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Boxsport . Februar 2014
Nr. 02 . Februar 2014 . € 4,20 . spanien € 5,30 . Österreich € 4,85 . Schweiz sfr. 8,40
www.box-sport.de
90. Jahrgang 1882
sport
DAS MAGAZIN: alles Über PROFIS UND AMATEURE
Marco Huck (l.) dominierte
seinen Gegner Firat Arslan
Nach seinem grandiosen
K.o.-Sieg über Arslan
Huck: „Mich kann
keiner mehr schlagen“
Jetzt will er das Schwergewicht aufmischen
Trainer Fritz Sdunek
Angst
um Vitali
Klitschko
Zwei Box-Legenden im Interview
Was Maske und
Rocky verbindet
AIBA-Präsident Wu
Ulrich Bittner:
Seine Visionen für die WSB
➤ Manuel Charr verliebt in Ronaldos Schwester ➤ Jürgen Brähmer:
Rückblick auf verrücktes Jahr ➤ Bundesliga: Hanau jagt jetzt Velbert
Hans Reski
Wegner droht Klitschko
mit dem Huck-Hammer
Bittner träumt vom Boxen in der Stierkampfarena von Palma
Seit fast 84 Jahren wartet die Nation darauf, dass
ein deutscher Boxer wieder Weltmeister im Schwergewicht
wird. Gesucht wird der Erbe von Max Schmeling,
der diesen Titel am 12. Juni 1930 gewann – durch
Disqualifikation nach einem Tiefschlag von seinem Gegner
Jack Sharkey in der vierten Runde.
Einige waren später nahe dran, wie Axel Schulz oder
Luan Krasniqi. Doch sie scheiterten kurz vor dem Ziel.
Axel Schulz verlor umstritten 1995 in Las Vegas gegen
George Foreman und Krasniqi 2005 unglücklich durch
einen K.o. gegen Lamon Brewster. Jetzt greift „Käpt‘n
Huck“ an. Nach seinem Sieg gegen den „Eisenmann“
Firat Arslan strotzt er vor Selbstbewusstsein und erklärt:
„Wenn ich fit bin, schlage ich alle, auch im Schwergewicht.
Ich werde dafür sorgen, dass mein Trainer seinen
ersten Schwergewichts-
Weltmeister bekommt.“
Auch Wegner selbst ist
Feuer und Flamme von
dieser Idee: „Diesen Huck-
Hammer kann auch Wladimir
Klitschko nicht verdauen.
Wir wollen diesen
Kampf noch in diesem
Jahr.“ Alles über den großen
Kampf von Huck in der
Höhle des Löwens finden
Sie auf Seite 8.
Schon im vorigen Jahr
wurde über die Knaller-
Paarung Klitschko gegen
Huck gemunkelt. Doch
nach der lauen Vorstellung von Huck beim ersten Gefecht
mit Arslan war dieses Thema schnell vom Tisch.
Der wilde Marco ist inzwischen reifer und konsequenter
geworden, jetzt könnte ein Kampf gegen Wladimir ein
echter Quoten-Hit werden. Im Wege allerdings stehen
hier noch die Pflichtaufgaben von Klitschko gegen Leapai
und Pulev. Vielleicht kriegt Huck dann eine Chance,
um den Titel von Bruder Vitali zu kämpfen. Denn Vitali,
der am 19. Juli 43 Jahre alt wird, sollte an diesem
Tag eher Präsident der Ukraine sein, als noch einmal
in den Ring zu steigen. Was der Ex-Box-Weltmeister in
den letzten Wochen bei den Unruhen in Kiew erlebte
und wie sein Trainer und Freund Fritz Sdunek um ihn
bangte, lesen Sie auf Seite 14.
Ein Box-Star, der in den 90er Jahren als Gentleman-Boxer
strahlte, wurde oft mit dem großen Max Schmeling verglichen.
Gemeint ist Henry Maske, der im Freizeitpark
Rust bei einer großen Gala seinen 50. Geburtstag feierte.
Als Gäste dabei seine größten Gegner Graciano Rocchigiani
und Virgil Hill. Lesen Sie dazu das Doppel-Interview
von Maske und Rocky, der ebenfalls gerade seinen 50.
Geburtstag gefeiert hat, auf Seite 16. Die Erzrivalen von
einst sind inzwischen gute Freunde geworden.
Am 1. März steigt die nächste Box-Gala in Magdeburg.
Der Privatsender Sat.1 überträgt den dritten Akt des
Dauerbrenners Stieglitz gegen Abraham. Nach zwei Gefechten
steht es 1:1. Wie die Akteure dieses Mal ihre
Chancen sehen – ab Seite 24.
Aber auch bei den olympischen Boxern kommt Schwung
in die Bude – durch Ulrich Bittner. Der neue Chef des
WSB-Teams Deutschland dreht ein großes Rad, ein Riesenrad,
um diese Mannschaftsweltmeisterschaft auch
in Deutschland populär
zu machen. Er investiert
viel Geld in dieses Himmelfahrts-Kommando
und
fühlt sich selbst „wie auf
der Achterbahn“. Aber
mit immer neuen Visionen
sorgt er für Überraschungen.
So träumt er
von einem Viertelfinale des
deutschen Teams gegen
Kuba, das er Ende März in
der Stierkampfarena von
Palma de Mallorca austragen
will. Als Matchmaker
hat er bereits das Box-Urgestein
Ebby Thust angeheuert.
Aber nicht nur in der WSB, sondern auch in der Bundesliga
sorgt der „Hansdampf“ für Furore. Jetzt hat er die
Staffel seines Boxring Hanau noch durch Artur Bril, den
ehemaligen Jugend-Olympiasieger, verstärkt. Kommt
jetzt die große Attacke auf Rekordmeister BC Velbert?
Alles über die WSB und die Bundesliga lesen Sie ab Seite
46.
Es scheint also, dass nach dem mageren Jahr 2013 jetzt
wieder die Post abgeht im deutschen Boxen. Also, Ring
frei!
BoxSport
3
INHALT
Namen, Nachrichten, Termine............................................. 6
Hucks Meisterstück in der Höhle des Löwens..................... 8
Arslan: Das Leben geht weiter........................................... 10
Großes Kino für Zeuge....................................................... 12
Wladimir Klitschko: Erst Leapai – dann Pulev.................... 13
Vitali Klitschko: Der Kampf in Kiew................................... 14
Warum Rocky Henry Maske als Trainer wollte.................. 16
Netzer: „Henry ist ein Gigant des deutschen Sports“ ....... 20
Hernandez träumt von Karriere als Film-Schauspieler....... 22
Sturm-Manager will jetzt Revanche gegen Murray........... 37
Weber „will Sturms erster Weltmeister werden“............. 38
Zwei Lieblinge verließen Startrainer Wegner – warum?... 40
Alekseev: Comeback als Promoter von Ceylan.................. 42
Zbik ist jetzt ein Lehrer, der Autogramme gibt................... 44
WSB: Ersatzmann Teziev wie ein Tiger.............................. 46
Deutsche Adler von den Wüstenfalken gerupft................. 48
Bittner: „Ich fühle mich wie auf einer Achterbahn“........... 50
Kuba und Ukraine weiter Spitze......................................... 52
Stieglitz hat eine neue Überraschung für Abraham........... 24
Abraham: „So zerstöre ich Roberts Taktik“........................ 26
Die Kubaner um
Roniel Iglesias
Sotolongo
(rechts im Bild)
marschieren in
der WSB von
Erfolg zu Erfolg
Seite 48
Arthur Abraham
ist sich sicher,
dass sein erster
Hammer die Taktik
von Robert Stieglitz
ruinieren wird
Seite 26
Haye ist „eine falsche Schlange“ ...................................... 28
Charr verliebt in Ronaldos Schwester................................ 29
Brähmers Rückblick auf ein verrücktes Jahr...................... 30
Logan der fünfte Trainer – wird Culcay jetzt besser?......... 32
Die BoxSport-Weltrangliste............................................... 34
Macht der „alte Fritz“ Gomez wieder flott?....................... 36
1. Bundesliga: Mit Artur Bril ist Hanau eine Macht........... 54
Riese Schulz enttäuschte Mantau..................................... 56
Eine Medaille in Rio ist Marutjans Ziel.............................. 58
2. Bundesliga: Seelze nicht zu schlagen............................ 60
Ergebnisse und Termine..................................................... 61
Die Beyers machen die Box-Kids flott................................ 62
Langes Geburtstag: Parade der Stars von gestern............. 63
Aus den Verbänden............................................................ 64
Lesen Sie nächsten Monat ................................................ 66
4 BoxSport
Ulli Wegner
Impressionen einer Legende
2014
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Nach dem Geldeingang wird der Kalender umgehend
verschickt.
Namen Nachrichten
Boxen
Im fernsehen
Samstag, 1. März 2014: Sat.1 und ran.de, 19.00
Uhr Live aus Magdeburg – WBO-Weltmeisterschaft
im Super-Mittelgewicht: Robert
Stieglitz vs. Arthur Abraham
Solis gegen
Thompson im März
n Olympiasieger Odlanier Solis
trifft am 22. März auf den Amerikaner
Tony Thompson. „Die
Verträge sind unterzeichnet, es
ist alles unter Dach und Fach“,
bestätigte Promoter Ahmet Öner,
der den Kampf wahrscheinlich
im türkischen Kusadasi ausrichten
will. „Solis gegen Thompson
ist ein absoluter Knaller, den
ich überall auf der Welt machen
könnte. Ich bin sehr froh, dass
wir uns einig geworden sind und
freue mich auf diesen absoluten
Weltklasse-Kampf im Schwergewicht.“
Mit Thompson und Solis
treffen zwei ehemalige Klitschko-Gegner
aufeinander.
Murats Vertrag aufgelöst?
n Über eine Meldung der Bild-
Zeitung, der Sauerland-Stall
habe den Vertrag mit Karo Murat
über den 31.12.2013 hinaus
nicht verlängert, zeigte sich Murat
überrascht: „Journalistische
Freiheit ist wichtig, es ist auch
ein kreativer Beruf. Fakt ist, dass
ich mit Sauerland sehr gut zusammengearbeitet
habe und es
auch weiterhin tun werde. Ob
unter ihrer Flagge oder der eines
anderen Stalls, werden wir
sehen. Noch ist nichts entschieden.“
Sauerland-Geschäftsführer
Frederick Neß hatte dem
Boulevardblatt die Trennung
hingegen bestätigt.
Peterson will nun
Garcia boxen
nIBF-Halbweltergewichts-
Champion Lamont Peterson
(30-4-2, 22 K.o.s) hat die vorzeitige
Niederlage gegen Lucas
Matthysse verdaut und sich
mit einem Sieg gegen den kanadischen
Pflichtherausforderer
Dierry Jean (25-1, 17 K.o.s)
erfolgreich zurückgemeldet
(115:113, 116:112, 118:111). Peterson
bestimmte ab Mitte des
Kampfes den Infight mit seinen
Körpertreffern und Haken. Nun
strebt er einen Vereinigungs-
Der „Vater des Boxens“ ist tot
kampf gegen WBC- und WBA-
Champion Danny Garcia an.
Froch vs. Groves
wird wiederholt
n Der WM-Kampf zwischen
Carl Froch und George Groves
wird nach dem umstrittenen
Ringrichterurteil wiederholt.
Der Boxverband IBF ordnete einen
Rückkampf zwischen den
Im September 2013
präsentierte sich José
Sulaimán bei einer
Pressekonferenz des WBC
in Mexiko-City noch recht
munter
n Die Profiszene hat eine ihre
schillerndsten Figuren verloren:
Der Präsident des World Boxing
Council (WBC), José Sulaimán,
ist im Alter von 82 Jahren gestorben.
Der Mexikaner hatte
sich seit vergangenem Oktober
in einer Klinik in Los Angeles
von einer Bypass-Operation erholt.
„Viele nannten ihn den Vater
des Boxens. Er hat alle Boxer
wie seine Söhne und Töchter
behandelt, er litt mit ihnen und
arbeitete jeden Tag seines Lebens
daran, den Boxsport bes-
Don King (links) und Julio Cesar Chavez
zählten zu den zahlreichen Trauergästen
ser und sicherer zu machen“,
hieß es in der Stellungnahme
des WBC. „Unser lieber Vater
hat seine letzten zwölf Runden
geboxt. Jetzt hat die letzte Glocke
geschlagen. José Sulaimán
– Sieger nach einstimmiger Entscheidung.“
Sulaimán engagierte sich
während seiner Zeit als WBC-
Präsident unter anderem für einen
besseren Schutz der Boxer.
So wurden auf sein Bestreben
hin die Runden bei WM-Kämpfen
von 15 auf zwölf reduziert, er
führte verpflichtende ärztliche
Untersuchungen vor und nach
den Kämpfen ein und setzte ein
viertes Seil in den Boxringen
durch. Die Regeländerungen
aber werden anders als die diversen
Skandale im Umfeld des
umtriebigen Boxfunktionärs
kaum in Erinnerung bleiben.
Diverse Fehlurteile gehörten
ebenso zu den Markenzeichen
seiner Amtszeit wie die Einführung
obskurer Titel, um neue
Geldquellen zu erschließen. Eine
der letzten Amtshandlungen
Sulaimáns war im Dezember
2013 die erneute Ernennung
von Vitali Klitschko zum Weltmeister
im Ruhestand.
Sulaimán führte den WBC über
38 Jahre. Laut Guinness-Buch
der Rekorde war er der weltweit
dienstälteste Präsident
eines Sportverbandes. Erst im
November war er für weitere
vier Jahre im Amt bestätigt
beiden britischen Supermittelgewichtlern
an, wie Promoter
Eddie Hearn berichtete. Froch
hatte Ende November durch
technischen K.o. gewonnen. Die
Entscheidung, den Kampf nach
einer Schlagserie von Froch abzubrechen,
rief Proteste hervor,
zumal Groves zu dem Zeitpunkt
auf den Punktzetteln aller Punktrichter
vorn lag. Der Unterlegene
hatte Einspruch eingelegt. Der
worden. Zudem hatte ihm der
WBC den Ehrentitel „Präsident
auf Lebenszeit“ verliehen.
Als aussichtsreichster
Kandidat für seine Nachfolge
wird sein Sohn Mauricio gehandelt.
Zur Bestattungsfeier
waren neben der Familie und
WBC-Verbandsmitglieder viele
Wegbegleiter Sulaimáns gekommen,
wie BDB-Präsident
Thomas Pütz. „Ich kannte Jose
Sulaiman schon sehr lange,
er ist über die Jahre zu einem
väterlichen Freund geworden,
zu dem ich immer aufgeschaut
und von dem ich viel gelernt
habe. Deswegen war es trotz
der Kurzfristigkeit selbstverständlich
für mich, dass ich
unbedingt bei der Trauerfeier
anwesend sein will“, meinte
Pütz. Auch Promoter-Legende
Don King oder der mexikanische
Ex-Weltmeister Julio
Cesar Chavez zählten zu den
Trauernden.
Rückkampf muss innerhalb von
90 Tagen über die Bühne gehen,
bestimmte die IBF.
Chisora auf
Gegner-Suche
n Schwergewichts-Europameister
Dereck Chisora (19-4, 13
K.o.s) ist nach der verletzungsbedingten
Absage des Ukrainers
Andriy Rudenko auf der Suche
6 BoxSport
Termine
Mildere
Strafe
für
Kluch
n Der seit Mai 2013 in Untersuchungshaft
sitzende Boxpromoter
Waldemar Kluch, Chef des
seit November 2012 insolventen
Hamburger Profistalls Universum,
kann auf eine mildere Strafe
hoffen. In einer Zwischenbilanz
nach 15 Verhandlungstagen
Zwei Jahre Freiheitsstrafe stehen
Waldemar Kluch vermutlich bevor
erklärte der Vorsitzende Richter Bernd Steinmetz am 17. Januar,
dass der Vorwurf der räuberischen Erpressung gegen den 55-Jährigen
möglicherweise nicht aufrechterhalten werden könne. Nach
den Ausführungen der bisher gehörten Zeugen gehe die Kammer
davon aus, dass lediglich die mutmaßlich von Kluch an den früheren
Universum-Chef Klaus-Peter Kohl per SMS verschickte Morddrohung
geahndet werden könne. Diese rechtfertige den Vorwurf
der versuchten Nötigung, die mit einer Freiheitsstrafe von bis zu
drei Jahren zu Buche schlagen kann.
Auch der Vorwurf der Urkundenfälschung und des versuchten
Prozessbetrugs sei möglicherweise nicht nachzuweisen.
Kluch soll im Juli 2012 einen Vertrag mit dem russischen Schwergewichtler
Denis Boytsov mit einer gefälschten Unterschrift versehen
haben, um diesen länger an Universum zu binden. Die
widersprüchlichen Aussagen Boytsovs und von dessen Manager
Gagik Khachatryan seien jedoch kaum zu verwerten, sagte Steinmetz.
Dennoch bekräftigte das Gericht, dem vor Weihnachten
abgelehnten Antrag auf Haftverschonung, den die Verteidigung
Kluchs gestellt hatte, weiterhin nicht stattgeben zu wollen. Man
gehe von einer Freiheitsstrafe von mindestens zwei Jahren aus.
Der Prozess wird voraussichtlich noch bis Ende Februar fortgesetzt.
nach einem Ersatz für die geplante
Titelverteidigung am 15.
Februar in London. „Wir haben
einige Leute, mit denen wir Gespräche
führen, und wir werden
den Namen in Kürze verkünden“,
sagte Chisoras Promoter
Frank Warren.
Martinez vs. Cotto
noch nicht fest
n Noch ist nichts in trockenen
Tüchern, doch die Verhandlungen
zwischen WBC-Mittelgewichts-Weltmeister
Sergio
Martinez (51-2-2, 26 K.o.s) und
Miguel Cotto (38-4, 31 K.o.s) laufen
auf Hochtouren. Das Duell
zwischen dem Argentinier und
dem Puerto Ricaner ist für den
7. Juni im New Yorker Madison
Square Garden anvisiert. Platzt
der Kampf, würde Martinez in
seiner Heimat zur Pflichtverteidigung
gegen den Mexikaner
Marco Antonio Rubio (58-6-1, 50
K.o.s) in den Ring steigen.
Pacquiao: Rematch
gegen Bradley
n Am 12. April boxt Manny
Pacquiao (55-5-2, 38 K.o.s) in
Las Vegas – der Rückkampf zwischen
ihm und WBO-Weltergewichts-Weltmeister
Timothy
Bradley (31-0, 12 K.o.‘s) wurde
festgemacht. Das Urteil pro
Bradley war im ersten Kampf
höchst umstritten. Da ist es für
den Pacquiao vielleicht nicht so
schlimm, dass es Wunschkandidat
Floyd Mayweather nicht
geworden ist. Der hatte ohnehin
kürzlich erst gelästert: „Ich habe
deutsche termine
1. März 2014, Getec Arena in Magdeburg
WBO-WM im Super-Mittelgewicht: Robert Stieglitz vs. Arthur Abraham
IBF-Junioren-WM im Cruisergewicht: Dennis Ronert vs. Shefat Isufi
WBO/WBF-WM im Mittelgewicht: Christina Hammer vs. TBA
internationale termine
15. Februar 2014, Copper Box Arena, London
Schwergewichts-Europameisterschaft: Dereck Chisora vs. TBA
Schwergewichtskampf: Tyson Fury vs. TBA
22. Februar 2014, Cotai Arena at the Venetian Macau in Macau, China
IBF-WM im Leichtgewicht: Miguel Vazquez vs. Denis Shafikov
WBA/IBO-WM im Federgewicht: Simpiwe Vetyeka vs. Akifumi Shimoda
Fliegengewichtskampf: Zou Shiming vs. Yokthong Kokietgym
Super-Fliegengewichtskampf: Rex Tso vs. Mako Matsuyama
1. März 2014, Alamodome in San Antonio, Texas (USA)
WBO-WM im Federgewicht: Orlando Salido vs. Vasyl Lomachenko
Super-Mittelgewichtskampf: Julio Cesar Chavez Jr. vs. Bryan Vera
1. März 2014, SECC in Glasgow, Schottland
WBO-Weltmeisterschaft im Leichtgewicht: Ricky Burns vs. Terence Crawford
8. März 2014, Las Vegas (USA)
Super-Weltergewichtskampf: Canelo Alvarez vs. Alfredo Angulo
Manny Pacquiao freut sich auf den
Rückkampf gegen Timothy Bradley
Pacquiao den Kampf schon einmal
angeboten und wir konnten
uns nicht einigen. Jetzt, zwei
Niederlagen und eine Steueraffäre
später, sagt er plötzlich: ‚Ich
würde alles tun, um den Kampf
möglich zu machen‘.“ In Wirklichkeit
heiße das nichts Anderes
als: „Floyd, kannst du mir dabei
helfen, mein Steuerproblem
zu lösen und aus den Schulden
herauszukommen.“
Stevens in 46
Sekunden zum K.o.
n Bryant Jennings (18-0, 10
K.o.s) ist weiter auf Kurs Titelkampf.
Im Duell der ungeschlagenen
Schwergewichtler bezwang
der Amerikaner den Polen Artur
Szpilka (16-1, 12 K.o.s), während
sich sein Landsmann Curtis
Stevens (25-4, 18 K.o.s) nach der
Niederlage im WM-Kampf gegen
Gennady Golovkin mit einem
eindrucksvollen Sieg gegen den
Polen Patrick Majewski (21-2, 12
K.o.s) zurückmeldete. Mittelgewichtler
Stevens benötigte für
seinen Triumph gerade mal 46
Sekunden, dann brach der Ringrichter
nach drei Niederschlägen
den Kampf ab.
Abdusalamov in der Reha
n Der „russische Tyson“ Magomed
Abdusalamov befindet
sich mittlerweile in der Reha.
Der 32-Jährige, der nach seinem
Fight gegen Mike Perez zwei
Monate im Koma gelegen hatte,
konnte nach Weihnachten das
Krankenhaus verlassen, war
aber weder in der Lage zu sprechen,
noch zu laufen. Erst einmal
drei Monate Reha sind nun
geplant, die Kosten von 51.000
US-Dollar pro Monat dafür übernimmt
der russische Promoter
Andrey Ryabinsky.
Wach: Comeback
gegen Barrett
n Mariusz Wach (27-1, 15
K.o.s), der zuletzt bei seiner Niederlage
gegen Wladimir Klitschko
im November 2012 im Ring
gestand hat, weil er danach nach
einer positiven Dopingprobe
(Steroide) ein Jahr gesperrt wurde,
kehrt am 21. Februar in den
Ring zurück. Möglicher Gegner:
der US-Amerikaner Monte Barrett
(42).
Bösel empfiehlt sich
für höhere Aufgaben
n Der ungeschlagene Ex-Junioren-Weltmeister
im Halb-
Schwergewicht Dominic Bösel
empfahl sich auf einer Kampfveranstaltung
im slowakischen
Struova mit einem eindeutigen
und kurzen Auftritt für weitere
Aufgaben, nun im Seniorenbereich.
Gegen den Ungarn Attila
Tibor Nagy (8-12-0 (6)) setzte
sich der 24-Jährige überaus deutlich
durch. Mit diesem Sieg baute
Bösel seine Kampfbilanz auf 14
Siege in 14 Kämpfen aus.
BoxSport
7
Marco Huck nach seinem Meisterstück in de
„Wenn ich fit bin, kan
keiner auf der Welt sc
Er will der erste Schwergewichtsweltmeister von T
Maßvoll, geradezu ritterlich
in der Stunde
des großen Triumphs
– so hatte man Marco
Huck noch nicht erlebt. Ist der
einstige Haudrauf boxerisch
und menschlich gereift? Es sah
so aus und es hörte sich so an
in der Hanns-Martin-Schleyer
zu Stuttgart. Es war endlich mal
wieder ein Abend, mit dem sich
das deutsche Profiboxen sehen
lassen kann. Mit über 10.000
Zuschauern rund um den Ring,
einem verbissenen Duell zwischen
WBO-Weltmeister Huck
und seinem Herausforderer
Firat Arslan, das keinen Stillstand
kannte, mit zwei Athleten,
die Boxen im Akkord praktizierten.
Das war vor allem das
Verdienst des Wahl-Schwaben,
der sich und dem Gegner keine
Verschnaufpausen gönnte, ihn
schier erdrücken wollte, voll auf
Offensive setzte. Das ist sein ureigener
Stil, verschanzt hinter
einer Doppeldeckung.
Doch der 43-Jährige hat seinen
Meister gefunden. Und zwar
nicht erst in jener 76. Sekunde
der sechsten Runde, als Ringrichter
Mickey Vann (England)
Zwei harte Treffer von Marco Huck besiegelten in der sechsten Runde die Niederlage von Firat Arslan (am Boden)
Aus
Stuttgart
berichtet
Hans-Joachim
Leyenberg
„Der Kampf geht
in die Geschichte
ein“, meinte Marco
Huck (links) im
Überschwang der
Gefühle
Arslan vor dem dritten
Niederschlag bewahrte
und den Fight abbrach.
Der Reflex aus dem
Arslan-Lager: Eine
Sekunde der Unaufmerksamkeit
sei ihrem
Firat zum Verhängnis
geworden, habe jene
Strategie durchkreuzt,
die auf die späteren
Runden setzte, „da
sollte Druck aufgebaut
werden“, wie Arslan-
Intimus Luan Krasniqi
verriet. Wenn Arslan so
eindimensional weitergemacht
hätte wie bis
zum Zeitpunkt des Niederschlags,
konnte man
ihm keine gute Prognose stellen.
Huck setzte und variierte seine
Schläge mit einer Präzision, für
die Firat kein Gegenmittel fand.
Der Niederschlag auf den Zetteln
der Punktrichtern: Vier Runden
für Huck, eine für Arslan. So
strukturiert, so durchgängig die
Übersicht behaltend, hat man
Huck noch nicht erlebt.
„Der Kampf geht in die Geschichte
ein“, sagte der alte und
neue Cruisergewichts-Champion
nach seiner zwölften erfolgreichen
Titelverteidigung im
Überschwang der Gefühle. Das
Dutzend ist also voll. Und jetzt?
Denn ewig lockt das Schwergewicht.
Die an Huck gerichtete
Frage nach dem Einstieg in die
8 BoxSport
er Höhle des Löwens
n mich
chlagen“
Nach dem Kampf ließ
sich Huck feiern
Trainer Wegner werden
Königsklasse beantwortete Ulli
Wegner diplomatisch: „Das wird
das Management entscheiden.“
Doch dann wurde der Trainer
ansatzweise so mutig wie sein
Ziehboxer: „Na klar muss das
unser Ziel sein. Ich hab noch
keinen Weltmeister im Schwergewicht.“
Als hätte Huck nur auf
dieses Stichwort gewartet, nahm
er die Vorlage auf und versprach:
„Ich werde Ihr erster Weltmeister
im Schwergewicht.“
Jetzt wird sich zeigen, in welcher Gewichtsklasse die Erfolgsgeschichte von Ulli
Wegner (rechts) und seinem Schützling weitergeht
Mit 29 Jahren hat man halt
noch Träume. Zu recht. Dem mit
Maß und Bedacht geschliffenen
Huck ist alles zuzutrauen. Sein
Meisterstück von Stuttgart war
mehr als eine Momentaufnahme,
die das Arslan-Team gesehen
haben wollte. Promoter Kalle
Sauerland bescheinigte „dem
würdigen Weltmeister eine ganz
große Zukunft“. Ihn hatten Reaktionen
im weltweiten Netz des
Internets geradezu euphorisiert.
Wie Huck nachgesetzt hatte, den
Kampf beendete, „steigert den
Marktwert“. Seine Reifeprüfung
absolvierte Huck „in der Höhle
des Löwens“. So empfand er die
Stimmung pro Arslan, ohne sich
beeindrucken zu lassen. Im Gegenteil.
Widerstände beflügeln
Huck – das kennt Zuchtmeister
Wegner zur Genüge.
Am Ende blieb Respekt für
Arslan und Bewunderung für
Huck. Ein schmerzvoller Stimmungswandel
für jene, die sich
um ihren Firat scharten. Beim
Einzug in die Arena wirkte er
wie ein Kraftpaket, dem Niemand
etwas anhaben kann. Ausgerechnet
bei diesem Heimspiel,
in dem er der Gerechtigkeit mit
Verspätung zum Sieg verhelfen
wollte, musste er erstmals in seiner
Karriere zu Boden. „Marco
schlägt hart, er hat verdient
gewonnen“, sagte Arslan, was
Sache war, „es tut mir leid fürs
Team“. Da bekam Ulli Wegner
feuchte Augen und wollte ein
paar Worte loswerden: „So fleißig,
so solide, wie die zusammenhalten,
beispielhaft.“ Ein
Zusammenhalt, wie ihn sich der
Cheftrainer im ungleich größeren
Sauerland-Team ersehnt und
wohl nie erreichen wird. Jetzt
stehen die Planspiele an, wie es
mit dem WBO-
Champion weitergeht.
„Wenn ich
topfit bin, kann
mich keiner
auf der Welt
schlagen“, tönte
Huck, als die
Uhr bereits die
zweite Stunde
des Sonntags
anzeigte. Neben
ihm hockte ein
von der Größe
des Augenblicks
schier überwältigter,
gerührt
wirkender Wegner.
Was hat
er nicht alles
angestellt, um
diesen Huck zu
disziplinieren,
zu korrigieren,
Arslan (rechts) gönnte sich und dem Gegner keine
Verschnaufpausen, wollte Huck schier erdrücken
zu veredeln.
Eine ständige
Gratwanderung
mit der notorischen
Gefahr, die Urtugenden
des Wahl-Berliners abzuschleifen.
Es gibt talentiertere Boxer
als ihn – etwa im eigenen Betrieb
den Kubaner Yoan Pablo
Hernandez, aber keinen mit der
Urgewalt und dem Instinkt eines
Marco Huck. Er wollte es „allen
meinen Kritikern zeigen“. Seine
schlagkräftigen Argumente sprechen
bis zum nächsten Kampf
für sich. Der steigt am 3. Mai,
„nach einer kurzen, intensiven
Urlaubsphase“, so Sauerland-
Geschäftsführer Christian Meyer.
Schlagfertig, wie Huck in
seinen besten Phasen sein kann,
fragte er den Chef: „Warum erst
im Mai, so spät?“ Der Mann
kann es nicht erwarten, wieder
zuzuschlagen.
BoxSport
9
Arslan: Das Leben ge
Der 43-Jährige lässt offen, ob er seine
So entschlossen das inneren Kreis seiner Freunde zu nicht weiterzumachen“, hatte zusammensetzen, war vom Arbeitgeber
wie vom Arbeitneh-
Team von Firat Arslan hören bekam: „Verstecken müssen
wir uns nicht.“ Also mar-
Als Promoter könnte er einen mer zu hören. „Das Leben geht
Sauerland „als Mensch“ gesagt.
in den Kampf gezogen
war, so unschlüssig waren
schierte man dann in geschlossener
anderen Standpunkt vertreten: weiter“, suchte und fand Arslan
hinterher alle, die ihm das
Geleit gaben. Gehen wir nach
Hause oder auf die VIP-Party?
Dem schwer gezeichneten Herausforderer
zog es in heimatliche
Gefilde, doch dann zeigte
Formation dorthin, wo
gefeiert wurde. Vielleicht waren
die dort gehörten Komplimente
Balsam für die Wunden eines
Mannes, dem der Ratschlag
von Wilfried Sauerland mehr
„Mach ruhig weiter!“
Arlans Vertrag mit der Firma
Sauerland Event umfasst
noch drei weitere Kämpfe für
den Wahlschwaben. Aber plant
man künftig tatsächlich noch
eine Floskel, die alles offen lässt.
Er will sich das Duell als Videoaufzeichnung
ansehen, seine
Schlüsse ziehen. Sein Trainer
Dieter Wittmann legt die Zukunftsfrage
in die Fäuste seines
ein Argument Wirkung, das Arslan
zusetzte, als die Niederschläge mit dem 43-Jährigen? Man „Kriegers“: „Das muss Arslan
wieder und wieder aus dem im Ring. „Ich würde ihm raten, werde Abstand gewinnen, sich entscheiden.“ Emotional aufgezusetzte,
Rockröhre Doro sang für Marco
Brisant-Moderatorin
Mareile Höppner mit
Jürgen Brähmer und Felix
Magath (rechts)
Die deutsche Rock-Queen Nummer eins, Doro Pesch,
sang nicht nur die Einlauf-Hymne „Raise Your Fist In The
Air“ für Marco Huck, sondern fieberte auch an Ring mit. Dort
gab es ohnehin ein großes Promischaulaufen. Schlagerstar
Matthias Reim oder Sänger Hartmut Engler von Pur ließen
sich den Fight ebenso wenig entgehen, wie der ehemalige
Box-Weltmeister Sven Ottke mit Frau Monic, Fußballtrainer
Felix Magath, Manager Rainer Calmund, Stürmer Vedad Ibisevic,
IBF-Cruisergewichtsweltmeister Yoan Pablo Hernandez,
WBA-Halbschwergewichtsweltmeister Jürgen Brähmer
oder „Mamba No 5“-Sänger Lou Bega mit Freundin Jenieve.
Latin-Pop-Star Lou Bega ließ
Freundin Jenieve kaum aus
den Augen
Sven Ottke und seine Monic nahmen
zwei der VIP-Plätze ein
Yoan Pablo Hernandez hatte seinen Spaß
mit Hartmut Engler (rechts) von Pur
Doro Pesch rockte
die Halle beim
Einmarsch von
Marco Huck
10 BoxSport
eht weiter
e Karriere beendet
laden kritisierte dessen Kumpel
Luan Krasniqi, Berater in allen
Lebenslagen, Sauerland Senior:
„Solche Ratschläge gibt man
nicht öffentlich. Wenn ich als
Mensch etwas zu sagen habe,
dann unter vier Augen.“ Der
Groll des ehemaligen Hauptkämpfers
saß tief: „Erst hat man
uns anderthalb Jahre lang auf
die Revanche warten lassen und
jetzt das. Firat ist körperlich und
psychisch in der Verfassung weiterzumachen.“
Während der Pressekonferenz
hatte Wittmann den Versuch
unternommen, das Sauerland-
Management für eine weitere
Neuauflage des Hits Huck gegen
Arslan zu gewinnen: „Es steht
doch erst 1:1“, stellte der Trainer
eine ihm genehme Rechnung
auf. „Wir wollen mal die Kirche
im Dorf lassen“, konterte Huck.
Rechtsanwalt Christoph
Schickhardt (rechts)
stand Firat Arslan auch
am Ring zur Seite
Noel Gevor: Auf den
Spuren seines Vaters
Sieg in Runde eins: Price konnte sein Können nicht zeigen
Die Entdeckung des Abends
unter den Rahmenkämpfern
in der Stuttgarter Hanns-
Martin-Schleyer-Halle? Noel
Gevor, der den zuvor in zehn Kämpfen
noch ungeschlagenen Schweizer Loris
Emiliani in der siebten Runde durch
k.o. besiegte. Mit dem 22j-ährigen in
Armenien geborenen Gevor hat der
Boxstall Sauerland einen weiteren Athleten,
der im Cruisergewicht für Furore
sorgen könnte. Der Wahl-Hamburger
trat von Runde zu Runde dominanter
auf, hatte Emiliani bereits in der zweiten
Runde am Boden und lieferte den
entscheidenden Niederschlag mit links
quasi auf Bestellung aus der Ringecke.
Der Ratschlag von Trainer Karsten Röwer
war ihm Befehl. Der Name Gevor
verpflichtet. Noel ist der Adoptivsohn
des einstigen Europameisters Khoren
Gevor. Der Junior ist 20 Zentimeter
größer als der Senior. Auf die Frage,
ob er besser und erfolgreicher werde
als der Senior, antwortete er durchaus
respektvoll: „Ich will nicht vermessen
klingen, ich hoffe es.“ Die Bilanz von
zehn Siegen in zehn Kämpfen kann
sich sehen lassen.
Die größte Überraschung im Vorprogramm?
Die 1:2-Punktniederlage
von Marcos Nader gegen Emanuele
Blandamura (Italien). Damit ist er Österreicher
seinen EU-Titel im Mittelgewicht
los. Bei der Urteilsverkündung
applaudierte Nader brav. Er musste
letztlich dem Wahnsinnstempo in einem
verbissen geführten Duell Tribut
zollen. Erstaunlicherweise ging Nader
(23) die Puste gegen einen zehn Jahren
älteren Pflichtherausforderer aus. Bis
zur Hälfte der Zwölfrunden-Distanz
konterte Nader geschickt, aber dann
war es so wie schon in der Vergangenheit:
„Ich habe mich in der ersten
Hälfte ausgepowert und nach hinten
raus fehlte mir dann die Spritzigkeit.“
Viel besser machte es Enrico Kölling,
der sich mit seinem Technischen K.o
in Runde drei über Paata Aduashvili
(Georgien) den ersten Gürtel seiner
Karriere sicherte. Das Duell um die
WBO Youth Meisterschaft im Halbschwergewicht
entwickelte sich zum
Spaziergang für den Berliner, der vom
Sparring mit Jürgen Brähmer profitierte.
Aduashvilis Leber war vorab als
Schwachpunkt ausgemacht worden
und wurde zur Zielscheibe Köllings.
Ein großer Name kann nicht
zwangsläufig einen großen Kampf abliefern,
wenn es das Format des Gegners
nicht zulässt. Das galt für den englischen
Schwergewichtler David Price,
dessen erste Rechte in der ersten Runde
dem Auftritt von Istvan Ruzsinszky
ein Ende setzte. Erst 48 Stunden zuvor
als Ersatz für Konstantin Airich verpflichtet,
war der Ungar kein Prüfstein
für den Mann aus Liverpool. Dessen
Einmarschmusik indes überzeugte alle
in der Halle: You‘ll never walk alone.
Noel Gevor (links) bescherte Loris
Emiliani die erste Profiniederlage
Istvan Ruzsinszky (links) war kein Prüfstein für David Price
BoxSport
11
Jetzt ist er Junioren-Weltmeister
Mit 21 hat man noch
Träume. Der Berliner
Tyron Zeuge will
im Supermittelgewicht
Boxweltmeister werden.
„Bei welchem Weltverband ist
mir egal“, zuckt Tyron mit den
Schultern. In Stuttgart ließ er in
seinem zwölften Profikampf die
Fäuste fliegen. Für den 21-Jährigen
war es richtig großes Kino.
Er bestritt nämlich gegen den
Georgier George Beroshvili nicht
nur einen Kampf um die WBO-
Junioren-WM. Die ARD räumte
ihm zum ersten Mal in seiner
Profilaufbahn eine Live-Übertragung
seines Kampfes ein. „Das
war eine große Ehre für mich“,
gibt Zeuge zu.
Rund dreieinhalb Millionen
sahen Zeuges ersten Titelkampf.
An seinem eindeutigen Punkt-
An dem eindeutigen Sieg von Tyron Zeuge gegen George
Beroshvili (rechts) gab es keinen Zweifel
Großes Kino für Zeuge
Trainer Röwer lobte Tyron nach Schritt ins Rampenlicht
sieg mit dreimal 100:89 gab es
nicht die Spur eines Zweifels.
Bereits in der zweiten Runde
glaubten die 10.000 Zuschauer
an ein schnelles Ende des Duells,
als Beroshvili mit dem Ringbelag
Bekanntschaft machte. Doch
der Georgier fing sich, versteckte
sich hinter einer Doppeldeckung
und überstand die zehn Runden.
Trainer Röwer zeigte sich nach
dem Kampf zufrieden: „Tyron
hat seine Sache gut gemacht. Er
hat sich in seinem ersten Kampf
über zehn Runden seine Kräfte
gut eingeteilt. Wenn Tyron noch
ein bisschen fleißiger wird, können
wir noch viel Freude an ihm
haben.“
Die vergangenen eineinhalb
Jahre waren für den Jungprofi
wie eine Riesenradfahrt. Mal
ganz oben und dann wieder
ganz unten. Es waren freudige
und richtig traurige Stunden
im vorigen Jahr, die der Boxer
durchlebte. Im Mai 2012 verunglückte
Zeuges Vater tödlich mit
dem Motorrad. „Da ist plötzlich
um dich herum alles leer, zumal
ich meinem Vater die Boxkarriere
zu verdanken habe. Wenn ich
jemals Weltmeister werden sollte,
werde ich den Titel meinem
Vater widmen, auf den Friedhof
gehen und mich am Grab bedanken“,
hat er sich fest vorgenommen.
Mutter Nanette ist immer
für ihren Sohn da. Auch in Stuttgart
saß sie am Ring. Sie herzte
Tyron nach dem Sieg noch im
Ring und drückte ihn für Freundin
Darja mit, die zu Hause bleiben
mussten, um das Baby zu
betreuen.
Vater Zeuge hatte seinen
Jungen schon mit acht Jahren
zum Boxen in den Berliner Stadtbezirk
Neukölln gebracht. „Um
mir eine richtig gute Boxausbildung
angedeihen zu lassen, fuhr
mich mein Vater mit seinem Taxi
mehrmals in der Woche zu Lok
Schönweide und dann bald zu
Eintracht im Berliner Osten, weil
ihm dort die Ausbildung besser
erschien“, erinnert sich der Boxer.
Der Schritt war wohl richtig,
denn Zeuge Junior besuchte
von der siebten bis zur zehnten
Klasse die Sporteliteschule, holte
bei den Junioren-Europameisterschaften
eine Medaille und
wechselte dann zu den Profis.
Seit November ist er Vater. Er
zog deshalb zu seiner Lebensgefährtin
Darja nach Berlin-Marzahn.
„Ich bin jetzt Ossi, aber
das ist gar nicht schlecht. Ich
wohne nur einige Minuten von
unserem Gym entfernt und bin
schnell beim Training“, erzählt
der junge Vater. Er nimmt die
Pflicht ernst. So verrät er: „Ich
habe meinen Mercedes Sport
verkauft. Wir fahren jetzt einen
Mazda. Da passt hinten das Babykörbchen
gut rein.“ Auf die
unruhigen Nächte mit Babygeschrei
hat sich Tyron Zeuge
ebenfalls längst eingestellt. „Dafür
belohnt mich unsere kleine
Anna jeden Tag mit einem
freundlichen Lachen. Das hat
Marion Palatin vom
Faustkämpferverband Austria freut
sich mit dem Junioren-Weltmeister
sie von mir geerbt“, freut er sich
stolz.
In seinen alten Berliner Bezirk
Neukölln kommt er nur
noch selten. „Meine Mutter ist
wie ich auch Ossi geworden und
nach Schönwalde in die Mark
Brandenburg gezogen“, sagt Tyron
Zeuge, der nun den ersten
Meistergürtel tragen darf, aber
schon nach vorn schaut: „Mit
dem Junioren-Titel fange ich an.
Mein Ziel ist jedoch ein richtiger
Weltmeistertitel.“
12 BoxSport
Wladimir Klitschkos Fahrplan für 2014
Will 2014 erneut
erfolgreich alles
abräumen:
Wladimir Klitschko
Erst Leapai –
dann Pulev
Zum Schluss will er den WBC-
WM-Titel von Vitali zurückholen
Alex Leapai (links) ist nach seinem Sieg gegen
Denis Boytsov der nächste Pflichtherausforderer
Kubrat Pulev (links), hier gegen Tony
Thompson, bekommt endlich die
Chance, gegen Wladimir zu boxen
Wladimir Klitschko will
auch in diesem Jahr
wieder alle Gegner
auf die Bretter schicken.
Für 2014 stehen definitiv
zwei Pflichtverteidigungen an.
Zunächst muss der 37-Jährige
seinen Schwergewichtstitel nach
WBO-Version gegen Alex Leapai
verteidigen.
„Der Kampf ist für April geplant.
Wir haben zwar noch keinen
Vertrag unterschrieben, aber
bis zu unserer nächsten Pressekonferenz
wird es nicht mehr lange
dauern“, sagte Klitschko. Auch
der Kampfort ist noch offen.
Der 34-jährige Leapai hatte
Ende November 2013 überraschend
den Ausscheidungskampf
gegen den Russen Denis Boytsov
gewonnen und wird von der WBO
seitdem als Nummer 1 geführt.
Sein Kampfrekord: 37 Kämpfe,
30 Siege (24 davon durch K.o.), 4
Niederlagen. Der 1,83 Meter große,
auf Samoa geborene Australier
besitzt den asiatisch-pazifischen
und den orientalischen Gürtel der
WBO.
Nach der WBO-WM steht für
Klitschko die Verteidigung des
IBF-Titels auf dem Programm.
Es läuft auf den Bulgaren Kubrat
Pulev hinaus. Pulev ist schon ein
anderes Kaliber als Leapai. Der
32 Jahre alte Linksausleger gewann
all seine 18 Profikämpfe (9
davon durch K.o.), darunter Erfolge
gegen Alexander Dimitrenko,
Alexander Ustinow und Tony
Thompson. Im Anschluss an seinen
Punktsieg gegen Thompson
im August ernannte ihn die IBF
zu Klitschkos Pflichtherausforderer.
Und das nicht zum ersten
Mal. Pulev hat sich schon mehrmals
dafür qualifiziert. „Immer
wieder nahm Wladimir Klitschko
andere Gegner oder die Verbände
schoben Boxer dazwischen
und ich musste warten“, ärgert
sich der Schwergewichtler. Im
ganzen Jahr 2013 bekam er nur
zwei Kämpfe. „Das ist zu wenig“,
ist Kubrat sauer. In beiden
Ringvorstellungen siegte er klar.
Gegen Tony Thomson (USA) lag
er am Ende 116:112, 118:110 und
117:111 bei den Punktrichtern
vorn. Im Dezember verprügelte
er dann den Ami Joey Abell
nach allen Regeln der Boxkunst.
Nach fünf Niederschlägen hatte
der Ringrichter ein Einsehen und
nahm den 113 Kilo schweren US-
Boy aus dem Ring.
Trotz der klaren Siege fordert
Pulevs Trainer Otto Ramin mehr
Kämpfe: „Ich habe bei Kubrat
gespürt, dass ihm die Ringpraxis
fehlt. Wir müssen auf mehr
Kämpfe pochen.“ Der Bulgare
sieht das nicht anders: „Nach
fast einem ganzen Jahr Pause
habe ich mich gegen Thompson
ziemlich schwer getan, denn
Thompson ist ein guter Mann,
der nur gegen Wladimir Klitschko
verloren hat. Ich habe bei
beiden Kämpfen gemerkt, dass
selbst sehr gutes Training keinen
Kampf ersetzen kann.“ Eigentlich
hatte Pulev gehofft, im
Frühjahr Wladimir Klitschko herausfordern
zu können. Doch da
haben ihm die internationalen
Verbände mit Leapai einen Strich
durch die Rechnung gemacht.
Das Klitschko-Management
hat nichts gegen diese Reihenfolge,
denn der etwas dicklich
wirkende Lkw-Fahrer Leapai
dürfte dem WBO-Weltmeister
kaum den Gürtel abnehmen. Pulev
dagegen könnte als ein weit
härterer Gegner im Ring aufmarschieren.
Promotor Kalle Sauerland
jedenfalls ist überzeugt:
„Pulev muss sich in keinerlei
Hinsicht vor Wladimir Klitschko
verstecken. Kubrat ist schnell,
dynamisch und besitzt eine erstklassige
Führhand. In diesem
Jahr bekommt Pulev endlich die
Chance, Wladimir zu stürzen.“
Zunächst aber soll der Bulgare
im April einen Kampf erhalten.
„Wer der Gegner sein wird, können
wir noch nicht sagen. Im
Gespräch ist unter anderen der
Engländer Dereck Chisora“, erklärt
Trainer Otto Ramin.
Neben den zwei Pflichtherausforderungen
hat Wladimir
Klitschko indes noch ein weiteres
Ziel. Der Ukrainer möchte den
WBC-Gürtel, den sein Bruder Vitali
aufgrund seiner politischen
Karriere abgegeben hat, zurück
in die Familie holen. „Aktuell
wird erst mal um seinen (Vitalis)
Titel geboxt, Chris Arreola und
Bermane Stiverne machen das
unter sich aus. Und wer weiß,
vielleicht boxe ich dann gegen
den Sieger aus diesem Duell“, so
der Schwergewichts-Weltmeister
weiter. Und dann wäre sie da,
die Chance, als erster Schwergewichts-Boxer
die Titel aller Verbände
zu vereinen.
BoxSport
13
Fritz Sdunek (links) ist derzeit das
Lachen eher vergangen, er hat Angst
um Vitali Klitschko
Trainer Fritz Sdunek in Sorge u
„Es war wie
Der Box-Weltmeister zwischen Tränengas d
Seine guten Absichten
ersticken im
Feuerlöscherschaum:
Vitali Klitschko
(rechts) unter
Beschuss
Um Gewalt zu verhindern,
steht der Box-Weltmeister
meistens als Vermittler
mittendrin
Nachdem er die Ladung aus einem Feuerlöscher abbekommen hatte, waren
seine „Augen wie verätzt“, ein Demonstrant half Klitschko aus der Menge
14 BoxSport
um seinen Freund Vitali Klitschko
im Krieg“
der Polizei und Steinhagel der Demonstranten
Trotz des politischen Engagements
seines Schützlings
Vitali Klitschko hatte
Fritz Sdunek bis zuletzt
gehofft, dass der 42-Jährige doch
noch einmal in den Ring steigt,
um gegen den Kanadier Bermane
Stiverne seine Pflichtverteidigung
des WBC-Gürtels durchzuziehen.
Anfang Dezember geriet der Erfolgscoach
jedoch in Zweifeln. „So,
wie er sich in die politische Sache
reinkniet, sehe ich schwarz. Ich
kenne Vitali genau. Wenn er etwas
anfängt, bringt er es auch mit 100
Prozent zu Ende“, erklärte Sdunek.
Dass sich die „politische Sache“
mittlerweile zu einer Lebensbedrohung
für Vitali Klitschko, der
im August ankündigte, 2015 für
das Präsidentenamt kandidieren
zu wollen, ausgeweitet hat, konnte
zu dem Zeitpunkt niemand ahnen.
Seit dem 21. November laufen die
Proteste in der Ukraine, ausgelöst
durch die überraschende Ankündigung
der ukrainischen Regierung,
das Assoziierungsabkommen mit
der Europäischen Union nicht
unterzeichnen zu wollen. Vitali
Klitschko spielt dabei eine wichtige
Rolle, zusammen mit Oleh Tjahnybok
von der Swoboda-Partei sowie
der Allukrainischen Vereinigung
„Vaterland“ der ehemaligen Ministerpräsidentin
Julia Timoschenko
bildet er als Führer der Oppositionspartei
Udar ein oppositionelles
Dreierbündnis, das den Rücktritt
von Präsident Viktor Janukowitsch
erreichen will.
Die Lage in Kiew wird allerdings
immer brenzliger, zuletzt
hatten Demonstranten, darunter
Randalierer, das Justizministerium
der Hauptstadt der Ukraine
besetzt, von Verhängung des Notstands
war die Rede, was Klitschko
und die Opposition unbedingt
vermeiden wollen, um die Chancen
auf eine politische Lösung des
Machtkampfs aufrechtzuerhalten.
Bei diversen Demonstrationen ist
Verhandlungen mit Präsident Janukowitsch (2. von links) – die Mienen der Oppositionellen um Vitali Klitschko (2. von rechts)
sprechen Bände
es jedoch auch schon zu Ausschreitungen
mit hunderten Verletzten
und mittlerweile auch Toten gekommen.
Vitali Klitschko trägt eine
schusssichere Weste unter seiner
dicken Winterjacke, bekam zudem
schon eine Ladung aus einem Feuerlöscher
ab. „Es war für mich eine
Situation wie im Krieg: Die Polizei
schoss mit Tränengas, von Demonstrantenseite
flogen Steine – und als
ich zu vermitteln versuchte, sprühte
mir ein wütender Demonstrant
mit einem Feuerlöscher direkt ins
Gesicht“, so Klitschko. „Ich bekam
in dem Augenblick kaum noch Luft
und meine Augen waren wie verätzt.
Stundenlang hatte ich vorher
versucht zu vermitteln, Gewalt zu
verhindern.“
Gewalt, Scherbenhaufen,
Verletzte, Tote – deswegen traf
sich Vitali Klitschko nach dem
Feuerlöscherangriff mit Präsident
Janukowitsch, um noch einmal
neu zu verhandeln. Nach weiteren
Ausschreitungen machte Janukowitsch
der Opposition schließlich
das Angebot, führende Regierungsämter
zu
übernehmen.
Der
frühere
Außenminister
Arseni
Jazenjuk
sollte
neuer
Regierungs-
chef und Klitschko dessen Stellvertreter
werden, was Vitali Klitschko
kategorisch ablehnte. „Das war
ein vergiftetes Angebot von Janukowitsch,
um unsere Demonstrationsbewegung
zu spalten. Wir werden
weiter verhandeln und fordern
weiterhin vorzeitige Neuwahlen.
Der Protest der Ukrainer gegen den
korrupten Präsidenten darf nicht
umsonst gewesen sein.“
Da Fritz Sdunek die ganzen
Bilder im Fernsehen zu den Ausschreitungen
und die Berichterstattung
in den Zeitungen aufmerksam
mitverfolgt, versuchte
er Vitali Klitschko tagelang per
Telefon zu erreichen. Er hatte die
Angst, Klitschko könne ins Gefängnis
gesteckt oder das Opfer
körperlicher Gewalt werden. Als
er ihn schließlich erreichte, versicherte
ihm der Ukrainer, dass
sich Sdunek keine Sorgen machen
müsse. „Er sei zwar körperlich
fertig, da er derzeit unter Schlafmangel
leidet, pro Nacht nur rund
drei Stunden schläft, aber er hörte
sich sehr gefestigt und selbstsicher
In eisiger Kälte wird Vitali
Klitschko nicht müde, zu den
Demonstranten zu reden
WSB sagt
Kiew-Reise ab
Die deutsche WSB-Boxstaffel
sollte am 1. Februar in Kiew
gegen die Ukraine antreten,
doch Ulrich Bittner, der WSB-
Chef, sagte die Reise wegen der
Unruhen ab. Da am 8. März der
Rückkampf in Deutschland geplant
ist, schlug er den Ukrainern
vor, den ausgefallenen
Kampf einen Tag später durchzuführen.
Also: beide Kämpfe
in Deutschland.
an“, so Sdunek. Zusätzlich zehrt
die Kälte mit teils Minusgraden im
zweistelligen Bereich an den Kräften
des Schwergewichtlers. „Ohne
die Kondition eines Boxers würde
ich das hier wohl alles nicht aushalten“,
meinte Klitschko.
Dass er die ganze Geschichte
bis zum Ende durchzieht, daran
zweifelt Fritz Sdunek weiterhin
nicht: „Vitali hat sich in den Kopf
gesetzt, den Präsidenten zu stürzen
und vor dem Ziel wird er nicht
zurückweichen.“ Er selbst habe
bisher noch nicht darüber nachgedacht,
Vitali vor Ort zu unterstützen,
wie es derzeit Bruder Wladimir
wieder tut. Vitali Klitschko
wolle auch nicht, dass sich jemand
anderes in Gefahr bringe, so Sdunek.
Nach dem Telefonat war Sdunek
zumindest erst mal beruhigt,
dass es Vitali Klitschko – abgesehen
vom Schlafmangel – einigermaßen
gutgeht. Was sich in Kiew
allerdings noch alles ereignen
wird, werden die nächsten Tage
oder auch Wochen zeigen.
BoxSport
15
Vor 18 Jahren schrieben sie in zwei heißen Kämpfen deutsche Box
Henry Maske und Graciano Rocchigiani
schrieben 1995 in zwei Ringschlachten
um die Weltmeisterschaft im Halbschwergewicht
deutsche Boxgeschichte,
nun wurden sie 50 Jahre alt. Rocchigiani
am 29. Dezember 2013, Maske am
6. Januar 2014.
Maske ist längst Geschäftsmann und als
Franchisenehmer von zehn McDonald’s-
Restaurants wirtschaftlich überaus erfolgreich,
Graciano Rocchigiani bezog,
bis er vor wenigen Wochen beim Deutschen
Team der World Boxing Series als
Trainer angestellt wurde, Hartz IV, saß
zwischenzeitlich im Gefängnis. Ihre Wege
sind unterschiedlich verlaufen, dennoch
kreuzen sie sich immer wieder. Bei
der Party zum 50. Geburtstag von Maske
im Freizeitpark Rust weilte Rocchigiani
unter den Gästen. In einem gemeinsamen
Interview mit Gunnar Meinhardt
plauderten die beiden über die großen
Kämpfe von 1995 sowie ihr Leben nach
der Karriere. Was die wenigsten wussten:
Graciano Rocchigiani wollte Maske
einst als Trainer verpflichten.
Rocky (links) und der „Gentleman“ lieferten sich 1995 zwei heiße
Schlachten im Ring
Warum Rocky Henry M a
Welche Eigenschaften der eine gerne vom anderen hätte u
• Wer war eigentlich damals,
1995, der bessere Boxer?
Rocchigiani: Ich denke, er
war der deutlich besser ausgebildete
Boxer. Da war ich ja noch
in den Kinderschuhen und eben
nicht professionell.
Maske: Die Frage kann man
so nicht beantworten. Wir übten
ja keinen messbaren Sport aus.
Aber eines dazu: Wenn – abgesehen
von einer Ausnahme, die es
ab und zu gibt – jemand aus der
Bundesrepublik gegen jemanden
im Spitzenbereich aus der
DDR eine Chance hatte, dann
hatte der DDR-Sportler etwas
falsch gemacht.
• Freunde sind Sie ja nie
gewesen. Obwohl Sie sich im
Ring so intensiv kennengelernt
haben, wie Sie beide sagen, und
auch sehr harmonisch miteinander
umgehen.
Maske: Dabei geht es um
Extremsituationen, die man gemeinsam
durchlebt hat. Danach
weißt du, wer dir da gegenüber
steht, was er noch auspackt,
was er noch bringen
kann. Es
muss nicht
zwingend
der Boxring
sein. Fakt
ist: In zwölf
Runden kann
es auf Messers
Schneide gehen.
Und gerade wenn
man bei uns den ersten
Kampf sieht: neunte Runde. Da
war ich kaputt, er hat mich umgeschubst,
ich bin umgefallen.
Rocchigiani: Ich war aber
auch kaputt (lacht).
Maske: Weiß ich doch. Ich
war mausetot, ich hatte völlig
überpaced. Und hatte noch
drei Runden am Hacken. Aber
da ziehst du dich nackt aus,
da kannst du dich nicht mehr
verstellen wie im Bewerbungsgespräch.
Aber in Extremsituationen,
die du auch in unserem
Sport erleben kannst, da musst
du dich zwangsläufig entblättern.
Und ich werde auch nie
Das Doppel-Interview:
Gunnar Meinhardt
mit Henry Maske und
Graciano Rocchigiani
vergessen, was Du in
der zwölften Runde
zu mir gesagt
hast, Graciano.
Rocchigiani:
Was
denn?
Maske: Na
siehste, haste
vergessen.
• Was war es?
Maske: Hat doch
nicht geklappt.
• Ihnen war klar, dass Sie
doch nicht gewonnen hatten?
Rocchigiani: Ja. Nicht, weil
ich für mein Empfinden verloren
hatte. Aber du merkst ja, wie die
Leute, Sauerland und Co., da
rumlaufen. So etwas spürst du,
oder Henry?
Maske: Natürlich.
• War Ihnen das denn auch
so klar?
Maske: Nein, klar war es
mir nicht. Es war ja definitiv ein
knapper Kampf.
• War die neunte Runde die
Runde des Kampfes?
Maske: Sie war sicherlich eine
ganz entscheidende, weil ich
angezählt wurde.
Rocchigiani: Nein, wurdest
du nicht.
Maske: Ach nee, stimmt.
Aber ich bin vor Schwäche umgefallen.
Und wenn ich aus dem
Kampf etwas Positives mitnehmen
soll, dann das: Hut ab, Maske,
dass du durchgehalten hast.
Rocchigiani: Ja, genau. Ich
dachte auch: Jetzt reicht’s!
• Haben Sie nicht gemerkt,
dass der andere auch mausetot
war und gleich umfällt?
Maske: Ich konnte es ja
nicht mehr provozieren. Ich war
ja froh, überhaupt selbst stehenzubleiben.
• Könnten Sie Freunde sein?
Fühlen Sie sich verbunden?
Rocchigiani: Ich denke
schon, ja. Das ist hier zwischen
uns ja nicht gespielt. Wir sind
beide keine Menschen, die sich
verstellen. Wenn er mich für ein
Arschloch halten würde, würde
er mir nicht ‚Guten Tag‘ sagen,
16 BoxSport
xgeschichte, jetzt feierten sie gemeinsam den 50. Geburtstag
denke ich. Ich war damals eben
der Buhmann, er der Gentleman.
Für die Werbung war das ja auch
gut, wir haben daran verdient,
zwei schöne Kämpfe gehabt vor
vielen Zuschauern. Dafür kann
ich ihn ja nicht hassen.
• In den Urlaub sind Sie
aber trotzdem noch nicht zusammen
gefahren.
Maske: Ich denke, es ist
uns beiden klar, dass wir natürlich
andere Typen sind. Ich respektiere
ihn für das, was er als
Mensch im Ring gemacht hat.
Das meine ich wirklich so. Denn
ich habe auch schon Sportler
kennengelernt, die waren tricky.
Ein Tiefschlag aber wäre nicht
Gracianos Ding.
• Wie haben Sie dann Gracianos
Eskapaden über die Jahre
zur Kenntnis genommen? Hatten
Sie so etwas wie Mitleid?
Maske: Wer braucht schon
Mitleid? Ich fand es einfach schade,
dass die andere Seite der Medaille,
die ja nun mal jeder hat,
Zur Geburtstagsparty im Europa Park begrüßte Henry Maske seine beiden ehemaligen
Kontrahenten Rocchigiani (links) und Virgil Hill (rechts)
aske als Trainer wollte
und welche Gemeinsamkeiten sie an sich feststellten
bei ihm so aussieht. Dass er so
schwach war und seine Stärken
nicht optimal und dauerhaft einsetzen
konnte. Ich kann es mir
wirklich vorstellen, dass es bei
Dir Situationen gab, auf die du
einfach keine Lust mehr hattest,
lieber die leichte Alternative
Nach dem zweiten
Aufeinandertreffen
freute sich Maske
(rechts) über
seinen erneuten
Sieg
nahmst und sagtest: Ich breche
jetzt hier aus.
Rocchigiani: Ja, das
stimmt.
• Graciano, gab es bei Ihnen
auch Situationen, wo Sie
gesagt haben: Ach, der Maske,
dieser aalglatte, politisch korrekte
Langweiler. Der
soll sich mal gerade
machen.
Rocchigiani: Ja,
es gab natürlich Situationen,
wo ich ihn
in Interviews gesehen
habe und das nicht
unbedingt prickelnd
fand. Aber er ist ja
auch ein ganz anderer
Typ. Er macht es ja im
Prinzip richtig. Er hat
ja nicht umsonst so eine
Firma.
• Würden Sie
Ihr Leben gegen das
von Henry eintauschen?
Rocchigiani:
Nein, er lebt ein ganz
anderes Leben, schon von Geburt
an. Er hat nach seiner
Boxkarriere viel auf die Beine
gestellt. Er ist ein viel zielstrebigerer,
sachlicherer Typ, ein Karriererist.
Das ist okay. Fakt ist:
Er ist ein Kämpfer, ich bin ein
Kämpfer. Und ich werde immer
ein Kämpfer bleiben. Ich gebe
nicht auf. Auch wenn es Phasen
gibt, wo es so ausschaut. Das
ist ein Fehler, den ich habe. Ich
versuche immer wieder auf die
Beine zu kommen. Dass es ihm
finanziell besser geht, ist klar,
aber das ist nicht alles. Ich bin
trotzdem einigermaßen zufrieden
mit meinem Leben. Klar
kann ich sagen, dies und das
bereue ich, aber das mache ich
nicht, weil es nichts bringt. Ich
habe ein schönes Leben gehabt.
Ich bin doch ein Glücksmensch,
Wenn ich jetzt abkratzen würde,
könnte ich sagen, ich habe
turbulente 50 Jahre gelebt. Wer
kann das schon von sich sagen?
• Gibt es eine Eigenschaft,
die Sie gern von ihm hätten?
Rocchigiani: (überlegt lange):
Klar, in vielen Situationen
wäre, was das Trinken und Feiern
betrifft, mehr Disziplin sinnvoll
gewesen.
• Und andersrum?
Maske: Unsere Schnittmenge
haben wir. Und um die Dinge,
die ihm im Wege stehen, muss
man nicht buhlen. Als Boxer
musst du dich zwingenderweise
selbst kennenlernen, um zu
wissen, welche Stärken, welche
Schwächen du hast. Mit den
Stärken musst du hausieren gehen,
die Schwächen musst du
kaschieren. Du musst mit dir
ein stückweit grün sein. Da lernt
man auch seine Schwächen zu
akzeptieren. Gracianos positiven
Eigenschaften sind höchst
anspruchsvoll. Das sind Dinge,
die ich an ihm mag.
• Trotzdem sind Sie sich seit
Ihrem Kampf am 14. Oktober
1995 immer aus dem Wege gegangen.
Rocchigiani: Das stimmt so
nicht. Es gab da mal eine Situa-
BoxSport
17
Henry und Rocky: Geheimtreff am Kölner Flughafen
tion in der Max-Schmeling-Halle
in Berlin, als Du mich gefragt
hast, ob ich Hilfe brauche.
• Was?
Rocchigiani: Ja, das hat er
getan. Seitdem sehe ich ihn noch
ganz anders.
• Wann war das?
Rocchigiani: Das war kurz
bevor ich in den Knast musste
und finanziell abgebrannt war.
Das war beim WM-Kampf zwischen
Walujew und Ruiz 2005.
Da kam er zu mir und fragte
mich, ob ich Hilfe brauche. Ich
habe aber gesagt, nee, brauche
ich nicht. Ich fand das stark, das
macht nicht jeder.
• Erzählen Sie mal, Henry.
Maske: Nein, ist schon gut,
es ist unwichtig. So nah, wie wir
uns heute in diesem Gespräch
sind, waren wir uns noch nie.
Rocchigiani: Stimmt.
Maske: Es gab nie eine Situation,
die es auf die Ebene
von heute brachte. Es gab aber
eine ganz andere Situation, ich
glaube vor Deinem Kampf gegen
Thomas Ulrich. Da verabredeten
wir uns am Flughafen. Kannst
Du Dich erinnern?
Rocchigiani: Nein.
Maske: Hast Du das vergessen?
Rocchigiani: Was war denn
da?
Maske: Hast Du mich nicht
gefragt, ob ich Dich trainieren
soll?
Rocchigiani: Ja, na klar.
• Sie baten ihn, Sie zu trainieren?
Rocchigiani: Ja. Wir machten
einen Termin und trafen uns
am Kölner Flughafen. Das war
im Frühjahr 2003 vor meinem
letzten Kampf. Ich wollte ihn
bitten, mich zu trainieren.
• Wie sind Sie darauf gekommen?
Rocchigiani: Ich wusste,
es wird schwer. Ich sah damals
so aus wie jetzt, wog über 90
Kilo. Ich wusste, ich brauche
einen, bei dem Disziplin immer
an oberster Stelle stand, nicht
nur als Sportler. Vor ihm hätte
ich auch Respekt gehabt, wenn
er mir etwas gesagt hätte. Und
es ist ja schwer, wenn du mit 39
Jahren noch einen letzten Kampf
machen willst. Da brauchst du
einen, auf den du hörst.
• Und wie haben Sie reagiert,
Henry?
Maske: Ich hatte unterschiedliche
Gefühle. Klar, kannst
du sagen, der sieht dich so, wie
du dich selber sehen würdest.
Dann würde ich auch zu mir
kommen und fragen: Würdest
du mich trainieren, ich vertraue
dir. Dass Graciano so weit geht,
ist nicht selbstverständlich, hat
mich aber sehr gefreut. Gleichzeitig
fragte ich mich: Wie soll
es möglich sein? Überschätze
ich mich nicht dabei? Ich hatte
die Erfahrung noch nie gemacht,
jemandem zu sagen, wie er was
trainieren soll. Das Ganze muss
auch eine Planbarkeit, eine
Sachlichkeit haben und inhaltlich
fundiert sein. Dass ich ihn
boxerisch korrigieren, auf einen
Gegner einstellen und Sicherheit
vermitteln kann, daran
hatte ich keine Zweifel. Aber
mit jemandem acht, neun Wochen
lang einen systematischen
Leistungsaufbau zu betreiben,
ist verdammt schwer. So etwas
mit einer Hausnummer wie Graciano
durchzuziehen, ist doch
etwas anderes als würde ich das
mit einem „Turnschuhboxer“
machen. Hinzu kam die Ungewissheit:
Was geschieht in Extremsituationen,
die zwangsläufig
kommen. Wenn es eng wird
im Training, wo er die Schnauze
mal voll hat und vielleicht sagt:
„Ich will nicht mehr.“ Hat er
dann noch immer die Motivation,
die er anfangs besaß? Das
Gefühl, das Bewusstsein, die Position?
Was ist dann?
• Sie meinen Rocchigianis
Unberechenbarkeit?
Maske: Genau. Ich hatte
auch nicht die Zeit dafür. Ich besaß
ja schon ein kompaktes Unternehmen.
Insofern war meine
Entscheidung, es nicht zu machen,
von vielen Fragezeichen
begleitet, bei denen ich nicht die
Chance sah, im Vorfeld die notwendigen
Antworten zu bekommen.
Das Brett war für mich eher
dünner als dicker.
• Waren Sie enttäuscht?
Rocchigiani: Klar war ich
das. Ich dachte, wenn er einen
Termin mit mir macht und extra
nach Köln kommt, stehen die
Zwei Cowboys unter sich: Maske und Rocchigiani (rechts) bei der Westernparty zu
Maskes Geburtstag
Chancen ganz gut. Aber er hatte
eben seine Gründe. Ich habe
das überhaupt nicht persönlich
genommen.
• Henry, waren Sie enttäuscht,
dass er Ihr Hilfsangebot
2005 ausgeschlagen hat?
Maske: Er hat nicht gesagt,
dass er sich nicht helfen lassen
will, sondern, dass er es allein
schafft. Er hat es nicht abgelehnt.
• Gehen Sie eigentlich zur
Vorsorgeuntersuchung? Ein
Mann um die 50 sollte das regelmäßig
tun.
(Maske greift nach seinem
Handy und zeigt seinen elektronischen
Terminkalender mit dem
Eintrag „Darmspiegelung“)
Maske: Seit August steht
das hier drin. Aber noch habe
ich keinen Termin gemacht.
Anfang des Jahres tue ich das
definitiv. Wir werden ja nicht
knackiger.
Rocchigiani: Ich habe erst
vor kurzem Blut abnehmen lassen
und war beim Herzspezialisten.
Alles war gut, auch die
Leberwerte (lacht).
• Was verändert sich für Sie
jetzt mit 50? Für so manch einen
ist das ja eine ganz schlimme
Zahl.
Rocchigiani: Ich mache mir
darüber keinen Kopf. Wenn ich
mich wohlfühle, ist es doch alles
okay. Ich hoffe, dass ich und
die, die mir wichtig sind, gesund
bleiben und es mit meiner Arbeit
läuft.
Maske: Wer wird schon
gern älter? Ich glaube, das ist
niemandem egal. Aber es ist so.
Es hängt doch von jedem einzelnen
ab, wie er damit umgeht.
Graciano und ich nehmen es
so, wie es ist, und machen das
Beste daraus, ohne zu stöhnen
und Trübsal zu blasen. Ich habe
keine Probleme mit der 50.
• Was wünschen Sie sich für
die nächsten 50 Jahre?
Maske: Wenn’s noch mal
50 werden, möchte ich mir viel
mehr Freiräume für meine Frau
nehmen. In den letzten Jahren
habe ich viel mehr Arbeitszeit
als Freizeit verlebt. Das möchte
ich gern umdrehen.
Rocchigiani: Wer weiß, wie
alt ich werde. Gesundheit steht
an erster Stelle. Ich hoffe, dass
die World Boxing Series Zukunft
hat, für die ich jetzt als Trainer
arbeite. Das wäre für den gesamten
deutschen Boxsport gut.
• War es eine Frage der Ehre,
dass Sie dem Treffen beide
zugestimmt haben?
Maske: Es ist überhaupt
keine Frage der Ehre, sondern
der Freude, das sage ich ganz
offen.
Rocchigiani: Für mich
auch.
Maske: Ohne Frage, für viele
ist die Konstellation, so wie
wir heute zusammensitzen,
schwer vorstellbar. Und es ist
auch für uns vor Jahren schwer
vorstellbar gewesen. Wenn sich
unsere Wege aber mal kreuzten,
haben wir sehr wohl gespürt,
wie der andere fühlt. Da gibt es
eine Ebene, auf der wir uns beide
sehr wohl fühlen.
Rocchigiani: Eine gewisse
Sympathie ist vorhanden, ganz
einfach.
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Rund 300 Gäste feierten mit dem Gentlema n
Henry Maske (3. v. l.) mit seinen Gastgebern Jürgen
(r.) und Roland Mack (l.) vom Europa Park sowie deren
Ehefrauen Mautricia (2. v. l.) und Marianne (2 .v. r.)
plus Elvira und Günter Netzer
Netzer: „Henry ist ein Gig
Waldemar Hartmann (r.) interviewte
Maske und Virgil Hill (l.)
Ulli Wegner (r.), Yoan
Pablo Hernandez (l.)
und Henry Maske
fühlten sich als
Cowboys sichtlich wohl
Virgil Hill (mitte) von
„Sauerländern“ umzingelt:
Promoter Kalle Sauerland
(l.) und Patricia Sattel,
die Event-Managerin des
Sauerland-Stalls
Ein Küsschen von
Mareile Höppner
in Ehren kann ein
Geburtstagskind nicht
verwehren, da hat auch
Fritz Sdunek (rundes
Bild) großen Spaß
20 BoxSport
n-Boxer eine rauschende Geburtstagsparty
Als Gentleman in einem
eleganten Abendanzug
empfing er seine
Gäste zu einer rauschenden
Party – ein Gala-Dinner
garniert mit einem fantastischen
Showprogramm. Am nächsten
Morgen fing dann Henry Maske
mit einem Lasso seine Gäste
wieder ein – als Cowboy zu einem
zünftigen Westernbrunch,
bei dem alle Gäste im Westernlook
erschienen. Rund 300
Freunde und Weggefährten hatte
der nach Max Schmeling wohl
populärste deutsche Boxer aller
Zeiten zu seinem 50. Geburtstag
in den Ferienpark Rust gelockt.
Dabei auch die Fußballlegende
Günter Netzer mit seiner Frau
Elvira, der den Box-Champion
mit den Worten huldigte: „Er ist
ein Gigant unter den deutschen
Sportlern.“ Ulli Wegner, der Startrainer
unter den deutschen Boxern,
ergänzte: „Henry hat nach
der Wende das deutsche Boxen
Zusammen mit seiner Frau Manuela
aus der Schmuddelecke geholt.“
rockte der Gentleman die Showbühne
ant des deutschen Sports“
Drei Jahre war er Weltmeister
im Halbschwergewicht, seine
TV-Quoten waren gigantisch
und in den VIP-Räumen waren
damals mehr Gäste als heute Besucher
bei so mancher Amateurveranstaltung.
Aus Kalifornien
war Virgil Hill eingeflogen, der
Mann, der Maske 1996 die einzige
Niederlage in seiner Profikarriere
beibrachte. Dies korrigierte
allerdings „Sir Henry“ zehn Jahre
später, als ihm mit 43 Jahren
ein sensationelles Comeback
und die Revanche gegen Hill gelangen.
Dabei im Europa Parka auch
Graciano Rocchigiani, der sich
1995 mit Maske zwei unvergessliche
Ringschlachten lieferte.
Weitere Gäste aus der Box-Szene:
Neben Ulli Wegner waren
die Trainerkollegen Fritz Sdunek
und Karsten Röwer gekommen.
Dabei auch Promoter Kalle Sauerland,
der seinen Vater Wilfried
vertrat, der aus geschäftlichen
Gründen in seiner Heimatstadt
Kapstadt festgehalten wurde.
Wilfried Sauerland war es,
der Maske als Manager und
Promoter durch seine Profikarriere
begleitete. Ebenfalls in all
den Jahren an seiner Seite war
Trainer Manfred Wolke. Auch er
konnte nicht kommen, die Ärzte
hatten den Box-Professor wegen
Herzproblemen von der Reise
nach Rust abgeraten. Axel Schulz,
Maskes Mitstreiter im Wolke-Stall
in den 80er Jahren, sagte ab, weil
seine Tochter am gleichen Tag Geburtstag
hatte.
Dafür war aber eine Abordnung
aus dem Max Schmeling-
Film gekommen, in dem Henry
Maske die Hauptrolle spielte. An
der Spitze Box-Weltmeister Yoan
Pablo Hernandez, der Joe Louis
mimte, sowie Susanne Wüst alias
Anny Ondra und Arved Birnbaum,
Can-Can-Revue-
Tänzerinnen dürfen bei
einer guten Westernshow
natürlich nicht fehlen
bei dem Maske Schauspielunterricht
genommen hatte. Am Tisch
der Schauspieler wurden noch gesehen
die Star-Entertainerin des
DDR-Fernsehens, Dagmar Frederic,
sowie Radsport-Legende Rudi
Altig. Von der ARD waren u.a. gekommen
die Moderatorin Mareile
Höppner, Alexander Bommes,
Moderator des Sportschau-Clubs,
sowie sein Vorgänger Waldemar
Hartmann. RTL war u.a. mit Ex-
Chefredakteur Hans Mahr mit
Ehefrau Katja Burkard sowie dem
RTL aktuell-Moderator Andreas
von Thien vertreten.
Hans Reski
Komm hol‘ das Lasso
raus… Henry Maske ist
voll und ganz in seinem
Element
Andreas
Thien
will doch
nur spielen
– der
Revolver
hat nur
Platzpatronen
BoxSport
21
Ans Ende seiner Boxkarriere
denkt Yoan
Pablo Hernandez
nicht. Warum auch?
Schließlich ist der Kubaner mit
dem deutschen Pass erst 29 Jahre
alt. Fünf, sechs Jahre wolle er
schon noch boxen, sagt der IBF-
Weltmeister im Cruisergewicht.
Aber Hernandez hat immerhin
schon eine klare Wunschvorstellung
von einer Karriere nach
der Karriere. „Ich möchte Filmschauspieler
werden“, verriet
er auf der opulenten Party zu
Henry Maskes 50. Geburtstag im
Europa Park im südbadischen
Rust.
Irgendwie beim Cocktail-
Empfang im Hotel „Bell Rock“
kamen wir auf den Film „Max
Schmeling“ und die Dreharbeiten
im Juni 2009 in Zagreb zu
sprechen. „Das hat mir solchen
Spaß gemacht, dass ich seitdem
daran denke, einmal Schauspieler
zu werden, wenn ich nicht
Den Schlafzimmerblick
manch eines
Leinwandhelden hat
Yoan Pablo Hernandez
bereits drauf, vielleicht
schafft er es nach
seiner Box-Karriere
noch mal als Cowboy in
einen Westernstreifen
Im Max-Schmeling-Film besprechen Henry Maske alias Max Schmeling (rechts)
und Hernandez alias Joe Louis die Szene, in der Louis k.o. geht (Bild oben). Die
österreichische Schauspielerin Susanne Wüst, die Anny Ondra spielte (Bild unten),
attestierte Hernandez das meiste Schauspieltalent der Boxer. Zusammen mit Arved
Birnbaum (rechts im Bild), der den Reichssportminister Hans von Tschammer und
Osten spielte und Maske nebenher noch Schauspielunterricht gab, war sie Gast auf
Maskes Geburtstagsparty und hatte auch dort viel Spaß
Seit er im Max Schmeling-Film den legendären J
Hernandez tr
von Karriere
Film-Schausp
Am 8. März verteidigt er seinen WM-Titel gegen st
mehr Boxer bin“, sagte Hernandez
mit seinem gewinnenden Lächeln.
Henry Maske spielte Max
Schmeling, Yoan Pablo Hernandez
mimte Joe Louis. Das Kuriose
an den Kampfszenen: Die
beiden Rechtsausleger mussten
sich auf die Normalauslage der
Legenden umstellen.
Das ganze Drumherum, das
Flair bei den Aufnahmen, die
Hollywood-Atmosphäre, die
Berufsschauspieler haben den
Laiendarsteller begeistert. Der
Traum von der Filmkarriere geht
ihm seitdem nicht mehr aus dem
Kopf. Die Dreharbeiten für den
ersten der beiden Louis-Kämpfe
dauerten geschlagene zwölf
Stunden. Nach dem K.o.-Schlag
Schmelings, der als „What a
right hand!“ in die Geschichte
einging, musste Hernandez
mehrmals minutiös den genauen
Bewegungsablauf des Zubodensackens
in der zwölften Runde
vom Treffer bis zum „Out“ und
der korrekten Bauchlage am Boden
wiederholen. Erst dann war
Regisseur Uwe Boll endlich zufrieden.
Nun sind es nicht Kampfund
die beiden K.o.-Szenen
(Louis gewann die Revanche
bekanntlich in der ersten Runde),
die etwas über Hernandez‘
schauspielerisches Talent
aussagen könnten. Es ist die
kurze und einzige Begegnung
zwischen den beiden im Waschund
Toiletten-Trakt vor dem
ersten Kampf, in der Hernandez
sein natürliches Mienenspiel
zeigen kann. Cool wie Denzel
Washington ließ Hernandez
alias Louis im Dialog Maske als
Schmeling wissen, dass er ihn
schon in der ersten Runde k.o.
22 BoxSport
Joe Louis gespielt hat
räumt
als
pieler
starken Polen Kolodziej
schlagen werde. „Pablo war an
den Drehtagen von allen Boxern
der lockerste und talentierteste
Schauspieler“, hatte die Wiener
Hauptdarstellerin Susanne Wüst
alias Anny Ondra beobachtet.
Hernandez war in Zagreb
nicht nur von Laien aus der Boxszene
umgeben, sondern vor allem
von Profis aus der Film- und
Fernseh-Branche. Darunter Heino
Ferch, der mit Schiebermütze
großartig in die Rolle als Schmelings
umtriebiger Trainer Max
Machon schlüpfte. Der Zufall
wollte es, dass am Montag nach
der Maske-Party besagter Ferch
in der neuen Folge der ZDF-Serie
„Spuren des Bösen“ unter dem
Titel „Zauberberg“ als Kriminalpsychologe
die Hauptrolle spielte.
„Leider habe ich die Sendung
verpasst“, sagte Hernandez auf
Rückfrage. „Ich hätte Heino gerne
bewundert.“
Man kann sich diesen Yoan
Pablo Hernandez dereinst
durchaus als ersten schwarzen
Tatort-Kommissar vorstellen.
Der Boxer strahlt Charme, Tatkraft
und Natürlichkeit aus,
kommt mit einer stattlichen Figur
von 1,93 Metern und mit der
Hautfarbe eines Muhammad
Ali und Barack Obama daher.
„Wenn ich eines Tages nicht
mehr in die Trainingshalle gehe,
werde ich Schauspielunterricht
nehmen“, hat sich der Noch-
Boxer vorgenommen. Jetzt
schon nebenher eine Theater-
Schule besuchen, würde die
Konzentration auf das Boxen
stören. Hernandez (29 Kämpfe,
28 Siege) macht keine halben
Sachen. Zur Zeit ist er voll auf
den 8. März fokussiert, auf die
erste freiwillige Titelverteidi-
In 33 Kämpfen ungeschlagen…
… kommt der polnische Cruisergewichtler Pawel Kolodziej im März in die Berliner Max Schmeling Halle, um Hernandez den Titel
abzunehmen. 18 K.o.-Siege gelangen dem 29 Jahre alten Weltranglisten-Zweiten der IBF bisher als Profi, in Deutschland tritt
er nun zum sechsten Mal an – einen WM-Kampf bestreitet er indes zum ersten Mal in seiner Karriere
Ehefrau Sally
(links) rät ihrem
Mann, den
Kontakt zu den
Schauspielern
und ehemaligen
Kollegen aus dem
Max Schmeling-
Film zu halten
gung gegen den unbesiegten
Polen Pawel Kolodziej in der
Berliner Max-Schmeling-Halle.
So gesehen, begegnet Hernandez,
diesmal als er selbst, der
Ikone symbolisch wieder. Die
Realität im Ring: Kolodziej (33)
hat alle 33 Kämpfe gewonnen,
davon gut ein halbes Dutzend
in Deutschland, misst ebenfalls
1,93 Meter und besitzt als
Weltranglisten-Zweiter der IBF
– die Nummer eins ist unbesetzt
– eigentlich den Status eines
Pflichtherausforderers, wie zuletzt
Alexander Alekseev (K.o.
10. Runde), Troy Ross (Punktsieg)
und Steve Cunningham
(Punktsieg).
Auch wenn sich alles nur
ums Boxen dreht: „Schatz, pflege
die Kontakte zu den Schauspielern“,
rät Sally Hernandez ihrem
Mann. Die Eheleute können sich
übrigens nicht in ihrer Muttersprache
unterhalten. Sie stammt
aus dem frankofonen Kamerun
und spricht kein Spanisch, der
gebürtige Kubaner, der 2005
nach dem Chemie-Pokal in Halle
nicht mehr in seine Heimat Pinar
del Rio zurückgekehrt war, kann
kein Französisch. Das Ehepaar
verständigt sich ein bisschen auf
Englisch, aber immer mehr auf
Deutsch. Die beiden Kinder sind
zu beneiden. Sohn und Tochter
wachsen viersprachig auf.
Kontakte zu wem? Zu Heino
Ferch (50) und zu Til Schweiger
(50), der vor Maske schon Schmeling
in dem Film „Max&Joe“
spielte. Schweiger, der Hamburger
Tatort-Kommissar Nick
Tschiller, ist Boxfan und dürfte
am 8. März am Ring sitzen, hat er
doch in seiner Jugend selbst als
Amateur geboxt. Wie übrigens
auch Jean-Paul Belmondo (80),
der zwischen 1949 und 1952 in
sechs Kämpfen (fünf K.o.-Siege)
unbesiegt blieb, ehe ihm als
Schauspieler in Jean-Luc Godards
Schwarz-Weiß-Klassiker
„Außer Atem“ der Durchbruch
zum Filmstar gelang.
So mancher Boxchampion
wurde wegen seiner aktuellen
Berühmtheit schon mal für einen
Film engagiert. Für Max Schmeling
– in der Hauptrolle – wurde
sogar eigens „Liebe im Ring“ gedreht,
mit dem legendären Lied
„Das Herz eines Boxers“. Gustav
„Bubi“ Scholz mimte während
der James-Dean-Welle als amtierender
Europameister 1960
einen Lederjacken-Typen an der
Seite von Klaus Löwitsch, Chris
Howland, Renate Ewert und Vivi
Bach. Filmtitel: „Geh‘n Sie nicht
allein nach Hause“.
Aus kleinen Boxern sind große
Film- und Fernsehstars geworden,
aus berühmten Boxern indes
keine bewunderten Schauspieler.
Trendwende anno 2020? Yoan Pablo
Hernandez träumt jedenfalls
davon, als erster Boxweltmeister
auch bei Film und Fernsehen Karriere
zu machen. H. Scherzer
BoxSport
23
Stieglitz vs. Abraham,
dritter Akt
1:1 steht es nach den
beiden bisherigen Duellen, nun
steigt am 1. März in Magdeburg der dritte WM-
Kampf im Super-Mittelgewicht zwischen dem WBO-Weltmeister
Robert Stieglitz und Pflichtherausforderer Arthur
Abraham. BoxSport besuchte Stieglitz ein paar Wochen vor
dem Fight im SES-Gym.
WM-Kämpfe
von Ronert
und Hammer
Mit den WM-Duellen der Doppelweltmeisterin
Christina Hammer und von IBF-Junioren-Weltmeister
Dennis Ronert wird die große
SES-Box-Gala am 01. März in der Magdeburger
GETEC-Arena verstärkt.
Im Programm der WBO-Weltmeisterschaft
von Robert Stieglitz gegen Arthur Abraham wird
die ungeschlagene WBO-/WBF-Weltmeisterin
im Mittelgewicht Christina Hammer als die absolute
Nummer eins ihrer Gewichtsklasse ihre
WM-Gürtel gegen Jessica Balogun aus Aachen
verteidigen. „Team Deutschland“ Boxer Dennis
Ronert (19-0-0 (14)) aus Koblenz will sich in seiner
ersten Titelverteidigung beweisen. Mit dem
ungeschlagenen Albaner Shefat Isufi (12-0-2
(8)) steht ihm ein 23 Jahre alter aufstrebender
Herausforderer gegenüber, der als besonders
schlagstark gilt. Da Ronert auch als K.o.-König
gilt und sich so seinen Kampfnamen „Der Bomber
vom Rhein“ erkämpft hat, ist ein Duell mit
einem offenen Schlagabtausch zu erwarten.
Christina Hammer (16-0-0 (8)), die 23 Jahre
alte Doppelweltmeisterin im Mittelgewicht aus
Dortmund, ist nach ihrem einmaligen Ausflug
im Mai 2013 in das Super-Mittelgewicht und der
klaren Eroberung auch dieser beiden WM-Gürtel
wieder in ihrer eigentlichen Gewichtsklasse,
dem Mittelgewicht, unterwegs. Im Jahr 2013 besiegte
sie dort die Schwedin Mikaela Lauren in
Dresden und in Frankfurt/Oder die Mexikanerin
Carmen Garcia klar und deutlich.
24 BoxSport
Weltmeister Robert Stieglitz s
„Hallo Arthur, i
neue Überrasch
Trainer Dzemski legt sich w
Die Gegend um das
SES-Box-Gym in Magdeburg-Olvenstedt
ist
nicht wirklich einladend.
In vielen Plattenbauten
wirken die leeren Fensterhöhlen
bisweilen gespenstisch.
Hunderte Familien des einstigen
DDR-Neubauviertels sind
längst weggezogen. Das Gym
der SES-Profis strahlt da wie ein kleiner
Leuchtturm. Nicht, dass man in der Halle
gemütliche Runden verbringen möchte,
aber für die Boxer ist das weiträumige
Trainer Dirk Dzemski (links) und sein Schützling haben sich für die
Neuauflage gegen „King Arthur“ was Neues einfallen lassen
Klein-Arena ideal. „Jeden Tag ist hier Betrieb“,
sagt Trainer Dirk Dzemski und zeigt
auf seine Boxer. Tom Schwarz trommelt
auf einen Sandsack, Moritz Stahl schwitzt
beim Krafttraining. „Nach meinen zwei
Schulteroperationen muss ich mir
wieder Kraft antrainieren“, sagt er.
Felix Lamm übt sich wie der US-
Boxer Dario Bredicean beim Schattenboxen
und Junioren-Weltmeister
Dominic Bösel versucht sich bei
der Tatzenarbeit.
„Hier gibt es keine Ruhe. Jeden
Tag sind wir am Morgen und am
Nachmittag in der Halle. Ich arbeite
so hart wie vielleicht noch nie“,
meint WBO-Weltmeister Robert
Stieglitz. „Ich will die Trilogie mit
Arthur Abraham zu meinen Gunsten
beenden“, gibt sich der Super-
Mittelgewichtler überzeugt und mit einem
Grinsen fügt er hinzu: „Wir wissen, dass
ich nicht zweimal mit der gleichen Taktik
wie im Frühjahr 2013 gegen Arthur gewinnen
kann. Wir haben uns deshalb eine
Überraschung ausgedacht. Da werden Arthur
und dessen Trainer Ulli Wegner ganz
schön staunen.“ Auf welche Überraschung
können wir uns da freuen? „Auf solche
Trickfragen falle ich nicht herein. Wartet
bis zum 1. März, dann werdet ihr alle staunen“,
bleibt Stieglitz verschwiegen. Natürlich
lässt sich auch Trainer Dirk Dzemski
das Geheimnis nicht entlocken. Nur so viel
sagt er: „Wir machen in
der Vorbereitung auf den
wichtigen Kampf keine
Experimente. Wir gehen
nicht ins Höhentraining.
Der Kampf findet in der
Bördeland-Halle 36 m
über dem Meeresspiegel
statt, deshalb bereiten
wir uns in unserem Gym
in 36 m Höhe auf den
Kampf vor. Roberts Haus
liegt nur fünf Autominuten
entfernt. Dadurch
geht keine Zeit durch lange
Fahrten verloren. Zur
Abwechslung fahren wir
höchstens ein paar Tage
an die Ostsee. Wir sind
übrigens auf unseren
Manager Ulf Steinforth stolz, dass er den
Kampf nach Magdeburg geholt hat.“
Stieglitz, der 32 Jahre alte Champ, will
sich von Arthur, wie er sagt, „die Party
nicht versauen lassen. 2013 war wie ein
Robert Stieglitz – und auch Trainer Dzemski freuen sich, dass
Manager Ulf Steinforth (links) den Kampf nach Magdeburg
geholt hat
strotzt vor Selbstbewusstsein
ich habe eine
ung für dich“
wieder mit Ulli Wegner an
Selbstbewusst und
völlig entspannt sieht
der Weltmeister seiner
nächsten Titelverteidigung
entgegen
Entschlossen hämmerte
Stieglitz im zweiten Kampf
auf Arthur Abraham (links)
ein
Traum. Ich wurde gefeiert und bin ganz oben.
Dort will ich noch eine Weile bleiben.“ Der
Wunsch ist verständlich. Stieglitz ist Magdeburger
Botschafter und wurde zum „Sportler
des Jahres Sachsen-Anhalts“ und zum
„Boxer des Jahres“ in Deutschland gewählt.
Vor allem Letzteres kann er kaum fassen:
„Ich bin ‚Boxer des Jahres’, obwohl auf dem
Stimmzettel Boxer wie Wladimir Klitschko,
Marco Huck, Felix Sturm, Jürgen Brähmer
und Jack Culcay standen. Die Wahl ist eine
hohe Ehre. Dazu erhielt ich von der WBO neben
dem Ehrenring eine Erinnerungstafel als
Auszeichnung. Diese Ehrungen strebe ich in
diesem Jahr noch einmal an.“
Der Ruhm gefällt auch Trainer Dzemski,
wenn er zugibt: „Der zweiten Rang bei der
Trainerwahl hat mich angesichts der namhaften
Konkurrenz schon sehr überrascht.
Für mich ist das als jüngster Trainer unter
den Auswahlkandidaten wie ein Ritterschlag.
Noch lieber wäre mir allerdings der
zweite Platz hinter Fritz Sdunek. Er ist ein
richtige Großer, von dem ich viel gelernt
haben.“ Freunde werden Dirk Dzemski und
Ulli Wegner, elfmaliger „Trainer des Jahres“
wohl auch nicht mehr.
Die Last der Vorbereitung
auf den
großen Fight am
1. März vor bereits
ausverkauftem Haus
in Magdeburg muss
Dirk Dzemski nicht
allein tragen. Mit Rene
Friese, Falko Besser,
Mario Meier und
dem Sport-Psychologen
Jörg Schmittendorf
stehen ihm
weitere Trainer zur
Seite. Trotzdem gibt
Dirk Dzemski unumwunden
zu: „Ich bin
froh, dass Christina
Hammer wieder zu
ihrem alten Trainer
nach Dortmund zurückgekehrt
ist.“
Der Trainer erklärt,
warum: „Ein Frau
braucht mehr Pflege
und Aufmerksamkeit
als ein Mann.
Im Training machen Dirk
Dzemski (rechts) und
Stieglitz keine großen
Experimente, wovon sich
zahlreiche Fans beim öffentlichen
Training überzeugen können
Die Frauen sind viel wissbegieriger als Männer.
Der Zeitaufwand für eine Boxerin ist
ziemlich groß, so dass die Gefahr besteht,
die anderen Boxer zu vernachlässigen.“
Jetzt ist das SES-Gym in Magdeburg wieder
eine reine Männergesellschaft.
Um sich auf das WM-Duell mit Arthur
Abraham voll und ganz konzentrieren zu
können, lässt Robert Stieglitz im Moment
auch die Nachforschungen um seinen Adelstitel
bis zum März ruhen. „Wir haben bis
jetzt herausbekommen, dass unser Urururur-Großvater,
ein Adliger Herr von Stieglitz,
1856 von Düsseldorf an die Wolga gezogen
ist. Dessen Sohn war dann am Zarenhof in
St. Petersburg Beamter. Durch die Revolution
1917 verlieren sich die Spuren. Man muss
unheimlich viel Zeit aufbringen, um in den
Archiven fündig zu werden. Ich habe jetzt
aber einen Tipp erhalten. Vielleicht stoßen
wir in den Archiven des ehemaligen Schlosses
von Zarin Katharina in Zerbst, 50 Kilometer
von Magdeburg entfernt, auf Quellen.
Katharina die Große starb zwar 1796, aber
man weiß ja nie. Nach dem WM-Kampf fahre
ich jedenfalls dort einmal hin.“
Manfred Hönel
BoxSport
25
Stieglitz vs. Abraham,
dritter Akt
Am 1. März,
beim dritten Duell mit
Robert Stieglitz, geht es für
Arthur Abraham um Alles oder
Nichts. Bei einer Niederlage ist
wohl seine große Karriere zu
Ende. Er aber glaubt an einen
Sieg und will dann noch drei
Jahre weiter boxen. Wie er den
Kampf gewinnen will, sagt er im
BoxSport-Interview.
BoxSport: Zwischen Ihnen
und Robert Stieglitz steht es 1:1.
Nun findet am 1. März das dritte
Duell statt. Was glauben Sie, wie
diese Ring-Trilogie endet?
Arthur Abraham: Ich werde
die Trilogie zu Ende schreiben
und klar gewinnen.
BoxSport: Der Kampf findet
wieder in Magdeburg statt, empfinden
Sie diese Entscheidung
nicht als ungerecht?
Arthur Abraham: Ich habe
damit kein Problem. SES hat die
Versteigerung gewonnen, also
steht ihnen der Kampf zu. Mich
lässt das ziemlich kalt. Ich habe
in ganz Deutschland meine
Fans, auch in Magdeburg.
26 BoxSport
Das
Voll Vorfreude trainiert Abraham in Kienbaum, ein derart
langes Trainingslager hat er bisher noch nie durchgezogen
BoxSport: Im Berliner
Olympiagelände verfügt
Sauerland-Event über eine
bestens ausgestattete Trainingsstätte.
Warum zogen Sie
trotzdem ins Trainingslager
nach Kienbaum um?
Arthur Abraham:
Trainer Wegner ist ein
Fan von Kienbaum. In
Berlin gibt es viel Ablenkung.
Hier haben wir
unsere Ruhe. Trainieren,
essen, schlafen und in der
Freizeit lesen oder ein bisschen
Fernsehen. So kannst du
dich voll
auf die
Aufgabe
sport
INTERVIEW
Manfred Hönel mit Arthur Abraham
konzentrieren,
die ja
nicht einfach
ist. Außerdem
wurde meine Ernährung
mit der Küche
in Kienbaum abgestimmt.
Ich vermeide
dadurch
Gegen Robert Stieglitz
will „King Arthur“ den
Hammer rausholen –
und demonstriert das
schon mal bildlich
Gewichtsprobleme.
Wer mit mir
reden will, muss
sich halt den Weg
nach Kienbaum machen,
was sich lohnt.
Hier ist es nicht nur
ruhig, sondern auch
schön. Außerdem
„Nach me
ist Rober
Aufgepasst – Arthur Abraham ist fest entschlossen, die
Trilogie gegen Stieglitz zu seinen Gunsten zu entscheiden
WM-Vorbereitu
hat sich Kienbaum in
den vergangenen
zehn Jahren
gewaltig entwickelt.
Man
kann es hier aushalten.
BoxSport: Marco
Huck hat sich auf seinen
WM-Kampf mit
Arslan im Höhen-
Trainingszentrum
von Hertha BSC vorbereitet.
Haben Sie
diese Möglichkeit
auch genutzt?
Arthur Abraham:
Herthas
Höhentrainingszentrum
ist gleich
neben unserem Gym im Olympiagelände
im fünften Stock des
Hertha-Hauses. Trainer Wegner
hat das Höhentraining in einem
speziellen Raum mit einem Sauerstoffgehalt
in der Luft wie in
2600 m angeordnet. Unsere gesamte
Trainingsgruppe hat dieses
Training drei Wochen durchgezogen.
Ich habe schon das
Gefühl, dass ich meinen Körper
dadurch mehr belasten kann.
BoxSport: Wie sieht überhaupt
Ihre Vorbereitung auf das
große interne deutsche Duell
aus?
Arthur Abraham: Bis Silvester
haben wir in Berlin trainiert.
Seit dem 5. Januar sind wir
in Kienbaum. Ich bleibe hier bis
zum 25. Februar, ehe wir dann
nach Magdeburg fahren. Ein so
ausgedehntes Trainingslager habe
ich noch nie durchgezogen.
Aber Trainer Wegner will es so,
also wird es so gemacht. Ich bin
aber nicht allein hier. Erst trainierte
Marco Huck bis zu seinem
Kampf mit. Jetzt sind Robert Woge,
Eduard Gutknecht und Yoan
Pablo Hernandez hier. Pablo
bleibt sogar noch länger. Sein
WM-Kampf ist erst am 8. März
in Berlin.
einem ersten Hammer
rts Taktik Makulatur“
ung mit Höhentraining und Kältekammer
BoxSport: Höhenluft bei
Hertha; nutzen Sie trotzdem
noch die Kältekammer in Kienbaum?
Arthur Abraham: Natürlich
nehmen wir alle Möglichkeiten
mit, um eine maximale Fitness
zu erreichen. Die Kältekammer
hat mit der Höhe nichts zu tun,
sie dient zur schnelleren Regeneration,
die besonders in der
Sparringsphase wichtig ist.
BoxSport: SES hat den
Kampf für über drei Millionen
Euro ersteigert. Was machen Sie
mit der dicken Prämie, wenn Sie
gewinnen?
Arthur Abraham: Zunächst
einmal Steuern zahlen. Den
Kampf hat nicht SES, sondern
Sat.1 geholt. Die wollten den
Kampf unbedingt. Ich denke, es
wird eine hohe Quoten geben,
denn die Fans werden einen großen
Kampf sehen.
BoxSport: Robert Stieglitz
sagt, er habe eine Überraschungstaktik,
mit der er Sie und
Ihren Trainer verblüffen wird.
Glauben Sie ihm das?
Arthur Abraham: Robert
wird seinerseits staunen. Wenn
er sich den ersten Hammer von
mir einfängt, ist seine Taktik
nämlich Makulatur.
BoxSport: Stört es Sie, dass
Trainer Ulli Wegner nicht nur Sie
betreut?
Arthur Abraham: Im Gegenteil.
Ich finde unsere Trainingsgruppe
cool. Wir haben
viel Spaß und helfen uns gegenseitig.
Wenn Trainer Wegner mit
einem von uns zu einem Kampf
ist oder mediale Aufgaben zu
erfüllen hat, steht uns Assistent
Georg Bramowski zur Seite. Wir
lassen jetzt an die Vorbereitung
auf den 1. März keine Luft ran.
Zu ‚Huckers’ Kampf in Stuttgart
sind wir Samstag nach dem Training
nach Stuttgart geflogen.
Sonntagnachmittag waren wir
wieder hier. Um 17 Uhr haben
Im ersten Kampf gegen
Stieglitz (rechts) powerte
Abraham konsequent durch
wir bereits wieder trainiert. Wir
ziehen jetzt sieben Tage in der
Woche durch.
BoxSport: Im Berliner Gym
dreschen Sie immer auf einen
Sandsack ein, auf dem Ihr Name
steht. Warum steht da nicht der
Name Stieglitz?
Arthur Abraham: Der Sandsack
ist ganz allein mein Trainingsgerät.
Nur ich haue da drauf,
weil er für mich maßgeschneidert
ist. Der Sandsack hat genau
die von mir gewünschte Härte.
Er ist nicht zu hart und nicht zu
weich. Für Kienbaum haben wir
einen Sandsack mit ähnlichen Eigenschaften
gesucht, auch wenn
mein Name da nicht draufsteht,
kann ich gut üben.
BoxSport: Robert Stieglitz
ist als konditionsstarker Boxer
bekannt. Wie wollen Sie dem Titelverteidiger
begegnen?
Arthur Abraham: Ein Boxkampf
ist kein Marathonlauf. Es
gibt Boxer, die stehen 20 Runden
durch und bringen nichts. Kondition
allein reicht nicht. Zum
Boxen gehört Technik, Taktik
und am Ende auch ein Hammer,
und den werde ich auspacken.
BoxSport: Mitten in Ihre
Vorbereitungsphase fallen die
Olympischen Winterspiele in
Sotschi. Werden Sie die Wettkämpfe
verfolgen?
Arthur Abraham: Unbedingt.
Jeder, der sich für Sport
richtig interessiert, verfolgt
auch die Olympischen Spiele.
Für mich ist es das größte Sportfest,
deshalb werde ich Olympia
gucken, so wie es meine Zeit
erlaubt. Mit Sotschi verbindet
mich außerdem ein sportliches
Erlebnis. Dort habe ich vor 13
Jahren im Armeesportklub einen
Amateurkampf gewonnen.
BoxSport: Wissen Sie, warum
Cecilia Braekhus Ihre Trainingsgruppe
verlassen hat?
Arthur Abraham: Keinen
blassen Schimmer. Sie hat mit
mir nicht darüber gesprochen.
Vielleicht wollte sie sich einfach
mal verändern.
BoxSport: Sie bekennen sich
zu Ihren armenischen Wurzeln.
Wann fliegen Sie wieder einmal
nach Jerewan?
Arthur Abraham: Ich bin
immer nach einem WM-Kampf
nach Armenien geflogen. Diesmal
habe ich mir vorgenommen,
Singapur zu besuchen. Nach Armenien
fliege ich dann später
einmal.
BoxSport: Außer einer Singapur-Reise
– was planen Sie
noch nach dem Kampf des Jahres
gegen Stieglitz?
Arthur Abraham: Ich konzentriere
mich ganz auf den
Kampf in Magdeburg. Aber
wenn ich schon gefragt werde,
sage ich, dass ich drei Jahre den
Gürtel verteidigen will und dann
sage – Tschüss Boxen.
BoxSport: Trainiert Ulli
Wegner mit Blick auf Stieglitz
anders als bei früheren WM-
Kämpfen?
Arthur Abraham: Wir trainieren
genauso hart und gnadenlos
wie sonst. Allerdings
beschäftigen wir uns zusätzlich
intensiv mit neuen taktischen
Varianten.
Im zweiten Duell führte Abrahams
zugeschwollenes linkes Auge zum
Kampfabbruch in der vierten Runde
BoxSport
27
Fury und Charr empört über Kasperletheater von Haye
David ist „eine falsche Schlange“
Nach seiner Rücktrittansage peilt er jetzt einen Kampf gegen den Kanadier Bernard Stiverne an
Bei der Pressekonferenz mit David Haye (links) lässt sich an Tyson Furys Lachen schon
erkennen, was er von seinem Gegner hält – nicht viel
Ich habe mein Karriereende Immerhin hatte Haye zweimal
jetzt im Kopf akzeptiert. Es seinen Kampf gegen Fury abgesagt.
„Er hat sich innerhalb des
wird keinen Weg für mich
zurück gegen, es sei denn jemand
kommt mit einem medizi-
Man kann einem Kampf nicht
Boxsports lächerlich gemacht.
nischen Wunder daher, dass ich aus dem Weg gehen, weil man
meine Rechte wieder schmeißen keine Lust darauf hat. Es gibt
kann“, hatte David Haye Ende die Chance, dass man verliert,
November 2013 erklärt, nachdem
er nach seiner Schulter-OP und kämpfst nun gegen jemand
deswegen hast du abgesagt
aus dem Münchener Krankenhaus
entlassen worden war. In Was bist du überhaupt? Seine
anderen. Du bist kein Fighter.
einem fünfstündigen Eingriff
war ihm dort seine Schulter gerichtet
worden. „Ich hoffe nur,
dass ich mich wieder erhole“,
meinte der Schwergewichtler
(26-2, 24 K.o.s) gegenüber der
englischen Zeitung The Sun.
„Momentan ist es das Wichtigste,
die alltäglichen Funktionen In Anlehnung an den
wieder herzustellen.“
Fight zwischen Haye und
Das scheint mehr als gut zu Wladimir Klitschko 2011
machte sich Manuel Charr
funktionieren, und auch das
einen Spaß mit seinem
zitierte medizinische Wunder Ankündigungsplakat
muss erfolgt sein, denn zum
Jahreswechsel twitterte der
33-Jährige: „Erstes Training des
Jahres. 2014 wird mein gesündestes
Jahr werden. Lasst uns
so starten, wie wir weitermachen
wollen.“ Also doch kein
Rücktritt. Was für den Briten
positiv ist – laut der Online-Ausgabe
der englischen „Daily und
Sunday Express“ könnte Haye
direkt ein Titelkampf gegen den
Kanadier Bermane Stiverne erwarten,
bei dem es um den vakanten
WBC-Titel des emeritierten
Champions Vitali Klitschko
geht –, ruft beim Team seines
Landsmanns Tyson Fury (21-0,
15 K.o.s) Aggressionen hervor.
Glaubwürdigkeit ist dahin,
seine WM-Ambitionen und alles
andere, das er erreicht hat,
auch“, wetterte Furys Trainer
und Onkel Peter Fury bei BaylorIC
TV. „Er hätte mehr als
fünf Millionen für den Kampf
gegen Tyson bekommen, und
das ist mehr, als er für einen
WM-Kampf bekommen hätte.
Geld ist also keine Ausrede. Es
gibt nur eine Antwort, wenn
man sich die Sache genau ansieht.
Er hat den Kampf abgesagt,
weil er keine Lust hatte.
Aus irgendeinem Grund hatte
er keine Lust darauf.“
Dass Haye in seinen Entscheidungen
springt, ist nichts
Neues. 2011 beendete der ehemalige
WBA-Weltmeister nach
seiner Niederlage gegen Wladimir
Klitschko seine Karriere,
feierte aber im Juli 2012 gegen
Dereck Chisora per K.o.-Sieg
ein erfolgreiches Comeback.
Seitdem wartet man auf einen
weiteren Fight des Hayemakers.
Im Mai 2013 sagte er zunächst
einen für Juni geplanten Kampf
gegen Manuel Charr ab, weil er
sich an der Hand verletzt hatte.
Der für Ende September angesetzte
Fight gegen Fury musste
aufgrund eines beim Sparring
erlittenen Cuts verschoben werden
und dann folgte die nächste
Absage aufgrund der Schulterverletzung.
„Für mich ist David Haye kein
Boxer, er ist eine falsche Schlange“,
regte sich Manuel Charr
auf, als er von der Nachricht erfuhr,
dass Haye doch wieder in
den Ring steigen will. „Er schuldet
mir nicht nur einen Kampf,
sondern auch noch eine hohe
Börse.“ Dass Haye ungeschoren
davon kommt, will der „Koloss
von Köln“ keinesfalls zulassen.
Um den Kampf im Sommer 2013
zu bekommen, war Charr extra
nach England geflogen, um vor
Ort mit Haye zu verhandeln.
„Die Verträge waren unterschrieben“,
so der 29-Jährige,
der nun per Anwalt zu seinem
Recht kommen will. „Und dann
hat er gegen Tyson Fury auch
nur große Töne gespuckt.“ Einem
Duell Haye gegen Stiverne
sieht Charr skeptisch entgegen:
„Stiverne ist zu langsam, mit
Fury oder mir würde Haye mehr
Probleme haben.“
Wie es bei Charr 2014 weitergeht,
kann der Mittelmeerraumund
Baltische Meister der WBC
im Schwergewicht noch nicht
sagen, im Dezember wollte er
in Hamburg gegen den US-Amerikaner
James Toney antreten,
doch ein Nabelbruch machte
ihm einen Strich durch die Rechnung.
„Ich habe Mitte Januar
erst wieder langsam angefangen
zu trainieren“, so Charr. Zudem
muss er generell erst einmal
gucken, wie es in Sachen WBC-
Weltmeisterschaft bestellt ist, da
WBC-Präsident José Sulaimán
verstorben ist. „Mit dem WBC
liege ich im Streit, weil die mich
im Ranking von sechs auf sieben
gesetzt haben. Und ein Bryant
Jennings ist Vierter, obwohl der
keinen Titel hält“, findet Charr
die derzeitige Rangliste nicht
korrekt. Bleibt also abzuwarten,
wie es für Charr weitergeht – das
Duell gegen Toney nachzuholen,
ist für ihn die wahrscheinlichste
Option (siehe auch Seite 29).
Nicole Bitter
28 BoxSport
Kommt der Weltfußballer zum nächsten Kampf des „Koloss von Köln“?
Charr verliebt in
die Schwester
Katia Aveiro, „Ronalda“,
hat die Sympathie von
Charr im Sturm erobert
Weltfußballer
Ronaldo erwartet
Manuel Charr im
Mai am Ring
von Ronaldo
Sie soll die Hymne singen
Bei der Ehrung von Ronaldo
zum Weltfußballer durften
Mutter Dolores (links) und
Schwester Katia nicht fehlen
Wenn einer ein Händchen
für sensationelle
Geschichten
hat, dann ist es
Manuel Charr. Erst lernte der
„Koloss von Köln“ Cristiano
Ronaldos Schwester Katia in
Kölns Szene-Klub Diamonds
kennen – und dann auch noch
den frisch gekürten Weltfußballer
höchstpersönlich. Aber der
Reihe nach. Am 4. Januar stellte
Charrs Freund und gleichzeitig
Besitzer des Diamonds Yahya
Firat dem Schwergewichtler
die Sängerin Katia Aveiro – ihr
Künstlername lautet „Ronalda“
– vor. „Wir haben uns unterhalten
und eine gemeinsame tolle
Idee für unsere Fans – sie können
sich freuen auf meine neue
Box Hymne, gesungen von Katia“,
postete der Schwergewichtler
auf seiner Facebookseite. Die
37-jährige Portugiesin versucht
bereits seit längerem, sich als
Latino-Sängerin zu etablieren,
hat sich in Spanien und Portugal
bereits einen Namen gemacht,
zuweilen dank der Unterstützung
ihres berühmten „kleinen
Bruders“.
Da sich die Sängerin und
der Boxer laut Charr blendend
verstehen, war der 29-Jährige
prompt auch bei der Ehrung
Ronaldos in Zürich dabei – sowie
der anschließenden Party in
Madrid, wo es per Privatjet hinging.
„Wir haben in Cristianos
Haus gefeiert mit der ganzen Familie.
Seine Mutter, sein Bruder,
seine beiden Schwestern und
natürlich seine Partnerin und
sein Sohn Cristiano Junior“, erklärte
Charr.
Und weil der Boxer von seiner
neuen Bekanntschaft nicht
genug bekommen kann, weilte
er Mitte Januar wieder in Lissabon,
wo er mit seinem neuen
Trainer Petrit Dobroshi ein Trainingslager
abhielt. Laut Charr
auf Einladung Ronaldos. „Cristiano
zahlt mir das, dafür kann
ich mich nur bedanken“, so
Charr. Ein bisschen wurde auch
durch Portugal getourt, Charr
postete auf seiner Facebookseite
Bilder aus Cascais oder vom
Sushi essen mit Ronalda und
ihrem Team. Bei so viel Glück
gleich zu Jahresbeginn, kann
2014 ja nur
erfolgreich
werden. So
ist Charr nach
Zu Pamela
Anderson hält Charr
auch nach dem
Dschungel-Camp
Kontakt
seinem Nabelbruch
wieder
voller Tatendrang,
um
sich für seinen
nächsten
Kampf gegen
James Toney
fitzumachen,
der eventuell im Mai in Leverkusen
stattfinden soll. Dann
soll auch Cristiano Ronaldo,
den Charr als einen „der
liebsten Menschen der Welt“
bezeichnet, am Ring sitzen,
während Katia singt und seine
„Dschungel-Camp“-Freundin
Pamela Anderson Charr in der
Ringecke betreut, wie er auf seiner
Facebookseite verkündete.
Bei so vielen Frauen, die um ihn
rumschwirren, kommt er vielleicht
auch schneller über die
Trennung von seiner Freundin
Amira hinweg.
BoxSport
29
Jürgen
Brähmer
Euphorischer Rückblic
Großer Jubel nach dem Sieg über Marcus Oliveira: Manager Peter Hanraths, Trainer Torsten Schmitz, Jürgen Brähmer, Trainer Sebastian Sylvester,
Trainer Karsten Röwer, Promoter Kalle Sauerland und der Ringrichter (von links) – rechts im Hintergrund ärgert sich Don King
Am 14. April verteidigt er in Rostock seinen WM-Titel
Um große Worte ist Kalle
Sauerland selten verlegen,
doch die Superlative,
die der Juniorchef
des Berliner Sauerland-Teams am
14. Dezember in Neubrandenburg
fand, um die Leistung von
Jürgen Brähmer zu würdigen,
hallten noch lange nach. „Für
mich ist es das Sport-Comeback
des Jahres, weil Jürgen nicht
nur ein überragender Sportler,
sondern auch ein überragender
Mensch ist“, sagte der Promoter,
nachdem Brähmer sich durch
einen einstimmigen Punktsieg
(117:110, 117:110, 115:112) über
den von nordamerikanischen
Ureinwohnern abstammenden
Marcus Oliveira den WBA-WM-
Titel im Halbschwergewicht gesichert
hatte.
Gut einen Monat später sitzt
der 35 Jahre alte Schweriner in
einem Hamburger Steakhaus
und lässt die Geschehnisse eines
verrückten Jahres noch einmal
auf sich wirken. Im Februar 2013
hatte Brähmer in seinem ersten
Kampf unter der Sauerland-Flagge
Eduard Gutknecht besiegt und
sich den EM-Titel geholt, den er
30 BoxSport
im April gegen den Franzosen
Tony Averlant und im August
gegen den Italiener Stefano Abatangelo
verteidigte. Und dann
hatte er die WM-Chance erhalten,
die wohl letzte Möglichkeit,
im Herbst seiner Karriere noch
Jürgen
Brähmer
freut sich
über ein sehr
erfolgreiches
Jahr 2013
einmal dorthin vorzustoßen, wo
er zwischen 2009 und 2011 als
WBO-Champion schon einmal
gewesen war: in die Weltspitze.
Mit einer beeindruckenden
Leistung gegen einen allerdings
enttäuschenden Gegner nutzte
Brähmer diese Chance, und
seitdem werden die Lobeshymnen
abgespielt, die man so oft
hört, wenn Zwischentöne nicht
zählen, sondern es nur Schwarz
oder Weiß gibt. Dass Jürgen
Brähmer ein neuer Mensch geworden
sei, dass er ein neues
Leben führe und die Vergangenheit,
die mehrjährigen Gefängnisaufenthalte
wegen diverser
Delikte und die Streitereien mit
früheren Wegbegleitern und Geschäftspartnern,
hinter sich gelassen
habe.
Jürgen Brähmer muss grinsen,
wenn er diese Dinge hört
oder liest, er hat dieses ganz
spezielle Grinsen, das seinem
Gesicht etwas Spitzbübisches
verleiht. Er hat nie viel darauf
gegeben, was andere von ihm
gehalten haben, er war immer
darauf bedacht, sich niemals zu
verbiegen, um anderen zu gefallen,
sondern wollte eigentlich
nur in Ruhe sein Ding durchziehen.
Unabhängigkeit ist sein
Lebensthema, und immer, wenn
ihm jemand diese streitig machen
wollte, wurde er ungemütlich.
Und doch kann Jürgen Brähmer
nicht verbergen, dass es
ihm ein Stück weit guttut, dass
jetzt allgemein gewürdigt wird,
dass er nicht nur zurückgekommen
ist auf die große Boxbühne,
sondern wieder mittendrin ist
im Geschäft. In den Verhandlungen
zwischen Sauerland und
TV-Partner ARD um die Verlängerung
des zum Jahresende auslaufenden
Vertrags ist Brähmer
ein wichtiges Faustpfand für
seinen neuen Arbeitgeber. „Als
ich vor einem Jahr bei Sauerland
anfing, war das ein sehr ambitioniertes
Ziel, mich noch einmal
zum Weltmeister zu machen.
Dass es innerhalb von zehn Monaten
geklappt hat, ist doch eine
gigantische Nummer. Ich freue
mich einfach, dass ich das noch
einmal erleben darf“, sagt er.
Und zu einem gewissen Teil
stimmt es ja auch, dass er ein
das ist für mich eine richtig
schöne Gelegenheit, den Kopf
freizukriegen“, sagt er. Mit seiner
Partnerin Tatjana, die als Finanzcontrollerin
in einer Hausverwaltung
arbeitet, und Jasmin
lebt er in einer zum Wohnhaus
umgebauten, ehemaligen Porzellanmanufaktur
am Schweriner
See, keine 15 Minuten
Autofahrt von der Innenstadt
entfernt. Dort findet er das, was
ihm am wichtigsten ist im Leben:
seine Ruhe.
Öffentlichkeit war ihm
schon immer grundsätzlich zuwider,
was paradox erscheint,
wenn man vor Millionen seinen
Beruf ausübt und gut dafür bezahlt
wird. Schulterklopfer hat
er früher barsch abgewiesen,
wenn sie ihm nicht sympathisch
waren. „Ich war sicherlich nicht
der Netteste, aber das wollte ich
auch nie“, sagt er. Heute, mit et-
ck auf ein verrücktes Jahr
und nach sein Umfeld von ihm
schadenden Begleitern zu befreien,
baute er sich auch sein
zweites Standbein neben dem
Boxen auf.
Bis heute redet der in 44
Profikämpfen zweimal besiegte
Rechtsausleger nicht öffentlich
über die vielen Geschäfte, die
er mittlerweile betreibt. Immobilien
interessieren ihn ebenso
wie das gesamte Spektrum des
kaufmännischen Handelns, sein
neuestes Beteiligungsprojekt ist
ein Bio-Schlachthof, auf dem naturbewusste
Kunden das Rind,
das sie irgendwann einmal essen
wollen, von dessen Geburt
bis zu dessen Tod als Pate begleiten
können. Er hat viele Ideen,
aber wenig Interesse daran, sie
auszuplaudern. Das hat er von
Klaus-Peter Kohl gelernt, dem
Gründer des Universum-Stalls,
für den er bis 2012 boxte. Kohl
ben kann, und auch die Partnerschaft
mit Kalle und Wilfried
Sauerland sei sehr angenehm.
Große Pläne für die sportliche
Zukunft hat er noch nicht
geschmiedet. Die erste freiwillige
Titelverteidigung ist für den
5. April in Rostock geplant, ein
Gegner steht noch nicht fest.
„Es gibt doch eine Menge interessanter
Kämpfe“, sagt er, „ich
würde zum Beispiel gern gegen
Bernard Hopkins in den USA
kämpfen, wenn das Angebot gut
ist.“ Und wenn es nicht gut ist,
wenn es überhaupt nichts mehr
gibt, was ihn reizt, oder wenn
der Spaß am Boxen, den er seit
der Unterschrift bei Sauerland
wieder verspürt, endgültig verloren
gegangen ist, dann wird er
einfach aufhören und sich neuen
Geschäften widmen. „Ich habe
mich nie aufs Boxen reduziert“,
sagt er. Vielen Wegbegleitern,
Gegen Marcus Oliveira feierte Jürgen Brähmer einen einstimmigen Punktsieg. Oliveira taute in dem Kampf zu spät auf und kassierte in der zehnten Runde mit einem
Körpertreffer den entscheidenden Treffer
neues Leben führt. Alte Freunde,
die ihn aus Jugendzeiten
kennen, sagen zwar, er sei noch
immer der mecklenburgische
Sturkopf, maulfaul in der Regel
und aufbrausend, wenn es
nicht so laufe, wie er es sich
vorstelle. Aber als vor einem
Eindreivierteljahr seine Tochter
Jasmin geboren wurde, war das
ein Einschnitt, der den gelernten
Schweißer verändert hat, ihn
und seine Denkweise. „Die Prioritäten
verschieben sich einfach
total“, sagt er.
Das erkenne er vor allem daran,
dass er sich bei jeder Entscheidung
nicht mehr frage, ob
sie gut für ihn selbst, sondern ob
sie gut für die Tochter ist. Brähmer
genießt jede Minute, die er
mit der Kleinen verbringt. „Ich
mache sehr gern Kinderdienst,
was mehr Reife, verhalte er sich
schon höflicher. „Aber wenn
mich einer nervt, dann sage ich
es deutlich. Ich denke, ich bin
erwachsen geworden, aber in
vielen Situationen auch noch
genauso wie früher“, sagt er.
Man nimmt es ihm ab, wenn
er erzählt, dass er das Boxen
nicht gewählt hat, weil er Anerkennung
von außen gesucht hat,
sondern sich dafür entschieden
hat, weil ihm das Talent dafür
geschenkt wurde und er spürte,
dass er es im Faustkampf am
ehesten zu einem angemessenen
Verhältnis aus Arbeit und
Verdienst bringen konnte. Geschäftstüchtig,
das war Brähmer
schon früh, und als er nach der
endgültigen Haftentlassung im
Herbst 2005 anfing, seine Instinkte
zu kontrollieren und nach
hatte Brähmer stets als „Jahrhundert-Talent“
bezeichnet und
sich als Vaterersatz verantwortlich
gefühlt, doch heute herrscht
Funkstille zwischen den beiden.
Allzu viel in der Vergangenheit
wühlen möchte Jürgen
Brähmer allerdings nicht. Er will
vielmehr genießen, dass er jetzt
noch einmal durchstarten kann.
Er hat sich ein kleines Team
seines Vertrauens geschaffen,
mit seinem Hamburger Manager
Peter Hanraths, den er aus
alten Universum-Tagen kennt
und schätzt, und mit seinem
Rechtsanwalt Johannes Eisenberg,
mit dem er während der
Trainingsphasen in Berlin Tür
an Tür wohnt. Er fühlt sich wohl
in der Trainingsgruppe von Karsten
Röwer, in der er als Leitwolf
wichtige Erfahrungen weiterge-
die das getan haben, die ihn lange
unterschätzt haben, geht es
heute schlechter als ihm.
Ob er sich als zufriedenen
Menschen bezeichnen würde,
vielleicht sogar als so glücklich
wie niemals zuvor in seinem
Leben? Jürgen Brähmer hat
auch dazu eine eigene Sichtweise.
„Ich bin nie zufrieden, ich
strebe immer nach mehr, das
ist mein Antrieb. Aber ich habe
eine Super-Frau, ein tolles Kind,
den WM-Titel in meinem Sport
und die Freiheit zu tun, was mir
Spaß macht. Insofern kann ich
sagen, dass es anderen sicherlich
schlechter geht als mir.“ Für
einen maulfaulen Mecklenburger
wie ihn ist das ein fast schon
euphorischer Rückblick auf ein
ziemlich verrücktes Jahr 2013.
Björn Jensen
BoxSport
31
Nach der Trennung von Fritz Sdunek
zwar seinen offensiven
und aufreizend lässigen
Stil, der ihm 2009 den
Amateurweltmeistertitel
eingebracht hatte,
nicht komplett aufgeben,
und das soll er
auch gar nicht. „Aber
er muss akzeptieren,
wenn sein Trainer Änderungen
vornehmen
will, auch wenn sie ihm
selbst nicht so passen“,
sagt Moritz Klatten,
Culcays Manager und
Athletikcoach in Personalunion.
Änderungen im
Trainingskonzept ist
der 28-Jährige gewohnt.
Logan ist bereits der
fünfte Coach innerhalb
von vier Profijahren in
Das Team von Sauerland posiert mit Jack Culcay (3. von rechts): Kalle Sauerland, Therapeut
Florian Friedrich, Culcays Vater Roberto, Trainer Gary Logan und Manager Moritz Klatten (v.l.)
Logan der fünfte Trainer – läuf
Fritz Sdunek (links) und Culcay
trennten sich einvernehmlich
kontinentaltitel verteidigte, gehörte
nicht zu dieser Kategorie.
Der in Hamburg lebende Athlet
vom Berliner Sauerland-Team
hatte schnell gemerkt, dass ihm
die Schläge des Gegners nicht
allzu gefährlich werden konnten.
Deshalb blieb er öfter als geplant
stehen und fing sich Treffer
ein, die, von einem Gegner von
Weltklasseformat angebracht,
weitaus mehr Schaden hätten
anrichten können.
Genau da will Logan den Hebel
ansetzen, mit Gegnern, die
seinem neuen Vorzeigekämpfer
Respekt einflößen. Culcay soll
endlich lernen, seine Deckung
geschlossen zu halten und nicht
allzu viel Risiko zu wagen. Der
gebürtige Ecuadorianer will
32 BoxSport
So richtig zufrieden war
Gary Logan nicht mit
seinem neuen Schützling
Jack Culcay, nachdem
die erste gemeinsame
Schlacht geschlagen war. „Wir
haben noch viel Arbeit vor uns,
bevor wir an einen WM-Kampf
denken können“, sagte der 45
Jahre alte Brite. Mindestens drei
bis vier Kämpfe müsse Culcay
noch unter seiner Regie absolvieren,
bevor er reif sei für den
Angriff auf die Weltspitze des
Halbmittelgewichts. „Am besten
suchen wir Gegner, vor denen
Jack Angst hat“, sagte Logan.
Der Franzose Dieudonne
Belinga, den Culcay in Neubrandenburg
über zwölf Runden
einstimmig (116:111, 116:111,
118:109) nach Punkten besiegte
und damit seinen WBA-Interder
Ecke des in Darmstadt aufgewachsenen
Sportlers. Der
45-Jährige hat die deutsche Trainerlegende
Fritz Sdunek ersetzt,
von dem sich Culcay im Einvernehmen
trennte, weil man zeitlich
nicht zueinanderfand und
taktisch verschiedene Ansichten
hatte. „Jack ist ein guter Junge,
der sehr gut mitarbeitet und versucht,
vieles umzusetzen. Aber
es ist sehr schwierig, seinen Stil
zu ändern, weil er überzeugt
ist von dem, was ihn stark gemacht
hat. Ich hätte mehr Zeit
gebraucht, die ich nicht hatte“,
sagt Sdunek, der zudem Interessenskonflikte
mit seinem wichtigsten
Schützling Felix Sturm
befürchtete. Da Klatten Culcay
mittelfristig im Mittelgewicht
positionieren und dort IBF-
Champion Sturm attackieren
will, wären Probleme programmiert
gewesen.
Vor Sdunek, mit dem Culcay
im April 2013 seine einzige
Profiniederlage gegen den Argentinier
Guido Nicolas Pitto
erlitt und den Rückkampf Ende
Der neue Coach Logan (rechts) hat mit seinem Schützling noch viel vor
Oktober knapp gewann, hatte
der gebürtige Ecuadorianer mit
dem Kubaner Ismael Salas gearbeitet.
Dessen Vorgänger waren
Jimmy Montoya, der Culcay
allerdings nur für einen Kampf
aushalf, und Michael Timm, der
den Amateurweltmeister von
2009 in seiner Anfangszeit beim
Hamburger Universum-Stall für
acht Kämpfe betreute. Ihn musste
Culcay nach der Trennung
von Universum im Vorfeld der
Geschäftsübergabe von Klaus-
Peter Kohl an Waldemar Kluch
im Herbst 2010 zwangsweise
verlassen.
Die Ruhe, mit der Culcay auf
die Fluktuation in seinem Trainerteam
reagiert, beeindruckt.
„Ich kann mich innerhalb weniger
Tage auf einen neuen Coach
einstellen, und weil ich mir von
jedem Trainer das nehme, was
zu meinem Stil passt, habe ich
nichts gegen viele neue Einflüsse“,
sagt er. Klatten sieht diese
Einstellung kritisch. „Es ist
wichtig, dass Jack auch mal Dinge
annimmt, die er selbst nicht
für richtig hält, damit er den
nächsten Schritt macht“, sagt
er. Die Einstellung eines neuen
Trainers werde stets im Einvernehmen
mit dem Boxer durchgeführt.
Auch wenn Klatten hohe
Ansprüche an die Arbeit eines
Übungsleiters stellt, lässt er diesem
freie Hand. „Wenn der Erfolg
stimmt, akzeptiere ich auch
eine gegensätzliche Linie.“
Klatten hält Salas, der in
Nordamerika lebt und aus zeitlichen
Gründen die Betreuung
Culcays aufgab, angesichts der
Bilanz von fünf vorzeitigen
Siegen aus fünf gemeinsamen
Kämpfen für den Trainer, der am
besten zum Stil seines Schützlings
passte. „Fünf Trainer in
vier Jahren sind viel für einen
Profiboxer. Aber es gab für jede
Trennung Gründe, und ich denke,
dass Jack von jedem Coach
gelernt hat“, sagt er. Logan
forciere die Rückkehr zu mehr
Beweglichkeit und Explosivität;
Waffen, die Culcay zuletzt
zu selten nutzte. Am 8. März
in Berlin, wenn sein nächster
Kampf geplant ist, kann er beweisen,
dass der neue, alte Weg
der richtige ist.Björn Jensen
Vor Dieudonne Belinga (links) brauchte Culcay keine Angst zu haben
ft es jetzt besser mit Culcay?
» Biografie über Drogen, falsche Penisse und
Ohrbisse: Mike Tyson steigt mit seinem
Leben in den Ring«
BILD
» Sexorgien, Liebelei mit Campbell, Koks und
Knast: Jetzt packt Mike Tyson aus!« DIE WELT
» Bei dieser Vita lohnt sich eine Autobiografie.
Mike Tyson berichtet aus seinem Leben. Von
Sex, Drogen, dem Knast und seinen großen
Boxkämpfen.«
BLICK
» Boxer rechnet ab! Mike Tyson: Ich glaubte,
Gott sei neidisch auf mich.«
HAMBURGER MORGENPOST
Mike Tyson
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Die Autobiografie
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BoxSport
33
Die Weltrangliste des B
Durch die konkurrierenden Weltverbände
WBA, WBC, IBF und WBO gibt es im
Boxen mittlerweile vier Weltmeister pro
Gewichtsklasse, teilweise sogar fünf:
mittelgewicht
Superchamp: Sergio Martinez (Argentinien) WBC
01. Gennady Golovkin (Kasachstan) WBA
02. Felix Sturm (Deutschland) IBF
03. Peter Quillin (USA) WBO
04. Daniel Geale (Australien)
05. Darren Barker (England)
06. Julio Cesar Chavez Jr. (Mexiko)
07. Max Bursak (Ukraine)
08. Martin Murray (England)
09. Marc Antonio Rubio(Mexiko)
10. Lukas Konecny (Tschechien)
Leo Santa Cruz (rechts) hat seinen WBC-Weltmeistertitel im Super-Bantamgewicht mit einer soliden Vorstellung
gegen Cesar Seda (Puerto Rico) in San Antonio verteidigt. Somit blieb der Mexikaner in seinem 26. Profikampf
ungeschlagen. Die Punktrichter werteten den Kampf am Ende einstimmig (117:110, 116:111, 115:112) für Santa
Cruz. Den Gürtel will er nun das nächste Mal am 8. März in Las Vegas gegen seinen Landsmann Cristian Mijares
verteidigen.
halbmittelgewicht
Superchamp: Floyd Mayweather (USA) WBA-Super +WBC
01. Erislandy Lara (Kuba)
02. Austin Trout (USA)
03. Miguel Cotto (Puerto Rico)
04. Saul Alvarez (Mexiko)
05. Enislandy Lara (Kuba)
06. Carlos Molina (Mexiko) IBF
07. Demetrius Andrade (USA) WBO
08. Sergey Rabchenko (Weissrussland)
09. Tony Mundine (Australien)
10. Jack Culcay (Deutschland)
Schwergewicht
Superchamp: W. Klitschko (Ukraine) WBA-Super, IBF, WBO
01. Kubrat Pulev (Bulgarien)
02. Chris Arreola (USA)
03. Bermane Stiverne (Kanada)
04. Deontay Wilder (USA)
05. Tyson Fury (England)
06. Carlos Takam (Frankreich)
07. Alexander Povetkin (Russland)
08. Dereck Chisora (England)
9. Oldanier Solis (Kuba)
10. Alex Leapai ( Australien)
leichtSchwergewicht (Cruiser)
Superchamp: Yoan P. Hernandez (Deutschland) IBF
01. Marco Huck (Deutschland) WBO
02. Guillermo Jones (Panama) WBA
03. Krzysztof Wlodarczyk (Polen) WBC
04. Denis Lebedev (Russland)
05. Firat Arslan (Deutschland)
06. Danie Venter (Südafrika)
07. Ola Afolabi (England)
08. Grigory Drozd (Russland)
09. Pawel Kolodzij (Polen)
10. Rakhim Chakhkiev (Russland)
HalbSchwergewicht
Superchamp: Bernard Hopkins (USA) IBF
01. Adonis Stevenson (Kanada) WBC
02. Sergey Kovalev (Russland) WBO
03. Tavoris Cloud (USA)
04. Jürgen Brähmer (Deutschland) WBA
05. Beibut Shumenov (Kasachstan) WBA-Super
06. Karo Murat (Deutschland)
07. Jean Pascal (Kanada)
08. Lucian Bute (Kanada)
09. Dmitry Sukhotsky (Russland)
10. Dominic Bösel (Deutschland)
supermittelgewicht
Superchamp: Andre Ward (USA) WBA-Super
01. Carl Froch (England) IBF, WBA
02. Mikkel Kessler (Dänemark)
03. Robert Stieglitz (Deutschland) WBO
04. Arthur Abraham (Deutschland)
05. Thomas Oosthuizen (Südafrika)
06. George Groves (England)
07. Stanyslav Kashtanov (Ukraine)
08. Sakio Bika (Kamerun) WBC
09. Edwin Rodriguez (USA)
10. James de Gale (England)
weltergewicht
Superchamp: Timothy Bradley (USA) WBO
01. Adrien Broner (USA) WBA
02. Manny Pacquiao (Philippinen)
03. Devon Alexander (USA) IBF
04. Robert Guerrero (USA)
05. Paulie Malignaggi (USA)
06. Keith Thurman (USA)
07. Kelly Brook (England)
08. jan Zaveck (Slowenien)
09. Luis Carlos Abregu (Argentinien)
10. Leonard Bundu (Italien)
halbweltergewicht
Superchamp: Danny Garcia WBA-Super +WBC
01. Juan Manuel Marquez (Mexiko)
02. Ruslan Provodnikov (Russland) WBO
03. Lucas Martin Matthysse (Argentinien)
04. Lamont Peterson (USA) IBF
05. Amir Khan (England)
06. Khabib Allakhverdiev (Russland) WBA
07. Robert Ortiz (Mexiko)
08. Brandon Rios (USA)
09. Denis Shafikov (Russland)
10. Viktor Postol (Ukraine)
34 BoxSport
Die top-ten
BOXSPORT
Denn die WBA vergibt an Titelträger mit
mehr als einem Gürtel auch noch den
WBA-Super-Titel. Wer soll da noch den
Überblick behalten? Die Redaktionen von
BoxSport und der amerikanischen Box-
Bibel „The Ring" natürlich. Wir sagen
Ihnen, wer der Superchampion in jeder
Gewichtsklasse ist und wer „nur" die
Nummer 10. Stand: Januar 2014
leichtgewicht
Superchamp: Richard Abril (Kuba) WBA
01. Ricky Burns (Schottland) WBO
02. Miguel Vazquez (Mexiko) IBF
03. Yuri Gamboa (Kuba)
04. Sharif Bogere (Uganda)
05. Omar Figueroa (Mexiko)
06. Raymundo Beltran (Mexiko)
07. Emiliano Marsala (Italien)
08. Kevin Mitchell (England)
09. Javier Prieto (Mexiko)
10. Terrance Crawford (USA)
superbantamgewicht
Superchamp: Guillermo Rigondeaux (Kuba) WBO
01. Nonito Donaire (Philippinen)
02. Kiko Martinez (Spanien) IBF
03. Leo Santa Cruz (Mexiko) WBC
04. Anselmo Moreno (Panama) WBA-Super
05. Nehomar Cermeno (Panama)
06. Carl Frampton (Nordirland)
07. Scott Quigg (England) WBA
08. Tomoki Kameda (Japan)
09. Hozumi Hasegawa (Japan)
10. Daniel Rosas (Mexiko)
bantamgewicht
Superchamp: Shinsuke Yamanaka (Japan) WBC
01. Randy Caballero (USA)
02. Tomoki Kameda (Japan) WBO
03. Koki Kameda (Japan) WBA
04. Roberto Vasquez (Panama)
05. Jamie McDonnell (England) IBF
06. Lubabalo Mauthu (Südafrika)
07. Julio Ceja (Mexiko)
08. Pungluang Sor Singyu (Thailand)
09. Rysuka Iwasa (Japan)
10. Paulus Ambunda (Namibia)
Mittlerweile ist er 45, doch ans Aufhören denkt
Roy Jones Jr. (57-8, 40 K.o.s/links) nicht. In
Moskau bezwang der US-Amerikaner den Franzosen
Zine Eddine Benmakhlouf (17-4-1, 8 K.o.s) im WBU
Cruisergewichtstitelkampf deutlich nach Punkten
(120:108, 119:109, 118:111). Nachher zeigte sich Jones
weiter angriffslustig: „Ich bin für jeden bereit. Mir ist
es egal, ob es James Toney oder Denis Lebedev ist.“
superfedergewicht
Superchamp: Takashi Uchiyama (Japan) WBA
01. Takashi Miura (Japan) WBC
02. Rances Barthelemy (Kuba) IBF
03. Miguel Angel Garcia (USA) WBO
04. Fernando David Saucedo (Mexiko)
05. Diego Magdaleno (Mexiko)
06. Argenis Mendez (Dom. Rep.)
07. Bryan Vasquez (Costa Rica)
08. Juan Carlos Burgos (Mexiko)
09. Devis Boschiero (Italien)
10. Roman Martinez (Puerto Rico)
federgewicht
Superchamp: Chris John (Indonesien) WBA-Super
01. Orlando Salido (Mexiko) WBO
02. Evgeny Gradovich (Russland) IBF
03. Jhonny Gonzales (Mexiko) WBC
04. Alexander Miskirtchan (Georgien)
05. Gary Russel jr. (USA)
06. Daniel Ponce De Leon (Mexiko)
07. Abner Mares (Mexiko)
08. Ronny Rios (USA)
09. Nicholas Walters (Jamaika) WBA
10. Timur Akhundov (Ukraine)
superfliegengewicht
Superchamp: Omar Andres Narvaez (Argentinien) WBO
01. Srisaket Sor Rungvisai (Thailand) WBC
02. Liborio Solis (Venezuela) WBA
03. Daiki Kameda (Japan) IBF
04. Arthur Villanueva (Philippinen)
05. Tepparith Singwancha (Thailand)
06. Denkosan Kaovichit (Thailand)
07. Carlos Cuadras (Mexiko)
08. Edren Dapudong (Philippinen)
09. Rodel Mayol (Philippinen)
10. Felipe Oracuta (Mexiko)
fliegengewicht
Superchamp: Moruti Mthalane (Südafrika) IBF
01. Juan F. Estrada (Mexiko) WBO, WBA-Super
02. Brian Viloria (USA)
03. Akira Yaegashi (Japan) WBC
04. Giovanni Segura (Mexiko)
05. Hernan Marquez (Mexiko)
06. Roman Gonzales(Nicaragua)
07. Silvio Olteanu (Rumänien)
08. Nawaphon Por Chockchai (Thailand)
09. Juan Carlos Reveco (Argentinien) WBA
10. Yodmongkol Vor Saengthep (Thailand)
Die Gewichtsklassen:
Schwergewicht über 90,720 kg, Cruisergewicht (- 90,720 kg) auch Leichtschwergewicht. Halbschwer (- 79,378
kg), Supermittel (- 76,203 kg), Mittelgewicht (- 72,574 kg), Superwelter (- 69,853 kg) auch Junior- oder Halbmittelgewicht.
Weltergewicht (- 66,678 kg) Halbwelter (63,503 kg). die Klasse wird auch Juniorwelter- oder Superleichtgewicht
genannt. Leichtgewicht (-61,235 kg), Superfeder (- 58,967 kg), Feder (- 57,153 kg), Superbantam
(- 55,338 kg), Bantam (- 53,524 kg), Superfliegen (- 52, 163 kg), Fliegengewicht (- 50,802 kg), Halbfliegen
(- 48,988 kg) auch Juniorfliegengewicht. Strohgewicht (- 47,628 kg) auch Minifliegengewicht.
Die Abkürzungen WBA, WBC, WBO und IBF hinter den Namen bezeichnen die Weltmeistertitel der jeweiligen Verbände.
halbfliegengewicht
Superchamp: Donnie Nietes (Philippinen) WBO
01. Adrien Hernandez (Mexiko) WBC
02. Moises Fuentes (Mexiko)
03. Javier Mendoza (Mexiko)
04. Johnriel Casimero (Philippinen) IBF
05. Kazuto Ioka (Japan) WBA
06. Felix Alvarado (Nicaragua)
07. Kompayak Porpramook (Thailand)
08. Pedro Guevara (Mexiko)
09. Alberto Rossel (Peru)
10. Paipharol Por Nobnon (Thailand)
mini-fliegengewicht
Superchamp: Katsunari Takayama (Japan) IBF
01. Raul Garcia (Mexiko)
02. Merlito Sabillo (Philippinen) WBO
03. Carlos Buitrago (Nicaragua)
04. Wanheng Menayothin (Thailand)
05. Xiong Zhao Zhong (China) WBC
06. Julian Yedres (Mexiko)
07. Nkosinanthi Joyi (Japan)
08. Ryo Miyazaki (Japan) WBA
09. Hekkie Budler (Südafrika)
10. Jesus Silvestre (Mexiko)
BoxSport 35
Juan Carlos Gomez ist
dieser Tage bester Laune,
und das hat einen
einfachen Grund. Der
kubanische Cruisergewichtler
arbeitet seit Anfang Januar wieder
mit dem Mann zusammen,
dem er die größten Erfolge seiner
Karriere verdankt: Fritz Sdunek.
„Mit ihm hatte ich meine beste
Zeit, er ist der beste Trainer der
Welt“, sagt der 40-Jährige. An
diese Zeit, die 1995 im Hamburger
Universum-Stall begonnen
hatte, nachdem sich der Kubaner
beim Chemie-Pokal in Halle
(Saale) von seiner Nationalstaffel
abgesetzt hatte, will Gomez
nun noch einmal anknüpfen.
Fritz Sdunek (links), der Juan Carlos Gomez 1998 in Argentinien zum Weltmeister-
Titel führte, hat den „verlorenen Sohn“ wieder unter seinen Fittichen
Macht der alte Fritz
Gomez wieder flott?
Der „schwarze Panther“ forderte bereits Hernandez heraus
Nach zehn mehr oder weniger
erfolgreichen Jahren im Schwergewicht
war der „Schwarze Panther“
im November 2013 nach
eineinhalb Jahren Kampfpause
in seine angestammte Gewichtsklasse
zurückgekehrt. Zwei
Aufbaukämpfe gegen niveauarme
Gegner gewann er souverän,
und so reiften bei Gomez
bereits wieder Träume von der
Rückkehr auf den WM-Thron.
Gegen WBO-Champion Marco
Huck wollte er kämpfen, jüngst
forderte er IBF-Weltmeister Yoan
Pablo Hernandez heraus. Das
fehlende Puzzleteil zum großen
Triumph soll nun Sdunek sein,
der den Kubaner 1998 in Mar del
Plata (Argentinien) zum Gewinn
des WBC-WM-Titels gegen Lokalmatador
Marcelo Dominguez
geführt hatte.
Sdunek hatte nach der
Trennung von Halbmittelgewichtler
Jack Culcay, dem politisch
bedingten Ruhestand von
Schwergewichtsweltmeister
Vitali Klitschko sowie den Karriereenden
von Cruisergewichtler
Alexander Alekseev und Halbschwergewichtler
Zsolt Erdei
plötzlich verfügbare Zeit, da er
derzeit lediglich Mittelgewichts-
Champion Felix Sturm betreut.
Dennoch wollte er der Anfrage
seines ehemaligen Schützlings,
den er als „das größte Bewegungstalent,
das ich je gesehen
habe“ einstuft, nicht sofort zustimmen.
Beide vereinbarten,
dass man zunächst auf Probe
bis Anfang Februar im Gym des
Hamburger EC-Profistalls zusammenarbeiten
wolle, um danach
über einen festen Vertrag
zu entscheiden.
Nach den ersten Eindrücken
glaubt der 66-Jährige daran,
dass Gomez immerhin noch
einmal WM-Niveau erreichen
könnte. „Ich bin sehr positiv
überrascht. Juan macht einen
sehr guten Eindruck, er ist körperlich
und mental gut in Schuss
und gibt sich viel Mühe. Er will
es unbedingt noch einmal wissen“,
sagt er. Alkoholeskapaden
Bei seinem letzten Kampf in Hamburg besiegte
Gomez (links) den Tschechen Jindrich Velecky
und Frauengeschichten, die den
Lebensweg des Kubaners pflastern,
sollen tatsächlich der Vergangenheit
angehören. Gomez
hat seine Wahlheimat Kalifornien
verlassen und lebt mit seiner
neuen deutschen Lebensgefährtin
im Hamburger Stadtteil
Wandsbek.
„In den USA habe ich niemanden,
in Hamburg sind meine
Freunde und meine Familie.
Ich habe viele Fehler gemacht
in meinem Leben. Dass Fritz
sich 1999 von mir getrennt hat,
habe ich mir mit meinen Undiszipliniertheiten
nur selbst zuzuschreiben“,
sagt er. „Jetzt spüre
ich aber, dass er bereit ist, mir
noch eine Chance zu geben. Ich
weiß, dass das die letzte Chance
für mich ist, im Leben noch
einmal gutes Geld zu verdienen.
Ich kann ja nichts anderes als
Boxen“, sagt er.
Gomez und Sdunek verbindet
neben der Arbeit auch eine
familiäre Beziehung. Der Boxprofi
ist der Vater von Sduneks
Enkelin Delia, die im Mai 1997
aus einer Beziehung zwischen
dem Kubaner und Sduneks
Tochter Kati hervorging. Nachdem
einige Jahre Funkstille
herrschte, hat Gomez kürzlich
wieder Kontakt zu der 16-Jährigen
aufgenommen. „Wir waren
gemeinsam essen, verstehen uns
wieder gut. Darüber bin ich sehr
glücklich“, sagt er.
Björn Jensen
36 BoxSport
Nachdem Darren Barker seine Karriere beendete
Für seinen Schützling Felix Sturm
präferiert Manager Roland Bebak (sitzend)
als nächsten Gegner Martin Murray
Gegen Felix Sturm (rechts) hatte der
Brite nichts entgegenzusetzen
Sturm-Manager will jetzt
Revanche gegen Murray
Bebak: Mit ihm hat Felix noch eine Rechnung offen
Während Felix Sturm
nach seinem großen
Erfolg über Darren
Barker erst einmal
mit seiner Familie zum Erholungsurlaub
nach Bosnien flog,
nahm der Engländer in diversen
Wartezimmern Platz. Anfang Januar
war der 31-Jährige bereits
pessimistisch gestimmt, was
die Fortsetzung seiner Karriere
anbelangt. „Es ist nicht wirklich
optimal, es ist unangenehm“,
so Barker. „Ich hatte gerade eine
weitere Untersuchung, und
es sieht so aus, als ob wir eine
weitere OP machen müssten.
Das Wichtigste im Moment ist
aber, die Hüfte wieder hinzubekommen.
Das ist ein Alptraum,
vom Boxen mal ganz abgesehen.“
Ob er wieder in den Ring
steigen wird, beantwortete er zu
dem Zeitpunkt mehr als verhalten,
vermutlich schon vorausahnend:
„Ich bin mir noch nicht
sicher. Ich habe mein größtes
Ziel erreicht“, so der ehemalige
IBF-Champion, der dem Australier
Daniel Geale am 17. August
2013 den Titel in Atlantic City
abgenommen hatte.
Nur wenige Tage später verkündete
Barker bei einer Presskonferenz
sein Karriereende.
„Ich bin stolz und freue mich
über all die Dinge, die ich in
meiner Karriere erreicht habe.
Ich bin ein sehr, sehr glücklicher
Mann“, erklärte Barker – und
widmete seinem verstorbenen
Bruder noch einen besonderen
Gruß: „Ich habe all das für meinen
Bruder Gary getan – wir haben
es geschafft.“
Durch den Rücktritt Barkers
fällt auch der im Vorfeld des
Kampfes Sturm vs. Barker ausgehandelte
Rückkampf auf englischem
Boden flach. „Wir hatten
uns schon darauf eingestellt,
nach England zu fliegen“, meinte
Felix Sturms Manager Roland
Bebak, für den die Entscheidung
Barkers gleichwohl
nicht sonderlich
überraschend kam.
„Für mich war
irgendwie klar,
dass es keinen
Rückkampf geben
wird. Dafür ist Felix
in dem Kampf zu
dominant gewesen.“
Für Felix Sturm, der
Barker im Dezember keine
Chance gelassen und ihn in der
zweiten Runde k.o. gehauen
hatte, ergeben sich nun diverse
Möglichkeiten für seinen nächsten
Kampf im ersten Halbjahr des
Jahres 2014. „Wir könnten gegen
Matthew Macklin, Daniel Geale,
Martin Murray oder Sam Soliman
boxen“, meint Bebak. Sein
Favorit wäre der Brite Murry, der
Felix Sturm am 2. Dezember 2011
in einem temporeichen Kampf
ein Unentschieden (112:116,
114:114, 115:113) abgerungen
hatte, wodurch Sturm allerdings
Superweltmeister der
WBA im Mittelgewicht
blieb. „Er
steht hoch im
Ranking, ist ein
starker Mann, mit
dem Felix noch eine
Rechnung offen
Erhält Martin Murry die
Chance auf einen zweiten
Kampf gegen Sturm?
hat“, erläutert Bebak seine
Präferenz. Gegen Soliman könnte
es danach zu einer Pflichtverteidigung
kommen.
Eine Option wäre es sicher
auch, gegen den Gewinner des
Duells Stieglitz/Abraham zu
boxen, wenn dieses mit dem 1.
März zeitlich besser liegen würde,
so aber eine Ansetzung zu
kurzfristig ist. Felix Sturm ist es
egal, gegen wen er als nächstes
in den Ring steigt, getreu dem
zweiten Paragraphen des kölschen
Grundgesetzes: „Et kütt
wie et kütt.“ Nicole Bitter
BoxSport
37
Seit der Schulzeit ist M
„Ich will Sturms
Daumen hoch:
Die ursprünglich
kaputte rechte
Hand hält – so will
Maurice Weber
2014 richtig
durchstarten
Weber trainiert im Gym von Sturm
hart, meist zusammen mit den anderen
Sturm-Boxern, wie hier Susi Kentikian
Beste Freunde: „Mo“ und Felix
Sturm (rechts)
2008 war kein gutes
Jahr für Halbmittelgewichtler
Maurice Weber.
Damals zog sich
der gebürtige Leverkusener mit
tunesischen Wurzeln, der mit
bürgerlichem Namen Muhammed
Lassoued heißt, bei der umstrittenen
Niederlage gegen den
Franzosen Frederic Serre eine
komplizierte Sehnenverletzung
(Strecksehne gerissen plus Kapselriss)
an der rechten Hand zu,
wurde zweimal operiert. Nach
18 Monaten Pause erklärten ihn
die Ärzte für berufsunfähig – für
Weber brach in dem Moment eine
Welt zusammen. „Ich brauchte
schon eine Weile, um das runter
zu schlucken, das war nicht
so einfach“, erklärte Weber in
einer Dokumentation bei center.
tv. Doch aufgeben wollte Weber,
der ein Studium der Sozialpädagogik
startete, nicht. Er blieb
weiterhin in physiotherapeutischer
Behandlung, recherchierte
in Eigenregie nach weiteren
Behandlungsmethoden – und
bekam nach insgesamt drei Jahren
Pause von den Medizinern
wieder grünes Licht, auch dank
eines niederländischen Chiropraktikers.
Am 2. Dezember
2011 bestritt „Mo“ Weber sein –
38 BoxSport
Maurice Weber der beste Freund von Felix
s erster Weltmeister werden“
Zunächst aber heiß auf einen Kampf gegen Culcay
erfolgreiches – Comeback in der
Mannheimer SAP Arena gegen
Alexander Riegel. Siebenmal
hat Weber insgesamt seit dieser
schweren Handverletzung als
Profi der Sturm Box-Promotion
wieder im Ring gestanden. Siebenmal
feierte er deutliche und
zum Teil schnelle Siege. Zuletzt
am 7. Dezember 2013 in der
Stuttgarter Porsche Arena, als er
im Rahmenprogramm des WM-
Erfolges von Felix Sturm gegen
Darren Barker dem überforderten
Weißrussen Volodymyr Borovskyy
keine Chance ließ und
in der zweiten Runde durch
technischen K.o. gewann. „Bis
jetzt hält meine Hand sehr gut“,
verspürt „Mo“ keine Nachwirkungen.
„Mein Trainer Magumed
Schaburow macht ein spezielles
Tape für mich, damit sie
optimal stabilisiert wird.“
Die Hand hält also, in Weber
fließt das Boxblut und er brennt
darauf, einen Gürtel zu holen,
weiß aber gleichwohl, dass
manche Dinge Zeit brauchen.
„Natürlich wollte ich nach der
dreijährigen Pause direkt hoch
hinaus. Mein Traum ist es, Felix’
erster Weltmeister zu werden.
Deswegen habe ich in der Vergangenheit
auch immer große
Gegner gefordert“, so Weber.
„Jetzt wurde mir aber klar,
dass das viel zu früh gewesen
wäre. Ich brauchte diese sieben
Kämpfe gegen leichtere Gegner,
um meinen Rhythmus wieder
zu finden. Das hat mir Felix
auch immer wieder erklärt, er
hat mich gebremst, wenn ich
zu viel wollte. Jetzt verstehe ich
das.“ Nicht nur für das Bremsen
ist Weber seinem Kumpel Felix
Sturm, bei dessen Hochzeit er
als Trauzeuge fungierte, dankbar,
sondern auch dafür, dass er
einen Vertrag bei Sturms Boxstall
erhalten hat. „Dort herrschen die
besten Bedingungen, die man
sich als Boxer vorstellen kann.
Bei meinem früheren Promoter
Universum machte ich keine
Fortschritte – es waren einfach
zu viele Sportler im Gym. Das ist
jetzt anders und mit Magomed
Volodymyr Borovskyy (rechts) war
zuletzt gegen den Leverkusener
überfordert
Schaburow habe ich einen Weltklasse-Trainer
an der Seite. Zuletzt
habe ich außerdem viel mit
Felix trainiert und es bringt mich
unheimlich weiter, Tag für Tag
mit einem Sportler zu arbeiten,
der seit zehn Jahren zur absoluten
Weltspitze gehört“, erklärt
Weber, der in seiner zweiten Heimat
Tunesien als Held gefeiert
wird. „Die Anerkennung in Tunesien
ist wundervoll. Wann immer
ich dort bin, wollen die Fans
Autogramme und Fotos haben
sowie die Medien Interviews.“
Mittlerweile spürt er aber auch,
dass er in Deutschland mehr Bekanntheit
erlangt: „Dafür bin ich
meinen Fans sehr dankbar.“
Dass Weber noch einiges erreichen
kann, davon sind auch
Trainer Schaburow und Felix
Sturm überzeugt. „Maurice hat
viel Potenzial, er ist der Boxer mit
dem größten Ehrgeiz bei mir und
vom Können her hat er das Zeug,
ganz, ganz viel zu schaffen“, so
Sturm. Überstürzen will Maurice
Weber, der als gläubiger Moslem
weder trinkt noch raucht,
mehr als diszipliniert auf seine
Ernährung achtet und sich stets
im Training fit hält, zwar nichts.
Mit 32 habe er nach eigenem
Empfinden noch viele Jahre auf
hohem körperlichen Niveau vor
sich. Dennoch hat er sich für
2014 hohe Ziele gesteckt. „Ich
will unbedingt um einen Titel
boxen. Damit meine ich nicht
unbedingt direkt einen WM-
Kampf, aber einen Titel, der
mich meinem Ziel, Weltmeister
zu werden, ein Stückchen näher
bringt. Ich denke, dass ich jetzt
für stetig wachsende Aufgaben
bereit bin. Meine Karriere hat
mit meinem Comeback neu
begonnen, jetzt will ich mich
gegen bessere Leute beweisen.
2014 kann mein großes Jahr
werden.“
Die nächsten möglichen
Gegner hat Maurice Weber bereits
ins Auge gefasst. An erster
Stelle steht Ünsal Arik, den
„Mo“ mit einer K.o.-Quote von
86 Prozent als perfekte Herausforderung
ansieht. „Ünsal
Arik hat leider das Angebot abgelehnt,
am 7. Dezember in Stuttgart
gegen mich zu boxen. Die
achtwöchige Vorbereitungszeit
hat ihm nicht gereicht. Aber aufgeschoben
ist nicht aufgehoben.
Ich möchte ihn unbedingt boxen
und zeigen, wer die Nummer
eins in Deutschland ist“, erklärt
Weber, der ebenso wenig einem
Fight mit Jack Culcay aus dem
Weg gehen würde. „Jack ist
schon ein guter Boxer, den ich
sportlich sehr respektiere, er ist
nicht umsonst Amateurweltmeister
geworden. Allerdings
haben wir beispielsweise bei
seinen Kämpfen mit Guido Nicolas
Pitto gesehen, dass ihm bereits
ein halbstarker Mann äußerst
Probleme bereitet. Und ich
habe Jack Culcay schon bei den
Amateuren in der Bundesliga
geschlagen, das würde ich jetzt
auch bei den Profis schaffen.“
Dafür würde Weber auch bei
einer Sauerland-Veranstaltung
antreten und sich von der Sturm
Box-Promotion freistellen lassen,
damit es keinen Konflikt
mit den TV-Sendern – die ARD
überträgt die Sauerland-Kämpfe,
Sat.1 die Sturm-Veranstaltungen
– gibt. Bleibt abzuwarten, was
2014 für Maurice Weber bringt
und ob es tatsächlich sein Jahr
wird. Nicole Bitter
BoxSport
39
Zwei Lieblinge verließen überraschend S
Cecilia Braekhus
Sie „floh“ in den
Otto Ramin trainiert mit Braekhus nun
die erste Frau
Osten zu Ramin
Welche Rolle spielte der Tennisball von Marco Huck?
Die Norwegerin Cecilia
Braekhus (32) gehört
seit 2007 zum Berliner
Sauerland-Stall. Sie
trainierte bei Startrainer Ulli
Wegner und seinem Assistenten
Georg Bramowski. Unter
diesem Trainer-Team brachte es
die Ringschönheit zu Weltmeisterehren
der WBA, WBC und
WBO. Sie wurde „Boxerin des
Jahres“ in Deutschland, mehrmals
norwegische „Sportlerin
des Jahres“ und 2013 „Weltboxerin
des Jahres“. Nach sieben
Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit
mit Ulli Wegner wechselte
die Weltmeisterin innerhalb
des Sauerlandstalls den Trainer.
Braekhus trainiert jetzt bei Otto
Ramin. „Kurz vor Weihnachten
stand Cecilia vor unserem
Gym und fragte, ob sie bei uns
trainieren kann“, berichtet Otto
Ramin. Der Diplom-Trainer hat
zwar noch nie Frauen trainiert,
meint aber: „Wenn du ein richtiger
Trainer bist, kommst du
auch mit Boxerinnen klar.“ Der
Grund für Braekhus‘ Flucht aus
der Wegner-Gruppe soll ein Tennisball
sein, den ihr Marco Huck
beim Reaktionstraining an den
Kopf warf. Hat dieser Vorfall sie
aus dem Olympiagelände vertrieben?
„Quatsch“, sagt Trainer Ulli
Wegner und meint: „Das war ein
Versehen.“ Dennoch wird gemunkelt,
dass in der Trainingsgruppe
um Huck nicht genügend
Rücksichtnahme auf die 32-Jährige
erfolgte. Die Gemeinte selbst
erwähnt nichts von diesem Vorkommnis.
Sie sagt aber: „Herr
Wegner und Herr Bramowski
haben mich in meinen Fähigkeiten
sehr weit gebracht. Ich war
sieben Jahre bei ihnen. Für Trainer
Wegner stehen
in den nächsten Monaten
schwere und
für unseren Boxstall
wichtige Kämpfe ins
Haus. Ich wollte einmal
aus der Mühle
heraus und bei einem
Trainer arbeiten, der
sich vorwiegend
um mich kümmern
kann. Ich habe mir
die Entscheidung
nicht einfach gemacht,
weil ich nicht
undankbar sein will.
Ich möchte einfach
einmal eine andere
Umgebung. Da Herr
Ramin ebenfalls ein
anerkannter, guter
Trainer ist, bin ich zu
ihm gegangen.“
Wegner gibt zu:
„Natürlich bin ich
traurig, wenn uns die
weltbeste Boxerin
verlässt. An unserer
Ausbildung kann es
nicht gelegen haben,
wenn man ihre
Erfolge sieht. Wir
haben uns zu zweit
um Cecilia gekümmert,
wenn ich mit
einem unserer anderen
Boxer unterwegs
war, trainierte
und betreute Georg
Bramowski die Frau.
Ich kann über sie
nichts Schlechtes sagen. Sie war
fleißig, hat begriffen, worum es
im Leistungssport geht. Im Training
war sie immer ein Vorbild.
Ich drücke ihr die Daumen, dass
sie weiter bei Otto Ramin auf
der Erfolgswelle schwimmt.“
Nach einer kurzen Pause meint
Die Norwegerin (links) will neue Wege gehen und trennte sich von Ulli Wegner und Georg
Bramowski (rechts)
Braekhus‘ letzte Gegnerin Oxandia Castillo (links) hatte nicht den Hauch einer Chance
Ulli Wegner noch: „Otto Ramin
ist auch ein guter Trainer. Aber
Ramin ist Ramin und Wegner ist
Wegner.“
Vielleicht sind Wegner und
Bramowski gar nicht der Grund
für den Trainer-Wechsel, denn
die Weltmeisterin meinte: „Wir
trainieren hier in Marzahn ebenso
hart wie bei Herrn Wegner.
Natürlich arbeitet Herr Ramin
anders. Aber auch seine Methoden
gefallen mir. Ich denke, dass
ich sportlich mein Niveau halten
und noch verbessern kann.“
Dann lächelt Braekhus und sagt:
40 BoxSport
Startrainer Ulli Wegner – warum nur?
Dominik Britsch
Trainiert er jetzt
Top: Unter Ramin will Cecilia Braekhus weitere
Erfolge feiern
„Der Bulgare Kubrat Pulve und Marco
Nader aus Österreich gehören zu meiner
Trainingsgruppe. Die Zwei sind
richtig nette Menschen. Das Training
verläuft genauso, wie ich mir das vorgestellt
habe.“ Harald Lange, Manager
im Marzahner Gym, ist überzeugt:
„Cecilia fühlt sich bei uns sichtlich
wohl. Sie wird von unseren Männern
auf Händen getragen.“
Dafür nimmt die Boxerin statt bisher
15 nun 45 Minuten Autofahrt zum
Training bis an den östlichen Stadtrand
Berlins in Kauf. Wie gut ihr das Training
in neuer Umgebung bekommt,
wird sich am 1. Februar bei ihrem WM-
Weltergewichts-Kampf im dänischen
Frederikshaven gegen die Französin
Myriam Lamores zeigen. Von der Chefetage
des Sauerland-Stalls wurden der
Norwegerin beim Trainer-Wechsel keine
Steine in den Weg gelegt. So erklärt
die ungeschlagene Boxerin: „Sauerland
interessiert in erster Linie, ob
ich gewinne. Bei welchem Trainer ich
mich in Form bringe, ist dem Management
wahrscheinlich egal.“
Warum die Weltmeisterin nicht
zum erfolgreichsten deutschen Frauentrainer
Torsten Schmitz – er führte
Regina Halmich zum WM-Titel
– gegangen ist, bleibt ihr Geheimnis.
Schmitz, der ebenfalls in Diensten des
Sauerland-Stalls steht, gibt hingegen
zu: „Ich hätte Cecilia gern genommen,
zumal ich im Moment keine Boxer
betreue, sondern nur Trainer Karsten
Röwer helfe.“
Manfred Hönel
im „Sanatorium“?
Der Ex-Coach: Er wird von allen Seiten verhätschelt
Hohe Ansprüche zur Leistungsbereitschaft
fordert Startrainer Ulli Wegner
von seinen Boxern: „Wenn du
Weltmeister werden willst, musst du
Ellenbogen haben, um dich durchzusetzen.
Als Weichei wirst du immer scheitern.“ Trainer
Wegner kann deshalb nicht nachvollziehen,
warum Mittelgewichtler Dominik Britsch
nach sieben Jahren gemeinsamer Arbeit und
36 Profikämpfen Berlin verlassen
hat und zu seinem Vater Jürgen ins
heimatliche Neckarsulm wechselte.
„Dabei verteidigte ich Dominik
immer bei unserem Management,
wenn es um eine Verlängerung der
Verträge ging. Manchmal standen
Vertragsverlängerungen nämlich
auf der Kippe. Dominik überzeugte
mich in unserer Trainingsgruppe
stets durch Fleiß und Spitzenwerten
bei den Leistungstests.“
Leider konnte der Schwabe die
Trainingsergebnisse viel zu selten
im Seilquadrat umsetzen. Zwar
brillierte er oft mit gekonnter Technik,
doch irgendwie wirkten die
Ringauftritte des 26-Jährigen – trotz
der bisher zahlreichen Siege – immer
etwas lau. In Neubrandenburg
sollte Britsch eigentlich gegen den
Spanier Jose Yebes ran. Doch der
sagte kurzfristig ab und der Tunesier
Soufiene Querghi sprang ebenso
kurzfristig ein.
Britschs Kampf bei einem 2:1-Punktsieg
über den Tunesier war leider keine Glanzvorstellung.
Gleich in der ersten Runde saß der
Neckarsulmer zweimal auf dem Ringbelag,
was schon deshalb verblüffte, weil der Tunesier
gegen Routinier Britsch erst seinen achten
Profikampf bestritt. Zudem war Querghi nur
knappe 24 Stunden vor seinem Einsatz nach
13-stündiger Autofahrt in Neubrandenburg
eingetroffen. Dominik Britsch begründete
die beiden Niederschläge mit dem kurzfristigen
Wechsel seines Gegners: „Ich kannte den
Tunesier nicht und hatte kein Video von ihm
gesehen. Dadurch erwischte er mich zweimal.
Im Laufe des Kampfes habe ich mich dann
gefangen und noch gewonnen.“ Der Tunesier
kann jedoch genau wie Britsch kaum eine
lange Vorbereitungsphase auf den Acht-Runden-Auftritt
in Mecklenburg-Vorpommern absolviert
haben. Ob er von Britsch ein Video
gesehen hat, war nicht zu erfahren. Deshalb
sollte der knappe Punkterfolg vom Neckarsulmer
Familien-Team eher kritisch gesehen
werden.
Der Wechsel von Trainer Wegner zu seinem
Vater Jürgen zahlte sich für Dominik zumindest
in Neubrandenburg nicht richtig aus.
Ulli Wegner ist skeptisch, dass sich Dominik Britsch (rechts) in
heimischer Umgebung weiterentwickelt
Promotor Wilfried Sauerland will allerdings
nicht gleich den Stab über Dominik brechen,
wie der Promotor betont: „Dominik hat jetzt
zehn Monate nicht geboxt. Neubrandenburg
war für ihn ein Neuanfang. Mal sehen, wie er
sich bei den nächsten zwei bis drei Kämpfen
schlägt, dann sehen wir weiter.“
„Wenn Dominik Weltmeister werden will,
was er vom boxerischen Können sicher drauf
hat, muss er endlich die Arschbacken zusammen
kneifen und härter werden“, findet
Wegner klare Worte. Den Wechsel in die gemütliche
Umgebung von Neckarsulm hält der
Trainer für genau den falschen Schritt: „Dort
wird Dominik von allen Seiten verhätschelt.
Ob er in dieser Sanitoriums-Umgebung lernt,
sich gegen Weltklasseboxer durchzusetzen?
Ich bin da eher skeptisch.“
BoxSport
41
Alekseev:
Neu-Promoter Alexander Alekseev
(links) mit einem seiner Schützlinge,
Cruisergewichtler Nuri Seferi
Comeback
als Promoter
von Ceylan
Russe will den EC-Stall in die Gewinnzone bringen
Viele Male schon hatte
er am Boxring gesessen
und den Kämpfen
darin zugeschaut. Und
doch wusste Alexander Alekseev,
dass alles anders sein würde
am 20. Dezember, als er in der
Messehalle im Hamburger Stadtteil
Schnelsen die zehn Duelle
beobachtete, die auf dem vorweihnachtlichen
Kampfabend
des Hamburger Profistalls EC
ausgetragen wurden. Denn zum
ersten Mal schaute der 32-Jährige
nicht als interessierter Rivale
oder mitfiebernder Kollege
zu – sondern als Promoter in
dienstlicher Mission. „Ich habe
mir tagelang vorgestellt, wie es
wohl sein würde, als Promoter
zuzuschauen. Und ich muss sagen,
dass es sehr interessant war
und gar nicht so stressig, wie ich
es befürchtet hatte, auch wenn
natürlich nicht alles so geklappt
hat wie gewünscht“, sagte er,
als die Premiere um Mitternacht
überstanden war.
Dass in beiden Hauptkämpfen
vor rund 1300 Zuschauern
die EC-Stars siegten, machte
den Abend zu einer Erfolgsgeschichte.
Der als Gastboxer
eingekaufte Cruisergewichtler
Nuri Seferi, 36, konnte sich gegen
den starken Franzosen Steve
Herelius durchsetzen, weil der
Ex-Weltmeister in Runde sieben
wegen Nachschlagens nach dem
Trennkommando von Ringrichter
Holger Wiemann disqualifiziert
wurde. Seferi hofft nun auf
einen Rückkampf gegen WBO-
Weltmeister Marco Huck vom
Berliner Sauerland-Team, dem
Statt als Boxer stand
Alekseev (rechts) nun
an der Seite von Erol
Ceylan (2. von rechts),
Christian Hammer (2.
von links) und Kevin
Johnson in anderer
Funktion im Ring
er 2006 nach Punkten unterlegen
war.
Im Schwergewicht behauptete
sich der als Cristian Ciocan in
Galati geborene Rumäne Christian
Hammer einstimmig (98:94,
98:92, 98:92) gegen den US-
Amerikaner Kevin Johnson, der
im Dezember 2009 in Bern immerhin
auch mit Vitali Klitschko
über die Runden gegangen war.
Zwar fiel der Sieg des 26-Jährigen,
der in der Vorbereitung von
einer Viruserkrankung gehandicapt
wurde und den Kampf
fast hatte absagen müssen, um
einige Runden zu deutlich aus,
dennoch darf Hammer nun von
einer WM-Chance träumen. Diese
jedoch soll nicht überstürzt
in Angriff genommen werden.
„Wir werden Christian in Ruhe
aufbauen, er macht zwar große
Schritte, aber wir werden jetzt
nicht sofort nach den Klitschkos
schreien“, sagte Alekseev.
Der Wahl-Hamburger galt
als Ausnahmetalent, als er im
Januar 2006 seine Profikarriere
im Hamburger Universum-Stall
begann. Zu mehr als dem EM-
Titel im Cruisergewicht brachte
es der Russe aber nicht, und
nachdem er Ende November
seine WM-Chance gegen IBF-
Champion Yoan Pablo Hernandez
vom Berliner Sauerland-
Team vergeben hatte, beendete
er seine Karriere. Der Entschluss
hatte schon vor dem Kampf festgestanden,
gesundheitliche Probleme
zwangen ihn zu diesem
Schritt. Dass ihm sein Promoter
Erol Ceylan, bei dem er Anfang
2011 angeheuert hatte, den optimalen
Übergang ins Berufsleben
bieten konnte, hält Alekseev für
ein großes Glück.
„Ich sehe in Alex einen
vertrauensvollen Partner und
Freund, der enormes Potenzial
auch im unternehmerischen
Denken besitzt. Deshalb freue
ich mich sehr, dass er sich als
Promoter versuchen will“, sagt
Ceylan. Der Deutschtürke, der
seinen Stall vor vier Jahren
gründete, hatte seinen Vorzeigekämpfer
seit Monaten in die Welt
der Verträge und Verhandlungen
eingeweiht, weil er sich nach den
harten Anfangszeiten, in denen
er eine hohe sechsstellige Summe
ins Boxen investierte, wieder
mehr auf sein Kerngeschäft, das
Logistikunternehmen Allcox,
konzentrieren muss. „Ich werde
im Hintergrund unterstützen
und das Projekt EC auch weiter
finanzieren. Aber ich bereite
alles vor, dass Alex auch ohne
mich funktioniert. Er ist jetzt der
Mann, der im Mittelpunkt steht“,
sagt der 41-Jährige, „und er kann
es schaffen, neue Sportler für EC
zu gewinnen, weil er ganz genau
weiß, was ein Boxer braucht, um
sich wohlzufühlen.“
42 BoxSport
Alekseev glaubt das auch, er
sieht sich ein Stück weit auf der
neuen Linie im Profiboxen, wo
sich erfolgreiche Sportler wie Oscar
de la Hoya oder Mike Tyson
nach ihren Karrieren selbst ins
Promotergeschäft wagen. Der
Unterschied zu Boxern wie den
Klitschko-Brüdern, Felix Sturm
oder auch Floyd Mayweather sei
dagegen, „dass die das Ganze
hauptsächlich machen, um sich
selbst besser zu vermarkten. Mir
geht es darum, anderen Sportlern
mit meiner Erfahrung zu helfen“,
sagt er. Alekseev will das Unternehmen
in Ceylans Sinn weiterführen,
allerdings nicht mehr so
nachgiebig wie der Firmengründer
agieren, der seine Sportler
ziehen ließ, wenn sie Angebote
von zahlungskräftigeren Promotern
erhielten.
„Erol war manchmal zu nett,
viele Sportler haben ihn ausgenutzt.
Damit muss Schluss
sein, denn es geht nicht, dass
Boxer nur nehmen und nicht
zurückzahlen“, sagt Alekseev,
der selbst mit gutem Beispiel
vorangegangen war und EC die
Treue gehalten hatte. Seine erste
Amtshandlung war deshalb, die
sechs verbliebenen Athleten –
die Schwergewichtler Hammer
und Nikola Milacic, den Halbschweren
Igor Michalkin, Weltergewichtler
Flavius Biea und
die Halbmittelgewichtler Napor
Ninsaw und Dennis Krieger –
mit Verträgen auszustatten, die
sie bislang nicht in schriftlicher
Form hatten.
Seine Vision ist klar: Alekseev,
der als Grundlage ein in Russland
abgeschlossenes Jurastudium
mitbringt, in Ceylans Firma neben
der Boxkarriere eine Logistiker-Ausbildung
absolvierte und
in diesem Beruf auch drei Tage
die Woche arbeiten wird, will EC
mittelfristig in die Gewinnzone
führen. Das Team um die Trainer
Oktay Urkal und Bülent Baser soll
zwar schlank gehalten, aber 2014
mit talentierten Amateuren verstärkt
werden. Vier hochwertige
Veranstaltungen pro Jahr, verteilt
auf Hamburg und Rumänien, wo
Hammer ein Volksheld ist, sollen
TV-Partner Eurosport, der auch
aus Hamburg-Schnelsen live
übertrug, bei Laune halten. „Wir
wollen gutklassige Kämpfe auf
Augenhöhe bieten und helfen,
dass das Profiboxen nicht stirbt“,
sagt Alekseev, der eins vehement
ausschließt: sein Comeback als
Boxer. Er hat die Seiten gewechselt
und freut sich auf das neue
Leben, das jetzt begonnen hat.
Björn Jensen
Da flog der Hammer: Christian Hammer (rechts) setzte sich gegen Johnson
deutlich durch
Steve Herelius (links) wurde gegen Nuri Seferi disqualifiziert
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Ein Mann mit Ausstrahlung: Sebastian Zbik
Das neue Leben
des Sebastian Zbik
Jetzt ist
er ein Lehrer, der
Autogramme gibt
Plötzlich ist er da, dieser
Moment, in dem der
Ruhm vergangener Tage
aufblitzt. „Sind Sie das
da auf dem Plakat“, fragt einer
der Siebtklässler, die nach Luft
ringend vor Sebastian Zbik auf
dem Ringboden sitzen. Viele
Menschen würden jetzt um einige
Zentimeter wachsen und
sich im Lichte ihrer Bedeutung
sonnen. Zbik guckt kurz nach
links, wo an der Wand der neuen
Boxhalle eins der Poster hängt,
auf denen einer seiner früheren
Kämpfe beworben wird, nickt
kurz, „ja, das bin ich“, und stellt
seinen Schülern dann die nächste
Aufgabe. 30-mal Oberkörper-
Aufrichtung bitte, so heißen am
Schweriner Sportgymnasium die
Sit-ups. Die Jugendlichen legen
sich auf den Rücken und fangen
an zu arbeiten, ohne zu murren.
Zbik lächelt.
Das hier sind jetzt seine Erfolge.
In seinem neuen Leben
geht es nicht mehr um Geld, Ti-
Bei der PK zum Kampf Sturm vs. Zbik war die Welt noch in Ordnung, später blieb Universum-Chef Waldemar Kluch
(Bild links am Mikrofon) Sebastian Zbik die Kampfbörse schuldig
44 BoxSport
tel oder beides zusammen, sondern
darum, junge Sportler auf
den richtigen Weg zu bringen.
Sebastian Zbik, 31 Jahre alt, war
acht Jahre lang Profiboxer im
Hamburger Universum-Stall, er
war WBC-Weltmeister im Mittelgewicht
von Januar bis Juni
2011, und er war der Mann, der
im November 2012 das Ende
einer langen Erfolgsgeschichte
besiegelte, weil er gegen Universum
einen Antrag auf Eröffnung
eines Insolvenzverfahrens stellte.
Ein gutes Jahr später ist Zbik
angekommen im Leben nach
dem Profisport, und wer ihn an
seiner neuen Wirkungsstätte in
Schwerin besucht, der trifft einen
Menschen, der Zufriedenheit
ausstrahlt, die nur jemand
haben kann, der mit sich im Reinen
ist.
Anfang des Jahres hatte der
gebürtige Neubrandenburger
bei einem dreimonatigen Trainingslager
in Ungarn versucht,
seine Gedanken zu ordnen. Im
April 2012 hatte er seinen letzten
Kampf bestritten, er verlor
in der neunten Runde gegen
Felix Sturm. Seine Kampfbörse,
stattliche 187.000 Euro, blieb
Universum-Chef Waldemar
Kluch schuldig, auch noch, als
Zbik ihn drei Monate später wegen
Veruntreuung verklagte. Bis
heute wartet er auf eine Entschädigung
aus der Insolvenzsumme;
schlimmer noch: Die 5000
Euro, die er als Abschlagszahlung
erhalten hatte, forderte der
Insolvenzverwalter zurück, der
Gerichtsstreit darüber dauert an.
„Ich musste einfach einen Strich
ziehen und das ganze Elend hinter
mir lassen“, sagt Zbik.
In Ungarn arbeitete er im
Gym seines früheren Trainingskollegen
Karoly Balzsay als Trainer,
er hatte schon während seiner
aktiven Zeit Managerboxen
angeboten, hatte die Trainer-
A-Lizenz erworben und an der
Europäischen Fachhochschule
für Sport und Management in
Potsdam ein Studium des Leistungs-
und Wettkampfsports
aufgenommen. Und als er im
April wieder in Deutschland
war, wusste er, dass in der Anleitung
anderer Menschen nicht
nur eine Passion, sondern seine
Zukunft liegen sollte.
Am Sportgymnasium in
Schwerin sehen sie das auch
so. Zbik war hier selbst Schüler,
2001 machte er sein Abitur,
Schulleiter Albrecht Tischendorf
war sein Sportlehrer. „Sebastian
ist ein Mann mit Ausstrahlung,
er ist bescheiden, weiß aber genau,
was er will. Das war schon
früher so, deshalb war ich mir
sicher, dass er es hier packen
kann, als ich hörte, dass er
Sportlehrer werden will“, sagt
der Direktor. Das Sportgymnasium
Schwerin, eine Eliteschule
des Sports, kooperiert mit dem
Olympiastützpunkt (OSP), an
Zbik, hier mit Christian Morales (rechts), möchte als Trainer auch dem
Leistungssport verbunden bleiben
dem Boxen ein Schwerpunktsport
ist. Michael Timm, lange
Jahre Coach bei Universum und
seit August 2012 Cheftrainer am
OSP, hatte Zbik im April in sein
Team geholt, ihm eine vom Landessportbund
finanzierte volle
Stelle als Boxtrainer ermöglicht.
Und weil Tischendorf es wichtig
findet, dass seine Schüler ihre
Lehrer als Vorbilder ansehen,
hat er Zbik zusätzlich eine halbe
Stelle angeboten.
In zwölf Wochenstunden
ist der Ex-Profi nun seit August
dafür zuständig, Sportklassen
der Jahrgänge fünf bis zehn
im athletischen Bereich auf
Zwischen- oder Abschlussprüfungen
vorzubereiten. Er ist
als Trainer angestellt, nicht als
Lehrer, dafür fehlt ihm ein abgeschlossenes
Pädagogikstudium,
aber das will er auch gar nicht.
„Ich möchte schon im Leistungssport
bleiben, und Boxen
ist mein wichtigstes Feld. Aber
Das Plakat aus alten Zeiten erinnert im Schweriner Gym noch an den Profi Zbik
natürlich halte ich die Augen
offen, man weiß ja nie, was für
Chancen sich bieten. Und in der
Schule habe ich die Möglichkeit,
mit verschiedensten Charakteren
umgehen zu lernen“, sagt
er. Im Studium in Potsdam hat
er einiges über Didaktik gelernt,
über Trainingslehre und pädagogische
Ansätze. Er kann auch
Volleyball oder Leichtathletik
unterrichten. Aber die Praxis,
die volle Dröhnung wahres Leben,
die bekommt er von seinen
Schülern.
Natürlich ist die Arbeit als
Sportlehrer an einem Sportgymnasium
dankbarer als der
Frontalunterricht, den viele Pädagogen
vor einer unmotivierten
Klasse durchziehen müssen.
„Meine Schüler wollen lernen,
sie ziehen mit. Das macht es mir
einfach“, sagt er. Lang sind seine
Arbeitstage trotzdem, von 7 bis
11 Uhr ist Boxtraining, bis auf
donnerstags hat er von 11.30 bis
14.30 Uhr Schulunterricht, ehe
von 15.30 bis 19 Uhr der zweite
Box-Block ansteht. Wenn er an
den Wochenenden mit seinen
Athleten auf Wettkämpfe fährt,
was die Regel ist, dann häufen
sich die Sieben-Tage-Wochen,
hinzu kommt der wochenweise
Blockunterricht an der Fachhochschule,
den Stoff dafür muss
er abends aufarbeiten. „Ich bin
zwar total kaputt, wenn ich ins
Bett falle, aber ich stehe jeden
Morgen mit einem Lächeln auf
und freue mich auf die Arbeit“,
sagt er. Dieses Gefühl hatte er
in seinen letzten Profijahren zu
häufig vermisst. Auch deshalb
weint er seiner aktiven Karriere
nicht hinterher. „Ich habe noch
zu ein paar Leuten von damals
Kontakt, wir waren ja ein tolles
Team. Aber ich bin unglaublich
froh, dass ich den Absprung geschafft
habe“, sagt er.
Zbik ist keiner, der exzessiv
vorturnt oder sich zum Mitmachen
unter die jungen Sportler
mischt. Er erklärt mit wenigen
Worten, klaren Anweisungen,
er spricht deutlich, aber nie lauter
als nötig. Er ist als Lehrer so
wie als Profiboxer, keiner, der
in den Vordergrund drängt, der
aber dennoch genau weiß, wo
er ankommen will. „Sebastian
belehrt die Schüler nicht nur, er
erzieht sie auch. Das ist unheimlich
wichtig und hat ihm den Respekt
des gesamten Kollegiums
eingebracht“, sagt Tischendorf.
„Man braucht eine Distanz zu
den Schülern, damit man ernst
genommen wird. Bei meinen Boxern
ist das anders, die kennen
mich alle, aber viele Schüler wissen
gar nicht, wer ich bin. Und
ich möchte, dass sie mich als
Lehrer respektieren und nicht
als ehemaligen Weltmeister“,
sagt Zbik.
Das ist wieder charmant untertrieben,
denn natürlich wissen
die meisten Schüler, wen sie
vor sich haben, die Sporthalle
hängt voll mit Postern, die sein
Konterfei zeigen. „Das ist schon
cool, einen Weltklasseathleten
als Lehrer zu haben. Für uns ist
das eine tolle Motivation“, sagen
Lukas, Tim und Yannik, drei
Siebtklässler. Sie sind Leichtathleten,
den Boxer Zbik kennen sie
trotzdem. Die Stunde ist beendet,
die jungen Leichtathleten,
Fechter und Volleyballer haben
sich verabschiedet, Sebastian
Zbik verlässt in Trainingsklamotten
die Sporthalle. Auf dem
Weg in die Pause wird er von einer
Gruppe Fünftklässlerinnen
aufgehalten. „Herr Zbik“, rufen
sie, „Sie wollten uns doch Autogramme
mitbringen!“ Sebastian
Zbik lächelt still. Er ist jetzt ein
Lehrer, der Autogramme gibt. Er
hat sein Glück gefunden.
BoxSport
45
Ersatzmann Teziev w
Die deutschen „Adler“
haben den „Argentina
Condors“ die Flügel gestutzt.
Und Igor Teziev
war der Mann des Tages. Der
Technische K.o.-Sieg des erst 20
Jahre alten Deutschen Meisters
im Halbschwergewicht brachte
das nach drei Kämpfen in Führung
liegende Team Deutschland
an diesem Abend endgültig auf
die Gewinnerstraße. Denn nur mit
mindestens vier gewonnen von
insgesamt fünf Kämpfen gibt´s
auch die volle Punktzahl. Nach
ihrem zweiten siegreichen Heimkampf
in dieser Saison landete die
Mannschaft mit dem Bundesadler
im Logo in der World Series of
Boxing (WSB) auf dem zweiten
Platz in der Gruppe A.
Dabei war der junge, schlagstarke
Esslinger Teziev überaus
kurzfristig für den am Vortag mit
einer entzündeten und stark geschwollenen
Hand aufgewachten
Serge Michel eingesprungen, ei-
Beim souveränen 5:0-Sieg ge g
Ärger um kuriose Ergebniskorrektur
nem der Legionäre
vom Bundesligaverein
Boxring
Hanau. Doch der
baden-württembergische
Ersatzmann,
Dritter
der U22-EM von
2012, wusste
seine Chance
bravourös zu
nutzen. Nachdem
er innerhalb
kürzester Zeit
fünf Kilogramm
Gewicht „abgekocht“
hatte,
wütete Teziev
wie ein Tiger im
Ring zu Großkrotzenburg.
Der
mühsam in eine
„Kampfarena“
umfunktionierte
kleine Saal im
Bürgerhaus „Limes
Forum“ die-
Igor Teziev (rechts) nutzte seine Chance gegen
Miguel Angel Larrosa Calvento, der in der
zweiten Runde angezählt wurde
Slawa Kerber (links)
hatte ein hartes Stück
Arbeit zu erledigen
ses Örtchens bei Hanau
platzte mit über
500 begeisterten
Besuchern schier
aus allen Nähten,
als der 24 Jahre alte
Uruguay-Meister
Miguel Angel Larrosa
Calvento vom
Team der Argentina
Condors in der zweiten
Runde zweimal
angezählt wurde.
Teziev konnte seinen
überforderten
Gegner immer wieder
in der Ringecke
stellen. Nach einer
weiteren Serie von
Treffern zu Beginn
der Runde drei brach
der Kampfrichter
das Gefecht ab.
Am Ende band
der zweifache WM-
Dritte Erik Pfeifer
den Sack zu: Sein
überlegener K.o.-Sieg in Runde
eins gegen den überfordert wirkenden
argentinischen Meister
Falcundo Cesar Ghiglione, immerhin
Dritter der Amerikanischen
Kontinentalmeisterschaften,
brachte das 5:0-Endergebnis.
Kurioserweise wurde es wenige
Stunden nach Kampfende korrigiert.
Das offizielle Resultat lautete
zwischenzeitlich 4:1, wurde dann
nochmals korrigiert. Ursache ist
eine irrtümliche Regelauslegung
des WSB-Supervisors Franco Falcinelli.
Und das kam so: Der für
Deutschland im Leichtgewicht
startende Ire David Oliver Joyce
blutete in der ersten Runde aus
einem Cut über dem linken Auge.
Wegen dieser Verletzung brach
der Referee nach Absprache mit
dem Ringarzt den Kampf in der
zweiten Runde ab, was vielen
übertrieben erschien, zumal die
Blutung von Physiotherapeutin
(und Cut-Woman) Eleni Coskina
gestoppt worden war.
46 BoxSport
gen die Argentina Condors
wie ein Tiger
Noch erstaunlicher jedoch:
Nach einigem Hin und Her sowie
nach Auswertung von Punktzetteln
des Kampfgerichts wurde zunächst
Joyce zum Sieger erklärt,
obwohl alle eine T.K.o.-Niederlage
erwartet hätten. Erst nach Ende
des Kampfabends ging der Punkt
doch noch an Argentinien: T.K.o.-
Sieg für Brian Nunez.
Dieser Vorgang ist natürlich
peinlich für einen Supervisor,
der immerhin Vizepräsident des
Weltverbands AIBA ist. Falcinelli
wollte nach dem Eklat beim
ersten deutschen Heimkampf in
Hanau, als die WSB-Offizielle
die Halle verlassen musste, diesmal
höchstpersönlich nach dem
Rechten schauen. Vielleicht hat
sich der Italiener vorher einfach
zu sehr geärgert über die kaum
regelkonformen Verhältnisse der
improvisierten „Kampf-Arena“ im
hessischen Provinz-Bürgerhaus.
Sichtlich genervt von der räumlichen
Enge am Ring antwortete
Falcinelli auf unsere Frage, ob er
nicht zufrieden sei, noch grimmig:
„Absolut nicht.“ Dann passierte
ihm selbst dieser Fehler. Ein paar
Tage später nahm Karim Bouzidi
diese Entscheidung (Chief Executive
Officer der WSB) nach Erhalt
des offiziellen Kampfberichts zurück
mit der Begründung, dass
man nicht Stunden später ein zum
Ende der Begegnung feststehendes
Ergebnis korrigieren könne.
Das Publikum genoss all dessen
ungeachtet einen stimmungsvollen
und sportlich überzeugenden
Kampfabend. Vor allem „ihren“
Hamza Touba aus dem Hanauer
Bundesligateam haben die
Boxring-Fans längst ins Herz geschlossen:
Angefeuert von „Hamza,
Hamza“-Sprechchören holte
die deutsche Meister-„Fliege“
gegen Argentinien-Meister Roda
ihren zweiten WSB-Sieg in dieser
Saison. Ein hartes Stück Arbeit
führte Slawa Kerber bei seinem
erst zweiten WSB-Einsatz zu einem
unterm Strich verdienten
2:1-Sieg gegen den unbequemen
argentinischen Meister Veron.
Der deutsche Vizemeister war
für den am Ellbogen verletzten
WM-Dritten Arajik Marutjan eingesprungen.
Dafür passte das Rahmenprogramm
diesmal wohl allen:
Statt Schlagern wie beim ersten
WSB-Heimkampf in der Hanauer
Schärttner-Halle gab es im Limes-
Forum Rockmusik von der versierten
Coverband „Tribute To Status
Quo“. Cheerleader der „Hanau
Hornets“ sowie die attraktiven
Nummernmädchen Nicole und
Stacey hörten viel Jubel. Organisatorische
Mängel wurden achselzuckend
hingenommen. Immerhin
war der Eintritt frei. Doch
viele mussten draußen bleiben.
Aufgrund des Andrangs drohte
seitens der Hausherren kurzfristig
sogar ein vorzeitiger Abbruch des
Abends – wegen Überfüllung und
fehlender Sicherheitsvorkehrungen.
Peter Jaschke
ERGEBNISSE
Fliegengewicht (52 Kg): Hamza Touba vs. Christian
Eduardo Roda, Punktsieg (3:0) für Touba
Leichtgewicht (60 Kg): David Oliver Joyce vs. Brian Ivan
Nunez, T.K.o.-Sieg für Nunez (Runde 2)
Weltergewicht (69 Kg): Slawa Kerber vs. Luis Alberto
Veron, Punktsieg (2:1) für Kerber
Leichtschwergewicht (81 Kg): Igor Teziev vs. Miguel
Angel Larrosa Calvento, T.K.o.-Sieg für Kerber (Runde 3)
Superschwergewicht (91+): Erik Pfeifer vs. Facundo
Cesar Ghiglione, K.o.-Sieg für Pfeifer (Runde 1)
Zweiter Saisonsieg in der WSB: Hamza Touba
Erik Pfeifer feierte einen
überlegenen K.o.-Sieg
gegen Falcundo Cesar
Ghiglione (am Boden)
Stimmen
Knoten bei
Pfeifer geplatzt
Ulrich Bittner, Präsident
WSB-Team Deutschland:
„Das war eine tolle Leistung
unserer Kämpfer. Damit erhalten
wir uns die Chance auf
den Einzug ins WSB-Viertelfinale.
Dieser Sieg war sehr
wichtig, weil wir jetzt die
schweren Auswärtskämpfe
in Algerien und der Ukraine
haben.“
DBV-Sportdirektor
Michael
Müller:
„Unsere
Mannschaft
ist eindrucksvoll
ihrer Favoritenrolle gerecht
geworden. Herausragend
waren der Kampf von Igor
Teziev sowie die große Abgeklärtheit
von Erik Pfeifer.
Nach einigen verletzungsbedingten
Ausfällen ist für
mich die Haupterkenntnis
des Abends: Auch unser
zweiter Anzug passt!”
DBV-Cheftrainer Dr. Bastian:
„Das waren überzeugende
Leistungen von Touba,
Teziev und Pfeifer. Die
Trainer haben gute Arbeit
geleistet. An Igor Teziev geht
ein großes Lob, dass er so
kurzfristig und so erfolgreich
eingesprungen ist.“
WSB-Teamchef Valentin
Silaghi: „Ich bin sehr zufrieden.
Alle unsere Jungs haben
mir gut gefallen. Nur Joyce
hatte Probleme. Hamza Touba
hat es gejuckt zu zeigen,
dass er variabel alle Stile boxen
kann und eine super Leistung
gebracht. Igor Teziev ist
eine große Hoffnung für das
deutsche Boxen.“
WSB-Coach
Zoltan Lunka:
„Unsere
Leute vom
Stützpunkt
in Heidelberg
haben sehr
gut gearbeitet. Pfeifer hat sich
getraut, das zu machen, was
er kann. Ich denke, jetzt ist
der Knoten bei ihm endgültig
geplatzt.“
BoxSport
47
Über der algerischen
Wüste sind die Adler
abgestürzt: Auch im
zweiten Auswärts-
Kampf in der World Series of
Boxing (WSB) gab es für das
Team Deutschland nichts zu
holen. Vor rund 700 Zuschauern
im algerischen Blida erlitt die
von den Bundestrainern Valentin
Silaghi und Zoltan Lunka sowie
Generalmanager Dr. Mirko
Wolf betreute Mannschaft eine
1:4-Niederlage gegen die „Algeria
Desert Hawks“. Das heißt:
Alle drei Siegpunkte gehen nach
Nordafrika.
Die Enttäuschung im deutschen
Team war groß, denn das
klare Ergebnis spiegelt nicht den
Klare 1:4-Niederlage in Algerien
Deutsche Adler von
den Wüstenfalken gerupft
Omar El Hag einziger Sieger
Sergei Neumann (rechts) eröffnete den Auftritt des deutschen Teams
mit seiner
Niederlage gegen
Mohamed Flissi
Alter hervorragend geboxt und
verspreche viel für die Zukunft“.
Trost spendete Coach Zoltan
Lunka auch den betrübten
Kämpfern und lieferte einen Erklärungsversuch
ab: „Wir können
trotzdem mit unseren Jungs
zufrieden sein. Keiner hat sich
versteckt, alle haben mit Herz
gekämpft, aber es fehlt teilweise
noch an Erfahrung. Man muss
bedenken, dass bis auf Paskali
alle deutschen Boxer ihre Premi-
Omar El Hag (links) sorgte gegen Samir Brahimi für den
einzigen Punkt in Algerien
ere in der WSB gegeben haben.“
In der Tat traf
Deutschland auf
Algeriens stärkstes
Aufgebot mit lauter
WSB-erfahrenen
Kämpfern. So bekam
es beispielsweise
der frühere EM-Dritte
und deutsche Schwergewichtsmeister
Johann Witt aus dem
Schwarzwald mit Chouaib Bouloudinats
zu tun: Der frühere
WSB-Boxer der Astana Arlans
war 2011 Afrikanischer Vizemeister
und 2012 Olympiateilnehmer.
Der Höhenflug des Teams
Germany in der WSB währte damit
nur kurz: Nach dieser Auswärtsniederlage
wurde aus dem
Johann Witt (rechts) unterlag im letzten
Kampf des Abends Chouaib Bouloudinats
dramatischen Kampfverlauf wider,
wie DBV-Sprecher Oliver
Palme mitteilt: Deutschland habe
auf Augenhöhe gegen die mit
fünf Olympia-Teilnehmern angetretenen
Gastgeber gekämpft.
Den einzigen Sieg für Deutschland
steuerte mit dem 19 Jahre
alten Berliner Bantamgewichtler
Omar El Hag das jüngste Teammitglied
bei.
Die Algerier nahmen damit
erfolgreich Revanche für
ihre klare Auswärtsschlappe in
Deutschland. Wolf meint dazu:
„Wir waren nicht die
Schwächeren. Und in der
hier ausgetragenen Gewichtsklassengruppe
C1
mit 49, 56, 64,75 und 91
Kilogramm ist Algerien
deutlich stärker besetzt
als in der von C2, in der
wir den Hin-Kampf mit
5:0 gewonnen haben.“
Wolf rechnet vor: „Wenn
der Ludwigsburger Xhek
Paskali gewonnen hätte,
und er hat meiner
Meinung nach gewonnen,
dann hätte es vor
dem letzten Kampf 2:2
gestanden und alles wäre noch
möglich gewesen für uns. Aber
das ist wohl so, wenn man auswärts
antritt.“
So bleibt auch für Valentin
Silaghi nur die bittere Erkenntnis:
„Diese Niederlage tut weh.
Sogar das algerische Publikum
hat uns mehrfach fair applaudiert“,
erklärte der deutsche
WSB-Cheftrainer und zeigt sich
„enttäuscht davon, wie vom
Kampfgericht gegen Xhek Paskali
und Johann Witt gepunktet
wurde“. Sportlich habe sein
Team gezeigt, dass es mithalten
könne. Der deutsche U21-Meister
Omar El Hag habe „für sein
ERGEBNISSE
Halbfliegengewicht (49 kg): Mohamed Flissi vs. Sergej Neumann, Punktsieg (3:0) für Flissi
Bantamgewicht (56 kg): Samir Brahimi vs. Omar El Hag, Punktsieg (3:0) für El Hag
Halbweltergewicht (64 kg): Abdelkader Chadi vs. Angelo Frank, Punktsieg (3:0) für Chadi
Mittelgewicht (75 kg): Ilyas Abbadi vs. Xhek Paskali, Punktsieg (2:1) für Abbadi
Schwergewicht (91 kg): Chouaib Bouloudinats vs. Johann Witt, Punktsieg (3:0) für Bouloudinats
vorübergehenden zweiten Rang
nach insgesamt zwei Siegen
und zwei Niederlagen der dritte
Platz in Gruppe A. Damit wahrt
Deutschland aber weiterhin seine
Chancen aufs Viertelfinale.
Peter Jaschke
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INTERVIEW
Peter Jaschke mit Ulrich Bittner
Der umtriebige Unternehmer Ulrich Bittner (55) ist seit 2013 deutscher
Franchisenehmer der World Series of Boxing (WSB). Der Präsident
des hessischen Bundesliga-Vereins Boxring Hanau 09 ist ein
Macher, der polarisiert: Man mag seine bunte Show oder man lehnt
sie ab und muss sich dann sehr auf den harten sportlichen Kern seiner
Veranstaltungen konzentrieren. Mancher meint: Entweder wird
man in wenigen Jahren sagen, dass seine gewagten Visionen das medial
darbende olympische Boxen in Deutschland den entscheidenden
Schritt weiter gebracht haben. Oder dass seine selbstverliebt
wirkenden Inszenierungen dafür doch zu unseriös herüber kamen.
Doch Bittner zeigt sich flexibel, schaltet um „von pompös auf Wohnzimmerveranstaltung“,
wie er selbst den Umzug von der Schärttner-Halle
ins Limes-Forum bezeichnet, träumt aber weiterhin vom
WSB-Viertelfinale auf Mallorca. Wir sprachen mit ihm am Abend des
Heimsiegs gegen Argentinien in Großkrotzenburg bei Hanau.
„Ich fühle mich
wie auf einer
Achterbahn“
Der WSB-Chef träumt von 14.000
Zuschauern beim Viertelfinale gegen
Kubas braune Bomber auf Mallorca
BoxSport: Herr Bittner, wie
ist die noch junge WSB-Saison
2013/14 aus Ihrer Sicht bisher
verlaufen?
Ulrich Bittner: Mancher
würde meine Erfahrungen wohl
als Fahrt in der Achterbahn vergleichen.
Meine Frau Zyta hasst
es schon fast, weil ich so viel Zeit
damit verbringe. Wenn mich das
BoxSport-Magazin den Hansdampf
von Hanau nennt, so nehme
ich das aber gerne an, weil
das Ganze eben auch vielfältige
Arbeit auf vielen Baustellen mit
sich bringt.
BoxSport: Wo sehen Sie die
größten Baustellen?
Bittner: Es gibt noch einiges
zu justieren. Bei den Fernsehgeldern
fordern wir beispielsweise
einen fairen Verteilerschlüssel,
sonst wird sich die WSB nicht
etablieren. Wir bekommen bislang
nicht einen Cent für die
Auslandsausstrahlungen. Dabei
wurden heute Livebilder in 14
Nationen übertragen. Allein die
beiden Übertragungswagen hinter
der Halle kosten uns 10.000
Euro. Alle zwölf WSB-Teams
sind sich einig, dass man die
Kosten besser in den Griff bekommen
muss. So könnte beispielsweise
auch bei der Auswahl
der Kampfrichter stärker
darauf geachtet werden, dass
deren Flüge nicht zu lang und
damit nicht so teuer sind.
BoxSport: Was haben Sie in
Sachen medialer Vermarktung
in Deutschland erreicht? Internetportale
und Regionalsender
wie Schau-TV oder München
TV, mit denen sie unter anderem
schon zusammenarbeiten, in allen
Ehren, aber ist auch endlich
ein großer TV-Sender in Sicht,
der die deutschen WSB-Kämpfe
zeigt?
Bittner: Es gibt Gespräche
mit etablierten Sendern, darunter
zwei der großen privaten
Sender, die Profiboxen zeigen,
und die öffentlich-rechtliche
ARD, die schon ein klares und
ernsthaftes Interesse erkennen
lässt.
BoxSport: Ähnliches hörten
wir schon im vergangenen Jahr.
Woran machen Sie dieses angebliche
Interesse der ARD jetzt
fest?
Bittner: Sporadisch hat
die ARD schon berichtet. Ich
verhandle mit der ARD gerade,
dass es beim kommenden
WSB-Heimkampf unseres Teams
Deutschland gegen Italien am
Freitag, 7. Februar, im markanten
„The Squaire“ am Flughafen
Frankfurt eine, sagen wir mal,
sehr ausgeweitete Berichterstattung
geben wird. Das soll uns
die Tür zu einem Vertrag öffnen.
Dafür bin ich zu einigen Zugeständnissen
bereit: Das wird eine
Veranstaltung für 500 geladene
Gäste am Vorabend zum Ball
des Sports in Wiesbaden.
BoxSport: Warum soll das
eine geschlossene Veranstaltung
werden in dem riesigen futuristischen
Bürogebäude über dem
Fernbahnhof am Frankfurter
Flughafen? Dort finden, wie Sie
selbst sagten, auch internationale
Squash-Turniere statt.
Bittner: Aus Sicherheitsgründen
sollen ausnahmsweise
nur 500 geladene Gäste kommen.
Ich möchte mir die Chance mit
der ARD nicht vertun. Schließlich
strebe ich 2015 oder 2016
auch ein vorolympisches Qualifikationsturnier
in Deutschland
an. Gleichzeitig will ich mit dem
Sauerland-Stall Kontakt aufnehmen.
Es wäre für mich denkbar,
WSB-Kämpfe auch einmal in eine
Sauerland-Veranstaltung zu
integrieren.
BoxSport: Meinen Sie, dass
einer der Profiställe, denen der
Weltverband AIBA mit WSB und
eigenem Profilager den Kampf
angesagt hat, zu einer solchen
Zusammenarbeit bereit ist?
Bittner: Warten wir es ab.
Immerhin haben wir heute
Abend bei Schaukämpfen schon
zwei Cousins von Sauerland-
Profi Arthur Abraham im Limes-
Forum boxen sehen, nämlich
den halbschweren Sascha Arsumanjan
und seinen jüngeren
Bruder, den 20 Jahre alten Mittelgewichtler
Marten (Anmerkung
der Redaktion: beide DM-Teilnehmer
2013 vom fränkischen
Boxring TSV Stein). Die beiden
hat uns Sauerland-Trainer Ulli
Wegner geschickt. Ich habe Visionen.
Ich denke immer noch
Arthur Abrahams Cousin Sascha
Arsumanjan (rechts) bestritt einen
Einlagekampf gegen Artur Mann
im Halbschwergewicht. Der zweite
Abraham-Cousin, Marten Arsumanjan,
stand in einem weiteren Schaukampf
zuvor als Mittelgewichtler gegen
den elf Kilo leichteren Thulassi
Thuramaligam im Ring
50 BoxSport
Seine Ansagen in zwar fließendem Englisch, aber mit starkem deutschen Akzent und
kleinen Fehlern durchsetzt, sind bei den Hanauer Fans schon fast Kult: Ulrich Bittner
machte seinem Ruf auch bei der Vorstellung der Teams im Limes-Forum alle Ehre
an einen WSB-Kampf auf Mallorca.
Die WSB muss touren. Es
laufen konkrete Gespräche mit
dem Europa Park Rust. Warum
nicht auch WSB-Heimkämpfe in
der Veranstaltungshalle auf dem
Autobahnrasthof Geiselwind bei
Würzburg?
BoxSport: Zurück zu Ihren
Erfahrungen und vor allem Ihren
Erwartungen für diese dritte
Saison mit einem deutschen
Box-Team in der WSB?
Bittner: Als positiv empfinde
ich, dass die WSB-Familie
sehr geschlossen ist. Die Marke
WSB erachte ich insgesamt als
hervorragend. Und unsere Veranstaltungen
werden von Mal
zu Mal besser. Wir lernen eben
alle noch dazu.
BoxSport: Was erwarten sie
für 2014?
Bittner: Das ausgegebene
Ziel ist, nicht Letzter zu werden.
Eins steht fest: Wir haben eine
tolle Mannschaft mit tollen Trainern.
Es fehlen nur noch zugkräftige
Namen. Erik Pfeifer wäre
beispielsweise einer, der das
Potenzial dazu hätte. Sein K.o.-
Sieg war toll und ist um die Welt
gegangen, das war in 14 Ländern
zu sehen. Das zeigt aller Welt:
Deutschland steht boxsportlich
auf ganz hohem Niveau.
Ulrich Bittner ist nicht mehr nur noch der Hansdampf in Hanaus Gassen,
sondern der Hansdampf an allen Wänden
BoxSport: Wagen Sie eine
Prognose?
Bittner: Wir waren Vierter,
sind momentan Zweiter. Und es
ist keine Utopie. Wir haben nach
dem klaren Sieg gegen Argentinien
eine Chance, zumindest
alle Heimkämpfe zu gewinnen
und das Viertelfinale zu erreichen.
BoxSport: Im Viertelfinale
würde dann womöglich Kuba als
Gegner warten, der momentane
Überflieger der Gruppe B.
Bittner: Dann würden wir
wohl nicht mehr weiterkommen,
aber darf ich träumen, bitte?
BoxSport: Nur zu!
Bittner: 14.000 Zuschauer,
wie beim ersten WSB-Heimkampf
der Kubaner, sehe ich
dann beim Viertelfinale Deutschland
gegen Kuba auf Mallorca.
Das würde uns schwarze Zahlen
in die Kasse spülen.
BoxSport: Muss man sich
Sorgen um die Zukunft der WSB
in Deutschland machen, wenn
die offiziellen Auflagen nicht
erfüllt werden wie zuerst in Hanau
und nun offenbar in Großkrotzenburg
wieder, wo diesmal
Supervisor Falcinelli, der AIBA-
Vizepräsident aus Italien, sehr
unzufrieden wirkte?
Bittner: Dass Franco Falcinelli
persönlich gekommen
ist, hat mich schon überrascht.
Wir stehen vielleicht unter verschärfter
Beobachtung, weil es
beim ersten Heimkampf Probleme
gab, aber atmosphärisch
ist alles okay zwischen mir und
der WSB. Falcinelli hat sich beim
Wiegen am Vortag lobend über
uns geäußert. Wir haben nicht
gegen Regeln verstoßen. Die
Liveübertragung begann diesmal
pünktlich. Man muss sich
also keine Sorgen machen.
BoxSport: Ihnen geht auch
finanziell nicht die Puste aus,
obwohl Sie jährlich allein an
WSB-Lizenzgebühren 300.000
Euro zu zahlen haben und zwei
Bundesligateams unterstützen?
Bittner: Auf keinen Fall. Wir
haben einen Sponsorenpool, der
uns sehr unterstützt.
BoxSport
51
Kuba und Ukraine w e
Die braunen Bomber siegten selbst in Kasachst
Auch wenn sich Carlos Adames (li.) gegen den Ukrainer Vyacheslav Kyslytsyn durchsetzte,
konnte das US-Team die 2:3-Niederlage gegen den Spitzenreiter nicht verhindern
Erislandy Savon aus Kuba (links) schlug WSB-Novize Denis Latypov aus
Aserbaidschan
In der Gruppe A der World
Series of Boxing (WSB), zu
der auch Team Deutschland
zählt, behaupteten sich die
„Ukraine Otamans“ nach sechs
Kampftagen ungeschlagen an
der Tabellenspitze. Dazu trugen
im Dezember und Januar jeweils
Vor dem WSB-Kampf Italien vs. Deutschland traf René Weller im Mannschaftshotel in Assisi den Schauspieler Franco
Nero, der vor allem für seine Darstellung des Django in Italo-Western Bekanntheit erlangte. Zuletzte spielte er 2012 in
Django Unchained von Quentin Tarantino die Rolle des Amerigo Veseppi. Nero war Pate einer italienischen Benefizaktion
zugunsten behinderter Kinder
klare 4:1-Siege gegen die algerischen
„Wüstenfalken“ und Italiens
„Dolce & Gabbana Thunders“
bei.
Den Italienern gelang daraufhin
gegen die „USA Knockouts“
in Miami „nur“ ein knapper
3:2-Sieg, was den Amis den ersten
Punkt in dieser Saison einbrachte.
Den zweiten holten sich
die US-Boys erneut zuhause mit
einer weiteren knappen 2:3-Niederlage
gegen den ukrainischen
Tabellenführer. Das bedeutet den
sechsten und letzten Platz hinter
den aktuell Vorletzten aus Argentinien,
die wie zuvor mit 0:5
gegen Deutschland aktuell auch
Italien mit 1:4 unterlagen.
Immer noch auf Viertelfinalrang
vier der Gruppe A liegt
Algerien, während sich Italien
auf Rang zwei vor dem Team
Deutschland behauptet. Die
deutschen Adler erwarten nach
ihrem Ende Januar bevorstehenden
Ausflug in die Ukraine Italiens
Donnervögel am Freitag, 7.
Februar, zu einem Heimkampf in
Frankfurt. Ob dort die Revanche
für die Auswärtsniederlage gelingen
kann? Am 15. Februar soll der
Heimkampf Deutschlands gegen
die USA nachgeholt werden.
In der Gruppe B sind die „Domadores“
aus Kuba nach wie
vor das Maß aller Dinge. Sie bezwangen
im Dezember die Titelverteidiger
der „Astana Arlans“,
wenn auch nur knapp mit 3:2,
allerdings in Kasachstan. Dessen
Team liegt trotz einer überraschenden
4:1-Niederlage gegen
die viertplatzierten Aserbaidschans
„Baku Fires“ immer noch
auf Rang zwei.
Den „Fires“ gelang es am
sechsten Kampftag zuhause sensationell,
den Kasachen die volle
Punktzahl abzuknöpfen. Dabei
glänzte im Kampf des Abends der
frühere aserbaidschanische Vize-
Europameister und amtierende
52 BoxSport
eiter Spitze
an und Aserbaidschan
Der Auftritt von Weltergewicht-Olympiasieger Roniel Iglesias Sotolongo (rechts)
gegen Mexikos Hector Reyes wurde als „majestätisch“ bezeichnet
EM-Dritte Elvin Mamishzada
(22) gegen Arlans-„Fliege“ Iliyas
Suliemenov.
Aktuell liegt Kasachstan mit
fünf Punkten Abstand hinter
den überragenden Kubanern,
die zuletzt die „Guerreros“ aus
Mexiko mit 5:0 deklassierten.
Dabei bestritt der Weltergewicht-
Olympiasieger Roniel Iglesias
Sotolongo, Weltmeister von 2009
aus Kuba, sein WSB-Debüt. Gegen
Hector Reyes (Mexiko), der
ebenso erstmals einen WSB-Ring
betrat, avancierte der kubanische
Rechtsausleger zum Boxer der
Begegnung: Reyes war nicht mehr
in der Lage, zur letzten Runde anzutreten.
Sotolongos Weltklasse-
Auftritt im Ring wurde dagegen
vom WSB-Berichterstatter des
Weltverbands AIBA auf dessen
Internetseite als „majestätisch“
bezeichnet.
Bereits zuvor, am fünften
Kampftag, schlugen die Kubaner
die „Baku Fires“ in Aserbaidschan.
Auch dort gab es bei einem
erneuten 3:2-Sieg wie schon am
vierten Kampftag gegen Verfolger
Kasachstan selbst für die kubanischen
Überflieger „nur“ zwei
statt drei Siegpunkte zu holen. In
Baku avancierte das Halbwelter-
Duell zwischen dem WM-Viertelfinalisten
Gaybatulla Gadzhialiyev
und Kubas Vizeweltmeister
und Olympiadritten Yasniel Toledo
zum Kampf des Abends. Der
Aserbaidschaner EM-Dritte von
2011 entschied ihn überraschend
für sich.
Es stand 2:2, als der superschwere
Erislandy Savon aus
Kuba, der Neffe des dreifachen
Olympiasiegers Felix Savon, und
WSB-Novize Denis Latypov die
Fäuste kreuzten. Nach überraschend
großen Schwierigkeiten
in Runde eins übernahm der Kubaner
das Heft des Handelns und
machte das aserbaidschanische
Publikum mit elegantem Boxen
nahezu sprachlos.
Noch härter hatten die nun
noch viertplatzierten „Baku Fires“
die 0:5-Schlappe gegen das
Russian Boxing Team getroffen,
das weiterhin Tabellenplatz drei
einnimmt. Das gleiche Schicksal,
eine empfindliche 0:5-Niederlage,
ereilte in Russland auch
die „Guerreros“ Mexiko. Diese
konnten bislang nur das Tabellenschlusslicht
Polen schlagen.
Mit den polnischen „Hussars“
hatte auch der Tabellenzweite
Kasachstan weitgehend leichtes
Spiel. Allerdings trotzten die
Polen zuletzt mit einer knappen
2:3-Heimniederlage den Russen
um Weltmeister Misha Aloian respektabel
einen Punkt ab.
Peter Jaschke
Die Tabellen
alle ERGEBNISSE
Gruppe A
1 15.11.13 Argentinien 1 - 4 Italien
16.11.13 Ukraine 4 - 1 USA
16.11.13 Deutschland 5 - 0 Algerien
2 verschoben Algerien - Italien
22.11.13 USA 3 - 2 Argentinien
08.03.14 Deutschland - Ukraine
3 06.12.13 Ukraine 5 - 0 Argentinien
07.12.13 Algerien 3 - 2 USA
07.12.13 Italien 4 - 1 Deutschland
4 13.12.13 Ukraine 4 - 1 Italien
13.12.13 Argentinien 4 - 1 Algerien
15.02.14 Deutschland - USA
5 10.01.14 Deutschland 5 - 0 Argentinien
10.01.14 USA 2 - 3 Italien
11.01.14 Algerien 1 - 4 Ukraine
6 17.01.14 USA 2 - 3 Ukraine
18.01.14 Algerien 4 - 1 Deutschland
18.01.14 Italien 4 - 1 Argentinien
Gruppe B
1 15.11.13 Kasachstan 4 - 1 Aserbaidschan
15.11.13 Mexiko 0 - 5 Kuba
16.11.13 Russland 5 - 0 Polen
2 22.11.13 Polen 0 - 5 Kuba
23.11.13 Russland 2 - 3 Kasachstan
23.11.13 Aserbaidschan 5 - 0 Mexiko
3 06.12.13 Kasachstan 4 - 1 Mexiko
06.12.13 Polen 0 - 5 Aserbaidschan
06.12.13 Kuba 5 - 0 Russland
4 13.12.13 Kasachstan 2 - 3 Kuba
13.12.13 Mexiko 5 - 0 Polen
14.12.13 Russland 5 - 0 Aserbaidschan
5 10.01.14 Polen 1 - 4 Kasachstan
11.01.14 Aserbaidschan 2 - 3 Kuba
11.01.14 Russland 5 - 0 Mexiko
6 17.01.14 Kuba 5 - 0 Mexiko
18.01.14 Aserbaidschan 4 - 1 Kasachstan
18.01.14 Polen 2 - 3 Russland
Punkte
Kampftage
Total Gew. Verl.
Gruppe A
Ukraine Otamans 15 5 5 0
Dolce & Gabbana Italia Thunder 11 5 4 1
Team Germany 6 4 2 2
Algeria Desert Hawks 5 5 2 3
Argentina Condors 4 6 1 5
USA Knockouts 2 5 1 4
Gruppe B
Cuba Domadores 18 6 6 0
Astana Arlans Kazakhstan 13 6 4 2
Russian Boxing Team 13 6 4 2
Azerbaijan Baku Fires 10 6 3 3
Mexico Guerreros 2 6 1 5
Hussars Poland 1 6 0 6
BoxSport
53
1.
BUNDESLIGA
Artur Bril
(links)
besiegte
Atdhe
Gashi
klar
Beim souveränen 11:7-Sieg gegen Babelsberg wurde deutlich
Hanaus Geschäftsstellenleiter
Angelo Fragassi
und Vizepräsident
Norbert Schmalfuss
freuten sich über einen deutlichen
11:7-Sieg über den SV Motor
Babelsberg. Und Präsident
Ulrich Bittner blickte bereits voraus:
„Jetzt fordern wir den Deutschen
Meister Velbert am 15. Februar.“
Eine starke Mannschaft
hatte der Boxring Hanau gegen
die Babelsberger aufgestellt. Mit
Xhek Paskali, Igor Teziev und
Erik Pfeifer waren drei Athleten
dabei, die zum Stamm von Team
Germany in der World Series of
Boxing (WSB) gehören. Hanaus
Mit Artur Bril ist
Hanau eine Macht
Bittner kaperte Babelsbergs neuen Stern für die WSB
Cheftrainer Witali Tarassow sekundierte
dementsprechend die
Bundestrainer Valentin Silaghi
und Zoltan Lunka, die ihre Kaderathleten
aus nächster Nähe
begutachteten.
Dazu feierte Artur Bril, 2012
Deutscher U21-Meister, sein
Debüt in der Hanauer Staffel.
Und Bril (bis 58 Kg), 2010 Jugend-Weltmeister
und Jugend-
Olympiasieger im Federgewicht,
brachte den Gastgeber mit einer
überzeugenden Leistung und
einem einstimmigen Punktsieg
gegen den Babelsberger Gashi,
immerhin Deutscher Vizemeister,
gleich in Führung.
Einen Boxer der Extraklasse
präsentierten die Babelsberger
mit dem erst 19 Jahre alten
Szymantas Stanionis (bis 70
Kg) gegen einen gewiss nicht
schlechten Hanauer Slawa Spomer.
Wie aber der gebürtige Litauer
Stanionis auftrumpfte, mit
dem Aufzeigen der gesamten
boxerischen Palette von guter
Szymantas Stanionis (rechts)
beeindruckte auch gegen Slawa Spomer
und wurde von Ulrich Bittner noch für
die WSB nachnominiert
Führhand, Kombinationen, Serien
an Kopf und Körper, großer
Beweglichkeit und einer starken
linken Schlaghand, das nötigte
sogar den ansonsten lautstark
anfeuernden Hanauer Fans Respekt
ab, die auf einmal seltsam
ruhig waren. Wenig überraschend
das Urteil: einstimmiger
Punktsieg für den Babelsberger.
Da Stanionis bereits zuvor gegen
den Velberter Arajik Marutjan
gewonnen hatte, wurde er von
Bittner kurzerhand für die WSB
nachnominiert.
Für weitere
Hanauer Siege
sorgten Kastriot
Sopa, Xhek Paskali,
Igor Teziev,
der nur zwei
Runden benötigte,
um seinen
Babelsberger
Gegner Sadula
Abdulai zu zermürben,
sowie
der WM-Dritte
Erik Pfeifer, der
gegen Vitalijus
Subacius nicht
in Gefahr geriet. Damit liegt Hanau
nur noch einen Punkt hinter
dem Tabellenführer und Deutschen
Meister Velberter BC22.
„Ich habe vor der Saison gesagt,
wenn wir als Erstliga-Aufsteiger
nicht Letzter werden, wäre das
ein Riesenerfolg. Aber jetzt fordern
wir Velbert. Wir werden die
Begegnung am 15. Februar als
Vorkampf vor der WSB-Begegnung
von Team Germany gegen
die USA austragen. Am Airportcenter
in Frankfurt. Da könnte
es eine kleine Vorentscheidung
um die Deutsche Meisterschaft
geben“, erklärte Bittner.
ERGEBNISSE
BR Hanau I - SV Motor Babelsberg
11:7
58 Kg: Artur Bril (BRH) – 3:0 PS ü. Atdhe
Gashi (SVM)
65 Kg: Kastriot Sopa (BRH) – 3:0 PS ü.
Artjom Daschjan (SVM)
70 Kg: Slawa Spomer (BRH) – 0:3 PN g.
Szymantas Stanionis (SVM)
76 Kg: Xhek Paskali (BRH) – 3:0 PS ü.
Benjamin Kremers (SVM)
82 Kg: Igor Teziev (BRH) – T.K.o. ü. Sadula
Abdulai (SVM)
+82 Kg: Erik Pfeifer (BRH) – 3:0 PS ü.
Vitalijus Subacius (SVM)
54 BoxSport
Mit 9:9 rettete Nordhausen in Straubing einen Punkt
„Jetzt sind wir heiß auf Velbert“
Seit Sandro Schaer in
Straubing das Training
der Bundesliga-Boxer
übernommen hat, geht
es aufwärts. Davon ist Straubings
Manager Hans Buchmeier überzeugt:
„Wir haben vor vollem
Haus wieder einen spannenden
Kampf gegen Nordhausen erlebt.
Wir brauchen noch ein bisschen,
aber vielleicht kämpfen wir im
nächsten Jahr mit um den Titel.“
Nach dem 9:9 gegen Nordhausen
bleiben die Bayern mit 26:26
Punkten auf dem dritten Rang.
Aber auch die Harzer sind mit der
Punkteteilung zufrieden, wie Box-
Abteilungsleiter Dieter Heinicke
betont: „Wir haben gutes Boxen
gesehen. Für unseren Kampf Anfang
März gegen Velbert ist das
eine ordentliche Motivation.“
Beschwerte sich der Schwede
Salomo N´tuve in Babelsberg noch
über ein ungerechtes Urteil, so
musste er in Straubing gegen Edgar
Walth die Überlegenheit seines
Gegners anerkennen. In der letzten
Runde war der Schwede sogar
Aber N‘Tuve unterliegt Walth
Salomon
N‘Tuve
(rechts)
unterlag
Edgar Walth
einstimmig
zweimal am Boden. Das Schicksal
teilte N’tuves Landsmann Clarence
Goyeram in der Klasse bis
65 kg gegen Eugen Dahinten. Der
Schwede wehrte sich zwar tapfer,
unterlag am Ende aber mit 1:2.
Der Erfurter Sebastian Günter entpuppt
sich als die Neuentdeckung
der Bundesliga. Schon in Babelsberg
gab er eine bemerkenswerte
Vorstellung. In Straubing ließ
er dem Holländer Max van der
Pas keine Chance. Günther war
es auch, der mit seinem Sieg die
Tabelle Verein Kämpfe S/N Punkte
1. Velberter BC 22 4 6:2 37:34
2. BR Hanau 4 5:3 37:33
3. BC Straubing 4 4:4 35:35
4. Nordhäuser SV 4 3:5 33:38
5. SV Motor Babelsberg 4 2:6 34:36
Wende aus Nordhäuser Sicht einleitete.
Nach ihm sorgten Balász
Bacskai und Leon Bunn mit ihren
Erfolgen für den ersten Punktgewinn
in den bisherigen drei Auswärtskämpfen.
„Wir haben den
angestrebten Mannschaftspunkt
erreicht“, sagte ein erleichterter
Cheftrainer Konrad Werner, der
Bacskai einen erstklassigen Kampf
gegen den Straubinger Kenan Spahiu
bescheinigte. Bacskai startete
nicht wie gewohnt im Weltergewicht,
sondern eine Gewichtsklasse
höher. „Es war der richtige
Gegner zum Einstieg“, so Werner.
ERGEBNISSE
BC Straubing – Nordhäuser SV 9:9
58 Kg: Edgar Walth (BCS) – 3:0 PS ü. Salomon
N`Tuve (NSV)
65 Kg: Eugen Dahinten (BCS) - 2:1 PS ü.
Clarence Goyeram (NSV)
70 Kg: Max van der Pas (BCS) - 1:2 PN g.
Sebastian Günter (NSV)
76 Kg: Kenan Spahiu (BCS) - 0:3 PN g.
Balász Bacskai (NSV)
82 Kg: Mateusz Tryc (BCS) - 0:3 PN g.
Leon Bunn (NSV)
82+Kg: Emir Ahmatovic (BCS) - 2:1 PS ü.
Eugen Waigel (NSV)
1.+2. Bundesliga
BOXRING HANAU I.
15.02.2014
ab 16:00 UHR
www.boxringhanau.de
VS.
BC VELBERT
BoxSport
55
1.
BUNDESLIGA
56 BoxSport
Riese Schulz enttäuschte Mantau
Bei der 8:9-Niederlage von Babelsberg gegen Velbert
19-jähriger Litauer schlug den Vize-Europameister Marutjan
Szymantas Stanionis (rechts) überraschte gegen
einen sichtlich entnervten Arajik Marutjan
Im Toyota-Autohaus von Babelsberg
ging es beim Kampf gegen
den Rekordmeister aus Velbert
besonders spannend zu. Zwischen
den japanischen Karossen
kennen sich auch die Velberter seit
Jahren gut aus. Vor dem letzten Duell
freuten sich die 450 Zuschauer
und Motor-Trainer Ralph Mantau
rieb sich heimlich schon die Hände.
Es stand 7:7. Die Schwergewichtler
Gottlieb Weiss für Velbert
und Florian Schulz für Babelsberg
kletterten zum entscheidenden
Faustgefecht in den Ring. Eigentlich
glaubte Mantau, die Punkte
sicher verbuchen zu können. Der
Babelsberger hatte sich im Sommer
intensiv umgesehen. „In Greifswald
habe ich Florian Schulz entdeckt“,
sagte der emsige Manager
und Trainer. Auf den Zweimetermann
setzte er seine ganzen Hoffnungen.
„Florian bestritt mehrere
Kämpfe, die ich sehen konnte. Er
hat immer gewonnen, war richtig
Klasse“, schwärmte der Babelsberger
Trainer. Nach dem Kampf
allerdings war Mantau ziemlich
angefressen: „Das war Arbeitsverweigerung.
Florian muss sich jetzt
als Ersatzmann bewähren.“
Der Zorn des Bosses war verständlich.
Schulz, mit knapp 113 kg
fast einen halben Zentner schwerer
als sein Gegner, tänzelte als Weichei
durch den Ring, wagte kaum
eine Aktion und ging gegen den
deutlich kleineren Weiss klar mit
0:3 unter.
Beim 9:8-Sieg von Nordhausen gegen Hanau
Michel fühlte sich verschaukelt
Sieger Bunn schwärmte von starker Zuschauerunterstützung
Mit 9:8 besiegte der Nordhäuser
SV die Gäste aus Hanau und
blieb seit nun sieben Jahren in der
heimischen Ballspielhalle weiter
unbesiegt. „Das ist ein Erfolg des
ganzen Teams. Wir gewinnen und
verlieren zusammen. Ich muss der
Mannschaft ein Riesenkompliment
machen für diesen Kampfgeist“,
ERGEBNISSE
Nordhäuser SV - BR Hanau I 9:8
58 Kg: Salomon N`Tuve (NSV) - 2:1 PS ü. Diaz Kuzembaev (BRH)
65 Kg: David Müller (NSV) - Remis g. Stioan Prtencia (BRH)
70 Kg: Balasz Baskai (NSV) - 2:1 PS ü. Slawa Kerber (BRH)
76 Kg: Sebastian Formella (NSV) - 0:3 PN g. Xhek Paskali (BRH)
82 Kg: Leon Bunn (NSV) - 2:1 PS ü. Serge Michel (BRH)
82+Kg: Artur Mann (NSV) - 1:2 PN g. Johann Witt (BRH)
bilanzierte Nordhausens Cheftrainer
Konrad Werner. Lobende Worte
für das sportlich Gebotene fand
auch Hanaus Präsident Ulrich Bittner:
„Das war hochklassiger Sport
in Nordhausen. Wirklich schade,
dass wir nicht wenigstens ein Unentschieden
erreichen konnten.“
Bittner haderte in erster Linie mit
den Unpartei-
Florian Schulz (rechts) erfüllte gegen Gottlieb Weiss nicht die ihn
gesetzten Erwartungen
ERGEBNISSE
„Nicht nur der Kampfeswille
von Weiss war für unseren Sieg
entscheidend. Artem Harutyunyan
und vor allem unser Neuzugang
Stefan Härtel haben überzeugt.
Wir sind auf gutem Weg, den Titel
zu verteidigen“, glaubt Velberts
Co-Trainer Maik Hanke.
Mit offenem Mund staunten
die Velberter allerdings beim
Weltergewichts-Kampf von Vize-
Europameister Arajik Marutjan gegen
den erst 19 Jahre alten Litauer
Szymantas Stanionis. Der Litauer
kehrte nach einer bedächtigen ersten
Runde sehr beherzt in den Ring
zurück und holte gegen den haushohen
Favoriten einen 3:0-Sieg
heraus. Marutjans Trainer Michael
Timm ärgerte sich über die Niederlage,
sah die Sache aber nicht
so dramatisch: „Arajik hat 2013
immerhin 20 Kämpfe bestritten.
Davon waren 15 Kämpfe international.
Bei der EM hat er nach einem
umstrittenen Urteil nur knapp Gold
verpasst. Bei der WM holte er mit
einer bemerkenswerten Leistung
die Bronzemedaille. Vielleicht hat
er in Babelsberg den Gegner unterschätzt.
Andererseits ist selbst bei
einem Weltklasseboxer nach einem
so anstrengenden Jahr einmal
der Zwirn alle.“
SV Motor Babelsberg - Velberter BC 8:9
58 Kg: Atdhe Gashi (SVM) - Remis g. Dennis Makarow (VBC)
65 Kg: Chladek Zdenek (SVM) - 1:2 PN g. Artem Harutyunyan (VBC)
70 Kg: Eimantas Stanionis (SVM) - 3:0 PS ü Arayk Marutyan (VBC).
76 Kg: Josef Attanjouu (SVM) - 3:0 PS ü. Cihan Calik (VBC)
82 Kg: Sadula Abdulai (SVM) - 1:2 PN g Stefan Härtel (VBC)
82+Kg: Florian Schulz (SVM) - 0:3 PN g. Gottlieb Weiss (VBC)
ischen, denn
„einige Urteile
waren aus
unserer Sicht
mehr als dubios.
Was sich
die Kampfrichter
dabei gedacht haben, unsere
Athleten Serge Michel und Neuzugang
Prtenjaca als Verlierer zu
bewerten, wird wohl auf ewig ihr
Geheimnis bleiben.“ Wobei der
Kroate Stipan Prtenjaca gegen
David Müller mit einem Unentschieden
aus dem Ring gestiegen
war. Das fühlte sich jedoch nicht
nur für Bittner wie eine Niederlage
an – Werner war ebenfalls verärgert:
„In meinen Augen lag David
vorn.“
Beim Stand von 8:7 für Nordhausen
folgte das entscheidende
Duell zwischen Leon Bunn und
Serge Michel – und der nächste
Leon Bunn
freute sich
über seinen
Erfolg über
Serge Michel
Aufreger. Hanau sah Michel als
„Herrscher“ im Ring, – doch Bunn
wurde zum Sieger erklärt. „Das
Publikum hat mich ab der zweiten
Runde ein bisschen wachgerissen“,
schwärmte Bunn, während
Michel auf seiner Internetseite
von einem „klaren Fehlurteil seitens
der Punktrichter“ schrieb.
Wurde im
Schwergewicht
verprügelt:
Kevin Künzel
Beim 11:7-Erfolg von Babelsberg gegen Nordhausen
Schachzug von Künzel
war ein großer Reinfall
Salom N`Tuve (links) fand das Urteil für Omar El
Hag nicht gerecht
Straubings Haudegen, Trainer
und Manager Hans Buchmeier
strahlte nach dem 9:9 gegen Titelverteidiger
BC Velbert: „Wir haben
einen riesigen Boxabend erlebt.
Eine volle Hütte mit 500 Zuschauern,
tolle Kämpfe mit Spannung
und richtigem Spitzenniveau.“
ERGEBNISSE
Schmeichelhafter Sieg für EL Hag – N’Tuve war stocksauer
Boxen mit Pauken und
Trompeten. Wo die
Nordhäuser auftauchen,
herrscht auch ohne
Doppelkorn große Stimmung.
Bei 400 Zuschauern hauten die
Harzer in Babelsberg wieder gewaltig
auf die Pauke. Im Ring lief
es nicht ganz so gut. Da schickte
Motor Babelsberg die Gäste mit
einer 7:11-Schlappe nach Hause.
Nordhausen konnte nur im Halbschwergewicht
durch den Hessen
Leon Bunn einen Sieg einfahren.
Bunn hatte ziemlich überraschend
Satul Abdulai einstimmig
nach Punkten besiegt. Bis auf
Bantamgewichtler Salom N‘Tuve
zauberte Nordhausen chancenlos
im Ring, allerdings musste sich
der Schwede über das umstrittene
Urteil ärgern: „Der Sieg für Omar
El Hag war nicht gerecht. Ich habe
drei der vier Runden klar gewonnen.“
Dabei kletterte der Schwede
im vorigen Jahr noch für die
Motor-Staffel in den Ring. „Ich
habe mich mit dem Trainer nicht
verstanden, deshalb habe ich den
Verein verlassen. Dabei finde ich
Vor allem das Duell Artem Harutyunyan
gegen Eugen Dahinten riss
die Zuschauer von den Sitzen. Am
Ende fuhr Dahinten einen klaren
Punktsieg ein. „Wir sind auf gutem
Weg. Unsere Boxer werden immer
besser, weil wir jetzt einen hauptamtlichen
Trainer haben“, so-
BC Straubing - Velberter BC 09:09
58 Kg: Edgar Walth (BCS) - 1:2 PN g. Enrico La Cruz (VBC)
65 Kg: Eugen Dahinten (BCS) - 3:0 PS ü. Artem Harutyunyan (VBC)
70 Kg: Max van der Pas (BCS) - 2:1 PS ü. Eugen Burhard (VBC)
76 Kg: Kenan Spahiu (BCS) - 0:3 PN g. Denis Radovan (VBC)
82 Kg: Mateusz Tryc (BCS) - 0:3 PN g. Stefan Härtel (VBC)
82+Kg: Roman Gorst (BCS) - 3:0 PS ü. Stefan Sittner (VBC)
Buchmeier,
der stolz auf
seine Talente
ist: „Wir
Motor richtig gut“, gestand der
Mann aus dem Norden.
Seine Querelen mit Babelsbergs
Manager und Trainer Ralph
Mantau erstaunen, denn der
rührige Potsdamer erfreut sich
in Boxkreisen großer Beliebtheit.
Wegen seines Engagements für
den Boxsport in West-Brandenburg
erhielt er unter Beifall des
Publikums zu Beginn der Veranstaltung
die „Goldene Ehrennadel
des DBV“.
Im Halbweltergewicht musste
Babelsbergs Lokalmatador
Adhte Gashi nur zwei Runden
ran. Gegner David Müller gab
auf. „Er hat entweder an den Rippen
oder der Leber eine Verletzung.
David bekam nicht richtig
Luft. Da nahmen wir ihn aus dem
Kampf“, sagte NSV-Manager Michael
Döring. Er verriet auch vor
haben mit
Edgar Walth,
Eugen Dahinten
und Kenan
Spahui drei Eigengewächse
eingesetzt und Schwergewichtler
Gorst stammt aus Trauenreuth,
ist also auch noch ein Bayer. Das
sollen uns die anderen erst einmal
nachmachen.“ Große Stücke hält
Buchmeier auf den erst 18-jährigen
Spahui: „Das ist ein Mann für
die Zukunft. Wenn nächstes Jahr
Serge Michel wieder zu uns zurückkommt,
boxen wir ganz vorn
mit.“
Schon gegen Velbert sah sich
der Bayer mit einem Punkt vorn:
„Im Halbschwergewicht gab es
ein klares Fehlurteil. Stefan Härtel
ERGEBNISSE
dem Schwergewichtskampf einen
Trick: „Wir haben unseren
Halbschweren Kevin Künzel in
Schwergewicht hochgenommen.
Sein Gegner Vitalijus Subacius
ist bereits 35 Jahre. Da stehen die
Chancen nicht schlecht.“ Wie
das im Sport manchmal so ist, erwies
sich der Schachzug keineswegs
als gute Idee. Der Litauer,
seit zehn Jahren für Babelsberg
im Ring, verprügelte den Mann
aus Halle an der Saale ziemlich
heftig. Am Ende rettete nur der
Ringrichter den Nationalboxer
vor einem Knockout. Sekunden
vor dem Schlussgong ging Künzel
auf die Bretter. Aus unerfindlichen
Gründen gab der Ringrichter
eine Sekunde vor dem
Gong das Duell noch einmal frei.
„Bei Lichte besehen, war es ein
T.K.o.“, sagt Ralph Mantau.
SV Motor Babelsberg - Nordhäuser SV 11:7
58 Kg: Omar El Hag (SVM) - PS ü. Salomon N`Tuve (NSV)
65 Kg: Atdhe Gashi (SVM) - PS ü. David Müller (NSV)
70 Kg: Eimantas Stanionis (SVM) - PS ü. Sebastian Günther (NSV)
76 Kg: Josef Attanjouu (SVM) - PS ü. Markus Finke (NSV)
82 Kg: Sadula Abdulai (SVM) - PN g. Leon Bunn (NSV)
82+Kg: Vitalijus Subacius (SVM) - PS ü. Kevin Künzel (NSV)
Beim 9:9-Unentschieden von Straubing gegen Velbert
Härtel-Sieg nach Fehlurteil?
Manager Hans Buchmeier tobte
Der Punktsieg von Stefan Härtel ging
für Hans Buchmeier nicht in Ordnung
bekam einen 2:1-Punktsieg zugesprochen.
Da muss ich einen anderen
Kampf gesehen haben.“ Für
Velberts Trainer Mike Hanke geht
die Wertung in Ordnung. Enttäuschend
war für ihn die Niederlage
von Harutyunyan. „Der Junge war
einfach nicht in Form. Dagegen hat
mich Enrico La Cruz überrascht“,
so Hanke.
BoxSport
57
Mit überwältigender Mehrheit
war Weltergewichtler Arajik Marutjan,
der für die deutsche Nationalmannschaft
in der World
Series of Boxing (WSB) und für
den BC Velbert in der Bundesliga
antritt, zu Deutschlands
Amateurboxer des Jahres 2013
gewählt worden. Im Interview
mit dem „BoxSport“ schildert
der 21-Jährige, der am Olympiastützpunkt
in Schwerin in der
Trainingsgruppe von Ex-Universum-Chefcoach
Michael Timm
arbeitet, wie er das Jahr 2013
erlebt hat und was er sich für
2014 vorgenommen hat.
Als Danjar Jeleussinow im WM-Halbfinale zum Sieger
erklärt wurde, war Arajik Marutjan (links) sichtlich
enttäuscht
„Eine Medaille in Rio ist m
Nach Olympia denkt Marutjan aber an ei n
Boxsport: Arajik, mit welchen
Gefühlen blicken Sie auf das Jahr
2013 zurück?
Marutjan: Ich glaube, dass
2013 das Jahr war, in dem ich endgültig
den Durchbruch in die Weltelite
geschafft habe. National hatte
ich ja schon vorher ein paar Erfolge
gehabt, aber ich merke, dass ich im
abgelaufenen Jahr noch einmal einen
richtigen Sprung gemacht habe.
Es war mit Abstand das härteste
Jahr meiner Karriere, mit sehr vielen
Kämpfen und sehr viel Training.
Aber es hat sich gelohnt.
Boxsport: Woran merken Sie,
dass Sie in der Weltelite angekommen
sind?
Marutjan: Da gibt es verschiedene
Dinge. Ich zähle zum Beispiel
jetzt als einer von drei Boxern neben
Stefan Härtel und Erik Pfeifer zum
Elitekader der Sporthilfe. Das ist für
mich nicht nur eine wichtige finanzielle
Unterstützung, sondern auch
eine große Ehre. Ich spüre auch,
dass die Gegner mich mittlerweile
nicht nur kennen, sondern ernst
nehmen. Der Respekt ist enorm gewachsen,
viele sind froh, wenn sie
den Kampf mit mir überstanden haben.
Das hat mir eine Menge Selbstbewusstsein
gegeben. Aber das
prägendste Erlebnis war, als bei der
WM in Kasachstan der Weltverband
AIBA ein Interview mit mir geführt
und dieses dann auf seine Startseite
im Internet gestellt hat. Da wusste
ich, dass ich angekommen bin in
der Weltspitze.
Boxsport: Die WM war sicherlich
das herausragende Erlebnis der
Saison, das allerdings mit einer großen
Enttäuschung endete, der Niederlage
im Halbfinale gegen Lokalmatador
Danjar Jeleussinow. Sie
fühlten sich um den Sieg betrogen.
Marutjan: Natürlich, die Niederlage
im Halbfinale war schlimm.
Ich dachte, dass ich den Kampf
klar gewonnen hätte, ich habe ihn
ja durch den Ring gejagt, er ist nur
weggelaufen. Und dann wird sein
Arm zum Zeichen des Siegs gehoben.
Ich konnte es nicht fassen.
Boxsport: Was ging Ihnen in
diesem Moment durch den Kopf?
Das
sport
Marutjan: Ich war einfach
nur wütend, ich habe innerlich die
Punktrichter verflucht und auch
meinen Gegner. Der Moment, in
dem der Arm gehoben wurde, war
schrecklich. Aber als ich dann in die
Kabine kam, mit meinem Trainer alles
besprochen und verarbeitet habe,
ging es mir schon wieder besser.
Es war ja nicht das erste Mal, dass
die Politik den Sport beeinflusst
hat, und man muss lernen, damit
zu leben.
Boxsport: Sind das Momente,
in denen man seinen Sport verflucht?
Marutjan: Nein, das sind Momente,
in denen ich mir schwöre,
noch härter zu arbeiten. Ich habe
mir gesagt: Das nächste Mal haust
du ihn eben k.o., dann gibt es keine
Diskussionen. Uns war ja eigentlich
INTERVIEW
Björn Jensen mit Arajik Marutjan
vorher klar, dass ich nach Punkten
nicht gewinnen kann. Dass es dann
so krass werden würde, hätte ich
aber auch nicht gedacht.
Boxsport: Bleibt von der WM
trotz der Bronzemedaille deshalb
überwiegend Enttäuschung im Gedächtnis?
Marutjan: Nein, gar nicht,
schließlich hatte ich in Kasachstan
auch meinen Kampf des Jahres, als
ich im Viertelfinale den Olympiazweiten
Freddie Evans klar nach
Punkten besiegt habe. Deshalb bin
ich stolz auf das, was ich erreicht
habe.
Boxsport: In welchem Bereich
haben Sie sich 2013 am meisten weiterentwickelt?
Marutjan: Ich habe mich in allen
Bereichen entwickelt, am meisten
vielleicht in der Athletik.
Manager Peter Hanraths (links)
pusht seinen Schützling
Foto: Kader-Karakus
Boxsport: Welchen Anteil hat
Ihr Trainer Michael Timm daran?
Marutjan: Einen riesigen. Timmi
ist ein Spitzentrainer. Was ich an
ihm besonders schätze ist, dass er
immer mit dem Herzen dabei ist.
Nicht nur im Training oder Wettkampf,
sondern auch außerhalb
des Sports. Er hat immer ein offenes
Ohr für uns.
Boxsport: Gibt es auch etwas,
das Sie 2013 falsch gemacht haben,
wo Sie im Nachhinein sagen: Das
war nicht gut?
Marutjan: Meine letzten beiden
Kämpfe hätte ich nicht machen
sollen, ich war da nicht mehr konzentriert.
Ich habe grundsätzlich im
vergangenen Jahr zu viele Kämpfe
gemacht, vor allem in der zweiten
Jahreshälfte. Das war falsch, ich
muss lernen, mehr Pausen zu machen.
Besonders anstrengend ist
das Gewichtmachen. Nach einem
Kampf übertreibe ich es manchmal
mit dem Essen, und dann ist am
58 BoxSport
Im ersten WSB-Kampf der aktuellen Saison gegen die Algeria
Desert Hawks gewann Marutjan gegen Fehim Chabane (links)
Marutjan: Ein richtiges
Vorbild habe ich nicht.
Aber Floyd Mayweather
gefällt mir sehr gut.
Nicht nur boxerisch ist
er eine Klasse für sich,
ich finde es auch sehr
interessant, wie er
sich vermarktet. Wie
er seine Fotos im Internet
postet oder sich in
der Öffentlichkeit gibt,
das macht er wirklich sehr
clever. Doch am meisten
imponiert mir, dass er im
Kampf kaum zu treffen ist.
So möchte ich auch boxen.
mein Ziel“
ne Profikarriere
nächsten Wochenende schon wieder ein Kampf. Die Belastung,
sich dann immer wieder ins Gewicht quälen zu müssen,
die ist hart. Das muss ich in 2014 besser dosieren.
Boxsport: Was haben Sie sich sonst noch vorgenommen
für das neue Jahr?
Marutjan: 2014 gibt es keine internationalen Höhepunkte,
der Chemiepokal und die Deutsche Meisterschaft
sind die wichtigsten Wettkämpfe, dazu kommen
natürlich meine Einsätze in der WSB. Ich will zunächst
einmal meine Grundlagen verbessern, und dann habe
ich mir vorgenommen, jeden Kampf zu gewinnen,
der kommt. Im Lauf des Jahres beginnt dann auch
die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2016 in
Rio de Janeiro. Darauf ist unsere gesamte Planung
ausgerichtet. Eine Medaille in Brasilien, das ist mein
großes Ziel.
Boxsport: Und dann werden Sie Profi?
Marutjan: Ich denke derzeit noch nicht weiter
als 2016. Bis dahin bleibe ich auf jeden Fall Amateur,
werde auch nicht in die Profischiene der AIBA
wechseln. Die WSB ist eine gute Vorbereitung auf
alles, was danach kommt. Aber wie es nach 2016
weitergeht, kann ich wirklich nicht sagen.
Boxsport: Wenn Sie Boxkämpfe schauen,
sind es dann vorrangig Profi- oder Amateurkämpfe?
Marutjan: Profikämpfe. Bei den Amateuren
schaue ich nur meine eigenen Kämpfe. Ich gucke
noch nicht einmal meine Gegner auf Video an,
das macht Herr Timm.
Boxsport: Das heißt, Ihr Interesse am Profiboxen
ist groß. Wie sehen Sie denn die Zukunft
des Profiboxens in Deutschland?
Marutjan: Ich denke, dass es immer noch
einige Boxer gibt, die sich für die großen TV-
Sender lohnen. Ich mag zum Beispiel Jürgen
Brähmers Stil sehr, er gefällt mir gut. Auch
Jack Culcay, mit dem ich schon Sparring gemacht
habe, ist ein guter Mann, genauso wie
mein Freund Tyron Zeuge, der ja gerade erst im
Profibereich durchstartet. Ich denke, die Zukunft
ist nicht schlecht für das Profiboxen in Deutschland.
Boxsport: Und welchen internationalen Star bewundern
Sie?
Gewicht machen ist für den
21 Jahre alten Modellathleten
besonders anstrengend
Foto: Kader-Karakus
Das neue Wappen von Rayko
Löwe. Mit diesem Namen
wird Marutjan demnächst
auftreten, spätestens dann,
wenn er Profi wird
BoxSport 59
2.
BUNDESLIGA
Seelze nicht zu schlagen
Der BSK Hannover-Seelze
setzt seine Siegesserie
in der zweiten
Box-Bundesliga auch
im neuen Jahr fort: Das Team
um die Trainer Arthur Mattheis
und Dmitri Schunk setzte sich
zuletzt auswärts gegen den BC
Chemnitz (13:11) durch. Mitte
Dezember hatten die Seelzer
ihre Chemnitzer Kontrahenten
bereits mit 13:11 nach Hause geschickt.
In Chemnitz hatte es allerdings
zunächst danach ausgesehen,
als ob die Gastgeber
den Sieg einfahren würden,
denn die ersten drei Kämpfe des
Abends gingen allesamt an die
Sachsen. Steven Maleika fand
gegen Ronny Beblik nicht richtig
in den Kampf hinein, agierte
verkrampft und zeigte zu viel
Respekt vor dem Gegner. Bedir
Koray unterlag bei seinem Ligadebüt
Raman Sharafa, Robert
Harutyunyan ließ gegen Howik
Zwei Siege gegen die Wölfe aus Chemnitz
Gegen Hertha BSC gelang Hanau II der erste Erfolg
Barsegyan im Schlussdurchgang
die Punkte liegen.
Die Wende für die Gäste kam
mit Malke Buyukaya. Gegen Ilja
Fiebig gab der Seelzer 100
Prozent, sodass am Ende keine
Zweifel an seinem Punktsieg
blieben. Damit war die Aufholjagd
eröffnet: Gracik Melkonian
ließ gegen Philipp Nsingi ebenso
nichts anbrennen, wie der BSK-
Punktegarant Jacob Deines, der
sich gegen Nuri Yesil in Topform
präsentierte.
Den Ausgleich schaffte dann
Elvis Hetemi gegen Ivan Bityakow,
die Entscheidung fiel im
Schwergewicht: Eugen Schellenberg,
zweifacher Deutscher
Meister, kehrte nach über einem
Jahr wieder in den Ring zurück
und bezwang Chemnitz‘ Phillip
Gruner. „Was für ein Abend. Ich
bin unglaublich stolz auf unsere
Mannschaft“, jubelte Mattheis.
„Sie haben bewiesen, dass wir
jetzt zurecht die Tabellenführung
übernommen haben.“ Der
Chemnitzer Manager Olaf Leib
gab zwar zu, dass er gern gewonnen
hätte, tröstete sich aber:
„Wir haben einen niveauvollen
Kampfabend vor 450 Zuschauer
mit guten Kämpfen gesehen.
Beim nächsten Mal sind wir wieder
die Glücklicheren.“
So wie Mitte Januar, als die
Wölfe unter den Augen des DBV-
Cheftrainers Dr. Michael Bastian
Hanau II mit 13:10 besiegt hatten.
Dort hatten sie gleich zu Beginn
Glück gehabt, da die ersten
Punkte kampflos auf das Konto
der Wölfe gingen, nachdem das
mit Spannung erwartete Duell
im Fliegengewicht zwischen
Ronnie Beblik und Hanaus Hamza
Touba ausfiel: Touba war für
das deutsche WSB-Team im Einsatz
war.
In Hanau strahlte dafür
Trainer Carlo Pagana, der mit
dem BR Hanau II den ersten
Saisonsieg gegen die Kampfgemeinschaft
Hertha BSC Berlin-
Cottbus bejubelte. 14:9 hieß es
für die von Touba angeführten
Hanauer. Hamza Touba zwang
seinen Gegner Tom Tran mit
zwei Leberhaken zweimal auf
den Ringboden und beendete in
der zweiten Runde den Kampf
durch T.K.o. Publikumsliebling
Max Keller bekam es am Ende
im Schwergewicht mit dem aktuellen
Deutschen U21-Meister
Mike Farselow zu tun. Ein enges
Gefecht, das letztlich mit einem
2:1-Sieg für Keller gewertet wurde
und den 14:9 Sieg vom Boxring
Hanau II perfekt machte.
„Endlich sind wir mit unserer
jungen Mannschaft in der Liga
angekommen. Die Jungs haben
alles gegeben und verdient gewonnen.
Eine schöne Revanche
für die aus unserer Sicht unglückliche
10:13-Niederlage in
Berlin“, so Pagana, dessen Team
jedoch weiterhin das Tabellenende
ziert.
Hanaus Trainer Carlo Pagana
(rechts) war stolz auf sein Team
um Schwergewichtler Max Keller
Eugen Schellenberg (rechts) kehrte nach langer
Pause zurück in den Ring und bezwang Philipp
Gruner
BR Hanau II - Hertha BSC
Berlin-Cottbus 14:9
52 Kg: Hamza Touba (BRH) – T.K.o.
ü. Tom Tran (BSC)
56 Kg: Erik Sokolov (BRH) – 3:0 PS
ü. Marco Lebeda (BSC)
60 Kg: Eduard Schmidt (BRH) – 2:1
PS ü. Hambar Zumjan (BSC)
64 Kg: Kushtrim Mahmuti (BRH) - /
69 Kg: Ansor Magomedov (BRH) –
3:0 PS ü. Zaurv Dzhakaev (BSC)
75 Kg: Andreas Hermann (BRH) –
0:3 PN g. Janny Kumbinde (BSC)
81 Kg: Daniel Lokstein (BRH) – 2:1
PS ü. Kevin Debrah (BSC)
+81 Kg: Max Keller (BRH) – 2:1 PS
ü. Mike Farselow (BSC)
BC Chemnitz – BSK Seelze
11:13
52 Kg: Ronny Beblik – 3:0 PS ü.
Steven Maleika
56 Kg: Sharafa Raman – 3:0 PS ü.
Bedir Koray
60 Kg: Howik Barsegjan – 3:0 PS ü.
Robert Harutyunyan
64 Kg: Ilja Fiberg – 0:3 PN g. Malke
Buyukkaya
69 Kg: Phillip Nsingi – 1:2 PN g.
Grachik Melkonian
75 Kg: Nuri Yesil – 0:3 PN g. Jakob
Deines
81 Kg: Ivan Bitjakow – 0:3 PN g.
Elvis Hetemi
+81 Kg: Philipp Gruner – 0:3 PN g.
Eugen Schellenberg
ERGEBNISSE
BC Chemnitz - BR Hanau
II 13:10
53 Kg: Ronny Beblik (BCC) - WO-S
ü. (BRH)
57 Kg: Raman Sharafa (BCC) -
Aufg.-S. 2.R.ü. Dieter Geier (BRH)
61 Kg: Howik Barsegjan (BCC) - PS
ü. Tobias Tatai (BRH)
65 Kg: Ilja Fiberg (BCC) - PN g. Kustrim
Mahmuti (BRH)
70 Kg: Phillip Nsingi (BCC) - PS ü.
Ansor Magomedov (BRH)
76 Kg: Nuri Yesil (BCC) - TKO-S.
3.R.ü. Kristian Markovic (BRH)
82 Kg: Ivan Bityakow (BCC) - PN g.
Melvin Perry (BRH)
+82Kg: Philipp Gruner (BCC) - PN
g. Max Keller (BRH)
Platz Verein Kämpfe S/N Punkte
1 BSK Hannover Seelze 3 6:0 40:32
2 BC Chemnitz 3 4:2 37:34
2 KG Hertha BSC/Cottbus 2 2:2 22:24
4 BR Hanau II 4 2:6 44:49
BSK Seelze - BC Chemnitz
13:11
53 Kg: Sergej Neumann (BSK) - 1:2
PN g. Ronny Beblik (BCC)
57 Kg: Nver Chilingaryan (BSK) -
0:3 PN g. Raman Sharafa (BCC)
61 Kg: Sergej Dudinski (BSK) - 3:0
PS ü. Howik Barsegjan (BCC)
65 Kg: Malke Buyukaya (BSK) - KO-
S. 3.R.ü. Chris Förster (BCC)
70 Kg: Grachik Melkonian (BSK) -
3:0 PS ü. Phillipp Nsingi (BCC)
76 Kg: Jakob. Deines (BSK) - 3:0 PS
ü. Nuri Yesil (BCC)
82 Kg: Elvis Hetemi (BSK) - 3:0 PS
ü. Ivan Bityakow (BCC)
+82Kg: Jakob Morgel (BSK) - 1:2
PN g. Phillipp Gruner (BCC)
60 BoxSport
ALLE KÄMPFE -- alle sieger
Baden-Württemberg
Baden-Württemberg Box-Cup
Schüler: Antonio Petrusa (KSC Backnang) - PS ü. Alexej
Felde (SV Spaichingen), Maxim Wolschmidt (BC Sinzheim)
- PS ü. Max Reisler (Neckarsulmer SU), Luan Karapidis
(KSC Backnang) - PS ü. Vladimir Grinenko (SV Spaichingen),
Tim Eßer (Neckarsulm) - PS ü. David Streljuhn (SV
Böblingen); Kadetten: Kusthtrim Kinoli (Spaichingen) - PS
ü. Erik Kiel (Gold Blau Stuttgart), Matthias Martaler (Neckarrsulm)
- PS ü. Ruslan Zhanabeyev (VfL Sindelfingen),
Dennis Malsam (SV Böblingen) - PS ü. Marco Cusi (BC
Heidelberg); Junioren: Yanus Maranki (Reutlingen) - PS
ü. Nikola Rados (Gold Blau Stuttgart), Ikbal Karaoglanoglu
(ASV Ebingen) - PS ü. Daniel Strohscherer (SV Böblingen),
Quentrim Bajraktari (Sindelfingen) - PS ü. Baran Akbuga
(KSC Backnang), Abdulhabi Güngör (Ludwigsburg) - PS ü.
David Omerovic (SV Böblingen); Jugend: Metehan Sahin
(Heidenheim) - PS ü. Hussain Hussaini (SSV Reutlingen),
Granit Turkaj (RW Stuttgart) - PS ü. Mustafa Ciftci (SV
Ludwigsburg), Giuseppe Masuzzo (FB Esslingen) - PS ü.
Can Ikiz (Neckarsulmer SU); Männer: Abel Amsaleteghen
(GB Stuttgart) - PS ü. Pajtim Ramadani (FB Esslingen),
Omid Salim (Reutlingen) - Disq.-S. ü. Serhan Memedov
(BC Sinsheim), David Asubonteng (KSC Backnang) - PS
ü. Ararat Yigit (FB Esslingen), Dinamuene Kisala (BC Pforzheim)
- TKO-S. 1.R. ü. Alexander Fuß (Neckarsulmer SU),
Stefan Locher (BR Klettgau) - PS ü. Ahmet Karagözlu (TG
Nürtingen), Patrick Scholl (FB Esslingen) - PS ü. Hüseyin
Tuncer (Neckarsulmer SU)
Bayern
Nachwuchsveranstaltung WVV Würzburg
Schüler: Papier 38: Nuridov (Schwabach) n.P. über
Smirnow (Kickers Würzburg), Fl: Dadaev Delil (Tommy
Würzburg) n.P. über Bindal (Ansbach); Kadetten:
F: Bachmeyer (Stein) n.P. über Dombrowsky (Tommy),
W: Hochholzer (Eichstätt) TKO 3.R. über Glodedans
(Kissingen), HS: Schmitt (Stein) n.P. über Hartrumpf
(ASC Nürnberg); Junioren/Juniorinnen: Fl (weibl.):
Hoffmann (Peißenberg) TKO A 2.R. über Windgassen
L. (Tommy), L (weibl.): Retzer (ASC) TKO A 1.R. über
Paxton (Kitzingen), L: Mangiagli (Tommy) n.P. über Meitz
(Kulmbach), W: Root (Windsheim) n.P. über Scherer
(Burglengenfeld), HM: Sajad (Hanau) n.P. über Stoppa
(Reutlingen), HM: Syska (Feuchtwangen) n.P. über
Galstian (TV Kempten), HS: Gornikov (Schonungen)
n.,P. über Bachmetow Willi (Eichstätt), SSchwer: Angles
Jörg (Marktredwitz) n.P. über Bachmetow Andreas
(Eichstätt); Jugend: F (weibl.): Seiffert (ASC) TKO 1.R.
über Windgasse J. (Tommy), S: Cevik (Eichstätt) n.P.
über Anhalt (Obernburg); Männer/Frauen: Fl (weibl.):
Hesse (Kickers) n.P. über Janocha (WVV Würzburg), L:
Karadogan (Eichstätt) n.P. über Salim (Reutlingen), W
(weibl.): Röder (WVV) n.P. über Billinger (1. FC Nürnberg),
W: Wittner (Feuchtwangen) n.P. über Krumm
Niedersachsen
Verbands-Meisterschaften -
Vorschlussrunde
n Samstag, 1.Februar 2014 – 18.00 Uhr
Ort: Naumburghalle-Braunschweig-Südstadt
(Forchheim), M: Hussain (Kempten) n.P. über Eckert
(Stein), M: Hussaini (Reutlingen) n.P. über Rohleder
(Obernburg), M: Lauk (Schonungen) n.P. über Kaiser
(Forchheim), M: Avagyan (Windsheim) TKO A 1.R. über
Kestl (1. FCN), HS: Arsumanjan (Stein) n.P. über Dadaev
Zelimhan (Kickers), S: Zehl (Obernburg) TKO A 3.R.
über Rasev (Kickers), S: Fabric (Feuchtwangen) TKO
2.R. über Mahammadpour (Ansbach), S: Müller (MBB
Augsburg) n.P. über Petersen (Eichstätt)
Mecklenburg-Vorpommern
Nordholländische Auswahl vs. Team Wismar
EL/ 81 Darryl Passial (NL), PS über Mohammed Hosseini,
EL/ 56 Bob Gewald (NL), PS über Paul Kröger, JUN/
64 Stevan Djokic (NL), PS über Hayk Ghukasyan, EL/ 91
Max Züchner, PS über Maciano Henriks (NL), JUG/ 60
Brandon Mullenberg (NL), PS über Surik Jangojan, EL/
91 Ibragim Bazuew, PS über Ricardo Snyders (NL), EL/
75 Kevin Knütter, PS über Jamal El Bouhali (NL), EL/ 69
Clemens Busse, PS über Wouter Djokic (NL), EL(W)/ 75
Nouchka Fontijn (NL), PS über Sarah Scheurich, EL/ ü 91
Hannes Terlinde (NL), PS über Dennis Lewandowski
Nordrhein-Westfalen
Kreismeisterschaft des Verbands Rhein-Ruhr-Wupper
46Kg/Kad-C: Leon Kehl, ESC Rellinghausen, PS
über Mohamed El Hamadi, BC Essen Steele, 75Kg/
Jun-C: Michael Reichling, BR Hilden, PS über Timo
Minnemann, Velberter BC, 64Kg/Jug-C: Robert Miah,
BR Hilden, TKO-A Rd. 1 über Karakan Göktug, ASV
Wuppertal, 69KG/Jug-C: Abdul Erdogmus, ESC Rellinghausen,
PS über Hendrik Rodenbröcker, TV Paderborn,
60Kg/Ma-B: Tim Pham, FK Mönchengladbach,
PS über Hassan Ücüncü, ASV Wuppertal, 69Kg/Ma-C:
Sebastian Deda, Inter Monheim, PS über Ahmed Berjawi,
BR Hilden, 75Kg Ma-C: Omar Sobeh, BC Essen
Steele, PS über Yasin Yildizlar, PSV Düsseldorf, 91Kg/
Ma-C: Michael Alert, BR Hilden, TKO-A Rd. 2 über Helge
Plum, TuS Gerresheim, 69 Kg/Ma-B: Maurice Daniel,
BR Hilden, PS über Sammy Arbaoui, BR Düsseldorf,
75 Kg/Ma-A: Artur Gerzen, FK Mönchengladbach, PS
über Shahin Mohammadi, SR Garath. Alle RRW Meister:
Kadetten: 46Kg-C: Leon Kehl, ESC Rellinghausen,
54 Kg-C: Mohamed Eid, BC Essen Steele; Jun.:
69 Kg-C: Serhard Nouzad, BR Essen, 75Kg-C: Michael
Reichling, BR Hilden; Jug.: 64Kg-C: Robert Miah,
BR Hilden, 64 Kg-A: Jamal Temur, BR Hilden, 69Kg-C:
Abdul Erdogmus, ESC Rellinghausen, 75Kg-C: Ömer
Günduz, ASV Wuppertal, 91Kg-C: Sebastian Lidzbarski,
TuS Gerresheim; Männer: 60Kg-B: Tim Pham,
FK Mönchengladbach, 64Kg-C: Eduard Kosan, ASV
Wuppertal, 69Kg-C: Sebastian Deda, Inter Monheim,
69Kg-B: Maurice Daniel, BR Hilden, 75Kg-C: Omar
Sobeh, BC Essen Steele, 75Kg-A: Artur Gerzen, FK
Mönchengladbach, 81Kg-C: Fatih Ünal, BBC Remscheid,
91Kg-C: Michael Alert, BR Hilden
TERMINKALENDER DER AMATEURE
Schlewsig-Holstein
Verbandsoffene
Vergleichskämpfe
n Samstag, 8. Februar 2014 – 18.00 Uhr
Ort: Matthias-Kahlke-Prom., Olympia-Halle, 25335
Elmshorn
Neuwahlen in den BABV-Bezirken
Bezirk Oberbayern:
Bezirkssportwart: Kolb Horst (SV 1880 München);
Bezirksjugendwart: Kern Leonhard
(TSV Erding); Delegierte: Felixberger Helmut
(TSV Haar) ; Mangel Lothar (BC Piccolo Fürstenfeldbruck);
Lippert Herbert (TSV Haar); Pauli
Günther (VFL Waldkraiburg); Schmid Josef (MTV
Schrobenhausen) - alle 5 Stimmen; Grimps Jürgen
(TSV Peißenberg) - 2 Stimmen; Ersatzdelegierte:
Cukur Ali (TSV 1860 München); Weiner
Walery (Edelweiß Geretsried)
Bezirk Niederbayern:
Bezirkssportwart: Schaer Sandro (BC Straubing);
Bezirksjugendwart: Winnerl Gerhard
(BC Deggendorf); Delegierte: Binöder Klaus
(BC Landau); Walter Christian (SV Pocking)
- beide 5 Stimmen; Buchmeier Johann (BC
Straubing) - 1 Stimme; Ersatzdelegierter: Harlander
Paul (BC Landau)
Bezirk Oberfranken:
Bezirkssportwart: Schübel Rainer (SpVgg Bayern
Hof); Bezirksjugendwart: Köstler Werner
(TS Marktredwitz-Dörflas); Delegierte: Gossler
Florian (SC Olympia Selb) - 5 Stimmen; Kraus
Alois (TS Marktredwitz-Dörflas) - 1 Stimme; Ersatzdelegierter:
Kastner Willi (ATS Kulmbach)
Bezirk Mittelfranken:
Bezirkssportwart: Angermann Alexander, BC
Eichstätt; Bezirksjugendwart: Krotter Igor, Bad
Windsheim; Delegierte: Langer Gert-Ulrich (SG
Nürnberg-Fürth); Gorodis Vitali (TSV Ansbach);
Filipowitz Günther (ASV Neumarkt) - alle 5 Stimmen;
Hörauf Alfred (BR TSV Stein) - 1 Stimme;
Ersatzdelegierte: Braico Donato (BC Feuchtwangen);
Breuker Bastian (TV Gunzenhausen)
Bezirk Oberpfalz:
Bezirkssportwart: Mühlbauer Herbert (BC
Weiding); Bezirksjugendwart: Kerscher Armin
(Boxfit Regensburg); Delegierte: Mühlbauer
Klaus (BC Weiding), Schneider Manfred (Boxfit
Regensburg) - beide 5 Stimmen, Schönfeld Ruslan
(BC Amberg) - 2 Stimmen, Ersatzdelegierter:
Klein Horst (Jahn Regensburg)
Bezirk Schwaben:
Bezirkssportwart: Bachl Gerhard (BC Start
Kempten); Bezirksjugendwart: Darbisch Alexander
(BC Kaufbeuren); Delegierte: Gruschwitz
Reinhold (TV Kempten), Kneer Armin (TSV
Königsbrunn), Prifling Helmut (TSV Königsbrunn),
Jakob Martin (PSV Augsburg) - alle 5
Stimmen; Ersatzdelegierte: Slobodjanikow
Roman (BC Kaufbeuren), Levi Alexander (TSV
Königsbrunn)
Bezirk Unterfranken:
Bezirkssportwart: Bales Hans (WVV Würzburg);
Bezirksjugendwart: Dressler Mike (KSV
Kitzingen); Delegierte: Schraut Heinz (BC Bad
Kissingen), Eckstein Uwe (TG Karlstadt) - beide
5 Stimmen; Ersatzdelegierte: Geier Jürgen,
Kurani Susanne (beide WVV Würzburg)
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 28. Februar 2014
BoxSport 61
50 Jahre Boxen in Schwarzenberg
Dort, wo früher im erzgebirgischen
Schwarzenberg
die Boxhalle
stand, lockt heute ein
Lidl-Supermarkt die Kunden an.
„Wir weinen der Halle allerdings
keine Träne nach. Die Halle war
ziemlich marode“, erinnert sich
Siegfried Beyer, der Vater von
Ex-Weltmeister Markus Beyer.
Die Schwarzenberger Boxer zogen
in den nahen Nachbarort
Breitenbrunn um. Der Ort wird
jetzt im Winter recht oft im Fernsehen
erwähnt, denn dort wohnt
der Olympiaskispringer Richard
Freitag. „In Breitenbrunn wurde
1963 unser Boxverein als BSG
Wismut gegründet. Aus diesem
Grund haben wir im Dezember
mit einer unseren Möglichkeiten
angepassten Boxgala und
mit einem Festakt 50 Jahre Boxen
in Schwarzenberg gefeiert.
Siegfried Beyer (mitte) und sein Sohn Markus (rechts) mit ihren Schützlingen
Die Beyers machen die Box-Kids flott
Ex-DDR-Star Ulli Kaden ist bei den Oldies ausgestiegen
62 BoxSport
180 Gäste und fast alle ehemaligen
Boxer waren gekommen“,
berichtet „Siggi“ Beyer. Dann
huscht ein Lächeln über das
Gesicht des 72 Jahre alten Bergingenieurs:
„Anlässlich unseres
Jubiläums haben die Breitenbrunner
Stadtverordneten beschlossen,
unsere Boxhalle für
400.000 Euro zu rekonstruieren.
Schon Ende des Jahres sollen
wir in einem modernen Gym
trainieren können.“
Eigentlich wollte der Box-Veteran
nur noch als Zuschauer am
Ring Platz nehmen, denn er hat
für Trainer-Nachwuchs gesorgt.
Für die 22 Boxer und Boxerinnen
sowie für die Hobbyboxer hat er
sechs Übungsleiter ausgebildet.
Angesichts der rosigen Aussichten
einer neuen Halle, behält er
den Trainingsanzug zunächst
noch an. Er trainiert dreimal in
der Woche mit der Kindergruppe.
„Es kommen meist 20 bis
25 Jungen und Mädchen. Sie
sind acht oder neun Jahre alt.
Die Kinder zu trainieren, ist eine
Mammutaufgabe, denn ihnen
muss die Grundschule des
Boxens gelehrt werden. Man
muss ihnen beibringen, wie sie
im Ring stehen müssen, wie
man Seil springt und wie man
sich benimmt“, verrät Siegfried
Beyer seine Aufgabe. Natürlich
hält er als Vorsitzender den Verein
zusammen. „Allein könnte
ich den Verein nicht erhalten.
Ich habe einige Helfer wie Peter
Wagner um mich geschart,
die alle dafür sorgen, dass wir
unseren Sport hier im Erzgebirge
erhalten“, erklärt Beyer, der
auch noch Abgeordneter in der
Stadtverordneten Versammlung
Schwarzenberg ist.
Natürlich schwelgten bei der
50 Jahrfeier die ehemaligen sächsischen
Faustkämpfer in Erinnerungen.
Da saßen die Schwarzenberger
Boxer Ulli Kaden und
Kai Kurzawa an einem Tisch.
Der 37 Jahre alte Kurzawa hat
gerade in Berlin erfolgreich ein
Comeback gestartet. Ulli Kaden,
der zwei Meter große Modelathlet,
arbeitet heute als Hausmeister
in Frankfurt am Main. „Wenn
die Mauer etwas früher gefallen
wäre, gehörte Ulli zu den Millionären.
Er war ein begnadeter
Boxer. Er war Europameister
und Weltcupsieger. Ich erinnere
mich noch, wie er Lennox Lewis
alt aussehen ließ und gegen
den späteren Profi-Weltmeister
haushoch gewonnen hat. Es
macht mich immer ein bisschen
traurig, wenn ich sehe, welcher
Kult um die Klitschkos gemacht
wird und unsere eigenen Weltklasseboxer
– bis auf Henry Maske
– überhaupt nicht erwähnt
werden.“
Was nicht ganz stimmt,
denn Sohn Markus war als
Profi-Weltmeister lange in den
Schlagzeilen. „Heute unterstützt
uns Markus zweimal die Woche
als Übungsleiter“, berichtet der
Vater. „Außerdem kümmere ich
mich um sozial schwache Jugendliche
bei der Arbeiterwohlfahrt“,
berichtet der Ex-Weltmeister,
der als
Experte bei
Sat.1 weiter in
der Öffentlichkeit
steht.
Siegfried
Beyer, ewiger
Ulli Kaden (mitte)
hatte bei der
Jubiläumsfeier
mit den Trainern
Chris Bartholmeß
(links) und Roby
Meyer viel Spaß
Ehrenamtlicher, arbeitete zweieinhalb
Jahrzehnte Untertage.
„Trotzdem“, so meint er, „durchlebte
ich meine schwerste Zeit
unmittelbar nach dem Mauerfall.
Von heute auf morgen zog
sich die Wismut als Geldgeber
für unseren Boxverein zurück.
Ich wusste im ersten Moment
nicht weiter. Bis mir Bierzeltboxen
und Oldieboxen einfielen.
Zusammen mit einem Buffet
wurden die Veranstaltungen
angenommen. Wir bekamen
Geld in die Kassen und konnten
weitermachen. Kritische Stimmen
ignorierte ich. Die gaben
mir sowieso kein Geld für meine
Boxer.“ Beim Oldieboxen ist Ulli
Kaden jetzt ausgestiegen. Siegfried
Beyer erklärt: „Ullis Gegner
entdeckten plötzlich ihren
Ehrgeiz. Was ihnen früher nicht
gelang, wollten sie im Alter erreichen.
Ulli sagte den Gegnern
immer vorher: ‚Wir machen einen
leichten Kampf.’ Aber wie
das so ist, einer seiner Gegner
drehte plötzlich durch, entdeckte
seinen Ehrgeiz und haute gewaltig
zu. Ulli haute zurück und
sein Gegner musste mit einem
gebrochenen Kiefer aufgeben.
Das hat uns einige Probleme bereitet.
Seither sind wir mit den
Oldies vorsichtig.“
Manfred Hönel
Bei Harald Langes 60. Geburtstag
Das Gym in Berlin-Marzahn
hatte sich am 24.
Januar in einen Party-
Salon verwandelt. 150
Gäste feierten das Jubiläum 20
Jahre „Boxen statt Gewalt“ und
gleichzeitig den 60. Geburtstag
des Boxenthusiasten Harald
Lange. Mit den Schwerinern
Jochen Bachfeld, Richard Nowakowski
und dem Frankfurter
Karl-Heinz Krüger gaben gleich
drei einstige Olympiasieger und
olympische Medaillengewinner
der Feier sportlichen Hochglanz.
In den 20 Jahren lernten bei Trainern
wie Dirk Käsebier hunderte
Boxer die Grundbegriffe des
Faustkampfes. „Nicht alle sind
Geburtstagskind
Harald Lange
(mitte) feierte
u.a. mit DBV-
Sportdirektor
Michael Müller
(links) und DBV-
Cheftrainer Dr.
Michael Bastian
Parade der Stars von gestern
Bei den Gratulanten auch DBV-Sportdirektor Michael Müller und Cheftrainer Dr. Michael Bastian
auf dem geraden Weg geblieben.
Aber die weitaus größte Zahl hat
sich zu ordentlichen Menschen
entwickelt. Einige sind bis in die
Spitze des deutschen Boxens,
wie zum Beispiel der heutige
Profi Tyron Zeuge, vorgedrungen“,
sagt nicht ohne Stolz das
Geburtstagskind Harald Lange.
Weil das so ist, gehörten zu den
Gratulanten in Berlin auch DBV-
Sportdirektor Müller und Bundescheftrainer
Dr. Michael Bastian.
Ein Dankeschön an den Initiator
des Berliner Boxzentrums überbrachte
Andreas Hahn aus Bonn
vom Bundesministerium für Verteidigung:
„Wir arbeiten gut mit
Harald Lange zusammen. Von
ihm sind schon einige Boxer bei
uns gelandet.“ Ihre Freude über
Torsten Schmitz, hier mit seiner
Frau, verdankt Harald Lange
einiges
soviel Engagement für
die Jugend ist auch im
Berliner Senat nicht
verborgen geblieben,
wie Gabi Hiller vom
Sportausschuss des
Berliner Abgeordnetenhauses
betonte:
„Wir wünschen Harald
Lange weiterhin
viel Kraft für die Gestaltung
seiner wunderbaren
Initiative.“
Natürlich gehörte
auch der bulgarische
Schwergewichtler
Kubrat Pulev zu den
Party-Gästen. Der Bulgare
wartet auf seinen
nächsten Ringauftritt am 5. April
in Rostock. Am reichlich gedeckten
Buffet wurde
auch Halbschwergewichtler
Dustin
Dircks gesehen.
Trotz seiner beiden
Niederlagen im vergangenen
Jahr denkt
der Berliner nicht im
Traum daran, seine
Karriere zu beenden:
„Ich absolviere
zwar gerade eine
Ausbildung als Bürokaufmann,
stehe
aber im Groß-Gym in
Berlin-Köpenick voll
bei Trainer Hartmut
Schröder im Training.
Ich fühle mich
bei einem solchen
Spitzentrainer gut
aufgehoben und werde wieder
angreifen.“
Mit einer gewissen Dankbarkeit
stieß auch Trainer Torsten
Schmitz mit einem Glas Sekt auf
den 60. Langes und die 20 Jahre
„Boxen statt Gewalt“ an. „Als ich
2010 ohne Job da stand, hat mich
Harald aufgefangen und mir einen
Job in seinem Gym für die
Box-Frauen in Hohenschönhausen
verschafft, ehe ich dann bei
Sauerland angestellt wurde.“
Besonders umarmt wurde
von den Gästen der Schweriner
Gustav Baumgart. Er gehört
zu den Haudegen des Boxens
in Deutschland. Der „eiserne
Gustav“ galt als einer der besten
Ringrichter und sitzt auch
heute noch mit fast 80 Jahren
als Punktrichter am Ring. Als
Höhepunkt seiner Laufbahn
Richard Nowakowski (links), Gustav Baumgart
und Richard Bachfeld (rechts) zählten ebenfalls
zu den Gratulanten
stand er als Ringrichter bei den
Olympischen Spielen 1988 im
Seilquadrat. Als Mann in Weiß
befehligte er den Schwergewichts-Finalkampf
zwischen
Lennox Lewis, damals Kanada,
und Riddick Bowe (USA). „Lewis
deutete damals schon seine
Klasse an, gewann alle Kämpfe
vorzeitig oder seine Gegner traten
gar nicht erst an“, erinnert
sich der Boxveteran.
Was wäre eine Party ohne
Spaß und Disko? Hobbyboxer
Dr. Wilhelm Pfaffenhausen war
eigens aus Düsseldorf angereist,
um dafür zu sorgen, dass die
Silberline-Band richtig auf die
Pauke hauen konnte. Katrin,
Langes Tochter aus erster Ehe,
erntete viel Beifall für Kurt Weils
Mackie-Messer Song.
Manfred Hönel
BoxSport
63
AUS DEN VERBÄNDEN
Lehrgangsleiter Lothar Heine, Rene Benirschke, Goodwill Ames, Thomas Müller,
Peggy Maelicke, Christof Woditschka, Uwe Bruschwitz, Konstantin Buga, Ralf
Bünger, Jörg Reiter, Thomas Meyer und der AIBA-Instrukteur Adolf Angrick (v.l.)
DBV
Neue A-Lizenz Anwärter
in der Ausbildung
Zehn Teilnehmer büffeln für die
A-Trainer-Lizenz, dessen schriftliche
und praktische Prüfungen
vom 15.-16.02.2014 in Hennef
stattfinden werden. Lehrgangsleiter
Lothar Heine ist zuversichtlich,
dass alle Teilnehmer
die Prüfung schaffen werden,
denn sie warteten bisher mit guten
Leistungen in Theorie und
Praxis auf. Teilnehmer sind: Rene
Benirschke, Goodwill Ames,
Thomas Müller, Peggy Maelicke,
Christof Woditschka, Uwe Bruschwitz,
Konstantin Buga, Ralf
Bünger, Jörg Reiter und Thomas
Meyer.
Baden-Württemberg
Jahresabschluss in
Böblingen war Spitze
Die Schlussveranstaltung des
Boxjahres 2013 um den Baden-
Württemberg Box-Cup hatte erneut
der SV Böblingen übernommen,
zu der 17 Vereine des Verbandes
anreisten und mit ihren
Athleten in 20 Kämpfen für ausgezeichneten
Boxsport sorgten.
Es war die sechste Veranstaltung
dieser Art des Jahres, an der insgesamt
61 Vereine teilnahmen,
die um den begehrten Pokal
boxten. Überlegener Gewinner
wurde die Staffel des ehemaligen
deutschen Mannschaftsmeisters,
die Neckarsulmer
Sport Union, die den wertvollen
Pokal, überreicht vom ehemaligen
deutschen Schwergewichtsmeister
Bernd Schwab, mit nach
Hause nehmen konnte.
An diesem Boxnachmittag wurden
zudem die Jungboxer Danny
Omerovic, Oliver Klotz, Taulent
Krasniqi und Ferit Music geehrt,
die sich während des Jahres besonders
in Szene setzten und baden-württembergische
Meisterschaften
für den SVB erboxten.
Einen Treuepokal überreicht bekam
der ehemalige Erfolgsboxer
Erich Müller für seine 40-jährige
Mitgliedschaft beim Verein.
Hessen
Gelungene
Standortbestimmung
Beim Neujahrsboxturnier in
Marburg ist der Korbacher Leon
Anselm auf den Deutschen Kadettenmeister
getroffen. Mit Stefan
Antonio aus Hamborn war
der Gegner zwei Gewichtsklassen
höher – Anselm erkämpfte
sich nach drei Runden ein faires
Unentschieden. „Es war eine
gelungene Standortbestimmung
für unser Korbacher Vorzeigetalent“,
so Trainer Reinhard
Jassmann. Anselm hat als Kindergartenkind
mit fünf Jahren
das Boxtraining begonnen, mit
zehn Jahren erstmals gekämpft
und ist seinem Sport immer treu
Ein erfolgreiches Duo: Leon Anselm und Trainer
Reinhard Jassmann
geblieben. Er verbuchte bereits
Erfolge wie Hessenmeister,
Südwestdeutscher Meister oder
Dritter der Deutschen Kadettenmeisterschaft.
Zuletzt schlug er
den hessischen Titelträger und
DM-Teilnehmer eine Gewichtsklasse
über ihm nach Punkten,
erreichte gegen den amtierenden
Deutschen Meister in seiner
Klasse zuerst ein hochverdientes
Unentschieden und kurz danach
einen knappen Punktsieg. Jassmann:
„Leon hat klare Ziele vor
Augen, wir sind auf einem guten
Weg und wären froh, wenn sich
weitere Talente für höhere Aufgaben
aufbauen lassen.“
Niedersachsen
Erfolgreicher Start in
Verbandsmeisterschaften
Der BSK Hannover-Seelze ist
sehr erfolgreich in die diesjährigen
Verbandsmeisterschaften
gestartet. Zunächst mussten die
Seelzer bei den Vorrunden in
Peine jedoch zwei Niederlagen
von Thomas Ginger gegen den
offensiv boxenden Berkan Centibas
(BP Peine) sowie Nikolas
Kranz gegen Nicolas Piekarski
(AKBC Wolfsburg) zum Auftakt
hinnehmen. Simon Spanuth
(Punktsieg gegen den erfahreneren
Erik Ivantchenko (BP
Peine)), Dennis Kleinert (T.K.o.
über Nico Nieder (BC 62 Peine))
und Dmitri Bruskow (T.K.o.
über Domenik Seidel (BP Peine))
zogen hingegen bereits ins
Finale ein. Das gilt auch für Firat
Idi, dessen Gegner krankheitsbedingt
absagen musste, sodass
der Seelzer kampflos in die letzte
Kampfrunde einzog.
Seelzer übertreffen
Erwartungen
Der BSK Hannover-Seelze hat
sich auch auf internationalem
Parkett hervorragend geschlagen.
Bei einem Vergleichskampf gegen
eine tschechische Auswahlmannschaft
aus Prag
fuhr das Team um die
Trainer Arthur Matteis
und Dmitri Schunk
einen deutlichen Gesamtsieg
ein. Für die
Siege auf Seelzer Seite
sorgten Hasan Özer
gegen Marek Dvorak,
Sergej Neumann
gegen Denis Bartov,
Chatschick Abramov
gegen den Prager Petr
Masorcic, Publikumsliebling
Jakob Deines
gegen Juracek Matus, Taron Hanesjan
gegen Foma Kozevnikov,
Tobias Eyliz gegen Rene Molik,
Chatschick Melkonian gegen Milos
Bartl und Armenak Hovanesyan
gegen Stanislav Esner. „Solche
Länder-Vergleichskämpfe
sind immer etwas Besonderes“,
erklärte Mattheis. „Aber diese
Veranstaltung hat selbst meine
Erwartungen übertroffen. Die
Jungs haben alles gegeben, es
gab großartige Kämpfe und das
Publikum ist richtig mitgegangen.“
Taron Hanesjan (links) wurde gegen Foma
Kozevnikov zum verdienten Punktsieger erklärt
Mecklenburg-Vorpommern
Team Wismar unterliegt
Holländern
Gut 400 Zuschauer waren in
Dorf Mecklenburg dabei, als
die Nordholländische Auswahl
des Cheftrainers Eduard van
Uffelen das Team Wismar mit
16:14 besiegte. Max Züchner
holte im vierten Kampf die ersten
Zähler für die Hansestädter,
als er im Schergewicht Maciano
Henriks mit 2:1 besiegte. Aber
Brandon Mullenberg stellte für
die Holländer den alten Punktabstand
wieder her. Der Bruder
des Velberter Bundesligastars
Peter Mullenberg gewann in
dem wohl spannendsten Kampf
der Veranstaltung einstimmig
gegen den nie aufsteckenden
Surik Jangojan. Dann wurde
es richtig spannend, denn Ibragim
Bazuew, Kevin Knütter und
Clemens Busse gewannen ihre
Kämpfe und glichen für Wismar
aus. Leider konnte sich Mittelgewichtlerin
Sarah Scheurich
gegen Nouchka Fontijn nicht
durchsetzen. Sie verlor gegen die
WM-Dritte von 2009 einstimmig
nach Punkten. Auch Dennis Lewandowski
konnte die Niederlage
seiner Mannschaft nicht mehr
verhindern. In seinem Gefecht
64 BoxSport
Die Boxmanager stellten sich nach der Ehrung zum Bild, in der Mitte die
Sportdezernentin der Stadt Dortmund, Birgit Zoerner, mit der DBS-Förderurkunde
gegen Hannes Terlinde unterlag
er knapp mit 1: 2.
Nordrhein-Westfalen
Boxsportzertifikate
für Manager
Beim 20. Manager-Boxlehrgang
des Dortmunder Boxsport 20/50
lernten 23 Männer und drei
Frauen das „Fechten mit den
Fäusten“. Boxtrainer Siegfried
Kucznierz und der DBS-Vorsitzende
Dieter Schumann waren
die erfahrenen Lehrgangsleiter.
Ärzte, Rechtsanwälte, Computerspezialisten,
Kaufleute, Werbe-
und Personaltrainer, Beamte
u.a. bewegten die zahlreichen
Boxsportgeräte. Gymnastik,
Boxschulung, Schattenboxen,
Partnerübungen und Gerätearbeit
wechselten einander ab.
„Uns hat es allen gefallen“ war
die einstimmige Meinung. Mit
dieser Vielseitigkeit hatte keiner
gerechnet. Am letzten Abend
überreichten der Dortmunder
Ballettdirektor Xin Peng Wang
und Manager Tobias Ehinger die
verdienten Boxsporturkunden.
Sie erhielten ebenso wie Fritz
Buro (Otris Software AG) und
Dr. Guido Dohmen zusätzlich
die DBS-Förderurkunde.
Hildens Boxer gewinnen
vier Kreismeister-Titel
Jetzt stehen sie fest, die neuen
Kreismeister des Boxverbands
Rhein-Ruhr-Wupper. Bester Boxer:
Im Leichtgewicht der Männer
kam es zu einer Neuauflage
zwischen Tim Pham und Hassan
Ücüncü vom ASV Wuppertal.
Damals gewann Pham mit
knappem Vorsprung. Diesmal
war sein Punktsieg einstimmig.
Spannendster Kampf: Am Ende
der ersten Runde führte Hildens
Weltergewichtler Ahmed Berjawi
gegen den Monheimer Sebastian
Deda. Doch mit dem Gongschlag
zur zweiten drehte der Monheimer
auf. Deda war auf das vorzeitige
Ende aus. Aber Berjawi
hielt dagegen. Es war nicht die
Technik, mit denen die beiden
das Publikum von den Sitzen
rissen, es war ihr unbedingter
Siegeswille, verbunden mit den
unzähligen Schlägen, die sie
sich um die Ohren hauten. Deda
gewann den Kampf, denn dem
Hildener ging in der letzten Runde
die Puste aus und er musste
nach einem Wirkungstreffer angezählt
werden. Bester Verein:
Nur Ahmed Berjawi holte Silber
für Hilden, denn alle anderen Boxer
gewannen den Titel. Robert
Miah beherrschte den Wuppertaler
Karakan Göktug klar. Auch
Michael Alert gewann seinen
Kampf gegen Gerresheims Helge
Plum. Michael Reichelt gewann
gegen Timo Minnemann vom
Bundesligisten Velberter BC
klar nach Punkten, genauso wie
Maurice Daniel, der im Männer-
Weltergewicht den Düsseldorfer
Sammy Arbaoui mit einer sehr
starken Leistung bezwang. Im
letzten Kampf der Veranstaltung
standen sich Shahin Mohammadi
und Lokalmatador Artur Gerzen
gegenüber. Gerzen konnte
Tim Pham (links) kam gegen Hassan Ücüncü zu einem
einstimmigen Punktsieg
mit hauchdünnem Vorsprung
den NRW Meister von 2012 besiegen
und machte damit die
Pleite der Düsseldorfer perfekt,
die diesmal keinen RRW-Meister
mit nach Hause nehmen konnten.
Ehrungen zwischen „alle
Neune“ und „Gosse“
Dass die Fitnessboxer des TV
Werne nicht nur knackig trainieren,
sondern auch kernig
feiern können, bewiesen sie bei
ihrer gelungenen Weihnachtsfeier.
In der Hornemühle wurde
zunächst auf der Kegelbahn
gezeigt, dass auch ein einzelner
Werner Fitness Boxsportler alle
„Neune“ weghauen kann. Anschließend
ging es ins gemütliche
Kaminzimmer, dort wurden
die kulinarischen Genüsse weggeputzt.
Zwischen alle „Neune“
Frank Winkler, Peter Thomas, Jens Wollenberg, Konny
Bleckmann (von links) mit den „Master-Gürteln“ der
Fitnessboxer
Box-Oberliga
startet in zweite
Saison
und einer gelegentlichen „Gosse“
wurden die Übungsleiter von
den Sportlern geehrt. Bei den Fitnessboxern
ist eben alles anders:
Hier verteilen die Sportler die
Ehrungen bei guten Leistungen.
Die Übungsleiter Frank Winkler,
Peter Thomas, Jens Wollenberg
und Konny Bleckmann
bekamen, in Anlehnung an die
Weltmeistergürtel der Profis, die
Meistergürtel für ein
erstklassiges Training.
BuS Dinslaken, das
Team Westfalen, die
Boxstaffel Rhein-
Ruhr-Wupper und
das niederländische
Windmill Team sind
die vier Mannschaften,
die in der Internationalen
Oberliga Saison 2014
boxen werden. Los geht es am
1. Februar mit dem Aufeinandertreffen
der Westfalen gegen BuS
Dinslaken. Aufgrund des vollen
Boxkalenders finden die letzten
Veranstaltungen erst im November
statt. Auch dieses Jahr wird
wieder in acht Gewichtsklassen
um den Oberligatitel geboxt.
Sachsen
Atanassow erfolgreich auf
internationaler Bühne
ATLAS-Boxerin Sandra Atanassow
folgte einer Einladung des
Schweizer Frauen-Nationaltrainers
Michael Sommer zum ersten
internationalen „Girls Only“
Boxmeeting in Frenkendorf
(Schweiz). Das Turnier war mit
Spitzenboxerinnen aus Schweden,
der Tschechei, Deutschland,
Italien
und der Schweiz
stark besetzt.
Die Leipzigerin
nutzte die
Möglichkeit,
sich zweimal im
Ring für das im
Januar bevorstehende
Golden
Girl Boxturnier
in Schweden
zu testen. Mit
zwei siegreichen
Kämpfen
zeigte Atanassow
in der 60kg-
Klasse (Leichtgewicht),
dass
sie bereits in einer beachtlichen
Form ist. In Schweden unterlag
Atanassow jedoch im Halbfinale
der Schwedin Linnea Strandell,
die auch das Finale gegen die
Russin Elena Gradinar gewann.
Sandra Atanassow (links) besiegte in
der Schweiz u.a. Rechtsauslegerin Tina
Asmussen
BoxSport
65
Lesen Sie in der nächsten Ausgabe
Nächster
Erscheinungstermin ist
für Abonnenten
der 7. März,
ab dem 10. März
im Handel
1:1 steht es derzeit
zwischen Arthur
Abraham (links) und
Robert Stieglitz. Das
dritte Duell am 1. März
2014 wird zeigen, wer
der Bessere ist
Der große Kampf
Wer hat den dritten Akt zwischen WBO-Weltmeister
Robert Stieglitz und seinem Pflichtherausforderer Arthur
Abraham zu seinen Gunsten zu Ende geschrieben?
Lesen Sie alles zum dem Mega-Event in Magdeburg
Felix Sturm im Interview
Nach dem Rücktritt von Darren Barker stehen
Mittelgewichts-Weltmeister Felix Sturm einige
Optionen ins Haus. Wie es für den 35-Jährigen
weitergeht, verrät er im BoxSport-Gespräch
George Foreman packt aus
Er war Olympiasieger und verewigte sich mit 45
Jahren und 299 Tagen als ältester Weltmeister im
Schwergewicht. Im BoxSport lässt sich George Foreman
über die Schwergewichtsszene im Weltboxen aus
Team Deutschland weiter gefordert
In der WSB geht es für das Team Deutschland Schlag
auf Schlag weiter. Erfahren Sie mehr darüber, wie
sich Erik Pfeifer und Co. gegen Italien, die USA und
Argentinien geschlagen haben
Für Erik Pfeifer (rechts),
hier gegen Tony Yoka
von Dolce&Gabbana
Italia Thunder, und seine
WSB-Kollegen stehen
im Februar und Anfang
März einige Kämpfe auf
dem Programm
Gomez –wie stark ist er noch?
Alkoholeskapaden und Frauengeschichten haben
zwischenzeitlich den Weg des ehemaligen WBC-
Weltmeisters im Cruisergewicht Juan Carlos Gomez
gepflastert, jetzt, mit 40 will er wieder voll durchstarten
– wie ist die erste Zeit mit seinem neuen, alten Trainer
Fritz Sdunek angelaufen?
Herausgeber und Chefredakteur: Hans Reski (0221-2587-260/261/334)
Redaktion: Nicole Bitter
Ständige Mitarbeiter: Tobias Drews, Manfred Hönel, Peter Jaschke, Björn
Jensen, Bertram Job, Matthias Kerber, Hans-Joachim Leyenberg, Jörg Lubrich,
Alexander Mazur, Gunnar Meinhardt, Susanne Rohlfing, Hartmut Scherzer
Fotos in dieser Ausgabe: AIBA, Arm (NSV), BR Hanau, BSK Seelze, dpa, EC
Boxing/Frevert, Getty Images, Heger, Jaschke, Kader-Karakus, Koch, Marianne
Müller, Mausolf, Sauerland Event, Scheerbarth, Thorhauer (NSV), Wende, WSB,
WBC
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Internet: www.sportverlag.de
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IMPRESSUM
Bundesliga-Kracher
Am 15. Februar empfängt der Boxring Hanau in der
1. Liga den Rekordmeister aus Velbert – Hanaus
Präsident Ulrich Bittner plant dort den Angriff und die
Vorentscheidung um die Deutsche Meisterschaft – wie
die ausfällt, lesen Sie in einem ausführlichen Bericht
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Es gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 10 vom 1.1.2012.
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