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Boxsport . Februar 2014<br />
Nr. 02 . Februar 2014 . € 4,20 . spanien € 5,30 . Österreich € 4,85 . Schweiz sfr. 8,40<br />
www.box-sport.de<br />
90. Jahrgang 1882<br />
sport<br />
DAS MAGAZIN: alles Über PROFIS UND AMATEURE<br />
Marco <strong>Huck</strong> (l.) dominierte<br />
seinen Gegner Firat Arslan<br />
Nach seinem grandiosen<br />
K.o.-Sieg über Arslan<br />
<strong>Huck</strong>: „<strong>Mich</strong> <strong>kann</strong><br />
<strong>keiner</strong> <strong>mehr</strong> schlagen“<br />
Jetzt will er das Schwergewicht aufmischen<br />
Trainer Fritz Sdunek<br />
Angst<br />
um Vitali<br />
Klitschko<br />
Zwei Box-Legenden im Interview<br />
Was Maske und<br />
Rocky verbindet<br />
AIBA-Präsident Wu<br />
Ulrich Bittner:<br />
Seine Visionen für die WSB<br />
➤ Manuel Charr verliebt in Ronaldos Schwester ➤ Jürgen Brähmer:<br />
Rückblick auf verrücktes Jahr ➤ Bundesliga: Hanau jagt jetzt Velbert
Hans Reski<br />
Wegner droht Klitschko<br />
mit dem <strong>Huck</strong>-Hammer<br />
Bittner träumt vom Boxen in der Stierkampfarena von Palma<br />
Seit fast 84 Jahren wartet die Nation darauf, dass<br />
ein deutscher Boxer wieder Weltmeister im Schwergewicht<br />
wird. Gesucht wird der Erbe von Max Schmeling,<br />
der diesen Titel am 12. Juni 1930 gewann – durch<br />
Disqualifikation nach einem Tiefschlag von seinem Gegner<br />
Jack Sharkey in der vierten Runde.<br />
Einige waren später nahe dran, wie Axel Schulz oder<br />
Luan Krasniqi. Doch sie scheiterten kurz vor dem Ziel.<br />
Axel Schulz verlor umstritten 1995 in Las Vegas gegen<br />
George Foreman und Krasniqi 2005 unglücklich durch<br />
einen K.o. gegen Lamon Brewster. Jetzt greift „Käpt‘n<br />
<strong>Huck</strong>“ an. Nach seinem Sieg gegen den „Eisenmann“<br />
Firat Arslan strotzt er vor Selbstbewusstsein und erklärt:<br />
„Wenn ich fit bin, schlage ich alle, auch im Schwergewicht.<br />
Ich werde dafür sorgen, dass mein Trainer seinen<br />
ersten Schwergewichts-<br />
Weltmeister bekommt.“<br />
Auch Wegner selbst ist<br />
Feuer und Flamme von<br />
dieser Idee: „Diesen <strong>Huck</strong>-<br />
Hammer <strong>kann</strong> auch Wladimir<br />
Klitschko nicht verdauen.<br />
Wir wollen diesen<br />
Kampf noch in diesem<br />
Jahr.“ Alles über den großen<br />
Kampf von <strong>Huck</strong> in der<br />
Höhle des Löwens finden<br />
Sie auf Seite 8.<br />
Schon im vorigen Jahr<br />
wurde über die Knaller-<br />
Paarung Klitschko gegen<br />
<strong>Huck</strong> gemunkelt. Doch<br />
nach der lauen Vorstellung von <strong>Huck</strong> beim ersten Gefecht<br />
mit Arslan war dieses Thema schnell vom Tisch.<br />
Der wilde Marco ist inzwischen reifer und konsequenter<br />
geworden, jetzt könnte ein Kampf gegen Wladimir ein<br />
echter Quoten-Hit werden. Im Wege allerdings stehen<br />
hier noch die Pflichtaufgaben von Klitschko gegen Leapai<br />
und Pulev. Vielleicht kriegt <strong>Huck</strong> dann eine Chance,<br />
um den Titel von Bruder Vitali zu kämpfen. Denn Vitali,<br />
der am 19. Juli 43 Jahre alt wird, sollte an diesem<br />
Tag eher Präsident der Ukraine sein, als noch einmal<br />
in den Ring zu steigen. Was der Ex-Box-Weltmeister in<br />
den letzten Wochen bei den Unruhen in Kiew erlebte<br />
und wie sein Trainer und Freund Fritz Sdunek um ihn<br />
bangte, lesen Sie auf Seite 14.<br />
Ein Box-Star, der in den 90er Jahren als Gentleman-Boxer<br />
strahlte, wurde oft mit dem großen Max Schmeling verglichen.<br />
Gemeint ist Henry Maske, der im Freizeitpark<br />
Rust bei einer großen Gala seinen 50. Geburtstag feierte.<br />
Als Gäste dabei seine größten Gegner Graciano Rocchigiani<br />
und Virgil Hill. Lesen Sie dazu das Doppel-Interview<br />
von Maske und Rocky, der ebenfalls gerade seinen 50.<br />
Geburtstag gefeiert hat, auf Seite 16. Die Erzrivalen von<br />
einst sind inzwischen gute Freunde geworden.<br />
Am 1. März steigt die nächste Box-Gala in Magdeburg.<br />
Der Privatsender Sat.1 überträgt den dritten Akt des<br />
Dauerbrenners Stieglitz gegen Abraham. Nach zwei Gefechten<br />
steht es 1:1. Wie die Akteure dieses Mal ihre<br />
Chancen sehen – ab Seite 24.<br />
Aber auch bei den olympischen Boxern kommt Schwung<br />
in die Bude – durch Ulrich Bittner. Der neue Chef des<br />
WSB-Teams Deutschland dreht ein großes Rad, ein Riesenrad,<br />
um diese Mannschaftsweltmeisterschaft auch<br />
in Deutschland populär<br />
zu machen. Er investiert<br />
viel Geld in dieses Himmelfahrts-Kommando<br />
und<br />
fühlt sich selbst „wie auf<br />
der Achterbahn“. Aber<br />
mit immer neuen Visionen<br />
sorgt er für Überraschungen.<br />
So träumt er<br />
von einem Viertelfinale des<br />
deutschen Teams gegen<br />
Kuba, das er Ende März in<br />
der Stierkampfarena von<br />
Palma de Mallorca austragen<br />
will. Als Matchmaker<br />
hat er bereits das Box-Urgestein<br />
Ebby Thust angeheuert.<br />
Aber nicht nur in der WSB, sondern auch in der Bundesliga<br />
sorgt der „Hansdampf“ für Furore. Jetzt hat er die<br />
Staffel seines Boxring Hanau noch durch Artur Bril, den<br />
ehemaligen Jugend-Olympiasieger, verstärkt. Kommt<br />
jetzt die große Attacke auf Rekordmeister BC Velbert?<br />
Alles über die WSB und die Bundesliga lesen Sie ab Seite<br />
46.<br />
Es scheint also, dass nach dem mageren Jahr 2013 jetzt<br />
wieder die Post abgeht im deutschen Boxen. Also, Ring<br />
frei!<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
3
INHALT<br />
Namen, Nachrichten, Termine............................................. 6<br />
<strong>Huck</strong>s Meisterstück in der Höhle des Löwens..................... 8<br />
Arslan: Das Leben geht weiter........................................... 10<br />
Großes Kino für Zeuge....................................................... 12<br />
Wladimir Klitschko: Erst Leapai – dann Pulev.................... 13<br />
Vitali Klitschko: Der Kampf in Kiew................................... 14<br />
Warum Rocky Henry Maske als Trainer wollte.................. 16<br />
Netzer: „Henry ist ein Gigant des deutschen Sports“ ....... 20<br />
Hernandez träumt von Karriere als Film-Schauspieler....... 22<br />
Sturm-Manager will jetzt Revanche gegen Murray........... 37<br />
Weber „will Sturms erster Weltmeister werden“............. 38<br />
Zwei Lieblinge verließen Startrainer Wegner – warum?... 40<br />
Alekseev: Comeback als Promoter von Ceylan.................. 42<br />
Zbik ist jetzt ein Lehrer, der Autogramme gibt................... 44<br />
WSB: Ersatzmann Teziev wie ein Tiger.............................. 46<br />
Deutsche Adler von den Wüstenfalken gerupft................. 48<br />
Bittner: „Ich fühle mich wie auf einer Achterbahn“........... 50<br />
Kuba und Ukraine weiter Spitze......................................... 52<br />
Stieglitz hat eine neue Überraschung für Abraham........... 24<br />
Abraham: „So zerstöre ich Roberts Taktik“........................ 26<br />
Die Kubaner um<br />
Roniel Iglesias<br />
Sotolongo<br />
(rechts im Bild)<br />
marschieren in<br />
der WSB von<br />
Erfolg zu Erfolg<br />
Seite 48<br />
Arthur Abraham<br />
ist sich sicher,<br />
dass sein erster<br />
Hammer die Taktik<br />
von Robert Stieglitz<br />
ruinieren wird<br />
Seite 26<br />
Haye ist „eine falsche Schlange“ ...................................... 28<br />
Charr verliebt in Ronaldos Schwester................................ 29<br />
Brähmers Rückblick auf ein verrücktes Jahr...................... 30<br />
Logan der fünfte Trainer – wird Culcay jetzt besser?......... 32<br />
Die <strong>BoxSport</strong>-Weltrangliste............................................... 34<br />
Macht der „alte Fritz“ Gomez wieder flott?....................... 36<br />
1. Bundesliga: Mit Artur Bril ist Hanau eine Macht........... 54<br />
Riese Schulz enttäuschte Mantau..................................... 56<br />
Eine Medaille in Rio ist Marutjans Ziel.............................. 58<br />
2. Bundesliga: Seelze nicht zu schlagen............................ 60<br />
Ergebnisse und Termine..................................................... 61<br />
Die Beyers machen die Box-Kids flott................................ 62<br />
Langes Geburtstag: Parade der Stars von gestern............. 63<br />
Aus den Verbänden............................................................ 64<br />
Lesen Sie nächsten Monat ................................................ 66<br />
4 <strong>BoxSport</strong>
Ulli Wegner<br />
Impressionen einer Legende<br />
2014<br />
Der Ulli Wegner Kalender 2014 DIN A4<br />
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BLZ: 100 500 00<br />
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Nach dem Geldeingang wird der Kalender umgehend<br />
verschickt.
Namen Nachrichten<br />
Boxen<br />
Im fernsehen<br />
Samstag, 1. März 2014: Sat.1 und ran.de, 19.00<br />
Uhr Live aus Magdeburg – WBO-Weltmeisterschaft<br />
im Super-Mittelgewicht: Robert<br />
Stieglitz vs. Arthur Abraham<br />
Solis gegen<br />
Thompson im März<br />
n Olympiasieger Odlanier Solis<br />
trifft am 22. März auf den Amerikaner<br />
Tony Thompson. „Die<br />
Verträge sind unterzeichnet, es<br />
ist alles unter Dach und Fach“,<br />
bestätigte Promoter Ahmet Öner,<br />
der den Kampf wahrscheinlich<br />
im türkischen Kusadasi ausrichten<br />
will. „Solis gegen Thompson<br />
ist ein absoluter Knaller, den<br />
ich überall auf der Welt machen<br />
könnte. Ich bin sehr froh, dass<br />
wir uns einig geworden sind und<br />
freue mich auf diesen absoluten<br />
Weltklasse-Kampf im Schwergewicht.“<br />
Mit Thompson und Solis<br />
treffen zwei ehemalige Klitschko-Gegner<br />
aufeinander.<br />
Murats Vertrag aufgelöst?<br />
n Über eine Meldung der Bild-<br />
Zeitung, der Sauerland-Stall<br />
habe den Vertrag mit Karo Murat<br />
über den 31.12.2013 hinaus<br />
nicht verlängert, zeigte sich Murat<br />
überrascht: „Journalistische<br />
Freiheit ist wichtig, es ist auch<br />
ein kreativer Beruf. Fakt ist, dass<br />
ich mit Sauerland sehr gut zusammengearbeitet<br />
habe und es<br />
auch weiterhin tun werde. Ob<br />
unter ihrer Flagge oder der eines<br />
anderen Stalls, werden wir<br />
sehen. Noch ist nichts entschieden.“<br />
Sauerland-Geschäftsführer<br />
Frederick Neß hatte dem<br />
Boulevardblatt die Trennung<br />
hingegen bestätigt.<br />
Peterson will nun<br />
Garcia boxen<br />
nIBF-Halbweltergewichts-<br />
Champion Lamont Peterson<br />
(30-4-2, 22 K.o.s) hat die vorzeitige<br />
Niederlage gegen Lucas<br />
Matthysse verdaut und sich<br />
mit einem Sieg gegen den kanadischen<br />
Pflichtherausforderer<br />
Dierry Jean (25-1, 17 K.o.s)<br />
erfolgreich zurückgemeldet<br />
(115:113, 116:112, 118:111). Peterson<br />
bestimmte ab Mitte des<br />
Kampfes den Infight mit seinen<br />
Körpertreffern und Haken. Nun<br />
strebt er einen Vereinigungs-<br />
Der „Vater des Boxens“ ist tot<br />
kampf gegen WBC- und WBA-<br />
Champion Danny Garcia an.<br />
Froch vs. Groves<br />
wird wiederholt<br />
n Der WM-Kampf zwischen<br />
Carl Froch und George Groves<br />
wird nach dem umstrittenen<br />
Ringrichterurteil wiederholt.<br />
Der Boxverband IBF ordnete einen<br />
Rückkampf zwischen den<br />
Im September 2013<br />
präsentierte sich José<br />
Sulaimán bei einer<br />
Pressekonferenz des WBC<br />
in Mexiko-City noch recht<br />
munter<br />
n Die Profiszene hat eine ihre<br />
schillerndsten Figuren verloren:<br />
Der Präsident des World Boxing<br />
Council (WBC), José Sulaimán,<br />
ist im Alter von 82 Jahren gestorben.<br />
Der Mexikaner hatte<br />
sich seit vergangenem Oktober<br />
in einer Klinik in Los Angeles<br />
von einer Bypass-Operation erholt.<br />
„Viele nannten ihn den Vater<br />
des Boxens. Er hat alle Boxer<br />
wie seine Söhne und Töchter<br />
behandelt, er litt mit ihnen und<br />
arbeitete jeden Tag seines Lebens<br />
daran, den Boxsport bes-<br />
Don King (links) und Julio Cesar Chavez<br />
zählten zu den zahlreichen Trauergästen<br />
ser und sicherer zu machen“,<br />
hieß es in der Stellungnahme<br />
des WBC. „Unser lieber Vater<br />
hat seine letzten zwölf Runden<br />
geboxt. Jetzt hat die letzte Glocke<br />
geschlagen. José Sulaimán<br />
– Sieger nach einstimmiger Entscheidung.“<br />
Sulaimán engagierte sich<br />
während seiner Zeit als WBC-<br />
Präsident unter anderem für einen<br />
besseren Schutz der Boxer.<br />
So wurden auf sein Bestreben<br />
hin die Runden bei WM-Kämpfen<br />
von 15 auf zwölf reduziert, er<br />
führte verpflichtende ärztliche<br />
Untersuchungen vor und nach<br />
den Kämpfen ein und setzte ein<br />
viertes Seil in den Boxringen<br />
durch. Die Regeländerungen<br />
aber werden anders als die diversen<br />
Skandale im Umfeld des<br />
umtriebigen Boxfunktionärs<br />
kaum in Erinnerung bleiben.<br />
Diverse Fehlurteile gehörten<br />
ebenso zu den Markenzeichen<br />
seiner Amtszeit wie die Einführung<br />
obskurer Titel, um neue<br />
Geldquellen zu erschließen. Eine<br />
der letzten Amtshandlungen<br />
Sulaimáns war im Dezember<br />
2013 die erneute Ernennung<br />
von Vitali Klitschko zum Weltmeister<br />
im Ruhestand.<br />
Sulaimán führte den WBC über<br />
38 Jahre. Laut Guinness-Buch<br />
der Rekorde war er der weltweit<br />
dienstälteste Präsident<br />
eines Sportverbandes. Erst im<br />
November war er für weitere<br />
vier Jahre im Amt bestätigt<br />
beiden britischen Supermittelgewichtlern<br />
an, wie Promoter<br />
Eddie Hearn berichtete. Froch<br />
hatte Ende November durch<br />
technischen K.o. gewonnen. Die<br />
Entscheidung, den Kampf nach<br />
einer Schlagserie von Froch abzubrechen,<br />
rief Proteste hervor,<br />
zumal Groves zu dem Zeitpunkt<br />
auf den Punktzetteln aller Punktrichter<br />
vorn lag. Der Unterlegene<br />
hatte Einspruch eingelegt. Der<br />
worden. Zudem hatte ihm der<br />
WBC den Ehrentitel „Präsident<br />
auf Lebenszeit“ verliehen.<br />
Als aussichtsreichster<br />
Kandidat für seine Nachfolge<br />
wird sein Sohn Mauricio gehandelt.<br />
Zur Bestattungsfeier<br />
waren neben der Familie und<br />
WBC-Verbandsmitglieder viele<br />
Wegbegleiter Sulaimáns gekommen,<br />
wie BDB-Präsident<br />
Thomas Pütz. „Ich <strong>kann</strong>te Jose<br />
Sulaiman schon sehr lange,<br />
er ist über die Jahre zu einem<br />
väterlichen Freund geworden,<br />
zu dem ich immer aufgeschaut<br />
und von dem ich viel gelernt<br />
habe. Deswegen war es trotz<br />
der Kurzfristigkeit selbstverständlich<br />
für mich, dass ich<br />
unbedingt bei der Trauerfeier<br />
anwesend sein will“, meinte<br />
Pütz. Auch Promoter-Legende<br />
Don King oder der mexikanische<br />
Ex-Weltmeister Julio<br />
Cesar Chavez zählten zu den<br />
Trauernden.<br />
Rückkampf muss innerhalb von<br />
90 Tagen über die Bühne gehen,<br />
bestimmte die IBF.<br />
Chisora auf<br />
Gegner-Suche<br />
n Schwergewichts-Europameister<br />
Dereck Chisora (19-4, 13<br />
K.o.s) ist nach der verletzungsbedingten<br />
Absage des Ukrainers<br />
Andriy Rudenko auf der Suche<br />
6 <strong>BoxSport</strong>
Termine<br />
Mildere<br />
Strafe<br />
für<br />
Kluch<br />
n Der seit Mai 2013 in Untersuchungshaft<br />
sitzende Boxpromoter<br />
Waldemar Kluch, Chef des<br />
seit November 2012 insolventen<br />
Hamburger Profistalls Universum,<br />
<strong>kann</strong> auf eine mildere Strafe<br />
hoffen. In einer Zwischenbilanz<br />
nach 15 Verhandlungstagen<br />
Zwei Jahre Freiheitsstrafe stehen<br />
Waldemar Kluch vermutlich bevor<br />
erklärte der Vorsitzende Richter Bernd Steinmetz am 17. Januar,<br />
dass der Vorwurf der räuberischen Erpressung gegen den 55-Jährigen<br />
möglicherweise nicht aufrechterhalten werden könne. Nach<br />
den Ausführungen der bisher gehörten Zeugen gehe die Kammer<br />
davon aus, dass lediglich die mutmaßlich von Kluch an den früheren<br />
Universum-Chef Klaus-Peter Kohl per SMS verschickte Morddrohung<br />
geahndet werden könne. Diese rechtfertige den Vorwurf<br />
der versuchten Nötigung, die mit einer Freiheitsstrafe von bis zu<br />
drei Jahren zu Buche schlagen <strong>kann</strong>.<br />
Auch der Vorwurf der Urkundenfälschung und des versuchten<br />
Prozessbetrugs sei möglicherweise nicht nachzuweisen.<br />
Kluch soll im Juli 2012 einen Vertrag mit dem russischen Schwergewichtler<br />
Denis Boytsov mit einer gefälschten Unterschrift versehen<br />
haben, um diesen länger an Universum zu binden. Die<br />
widersprüchlichen Aussagen Boytsovs und von dessen Manager<br />
Gagik Khachatryan seien jedoch kaum zu verwerten, sagte Steinmetz.<br />
Dennoch bekräftigte das Gericht, dem vor Weihnachten<br />
abgelehnten Antrag auf Haftverschonung, den die Verteidigung<br />
Kluchs gestellt hatte, weiterhin nicht stattgeben zu wollen. Man<br />
gehe von einer Freiheitsstrafe von mindestens zwei Jahren aus.<br />
Der Prozess wird voraussichtlich noch bis Ende Februar fortgesetzt.<br />
nach einem Ersatz für die geplante<br />
Titelverteidigung am 15.<br />
Februar in London. „Wir haben<br />
einige Leute, mit denen wir Gespräche<br />
führen, und wir werden<br />
den Namen in Kürze verkünden“,<br />
sagte Chisoras Promoter<br />
Frank Warren.<br />
Martinez vs. Cotto<br />
noch nicht fest<br />
n Noch ist nichts in trockenen<br />
Tüchern, doch die Verhandlungen<br />
zwischen WBC-Mittelgewichts-Weltmeister<br />
Sergio<br />
Martinez (51-2-2, 26 K.o.s) und<br />
Miguel Cotto (38-4, 31 K.o.s) laufen<br />
auf Hochtouren. Das Duell<br />
zwischen dem Argentinier und<br />
dem Puerto Ricaner ist für den<br />
7. Juni im New Yorker Madison<br />
Square Garden anvisiert. Platzt<br />
der Kampf, würde Martinez in<br />
seiner Heimat zur Pflichtverteidigung<br />
gegen den Mexikaner<br />
Marco Antonio Rubio (58-6-1, 50<br />
K.o.s) in den Ring steigen.<br />
Pacquiao: Rematch<br />
gegen Bradley<br />
n Am 12. April boxt Manny<br />
Pacquiao (55-5-2, 38 K.o.s) in<br />
Las Vegas – der Rückkampf zwischen<br />
ihm und WBO-Weltergewichts-Weltmeister<br />
Timothy<br />
Bradley (31-0, 12 K.o.‘s) wurde<br />
festgemacht. Das Urteil pro<br />
Bradley war im ersten Kampf<br />
höchst umstritten. Da ist es für<br />
den Pacquiao vielleicht nicht so<br />
schlimm, dass es Wunschkandidat<br />
Floyd Mayweather nicht<br />
geworden ist. Der hatte ohnehin<br />
kürzlich erst gelästert: „Ich habe<br />
deutsche termine<br />
1. März 2014, Getec Arena in Magdeburg<br />
WBO-WM im Super-Mittelgewicht: Robert Stieglitz vs. Arthur Abraham<br />
IBF-Junioren-WM im Cruisergewicht: Dennis Ronert vs. Shefat Isufi<br />
WBO/WBF-WM im Mittelgewicht: Christina Hammer vs. TBA<br />
internationale termine<br />
15. Februar 2014, Copper Box Arena, London<br />
Schwergewichts-Europameisterschaft: Dereck Chisora vs. TBA<br />
Schwergewichtskampf: Tyson Fury vs. TBA<br />
22. Februar 2014, Cotai Arena at the Venetian Macau in Macau, China<br />
IBF-WM im Leichtgewicht: Miguel Vazquez vs. Denis Shafikov<br />
WBA/IBO-WM im Federgewicht: Simpiwe Vetyeka vs. Akifumi Shimoda<br />
Fliegengewichtskampf: Zou Shiming vs. Yokthong Kokietgym<br />
Super-Fliegengewichtskampf: Rex Tso vs. Mako Matsuyama<br />
1. März 2014, Alamodome in San Antonio, Texas (USA)<br />
WBO-WM im Federgewicht: Orlando Salido vs. Vasyl Lomachenko<br />
Super-Mittelgewichtskampf: Julio Cesar Chavez Jr. vs. Bryan Vera<br />
1. März 2014, SECC in Glasgow, Schottland<br />
WBO-Weltmeisterschaft im Leichtgewicht: Ricky Burns vs. Terence Crawford<br />
8. März 2014, Las Vegas (USA)<br />
Super-Weltergewichtskampf: Canelo Alvarez vs. Alfredo Angulo<br />
Manny Pacquiao freut sich auf den<br />
Rückkampf gegen Timothy Bradley<br />
Pacquiao den Kampf schon einmal<br />
angeboten und wir konnten<br />
uns nicht einigen. Jetzt, zwei<br />
Niederlagen und eine Steueraffäre<br />
später, sagt er plötzlich: ‚Ich<br />
würde alles tun, um den Kampf<br />
möglich zu machen‘.“ In Wirklichkeit<br />
heiße das nichts Anderes<br />
als: „Floyd, <strong>kann</strong>st du mir dabei<br />
helfen, mein Steuerproblem<br />
zu lösen und aus den Schulden<br />
herauszukommen.“<br />
Stevens in 46<br />
Sekunden zum K.o.<br />
n Bryant Jennings (18-0, 10<br />
K.o.s) ist weiter auf Kurs Titelkampf.<br />
Im Duell der ungeschlagenen<br />
Schwergewichtler bezwang<br />
der Amerikaner den Polen Artur<br />
Szpilka (16-1, 12 K.o.s), während<br />
sich sein Landsmann Curtis<br />
Stevens (25-4, 18 K.o.s) nach der<br />
Niederlage im WM-Kampf gegen<br />
Gennady Golovkin mit einem<br />
eindrucksvollen Sieg gegen den<br />
Polen Patrick Majewski (21-2, 12<br />
K.o.s) zurückmeldete. Mittelgewichtler<br />
Stevens benötigte für<br />
seinen Triumph gerade mal 46<br />
Sekunden, dann brach der Ringrichter<br />
nach drei Niederschlägen<br />
den Kampf ab.<br />
Abdusalamov in der Reha<br />
n Der „russische Tyson“ Magomed<br />
Abdusalamov befindet<br />
sich mittlerweile in der Reha.<br />
Der 32-Jährige, der nach seinem<br />
Fight gegen Mike Perez zwei<br />
Monate im Koma gelegen hatte,<br />
konnte nach Weihnachten das<br />
Krankenhaus verlassen, war<br />
aber weder in der Lage zu sprechen,<br />
noch zu laufen. Erst einmal<br />
drei Monate Reha sind nun<br />
geplant, die Kosten von 51.000<br />
US-Dollar pro Monat dafür übernimmt<br />
der russische Promoter<br />
Andrey Ryabinsky.<br />
Wach: Comeback<br />
gegen Barrett<br />
n Mariusz Wach (27-1, 15<br />
K.o.s), der zuletzt bei seiner Niederlage<br />
gegen Wladimir Klitschko<br />
im November 2012 im Ring<br />
gestand hat, weil er danach nach<br />
einer positiven Dopingprobe<br />
(Steroide) ein Jahr gesperrt wurde,<br />
kehrt am 21. Februar in den<br />
Ring zurück. Möglicher Gegner:<br />
der US-Amerikaner Monte Barrett<br />
(42).<br />
Bösel empfiehlt sich<br />
für höhere Aufgaben<br />
n Der ungeschlagene Ex-Junioren-Weltmeister<br />
im Halb-<br />
Schwergewicht Dominic Bösel<br />
empfahl sich auf einer Kampfveranstaltung<br />
im slowakischen<br />
Struova mit einem eindeutigen<br />
und kurzen Auftritt für weitere<br />
Aufgaben, nun im Seniorenbereich.<br />
Gegen den Ungarn Attila<br />
Tibor Nagy (8-12-0 (6)) setzte<br />
sich der 24-Jährige überaus deutlich<br />
durch. Mit diesem Sieg baute<br />
Bösel seine Kampfbilanz auf 14<br />
Siege in 14 Kämpfen aus.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
7
Marco <strong>Huck</strong> nach seinem Meisterstück in de<br />
„Wenn ich fit bin, kan<br />
<strong>keiner</strong> auf der Welt sc<br />
Er will der erste Schwergewichtsweltmeister von T<br />
Maßvoll, geradezu ritterlich<br />
in der Stunde<br />
des großen Triumphs<br />
– so hatte man Marco<br />
<strong>Huck</strong> noch nicht erlebt. Ist der<br />
einstige Haudrauf boxerisch<br />
und menschlich gereift? Es sah<br />
so aus und es hörte sich so an<br />
in der Hanns-Martin-Schleyer<br />
zu Stuttgart. Es war endlich mal<br />
wieder ein Abend, mit dem sich<br />
das deutsche Profiboxen sehen<br />
lassen <strong>kann</strong>. Mit über 10.000<br />
Zuschauern rund um den Ring,<br />
einem verbissenen Duell zwischen<br />
WBO-Weltmeister <strong>Huck</strong><br />
und seinem Herausforderer<br />
Firat Arslan, das keinen Stillstand<br />
<strong>kann</strong>te, mit zwei Athleten,<br />
die Boxen im Akkord praktizierten.<br />
Das war vor allem das<br />
Verdienst des Wahl-Schwaben,<br />
der sich und dem Gegner keine<br />
Verschnaufpausen gönnte, ihn<br />
schier erdrücken wollte, voll auf<br />
Offensive setzte. Das ist sein ureigener<br />
Stil, verschanzt hinter<br />
einer Doppeldeckung.<br />
Doch der 43-Jährige hat seinen<br />
Meister gefunden. Und zwar<br />
nicht erst in jener 76. Sekunde<br />
der sechsten Runde, als Ringrichter<br />
Mickey Vann (England)<br />
Zwei harte Treffer von Marco <strong>Huck</strong> besiegelten in der sechsten Runde die Niederlage von Firat Arslan (am Boden)<br />
Aus<br />
Stuttgart<br />
berichtet<br />
Hans-Joachim<br />
Leyenberg<br />
„Der Kampf geht<br />
in die Geschichte<br />
ein“, meinte Marco<br />
<strong>Huck</strong> (links) im<br />
Überschwang der<br />
Gefühle<br />
Arslan vor dem dritten<br />
Niederschlag bewahrte<br />
und den Fight abbrach.<br />
Der Reflex aus dem<br />
Arslan-Lager: Eine<br />
Sekunde der Unaufmerksamkeit<br />
sei ihrem<br />
Firat zum Verhängnis<br />
geworden, habe jene<br />
Strategie durchkreuzt,<br />
die auf die späteren<br />
Runden setzte, „da<br />
sollte Druck aufgebaut<br />
werden“, wie Arslan-<br />
Intimus Luan Krasniqi<br />
verriet. Wenn Arslan so<br />
eindimensional weitergemacht<br />
hätte wie bis<br />
zum Zeitpunkt des Niederschlags,<br />
konnte man<br />
ihm keine gute Prognose stellen.<br />
<strong>Huck</strong> setzte und variierte seine<br />
Schläge mit einer Präzision, für<br />
die Firat kein Gegenmittel fand.<br />
Der Niederschlag auf den Zetteln<br />
der Punktrichtern: Vier Runden<br />
für <strong>Huck</strong>, eine für Arslan. So<br />
strukturiert, so durchgängig die<br />
Übersicht behaltend, hat man<br />
<strong>Huck</strong> noch nicht erlebt.<br />
„Der Kampf geht in die Geschichte<br />
ein“, sagte der alte und<br />
neue Cruisergewichts-Champion<br />
nach seiner zwölften erfolgreichen<br />
Titelverteidigung im<br />
Überschwang der Gefühle. Das<br />
Dutzend ist also voll. Und jetzt?<br />
Denn ewig lockt das Schwergewicht.<br />
Die an <strong>Huck</strong> gerichtete<br />
Frage nach dem Einstieg in die<br />
8 <strong>BoxSport</strong>
er Höhle des Löwens<br />
n mich<br />
chlagen“<br />
Nach dem Kampf ließ<br />
sich <strong>Huck</strong> feiern<br />
Trainer Wegner werden<br />
Königsklasse beantwortete Ulli<br />
Wegner diplomatisch: „Das wird<br />
das Management entscheiden.“<br />
Doch dann wurde der Trainer<br />
ansatzweise so mutig wie sein<br />
Ziehboxer: „Na klar muss das<br />
unser Ziel sein. Ich hab noch<br />
keinen Weltmeister im Schwergewicht.“<br />
Als hätte <strong>Huck</strong> nur auf<br />
dieses Stichwort gewartet, nahm<br />
er die Vorlage auf und versprach:<br />
„Ich werde Ihr erster Weltmeister<br />
im Schwergewicht.“<br />
Jetzt wird sich zeigen, in welcher Gewichtsklasse die Erfolgsgeschichte von Ulli<br />
Wegner (rechts) und seinem Schützling weitergeht<br />
Mit 29 Jahren hat man halt<br />
noch Träume. Zu recht. Dem mit<br />
Maß und Bedacht geschliffenen<br />
<strong>Huck</strong> ist alles zuzutrauen. Sein<br />
Meisterstück von Stuttgart war<br />
<strong>mehr</strong> als eine Momentaufnahme,<br />
die das Arslan-Team gesehen<br />
haben wollte. Promoter Kalle<br />
Sauerland bescheinigte „dem<br />
würdigen Weltmeister eine ganz<br />
große Zukunft“. Ihn hatten Reaktionen<br />
im weltweiten Netz des<br />
Internets geradezu euphorisiert.<br />
Wie <strong>Huck</strong> nachgesetzt hatte, den<br />
Kampf beendete, „steigert den<br />
Marktwert“. Seine Reifeprüfung<br />
absolvierte <strong>Huck</strong> „in der Höhle<br />
des Löwens“. So empfand er die<br />
Stimmung pro Arslan, ohne sich<br />
beeindrucken zu lassen. Im Gegenteil.<br />
Widerstände beflügeln<br />
<strong>Huck</strong> – das kennt Zuchtmeister<br />
Wegner zur Genüge.<br />
Am Ende blieb Respekt für<br />
Arslan und Bewunderung für<br />
<strong>Huck</strong>. Ein schmerzvoller Stimmungswandel<br />
für jene, die sich<br />
um ihren Firat scharten. Beim<br />
Einzug in die Arena wirkte er<br />
wie ein Kraftpaket, dem Niemand<br />
etwas anhaben <strong>kann</strong>. Ausgerechnet<br />
bei diesem Heimspiel,<br />
in dem er der Gerechtigkeit mit<br />
Verspätung zum Sieg verhelfen<br />
wollte, musste er erstmals in seiner<br />
Karriere zu Boden. „Marco<br />
schlägt hart, er hat verdient<br />
gewonnen“, sagte Arslan, was<br />
Sache war, „es tut mir leid fürs<br />
Team“. Da bekam Ulli Wegner<br />
feuchte Augen und wollte ein<br />
paar Worte loswerden: „So fleißig,<br />
so solide, wie die zusammenhalten,<br />
beispielhaft.“ Ein<br />
Zusammenhalt, wie ihn sich der<br />
Cheftrainer im ungleich größeren<br />
Sauerland-Team ersehnt und<br />
wohl nie erreichen wird. Jetzt<br />
stehen die Planspiele an, wie es<br />
mit dem WBO-<br />
Champion weitergeht.<br />
„Wenn ich<br />
topfit bin, <strong>kann</strong><br />
mich <strong>keiner</strong><br />
auf der Welt<br />
schlagen“, tönte<br />
<strong>Huck</strong>, als die<br />
Uhr bereits die<br />
zweite Stunde<br />
des Sonntags<br />
anzeigte. Neben<br />
ihm hockte ein<br />
von der Größe<br />
des Augenblicks<br />
schier überwältigter,<br />
gerührt<br />
wirkender Wegner.<br />
Was hat<br />
er nicht alles<br />
angestellt, um<br />
diesen <strong>Huck</strong> zu<br />
disziplinieren,<br />
zu korrigieren,<br />
Arslan (rechts) gönnte sich und dem Gegner keine<br />
Verschnaufpausen, wollte <strong>Huck</strong> schier erdrücken<br />
zu veredeln.<br />
Eine ständige<br />
Gratwanderung<br />
mit der notorischen<br />
Gefahr, die Urtugenden<br />
des Wahl-Berliners abzuschleifen.<br />
Es gibt talentiertere Boxer<br />
als ihn – etwa im eigenen Betrieb<br />
den Kubaner Yoan Pablo<br />
Hernandez, aber keinen mit der<br />
Urgewalt und dem Instinkt eines<br />
Marco <strong>Huck</strong>. Er wollte es „allen<br />
meinen Kritikern zeigen“. Seine<br />
schlagkräftigen Argumente sprechen<br />
bis zum nächsten Kampf<br />
für sich. Der steigt am 3. Mai,<br />
„nach einer kurzen, intensiven<br />
Urlaubsphase“, so Sauerland-<br />
Geschäftsführer Christian Meyer.<br />
Schlagfertig, wie <strong>Huck</strong> in<br />
seinen besten Phasen sein <strong>kann</strong>,<br />
fragte er den Chef: „Warum erst<br />
im Mai, so spät?“ Der Mann<br />
<strong>kann</strong> es nicht erwarten, wieder<br />
zuzuschlagen.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
9
Arslan: Das Leben ge<br />
Der 43-Jährige lässt offen, ob er seine<br />
So entschlossen das inneren Kreis seiner Freunde zu nicht weiterzumachen“, hatte zusammensetzen, war vom Arbeitgeber<br />
wie vom Arbeitneh-<br />
Team von Firat Arslan hören bekam: „Verstecken müssen<br />
wir uns nicht.“ Also mar-<br />
Als Promoter könnte er einen mer zu hören. „Das Leben geht<br />
Sauerland „als Mensch“ gesagt.<br />
in den Kampf gezogen<br />
war, so unschlüssig waren<br />
schierte man dann in geschlossener<br />
anderen Standpunkt vertreten: weiter“, suchte und fand Arslan<br />
hinterher alle, die ihm das<br />
Geleit gaben. Gehen wir nach<br />
Hause oder auf die VIP-Party?<br />
Dem schwer gezeichneten Herausforderer<br />
zog es in heimatliche<br />
Gefilde, doch dann zeigte<br />
Formation dorthin, wo<br />
gefeiert wurde. Vielleicht waren<br />
die dort gehörten Komplimente<br />
Balsam für die Wunden eines<br />
Mannes, dem der Ratschlag<br />
von Wilfried Sauerland <strong>mehr</strong><br />
„Mach ruhig weiter!“<br />
Arlans Vertrag mit der Firma<br />
Sauerland Event umfasst<br />
noch drei weitere Kämpfe für<br />
den Wahlschwaben. Aber plant<br />
man künftig tatsächlich noch<br />
eine Floskel, die alles offen lässt.<br />
Er will sich das Duell als Videoaufzeichnung<br />
ansehen, seine<br />
Schlüsse ziehen. Sein Trainer<br />
Dieter Wittmann legt die Zukunftsfrage<br />
in die Fäuste seines<br />
ein Argument Wirkung, das Arslan<br />
zusetzte, als die Niederschläge mit dem 43-Jährigen? Man „Kriegers“: „Das muss Arslan<br />
wieder und wieder aus dem im Ring. „Ich würde ihm raten, werde Abstand gewinnen, sich entscheiden.“ Emotional aufgezusetzte,<br />
Rockröhre Doro sang für Marco<br />
Brisant-Moderatorin<br />
Mareile Höppner mit<br />
Jürgen Brähmer und Felix<br />
Magath (rechts)<br />
Die deutsche Rock-Queen Nummer eins, Doro Pesch,<br />
sang nicht nur die Einlauf-Hymne „Raise Your Fist In The<br />
Air“ für Marco <strong>Huck</strong>, sondern fieberte auch an Ring mit. Dort<br />
gab es ohnehin ein großes Promischaulaufen. Schlagerstar<br />
Matthias Reim oder Sänger Hartmut Engler von Pur ließen<br />
sich den Fight ebenso wenig entgehen, wie der ehemalige<br />
Box-Weltmeister Sven Ottke mit Frau Monic, Fußballtrainer<br />
Felix Magath, Manager Rainer Calmund, Stürmer Vedad Ibisevic,<br />
IBF-Cruisergewichtsweltmeister Yoan Pablo Hernandez,<br />
WBA-Halbschwergewichtsweltmeister Jürgen Brähmer<br />
oder „Mamba No 5“-Sänger Lou Bega mit Freundin Jenieve.<br />
Latin-Pop-Star Lou Bega ließ<br />
Freundin Jenieve kaum aus<br />
den Augen<br />
Sven Ottke und seine Monic nahmen<br />
zwei der VIP-Plätze ein<br />
Yoan Pablo Hernandez hatte seinen Spaß<br />
mit Hartmut Engler (rechts) von Pur<br />
Doro Pesch rockte<br />
die Halle beim<br />
Einmarsch von<br />
Marco <strong>Huck</strong><br />
10 <strong>BoxSport</strong>
eht weiter<br />
e Karriere beendet<br />
laden kritisierte dessen Kumpel<br />
Luan Krasniqi, Berater in allen<br />
Lebenslagen, Sauerland Senior:<br />
„Solche Ratschläge gibt man<br />
nicht öffentlich. Wenn ich als<br />
Mensch etwas zu sagen habe,<br />
dann unter vier Augen.“ Der<br />
Groll des ehemaligen Hauptkämpfers<br />
saß tief: „Erst hat man<br />
uns anderthalb Jahre lang auf<br />
die Revanche warten lassen und<br />
jetzt das. Firat ist körperlich und<br />
psychisch in der Verfassung weiterzumachen.“<br />
Während der Pressekonferenz<br />
hatte Wittmann den Versuch<br />
unternommen, das Sauerland-<br />
Management für eine weitere<br />
Neuauflage des Hits <strong>Huck</strong> gegen<br />
Arslan zu gewinnen: „Es steht<br />
doch erst 1:1“, stellte der Trainer<br />
eine ihm genehme Rechnung<br />
auf. „Wir wollen mal die Kirche<br />
im Dorf lassen“, konterte <strong>Huck</strong>.<br />
Rechtsanwalt Christoph<br />
Schickhardt (rechts)<br />
stand Firat Arslan auch<br />
am Ring zur Seite<br />
Noel Gevor: Auf den<br />
Spuren seines Vaters<br />
Sieg in Runde eins: Price konnte sein Können nicht zeigen<br />
Die Entdeckung des Abends<br />
unter den Rahmenkämpfern<br />
in der Stuttgarter Hanns-<br />
Martin-Schleyer-Halle? Noel<br />
Gevor, der den zuvor in zehn Kämpfen<br />
noch ungeschlagenen Schweizer Loris<br />
Emiliani in der siebten Runde durch<br />
k.o. besiegte. Mit dem 22j-ährigen in<br />
Armenien geborenen Gevor hat der<br />
Boxstall Sauerland einen weiteren Athleten,<br />
der im Cruisergewicht für Furore<br />
sorgen könnte. Der Wahl-Hamburger<br />
trat von Runde zu Runde dominanter<br />
auf, hatte Emiliani bereits in der zweiten<br />
Runde am Boden und lieferte den<br />
entscheidenden Niederschlag mit links<br />
quasi auf Bestellung aus der Ringecke.<br />
Der Ratschlag von Trainer Karsten Röwer<br />
war ihm Befehl. Der Name Gevor<br />
verpflichtet. Noel ist der Adoptivsohn<br />
des einstigen Europameisters Khoren<br />
Gevor. Der Junior ist 20 Zentimeter<br />
größer als der Senior. Auf die Frage,<br />
ob er besser und erfolgreicher werde<br />
als der Senior, antwortete er durchaus<br />
respektvoll: „Ich will nicht vermessen<br />
klingen, ich hoffe es.“ Die Bilanz von<br />
zehn Siegen in zehn Kämpfen <strong>kann</strong><br />
sich sehen lassen.<br />
Die größte Überraschung im Vorprogramm?<br />
Die 1:2-Punktniederlage<br />
von Marcos Nader gegen Emanuele<br />
Blandamura (Italien). Damit ist er Österreicher<br />
seinen EU-Titel im Mittelgewicht<br />
los. Bei der Urteilsverkündung<br />
applaudierte Nader brav. Er musste<br />
letztlich dem Wahnsinnstempo in einem<br />
verbissen geführten Duell Tribut<br />
zollen. Erstaunlicherweise ging Nader<br />
(23) die Puste gegen einen zehn Jahren<br />
älteren Pflichtherausforderer aus. Bis<br />
zur Hälfte der Zwölfrunden-Distanz<br />
konterte Nader geschickt, aber dann<br />
war es so wie schon in der Vergangenheit:<br />
„Ich habe mich in der ersten<br />
Hälfte ausgepowert und nach hinten<br />
raus fehlte mir dann die Spritzigkeit.“<br />
Viel besser machte es Enrico Kölling,<br />
der sich mit seinem Technischen K.o<br />
in Runde drei über Paata Aduashvili<br />
(Georgien) den ersten Gürtel seiner<br />
Karriere sicherte. Das Duell um die<br />
WBO Youth Meisterschaft im Halbschwergewicht<br />
entwickelte sich zum<br />
Spaziergang für den Berliner, der vom<br />
Sparring mit Jürgen Brähmer profitierte.<br />
Aduashvilis Leber war vorab als<br />
Schwachpunkt ausgemacht worden<br />
und wurde zur Zielscheibe Köllings.<br />
Ein großer Name <strong>kann</strong> nicht<br />
zwangsläufig einen großen Kampf abliefern,<br />
wenn es das Format des Gegners<br />
nicht zulässt. Das galt für den englischen<br />
Schwergewichtler David Price,<br />
dessen erste Rechte in der ersten Runde<br />
dem Auftritt von Istvan Ruzsinszky<br />
ein Ende setzte. Erst 48 Stunden zuvor<br />
als Ersatz für Konstantin Airich verpflichtet,<br />
war der Ungar kein Prüfstein<br />
für den Mann aus Liverpool. Dessen<br />
Einmarschmusik indes überzeugte alle<br />
in der Halle: You‘ll never walk alone.<br />
Noel Gevor (links) bescherte Loris<br />
Emiliani die erste Profiniederlage<br />
Istvan Ruzsinszky (links) war kein Prüfstein für David Price<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
11
Jetzt ist er Junioren-Weltmeister<br />
Mit 21 hat man noch<br />
Träume. Der Berliner<br />
Tyron Zeuge will<br />
im Supermittelgewicht<br />
Boxweltmeister werden.<br />
„Bei welchem Weltverband ist<br />
mir egal“, zuckt Tyron mit den<br />
Schultern. In Stuttgart ließ er in<br />
seinem zwölften Profikampf die<br />
Fäuste fliegen. Für den 21-Jährigen<br />
war es richtig großes Kino.<br />
Er bestritt nämlich gegen den<br />
Georgier George Beroshvili nicht<br />
nur einen Kampf um die WBO-<br />
Junioren-WM. Die ARD räumte<br />
ihm zum ersten Mal in seiner<br />
Profilaufbahn eine Live-Übertragung<br />
seines Kampfes ein. „Das<br />
war eine große Ehre für mich“,<br />
gibt Zeuge zu.<br />
Rund dreieinhalb Millionen<br />
sahen Zeuges ersten Titelkampf.<br />
An seinem eindeutigen Punkt-<br />
An dem eindeutigen Sieg von Tyron Zeuge gegen George<br />
Beroshvili (rechts) gab es keinen Zweifel<br />
Großes Kino für Zeuge<br />
Trainer Röwer lobte Tyron nach Schritt ins Rampenlicht<br />
sieg mit dreimal 100:89 gab es<br />
nicht die Spur eines Zweifels.<br />
Bereits in der zweiten Runde<br />
glaubten die 10.000 Zuschauer<br />
an ein schnelles Ende des Duells,<br />
als Beroshvili mit dem Ringbelag<br />
Be<strong>kann</strong>tschaft machte. Doch<br />
der Georgier fing sich, versteckte<br />
sich hinter einer Doppeldeckung<br />
und überstand die zehn Runden.<br />
Trainer Röwer zeigte sich nach<br />
dem Kampf zufrieden: „Tyron<br />
hat seine Sache gut gemacht. Er<br />
hat sich in seinem ersten Kampf<br />
über zehn Runden seine Kräfte<br />
gut eingeteilt. Wenn Tyron noch<br />
ein bisschen fleißiger wird, können<br />
wir noch viel Freude an ihm<br />
haben.“<br />
Die vergangenen eineinhalb<br />
Jahre waren für den Jungprofi<br />
wie eine Riesenradfahrt. Mal<br />
ganz oben und dann wieder<br />
ganz unten. Es waren freudige<br />
und richtig traurige Stunden<br />
im vorigen Jahr, die der Boxer<br />
durchlebte. Im Mai 2012 verunglückte<br />
Zeuges Vater tödlich mit<br />
dem Motorrad. „Da ist plötzlich<br />
um dich herum alles leer, zumal<br />
ich meinem Vater die Boxkarriere<br />
zu verdanken habe. Wenn ich<br />
jemals Weltmeister werden sollte,<br />
werde ich den Titel meinem<br />
Vater widmen, auf den Friedhof<br />
gehen und mich am Grab bedanken“,<br />
hat er sich fest vorgenommen.<br />
Mutter Nanette ist immer<br />
für ihren Sohn da. Auch in Stuttgart<br />
saß sie am Ring. Sie herzte<br />
Tyron nach dem Sieg noch im<br />
Ring und drückte ihn für Freundin<br />
Darja mit, die zu Hause bleiben<br />
mussten, um das Baby zu<br />
betreuen.<br />
Vater Zeuge hatte seinen<br />
Jungen schon mit acht Jahren<br />
zum Boxen in den Berliner Stadtbezirk<br />
Neukölln gebracht. „Um<br />
mir eine richtig gute Boxausbildung<br />
angedeihen zu lassen, fuhr<br />
mich mein Vater mit seinem Taxi<br />
<strong>mehr</strong>mals in der Woche zu Lok<br />
Schönweide und dann bald zu<br />
Eintracht im Berliner Osten, weil<br />
ihm dort die Ausbildung besser<br />
erschien“, erinnert sich der Boxer.<br />
Der Schritt war wohl richtig,<br />
denn Zeuge Junior besuchte<br />
von der siebten bis zur zehnten<br />
Klasse die Sporteliteschule, holte<br />
bei den Junioren-Europameisterschaften<br />
eine Medaille und<br />
wechselte dann zu den Profis.<br />
Seit November ist er Vater. Er<br />
zog deshalb zu seiner Lebensgefährtin<br />
Darja nach Berlin-Marzahn.<br />
„Ich bin jetzt Ossi, aber<br />
das ist gar nicht schlecht. Ich<br />
wohne nur einige Minuten von<br />
unserem Gym entfernt und bin<br />
schnell beim Training“, erzählt<br />
der junge Vater. Er nimmt die<br />
Pflicht ernst. So verrät er: „Ich<br />
habe meinen Mercedes Sport<br />
verkauft. Wir fahren jetzt einen<br />
Mazda. Da passt hinten das Babykörbchen<br />
gut rein.“ Auf die<br />
unruhigen Nächte mit Babygeschrei<br />
hat sich Tyron Zeuge<br />
ebenfalls längst eingestellt. „Dafür<br />
belohnt mich unsere kleine<br />
Anna jeden Tag mit einem<br />
freundlichen Lachen. Das hat<br />
Marion Palatin vom<br />
Faustkämpferverband Austria freut<br />
sich mit dem Junioren-Weltmeister<br />
sie von mir geerbt“, freut er sich<br />
stolz.<br />
In seinen alten Berliner Bezirk<br />
Neukölln kommt er nur<br />
noch selten. „Meine Mutter ist<br />
wie ich auch Ossi geworden und<br />
nach Schönwalde in die Mark<br />
Brandenburg gezogen“, sagt Tyron<br />
Zeuge, der nun den ersten<br />
Meistergürtel tragen darf, aber<br />
schon nach vorn schaut: „Mit<br />
dem Junioren-Titel fange ich an.<br />
Mein Ziel ist jedoch ein richtiger<br />
Weltmeistertitel.“<br />
12 <strong>BoxSport</strong>
Wladimir Klitschkos Fahrplan für 2014<br />
Will 2014 erneut<br />
erfolgreich alles<br />
abräumen:<br />
Wladimir Klitschko<br />
Erst Leapai –<br />
dann Pulev<br />
Zum Schluss will er den WBC-<br />
WM-Titel von Vitali zurückholen<br />
Alex Leapai (links) ist nach seinem Sieg gegen<br />
Denis Boytsov der nächste Pflichtherausforderer<br />
Kubrat Pulev (links), hier gegen Tony<br />
Thompson, bekommt endlich die<br />
Chance, gegen Wladimir zu boxen<br />
Wladimir Klitschko will<br />
auch in diesem Jahr<br />
wieder alle Gegner<br />
auf die Bretter schicken.<br />
Für 2014 stehen definitiv<br />
zwei Pflichtverteidigungen an.<br />
Zunächst muss der 37-Jährige<br />
seinen Schwergewichtstitel nach<br />
WBO-Version gegen Alex Leapai<br />
verteidigen.<br />
„Der Kampf ist für April geplant.<br />
Wir haben zwar noch keinen<br />
Vertrag unterschrieben, aber<br />
bis zu unserer nächsten Pressekonferenz<br />
wird es nicht <strong>mehr</strong> lange<br />
dauern“, sagte Klitschko. Auch<br />
der Kampfort ist noch offen.<br />
Der 34-jährige Leapai hatte<br />
Ende November 2013 überraschend<br />
den Ausscheidungskampf<br />
gegen den Russen Denis Boytsov<br />
gewonnen und wird von der WBO<br />
seitdem als Nummer 1 geführt.<br />
Sein Kampfrekord: 37 Kämpfe,<br />
30 Siege (24 davon durch K.o.), 4<br />
Niederlagen. Der 1,83 Meter große,<br />
auf Samoa geborene Australier<br />
besitzt den asiatisch-pazifischen<br />
und den orientalischen Gürtel der<br />
WBO.<br />
Nach der WBO-WM steht für<br />
Klitschko die Verteidigung des<br />
IBF-Titels auf dem Programm.<br />
Es läuft auf den Bulgaren Kubrat<br />
Pulev hinaus. Pulev ist schon ein<br />
anderes Kaliber als Leapai. Der<br />
32 Jahre alte Linksausleger gewann<br />
all seine 18 Profikämpfe (9<br />
davon durch K.o.), darunter Erfolge<br />
gegen Alexander Dimitrenko,<br />
Alexander Ustinow und Tony<br />
Thompson. Im Anschluss an seinen<br />
Punktsieg gegen Thompson<br />
im August ernannte ihn die IBF<br />
zu Klitschkos Pflichtherausforderer.<br />
Und das nicht zum ersten<br />
Mal. Pulev hat sich schon <strong>mehr</strong>mals<br />
dafür qualifiziert. „Immer<br />
wieder nahm Wladimir Klitschko<br />
andere Gegner oder die Verbände<br />
schoben Boxer dazwischen<br />
und ich musste warten“, ärgert<br />
sich der Schwergewichtler. Im<br />
ganzen Jahr 2013 bekam er nur<br />
zwei Kämpfe. „Das ist zu wenig“,<br />
ist Kubrat sauer. In beiden<br />
Ringvorstellungen siegte er klar.<br />
Gegen Tony Thomson (USA) lag<br />
er am Ende 116:112, 118:110 und<br />
117:111 bei den Punktrichtern<br />
vorn. Im Dezember verprügelte<br />
er dann den Ami Joey Abell<br />
nach allen Regeln der Boxkunst.<br />
Nach fünf Niederschlägen hatte<br />
der Ringrichter ein Einsehen und<br />
nahm den 113 Kilo schweren US-<br />
Boy aus dem Ring.<br />
Trotz der klaren Siege fordert<br />
Pulevs Trainer Otto Ramin <strong>mehr</strong><br />
Kämpfe: „Ich habe bei Kubrat<br />
gespürt, dass ihm die Ringpraxis<br />
fehlt. Wir müssen auf <strong>mehr</strong><br />
Kämpfe pochen.“ Der Bulgare<br />
sieht das nicht anders: „Nach<br />
fast einem ganzen Jahr Pause<br />
habe ich mich gegen Thompson<br />
ziemlich schwer getan, denn<br />
Thompson ist ein guter Mann,<br />
der nur gegen Wladimir Klitschko<br />
verloren hat. Ich habe bei<br />
beiden Kämpfen gemerkt, dass<br />
selbst sehr gutes Training keinen<br />
Kampf ersetzen <strong>kann</strong>.“ Eigentlich<br />
hatte Pulev gehofft, im<br />
Frühjahr Wladimir Klitschko herausfordern<br />
zu können. Doch da<br />
haben ihm die internationalen<br />
Verbände mit Leapai einen Strich<br />
durch die Rechnung gemacht.<br />
Das Klitschko-Management<br />
hat nichts gegen diese Reihenfolge,<br />
denn der etwas dicklich<br />
wirkende Lkw-Fahrer Leapai<br />
dürfte dem WBO-Weltmeister<br />
kaum den Gürtel abnehmen. Pulev<br />
dagegen könnte als ein weit<br />
härterer Gegner im Ring aufmarschieren.<br />
Promotor Kalle Sauerland<br />
jedenfalls ist überzeugt:<br />
„Pulev muss sich in <strong>keiner</strong>lei<br />
Hinsicht vor Wladimir Klitschko<br />
verstecken. Kubrat ist schnell,<br />
dynamisch und besitzt eine erstklassige<br />
Führhand. In diesem<br />
Jahr bekommt Pulev endlich die<br />
Chance, Wladimir zu stürzen.“<br />
Zunächst aber soll der Bulgare<br />
im April einen Kampf erhalten.<br />
„Wer der Gegner sein wird, können<br />
wir noch nicht sagen. Im<br />
Gespräch ist unter anderen der<br />
Engländer Dereck Chisora“, erklärt<br />
Trainer Otto Ramin.<br />
Neben den zwei Pflichtherausforderungen<br />
hat Wladimir<br />
Klitschko indes noch ein weiteres<br />
Ziel. Der Ukrainer möchte den<br />
WBC-Gürtel, den sein Bruder Vitali<br />
aufgrund seiner politischen<br />
Karriere abgegeben hat, zurück<br />
in die Familie holen. „Aktuell<br />
wird erst mal um seinen (Vitalis)<br />
Titel geboxt, Chris Arreola und<br />
Bermane Stiverne machen das<br />
unter sich aus. Und wer weiß,<br />
vielleicht boxe ich dann gegen<br />
den Sieger aus diesem Duell“, so<br />
der Schwergewichts-Weltmeister<br />
weiter. Und dann wäre sie da,<br />
die Chance, als erster Schwergewichts-Boxer<br />
die Titel aller Verbände<br />
zu vereinen.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
13
Fritz Sdunek (links) ist derzeit das<br />
Lachen eher vergangen, er hat Angst<br />
um Vitali Klitschko<br />
Trainer Fritz Sdunek in Sorge u<br />
„Es war wie<br />
Der Box-Weltmeister zwischen Tränengas d<br />
Seine guten Absichten<br />
ersticken im<br />
Feuerlöscherschaum:<br />
Vitali Klitschko<br />
(rechts) unter<br />
Beschuss<br />
Um Gewalt zu verhindern,<br />
steht der Box-Weltmeister<br />
meistens als Vermittler<br />
mittendrin<br />
Nachdem er die Ladung aus einem Feuerlöscher abbekommen hatte, waren<br />
seine „Augen wie verätzt“, ein Demonstrant half Klitschko aus der Menge<br />
14 <strong>BoxSport</strong>
um seinen Freund Vitali Klitschko<br />
im Krieg“<br />
der Polizei und Steinhagel der Demonstranten<br />
Trotz des politischen Engagements<br />
seines Schützlings<br />
Vitali Klitschko hatte<br />
Fritz Sdunek bis zuletzt<br />
gehofft, dass der 42-Jährige doch<br />
noch einmal in den Ring steigt,<br />
um gegen den Kanadier Bermane<br />
Stiverne seine Pflichtverteidigung<br />
des WBC-Gürtels durchzuziehen.<br />
Anfang Dezember geriet der Erfolgscoach<br />
jedoch in Zweifeln. „So,<br />
wie er sich in die politische Sache<br />
reinkniet, sehe ich schwarz. Ich<br />
kenne Vitali genau. Wenn er etwas<br />
anfängt, bringt er es auch mit 100<br />
Prozent zu Ende“, erklärte Sdunek.<br />
Dass sich die „politische Sache“<br />
mittlerweile zu einer Lebensbedrohung<br />
für Vitali Klitschko, der<br />
im August ankündigte, 2015 für<br />
das Präsidentenamt kandidieren<br />
zu wollen, ausgeweitet hat, konnte<br />
zu dem Zeitpunkt niemand ahnen.<br />
Seit dem 21. November laufen die<br />
Proteste in der Ukraine, ausgelöst<br />
durch die überraschende Ankündigung<br />
der ukrainischen Regierung,<br />
das Assoziierungsabkommen mit<br />
der Europäischen Union nicht<br />
unterzeichnen zu wollen. Vitali<br />
Klitschko spielt dabei eine wichtige<br />
Rolle, zusammen mit Oleh Tjahnybok<br />
von der Swoboda-Partei sowie<br />
der Allukrainischen Vereinigung<br />
„Vaterland“ der ehemaligen Ministerpräsidentin<br />
Julia Timoschenko<br />
bildet er als Führer der Oppositionspartei<br />
Udar ein oppositionelles<br />
Dreierbündnis, das den Rücktritt<br />
von Präsident Viktor Janukowitsch<br />
erreichen will.<br />
Die Lage in Kiew wird allerdings<br />
immer brenzliger, zuletzt<br />
hatten Demonstranten, darunter<br />
Randalierer, das Justizministerium<br />
der Hauptstadt der Ukraine<br />
besetzt, von Verhängung des Notstands<br />
war die Rede, was Klitschko<br />
und die Opposition unbedingt<br />
vermeiden wollen, um die Chancen<br />
auf eine politische Lösung des<br />
Machtkampfs aufrechtzuerhalten.<br />
Bei diversen Demonstrationen ist<br />
Verhandlungen mit Präsident Janukowitsch (2. von links) – die Mienen der Oppositionellen um Vitali Klitschko (2. von rechts)<br />
sprechen Bände<br />
es jedoch auch schon zu Ausschreitungen<br />
mit hunderten Verletzten<br />
und mittlerweile auch Toten gekommen.<br />
Vitali Klitschko trägt eine<br />
schusssichere Weste unter seiner<br />
dicken Winterjacke, bekam zudem<br />
schon eine Ladung aus einem Feuerlöscher<br />
ab. „Es war für mich eine<br />
Situation wie im Krieg: Die Polizei<br />
schoss mit Tränengas, von Demonstrantenseite<br />
flogen Steine – und als<br />
ich zu vermitteln versuchte, sprühte<br />
mir ein wütender Demonstrant<br />
mit einem Feuerlöscher direkt ins<br />
Gesicht“, so Klitschko. „Ich bekam<br />
in dem Augenblick kaum noch Luft<br />
und meine Augen waren wie verätzt.<br />
Stundenlang hatte ich vorher<br />
versucht zu vermitteln, Gewalt zu<br />
verhindern.“<br />
Gewalt, Scherbenhaufen,<br />
Verletzte, Tote – deswegen traf<br />
sich Vitali Klitschko nach dem<br />
Feuerlöscherangriff mit Präsident<br />
Janukowitsch, um noch einmal<br />
neu zu verhandeln. Nach weiteren<br />
Ausschreitungen machte Janukowitsch<br />
der Opposition schließlich<br />
das Angebot, führende Regierungsämter<br />
zu<br />
übernehmen.<br />
Der<br />
frühere<br />
Außenminister<br />
Arseni<br />
Jazenjuk<br />
sollte<br />
neuer<br />
Regierungs-<br />
chef und Klitschko dessen Stellvertreter<br />
werden, was Vitali Klitschko<br />
kategorisch ablehnte. „Das war<br />
ein vergiftetes Angebot von Janukowitsch,<br />
um unsere Demonstrationsbewegung<br />
zu spalten. Wir werden<br />
weiter verhandeln und fordern<br />
weiterhin vorzeitige Neuwahlen.<br />
Der Protest der Ukrainer gegen den<br />
korrupten Präsidenten darf nicht<br />
umsonst gewesen sein.“<br />
Da Fritz Sdunek die ganzen<br />
Bilder im Fernsehen zu den Ausschreitungen<br />
und die Berichterstattung<br />
in den Zeitungen aufmerksam<br />
mitverfolgt, versuchte<br />
er Vitali Klitschko tagelang per<br />
Telefon zu erreichen. Er hatte die<br />
Angst, Klitschko könne ins Gefängnis<br />
gesteckt oder das Opfer<br />
körperlicher Gewalt werden. Als<br />
er ihn schließlich erreichte, versicherte<br />
ihm der Ukrainer, dass<br />
sich Sdunek keine Sorgen machen<br />
müsse. „Er sei zwar körperlich<br />
fertig, da er derzeit unter Schlafmangel<br />
leidet, pro Nacht nur rund<br />
drei Stunden schläft, aber er hörte<br />
sich sehr gefestigt und selbstsicher<br />
In eisiger Kälte wird Vitali<br />
Klitschko nicht müde, zu den<br />
Demonstranten zu reden<br />
WSB sagt<br />
Kiew-Reise ab<br />
Die deutsche WSB-Boxstaffel<br />
sollte am 1. Februar in Kiew<br />
gegen die Ukraine antreten,<br />
doch Ulrich Bittner, der WSB-<br />
Chef, sagte die Reise wegen der<br />
Unruhen ab. Da am 8. März der<br />
Rückkampf in Deutschland geplant<br />
ist, schlug er den Ukrainern<br />
vor, den ausgefallenen<br />
Kampf einen Tag später durchzuführen.<br />
Also: beide Kämpfe<br />
in Deutschland.<br />
an“, so Sdunek. Zusätzlich zehrt<br />
die Kälte mit teils Minusgraden im<br />
zweistelligen Bereich an den Kräften<br />
des Schwergewichtlers. „Ohne<br />
die Kondition eines Boxers würde<br />
ich das hier wohl alles nicht aushalten“,<br />
meinte Klitschko.<br />
Dass er die ganze Geschichte<br />
bis zum Ende durchzieht, daran<br />
zweifelt Fritz Sdunek weiterhin<br />
nicht: „Vitali hat sich in den Kopf<br />
gesetzt, den Präsidenten zu stürzen<br />
und vor dem Ziel wird er nicht<br />
zurückweichen.“ Er selbst habe<br />
bisher noch nicht darüber nachgedacht,<br />
Vitali vor Ort zu unterstützen,<br />
wie es derzeit Bruder Wladimir<br />
wieder tut. Vitali Klitschko<br />
wolle auch nicht, dass sich jemand<br />
anderes in Gefahr bringe, so Sdunek.<br />
Nach dem Telefonat war Sdunek<br />
zumindest erst mal beruhigt,<br />
dass es Vitali Klitschko – abgesehen<br />
vom Schlafmangel – einigermaßen<br />
gutgeht. Was sich in Kiew<br />
allerdings noch alles ereignen<br />
wird, werden die nächsten Tage<br />
oder auch Wochen zeigen.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
15
Vor 18 Jahren schrieben sie in zwei heißen Kämpfen deutsche Box<br />
Henry Maske und Graciano Rocchigiani<br />
schrieben 1995 in zwei Ringschlachten<br />
um die Weltmeisterschaft im Halbschwergewicht<br />
deutsche Boxgeschichte,<br />
nun wurden sie 50 Jahre alt. Rocchigiani<br />
am 29. Dezember 2013, Maske am<br />
6. Januar 2014.<br />
Maske ist längst Geschäftsmann und als<br />
Franchisenehmer von zehn McDonald’s-<br />
Restaurants wirtschaftlich überaus erfolgreich,<br />
Graciano Rocchigiani bezog,<br />
bis er vor wenigen Wochen beim Deutschen<br />
Team der World Boxing Series als<br />
Trainer angestellt wurde, Hartz IV, saß<br />
zwischenzeitlich im Gefängnis. Ihre Wege<br />
sind unterschiedlich verlaufen, dennoch<br />
kreuzen sie sich immer wieder. Bei<br />
der Party zum 50. Geburtstag von Maske<br />
im Freizeitpark Rust weilte Rocchigiani<br />
unter den Gästen. In einem gemeinsamen<br />
Interview mit Gunnar Meinhardt<br />
plauderten die beiden über die großen<br />
Kämpfe von 1995 sowie ihr Leben nach<br />
der Karriere. Was die wenigsten wussten:<br />
Graciano Rocchigiani wollte Maske<br />
einst als Trainer verpflichten.<br />
Rocky (links) und der „Gentleman“ lieferten sich 1995 zwei heiße<br />
Schlachten im Ring<br />
Warum Rocky Henry M a<br />
Welche Eigenschaften der eine gerne vom anderen hätte u<br />
• Wer war eigentlich damals,<br />
1995, der bessere Boxer?<br />
Rocchigiani: Ich denke, er<br />
war der deutlich besser ausgebildete<br />
Boxer. Da war ich ja noch<br />
in den Kinderschuhen und eben<br />
nicht professionell.<br />
Maske: Die Frage <strong>kann</strong> man<br />
so nicht beantworten. Wir übten<br />
ja keinen messbaren Sport aus.<br />
Aber eines dazu: Wenn – abgesehen<br />
von einer Ausnahme, die es<br />
ab und zu gibt – jemand aus der<br />
Bundesrepublik gegen jemanden<br />
im Spitzenbereich aus der<br />
DDR eine Chance hatte, dann<br />
hatte der DDR-Sportler etwas<br />
falsch gemacht.<br />
• Freunde sind Sie ja nie<br />
gewesen. Obwohl Sie sich im<br />
Ring so intensiv kennengelernt<br />
haben, wie Sie beide sagen, und<br />
auch sehr harmonisch miteinander<br />
umgehen.<br />
Maske: Dabei geht es um<br />
Extremsituationen, die man gemeinsam<br />
durchlebt hat. Danach<br />
weißt du, wer dir da gegenüber<br />
steht, was er noch auspackt,<br />
was er noch bringen<br />
<strong>kann</strong>. Es<br />
muss nicht<br />
zwingend<br />
der Boxring<br />
sein. Fakt<br />
ist: In zwölf<br />
Runden <strong>kann</strong><br />
es auf Messers<br />
Schneide gehen.<br />
Und gerade wenn<br />
man bei uns den ersten<br />
Kampf sieht: neunte Runde. Da<br />
war ich kaputt, er hat mich umgeschubst,<br />
ich bin umgefallen.<br />
Rocchigiani: Ich war aber<br />
auch kaputt (lacht).<br />
Maske: Weiß ich doch. Ich<br />
war mausetot, ich hatte völlig<br />
überpaced. Und hatte noch<br />
drei Runden am Hacken. Aber<br />
da ziehst du dich nackt aus,<br />
da <strong>kann</strong>st du dich nicht <strong>mehr</strong><br />
verstellen wie im Bewerbungsgespräch.<br />
Aber in Extremsituationen,<br />
die du auch in unserem<br />
Sport erleben <strong>kann</strong>st, da musst<br />
du dich zwangsläufig entblättern.<br />
Und ich werde auch nie<br />
Das Doppel-Interview:<br />
Gunnar Meinhardt<br />
mit Henry Maske und<br />
Graciano Rocchigiani<br />
vergessen, was Du in<br />
der zwölften Runde<br />
zu mir gesagt<br />
hast, Graciano.<br />
Rocchigiani:<br />
Was<br />
denn?<br />
Maske: Na<br />
siehste, haste<br />
vergessen.<br />
• Was war es?<br />
Maske: Hat doch<br />
nicht geklappt.<br />
• Ihnen war klar, dass Sie<br />
doch nicht gewonnen hatten?<br />
Rocchigiani: Ja. Nicht, weil<br />
ich für mein Empfinden verloren<br />
hatte. Aber du merkst ja, wie die<br />
Leute, Sauerland und Co., da<br />
rumlaufen. So etwas spürst du,<br />
oder Henry?<br />
Maske: Natürlich.<br />
• War Ihnen das denn auch<br />
so klar?<br />
Maske: Nein, klar war es<br />
mir nicht. Es war ja definitiv ein<br />
knapper Kampf.<br />
• War die neunte Runde die<br />
Runde des Kampfes?<br />
Maske: Sie war sicherlich eine<br />
ganz entscheidende, weil ich<br />
angezählt wurde.<br />
Rocchigiani: Nein, wurdest<br />
du nicht.<br />
Maske: Ach nee, stimmt.<br />
Aber ich bin vor Schwäche umgefallen.<br />
Und wenn ich aus dem<br />
Kampf etwas Positives mitnehmen<br />
soll, dann das: Hut ab, Maske,<br />
dass du durchgehalten hast.<br />
Rocchigiani: Ja, genau. Ich<br />
dachte auch: Jetzt reicht’s!<br />
• Haben Sie nicht gemerkt,<br />
dass der andere auch mausetot<br />
war und gleich umfällt?<br />
Maske: Ich konnte es ja<br />
nicht <strong>mehr</strong> provozieren. Ich war<br />
ja froh, überhaupt selbst stehenzubleiben.<br />
• Könnten Sie Freunde sein?<br />
Fühlen Sie sich verbunden?<br />
Rocchigiani: Ich denke<br />
schon, ja. Das ist hier zwischen<br />
uns ja nicht gespielt. Wir sind<br />
beide keine Menschen, die sich<br />
verstellen. Wenn er mich für ein<br />
Arschloch halten würde, würde<br />
er mir nicht ‚Guten Tag‘ sagen,<br />
16 <strong>BoxSport</strong>
xgeschichte, jetzt feierten sie gemeinsam den 50. Geburtstag<br />
denke ich. Ich war damals eben<br />
der Buhmann, er der Gentleman.<br />
Für die Werbung war das ja auch<br />
gut, wir haben daran verdient,<br />
zwei schöne Kämpfe gehabt vor<br />
vielen Zuschauern. Dafür <strong>kann</strong><br />
ich ihn ja nicht hassen.<br />
• In den Urlaub sind Sie<br />
aber trotzdem noch nicht zusammen<br />
gefahren.<br />
Maske: Ich denke, es ist<br />
uns beiden klar, dass wir natürlich<br />
andere Typen sind. Ich respektiere<br />
ihn für das, was er als<br />
Mensch im Ring gemacht hat.<br />
Das meine ich wirklich so. Denn<br />
ich habe auch schon Sportler<br />
kennengelernt, die waren tricky.<br />
Ein Tiefschlag aber wäre nicht<br />
Gracianos Ding.<br />
• Wie haben Sie dann Gracianos<br />
Eskapaden über die Jahre<br />
zur Kenntnis genommen? Hatten<br />
Sie so etwas wie Mitleid?<br />
Maske: Wer braucht schon<br />
Mitleid? Ich fand es einfach schade,<br />
dass die andere Seite der Medaille,<br />
die ja nun mal jeder hat,<br />
Zur Geburtstagsparty im Europa Park begrüßte Henry Maske seine beiden ehemaligen<br />
Kontrahenten Rocchigiani (links) und Virgil Hill (rechts)<br />
aske als Trainer wollte<br />
und welche Gemeinsamkeiten sie an sich feststellten<br />
bei ihm so aussieht. Dass er so<br />
schwach war und seine Stärken<br />
nicht optimal und dauerhaft einsetzen<br />
konnte. Ich <strong>kann</strong> es mir<br />
wirklich vorstellen, dass es bei<br />
Dir Situationen gab, auf die du<br />
einfach keine Lust <strong>mehr</strong> hattest,<br />
lieber die leichte Alternative<br />
Nach dem zweiten<br />
Aufeinandertreffen<br />
freute sich Maske<br />
(rechts) über<br />
seinen erneuten<br />
Sieg<br />
nahmst und sagtest: Ich breche<br />
jetzt hier aus.<br />
Rocchigiani: Ja, das<br />
stimmt.<br />
• Graciano, gab es bei Ihnen<br />
auch Situationen, wo Sie<br />
gesagt haben: Ach, der Maske,<br />
dieser aalglatte, politisch korrekte<br />
Langweiler. Der<br />
soll sich mal gerade<br />
machen.<br />
Rocchigiani: Ja,<br />
es gab natürlich Situationen,<br />
wo ich ihn<br />
in Interviews gesehen<br />
habe und das nicht<br />
unbedingt prickelnd<br />
fand. Aber er ist ja<br />
auch ein ganz anderer<br />
Typ. Er macht es ja im<br />
Prinzip richtig. Er hat<br />
ja nicht umsonst so eine<br />
Firma.<br />
• Würden Sie<br />
Ihr Leben gegen das<br />
von Henry eintauschen?<br />
Rocchigiani:<br />
Nein, er lebt ein ganz<br />
anderes Leben, schon von Geburt<br />
an. Er hat nach seiner<br />
Boxkarriere viel auf die Beine<br />
gestellt. Er ist ein viel zielstrebigerer,<br />
sachlicherer Typ, ein Karriererist.<br />
Das ist okay. Fakt ist:<br />
Er ist ein Kämpfer, ich bin ein<br />
Kämpfer. Und ich werde immer<br />
ein Kämpfer bleiben. Ich gebe<br />
nicht auf. Auch wenn es Phasen<br />
gibt, wo es so ausschaut. Das<br />
ist ein Fehler, den ich habe. Ich<br />
versuche immer wieder auf die<br />
Beine zu kommen. Dass es ihm<br />
finanziell besser geht, ist klar,<br />
aber das ist nicht alles. Ich bin<br />
trotzdem einigermaßen zufrieden<br />
mit meinem Leben. Klar<br />
<strong>kann</strong> ich sagen, dies und das<br />
bereue ich, aber das mache ich<br />
nicht, weil es nichts bringt. Ich<br />
habe ein schönes Leben gehabt.<br />
Ich bin doch ein Glücksmensch,<br />
Wenn ich jetzt abkratzen würde,<br />
könnte ich sagen, ich habe<br />
turbulente 50 Jahre gelebt. Wer<br />
<strong>kann</strong> das schon von sich sagen?<br />
• Gibt es eine Eigenschaft,<br />
die Sie gern von ihm hätten?<br />
Rocchigiani: (überlegt lange):<br />
Klar, in vielen Situationen<br />
wäre, was das Trinken und Feiern<br />
betrifft, <strong>mehr</strong> Disziplin sinnvoll<br />
gewesen.<br />
• Und andersrum?<br />
Maske: Unsere Schnittmenge<br />
haben wir. Und um die Dinge,<br />
die ihm im Wege stehen, muss<br />
man nicht buhlen. Als Boxer<br />
musst du dich zwingenderweise<br />
selbst kennenlernen, um zu<br />
wissen, welche Stärken, welche<br />
Schwächen du hast. Mit den<br />
Stärken musst du hausieren gehen,<br />
die Schwächen musst du<br />
kaschieren. Du musst mit dir<br />
ein stückweit grün sein. Da lernt<br />
man auch seine Schwächen zu<br />
akzeptieren. Gracianos positiven<br />
Eigenschaften sind höchst<br />
anspruchsvoll. Das sind Dinge,<br />
die ich an ihm mag.<br />
• Trotzdem sind Sie sich seit<br />
Ihrem Kampf am 14. Oktober<br />
1995 immer aus dem Wege gegangen.<br />
Rocchigiani: Das stimmt so<br />
nicht. Es gab da mal eine Situa-<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
17
Henry und Rocky: Geheimtreff am Kölner Flughafen<br />
tion in der Max-Schmeling-Halle<br />
in Berlin, als Du mich gefragt<br />
hast, ob ich Hilfe brauche.<br />
• Was?<br />
Rocchigiani: Ja, das hat er<br />
getan. Seitdem sehe ich ihn noch<br />
ganz anders.<br />
• Wann war das?<br />
Rocchigiani: Das war kurz<br />
bevor ich in den Knast musste<br />
und finanziell abgebrannt war.<br />
Das war beim WM-Kampf zwischen<br />
Walujew und Ruiz 2005.<br />
Da kam er zu mir und fragte<br />
mich, ob ich Hilfe brauche. Ich<br />
habe aber gesagt, nee, brauche<br />
ich nicht. Ich fand das stark, das<br />
macht nicht jeder.<br />
• Erzählen Sie mal, Henry.<br />
Maske: Nein, ist schon gut,<br />
es ist unwichtig. So nah, wie wir<br />
uns heute in diesem Gespräch<br />
sind, waren wir uns noch nie.<br />
Rocchigiani: Stimmt.<br />
Maske: Es gab nie eine Situation,<br />
die es auf die Ebene<br />
von heute brachte. Es gab aber<br />
eine ganz andere Situation, ich<br />
glaube vor Deinem Kampf gegen<br />
Thomas Ulrich. Da verabredeten<br />
wir uns am Flughafen. Kannst<br />
Du Dich erinnern?<br />
Rocchigiani: Nein.<br />
Maske: Hast Du das vergessen?<br />
Rocchigiani: Was war denn<br />
da?<br />
Maske: Hast Du mich nicht<br />
gefragt, ob ich Dich trainieren<br />
soll?<br />
Rocchigiani: Ja, na klar.<br />
• Sie baten ihn, Sie zu trainieren?<br />
Rocchigiani: Ja. Wir machten<br />
einen Termin und trafen uns<br />
am Kölner Flughafen. Das war<br />
im Frühjahr 2003 vor meinem<br />
letzten Kampf. Ich wollte ihn<br />
bitten, mich zu trainieren.<br />
• Wie sind Sie darauf gekommen?<br />
Rocchigiani: Ich wusste,<br />
es wird schwer. Ich sah damals<br />
so aus wie jetzt, wog über 90<br />
Kilo. Ich wusste, ich brauche<br />
einen, bei dem Disziplin immer<br />
an oberster Stelle stand, nicht<br />
nur als Sportler. Vor ihm hätte<br />
ich auch Respekt gehabt, wenn<br />
er mir etwas gesagt hätte. Und<br />
es ist ja schwer, wenn du mit 39<br />
Jahren noch einen letzten Kampf<br />
machen willst. Da brauchst du<br />
einen, auf den du hörst.<br />
• Und wie haben Sie reagiert,<br />
Henry?<br />
Maske: Ich hatte unterschiedliche<br />
Gefühle. Klar, <strong>kann</strong>st<br />
du sagen, der sieht dich so, wie<br />
du dich selber sehen würdest.<br />
Dann würde ich auch zu mir<br />
kommen und fragen: Würdest<br />
du mich trainieren, ich vertraue<br />
dir. Dass Graciano so weit geht,<br />
ist nicht selbstverständlich, hat<br />
mich aber sehr gefreut. Gleichzeitig<br />
fragte ich mich: Wie soll<br />
es möglich sein? Überschätze<br />
ich mich nicht dabei? Ich hatte<br />
die Erfahrung noch nie gemacht,<br />
jemandem zu sagen, wie er was<br />
trainieren soll. Das Ganze muss<br />
auch eine Planbarkeit, eine<br />
Sachlichkeit haben und inhaltlich<br />
fundiert sein. Dass ich ihn<br />
boxerisch korrigieren, auf einen<br />
Gegner einstellen und Sicherheit<br />
vermitteln <strong>kann</strong>, daran<br />
hatte ich keine Zweifel. Aber<br />
mit jemandem acht, neun Wochen<br />
lang einen systematischen<br />
Leistungsaufbau zu betreiben,<br />
ist verdammt schwer. So etwas<br />
mit einer Hausnummer wie Graciano<br />
durchzuziehen, ist doch<br />
etwas anderes als würde ich das<br />
mit einem „Turnschuhboxer“<br />
machen. Hinzu kam die Ungewissheit:<br />
Was geschieht in Extremsituationen,<br />
die zwangsläufig<br />
kommen. Wenn es eng wird<br />
im Training, wo er die Schnauze<br />
mal voll hat und vielleicht sagt:<br />
„Ich will nicht <strong>mehr</strong>.“ Hat er<br />
dann noch immer die Motivation,<br />
die er anfangs besaß? Das<br />
Gefühl, das Bewusstsein, die Position?<br />
Was ist dann?<br />
• Sie meinen Rocchigianis<br />
Unberechenbarkeit?<br />
Maske: Genau. Ich hatte<br />
auch nicht die Zeit dafür. Ich besaß<br />
ja schon ein kompaktes Unternehmen.<br />
Insofern war meine<br />
Entscheidung, es nicht zu machen,<br />
von vielen Fragezeichen<br />
begleitet, bei denen ich nicht die<br />
Chance sah, im Vorfeld die notwendigen<br />
Antworten zu bekommen.<br />
Das Brett war für mich eher<br />
dünner als dicker.<br />
• Waren Sie enttäuscht?<br />
Rocchigiani: Klar war ich<br />
das. Ich dachte, wenn er einen<br />
Termin mit mir macht und extra<br />
nach Köln kommt, stehen die<br />
Zwei Cowboys unter sich: Maske und Rocchigiani (rechts) bei der Westernparty zu<br />
Maskes Geburtstag<br />
Chancen ganz gut. Aber er hatte<br />
eben seine Gründe. Ich habe<br />
das überhaupt nicht persönlich<br />
genommen.<br />
• Henry, waren Sie enttäuscht,<br />
dass er Ihr Hilfsangebot<br />
2005 ausgeschlagen hat?<br />
Maske: Er hat nicht gesagt,<br />
dass er sich nicht helfen lassen<br />
will, sondern, dass er es allein<br />
schafft. Er hat es nicht abgelehnt.<br />
• Gehen Sie eigentlich zur<br />
Vorsorgeuntersuchung? Ein<br />
Mann um die 50 sollte das regelmäßig<br />
tun.<br />
(Maske greift nach seinem<br />
Handy und zeigt seinen elektronischen<br />
Terminkalender mit dem<br />
Eintrag „Darmspiegelung“)<br />
Maske: Seit August steht<br />
das hier drin. Aber noch habe<br />
ich keinen Termin gemacht.<br />
Anfang des Jahres tue ich das<br />
definitiv. Wir werden ja nicht<br />
knackiger.<br />
Rocchigiani: Ich habe erst<br />
vor kurzem Blut abnehmen lassen<br />
und war beim Herzspezialisten.<br />
Alles war gut, auch die<br />
Leberwerte (lacht).<br />
• Was verändert sich für Sie<br />
jetzt mit 50? Für so manch einen<br />
ist das ja eine ganz schlimme<br />
Zahl.<br />
Rocchigiani: Ich mache mir<br />
darüber keinen Kopf. Wenn ich<br />
mich wohlfühle, ist es doch alles<br />
okay. Ich hoffe, dass ich und<br />
die, die mir wichtig sind, gesund<br />
bleiben und es mit meiner Arbeit<br />
läuft.<br />
Maske: Wer wird schon<br />
gern älter? Ich glaube, das ist<br />
niemandem egal. Aber es ist so.<br />
Es hängt doch von jedem einzelnen<br />
ab, wie er damit umgeht.<br />
Graciano und ich nehmen es<br />
so, wie es ist, und machen das<br />
Beste daraus, ohne zu stöhnen<br />
und Trübsal zu blasen. Ich habe<br />
keine Probleme mit der 50.<br />
• Was wünschen Sie sich für<br />
die nächsten 50 Jahre?<br />
Maske: Wenn’s noch mal<br />
50 werden, möchte ich mir viel<br />
<strong>mehr</strong> Freiräume für meine Frau<br />
nehmen. In den letzten Jahren<br />
habe ich viel <strong>mehr</strong> Arbeitszeit<br />
als Freizeit verlebt. Das möchte<br />
ich gern umdrehen.<br />
Rocchigiani: Wer weiß, wie<br />
alt ich werde. Gesundheit steht<br />
an erster Stelle. Ich hoffe, dass<br />
die World Boxing Series Zukunft<br />
hat, für die ich jetzt als Trainer<br />
arbeite. Das wäre für den gesamten<br />
deutschen Boxsport gut.<br />
• War es eine Frage der Ehre,<br />
dass Sie dem Treffen beide<br />
zugestimmt haben?<br />
Maske: Es ist überhaupt<br />
keine Frage der Ehre, sondern<br />
der Freude, das sage ich ganz<br />
offen.<br />
Rocchigiani: Für mich<br />
auch.<br />
Maske: Ohne Frage, für viele<br />
ist die Konstellation, so wie<br />
wir heute zusammensitzen,<br />
schwer vorstellbar. Und es ist<br />
auch für uns vor Jahren schwer<br />
vorstellbar gewesen. Wenn sich<br />
unsere Wege aber mal kreuzten,<br />
haben wir sehr wohl gespürt,<br />
wie der andere fühlt. Da gibt es<br />
eine Ebene, auf der wir uns beide<br />
sehr wohl fühlen.<br />
Rocchigiani: Eine gewisse<br />
Sympathie ist vorhanden, ganz<br />
einfach.<br />
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Netzer: „Henry ist ein Gig<br />
Waldemar Hartmann (r.) interviewte<br />
Maske und Virgil Hill (l.)<br />
Ulli Wegner (r.), Yoan<br />
Pablo Hernandez (l.)<br />
und Henry Maske<br />
fühlten sich als<br />
Cowboys sichtlich wohl<br />
Virgil Hill (mitte) von<br />
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verwehren, da hat auch<br />
Fritz Sdunek (rundes<br />
Bild) großen Spaß<br />
20 <strong>BoxSport</strong>
n-Boxer eine rauschende Geburtstagsparty<br />
Als Gentleman in einem<br />
eleganten Abendanzug<br />
empfing er seine<br />
Gäste zu einer rauschenden<br />
Party – ein Gala-Dinner<br />
garniert mit einem fantastischen<br />
Showprogramm. Am nächsten<br />
Morgen fing dann Henry Maske<br />
mit einem Lasso seine Gäste<br />
wieder ein – als Cowboy zu einem<br />
zünftigen Westernbrunch,<br />
bei dem alle Gäste im Westernlook<br />
erschienen. Rund 300<br />
Freunde und Weggefährten hatte<br />
der nach Max Schmeling wohl<br />
populärste deutsche Boxer aller<br />
Zeiten zu seinem 50. Geburtstag<br />
in den Ferienpark Rust gelockt.<br />
Dabei auch die Fußballlegende<br />
Günter Netzer mit seiner Frau<br />
Elvira, der den Box-Champion<br />
mit den Worten huldigte: „Er ist<br />
ein Gigant unter den deutschen<br />
Sportlern.“ Ulli Wegner, der Startrainer<br />
unter den deutschen Boxern,<br />
ergänzte: „Henry hat nach<br />
der Wende das deutsche Boxen<br />
Zusammen mit seiner Frau Manuela<br />
aus der Schmuddelecke geholt.“<br />
rockte der Gentleman die Showbühne<br />
ant des deutschen Sports“<br />
Drei Jahre war er Weltmeister<br />
im Halbschwergewicht, seine<br />
TV-Quoten waren gigantisch<br />
und in den VIP-Räumen waren<br />
damals <strong>mehr</strong> Gäste als heute Besucher<br />
bei so mancher Amateurveranstaltung.<br />
Aus Kalifornien<br />
war Virgil Hill eingeflogen, der<br />
Mann, der Maske 1996 die einzige<br />
Niederlage in seiner Profikarriere<br />
beibrachte. Dies korrigierte<br />
allerdings „Sir Henry“ zehn Jahre<br />
später, als ihm mit 43 Jahren<br />
ein sensationelles Comeback<br />
und die Revanche gegen Hill gelangen.<br />
Dabei im Europa Parka auch<br />
Graciano Rocchigiani, der sich<br />
1995 mit Maske zwei unvergessliche<br />
Ringschlachten lieferte.<br />
Weitere Gäste aus der Box-Szene:<br />
Neben Ulli Wegner waren<br />
die Trainerkollegen Fritz Sdunek<br />
und Karsten Röwer gekommen.<br />
Dabei auch Promoter Kalle Sauerland,<br />
der seinen Vater Wilfried<br />
vertrat, der aus geschäftlichen<br />
Gründen in seiner Heimatstadt<br />
Kapstadt festgehalten wurde.<br />
Wilfried Sauerland war es,<br />
der Maske als Manager und<br />
Promoter durch seine Profikarriere<br />
begleitete. Ebenfalls in all<br />
den Jahren an seiner Seite war<br />
Trainer Manfred Wolke. Auch er<br />
konnte nicht kommen, die Ärzte<br />
hatten den Box-Professor wegen<br />
Herzproblemen von der Reise<br />
nach Rust abgeraten. Axel Schulz,<br />
Maskes Mitstreiter im Wolke-Stall<br />
in den 80er Jahren, sagte ab, weil<br />
seine Tochter am gleichen Tag Geburtstag<br />
hatte.<br />
Dafür war aber eine Abordnung<br />
aus dem Max Schmeling-<br />
Film gekommen, in dem Henry<br />
Maske die Hauptrolle spielte. An<br />
der Spitze Box-Weltmeister Yoan<br />
Pablo Hernandez, der Joe Louis<br />
mimte, sowie Susanne Wüst alias<br />
Anny Ondra und Arved Birnbaum,<br />
Can-Can-Revue-<br />
Tänzerinnen dürfen bei<br />
einer guten Westernshow<br />
natürlich nicht fehlen<br />
bei dem Maske Schauspielunterricht<br />
genommen hatte. Am Tisch<br />
der Schauspieler wurden noch gesehen<br />
die Star-Entertainerin des<br />
DDR-Fernsehens, Dagmar Frederic,<br />
sowie Radsport-Legende Rudi<br />
Altig. Von der ARD waren u.a. gekommen<br />
die Moderatorin Mareile<br />
Höppner, Alexander Bommes,<br />
Moderator des Sportschau-Clubs,<br />
sowie sein Vorgänger Waldemar<br />
Hartmann. RTL war u.a. mit Ex-<br />
Chefredakteur Hans Mahr mit<br />
Ehefrau Katja Burkard sowie dem<br />
RTL aktuell-Moderator Andreas<br />
von Thien vertreten.<br />
Hans Reski<br />
Komm hol‘ das Lasso<br />
raus… Henry Maske ist<br />
voll und ganz in seinem<br />
Element<br />
Andreas<br />
Thien<br />
will doch<br />
nur spielen<br />
– der<br />
Revolver<br />
hat nur<br />
Platzpatronen<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
21
Ans Ende seiner Boxkarriere<br />
denkt Yoan<br />
Pablo Hernandez<br />
nicht. Warum auch?<br />
Schließlich ist der Kubaner mit<br />
dem deutschen Pass erst 29 Jahre<br />
alt. Fünf, sechs Jahre wolle er<br />
schon noch boxen, sagt der IBF-<br />
Weltmeister im Cruisergewicht.<br />
Aber Hernandez hat immerhin<br />
schon eine klare Wunschvorstellung<br />
von einer Karriere nach<br />
der Karriere. „Ich möchte Filmschauspieler<br />
werden“, verriet<br />
er auf der opulenten Party zu<br />
Henry Maskes 50. Geburtstag im<br />
Europa Park im südbadischen<br />
Rust.<br />
Irgendwie beim Cocktail-<br />
Empfang im Hotel „Bell Rock“<br />
kamen wir auf den Film „Max<br />
Schmeling“ und die Dreharbeiten<br />
im Juni 2009 in Zagreb zu<br />
sprechen. „Das hat mir solchen<br />
Spaß gemacht, dass ich seitdem<br />
daran denke, einmal Schauspieler<br />
zu werden, wenn ich nicht<br />
Den Schlafzimmerblick<br />
manch eines<br />
Leinwandhelden hat<br />
Yoan Pablo Hernandez<br />
bereits drauf, vielleicht<br />
schafft er es nach<br />
seiner Box-Karriere<br />
noch mal als Cowboy in<br />
einen Westernstreifen<br />
Im Max-Schmeling-Film besprechen Henry Maske alias Max Schmeling (rechts)<br />
und Hernandez alias Joe Louis die Szene, in der Louis k.o. geht (Bild oben). Die<br />
österreichische Schauspielerin Susanne Wüst, die Anny Ondra spielte (Bild unten),<br />
attestierte Hernandez das meiste Schauspieltalent der Boxer. Zusammen mit Arved<br />
Birnbaum (rechts im Bild), der den Reichssportminister Hans von Tschammer und<br />
Osten spielte und Maske nebenher noch Schauspielunterricht gab, war sie Gast auf<br />
Maskes Geburtstagsparty und hatte auch dort viel Spaß<br />
Seit er im Max Schmeling-Film den legendären J<br />
Hernandez tr<br />
von Karriere<br />
Film-Schausp<br />
Am 8. März verteidigt er seinen WM-Titel gegen st<br />
<strong>mehr</strong> Boxer bin“, sagte Hernandez<br />
mit seinem gewinnenden Lächeln.<br />
Henry Maske spielte Max<br />
Schmeling, Yoan Pablo Hernandez<br />
mimte Joe Louis. Das Kuriose<br />
an den Kampfszenen: Die<br />
beiden Rechtsausleger mussten<br />
sich auf die Normalauslage der<br />
Legenden umstellen.<br />
Das ganze Drumherum, das<br />
Flair bei den Aufnahmen, die<br />
Hollywood-Atmosphäre, die<br />
Berufsschauspieler haben den<br />
Laiendarsteller begeistert. Der<br />
Traum von der Filmkarriere geht<br />
ihm seitdem nicht <strong>mehr</strong> aus dem<br />
Kopf. Die Dreharbeiten für den<br />
ersten der beiden Louis-Kämpfe<br />
dauerten geschlagene zwölf<br />
Stunden. Nach dem K.o.-Schlag<br />
Schmelings, der als „What a<br />
right hand!“ in die Geschichte<br />
einging, musste Hernandez<br />
<strong>mehr</strong>mals minutiös den genauen<br />
Bewegungsablauf des Zubodensackens<br />
in der zwölften Runde<br />
vom Treffer bis zum „Out“ und<br />
der korrekten Bauchlage am Boden<br />
wiederholen. Erst dann war<br />
Regisseur Uwe Boll endlich zufrieden.<br />
Nun sind es nicht Kampfund<br />
die beiden K.o.-Szenen<br />
(Louis gewann die Revanche<br />
be<strong>kann</strong>tlich in der ersten Runde),<br />
die etwas über Hernandez‘<br />
schauspielerisches Talent<br />
aussagen könnten. Es ist die<br />
kurze und einzige Begegnung<br />
zwischen den beiden im Waschund<br />
Toiletten-Trakt vor dem<br />
ersten Kampf, in der Hernandez<br />
sein natürliches Mienenspiel<br />
zeigen <strong>kann</strong>. Cool wie Denzel<br />
Washington ließ Hernandez<br />
alias Louis im Dialog Maske als<br />
Schmeling wissen, dass er ihn<br />
schon in der ersten Runde k.o.<br />
22 <strong>BoxSport</strong>
Joe Louis gespielt hat<br />
räumt<br />
als<br />
pieler<br />
starken Polen Kolodziej<br />
schlagen werde. „Pablo war an<br />
den Drehtagen von allen Boxern<br />
der lockerste und talentierteste<br />
Schauspieler“, hatte die Wiener<br />
Hauptdarstellerin Susanne Wüst<br />
alias Anny Ondra beobachtet.<br />
Hernandez war in Zagreb<br />
nicht nur von Laien aus der Boxszene<br />
umgeben, sondern vor allem<br />
von Profis aus der Film- und<br />
Fernseh-Branche. Darunter Heino<br />
Ferch, der mit Schiebermütze<br />
großartig in die Rolle als Schmelings<br />
umtriebiger Trainer Max<br />
Machon schlüpfte. Der Zufall<br />
wollte es, dass am Montag nach<br />
der Maske-Party besagter Ferch<br />
in der neuen Folge der ZDF-Serie<br />
„Spuren des Bösen“ unter dem<br />
Titel „Zauberberg“ als Kriminalpsychologe<br />
die Hauptrolle spielte.<br />
„Leider habe ich die Sendung<br />
verpasst“, sagte Hernandez auf<br />
Rückfrage. „Ich hätte Heino gerne<br />
bewundert.“<br />
Man <strong>kann</strong> sich diesen Yoan<br />
Pablo Hernandez dereinst<br />
durchaus als ersten schwarzen<br />
Tatort-Kommissar vorstellen.<br />
Der Boxer strahlt Charme, Tatkraft<br />
und Natürlichkeit aus,<br />
kommt mit einer stattlichen Figur<br />
von 1,93 Metern und mit der<br />
Hautfarbe eines Muhammad<br />
Ali und Barack Obama daher.<br />
„Wenn ich eines Tages nicht<br />
<strong>mehr</strong> in die Trainingshalle gehe,<br />
werde ich Schauspielunterricht<br />
nehmen“, hat sich der Noch-<br />
Boxer vorgenommen. Jetzt<br />
schon nebenher eine Theater-<br />
Schule besuchen, würde die<br />
Konzentration auf das Boxen<br />
stören. Hernandez (29 Kämpfe,<br />
28 Siege) macht keine halben<br />
Sachen. Zur Zeit ist er voll auf<br />
den 8. März fokussiert, auf die<br />
erste freiwillige Titelverteidi-<br />
In 33 Kämpfen ungeschlagen…<br />
… kommt der polnische Cruisergewichtler Pawel Kolodziej im März in die Berliner Max Schmeling Halle, um Hernandez den Titel<br />
abzunehmen. 18 K.o.-Siege gelangen dem 29 Jahre alten Weltranglisten-Zweiten der IBF bisher als Profi, in Deutschland tritt<br />
er nun zum sechsten Mal an – einen WM-Kampf bestreitet er indes zum ersten Mal in seiner Karriere<br />
Ehefrau Sally<br />
(links) rät ihrem<br />
Mann, den<br />
Kontakt zu den<br />
Schauspielern<br />
und ehemaligen<br />
Kollegen aus dem<br />
Max Schmeling-<br />
Film zu halten<br />
gung gegen den unbesiegten<br />
Polen Pawel Kolodziej in der<br />
Berliner Max-Schmeling-Halle.<br />
So gesehen, begegnet Hernandez,<br />
diesmal als er selbst, der<br />
Ikone symbolisch wieder. Die<br />
Realität im Ring: Kolodziej (33)<br />
hat alle 33 Kämpfe gewonnen,<br />
davon gut ein halbes Dutzend<br />
in Deutschland, misst ebenfalls<br />
1,93 Meter und besitzt als<br />
Weltranglisten-Zweiter der IBF<br />
– die Nummer eins ist unbesetzt<br />
– eigentlich den Status eines<br />
Pflichtherausforderers, wie zuletzt<br />
Alexander Alekseev (K.o.<br />
10. Runde), Troy Ross (Punktsieg)<br />
und Steve Cunningham<br />
(Punktsieg).<br />
Auch wenn sich alles nur<br />
ums Boxen dreht: „Schatz, pflege<br />
die Kontakte zu den Schauspielern“,<br />
rät Sally Hernandez ihrem<br />
Mann. Die Eheleute können sich<br />
übrigens nicht in ihrer Muttersprache<br />
unterhalten. Sie stammt<br />
aus dem frankofonen Kamerun<br />
und spricht kein Spanisch, der<br />
gebürtige Kubaner, der 2005<br />
nach dem Chemie-Pokal in Halle<br />
nicht <strong>mehr</strong> in seine Heimat Pinar<br />
del Rio zurückgekehrt war, <strong>kann</strong><br />
kein Französisch. Das Ehepaar<br />
verständigt sich ein bisschen auf<br />
Englisch, aber immer <strong>mehr</strong> auf<br />
Deutsch. Die beiden Kinder sind<br />
zu beneiden. Sohn und Tochter<br />
wachsen viersprachig auf.<br />
Kontakte zu wem? Zu Heino<br />
Ferch (50) und zu Til Schweiger<br />
(50), der vor Maske schon Schmeling<br />
in dem Film „Max&Joe“<br />
spielte. Schweiger, der Hamburger<br />
Tatort-Kommissar Nick<br />
Tschiller, ist Boxfan und dürfte<br />
am 8. März am Ring sitzen, hat er<br />
doch in seiner Jugend selbst als<br />
Amateur geboxt. Wie übrigens<br />
auch Jean-Paul Belmondo (80),<br />
der zwischen 1949 und 1952 in<br />
sechs Kämpfen (fünf K.o.-Siege)<br />
unbesiegt blieb, ehe ihm als<br />
Schauspieler in Jean-Luc Godards<br />
Schwarz-Weiß-Klassiker<br />
„Außer Atem“ der Durchbruch<br />
zum Filmstar gelang.<br />
So mancher Boxchampion<br />
wurde wegen seiner aktuellen<br />
Berühmtheit schon mal für einen<br />
Film engagiert. Für Max Schmeling<br />
– in der Hauptrolle – wurde<br />
sogar eigens „Liebe im Ring“ gedreht,<br />
mit dem legendären Lied<br />
„Das Herz eines Boxers“. Gustav<br />
„Bubi“ Scholz mimte während<br />
der James-Dean-Welle als amtierender<br />
Europameister 1960<br />
einen Lederjacken-Typen an der<br />
Seite von Klaus Löwitsch, Chris<br />
Howland, Renate Ewert und Vivi<br />
Bach. Filmtitel: „Geh‘n Sie nicht<br />
allein nach Hause“.<br />
Aus kleinen Boxern sind große<br />
Film- und Fernsehstars geworden,<br />
aus berühmten Boxern indes<br />
keine bewunderten Schauspieler.<br />
Trendwende anno 2020? Yoan Pablo<br />
Hernandez träumt jedenfalls<br />
davon, als erster Boxweltmeister<br />
auch bei Film und Fernsehen Karriere<br />
zu machen. H. Scherzer<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
23
Stieglitz vs. Abraham,<br />
dritter Akt<br />
1:1 steht es nach den<br />
beiden bisherigen Duellen, nun<br />
steigt am 1. März in Magdeburg der dritte WM-<br />
Kampf im Super-Mittelgewicht zwischen dem WBO-Weltmeister<br />
Robert Stieglitz und Pflichtherausforderer Arthur<br />
Abraham. <strong>BoxSport</strong> besuchte Stieglitz ein paar Wochen vor<br />
dem Fight im SES-Gym.<br />
WM-Kämpfe<br />
von Ronert<br />
und Hammer<br />
Mit den WM-Duellen der Doppelweltmeisterin<br />
Christina Hammer und von IBF-Junioren-Weltmeister<br />
Dennis Ronert wird die große<br />
SES-Box-Gala am 01. März in der Magdeburger<br />
GETEC-Arena verstärkt.<br />
Im Programm der WBO-Weltmeisterschaft<br />
von Robert Stieglitz gegen Arthur Abraham wird<br />
die ungeschlagene WBO-/WBF-Weltmeisterin<br />
im Mittelgewicht Christina Hammer als die absolute<br />
Nummer eins ihrer Gewichtsklasse ihre<br />
WM-Gürtel gegen Jessica Balogun aus Aachen<br />
verteidigen. „Team Deutschland“ Boxer Dennis<br />
Ronert (19-0-0 (14)) aus Koblenz will sich in seiner<br />
ersten Titelverteidigung beweisen. Mit dem<br />
ungeschlagenen Albaner Shefat Isufi (12-0-2<br />
(8)) steht ihm ein 23 Jahre alter aufstrebender<br />
Herausforderer gegenüber, der als besonders<br />
schlagstark gilt. Da Ronert auch als K.o.-König<br />
gilt und sich so seinen Kampfnamen „Der Bomber<br />
vom Rhein“ erkämpft hat, ist ein Duell mit<br />
einem offenen Schlagabtausch zu erwarten.<br />
Christina Hammer (16-0-0 (8)), die 23 Jahre<br />
alte Doppelweltmeisterin im Mittelgewicht aus<br />
Dortmund, ist nach ihrem einmaligen Ausflug<br />
im Mai 2013 in das Super-Mittelgewicht und der<br />
klaren Eroberung auch dieser beiden WM-Gürtel<br />
wieder in ihrer eigentlichen Gewichtsklasse,<br />
dem Mittelgewicht, unterwegs. Im Jahr 2013 besiegte<br />
sie dort die Schwedin Mikaela Lauren in<br />
Dresden und in Frankfurt/Oder die Mexikanerin<br />
Carmen Garcia klar und deutlich.<br />
24 <strong>BoxSport</strong><br />
Weltmeister Robert Stieglitz s<br />
„Hallo Arthur, i<br />
neue Überrasch<br />
Trainer Dzemski legt sich w<br />
Die Gegend um das<br />
SES-Box-Gym in Magdeburg-Olvenstedt<br />
ist<br />
nicht wirklich einladend.<br />
In vielen Plattenbauten<br />
wirken die leeren Fensterhöhlen<br />
bisweilen gespenstisch.<br />
Hunderte Familien des einstigen<br />
DDR-Neubauviertels sind<br />
längst weggezogen. Das Gym<br />
der SES-Profis strahlt da wie ein kleiner<br />
Leuchtturm. Nicht, dass man in der Halle<br />
gemütliche Runden verbringen möchte,<br />
aber für die Boxer ist das weiträumige<br />
Trainer Dirk Dzemski (links) und sein Schützling haben sich für die<br />
Neuauflage gegen „King Arthur“ was Neues einfallen lassen<br />
Klein-Arena ideal. „Jeden Tag ist hier Betrieb“,<br />
sagt Trainer Dirk Dzemski und zeigt<br />
auf seine Boxer. Tom Schwarz trommelt<br />
auf einen Sandsack, Moritz Stahl schwitzt<br />
beim Krafttraining. „Nach meinen zwei<br />
Schulteroperationen muss ich mir<br />
wieder Kraft antrainieren“, sagt er.<br />
Felix Lamm übt sich wie der US-<br />
Boxer Dario Bredicean beim Schattenboxen<br />
und Junioren-Weltmeister<br />
Dominic Bösel versucht sich bei<br />
der Tatzenarbeit.<br />
„Hier gibt es keine Ruhe. Jeden<br />
Tag sind wir am Morgen und am<br />
Nachmittag in der Halle. Ich arbeite<br />
so hart wie vielleicht noch nie“,<br />
meint WBO-Weltmeister Robert<br />
Stieglitz. „Ich will die Trilogie mit<br />
Arthur Abraham zu meinen Gunsten<br />
beenden“, gibt sich der Super-<br />
Mittelgewichtler überzeugt und mit einem<br />
Grinsen fügt er hinzu: „Wir wissen, dass<br />
ich nicht zweimal mit der gleichen Taktik<br />
wie im Frühjahr 2013 gegen Arthur gewinnen<br />
<strong>kann</strong>. Wir haben uns deshalb eine<br />
Überraschung ausgedacht. Da werden Arthur<br />
und dessen Trainer Ulli Wegner ganz<br />
schön staunen.“ Auf welche Überraschung<br />
können wir uns da freuen? „Auf solche<br />
Trickfragen falle ich nicht herein. Wartet<br />
bis zum 1. März, dann werdet ihr alle staunen“,<br />
bleibt Stieglitz verschwiegen. Natürlich<br />
lässt sich auch Trainer Dirk Dzemski<br />
das Geheimnis nicht entlocken. Nur so viel<br />
sagt er: „Wir machen in<br />
der Vorbereitung auf den<br />
wichtigen Kampf keine<br />
Experimente. Wir gehen<br />
nicht ins Höhentraining.<br />
Der Kampf findet in der<br />
Bördeland-Halle 36 m<br />
über dem Meeresspiegel<br />
statt, deshalb bereiten<br />
wir uns in unserem Gym<br />
in 36 m Höhe auf den<br />
Kampf vor. Roberts Haus<br />
liegt nur fünf Autominuten<br />
entfernt. Dadurch<br />
geht keine Zeit durch lange<br />
Fahrten verloren. Zur<br />
Abwechslung fahren wir<br />
höchstens ein paar Tage<br />
an die Ostsee. Wir sind<br />
übrigens auf unseren<br />
Manager Ulf Steinforth stolz, dass er den<br />
Kampf nach Magdeburg geholt hat.“<br />
Stieglitz, der 32 Jahre alte Champ, will<br />
sich von Arthur, wie er sagt, „die Party<br />
nicht versauen lassen. 2013 war wie ein<br />
Robert Stieglitz – und auch Trainer Dzemski freuen sich, dass<br />
Manager Ulf Steinforth (links) den Kampf nach Magdeburg<br />
geholt hat
strotzt vor Selbstbewusstsein<br />
ich habe eine<br />
ung für dich“<br />
wieder mit Ulli Wegner an<br />
Selbstbewusst und<br />
völlig entspannt sieht<br />
der Weltmeister seiner<br />
nächsten Titelverteidigung<br />
entgegen<br />
Entschlossen hämmerte<br />
Stieglitz im zweiten Kampf<br />
auf Arthur Abraham (links)<br />
ein<br />
Traum. Ich wurde gefeiert und bin ganz oben.<br />
Dort will ich noch eine Weile bleiben.“ Der<br />
Wunsch ist verständlich. Stieglitz ist Magdeburger<br />
Botschafter und wurde zum „Sportler<br />
des Jahres Sachsen-Anhalts“ und zum<br />
„Boxer des Jahres“ in Deutschland gewählt.<br />
Vor allem Letzteres <strong>kann</strong> er kaum fassen:<br />
„Ich bin ‚Boxer des Jahres’, obwohl auf dem<br />
Stimmzettel Boxer wie Wladimir Klitschko,<br />
Marco <strong>Huck</strong>, Felix Sturm, Jürgen Brähmer<br />
und Jack Culcay standen. Die Wahl ist eine<br />
hohe Ehre. Dazu erhielt ich von der WBO neben<br />
dem Ehrenring eine Erinnerungstafel als<br />
Auszeichnung. Diese Ehrungen strebe ich in<br />
diesem Jahr noch einmal an.“<br />
Der Ruhm gefällt auch Trainer Dzemski,<br />
wenn er zugibt: „Der zweiten Rang bei der<br />
Trainerwahl hat mich angesichts der namhaften<br />
Konkurrenz schon sehr überrascht.<br />
Für mich ist das als jüngster Trainer unter<br />
den Auswahlkandidaten wie ein Ritterschlag.<br />
Noch lieber wäre mir allerdings der<br />
zweite Platz hinter Fritz Sdunek. Er ist ein<br />
richtige Großer, von dem ich viel gelernt<br />
haben.“ Freunde werden Dirk Dzemski und<br />
Ulli Wegner, elfmaliger „Trainer des Jahres“<br />
wohl auch nicht <strong>mehr</strong>.<br />
Die Last der Vorbereitung<br />
auf den<br />
großen Fight am<br />
1. März vor bereits<br />
ausverkauftem Haus<br />
in Magdeburg muss<br />
Dirk Dzemski nicht<br />
allein tragen. Mit Rene<br />
Friese, Falko Besser,<br />
Mario Meier und<br />
dem Sport-Psychologen<br />
Jörg Schmittendorf<br />
stehen ihm<br />
weitere Trainer zur<br />
Seite. Trotzdem gibt<br />
Dirk Dzemski unumwunden<br />
zu: „Ich bin<br />
froh, dass Christina<br />
Hammer wieder zu<br />
ihrem alten Trainer<br />
nach Dortmund zurückgekehrt<br />
ist.“<br />
Der Trainer erklärt,<br />
warum: „Ein Frau<br />
braucht <strong>mehr</strong> Pflege<br />
und Aufmerksamkeit<br />
als ein Mann.<br />
Im Training machen Dirk<br />
Dzemski (rechts) und<br />
Stieglitz keine großen<br />
Experimente, wovon sich<br />
zahlreiche Fans beim öffentlichen<br />
Training überzeugen können<br />
Die Frauen sind viel wissbegieriger als Männer.<br />
Der Zeitaufwand für eine Boxerin ist<br />
ziemlich groß, so dass die Gefahr besteht,<br />
die anderen Boxer zu vernachlässigen.“<br />
Jetzt ist das SES-Gym in Magdeburg wieder<br />
eine reine Männergesellschaft.<br />
Um sich auf das WM-Duell mit Arthur<br />
Abraham voll und ganz konzentrieren zu<br />
können, lässt Robert Stieglitz im Moment<br />
auch die Nachforschungen um seinen Adelstitel<br />
bis zum März ruhen. „Wir haben bis<br />
jetzt herausbekommen, dass unser Urururur-Großvater,<br />
ein Adliger Herr von Stieglitz,<br />
1856 von Düsseldorf an die Wolga gezogen<br />
ist. Dessen Sohn war dann am Zarenhof in<br />
St. Petersburg Beamter. Durch die Revolution<br />
1917 verlieren sich die Spuren. Man muss<br />
unheimlich viel Zeit aufbringen, um in den<br />
Archiven fündig zu werden. Ich habe jetzt<br />
aber einen Tipp erhalten. Vielleicht stoßen<br />
wir in den Archiven des ehemaligen Schlosses<br />
von Zarin Katharina in Zerbst, 50 Kilometer<br />
von Magdeburg entfernt, auf Quellen.<br />
Katharina die Große starb zwar 1796, aber<br />
man weiß ja nie. Nach dem WM-Kampf fahre<br />
ich jedenfalls dort einmal hin.“<br />
Manfred Hönel<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
25
Stieglitz vs. Abraham,<br />
dritter Akt<br />
Am 1. März,<br />
beim dritten Duell mit<br />
Robert Stieglitz, geht es für<br />
Arthur Abraham um Alles oder<br />
Nichts. Bei einer Niederlage ist<br />
wohl seine große Karriere zu<br />
Ende. Er aber glaubt an einen<br />
Sieg und will dann noch drei<br />
Jahre weiter boxen. Wie er den<br />
Kampf gewinnen will, sagt er im<br />
<strong>BoxSport</strong>-Interview.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Zwischen Ihnen<br />
und Robert Stieglitz steht es 1:1.<br />
Nun findet am 1. März das dritte<br />
Duell statt. Was glauben Sie, wie<br />
diese Ring-Trilogie endet?<br />
Arthur Abraham: Ich werde<br />
die Trilogie zu Ende schreiben<br />
und klar gewinnen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Der Kampf findet<br />
wieder in Magdeburg statt, empfinden<br />
Sie diese Entscheidung<br />
nicht als ungerecht?<br />
Arthur Abraham: Ich habe<br />
damit kein Problem. SES hat die<br />
Versteigerung gewonnen, also<br />
steht ihnen der Kampf zu. <strong>Mich</strong><br />
lässt das ziemlich kalt. Ich habe<br />
in ganz Deutschland meine<br />
Fans, auch in Magdeburg.<br />
26 <strong>BoxSport</strong><br />
Das<br />
Voll Vorfreude trainiert Abraham in Kienbaum, ein derart<br />
langes Trainingslager hat er bisher noch nie durchgezogen<br />
<strong>BoxSport</strong>: Im Berliner<br />
Olympiagelände verfügt<br />
Sauerland-Event über eine<br />
bestens ausgestattete Trainingsstätte.<br />
Warum zogen Sie<br />
trotzdem ins Trainingslager<br />
nach Kienbaum um?<br />
Arthur Abraham:<br />
Trainer Wegner ist ein<br />
Fan von Kienbaum. In<br />
Berlin gibt es viel Ablenkung.<br />
Hier haben wir<br />
unsere Ruhe. Trainieren,<br />
essen, schlafen und in der<br />
Freizeit lesen oder ein bisschen<br />
Fernsehen. So <strong>kann</strong>st du<br />
dich voll<br />
auf die<br />
Aufgabe<br />
sport<br />
INTERVIEW<br />
Manfred Hönel mit Arthur Abraham<br />
konzentrieren,<br />
die ja<br />
nicht einfach<br />
ist. Außerdem<br />
wurde meine Ernährung<br />
mit der Küche<br />
in Kienbaum abgestimmt.<br />
Ich vermeide<br />
dadurch<br />
Gegen Robert Stieglitz<br />
will „King Arthur“ den<br />
Hammer rausholen –<br />
und demonstriert das<br />
schon mal bildlich<br />
Gewichtsprobleme.<br />
Wer mit mir<br />
reden will, muss<br />
sich halt den Weg<br />
nach Kienbaum machen,<br />
was sich lohnt.<br />
Hier ist es nicht nur<br />
ruhig, sondern auch<br />
schön. Außerdem<br />
„Nach me<br />
ist Rober<br />
Aufgepasst – Arthur Abraham ist fest entschlossen, die<br />
Trilogie gegen Stieglitz zu seinen Gunsten zu entscheiden<br />
WM-Vorbereitu<br />
hat sich Kienbaum in<br />
den vergangenen<br />
zehn Jahren<br />
gewaltig entwickelt.<br />
Man<br />
<strong>kann</strong> es hier aushalten.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Marco<br />
<strong>Huck</strong> hat sich auf seinen<br />
WM-Kampf mit<br />
Arslan im Höhen-<br />
Trainingszentrum<br />
von Hertha BSC vorbereitet.<br />
Haben Sie<br />
diese Möglichkeit<br />
auch genutzt?<br />
Arthur Abraham:<br />
Herthas<br />
Höhentrainingszentrum<br />
ist gleich<br />
neben unserem Gym im Olympiagelände<br />
im fünften Stock des<br />
Hertha-Hauses. Trainer Wegner<br />
hat das Höhentraining in einem<br />
speziellen Raum mit einem Sauerstoffgehalt<br />
in der Luft wie in<br />
2600 m angeordnet. Unsere gesamte<br />
Trainingsgruppe hat dieses<br />
Training drei Wochen durchgezogen.<br />
Ich habe schon das<br />
Gefühl, dass ich meinen Körper<br />
dadurch <strong>mehr</strong> belasten <strong>kann</strong>.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wie sieht überhaupt<br />
Ihre Vorbereitung auf das<br />
große interne deutsche Duell<br />
aus?<br />
Arthur Abraham: Bis Silvester<br />
haben wir in Berlin trainiert.<br />
Seit dem 5. Januar sind wir<br />
in Kienbaum. Ich bleibe hier bis<br />
zum 25. Februar, ehe wir dann<br />
nach Magdeburg fahren. Ein so<br />
ausgedehntes Trainingslager habe<br />
ich noch nie durchgezogen.<br />
Aber Trainer Wegner will es so,<br />
also wird es so gemacht. Ich bin<br />
aber nicht allein hier. Erst trainierte<br />
Marco <strong>Huck</strong> bis zu seinem<br />
Kampf mit. Jetzt sind Robert Woge,<br />
Eduard Gutknecht und Yoan<br />
Pablo Hernandez hier. Pablo<br />
bleibt sogar noch länger. Sein<br />
WM-Kampf ist erst am 8. März<br />
in Berlin.
einem ersten Hammer<br />
rts Taktik Makulatur“<br />
ung mit Höhentraining und Kältekammer<br />
<strong>BoxSport</strong>: Höhenluft bei<br />
Hertha; nutzen Sie trotzdem<br />
noch die Kältekammer in Kienbaum?<br />
Arthur Abraham: Natürlich<br />
nehmen wir alle Möglichkeiten<br />
mit, um eine maximale Fitness<br />
zu erreichen. Die Kältekammer<br />
hat mit der Höhe nichts zu tun,<br />
sie dient zur schnelleren Regeneration,<br />
die besonders in der<br />
Sparringsphase wichtig ist.<br />
<strong>BoxSport</strong>: SES hat den<br />
Kampf für über drei Millionen<br />
Euro ersteigert. Was machen Sie<br />
mit der dicken Prämie, wenn Sie<br />
gewinnen?<br />
Arthur Abraham: Zunächst<br />
einmal Steuern zahlen. Den<br />
Kampf hat nicht SES, sondern<br />
Sat.1 geholt. Die wollten den<br />
Kampf unbedingt. Ich denke, es<br />
wird eine hohe Quoten geben,<br />
denn die Fans werden einen großen<br />
Kampf sehen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Robert Stieglitz<br />
sagt, er habe eine Überraschungstaktik,<br />
mit der er Sie und<br />
Ihren Trainer verblüffen wird.<br />
Glauben Sie ihm das?<br />
Arthur Abraham: Robert<br />
wird seinerseits staunen. Wenn<br />
er sich den ersten Hammer von<br />
mir einfängt, ist seine Taktik<br />
nämlich Makulatur.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Stört es Sie, dass<br />
Trainer Ulli Wegner nicht nur Sie<br />
betreut?<br />
Arthur Abraham: Im Gegenteil.<br />
Ich finde unsere Trainingsgruppe<br />
cool. Wir haben<br />
viel Spaß und helfen uns gegenseitig.<br />
Wenn Trainer Wegner mit<br />
einem von uns zu einem Kampf<br />
ist oder mediale Aufgaben zu<br />
erfüllen hat, steht uns Assistent<br />
Georg Bramowski zur Seite. Wir<br />
lassen jetzt an die Vorbereitung<br />
auf den 1. März keine Luft ran.<br />
Zu ‚<strong>Huck</strong>ers’ Kampf in Stuttgart<br />
sind wir Samstag nach dem Training<br />
nach Stuttgart geflogen.<br />
Sonntagnachmittag waren wir<br />
wieder hier. Um 17 Uhr haben<br />
Im ersten Kampf gegen<br />
Stieglitz (rechts) powerte<br />
Abraham konsequent durch<br />
wir bereits wieder trainiert. Wir<br />
ziehen jetzt sieben Tage in der<br />
Woche durch.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Im Berliner Gym<br />
dreschen Sie immer auf einen<br />
Sandsack ein, auf dem Ihr Name<br />
steht. Warum steht da nicht der<br />
Name Stieglitz?<br />
Arthur Abraham: Der Sandsack<br />
ist ganz allein mein Trainingsgerät.<br />
Nur ich haue da drauf,<br />
weil er für mich maßgeschneidert<br />
ist. Der Sandsack hat genau<br />
die von mir gewünschte Härte.<br />
Er ist nicht zu hart und nicht zu<br />
weich. Für Kienbaum haben wir<br />
einen Sandsack mit ähnlichen Eigenschaften<br />
gesucht, auch wenn<br />
mein Name da nicht draufsteht,<br />
<strong>kann</strong> ich gut üben.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Robert Stieglitz<br />
ist als konditionsstarker Boxer<br />
be<strong>kann</strong>t. Wie wollen Sie dem Titelverteidiger<br />
begegnen?<br />
Arthur Abraham: Ein Boxkampf<br />
ist kein Marathonlauf. Es<br />
gibt Boxer, die stehen 20 Runden<br />
durch und bringen nichts. Kondition<br />
allein reicht nicht. Zum<br />
Boxen gehört Technik, Taktik<br />
und am Ende auch ein Hammer,<br />
und den werde ich auspacken.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Mitten in Ihre<br />
Vorbereitungsphase fallen die<br />
Olympischen Winterspiele in<br />
Sotschi. Werden Sie die Wettkämpfe<br />
verfolgen?<br />
Arthur Abraham: Unbedingt.<br />
Jeder, der sich für Sport<br />
richtig interessiert, verfolgt<br />
auch die Olympischen Spiele.<br />
Für mich ist es das größte Sportfest,<br />
deshalb werde ich Olympia<br />
gucken, so wie es meine Zeit<br />
erlaubt. Mit Sotschi verbindet<br />
mich außerdem ein sportliches<br />
Erlebnis. Dort habe ich vor 13<br />
Jahren im Armeesportklub einen<br />
Amateurkampf gewonnen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wissen Sie, warum<br />
Cecilia Braekhus Ihre Trainingsgruppe<br />
verlassen hat?<br />
Arthur Abraham: Keinen<br />
blassen Schimmer. Sie hat mit<br />
mir nicht darüber gesprochen.<br />
Vielleicht wollte sie sich einfach<br />
mal verändern.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Sie bekennen sich<br />
zu Ihren armenischen Wurzeln.<br />
Wann fliegen Sie wieder einmal<br />
nach Jerewan?<br />
Arthur Abraham: Ich bin<br />
immer nach einem WM-Kampf<br />
nach Armenien geflogen. Diesmal<br />
habe ich mir vorgenommen,<br />
Singapur zu besuchen. Nach Armenien<br />
fliege ich dann später<br />
einmal.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Außer einer Singapur-Reise<br />
– was planen Sie<br />
noch nach dem Kampf des Jahres<br />
gegen Stieglitz?<br />
Arthur Abraham: Ich konzentriere<br />
mich ganz auf den<br />
Kampf in Magdeburg. Aber<br />
wenn ich schon gefragt werde,<br />
sage ich, dass ich drei Jahre den<br />
Gürtel verteidigen will und dann<br />
sage – Tschüss Boxen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Trainiert Ulli<br />
Wegner mit Blick auf Stieglitz<br />
anders als bei früheren WM-<br />
Kämpfen?<br />
Arthur Abraham: Wir trainieren<br />
genauso hart und gnadenlos<br />
wie sonst. Allerdings<br />
beschäftigen wir uns zusätzlich<br />
intensiv mit neuen taktischen<br />
Varianten.<br />
Im zweiten Duell führte Abrahams<br />
zugeschwollenes linkes Auge zum<br />
Kampfabbruch in der vierten Runde<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
27
Fury und Charr empört über Kasperletheater von Haye<br />
David ist „eine falsche Schlange“<br />
Nach seiner Rücktrittansage peilt er jetzt einen Kampf gegen den Kanadier Bernard Stiverne an<br />
Bei der Pressekonferenz mit David Haye (links) lässt sich an Tyson Furys Lachen schon<br />
erkennen, was er von seinem Gegner hält – nicht viel<br />
Ich habe mein Karriereende Immerhin hatte Haye zweimal<br />
jetzt im Kopf akzeptiert. Es seinen Kampf gegen Fury abgesagt.<br />
„Er hat sich innerhalb des<br />
wird keinen Weg für mich<br />
zurück gegen, es sei denn jemand<br />
kommt mit einem medizi-<br />
Man <strong>kann</strong> einem Kampf nicht<br />
Boxsports lächerlich gemacht.<br />
nischen Wunder daher, dass ich aus dem Weg gehen, weil man<br />
meine Rechte wieder schmeißen keine Lust darauf hat. Es gibt<br />
<strong>kann</strong>“, hatte David Haye Ende die Chance, dass man verliert,<br />
November 2013 erklärt, nachdem<br />
er nach seiner Schulter-OP und kämpfst nun gegen jemand<br />
deswegen hast du abgesagt<br />
aus dem Münchener Krankenhaus<br />
entlassen worden war. In Was bist du überhaupt? Seine<br />
anderen. Du bist kein Fighter.<br />
einem fünfstündigen Eingriff<br />
war ihm dort seine Schulter gerichtet<br />
worden. „Ich hoffe nur,<br />
dass ich mich wieder erhole“,<br />
meinte der Schwergewichtler<br />
(26-2, 24 K.o.s) gegenüber der<br />
englischen Zeitung The Sun.<br />
„Momentan ist es das Wichtigste,<br />
die alltäglichen Funktionen In Anlehnung an den<br />
wieder herzustellen.“<br />
Fight zwischen Haye und<br />
Das scheint <strong>mehr</strong> als gut zu Wladimir Klitschko 2011<br />
machte sich Manuel Charr<br />
funktionieren, und auch das<br />
einen Spaß mit seinem<br />
zitierte medizinische Wunder Ankündigungsplakat<br />
muss erfolgt sein, denn zum<br />
Jahreswechsel twitterte der<br />
33-Jährige: „Erstes Training des<br />
Jahres. 2014 wird mein gesündestes<br />
Jahr werden. Lasst uns<br />
so starten, wie wir weitermachen<br />
wollen.“ Also doch kein<br />
Rücktritt. Was für den Briten<br />
positiv ist – laut der Online-Ausgabe<br />
der englischen „Daily und<br />
Sunday Express“ könnte Haye<br />
direkt ein Titelkampf gegen den<br />
Kanadier Bermane Stiverne erwarten,<br />
bei dem es um den vakanten<br />
WBC-Titel des emeritierten<br />
Champions Vitali Klitschko<br />
geht –, ruft beim Team seines<br />
Landsmanns Tyson Fury (21-0,<br />
15 K.o.s) Aggressionen hervor.<br />
Glaubwürdigkeit ist dahin,<br />
seine WM-Ambitionen und alles<br />
andere, das er erreicht hat,<br />
auch“, wetterte Furys Trainer<br />
und Onkel Peter Fury bei BaylorIC<br />
TV. „Er hätte <strong>mehr</strong> als<br />
fünf Millionen für den Kampf<br />
gegen Tyson bekommen, und<br />
das ist <strong>mehr</strong>, als er für einen<br />
WM-Kampf bekommen hätte.<br />
Geld ist also keine Ausrede. Es<br />
gibt nur eine Antwort, wenn<br />
man sich die Sache genau ansieht.<br />
Er hat den Kampf abgesagt,<br />
weil er keine Lust hatte.<br />
Aus irgendeinem Grund hatte<br />
er keine Lust darauf.“<br />
Dass Haye in seinen Entscheidungen<br />
springt, ist nichts<br />
Neues. 2011 beendete der ehemalige<br />
WBA-Weltmeister nach<br />
seiner Niederlage gegen Wladimir<br />
Klitschko seine Karriere,<br />
feierte aber im Juli 2012 gegen<br />
Dereck Chisora per K.o.-Sieg<br />
ein erfolgreiches Comeback.<br />
Seitdem wartet man auf einen<br />
weiteren Fight des Hayemakers.<br />
Im Mai 2013 sagte er zunächst<br />
einen für Juni geplanten Kampf<br />
gegen Manuel Charr ab, weil er<br />
sich an der Hand verletzt hatte.<br />
Der für Ende September angesetzte<br />
Fight gegen Fury musste<br />
aufgrund eines beim Sparring<br />
erlittenen Cuts verschoben werden<br />
und dann folgte die nächste<br />
Absage aufgrund der Schulterverletzung.<br />
„Für mich ist David Haye kein<br />
Boxer, er ist eine falsche Schlange“,<br />
regte sich Manuel Charr<br />
auf, als er von der Nachricht erfuhr,<br />
dass Haye doch wieder in<br />
den Ring steigen will. „Er schuldet<br />
mir nicht nur einen Kampf,<br />
sondern auch noch eine hohe<br />
Börse.“ Dass Haye ungeschoren<br />
davon kommt, will der „Koloss<br />
von Köln“ keinesfalls zulassen.<br />
Um den Kampf im Sommer 2013<br />
zu bekommen, war Charr extra<br />
nach England geflogen, um vor<br />
Ort mit Haye zu verhandeln.<br />
„Die Verträge waren unterschrieben“,<br />
so der 29-Jährige,<br />
der nun per Anwalt zu seinem<br />
Recht kommen will. „Und dann<br />
hat er gegen Tyson Fury auch<br />
nur große Töne gespuckt.“ Einem<br />
Duell Haye gegen Stiverne<br />
sieht Charr skeptisch entgegen:<br />
„Stiverne ist zu langsam, mit<br />
Fury oder mir würde Haye <strong>mehr</strong><br />
Probleme haben.“<br />
Wie es bei Charr 2014 weitergeht,<br />
<strong>kann</strong> der Mittelmeerraumund<br />
Baltische Meister der WBC<br />
im Schwergewicht noch nicht<br />
sagen, im Dezember wollte er<br />
in Hamburg gegen den US-Amerikaner<br />
James Toney antreten,<br />
doch ein Nabelbruch machte<br />
ihm einen Strich durch die Rechnung.<br />
„Ich habe Mitte Januar<br />
erst wieder langsam angefangen<br />
zu trainieren“, so Charr. Zudem<br />
muss er generell erst einmal<br />
gucken, wie es in Sachen WBC-<br />
Weltmeisterschaft bestellt ist, da<br />
WBC-Präsident José Sulaimán<br />
verstorben ist. „Mit dem WBC<br />
liege ich im Streit, weil die mich<br />
im Ranking von sechs auf sieben<br />
gesetzt haben. Und ein Bryant<br />
Jennings ist Vierter, obwohl der<br />
keinen Titel hält“, findet Charr<br />
die derzeitige Rangliste nicht<br />
korrekt. Bleibt also abzuwarten,<br />
wie es für Charr weitergeht – das<br />
Duell gegen Toney nachzuholen,<br />
ist für ihn die wahrscheinlichste<br />
Option (siehe auch Seite 29).<br />
<br />
Nicole Bitter<br />
28 <strong>BoxSport</strong>
Kommt der Weltfußballer zum nächsten Kampf des „Koloss von Köln“?<br />
Charr verliebt in<br />
die Schwester<br />
Katia Aveiro, „Ronalda“,<br />
hat die Sympathie von<br />
Charr im Sturm erobert<br />
Weltfußballer<br />
Ronaldo erwartet<br />
Manuel Charr im<br />
Mai am Ring<br />
von Ronaldo<br />
Sie soll die Hymne singen<br />
Bei der Ehrung von Ronaldo<br />
zum Weltfußballer durften<br />
Mutter Dolores (links) und<br />
Schwester Katia nicht fehlen<br />
Wenn einer ein Händchen<br />
für sensationelle<br />
Geschichten<br />
hat, dann ist es<br />
Manuel Charr. Erst lernte der<br />
„Koloss von Köln“ Cristiano<br />
Ronaldos Schwester Katia in<br />
Kölns Szene-Klub Diamonds<br />
kennen – und dann auch noch<br />
den frisch gekürten Weltfußballer<br />
höchstpersönlich. Aber der<br />
Reihe nach. Am 4. Januar stellte<br />
Charrs Freund und gleichzeitig<br />
Besitzer des Diamonds Yahya<br />
Firat dem Schwergewichtler<br />
die Sängerin Katia Aveiro – ihr<br />
Künstlername lautet „Ronalda“<br />
– vor. „Wir haben uns unterhalten<br />
und eine gemeinsame tolle<br />
Idee für unsere Fans – sie können<br />
sich freuen auf meine neue<br />
Box Hymne, gesungen von Katia“,<br />
postete der Schwergewichtler<br />
auf seiner Facebookseite. Die<br />
37-jährige Portugiesin versucht<br />
bereits seit längerem, sich als<br />
Latino-Sängerin zu etablieren,<br />
hat sich in Spanien und Portugal<br />
bereits einen Namen gemacht,<br />
zuweilen dank der Unterstützung<br />
ihres berühmten „kleinen<br />
Bruders“.<br />
Da sich die Sängerin und<br />
der Boxer laut Charr blendend<br />
verstehen, war der 29-Jährige<br />
prompt auch bei der Ehrung<br />
Ronaldos in Zürich dabei – sowie<br />
der anschließenden Party in<br />
Madrid, wo es per Privatjet hinging.<br />
„Wir haben in Cristianos<br />
Haus gefeiert mit der ganzen Familie.<br />
Seine Mutter, sein Bruder,<br />
seine beiden Schwestern und<br />
natürlich seine Partnerin und<br />
sein Sohn Cristiano Junior“, erklärte<br />
Charr.<br />
Und weil der Boxer von seiner<br />
neuen Be<strong>kann</strong>tschaft nicht<br />
genug bekommen <strong>kann</strong>, weilte<br />
er Mitte Januar wieder in Lissabon,<br />
wo er mit seinem neuen<br />
Trainer Petrit Dobroshi ein Trainingslager<br />
abhielt. Laut Charr<br />
auf Einladung Ronaldos. „Cristiano<br />
zahlt mir das, dafür <strong>kann</strong><br />
ich mich nur bedanken“, so<br />
Charr. Ein bisschen wurde auch<br />
durch Portugal getourt, Charr<br />
postete auf seiner Facebookseite<br />
Bilder aus Cascais oder vom<br />
Sushi essen mit Ronalda und<br />
ihrem Team. Bei so viel Glück<br />
gleich zu Jahresbeginn, <strong>kann</strong><br />
2014 ja nur<br />
erfolgreich<br />
werden. So<br />
ist Charr nach<br />
Zu Pamela<br />
Anderson hält Charr<br />
auch nach dem<br />
Dschungel-Camp<br />
Kontakt<br />
seinem Nabelbruch<br />
wieder<br />
voller Tatendrang,<br />
um<br />
sich für seinen<br />
nächsten<br />
Kampf gegen<br />
James Toney<br />
fitzumachen,<br />
der eventuell im Mai in Leverkusen<br />
stattfinden soll. Dann<br />
soll auch Cristiano Ronaldo,<br />
den Charr als einen „der<br />
liebsten Menschen der Welt“<br />
bezeichnet, am Ring sitzen,<br />
während Katia singt und seine<br />
„Dschungel-Camp“-Freundin<br />
Pamela Anderson Charr in der<br />
Ringecke betreut, wie er auf seiner<br />
Facebookseite verkündete.<br />
Bei so vielen Frauen, die um ihn<br />
rumschwirren, kommt er vielleicht<br />
auch schneller über die<br />
Trennung von seiner Freundin<br />
Amira hinweg.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
29
Jürgen<br />
Brähmer<br />
Euphorischer Rückblic<br />
Großer Jubel nach dem Sieg über Marcus Oliveira: Manager Peter Hanraths, Trainer Torsten Schmitz, Jürgen Brähmer, Trainer Sebastian Sylvester,<br />
Trainer Karsten Röwer, Promoter Kalle Sauerland und der Ringrichter (von links) – rechts im Hintergrund ärgert sich Don King<br />
Am 14. April verteidigt er in Rostock seinen WM-Titel<br />
Um große Worte ist Kalle<br />
Sauerland selten verlegen,<br />
doch die Superlative,<br />
die der Juniorchef<br />
des Berliner Sauerland-Teams am<br />
14. Dezember in Neubrandenburg<br />
fand, um die Leistung von<br />
Jürgen Brähmer zu würdigen,<br />
hallten noch lange nach. „Für<br />
mich ist es das Sport-Comeback<br />
des Jahres, weil Jürgen nicht<br />
nur ein überragender Sportler,<br />
sondern auch ein überragender<br />
Mensch ist“, sagte der Promoter,<br />
nachdem Brähmer sich durch<br />
einen einstimmigen Punktsieg<br />
(117:110, 117:110, 115:112) über<br />
den von nordamerikanischen<br />
Ureinwohnern abstammenden<br />
Marcus Oliveira den WBA-WM-<br />
Titel im Halbschwergewicht gesichert<br />
hatte.<br />
Gut einen Monat später sitzt<br />
der 35 Jahre alte Schweriner in<br />
einem Hamburger Steakhaus<br />
und lässt die Geschehnisse eines<br />
verrückten Jahres noch einmal<br />
auf sich wirken. Im Februar 2013<br />
hatte Brähmer in seinem ersten<br />
Kampf unter der Sauerland-Flagge<br />
Eduard Gutknecht besiegt und<br />
sich den EM-Titel geholt, den er<br />
30 <strong>BoxSport</strong><br />
im April gegen den Franzosen<br />
Tony Averlant und im August<br />
gegen den Italiener Stefano Abatangelo<br />
verteidigte. Und dann<br />
hatte er die WM-Chance erhalten,<br />
die wohl letzte Möglichkeit,<br />
im Herbst seiner Karriere noch<br />
Jürgen<br />
Brähmer<br />
freut sich<br />
über ein sehr<br />
erfolgreiches<br />
Jahr 2013<br />
einmal dorthin vorzustoßen, wo<br />
er zwischen 2009 und 2011 als<br />
WBO-Champion schon einmal<br />
gewesen war: in die Weltspitze.<br />
Mit einer beeindruckenden<br />
Leistung gegen einen allerdings<br />
enttäuschenden Gegner nutzte<br />
Brähmer diese Chance, und<br />
seitdem werden die Lobeshymnen<br />
abgespielt, die man so oft<br />
hört, wenn Zwischentöne nicht<br />
zählen, sondern es nur Schwarz<br />
oder Weiß gibt. Dass Jürgen<br />
Brähmer ein neuer Mensch geworden<br />
sei, dass er ein neues<br />
Leben führe und die Vergangenheit,<br />
die <strong>mehr</strong>jährigen Gefängnisaufenthalte<br />
wegen diverser<br />
Delikte und die Streitereien mit<br />
früheren Wegbegleitern und Geschäftspartnern,<br />
hinter sich gelassen<br />
habe.<br />
Jürgen Brähmer muss grinsen,<br />
wenn er diese Dinge hört<br />
oder liest, er hat dieses ganz<br />
spezielle Grinsen, das seinem<br />
Gesicht etwas Spitzbübisches<br />
verleiht. Er hat nie viel darauf<br />
gegeben, was andere von ihm<br />
gehalten haben, er war immer<br />
darauf bedacht, sich niemals zu<br />
verbiegen, um anderen zu gefallen,<br />
sondern wollte eigentlich<br />
nur in Ruhe sein Ding durchziehen.<br />
Unabhängigkeit ist sein<br />
Lebensthema, und immer, wenn<br />
ihm jemand diese streitig machen<br />
wollte, wurde er ungemütlich.
Und doch <strong>kann</strong> Jürgen Brähmer<br />
nicht verbergen, dass es<br />
ihm ein Stück weit guttut, dass<br />
jetzt allgemein gewürdigt wird,<br />
dass er nicht nur zurückgekommen<br />
ist auf die große Boxbühne,<br />
sondern wieder mittendrin ist<br />
im Geschäft. In den Verhandlungen<br />
zwischen Sauerland und<br />
TV-Partner ARD um die Verlängerung<br />
des zum Jahresende auslaufenden<br />
Vertrags ist Brähmer<br />
ein wichtiges Faustpfand für<br />
seinen neuen Arbeitgeber. „Als<br />
ich vor einem Jahr bei Sauerland<br />
anfing, war das ein sehr ambitioniertes<br />
Ziel, mich noch einmal<br />
zum Weltmeister zu machen.<br />
Dass es innerhalb von zehn Monaten<br />
geklappt hat, ist doch eine<br />
gigantische Nummer. Ich freue<br />
mich einfach, dass ich das noch<br />
einmal erleben darf“, sagt er.<br />
Und zu einem gewissen Teil<br />
stimmt es ja auch, dass er ein<br />
das ist für mich eine richtig<br />
schöne Gelegenheit, den Kopf<br />
freizukriegen“, sagt er. Mit seiner<br />
Partnerin Tatjana, die als Finanzcontrollerin<br />
in einer Hausverwaltung<br />
arbeitet, und Jasmin<br />
lebt er in einer zum Wohnhaus<br />
umgebauten, ehemaligen Porzellanmanufaktur<br />
am Schweriner<br />
See, keine 15 Minuten<br />
Autofahrt von der Innenstadt<br />
entfernt. Dort findet er das, was<br />
ihm am wichtigsten ist im Leben:<br />
seine Ruhe.<br />
Öffentlichkeit war ihm<br />
schon immer grundsätzlich zuwider,<br />
was paradox erscheint,<br />
wenn man vor Millionen seinen<br />
Beruf ausübt und gut dafür bezahlt<br />
wird. Schulterklopfer hat<br />
er früher barsch abgewiesen,<br />
wenn sie ihm nicht sympathisch<br />
waren. „Ich war sicherlich nicht<br />
der Netteste, aber das wollte ich<br />
auch nie“, sagt er. Heute, mit et-<br />
ck auf ein verrücktes Jahr<br />
und nach sein Umfeld von ihm<br />
schadenden Begleitern zu befreien,<br />
baute er sich auch sein<br />
zweites Standbein neben dem<br />
Boxen auf.<br />
Bis heute redet der in 44<br />
Profikämpfen zweimal besiegte<br />
Rechtsausleger nicht öffentlich<br />
über die vielen Geschäfte, die<br />
er mittlerweile betreibt. Immobilien<br />
interessieren ihn ebenso<br />
wie das gesamte Spektrum des<br />
kaufmännischen Handelns, sein<br />
neuestes Beteiligungsprojekt ist<br />
ein Bio-Schlachthof, auf dem naturbewusste<br />
Kunden das Rind,<br />
das sie irgendwann einmal essen<br />
wollen, von dessen Geburt<br />
bis zu dessen Tod als Pate begleiten<br />
können. Er hat viele Ideen,<br />
aber wenig Interesse daran, sie<br />
auszuplaudern. Das hat er von<br />
Klaus-Peter Kohl gelernt, dem<br />
Gründer des Universum-Stalls,<br />
für den er bis 2012 boxte. Kohl<br />
ben <strong>kann</strong>, und auch die Partnerschaft<br />
mit Kalle und Wilfried<br />
Sauerland sei sehr angenehm.<br />
Große Pläne für die sportliche<br />
Zukunft hat er noch nicht<br />
geschmiedet. Die erste freiwillige<br />
Titelverteidigung ist für den<br />
5. April in Rostock geplant, ein<br />
Gegner steht noch nicht fest.<br />
„Es gibt doch eine Menge interessanter<br />
Kämpfe“, sagt er, „ich<br />
würde zum Beispiel gern gegen<br />
Bernard Hopkins in den USA<br />
kämpfen, wenn das Angebot gut<br />
ist.“ Und wenn es nicht gut ist,<br />
wenn es überhaupt nichts <strong>mehr</strong><br />
gibt, was ihn reizt, oder wenn<br />
der Spaß am Boxen, den er seit<br />
der Unterschrift bei Sauerland<br />
wieder verspürt, endgültig verloren<br />
gegangen ist, dann wird er<br />
einfach aufhören und sich neuen<br />
Geschäften widmen. „Ich habe<br />
mich nie aufs Boxen reduziert“,<br />
sagt er. Vielen Wegbegleitern,<br />
Gegen Marcus Oliveira feierte Jürgen Brähmer einen einstimmigen Punktsieg. Oliveira taute in dem Kampf zu spät auf und kassierte in der zehnten Runde mit einem<br />
Körpertreffer den entscheidenden Treffer<br />
neues Leben führt. Alte Freunde,<br />
die ihn aus Jugendzeiten<br />
kennen, sagen zwar, er sei noch<br />
immer der mecklenburgische<br />
Sturkopf, maulfaul in der Regel<br />
und aufbrausend, wenn es<br />
nicht so laufe, wie er es sich<br />
vorstelle. Aber als vor einem<br />
Eindreivierteljahr seine Tochter<br />
Jasmin geboren wurde, war das<br />
ein Einschnitt, der den gelernten<br />
Schweißer verändert hat, ihn<br />
und seine Denkweise. „Die Prioritäten<br />
verschieben sich einfach<br />
total“, sagt er.<br />
Das erkenne er vor allem daran,<br />
dass er sich bei jeder Entscheidung<br />
nicht <strong>mehr</strong> frage, ob<br />
sie gut für ihn selbst, sondern ob<br />
sie gut für die Tochter ist. Brähmer<br />
genießt jede Minute, die er<br />
mit der Kleinen verbringt. „Ich<br />
mache sehr gern Kinderdienst,<br />
was <strong>mehr</strong> Reife, verhalte er sich<br />
schon höflicher. „Aber wenn<br />
mich einer nervt, dann sage ich<br />
es deutlich. Ich denke, ich bin<br />
erwachsen geworden, aber in<br />
vielen Situationen auch noch<br />
genauso wie früher“, sagt er.<br />
Man nimmt es ihm ab, wenn<br />
er erzählt, dass er das Boxen<br />
nicht gewählt hat, weil er Anerkennung<br />
von außen gesucht hat,<br />
sondern sich dafür entschieden<br />
hat, weil ihm das Talent dafür<br />
geschenkt wurde und er spürte,<br />
dass er es im Faustkampf am<br />
ehesten zu einem angemessenen<br />
Verhältnis aus Arbeit und<br />
Verdienst bringen konnte. Geschäftstüchtig,<br />
das war Brähmer<br />
schon früh, und als er nach der<br />
endgültigen Haftentlassung im<br />
Herbst 2005 anfing, seine Instinkte<br />
zu kontrollieren und nach<br />
hatte Brähmer stets als „Jahrhundert-Talent“<br />
bezeichnet und<br />
sich als Vaterersatz verantwortlich<br />
gefühlt, doch heute herrscht<br />
Funkstille zwischen den beiden.<br />
Allzu viel in der Vergangenheit<br />
wühlen möchte Jürgen<br />
Brähmer allerdings nicht. Er will<br />
viel<strong>mehr</strong> genießen, dass er jetzt<br />
noch einmal durchstarten <strong>kann</strong>.<br />
Er hat sich ein kleines Team<br />
seines Vertrauens geschaffen,<br />
mit seinem Hamburger Manager<br />
Peter Hanraths, den er aus<br />
alten Universum-Tagen kennt<br />
und schätzt, und mit seinem<br />
Rechtsanwalt Johannes Eisenberg,<br />
mit dem er während der<br />
Trainingsphasen in Berlin Tür<br />
an Tür wohnt. Er fühlt sich wohl<br />
in der Trainingsgruppe von Karsten<br />
Röwer, in der er als Leitwolf<br />
wichtige Erfahrungen weiterge-<br />
die das getan haben, die ihn lange<br />
unterschätzt haben, geht es<br />
heute schlechter als ihm.<br />
Ob er sich als zufriedenen<br />
Menschen bezeichnen würde,<br />
vielleicht sogar als so glücklich<br />
wie niemals zuvor in seinem<br />
Leben? Jürgen Brähmer hat<br />
auch dazu eine eigene Sichtweise.<br />
„Ich bin nie zufrieden, ich<br />
strebe immer nach <strong>mehr</strong>, das<br />
ist mein Antrieb. Aber ich habe<br />
eine Super-Frau, ein tolles Kind,<br />
den WM-Titel in meinem Sport<br />
und die Freiheit zu tun, was mir<br />
Spaß macht. Insofern <strong>kann</strong> ich<br />
sagen, dass es anderen sicherlich<br />
schlechter geht als mir.“ Für<br />
einen maulfaulen Mecklenburger<br />
wie ihn ist das ein fast schon<br />
euphorischer Rückblick auf ein<br />
ziemlich verrücktes Jahr 2013.<br />
Björn Jensen<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
31
Nach der Trennung von Fritz Sdunek<br />
zwar seinen offensiven<br />
und aufreizend lässigen<br />
Stil, der ihm 2009 den<br />
Amateurweltmeistertitel<br />
eingebracht hatte,<br />
nicht komplett aufgeben,<br />
und das soll er<br />
auch gar nicht. „Aber<br />
er muss akzeptieren,<br />
wenn sein Trainer Änderungen<br />
vornehmen<br />
will, auch wenn sie ihm<br />
selbst nicht so passen“,<br />
sagt Moritz Klatten,<br />
Culcays Manager und<br />
Athletikcoach in Personalunion.<br />
Änderungen im<br />
Trainingskonzept ist<br />
der 28-Jährige gewohnt.<br />
Logan ist bereits der<br />
fünfte Coach innerhalb<br />
von vier Profijahren in<br />
Das Team von Sauerland posiert mit Jack Culcay (3. von rechts): Kalle Sauerland, Therapeut<br />
Florian Friedrich, Culcays Vater Roberto, Trainer Gary Logan und Manager Moritz Klatten (v.l.)<br />
Logan der fünfte Trainer – läuf<br />
Fritz Sdunek (links) und Culcay<br />
trennten sich einvernehmlich<br />
kontinentaltitel verteidigte, gehörte<br />
nicht zu dieser Kategorie.<br />
Der in Hamburg lebende Athlet<br />
vom Berliner Sauerland-Team<br />
hatte schnell gemerkt, dass ihm<br />
die Schläge des Gegners nicht<br />
allzu gefährlich werden konnten.<br />
Deshalb blieb er öfter als geplant<br />
stehen und fing sich Treffer<br />
ein, die, von einem Gegner von<br />
Weltklasseformat angebracht,<br />
weitaus <strong>mehr</strong> Schaden hätten<br />
anrichten können.<br />
Genau da will Logan den Hebel<br />
ansetzen, mit Gegnern, die<br />
seinem neuen Vorzeigekämpfer<br />
Respekt einflößen. Culcay soll<br />
endlich lernen, seine Deckung<br />
geschlossen zu halten und nicht<br />
allzu viel Risiko zu wagen. Der<br />
gebürtige Ecuadorianer will<br />
32 <strong>BoxSport</strong><br />
So richtig zufrieden war<br />
Gary Logan nicht mit<br />
seinem neuen Schützling<br />
Jack Culcay, nachdem<br />
die erste gemeinsame<br />
Schlacht geschlagen war. „Wir<br />
haben noch viel Arbeit vor uns,<br />
bevor wir an einen WM-Kampf<br />
denken können“, sagte der 45<br />
Jahre alte Brite. Mindestens drei<br />
bis vier Kämpfe müsse Culcay<br />
noch unter seiner Regie absolvieren,<br />
bevor er reif sei für den<br />
Angriff auf die Weltspitze des<br />
Halbmittelgewichts. „Am besten<br />
suchen wir Gegner, vor denen<br />
Jack Angst hat“, sagte Logan.<br />
Der Franzose Dieudonne<br />
Belinga, den Culcay in Neubrandenburg<br />
über zwölf Runden<br />
einstimmig (116:111, 116:111,<br />
118:109) nach Punkten besiegte<br />
und damit seinen WBA-Interder<br />
Ecke des in Darmstadt aufgewachsenen<br />
Sportlers. Der<br />
45-Jährige hat die deutsche Trainerlegende<br />
Fritz Sdunek ersetzt,<br />
von dem sich Culcay im Einvernehmen<br />
trennte, weil man zeitlich<br />
nicht zueinanderfand und<br />
taktisch verschiedene Ansichten<br />
hatte. „Jack ist ein guter Junge,<br />
der sehr gut mitarbeitet und versucht,<br />
vieles umzusetzen. Aber<br />
es ist sehr schwierig, seinen Stil<br />
zu ändern, weil er überzeugt<br />
ist von dem, was ihn stark gemacht<br />
hat. Ich hätte <strong>mehr</strong> Zeit<br />
gebraucht, die ich nicht hatte“,<br />
sagt Sdunek, der zudem Interessenskonflikte<br />
mit seinem wichtigsten<br />
Schützling Felix Sturm<br />
befürchtete. Da Klatten Culcay<br />
mittelfristig im Mittelgewicht<br />
positionieren und dort IBF-<br />
Champion Sturm attackieren<br />
will, wären Probleme programmiert<br />
gewesen.<br />
Vor Sdunek, mit dem Culcay<br />
im April 2013 seine einzige<br />
Profiniederlage gegen den Argentinier<br />
Guido Nicolas Pitto<br />
erlitt und den Rückkampf Ende<br />
Der neue Coach Logan (rechts) hat mit seinem Schützling noch viel vor<br />
Oktober knapp gewann, hatte<br />
der gebürtige Ecuadorianer mit<br />
dem Kubaner Ismael Salas gearbeitet.<br />
Dessen Vorgänger waren<br />
Jimmy Montoya, der Culcay<br />
allerdings nur für einen Kampf<br />
aushalf, und <strong>Mich</strong>ael Timm, der<br />
den Amateurweltmeister von<br />
2009 in seiner Anfangszeit beim<br />
Hamburger Universum-Stall für<br />
acht Kämpfe betreute. Ihn musste<br />
Culcay nach der Trennung<br />
von Universum im Vorfeld der<br />
Geschäftsübergabe von Klaus-<br />
Peter Kohl an Waldemar Kluch<br />
im Herbst 2010 zwangsweise<br />
verlassen.<br />
Die Ruhe, mit der Culcay auf<br />
die Fluktuation in seinem Trainerteam<br />
reagiert, beeindruckt.<br />
„Ich <strong>kann</strong> mich innerhalb weniger<br />
Tage auf einen neuen Coach<br />
einstellen, und weil ich mir von<br />
jedem Trainer das nehme, was<br />
zu meinem Stil passt, habe ich<br />
nichts gegen viele neue Einflüsse“,<br />
sagt er. Klatten sieht diese<br />
Einstellung kritisch. „Es ist<br />
wichtig, dass Jack auch mal Dinge<br />
annimmt, die er selbst nicht<br />
für richtig hält, damit er den<br />
nächsten Schritt macht“, sagt<br />
er. Die Einstellung eines neuen<br />
Trainers werde stets im Einvernehmen<br />
mit dem Boxer durchgeführt.<br />
Auch wenn Klatten hohe
Ansprüche an die Arbeit eines<br />
Übungsleiters stellt, lässt er diesem<br />
freie Hand. „Wenn der Erfolg<br />
stimmt, akzeptiere ich auch<br />
eine gegensätzliche Linie.“<br />
Klatten hält Salas, der in<br />
Nordamerika lebt und aus zeitlichen<br />
Gründen die Betreuung<br />
Culcays aufgab, angesichts der<br />
Bilanz von fünf vorzeitigen<br />
Siegen aus fünf gemeinsamen<br />
Kämpfen für den Trainer, der am<br />
besten zum Stil seines Schützlings<br />
passte. „Fünf Trainer in<br />
vier Jahren sind viel für einen<br />
Profiboxer. Aber es gab für jede<br />
Trennung Gründe, und ich denke,<br />
dass Jack von jedem Coach<br />
gelernt hat“, sagt er. Logan<br />
forciere die Rückkehr zu <strong>mehr</strong><br />
Beweglichkeit und Explosivität;<br />
Waffen, die Culcay zuletzt<br />
zu selten nutzte. Am 8. März<br />
in Berlin, wenn sein nächster<br />
Kampf geplant ist, <strong>kann</strong> er beweisen,<br />
dass der neue, alte Weg<br />
der richtige ist.Björn Jensen<br />
Vor Dieudonne Belinga (links) brauchte Culcay keine Angst zu haben<br />
ft es jetzt besser mit Culcay?<br />
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<strong>BoxSport</strong><br />
33
Die Weltrangliste des B<br />
Durch die konkurrierenden Weltverbände<br />
WBA, WBC, IBF und WBO gibt es im<br />
Boxen mittlerweile vier Weltmeister pro<br />
Gewichtsklasse, teilweise sogar fünf:<br />
mittelgewicht<br />
Superchamp: Sergio Martinez (Argentinien) WBC<br />
01. Gennady Golovkin (Kasachstan) WBA<br />
02. Felix Sturm (Deutschland) IBF<br />
03. Peter Quillin (USA) WBO<br />
04. Daniel Geale (Australien)<br />
05. Darren Barker (England)<br />
06. Julio Cesar Chavez Jr. (Mexiko)<br />
07. Max Bursak (Ukraine)<br />
08. Martin Murray (England)<br />
09. Marc Antonio Rubio(Mexiko)<br />
10. Lukas Konecny (Tschechien)<br />
Leo Santa Cruz (rechts) hat seinen WBC-Weltmeistertitel im Super-Bantamgewicht mit einer soliden Vorstellung<br />
gegen Cesar Seda (Puerto Rico) in San Antonio verteidigt. Somit blieb der Mexikaner in seinem 26. Profikampf<br />
ungeschlagen. Die Punktrichter werteten den Kampf am Ende einstimmig (117:110, 116:111, 115:112) für Santa<br />
Cruz. Den Gürtel will er nun das nächste Mal am 8. März in Las Vegas gegen seinen Landsmann Cristian Mijares<br />
verteidigen.<br />
halbmittelgewicht<br />
Superchamp: Floyd Mayweather (USA) WBA-Super +WBC<br />
01. Erislandy Lara (Kuba)<br />
02. Austin Trout (USA)<br />
03. Miguel Cotto (Puerto Rico)<br />
04. Saul Alvarez (Mexiko)<br />
05. Enislandy Lara (Kuba)<br />
06. Carlos Molina (Mexiko) IBF<br />
07. Demetrius Andrade (USA) WBO<br />
08. Sergey Rabchenko (Weissrussland)<br />
09. Tony Mundine (Australien)<br />
10. Jack Culcay (Deutschland)<br />
Schwergewicht<br />
Superchamp: W. Klitschko (Ukraine) WBA-Super, IBF, WBO<br />
01. Kubrat Pulev (Bulgarien)<br />
02. Chris Arreola (USA)<br />
03. Bermane Stiverne (Kanada)<br />
04. Deontay Wilder (USA)<br />
05. Tyson Fury (England)<br />
06. Carlos Takam (Frankreich)<br />
07. Alexander Povetkin (Russland)<br />
08. Dereck Chisora (England)<br />
9. Oldanier Solis (Kuba)<br />
10. Alex Leapai ( Australien)<br />
leichtSchwergewicht (Cruiser)<br />
Superchamp: Yoan P. Hernandez (Deutschland) IBF<br />
01. Marco <strong>Huck</strong> (Deutschland) WBO<br />
02. Guillermo Jones (Panama) WBA<br />
03. Krzysztof Wlodarczyk (Polen) WBC<br />
04. Denis Lebedev (Russland)<br />
05. Firat Arslan (Deutschland)<br />
06. Danie Venter (Südafrika)<br />
07. Ola Afolabi (England)<br />
08. Grigory Drozd (Russland)<br />
09. Pawel Kolodzij (Polen)<br />
10. Rakhim Chakhkiev (Russland)<br />
HalbSchwergewicht<br />
Superchamp: Bernard Hopkins (USA) IBF<br />
01. Adonis Stevenson (Kanada) WBC<br />
02. Sergey Kovalev (Russland) WBO<br />
03. Tavoris Cloud (USA)<br />
04. Jürgen Brähmer (Deutschland) WBA<br />
05. Beibut Shumenov (Kasachstan) WBA-Super<br />
06. Karo Murat (Deutschland)<br />
07. Jean Pascal (Kanada)<br />
08. Lucian Bute (Kanada)<br />
09. Dmitry Sukhotsky (Russland)<br />
10. Dominic Bösel (Deutschland)<br />
supermittelgewicht<br />
Superchamp: Andre Ward (USA) WBA-Super<br />
01. Carl Froch (England) IBF, WBA<br />
02. Mikkel Kessler (Dänemark)<br />
03. Robert Stieglitz (Deutschland) WBO<br />
04. Arthur Abraham (Deutschland)<br />
05. Thomas Oosthuizen (Südafrika)<br />
06. George Groves (England)<br />
07. Stanyslav Kashtanov (Ukraine)<br />
08. Sakio Bika (Kamerun) WBC<br />
09. Edwin Rodriguez (USA)<br />
10. James de Gale (England)<br />
weltergewicht<br />
Superchamp: Timothy Bradley (USA) WBO<br />
01. Adrien Broner (USA) WBA<br />
02. Manny Pacquiao (Philippinen)<br />
03. Devon Alexander (USA) IBF<br />
04. Robert Guerrero (USA)<br />
05. Paulie Malignaggi (USA)<br />
06. Keith Thurman (USA)<br />
07. Kelly Brook (England)<br />
08. jan Zaveck (Slowenien)<br />
09. Luis Carlos Abregu (Argentinien)<br />
10. Leonard Bundu (Italien)<br />
halbweltergewicht<br />
Superchamp: Danny Garcia WBA-Super +WBC<br />
01. Juan Manuel Marquez (Mexiko)<br />
02. Ruslan Provodnikov (Russland) WBO<br />
03. Lucas Martin Matthysse (Argentinien)<br />
04. Lamont Peterson (USA) IBF<br />
05. Amir Khan (England)<br />
06. Khabib Allakhverdiev (Russland) WBA<br />
07. Robert Ortiz (Mexiko)<br />
08. Brandon Rios (USA)<br />
09. Denis Shafikov (Russland)<br />
10. Viktor Postol (Ukraine)<br />
34 <strong>BoxSport</strong><br />
Die top-ten
BOXSPORT<br />
Denn die WBA vergibt an Titelträger mit<br />
<strong>mehr</strong> als einem Gürtel auch noch den<br />
WBA-Super-Titel. Wer soll da noch den<br />
Überblick behalten? Die Redaktionen von<br />
<strong>BoxSport</strong> und der amerikanischen Box-<br />
Bibel „The Ring" natürlich. Wir sagen<br />
Ihnen, wer der Superchampion in jeder<br />
Gewichtsklasse ist und wer „nur" die<br />
Nummer 10. Stand: Januar 2014<br />
leichtgewicht<br />
Superchamp: Richard Abril (Kuba) WBA<br />
01. Ricky Burns (Schottland) WBO<br />
02. Miguel Vazquez (Mexiko) IBF<br />
03. Yuri Gamboa (Kuba)<br />
04. Sharif Bogere (Uganda)<br />
05. Omar Figueroa (Mexiko)<br />
06. Raymundo Beltran (Mexiko)<br />
07. Emiliano Marsala (Italien)<br />
08. Kevin Mitchell (England)<br />
09. Javier Prieto (Mexiko)<br />
10. Terrance Crawford (USA)<br />
superbantamgewicht<br />
Superchamp: Guillermo Rigondeaux (Kuba) WBO<br />
01. Nonito Donaire (Philippinen)<br />
02. Kiko Martinez (Spanien) IBF<br />
03. Leo Santa Cruz (Mexiko) WBC<br />
04. Anselmo Moreno (Panama) WBA-Super<br />
05. Nehomar Cermeno (Panama)<br />
06. Carl Frampton (Nordirland)<br />
07. Scott Quigg (England) WBA<br />
08. Tomoki Kameda (Japan)<br />
09. Hozumi Hasegawa (Japan)<br />
10. Daniel Rosas (Mexiko)<br />
bantamgewicht<br />
Superchamp: Shinsuke Yamanaka (Japan) WBC<br />
01. Randy Caballero (USA)<br />
02. Tomoki Kameda (Japan) WBO<br />
03. Koki Kameda (Japan) WBA<br />
04. Roberto Vasquez (Panama)<br />
05. Jamie McDonnell (England) IBF<br />
06. Lubabalo Mauthu (Südafrika)<br />
07. Julio Ceja (Mexiko)<br />
08. Pungluang Sor Singyu (Thailand)<br />
09. Rysuka Iwasa (Japan)<br />
10. Paulus Ambunda (Namibia)<br />
Mittlerweile ist er 45, doch ans Aufhören denkt<br />
Roy Jones Jr. (57-8, 40 K.o.s/links) nicht. In<br />
Moskau bezwang der US-Amerikaner den Franzosen<br />
Zine Eddine Benmakhlouf (17-4-1, 8 K.o.s) im WBU<br />
Cruisergewichtstitelkampf deutlich nach Punkten<br />
(120:108, 119:109, 118:111). Nachher zeigte sich Jones<br />
weiter angriffslustig: „Ich bin für jeden bereit. Mir ist<br />
es egal, ob es James Toney oder Denis Lebedev ist.“<br />
superfedergewicht<br />
Superchamp: Takashi Uchiyama (Japan) WBA<br />
01. Takashi Miura (Japan) WBC<br />
02. Rances Barthelemy (Kuba) IBF<br />
03. Miguel Angel Garcia (USA) WBO<br />
04. Fernando David Saucedo (Mexiko)<br />
05. Diego Magdaleno (Mexiko)<br />
06. Argenis Mendez (Dom. Rep.)<br />
07. Bryan Vasquez (Costa Rica)<br />
08. Juan Carlos Burgos (Mexiko)<br />
09. Devis Boschiero (Italien)<br />
10. Roman Martinez (Puerto Rico)<br />
federgewicht<br />
Superchamp: Chris John (Indonesien) WBA-Super<br />
01. Orlando Salido (Mexiko) WBO<br />
02. Evgeny Gradovich (Russland) IBF<br />
03. Jhonny Gonzales (Mexiko) WBC<br />
04. Alexander Miskirtchan (Georgien)<br />
05. Gary Russel jr. (USA)<br />
06. Daniel Ponce De Leon (Mexiko)<br />
07. Abner Mares (Mexiko)<br />
08. Ronny Rios (USA)<br />
09. Nicholas Walters (Jamaika) WBA<br />
10. Timur Akhundov (Ukraine)<br />
superfliegengewicht<br />
Superchamp: Omar Andres Narvaez (Argentinien) WBO<br />
01. Srisaket Sor Rungvisai (Thailand) WBC<br />
02. Liborio Solis (Venezuela) WBA<br />
03. Daiki Kameda (Japan) IBF<br />
04. Arthur Villanueva (Philippinen)<br />
05. Tepparith Singwancha (Thailand)<br />
06. Denkosan Kaovichit (Thailand)<br />
07. Carlos Cuadras (Mexiko)<br />
08. Edren Dapudong (Philippinen)<br />
09. Rodel Mayol (Philippinen)<br />
10. Felipe Oracuta (Mexiko)<br />
fliegengewicht<br />
Superchamp: Moruti Mthalane (Südafrika) IBF<br />
01. Juan F. Estrada (Mexiko) WBO, WBA-Super<br />
02. Brian Viloria (USA)<br />
03. Akira Yaegashi (Japan) WBC<br />
04. Giovanni Segura (Mexiko)<br />
05. Hernan Marquez (Mexiko)<br />
06. Roman Gonzales(Nicaragua)<br />
07. Silvio Olteanu (Rumänien)<br />
08. Nawaphon Por Chockchai (Thailand)<br />
09. Juan Carlos Reveco (Argentinien) WBA<br />
10. Yodmongkol Vor Saengthep (Thailand)<br />
Die Gewichtsklassen:<br />
Schwergewicht über 90,720 kg, Cruisergewicht (- 90,720 kg) auch Leichtschwergewicht. Halbschwer (- 79,378<br />
kg), Supermittel (- 76,203 kg), Mittelgewicht (- 72,574 kg), Superwelter (- 69,853 kg) auch Junior- oder Halbmittelgewicht.<br />
Weltergewicht (- 66,678 kg) Halbwelter (63,503 kg). die Klasse wird auch Juniorwelter- oder Superleichtgewicht<br />
genannt. Leichtgewicht (-61,235 kg), Superfeder (- 58,967 kg), Feder (- 57,153 kg), Superbantam<br />
(- 55,338 kg), Bantam (- 53,524 kg), Superfliegen (- 52, 163 kg), Fliegengewicht (- 50,802 kg), Halbfliegen<br />
(- 48,988 kg) auch Juniorfliegengewicht. Strohgewicht (- 47,628 kg) auch Minifliegengewicht.<br />
Die Abkürzungen WBA, WBC, WBO und IBF hinter den Namen bezeichnen die Weltmeistertitel der jeweiligen Verbände.<br />
halbfliegengewicht<br />
Superchamp: Donnie Nietes (Philippinen) WBO<br />
01. Adrien Hernandez (Mexiko) WBC<br />
02. Moises Fuentes (Mexiko)<br />
03. Javier Mendoza (Mexiko)<br />
04. Johnriel Casimero (Philippinen) IBF<br />
05. Kazuto Ioka (Japan) WBA<br />
06. Felix Alvarado (Nicaragua)<br />
07. Kompayak Porpramook (Thailand)<br />
08. Pedro Guevara (Mexiko)<br />
09. Alberto Rossel (Peru)<br />
10. Paipharol Por Nobnon (Thailand)<br />
mini-fliegengewicht<br />
Superchamp: Katsunari Takayama (Japan) IBF<br />
01. Raul Garcia (Mexiko)<br />
02. Merlito Sabillo (Philippinen) WBO<br />
03. Carlos Buitrago (Nicaragua)<br />
04. Wanheng Menayothin (Thailand)<br />
05. Xiong Zhao Zhong (China) WBC<br />
06. Julian Yedres (Mexiko)<br />
07. Nkosinanthi Joyi (Japan)<br />
08. Ryo Miyazaki (Japan) WBA<br />
09. Hekkie Budler (Südafrika)<br />
10. Jesus Silvestre (Mexiko)<br />
<strong>BoxSport</strong> 35
Juan Carlos Gomez ist<br />
dieser Tage bester Laune,<br />
und das hat einen<br />
einfachen Grund. Der<br />
kubanische Cruisergewichtler<br />
arbeitet seit Anfang Januar wieder<br />
mit dem Mann zusammen,<br />
dem er die größten Erfolge seiner<br />
Karriere verdankt: Fritz Sdunek.<br />
„Mit ihm hatte ich meine beste<br />
Zeit, er ist der beste Trainer der<br />
Welt“, sagt der 40-Jährige. An<br />
diese Zeit, die 1995 im Hamburger<br />
Universum-Stall begonnen<br />
hatte, nachdem sich der Kubaner<br />
beim Chemie-Pokal in Halle<br />
(Saale) von seiner Nationalstaffel<br />
abgesetzt hatte, will Gomez<br />
nun noch einmal anknüpfen.<br />
Fritz Sdunek (links), der Juan Carlos Gomez 1998 in Argentinien zum Weltmeister-<br />
Titel führte, hat den „verlorenen Sohn“ wieder unter seinen Fittichen<br />
Macht der alte Fritz<br />
Gomez wieder flott?<br />
Der „schwarze Panther“ forderte bereits Hernandez heraus<br />
Nach zehn <strong>mehr</strong> oder weniger<br />
erfolgreichen Jahren im Schwergewicht<br />
war der „Schwarze Panther“<br />
im November 2013 nach<br />
eineinhalb Jahren Kampfpause<br />
in seine angestammte Gewichtsklasse<br />
zurückgekehrt. Zwei<br />
Aufbaukämpfe gegen niveauarme<br />
Gegner gewann er souverän,<br />
und so reiften bei Gomez<br />
bereits wieder Träume von der<br />
Rückkehr auf den WM-Thron.<br />
Gegen WBO-Champion Marco<br />
<strong>Huck</strong> wollte er kämpfen, jüngst<br />
forderte er IBF-Weltmeister Yoan<br />
Pablo Hernandez heraus. Das<br />
fehlende Puzzleteil zum großen<br />
Triumph soll nun Sdunek sein,<br />
der den Kubaner 1998 in Mar del<br />
Plata (Argentinien) zum Gewinn<br />
des WBC-WM-Titels gegen Lokalmatador<br />
Marcelo Dominguez<br />
geführt hatte.<br />
Sdunek hatte nach der<br />
Trennung von Halbmittelgewichtler<br />
Jack Culcay, dem politisch<br />
bedingten Ruhestand von<br />
Schwergewichtsweltmeister<br />
Vitali Klitschko sowie den Karriereenden<br />
von Cruisergewichtler<br />
Alexander Alekseev und Halbschwergewichtler<br />
Zsolt Erdei<br />
plötzlich verfügbare Zeit, da er<br />
derzeit lediglich Mittelgewichts-<br />
Champion Felix Sturm betreut.<br />
Dennoch wollte er der Anfrage<br />
seines ehemaligen Schützlings,<br />
den er als „das größte Bewegungstalent,<br />
das ich je gesehen<br />
habe“ einstuft, nicht sofort zustimmen.<br />
Beide vereinbarten,<br />
dass man zunächst auf Probe<br />
bis Anfang Februar im Gym des<br />
Hamburger EC-Profistalls zusammenarbeiten<br />
wolle, um danach<br />
über einen festen Vertrag<br />
zu entscheiden.<br />
Nach den ersten Eindrücken<br />
glaubt der 66-Jährige daran,<br />
dass Gomez immerhin noch<br />
einmal WM-Niveau erreichen<br />
könnte. „Ich bin sehr positiv<br />
überrascht. Juan macht einen<br />
sehr guten Eindruck, er ist körperlich<br />
und mental gut in Schuss<br />
und gibt sich viel Mühe. Er will<br />
es unbedingt noch einmal wissen“,<br />
sagt er. Alkoholeskapaden<br />
Bei seinem letzten Kampf in Hamburg besiegte<br />
Gomez (links) den Tschechen Jindrich Velecky<br />
und Frauengeschichten, die den<br />
Lebensweg des Kubaners pflastern,<br />
sollen tatsächlich der Vergangenheit<br />
angehören. Gomez<br />
hat seine Wahlheimat Kalifornien<br />
verlassen und lebt mit seiner<br />
neuen deutschen Lebensgefährtin<br />
im Hamburger Stadtteil<br />
Wandsbek.<br />
„In den USA habe ich niemanden,<br />
in Hamburg sind meine<br />
Freunde und meine Familie.<br />
Ich habe viele Fehler gemacht<br />
in meinem Leben. Dass Fritz<br />
sich 1999 von mir getrennt hat,<br />
habe ich mir mit meinen Undiszipliniertheiten<br />
nur selbst zuzuschreiben“,<br />
sagt er. „Jetzt spüre<br />
ich aber, dass er bereit ist, mir<br />
noch eine Chance zu geben. Ich<br />
weiß, dass das die letzte Chance<br />
für mich ist, im Leben noch<br />
einmal gutes Geld zu verdienen.<br />
Ich <strong>kann</strong> ja nichts anderes als<br />
Boxen“, sagt er.<br />
Gomez und Sdunek verbindet<br />
neben der Arbeit auch eine<br />
familiäre Beziehung. Der Boxprofi<br />
ist der Vater von Sduneks<br />
Enkelin Delia, die im Mai 1997<br />
aus einer Beziehung zwischen<br />
dem Kubaner und Sduneks<br />
Tochter Kati hervorging. Nachdem<br />
einige Jahre Funkstille<br />
herrschte, hat Gomez kürzlich<br />
wieder Kontakt zu der 16-Jährigen<br />
aufgenommen. „Wir waren<br />
gemeinsam essen, verstehen uns<br />
wieder gut. Darüber bin ich sehr<br />
glücklich“, sagt er.<br />
Björn Jensen<br />
36 <strong>BoxSport</strong>
Nachdem Darren Barker seine Karriere beendete<br />
Für seinen Schützling Felix Sturm<br />
präferiert Manager Roland Bebak (sitzend)<br />
als nächsten Gegner Martin Murray<br />
Gegen Felix Sturm (rechts) hatte der<br />
Brite nichts entgegenzusetzen<br />
Sturm-Manager will jetzt<br />
Revanche gegen Murray<br />
Bebak: Mit ihm hat Felix noch eine Rechnung offen<br />
Während Felix Sturm<br />
nach seinem großen<br />
Erfolg über Darren<br />
Barker erst einmal<br />
mit seiner Familie zum Erholungsurlaub<br />
nach Bosnien flog,<br />
nahm der Engländer in diversen<br />
Wartezimmern Platz. Anfang Januar<br />
war der 31-Jährige bereits<br />
pessimistisch gestimmt, was<br />
die Fortsetzung seiner Karriere<br />
anbelangt. „Es ist nicht wirklich<br />
optimal, es ist unangenehm“,<br />
so Barker. „Ich hatte gerade eine<br />
weitere Untersuchung, und<br />
es sieht so aus, als ob wir eine<br />
weitere OP machen müssten.<br />
Das Wichtigste im Moment ist<br />
aber, die Hüfte wieder hinzubekommen.<br />
Das ist ein Alptraum,<br />
vom Boxen mal ganz abgesehen.“<br />
Ob er wieder in den Ring<br />
steigen wird, beantwortete er zu<br />
dem Zeitpunkt <strong>mehr</strong> als verhalten,<br />
vermutlich schon vorausahnend:<br />
„Ich bin mir noch nicht<br />
sicher. Ich habe mein größtes<br />
Ziel erreicht“, so der ehemalige<br />
IBF-Champion, der dem Australier<br />
Daniel Geale am 17. August<br />
2013 den Titel in Atlantic City<br />
abgenommen hatte.<br />
Nur wenige Tage später verkündete<br />
Barker bei einer Presskonferenz<br />
sein Karriereende.<br />
„Ich bin stolz und freue mich<br />
über all die Dinge, die ich in<br />
meiner Karriere erreicht habe.<br />
Ich bin ein sehr, sehr glücklicher<br />
Mann“, erklärte Barker – und<br />
widmete seinem verstorbenen<br />
Bruder noch einen besonderen<br />
Gruß: „Ich habe all das für meinen<br />
Bruder Gary getan – wir haben<br />
es geschafft.“<br />
Durch den Rücktritt Barkers<br />
fällt auch der im Vorfeld des<br />
Kampfes Sturm vs. Barker ausgehandelte<br />
Rückkampf auf englischem<br />
Boden flach. „Wir hatten<br />
uns schon darauf eingestellt,<br />
nach England zu fliegen“, meinte<br />
Felix Sturms Manager Roland<br />
Bebak, für den die Entscheidung<br />
Barkers gleichwohl<br />
nicht sonderlich<br />
überraschend kam.<br />
„Für mich war<br />
irgendwie klar,<br />
dass es keinen<br />
Rückkampf geben<br />
wird. Dafür ist Felix<br />
in dem Kampf zu<br />
dominant gewesen.“<br />
Für Felix Sturm, der<br />
Barker im Dezember keine<br />
Chance gelassen und ihn in der<br />
zweiten Runde k.o. gehauen<br />
hatte, ergeben sich nun diverse<br />
Möglichkeiten für seinen nächsten<br />
Kampf im ersten Halbjahr des<br />
Jahres 2014. „Wir könnten gegen<br />
Matthew Macklin, Daniel Geale,<br />
Martin Murray oder Sam Soliman<br />
boxen“, meint Bebak. Sein<br />
Favorit wäre der Brite Murry, der<br />
Felix Sturm am 2. Dezember 2011<br />
in einem temporeichen Kampf<br />
ein Unentschieden (112:116,<br />
114:114, 115:113) abgerungen<br />
hatte, wodurch Sturm allerdings<br />
Superweltmeister der<br />
WBA im Mittelgewicht<br />
blieb. „Er<br />
steht hoch im<br />
Ranking, ist ein<br />
starker Mann, mit<br />
dem Felix noch eine<br />
Rechnung offen<br />
Erhält Martin Murry die<br />
Chance auf einen zweiten<br />
Kampf gegen Sturm?<br />
hat“, erläutert Bebak seine<br />
Präferenz. Gegen Soliman könnte<br />
es danach zu einer Pflichtverteidigung<br />
kommen.<br />
Eine Option wäre es sicher<br />
auch, gegen den Gewinner des<br />
Duells Stieglitz/Abraham zu<br />
boxen, wenn dieses mit dem 1.<br />
März zeitlich besser liegen würde,<br />
so aber eine Ansetzung zu<br />
kurzfristig ist. Felix Sturm ist es<br />
egal, gegen wen er als nächstes<br />
in den Ring steigt, getreu dem<br />
zweiten Paragraphen des kölschen<br />
Grundgesetzes: „Et kütt<br />
wie et kütt.“ Nicole Bitter<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
37
Seit der Schulzeit ist M<br />
„Ich will Sturms<br />
Daumen hoch:<br />
Die ursprünglich<br />
kaputte rechte<br />
Hand hält – so will<br />
Maurice Weber<br />
2014 richtig<br />
durchstarten<br />
Weber trainiert im Gym von Sturm<br />
hart, meist zusammen mit den anderen<br />
Sturm-Boxern, wie hier Susi Kentikian<br />
Beste Freunde: „Mo“ und Felix<br />
Sturm (rechts)<br />
2008 war kein gutes<br />
Jahr für Halbmittelgewichtler<br />
Maurice Weber.<br />
Damals zog sich<br />
der gebürtige Leverkusener mit<br />
tunesischen Wurzeln, der mit<br />
bürgerlichem Namen Muhammed<br />
Lassoued heißt, bei der umstrittenen<br />
Niederlage gegen den<br />
Franzosen Frederic Serre eine<br />
komplizierte Sehnenverletzung<br />
(Strecksehne gerissen plus Kapselriss)<br />
an der rechten Hand zu,<br />
wurde zweimal operiert. Nach<br />
18 Monaten Pause erklärten ihn<br />
die Ärzte für berufsunfähig – für<br />
Weber brach in dem Moment eine<br />
Welt zusammen. „Ich brauchte<br />
schon eine Weile, um das runter<br />
zu schlucken, das war nicht<br />
so einfach“, erklärte Weber in<br />
einer Dokumentation bei center.<br />
tv. Doch aufgeben wollte Weber,<br />
der ein Studium der Sozialpädagogik<br />
startete, nicht. Er blieb<br />
weiterhin in physiotherapeutischer<br />
Behandlung, recherchierte<br />
in Eigenregie nach weiteren<br />
Behandlungsmethoden – und<br />
bekam nach insgesamt drei Jahren<br />
Pause von den Medizinern<br />
wieder grünes Licht, auch dank<br />
eines niederländischen Chiropraktikers.<br />
Am 2. Dezember<br />
2011 bestritt „Mo“ Weber sein –<br />
38 <strong>BoxSport</strong>
Maurice Weber der beste Freund von Felix<br />
s erster Weltmeister werden“<br />
Zunächst aber heiß auf einen Kampf gegen Culcay<br />
erfolgreiches – Comeback in der<br />
Mannheimer SAP Arena gegen<br />
Alexander Riegel. Siebenmal<br />
hat Weber insgesamt seit dieser<br />
schweren Handverletzung als<br />
Profi der Sturm Box-Promotion<br />
wieder im Ring gestanden. Siebenmal<br />
feierte er deutliche und<br />
zum Teil schnelle Siege. Zuletzt<br />
am 7. Dezember 2013 in der<br />
Stuttgarter Porsche Arena, als er<br />
im Rahmenprogramm des WM-<br />
Erfolges von Felix Sturm gegen<br />
Darren Barker dem überforderten<br />
Weißrussen Volodymyr Borovskyy<br />
keine Chance ließ und<br />
in der zweiten Runde durch<br />
technischen K.o. gewann. „Bis<br />
jetzt hält meine Hand sehr gut“,<br />
verspürt „Mo“ keine Nachwirkungen.<br />
„Mein Trainer Magumed<br />
Schaburow macht ein spezielles<br />
Tape für mich, damit sie<br />
optimal stabilisiert wird.“<br />
Die Hand hält also, in Weber<br />
fließt das Boxblut und er brennt<br />
darauf, einen Gürtel zu holen,<br />
weiß aber gleichwohl, dass<br />
manche Dinge Zeit brauchen.<br />
„Natürlich wollte ich nach der<br />
dreijährigen Pause direkt hoch<br />
hinaus. Mein Traum ist es, Felix’<br />
erster Weltmeister zu werden.<br />
Deswegen habe ich in der Vergangenheit<br />
auch immer große<br />
Gegner gefordert“, so Weber.<br />
„Jetzt wurde mir aber klar,<br />
dass das viel zu früh gewesen<br />
wäre. Ich brauchte diese sieben<br />
Kämpfe gegen leichtere Gegner,<br />
um meinen Rhythmus wieder<br />
zu finden. Das hat mir Felix<br />
auch immer wieder erklärt, er<br />
hat mich gebremst, wenn ich<br />
zu viel wollte. Jetzt verstehe ich<br />
das.“ Nicht nur für das Bremsen<br />
ist Weber seinem Kumpel Felix<br />
Sturm, bei dessen Hochzeit er<br />
als Trauzeuge fungierte, dankbar,<br />
sondern auch dafür, dass er<br />
einen Vertrag bei Sturms Boxstall<br />
erhalten hat. „Dort herrschen die<br />
besten Bedingungen, die man<br />
sich als Boxer vorstellen <strong>kann</strong>.<br />
Bei meinem früheren Promoter<br />
Universum machte ich keine<br />
Fortschritte – es waren einfach<br />
zu viele Sportler im Gym. Das ist<br />
jetzt anders und mit Magomed<br />
Volodymyr Borovskyy (rechts) war<br />
zuletzt gegen den Leverkusener<br />
überfordert<br />
Schaburow habe ich einen Weltklasse-Trainer<br />
an der Seite. Zuletzt<br />
habe ich außerdem viel mit<br />
Felix trainiert und es bringt mich<br />
unheimlich weiter, Tag für Tag<br />
mit einem Sportler zu arbeiten,<br />
der seit zehn Jahren zur absoluten<br />
Weltspitze gehört“, erklärt<br />
Weber, der in seiner zweiten Heimat<br />
Tunesien als Held gefeiert<br />
wird. „Die Anerkennung in Tunesien<br />
ist wundervoll. Wann immer<br />
ich dort bin, wollen die Fans<br />
Autogramme und Fotos haben<br />
sowie die Medien Interviews.“<br />
Mittlerweile spürt er aber auch,<br />
dass er in Deutschland <strong>mehr</strong> Be<strong>kann</strong>theit<br />
erlangt: „Dafür bin ich<br />
meinen Fans sehr dankbar.“<br />
Dass Weber noch einiges erreichen<br />
<strong>kann</strong>, davon sind auch<br />
Trainer Schaburow und Felix<br />
Sturm überzeugt. „Maurice hat<br />
viel Potenzial, er ist der Boxer mit<br />
dem größten Ehrgeiz bei mir und<br />
vom Können her hat er das Zeug,<br />
ganz, ganz viel zu schaffen“, so<br />
Sturm. Überstürzen will Maurice<br />
Weber, der als gläubiger Moslem<br />
weder trinkt noch raucht,<br />
<strong>mehr</strong> als diszipliniert auf seine<br />
Ernährung achtet und sich stets<br />
im Training fit hält, zwar nichts.<br />
Mit 32 habe er nach eigenem<br />
Empfinden noch viele Jahre auf<br />
hohem körperlichen Niveau vor<br />
sich. Dennoch hat er sich für<br />
2014 hohe Ziele gesteckt. „Ich<br />
will unbedingt um einen Titel<br />
boxen. Damit meine ich nicht<br />
unbedingt direkt einen WM-<br />
Kampf, aber einen Titel, der<br />
mich meinem Ziel, Weltmeister<br />
zu werden, ein Stückchen näher<br />
bringt. Ich denke, dass ich jetzt<br />
für stetig wachsende Aufgaben<br />
bereit bin. Meine Karriere hat<br />
mit meinem Comeback neu<br />
begonnen, jetzt will ich mich<br />
gegen bessere Leute beweisen.<br />
2014 <strong>kann</strong> mein großes Jahr<br />
werden.“<br />
Die nächsten möglichen<br />
Gegner hat Maurice Weber bereits<br />
ins Auge gefasst. An erster<br />
Stelle steht Ünsal Arik, den<br />
„Mo“ mit einer K.o.-Quote von<br />
86 Prozent als perfekte Herausforderung<br />
ansieht. „Ünsal<br />
Arik hat leider das Angebot abgelehnt,<br />
am 7. Dezember in Stuttgart<br />
gegen mich zu boxen. Die<br />
achtwöchige Vorbereitungszeit<br />
hat ihm nicht gereicht. Aber aufgeschoben<br />
ist nicht aufgehoben.<br />
Ich möchte ihn unbedingt boxen<br />
und zeigen, wer die Nummer<br />
eins in Deutschland ist“, erklärt<br />
Weber, der ebenso wenig einem<br />
Fight mit Jack Culcay aus dem<br />
Weg gehen würde. „Jack ist<br />
schon ein guter Boxer, den ich<br />
sportlich sehr respektiere, er ist<br />
nicht umsonst Amateurweltmeister<br />
geworden. Allerdings<br />
haben wir beispielsweise bei<br />
seinen Kämpfen mit Guido Nicolas<br />
Pitto gesehen, dass ihm bereits<br />
ein halbstarker Mann äußerst<br />
Probleme bereitet. Und ich<br />
habe Jack Culcay schon bei den<br />
Amateuren in der Bundesliga<br />
geschlagen, das würde ich jetzt<br />
auch bei den Profis schaffen.“<br />
Dafür würde Weber auch bei<br />
einer Sauerland-Veranstaltung<br />
antreten und sich von der Sturm<br />
Box-Promotion freistellen lassen,<br />
damit es keinen Konflikt<br />
mit den TV-Sendern – die ARD<br />
überträgt die Sauerland-Kämpfe,<br />
Sat.1 die Sturm-Veranstaltungen<br />
– gibt. Bleibt abzuwarten, was<br />
2014 für Maurice Weber bringt<br />
und ob es tatsächlich sein Jahr<br />
wird. Nicole Bitter<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
39
Zwei Lieblinge verließen überraschend S<br />
Cecilia Braekhus<br />
Sie „floh“ in den<br />
Otto Ramin trainiert mit Braekhus nun<br />
die erste Frau<br />
Osten zu Ramin<br />
Welche Rolle spielte der Tennisball von Marco <strong>Huck</strong>?<br />
Die Norwegerin Cecilia<br />
Braekhus (32) gehört<br />
seit 2007 zum Berliner<br />
Sauerland-Stall. Sie<br />
trainierte bei Startrainer Ulli<br />
Wegner und seinem Assistenten<br />
Georg Bramowski. Unter<br />
diesem Trainer-Team brachte es<br />
die Ringschönheit zu Weltmeisterehren<br />
der WBA, WBC und<br />
WBO. Sie wurde „Boxerin des<br />
Jahres“ in Deutschland, <strong>mehr</strong>mals<br />
norwegische „Sportlerin<br />
des Jahres“ und 2013 „Weltboxerin<br />
des Jahres“. Nach sieben<br />
Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit<br />
mit Ulli Wegner wechselte<br />
die Weltmeisterin innerhalb<br />
des Sauerlandstalls den Trainer.<br />
Braekhus trainiert jetzt bei Otto<br />
Ramin. „Kurz vor Weihnachten<br />
stand Cecilia vor unserem<br />
Gym und fragte, ob sie bei uns<br />
trainieren <strong>kann</strong>“, berichtet Otto<br />
Ramin. Der Diplom-Trainer hat<br />
zwar noch nie Frauen trainiert,<br />
meint aber: „Wenn du ein richtiger<br />
Trainer bist, kommst du<br />
auch mit Boxerinnen klar.“ Der<br />
Grund für Braekhus‘ Flucht aus<br />
der Wegner-Gruppe soll ein Tennisball<br />
sein, den ihr Marco <strong>Huck</strong><br />
beim Reaktionstraining an den<br />
Kopf warf. Hat dieser Vorfall sie<br />
aus dem Olympiagelände vertrieben?<br />
„Quatsch“, sagt Trainer Ulli<br />
Wegner und meint: „Das war ein<br />
Versehen.“ Dennoch wird gemunkelt,<br />
dass in der Trainingsgruppe<br />
um <strong>Huck</strong> nicht genügend<br />
Rücksichtnahme auf die 32-Jährige<br />
erfolgte. Die Gemeinte selbst<br />
erwähnt nichts von diesem Vorkommnis.<br />
Sie sagt aber: „Herr<br />
Wegner und Herr Bramowski<br />
haben mich in meinen Fähigkeiten<br />
sehr weit gebracht. Ich war<br />
sieben Jahre bei ihnen. Für Trainer<br />
Wegner stehen<br />
in den nächsten Monaten<br />
schwere und<br />
für unseren Boxstall<br />
wichtige Kämpfe ins<br />
Haus. Ich wollte einmal<br />
aus der Mühle<br />
heraus und bei einem<br />
Trainer arbeiten, der<br />
sich vorwiegend<br />
um mich kümmern<br />
<strong>kann</strong>. Ich habe mir<br />
die Entscheidung<br />
nicht einfach gemacht,<br />
weil ich nicht<br />
undankbar sein will.<br />
Ich möchte einfach<br />
einmal eine andere<br />
Umgebung. Da Herr<br />
Ramin ebenfalls ein<br />
aner<strong>kann</strong>ter, guter<br />
Trainer ist, bin ich zu<br />
ihm gegangen.“<br />
Wegner gibt zu:<br />
„Natürlich bin ich<br />
traurig, wenn uns die<br />
weltbeste Boxerin<br />
verlässt. An unserer<br />
Ausbildung <strong>kann</strong> es<br />
nicht gelegen haben,<br />
wenn man ihre<br />
Erfolge sieht. Wir<br />
haben uns zu zweit<br />
um Cecilia gekümmert,<br />
wenn ich mit<br />
einem unserer anderen<br />
Boxer unterwegs<br />
war, trainierte<br />
und betreute Georg<br />
Bramowski die Frau.<br />
Ich <strong>kann</strong> über sie<br />
nichts Schlechtes sagen. Sie war<br />
fleißig, hat begriffen, worum es<br />
im Leistungssport geht. Im Training<br />
war sie immer ein Vorbild.<br />
Ich drücke ihr die Daumen, dass<br />
sie weiter bei Otto Ramin auf<br />
der Erfolgswelle schwimmt.“<br />
Nach einer kurzen Pause meint<br />
Die Norwegerin (links) will neue Wege gehen und trennte sich von Ulli Wegner und Georg<br />
Bramowski (rechts)<br />
Braekhus‘ letzte Gegnerin Oxandia Castillo (links) hatte nicht den Hauch einer Chance<br />
Ulli Wegner noch: „Otto Ramin<br />
ist auch ein guter Trainer. Aber<br />
Ramin ist Ramin und Wegner ist<br />
Wegner.“<br />
Vielleicht sind Wegner und<br />
Bramowski gar nicht der Grund<br />
für den Trainer-Wechsel, denn<br />
die Weltmeisterin meinte: „Wir<br />
trainieren hier in Marzahn ebenso<br />
hart wie bei Herrn Wegner.<br />
Natürlich arbeitet Herr Ramin<br />
anders. Aber auch seine Methoden<br />
gefallen mir. Ich denke, dass<br />
ich sportlich mein Niveau halten<br />
und noch verbessern <strong>kann</strong>.“<br />
Dann lächelt Braekhus und sagt:<br />
40 <strong>BoxSport</strong>
Startrainer Ulli Wegner – warum nur?<br />
Dominik Britsch<br />
Trainiert er jetzt<br />
Top: Unter Ramin will Cecilia Braekhus weitere<br />
Erfolge feiern<br />
„Der Bulgare Kubrat Pulve und Marco<br />
Nader aus Österreich gehören zu meiner<br />
Trainingsgruppe. Die Zwei sind<br />
richtig nette Menschen. Das Training<br />
verläuft genauso, wie ich mir das vorgestellt<br />
habe.“ Harald Lange, Manager<br />
im Marzahner Gym, ist überzeugt:<br />
„Cecilia fühlt sich bei uns sichtlich<br />
wohl. Sie wird von unseren Männern<br />
auf Händen getragen.“<br />
Dafür nimmt die Boxerin statt bisher<br />
15 nun 45 Minuten Autofahrt zum<br />
Training bis an den östlichen Stadtrand<br />
Berlins in Kauf. Wie gut ihr das Training<br />
in neuer Umgebung bekommt,<br />
wird sich am 1. Februar bei ihrem WM-<br />
Weltergewichts-Kampf im dänischen<br />
Frederikshaven gegen die Französin<br />
Myriam Lamores zeigen. Von der Chefetage<br />
des Sauerland-Stalls wurden der<br />
Norwegerin beim Trainer-Wechsel keine<br />
Steine in den Weg gelegt. So erklärt<br />
die ungeschlagene Boxerin: „Sauerland<br />
interessiert in erster Linie, ob<br />
ich gewinne. Bei welchem Trainer ich<br />
mich in Form bringe, ist dem Management<br />
wahrscheinlich egal.“<br />
Warum die Weltmeisterin nicht<br />
zum erfolgreichsten deutschen Frauentrainer<br />
Torsten Schmitz – er führte<br />
Regina Halmich zum WM-Titel<br />
– gegangen ist, bleibt ihr Geheimnis.<br />
Schmitz, der ebenfalls in Diensten des<br />
Sauerland-Stalls steht, gibt hingegen<br />
zu: „Ich hätte Cecilia gern genommen,<br />
zumal ich im Moment keine Boxer<br />
betreue, sondern nur Trainer Karsten<br />
Röwer helfe.“<br />
Manfred Hönel<br />
im „Sanatorium“?<br />
Der Ex-Coach: Er wird von allen Seiten verhätschelt<br />
Hohe Ansprüche zur Leistungsbereitschaft<br />
fordert Startrainer Ulli Wegner<br />
von seinen Boxern: „Wenn du<br />
Weltmeister werden willst, musst du<br />
Ellenbogen haben, um dich durchzusetzen.<br />
Als Weichei wirst du immer scheitern.“ Trainer<br />
Wegner <strong>kann</strong> deshalb nicht nachvollziehen,<br />
warum Mittelgewichtler Dominik Britsch<br />
nach sieben Jahren gemeinsamer Arbeit und<br />
36 Profikämpfen Berlin verlassen<br />
hat und zu seinem Vater Jürgen ins<br />
heimatliche Neckarsulm wechselte.<br />
„Dabei verteidigte ich Dominik<br />
immer bei unserem Management,<br />
wenn es um eine Verlängerung der<br />
Verträge ging. Manchmal standen<br />
Vertragsverlängerungen nämlich<br />
auf der Kippe. Dominik überzeugte<br />
mich in unserer Trainingsgruppe<br />
stets durch Fleiß und Spitzenwerten<br />
bei den Leistungstests.“<br />
Leider konnte der Schwabe die<br />
Trainingsergebnisse viel zu selten<br />
im Seilquadrat umsetzen. Zwar<br />
brillierte er oft mit gekonnter Technik,<br />
doch irgendwie wirkten die<br />
Ringauftritte des 26-Jährigen – trotz<br />
der bisher zahlreichen Siege – immer<br />
etwas lau. In Neubrandenburg<br />
sollte Britsch eigentlich gegen den<br />
Spanier Jose Yebes ran. Doch der<br />
sagte kurzfristig ab und der Tunesier<br />
Soufiene Querghi sprang ebenso<br />
kurzfristig ein.<br />
Britschs Kampf bei einem 2:1-Punktsieg<br />
über den Tunesier war leider keine Glanzvorstellung.<br />
Gleich in der ersten Runde saß der<br />
Neckarsulmer zweimal auf dem Ringbelag,<br />
was schon deshalb verblüffte, weil der Tunesier<br />
gegen Routinier Britsch erst seinen achten<br />
Profikampf bestritt. Zudem war Querghi nur<br />
knappe 24 Stunden vor seinem Einsatz nach<br />
13-stündiger Autofahrt in Neubrandenburg<br />
eingetroffen. Dominik Britsch begründete<br />
die beiden Niederschläge mit dem kurzfristigen<br />
Wechsel seines Gegners: „Ich <strong>kann</strong>te den<br />
Tunesier nicht und hatte kein Video von ihm<br />
gesehen. Dadurch erwischte er mich zweimal.<br />
Im Laufe des Kampfes habe ich mich dann<br />
gefangen und noch gewonnen.“ Der Tunesier<br />
<strong>kann</strong> jedoch genau wie Britsch kaum eine<br />
lange Vorbereitungsphase auf den Acht-Runden-Auftritt<br />
in Mecklenburg-Vorpommern absolviert<br />
haben. Ob er von Britsch ein Video<br />
gesehen hat, war nicht zu erfahren. Deshalb<br />
sollte der knappe Punkterfolg vom Neckarsulmer<br />
Familien-Team eher kritisch gesehen<br />
werden.<br />
Der Wechsel von Trainer Wegner zu seinem<br />
Vater Jürgen zahlte sich für Dominik zumindest<br />
in Neubrandenburg nicht richtig aus.<br />
Ulli Wegner ist skeptisch, dass sich Dominik Britsch (rechts) in<br />
heimischer Umgebung weiterentwickelt<br />
Promotor Wilfried Sauerland will allerdings<br />
nicht gleich den Stab über Dominik brechen,<br />
wie der Promotor betont: „Dominik hat jetzt<br />
zehn Monate nicht geboxt. Neubrandenburg<br />
war für ihn ein Neuanfang. Mal sehen, wie er<br />
sich bei den nächsten zwei bis drei Kämpfen<br />
schlägt, dann sehen wir weiter.“<br />
„Wenn Dominik Weltmeister werden will,<br />
was er vom boxerischen Können sicher drauf<br />
hat, muss er endlich die Arschbacken zusammen<br />
kneifen und härter werden“, findet<br />
Wegner klare Worte. Den Wechsel in die gemütliche<br />
Umgebung von Neckarsulm hält der<br />
Trainer für genau den falschen Schritt: „Dort<br />
wird Dominik von allen Seiten verhätschelt.<br />
Ob er in dieser Sanitoriums-Umgebung lernt,<br />
sich gegen Weltklasseboxer durchzusetzen?<br />
Ich bin da eher skeptisch.“<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
41
Alekseev:<br />
Neu-Promoter Alexander Alekseev<br />
(links) mit einem seiner Schützlinge,<br />
Cruisergewichtler Nuri Seferi<br />
Comeback<br />
als Promoter<br />
von Ceylan<br />
Russe will den EC-Stall in die Gewinnzone bringen<br />
Viele Male schon hatte<br />
er am Boxring gesessen<br />
und den Kämpfen<br />
darin zugeschaut. Und<br />
doch wusste Alexander Alekseev,<br />
dass alles anders sein würde<br />
am 20. Dezember, als er in der<br />
Messehalle im Hamburger Stadtteil<br />
Schnelsen die zehn Duelle<br />
beobachtete, die auf dem vorweihnachtlichen<br />
Kampfabend<br />
des Hamburger Profistalls EC<br />
ausgetragen wurden. Denn zum<br />
ersten Mal schaute der 32-Jährige<br />
nicht als interessierter Rivale<br />
oder mitfiebernder Kollege<br />
zu – sondern als Promoter in<br />
dienstlicher Mission. „Ich habe<br />
mir tagelang vorgestellt, wie es<br />
wohl sein würde, als Promoter<br />
zuzuschauen. Und ich muss sagen,<br />
dass es sehr interessant war<br />
und gar nicht so stressig, wie ich<br />
es befürchtet hatte, auch wenn<br />
natürlich nicht alles so geklappt<br />
hat wie gewünscht“, sagte er,<br />
als die Premiere um Mitternacht<br />
überstanden war.<br />
Dass in beiden Hauptkämpfen<br />
vor rund 1300 Zuschauern<br />
die EC-Stars siegten, machte<br />
den Abend zu einer Erfolgsgeschichte.<br />
Der als Gastboxer<br />
eingekaufte Cruisergewichtler<br />
Nuri Seferi, 36, konnte sich gegen<br />
den starken Franzosen Steve<br />
Herelius durchsetzen, weil der<br />
Ex-Weltmeister in Runde sieben<br />
wegen Nachschlagens nach dem<br />
Trennkommando von Ringrichter<br />
Holger Wiemann disqualifiziert<br />
wurde. Seferi hofft nun auf<br />
einen Rückkampf gegen WBO-<br />
Weltmeister Marco <strong>Huck</strong> vom<br />
Berliner Sauerland-Team, dem<br />
Statt als Boxer stand<br />
Alekseev (rechts) nun<br />
an der Seite von Erol<br />
Ceylan (2. von rechts),<br />
Christian Hammer (2.<br />
von links) und Kevin<br />
Johnson in anderer<br />
Funktion im Ring<br />
er 2006 nach Punkten unterlegen<br />
war.<br />
Im Schwergewicht behauptete<br />
sich der als Cristian Ciocan in<br />
Galati geborene Rumäne Christian<br />
Hammer einstimmig (98:94,<br />
98:92, 98:92) gegen den US-<br />
Amerikaner Kevin Johnson, der<br />
im Dezember 2009 in Bern immerhin<br />
auch mit Vitali Klitschko<br />
über die Runden gegangen war.<br />
Zwar fiel der Sieg des 26-Jährigen,<br />
der in der Vorbereitung von<br />
einer Viruserkrankung gehandicapt<br />
wurde und den Kampf<br />
fast hatte absagen müssen, um<br />
einige Runden zu deutlich aus,<br />
dennoch darf Hammer nun von<br />
einer WM-Chance träumen. Diese<br />
jedoch soll nicht überstürzt<br />
in Angriff genommen werden.<br />
„Wir werden Christian in Ruhe<br />
aufbauen, er macht zwar große<br />
Schritte, aber wir werden jetzt<br />
nicht sofort nach den Klitschkos<br />
schreien“, sagte Alekseev.<br />
Der Wahl-Hamburger galt<br />
als Ausnahmetalent, als er im<br />
Januar 2006 seine Profikarriere<br />
im Hamburger Universum-Stall<br />
begann. Zu <strong>mehr</strong> als dem EM-<br />
Titel im Cruisergewicht brachte<br />
es der Russe aber nicht, und<br />
nachdem er Ende November<br />
seine WM-Chance gegen IBF-<br />
Champion Yoan Pablo Hernandez<br />
vom Berliner Sauerland-<br />
Team vergeben hatte, beendete<br />
er seine Karriere. Der Entschluss<br />
hatte schon vor dem Kampf festgestanden,<br />
gesundheitliche Probleme<br />
zwangen ihn zu diesem<br />
Schritt. Dass ihm sein Promoter<br />
Erol Ceylan, bei dem er Anfang<br />
2011 angeheuert hatte, den optimalen<br />
Übergang ins Berufsleben<br />
bieten konnte, hält Alekseev für<br />
ein großes Glück.<br />
„Ich sehe in Alex einen<br />
vertrauensvollen Partner und<br />
Freund, der enormes Potenzial<br />
auch im unternehmerischen<br />
Denken besitzt. Deshalb freue<br />
ich mich sehr, dass er sich als<br />
Promoter versuchen will“, sagt<br />
Ceylan. Der Deutschtürke, der<br />
seinen Stall vor vier Jahren<br />
gründete, hatte seinen Vorzeigekämpfer<br />
seit Monaten in die Welt<br />
der Verträge und Verhandlungen<br />
eingeweiht, weil er sich nach den<br />
harten Anfangszeiten, in denen<br />
er eine hohe sechsstellige Summe<br />
ins Boxen investierte, wieder<br />
<strong>mehr</strong> auf sein Kerngeschäft, das<br />
Logistikunternehmen Allcox,<br />
konzentrieren muss. „Ich werde<br />
im Hintergrund unterstützen<br />
und das Projekt EC auch weiter<br />
finanzieren. Aber ich bereite<br />
alles vor, dass Alex auch ohne<br />
mich funktioniert. Er ist jetzt der<br />
Mann, der im Mittelpunkt steht“,<br />
sagt der 41-Jährige, „und er <strong>kann</strong><br />
es schaffen, neue Sportler für EC<br />
zu gewinnen, weil er ganz genau<br />
weiß, was ein Boxer braucht, um<br />
sich wohlzufühlen.“<br />
42 <strong>BoxSport</strong>
Alekseev glaubt das auch, er<br />
sieht sich ein Stück weit auf der<br />
neuen Linie im Profiboxen, wo<br />
sich erfolgreiche Sportler wie Oscar<br />
de la Hoya oder Mike Tyson<br />
nach ihren Karrieren selbst ins<br />
Promotergeschäft wagen. Der<br />
Unterschied zu Boxern wie den<br />
Klitschko-Brüdern, Felix Sturm<br />
oder auch Floyd Mayweather sei<br />
dagegen, „dass die das Ganze<br />
hauptsächlich machen, um sich<br />
selbst besser zu vermarkten. Mir<br />
geht es darum, anderen Sportlern<br />
mit meiner Erfahrung zu helfen“,<br />
sagt er. Alekseev will das Unternehmen<br />
in Ceylans Sinn weiterführen,<br />
allerdings nicht <strong>mehr</strong> so<br />
nachgiebig wie der Firmengründer<br />
agieren, der seine Sportler<br />
ziehen ließ, wenn sie Angebote<br />
von zahlungskräftigeren Promotern<br />
erhielten.<br />
„Erol war manchmal zu nett,<br />
viele Sportler haben ihn ausgenutzt.<br />
Damit muss Schluss<br />
sein, denn es geht nicht, dass<br />
Boxer nur nehmen und nicht<br />
zurückzahlen“, sagt Alekseev,<br />
der selbst mit gutem Beispiel<br />
vorangegangen war und EC die<br />
Treue gehalten hatte. Seine erste<br />
Amtshandlung war deshalb, die<br />
sechs verbliebenen Athleten –<br />
die Schwergewichtler Hammer<br />
und Nikola Milacic, den Halbschweren<br />
Igor <strong>Mich</strong>alkin, Weltergewichtler<br />
Flavius Biea und<br />
die Halbmittelgewichtler Napor<br />
Ninsaw und Dennis Krieger –<br />
mit Verträgen auszustatten, die<br />
sie bislang nicht in schriftlicher<br />
Form hatten.<br />
Seine Vision ist klar: Alekseev,<br />
der als Grundlage ein in Russland<br />
abgeschlossenes Jurastudium<br />
mitbringt, in Ceylans Firma neben<br />
der Boxkarriere eine Logistiker-Ausbildung<br />
absolvierte und<br />
in diesem Beruf auch drei Tage<br />
die Woche arbeiten wird, will EC<br />
mittelfristig in die Gewinnzone<br />
führen. Das Team um die Trainer<br />
Oktay Urkal und Bülent Baser soll<br />
zwar schlank gehalten, aber 2014<br />
mit talentierten Amateuren verstärkt<br />
werden. Vier hochwertige<br />
Veranstaltungen pro Jahr, verteilt<br />
auf Hamburg und Rumänien, wo<br />
Hammer ein Volksheld ist, sollen<br />
TV-Partner Eurosport, der auch<br />
aus Hamburg-Schnelsen live<br />
übertrug, bei Laune halten. „Wir<br />
wollen gutklassige Kämpfe auf<br />
Augenhöhe bieten und helfen,<br />
dass das Profiboxen nicht stirbt“,<br />
sagt Alekseev, der eins vehement<br />
ausschließt: sein Comeback als<br />
Boxer. Er hat die Seiten gewechselt<br />
und freut sich auf das neue<br />
Leben, das jetzt begonnen hat.<br />
Björn Jensen<br />
Da flog der Hammer: Christian Hammer (rechts) setzte sich gegen Johnson<br />
deutlich durch<br />
Steve Herelius (links) wurde gegen Nuri Seferi disqualifiziert<br />
Relaunch von box-sport.de<br />
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Ein Mann mit Ausstrahlung: Sebastian Zbik<br />
Das neue Leben<br />
des Sebastian Zbik<br />
Jetzt ist<br />
er ein Lehrer, der<br />
Autogramme gibt<br />
Plötzlich ist er da, dieser<br />
Moment, in dem der<br />
Ruhm vergangener Tage<br />
aufblitzt. „Sind Sie das<br />
da auf dem Plakat“, fragt einer<br />
der Siebtklässler, die nach Luft<br />
ringend vor Sebastian Zbik auf<br />
dem Ringboden sitzen. Viele<br />
Menschen würden jetzt um einige<br />
Zentimeter wachsen und<br />
sich im Lichte ihrer Bedeutung<br />
sonnen. Zbik guckt kurz nach<br />
links, wo an der Wand der neuen<br />
Boxhalle eins der Poster hängt,<br />
auf denen einer seiner früheren<br />
Kämpfe beworben wird, nickt<br />
kurz, „ja, das bin ich“, und stellt<br />
seinen Schülern dann die nächste<br />
Aufgabe. 30-mal Oberkörper-<br />
Aufrichtung bitte, so heißen am<br />
Schweriner Sportgymnasium die<br />
Sit-ups. Die Jugendlichen legen<br />
sich auf den Rücken und fangen<br />
an zu arbeiten, ohne zu murren.<br />
Zbik lächelt.<br />
Das hier sind jetzt seine Erfolge.<br />
In seinem neuen Leben<br />
geht es nicht <strong>mehr</strong> um Geld, Ti-<br />
Bei der PK zum Kampf Sturm vs. Zbik war die Welt noch in Ordnung, später blieb Universum-Chef Waldemar Kluch<br />
(Bild links am Mikrofon) Sebastian Zbik die Kampfbörse schuldig<br />
44 <strong>BoxSport</strong>
tel oder beides zusammen, sondern<br />
darum, junge Sportler auf<br />
den richtigen Weg zu bringen.<br />
Sebastian Zbik, 31 Jahre alt, war<br />
acht Jahre lang Profiboxer im<br />
Hamburger Universum-Stall, er<br />
war WBC-Weltmeister im Mittelgewicht<br />
von Januar bis Juni<br />
2011, und er war der Mann, der<br />
im November 2012 das Ende<br />
einer langen Erfolgsgeschichte<br />
besiegelte, weil er gegen Universum<br />
einen Antrag auf Eröffnung<br />
eines Insolvenzverfahrens stellte.<br />
Ein gutes Jahr später ist Zbik<br />
angekommen im Leben nach<br />
dem Profisport, und wer ihn an<br />
seiner neuen Wirkungsstätte in<br />
Schwerin besucht, der trifft einen<br />
Menschen, der Zufriedenheit<br />
ausstrahlt, die nur jemand<br />
haben <strong>kann</strong>, der mit sich im Reinen<br />
ist.<br />
Anfang des Jahres hatte der<br />
gebürtige Neubrandenburger<br />
bei einem dreimonatigen Trainingslager<br />
in Ungarn versucht,<br />
seine Gedanken zu ordnen. Im<br />
April 2012 hatte er seinen letzten<br />
Kampf bestritten, er verlor<br />
in der neunten Runde gegen<br />
Felix Sturm. Seine Kampfbörse,<br />
stattliche 187.000 Euro, blieb<br />
Universum-Chef Waldemar<br />
Kluch schuldig, auch noch, als<br />
Zbik ihn drei Monate später wegen<br />
Veruntreuung verklagte. Bis<br />
heute wartet er auf eine Entschädigung<br />
aus der Insolvenzsumme;<br />
schlimmer noch: Die 5000<br />
Euro, die er als Abschlagszahlung<br />
erhalten hatte, forderte der<br />
Insolvenzverwalter zurück, der<br />
Gerichtsstreit darüber dauert an.<br />
„Ich musste einfach einen Strich<br />
ziehen und das ganze Elend hinter<br />
mir lassen“, sagt Zbik.<br />
In Ungarn arbeitete er im<br />
Gym seines früheren Trainingskollegen<br />
Karoly Balzsay als Trainer,<br />
er hatte schon während seiner<br />
aktiven Zeit Managerboxen<br />
angeboten, hatte die Trainer-<br />
A-Lizenz erworben und an der<br />
Europäischen Fachhochschule<br />
für Sport und Management in<br />
Potsdam ein Studium des Leistungs-<br />
und Wettkampfsports<br />
aufgenommen. Und als er im<br />
April wieder in Deutschland<br />
war, wusste er, dass in der Anleitung<br />
anderer Menschen nicht<br />
nur eine Passion, sondern seine<br />
Zukunft liegen sollte.<br />
Am Sportgymnasium in<br />
Schwerin sehen sie das auch<br />
so. Zbik war hier selbst Schüler,<br />
2001 machte er sein Abitur,<br />
Schulleiter Albrecht Tischendorf<br />
war sein Sportlehrer. „Sebastian<br />
ist ein Mann mit Ausstrahlung,<br />
er ist bescheiden, weiß aber genau,<br />
was er will. Das war schon<br />
früher so, deshalb war ich mir<br />
sicher, dass er es hier packen<br />
<strong>kann</strong>, als ich hörte, dass er<br />
Sportlehrer werden will“, sagt<br />
der Direktor. Das Sportgymnasium<br />
Schwerin, eine Eliteschule<br />
des Sports, kooperiert mit dem<br />
Olympiastützpunkt (OSP), an<br />
Zbik, hier mit Christian Morales (rechts), möchte als Trainer auch dem<br />
Leistungssport verbunden bleiben<br />
dem Boxen ein Schwerpunktsport<br />
ist. <strong>Mich</strong>ael Timm, lange<br />
Jahre Coach bei Universum und<br />
seit August 2012 Cheftrainer am<br />
OSP, hatte Zbik im April in sein<br />
Team geholt, ihm eine vom Landessportbund<br />
finanzierte volle<br />
Stelle als Boxtrainer ermöglicht.<br />
Und weil Tischendorf es wichtig<br />
findet, dass seine Schüler ihre<br />
Lehrer als Vorbilder ansehen,<br />
hat er Zbik zusätzlich eine halbe<br />
Stelle angeboten.<br />
In zwölf Wochenstunden<br />
ist der Ex-Profi nun seit August<br />
dafür zuständig, Sportklassen<br />
der Jahrgänge fünf bis zehn<br />
im athletischen Bereich auf<br />
Zwischen- oder Abschlussprüfungen<br />
vorzubereiten. Er ist<br />
als Trainer angestellt, nicht als<br />
Lehrer, dafür fehlt ihm ein abgeschlossenes<br />
Pädagogikstudium,<br />
aber das will er auch gar nicht.<br />
„Ich möchte schon im Leistungssport<br />
bleiben, und Boxen<br />
ist mein wichtigstes Feld. Aber<br />
Das Plakat aus alten Zeiten erinnert im Schweriner Gym noch an den Profi Zbik<br />
natürlich halte ich die Augen<br />
offen, man weiß ja nie, was für<br />
Chancen sich bieten. Und in der<br />
Schule habe ich die Möglichkeit,<br />
mit verschiedensten Charakteren<br />
umgehen zu lernen“, sagt<br />
er. Im Studium in Potsdam hat<br />
er einiges über Didaktik gelernt,<br />
über Trainingslehre und pädagogische<br />
Ansätze. Er <strong>kann</strong> auch<br />
Volleyball oder Leichtathletik<br />
unterrichten. Aber die Praxis,<br />
die volle Dröhnung wahres Leben,<br />
die bekommt er von seinen<br />
Schülern.<br />
Natürlich ist die Arbeit als<br />
Sportlehrer an einem Sportgymnasium<br />
dankbarer als der<br />
Frontalunterricht, den viele Pädagogen<br />
vor einer unmotivierten<br />
Klasse durchziehen müssen.<br />
„Meine Schüler wollen lernen,<br />
sie ziehen mit. Das macht es mir<br />
einfach“, sagt er. Lang sind seine<br />
Arbeitstage trotzdem, von 7 bis<br />
11 Uhr ist Boxtraining, bis auf<br />
donnerstags hat er von 11.30 bis<br />
14.30 Uhr Schulunterricht, ehe<br />
von 15.30 bis 19 Uhr der zweite<br />
Box-Block ansteht. Wenn er an<br />
den Wochenenden mit seinen<br />
Athleten auf Wettkämpfe fährt,<br />
was die Regel ist, dann häufen<br />
sich die Sieben-Tage-Wochen,<br />
hinzu kommt der wochenweise<br />
Blockunterricht an der Fachhochschule,<br />
den Stoff dafür muss<br />
er abends aufarbeiten. „Ich bin<br />
zwar total kaputt, wenn ich ins<br />
Bett falle, aber ich stehe jeden<br />
Morgen mit einem Lächeln auf<br />
und freue mich auf die Arbeit“,<br />
sagt er. Dieses Gefühl hatte er<br />
in seinen letzten Profijahren zu<br />
häufig vermisst. Auch deshalb<br />
weint er seiner aktiven Karriere<br />
nicht hinterher. „Ich habe noch<br />
zu ein paar Leuten von damals<br />
Kontakt, wir waren ja ein tolles<br />
Team. Aber ich bin unglaublich<br />
froh, dass ich den Absprung geschafft<br />
habe“, sagt er.<br />
Zbik ist <strong>keiner</strong>, der exzessiv<br />
vorturnt oder sich zum Mitmachen<br />
unter die jungen Sportler<br />
mischt. Er erklärt mit wenigen<br />
Worten, klaren Anweisungen,<br />
er spricht deutlich, aber nie lauter<br />
als nötig. Er ist als Lehrer so<br />
wie als Profiboxer, <strong>keiner</strong>, der<br />
in den Vordergrund drängt, der<br />
aber dennoch genau weiß, wo<br />
er ankommen will. „Sebastian<br />
belehrt die Schüler nicht nur, er<br />
erzieht sie auch. Das ist unheimlich<br />
wichtig und hat ihm den Respekt<br />
des gesamten Kollegiums<br />
eingebracht“, sagt Tischendorf.<br />
„Man braucht eine Distanz zu<br />
den Schülern, damit man ernst<br />
genommen wird. Bei meinen Boxern<br />
ist das anders, die kennen<br />
mich alle, aber viele Schüler wissen<br />
gar nicht, wer ich bin. Und<br />
ich möchte, dass sie mich als<br />
Lehrer respektieren und nicht<br />
als ehemaligen Weltmeister“,<br />
sagt Zbik.<br />
Das ist wieder charmant untertrieben,<br />
denn natürlich wissen<br />
die meisten Schüler, wen sie<br />
vor sich haben, die Sporthalle<br />
hängt voll mit Postern, die sein<br />
Konterfei zeigen. „Das ist schon<br />
cool, einen Weltklasseathleten<br />
als Lehrer zu haben. Für uns ist<br />
das eine tolle Motivation“, sagen<br />
Lukas, Tim und Yannik, drei<br />
Siebtklässler. Sie sind Leichtathleten,<br />
den Boxer Zbik kennen sie<br />
trotzdem. Die Stunde ist beendet,<br />
die jungen Leichtathleten,<br />
Fechter und Volleyballer haben<br />
sich verabschiedet, Sebastian<br />
Zbik verlässt in Trainingsklamotten<br />
die Sporthalle. Auf dem<br />
Weg in die Pause wird er von einer<br />
Gruppe Fünftklässlerinnen<br />
aufgehalten. „Herr Zbik“, rufen<br />
sie, „Sie wollten uns doch Autogramme<br />
mitbringen!“ Sebastian<br />
Zbik lächelt still. Er ist jetzt ein<br />
Lehrer, der Autogramme gibt. Er<br />
hat sein Glück gefunden.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
45
Ersatzmann Teziev w<br />
Die deutschen „Adler“<br />
haben den „Argentina<br />
Condors“ die Flügel gestutzt.<br />
Und Igor Teziev<br />
war der Mann des Tages. Der<br />
Technische K.o.-Sieg des erst 20<br />
Jahre alten Deutschen Meisters<br />
im Halbschwergewicht brachte<br />
das nach drei Kämpfen in Führung<br />
liegende Team Deutschland<br />
an diesem Abend endgültig auf<br />
die Gewinnerstraße. Denn nur mit<br />
mindestens vier gewonnen von<br />
insgesamt fünf Kämpfen gibt´s<br />
auch die volle Punktzahl. Nach<br />
ihrem zweiten siegreichen Heimkampf<br />
in dieser Saison landete die<br />
Mannschaft mit dem Bundesadler<br />
im Logo in der World Series of<br />
Boxing (WSB) auf dem zweiten<br />
Platz in der Gruppe A.<br />
Dabei war der junge, schlagstarke<br />
Esslinger Teziev überaus<br />
kurzfristig für den am Vortag mit<br />
einer entzündeten und stark geschwollenen<br />
Hand aufgewachten<br />
Serge <strong>Mich</strong>el eingesprungen, ei-<br />
Beim souveränen 5:0-Sieg ge g<br />
Ärger um kuriose Ergebniskorrektur<br />
nem der Legionäre<br />
vom Bundesligaverein<br />
Boxring<br />
Hanau. Doch der<br />
baden-württembergische<br />
Ersatzmann,<br />
Dritter<br />
der U22-EM von<br />
2012, wusste<br />
seine Chance<br />
bravourös zu<br />
nutzen. Nachdem<br />
er innerhalb<br />
kürzester Zeit<br />
fünf Kilogramm<br />
Gewicht „abgekocht“<br />
hatte,<br />
wütete Teziev<br />
wie ein Tiger im<br />
Ring zu Großkrotzenburg.<br />
Der<br />
mühsam in eine<br />
„Kampfarena“<br />
umfunktionierte<br />
kleine Saal im<br />
Bürgerhaus „Limes<br />
Forum“ die-<br />
Igor Teziev (rechts) nutzte seine Chance gegen<br />
Miguel Angel Larrosa Calvento, der in der<br />
zweiten Runde angezählt wurde<br />
Slawa Kerber (links)<br />
hatte ein hartes Stück<br />
Arbeit zu erledigen<br />
ses Örtchens bei Hanau<br />
platzte mit über<br />
500 begeisterten<br />
Besuchern schier<br />
aus allen Nähten,<br />
als der 24 Jahre alte<br />
Uruguay-Meister<br />
Miguel Angel Larrosa<br />
Calvento vom<br />
Team der Argentina<br />
Condors in der zweiten<br />
Runde zweimal<br />
angezählt wurde.<br />
Teziev konnte seinen<br />
überforderten<br />
Gegner immer wieder<br />
in der Ringecke<br />
stellen. Nach einer<br />
weiteren Serie von<br />
Treffern zu Beginn<br />
der Runde drei brach<br />
der Kampfrichter<br />
das Gefecht ab.<br />
Am Ende band<br />
der zweifache WM-<br />
Dritte Erik Pfeifer<br />
den Sack zu: Sein<br />
überlegener K.o.-Sieg in Runde<br />
eins gegen den überfordert wirkenden<br />
argentinischen Meister<br />
Falcundo Cesar Ghiglione, immerhin<br />
Dritter der Amerikanischen<br />
Kontinentalmeisterschaften,<br />
brachte das 5:0-Endergebnis.<br />
Kurioserweise wurde es wenige<br />
Stunden nach Kampfende korrigiert.<br />
Das offizielle Resultat lautete<br />
zwischenzeitlich 4:1, wurde dann<br />
nochmals korrigiert. Ursache ist<br />
eine irrtümliche Regelauslegung<br />
des WSB-Supervisors Franco Falcinelli.<br />
Und das kam so: Der für<br />
Deutschland im Leichtgewicht<br />
startende Ire David Oliver Joyce<br />
blutete in der ersten Runde aus<br />
einem Cut über dem linken Auge.<br />
Wegen dieser Verletzung brach<br />
der Referee nach Absprache mit<br />
dem Ringarzt den Kampf in der<br />
zweiten Runde ab, was vielen<br />
übertrieben erschien, zumal die<br />
Blutung von Physiotherapeutin<br />
(und Cut-Woman) Eleni Coskina<br />
gestoppt worden war.<br />
46 <strong>BoxSport</strong>
gen die Argentina Condors<br />
wie ein Tiger<br />
Noch erstaunlicher jedoch:<br />
Nach einigem Hin und Her sowie<br />
nach Auswertung von Punktzetteln<br />
des Kampfgerichts wurde zunächst<br />
Joyce zum Sieger erklärt,<br />
obwohl alle eine T.K.o.-Niederlage<br />
erwartet hätten. Erst nach Ende<br />
des Kampfabends ging der Punkt<br />
doch noch an Argentinien: T.K.o.-<br />
Sieg für Brian Nunez.<br />
Dieser Vorgang ist natürlich<br />
peinlich für einen Supervisor,<br />
der immerhin Vizepräsident des<br />
Weltverbands AIBA ist. Falcinelli<br />
wollte nach dem Eklat beim<br />
ersten deutschen Heimkampf in<br />
Hanau, als die WSB-Offizielle<br />
die Halle verlassen musste, diesmal<br />
höchstpersönlich nach dem<br />
Rechten schauen. Vielleicht hat<br />
sich der Italiener vorher einfach<br />
zu sehr geärgert über die kaum<br />
regelkonformen Verhältnisse der<br />
improvisierten „Kampf-Arena“ im<br />
hessischen Provinz-Bürgerhaus.<br />
Sichtlich genervt von der räumlichen<br />
Enge am Ring antwortete<br />
Falcinelli auf unsere Frage, ob er<br />
nicht zufrieden sei, noch grimmig:<br />
„Absolut nicht.“ Dann passierte<br />
ihm selbst dieser Fehler. Ein paar<br />
Tage später nahm Karim Bouzidi<br />
diese Entscheidung (Chief Executive<br />
Officer der WSB) nach Erhalt<br />
des offiziellen Kampfberichts zurück<br />
mit der Begründung, dass<br />
man nicht Stunden später ein zum<br />
Ende der Begegnung feststehendes<br />
Ergebnis korrigieren könne.<br />
Das Publikum genoss all dessen<br />
ungeachtet einen stimmungsvollen<br />
und sportlich überzeugenden<br />
Kampfabend. Vor allem „ihren“<br />
Hamza Touba aus dem Hanauer<br />
Bundesligateam haben die<br />
Boxring-Fans längst ins Herz geschlossen:<br />
Angefeuert von „Hamza,<br />
Hamza“-Sprechchören holte<br />
die deutsche Meister-„Fliege“<br />
gegen Argentinien-Meister Roda<br />
ihren zweiten WSB-Sieg in dieser<br />
Saison. Ein hartes Stück Arbeit<br />
führte Slawa Kerber bei seinem<br />
erst zweiten WSB-Einsatz zu einem<br />
unterm Strich verdienten<br />
2:1-Sieg gegen den unbequemen<br />
argentinischen Meister Veron.<br />
Der deutsche Vizemeister war<br />
für den am Ellbogen verletzten<br />
WM-Dritten Arajik Marutjan eingesprungen.<br />
Dafür passte das Rahmenprogramm<br />
diesmal wohl allen:<br />
Statt Schlagern wie beim ersten<br />
WSB-Heimkampf in der Hanauer<br />
Schärttner-Halle gab es im Limes-<br />
Forum Rockmusik von der versierten<br />
Coverband „Tribute To Status<br />
Quo“. Cheerleader der „Hanau<br />
Hornets“ sowie die attraktiven<br />
Nummernmädchen Nicole und<br />
Stacey hörten viel Jubel. Organisatorische<br />
Mängel wurden achselzuckend<br />
hingenommen. Immerhin<br />
war der Eintritt frei. Doch<br />
viele mussten draußen bleiben.<br />
Aufgrund des Andrangs drohte<br />
seitens der Hausherren kurzfristig<br />
sogar ein vorzeitiger Abbruch des<br />
Abends – wegen Überfüllung und<br />
fehlender Sicherheitsvorkehrungen.<br />
Peter Jaschke<br />
ERGEBNISSE<br />
Fliegengewicht (52 Kg): Hamza Touba vs. Christian<br />
Eduardo Roda, Punktsieg (3:0) für Touba<br />
Leichtgewicht (60 Kg): David Oliver Joyce vs. Brian Ivan<br />
Nunez, T.K.o.-Sieg für Nunez (Runde 2)<br />
Weltergewicht (69 Kg): Slawa Kerber vs. Luis Alberto<br />
Veron, Punktsieg (2:1) für Kerber<br />
Leichtschwergewicht (81 Kg): Igor Teziev vs. Miguel<br />
Angel Larrosa Calvento, T.K.o.-Sieg für Kerber (Runde 3)<br />
Superschwergewicht (91+): Erik Pfeifer vs. Facundo<br />
Cesar Ghiglione, K.o.-Sieg für Pfeifer (Runde 1)<br />
Zweiter Saisonsieg in der WSB: Hamza Touba<br />
Erik Pfeifer feierte einen<br />
überlegenen K.o.-Sieg<br />
gegen Falcundo Cesar<br />
Ghiglione (am Boden)<br />
Stimmen<br />
Knoten bei<br />
Pfeifer geplatzt<br />
Ulrich Bittner, Präsident<br />
WSB-Team Deutschland:<br />
„Das war eine tolle Leistung<br />
unserer Kämpfer. Damit erhalten<br />
wir uns die Chance auf<br />
den Einzug ins WSB-Viertelfinale.<br />
Dieser Sieg war sehr<br />
wichtig, weil wir jetzt die<br />
schweren Auswärtskämpfe<br />
in Algerien und der Ukraine<br />
haben.“<br />
DBV-Sportdirektor<br />
<strong>Mich</strong>ael<br />
Müller:<br />
„Unsere<br />
Mannschaft<br />
ist eindrucksvoll<br />
ihrer Favoritenrolle gerecht<br />
geworden. Herausragend<br />
waren der Kampf von Igor<br />
Teziev sowie die große Abgeklärtheit<br />
von Erik Pfeifer.<br />
Nach einigen verletzungsbedingten<br />
Ausfällen ist für<br />
mich die Haupterkenntnis<br />
des Abends: Auch unser<br />
zweiter Anzug passt!”<br />
DBV-Cheftrainer Dr. Bastian:<br />
„Das waren überzeugende<br />
Leistungen von Touba,<br />
Teziev und Pfeifer. Die<br />
Trainer haben gute Arbeit<br />
geleistet. An Igor Teziev geht<br />
ein großes Lob, dass er so<br />
kurzfristig und so erfolgreich<br />
eingesprungen ist.“<br />
WSB-Teamchef Valentin<br />
Silaghi: „Ich bin sehr zufrieden.<br />
Alle unsere Jungs haben<br />
mir gut gefallen. Nur Joyce<br />
hatte Probleme. Hamza Touba<br />
hat es gejuckt zu zeigen,<br />
dass er variabel alle Stile boxen<br />
<strong>kann</strong> und eine super Leistung<br />
gebracht. Igor Teziev ist<br />
eine große Hoffnung für das<br />
deutsche Boxen.“<br />
WSB-Coach<br />
Zoltan Lunka:<br />
„Unsere<br />
Leute vom<br />
Stützpunkt<br />
in Heidelberg<br />
haben sehr<br />
gut gearbeitet. Pfeifer hat sich<br />
getraut, das zu machen, was<br />
er <strong>kann</strong>. Ich denke, jetzt ist<br />
der Knoten bei ihm endgültig<br />
geplatzt.“<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
47
Über der algerischen<br />
Wüste sind die Adler<br />
abgestürzt: Auch im<br />
zweiten Auswärts-<br />
Kampf in der World Series of<br />
Boxing (WSB) gab es für das<br />
Team Deutschland nichts zu<br />
holen. Vor rund 700 Zuschauern<br />
im algerischen Blida erlitt die<br />
von den Bundestrainern Valentin<br />
Silaghi und Zoltan Lunka sowie<br />
Generalmanager Dr. Mirko<br />
Wolf betreute Mannschaft eine<br />
1:4-Niederlage gegen die „Algeria<br />
Desert Hawks“. Das heißt:<br />
Alle drei Siegpunkte gehen nach<br />
Nordafrika.<br />
Die Enttäuschung im deutschen<br />
Team war groß, denn das<br />
klare Ergebnis spiegelt nicht den<br />
Klare 1:4-Niederlage in Algerien<br />
Deutsche Adler von<br />
den Wüstenfalken gerupft<br />
Omar El Hag einziger Sieger<br />
Sergei Neumann (rechts) eröffnete den Auftritt des deutschen Teams<br />
mit seiner<br />
Niederlage gegen<br />
Mohamed Flissi<br />
Alter hervorragend geboxt und<br />
verspreche viel für die Zukunft“.<br />
Trost spendete Coach Zoltan<br />
Lunka auch den betrübten<br />
Kämpfern und lieferte einen Erklärungsversuch<br />
ab: „Wir können<br />
trotzdem mit unseren Jungs<br />
zufrieden sein. Keiner hat sich<br />
versteckt, alle haben mit Herz<br />
gekämpft, aber es fehlt teilweise<br />
noch an Erfahrung. Man muss<br />
bedenken, dass bis auf Paskali<br />
alle deutschen Boxer ihre Premi-<br />
Omar El Hag (links) sorgte gegen Samir Brahimi für den<br />
einzigen Punkt in Algerien<br />
ere in der WSB gegeben haben.“<br />
In der Tat traf<br />
Deutschland auf<br />
Algeriens stärkstes<br />
Aufgebot mit lauter<br />
WSB-erfahrenen<br />
Kämpfern. So bekam<br />
es beispielsweise<br />
der frühere EM-Dritte<br />
und deutsche Schwergewichtsmeister<br />
Johann Witt aus dem<br />
Schwarzwald mit Chouaib Bouloudinats<br />
zu tun: Der frühere<br />
WSB-Boxer der Astana Arlans<br />
war 2011 Afrikanischer Vizemeister<br />
und 2012 Olympiateilnehmer.<br />
Der Höhenflug des Teams<br />
Germany in der WSB währte damit<br />
nur kurz: Nach dieser Auswärtsniederlage<br />
wurde aus dem<br />
Johann Witt (rechts) unterlag im letzten<br />
Kampf des Abends Chouaib Bouloudinats<br />
dramatischen Kampfverlauf wider,<br />
wie DBV-Sprecher Oliver<br />
Palme mitteilt: Deutschland habe<br />
auf Augenhöhe gegen die mit<br />
fünf Olympia-Teilnehmern angetretenen<br />
Gastgeber gekämpft.<br />
Den einzigen Sieg für Deutschland<br />
steuerte mit dem 19 Jahre<br />
alten Berliner Bantamgewichtler<br />
Omar El Hag das jüngste Teammitglied<br />
bei.<br />
Die Algerier nahmen damit<br />
erfolgreich Revanche für<br />
ihre klare Auswärtsschlappe in<br />
Deutschland. Wolf meint dazu:<br />
„Wir waren nicht die<br />
Schwächeren. Und in der<br />
hier ausgetragenen Gewichtsklassengruppe<br />
C1<br />
mit 49, 56, 64,75 und 91<br />
Kilogramm ist Algerien<br />
deutlich stärker besetzt<br />
als in der von C2, in der<br />
wir den Hin-Kampf mit<br />
5:0 gewonnen haben.“<br />
Wolf rechnet vor: „Wenn<br />
der Ludwigsburger Xhek<br />
Paskali gewonnen hätte,<br />
und er hat meiner<br />
Meinung nach gewonnen,<br />
dann hätte es vor<br />
dem letzten Kampf 2:2<br />
gestanden und alles wäre noch<br />
möglich gewesen für uns. Aber<br />
das ist wohl so, wenn man auswärts<br />
antritt.“<br />
So bleibt auch für Valentin<br />
Silaghi nur die bittere Erkenntnis:<br />
„Diese Niederlage tut weh.<br />
Sogar das algerische Publikum<br />
hat uns <strong>mehr</strong>fach fair applaudiert“,<br />
erklärte der deutsche<br />
WSB-Cheftrainer und zeigt sich<br />
„enttäuscht davon, wie vom<br />
Kampfgericht gegen Xhek Paskali<br />
und Johann Witt gepunktet<br />
wurde“. Sportlich habe sein<br />
Team gezeigt, dass es mithalten<br />
könne. Der deutsche U21-Meister<br />
Omar El Hag habe „für sein<br />
ERGEBNISSE<br />
Halbfliegengewicht (49 kg): Mohamed Flissi vs. Sergej Neumann, Punktsieg (3:0) für Flissi<br />
Bantamgewicht (56 kg): Samir Brahimi vs. Omar El Hag, Punktsieg (3:0) für El Hag<br />
Halbweltergewicht (64 kg): Abdelkader Chadi vs. Angelo Frank, Punktsieg (3:0) für Chadi<br />
Mittelgewicht (75 kg): Ilyas Abbadi vs. Xhek Paskali, Punktsieg (2:1) für Abbadi<br />
Schwergewicht (91 kg): Chouaib Bouloudinats vs. Johann Witt, Punktsieg (3:0) für Bouloudinats<br />
vorübergehenden zweiten Rang<br />
nach insgesamt zwei Siegen<br />
und zwei Niederlagen der dritte<br />
Platz in Gruppe A. Damit wahrt<br />
Deutschland aber weiterhin seine<br />
Chancen aufs Viertelfinale.<br />
Peter Jaschke<br />
48 <strong>BoxSport</strong>
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INTERVIEW<br />
Peter Jaschke mit Ulrich Bittner<br />
Der umtriebige Unternehmer Ulrich Bittner (55) ist seit 2013 deutscher<br />
Franchisenehmer der World Series of Boxing (WSB). Der Präsident<br />
des hessischen Bundesliga-Vereins Boxring Hanau 09 ist ein<br />
Macher, der polarisiert: Man mag seine bunte Show oder man lehnt<br />
sie ab und muss sich dann sehr auf den harten sportlichen Kern seiner<br />
Veranstaltungen konzentrieren. Mancher meint: Entweder wird<br />
man in wenigen Jahren sagen, dass seine gewagten Visionen das medial<br />
darbende olympische Boxen in Deutschland den entscheidenden<br />
Schritt weiter gebracht haben. Oder dass seine selbstverliebt<br />
wirkenden Inszenierungen dafür doch zu unseriös herüber kamen.<br />
Doch Bittner zeigt sich flexibel, schaltet um „von pompös auf Wohnzimmerveranstaltung“,<br />
wie er selbst den Umzug von der Schärttner-Halle<br />
ins Limes-Forum bezeichnet, träumt aber weiterhin vom<br />
WSB-Viertelfinale auf Mallorca. Wir sprachen mit ihm am Abend des<br />
Heimsiegs gegen Argentinien in Großkrotzenburg bei Hanau.<br />
„Ich fühle mich<br />
wie auf einer<br />
Achterbahn“<br />
Der WSB-Chef träumt von 14.000<br />
Zuschauern beim Viertelfinale gegen<br />
Kubas braune Bomber auf Mallorca<br />
<strong>BoxSport</strong>: Herr Bittner, wie<br />
ist die noch junge WSB-Saison<br />
2013/14 aus Ihrer Sicht bisher<br />
verlaufen?<br />
Ulrich Bittner: Mancher<br />
würde meine Erfahrungen wohl<br />
als Fahrt in der Achterbahn vergleichen.<br />
Meine Frau Zyta hasst<br />
es schon fast, weil ich so viel Zeit<br />
damit verbringe. Wenn mich das<br />
<strong>BoxSport</strong>-Magazin den Hansdampf<br />
von Hanau nennt, so nehme<br />
ich das aber gerne an, weil<br />
das Ganze eben auch vielfältige<br />
Arbeit auf vielen Baustellen mit<br />
sich bringt.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wo sehen Sie die<br />
größten Baustellen?<br />
Bittner: Es gibt noch einiges<br />
zu justieren. Bei den Fernsehgeldern<br />
fordern wir beispielsweise<br />
einen fairen Verteilerschlüssel,<br />
sonst wird sich die WSB nicht<br />
etablieren. Wir bekommen bislang<br />
nicht einen Cent für die<br />
Auslandsausstrahlungen. Dabei<br />
wurden heute Livebilder in 14<br />
Nationen übertragen. Allein die<br />
beiden Übertragungswagen hinter<br />
der Halle kosten uns 10.000<br />
Euro. Alle zwölf WSB-Teams<br />
sind sich einig, dass man die<br />
Kosten besser in den Griff bekommen<br />
muss. So könnte beispielsweise<br />
auch bei der Auswahl<br />
der Kampfrichter stärker<br />
darauf geachtet werden, dass<br />
deren Flüge nicht zu lang und<br />
damit nicht so teuer sind.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Was haben Sie in<br />
Sachen medialer Vermarktung<br />
in Deutschland erreicht? Internetportale<br />
und Regionalsender<br />
wie Schau-TV oder München<br />
TV, mit denen sie unter anderem<br />
schon zusammenarbeiten, in allen<br />
Ehren, aber ist auch endlich<br />
ein großer TV-Sender in Sicht,<br />
der die deutschen WSB-Kämpfe<br />
zeigt?<br />
Bittner: Es gibt Gespräche<br />
mit etablierten Sendern, darunter<br />
zwei der großen privaten<br />
Sender, die Profiboxen zeigen,<br />
und die öffentlich-rechtliche<br />
ARD, die schon ein klares und<br />
ernsthaftes Interesse erkennen<br />
lässt.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Ähnliches hörten<br />
wir schon im vergangenen Jahr.<br />
Woran machen Sie dieses angebliche<br />
Interesse der ARD jetzt<br />
fest?<br />
Bittner: Sporadisch hat<br />
die ARD schon berichtet. Ich<br />
verhandle mit der ARD gerade,<br />
dass es beim kommenden<br />
WSB-Heimkampf unseres Teams<br />
Deutschland gegen Italien am<br />
Freitag, 7. Februar, im markanten<br />
„The Squaire“ am Flughafen<br />
Frankfurt eine, sagen wir mal,<br />
sehr ausgeweitete Berichterstattung<br />
geben wird. Das soll uns<br />
die Tür zu einem Vertrag öffnen.<br />
Dafür bin ich zu einigen Zugeständnissen<br />
bereit: Das wird eine<br />
Veranstaltung für 500 geladene<br />
Gäste am Vorabend zum Ball<br />
des Sports in Wiesbaden.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Warum soll das<br />
eine geschlossene Veranstaltung<br />
werden in dem riesigen futuristischen<br />
Bürogebäude über dem<br />
Fernbahnhof am Frankfurter<br />
Flughafen? Dort finden, wie Sie<br />
selbst sagten, auch internationale<br />
Squash-Turniere statt.<br />
Bittner: Aus Sicherheitsgründen<br />
sollen ausnahmsweise<br />
nur 500 geladene Gäste kommen.<br />
Ich möchte mir die Chance mit<br />
der ARD nicht vertun. Schließlich<br />
strebe ich 2015 oder 2016<br />
auch ein vorolympisches Qualifikationsturnier<br />
in Deutschland<br />
an. Gleichzeitig will ich mit dem<br />
Sauerland-Stall Kontakt aufnehmen.<br />
Es wäre für mich denkbar,<br />
WSB-Kämpfe auch einmal in eine<br />
Sauerland-Veranstaltung zu<br />
integrieren.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Meinen Sie, dass<br />
einer der Profiställe, denen der<br />
Weltverband AIBA mit WSB und<br />
eigenem Profilager den Kampf<br />
angesagt hat, zu einer solchen<br />
Zusammenarbeit bereit ist?<br />
Bittner: Warten wir es ab.<br />
Immerhin haben wir heute<br />
Abend bei Schaukämpfen schon<br />
zwei Cousins von Sauerland-<br />
Profi Arthur Abraham im Limes-<br />
Forum boxen sehen, nämlich<br />
den halbschweren Sascha Arsumanjan<br />
und seinen jüngeren<br />
Bruder, den 20 Jahre alten Mittelgewichtler<br />
Marten (Anmerkung<br />
der Redaktion: beide DM-Teilnehmer<br />
2013 vom fränkischen<br />
Boxring TSV Stein). Die beiden<br />
hat uns Sauerland-Trainer Ulli<br />
Wegner geschickt. Ich habe Visionen.<br />
Ich denke immer noch<br />
Arthur Abrahams Cousin Sascha<br />
Arsumanjan (rechts) bestritt einen<br />
Einlagekampf gegen Artur Mann<br />
im Halbschwergewicht. Der zweite<br />
Abraham-Cousin, Marten Arsumanjan,<br />
stand in einem weiteren Schaukampf<br />
zuvor als Mittelgewichtler gegen<br />
den elf Kilo leichteren Thulassi<br />
Thuramaligam im Ring<br />
50 <strong>BoxSport</strong>
Seine Ansagen in zwar fließendem Englisch, aber mit starkem deutschen Akzent und<br />
kleinen Fehlern durchsetzt, sind bei den Hanauer Fans schon fast Kult: Ulrich Bittner<br />
machte seinem Ruf auch bei der Vorstellung der Teams im Limes-Forum alle Ehre<br />
an einen WSB-Kampf auf Mallorca.<br />
Die WSB muss touren. Es<br />
laufen konkrete Gespräche mit<br />
dem Europa Park Rust. Warum<br />
nicht auch WSB-Heimkämpfe in<br />
der Veranstaltungshalle auf dem<br />
Autobahnrasthof Geiselwind bei<br />
Würzburg?<br />
<strong>BoxSport</strong>: Zurück zu Ihren<br />
Erfahrungen und vor allem Ihren<br />
Erwartungen für diese dritte<br />
Saison mit einem deutschen<br />
Box-Team in der WSB?<br />
Bittner: Als positiv empfinde<br />
ich, dass die WSB-Familie<br />
sehr geschlossen ist. Die Marke<br />
WSB erachte ich insgesamt als<br />
hervorragend. Und unsere Veranstaltungen<br />
werden von Mal<br />
zu Mal besser. Wir lernen eben<br />
alle noch dazu.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Was erwarten sie<br />
für 2014?<br />
Bittner: Das ausgegebene<br />
Ziel ist, nicht Letzter zu werden.<br />
Eins steht fest: Wir haben eine<br />
tolle Mannschaft mit tollen Trainern.<br />
Es fehlen nur noch zugkräftige<br />
Namen. Erik Pfeifer wäre<br />
beispielsweise einer, der das<br />
Potenzial dazu hätte. Sein K.o.-<br />
Sieg war toll und ist um die Welt<br />
gegangen, das war in 14 Ländern<br />
zu sehen. Das zeigt aller Welt:<br />
Deutschland steht boxsportlich<br />
auf ganz hohem Niveau.<br />
Ulrich Bittner ist nicht <strong>mehr</strong> nur noch der Hansdampf in Hanaus Gassen,<br />
sondern der Hansdampf an allen Wänden<br />
<strong>BoxSport</strong>: Wagen Sie eine<br />
Prognose?<br />
Bittner: Wir waren Vierter,<br />
sind momentan Zweiter. Und es<br />
ist keine Utopie. Wir haben nach<br />
dem klaren Sieg gegen Argentinien<br />
eine Chance, zumindest<br />
alle Heimkämpfe zu gewinnen<br />
und das Viertelfinale zu erreichen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Im Viertelfinale<br />
würde dann womöglich Kuba als<br />
Gegner warten, der momentane<br />
Überflieger der Gruppe B.<br />
Bittner: Dann würden wir<br />
wohl nicht <strong>mehr</strong> weiterkommen,<br />
aber darf ich träumen, bitte?<br />
<strong>BoxSport</strong>: Nur zu!<br />
Bittner: 14.000 Zuschauer,<br />
wie beim ersten WSB-Heimkampf<br />
der Kubaner, sehe ich<br />
dann beim Viertelfinale Deutschland<br />
gegen Kuba auf Mallorca.<br />
Das würde uns schwarze Zahlen<br />
in die Kasse spülen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Muss man sich<br />
Sorgen um die Zukunft der WSB<br />
in Deutschland machen, wenn<br />
die offiziellen Auflagen nicht<br />
erfüllt werden wie zuerst in Hanau<br />
und nun offenbar in Großkrotzenburg<br />
wieder, wo diesmal<br />
Supervisor Falcinelli, der AIBA-<br />
Vizepräsident aus Italien, sehr<br />
unzufrieden wirkte?<br />
Bittner: Dass Franco Falcinelli<br />
persönlich gekommen<br />
ist, hat mich schon überrascht.<br />
Wir stehen vielleicht unter verschärfter<br />
Beobachtung, weil es<br />
beim ersten Heimkampf Probleme<br />
gab, aber atmosphärisch<br />
ist alles okay zwischen mir und<br />
der WSB. Falcinelli hat sich beim<br />
Wiegen am Vortag lobend über<br />
uns geäußert. Wir haben nicht<br />
gegen Regeln verstoßen. Die<br />
Liveübertragung begann diesmal<br />
pünktlich. Man muss sich<br />
also keine Sorgen machen.<br />
<strong>BoxSport</strong>: Ihnen geht auch<br />
finanziell nicht die Puste aus,<br />
obwohl Sie jährlich allein an<br />
WSB-Lizenzgebühren 300.000<br />
Euro zu zahlen haben und zwei<br />
Bundesligateams unterstützen?<br />
Bittner: Auf keinen Fall. Wir<br />
haben einen Sponsorenpool, der<br />
uns sehr unterstützt.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
51
Kuba und Ukraine w e<br />
Die braunen Bomber siegten selbst in Kasachst<br />
Auch wenn sich Carlos Adames (li.) gegen den Ukrainer Vyacheslav Kyslytsyn durchsetzte,<br />
konnte das US-Team die 2:3-Niederlage gegen den Spitzenreiter nicht verhindern<br />
Erislandy Savon aus Kuba (links) schlug WSB-Novize Denis Latypov aus<br />
Aserbaidschan<br />
In der Gruppe A der World<br />
Series of Boxing (WSB), zu<br />
der auch Team Deutschland<br />
zählt, behaupteten sich die<br />
„Ukraine Otamans“ nach sechs<br />
Kampftagen ungeschlagen an<br />
der Tabellenspitze. Dazu trugen<br />
im Dezember und Januar jeweils<br />
Vor dem WSB-Kampf Italien vs. Deutschland traf René Weller im Mannschaftshotel in Assisi den Schauspieler Franco<br />
Nero, der vor allem für seine Darstellung des Django in Italo-Western Be<strong>kann</strong>theit erlangte. Zuletzte spielte er 2012 in<br />
Django Unchained von Quentin Tarantino die Rolle des Amerigo Veseppi. Nero war Pate einer italienischen Benefizaktion<br />
zugunsten behinderter Kinder<br />
klare 4:1-Siege gegen die algerischen<br />
„Wüstenfalken“ und Italiens<br />
„Dolce & Gabbana Thunders“<br />
bei.<br />
Den Italienern gelang daraufhin<br />
gegen die „USA Knockouts“<br />
in Miami „nur“ ein knapper<br />
3:2-Sieg, was den Amis den ersten<br />
Punkt in dieser Saison einbrachte.<br />
Den zweiten holten sich<br />
die US-Boys erneut zuhause mit<br />
einer weiteren knappen 2:3-Niederlage<br />
gegen den ukrainischen<br />
Tabellenführer. Das bedeutet den<br />
sechsten und letzten Platz hinter<br />
den aktuell Vorletzten aus Argentinien,<br />
die wie zuvor mit 0:5<br />
gegen Deutschland aktuell auch<br />
Italien mit 1:4 unterlagen.<br />
Immer noch auf Viertelfinalrang<br />
vier der Gruppe A liegt<br />
Algerien, während sich Italien<br />
auf Rang zwei vor dem Team<br />
Deutschland behauptet. Die<br />
deutschen Adler erwarten nach<br />
ihrem Ende Januar bevorstehenden<br />
Ausflug in die Ukraine Italiens<br />
Donnervögel am Freitag, 7.<br />
Februar, zu einem Heimkampf in<br />
Frankfurt. Ob dort die Revanche<br />
für die Auswärtsniederlage gelingen<br />
<strong>kann</strong>? Am 15. Februar soll der<br />
Heimkampf Deutschlands gegen<br />
die USA nachgeholt werden.<br />
In der Gruppe B sind die „Domadores“<br />
aus Kuba nach wie<br />
vor das Maß aller Dinge. Sie bezwangen<br />
im Dezember die Titelverteidiger<br />
der „Astana Arlans“,<br />
wenn auch nur knapp mit 3:2,<br />
allerdings in Kasachstan. Dessen<br />
Team liegt trotz einer überraschenden<br />
4:1-Niederlage gegen<br />
die viertplatzierten Aserbaidschans<br />
„Baku Fires“ immer noch<br />
auf Rang zwei.<br />
Den „Fires“ gelang es am<br />
sechsten Kampftag zuhause sensationell,<br />
den Kasachen die volle<br />
Punktzahl abzuknöpfen. Dabei<br />
glänzte im Kampf des Abends der<br />
frühere aserbaidschanische Vize-<br />
Europameister und amtierende<br />
52 <strong>BoxSport</strong>
eiter Spitze<br />
an und Aserbaidschan<br />
Der Auftritt von Weltergewicht-Olympiasieger Roniel Iglesias Sotolongo (rechts)<br />
gegen Mexikos Hector Reyes wurde als „majestätisch“ bezeichnet<br />
EM-Dritte Elvin Mamishzada<br />
(22) gegen Arlans-„Fliege“ Iliyas<br />
Suliemenov.<br />
Aktuell liegt Kasachstan mit<br />
fünf Punkten Abstand hinter<br />
den überragenden Kubanern,<br />
die zuletzt die „Guerreros“ aus<br />
Mexiko mit 5:0 deklassierten.<br />
Dabei bestritt der Weltergewicht-<br />
Olympiasieger Roniel Iglesias<br />
Sotolongo, Weltmeister von 2009<br />
aus Kuba, sein WSB-Debüt. Gegen<br />
Hector Reyes (Mexiko), der<br />
ebenso erstmals einen WSB-Ring<br />
betrat, avancierte der kubanische<br />
Rechtsausleger zum Boxer der<br />
Begegnung: Reyes war nicht <strong>mehr</strong><br />
in der Lage, zur letzten Runde anzutreten.<br />
Sotolongos Weltklasse-<br />
Auftritt im Ring wurde dagegen<br />
vom WSB-Berichterstatter des<br />
Weltverbands AIBA auf dessen<br />
Internetseite als „majestätisch“<br />
bezeichnet.<br />
Bereits zuvor, am fünften<br />
Kampftag, schlugen die Kubaner<br />
die „Baku Fires“ in Aserbaidschan.<br />
Auch dort gab es bei einem<br />
erneuten 3:2-Sieg wie schon am<br />
vierten Kampftag gegen Verfolger<br />
Kasachstan selbst für die kubanischen<br />
Überflieger „nur“ zwei<br />
statt drei Siegpunkte zu holen. In<br />
Baku avancierte das Halbwelter-<br />
Duell zwischen dem WM-Viertelfinalisten<br />
Gaybatulla Gadzhialiyev<br />
und Kubas Vizeweltmeister<br />
und Olympiadritten Yasniel Toledo<br />
zum Kampf des Abends. Der<br />
Aserbaidschaner EM-Dritte von<br />
2011 entschied ihn überraschend<br />
für sich.<br />
Es stand 2:2, als der superschwere<br />
Erislandy Savon aus<br />
Kuba, der Neffe des dreifachen<br />
Olympiasiegers Felix Savon, und<br />
WSB-Novize Denis Latypov die<br />
Fäuste kreuzten. Nach überraschend<br />
großen Schwierigkeiten<br />
in Runde eins übernahm der Kubaner<br />
das Heft des Handelns und<br />
machte das aserbaidschanische<br />
Publikum mit elegantem Boxen<br />
nahezu sprachlos.<br />
Noch härter hatten die nun<br />
noch viertplatzierten „Baku Fires“<br />
die 0:5-Schlappe gegen das<br />
Russian Boxing Team getroffen,<br />
das weiterhin Tabellenplatz drei<br />
einnimmt. Das gleiche Schicksal,<br />
eine empfindliche 0:5-Niederlage,<br />
ereilte in Russland auch<br />
die „Guerreros“ Mexiko. Diese<br />
konnten bislang nur das Tabellenschlusslicht<br />
Polen schlagen.<br />
Mit den polnischen „Hussars“<br />
hatte auch der Tabellenzweite<br />
Kasachstan weitgehend leichtes<br />
Spiel. Allerdings trotzten die<br />
Polen zuletzt mit einer knappen<br />
2:3-Heimniederlage den Russen<br />
um Weltmeister Misha Aloian respektabel<br />
einen Punkt ab.<br />
Peter Jaschke<br />
Die Tabellen<br />
alle ERGEBNISSE<br />
Gruppe A<br />
1 15.11.13 Argentinien 1 - 4 Italien<br />
16.11.13 Ukraine 4 - 1 USA<br />
16.11.13 Deutschland 5 - 0 Algerien<br />
2 verschoben Algerien - Italien<br />
22.11.13 USA 3 - 2 Argentinien<br />
08.03.14 Deutschland - Ukraine<br />
3 06.12.13 Ukraine 5 - 0 Argentinien<br />
07.12.13 Algerien 3 - 2 USA<br />
07.12.13 Italien 4 - 1 Deutschland<br />
4 13.12.13 Ukraine 4 - 1 Italien<br />
13.12.13 Argentinien 4 - 1 Algerien<br />
15.02.14 Deutschland - USA<br />
5 10.01.14 Deutschland 5 - 0 Argentinien<br />
10.01.14 USA 2 - 3 Italien<br />
11.01.14 Algerien 1 - 4 Ukraine<br />
6 17.01.14 USA 2 - 3 Ukraine<br />
18.01.14 Algerien 4 - 1 Deutschland<br />
18.01.14 Italien 4 - 1 Argentinien<br />
Gruppe B<br />
1 15.11.13 Kasachstan 4 - 1 Aserbaidschan<br />
15.11.13 Mexiko 0 - 5 Kuba<br />
16.11.13 Russland 5 - 0 Polen<br />
2 22.11.13 Polen 0 - 5 Kuba<br />
23.11.13 Russland 2 - 3 Kasachstan<br />
23.11.13 Aserbaidschan 5 - 0 Mexiko<br />
3 06.12.13 Kasachstan 4 - 1 Mexiko<br />
06.12.13 Polen 0 - 5 Aserbaidschan<br />
06.12.13 Kuba 5 - 0 Russland<br />
4 13.12.13 Kasachstan 2 - 3 Kuba<br />
13.12.13 Mexiko 5 - 0 Polen<br />
14.12.13 Russland 5 - 0 Aserbaidschan<br />
5 10.01.14 Polen 1 - 4 Kasachstan<br />
11.01.14 Aserbaidschan 2 - 3 Kuba<br />
11.01.14 Russland 5 - 0 Mexiko<br />
6 17.01.14 Kuba 5 - 0 Mexiko<br />
18.01.14 Aserbaidschan 4 - 1 Kasachstan<br />
18.01.14 Polen 2 - 3 Russland<br />
Punkte<br />
Kampftage<br />
Total Gew. Verl.<br />
Gruppe A<br />
Ukraine Otamans 15 5 5 0<br />
Dolce & Gabbana Italia Thunder 11 5 4 1<br />
Team Germany 6 4 2 2<br />
Algeria Desert Hawks 5 5 2 3<br />
Argentina Condors 4 6 1 5<br />
USA Knockouts 2 5 1 4<br />
Gruppe B<br />
Cuba Domadores 18 6 6 0<br />
Astana Arlans Kazakhstan 13 6 4 2<br />
Russian Boxing Team 13 6 4 2<br />
Azerbaijan Baku Fires 10 6 3 3<br />
Mexico Guerreros 2 6 1 5<br />
Hussars Poland 1 6 0 6<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
53
1.<br />
BUNDESLIGA<br />
Artur Bril<br />
(links)<br />
besiegte<br />
Atdhe<br />
Gashi<br />
klar<br />
Beim souveränen 11:7-Sieg gegen Babelsberg wurde deutlich<br />
Hanaus Geschäftsstellenleiter<br />
Angelo Fragassi<br />
und Vizepräsident<br />
Norbert Schmalfuss<br />
freuten sich über einen deutlichen<br />
11:7-Sieg über den SV Motor<br />
Babelsberg. Und Präsident<br />
Ulrich Bittner blickte bereits voraus:<br />
„Jetzt fordern wir den Deutschen<br />
Meister Velbert am 15. Februar.“<br />
Eine starke Mannschaft<br />
hatte der Boxring Hanau gegen<br />
die Babelsberger aufgestellt. Mit<br />
Xhek Paskali, Igor Teziev und<br />
Erik Pfeifer waren drei Athleten<br />
dabei, die zum Stamm von Team<br />
Germany in der World Series of<br />
Boxing (WSB) gehören. Hanaus<br />
Mit Artur Bril ist<br />
Hanau eine Macht<br />
Bittner kaperte Babelsbergs neuen Stern für die WSB<br />
Cheftrainer Witali Tarassow sekundierte<br />
dementsprechend die<br />
Bundestrainer Valentin Silaghi<br />
und Zoltan Lunka, die ihre Kaderathleten<br />
aus nächster Nähe<br />
begutachteten.<br />
Dazu feierte Artur Bril, 2012<br />
Deutscher U21-Meister, sein<br />
Debüt in der Hanauer Staffel.<br />
Und Bril (bis 58 Kg), 2010 Jugend-Weltmeister<br />
und Jugend-<br />
Olympiasieger im Federgewicht,<br />
brachte den Gastgeber mit einer<br />
überzeugenden Leistung und<br />
einem einstimmigen Punktsieg<br />
gegen den Babelsberger Gashi,<br />
immerhin Deutscher Vizemeister,<br />
gleich in Führung.<br />
Einen Boxer der Extraklasse<br />
präsentierten die Babelsberger<br />
mit dem erst 19 Jahre alten<br />
Szymantas Stanionis (bis 70<br />
Kg) gegen einen gewiss nicht<br />
schlechten Hanauer Slawa Spomer.<br />
Wie aber der gebürtige Litauer<br />
Stanionis auftrumpfte, mit<br />
dem Aufzeigen der gesamten<br />
boxerischen Palette von guter<br />
Szymantas Stanionis (rechts)<br />
beeindruckte auch gegen Slawa Spomer<br />
und wurde von Ulrich Bittner noch für<br />
die WSB nachnominiert<br />
Führhand, Kombinationen, Serien<br />
an Kopf und Körper, großer<br />
Beweglichkeit und einer starken<br />
linken Schlaghand, das nötigte<br />
sogar den ansonsten lautstark<br />
anfeuernden Hanauer Fans Respekt<br />
ab, die auf einmal seltsam<br />
ruhig waren. Wenig überraschend<br />
das Urteil: einstimmiger<br />
Punktsieg für den Babelsberger.<br />
Da Stanionis bereits zuvor gegen<br />
den Velberter Arajik Marutjan<br />
gewonnen hatte, wurde er von<br />
Bittner kurzerhand für die WSB<br />
nachnominiert.<br />
Für weitere<br />
Hanauer Siege<br />
sorgten Kastriot<br />
Sopa, Xhek Paskali,<br />
Igor Teziev,<br />
der nur zwei<br />
Runden benötigte,<br />
um seinen<br />
Babelsberger<br />
Gegner Sadula<br />
Abdulai zu zermürben,<br />
sowie<br />
der WM-Dritte<br />
Erik Pfeifer, der<br />
gegen Vitalijus<br />
Subacius nicht<br />
in Gefahr geriet. Damit liegt Hanau<br />
nur noch einen Punkt hinter<br />
dem Tabellenführer und Deutschen<br />
Meister Velberter BC22.<br />
„Ich habe vor der Saison gesagt,<br />
wenn wir als Erstliga-Aufsteiger<br />
nicht Letzter werden, wäre das<br />
ein Riesenerfolg. Aber jetzt fordern<br />
wir Velbert. Wir werden die<br />
Begegnung am 15. Februar als<br />
Vorkampf vor der WSB-Begegnung<br />
von Team Germany gegen<br />
die USA austragen. Am Airportcenter<br />
in Frankfurt. Da könnte<br />
es eine kleine Vorentscheidung<br />
um die Deutsche Meisterschaft<br />
geben“, erklärte Bittner.<br />
ERGEBNISSE<br />
BR Hanau I - SV Motor Babelsberg<br />
11:7<br />
58 Kg: Artur Bril (BRH) – 3:0 PS ü. Atdhe<br />
Gashi (SVM)<br />
65 Kg: Kastriot Sopa (BRH) – 3:0 PS ü.<br />
Artjom Daschjan (SVM)<br />
70 Kg: Slawa Spomer (BRH) – 0:3 PN g.<br />
Szymantas Stanionis (SVM)<br />
76 Kg: Xhek Paskali (BRH) – 3:0 PS ü.<br />
Benjamin Kremers (SVM)<br />
82 Kg: Igor Teziev (BRH) – T.K.o. ü. Sadula<br />
Abdulai (SVM)<br />
+82 Kg: Erik Pfeifer (BRH) – 3:0 PS ü.<br />
Vitalijus Subacius (SVM)<br />
54 <strong>BoxSport</strong>
Mit 9:9 rettete Nordhausen in Straubing einen Punkt<br />
„Jetzt sind wir heiß auf Velbert“<br />
Seit Sandro Schaer in<br />
Straubing das Training<br />
der Bundesliga-Boxer<br />
übernommen hat, geht<br />
es aufwärts. Davon ist Straubings<br />
Manager Hans Buchmeier überzeugt:<br />
„Wir haben vor vollem<br />
Haus wieder einen spannenden<br />
Kampf gegen Nordhausen erlebt.<br />
Wir brauchen noch ein bisschen,<br />
aber vielleicht kämpfen wir im<br />
nächsten Jahr mit um den Titel.“<br />
Nach dem 9:9 gegen Nordhausen<br />
bleiben die Bayern mit 26:26<br />
Punkten auf dem dritten Rang.<br />
Aber auch die Harzer sind mit der<br />
Punkteteilung zufrieden, wie Box-<br />
Abteilungsleiter Dieter Heinicke<br />
betont: „Wir haben gutes Boxen<br />
gesehen. Für unseren Kampf Anfang<br />
März gegen Velbert ist das<br />
eine ordentliche Motivation.“<br />
Beschwerte sich der Schwede<br />
Salomo N´tuve in Babelsberg noch<br />
über ein ungerechtes Urteil, so<br />
musste er in Straubing gegen Edgar<br />
Walth die Überlegenheit seines<br />
Gegners anerkennen. In der letzten<br />
Runde war der Schwede sogar<br />
Aber N‘Tuve unterliegt Walth<br />
Salomon<br />
N‘Tuve<br />
(rechts)<br />
unterlag<br />
Edgar Walth<br />
einstimmig<br />
zweimal am Boden. Das Schicksal<br />
teilte N’tuves Landsmann Clarence<br />
Goyeram in der Klasse bis<br />
65 kg gegen Eugen Dahinten. Der<br />
Schwede wehrte sich zwar tapfer,<br />
unterlag am Ende aber mit 1:2.<br />
Der Erfurter Sebastian Günter entpuppt<br />
sich als die Neuentdeckung<br />
der Bundesliga. Schon in Babelsberg<br />
gab er eine bemerkenswerte<br />
Vorstellung. In Straubing ließ<br />
er dem Holländer Max van der<br />
Pas keine Chance. Günther war<br />
es auch, der mit seinem Sieg die<br />
Tabelle Verein Kämpfe S/N Punkte<br />
1. Velberter BC 22 4 6:2 37:34<br />
2. BR Hanau 4 5:3 37:33<br />
3. BC Straubing 4 4:4 35:35<br />
4. Nordhäuser SV 4 3:5 33:38<br />
5. SV Motor Babelsberg 4 2:6 34:36<br />
Wende aus Nordhäuser Sicht einleitete.<br />
Nach ihm sorgten Balász<br />
Bacskai und Leon Bunn mit ihren<br />
Erfolgen für den ersten Punktgewinn<br />
in den bisherigen drei Auswärtskämpfen.<br />
„Wir haben den<br />
angestrebten Mannschaftspunkt<br />
erreicht“, sagte ein erleichterter<br />
Cheftrainer Konrad Werner, der<br />
Bacskai einen erstklassigen Kampf<br />
gegen den Straubinger Kenan Spahiu<br />
bescheinigte. Bacskai startete<br />
nicht wie gewohnt im Weltergewicht,<br />
sondern eine Gewichtsklasse<br />
höher. „Es war der richtige<br />
Gegner zum Einstieg“, so Werner.<br />
ERGEBNISSE<br />
BC Straubing – Nordhäuser SV 9:9<br />
58 Kg: Edgar Walth (BCS) – 3:0 PS ü. Salomon<br />
N`Tuve (NSV)<br />
65 Kg: Eugen Dahinten (BCS) - 2:1 PS ü.<br />
Clarence Goyeram (NSV)<br />
70 Kg: Max van der Pas (BCS) - 1:2 PN g.<br />
Sebastian Günter (NSV)<br />
76 Kg: Kenan Spahiu (BCS) - 0:3 PN g.<br />
Balász Bacskai (NSV)<br />
82 Kg: Mateusz Tryc (BCS) - 0:3 PN g.<br />
Leon Bunn (NSV)<br />
82+Kg: Emir Ahmatovic (BCS) - 2:1 PS ü.<br />
Eugen Waigel (NSV)<br />
1.+2. Bundesliga<br />
BOXRING HANAU I.<br />
15.02.2014<br />
ab 16:00 UHR<br />
www.boxringhanau.de<br />
VS.<br />
BC VELBERT<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
55
1.<br />
BUNDESLIGA<br />
56 <strong>BoxSport</strong><br />
Riese Schulz enttäuschte Mantau<br />
Bei der 8:9-Niederlage von Babelsberg gegen Velbert<br />
19-jähriger Litauer schlug den Vize-Europameister Marutjan<br />
Szymantas Stanionis (rechts) überraschte gegen<br />
einen sichtlich entnervten Arajik Marutjan<br />
Im Toyota-Autohaus von Babelsberg<br />
ging es beim Kampf gegen<br />
den Rekordmeister aus Velbert<br />
besonders spannend zu. Zwischen<br />
den japanischen Karossen<br />
kennen sich auch die Velberter seit<br />
Jahren gut aus. Vor dem letzten Duell<br />
freuten sich die 450 Zuschauer<br />
und Motor-Trainer Ralph Mantau<br />
rieb sich heimlich schon die Hände.<br />
Es stand 7:7. Die Schwergewichtler<br />
Gottlieb Weiss für Velbert<br />
und Florian Schulz für Babelsberg<br />
kletterten zum entscheidenden<br />
Faustgefecht in den Ring. Eigentlich<br />
glaubte Mantau, die Punkte<br />
sicher verbuchen zu können. Der<br />
Babelsberger hatte sich im Sommer<br />
intensiv umgesehen. „In Greifswald<br />
habe ich Florian Schulz entdeckt“,<br />
sagte der emsige Manager<br />
und Trainer. Auf den Zweimetermann<br />
setzte er seine ganzen Hoffnungen.<br />
„Florian bestritt <strong>mehr</strong>ere<br />
Kämpfe, die ich sehen konnte. Er<br />
hat immer gewonnen, war richtig<br />
Klasse“, schwärmte der Babelsberger<br />
Trainer. Nach dem Kampf<br />
allerdings war Mantau ziemlich<br />
angefressen: „Das war Arbeitsverweigerung.<br />
Florian muss sich jetzt<br />
als Ersatzmann bewähren.“<br />
Der Zorn des Bosses war verständlich.<br />
Schulz, mit knapp 113 kg<br />
fast einen halben Zentner schwerer<br />
als sein Gegner, tänzelte als Weichei<br />
durch den Ring, wagte kaum<br />
eine Aktion und ging gegen den<br />
deutlich kleineren Weiss klar mit<br />
0:3 unter.<br />
Beim 9:8-Sieg von Nordhausen gegen Hanau<br />
<strong>Mich</strong>el fühlte sich verschaukelt<br />
Sieger Bunn schwärmte von starker Zuschauerunterstützung<br />
Mit 9:8 besiegte der Nordhäuser<br />
SV die Gäste aus Hanau und<br />
blieb seit nun sieben Jahren in der<br />
heimischen Ballspielhalle weiter<br />
unbesiegt. „Das ist ein Erfolg des<br />
ganzen Teams. Wir gewinnen und<br />
verlieren zusammen. Ich muss der<br />
Mannschaft ein Riesenkompliment<br />
machen für diesen Kampfgeist“,<br />
ERGEBNISSE<br />
Nordhäuser SV - BR Hanau I 9:8<br />
58 Kg: Salomon N`Tuve (NSV) - 2:1 PS ü. Diaz Kuzembaev (BRH)<br />
65 Kg: David Müller (NSV) - Remis g. Stioan Prtencia (BRH)<br />
70 Kg: Balasz Baskai (NSV) - 2:1 PS ü. Slawa Kerber (BRH)<br />
76 Kg: Sebastian Formella (NSV) - 0:3 PN g. Xhek Paskali (BRH)<br />
82 Kg: Leon Bunn (NSV) - 2:1 PS ü. Serge <strong>Mich</strong>el (BRH)<br />
82+Kg: Artur Mann (NSV) - 1:2 PN g. Johann Witt (BRH)<br />
bilanzierte Nordhausens Cheftrainer<br />
Konrad Werner. Lobende Worte<br />
für das sportlich Gebotene fand<br />
auch Hanaus Präsident Ulrich Bittner:<br />
„Das war hochklassiger Sport<br />
in Nordhausen. Wirklich schade,<br />
dass wir nicht wenigstens ein Unentschieden<br />
erreichen konnten.“<br />
Bittner haderte in erster Linie mit<br />
den Unpartei-<br />
Florian Schulz (rechts) erfüllte gegen Gottlieb Weiss nicht die ihn<br />
gesetzten Erwartungen<br />
ERGEBNISSE<br />
„Nicht nur der Kampfeswille<br />
von Weiss war für unseren Sieg<br />
entscheidend. Artem Harutyunyan<br />
und vor allem unser Neuzugang<br />
Stefan Härtel haben überzeugt.<br />
Wir sind auf gutem Weg, den Titel<br />
zu verteidigen“, glaubt Velberts<br />
Co-Trainer Maik Hanke.<br />
Mit offenem Mund staunten<br />
die Velberter allerdings beim<br />
Weltergewichts-Kampf von Vize-<br />
Europameister Arajik Marutjan gegen<br />
den erst 19 Jahre alten Litauer<br />
Szymantas Stanionis. Der Litauer<br />
kehrte nach einer bedächtigen ersten<br />
Runde sehr beherzt in den Ring<br />
zurück und holte gegen den haushohen<br />
Favoriten einen 3:0-Sieg<br />
heraus. Marutjans Trainer <strong>Mich</strong>ael<br />
Timm ärgerte sich über die Niederlage,<br />
sah die Sache aber nicht<br />
so dramatisch: „Arajik hat 2013<br />
immerhin 20 Kämpfe bestritten.<br />
Davon waren 15 Kämpfe international.<br />
Bei der EM hat er nach einem<br />
umstrittenen Urteil nur knapp Gold<br />
verpasst. Bei der WM holte er mit<br />
einer bemerkenswerten Leistung<br />
die Bronzemedaille. Vielleicht hat<br />
er in Babelsberg den Gegner unterschätzt.<br />
Andererseits ist selbst bei<br />
einem Weltklasseboxer nach einem<br />
so anstrengenden Jahr einmal<br />
der Zwirn alle.“<br />
SV Motor Babelsberg - Velberter BC 8:9<br />
58 Kg: Atdhe Gashi (SVM) - Remis g. Dennis Makarow (VBC)<br />
65 Kg: Chladek Zdenek (SVM) - 1:2 PN g. Artem Harutyunyan (VBC)<br />
70 Kg: Eimantas Stanionis (SVM) - 3:0 PS ü Arayk Marutyan (VBC).<br />
76 Kg: Josef Attanjouu (SVM) - 3:0 PS ü. Cihan Calik (VBC)<br />
82 Kg: Sadula Abdulai (SVM) - 1:2 PN g Stefan Härtel (VBC)<br />
82+Kg: Florian Schulz (SVM) - 0:3 PN g. Gottlieb Weiss (VBC)<br />
ischen, denn<br />
„einige Urteile<br />
waren aus<br />
unserer Sicht<br />
<strong>mehr</strong> als dubios.<br />
Was sich<br />
die Kampfrichter<br />
dabei gedacht haben, unsere<br />
Athleten Serge <strong>Mich</strong>el und Neuzugang<br />
Prtenjaca als Verlierer zu<br />
bewerten, wird wohl auf ewig ihr<br />
Geheimnis bleiben.“ Wobei der<br />
Kroate Stipan Prtenjaca gegen<br />
David Müller mit einem Unentschieden<br />
aus dem Ring gestiegen<br />
war. Das fühlte sich jedoch nicht<br />
nur für Bittner wie eine Niederlage<br />
an – Werner war ebenfalls verärgert:<br />
„In meinen Augen lag David<br />
vorn.“<br />
Beim Stand von 8:7 für Nordhausen<br />
folgte das entscheidende<br />
Duell zwischen Leon Bunn und<br />
Serge <strong>Mich</strong>el – und der nächste<br />
Leon Bunn<br />
freute sich<br />
über seinen<br />
Erfolg über<br />
Serge <strong>Mich</strong>el<br />
Aufreger. Hanau sah <strong>Mich</strong>el als<br />
„Herrscher“ im Ring, – doch Bunn<br />
wurde zum Sieger erklärt. „Das<br />
Publikum hat mich ab der zweiten<br />
Runde ein bisschen wachgerissen“,<br />
schwärmte Bunn, während<br />
<strong>Mich</strong>el auf seiner Internetseite<br />
von einem „klaren Fehlurteil seitens<br />
der Punktrichter“ schrieb.
Wurde im<br />
Schwergewicht<br />
verprügelt:<br />
Kevin Künzel<br />
Beim 11:7-Erfolg von Babelsberg gegen Nordhausen<br />
Schachzug von Künzel<br />
war ein großer Reinfall<br />
Salom N`Tuve (links) fand das Urteil für Omar El<br />
Hag nicht gerecht<br />
Straubings Haudegen, Trainer<br />
und Manager Hans Buchmeier<br />
strahlte nach dem 9:9 gegen Titelverteidiger<br />
BC Velbert: „Wir haben<br />
einen riesigen Boxabend erlebt.<br />
Eine volle Hütte mit 500 Zuschauern,<br />
tolle Kämpfe mit Spannung<br />
und richtigem Spitzenniveau.“<br />
ERGEBNISSE<br />
Schmeichelhafter Sieg für EL Hag – N’Tuve war stocksauer<br />
Boxen mit Pauken und<br />
Trompeten. Wo die<br />
Nordhäuser auftauchen,<br />
herrscht auch ohne<br />
Doppelkorn große Stimmung.<br />
Bei 400 Zuschauern hauten die<br />
Harzer in Babelsberg wieder gewaltig<br />
auf die Pauke. Im Ring lief<br />
es nicht ganz so gut. Da schickte<br />
Motor Babelsberg die Gäste mit<br />
einer 7:11-Schlappe nach Hause.<br />
Nordhausen konnte nur im Halbschwergewicht<br />
durch den Hessen<br />
Leon Bunn einen Sieg einfahren.<br />
Bunn hatte ziemlich überraschend<br />
Satul Abdulai einstimmig<br />
nach Punkten besiegt. Bis auf<br />
Bantamgewichtler Salom N‘Tuve<br />
zauberte Nordhausen chancenlos<br />
im Ring, allerdings musste sich<br />
der Schwede über das umstrittene<br />
Urteil ärgern: „Der Sieg für Omar<br />
El Hag war nicht gerecht. Ich habe<br />
drei der vier Runden klar gewonnen.“<br />
Dabei kletterte der Schwede<br />
im vorigen Jahr noch für die<br />
Motor-Staffel in den Ring. „Ich<br />
habe mich mit dem Trainer nicht<br />
verstanden, deshalb habe ich den<br />
Verein verlassen. Dabei finde ich<br />
Vor allem das Duell Artem Harutyunyan<br />
gegen Eugen Dahinten riss<br />
die Zuschauer von den Sitzen. Am<br />
Ende fuhr Dahinten einen klaren<br />
Punktsieg ein. „Wir sind auf gutem<br />
Weg. Unsere Boxer werden immer<br />
besser, weil wir jetzt einen hauptamtlichen<br />
Trainer haben“, so-<br />
BC Straubing - Velberter BC 09:09<br />
58 Kg: Edgar Walth (BCS) - 1:2 PN g. Enrico La Cruz (VBC)<br />
65 Kg: Eugen Dahinten (BCS) - 3:0 PS ü. Artem Harutyunyan (VBC)<br />
70 Kg: Max van der Pas (BCS) - 2:1 PS ü. Eugen Burhard (VBC)<br />
76 Kg: Kenan Spahiu (BCS) - 0:3 PN g. Denis Radovan (VBC)<br />
82 Kg: Mateusz Tryc (BCS) - 0:3 PN g. Stefan Härtel (VBC)<br />
82+Kg: Roman Gorst (BCS) - 3:0 PS ü. Stefan Sittner (VBC)<br />
Buchmeier,<br />
der stolz auf<br />
seine Talente<br />
ist: „Wir<br />
Motor richtig gut“, gestand der<br />
Mann aus dem Norden.<br />
Seine Querelen mit Babelsbergs<br />
Manager und Trainer Ralph<br />
Mantau erstaunen, denn der<br />
rührige Potsdamer erfreut sich<br />
in Boxkreisen großer Beliebtheit.<br />
Wegen seines Engagements für<br />
den Boxsport in West-Brandenburg<br />
erhielt er unter Beifall des<br />
Publikums zu Beginn der Veranstaltung<br />
die „Goldene Ehrennadel<br />
des DBV“.<br />
Im Halbweltergewicht musste<br />
Babelsbergs Lokalmatador<br />
Adhte Gashi nur zwei Runden<br />
ran. Gegner David Müller gab<br />
auf. „Er hat entweder an den Rippen<br />
oder der Leber eine Verletzung.<br />
David bekam nicht richtig<br />
Luft. Da nahmen wir ihn aus dem<br />
Kampf“, sagte NSV-Manager <strong>Mich</strong>ael<br />
Döring. Er verriet auch vor<br />
haben mit<br />
Edgar Walth,<br />
Eugen Dahinten<br />
und Kenan<br />
Spahui drei Eigengewächse<br />
eingesetzt und Schwergewichtler<br />
Gorst stammt aus Trauenreuth,<br />
ist also auch noch ein Bayer. Das<br />
sollen uns die anderen erst einmal<br />
nachmachen.“ Große Stücke hält<br />
Buchmeier auf den erst 18-jährigen<br />
Spahui: „Das ist ein Mann für<br />
die Zukunft. Wenn nächstes Jahr<br />
Serge <strong>Mich</strong>el wieder zu uns zurückkommt,<br />
boxen wir ganz vorn<br />
mit.“<br />
Schon gegen Velbert sah sich<br />
der Bayer mit einem Punkt vorn:<br />
„Im Halbschwergewicht gab es<br />
ein klares Fehlurteil. Stefan Härtel<br />
ERGEBNISSE<br />
dem Schwergewichtskampf einen<br />
Trick: „Wir haben unseren<br />
Halbschweren Kevin Künzel in<br />
Schwergewicht hochgenommen.<br />
Sein Gegner Vitalijus Subacius<br />
ist bereits 35 Jahre. Da stehen die<br />
Chancen nicht schlecht.“ Wie<br />
das im Sport manchmal so ist, erwies<br />
sich der Schachzug keineswegs<br />
als gute Idee. Der Litauer,<br />
seit zehn Jahren für Babelsberg<br />
im Ring, verprügelte den Mann<br />
aus Halle an der Saale ziemlich<br />
heftig. Am Ende rettete nur der<br />
Ringrichter den Nationalboxer<br />
vor einem Knockout. Sekunden<br />
vor dem Schlussgong ging Künzel<br />
auf die Bretter. Aus unerfindlichen<br />
Gründen gab der Ringrichter<br />
eine Sekunde vor dem<br />
Gong das Duell noch einmal frei.<br />
„Bei Lichte besehen, war es ein<br />
T.K.o.“, sagt Ralph Mantau.<br />
SV Motor Babelsberg - Nordhäuser SV 11:7<br />
58 Kg: Omar El Hag (SVM) - PS ü. Salomon N`Tuve (NSV)<br />
65 Kg: Atdhe Gashi (SVM) - PS ü. David Müller (NSV)<br />
70 Kg: Eimantas Stanionis (SVM) - PS ü. Sebastian Günther (NSV)<br />
76 Kg: Josef Attanjouu (SVM) - PS ü. Markus Finke (NSV)<br />
82 Kg: Sadula Abdulai (SVM) - PN g. Leon Bunn (NSV)<br />
82+Kg: Vitalijus Subacius (SVM) - PS ü. Kevin Künzel (NSV)<br />
Beim 9:9-Unentschieden von Straubing gegen Velbert<br />
Härtel-Sieg nach Fehlurteil?<br />
Manager Hans Buchmeier tobte<br />
Der Punktsieg von Stefan Härtel ging<br />
für Hans Buchmeier nicht in Ordnung<br />
bekam einen 2:1-Punktsieg zugesprochen.<br />
Da muss ich einen anderen<br />
Kampf gesehen haben.“ Für<br />
Velberts Trainer Mike Hanke geht<br />
die Wertung in Ordnung. Enttäuschend<br />
war für ihn die Niederlage<br />
von Harutyunyan. „Der Junge war<br />
einfach nicht in Form. Dagegen hat<br />
mich Enrico La Cruz überrascht“,<br />
so Hanke.<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
57
Mit überwältigender Mehrheit<br />
war Weltergewichtler Arajik Marutjan,<br />
der für die deutsche Nationalmannschaft<br />
in der World<br />
Series of Boxing (WSB) und für<br />
den BC Velbert in der Bundesliga<br />
antritt, zu Deutschlands<br />
Amateurboxer des Jahres 2013<br />
gewählt worden. Im Interview<br />
mit dem „<strong>BoxSport</strong>“ schildert<br />
der 21-Jährige, der am Olympiastützpunkt<br />
in Schwerin in der<br />
Trainingsgruppe von Ex-Universum-Chefcoach<br />
<strong>Mich</strong>ael Timm<br />
arbeitet, wie er das Jahr 2013<br />
erlebt hat und was er sich für<br />
2014 vorgenommen hat.<br />
Als Danjar Jeleussinow im WM-Halbfinale zum Sieger<br />
erklärt wurde, war Arajik Marutjan (links) sichtlich<br />
enttäuscht<br />
„Eine Medaille in Rio ist m<br />
Nach Olympia denkt Marutjan aber an ei n<br />
Boxsport: Arajik, mit welchen<br />
Gefühlen blicken Sie auf das Jahr<br />
2013 zurück?<br />
Marutjan: Ich glaube, dass<br />
2013 das Jahr war, in dem ich endgültig<br />
den Durchbruch in die Weltelite<br />
geschafft habe. National hatte<br />
ich ja schon vorher ein paar Erfolge<br />
gehabt, aber ich merke, dass ich im<br />
abgelaufenen Jahr noch einmal einen<br />
richtigen Sprung gemacht habe.<br />
Es war mit Abstand das härteste<br />
Jahr meiner Karriere, mit sehr vielen<br />
Kämpfen und sehr viel Training.<br />
Aber es hat sich gelohnt.<br />
Boxsport: Woran merken Sie,<br />
dass Sie in der Weltelite angekommen<br />
sind?<br />
Marutjan: Da gibt es verschiedene<br />
Dinge. Ich zähle zum Beispiel<br />
jetzt als einer von drei Boxern neben<br />
Stefan Härtel und Erik Pfeifer zum<br />
Elitekader der Sporthilfe. Das ist für<br />
mich nicht nur eine wichtige finanzielle<br />
Unterstützung, sondern auch<br />
eine große Ehre. Ich spüre auch,<br />
dass die Gegner mich mittlerweile<br />
nicht nur kennen, sondern ernst<br />
nehmen. Der Respekt ist enorm gewachsen,<br />
viele sind froh, wenn sie<br />
den Kampf mit mir überstanden haben.<br />
Das hat mir eine Menge Selbstbewusstsein<br />
gegeben. Aber das<br />
prägendste Erlebnis war, als bei der<br />
WM in Kasachstan der Weltverband<br />
AIBA ein Interview mit mir geführt<br />
und dieses dann auf seine Startseite<br />
im Internet gestellt hat. Da wusste<br />
ich, dass ich angekommen bin in<br />
der Weltspitze.<br />
Boxsport: Die WM war sicherlich<br />
das herausragende Erlebnis der<br />
Saison, das allerdings mit einer großen<br />
Enttäuschung endete, der Niederlage<br />
im Halbfinale gegen Lokalmatador<br />
Danjar Jeleussinow. Sie<br />
fühlten sich um den Sieg betrogen.<br />
Marutjan: Natürlich, die Niederlage<br />
im Halbfinale war schlimm.<br />
Ich dachte, dass ich den Kampf<br />
klar gewonnen hätte, ich habe ihn<br />
ja durch den Ring gejagt, er ist nur<br />
weggelaufen. Und dann wird sein<br />
Arm zum Zeichen des Siegs gehoben.<br />
Ich konnte es nicht fassen.<br />
Boxsport: Was ging Ihnen in<br />
diesem Moment durch den Kopf?<br />
Das<br />
sport<br />
Marutjan: Ich war einfach<br />
nur wütend, ich habe innerlich die<br />
Punktrichter verflucht und auch<br />
meinen Gegner. Der Moment, in<br />
dem der Arm gehoben wurde, war<br />
schrecklich. Aber als ich dann in die<br />
Kabine kam, mit meinem Trainer alles<br />
besprochen und verarbeitet habe,<br />
ging es mir schon wieder besser.<br />
Es war ja nicht das erste Mal, dass<br />
die Politik den Sport beeinflusst<br />
hat, und man muss lernen, damit<br />
zu leben.<br />
Boxsport: Sind das Momente,<br />
in denen man seinen Sport verflucht?<br />
Marutjan: Nein, das sind Momente,<br />
in denen ich mir schwöre,<br />
noch härter zu arbeiten. Ich habe<br />
mir gesagt: Das nächste Mal haust<br />
du ihn eben k.o., dann gibt es keine<br />
Diskussionen. Uns war ja eigentlich<br />
INTERVIEW<br />
Björn Jensen mit Arajik Marutjan<br />
vorher klar, dass ich nach Punkten<br />
nicht gewinnen <strong>kann</strong>. Dass es dann<br />
so krass werden würde, hätte ich<br />
aber auch nicht gedacht.<br />
Boxsport: Bleibt von der WM<br />
trotz der Bronzemedaille deshalb<br />
überwiegend Enttäuschung im Gedächtnis?<br />
Marutjan: Nein, gar nicht,<br />
schließlich hatte ich in Kasachstan<br />
auch meinen Kampf des Jahres, als<br />
ich im Viertelfinale den Olympiazweiten<br />
Freddie Evans klar nach<br />
Punkten besiegt habe. Deshalb bin<br />
ich stolz auf das, was ich erreicht<br />
habe.<br />
Boxsport: In welchem Bereich<br />
haben Sie sich 2013 am meisten weiterentwickelt?<br />
Marutjan: Ich habe mich in allen<br />
Bereichen entwickelt, am meisten<br />
vielleicht in der Athletik.<br />
<br />
Manager Peter Hanraths (links)<br />
pusht seinen Schützling<br />
Foto: Kader-Karakus<br />
Boxsport: Welchen Anteil hat<br />
Ihr Trainer <strong>Mich</strong>ael Timm daran?<br />
Marutjan: Einen riesigen. Timmi<br />
ist ein Spitzentrainer. Was ich an<br />
ihm besonders schätze ist, dass er<br />
immer mit dem Herzen dabei ist.<br />
Nicht nur im Training oder Wettkampf,<br />
sondern auch außerhalb<br />
des Sports. Er hat immer ein offenes<br />
Ohr für uns.<br />
Boxsport: Gibt es auch etwas,<br />
das Sie 2013 falsch gemacht haben,<br />
wo Sie im Nachhinein sagen: Das<br />
war nicht gut?<br />
Marutjan: Meine letzten beiden<br />
Kämpfe hätte ich nicht machen<br />
sollen, ich war da nicht <strong>mehr</strong> konzentriert.<br />
Ich habe grundsätzlich im<br />
vergangenen Jahr zu viele Kämpfe<br />
gemacht, vor allem in der zweiten<br />
Jahreshälfte. Das war falsch, ich<br />
muss lernen, <strong>mehr</strong> Pausen zu machen.<br />
Besonders anstrengend ist<br />
das Gewichtmachen. Nach einem<br />
Kampf übertreibe ich es manchmal<br />
mit dem Essen, und dann ist am<br />
58 <strong>BoxSport</strong>
Im ersten WSB-Kampf der aktuellen Saison gegen die Algeria<br />
Desert Hawks gewann Marutjan gegen Fehim Chabane (links)<br />
Marutjan: Ein richtiges<br />
Vorbild habe ich nicht.<br />
Aber Floyd Mayweather<br />
gefällt mir sehr gut.<br />
Nicht nur boxerisch ist<br />
er eine Klasse für sich,<br />
ich finde es auch sehr<br />
interessant, wie er<br />
sich vermarktet. Wie<br />
er seine Fotos im Internet<br />
postet oder sich in<br />
der Öffentlichkeit gibt,<br />
das macht er wirklich sehr<br />
clever. Doch am meisten<br />
imponiert mir, dass er im<br />
Kampf kaum zu treffen ist.<br />
So möchte ich auch boxen.<br />
mein Ziel“<br />
ne Profikarriere<br />
nächsten Wochenende schon wieder ein Kampf. Die Belastung,<br />
sich dann immer wieder ins Gewicht quälen zu müssen,<br />
die ist hart. Das muss ich in 2014 besser dosieren.<br />
Boxsport: Was haben Sie sich sonst noch vorgenommen<br />
für das neue Jahr?<br />
Marutjan: 2014 gibt es keine internationalen Höhepunkte,<br />
der Chemiepokal und die Deutsche Meisterschaft<br />
sind die wichtigsten Wettkämpfe, dazu kommen<br />
natürlich meine Einsätze in der WSB. Ich will zunächst<br />
einmal meine Grundlagen verbessern, und dann habe<br />
ich mir vorgenommen, jeden Kampf zu gewinnen,<br />
der kommt. Im Lauf des Jahres beginnt dann auch<br />
die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2016 in<br />
Rio de Janeiro. Darauf ist unsere gesamte Planung<br />
ausgerichtet. Eine Medaille in Brasilien, das ist mein<br />
großes Ziel.<br />
Boxsport: Und dann werden Sie Profi?<br />
Marutjan: Ich denke derzeit noch nicht weiter<br />
als 2016. Bis dahin bleibe ich auf jeden Fall Amateur,<br />
werde auch nicht in die Profischiene der AIBA<br />
wechseln. Die WSB ist eine gute Vorbereitung auf<br />
alles, was danach kommt. Aber wie es nach 2016<br />
weitergeht, <strong>kann</strong> ich wirklich nicht sagen.<br />
Boxsport: Wenn Sie Boxkämpfe schauen,<br />
sind es dann vorrangig Profi- oder Amateurkämpfe?<br />
Marutjan: Profikämpfe. Bei den Amateuren<br />
schaue ich nur meine eigenen Kämpfe. Ich gucke<br />
noch nicht einmal meine Gegner auf Video an,<br />
das macht Herr Timm.<br />
Boxsport: Das heißt, Ihr Interesse am Profiboxen<br />
ist groß. Wie sehen Sie denn die Zukunft<br />
des Profiboxens in Deutschland?<br />
Marutjan: Ich denke, dass es immer noch<br />
einige Boxer gibt, die sich für die großen TV-<br />
Sender lohnen. Ich mag zum Beispiel Jürgen<br />
Brähmers Stil sehr, er gefällt mir gut. Auch<br />
Jack Culcay, mit dem ich schon Sparring gemacht<br />
habe, ist ein guter Mann, genauso wie<br />
mein Freund Tyron Zeuge, der ja gerade erst im<br />
Profibereich durchstartet. Ich denke, die Zukunft<br />
ist nicht schlecht für das Profiboxen in Deutschland.<br />
Boxsport: Und welchen internationalen Star bewundern<br />
Sie?<br />
Gewicht machen ist für den<br />
21 Jahre alten Modellathleten<br />
besonders anstrengend<br />
<br />
Foto: Kader-Karakus<br />
Das neue Wappen von Rayko<br />
Löwe. Mit diesem Namen<br />
wird Marutjan demnächst<br />
auftreten, spätestens dann,<br />
wenn er Profi wird<br />
<strong>BoxSport</strong> 59
2.<br />
BUNDESLIGA<br />
Seelze nicht zu schlagen<br />
Der BSK Hannover-Seelze<br />
setzt seine Siegesserie<br />
in der zweiten<br />
Box-Bundesliga auch<br />
im neuen Jahr fort: Das Team<br />
um die Trainer Arthur Mattheis<br />
und Dmitri Schunk setzte sich<br />
zuletzt auswärts gegen den BC<br />
Chemnitz (13:11) durch. Mitte<br />
Dezember hatten die Seelzer<br />
ihre Chemnitzer Kontrahenten<br />
bereits mit 13:11 nach Hause geschickt.<br />
In Chemnitz hatte es allerdings<br />
zunächst danach ausgesehen,<br />
als ob die Gastgeber<br />
den Sieg einfahren würden,<br />
denn die ersten drei Kämpfe des<br />
Abends gingen allesamt an die<br />
Sachsen. Steven Maleika fand<br />
gegen Ronny Beblik nicht richtig<br />
in den Kampf hinein, agierte<br />
verkrampft und zeigte zu viel<br />
Respekt vor dem Gegner. Bedir<br />
Koray unterlag bei seinem Ligadebüt<br />
Raman Sharafa, Robert<br />
Harutyunyan ließ gegen Howik<br />
Zwei Siege gegen die Wölfe aus Chemnitz<br />
Gegen Hertha BSC gelang Hanau II der erste Erfolg<br />
Barsegyan im Schlussdurchgang<br />
die Punkte liegen.<br />
Die Wende für die Gäste kam<br />
mit Malke Buyukaya. Gegen Ilja<br />
Fiebig gab der Seelzer 100<br />
Prozent, sodass am Ende keine<br />
Zweifel an seinem Punktsieg<br />
blieben. Damit war die Aufholjagd<br />
eröffnet: Gracik Melkonian<br />
ließ gegen Philipp Nsingi ebenso<br />
nichts anbrennen, wie der BSK-<br />
Punktegarant Jacob Deines, der<br />
sich gegen Nuri Yesil in Topform<br />
präsentierte.<br />
Den Ausgleich schaffte dann<br />
Elvis Hetemi gegen Ivan Bityakow,<br />
die Entscheidung fiel im<br />
Schwergewicht: Eugen Schellenberg,<br />
zweifacher Deutscher<br />
Meister, kehrte nach über einem<br />
Jahr wieder in den Ring zurück<br />
und bezwang Chemnitz‘ Phillip<br />
Gruner. „Was für ein Abend. Ich<br />
bin unglaublich stolz auf unsere<br />
Mannschaft“, jubelte Mattheis.<br />
„Sie haben bewiesen, dass wir<br />
jetzt zurecht die Tabellenführung<br />
übernommen haben.“ Der<br />
Chemnitzer Manager Olaf Leib<br />
gab zwar zu, dass er gern gewonnen<br />
hätte, tröstete sich aber:<br />
„Wir haben einen niveauvollen<br />
Kampfabend vor 450 Zuschauer<br />
mit guten Kämpfen gesehen.<br />
Beim nächsten Mal sind wir wieder<br />
die Glücklicheren.“<br />
So wie Mitte Januar, als die<br />
Wölfe unter den Augen des DBV-<br />
Cheftrainers Dr. <strong>Mich</strong>ael Bastian<br />
Hanau II mit 13:10 besiegt hatten.<br />
Dort hatten sie gleich zu Beginn<br />
Glück gehabt, da die ersten<br />
Punkte kampflos auf das Konto<br />
der Wölfe gingen, nachdem das<br />
mit Spannung erwartete Duell<br />
im Fliegengewicht zwischen<br />
Ronnie Beblik und Hanaus Hamza<br />
Touba ausfiel: Touba war für<br />
das deutsche WSB-Team im Einsatz<br />
war.<br />
In Hanau strahlte dafür<br />
Trainer Carlo Pagana, der mit<br />
dem BR Hanau II den ersten<br />
Saisonsieg gegen die Kampfgemeinschaft<br />
Hertha BSC Berlin-<br />
Cottbus bejubelte. 14:9 hieß es<br />
für die von Touba angeführten<br />
Hanauer. Hamza Touba zwang<br />
seinen Gegner Tom Tran mit<br />
zwei Leberhaken zweimal auf<br />
den Ringboden und beendete in<br />
der zweiten Runde den Kampf<br />
durch T.K.o. Publikumsliebling<br />
Max Keller bekam es am Ende<br />
im Schwergewicht mit dem aktuellen<br />
Deutschen U21-Meister<br />
Mike Farselow zu tun. Ein enges<br />
Gefecht, das letztlich mit einem<br />
2:1-Sieg für Keller gewertet wurde<br />
und den 14:9 Sieg vom Boxring<br />
Hanau II perfekt machte.<br />
„Endlich sind wir mit unserer<br />
jungen Mannschaft in der Liga<br />
angekommen. Die Jungs haben<br />
alles gegeben und verdient gewonnen.<br />
Eine schöne Revanche<br />
für die aus unserer Sicht unglückliche<br />
10:13-Niederlage in<br />
Berlin“, so Pagana, dessen Team<br />
jedoch weiterhin das Tabellenende<br />
ziert.<br />
Hanaus Trainer Carlo Pagana<br />
(rechts) war stolz auf sein Team<br />
um Schwergewichtler Max Keller<br />
Eugen Schellenberg (rechts) kehrte nach langer<br />
Pause zurück in den Ring und bezwang Philipp<br />
Gruner<br />
BR Hanau II - Hertha BSC<br />
Berlin-Cottbus 14:9<br />
52 Kg: Hamza Touba (BRH) – T.K.o.<br />
ü. Tom Tran (BSC)<br />
56 Kg: Erik Sokolov (BRH) – 3:0 PS<br />
ü. Marco Lebeda (BSC)<br />
60 Kg: Eduard Schmidt (BRH) – 2:1<br />
PS ü. Hambar Zumjan (BSC)<br />
64 Kg: Kushtrim Mahmuti (BRH) - /<br />
69 Kg: Ansor Magomedov (BRH) –<br />
3:0 PS ü. Zaurv Dzhakaev (BSC)<br />
75 Kg: Andreas Hermann (BRH) –<br />
0:3 PN g. Janny Kumbinde (BSC)<br />
81 Kg: Daniel Lokstein (BRH) – 2:1<br />
PS ü. Kevin Debrah (BSC)<br />
+81 Kg: Max Keller (BRH) – 2:1 PS<br />
ü. Mike Farselow (BSC)<br />
BC Chemnitz – BSK Seelze<br />
11:13<br />
52 Kg: Ronny Beblik – 3:0 PS ü.<br />
Steven Maleika<br />
56 Kg: Sharafa Raman – 3:0 PS ü.<br />
Bedir Koray<br />
60 Kg: Howik Barsegjan – 3:0 PS ü.<br />
Robert Harutyunyan<br />
64 Kg: Ilja Fiberg – 0:3 PN g. Malke<br />
Buyukkaya<br />
69 Kg: Phillip Nsingi – 1:2 PN g.<br />
Grachik Melkonian<br />
75 Kg: Nuri Yesil – 0:3 PN g. Jakob<br />
Deines<br />
81 Kg: Ivan Bitjakow – 0:3 PN g.<br />
Elvis Hetemi<br />
+81 Kg: Philipp Gruner – 0:3 PN g.<br />
Eugen Schellenberg<br />
ERGEBNISSE<br />
BC Chemnitz - BR Hanau<br />
II 13:10<br />
53 Kg: Ronny Beblik (BCC) - WO-S<br />
ü. (BRH)<br />
57 Kg: Raman Sharafa (BCC) -<br />
Aufg.-S. 2.R.ü. Dieter Geier (BRH)<br />
61 Kg: Howik Barsegjan (BCC) - PS<br />
ü. Tobias Tatai (BRH)<br />
65 Kg: Ilja Fiberg (BCC) - PN g. Kustrim<br />
Mahmuti (BRH)<br />
70 Kg: Phillip Nsingi (BCC) - PS ü.<br />
Ansor Magomedov (BRH)<br />
76 Kg: Nuri Yesil (BCC) - TKO-S.<br />
3.R.ü. Kristian Markovic (BRH)<br />
82 Kg: Ivan Bityakow (BCC) - PN g.<br />
Melvin Perry (BRH)<br />
+82Kg: Philipp Gruner (BCC) - PN<br />
g. Max Keller (BRH)<br />
Platz Verein Kämpfe S/N Punkte<br />
1 BSK Hannover Seelze 3 6:0 40:32<br />
2 BC Chemnitz 3 4:2 37:34<br />
2 KG Hertha BSC/Cottbus 2 2:2 22:24<br />
4 BR Hanau II 4 2:6 44:49<br />
BSK Seelze - BC Chemnitz<br />
13:11<br />
53 Kg: Sergej Neumann (BSK) - 1:2<br />
PN g. Ronny Beblik (BCC)<br />
57 Kg: Nver Chilingaryan (BSK) -<br />
0:3 PN g. Raman Sharafa (BCC)<br />
61 Kg: Sergej Dudinski (BSK) - 3:0<br />
PS ü. Howik Barsegjan (BCC)<br />
65 Kg: Malke Buyukaya (BSK) - KO-<br />
S. 3.R.ü. Chris Förster (BCC)<br />
70 Kg: Grachik Melkonian (BSK) -<br />
3:0 PS ü. Phillipp Nsingi (BCC)<br />
76 Kg: Jakob. Deines (BSK) - 3:0 PS<br />
ü. Nuri Yesil (BCC)<br />
82 Kg: Elvis Hetemi (BSK) - 3:0 PS<br />
ü. Ivan Bityakow (BCC)<br />
+82Kg: Jakob Morgel (BSK) - 1:2<br />
PN g. Phillipp Gruner (BCC)<br />
60 <strong>BoxSport</strong>
ALLE KÄMPFE -- alle sieger<br />
Baden-Württemberg<br />
Baden-Württemberg Box-Cup<br />
Schüler: Antonio Petrusa (KSC Backnang) - PS ü. Alexej<br />
Felde (SV Spaichingen), Maxim Wolschmidt (BC Sinzheim)<br />
- PS ü. Max Reisler (Neckarsulmer SU), Luan Karapidis<br />
(KSC Backnang) - PS ü. Vladimir Grinenko (SV Spaichingen),<br />
Tim Eßer (Neckarsulm) - PS ü. David Streljuhn (SV<br />
Böblingen); Kadetten: Kusthtrim Kinoli (Spaichingen) - PS<br />
ü. Erik Kiel (Gold Blau Stuttgart), Matthias Martaler (Neckarrsulm)<br />
- PS ü. Ruslan Zhanabeyev (VfL Sindelfingen),<br />
Dennis Malsam (SV Böblingen) - PS ü. Marco Cusi (BC<br />
Heidelberg); Junioren: Yanus Maranki (Reutlingen) - PS<br />
ü. Nikola Rados (Gold Blau Stuttgart), Ikbal Karaoglanoglu<br />
(ASV Ebingen) - PS ü. Daniel Strohscherer (SV Böblingen),<br />
Quentrim Bajraktari (Sindelfingen) - PS ü. Baran Akbuga<br />
(KSC Backnang), Abdulhabi Güngör (Ludwigsburg) - PS ü.<br />
David Omerovic (SV Böblingen); Jugend: Metehan Sahin<br />
(Heidenheim) - PS ü. Hussain Hussaini (SSV Reutlingen),<br />
Granit Turkaj (RW Stuttgart) - PS ü. Mustafa Ciftci (SV<br />
Ludwigsburg), Giuseppe Masuzzo (FB Esslingen) - PS ü.<br />
Can Ikiz (Neckarsulmer SU); Männer: Abel Amsaleteghen<br />
(GB Stuttgart) - PS ü. Pajtim Ramadani (FB Esslingen),<br />
Omid Salim (Reutlingen) - Disq.-S. ü. Serhan Memedov<br />
(BC Sinsheim), David Asubonteng (KSC Backnang) - PS<br />
ü. Ararat Yigit (FB Esslingen), Dinamuene Kisala (BC Pforzheim)<br />
- TKO-S. 1.R. ü. Alexander Fuß (Neckarsulmer SU),<br />
Stefan Locher (BR Klettgau) - PS ü. Ahmet Karagözlu (TG<br />
Nürtingen), Patrick Scholl (FB Esslingen) - PS ü. Hüseyin<br />
Tuncer (Neckarsulmer SU)<br />
Bayern<br />
Nachwuchsveranstaltung WVV Würzburg<br />
Schüler: Papier 38: Nuridov (Schwabach) n.P. über<br />
Smirnow (Kickers Würzburg), Fl: Dadaev Delil (Tommy<br />
Würzburg) n.P. über Bindal (Ansbach); Kadetten:<br />
F: Bachmeyer (Stein) n.P. über Dombrowsky (Tommy),<br />
W: Hochholzer (Eichstätt) TKO 3.R. über Glodedans<br />
(Kissingen), HS: Schmitt (Stein) n.P. über Hartrumpf<br />
(ASC Nürnberg); Junioren/Juniorinnen: Fl (weibl.):<br />
Hoffmann (Peißenberg) TKO A 2.R. über Windgassen<br />
L. (Tommy), L (weibl.): Retzer (ASC) TKO A 1.R. über<br />
Paxton (Kitzingen), L: Mangiagli (Tommy) n.P. über Meitz<br />
(Kulmbach), W: Root (Windsheim) n.P. über Scherer<br />
(Burglengenfeld), HM: Sajad (Hanau) n.P. über Stoppa<br />
(Reutlingen), HM: Syska (Feuchtwangen) n.P. über<br />
Galstian (TV Kempten), HS: Gornikov (Schonungen)<br />
n.,P. über Bachmetow Willi (Eichstätt), SSchwer: Angles<br />
Jörg (Marktredwitz) n.P. über Bachmetow Andreas<br />
(Eichstätt); Jugend: F (weibl.): Seiffert (ASC) TKO 1.R.<br />
über Windgasse J. (Tommy), S: Cevik (Eichstätt) n.P.<br />
über Anhalt (Obernburg); Männer/Frauen: Fl (weibl.):<br />
Hesse (Kickers) n.P. über Janocha (WVV Würzburg), L:<br />
Karadogan (Eichstätt) n.P. über Salim (Reutlingen), W<br />
(weibl.): Röder (WVV) n.P. über Billinger (1. FC Nürnberg),<br />
W: Wittner (Feuchtwangen) n.P. über Krumm<br />
Niedersachsen<br />
Verbands-Meisterschaften -<br />
Vorschlussrunde<br />
n Samstag, 1.Februar 2014 – 18.00 Uhr<br />
Ort: Naumburghalle-Braunschweig-Südstadt<br />
(Forchheim), M: Hussain (Kempten) n.P. über Eckert<br />
(Stein), M: Hussaini (Reutlingen) n.P. über Rohleder<br />
(Obernburg), M: Lauk (Schonungen) n.P. über Kaiser<br />
(Forchheim), M: Avagyan (Windsheim) TKO A 1.R. über<br />
Kestl (1. FCN), HS: Arsumanjan (Stein) n.P. über Dadaev<br />
Zelimhan (Kickers), S: Zehl (Obernburg) TKO A 3.R.<br />
über Rasev (Kickers), S: Fabric (Feuchtwangen) TKO<br />
2.R. über Mahammadpour (Ansbach), S: Müller (MBB<br />
Augsburg) n.P. über Petersen (Eichstätt)<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Nordholländische Auswahl vs. Team Wismar<br />
EL/ 81 Darryl Passial (NL), PS über Mohammed Hosseini,<br />
EL/ 56 Bob Gewald (NL), PS über Paul Kröger, JUN/<br />
64 Stevan Djokic (NL), PS über Hayk Ghukasyan, EL/ 91<br />
Max Züchner, PS über Maciano Henriks (NL), JUG/ 60<br />
Brandon Mullenberg (NL), PS über Surik Jangojan, EL/<br />
91 Ibragim Bazuew, PS über Ricardo Snyders (NL), EL/<br />
75 Kevin Knütter, PS über Jamal El Bouhali (NL), EL/ 69<br />
Clemens Busse, PS über Wouter Djokic (NL), EL(W)/ 75<br />
Nouchka Fontijn (NL), PS über Sarah Scheurich, EL/ ü 91<br />
Hannes Terlinde (NL), PS über Dennis Lewandowski<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Kreismeisterschaft des Verbands Rhein-Ruhr-Wupper<br />
46Kg/Kad-C: Leon Kehl, ESC Rellinghausen, PS<br />
über Mohamed El Hamadi, BC Essen Steele, 75Kg/<br />
Jun-C: <strong>Mich</strong>ael Reichling, BR Hilden, PS über Timo<br />
Minnemann, Velberter BC, 64Kg/Jug-C: Robert Miah,<br />
BR Hilden, TKO-A Rd. 1 über Karakan Göktug, ASV<br />
Wuppertal, 69KG/Jug-C: Abdul Erdogmus, ESC Rellinghausen,<br />
PS über Hendrik Rodenbröcker, TV Paderborn,<br />
60Kg/Ma-B: Tim Pham, FK Mönchengladbach,<br />
PS über Hassan Ücüncü, ASV Wuppertal, 69Kg/Ma-C:<br />
Sebastian Deda, Inter Monheim, PS über Ahmed Berjawi,<br />
BR Hilden, 75Kg Ma-C: Omar Sobeh, BC Essen<br />
Steele, PS über Yasin Yildizlar, PSV Düsseldorf, 91Kg/<br />
Ma-C: <strong>Mich</strong>ael Alert, BR Hilden, TKO-A Rd. 2 über Helge<br />
Plum, TuS Gerresheim, 69 Kg/Ma-B: Maurice Daniel,<br />
BR Hilden, PS über Sammy Arbaoui, BR Düsseldorf,<br />
75 Kg/Ma-A: Artur Gerzen, FK Mönchengladbach, PS<br />
über Shahin Mohammadi, SR Garath. Alle RRW Meister:<br />
Kadetten: 46Kg-C: Leon Kehl, ESC Rellinghausen,<br />
54 Kg-C: Mohamed Eid, BC Essen Steele; Jun.:<br />
69 Kg-C: Serhard Nouzad, BR Essen, 75Kg-C: <strong>Mich</strong>ael<br />
Reichling, BR Hilden; Jug.: 64Kg-C: Robert Miah,<br />
BR Hilden, 64 Kg-A: Jamal Temur, BR Hilden, 69Kg-C:<br />
Abdul Erdogmus, ESC Rellinghausen, 75Kg-C: Ömer<br />
Günduz, ASV Wuppertal, 91Kg-C: Sebastian Lidzbarski,<br />
TuS Gerresheim; Männer: 60Kg-B: Tim Pham,<br />
FK Mönchengladbach, 64Kg-C: Eduard Kosan, ASV<br />
Wuppertal, 69Kg-C: Sebastian Deda, Inter Monheim,<br />
69Kg-B: Maurice Daniel, BR Hilden, 75Kg-C: Omar<br />
Sobeh, BC Essen Steele, 75Kg-A: Artur Gerzen, FK<br />
Mönchengladbach, 81Kg-C: Fatih Ünal, BBC Remscheid,<br />
91Kg-C: <strong>Mich</strong>ael Alert, BR Hilden<br />
TERMINKALENDER DER AMATEURE<br />
Schlewsig-Holstein<br />
Verbandsoffene<br />
Vergleichskämpfe<br />
n Samstag, 8. Februar 2014 – 18.00 Uhr<br />
Ort: Matthias-Kahlke-Prom., Olympia-Halle, 25335<br />
Elmshorn<br />
Neuwahlen in den BABV-Bezirken<br />
Bezirk Oberbayern:<br />
Bezirkssportwart: Kolb Horst (SV 1880 München);<br />
Bezirksjugendwart: Kern Leonhard<br />
(TSV Erding); Delegierte: Felixberger Helmut<br />
(TSV Haar) ; Mangel Lothar (BC Piccolo Fürstenfeldbruck);<br />
Lippert Herbert (TSV Haar); Pauli<br />
Günther (VFL Waldkraiburg); Schmid Josef (MTV<br />
Schrobenhausen) - alle 5 Stimmen; Grimps Jürgen<br />
(TSV Peißenberg) - 2 Stimmen; Ersatzdelegierte:<br />
Cukur Ali (TSV 1860 München); Weiner<br />
Walery (Edelweiß Geretsried)<br />
Bezirk Niederbayern:<br />
Bezirkssportwart: Schaer Sandro (BC Straubing);<br />
Bezirksjugendwart: Winnerl Gerhard<br />
(BC Deggendorf); Delegierte: Binöder Klaus<br />
(BC Landau); Walter Christian (SV Pocking)<br />
- beide 5 Stimmen; Buchmeier Johann (BC<br />
Straubing) - 1 Stimme; Ersatzdelegierter: Harlander<br />
Paul (BC Landau)<br />
Bezirk Oberfranken:<br />
Bezirkssportwart: Schübel Rainer (SpVgg Bayern<br />
Hof); Bezirksjugendwart: Köstler Werner<br />
(TS Marktredwitz-Dörflas); Delegierte: Gossler<br />
Florian (SC Olympia Selb) - 5 Stimmen; Kraus<br />
Alois (TS Marktredwitz-Dörflas) - 1 Stimme; Ersatzdelegierter:<br />
Kastner Willi (ATS Kulmbach)<br />
Bezirk Mittelfranken:<br />
Bezirkssportwart: Angermann Alexander, BC<br />
Eichstätt; Bezirksjugendwart: Krotter Igor, Bad<br />
Windsheim; Delegierte: Langer Gert-Ulrich (SG<br />
Nürnberg-Fürth); Gorodis Vitali (TSV Ansbach);<br />
Filipowitz Günther (ASV Neumarkt) - alle 5 Stimmen;<br />
Hörauf Alfred (BR TSV Stein) - 1 Stimme;<br />
Ersatzdelegierte: Braico Donato (BC Feuchtwangen);<br />
Breuker Bastian (TV Gunzenhausen)<br />
Bezirk Oberpfalz:<br />
Bezirkssportwart: Mühlbauer Herbert (BC<br />
Weiding); Bezirksjugendwart: Kerscher Armin<br />
(Boxfit Regensburg); Delegierte: Mühlbauer<br />
Klaus (BC Weiding), Schneider Manfred (Boxfit<br />
Regensburg) - beide 5 Stimmen, Schönfeld Ruslan<br />
(BC Amberg) - 2 Stimmen, Ersatzdelegierter:<br />
Klein Horst (Jahn Regensburg)<br />
Bezirk Schwaben:<br />
Bezirkssportwart: Bachl Gerhard (BC Start<br />
Kempten); Bezirksjugendwart: Darbisch Alexander<br />
(BC Kaufbeuren); Delegierte: Gruschwitz<br />
Reinhold (TV Kempten), Kneer Armin (TSV<br />
Königsbrunn), Prifling Helmut (TSV Königsbrunn),<br />
Jakob Martin (PSV Augsburg) - alle 5<br />
Stimmen; Ersatzdelegierte: Slobodjanikow<br />
Roman (BC Kaufbeuren), Levi Alexander (TSV<br />
Königsbrunn)<br />
Bezirk Unterfranken:<br />
Bezirkssportwart: Bales Hans (WVV Würzburg);<br />
Bezirksjugendwart: Dressler Mike (KSV<br />
Kitzingen); Delegierte: Schraut Heinz (BC Bad<br />
Kissingen), Eckstein Uwe (TG Karlstadt) - beide<br />
5 Stimmen; Ersatzdelegierte: Geier Jürgen,<br />
Kurani Susanne (beide WVV Würzburg)<br />
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 28. Februar 2014<br />
<strong>BoxSport</strong> 61
50 Jahre Boxen in Schwarzenberg<br />
Dort, wo früher im erzgebirgischen<br />
Schwarzenberg<br />
die Boxhalle<br />
stand, lockt heute ein<br />
Lidl-Supermarkt die Kunden an.<br />
„Wir weinen der Halle allerdings<br />
keine Träne nach. Die Halle war<br />
ziemlich marode“, erinnert sich<br />
Siegfried Beyer, der Vater von<br />
Ex-Weltmeister Markus Beyer.<br />
Die Schwarzenberger Boxer zogen<br />
in den nahen Nachbarort<br />
Breitenbrunn um. Der Ort wird<br />
jetzt im Winter recht oft im Fernsehen<br />
erwähnt, denn dort wohnt<br />
der Olympiaskispringer Richard<br />
Freitag. „In Breitenbrunn wurde<br />
1963 unser Boxverein als BSG<br />
Wismut gegründet. Aus diesem<br />
Grund haben wir im Dezember<br />
mit einer unseren Möglichkeiten<br />
angepassten Boxgala und<br />
mit einem Festakt 50 Jahre Boxen<br />
in Schwarzenberg gefeiert.<br />
Siegfried Beyer (mitte) und sein Sohn Markus (rechts) mit ihren Schützlingen<br />
Die Beyers machen die Box-Kids flott<br />
Ex-DDR-Star Ulli Kaden ist bei den Oldies ausgestiegen<br />
62 <strong>BoxSport</strong><br />
180 Gäste und fast alle ehemaligen<br />
Boxer waren gekommen“,<br />
berichtet „Siggi“ Beyer. Dann<br />
huscht ein Lächeln über das<br />
Gesicht des 72 Jahre alten Bergingenieurs:<br />
„Anlässlich unseres<br />
Jubiläums haben die Breitenbrunner<br />
Stadtverordneten beschlossen,<br />
unsere Boxhalle für<br />
400.000 Euro zu rekonstruieren.<br />
Schon Ende des Jahres sollen<br />
wir in einem modernen Gym<br />
trainieren können.“<br />
Eigentlich wollte der Box-Veteran<br />
nur noch als Zuschauer am<br />
Ring Platz nehmen, denn er hat<br />
für Trainer-Nachwuchs gesorgt.<br />
Für die 22 Boxer und Boxerinnen<br />
sowie für die Hobbyboxer hat er<br />
sechs Übungsleiter ausgebildet.<br />
Angesichts der rosigen Aussichten<br />
einer neuen Halle, behält er<br />
den Trainingsanzug zunächst<br />
noch an. Er trainiert dreimal in<br />
der Woche mit der Kindergruppe.<br />
„Es kommen meist 20 bis<br />
25 Jungen und Mädchen. Sie<br />
sind acht oder neun Jahre alt.<br />
Die Kinder zu trainieren, ist eine<br />
Mammutaufgabe, denn ihnen<br />
muss die Grundschule des<br />
Boxens gelehrt werden. Man<br />
muss ihnen beibringen, wie sie<br />
im Ring stehen müssen, wie<br />
man Seil springt und wie man<br />
sich benimmt“, verrät Siegfried<br />
Beyer seine Aufgabe. Natürlich<br />
hält er als Vorsitzender den Verein<br />
zusammen. „Allein könnte<br />
ich den Verein nicht erhalten.<br />
Ich habe einige Helfer wie Peter<br />
Wagner um mich geschart,<br />
die alle dafür sorgen, dass wir<br />
unseren Sport hier im Erzgebirge<br />
erhalten“, erklärt Beyer, der<br />
auch noch Abgeordneter in der<br />
Stadtverordneten Versammlung<br />
Schwarzenberg ist.<br />
Natürlich schwelgten bei der<br />
50 Jahrfeier die ehemaligen sächsischen<br />
Faustkämpfer in Erinnerungen.<br />
Da saßen die Schwarzenberger<br />
Boxer Ulli Kaden und<br />
Kai Kurzawa an einem Tisch.<br />
Der 37 Jahre alte Kurzawa hat<br />
gerade in Berlin erfolgreich ein<br />
Comeback gestartet. Ulli Kaden,<br />
der zwei Meter große Modelathlet,<br />
arbeitet heute als Hausmeister<br />
in Frankfurt am Main. „Wenn<br />
die Mauer etwas früher gefallen<br />
wäre, gehörte Ulli zu den Millionären.<br />
Er war ein begnadeter<br />
Boxer. Er war Europameister<br />
und Weltcupsieger. Ich erinnere<br />
mich noch, wie er Lennox Lewis<br />
alt aussehen ließ und gegen<br />
den späteren Profi-Weltmeister<br />
haushoch gewonnen hat. Es<br />
macht mich immer ein bisschen<br />
traurig, wenn ich sehe, welcher<br />
Kult um die Klitschkos gemacht<br />
wird und unsere eigenen Weltklasseboxer<br />
– bis auf Henry Maske<br />
– überhaupt nicht erwähnt<br />
werden.“<br />
Was nicht ganz stimmt,<br />
denn Sohn Markus war als<br />
Profi-Weltmeister lange in den<br />
Schlagzeilen. „Heute unterstützt<br />
uns Markus zweimal die Woche<br />
als Übungsleiter“, berichtet der<br />
Vater. „Außerdem kümmere ich<br />
mich um sozial schwache Jugendliche<br />
bei der Arbeiterwohlfahrt“,<br />
berichtet der Ex-Weltmeister,<br />
der als<br />
Experte bei<br />
Sat.1 weiter in<br />
der Öffentlichkeit<br />
steht.<br />
Siegfried<br />
Beyer, ewiger<br />
Ulli Kaden (mitte)<br />
hatte bei der<br />
Jubiläumsfeier<br />
mit den Trainern<br />
Chris Bartholmeß<br />
(links) und Roby<br />
Meyer viel Spaß<br />
Ehrenamtlicher, arbeitete zweieinhalb<br />
Jahrzehnte Untertage.<br />
„Trotzdem“, so meint er, „durchlebte<br />
ich meine schwerste Zeit<br />
unmittelbar nach dem Mauerfall.<br />
Von heute auf morgen zog<br />
sich die Wismut als Geldgeber<br />
für unseren Boxverein zurück.<br />
Ich wusste im ersten Moment<br />
nicht weiter. Bis mir Bierzeltboxen<br />
und Oldieboxen einfielen.<br />
Zusammen mit einem Buffet<br />
wurden die Veranstaltungen<br />
angenommen. Wir bekamen<br />
Geld in die Kassen und konnten<br />
weitermachen. Kritische Stimmen<br />
ignorierte ich. Die gaben<br />
mir sowieso kein Geld für meine<br />
Boxer.“ Beim Oldieboxen ist Ulli<br />
Kaden jetzt ausgestiegen. Siegfried<br />
Beyer erklärt: „Ullis Gegner<br />
entdeckten plötzlich ihren<br />
Ehrgeiz. Was ihnen früher nicht<br />
gelang, wollten sie im Alter erreichen.<br />
Ulli sagte den Gegnern<br />
immer vorher: ‚Wir machen einen<br />
leichten Kampf.’ Aber wie<br />
das so ist, einer seiner Gegner<br />
drehte plötzlich durch, entdeckte<br />
seinen Ehrgeiz und haute gewaltig<br />
zu. Ulli haute zurück und<br />
sein Gegner musste mit einem<br />
gebrochenen Kiefer aufgeben.<br />
Das hat uns einige Probleme bereitet.<br />
Seither sind wir mit den<br />
Oldies vorsichtig.“<br />
Manfred Hönel
Bei Harald Langes 60. Geburtstag<br />
Das Gym in Berlin-Marzahn<br />
hatte sich am 24.<br />
Januar in einen Party-<br />
Salon verwandelt. 150<br />
Gäste feierten das Jubiläum 20<br />
Jahre „Boxen statt Gewalt“ und<br />
gleichzeitig den 60. Geburtstag<br />
des Boxenthusiasten Harald<br />
Lange. Mit den Schwerinern<br />
Jochen Bachfeld, Richard Nowakowski<br />
und dem Frankfurter<br />
Karl-Heinz Krüger gaben gleich<br />
drei einstige Olympiasieger und<br />
olympische Medaillengewinner<br />
der Feier sportlichen Hochglanz.<br />
In den 20 Jahren lernten bei Trainern<br />
wie Dirk Käsebier hunderte<br />
Boxer die Grundbegriffe des<br />
Faustkampfes. „Nicht alle sind<br />
Geburtstagskind<br />
Harald Lange<br />
(mitte) feierte<br />
u.a. mit DBV-<br />
Sportdirektor<br />
<strong>Mich</strong>ael Müller<br />
(links) und DBV-<br />
Cheftrainer Dr.<br />
<strong>Mich</strong>ael Bastian<br />
Parade der Stars von gestern<br />
Bei den Gratulanten auch DBV-Sportdirektor <strong>Mich</strong>ael Müller und Cheftrainer Dr. <strong>Mich</strong>ael Bastian<br />
auf dem geraden Weg geblieben.<br />
Aber die weitaus größte Zahl hat<br />
sich zu ordentlichen Menschen<br />
entwickelt. Einige sind bis in die<br />
Spitze des deutschen Boxens,<br />
wie zum Beispiel der heutige<br />
Profi Tyron Zeuge, vorgedrungen“,<br />
sagt nicht ohne Stolz das<br />
Geburtstagskind Harald Lange.<br />
Weil das so ist, gehörten zu den<br />
Gratulanten in Berlin auch DBV-<br />
Sportdirektor Müller und Bundescheftrainer<br />
Dr. <strong>Mich</strong>ael Bastian.<br />
Ein Dankeschön an den Initiator<br />
des Berliner Boxzentrums überbrachte<br />
Andreas Hahn aus Bonn<br />
vom Bundesministerium für Verteidigung:<br />
„Wir arbeiten gut mit<br />
Harald Lange zusammen. Von<br />
ihm sind schon einige Boxer bei<br />
uns gelandet.“ Ihre Freude über<br />
Torsten Schmitz, hier mit seiner<br />
Frau, verdankt Harald Lange<br />
einiges<br />
soviel Engagement für<br />
die Jugend ist auch im<br />
Berliner Senat nicht<br />
verborgen geblieben,<br />
wie Gabi Hiller vom<br />
Sportausschuss des<br />
Berliner Abgeordnetenhauses<br />
betonte:<br />
„Wir wünschen Harald<br />
Lange weiterhin<br />
viel Kraft für die Gestaltung<br />
seiner wunderbaren<br />
Initiative.“<br />
Natürlich gehörte<br />
auch der bulgarische<br />
Schwergewichtler<br />
Kubrat Pulev zu den<br />
Party-Gästen. Der Bulgare<br />
wartet auf seinen<br />
nächsten Ringauftritt am 5. April<br />
in Rostock. Am reichlich gedeckten<br />
Buffet wurde<br />
auch Halbschwergewichtler<br />
Dustin<br />
Dircks gesehen.<br />
Trotz seiner beiden<br />
Niederlagen im vergangenen<br />
Jahr denkt<br />
der Berliner nicht im<br />
Traum daran, seine<br />
Karriere zu beenden:<br />
„Ich absolviere<br />
zwar gerade eine<br />
Ausbildung als Bürokaufmann,<br />
stehe<br />
aber im Groß-Gym in<br />
Berlin-Köpenick voll<br />
bei Trainer Hartmut<br />
Schröder im Training.<br />
Ich fühle mich<br />
bei einem solchen<br />
Spitzentrainer gut<br />
aufgehoben und werde wieder<br />
angreifen.“<br />
Mit einer gewissen Dankbarkeit<br />
stieß auch Trainer Torsten<br />
Schmitz mit einem Glas Sekt auf<br />
den 60. Langes und die 20 Jahre<br />
„Boxen statt Gewalt“ an. „Als ich<br />
2010 ohne Job da stand, hat mich<br />
Harald aufgefangen und mir einen<br />
Job in seinem Gym für die<br />
Box-Frauen in Hohenschönhausen<br />
verschafft, ehe ich dann bei<br />
Sauerland angestellt wurde.“<br />
Besonders umarmt wurde<br />
von den Gästen der Schweriner<br />
Gustav Baumgart. Er gehört<br />
zu den Haudegen des Boxens<br />
in Deutschland. Der „eiserne<br />
Gustav“ galt als einer der besten<br />
Ringrichter und sitzt auch<br />
heute noch mit fast 80 Jahren<br />
als Punktrichter am Ring. Als<br />
Höhepunkt seiner Laufbahn<br />
Richard Nowakowski (links), Gustav Baumgart<br />
und Richard Bachfeld (rechts) zählten ebenfalls<br />
zu den Gratulanten<br />
stand er als Ringrichter bei den<br />
Olympischen Spielen 1988 im<br />
Seilquadrat. Als Mann in Weiß<br />
befehligte er den Schwergewichts-Finalkampf<br />
zwischen<br />
Lennox Lewis, damals Kanada,<br />
und Riddick Bowe (USA). „Lewis<br />
deutete damals schon seine<br />
Klasse an, gewann alle Kämpfe<br />
vorzeitig oder seine Gegner traten<br />
gar nicht erst an“, erinnert<br />
sich der Boxveteran.<br />
Was wäre eine Party ohne<br />
Spaß und Disko? Hobbyboxer<br />
Dr. Wilhelm Pfaffenhausen war<br />
eigens aus Düsseldorf angereist,<br />
um dafür zu sorgen, dass die<br />
Silberline-Band richtig auf die<br />
Pauke hauen konnte. Katrin,<br />
Langes Tochter aus erster Ehe,<br />
erntete viel Beifall für Kurt Weils<br />
Mackie-Messer Song.<br />
Manfred Hönel<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
63
AUS DEN VERBÄNDEN<br />
Lehrgangsleiter Lothar Heine, Rene Benirschke, Goodwill Ames, Thomas Müller,<br />
Peggy Maelicke, Christof Woditschka, Uwe Bruschwitz, Konstantin Buga, Ralf<br />
Bünger, Jörg Reiter, Thomas Meyer und der AIBA-Instrukteur Adolf Angrick (v.l.)<br />
DBV<br />
Neue A-Lizenz Anwärter<br />
in der Ausbildung<br />
Zehn Teilnehmer büffeln für die<br />
A-Trainer-Lizenz, dessen schriftliche<br />
und praktische Prüfungen<br />
vom 15.-16.02.2014 in Hennef<br />
stattfinden werden. Lehrgangsleiter<br />
Lothar Heine ist zuversichtlich,<br />
dass alle Teilnehmer<br />
die Prüfung schaffen werden,<br />
denn sie warteten bisher mit guten<br />
Leistungen in Theorie und<br />
Praxis auf. Teilnehmer sind: Rene<br />
Benirschke, Goodwill Ames,<br />
Thomas Müller, Peggy Maelicke,<br />
Christof Woditschka, Uwe Bruschwitz,<br />
Konstantin Buga, Ralf<br />
Bünger, Jörg Reiter und Thomas<br />
Meyer.<br />
Baden-Württemberg<br />
Jahresabschluss in<br />
Böblingen war Spitze<br />
Die Schlussveranstaltung des<br />
Boxjahres 2013 um den Baden-<br />
Württemberg Box-Cup hatte erneut<br />
der SV Böblingen übernommen,<br />
zu der 17 Vereine des Verbandes<br />
anreisten und mit ihren<br />
Athleten in 20 Kämpfen für ausgezeichneten<br />
Boxsport sorgten.<br />
Es war die sechste Veranstaltung<br />
dieser Art des Jahres, an der insgesamt<br />
61 Vereine teilnahmen,<br />
die um den begehrten Pokal<br />
boxten. Überlegener Gewinner<br />
wurde die Staffel des ehemaligen<br />
deutschen Mannschaftsmeisters,<br />
die Neckarsulmer<br />
Sport Union, die den wertvollen<br />
Pokal, überreicht vom ehemaligen<br />
deutschen Schwergewichtsmeister<br />
Bernd Schwab, mit nach<br />
Hause nehmen konnte.<br />
An diesem Boxnachmittag wurden<br />
zudem die Jungboxer Danny<br />
Omerovic, Oliver Klotz, Taulent<br />
Krasniqi und Ferit Music geehrt,<br />
die sich während des Jahres besonders<br />
in Szene setzten und baden-württembergische<br />
Meisterschaften<br />
für den SVB erboxten.<br />
Einen Treuepokal überreicht bekam<br />
der ehemalige Erfolgsboxer<br />
Erich Müller für seine 40-jährige<br />
Mitgliedschaft beim Verein.<br />
Hessen<br />
Gelungene<br />
Standortbestimmung<br />
Beim Neujahrsboxturnier in<br />
Marburg ist der Korbacher Leon<br />
Anselm auf den Deutschen Kadettenmeister<br />
getroffen. Mit Stefan<br />
Antonio aus Hamborn war<br />
der Gegner zwei Gewichtsklassen<br />
höher – Anselm erkämpfte<br />
sich nach drei Runden ein faires<br />
Unentschieden. „Es war eine<br />
gelungene Standortbestimmung<br />
für unser Korbacher Vorzeigetalent“,<br />
so Trainer Reinhard<br />
Jassmann. Anselm hat als Kindergartenkind<br />
mit fünf Jahren<br />
das Boxtraining begonnen, mit<br />
zehn Jahren erstmals gekämpft<br />
und ist seinem Sport immer treu<br />
Ein erfolgreiches Duo: Leon Anselm und Trainer<br />
Reinhard Jassmann<br />
geblieben. Er verbuchte bereits<br />
Erfolge wie Hessenmeister,<br />
Südwestdeutscher Meister oder<br />
Dritter der Deutschen Kadettenmeisterschaft.<br />
Zuletzt schlug er<br />
den hessischen Titelträger und<br />
DM-Teilnehmer eine Gewichtsklasse<br />
über ihm nach Punkten,<br />
erreichte gegen den amtierenden<br />
Deutschen Meister in seiner<br />
Klasse zuerst ein hochverdientes<br />
Unentschieden und kurz danach<br />
einen knappen Punktsieg. Jassmann:<br />
„Leon hat klare Ziele vor<br />
Augen, wir sind auf einem guten<br />
Weg und wären froh, wenn sich<br />
weitere Talente für höhere Aufgaben<br />
aufbauen lassen.“<br />
Niedersachsen<br />
Erfolgreicher Start in<br />
Verbandsmeisterschaften<br />
Der BSK Hannover-Seelze ist<br />
sehr erfolgreich in die diesjährigen<br />
Verbandsmeisterschaften<br />
gestartet. Zunächst mussten die<br />
Seelzer bei den Vorrunden in<br />
Peine jedoch zwei Niederlagen<br />
von Thomas Ginger gegen den<br />
offensiv boxenden Berkan Centibas<br />
(BP Peine) sowie Nikolas<br />
Kranz gegen Nicolas Piekarski<br />
(AKBC Wolfsburg) zum Auftakt<br />
hinnehmen. Simon Spanuth<br />
(Punktsieg gegen den erfahreneren<br />
Erik Ivantchenko (BP<br />
Peine)), Dennis Kleinert (T.K.o.<br />
über Nico Nieder (BC 62 Peine))<br />
und Dmitri Bruskow (T.K.o.<br />
über Domenik Seidel (BP Peine))<br />
zogen hingegen bereits ins<br />
Finale ein. Das gilt auch für Firat<br />
Idi, dessen Gegner krankheitsbedingt<br />
absagen musste, sodass<br />
der Seelzer kampflos in die letzte<br />
Kampfrunde einzog.<br />
Seelzer übertreffen<br />
Erwartungen<br />
Der BSK Hannover-Seelze hat<br />
sich auch auf internationalem<br />
Parkett hervorragend geschlagen.<br />
Bei einem Vergleichskampf gegen<br />
eine tschechische Auswahlmannschaft<br />
aus Prag<br />
fuhr das Team um die<br />
Trainer Arthur Matteis<br />
und Dmitri Schunk<br />
einen deutlichen Gesamtsieg<br />
ein. Für die<br />
Siege auf Seelzer Seite<br />
sorgten Hasan Özer<br />
gegen Marek Dvorak,<br />
Sergej Neumann<br />
gegen Denis Bartov,<br />
Chatschick Abramov<br />
gegen den Prager Petr<br />
Masorcic, Publikumsliebling<br />
Jakob Deines<br />
gegen Juracek Matus, Taron Hanesjan<br />
gegen Foma Kozevnikov,<br />
Tobias Eyliz gegen Rene Molik,<br />
Chatschick Melkonian gegen Milos<br />
Bartl und Armenak Hovanesyan<br />
gegen Stanislav Esner. „Solche<br />
Länder-Vergleichskämpfe<br />
sind immer etwas Besonderes“,<br />
erklärte Mattheis. „Aber diese<br />
Veranstaltung hat selbst meine<br />
Erwartungen übertroffen. Die<br />
Jungs haben alles gegeben, es<br />
gab großartige Kämpfe und das<br />
Publikum ist richtig mitgegangen.“<br />
Taron Hanesjan (links) wurde gegen Foma<br />
Kozevnikov zum verdienten Punktsieger erklärt<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
Team Wismar unterliegt<br />
Holländern<br />
Gut 400 Zuschauer waren in<br />
Dorf Mecklenburg dabei, als<br />
die Nordholländische Auswahl<br />
des Cheftrainers Eduard van<br />
Uffelen das Team Wismar mit<br />
16:14 besiegte. Max Züchner<br />
holte im vierten Kampf die ersten<br />
Zähler für die Hansestädter,<br />
als er im Schergewicht Maciano<br />
Henriks mit 2:1 besiegte. Aber<br />
Brandon Mullenberg stellte für<br />
die Holländer den alten Punktabstand<br />
wieder her. Der Bruder<br />
des Velberter Bundesligastars<br />
Peter Mullenberg gewann in<br />
dem wohl spannendsten Kampf<br />
der Veranstaltung einstimmig<br />
gegen den nie aufsteckenden<br />
Surik Jangojan. Dann wurde<br />
es richtig spannend, denn Ibragim<br />
Bazuew, Kevin Knütter und<br />
Clemens Busse gewannen ihre<br />
Kämpfe und glichen für Wismar<br />
aus. Leider konnte sich Mittelgewichtlerin<br />
Sarah Scheurich<br />
gegen Nouchka Fontijn nicht<br />
durchsetzen. Sie verlor gegen die<br />
WM-Dritte von 2009 einstimmig<br />
nach Punkten. Auch Dennis Lewandowski<br />
konnte die Niederlage<br />
seiner Mannschaft nicht <strong>mehr</strong><br />
verhindern. In seinem Gefecht<br />
64 <strong>BoxSport</strong>
Die Boxmanager stellten sich nach der Ehrung zum Bild, in der Mitte die<br />
Sportdezernentin der Stadt Dortmund, Birgit Zoerner, mit der DBS-Förderurkunde<br />
gegen Hannes Terlinde unterlag<br />
er knapp mit 1: 2.<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Boxsportzertifikate<br />
für Manager<br />
Beim 20. Manager-Boxlehrgang<br />
des Dortmunder Boxsport 20/50<br />
lernten 23 Männer und drei<br />
Frauen das „Fechten mit den<br />
Fäusten“. Boxtrainer Siegfried<br />
Kucznierz und der DBS-Vorsitzende<br />
Dieter Schumann waren<br />
die erfahrenen Lehrgangsleiter.<br />
Ärzte, Rechtsanwälte, Computerspezialisten,<br />
Kaufleute, Werbe-<br />
und Personaltrainer, Beamte<br />
u.a. bewegten die zahlreichen<br />
Boxsportgeräte. Gymnastik,<br />
Boxschulung, Schattenboxen,<br />
Partnerübungen und Gerätearbeit<br />
wechselten einander ab.<br />
„Uns hat es allen gefallen“ war<br />
die einstimmige Meinung. Mit<br />
dieser Vielseitigkeit hatte <strong>keiner</strong><br />
gerechnet. Am letzten Abend<br />
überreichten der Dortmunder<br />
Ballettdirektor Xin Peng Wang<br />
und Manager Tobias Ehinger die<br />
verdienten Boxsporturkunden.<br />
Sie erhielten ebenso wie Fritz<br />
Buro (Otris Software AG) und<br />
Dr. Guido Dohmen zusätzlich<br />
die DBS-Förderurkunde.<br />
Hildens Boxer gewinnen<br />
vier Kreismeister-Titel<br />
Jetzt stehen sie fest, die neuen<br />
Kreismeister des Boxverbands<br />
Rhein-Ruhr-Wupper. Bester Boxer:<br />
Im Leichtgewicht der Männer<br />
kam es zu einer Neuauflage<br />
zwischen Tim Pham und Hassan<br />
Ücüncü vom ASV Wuppertal.<br />
Damals gewann Pham mit<br />
knappem Vorsprung. Diesmal<br />
war sein Punktsieg einstimmig.<br />
Spannendster Kampf: Am Ende<br />
der ersten Runde führte Hildens<br />
Weltergewichtler Ahmed Berjawi<br />
gegen den Monheimer Sebastian<br />
Deda. Doch mit dem Gongschlag<br />
zur zweiten drehte der Monheimer<br />
auf. Deda war auf das vorzeitige<br />
Ende aus. Aber Berjawi<br />
hielt dagegen. Es war nicht die<br />
Technik, mit denen die beiden<br />
das Publikum von den Sitzen<br />
rissen, es war ihr unbedingter<br />
Siegeswille, verbunden mit den<br />
unzähligen Schlägen, die sie<br />
sich um die Ohren hauten. Deda<br />
gewann den Kampf, denn dem<br />
Hildener ging in der letzten Runde<br />
die Puste aus und er musste<br />
nach einem Wirkungstreffer angezählt<br />
werden. Bester Verein:<br />
Nur Ahmed Berjawi holte Silber<br />
für Hilden, denn alle anderen Boxer<br />
gewannen den Titel. Robert<br />
Miah beherrschte den Wuppertaler<br />
Karakan Göktug klar. Auch<br />
<strong>Mich</strong>ael Alert gewann seinen<br />
Kampf gegen Gerresheims Helge<br />
Plum. <strong>Mich</strong>ael Reichelt gewann<br />
gegen Timo Minnemann vom<br />
Bundesligisten Velberter BC<br />
klar nach Punkten, genauso wie<br />
Maurice Daniel, der im Männer-<br />
Weltergewicht den Düsseldorfer<br />
Sammy Arbaoui mit einer sehr<br />
starken Leistung bezwang. Im<br />
letzten Kampf der Veranstaltung<br />
standen sich Shahin Mohammadi<br />
und Lokalmatador Artur Gerzen<br />
gegenüber. Gerzen konnte<br />
Tim Pham (links) kam gegen Hassan Ücüncü zu einem<br />
einstimmigen Punktsieg<br />
mit hauchdünnem Vorsprung<br />
den NRW Meister von 2012 besiegen<br />
und machte damit die<br />
Pleite der Düsseldorfer perfekt,<br />
die diesmal keinen RRW-Meister<br />
mit nach Hause nehmen konnten.<br />
Ehrungen zwischen „alle<br />
Neune“ und „Gosse“<br />
Dass die Fitnessboxer des TV<br />
Werne nicht nur knackig trainieren,<br />
sondern auch kernig<br />
feiern können, bewiesen sie bei<br />
ihrer gelungenen Weihnachtsfeier.<br />
In der Hornemühle wurde<br />
zunächst auf der Kegelbahn<br />
gezeigt, dass auch ein einzelner<br />
Werner Fitness Boxsportler alle<br />
„Neune“ weghauen <strong>kann</strong>. Anschließend<br />
ging es ins gemütliche<br />
Kaminzimmer, dort wurden<br />
die kulinarischen Genüsse weggeputzt.<br />
Zwischen alle „Neune“<br />
Frank Winkler, Peter Thomas, Jens Wollenberg, Konny<br />
Bleckmann (von links) mit den „Master-Gürteln“ der<br />
Fitnessboxer<br />
Box-Oberliga<br />
startet in zweite<br />
Saison<br />
und einer gelegentlichen „Gosse“<br />
wurden die Übungsleiter von<br />
den Sportlern geehrt. Bei den Fitnessboxern<br />
ist eben alles anders:<br />
Hier verteilen die Sportler die<br />
Ehrungen bei guten Leistungen.<br />
Die Übungsleiter Frank Winkler,<br />
Peter Thomas, Jens Wollenberg<br />
und Konny Bleckmann<br />
bekamen, in Anlehnung an die<br />
Weltmeistergürtel der Profis, die<br />
Meistergürtel für ein<br />
erstklassiges Training.<br />
BuS Dinslaken, das<br />
Team Westfalen, die<br />
Boxstaffel Rhein-<br />
Ruhr-Wupper und<br />
das niederländische<br />
Windmill Team sind<br />
die vier Mannschaften,<br />
die in der Internationalen<br />
Oberliga Saison 2014<br />
boxen werden. Los geht es am<br />
1. Februar mit dem Aufeinandertreffen<br />
der Westfalen gegen BuS<br />
Dinslaken. Aufgrund des vollen<br />
Boxkalenders finden die letzten<br />
Veranstaltungen erst im November<br />
statt. Auch dieses Jahr wird<br />
wieder in acht Gewichtsklassen<br />
um den Oberligatitel geboxt.<br />
Sachsen<br />
Atanassow erfolgreich auf<br />
internationaler Bühne<br />
ATLAS-Boxerin Sandra Atanassow<br />
folgte einer Einladung des<br />
Schweizer Frauen-Nationaltrainers<br />
<strong>Mich</strong>ael Sommer zum ersten<br />
internationalen „Girls Only“<br />
Boxmeeting in Frenkendorf<br />
(Schweiz). Das Turnier war mit<br />
Spitzenboxerinnen aus Schweden,<br />
der Tschechei, Deutschland,<br />
Italien<br />
und der Schweiz<br />
stark besetzt.<br />
Die Leipzigerin<br />
nutzte die<br />
Möglichkeit,<br />
sich zweimal im<br />
Ring für das im<br />
Januar bevorstehende<br />
Golden<br />
Girl Boxturnier<br />
in Schweden<br />
zu testen. Mit<br />
zwei siegreichen<br />
Kämpfen<br />
zeigte Atanassow<br />
in der 60kg-<br />
Klasse (Leichtgewicht),<br />
dass<br />
sie bereits in einer beachtlichen<br />
Form ist. In Schweden unterlag<br />
Atanassow jedoch im Halbfinale<br />
der Schwedin Linnea Strandell,<br />
die auch das Finale gegen die<br />
Russin Elena Gradinar gewann.<br />
Sandra Atanassow (links) besiegte in<br />
der Schweiz u.a. Rechtsauslegerin Tina<br />
Asmussen<br />
<strong>BoxSport</strong><br />
65
Lesen Sie in der nächsten Ausgabe<br />
Nächster<br />
Erscheinungstermin ist<br />
für Abonnenten<br />
der 7. März,<br />
ab dem 10. März<br />
im Handel<br />
1:1 steht es derzeit<br />
zwischen Arthur<br />
Abraham (links) und<br />
Robert Stieglitz. Das<br />
dritte Duell am 1. März<br />
2014 wird zeigen, wer<br />
der Bessere ist<br />
Der große Kampf<br />
Wer hat den dritten Akt zwischen WBO-Weltmeister<br />
Robert Stieglitz und seinem Pflichtherausforderer Arthur<br />
Abraham zu seinen Gunsten zu Ende geschrieben?<br />
Lesen Sie alles zum dem Mega-Event in Magdeburg<br />
Felix Sturm im Interview<br />
Nach dem Rücktritt von Darren Barker stehen<br />
Mittelgewichts-Weltmeister Felix Sturm einige<br />
Optionen ins Haus. Wie es für den 35-Jährigen<br />
weitergeht, verrät er im <strong>BoxSport</strong>-Gespräch<br />
George Foreman packt aus<br />
Er war Olympiasieger und verewigte sich mit 45<br />
Jahren und 299 Tagen als ältester Weltmeister im<br />
Schwergewicht. Im <strong>BoxSport</strong> lässt sich George Foreman<br />
über die Schwergewichtsszene im Weltboxen aus<br />
Team Deutschland weiter gefordert<br />
In der WSB geht es für das Team Deutschland Schlag<br />
auf Schlag weiter. Erfahren Sie <strong>mehr</strong> darüber, wie<br />
sich Erik Pfeifer und Co. gegen Italien, die USA und<br />
Argentinien geschlagen haben<br />
Für Erik Pfeifer (rechts),<br />
hier gegen Tony Yoka<br />
von Dolce&Gabbana<br />
Italia Thunder, und seine<br />
WSB-Kollegen stehen<br />
im Februar und Anfang<br />
März einige Kämpfe auf<br />
dem Programm<br />
Gomez –wie stark ist er noch?<br />
Alkoholeskapaden und Frauengeschichten haben<br />
zwischenzeitlich den Weg des ehemaligen WBC-<br />
Weltmeisters im Cruisergewicht Juan Carlos Gomez<br />
gepflastert, jetzt, mit 40 will er wieder voll durchstarten<br />
– wie ist die erste Zeit mit seinem neuen, alten Trainer<br />
Fritz Sdunek angelaufen?<br />
Herausgeber und Chefredakteur: Hans Reski (0221-2587-260/261/334)<br />
Redaktion: Nicole Bitter<br />
Ständige Mitarbeiter: Tobias Drews, Manfred Hönel, Peter Jaschke, Björn<br />
Jensen, Bertram Job, Matthias Kerber, Hans-Joachim Leyenberg, Jörg Lubrich,<br />
Alexander Mazur, Gunnar Meinhardt, Susanne Rohlfing, Hartmut Scherzer<br />
Fotos in dieser Ausgabe: AIBA, Arm (NSV), BR Hanau, BSK Seelze, dpa, EC<br />
Boxing/Frevert, Getty Images, Heger, Jaschke, Kader-Karakus, Koch, Marianne<br />
Müller, Mausolf, Sauerland Event, Scheerbarth, Thorhauer (NSV), Wende, WSB,<br />
WBC<br />
Layout: Katharina Büchner, <strong>Mich</strong>ael Rosenstein, Bernd Schulte zur Wissen<br />
Internet: www.sportverlag.de<br />
E-Mail der Redaktion: boxsport@sportverlag.de<br />
Verlag: DSV Deutscher Sportverlag GmbH, Friesenplatz 16, 50672 Köln<br />
Tel.: (0221) 2587-0, Fax: (0221) 2587-200<br />
Verlagsleitung: Patrick Bücheler<br />
Geschäftsführung: Lutz Bandte, Gerd Franz<br />
IMPRESSUM<br />
Bundesliga-Kracher<br />
Am 15. Februar empfängt der Boxring Hanau in der<br />
1. Liga den Rekordmeister aus Velbert – Hanaus<br />
Präsident Ulrich Bittner plant dort den Angriff und die<br />
Vorentscheidung um die Deutsche Meisterschaft – wie<br />
die ausfällt, lesen Sie in einem ausführlichen Bericht<br />
Anzeigenverwaltung: Sabine Fechner, Tel. (0221) 2587-261.<br />
E-Mail: boxsport@sportverlag.de.<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 10 vom 1.1.2012.<br />
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BOXSPORT erscheint monatlich, Einzelpreis: € 4,20. Jahresabonnementpreis<br />
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des berechneten Zeitraums dem Abonnement-Vertrieb schriftlich be<strong>kann</strong>t zu<br />
geben. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche<br />
Genehmigung des Verlages vervielfältigt oder verbreitet werden. Unter dieses<br />
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