 8 h 03 Die Nacht war laut. Im engen Tal hallte jeder Donnerschlag<br />
wie ein Pistolenknall. Endlich kamen wir uns nahe. Sie zuckte, sooft es grollte,<br />
in meinen Armen. Doch als ich dann am Morgen erwachte, war sie schon<br />
aufgestanden. Ich kann mich an keine Zärtlichkeit erinnern, die <strong>über</strong> ihr Zusammenschrecken<br />
in meinen bereitwillig dargebotenen Armen hinausging.<br />
Ich sitze im Auto, schreibe. Ich bin nicht in Genf. Mein Handy ist aus. Wenn ich<br />
mich morgen bei meinem Chef melde, muss ich einen Fieberanfall vorschieben,<br />
ein Delirium (was auch nur halb gelogen wäre). Sie läuft am Ufer des<br />
kleinen Gebirgsflusses entlang. Kann sein, dass sie was sucht. Ich weiß nicht.<br />
15/06/12 – 8 h 03 Ich glaube, wir haben miteinander geschlafen. Ich bin<br />
nicht sicher. Sie ist im Bad. Mein Körper spielt verrückt. Alles verschwimmt<br />
(wie die Konturen der Dinge gestern inmitten der Wolken). Ich trinke zwei in<br />
Leitungswasser aufgelöste Aspirin Komplex. Ich werde noch mal schlafen.<br />
9 h 15 Wo ist sie? Das Auto ist noch da. Aber sie hat es umgeparkt. Der Kofferraum<br />
steht auf.<br />
Wir erreichten das Allgäu am frühen Abend, erinnere ich mich jetzt. Sie willigte<br />
in eine Übernachtung im Gasthaus ein. „Landhaus zur Grenze“ steht auf<br />
rauf hin, dass sie zu irgendeiner Zeit nachts neben mir im Bett gelegen hatte<br />
(vielleicht hatte sie gar nicht geschlafen).<br />
104 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
105
REPORTAGE<br />
Burn-out, baby<br />
Simon Davidson dokumentiert seit Jahren die australische<br />
Burn-out-Szene in kraftvollen Fotos. intersection erklärt<br />
er seine Leidenschaft für qualmende Reifen<br />
Interview Shiraz Randeria<br />
Protokoll Hendrik Lakeberg<br />
106 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
107
Ich hatte immer schon eine Leidenschaft für<br />
die Autos der 50er- und 60er-Jahre, die große<br />
Zeit des glitzernden Chromes. Ich selber fahre<br />
einen 1964 Falcon Coupé mit einem 289 V8<br />
Motor. Aufgewachsen als Surfer waren diese<br />
Autos unser Transportmittel, um an der australischen<br />
Küste entlang, den Wellen hinterher zu fahren. Aber es<br />
ging mir nie allein um das Design, sondern auch um die<br />
Fähigkeit ein altes Auto reparieren zu können. Egal, wo<br />
ich gerade war. Ich wollte immer verstehen, wie so eine<br />
Maschine funktioniert.<br />
Ungefähr vor 10 Jahren nahm ein guter Freund an einem<br />
Drag-Rennen teil. Die Fahrer trafen sich mit normal<br />
zugelassenen Autos jenseits der festen Straßen, um<br />
gegeneinander anzutreten. Ich war vorher noch nie auf<br />
einem Drag-Rennen. Mein Kumpel Matt besaß einen superschnellen<br />
Mopar mit einem wütenden V8 Motor. Das<br />
Rennen hat unglaublich Spaß gemacht, aber am Abend<br />
ist mir noch etwas anderes klar geworden: Es waren nicht<br />
nur die Autos, die mich inspirierten, sondern auch die<br />
Atmosphäre und die Menschen, die ich traf. Man könnte<br />
sagen, dass ich von dem Zeitpunkt an vom Dragrace-Virus<br />
befallen war. Für mich war das ein perfektes Timing,<br />
denn ich suchte gerade nach einem persönlichen Projekt.<br />
Neben meinem Job als Modefotograf hatte ich schon<br />
damit begonnen, die australische Muscle-Car-Szene zu<br />
dokumentieren, aber es zog mich immer weiter in die<br />
Nischen.<br />
Nachdem ich das erste Mal neben einem speziellen<br />
burn-out-Auto stand, die Kraft spürte, den Lärm und den<br />
Jubel des Publikums hörte, war ich süchtig. Burn-out-<br />
Wettbewerbe haben in Australien einen besonderen Status.<br />
Die Größe der Subkultur ist weltweit einzigartig. Als<br />
ich anfing, mich für Burn-outs zu interessieren, war das<br />
noch nicht so. Inzwischen ist die Szene stark gewachsen.<br />
Hohe Preisgelder werden ausgeschrieben und die Autos<br />
speziell aufgebaut, um um das große Geld zu fahren.<br />
Diese Bilder sind auf verschiedenen Burn-out-Wettbewerben<br />
in Australien entstanden. Im Laufe der letzten<br />
Jahre war ich auf Burn-outs in jedem Bundesstaat des<br />
Landes. Dabei habe ich seltsame, brillante und passionierte<br />
Menschen getroffen. Alle unterschiedlich alt, aber<br />
mit einem Ziel: Autoreifen zu zerstören.<br />
Ich saß mittlerweile als Beifahrer neben den besten<br />
Fahrern, habe viele spektakuläre Wettbewerbe gesehen.<br />
Die schönste Erfahrung aber ist, wenn die Leute dir<br />
trauen und wissen, dass du ihre Leidenschaft respektvoll<br />
fotografierst. Dann teilen sie wunderbare, manchmal<br />
unglaubliche Geschichten.<br />
108 WERKSTATT<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012
gebrauchte wagen<br />
Buick Y-Job<br />
Der Buick Y-Job ist das erste Concept Car der Geschichte<br />
erste Liebe<br />
renault kangoo<br />
Papst Benedikt XVI. und sein neuer Renault Kangoo Maxi Z.E.<br />
Urheber dieses interessanten Kleinods der Automobilgeschichte ist der legendäre<br />
Designer und spätere GM-Vizechef Harley Earl. Weil die Konkurrenz<br />
unter den Autofirmen aufgrund der Great Depression in den USA groß war,<br />
suchte der exzentrische Earl nach neuen Wegen, um die Aufmerksamkeit des<br />
Publikums zu bekommen. Er schlug zwei Fliegen mit einer Klappe: In Form<br />
des Buick Y-Job konnte er die Reaktionen des Publikums auf neue Designs<br />
und technische Details testen. Gleichzeitig würde sich die Presse auf den<br />
exotischen Wagen stürzen, so hoffte er.<br />
Die Strategie ging auf, obwohl zu dieser Zeit auf Automessen so etwas<br />
Unbekanntes wie Concept Cars noch gar nicht gezeigt wurden. Earl selber<br />
fuhr mit dem mit 141 PS angetriebenen Unikat also herum und stieß immer<br />
wieder auf begeisterte Reaktionen. Neuartig waren unter anderem die geringe<br />
Höhe, das konsequent stromlinienförmige Design und die bis dahin mit<br />
einem Durchmesser von gut 33 Zentimetern ungewöhnlich kleinen Reifen.<br />
Visionär waren aber auch das unter der Karosserie versteckte, elektrisch ver-<br />
Manchmal kommt die Liebe unverhofft und nicht auf den ersten Blick. Trotzdem<br />
ist es eine ganze neue, erste Liebe, die einem widerfährt. So jüngst<br />
geschehen im Vatikan. Papst Benedikt XVI. stellte sein altes „Papamobil“ in<br />
der Garage ab und tauschte es gegen diesen Renault<br />
Kangoo Maxi Z.E. ein. Z.E. steht bei Renault für<br />
Fahrzeuge mit Elektromotor. Benedikt fuhr also zum<br />
ersten Mal und in Zukunft mit Strom statt Benzin.<br />
Bei der Übergabe stand er glücklich neben seinem<br />
neuen Auto und grinste wie ein Frischverliebter.<br />
Der französische Automobil-Hersteller fertigte<br />
eigens für das Kirchenoberhaupt ein passendes<br />
Modell an, ließ ein großzügiges Schiebedach zum<br />
Winken und eine elektrischen Hilfe zum Einsteigen<br />
einbauen. Das Auto ist ganz in unschuldigem Weiß<br />
gehalten – vom Lack bis zu den Sitzen. Als Numschließbare<br />
Dach und die elektrischen Fensterheber. Innerhalb der nächsten<br />
20 Jahre schafften es einige Details des Buick Y-Jobs in nachfolgende Serienfahrzeuge.<br />
Earl erfand übrigens nicht nur das Concept Car, sondern auch das lebensgroße<br />
Modell aus Ton – bis heute immer noch ein entscheidender Schritt auf<br />
dem Weg zu neuen Karosserie-Designs. Selber gezeichnet hat Earl keinen<br />
einzigen seiner Entwürfe, auch nicht den Buick Y-Job. Das ließ er machen,<br />
wenn er aus seiner dunklen Denkkammer kam, an der ein fiktiver Name stand,<br />
damit man ihn nicht störte. Ein angenehmer Zeitgenosse war Earl wohl eher<br />
nicht. Auf einer Sitzung seines Teams sagte er einmal: „Wer anderer Meinung<br />
ist, stehe bitte auf, damit ich den Hurensohn sehen kann.“ Später schlug er der<br />
Stahlindustrie mal vor, durchsichtiges Metall zu entwickeln. GM-Vize wurde<br />
er trotzdem. Vor allem aber ist er eine schillernde Figur aus der Zeit, als das<br />
amerikanische Autodesign auf seinem Höhepunkt war und man dachte, dass<br />
Autos irgendwann durch die Städte fliegen würden.<br />
mernschild trägt es das Kennzeichen SCV1, was für Stato della Città del<br />
Vaticano steht. 60 PS hat das neue Papstmobil und kann bis zu 130 km/h<br />
schnell fahren. 150 Kilometer weit kommt man mit einer Akkuladung. Das<br />
sollte reichen: Fährt der Papst doch meistens zu<br />
Hause nur zum Vergnügen im Park seiner Sommerresidenz<br />
Castel Gandolfo. Außerhalb des Anwesens<br />
muss er leider auf sein umweltschonendes Gefährt<br />
verzichten, das er als Hilfsmittel zur Bewahrung der<br />
Schöpfung bezeichnet. Eine notwendige Panzerung<br />
wäre zu schwer für den Elektroantrieb gewesen.<br />
Diese Sicherheitsfahrten <strong>über</strong>nehmen die schweren<br />
Mercedes-Limousinen. Doch wie heißt es so schön:<br />
Ein bisschen Distanz hält junge Liebe frisch. So ist<br />
man länger elektrisiert, wenn man wieder aufeinander<br />
trifft.<br />
110 WERKSTATT <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
111
Wer gibt 35k Euro für nen Opel aus der bei ‚beherztem<br />
Gas‘ auch mal 20 Liter säuft? wenn ich<br />
bedenke was für nen tollen Mercedes oder Audi<br />
man als 2-3 Jahreswagen für diese Kohle schon bekommt<br />
...“, schreibt Spiegel-Online-Leser Darjaan in einen Kommentar<br />
auf die Rezension des neuen Opel OPC.<br />
Wtf, dude? Dir sitzt wohln Furz quer. Der neue Astra OPC<br />
ist mit seiner technischen Raffinesse, seinem ultrapräzisen<br />
Handling und der brutalen Antrittsschnelligkeit einer<br />
herkömmlichen C-Klasse oder diesen ganzen Proleten-<br />
Audis, deren tumben Fahrer nichts anderes können als<br />
per Lichthupe alles aus der linken Spur zu drängen, was<br />
bei drei nicht auf den Bäumen ist, meterweise Fuchsschwanzlängen<br />
<strong>über</strong>legen. Die würden sogar vor einer<br />
blinde Oma noch angeben. Außerdem ist der Astra OPC<br />
echte Handarbeit, kommt von Herzen. Das sollte noch was<br />
wert sein, oder etwa nich, Alta? Ok, Golf R und Scirocco R<br />
sind nich schlecht, aber nichts gegen einen OPC. Das Design<br />
ist topplus. Gut rund. Kleiner Kugelblitz eben. Richtig<br />
geil. Also pass mal auf, was du hier von dir gibst ... Aber<br />
du verstehst das eh nich, du Möchtegern-Yuppie. Darauf<br />
einen Red Bull. Prost.<br />
foto Tillmann Franzen<br />
TEST<br />
fazit<br />
Der Opel OPC ist ein handwerkliches<br />
brillant gemachtes Auto, das auf der<br />
Straße ultra viel Spaß macht.<br />
leistung und preis<br />
250 KM/H<br />
280 PS<br />
8,1 LITER<br />
4 ZYLINDER<br />
34.250 EURO<br />
189 G CO2<br />
6.0 SEK / 0-100<br />
opel<br />
astra opc<br />
112 werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
113
TEST<br />
Der MP4-12c wurde in der McLaren-Formel-1-Manufaktur<br />
entwickelt. Das sagt einiges <strong>über</strong> den neuen<br />
<strong>Supersportwagen</strong> aus England, eine ernsthafte<br />
Konkurrenz zum Lamborghini Gallardo, Porsche 911 GT3,<br />
Ferrari 458 Italia oder Aston Martin DB9. McLaren hatte mit<br />
dem F1 schon mal ein Straßenauto gebaut. Das kostete<br />
allerdings 654.000 Pfund, mehr als das Dreifache vom Preis<br />
des MP4-12C, der mit 200.000 Euro angesetzt ist. Leistungsmäßig<br />
ist der MP4 mindestens auf der Höhe seiner Klasse.<br />
Die Beschleunigung von null auf hundert in 3,3 Sekunden<br />
ist beeindruckend, genauso wie die 600 PS des 6,1-Liter-<br />
V12 Motors und der angegebene Verbrauch von 11,7 Liter,<br />
der niedrigste in seinem Segment. Dabei handelt es sich<br />
aber wohl nur um einen Laborwert, der mit der Wirklichkeit<br />
nichts zu tuen haben dürfte. Dennoch: Beim MP4-12C<br />
haben wir es mit einem kleinen technischen Wunderwerk<br />
zu tun. Angeblich ist die Karosserie ausschließlich auf eine<br />
bestmögliche Aerodynamik hin entwickelt worden. Trotzdem<br />
kann die elegante Form des Wagens mit der starken<br />
Konkurrenz mithalten. Die Karosserie ist komplett aus<br />
Carbon gefertigt, was uns zur Erklärung des technisch klingenden<br />
Namen bringt: Das C steht nämlich für das Material,<br />
aus dem dieses Auto geformt wurde. MP4 verweist auf das<br />
McLaren-Project 4, so nennt McLaren intern seine Formel 1<br />
Fahrzeuge. 12 steht für einen firmeneigenen Leistungsindex,<br />
der Fahrzeuge – auch die der Konkurrenz – klassifiziert. MP4-<br />
12C ist selbst für die Typenbezeichnungen der Autoindustrie<br />
kompliziert und macht deutlich: Dies ist ein Sportwagen für<br />
Insider und Motorsport vesessene Sammler. Das Wettrennen<br />
mit dem Pferd auf unserem Foto hat der MP4-12C natürlich<br />
locker gewonnen, obwohl wir uns nicht mehr sicher sind,<br />
was nun mehr gekostet hat, das Pferd oder das Auto. Für die<br />
meisten Kunden, die aus der Region Naher Osten stammen<br />
dürften, sollte das egal sein. Prestige bringt beides. Das teure<br />
Zuchtpferd und der <strong>Supersportwagen</strong> – und darum geht es<br />
ja vor allem.<br />
foto Péka Devé<br />
fazit<br />
Ein Supersportler für Connaisseure – und ein<br />
Wunderwerk der Technik.<br />
leistung und preis<br />
11,7 LITER<br />
335 KM/H<br />
600 PS<br />
200.000 EURO<br />
279 MG CO2<br />
8 ZYLINDER<br />
mclaren<br />
mp4-12c<br />
3,3 SEK / 0-100<br />
114 werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012 115
Noch vor zwanzig Jahren hätte man einen deutschen<br />
Kompaktklassekäufer für verrückt erklärt, wenn er<br />
zusätzlich zu VW, Ford oder Opel einen Hyundai in<br />
die engere Wahl gezogen hätte. Heute wäre er verrückt, es<br />
nicht zu tun.<br />
Ein paar Dinge muss man bei Hyundai also richtig gemacht<br />
haben. Und zwar richtig gut. Denn während in den vergangenen<br />
Jahren immer mehr Hersteller ihre Modellpalette<br />
auf den Geschmack der aufstrebenden Märkte in Fernost<br />
ausrichteten, gingen die Koreaner den umgekehrten Weg.<br />
Die Premiumansprüche der Generation Golf vor Augen,<br />
verlegte Hyundai das Entwicklungszentrum kurzerhand<br />
nach Rüsselsheim, ließ die Motoren mit Unterstützung von<br />
Bosch entwickeln und stampfte in unserem Nachbarland<br />
ein hochmodernes Werk für die Montage des i30 aus dem<br />
tschechischen Boden.<br />
Der Funktion folgte die Form. Als Thomas Bürkle 2005 von<br />
BMW zu Hyundai wechselte, zählte Design-Affinität nicht<br />
unbedingt zu den herausragenden Wesensmerkmalen eines<br />
Hyundai-Fahrers. Doch der neue Designchef, der im Team<br />
von Chris Bangle das kunstvolle Biegen und Brechen von<br />
Flächen und Kanten erlernt hat, stellte die aktuelle Inkarnation<br />
des Kompaktklasse-Modells als dynamische „Fluidic<br />
Sculpture“ auf die Räder. Mit der selbstbewussten Synthese<br />
aus fließenden Linien und messerscharfen Kanten wechselte<br />
der aktuelle i30 auch optisch auf die Überholspur.<br />
Und wie schlägt sich der neugeborene Europäer auf der<br />
Fahrt ins Premiumsegment? Durchaus beeindruckend. In<br />
der von uns getesteten Topversion Style mit dem empfehlenswerten<br />
128 PS starken 1.6 CRDi Dieseltriebwerk ist man<br />
bei der Verfolgung der kompakten Spitzengruppe nicht nur<br />
unauffällig schnell und auffällig ökonomisch, sondern vor<br />
allem erstaunlich luxuriös unterwegs. Und obwohl Hyundai<br />
etwas mehr Konsequenz in der Verbannung von Hartplastik<br />
hätte beweisen können, fährt man in anderen Punkten den<br />
etablierten Premiummarken bereits voraus: Mit serienmäßigem<br />
Berganfahrassistent, adaptivem Xenon-Lichtsystem<br />
oder der scharfen und präzisen 7“ Touchscreen des schnellen<br />
Navis, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Von der<br />
beruhigenden 5-Jahres-Garantie ganz zu schweigen.<br />
Text Bernd Müller foto <strong>Daniel</strong>a Haug<br />
TEST<br />
fazit<br />
Bei der Qualitätsanmutung dicht dran an den Premium-<br />
Kompakten, bei Multimedia weit voraus: Der neue Hyundai i30<br />
ist auf die Überholspur gewechselt.<br />
leistung und preis<br />
10,9 SEK / 0-100<br />
197 KM/H<br />
128 PS<br />
4,1 LITER<br />
23.810 EURO<br />
108 G CO2<br />
4 ZYLINDER<br />
hyundai<br />
i30 1.6 CRDi<br />
116 werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
117
TEST<br />
Wir haben es hier mit der Krönung der zeitgenössischen<br />
Business-Limousine zu tun. Der neue<br />
7er BMW ist ein fahrendes Office, in dem die<br />
Spracherkennung so gut wie nie zuvor funktioniert und man<br />
sogar Emails diktieren und abschicken kann, ohne auch<br />
einmal einen Buchstaben gelesen zu haben. Und wenn man<br />
in diesem Auto durch St. Petersburg fährt, wo BMW seine<br />
neue Königsklasse vorstellte, dann möchte man eigentlich<br />
gar nicht mehr aussteigen und tagelang in den Ledersitzen<br />
versunken auf die atemberaubende Architektur der Stadt<br />
starren. Außer natürlich man ist am Katharinenpalast<br />
angekommen. Dessen vergoldete Fassade ist dann doch<br />
spektakulärer als alle Features im neuen, äußerlich nur sehr<br />
dezent <strong>über</strong>arbeiteten 7er. Bevor wir im Sommersitz der<br />
russischen Zarendynastie verschwinden und uns dabei so<br />
fühlen als würde er uns gehören (auf der Rückbank des 7ers<br />
kommen einem öfter solche Größenwahnsinnigen Ideen),<br />
hier noch ein paar Details: Dieses Auto ist die schnellste<br />
Limousine der Welt, der Motor leistet 450 PS (das vorherige<br />
Modell verfügte <strong>über</strong> 403 PS) und verbraucht gerade mal 8,6<br />
Liter. Angemessen seiner Klasse zeigt BMW hier die modernste<br />
Technik, die in so einem Auto in einer Serienversion<br />
möglich ist. Da es auf diesen paar Zeilen insgesamt wenig<br />
Sinn ergibt, detailreicher die Vorzüge dieses Autos zu beschreiben<br />
– man bräuchte eigentlich ein ganzes Sonderheft<br />
–, dann doch eine ganz kleine Anmerkung am Schluss: Wir<br />
freuen uns in Zukunft auch auf einen völlig neu gestalteten<br />
7er. Das mit der Technik klappt schon ganz hervorragend,<br />
beim Design ist noch Luft nach oben, was zurzeit vor allem<br />
daran liegt, dass es sich durch die Modellpflege im Prinzip<br />
äußerlich nichts geändert hat. Wir aber sind sehr gespannt<br />
wie Adrian van Hooydonk luxuriöse Eleganz und technische<br />
Perfektion äußerlich in die Zukunft führen wird.<br />
foto Tillmann Franzen<br />
fazit<br />
Auch nach der Modellpflege die wahrscheinlich beste<br />
Limousine der Welt. Die Neugier auf ein komplett neues<br />
Design bleibt als einziger Wermutstropfen zurück.<br />
leistung und preis<br />
250 KM/H<br />
450 PS<br />
96.000 EURO<br />
8 ZYLINDER<br />
8,6<br />
LITER<br />
199 G CO2<br />
5,9 SEK / 0-100<br />
bmw<br />
750i<br />
118 werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012 119
238 KM/H<br />
Man kann das Design des GLK mögen oder nicht,<br />
ein Statement ist es in jedem Fall. Durch die<br />
kantigen Formen hebt sich Mercedes‘ Einstiegs-<br />
SUV angenehm vom Einerlei der rundlich, voluminös<br />
gestalteten Konkurrenzmodelle ab. Für den 2012er GLK<br />
wurde die Karosserie leicht <strong>über</strong>arbeitet und ist insgesamt<br />
etwas konzentrierter und stimmiger geworden. Das sieht<br />
man vor allem an den harmonischer wirkenden, neuen<br />
Scheinwerfern und dem <strong>über</strong>arbeitetem Heck. Innen ist<br />
der GLK <strong>über</strong>raschend geräumig und großzügig. Äußerlich<br />
macht der Wagen – wahrscheinlich wegen der kantigen<br />
Form – einen kleineren, kompakteren Eindruck. Fahren<br />
in diesem Auto fühlt sich gemächlich an, ein bisschen als<br />
würde man auf dem Bock einer Kutsche sitzen. Dabei ist der<br />
GLK alles andere als undynamisch. Antrittsschnelligkeit,<br />
eine bombensichere Straßenlage und eine neue, genauere<br />
Lenkung sorgen kombiniert für ein sicheres und extrem angenehmes<br />
Fahrgefühl. Dies ist ein Auto, mit dem man gerne<br />
lange Strecken zurücklegt, das aber auch auf kurzen Wegen<br />
bestens seinen Dienst tut. Das können nun natürlich viele<br />
Autos. Es ist nichts besonderes. Entscheidend und polarisierend<br />
ist beim GLK eben vor allem das markante Design.<br />
Wir können uns noch nicht richtig entscheiden, ob wir es<br />
mögen, trotzdem haben wir das Gefühl, dass sich in ihm<br />
eine nachhaltige Qualität verbirgt und dieses Auto auf lange<br />
Sicht ein Klassiker werden könnte. Die hat man in ihrer Zeit<br />
meistens auch nicht verstanden.<br />
foto Tillmann Franzen<br />
TEST<br />
fazit<br />
Schön ist der GLK auch nach der Neuauflage immer noch<br />
nicht so richtig. Dafür hat er Charakter und könnte deshalb<br />
auf lange Sicht zum Klassiker werden.<br />
leistung und preis<br />
50.099 EURO<br />
302 PS<br />
6 ZYLINDER<br />
8,4 LITER<br />
195 G CO2<br />
6,5 SEK / 0-100<br />
mercedes-Benz<br />
GLK 350 4matic<br />
blue efficiency<br />
120 werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
121
TEST<br />
Zuerst ist da natürlich ein Vorurteil: Ein Ford Focus<br />
mit 250 PS – was soll das <strong>über</strong>haupt? Total prollig.<br />
Doch dann steht man vor einem reichlich nüchternen<br />
Wagen, dem die Pferdestärken nur auf den 2. Blick anzusehen<br />
sind. Ein schwarzer Kühlergrill, Seitenschweller und<br />
von hinten ein Auspuff mit zentralem Doppel-Endrohr. Der<br />
Focus ST punktet mit Leistung und nicht mit emotionalem<br />
Zierrat. Im Innenraum wecken Sportsitze von Recaro und<br />
extra Instrumente für Öldruck, Öltemperatur und Ladedruck<br />
Rennsportassoziationen. Doch die Hormonausschüttung<br />
beginnt erst mit dem Druck auf den Start-Knopf und dem<br />
Erwachen des 250 PS-Wucherung unter der Motorhaube,<br />
wenn <strong>über</strong> den „Sound-Symposer“ die kernigen Motorgeräusche<br />
in die Fahrgastzelle geleitet werden. Für jeden Tritt auf<br />
das Gaspedal gibt es zur Belohnung eine kleine akustische<br />
Zugabe vom Motor. Sparsam Fahren? Eher selten. Von 0<br />
auf 100 km/h in 6,5 Sekunden – das straffe Sportfahrwerk<br />
verführt zum Rasen.<br />
Immerhin: Für ein paar Euro mehr als ein Golf GTI liefert<br />
der Ford Focus ST ein sattes Plus von 40 PS und schafft dabei<br />
das Kunststück ein Schnapsglas unter dem Durchschnittsverbrauch<br />
der Wolfsburger zu bleiben – dem 2 Liter Benziner<br />
aber das Label EcoBoost auf das Heck zu kleben, ist bei 7,2<br />
Litern kombiniertem Durchschnittsverbrauch trotzdem<br />
etwas <strong>über</strong>trieben. Der Realverbrauch wird ohnehin in anderen<br />
Regionen schweben, zu verführerisch ist das Gasgeben.<br />
Wie wäre es mit AcusticBoost?<br />
Text Alexander Batke-Lachmann foto Jan Friese<br />
fazit<br />
PS-Schnäppchen: Günstiger und unauffälliger sind knackige<br />
250 PS kaum zu haben.<br />
leistung und preis<br />
250 KM/H<br />
Ford<br />
focus st<br />
27.950 EURO<br />
4 ZYLINDER<br />
169 G CO2<br />
6,5 SEK / 0-100<br />
250 PS<br />
7,2 LITER<br />
122 werkstatt <strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012 123
event<br />
Big Gs Birthday<br />
Casio feiert das 30. Jubiläum der G-Shock in New York<br />
Ehre, wem Ehre gebührt: Das einstige Casio-Avantgarde-Modell G-SHOCK ist<br />
30 Jahre nach seinem Verkaufsstart längst nicht mehr so irritierend anders wie<br />
damals: Die toughe Digitaluhr hat die Welt erobert – und die Arme der Popstars.<br />
Unzählige Kollaborationen mit Musikern, Künstlern und anderen Marken<br />
haben G-SHOCK einen festen Platz in der urbanen Welt gesichert. Aktuell im<br />
Handel sind Modelle, die zusammen mit bekannten Designern und Marken wie<br />
Eric Haze, Burton und Maharishi gestaltet wurden. Auch mit Eminem wurde<br />
bereits kooperiert, deshalb spielte das Detroiter Rap-Genie auch auf der großen<br />
G-SHOCK Jubiläumsparty am 9. August in New York vor 2000 geladenen Gästen<br />
im Manhattan Center. Den Lowrider vor der Tür bouncten im Publikum<br />
unter anderem Ice T, Busta Rhymes und die Graffiti-Legende Eric Haze zu<br />
Eminems messerscharfen Wortkaskaden und DJ Dramas Beats. Am meisten<br />
feiern ließ sich verdientermaßen der unscheinbare Ingenieur Kikuo Ibe. War<br />
er es doch, der vor 30 Jahren die G-SHOCK erfunden hat, nachdem er sich<br />
fragte, warum Uhren eigentlich immer so zart und zerbrechlich sein müssen.<br />
Geschenkt bekam er unter anderem eine Torte in Form einer G-SHOCK. Unzerstörbar<br />
wie ihre realen Vorbilder war diese natürlich nicht, und Bluetooth dürfte<br />
sie ebenfalls nicht gehabt haben. Einige zukünftige Modelle aber. Ibes Arbeit<br />
ist also noch nicht getan, die Evolution der G-SHOCK-Modelle wird weiterhin<br />
vorangetrieben. Auch deshalb gab es allen Grund zum Feiern.<br />
124 werkstatt<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012
händlernachweis<br />
Alexander McQueen<br />
76-78 Clerkenwell Road<br />
London EC1M 5QA<br />
Großbritannien<br />
Shop:<br />
Department Store<br />
Quartier 206<br />
Friedrichstr. 71<br />
10117 Berlin<br />
American Apparel<br />
American Apparel Deutschland<br />
GmbH<br />
Zollhof 10<br />
40221 Düsseldorf<br />
Shop:<br />
American Apparel<br />
Münzstr. 19<br />
10178 Berlin<br />
Bally<br />
Network PR<br />
Brahmsallee 9<br />
20144 Hamburg<br />
mailbox@network-pr.de<br />
Bally<br />
Kurfürstendamm 52<br />
10718 Berlin<br />
Bric’s<br />
Bric’s Deutschland<br />
Martin Luther Platz 32<br />
40212 Düsseldorf<br />
Shop:<br />
KaDeWe<br />
Tauentzeinstr. 21-24<br />
10789 Berlin<br />
Carhartt<br />
Work In Progress Textilhandels<br />
GmbH<br />
Rosenthalerstr. 38<br />
10178 Berlin<br />
www.carhartt-wip.com<br />
Shop:<br />
Carhartt<br />
Rosenthalerstr. 48<br />
10178 Berlin<br />
Converse<br />
Schröder+Schömbs PR<br />
Torstr.107<br />
10119 Berlin<br />
Shop:<br />
Converse Berlin<br />
Münzstr. 18<br />
10178 Berlin<br />
Diesel<br />
Henri + Frank<br />
Public Relations<br />
Schopenstehl 22<br />
20095 Hamburg<br />
frank@henriplusfrank.de<br />
Shop:<br />
Diesel Store<br />
Neue Schönhauser Str. 21<br />
10178 Berlin<br />
Dior<br />
KCD Paris<br />
13 rue du Mail<br />
75002 Paris<br />
Frankreich<br />
Shop:<br />
Departmentstore<br />
Quartier 206<br />
Friedrichstr. 71<br />
10117 Berlin<br />
Dockers<br />
Bold<br />
Torstrasse 68<br />
10119 Berlin<br />
Shop:<br />
Peek & Cloppenburg<br />
Tauentzienstr. 19<br />
10789 Berlin<br />
Emporio Armani<br />
Giorgio Armani Retail s.r.l.<br />
Maximilianstr. 32<br />
80539 München<br />
Shop:<br />
Emporio Armani<br />
Theatinerstr. 12<br />
80333 München<br />
G-Star<br />
Schoeller von Rehlingen<br />
Ismaninger Str. 102<br />
81675 München<br />
Shop:<br />
G-Star Store<br />
Kasernenstr. 10<br />
40213 Düsseldorf<br />
Globetrotter<br />
Pressestelle<br />
Bargkoppelstieg 10 - 14<br />
22145 Hamburg<br />
Shop:<br />
Globetrotter<br />
Schloßstr. 78 – 82<br />
12165 Berlin<br />
Gucci<br />
Network PR<br />
Brahmsallee 9<br />
20144 Hamburg<br />
Shop:<br />
Gucci<br />
Friedrichstr. 71<br />
10117 Berlin<br />
Hermès<br />
Hermès GmbH<br />
Marstallstr. 8<br />
80539 München<br />
Shop:<br />
Hermès Store<br />
Kurfürstendamm 58<br />
10707 Berlin<br />
Hyde’s<br />
Bold<br />
Torstrasse 68<br />
10119 Berlin<br />
Shop:<br />
Departmentstore<br />
Quartier 206<br />
Friedrichstr. 71<br />
10117 Berlin<br />
Iceberg<br />
Bernd SchürmannGmbH & CO. KG<br />
Nollendorfstr. 28<br />
10777 Berlin<br />
Shop:<br />
Pool<br />
Maximilianstr. 11<br />
80539 München<br />
Jil Sander<br />
Loews GmbH<br />
Maximilianstr. 43<br />
80538 München<br />
Shop:<br />
Jil Sander<br />
Kurfürstendamm 185<br />
10707 Berlin<br />
Lacoste<br />
Yello Sport GmbH<br />
Hohe Str. 68-82<br />
50667 Köln<br />
Shop:<br />
Lacoste<br />
Kurfürstendamm 213<br />
10719 Berlin<br />
Lanvin<br />
15 Rue du Faubourg<br />
Saint-Honoré<br />
75008 Paris<br />
Frankreich<br />
contact@lanvin.com<br />
Shop:<br />
Departmentstore<br />
Quartier 206<br />
Friedrichstr. 71<br />
10117 Berlin<br />
Levi’s Made&Crafted<br />
Silk Relations GmbH<br />
Rückerstr. 4<br />
10119 Berlin<br />
Shop:<br />
Buttenheim Levi’s Store<br />
Memmhardsr. 7<br />
10178 Berlin<br />
Lou Dalton<br />
brett@village-press.com<br />
Shop:<br />
thecorner.com<br />
Marni<br />
Karla Otto<br />
8 Avenue du Président Wilson<br />
75116 Paris<br />
Frankreich<br />
Shop:<br />
Departmentstore<br />
Quartier 206<br />
Friedrichstr. 71<br />
10117 Berlin<br />
Miharayasuhiro<br />
Pruple PR<br />
28 Savile Row<br />
London W1S 2EU<br />
England<br />
Shop:<br />
Pool<br />
Maximilianstr. 11<br />
80539 München<br />
Owl<br />
Bold<br />
Torstrasse 68<br />
10119 Berlin<br />
owloptics.com<br />
Pringle of Scotland<br />
Nicole Weber Communications<br />
GmbH<br />
Susannenstr. 29<br />
20357 Hamburg<br />
Shop:<br />
KaDeWe<br />
Tauentzeinstr. 21-24<br />
10789 Berlin<br />
PRPS<br />
Fake PR<br />
Münzstr. 13-15<br />
10178 Berlin<br />
Shop:<br />
Departmentstore<br />
Quartier 206<br />
Friedrichstr. 71<br />
10117 Berlin<br />
Rag & Bone<br />
425 W 13th Street<br />
New York, NY, 10014<br />
USA<br />
Shop:<br />
Departmentstore 206<br />
Friedrichstr. 71<br />
10117 Berlin<br />
Vans<br />
K-MB Agentur für<br />
Markenkommunikation<br />
Linienstr. 144<br />
10115 Berlin<br />
Shop:<br />
Vans<br />
Alte Schönhauser Str. 48<br />
10119 Berlin<br />
Victorinox<br />
Donkey PR<br />
Heinrich-Roller-Str. 16B<br />
10405 Berlin<br />
Shop:<br />
KaDeWe<br />
Tauentzeinstr. 21-24<br />
10789 Berlin<br />
Walter Steiger<br />
Press Office<br />
33, Avenue Matignon 7<br />
5008 Paris<br />
Frankreich<br />
Shop:<br />
Walter Steiger<br />
Schlüterstr. 38<br />
10629 Berlin<br />
Wolverine<br />
Schröder + Schömbs PR<br />
Torstr. 107<br />
10119 Berlin<br />
Shop:<br />
14. oz<br />
Neue Schönhauser Str. 13<br />
10178 Berlin<br />
Wrangler<br />
Schröder + Schömbs PR<br />
Torstr. 107<br />
10119 Berlin<br />
Shop:<br />
Breuninger GmbH & Co.<br />
Marktstr. 1-3<br />
70173 Stuttgart<br />
Y-3<br />
Häberlein & Mauerer AG<br />
Rosenthaler Str. 51<br />
10178 Berlin<br />
Shop:<br />
No 74 Berlin<br />
Torstr. 74<br />
10119 Berlin<br />
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Besorge auch du dir einen Organspendeausweis.<br />
www.junge-helden.org<br />
Mit freundlicher Unterstützung von<br />
126 werkstatt<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012
letzte Ausfahrt<br />
crash<br />
David Cronenberg sorgte mit seinem Film „Crash“ 1996 für Aufsehen,<br />
weil Autounfälle die Figuren des Films antörnen<br />
Sein Gesicht ist vernarbt, sein Atem schwer und von Lust einem Unfall mit der Ärztin Helen Remington, bei dem ihr<br />
erfüllt. Ganz langsam lässt er sich an dem Unfallgeschehen Mann ums Leben kommt, beginnen die beiden eine Affäre,<br />
vorbeifahren, seine Kamera fest in der Hand. Es ist dunkel, die auf ihrem gemeinsamen Unfall basiert. Autos als sexuelle<br />
nur weißer Rauch erhellt die Szenerie. Feuerwehrmänner Objekte, Unfälle als sexueller Voyeurismus – Regisseur David<br />
versuchen ein Auto aufzuschneiden, um Menschen zu retten,<br />
Autos liegen auf dem Kopf, bereits geborgene Opfer lie-<br />
für seinen Film. Von „krank“ und „übelkeitserregend“ spra-<br />
Cronenberg bekam nicht nur Lob, sondern auch viel Kritik<br />
gen und sitzen auf Krankenliegen. Er will alles fotografieren chen die einen, von „Kunst“ die anderen. Wie dieses Zusammenspiel<br />
von Autos, Gewalt und sexuellen Empfindungen zu<br />
und dokumentieren. Vaughan ist fasziniert von Autounfällen,<br />
mehr noch – sie befriedigen ihn, mental und sexuell. Je bewerten ist, muss jeder Zuschauer selbst entscheiden. Dass<br />
schmerzvoller und schlimmer der Crash, desto erfüllender es zwischen Sex und Autos jedoch grundsätzlich einen Zusammenhang<br />
gibt, das zeigen nicht nur die unzähligen Fotos<br />
für ihn, den Unfall-Fetischisten. Später wird er sich diese Fotos<br />
in seinem Arbeitszimmer aufhängen, nebeneinander, an von Bikini-Mädchen, die ausgestattet mit Schwämmen auf<br />
eine dünne Schnur. Oder sie in ein Buch kleben, sortiert nach der eingeseiften Karosserie herumrutschen, es kann auch<br />
„Projekten“, wie er sie selbst nennt. Auch James Ballard gerät<br />
in diese Clique, die Vaughan um sich geschart hat. Nach chen wir wohl nicht extra zu<br />
die Länge der Motorhaube selber sein. Wofür die steht, brau-<br />
erwähnen.<br />
128 werkstatt<br />
Crash<br />
Kanada, 1996<br />
Dauer: 100 Minuten<br />
Regie: David Cronenberg<br />
Darsteller: James Spader,<br />
Holly Hunter,<br />
Rosanna Arquette<br />
<strong>INTERSECTION</strong> nr. 11 2012<br />
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129
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