14.03.2014 Aufrufe

Segel Journal Segeln in Grönland (Vorschau)

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antifoul<strong>in</strong>g, sicherheit, mode: neue Abo-Prämien<br />

<strong>Segel</strong><strong>Journal</strong><br />

segeljournal.com · januar/februar 1/2014 · 5,20 Euro<br />

Alles, was Segler bewegt<br />

Kupfergrün<br />

Die germania VI<br />

Österreich: 5,80 Euro · Schweiz: SFR 9,80 · BeNeLux: 5,90 Euro · Italien/Spanien: 6,60 Euro<br />

Saukalt!<br />

segeln <strong>in</strong><br />

grönland<br />

Vergessen?<br />

Geschenke für<br />

segler<br />

60 Fuss für solo-Segler<br />

an Bord mit alex thomson


72<br />

DH<br />

SOLARIS CUSTOM<br />

42<br />

SOLARIS YACHTS<br />

Built for Sailors<br />

40 Jahre Tradition und Innovation<br />

BOOT DÜSSELDORF 18.1.-26.1.2014<br />

Halle 7a: Infostand Solarisyachts Custom<br />

Halle 16: Solarisyachts<br />

www.solarisyachts.com | <strong>in</strong>fo@sycustom.com | Tel. +41 91 641 71 02 | Solaris Yachts Custom


editorial<br />

Noch nicht<br />

mit dem<br />

<strong>Segel</strong>-Virus<br />

<strong>in</strong>fiziert?<br />

Party-Smalltalk, neulich <strong>in</strong> Hamburg. Da sagt doch e<strong>in</strong> aus der Schweiz angereister<br />

Gast (mit segelnder Freund<strong>in</strong>!), <strong>Segel</strong>n sei für ihn die „Perfektion von<br />

Langeweile“.<br />

Für das Team vom SEGEL JOURNAL ist <strong>Segel</strong>n alles, nur nicht langweilig. Und<br />

allen, die noch daran zweifeln, wie man se<strong>in</strong>e Freizeit auf Jollen und Yachten<br />

zubr<strong>in</strong>gen kann, sei dr<strong>in</strong>gend die Lektüre dieser Ausgabe des SEGEL JOURNAL<br />

empfohlen.<br />

Monika Kludas stellt uns ab Seite 16 mit der Solaris 72 DH e<strong>in</strong>e für Langfahrten<br />

optimierte Yacht vor, die auch für e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Crew beherrschbar ist. Mit diesem<br />

Schiff fremde Länder und Häfen zu erkunden, ist nicht langweilig, sondern<br />

Horizont-erweiternd.<br />

Matthias Ste<strong>in</strong>er segelte im nordischen Sommer nach <strong>Grönland</strong> und erlebte<br />

zwischen kalbenden Eisbergen e<strong>in</strong>en außergewöhnlichen Törn. Se<strong>in</strong> Erlebnisbericht<br />

geht auf Seite 46 los.<br />

<strong>Segel</strong>n extrem lernte unser Autor Arnt Bruhns kennen, der an Bord der Hugo<br />

Boss mit Alex Thomson am Rolex Middle Sea Race teilnahm und nun weiß,<br />

wor<strong>in</strong> die Fasz<strong>in</strong>ation der Yachten vom Typ Imoca 60 besteht: Ihr Speed vor<br />

dem W<strong>in</strong>d entspricht der W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeit – Rasanz und Spritzwasser<br />

garantiert (ab Seite 62).<br />

Frauke Klatt fängt die Vielschichtigkeit des <strong>Segel</strong>ns <strong>in</strong> ihren zum Teil großformatigen<br />

Bildern e<strong>in</strong>. Als e<strong>in</strong>e der bekanntesten zeitgenössischen maritimen<br />

Künstler<strong>in</strong>nen stellt sie im Rahmen der boot Düsseldorf ihre Werke aus. Wir<br />

stellen die Künstler<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Porträt ab Seite 88 vor.<br />

Wenn Sie mögen, treffen wir uns auf der boot Düsseldorf. Das SEGEL JOURNAL<br />

steht <strong>in</strong> Halle 16, Stand B 41 und lockt mit türkisfarbener Zuckerwatte.<br />

Ihre<br />

Sandra-Valeska Bruhns<br />

Chefredakteur<strong>in</strong><br />

Foto: Privat<br />

Halle 11, Stand H23/H35


<strong>in</strong>halt<br />

januar/februar 2014<br />

46 <strong>Grönland</strong><br />

16<br />

solaris 72 DH<br />

52<br />

panzer segelt...<br />

AUF DEM Schwer<strong>in</strong>er see<br />

yacht<strong>in</strong>g 13 – 36<br />

travel 37 – 58<br />

Sports 59 – 76<br />

14 Highlights<br />

38 highlights<br />

60 highlights<br />

16 solaris 72 dH<br />

Große, komfortable Yacht für die<br />

perfekte Langfahrt<br />

24 boot 2014<br />

boot-Macher Goetz-Ulf Jungmichel<br />

über die Neuheiten der Messe 2014<br />

26 Was wurde aus...<br />

Auf der Suche nach verschwundenen<br />

Yachten mit großer Geschichte<br />

30 germania VI<br />

Kupfergrün, reich an Anekdoten und<br />

untrennbar mit dem Leben von Berthold<br />

Beitz verbunden<br />

35 yacht<strong>in</strong>g-guide<br />

40 tahiti<br />

Pearl-Regatta und Blume<br />

h<strong>in</strong>term Ohr<br />

46 <strong>Grönland</strong><br />

<strong>Segel</strong>n im Kreißsaal<br />

der Eisberge<br />

52 panzer segelt...<br />

auf dem schwer<strong>in</strong>er see<br />

Schlossblick und e<strong>in</strong>e eigene<br />

Bootsklasse<br />

57 Travel-Guide<br />

62 segeln extrem<br />

Rolex Middle Sea Race an Bord<br />

der Imoca 60 Hugo Boss -<br />

e<strong>in</strong> Erfahrungsbericht<br />

70 nachwuchs am start<br />

Wie f<strong>in</strong>anzieren junge Leute<br />

e<strong>in</strong>e Regattakampagne?<br />

72 kapstadt–rio Race<br />

Warmer Vormw<strong>in</strong>dritt von<br />

Tafelberg bis Zuckerhut:<br />

E<strong>in</strong>e deutsche Crew ist dabei<br />

75 Volvo ocean race<br />

Zu wenig Meldungen, zu viele<br />

Fragezeichen. Was wird aus dem<br />

berühmten Rennen um die Welt?<br />

4 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


62<br />

racen mit<br />

alex thomson<br />

78<br />

geschenke<br />

für Segler<br />

„Für das Volvo Ocean Race 2014/15 kommen die Boote<br />

vom Fließband wie e<strong>in</strong>st die Liberty-Schiffe.<br />

Was fehlt, s<strong>in</strong>d die Teams. Bisher gibt es drei Zusagen."<br />

Hans-Harald Schack über das Volvo Ocean Race 2014/15<br />

Fotos: Solaris/Francesco Ferri, Matthias Ste<strong>in</strong>er, Gisli A. Gudmundsson, Kirtsen Panzer-Gunkel, Arnt Bruhns, Mar<strong>in</strong>epool/E. Groeger, VOR<br />

sailors 77 – 96<br />

78 Geschenke für segler<br />

Jacken, Kunst & Accessoires<br />

84 cutty sark<br />

Warum heißt der berühmte Tee<br />

Klipper wie e<strong>in</strong> dünnes Hemdchen?<br />

88 frauke klatt<br />

Bilder vom <strong>Segel</strong>n, aus Travemünde<br />

<strong>in</strong> die ganze Welt<br />

92 VON BORD DER FREYDIS<br />

<strong>Segel</strong>n im Land der Kirschbäume<br />

standards<br />

03 editorial<br />

06 zoom<br />

10 magaz<strong>in</strong><br />

91 Gew<strong>in</strong>nspiel<br />

Antifoul<strong>in</strong>g für das perfekte U-Schiff<br />

97 impressum<br />

98 update<br />

Wie läuft's? Cengiz Inceören<br />

Dezember 2013/ Januar 2014<br />

Titelfoto:<br />

Unser Titelbild zeigt die Imoca 60 Hugo<br />

Boss auf ihrem schnellen Ritt während des<br />

Rolex Middle Sea Race Richtung Stromboli.<br />

Deutlich zu erkennen: der orangfarbene<br />

Kant<strong>in</strong>g-Kiel.<br />

Copyright:<br />

Arnt Bruhns<br />

segeljournal.com<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

5


Foto: Nioclás Seeliger<br />

64°49' Süd!<br />

Wartet hier e<strong>in</strong>er auf den <strong>Segel</strong>-Bus? Sieht fast so aus, als ob der kle<strong>in</strong>e Eselsp<strong>in</strong>gu<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Dorian Bay auf Wiencke Island <strong>in</strong><br />

der Antarktis gerne mal e<strong>in</strong>e Runde auf der holländischen Bark Europa mitsegeln möchte, deren Masten im H<strong>in</strong>tergrund zu<br />

erkennen s<strong>in</strong>d. Die 56 Meter lange Europa ist das e<strong>in</strong>zige traditionelle <strong>Segel</strong>schiff, das jeden europäischen W<strong>in</strong>ter <strong>in</strong> die<br />

Antarktis fährt. An Bord: e<strong>in</strong>e Crew von bis zu 14 Leuten und 48 Tra<strong>in</strong>ees, denen <strong>in</strong> der kalten Eiswelt richtige Seebe<strong>in</strong>e<br />

wachsen sollen. Die Aufnahme stammt von Nioclás Seeliger, Berl<strong>in</strong>er Autor und Fotograf mit e<strong>in</strong>er ausgeprägten Leidenschaft<br />

für Großsegler und nicht-alltägliche Reviere. Se<strong>in</strong> aktueller Fotoband „Nord & Süd. Drei Schiffe. Drei Ozeane“ ist e<strong>in</strong>e fotografi-<br />

6 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


zoom<br />

sche Liebeserklärung an das <strong>Segel</strong>n auf Traditionsschiffen und die entlegenen Paradiese zwischen nördlichem und südlichem Polarkreis.<br />

Der neu erschienene Bildband zeigt 193 Fotos von Nioclás Seeligers über 17.000 Seemeilen langen abenteuerlichen Reisen als Matrose<br />

und staunender Beobachter an Bord der Brigg Roald Amundsen, der Bark Europa und dem Schoner Noorderlicht. E<strong>in</strong>drücke fasz<strong>in</strong>ierender<br />

Reisen über das Meer zwischen 80°01' Nord und 65°16' Süd – unter alten <strong>Segel</strong>n durch Wellenberge und spiegelglatte See zu Walen,<br />

P<strong>in</strong>gu<strong>in</strong>en, Gletschern und Eisbergen. Das 180 Seiten starke Buch „Nord & Süd.“ von Nioclás Seeliger ist bei BoD, Norderstedt erschienen<br />

und kostet 39,90 Euro. ISBN: 978-3-7322-7595-3<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

7


zoom<br />

Foto: Rolex/Carlo Borlenghi<br />

rolex Sydney Hobart yacht Race<br />

Am 26. Dezember, box<strong>in</strong>g day <strong>in</strong> der angloamerikanischen Welt, ist wieder Start zum legendären Rolex Sydney Hobart Race.<br />

Der Mittelstreckenklassiker der Südhalbkugel zieht jedes Jahr neben den besten Seglern der Welt, professionellen Syndikaten<br />

und segelverrückten „Aussies“ zahlreiche Zuschauer auf ihren Booten an. Im Vordergrund unseres Bildes: Wild Oats XI, die<br />

Super-Maxi-Rennyacht von Bob Oatley, der sich als neuer Herausforderer des America’s Cup positioniert hat. Wild Oats XI auf<br />

ihrer Paradestrecke von Sydney <strong>in</strong>s tasmanische Hobart zu schlagen, wird nicht leicht, die Yacht hält mit 18 Stunden, 23<br />

8 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


M<strong>in</strong>uten und 12 Sekunden den Streckenrekord und konnte bereits sechsmal den Titel als L<strong>in</strong>e Honours Sieger<strong>in</strong> für die erste Yacht im<br />

Ziel gew<strong>in</strong>nen. In diesem Jahr auch dabei: der Hamburger Jens Kell<strong>in</strong>ghusen mit se<strong>in</strong>er Varuna, e<strong>in</strong>er bei Knierim gebauten Ker 51, mit<br />

der er dieses Jahr bereits am Transpac von Los Angeles nach Hawaii teilgenommen hat. Insgesamt haben 97 Yachten für die prestigeträchtige<br />

Regatta, die im nächsten Jahr ihr 70. Jubiläum feiert, gemeldet. Und warum heißt der 26. Dezember nun box<strong>in</strong>g day? Weil an<br />

diesem Tag die Arbeitnehmer von ihren Arbeitgebern Weihnachtsgeschenke, <strong>in</strong> hübsche Boxen verpackt, überreicht bekommen. Daran<br />

hat Bob Oatley sicher auch gedacht. rolexsydneyhobart.com<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

9


magaz<strong>in</strong><br />

Korallensolitär<br />

Na, wie sieht das aus? Genau, wie die verzweigten Partien e<strong>in</strong>er Koralle, die sich dynamisch unter Wasser wiegen. Denn daran soll die Yacht Jazz,<br />

von Stararchitekt<strong>in</strong> Zaha Hadid für Blohm + Voss entworfen, auch er<strong>in</strong>nern: an e<strong>in</strong>e riesige Koralle. Nicht erkannt? Macht nichts, noch ist es nur<br />

e<strong>in</strong>e Designstudie, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Länge von 90 bis 128 Metern für rund 250 Millionen Euro realisiert werden kann. Für die aus dem Irak stammende<br />

63-jährige Architekturprofessor<strong>in</strong> Zaha Hadid s<strong>in</strong>d Yachten Neuland, <strong>in</strong> Deutschland<br />

baute sie unter anderem das Wissenschaftsmuseum Phaeno <strong>in</strong> Wolfsburg.<br />

blohmvoss.com<br />

Und immer<br />

wieder<br />

Lehmann…<br />

Der Alstersegler alljährliche Klage ist auch dieses Jahr<br />

wieder lautstark zu vernehmen: „Immer wieder dieser<br />

Lehmann.“ Der Hamburger Segler und amtierende<br />

505er Weltmeister Claas Lehmann hat an der P<strong>in</strong>ne der<br />

H-Jolle König<strong>in</strong> zusammen mit se<strong>in</strong>em langjährigen<br />

Vorschoter und Eigner Erich Walther mal wieder die traditionelle<br />

Känguru-Regatta <strong>in</strong> der Jahreswertung gewonnen.<br />

Mit 14 Punkten Vorsprung vor dem Zweitplatzierten<br />

Dirk Frischmuth mit se<strong>in</strong>er M-Jolle Aeumorphia.<br />

Da können wir ja nur spekulieren, wie hoch der Yardstick<br />

für Dr. Lehmann im nächsten Jahr ausfallen wird…<br />

hamburger-segel-club.de<br />

Sieht schon<br />

ziemlich blöde aus...<br />

Ne<strong>in</strong>, es ist leider ke<strong>in</strong>e neue Schwimmbrille, die die strahlende Dame auf dem<br />

Foto trägt. Schade eigentlich, aber die Brünette leidet unter e<strong>in</strong>em weit verbreiteten<br />

Übel: Seekrankheit. Dagegen soll jetzt dieses sonderbare Modell auf ihrer<br />

Nase helfen. Board<strong>in</strong>g R<strong>in</strong>g heiß die Brille, die verh<strong>in</strong>dern soll, dass bei Welle und<br />

Seegang die Augen e<strong>in</strong>e andere Position an das Gehirn senden als das Gleichgewichtsorgan<br />

im Innenohr. Durch vier besondere Brillengläser, gebogene Röhrchen<br />

mit e<strong>in</strong>gelassener Flüssigkeit, wird e<strong>in</strong> künstlicher Horizont erzeugt, der<br />

e<strong>in</strong>e konsequente Gerade vorgaukelt. Dass man mit der Brille extrem bescheuert<br />

aussieht, gibt sogar der Hersteller zu. Doch bei der französischen Mar<strong>in</strong>e<br />

wurden angeblich schon gute Testergebnisse damit erzielt. Und e<strong>in</strong>en schönen<br />

Menschen kann bekanntlich nichts entstellen.<br />

board<strong>in</strong>gr<strong>in</strong>g.com.<br />

10 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


Das beste <strong>Segel</strong>foto 2013<br />

Das Yacht Rac<strong>in</strong>g Image of the Year 2013, <strong>in</strong>itiiert vom Bankhaus Mirabaud & Cie Private Bankers, ist<br />

e<strong>in</strong>e Auszeichnung, die so manchem <strong>Segel</strong>fotografen gut <strong>in</strong> die Vita passen würde. 70 <strong>in</strong>ternationale<br />

Fotografen aus 19 Ländern haben ihren besten Schuss des Jahres 2013 e<strong>in</strong>gesandt, wer gew<strong>in</strong>nt,<br />

entscheiden <strong>in</strong> erster Instanz die Segler. Auf der Facebook-Seite des World Yacht Rac<strong>in</strong>g Forums wird<br />

geliked, welche 24 Bilder die besten s<strong>in</strong>d. Danach geht der Abstimmungsmarathon weiter: Aus den<br />

zwei Dutzend wählen die Delegierten des Forums die fünf besten Bilder, e<strong>in</strong>e unabhängige Jury, der<br />

unter anderem Volvo Ocean Race CEO Knut Frostad und Sp<strong>in</strong>drift-Skipper<strong>in</strong> Dona Bertarelli angehören,<br />

benennt schließlich das Yacht Rac<strong>in</strong>g Image of the Year 2013. Bester Deutscher war im letzten<br />

Jahr war Ulf Sommerwerck, der mit se<strong>in</strong>em Starboot-Bild unter die Top Ten kam. In der Auswahl für<br />

dieses Jahr: Jens Hoyer mit e<strong>in</strong>em America’s-Cup-Bild (s. SEGEL JOURNAL 6/2013) und Mart<strong>in</strong> Krause<br />

mit e<strong>in</strong>em Schuss aus der Wismarer Bucht. SEGEL-JOURNAL-Favorit für das beste Bild 2013: Vendée-<br />

Globe-Sieger François Gabart bei se<strong>in</strong>em Ziele<strong>in</strong>lauf <strong>in</strong> Les Sables-d‘Olonne, fotografiert von Olivier<br />

Blonchet. yachtrac<strong>in</strong>gimage.com/gallery/contest-2013/<br />

Zuckerwatte vom <strong>Segel</strong> <strong>Journal</strong><br />

Fotos: Hersteller, Anbieter, Olivier Blanchet, Arnt Bruhns, freepic.com<br />

Weg mit den Plastiktüten!<br />

Wo wir s<strong>in</strong>d, riecht es nach Jahrmarkt. Durch<br />

die Hallen der hanseboot schwebte der verführerische<br />

Duft von frischer Zuckerwatte,<br />

mit der die Crew vom SEGEL JOURNAL Leser,<br />

Partner und Messebesucher glücklich<br />

machte. Die Begeisterung für den süß-luftigen<br />

Traum <strong>in</strong> Türkis war so groß, dass nach<br />

dem ersten Messewochenende schon alle<br />

Zuckerwattestäbe aufgebraucht waren. Auf<br />

der boot Düsseldorf drehen wir wieder den<br />

türkisfarbenen Zuckertraum – so charmant<br />

wie SEGEL-JOURNAL-Anzeigenleiter<strong>in</strong> Ulrike<br />

Nehls auf unserem Foto.<br />

Man bekommt sie <strong>in</strong> jedem Laden für jeden noch so kle<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>kauf, sie fliegen beim kle<strong>in</strong>sten W<strong>in</strong>dhauch<br />

weg und man trifft sie auf hoher See oder <strong>in</strong> entlegen Buchten wieder: ultraleichte Plastiktüten.<br />

Jeder Europäer verbraucht angeblich 198 Plastiktüten pro Jahr! EU-Umweltkommissar Janez<br />

Potocnik (55) hat den Plastiktüten jetzt den Kampf angesagt. „Vor 50<br />

Jahren waren E<strong>in</strong>weg-Plastiktüten praktisch unbekannt“, sagt er.<br />

„Heute benutzen wir sie für e<strong>in</strong>ige M<strong>in</strong>uten, danach belasten sie<br />

jahrzehntelang unsere Umwelt.“ Nach se<strong>in</strong>en Plänen sollen EU-<br />

Staaten besonders leichte Tüten verbieten oder e<strong>in</strong>e Tüten-<br />

Steuer e<strong>in</strong>führen können. SEGEL JOURNAL me<strong>in</strong>t: Gute Aktion,<br />

die Verschmutzung der Meere mit unserem Plastikmüll muss<br />

e<strong>in</strong>gedämmt werden.<br />

Die neue Kollektion 2014 erstmalig auf der „boot“ Düsseldorf, Halle 11/Stand H39<br />

READY FOR SHORE<br />

www.ocean-one.de


magaz<strong>in</strong><br />

Versicherungsdeutsch<br />

für Dummies:<br />

Was ist e<strong>in</strong>e Selbstbeteiligung? Unter Selbstbeteiligung<br />

(Selbstbehalt, Kostenbeteiligung<br />

oder Zuzahlung, auch Franchise) versteht<br />

man den Anteil, den der Versicherungsnehmer<br />

im Versicherungsfall selbst zahlen muss<br />

(entweder jährlich oder pro Schadensfall). Er<br />

wird als absoluter oder prozentualer Anteil<br />

gesetzlich festgelegt oder vertraglich vere<strong>in</strong>bart.<br />

Nur darüber h<strong>in</strong>ausgehende Summen<br />

werden von der Versicherung bezahlt. Aber<br />

nicht bei jedem Schaden an der Yacht muss<br />

der Versicherte gleich <strong>in</strong> die eigene Tasche<br />

greifen: Im Fall von Totalverlust, Transportschäden,<br />

E<strong>in</strong>bruchdiebstahl, Schäden durch<br />

Brand, Blitzschlag sowie bei alle<strong>in</strong> durch Dritte<br />

verschuldeten Kollisionsschäden mit dem<br />

stillliegenden Fahrzeug wird ke<strong>in</strong>e Selbstbeteiligung<br />

angerechnet!<br />

pantaenius.de<br />

Mal e<strong>in</strong>en nach<br />

Kiel holen<br />

Seglers W<strong>in</strong>terprogramm<br />

Kiel holen!<br />

Da haben sie aber rumgekalauert,<br />

die Market<strong>in</strong>gstrategen<br />

der Stadt Kiel. In ihrem Auftrag<br />

hat Rötger Feldmann, besser bekannt als Brösel,<br />

Zeichner der legendären Werner-Comics, das Wortspiel „Kiel<br />

holen“ mit e<strong>in</strong>er humoristischen Darstellung charmant <strong>in</strong>terpretiert<br />

und das abgebildete Postkartenmotiv gestaltet. Die Postkarten liegen<br />

nach dem bewährten Mitnahme-Pr<strong>in</strong>zip kostenlos <strong>in</strong> Kneipen und Cafés<br />

aus und sollen Kieler dazu animieren, ihre Freunde und Verwandten<br />

zu e<strong>in</strong>em Besuch an der Förde e<strong>in</strong>zuladen. Wer so e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>ladung<br />

ausschlägt, kann dann getrost wirklich „Kiel geholt“ werden.<br />

kiel-sail<strong>in</strong>g-city.de<br />

Auf jedem Schiff, was schwimmt<br />

und schwabbelt, gibt’s irgende<strong>in</strong>en,<br />

der dämlich sabbelt<br />

Auch <strong>in</strong> diesem Jahr lädt der Blankeneser <strong>Segel</strong>-Club wieder jeden Dienstag zum Hochseeseglerabend mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>formativen Vortragsprogramm.<br />

Ke<strong>in</strong> closed shop für die seglerische Haute Volaute der Elbvororte, sondern offen für Segler aller Vere<strong>in</strong>e. Beg<strong>in</strong>n immer 19.30 Uhr,<br />

Ende bei Nelson an der Bar deutlich später. Die besten Vorträge von Dezember bis Januar:<br />

17.12.13 <strong>Segel</strong>-Bundesliga: Benjam<strong>in</strong> Jeuthe (Konzeptwerft) zieht e<strong>in</strong>e erste Bilanz und gibt e<strong>in</strong>en Ausblick auf 2014<br />

07.01.14 Double-Handed <strong>in</strong> 33 Tagen von Japan nach Alaska: Film- & Foto-Vortrag nebst Logbuch-Lesung mit Stefan Thilebe<strong>in</strong><br />

14.01.14 Wettfahrt-Regeln: Was gibt’s Neues? S<strong>in</strong>d die letzten Änderungen ver<strong>in</strong>nerlicht? Der <strong>in</strong>ternationale Schiedsrichter Hannes<br />

Diefenbach erklärt die Fe<strong>in</strong>heiten<br />

28.01.14 Kirsten Harmstorf, Skipper<strong>in</strong> der Tutima, erklärt die Erfolgsfaktoren der besten deutschen Bigboat-Damencrew<br />

bsc-hamburg.de<br />

Badewanne mit <strong>Segel</strong><br />

Noch auf der Suche nach dem ultimativen Weihnachtsgeschenk<br />

für e<strong>in</strong>en, der schon alles hat? Wir hätten da e<strong>in</strong>en Vorschlag: Hot<br />

Tug. Ohne Wasser und mit Mast e<strong>in</strong> nicht ganz normales <strong>Segel</strong>boot,<br />

mit warmem Wasser gefüllt e<strong>in</strong>e schippernde Badewanne<br />

für e<strong>in</strong> romantisches Techtelmechtel zur See oder e<strong>in</strong>e feuchtfröhliche<br />

Ausfahrt mit der ganzen Crew. Für wohlige Wärme<br />

sorgt e<strong>in</strong> Holzofen, der <strong>in</strong> rund zweie<strong>in</strong>halb Stunden die 2.000<br />

Liter Wasser aufheizt. Duftende Badeessenzen können <strong>in</strong>dividuell<br />

h<strong>in</strong>zugefügt werden. Wer sich für e<strong>in</strong> Bad entscheidet, feuert e<strong>in</strong>fach<br />

den Holzofen an. hottug.nl<br />

12 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014<br />

e<strong>in</strong> echter Schnapper!<br />

77.777 Euro – diese Schnapszahl war der Preis für die erste Varianta 37,<br />

die auf der hanseboot verkauft wurde. Die nächste kostete dann schon<br />

78.888 Euro, die dritte 79.999 Euro usw., bis der reguläre Listenpreis von<br />

89.000 Euro erreicht war. E<strong>in</strong> echter Preishammer für e<strong>in</strong> Volksboot, wie<br />

es die Werft anpreist. Der Hammer leuchtete dann auch orangerot über<br />

der Yacht <strong>in</strong> der Messehalle 6. Der erste Käufer stürmte am Eröffnungstag<br />

um 10.07 Uhr an den Stand, um sofort zu unterschreiben – ohne das<br />

Schiff vorher gesehen zu haben. Der zweite Käufer kam e<strong>in</strong>e knappe halbe<br />

Stunde später mit gezücktem Kugelschreiber zur Unterschrift. Kommt<br />

gut an, das große Schiff ohne jegliches Chichi. Wo nichts dr<strong>in</strong> ist, muss<br />

man auch nicht re<strong>in</strong>gucken, sondern kann gleich zugreifen.<br />

varianta.<strong>in</strong>fo<br />

Fotos: Hersteller, Anbieter


yacht<strong>in</strong>g<br />

Foto: Solaris/Francesco Ferri<br />

highlights Trends und Innovationen für Segler 14 – 15<br />

Solaris 72 DH Vollendeter Luxus für die groSSe Fahrt 16 – 22<br />

BOOT DÜSSELDORF Jede Halle e<strong>in</strong>e Themenwelt für Wassersportler 24 – 25<br />

GESUCHT & GEFUNDEN Vergessene prom<strong>in</strong>ente schiffe 26 – 28<br />

GERMANIA VI Alfried Krupps Schiff für den <strong>Segel</strong>nachwuchs 30 – 34<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

13


yacht<strong>in</strong>ghighlights<br />

Der Katamaran Lipari 41 gilt als Bestseller, mehr als 150 E<strong>in</strong>heiten<br />

wurden bisher von dem Schiff gebaut. Nun hat die<br />

französische Werft Founta<strong>in</strong>e Pajot das Modell <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

Punkten modifiziert und verbessert, das Ergebnis gibt es auf<br />

der boot zu sehen. Klares Plus des Katamarans: durch Uns<strong>in</strong>kbarkeit<br />

auf See und e<strong>in</strong>e hohe Stabilität bei Seegang ist<br />

er das optimale Fahrtenschiff, das mit e<strong>in</strong>er CE Kategorie A<br />

auch die Zulassung für die Fahrt auf hoher See hat. Weitere<br />

neue Details des beliebten Kats s<strong>in</strong>d große Fenster <strong>in</strong> den<br />

Achterkab<strong>in</strong>en zum Heck h<strong>in</strong> und e<strong>in</strong> freundliches Innendesign<br />

mit hellen Decken und hochwertigem, hellen Kirschholz<br />

<strong>in</strong> Salon und Kab<strong>in</strong>en. Dazu passen die dunklen Polster<br />

mit Nappa-Leder-Imitat. Angeblich so schön wie echtes Leder,<br />

aber lange nicht so fleckempf<strong>in</strong>dlich bei Nässe. Yachteigners<br />

großer Fe<strong>in</strong>d Osmose wird bei dem Schiff wohl ke<strong>in</strong>e<br />

Chancen haben, die Lipari 41 wird mit zwei Lagen V<strong>in</strong>ylester-<br />

Harz und Epoxy-Grundierung ausgeliefert. Rumpflänge:<br />

11,95 Meter , Breite: 6,73 Meter, Tiefgang - Standard 1,15 Meter,<br />

<strong>Segel</strong>fläche am W<strong>in</strong>d: 90 Quadratmeter. euro-cats.de<br />

Wenn gutes<br />

noch besser wird<br />

Weltpremiere<br />

<strong>in</strong> Düsseldorf<br />

Moody Boats von der Greifswälder Hanse Group präsentiert mit<br />

der stattliche 17,15 Meter langen Moody DeckSalon 54 e<strong>in</strong>e neue<br />

Tourenyacht der Extraklasse Wie ihre Schwesternschiffe DS 45‘ und<br />

die ganz großen DS 62‘ ist ihr Markenzeichen vor allem der großzügige<br />

Decksalon. Dazu kommt das ganz trendig als One Level<br />

Liv<strong>in</strong>g Konzept bezeichnete Design der Yacht, die ähnlich e<strong>in</strong>er<br />

chicen Eigentumswohnung e<strong>in</strong> barrierefreies Leben auf nur e<strong>in</strong>er<br />

Ebene zwischen Salon und Cockpit verspricht. Durch die großen<br />

Seiten- und W<strong>in</strong>dschutzscheiben und die Schiebetür kommt viel<br />

Helligkeit <strong>in</strong>s Boots<strong>in</strong>nere. E<strong>in</strong> weiterer Vorteil der vielen Fensterflächen:<br />

e<strong>in</strong>e fast 360 Grad Panaroma-Rundumsicht aus dem Decksalon.<br />

Rumpflänge: 17,15 Meter , Länge Wasserl<strong>in</strong>ie: 15,15 Meter,<br />

Breite: 5,20 Meter, Tiefgang - Standard 2,60 Meter, <strong>Segel</strong>fläche am<br />

W<strong>in</strong>d: 160 Quadratmeter. dehler.com<br />

Halle 17, Stand C 21<br />

Wunschfarbe<br />

Der Generalimporteur von Epifanes Farben,<br />

die M.u.H. von der L<strong>in</strong>den GmbH, hat <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

mit dem Lackspezialisten e<strong>in</strong><br />

Sonderfarbton-Bestellformular entwickelt.<br />

Nun können Kundenfarbwünsche nach RAL-<br />

Farbtönen und fast allen im Wassersport gängigen<br />

Farbkarten <strong>in</strong>dividuell angemischt werden.<br />

Für die kommende Saison erwarten wir<br />

nun ganz neue Farbakzente im Hafenbecken,<br />

schlicht weiß ist klar von gestern, oder? Ebenfalls<br />

neu von Epifanes ist das Copper Cruise<br />

Antifoul<strong>in</strong>g, e<strong>in</strong> Hartantifoul<strong>in</strong>g, das mit den<br />

meisten gängigen Antifoul<strong>in</strong>gs kompatibel<br />

und dazu bis 30 Knoten abriebfest ist. Es ist<br />

ab Februar 2014 <strong>in</strong> folgenden Farbtönen zu<br />

erhalten: rotbraun, schwarz, hellblau, dunkelblau<br />

und weiß. vonderl<strong>in</strong>den.de<br />

Fotos: Hersteller, Anbieter<br />

14 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


Xc 35<br />

mit V-Rumpf<br />

Die neue X aus Haderslev hat e<strong>in</strong>en markanten<br />

V-förmigen Rumpf, der e<strong>in</strong> noch<br />

sanfteres E<strong>in</strong>tauchen <strong>in</strong>s Wasser auch<br />

bei großen Wellen ermöglichen soll.<br />

Der kle<strong>in</strong>e Neuzugang der als Performance-Cruiser<br />

ausgelegten Xc Familie<br />

wird auf der boot zum ersten<br />

Mal präsentiert. Typisch für X-Yachts<br />

s<strong>in</strong>d die guten <strong>Segel</strong>eigenschaften<br />

der Yacht. Rumpf und Deck s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Sandwich-Bauweise<br />

gefertigt, dazu kommen e<strong>in</strong> Kielträger<br />

aus Stahl, Faltpropeller und Doppelsteuer. Die seitlichen<br />

Plattformen der Yacht s<strong>in</strong>d mit Teak belegt, zum Schutz vor<br />

Beschädigungen durch den Anker gibt es optional e<strong>in</strong>en kleidsamen<br />

Edelstahlrahmen am Bug. Unverzichtbar natürlich die Badeplattform<br />

mit <strong>in</strong>tegrierter Badeleiter. Rumpflänge: 10,36 Meter , Länge Wasserl<strong>in</strong>ie:<br />

9,6 Meter, Breite: 3,52 Meter, Tiefgang - Standard 1,9 Meter, <strong>Segel</strong>fläche<br />

am W<strong>in</strong>d: 72 Quadratmeter. x-yachts.com<br />

Halle 16, Stand C 22<br />

Schöne Sicherheit<br />

Secumar hat se<strong>in</strong>e bewährten Schwimm- und Rettungswesten<br />

weiter verbessert. Neu s<strong>in</strong>d die Modelle Survival 220, Survival 275<br />

und Survival 275 Duo Protect. Dabei ist Duo nicht etwa für zwei<br />

im Wasser schwimmende Segler gedacht, die auch <strong>in</strong> kritischen Situationen<br />

nicht vone<strong>in</strong>ander lassen können, sondern verfügt über<br />

robuste, zweilagige Schwimmkörper – duales System im Wasser.<br />

Kernelement der neuen Westen ist e<strong>in</strong> Schwimmkörper, der Personen<br />

im Wasser noch besser mit dem Gesicht an die Wasseroberfläche<br />

dreht. Außerdem wurde weiter am Tragekomfort der Westen<br />

gearbeitet, die nun den Nacken freier halten. Für mehr aktive<br />

Sicherheit gibt es außerdem e<strong>in</strong>e Tasche zur Integration des AIS-<br />

Senders A040-BW-COM von Weatherdock. Für andere Modelle, wie<br />

z.B. den Seenotsender von Crewfetch, SafeL<strong>in</strong>k R10 oder den PLB1<br />

von Ocean Safety, kann optional e<strong>in</strong>e passende Tasche angefertigt<br />

werden. Für Jollen- und Regatta-Segler, bei denen es schnell mal<br />

nass zugehen kann, ist die Jump Pro gedacht, e<strong>in</strong>e hochwertige<br />

Schwimmhilfe, die <strong>in</strong> vier Größen erhältlich ist und die durch ihr<br />

blau-neongelbes Design optisch <strong>in</strong> guten und schlechten Zeiten<br />

<strong>in</strong>s Auge sticht. secumar.de<br />

Halle 11, Stand D 42<br />

Edel-<br />

Klampe<br />

Klampen der Firma Nomen s<strong>in</strong>d so ziemlich das Edelste, was<br />

man sich aktuell an Deck <strong>in</strong>stallieren kann. Für den renommierten<br />

Dame Award (Stylecheck der Yachtbranche) wurde<br />

nun die Nomen Clip-Klampe mit beweglichen Endstücken<br />

aus Kunststoff nom<strong>in</strong>iert. Das Mittelteil ist feststehend und<br />

nimmt die Zugkräfte aus dem Tauwerk auf. Die rund geformten<br />

und drehbaren Endstücke aus weichem Kunststoff<br />

bleiben aber unbelastet und werden von e<strong>in</strong>em Schnappmechanismus<br />

<strong>in</strong> Mittelposition gehalten. In der geschlossenen<br />

Ruhestellung – mit Festmacher belegt oder nicht<br />

– verh<strong>in</strong>dern sie so, dass sich Le<strong>in</strong>en verfangen oder dass<br />

sich jemand an offenen Kanten verletzt. Das Belegen und<br />

Loswerfen ist problemlos, denn die beweglichen Elemente<br />

machen jedem Tampen sofort Platz. nomenproducts.de<br />

Halle 74, Stand D 07<br />

Super-Schoten, nicht<br />

nur für Tornado-Cracks<br />

„Tornado Grip Plus“ heißt die neue Produktl<strong>in</strong>ie der Braunschweiger<br />

Firma Seilflechter, die vor allem e<strong>in</strong>e hohe Bruchlast<br />

und ger<strong>in</strong>ge Dehnung verspricht und <strong>in</strong> dezenten Stärken<br />

von 6 bis 12 Millimeter lieferbar ist. Perfekt für Fallen und<br />

Schoten auf Jollen, wenn es beim Holen zu sehr <strong>in</strong> den Händen<br />

schmerzt, empfehlen wir <strong>Segel</strong>handschuhe. Dazu kann<br />

man die Le<strong>in</strong>en gut spleißen, die aktuellen Farben <strong>in</strong> grauweiß,<br />

grau-gelb und grau-orange s<strong>in</strong>d fast so angesagt<br />

wie e<strong>in</strong> Knäuel Häkelwolle.<br />

In Zusammenarbeit mit deutschen Spitzenseglern<br />

aus dem Olympiastützpunkt Kiel hat Seilflechter<br />

zudem e<strong>in</strong>e „Tornado Spi-Schot“ aus hochfester<br />

Dyneema-Faser entwickelt. Die gibt es <strong>in</strong><br />

blau, rot, schwarz und grün sowie Stärken<br />

zwischen 6 und 12 mm.<br />

seilflechter.com<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

15


yacht<strong>in</strong>g I Solaris 72 DH<br />

16 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


Geschw<strong>in</strong>digkeitsrausch auf<br />

dem Performance Cruiser:<br />

Das Doug-Peterson-Design<br />

kommt schon bei leichter<br />

Brise richtig gut <strong>in</strong> Fahrt<br />

SOLARIS<br />

Text monika kludas fotos solaris/Francesco Ferri<br />

72 DH<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

17


yacht<strong>in</strong>g I Solaris 72 DH<br />

Alles <strong>in</strong> Reichweite: Der Rudergänger kann auch alle<strong>in</strong> <strong>Segel</strong> setzen, trimmen, Manöver fahren und navigieren. Großzügige Sitz- und Liegeflächen<br />

s<strong>in</strong>d geschickt verteilt. E<strong>in</strong> Deck mit viel Freiraum und klarer Aufteilung: Der flache Aufbau betont die fließenden L<strong>in</strong>ien (rechte Seite)<br />

Der weiterentwickelte 22-m-Performance<br />

Cruiser der renommierten italienischen<br />

Solaris-Werft schraubte die Erwartungen<br />

an Design, Leistung und Ausführung hoch.<br />

Sie wurden beim Test des ersten Neubaus im<br />

toskanischen Archipel noch übertroffen.<br />

18 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


Schon auf den ersten Blick gibt sich die erste neue Solaris 72 DH namens Lily’s mit<br />

ihrem flachen U-förmigen Hauptspant, dem <strong>in</strong> der Mitte konzentrierten Lateralplan<br />

und dem e<strong>in</strong>gezogenen Spiegelheck als sportliche Hochseeyacht zu erkennen.<br />

Der Entwurf stammt von Doug Peterson, der nicht nur zahlreiche Kreuzer- und<br />

IOR-Yachten konstruierte, sondern auch das erfolgreiche Design der America’s-Cup-<br />

Gew<strong>in</strong>ner America³ und NZ 32 Black Magic maßgeblich mitgestaltete. Für die italienische<br />

Werft Solaris hat er bereits das Vorgängermodell der 72 gezeichnet, von der bis 2010<br />

sechs Exemplare gebaut wurden. „Hohe Durchschnittsgeschw<strong>in</strong>digkeiten unter allen<br />

Wetterbed<strong>in</strong>gungen war das formulierte Ziel“, sagt Vertriebschef Paolo Buonvic<strong>in</strong>i von<br />

Solaris Yachts Custom. „Bei unseren Blauwasseryachten ist Doug Peterson immer der optimale<br />

Partner für schnelle Allrounder.“<br />

Das seit 40 Jahren für hohe Qualität bekannte Unternehmen arbeitet aber auch mit Bill<br />

Tripp und Javier Soto Acebal zusammen. „Bei der aktuellen Deckshaus-Version 72 DH<br />

von Peterson wurde das Konzept des zentralen Salons mit Rundumsicht und darunterliegendem<br />

Masch<strong>in</strong>enraum beibehalten“, umreißt Buonvic<strong>in</strong>i die Neuentwicklung. Die<br />

Rumpfform, der Kiel, das Ruder und der <strong>Segel</strong>plan wurden jedoch e<strong>in</strong>em gründlichen<br />

Relaunch unterzogen und lassen dem Eigner zudem viel Entscheidungsfreiheit bei der<br />

maßgeschneiderten Innenausstattung. Die Sandwich-Konstruktion mit Airex-Kern sowie<br />

uni- und bidirektionaler Glasfaser wird an besonders belasteten Stellen durch Karbon<br />

und im Bodenbereich durch Längs- und Querträger aus Komposit oder Bootsbausperrholz<br />

verstärkt. Vor allem die Schotten s<strong>in</strong>d als tragende Elemente rundum mit Rumpf<br />

und Deck verleimt. „Kiel, Ruder und der vierflügelige Faltpropeller wurden durch Tests im<br />

nautischen Forschungs<strong>in</strong>stitut <strong>in</strong> den Niederlanden für Motor, Getriebe und Rumpfform<br />

optimiert“, betont Kapitän Guiseppe Rivetti, der die Bauaufsicht für den Eigner hatte.<br />

E<strong>in</strong> harmonisches, geradl<strong>in</strong>iges Deckslayout betont das unkomplizierte Handl<strong>in</strong>g und<br />

den großzügigen Lebensraum. Wird das Beiboot nicht auf dem Vorschiff <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Halterung<br />

gelagert, sondern achteraus mitgeführt, kann sich die freie Decksfläche <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

riesigen Abenteuerspielplatz für K<strong>in</strong>der verwandeln oder zum Fitnesstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g und selbstverständlich<br />

zum Relaxen genutzt werden. Wahlweise ist der dem Stabdeck nachempfundene<br />

Esthec-Belag oder e<strong>in</strong> echtes Teakdeck ohne Aufpreis erhältlich.<br />

Das Deckshaus h<strong>in</strong>ter dem Mast wirkt durch optisch geschickt angelegte, fließende L<strong>in</strong>ien<br />

sehr flach, obwohl sich darunter e<strong>in</strong> vollwertiger Salon mit großer lichter Höhe verbirgt.<br />

Von der sanft ansteigenden Fensterfront setzen sich zwei weiße Streifen über die<br />

langgestreckten Seitenfenster bis zu den Seitenwänden des achteren Aufbaus fort. Der<br />

Mittelteil des Dachs besteht jedoch aus Esthec und vermittelt dadurch e<strong>in</strong>e vom Bug<br />

bis zum Heck homogene Decksfläche. Auch die breiten Seitendecks tragen dazu bei.<br />

Zwischen dem Niedergang und dem seglerischen Aktionszentrum ganz achtern bleibt<br />

viel Platz für herrliche Liege- und Sitzflächen, <strong>in</strong>dem sie auf gleicher Höhe wie die Seitendecks<br />

konstruiert wurden und von ihnen nur durch die Süllbords mit den weit achtern<br />

stehenden Vorsegelschotw<strong>in</strong>schen getrennt s<strong>in</strong>d. Die beiden Cockpittische lassen sich<br />

zu e<strong>in</strong>em großen Esstisch für e<strong>in</strong> opulentes Menü aufklappen. Das Sprayhood und e<strong>in</strong><br />

stabiles Bim<strong>in</strong>i überlappen sich so, dass Sonne und Regen das Bordleben auch während<br />

des <strong>Segel</strong>ns nicht trüben und der Niedergangsbereich immer trocken bleibt. Will man<br />

konsequent auf Geschw<strong>in</strong>digkeit segeln, nimmt man Stoff und Stützen des Sonnendachs<br />

e<strong>in</strong>fach weg und klappt das Sprayhood ganz flach auf das Deckshaus.<br />

Carbon Mast und Baum<br />

Großes Cockpit mit offenem Heck<br />

E<strong>in</strong>faches Slippen durch Hubkiel<br />

Weltweit am schnellsten<br />

wachsende Klasse<br />

E<strong>in</strong>facher <strong>Segel</strong>plan mit Gennaker<br />

Mittelmann‘s Werft ist die Alle<strong>in</strong>vertretung<br />

für J-Boats <strong>in</strong> Deutschland und Dänemark.<br />

Informationen über alle Modelle erhalten<br />

Sie im Internet unter www.jboats.de<br />

Die Yachtwerft <strong>in</strong> Kappeln<br />

an der Schlei<br />

Für die Ausrüstung ist ausreichend Platz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vorpiek neben dem Ankerkasten, <strong>in</strong><br />

Backskisten vor den Steuerständen sowie <strong>in</strong> zwei großen Lazarettes. Auf Lily’s wurden<br />

hier unter anderem der Bauer Tauchkompressor mit Flaschen, zwei Rettungs<strong>in</strong>seln, Fender,<br />

Festmacher und Klappfahrräder untergebracht. Aus e<strong>in</strong>em separaten Fach im Spiegel<br />

fährt man auf Knopfdruck die Besenzoni-Passerelle zum Landgang aus. E<strong>in</strong>gebaute<br />

blaue Leuchten weisen den sicheren Weg. Orig<strong>in</strong>ell ist auch der Zugang zur Badeplattform:<br />

Während die Heckklappe geöffnet wird, schiebt sich gleichzeitig e<strong>in</strong>e zweistufige<br />

Treppe heraus.


yacht<strong>in</strong>g I Solaris 72 DH<br />

Der Panoramablick aus dem geräumigen Deckssalon freut auch den Navigator (oben). Beschläge und Oberflächen s<strong>in</strong>d erstklassig verarbeitet (unten)<br />

zehn Knoten, zeitweise sogar elf. Gut getrimmt erfordert sie nur<br />

wenig Ruderlage und liegt komfortabel auf dem Wasser. Böendruck<br />

setzt sie auf allen Kursen unmittelbar <strong>in</strong> Speed um. Auf dem<br />

breiten Süllbord neben dem Steuerrad sitzt man sowohl <strong>in</strong> Luv<br />

als auch <strong>in</strong> Lee sehr bequem und so ist das Dah<strong>in</strong>rauschen purer<br />

Lustgew<strong>in</strong>n. Gelegentliche <strong>Segel</strong>manöver wie Wenden und Halsen<br />

erfordern wegen der zwei Vorstagen das E<strong>in</strong>rollen von Code Zero<br />

oder Genua. Kompass und Displays auf beiden Steuerpulten sowie<br />

die großen, gut ablesbaren B&G-Instrumente auf dem Süllbord liefern<br />

alle erforderlichen Navigationsdaten.<br />

Auf dem Achterschiff s<strong>in</strong>d fast alle Bedienelemente des Riggs konzentriert<br />

und von den Steuerständen aus sehr gut zu erreichen. Das<br />

lässt die Seglerherzen kle<strong>in</strong>er Crews höher schlagen. Dank Hydraulik<br />

und kraftvoll dimensionierter, elektrischer Lewmar-W<strong>in</strong>schen<br />

beherrscht e<strong>in</strong>e Person die Yacht auch alle<strong>in</strong>, wenn sie zum Setzen,<br />

Trimmen oder Wechsel der <strong>Segel</strong> den Autopiloten e<strong>in</strong>schaltet. Der<br />

High Modulus Karbonmast und der Baum für das Rollgroßsegel<br />

stammen von Hall Spars, die Gewicht sparende 3DL-<strong>Segel</strong>garderobe<br />

von North Sails. Von den drei Reckmann-Rollreffanlagen ist e<strong>in</strong>e<br />

für den abnehmbaren Code Zero im Bugbeschlag <strong>in</strong>tegriert.<br />

Vor der Halb<strong>in</strong>sel Monte Argentario weht e<strong>in</strong>e leichte Brise von<br />

zwei bis drei Beaufort und so rollen mit der entsprechenden Taste<br />

am Steuerpult das Großsegel von 134 Quadratmetern und den<br />

noch 100 Quadratmeter größeren Code Zero aus. Bei 70 Grad am<br />

wahren W<strong>in</strong>d zieht Lily’s mit rund 8,5 Knoten ihre Bahn durch e<strong>in</strong>e<br />

kurze Welle auf e<strong>in</strong>er hohen Restdünung. Doch nach dem Abfallen<br />

auf e<strong>in</strong>en Raumschotkurs von 100 Grad beschleunigt sie rasch auf<br />

Nach dem nächtlichen Durchgang e<strong>in</strong>er Regenfront hat der W<strong>in</strong>d<br />

zunächst auf vier Beaufort aufgefrischt und so kommt am nächsten<br />

Tag die Genua zum E<strong>in</strong>satz. Mit e<strong>in</strong>em guten Schrick <strong>in</strong> den Schoten<br />

läuft die Solaris 72 DH beständig zwischen acht und neun Knoten<br />

und nimmt später nach dem Abflauen auch hoch am W<strong>in</strong>d nur<br />

e<strong>in</strong> bis zwei Knoten an Geschw<strong>in</strong>digkeit zurück. So dürften Langstrecken<br />

mit dieser Yacht <strong>in</strong>teressant und gut zu verwirklichen se<strong>in</strong>.<br />

Auch unter Motor reagiert die 22-Meter-Yacht zügig auf die Ruderlage<br />

und wendet mit rund drei Knoten Fahrt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kreis von<br />

etwa anderthalb Schiffslängen. Die Bedien- und Kontroll<strong>in</strong>strumente<br />

s<strong>in</strong>d neben dem Steuerbord-Ruderstand e<strong>in</strong>gebaut. Beim<br />

Aufstoppen aus der ökonomischen Marschfahrt von 8,5 Knoten<br />

durch kräftigen Hebeldruck bleibt Lily’s trotz W<strong>in</strong>ddruck auf Sprayhood,<br />

Bim<strong>in</strong>i und den breiten Baum auf Kurs. Was will man mehr als<br />

e<strong>in</strong> zuverlässig reagierendes, nicht übermotorisiertes Boot.<br />

Schauen wir uns nun das Interieur an. Der Niedergang überrascht<br />

mit haptischer S<strong>in</strong>nlichkeit: Der Niro-Handlauf ist mit naturfarbenem<br />

Leder überzogen und gibt dadurch zusätzlich sicheren<br />

Halt. Unten öffnet sich der weite Deckssalon mit Oberflächen aus<br />

20 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


yacht<strong>in</strong>g I Solaris 72 DH<br />

Canaletto-Nussbaum: An Backbord lädt der massive Esstisch mit<br />

e<strong>in</strong>em U-förmigen Sofa und zwei separaten Plätzen zu geselligen<br />

Runden mit Gästen e<strong>in</strong>. An Bord von Lily’s dom<strong>in</strong>ieren hellbraune<br />

Lederpolster, chemiefrei hergestellt, mit e<strong>in</strong>er angenehmen,<br />

natürlichen Struktur. Optional liefert die Werft auch zusätzliche<br />

Schonbezüge aus cremefarbenem Le<strong>in</strong>en. E<strong>in</strong>e Ablagefläche<br />

r<strong>in</strong>gs um das U-Sofa ist nicht nur für Freizeitlektüre und Sonnenbrillen<br />

praktisch, unter den Frontfenstern haben auch Handbücher<br />

<strong>in</strong> Halterungen ihren sicheren Standort. Weitere Schränke<br />

und Fächer, auch <strong>in</strong> den Niedergangsstufen, ergänzen das Stauraumangebot.<br />

Weil das Deckshaus wie e<strong>in</strong> Sportwagen-Coupé nach oben etwas<br />

schlanker wird und vier große Skylights aufweist, ist gleichzeitig<br />

das Blickfeld aus dem Salon äußerst großzügig<br />

– e<strong>in</strong> Vorteil ebenso am Navigationsplatz. Dieser liegt<br />

an Steuerbord, am achteren Ende e<strong>in</strong>es langen Sideboards,<br />

das bequem zum Arbeiten mit Seekarten<br />

und Handbüchern genutzt werden kann, zumal der<br />

Schrank darunter e<strong>in</strong>e großformatige Kartenschublade<br />

enthält. Natürlich wird man <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie auf den Kartenplotter<br />

und die übrigen Geräte zurückgreifen, die<br />

– komplett für e<strong>in</strong>e Weltumsegelung – zur Standardausrüstung<br />

gehören. Sie basiert auf dem Furuno Navnet<br />

System mit Radar, zwei GPS-Empfängern, Echolot,<br />

Voraussonar und AIS-Transceiver. Die Daten können<br />

sowohl auf den Displays <strong>in</strong> der Navigation als auch auf<br />

den Monitoren am Steuerstand, <strong>in</strong> der Kapitäns- und <strong>in</strong><br />

der Eignerkab<strong>in</strong>e abgerufen werden. Die Deckssalonfenster<br />

sorgen für viel Licht im Innenraum. Durch e<strong>in</strong>en<br />

Schichtaufbau, der ke<strong>in</strong>e Wärme- und UV-Strahlung<br />

durchläßt, heizt sich der Raum dennoch nicht auf.<br />

Die zentrale Position dieses wichtigsten Wohnbereichs<br />

unmittelbar h<strong>in</strong>ter dem Mast und im Bereich der größten<br />

Schiffsbreite wurde so gewählt, dass der Masch<strong>in</strong>enraum<br />

darunter mit allen Aggregaten für e<strong>in</strong> komfortables<br />

Bordleben ausgestattet werden konnte, ohne den<br />

Gewichtstrimm der Yacht nach achtern zu verschieben.<br />

Se<strong>in</strong> weiterer Vorteil s<strong>in</strong>d die kurzen Leitungswege im<br />

gesamten Schiff. Er ist über zwei Luken – e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nen,<br />

e<strong>in</strong>e an Deck – gut zugänglich und für se<strong>in</strong>e Größe<br />

wartungsfreundlich ausgelegt. Der Common Rail Diesel<br />

von Cumm<strong>in</strong>s mit 260 PS zeichnet sich durch große<br />

Laufruhe aus, so dass man ihn beim Starten an Deck fast<br />

nicht hört. Auf generelle Schallisolierung, die auch Propeller-<br />

und Wassergeräusche <strong>in</strong> den Kab<strong>in</strong>en effektiv<br />

dämpft, wurde besonderer Wert gelegt. Die Alfa-Laval-<br />

Dieselre<strong>in</strong>igungsanlage arbeitet auch als Transferpumpe<br />

zum Trimmen der Tanks. Im Masch<strong>in</strong>enraum kann e<strong>in</strong>e<br />

Überwachungskamera <strong>in</strong>stalliert werden, deren Bilder<br />

auf den genannten Displays abrufbar s<strong>in</strong>d. „Der durchschnittliche<br />

Treibstoffverbrauch des Motors“, so Kapitän<br />

Rivetti, „beläuft sich <strong>in</strong> Marschfahrt auf zehn bis elf Liter<br />

pro Stunde, der des Generators auf bis zu 2,5 Liter.“<br />

durch zwei Elektroheizanlagen <strong>in</strong>dividuell erwärmt werden“, erläutert<br />

der Kapitän. „Die Ventilation drückt die gere<strong>in</strong>igte und kühl oder<br />

warm temperierte Außenluft mit 300 Millibar durch die Rohre, saugt<br />

aus den Wohnräumen aber nur 280 Millibar heraus, so dass der leichte<br />

Überdruck zu den Sanitärräumen e<strong>in</strong> Vermischung mit deren Luft<br />

verh<strong>in</strong>dert.“<br />

Den Durchgang vom Deckssalon nach vorn hat Innendesigner<br />

Alessandro Puia asymmetrisch nach Steuerbord verlegt, wo nur<br />

schlankes Interieur wie das Gästebad mit Tages-WC, Ölzeug-Trockenschrank,<br />

Waschmasch<strong>in</strong>e und Trockner e<strong>in</strong>gebaut ist. Das kommt der<br />

Kab<strong>in</strong>e an Backbord zugute. Während auf vielen Yachten der durchgehende<br />

Mast als Salon-Solitär zu betrachten ist, f<strong>in</strong>det man hier den<br />

Unterbau h<strong>in</strong>ter der Tür <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schrank verborgen. Weil die beiden<br />

PANTAENIUS<br />

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Ob Bootseigner oder<br />

Charterer, wir haben<br />

das <strong>in</strong>dividuelle<br />

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Klimaanlage und Lüftung s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>e Yacht dieser Größe<br />

geradezu luxuriös ausgeklügelt. „Die Wohnräume können<br />

sowohl mit Hilfe der Abwärme des Motors als auch<br />

durch e<strong>in</strong>e Eberspächer-Heizung oder bei Landanschluss<br />

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pantaenius.de/charter


yacht<strong>in</strong>g I Solaris 72 DH<br />

te Schiffsbreite mit zwei Etagenbetten an Steuerbord und dem<br />

Bad an Backbord. Es grenzt s<strong>in</strong>nvoll an die Gästekab<strong>in</strong>e, die mit<br />

e<strong>in</strong>em großen Doppelbett und mehreren Schränken ausgestattet<br />

ist. Im Durchgang zur Galley stehen gut erreichbar zwei Schaltschränke.<br />

Telekommunikation wird landgestützt und über Satellit<br />

betrieben. Überall auf der Yacht ist Internet-Empfang möglich<br />

und e<strong>in</strong>e Bose-Anlage bietet genussvolle Hörerlebnisse.<br />

E<strong>in</strong>e große Auswahl von Hölzern, Marmor und Corian steht bei<br />

der Austattung zur Wahl, die Gestaltung des Interieurs ist im Rahmen<br />

der fest vorgegebenen Schotten frei wählbar. Sicherheit<br />

wird auf der Hochseeyacht groß geschrieben: Handläufe auf dem<br />

Deckshaus, hohe Rel<strong>in</strong>g, breite Fußrel<strong>in</strong>g und LEDs an Deck gehören<br />

zum Standard.<br />

Die Solaris 72 DH überzeugt durch ihr klar durchdachtes Layout,<br />

das von der langen Erfahrung der Werft mit dem Bau von Blauwasserseglern<br />

profitiert. Sie macht e<strong>in</strong>en sehr geschmackvollen<br />

und zugleich sportlichen Gesamte<strong>in</strong>druck, ließ sich beim Test<br />

problemlos segeln und bietet sechs Personen und e<strong>in</strong>er zweiköpfigen<br />

Crew an und unter Deck reichlich Platz. In allen Details zeigt<br />

sie klar und deutlich, dass sie für schnelles, komfortables Fahrtensegeln<br />

auch mit kle<strong>in</strong>er Crew konzipiert ist, und dafür bedurfte es<br />

ke<strong>in</strong>erlei Kompromisse.<br />

Gewicht sparende Materialien <strong>in</strong> der Eignerkab<strong>in</strong>e: Bambusfurnier,<br />

Balsakomposit und Leder ergänzen die Nussbaummöbel (oben).<br />

Galley mit Crew-Essplatz vor der Schalttafel (unten)<br />

Kojen, die auf Lily’s den K<strong>in</strong>dern des Eignerpaares gehören, übere<strong>in</strong>ander<br />

liegen, steht <strong>in</strong> fünf raumhohen Schränken viel Stauraum zur<br />

Verfügung. Sogar für e<strong>in</strong>en Schreibtisch mit Hocker ist Platz. Im vorderen<br />

Wohnbereich kann auch die Bilge zur Aufbewahrung von Proviant<br />

oder Ausrüstung genutzt werden.<br />

Harmonische Kontraste kennzeichnen die Wahl der Materialien und<br />

die Gestaltung der Oberflächen durch das Serigi Design Team. Nussbaum<br />

dom<strong>in</strong>iert das Interieur von Lily’s, horizontal gemaserte Kab<strong>in</strong>entüren<br />

aus furniertem Balsakomposit unterbrechen die vertikalen<br />

L<strong>in</strong>ien. Der Boden ist ebenfalls e<strong>in</strong> Leichtgewicht und mit hellem<br />

Bambus furniert. Als mediterrane Eyecatcher setzen Waschbecken<br />

oder Lavabo aus gelbem Olivenholz e<strong>in</strong>en warmen Akzent.<br />

Zwei Skylights mit Sonnenblende und Insektenschutz sowie zwei<br />

Seitenfenster spenden Licht <strong>in</strong> der Eignerkab<strong>in</strong>e, die mit Ensuite das<br />

gesamte Vorschiff e<strong>in</strong>nimmt. Soll der Raum violett oder rot illum<strong>in</strong>iert<br />

oder das Licht gedimmt werden? Die LED-Deckenleuchten von<br />

Inspirit versprühen ihre Farben auf Knopfdruck. Und noch e<strong>in</strong> Detail:<br />

Lichtschalter leuchten auf Lily’s tagsüber rot und nachts blau, so<br />

dass man sie sicher f<strong>in</strong>det oder sich sogar ohne Deckenlicht an ihnen<br />

orientieren kann. Dem Queensize-Doppelbett gegenüber steht an<br />

Steuerbord e<strong>in</strong> Schreibtisch, beides flankiert von Hoch- und Unterschränken<br />

sowie Schubfächern. Der E<strong>in</strong>gang <strong>in</strong>s Bad mit separater<br />

Duschkab<strong>in</strong>e und eigenem Skylight, leisem Tecma-Elektro-WC für<br />

Süß- und Salzwasser und Waschtisch mit Spiegelfront ist stufenlos.<br />

H<strong>in</strong>ter dem Deckssalon erstreckt sich an Steuerbord die L-förmige<br />

Galley, komplett mit kardanischem Herd und Backofen, Spüle,<br />

Kühl- und Gefrierschränken. Sie ist so geräumig, dass auch zwei<br />

Personen dar<strong>in</strong> arbeiten könnten. Für e<strong>in</strong>e zweiköpfige Crew gibt<br />

es e<strong>in</strong>en eigenen Essplatz und e<strong>in</strong>e Achterkab<strong>in</strong>e über die gesam-<br />

22 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014<br />

solaris 72 dh<br />

LÜA<br />

21,90 m<br />

LWL<br />

19,00 m<br />

breite<br />

5,78 m<br />

tiefgang<br />

2,90 m<br />

verdrängung<br />

42 t<br />

ballast<br />

12,5 t<br />

mast und spieren<br />

Hall Spars<br />

grosssegel 134 m 2<br />

genua 118 m 2<br />

code zero 230 m 2<br />

generator<br />

Onan 19 kW<br />

treibstoff<br />

2.000 l<br />

frischwasser<br />

1.200 l<br />

schwarz- und Grauwasser je 1x 100 l und 1x 95 l<br />

konstrukteur<br />

douglas Peterson<br />

<strong>in</strong>terieur und deck<br />

serigi Design Team<br />

<strong>in</strong>nendesign<br />

alessandro Puia<br />

klassifizierung<br />

RINA<br />

CE-Kategorie<br />

a (Hochsee)<br />

preis<br />

ab 5,1 Mio. Euro<br />

werft/baujahr<br />

solaris Yachts/2012<br />

kontakt<br />

Solaris Yachts Custom, solarisyachts.com<br />

Halle 16, Stand D 37


Besuchen Sie uns auf der boot Düsseldorf:<br />

SEGEL: Halle 16 B 38, MOTOR: Halle 4 A 35


yacht<strong>in</strong>g I boot 2014<br />

In jeder Halle e<strong>in</strong>e andere<br />

Themenwelt des Wassersports<br />

Die boot Düsseldorf ist die größte deutsche Bootsmesse,<br />

spielt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Liga mit den <strong>in</strong>ternationalen<br />

Boatshows von Cannes, London, Amsterdam und Paris.<br />

Das SEGEL JOURNAL sprach mit boot-Projektleiter<br />

Goetz-Ulf Jungmichel über die Highlights vom 18. bis<br />

26. Januar 2014, den stetigen Weg der Bootswirtschaft<br />

aus der Krise und se<strong>in</strong>e besonderen Empfehlungen für<br />

e<strong>in</strong>en ausgedehnten Bummel über die boot.<br />

Die boot ist dafür bekannt, dass nirgendwo sonst <strong>in</strong><br />

Deutschland auf e<strong>in</strong>em Messegelände so viele Yachten<br />

ausgestellt werden. Wie viele <strong>Segel</strong>yachten erwarten Sie<br />

im Januar <strong>in</strong> den Messehallen?<br />

Wir stellen rund 200 <strong>Segel</strong>yachten und <strong>Segel</strong>boote aus, davon<br />

knapp 20 Schiffe mit stehendem Mast.<br />

In welchem Umfang s<strong>in</strong>d die großen Werften vertreten?<br />

Alle großem Werften wie Bavaria, die Hanse Group, Jeanneau,<br />

Bénéteau und auch Dufour haben wieder große Messestände<br />

zwischen 500 und 1.200m². E<strong>in</strong>e Besonderheit der boot Düsseldorf<br />

ist, dass die große Mehrheit der ausgestellten Schiffe Eigneryachten<br />

s<strong>in</strong>d, die nun kurz vor der Auslieferung stehen und <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em optimalen Zustand gezeigt werden können.<br />

Auf welche Weltpremieren können wir uns freuen?<br />

Moody Boats präsentiert die 17,15 Meter lange DeckSalon 54‘ als<br />

Weltpremiere, Jeanneau stellt die 10,34 Meter lange Sun Odyssee<br />

349 zum ersten Mal <strong>in</strong> Deutschland aus. Neu ist auch die Allures<br />

39.9, e<strong>in</strong>e Alum<strong>in</strong>iumyacht der <strong>in</strong> der Normandie ansässigen<br />

Werft Grand Large Allures. Im sportlichen Segment zeigt X-Yachts<br />

zum ersten Mal den neuen Cruiser/Racer Xc 35.<br />

Sehen Sie e<strong>in</strong>en besonderen Trend bei den Innovationen<br />

im <strong>Segel</strong>bereich?<br />

Das Multihull-Segment, das wir wieder <strong>in</strong> Halle 15 präsentieren,<br />

wird immer <strong>in</strong>teressanter für Touren- und Chartersegler. Sowohl<br />

Katamarane als auch Trimarane s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>en entspannten Urlaubstörn<br />

mit e<strong>in</strong>er großen Familie oder vielen Freunden hochattraktiv.<br />

Besonders <strong>in</strong>teressant ist der 11,95 Meter lange Katamaran<br />

Lipari 41‘ Evolution von Founta<strong>in</strong>e Pajot aus dem Multihull-Land<br />

Frankreich. Se<strong>in</strong>e Deutschland-Premiere feiert der 15,80 Meter<br />

lange und 8,60 Meter breite Fahrtenkatamaran Lagoon 52‘.<br />

Welche <strong>Segel</strong>yacht ist dieses Jahr die größte auf der Messe?<br />

E<strong>in</strong>e Oyster 825, die wir <strong>in</strong> der Halle 16 am Übergang zur Halle<br />

15 positionieren werden. Die Yacht kommt auf eigenem Kiel über<br />

den Rhe<strong>in</strong> bis zu uns nach Düsseldorf, so dass wir wegen des<br />

großen Tiefgangs von fast drei Metern den passenden Moment<br />

abpassen müssen, wann das Schiff bei Hochwasser den Rhe<strong>in</strong><br />

h<strong>in</strong>auffahren kann.<br />

E<strong>in</strong> besonderes Highlight, vor allem für alle, die e<strong>in</strong>en<br />

neugierigen Blick auf die Welt der Schönen und Reichen<br />

erhaschen möchten, ist die Halle 6 mit den Superyachten.<br />

Bleibt es beim Betrachten der imposanten<br />

Rümpfe, oder kann sich jeder die schwimmenden Luxusappartements<br />

auch von Innen ansehen?<br />

Jedes Schiff, das auf der boot ausgestellt wird, kann auch besichtigt<br />

werden. Für die rund 40 Glanzstücke <strong>in</strong> Halle 6 empfehle ich<br />

aber e<strong>in</strong>e Voranmeldung, denn auf diese Schiffe dürfen nicht<br />

zu viele Besucher gleichzeitig. Zudem legen die Verkäufer Wert<br />

darauf, e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>teressierten Kunden das Schiff ungestört präsentieren<br />

zu können. Unsere größten Aussteller <strong>in</strong> dieser Halle s<strong>in</strong>d<br />

Pr<strong>in</strong>cess, Sunseeker, Acico, Ferretti und Azimut.<br />

Seit dem Krisenjahr 2007 erholt sich die Bootswirtschaft<br />

langsam. Welche Yachten werden aus Ihrer Sicht verstärkt<br />

nachgefragt?<br />

Es gibt drei Segmente von Yachten. Kle<strong>in</strong>ere Boote und Daysailer<br />

mit e<strong>in</strong>em Wert bis zu 50.000 Euro, Yachten im mittleren Preissegment<br />

bis 150.000 Euro und den Markt der großen Yachten mit entsprechender<br />

Leistungsfähigkeit und Luxus. Diese Schiffe werden<br />

überwiegend von Wassersportlern gekauft, die über e<strong>in</strong> Vermögen<br />

verfügen und dies <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Schiff <strong>in</strong>vestieren. Das mittlere Preissegment<br />

ist schwierig, wer sich für e<strong>in</strong> Schiff dieser Größe- und Preiskategorie<br />

<strong>in</strong>teressiert, f<strong>in</strong>anziert es meist aus se<strong>in</strong>em regelmäßigen<br />

E<strong>in</strong>kommen. Wie <strong>in</strong> vielen anderen Branchen ist auch <strong>in</strong> der Bootsbranche<br />

das mittlere Marktsegment das schwierigste.<br />

Die bee<strong>in</strong>druckende Größe der Messe kann auch zum<br />

Hemmnis für Besucher werden, da man unmöglich alle<br />

Hallen an e<strong>in</strong>em Messetag durchlaufen kann. Was für e<strong>in</strong>e<br />

24 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


Route empfehlen Sie Seglern für e<strong>in</strong>en Tag auf der boot?<br />

Natürlich den Besuch der Hallen 16 und 17, hier s<strong>in</strong>d die Yachten<br />

ausgestellt. Wer mag, schlendert noch durch die Halle 15, wo die<br />

imposanten Multihulls ausgestellt s<strong>in</strong>d. Und e<strong>in</strong>en schnellen Blick<br />

<strong>in</strong> die Welt der Superyachten bietet die Halle 6. Dazu natürlich<br />

noch e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Abstecher <strong>in</strong> die Hallen 10, 11, 12, <strong>in</strong> denen es<br />

Zubehör und Textilien gibt.<br />

Welche Yacht ist im Januar 2014 die größte der Messe?<br />

Die 98-Fuß-Pr<strong>in</strong>cess-Motoryacht, die damit auch die teuerste<br />

Yacht der Messe se<strong>in</strong> dürfte.<br />

Die boot lockt damit, dass jeder Wassersportler <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

der Hallen se<strong>in</strong> eigenes Themenumfeld f<strong>in</strong>det. Was<br />

empfehlen Sie Charter- und Tourenseglern?<br />

Die Messe lebt davon, dass sich die Hallen ergänzen und die Besucher<br />

zwischen den Themenwelten h<strong>in</strong>- und herpendeln können.<br />

Wer sich <strong>in</strong> den Charterhallen 13 und 14 über se<strong>in</strong> nächstes<br />

Urlaubsziel <strong>in</strong>formiert hat, kann anschließend <strong>in</strong> den Hallen der<br />

Serienyachten den im Katalog angegebenen Yachttyp <strong>in</strong> Augensche<strong>in</strong><br />

nehmen. Für e<strong>in</strong>e versierte Törnberatung sorgt wie im vergangenen<br />

Jahr Weltumsegler<strong>in</strong> Mareike Guhr.<br />

Was gibt es Neues auf der boot Düsseldorf?<br />

Die Messe lebt von e<strong>in</strong>em aktiven Infota<strong>in</strong>ment, wir wollen, dass<br />

unsere Besucher von ihrem Messerundgang Gedanken und Inspirationen<br />

mitnehmen. Seit fünf Jahren leben wir unseren Werbeclaim<br />

„360° Wassersport“ und nehmen jedes Jahr e<strong>in</strong>e neue<br />

Themenwelt dazu. Neu ist <strong>in</strong> diesem Jahr die boot <strong>Segel</strong>schule<br />

<strong>in</strong> der Halle 14, <strong>in</strong> der Vere<strong>in</strong>e und <strong>Segel</strong>schulen aus der Region<br />

auf e<strong>in</strong>em Aktionsbecken mit W<strong>in</strong>dmasch<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern und<br />

Erwachsenen e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> den <strong>Segel</strong>sport bieten wollen.<br />

Wer besucht die boot Düsseldorf?<br />

Wassersportler aus dem gesamten deutschen Raum, sehr viele<br />

selbstverständlich auch aus Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen. Wer sich aktiv<br />

für e<strong>in</strong> Schiff <strong>in</strong>teressiert, folgt se<strong>in</strong>em Traumschiff oft über die<br />

Herbstmessen bis zur boot Düsseldorf, um dann hier den Auftrag<br />

bei der Werft oder dem Händler zu unterschreiben. E<strong>in</strong>e große<br />

Anzahl unserer Besucher hat aber e<strong>in</strong>e deutlich weitere Anreise<br />

und kommt über den Flughafen Düsseldorf zu uns. Diese <strong>in</strong>ternationalen<br />

Besucher bleiben oft länger als e<strong>in</strong>en Tag auf der Messe<br />

und <strong>in</strong> Düsseldorf und geben der Messe so ihren ganz eigenen,<br />

weltstädtischen Charakter.<br />

Was ist für Sie das Erfolgsrezept der größten deutschen<br />

Bootsmesse?<br />

Durch alle 18 verschiedenen Erlebnis- und Themenwelten zieht<br />

sich Wasser als kle<strong>in</strong>ster geme<strong>in</strong>samer Nenner. Die Fasz<strong>in</strong>ation<br />

Wasser, Wassersport und Freizeit auf und am Wasser verb<strong>in</strong>det<br />

alle unsere Besucher, die <strong>in</strong> Prada und die mit Flip-Flops, egal ob<br />

sie Segler oder Motoryachtfahrer s<strong>in</strong>d, Angler, Taucher, Kanuten,<br />

Stand-Up-Paddler oder Kiter.<br />

360˚ Wassersport erleben. Vom 18. – 26.1. 2014<br />

P1<br />

P2<br />

EINGANG<br />

NORD<br />

6 SUPERYACHTEN<br />

3 TAUCHEN<br />

7a SUPER YACHT<br />

SHOW<br />

5 MOTOR-<br />

BOOTE<br />

4 MOTOR-<br />

BOOTE<br />

4<br />

7 MARITIME<br />

KUNST<br />

5 POWER-<br />

BOOTE<br />

2 TREND-<br />

SPORT<br />

9 MOTORBOOTE<br />

10<br />

MOTOR-<br />

BOOTE<br />

17 SEGELN<br />

10<br />

AUS-<br />

RÜSTUNG/<br />

ZUBEHÖR<br />

16 SEGELN<br />

11<br />

AUSRÜSTUNG/<br />

ZUBEHÖR<br />

MARINA AUSSTATTUNG<br />

15 SEGELN/<br />

CAT<br />

12 AUSRÜSTUNG/<br />

ZUBEHÖR<br />

12 ANGELN<br />

15 MOTOR-<br />

BOOTE<br />

EINGANG<br />

NORD-OST<br />

(Nur für Pendelbusse)<br />

13 PADDELN<br />

13 WASSER-<br />

TOURISMUS<br />

14 WASSER-<br />

TOURISMUS<br />

1 TRENDSPORT<br />

P4<br />

EINGANG<br />

OST<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

EINGANG<br />

SÜD<br />

TRENDSPORT – W<strong>in</strong>dsurfen, Kiten, Stand Up<br />

Paddl<strong>in</strong>g, Wakeboard, Wassersportschulen,<br />

Skimboard, Beach World.<br />

TRENDSPORT – Zubehör und Handel,<br />

Wassersportbekleidung.<br />

TAUCHEN – Tauchsportausrüstungen,<br />

Tauch sport tourismus, Water Pixel World<br />

(Unterwasser- und Actionfotografie),<br />

Tauchturm, Schnuppertauchbecken.<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7a<br />

7<br />

MOTORBOOTE – Motorboote,<br />

Motoryachten „Big Five“.<br />

MOTORBOOTE – Classics, Motorboote,<br />

Motoryachten, Powerboote,<br />

Powerboat World.<br />

SUPERYACHTEN – Großyachten<br />

(Motoryachten, Motorsegler),<br />

Blue Motion Lounge.<br />

SUPER YACHT SHOW<br />

MARITIME KUNST<br />

9<br />

MOTORBOOTE<br />

MOTORBOOTE – Aufblasbare Boote,<br />

10<br />

Jet ski, kle<strong>in</strong>e Motorboote, Boots trailer,<br />

Wassersport mobil.<br />

AUSRÜSTUNG/ZUBEHÖR – Motoren,<br />

10<br />

technisches Zubehör.<br />

AUSRÜSTUNG/ZUBEHÖR – Motoren,<br />

11 technisches Zubehör, Mar<strong>in</strong>a Ausstattung,<br />

Bootsausrüstungen und Zubehör, Boots<strong>in</strong>strumente,<br />

Wassersportbekleidung,<br />

maritime Publikationen, Dienstleister,<br />

Refit Center.<br />

AUSRÜSTUNG/ZUBEHÖR – Bootsausrüstungen<br />

und Zubehör, Wassersportbe-<br />

12<br />

kleidung, Sportfischen, Sportfischer Center.<br />

WASSERTOURISMUS/KANU – Wassertourismus,<br />

Charter, Schulen, Verbände,<br />

13<br />

Mar<strong>in</strong>as, Kanus, Kajaks, World of Paddl<strong>in</strong>g,<br />

boot K<strong>in</strong>derland.<br />

WASSERTOURISMUS – Wassertourismus,<br />

14<br />

Charter, Schulen, Verbände, Mar<strong>in</strong>as,<br />

boot <strong>Segel</strong>schule, Maritimes Klassenzimmer.<br />

SEGELN/CAT – <strong>Segel</strong>boote,<br />

Mehrrumpfboote/<br />

15<br />

Katamarane, Multihull<br />

Forum.<br />

SEGELN – <strong>Segel</strong>boote,<br />

16<br />

<strong>Segel</strong>yachten, Jollen,<br />

<strong>Segel</strong> Center.<br />

17<br />

MOTORBOOTE – Motorboote /Stahlyachten,<br />

15<br />

Verdränger, Explorer, Trawler, Classic Forum.<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal Änderungen 25 vorbehalten.


yacht<strong>in</strong>g I was wurde eigentlich aus...<br />

HMY Britannia<br />

USS Williamsburg<br />

christ<strong>in</strong>a O<br />

germania<br />

corsair IV<br />

Story tell<strong>in</strong>g yachts<br />

– und doch vergessen<br />

26 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


Fotos: Wikimedia Commons, S<strong>in</strong>drome de Guernica/Sanchez Castillo: Joaqiun Ceballos, Ma<strong>in</strong>e Maritime Museum/Corsair Yachts, The Royal Yacht Britannia<br />

Was haben der ehemalige US-<br />

Präsident Truman, der<br />

spanische Exdiktator Franco<br />

und GroSSreeder Onassis<br />

geme<strong>in</strong>sam? Ihre Privatyachten<br />

gehörten zu den luxuriösesten ihrer<br />

Zeit. Ebenso legendär s<strong>in</strong>d die Schiffe<br />

von Unternehmer Gustav Krupp, der<br />

britischen Queen oder der US-<br />

Millionär<strong>in</strong> Marjorie Merriweather<br />

Post. E<strong>in</strong>ige dieser e<strong>in</strong>st berühmten<br />

<strong>Segel</strong>schoner s<strong>in</strong>d heute <strong>in</strong><br />

Vergessenheit geraten. SEGEL<br />

JOURNAL verrät, was aus Christ<strong>in</strong>a O,<br />

Germania & Co geworden ist.<br />

text natalie brewer<br />

Mitte der 1940er Jahre war US-Präsident Harry S. Truman<br />

öfter an Bord der USS Williamsburg als im Weißen<br />

Haus, heute gammelt e<strong>in</strong>es der größten und bekanntesten<br />

Schiffe der Welt <strong>in</strong> Italien vor sich h<strong>in</strong>. Die bewegte Geschichte<br />

der 74 Meter langen Yacht begann 1930 <strong>in</strong> den Bath Iron Works<br />

<strong>in</strong> Ma<strong>in</strong>e, wo e<strong>in</strong> amerikanischer Groß<strong>in</strong>dustrieller dafür zwei Millionen<br />

Dollar auf den Tisch legte – für die damalige Zeit e<strong>in</strong>e beträchtliche<br />

Summe. Im Zweiten Weltkrieg wurde das zunächst Aras<br />

getaufte Schiff als USS Williamsburg <strong>in</strong> den Dienst der US-Mar<strong>in</strong>e<br />

gestellt. 1945 stieg Harry S. Truman dann zum amerikanischen Präsidenten<br />

und die Williamsburg zum Regierungsschiff auf.<br />

Von allen US-Präsidenten soll Truman besonders viel Zeit auf se<strong>in</strong>er<br />

Yacht verbracht haben. Er liebte es, an Deck zu pokern oder mit bis<br />

zu 15 Knoten zum Angeln rauszufahren. Se<strong>in</strong> Nachfolger Dwight<br />

D. Eisenhower ersetzte die USS Williamsburg später durch zwei kle<strong>in</strong>ere<br />

Boote. Im Anschluss war das Schiff für meeresbiologische Expeditionen<br />

im E<strong>in</strong>satz. Nach den Versuchen zweier amerikanischer<br />

Geschäftsleute, die Yacht als Restaurant zu betreiben, landete sie<br />

schließlich <strong>in</strong> Italien und verfällt seitdem zunehmend. Die geme<strong>in</strong>nützige<br />

„USS Williamsburg Preservation Society“ hatte vergeblich<br />

für e<strong>in</strong>e Renovierung gekämpft. Im Hafen von La Spezia wartet die<br />

ehemalige Präsidentenyacht nun hoffnungsvoll auf e<strong>in</strong>en neuen<br />

Eigner – Kaufpreis schlappe 8,8 Millionen Dollar.<br />

E<strong>in</strong> ehrenvolleres „Ende“ fand die Yacht der britischen Queen. Die<br />

HMY Britannia hat über 900 Staatsbesuche <strong>in</strong> 135 Ländern und<br />

200 Visiten <strong>in</strong>nerhalb Großbritanniens h<strong>in</strong>ter sich. 44 Jahre lang<br />

empf<strong>in</strong>g die Monarch<strong>in</strong> ausgewählte Gäste an Bord ihres schwimmenden<br />

Palastes, darunter Politprom<strong>in</strong>enz wie Sir W<strong>in</strong>ston Churchill,<br />

Boris Jelz<strong>in</strong> und Nelson Mandela. Außerdem stach die Britannia<br />

häufig für private Fahrten der britischen Königsfamilie <strong>in</strong> See.<br />

So reisten beispielsweise Pr<strong>in</strong>z Charles und Pr<strong>in</strong>zess<strong>in</strong> Diana von<br />

Gibraltar aus mit bis zu 21,5 Knoten durch das Mittelmeer. Umsorgt<br />

wurden die Royals von e<strong>in</strong>er bis zu 236 Mann starken Besatzung.<br />

m. y. azor<br />

Die Britannia sei e<strong>in</strong>er der wenigen Orte, an dem sie sich wirklich<br />

entspannen könne, sagte die Queen e<strong>in</strong>st. Vermutlich entwich ihr<br />

deshalb e<strong>in</strong>e Träne, als sie sich 1997 von der Yacht verabschieden<br />

musste. Die feierliche Stilllegung fand <strong>in</strong> Portsmouth, dem<br />

Heimathafen des Schiffes statt. Seitdem können Touristen die<br />

Britannia als Museumsschiff <strong>in</strong> Ed<strong>in</strong>burghs Hafen Leith bewundern.<br />

Im dazugehörigen Besucherzentrum werden Gäste über<br />

die Geschichte der Yacht <strong>in</strong>formiert, außerdem kann das Schiff für<br />

exklusive Events gemietet werden.<br />

Ke<strong>in</strong> schwimmendes Museum, sondern e<strong>in</strong> extravagantes Ausstellungsstück<br />

ist <strong>in</strong>zwischen die M.Y. Azor, die e<strong>in</strong>st Symbol des<br />

faschistischen Franco-Regimes war. Als Skulptur aus gepresstem<br />

Metall steht sie im Kulturzentrum Matadero Madrid, e<strong>in</strong>em ehemaligen<br />

Schlachthof. Den Spaniern ist die M.Y. Azor vor allem von<br />

schwarz-weißen Propagandafotos aus den Jahren 1939 bis 1975<br />

bekannt. Darauf zu sehen: General Franco im maritimen Outfit an<br />

Deck der 40 Meter langen Präsidentenyacht, wie er beispielsweise<br />

stolz e<strong>in</strong>en riesigen Thunfisch <strong>in</strong> die Luft hält. Nach dem Tod des<br />

Diktators 1975 wurde das Anfang der 1920er Jahre von den Howaldtswerken-Deutsche<br />

Werft <strong>in</strong> Kiel gebaute Schiff der spanischen<br />

Mar<strong>in</strong>e übergeben. Später nutzte Spaniens König Juan Carlos<br />

I. die Azor. Auch Ex-M<strong>in</strong>isterpräsident Felipe González verbrachte<br />

an Bord se<strong>in</strong>e Sommerferien – e<strong>in</strong> Skandal <strong>in</strong> Zeiten der damals<br />

noch jungen Demokratie.<br />

Drei… zwei… e<strong>in</strong>s… me<strong>in</strong>s, dachte sich schließlich e<strong>in</strong> Geschäftsmann<br />

aus dem nordspanischen Burgos, als die Azor <strong>in</strong> den 1990er<br />

Jahren versteigert wurde. Lázaro González brachte die Motoryacht<br />

an Land und platzierte sie, um Touristen anzulocken, vor se<strong>in</strong>em<br />

Motel. Hier rostete das Schiff später am Rande des Highways vor<br />

sich h<strong>in</strong>, bis sie Ende 2011 vom aus Madrid stammenden Künstler<br />

Fernando Sánchez gekauft wurde. Dessen Werke waren bereits im<br />

Londoner Tate Modern sowie dem MoMA <strong>in</strong> New York zu sehen.<br />

Sánchez setzt sich mit den mehrdeutigen Beziehungen zwischen<br />

Kunst, Macht und Geschichte ause<strong>in</strong>ander – das Schiff von Franco,<br />

für ihn e<strong>in</strong> ideales Objekt. Mit Hilfe von Stahlarbeitern zerlegte er<br />

die Azor, um aus ihr e<strong>in</strong> Kunstwerk zu schaffen.<br />

Betuchte Charterfreunde können heute noch das Flair der<br />

Christ<strong>in</strong>a O, der ehemaligen Yacht des berühmten Reeders Aristoteles<br />

Onassis e<strong>in</strong>atmen. Größen wie Paul McCartney, Madonna<br />

und Johnny Depp zahlen bis zu 65.000 Euro für e<strong>in</strong>en Tag an<br />

Bord. Schließlich ist die knapp 100 Meter lange Christ<strong>in</strong>a O genauso<br />

legendär wie ihr ehemaliger Besitzer. Aristoteles Onassis<br />

brachte es <strong>in</strong> der Schiffsbranche zum Milliardär. In Er<strong>in</strong>nerung<br />

bleibt er nicht nur als derjenige, der gerne mit Prom<strong>in</strong>enten auf<br />

See feierte, sondern auch als Ehemann e<strong>in</strong>er weiblichen Ikone.<br />

Auf der Christ<strong>in</strong>a O funkte es zwischen ihm und Präsidentenwitwe<br />

Jackie Kennedy. 1968 gab er ihr an Bord das Jawort.<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

27


yacht<strong>in</strong>g I was wurde eigentlich aus...<br />

E<strong>in</strong>en Blick für das Schöne bewies Onassis schon, als er die Christ<strong>in</strong>a<br />

O <strong>in</strong> den 1950er Jahren von der kanadischen Mar<strong>in</strong>e kaufte. Aus<br />

dem 1943 gebauten Schiff, das damals noch Stormont hieß, machte<br />

er die längste, modernste und eleganteste Yacht ihrer Zeit. Nach<br />

se<strong>in</strong>em Tod 1975 erbte se<strong>in</strong>e Tochter Christ<strong>in</strong>a das Prachtschiff, die<br />

es <strong>in</strong> den 1980er Jahren wiederum dem griechischen Staat überließ.<br />

Jahre später <strong>in</strong>vestierte e<strong>in</strong> alter Freund der Familie Onassis <strong>in</strong><br />

das Schiff und verwandelte es für 50 Millionen Dollar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e exklusive<br />

Charteryacht. Noch heute gibt es den mosaikbesetzten Pool,<br />

der sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Tanzfläche umfunktionieren lässt. E<strong>in</strong> echter Blickfang<br />

s<strong>in</strong>d außerdem die Wal-Zähne, die die Theke von Aris berühmter<br />

Bar zieren. Die Hocker dazu s<strong>in</strong>d übrigens mit Wal-Penishaut<br />

bezogen, Rückschlüsse auf offensiv zur Schau gestellte Potenz des<br />

Eigners durchaus zulässig.<br />

Wer 470.000 Dollar pro Woche übrig hat, kann Nero chartern, den<br />

Nachbau der Corsair IV. Das historische Orig<strong>in</strong>al gehörte zu den<br />

Besitztümern der Nachkommen von John Pierpont Morgan (1837-<br />

1913), e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>flussreichen amerikanischen Banker, der unter anderem<br />

e<strong>in</strong>er der Gründer der Reederei IMMC war. Zu der Flotte<br />

des Unternehmens gehörte auch der legendäre Kreuzfahrtriese<br />

Titanic, an dessen Jungfernfahrt 1912 Morgan fast teilgenommen<br />

hätte. Dass e<strong>in</strong>e Morgan-Yacht e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> ähnliches Schicksal erleiden<br />

würde wie die Titanic, ahnte damals niemand. Das vierte<br />

Familienschiff mit dem Namen Corsair wurde 1930, bereits nach<br />

dem Tod des Geschäftsmannes gebaut – als bis dah<strong>in</strong> größte <strong>in</strong><br />

Amerika konstruierte Yacht.<br />

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EPIFANES Farben und Lacke haben sich vielfach unter harten<br />

Bed<strong>in</strong>gungen bewährt. Die Qualität <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> der Schönheit,<br />

Konservierung und Performance s<strong>in</strong>d legendär. Bereits seit 1902 ist<br />

EPIFANES berühmt für se<strong>in</strong>e Bootsfarben und –lacke und setzt bis<br />

heute Maßstäbe.<br />

Machbar<br />

Nachdem die Corsair IV im Zweiten Weltkrieg der britischen Mar<strong>in</strong>e<br />

diente, wurden Kreuzfahrten bei den Amerikanern populär. Besonders<br />

gefragt: Reisen im Luxussegment, doch e<strong>in</strong>satzfähige Schiffe<br />

waren rar. So kaufte die neu gegründete Gesellschaft Pacific Cruise<br />

L<strong>in</strong>es die sich ehemals im Besitz der Morgans bef<strong>in</strong>dende Yacht<br />

und baute sie zum Passagierschiff um. Mit fe<strong>in</strong>ster Ausstattung, <strong>in</strong>dividuellem<br />

Service und exzellentem Cater<strong>in</strong>g wurde sie zu e<strong>in</strong>em<br />

der exklusivsten Kreuzfahrtschiffe der damaligen Zeit. 1949 kam<br />

dann das bittere Ende: Auf e<strong>in</strong>er Fahrt an der mexikanischen Riviera<br />

rammte die Yacht e<strong>in</strong>en Fels und lief vor Acapulco auf Grund.<br />

E<strong>in</strong> ähnliches Schicksal ereilte die Germania I, die e<strong>in</strong>st durch Eleganz,<br />

Schnelligkeit und raff<strong>in</strong>iertes Design bestach. „Deutsch vom<br />

Kiel bis zum Flaggenkopf“ sollte sie se<strong>in</strong>, erklärte Gustav Krupp, als<br />

er die Yacht 1908 <strong>in</strong> der von ihm geführten Germaniawerft <strong>in</strong> Kiel<br />

bauen ließ. In nur sechs Monaten entstand e<strong>in</strong> Superschiff, das<br />

Bertha Krupp ihrem Ehemann als Hochzeitsgeschenk f<strong>in</strong>anzierte.<br />

Insbesondere der Rumpf aus rostfreiem Stahl war bis dato e<strong>in</strong>malig.<br />

Mit der Germania verwirklichte er zugleich den Traum vom damals<br />

regierenden Kaiser Wilhelm II., Deutschland zu e<strong>in</strong>er führenden<br />

Yachtnation zu machen. Der kaiserliche Hof war e<strong>in</strong> wichtiger Abnehmer<br />

des Kruppschen Großkonzerns, der neben den Schiffen<br />

traditionell Rüstungsgüter produzierte, zudem teilte der Kaiser<br />

Krupps Leidenschaft für den <strong>Segel</strong>sport.<br />

So besuchte Wilhelm II. Krupp mehrmals an Bord der Germania, die<br />

auf Wettkämpfen zwischen 1908 und 1914 <strong>in</strong> Ostsee sowie Atlantik<br />

häufig den ersten Platz belegte. Im Ersten Weltkrieg wurde die<br />

Germania (später Exen und Half Moon) vom britischen Zoll<br />

beschlagnahmt und nach Amerika gebracht, wo sie 1930<br />

schließlich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em schweren Sturm unterg<strong>in</strong>g. Seither ist<br />

das Wrack vor der Insel Key Biscayne <strong>in</strong> Florida e<strong>in</strong> beliebter<br />

Tauchspot. 2011 überraschte e<strong>in</strong>e spanische Werft mit der<br />

Enthüllung der Germania Nova, e<strong>in</strong>er orig<strong>in</strong>algetreuen Replik<br />

der historischen Yacht.<br />

E<strong>in</strong> weiterer Klassiker ist die Viermastbark Hussar aus der<br />

Kieler Germaniawerft, die heute als Sea Cloud Kreuzfahrtgäste<br />

<strong>in</strong> Verzückung versetzt. 1931 schenkte der amerikanische<br />

Börsenmakler Edward Francis Hutton die Megayacht<br />

se<strong>in</strong>er millionenschweren Ehefrau Marjorie Merriweather<br />

Post. Das Prestigeobjekt war der ganze Stolz von Mrs. Post,<br />

die sich damit geme<strong>in</strong>sam mit ihrem Mann vor Monaco,<br />

den Galápagos-Inseln oder Hawaii zeigte. Die Ehe mit Edward<br />

Hutton zerbrach, die enge B<strong>in</strong>dung zur Hussar aber<br />

blieb. 1935 bekam das Schiff e<strong>in</strong>en weißen Anstrich und<br />

den Namen Sea Cloud (zu Deutsch Seewolke), erst 1955<br />

verkaufte die Amerikaner<strong>in</strong> ihr Statussymbol. In der Folge<br />

g<strong>in</strong>g das Schiff durch mehrere Hände und rottete jahrelang<br />

ungenutzt im Hafen von Colón <strong>in</strong> Panama vor sich h<strong>in</strong>.<br />

Zu neuer Blüte kam die Sea Cloud erst, als sie 1978 e<strong>in</strong> deutscher<br />

Kapitän geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>er Gruppe Hamburger<br />

Kaufleute erwarb und umfangreich renovieren ließ. Als<br />

Flaggschiff der „Sea Cloud Cruises“ kreuzt die Yacht seither<br />

mit Urlaubsgästen durch das Mittelmeer, die Karibik oder<br />

den Atlantik. Bis zu 30 <strong>Segel</strong> werden dabei von Crewmitgliedern<br />

per Hand gehisst. Und noch immer weht e<strong>in</strong> Hauch<br />

von Nostalgie an Bord der Sea Cloud, denn die historischen<br />

Eignersuiten sowie weitere Orig<strong>in</strong>alkab<strong>in</strong>en können bis heute<br />

bewundert und gebucht werden.<br />

www.vonderl<strong>in</strong>den.de, Tel. +49 (0)281-33830-0<br />

28 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


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mit vielseitigem Material gut segeln lernen. Der Lehrstoff wird auf<br />

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yacht<strong>in</strong>g I germania VI<br />

Gestern und heute: Nahezu unverändert segelt die GERMANIA VI seit<br />

50 Jahren über die Meere. Damals setzte die Bermuda Yawl Maßstäbe an<br />

Yachtbau und Schnelligkeit, jetzt ist sie e<strong>in</strong>e Legende. Bis zu se<strong>in</strong>em Tode<br />

<strong>in</strong> diesem Jahr hielt der ebenfalls legendäre Berthold Beitz se<strong>in</strong>e Hand<br />

schützend über die Yacht – <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung an ihren Erbauer, den Industriellen<br />

Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, der se<strong>in</strong>e glücklichsten<br />

Stunden an Bord verbracht hat.<br />

Geschichte<br />

unter segeln<br />

30 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


Fotos: Krupp Stiftung, Christian Irrgang<br />

Über kaum e<strong>in</strong>e deutsche <strong>Segel</strong>yacht wurde mehr geschrieben als über<br />

die Germania VI. Und kaum e<strong>in</strong> Skipper gibt sich verschlossener als Dr.<br />

Michael Schädlich. Ke<strong>in</strong> Seglerlate<strong>in</strong>, ke<strong>in</strong>e spannenden Geschichten, ke<strong>in</strong>e noch<br />

so kle<strong>in</strong>e Indiskretion kommen über se<strong>in</strong>e Lippen: Ehrensache im Umfeld von Alfried<br />

Krupp von Bohlen und Halbach und Berthold Beitz. 50 Jahre nach Bau des Schiffes,<br />

140 Jahre nach Vollendung der Villa Hügel, 46 Jahre nach dem Tode Alfried Krupps<br />

und im Todesjahr von Berthold Beitz hat sich unsere Autor<strong>in</strong> M<strong>in</strong>ou Tikrani auf die<br />

Suche nach Erklärungen für die Fasz<strong>in</strong>ation der Germania VI gemacht.<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

31


yacht<strong>in</strong>g I germania<br />

Germania VI, e<strong>in</strong>e Yacht, die zu Kiel gehört wie Kieler Sprotten, THW und Mar<strong>in</strong>e-Ehrenmal<br />

Der 1907 geborene Alfried Krupp hatte viel geerbt: das<br />

Stahlimperium Fried. Krupp AG, den Namenszusatz<br />

Krupp vor se<strong>in</strong>em eigentlichen Namen von Bohlen und<br />

Halbach, die Leidenschaft für den <strong>Segel</strong>sport und den Leitsatz<br />

se<strong>in</strong>es Urgroßvaters Alfred Krupp: „Der Zweck der Arbeit soll das<br />

Geme<strong>in</strong>wohl se<strong>in</strong>.“ Übernommen hat er auch die Tradition, se<strong>in</strong>e<br />

<strong>Segel</strong>yachten Germania zu nennen, unterschieden nur durch die<br />

Nummerierung. Alfried Krupp zeigte sich se<strong>in</strong>es Erbes würdig. Er<br />

lenkte se<strong>in</strong> Unternehmen geschickt durch stürmische Zeiten, se<strong>in</strong>e<br />

Schiffe steuerte er erfolgreich von Sieg zu Sieg. Die Germania<br />

VI war die letzte Yacht des letzten Krupp – und er hat damit e<strong>in</strong>e<br />

Legende erschaffen, die dem Geme<strong>in</strong>wohl diente.<br />

Die Yacht, die im Juli 1963 bei der Werft Abek<strong>in</strong>g & Rasmussen<br />

<strong>in</strong> Lemwerder bei Bremen zu Wasser gelassen wurde, war e<strong>in</strong><br />

Schiff, wie es bis dah<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er gesehen hatte. Alles an der Germania<br />

VI war vom Fe<strong>in</strong>sten: edelste Hölzer, blanke Beschläge,<br />

neueste Materialien, modernste Technik. Noch nie zuvor war der<br />

gesamte Kasko e<strong>in</strong>es <strong>Segel</strong>bootes dieser Größe (Länge ü.a. 22,23<br />

Meter, Länge WL 15 Meter, Breite 4,74 Meter) aus vollständig verschweißtem<br />

Alum<strong>in</strong>ium gebaut worden. E<strong>in</strong> Risiko, das Alfried<br />

Krupp auf Anraten se<strong>in</strong>es Konstrukteurs Roderick „Rod“ Stephens<br />

vom Konstruktionsbüro Sparkman & Stephens (S&S) zugunsten<br />

des äußerst ger<strong>in</strong>gen Gewichts und der damit deutlich höheren<br />

Gew<strong>in</strong>nchancen e<strong>in</strong>g<strong>in</strong>g. Bei der Nordsee-Woche 1964, der<br />

ersten Regatta, lief Krupp noch als Zweiter <strong>in</strong>s Ziel, bald sahen<br />

andere Regattateilnehmer meist nur noch das weit überhängende,<br />

<strong>in</strong> charakteristischem Pastellgrün gestrichene Heck der<br />

16-KR-Yacht.<br />

Die Germania VI bedeutete Krupp viel. Er soll se<strong>in</strong>e glücklichsten<br />

Stunden an Bord verbracht haben, so heißt es. Wann immer es<br />

sich e<strong>in</strong>richten ließ, stand Alfried Krupp am Steuerrad oder legte<br />

selbst Hand an bei den Manövern. Mit Transatlantik-Regatten<br />

und Rennen vor der amerikanischen Küste hatte Krupp e<strong>in</strong>en<br />

wichtigen Beitrag zur deutsch-amerikanischen Freundschaft<br />

Er wurde fast 100…<br />

Im September 1913 wurde Berthold Beitz <strong>in</strong> Zemm<strong>in</strong> geboren, im Juli 2013 verstarb er <strong>in</strong> Kampen<br />

auf Sylt. Se<strong>in</strong>e Geburtstagsfeier 1952 wurde entscheidend für se<strong>in</strong>en künftigen Lebensweg: er<br />

lernte Alfried Krupp kennen, der ihn per Handschlag zum Generalbevollmächtigten se<strong>in</strong>er Firma<br />

machte. So wurde Beitz zu e<strong>in</strong>em der großen deutschen Unternehmer der Nachkriegszeit, der<br />

zusammen mit Krupp den Konzern wieder aufbaute und das Familienvermögen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Stiftung<br />

umwandelte. Als Testamentsvollstrecker des Krupp-Erbes und Vorsitzender der Stiftung erlebte Beitz<br />

den Strukturwandel des Ruhrgebiets durch den Niedergang der Montan<strong>in</strong>dustrie mit und setzte<br />

sich für e<strong>in</strong>e Stärkung von Wissenschaft- und Kultur <strong>in</strong> der Region e<strong>in</strong>.<br />

Foto: Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung<br />

32 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


yacht<strong>in</strong>g I germania VI<br />

Fotos: Folke Olesen, Christian Irrgang<br />

geleistet. Alfried Krupp ließ die Germania VI bei Regatten um<br />

die Onion Patch Trophy vor Newport/Rhode Island starten, bei<br />

den legendären Bermuda-Rennen segeln und an Südamerika-<br />

Wettfahrten und bei Transatlantik-Regatten teilnehmen. Ihm<br />

selber wurde die E<strong>in</strong>reise <strong>in</strong> die Vere<strong>in</strong>igten Staaten von Amerika<br />

verwehrt – obwohl Krupp nach e<strong>in</strong>er Verurteilung bei den Nürnberger<br />

Kriegsverbrecherprozessen begnadigt und vorzeitig aus<br />

der sogenannten Festungshaft entlassen wurde. Dass er se<strong>in</strong>e<br />

edle Yacht dennoch nach Amerika schickte, trug ihm Respekt<br />

e<strong>in</strong>. Der sportliche Erfolg der Germania VI („German Powerhouse“<br />

wurde sie bewundernd genannt) verstärkte den positiven Effekt.<br />

Viel Zeit blieb dem starken Raucher (bis zu 100 Zigaretten am<br />

Tag) nicht, um die Germania VI von Sieg zu Sieg zu segeln: Im<br />

Sommer 1967 starb Alfried Krupp von Bohlen und Halbach an<br />

Lungenkrebs.<br />

Es muss mehr gewesen se<strong>in</strong> als Symbolik, als Berthold Beitz,<br />

se<strong>in</strong> Freund, engster Vertrauter, Statthalter im Konzern und Testamentsvollstrecker,<br />

den Rennstander der Germania VI von Bord<br />

des Schiffs an se<strong>in</strong>em Liegeplatz <strong>in</strong> Kiel holte, ihn auf dem Rücksitz<br />

se<strong>in</strong>es basaltgrauen Dienstmercedes nach Essen fuhr und auf<br />

den Sarg se<strong>in</strong>es langjährigen Dienstherrn legte. Seit 1908 zeigte<br />

der rote Greif auf weißem Grund auf den Germania-Yachten an:<br />

Achtung, hier wird hart und scharf gesegelt (cave grypem – hüte<br />

dich vor dem Greif).<br />

Mit dem Tode Krupps stand das Schicksal der Germania VI für<br />

zwei Jahre auf Messers Schneide. Um die Kosten wenigstens<br />

halbwegs zu decken, ließ der 1986 verstorbene Sohn Arndt von<br />

Bohlen und Halbach, der neue Eigner, von jedem Crewmitglied<br />

pro Tag 20 Deutsche Mark e<strong>in</strong>kassieren. Nachdem schließlich<br />

geregelt war, dass das Unternehmen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Stiftung überführt<br />

wird, wie von Alfried Krupp noch kurz vor se<strong>in</strong>em Tod verfügt,<br />

setzte sich Berthold Beitz dafür e<strong>in</strong>, dass die Germania VI erhalten<br />

blieb und schließlich von der Stiftung zu e<strong>in</strong>em symbolischen<br />

Preis <strong>in</strong> Höhe von e<strong>in</strong>er Mark von Arndt von Bohlen und<br />

Halbach gekauft wurde. Berthold Beitz sorgte dafür, dass die<br />

Germania VI e<strong>in</strong>en festen Platz <strong>in</strong> der Geschichte erhielt.<br />

E<strong>in</strong> Industrieller, der sich e<strong>in</strong> schnelles Boot für den Wettkampf<br />

bauen lässt, e<strong>in</strong> Unternehmer, der wichtige Menschen<br />

auf se<strong>in</strong>e Yacht e<strong>in</strong>lädt – das kl<strong>in</strong>gt zunächst nicht ungewöhnlich.<br />

Doch irgendetwas an der Germania VI sche<strong>in</strong>t<br />

anders zu se<strong>in</strong>, mystisch, fast lebendig. Es gibt ke<strong>in</strong>en Bericht<br />

über die Bermuda-Yawl, <strong>in</strong> der sie nicht <strong>in</strong> Zusammenhang<br />

mit wichtigen Ereignissen genannt wird: Sport, Politik, Wirtschaft.<br />

Die Küche mit Kühlschrank und Tiefkühltruhe (Wert<br />

1963 23.775 DM, entspricht heute rund 47.000 Euro) hatte<br />

Alfried Krupp nicht nur für die gute Versorgung se<strong>in</strong>er Crew<br />

e<strong>in</strong>bauen lassen. Die Germania VI war gerüstet für illustre<br />

Gäste. „Ne<strong>in</strong>, mehr als das, was schon geschrieben wurde,<br />

kann ich Ihnen auch nicht sagen“, sagt Dr. Michael Schädlich,<br />

Hauptskipper von den aktuell acht amtierenden Schiffsführern.<br />

Als ehemaliger persönlicher Referent von Berthold<br />

Beitz könnte er sicher mehr berichten. Es muss unzählige<br />

Anekdoten geben, bei all den Persönlichkeiten, die an Bord<br />

kamen. Doch alle, die jemals auf der Germania VI gesegelt<br />

s<strong>in</strong>d, halten dicht wie der Alum<strong>in</strong>ium-Rumpf. Das entspricht<br />

dem Anspruch sowohl Krupps als auch Beitz‘ an den idealen<br />

Segler: unkompliziert, verschwiegen und zuverlässig.<br />

Die Werft<br />

Henry Rasmussen und Georg Abek<strong>in</strong>g gründeten 1907 <strong>in</strong><br />

Lemwerder bei Bremen die Werft Abek<strong>in</strong>g & Rasmussen (A&R).<br />

Der erfahrene Segler Henry Rasmussen, der 1947 die noch<br />

heute beliebte Hansa-Jolle entwarf, hatte den Bootsbau von<br />

der Pike auf gelernt. Schnell erwarb er sich e<strong>in</strong>en guten Ruf<br />

als Konstrukteur und Tüftler. Georg Abek<strong>in</strong>g verließ das Unternehmen<br />

zu Beg<strong>in</strong>n der 1920er Jahre, <strong>in</strong> den Folgejahren<br />

fertigte die Werft vor allem Arbeitsboote, Motor- und <strong>Segel</strong>yachten<br />

aber auch Mar<strong>in</strong>efahrzeuge.<br />

Zu den rund 6.500 Schiffen, die hier vom Stapel liefen, gehören<br />

neben der Germania VI auch die Germania II, III, IV und V,<br />

die <strong>Segel</strong>yachten Extra-Beat für den italienischen Industriellen<br />

Giovanni Agnelli, die 39-Meter-Performance-Sloops Alithia<br />

und S<strong>in</strong>tra sowie die Motoryachten Kalamoun für Karim Aga<br />

Khan IV und Em<strong>in</strong>ence, mit 78,4 Metern die bisher größte<br />

Yacht von A&R. Beim Verkauf von Yachten treiben das Werftzeichen<br />

von A&R sowie die charakteristische Zierleiste, am<br />

Heck beg<strong>in</strong>nend mit e<strong>in</strong>em Schnörkel und am Bug mit e<strong>in</strong>em<br />

Pfeil endend, die Preise <strong>in</strong> die Höhe.<br />

Seit 2009 ist Abek<strong>in</strong>g & Rasmussen e<strong>in</strong>e nicht-börsennotierte<br />

Aktiengesellschaft (Abek<strong>in</strong>g & Rasmussen Schiffs- und Yachtwerft<br />

Aktiengesellschaft), deren Vorstandsvorsitzender Hans<br />

M. Schaedla, der Urenkel von Henry Rasmussen, ist. Mehr als<br />

500 Mitarbeiter s<strong>in</strong>d bei A&R an der Weser beschäftigt.<br />

Germania VI – G 468<br />

Lüa<br />

22,23 m<br />

breite<br />

4,74 m<br />

TIEFGANG<br />

3,20 m<br />

ballastkiel<br />

18 t<br />

takelung<br />

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sp<strong>in</strong>naker 400 m 2<br />

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werft<br />

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baujahr 1963<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

33


yacht<strong>in</strong>g I germania VI<br />

die Germania VI die DDR, Polen und die UdSSR an. Am 18. Juli<br />

1980 erreichte sie Tall<strong>in</strong>n, den Austragungsort der olympischen<br />

<strong>Segel</strong>wettbewerbe, am Steuer Michael Schädlich: „Wir lagen am<br />

großen Ehrenplatz.“<br />

Die ehemaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss, Gustav He<strong>in</strong>emann<br />

und Richard von Weizsäcker sowie Altkanzler Helmut<br />

Schmidt wurden an Bord gesehen. Mit Schmidt rang Berthold<br />

Beitz 1980 um die Teilnahme an den Olympischen Spielen <strong>in</strong><br />

Moskau – Schmidt setzte sich mit dem Boykott durch. He<strong>in</strong>z<br />

Ruhnau, der frühere Hamburger Innensenator und spätere Lufthansa-Chef<br />

gehörte als Bordelektriker zur Crew. Das waren bei<br />

Weitem nicht alle Persönlichkeiten.<br />

Berthold Beitz regierte bei Krupp von 1953 bis zu se<strong>in</strong>em Tode<br />

2013, erst als Generalbevollmächtigter, ab 1967 (nach Krupps Tod)<br />

als Kuratoriums-Vorsitzender der Alfried Krupp von Bohlen und<br />

Halbach-Stiftung, dem Mehrheitsanteilseigner an der Krupp AG.<br />

Ab 1970 war Beitz <strong>in</strong> dieser Funktion Aufsichtsratsvorsitzender<br />

des Krupp-Konzerns, ab 1989 dessen Ehrenvorsitzender. Ab 1999<br />

übernahm er diese Aufgabe auch bei der ThyssenKrupp AG. Die<br />

Zeiten waren nicht immer leicht. Zum Beispiel 1974: Der Konzern<br />

war <strong>in</strong> Schieflage geraten, brauchte dr<strong>in</strong>gend Geld. Der Staat Iran,<br />

unter der Regierung von Schah Mohammad Reza Pahlavi, beteiligte<br />

sich mit 25,04 Prozent an der Fried. Krupp AG.<br />

Fe<strong>in</strong> säuberlich wird das namentlich gekennzeichnete Ölzeug an Bord<br />

verstaut (oben). Die Bermuda-Yawl von Abek<strong>in</strong>g & Rasmussen gehört<br />

zu den bekanntesten deutschen Yachten, dem Engagement von Bertold<br />

Beitz ist es zu verdanken, dass das Schiff nach den schweren Orkanschäden<br />

1989 erhalten blieb und komplett restauriert wurde<br />

Nachdem Berthold Beitz die Generalvollmacht von Krupp erhalten<br />

hatte, verzichtete er zunächst auf das <strong>Segel</strong>n: „Man soll<br />

nicht das gleiche Hobby haben wie der Chef.“ Das änderte sich<br />

schlagartig, als die Germania VI von der Krupp-Stiftung übernommen<br />

wurde. Beitz nutze das Potenzial der Yacht für diplomatische<br />

Aufgaben, wo er nur konnte. Als Mitglied des Nationalen<br />

Olympischen Komitees (NOK) von 1972 bis zu se<strong>in</strong>em Tod und<br />

des International Olympic Committee (IOC) von 1972 bis 1988<br />

(von 1984 bis 1988 sogar dessen Vizepräsident und ab 1988 IOC-<br />

Ehrenmitglied) lud er nahezu alle wichtigen Funktionäre auf die<br />

Germania VI e<strong>in</strong>, zum Beispiel Willi Daume, damals Präsident des<br />

NOK sowie die IOC-Präsidenten Avery Brundage und Juan Antonio<br />

Samaranch. Brundage hat 1972 die ersten Stunden nach<br />

dem Attentat auf israelische Sportler bei den Olympischen Spielen<br />

<strong>in</strong> München auf der Germania VI verbracht. Hier soll er auch<br />

die Worte „the games must go on“ formuliert haben, die er am<br />

folgenden Tag auf der Trauerfeier im Olympiastadion verkündete.<br />

Auf zehn Reisen <strong>in</strong> den 1970er und -80er-Jahren steuerte<br />

Stürmische Zeiten erlebte (und überlebte) auch die Germania<br />

VI. „Am 27. August 1989 wurde die Ostseeküste völlig unerwartet<br />

von e<strong>in</strong>em Orkan heimgesucht, der hier schwere Schäden<br />

angerichtet hat. Es ist fast schon wie e<strong>in</strong> Wunder, dass niemand<br />

zu Tode kam, denn <strong>in</strong> Wentorf wurde der ganze Hafen zerstört<br />

und mit ihm über 200 Yachten“, schreibt Mario Lehwald auf se<strong>in</strong>er<br />

Website Seewetter-Kiel. E<strong>in</strong>e der Yachten war die Germania<br />

VI. Die Travemünder Böbs-Werft, wo das Schiff auch überw<strong>in</strong>tert,<br />

konnte die Yacht wieder vollständig herrichten. 1990 segelte sie<br />

schon wieder bei der Kieler Woche.<br />

Heute dient die Germania VI als <strong>Segel</strong>schulschiff dem Geme<strong>in</strong>wohl.<br />

Rund 2.000 junge Menschen haben auf ihr Seemannschaft<br />

gelernt. Sicherheit an Bord war für Alfried Krupp immer<br />

oberstes Gebot. Zur Erstausstattung gehörten zum Beispiel 17<br />

Sicherheitswesten des Typs Seaway aus leichtem Nylon, 1963<br />

e<strong>in</strong>e Innovation. „Jedermann kann sich bewerben“, sagt Skipper<br />

Dr. Michael Schädlich und schränkt gleich e<strong>in</strong>: „Jeder, der schon<br />

segeln kann.“ Er entscheidet über die kostenlose Mitgliedschaft<br />

<strong>in</strong> der Crew und führt die 1.000 Namen starke Kartei der aktiven<br />

Crewmitglieder. Es gibt noch e<strong>in</strong>e weitere Bed<strong>in</strong>gung: Unter 30<br />

und m<strong>in</strong>destens 16, besser 18 Jahre alt sollten die Bewerber se<strong>in</strong>.<br />

Pro Saison s<strong>in</strong>d etwa 120 unterschiedliche Segler an Bord, sagt<br />

Schädlich. Die Regattamannschaft ist 15 Mann stark – MANNschaft,<br />

Frauen werden nicht <strong>in</strong> der Kartei geführt. An Regatten<br />

nimmt die alte Lady Germania VI nicht mehr teil, ihre Reviere<br />

s<strong>in</strong>d überwiegend die Nord- und Ostsee. „Wenn die Germania<br />

VI auf der Kieler Förde segelt, habe ich immer das Gefühl, Alfried<br />

Krupp ist an Bord“, sagte der am 30. Juli 2013 verstorbene Berthold<br />

Beitz.<br />

Bewerbung als Crewmitglied an organisation@germaniavi.com<br />

Fotos: Christian Irrgang, Kai Greiser<br />

34 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


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36 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


travel<br />

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highlights Reiseziele und Törntipps 38 – 39<br />

Tahiti Fernziel im pazifiK 40 – 45<br />

<strong>Grönland</strong> Fasz<strong>in</strong>ation Eisberg 46 – 49<br />

panzer segelt... auf dem schwer<strong>in</strong>er see 52 – 56<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

37


travelhighlights<br />

Nautor SWAN<br />

lässt sich auf Mallorca nieder<br />

Im Oktober feierte die f<strong>in</strong>nische Nobel-<br />

Yachtmarke mit italienischen Eigentümern<br />

ihren E<strong>in</strong>stand auf den Balearen. Der neue<br />

Standort <strong>in</strong> Port Adriano bietet allen SWAN-<br />

Eignern viele Dienstleistungen vor Ort.<br />

Neben Beratung für den Bootskauf und<br />

Chartertipps gehören Repair- und Refit-<br />

Angebote zum Portfolio der Niederlassung.<br />

Der Hafen im Südwesten der Insel bietet<br />

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entlang der Küsten der Balearen.<br />

nautorswan-mallorca.com<br />

Regatta <strong>in</strong><br />

Griechenland<br />

1 2<br />

Griechischer We<strong>in</strong> und Baden <strong>in</strong> der südlichen<br />

Ägäis? Das s<strong>in</strong>d schon zwei gute Gründe, am<br />

16. Blue Horizon Cup teilzunehmen. Die von<br />

SO LONG Yacht<strong>in</strong>g ausgerichtete Regatta führt<br />

die Segler traditionell durch die griechische<br />

Inselgruppe der Dodekanes, von Kos über Pathmos<br />

nach Pserimos. Vom 11. bis 18. Oktober<br />

2014 geht es mit sportlichem Ernst geme<strong>in</strong>sam<br />

<strong>in</strong> badefreundliche Buchten und zu traumhaften<br />

Ankerplätzen. Wie bei den großen, echten<br />

Racern kann die Regatta über die Internetseite<br />

live mitverfolgt werden. Die Teilnahmegebühr<br />

beträgt 380 Euro pro Person, Anmeldungen<br />

s<strong>in</strong>d via E-Mail oder auf der Internetseite möglich:<br />

so-long-yacht<strong>in</strong>g.de<br />

Der Term<strong>in</strong> bleibt der gleiche,<br />

aber Revier und Anbieter s<strong>in</strong>d<br />

anders: die Fun-Regatta Sarres<br />

Cup führt vom 11. bis 18. Oktober<br />

2014 <strong>in</strong> vier oder fünf Etappen<br />

von Athen nach Kalamaki.<br />

Melden können sich komplette<br />

Crews oder auch E<strong>in</strong>zelbucher.<br />

Partner des Sarre Cups ist die<br />

hanseboot. Auf der Hamburger<br />

Bootsausstellung im November<br />

2014 werden die Sieger gekürt.<br />

Anmeldungen bis zum 15. August<br />

2014 bei Sarres-Schockemöhle<br />

Yacht<strong>in</strong>g. sarres.de<br />

38 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


LESERBRIEFE<br />

Montagsprodukt<br />

Le<strong>in</strong>en los ab Palma de Mallorca<br />

Ab Frühjahr 2014 bietet Mola Yacht<strong>in</strong>g auf der Balearen<strong>in</strong>sel e<strong>in</strong>e eigene Flotte zum<br />

Chartern an. Zum Ansegeln stehen unter anderem zwei Neubauten von HanseYachts<br />

und Bavaria zur Verfügung, mit denen das vielfältige Revier erkundet werden kann. Das<br />

Easy-Sail<strong>in</strong>g Pr<strong>in</strong>zip nimmt Urlaubern nahezu alle logistischen Vorbereitungen ab: es gibt<br />

e<strong>in</strong>en Flughafenshuttle zur Charterbasis, die E<strong>in</strong>weisung an Bord erfolgt <strong>in</strong> Deutsch und<br />

das Schiff ist auch noch komplett voll Anmerkung mit Proviant und der Getränken. Redaktion: Die Lieber Wochenpreise Herr<br />

Halle 13, Stand A 31<br />

kroatischen Häfen auf<br />

Startklar für die neue Saison<br />

Gute Pflege ist das A und O bei Vercharterer<br />

Jim Søferie. Die 13 Hallberg<br />

Rassy Yachten werden jeden W<strong>in</strong>ter<br />

Ich habe gründlich mir den gewartet, Sebago Mar<strong>in</strong>e damit die Squall Schiffe im<br />

Jahr 2010 <strong>in</strong> gekauft. der kommenden Er ist das Saison Beste, wieder was <strong>in</strong> ich<br />

jemals an e<strong>in</strong>em me<strong>in</strong>em Top-Zustand Fuß gehabt s<strong>in</strong>d. habe, Vom Charterstützpunkt<br />

das Fuß-Klima Kertem<strong>in</strong>de als auch lockt e<strong>in</strong>e die Dich-<br />

und zwar<br />

sowohl was<br />

tigkeit betrifft Tour entlang – bei warmem der dänische sowie Küste kaltem, bis<br />

nassem Wetter! <strong>in</strong> den schwedischen Und das gilt Schärengarten. sogar auch im<br />

Vergleich Ende zu Ski- Juni oder bleibt Wanderstiefel. es <strong>in</strong> diesem Revier Ich vermute<br />

somit, bis tief dass <strong>in</strong> die Sie Nacht für Ihren hell – Test perfekt wirklich für<br />

e<strong>in</strong> Montagsprodukt gediegene Mittsommerpartys erwischt haben. im<br />

Burkhard Cockpit. Mücke, jim-soeferie.dk per E-Mail<br />

Verräterische Laterne<br />

In Ausgabe 7/2012 erklärte H<strong>in</strong>nerk Weiler,<br />

wie Anlegemanöver e<strong>in</strong>hand ohne Stress<br />

funktionieren<br />

Me<strong>in</strong> lieber H<strong>in</strong>nerk, Ich b<strong>in</strong> fasz<strong>in</strong>iert von<br />

De<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>hand-Anlegemanövern. Man sollte<br />

aber vielleicht vor den Fotos die Zweifarbenlaterne<br />

reparieren, sonst könnte der böswillige<br />

Leser noch auf die Idee kommen, die Anlegemanöver<br />

seien doch nicht so ohne.<br />

Dr. Udo Wundram, per E-Mail<br />

In Ausgabe 8/2012 liegen unterzog zwischen Gerald 1.500 und S<strong>in</strong>schek 4.800 Euro, bei Wundram, e<strong>in</strong>er mehrwöchigen auch uns ist Charter dieses gibt kle<strong>in</strong>e, es Rabatte. aber<br />

die gängigsten Seestiefel e<strong>in</strong>en Härtetest und wichtige Detail erst nach Drucklegung mola.de aufge-<br />

erlebte e<strong>in</strong>e nasse Überraschung<br />

fallen. H<strong>in</strong>nerk Weiler hat uns aber glaubhaft<br />

versichert, die Abdeckung sei dem langsamen<br />

Langfahrt-Verschleiß und ke<strong>in</strong>em missglückten<br />

Anleger zum Opfer gefallen.<br />

Preisdifferenzen<br />

In Heft 8/2012 listeten wir Dauer- und Gastliegegebühren<br />

der größten italienischen und<br />

Ich muss leider feststellen, dass ich schon<br />

nach kurzer Sichtung etliche falsche oder<br />

ungenaue Informationen gefunden habe: Die<br />

Internetseite von Portoferraio beispielsweise<br />

gibt e<strong>in</strong>en Tagespreis von 80 Euro für Boote<br />

bis zwölf Meter an (Sie geben 11,86 Meter<br />

an). In der Saison werden alle Plätze auf der<br />

Nordseite des Stadthafens an Gäste vergeben,<br />

also weit mehr als die genannten 24. Es wäre<br />

natürlich nicht fair, diese Fehlerquote auf die<br />

gesamte Liste hochzurechnen. Aber die e<strong>in</strong>e<br />

oder andere Ungenauigkeit ist sicher auch für<br />

andere Reviere zu f<strong>in</strong>den.<br />

Peter Schütt, per E-Mail<br />

Anmerkung der Redaktion: Preise und der<br />

Liegeplatz-Anzahl wurden von e<strong>in</strong>em segeln-<br />

Mitarbeiter zunächst per E-Mail und, wenn<br />

ke<strong>in</strong>e Reaktion erfolgte (was <strong>in</strong> Italien bei 90<br />

Prozent der Fall war), telefonisch abgefragt.<br />

Die Angaben basieren also darauf, was man<br />

uns vor Ort sagte. Die Preislisten auf den<br />

Websites waren <strong>in</strong> etlichen Fällen veraltet.<br />

Alle<strong>in</strong> aus Platzgründen haben wir uns bei der<br />

Auswahl der Mar<strong>in</strong>as auf die wichtigsten und<br />

größten beschränkt. Dass dabei e<strong>in</strong>ige Ihres<br />

Erachtens wichtige Mar<strong>in</strong>as nicht auftauchen,<br />

ist bedauerlich.<br />

Redaktion segeln, Jahr Top Special Verlag, Troplowitzstr. 5, 22529 Hamburg, E-Mail: redaktion@segelnmagaz<strong>in</strong>.de<br />

Die segeln-Redaktion behält sich vor, Leserbriefe s<strong>in</strong>ngemäß zu kürzen.<br />

Fotos: Verena Hoffmann, Christophe Favreau<br />

Fotos: Anbieter<br />

www.segeln-magaz<strong>in</strong>.de<br />

unterlagen nahe. Stöbern lohnt<br />

sich immer!<br />

■ Rätselh<strong>in</strong>weise Knobeln<br />

Im W<strong>in</strong>ter<br />

<strong>in</strong>s Paradies<br />

■ Trailerboot-Spezial Der<br />

aktuellen Ausgabe ist e<strong>in</strong><br />

24-seitiges Extra zu Trailerbooten<br />

beigefügt. Wir haben die Sie noch an unserem großen<br />

Sonderausgabe für Sie erweitert Mar<strong>in</strong>arätsel aus der letzten<br />

und geben e<strong>in</strong>e Übersicht über Ausgabe? Falls Ihnen noch<br />

Vercharterer, die auch kle<strong>in</strong>e letzte H<strong>in</strong>weise für die richtigen<br />

Lösungen Schnorcheln fehlen sollten, und Tauchen oder <strong>Segel</strong>n auf dem türkisblauen<br />

Boote im E<strong>in</strong> Angebot Sonnenbad haben. am Weiterh<strong>in</strong><br />

legen Meer: wir so Ihnen sieht natürlich der W<strong>in</strong>ter auf besuchen Mauritius aus. Sie Durchschnittlich doch unsere zehn bis 15 Knoten wehen sanft über den<br />

weißen Sandstrand,<br />

auch unser <strong>in</strong>dischen umfangreiches Ozean. Reiseanbieter Website Wildw<strong>in</strong>d und bietet werten auf Sie den die flachen Inseln Doch Katamarane nicht k<strong>in</strong>derleicht? und Laser Hilfe Picos, für<br />

Bootsregister Laser mit 2000 vielen und Laser Werft-<br />

Is zum <strong>Segel</strong>n H<strong>in</strong>weise an. Wer aus. lieber Surfen oder Schnorcheln das Mar<strong>in</strong>arätsel will, kann bei gibt Reisebuchung es onl<strong>in</strong>e<br />

das Adventures-Paket mit der entsprechenden Ausrüstung gleich mitbuchen.<br />

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travel I tahiti<br />

regattasegeln<br />

im pazifik<br />

Piraten, Fisch und Muschelketten<br />

text und fotos Kirsten Panzer-Gunkel<br />

Paradiesisches <strong>Segel</strong>n zwischen<br />

den Motus, den kle<strong>in</strong>en Inseln<br />

<strong>in</strong>nerhalb der Lagune<br />

40 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


Paopao<br />

MOREEA<br />

(Französisch Polynesien)<br />

Papeete<br />

TAHITI<br />

Südamerika<br />

PAZIFISCHER OZEAN<br />

Teahupoo<br />

Leise, vorsichtig, be<strong>in</strong>ahe<br />

zart umspielen die kle<strong>in</strong>en<br />

Kabbelwellen das Ufer. E<strong>in</strong><br />

Plätschern ist zu hören.<br />

Nicht ungewohnt, eher<br />

bekannt. Fast wie am<br />

Mittelmeer, wie an der<br />

Ostsee nähert sich das<br />

Wasser dem Land, läuft<br />

h<strong>in</strong>auf, sackt zurück,<br />

umspielt die Ste<strong>in</strong>e, die<br />

dunkel glänzend das Ufer<br />

säumen, leckt <strong>in</strong> die kle<strong>in</strong>en<br />

Sandbuchten, die sich<br />

vere<strong>in</strong>zelt öffnen.<br />

Im H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong> Grollen. E<strong>in</strong>e Autobahn am Meer? Ne<strong>in</strong>,<br />

stärker, <strong>in</strong>tensiver, nicht unbed<strong>in</strong>gt lauter. E<strong>in</strong>e gleichmäßige<br />

Geräuschkulisse, die eher wie das Donnern <strong>in</strong> den frühl<strong>in</strong>gshaften<br />

Bergen die Magengegend trifft. Fremd, neu und unbekannt<br />

fürs Ohr – vor allem da es ke<strong>in</strong> Ende nimmt, e<strong>in</strong>fach bleibt und<br />

dabei mit dem hüpfenden Rhythmus des sanfteren Geplätschers<br />

konkurriert. Das aber tritt langsam <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergrund, während<br />

das Grollen noch stärker wird. Die mächtigen Wellen des Pazifiks<br />

laufen gegen das Riff, das sich mitten im Ozean ihm entgegenstellt,<br />

se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nenliegenden Inseln beschützt und den Giganten<br />

unter den Wellen die Stirn bietet. Die noch funktionierenden Korallenwände<br />

versprechen Sicherheit und Geborgenheit mitten <strong>in</strong><br />

der endlos weiten Wasserwelt. Und noch mehr Schutz wird dort<br />

geboten, wo gleich mehrere dieser Landflecken aufe<strong>in</strong>andertreffen.<br />

In Französisch-Polynesien beispielsweise oder vielleicht noch<br />

genauer rund um die Gesellschafts<strong>in</strong>seln, die gegenüber von uns<br />

auf der anderen Seite des Globus liegen. Allerd<strong>in</strong>gs etwas weiter<br />

südlich, kurz vor dem Südlichen Wendekreis. Aber e<strong>in</strong>erlei welchen<br />

Breiten- oder Längengrad sie treffen, eigentlich reicht als Lagebeschreibung<br />

– ganz weit weg, wirklich ganz weit. Und dabei doch so<br />

nah, denn schließlich s<strong>in</strong>d sie e<strong>in</strong> Teil unseres Nachbarlandes, zwar<br />

ke<strong>in</strong> direktes Überseedepartement, dafür aber e<strong>in</strong> sogenanntes<br />

POM e<strong>in</strong> französisches Überseeland, e<strong>in</strong> Pays d’outre-mer. Francois<br />

Hollande ist auch hier Präsident. Französisch ist die Landessprache.<br />

Das französische Militär sorgt für Ordnung, falls sich dann doch mal<br />

unerwünschte Fremde e<strong>in</strong>schleichen wollen. Bis das geschieht,<br />

amüsiert sich die französische Mar<strong>in</strong>e genauso wie viele andere auf<br />

dem Wasser. Nur vielleicht h<strong>in</strong> und wieder etwas schneller und zielgerichteter<br />

als die französischen oder australischen Chartercrews<br />

mit anfänglichen Orientierungsschwierigkeiten. Heimvorteil. Und<br />

so erreichen sie das Gap, die Riffdurchfahrt, nach dem Startschuss<br />

zur Pearl Regatta doch etwas schneller als Revierneul<strong>in</strong>ge.<br />

Pearl Regatta, das heißt Regattasegeln mitten im Pazifik und doch<br />

<strong>in</strong> Landnähe. Hier, bei e<strong>in</strong>em der wichtigsten <strong>Segel</strong>ereignisse der<br />

Südsee, trifft sich alles, was sich unter <strong>Segel</strong>n fortbewegen kann,<br />

auch die Mar<strong>in</strong>e. Ob Hobie-Cat, Piroge, Fahrtenkatamaran, Monohull<br />

<strong>in</strong> Eigner- oder Charterversion, ob Lebenskünstler, Weltumsegler,<br />

Regattafreak oder Urlaubssegler, Spaß hat hier zwischen den<br />

Gesellschafts<strong>in</strong>seln „unter und über dem W<strong>in</strong>d“ jeder. Der Ehrgeiz<br />

lässt sich parallel befriedigen. Das sehen die beiden Polynesier, die<br />

<strong>in</strong> ihren Auslegerkanus h<strong>in</strong>ter unserem Kat herpaddeln genauso.<br />

Schnell, sehr schnell schneiden sie durch die Lagune! Kraftvoll<br />

stechen sie ihre Paddel <strong>in</strong> das glitzernde Wasser, fünfmal l<strong>in</strong>ks,<br />

e<strong>in</strong>mal rechts. Woh<strong>in</strong> wollen die? Was ist los, warum kommen die<br />

h<strong>in</strong>ter uns her gehetzt? Paddelnde Piraten und das <strong>in</strong> Landsicht? Fragen<br />

schwirren durchs Cockpit, während an der <strong>Segel</strong>stellung gefeilt<br />

wird. Hier e<strong>in</strong> bisschen mehr lose, da etwas dichter. „Die reizt unsere<br />

Heckwelle. Die wollen sich draufpacken und mitsurfen“, lacht Gilles<br />

während er die <strong>Segel</strong>stellung begutachtet. Er kennt sich aus mit den<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

41


Alle haben das gleiche Ziel, als Erster um die Tonnen gehen (l<strong>in</strong>ks). In den Markthallen <strong>in</strong> Papeete geht es bei der üppigen<br />

Obst- und Gemüseauswahl dagegen gemächlicher zu<br />

‚E<strong>in</strong>baumfahrern‘. Kennt zwar nicht jeden persönlich, aber ihre Pläne<br />

und Macken. Schließlich lebt er schon fast 20 Jahre auf den Inseln.<br />

War nach e<strong>in</strong> paar Jahren <strong>in</strong> der Karibik hier bei der französischen<br />

Armée de l’Air stationiert, bevor er sich dann von den Charterfirmen<br />

als Skipper anheuern ließ. Wasserwelt gegen Luftraum. Wie viele<br />

andere Franzosen ist er dann geblieben, genau wie Davide oder<br />

Roxanne aus Strasbourg, die allerd<strong>in</strong>gs mit ihrer Mutter hierherkam<br />

und dann geblieben ist. Die e<strong>in</strong>en kommen wegen ihrer Männer, die<br />

anderen bleiben wegen der Frauen und manche können sich nicht<br />

mehr dem Bann der atemberaubenden grünblauen Landschaft und<br />

üppig leuchtenden Blütenpracht entziehen. Die Südsee lockt sie alle.<br />

Viele bleiben! Und alle tragen <strong>in</strong>zwischen zum Multikulti-Polynesien<br />

oder besser Französisch-Polynesien bei: Europäer, Polynesier, Demis<br />

(mit europäischen und polynesischen Vorfahren) und Ch<strong>in</strong>esen, die<br />

Mitte des 19. Jahrhunderts auf die Baumwollplantagen geholt wurden.<br />

Heute gehören die meisten Asiaten der Oberschicht an und<br />

nicht wenige s<strong>in</strong>d wie Gilles Yau, Vorstandsmitglied des Chamber,<br />

ganz anders als die polynesische Bevölkerung, stolz darauf, trotz<br />

der langen Zeit außerhalb des Ursprungslandes noch immer nicht<br />

„mixed“ zu se<strong>in</strong>!<br />

Doch <strong>Segel</strong>n oder zum<strong>in</strong>dest das Leben mit und auf dem Wasser<br />

vere<strong>in</strong>t sie alle, nicht nur die E<strong>in</strong>heimischen mit den E<strong>in</strong>gewanderten,<br />

die Zugereisten mit den Urlaubern, die Yachteigner mit<br />

den „Manchmal“-Seglern. Oder Danielle, der Shuttlebootfahrer,<br />

dem weder Wellen noch Startverschiebung oder gar Regen das<br />

Wohlfühllächeln aus dem Gesicht vertreiben können. Wenn es mal<br />

ganz schlimm kommt, greift er zum Ostfriesennerz, natürlich <strong>in</strong><br />

Weiß, passend zur Tiaré, der Nationalblume Tahitis, die jeder immer<br />

und überall h<strong>in</strong>ter dem Ohr trägt. L<strong>in</strong>kes Ohr bedeutet S<strong>in</strong>gle, rechtes<br />

Ohr verheiratet, oder besser l<strong>in</strong>ks suchend und rechts vergeben.<br />

„Oder man trägt h<strong>in</strong>ter jedem Ohr e<strong>in</strong>e“, Pierre De<strong>in</strong>ard, genannt<br />

Pierrot. Der Ehrenpräsident der Regatta kann sich den Spruch nicht<br />

verkneifen. Er lässt es sich auch nicht nehmen, sich schon morgens<br />

um die Segler zu kümmern. In der Nacht hat er noch mit Schweißtropfen<br />

auf der Stirn h<strong>in</strong>ter dem Tresen der Apooiti Mar<strong>in</strong>a auf<br />

Raiatea persönlich für den prompten Getränkenachschub gesorgt.<br />

„Tonic gibt es noch genug, aber ke<strong>in</strong>en G<strong>in</strong> mehr“, krächzte er aus<br />

den Tiefen der Theke hervor. Früh morgens ist er dann doch schon<br />

wieder als Erster unterwegs und verteilt frische Baguettes auf den<br />

ankernden Yachten. Lecker wie im Mutterland, doch ohne gleich<br />

wegen eventueller Preiserhöhungen für e<strong>in</strong>e Revolution zu sorgen.<br />

Hier zählen die Stangen noch zu den günstigeren Lebensmitteln.<br />

Im Gegensatz zu all den anderen Nahrungsmitteln, die e<strong>in</strong>erlei ob<br />

<strong>in</strong> Supermarkt oder Restaurant extrem teuer s<strong>in</strong>d. Da kommt es<br />

dann auch ganz gut, dass zum Regattaprogramm an den meisten<br />

Tagen gleich das Abendbuffet dazugehört. Typisches Essen natürlich,<br />

local food – Maniok, Süßkartoffeln, Huhn und natürlich Fisch.<br />

Immer wieder Fisch. Besonders empfehlenswert: Poisson Cru –<br />

roher Thunfisch, e<strong>in</strong>gelegt <strong>in</strong> Kokosnussmilch und Limone. Auf chi-<br />

42 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


travel I tahiti<br />

nesische Art wird er statt mit Kokosnussmilch mit e<strong>in</strong>em Dress<strong>in</strong>g<br />

aus Öl, Essig, Zucker und Ingwer mar<strong>in</strong>iert. So oder so – äußerst<br />

empfehlenswert. Etwas gewöhnungsbedürftiger ist dagegen<br />

Fafaru, <strong>in</strong> Meerwasser e<strong>in</strong>gelegter roher Fisch, der extrem stark<br />

und unappetitlich riechen kann. Dementsprechend gespannt s<strong>in</strong>d<br />

auch die Gesichter an me<strong>in</strong>em Tisch. Noel<strong>in</strong>e und Mihi von Taha’a<br />

gr<strong>in</strong>sen schon erwartungsvoll vor sich h<strong>in</strong>, während ich die Gabel<br />

Richtung Mund führe – nicht ahnend, was dort auf me<strong>in</strong>em Teller<br />

liegt. Doch ich enttäusche me<strong>in</strong>e Mitsegler, was nicht nur am Hunger<br />

nach dem langen <strong>Segel</strong>tag auf den träge rollenden Wellen des<br />

Pazifiks liegt. Der Fisch, er schmeckt. „Die meisten Fremden mögen<br />

ihn nicht, er kann ganz schön st<strong>in</strong>ken, Glück gehabt“, gr<strong>in</strong>st Mihi.<br />

Der Geruch, sagt man, hält die meisten davon ab, ihn überhaupt<br />

zu probieren. Ich b<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>eswegs tapfer, was fremde Essgewohnheiten<br />

angeht, aber der Fisch, der schmeckt. Wahrsche<strong>in</strong>lich war<br />

Bocuse mit mir gnädig und er, der Fisch, lag noch nicht allzu lange<br />

tot im Meerwasser. E<strong>in</strong> breites Gr<strong>in</strong>sen am ganzen Tisch, die nächste<br />

Probe, die nächste Portion Fisch – ganz süß und weich. E<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>er Bissen, dann lehne ich dankend ab. Me<strong>in</strong>e Tapferkeit f<strong>in</strong>det<br />

e<strong>in</strong> Ende, während auf der improvisierten Bühne bereits die besten<br />

Kostüme gekürt werden. Die Neuseeländer gew<strong>in</strong>nen mal wieder,<br />

genauso wie gestern beim abendlichen Feuertanz. Auch das ist<br />

Teil der Regatta. Jeder Abend steht unter e<strong>in</strong>em anderen Motto,<br />

für jeden Abend gibt es e<strong>in</strong>en Dresscode. La même coleur, same<br />

colour, fancy oder fleur. Heute hüpfen spät <strong>in</strong> der Nacht Scheich<br />

und Pirat<strong>in</strong> über die Tanzfläche, die Tattoos, die schon alle<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>e<br />

Reise wert s<strong>in</strong>d, werden zur Geltung gebracht und wer – noch<br />

Bunte Fische, bunte Blumen. Die tropischen Fische gehören zum<br />

Marktangebot. Die Damen mit ihren geflochtenen Blütenkränzen<br />

kümmern sich am Abend um die Verpflegung der hungrigen Segler<br />

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Ankern nach der Wettfahrt, die hohen Berge der Inseln bieten Schutz für die Nacht. So viele Yachten wie<br />

<strong>in</strong> dieser Bucht s<strong>in</strong>d sonst eher selten (oben). Noch e<strong>in</strong> Foto und dann geht's zum Start (unten)<br />

– ke<strong>in</strong> echtes hat, malt sich e<strong>in</strong>s auf die sonnengebräunte Haut.<br />

Morgen wird sich wieder an den Tonnen beharkelt, bevor es aus<br />

der Lagune h<strong>in</strong>aus auf den offenen Ozean geht. Das macht das<br />

Besondere dieser Regatta und auch dieses Reviers aus, der ewige<br />

Wechsel. Spaß und Wettkampf, Ozean und Lagune, immer wieder<br />

dr<strong>in</strong>nen und immer wieder draußen.<br />

Umgeben von jeweils e<strong>in</strong>em eigenen Riffgürtel bieten die steilen,<br />

bergigen und imposanten Inseln Französisch-Polynesiens <strong>in</strong> der<br />

Weite des Pazifiks e<strong>in</strong> hohes Maß an Geborgenheit. „Du segelst hier<br />

doch fast immer <strong>in</strong> Landsicht“, erklärt Gilles se<strong>in</strong> Liebl<strong>in</strong>gs-revier,<br />

das er vor vielen Jahren gegen die Karibik e<strong>in</strong>getauscht hat. „Kurze<br />

Strecken, unendlich viele Buchten und vor allem diese E<strong>in</strong>samkeit,<br />

wo f<strong>in</strong>dest Du das sonst? Jetzt, während der Regatta s<strong>in</strong>d zwar e<strong>in</strong>e<br />

ganze Menge Schiffe unterwegs, aber segel‘ mal e<strong>in</strong>e Ecke weiter<br />

oder warte bis zum Ende der Wettfahrten, wenn sich hier alle<br />

wieder <strong>in</strong> ihre Buchten verstreuen, dann ist es wirklich leer. Davon<br />

kann man sich doch als Mittelmeersegler gar ke<strong>in</strong>e Vorstellung<br />

machen.“ Als Sommerferien-Ostseesegler auch nicht, denke ich<br />

mir. Henere, als Charterskipper meist im nordöstlichen Tuamotu-<br />

Archipel unterwegs, pflichtet ihm schwärmend bei. „ Ke<strong>in</strong> anderes<br />

Boot weit und breit, ke<strong>in</strong>e Menschenseele, e<strong>in</strong>e Runde schwimmen,<br />

frisch gefangener Fisch auf dem Grill, besser kannst Du e<strong>in</strong>fach<br />

nirgendwo segeln. Diese E<strong>in</strong>samkeit ist e<strong>in</strong>fach gigantisch“,<br />

und prostet mir mit H<strong>in</strong>ano zu. Selbst der Name des lokalen Bieres<br />

kl<strong>in</strong>gt wie e<strong>in</strong> Versprechen!<br />

Wer nicht ganz so alle<strong>in</strong>e se<strong>in</strong> möchte, f<strong>in</strong>det auch mal e<strong>in</strong>e Bucht,<br />

<strong>in</strong> der vielleicht schon e<strong>in</strong> oder zwei Yachten ankern. Zehn Boote<br />

<strong>in</strong> der gleichen Ankerbucht wirken hier schon wie Mittelmeer im<br />

Hochsommer. Und r<strong>in</strong>gs um die Gesellschafts<strong>in</strong>seln gibt es große<br />

Buchten. „Wenn wir mal e<strong>in</strong>e volle Bucht erwischen, brauchen wir<br />

am nächsten Tag schon wieder Ruhe und müssen uns <strong>in</strong> der E<strong>in</strong>samkeit<br />

erholen“, gr<strong>in</strong>st Gilles vor sich h<strong>in</strong>. Vielleicht er<strong>in</strong>nert er sich<br />

gerade an den gestrigen Partyabend, da stand ihm sche<strong>in</strong>bar nicht<br />

der S<strong>in</strong>n nach E<strong>in</strong>samkeit. Bevor die Diskussionen, die Lobpreisungen<br />

des Traumreviers für E<strong>in</strong>samkeitsfanatiker und Langstreckenflieger<br />

noch ausufern können, ist Pierrot schon wieder da. Er br<strong>in</strong>gt<br />

noch mal zwei Baguettes, Nachschub für die lange Reise.<br />

Von Huah<strong>in</strong>e aus soll es wieder zurück <strong>in</strong> den Riffgürtel von Raiatea<br />

gehen. Raiatea ist die e<strong>in</strong>zige Insel, die sich das Riff teilen muss.<br />

Mit Taha‘a ist sie verbunden, was nicht nur auf der Seekarte wie<br />

Lummerland und Co wirkt. Zwei Berge e<strong>in</strong> Riff, e<strong>in</strong>e schützende<br />

Acht außenherum. Es könnte ja die „Wilde Dreizehn“ kommen und<br />

Jim, Lukas und die Lokomotive Emma klauen wollen. „Weißt Du<br />

überhaupt, wie Taha’a sonst noch genannt wird“, will auch prompt<br />

der metropolite Ch<strong>in</strong>ese wissen? Klar weiß ich das. Vorbereitung<br />

ist alles. Île de Vanille (Insel der Vanille)! Doch ist Vanille nicht<br />

gleich Vanille und eigentlich viel zu teuer für die tägliche Küche?<br />

Ich werde e<strong>in</strong>es Besseren belehrt. Hier gibt es die Vanille aller Vanilleschoten,<br />

die e<strong>in</strong>zig wahre Vanille und man ist auf sie genauso<br />

stolz wie auf alles, was Land und See hervorbr<strong>in</strong>gen. Tahitianische<br />

Vanille ist ja auch nicht irgende<strong>in</strong>e Vanille. Wer sie riecht oder<br />

schmeckt, weiß, dass die Tahitianer zu Recht stolz auf ihr schwarzes<br />

Gold und die Preise dafür wirklich angemessen s<strong>in</strong>d. Schließlich<br />

werden die Pflanzen oder besser ihre Schoten auch besonders<br />

liebevoll behandelt. E<strong>in</strong>e tägliche Massage ist das m<strong>in</strong>deste, was<br />

44 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


travel I tahiti<br />

man ihr angedeien lässt. Tägliches vorsichtiges Kneten sorgt für<br />

mehr Geschmeidigkeit! Und was gut für die Pflanzen ist, ist bestimmt<br />

nicht schlecht für den Menschen. So s<strong>in</strong>d auch die Massagen<br />

hier besonders zu empfehlen, nicht dass sie gegen die blauen<br />

Flecken helfen, die ich mir beim Bootswechsel <strong>in</strong> pazifischen Starkw<strong>in</strong>dwellen<br />

zugezogen habe. Macht man ja auch nicht. Aber der<br />

Entspannung, dem Wohlbef<strong>in</strong>den, dem Zuhause-Loslassen helfen<br />

sie wirklich. Spätestens bei e<strong>in</strong>er Massage mit dem berühmten Monoi-Öl<br />

und Blick auf den be<strong>in</strong>ahe schon schwarzblauen Ozean mit<br />

der vorgelagerten hellblau-grün-türkis-smaragd changierenden<br />

Lagune kommt man hier an und beschließt zu bleiben, im Südseeparadies!<br />

Und mit dabei wieder die Nationalblume Tiaré. Ihre<br />

Blüten sorgen nicht nur für den Duft, sondern auch für die heilsame<br />

Wirkung dieses ganz besonderen Öls.<br />

Im Morgengrauen, noch vor Sonnenaufgang, kann man zusehen,<br />

wie die paradiesisch re<strong>in</strong> weißen Blüten und Knospen gepflückt<br />

werden. Dann nämlich ist Erntezeit auf den Tiarefeldern.<br />

Gleichzeitig ist es genau der richtige Zeitpunkt, das e<strong>in</strong>malige<br />

morgendliche Naturschauspiel zu erleben, wenn die langsam erhebende<br />

Sonne, das Grün der Berge geme<strong>in</strong>sam mit dem Blau<br />

des Meeres gegen die weißen und schwarzen Strände ausspielt.<br />

E<strong>in</strong> ganz besonderer Augenblick, der die Bedeutung, Größe und<br />

E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glichkeit der Natur spürbar werden lässt. Und im H<strong>in</strong>tergrund<br />

rollt wieder der Ozean. Das Pendant zum Sonnenaufgang an<br />

Land ist der Sonnenuntergang vom Wasser aus. E<strong>in</strong>drucksvoll! Man<br />

kommt dem Himmel und den Wolken so nahe wie sonst nur selten.<br />

Wer Glück hat, erlebt, wie der Himmel nicht e<strong>in</strong>fach nur rot oder<br />

rosa leuchtet, sondern sich ganz kupfer-golden verfärbt. Dann<br />

sche<strong>in</strong>t es, als ob die Wolken die Welt mit e<strong>in</strong>er dicken flauschigen<br />

Decke <strong>in</strong> allen nur erdenklichen Gold-Gelb-Orange-Tönen behutsam<br />

zudecken wollen. Dann, spätestens dann, stehen alle mit ihren<br />

Sundownern an Deck und genießen den kurzen und berührenden<br />

Augenblick. Leises Lachen und Staunen, kaum hörbare Unterhaltungen<br />

schwirren über die Bucht, während die Sonne vor den<br />

steilen schattenrissgleichen Bergen von Bora Bora vers<strong>in</strong>kt. E<strong>in</strong><br />

Motiv wie im Reiseprospekt. Doch dort wird meist nur mit dem<br />

Blau des Wassers und dem Weiß der Strände geworben. Die gibt<br />

es hier aber nur selten. Schließlich nagen die Wellen nicht mit all<br />

ihrer Kraft am ste<strong>in</strong>igen Ufer, sondern am Riff. So können sich nur<br />

h<strong>in</strong> und wieder auf den Inseln Sandstrände bilden. Auf den Motus,<br />

den w<strong>in</strong>zigen Inseln <strong>in</strong> der Lagune, sieht es dagegen ganz anders<br />

aus. „Wer hier die Strände unbed<strong>in</strong>gt braucht, bekommt sie an den<br />

großen Hotelanlagen. Die baggern die Lagune aus und bauen sich<br />

ihre eigenen weißen Strände“, erklärt mir Michael, während wir <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em klapprigen alten Boot mit nagelneuem Motor durch die<br />

Lagune von Tahiti Iti preschen. E<strong>in</strong> Ausflug, den ich mir gönnen<br />

musste. Hier, wo man nur noch mit dem Schiff h<strong>in</strong>kommt und<br />

wo die Straße am Ortsschild endet, liegt Teahupoo – DER Surfspot<br />

überhaupt, mit DER Welle schlechth<strong>in</strong>. Alle<strong>in</strong> der Name sorgt<br />

bei jedem, der auch nur die leiseste Aff<strong>in</strong>ität zum Surfen hat, für<br />

feuchte Augen. „Die Welle kommt noch. In fünf Tagen ist sie hier“,<br />

Michael ist immer <strong>in</strong>formiert, immer auf dem neuesten Stand der<br />

Wellenvorhersage, schließlich ist es se<strong>in</strong> Job, Surfer, Fotografen,<br />

Filmcrews, Wettkampfkomitees hierher zu fahren. Gerne auch mal<br />

direkt re<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Welle, so dicht wie möglich an den Channel. „Gigantisch“,<br />

jauchzt Chris aus Sydney und stürzt sich re<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Spot,<br />

zwar bei mäßiger Welle, aber er war da! Den passenden Aufdruck<br />

hat er schon auf se<strong>in</strong>em Lycra!<br />

Auch er wird se<strong>in</strong> Tahiti mit sich nach Hause nehmen. Und wird<br />

es spüren, das Rollen und Grollen, das Aufbäumen des Pazifiks, <strong>in</strong><br />

das er sich h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geworfen hat. Bei mir hat es sich nach Regattaund<br />

anschließendem e<strong>in</strong>samen Buchten-<strong>Segel</strong>n <strong>in</strong> Magen- und<br />

Herzgegend festgesetzt. Und immer wenn ich „Anapanapa“, die<br />

Musik von Mahi, auflege, die getrockneten Blütenkränze und die<br />

Muschelketten sehe, macht es sich breit. Dann ist Tahiti mit ihren<br />

Inseln wieder da. Das Gefühl bleibt, wie die Ketten, die man im<br />

Gegensatz zu den vergänglichen Blütencolliers zur Begrüßung<br />

erst zum Abschied geschenkt bekommt. Wer Freunde gefunden<br />

hat, bekommt sie. Und Freunde sollte man doch h<strong>in</strong> und wieder<br />

besuchen!<br />

Französisch-Polynesien<br />

Anreise Direktflüge gibt es aus Deutschland ke<strong>in</strong>e, Air Tahiti Nui –<br />

airtahit<strong>in</strong>ui.com fliegt ab Neuseeland oder Los Angeles nach Papeete,<br />

Tahiti. Die Flugzeit beträgt locker 24 Stunden und mehr, je nach<br />

Länge der Zwischenstopps.<br />

E<strong>in</strong>reise Für die E<strong>in</strong>reise benötigt man nur e<strong>in</strong>en noch sechs Monate<br />

gültigen Reisepass. Da man beim Zwischenstopp <strong>in</strong> den USA allerd<strong>in</strong>gs<br />

den Transferbereich verlassen und durch die Grenzkontrollen muss,<br />

braucht man hier neben e<strong>in</strong>em masch<strong>in</strong>enlesbaren Reisepass auch noch<br />

die elektronische Reisegenehmigung ESTA. Diese muss spätestens 72<br />

Stunden vor der E<strong>in</strong>reise <strong>in</strong> die USA im Internet beantragt werden.<br />

TPR Die nächste Tahiti-Pearl-Regatta, TPR, f<strong>in</strong>det vom 30. April bis 4. Mai<br />

2014 statt. Die Langstrecke führt <strong>in</strong> diesem Jahr von Raiatea nach Bora<br />

Bora, tahitipearlregatta.org.pf<br />

Angeboten werden die Regattatörns durch die Inselwelt Polynesiens<br />

unter anderem von der Charteragentur Scansail Yachts<br />

International, Palmaille 124 b, 22767 Hamburg, Tel.: 040/388422,<br />

E-Mail: <strong>in</strong>fo@scansail.de; scansail.de<br />

Sehenswertes auf Tahiti<br />

La Route du Monoi – auf der Rundroute um die Haupt<strong>in</strong>sel Tahiti<br />

Nui erfährt man an e<strong>in</strong>zelnen Wegpunkten alles über die Herstellung<br />

des Öls. An e<strong>in</strong>em Punkt zeigt beispielsweise der Direktor des örtlichen<br />

Rundfunks die ursprüngliche Herstellung des Öls – <strong>in</strong> traditioneller<br />

Kleidung natürlich. monoiaddict.com<br />

Musée de Tahiti et des Iles - Der Besuch des Museums lohnt<br />

sich schon alle<strong>in</strong>e wegen des Modelles der Über- und Unterwasserwelt<br />

Französisch-Polynesiens. Hier sieht man, über was für Berge man<br />

segelt. museetahiti.pf<br />

E<strong>in</strong> Besuch im Perlenmuseum vom weltweit bekannten Perlenkönig<br />

Robert Wan und dort unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en Blick auf den Perlenvorhang<br />

werfen – Hunderte schwarze Perlen – angeblich m<strong>in</strong>derwertige.<br />

Sab<strong>in</strong>e Quiatol aus Freiburg erklärt gerne die Welt der Perlen und hilft<br />

auch bei der späteren Auswahl. robertwan.com<br />

Ausflug auf der KüstenstraSSe nach Tahiti Iti und e<strong>in</strong>mal<br />

e<strong>in</strong>en Blick auf Teahupoo werfen. Vielleicht s<strong>in</strong>d die Surfer da<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

45


travel I grönland<br />

Mehr Natur<br />

geht nicht<br />

Antigua, Balearen oder Türkei? Für SEGEL-<br />

JOURNAL-Autor Matthias Ste<strong>in</strong>er, im wahren<br />

Berufsleben Sportredakteur beim NDR-Hörfunk<br />

<strong>in</strong> Hamburg, nicht das MaSS seglerischer D<strong>in</strong>ge.<br />

Wahre Entspannung f<strong>in</strong>det er im hohen Norden,<br />

wo die Natur rauer und das Leben an Bord<br />

ehrlicher ist. Für uns berichtet er von se<strong>in</strong>er<br />

<strong>Segel</strong>reise nach <strong>Grönland</strong>.<br />

text und fotos matthias ste<strong>in</strong>er, Gisli A. Gudmundsson<br />

46 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


Kalte Giganten querab: Die Opal im Scoresby Sund (l<strong>in</strong>ks). In der Eisfahrt steht immer e<strong>in</strong> „Steuerberater" am Bug (oben). Konzentriertes<br />

Steuern: Im Zickzack um die Eisberge<br />

Die Sonne brennt vom wolkenlos blauen Himmel.<br />

Ich stehe barfuß mit freiem Oberkörper auf dem<br />

Vorschiff des isländischen Schoners Opal und<br />

wasche das Deck. Wirklich nichts Besonderes. Oder<br />

doch? Wir bef<strong>in</strong>den uns auf 70 Grad 28 M<strong>in</strong>uten<br />

Nord. Im Scoresby Sund, dem größten Fjordsystem der Welt an<br />

der grönländischen Ostküste. Natürlich hatten wir auf das stabile<br />

<strong>Grönland</strong>-Hoch bei der Törnplanung gehofft, aber dass es so warm<br />

se<strong>in</strong> würde, hatten wir nicht erwartet. 21 Grad Celsius im Schatten.<br />

Soweit nördlich mit e<strong>in</strong>em <strong>Segel</strong>schiff unterwegs zu se<strong>in</strong>, ist e<strong>in</strong><br />

Törn der besonderen Art. <strong>Segel</strong>n im Kreißsaal der Eisberge. Gewaltige<br />

Gletscher kalben hier im M<strong>in</strong>utentakt und schicken gefrorene<br />

Monumente auf die Reise <strong>in</strong>s offene Meer.<br />

Die Opal, unser schwimmendes Zuhause, wurde 1952 <strong>in</strong> der DDR<br />

auf der Boddenwerft <strong>in</strong> Damgarten gebaut. Nach mehreren Jahr-<br />

Die Szenerie wirkt irreal, denn ke<strong>in</strong>e 200 Meter von unserem Ankerplatz<br />

entfernt, am E<strong>in</strong>gang zum Harefjord, treiben majestätische<br />

Eisberge vorbei. Schon der E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> unseren Törn zeigte, dass wir<br />

nicht <strong>in</strong> der dänischen Südsee, sondern <strong>in</strong> der Arktis unterwegs s<strong>in</strong>d.<br />

Mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Flieger waren wir, aus dem isländischen Akureyri<br />

kommend, <strong>in</strong> Constable Po<strong>in</strong>t gelandet. Das „Luft-Drehkreuz“ von<br />

Ost-<strong>Grönland</strong> besteht aus e<strong>in</strong>er Schotterpiste und mehreren Holzund<br />

Blechbaracken am Ufer des Hurry Inlet. Mehr nicht.<br />

Zweimal im Jahr kommt <strong>in</strong> diesen abgelegenen Ort e<strong>in</strong> Versorgungsschiff.<br />

Hier wollte uns unser Freund und Skipper Heimir<br />

Hardarson, Kapitän an Bord des isländischen Schoners Opal, abholen.<br />

Aber daraus wurde nichts. Der W<strong>in</strong>d hatte auf Süd gedreht<br />

und so viel Eis <strong>in</strong> den Fjord gedrückt, dass es für das 32 Meter lange<br />

Holzschiff ke<strong>in</strong> Durchkommen gab. Zwar waren wir nicht im klassischen<br />

S<strong>in</strong>ne gestrandet, mussten aber doch warten. Erst am<br />

Abend zeichnete sich e<strong>in</strong>e Lösung für uns ab, doch noch an Bord zu<br />

kommen – frei nach dem Motto: Kann das Schiff nicht zu dir, flieg'<br />

doch zum Schiff. Mit e<strong>in</strong>em Piloten von Tw<strong>in</strong> Otter flogen wir <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Masch<strong>in</strong>e mit zwölf Sitzen nach Kap Tob<strong>in</strong> am Nordufer<br />

des Scoresby Sund. Hier landeten wir auf e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Schotterpiste<br />

im absoluten Niemandsland. Ke<strong>in</strong> Haus, ke<strong>in</strong>e Straße. Aber<br />

die Opal hatten wir beim Landeanflug schon aus der Luft gesehen<br />

und nach e<strong>in</strong> paar M<strong>in</strong>uten hörten wir bereits das vertraute Brummen<br />

e<strong>in</strong>es Außenborders. Per D<strong>in</strong>gi gelangten wir nun an Bord, die<br />

Reise <strong>in</strong>s Eis konnte beg<strong>in</strong>nen.


travel I grönland<br />

Klarer Durchblick: Die Formenvielfalt der Eisformationen ist unerschöpflich (l<strong>in</strong>ks). Selbst ist die Frau: Frisch gefangener Fisch wird für das<br />

Abendessen vorbereitet (rechts)<br />

zenten als Trawler <strong>in</strong> Nord- und Ostsee wurde das Eichenschiff<br />

<strong>in</strong> den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts zum Schoner<br />

umgebaut. Der Isländer Heimir Hardarson kaufte den Segler 2013<br />

für die Flotte se<strong>in</strong>er Firma North Sail<strong>in</strong>g. Unser Törn <strong>in</strong> den Scoresby<br />

Sund ist für ihn die Premiere der <strong>Grönland</strong>fahrt mit Chartergästen.<br />

<strong>Segel</strong>n im Eis ist alles andere als entspanntes Cruisen. Eisberge<br />

zeigen nur rund e<strong>in</strong> Neuntel ihrer Größe über Wasser. Das macht<br />

die Fahrt zu e<strong>in</strong>er Zickzack-Tour. Stunde um Stunde verbr<strong>in</strong>ge ich<br />

am Bug, um als „Steuerberater“ per Handzeichen den Weg durch<br />

die eisige Welt zu weisen. Jede noch so vorsichtige Berührung<br />

mit e<strong>in</strong>er Scholle lässt das Schiff erzittern. Die meiste Zeit laufen<br />

wir <strong>in</strong> „dead slow“ unter Masch<strong>in</strong>e. Aber wenn Platz genug ist, gehen<br />

zwei Gaffelsegel und vier Vorsegel hoch und die Opal zeigt,<br />

was <strong>in</strong> ihr steckt. 8,4 Knoten im Nordvestfjord vor e<strong>in</strong>er fasz<strong>in</strong>ierenden<br />

Kulisse aus felsigen Ufern und Gletscherbrüchen. Mehr<br />

Natur geht nicht.<br />

Die Uferregionen des Scoresby Sund s<strong>in</strong>d menschenleer. Fast. Am<br />

Sydkap entdecken wir e<strong>in</strong>ige bunte Hütten am Strand. Also fällt der<br />

Anker und wir begeben uns auf Entdeckungstour. Von unserem<br />

Kapitän lernen wir, dass die Inuit die knapp sechs Quadratmeter<br />

großen Holzhütten bei der Jagd als Unterkunft nutzen. Durch die<br />

Fenster sehen wir kle<strong>in</strong>e Öfen, jeweils e<strong>in</strong> Bett und e<strong>in</strong> wenig Geschirr.<br />

Sogar e<strong>in</strong> Handtuch hängt auf der Le<strong>in</strong>e. Die Schutzbehausungen<br />

sche<strong>in</strong>en gerade erst verlassen zu se<strong>in</strong>. Am Strand liegt e<strong>in</strong><br />

100-PS-Außenborder, daneben mehrere Plastikfässer mit Sprit. Und<br />

dann kommen wir aus dem Lachen gar nicht mehr raus. Vor uns im<br />

Sand stehen sechs Tiefkühltruhen! Kühlschränke <strong>in</strong> <strong>Grönland</strong> – das<br />

kennt man eigentlich nur aus schlechten Witzen. Aber die großen<br />

Blechkisten machen auch hier <strong>in</strong> der Arktis S<strong>in</strong>n. Natürlich s<strong>in</strong>d sie<br />

nicht angeschlossen. Schwere Ste<strong>in</strong>e auf den Deckeln erklären den<br />

Zweck: Die Truhen dienen als Vorratskisten für das Fleisch der erbeuteten<br />

Robben. Glatte Flächen und die schweren Ste<strong>in</strong>e machen den<br />

Inhalt unerreichbar für Eisbären. Wieder was gelernt.<br />

Das Wasser im größten Fjordsystem der Welt ist unglaublich klar. Und<br />

so soll es auch bleiben. Als wir e<strong>in</strong>es Abends im Öfjord Fischreste<br />

über Bord geben, fällt aus Versehen e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Plastiktüte <strong>in</strong>s Wasser.<br />

Kapitän Hardarson bemerkt das Plastik und reagiert sofort: Er stoppt<br />

den 32 Meter langen Schoner auf, dreht um und dann angeln wir<br />

mit Bootshaken so lange, bis das Corpus Delicti wieder an Bord liegt.<br />

Das ist gelebter Naturschutz. Je tiefer wir <strong>in</strong> das Fjordsystem e<strong>in</strong>tauchen,<br />

desto weniger Salz ist im Wasser. Im Nordvestfjord gibt es<br />

e<strong>in</strong>en unerschöpflichen Nachschub an Süßwasser. Jahrtausende alte<br />

Gletscher liefern quasi frei Haus. Mit e<strong>in</strong> wenig Improvisation können<br />

wir sogar unsere Frischwasser Vorräte auffüllen: Ganz langsam<br />

schiebt sich der Vorsteven der Opal auf e<strong>in</strong>en weichen, steil abfallenden<br />

Sandstrand. Dann liegt das Schiff stabil neben dem Gletscherabfluss.<br />

Per D<strong>in</strong>gi br<strong>in</strong>gen wir e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Generator und e<strong>in</strong>e<br />

Tauchpumpe an Land. Aus allen verfügbaren Feuerlöschschläuchen<br />

haben wir ca. 55 Meter Schlauchverb<strong>in</strong>dung gebaut. Das reicht. Und<br />

schon sprudelt schmackhaftes Wasser <strong>in</strong> die Tanks des Schoners.<br />

Abends ankern wir <strong>in</strong> abgelegenen Buchten. Am Ufer erkennen<br />

wir Moschusochsen und Schneehasen. Wenn es auffrischt, sichern<br />

Heckle<strong>in</strong>en das Schiff. Manchmal gibt es auch ungebetene Gäste.<br />

Stechfreudige Mücken. Oder kle<strong>in</strong>e Eisbrocken, die Richtung Schiff<br />

treiben. Dann verwandelt sich das Deck <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Fitness Studio. Beim<br />

Abdrücken der Ungetüme mit langen Bootshaken kommt man<br />

heftig <strong>in</strong>s Schwitzen.<br />

Zur Belohnung gibt’s dann e<strong>in</strong>en Absacker mit Gletschereis <strong>in</strong> der<br />

gemütlichen Messe unter Deck. Die Opal bietet Platz für zwölf Mitsegler<br />

<strong>in</strong> sechs Kammern. Die Verpflegung ist lecker und reichlich,<br />

frischer Fisch aus dem Fjord zum Abendessen ke<strong>in</strong>e Seltenheit.<br />

In der letzten Nacht auf dem Weg zurück nach Constable Po<strong>in</strong>t zeigt<br />

sich <strong>Grönland</strong> dann doch noch so, wie wir es eigentlich erwartet hatten.<br />

Urplötzlich weht es mit sieben Beaufort gegenan. Sofort stellt<br />

sich Kälte e<strong>in</strong>. Am Rad oder vorn im Eisausguck brauchen wir jede<br />

mögliche Lage Klamotten, Mütze und die bewährten norwegischen<br />

Gummihandschuhe mit Teddyfutter aus der Fischerei. Als morgens<br />

um 04.00 Uhr der Anker im Fjord vor dem Flughafen fällt, sche<strong>in</strong>t<br />

aber schon wieder die Sonne.<br />

Was nehmen wir mit von diesem Törn? Auch wenn wir die meiste<br />

Zeit unter Masch<strong>in</strong>e laufen mussten, s<strong>in</strong>d die atemberaubenden<br />

Naturerlebnisse unvergessen. Auch wenn ich ungefähr 1.000 Fotos<br />

aus me<strong>in</strong>em digitalen Er<strong>in</strong>nerungsarchiv löschen musste. Wer nicht<br />

dabei war, f<strong>in</strong>det wahrsche<strong>in</strong>lich schon e<strong>in</strong> Porträt des zwölften Eisbergs<br />

langweilig...<br />

Veranstalter der <strong>Grönland</strong>-Törns ist North Sail<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Husavik im Nordosten Islands. Im Sommer werden achttägige<br />

Reisen mit Start und Ziel <strong>in</strong> Reykjavik angeboten. Weitere Infos und die Törnplanung für 2014 unter northsail<strong>in</strong>g.is<br />

48 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


Kap Tob<strong>in</strong>: Gelandet im Nirgendwo (oben). Hol die Piek: <strong>Segel</strong>setzen<br />

im Eis (unten l<strong>in</strong>ks). Da lacht das Herz: Blauer Himmel im<br />

Norden (unten rechts). Krafttra<strong>in</strong><strong>in</strong>g: Abdrücken der Eisschollen<br />

(ganz unten rechts)<br />

GRÖNLAND<br />

Kap Tob<strong>in</strong><br />

Scoresby Sund<br />

Nuuk<br />

Reykjavík<br />

ISLAND<br />

Abenteuer pur: Aus dem<br />

Polarflieger direkt <strong>in</strong>s Eis<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

49


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travel I panzer segelt... auf dem schwer<strong>in</strong>er see<br />

schwer<strong>in</strong>er see<br />

Der See mit<br />

der eigenen<br />

Bootsklasse<br />

Text und fotos Kirsten Panzer-Gunkel<br />

52 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


E<strong>in</strong> See ist ke<strong>in</strong> See, könnte das Motto<br />

zwischen Elbe, Ostsee und Müritz lauten.<br />

Und besser als ke<strong>in</strong> See s<strong>in</strong>d bekanntlich viele Seen.<br />

Inseln über Wasser, Berge unter Wasser, Ste<strong>in</strong>e halb draußen, halb<br />

dr<strong>in</strong>nen, h<strong>in</strong> und wieder noch e<strong>in</strong> Horn oder e<strong>in</strong> W<strong>in</strong>kel, dazu noch<br />

reichlich blaue Farbe und schon ist sie fertig, die Karte vom Schwer<strong>in</strong>er<br />

See oder besser vom Schwer<strong>in</strong>er Seenland.<br />

Wer immer nur von dem e<strong>in</strong>en Schwer<strong>in</strong>er See spricht, der irrt.<br />

Schon alle<strong>in</strong> der Hauptsee ist zweigeteilt, seit 1842 verb<strong>in</strong>det der<br />

Paulsdamm das Westufer mit dem Ostufer, e<strong>in</strong>st benannt nach<br />

dem Großherzog Paul Friedrich von Mecklenburg-Schwer<strong>in</strong>. Praktisch<br />

fürs H<strong>in</strong>überkommen, doch unpraktisch für Wassersportler<br />

mit Mast. Etwa vier Meter beträgt die Durchfahrtshöhe unter der<br />

Brücke am schmalen Durchlass, dem Paulsdammgraben. Für die<br />

meisten Segler zu wenig. Doch statt sich <strong>in</strong> den vor 170 Jahren ent-<br />

standenen Außen- beziehungsweise Innensee als Heimatrevier<br />

zurückzuziehen, krängt der Schwer<strong>in</strong>er (wenn nur e<strong>in</strong> paar Zentimeter<br />

nach oben fehlen) oder legt gleich den ganzen Mast. Mastlegevorrichtungen<br />

gehören auf den Seen zur Standardausrüstung der<br />

Boote. „Das machen selbst noch unsere alten Herren, wenn sie <strong>in</strong><br />

den anderen Teil wollen. Wir s<strong>in</strong>d ja schließlich alle daran gewöhnt“,<br />

schiebt Bernhard Kaatz gleich alle Bedenken bei der Törnplanung<br />

beiseite. Als Vorstandsmitglied ist er hier im ältesten Schwer<strong>in</strong>er<br />

Segler-Vere<strong>in</strong>, dem SSV, ansonsten für die F<strong>in</strong>anzen des erfolgreichen<br />

Clubs zuständig. Mit wunderschönem Clubhaus direkt vor<br />

der Stadt Schwer<strong>in</strong>. Man erkennt die Tradition, haben die Mitglieder<br />

doch erst lange um den Erhalt des begehrten Grundstückes<br />

und später um den Neubau des historischen Gebäudes gekämpft.<br />

Blick aufs Schwer<strong>in</strong>er Schloss – am <strong>Segel</strong>club Schlossbucht<br />

Schwer<strong>in</strong> (SCS) liegt man mit Blick auf das Schwer<strong>in</strong>er<br />

Schloss besonders geschichtsträchtig. Staatstheater und<br />

Museum (rechts) komplettieren das historische Ensemble


travel I panzer segelt... auf dem schwer<strong>in</strong>er see<br />

Es hat sich gelohnt! Besonders wenn dann auch noch das passende<br />

Boot langsam <strong>in</strong> Richtung Steg gleitet. Perfekte Optik, die jedem<br />

Film als Kulisse dienen könnte, dem romantischen genauso wie<br />

dem spannungsreichen.<br />

Spaltenberg<br />

SCHWERINER<br />

SEE<br />

SCHWERIN<br />

GROß<br />

KÖRIS<br />

Das Boot, das zum Haus oder vielmehr zum See gehört, ist die Schwer<strong>in</strong>er<br />

E<strong>in</strong>heitsjolle. Welcher See kann schon von sich behaupten, dass<br />

er e<strong>in</strong>e eigene Bootsklasse se<strong>in</strong> Eigen nennt? Vor über 90 Jahren<br />

wurde sie damals vom Schwer<strong>in</strong>er Segler-Vere<strong>in</strong> <strong>in</strong> Auftrag gegeben.<br />

Detlef Huss hat noch e<strong>in</strong>e von den alten (und nebenbei noch e<strong>in</strong>e<br />

zweite). Sie diente dem orig<strong>in</strong>algetreuen Nachbau der Boots- und<br />

Kunststoff GmbH (BuK) als Vorlage. Drei W<strong>in</strong>ter lang hat er se<strong>in</strong>e S<strong>in</strong>dbad<br />

der Werft als Vorlage überlassen. Im Sommer konnte er dagegen<br />

nicht auf sie verzichten. „Schließlich segel ich normalerweise auch<br />

Egsdorf<br />

TEUPLITZ<br />

Schwer<strong>in</strong>er See<br />

10 fragen – 10 Antworten<br />

Warum? Viele Seen und e<strong>in</strong> Schloss – das sollte Grund genug<br />

se<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong> paar Tage auf dem Schwer<strong>in</strong>er See zu verbr<strong>in</strong>gen.<br />

Dazu die Komb<strong>in</strong>ation aus Natur und Kultur – perfekt.<br />

Wann? Sobald ke<strong>in</strong> Eis mehr drauf ist. Wobei – bei Frost muss ja<br />

nur Boot gegen Eisschlitten getauscht werden.<br />

wer? Alle! Regattasegler f<strong>in</strong>den hier genauso gute Bed<strong>in</strong>gungen<br />

wie Hobbysegler. Wer länger unterwegs se<strong>in</strong> möchte, sollte den<br />

Mast legen können.<br />

welcher sche<strong>in</strong>? Nur unter <strong>Segel</strong>n wird ke<strong>in</strong> Sche<strong>in</strong> benötigt.<br />

Beim Verleih muss man allerd<strong>in</strong>gs – wie überall – e<strong>in</strong>en Erfahrungsnachweis<br />

erbr<strong>in</strong>gen.<br />

wo leihen? Unter anderem hält der Schwer<strong>in</strong>er Segler-Vere<strong>in</strong><br />

nicht nur Gastliegeplätze bereit, sondern auch das e<strong>in</strong>e oder andere<br />

Leihboot, Conger oder Rügenjolle, schwer<strong>in</strong>er-segler-vere<strong>in</strong>.de<br />

Im Wassersportzentrum Mar<strong>in</strong>a-Nord gibt des Motor- und <strong>Segel</strong>boote<br />

und dazu noch die passende Unterkunft: mar<strong>in</strong>a-nord.de.<br />

20er-Jollenkreuzer für den Seetörn gibt es bei segelbootcharterschwer<strong>in</strong>.de.<br />

Wie viele? Rund 6000 Boote s<strong>in</strong>d hier rund um den See registriert.<br />

Schwer vorstellbar, denn sie halten sich meistens versteckt.<br />

Sie liegen schließlich nicht <strong>in</strong> großen Mar<strong>in</strong>as, sondern nahezu<br />

unsichtbar <strong>in</strong> ihren Bootsschuppen.<br />

Wo bleiben? Unterkünfte gibt es natürlich <strong>in</strong> der Landeshauptstadt<br />

Mecklenburg-Vorpommerns jede Menge. Direkt am See<br />

schläft es sich aber bekanntlich besonders gut und so bietet der<br />

Schwer<strong>in</strong>er Segler-Vere<strong>in</strong> nicht nur Liegeplätze, sondern<br />

auch gut ausgestattete Gästezimmer mit Bad und e<strong>in</strong> Appartement<br />

an – direkt <strong>in</strong> der Stadt und doch am Wasser. Die Zimmer<br />

werden übrigens nicht nur an Segler vermietet.<br />

Mit Blick auf den idyllischen Heidensee, Terrasse oder Balkon entstehen<br />

gerade <strong>in</strong> der Mar<strong>in</strong>a-Nord neue komfortable Ferienwohnungen.<br />

Fertigstellung ist im Frühjahr dieses Jahres. Wer es<br />

lieber wacklig mag, kann hier auch im Hausboot übernachten.<br />

Wo speisen? Da der Schwer<strong>in</strong>er Segler-Vere<strong>in</strong> das<br />

„Rundum-sorglos-Paket“ bietet, ist auch das dortige Restaurant<br />

absolut empfehlenswert, nicht nur tagsüber oder abends, sondern<br />

auch zum Brunch am Wochenende!<br />

Angler II – frisch renovierte Hafenkneipe mit Tradition,<br />

Bornhövedstr. 65, 19055 Schwer<strong>in</strong>.<br />

Restaurant und Café Ruderhaus – am Rande des Schlossgartens, mit<br />

großer Terrasse und exquisiter mediterraner Küche. Dazu noch der<br />

Schloss-See-Blick – besser geht kaum, Franzosenweg 21, 19061 Schwer<strong>in</strong>.<br />

Was anschauen? Schwer<strong>in</strong> ist e<strong>in</strong>e Reise wert! Dank missglückter<br />

Bombenangriffe (die Stadtmitte wurde nicht als solche<br />

erkannt) bietet es historisches Ambiente, ohne dabei verstaubt<br />

zu se<strong>in</strong>. Ansonsten das Schloss natürlich – schließlich ist es nicht<br />

nur von außen e<strong>in</strong>drucksvoll. Und das Weihnachtsbild im Dom<br />

mit e<strong>in</strong>er natürlichen Leuchtkraft, die ihresgleichen sucht.<br />

Unbed<strong>in</strong>gt auch die Galerie Alter und Neuer Meister besuchen<br />

– quasi gegenüber des Schlosses – mit e<strong>in</strong>er imposanten Sammlung<br />

alter Meister der Niederlande, Barlach und Marcel Duchamps<br />

und nicht zuletzt der Menagerie des Hofmalers Jean-Baptiste<br />

Oudry. Noch hängen die Tierbilder, und damit auch das bekannte<br />

Nashorn Clara, im Schwer<strong>in</strong>er Museum. Nach Beendigung der<br />

Renovierungsarbeiten von Ludwigslust (voraussichtlich 2016)<br />

werden die Tierbilder allerd<strong>in</strong>gs dort ausgestellt.<br />

Was machen?<br />

Die „Kreuzerfernfahrt“ des Schwer<strong>in</strong>er Segler-Vere<strong>in</strong>s wird immer<br />

<strong>in</strong> der zweiten Septemberhälfte veranstaltet – Mastleger gehen<br />

dabei durch den Paulsdamm <strong>in</strong> den Außensee, Dickschiffe bleiben<br />

dagegen auf dem Innensee. Unbed<strong>in</strong>gt sehens- bzw. mitfahrenswert<br />

ist auch Anfang September die „Holzbootregatta“ des Vere<strong>in</strong>s<br />

– schwer<strong>in</strong>er-segler-vere<strong>in</strong>.de.<br />

Die billigste Kreuzfahrt überhaupt mitmachen. Für nur e<strong>in</strong>en Euro<br />

gibt es im nach dem Schlossgeist benannten „Petermännchen“<br />

e<strong>in</strong>e Rundfahrt über den Pfaffenteich.<br />

Von Ende Juni bis Anfang August locken die Schlossfestspiele,<br />

2014 wird Nabucco auf dem Platz neben Museum, Staatstheater<br />

und Schloss gegeben. Der Platz wird übrigens ganz unprätentiös<br />

als der schönste Norddeutschlands bezeichnet.<br />

54 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


Sieht aus wie neu und segelt wie 'ne alte, die top restaurierte Schwer<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heitsjolle S<strong>in</strong>dbad von Detlef Huss, der sie bei W<strong>in</strong>d gern über den See jagt (rechts).<br />

noch Weihnachten, zum<strong>in</strong>dest wenn es noch nicht friert. Sonst gehe<br />

ich dann eben eissegeln“, erzählt er mit Blick auf die Weite des Sees.<br />

22 Kilometer ist dieser lang und sechs Kilometer breit. Platz genug,<br />

zumal es auf dem See erstaunlich leer ist. „Nur während der Sommersaison<br />

wird es hier schon mal voll“, doch das mache ihm auch<br />

weiter nichts aus. Nur die Motorbootfahrer, die teilweise rücksichtslos<br />

fahren, seien durchaus etwas störend. „Die passen auch nicht<br />

hierher“, fasst Huss das manchmal leicht entfremdete Seebild knapp<br />

zusammen. Recht hat er, da sieht se<strong>in</strong>e historische, gaffelgetakelte<br />

Jolle schon wesentlich eleganter und stilechter aus, wenn sie vor<br />

dem Schwer<strong>in</strong>er Schloss ihre Bahnen zieht.<br />

Mit dem imposanten Bau kommt Frankreichfeel<strong>in</strong>g <strong>in</strong> den Norden<br />

– das Loire-Schloss von Chambord diente ihm als Vorbild. Und so<br />

bietet es sich vielleicht an, lieber Rotwe<strong>in</strong> und Camembert mit auf<br />

den See zu nehmen, statt Sherry und Fischbrötchen. Doch was<br />

auch immer sich an Bord bef<strong>in</strong>det, vor dieser Kulisse gerät man<br />

schnell <strong>in</strong>s Träumen. Sollte man aber nicht, denn ehe man sich<br />

versieht, kommt auch schon der e<strong>in</strong> oder andere Ste<strong>in</strong> daher. Gut<br />

gekennzeichnet durchs schifffahrtsstraßenmäßige Kard<strong>in</strong>alsystem<br />

(auf welchem See gibt es das sonst noch?), doch man muss eben<br />

auch h<strong>in</strong>schauen und sich nicht immer nur am Schlossblick laben.<br />

Le<strong>in</strong>en los und e<strong>in</strong>fach segeln. Auf der orig<strong>in</strong>alen Schwer<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>heitsjolle,<br />

dem Boot zum See, durchs Wasser gleiten. Kurs Ost. Das<br />

Schloss bleibt langsam achteraus. Die Inseln am südlichen Ende<br />

des Schwer<strong>in</strong>er Innensees s<strong>in</strong>d unser Ziel. Noch kurz die Untiefen<br />

beachten am Rüter Horn und Rakow, dann freie Fahrt nach Kan<strong>in</strong>chenwerder.<br />

Genauso wie die Nachbar<strong>in</strong>sel Ziegelwerder ist sie<br />

Naturschutzgebiet, doch im Gegensatz zu dieser ist das Betreten<br />

der Kan<strong>in</strong>chen<strong>in</strong>sel erlaubt. Doch wir wollen weiter, das Ostufer entlang.<br />

E<strong>in</strong> schmaler Baumkragen versteckt Häuser und Dörfer und<br />

so segelt man durch heimische Wildnis. Dunkler Baum an tiefem<br />

Wasser, h<strong>in</strong> und wieder e<strong>in</strong> paar Seevögel, See- und Fischadler s<strong>in</strong>d<br />

hier zuhause. Unter Wasser tummeln sich Flussbarsch und Forelle,<br />

Brasse oder Rotauge, Raubfische wie Barsch und Hecht bevorzugen<br />

den Außensee. Natur und Stille lassen e<strong>in</strong>en „runterkommen“ und<br />

das blitzschnell.<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

55


travel I panzer segelt... auf dem schwer<strong>in</strong>er see<br />

Pfähle <strong>in</strong>s Wasser, Häuser drauf und Boot davor – auf dem Schwer<strong>in</strong>er See haben sich viele der Bootsschuppen <strong>in</strong>zwischen zu stattlichen<br />

Sommerhäusern gemausert, bei denen die Boote auch schon mal vor der Tür bleiben müssen<br />

Üppiger ist die Natur noch auf dem nördlichen Teil des Schwer<strong>in</strong>er<br />

Sees. Er gilt als der ruhigere und naturbelassenere der beiden Seen.<br />

Von ihm aus führt e<strong>in</strong> Kanal <strong>in</strong> Richtung Ostsee. Leider ist er nicht<br />

schiffbar, doch hier am See diskutiert man immer wieder über den<br />

Ausbau des Wallenste<strong>in</strong>grabens. Die Anb<strong>in</strong>dung an die Ostsee, e<strong>in</strong><br />

Traum – man stelle sich nur e<strong>in</strong>mal die Route vor, die man dann befahren<br />

könnte. Von der Elbe, also eigentlich der Nordsee, oder Berl<strong>in</strong><br />

und der Müritz h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Schwer<strong>in</strong>er Seen und weiter direkt<br />

bei Wismar <strong>in</strong> die Ostsee. Poel, Fehmarn, dänische Südsee, Schweden…<br />

endlose Möglichkeiten und das nicht nur als E<strong>in</strong>bahnstraße.<br />

„Aber der See ist so groß, dass man immer auch mal was Anderes<br />

sieht, auch mal was ganz Neues“, plädiert Thomas Wagner, Vorsitzender<br />

des <strong>Segel</strong>clubs Schlossbucht Schwer<strong>in</strong> (SSC), des Clubs<br />

mit dem Sahnegrundstück gegenüber dem Schloss, auch ohne<br />

Ostseeanb<strong>in</strong>dung für se<strong>in</strong> Revier. Hier hat übrigens auch schon<br />

Frau Merkel vom Balkon gewunken und den Seeblick genossen.<br />

Und wirklich, da gibt es ja auch noch die kle<strong>in</strong>en Seen. Mast legen<br />

und re<strong>in</strong>fahren, unbed<strong>in</strong>gt! Mit der Jolle vielleicht sogar oben herum:<br />

raus aus dem <strong>in</strong>neren h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> den äußeren, weiter raus – Achtung,<br />

am Ramper Moor ist‘s flach – oder gleich die Kehrtwende und<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Seitenkanal Langer Graben. Er führt vom äußeren See<br />

parallel zum Westufer des <strong>in</strong>neren h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Ziegelsee.<br />

Landschaft zum Sattsehen. Rote, grüne Tonnen weisen den Weg,<br />

manchmal wird‘s flach – Unterwassergebirge, gekennzeichnet mit<br />

Untiefentonnen.<br />

Die bewaldete Idylle mit den verwunschenen Ankerplätzen hatte<br />

auch zu DDR-Zeiten ihre Anhänger – Frankenhorst war gesperrtes<br />

Gebiet, umso schöner, dass man nun hier ankern und vom Boot<br />

aus <strong>in</strong>s glasklare Wasser spr<strong>in</strong>gen kann. Die Natur nahezu <strong>in</strong> sich<br />

aufsaugen kann, die man hier am See so <strong>in</strong>tensiv spürt. Vermutlich<br />

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liegt‘s am Wald, der hier wirklich bis <strong>in</strong>s Wasser h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>wächst, wild<br />

und ungezähmt – nicht geordnet, nicht gekämmt, nach dem Ende<br />

des Ziegelabbaus sich selbst überlassen. Verwunschene Stichkanäle<br />

zeugen von vergangenen Zeiten.<br />

Auch zum Wohnen zog und zieht es die Schwer<strong>in</strong>er aufs Wasser -<br />

auch e<strong>in</strong> Relikt von damals. Bootsschuppen wurden gebaut, unten<br />

fürs Boot, ober für den Eigner, vielfach geteilt, sodass jeder etwas<br />

abbekam. So f<strong>in</strong>det man im Heidensee, durch den man wieder<br />

zurück <strong>in</strong> den Schwer<strong>in</strong>er Innensee gelangt, auch die größte<br />

zusammenhängende Bootshausanlage Europas. 600 Liegeplätze<br />

plus kle<strong>in</strong>e Wohnungen, so wurden e<strong>in</strong>st Arbeitskräfte <strong>in</strong> die Region<br />

gelockt. Wer würde e<strong>in</strong>em solchen Ruf nicht folgen? Auf<br />

den H<strong>in</strong>weis, dass man an der Müritz nicht <strong>in</strong> den Bootshäusern<br />

übernachten dürfe, reagiert man direkt mit e<strong>in</strong>em „da würde der<br />

Schwer<strong>in</strong>er das Rathaus <strong>in</strong> Brand stecken“. So lebt’s sich gut am See.<br />

Weitersegeln, am Osterufer vorbei Richtung Türken und<br />

Weißer Berg, das Südende ist erreicht. Nordwest-Kreuz zur<br />

Ziegel<strong>in</strong>sel. Das Schloss kommt wieder <strong>in</strong> Sicht. Se<strong>in</strong> Gelbton<br />

leuchtet, die Umrisse grenzen sich scharf ab vor den plötzlich<br />

auftauchenden schwarzen Regenwolken. Mehr W<strong>in</strong>d ist<br />

noch nicht zu spüren, sehen kann man ihn allerd<strong>in</strong>gs, dort,<br />

wo er vor dem Schloss das Wasser kräuselt. Es sche<strong>in</strong>t fast<br />

so, als ob er noch mal Luft holen wolle. Ganze Regattafelder<br />

hat es hier schon umgeweht. Vorstellen kann man sich’s mit<br />

Blick auf die schwarze Front. Wir nehmen Fahrt raus, fallen<br />

ab, schlawenzeln <strong>in</strong> Inselnähe, doch irgendwann müssen wir<br />

dann doch zurück – Jacke an und durch – weit gefehlt. Detlef<br />

Huss ist e<strong>in</strong> Gentleman. Alte Schule, passend zum Boot. „Wir<br />

haben doch die Spritzkappe, du hockst dich e<strong>in</strong>fach drunter,<br />

dann bleibst wenigstens du trocken.“ Ge-sagt, getan. Der Regen<br />

kann kommen. Doch so wie die Jolle nun über das Wasser<br />

tanzt, da hält es e<strong>in</strong>en nicht vorn im Trockenen. Lieber<br />

nass werden, als das zu verpassen. Schwarzer See vor hellem<br />

Schloss, ke<strong>in</strong> <strong>Segel</strong> weit und breit. Wir genießen W<strong>in</strong>d und<br />

Regen, lassen S<strong>in</strong>dbad nur so flitzen, die Zeit wird knapp. E<strong>in</strong><br />

Schlag mehr dürfte noch dr<strong>in</strong> se<strong>in</strong>.<br />

Weitersegeln, immer weiter, um die Inseln, an den Ste<strong>in</strong>en vorbei,<br />

durch den Paulsdammgraben, <strong>in</strong> den Außensee, durch den Wallenste<strong>in</strong>graben<br />

<strong>in</strong> die Ostsee – Träume, Ideen, Gedanken, während<br />

wir im Regenw<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Richtung Schloss sausen, auf dem Schwer<strong>in</strong>er<br />

See, der durchaus auch ganz ohne Meer auskommt.<br />

56 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014<br />

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58 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


sports<br />

Foto: Rick Toml<strong>in</strong>son/Team SCA<br />

highlights Wissen, was <strong>in</strong> der Szene los ist 60 – 61<br />

MIDDLE SEA RACE <strong>Segel</strong>n mit Alex Thomson 62 – 68<br />

Nachwuchssegler regatta-Projekt Intermezzo 70 – 71<br />

CAPE 2 RIO Das warme Atlantikrennen vor dem W<strong>in</strong>d 72 – 74<br />

VOLVO OCEAN RACE 2014/15 Skatrunde oder groSSe Party? 75 – 76<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

59


sportshighlights<br />

Lange läuft!<br />

Geplatzter<br />

Gelber Traum<br />

Norbert Sedlacek, segelnder Postbote aus Österreich, der es schaffte,<br />

erfolgreich die Vendée Globe zu segeln, und wie der legendäre<br />

Skispr<strong>in</strong>ger Eddy The Eagle den olympischen Geist über alle se<strong>in</strong>e<br />

sportlichen Vorhaben stellt, hatte Großes vor. Mit se<strong>in</strong>em knallgelben,<br />

nur 16 Fuß kurzen Boot Fipofix wollte er über den Atlantik nach<br />

New York. Doch schon nach drei Tagen auf See musste er den abenteuerlichen<br />

Törn abbrechen und lief im spanischen Gijon e<strong>in</strong>. Was<br />

war an Bord passiert? Die Stromversorgung des Smarts zur See war<br />

zusammengebrochen, um den technischen Blackout zu beheben,<br />

wollte Sedlacek Gijon anlaufen, beim Passieren des Industriehafens<br />

kollidierte er dann auch noch mit Treibgut, so dass die Aufhängung<br />

des Ruderblattes brach. Schöne Sch… Aber Sedlacek ist e<strong>in</strong> fröhlicher<br />

Mann, der immer optimistisch <strong>in</strong> die Zukunft schaut. 2014<br />

wird se<strong>in</strong> Jahr mit Fipofix – und dann soll es auch mit dem Rekord<br />

klappen, den Nordatlantik <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em nur 16 Fuß kle<strong>in</strong>en, <strong>Segel</strong>boot<br />

e<strong>in</strong>hand, nonstop und ohne Hilfe von außen von Ost nach West und<br />

anschließend auch von West nach Ost zu überqueren.<br />

vendeeglobe.at<br />

Dona Bertarelli ist die…<br />

… schnellste Segler<strong>in</strong> der Welt. Als Frau ist es bei der Jagd nach<br />

<strong>Segel</strong>rekorden manchmal ganz praktisch, dass die professionelle<br />

<strong>Segel</strong>szene von Männern dom<strong>in</strong>iert wird. So ist doch immer der<br />

Titel der besten, schnellsten, schönsten… mit dem passenden<br />

Equipment erreichbar. Dona Bertarelli hat jetzt alles: Sie ist schön,<br />

kann sich e<strong>in</strong> schnelles Schiff leisten und ist mit ihrem Sp<strong>in</strong>drift auch<br />

noch die schnellste Segler<strong>in</strong> auf der legendären Discovery Route<br />

von Cadiz nach San Salvador über den Atlantik. Mit ihrem 40 Meter<br />

langen Trimaran bewältigte sie die 3.885 Seemeilen lange Strecke<br />

<strong>in</strong> 6 Tagen und 14,5 Stunden. Das 14-köpfige Rennteam erreichte<br />

bei dem Ritt über den Atlantik e<strong>in</strong>e Durchschnittsgeschw<strong>in</strong>digkeit<br />

von 28,4 Knoten, der maximale Speed soll gigantische 46,08 Knoten<br />

betragen haben. Was den Erfolg von Dona Bertarelli wirklich wertvoll<br />

macht: Sie ist nicht nur die schnellste Segler<strong>in</strong>, sondern hat es<br />

auch geschafft, den 2007 von Franck Cammas aufgestellten Rekord<br />

auf dieser Strecke um 20,5 Stunden zu verbessern. Also nix da mit<br />

Frauenbonus, die kann das wirklich!<br />

sp<strong>in</strong>drift-rac<strong>in</strong>g.com<br />

Sailor of the year<br />

von down under<br />

Eigentlich ist er ja Australier, aber mit der Hamburger<strong>in</strong> Friederike<br />

Belcher (geborene Ziegelmayer) verheiratet. Also doch schon<br />

deutsch genug, damit wir uns alle freuen können, dass Mathew<br />

Belcher bei den ISAF Rolex World Sailor of the Year Awards <strong>in</strong><br />

Maskat/Oman zum World Sailor of the Year gewählt wurde. Mathew<br />

Belcher, Olympiasieger und Weltmeister, gilt aktuell als der<br />

weltbeste 470er Segler. Se<strong>in</strong>e momentane Serie von 17 Siegen <strong>in</strong><br />

Folge ist e<strong>in</strong>malig <strong>in</strong> der Geschichte. Mit se<strong>in</strong>em Vorschoter Will<br />

Ryan bereitet er sich zurzeit auf die Olympischen Spiele <strong>in</strong> Rio<br />

2016 vor. Ebenfalls mit der begehrten Auszeichnung geehrt wurden<br />

die Neuseeländer<strong>in</strong>nen Jo Aleh und Polly Powrie, amtierende<br />

Welt- und Olympiasieger<strong>in</strong>nen im 470er. Starke Klasse, dieser <strong>in</strong>zwischen<br />

40 Jahre alte 470er… regattanews.com<br />

60 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


Philipp Buhl wird 3.<br />

bei Laser WM<br />

Es war spannend bis zum Schluss: Erst <strong>in</strong> der letzten Wettfahrt konnte sich<br />

Philipp Buhl, deutscher Hoffnungsträger für die Spiele <strong>in</strong> Rio 2016, den dritten<br />

Platz der <strong>in</strong>ternational hochkarätig besetzten Laser-WM sichern. Nach<br />

acht Jahren Laser-WM-Abst<strong>in</strong>enz siegte Altmeister Robert Scheidt aus Brasilien.<br />

Damit ist Scheidt zum neunten Mal Weltmeister im Laser geworden und<br />

hat bewiesen, dass 40 für e<strong>in</strong>en Segler noch lange ke<strong>in</strong> Alter ist. Für Philipp<br />

Buhl, der mit 23 Jahren deutlich jünger als Ausnahmesegler Scheidt ist, ist<br />

die Bronzemedaille e<strong>in</strong> wichtiger Schritt auf dem Weg zur Qualifizierung für<br />

Olympia. Er sagte nach dem überraschenden Sprung aufs Siegertreppchen:<br />

„Ich wusste, dass ich mir heute ke<strong>in</strong>en Aussetzer mehr leisten konnte. Ich<br />

habe mich hier vor allem <strong>in</strong> leichten W<strong>in</strong>den sehr verbessern können. Diese<br />

Erkenntnis nehme ich mit <strong>in</strong> die nächsten Jahre. Sie tut gut. Jetzt b<strong>in</strong> ich erst<br />

e<strong>in</strong>mal wirklich unbeschreiblich glücklich.“ Am Start zur Weltmeisterschaft<br />

auf dem Golf vor dem Sultanat Oman waren 126 Segler aus 51 Ländern gewesen.<br />

omanlaserworlds2013.com<br />

ORC Weltmeisterschaft<br />

2014 vor Kiel<br />

Vom 2. bis 9. August f<strong>in</strong>det sich die Weltelite der Bigboatszene<br />

auf der Kieler Förde e<strong>in</strong>, der Kieler Yacht-Club richtet<br />

die ORC Weltmeisterschaft 2014 aus. Erwartet werden über<br />

700 Segler aus rund zehn verschiedenen Nationen. E<strong>in</strong>ige<br />

Teams aus Nordeuropa haben bereits gemeldet, unter ihnen<br />

der aktuelle ORC Europameister aus Norwegen Thomas<br />

Nilsson mit se<strong>in</strong>er TP 52 Truknor Wolfpack. Auch mit dabei ist<br />

die Tutima (DK 46) mit Skipper<strong>in</strong> Kirsten Harmstorf und ihrer<br />

re<strong>in</strong>en Damencrew und Thomas Blixt mit se<strong>in</strong>er TP 52 Blixt<br />

Pro Sail<strong>in</strong>g aus Schweden. Meldungen s<strong>in</strong>d ab sofort möglich,<br />

die Pre-Notice of Race, die onl<strong>in</strong>e-Meldung und alle<br />

weiteren wichtigen Informationen über das Event und die<br />

Örtlichkeiten s<strong>in</strong>d auf orcworlds2014.com zu f<strong>in</strong>den.<br />

Fotos: Lloyd Images, Stichelbaut Sp<strong>in</strong>drift Rac<strong>in</strong>g, Fotografie C.B. / © www.segel-bilder.de<br />

Deutscher Meister NRV<br />

Was Fußballer und Handballer haben, besitzen jetzt auch die Segler: e<strong>in</strong>e Meisterschale<br />

für den besten deutschen Vere<strong>in</strong> der Saison. 2013 startete die erste deutsche <strong>Segel</strong>-<br />

Bundesliga mit 18 deutschen Vere<strong>in</strong>en, gesegelt wurde auf e<strong>in</strong>heitlichen Booten vom<br />

Typ J-70. Nun haben sich die Sportler des Norddeutschen Regatta Vere<strong>in</strong> (NRV) erfolgreich<br />

den Titel gesichert und posen stolz mit der Meisterschale für die Fotografen. Am<br />

letzten Wettfahrttag waren für den Hamburger <strong>Segel</strong>vere<strong>in</strong> Johannes „Jojo“ Polgar, Florian<br />

Spalteholz, Klaas Höpke und Niklas von Meyer<strong>in</strong>ck an Bord, die mit acht Punkten<br />

Vorsprung vor dem zweitplatzierten Württembergischen Yacht Club (WYC) auf dem F<strong>in</strong>alrevier<br />

Wannsee e<strong>in</strong>en souveränen Sieg e<strong>in</strong>fahren konnten. „Die Premieren-Saison der<br />

deutschen <strong>Segel</strong>-Bundesliga war für uns e<strong>in</strong> großartiger Erfolg. Wir waren von Anfang<br />

an von dem Konzept begeistert und haben es als Club unterstützt. Dass wir am Ende<br />

sogar gewonnen haben, ist e<strong>in</strong>e tolle Belohnung“, resümierte Team Coach und NRV-<br />

Geschäftsführer Klaus Lahme. „Wir freuen uns schon auf nächstes Jahr und wollen unseren<br />

Titel natürlich verteidigen.“ Geht es nach den Plänen der Hamburger Bootsmesse<br />

hanseboot, wird das F<strong>in</strong>ale 2014 am zweiten Messewochenende auf dem Heimatrevier<br />

des Titelverteidigers, der Außenalster, ausgetragen. sail<strong>in</strong>g-team-germany.de<br />

Term<strong>in</strong>e von<br />

Dezember bis Februar<br />

7. Dezember<br />

45. Eisarsch-Regatta <strong>in</strong> Lübeck (LYC)<br />

Legendär, aber nur für Steuermänner (!) ab 25 Jahren<br />

26. Dezember bis 1. Januar<br />

Rolex Sydney Hobart Yacht Race<br />

E<strong>in</strong>er der ganz großen Mittelstrecken-Klassiker<br />

28. Dezember bis 30. Dezember<br />

Régates de Star de Noël<br />

Stolze Stare mit Weihnachts-Lametta vor Nizza<br />

25. Januar bis 1. Februar<br />

ISAF Sail<strong>in</strong>g World Cup/Miami<br />

Alle Top-Athleten der olympischen Klassen <strong>in</strong> der<br />

Biscayne Bay<br />

31. Januar<br />

German Offshore Award<br />

Mehr Hamburg geht nicht: Im großen Saal des<br />

Rathauses wird die beste deutsche Yacht 2013 geehrt<br />

8. bis 15. Februar<br />

Hobie 16 Weltmeisterschaft<br />

Der beliebteste Cat der Welt vor Australien<br />

im Rennmodus<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

61


sports I racen mit alex<br />

<strong>Segel</strong>n<br />

extrem<br />

text arnt bruhns fotos arnt bruhns, HUGO BOss<br />

62 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


Sonnenaufgang am kle<strong>in</strong>en Bruder<br />

des Stromboli, dem Strombolicchio<br />

Arnt Bruhns ist das Rolex Middle Sea Race zusammen mit<br />

Alex Thomson und dem spanischen Profi Guillermo<br />

Altadill an Bord der Hugo Boss gesegelt. Für das SEGEL<br />

JOURNAL berichtet der leidenschaftliche Hochseesegler<br />

über se<strong>in</strong>e Erfahrungen an Bord des Regattaboliden.<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

63


Der gebürtige Waliser hat sich gleich nach der Schule hauptsächlich<br />

der <strong>Segel</strong>ei auf Skiffs und Jollen gewidmet und gab se<strong>in</strong> Hochseedebüt<br />

mit 24 Jahren als jüngster Skipper im Clipper Round<br />

the World Race 1998/99, das er überzeugend gewann. Den ansports<br />

I racen mit alex<br />

Kurbeln bis zur Erschöpfung:<br />

Auch die durchtra<strong>in</strong>ierten Profis<br />

kommen am Gr<strong>in</strong>der mächtig <strong>in</strong>s Schwitzen,<br />

Der Tunnel (unten l<strong>in</strong>ks), hier läuft alles zusammen,<br />

was Solosegler Alex Thomson (unten<br />

rechts an der W<strong>in</strong>sch) alle<strong>in</strong>e bedienen muss<br />

Ägadische Inseln<br />

Palermo<br />

Stromboli<br />

ITALIEN<br />

‚Holla, da ist irgendwas schiefgelaufen‘, denke ich,<br />

als ich mich <strong>in</strong> der Grand Harbour Mar<strong>in</strong>a von Valletta der IMOCA<br />

60 Hugo Boss nähere, die mit 15 Grad Schlagseite neben ihrem<br />

Schwesterschiff, der spanischen Gaes, liegt. Mast schief e<strong>in</strong>gesetzt?<br />

Sitzt der 18m-<strong>Segel</strong>bolide etwa auf Grund? Weit gefehlt.<br />

SIZILIEN<br />

Pantelleria<br />

Pazifischer Ozean<br />

Malta<br />

Lampedusa<br />

Rolex<br />

Middle Sea Race<br />

Die Shore Crew bereitet das Schiff auf das Rolex Middle Sea Race<br />

vor und testet gerade den Schwenkkiel, der auf Knopfdruck mit<br />

leisem Surren die 4-Tonnen-Bombe um bis zu 40 Grad nach Luv<br />

schwenkt. Vor dem Start werden alle Systeme an Bord vom Alex<br />

Thomson Rac<strong>in</strong>g Team auf Herz und Nieren geprüft und die Ausrüstung<br />

verstaut, während Skipper, Boss und Hochseestar Alex<br />

Thomson erst am letzten Tag vor dem Rennen e<strong>in</strong>fliegt und noch<br />

diverse Sponsorenterm<strong>in</strong>e auf Malta wahrnehmen muss, bevor er<br />

an Bord geht. Schließlich erwartet Geldgeber und Sponsor Hugo<br />

Boss e<strong>in</strong>en publikumswirksamen Auftritt se<strong>in</strong>es Hochseegladiatoren,<br />

der nicht nur durch den legendären Keel Walk im dunklen Anzug<br />

und e<strong>in</strong>en dritten Platz <strong>in</strong> der letzten Auflage der Vendée Globe<br />

<strong>in</strong>ternational bekannt wurde.<br />

Me<strong>in</strong>e persönliche E<strong>in</strong>weisung an Bord wird deswegen auch durch<br />

den Boatcapta<strong>in</strong> vorgenommen, der kurioserweise während des<br />

Rennens am Strand sitzt – er gehört nicht zur Regattacrew, ist aber<br />

dafür zuständig, dass genug Lebensmittel und Toilettenpapier an<br />

Bord s<strong>in</strong>d und das Ölzeug von uns drei Seglern am Haken hängt.<br />

Nun ja, Sebastian Vettel wird se<strong>in</strong>en Reifendruck wohl auch nicht<br />

selbst überprüfen, denke ich, und Alex Thomson ist e<strong>in</strong> <strong>Segel</strong>profi,<br />

wie er im Buche steht.<br />

64 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


schließenden Schritt zum Profisegler g<strong>in</strong>g er dann so entschlossen<br />

wie zielstrebig an, <strong>in</strong>dem er se<strong>in</strong> Unternehmen „Alex Thomson<br />

Rac<strong>in</strong>g“ gründete, dessen Zweck das Zusammenführen von Sponsoren<strong>in</strong>teressen,<br />

die eigene Vermarktung sowie Unterhalt und Betrieb<br />

se<strong>in</strong>er Boote s<strong>in</strong>d. Das s<strong>in</strong>d seit Firmengründung 2003 bereits<br />

vier Stück gewesen, die jeweils gebraucht h<strong>in</strong>zugekauft wurden,<br />

als Nächstes soll 2014 e<strong>in</strong> eigener Neubau folgen.<br />

Nun nimmt Alex, der eigentlich darauf spezialisiert ist, im Rahmen<br />

der Vendée Globe oder anderer Soloregatten alle<strong>in</strong>e und ohne Zwischenstopp<br />

um die Welt zu segeln, an e<strong>in</strong>er klassischen Mittelstreckenregatta<br />

mit M<strong>in</strong>i-Crew teil. Das ist auch für ihn ke<strong>in</strong> alltägliches Terra<strong>in</strong>.<br />

Dritter bei uns an Bord ist der spanische Hochseeprofi Guillermo<br />

Altadill, gegen den ich bereits vor 24 Jahren im Whitbread Round<br />

the World Race, dem Vorgänger des Volvo Ocean Race, gesegelt<br />

b<strong>in</strong>. Guillermo hat damals die seglerische Karriere e<strong>in</strong>geschlagen,<br />

während ich <strong>in</strong>s bürgerliche Lager gewechselt b<strong>in</strong> – nicht ohne jede<br />

weitere sich bietende Gelegenheit wahrzunehmen, Hochseeregatten<br />

zu segeln! So b<strong>in</strong> ich bis dato auf vielen Yachten verschiedener<br />

Größe unterwegs gewesen, nicht jedoch auf e<strong>in</strong>em der früher Open<br />

60 genannten Hochseerenner wie der Hugo Boss. Logisch, dass ich<br />

bei der Anfrage, ob ich als Berichterstatter beim Rolex Middle Sea<br />

Race an Bord der Yacht mitsegeln möchte, nicht lange überlegen<br />

musste. Den Kurs kannte ich schon vom Rennen 2009, doch da war<br />

ich auf e<strong>in</strong>er Kerr 11.3 mit e<strong>in</strong>er achtköpfigen Crew dabei. Zu dritt<br />

auf e<strong>in</strong>er Imoca 60 die rund 600 Meilen lange Strecke abzureiten, ist<br />

noch e<strong>in</strong>mal etwas ganz anderes!<br />

Start. 99 Boote quetschen sich <strong>in</strong> fünf Gruppen über die L<strong>in</strong>ie unterhalb<br />

der imposanten Altstadt von Valletta. Nach dem Verlassen des<br />

Grand Harbours geht es noch e<strong>in</strong> kurzes Stück entlang der Küste<br />

zur Wendetonne vor dem maltesischen Partyviertel St. Julians,<br />

dann werden die Schoten dichtgenommen und Capo Passero<br />

im Süden Siziliens liegt als erste Marke an. Bis dorth<strong>in</strong> hat sich die<br />

Flotte sortiert, wir racen h<strong>in</strong>ter dem 86-Fuß-Maxi Morn<strong>in</strong>g Glory von<br />

Hasso Plattners Tochter Krist<strong>in</strong>a sowie den beiden 70-Fuß-Racern<br />

Robertissima mit der italienischen <strong>Segel</strong>legende Vasco Vascotto an<br />

Bord und der britischen Alegre <strong>in</strong> Richtung Mess<strong>in</strong>a, unser Schwesterschiff<br />

liegt e<strong>in</strong>e halbe Meile zurück.<br />

Zeit für e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Gang über Deck. Das riesige Vordeck ist aufgeräumt,<br />

lediglich die Daggerboard genannten Schwerter stehen<br />

gerne etwas im Wege herum, <strong>in</strong>sbesondere wenn man e<strong>in</strong>s der<br />

Vorsegel nach vorne zerren will. Das Cockpit ist ganz h<strong>in</strong>ten und<br />

sehr tief für e<strong>in</strong> Schiff dieser Größe. E<strong>in</strong> festes Deckshaus schützt die<br />

Segler vor überkommendem Wasser, längs durch den flachen Aufbau<br />

führt der sogenannte „Tunnel“, <strong>in</strong> dem alle Le<strong>in</strong>en zentral nach<br />

h<strong>in</strong>ten geführt werden und an dessen Ende sich 44 Fallen, Strecker<br />

und Trimmle<strong>in</strong>en <strong>in</strong>s Cockpit ergießen – die Bedienzentrale des<br />

Schiffes. Dah<strong>in</strong>ter steht das Powerhouse, der Coffeegr<strong>in</strong>der, der<br />

wahlweise auf die zentrale Fallw<strong>in</strong>sch oder die beiden großen<br />

Schotw<strong>in</strong>schen geschaltet werden kann. Das ganze Schiff wird<br />

mit fünf W<strong>in</strong>schen bedient, den Rest übernehmen 31 Curry- und<br />

Fallklemmen im Tunnel sowie zusätzlich noch Fallenschlösser am<br />

Masttopp und e<strong>in</strong>ige Klemmen an Deck.<br />

Die Jib Top ist die König<strong>in</strong> der Vorsegel. 150 Quadratmeter br<strong>in</strong>gen<br />

90 Kilogramm auf die Waage und wollen als aufgerollte Wurst beim<br />

Setzen am knapp 30 Meter hohen Mast hochgegr<strong>in</strong>dert werden.<br />

Bei der Anstrengung wird e<strong>in</strong>em irgendwann schwarz vor Augen.<br />

Nasses Vergnügen an Bord der IMOCA 60: Am W<strong>in</strong>d kommt<br />

viel Wasser über Deck (oben). Ungewohnt, wenn beim <strong>Segel</strong>n<br />

der Kiel neben dem Boot schwebt (unten)<br />

Bedauerlicherweise ist es damit aber noch nicht getan, denn anschließend<br />

muss das Megasegel auch noch dichtgeholt und danach<br />

das alte <strong>Segel</strong> wieder e<strong>in</strong>gerollt werden – alles per Gr<strong>in</strong>der….<br />

Herkömmliches <strong>Segel</strong>setzen mit e<strong>in</strong>em Fall war übrigens gestern,<br />

auf e<strong>in</strong>em Hightech-Renner wie der Hugo Boss werden die <strong>Segel</strong><br />

aufgerollt an e<strong>in</strong>er 6mm-Dyneema-Hochziehle<strong>in</strong>e vorgehisst und<br />

dann oben im Fallenschloss e<strong>in</strong>gehakt. Die benötigte Vorliekspannung<br />

wird anschließend durch den „Downfucker“ genannten Niederholer<br />

auf das <strong>Segel</strong> gebracht. Vorteil: Die auf den Mast wirkenden<br />

Kompressionskräfte werden m<strong>in</strong>imiert. Beim Bergen wird die Prozedur<br />

dann rückwärts abgewickelt: <strong>Segel</strong> e<strong>in</strong>rollen, Niederholer entlasten,<br />

<strong>Segel</strong> kurz etwas hochziehen, Fallenschloss per Sorgle<strong>in</strong>e öffnen<br />

und anschließend die sperrige Wurst an Deck <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en <strong>Segel</strong>sack<br />

stopfen. Wahlweise werden die Vorsegel aber auch e<strong>in</strong>fach oben gelassen,<br />

dann hängen bis zu drei aufgerollte Würste vorne, während<br />

der A2-Sp<strong>in</strong>naker, der davor <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Trompete (natürlich mit<br />

Ultraleichtes<br />

Karbontrichter) gesetzt wird, mit se<strong>in</strong>en 400 Quadratmetern<br />

für Vortrieb sorgt.<br />

Karbon-Klo<br />

Da kommen auch die beiden durchtra<strong>in</strong>ierten<br />

Profis im Manöver an ihre Grenzen, allerd<strong>in</strong>gs<br />

zu e<strong>in</strong>em Zeitpunkt, an dem ich<br />

nicht mehr viel Kraft beisteuern kann und<br />

der Horizont vor me<strong>in</strong>en Augen anfängt<br />

auszulaufen. Später gesteht mir Alex, dass<br />

er zuhause für Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gszwecke e<strong>in</strong>en<br />

Gr<strong>in</strong>der im Keller hat, das schafft natürlich<br />

was… Zum Sonnenuntergang<br />

grüßt majestätisch der Ätna, doch der<br />

<strong>in</strong>teressiert Alex weniger, unser Schwes-<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

65


sports I racen mit alex<br />

terschiff Gaes sitzt uns im Nacken und lässt sich unter dem mittlerweile<br />

hochgezogenen Spi auch nicht wirklich abschütteln. Nachts<br />

ziehen wir im Flauten- und Strömungspoker vor Mess<strong>in</strong>a leider den<br />

Kürzeren, die Spanier fahren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en W<strong>in</strong>dstrich direkt unter<br />

uns durch und s<strong>in</strong>d erst e<strong>in</strong>mal weg.<br />

Die Etappe von Mess<strong>in</strong>a zum Stromboli br<strong>in</strong>gt dann e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en<br />

Vorgeschmack auf das Potenzial des Bootes. Der W<strong>in</strong>d frischt<br />

zunächst auf 14 Knoten auf, das Boot fährt unter Sp<strong>in</strong>naker bei<br />

140 Grad E<strong>in</strong>fallsw<strong>in</strong>kel ebenfalls mit 14 Knoten – nicht die Wellen<br />

herunter, sondern gerade und stetig. Später zeigt der W<strong>in</strong>dmesser<br />

18 Knoten W<strong>in</strong>d, der Speedo pendelt sich ebenfalls bei 18 Knoten<br />

e<strong>in</strong>. Das Spiel funktioniert so auch bei 20 und 23 Knoten – auf glattem<br />

Wasser fährt die Imoca so schnell wie der W<strong>in</strong>d, während Alex<br />

<strong>in</strong> T-Shirt und Shorts das Schiff, das mit e<strong>in</strong>em leichten Zischen<br />

über das Wasser fliegt, mühelos wie e<strong>in</strong>en 505er lenkt. Lediglich<br />

wenn der Bug ab und an <strong>in</strong> die nächste Welle schneidet, kommt<br />

das überkommende Wasser e<strong>in</strong>ige Sekunden später h<strong>in</strong>ten an<br />

Deck an. Was auf anderen Booten auf e<strong>in</strong>en Ritt auf der Rasierkl<strong>in</strong>ge<br />

hi-nausgelaufen wäre, lässt sich hier mühelos handeln – und<br />

wie sich später noch herausstellen soll, zeigt die Imoca ihr Potenzial<br />

nicht nur als Vorw<strong>in</strong>drakete: Das aufrichtende Moment durch<br />

Kiel und Wasserballast beschleunigt uns auch an der Kreuz bei<br />

zehn Knoten W<strong>in</strong>d auf ebendiese Geschw<strong>in</strong>digkeit. Dabei sei der<br />

Vollständigkeit halber angemerkt, dass wir gefühlt nicht bei drei<br />

W<strong>in</strong>dstärken kreuzen, sondern gute fünf über Deck wehen – der<br />

sche<strong>in</strong>bare W<strong>in</strong>d ist stark und kommt eigentlich immer ziemlich<br />

weit von vorne.<br />

Davon träumen wir derzeit aber nur. Denn über uns grollt der<br />

Stromboli und schickt Rauchzeichen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en makellosen morgendlichen<br />

Himmel, an dem sich ansonsten – zum<strong>in</strong>dest im Umkreis<br />

von e<strong>in</strong>er halben Meile um uns herum – ke<strong>in</strong> Lüftchen regt.<br />

Ganz im Gegensatz zu unseren spanischen Kollegen, die mit der<br />

letzten Brise sprichwörtlich über den Horizont s<strong>in</strong>d. Nun heißt es<br />

kämpfen, wir halten es mit Churchill: „Never, never give up“. Entlang<br />

der Liparischen Inselen hangeln wir uns von W<strong>in</strong>dstrich zu W<strong>in</strong>dstrich,<br />

nutzen die Dreher und – siehe da: Gegen Abend liegen wir<br />

mit unserem Schwesterschiff wieder gleichauf.<br />

Wie lebt es sich bei diesen Bed<strong>in</strong>gungen im Rahmen des Vendée<br />

Globe bis zu 100 Tage alle<strong>in</strong>e an Bord? An Lebensraum mangelt es<br />

zum<strong>in</strong>dest nicht. Das achtzehn Meter lange Boot ist von vorne bis<br />

h<strong>in</strong>ten vor allem e<strong>in</strong>s – leer. Lediglich die obligatorischen Schotten,<br />

mit denen der Rumpf <strong>in</strong> fünf wasserdichte Sektionen geteilt werden<br />

kann, begrenzen die e<strong>in</strong>zelnen Bereiche. Durch die Messe führt der<br />

bereits erwähnte Tunnel, unter dem man gerade sitzen kann. Im<br />

vorderen Bereich hängt darunter die Navi, PC, Instrumente, Kielsteuerung,<br />

Autopilot und Kommunikationselektronik s<strong>in</strong>d U-förmig als<br />

Arbeitsplatz ausgerichtet und können um die eigene Achse jeweils<br />

nach Luv geschwenkt werden. Der (Solo-) Segler hat darunter e<strong>in</strong>e<br />

Matratze, aus der sich e<strong>in</strong> (Schlaf-) Sessel formen lässt. Inmitten der<br />

Instrumente sitzt jedoch e<strong>in</strong>e Eieruhr, die längere Schlafphasen verh<strong>in</strong>dern<br />

soll – 23 M<strong>in</strong>uten ist das selbstgewählte Maximum auf See<br />

für Alex. Am h<strong>in</strong>teren Ende der Messe bef<strong>in</strong>det sich zwischen den<br />

beiden E<strong>in</strong>stiegsluken die Pantry – e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>flammiger, kardanisch<br />

aufgehängter Gaskocher und e<strong>in</strong>e Pumpe, die direkt aus dem Wasserkanister<br />

gespeist wird, <strong>in</strong> den der Wassermacher h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>produziert.<br />

Die Verpflegung kommt <strong>in</strong> Tüten daher, heißes Wasser drauf,<br />

drei M<strong>in</strong>uten ziehen lassen, fertig. Die Toilette ist unter Deck flexibel<br />

anzuordnen, da sie aus e<strong>in</strong>er losen Karbonschüssel besteht, die mit<br />

biologisch abbaubaren Tüten bestückt wird, das Ergebnis geht <strong>in</strong><br />

hohem Bogen direkt über die Kante. Dazu gibt es e<strong>in</strong>e (Kohlefaser-)<br />

Rohrkoje, die je nach Bug die Seite wechselt wie auch <strong>Segel</strong> und<br />

Ausrüstung, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er schweißtreibenden Aktion jeweils von Lee<br />

nach Luv gewuchtet werden müssen, wenn Wenden oder Halsen<br />

anstehen. Vor dem Hauptschott kommt e<strong>in</strong> sehr kurzer Abschnitt,<br />

der vor allem die mächtige Kielhydraulik be<strong>in</strong>haltet, davor das leere<br />

Vorschiff. Die Bilge wird jeweils von den Ballastwassertanks mit 4,5<br />

Tonnen Fassungsvermögen pro Seite ausgefüllt, auf denen man<br />

sich auch mangels Bodenbrettern direkt bewegt, während das Seewasser<br />

direkt unter e<strong>in</strong>em blubbert – im herbstlichen Mittelmeer<br />

nimmt man das nicht so sehr wahr, aber im Southern Ocean dürfte<br />

man sich bei 5°C Wassertemperatur bestimmt e<strong>in</strong>e Fußbodenheizung<br />

wünschen...<br />

Viel Platz unter Deck aber ger<strong>in</strong>ge Höhe (oben). Karbonküche mit <strong>in</strong>tegriertem<br />

Wassermacher (l<strong>in</strong>ks). Alles aus der Tüte – Mahlzeit! (rechts)<br />

Der W<strong>in</strong>d frischt auf, wir liegen mit e<strong>in</strong>em leichten Schrick <strong>in</strong> den<br />

Schoten Pantelleria an. E<strong>in</strong> Knopfdruck und mit leisem Surren fährt<br />

der Kiel nach Luv, unter Deck werden die Venturi-Düsen geöffnet<br />

66 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


Hugo Boss beim Start vor der imponierenden Kulisse von Maltas Hauptstadt Valletta (oben). Alex Thomson <strong>in</strong> der Navigation<br />

se<strong>in</strong>er Imoca 60. Hier kann er bequem sitzen, die Stehhöhe auf der Yacht ist begrenzt<br />

und die Tanks füllen sich. Der Open 60 ist <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Element und<br />

jagt mit 14 bis 15 Knoten durch die Wellen. An der P<strong>in</strong>ne sitzt derweil<br />

ke<strong>in</strong>er, der Autopilot hat wie meistens die Ruderwache übernommen,<br />

wir s<strong>in</strong>d mit der Bedienung des Bootes ausgelastet.<br />

Jetzt lerne ich die Vorteile des tiefen Cockpits schätzen, <strong>in</strong>sbesondere<br />

als die „Heaven“ genannte Kuchenbude nach h<strong>in</strong>ten gezogen<br />

wird, unter der man geschützt vor dem mittlerweile nicht zu knapp<br />

überkommendem Wasser sitzen kann. Den orangenen Torpedo<br />

der Kielbombe an der schmalen Flosse beim Blick über die Bordwand<br />

direkt unter sich zu sehen, ist e<strong>in</strong> etwas ungewohnter Anblick.<br />

Der Kiel ist jetzt maximal gecanted, die Abdrift verh<strong>in</strong>dern<br />

die Schwerter, die jeweils um drei Meter – natürlich per Gr<strong>in</strong>der –<br />

abgesenkt sowie wieder aufgeholt werden können. Die Kollegen<br />

haben wir jetzt im Griff, wir laufen e<strong>in</strong>en besseren Boatspeed, das<br />

Schiff sche<strong>in</strong>t für den W<strong>in</strong>d gut e<strong>in</strong>gestellt zu se<strong>in</strong>. Am Abend des<br />

dritten Tages auf See runden wir Lampedusa. Der südlichste Flecken<br />

Europas, der derzeit vor allem durch Flüchtl<strong>in</strong>gsdramen<br />

Schlagzeilen macht, ist auch für uns Wendepunkt. Überfüllte<br />

Schlauboote aus dem gerade 70 Seemeilen entfernten Tunesien<br />

treffen wir glücklicherweise nicht, dafür geistern unzählige Fischer<br />

durch die Nacht, während wir um die Insel wenden. Vor der<br />

Hafene<strong>in</strong>fahrt ist e<strong>in</strong> Küstenwachboot postiert, dessen Suchsche<strong>in</strong>werfer<br />

uns unmissverständlich klar macht, dass wir gerade unerwünscht<br />

s<strong>in</strong>d. Später kommen die erleuchteten Flüchtl<strong>in</strong>gslager<br />

mit Wachtürmen an Land <strong>in</strong> Sicht, während wir zum letzten Schlag<br />

nach Malta ansetzen. In unserer dritten Nacht auf See s<strong>in</strong>ken nun<br />

auch die beiden Hochseeprofis Alex und Guillermo <strong>in</strong> sich zusammen,<br />

bis dato kamen sie seit dem Start mit drei bis vier Stunden<br />

Schlaf aus, doch irgendwann setzt die körperliche Konstitution<br />

dem Grenzen, zumal das Boot mit se<strong>in</strong>en riesigen <strong>Segel</strong>flächen<br />

physisch sehr anspruchsvoll zu segeln ist.<br />

Während beide unter Deck schlafen, bekomme ich die Gelegenheit,<br />

über fast zwei Stunden alle<strong>in</strong>e durch die warme Nacht zu segeln,<br />

Sternschnuppen über mir, während die <strong>Segel</strong> ständig nachgetrimmt<br />

werden müssen, um das Boot auf Speed zu halten. Das Steuer<br />

hat derweil mal wieder der Autopilot übernommen. Von den spanischen<br />

Konkurrenten haben wir uns jetzt sauber abgesetzt, die<br />

Positionskarte im Internet wird über unsere Satellitenverb<strong>in</strong>dung<br />

regelmäßig kontrolliert. Dann s<strong>in</strong>ke auch ich total übernächtigt<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Ecke, während Alex die letzten Meilen <strong>in</strong> Angriff nimmt.<br />

Morgens stehen wir dann vor dem Com<strong>in</strong>o Channel, der Maltas<br />

Haupt<strong>in</strong>sel von der nordwestlich vorgelagerten kle<strong>in</strong>en Schwester<br />

Gozo trennt. Noch e<strong>in</strong>mal Flautenpoker, noch e<strong>in</strong>mal Geduld, dann<br />

schleichen wir um 09.37 Uhr als viertes Schiff im Gesamtfeld und<br />

erster unserer Klasse über die Ziell<strong>in</strong>ie vor dem Royal Malta Yacht<br />

Club. Und Alex Thomson kann e<strong>in</strong> weiteres Rennen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Profikarriere<br />

abhaken: „Been there, done that, ticked it off.“<br />

Das Schlauchboot mit der Shore Crew kommt längsseits, frische<br />

Lebensmittel, kalte Getränke und ausgeruhte Segler kommen<br />

an Deck, wie die He<strong>in</strong>zelmännchen legen sie die <strong>Segel</strong> und<br />

br<strong>in</strong>gen das Schiff ans Dock, während wir erst e<strong>in</strong>mal ausruhen<br />

und das Rennen Revue passieren lassen können. Den Plan, zum<br />

erfolgreichen Abschluss geme<strong>in</strong>sam noch um die Häuser und<br />

durch Vallettas Bars zu ziehen, verwerfen wir schnell wieder, die<br />

Arbeit drängt, nach der mittlerweile überfälligen Dusche geht<br />

es geme<strong>in</strong>sam zum Flughafen, während die kle<strong>in</strong>eren Teilnehmer<br />

noch auf dem Weg nach Pantelleria s<strong>in</strong>d. Wir haben für die<br />

Gesamtdistanz von 606 Meilen 69 Stunden und 48 M<strong>in</strong>uten<br />

gebraucht, als Letzter kam e<strong>in</strong>e Woche nach dem Start, nach<br />

160 Stunden und 16 M<strong>in</strong>uten die Ojala II <strong>in</strong>s Ziel – zu e<strong>in</strong>em<br />

Zeitpunkt, als ich schon wieder längst <strong>in</strong> Hamburg zurück im<br />

normalen Leben angekommen b<strong>in</strong>.<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

67


sports I middle sea race<br />

Von Anfang<br />

an beim<br />

Middle Sea<br />

Race dabei<br />

Seit wann wird das Middle Sea Race gesegelt?<br />

Das erste Rennen wurde 1968 mit acht Teilnehmern gesegelt, zwischen 1983 und<br />

1996 wurde es aus politischen Gründen unter e<strong>in</strong>er sehr sozialistischen Regierung<br />

ausgesetzt, dann g<strong>in</strong>g es wieder weiter. Ab 2000 kam Rolex als Sponsor dazu. Seitdem<br />

ist das Teilnehmerfeld kont<strong>in</strong>uierlich gewachsen, <strong>in</strong> diesem Jahr hätten wir<br />

fast die 100-Boote-Grenze überschritten.<br />

Was hat sich seitdem geändert?<br />

Die Größe der Boote ist relativ ähnlich, wir hatten auch bereits <strong>in</strong> den ersten Jahren<br />

Maxiyachten dabei, zum Beispiel die legendäre Stormvogel, e<strong>in</strong> Van-de-Stadt-Design<br />

von 1961. Inzwischen haben wir aber sehr viel mehr <strong>in</strong>ternationale Teilnehmer<br />

und auch die Route wurde geändert; früher s<strong>in</strong>d wir abwechselnd mit und<br />

gegen den Uhrzeigers<strong>in</strong>n um Sizilien gesegelt. Da sich die Flotte aber wegen der<br />

Flaute oft zwischen Stromboli und Mess<strong>in</strong>a zu e<strong>in</strong>em unfreiwilligen Neustart trifft,<br />

haben wir entschieden nur noch im Uhrzeigers<strong>in</strong>n zu segeln.<br />

Welche Erlebnisse haben Dich am meisten bee<strong>in</strong>druckt?<br />

Es gibt immer wieder Fischer, die ihre Netze teilweise meilenweit quer <strong>in</strong> die<br />

Straße von Mess<strong>in</strong>a legen. Hier wird viel Thunfisch gefischt, das ist e<strong>in</strong> lohnendes<br />

Geschäft und die Fischer verstehen ke<strong>in</strong>en Spaß. Dann brach irgendwann der<br />

Ätna aus, die Rauchsäule über dem ohneh<strong>in</strong> 3.300 Meter hohen Vulkan war noch<br />

e<strong>in</strong>mal 1.000 Meter hoch, die Asche flog bis Malta!<br />

Derzeit kommen viele Flüchtl<strong>in</strong>gsboote aus Afrika <strong>in</strong> Lampedusa an. Was<br />

passiert, wenn Ihr e<strong>in</strong>em der Boote begegnet?<br />

Bisher habe ich noch ke<strong>in</strong>s getroffen. Wenn das aber der Fall se<strong>in</strong> sollte und Hilfe<br />

benötigt wird, werden wir natürlich helfen. E<strong>in</strong> Note<strong>in</strong>satz während der Regatta<br />

wird anschließend vergütet, man muss aber genau erfassen, wann und wo der<br />

E<strong>in</strong>satz begonnen und geendet hat. Außerdem sollte man die Coastguard verständigen.<br />

Arthur Podesta, 68, ist<br />

Rear Commodore des Royal<br />

Malta Yacht Club, nachdem<br />

er viele Jahre Vorsitzender<br />

des etablierten Clubs <strong>in</strong><br />

Valletta war. Die gesamte<br />

Familie ist dem Yachtclub<br />

und dem <strong>Segel</strong>sport eng<br />

verbunden, bereits Arthurs<br />

Vater war Honorary<br />

Secretary des Clubs zu e<strong>in</strong>er<br />

Zeit, als der Vorsitz noch von<br />

der Regierung gestellt<br />

wurde. Als e<strong>in</strong>ziger<br />

Teilnehmer aller bisher<br />

gesegelten Middle Sea<br />

Races kennt ke<strong>in</strong>er das<br />

Rennen besser.<br />

Was macht das Rennen so <strong>in</strong>teressant?<br />

Das Rennen besteht im Grunde aus sechs e<strong>in</strong>zelnen Rennen – jeder Abschnitt kann<br />

für sich betrachtet werden und am nächsten Wendepunkt weiß man genau, wo<br />

man steht. Auch das Wetter hält <strong>in</strong> der Regel vielfältige Herausforderungen bereit.<br />

Dazu kommt die landschaftliche Schönheit – wo kann man schon e<strong>in</strong> Yachtrennen<br />

zwischen aktiven Vulkanen segeln? Der Stromboli ist besonders nachts immer<br />

wieder e<strong>in</strong>e Attraktion und auch die Straße von Mess<strong>in</strong>a ist mit ihren Strömungen<br />

für Regattasegler e<strong>in</strong>e besondere Herausforderung. Danach kommen längere Passagen<br />

über die freie See, die ganz andere Anforderungen be<strong>in</strong>halten. Die stetig<br />

wachsende Teilnehmerzahl belegt, dass das Rennen zum Saisonabschluss im Mittelmeer<br />

attraktiv ist, manche Teilnehmer nehmen sehr weite Anreisen auf sich, um<br />

e<strong>in</strong>mal dabei gewesen zu se<strong>in</strong>.<br />

Wie ist das typische Wetter?<br />

Das gibt es nicht. Wir haben hier Spätoktober und man kann zwischen 0 und 50<br />

Knoten alles erwarten. 2007 haben zwei Drittel der Flotte das Rennen aufgegeben,<br />

da hatten wir zwei Tage bis zu 60 Knoten W<strong>in</strong>d und die australische Loki g<strong>in</strong>g<br />

nach Ruderbruch an der Nordküste Siziliens verloren. Dann gibt es Rennen wie<br />

2008, wo e<strong>in</strong> Großteil der Flotte bei Pantelleria wegen Flaute abbrechen musste.<br />

Oft ist das Wetter auch durchmischt mit Leichtw<strong>in</strong>dpassagen und Mittelw<strong>in</strong>d.<br />

Welche Faktoren tragen zu e<strong>in</strong>em erfolgreichen Abschneiden beim<br />

Rolex Middle Sea Race bei?<br />

Man braucht e<strong>in</strong> erprobtes Boot mit e<strong>in</strong>er guten Crew. Es gibt ke<strong>in</strong>en besonders<br />

bevorteilten Bootstyp, oder e<strong>in</strong>e spezielle Größe, da das Wetter wie<br />

gesagt alles bereithält. Auch <strong>Segel</strong> und Ausrüstung müssen natürlich gut se<strong>in</strong>.<br />

Dann hilft natürlich Erfahrung auf dem Kurs, die man sich aber durch E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung<br />

lokaler Segler auch dazuholen kann. Am Ende des Tages benötigt man<br />

aber vor allem e<strong>in</strong>s: Glück.<br />

68 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


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Alte Hasen meet junge Hüpfer: die Crew der Intermezzo,<br />

auf dem Vorschiff Moritz Dammann, steuerbord achtern<br />

Hasso-Christian Höher<br />

Sie s<strong>in</strong>d jung<br />

und brauchen geld<br />

text Hasso-Christian Höher fotos Pepe Hartmann, privat<br />

Wer jung ist, hat Zeit zum <strong>Segel</strong>n, ist hungrig auf die ersten Erfolge und hat<br />

ke<strong>in</strong> Geld. Wer die magischen 30 überschritten hat, verfügt oft über etwas<br />

mehr f<strong>in</strong>anziellen Spielraum, hat aber weniger Zeit zum <strong>Segel</strong>n. Regattaseglers<br />

Dilemma? Die Crew der Intermezzo, unterstützt von der boot Düsseldorf,<br />

zeigt, wie beides geht: Cruisen und Racen für Youngster und alte Hasen.<br />

Wenn im Frühjahr die Schiffe wieder <strong>in</strong>s Wasser gelassen werden<br />

und die ersten Wettfahrten auf dem Programm stehen, hat sich die<br />

deutsche Bigboat-<strong>Segel</strong>szene wieder e<strong>in</strong> bisschen verändert. Durch<br />

die ORCi-Vermessungsformel ist der e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong> bisschen schneller<br />

als im letzten Jahr, der andere wird auf e<strong>in</strong>mal langsamer berechnet.<br />

Dennoch kann es sich anbieten, mehrere Jahre auf dem<br />

gleichen Schiff zu segeln und nicht im Jahreswechsel aus vermessungstaktischen<br />

Gründen auf e<strong>in</strong>e andere Yacht zu wechseln. Denn<br />

nur wenn man e<strong>in</strong> Boot <strong>in</strong>- und auswendig kennt, kann man darauf<br />

auch gut segeln. Hauptfaktoren für e<strong>in</strong> erfolgreiches Regattaprojekt<br />

sollten se<strong>in</strong>: e<strong>in</strong> gutes, erprobtes Schiff und e<strong>in</strong>e feste<br />

Stammcrew, die regelmäßig zusammen auf dem Schiff tra<strong>in</strong>iert<br />

und <strong>in</strong> der gleichen Konstellation auch an Regatten teilnimmt.<br />

Doch wie kommt man als junger Segler an e<strong>in</strong> Boot? Natürlich über<br />

die Vere<strong>in</strong>e, doch da muss man „se<strong>in</strong>“ Schiff mit anderen Seglern<br />

und Skippern teilen. Oder man ist Teilnehmer e<strong>in</strong>es erfolgreichen<br />

<strong>Segel</strong>projekts. Aber dann ist man nur dabei und kann Planung,<br />

Crewauswahl und Organisation nicht selbst <strong>in</strong> die Hand nehmen.<br />

Wir haben e<strong>in</strong>en dritten Weg gefunden: Racen auf e<strong>in</strong>em erprobten<br />

Regattaschiff, teilweise mit den „alten Hasen“, teilweise alle<strong>in</strong><br />

mit der lernwilligen und segelhungrigen Jugendcrew.<br />

Seit e<strong>in</strong>er Saison mischen wir nun mit der Intermezzo, e<strong>in</strong>er Whitbread<br />

30, <strong>in</strong> der deutschen ORC3 Klasse mit. Das Boot ist leicht<br />

zu bedienen, e<strong>in</strong>fach zu pflegen und macht e<strong>in</strong>fach nur Spaß.<br />

Das Schiff gehört den Hamburger Seglern und „alten Hasen“ im<br />

Regattageschehen Moritz Dammann, Sören C. Sörensen und H<strong>in</strong>nerk<br />

Franz. Alle gesegnet mit viel seglerischem Talent und Können,<br />

aber zeitlich mit Beruf und Familie zu sehr e<strong>in</strong>gebunden,<br />

als dass sie ihr Schiff jedes Wochenende über e<strong>in</strong>e andere Bahn<br />

steuern könnten.<br />

70 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


sports I die jungen wilden<br />

Diese Lücke füllen nun wir, die Youngster von der Intermezzo. Unsere<br />

Jugendcrew setzte sich schnell aus Regattaseglern und Freunden<br />

zusammen, die Lust auf e<strong>in</strong> eigenes Projekt hatten. Wir s<strong>in</strong>d<br />

alle noch <strong>in</strong> der Ausbildung oder im Studium und kommen an den<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gswochenenden aus Düsseldorf, München, Rostock und<br />

Hamburg zusammen.<br />

Doch woher kommt die nötige Kohle für Liegegelder und Meldegebühren?<br />

Mit der boot Düsseldorf, vertreten durch Goetz-Ulf<br />

Jungmichel, haben wir e<strong>in</strong>en Partner gefunden, der uns e<strong>in</strong> bisschen<br />

unterstützt – und das, obwohl wir noch ke<strong>in</strong>e Erfolge aus<br />

vergangenen Saisons vorweisen konnten. Denn das ist e<strong>in</strong>es der<br />

Hauptprobleme bei der Sponsorensuche: der Anfang. Wenn alles<br />

läuft und die Regattaerfolge da s<strong>in</strong>d, spr<strong>in</strong>gen alle gerne auf die<br />

Erfolgswelle, aber noch s<strong>in</strong>d wir e<strong>in</strong> unbeschriebenes Blatt.<br />

Bei uns<br />

geht Ihre Spende<br />

garantiert nicht unter.<br />

Mit dem neuen Sponsor am Boot starteten wir im Frühjahr 2012<br />

unser erstes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g auf der Elbe – Lufttemperatur 5 Grad, Wasser<br />

vermutlich noch kälter. Bei knackigen 25 Knoten zeigte uns<br />

Sören, der viele Jahre festes Crewmitglied auf der Rub<strong>in</strong> von Hans-<br />

Otto Schümann war, was wir alles können müssen. Vor allem die<br />

Manöver müssen sitzen! Wir suchten uns zwei Fahrwassertonnen<br />

und fuhren hoch und wieder runter und wieder hoch und wieder…<br />

So wurde uns neben dem Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gseffekt auch noch schön<br />

warm. Sören fungierte als Coach und sagte uns, wo es hakt und<br />

was wir anders (und damit besser) machen können.<br />

Das nächste Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g war e<strong>in</strong>e Regatta von Flensburg nach Lyö, die<br />

wir als Vorbereitung auf die Kieler Woche nutzten. Und hurra: das<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g zahlte sich aus, als viertes Schiff g<strong>in</strong>gen wir nachts über<br />

die Ziell<strong>in</strong>ie. Die Kieler Woche zeigte uns doch wieder die Tücken<br />

des Vermessungssegelns: So gut wie wir auf Langstrecken s<strong>in</strong>d, so<br />

schlecht s<strong>in</strong>d wir auf den kurzen Up- und Downs. So fokussieren<br />

wir uns jetzt auf Mittel- und Langstreckenregatten. E<strong>in</strong>e gute Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmöglichkeit<br />

für die gesamte Crew, das Schiff noch <strong>in</strong>tensiver<br />

kennenzulernen und auf verschiedenen Positionen an Bord zu<br />

lernen, das Schiff optimal zu trimmen.<br />

Nun ist die Yacht im W<strong>in</strong>terlager, der Generationenvertrag zwischen<br />

uns und den Eignern läuft, wir übernehmen e<strong>in</strong>en Teil der<br />

anfallenden Arbeiten. Muskelkraft statt Portemonnaie. Die erste<br />

Herausforderung für die Jugendcrew der Intermezzo <strong>in</strong> der kommenden<br />

Saison wird die traditionelle Elbe Auftakt Regatta im April,<br />

danach locken Go for Speed und MAIOR vor Kiel.<br />

Crew- und Teambildung f<strong>in</strong>det nicht nur <strong>in</strong>nerhalb des Seezauns<br />

statt. E<strong>in</strong>e Besprechung im Hafen gehört dazu. Der Typ h<strong>in</strong>ter der<br />

modisch-grünen Sonnebrille ist unser Autor Hasso-Christian Höher<br />

www.seenotretter.de<br />

Danke.


Vom Tafelberg<br />

zum Zuckerhut<br />

Text hans-harald schack fotos iskareen/johannes berg, arnt bruhns<br />

Das Kapstadt-Rio-Race ist e<strong>in</strong>e charmante, etablierte<br />

Transatlantik-Regatta. Taktisch anspruchsvoll, aber<br />

nicht zu hart, sagt man, und auch das Ziel am Zuckerhut<br />

hat Charme. Für die Crew der deutschen Yacht Iskareen e<strong>in</strong><br />

lang gehegter traum, den sie nun spontan realisierten<br />

Rennschiff für Seeregatten:<br />

Iskareen wurde bei der Tour<br />

de France à la Voile Zweiter<br />

<strong>in</strong> der Amateur-Wertung<br />

72 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


sports I kapstadt – Rio<br />

Der Herbst hüllt das Land <strong>in</strong> Laub, der erste Frost ist<br />

da, die deutsche Seglerwelt w<strong>in</strong>tert ihre Schiffe e<strong>in</strong>. Als die Recherchen<br />

für das SEGEL JOURNAL beg<strong>in</strong>nen, s<strong>in</strong>d es noch drei<br />

Monate bis zum Start des „Cape 2 Rio Race“. Das ist lang, und<br />

dieses Heft wird Wochen vor dem Startschuss zum Rennen ersche<strong>in</strong>en.<br />

Das ist andererseits sehr kurz, wenn man e<strong>in</strong>e Regatta<br />

auf der Unterseite der Welt organisieren will und den Anspruch<br />

hat, nicht nur mitzufahren, sondern auch noch gut zu segeln.<br />

Genau diesen Anspruch hat e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e deutsche Crew, die nicht<br />

daran denkt, <strong>in</strong> seglerischen W<strong>in</strong>terschlaf zu fallen.<br />

Die Archambault M34 wird bei der Tour de France<br />

als E<strong>in</strong>heitsklasse e<strong>in</strong>gesetzt, entsprechend stark<br />

ist dort die Konkurrenz. Die Yacht wurde<br />

nachträglich ozeantauglich gemacht ohne ihren<br />

großen Vortel – Leichtigkeit – e<strong>in</strong>zubüßen<br />

Es ist Anfang November, und Christiane Dittmers (30), Eigner<strong>in</strong> der<br />

M34 Iskareen und von Berufs wegen Projektentwickler<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Immobilienunternehmen und mith<strong>in</strong> organisatorisch geschult,<br />

marschiert mit Miteigner Sönke und anderen Crew-Mitgliedern<br />

über die Hamburger Bootsausstellung hanseboot. Sie haben bereits<br />

Sponsoren (u. a. Mar<strong>in</strong>epool) und großzügige Unterstützer,<br />

aber sie brauchen noch mehr. Sie zahlen ihre gesamte <strong>Segel</strong>ei<br />

und auch diese Unternehmung aus eigener Tasche, das Geld sitzt<br />

aber bei ihnen nicht so locker wie bei Larry „AC“ Ellison. Also wird<br />

e<strong>in</strong>gekauft, es werden Preise verglichen und gute Konditionen ausgehandelt,<br />

und vor allem wird nicht am falschen Ende gespart. „Der<br />

Wassermacher kostet um die 3.000 Euro, aber den müssen wir haben“,<br />

sagt Christiane Dittmers. Der wird pro Tag etwa drei Stunden<br />

laufen, denn sie wollen nur Trockenmahlzeiten mitnehmen, um<br />

Gewicht zu sparen. „Es ist gute Nahrung, die norwegische Armee<br />

verwendet sie auch. Schmeckt ganz ordentlich, und man kann sie<br />

direkt aus der Tüte essen. Wir machen damit zwei Mahlzeiten pro<br />

Tag, und e<strong>in</strong>mal am Tag gibt’s Müsli.“ Das Wetter ist warm, deshalb<br />

kalkulieren sie mit 2.000 Kalorien pro Mann und Tag. Das ist wenig.<br />

Bei kalten Regatten und bei <strong>in</strong>tensiver Arbeit rechnet man leicht<br />

mit dem doppelten Energiebedarf, meist sogar mehr. Die Hamburger<br />

werden während der Überfahrt sicher nicht dicker werden.<br />

Aber sie s<strong>in</strong>d es gewohnt, auf ihre L<strong>in</strong>ie zu achten, bei ihren Regatten<br />

<strong>in</strong> der E<strong>in</strong>heitsklasse M34 der französischen Werft Archambault<br />

wird ständig das Crew-Gewicht kontrolliert (maximal 624 Kilo).<br />

Karte: shutterstock.com/Indian Summer<br />

Beim Kapstadt-Rio-Race werden sechs Crewmitglieder an Bord<br />

se<strong>in</strong>. Haupt-Auswahlkriterium: Alle müssen exzellente Steuerleute<br />

se<strong>in</strong>. Christiane Dittmers: „Wir brauchen hier ke<strong>in</strong>e Vorschiff-<br />

Genies oder Bullen an den W<strong>in</strong>schen. Wer gut steuern kann, kann<br />

meistens auch die anderen Sachen ordentlich.“ Bei anderen Regatten,<br />

wie dem Etappen-Rennen „Tour de France à la Voile“, das<br />

sie bereits dreimal mitgemacht hat, fahren sie e<strong>in</strong>e andere Strategie.<br />

Da ist bei Inshore-Rennen Schnelligkeit und Bootsgefühl<br />

bei den Manövern gefragt, da haben die Vorschiffsleute e<strong>in</strong>en<br />

Haufen Arbeit und entscheidenden Anteil bei der Platzierung. Bei<br />

e<strong>in</strong>em Rennen wie dem Kapstadt-Rio-Race kommt es aber nicht auf<br />

e<strong>in</strong> paar Sekunden beim <strong>Segel</strong>wechsel an, sondern auf stundenlanges<br />

konzentriertes Rudergehen. Denn <strong>in</strong> der Atlantikdünung<br />

und bei e<strong>in</strong>em hohen Anteil von achterlichem W<strong>in</strong>d entscheidet<br />

das Können der Rudergänger wesentlich darüber, welche <strong>Segel</strong> das<br />

Schiff tragen kann und ob es bei viel oder wenig W<strong>in</strong>d optimal gesteuert<br />

wird.<br />

Das Traditionsrennen im Südatlantik ist auch deswegen für die<br />

Hamburger maßgeschneidert, weil ihr Schiff eher e<strong>in</strong> leichter<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

73


sports I kapstadt – Rio<br />

Endstation Zuckerhut. Es gab Unterbrechungen und Ausweichziele, aber jetzt geht es wieder alle<br />

drei Jahre nach Rio. 3.400 Meilen, wer vorn segeln will, muss die Wetternavigation beherrschen<br />

Downw<strong>in</strong>d-Racer ist. Natürlich<br />

kann es auch am<br />

W<strong>in</strong>d gesegelt werden,<br />

aber dann ist viel Crew<br />

auf der hohen Kante erforderlich.<br />

Mitglieder der<br />

Iskareen-Crew haben<br />

auf Altantikregatten und<br />

den europäischen Regattaklassikern<br />

wie dem<br />

Fastnet-Race gelernt, was hartes Langstrecken-<strong>Segel</strong>n ist, und<br />

waren der Me<strong>in</strong>ung: Die M34 ist nicht das ideale Schiff für e<strong>in</strong><br />

kaltes Nordatlantik-Race. Aber durchaus geeignet für e<strong>in</strong> Rennen,<br />

das sich zu e<strong>in</strong>em großen Teil auf der Nordseite des Südatlantik-<br />

Hochs abspielt! Außerdem passte es gut <strong>in</strong>s Weiterbildungsprogramm<br />

der Seesegler, die sich bei der Tour de France mit der<br />

französischen Seesegler-Elite messen. „Franck Cammas ist total<br />

nett und hilfsbereit, solange er nicht gerade gegen e<strong>in</strong>en segelt.<br />

Wir werden ihn jetzt mal nach se<strong>in</strong>em Wetter-Router fragen“, sagt<br />

Christiane Dittmers. Denn Rout<strong>in</strong>g ist im Rennen erlaubt.<br />

Selten nehmen deutsche Schiffe am „Cape 2 Rio Race“ teil, es<br />

liegt h<strong>in</strong>ter dem Vorstellungshorizont der hiesigen Eigner.<br />

Während e<strong>in</strong>e Regatta-Teilnahme <strong>in</strong> der Karibik mit diversen<br />

Crew-Wechseln unterwegs noch denkbar ersche<strong>in</strong>t, ist e<strong>in</strong><br />

3.300-Meilen-Race mit Start und Ziel auf der Südhalbkugel mit<br />

langen Anreisewegen verbunden. Wer <strong>in</strong> Nordeuropa die Regatta-Saison<br />

mitnehmen will, muss se<strong>in</strong> Schiff als Decksfracht<br />

überführen, so wie die Iskareen es jetzt macht, und vor 20 Jahren<br />

schon die Hamburger Sancho Pansa und zur Jahrtausendwende<br />

die Norddeutsche Vermögen Hamburg des Hamburgischen Vere<strong>in</strong><br />

Seefahrt. Weil der Trailer, auf dem die Iskareen an Deck e<strong>in</strong>es<br />

deutschen Frachters im Auftrag von MACS Shipp<strong>in</strong>g nach Kapstadt<br />

reist, nicht ohne größere Umwege nach Rio kommt,<br />

wird dort e<strong>in</strong> Lagerbock („cradle“) für den Rücktransport h<strong>in</strong>geschickt.<br />

SAP-Mitbegründer Hasso Plattner hatte es 2003 etwas e<strong>in</strong>facher, er<br />

beorderte se<strong>in</strong>e Morn<strong>in</strong>g Glory ans Kap und reiste mit dem Flieger<br />

aus den USA zum Start an. Plattner sprang auch kurzerhand mit<br />

74 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014<br />

SAP als Lastm<strong>in</strong>ute-Sponsor e<strong>in</strong>. Da <strong>in</strong> dem Jahr erstmals Multihulls<br />

zugelassen waren, hatte Plattner mit se<strong>in</strong>em Mono ke<strong>in</strong>e Chance<br />

auf die „l<strong>in</strong>e honours“. Zehn Jahre zuvor hatte er noch – obwohl<br />

ihm beim Start der Sp<strong>in</strong>naker platzte – das Rennen <strong>in</strong> 18 Tagen<br />

nach berechneter Zeit gewonnen, drei Jahre darauf den Streckenrekord<br />

auf 14 Tage, 14:52 Stunden verbessert. Aktuell hält Mike<br />

Slades 100-Fuß-Racer ICAP Leopard mit 10 Tagen 8 Stunden und 2<br />

M<strong>in</strong>uten den Rekord auf der Strecke Capetown-Bahia.<br />

In Kapstadt ist das Rennen immer e<strong>in</strong> Riesen-Ereignis mit hunderttausend<br />

Zuschauern und über Wochen ausgebuchten Hotels.<br />

Nachdem der Südafrikaner Bruce Dall<strong>in</strong>g 1968 das Nordatlantik-<br />

E<strong>in</strong>handrennen Ostar nach berechneter Zeit gewonnen hatte<br />

(Zweite im Ziel), brach unter der weißen Bevölkerung der Kap-Republik<br />

das <strong>Segel</strong>fieber aus. Das Kapstadt-Rio-Race wurde gegründet,<br />

um, so das Protokoll, „die Südafrikaner zur Teilnahme an Hochseerennen<br />

zu ermutigen“. Zunächst hatte auch e<strong>in</strong> Rennen nach<br />

Australien zur Debatte gestanden, aber weil auf der Atlantik-Route<br />

das Wetter sehr viel e<strong>in</strong>ladender ist als im Southern Ocean, bekam<br />

Rio den Zuschlag. Prompt meldeten sich 69 statt der erwarteten 15<br />

Teilnehmer, 59 schafften es tatsächlich an den Start.<br />

Heute hat sich die Teilnehmerzahl des Rennens bei 50 e<strong>in</strong>gependelt.<br />

Das Ziel ist wieder Rio, es lag auch schon <strong>in</strong> Salvador da Bahia<br />

und <strong>in</strong> Punta del Este <strong>in</strong> Uruguay – da war das 3.400-Meilen-<br />

Rennen plötzlich 4.500 Meilen lang. Das längste Rennen gab es<br />

für viele Teilnehmer im Jahr 1976, als Kapstadt-Rio zur zweiten<br />

Etappe der „Gauloises“-Dreiecksregatta wurde, die <strong>in</strong> St. Malo <strong>in</strong><br />

der Bretagne startete und gegenüber <strong>in</strong> Portsmouth endete. Mit<br />

126 Schiffen aus 19 Ländern war dies e<strong>in</strong> Höhepunkt <strong>in</strong> der Geschichte<br />

des Rennens, das sich im 43. Jahr se<strong>in</strong>es Bestehens ungebrochenen<br />

Zuspruchs erfreut.<br />

Wenn da nur nicht die An- und Abreise von über 6.000 Meilen<br />

wäre! Man kann natürlich auch ohne eigenes Boot anreisen und<br />

auf e<strong>in</strong>er Yacht anheuern. Auf der Website des Clubs werden Kojenplätze,<br />

ganze Boote und Überführungsskipper angeboten. Oder<br />

man plant tatsächlich mal e<strong>in</strong>e sehr lange W<strong>in</strong>terreise. Am Ende<br />

warten Samba und e<strong>in</strong> Badeurlaub am Strand von Ipanema.<br />

cape2rio2014.com/iskareen.com<br />

Karte: shutterstock.com/Indian Summer


sports I Volvo Ocean Race 2014<br />

Mehr Freibord als die 70er, rund e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Tonnen<br />

leichter und gleichzeitig viel robuster gebaut:<br />

Die 65er Volvos haben weniger <strong>Segel</strong>fläche<br />

und kommen mit weniger Crew aus. Modernste<br />

TV-Elektronik und e<strong>in</strong> Onboard-Reporter lassen<br />

die Zuschauer hautnah dabei se<strong>in</strong><br />

Rechnung<br />

mit vielen<br />

Unbekannten<br />

Drei Teams haben bisher fürs<br />

Volvo Ocean Race gemeldet, das<br />

erstmals als One-Design-Rennen<br />

ausgetragen wird. Zu wenig für<br />

e<strong>in</strong>e echte Weltregatta. Aber was<br />

nicht ist, kann noch werden, hofft<br />

SEGEL-JOURNAL-Autor<br />

Hans-Harald Schack.<br />

Start ist am 11. Oktober im Mittelmeer, obwohl die Spanier den<br />

Boykott des Rennens angedroht haben. Im Indischen Ozean wird<br />

es wegen der Piraten wieder e<strong>in</strong>e Etappe als Decksfracht geben.<br />

Ziel ist das Volvo-Land Schweden, das letzte Inport Race ist am<br />

27. Juni 2015 <strong>in</strong> Göteborg.<br />

Es ist kurz vor acht, und die Party soll gleich<br />

anfangen. Aber der Gastgeber hat ke<strong>in</strong>e Ahnung,<br />

wer kommt. Vielleicht wird es e<strong>in</strong> rauschendes<br />

Fest, vielleicht nur e<strong>in</strong>e Skatrunde. Schreckliche<br />

Vorstellung.<br />

Für das Volvo Ocean Race 2014/15 kommen die Boote vom<br />

Fließband wie e<strong>in</strong>st die Liberty-Schiffe. Was fehlt, s<strong>in</strong>d die Teams.<br />

Bei Redaktionsschluss gab es drei Zusagen. E<strong>in</strong> weiterer Party-<br />

Kandidat, e<strong>in</strong> brasilianisches Team, hatte mangels Geld schon<br />

wieder abgesagt.<br />

Re<strong>in</strong> theoretisch könnte sich e<strong>in</strong> Team zwei Wochen vor dem<br />

Start entschließen, an dem Rennen teilzunehmen. Volvo-Veteranen,<br />

die früher mit größeren und komplizierteren Booten zurecht<br />

gekommen s<strong>in</strong>d, könnten e<strong>in</strong>en 65er fast auf Anhieb<br />

segeln. Aber ist dies der S<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er solchen Kampagne? Das Volvo<br />

Ocean ist ke<strong>in</strong> Millionärs-Spielplatz wie e<strong>in</strong>e Maxi-WM oder,<br />

zwei Kommastellen weiter rechts, der America’s Cup. Sponsor<strong>in</strong>g<br />

braucht Zeit, damit sich die Werbebotschaft <strong>in</strong> der Öffentlichkeit<br />

verbreiten kann. Wenn der Veranstalter des Rennens Teilnehmer<br />

werben will, dann müssten die Entscheidungen spätestens jetzt<br />

gefallen se<strong>in</strong>. Natürlich können Projekte auch erst e<strong>in</strong>mal im<br />

Stillen vorbereitet werden, bevor e<strong>in</strong> Team mit großem Auftritt<br />

se<strong>in</strong> Com<strong>in</strong>g-out h<strong>in</strong>legt. Aber die Zeit wird knapp.<br />

Bob Fisher, e<strong>in</strong>e Legende unter den britischen <strong>Segel</strong>journalisten,<br />

kennt das Rennen noch aus den Zeiten, als es von der<br />

Whitbread-Brauerei gesponsert wurde. Als Conny van Rietschoten<br />

auf se<strong>in</strong>er ersten Flyer fast erfror und daraufh<strong>in</strong> fürs nächste<br />

Rennen bei Musto & Hyde das erste atmungsaktive Ölzeug<br />

und das 3-Lagen-System entwickeln ließ. Als die Serien-Swan<br />

65 Sayula kenterte und trotzdem gewann. Als das Rennen „nur“<br />

27.000 Meilen lang war und auf dem kürzesten Weg <strong>in</strong> Etappen<br />

um die Welt g<strong>in</strong>g. E<strong>in</strong>e Menge ist seitdem geschehen. Das<br />

Rennen ist 40.000 Meilen lang geworden, wechselt die Etappenziele<br />

wie die Sponsoren, und hatte zum Schluss nur noch<br />

e<strong>in</strong>e Handvoll Teilnehmer. Fisher hält die neuen Boote für fantastische<br />

Schiffe und für stärker als die ausgereizten 70er.<br />

Als Erstes meldete das schwedische SCA, e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>es Frauenteam<br />

um die Australier<strong>in</strong> Liz Wardley, die als „boat capta<strong>in</strong>“ firmiert. Sie<br />

und zwei weitere Frauen an Bord haben das Weltrennen schon<br />

gesegelt. Carolijn Brouwer (40) hat schon dreimal im Tornado an<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

75


sports I Volvo Ocean Race 2014<br />

Speed, speed, speed. Die SCA-Frauen auf e<strong>in</strong>em<br />

ihrer ersten Ausritte. Jetzt wird vor Lanzarote die<br />

Crew komplettiert, Bootsbeherrschung und<br />

Manöver tra<strong>in</strong>iert. Denn das br<strong>in</strong>gt: Speed!<br />

Olympischen Spielen teilgenommen (als Steuerfrau, als Vorschoter<strong>in</strong><br />

ist sie mit knapp über 60 Kilogramm viel zu leicht), sie ist<br />

mehrfache Weltmeister<strong>in</strong> <strong>in</strong> dieser Klasse und steuerte 2000 den<br />

Volvo Ocean 60er Amer Sports Too. Sam Davies (39) stellte 2007<br />

mit 10 Tagen und 16 Stunden e<strong>in</strong>en Round-Brita<strong>in</strong>-Rekord auf<br />

und verbesserte ihn 2009 <strong>in</strong> der All-female-Crew von Dee Caffari .<br />

Davies schaffte es im Vendée Globe 2008/09 auf den vierten Platz,<br />

weil sie vernünftig und trotzdem schnell segelte. Die Frauen der<br />

SCA s<strong>in</strong>d Profi-Segler<strong>in</strong>nen, die sich bei Bootsgeschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

zwischen 20 und 30 Knoten wohlfühlen und nicht die Absicht<br />

haben, Männern den Vortritt zu lassen. Männer- und Frauencrew<br />

br<strong>in</strong>gen etwa gleichviel Körpermasse an Bord – re<strong>in</strong>e Frauenteams<br />

haben elf Segler<strong>in</strong>nen plus e<strong>in</strong>en Onboard-Reporter<br />

(OBR) an Bord, die Männer s<strong>in</strong>d jeweils 8 + 1 an Bord.<br />

Erstmals geht beim Volvo Ocean Race im nächsten Jahr e<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>heitsklasse an den Start. Die spannende Frage, wessen Boot<br />

unter welchen Bed<strong>in</strong>gungen welche Vorteile hat, entfällt. Die<br />

Unterschiede zwischen den Schiffen liegen im Bereich um<br />

e<strong>in</strong>en Millimeter, die Gewichte differieren nur um den Bruchteil<br />

e<strong>in</strong>es Prozents, und werden noch ausgeglichen. Folge: Das Geschw<strong>in</strong>digkeitspotenzial<br />

der Schiffe ist gleich, wer schneller se<strong>in</strong><br />

will, muss härter (oder klüger) segeln. Die Schiffe sollen m<strong>in</strong>destens<br />

zwei Rennen <strong>in</strong>klusive Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gse<strong>in</strong>heiten halten, was<br />

deutlich über 120.000 Meilen ergibt. Dies und die Tatsache,<br />

dass die Schiffe „wie Mietautos gefahren werden“ (Fisher), hat<br />

die Konstrukteure veranlasst, den Werften 800 Kilogramm mehr<br />

Carbonfasern pro Rumpf zu verordnen, als <strong>in</strong> den 70er Volvos<br />

der letzten Generation verbaut wurden. Da auch die Crews dies<br />

wissen, werden sie die Schiffe umso skrupelloser voranprügeln.<br />

Das Volvo ist ke<strong>in</strong><br />

Millionärs-Spielplatz<br />

wie e<strong>in</strong>e Maxi-WM oder<br />

der America’s Cup<br />

Dass die Partygäste sich mit der Zusage Zeit lassen, liegt auch<br />

daran, dass sie außer sich selbst nichts mitbr<strong>in</strong>gen müssen. Bei<br />

früheren Rennen mussten e<strong>in</strong> Jahr vor dem Start die Konstruktion<br />

abgeschlossen, die F<strong>in</strong>anzierung gesichert und der Bau <strong>in</strong><br />

Gang gekommen se<strong>in</strong>. Heute werden die Schiffe vom Veranstalter<br />

gebaut und vertrieben (über Green Mar<strong>in</strong>e <strong>in</strong> England,<br />

wo auch die Endmontage stattf<strong>in</strong>det). Als die SCA-Frauen ihr<br />

Schiff gerade bekommen hatten, waren die Boote des ch<strong>in</strong>esischen<br />

Teams Dong Feng und des Teams Abu Dhabi beim<br />

Lackierer und beim Wiegen. E<strong>in</strong> weiteres bekam Beschläge und<br />

Ausrüstung, e<strong>in</strong>es wurde bei Green Mar<strong>in</strong>e zusammengesetzt,<br />

und für das sechste kam gerade der Rumpf <strong>in</strong> Persico (Italien)<br />

aus der Form, während bei Multiplast <strong>in</strong> Vannes (Frankreich)<br />

das Deck aushärtete. So geht es weiter, bis die Flotte von acht<br />

Booten komplett ist. Mehr Boote könnten – und sollen – gebaut<br />

werden, es ist von zehn oder sogar 16 Booten die Rede, aber es<br />

s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Abnehmer <strong>in</strong> Sicht. Das Rennen 2014 gleicht bisher<br />

e<strong>in</strong>er Rechnung mit vielen Unbekannten.<br />

Für Volvo-Chairman Knut Frostad, der es sich beim letzten Rennen<br />

mit den spanischen Teilnehmern, Sponsoren und Konstrukteuren<br />

e<strong>in</strong>schließlich Wahlspanier Juan K. verdorben hat, <strong>in</strong>dem<br />

er ihnen e<strong>in</strong> komplettes Kauf-Paket vor die Nase setzte, wird es<br />

eng. Er kann die <strong>in</strong>ternationale Elite ja nicht zw<strong>in</strong>gen, an se<strong>in</strong>er<br />

Veranstaltung teilzunehmen. Das Revival des Volvo Ocean Race,<br />

während des letzten Rennens vor der Schlussetappe angekündigt,<br />

sollte eigentlich die Krise des Weltrennens beenden. Wer<br />

mit Ach und Krach fünf oder sechs Teilnehmer an den Start<br />

br<strong>in</strong>gt, steht kurz vor dem Kollaps. Bei Regatten geht es um<br />

Identifikation mit Teams und Booten, auch um Nationalgefühle.<br />

Doch damit Turnier-Atmosphäre aufkommt, muss erst mal die<br />

kritische Masse an Teilnehmern erreicht se<strong>in</strong>.<br />

Die VOR 65 s<strong>in</strong>d ohne Zweifel vernünftigere Boote als die letzten<br />

70er. Aber Porsches s<strong>in</strong>d auch vernünftigere und preiswertere<br />

Autos als Formel-1-Boliden, und trotzdem wären sie der<br />

Tod der Formel 1. Im Moment läuft das Weltrennen Gefahr, den<br />

Weg so vieler großer Seeregatten zu gehen.<br />

Aber den America’s Cup sahen auch schon viele am Ende, weil<br />

es nur drei Herausforderer gab. Und wurde es dann nicht doch<br />

noch ganz guter Sport?<br />

Foto: Rick Toml<strong>in</strong>son/Team SCA<br />

76 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


sailors<br />

Foto: Mar<strong>in</strong>epool/E. Groeger<br />

Geschenke ausgewählt, für gut befunden 78 – 83<br />

Cutty sark der Tee-Klipper als Museums-Schiff 84 – 87<br />

Frauke Klatt groSSe segelkunst 88 – 90<br />

Freydis kirschblüten, Taifun, neuanfang 92 – 96<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

77


sailors I geschenke für segler<br />

seglersgabentisch<br />

Jedes Jahr das gleiche Drama: Völlig überraschend und unangekündigt<br />

steht wieder der 24. Dezember vor der Tür und verlangt zürnend nach<br />

Geschenken für die Liebsten. Jetzt bloSS ke<strong>in</strong>e Panik an Bord. Denn wir haben<br />

für Sie die sieben Weltmeere bereist und e<strong>in</strong>en ganzen Seesack voller Ideen<br />

mitgebracht. Von skurril und witzig über luxuriös und edel bis h<strong>in</strong> zu<br />

praktisch und nützlich. Le<strong>in</strong>en los für unsere maritime Geschenke-Tour<br />

1A 2-<strong>in</strong>-1 Optik<br />

Die todschicken Daunenjacken für die Damen und Herren er<strong>in</strong>nern teils e<strong>in</strong><br />

wenig an e<strong>in</strong> durchtra<strong>in</strong>iertes Michel<strong>in</strong>-Männchen <strong>in</strong> Multicolor. Mar<strong>in</strong>epool<br />

spricht lieber von der 2-<strong>in</strong>-1 Optik und weist auf den 2-Wege Reißverschluss<br />

h<strong>in</strong>. Die Jacken s<strong>in</strong>d mit ihrem Mikrofleece-Innenfutter nicht nur kuschelig,<br />

sondern auch überzeugend im Design: Ob komplett gepolsterte und<br />

e<strong>in</strong>stellbare Kapuze mit Kordelzug, Innentasche mit Reißverschluss und iPod-<br />

Ausgang oder zwei Hüfttaschen mit Reißverschluss. Hier gehen Funktionalität<br />

und Optik erfolgreich auf Fashion-Törn. Während wetterfeste Frauen zwischen<br />

den Farben Weiß, Navy, Orange wählen dürfen, entscheiden sich Seebären<br />

zwischen Navy, Blau, Grau. Das Textil für die kalte Jahreszeit gibt sich beim<br />

Preis mehr als heiß: Frauen dürfen für 349,90 €, Männer für 379,90 € <strong>in</strong> die<br />

zu 90 Prozent mit Entendaunen und 10% Federn gefütterte Tasche greifen.<br />

mar<strong>in</strong>epool.de<br />

Kle<strong>in</strong>er Klassiker ganz groß<br />

Kle<strong>in</strong>er Klassiker von Musto im Retro-<br />

Style: Mit 18 Litern Fassungsvermögen<br />

ist dieses Gepäckstück die ideale<br />

Zusatztasche. Im leeren Zustand lässt<br />

sich die Carryall auf e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>imalgröße<br />

zusammenrollen. Erhältlich <strong>in</strong> den<br />

Farben Navy, Carbon, Red, Antique Sail<br />

White, Silver Grey/Black oder GBR Red.<br />

E<strong>in</strong>packen für 32 € bitte.<br />

musto-onl<strong>in</strong>eshop.com,<br />

frisch.de<br />

78 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


Wenn e<strong>in</strong>em das Griechische spanisch vorkommt<br />

Sie da, genau Sie! Was hieß noch e<strong>in</strong>mal Großsegel auf Griechisch? Das<br />

wissen Sie nicht? Dabei s<strong>in</strong>d Sie schon dabei, den nächsten Törn <strong>in</strong> den<br />

Kykladen zu planen. Ke<strong>in</strong>e Sorge, <strong>in</strong> diesem l<strong>in</strong>gualen Notfall verspricht<br />

das Skippers*Dictionary Abhilfe. Das pfiffige System funktioniert mit ausgeklügelten<br />

Sprachkarten im schicken Retro-Design, den so genannten<br />

L<strong>in</strong>go Cards. Diese werden <strong>in</strong> die Capta<strong>in</strong>er-Klappkarte e<strong>in</strong>geführt. Auf<br />

dieser s<strong>in</strong>d alle Bestandteile des Bootes und der Kajüte abgebildet. Durch<br />

ger<strong>in</strong>gfügiges Verschieben der entsprechenden L<strong>in</strong>go Card <strong>in</strong>nerhalb der<br />

Klappkarte wird die entsprechende Übersetzung des deutschen Wortes<br />

angezeigt. Beispielsweise das griechische Wort „Isopurje“ für Großsegel.<br />

Neben Englisch, Italienisch, Dänisch, F<strong>in</strong>nisch, Norwegisch, Schwedisch<br />

gibt es jetzt auch holländische und polnische Skipper-Vokabeln.<br />

Die Capta<strong>in</strong>er-Klappkarte Deutsch/Englisch kostet 16,90 €<br />

und jede L<strong>in</strong>go-Card zusätzlich 4,30 €.<br />

skippers-dictionary.de<br />

Hanseatische Collagen<br />

Freunde von maritimen Collagen sollten e<strong>in</strong>en ganz<br />

bestimmten Block auf ihrem Zettel haben. Günter Block<br />

lebt und arbeitet seit mehr als zehn Jahren als freier<br />

Fotograf <strong>in</strong> Hamburg. Inspiriert von Schiffen, Kränen und<br />

Docks fertigt er Collagen <strong>in</strong> vielen verschiedenen Größen<br />

an – und hat dabei se<strong>in</strong>en ganz eigenen Stil entwickelt.<br />

Hier sitzen die Elemente Fotografie und Grafik geme<strong>in</strong>sam<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Boot. Die Bilder werden von Günter Block<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Werkstatt auf Le<strong>in</strong>wand oder Alu-Verbundplatten<br />

gefertigt. Auch Kalender-Editionen und Kunstpostkarten<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Portfolio. Nähere Informationen zu<br />

den Formaten und Preisen unter<br />

guenterblockfotografie.de .<br />

Unterstützung für die Meeres-Hirten<br />

Die 1977 von Paul Watson gegründete Non-Profit-<br />

Organisation Sea Shepherd polarisiert. Schließlich macht<br />

diese bei ihrem Kampf gegen das Abschlachten der Wale<br />

mitunter selbst Jagd auf Walfangschiffe. Den Ableger<br />

Sea Shepherd Deutschland e.V. gibt es jetzt bereits seit<br />

drei Jahren. Trotz E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> die <strong>in</strong>ternationalen<br />

Aktivitäten konzentriert sich die Organisation auch<br />

auf lokale Aktionen. Dazu zählen nach eigenen<br />

Angaben etwa das Beobachten von Schwe<strong>in</strong>swalen<br />

oder die Befreiung der Strände von Plastikmüll. Wer<br />

die Organisation unterstützen möchte, kann auf der<br />

Webseite spenden oder e<strong>in</strong> (K<strong>in</strong>der-)T-Shirt kaufen.<br />

Ab 17 € s<strong>in</strong>d große und kle<strong>in</strong>e Walschützer dabei.<br />

Die Shirts s<strong>in</strong>d zu 100 Prozent aus zertifizierter<br />

Biobaumwolle. sea-shepherd-deutschland.de<br />

Fotos: Hersteller; shutterstock.com/Kritchanut, E. Groeger, Günter Block, packshot.de<br />

Untertauchen mit COOLPIX<br />

Wer <strong>in</strong> brenzligen, actionreichen Situationen Hilfe<br />

benötigt, der wählt 110. Die COOLPIX-Kameras der Reihe<br />

AW110 s<strong>in</strong>d Spezialisten im Bereich Outdoor und funktionieren<br />

auch bis zu e<strong>in</strong>er Wassertiefe von 18 Metern tadellos.<br />

Die abenteuerlustigen M<strong>in</strong>iknipsen br<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>en<br />

16-Megapixel-CMOS Bildsensor und e<strong>in</strong>en 7,5-cm-OLED-<br />

Monitor mit zu jedem Tauchgang. Integriertes Wi-Fi für<br />

die Übertragung etwa auf Smartphones gehören ebenso<br />

zum Leistungsspaket wie auch GPS für Geotagg<strong>in</strong>g oder<br />

e<strong>in</strong> elektronischer Kompass. Die Coolpix wandert für<br />

349 € <strong>in</strong>s Divebag. Vier Farben sollt ihr se<strong>in</strong>: Schwarz, Blau,<br />

Orange und Camouflage. nikon.de<br />

Kurz und bündig<br />

In der Kürze liegt die Würze. Diese Erkenntnis hat sich auch bei Pelle<br />

Petterson herumgesprochen. Ergebnis s<strong>in</strong>d diese sexy Shorts für<br />

Segler<strong>in</strong>nen. Die Teflon-Verstärkung des zu 94 Prozent aus Nylon und<br />

sechs Prozent aus Spandex zusammengesetzten Popo-Schmeichlers<br />

ist für die Wasser abweisende, bzw. schnell trocknende Wirkung<br />

verantwortlich. Frauen, die die Hosen anhaben wollen, wählen<br />

zwischen den Farben Rot, Rosa oder Weiß. Preis 119 €.<br />

pellepetterson.com


sailors I geschenke für segler<br />

Befehl zur Pünktlichkeit<br />

Nach jahrzehntelangem und zuverlässigem E<strong>in</strong>satz<br />

für die Bundeswehr wurde es jetzt höchste Zeit für<br />

e<strong>in</strong> Nachfolgemodell des NATO-Chronographen<br />

von Tutima. Außer „Stillgestanden“ gehorcht die M2<br />

allen gängigen Befehlen: Ob Stunde, M<strong>in</strong>ute, Kle<strong>in</strong>e<br />

Sekunde, 24-Stunden-Anzeige oder Datum, die M2<br />

pariert anstandslos. Die Ausrüstung für den zuverlässigen<br />

E<strong>in</strong>satz zu Land, zu Wasser und <strong>in</strong> der Luft, wie etwa<br />

das massive Titangehäuse mit extra starkem Saphirglas<br />

und verschraubtem Boden, ist zweifelsohne vorhanden. Verwendet<br />

wird das neue Kaliber Tutima 521. Und die beidseitig<br />

drehbare Lünette mit e<strong>in</strong>gesetzten Leuchtkapseln lässt ihren<br />

Besitzer auch nachts nicht im Dunkeln stehen. In den E<strong>in</strong>satz<br />

geht es mit 5.800 €. tutima.com<br />

Papier aus Porzellan<br />

Manchmal s<strong>in</strong>d Papierschiffe aus Porzellan – zum<strong>in</strong>dest<br />

wenn sie von dem Unternehmen räder<br />

hergestellt werden. An der Schwimmfähigkeit<br />

dieser Dose aus der Kollektion Porzellangeschichten<br />

darf stark gezweifelt werden – optisch<br />

ist sie allerd<strong>in</strong>gs über jeden Zweifel erhaben.<br />

Mit e<strong>in</strong>em Durchmesser von elf und e<strong>in</strong>er Höhe<br />

von acht Zentimetern macht das unglasierte<br />

mit Anker sowie Fischen bedruckte Kle<strong>in</strong>od auf<br />

Fall designtechnisch e<strong>in</strong>e glänzende Figur. Preis:<br />

24,50 €.. raeder-onl<strong>in</strong>eshop.de<br />

Individuell aufgetischt<br />

Kle<strong>in</strong>e Kapitäne mit Hunger auf <strong>in</strong>dividuelles Design können<br />

jetzt ihr eigenes Geschirr – wahlweise auch mit e<strong>in</strong>em <strong>Segel</strong>motiv<br />

– onl<strong>in</strong>e selbst designen. Mittels 100.000 klassischer<br />

Design-Bauste<strong>in</strong>e gestalten große und kle<strong>in</strong>e Wassersportfans<br />

ganz e<strong>in</strong>fach ihr persönliches TÜV-geprüftes Kunststoffgeschirr.<br />

Die Teller, Schüsseln, Brettchen oder Becher s<strong>in</strong>d lebensmittelecht,<br />

spülmasch<strong>in</strong>enfest und bruchunempf<strong>in</strong>dlich. Das ganz<br />

eigene Teller-Unikat ist beispielsweise ab 16,96 € zu haben,<br />

lecker! de<strong>in</strong>-k<strong>in</strong>dergeschirr.de<br />

Maritimer Überflieger<br />

Das D<strong>in</strong>g ist ´ne große Nummer – zum<strong>in</strong>dest<br />

wurde e<strong>in</strong>e ebensolche auffällig auf<br />

dem Dacron-<strong>Segel</strong>tuch aufgebracht. Der<br />

Sea Fly-Reisetrolley hat die Maße 50 x 30 x<br />

25 Zentimeter und geht damit im Flugzeug<br />

locker als Handgepäck durch. Der<br />

stabile Teleskopgriff, e<strong>in</strong> verstärkter Boden,<br />

e<strong>in</strong> Nassfach und die Leichtlaufrollen <strong>in</strong><br />

Komb<strong>in</strong>ation mit Nähten im <strong>Segel</strong>macherstich<br />

machen die maritime Tasche<br />

zum äußerst attraktiven Reisebegleiter.<br />

Preis: 119 Euro. navyl<strong>in</strong>e.de<br />

80 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


Love me Fender, love me sweet...<br />

Wer die Außenhaut se<strong>in</strong>es Bootes schützen will, benutzt Fender, wer se<strong>in</strong><br />

Boot jedoch liebt, spendiert ihm darüber h<strong>in</strong>aus <strong>in</strong>dividuell beschriftete<br />

Fenderüberzüge. Die Manövrier-Präservative können so wahlweise mit dem<br />

Schiffsnamen oder auch dem Logo bedruckt werden. Der Anbieter Fender-<br />

Design setzt dabei die so genannte Jacquard-Stricktechnik e<strong>in</strong>. Diese sorge<br />

laut Hersteller dafür, dass es zu ke<strong>in</strong>en Abnutzungsersche<strong>in</strong>ungen komme.<br />

Individualisten wählen aus acht Grund- und 14 Schriftfarben sowie drei<br />

unterschiedlichen Stoffqualitäten. Erwähnenswert ist auch, dass die Fender<br />

ohne Aufpreis nach Maß gestrickt werden und e<strong>in</strong>e fünfjährige Garantie über<br />

Farbechtheit gewährt<br />

wird. Bootsliebhaber<br />

zahlen e<strong>in</strong>malig 50 €<br />

für die Anfertigung<br />

des Logos. Los geht’s<br />

dann ab 26,80 € pro<br />

Schutzhülle.<br />

fender-design.com<br />

Outdoor-Rothaut<br />

E<strong>in</strong> Mann sieht rot! Farbe bekennen heißt es mit diesem Biest von e<strong>in</strong>er<br />

Outdoor-Jacke. Die Funktionsjacke aus der ARC-Exp.-Kollektion trotzt mit<br />

e<strong>in</strong>er temperaturausgleichenden Thermore-Wattierung Sturm und Regen.<br />

Sie ist wasserdicht, w<strong>in</strong>ddicht, atmungsaktiv und hat verschweißte Nähte.<br />

H<strong>in</strong>zu kommen Reißverschlusstaschen und weitenverstellbare Ärmelbündchen.<br />

Wer e<strong>in</strong> Problem mit allzu auffälligen Signalfarben hat, bekommt die<br />

Jacke aus 70 Prozent Baumwolle und 30 Prozent Polyamid auch <strong>in</strong><br />

Blau. 299 Euro <strong>in</strong> L, XL, XXL oder XXXL.<br />

arqueonautas.de<br />

Fotos: Hersteller; shutterstock.com/Kritchanut, Alexander Englert, Privat<br />

Exklusive Schwarz-Weiß-Sicht<br />

Wer die Welt gerne <strong>in</strong> Schwarz und Weiß aufteilt,<br />

ist bei der Lum<strong>in</strong>or Mar<strong>in</strong>a 1950 3 Days Automatic<br />

richtig aufgehoben: Schließlich sorgen<br />

hier die großen schwarzen Ziffern vor dem<br />

schneeweißen Zifferblatt für e<strong>in</strong>drucksvolle<br />

Akzente. Beim Uhrwerk setzt Offic<strong>in</strong>e<br />

Panerai das Kaliber P.9000 e<strong>in</strong>, welches<br />

e<strong>in</strong>e Gangreserve von drei Tagen bietet.<br />

Auch auf der Haben-Seite: poliertes<br />

Gehäuse und Lünette, wasserdicht bis 10<br />

bar, Gehäuseboden aus Saphirglas und<br />

Schließe aus gebürstetem Stahl. Für den<br />

richtigen optischen Biss sorgt das braune<br />

Alligatorlederband. panerai.com<br />

E<strong>in</strong> anziehender Kompass<br />

Geradezu richtungsweisend s<strong>in</strong>d diese Manschettenknöpfe<br />

mit beweglichem Kompass. Das<br />

Atelier Zippel präsentiert hier e<strong>in</strong> modisches<br />

Accessoire mit e<strong>in</strong>em Durchmesser von 20 Millimetern,<br />

was irgendwo zwischen aufsehenerregend<br />

und total gaga pendelt. Mit 38,70 € s<strong>in</strong>d<br />

Oberhemden-Nautiker dabei.<br />

atelier-zippel.de<br />

G<strong>in</strong> mit ordentlich Pfeffer<br />

Mixgetränke mit G<strong>in</strong>ger Beer s<strong>in</strong>d derzeit<br />

<strong>in</strong> aller Munde. Ke<strong>in</strong> Wunder, dass<br />

die Prestigemarke Bombay Sapphire<br />

Fans von exquisitem G<strong>in</strong> hier nicht<br />

auf dem Trockenen sitzen lassen will,<br />

sondern mit dem Bombay Sapphire<br />

East se<strong>in</strong> Markenportfolio erweitert. Die<br />

asiatisch <strong>in</strong>spirierte Rezeptur soll dabei<br />

mit thailändischem Zitronengras und<br />

der würzigen Note schwarzen Pfeffers<br />

punkten. Passend dazu gibt es auch<br />

schon e<strong>in</strong> Mixgetränk. Beim „East Buck“<br />

kommen Eiswürfel, e<strong>in</strong>e Limettenspalte<br />

Bombay Sapphire East und G<strong>in</strong>ger Beer<br />

<strong>in</strong>s Glas. Wohl bekomms.<br />

bacardi-deutschland.de<br />

81<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal


sailors I geschenke für segler<br />

W<strong>in</strong>e-Bag an Deck<br />

OK, das Reim-Dich-oder-ich-schlag-Dich-Motto<br />

„W<strong>in</strong>e-Bag – immer an Deck“ wird auch nach<br />

dem Genuss e<strong>in</strong>es dritten Glases fruchtigen<br />

Rebensaftes nicht besser. Die Idee des Herstellers<br />

BLOND jedoch bleibt gut. Schließlich s<strong>in</strong>d die<br />

stoß- und bruchfesten Tr<strong>in</strong>kspender nicht nur an<br />

Bord äußerst praktisch. Dank ihres rutschfesten<br />

Bodens haben die W<strong>in</strong>e-Bags <strong>in</strong> Abgrenzung<br />

zu beschwipsten We<strong>in</strong>genießern immer e<strong>in</strong>en<br />

festen Stand und können mit ihrer Schlaufe<br />

aus <strong>Segel</strong>-Gurtband sogar am Großbaum oder<br />

Achterstag aufgehängt werden. Erhältlich <strong>in</strong> den<br />

Größen 3, 5 oder 10 Liter. Ab 39 €.<br />

blond-bag.de<br />

Warm und wow!<br />

Es fällt schwer, bei dieser dick gepolsterten W<strong>in</strong>terjacke<br />

nicht als Erstes über die Farbe sprechen zu<br />

wollen. Das leuchtende Orange ist def<strong>in</strong>itiv e<strong>in</strong><br />

H<strong>in</strong>gucker und eignet sich daher eher nicht für Menschen,<br />

die im geheimdienstlichen Gewerbe tätig<br />

s<strong>in</strong>d. Alle anderen genießen die Aufmerksamkeit, die<br />

ihnen mit dieser Fleece-bewehrten Mistral Jacket 2.0<br />

zuteil werden wird. Die Kapuze ist abnehmbar<br />

und wer doch über e<strong>in</strong>en Jobwechsel Richtung<br />

Nachrichtendienst nachdenkt, wählt e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong>e<br />

etwas gedecktere Farbe wie Weiß, Dark Navy Blue<br />

oder Bronze. Der Aufmerksamkeitsverstärker ist für<br />

239 € zu haben. pellepetterson.com<br />

Lichtgestalt<br />

unter den Sonnenbrillen<br />

E<strong>in</strong> wahrer Sonnensche<strong>in</strong> unter den Sonnenbrillen s<strong>in</strong>d die<br />

Produkte des Münchener Anbieters Yeykey. Die Brillen s<strong>in</strong>d<br />

ist e<strong>in</strong> echtes Leichtgewicht und trotzdem schwer im Kommen:<br />

Mit ihren 20 Gramm Kampfgewicht s<strong>in</strong>d die kle<strong>in</strong>en<br />

Styler aus Polyamid schwimmfähig und dennoch stoßresistent<br />

sowie wasserabweisend. Die antireflektierenden,<br />

ultraklaren Gläser von Carl Zeiss Vision erlauben selbst bei<br />

hektischen <strong>Segel</strong>manövern e<strong>in</strong>en klaren Blick für das Wesentliche.<br />

Erhältlich <strong>in</strong> verschiedensten Farben. Trendsetter<br />

können ab 169 € zuschlagen. yeykey.com<br />

Ski zum Boot<br />

Leichter als die durchschnittliche<br />

Damenhandtasche – damit bewirbt<br />

der Sportausrüstungs-hersteller elan<br />

se<strong>in</strong>en Damenski Delight QT. Für die<br />

Männerwelt e<strong>in</strong> wenig überraschend,<br />

pendelt sich das durchschnittliche<br />

Gewicht e<strong>in</strong>er Handtasche laut elan<br />

zwischen 1,5 und vier Kilogramm<br />

e<strong>in</strong>. Vier Kilogramm, damit hat es die<br />

Damenwelt wirklich schwer. Unabhängig<br />

von diesen Fakten wiegt der<br />

„momentan leichteste Damenski auf<br />

dem Markt“ jeweils lediglich knapp<br />

e<strong>in</strong> Kilogramm und sorgt mit se<strong>in</strong>er<br />

WaveLight-Technologie für mühelose<br />

Schwünge bei der Abfahrt und<br />

optimalen Halt. Auf die schicken Skier<br />

werden auch Frauen ohne schwere<br />

Handtaschen abfahren. Preis: 399,95<br />

Euro. elanskis.com<br />

82 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


Sonnenschutz von <strong>Segel</strong>profis für <strong>Segel</strong>profis<br />

Die Sonnenbrille N´Authentic Pro wurde von Whiteout<br />

& Glare Sports <strong>in</strong> enger Zusammenarbeit mit<br />

dem Sail<strong>in</strong>g Team Germany entwickelt. Das Modell<br />

geht dabei mit FFT-Flex Temple Technology, SSR-<br />

Slide Stop Rubber System oder auch RCS-Rubber<br />

Change System <strong>in</strong> die Regatta um den besten<br />

Sonnenschutz für die Augen. Übersetzt heißt das so<br />

viel wie: perfektes Outfit, perfekter Sitz und perfekte<br />

Sicht. Gestelle und Gläser s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> unterschiedlichen<br />

Farben erhältlich, alle Infos auf whiteout-glare.com.<br />

Kolossale Kalender<br />

Da sollten sich <strong>Segel</strong>sportund<br />

Fotografie-Liebhaber<br />

gleich zwei dicke Kreuze<br />

im Kalender machen. Nico<br />

Krauss setzt klassische Yachten gekonnt <strong>in</strong> Szene, Carlo Borlenghi<br />

entführt uns visuell <strong>in</strong> die Welt der Hightech-Racer<br />

auf den Rennbahnen. Beide Bildgiganten kommen mit<br />

13 farbigen Blättern, Spiralb<strong>in</strong>dung und entsprechenden<br />

Bilderläuterungen daher. Format Yacht Classic: 67,5 x 47,1<br />

cm (29,90 €). Der Kalender „Carlo Borlenghi 2014“ ist im<br />

Format 70 x 57,4 cm erhältlich (39,90 €).<br />

delius-klas<strong>in</strong>g.de<br />

E<strong>in</strong> warmes Geldpolster<br />

Quizfrage: Was kosten 160 x 240 Zentimeter Baumwolle? 449 €!<br />

Zum<strong>in</strong>dest, wenn Baumwolle das Material für e<strong>in</strong>e extrem schicke<br />

Steppdecke aus dem Hause Lex<strong>in</strong>gton ist. Aufwändig verarbeitet und <strong>in</strong><br />

den Farben Blau und Weiß designt, macht dieser exklusive H<strong>in</strong>gucker auf<br />

jedem Bett e<strong>in</strong>e gute Figur. Wer e<strong>in</strong>e Nummer größer schlafen möchte,<br />

deckt sich mit 549 € und den Maßen 240 x 260 Zentimeter zu. Na dann,<br />

gute Nacht! lex<strong>in</strong>gtoncompany.com<br />

Fotos: Hersteller; shutterstock.com/Kritchanut, Arnt Bruhns, PelleP, OK Press<br />

Raue Schale, weicher Kern<br />

Mit diesem textilen Schmuckstück hat Gaastra<br />

mal wieder alles richtig gemacht: Rau ist bei<br />

dieser Damenjacke nur die Oberfläche aus Wolle,<br />

<strong>in</strong>nen gibt sich das gute Stück im Caban-Stil<br />

überhaupt nicht kratzbürstig, sondern angenehm<br />

warm. Während die maritimen Knöpfe für<br />

die Seetüchtigkeit sorgen, erlaubt der elegant<br />

derbe Look vielseitige Komb<strong>in</strong>ationsmöglichkeiten.<br />

Für 269,95 € <strong>in</strong> Schwarz und Beige<br />

sowie <strong>in</strong> verschiedenen Größen erhältlich.<br />

gaastraproshop.com<br />

...oder natürlich e<strong>in</strong><br />

SEGEL <strong>Journal</strong>-<br />

Abo!<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

83


E<strong>in</strong>e Wolke von <strong>Segel</strong>n –<br />

die Cutty Sark <strong>in</strong> der Fantasie<br />

des Mar<strong>in</strong>emalers Jack<br />

Spurl<strong>in</strong>g, entstanden im<br />

Atelier. Kapitän Woodget<br />

lichtete se<strong>in</strong> Schiff am 6.<br />

Juni 1888 mit se<strong>in</strong>er<br />

teuren Plattenkamera sehr<br />

viel unspektakulärer ab.<br />

Mit dem reduzierten Rigg<br />

brach der Klipper alle Rekorde<br />

auf der Kap-Hoorn-<br />

Route. Heute schwebt der<br />

Rumpf <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gläsernen<br />

Pavillon, und die schlanken<br />

Spieren ragen <strong>in</strong> den<br />

Himmel von Greenwich<br />

Cutty Sark<br />

fotos Hans-Harald Schack, Cutty Sark<br />

84 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


sailors I cutty sark<br />

Orig<strong>in</strong>algetreu<br />

geriggt: Bugspriet<br />

und Klüverbaum,<br />

zwischen den<br />

Ketten die Hexe<br />

Nannie <strong>in</strong> ihrem<br />

aufregenden<br />

Hemdchen, dem<br />

„Cutty sark“.<br />

Die Lady mit<br />

dem kurzen Hemd<br />

E<strong>in</strong>es der schönsten Schiffe der Klipper-Ära<br />

hat Sturm, Kostendruck, Rott und Feuer überlebt.<br />

Jetzt verdient es wieder reichlich Geld. Hans-Harald Schack<br />

war für das SEGEL JOURNAL an Bord.<br />

Wer zu Fuß vom Bahnhof Greenwich zur Themse h<strong>in</strong>unter<br />

geht und die zahlreichen Touristen ignoriert,<br />

die zum Royal Maritime Museum und zur Sternwarte<br />

wollen, bekommt mit etwas Fantasie e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck von e<strong>in</strong>em<br />

englischen Hafenstädtchen vor 150 Jahren. Der Pub an der Ecke<br />

heißt „Gipsy Moth“ und ist nach e<strong>in</strong>em anderen berühmten<br />

Schiff benannt, und über dem Gebäude türmt sich das mächtige<br />

und gleichzeitig grazile Rigg e<strong>in</strong>es der schönsten Schiffe der<br />

Welt auf, der Cutty Sark. Es gibt e<strong>in</strong>ige Städte, die man gesehen<br />

haben sollte (Jerusalem, New York, Rom), und für <strong>Segel</strong>enthusiasten<br />

e<strong>in</strong>ige Schiffe. Es trifft sich, dass die Cutty Sark <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

der sehenswerten Städte der Welt ihre belebte Ruhestätte gefunden<br />

hat, <strong>in</strong> London. Genauer im Vorort Greenwich, wo 1675<br />

die Londoner Sternwarte gegründet worden war, da man am<br />

verrauchten Londoner Nachthimmel ke<strong>in</strong>e Sterne beobachten<br />

konnte. Die Greenwicher Astronomen gaben der seefahrenden<br />

Welt ihr Koord<strong>in</strong>atensystem und die Zeit. Im GPS-Zeitalter ist der<br />

Null-Meridian e<strong>in</strong> paar Meter von der Sternwarte weg gewandert,<br />

die Zeit kommt aus Braunschweig, und Greenwich ist zum<br />

Museum geworden, dessen Prunkstücke sehr kle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d – die<br />

ersten Chronometer – oder sehr groß: die Cutty Sark.<br />

Der Name bedeutet „kurzes Nachthemd“ (man sagt dazu auch<br />

Negligé) und stammt aus e<strong>in</strong>em witzigen Gedicht von Robert<br />

Burns, <strong>in</strong> dem e<strong>in</strong> betrunkener Schotte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Art Walpurgisnacht<br />

gerät und sich für die Hexe Nanny <strong>in</strong> ihrem „cutty sark“<br />

begeistert. Das Schiff hat e<strong>in</strong>en bewegten Lebenslauf, und dass<br />

se<strong>in</strong>e Zeit noch nicht um ist, hat es der Qualität se<strong>in</strong>er Kapitäne<br />

und se<strong>in</strong>er Schönheit zu verdanken. An Todesurteilen fehlte es<br />

nicht. Das Schiff strandete, verlor se<strong>in</strong> Rigg, drohte zu verrotten,<br />

wurde gerettet und brannte als Museumsschiff aus. Noch bevor<br />

es überhaupt <strong>in</strong>s Wasser kam, erlitt die schottische Bauwerft<br />

Scott & L<strong>in</strong>ton Schiffbruch. Die Werft hatte für ihr erstes großes<br />

Schiff e<strong>in</strong>en Festpreis von 16.500 Pfund vere<strong>in</strong>bart – zu wenig<br />

für den damals hochmodernen Großsegler.<br />

Wer das Deck der Cutty Sark betritt, dem fällt zweierlei auf: Alles<br />

wirkt stark und solide, aber nichts ist klobig. Unter Deck lassen sich<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

85


sailors I cutty sark<br />

die fe<strong>in</strong>en L<strong>in</strong>ien fast noch besser erkennen als von außen, denn<br />

der Rumpf steckt heute bis zur Wasserl<strong>in</strong>ie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gläsernen<br />

Bau. Das geschwungene Glasdach soll an die wogende See er<strong>in</strong>nern<br />

und tut dies auch, wenn man’s weiß.<br />

Der Bau ist e<strong>in</strong> sehenswertes Stück Architektur. Die Halle ist gebaut<br />

wie e<strong>in</strong> Trockendock des 18. Jahrhunderts mit se<strong>in</strong>en abgestuften<br />

Wänden. Der Rumpf steht aber nicht auf se<strong>in</strong>em Kiel<br />

dar<strong>in</strong>, er schwebt! Man kann frei unter dem mit Mess<strong>in</strong>gblechen<br />

beplatteten Unterwasserschiff umherwandern, im Shop unter<br />

dem Heck e<strong>in</strong> paar Kalorien zu sich nehmen oder vom Bug aus<br />

das schwebende, 1.100 Tonnen schwere Schiff bewundern. Es<br />

wurde an e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>neren Stahlgerippe aufgehängt und ist jetzt<br />

an 24 geneigten Säulen aufgespießt wie e<strong>in</strong> Riesenschmetterl<strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wissenschaftlichen Sammlung.<br />

Multimediales Erlebnis: Der Kapitän (rechts) wird auf e<strong>in</strong>e Glasscheibe<br />

<strong>in</strong>s Kartenhaus projiziert, während e<strong>in</strong>e Stimme aus se<strong>in</strong>em Tagebuch<br />

vorliest. Auch der Fotograf ist nur e<strong>in</strong>e Spiegelung. Real ist das ganze<br />

Schiff drumherum – auferstanden wie Phönix aus der Asche nach dem<br />

Brand zu Beg<strong>in</strong>n der Restaurierung (oben)<br />

Die Cutty Sark gehörte zu den berühmten Teeklippern. Es<br />

waren Frachtschiffe, die im Ostasienhandel e<strong>in</strong>gesetzt wurden.<br />

Mit Tee, e<strong>in</strong>er leichten Ware mit hohen Gew<strong>in</strong>nspannen,<br />

ließen sich hohe Frachten erzielen. Die Strecken waren lang,<br />

dort machten <strong>Segel</strong>schiffe noch S<strong>in</strong>n. Als die Cutty Sark 1869<br />

fertiggestellt war, fuhren bereits seit zwanzig Jahren Dampfer<br />

im L<strong>in</strong>iendienst über den Atlantik, und e<strong>in</strong>e Überfahrt dauerte<br />

nur zehn Tage. Die Dampfer der Zeit waren zwar auch noch<br />

mit <strong>Segel</strong>n ausgerüstet, aber jedem weitsichtigen Menschen<br />

war klar, dass die re<strong>in</strong>en Segler e<strong>in</strong>e übermächtige Konkurrenz<br />

bekommen hatten. Dampfer fuhren meist auf den Tag pünktlich,<br />

sie waren schnell, und sie waren groß. Damit waren sie<br />

für den Passagiertransport prädest<strong>in</strong>iert. Segler hatten nur<br />

noch als Frachter auf Langstrecke e<strong>in</strong>e Chance, und ihre Tage<br />

schienen gezählt. Aber so schnell geht es nicht, die technische<br />

Vollendung <strong>in</strong> Form der riesigen stählernen W<strong>in</strong>djammer sollte<br />

erst noch kommen.<br />

In der Berufsschifffahrt spielt, anders als im Sport, Wirtschaftlichkeit<br />

die Hauptrolle. Es kommt auf Zeit, Geld und Sicherheit<br />

an. Die amerikanischen Klipper, die <strong>in</strong> hundert oder mehr Tagen<br />

von New York nach San Francisco segelten, waren schneller als<br />

bauchige Frachtsegler und sicherer als der Treck über Land. Die<br />

transkont<strong>in</strong>entale Eisenbahn machte ihnen den Garaus. Für die<br />

britischen Klipper im Ostasienhandel bedeutete der Suezkanal,<br />

der 1869 eröffnet wurde und den Dampfern den Weg ums Kap<br />

der Guten Hoffnung ersparte, das Aus. Kanal-Erbauer Ferd<strong>in</strong>and<br />

Lesseps schrieb e<strong>in</strong> Jahr später, er entschuldige sich bei den Seglern.<br />

Für viele stolze Segler, darunter die Cutty Sark, begann das<br />

Ende des Goldenen Zeitalters.<br />

Oder sollte ihre Zeit erst kommen?<br />

86 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


Die bekannten Gemälde der Cutty Sark zeigen e<strong>in</strong> Vollschiff (also<br />

e<strong>in</strong>en Dreimaster mit Rahen auch am achteren Mast, dem Besan),<br />

das unter vollem Tuch mit Leesegeln und sechs Rahsegeln<br />

am Großmast dah<strong>in</strong>stürmt. Das oberste <strong>Segel</strong> wird als Sky-<strong>Segel</strong><br />

bezeichnet (e<strong>in</strong>e Bezeichnung, die später, im W<strong>in</strong>djammer-<br />

Zeitalter, dem 7. <strong>Segel</strong> vorbehalten war), darunter folgen Royal,<br />

e<strong>in</strong> ungeteiltes Bramsegel, Ober- und Untermars und schließlich<br />

das Großsegel. 2.976 Quadratmeter Tuch treiben das Schiff<br />

voran. Schaumkronen auf den Wellen verraten, dass ordentlich<br />

W<strong>in</strong>d weht. Oft ist auf den Bildern e<strong>in</strong> zweiter Klipper im H<strong>in</strong>tergrund<br />

zu sehen, aber der E<strong>in</strong>druck trügt – die Cutty Sark hat nie<br />

e<strong>in</strong>es der Teerennen gewonnen. Im Grunde s<strong>in</strong>d diese Gemälde<br />

Regatta-Bilder. Auf dem ersten echten Foto der Cutty Sark ist von<br />

Wettfahrt-Atmosphäre nichts zu erkennen. Der stolze Schwan<br />

wirkt wie e<strong>in</strong>e abgetakelte Lady. Das Foto machte der siebte Kapitän<br />

des Klippers, Richard Woodget, im Juni 1888 vom Beiboot<br />

aus <strong>in</strong> den Doldrums. Das Schiff hat ke<strong>in</strong> Skysegel und ke<strong>in</strong>e<br />

Leesegel mehr, die es bei dem leichten W<strong>in</strong>d gut gebrauchen<br />

könnte (obwohl der Käpt’n dann vielleicht nicht mehr zum Fotografieren<br />

von Bord gehen könnte). Die Masten s<strong>in</strong>d gekürzt,<br />

der Vortopp um vier Meter, der Großmast um das Skysegel und<br />

acht Meter Stenge, der Besan um e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Meter.<br />

Und das brachte was. Das Schiff segelte zwischen 1885 und<br />

1895 im Wollhandel zwischen Australien und England, und<br />

natürlich waren auch diese Handelsfahrten „Rennen“ für die<br />

wettverrückten Engländer. Die Cutty Sark gewann jedes dieser<br />

Rennen, sie war das schnellste Schiff im Australiendienst . Es war<br />

e<strong>in</strong>e gute, erfolgreiche Zeit.<br />

1895 wechselte die Cutty Sark für 2.100 Pfund den Eigner, sie<br />

war jetzt e<strong>in</strong> altes Schiff, aber gut <strong>in</strong> Schuss. Sie fuhr unter portugiesischer<br />

Flagge, verlor im Sturm ihr Rigg und wurde personalsparend<br />

als Schonerbark getakelt. 1922 entdeckte e<strong>in</strong><br />

englischer Kapitän, der als Schiffsjunge auf ihr gefahren war, das<br />

schöne, aber heruntergekommene Schiff und kaufte es, um es<br />

vor dem Abwracker zu retten. 1954 kam es nach Greenwich, wo<br />

es <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Trockendock den Unbilden des englischen Wetters<br />

ausgesetzt war.<br />

Der hölzerne Rumpf auf se<strong>in</strong>em korrodierten Spantgerippe aus<br />

Schmiedeeisen wurde schwach, das Schiff konnte im Dock se<strong>in</strong><br />

eigenes Gewicht nicht mehr tragen und begann, die Form zu<br />

verlieren. Da beschloss das Museum <strong>in</strong> Greenwich die ganz<br />

große Lösung: Die Cutty Sark sollte zukunftssicher gemacht<br />

werden, Büros aus dem Schiff verschw<strong>in</strong>den, der ganze Rumpf<br />

dauerhaft restauriert und sehenswert präsentiert werden. Das<br />

war durchaus wirtschaftlich gedacht, wie es e<strong>in</strong>em Berufssegler<br />

geziemt. Kurator<strong>in</strong> Jessica Lewis über das 50-Millionen-Projekt:<br />

„Es war e<strong>in</strong>e spannende Arbeit. In fünfzig Jahren erst ist die<br />

nächste große Überholung fällig.“ Das Schiff hat derzeit 300.000<br />

Besucher im Jahr und verdient umgerechnet mehr Geld als <strong>in</strong><br />

manchen Jahren auf See. Die Entscheidung für die Generalüberholung<br />

wurde übrigens auf ungewöhnliche Weise belohnt. Im<br />

Jahr 2007 brannte das Schiff wegen e<strong>in</strong>es Kurzschlusses aus,<br />

weil aber die Restaurierungsarbeiten schon angelaufen waren,<br />

waren Rigg, Steuerrad, Ausrüstung und Beschläge abgebaut<br />

und ausgelagert. Deshalb besteht das heutige Museumsschiff<br />

zu 90 Prozent aus Orig<strong>in</strong>almaterial. Selbst das eiserne Spantgerüst<br />

ist fast vollständig erhalten.<br />

Holz-Skulptur e<strong>in</strong>es ch<strong>in</strong>esischen Kulis im Laderaum. Die weiß lackierten<br />

Spanten s<strong>in</strong>d die Orig<strong>in</strong>ale aus Schmiedeeisen, die dunklen Stahl-Spanten<br />

stützen den Rumpf für die Zukunft. Teekisten bilden Mobiliar und Böden<br />

im Inneren des Museumsschiffs, das auf 24 paarweise angeordneten<br />

Stützen im gläsernen Pavillon schwebt – großartige Architektur<br />

Falls Sie e<strong>in</strong> Mensch s<strong>in</strong>d, der sich ernsthaft für Großsegler <strong>in</strong>teressiert,<br />

werden Sie sowieso e<strong>in</strong>es Tages h<strong>in</strong>pilgern. Jeder<br />

Tampen, jeder Belegnagel ist „korrekt“, das Rigg ist wieder das<br />

des stolzen Tee-Klippers. Akzeptieren Sie die „schnelle“ Multimedia-Präsentation<br />

unter Deck als Tribut an die heutige Zeit. Auch<br />

K<strong>in</strong>der f<strong>in</strong>den das Schiff nicht langweilig. Falls Sie nur e<strong>in</strong> normaler<br />

Segler s<strong>in</strong>d, der vollendete Schiffe und schöne Museen<br />

gut f<strong>in</strong>det, fahren Sie bei Ihrem nächsten London-Besuch mal<br />

vorbei. Der alte Segler ist mehr als nur e<strong>in</strong> schönes Schiff.<br />

Geöffnet<br />

tägl. 10 - 18 Uhr<br />

10.90 GBP<br />

(erm. ab 5.90 GBP)<br />

rmg.co.uk<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

87


Frauke Klatt ist e<strong>in</strong>e der<br />

erfolgreichsten Maler<strong>in</strong>nen<br />

maritimer Kunst <strong>in</strong> Deutschland,<br />

seit über 20 Jahren stellt sie auf der<br />

boot Düsseldorf ihre Werke aus.<br />

SEGEL JOURNAL sprach mit ihr über immer<br />

neue Inspirationen, <strong>in</strong>ternationale Kunstkenner<br />

und Kunden und die Liebe zum <strong>Segel</strong>n.<br />

Von der See<br />

<strong>in</strong>spiriert<br />

Text sandra-valeska bruhns fotos Sandra-Valeska Bruhns, privat<br />

88 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


sailors I Frauke Klatt<br />

„Als ich im Jahr 1998<br />

das erste Mal bei der<br />

boot ausstellte,<br />

stand ich mit me<strong>in</strong>en<br />

Bildern noch<br />

zwischen Gummistiefeln<br />

und<br />

Bootsmotoren“...<br />

Inspiration für ihre oft großformatigen<br />

Bilder holt sich Frauke Klatt vor allem<br />

beim <strong>Segel</strong>n. E<strong>in</strong> optisch e<strong>in</strong>drucksvolles<br />

Bild s<strong>in</strong>d die dicht gezogenen, fast parallel<br />

ausgerichteten <strong>Segel</strong> auf der Startkreuz.<br />

Dazu passend der Titel des Bildes<br />

„At the l<strong>in</strong>e“ (oben). Vom warmen Sommernebel<br />

<strong>in</strong> Newport „Newport mist“<br />

bee<strong>in</strong>druckt entstand e<strong>in</strong>e Serie heller,<br />

fast weißer Bilder, bei denen <strong>in</strong> die wogenden<br />

Wellen auch Sandpartikel mit<br />

e<strong>in</strong>gearbeitet wurden (unten)<br />

... er<strong>in</strong>nert sich Frauke Klatt amüsiert. Seitdem ist auf dem Düsseldorfer<br />

Messegelände viel passiert, die Messe ist größer und strukturierter<br />

geworden, die Künstler haben nun <strong>in</strong> ihrer „eigenen“ Halle<br />

Gelegenheit, sich und ihre Werke zu präsentieren. „Zu uns kommen<br />

entweder Besucher, die sich von dem auch optisch anstrengenden<br />

Messebesuch e<strong>in</strong>e Pause gönnen möchten und sich an den Bildern<br />

erfreuen, oder Kunstkenner, die sich zielgerichtet die neuen Bilder<br />

e<strong>in</strong>es Künstlers ansehen möchten oder mit e<strong>in</strong>er ganz konkreten<br />

Kaufvorstellung kommen“, erzählt sie.<br />

Nicht nur durch die Messe <strong>in</strong> Düsseldorf konnte die 56-jährige Lübecker<strong>in</strong><br />

ihre <strong>in</strong>ternationale Bekanntheit ausbauen. Zahlreiche Bilder von ihr wurden<br />

bereits nach Japan oder <strong>in</strong> die Arabischen Emirate verkauft, an der<br />

Ostküste der USA hat sie viele Fans und Galerien, die ihre Bilder anbieten.<br />

Und das holländische Königspaar, Pr<strong>in</strong>z Willem-Alexander und se<strong>in</strong>e Frau<br />

Maxima, bekam sogar als Hochzeitsgeschenk von e<strong>in</strong>er holländischen<br />

Werft e<strong>in</strong> Bild der deutschen Künstler<strong>in</strong> geschenkt. Klar, dass auch im<br />

Internationalen Maritimen Museum <strong>in</strong> Hamburg e<strong>in</strong> Bild von ihr hängt.<br />

Ihre Bilder sprechen e<strong>in</strong>e eigene Sprache, die jeden Segler und Wasserliebhaber<br />

sofort anspricht. Fast schon e<strong>in</strong> Klassiker s<strong>in</strong>d ihre Aquarellbilder<br />

auf ausgedienten <strong>Segel</strong>n, zart wirkend, mit e<strong>in</strong>er starken Ausdruckskraft<br />

und e<strong>in</strong>em dom<strong>in</strong>anten Rahmen aus Niro versehen, der e<strong>in</strong> bisschen<br />

den Stil e<strong>in</strong>er modernen Yacht mit ihren typischen Niro-Beschlägen <strong>in</strong><br />

die gemalte Szenerie br<strong>in</strong>gt. Dazu kommen großformatige, kraftvolle<br />

Bilder <strong>in</strong> Acrylfarbe, die erst auf den zweiten Blick viele kle<strong>in</strong>e Details<br />

zeigen, die <strong>in</strong> die Darstellung der modernen Regattayachten mit e<strong>in</strong>ge-<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal 89


sailors I Frauke klatt<br />

„No risk - no fun“ betitelte die Künstler<strong>in</strong> dieses Bild, bei dem die Crew nur mit Mühe das übergeigte Schiff vor dem W<strong>in</strong>d auf Kurs halten kann.<br />

arbeitet wurden. Farbige Liekbändsel bilden auf e<strong>in</strong>igen Bildern die<br />

Vorstagen, die Kraft der Wellen und des Wassers wird wieder auf<br />

anderen Bildern durch e<strong>in</strong>gearbeiteten Sand unterstützt, der den<br />

Bildern e<strong>in</strong>e ganz eigene Haptik und leichte 3D-Optik gibt. „Sand als<br />

plastisches und gestalterisches Element arbeite ich sehr gerne <strong>in</strong><br />

me<strong>in</strong>e Bilder e<strong>in</strong>“, erklärt Frauke Klatt. „Aus der ganzen Welt br<strong>in</strong>gen<br />

mir <strong>in</strong>zwischen Freunde und Kunden <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Wasserflaschen<br />

Sand mit. Aus der Wüste oder vom Strand, jeder Sand ist anders,<br />

hat e<strong>in</strong>e andere Farbe und e<strong>in</strong>e andere Körnigkeit.“<br />

Die Inspiration für ihre Bilder bekommt sie vor allem durch das<br />

<strong>Segel</strong>n und die Zeit auf dem Wasser. Zusammen mit ihrem Mann<br />

und den drei erwachsenen Söhnen hat sie die First 35 Jacaranda<br />

<strong>in</strong> Travemünde liegen. Mit dem Schiff segeln sie sportlich auf Regatten,<br />

oder e<strong>in</strong>fach nur so, nach Feierabend. „Wir s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>nerhalb<br />

kürzester Zeit von zu Hause an Bord und segeln so sehr oft auch<br />

unter der Woche für e<strong>in</strong>e Stunde über die Lübecker Bucht“, sagt<br />

sie. „Durch das, was ich sehe oder bei den Regatten erlebe, nehme<br />

ich me<strong>in</strong>e Inspiration für die Motive, nur von Fotos abmalen wie<br />

andere Künstler, das kann ich nicht.“<br />

Durch das bewusste Erleben entsteht das Temperament der Bilder,<br />

<strong>in</strong> denen sie versucht, den besonderen Genussmoment e<strong>in</strong>zufangen.<br />

E<strong>in</strong> dramatischer Sonnenschuss mit laut schlagendem Sp<strong>in</strong>naker<br />

ist bei ihr ke<strong>in</strong> Thema für e<strong>in</strong> Motiv, wohl aber e<strong>in</strong>e Yacht,<br />

die mit Speed zur Tonnenrundung ansetzt. Beim Betrachten ihrer<br />

Bilder me<strong>in</strong>t man, den W<strong>in</strong>d zu spüren, der das Wasser aufpeitscht<br />

und die Schiffe vorwärts treibt.<br />

Im Laufe der letzten Jahrzehnte entstand e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationales Netzwerk<br />

an Kunden und Kontakten zu verschiedenen Galerien, die ihre<br />

Bilder ausstellen. „Durch me<strong>in</strong>en letzten Aufenthalt <strong>in</strong> Newport an<br />

der US-Ostküste habe ich e<strong>in</strong>en völlig neuen Stil für me<strong>in</strong>e Bilder<br />

entwickelt“, erzählt sie. „Über dem Hafen lag im Sommer e<strong>in</strong> warmer<br />

weißer Nebel, dazwischen segelten Zwölfer – e<strong>in</strong> unglaublicher<br />

Anblick.“<br />

Seitdem beherrscht die Farbe Weiß ihre Bilder. Weiß, dass nicht unsche<strong>in</strong>bar<br />

weiß ist, sondern e<strong>in</strong>e Struktur hat. Weiß, dass sich klar<br />

von Fahrwassertonnen oder <strong>in</strong> der Nebelwand auftauchenden<br />

Yachten unterscheidet. „Diesen völlig neuen Stil me<strong>in</strong>er Bilder, <strong>in</strong><br />

denen die Kunst des Zeichnens auf e<strong>in</strong>mal wieder wichtig wird,<br />

komb<strong>in</strong>iert mit den verschiedenen Sänden, macht die Besonderheit<br />

der neuen Motive aus“, erklärt sie. E<strong>in</strong> klarer Kontrapunkt zu<br />

allen optischen und akustischen E<strong>in</strong>drücken, die unsere Welt ansonsten<br />

oft beherrschen: Lautstärke, Helligkeit, Schnelligkeit. „Mit<br />

me<strong>in</strong>en weißen Bildern versuche ich, die Ruhe von Schwarz-Weiß-<br />

Bildern aufzunehmen“, sagt sie.<br />

Besucher der boot Düsseldorf können sich <strong>in</strong> der Halle 7.0 der Galeria<br />

boot Düsseldorf ihre alten und neuen Werke ansehen – und<br />

natürlich gleich kaufen und mitnehmen. „Wir haben schon oft<br />

während der Messe am Stand umhängen müssen, weil vor allem<br />

die kle<strong>in</strong>eren Exponate oft direkt mitgenommen werden“, sagt sie.<br />

E<strong>in</strong> besonderes Augenmerk sollte man als Betrachter der Bilder<br />

übrigens auf ihre Titel legen. Sie geben den Bildern noch e<strong>in</strong>en<br />

weiteren Aspekt, der über die bloße Betrachtung des Motivs h<strong>in</strong>ausgeht.<br />

„Aufgepasst“, heißt e<strong>in</strong> Bild, auf dem e<strong>in</strong>e Yacht sich anschickt<br />

die vor ihr fahrende mit achterlichem W<strong>in</strong>d zu überholen.<br />

Oder auch „Privatböe“ – e<strong>in</strong> Bild, das nur zu deutlich zeigt, was es<br />

für alle anderen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Regattafeld bedeutet, wenn e<strong>in</strong>er auf der<br />

ganz privaten Erfolgswelle davonsegelt.<br />

90 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


gew<strong>in</strong>nspiel<br />

Was Pflegendes fürs Schiff!<br />

Liebe Segler, <strong>in</strong> den letzten Monaten haben wir uns reichlich bemüht,<br />

Euch zu e<strong>in</strong>em knackigen, leckeren Aussehen zu verhelfen. Wir haben<br />

Kieler Woche Boxershorts, figurformende Wäsche und exklusive<br />

Pflegeserien verlost, jetzt s<strong>in</strong>d endlich mal die Schiffe dran!<br />

Und da fängt gute Pflege bekanntlich unten an, mit e<strong>in</strong>em wirksamen Anti-Foul<strong>in</strong>g,<br />

damit das Unterwasserschiff glatt und reibungsarm bleibt. Mit dem bewährten<br />

Antifoul<strong>in</strong>g von Seajet, vertrieben von Yachticon, entfällt das jährliche Schleifen<br />

des Unterwasserschiffes. Die neuen Antifoul<strong>in</strong>gs von Seajet verh<strong>in</strong>dern sogar e<strong>in</strong>en<br />

Bewuchs des Yachtrumpfs bei längeren Liegezeiten im Hafen und müssen nicht<br />

dauerhaft vom Wasser angeströmt werden, um den selbstre<strong>in</strong>igenden Effekt zu<br />

erzielen.<br />

Wie kommen Sie für Ihr Schiff an diese perfekte Langzeitpflege? E<strong>in</strong>fach<br />

das Kreuzworträtsel lösen und an die SEGEL-JOURNAL-Redaktion schicken.<br />

Anschrift: Quarto Media GmbH, SEGEL JOURNAL, Gurlittstraße 28, 20099 Hamburg<br />

oder per Mail an <strong>in</strong>fo@segeljournal.com<br />

E<strong>in</strong>sendeschluss ist der 31.01.2014.<br />

Die Gew<strong>in</strong>ner unseres Kreuzworträtsels<br />

werden schriftlich benachrichtigt.<br />

Foto: www.shutterstock.com/aragani12345s<br />

Zugmasch<strong>in</strong>e<br />

(Kzw.)<br />

<strong>Segel</strong>paradies<br />

im<br />

Pazifik<br />

französisch:<br />

Freund<br />

Hauptstadt<br />

von<br />

Malta<br />

alter dt.<br />

Tanz<br />

(franz.)<br />

franz.<br />

Schriftsteller<br />

(Jules)<br />

Messestadt<br />

der boot<br />

4 3 Papagei 10<br />

Fluss<br />

zur Aller<br />

(Nieder-<br />

2 5 sachsen)<br />

14<br />

6<br />

Schiff<br />

von<br />

Ehepaar<br />

nervöse<br />

größter<br />

Muskelzuckung<br />

Schlips re<strong>in</strong> deutscher<br />

See<br />

1<br />

Stoff-<br />

chemischewechselorgan<br />

Zeichen<br />

für Titan<br />

13 9<br />

11<br />

Kanton<br />

der<br />

Schweiz<br />

Treib-,<br />

Gärungsmittel<br />

griechischer<br />

Meergott<br />

nordischer<br />

Hirsch<br />

Kfz-<br />

Zeichen<br />

Neuss<br />

kle<strong>in</strong>es<br />

Lasttier<br />

Stoff mit neunter<br />

glänzender<br />

Oberfläche<br />

positiv<br />

geladene<br />

Elektrode<br />

Verstoß<br />

gegen<br />

göttliche<br />

Gebote<br />

Stadt u.<br />

Prov<strong>in</strong>z<br />

<strong>in</strong> Südspanien<br />

Kfz-<br />

Zeichen<br />

Seychellen<br />

persönliches<br />

Fürwort<br />

Ton e. diaton.<br />

Tonleiter<br />

(Mz.)<br />

mieten,<br />

pachten<br />

12 Wilts<br />

8 salem<br />

16<br />

7<br />

chem.<br />

Zeichen<br />

für<br />

Argon<br />

veraltet:<br />

unter,<br />

unterhalb<br />

Tempelberg<br />

<strong>in</strong><br />

Jeru-<br />

arabischer<br />

Männername<br />

langschwänziger<br />

Schiffskobold<br />

hawaiianische<br />

Blumenkette<br />

Selbststeueranlage<br />

englisch:<br />

Auto<br />

CEO Volvo<br />

Ocean<br />

Race<br />

(Knut ...)<br />

15<br />

muss<br />

man an<br />

Bord<br />

füttern<br />

aufgebrühte<br />

Metall-,<br />

Gewebeschl<strong>in</strong>ge<br />

Heißgetränke<br />

Zehnfußkrebs<br />

klassische<br />

Cabanjacke<br />

Lösungswort: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16<br />

feuchter<br />

Wiesengrund<br />

spanisch:<br />

Fluss<br />

griechische<br />

Gött<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>es<br />

hirschartiges<br />

Waldtier<br />

Typbezeichnung<br />

für<br />

Eissegler<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

91


sailors I heide + erich wilts/freydis<br />

Mit der Freydis<br />

nach Japan<br />

fotos erich wilts<br />

Heide und Erich Wilts s<strong>in</strong>d bekannt für ihre Touren <strong>in</strong> die entlegensten<br />

Gebiete der Erde. Nicht den ausgetretenen Pfaden der urlaubshungrigen<br />

Schönwettersegler gilt ihr Interesse, sondern den letzten Paradiesen<br />

von Menschen und Tieren.<br />

Ihre Erlebnisse während ihrer oft monatelangen Reisen haben sie <strong>in</strong> verschiedenen Büchern geschildert. Ihr neues Buch<br />

„Alaska – Japan. Die letzte Reise der Freydis II“ handelt von e<strong>in</strong>er entbehrungsreichen, fast unwirklich ersche<strong>in</strong>enden Reise<br />

<strong>in</strong> die entlegensten Regionen Alaskas, neuen, fremdartigen E<strong>in</strong>drücken im Land der aufgehenden Sonne und dem dramatischen<br />

Verlust ihrer Freydis II. Das Schiff, mit dem sie seit 1979 unterwegs waren, widerstand den Folgen des schweren Tsunamis<br />

2011, der atomaren Verstrahlung der ostjapanischen Küste nach der Katastrophe von Fukushima und dem darauffolgenden<br />

Taifun nicht und musste aufgegeben werden. Seit 1979, über 248.000 Seemeilen war die Freydis II für das Ehepaar,<br />

das 1990 se<strong>in</strong>e gut bezahlte Berufstätigkeit als Oberärzt<strong>in</strong> und Kaufmann quittierte und sich fortan der <strong>Segel</strong>ei und der Organisation<br />

von <strong>Segel</strong>reisen für bezahlende Crewmitglieder widmete, e<strong>in</strong> segelndes Zuhause. Schwimmender Mikrokosmos <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er zuweilen unwirtlichen Wasserwelt. Die Erkenntnis, das geliebte, durch e<strong>in</strong>en Taifun an die Klippen geworfene und zerschellte<br />

Schiff aufgeben zu müssen, gehört zu den bittersten Erfahrungen, die je e<strong>in</strong> Segler machen musste. Rückblickend<br />

ist das Paar der Freydis II und den vielen geme<strong>in</strong>samen Erlebnissen sehr dankbar. Als kle<strong>in</strong>en Appetithappen auf das ganze<br />

Buch, geschrieben von Dr. Heide Wilts, veröffentlicht das SEGEL JOURNAL das zentrale Kapitel „Freydis im Kirschblütenland“:<br />

April 2010: Zurück zur Freydis: Unsere Zeit auf den Südlichen<br />

Inseln und der Izu-Halb<strong>in</strong>sel ist vorbei; Hitomi – unser „Mann“<br />

<strong>in</strong> Japan – hat das Boot bereits <strong>in</strong> der Iwaki Sun Mar<strong>in</strong>a <strong>in</strong> Onahama<br />

angekündigt. Onahama liegt im Osten von Honshu, 100<br />

Seemeilen nördlich von Tokyo. Natürlich gibt es auch um Tokyo<br />

herum Mar<strong>in</strong>as, aber die s<strong>in</strong>d richtig teuer. Außerdem wollen wir<br />

lieber etwas weiter nach Norden, möglichst weg von den Zugbahnen<br />

der Taifune. Beste Bed<strong>in</strong>gungen: Südliche W<strong>in</strong>de, 4 Bft,<br />

volle <strong>Segel</strong>, starker, mitlaufender Strom: Laut GPS laufen wir 8-9<br />

Knoten – und das stundenlang! Das Ende ist allerd<strong>in</strong>gs wieder<br />

dramatisch: Blitz und Donnerwetter <strong>in</strong> der Nacht, dazu Kältee<strong>in</strong>bruch:<br />

Die Lufttemperatur ist um 11°C gefallen auf nur noch 10°C;<br />

Wasser: 8°C! Sibirien lässt grüßen. Erst kürzlich sahen wir auf e<strong>in</strong>er<br />

Eiskarte, dass das Ochotskische Meer, das an Hokkaido grenzt,<br />

noch vollständig mit Eis bedeckt ist.<br />

Am Morgen legen wir <strong>in</strong> Chosi, bei Kap Inubo, e<strong>in</strong>en Stopp<br />

e<strong>in</strong>. Unsere Freunde gehen von Bord. Sie müssen zurück nach<br />

Deutschland, und von hier aus haben sie es nicht weit zum Airport<br />

<strong>in</strong> Narita. Trotz der Stürme möchte ke<strong>in</strong>er von ihnen die Reise<br />

missen. „Japan ist e<strong>in</strong>e ganz eigene Welt“, f<strong>in</strong>det Mitsegler<strong>in</strong><br />

Eva aus Berl<strong>in</strong> nach den Erfahrungen <strong>in</strong> Japan, während Inge aus<br />

Dresden notiert: „Man braucht e<strong>in</strong> bisschen, um hier anzukommen<br />

– und damit me<strong>in</strong>e ich nicht nur die Distanz zwischen Dresden<br />

und Tokyo, sondern auch das Ausblenden der Klischees, die<br />

man über Japan im Kopf hat. Ja, es s<strong>in</strong>d viele, und ja, alles ist e<strong>in</strong><br />

bisschen auf die Spitze getrieben, aber – und das me<strong>in</strong>e ich jetzt<br />

ganz erst – es ist alles a n d e r s anders, als man erwartet.“<br />

Morgens um 04.00 Uhr kl<strong>in</strong>gelt der Wecker. Erich und ich stehen<br />

auf, tr<strong>in</strong>ken Kaffee. Um 05.00 Uhr dämmert es. Wir laufen aus,<br />

92 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


Der Stahlknickspanter Freydis II ist mit e<strong>in</strong>em drehbaren<br />

Ballastkiel ausgestatt, so dass die Yacht problemlos<br />

trockenfallen kann. In Geographic Harbor am Golf von<br />

Alaska, westlich der Kodiak-Insel, kamen die neugierigen<br />

Bären dem Schiff sehr nahe (oben). Bei stürmischem<br />

W<strong>in</strong>d g<strong>in</strong>g es für Heide und Erich Wilts von den<br />

Hawaii-Inseln zum entlegenen Midway-Atoll auf<br />

halbem Weg zwischen Kalifornien und Japan (unten)<br />

trotz Flaute und Nebel. E<strong>in</strong>e Robbe schaut aus dem Wasser, kle<strong>in</strong>e<br />

Sturmvögel fliegen über uns h<strong>in</strong>weg, Schiffe geistern an uns vorbei,<br />

darunter e<strong>in</strong> großes japanisches Kreuzfahrtschiff. Es hat wohl<br />

Hokkaido besucht.<br />

Als wir am 20. April <strong>in</strong> der Iwaki Sun Mar<strong>in</strong>a am Gästesteg festmachen,<br />

stehen dort Dutzende von Kirschbäumen <strong>in</strong> voller Blüte.<br />

Was für e<strong>in</strong> Empfang! „Perfektes Tim<strong>in</strong>g“, klopfen wir uns gegenseitig<br />

auf die Schulter, denn das wollten wir ja: zur Kirschblüte <strong>in</strong><br />

Japan se<strong>in</strong>. In den Parks nebenan wird dieses Naturschauspiel mit<br />

großen Picknicks unter den Kirschbäumen gefeiert. In der Mar<strong>in</strong>a<br />

ist es das Signal zur Eröffnung der <strong>Segel</strong>saison: Am 30. April bitten<br />

alle Bootsbesitzer um e<strong>in</strong> gutes Jahr für ihre Schiffe. Auch wir –<br />

die Freydis ist die e<strong>in</strong>zige ausländische Yacht <strong>in</strong> der Mar<strong>in</strong>a – s<strong>in</strong>d<br />

e<strong>in</strong>geladen zu diesem Ritual. Es wird von e<strong>in</strong>em Sh<strong>in</strong>to-Priester<br />

zelebriert, der dafür e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Altar unter freiem Himmel aufgebaut<br />

hat. Die Namen der Schiffe werden aufgerufen und die<br />

Eigner treten e<strong>in</strong>zeln nach vorn, verbeugen sich mehrfach vor<br />

dem Altar, dem Priester und den übrigen Schiffseignern, legen<br />

Zweige nieder und klatschen <strong>in</strong> die Hände. Die Abfolge dieser<br />

Handlungen ist bis <strong>in</strong>s kle<strong>in</strong>ste Detail festgelegt. Ich kann sie bei<br />

me<strong>in</strong>en Vorgängern genau studieren und trete nun ebenfalls<br />

nach vorn mit der Bitte, die bösen Geister mögen sich von unserer<br />

Freydis fernhalten. Als wir anschließend, wie alle Anwesenden,<br />

zu e<strong>in</strong>em Imbiss e<strong>in</strong>geladen s<strong>in</strong>d, fragt mich Erich: „Weißt du,<br />

welches Ereignis auf den Tag genau vor 20 Jahren unser Leben<br />

verändert hat?“ Ich überlege und dann fällt es mir e<strong>in</strong>: „Wir hatten<br />

beide unseren letzten Arbeitstag <strong>in</strong> unseren Berufen. Vom 1.<br />

Mai 1990 an waren wir frei.“ Auch das ist e<strong>in</strong> Grund zum Feiern.<br />

Die meisten Boote, die <strong>in</strong> der Mar<strong>in</strong>a liegen, s<strong>in</strong>d drei- bis vierstöckige<br />

Luxus-Motoryachten, mit denen reiche Japaner aus den<br />

Ballungsräumen stundenweise aufs Meer fahren, um zu angeln.<br />

Sie bilden e<strong>in</strong>e eigene Kaste, zu der wir ke<strong>in</strong>en Kontakt bekommen.<br />

Mit der kle<strong>in</strong>en Geme<strong>in</strong>schaft der See-Segler ist das etwas<br />

anderes. Überraschung: Es klopft. Der Arzt Sh<strong>in</strong>pei Suzuki von der<br />

<strong>Segel</strong>yacht Miji steht am Boot und überreicht uns e<strong>in</strong> Geschenk<br />

vom Hafenmeister Aki Sakamoto. „High Quality Present“ steht auf<br />

dem Karton. Es s<strong>in</strong>d herrliche Erdbeeren und Apfels<strong>in</strong>en, jede<br />

Frucht e<strong>in</strong>zeln verpackt. Herr Suzuki (hier sagt man Suzuki-san)<br />

und e<strong>in</strong>ige andere Segler, deren Boote <strong>in</strong> der Iwaki Sun Mar<strong>in</strong>a<br />

liegen, bitten uns, e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Vortrag zu halten über unsere<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

93


sailors I heide + erich wilts/freydis<br />

Nur rund e<strong>in</strong> Neuntel der Eisberge ist über Wasser<br />

zu sehen, <strong>in</strong> den Gewässern Alaskas war regelmäßiger<br />

Eisausguck Pflicht (oben); im japanischen<br />

Shimoda spielen K<strong>in</strong>der unbeschwert um das<br />

Denkmal zu Ehren von Kommodore Perry (unten)<br />

Antarktis-<strong>Segel</strong>reisen. Weil <strong>in</strong> ganz Iwaki ke<strong>in</strong> Diaprojektor mehr<br />

aufzutreiben ist, kauft er kurzerhand e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> Tokyo. Und Herr Hiroyuki<br />

Hiki, e<strong>in</strong> Freund Suzukis, Event-Manager und Direktor e<strong>in</strong>es<br />

humoristischen Theaters <strong>in</strong> Tokyo, reist eigens dafür per Flugzeug<br />

aus Nagasaki an, denn er träumt von e<strong>in</strong>er Reise <strong>in</strong> die Antarktis.<br />

Wir s<strong>in</strong>d gefordert, und der Hafenmeister, den wir ab jetzt bei<br />

se<strong>in</strong>em Vornamen „Aki“ nennen, übersetzt unsere englischen<br />

Kommentare zu den Dias <strong>in</strong>s Japanische. Anschließend werden<br />

wir alle von Herrn Suzuki zum Abendessen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Restaurant<br />

e<strong>in</strong>geladen. Viele Fragen zu unseren <strong>Segel</strong>reisen und zur <strong>Segel</strong>tradition<br />

<strong>in</strong> Deutschland werden gestellt. Man will auch unsere Me<strong>in</strong>ung<br />

über Japan hören und über das japanische Essen. Und es<br />

wird viel gelacht: Etwa als Herr Hiki wissen will, was denn nun das<br />

Allerwichtigste sei, das er mitnehmen sollte auf e<strong>in</strong>e <strong>Segel</strong>reise <strong>in</strong><br />

die Antarktis, und ich spontan „e<strong>in</strong>e Frau“ antwortete. Der schöne<br />

Abend im Kreis der neuen Freunde geht mit e<strong>in</strong>em Wolkenbruch<br />

zu Ende: Klitschnass klettern wir wieder an Bord.<br />

Auch als wir tags darauf den Supermarkt nach dem Proviante<strong>in</strong>kauf<br />

verlassen, regnet es wieder <strong>in</strong> Strömen. Ausgerechnet da streikt<br />

der klapprige Pick-up der Mar<strong>in</strong>a, den Aki uns zur Verfügung gestellt<br />

hat. Natürlich, wir hatten vergessen, das Licht auszuschalten.<br />

Was tun bei diesem Wetter? E<strong>in</strong>e Weile sitzen wir ratlos im Wagen<br />

und hören dem Regen zu, der auf das Blechdach trommelt.<br />

Erich überlegt, ob er vom Supermarkt aus die Mar<strong>in</strong>a anrufen soll,<br />

damit uns jemand abholt; ich dagegen mache mich lieber auf<br />

die Suche nach e<strong>in</strong>er Autowerkstatt. So etwas muss es schließlich<br />

auch hier geben. Das nächstgelegene Haus, unter dessen Dach<br />

ich mich flüchte, ist e<strong>in</strong>e Bankfiliale. „Konnichi-wa“, begrüßt mich<br />

die Dame an der Kasse. „Little problem“, sage ich. Sofort sammelt<br />

sich das kle<strong>in</strong>e Bankteam vor mir: „Change?“, fragt e<strong>in</strong> älterer Herr,<br />

vermutlich der Filialleiter. Ich schüttle den Kopf und trage me<strong>in</strong><br />

Problem auf Englisch vor, stoße aber nur auf freundliches Unverständnis.<br />

Man reicht mir Papier und Stift. Ich skizziere e<strong>in</strong> Auto<br />

mit e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Kasten im vorderen Teil und markiere zwei<br />

Striche mit + und –. Die Bankangestellten, die me<strong>in</strong>e Zeichenkünste<br />

aufmerksam verfolgen, geben schließlich mit freudigem<br />

„ahh“ und „ehh“ zu erkennen, dass sie das Bilderrätsel gelöst haben.<br />

Und als ich mit Daumen und Zeigef<strong>in</strong>ger andeute, dass die<br />

Batterie kaum noch Spannung hat, nicken sie verständnisvoll.<br />

E<strong>in</strong>er von ihnen geleitet mich zur nächsten Servicestation, und<br />

im Nu ist der Servicewagen bei unserem Pick-up und lädt die Batterie<br />

auf. Wir können losfahren. „Wie hast du das nur so schnell geschafft?“,<br />

fragt Erich. „Gute Beratung bei der Bank!“, lache ich und<br />

freue mich über die beglückende Erfahrung, dass auch <strong>in</strong> Japan<br />

gilt: Um verstanden zu werden, bedarf es ke<strong>in</strong>er Worte. „Nur selten<br />

wird man von Japanern nach Hause e<strong>in</strong>geladen“, hatte unser<br />

Freund und Japan-Kenner Thomas Eut<strong>in</strong>g vor unserer Reise nach<br />

Japan gesagt. „Man lernt schnell Leute kennen, aber bis daraus so<br />

etwas wie Freundschaft wird, kann es Jahre dauern. Man muss als<br />

Ausländer unheimlich aufpassen, dass man <strong>in</strong> diesem Niemandsland<br />

zwischen Sche<strong>in</strong> und Se<strong>in</strong>, zwischen Realität und Fassade,<br />

nicht verloren geht.“ Wir freuen uns deshalb ganz besonders, als<br />

Aki uns zum Abendessen <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Haus e<strong>in</strong>lädt. Endlich lernen wir<br />

auch se<strong>in</strong>e Frau und se<strong>in</strong>e beiden K<strong>in</strong>der kennen. Das Haus ist <strong>in</strong><br />

europäischem Stil gebaut und e<strong>in</strong>gerichtet, besitzt aber typisch<br />

japanische Zimmer mit Tatamiböden und spärlicher Möblierung.<br />

Erich ist sehr erleichtert, dass Tisch und Stühle, zu denen wir gebeten<br />

werden, Be<strong>in</strong>e haben. Unter den Speisen bef<strong>in</strong>den sich<br />

auch hauchdünne geräucherte Speckscheiben, die sich girlandenartig<br />

um andere Gerichte ranken. „Das ist Kujira (Walfleisch)“,<br />

erklärte Aki, überzeugt, uns etwas ganz Besonderes anzubieten.<br />

„Sei vorsichtig, wir s<strong>in</strong>d Greenpeace-Mitglieder!“, bekenne ich<br />

freundlich, denn nichts liegt mir ferner, als unsere Gastgeber zu<br />

kränken. „Aber was ist falsch daran, wenn wir Wale fangen, um sie<br />

zu essen?“, fragt Aki irritiert, als habe er noch nie etwas vom Artensterben<br />

gehört. Wird die Kontroverse <strong>in</strong> Japan etwa von den<br />

Medien totgeschwiegen? Anders können wir uns Akis Verhalten<br />

nicht erklären. „Kann man Walfleisch hier e<strong>in</strong>fach so im Supermarkt<br />

94 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


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sailors I heide + erich wilts/freydis<br />

Das auffällig rote <strong>Segel</strong>schiff Freydis II vor der Gletscherkulisse an der Kenai-Halb<strong>in</strong>sel (oben). Tsunami-Warnschild<br />

auf O-jima (l<strong>in</strong>ks). Das traurige Ende der Freydis II, nachdem e<strong>in</strong> Jahrhundert-Tsunami<br />

und zwei Taifune über sie h<strong>in</strong>weg gerast s<strong>in</strong>d (unten)<br />

kaufen?“, erkundige ich<br />

mich. „Nur <strong>in</strong> speziellen<br />

Geschäften, und auch<br />

nur, wenn man danach<br />

fragt. Es ist sehr teuer geworden“, erklären die beiden, und Aki fügt<br />

rasch h<strong>in</strong>zu: „Aber das hier hat uns e<strong>in</strong> Freund mitgebracht.“ Später<br />

entdecken wir <strong>in</strong> Tokyo sogar e<strong>in</strong> Restaurant, <strong>in</strong> dem Walfleisch serviert<br />

wird. Und e<strong>in</strong>ige Bewohner, die wir kennenlernen, berichten,<br />

dass es Walfleisch noch bis <strong>in</strong> die jüngste Zeit <strong>in</strong> Schulkant<strong>in</strong>en gab.<br />

Nun aber werde mehr R<strong>in</strong>d- und Schwe<strong>in</strong>efleisch gegessen und<br />

Walfleisch nur noch als Delikatesse – „vor allem, weil andere Staaten<br />

sich aufregen, wenn wir Wale schlachten“.<br />

In der Mar<strong>in</strong>a verläuft eigentlich alles zu unserer Zufriedenheit.<br />

Doch e<strong>in</strong>e Sorge bleibt: Die Taifunzeit kommt, und wir können die<br />

Freydis nicht wie geplant aus dem Wasser nehmen und auf das<br />

höher gelegene, betonierte Areal stellen, wo sie sicher wäre. Denn<br />

weder <strong>in</strong> der Iwaki Sun Mar<strong>in</strong>a noch <strong>in</strong> sonst e<strong>in</strong>er Mar<strong>in</strong>a <strong>in</strong> der<br />

Umgebung von Fukushima gibt es e<strong>in</strong>en Kran, der die 25 Tonnen<br />

der Freydis heben kann. „Unsere Schiffe s<strong>in</strong>d meist kle<strong>in</strong>er und aus<br />

Kunststoff“, erklärt Aki bedauernd, der überall telefonisch angefragt<br />

hat. Nicht, dass es an kräftigen Kränen mangelte: Im Industriehafen<br />

von Onahama um die Ecke s<strong>in</strong>d sie allgegenwärtig. Aber das nützt<br />

uns hier gar nichts: Die Freydis bleibt am Schwimmsteg, damit müssen<br />

wir uns abf<strong>in</strong>den. Um sie möglichst taifunsicher zurückzulassen,<br />

verbr<strong>in</strong>gen wir ganze Tage damit, sie <strong>in</strong> alle Richtungen mit<br />

dicken Le<strong>in</strong>en zu verspannen. Außerdem legt der Skipper sie auch<br />

noch <strong>in</strong> Ketten, <strong>in</strong> die er ausgediente Autoreifen als Ruckdämpfer<br />

e<strong>in</strong>baut. Zum Schluss ähnelt unser Schiffchen e<strong>in</strong>em armen<br />

Kettenhund. Unser Flug ist für den 3. Mai gebucht. Aber eigentlich<br />

will ich Japan noch gar nicht verlassen. Bisher habe ich doch nur h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>geschnuppert<br />

<strong>in</strong> dieses schöne Land und gerade so viel gesehen,<br />

dass me<strong>in</strong>e Neugier geweckt ist. Ich tröste mich damit, dass es<br />

hier ohneh<strong>in</strong> im Sommer viel zu heiß ist. Ende August kommen wir<br />

zurück und segeln nicht nur nach Hokkaido, sondern schauen uns<br />

auch Land und Leute näher an. Bestimmt! (…)<br />

Monate später ist von der Freydis II nicht mehr viel übrig, die<br />

bösen Geister haben sich doch das auffällig rote Schiff gegriffen.<br />

Die dramatischen Tage nach der verheerenden Naturkatastrophe<br />

im März 2011, h<strong>in</strong>gerissen vom Mitgefühl für die japanische Bevölkerung<br />

und der Sorge um das Schiff, werden von Heide Wilts<br />

<strong>in</strong> ihrem Buch sehr e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glich beschrieben. Ihre Erzählung mündet<br />

<strong>in</strong> der Entscheidung für den Neubau e<strong>in</strong>es Schiffes, der Freydis<br />

III. Mit dieser Yacht ist das Ehepaar auch 2014 wieder auf Tour,<br />

alle Infos zur geplanten Reiseroute und regelmäßige Berichte von<br />

Bord werden im Blog freydis.de veröffentlicht. Im nächsten Jahr<br />

zieht es das Ehepaar Wilts und die neue Freydis von ihrem derzeitigen<br />

Standort Australien wieder nach Japan, von dort soll es<br />

wieder nach Alaska und Sibirien gehen.<br />

Zum Weiterlesen:<br />

Dr. Heide Wilts/Erich Wilts:<br />

Alaska - Japan:<br />

Die letzte Reise der Freydis II<br />

Hardcover,<br />

Schutzumschlag,<br />

ISBN: 978-3-939870-02-9<br />

24,80 Euro,<br />

Ostfrieslandverlag – SKN<br />

96 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


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Natalie Brewer, Arnt Bruhns, Alke-Marit F<strong>in</strong>gerhut,<br />

Kirsten Panzer-Gunkel, Joseph<strong>in</strong>e Hartmann,<br />

Hasso-Christian Höher, Monika Kludas,<br />

Hans-Harald Schack, Matthias Ste<strong>in</strong>er, M<strong>in</strong>ou Tikrani,<br />

dr. Heide Wilts, Oliver W<strong>in</strong>dhorst<br />

Bianca Stüben<br />

Nora Jonath<br />

Anett Hillers, hillers@segeljournal.com<br />

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Die nächste Ausgabe<br />

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ersche<strong>in</strong>t am 05. März 2014<br />

januar/februar 2014 <strong>Segel</strong> journal<br />

97


update<br />

Wie läuft's...?<br />

„Ich mache<br />

me<strong>in</strong>en<br />

eigenen We<strong>in</strong>“<br />

Cengiz Inceören ist nicht nur leidenschaftlicher<br />

Segler und erfahrener Anbieter von Charterreisen, sondern<br />

auch e<strong>in</strong> Genussmensch. Nun erfüllte er sich e<strong>in</strong>en<br />

lange gehegten Traum und kelterte se<strong>in</strong>en eigenen We<strong>in</strong><br />

„Ich b<strong>in</strong> unter die W<strong>in</strong>zer gegangen“, freut sich Cengiz Inceören<br />

und holt e<strong>in</strong>e hübsch gestaltete Flasche We<strong>in</strong> hervor. Riesl<strong>in</strong>g,<br />

trocken. Mit e<strong>in</strong>em Label, das e<strong>in</strong>en Mann mit e<strong>in</strong>em ausgesprochen<br />

markanten Profil zeigt. Ähnlichkeiten mit ihm? „Sicher“, bestätigt er. „Es<br />

gibt e<strong>in</strong> Foto von me<strong>in</strong>er Militärdienstzeit <strong>in</strong> der Türkei als junger Mann,<br />

das mich im Profil zeigt, das haben wir nun von e<strong>in</strong>em Karikaturisten<br />

für das Etikett des We<strong>in</strong>es bearbeiten lassen.“ Zeugt vom Humor des<br />

W<strong>in</strong>zers und se<strong>in</strong>er Freude an e<strong>in</strong>er gelungenen Verpackung. In unseren<br />

Gläsern ist der Riesl<strong>in</strong>g C3, der dritte Jahrgang des Hobbyw<strong>in</strong>zers,<br />

der <strong>in</strong> der Nähe von Wiesbaden lebt.<br />

Türkei-Liebhaber<br />

Der passionierte Segler Cengiz Inceören ist e<strong>in</strong>er der<br />

Gründerväter des Charterns <strong>in</strong> der Türkei. Bereits <strong>in</strong> den<br />

70er Jahren des letzten Jahrhunderts erkannte er das Potenzial<br />

der türkischen Südküste und legte die ersten Yachten<br />

<strong>in</strong> die sich langsam entwickelnden Charterbasen.<br />

Heute ist se<strong>in</strong> Charterunternehmen Argos Yachtcharter,<br />

das er zusammen mit se<strong>in</strong>er Frau Aysegül und Sohn Bora<br />

betreibt, weltweit tätig.<br />

C1 im Jahr 2010 war e<strong>in</strong> Kab<strong>in</strong>ett, C2 e<strong>in</strong>e Spätlese aus drei verschiedenen<br />

Lagen. Durch den zufälligen Kontakt mit e<strong>in</strong>em ebenfalls <strong>in</strong> Deutschland<br />

lebenden türkischen Sommelier fand er e<strong>in</strong>en W<strong>in</strong>zer, der bereit war, e<strong>in</strong>en<br />

Teil se<strong>in</strong>er We<strong>in</strong>berge an ihn zu verpachten, aber auch die Pflege<br />

der Reben zu übernehmen. Rebstockpacht nennt sich das Geschäftsmodell<br />

des We<strong>in</strong>gutes Trenz. Der berühmte Johannisberg im Rhe<strong>in</strong>gau bei<br />

Wiesbaden ist nun auch Standort der Reben von Cengiz Inceören, hier<br />

verfolgt er das Jahr über das Wachstum se<strong>in</strong>er Trauben und ist mit zahlreichen<br />

Helfern bei der Lese im Spätsommer dabei. „Richtig spannend<br />

wird es, wenn der eigene We<strong>in</strong> <strong>in</strong> riesigen Stahltanks heranreift und man<br />

sich e<strong>in</strong>ige wenige Schlucke zum Probieren direkt im We<strong>in</strong>keller abzapfen<br />

kann“, berichtet er. Und ist stolz, dass er besonders guten Kunden<br />

und Partnern se<strong>in</strong>en eigenen We<strong>in</strong> anbieten und schenken kann.<br />

Mit e<strong>in</strong>em ausgewählten Etikett und e<strong>in</strong>em tr<strong>in</strong>kfreudigen Schraubverschluss.<br />

So passt der leichte We<strong>in</strong>, der jung getrunken werden muss,<br />

auch perfekt zu e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en <strong>Segel</strong>tour. Nur zwei Gläser e<strong>in</strong>packen und<br />

es kann losgehen. Los g<strong>in</strong>g es auch für W<strong>in</strong>zer Trenz vom gleichnamigen<br />

We<strong>in</strong>gut, der auf Vermittlung von Cengiz Inceören e<strong>in</strong>e Woche <strong>in</strong> der<br />

Ostsee segelte. Denn so, wie der Segler von dem erfahrenen W<strong>in</strong>zer lernt,<br />

kann auch der W<strong>in</strong>zer die Leidenschaft unter <strong>Segel</strong>n kennen lernen.<br />

Foto: Privat<br />

98 <strong>Segel</strong> journal januar/februar 2014


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