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ZURÜCK ZU DEN WURZELN: SONDERKLASSE TILLY XV<br />
SEGELJOURNAL<br />
SEGELJOURNAL.COM · SEPTEMBER/OKTOBER 05/2012 · 5,20 Euro<br />
Alles, was Segler bewegt<br />
J-Class<br />
Endeavour<br />
EIN SCHIFF ZUM<br />
NIEDERKNIEN<br />
Österreich: 5,80 Euro · Schweiz: SFR 9,80 · BeNeLux: 5,90 Euro · Italien/Spanien: 6,60 Euro<br />
Reviere<br />
SCHOTTLAND, MALTA, STEINHUDER MEER<br />
16 Fragen an...<br />
SEGLER PEER STEINBRÜCK<br />
Yachtcheck<br />
DIE NEUE DELPHIA 31<br />
<strong>Vendée</strong> <strong>Globe</strong><br />
DER MOUNT EVEREST DER SEGLER<br />
1 SEGEL JOURNAL MAI/JUNI 2012
Abenteuerlust<br />
Seeluft atmen<br />
frischer Wind<br />
mit Freunden<br />
Seite an Seite!<br />
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DAS PURE VERGNÜGEN<br />
Bereit für das nächste Abenteuer? Die INTERBOOT auch.<br />
Die neuesten Tipps und Trends erleben Sie<br />
zum Saisonstart auf der INTERBOOT.<br />
22-30 SEPTEMBER 2012<br />
MESSE FRIEDRICHSHAFEN<br />
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editorial<br />
Das große Abenteuer<br />
Zum <strong>Segel</strong>n braucht man eigentlich nicht viel: Es langt ein Boot mit<br />
zwei <strong>Segel</strong>n, dann kann es losgehen, das ist die große Freiheit, die<br />
das <strong>Segel</strong>n immer ausgemacht hat. Wer es verkompliziert und vor<br />
lauter Ausrüstung nicht mehr aus dem Hafen kommt, ist schließlich<br />
selbst schuld. Wie hart die <strong>Segel</strong>ei jedoch vor hundert Jahren gewesen<br />
sein mag, durfte SEGEL JOURNAL-Autorin Monika Kludas auf der<br />
Hamburger Außenalster erfahren. Mit der in den Originalzustand<br />
zurückgebauten Tilly XV bestritt sie eine Klassikerregatta (ab Seite<br />
92). Winschen? Fehlanzeige, ebenso wie weiches Tauwerk oder leicht<br />
laufende Blöcke. Über 50 Quadratmeter <strong>Segel</strong> mussten bei teils kräftigem<br />
Wind mit purer Muskelkraft gebändigt werden. Harter Körpereinsatz<br />
also, vor allem für Kludas‘ Hände (auf dem Foto mit Bootseigner<br />
Siegfried Rittler aus Starnberg). Das beachtliche Ergebnis: zwei<br />
zweite Plätze und ein vierter Platz bei den Regatten.<br />
Auch andere Segler schinden sich für ihren großen Traum: Extremsegler<br />
Alex Thomson zum Beispiel vertraute vor dem Start zur Einhand-Nonstop-Regatta<br />
<strong>Vendée</strong> <strong>Globe</strong> der neuen stellvertretenden<br />
Chefredakteurin Sandra-Valeska Bruhns an, dass er eigentlich nicht<br />
gern allein segelt (ab Seite 102). Und vor allem nicht gern nass wird.<br />
Aber das ist ja beim <strong>Segel</strong>n eigentlich systemimmanent, vor allem<br />
wenn man über das heimische Revier hinausblickt und sich mit seinen<br />
Fähigkeiten weiterentwickeln möchte. Das geht weltweit, weiß<br />
SEGEL JOURNAL-Autor Hans-Harald Schack. Sein Plädoyer ist daher<br />
gleichzeitig der Titel seines Artikels: Trainiert! <strong>Segel</strong>n! Sie lesen ihn<br />
ab Seite 78.<br />
Viel Spaß auch mit allen anderen Artikeln der neuen Ausgabe<br />
wünscht Ihnen<br />
Ihr<br />
Claus Reissig<br />
Chefredakteur<br />
Mitarbeiter im Einsatz: Monika Kludas<br />
und Tilly XV-Eigner Siegfried Rittler<br />
mit geschundenen Händen; die neue<br />
stellvertretende Chefredakteurin<br />
Sandra-Valeska Bruhns traf Alex<br />
Thomson im Taxi. Regattasegler<br />
Hans-Harald Schack schließlich plädiert<br />
für mehr Training beim <strong>Segel</strong>n
inhalt<br />
september/oktober 2012<br />
Rolex/Kurt Arrigo<br />
28 yachtcheck 52 ValLetta<br />
20<br />
Endeavour<br />
Nur noch drei original J-Class-Yachten<br />
sind erhalten. Mit einem Kohlefasermast<br />
ist die Endeavour nach ihrem Refit schneller denn je<br />
yachting 17 – 42<br />
travel 43 – 66<br />
18 Highlights<br />
44 highlights<br />
20 Endeavour<br />
Schön, schöner, J-Class. Die<br />
Endeavour strahlt in neuem Glanz<br />
28 yachtcheck: Delphia 31<br />
Gute <strong>Segel</strong>eigenschaften, problemloses<br />
Handling und ein<br />
ausgezeichnetes Raumangebot:<br />
Die neue Delphia 31 überzeugt im<br />
Yachtcheck<br />
34 torqeedo<br />
Aus der Not eine Tugend: Warum<br />
Christoph Ballin schnelle Elektromotoren<br />
entwickelt<br />
38 interboot<br />
Die Messesaison beginnt mit der<br />
Interboot am Bodensee<br />
41 yachting-guide<br />
46 schottland<br />
Fernab ausgetretener Pfade bietet<br />
der Westen Schottlands eine<br />
beeindruckende Natur und viele<br />
versteckte „Lochs“<br />
52 sail & the city: valletta<br />
Die maltesische Hauptstadt lockt<br />
im Oktober mit dem Erbe der<br />
Kreuzritter, mildem Klima und dem<br />
Middle Sea Race<br />
56 where to start: kroatien<br />
SEGEL JOURNAL verrät die besten<br />
Häfen für den Start in den Urlaub<br />
entlang der kroatischen Küste<br />
58 panzer segelt...<br />
auf dem steinhuder meer<br />
Autorin Kirsten Panzer-Gunkel ist auf<br />
Deutschlandreise. Und erzählt vom<br />
Meer im Land<br />
64 Travel-Guide<br />
4 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
READY FOR SHORE<br />
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inhalt<br />
september/oktober 2012<br />
102<br />
alex thompson<br />
70 vendée globe<br />
Sports 67 – 86<br />
sailors 87 – 111<br />
68 highlights<br />
88 highlights<br />
70 vendée globe<br />
Das härteste Rennen der Einhandsegler<br />
startet im Oktober. SEGEL<br />
JOURNAL stellt die Teilnehmer vor<br />
76 frauen auf regattabahnen<br />
Frauen können es so gut wie<br />
Männer. Auf Hochseeregatten und<br />
rund um die Welt<br />
78 trainiert segeln!<br />
Autor Hans-Harald Schack<br />
plädiert für lebenslanges Lernen<br />
an Bord. Aus Freude am <strong>Segel</strong>n!<br />
84 extreme 40<br />
Wie segelt sich ein Rennkatamaran?<br />
Vor Saint-Tropez<br />
kann das jeder ausprobieren<br />
90 tilly xv vintage yacht<br />
Zum 100. Geburtstag schenkte<br />
Siegfried Rittler seiner Yacht eine<br />
Renovierung in den Urzustand<br />
98 wasserdichte handys<br />
Handys von Seglern dürfen nicht<br />
wasserscheu sein. SEGEL JOURNAL<br />
stellt die besten Modelle vor<br />
102 interview: alex thomson<br />
Der Solosegler über Hochseerennen,<br />
Einsamkeit und Familie<br />
106 uhren<br />
Maritimes Statement am<br />
Handgelenk<br />
108 slam shop<br />
110 Meer Lektüre !<br />
Buchempfehlungen für Segler,<br />
gelesen von Stefan Schorr<br />
6 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
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12 magazin<br />
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113 impressum<br />
114 16 fragen an...<br />
einen, der viel zu selten zum<br />
<strong>Segel</strong>n kommt: Peer Steinbrück<br />
September/Oktober 2012<br />
Foto: Samantha Davies<br />
Copyright: Vincent Curutchet<br />
Fachhändlernachweis:<br />
Tel.: 06441 / 917-0<br />
www.minox.com<br />
segeljournal.com
Wimmelbild für GroSSe<br />
Vor dem Start zur Langstrecke des Giraglia<br />
Rolex Cup nach San Remo ist der Stadthafen von<br />
Saint-Tropez gut gefüllt. Die Schiffe liegen, ganz<br />
untypisch fürs Mittelmeer, dicht an dicht in<br />
Päckchen nebeneinander, es entsteht ein scheinbar<br />
undurchdringliches Gewirr aus Masten,<br />
Stagen und Flaggen. Eine gute Gelegenheit, den<br />
Hafen trockenen FuSSes zu überqueren. Und<br />
dabei das beliebte Spiel „Ich sehe was, was Du<br />
nicht siehst“ zu spielen. Aber nein, wir haben hier<br />
keine kleine Maus versteckt. Auch wenn es ganz<br />
lustig wäre. Regattanews.com<br />
<strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012<br />
8 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012<br />
Fotos: Kurt Arrigo
zoom<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
9
Russischer Panzerkreuzer<br />
Die russische Swan 60 Bronenosec (sehr frei<br />
übersetzt Panzerkreuzer oder auch gepanzertes<br />
Schiff) beim Rolex Volcano Race im Tyrrhenischen<br />
Meer. Gewitter- und Sturmwolken treiben die<br />
auffällig blaue Yacht vor sich her. Wechselnde<br />
Winde zwischen fünf und 25 Knoten, Regenschauer,<br />
Gewitter und Sturmböen mit schlechter Sicht<br />
forderten von der Crew des Panzerkreuzers<br />
unter Offizier, pardon, Steuermann Vladimir<br />
Liubonirov im Laufe der Regatta einiges. Verstärkt<br />
wurden die russischen Offshoresegler des zwei<br />
Jahre alten St. Petersburg Yacht Club, von denen<br />
die meisten aus der deutlich kleineren Drachenklasse<br />
kommen, von italienischen Profis.<br />
Regattanews.com<br />
Fotos: Kurt Arrigo<br />
10 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012<br />
10 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
zoom<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
11<br />
11
magazin<br />
Der perfekte<br />
Motorsegler<br />
Für einen ehemaligen Motoryachteigner konstruierte<br />
Guido de Groot die 40-Meter-Slup Extreme. Auf etwas<br />
ungewöhnliche Weise verbindet sie die Stilelemente<br />
eines Trawlers mit denen einer Motoryacht sowie<br />
denen eines Seglers. Das Fahrzeug soll den Komfort<br />
bieten, den der Neu-Segler von seinen bisherigen<br />
Schiffen gewöhnt ist, deswegen verfügt es über einen<br />
riesigen Salon, Flybridge, eine steil stehende Windschutzscheibe<br />
sowie zwei kräftige Maschinen (je 680<br />
PS). Als Kiel wurde eine Art gemäßigter Langkiel gewählt.<br />
Das mächtige Achterdeck klappt zu einer Badeplattform<br />
auf, hinter zwei Luken in den Seitenwänden<br />
sind Jetskis, Kanus und anderes Spielzeug untergebracht.<br />
<strong>Segel</strong> hat Extreme natürlich auch: gewaltige<br />
860 Quadratmeter. Das Schiff ist derzeit in der Türkei<br />
im Bau und soll spätestens im kommenden Jahr vom<br />
Stapel laufen. guidodegroot.com<br />
F… red trousers<br />
Güldene Schüsseln<br />
Schnöde Keramik oder gar Kunststoff müssen auf der Bordtoilette<br />
nicht sein. Deutlich stilvoller sind die mit Gold oder<br />
Platin veredelten Schüsseln des italienischen Herstellers<br />
Tecma. Auf der Dubai Boatshow präsentierte die Firma nun<br />
für die Majesty 135 eine gesamte Sanitärkollektion in Gold.<br />
Drei Lagen 21-karätiges Gold wurden auf die Oberfläche<br />
der Toiletten und Bidets aufgetragen, jede Lage wurde bei<br />
1.200 Grad Celsius schonend eingebrannt. Gebaut wurde<br />
die 41 Meter lange Superyacht 2011 bei Majesty Yachts in<br />
Ajman in den Vereinigten Arabischen Emiraten.<br />
In Seglerkreisen nennt man sie Cowes-Hosen,<br />
leicht verwaschen-bleiche, unheimlich klassisch<br />
(also spießig!) geschnittene rote<br />
Hosen. Sie passen perfekt auf den manikürten<br />
grünen Rasen vor dem Royal<br />
Yacht Squadron, wenn man gerade aus<br />
den Händen eines adligen Herrn einen<br />
Silberpokal in Empfang nehmen darf.<br />
Aber auch die immer sehr anglophilen<br />
preppy-gestylten Amerikaner<br />
von der US-Ostküste meinen, die<br />
„red trousers“ wären eine Tradition<br />
in ihren elitären Sportclubs. Wer<br />
auch immer für diese Modesünde<br />
verantwortlich ist, es bleibt<br />
die Frage: What do I wear to<br />
my fucking red trousers? (Die<br />
nun auch noch schwer in<br />
Mode sind.) Der passende Blog<br />
lookatmyfuckingredtrousers.<br />
blogspot.de gibt Antwort.<br />
SEGEL JOURNAL meint: Nimm<br />
den Blazer, konservativer<br />
geht nimmer. Oder doch eine<br />
Strickjacke?<br />
Fotos: Hersteller<br />
12 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Bild: Pepe Hartmann<br />
Immer abwechselnd!<br />
Am 20. Oktober veranstaltet der Hamburger <strong>Segel</strong>-Club (HSC) wieder<br />
die traditionelle Alster-Glocke. Das System der fröhlichen (Spaß-)<br />
Wettfahrt ist leicht erklärt: Jedes teilnehmende Schiff braucht zwei<br />
komplette Mannschaften. Denn wenn es um die Glocke geht, wird<br />
nach einer Runde um den Parcours auf der Außenalster das Team gewechselt.<br />
Klar im Vorteil ist die Crew, der es gelingt, den Crewwechsel<br />
vom Steg des HSC so schnell wie möglich durchzuführen. Nachteilig<br />
ist nur, dass die Segler, die gerade nicht dran sind, die Wartezeit gerne<br />
bei einem Bier verkürzen…<br />
For Ladies only<br />
Die Namen Shortcake und Mellow<br />
Yellow sollen nicht Appetit machen,<br />
sondern unterstreichen, dass die Farben<br />
der neuen Oakley Radar Edge<br />
sich wirklich nur an weibliche Trägerinnen<br />
richten. Rosé an Gelb sieht<br />
gut aus, wenn der Sportdress mit<br />
den Farben harmoniert, modisches<br />
Brombeerrot mit Schwarz setzt starke<br />
Akzente. Was die Brille noch kann?<br />
Durch drei Punkte perfekt sitzen, optimalen<br />
Sonnenschutz für die empfindliche<br />
Augenpartie bieten und bei<br />
jedem Tempo mithalten. Hat leider<br />
ihren Preis: ab 139 Euro.<br />
Millionärs-Race<br />
Schlappe 100.000 Euro Preisgeld soll der Gewinner der neuen Regatta entlang der russischen Gas-Pipeline<br />
durch die Ostsee bekommen, die der russische Energieriese Gazprom zusammen mit dem gerade einmal<br />
zwei Jahre jungen Yacht Club St. Petersburg initiiert hat. Gesegelt wird auf einheitlichen Swan 60s, von<br />
denen der Club gerade fünf Stück gekauft hat. Kosten auch nur drei Millionen Euro pro Yacht. Recht stattlich<br />
für eine Einheitsklasse, versucht man doch sonst immer, die Kosten recht schlank zu halten,<br />
um möglichst große Regattafelder zusammenzubekommen. Mit der Teilnahme an der<br />
Regatta sollen russische Segler weitere Erfahrungen auf internationalen Regatten<br />
sammeln. Ein ehrenvoller Gedanke, doch scheint die Regatta unter dem Titel<br />
Nord Stream Race, benannt nach der Gas-Pipeline, doch eher eine große<br />
PR-Nummer zu sein. Klar, dass dann auch Altkanzler Schröder die Siegerehrung<br />
vornehmen darf. Die Teilnehmer sind international: Frankreich,<br />
Holland, Russland, Deutschland und Europa stellen Teams. Tim Kröger<br />
ist Skipper des Teams Europa, Thomas Jungblut Chef der deutschen<br />
Crew. Start ist in St. Petersburg am 18. Oktober, Ziel nach<br />
rund 750 Seemeilen, einigen Zwischenstopps und ein bisschen<br />
Match Race in Greifswald. nord-stream-race.com
magazin<br />
Rechts grün,<br />
links rot<br />
Steuerbord und Backbord auseinanderhalten zu können,<br />
ist an Bord so wichtig, wie Bug und Heck richtig<br />
zuzuordnen. Dabei gilt die Steuerbordseite als<br />
die vornehme Seite, denn hier, auf der rechten Seite<br />
des Schiffes, war früher der Steuerstand des Kapitäns<br />
angeordnet. Außerdem befand sich auch seine Kabine<br />
oft auf dieser Seite, damit er die von Steuerbord<br />
kommenden Schiffe, denen er ausweichen musste,<br />
schneller sehen konnte. Kompliziert wird es, wenn auf<br />
Englisch mit Hafenbehörden kommuniziert werden<br />
muss. Die Übersetzung für die rechte, grüne Steuerbordseite<br />
in „starboard“ ist noch recht einfach, doch<br />
spricht jemand von „port“, ist nicht immer ein Hafen<br />
gemeint, sondern ganz gerne auch die Backbordseite<br />
des Schiffes. Bild: Claus Reissig<br />
Sommerverlängerungsmusik<br />
Buhne 16 auf Sylt? Das ist doch der Strand mit den Nackedeis, oder? Und natürlich<br />
der Name des legendären Strandbistros am Kampener Strand. Hier<br />
geht alles: sehen und gesehen werden, ungeschminkt da sein und unerkannt<br />
bleiben, relaxen, plaudern und den Ausblick auf das Meer genießen.<br />
Das Buhne 16-Feeling gibt es nun auch musikalisch. Die CD Buhne 16 – on<br />
the beach 4 ist die norddeutsche Antwort auf die legendäre Café del Mar-<br />
Musik aus Ibiza. Feine Tracks mit dezenter Popmusik und kleinen musikalischen<br />
Perlen in bester Singer-Songwriter-Tradition. Entweder direkt als Souvenir von der<br />
Insel mitbringen, oder bestellen unter wavemusic-shop.de<br />
Der 2.000ste<br />
Schwan<br />
Nautor‘s Swan feiert ein Jubiläum, das nur wenige Weften erreichen: Mitte August wurde<br />
mit der Swan 90 Freya im finnischen Pietarsaari der Stapellauf der 2.000. Yacht der<br />
Werft gefeiert. Seit 46 Jahren behaupten sich die inzwischen zur italienischen Ferragamo-Group<br />
gehörenden Luxusyachthersteller nun auf dem Markt. Im Lauf der Jahrzehnte<br />
sind die Schiffe immer größer und komfortabler geworden. Baunummer 1 trägt die<br />
Swan 36 Taratella, ihr Stapellauf war am 17. Juli 1967. Alle Swans zusammengenommen<br />
würden übrigens eine Yachtreihe von über 29 Kilometern ergeben. Die schöne Freya<br />
wird nach einem Monat Ausrüstung und Tests im September an ihren Eigner übergeben.<br />
germany.nautorswan.com<br />
Fotos: Hersteller<br />
14 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
LESERBRIEFE<br />
Montagsprodukt<br />
In Ausgabe 8/2012 unterzog Gerald Sinschek<br />
die gängigsten Seestiefel einen Härtetest und<br />
erlebte eine nasse Überraschung<br />
Anmerkung der Redaktion: Lieber Herr<br />
Wundram, auch uns ist dieses kleine, aber<br />
wichtige Detail erst nach Drucklegung aufgefallen.<br />
Hinnerk Weiler hat uns aber glaubhaft<br />
versichert, die Abdeckung sei dem langsamen<br />
Langfahrt-Verschleiß und keinem missglückten<br />
Anleger zum Opfer gefallen.<br />
Preisdifferenzen<br />
Vergesst die Côte!<br />
In Heft 8/2012 listeten wir Dauer- und Gastliegegebühren<br />
der größten italienischen und<br />
kroatischen Häfen auf<br />
Geht es nach den ehrgeizigen Plänen des kanadischen Investors Peter Munk, wird das<br />
Ich muss leider feststellen, dass ich schon<br />
kroatische Porto Montenegro das neue Mekka der Superyachten und ihrer Entourage.<br />
nach kurzer Sichtung etliche falsche oder<br />
In der Bucht von Kotor, auf dem Gelände des<br />
ungenaue<br />
ehemaligen<br />
Informationen<br />
Marinestützpunkts<br />
gefunden<br />
Tivat, entsteht<br />
eine neue Luxus-Destination am Mittelmeer, Internetseite die es von locker Portoferraio mit Monte Carlo beispielsweise<br />
und<br />
habe: Die<br />
Porto Cervo aufnehmen soll. Potenzielle Käufer gibt einen entscheiden Tagespreis sich im von optimalen 80 Euro Fall für Boote<br />
Ich habe mir den drei Sebago Dinge: Wohnung, Marine Squall Liegeplatz im und Yacht. bis 650 zwölf Yachten Meter finden an (Sie hier einen geben Liegeplatz, 11,86 Meter<br />
Jahr 2010 gekauft. an Land Er ist entstehen das Beste, Wohnanlagen, was ich Hotels, Restaurants, an). In der Shoppingcenter Saison werden und alle Sportclubs. Plätze auf der<br />
jemals an meinem Für alle, Fuß die gehabt rasch einfliegen habe, und möchten zwar und Nordseite keine eigene des Helikopter-Landeplattform Stadthafens Gäste an vergeben,<br />
sowohl was das Deck Fuß-Klima haben, ist als der auch Flughafen die von Dichtigkeit<br />
betrifft – portomontenegro.com<br />
bei warmem sowie kaltem, natürlich nicht fair, diese Fehlerquote auf die<br />
Tivat nur also sieben weit Kilometer mehr als entfernt. die genannten 24. Es wäre<br />
nassem Wetter! Und das gilt sogar auch im gesamte Liste hochzurechnen. Aber die eine<br />
Vergleich zu Ski- oder Wanderstiefel. Ich vermute<br />
somit, dass Sie für Ihren Test wirklich andere Reviere zu finden.<br />
oder andere Ungenauigkeit ist sicher auch für<br />
ein Montagsprodukt erwischt haben.<br />
Peter Schütt, per E-Mail<br />
Burkhard Mücke, per E-Mail<br />
Anmerkung der Redaktion: Preise und der<br />
Verräterische Laterne<br />
Liegeplatz-Anzahl wurden von einem segeln-<br />
In Ausgabe achtung 7/2012 erklärte Hinnerk Weiler, u-boot!<br />
Mitarbeiter zunächst per E-Mail und, wenn<br />
wie Anlegemanöver einhand ohne Stress keine Reaktion erfolgte (was in Italien bei 90<br />
funktionieren<br />
Prozent der Fall war), telefonisch abgefragt.<br />
Nur noch der U-Boot-Turm des vermeintlichen Kriegsschiffes ragte im Juli aus den Fluten der Alster<br />
und sorgte bei den Kapitänen der Alsterdampfer, Spaziergängern und der eilig herbeigerufenen<br />
Mein lieber Hinnerk, Ich bin fasziniert von Die Angaben basieren also darauf, was man<br />
Deinen Einhand-Anlegemanövern. Man sollte uns vor Ort sagte. Die Preislisten auf den<br />
aber vielleicht<br />
Wasserschutzpolizei<br />
vor den Fotos<br />
für mächtig<br />
die Zweifarbenlaterne<br />
reparieren, gewöhnt, dass sonst an Bodos könnte Bootssteg der böswillige seinen Liegeplatz Allein hat. aus Das stabile Platzgründen Bauwerk ist haben ein aufgepimptes wir uns bei der<br />
Aufregung. Inzwischen<br />
Websites<br />
haben<br />
waren<br />
sich alle<br />
in<br />
an<br />
etlichen<br />
den Anblick<br />
Fällen<br />
von<br />
veraltet.<br />
U-Pooly<br />
Leser noch Tretboot auf die und Idee gehört kommen, den Freunden die Anlegemanöver<br />
(45). seien Um doch es zu nicht bewegen, so ohne. müssen zwei Mann unten größten im Dunkeln beschränkt. sitzen, der Dass dritte dabei darf majestätisch einige Ihres<br />
Marc Aberle (46), Auswahl Sven Ole der Krämer Marinas (46) und auf Reinhard die wichtigsten Crasemann und<br />
Dr. Udo mit Wundram, Kieker aus per der Luke E-Mail schauen. Fast überflüssig Erachtens zu erwähnen, wichtige dass die Idee Marinas zu U-Pooly nicht eine auftauchen,<br />
echte<br />
Schnapsidee war. Denn eigentlich wollten die Freunde ist bedauerlich.<br />
ein <strong>Segel</strong>boot auf der Alster haben. Das erschien<br />
ihnen aber zu teuer. Und ein Tretboot zu langweilig. U-pooly.de<br />
Redaktion segeln, Jahr Top Special Verlag, Troplowitzstr. 5, 22529 Hamburg, E-Mail: redaktion@segelnmagazin.de<br />
Die segeln-Redaktion behält sich vor, Leserbriefe sinngemäß zu kürzen.<br />
Fotos: Verena Hoffmann, Christophe Favreau<br />
www.segeln-magazin.de<br />
■ Trailerboot-Spezial Der<br />
aktuellen Ausgabe ist ein<br />
24-seitiges Extra zu Trailerbooten<br />
beigefügt. Wir haben die<br />
Sonderausgabe für Sie erweitert<br />
und geben eine Übersicht über<br />
Vercharterer, die auch kleine<br />
Boote im Angebot haben. Weiterhin<br />
legen wir Ihnen natürlich<br />
auch unser umfangreiches<br />
Bootsregister mit vielen Werftunterlagen<br />
nahe. Stöbern lohnt<br />
sich immer!<br />
■ Rätselhinweise Knobeln<br />
Sie noch an unserem großen<br />
Marinarätsel aus der letzten<br />
Ausgabe? Falls Ihnen noch<br />
letzte Hinweise für die richtigen<br />
Lösungen fehlen sollten,<br />
besuchen Sie doch unsere<br />
Website und werten Sie die<br />
Hinweise aus.<br />
Doch nicht kinderleicht? Hilfe für<br />
das Marinarätsel gibt es online<br />
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GaLaBau Hanseboot: Boot, Halle Halle Nürnberg: B5 Halle Stand 11, 5 B, 12.09.2012 Stand C133D59<br />
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15.09.2012 Halle: 4 Stand: 4-625<br />
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22.09.2012 – 30.09.2012<br />
Halle: A3 Stand: 502<br />
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magazin<br />
Wozu denn<br />
Karten?<br />
Einhandsegler Andy Brown ist bei der<br />
britischen Rettungsgesellschaft RNLI,<br />
dem Gegenstück zur DGzRS, inzwischen<br />
mehr als unbeliebt. Im Juli<br />
mussten die Retter innerhalb von zwei Tagen<br />
zweimal ausrücken, um den Briten mit seiner 19-Fuß-Yacht Aloysia vor<br />
der Küste von Norfolk zu retten. Nach einem Bericht der Daily Mail war er<br />
zuerst an Land geschleppt worden, nachdem er auf offener See bei einem<br />
vorbeifahrenden Schiff nachgefragt hatte, wie er denn wohl am besten nach<br />
Hull komme. Sein Auto-Atlas, den er anstelle von Seekarten an Bord hatte,<br />
reichte zum Navigieren wohl doch nicht aus. Zwei Tage später wollte er wieder<br />
los, drehte nach Problemen mit dem Motor um und lief im Kanal von<br />
Wells auf Grund. Wieder wurde ihm geholfen. Schlappe 4.000 Euro kosteten<br />
die beiden Rettungseinsätze. Doch die RNLI, die sich durch Spenden finanziert,<br />
ließ es sich nicht nehmen, den Fall publik zu machen.<br />
Weg mit den<br />
spieSSigen<br />
Gardinen!<br />
Privatsphäre muss sein, gerade an<br />
Bord und im Hafen, wenn alles ein<br />
bisschen kuscheliger und enger wird.<br />
Eine stilvolle Alternative zu Gardinen ist das Dometic Super Mini Rollo,<br />
das nicht nur vor neugierigen Blicken, sondern auch vor direkter<br />
Sonneneinstrahlung schützt. Gibt es in fünf verschiedenen Größen,<br />
ab 44,90 Euro. marine.dometicgroup.com/de<br />
Bestattungskosten am Ohr<br />
Echte Seebären und Matrosen aus der längst vergangenen<br />
Zeit der segelnden Handelsschiffe trugen immer einen<br />
goldenen Ohrring. Am linken Ohr. Diese Kreole, oft<br />
mit den Initialen des Trägers versehen, war ihre Versicherung<br />
für ein ordentliches, christliches Begräbnis,<br />
für den Fall, dass sie Schiffbruch erleiden und ihr<br />
Körper an Land gespült wird. Denn wer sich um die<br />
Bestattung des unbekannten Seemannes kümmert,<br />
darf den goldenen Ring anschließend als Lohn behalten.<br />
Nur Seefahrer, die zum erlauchten Kreis<br />
der Kap Hoornier zählen, nachdem sie das berüchtigte<br />
Kap von Ost nach West mit Fracht<br />
umrundet haben, dürfen den Schmuck an<br />
beiden Ohren tragen.<br />
Ab zur Messe<br />
Hochsaison bei Messeveranstaltern und Ausstellern.<br />
Weltweit werden in den nächsten zwei Monaten<br />
alle Neuheiten rund um den Wassersport<br />
ausgestellt. Es darf geordert werden, getreu dem<br />
Motto: Nach der Saison ist vor der Saison.<br />
Hiswa te water, Amsterdam<br />
4. bis 9. September 2012<br />
hiswatewater.nl<br />
Amsterdam, Grachten & Yachten<br />
Festival de Plaisance, Cannes<br />
11. bis 16. September 2012<br />
salonnautiquecannes.com<br />
Die französische Riviera lockt nicht nur<br />
mit allem, was schön und teuer ist<br />
Southampton Boat Show<br />
14. bis 23. September 2012<br />
southamptonboatshow.com<br />
1.000 Boote, über 50 Europa- und<br />
Weltpremieren – lohnt sich!<br />
Monaco Yacht Show<br />
19. bis 22. September 2012<br />
monacoyachtshow.com<br />
Big, bigger, Monaco. Wer in ist, ist hier<br />
INTERBOOT, Friedrichshafen<br />
22. bis 30. September 2012<br />
interboot.de<br />
Spaß, Action und Spätsommer<br />
am „Lake Konstanz“<br />
Salón Náutico, Barcelona<br />
26. bis 30. September<br />
salonnautico.com<br />
Große Messe im alten Hafen in einer<br />
der schönsten (Segler-)Städte der Welt<br />
Salone Nautico, Genua<br />
6. bis 14. Oktober 2012<br />
genoaboatshow.com<br />
Luxussteuer auf Boote, na und?<br />
Italienische Eleganz und edle Werftarbeiten<br />
Fort Lauderdale<br />
International Boat Show<br />
25. bis 29. Oktober 2012<br />
showmanagement.com<br />
Nicht um die Ecke, aber beeindruckend,<br />
nicht nur wegen der Location<br />
Hanseboot, Hamburg<br />
27. Oktober bis 4. November 2012<br />
hanseboot.de<br />
Ein „Muss” für alle Segler:<br />
Hingehen, gucken, Leute treffen<br />
Fotos: Hersteller<br />
16 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
yachting<br />
highlights neues auf dem Markt 18 – 19<br />
endeavour Die Schönste der J-Yachten in neuem GlaNZ 20 – 27<br />
yachtcheck delphia 31 28 – 33<br />
torqeedo Rasant mit ElektroantrieB 34 – 37<br />
interboot Friedrichshafen bittet zur Bootsmesse 38 – 40<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
17
yachtinghighlights<br />
Cruiser-Racer<br />
mit Einhand-option<br />
Solaris One heißt die neue 42-Fuß-Yacht von Solaris, die im Herbst auf der Genua Boat Show und der hanseboot<br />
vorgestellt wird. Der Name Solaris steht für Yachten mit einer soliden Verarbeitung und guter Performance.<br />
Die 42er wurde von Javier Soto Acebal als ein ORC Cruiser-Racer konzipiert. Alle Strukturschotten<br />
wurden in 40mm dickem Komposit an Rumpf und Deck einlaminiert; um die strukturelle Steifheit der Yacht<br />
weiter zu verstärken, wurden zudem alle Einbauten an Rumpf und Schotten festlaminiert. Unter Deck präsentiert<br />
sich die Zwölf-Meter-Yacht mit drei Kabinen und zwei Bädern als Raumwunder. Das Deckslayout<br />
ist auf Beinahe-Einhand-Segler zugeschnitten, die Großschot vom Rudergänger leicht zu bedienen, eine<br />
Selbstwendefock optional möglich. Auf Regatten kann eine rund achtköpfige Crew das Regiment über die<br />
sechs Winschen, Schoten, Fallen und Strecker übernehmen. solarisyachts.com<br />
FatFurl<br />
macht<br />
schnell<br />
Auf der Hallberg-Rassy 412 wird<br />
zum ersten Mal das Rollgroß FatFurl<br />
verwendet. FatFurl hat ein richtiges<br />
Kopfbrett von 33 Zentimetern im Top,<br />
das mit einer Achterliksrundung verbunden<br />
ist. Damit soll erreicht sein,<br />
wovon Segler lange träumten: Ein<br />
Rollgroß, das sich optisch und leistungsmäßig<br />
an einem traditionellen<br />
Lattengroß messen lässt. Entwickelt<br />
wurde das <strong>Segel</strong> zusammen von<br />
Hallberg-Rassy und Elvström, für ein<br />
Jahr wird es exklusiv nur für die neu<br />
gebauten Yachten von Hallberg-Rassy<br />
produziert. hallberg-rassy.com<br />
wohnzimmer an deck<br />
Zusammen mit Design Unlimited hat Bavaria eine neue 33-Fuß-<br />
Yacht entwickelt und damit den heiß umkämpften Zehn-Meter-<br />
Markt um ein interessantes Boot ergänzt. Die Yacht beeindruckt<br />
vor allem durch ein großes Cockpit mit funktionalen Tischen<br />
und einem großen Bimini-Verdeck für maximalen Schatten in<br />
südlichen Gefilden. Die Vorschiffskabine mit einer Doppelkoje<br />
und die Achterkabine bieten Platz für eine vierköpfige Crew,<br />
große Panoramafenster im Salon lassen viel Licht herein und<br />
ermöglichen einen guten Ausblick. Gesamtlänge 9,99 Meter,<br />
Breite 3,42 Meter, Tiefgang 1,50 bis 1,95 Meter.<br />
bavaria-yachtbau.de<br />
Fotos: Hersteller<br />
18 <strong>Segel</strong> journal juli/august 2012
Kino-Feeling<br />
an Bord<br />
In Greifswald sind die ersten zwei Yachten der neuen Hanse 575er-Reihe<br />
im Bau. Großzügige, luxuriöse Yachten, die den vorläufigen Abschluss der<br />
Hanse 5er-Serie bilden. Das trittsichere Schanzkleid ist auf dem Vorschiff 14<br />
Zentimeter hoch und wird nach achtern flacher, im Cockpit lädt eine ausladende<br />
Liegefläche von fast fünf Quadratmetern Größe zum Sonnenbaden<br />
ein. Im Heck ist eine Dingi-Garage mit elektrischem Slipsystem für einen<br />
Tender integriert. Bis zu sechs Kabinen mit maximal 13 Kojen bieten Platz für<br />
eine große Familie oder viele Freunde. Kino-Feeling an Bord wird durch den<br />
großen Flachbildschirm im Salon erreicht. Und die große Lümmelwiese fürs<br />
Puschenkino entsteht, wenn sich das U-förmige Sofa zusammen mit dem<br />
absenkbaren Tisch in eine Relaxing-Zone verwandelt. hanseyachts.com<br />
Salona mit Wohnküche<br />
Waren Salonas bisher nur bis maximal 45 Fuß für ihre hochwertigen Serienbauten<br />
bekannt, stellt die Salona 60 einen Quantensprung dar: mit ihr<br />
soll das Segment der luxuriösen Semi-Custom-Yachten erobert werden. Gezeichnet<br />
wurde die Salona 60 von America‘s Cup-Designer Jason Ker. Außen<br />
macht er keine Experimente, die gut 19 Meter lange und 5,40 Meter breite<br />
Yacht folgt der klaren Linie moderner Yachten mit kantigen Aufbauten und<br />
weitläufigen Decksflächen. Unter Deck beeindruckt der geräumige Salon.<br />
Er bietet neben einer bequemen Sofaecke einen großzügigen Essbereich<br />
mit vollwertigem Tisch. In dieser Bootsgröße ist das durchaus ungewöhnlich<br />
und wurde dadurch möglich, dass die Pantry aus dem Salon in den Bereich<br />
neben dem Mast verschoben wurde. salona-yachts.de<br />
Tanken<br />
ohne<br />
TROPFEN<br />
Was passiert, wenn der<br />
Tank des Außenborders<br />
auf See leer ist? Ok, einige<br />
von uns werden dann zu<br />
den Riemen greifen, weil sie<br />
den Kanister vergessen haben. Andere<br />
füllen über einen Trichter Benzin nach und ärgern<br />
sich, weil wieder Benzin danebenläuft. Wer von<br />
dieser Kleckerei genug hat, kann den Kanister Rapidon<br />
6 ausprobieren. Mit einem flexiblen Tankstutzen<br />
und einer Entriegelung per Knopfdruck fließt<br />
das Benzin kontrolliert in den Tank, per Knopfdruck<br />
kann der Zufluss wieder gestoppt werden. Praktisch<br />
für Außenborder, aber auch für Aufsitzrasenmäher<br />
(ja, so heißen die). gartenbedarf-versand.de<br />
Wenn es Segler<br />
zum Camping-Shop<br />
zieht,…<br />
… sind sie auf der Suche nach einem Rangierkopf. Was<br />
das ist? Eine Anhängerkupplung, die an der vorderen<br />
Abschleppöse des Autos montiert wird. So sieht der<br />
Fahrer den Wohnwagen (oder eben Bootstrailer) vor<br />
sich und kann ihn beim Vorwärtsfahren genau da hinschieben,<br />
wo er ihn hinhaben möchte. Erleichtert das<br />
Einparken für den Winter in vollen Hallen ungemein! Ab<br />
129 Euro, rangierkopf.com<br />
Leicht<br />
und<br />
robust<br />
Mit nur 7,2 Gramm Gewicht ist der Harken T18 Block<br />
rund 20 Prozent leichter als ein gewöhnlicher kleiner<br />
Metallschäkel und dazu noch ein bisschen kleiner als<br />
vergleichbare Blöcke. Er lässt sich an alles anbinden,<br />
spleißen oder laschen und ist die perfekte Ergänzung<br />
zu den T2 Blöcken auf Skiffs, Jollen oder Beachkats. Die<br />
maximale Arbeitslast liegt bei 125 Kilogramm, maximale<br />
Leinengröße 5 mm. Kostenpunkt: 18,80 Euro.<br />
frisch.de
yachting I endeavour<br />
20 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
J<br />
Eine<br />
zum Niederknien<br />
Drei echte J-Class-Yachten gibt es noch.<br />
Alle anderen sind teure Repliken. Nun strahlt die<br />
Endeavour im neuen Glanz. Text ivor wilkens<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
21
Endeavour unter<br />
Vollzeug. Am Wind<br />
trägt sie eine Seglfläche von<br />
721 Quadratmetern.<br />
<strong>Segel</strong>nde Schönheit:<br />
Die legendäre Endeavour nach<br />
ihrem umfassenden Refit. Der<br />
Mast ist nun aus Kohlefasern, die<br />
<strong>Segel</strong>fläche wurde vergrößert<br />
22 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Yachting I endeavour<br />
Für das Refit wurde die Yacht bis<br />
auf die Stahlkonstruktion in ihre<br />
Einzelteile zerlegt (links), jedes<br />
Teil wurde vor dem Ausbau<br />
dokumentiert<br />
Als die amerikanische Verlagserbin Elizabeth Meyer vor<br />
fast 30 Jahren den Rumpf der legendären Endeavour<br />
aus einem schlammigen Flussbett in England rettete,<br />
beschränkte sie sich nicht nur auf die liebevolle Restaurierung<br />
einer der großen J-Klasse-Yachten aus den 30er Jahren des letzten<br />
Jahrhunderts. Ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass<br />
die J-Klasse wieder auflebte, neue Yachten gebaut werden und<br />
es internationale Regatten der alten Cup-Yachten gibt.<br />
Thomas Sopwith gab 1934 den Bau der Endeavour in Auftrag,<br />
um sie ins Rennen um den prestigeträchtigen America’s Cup zu<br />
schicken. Gebaut von Camper und Nicholson sollte sie Vanderbilts<br />
Rainbow überlegen sein, doch beim sportlichen Wettstreit<br />
um die berühmte „Auld Mug“ hatte die Rainbow die Nase vorn.<br />
Die Endeavour hat weltweit viele (Segler-) Herzen erobert,<br />
natürlich auch die ihrer beiden Eigner, die auf Elizabeth Meyer<br />
folgten. Der gegenwärtige Eigner verliebte sich in das Boot, als<br />
er 14 Jahre alt war. Als sich vor einigen Jahren die Möglichkeit<br />
bot, das Schiff seiner Träume zu kaufen, zögerte er nicht lange.<br />
Und entschied, die berühmte Yacht einer weiteren Generalüberholung<br />
zu unterziehen. Denn unter dem schimmernden<br />
Lack zeigte die alte Dame deutliche Ermüdungserscheinungen.<br />
Wie schon unter der Ägide von Elizabeth Meyer war es Jon<br />
Barrett vom gleichnamigen Yachtmanagement-Unternehmen,<br />
der den anstehenden Werftaufenthalt organisierte und koordinierte.<br />
Kaum einer kennt das Schiff, auf dem er auch als Kapitän<br />
gefahren ist, so wie er. Für die Restaurierung erstellte er im<br />
Auftrag des neuen Eigners zunächst einen 120 Seiten starken<br />
Anforderungskatalog der notwendigen Reparaturen.<br />
Barrett entschied sich, bei der Zusammenstellung des Überholungs-Teams<br />
auf die bewährten Mitarbeiter zu vertrauen, die<br />
schon unter Elizabeth Meyer die Endeavour in ein Schmuckstück<br />
unter <strong>Segel</strong>n verwandelt hatten. Und wenn so eine schöne, geschichtsträchtige<br />
Yacht wie die Endeavour ruft, kommen alle.<br />
Dykstra Naval Architects, inzwischen Spezialisten für Yachten<br />
der J-Klasse, signalisierten ebenso begeistert ihre Zustimmung,<br />
bei dem Projekt mitzuarbeiten, wie Innenraumdesigner John<br />
Munford. Der war zwar fast schon im Ruhestand, nahm den<br />
Auftrag aber zusammen mit seinem ehemaligen Mitarbeiter<br />
Adam Lay, der sich inzwischen selbständig gemacht hatte, an.<br />
Die neuseeländische Werft Yachting Developments wurde mit<br />
den Arbeiten beauftragt. Auf den ersten Blick ein Anachronismus,<br />
ist das Unternehmen doch eigentlich auf Superyachten<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
23
yachting I endeavour<br />
In Teilen wurde unter Deck<br />
der ursprüngliche Stil<br />
beibehalten (rechts unten),<br />
die Räume für die Crew<br />
wurden komplett neu gestaltet<br />
und strahlen nun in<br />
freundlichem Weiß mit<br />
blauen Akzenten<br />
„Der Eigner ist kein<br />
Regattasegler“, sagt Barrett.<br />
„Er hat das Schiff<br />
gekauft, weil es die<br />
Endeavour ist. Er hat<br />
nie in Erwägung gezogen, sie<br />
nachzubauen.“<br />
Nur zehn reine J-Klasse Yachten wurden je gebaut, davon vier in<br />
Großbritannien und sechs in den USA. Nur noch drei Yachten sind<br />
erhalten: Shamrock, Endeavour und Velsheda<br />
aus High-Tech-Verbundstoffen spezialisiert. Aber Geschäftsführer<br />
Ian Cook ist ein Liebhaber klassischer Yachten, sein Team<br />
empfand es als Privileg, sein Know-how bei der segelnden Legende<br />
Endeavour einsetzen zu dürfen.<br />
Als bekannt wurde, dass an der Endeavour größere Arbeiten<br />
ausgerechnet von einer Werft durchgeführt wurden, die auf<br />
Komposit-Materialien spezialisiert ist, waberten in der J-Klasse<br />
Gerüchte, das Schiff würde als ultraleichte Kohlefaser-Rennmaschine<br />
aus der Überholung hervorgehen. Doch das stand nie<br />
zur Diskussion. „Der Eigner ist kein Regattasegler“, sagt Barrett.<br />
„Er hat das Schiff gekauft, weil es die Endeavour ist. Er hat nie in<br />
Erwägung gezogen, sie nachzubauen.“<br />
Das Projekt Endeavour konnte in vier Abschnitte unterteilt<br />
werden: Das undichte Deck musste abgedichtet werden. Außerdem<br />
galt es, den extrem spartanischen Crewbereich besser<br />
auszustatten. Die Deckausstattung der Yacht war veraltet und<br />
ineffizient, dazu kam eine Generalüberholung der Maschinen.<br />
Als Erstes musste die Yacht auseinandergebaut und in ihre<br />
Einzelteile zerlegt werden. Das Deck wurde fast komplett freigelegt<br />
und die Maschinen entfernt. Unter Deck wurde alles, was<br />
Enterprise Yankee whirlwind wheetamoe shamrock velsheda<br />
1930 1933<br />
24 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Eine Seereling gibt es nicht, die Endeavour<br />
segelt wie damals: Rumpf klassisch blau,<br />
das Unterwasserschiff ebenso klassisch rot<br />
sich vor dem Mast befand, herausgenommen, achtern nur die<br />
Kirschholzverkleidung auf Wunsch des Eigners an Bord gelassen.<br />
Die Angst vor einem Feuer an Bord begleitete ständig<br />
die Arbeiten, da die Schweißbrenner nur Millimeter von dem<br />
wertvollen Holz entfernt im Einsatz waren.<br />
Da aber das Deck des Schiffes abgeräumt werden musste, stellte<br />
sich die Frage, was mit der Takelage passieren soll. Das Projektteam<br />
setzte sich in diesem Punkt gegen den Eigner durch und<br />
konnte ihn überzeugen, das Rigg der Yacht den aktuellen Anforderungen<br />
der J-Class anzupassen. Nun hat die Endeavour<br />
Mast und Baum aus Kohlefaser von Southern Spars.<br />
„Zwei Grundprinzipien begleiteten unsere Arbeit“, sagt Cook.<br />
„Erstens sollte so viel wie möglich vom Originalmaterial erhalten<br />
bleiben, zweitens sollten nur dem Original ähnliche Ersatzmaterialien<br />
verwendet werden.“ Am deutlichsten erkennt man dieses Credo<br />
daran, wie das stark verrostete Heck bearbeitet wurde. Yachting Developments<br />
fertigte nach Originalzeichnungen einen vollkommen<br />
neuen Spiegel. Allerdings wurde der neue Spiegel nicht anstelle<br />
des alten angeschweißt, sondern die am schlimmsten vom Rost<br />
befallenen Stücke des alten Hecks wurden herausgeschnitten und<br />
mit den Ersatzstücken aus dem neuen Spiegel passgenau ersetzt.<br />
Als das Stahlgerüst der Yacht offen lag, zeigte sich, dass fünf bis<br />
zehn Prozent der Rumpfplatten ersetzt werden mussten. Die<br />
Hauptarbeit bestand darin, die Spanten zu versteifen und zu<br />
verstärken. Ein Teil konnte ausgebessert werden, doch eine Versteifung<br />
der Struktur war unumgänglich, um der höheren Last<br />
von Takelage und Materialien aus Kohlefaser gerecht zu werden.<br />
Nun sind auf der Endeavour rund 80 Prozent der Spanten neu.<br />
Parallel dazu kümmerte sich Dykstra in Holland um die Bootsarchitektur<br />
und den <strong>Segel</strong>plan. Die Konstrukteure berechneten<br />
die neuen Lastenverhältnisse, entwarfen bedienungsfreundlichere<br />
Strukturen an und unter Deck und durchdachten die Bedienung<br />
der riesigen <strong>Segel</strong>fläche. „Wir mussten die Biegekräfte<br />
einschätzen, die von der modernen Takelage ausgehen“, sagt<br />
Jeroen de Vos, der die Arbeit bei Dykstra leitete. „Mit der neuen<br />
Takelage mussten wir mit Lasten von mehr als 20 Tonnen auf<br />
das Vorstag rechnen.“<br />
Der Belegungsplan fürs Deck wurde komplett neu entworfen.<br />
Viele Teile der Ausrüstung waren so alt, dass keine Ersatzteile<br />
mehr beschafft werden konnten. Die Zahl der Winschen wurde<br />
von 26 mechanischen auf 14 hydraulische Harken-Winschen<br />
reduziert. Zudem wurden die goldfarbenen Lüftungsöffnungen<br />
im Deck entfernt und ein neues Lüftungssystem installiert. Da<br />
endeavour rainbow endeavour II ranger<br />
1934 1937<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
25
yachting I endeavour<br />
die Decks oft von Wasser überspült werden, sind die neuen Lüftungsöffnungen<br />
im Süllrahmen und entlang des Deckshauses<br />
in Boxen untergebracht, die während der Fahrt verschlossen<br />
werden können.<br />
Im Unterdeck wurde die Original-Ausrüstung vollständig entfernt,<br />
das Stahlgerüst sandgestrahlt und neu beschichtet.<br />
Außerdem wurden ein neuer Hauptmotor sowie zwei neue<br />
Generatoren installiert, die diverse neue Systeme antreiben:<br />
Kühlung, Klimaanlage, Hydraulik, Batterien und ein Konverter<br />
für den Landstrom.<br />
Der Gemeinschaftsraum im Vorschiff wurde durch zwei Kabinen<br />
und eine Waschküche ersetzt. Die Innengestaltung orientiert<br />
sich nun am Stil Edwards VII. und harmoniert mit dem achterlichen<br />
Teil der Yacht. Dort wurde die originale Innenraumgestaltung<br />
unverändert gelassen, allerdings wurden die Duschen und<br />
Toiletten erneuert.<br />
In der rund 80-jährigen Geschichte der Endeavour wurde<br />
nun ein weiteres Kapitel aufgeschlagen, das seinen ersten<br />
Höhepunkt bei der St Barths Bucket Regatta im März dieses<br />
Jahres fand. Nachdem die Yacht als Decksfracht nach Miami<br />
gereist war, segelte sie direkt nach St Barths und traf am Tag<br />
vor der Regatta ein. Die Crew mit Cook, Barrett und de Vos<br />
versammelte sich und bereitete die Yacht auf das Rennen<br />
vor. Es blieb nur Zeit für einen kurzen Probeschlag bevor<br />
die Endeavour am nächsten Tag gegen drei ihrer Schwesterschiffe<br />
an den Start gehen sollte. Zum ersten Mal seit<br />
75 Jahren kreuzten vier J-Klasse-Schiffe gegeneinander vor<br />
der Startlinie.<br />
Die Endeavour gewann und segelte auch in den übrigen<br />
Rennen ihren Konkurrentinnen so souverän davon, dass sie<br />
schließlich die ganze Serie gewann. Ein unübertrefflicher<br />
Auftakt in die neue Saison für die segelnde Legende.<br />
Im Sommer folgte dann das ganz große Highlight für die<br />
J-Class-Segler und die vielen Liebhaber der großen klassischen<br />
Yachten. Im Juli trat Endeavour auf dem Solent „nur“<br />
gegen Velsheda, Ranger und Lionheart an, nachdem die<br />
Rainbow kurzfristig wegen technischer Probleme absagen<br />
musste. Umjubelt von vielen Hundert Schaulustigen, die<br />
von der Küste aus die Schönheiten bewunderten, segelten<br />
die majestätischen Yachten um den Kings Hundred Guinea<br />
Cup, der von der Lionheart gewonnen wurde.<br />
26 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Neu: ADAC Boot-Check<br />
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Prüf.-Nr. 1234567<br />
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Bericht.-Nr. 1234567<br />
S<br />
Kleine Details sowie eine makellose Verarbeitung der Mahagoni-Aufbauten und des Teaks geben dem Deck<br />
der Endeavour eine einzigartige Eleganz. Die großen Messinglüfter wurden abgebaut, so dass die Decksfläche<br />
noch größer und klarer strukturiert wirkt<br />
endeavour<br />
Länge<br />
39,53 m<br />
lwl<br />
25,60 m<br />
breite<br />
6,17 m<br />
tiefgang<br />
4,50 m<br />
verdrängung<br />
ca. 170 t<br />
segelfläche 721 m 2<br />
masthöhe<br />
46,47 m<br />
baumlänge<br />
18,95 m<br />
baujahr 1934<br />
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yachtcheck<br />
yachting I delphia<br />
Die mag auch<br />
der nachbar<br />
Text/fotos claus reissig<br />
28 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Raum schafft der große Aufbau –<br />
chick kaschiert durch das lange<br />
Fensterband. Der Anker liegt auf<br />
einer Art Vorschiffsplattform<br />
Delphia Yachten entwickeln sich zu einer ernst zu<br />
nehmenden Kraft auf dem Markt. Mit der neuen 31 starten die<br />
Polen einen Angriff auf die großen Mitbewerber. Dafür sind sie sogar<br />
bereit, eine Kernkompetenz zum Teil zu opfern.<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
29
yachting I delphia<br />
Hohes Rigg und tiefes Ruder: Mit der neuen<br />
kleinen Delphia kann im Urlaub ruhig einmal<br />
gekreuzt werden<br />
Die neue Delphia<br />
31 ist eine Kampfansage<br />
und soll die<br />
polnische Werft in Position<br />
bringen im Ringen um<br />
Marktanteile<br />
Das Kompliment aus dem Cockpit der Nachbaryacht<br />
kommt durchaus aus berufenem Munde. Der ältere<br />
Herr segelt eine Hallberg-Rassy 42 und ist bei dem<br />
kräftigen Wind gerade zu zweit aus Travemünde gekommen.<br />
„Schönes Schiff“, sagt er kurz mit Blick auf die neue Delphia 31<br />
und hat für die Großserienwerften gleich noch einen Seitenhieb<br />
parat: „Unter Deck alles Ikea!“ Nun kann man über Ikea<br />
denken, was man möchte, auf jeden Fall ist der<br />
Hersteller günstiger Möbel erfolgreich. Und auch<br />
wenn die Yachtsegelei immer noch ziemlich romantisch<br />
verklärt ist, wissen natürlich alle: die<br />
Mehrzahl der Verkäufe geht über den Preis. Die<br />
großen Werften (Beneteau, Jeanneau, Hunter,<br />
Bavaria, Hanse) haben den Markt unter sich aufgeteilt.<br />
Dass die Qualität nicht dem romantischen<br />
Anspruch entspricht, nehmen die Kunden hin.<br />
Warum auch nicht? Noch nie gab es so große<br />
Schiffe so günstig wie heutzutage.<br />
Die polnische Delphia Werft hat sich immer ein<br />
wenig dagegen gestemmt, selbst bei kleinen<br />
Schiffen viel Wert auf Details im Ausbau gelegt<br />
und hohen Anspruch an die Konstruktion.<br />
Damit lagen sie im Preis rund zehn Prozent<br />
über den genannten Mitbewerbern, große Stückzahlen<br />
ließen sich so nicht realisieren. Das soll sich jetzt ändern.<br />
Die neue Delphia 31 ist eine Kampfansage und soll die polnische<br />
Werft in Position bringen im Ringen um Marktanteile.<br />
Delphia ist bereit, dafür Kernkompetenzen zu opfern: Dass<br />
Produktionsstunden eingespart werden, sieht man vor<br />
allem unter Deck. Immer noch gut, aber eben jetzt auf<br />
Großserie ausgelegt. Der Preis des Schiffes: in der Grundausstattung<br />
rund 71.000 Euro ab Werft – inklusive <strong>Segel</strong>n<br />
und den wichtigsten Instrumenten. Punkt.<br />
Auch außen verabschiedet sich Delphia von Gewohntem. Das<br />
runde Heck weicht einem mehr auf Performance ausgelegten,<br />
kastigeren Achterschiff mit flachem Unterwasserschiff und<br />
steilen Bordwänden. Der Spiegel ist jetzt offen und erinnert an<br />
Rennyachten. Der Herr von der Rassy 42 hat auch dazu seine<br />
Meinung: „Damit kann man nicht lange segeln.“ Ansichtssache,<br />
nicht umsonst hat er ein Mittelcockpitschiff. Ansonsten ist das<br />
Äußere der knapp zehn Meter langen Yacht wie aus einem<br />
Guss, stimmig und fernab von allem Hier-noch-schnell-eine-<br />
Luke-rein-Design. Alles hat seinen Platz und Delphia mit der<br />
31 eine eigene Linie. Auch dank des massiven, schwarzen Fensterbandes<br />
mit dunklen Kunststoffrippen, die die erwähnten<br />
Luken in Pantry und Bad verdecken. Das hat man zwar früher<br />
bei Dehler schon einmal gesehen, ist aber schick.<br />
Bei gut vier Beaufort gibt es erstmal eine Beruhigung. Die<br />
Delphia setzt die Tradition des unangestrengten <strong>Segel</strong>ns der<br />
Vormodelle fort. Das Ruder ist stark vorbalanciert, das Schiff<br />
auch bei Lage kraftfrei zu steuern; eine Gefühllosigkeit, die<br />
man maximal als Regattasegler monieren könnte. Tourensegler<br />
werden es mögen und die sind nach wie vor das Zielpub-<br />
30 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Ganz offen: Der Spiegel ist für ein Fahrtenschiff<br />
auffällig; der optionale Traveller kann<br />
im Hafen entfernt werden (links unten). Saubere<br />
Technik im Heck: Schubstangensteuerung,<br />
Autopilot und Gasfach (rechts unten)<br />
Das besondere Detail<br />
Auffällig ist das kastige Heck mit<br />
den recht steilen Bordwänden. Dadurch<br />
erhöht sich die Anfangsstabilität<br />
und das Unterwasserschiff<br />
wird achtern flacher. Zudem schafft<br />
es einige zusätzliche Zentimeter<br />
Raum in der Achterkabine.<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
31
yachting I delphia<br />
likum. Komplette Misshandlungen (wie sie zum Beispiel die<br />
33.3 ertrug) mag die neue 31 dagegen nicht: ab knapp 30<br />
Grad Lage reißt die Strömung am Ruderblatt ab, dann muss<br />
das Groß gefiert werden. Kein Thema bei leichterem Wind<br />
übrigens: Vier Beaufort sind die Grenze für das erste Reff.<br />
delphia 31<br />
Platz für alle: Bis zu sechs Personen sitzen am achtern frei schwebenden Tisch (oben);<br />
Kiel im Rezess und Brunnen für das Bilgenwasser (links unten). Die Stauräume unter<br />
den recht harten Polstern eignen sich auch für empfindliche Dinge (rechts unten)<br />
Länge<br />
9,78 m<br />
lwl<br />
9,07 m<br />
breite<br />
3,40 m<br />
tiefgang 1,85 m (Kielschwert: 0,45/1,65 m; Kurzkiel: 1,20 m)<br />
gewicht<br />
4.750 kg<br />
Ballast<br />
1.650 kg<br />
Ballastanteil 35 %<br />
maschine Volvo Penta Diesel, 18 PS mit Saildrive und<br />
zweiflügeligem Faltpropeller<br />
diesel<br />
100 l<br />
wasser<br />
210 l<br />
grosssegel 23,90 m 2<br />
fock 23,40 m 2<br />
gennaker 90 m 2<br />
ce-kategorie<br />
a (Hochsee, 6 Personen)<br />
preis<br />
ab 71.162 Euro<br />
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41468 Neuss<br />
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32
New Kid on the Block: Die Delphia 31<br />
zielt preislich auf die Konkurrenz<br />
Die <strong>Segel</strong>leistungen sind die einer modernen Yacht: Der<br />
Wendewinkel liegt bei diesem Wind mit dem 1,85 Meter tiefen<br />
Standardkiel bei gut 80 Grad. Da kann es im Urlaub gern<br />
mal gegenan gehen, mit 6,5 Knoten am Wind ist man zudem<br />
zügig unterwegs. Bei 90 Grad werden es trotz erstem Reff fast<br />
acht Knoten, ambitionierte Segler sollten die Yacht mit dem<br />
Gennaker durchaus zum Surfen bekommen können. Die Anlage<br />
dafür hat die Delphia. Optional wird sie mit großem Rad,<br />
Pinne oder mit dem kleinen Rad der Testyacht geliefert. Für das<br />
Cockpitlayout wären wohl die ersten beiden Lösungen ideal:<br />
Das Süll ist im achteren Bereich abgeflacht und dafür gedacht,<br />
dass man zum Steuern bis in den Seezaun rutschen kann. Serienmäßig<br />
sind vernünftig dimensionierte Harken-Winschen,<br />
die Großschot endet gegen Aufpreis auf einem kurzen, wegnehmbaren<br />
Traveller in der Mitte des Cockpits – der übrigens<br />
trotz seiner geringen Länge durchaus zum Trimmen geeignet<br />
ist. Bei der Großschot würde man sich vielleicht eine weitere<br />
Untersetzung wünschen, dasselbe gilt für die optionale Talje<br />
des Achterstagspanners.<br />
Ein praktisches und recht ungewöhnliches Detail ist die kleine<br />
Plattform am Bug des Schiffes. Wenn das Schiff vorwärts in der<br />
Box liegt (üblich in nordeuropäischen Gewässern) lässt sich die<br />
Delphia darüber bequem entern und verlassen. Zudem nimmt<br />
sie den starren Anker auf und hält ihn von dem steilen Steven<br />
fern – ein echtes Multitalent. Auch nett: Das Steckschott<br />
hat seinen Platz auf dem Schiebeluk und verschwindet bei<br />
Nichtgebrauch mit in dessen Garage.<br />
Unter Deck geben 31 Fuß Länge, also knapp zehn Meter, und<br />
3,40 Meter Breite das Layout größtenteils vor. Die zwei Längsbänke<br />
bieten bis zu sechs Personen Platz an dem zweifach klappbaren<br />
Tisch. Eine interessante Konstruktion, er ist nur vorn am<br />
Mast aufgehängt und verzichtet auf jede weitere Abstützung.<br />
Die Sitzposition ist bequem, ungewöhnlich sind die zwar hochwertigen,<br />
aber sehr harten Polster. Es gibt einen kleinen Kartentisch,<br />
an dem man entgegen der Fahrtrichtung sitzt. Die Pantry<br />
ist gut nutzbar, der Kocher schwingt bei Lage ungehindert frei,<br />
das ist nicht unbedingt üblich bei modernen Yachten.<br />
In der Nasszelle, den Böden in den Kabinen und bei der Niedergangstreppe<br />
wurde großzügig Kunststoff verbaut. Das fällt<br />
ein wenig ins Auge, ist aber funktional und andere Hersteller<br />
machen das auch so. Die zwei Kabinen und der Salon –<br />
nach dem Abnehmen der Rückenlehnen – bieten vier Personen<br />
gute und sechs Personen annehmbare Schlafplätze. Mit<br />
zwei Tricks wurde das Vorschiff aufgewertet: Das Kopfteil lässt<br />
sich eine Stufe nach unten setzen und schafft einen kleinen<br />
zusätzlichen Platz an Bord. Vor allem bei schlechtem Wetter<br />
und längeren Aufenthalten im Hafen ein nicht zu unterschätzender<br />
Pluspunkt. Trick zwei: Die Füße der Schlafenden<br />
haben ausreichend Platz. Dafür verzichtet der Ankerkasten auf<br />
Fallhöhe für die Kette.<br />
Und das offene Heck, das der Herr von der Rassy 42 kritisierte?<br />
Das Raumgefühl auf dem an sich nicht großen Schiff gewinnt<br />
dadurch genauso wie dessen Nutzbarkeit in der Bucht; Kinder<br />
werden es lieben. Was bleibt ist das allgegenwärtige Rauschen<br />
des Kielwassers und der freie Blick auf von achtern herannahende<br />
Wellen. Ungewöhnlich für ein Fahrtenschiff, aber daran<br />
kann man sich gewöhnen.<br />
Die SJ-Meinung<br />
Die Delphia 31 ist ein interessantes und<br />
durchaus attraktives Schiff. Wer nicht die<br />
bekannten Marken segeln möchte, findet<br />
hier eine Alternative. Auf zu viele verspielte<br />
Detaillösungen verzichtet die polnische<br />
Werft zugunsten eines verhältnismäßig<br />
niedrigen Einstiegspreises: Der liegt bei gut<br />
71.000 Euro.<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
33
yachting I Torqeedo<br />
Christoph Ballin auf seinem<br />
Bootssteg am Starnberger See, auf<br />
den Knien sein technisches Baby:<br />
ein Elektroaußenborder, der nicht<br />
nur poppig aussieht, sondern auch<br />
schnell und zuverlässig ist<br />
Sagen Sie mal, Herr Ballin, ...<br />
...warum Ihr<br />
AuSSenborder<br />
so einzigartig ist?<br />
Text/fotos Joachim Beck<br />
34 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Bei Design des Motors und der Farbgebung<br />
entschieden sich die Entwickler für markante<br />
Farben. Silber steht für Innovation, Orange<br />
wird mit Stärke und Kraft verbunden<br />
Weil Christoph Ballin auf<br />
dem Starnberger See kein<br />
Motorboot fahren durfte, erfand<br />
er den Elektro-AuSSenborder neu. Sein<br />
Unternehmen ist inzwischen die Nummer eins für<br />
saubere Bootsmotoren weltweit.<br />
Ein schmuckes Runabout und ein 300 PS-Außenborder<br />
am Heck. Als der Hamburger Marketingfachmann<br />
Christoph Ballin nach Starnberg versetzt wurde, waren<br />
die Träume schnell klar. Schneller jedenfalls als die Erlaubnis<br />
für ein Motorboot auf dem Starnberger See. Zulassungen für<br />
Benziner auf dem Münchner Hausgewässer sind so selten wie<br />
Wind zum <strong>Segel</strong>n. Ballin nahm das Scheitern als Chance und<br />
begann, mit Elektromotoren zu experimentieren. Das war vor<br />
sieben Jahren. Heute verkauft der Selfmade-Unternehmer<br />
die meisten, die stärksten und die fortschrittlichsten Elektro-<br />
Außenborder weltweit.<br />
Ein unscheinbares Bürogebäude im hässlichen Industrieteil im<br />
Starnberger Osten, die Heimat des Bayern-Start-ups Torqeedo.<br />
In der weiß getünchten Doppelgarage steht Ballins Prunkstück<br />
mitten in der Entwicklungsphase. „Von 300 PS sind wir<br />
zwar noch ein bisschen entfernt“, gibt der Wahlbayer zu, „aber<br />
das wird zunächst einmal der erste 80-PS-Elektroaußenborder.<br />
Mehr als genug Power, um mit Strom Wasserski zu fahren.“ Eines<br />
hat der silberne Kraftprotz auch mit den kleinen handlichen<br />
Motörchen gemeinsam, die Torqeedo inzwischen zur Nummer<br />
eins für saubere Außenborder gemacht haben: konsequente<br />
Perfektionierung.<br />
„Das macht unsere Motoren einzigartig“, sagt Ballin: „Vom Akku<br />
über Motor, Getriebe bis hin zur Schraube, wir haben alle Komponenten<br />
neu berechnet und sorgfältig aufeinander abgestimmt.<br />
Deshalb ist der Wirkungsgrad höher als bei allen anderen<br />
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Das Meer stellt hohe Ansprüche.<br />
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yachting I Torqeedo<br />
elektrischen Außenbordern.“ Im Klartext: Mit einem identischen<br />
Boot, der gleichen Energieversorgung und der gleichen Geschwindigkeit<br />
kommt man Torqeedo-bestückt wesentlich weiter<br />
als mit einem anderen Elektromotor. Der Engpass bei der Maximierung<br />
der Geschwindigkeit ist die Energieversorgung. Um<br />
eine hohe Leistung zu erreichen, lassen die Starnberger ihre Propeller<br />
mit Methoden berechnen, die sonst nur im Frachtschiffbau<br />
angewandt werden, wo Effizienz überlebenswichtig ist. Der<br />
Erfolg gibt ihnen Recht. Der derzeit stärkste Torqeedo bringt bei<br />
4.000 Watt immerhin die gleiche Vortriebsleistung wie ein acht<br />
bis zehn PS starker Benzinmotor. Und weil Ballin an den Verbraucher<br />
denkt, hat er seinen Motoren technische Feinheiten<br />
mitgegeben, die ebenfalls einzigartig sind: „Unsere Motoren<br />
sind extrem leicht und tragbar, sie haben ein GPS-System eingebaut,<br />
das die Reichweite angibt, die Akkus sind direkt integriert<br />
und wasserfest (IP67). Das finden Sie sonst nirgends.“<br />
Die geistige Entwicklungsarbeit erledigt der Elektrotüftler am<br />
liebsten im heimischen Garten am Starnberger See. Hier in der<br />
Wassersportsiedlung in unmittelbarer Nähe zum Bayerischen<br />
Yacht-Club toben Sohn und Tochter durchs Gelände, in der<br />
Ecke stehen Gartengrill und Stand up Paddle, in der Wassergarage<br />
dümpelt eines der Boote, mit dem die Torqeedo-Motoren<br />
getestet werden. „Nein, es ist nicht das erträumte Runabout“,<br />
grinst Ballin, „aber was nicht ist, kann ja noch werden.“<br />
Auch das silber-orange-farbene Design der Außenborder<br />
ist letztlich hier im Garten entstanden. „Silber steht für Innovation“,<br />
sagt der Marketingexperte, der früher bei der Un-<br />
Die Motoren von Torqeedo sind so überzeugend<br />
gut, dass die Firma mit dem Deutschen Gründerpreis<br />
ausgezeichnet wurde<br />
36 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Der Starnberger See ist<br />
Münchner Naherholungsgebiet<br />
und Eldorado<br />
für Segler. Die Chance, die<br />
Zulassung für ein<br />
herkömmliches Motorboot<br />
mit Benzinmotor zu bekommen<br />
ist sehr gering. So entschied<br />
sich Christoph<br />
Ballin, einen richtig guten<br />
Elektromotor zu entwickeln<br />
Der günstigste Außenborder kostet<br />
ab 1.499 Euro, die stärksten<br />
Antriebe inklusive Lithium-Batterien<br />
liegen bei 19.000 Euro<br />
ternehmensberatung McKinsey und dem Gartenartikelhersteller<br />
Gardena beschäftigt war, „Orange wird mit Stärke und<br />
Kraft verbunden.“ Das Farbkonzept ist Teil des Gesamterfolgs,<br />
meint er. Und vom Verkaufen versteht er etwas: Rund 30.000<br />
Torqeedo-Antriebe sind weltweit bereits im Einsatz, davon<br />
rund ein Viertel in Deutschland. Weil der Auslandsmarkt immer<br />
wichtiger wird, hat das Starnberger Unternehmen inzwischen<br />
Büros in Frankreich, Spanien, Großbritannien und<br />
den USA eröffnet.<br />
„Eigentlich war das Ganze eine Art Trotzreaktion“, sagt Ballin,<br />
„entstanden aus meinem persönlichen Wunsch nach einem<br />
Boot auf dem Starnberger See, einem besseren Elektro-<br />
Antrieb und einer weltweiten Marktchance.“ Heute sieht Ballin<br />
in seiner Marke nicht nur die fortschrittlichsten Produkte<br />
auf dem Markt, sondern auch eine gute Antwort auf akute<br />
Umweltprobleme wie Klimawandel, Gewässerverschmutzung<br />
und schwindende Rohstoffe. „Auf Spaß auf dem Wasser<br />
muss man so auch in Zukunft nicht verzichten.“ Dass er<br />
mit seinen Produkten den Nerv der Zeit trifft, zeigen die Auszeichnungen,<br />
die er für Torqeedo erhalten hat. Internationale<br />
Innovationspreise der Bootsbranche sind genauso dabei wie<br />
der Deutsche Gründerpreis. Und die Branchenriesen aus Japan<br />
und Amerika passen inzwischen genau auf, was die Starnberger<br />
Hightech-Garage austüftelt.<br />
Dabei war der 44-jährige Marketingfachmann vor seinem<br />
Umzug nach Bayern weder ökologisch besonders bewusst<br />
noch ein begeisterter Bootsmensch. „Als Kind hat es mich<br />
mehr zu den Autos hingezogen. So eine ganz neue Automarke<br />
erfinden, das wäre noch ein Traum“, sagt Ballin. Die<br />
Autoindustrie sollte da nicht einfach weghören. Es könnte<br />
gefährlich werden. torqeedo.com<br />
<strong>Segel</strong><strong>Journal</strong>_Polaris 24.07.12 23:20 Seite 1<br />
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Foto: Bartels/ Lacustre Polaris 2012<br />
BARTELS GMBH<br />
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yachting I interboot Friedrichshafen<br />
Ab in<br />
den<br />
Süden<br />
Text sandra-valeska bruhns<br />
foto sailart<br />
Saisonausklang oder Auftakt<br />
der Messesaison? Die INTERBOOT<br />
in Friedrichshafen lockt mit<br />
einem tollen Programm,<br />
interessanten Schiffen und<br />
einem sonnenverwöhnten Revier.<br />
<strong>Segel</strong> <strong>Journal</strong> nennt 10 gute<br />
Gründe, warum sich der Trip zum<br />
Bodensee mehr als lohnt.<br />
1. 100% made in Germany<br />
Sailart 22 ist ein komplett in Deutschland hergestellter Daysailer<br />
mit vielen technischen Besonderheiten. Konstruiert wurde das 22<br />
Fuß lange Schiffchen von Marc-Oliver von Ahlen, der bei der Entwicklung<br />
vor allem an die Einhand-Skipper dachte. Der Schwenkkiel<br />
lässt sich hydraulisch per Fernbedienung aufholen, mit der<br />
gleichen Fernbedienung kann auch der Mast gestellt bzw. gelegt<br />
werden. Bei achterlichen Winden sorgt der Gennaker für Speed,<br />
als Flautenschieber kommt ein Torqeedo Elektromotor, der unsichtbar<br />
integriert wurde, zum Einsatz. Länge ü.a. 7,30 Meter, Breite<br />
2,30 Meter, Tiefgang zwischen 0,66 und 1,45 Meter.<br />
Zusammen mit der kleinen Schwester Sailart 20 steht das<br />
sportliche Schiff in Halle A1, Stand 406.<br />
sailart.de<br />
38 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
2. Hochkaräter vom Bodensee<br />
Mit der neuen Diamant*** bringt die Ott<br />
Werft das stark modernisierte Nachfolgemodell<br />
der Diamant 3000 auf den Markt,<br />
von der in den letzten zehn Jahren über 50<br />
Boote gebaut wurden. Die Yacht wird dem<br />
aktuellen Trend hin zu schlanken, schnellen<br />
Yachten mit einfachem Handling und maximalem<br />
<strong>Segel</strong>spaß gerecht. Das Boot kommt<br />
mit einem auf Deck stehenden Rigg ohne Achterstag und Backstagen<br />
aus. Das Cockpit des Bootes lässt sich nach achtern komplett<br />
öffnen, und ist – fast selbstverständlich – komplett leinenlos. Sogar<br />
die Travellerschiene wurde durch einen Kicker ersetzt. Statt Spinnaker<br />
wird nun mit einem 115 m 2 großen Gennaker gesegelt. Das Boot<br />
ist in drei Kielvarianten aus Blei erhältlich, 1,80 m mit einer 2,2 m<br />
langen nur 20 cm hohen Bombe, einem Bombenkiel mit 1,65 m Tiefgang<br />
und einem elektrohydraulischen Hubkiel, der die Kajüte völlig<br />
unberührt lässt mit einem Tiefgang von 1,25 m bis 1,70 m.<br />
Die neue Diamant*** wird in Halle A 3, Stand 100/15 im Areal des<br />
Verbandes der Bodenseewerften als Weltneuheit vorgestellt.<br />
ott-yacht.de<br />
3. Wakeboarden auf dem Bodensee<br />
Mit 27 Grad Badetemperatur ist der Bodensee die perfekte Location<br />
für die sportlichen Angebote der Messe. Erfahrene Wakeboarder<br />
und alle, die es längst ausprobieren wollten, können an<br />
einer Liftanlage einen Sprung über die Welle wagen. Wer das<br />
geschafft hat, kann sich gleich für den Wakeboard-Wettbewerb<br />
CA$H FOR TRICKS anmelden.<br />
4. Spritztour oder Probefahrt<br />
Der INTERBOOT-Hafen ist einer der größten Marktplätze für Gebrauchtboote<br />
und eine perfekte Gelegenheit, einen Probeschlag<br />
zu segeln und das potenzielle neue Schiff auf Kiel und Mast zu<br />
überprüfen. Und wer schon immer einmal wissen wollte, wie<br />
sich ein Kanute fühlt, wenn vor ihm eine 30-Fuß-Yacht durch das<br />
Wasser pflügt, kann ein Kanu oder auch ein Kajak gleich vor Ort<br />
ausleihen und ausprobieren.<br />
5. Weltneuheit für Sonnenstunden<br />
Die neue Jeanneau Sun Odyssey 469 zeigt sich am Bodensee mit<br />
einem modernen Riss mit einer klaren Linienführung, gestrecktem<br />
Rumpf und moderatem Freibord. Als reine Cruisingyacht<br />
kann sie in puncto Wohnkomfort locker mit einer 50-Fuß-Yacht<br />
mithalten. Hohe Flexibilität beim Innenausbau macht verschiedene<br />
Layoutvarianten von der Eignerversion mit drei Kabinen<br />
bis zur ausgewiesenen Chartervariante mit vier Kammern<br />
und jeweils eigener Nasszelle möglich. Zu finden am Stand der<br />
Hausammann Caravans + Boote AG, Halle A1, Stand 303.<br />
6. <strong>Segel</strong>n Sie noch oder golfen Sie schon?<br />
Die INTERBOOT ist weit mehr als eine Verkaufsausstellung. Ausgelassene<br />
Stimmung und Feierlaune versprechen die Organisatoren<br />
bei programmgemäß spätsommerlich-milden Temperaturen.<br />
Herzhaft lachen dürfen am 25. September alle Gäste der<br />
Show des Comedians Uli Boettcher, der unter dem Titel „Ü40 –<br />
die Party ist zu Ende“ auf der Bühne im Foyer West der Messe<br />
über die Sorgen und Nöte der schon so oft behandelten und<br />
therapierten männlichen Midlife-Crisis referiert.<br />
7. Boot gegen Boot! <strong>Segel</strong>n wie<br />
die Profis<br />
Echtes Match Race-Feeling ausprobieren<br />
können Segler beim ersten Match Race Experience<br />
Day, den die INTERBOOT zusammen<br />
mit dem Match Race Center Germany<br />
veranstaltet. Nach einer kurzen theoretischen<br />
Einführung geht es einen Tag mit den<br />
einheitlichen Yachten vom Typ Bavaria 40S<br />
des Match Race Centers auf den See. Hier wird trainiert. Entscheidend<br />
beim Match Race sind perfektes Bootshandling, eine gut<br />
eingespielte Crew, ausgezeichnete Regelkenntnisse und die Kunst,<br />
sich schon vor dem Start eine optimale Startposition zu sichern<br />
und den direkten Gegner immer zu decken. Erfahrene Skipper vom<br />
Match Race Center helfen den Teilnehmern. Highlight des Tages ist<br />
ein echtes Match Race. Boot gegen Boot, Crew gegen Crew. Der<br />
Match Race Experience Day findet am 22. September statt und kostet<br />
pro Teilnehmer 180 Euro. Für alle, die schon jetzt buchen wollen:<br />
interboot.de/ib-de/besucher/tickets-online.php<br />
8. Überlebenstraining auf See<br />
Zusammen mit dem Maritimen Trainings Center Celle bietet die IN-<br />
TERBOOT am 22./23. September und am 29./30. September jeweils<br />
einen ISAF-zertifizierten Lehrgang zum Thema Sicherheit auf hoher<br />
See an. In 20 Stunden, verteilt auf zwei Tage, lernen die Teilnehmer<br />
in Theorie und Praxis, wie sie sich in Extremsituationen richtig verhalten<br />
und anderen das Leben retten können. Dazu gehören auch<br />
die richtige Handhabung von Rettungswesten und -inseln, Brandbekämpfung<br />
an Bord und Hilfeleistung bei Havarien. Am Ende des<br />
Kurses müssen alle Teilnehmer eine Prüfung absolvieren, um anschließend<br />
das begehrte Zertifikat, das zur Teilnahme an einigen<br />
Hochseeregatten berechtigt, erhalten zu können. Pro Teilnehmer<br />
kostet der Lehrgang 325 Euro.<br />
9. Oldtimer-Regatta<br />
Die Oldtimer-Regatta des <strong>Segel</strong>-Motorbootclubs Friedrichshafen<br />
(SMCF) ist eines der ganz großen Highlights rund um die<br />
INTERBOOT – für Segler und Zuschauer. Rund 35 maritime Kostbarkeiten<br />
gehen am 22. September auf den traditionellen Regattakurs:<br />
Vom Start vor der Uferpromenade Friedrichshafens geht<br />
es Richtung Immenstaad, dann über den See ins schweizerische<br />
Utwil und zurück nach Friedrichshafen. Während der Messewoche<br />
liegen viele der Regattateilnehmer an einem extra für sie<br />
reservierten Steg im INTERBOOT-Hafen. Eine tolle Gelegenheit,<br />
die verschiedenen Yachten und Motorboote zu bewundern und<br />
den einen oder anderen Eigner in ein spontanes Gespräch über<br />
die Geschichte der Boote, den Pflegeaufwand und die <strong>Segel</strong>eigenschaften<br />
zu verwickeln.<br />
10. Chartertipps von den Profis<br />
Wohin soll der nächste Törn gehen? Mit welchem Schiff? Mit Mareike<br />
Guhr und Bernhard Bartholmes stehen auf der INTERBOOT<br />
zwei echte Charter- und Reiseprofis allen Besuchern täglich von<br />
10 bis 18 Uhr mit ihrem großen Fachwissen Rede und Antwort.<br />
Beide berichten von ihren Erlebnissen an Bord verschiedener<br />
Schiffe und den Revieren weltweit und geben gute Tipps zur<br />
Vorbereitung der nächsten Reisen. Zur besseren Terminplanung<br />
können schon vor Messebeginn online persönliche Beratungstermine<br />
vereinbart werden.<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
39
yachting I interboot Friedrichshafen<br />
Wann: Samstag, 22. September bis<br />
Sonntag, 30. September 2012<br />
Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 18 Uhr,<br />
INTERBOOT-Hafen täglich von 10 bis 19 Uhr<br />
Wer stellt aus: Rund 500 Aussteller aus<br />
20 Ländern<br />
Ausstellungsfläche: 7 Messehallen (Rothaus Halle/A1 bis A7)<br />
+ Foyer West, Freigelände West, Messe-See (vor der Rothaus Halle/<br />
A1) und INTERBOOT-Hafen am Bodensee mit rund 150 Schiffen<br />
Eintrittspreise: Tageskarte 10 EURO<br />
2-Tageskarte 15 EURO<br />
Familienkarte (2 Erwachsene und Kinder von 6-14 Jahre) 25 EURO<br />
Gruppen ab 20 Personen/pro Person 8 EURO<br />
Ermäßigte Tageskarte 8 EURO<br />
Kinder 6-14 Jahre 5 EURO<br />
Schulklassen je Schüler 5 EURO<br />
INTERBOOT-Hafen kostenlos<br />
Sport- und Showveranstaltungen:<br />
INTERBOOT-Trophy (22./23. September)<br />
Opti Team Race (29./30. September)<br />
Oldtimer-Regatta (22. September)<br />
Liquid Quarter Mile (täglich außer 26. und 30. September)<br />
Wakeboard-Contest CA$H FOR TRICKS (29. September)<br />
7. BodenseeCup der MS 11 (28. bis 30. September)<br />
Interboot.de<br />
SEGEL JOURNAL<br />
Tipps für die interboot<br />
Übernachten Sie im Hotel Helvetia in Lindau. Zum Hotel gehören drei<br />
segelklare Boote zum Chartern, perfekt für einen Törn auf dem See<br />
nach einem aufregenden Messetag. Wer außerhalb der Messesaison<br />
einen <strong>Segel</strong>kurs bei der Bodensee Yachtschule in Lindau plant, kann<br />
sich hier bequem einquartieren und ist zu Fuß in zwei Minuten bei<br />
Bodensee Yacht Charter Kressbronn<br />
Hallberg Rassy 310 · Bénéteau Océanis 331 · Dehler<br />
E. Dietrich · Schillerstr. 25 · 88079 Kressbronn<br />
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der <strong>Segel</strong>schule. Nach Messe, Sport und Sightseeing lockt ein großer<br />
Wellness- und Spa-Bereich.<br />
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Und sonst?<br />
Die Region rund um Friedrichshafen ist viel zu schön, um nur für einen<br />
Messebesuch anzureisen. Klimatisch verwöhnt ist diese südlichste Region<br />
Deutschlands im Spätsommer ein ideales Reiseziel. Der See hat<br />
nicht nur Badewasserqualität, sondern ist mit rund 27 Grad Wassertemperatur<br />
auch deutlich wärmer als Nord- und Ostsee im Hochsommer.<br />
SEGEL JOURNAL hat die besten Freizeittipps für ein verlängertes<br />
Wochenende am See zusammengestellt.<br />
Luftschiff statt Yacht<br />
Von den Yachten und Booten zur Luftschifffahrt – das Zeppelinmuseum<br />
in Friedrichshafen ist ein Muss bei einem Bodenseebesuch. Es<br />
beherbergt die weltgrößte Sammlung zur Zeppelin-Luftschifffahrt<br />
und widmet sich außerdem als einziges Museum Deutschlands der<br />
Verbindung von Technik und Kunst, zeppelin-museum.de.<br />
Ein Spaziergang entlang der Uferpromenade<br />
Die Friedrichshafener Uferpromenade ist eine der schönsten und<br />
längsten am gesamten Bodensee. Von der Rotachmündung bis zum<br />
Schloss bietet sich ein herrlicher Rundblick auf den See und die Alpen.<br />
Für maritimes Flair – gerade zur INTERBOOT – sorgen die ausgedehnten<br />
Hafenanlagen an der See- und Uferstraße, viele Cafés und Restaurants<br />
laden zu einem entspannten kulinarischen Zwischenstopp ein.<br />
Kräftig in die Pedalen treten<br />
Die Region rund um Friedrichshafen ist ein Eldorado für alle Radfahrer,<br />
sowohl für alle, die sportlich-aktiv mit hohem Tempo viele Kilometer<br />
und Steigungen bewältigen wollen, als auch für alle, die eher<br />
gemütlich die Landschaft erkunden möchten. Ausgedehnte Touren<br />
bis in die Schweiz sind mit den guten Bahnverbindungen oder einer<br />
Fährfahrt über den See möglich.<br />
Lecker!<br />
Felchen vom Bodensee fusseln nicht, sondern sind äußerst schmackhafte<br />
Fische. Und dank Tatort-Kommissarin Klara Blum (Eva Mattes)<br />
bundesweit bekannt. Besonders gut schmecken die Fischchen in<br />
ein wenig Butter gebraten, mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt und<br />
Petersilie und Zitrone garniert. Gibt’s zum Beispiel in der Wein- und<br />
Fischstube Glückler, Olgastraße 23, Friedrichshafen.<br />
Markt statt Messe<br />
Immer samstags von 9 bis 15 Uhr lockt der Schlemmermarkt auf dem<br />
Adenauerplatz zum Bummeln, Probieren und Einkaufen. Das Motto<br />
des Marktes lautet „gutes Essen, gute Dinge, gute Zeit“. Vom südlichen<br />
Klima verwöhnt lockt der Markt mit fast mediterranem Flair, Köstlichkeiten<br />
aus der Region und schönen Dekorationsideen für Haus und<br />
Garten. Es muss eben nicht immer der maritime blau-weiße Seemannsknotenchic<br />
sein…<br />
Mit dem Tretboot auf den See<br />
Wer vom Messerummel mehr als genug hat und leider ohne eigenes<br />
Boot vor Ort ist, kann sich bei der Bootsvermietung Christiane bei Sonnenuntergang<br />
ein Tretboot, oder auch ein Motor- oder Elektroboot<br />
ausleihen und in Ruhe das gigantische Panorama des Sees genießen.<br />
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40 <strong>Segel</strong> journal September/oktober 2012
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Ein Satz <strong>Segel</strong> oder Schoten für die kommende Saison? Farben für den neuen<br />
Anstrich oder gleich eine neue Yacht? Boots-Zubehör und Service-Leistungen rund<br />
um den <strong>Segel</strong>sport? Auf den folgenden Seiten werden Sie fündig.<br />
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september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
41
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42 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
travel<br />
www.shutterstock.com/Stephen Finn<br />
highlights für Segler und Charterer 44 – 45<br />
schottland Im Wilden Westen 46 – 51<br />
sail & the city Valetta, auf den Spuren der Kreuzritter 52 – 55<br />
where to start Kroatien, pulsierendes Leben an der Küste 56 – 57<br />
panzer segelt... auf dem Steinhuder Meer 58 – 63<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
43
travelhighlights<br />
Wien<br />
spinnt<br />
Wussten Sie, dass Österreichs Hauptstadt<br />
gleich mehrere Yachtclubs hat? Ja, auf der<br />
Donau wird gesegelt! Für den „Urlaub mit<br />
Boot“ mitten in der City, die zu Europas lebendigsten<br />
Hot Spots zählt, wirbt das neue<br />
Hotel Daniel. Auf dem Dach des Hotels<br />
hat eine außergewöhnliche <strong>Segel</strong>yacht ihren<br />
echt ungewöhnlichen Liegeplatz: Die<br />
Misconceivable wirkt, als wäre sie auf dem<br />
Dach gestrandet und dabei von Uri Geller<br />
verbogen worden – grandios, schräg und<br />
ein bisschen verrückt. Konzipiert hat das<br />
Projekt der österreichische Künstler Erwin<br />
Wurm. Dass Bau- und Denkmalbehörde zugestimmt<br />
haben, wundert einen eigentlich<br />
nicht: A bisserl schräg sans ja, diese Wiener...<br />
hoteldaniel.com<br />
Design segelt<br />
Das Designhotel Sezz Saint-Tropez hat zu den Voiles de<br />
Saint-Tropez vom 30. September bis 7. Oktober einen<br />
besonderen Service im Angebot: Gäste können die<br />
Regatta auf dem Wasser verfolgen – an Bord eines <strong>Segel</strong>boots<br />
oder auf Motoryachten mit einer Länge von<br />
zwölf bis 32 Metern. Und wer schon immer davon geträumt<br />
hat, einmal „richtig“ dabei zu sein, für den gibt<br />
es auch die Möglichkeit, an Bord einer der teilnehmenden<br />
Yachten mitzusegeln. Das Sezz organisiert<br />
das Ganze. Das Hotel, das wie ein kleines<br />
provenzalisches Dorf angelegt ist, hat übrigens<br />
nur 37 Zimmer, Suiten und Villen –<br />
und ist zum Event ziemlich begehrt...<br />
Infos unter designhotels.com/<br />
hotel_sezz_st_tropez<br />
Condor fliegt<br />
Im Winterhalbjahr hebt Condor schon früher in Richtung Karibik ab als<br />
ursprünglich geplant: Die erste Boeing 767 des Ferienfliegers wird bereits<br />
am 11. Oktober in Frankfurt starten, um nach gut zehn Stunden Flugzeit<br />
auf Saint Lucia zu landen. Der Flug wird einmal wöchentlich angeboten,<br />
immer donnerstags (hin und zurück). Angenehm ist die Startzeit 11.30 Uhr<br />
ab Frankfurt: Der Flieger ist so ohne zusätzliche Übernachtung mit Anschlussflügen<br />
aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zu erreichen.<br />
Zurück geht's über Nacht, da lohnt sich die Komfort-Option Premium Eco<br />
mit mehr Beinfreiheit. condor.de<br />
Über den Atlantik<br />
Es ist der (realistische) Traum jedes Seglers: einmal<br />
im Leben über den Atlantik. Einmal die<br />
Weite, die Stille und auch die Kraft des offenen<br />
Ozeans spüren. Wer dafür die passende<br />
Mitfahrgelegenheit sucht, ist bei Mareike<br />
Guhr gerade richtig. Von Kindesbeinen an ist<br />
die Hamburgerin auf allen Weltmeeren unterwegs,<br />
oft auch als Charterskipperin oder, wie<br />
jetzt, Weltumseglerin mit freien Kojen. Wer auf<br />
ihrem Katamaran im Rahmen der Atlantic Rallye<br />
for Cruisers (ARC) über den Teich möchte, kann ab<br />
20. November von Las Palmas aus Richtung Saint Lucia<br />
aufbrechen. Buchungen: scansail.de<br />
44 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Alles feiert<br />
Die Barcolana in Triest ist das größte <strong>Segel</strong>event im Mittelmeer: Keine<br />
Regatta zählt mehr Teilnehmer. Die Szenerie ist entsprechend großartig<br />
– eine riesige, elegante Flotte kreuzt vor dem Schloss von Duino,<br />
der Hafen ist voller mit Wimpeln über alle Toppen geflaggter Schiffe.<br />
Die ganze Stadt ist im <strong>Segel</strong>fieber und auch bekannte Triestiner wie die<br />
Kaffee-Familie Illy sind mit am Start. Die große Party steigt wie immer<br />
am zweiten Sonntag im Oktober (14.10.2012), Rennen finden auch an<br />
den Tagen davor statt. Air Dolomiti fliegt ab 99 Euro (hin & zurück) nach<br />
Triest (airdolomiti.de), Zimmer und Infos gibt's bei turismofvg.it und<br />
alles zum Event unter barcolana.it | Foto: emme&emme/Archivio<br />
Karibik für die ganze Familie<br />
Kinder wollen Spaß und Unterhaltung – auch an Bord. Damit Eltern im Urlaub nicht<br />
zu Entertainern werden müssen, sondern selbst in den Genuss des unbeschwerten<br />
Karibikfeelings kommen, bietet Sunsail in den British Virgin Islands ein- und zweiwöchige<br />
Flottillentörns mit Kinderanimation an! Je nach Gusto feiern die Eltern eine<br />
ausgelassene Party am Strand oder genießen die Ruhe an Bord, während eine Kinderanimateurin<br />
bei den Kids für gute Laune sorgt. So kommt jeder auf seine Kosten und<br />
kann die Schönheiten der Karibik genießen: sunsail.de<br />
Richtungsfindung<br />
im Watt<br />
Calvià tanzt<br />
Seglers liebste Mittelmeerinsel Mallorca ist um eine außergewöhnliche Location<br />
reicher: Die spanische Hotelgruppe Meliá hat in Calvià das coole Beach<br />
House eröffnet, ein trendiges Hotel direkt am Strand von Magaluf. Jung, frisch,<br />
belebend – und mit erschwinglichen Suiten (ab 96 Euro). Ganz in der Nähe<br />
liegen die Yachthäfen von Puerto Portals und Port Adriano. Zum Beach House<br />
gehört auch Mallorcas erster Nikki Beach. Der exklusive Strandclub ist wegen<br />
seiner heißen Partys berühmt. Clubs mit diesem Namen gibt es in Miami,<br />
Saint-Tropez, St Barths, Marbella, Cabo San Lucas, Marrakesch und Ko Samui<br />
– und jetzt eben auch auf Mallorca. melia.com<br />
Gelernt und theoretisch verstanden haben es<br />
die meisten schon einmal, doch wer hat das<br />
Wissen noch parat? Wer kennt schon noch den<br />
Unterschied zwischen Lateral- und Kardinaltonnen,<br />
findet das Richtfeuer auf Anhieb oder<br />
kommt mit dem Tidenhub klar? Das ideale Revier,<br />
um altes Wissen aufzufrischen und Neues<br />
zu erlernen, ist das Wattenmeer, das passende<br />
Schiff der Traditionssegler Verandering. Ende<br />
September startet der Wattenmeer-und Navigationstörn<br />
der Bremer Sportboot- und <strong>Segel</strong>schule.<br />
Wer lieber mehr übers Wetter lernen<br />
möchte, bucht den anschließenden Wettertörn.<br />
Infos zum Schiff: verandering.de, und zu<br />
den Törns: bootsausbildung.com<br />
Fotos: Anbieter<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
45
travel I schottland<br />
Im wilden<br />
Westen<br />
Die schottische Küste fasziniert mit einer<br />
einzigartigen Fauna und Flora, dazu locken<br />
Whisky und Muschelfarmen. Elaine Bunting ist<br />
zwischen den Inseln und Buchten um die Insel Mull herum<br />
auf den Geschmack gekommen – seglerisch und kulinarisch!<br />
fotos shutterstock<br />
46 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
www.shutterstock.com/Ian Ratcliffe<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
47
travel I schottland<br />
Wenn Sie einen Sack<br />
Muscheln mit der Aufschrift<br />
„Produce of Scotland“ sehen,<br />
dann stammt der Inhalt<br />
wahrscheinlich aus Loch Spelve<br />
Eine Woche Schottland, zu fünft an Bord einer Charteryacht,<br />
stand auf dem Programm. Nicht, um möglichst viele Meilen<br />
abzureißen, sondern um die Einzigartigkeit der Küste in vollen<br />
Zügen zu genießen. Die Suche nach Nessie stand bei der Fahrt in die<br />
kleinen Fjorde nicht im Vordergrund, wir erfreuten uns an einer Vielzahl<br />
verschiedener Vogelarten und einer lebhaften Unterwasserwelt.<br />
Wir segelten auf der Sea Fever, einer Arcona 400, von Tony Bennett<br />
bei Argyll Yacht Charters in Ardfern, einer der wenigen Chartergesellschaften<br />
an der Westküste Schottlands.<br />
Zügig verließen wir Loch Craignish und fuhren durch<br />
die wegen der Gezeiten schwierige Straße von Corryvreckan<br />
zwischen den Inseln Scarba und Jura. Mit<br />
leichtem Nordwind erreichten wir die Garvellach<br />
Islands und liefen unter Motor in die Bucht Eileach<br />
an Naoimh. Hier ruderten wir an Land, um uns die<br />
Ruinen des Klosters anzusehen, dessen Ursprünge<br />
1.500 Jahre zurück bis zu den keltischen Mönchen<br />
reichen. Danach erklommen wir die Burg und<br />
genossen den beeindruckenden Blick nach Islay im<br />
Süden und Mull, deren Hügel sich in der Ferne im<br />
Dunst verliefen. Inmitten der sommerlichen Idylle<br />
hörten wir auf einer Wiese voller gefleckter Orchideen, Klee und Wildblumen<br />
den eigenartig knarzenden Ruf des seltenen Wachtelkönigs.<br />
Invasion der Quallen<br />
Oban Bay im Sommer. In dem<br />
idyllischen Ort wird der Auftakt<br />
der World Cruising’s Malts Cruise<br />
ausgiebig gefeiert<br />
Der nächste Stopp unserer Reise war das Loch Spelve, ein breiter<br />
und geschützter Naturhafen der Insel Mull. In der Nordwestecke<br />
liegt die Inverlussa Muschelfarm, wo wir an einer Mooring festmachen<br />
konnten. In dieser windgeschützten Ecke genossen wir<br />
an Deck die einbrechende Dämmerung und den erst gegen<br />
22 Uhr beginnenden Sonnenuntergang. Bei einem Blick über<br />
die Bordwand merkte ich, dass wir nicht alleine sind: Unzählbar<br />
viele der harmlosen Ohrenquallen umgaben das Schiff.<br />
Am nächsten Tag hatten wir Gelegenheit, uns mit Douglas Wilson,<br />
dem Besitzer der Muschelfarm, zu unterhalten. Seine Farm<br />
produziert rund 600 Tonnen Muscheln im Jahr. Wenn Sie einen<br />
Sack Muscheln mit der Aufschrift „Produce of Scotland“ sehen,<br />
dann stammt der Inhalt wahrscheinlich aus Loch Spelve.<br />
Als wir Spelve verließen, erwartete uns eine Kreuz voller Winddrehungen<br />
um die Spitze von Kerrera und hinein nach Oban Bay. Hier war<br />
Party Time, gefeiert wurde der Auftakt der World Cruising’s Malts Cruise,<br />
der berühmten Whisky-Rallye, für die viele Crews beachtliche Anfahrtswege<br />
auf sich nehmen, um dabei zu sein. Wir mischten uns unter die<br />
feiernden Segler, und so liefen wir am nächsten Morgen noch recht<br />
schwindelig vom wilden Tanzen Richtung Sound of Mull aus.<br />
In Tobermory legten wir einen Stopp ein, bevor wir den sturmsicheren<br />
Ankerplatz Drum na Buidhe querten. Den GRIB-Daten zufolge,<br />
die wir über das iPad empfangen hatten, sollte der Wind in den<br />
kommenden zwei Tagen leicht aus Nord wehen und dann auf<br />
Südwest rückdrehen und zunehmen. Nun galt es Ardnamurchan<br />
Point zu passieren, das Tor zu den wilderen Regionen der Westküste.<br />
Von dort aus wollten wir ein oder zwei Tage im großartigen Loch<br />
Moidart verbringen und dann auf der Westseite von Mull zurücksegeln.<br />
www.shutterstock.com/Julietphotography, TTphoto, John A Cameron<br />
48 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Die Ruinen des Schlosses Tioram<br />
im Loch Moidart bilden eine<br />
wild-romantische Kulisse. Die Pier<br />
des Fischerortes Tobermory (unten)<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
49
travel I schottland<br />
Wir konnten Ardnamurchan gerade anliegen, hinter dem auffälligen<br />
Granit-Leuchtturm mehr und mehr abfallen und zuletzt<br />
raumschots nach Loch Moidart segeln. Die Tide kann einem hier<br />
übel mitspielen, aber wir hatten Glück und bekamen die Small<br />
Isles – Muck, Eigg und Rhum – auf einem Silbertablett serviert.<br />
Nur hin und wieder veränderte ein Brisenstrich oder ein Strömungswirbel<br />
das Wasser.<br />
Auch hier umfing uns wieder die Vogelvielfalt Schottlands: Tordalken<br />
und Trottellummen flankierten unseren Weg, während wir<br />
gemächlich unter Spi dahinglitten.<br />
Wir erkundeten das obere Ende von Loch Moidart und schlossen<br />
uns der Malts Cruise zu einer kleinen Whisky-Verkostung in den Ruinen<br />
von Schloss Tioram an. In dieser wunderbaren Gegend genossen<br />
wir zwei Tage zwischen den Inseln und der Einfahrt nach Kentra.<br />
Wie vorhergesagt begann der Wind rückzudrehen – Zeit zum Aufbruch.<br />
Hinter dem Leuchtturm hatten wir wieder eine Leichtwind-<br />
Kreuz. Der Wind drehte beständig, so dass wir nach ein paar Meilen<br />
Coll und die Treshnish Isles entspannt anliegen konnten.<br />
Hier haben sich Alken und Papageientaucher zu riesigen, mehrere<br />
Tausend Vögel umfassenden Kolonien zusammengefunden – ein<br />
Anblick, der nicht nur uns begeisterte, sondern auch die vielen<br />
Touristen, die auf großen Ausflugsbooten anlandeten. Als wir weiterfuhren,<br />
herrschte völlige Flaute. Eine hervorragende Gelegenheit,<br />
Fingal’s Cave auf Staffa zu erkunden. Der leichte Schwell schob und<br />
saugte beängstigend in der Einfahrt zur Höhle, als wir unter den<br />
dunklen Basaltsäulen dahintuckerten.<br />
In Iona ankerten wir und fuhren mit dem Dingi an Land, um in Martyr’s<br />
Bay Restaurant fangfrische Langusten zu genießen. Bei Sonnenuntergang<br />
rundeten wir die Südwestecke von Mull und fädelten uns<br />
ins winzige Tinker’s Hole ein. Das Becken – ein überfluteter ehemaliger<br />
Steinbruch – ist von rosa Granit umgeben.<br />
Am Morgen hatte sich der Himmel bezogen und der Wind wehte<br />
aus Südwest. Perfektes Timing, um raumschots nach Loch Craignish<br />
zu segeln. Wir zischten unter Spinnaker dahin und kamen mit dem<br />
Regen der Warmfront dort an.<br />
In Ardfern rechnete ich unsere Strecke zusammen, knapp über 170<br />
Meilen in einer Woche. Nicht beeindruckend viel, aber die schottische<br />
Landschaft ist zu schön, die Artenvielfalt zu groß, um nur mit<br />
dem Blick auf die Anzahl der Meilen auf der Logge an den schönsten<br />
Plätzen vorbei zu fahren.<br />
In dieser wunderbaren Gegend<br />
genossen wir zwei Tage zwischen den Inseln und der Einfahrt nach Kentra<br />
www.shutterstock.com/Julietphotography, Jonathan Noden-Wilkinson, Andrew Kerr (2), TTphoto<br />
Die Sommermonate sind die beste Reisezeit für eine Tour<br />
durch Schottland. In Iona locken Natur, frei laufende Ziegen<br />
und fangfrische Langusten<br />
Der Leuchtturm von Tobermory<br />
ist zugleich ein beliebter<br />
Aussichtspunkt<br />
Am Strand von Iona bilden Sand und Steine<br />
einen interessanten Kontrast<br />
50 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Die vulkanischen Klippen von Fingal’s Cave auf der<br />
Insel Staffa erinnern an überdimensionale Barten<br />
eines Wals. Papageientaucher nisten zu Hunderten<br />
auf der Insel Staffa (rechts)<br />
die eigene yacht in schottland<br />
Tony Bennett managt sowohl die Yachten seiner Firma als auch die<br />
Schiffe privater Eigner. Managed Charter nennt er das Geschäftsmodell,<br />
bei dem private Yachten zur Charter angeboten werden. „Wir haben die<br />
ungewöhnlichste Flotte in Schottland“, sagt er, „zwei Bavarias, eine Jeanneau,<br />
eine Feeling, die Arcona 400, eine Ovni, eine Amel Maramu, eine<br />
Westerly und eine Moody.“ Die Eigner der Yachten sind überwiegend<br />
frühere Charterkunden, die sich den Traum von einer eigenen Yacht<br />
erfüllt haben.<br />
Die Saison in Schottland ist vergleichsweise kurz, vier bis sechs Wochen<br />
verbringen die Eigner auf ihren eigenen Yachten. In den übrigen Wochen<br />
werden die Schiffe von Tony Bennett betreut und bis zu 15 Wochen<br />
verchartert. Der Erlös aus dem Chartergeschäft wird geteilt, 60 Prozent<br />
der Einnahmen gehen an den Eigner, 40 Prozent an die Charterfirma.<br />
„Wir kümmern uns um das Marketing und die Verwaltung“, erklärt Bennett.<br />
„In Kooperation mit uns schaffen es die Eigner, ihre Kosten zu<br />
decken, und müssen sich nicht um die Pflege der Yacht kümmern.“<br />
Begehrt sind in Schottland vor allem Yachten mit einem hohen Wohnkomfort<br />
und einer ausgezeichneten Bauqualität wie eine Hallberg-<br />
Rassy oder eine Amel.<br />
Coll<br />
Ruhm Island<br />
Muck<br />
Eigg<br />
Tobermory<br />
Ardnamurchan<br />
Scotland<br />
Loch Moidan<br />
Castle Tioram<br />
Sound of Mull<br />
Scotland<br />
Selber chartern<br />
Die Kosten für eine Woche Charter in der Hauptsaison liegen zwischen<br />
1.900 Pfund pro Woche (2.500 Euro) für die Amel Maramu Ketch mit drei<br />
Kabinen und 1.150 Pfund (1.500 Euro) für die Jeanneau 32 mit zwei<br />
Kabinen. Eine Verlängerung der Charter auf zehn Tage ist ebenso möglich<br />
wie eine Kurzcharter über ein langes Wochenende:<br />
argyll-yachtcharters.co.uk<br />
Lona<br />
Mull<br />
Loch Spelve<br />
Scarba<br />
Oban<br />
Argyll<br />
Yacht<br />
Charters<br />
Ardfern<br />
Schiffe für Schottland<br />
Jura<br />
Was für eine Yacht passt perfekt zum <strong>Segel</strong>revier Schottland? „Ein Boot, das<br />
an Deck genauso komfortabel ist wie unter Deck”, sagt Tony Bennett, „in<br />
Schottland verbringt man mehr Zeit an Bord als in anderen Revieren.“ Ein<br />
Muss sind große Wassertanks, auf vielen Inseln bekommt man leichter Diesel<br />
und Eis als Trinkwasser, das oft vom Festland importiert werden muss.<br />
Genauso wichtig: Eine starke Ankerwinsch und ein gutes Grundgeschirr.<br />
90 bis 120 Meter Kette sind hier keine Seltenheit. Bei schlechtem Wetter<br />
helfen ein großzügiges Sprayhood, ein guter Autopilot und natürlich<br />
eine funktionierende Heizung.<br />
Schottische Lochs<br />
Loch ist das schottisch-gälische Wort für einen See, eine Meeresbucht<br />
oder auch einen Fjord. In Schottland werden die meisten Wasserflächen<br />
Loch genannt, ganz egal, ob es sich um einen Stausee, Binnensee oder<br />
Meeresarme handelt. Das bekannteste Loch ist Loch Ness, Heimstatt des<br />
berühmten, nie ganz nachgewiesenen Ungeheuers Nessie.<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
51
travel I sail & the City<br />
Die Malteser sind stolz auf<br />
ihre Insel und die einst<br />
von Kreuzrittern gegründete<br />
Hauptstadt Valletta.<br />
Hier schmückt das Malteserkreuz<br />
weithin sichtbar<br />
den Spinnaker<br />
unter dem<br />
malteserkreuz<br />
malta<br />
Valletta<br />
Ende Oktober starten die<br />
schnellsten Rennyachten der<br />
Welt beim Rolex Middle Sea<br />
Race vor der einzigartigen<br />
Kulisse der maltesischen<br />
Hauptstadt Valletta. Ihre<br />
beeindruckende Architektur verdankt<br />
die Stadt den Kreuzrittern.<br />
Text andrea willen<br />
fotos andreas Hub, klaus pollkläsener, guido bissattini<br />
52 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Valletta mit seiner schachbrettartigen Anordnung entlang des natürlichen<br />
Schutzhafens war bei seiner Fertigstellung die modernste Stadt Europas.<br />
Das maritime Museum (rechts) lohnt einen Besuch<br />
Sie lassen es gern krachen, die Malteser. Immer wenn sie<br />
etwas zu feiern haben, feuern hoch auf den Bastionen der<br />
Stadt die Kanonen Salut. Das ist die maltesische Art zu<br />
sagen: Hier ist Party.<br />
Und sie haben oft etwas zu feiern, die Malteser. Zum Beispiel am<br />
8. September. Dann wird der Sieg über die Türken zelebriert und<br />
die Jungfrau Maria geehrt, die offenbar half, die Angreifer aus<br />
dem Osten in die Flucht zu schlagen. Abgesehen von Festtagen<br />
wird zudem jeden Mittag um Schlag Zwölf der Mittagssalut abgefeuert,<br />
nach dem schon im 19. Jahrhundert die ganze Insel<br />
ihre Uhren stellte. Das war so wichtig, weil die Kirchturmuhren in<br />
Malta sonst eher Verwirrung stifteten: Stets gab – und gibt! – es<br />
zwei Uhren an den Türmen, die verschiedene Zeiten anzeigten.<br />
Damit wollten die Malteser den Teufel verwirren, heißt es auf<br />
den Inseln. Da sie sich aber offenbar auch selbst verwirrten,<br />
gaben die Briten mittags den High Noon-Schuss zur zeitlichen<br />
Orientierung ab.<br />
Und weil das Spektakel den Touristen gefällt, machen die Malteser<br />
das auch heute noch, im Zeitalter der digitalen Zeitmessung.<br />
Für fünf Euro Eintritt kann man dem mittäglichen Schuss-<br />
Ritual bei der Saluting Battery in den Upper Barracca Gardens<br />
beiwohnen. Die gehören zu den Top-Sehenswürdigkeiten der<br />
Stadt, die schon 1980 als Ganzes von der UNESCO als Weltkulturerbe<br />
unter Schutz gestellt wurde. Ihre Häuser sind aus<br />
honiggelbem Kalkstein, der den Grundfarbton aller Gebäude<br />
der Inseln bestimmt. Die großartige Hauptkirche des Johanniterordens,<br />
die St. John’s Co-Kathedrale, die Häuserzeilen mit<br />
farbigen Holz-Erkern und die bunte wuselige Republic Street<br />
locken Touristen aus aller Welt an. Viele kommen mit einem der<br />
rund 250 Kreuzfahrtschiffe, die jährlich vor Valletta ankern. Viele<br />
Gäste sind kulturell interessiert oder genießen einfach das milde<br />
Wetter, das Malta zu einem Ganzjahres-Ziel macht – übrigens<br />
auch für die Segler. Vor allem im Winterhalbjahr sorgen der aus<br />
Nordwesten kommende Mistral und der südlich heranwehende<br />
Scirocco für Speed.<br />
Dass es kracht in Valletta, hat heute nur fröhliche Gründe. Doch<br />
das war nicht immer so. Die kleinste Hauptstadt Europas wurde<br />
von den Kreuzrittern als moderne Festung erbaut, als sie 1530<br />
von Rhodos nach Malta flüchteten. 4.000 Mann zogen auf die<br />
Insel und brauchten ein neues zu Hause. Nach nur fünf Jahren<br />
war aus den Plänen eine fertige Stadt geworden: Valletta, nach<br />
damaligen Standards die modernste Stadt der Welt. Wie ein<br />
Schachbrett angelegt, einer Ansammlung von Quadraten gleich,<br />
tanzen nur die Konturen der Stadt aus der ordentlichen Gliederung.<br />
Die Silhouette ist geprägt von den hohen Felswänden des<br />
Grand Harbour, einem der größten Naturhäfen der Welt.<br />
Das achspitzige Malteserkreuz<br />
ist auf der<br />
Insel allgegenwärtig<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
53
travel I sail & the City<br />
Vallettas schönste Parkanlagen<br />
sind die Upper Barracca Gardens<br />
(oben). Ein Muss in Valletta:<br />
Der Blick vom Senglea Point<br />
und seinem charakteristischen<br />
Wachturm auf den Grand Harbour<br />
(unten)<br />
Ihren Namen verdankt die Stadt ihrem Planer, dem Großmeister<br />
des Malteser Ordens Jean Parisot de la Valette. Ihm gelang es,<br />
die Stadt während der Belagerung durch die Türken 1565 zu erbauen.<br />
Als strategisch wertvoll erwies sich dabei die Lage der<br />
Stadt entlang des natürlichen Fjords an der Ostseite der Insel,<br />
der schon seit Jahrhunderten Händlern und Fischern einen sicheren<br />
Hafen bot. Ein natürlicher Schutz, der auch im Namen<br />
Maltas seinen Widerhall findet. Das phönizische Malet bedeutet<br />
so viel wie Ankerplatz. Ein Schutz, den mittlerweile viele Eigner<br />
und Reeder zu nutzen wissen. Der häufig zu lesende Heimathafen<br />
von großen Schiffen, Kreuzfahrern und Yachten erklärt<br />
sich auch durch den steuerfreien Treibstoff, teilweise Zollfreiheit<br />
und günstige Liegegebühren.<br />
Bei genauerem Hinsehen grenzt Valletta sogar an zwei geschützte<br />
und sichere Häfen: Die Stadt schiebt sich auf einer<br />
Landzunge ins Meer. Nordwestlich liegt der Marsamxett Harbour<br />
mit Manoel Island, der sich in drei so genannte Creeks<br />
aufgliedert. Östlich der Stadt weist das St Elmo-Leuchtfeuer den<br />
Weg in den Grand Harbour, den Haupthafen von Valletta. Auf<br />
der einen Seite wird er von den imposanten Bastionen der Stadt<br />
begrenzt, auf der anderen, der südlichen, von den so genannten<br />
Three Cities, Cospicua, Vittoriosa und Senglea. Der Schiffsverkehr<br />
ist rege – Fracht- und Kreuzfahrtschiffe laufen die Insel<br />
täglich an. Für segelnde Gäste ist das eine echte Herausforderung<br />
– vor der Einfahrt in den Grand Harbour melden sich erfahrene<br />
Malta-Segler daher erst mal bei der Valletta Port Control.<br />
Dort werden sie angewiesen, Marsamxett oder den Grand Harbour<br />
anzulaufen, und die Hafenmitarbeiter erklären auch alles<br />
Wichtige übers Einklarieren.<br />
Wer es mit der Yacht in den Grand Harbour schafft, auf den<br />
wartet eine neue Marina im Dockyard Creek vor Vittoriosa. Der<br />
Yachthafen wurde wie Valletta selbst in einem Zug geplant und<br />
gebaut – Camper & Nicholson zeichnen dafür verantwortlich,<br />
sie betreiben die Marina. Zur Eröffnung ließ man es natürlich<br />
kräftig krachen: Keine Geringere als Ihre Königliche Hoheit, die<br />
Queen, weihte 2006 den Yachthafen ein. Dass die Queen etwas<br />
übrig hat für schicke Schiffe, ist bekannt, dass sie noch bis 1974<br />
Staatsoberhaupt von Malta war, eher weniger. Erst da wurde<br />
die Insel unabhängig und ist inzwischen nicht nur EU-Mitglied,<br />
sondern auch Euro-Land.<br />
Seit die Briten 1814 Malta zur Kronkolonie gemacht hatten,<br />
ist der Schifffahrtssektor auf der Insel gewachsen. Der Grand<br />
Harbour wurde für die Marine ausgebaut und große Werften<br />
entstanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg und nach dem Abschied<br />
der Briten blieb der Schiffbau wichtig – und die Queen<br />
der Insel weiter verbunden, auch wenn heutzutage ein Präsident<br />
an der Spitze des kleinen Inselstaates steht. Apropos<br />
klein: Mit 361 Quadratkilometern ist die Insel halb so groß wie<br />
Hamburg, und mit knapp 7.000 Einwohnern ist Valletta die<br />
kleinste Hauptstadt Europas.<br />
54 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
valletta/malta<br />
10 fragen – 10 Antworten<br />
Eine Hauptstadt, die gut vernetzt ist: Die Malteser waren schlau<br />
genug, Englisch als Landessprache zu bewahren. In Valletta erscheint<br />
seit 1935 die Times of Malta täglich in der Weltsprache<br />
– Malti, eine semitische Sprache mit vielen Lehnworten aus<br />
anderen Idiomen, verstehen weltweit einfach zu wenig Leute.<br />
Rund 350.000 Sprecher sollen es sein. Klar, dass die Bedienungen<br />
in den Cafés am Republic Square miteinander Malti reden<br />
– wer es lernen will, kann sich das einfache Wort für danke<br />
schon mal merken: grazi. Klingt irgendwie italienisch? Richtig,<br />
der italienische Einfluss ist auf der Insel in vielem zu merken,<br />
schließlich sind es bis Sizilien nur rund 60 Seemeilen nach Norden.<br />
Dorthin steuern übrigens auch die Rennyachten, die im<br />
Oktober beim Rolex Middle Sea Race an den Start gehen. Das<br />
größte Hochsee-Rennen des Mittelmeeres ist für viele Segler<br />
zum Ende der Saison ein attraktives Ziel.<br />
Schon die Location ist unglaublich: Der Royal Malta Yacht Club<br />
(RMYC) liegt prominent auf Manoel Island im Marsamxett Harbour<br />
gegenüber von Valletta. Gut 400 Mitglieder zählt er, und für<br />
Schiffseigner ist es besonders lohnend, dabei zu sein: Wer „drin“<br />
ist, kann bis zu sechs Freunde oder die Familie mitbringen. Für<br />
einen besonderen Freundschaftspreis ist einer der 65 Plätze in<br />
der clubeigenen Marina inklusive, abgesehen von den vielen anderen<br />
Vorteilen, etwa dem einfachen Zugang zu technischen Einrichtungen<br />
der Manoel Island Werft (MIYY). Vor Kurzem gönnte<br />
sich der Club ein paar moderne Erweiterungen. Die wichtigste<br />
Attraktion ist die schicke Terrasse mit Aussicht auf Valletta und im<br />
neuen Restaurant Guze treffen sich nicht nur Yachties im sportlichen<br />
Polo, es ist auch beliebt für den Business Lunch.<br />
Große Party auf der Terrasse gibt’s natürlich beim Middle Sea<br />
Race, das der RMYC ausrichtet. Die Regatta ist nicht nur wegen<br />
der Hafenkulisse etwas Besonderes. Ihr Kurs führt bis nach Sizilien,<br />
er verbindet Vergangenheit und Gegenwart, Mythen und<br />
Geschichte. Das 606 Seemeilen lange Abenteuer beginnt und<br />
endet in Valletta, der „Kreuzung Europas“. Das Rennen hat schon<br />
Legenden wie Éric Tabarly, Herbert von Karajan oder Sir Francis<br />
Chichester angezogen, die Flotte zählte schon über 70 Yachten<br />
– in diesem Jahr geht es am 17. Oktober los, und zum Start des<br />
Rennens lassen es die Malteser natürlich wieder kräftig krachen:<br />
Ein Kanonenschuss gibt das Startsignal für die Yachten, die sich<br />
im Grand Harbour versammeln.<br />
Warum? Valletta ist die Hauptstadt Maltas und seiner Inseln Gozo &<br />
Comino. Die Lage nahe Sizilien, Nordafrika und dem Nahen Osten, dazu<br />
der Einfluss der Briten haben der Stadt im Laufe von Jahrhunderten<br />
einen außergewöhnlichen Kulturmix beschert – die gesamte Stadt ist<br />
UNESCO Weltkulturerbe. Der Grand Harbour ist so grandios wie sein<br />
Name und (u.a.) eine großartige Kulisse fürs Rolex Middle Sea Race im<br />
Oktober.<br />
Wann? Der Herbst ist die ideale Reisezeit. <strong>Segel</strong>n vor Malta ist bis weit<br />
in den Dezember möglich, Wetter und Wassertemperaturen sind noch<br />
lange angenehm.<br />
wie kommt man hin? Flüge nach Malta mit Air Malta, Lufthansa,<br />
Condor (je nach Abflugort). Vom Luqa International Airport mit dem<br />
Bus (Linie 8) zum zentralen Busbahnhof Vallettas (ca. 3,50 Euro). Tipp für<br />
Familien: Minibus direkt zum Ziel buchen, Festpreise nach Valletta ca.<br />
19 Euro, maltatransfer.com.<br />
was kann man chartern? Neue oder fast neue Einrumpf-Yachten<br />
(z.B. Oceanis 40 und 50, Bavaria Cruiser 45) kann man bei masteryachting.de<br />
chartern. Lokaler Anbieter ist nautica.com.mt<br />
wo festmachen? Valletta hat mehrere Yachthäfen und Charter-<br />
Basen – u.a. die Camper & Nicholson Marina in Vittoriosa. In der Nähe<br />
auch die Msida-Marina in einem Creek des Grand Harbour mit 300 Plätzen.<br />
Eine eigene Marina bietet auch das Hilton Portomaso/St. Julian‘s.<br />
Die größte und modernste Marina Maltas wird von Camper & Nicholson<br />
gemanagt und bietet rund 300 Liegeplätze (33 davon für Superyachten<br />
bis 140 m LüA) cnmarinas.com<br />
wer? Malta ist sowohl für sportliche Segler als auch für Familien ideal.<br />
In den Buchten kann man wunderbar ankern und baden. Wer gern<br />
schnorchelt und taucht, sollte Ausrüstung mitnehmen – das Revier ist<br />
eins der besten in Europa. Gut geeignet ist Malta auch für alle, die ihre<br />
<strong>Segel</strong>-Erfahrung erweitern wollen: Es gibt vor allem im Herbst viele Ausbildungstörns<br />
(ab etwa 600 Euro, z. B: bei abc-wassersport.de).<br />
Wo entlang? Der Archipel besteht aus drei bewohnten (Malta, Gozo<br />
& Comino) und drei unbewohnten Inseln. Rund Malta zu segeln, ist<br />
in einer Woche gut machbar: Die Küste der Insel ist etwa 135 Kilometer<br />
lang. Ein Abstecher zur Mini-Insel Comino, zwischen Malta und Gozo,<br />
lohnt sich: Hier kann man entspannt baden und schnorcheln, die Blaue<br />
Lagune sollte man unbedingt gesehen haben. Törnvorschlag für eine<br />
Woche : Marsaskala – Marsaxlokk – Ghar Lapsi – Ghajn Tuffieha Bay –<br />
Comino – Gozo – St. Georges Bay – Msida oder Vittoriosa/Valletta.<br />
Was ansehen? St. John‘s Co-Kathedrale – das grandioseste Bauwerk<br />
der Stadt. Manoel Theatre, Republic Street, Upper Barraca Gardens.<br />
Auf der anderen Hafenseite: Die Three Cities – von Vittoriosa<br />
mit Fort St. Angelo und großartigem Blick über den Grand Harbour<br />
nach Valletta.<br />
Was muss man noch wissen? In Malta ist der Euro Zahlungsmittel,<br />
EC-Karten werden angenommen. Das Mobilfunk-Netz ist gut<br />
ausgebaut, lokale Nummern erreicht man mit maltesischer Vorwahl<br />
+356. WLAN auf öffentlichen Plätzen & in vielen Cafés gratis. Rauchen<br />
ist in Lokalen überall verboten. Britisches Erbe: dreipolige Steckdosen<br />
(Adapter mitnehmen!) und Linksverkehr. Mietwagen sind Rechtslenker<br />
(günstige Preise ab ca. 25 Euro/Tag). Die (Neben-) Straßen sind<br />
löchrig. Offiziell ist das Tempolimit auf Landstraßen 80 km/h.<br />
Wo informieren? Touristische Informationen unter<br />
visitmalta.com. <strong>Segel</strong>n allgemein: malta-yachting.com, Auskünfte<br />
über Charter-Anbieter, Liegeplätze bei Anreise auf eigenem Kiel<br />
gibt’s u.a. beim Royal Malta Yacht Club, Manoel Island, Tel. +356 / 21<br />
33 31 09, rmyc.org (Tipps: Guze Restaurant im RMYC-feine Küche<br />
und ein fabelhafter Blick über Marsamxett Harbour und Valletta).<br />
Ein Blick in den historischen Palast des Großmeisters<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
55
travel I where to start<br />
where to start...<br />
kroatien<br />
Der Süden lockt – der<br />
Herbst ist die schönste<br />
Zeit, um durch die<br />
kroatische Inselwelt zu<br />
segeln. Drei Häfen & drei<br />
Reviere bieten sich an.<br />
Text Andrea Willen<br />
Rijeka / Kvarner<br />
- WO geht's los? Rijeka ist als Ausgangspunkt für Törns in der Kvarner-Bucht<br />
ideal – und mit dem Auto aus Süddeutschland gut zu erreichen.<br />
- WAS ansteuern? Die Inseln in der Kvarner-Bucht sind allesamt gute Törn-<br />
Ziele. Ob das venezianisch geprägte Cres, das mittelalterliche Rab oder die Doppelinsel<br />
Lošinj mit ihren vielen Ankerbuchten. Die Mischung aus kleinen lebendigen<br />
Städten, aktivem <strong>Segel</strong>n und geschützten ACI-Marinas in Opatija, Cres, Rab und<br />
Supetarska Draga, die als Zwischenstopp bei einem Wochentörn lohnen, ist ideal.<br />
- FÜR WEN ist das Revier geeignet? Charter-Anfängern kann man die Kvarner-<br />
Bucht nur bedingt empfehlen – vor allem im Herbst ist der Wind manchmal unberechenbar.<br />
Vor allem entlang des Velebit-Gebirges, aber auch sonst weht es in<br />
dieser Region oft kräftig. Erfahrene Segler werden die Gewässer zwischen Rijeka<br />
und Zadar zu schätzen wissen. Die Marinas und Häfen an der Küste und auf den<br />
Inseln bieten geschützte Plätze für eine ruhige Nacht.<br />
- WAS bietet der Ausgangshafen? Rijeka und gleich nebenan Opatija sind geprägt<br />
von der K.u.k.-Monarchie und verbinden Österreichs Charme und Kroatiens<br />
südliche Herzlichkeit. Rijeka liegt ganz im Norden der Kvarner-Bucht in der nördlichen<br />
Adria. Die Stadt ist einer der größten Häfen Kroatiens, es gibt jedoch gute<br />
Ankermöglichkeiten außerhalb des Haupthafens. Ein ausgiebiger Rundgang lohnt<br />
sich – besonders für Feinschmecker ist der große Markt in Rijeka ein Paradies: Hier<br />
kann man den wunderbaren Schinken aus der Region kaufen, Pilze, Gemüse und<br />
Obst, direkt von den Bauern, die ihre frischen Erzeugnisse hier anbieten. Aus Istrien<br />
kommen im Herbst Trüffel – unbedingt probieren! Und, natürlich nicht vergessen:<br />
istrisches Olivenöl. Es zählt zu den besten der Mittelmeerregion.<br />
Ganz frisch mit an Bord nimmt man am besten die Kvarner<br />
Scampi, eine Delikatesse, die sogar erschwinglich ist.<br />
- BEI WEM kann man chartern? Die meisten Charteragenturen<br />
vermitteln <strong>Segel</strong>yachten für Törns in der Kvarner-Bucht<br />
und haben gute Tipps fürs Revier parat. Meist<br />
sind Einrumpfyachten aller Größen im Angebot – im<br />
Oktober kostet z.B. eine Sun Odysse 35 (5-6 Kojen)<br />
rund 900 Euro (scansail.de).<br />
- WO informieren: aci-club.hr und hjs.hr,<br />
kvarner.hr<br />
EXPERTENTIPP<br />
Christian Zaloudek von der Charter-<br />
Agentur Sarres-Schockemöhle empfiehlt<br />
für alle, die zwischen Split und Dubrovnik<br />
segeln, einen Abstecher zu seiner Lieblingsinsel<br />
Lastovo. Bis hierher kommen<br />
meist nur Eigner oder Segler, die 14 Tage<br />
chartern. Das macht die Liegeplatzsituation<br />
ein wenig entspannter. In der Bucht<br />
Zaklopatica an der Nordküste liegt das<br />
Restaurant Augusta Insula. Eine ideale<br />
Anlaufstelle für Segler: Die Küche ist gut<br />
und ein eigener kleiner Steg versorgt die<br />
Boote mit Strom und Wasser. Antoni, der<br />
Inhaber, kümmert sich um alles – und<br />
seine Peka ist der Hit. Was das ist? Fragen<br />
Sie ihn: augustainsula.com<br />
56 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Split / Mitteldalmatien<br />
- WO geht's los? Split ist beliebter<br />
Starthafen für Törns im Archipel Mitteldalmatiens.<br />
Mit dem Flugzeug (auch Billig-Flieger) aus<br />
vielen deutschen Städten schnell zu erreichen (im<br />
Durchschnitt ca. 2,5 Stunden Reisezeit).<br />
- WAS ansteuern? Von Split aus Richtung Südosten<br />
sind die schönen, auch historisch interessanten Inseln Hvar,<br />
Brač, Vis, Korčula oder Mljet perfekte Ziele. Richtung Nordwesten<br />
liegen die Inseln Drvenik und Žirje. Einen besonderen Charme hat das<br />
Eiland Šolta, von dort aus kann der Törn weiter Richtung Kornaten gehen.<br />
- FÜR WEN ist das Revier geeignet? Ideal ist das Revier für Familien, schon wegen der schönen<br />
Bademöglichkeiten – das Wasser ist bis in den Herbst angenehm temperiert. Zum Übernachten kann<br />
man ankern oder eine der kleinen Inseln anlaufen.<br />
- WAS bietet der Ausgangshafen? Die ACI-Marina ist ideal als Liegeplatz, um die Altstadt zu erkunden.<br />
Split ist eine junge Stadt – mit langer Geschichte. Sie wurde auf und um den ehemaligen Diokletians-<br />
Palast gebaut. Der Mix aus römischen Ruinen, Mittelalter und lebendiger, junger Szene ist einmalig. Dass<br />
das Ensemble zum UNESCO Weltkulturerbe zählt, ist wenig überraschend. Es gibt viele Cafés, eins der<br />
schönsten ist im Säulenhof des Palastes zu finden. Auch beliebt: die Riva, die Hafenpromenade. Christian<br />
Zaloudek von Sarres-Schockemöhle hat einen Restaurant-Tipp: die urige Bar Fife. Dieses kleine Restaurant<br />
versteckt sich unter Weinreben und ist strategisch günstig platziert – auf dem Weg zwischen der<br />
ACI-Marina und der Altstadt.<br />
- BEI WEM kann man chartern? WAS kann man segeln? Agenturen wie Sarres-Schockemöhle bieten<br />
Bareboat-Charter (meist Einrumpf ) ab Split – Sarres mit sehr detaillierten Törnvorschlägen: sarres.de<br />
- WO informieren: aci-club.hr und hjs.hr, kroatien.de<br />
Dubrovnik / Süddalmatien<br />
- WO geht's los? Dubrovnik ist Starthafen für Törns im Archipel von Süddalmatien bis nach Montenegro.<br />
Mit dem Flugzeug braucht man aus Deutschland rund 2,5 Stunden, Star Alliance und<br />
Croatia Airlines fliegen meist über Wien.<br />
- WAS ansteuern? Man kann Tages- und Halbtagestörns zu den vorgelagerten Inseln machen<br />
oder eine größere Runde planen. Nur 680 Meter vor der Küste liegt die Insel Lokrum mit<br />
schönen Sandstränden. Sehenswert bei einem Törn sind die Elafiti-Inseln mit den drei<br />
Hauptinseln Koločep, Lopud und das sehr ursprüngliche Šipan, alle drei ideal zum Schwimmen<br />
und Schnorcheln. Schnell zu erreichen ist die Insel Mljet mit ihrem Nationalpark.<br />
Richtung Süden ist die schöne Bucht von Kotor in Montenegro ein lohnendes Ziel, festgemacht<br />
wird in Porto Montenegro, dem modernsten Hafen der Region.<br />
- FÜR WEN ist das Revier geeignet? Ideal ist das Revier für Familien. Wer Kultur und<br />
historische Städtchen mag, für den gibt es in Dalmatien viel zu sehen. Wer dabei über<br />
die Grenze schauen möchte: Montenegro ist nicht weit und Kotor samt Bucht auch<br />
UNESCO Welterbe.<br />
- WAS bietet der Ausgangshafen? Dubrovnik ist das Highlight der kroatischen<br />
Küste. Die Altstadt ist vollständig von einer historischen Stadtmauer umgeben. Im<br />
Inneren der Stadtmauer locken viele klassische Kneipen, sogenannte Konobe,<br />
aber auch stylische Clubs und Restaurants. Man sollte reichlich Zeit einplanen,<br />
um Plätze, Gassen und den alten Hafen zu erkunden. Lustig: Da es überall offenes<br />
WLAN gibt, sitzen, gehen und stehen die Leute mit ihren Notebooks<br />
auf der Straße und telefonieren via Skype. Tipp: die alte Apotheke. Sie ist<br />
eine der ältesten der Welt. Dort werden nach Rezepturen des Klosters,<br />
zu dem sie gehört, Cremes mit natürlichen Zusätzen wie Lavendel angerührt.<br />
Ein feines Mitbringsel.<br />
-BEI WEM kann man chartern? WAS kann man segeln? Viele Charteragenturen,<br />
u.a. Barone, Masteryachting, Scansail und Sarres-Schockemöhle<br />
bieten Bareboat-Charter (meist Einrumpf ) ab Dubrovnik, Törnvorschläge<br />
gibt's dazu. barone.at, masteryachting.com, scansail.de<br />
-WO informieren: aci-club.hr und hjs.hr, kroatien.de<br />
www.shutterstock.com/<br />
Liupco Smokovski
travel I panzer segelt... auf dem steinhuder meer<br />
steinhuder meer<br />
Das Meer im Land<br />
Mit dem Rad zur Post oder schnell<br />
noch nach der Joggingrunde eine<br />
Postkarte in den Briefkasten werfen ist<br />
einfallslos. Viel mehr Charme hat ein<br />
<strong>Segel</strong>törn zum Briefkasten.<br />
Text/Fotos Kirsten Panzer-Gunkel / Axel Helmold<br />
Fotos: www.shutterstock.com/Torsten Lorenz<br />
58 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Auf der Inselfestung Wilhelmstein kann man prima zu<br />
Mittag essen, danach geht es zurück in den Hafen<br />
Dick und gelb schaukelt der<br />
schwimmende Briefkasten mitten im Meer<br />
nein, nicht wirklich mitten drin, eher im nordöstlichen Teil des<br />
Meeres. Der ist, ganz anders als auf den anderen Weltmeeren,<br />
von allen Ufern aus recht schnell zu erreichen – je nach Wind<br />
und Ausgangsort in einer halben Stunde oder zwei vielleicht.<br />
Große Distanzen Fehlanzeige, dazu ist das Meer zu klein. Nicht<br />
zu klein im eigentlichen Sinne, sondern einfach eben klein<br />
und überschaubar. Raue See und Hochseefeeling sucht man<br />
hier vergebens, dafür gibt es viel Land drum herum. So viel<br />
Land, das man fast das Meer suchen muss. Man nähert sich<br />
ihm von Nord, Süd, Ost oder West und findet es kaum. Fast<br />
muss man sich an das Meer herantasten, genau hinschauen<br />
und dann ist es plötzlich da – mitten im Land, mitten in Niedersachsen:<br />
das Steinhuder Meer.<br />
Ein etwas hochtrabender Name mögen Außenstehende denken,<br />
doch das Meer trägt diesen Titel zu Recht. Die Anwohner<br />
sind stolz darauf. Nie würden sie auf die Idee kommen,<br />
von einem See zu sprechen! Es ist ihr Meer und das schon seit<br />
Urzeiten oder zumindest seit hier „Ice-Age“-mäßig das große<br />
Eis geschmolzen ist.<br />
Trubel am Meer<br />
Ob Torfstecher oder Fischer, Graf oder Wirt, alle sprechen auf<br />
circa 52° Nord und 10° Ost, eben mitten im Land, vom Meer.<br />
„Vom Plattdeutschen kommt das, damals hießen alle landumschlossenen<br />
kleinen Gewässer Meer und das Meer ganz einfach<br />
See. Hier im Norden ist so manches umgekehrt“, erzählt<br />
Isolde Kaufmann, die sich beim Hannoverschen Yacht-Club,<br />
dem ältesten örtlichen <strong>Segel</strong>club, um die Kasse kümmert. Sie<br />
fühlt sich wohl an ihrem Meer. „Es ist einfach nur schön und<br />
sieht von jedem Punkt immer wieder neu und anders aus“,<br />
sagt sie und schlendert über den Steg. Sie winkt zwei Standup-Paddler<br />
heran, die im Abendlicht übers Wasser gehen.<br />
Schnell wird die Einladung zum nächsten Fest ausgesprochen,<br />
denn los ist immer was am Meer, kein Wunder bei all den P-<br />
Booten, Zugvögeln, 470ern, Jollenkreuzern, Piraten, 29ern,<br />
Yachten, Optis und Katamaranen, die die Stege und Wiesen an<br />
Nord- und Südufer füllen. Steg neben Steg, nicht aufgeregt,<br />
ganz einfach, schlicht und uferweise durchnummeriert. Für<br />
jeden gibt es hier den passenden Verein, den richtigen Platz,<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
59
travel I panzer segelt... auf dem steinhuder meer<br />
den er auch immer gern mit Fremden teilt, einerlei ob nur zum<br />
Spaß oder um die Konkurrenz zu beherbergen, wenn es mal<br />
wieder so richtig sportlich zugeht am Meer. Denn auch die<br />
Klassen versammeln sich gern zu ihren Meisterschaften am<br />
Steinhuder Meer. Dann wird es trubelig am See. Pardon, Meer.<br />
Capri-Feeling inklusive<br />
Anders als sonst zum Beispiel gegen Abend, wenn man dem<br />
berühmten Sonnenuntergang entgegensegeln kann. „Besser<br />
als auf Capri“, schwärmen selbst italophile Besucher, wenn<br />
im Westen die Sonne im Meer versinkt. Dann heißt es auch<br />
schon schnell heimwärts segeln, von einer Stunde nach Sonnenuntergang<br />
bis eine Stunde vor Sonnenaufgang gilt nämlich<br />
das Nachtfahrverbot. „Dabei ist Nachtsegeln in den Sommermonaten<br />
so schön, abends los mit Kaffee und Brötchen,<br />
wenn es bis ein Uhr nachts immer dunkler wird und dann ab<br />
drei schon langsam wieder dämmert und die Sonne kommt“,<br />
schwärmt Axel Helmold vom Yachtclub Steinhuder Meer<br />
(YSTM). Eigentlich kommt er aus Bielefeld, doch wann immer<br />
möglich bezieht er seine Dependance im Club.<br />
Wie in einer großen Familie lebt es sich hier am Südufer. Damit<br />
die Familie auch abends noch lange zusammensitzen kann,<br />
gibt es im Club kleine, einfache Zimmer, die oft über Jahre<br />
hinaus von den Clubmitgliedern angemietet werden. Die<br />
regelmäßige Nutzung ist dabei allerdings Pflicht, zu begehrt<br />
sind diese Räume, als das sie ungenutzt leer stehen sollten.<br />
Da es bei jedem Wetter hier am Meer was zu tun gibt, trifft man<br />
sich oft und bleibt. „Bei viel Wind gehen wir mit dem Kat raus,<br />
bei weniger mit dem R-Boot. Einfach abschalten. Das kann<br />
man hier draußen perfekt, ankommen, raus aufs Boot und abspannen.<br />
Das klappt immer“, bekennt sich Ulrike Grüneberg,<br />
die Vorsitzende des YSTM, zum Urlaubsfeeling am Meer. „Und<br />
damit die Herren nicht nölig werden, haben wir ja auch noch<br />
die Daumenboote, falls wir wirklich mal keinen Wind haben.“<br />
Mit den Modellbooten wird per Knopfdruck und Steuerhebel<br />
um die Wette gesegelt, denn der Meersegler zeigt sich gern<br />
von seiner sportlichen Seite.<br />
Gemütlich mag es die Spezies Meersegler aber auch. Die Mischung<br />
macht’s und das für jedermann, ob Freizeit-, Schnelloder<br />
Regattasegler. Sie mögen alle ihr Revier und so befindet<br />
sich der <strong>Segel</strong>sport hier kontinuierlich im Aufwind. Rund 5.000<br />
Boote teilen sich zurzeit das Binnenmeer, früher, als die Berliner<br />
noch kamen, waren es bis zu 8.000.<br />
Windlöcher – Fehlanzeige<br />
Bei den Seglern aus dem Umkreis, aus Hannover und<br />
Nordrhein-Westfalen, steht das als bestes Flachwasserrevier<br />
Deutschlands bekannte Meer noch immer hoch<br />
im Kurs. Und das mit Recht. Die Zeiten des „Draußen nur<br />
Kännchen“-Rufs sind schon lange vorbei. Jetzt wird geraced<br />
und auch relaxed und das bei gutem Wind. „Ostwind ist<br />
der Bringer, aber dann kann‘s auch schon mal gefährlich<br />
werden. Mit Knallböen und Winddrehern wird unser Revier<br />
dann richtig zur Herausforderung“, streicht sich der Steinhuder<br />
Ortsbürgermeister Jürgen Engelmann über den<br />
gepflegten Seemannsbart. „Normalerweise herrscht aber<br />
beständiger West-, Südwestwind. Ohne Abdeckung durch<br />
irgendwelche Berge oder Hochhäuser fängt man dann an,<br />
übers Wasser zu gleiten.“<br />
Auf dem Steinhuder Meer<br />
herrschen meist westliche oder<br />
südwestliche Winde; ohne die<br />
Abdeckung durch Berge oder<br />
Häuser das ideale <strong>Segel</strong>revier<br />
60 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Die Ansteuerung auf die Postboje, nun noch schnell die Karte einwerfen<br />
und dann gehen die Grüße vom Meer im Land auf die Reise.<br />
In den Häfen und auf den Steganlagen am Steinhuder Meer<br />
herrscht eine familiäre, freundschaftliche Atmosphäre (unten)<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
61
travel I panzer segelt...auf dem steinhuder meer<br />
Lokalpatriot mit gepflegtem Seemannsbart:<br />
Ortsbürgermeister Jürgen Engelmann<br />
steinhuder Meer<br />
10 fragen – 10 Antworten<br />
Warum? Mitten im Land ein Meer, das sollte Grund genug sein, sich<br />
auf nach Niedersachsen zu machen. Ein solches Flachwasserrevier mit<br />
stetem Wind, Trinkwasserqualität und überbordender Gastfreundschaft<br />
ist eine Seltenheit.<br />
Wann? Vom 20. März bis zum 31. Oktober darf gesegelt werden. Danach<br />
werden die Zugvögel geschützt, die segelnden kommen ins Winterlager,<br />
die fliegenden ins Schilf. Sobald das Steinhuder Meer allerdings<br />
zugefroren ist, wird es zur Spielwiese für Eissegler!<br />
wer? Alle, die nicht nur Wert auf Tiefe legen. Hier kann sich jeder<br />
austoben, ob Einsteiger oder Regattasegler.<br />
Wo mieten? Zum Beispiel bietet der Bootsverleih mit angeschlossener<br />
<strong>Segel</strong>schule in Mardorf, segelschule-mardorf.de, vom Jollenkreuzer<br />
Lanaverre 510 über Schwertzugvogel und Hobie 16 bis zum Astus Trimaran<br />
eine ganze Flotte von Booten. Hier findet jeder etwas Passendes,<br />
buchbar stunden- und tageweise. Beim Bootsverleih Kielhorn gibt es<br />
VB-Jollen, Zugvögel und Katamarane, bootsverleih-kielhorn.de<br />
wo bleiben? Liegeplätze für Gäste gibt es bei den Vereinen am Nordund<br />
Südufer des Meeres, z.B. Yachtclub Steinhuder Meer (ystm.<br />
de), Hannoverscher Yacht-Club (hyc.de), Segler-Verein<br />
GroSSenheidorn (svgrossenheidorn.de). Eine Übersicht über alle<br />
Vereine gibt es bei der Wettfahrtvereinigung Steinhuder Meer (wvstm.de).<br />
wo schlafen? Pensionen, Hotels und Ferienwohnungen reihen<br />
sich um den See. Empfehlenswert: Hotel Seinsche am Meer<br />
(hotel-seinsche-am-meer.de), WeiSSer Berg Strandhotel<br />
(strandhotel.tv), Paulaner Wirtshaus am Ostenmeer<br />
(landhaus-strandallee.de) und die Inselfestung Wilhelmstein,<br />
mitten im Steinhuder Meer auf einer künstlichen Insel gelegen<br />
(wilhelmstein.de), und für alle, die mehr Platz möchten:<br />
ferienhaus-keboe.de.<br />
Wo kaufen und reparieren? Das passende Boot zum Meer<br />
gibt’s bei der Bootswerft Bopp und Dietrich in Wunstorf/Steinhude<br />
(boppunddietrich.de), Bootsbaukunst vom Feinsten und reviergemäß<br />
ganz viel Holz!<br />
Thomas „Kiki“ Kindermann in Wunstorf ist Spezialist für Reparaturen<br />
in Holz und GFK und gilt als Experte für Eissegler<br />
(bootsservice-steinhude.de), Bootsbauer Fabrice Porsch bietet auf<br />
dem Gelände der ehemaligen Werft „Linnekuhl“ fachgerechte Reparatur-,<br />
Service-, und Überholungsarbeiten an (bootsoase.de).<br />
Was tun? Ein Besuch der Sektkellerei Duprès-Kollmeyer<br />
ist ein Muss am See, läge Steinhude in der Champagne hieße der<br />
Sekt vom Meer Champagner, dupres-kollmeyer.de.<br />
Mit dem Auswanderer zur Festung Wilhelmstein, deren Bau im<br />
18. Jahrhundert Graf Friedrich zu Schaumburg-Lippe veranlasst hatte.<br />
Die Auswanderer sind übrigens die einzigen <strong>Segel</strong>boote, die dem<br />
Personenverkehr dienen, zumindest in Mitteleuropa. Ihr Name geht<br />
auf die Anfänge des Tourismus zurück, als die Steinhuder, die zu<br />
Schaumburg Lippe gehörten, ans Nordufer, also ins Preußisch-Hannoversche,<br />
fuhren und sozusagen auswanderten.<br />
Unbedingt Aal essen, eine Spezialität vom Meer.<br />
Und ja, den Brief nicht vergessen. Eingeworfen wird er genau<br />
auf 52°29,715‘N und 9°22,00’O, dort dümpelt die schwimmende<br />
Postboje.<br />
worauf achten? Gewitter kommen manchmal plötzlich. Tauchen<br />
im Westen schwarze Wolkentürme auf, schnell nach Hause und<br />
die <strong>Segel</strong> runter.<br />
Infos und weitere Tipps?<br />
Steinhuder Meer Tourismus GmbH: steinhuder-meer.de<br />
62 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Danach geht’s auf die Südseite zur Moorhütte, in der man<br />
sich bei legendären Bratkartoffeln für die nächste Seeumrundung<br />
stärken kann. „Das Problem für manche Bootsklassen<br />
ist höchstens, dass die flache Pfütze nicht ausreichend tief<br />
ist“, schwadroniert er noch beim Anluven und erzählt gleich<br />
von der Wandergruppe, die das Meer zu Fuß durchqueren<br />
wollte. Die dachten, das könnte klappen, schließlich ist das<br />
Meer im Durchschnitt nur 130, 150 Zentimeter tief. Auch die<br />
stärkste Regenperiode kann da nicht groß weiterhelfen, denn<br />
dann läuft es einfach über – wie eine Badewanne. Die Wandergruppe<br />
hatte vor dem Marsch nicht genügend nachgetravel<br />
I panzer segelt... auf dem steinhuder meer<br />
Beim Bootsverleih Kielhorn<br />
gibt es VB-Jollen, Zugvögel<br />
und Katamarane für ein paar<br />
Stunden auf dem Meer<br />
dacht, denn nicht nur der Wasserwiderstand war auf Dauer<br />
zu anstrengend, nein, auch der Matsch sorgte dafür, dass den<br />
Fußgängern die Retter zu Hilfe kommen mussten. Sie waren<br />
einfach im Modder steckengeblieben.<br />
Hätten sie ein Boot genommen wie wir, wär‘s einfacher<br />
gewesen. Das saugt sich nicht fest, sondern rutscht einfach<br />
drüber. Das stört nicht weiter und tut auch nicht weh. Und<br />
so kommt der Brief auch rechtzeitig zum schwimmenden<br />
Briefkasten, schneller und sicherer, als wenn man hier zu<br />
Fuß gegangen wäre.<br />
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66 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
sports<br />
Foto: Yvan Zedda<br />
highlights Neues aus der Szene 68 – 69<br />
vendée globe Die ultimative Regatta der Solosegler 70 – 75<br />
eigentlich nichts neues Frauen auf der regattabahn 76 – 77<br />
trainiert! segeln! Ein Plädoyer für lebenslanges LerneN 78 – 83<br />
extreme 40 Mal schnell geradeaus 84 – 86<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
67
sportshighlights<br />
Lange läuft!<br />
Michi Müller bei<br />
den Scheichs<br />
Nach dem 3. Platz beim Volvo Ocean Race mit Puma hat Deutschlands<br />
neuer Offshore-Held Michi Müller nun bei Oman Sail auf der Musandam<br />
angeheuert. Er wird auf dem Multi-One-Design Trimaran vom Typ MOD<br />
70 des Sultanats bei den Inshore-Rennen der kommenden Europa-Tour<br />
mitmachen. Das <strong>Segel</strong>team besteht außerdem noch aus drei Omanis, drei<br />
Franzosen und dem Briten Brian Thompson, Skipper ist der Franzose Sidney<br />
Gavignet. Müllers erster Auftritt ist am 31. August in seiner Heimatstadt<br />
Kiel; nach drei Tagen publikumsnahen Inshore-Races machen sich<br />
die schnellen Trimarane dann auf zur Langstrecke nach Dublin.<br />
ORCi lebt!<br />
Riechers vorne dabei<br />
Nach seinen Siegen bei den Regatten Solidaire du Chocolat<br />
und Atlantic Cup segelte der Hamburger Jörg<br />
Riechers auf seiner Class 40 mare zusammen mit seiner<br />
dreiköpfigen Crew beim Transatlantikrennen Québec/<br />
Saint-Malo auf den zweiten Platz. Riechers und Sponsor<br />
Nikolaus Gelpke haben große Pläne: 2014 peilen sie einen<br />
Sieg bei der Route de Rhum in der Class 40 an, 2016<br />
soll eine Teilnahme am <strong>Vendée</strong> <strong>Globe</strong> folgen.<br />
Da sage noch einer, nur das Vermessungssystem<br />
IRC hätte eine Zukunft… Bei der ORCi-Weltmeisterschaft<br />
in Finnland gingen in diesem Jahr 127<br />
Yachten an den Start, das ist ein neuer Teilnehmerrekord.<br />
Gewonnen haben in beiden Klassen,<br />
den großen Yachten bis 52 Fuß in A und<br />
den kleineren Yachten bis 38 Fuß in B, Teams<br />
aus Italien. An der Spitze der A-Gruppe<br />
konnte die italienische Farr 40 Enfant<br />
terrible mit ex-Shosholoza-Taktiker Tomasso<br />
Chieffi ihren Titel aus dem Vorjahr<br />
verteidigen, in Gruppe B siegte<br />
Vincenzo de Blasio aus Neapel mit<br />
seiner NM 38S Scugnizza. Beste<br />
Deutsche, jeweils auf dem fünften<br />
Platz, waren Heinz Peter<br />
Schmidt mit Silva Hispaniola<br />
in Gruppe A und der Weltmeister<br />
von 2010 Jürgen<br />
Klinghardt mit seiner<br />
Patent 3 in Gruppe B.<br />
68 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Foto: HUGO BOSS<br />
Und Thomson<br />
kann es doch!<br />
„Crashkid“ Alex Thomson (s. <strong>Segel</strong> <strong>Journal</strong>-<br />
Interview S. 102 ff.) hat gezeigt, dass er nicht<br />
nur schnell segeln, sondern sein Schiff auch<br />
heil lassen kann. Ende Juli gelang es ihm, den<br />
zehn Jahre alten Einhand-Transatlantikrekord von<br />
Bernard Stamm mit seiner Hugo Boss zu brechen.<br />
Von New York bis Lizard Point brauchte er acht Tage<br />
und 22 Stunden. Ob die Rekordfahrt klappen würde,<br />
war wieder einmal unsicher. Thomson hatte keine<br />
Zeit, auf ein geeignetes Wetterfenster zu warten,<br />
und fuhr einfach los, unterwegs kämpfte er nicht<br />
nur mit Schlafmangel, sondern vor allem mit<br />
kaputten Instrumenten. Aber so ist die Generalprobe<br />
fürs <strong>Vendée</strong> <strong>Globe</strong> geglückt.<br />
Gut, aber<br />
nicht gut<br />
genug<br />
Ohne Medaillen kehrten die deutschen Segler<br />
von den Olympischen Spielen 2012 in London<br />
zurück. Sie waren gut, aber die anderen waren<br />
besser. Beste <strong>Segel</strong>nation war Australien mit drei<br />
Goldmedaillen. Nur ganz knapp schrammten die<br />
beiden Surfer Toni Wilhelm und Moana Delle an<br />
olympischem Edelmetall vorbei. Schade, denn<br />
nun ist die Zeit der olympischen Weihen für die<br />
RS:X-Surfer vorbei. 2016 vor Rio ersetzen die Kiter<br />
mit ihren spektakulären Stunts die Surfer.<br />
America‘s Cup<br />
verleiht Flügel<br />
Drei Tage lang testete das Team New Zealand im August vor Auckland<br />
seinen AC72-Katamaran bei bis zu 20 Knoten Wind. Und neugierige<br />
Beobachter meinen, an den Schwertern Flügel, sogenannte L-Foils,<br />
entdeckt zu haben. Ein weiteres Indiz dafür, dass L-Foils nun dem aktuellen<br />
Entwicklungsstand der AC72-Katamarane entsprechen. Soviel<br />
Forschungs- und Entwicklungsarbeit verschlingt Budgets. Für manche<br />
zu viel. Das französische Team Energy hat inzwischen seine Meldung für<br />
den America’s Cup zurückgezogen und nimmt nur noch an den AC45-<br />
Regatten teil. Nun treten im nächsten Jahr nur noch drei Herausforderer<br />
gegen Oracle an: Team New Zealand, Artemis und Luna Rossa.<br />
Ist Ben wirklich<br />
der GröSSte?<br />
Englands Ausnahmesegler mit gelegentlichen Ausrastern Ben Ainslie hat<br />
seine olympische Mission erfüllt. Mit einem Sieg im Finn-Dinghy gewann<br />
er seine vierte Goldmedaille und ist nun der beste olympische Segler aller<br />
Zeiten. Auch, wenn ihm der Sieg vor Weymouth deutlich schwerer fiel als<br />
gedacht. Doch ist „Big Ben“, der auch noch eine Silbermedaille zu Hause<br />
hängen hat, wirklich der größte Regattasegler aller Zeiten? Nein, schallt es<br />
aus dem Fanlager des inzwischen 84-jährigen Paul Elvstrøm. Denn der alte<br />
Däne hat weit mehr erreicht, als vier olympische Goldmedaillen zu holen.<br />
In schlappen acht Bootsklassen war er Weltmeister, er schrieb vier Bücher,<br />
um uns alle zu besseren Regattaseglern zu machen,<br />
fertigte genial-schnelle <strong>Segel</strong>, und er war<br />
und ist immer ein Gentleman, an Land und auf<br />
dem Wasser. Tja, Ben, da musst Du noch üben…<br />
Termine im september<br />
und oktober<br />
29. august bis 2. september<br />
European Tour 2012 der MOD70-Trimarane, Kiel<br />
2. bis 8. September<br />
Maxi Yacht Rolex Cup vor Porto Cervo, Sardinien<br />
9. bis 14. September<br />
WM 5.5m-Klasse vor Boltenhagen,<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
10. bis 16. September<br />
Rolex Swan Cup vor Porto Cervo, Sardinien<br />
22. bis 29. September<br />
Régates Royales, Cannes, Frankreich<br />
29. September bis 7. Oktober<br />
Les Voiles de Saint-Tropez, Saint-Tropez, Frankreich<br />
16. bis 27. Oktober<br />
EM Frauen Match Race, Monte Real Club de Yates, Spanien<br />
20. Oktober<br />
Alster-Glocke, Hamburger <strong>Segel</strong>-Club<br />
20. bis 27. Oktober<br />
Rolex Middle Sea Race, Valletta, Malta<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
69
Fotos: Yvan Zedda, B. Stichelbaut, Th. Martinez<br />
Rennmaschine unter <strong>Segel</strong>n: Bei optimalen Bedingungen erreichen<br />
die Yachten vom Typ Open 60 locker 20 Knoten Speed und mehr<br />
Text hans-harald schack<br />
Die ultimative<br />
regatta<br />
Für ihren Begründer war sie die schönste aller denkbaren<br />
Regatten. Für viele Seesegler ist sie ein unerreichbarer<br />
Traum. Die <strong>Vendée</strong> <strong>Globe</strong>, erstmals 1989 gestartet, wird<br />
uns von November bis Februar in Atem halten.<br />
70 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
sports I Vendeé globe challenge 2012/13<br />
DiE Teilnehmer<br />
Favorit<br />
Samantha Davies (37,<br />
Großbritannien, Savéol), 4. Platz<br />
im letzten <strong>Vendée</strong> <strong>Globe</strong> mit<br />
der 9 Jahre alten Roxy, Michel<br />
Desjoyeauxs Siegerboot von<br />
2000. Startet wieder mit einem<br />
bewährten alten Boot (Bj. 2004,<br />
ex-Veolia, ex-Neutrogena), das<br />
von Juan K. aufgerüstet wurde.<br />
Die einzige Frau im Feld ist vorsichtig<br />
und leistungsstark, vorderer<br />
Platz möglich.<br />
Bernard Stamm (48, Schweiz,<br />
Cheminées Poujoulat). Gewann<br />
2003 und 2007 das Around<br />
Alone / Velux 5 Oceans. Baute<br />
sich seinen ersten Open 60<br />
selbst, holte mit Bruno Peyron<br />
die Jules Verne Trophy auf<br />
Orange. <strong>Segel</strong>t gegen starke<br />
Konkurrenten (AG2R, Figaro,<br />
Jacques Vabre), war aber nie<br />
ganz vorn dabei. Vielseitiger<br />
Mann, neues Boot (Mai 2011).<br />
Favorit<br />
Jean-Pierre Dick (46, Frankreich,<br />
Virbac-Paprec 3) gewann mit Loïck<br />
Peyron das Barcelona World Race –<br />
es war sein Trainingsrennen für das<br />
<strong>Vendée</strong> <strong>Globe</strong>. „Ich habe für dieses<br />
Rennen mein Leben geändert“,<br />
sagt der gelernte Tierarzt. Das Boot:<br />
2010 bei Cookson in Neuseeland<br />
gebaut, Konstruktion VPLP/Verdier;<br />
Verdrängung 7,8 t, volle Masthöhe<br />
29 m, Breite 5,8 m, <strong>Segel</strong> 300 m² am<br />
Wind. Einer der Favoriten.
sports I Vendeé globe challenge 2012/13<br />
vor dem<br />
<strong>Vendée</strong> globe<br />
haben alle<br />
respekt<br />
Vor dem <strong>Vendée</strong> <strong>Globe</strong> haben alle Respekt, das ist die einzige<br />
Herangehensweise, die Erfolg verspricht. „Um als Erster anzukommen,<br />
muss man erstmal ankommen“, weiß Mike Golding (52), der<br />
beim Velux 5 Oceans die obere Hälfte des Mastes und beim letzten<br />
<strong>Vendée</strong> <strong>Globe</strong> den ganzen Mast verlor. Damals führte er viel<br />
Tuch, um schnell zu sein, was sich in einer unerwarteten Bö als zu<br />
viel erwies. Der wahre Grund könnte aber auch das Auftauchen<br />
von Michel Desjoyeaux gewesen sein, der verspätet gestartet und<br />
nach einer fantastischen Aufholjagd wie ein Wolf in eine Herde<br />
Schafe eingebrochen war. „Bis der kam, war das hier eigentlich<br />
ganz vernünftiges <strong>Segel</strong>n“, sagte Golding später.<br />
Fotos: Yvan Zedda, Th. Martinez, Jesús Renedo, Vincent Curutchet, Christophe Launay, Jean-Guy Phyton<br />
Favorit<br />
Favorit<br />
Vincent RIOU (40, Frankreich,<br />
PRB), gewann 2011/12 vier Regatten.<br />
Das <strong>Vendée</strong> 2004/05<br />
gewann er mit dem Siegerboot<br />
von 2001 – das er für Michel Desjoyeaux<br />
vorbereitet hatte. Freund<br />
Jean le Cam nennt ihn „Vincent<br />
den Schrecklichen“. Motto:<br />
Keine Kompromisse. Neues Boot<br />
(VPLP, 2010), ein klarer Favorit.<br />
Arnaud BOISSIÈRES (40,<br />
Frankreich, Akena Vérandas). Im<br />
Minitransat 1999 und Jacques<br />
Vabre 2011 entmastet, 7. in<br />
seinem ersten <strong>Vendée</strong> <strong>Globe</strong><br />
(2008/09). Keine Spitzenplatzierungen.<br />
<strong>Segel</strong>te mit allen<br />
französischen Top-Skippern.<br />
Erfahrener Skipper, bisher Mittelfeld.<br />
Kito DE PAVANT (51, Frankreich,<br />
Groupe Bel). <strong>Vendée</strong>-<br />
<strong>Globe</strong>-Veteran, 2008/09 ausgeschieden.<br />
Gewann früher<br />
Figaro-Rennen. Fünfter im<br />
Jacques Vabre. Boot von 2007,<br />
Chancen auf einen guten Platz.<br />
François GABART (29, Frankreich,<br />
MACIF). Der OIympia-<br />
Teilnehmer im Tornado hat<br />
einige Seeregatten gewonnen,<br />
segelte mit Michel Desjoyeaux<br />
im Barcelona World Race. Ingenieur.<br />
Gilt als Talent. Neues Boot<br />
(2011), bewährte Konstruktion<br />
(Schwesterschiff von <strong>Vendée</strong>-<br />
Sieger 2008/09 Foncia).<br />
72<br />
<strong>Segel</strong> journal juli/august september/oktober 2012 2012
sports I <strong>Vendée</strong> globe challenge 2012/13<br />
Auch Louis Burton (26) gibt sich zurückhaltend: „Ankommen,<br />
sich nichts tun und das Boot erhalten – das ist das Erste, worauf<br />
es ankommt.“ Fraglich, ob er in einer finsteren Nacht bei zunehmender<br />
Dünung vorsichtshalber refft, wenn ihm die anderen auf<br />
den Fersen sind. Gute 2.000 Stunden dauert das Rennen, wer im<br />
Schnitt nur einen halben Knoten langsamer segelt, als er könnte,<br />
hat bis zur Zielgeraden 1.000 Meilen verschenkt. Desjoyeaux gewann<br />
das letzte <strong>Vendée</strong> in 84 Tagen und drei Stunden mit einem<br />
Durchschnitt von 14 Knoten, er war fünf Tage und sechs Stunden<br />
vor Armel Le Cléac’h im Ziel. Diesmal ist Desjoyeaux, der jetzt Multihull<br />
segelt, nicht dabei. Die meisten Konkurrenten dürften das<br />
begüßen.<br />
Das <strong>Vendée</strong> <strong>Globe</strong> wird oft als der Mount Everest der <strong>Segel</strong>ei<br />
bezeichnet. Für ihren Gründer Philippe Jeantot ist sie die ultimative,<br />
„die schönste Regatta“. Die 27.000 Meilen lange Non-Stop-Regatta<br />
um die Welt ist die längste, die man sich einhand vorstellen<br />
kann. Der Kurs ist denkbar einfach: Start ist in Les Sables d’Olonne,<br />
die drei großen Kaps werden an Backbord gelassen und dann<br />
geht es zurück nach Les Sables – das ist die <strong>Segel</strong>anweisung.<br />
(Es wurden noch Wegepunkte eingefügt, damit die Segler dem<br />
antarktischen Eis nicht zu nahe kommen.)<br />
Der Vergleich mit dem Mount Everest hinkt insofern, als dass<br />
derzeit auf dem Berg ein organisiertes Massenbergsteigen mit<br />
Staus an den Engstellen betrieben wird. Auf dem Südozean gibt<br />
es keine Fixseile, keine Sherpas, kein Gedrängel und keine Basislager.<br />
Die Teilnehmer sind auf sich allein gestellt, auch wenn sie<br />
sich im Notfall gegenseitig beistehen – andere Hilfe ist meist viel<br />
zu weit entfernt.<br />
Aber man ist eben nicht mehr so allein und einsam wie früher:<br />
Funk und Ortungselektronik machen das Unternehmen zum<br />
kalkulierbaren Wagnis. Als Yann Elies sich beim letzten Rennen<br />
während eines <strong>Segel</strong>wechsels den Oberschenkel und mehrere<br />
Rippen brach, musste er zwar noch das <strong>Segel</strong> sichern, aber dann<br />
konnte er Hilfe rufen und auf Rettung durch die australische Fregatte<br />
HMS Arunta warten.<br />
Am Wind fahren Open 60s mit einer <strong>Segel</strong>fläche von bis zu 330 Quadratmetern,<br />
vor dem Wind sind doppelt so viele oben<br />
Favorit Favorit Favorit<br />
Favorit<br />
Jérémie BEYOU (36, Frankreich,<br />
Maître CoQ), Sieger der Tour<br />
d’Europe 2009, Vierter im Transat<br />
Jacques Vabre 2009, Sieger mit<br />
Jean-Pierre Dick im Jacques Vabre<br />
2011. Sein Boot (ex-Foncia, Bj.<br />
2007) gewann das letzte <strong>Vendée</strong><br />
<strong>Globe</strong>, 2. Platz im Barcelona World<br />
Race 2011. Chancen auf einen<br />
vorderen Platz.<br />
Armel LE CLÉAC’H (35, Frankreich,<br />
Banque Populaire). Vor<br />
vier Jahren Zweiter bei seinem<br />
<strong>Vendée</strong>-Debut, 2010 Sieger im<br />
AG2R und im Figaro. Jetzt mit<br />
einem neuen, leichten Schiff –<br />
ein Favorit.<br />
Dominique WAVRE (57,<br />
Schweiz, Mirabaud), der ehemalige<br />
Kunstlehrer hat sieben<br />
Weltumsegelungen hinter<br />
sich, war 4. im <strong>Vendée</strong> <strong>Globe</strong><br />
2004/05. Gemäßigte Konstruktion<br />
(Owen Clarke Design,<br />
2006). Chancen auf einen<br />
guten Platz.<br />
Alex THOMSON (38, Großbritannien,<br />
Hugo Boss) knackte<br />
gerade Einhand-Transat-<br />
Rekord. Zweiter im Jacques<br />
Vabre 2011. Schneller Segler,<br />
bisher mit viel Bruch. Credo:<br />
Nur Power bringt Speed. Gute<br />
Chancen, wenn nichts kaputt<br />
geht (Interview Seite 36).<br />
september/oktober juli/august 2012 <strong>Segel</strong> journal 73
Sam Davies (37) ist bei diesem <strong>Vendée</strong> die einzige Frau. Letztes<br />
Mal segelte sie mit ihrem neun Jahre alten Boot (das allerdings<br />
unter Desjoyeaux und Vincent Riou schon zweimal gewonnen<br />
hatte) als Neuling auf einen sensationellen vierten Platz. Die<br />
meist fröhliche Engländerin, die mit ihrem Mann in Frankreich<br />
lebt, ist so selbstbewusst wie vorsichtig: „Ich will besser sein als<br />
beim letzten Mal, das heißt, ich will diesmal aufs Podium. Aber<br />
dafür muss ich erstmal wieder nach Les Sables kommen. Ich<br />
werde meine Grenzen und die meines Bootes respektieren.“ Im<br />
Frühjahr segelte sie eine Trainingsregatta und hatte für diese<br />
Zeit ihre Eltern, die auf einem Boot leben, zum Babysitten angeheuert.<br />
Die Eltern wurden von einem Sturm im Hafen festgehalten,<br />
die Tochter lief während desselben Sturms aus und<br />
absolvierte ihr Training. Bei einer weiteren Trimmfahrt raste sie<br />
im 20-Knoten-Schnitt über den Ärmelkanal und zurück, was mit<br />
einem Formel-1-Ritt über Kopfsteinpflaster vergleichbar ist. Ihre<br />
Crew beschänkte sich aufs Ausguckhalten, während sie <strong>Segel</strong><br />
bediente, am Computer arbeitete und den Autopiloten justierte.<br />
Davies ist Ingenieurin, und sie kennt von ihrem Schiff<br />
jeden Schaltplan und jeden Bolzen.<br />
Jeder, der vom schnellen <strong>Segel</strong>n auf hoher See träumt, hat den<br />
geheimen Wunsch, einmal „das <strong>Vendée</strong>“ zu segeln. Allein, es<br />
bleibt meist beim Traum. Wer im oberen sechsstelligen Bereich<br />
Geld übrig hat und aufs normale Arbeiten verzichten kann, bringt<br />
die nötigen wirtschaftlichen Voraussetzungen mit. Die andere<br />
Möglichkeit: Profisegler werden, am Anfang für wenig Geld bei<br />
anderen mitarbeiten und eines Tages selbst Sponsoren überzeugen.<br />
Aber auch das ist den Wenigsten gegeben.<br />
Es ist nicht damit getan, das Boot heil um die Erde zu schippern.<br />
Dies muss auch schnell geschehen, wenn Leute wie Vincent „der<br />
Schreckliche“ Riou, Alex Thomson, Jean-Pierre Dick, Armel Le<br />
Cléac’h, Kito de Pavant und Sam Davies mitsegeln.<br />
Beim letzten <strong>Vendée</strong> kamen von 29 gestarteten Schiffen nur elf<br />
ins Ziel. Diesmal haben nur 19 Segler gemeldet. Wenn ein Dutzend<br />
ins Ziel kommt, wäre das bereits ein gutes Ergebnis.<br />
SEGEL JOURNAL fragte in Paris Bernard Stamm (48) nach seinen<br />
Lehren aus dem letzten Rennen. „Ich werde nie wieder dem Rat<br />
von Leuten an Land folgen, wenn mir mein Gefühl was anderes<br />
sagt“, meint er. Der Schweizer war 2008/09 bei einem Notstopp<br />
auf den Kerguelen gestrandet, den ihm die Regattaleitung eindringlich<br />
ans Herz gelegt hatte. Das Anlegemanöver an der sturmumtosten<br />
Mooring ging schief, weil ihn keiner erwartete. „Ich<br />
hätte den Sturm auf See abwettern sollen, meine Ruderreparatur<br />
hat ja gehalten.“<br />
Beim Gespräch fünf Monate vor dem Start ist er angespannt.<br />
„Die anderen fahren vergleichbare Schiffe, trainieren gemeinsam<br />
und teilen ihre Erkenntnisse, ich muss mein Schiff allein schnell<br />
Fotos: Jesús Renedo, Marc Gaultier, Mark Lloyd, Guilan Grenier<br />
Mike GOLDING (51, Großbritannien,<br />
Gamesa), bewährtes,<br />
überarbeitetes Boot von Owen<br />
Clarke / Clay Oliver. Bisher von<br />
Bruch verfolgt. Erfahrener Segler,<br />
Chancen auf einen guten<br />
Platz.<br />
Marc GUILLEMOT (52, Frankreich,<br />
Safran), schaffte mit<br />
genialer Jollensegelei vor vier<br />
Jahren den 3. Platz. Sieger<br />
Jacques Vabre 2009, hält den<br />
Round-Britain-Rekord. Schwer<br />
verletzt nach der Kenterung<br />
mit Jet Services 1985, Comeback<br />
nach zwei Jahren. Gutes<br />
Allround-Schiff.<br />
Javier SANSÓ (43, Spanien,<br />
Acciona). 2008 Vierter im Barcelona<br />
World Race, 2009 Dritter<br />
mit Mike Golding im Jacques<br />
Vabre. Vor 12 Jahren im <strong>Vendée</strong><br />
ausgeschieden, jetzt mit<br />
einem neuen Owen-Clarke-<br />
Boot (Bj. 2011) dabei. Chancen<br />
auf einen vorderen Platz.<br />
Alessandro DI BENEDETTO<br />
(41, Frankreich/Italien, Team<br />
Plastique). Der Archäologe umsegelte<br />
als erster die Welt in<br />
einem 6,50-m-Mini. Sein Boot<br />
(Bj. 1998) war bei drei <strong>Vendée</strong><br />
<strong>Globe</strong>s dabei. Sympathischer<br />
Abenteurer.<br />
74<br />
<strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
sports I <strong>Vendée</strong> globe challenge 2012/13<br />
machen.“ Beim Transat Jacques Vabre im November war ihm nach<br />
einem Rumpfschaden das Schiff vollgelaufen, er musste abbrechen.<br />
Im selben Rennen fielen auch Vincent Riou (PRB) und Arnaud<br />
Boissières (Akena Verandas) mit Bruch aus. Bei Riou gab das<br />
Hauptschott nach, bei Boissières der Mast. Stamm glaubt, dass<br />
sein Juan-K-Design jetzt auf der <strong>Vendée</strong> nicht kaputtzukriegen ist.<br />
Doch das ist das Problem der rasenden Kisten: Und wenn sie noch<br />
so gut gebaut sind, man kann sie zerstören. Wenn neun Tonnen<br />
aus einer Welle heraus ins Wellental krachen, kommt es zu explosionsartigen<br />
Belastungen, gegen die der Konstrukteur kein Mittel<br />
hat, wenn er das Boot nicht zu schwer machen oder ihm seine<br />
Gleitfähigkeit nehmen will.<br />
Es sind nur wenige Büros, die schnelle und leistungsfähige Open<br />
60s zeichnen. Juan Kouyoumdjian ist wegen seiner Volvo-70-Erfahrungen<br />
ein gefragter Mann. Owen Clarke Design hat schnelle<br />
Schiffe gezeichnet, die aber vom Pech verfolgt waren. Kito de Pavant<br />
(51) wollte, entgegen dem Trend, ein leichtes, eher schmales<br />
Schiff. Seine Groupe Bel wurde von Van Peteghem und Lauriot<br />
Prévost (VPLP) entwickelt, die für leichte Multihulls bekannt sind<br />
und mit dem Open-60-Experten Guillaume Verdier zusammenarbeiten.<br />
Mehrere Schiffe stammen von Bruce Farr.<br />
Wer wird ins Ziel kommen, wer wird zum strahlenden, wer zum<br />
tragischen Helden? Alle sind gute Seeleute, alle zähe Regattasegler.<br />
Vincent Riou rettete beim letzten Mal seinen bei Kap Hoorn<br />
gekenterten Freund Jean le Cam, den er vier Jahre zuvor im Ziel<br />
auf Platz zwei verwiesen hatte. Bei dem Manöver verlor er den<br />
Mast, die Regattaleitung gab ihm den dritten Platz, der seiner Position<br />
bei Kap Hoorn entsprach. Marc Guillemot verlor kurz vorm<br />
Ziel seinen Kiel und segelte seine Safran bei Flaute mit gerefftem<br />
Groß auf den dritten Platz – zum Kummer von Sam Davies.<br />
Beim <strong>Vendée</strong> <strong>Globe</strong> muss man soviel wie möglich aus den Fehlern<br />
anderer lernen. Samantha Davies hat sich für ihre acht Jahre<br />
alte und neun Tonnen schwere Savéol einen ultrastarken Kiel bei<br />
Thyssen-Krupp schweißen lassen.<br />
Das Boot: IMOCA Open 60<br />
LÜA bis ca. 20,80 m (Rumpf 18,28 m)<br />
Tiefgang<br />
max. 4,50 m<br />
Masthöhe über Wasser max. 29 m<br />
Breite<br />
ca. 5,4 - 5,9 m<br />
Verdrängung<br />
7,7 - 9,1 t<br />
<strong>Segel</strong>fläche am Wind: 240 - 330 m 2<br />
vorm Wind: bis 620 m 2<br />
Ein Open 60 bekommt einen Messbrief der International Monohull<br />
Open Class Association (IMOCA). Der Rumpf muss zwischen 59 und 60<br />
Fuß (17,98 - 18,28 m) lang sein. Bugspriet (bis 1,83 m, gilt als Spiere) und<br />
Ruder zählen dabei nicht mit. Um Multihull-ähnliche Konstruktionen<br />
zu vermeiden, muss der Rumpf symmetrisch geformt sein, der Tiefgang<br />
muss zur Mitte hin zunehmen.<br />
Das Boot muss selbstaufrichtend sein, was im Praxisversuch getestet<br />
wird, und auch mit Wasser in allen Räumen schwimmfähig bleiben. Der<br />
Auftrieb des Bootskörpers muss mindestens 130 Prozent des Bootsgewichts<br />
betragen. Eine Fluchtluke im Heck erlaubt das Verlassen des<br />
Schiffes, aber auch den Zugang von außen – damit der Skipper jederzeit<br />
im Innern des Schiffes Zuflucht finden kann und Helfer ohne Tauchen<br />
ins Bootsinnere vordringen können. Für Luken, Schotten, Sicherheitsbeschläge<br />
und die Kohlefasern des Masts gelten Vorschriften, die<br />
im IMOCA-Jahrbuch veröffentlicht werden.<br />
Für das aufrichtende Moment gelten Mindestanforderungen bei 10,<br />
108 und 127,5 Grad Krängung. Der Konstrukteur kann mit Breite und<br />
Gewicht arbeiten, um diese Werte zu erreichen.<br />
Schwachpunkt der Speedraketen und größtes Konstruktionsgeheimnis:<br />
der Kiel. Die Eigner geben dessen technische Daten in einem versiegelten<br />
Umschlag ab, der nur geöffnet wird, wenn es Probleme mit dem Kiel gibt.<br />
Jean LE CAM (53, Frankreich,<br />
SynerCiel), im letzten <strong>Vendée</strong><br />
das Schiff verloren, 2004/05 auf<br />
dem 2. Platz. Beim Barcelona<br />
World Race (2010) mit Mastbruch<br />
raus, im Jacques Vabre<br />
2011 gekentert. Dem Helden<br />
aus der Tabarly-Ära läuft die<br />
Zeit davon. Ordentliches Boot<br />
(Bj. 2007).<br />
Tanguy DE LAMOTTE (34,<br />
Frankreich, Initiatives-Cœur).<br />
Gewann küstennahe Seerennen<br />
(Fastnet und Normandie<br />
Channel Race 2011) und das<br />
Solitaire de Chocolat 2009, ist<br />
neu im <strong>Vendée</strong>.<br />
Louis BURTON (26, Frankreich,<br />
Bureau Vallée). Keine<br />
großen Siege bisher, sein <strong>Vendée</strong>-Debut<br />
findet auf einem<br />
bewährten 9,3-Tonner (ex-Delta<br />
Dore, Bj. 2006) statt.<br />
Bertrand DE BROC (51,<br />
Frankreich, Votre Nom autour<br />
du Monde). Musste 1993 und<br />
1997 das <strong>Vendée</strong> abbrechen,<br />
gewinnt oft und segelt fast immer<br />
vorn. Sein Boot (ex-Brit Air)<br />
ist schnell und bewährt.<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal 75
sports I frauen auf der regattabahn<br />
Feste<br />
gröSSe<br />
Nicht nur Samantha Davies hat gezeigt, dass<br />
Seglerinnen mit Grips und Sexappeal den harten<br />
Seebären Konkurrenz machen können<br />
Text sandra-valeska bruhns<br />
fotos shutterstock, tutima<br />
Frauen an Bord sind längst<br />
nicht mehr auf die Rolle der<br />
gutgebräunten Vorschiffsbeauty<br />
beschränkt<br />
76<br />
<strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Die Bilder von Sam Davies beim letzten <strong>Vendée</strong> <strong>Globe</strong> vor vier<br />
Jahren gingen um die Welt. Sichtbar gut gelaunt posierte<br />
die Blondine im knappen Bikini von Roxy, dem damaligen<br />
Sponsor, vor der Bordkamera. Mit einem strahlenden Lächeln schickte<br />
sie ihre Botschaft an die vielen Fans der Regatta in die Welt: Seht<br />
her, hier stehe ich glücklich an Bord meiner Open 60 und freue mich,<br />
bald im Ziel zu sein. Das Bild entstand zu einem Zeitpunkt, als schon<br />
über die Hälfte der Teilnehmer das Rennen hatte abbrechen müssen.<br />
Männliche Teilnehmer. Vier Jahre später – die 37-jährige Ingenieurin<br />
ist inzwischen Mutter geworden – geht sie wieder an den Start, ihr<br />
neuer Sponsor Savéol verdient mit Tomaten in allen Formen und<br />
Farben Millionen. Dieses Jahr ist die Britin die einzige Frau im Feld.<br />
Und voll akzeptiert von den männlichen Kollegen. Neben ihrem seglerischen<br />
Talent kann sie bei der Suche nach Sponsoren mit zwei<br />
großen Vorteilen punkten: Eine gute Optik kann nicht schaden. Sex<br />
sells eben doch. Und Sam kann schreiben. Ihr Blog von Bord ist fröhlich,<br />
ehrlich und nachvollziehbar. Mit ihr kann man mitleiden, mitfiebern<br />
und sich am Ende, wenn sie hoffentlich wohlbehalten an Bord<br />
der Savéol durchs Ziel geht, von Herzen mitfreuen.<br />
Die hohen Sympathiewerte, die Sam Davies entgegengebracht<br />
werden, sind typisch für die Reaktion von Seglern, Zuschauern und<br />
Sponsoren für reine Damencrews, sobald die Ladys bewiesen haben,<br />
dass sie seglerisch und technisch genauso gut sind wie die Männer.<br />
Kirsten Harmstorf, Skipperin der einzigen deutschen Frauen-Hochseeyacht<br />
Tutima, hat der männlichen Konkurrenz in den letzten Jahren<br />
nicht nur bei verbissenen Duellen vor der Startlinie gezeigt, dass<br />
ihre Mädels genauso gut sind wie die Kerle. Einziger Unterschied: Die<br />
meisten Seglerinnen sind körperlich schwächer als ihre männlichen<br />
Konkurrenten. Wo auf vergleichbaren Yachten ein Mann am Mast steht,<br />
ziehen auf der Tutima vier weibliche Hände an den Fallen. Sportlichen<br />
Herrenbesuch an Bord hatte „Kirsches“ Truppe auf der Kieler<br />
Woche, als Fußballtrainer Mirko Slomka mitsegelte. Er machte seine<br />
Sache gut, saß parademäßig auf der hohen Kante und sorgte für Bilder<br />
mit hohem Aufmerksamkeitswert – den Sponsor freut’s.<br />
Die deutsche Hochseeseglerin Anna-Maria Renken, die inzwischen<br />
dauerhaft an der französischen Atlantik-Küste lebt und derzeit für die<br />
Class 40-Weltmeisterschaft in La Rochelle Anfang Oktober trainiert,<br />
weiß, dass sich gute Frauen nicht vor der männlichen Konkurrenz<br />
verstecken müssen. „In Frankreich hatte ich nie ein Akzeptanzproblem,<br />
durch meine seglerische Leistung habe ich überzeugt“, sagt<br />
sie. „Die Segler wissen, was ich an Bord leisten kann und dass ich<br />
nicht gleich heule.“<br />
Nicht in allen Klassen sind reine Frauencrews schon gang und gäbe.<br />
Beim 17. BMW Business Cup in Kroatien trat erstmals eine achtköpfige<br />
Frauencrew auf einer Bavaria 40S gegen die leicht irritierte<br />
männliche Konkurrenz an. An die wehenden langen Haare und<br />
zarten Hände des Austrian Woman Sailing Teams an Winschen und<br />
Schoten mussten sich die Regattasegler erst gewöhnen. Vor allem,<br />
wenn aus den windzerzausten Seglerinnen beim abendlichen Dinner<br />
gestylte Beautys mit Abendkleid, High Heels und langen Klimperwimpern<br />
wurden. Andrea Sikorski, die das österreichische Team<br />
am Mast unterstützte, hat für alle angehenden Regattaseglerinnen<br />
einen Tipp: „In den Physikstunden in der Schule lernt ihr was fürs<br />
Leben. Dank der Mechanik könnt Ihr Eure Jollen trotz weniger Kraft<br />
genauso gut übers Wasser dirigieren wie die Jungs!“<br />
Auf der Kieler Woche<br />
war Fußballtrainer<br />
Mirko Slomka<br />
„Hahn im Korb“<br />
an Bord der Tutima<br />
Foto: www.shutterstock.com/Darren Baker<br />
Ohne Ankertattoo gut:<br />
Erfolgreiche Frauen im <strong>Segel</strong>sport<br />
Legendenumwoben ist die irische Piratin Grace O'Malley.<br />
Große Beachtung erhielt sie als militärische Gegenspielerin der<br />
englischen Politik im Zeitalter der englischen Königin Elizabeth I.<br />
Für Hobby-Historiker: Franjo Terhart, „Ich, Grace O'Malley. Die abenteuerliche<br />
Geschichte einer irischen Piratin“, ISBN 3-940075-04-3<br />
Naomi James aus Neuseeland. "Ich wollte an die Grenzen meiner<br />
Leistungsfähigkeit gelangen", erklärte sie und segelte 1979 um<br />
die Welt. In 272 Tagen legte sie 30.000 Seemeilen zurück. Die<br />
britische Königin ernannte sie zum "Dame Commander of the<br />
British Empire". Eine Autobiografie folgte prompt: „Ich und der<br />
Ozean“ ISBN 978-3499149634<br />
Isabelle Autissier ist Frankreichs härteste Sportlerin: 1991<br />
gelang ihr im Rahmen der 7. BOC Challenge einhand eine<br />
Weltumrundung. Die Solo-Weltumseglerin gilt als Bruchpilotin.<br />
Wenn sie bei einer Regatta an den Start geht, liegt sie meist sehr<br />
schnell an der Spitze und segelt den männlichen Konkurrenten<br />
davon. Doch häufig ist Isabelle zu forsch – und dann kracht es…<br />
Im Whitbread Round the World Race 1989/1990 startete erstmals<br />
ein reines Frauenteam. Tracy Edwards hatte mit ihrer<br />
Maiden, einer 25-Fuß-Sloop, eine kleinere Yacht als die männliche<br />
Konkurrenz. Trotzdem gelangen ihr zwei Etappensiege.<br />
Ellen MacArthur: Die 36-jährige Engländerin hielt drei Jahre<br />
lang den Rekord für die schnellste Weltumsegelung allein an<br />
Bord. Berühmt wurde sie durch ihre Teilnahme am <strong>Vendée</strong> <strong>Globe</strong><br />
2001, als sie von Bord der Kingfisher detailliert per Videokamera<br />
von ihrer Hatz um die Erde berichtete. Nachzulesen in ihrem Buch<br />
„Ich wollte das Unmögliche. Wie ich allein die Welt umsegelte“, Piper<br />
Taschenbuch, ISBN-10: 3492241476<br />
Chay Blyth war ihr Vorbild, als erste Frau segelte Dee Caffari<br />
2005 in 178 Tagen nonstop und solo gegen Wind und Strom<br />
um die Welt, ihre Erinnerung sind bei Delius Klasing erschienen:<br />
„Gegen den Strom: In 178 Tagen allein um die Welt“, ISBN-10:<br />
3768824241<br />
Nicht unumstritten, aber geglückt: Die 16-jährige Niederländerin<br />
Laura Dekker segelte von 2010 bis 2012 in 500 Tagen allein um<br />
die Welt. Ein Rekord, der sicher bald den oder die Nächste reizt.<br />
Juliane Hempel ist die einzige selbständige Yachtkonstrukteurin<br />
Deutschlands. Die Vollblutseglerin zeichnet "alles, was<br />
schnell sein soll". Hempel-design.com<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
77
Wo <strong>Segel</strong>n Nationalsport<br />
ist: in Neuseeland<br />
trainiert man bei der<br />
Sailing Academy
sports I trainiert! segeln!<br />
Trainiert!<br />
<strong>Segel</strong>n!<br />
fotos sailing academy, segelschule NZ,<br />
hsh nordbank/nico krauss<br />
Wie lernen wir am besten segeln? Hans-Harald Schack<br />
plädiert für lebenslanges Lernen auf See. Nicht aus Vernunftsgründen,<br />
sondern weil wir Segler so sind, wie wir sind.<br />
<strong>Segel</strong>n kann man an einem Tag lernen, manche<br />
brauchen auch ein verlängertes Wochenende<br />
dafür. Das sagen die angstfreien Segler unter<br />
uns, denen sich mit ein wenig technischem Grundverstand<br />
die Welt der <strong>Segel</strong> und Schoten sofort erschließt.<br />
Für sie ist unverständlich, warum Eltern,<br />
Funktionäre und Politiker einen solchen Aufwand<br />
um Ausbildung und <strong>Segel</strong>scheine machen. Rauf aufs<br />
Boot, lossegeln – und abends wieder nach Hause. Alles<br />
Weitere regelt die Zeit und unsere Neugier.<br />
Diese unbeschwerte Haltung hat ihren Gegenpol in<br />
der Fraktion der Segler und Ausbilder, die <strong>Segel</strong>n als<br />
Lizenz- und Sicherheitssport betreiben. Ihr Denken<br />
kreist um Profi-Schwimmwesten, den Pyro-Schein<br />
und den letzten erschreckenden Rettungsbericht,<br />
den sie irgendwo gelesen haben. Auch diese Haltung<br />
ist nachvollziehbar: Sie entsteht, wenn die eigenen<br />
Kinder schon ins Wasser fallen und noch nicht<br />
schwimmen können und es einem dämmert, dass<br />
man als Jugendlicher auf See manchmal ganz schön<br />
viel Glück hatte. Und dass man mit guter Ausbildung<br />
etwas weniger aufs Glück angewiesen ist.<br />
Die vernünftigste Einstellung findet sich – natürlich<br />
– zwischen den Extremen: bei Leuten, die ordentlich<br />
segeln können und es noch besser können wollen.<br />
Die das <strong>Segel</strong>n als befriedigenden, nicht endenden<br />
Lernprozess betrachten. Die die Welt der (Amateur-)<br />
Seefahrt für einen Wissensozean halten, auf dem<br />
man ein Leben lang kreuzen und immer noch was<br />
Spannendes finden kann.<br />
Sir Russell Coutts (50) eilt der Ruf voraus, dass er auf<br />
Monohulls besser segelt als die meisten. Dennoch<br />
hat er die AC-45-Klasse und die darauf folgenden<br />
AC-72er ins Leben gerufen, nachdem er beim letzten<br />
America’s Cup die Welt der technisch hochgerüsteten<br />
Wing-Multihulls kennengelernt hat. Dass<br />
er 2010 (mit James Spithill am Steuer) gegen Alinghi<br />
gewonnen hat, ist weniger bemerkenswert als die<br />
Tatsache, dass er jetzt im AC 45 gegen Spithill segelt<br />
– als Schüler, der sich mit seinem Meister misst. Und<br />
ihn regelmäßig schlägt.<br />
Einer der erfolgreichsten Segler Frankreichs ist Michel<br />
Desjoyeaux (47), er gewann ungezählte Hochseeregatten,<br />
darunter zweimal das <strong>Vendée</strong> <strong>Globe</strong>. Man<br />
nennt ihn „le professeur“, weil er alles analytisch<br />
durchdenkt, seine Gegner und die Rennstrecke studiert<br />
und immer weiß, was man wissen muss, um erstens<br />
heil und zweitens als Erster anzukommen.<br />
Es gibt nur einen Desjoyeaux, von dem die französischen<br />
Segler noch mehr gelernt haben als von Michel:<br />
seinen Vater Henri (†92). Er hat die berühmte <strong>Segel</strong>schule<br />
„Les Glénans“ in der Bretagne aufgebaut, wo<br />
seit der Nachkriegszeit <strong>Segel</strong>n nach Art der Seepfadfinder<br />
gelehrt wird. Es ist ein raues, anspruchsvolles<br />
Revier, und die Schüler werden dort, während sie<br />
Knoten und Manöver lernen, mit der See und der<br />
Küste vertraut gemacht. Sie lernen in höheren Kursen<br />
auch die Theorie von Wetter, Wind und Gezeiten,<br />
aber sie wissen bereits, wie sich dergleichen anfühlt,<br />
bevor die Theorie kommt.<br />
Die deutsche Variante einer allumfassenden Seglerausbildung<br />
repräsentiert der Deutsche Hochseesportverband<br />
Hansa, der Ausbildungsflotten auf Elba,<br />
in Glücksburg und am Chiemsee unterhält. Man kann<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
79
sports I trainierT! segeln!<br />
beim DHH zu jeder Jahreszeit jeden Schein bis hin zur <strong>Segel</strong>lehrerausbildung<br />
machen. Der DHH ist mit der Zeit gegangen und hat<br />
sich von der alten Seglerschmiede zu einem zeitgemäßen Unternehmen<br />
gewandelt.<br />
Die wohl berühmteste, aber auch elitärste <strong>Segel</strong>schule der Welt<br />
liegt in Frankreich, unweit der Îles des Glénan, in Port-la-Forêt. Das<br />
Nationale Trainingszentrum wird in Seglerkreisen auch „Tal der<br />
Verrückten“ genannt. Hier lernen und trainieren Profis wie Desjoyeaux,<br />
Vincent Riou und Samantha Davies, die auf Weltrennen<br />
und im internationalen Regattazirkus gegeneinander antreten.<br />
Sie teilen ihr Wissen und ihre Erfahrung und machen auf Trainingsregatten<br />
ihre Schiffe schneller, bevor sie nach dem Startschuss<br />
zu Konkurrenten werden. Man kann sich auf dieser Schule nicht<br />
einfach anmelden, man wird ausgewählt. Als der Deutsche Boris<br />
Herrmann die Einladung dorthin bekam, war es für den Youngster<br />
das Signal, dass er von der französisch dominierten Elite der Einhandsegler<br />
akzeptiert ist.<br />
Auch wenn normalen Seglern die Türen solcher Bildungsstätten<br />
verschlossen bleiben, gibt es jede Menge Möglichkeiten, an sich zu<br />
arbeiten. Viele große Vereine bieten Ausbildungskurse auch für fort-<br />
Untypisches Ausbildungsschiff:<br />
<strong>Segel</strong>schüler trainieren vor<br />
Island auf einer Pogo 40<br />
80 <strong>Segel</strong> journal juli/august 2012
Praktisches Lernen in<br />
der Gruppe ist viel<br />
besser, als alleine die<br />
Theorie zu pauken<br />
geschrittene Segler an, außerdem finden sich jederzeit Crews, die<br />
für Regatten trainieren – das beste Praxistraining überhaupt. Nicht<br />
alle Crews sind gute Ausbildungsteams, nicht alle Skipper begnadete<br />
Ausbilder. Von denen kann man dann immerhin lernen, wie<br />
man’s besser nicht macht.<br />
Training unterscheidet sich von Lernen in der Langzeitwirkung:<br />
Wer trainiert, setzt auf Einübung des Gelernten, und er folgt<br />
dabei einem Plan. Berliner Absolventen eines Kurses zum<br />
Sporthochseeschifferschein (der Kurs ist schon wegen der Astronavigation,<br />
die dort gelehrt wird, ein kulturelles Abenteuer)<br />
treffen sich in einer Villa am Müggelsee und üben dort mit dem<br />
Sextanten. Wer die Astronavigation richtig anwenden und trainieren<br />
will, der heuert am besten auf einem längeren Überführungstörn<br />
in die Karibik an. Es reichen natürlich auch ein paar<br />
<strong>Segel</strong>tage und -nächte auf der Ostsee.<br />
Wer Manöver übt, bis sie im Schlaf sitzen, der trainiert Bewegungsabläufe<br />
und das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Crewmitgliedern.<br />
Wer den ganzen Tag Jolle segelt, trainiert Kraft, Koordination,<br />
Bootsgefühl. Wer seine Schwächen analysiert und daran<br />
arbeitet, der betreibt ein Training.<br />
Die zweite Schiene organisierter Ausbildung sind <strong>Segel</strong>schulen. Sie<br />
sind Ausbildungsstätten und Anbieter von Aktivurlauben in einem.<br />
Man findet hier meist sehr fähige Ausbilder, denn die Schulen heuern<br />
natürlich bevorzugt <strong>Segel</strong>lehrer an, die sich in früheren Saisons<br />
bewährt haben.<br />
Außer den Standardkursen, die auf <strong>Segel</strong>scheinprüfungen vorbereiten,<br />
bieten viele Schulen Lehrgänge an, mit denen Segler gezielt<br />
an sich arbeiten können. Im Skipper-Training lernt man unter anderem<br />
die Beherrschung von Boot und Crew bei Hafenmanövern.<br />
Reine Frauenkurse machen aus Frauen, die in Gegenwart ihrer<br />
Männer nicht den Plotter anfassen mögen, sichere Seglerinnen.<br />
Man kann in speziellen Kursen Wetterkunde, Katamaransegeln,<br />
Spinnakern, Schlechtwettersegeln, den Umgang mit Rettungsmitteln<br />
und das Racen auf einer Class-40-Yacht lernen.<br />
Es gibt ein paar Scheine, die man braucht, weil sie auf bestimmten<br />
Revieren Vorschrift sind oder weil ein Funkgerät oder Seenotrettungsmittel<br />
an Bord sind. Und es gibt Scheine, die man nicht<br />
braucht, aber haben will. Sie sind so nützlich wie Pokale in der Vi-<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
81
Die große X-612 Glücksburg gehört<br />
zur Flotte des DHH und wird<br />
für Ausbildungstörns und auf<br />
Hochseeregatten eingesetzt<br />
Fernab von Meer und Horizont: Schüler mit einem Sextanten
sports I trainiere! segeln!<br />
trine. Und sie sind nichts anderes! Trotzdem plädieren wir für den<br />
Erwerb dieser Scheine. Was ist an Trophäen schlecht? Scheine und<br />
Pokale stehen für Erfolgserlebnisse.<br />
Scheine gibt’s nur nach einer Prüfung. Die Vorbereitung auf eine<br />
Prüfung weckt unseren Ehrgeiz. Sie zwingt uns, Dinge gründlich zu<br />
lernen. Uns in eine bestimmte Methode der Gezeitenberechnung<br />
zu verbeißen, bis wir sie kapiert haben. Die Erfinder von <strong>Segel</strong>scheinen<br />
– Funktionäre, Politiker, <strong>Segel</strong>lehrer – und die Profiteure<br />
des Systems (Beamte, Funktionäre, <strong>Segel</strong>lehrer und <strong>Segel</strong>schulenbesitzer)<br />
sehen in den Scheinen natürlich etwas mehr als ein Spiel.<br />
Wer sich auf den Erwerb eines <strong>Segel</strong>scheins einlässt, hat ein Projekt.<br />
Die amtlichen Sportbootführerscheine, die man haben muss<br />
und die gewisse Grundkenntnisse der Verkehrsteilnehmer gewährleisten,<br />
erscheinen einem vielleicht noch als lästige Pflicht. Beim<br />
Long Range Certificate oder Sporthochseeschifferschein sind jedoch<br />
andere Kräfte am Werk. Das sind intellektuelle Bergbesteigungen,<br />
jedenfalls der SHS. Er ist trotz Astronavigation nicht viel schwieriger<br />
als der Sportseeschifferschein (SSS), die Königsklasse der praktischen<br />
<strong>Segel</strong>scheine.<br />
Beim Büffeln für diese <strong>Segel</strong>scheine wird das Lernen selbst zum<br />
Sport. Sportseeschiffer- und -hochseeschifferschein sind kein Hirnjogging,<br />
sondern Fünfkampf in den Disziplinen Navigation, Recht,<br />
Seemannschaft, Wetterkunde und (beim SSS) Praxis. Keiner<br />
wird bezweifeln, dass Skipper auf diesen Wissensgebieten fit sein<br />
sollten. Jedoch würde keiner, der diese Gebiete praktisch beherrscht,<br />
sich aber nicht gründlich mit den Prüfungsfragen auseinandergesetzt<br />
hat, eine solche Prüfung bestehen.<br />
Manche <strong>Segel</strong>kurse dienen ausschließlich der Prüfungsvorbereitung,<br />
die Wissensvermittlung orientiert sich allein an diesem Ziel.<br />
Themen, die „nicht prüfungsrelevant“ sind, werden ausgeblendet.<br />
Uns ist der Fall eines begnadeten <strong>Segel</strong>lehrers bekannt, der seinen<br />
Schülern als Erstes den gebuchten Englandtörn ausredete und<br />
mit ihnen stattdessen vier Tage lang Hafen- und Mann-über-Bord-<br />
Manöver fuhr. Der Erfolg gab ihm recht, keiner fiel durch. England<br />
läuft ja nicht weg.<br />
Die meisten Segler pauken für den nächsten Schein in den Abendstunden<br />
oder an den Wochenenden in Kompakt-Seminaren. Eine<br />
weitere Möglichkeit, seglerisches Know-how zu ergänzen, sind Urlaube<br />
mit <strong>Segel</strong>unterricht im Ausland. Oft ist das Wetter in den Urlaubsregionen<br />
besser als zu Hause, und der Eloquenz in der jeweiligen<br />
Landessprache tut das kleine Abenteuer auch gut. Vor allem<br />
aber hat man die Chance, mit einem „Local“ das unbekannte Revier<br />
zu erkunden. Auch viele deutsche <strong>Segel</strong>schulen haben eigene<br />
Yachten in wärmeren Gefilden und bieten an Bord kombinierte<br />
Praxis- und Theoriekurse an.<br />
Wer natürlich jede Saison auf dem vertrauten Revier fährt, dem<br />
kann kaum einer noch etwas beibringen. Aber locken nicht hinter<br />
dem nächsten Kap neue Küstenabschnitte, die es zu entdecken<br />
gilt? Die unendliche Weite des Ozeans? Der Mensch, schrieb der<br />
Biologe Bernd Heinrich, „ist das Tier, das hinter den Horizont blickt“.<br />
Lernen erweitert unseren Horizont. Und schafft neue seglerische<br />
Freiräume!<br />
„Für viele reicht der<br />
Sportbootführerschein See“<br />
Richtig gut segeln zu können, ist ein lebenslanger<br />
Lernprozess. Auf den Ausbildungstörns<br />
und Charterreisen des<br />
Deutschen Hochseesportverbands<br />
Hansa (DHH) werden Wissen und Seemannschaft<br />
praxisnah durch erfahrene Skipper<br />
vermittelt. SEGEL JOURNAL sprach mit dem<br />
Hamburger Arzt und DHH-Ausbilder Benjamin<br />
Stoelck (29) über seine Ausbildungsziele.<br />
Wenn Sie mit den groSSen Yachten des DHH aufbrechen,<br />
haben Sie meist erwachsene Gäste an Bord,<br />
die deutlich älter sind als sie selbst. Was können<br />
sie diesen Seglern auf der Tour vermitteln?<br />
Vor allem viel Praxis, Erfahrung an Bord und den sicheren Umgang<br />
mit großen Schiffen. Viele entdecken erst als Erwachsene<br />
den <strong>Segel</strong>sport für sich und lernen stetig dazu. Nach dem ersten<br />
Kurs auf einer kleinen Jolle kommt ein Kielboot, danach<br />
eine kleine Yacht. Das eigene Zutrauen in die Fähigkeiten<br />
wächst mit der Zeit.<br />
Sind Ihre Ausbildungstörns immer auf das Erlangen<br />
des nächsthöheren <strong>Segel</strong>scheins ausgerichtet?<br />
Nein, das finde ich auch nicht wichtig. In erster Linie geht es<br />
darum, gut segeln zu können und ein Schiff in jeder Situation zu<br />
beherrschen. Das deutsche Scheinwesen ist leider sehr theorielastig,<br />
doch viel angelesenes Wissen wird in der Praxis nur sehr<br />
selten angewandt und gerät in Vergessenheit.<br />
Welche Scheine brauchen Segler denn wirklich?<br />
Das hängt ganz davon ab, welches Törngebiet sie ansteuern<br />
wollen. Viele meiner <strong>Segel</strong>schüler haben schon selbst Schiffe<br />
gechartert und sind damit vor Mallorca gewesen. Nun locken<br />
sie der schwedische Schärengarten oder der Westen Schottlands.<br />
Jetzt ist ein ganz anderes Wissen gefragt, es gilt Gezeiten<br />
und Strömung zu berechnen, Ankern will gelernt sein. Das<br />
bringe ich ihnen dann bei. Ob die Segler im Anschluss daran<br />
einen Hochseeschifferschein anstreben oder nicht, ist eher<br />
zweitrangig.<br />
Wollen Sie damit sagen, <strong>Segel</strong>scheine werden<br />
überbewertet?<br />
Ich kenne hervorragende Segler, die haben nur einen Sportbootführerschein.<br />
Wieder andere haben sich Schein für Schein<br />
hochgearbeitet und sehr viel theoretisches Wissen erworben.<br />
Ich empfehle immer, erst dann etwas so komplexes wie Astronavigation<br />
zu erlernen, wenn das Wissen wirklich notwendig ist.<br />
Das ist wie im Berufsleben. Da gehen wir doch auch erst zur<br />
Fortbildung, wenn die Inhalte für unseren Job in den nächsten<br />
Monaten und Jahren relevant sind. Dennoch kann es nicht<br />
schaden, höhere <strong>Segel</strong>scheine abzulegen, denn je mehr man<br />
sich mit der Materie in Theorie und Praxis auseinandersetzt,<br />
desto besser, gerade für Schiffsführer.<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
83
sports I der kat im cup<br />
mal schnell<br />
geradeaus<br />
84 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Die Vorregatten um den<br />
schlagzeilenträchtigen<br />
America’s Cup finden auf<br />
Katamaranen statt. Aber ist<br />
der Kat die America‘s-Cup-Yacht<br />
der Zukunft? Und was macht den<br />
Reiz des <strong>Segel</strong>ns auf zwei Kufen<br />
aus? Sandra-Valeska Bruhns war an<br />
Bord eines Extreme 40 und macht<br />
sich so ihre Gedanken.<br />
fotos ARNT BRUHNS / MARC BEREL<br />
Auf den ersten Blick ist der 40-Fuß-Katamaran von At van<br />
Barneveld, der im südfranzösischen Port Grimaud liegt,<br />
einem America‘s Cupper nicht ganz unähnlich. Okay, nicht<br />
äußerlich vielleicht, aber dem Kohlefaser-Katamaran fehlt wie den<br />
Regattaschiffen mit dutzenden Tonnen Blei im Kiel der Motor. Wie<br />
bei den großen Vorbildern im America’s Cup muss der Renner von<br />
einem Schlauchboot auf den Golf von Saint-Tropez hinausgeschoben<br />
werden, um sein Speedpotenzial unter Beweis zu stellen. Hier<br />
wird das Beiboot ankernd zurückgelassen, eine Klassenflagge erleichtert<br />
bei der Rückkehr das Wiederauffinden.<br />
Das war‘s dann aber auch schon mit den Ähnlichkeiten. Van Barneveld<br />
zieht das 75-Quadratmeter-Großsegel hoch, der Katamaran<br />
nimmt Fahrt auf. Ein leichter Windhauch genügt, und das Schiff<br />
gleitet übers Wasser. Die unterstützende Genua hat mit 25 Quadratmetern<br />
eine vergleichsweise geringe Fläche, wirklich spannend<br />
wird es hier an Bord erst, wenn der Gennaker hochgezogen wird.<br />
Dann passiert endlich das, wovon Katamaran-Segler schwärmen:<br />
Die luvwärtige Kufe hebt sich aus dem Wasser, zusammen mit der<br />
Bewegung des Schiffes und dem Fahrtwind wird der Geschwindigkeitsrausch<br />
für die Segler fühlbar. Im Gegensatz zu den Cup-Einrümpfern<br />
mit muskelbepackten Männern an den Coffeegrindern<br />
(den frei stehenden Kurbel-Maschinen im Cockpit) nimmt der Wind<br />
an Bord mit dem Speed ab – und mit ihm die Kräfte aufs Schiff.<br />
leichtesten Winden segeln zu können. Während andere Yachten<br />
in der Bucht bei einer leichten Brise noch vor sich hindümpeln,<br />
rauscht er auf seinem Katamaran übers Wasser. Bei 20 bis 25 Knoten<br />
Wind wurden auf den Extreme 40 schon Geschwindigkeiten von<br />
35 Knoten gemessen – das entspricht dem 1,5-fachen der Windgeschwindigkeit.<br />
Am Steuer eines Extreme 40 müssen sich auch gewiefte Einrumpfsegler<br />
erst an veränderte Rahmenbedingungen gewöhnen. Wenn<br />
sich der Rumpf, auf dem man sitzt, das erste Mal aus dem Wasser<br />
hebt und das Boot dabei spürbar beschleunigt, wird eine erste<br />
Portion Adrenalin ausgeschüttet. Und nach kurzem Nachdenken<br />
kommtdie Erkenntnis, dass der Wind nicht gedreht hat, sondern der<br />
Katamaran bei mehr Speed weniger Höhe läuft – der scheinbare<br />
Wind wird zusehends vom Fahrtwind bestimmt. Richtig kritisch ist<br />
vor allem das Abfallen, hier geschehen auch die spektakulärsten<br />
Stürze, wenn es bei den Rennen um die Luvtonne geht. Denn ohne<br />
ausreichend Fahrt wird der scheinbare Windwinkel zu raum, das<br />
Boot bekommt zu viel Druck und steckt den Leeschwimmer weg –<br />
der erste Akt auf dem Weg zum Überschlag mit fliegenden Seglern.<br />
Also heißt das Motto: erst einmal Fahrt aufnehmen und dann langsam<br />
abfallen. Raumschots angekommen muss dann der optimale<br />
Winkel zwischen Fahrt nach Lee und scheinbarem Wind gefunden<br />
werden, denn vor dem Wind wird der Kat sehr langsam, die Halse ist<br />
daher auch eher unspektakulär. Wer schon einmal auf einem Eissegler<br />
übers dunkle, blanke Eis gerast ist, kennt diese <strong>Segel</strong>eigenschaften.<br />
Dabei ist der Umstieg von einer klassischen Yacht auf einen Katamaran<br />
nicht selbstverständlich. Viele Segler scheuen sich vor<br />
dem Wechsel auf zwei Rümpfe und damit den Wechsel auf einen<br />
Schiffstyp, der weder vernünftig kreuzen kann, noch rasante Tonnenmanöver<br />
zulässt. Die große Kunst der klassischen Up-and-<br />
Down-Regatten, bei denen es vor allem darauf ankommt, die Kreuz<br />
technisch sauber und mit einem großen taktischen Anspruch zu<br />
fahren, fällt bei den Rennen der Katamarane weg. Auf der Kreuz<br />
Crewmitglied Marc Fröschke<br />
setzt das Vorsegel<br />
Das ist der Kick beim Rennkatamaran-<strong>Segel</strong>n: Aus hohen Geschwindigkeiten<br />
resultierende extrem vorliche scheinbare Winde<br />
zu nutzen und so – mit auf fast allen Kursen ganz dichtgezogenen<br />
<strong>Segel</strong>n – so schnell wie möglich übers Wasser zu flitzen. Um die<br />
Aerodynamik noch zu erhöhen, ist der profilierte Mast beim Extreme<br />
40 und dem AC 45 drehbar. Großschot, Cunningham und<br />
Unterliek sind die wichtigsten Trimmeinrichtungen und werden<br />
über Hydraulikzylinder verstellt.<br />
Vollgas sofort auf dem Wasser setzt Adrenalin frei und weckt bei<br />
Skipper und Crew die Lust auf mehr. Schneller als der Wind zu sein,<br />
ist auch der Reiz, den van Barneveld auf seinem Katamaran auskostet.<br />
Und dabei die Faszination, auf diesem ultraleichten Kohlefaser-Schiff,<br />
das dem Tornado nachempfunden wurde, schon bei<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
85
sports I der kat im cup<br />
Einen eigenen Motor haben die Katamarane<br />
vom Typ Extreme 40 nicht. Mit Hilfe eines<br />
Dingis fährt van Barneveld den Katamaran<br />
auf den Golf von Saint-Tropez<br />
muss nun das beste Verhältnis zwischen Höhe und Speed gefunden<br />
werden. Krampfhaft Höhe zu schinden, zahlt sich nicht aus. Es gilt,<br />
möglichst wenig Wenden zu fahren, denn eine Kursänderung bei<br />
einem Extreme 40 bedeutet immer erst einmal eine Vollbremsung.<br />
Bis die beiden Rümpfe in der Wende durch den Wind sind und das<br />
Großsegel – das fast ausschließlich über den Traveller gefahren wird<br />
– wieder Druck bekommt, vergehen ein paar Sekunden.<br />
Unbestrittener Vorteil der Katamarane: Sie sind schneller als Einrumpfyachten.<br />
Sie schleppen keinen Ballast im Kiel mit sich herum<br />
und haben dadurch eine deutlich geringere Verdrängung im<br />
Wasser. Nicht umsonst werden die Rekordversuche um die Jules<br />
Verne Trophy inzwischen mit Trimaranen ausgefochten. Hebt sich<br />
ein Rumpf aus dem Wasser, verringert sich der Wasserwiderstand.<br />
Zweiter Speedvorteil für Mehrrumpfboote: Sie können durch die<br />
deutlich größere Anfangsstabilität mehr <strong>Segel</strong>fläche als ein in der<br />
Masse vergleichbares Einrumpfboot tragen. Daran schließt sich<br />
auch gleich der Nachteil an: Die größere Anfangsstabilität verringert<br />
sich im genauen Gegensatz zum Kielboot mit zunehmender<br />
Krängung erheblich, und am Ende kippt die Konstruktion um.<br />
Daher sind die Grenzen beim Katamaran-<strong>Segel</strong>n enger gesteckt als<br />
bei konventionellen Yachten. Sicher, Bilder von spektakulären Sonnenschüssen<br />
zeigen auch bei Kielbooten, wo Fehler passieren und<br />
was sie bewirken. Katamarane aber können sich überschlagen. Das<br />
muss nicht zum Totalverlust führen, aber aus eigener Kraft kommen<br />
die gekenterten Riesen auch nicht wieder hoch.<br />
Bei über 20 Knoten Wind geht van Barneveld mit seinem Katamaran<br />
und Gästen nicht mehr aufs Wasser, nur noch mit einer eingespielten<br />
Crew. Sonst wird es zu gefährlich. Das America’s Cup-Management<br />
versucht hingegen, aus der Überschlag-Gefahr medialen Profit zu<br />
schlagen, und hat ein Video mit den spektakulärsten Überschlägen<br />
und Kollisionen ins Netz gestellt. Die Klicks zeigen, dass das Zuschauerinteresse<br />
an Pleiten, Pech und Pannen ungebrochen ist.<br />
Aber hilft das beim America‘s Cup? Der lebt schließlich vom Match<br />
Race, von Manövern mit großen Yachten auf kleinem Raum. Wo die<br />
Segler zeigen, dass sie das Schiff beherrschen und nicht umgekehrt.<br />
Um <strong>Segel</strong>legende Jochen Schümann sehr frei zu zitieren: Stürze<br />
versteht jeder Idiot. So entsteht tatsächlich eine Parallele zwischen<br />
der <strong>Segel</strong>welt und dem Formel-1-Motorsport: Die Zuschauer warten<br />
gespannt darauf, dass endlich etwas passiert. Nur zu sehen, wie<br />
einer als Erster durchs Ziel geht, ist (fast) langweilig. Das hat leider<br />
auch schon der letzte America‘s Cup gezeigt. Der Kat im Cup: Rasant,<br />
dramatisch – und eine Fehlbesetzung. So wie ein Dragster auf der<br />
Formel-1-Strecke, rasend schnell geradeaus, aber in der Kurve – respektive<br />
in den Manövern, und aus denen besteht ja der Cup zum<br />
großen Teil – langsam und langweilig. Man könnte auch sagen: 25<br />
Tonnen Ballast unter dem Schiff haben deutlich mehr Dramatik als<br />
35 Knoten Speed. Aber wir wollen ja den Cup nicht zerreden. Vielleicht<br />
ist das Revier unter der Golden Gate Bridge mit seinem kräftigen<br />
Wind eher Cup-Land als die Flautenzone vor Valencia.<br />
Und van Barneveld? Der ist mit seinem Kat aus dem internationalen<br />
Rennzirkus der Extreme 40s ausgestiegen. Er nimmt nun stundenweise<br />
zahlende Gäste für einen rasanten Trip über den Golf von<br />
Saint-Tropez mit an Bord. Um ihnen einen echten Adrenalinkick zu<br />
versetzen. Und als Umweltaktivist zu zeigen, was eine gut eingesetzte<br />
Brise bewirken kann. Denn beim Umsetzen von Wind in<br />
Speed ist der Kat unübertroffen.<br />
Cupper vs. AC 72<br />
Beim 32. America’s Cup vor Valencia vor fünf Jahren war<br />
alles noch so, wie es sich für den guten alten Cup gehörte:<br />
Gesegelt wurde auf Yachten mit einem Rumpf und einem<br />
16- bzw. 17-köpfigen Team. Als Herausforderer der Alinghi<br />
traten zwölf Teams aus neun Nationen an. Die Yachten<br />
mussten entsprechend der vorgegebenen Rahmendaten<br />
aus Länge, Gewicht, Breite, Tiefgang und <strong>Segel</strong>fläche konstruiert<br />
werden, so dass die Boote zwischen 20 und 28<br />
Meter lang waren.<br />
2013 wird der nächste Kampf um den Cup vor San Francisco<br />
stattfinden. Gesegelt werden soll auf Yachten der Klasse<br />
AC 72 – Katamarane mit einer Rumpflänge von 22 Metern<br />
und einer Breite von 14 Metern. Die elfköpfige Crew muss<br />
die Flügelsegel mit schlappen 40 Metern Höhe und einer<br />
Fläche von 230 bis 260 Quadratmetern bedienen. So viel<br />
Technik ist rasant: Für den AC 72 werden Spitzengeschwindigkeiten<br />
von 32 Knoten erwartet. Die Vorregatten werden<br />
auf kleineren Katamaranen der Klasse AC 45 ausgetragen.<br />
86 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
sailors<br />
Foto: Claus Reissig<br />
Highlights Cooles für Segler, nicht nur an Bord 88 - 89<br />
Tilly xv Zum 100. Geburtstag ein Refit in den Originalzustand 90 - 95<br />
wasserdichte handys Was mit an Bord soll, muss wasserfest sein 98 - 101<br />
interview alex Thomson, ein Solosegler träumt vom groSSen Team 102 - 105<br />
Uhren zeit der extremeN 106<br />
slam coole outfits für segler 108 - 109<br />
<strong>Segel</strong>-lektüre Leseempfehlungen für Segler 110 - 111<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
87
sailorshighlights<br />
Na, Logo!<br />
Der Evolution Hoody von Musto ist ein Field Sensor<br />
Fleece, ein windhemmendes Fleece, das besonders<br />
für den sportlichen Einsatz entwickelt wurde. Das<br />
neue Kapuzen-Shirt mit dem Musto-Logo komplettiert<br />
die Evolution-Kollektion (ca. 130 Euro). Ganz auf<br />
Evolution sind Lisa Ericson (Schwedens Damen 470er<br />
Team, links) und Hannah Mills (Skandia Team GBR,<br />
470er Team) eingestellt: Lisa trägt eine Evolution Softshell<br />
Damenweste (rund 120 Euro) und eine Evolution<br />
Caprihose (85 Euro). Hannah bekennt sich mit dem<br />
neuen Evolution Logo Hoody zu Musto. frisch.de<br />
Ticktack!<br />
Armin Strom, Teamsponsor des GAC Pindar <strong>Segel</strong>teams,<br />
hat zur Extreme Sailing Series die „Armin Manual Water<br />
– Special Edition GAC Pindar Sailing Team“ aufgelegt.<br />
Die Uhr mit Manufakturwerk passt zum Thema <strong>Segel</strong>n:<br />
Das marineblaue Kalbslederarmband ist mit original <strong>Segel</strong>tuch<br />
aus dem Gennaker des GAC Pindar Katamarans<br />
besetzt. Das Element Wasser wird durch handgravierte<br />
Wellen auf der Räderwerksbrücke symbolisiert. Die Gangreserve<br />
von 120 Stunden reicht auch für längere Törns, bis<br />
50 Meter ist das Edelstahlgehäuse wasserdicht. Die Uhr ist<br />
limitiert auf 40 Exemplare.<br />
arminstrom.com<br />
Sag was!<br />
Der 15-Language Advanced Global<br />
Translator von Franklin glänzt mit mehr<br />
als 1,6 Millionen Einträgen in europäischen<br />
Sprachen – er dolmetscht aber auch<br />
Türkisch, Chinesisch oder Japanisch. Bei<br />
fremden Schriften wird die Schreibweise<br />
auch in lateinischen Buchstaben angegeben.<br />
18.000 Formulierungen speziell für<br />
Reisende, etwa fürs Einkaufen, bei Notfällen<br />
und im Restaurant, helfen unterwegs<br />
weiter. Umrechnungsfunktionen für<br />
Maße und Gewichte und andere Tools<br />
ergänzen das Sprachpaket. Der kompakte<br />
Begleiter (120 x 88 x 19 mm) wiegt<br />
180 g. Etwa 80 Euro.<br />
franklin.com/de<br />
Fotos: Hersteller<br />
88 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Kiss, Kiss!<br />
Sie ist schon so etwas wie ein Sport- und Reise-Klassiker, die<br />
KISS-Weste von CBY: Die berühmte „Foldable“ wird neu aufgelegt<br />
und bringt mit ihren fröhlichen Farben wie Mintgrün, Gelb, Blau,<br />
Koralle, Pink, Rot und Hellblau auch Leben in die sonst so marineblaue<br />
Segler-Welt. Die ultraleichten<br />
Daunenwesten wiegen nicht<br />
mehr als 200 Gramm und<br />
können mit einem Handgriff<br />
in die dazugehörige Tasche<br />
gepackt und praktisch verstaut<br />
werden. Sie passen immer<br />
in jede Tasche und wärmen an<br />
kühlen Herbsttagen. Am besten<br />
legt man sich gleich mehrere zu...<br />
Die Kiss kostet rund 190 Euro.<br />
C-by.it<br />
Guck mal!<br />
Bollé hat mit dem neuen Modell Chase ein sportlichmodisches<br />
Statement für Segler geschaffen: Die Sonnenbrille<br />
in Shiny White kombiniert Trend und Funktion:<br />
Sie bietet hohen UV-Schutz, ist bruchsicher und<br />
garantiert einen klaren Blick – dafür sorgt das Polarized<br />
TNS, ein neutraldichtes graues Glas mit Polarisationsfilter.<br />
Die Farben wirken natürlich, grelles, blendendes<br />
Licht, besonders auf dem Wasser, wird gemildert. Die<br />
Brille ist aber nicht nur an Bord, sondern zum Beispiel<br />
auch beim Autofahren ein nützliches Accessoire. Sie<br />
kostet circa 130 Euro, über frisch.de<br />
Limitierte Nostalgie!<br />
Gummistiefel, die Geburtstag feiern, gibt es definitiv nicht viele. Doch der antikblaue Aigle-Klassiker<br />
Regatta 72 mit zwei weißen Streifen ist ein Beispiel dafür, dass es auch Produkte gibt, die<br />
im trendorientierten Modezirkus 40 Jahre überdauern. Das Modell, das mit <strong>Segel</strong>-Legende Marc<br />
Pajot entworfen wurde, gibt es als Sonder-Edition, auf 1972 Exemplare limitiert. Die „Botte Bleue“<br />
werden wie eh und je von Hand gefertigt, sind rutschfest, wasserdicht und robust. Wer im<br />
Nostalgie-Gefühl der Seventies herumstiefeln mag, muss sich aber ein bisschen tummeln.<br />
Denn limitiert ist limitiert. Etwa 120 Euro, aigle.fr<br />
Ahoi!<br />
Mäh!<br />
Icebreaker, Fashion-Label aus Neuseeland, hat<br />
Wolle sporttauglich gemacht: Statt auf Kunstfaser<br />
setzt Icebreaker auf Funktionsfasern aus naturreiner,<br />
feinst verarbeiteter Merino-Wolle. Es gibt<br />
für jeden Einsatz etwas. Reise-Shirts kühlen bei<br />
Hitze und wärmen bei Kälte. In dem klassischen<br />
dunkelblauen Kleid aus Merinowolle ist man<br />
nie falsch angezogen. Das Club-Polo ist<br />
ein wunderbares Basic für den sportlichen<br />
Einsatz an Bord, wo Wolle<br />
eigentlich nicht (mehr) getragen<br />
wird. Doch die Kiwis beweisen,<br />
dass Wolle und Salzwasser doch<br />
zusammenpassen. Wer dazu noch<br />
ökologisch denkt und auf Nachhaltigkeit<br />
Wert legt, ist bei dieser Marke<br />
richtig. Polo ca. 80 Euro,<br />
icebreaker.com<br />
Die niederländische Modemarke Gaastra hat<br />
für den Herbst eine Seaport Heritage-Kollektion<br />
aufgelegt, die luxuriöse Interpretation des nautischen<br />
Erbes der Marke. In uni variiert Gaastra die<br />
ganz klassischen maritimen Farben Marineblau,<br />
Off-white und Beige. Authentische <strong>Segel</strong>details<br />
werden bei allem Sinn für Tradition auch modisch<br />
aufgefrischt: Handveredelter<br />
Strick in Kabel-Technik und<br />
Pullover mit robustem Schalkragen<br />
setzen einen<br />
sportlich-klassischen<br />
Akzent. Klar dass jedes<br />
Teil mit dem typischen<br />
Gaastra-Logo,<br />
dem stilisierten Wasserturm<br />
von Sneek, als<br />
Original geadelt wird.<br />
gaastra.eu<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
89
sailors I sonderklasse tilly XV<br />
„Ich bin dem Schiff<br />
etwas schuldig“<br />
Text monika Kludas fotos claus reissig<br />
Klassiker-Liebhaber Siegfried Rittler forschte<br />
intensiv in historischen Dokumenten, um<br />
seine Tilly XV detailgetreu zu rekonstruieren.<br />
Dafür wurde sie mit dem Restaurierungspreis<br />
2012 des Freundeskreises Klassische<br />
Yachten ausgezeichnet<br />
90 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Siegfried Rittler hatte<br />
eine Mission: seine 100<br />
Jahre alte Sonderklasse<br />
Tilly XV sollte zum<br />
Jubiläum auf ihrem<br />
Heimatrevier, der<br />
Hamburger Alster,<br />
segeln. Und zwar im<br />
Originalzustand.<br />
WWeißes Hemd, weiße Hose und ein strahlendes Lächeln<br />
– so trifft man Siegfried Rittler meist an Bord der Tilly XV<br />
an. Sein Schiff ist eine 100 Jahre alte Sonderklasse, extrem<br />
von der messingbeschlagenen Bugnase bis zum lackierten<br />
Mahagoni-Spiegel: Mehr als die Hälfte des zwölf Meter langen<br />
Rumpfes sind flache Überhänge, die Wasserlinie misst nur 5,95<br />
Meter. Mit dem fast völlig ebenen Deck wirkt sie auf dem Trailer<br />
wie ein überdimensionales Surfbrett mit einer tiefen Kielflosse.<br />
Genauso schießt sie auch übers Wasser, wie die begeisterten<br />
Zuschauer bei den Hamburg Summer Classics auf der Alster<br />
beobachten konnten. Mit ihrem großen Gaffelsegel fing sie die<br />
schwache Brise ein und zog am Feld der Boote vorbei, die dadurch<br />
wie eingeparkt wirkten. Doch Ästhetik und Eleganz der<br />
Rennyacht verzauberten auch die segelnde Konkurrenz, und<br />
so riefen die Besatzungen bewundernd herüber: „Was für ein<br />
schönes Schiff!“<br />
Relativ kurzfristig hatte sich der Eigner aus dem bayrischen<br />
Starnberg entschlossen, seine Traumyacht zum Jubiläum in den<br />
Originalzustand von 1912 zurückzubauen. „Das Schiff gehört nun<br />
mir und deshalb bin ich ihm etwas schuldig“, begründet er seine<br />
Initiative. „Wir haben allen bisherigen modernen Regattaschnickschnack<br />
entfernt.“ Der Steven ragt nun wie ursprünglich ein paar<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
91
sailors I sonderklasse tilly XV<br />
Mit 8mR-Weltmeister Jörg Mößnang an der Pinne und Siegfried Rittler als Vorschoter prescht Tilly XV über die Alster (oben). Das Dichtholen der <strong>Segel</strong><br />
ohne Winschen ist Knochenarbeit, erfuhr die Autorin an der Großschot (unten; rechts im Gespräch mit dem Eigner)<br />
92 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
D„Die Hamburger sagen: Wenn jemand ein<br />
Klofenster aufmacht, weht der Wind von der anderen Seite.“<br />
Zentimeter über das Deck hinaus, es gibt auch wieder einen<br />
hölzernen Vordeckspoller, vom Bootsbauer mühsam im engen<br />
Vorschiff verbolzt. Sogar der Wechsel vom frei stehenden zurück<br />
zum angehängten Ruder mit neuem Koker und Holzpinne wurde<br />
noch rechtzeitig geschafft. Der hochgetakelte Alumast musste<br />
dem Gaffelrigg weichen, das anhand historischer Fotos rekonstruiert<br />
wurde.<br />
Der acht Meter lange Untermast, die sieben Meter lange steile<br />
Gaffel und der ebenso lange Baum sind zwar nicht massiv,<br />
sondern Gewicht sparend aus nordischer Fichte verleimt. Unterund<br />
Oberwanten sowie das Vorstag aus verzinktem Stahl sind<br />
gespleißt. Presshülsen wären nicht zeitgemäß. Taljen mit Holzblöcken<br />
spannen die Backstagen, die auf Messingschlitten und<br />
-schienen laufen. Das cremefarbene Großsegel aus der Werkstatt<br />
von Jörg Mößnang wird traditionell mit geschlagenem Tauwerk<br />
angereiht, die Fock mit Stagreitern angeschlagen. Die Großschot<br />
ist durch sechs versetzt angebrachte Blöcke geschoren und wird<br />
stets aus der Hand gefahren. Dicht geholt werden die <strong>Segel</strong> auch<br />
bei viel Wind nur mit Muskelkraft, keine einzige Winsch hilft dabei.<br />
Und das bei 51 Quadratmetern <strong>Segel</strong>fläche, vergleichbar mit der<br />
einer Sun Odyssey 33. „Ich habe mich damit durchgesetzt und bin<br />
froh darüber“, resümiert Rittler, „obwohl es völlig neu für uns war,<br />
mit traditionellem Material zu segeln. Und ich habe großen Respekt<br />
vor den Seglern von damals.“<br />
Das einfache Layout des Windantriebs erfährt seine Krönung<br />
durch die kunstvolle Rumpfkonstruktion, 1912 bei Willy von<br />
Hacht an der Osterbek in Hamburg-Uhlenhorst gebaut. Dort in<br />
Alsternähe entstanden jedes Jahr etliche neue Sonderklassen,<br />
deren Design ständig verfeinert und immer extremer wurde. Tilly XV<br />
gehörte zu den modernsten Entwürfen, der alle Erkenntnisse der<br />
damaligen Zeit in sich vereint: flach, breit, mit starker Aufkimmung<br />
und prahmartigen negativen Überhängen, die auf geschützten<br />
Gewässern bei viel Wind eine große Stabilität bewirken. Das<br />
Gewicht bleibt niedrig durch schmale, eng stehende Spanten,<br />
leichte Beplankung und ein großes offenes Cockpit.<br />
im Boot zu haben. Der seit Jahrzehnten erfolgreiche Regattasegler<br />
und <strong>Segel</strong>machermeister hatte kurz zuvor den Weltmeistertitel<br />
in der 8mR-Vintage-Klasse geholt. „Bei dem Gewühl an den<br />
Wendemarken musst du mit einem großen Boot ganz schön<br />
cool bleiben“, meint Rittler. „Jörg ist mit mir von Anfang an auf der<br />
Sonderklasse gesegelt, hat mich beraten und wesentlich dazu<br />
beigetragen, dass Tilly XV heute ein Stück von mir ist.“<br />
Gefunden hat er sie 1993 durch den Tipp des Klassiker-Fachmanns<br />
Klaus Kramer, der seine Nachforschungen zur Sonderklasse<br />
in einem Buch veröffentlicht hat. Damals gehörte Tilly XV dem<br />
früheren österreichischen Vize-Weltmeister im Viererbob, Werner<br />
Delle Karth. In der Nähe von Innsbruck stand sie verstaubt in einer<br />
riesengroßen Lagerhalle voller Rennbobs und Eishockeyschläger,<br />
mit drei bis fünf Lagen Polyester überzogen, unter dem Vor- und<br />
Achterschiff eine zehn Zentimeter breite Kufe, mit der Delle Karth<br />
ihre Kursstabilität verbessern wollte, und im Cockpitbereich mit<br />
einer Sperrholzplatte versteift. Rittler ist überzeugt: „All diese<br />
Maßnahmen haben ihr das Leben gerettet.“<br />
Die Restaurierungsarbeiten auf der Michelsen-Werft am Bodensee<br />
fielen dementsprechend erheblich umfangreicher aus als beim<br />
Rückbau im Jahr 2012. Erneuert wurden im Wesentlichen Kiel,<br />
Steven und Totholz, die Plankenstöße wurden durch Leisten abgedichtet<br />
und die Planken von außen mit zehn Millimeter Mahagoni<br />
aufgeplankt, um die alte Stärke zu erhalten. Spanten und Decksbalken<br />
mussten ebenfalls teilweise ersetzt werden. Das neue Deck<br />
bestand aus Bootsbausperrholz, das mit Leinenfarbe gestrichen<br />
und gesandet wurde. Tilly XV erhielt zunächst ein futuristisches<br />
Vor allem dann, wenn die Wenden und Halsen bei frischer Brise<br />
rasch hintereinander folgen, artet Regattasegeln genau wie auf<br />
einer Jolle schnell zur Knochenarbeit aus. „Auf der Kieler Förde<br />
konnte man auf den langen Schenkeln die Manöver lange vorbereiten,<br />
hier auf der engen Alster muss man immerzu reagieren,<br />
und zudem ist der Wind extrem unbeständig“, beschreibt der<br />
Bayer die ersten norddeutschen Erfahrungen mit dem klassischen<br />
Rigg. „Die Hamburger sagen: Wenn jemand ein Klofenster aufmacht,<br />
weht der Wind von der anderen Seite.“ Deshalb ist Sigi Rittler<br />
froh, mit Jörg Mößnang einen ausgezeichneten Steuermann<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
93
sailors I sonderklasse tilly XV<br />
Rigg aus einem mit Holz kaschierten Kohlefasermast sowie Gaffel<br />
und Baum. Doch das ging selbst den modernen Sonderklasse-<br />
Konkurrenten zu weit und so kam ein Alumast an Bord.<br />
Die Liste der bisherigen Siege auf dem Attersee und dem Starnberger<br />
See ist lang. Ein beeindruckendes Erlebnis war eine Sturmnacht<br />
auf dem Genfer See bei der rund 24 Stunden dauernden<br />
Regatta um den Bol d’Or. „30 Schiffe sind gekentert“, erinnert sich<br />
Rittler. „Trotz unseres 800-Kilogramm-Bleikiels kamen wir bei fünf<br />
Beaufort auf raumem Kurs ins Gleiten und haben mit dem GPS 19<br />
Knoten Geschwindigkeit gemessen.“<br />
Seit seinem 13. Lebensjahr ist Sigi Rittler begeisterter Wassersportler,<br />
baute sein erstes Paddelboot in der Werkstatt seines<br />
Vaters, sein erstes <strong>Segel</strong>boot zehn Jahre später, versuchte sich<br />
auf dem Tornado, erwarb dann einen Jollenkreuzer, war kurze<br />
Zeit Eigner einer nicht sehr schnellen Sonderklasse und segelt<br />
heute neben der Tilly XV einen 75m 2 Nationalen Kreuzer, 1924<br />
bei Abeking & Rasmussen gebaut. Vor dem Jubiläum der Tilly XV<br />
hat er sich erst einmal eine Auszeit genommen. Der leidenschaftliche<br />
Bergsteiger widmete sich intensiv seinem zweiten<br />
Hobby. Vor zwei Jahren bestieg er bei einem Sturm mit Windgeschwindigkeiten<br />
bis zu 100 Stundenkilometern und bei -22<br />
Grad Celsius den 6.959 Meter hohen Aconcagua in Argentinien.<br />
„Meine Lebensphilosophie habe ich beim Bergsteigen gefunden“,<br />
erzählt er. „Das Durchhalten funktioniert vom Kopf her, und du<br />
brauchst einen Freund, der fähig ist, mit dir einen solchen Weg zu<br />
gehen.“ Der Berg gibt ihm Ruhe und die nötige Rückbesinnung<br />
auf sich selbst und seine Ziele.<br />
Am 11. August 1912, auf den Tag genau vor 100 Jahren, hat Tilly XV<br />
ebenfalls an einer Alsterregatta teilgenommen. Wie damals bei<br />
drei Windstärken entfaltet sie heute dank Jörg Mößnang und Sigi<br />
Rittler wieder ihr unglaubliches Potenzial. Die Begeisterung des<br />
Eigners steckt alle an. „Irgendwann kommt auch noch ein echtes<br />
Leinendeck drauf“, sagt er mit Bestimmtheit.<br />
Die Sonderklasse<br />
Im Gegensatz zu den Yachten unterschiedlichster Art und Größe,<br />
die zur Teilnahme an Regatten durch einen individuellen Rennwert<br />
vergleichbar gemacht werden mussten, war die Sonderklasse<br />
seit dem 1. Oktober 1899 die erste internationale Konstruktionsklasse,<br />
deren Kielboote gleichwertig an den Start gingen.<br />
Die Summe aus Wasserlinienlänge, Breite und Tiefgang betrug<br />
maximal 9,75 Meter und die vermessene <strong>Segel</strong>fläche höchstens<br />
51 Quadratmeter. Bei einem unteren Gewichtslimit von 1.830<br />
Kilogramm hatten die Planken mindestens 16 Millimeter Stärke.<br />
Der Kaufpreis war auf 5.100, später 6.100 Reichsmark begrenzt.<br />
Bis zu drei Mann Besatzung, die keine bezahlten Kräfte waren,<br />
mussten die Nationalität des Landes besitzen, in dem die Yacht<br />
gebaut war. Auch <strong>Segel</strong> und Beschläge stammten aus heimischer<br />
Produktion.<br />
Die Initiatoren der Sonderklasse, Kaiser Wilhelm II. und der<br />
britische Segler Cecil Quentin, wollten das Rennsegeln der Amateure<br />
fördern, wobei sich Wilhelm II. auch eine Elitebildung für<br />
seine Marine erhoffte. Größeres Interesse als die Briten zeigten<br />
eher andere europäische <strong>Segel</strong>nationen und die USA. So entwickelte<br />
sich die Sonderklasse rasch zu einem internationalen Erfolgsmodell<br />
mit hohen Teilnehmerzahlen, bis sie 1933 aus dem<br />
Register des Deutschen Segler-Verbandes gestrichen wurde.<br />
Heute sind im deutschsprachigen Raum noch etwa 33 von über<br />
200 gebauten Booten unter <strong>Segel</strong>n.<br />
Bei Krängung hebt sich der 5,95, m lange<br />
Schwimmkörper mit dem Kiel deutlich von<br />
den doppelt so langen Überhängen ab.<br />
Rittler wollte mit dem originalgetreuen<br />
Rückbau seiner Yacht auch ein Zeichen für<br />
authentische Details setzen (rechte Seite)<br />
94 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
100 jahre tilly XV<br />
1912 – Die Hamburger Bootswerft Willy von Hacht an der<br />
Osterbek liefert die Sonderklasse Tilly XV an Auftraggeber<br />
Richard Carl Krogmann aus. Der Kaufmann und Reeder lässt<br />
zwischen 1901 und 1913 insgesamt 17 Sonderklassen bauen<br />
und nennt sie nach seiner Frau Mathilde. Tilly XV erhält<br />
die Unterscheidungsnummer 66 des DSV und gewinnt fast<br />
alle Regatten der Saison, sogar den Samoa-Pokal, den Kaiserpreis<br />
für die Sonderklasse.<br />
Herbst 1912 – Trotz ihrer Erfolge wird die Yacht an Hauptmann<br />
a. D. Richard von Allweyer, Mitglied im Königlich<br />
Bayerischen Yacht Club zu Starnberg und Gutsbesitzer in<br />
Vorarlberg, verkauft und in Iltis umbenannt.<br />
1917 – Kommerzienrat Gerhard Peitz vom Deutschen Touring<br />
Yacht-Club in Tutzing erwirbt Iltis.<br />
1921 – Nach dem Verkauf an die Wienerin Lilly Wärndorfer,<br />
Mitglied im Münchner Yacht-Club und Österreichischen<br />
Touring Yacht-Club, erhält die Yacht den Namen Grane und<br />
die Unterscheidungsnummer S97. Ihr Heimathafen ist nun<br />
St. Gilgen am Wolfgangsee.<br />
1928 – Wärndorfer verkauft das Boot an den Clubkameraden<br />
im ÖTYC Dr. H. Leitner.<br />
1930 – Familie Peter, die 1912 das Hotel und Restaurant<br />
„Weißes Rössl“ am Wolfgangsee übernommen hat, wird<br />
neuer Eigner. Als Touristenattraktion veranstaltet man „Ringelspiel“<br />
(Karussell)-Regatten.<br />
1950 – Um den Holzrumpf zu erhalten, wird er auf der<br />
Bootswerft Haitzinger am Attersee mit Polyesterharz überzogen.<br />
1975 – Inzwischen ist die Yacht Eigentum des österreichischen<br />
Vize-Weltmeisters im Viererbob, Werner Delle Karth.<br />
Er segelt sie u.a. bei der Centomiglia auf dem Gardasee.<br />
Nach 1980 wird sie in einem Schuppen nahe Innsbruck<br />
eingelagert.<br />
1993 – Siegfried Rittler erwirbt die ehemalige Sonderklasse,<br />
restauriert sie bis 1994 aufwendig und gibt ihr wieder<br />
den ersten Namen Tilly XV mit der Unterscheidungsnummer<br />
S66.<br />
2012 – Zu ihrem 100. Geburtstag wird Tilly XV komplett<br />
in den Originalzustand von 1912 zurückgebaut und erhält<br />
auch das klassische Gaffelrigg. Während einer Jubiläumsreise<br />
zu ihrem ursprünglichen Heimatrevier segelt sie wieder<br />
Regatten auf der Alster und der Kieler Förde.<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
95
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sailors I wasserdichte handys<br />
Ein bisschen Wasser<br />
darf nicht schaden<br />
Wasser ist der natürliche Feind<br />
der Elektronik. Das gilt auch für<br />
Handys. Allerdings gibt es Ausnahmen:<br />
Stoß- und wasserfeste Exemplare, denen es<br />
egal ist, ob es regnet oder eine Welle die<br />
Cockpitbank unter Wasser setzt. Das <strong>Segel</strong><br />
<strong>Journal</strong> hat sich einmal angesehen, was es<br />
für Outdoorhandys gibt und was sie<br />
können. Auch bei der Optik gibt es<br />
durchaus Unterschiede. Vom schlichten<br />
dichten Telefon, bis zum groben<br />
Überlebenskünstler ist alles dabei.<br />
Text Kirsten Panzer-Gunkel<br />
Der IP-Code verrät alles<br />
Wie wassertauglich und unempfindlich ein Handy wirklich<br />
ist, lässt sich jeweils an der IP-Nummer ablesen, wobei die<br />
erste Ziffer zeigt, wie viel Staub oder Sand es verträgt, und<br />
die zweite, ob das Telefon auch schon mal über Bord gehen<br />
kann oder höchstens mal kurz im Nieselregen aus der<br />
Tasche geholt werden sollte. Die IP-Nummer 57 zeigt also,<br />
dass Staub kein Problem ist und das Handy außerdem kurz,<br />
aber dafür vollkommen, untertauchen darf. Man geht dabei<br />
von 30 Minuten bei einer Wassertiefe von einem Meter aus.<br />
Wer die Wasserdichtigkeit noch steigern will, um ein längeres,<br />
dauerndes Untertauchen des Telefons zu ermöglichen,<br />
braucht den IP-Code 8.<br />
Schutz gegen:<br />
Fremdkörper / Staub – erste Ziffer der IP Nummer<br />
0 kein Schutz<br />
1 geschützt gegen feste Fremdkörper mit Durchmesser ab 50 mm<br />
2 geschützt gegen feste Fremdkörper mit Durchmesser ab 12,5 mm<br />
3 geschützt gegen feste Fremdkörper mit Durchmesser ab 2,5 mm<br />
4 geschützt gegen feste Fremdkörper mit Durchmesser ab 1,0 mm<br />
5 geschützt gegen Staub in schädigender Menge<br />
6 Staubdicht<br />
Quelle: Wikipedia<br />
Wasser – zweite Ziffer der IP-Nummer<br />
0 kein Schutz<br />
1 Schutz gegen senkrecht fallendes Tropfwasser<br />
2 Schutz gegen fallendes Tropfwasser,<br />
wenn das Gehäuse bis zu 15° geneigt ist<br />
3 Schutz gegen fallendes Sprühwasser bis 60° gegen die Senkrechte<br />
4 Schutz gegen allseitiges Spritzwasser<br />
5 Schutz gegen Strahlwasser (Düse) aus beliebigem Winkel<br />
6 Schutz gegen starkes Strahlwasser<br />
7 Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen<br />
8 Schutz gegen dauerndes Untertauchen<br />
Fotos: Hersteller<br />
98 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Sony Xperia go<br />
Hersteller<br />
Sony<br />
Modell Xperia go Smartphone / Android<br />
Schutzklasse iP 67<br />
GröSSe<br />
111 x 60,3 x 9,8 mm<br />
Gewicht<br />
110 g<br />
Display<br />
3,5“, 480 x 320 Pixel<br />
Frequenz<br />
Quad-Band<br />
Akku<br />
1.305 mAh<br />
Gesprächszeit<br />
6,5 h<br />
Kamera<br />
Ja – 5 Megapixel<br />
GPS<br />
Ja<br />
Taschenlampe<br />
Ja<br />
Preis (UVP) 279,- €<br />
Wet Finger Tracking! Das neue<br />
Smartphone von Sony verträgt nicht<br />
nur Staub und einen kleinen<br />
Wassersturz, sondern lässt sich auch<br />
noch mit nassen Fingern bedienen.<br />
Einfaches, zuverlässiges, widerstandsfähiges und<br />
leicht bedienbares Handy, das auch für den<br />
Outdooreinsatz geeignet ist. Unempfindlich<br />
gegen Spritzwasser, aber bitte nicht versenken.<br />
Nokia 3720<br />
Hersteller<br />
Nokia<br />
Modell<br />
3720 classic<br />
Schutzklasse iP 54<br />
GröSSe<br />
115 x 47 x 15,3 mm<br />
Gewicht<br />
94 g<br />
Display<br />
2,2“, 240 x 320 Pixel<br />
Frequenz<br />
Tri-Band<br />
Akku<br />
1.050 mAh<br />
Gesprächszeit<br />
7 h<br />
Kamera<br />
Ja – 2 Megapixel<br />
GPS<br />
Nein<br />
Taschenlampe<br />
Nein<br />
Preis (UVP) 199,- €<br />
Emporia solidplus<br />
Hersteller<br />
emporia<br />
Modell<br />
emporia Solidplus<br />
Schutzklasse iP 67<br />
GröSSe<br />
120 x 60 x 20 mm<br />
Gewicht<br />
142 g<br />
Display<br />
1,8“, 160 x 128 Pixel<br />
Frequenz<br />
Dual-Band<br />
Akku<br />
1.750 mAh<br />
Gesprächszeit<br />
bis 5 h<br />
Kamera<br />
Nein<br />
GPS<br />
Ja<br />
Taschenlampe<br />
Ja<br />
Preis (UVP)<br />
199,99 € (ab Okt.)<br />
Ein Handy für Abenteurer, sieht zwar nach<br />
Baustelle aus, bietet aber höchsten<br />
Staub- und hohen Wasserschutz. Die<br />
Notfallfunktion mit GPS-Ortung sorgt für<br />
außergewöhnlich hohe Sicherheit.<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
99
sailors I wasserdichte handys<br />
SAMSUNG c3350<br />
Hersteller<br />
Samsung<br />
Modell<br />
C3350<br />
Schutzklasse iP 67<br />
GröSSe<br />
122 x 53 x 17,9 mm<br />
Gewicht<br />
110 g<br />
Display<br />
2,2“, 320 x 240 Pixel<br />
Frequenz<br />
Quad-Band<br />
Akku<br />
1.300 mAh<br />
Gesprächszeit<br />
19 h<br />
Kamera<br />
Ja – 2,0 Megapixel<br />
GPS<br />
Nein<br />
Taschenlampe<br />
Ja<br />
Preis (UVP) 179 €<br />
Günstig, leicht, handlich und dabei hart<br />
im Nehmen. Ohne Smart nur Phone<br />
aber auch Kamera, Radio und<br />
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an Bord und in der Wüste.<br />
Kratzfest, wasserdicht fürs kurze<br />
Bad, handlich und sportlich kommt<br />
das Galaxy im Oktober auf den<br />
Markt. Das richtige Smartphone<br />
für aktive User mit LED-Fotolicht<br />
als Signalleuchte.<br />
SAMSUNG galaxy Xcover<br />
Hersteller<br />
Samsung<br />
Modell Galaxy Xcover Smartphone / Android<br />
Schutzklasse iP 67<br />
GröSSe<br />
122 x 66 x 11,95 mm<br />
Gewicht<br />
136 g<br />
Display<br />
3,65“, 320 x 480 Pixel<br />
Frequenz<br />
Quad-Band<br />
Akku<br />
1.500 mAh<br />
Gesprächszeit<br />
6,6 h<br />
Kamera<br />
Ja – 3,2 Megapixel<br />
GPS<br />
Ja<br />
Taschenlampe Fotolicht als Taschenlampe<br />
Preis (UVP) 349,- €<br />
Panasonic ELUGA<br />
Hersteller<br />
Panasonic<br />
Modell<br />
ELUGA Smartphone / Android<br />
Schutzklasse iP 57<br />
GröSSe<br />
123 x 62 x 7,8 mm<br />
Gewicht<br />
103 g<br />
Display<br />
4,3“, 960 x 540 Pixel<br />
Frequenz<br />
Quad-Band<br />
Akku<br />
1.150 mAh<br />
Gesprächszeit<br />
4 h<br />
Kamera<br />
Ja – 8 Megapixel<br />
GPS<br />
Ja<br />
Taschenlampe<br />
Nein<br />
Preis (UVP) 399 €<br />
Schick an Bord. Optisch durchaus reizvoll und sowohl mit Ölzeug als auch<br />
mit Business-Outfit kombinierbar. Allerdings geht der Schick etwas auf<br />
Kosten der Outdoortauglichkeit an Land – zu viel Staub darf es nicht sein,<br />
dafür kann es aber auch schon mal in die Pfütze fallen.<br />
Fotos: Hersteller<br />
100 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
UTANO Barrier t180<br />
Hersteller<br />
utano<br />
Modell Barrier T180 Smartphone / Android<br />
Schutzklasse iP 67<br />
GröSSe<br />
125 x 65,2 x 20,5 mm<br />
Gewicht<br />
203 g<br />
Display<br />
3,2“, 480 x 320 Pixel<br />
Frequenz<br />
Quad-Band<br />
Akku<br />
2.000 mAh<br />
Gesprächszeit<br />
6,5 h<br />
Kamera<br />
Ja – 5 Megapixel<br />
GPS<br />
Ja<br />
Taschenlampe<br />
Ja<br />
Preis (UVP) 329 €<br />
Die kalte Dusche auf der Kante schnell noch<br />
auf Facebook posten: das Barrier macht‘s<br />
möglich, ein Smartphone für alle Fälle.<br />
Mit GPS und digitalem Kompass.<br />
Einsam, aber nicht allein. Die Lone Worker<br />
(oder Sailor) Lösung mit professionellem<br />
GPS sorgt für zusätzliche Sicherheit. Dass<br />
das XP3340 dabei auch komplett nass<br />
werden darf, hilft zusätzlich. Ein Handy<br />
auch für schwierigste und extremste<br />
Bedingungen – mehr geht nicht.<br />
Sonim XP3340<br />
Hersteller<br />
Sonimtech<br />
Modell<br />
XP3340 Sentinel<br />
Schutzklasse iP 68<br />
GröSSe<br />
126 x 60 x 25 mm<br />
Gewicht<br />
185 g<br />
Display<br />
2“, 240 x 320 Pixel<br />
Frequenz<br />
Quad-Band<br />
Akku<br />
1.750 mAh<br />
Gesprächszeit<br />
20-24 h<br />
Kamera<br />
Ja – 2MP<br />
GPS<br />
Ja<br />
Taschenlampe<br />
Ja, Kamera-LED-Blitz<br />
Preis (UVP) ab 599,- €<br />
Swissvoice SV29<br />
Hersteller<br />
Swissvoice<br />
Modell<br />
SV29<br />
Schutzklasse iP 56<br />
GröSSe<br />
108 x 48,5 x 18,5 mm<br />
Gewicht<br />
102 g<br />
Display<br />
1,8 “, 176 x 144 Pixel<br />
Frequenz<br />
Dual-Band<br />
Akku<br />
1.000 mAh<br />
Gesprächszeit<br />
3 h<br />
Kamera<br />
Nein<br />
GPS<br />
Nein<br />
Taschenlampe<br />
Ja<br />
Preis (UVP) 89,99 €<br />
Das Handy passend zum Taschenmesser,<br />
unprätentiös, schlicht, robust<br />
und griffig. Das Beste: Es funktioniert<br />
auch ohne Steckdose, das integrierte<br />
Solarpanel sorgt für Unabhängigkeit<br />
vom Netz und die Doppel-LD-Lampe<br />
am oberen Ende für genügend Licht.<br />
Einfach, praktisch, gut.<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
101
102 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012<br />
102 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Yachting I alex thomson<br />
„Mein Traum:<br />
Eine Weltumsegelung<br />
mit meiner<br />
interview SANDRA-VALESKA BRUHNS<br />
fotos HUGO BOSS<br />
Familie“<br />
Alex Thomson galt viele Jahre als der Pechvogel der<br />
internationalen Solosegler. Was auch immer der Brite mit der<br />
charmanten Zahnlücke zwischen den Schneidezähnen anpackte, endete<br />
abrupt aufgrund von Kollusionen oder technischen Mängeln. Schlimmer<br />
noch: Als ihn 2006 beim Velux 5 Oceans Race nach einer Havarie Rivale<br />
Mike Golding rettete, brach auf dessen Schiff kurz nach Thomsons<br />
Ankunft der Mast. Doch nun scheint der 38-Jährige eine Glückssträhne<br />
erwischt zu haben. Im Juli konnte er den zehn Jahre alten Transatlantik-<br />
Rekord von New York nach Lizard Point mit einem Open 60 um mehr als<br />
24 Stunden verbessern. Ein gutes Omen für die Teilnahme am <strong>Vendée</strong><br />
<strong>Globe</strong>, das am 30. Oktober startet? Für das SEGEL JOURNAL sprach<br />
Sandra-Valeska Bruhns mit dem Segler über Regatten, Komfort an Bord<br />
und den Spagat zwischen der See und Familie.<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal 103<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal 103
yachting I alex thomson<br />
Was haben wir von Ihnen bei der aktuellen Auflage<br />
des <strong>Vendée</strong> <strong>Globe</strong> zu erwarten?<br />
Ich werde das Rennen auf jeden Fall zu Ende segeln. Die Rekordfahrt<br />
über den Atlantik war eine perfekte Trainingseinheit, das<br />
Schiff ist gut, von mir aus kann es sofort losgehen. Und dieses Mal<br />
werde ich das Rennen auf jeden Fall beenden. Auch wenn ich das<br />
Boot mit einer Schot zwischen den Zähnen schwimmend über<br />
die Ziellinie bringen muss.<br />
Die Hugo Boss ist ein reines Rennschiff, nur dafür<br />
gebaut, so schnell wie möglich zu segeln. Komfort<br />
Fehlanzeige.<br />
Was fehlt an Bord?<br />
Eigentlich nichts, was für<br />
das <strong>Vendée</strong> <strong>Globe</strong> noch<br />
nötig wäre. Das Schiff ist<br />
perfekt auf meine Bedürfnisse<br />
abgestimmt, mit<br />
meinen Vorschlägen weiterentwickelt.<br />
Wenn man<br />
mit Highspeed um die<br />
Erde segeln will, beginnt<br />
wenn man mit<br />
highspeed um die<br />
erde segeln will,<br />
beginnt man das<br />
wenige, was an bord<br />
ist, noch weiter zu<br />
reduzieren<br />
man das Wenige, was an Bord ist, noch weiter zu reduzieren.<br />
Dann bleibt nicht mehr viel übrig. Der Spritzschutz über den beiden<br />
Steuerrädern ist extra für mich so ausladend gebaut, damit<br />
ich mich darunter verstecken kann. Ich mag es nicht, wenn ich<br />
dauernd nass werde und salzige Duschen abbekomme.<br />
Eine Teilnahme am <strong>Vendée</strong> <strong>Globe</strong> bedeutet vor<br />
allem, das Boot nonstop zu pushen. Persönliche<br />
Bedürfnisse treten komplett in den Hinter<br />
grund. Wenn Sie wieder an Land sind, was tun Sie<br />
zuerst?<br />
Vor ein paar Jahren hätte ich noch gesagt: Bier trinken. Nun freue<br />
ich mich erst auf eine Dusche, dann auf ein Bier. Im Hafen angekommen<br />
kann ich das Schiff verlassen, werde in einem angenehmen<br />
Hotel untergebracht und kann schlagartig wieder die ganzen<br />
Annehmlichkeiten der Zivilisation genießen.<br />
Auf See, alleine an Bord, ist eine der gröSSten Herausforderungen<br />
das eigene Schlafmanagement.<br />
Fällt es leicht, im Hotel angekommen, loszulassen<br />
und eine Nacht entspannt durchzuschlafen?<br />
Vom 30-minütigen Pendelrhythmus zwischen Schlaf- und Wachphasen<br />
an Bord wieder umzuschalten ist nicht so einfach, nach<br />
vier bis fünf Stunden werde ich wieder wach. Aber es ist schön,<br />
in einem weichen, großen Bett zu liegen, das sich nicht bewegt<br />
oder schaukelt.<br />
Klingt, als wäre eine Beziehung mit einem Solosegler<br />
die perfekte Voraussetzung für ein Familienleben<br />
mit Baby?<br />
Stimmt, als unser Sohn klein war, haben wir uns in Wachrhythmen<br />
eingeteilt. Damit ging es uns viel besser als anderen Paaren,<br />
die in eine Spirale aus schlechter Laune und mieser Stimmung,<br />
hervorgerufen durch permanenten Schlafmangel, hineingeraten.<br />
Bei uns lief das alles ganz relaxed.<br />
Während des <strong>Vendée</strong> <strong>Globe</strong> sind sie fast drei<br />
Monate von Ihrer Frau und dem kleinen Oscar getrennt,<br />
ist das schwierig?<br />
Ich werde sie ganz oft anrufen, mit dem Satellitentelefon bin ich<br />
nahezu immer erreichbar. Platz für persönliche Dinge wie Fotos<br />
ist nicht, auch eine Brieftasche mit Familienbildern ist auf dem<br />
Southern Ocean eher unwichtig. Aber meinen Pass werde ich dabei<br />
haben, bevor ich bei einer mehr als ungeplanten Einreise auf<br />
der Strecke ungeahnte Probleme bekomme.<br />
Bei einem unserer früheren Treffen klagten Sie<br />
über die Einsamkeit an Bord, die Sie überkommt,<br />
sobald der Start und der groSSe Trubel vor dem<br />
Rennen vorüber sind und Sie nur noch alleine mit<br />
In New York startete Alex Thomson<br />
seine Rekordfahrt über den Atlantik<br />
104 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Als Solosegler ist Alex<br />
Thomson Steuermann,<br />
Navigator, Deckshand<br />
und Koch an Bord in<br />
Personalunion<br />
sich und Ihrem Boot sind. Was tun Sie gegen Einsamkeit<br />
und Heimweh?<br />
Telefonieren, manchmal mehrmals am Tag. Hören, wie es den anderen<br />
geht, erzählen, was bei mir gerade los ist. Außerdem hat<br />
mir mein Mentaltrainer bei der Vorbereitung geholfen. Nun weiß<br />
ich, wie ich mich tatsächlich an meine eigene Nase fassen muss,<br />
um mir über die Situation im Hier und Jetzt bewusst zu sein. Wie<br />
ich mich in Sekundenschnelle wieder darauf besinnen kann, wer<br />
ich bin und was ich zu tun habe. Dazu hat er mir gute Tipps gegeben,<br />
noch stärker auf die Signale des eigenen Körpers zu achten.<br />
Eine Gänsehaut beispielsweise nicht nur als Anzeichen von Kälte,<br />
sondern auch als Unwohlsein oder Veränderung zu deuten.<br />
Die Telefonate mit dem Team und Ihrer Familie<br />
bauen Sie auf. Wirkt das auch andersherum?<br />
Für meine Frau und Oscar, der nun 19 Monate alt ist, ist die Trennung<br />
schmerzhafter als für mich. Ich bin es gewohnt, mit dem<br />
Boot unterwegs zu sein, für meine Frau zu Hause ist es weit härter,<br />
sich meine Situation an Bord vorzustellen, wenn sie nur am Telefon<br />
oder durch die Medien davon hört. Besonders schlimm war<br />
es für sie, als ich 2006 das Schiff aufgeben musste und mit meiner<br />
Rettungsweste in die Rettungsinsel geklettert war. Mich hat das<br />
nicht besonders aufgeregt, ich wusste, was zu tun ist und was<br />
passieren wird. Aber für sie war es ganz schrecklich, nur über<br />
Nachrichten zu erfahren, was mir passiert.<br />
Nun ist Ihre Frau aber mit den Jahren härter im<br />
Nehmen geworden?<br />
Musste sie zwangsläufig. Wir sind eine Familie von Seglern, das<br />
setzt sich durch. Meine Schwester ist mit einem Whitbread-Veteran<br />
verheiratet, mein Neffe begeistert sich fürs <strong>Segel</strong>n und macht<br />
nach jeder Kenterung im Dingi unbeirrt weiter.<br />
Reizt Sie das Volvo Ocean Race, der Trip um die<br />
Welt als Teil einer groSSen Crew?<br />
Egal ob als Skipper, Wachführer oder Navigator, ja, das Volvo<br />
Ocean Race wäre etwas für mich. Eigentlich bin ich Teamplayer,<br />
liebe das Zusammenspiel in der Crew.<br />
HeiSSt, Hugo Boss muss dann eine ganze Volvo<br />
Ocean Crew einkleiden?<br />
Das wäre natürlich großartig! In der Tat trage ich die Sachen oft<br />
und gerne, sie gefallen mir. Und aus der Partnerschaft mit dem<br />
Modelabel ist in den<br />
wir sind eine familie<br />
von seglern,<br />
das setzt sich durch<br />
letzten Jahren eine<br />
echte Freundschaft<br />
geworden. Wir haben<br />
gelernt, auch<br />
schlechte Nachrichten<br />
gut zu verkaufen und ein positives Image zu erhalten. Das<br />
ist eine meiner großen Vorteile gegenüber anderen Seglern:<br />
Ich kann in die Zukunft planen, weil ich weiß, wer mein verlässlicher<br />
Sponsoringpartner ist und was für ein Schiff ich zur<br />
Verfügung habe.<br />
Auf welchen Schiffen würden Sie gerne segeln?<br />
Mein Open 60 ist perfekt, derzeit kann ich mir kein besseres Boot<br />
vorstellen. Mich reizt alles, was schnell ist und einen Gennaker hat,<br />
natürlich auch extreme Katamarane und Trimarane. Wobei, wenn<br />
ich ganz ehrlich bin, einen kleinen Ausflug auf einer 40-Meter-<br />
Motoryacht vor ein paar Monaten habe ich sehr genossen. Zum<br />
Reisen sind die sehr angenehmen, man ist schnell in einer anderen<br />
Bucht und kann ganz viel sehen und erleben.<br />
Gibt es das perfekte Schiff für Sie und Ihre<br />
Familie?<br />
Noch segeln wir nicht mit unserem Sohn, dafür ist er viel zu klein.<br />
Und meine Frau muss noch segeln lernen, sie hat versprochen,<br />
damit noch vor Oscar anzufangen. Ihr bleiben also noch knapp vier<br />
Jahre. Doch statt eines Urlaubstörns könnte ich mir besser vorstellen,<br />
mit der Familie in einem oder zwei Jahren um die Welt zu segeln<br />
– und dann auch an allen schönen Ecken anzuhalten!<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
105
sailors I uhren<br />
Zeit der Extremen<br />
waren es früher die Komplikationen, die eine<br />
extreme Uhr ausmachten, können sie heute<br />
zudem immense Belastungen aushalten.<br />
Selbst bei Tauchtrips von über zehn Kilometern<br />
Tiefe wüsste man noch, wie spät es ist.<br />
Stefan Hencke stellt die Extremen vor.<br />
1. Ein Hauch Avantgarde: Der Ocean Sport Chronograph<br />
von Harry Winston ist besonders leicht, dabei aber robust,<br />
wasserdicht und vor allem extrem korrosionsbeständig<br />
2. Jeder Tiefe gewachsen: Bis zu einem Druck von 1.500<br />
bar wurde die Rolex Deepsea Challenge getestet.<br />
Das fast 30 Millimeter hohe, stählerne Ungetüm bleibt<br />
aber vorerst ein Prototyp<br />
3. Geschaffen für Extreme: Das Gehäuse der<br />
deutschen Sinn U1000 besteht aus hochfestem,<br />
seewasser-beständigen U-Boot-Stahl und garantiert<br />
Funktionssicherheit von minus 45 bis plus 80 Grad<br />
4. Exklusiv von Küste zu Küste: Der im Herbst 2012<br />
erscheinende Grande Cosmopolite Tourbillon<br />
von Glashütte Original wird einer der kompliziertesten<br />
und teuersten Zeitmesser<br />
aus Deutschland werden<br />
5. Ultimative Expeditionsuhr: Die Jaeger-LeCoultre<br />
Master Compressor Extreme LAB 2 wurde<br />
entwickelt, um zuverlässige Zeitmessung auch unter<br />
härtesten Umweltbedingungen zu garantieren<br />
6. Der Sprinter unter den Chronographen: Breguet erhöhte<br />
die Unruhfrequenz des Type XXII 3880 ST enorm, wodurch<br />
die Uhr außergewöhnlich ganggenau ist und extrem feinreguliert<br />
werden kann<br />
Fotos: Hersteller<br />
106 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
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sailors I mode<br />
it´s cool,<br />
man !<br />
Auf dem deutschen<br />
Markt noch recht<br />
unbekannt, hat sich <strong>Segel</strong>-<br />
Kleidung von Slam international<br />
einen guten Ruf<br />
erarbeitet. Was ist dran,<br />
am Cool-Zeug?<br />
Text claus reissig<br />
Force 4 Offshore Racing<br />
Ölzeug mit besonders ergonomischem<br />
Schnitt.<br />
Besonderheiten: hohe Wasserdichtigkeit<br />
(25.000 mm<br />
Wassersäule) und Atmungsaktivität<br />
(8.000 g/m 2 /Tag);<br />
Neopren-Halsabdichtung, Kapuze<br />
mit Einhand-Verstellung,<br />
gefütterte Taschen; erhältlich in<br />
rot oder grau.<br />
<strong>Segel</strong>jacke 499 € / Long John 439 €<br />
SL009<br />
Schwimmfähige Sonnenbrille aus formstabilem<br />
und langlebigem Kunststoff. Besonderheiten:<br />
Wasser verdrängende Beschichtung<br />
der Gläser, Bügel-Abschlüsse aus Silikon; Rahmengewicht<br />
25 Gramm. 89,90 €<br />
Fotos: Hersteller<br />
108 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
2007 trug es das America´s Cup Team von BMW Oracle Racing, gerade ist die Besatzung<br />
der beim Volvo Ocean Race siegreichen Groupama 4 in Slam-Kleidung an Land gestiegen.<br />
Nicht eben sanfte Bedingungen lagen hinter der Crew auf ihrem Trip um die Welt. Bei den<br />
andauernden Surfs auf riesigen Wellen tragen die Crews mittlerweile Schutzbrillen gegen<br />
die fliegende Gischt. Das ist nichts, was einen Freizeitsegler normalerweise erwartet, aber<br />
er profitiert davon. Slam nennt es „designed to fit“, die Botschaft dahinter steckt ist einfach.<br />
Nur was richtig passt, trocken und komfortabel bleibt, ist in Extremsituationen wie Kälte<br />
oder Hitze die richtige Kleidung. Und: was an Bord eines surfenden Maxi funktioniert, tut<br />
das auch an Bord einer Fahrten- oder Charteryacht.<br />
Aus den Erfahrungen bei internationalen Regatten haben die Italiener verschiedene technische<br />
Lösungen in den Freizeitmarkt übertragen: Selbstverständlich ist das Ölzeug atmungsaktiv,<br />
in bestimmte Bekleidungslinien sind Strech-Materialien zur besseren Beweglichkeit<br />
integriert, Kapuzen bekommen seitliche kleine Fenster zur besseren Rundumsicht<br />
und – Slam ist cool. Die Shorts und Shirts sieht man von der Karibik bis ins Mittelmeer. Wer<br />
in Deutschland SLAM tragen wollte, bekam es fast nicht, jetzt ist die italienische Marke im<br />
Internet und im ausgesuchten Fachhandel erhältlich.<br />
slam-shop.de<br />
Scarpa Code-1<br />
Technischer <strong>Segel</strong>schuh mit besonders guter<br />
Luftdurchlässigkeit. Besonderheiten: sehr<br />
leicht; rutschfeste, weiche Sohle; erhältlich in<br />
drei Farbkombinationen. 89,90 €<br />
LS Titanium Top<br />
Dehnbares Langarm-<br />
T-Shirt aus Neoprene/<br />
Lycra. Besonderheiten:<br />
windundurchlässig;<br />
mit UV-Schutz;<br />
elastische Membran.<br />
79,90 €<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
109
sailors I lektüre<br />
Meer Lektüre!<br />
GELESEN VON STEFAN SCHORR<br />
Andy und Johnathan Hillstrand mit Malcolm<br />
MacPherson<br />
TIME BANDIT<br />
ZWEI BRÜDER, DIE BERINGSEE UND DER FANG<br />
IHRES LEBENS<br />
Der Ankerherz-Verlag ist bekannt für tolle Bücher<br />
wie Sturmfahrt oder Wellenbrecher. Unter dem Titel Time Bandit veröffentlicht<br />
er nun die Geschichte der beiden Beringseefischer Andy und Johnathan<br />
Hillstrand. Ihre Fangreisen auf dem Schiff Time Bandit erreichen in der Serie „Fang<br />
des Lebens: Der gefährlichste Job Alaskas“ des Fernsehsenders DMAX bereits<br />
hohe Einschaltquoten. Die Doppel-Biografie der beiden Brüder, geschrieben von<br />
dem Newsweek-Reporter Malcolm MacPherson, bietet mehr als wildes Fluchen<br />
auf der Suche nach Königskrabben, wütende Stürme und bleierne Erschöpfung<br />
durch den harten Job auf See. Sie erzählt von einer wilden Kindheit und noch<br />
wilderen Teenager-Jahren und dem immerwährenden Existenzkampf auf See und<br />
an Land. Meisterlich in verschiedenen Erzählebenen und mit diversen Zeitsprüngen<br />
erzählt. Ganz großes Lesevergnügen. Ankerherz, 29,90 Euro<br />
Manfred Wakolbinger<br />
UNTER DER OBERFLÄCHE<br />
Fasziniert von der Unterwasserwelt widmet sich der österreichische Bildhauer Manfred Wakolbinger<br />
seit Jahren dem Tauchen und der Unterwasserfotografie. In einem großformatigen Paperback-<br />
Bildband zeigt er nun in rund 20 Bildergeschichten 250 seiner besten Aufnahmen vom Leben unter<br />
der Wasseroberfläche. Die Bilder, von denen viele aus dem Makrobereich stammen, sind teilweise<br />
brillant, nur wenige können qualitativ nicht überzeugen. Wakolbinger erklärt dem Leser seine Bilder,<br />
erzählt, welche Tierart an welchem Aufnahmeort vorkommt, und ergänzt die Fotos teilweise mit weiteren<br />
kurzen informativen Texten. Christoph Ransmayr, der Wakolbinger zu den Buckelwalen in der<br />
Karibik begleitete, steuert einen Text zu diesem schönen Buch bei.<br />
Springer Wien New York, 39 Euro<br />
Wieso? Weshalb? Warum?<br />
GEHEIMNISSE DER SCHIFFFAHRT – DER EXPERIMENTIERKASTEN<br />
Mit Knete, Stabmagnet, Styroporblock, Seilen, Holzstäben,<br />
Papier, einem Strohhalm und einem Kunststoffschiffchen lassen<br />
sich fünf knifflige Fragen zur Schifffahrt anschaulich beantworten.<br />
Der Kneteklumpen sinkt, eine aus Knete geformte Schale aber<br />
schwimmt. Warum? Leicht verständlich wird die verantwortliche<br />
Verdrängung erklärt. Ebenso Magnetismus, Seemannsknoten, eine<br />
Schleuse und das Flaggenalphabet. Ansprechend illustriert werden die Experimente zu Geheimnissen der<br />
Schifffahrt vorgestellt. Ein lohnender Experimentierkasten für Kinder ab sechs Jahre, der allerdings gerne<br />
etwas umfangreicher hätte bestückt werden können. Ravensburger Verlag 9,99 Euro<br />
in die Koje<br />
in die Kajüte<br />
in den Seesack<br />
in die Backskiste<br />
in die Bilge<br />
110 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
0 6<br />
4 191806 205907<br />
Niels Jakobi / Holger von Neuhoff / Barbara Springer (Hrsg.)<br />
25 JAHRE FS METEOR<br />
EIN FORSCHUNGSSCHIFF UND SEINE GESCHICHTE(N)<br />
2011 feierte das Forschungsschiff Meteor sein<br />
25-jähriges Dienstjubiläum. 24 Autoren – Meereswissenschaftler<br />
und Seeleute – stellen in diesem Buch „ihr“ Schiff vor. Reich illustriert<br />
mit Bildern und Zeichnungen (etwa des Schiffes mit allen Veränderungen),<br />
der Auflistung aller 85 Forschungsreisen und kurzen Erlebnisberichten<br />
von Besatzungsmitgliedern entsteht ein guter Eindruck von der Arbeit an Bord.<br />
Die Erklärung verschiedener wissenschaftlicher Methoden sorgt darüber hinaus<br />
für mehr Verständnis für die Arbeit der Meeresforscher. Mit so viel Wissen<br />
fällt eine per Funk gewünschte Kurskorrektur wegen seismischer Untersuchungen<br />
jedem Sportskipper gleich viel leichter. Sympathisch: der Dank an den<br />
„deutschen Steuerzahler“, der Bau und Unterhalt des FS Meteor ermöglicht(e).<br />
Hauschild, 34 Euro<br />
Jürgen Tronicke<br />
WÄCHTER AN RAUEN KÜSTEN<br />
EINE REISE ZU DEN LEUCHTTÜRMEN IN ENG-<br />
LAND, WALES UND AUF DEN KANALINSELN<br />
Wen die Geschichte der Leuchttürme in England,<br />
Wales und auf den Kanalinseln ebenso interessiert wie<br />
die technischen Details der Seezeichen, der wird Jürgen<br />
Tronickes Leuchtturm-Buch mögen. Als Reisebeschreibung<br />
reiht er die individuellen Geschichten von 65<br />
Leuchttürmen hintereinander und widmet jedem ein<br />
detailliertes Porträt. Der umfangreiche Text enthält außerdem<br />
Informationen zu den übrigen Sehenswürdigkeiten<br />
„am Wegesrand“ sowie zur Tierwelt. Bebildert<br />
wurde mit (kleinformatigen) Aufnahmen von Mitgliedern<br />
der Internet-Fotogemeinde Flickroom. „Wächter an<br />
rauen Küsten“ ist also keine<br />
echte Konkurrenz zu manch<br />
brillanten Leuchtturm-Bildbänden,<br />
aber die Informationsfülle<br />
des Buches ist konkurrenzlos<br />
gut.<br />
Koehler, 24,95 Euro<br />
<br />
65<br />
E<br />
S<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
AZU REE 33 U ND 40 : D O PPELT G ETES TET | CAMPION SVFARA SV3: W O LF IM WO LFS PELZ
Gewinnspiel<br />
Immer dabei, alles im Bild!<br />
Ob auf dem Helm, Bug oder Großbaum: Mit dieser Action-Kamera geht kein sensationeller<br />
Augenblick mehr verloren. Bullet HD 4S 1080p heißt der kleine Würfel-Camcorder von<br />
Rollei. Für alle Wassersportler perfekt ist das passende Unterwassergehäuse, das bis 60<br />
Meter dicht sein soll. Getreu dem bewährten Plug & Play-Prinzip nach maximalem Spaß lässt<br />
sich die Kamera sofort installieren.<br />
Die Bullet HD zeichnet Videos in 1080p30, sowie in 960p30 und 720p mit 30 und 60 Bildern pro<br />
Sekunde als Quicktime (.mov) auf eine 4 GB große Class 6-SD-Karte auf. Im Inneren arbeitet ein 8<br />
Megapixel CMOS-Sensor, so dass auch Fotos im JPEG-Format machbar sind. Die Optik arbeitet mit<br />
Festbrennweite, Blende F2.8 und hat 170 Grad Blickwinkel. Auf der Rückseite gibt es ein abnehmbares<br />
Display, das für die Kontroll-Anzeige sorgt.<br />
Die Kamera lässt sich über eine Funkfernbedienung steuern und hat<br />
einen integrierten Laserpointer, um die Ausrichtung zu erleichtern. Ohne Akku und Schutzgehäuse<br />
wiegt sie zarte 71 Gramm und ist mit 60 x 58 x42 mm recht kompakt. Der Lithium-Ionen-Akku sorgt<br />
für 2,5 Stunden Betriebszeit, wobei eine Auto Stand-by-Funktion beim Stromsparen hilft.<br />
Um die Rollei Bullet zu gewinnen, müssen Sie nur das Lösungswort errätseln und an die<br />
SEGEL JOURNAL-Redaktion schicken. Anschrift: Quarto Media GmbH, SEGEL JOURNAL,<br />
Gurlittstraße 28, 20099 Hamburg oder per E-Mail an info@segeljournal.com.<br />
Mit etwas Glück nehmen Sie die Rollei Bullet zum nächsten Outdoor-Einsatz mit, ob<br />
an Bord oder mit einem Board. Einsendeschluss ist der 17.10.2012.<br />
Das Lösungswort aus dem letzten Heft lautet: Sommertour.<br />
Die Gewinner unseres Kreuzworträtsels werden schriftlich benachrichtigt.<br />
leuchtet unter<br />
Anker vom Masttopp<br />
früherer<br />
türkischer<br />
Titel<br />
jetzt<br />
Staat auf<br />
der Arabischen<br />
Halbinsel<br />
Staat in<br />
Südostasien<br />
jap.<br />
Staatsmann<br />
(...<br />
Hirobumi)<br />
nach<br />
einer Zahl<br />
benannter<br />
Knoten<br />
ein Explosivstoff<br />
(Abk.)<br />
amerik.<br />
Marianeninsel<br />
(Pazifik)<br />
griechische<br />
Hauptstadt<br />
Lösungswort:<br />
Fluss<br />
zur<br />
Rhone<br />
8 4<br />
dt. Name<br />
der lit.<br />
Stadt<br />
Klaipeda<br />
112 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012<br />
chem.<br />
Zeichen<br />
für<br />
Nickel<br />
Gewürz-,<br />
Heilpflanze<br />
Felsen<br />
in der<br />
Irischen<br />
See<br />
Bootsmesse<br />
in Hamburg<br />
stehendes<br />
Binnengewässer<br />
Jüngstenjolle<br />
H F V R<br />
A G A S A O N E T E D E U M<br />
ugs. für<br />
nein<br />
kirchlicher<br />
lat. Lobgesang<br />
Zitterpappel<br />
Feldertrag<br />
5<br />
Nordost<br />
(Kzw.) 6<br />
lateinisch:<br />
Kunst<br />
Abk. für<br />
Sonderkommission<br />
Vorsilbe<br />
10<br />
Video-,<br />
Tonbandbehälter<br />
Angehöriger<br />
eines<br />
Balkanvolkes<br />
Abkürzung<br />
für<br />
idem<br />
mit<br />
Säure,<br />
Lauge behandeln<br />
europäisches<br />
Gebirge<br />
Abkürzung<br />
für<br />
Boot<br />
mit drei<br />
Rümpfen<br />
Einhandregatta<br />
um die<br />
Welt<br />
nervöse<br />
Muskelzuckung<br />
ungebraucht<br />
Fremdwortteil:<br />
zwei,<br />
doppelt<br />
Schiene<br />
zum<br />
Verstellen<br />
des Großbaums<br />
7 9<br />
12<br />
Abkürzung<br />
für<br />
deutsch<br />
rhythm.<br />
betonter<br />
Jazz<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />
11<br />
rein,<br />
unverfälscht<br />
Nährmutter<br />
englisch:<br />
Trink-<br />
2 geld<br />
dauernd<br />
1<br />
beharrlich,<br />
aus-<br />
französisch:<br />
er<br />
deutsche<br />
Fußballlegende:<br />
... Seeler<br />
römische<br />
Adelsfamilie<br />
Musikzeichen<br />
Schiffstau<br />
(norddeutsch)<br />
Hafenanlage<br />
für<br />
Segler<br />
3<br />
große<br />
Tür,<br />
Einfahrt<br />
Foto: www.shutterstock.com/aragani12345s
VERLAG<br />
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nur mit Erlaubnis von Quarto Media GmbH. Gerichtsstand Hamburg.<br />
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oder Auszug veröffentlicht werden.<br />
ISSN 2194-2722<br />
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segeljournal.com<br />
Die nächste Ausgabe<br />
von SEGEL JOARNAL<br />
erscheint am 24. OKTOBER 2012<br />
september/oktober 2012 <strong>Segel</strong> journal<br />
113
was bewegt...<br />
16 Fragen an...<br />
Peer Steinbrück<br />
Peer Steinbrück, 1947 in Hamburg geboren und Vater von drei Kindern, ist<br />
derzeit „nur“ einfacher Bundestagsabgeordneter. Welche Rolle der ehemalige<br />
Bundesfinanzminister für die SPD im kommenden Bundestagswahlkampf<br />
spielen wird, ist noch nicht offiziell bekannt. Von seinem Vater, der im Zweiten<br />
Weltkrieg Marineoffizier war, übernahm er die Liebe zur See.<br />
Foto: Daniel Biskup<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
Seit wann segeln Sie?<br />
Seit dem 12. oder 13. Lebensjahr – auf der<br />
Schlei in einem Piraten.<br />
Haben Sie ein eigenes Boot?<br />
Nein, nie in Verlegenheit gewesen, ich war<br />
klassischer Mitsegler oder habe mit anderen<br />
zusammen gechartert.<br />
Was für Schiffsmodelle<br />
stehen in Ihrem Büro?<br />
Die USS Constitution (Fregatte 1797) und eine<br />
venezianische Galeere in Berlin, in Bonn stehen<br />
unter anderem die USS Oregon (Linienschiff<br />
1896), die kaiserliche Yacht Meteor IV, der<br />
Frachter Rantum (1950er Jahre) und diverse<br />
Modelle im Maßstab 1:1.250.<br />
Was für ein Schiff würden Sie<br />
gerne segeln?<br />
Alles mit einer bequemen Koje in einem Boot von<br />
39 bis 48 Fuß mit meinem Bruder als Skipper.<br />
Ihr liebstes <strong>Segel</strong>revier?<br />
Dalmatische Küste.<br />
Wie oft kommen Sie zum<br />
<strong>Segel</strong>n?<br />
Tagesausflüge zwei Mal im Jahr, längere Törns<br />
für eine Woche alle zwei bis drei Jahre.<br />
Haben Sie einen<br />
Lieblingshafen?<br />
Aerösköbing.<br />
Und Ihr liebstes Hafenrestaurant<br />
bzw. Ihre<br />
liebste Bar?<br />
Fehlanzeige.<br />
9<br />
10<br />
11<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
Der beste Sundowner (Drink)<br />
an Bord ist…<br />
Eindeutig Gin Tonic.<br />
Mit wem würden Sie gerne<br />
einmal segeln?<br />
Mit Geena Davis als „Piratenbraut“.<br />
Welche Eigenschaften<br />
schätzen Sie an Freunden<br />
und Seglern am meisten?<br />
Trockenen Humor, Verlässlichkeit, Common Sense.<br />
Drei Dinge, die immer an Bord<br />
sein sollten?<br />
Gin Tonic (s.o.), (See-)Karten und (Spiel-)Karten.<br />
Was ist an Bord völlig<br />
nutzlos?<br />
Schmuck (Fingerringe!), Rasierzeug, Tagespresse<br />
und Mobiltelefone.<br />
Gibt es einen Segler, der Sie<br />
beeindruckt hat?<br />
Russel Coutts und Frank Worsley, Kapitän des<br />
Expeditionsschiffes Endurance von Ernest<br />
Shackleton, der 1914/17 seine gesamte<br />
Besatzung aus dem Eis des Weddellmeeres in<br />
der Antarktis rettete.<br />
Das beste Buch über <strong>Segel</strong>n,<br />
Schiffe und die Meere?<br />
Die historischen Marineromane von Patrick<br />
O‘Brian mit seinem Helden Captain Jack Aubrey.<br />
<strong>Segel</strong>n ist…<br />
Entschleunigung, die Preisgabe an Wind und<br />
Wetter und damit an ihre Bestimmung von Zeit<br />
und Rhythmus.<br />
114 <strong>Segel</strong> journal september/oktober 2012
Faszination <strong>Segel</strong>sport –<br />
Schnupperwochenende<br />
gefällig?<br />
Richtig segeln lernen beim DHH<br />
und seinen Yachtschulen<br />
in Glücksburg an der Ostsee,<br />
in Prien am Chiemsee<br />
und auf Elba am Mittelmeer.<br />
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