26.02.2014 Aufrufe

Segel Journal Catana 59 (Vorschau)

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

neue serie: jetzt kaufich mir ein schiff<br />

<strong>Segel</strong><strong>Journal</strong><br />

segeljournal.com · märz/april 02/2013 · 5,20 Euro<br />

Alles, was Segler bewegt<br />

Revierporträt Müritz<br />

für individualisten und<br />

naturliebhaber<br />

Hetis Geschichte<br />

Deutsche 12MR-yacht<br />

mit Gaffeltakelung<br />

Österreich: 5,80 Euro · Schweiz: SFR 9,80 · BeNeLux: 5,90 Euro · Italien/Spanien: 6,60 Euro<br />

Place to be<br />

14 Orte für<br />

weltumsegler<br />

Yachtcheck<br />

<strong>Catana</strong> <strong>59</strong><br />

groSSer kat für lange törns<br />

1


PANTAENIUS C H A R T E R<br />

Ob Bootseigner<br />

oder Charterer,<br />

wir haben<br />

das individuelle<br />

Versicherungspaket<br />

für Sie.<br />

GER13047 www.hqhh.de 02/2013<br />

Skipperhaftpflicht auch<br />

einzeln abschließbar!<br />

www.pantaenius.de/charter<br />

Einfach online abschließen!<br />

Deutschland · Großbritannien · Monaco · Dänemark · Österreich · Spanien · Schweden · USA · Australien<br />

Hamburg · Tel. +49 40 37 09 10 · München · Tel. +49 89 99 84 34 20<br />

2 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013<br />

www.pantaenius.de


editorial<br />

Nicht bald, jetzt!<br />

Als Segler lebt man davon Prioritäten zu setzen, bei Manövern gibt es Reihenfolgen,<br />

beim Anlegen, <strong>Segel</strong>packen, Essen, Kochen an Bord. Immer muss etwas<br />

zuerst getan werden, damit das Nächste funktioniert. Und das ist mit dem großen<br />

Traum vom <strong>Segel</strong>n ähnlich: Es gibt Momente, in denen passt einfach alles<br />

ziemlich gut zusammen. Das Schiff ist da, vielleicht ein wenig Geld, der Job könnte<br />

auch noch ein bisschen warten. Und genau das ist der Moment es zu tun,<br />

damit man nicht in ein paar Jahren verpassten Chancen nachtrauert.<br />

Jemandem Tipps zu geben über Dinge, die man noch nicht gemacht hat, ist<br />

dabei immer eine schwierige Geschichte. Im SEGEL JOURNAL lesen Sie nur Stories<br />

von Autoren, die unterwegs waren oder in der Vorbereitung sind. Unsere Autoren<br />

haben Träumen und Zielen Taten folgen lassen und einfach gemacht, was sie tun<br />

wollten: <strong>Segel</strong>n. Die Welt erobern. Das Leben genießen. Die See erfahren.<br />

Wolfgang Weber, der auf seiner Yacht Galateia zweimal die Welt umrundete,<br />

hat für das SEGEL JOURNAL 14 Spots zusammengestellt, die man<br />

auf einem Trip um die Welt gesehen haben sollte. Plätze, die nur von der<br />

Wasserseite ihre besondere Schönheit offenbaren. Orte, die schon von<br />

Generationen von Seefahrern aufgesucht wurden.<br />

Claus Reissig hat auch einfach mal gemacht. Und sich ein Schiff gekauft.<br />

In unserer neuen Serie berichtet er von seinem Leben als Bootseigner.<br />

Doch bis zum ersten Schlag muss noch einiges getan werden. Also führt<br />

er Listen. Listen mit Sachen, die an Bord fehlen. Listen mit dringenden<br />

Reparaturen. Listen mit nötigen Reparaturen. Listen mit…<br />

Unsere Autorin Kirsten Panzer-Gunkel hat erlebt, dass ein Seglerleben ohne<br />

eigene Yacht wunderschön sein kann. Sie hat den Winter-Blues in<br />

Deutschland gegen eine Woche <strong>Segel</strong>n in der Karibik getauscht. Als Teil<br />

einer gut organisierten Chartermannschaft, die gerade dann zusammenhält,<br />

wenn nicht alles nach Plan läuft.<br />

Und auch Nioclás Seeliger hat einfach mal gemacht: an Bord der Roald<br />

Amundsen angeheuert und losgefahren. Aus seinen Erlebnissen an Bord ist der<br />

Roman „Durch den Wind“ entstanden. Wir haben ein Kapitel ausgewählt, in dem<br />

er sich der Rolle des Kapitäns bei Sturm stellen muss.<br />

In unserem Beileger über die Türkei stellen wir Ihnen ein Land vor, das mehr<br />

bietet als eine sonnige Urlaubsreise. Jahrtausendealte Kultur, wunderschöne<br />

Buchten und eine überwältigende Gastfreundschaft machen das Land zu einem<br />

Paradies für Segler.<br />

Wo immer Sie in die neue Saison 2013 starten: Ich wünsche Ihnen, dass nicht<br />

mehr viel an Bord zu tun ist. Und dass Sie sich die Zeit für das nehmen können,<br />

was wichtig ist: <strong>Segel</strong>n!<br />

Viel Spaß beim Lesen der neuen Ausgabe wünscht Ihnen<br />

Sandra-Valeska Bruhns<br />

Chefredakteurin


inhalt<br />

März/April 2013<br />

16 HETI<br />

40 british virgin islands<br />

52 panzer segelt...<br />

auf der müritz<br />

Foto: www.shutterstock.<br />

com/SchneiderStockImages<br />

yachting 13 – 36<br />

travel 37 – 58<br />

Sports <strong>59</strong> – 76<br />

14 Highlights<br />

38 highlights<br />

60 highlights<br />

16 100 Jahre heti<br />

12MR-Renner, Hausboot, Übungsschiff<br />

und nun wieder traditioneller<br />

Gaffelsegler<br />

22 yachtcheck catana <strong>59</strong><br />

Der perfekte Katamaran<br />

für die große Fahrt<br />

28 jetzt kauf' ich mir ein schiff<br />

teil 1: Die Sache mit den Listen<br />

32 ortungssysteme<br />

Technik für Helfer und Helfende<br />

40 british virgin islands<br />

Nasse Dollars, Hummer und Piraten<br />

48 place to be<br />

14 Orte für Weltumsegler<br />

52 panzer segelt...<br />

auf der müritz<br />

Deutschlands größten See zu<br />

erkunden, braucht Zeit<br />

58 Travel-Guide<br />

62 clipper race<br />

Das Weltrennen für jeden,<br />

der Zeit, Geld und Ausdauer hat<br />

70 youth america's cup<br />

45 statt 72 Fuß: Die Regatta für<br />

die Cup-Cracks von morgen<br />

72 mittwochsregatta<br />

Mit dem Känguru-Prinzip<br />

um die Tonnen<br />

35 yachting-guide<br />

4 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


62 clipper race<br />

80 durch den wind<br />

Die Kombination aus wirklichem und wahrhaftigem <strong>Segel</strong>n,<br />

aus Fighten, Feiern und Faulenzen, das macht die Karibik Trophy<br />

auf den British Virgin Islands aus<br />

sailors 77 – 97<br />

standards<br />

78 highlights<br />

03 editorial<br />

80 durch den wind<br />

Nioclás Seeligers Roman von<br />

Bord der Roald Amundsen<br />

86 ein mittagessen mit...<br />

Niklas Zennström, Skype-Gründer<br />

und Eigner der Rennyacht Rán<br />

92 sonnenbrillen<br />

Gut sehen und super aussehen –<br />

nicht nur an Bord<br />

96 Meer-Lektüre !<br />

Neue Bücher für Segler,<br />

gelesen von Stefan Schorr<br />

06 zoom<br />

10 magazin<br />

94 Gewinnspiel<br />

Thor Heyerdahl-Fan?<br />

Wir verlosen Kino-Packages zum<br />

neuen Film über die Kon-Tiki<br />

95 impressum<br />

98 16 fragen an...<br />

Cengiz Inceören,<br />

Gründer von Argos-Yachting<br />

märz/april 2013<br />

Titelfoto: <strong>Catana</strong> <strong>59</strong><br />

Copyright: Claus Reissig<br />

segeljournal.com<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

5


6 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


zoom<br />

78 Tage, zwei Stunden, 16 Minuten<br />

und 40 Sekunden – Weltrekord!<br />

François Gabart ist der erste, der alleine in weniger<br />

als 80 Tagen um die Welt segelte. Auf der<br />

Ziellinie der Vendée Globe Challenge riss er voller<br />

Stolz die Arme in die Höhe, beim Anblick der Menschenmassen,<br />

die ihm von der Pier in Les Sables<br />

d’ Olonne zujubelten, schlug er von Emotionen<br />

überwältigt die Hände vors Gesicht. AnschlieSSend<br />

zündete er, wie es sich für einen echten Vendée<br />

Globe-Segler gehört, zwei Handfackeln an und lief<br />

mit seiner Yacht im Schein der Bengalos in den<br />

Hafen ein. Kaum einer hatte in dem 29-jährigen einen<br />

Favoriten auf den Sieg bei der härtesten Einhand-<br />

Regatta der Welt gesehen. Der blonde, jungenhaft<br />

wirkende Skipper, der von der französischen Presse<br />

gern als idealer Schwiegersohn charakterisiert<br />

wird, nahm nach dem Zieldurchlauf erst einmal<br />

seine Frau minutenlang fest in die Arme.<br />

Foto: © VINCENT CURUTCHET / DPPI / Vendée Globe<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

7


Sieben gegen einen<br />

Den leichtesten Job an Bord der Supermaxi Ragamuffin-Loyal<br />

hat der Typ vorne auf dem Gennakerbaum,<br />

der mit dem Einschäkeln des Code Zero beschäftigt<br />

ist. Sieben weitere Kollegen zerren derweil an dem<br />

über das Vorliek aufgerollten gewaltigen <strong>Segel</strong>, um<br />

die Spannung von der Schot zu nehmen. Die Helikopter-Aufnahme<br />

entstand nur wenige Minuten nach dem<br />

Start zur prestigeträchtigen Sydney-Hobart-Regatta.<br />

Die 2005 als Maximus gebaute Elliot 100 kam nach dem<br />

Sieger der Regatta Wild Oats als zweite Yacht ins Ziel.<br />

Für Eigner Syd Fischer war es die erste Teilnahme mit<br />

seiner 2012 gekauften Yacht an der Regatta. Der<br />

inzwischen 85-jährige Fischer ist der bekannteste<br />

Offshore-Segler Australiens, war sechsmal im<br />

Admiral’s Cup-Team seines Landes und hatte diverse<br />

Rennyachten, die immer auf den Namen Ragamuffin<br />

getauft wurden. Klar, dass der Mann mehrfach<br />

„Australian yachtman of the year“ wurde. Einen<br />

besonderen Rekord teilt er sich übrigens mit Sir<br />

Thomas Lipton: Beide forderten fünfmal den<br />

America’s Cup-Gewinner heraus.<br />

By the way: Ragamuffin ist ein schnöder, frecher<br />

Gassenjunge.<br />

Regattanews.com<br />

8 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013<br />

Foto: © Carlo Borlenghi / Rolex


zoom<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

9


magazin<br />

Der berühmte Forscher und Abenteurer Thor Heyerdahl<br />

war Nichtschwimmer. Das ist eine der erstaunlichen Tatsachen,<br />

die man in Joachim Rønnings und Espen Sandbergs<br />

Spielfilm „Kon-Tiki”, der am 21. März in den deutschen Kinos<br />

anläuft, über den norwegischen Volkshelden erfährt.<br />

Seine Reise wurde zur Legende: Der junge Forscher Thor<br />

Heyerdahl (Valheim Hagen) überquert 1947 auf einem<br />

selbstgebauten Floß aus Balsa-Hölzern, genannt Kon-Tiki,<br />

die Weiten des Pazifischen Ozeans – mit ungewissem Ausgang.<br />

Die riskante Forschungsreise ist für den Norweger<br />

die einzig reale Chance, seine revolutionäre Theorie zu beweisen:<br />

Polynesien wurde vor 1.500 Jahren zuerst – und<br />

zwar genau mit einem solchen Floß – von Südamerika aus<br />

besiedelt. Damit stellt er sich nicht nur gegen die gesamte<br />

Fachwelt, Heyerdahl setzt auch sein Leben aufs Spiel – und<br />

natürlich seine große Liebe.<br />

Ein bewegendes, von wunderschönen Naturaufnahmen<br />

gekröntes maritimes Melodram mit historischem Hintergrund.<br />

SJ-Urteil: Angucken. So viele begeisterte norwegische<br />

Zuschauer können nicht irren. kontiki-derfilm.de<br />

Nichtschwimmer<br />

auf<br />

groSSer<br />

Fahrt<br />

tasche mit<br />

herkunftsnachweis<br />

Jedes gute Hühnerei von glücklichen Hühnern,<br />

die immer nur frei herumgelaufen sind<br />

und sehr korrekte Bio-Körner gepickt haben,<br />

hat einen Herkunftsnachweis. Wenn man<br />

den aufgestempelten Zifferncode zu lesen<br />

versteht, bleiben keine Fragen offen und<br />

der Konsument weiß: Das ist ein echtes Ei.<br />

Wer sich sicher sein will, dass die coole neue<br />

Tasche aus <strong>Segel</strong>stoff auch wirklich schon<br />

einige Meilen hinter sich hat, wird beim französischen<br />

Label 727 Sailbags fündig. Ein Aufnäher<br />

auf Taschen, Portemonnaies<br />

und Schreibmappen zeigt genau,<br />

was für ein <strong>Segel</strong> verwendet<br />

und auf welchem Schiff es<br />

gefahren wurde. Typisch für<br />

Frankreich: Es sind auffällig viele<br />

Katamaran-<strong>Segel</strong> dabei.<br />

727sailbags.com<br />

Meer Müll<br />

im Museum<br />

Lust, auf Langfahrt zu gehen und im Pazifik Garbage<br />

Island zu suchen? Ob es eine Insel dieses Namens wirklich<br />

gibt, ist nicht belegt. Fakt ist aber, dass sich auf dem<br />

Ozean eine riesige schwimmende Fläche aus Plastikmüll<br />

gebildet hat. Müll, der durch die Meere schwimmt, verdreckt<br />

das Wasser, lässt Tiere verenden, die Plastikfetzchen<br />

mit Nahrung verwechseln, und landet durch den<br />

Nahrungskreislauf in Form von Fischen wieder auf unseren<br />

Tellern. Extrem unappetitlich? Finden wir auch. Aber<br />

genau deshalb lohnt sich ein Besuch der Ausstellung<br />

„Endstation Meer?“ im Hamburger Museum für Kunst<br />

und Gewerbe. Damit wir das nächste Mal springen, wenn<br />

eine Plastiktüte in den Hafen weht. mkg-hamburg.de<br />

10 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


Zum Abhängen für zu Hause<br />

Na, auf der Kante wieder eine schlechte Figur gemacht? Und die Bauchmuskeln<br />

der letzten Saison sind über die langen Wintermonate spurlos verschwunden? Zusammen<br />

mit dem dreifachen Deutschen Meister im Laser und Olympiateilnehmer im<br />

49er Tobias Schadewaldt hat Bootsbaumeister Hendrik Kohrs aus Hooksiel Hängebänke<br />

speziell für Laser-Segler entwickelt. Die Trainingsgeräte entsprechen genau den<br />

Maßen eines Laser-Cockpits. Und sehen dabei noch so stylisch aus, dass sie vielleicht<br />

sogar im Wohnzimmer stehen dürfen. spezialbootsbau.de<br />

„Schlage nie ein Kind im fremden Hafen,<br />

denn es könnte dein eigenes sein“<br />

Ratschlag für die kommende Saison<br />

alles nur für die frau,<br />

oder was?<br />

Dr. Jim Clark ist begeisterter Segler und hat vor allem genug Geld, sich Schiffe zu<br />

leisten, von denen wir Normalos nicht einmal träumen. Darf er auch haben, als Mitbegründer<br />

von Netscape und Silicon Graphics hat er die digitale Revolution entscheidend<br />

vorangetrieben. Ihm gehören der 90-Meter-Schoner Athena, derzeit die<br />

drittgrößte <strong>Segel</strong>yacht der Welt, und Hanuman, ein Nachbau der J-Class-Yacht Endeavour<br />

II. Doch was nun? Clark verkauft. Geht das – der Mann ohne Schiff? Und<br />

stimmen die Gerüchte, dass seine Frau Kristi, die als australisches Bademoden-Model<br />

Kristi Hinze bekannt wurde, die <strong>Segel</strong>ei gar nicht so toll findet? Denn nun ist die<br />

Athena für schlappe 73 Millionen Euro auf dem Markt, Hanuman für 14 Millionen.<br />

Clark, der nächstes Jahr 70 wird, begründete den Verkauf der Schiffe damit, dass er<br />

bereits zweimal um die Welt gesegelt sei und das Mittelmeer und die Karibik inzwischen<br />

auswendig kenne. Kann aber auch sein, dass seine Frau mehr Familienzeit für<br />

sich und das inzwischen geborene Baby forderte und Clark seine vierte Ehe gerne<br />

fortführen möchte. Wie dem auch sei: So schnell wechseln Schiffe dieser Größenordnung<br />

selten den Besitzer. superyachts.com<br />

Fotos: Hersteller, Michaela Hille (Meermüll), Marine<br />

christliche seefahrt auf der<br />

gorch fock<br />

Auf dem <strong>Segel</strong>schulschiff der Bundesmarine Gorch Fock wird in Zukunft immer<br />

ein Militärgeistlicher mitsegeln und dort Seelsorger und Ansprechpartner<br />

für die jungen Kadetten sein. Die geplante Einschiffung eines<br />

Geistlichen gehört zu einem Paket von Reformen an Bord des Schiffes,<br />

nachdem das einstige Vorzeigeschiff Deutschlands vor knapp zwei<br />

Jahren durch zwei Todesfälle an Bord und Klagen der Kadetten über<br />

harsche Ausbildungsmethoden in die Schlagzeilen geraten war. Das<br />

gefährliche Auf- und Absteigen wird nun an Land auf einem Trainingsmast<br />

geübt, außerdem hat die Marine moderne Schwimmwesten<br />

angeschafft. Seit Januar dieses Jahres werden wieder Kadetten<br />

an Bord der „Fucking George“ ausgebildet. marine.de<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

11


magazin<br />

Kurt Arrigos<br />

Nilaya-Foto<br />

ist das Beste<br />

Die Insel Capri, die sich im blank polierten Rumpf der Superyacht Nilaya<br />

spiegelt, ließ Rolex-Fotograf Kurt Arrigo auf den Auslöser drücken. Mit diesem<br />

Bild, das er von der Baltic 112 beim Volcano Race schoss, gewann der<br />

maltesisches Fotograf nun den Wettbewerb Yacht Racing Image of the<br />

Year 2012. „Das Wetter war den ganzen Tag lang schlecht”, erinnert sich<br />

Arrigo an die Aufnahme. „Wir hatten uns mit dem Helikopter schon auf<br />

den Rückweg gemacht. Aber plötzlich riss es etwas auf und ich bat den<br />

Piloten, noch einmal zu dem führenden Schiff umzudrehen.” Ein Umweg,<br />

der sich gelohnt hat. Die Jury musste aus den eingereichten Bildern von<br />

46 internationalen Fotografen wählen. yachtracingimageoftheyear.com<br />

spruch des Monats:<br />

„Da kann man sich<br />

nicht über Stunden am<br />

Ruder festklammern<br />

wie Käpt’n Kleister!“<br />

<strong>Segel</strong>profi Tim Kröger über die Notwendigkeit,<br />

bei Hochseerennen ohne<br />

Rücksicht auf die empfindliche Eigneroder<br />

Skipperpsyche immer den Steuermann<br />

einzusetzen, der bei den vorherrschenden<br />

Bedingungen aus der Yacht<br />

die beste Performance herauskitzelt<br />

Kate<br />

trägt Bala<br />

Ach nee, jetzt heißt sie ja Prinzessin<br />

Catherine und trägt<br />

den royalen Nachwuchs des<br />

englischen Königreiches unter<br />

ihrem Herzen, aber egal, entscheidend<br />

für diese Meldung<br />

ist: Die schöne Kate – Trendsetterin<br />

in Sachen Fashion und<br />

Stil – ist eine von uns. Der klassische<br />

Damen-Mokassin Bala<br />

von Dockside-Spezialist Sebago<br />

hat es ihr angetan. Kostet<br />

dezente 99,90 Euro, ist in vielen<br />

verschiedenen Farben erhältlich<br />

und so schön flach, dass<br />

man damit meilenweit durch<br />

Häfen und Küstendörfer wandern<br />

kann. whatkatewore.com<br />

Kein Rostklopfen im Elitezoo<br />

Was stellt man sich unter einer Hafencity vor? Richtig, einen Stadtteil im Hafen, mit Stegen, Booten<br />

und Seglern. Die schmucken Dampfer und historischen Segler, die am Sandtorkai der Hamburger<br />

Hafencity ihr Quartier haben, machen auch erst das maritime Flair aus, das mancher Immobilienbesitzer<br />

suchte, als er einen Kaufvertrag für eine der teuren, neu entstandenen Wohnungen unterschrieb.<br />

Doch nun gibt es Ärger in Hamburgs jüngstem Stadtteil: Die Segler arbeiten an ihren<br />

Schiffen, und das verursacht Lärm, schlimmer noch: hafentypische Geräusche! Drei Hammerschläge<br />

an Bord der Traditionsschiffe genügen und bei den Anwohnern regt sich sofort Protest. Alle Beschwerden<br />

laufen bei Joachim Kaiser auf, Geschäftsführer der Stiftung Hamburg Maritim, die den<br />

Sandtorhafen betreibt und schon einen ganzen Ordner voller Beschwerden gesammelt hat. Einer<br />

der ehrenamtlichen Hafenmeister sagte gegenüber dem Hamburger Abendblatt: „Die Schiffseigner<br />

verhalten sich tadellos, aber wir haben hier einen Elitezoo wohnen.“ hafencity.com<br />

Fotos: Hersteller; www.shutterstock.com/Mariusz S. Jurgielewicz<br />

12 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


yachting<br />

Foto: Monika Kludas<br />

highlights neues auf dem Markt 14 – 15<br />

heti Deutschlands 12er mit traditioneller Gaffeltakelung 16 – 21<br />

yachtcheck catana <strong>59</strong> Perfekter Katamaran für lange Touren 22 – 27<br />

schiffskauf die sache mit den listen 28 – 31<br />

ortungssysteme Technik, die Leben rettet 32 – 34<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal 13


yachtinghighlights<br />

Mit der<br />

Matratze<br />

an den Strand<br />

Eines kann man den Vätern der Tiwal 3.2, der Schlauchjolle,<br />

nicht vorwerfen: mangelnden Mut zu Neuem. Für Yachteigner<br />

könnte sie sogar das ideale Beiboot werden. Der Rumpf wird<br />

einfach aufgeblasen, Mast drauf, zwei Ausreitbügel und das<br />

Ruder dran und schon kann es losgehen. Mit dem Schlauchsegler<br />

will Designerin Marion Excoffon dem Trend zu aufblasbaren<br />

Booten eine segelnde Alternative zur Seite stellen. 50<br />

Kilogramm wiegt der Mini-Segler, zerlegt passt er in zwei Taschen<br />

– und damit vermutlich in die meisten Backskisten. Der<br />

Aufbau soll 20 Minuten dauern. tiwal.com<br />

Drüberschmieren<br />

und gut!<br />

Biresin Boat Repair heißt das neue Wundermittel von Sika für kleinere Reparaturen<br />

an der Außenhaut oder an Deck. Ob Polyester, Epoxid oder Holz:<br />

Einfach eine Tube Epoxy und ein Fläschchen Aktivator mischen und zügig<br />

verarbeiten. Glasfaser-Gewebestreifen, Mischbecher, Mixstäbe, Pinsel,<br />

Schleifpapier und Handschuhe gehören zum Erste-Hilfe-Pack für Yachten<br />

von Sika auch dazu. Und natürlich eine ausführliche Arbeitsanleitung.<br />

deu.sika.com<br />

14 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013<br />

Schneller Katamaran<br />

aus dem Land der Ferraristi<br />

Der Slyder 46 ist ein Katamaran der neuen Generation. Und zeigt<br />

gleich, wo er seine gestalterischen Wurzeln hat: Das Konzept kommt<br />

von Christian Paulitsch, der viele Jahre für Wally arbeitete. So ist auch<br />

das Design des Katamarans sehr italienisch, fein und minimalistisch.<br />

Das im Vinylester-Komposit-Infusionsverfahren gebaute Schiff wiegt<br />

bei einer Länge von rund 14 Metern und einer Breite von 7,15 Metern<br />

nur 7,8 Tonnen. Mit so wenig Leergewicht und einer Amwindsegelfläche<br />

von 129 Quadratmetern geht es auf dem Kat flott voran. Der Slyder<br />

46 ist als Eignerversion und als Vier-Kabiner erhältlich, Speed-Enthusiasten ordern<br />

das Schiff mit einem Karbonrigg und rotierbarem Mast. catcruising.de


Fotos: Hersteller<br />

Generator<br />

mit handlaminierten<br />

Rotorblättern<br />

Der Silentwind Generator 400+ punktet an Bord mit einer Reihe<br />

von Verbesserungen gegenüber dem Vorgängermodell. Schon<br />

bei wenig Wind beginnt er zu laden, die vergrößerte Windfahne<br />

ermöglicht eine schnellere Windnachführung und exaktere<br />

Windausrichtung bei Seegang, und die Nennleistung beträgt nun 420 Watt.<br />

Dazu sind die CFK-Rotorblätter fast echte Handarbeit… Zumindest von<br />

Hand geschliffen werden sie, bevor sie an Bord ihren oft jahrelangen Dienst<br />

antreten. Durch ihren UV-Schutz sind sie weltweit in allen Klimazonen im<br />

Einsatz und haben sich auch bei Polar-Forschungsstationen bewährt.<br />

silentwindgenerator.de<br />

NV.-Karten<br />

auch elektronisch<br />

Vor allem in nordeuropäischen Gewässern sind die Seekarten des Eckernförder<br />

NV. Verlags nicht mehr wegzudenken. Die Kartensätze sind kompakt,<br />

detailliert und auf die Bedürfnisse von Wassersportlern zugeschnitten. Jetzt<br />

haben die nachrückenden Junior-Chefs bei den Nautischen Veröffentlichungen<br />

den Weg ins digitale Zeitalter geebnet: Die Karten können in<br />

Zukunft auf Plottern der Hersteller Lowrance, Simrad und B&G gelesen werden.<br />

Die Karten werden nach dem Plug & Play-Prinzip auf SD- oder Micro<br />

SD-Karten angeboten. Aktuell verfügbare Kartenregionen umfassen Europa,<br />

USA, Kuba, Bahamas und die Karibik. nv-verlag.de<br />

BarfuSSroute mit<br />

aufgepusteter <strong>Segel</strong>latte<br />

So ein schöner Vormwinder kann bei einer kleinen<br />

Crew ganz schön viel Stress auslösen. Denn bevor<br />

der Spinnaker gesetzt ist und das Schiff beschleunigt,<br />

ist oft Hektik an Bord angesagt. Und so mancher<br />

Segler wünscht sich mindestens ein paar Arme<br />

mehr. Deutlich entspannter lässt sich ein Parasailor<br />

setzen, der im Gegensatz zum konventionellen<br />

Spinnaker auch noch besser steht und nicht dazu<br />

neigt einzufallen. Die Stabilität kommt durch einen<br />

horizontal quer zwischen den Lieken verlaufenden<br />

Flügel, der sich wie eine Luftmatratze aufpustet und<br />

das <strong>Segel</strong> versteift. Wie eine <strong>Segel</strong>latte stützt er das<br />

<strong>Segel</strong>, wenn es durch einen leichten Winddreher<br />

einfallen möchte. Das ist smart. Und deshalb haben<br />

die beiden Schweriner André Kurreck und Tim Wolf<br />

mit ihrer nur 7,31 Meter langen Shark 24 bei ihrem<br />

Trip von Las Palmas in die Karibik auch so ein <strong>Segel</strong><br />

dabei. Damit an Bord keine Hektik aufkommt, nur<br />

weil der Wind von achtern schiebt. istec.ag<br />

Der Travel 1003 – so sauber, leicht und<br />

leise kann ein Außenborder sein.<br />

Kraftvoller, effizienter, komfortabler: der Travel 1003 entspricht einem 3 PS Außenborder und bringt es auf bis zu 5 kn.<br />

Mit integriertem Lithium-Akku, GPS im Bordcomputer, wasserdicht IP 67.<br />

Der perfekte E-Außenborder für Dinghies, Klein- und <strong>Segel</strong>boote bis zu 1,5 t.<br />

www.torqeedo.com


yachting I Heti<br />

100 Jahre<br />

heti<br />

text monika kludas fotos Monika Kludas; Stiftung Hamburg Maritim<br />

16 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


Sie ist der letzte deutsche<br />

12er mit traditioneller Gaffeltakelung,<br />

wurde nach glanzvollen Jahren auf<br />

den Regattabahnen ZUM ÜBUNGSANLEGER<br />

UND HAUSBOOT VERUNSTALTET, musste<br />

ein Refit in eine IOR-Yacht ertragen<br />

und darf jetzt wieder sein, was sie<br />

wirklich ist: Ein schnelles, mit<br />

groSSer Handwerkskunst<br />

gefertigtes Schiff. Die neu<br />

erwachte Leidenschaft für<br />

die 12mR-Klasse gab den<br />

AnstoSS zur originalgetreuen<br />

Restaurierung.<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

17


"Es war ein herrliches Schiff,<br />

das wir alle liebten"<br />

Die inzwischen verstorbene Hedwig Howaldt geborene Eschenburg durfte den Zwölfer zweimal auf ihren Kosenamen Heti taufen: 1912 als Sechsjährige<br />

beim Stapellauf und 2000 im Alter von 94 Jahren während der Restaurierung (oben). Wie ihre beiden Schwestern und drei Brüder war sie eine begeisterte<br />

Seglerin. An dem stark beanspruchten Rumpf und Deck musste jedes historische Detail rekonstruiert werden (unten rechts und links)<br />

Ohne Seezaun und nur mit zwei Vorsegelwinschen auf<br />

dem weit überholenden Deck der Zwanzigmeteryacht<br />

Heti konzentrierte Regattamanöver zu fahren, das pusht<br />

den Adrenalinspiegel der sieben Männer und Frauen an den<br />

oberen Anschlagpunkt. An der Leetonne holt Christopher Rothe<br />

auf dem Achterdeck frei stehend 90 Meter Großschot Hand über<br />

Hand, gegen den Winddruck im 125 Quadratmeter großen <strong>Segel</strong>.<br />

Gleichzeitig wird auf dem stampfenden Vorschiff der 280 Quadratmeter<br />

große, um sich schlagende Spinnaker vom Mast gepflückt<br />

und ins Vorluk gestopft. Und manch ein Zuschauer schluckt trocken,<br />

wenn zur Beobachtung der Regattakonkurrenten Vorschiffsmann<br />

Moritz Drerup auf dem vier Meter langen Klüverbaum ohne<br />

Netz und doppelten Boden bis zur Nock hinausrutscht. Da krallt<br />

sich der Bowman gern mit <strong>Segel</strong>schuh-geschützten Füßen am<br />

Wasserstag fest, bis er auf seinem exponierten Posten am Klüverstag<br />

angekommen ist. Die 12mR-Yacht wie zu Kaisers Zeiten zu<br />

segeln, ersetzt jedes Fitness-Studio. Dennoch – den strahlenden<br />

Gesichtern sieht man den prickelnden Kick an, den ihnen Wind,<br />

Wasser und Rauschefahrt geben.<br />

Auf einer originalgetreuen Rennyacht wie Heti, die 2012 ihr erstes<br />

Jahrhundert vollendet hat, sind Reling und ganze Batterien von<br />

Winschen einfach tabu. Die anderen restaurierten 12mR-Yachten<br />

wie Trivia, Sphinx, Anitra und Evaine wurden 25 Jahre später gebaut,<br />

als man die Kraft der Kurbel überall an Deck verteilte. Aber<br />

auch sie fahren keine Stützen und Drähte spazieren. Nur auf Anitra,<br />

18 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


yachting I heti<br />

Lebenslauf der 12mR-Yacht Heti<br />

1912 Konstruktion und Bau auf der Oertz-Werft in Hamburg-<br />

Neuhof für den Lübecker Holzimporteur Hermann Eschenburg,<br />

Taufe durch seine Tochter Hedwig<br />

1919 Übernahme durch den „Verein Seglerhaus am Wannsee“<br />

1923-1939 neuer Name ist Traum, Eigner und Torfhändler Max Hamers<br />

lässt sie zur Yawl umtakeln, er gewinnt 1936 den Helgoländer Inselpreis<br />

1939-1942 vermutlich Auflieger an der Weser<br />

1942-1949 Eigner Heinz Harmssen, Weser Yacht Club Bremen,<br />

Umbenennung in Nathurn<br />

1949-1960 vermutlich Hausboot auf der Weser<br />

1960-1966 als Übungsanleger Seeschwalbe bei der Hanseatischen<br />

Yachtschule Glücksburg durch Ramming schwer beschädigt<br />

1967 Der nächste Eigner Karsten Schaper repariert das immer<br />

noch motorlose Boot notdürftig, nennt es Moby Dick und segelt<br />

mit den veralteten Makosegeln<br />

1967 Peter Himstedt und Karl W. Maßberg restaurieren das Schiff,<br />

taufen es Saturn und takeln es zur Bermudaslup um<br />

Zur Gaffelyawl umgetakelt bleibt Traum (ex-Heti) eine schnelle Rennyacht<br />

und gewinnt 1936 den Helgoländer Inselpreis<br />

die intensiv zum Hochseesegeln genutzt wird und öfters unerfahrene<br />

Mitsegler an Bord hat, gehören Reling, Bug- und Heckkorb<br />

selbstverständlich zur Törnausrüstung.<br />

Schon 1912 segelte die Lübecker Familie Eschenburg auf der Heti<br />

ohne Decksbegrenzung. Die jüngste Eignertochter Hedwig, die<br />

als Sechsjährige den Neubau auf ihren Kosenamen taufen durfte,<br />

schätzte es ebenso wie ihre zwei Schwestern, am Ruder zu sitzen,<br />

während ihre drei Brüder mit Vater Hermann die <strong>Segel</strong> trimmten.<br />

Die Taufpatin Hedwig Howaldt war im April 2000 wie elektrisiert, als<br />

sie mit fast 94 Jahren ihre Yacht bei der Restaurierung wiedersah:<br />

„Es war ein herrliches Schiff, das wir alle liebten“, schwärmte sie in<br />

lebendig bewahrten Erinnerungen. „Bei Regatten vor Travemünde<br />

standen wir Kinder auf der Mole und beobachteten die Heimkehr<br />

der Teilnehmer. Einmal kam der Vater abends mit einer Büste von<br />

Kaiser Wilhelm II. als Preis nach Hause und seufzte: „Wo wir den nun<br />

bloß noch hinstellen!’“<br />

Zu jener Zeit gehörte der Gaffelkutter, vom namhaften Konstrukteur<br />

Dr. Max Oertz auf dessen Werft am Reiherstieg in Hamburg-<br />

Neuhof gebaut, zu einer der größten Rennklassen. Nach der ersten<br />

internationalen Meterformel von 1907 vermessen ergaben die Parameter<br />

wie Länge, Umfang, Tiefgang und <strong>Segel</strong>fläche die Zahl 12,<br />

daher 12mR-Yacht. Während die 8mR-Boote und noch kleinere Meterklassen<br />

ansehnliche Regattafelder zustande brachten, blieben<br />

deutsche Konkurrenten in der 12-, 15- und 19mR-Klasse und mit<br />

den riesigen Schonern (Rennwert um 27) recht einsam. Maximal<br />

je fünf Meldungen bei der Kieler Woche kamen nur durch ausländische<br />

Teilnehmer zustande. Auch der segelbegeisterte Prinz Heinrich<br />

war mehrfach aktiver Gast an Bord der Heti. Ende August 1919<br />

1974 komplette Modernisierung nach IOR mit neuem Deckslayout<br />

und Rigg, der Rumpf wird mit Laminat überzogen<br />

1977 Friedrich Goebel wird Eigner und verlegt das Schiff mit neuem<br />

Namen Romeo nach Imperia/Italien. Umbau und erfolgreiches<br />

Regattasegeln, bis 1998 durch eine Rigghavarie mit einer anderen<br />

Oertz-Yacht der Mast bricht<br />

1999 Goebel überlässt Romeo dem Verein „Jugend in Arbeit Hamburg<br />

e.V.“, der eine originalgetreue Restaurierung plant<br />

2000 Die „Stiftung Hamburg Maritim“ übernimmt als Beschäftigungsträger<br />

die Yacht. Die Taufpatin von 1912, Hedwig Howaldt<br />

geb. Eschenburg, tauft sie zurück auf den Namen Heti<br />

2005 Unter der Regie des Förder- und Betreibervereins „Freunde<br />

der <strong>Segel</strong>yacht Heti e.V.“ geht die 12mR-Yacht wieder in Fahrt und<br />

nimmt an Klassiker-Regatten teil<br />

2012 Heti feiert ihren 100. Geburtstag<br />

segelte die stolze Rennyacht ihre letzte Wettfahrt für Hermann<br />

Eschenburg und erhielt dann einen neuen Liegeplatz beim Verein<br />

Seglerhaus am Wannsee (VSaW) in Berlin, wo sie von den Alliierten<br />

nicht mehr als Seeschiff im Rahmen des Versailler Vertrags konfisziert<br />

werden konnte. In den folgenden 85 Jahren widerfuhr Heti,<br />

mehrfach umbenannt, umgeriggt, zum Anlegeponton verunstaltet<br />

und vernachlässigt, eine Odyssee, die ein weniger hochwertig<br />

gebauter Rumpf wohl nicht überstanden hätte (siehe Lebenslauf ).<br />

Zwischenzeitlich bewies sie als modernisierte IOR-Rennyacht Saturn<br />

mit vielen Hamburger Jungs ihr großes Potenzial und gewann<br />

1974 und 1975 das Blaue Band der Niederelbe mit neuem Bahnrekord,<br />

den bisher die 12mR-Yacht Lobito (ex-Sphinx) gehalten hatte.<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

19


31,5 Quadratmeter Toppsegel müssen gebändigt werden. An der Bronzepinne die erfahrene Regattaseglerin Caroline Hagenberg (links).<br />

Fünf Jahre beanspruchte allein der Rückbau des modifizierten<br />

Klassikers beim Verein „Jugend in Arbeit Hamburg e.V.“. Zu Hetis<br />

Glück wurden dem Hamburger Unternehmer Philipp Schilling<br />

beim Anblick der endlos langen<br />

Überhänge und der immer<br />

noch herrlichen Linien die Knie<br />

weich und das Herz groß. Mit 13<br />

Partnern und Sponsoren gründete<br />

er den Verein „Freunde<br />

der <strong>Segel</strong>yacht Heti e.V.“, der für<br />

die rund 600.000 Euro teure Finanzierung<br />

des Wiederaufbaus<br />

sorgte. Dafür erhielt der Verein<br />

von der Schiffseignerin, der<br />

„Stiftung Hamburg Maritim“,<br />

die Genehmigung zur Dauernutzung,<br />

die eine Verpflichtung zur öffentlichen Präsentation des<br />

Kleinods traditioneller Hamburger Bootsbaukunst mit einschließt.<br />

Am 3. Oktober 2005 verrenkten sich die Hamburger am Elbstrand<br />

und in den feiertäglich gut besuchten Cafés von Oevelgönne bis<br />

Schulau die Köpfe, als der mit cremefarbenen <strong>Segel</strong>n geschmückte<br />

mächtige Gaffelkutter wunderschön restauriert durch die Wellen<br />

pflügte. „Ich habe mich beim ersten <strong>Segel</strong>n richtig in Heti verliebt“,<br />

gesteht Refit-Konstrukteur Max Riedl, der Rumpf und Rigg für das<br />

ursprüngliche harmonische Zusammenspiel neu berechnete.<br />

„Es ist fantastisch, dass sie jetzt fertig ist.“ Und auch Skipper Sven<br />

Klingenberg würdigte den einhundertsten Geburtstag 2012 mit<br />

"Auf einem klassischen<br />

Zwölfer zu segeln,<br />

ist etwas<br />

Ehrenvolles"<br />

einer persönlichen Liebeserklärung: „Auf einem klassischen Zwölfer<br />

segeln zu dürfen, sich in der Königsklasse des <strong>Segel</strong>sports zu bewegen,<br />

ist an sich schon etwas Ehrenvolles, dem man mit Demut und<br />

Dankbarkeit begegnen muss.“<br />

Der 45-Jährige, der im zarten<br />

Alter von sechs Monaten zum<br />

ersten Mal auf die elterliche<br />

Stahlsloop getragen wurde<br />

und später in zahlreichen Revieren<br />

so ziemlich alles einschließlich<br />

60-Fuß-Swans und<br />

dem weltgrößten Karbon-Kat<br />

unter den Füßen hatte, weiß,<br />

wovon er spricht. Touren mit<br />

dem historischen Zwölfer wie<br />

die Jubiläumsreise 2012 in die<br />

schwedischen Schären sind eine navigatorische wie seglerische<br />

Herausforderung. „Man muss wissen, wie dieser besondere Gaffelkutter<br />

gefahren wird“, macht er deutlich, „vor allem, wenn der Riesen-<br />

Großbaum 60 Zentimeter über Deck rüberdonnert. Da wird manchmal<br />

auch den alten Hasen mulmig“, gibt er zu bedenken. Auch<br />

Alexander Groth und der Schiffsmakler Thomas G. Ernst, aktives Mitglied<br />

des Betreibervereins, führen die sportliche Heti. Die Crewmitglieder,<br />

je nachdem wie eingespielt sie sind, brauchen zum Setzen<br />

der fünf Basissegel Groß, Fock, Klüver, Flieger und Toppsegel zwischen<br />

20 und 45 Minuten. Bei Regatten gibt es für zehn Männer und<br />

Frauen genug zu tun. „Alleine das Gaffelsegel wiegt 250 Kilogramm<br />

und muss von Hand mit Piek- und Klaufall synchron gesetzt werden“,<br />

20 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


yachting I heti<br />

beschreibt Klingenberg den physischen Aufwand. „Ohne Einsatz von<br />

Winschen, nur mit Untersetzung von Taljen, bleibt es eine Knochenarbeit<br />

von meist sechs kräftigen Menschen, die die richtige Technik<br />

beherrschen.“ Und die gelegentlich mitsegelnden Chartergäste<br />

staunen immer, wie viel Muskelkraft zum Bewegen des 27 Tonnen<br />

schweren Klassikers erforderlich ist.<br />

Raumschots auf der<br />

Regattabahn mit 230<br />

Quadratmetern Tuch<br />

Während am Ende der Wettfahrten auf den anderen Zwölfern, die<br />

teilweise sehr ehrgeizig gesegelt werden, Manöverkritik geäußert<br />

wird, ist die Crew der Heti oft nur froh, mit heiler Haut und ohne<br />

Schaden in den Hafen zurückzukommen. Mit der Gaffeltakelung<br />

bleibt sie auf den Up-and-Down-Kursen den hochgetakelten<br />

Schiffen unterlegen und deshalb wird diese Art Wettfahrten eher<br />

gemieden. „Gute Regattasegler wollen nicht hinterherfahren“,<br />

meint Klingenberg selbstbewusst. „Dagegen sind die klassischen<br />

Dreiecke wie bei den German Classics in Laboe prima.“ Bei durchschnittlich<br />

drei Beaufort und Halbwindkurs rauscht die alte Dame<br />

mit acht Knoten über den Parcours. „Dieses majestätische Dahingleiten<br />

ist ein großartiges Gefühl, so unfassbar schön“, sprudelt der<br />

Skipper vor Begeisterung über. Anschließend hockt die Crew auf<br />

weißen Kissen entspannt auf dem Vorschiff und genießt ein Glas<br />

Wein, hauchdünn geschnittenen Serrano-Schinken und den sommerlichen<br />

Sonnenuntergang. Thomas G. Ernst hat auf so mancher<br />

Fahrt mit Kunden und Geschäftsfreunden „den bleibenden Eindruck,<br />

dass man sich über fett lackiertem Holz, mit Leder benähten<br />

Blöcken und faszinierenden <strong>Segel</strong>eigenschaften einer so alten<br />

Yacht sehr viel näher kommt, als wenn man mit diesen Leuten zum<br />

Lunch gehen würde“.<br />

Heti hebt sich aber nicht nur durch eine ausgelassene Stimmung<br />

ab. Grundsätzlich wird mit gemischter Crew gesegelt, was in der<br />

Regattaszene der großen Klassiker noch nicht überall zum Standard<br />

zählt. Wie an Bord zu hören ist, fördert diese Patchwork-<br />

Familie die Quantität und Qualität der Kommunikation erheblich<br />

und sorgt unterwegs für jede Menge Spaß. Alle sind dazu bereit,<br />

in der Enge des Schiffs Rücksicht aufeinander zu nehmen, denn<br />

eine Privatsphäre in der offenen Inneneinrichtung gibt es kaum.<br />

Neue erfahrene Mitsegler, männlich oder weiblich, sind jederzeit<br />

willkommen. Auch der Humor kommt bei der Einweisung nicht zu<br />

kurz: „Da ist vorn, dort ist hinten, hier geht’s zur U-Bahn“, wird manch<br />

einer gleich zu Anfang auf den Arm genommen. Aber tatsächlich<br />

herrscht „ein klarer Ton an Bord“, damit auch in schwierigen Situationen<br />

alle wissen, was zu tun ist. „Die Motivation, die daraus resultiert,<br />

kommt der Pflege und dem besonnenen Umgang mit der<br />

historischen Rennyacht zugute“, fasst Sven Klingenberg zusammen.<br />

Das menschliche Miteinander, das die Liebe zu Heti bewirkt,<br />

verspürt auch Philipp Schilling: „Bisher habe ich meine Freunde<br />

meistens abends beim Essen im Restaurant getroffen, jetzt<br />

machen wir an Bord auch tagsüber etwas gemeinsam. Die Art der<br />

Gespräche hat sich verändert und ich lerne andere Wesenszüge<br />

meiner Freunde kennen.“<br />

In nunmehr sieben erfolgreichen Saisons hat die restaurierte<br />

12mR-Yacht rund 5.700 Seemeilen geloggt, einschließlich<br />

eines mehrwöchigen Törns zu ihrem 100. Geburtstag in<br />

die schwedischen Schären. Der hätte bestimmt auch „Heti"<br />

Hedwig Howaldt geb. Eschenburg gefallen.<br />

heti<br />

Lüa Rumpf<br />

Lüa mit Klüverbaum<br />

Lwl<br />

breite<br />

tiefgang<br />

verdrängung<br />

takelung<br />

18,60 m<br />

23 m<br />

13,24 m<br />

3,50 m<br />

2,80 m<br />

27 t<br />

Gaffelkutter<br />

segelfläche am Wind 230,5 m 2<br />

Gennaker 200 m 2<br />

spinnaker 280 m 2<br />

baumaterial<br />

konstrukteur<br />

konstrukteur restaurierung<br />

Innen- und AuSSendesign<br />

Werft/Baujahr<br />

Restaurierung<br />

Eigner<br />

Betreiber<br />

Mahagoniplanken auf Holz- und<br />

Stahlspanten<br />

1912, Dr. Ing. Max Oertz<br />

Max Riedl, Hamburg<br />

Max Riedl, Hamburg<br />

Max Oertz Werft, Hamburg-Neuhof/1912<br />

Jugend in Arbeit Hamburg e.V./1999-2005<br />

Stiftung Hamburg Maritim<br />

Freunde der <strong>Segel</strong>yacht HETI e.V<br />

heti-12mR.de<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

21


yachtcheck<br />

Perfekt für<br />

lange strecken<br />

<strong>Catana</strong> kennt sich aus mit Katamaranen für groSSe<br />

Törns, die neue <strong>59</strong> wurde mit Spannung erwartet. Design und<br />

Lebensraum an Bord sind ein Quantensprung der Yachtgestaltung.<br />

Für das <strong>Segel</strong> <strong>Journal</strong> war Claus Reissig an Bord.<br />

fotos <strong>Catana</strong>/claus reissig<br />

22 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


yachting I catana <strong>59</strong><br />

Ein Katamaran ist das Richtige für lange<br />

Strecken, am besten geht es mehrere Tage<br />

geradeaus und dann liegt das Schiff als Bungalow<br />

vor Anker in einer Bucht. Ein Kat ist<br />

das Lebeschiff; wo andere Segler die Reise<br />

beginnen zu verfluchen, könnte es mit einem<br />

Kat noch komfortabel sein – oder zumindest<br />

aufrecht. Ausprobieren können wir das<br />

heute nicht. Aber immerhin schon einmal<br />

von Cannes zurück zum Heimathafen Canet-en-Roussillon an<br />

der spanischen Grenze fahren. Sicher, eine Überführung kann<br />

– darf – nicht die Konzeption eines Schiffs rechtfertigen. Besser<br />

wäre es vielleicht einmal über den Atlantik, aber das wäre zu viel<br />

des Aufwands. Was sich feststellen lässt, ist, dass die Art zu Reisen<br />

auf zwei Rümpfen eine sehr angenehme ist. Da hat sich seit den<br />

Zeiten der polynesischen Ureinwohner nicht viel geändert. Die<br />

hätten vermutlich die Frage gestellt: Wofür braucht man eigentlich<br />

einen Einrümpfer?<br />

Darauf kann man antworten, dass sie natürlich keine Regatten<br />

vor der Haustür gesegelt sind, zweifelsfrei eine Domäne von<br />

Kielyachten. Katamarane hingegen sind die perfekten Reiseyachten,<br />

und <strong>Catana</strong>, Werft aus Südfrankreich, ist der Name, der<br />

seit Jahrzehnten damit verbunden wird: schnell, solide, in gewisser<br />

Weise kompromisslos. Aber auch: modern und voller Ideen,<br />

Designvorreiter. Da ist es mit der neuen <strong>Catana</strong> <strong>59</strong> nicht anders.<br />

Sie wurde heiß erwartet, verkörpert die neue Designsprache der<br />

Werft. Ähnlich wie bei Autoherstellern ein komplett neues Design<br />

nach einer Zeit von Facelifts. <strong>Catana</strong> braucht frischen Wind, wie<br />

alle Werften leidet sie unter der Konjunktur. Der stärkste Mitbewerber<br />

Outremer hat schon seine neue 5X am Start, da darf man<br />

nicht zu lange warten.<br />

Statt der bisher <strong>Catana</strong>-typischen senkrechten Steven trägt die<br />

<strong>59</strong> so genannte Axe-Bows (also Axt-Büge), die in der Wasserlinie<br />

weiter vorspringen als an Deck. Kantig das Äußere, ein wenig wie<br />

ein Stealth-Boot, dazu Weiß und Grau, das Teak an Deck wurde<br />

zeitgemäß gegen Kunststoff getauscht. Zwar mit Holzanmutung,<br />

aber ebenfalls grau – mit weißen Fugen. Man kann es kaum anders<br />

sagen: Es passt perfekt zusammen, der Bodenbelag läuft fast<br />

nahtlos (bis auf die Türschienen) durch die mächtige dreiteilige<br />

Salontür nach innen. Cockpit und Salon verschwimmen zu einem<br />

gemeinsamen Lebensraum.<br />

Mehrteilig lässt sich die Glastür backbord in der Wand verstecken,<br />

oder man lässt nur ein Element offen, oder mehrere. Das Steuerbord-Salonsofa<br />

findet sich draußen wieder, wie eine endlos lange<br />

Loungebank mit vier höhenverstellbaren Cocktailtischchen – die<br />

ideale Partylocation. Auch sie variabel: Die Esstischplatte lässt sich<br />

an drei verschiedenen Stellen individuell montieren, die Gesellschaft<br />

sich nach Wind und Aussicht positionieren. Fast schon typisch<br />

die Aluminium-Faltstühle. Solide und gar nicht leicht, vielleicht<br />

ganz gut so, gerade bei ein wenig Wind und Seegang. Das Kajütdach<br />

setzt sich ansatzlos als Wetterschutzdach über das Cockpit<br />

fort, zwei kleine Luken lassen bei warmem Wetter Wind ins Cockpit.<br />

Das gesegelte Schiff ist Baunummer 1, es zeigt, was es kann, aber<br />

jeder Eigner wird sicherlich für sich selbst entscheiden, wie er<br />

seine Yacht gestalten möchte. Mit derzeit rund 20 Schiffen im Jahr<br />

Markante Kanten: die neue <strong>Catana</strong> <strong>59</strong> mit aufgeholtem, gebogenen Luvschwert<br />

(links). Sowohl der Steuersitz als auch die Fußstütze sind klappbar (oben).<br />

Auf dem Dach ist der Traveller aus dem Weg (Mitte); Klüverbaum mit Gennakerblock<br />

und Roller für die Leichtwindgenua (unten)<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

23


yachting I catana <strong>59</strong><br />

Das Schiff ist vollgestopft<br />

mit Ideen – mangelnden<br />

Einfallsreichtum kann man den<br />

Entwicklern nicht vorwerfen<br />

Cockpit und Salon gehen in einer gewaltigen fast ununterbrochenen Fläche ineinander über. Man hat die Wahl zwischen nicht weniger als drei<br />

verschiedenen Positionen für den Esstisch (oben). Die elektrischen Harken-Winschen sind eine Option (unten links), ebenso wie die aufgerollte<br />

Kreuzfock und die gesetzte Leichtwindgenua (unten rechts)<br />

24 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


ist <strong>Catana</strong> fast eine Manufaktur. Eine mit einem sehr hohen Fertigungslevel<br />

übrigens, denn Performance steht ganz oben auf der<br />

Karte. Der Rumpf wird mit Glasfasern und Twaron im Infusionsverfahren<br />

hergestellt. Das reduziert das Gewicht und verbessert die<br />

Laminatstruktur. Alle Schotten werden einzeln im Infusionsverfahren<br />

mit Karbonlaminat hergestellt. Bei der <strong>59</strong> konnte das Gesamtgewicht<br />

so auf knapp 19 Tonnen reduziert werden. Dem stehen<br />

nahezu 200 Quadratmeter <strong>Segel</strong>fläche am Wind entgegen.<br />

Trotz 48 Stunden an Bord meint es das Wetter nicht gut mit<br />

uns, zwar Sonne, aber wenig Wind und der auch noch gegenan.<br />

Zwei bis drei Beaufort sind nichts für eine Überführung<br />

und die Stan-dardbeseglung mit Selbstwendefock. Wir setzen<br />

die optionale Leichtwindgenua und der große Kat läuft,<br />

und nicht einmal zu schlecht. Zwar liegt der Wendewinkel<br />

bei diesen Bedingungen jenseits von 100 Grad, aber sieben<br />

Knoten Wind genügen für knapp fünf Knoten Geschwindigkeit.<br />

Ganz gut für ein Fahrtenschiff, auch wenn die gebogenen<br />

Schwerter und das aufwendig im Topp ausgestellte Großsegel<br />

wesentlich mehr erwarten ließen. Bei einem späteren Test, bei<br />

dem der Autor nicht mehr an Bord war, soll das Schiff bei 15<br />

bis 20 Knoten Wind (fünf Beaufort) elf Knoten mit der Kreuzfock<br />

gelaufen sein. Kräftige Böen bis 25 Knoten sollen den Kat<br />

schließlich auf rund 13 Knoten gebracht haben.<br />

Dann wird er auch seine gebogenen, circa 250 Kilogramm schweren<br />

Schwerter zum Einsatz gebracht haben können. Deren<br />

spezielle Form soll jeweils auf der Leeseite für bis zu einer halben<br />

Tonne Auftrieb sorgen. Das reduziert die Verdrängung und lässt<br />

das Schiff aufrechter und leichter gleiten. Aber die Tests mit der<br />

Yacht sind auch werftseitig noch nicht abgeschlossen.<br />

<strong>Catana</strong>-typisch wird der Steuermann aus den Lebensbereichen<br />

heraus auf die Seitendecks gebeten. Dadurch spart man sich Luken<br />

im Dach oder die derzeit bei großen Kats modernen Flybridges<br />

mit all ihren Vor- und Nachteilen. Zu einer <strong>Catana</strong> passt das jedenfalls<br />

nicht. Auf jeweils einer klappbaren Doppelbank mit ebenfalls<br />

klappbarer Fußstütze hat der Rudergänger von jeweils einem<br />

Steuerstand einer Seite freie Sicht auf die Genua und auf eine Bugspitze.<br />

Dass er nicht das ganze Schiff übersehen kann, liegt an der<br />

abgesenkten Position der Ruderstände: Sie sind nicht auf Decks-,<br />

sonder eher auf Cockpitniveau. Somit leichter zu erreichen und<br />

auch geschützter. Als Nachteil könnte man empfinden, dass gerade<br />

bei Manövern im Hafen immer eine zweite Person als Ausguck<br />

für die Übersicht auf dem Vorschiff sein sollte. Die Werft möchte,<br />

dass der Steuermann durch die großen Salonfenster diagonale<br />

Sicht hat; das funktioniert aber gerade in der Nacht durch Spiegelungen<br />

nur bedingt. Trotz des wenigen Winds auf unserer Testfahrt<br />

stellte sich für den Rudergänger fast so etwas wie <strong>Segel</strong>spaß ein.<br />

Das Schiff reagiert schnell auf kleine Lenkbewegungen, auch wenn<br />

Druck und Rückmeldung am Steuer Kat-typisch fehlen.<br />

Und wie lebt es sich an Bord? Ungewohnt, könnte man antworten.<br />

Die Werft hat auf große unverbaute Flächen und viele<br />

Durchsichten Wert gelegt. Auch der gewaltige Salon-Cockpit-Bereich<br />

ist nicht voneinander getrennt, jede Stelle ist von fast überall<br />

einsehbar. Das gibt ein neues, freies Gefühl von Raum, reduziert<br />

jedoch auch die Rückzugsmöglichkeiten, wenn man darauf Wert


Das besondere Detail<br />

Jede der drei Kabinen ist anders<br />

layoutet, steuerbord die Eignersuite<br />

über fast die gesamte Schiffslänge mit<br />

eigenem WC und separater Dusche,<br />

zwei Waschbecken und einem wie ein<br />

riesiger Reisekoffer wirkenden, mit Leder<br />

bezogenen Schrank. Das ist schick, das<br />

Grau vom Deck findet sich hier wieder<br />

und es wirkt kühl unter Deck.<br />

Zum Teil durchsichtig: Ein ungewöhnliches Detail ist das Bad backbord achtern, dessen Wände komplett aus Plexiglas bestehen (oben links). Auffällig ist der<br />

aufwendige, mit Leder bespannte Schrank in der Eignerkabine, der ein wenig an einen Schrankkoffer erinnert (oben rechts). Traumschiff: Die Pantry kommt mit<br />

schwarzen Oberflächen, Leder bezogenen Knöpfen und Spülmaschine daher<br />

Die <strong>Catana</strong><br />

vermittelt ein<br />

neues Raumgefühl<br />

mit groSSen<br />

unverbauten<br />

Flächen und vielen<br />

Durchsichten<br />

legt. Einen Kardinalfehler hat die Werft zum Glück vermieden:<br />

nämlich alle verfügbaren Ecken mit Möbeln und dementsprechend<br />

Gewicht zuzubauen.<br />

Aus den Konstrukteuren der neuen <strong>59</strong> macht man bei <strong>Catana</strong><br />

übrigens ein großes Geheimnis. Es seien namhafte Designer<br />

daran beteiligt gewesen, aber man lege Wert darauf, dies<br />

nicht publik zu machen. Stattdessen steht die Werft selbst als<br />

Konstrukteur in den Unterlagen. Ein ungewöhnlicher Schritt,<br />

definieren sich doch viele Yachtbauer gerade über ihre prominenten<br />

Zuarbeiter. Es ist aber auch ein Schritt, der zu der französischen<br />

Werft passt – man arbeitet hier eben auch immer am<br />

eigenen Mythos.<br />

26 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


yachting I catana <strong>59</strong><br />

Bei uns<br />

geht Ihre Spende<br />

garantiert nicht unter.<br />

catana <strong>59</strong><br />

Lüa<br />

17,90 m<br />

breite<br />

9,49 m<br />

tiefgang<br />

1,56-3,75 m<br />

segelfläche (am Wind) 192 m 2<br />

segelfläche (Vorwind) 237 m 2<br />

maschinen 2 x Volvo Penta, je 110 PS mit starren Wellen<br />

und dreiflügligen Drehpropellern (Option 2 x 150 PS)<br />

kabinen<br />

3 (plus Crew)<br />

kojen<br />

6 (plus 2 Crew)<br />

ce-kategorie<br />

a (Hochsee)<br />

konstruktion<br />

chantier <strong>Catana</strong><br />

preis<br />

ab 1.879.952 Euro<br />

werft<br />

Chantier <strong>Catana</strong>, Canet-en-Roussillon, Frankreich,<br />

catana.com<br />

händler<br />

Jacobs Yachts, 23730 Sierksdorf/Ostsee, jacobs-yachts.com<br />

Die SJ-Meinung<br />

Trotz ihrer Langfahrttauglichkeit ist die <strong>Catana</strong><br />

<strong>59</strong> ein recht agiles Schiff geblieben. Die Weite<br />

in den Räumen wird man vermutlich<br />

spätestens auf einem Ankerplatz in den Tropen<br />

richtig schätzen lernen. Für ist eine Überführung<br />

unter Maschine ist sie nur bedingt<br />

geeignet – aber dafür kann das Schiff nichts.<br />

www.seenotretter.de<br />

Danke.


Relativ viel Schiff für verhältnismäßig<br />

wenig Geld: Die Lagoon<br />

37 liegt auf der Karibikinsel<br />

Grenada seit drei Jahren an Land<br />

Jetzt kaufich mir ein Schiff<br />

Die Sache mit den Listen<br />

Gebrauchte Yachten in den Tropen sind häufig erheblich<br />

günstiger als in Nordeuropa. Da kann der Kauf manchmal zum<br />

Schnäppchen werden. Claus Reissig hat es erlebt: Sein neues Schiff liegt<br />

auf Grenada in der Karibik. fotos claus reissig<br />

Wichtig für die Versicherung in den Tropen ist eine vernünftige Verzurrung des Schiffs; sonst drohen im Schadenfall Abzüge (links). Vor der Reinigung<br />

und der Überholung müssen die Stauräume geleert werden: Ein leckender Dieselkanister hat die Leinen durchtränkt (rechts)


yachting I schiffskauf<br />

Angeblich gibt es zwei glückliche Tage im Leben eines<br />

Schiffseigners: Den, an dem er sein Schiff kauft, und den,<br />

an dem er es wieder verkauft. Für den ersten der beiden<br />

stehen die Zeichen derzeit gut; so günstig, heißt es, hat es Schiffe<br />

noch nie gegeben. Der Markt ist mit neuen Yachten gesättigt,<br />

viele Eigner wollen ihre gebrauchten Yachten loswerden. Um<br />

jeden Preis, sagt man.<br />

Das ist wohl nur bedingt richtig: Zwar sind die Preise für gebrauchte<br />

Schiffe zeitweise wirklich niedrig, aber zumeist nicht<br />

für gesuchte Modelle, sondern für die der Massenhersteller, also<br />

Bavaria, Hanse oder Bénéteau. Wer ein Schiff mit Wert sucht,<br />

oder, wie der Autor, einen stabilen Fahrtenkatamaran, der muss<br />

Glück haben. Denn trotz allen Drucks im Markt sind die Verkäufer<br />

durchaus gewillt, einige Zeit zu warten, damit es vielleicht<br />

doch noch mit dem Wunschpreis klappt.<br />

Im Falle meiner Lagoon 37 waren es fast drei Jahre. Das Schiff<br />

liegt in einem Trockenlager in der südlichen Karibik, hurrikansicher<br />

verzurrt. Potenzielle Käufer hatten sich in der Zeit nur wenige<br />

eingefunden, zu weit ist die Anreise. Mit zwei Personen und einem<br />

kleinen angeschlossenen Urlaub kostet so eine Besichtigung<br />

schnell einige tausend Euro – auch ein Grund für den schließlich<br />

niedrigen Kaufpreis. Die erste Besichtigung ist ernüchternd und<br />

es entsteht die erste Liste; angefangen von leckenden Fenstern<br />

über veraltete Fallen und Schoten, eine kaputte Zylinderkopfdichtung<br />

bis hin zu nicht funktionierenden Bilgepumpen und<br />

defekten Kühlschränken. Die Tropen haben ihre Spuren hinterlassen:<br />

Die UV-Strahlung zersetzt Kunststoff und Dichtungen, tropischer<br />

Regen und die Hitze besorgen den Rest. Wer nicht viel<br />

selber machen kann, sollte sich an dieser Stelle vielleicht besser<br />

nach einem teureren Objekt umsehen, das weniger Arbeit macht.<br />

Der Spice Island Marine Service ist ein Lagerplatz für Yachten im<br />

Süden Grenadas. Nach Hurrikan Ivan 2004 sturmsicher hochgerüstet<br />

mit Erdankern und einem einigermaßen befestigten<br />

Boden. Es gibt an manchen Steckdosen 115 und 230 Volt (die<br />

anderen funktionieren nicht) und fließend Wasser an den Liegeplätzen.<br />

Außerdem einen der beiden Yachtausrüster der Insel,<br />

Budget. Der andere heißt Island Water World und ist in St. George‘s,<br />

dem Hauptort des Inselstaats. Diese beiden Shops werden in den<br />

kommenden Wochen zu meinem Hauptanlaufpunkt. Nicht nur für<br />

mich und die Reparatur der Lagoon, sondern auch für Dutzende<br />

andere Yachties, die hier zeitweise auf dem Trockenen sitzen. Die<br />

Projekte sind verschieden: von wenigen Wochen bis zur dreijährigen<br />

Generalüberholung einer ehemals gesunkenen Yacht. Die<br />

Gespräche drehen sich dementsprechend um das Wesentliche:<br />

Wo gibt es was und für wie viel und was braucht man wirklich.<br />

Nach einiger Zeit fängt man an, Dinge zu kaufen, einfach weil sie<br />

gerade einmal da sind. Der Preis wird zweitrangig.<br />

Zum Beispiel für Sikaflex zum Eindichten der großen Fensterflächen<br />

(die wie erwähnt alle lecken). Man braucht 295 UV, sieben Kartuschen<br />

gibt es noch auf der ganzen Insel, alle in Weiß. Nachschub<br />

sollte von St. Maarten kommen, aber der Container war nicht dabei.<br />

Also erst einmal die vorhandenen sichern. Dazu gehören jedoch ein<br />

Reiniger (ist zu bekommen) und ein bestimmter Primer, ohne den es<br />

Budget Marine ist einer von zwei Ausrüstern auf der Insel (oben). Was es hier<br />

nicht gibt, gibt es zumeist nirgends. Hinter dem Travellift lockt die Karibik,<br />

hier die Prickly Bay im Süden Grenadas<br />

nicht geht (eine kleine Dose auf Grenada). Nach einem Fenster wandert<br />

dieser Punkt also auf Liste Nummer zwei, mit den Dingen, die<br />

noch getan werden müssen, wenn Liste eins abgearbeitet ist. Typische<br />

Begrüßung am Morgen von Leiter zu Leiter: „Wie geht es deiner<br />

Liste?“ „Gut, sie wächst!“ Der Humor wird zunehmend schwarz.<br />

Mit einem Bauprojekt in Deutschland nebst allen Spezialisten in der<br />

Nachbarschaft sind die Tropen nicht zu vergleichen. Viele Antworten<br />

beginnen mit einem einfachen „Nein“. Der genannte Primer für die<br />

Fensterdichtmasse darf zum Beispiel nicht geflogen werden, einen<br />

neuen Delta-Anker gibt es zwar in 20, nicht aber in 16 Kilogramm.<br />

Die erhältlichen Feuerlöscher sind US-amerikanischer Standard,<br />

einen Servicestützpunkt für die Rettungsinsel gibt es erst auf Inseln<br />

viel weiter im Norden. Der Schlosser kommt aus England und ist im<br />

Urlaub, während der einheimische Helfer des Riggers ein Teil fürs<br />

Ruder mit einem metrischen Gewinde versieht und eine Schraube<br />

im Zollmaß hineinquetscht. Auch bei kleinen Reparaturanfragen<br />

sind durchaus Zweifel angebracht. Das Trampolin möchte der französische<br />

<strong>Segel</strong>macher am liebsten für fast 1.000 Dollar gleich neu<br />

machen (ebenso wie die Wanten). Der ebenfalls französische GFK-<br />

Spezialist schätzt den Sanierungsaufwand für einen sich später als<br />

harmlos herausstellenden Riss im Mastbereich auf 7.000 Dollar.<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

29


Ende Woche zwei, der Break-even ist erreicht, die Liste wächst langsamer<br />

als sie abgearbeitet wird. Trotzdem ist der Arbeitsanfall gewaltig,<br />

auch die Belastung für die Moral ist nicht zu unterschätzen.<br />

Alle Stauräume und die meisten Kabinen sind leer, weil in ihnen<br />

gearbeitet wird, dementsprechend liegen Werkzeug und Ausrüstung<br />

jetzt überall im Schiff. Aber ab jetzt können Sektionen geschlossen<br />

werden, zum Beispiel die Nasszelle Backbord achtern. Die<br />

Kopfdichtung, Ölwechsel, alle Filter, Impeller, sowie die Batteriebank<br />

nebst neuer Verkabelung und Schaltung sind gemacht. Die Verkleiyachting<br />

I schiffskauf<br />

Eine alte Regel sagt: Wenn Du über den Kaufpreis<br />

des Schiffes nachdenken musst, ist es zu teuer.<br />

Eine andre: Kaufe so groSS wie möglich...<br />

Die Karibik ist warm und verlockend, gern sitzen die Segler schon<br />

mittags bei Bier oder Rumcocktails zusammen. Nicht wenige geben<br />

die anfänglich intensive Arbeit auf. Entweder aus fehlender<br />

Motivation, Mangel an Material – oder weil das Werkzeug fehlt. 25<br />

Kilogramm inklusive Drehmomentschlüssel für die Zylinderkopfdichtung,<br />

Ersatzteile, Winkelschleifer für verrostete Ankerschäkel<br />

oder einen Feinschleifer (großartige Maschine) zum Herausschneiden<br />

der Fenster habe ich für den neuen Kat aus Hamburg mitgenommen.<br />

Der Preis für den zweiten Koffer als Übergepäck ist mit<br />

50 Euro geradezu lächerlich im Vergleich zum Nutzen, den man von<br />

gutem Werkzeug hat.<br />

Überhaupt die Kosten. Nach dem Kauf fängt erst einmal das Geld<br />

an, zügig vom Konto zu fließen. Das Boot muss versichert werden<br />

(nicht einfach bei einem Kat mit geringer Versicherungssumme<br />

in tropischen Gefilden), dazu kommen die Flüge hin und zurück,<br />

Standkosten in der Werft – und die Rechnungen bei Budget und<br />

Co. Eine alte Regel sagt: Wenn Du über den Kaufpreis des Schiffes<br />

nachdenken musst, ist es zu teuer. Eine andere, von Segler-Legende<br />

Bobby Schenk: Kaufe immer so groß wie möglich für Langfahrt.<br />

Nicht einfach, beide Regeln unter einen Hut zu bekommen; denn sie<br />

stimmen beide. Dazu passt Regel Nummer drei: Vermeide bei einem<br />

Refit den Satz „Wenn ich schon einmal dabei bin...“<br />

Denn der Zeitplan ist neben den Listen das Wichtigste, um überhaupt<br />

irgendwann einmal ins Wasser zu kommen. Randy aus Aurora<br />

in Colorado, der mit seinem Kat nach einer Riffberührung aufgrund<br />

einer schadhaften Mooring hier ist, witzelt, hier sei es wie<br />

im Lied „Hotel California“ von den Eagles: „You can check in every<br />

time you like, but you can never leave” (Du kannst jederzeit einchecken,<br />

aber nie wieder gehen), heißt es darin. Hoffentlich doch,<br />

zwei Dinge sollen dabei helfen. Auf der Lagoon zum einen eine<br />

klare Struktur: Erst wird eine Kabine zum Wohnen hergerichtet,<br />

dann von dort ausgehend das Schiff überholt. Welche Reihenfolge<br />

ist eigentlich egal bei dem französischen Katamaran aus den<br />

1990ern. Ob von Backbord vorn nach achtern, übers Brückendeck<br />

nach Steuerbord achtern oder andersherum. Das hilft, den Überblick<br />

über die anfallenden Arbeiten und die zur Verfügung stehende<br />

Zeit zu behalten. Zum anderen gilt für Liste eins auf Carpe<br />

Diem (so heißt das Schiff beim Voreigner): Perfektion vermeiden.<br />

Die kostet Zeit und Geld und schließlich soll das Schiff möglichst<br />

bald segeln. Außerdem ist „perfekt“ der Gegner von „sehr gut“.<br />

Das Antifouling ist Arbeit für die Werft (links). Die Sonne hat die Fensterdichtungen porös gemacht, das richtige Werkzeug zum Herausschneiden wurde<br />

aus Deutschland gleich mitgebracht (oben). Zu Beginn liegt der Salon voller Material, bei der Rückreise sieht das Schiff eher schlimmer aus (unten)<br />

30 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


Die Lagoon 37 mit ihren großen Decksflächen ist das perfekte Schiff für die<br />

Tropen (oben). Jaja, die Zeit – 1 1/2 Tage Arbeit pro Bilge: reinigen, aussaugen,<br />

Ventile gängig machen, neue Pumpen und Schläuche installieren (unten)<br />

Ein paar Tipps für den<br />

Kauf im Süden:<br />

vorher<br />

nachher<br />

• Für die Abwicklung empfiehlt sich<br />

ein Makler, am besten ein deutscher.<br />

Dessen Kosten sollten im Kaufpreis<br />

enthalten sein<br />

• Für die Besichtigung vor Ort mehrere Tage einplanen:<br />

Ein Schiff besteht aus unendlich vielen Baustellen<br />

• Erstellen Sie sich ein eigenes Gutachten, machen Sie Fotos.<br />

Oder beauftragen Sie einen Gutachter, um den Kaufpreis schließlich<br />

realistisch verhandeln zu können<br />

• Scheuen Sie sich nicht, ein niedriges Angebot zu machen.<br />

Den „anderen Käufer“, der noch mitbietet, gibt es häufig nicht<br />

dungen kommen davor. <strong>Segel</strong> können jetzt hier eingestaut werden<br />

und schaffen woanders Platz – ein großer Moment, auch wenn man<br />

nichts von der verborgenen Arbeit hinter den Verkleidungen sieht.<br />

Eigentlich sollte der Kat jetzt schon im Wasser sein, aber für Februar<br />

sind noch einmal zwei Wochen in der Werft zusätzlich eingeplant.<br />

Danach kommt Liste zwei, vor Anker. Da wird die Arbeitsgeschwindigkeit<br />

übrigens ziemlich abnehmen, sagen erfahrene Bootseigner.<br />

Es gibt keinen Strom mehr, kein Wasser, alles Material muss mit dem<br />

Dingi herbeigeschafft werden. Außerdem lockt das Wasser und es<br />

kommt regelmäßig Besuch von anderen Schiffen. Dessen sollte man<br />

sich bewusst sein, wenn man die Werft verlässt.<br />

Ob sich der Kauf unter diesen Umständen gelohnt hat? Ja, zum einen<br />

ist die Yacht immer noch verhältnismäßig günstig, zum anderen<br />

kennt man sie nach der Zeit der Überholung in- und auswendig. Definitiv<br />

ein Vorteil, wenn man einmal alles selbst in der Hand gehabt<br />

hat. Und zum Arbeiten im Winter gibt es deutlich schlechtere Orte<br />

als Grenada.<br />

• Legen Sie für sich einen Maximalpreis fest, zudem ein Budget für<br />

die Reparaturen (das kann von einigen tausend bis zu einigen<br />

zehntausend Euro reichen)<br />

• Verhandeln Sie ohne Zeitdruck, riskieren Sie im Zweifel mehrere<br />

Reisen zu verschiedenen Schiffen<br />

• Machen Sie Listen und schätzen Sie den Arbeitsaufwand realistisch ein<br />

• Schätzen Sie Ihre eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten wahrheitsgemäß<br />

ein. Die ersten Besuche auf dem Schiff sind kein Urlaub<br />

• Bringen Sie für den zweiten Besuch alle nötigen Werkzeuge und<br />

nötige Ersatzteile mit<br />

• Rechtzeitig die Versicherung kontaktieren, gerade in Regionen<br />

mit möglichen Hurrikanen kann es schwierig (oder teuer) werden<br />

• Kontaktieren Sie im Vorwege mögliche Spezialbetriebe vor Ort und<br />

erfragen Sie Preise und Reparaturmöglichkeiten<br />

• Fragen Sie Werften oder Experten in Deutschland nach den<br />

Erfahrungen mit bestimmten Problemen<br />

• Erkundigen Sie sich rechtzeitig nach Liegeplätzen und den Kosten dafür<br />

• Kalkulieren Sie eine mögliche Überführung ein: Kosten, Crew und Zeitaufwand<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal 31


Gute<br />

P<br />

ositions<br />

Sender<br />

text monika kludas<br />

Sehen und gesehen werden ist nicht nur Credo der<br />

Flaneure auf den Stegen, sondern auch auf See<br />

wichtig. Mit den richtigen Ortungs- und Navigationssystemen<br />

lassen sich Positionen und Entfernungen exakt bestimmen.<br />

Solange die Sicht gut, das Wetter handig und der Smut aktiv<br />

ist, freut sich die Crew. Doch schlägt das Wetter um, ist<br />

die Stimmung an Bord schnell angespannt. Starker Regen,<br />

Sturm, hoher Seegang oder stockfinstere Nacht beanspruchen<br />

Ausguck, Navigator und Rudergänger und fordern eine hohe<br />

Konzentration. Seezeichen und andere Fahrzeuge müssen erkannt<br />

werden und machen manchmal Ausweichmanöver oder<br />

Kursänderungen erforderlich.<br />

Doch gerade in dicht befahrenen Seegebieten den Überblick<br />

zu behalten, kann auch bei strahlendem Sonnenschein schwierig<br />

sein. Welchen Kurs fahren die anderen Schiffe, welche<br />

Geschwindigkeit haben sie, wo ist der Punkt der größten Annäherung<br />

(CPA)? Abgesehen von guten Augen, einem seetauglichen<br />

Fernglas und fortlaufender Beobachtung von Peilungen<br />

und Abstand kann man sich für schwierige Situationen ein paar<br />

elektronische Helfer an Bord holen, die eine Ortung von anderen<br />

Fahrzeugen unterstützen und erleichtern. Sie müssen seetauglich<br />

und kompatibel sein. Das ist vor allem für einen Seenotfall<br />

des eigenen oder eines anderen Fahrzeugs wichtig.<br />

Auf vielen Yachten hat sich das Radargerät etabliert, seitdem es<br />

kein gieriger Stromfresser mehr ist und sich auch zur Darstellung<br />

auf dem PC und als Overlay zu digitalen Seekarten eignet.<br />

Beachtet man die Grenzen, die der traditionellen Arbeitsweise<br />

mit Impulsstrahlung gesetzt sind, ist es ein wertvolles Hilfsmittel<br />

zum Erfassen und Tracking von Schiffen in verschiedenen<br />

Distanzbereichen. Das Bundesverkehrsministerium empfiehlt<br />

der Sportschifffahrt als Bestandteil der Mindestausrüstung ausdrücklich<br />

einen Radarreflektor, um ein eigenes Echo zu erzeugen<br />

und „gesehen“ zu werden. Eine weitere Verbesserung der<br />

Anwendung verspricht das Breitbandradar, das anstelle von<br />

Impulsen ein frequenzänderndes Niedrig-Energie-Dauersignal<br />

aussendet. Damit soll es sowohl Ziele im extremen Nahbereich<br />

32 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


yachting I ortungssysteme<br />

Fotos: www.shuttertsock.com/ OPIS Zagreb, Samot<br />

Fahrten- und Regattasegler, vor allem wenn<br />

sie einhand unterwegs sind, haben viele<br />

Möglichkeiten, dass Boot und Crew schnell<br />

geortet werden. An der Sicherheit zu sparen,<br />

kann im Notfall verhängnisvoll werden<br />

Kleines Glossar durch den<br />

Abkürzungsdschungel<br />

GMDSS<br />

Global Maritime Distress and Safety System,<br />

weltweites Seenot- und Sicherheitssystem<br />

MMSI<br />

Maritime Mobile Service Identity, Identifizierungsnummer<br />

von maritimen Funkstellen, SAR-Flugzeugen<br />

und Seezeichen<br />

EPIRB<br />

Emergency Position Indicating Radio Beacon,<br />

mobiler Seenotsender via Cospas-Sarsat-Satelliten<br />

AIS<br />

Automatic Identification System, Automatisches<br />

Identifizierungssystem via UKW-Seefunkfrequenzen<br />

SART<br />

Search and Rescue Transponder, mobiler Seenotsender<br />

via Radar oder AIS<br />

plb<br />

Personal Locator Beacon, mobiler Personenortungssender<br />

abbilden als auch Echos genauer auflösen und trennen können,<br />

was ebenso das Ausfiltern von Seegang ermöglicht. Allerdings<br />

kann es keine Radarantwortbaken (RACON) auf Seezeichen auslösen<br />

und auch den Alarm eines Radar-SART nicht erkennen.<br />

Das ist ein Handicap für die Wirksamkeit von Radar-Seenottranspondern<br />

(Radar-SART), die im Notfall beim Verlassen des<br />

Schiffs mit in die Rettungsinsel genommen werden oder schon<br />

darin verstaut sind. Werden sie aktiviert und trifft der Impulsradarstrahl<br />

eines anderen Fahrzeugs auf den Transponder, sendet<br />

dieser ein Antwortsignal. Es erscheint auf dem Radarmonitor<br />

in Form von zwölf Punkten auf einer Linie, die als Peilung<br />

zum Havaristen dient (Homing). Der letzte Punkt gibt mit einer<br />

Genauigkeit von etwa 100 Metern die Notfallposition an. Inzwischen<br />

ist es Schiffen, die nach SOLAS (Safety of Life at Sea)<br />

ausrüstungspflichtig sind, zum Teil erlaubt, anstelle eines Radar-<br />

SART einen AIS-SART mitzuführen.<br />

Von der Überzeugung „Rettung kommt sofort“ bis zur<br />

nüchternen Bewertung als zusätzliches Homing-Hilfsmittel reichen<br />

die Meinungen über den AIS-Alarm. Die Abkürzung AIS<br />

bedeutet zunächst nur schlicht Automatic Identification System<br />

und wurde ab 2002 auf Beschluss der IMO (International<br />

Maritime Organization) zur Überwachung des Verkehrs und<br />

Verbesserung der Kollisionsverhütung eingerichtet. Die Geräte<br />

senden im UKW-Frequenzbereich Daten aus, die in einem<br />

genormten Schema darüber informieren: Welches Schiff bin<br />

ich, was mache ich augenblicklich und wohin fahre ich? Diese<br />

statischen und dynamischen Daten können auf einem Display<br />

angezeigt, per Mausklick auf das jeweilige Objekt abgefragt und<br />

insbesondere von den Verkehrszentralen ausgewertet werden.<br />

Nicht alle Berufsschiffe und auch nicht die Freizeitkapitäne sind<br />

verpflichtet, AIS-Transceiver oder einfache Empfänger zu betreiben<br />

und zu überwachen. Aber die kleine Blackbox speziell für<br />

die Sportschifffahrt, gekoppelt mit den vorhandenen Navigationsgeräten,<br />

findet immer mehr Interessenten.<br />

Ähnlich wie in der Radartechnik wurden zur Notfall-Ortung<br />

auch für das AIS eigene SAR (Search and Rescue)-Transponder<br />

entwickelt. Sie werden manuell, durch Wasserkontakt und/oder<br />

automatisch beim Aufblasen der Rettungsweste aktiviert und<br />

bewirken, dass ein Alarmzeichen auf den AIS-Bildschirmen im<br />

Nahbereich erscheint, verbunden mit einem lauten Alarmton.<br />

Jede Minute wird die vom eingebauten GPS-Empfänger ermittelte<br />

aktuelle Position übertragen und kann für die Zielfahrt<br />

zum Havaristen oder Überbordgegangenen genutzt werden.<br />

Vor allem Einhandsegler und Crews im Offshore- und Hochseebereich<br />

sollten sich darüber im Klaren sein, dass der Alarm<br />

nur in einem kleinen Radius ausgelöst wird und nicht immer<br />

eine AIS-Empfangsantenne bei einer Landbehörde erreicht.<br />

Man ist also im Wesentlichen auf die Aufmerksamkeit der<br />

Schiffe in Sichtweite (durchschnittliche UKW-Reichweite von<br />

der Wasseroberfläche aus) angewiesen. „Eine nahtlose Alarmierung<br />

eines Rescue Coordination Center ist nicht gegeben“,<br />

verdeutlicht DGzRS-Sprecherin Antke Reemts. „Denn AIS-SART<br />

sind nicht Bestandteil der offiziellen Rettungskette im GMDSS,<br />

sondern nur für das Homing geeignet.“ Das Gleiche gilt übrigens<br />

für GPS-gestützte, persönliche Trackinggeräte bei Outdoor-Aktivitäten<br />

oder für geschlossene Nutzergruppen auf<br />

speziellen reservierten Frequenzen, wie sie oft bei Skiwanderungen<br />

ausgegeben werden.<br />

Radar und AIS-Darstellung ergänzen die Informationen über Schiffe<br />

und ihre Bewegungen im Nahbereich<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

33


yachting I ortungssysteme<br />

AIS-SART easyRescue-A040-BW-<br />

COM mit GPS von Weatherdock<br />

Foto: Weatherdock AG Nürnberg<br />

PLB-EPIRB Fastfind 200/210 –2<br />

mit GPS von mcmurdo<br />

Foto: Orolia Ltd<br />

Da kann eine EPIRB schon mehr erreichen. Der<br />

schwimmende Notfallsender überträgt seinen<br />

mobile Alarm mit 406 MHz zu den geostationären<br />

und polumlaufenden Satelliten des Cospas-Sarsat-<br />

Systems. Durchschnittlich einmal innerhalb von<br />

vier Minuten wird die Boje von einem dieser künstlichen<br />

Himmelskörper „gesehen“ und das Signal<br />

an eine Bodenstation im weltweiten Seenotfallund<br />

Sicherheitssystem GMDSS weitergeleitet,<br />

die es sofort an eine SAR-koordinierende Rettungsleitstelle<br />

wie die DGzRS übermittelt. Ist ein<br />

GPS-Empfänger in die EPIRB eingebaut, liefert sie<br />

die Position gleich mit, ansonsten können die zirkumpolaren<br />

Satelliten mit dem Dopplerverfahren<br />

eine annähernde Lokalisierung berechnen. Zum<br />

exakten Homing dient die Frequenz 121,5 MHz.<br />

Ein weiterer Vorteil ist die Registrierungspflicht der<br />

Notfunkbake mit der MMSI-Nummer des Schiffes.<br />

Daran sollte man beim Verkauf seines Bootes oder<br />

der EPIRB denken. Eine EPIRB ist zum Beispiel bei<br />

Hochsee- und Offshore-Regatten vorgeschrieben<br />

und wird von der Kreuzer-Abteilung im DSV als<br />

Sicherheitsausrüstung für Törns längerer Dauer<br />

schon in Küstennähe empfohlen. Anders die Personal<br />

Locator Beacon (PLB) mit Satellitenalarm: Sie<br />

wird laut DGzRS nicht in Deutschland registriert,<br />

das ist aber im Ausland möglich.<br />

AIS-Transceiver-Blackbox<br />

easyTRX2-IS mit integriertem<br />

Splitter von Weatherdock<br />

Foto: Weatherdock AG Nürnberg<br />

Die PLBs sind gleichzeitig mit einer starken<br />

Leuchte ausgerüstet. Eine technisch einfache,<br />

preiswerte und sehr effektive Maßnahme, um in<br />

der näheren Umgebung auf sich aufmerksam zu<br />

machen. Neben Lichtsignalen helfen in der Nähe<br />

von anderen Schiffen auch pyrotechnische Signalmittel<br />

sowie Schall- und Flaggensignale. „Heute<br />

wird oft der Schwerpunkt auf die Elektronik gesetzt,<br />

doch dabei ist immer die Stromversorgung<br />

das Problem“, sagt Antke Reemts von der DGzRS.<br />

EPIRB Tron 60S mit<br />

GPS von Jotron<br />

Foto: Furuno<br />

Deutschland GmbH<br />

Welche Art Notfall besteht, ist eine wichtige Information,<br />

die über Kommunikationsgeräte weitergegeben<br />

werden kann. Egal, womit der Notruf im GMDSS abgesetzt<br />

wird – mittels DSC im UKW/GW/KW-Sprechfunk<br />

oder mit einer Schiffs-Erdfunkstelle über Satelliten-Systeme<br />

–, entscheidend ist, dass die exakten<br />

Koordinaten des Hilfesuchenden angegeben werden<br />

können. Mit Hilfe eines GPS-Gerätes dürfte das kein<br />

Problem sein, solange es korrekt arbeitet. Kann die direkte<br />

Kommunikation aufrechterhalten werden, lässt<br />

sich seine Position meist aktualisieren und im UKW-<br />

Bereich auch einpeilen. Fällt jedoch im Verlauf der<br />

SAR-Aktion die Stromversorgung komplett aus, zum<br />

Beispiel als Folge eines Wassereinbruchs, ist es von<br />

großem Nutzen, wenn man noch eine EPIRB oder<br />

einen SART aktivieren kann.<br />

Radar-SART Tron SART20 von Jotron<br />

Foto: Furuno Deutschland GmbH<br />

Multifunktionsdisplay Furuno NavNet<br />

Personal Locator Beacon, mobiler<br />

Personenortungssender mit Radarbild<br />

Foto: Furuno Deutschland GmbH<br />

Dass sich Freizeitsegler nicht nur auf ihr Handy verlassen<br />

sollten, versteht sich von selbst. Ist der Akku leer,<br />

hilft auch das schlanke Smartphone nicht weiter. Und<br />

ohne Netzabdeckung erst recht nicht.<br />

34 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


www.shutterstock.com/Angelo Giampiccolo<br />

guideI Yachting & Ausrüstung<br />

Ein Satz <strong>Segel</strong> oder Schoten für die kommende Saison? Farben für den neuen<br />

Anstrich oder gleich eine neue Yacht? Boots-Zubehör und Service-Leistungen<br />

rund um den <strong>Segel</strong>sport? Auf den folgenden Seiten werden Sie fündig.<br />

■<br />

Fertigung zu 100% in unserer<br />

Glückstädter <strong>Segel</strong>manufaktur<br />

Anzeigen-Service:<br />

Guido Simon<br />

Tel.: +49 (0) 40/533 088 84<br />

simon@segeljournal.com<br />

HM - Anzeige - 88x46 - CMYK 300 - 01.pdf 1 09.02.2010 11:52:21<br />

Tel.+49(0)4321555187-0 ■ www.yacht-transporte.com<br />

Wir bringen Sie an den Wind!<br />

Glogau_AZ_<strong>Segel</strong>-<strong>Journal</strong>_90x60_2013_rz_2013-02-05_AS.indd 1 05.02.13 12:18<br />

Besuchen Sie das SEGEL JOURNAL<br />

auch auf Facebook<br />

HAHNFELD-MASTEN<br />

Hahnfeld GmbH & Co. Mastenvertrieb KG<br />

Neuer Steindamm 1 ∙ D-28719 Bremen<br />

Telefon +49 421 631058 ∙ Fax +49 421 631050<br />

mail@hahnfeld-masten.de ∙ www.hahnfeld-masten.de<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

35


Ihre Anzeige erscheint im CharterGuide<br />

yachting I guide<br />

Bitte bestätigen Sie mir diesen Korrekturabzug bis 28.06.2008/14.00 Uhr<br />

schriftlich, ansonsten gehen wir von einer Druckfreigabe aus.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

<strong>Segel</strong>bedarf<br />

einfach online kaufen<br />

www.nauticspirit.com<br />

Henriette Gruse<br />

Anzeigendisposition - GOLF JOURNAL; FAX: 089/55241-271 - Tel. -255<br />

Top-Marken Schnelle Lieferung 21 Tage Rückgaberecht<br />

Marina Dellas<br />

- Spezialist für Jollenzubehör<br />

- Funktionelle <strong>Segel</strong>bekleidung<br />

- Yachtzubehör<br />

- Verkauf und Versand<br />

Weskampstraße 10 . 26121 Oldenburg . www.dellas.de<br />

Telefon 04 41/ 36 17 232 . Telefax 04 41/ 88 47 65<br />

Anzeigen-Service:<br />

Gerd Rehder<br />

SEGEL JOURNAL<br />

Modul B (1/16 S. )<br />

Charter Guide,<br />

Tel.:<br />

4c<br />

+49 (0) 40/533 088 84<br />

rehder@segeljournal.com<br />

Machbar<br />

D A S R I C H T I G E S Y S T E M<br />

EPIFANES Farben und Lacke haben sich vielfach unter<br />

harten Bedingungen bewährt. Die Qualität insbesondere<br />

in der Schönheit, Konservierung und Performance sind<br />

legendär. Bereits seit 1902 ist EPIFANES berühmt für<br />

Bootsfarben und -lacke und setzt bis heute Maßstäbe.<br />

www.vonderlinden.de, Tel. +49 (0)281-33830-0<br />

Hier könnte<br />

Ihre Anzeige stehen!<br />

36 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


travel<br />

Foto: BVI Tourist Board<br />

highlights für segler und charterer 38 – 39<br />

british virgin islands Karibisches Flair und sportliches <strong>Segel</strong>n 40 – 46<br />

weltumseglung 14 Orte, an denen man gewesen sein muss 48 – 51<br />

panzer segelt... auf der Müritz 52 – 55<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

37


travelhighlights<br />

Fabrik mit Flair<br />

www.wimdu.de<br />

Marseille ist Kulturhauptstadt 2013 und<br />

liegt als Reiseziel im Trend: Sechs Millionen<br />

Besucher erwartet Hamburgs<br />

Partnerstadt in diesem Jahr. Eine coole<br />

Location zum Übernachten ist ein Loft<br />

unter dem Dach einer ehemaligen <strong>Segel</strong>tuchfabrik,<br />

direkt beim alten Hafen<br />

mit seinen neuen Restaurants, Boutiquen<br />

und Yachten. Auf 70 Quadratmetern<br />

gibt es Platz für sechs Gäste. Backstein-Wände<br />

und Holzbalken an der<br />

Decke erinnern an die industrielle Vergangenheit.<br />

Über Wimdu ab 73 Euro<br />

pro Nacht wimdu.de/offers/6JIEDGSN<br />

Traumziel aus<br />

Tradition<br />

Auch im großen Amerika gibt es noch kleine Geheimtipps, Rhode<br />

Island ist einer von ihnen. Der kleinste Bundesstaat der USA,<br />

oft liebevoll „Little Rhody“ oder „Ocean State“ genannt, gilt als<br />

ein ganz besonders unverfälschtes Reiseziel, besonders für Segler.<br />

Dream Yachting bietet ab Newport, bis zum 18. Jahrhundert<br />

eine der blühendsten Handelsstädte Nordamerikas, Charteryachten<br />

an. Hier liegt auch das <strong>Segel</strong>revier des New York Yacht<br />

Club (NYYC), einst wurde auf diesem Küstenabschnitt um den<br />

America‘s Cup gekämpft. Ein Traumziel, auch für Chartersegler,<br />

Lobsteressen inklusive. Yachten von Dream Yachting sind unter<br />

anderem buchbar über: scansail.de<br />

<strong>Segel</strong>n als<br />

Volksfest<br />

... das gibt es nur auf den Bahamas: Bei „The National Regatta“<br />

auf Great Exuma Ende April sind alle Insulaner auf den Beinen<br />

und nur Bahamaer am Steuer der teilnehmenden Boote.<br />

Diese Schiffe müssen alle mit traditionellem Material und Stil<br />

auf den Bahamas entworfen und gebaut worden sein. Für<br />

die Besucher ist es ein unvergessliches Erlebnis, wenn die<br />

Boote in Elizabeth Harbour einlaufen. Dazu steigen fröhliche<br />

karibische Partys mit Musik, Tanz und bahamaischem Essen.<br />

24. bis 28. April 2013, bahamas.de<br />

Fotos: Anbieter<br />

38 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


Mit Papa an Bord<br />

Zu echten Vatertagen werden die Schnuppersegelwochenenden beim<br />

DHH in Glücksburg. Statt Bollerwagen <strong>Segel</strong>boot, statt den üblichen Kumpels<br />

die eigenen Kids im Gepäck. Und was macht dabei mehr Spaß, als in der<br />

gemeinsamen Zeit auch noch intensiv zusammenzuarbeiten und das Boot<br />

auf Kurs zu bringen. Damit sich auch ein passender Termin für den Familienspaß<br />

findet, stehen die Papa&Kids-Wochenenden bei der Hanseatischen Yachtschule<br />

Glücksburg gleich dreimal im Programm (Mai und August). Mütter mit Kindern sind<br />

übrigens ebenfalls willkommen! Termine und Preise: dhh.de<br />

Törns zum Fels<br />

Karibik im Flug<br />

Auf nach Helgoland, der einzigen Hochseeinsel Deutschlands, raus aus der<br />

Elbe und durch die (manchmal) wilde Nordsee. Die Yachtschule Eichler<br />

macht’s möglich. Unter dem Motto „Meilentörns“ bietet sie <strong>Segel</strong>törns auf<br />

Deutschlands einzige Hochseeinsel an. Ab Mitte März geht es durch das<br />

Gezeitenrevier. Start ist in Hamburg, gemeinsam mit den dicken Pötten die<br />

Elbe hinunter, vorbei an den Sand- und Wattbänken vor Cuxhaven und dann<br />

hinaus auf die offene Nordsee in Richtung Lange Anna. Nicht nur die passende<br />

Strecke für all diejenigen, die für den nächsten <strong>Segel</strong>schein noch Meilen<br />

sammeln oder sich in der Navigation üben müssen, sondern auch der perfekte<br />

Kurzurlaub. Abschalten in den Nordseewellen. Weitere Infos über die<br />

drei- bis viertägigen Kurztörns gibt es unter: yachtschule-eichler.de<br />

Luxus mit<br />

lunchbox<br />

Das Peninsula Hotel Hongkong zählt<br />

zu den besten Häusern Asiens – mit<br />

entsprechenden Zimmerpreisen. Wer<br />

hier absteigt, muss nicht auf den Cent<br />

schauen. Für segelbegeisterte Gäste<br />

hat das Haus eine besondere Offerte:<br />

Sie können die hauseigene 40-Fuß-<br />

Offshore-Racing-Yacht Signal 8 für bis<br />

zu sechs Personen chartern. Die vierstündige<br />

Sunset-Cruise kostet 8.000<br />

HKD netto (ca. 780 Euro), ein Tag segeln<br />

(acht Stunden) schlägt mit 14.000<br />

HKD (ca. 1.365 Euro) zu Buche. Immerhin:<br />

Der Transfer vom Hotel sowie eine<br />

Lunch-Box an Bord der Yacht sind inklusive.<br />

peninsula.com<br />

Wer ab April die kleineren Karibikinseln aus Deutschland<br />

erreichen will, muss flexibel sein: Einmal wöchentlich<br />

stehen zum Beispiel Barbados (montags),<br />

Puerto Rico (samstags) sowie Tobago (montags) bei<br />

Condor auf dem Flugplan, Jamaika sogar zweimal<br />

wöchentlich (mittwochs und sonntags). Günstig zu<br />

erreichen ist Segler-Ziel Antigua – hier macht Condor<br />

einen Zwischenstopp auf dem täglichen Flug in die<br />

Dominikanische Republik (ab Frankfurt). condor.com<br />

See statt Meer<br />

Noch immer zählt das größte Binnenrevier Mitteleuropas,<br />

der Balaton oder Plattensee, eher zu den Insidertipps<br />

unter Seglern. Doch mit dem neuen Charterangebot<br />

von Lucky Sailing, das die ungarische East<br />

Craft zur kommenden Saison in Deutschland<br />

vertritt, sollte sich dies schnell ändern.<br />

Schließlich bietet der knapp 80 Kilometer<br />

lange See so manche Überraschung und<br />

Herausforderung für Segler: Pegelschwankungen,<br />

die schon fast an Ebbe und Flut erinnern,<br />

Strom, viel Wind, „Meeresengen“ und<br />

das alles kombiniert mit ungarischer Küche<br />

und sommerlichem Badespaß. Dazu kommen<br />

noch jede Menge Regatten, wie zum<br />

Beispiel das Blaue Band, das mit seiner<br />

200 Kilometer langen Regattabahn das<br />

längste Round-Lake-Sailing-Event Europas<br />

ist. Mitmachen dürfen dabei auch Charteryachten.<br />

Also, warum im Sommer nicht<br />

nach Ungarn? Lucky Sailing;<br />

kroatien-chartern.de<br />

39


travel I Regattasegeln in der Karibik<br />

Nasse Dollars,<br />

rote Hummer<br />

40 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


British Virgin Islands<br />

Haiti<br />

Dom. Rep.<br />

Puerto Rico<br />

venezuela<br />

© Brigitte Heine<br />

Regattasegeln, Sonne satt und Party pur:<br />

Das alles bieten die British Virgin Islands<br />

im Rahmen der Karibik Trophy sonnenentwöhnten<br />

Europäern in den Wintermonaten.<br />

SEGEL JOURNAL-Autorin Kirsten<br />

Panzer-Gunkel war dabei. Und hat erlebt, dass<br />

es besonders nett und lustig werden kann,<br />

wenn nicht alles perfekt klappt.<br />

und Piraten<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

41


travel I Regattasegeln in der Karibik<br />

Die Musik knallt aus den Lautsprechern an Deck.<br />

Der Soundtrack zu „Pirates of the Caribbean“<br />

dröhnt quer über den Sir Francis Drake Channel.<br />

Es passt, ist weit entfernt davon, albern oder peinlich<br />

zu wirken. Sir Francis war schließlich auch ein<br />

Freibeuter, hier in der Karibik. Das ist zwar rund 400 Jahre her, aber<br />

warum sollen wir dann nicht die Musik zum Thema anhören?<br />

Als Motivationshilfe, als Adrenalingabe, nicht nur im Ohr… Der<br />

Sound geht durch, lässt sich fühlen und macht uns schneller.<br />

Wende, über – perfekt – nochmal, „Mensch – zieh!“ Die Bläser<br />

setzen ein, verausgaben sich und wir kurbeln um unser Leben!<br />

„Mädels – das muss noch schneller gehen“, motiviert unser Taktiker<br />

und Steuermann. „Helmut ist fürs schnelle <strong>Segel</strong>n zuständig,<br />

ich für die Sicherheit“, hatte mich noch kurz vorher unsere Skipperin<br />

Jutta mit einem prüfenden Blick aufs Schuhwerk begrüßt.<br />

Fünf bis sechs Frauen und ein männlicher Fels in der Brandung<br />

als ausgleichendes Moment. „Der Scheich von Dubai ist ein Dreck<br />

dagegen“, schmunzelt man so auch achtern, bevor wieder die<br />

verbale Peitsche rausgeholt wird. Wie einst auf den Galeeren.<br />

Entspannungsurlaub in der Karibik. Alternativprogramm zum<br />

Sonnenschirm am Strand oder zum gemütlichen Cruisen für jedermann.<br />

Den tiefenentspannten amerikanischen Chartersegler<br />

haben wir gerade verschreckt, sowohl mit der Musik als auch mit<br />

dem Hin- und Her-Getacke. Sorry, war nicht böse gemeint, aber<br />

das war eben unser Kurs. Und bedrängt haben wir den verwirrten<br />

Zaungast wirklich nicht. Er ist es wahrscheinlich nicht gewohnt,<br />

hier in diesem gemütlichen karibischen, fast schon wie ein Binnenrevier<br />

wirkendem Seestück, so viele Yachten unter <strong>Segel</strong>n zu<br />

sehen. Denn im Normalfall zählen die British Virgin Islands (BVIs)<br />

ganz im Norden des karibischen Inselbogens eher zu den familien-<br />

und einsteiger-kompatiblen <strong>Segel</strong>revieren. Islandhopping<br />

mit Landsicht. Buchtensegeln, Badespaß und Strandbar.<br />

Doch wir stehen unter Strom, schenken der traumhaften Umgebung,<br />

dem türkisfarbenen, glasklaren Meer, den grünen Hügeln<br />

und roten Dächern während des <strong>Segel</strong>ns nur wenig Aufmerksamkeit.<br />

Das kommt erst später, nach den Rennen oder am Layday<br />

zwischendurch. Selbst die alte Suppenschildkröte, die an<br />

uns vorbei trudelt, bleibt von den meisten unentdeckt, später<br />

wird es für die verpasste alte Dame eine wohl einmalige Entschädigung<br />

geben.<br />

Mit 16 Yachten sind wir hier unterwegs plus Startschiff, alle auf<br />

einem Fleck, das ist schon eindrucksvoll.<br />

Doch meist zieht sich das Feld dann doch auseinander – einige<br />

immer weit vorn, ein paar weit hinten und das Mittelfeld mal<br />

eng zusammen, mal auseinandergezogen. Natürlich eher bei der<br />

Langstrecke als beim Dreieck. Zum Beispiel auf dem Weg nach<br />

Anegada, der einzigen vollkommen platten Insel hier im Revier,<br />

ein fast schon pazifisch anmutendes Korallen- und Kalkstein-Atoll.<br />

Ganz ohne Berg kommt sie daher und tanzt auch sonst vollkommen<br />

aus der Reihe. Sie gruppiert sich nicht wie die meisten der<br />

mehr als 60 Inseln um den Sir Francis Drake Channel, den die<br />

anderen Inseln beidseitig säumen, sondern liegt abseits, nahezu<br />

offshore, mit großem Riff im Süden und Atlantikwellen auf der<br />

Nordseite. Hier reicht das Riff bis an den Strand heran, ein zu<br />

empfehlender Spot für Schnorchler und Taucher. Anschließend<br />

noch etwas Entspannung in „The Big Bamboo“ in der Loblolly Bay<br />

– wenn es ein Paradies gibt, dann ist das hier. Wer einen Hang<br />

zur Ewigkeit hat, sammelt ein Stück ausgeblichenes Holz am<br />

Strand, brennt zur Erinnerung den Schiffs- oder Crewnamen ein<br />

und hängt es an die Bar. Das Who‘s who der Karibiksegler. „Hier,<br />

mit so einer Lupe als Brennglas kannst du das machen, wir haben<br />

ein paar unterm Tresen liegen“, zeigt mir Charly sein Lupensortiment.<br />

Ein Barkeeper mit einem strahlenden Lächeln wie aus der<br />

Zahnpastawerbung, greift zur Nutmeg und verfeinert die Drinks<br />

– ohne die schwarze Nuss geht nichts in den Bars der BVIs.<br />

Später dann auf naturkundlichen Pfaden wandeln. Echsen<br />

suchen, denn nur hier gibt es den Anegada-Leguan. Meist versteckt<br />

er sich, aber in der Aufzuchtstation, in der die Jungen zum<br />

Schutz vor wilden Katzen in Käfigen großgezogen werden, kann<br />

man sie aus der Nähe sehen.<br />

An den salzigen Binnenseen staksen Flamingos dünnbeinig<br />

durchs Flachwasser, fast wie zum Fotomotiv drapiert. Das Bordfernglas<br />

ist trotzdem zu empfehlen, denn oft sammeln sich die<br />

dank der roten Krabben ordentlich rosa gefärbten Vögel am äußersten<br />

Rand der Tümpel, dort wohin der Mensch ihnen noch<br />

nicht folgen kann. Hier in den Seen liegt auch die Kinderstube<br />

zahlreicher Fischarten, Baby-Barrakuda, Baby-Red Snapper, all<br />

jene, von denen man hofft, dass sie irgendwann einmal an den<br />

Haken gehen.<br />

Doch bis es soweit ist, gibt’s anderes Meeresgetier und das wirklich<br />

vom Feinsten – fangfrischen Hummer, der erst kurz vor dem Barbecue<br />

aus dem Ozean gezogen wird. Phantastisch. Stühle am Strand,<br />

Füße im Sand, kalter Weißwein lässt die Gläser beschlagen und<br />

dann der Hummer. Extraklasse. Eine gelungene Belohnung nach<br />

Sonnensegeln um die Wette, Partystimmung inklusive. Im Anschluss<br />

ans morgendliche Briefing wurde bereits durch die Bucht<br />

gefunkt, von Boot zu Boot. Die Yachten wurden durchnummeriert:<br />

„Trophy 7 für Trophy 1“, „3 halbe Hummer, ein ganzer Hummer, einmal<br />

Chicken, zweimal Mahi Mahi, bitte.“ Auf der Hummerinsel will<br />

keiner selber kochen. „O.K., sieben Leute, sieben Essen, passt. Trophy<br />

8 für Trophy 1, was bestellt ihr für heute Abend?“ Und wieder<br />

erfahren wir knisternd und rauschend, was die Konkurrenz so essen<br />

wird. 16 Yachten, 100 Essen. Perfekt organisiert. Kein Magen soll<br />

hungrig bleiben, kein Gaumen unerfreut. Gut, wenn man zu einem<br />

Boot gehört, da wird man nicht vergessen.<br />

Ich hab da eher etwas Pech, was sich aber schnell als wahres Glück<br />

herausstellt. Erst ganz zum Schluss, als schon wieder Schweigen<br />

auf Kanal 16 herrscht, erinnert sich doch noch jemand an mich.<br />

„Hat jemand eigentlich Kirsten eingeplant? Zu welchem Boot gehört<br />

sie heute Abend und was isst sie?“ „Einen halben Hummer<br />

bitte und das bei euch am Tisch, Trophy 1!“<br />

42 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


Karibik Trophy: Das ist die einmalige Kombination aus sportlichem<br />

<strong>Segel</strong>n, karibisch-sanfter Landschaft und einer einzigartigen Unterwasserwelt.<br />

Schildkröten, Hummer (lecker!) oder Fischschwärme<br />

begleiten die Segler auf ihrem Törn entlang der Inseln<br />

Entspannungsurlaub in der Karibik.<br />

Alternativprogramm zum Sonnenschirm am Strand<br />

oder zum gemütlichen Cruisen für jedermann.<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

43


Sailors Paradise liegt in der Karibik: Die Bucht von Virgin Gorda<br />

(oben). In der Soggy Dollar Bar werden die Geldscheine mit<br />

Wäscheklammern zum Trocknen aufgehängt (Mitte rechts).<br />

Die „Landmarke” von Marina Cay, die rote Telefonzelle, kennt<br />

jeder Segler (unten rechts). „One Love Bar am Strand der<br />

White Bay auf Jost van Dyke, geschmückt mit Fischertonnen<br />

und Netzen (unten links)<br />

44 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


travel I Regattasegeln in der Karibik<br />

Warum ich mich immer wieder besonders in Erinnerung bringen<br />

muss? Weil ich kurzfristig „kojenlos“ geworden bin und keiner festen<br />

Crew mehr angehörte. Voraus ging das große Schiffeversenken.<br />

Früher mochte ich das Spiel, im Matheheft auf Kästchen,<br />

statt Formeln zu berechnen. Bisher war es für mich ein Spiel mit<br />

Tankern, Flugzeugträgern und Fregatten, nicht mit <strong>Segel</strong>yachten.<br />

Doch es gibt schließlich immer ein erstes Mal. Gleich beim<br />

zweiten Rennen war es passiert: Ein Kat fur die Ziellinie falsch<br />

an, drehte ab und versenkte in Piratenmanier mein an der Boje<br />

liegendes Zuhause. Zumindest fast. Ich hatte Glück, war selber<br />

Regattasegeln auf dem eingangs erwähnten galeerenartigen<br />

Monohull und musste so das Elend nicht mit ansehen. Zu dem<br />

Zeitpunkt, als es geschah, lagen wir bereits vor Anker, baden und<br />

schnorcheln, Fische zählen, abkühlen im badewannengleichen<br />

Meer – gut für die strapazierte Muskulatur. Als Vierter der Einrumpfyachten<br />

waren wir weit vor den Kats in der nächsten Bucht,<br />

als der Pechvogel beim Abdrehen den zweiten Rumpf doch glatt<br />

vergessen haben muss.<br />

Später raunt der eine oder andere, dass Hartmut, der Mann für<br />

alles und Veranstalter der Regatta, über den Zwischenfall not<br />

very amused war, angemerkt hat man es ihm nicht. Auch nicht,<br />

als er noch dabei war, mir eine Zahnbürste zu organisieren.<br />

Freie Kojen wurden schnell offeriert, doch manchmal waren<br />

sie auch an einem anderen Ort als ich. So ging die Nachricht<br />

über den Äther: „Wir sind mit der Trophy 1 zurück nach Tortola<br />

in die Hodges Creek Marina gefahren, wir haben einen Schaden,<br />

treffen euch morgen wieder. Ach und Kirsten ist bei euch noch<br />

draußen, kümmert euch bitte um sie. Und wenn jemand eine<br />

Zahnbürste für sie hat…“<br />

Heimatlos im Karibischen Meer. Ohne Schiff und Crew beim<br />

Regattasegeln. Ungewöhnliche Voraussetzungen, aber eigentlich<br />

perfekt. Auf den anderen Booten meist Wiederholungstäter,<br />

Trophy- oder doch Khp-Yachtcharter-Erfahrene, feste<br />

Crews oder Einzelbucher, doch alle wussten schon vor Abflug,<br />

wo sie hingehören. Zu dem Zeitpunkt war ich auch noch auf<br />

meinem Schiff fest eingeplant – eins zum Wohnen, eins zum<br />

Regattasegeln. Wäre da nicht später so ein Rumpf ins Vorschiff<br />

gekracht. Hadern, zaudern, fluchen? Lieber mit karibischem<br />

Laisser-faire das Schicksal annehmen und das hat es ganz<br />

schön gut mit mir gemeint.<br />

Klar, auch ohne dieses Missgeschick und anschließendes Herumgereichtwerden<br />

hätte ich die Crews kennengelernt – viele<br />

von ihnen segeln schon über Jahre zusammen, in wechselnden<br />

Kombinationen, aber wären die Kontakte auch so schnell so intensiv<br />

geworden? Ständig werde ich mit dem Dingi irgendwo<br />

hingebracht, zum <strong>Segel</strong>n, Schlafen, Essen und Feiern. Zwischendurch<br />

gibt‘s auf Kanal 16 nette Konversationen: „Günther, kannst<br />

du mir von der Trophy 16 meine Shorts mitbringen, würde mir<br />

gern vor der Vollmondparty heute Abend noch trockene Sachen<br />

anziehen“ – mein Kojenschiff hat sich in eine andere Bucht zurückgezogen.<br />

„Klar, heut‘ bin ich dein Hosenträger!“ Hilfsbereitschaft<br />

ohne Ende, Wimperntusche gibt es zum Glück auf meinem <strong>Segel</strong>-<br />

Schiff, Herren-T-Shirts für die Nacht beim Nachbarn.<br />

Selbst für die Soggy Dollar Bar in der White Bay – sieht man<br />

den Strand, weiß man, woher der Name kommt – werden mir<br />

ein paar Dollarnoten geliehen. Auch ich möchte hier mit nassem<br />

Geld bezahlen. Eines der Dinge, die man übrigens mal<br />

Bootsversicherungen<br />

von<br />

Weltklasse!<br />

Virgin Gorda ist nicht nur wegen ihrer ungewöhnlichen geologischen<br />

Formation bekannt. Wegen dieser besonderen Form wird die Insel auch<br />

„The Bath” – das Badezimmer – genannt.<br />

Lemmer (NL) T +31 - 514 56 36 55<br />

Deutschland T 04343 - 49 99 91<br />

www.eerdmans.de<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

45


travel I Regattasegeln in der Karibik<br />

Die nächste Karibik Throphy findet vom<br />

22. November bis 2./3. Dezember 2013 statt.<br />

Einzelbucher zahlen 2.240 bis 2.870 Euro,<br />

komplette Crews zwischen 2.000 und<br />

3.500 Euro pro Person (abhängig von Boot und<br />

Belegung) inklusive Flug und Regattaprogramm.<br />

khp-yachtcharter.de<br />

in seinem Leben gemacht haben muss. Vorsichtig durch die<br />

schmale Einfahrt (die an Steuerbord) fahren, Boot vor Anker<br />

oder an die Boje und dann an Land schwimmen. Die Dollars<br />

dabei auf keinen Fall wasserfest verstauen, sondern in die<br />

Badesachen klemmen. Shaneek an der Bar freut‘s, sie hängt<br />

die Noten zum Trocknen an die Wäscheleine und reibt unentwegt<br />

frische Muskatnuss über die Painkiller. Die wurden<br />

sozusagen hier erfunden und können in vier Stärken geordert<br />

werden. Die Rum-Cocktails gehören zum BVI-Feeling<br />

dazu, genauso wie die tropfenden Dollarscheine. Die zieht<br />

auch Jane mit ihren 70 Jahren noch aus ihrer Badeshorts. Sie<br />

kommt sozusagen von gegenüber, ist gerade zusammen mit<br />

ihrem Sohn auf ihrem Hobie von St. John hierher nach Jost van<br />

Dyke gesegelt, eine der Inseln, die nicht am Channel liegen.<br />

„Eine Stunde haben wir gebraucht, ist das nicht einfach genial.<br />

Was für ein Leben!“, strahlt sie, ordert zwei Painkiller – Level 2 für<br />

sie, der Sohn bekommt sogar einen dritten Grades, und knallt<br />

die nassen Dollarscheine auf die Theke.<br />

Den gleichen Kommentar gibt’s hüpfend und winkend am<br />

Strand. „Meine Schwester ist online“, jubelt Cindy und springt immer<br />

wieder wild mit den Armen fuchtelnd in die Höhe – Grüße<br />

in die USA per Webcam. Sieht blöd aus, macht aber offensichtlich<br />

glücklich – oder liegt es an den Drinks?<br />

Bestimmt nicht nur, zumindest bei uns. Die Kombination aus<br />

wirklichem und wahrhaftigem <strong>Segel</strong>n, aus Fighten, Feiern und<br />

Faulenzen, das macht die Trophy aus. Natürlich auch die Umgebung,<br />

die kleinen Inseln, die legendären Locations oder der neue<br />

Nobel-Yachtclub für Megayachten, eine Dependance des Yacht<br />

Clubs Costa Smeralda, aber vor allem auch die Leute, mit denen<br />

man sich sportlich begegnet und ausgelassen feiert. Übrigens<br />

wird offiziell festgestellt, dass die Crews, die vorne segeln, auch<br />

am längsten an den Bars und auf den sandigen Tanzflächen zu<br />

finden sind – die letzte Wettfahrt haben wir, der Harem auf dem<br />

Galeerenschiff, zumindest nach gesegelter Zeit gewonnen…<br />

Dass dann noch eine Wiedergutmachung an der Charterbasis auf<br />

uns wartet, ist noch ein Goodie obendrauf: Eine höchstens zwei<br />

Tage alte Minischildkröte im Hafenbecken! Später auch noch ein<br />

paar kleine Riffhaie. „Jetzt haben wir aber auch wirklich alles gehabt“,<br />

strahlt es aus Günther heraus, „das volle Programm!“, packt die<br />

Tasche und geht von Bord. „Bis nächstes Jahr!“ Recht hat er, doch<br />

mir bleibt die Frage: Fressen Haie kleine Baby-Schildkröten?<br />

Für das SEGEL JOURNAL tauschte Kirsten Panzer-Gunkel den norddeutschen Winter-<br />

Blues gegen <strong>Segel</strong>n in der Karibik und checkte zur Karibik Trophy des Charteranbieters khp ein. Die<br />

British Virgin Islands lockten mit Sonnenschein, sommerlichen Temperaturen und Regattaspannung.<br />

Durch eine Serie aus Pech und Pannen wurde sie Schiff und Koje los. Da galt es schon manches Mal,<br />

nach neuem Wohnschiff zu suchen. Dass auch das Unplanbare und Unvorhergesehene durchaus<br />

seinen Reiz hat, zeigt ihre Reportage übers Regattasegeln in den BVIs.<br />

46 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


EXTRA SEGEL JOURNAL<br />

Dieses SEGEL JOURNAL Türkei Spezial erscheint als Sonderveröffentlichung zu<br />

den Ausgaben 02/2013 der Magazine SEGEL JOURNAL und MEER & YACHTEN<br />

in Zusammenarbeit mit der Botschaft der Republik Türkei in Berlin.<br />

segeljournal.com | meerundyachten.de<br />

Türkei<br />

TR AVEL GUIDE


travel I 14 Places to be<br />

14 Orte,<br />

die Weltumsegler gesehen<br />

haben müssen<br />

Text und fotos wolfgang weber<br />

Es gibt nur ein schönstes Baby auf der Welt: Jede Mutter<br />

hat es. Und so gibt es auch nur einen einzigen schönsten Ort in der<br />

Seglerwelt: Jede(r) Skipper(in) kennt einen eigenen. Trotzdem, Träume<br />

und Traumziele sind nicht so individuell, wie wir glauben. Für diese 14<br />

Orte gibt es außerdem gute Gründe, sie einmal gesehen zu haben.<br />

1<br />

Segler in Europa lieben ihre Heimatreviere: Nordsee,<br />

Ostsee, Mittelmeer. Traumziele massenhaft. Die Erbseninseln bei<br />

Bornholm, weil sie wie verzaubert der Zeit trotzen. Helgoland, weil es<br />

irgendwann mal der erste Schlag über freies Wasser war und seitdem immer<br />

wieder lockt. Die kleine Palmenbucht östlich von Bodrum, wo der romantischste<br />

aller Sonnenuntergänge ein Glück fürs Leben beschien. Und<br />

einmal Venedig von See aus erleben… Hier bei uns zu Hause hat schon<br />

jeder seine Traumbucht, seinen Lieblingshafen, seinen „Ort, an dem man<br />

einmal gewesen sein muss“ gefunden. Bleiben noch die Träume hinter<br />

dem Horizont, und für die muss man Europa verlassen…<br />

48 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


2<br />

sanfter (Yacht-) Tourismus so genial miteinander<br />

verbunden wie hier. Per Charter-Einbaum lässt<br />

sich der Dschungel im Hinterland erkunden,<br />

und an den Ankerplätzen finden sich einige der<br />

schönsten Korallenriffe der Karibik. Ein absolutes<br />

Muss für Entdecker und Menschenfreunde.<br />

Fotos: Wolfgang Weber; www.shutterstock.com/ Jason Patrick Ross, dirkr<br />

3<br />

4<br />

Der eindrucksvollste Ort für den Abschied<br />

ist Gibraltar. Solange der Wind oben<br />

auf dem Affenfelsen vom Atlantik her weht, bleiben<br />

die Yachten im Hafen. Die gewaltigen Festungsanlagen,<br />

die die Meerenge bewachen, demonstrieren<br />

den Wert, den Seefahrt in der Geschichte immer<br />

hatte und noch heute hat. Nirgendwo sonst<br />

auf der Welt bekommt man so sehr das Gefühl:<br />

„Was ich tue, was ich vor mir habe, ist wichtig. Und<br />

wenn es nur für mich wichtig ist.“<br />

Wenn der Wind auf Levanter dreht, geht es raus<br />

auf den Ozean, der Sprung über den Atlantik<br />

nach Westen steht an. Die Karibik ruft, der<br />

Traum von Sand und Sonne. Am schönsten<br />

ist der Bereich zwischen Bequia und Union Island.<br />

Wer will, kann tagsüber im Naturschutzpark der<br />

Tobago Cays mit den Schildkröten um die Wette<br />

schnorcheln und sich trotzdem abends in Dennis‘<br />

Hideaway auf Mayreau fangfrischen Lobster servieren<br />

lassen. Das ultimative Winterparadies, die<br />

Karibik-Essenz, Strandparty inklusive.<br />

Wem der Reggae zu viel wird, der<br />

dreht den Bug nach Südwesten und<br />

erforscht den San-Blas-Archipel in<br />

Panama. Die Kuna-Indianer leben in ihrem autonomen<br />

Gebiet „Kuna Yala“ bewusst traditionell,<br />

nirgendwo sonst werden Stammeskultur und<br />

5<br />

6<br />

Das nächste Traumziel sind die Galápagos-Inseln,<br />

denn nur dort haben<br />

so viele Tierarten so wenig Respekt<br />

vor den Menschen. Beim Reinigen des<br />

Wasserpasses kommen junge Seelöwen zum<br />

Zuschauen, zupfen mal eben an den Schwimmflossen<br />

und okkupieren die Badeplattform.<br />

Blaufußtölpel schlagen nur wenige Dezimeter<br />

an Backbord und Steuerbord ins Wasser<br />

ein und jagen Fische. Fregattvögel mit aufgeblähtem<br />

Kehlsack sitzen im Gebüsch direkt<br />

am ausgewiesenen Wanderpfad. Und unten<br />

ziehen große Haischulen vorbei und stören<br />

sich ebenfalls nicht am Homo sapiens. Die Inselgruppe<br />

ist und bleibt das Traumziel für alle<br />

Tierliebhaber, auch wenn die Riesenschildkröte<br />

Lonesome George leider im letzten Jahr im Alter<br />

von etwa 100 Jahren verstorben ist.<br />

Von hier aus sind es ziemlich genau<br />

3.000 Meilen bis zu den Marquesas –<br />

und eine echte Langfahrt über See ist ebenfalls<br />

ein „Ort, an dem man gewesen sein muss“: Ganz<br />

einfach weit draußen. Das muss nicht der Pazifik<br />

sein, aber es sollte weiter sein bzw. länger<br />

dauern, als der Vorhersageraum des Wetterberichtes.<br />

Passatbesegelung, der untergehenden<br />

Sonne hinterher, ein kleiner Schwertfisch an der<br />

Angel, die Gedanken frei bis hinter den endlosen<br />

Horizont und der Körper geborgen im<br />

schwimmenden Schneckenhaus namens „mein<br />

Boot“, so geht <strong>Segel</strong>n.<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

49


travel I 14 Places to be<br />

7<br />

CDs getauscht werden, und für Einsamkeitsenthusiasten<br />

bieten sich endlose Strände auf jeder<br />

Insel an. Eine etwas südliche Route über Raroia,<br />

Makemo und Fakarava hat zwei Vorteile: Sie liegt<br />

etwas abseits der Hauptrouten und bietet mit<br />

den letzten beiden Atollen zweimal die Möglichkeit,<br />

auf der einen Seite ins Ringriff rein – und<br />

auf der anderen wieder raus zu segeln.<br />

9<br />

8<br />

Da der Pazifik die längste inselfreie Strecke auf einer<br />

Weltumsegelung ist, bekommt die erste Insel,<br />

die erste Bucht den Titel „Welt-Landfallort“: Die<br />

Baie des Vierges auf Fatu Hiva. Nach drei<br />

Wochen blauem Meer und blauem Himmel und<br />

weißen <strong>Segel</strong>n und weißen Wölkchen werden<br />

die Grünschattierungen auf den Lavahängen<br />

des Vulkans zum unvergesslichen Farbenrausch.<br />

Cook und Bougainville tauchen vor dem geistigen<br />

Auge auf: So muss es gewesen sein, als die<br />

großen Entdecker nach Wochen auf See erstmals<br />

wieder terra firma unter den Füßen hatten und<br />

von freundlichen Einheimischen bewirtet wurden.<br />

Die Tradition hat sich bis heute gehalten,<br />

während der Yachtsaison im April und Mai laden<br />

mehrere Familien in ihre Behelfsrestaurants auf<br />

der Terrasse ein. Das erste kühle Hinano schmeckt<br />

wie kein anderes Bier auf der Welt.<br />

10<br />

Der nächste Traum führt „bis ans andere<br />

Ende der Welt“. Genau gegenüber<br />

von Deutschland ist leider nur Wasser,<br />

aber wer so weit weg will, wie es<br />

eben geht, der muss nach Neuseeland.<br />

Möglichst weit weg vom Stress in der Heimat ist<br />

man nicht in den Städten der neuseeländischen<br />

Nordinsel, sondern in Aucklands Hausrevier, dem<br />

Hauraki-Golf und der Südinsel. Der berühmte Golf<br />

wird gegen den Ozean durch Great Barrier Island<br />

geschützt, und wer vom idyllischen Ankerplatz in<br />

der Bucht Port Fitzroy zu einer Wanderung durch<br />

die Baumfarn-, Kaurifichten- und Teebaumwälder<br />

zum Gipfel des Mount Hobson aufbricht, der befindet<br />

sich am anderen Ende der Welt auch wirklich in<br />

einer anderen Welt.<br />

Zum Südseetraum an sich fehlt auf den Marquesas<br />

allerdings der weiße Sandstrand. Aber eine<br />

Inselgruppe weiter, in den Tuamotus,<br />

da wird der Traum dann Wirklichkeit.<br />

Wie in den europäischen Heimatrevieren muss<br />

in der riesigen Südsee zwischen Französisch-<br />

Polynesien und den Salomonen jeder seinen eigenen<br />

Traumort entdecken. Aber hier geht das<br />

am einfachsten. Dutzende Atolle bieten sichere<br />

Ankerplätze im Inneren der Lagunen. Korallenköpfe<br />

im flachen Wasser sind perfekte Schnorchelspots<br />

gleich hinter dem Heck. Schwarze<br />

Perlen können gegen Angelhaken oder Pop-<br />

Geographischer Abstand ist aber nicht immer<br />

unbedingt auch mentaler oder kultureller Abstand.<br />

Wer sich möglichst weit von<br />

allem, was er in seinem „normalen“<br />

Leben kennt, entfernen möchte, der<br />

muss nach Melanesien. Penisköcher und<br />

Grasrock sind bei Festen selbst in Vanuatus<br />

Hauptstadt Port Vila bis heute salonfähig, aber<br />

richtig spannend wird es erst auf den unbekannteren<br />

Inseln. Auf Malakula zeigen die Einheimischen<br />

die schönsten Tänze, auf Ambrym<br />

Fotos: Wolfgang Weber; www.shutterstock.com/ Jiri Foltyn<br />

50 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


hat der Rom-Kult die exotischsten Festkostüme<br />

hervorgebracht, und auf Pentecôte stürzen sich<br />

die wagemutigen Erfinder des Bungee-Jumpings<br />

im Mai mit nichts als Lianen an den Füßen<br />

von bis zu 20 Meter hohen Bambusgerüsten auf,<br />

nein, in die Erde. Beim Kava-Trinken im Nakamal,<br />

dem Männerhaus, werden die letzten Bande zu<br />

dem, was wir Zivilisation nennen, gekappt.<br />

11<br />

13<br />

in Frieden lässt – atemberaubend. Unter Wasser<br />

tummeln sich die Mantarochen und streicheln<br />

mit ihren Schwingen die Glücklichen, die sich<br />

mit ihnen durch die Lagune treiben lassen.<br />

Das thailändische Phuket scheint der<br />

exakte Gegensatz zu Melanesien, also<br />

zu Vanuatu, zu den Salomonen und den<br />

Louisiaden zu sein. Aber hinter dem Massentourismus<br />

verbirgt sich in der weiten Phang Nga<br />

Bucht die erstaunlichste per Yacht ersegelbare<br />

Landschaft. Über Jahrmillionen hat sich das Meer<br />

in die Karstlandschaft gefressen und dabei Höhlen,<br />

Tunnel, Monolithen und senkrechte Wände hinterlassen.<br />

Mit dem Beiboot lassen sich hohle Inseln<br />

oder Tropfsteinarkaden erkunden, ganz Mutige<br />

schwimmen bei Ebbe hundert Meter durch einen<br />

stockdunklen, niedrigen Tunnel, um am Ende inmitten<br />

eines Hongs wieder blauen Himmel über sich<br />

zu haben, der über 360° lückenlos von senkrechten<br />

Wänden eingerahmt ist.<br />

14<br />

Was in dieser Aufzählung noch fehlt, sind der Ort<br />

für das größte seglerische Abenteuer und der ultimative<br />

Ort zum Ankommen. Ersterer muss<br />

eines der drei groSSen Kaps sein. Da die<br />

Umrundung des Kap Hoorn meist durch die Magellanstraße<br />

und den Beagle-Kanal abgekürzt<br />

wird und Kap Leeuwin weit abseits der üblichen<br />

Routen liegt, bleibt nur das eine Kap. Das Kap<br />

der Stürme, später umbenannt in das Kap der<br />

Guten Hoffnung. Nichts ist vergleichbar mit dem<br />

Anblick des Tafelbergs nach der Umrundung. Ein<br />

großes Kap muss sein, einmal im Leben…<br />

12<br />

Der Traum, irgendwohin zu kommen,<br />

wo fast noch niemand sonst war,<br />

erfüllt sich im Chagos-Archipel. Der<br />

Naturpark inmitten des Indischen Ozeans ist absolut<br />

zivilisationsfrei – und die Naturparkverwaltung<br />

erlaubt nur gut einem Dutzend Yachten<br />

pro Jahr, für maximal vier Wochen hier zu bleiben.<br />

Das sind deutlich weniger Menschen als<br />

jedes Jahr auf den Mount Everest klettern. Eine<br />

andere Anreise als auf eigenem Kiel ist nicht<br />

möglich, nicht einmal Charteryachten dürfen<br />

ankern. Die Natur ist – wie überall, wo man sie<br />

Ankommen, zurückkommen nach Europa ist<br />

über zwei Routen möglich: Über den Atlantik<br />

darf ein Stopp in Horta/Faial nicht<br />

fehlen. Das berühmte „Peter‘s Café Sport“ hat<br />

sie alle gehört, die Geschichten von Stürmen und<br />

Flauten, vom Erfolg und vom Scheitern. Wenn<br />

diese Wände erzählen könnten! Und gerade das<br />

können die Wände der Kapelle „Madonna vom<br />

Felsen“ vor Perast im Golf von Kotor. Die Rückkehrer<br />

via Suez-Kanal sollten am späten Nachmittag,<br />

wenn die Museumsbesucher die Insel<br />

verlassen haben, an der kleinen Pier vor dem<br />

„Bug“ dieser Stein gewordenen Kapitänskajüte<br />

festmachen. Im Inneren des Kirchleins berichten<br />

Unmengen silberner Votivtafeln von Schiffbruch,<br />

von Flaute, vom Unglück auf See. Auf keinem<br />

anderen Ort der Welt ruht so viel Hoffnung auf<br />

die Erfüllung eines Traumes wie hier. Falls Sie Ihr<br />

Traumziel irgendwann erreicht haben, dann ist<br />

hier der richtige Ort, um Danke zu sagen.<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

51


travel I panzer segelt... auf der müritz<br />

müritz<br />

Kleines Meer<br />

für große Schläge<br />

Der gröSSte See Deutschlands<br />

überrascht mit seiner Vielfalt.<br />

Individualisten, Naturliebhaber und<br />

Regattasegler schwärmen von dem kleinen<br />

Meer im Nordosten Deutschlands, das sich auf<br />

einem Kurztörn nur schwer in seiner ganzen<br />

Besonderheit erfassen lässt. Text Kirsten Panzer-Gunkel<br />

Die Bootsschuppen des Städtchens Röbel stehen nicht an, sondern in der Müritz<br />

52 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


In diesem Jahr feiert das Städtchen Waren an<br />

der Müritz sein 750-jähriges Bestehen<br />

Fotos: www.shutterstock.com/travelpeter, ArTono<br />

Das Meer, der See, der Fluss,<br />

Schon allein ihr Name birgt Besonderes. Weiblich sind die wenigsten<br />

Wasserlandschaften im Binnenland. Vielleicht spricht man<br />

noch von einer Seenplatte (die), aber einem See oder Fluss die<br />

Weiblichkeit zuzusprechen ist schon recht ungewöhnlich. Und<br />

dennoch, sie ist eine Sie, die Müritz – und dabei nicht harmlos,<br />

ruhig und gefällig, sondern auch schon mal wild und eindrucksvoll<br />

und dabei immer wunderschön, oftmals verwunschen und<br />

hin und wieder auch leicht tückisch.<br />

Der eine schwärmt: „Ihre Größe macht’s aus und die Buchten,<br />

einfach so vor Anker liegen“, der andere betont ihre Sportlichkeit.<br />

Der eine mag die Nächte auf ihr, der andere segelt tagsüber um<br />

die Wette und sieht keinen Sinn darin, auch nachts noch draußen<br />

bei ihr zu bleiben, meint vielmehr, er könne doch genauso gut<br />

zuhause schlafen. So unterschiedlich die Nutzung des „kleinen<br />

Meeres“, was der slawische Name morcze (Müritz) bedeutet, so<br />

vielseitig die Möglichkeiten. Vielleicht ist sie auch deshalb durchaus<br />

etwas für Individualisten, wenngleich es zur Hauptsaison bei<br />

Sonnenschein so wirkt, als ob es ganz schön viele Individualisten<br />

gäbe – und dabei nicht nur deutsche. Auch Holländer, Schweizer,<br />

Österreicher und Dänen zieht es immer wieder nach Mecklenburg-Vorpommern,<br />

in den Nordosten unserer Republik.<br />

„Ich bin schon viel auf anderen Seen gesegelt, natürlich auch<br />

auf den bayerischen – Regatten. Aber wenn ich richtige Schläge<br />

machen will, freu‘ ich mich immer auf die Müritz. Das ist halt unsere<br />

Müritz hier. Ich bin hier geboren, hab‘ hier das <strong>Segel</strong>n gelernt<br />

und bin immer noch dabei. Und die anderen Seen sind viel zu<br />

klein“, argumentiert Heiko Schmidt vom Wasser-Service-Center<br />

Röbel voller Eifer pro Heimatrevier. „Beim Regattasegeln reihst du<br />

dich sonst am Start auf und nix passiert mehr. Hier hast du aber<br />

Platz, kannst noch richtig was bewegen“, plädiert er nicht nur fürs<br />

Dreieckssegeln auf seinem kleinen Meer.<br />

aber die Müritz<br />

Viele andere Segler wollen sich hier erst einmal ausprobieren, die<br />

große Fahrt auf kleinem Meer üben. Sie freunden sich auf dem mit<br />

knapp 120 Quadratkilometern größten See Deutschlands mit den<br />

ersten längeren Schlägen an, bevor sie nach der Seeerfahrung<br />

hinausgehen auf die große und ihrem Ruf nach stets wilde See.<br />

Genießen schon einmal hier im Binnenland das Meergefühl – sozusagen<br />

erst einmal an der Reißleine, bevor sie es wagen, diese<br />

endgültig zu ziehen.<br />

Die durch die große Wasserfläche und die flachen Ufer begünstigten<br />

gleichmäßigen Winde sind dabei gegenüber den Fallböen<br />

und Windlöchern der Bergseen klar im Vorteil. Westwind<br />

statt Föhn aus Süd. Und, falls es mal zu stark bläst, gibt es noch<br />

genug geschützte Bereiche, in die man ausweichen kann, zum<br />

Beispiel tief in die Bucht von Röbel hinein, dann weiter um die<br />

Ecke gebogen in die Kleine Wünnow und Bootsschuppen gucken.<br />

Holzhäuser, mal instand gesetzt, mal verwittert, vor wogendem<br />

Schilfgürtel, enge kleine Buchten und Wassersträßchen zum<br />

Versteckspiel mit Boot. „Wohnen darf man in den Hütten nicht,<br />

obwohl sie natürlich ideal dafür sind. Unten Boot – oben Bett – ist<br />

aber verboten und wird auch wirklich kontrolliert“, erzählt Maik<br />

Mausolf, der jeden Stein im See mit Namen kennt. So raubt er mir<br />

gleich alle Hoffnung auf ein beinahe schwimmendes Zuhause<br />

auf Zeit. Drankommen an so ‘ne Hütte? Keine Chance – die sind<br />

fest im Familienbesitz. Doch manchmal, ganz selten, steht dann<br />

doch mal eine zum Verkauf. Mit „400 bis 500.000 Euro wurde für<br />

so einen Schuppen schon mal verlangt“ erinnert mich Maik an<br />

meinen Kontostand, während wir windgeschützt nach einem besonders<br />

schönen suchen. 2.500 solcher Bootsschuppen gibt es an<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

53


Bootsliegeplatz an der Müritz?<br />

So einfach zu bekommen wie ein 6er im Lotto...<br />

müritz<br />

10 fragen – 10 Antworten<br />

Warum? Platz gibt es auf dem größten See Deutschlands und zwar<br />

reichlich. Lange Schläge lassen Urlaubsfeeling aufkommen und wer<br />

kürzere Distanzen bevorzugt, findet schnell den nächsten Hafen.<br />

Wann? <strong>Segel</strong>saison ist von April bis Oktober, zur Schulferienzeit kann<br />

es allerdings schon mal voller werden, weniger auf dem Wasser als in<br />

den Häfen.<br />

wer? Ein See für Segler, die das <strong>Segel</strong>n lieben und wirklich auch mal<br />

Strecke machen wollen. Wer noch etwas unsicher ist, bleibt dagegen in<br />

Landnähe, auch das ist möglich. Und als „Vorlauf“ für den ersten Meerestörn<br />

ist der See perfekt.<br />

Wo chartern? Das Wasser-Service-Center Röbel verkauft<br />

nicht nur Boote, sondern verfügt auch über eine eigene Marina und<br />

eine Charterflotte in Röbel, wsc-roebel.de. Angeboten werden auch<br />

<strong>Segel</strong>kurse und Ferienwohnungen. Vom 26. bis zum 28.4. findet der<br />

9. Müritz-Gold Cup statt – die größte Kielbootregatta der Mecklenburger<br />

Seenplatte. Wer ohne eigenes Schiff mitmachen will, chartert<br />

beim Bootscenter Müritz.<br />

Weitere Anbieter sind unter anderen: <strong>Segel</strong>center Müritz in<br />

Teterow, Dream Sailing in Waren, Yachtcharter Logisch<br />

in Rechlin und Sun Sailing in Klink.<br />

wo bleiben? Auf der Müritz gibt es weder ein Nachtfahr- noch ein<br />

Ankerverbot, wer mag, kann also draußen bleiben. Ansonsten gibt es<br />

außer im Naturschutzgebiet am nordöstlichen Ufer zahlreiche Häfen<br />

und Liegeplätze. Die Vereine bieten ebenfalls Gastliegeplätze an.<br />

Was tun an land? Der Besuch des Müritzeums in Waren ist<br />

ein Muss! Wald-, Moor-, Wasserwelten und Deutschlands größtes<br />

Aquarium für Süßwasserfische – absolut beeindruckend und gleich<br />

für zwei Hafentage gut: mueritzeum.de<br />

wo essen? Bei den Fischern am See, z.B. in Röbel gleich neben<br />

der Marina – mueritzfischer.de – und im Miniaturrestaurant Klabautermann<br />

in Waren, einem winzigen (hauptsächlich) Fischrestaurant<br />

mit gerade einmal 18 Plätzen – von April bis Oktober werden<br />

keine Reservierungen entgegengenommen, also schnell anlegen<br />

und die Marktstraße hinauf, Tel. 03991 / 66 23 06 oder<br />

klabautermann-waren.de.<br />

In Röbel besucht man das legendäre Regattahaus des Röbeler<br />

Segler-Vereins, Müritzpromenade 20.<br />

was mitbringen? Kaviar! Hecht- und Maränen-Rogen aus<br />

nachhaltiger Fischerei gibt es bei den Müritzfischern – unbedingt<br />

probieren und am besten gleich einen Vorrat kaufen!<br />

Infos und weitere Tipps<br />

Tourismusverband Mecklenburgische Seenplatte<br />

mecklenburgische-seenplatte.de<br />

Das Müritzeum in Waren,<br />

Naturkundemuseum mit<br />

Deutschlands größtem<br />

Süßwasseraquarium<br />

worauf achten? Bei stärkerem Wind kann sich schnell eine steile<br />

kurze Welle aufbauen, dann ist Vorsicht geboten! Gewitterfronten<br />

ziehen zwar nur selten direkt über die Müritz, sind dann aber besonders<br />

stark mit extremen Böen.<br />

Wo schlafen? In Waren zum Beispiel in der Villa Margarete<br />

– villa-margarete.de – direkt am Rande des Nationalparks. Hier gibt es<br />

im Spa-Bereich auch etwas ganz Besonderes: Floaten, nicht in einer<br />

engen Tonne, sondern in einer offenen, großen Wanne – Entspannung<br />

pur – vor allem nach einem Wellenritt übers Meer. (Ist auch separat<br />

ohne Hotelübernachtung buchbar!)<br />

54 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


travel I panzer segelt... auf der müritz<br />

der Müritz, die meisten sind nur vom Wasser aus zu sehen. So wird<br />

ein Müritztörn auch gleich zum Überraschungsei – eine vollkommen<br />

andere Optik als vom Land aus bietet sich dem Segler hier<br />

auf dem Wasser. Und gleichzeitig lüftet sich auch das Geheimnis<br />

der 5.000 Boote, die an der Müritz liegen, die Hälfte ist, beinahe<br />

unsichtbar, im Häuschen versteckt.<br />

Die meisten fremden Segler, die nun nicht über die eigene<br />

Hütte am See verfügen, bringen ihr eigenes Boot hierher, sei es<br />

für einen Zweiwochentörn oder gleich für die ganze Saison, wie<br />

zum Beispiel der 70-jährige Segler aus Osnabrück. Er reist jedes<br />

Jahr mit Wohnmobil und Seezunge an die Müritz, bleibt gleich<br />

von April bis Oktober. Ab und zu kommt auch seine Frau vorbei,<br />

doch nicht für lange, sie darf noch nicht das Rentnerleben genießen.<br />

Sie muss noch ein wenig arbeiten, während der Gatte<br />

sich monatelang auf der Müritz herumtreibt.<br />

Fotos: Mirko Runge/ Müritzeum gGmbH; www.shutterstock.com/guentermanaus (2)<br />

Groß und abwechslungsreich genug ist das Meer schließlich<br />

selbst für jahrelange Wiederholungstäter. Wie ein richtiges Meer.<br />

Und was dort nie fehlt, gibt es natürlich auch hier – Untiefen und<br />

die dazugehörigen Tonnen. Nordöstlich und südwestlich der<br />

Müritz-Mitte liegen ein paar Steine herum, gut betonnt und wie<br />

gewollt platziert.<br />

Das sind aber nicht die einzigen flachen Stellen, auf die man aufpassen<br />

muss. Trotz ausreichender „Meerestiefe“, im Durchschnitt<br />

sechs Meter und an der tiefsten Stelle sogar 33 Meter, kommt das<br />

Ufer hin und wieder flach und steinig daher. Vorsicht und vielleicht<br />

mal ein Blick in die Karte ist dann angesagt, doch „wenn die<br />

Leute hier unbedingt die Pferde und Kühe zählen wollen, fahren<br />

sie an den Riesenfindlingen ihre Boote kaputt“, zeigt mir Maik<br />

gleich hinter der Ausfahrt von Röbel am Nordende des Großen<br />

Schwerin die herumliegenden Brocken.<br />

Raus aus der Enge – am Wind Richtung Nordwest – hier zeigen<br />

die Freikörperkultur-Enthusiasten, wie hoch ihr Toleranzpegel<br />

nun wirklich ist. Gleich gegenüber liegt die Wasserskistrecke in<br />

der Sietower Bucht – eine weitere südlich von Klink – da gibt’s oft<br />

Gezeter: „Die vom FKK-Campingplatz beschweren sich ständig,<br />

wenn die Skifahrer in der Mittagspause hier rumfahren“, gibt mein<br />

Revierführer sein Insiderwissen weiter. Sollen die warten, bis am<br />

Im kleinen Dorf Kambs steht eine historische Feldsteinkirche aus dem 13. Jahrhundert<br />

Nachmittag wieder eine ordentliche Welle steht, geht’s mir durch<br />

den Kopf – Buckelpistenfahren im Neo, damit die Freikörper ungestört<br />

ruhen können?<br />

Doch ansonsten ist man tolerant am See. Segler und Motorbootfahrer<br />

verstehen sich, wobei die Segler eher auf der Müritz<br />

bleiben, während die Motorboote schnell auf die anderen Seen<br />

gehen, raus aus der Müritz und weiter in die Mecklenburgische<br />

Seenplatte, auf den Kölpin-, den Fleesen- oder den Plauer See. Die<br />

Segler könnten das auch. „Wir haben hier alle Mastlegevorrichtungen,<br />

die Charterboote sowieso – aber die Müritz ist auch so groß<br />

genug für einen Urlaubstörn“, heißt es beim Wasser-Service-Center<br />

in Röblin. Nach einem Lieblingsplatz am See gefragt, werden<br />

nur die Schultern gezuckt. Zu viele schöne Fleckchen gibt es hier,<br />

ob drüben am Ostufer, wo Deutschlands größtes Naturschutzgebiet<br />

bis ans Wasser hinunter reicht, oder am Westufer mit seinen<br />

Wiesen und kleinen Wäldern. Ein nennenswertes Süd- oder Nordufer<br />

bietet die Müritz aufgrund ihrer Nord-Süd-Ausrichtung nicht.<br />

Dafür aber im Norden mit Waren die größte Stadt am Meer und<br />

im Süden mit der Kleinen Müritz fast schon einen extra See.<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

55


travel I panzer segelt... auf der müritz<br />

Rund 2.500 dieser romantischen Bootsschuppen<br />

gibt es entlang der Müritz<br />

Viel Einzigartiges, viel Schönes, viel Meer und Natur, Kraniche, die<br />

hier im Spätsommer Station machen, und Fischadler, die auch<br />

schon mal über den Booten kreisen, bei viel Wind eine Welle, die<br />

sich vor den Meereswogen nicht zu verstecken braucht, und dazu<br />

noch Urwald für Segler. Gleich hinten im Bolter Kanal erstreckt er<br />

sich. Hier durchs üppige Grün hineinfahren, Achtung: Topplicht,<br />

Boot festbinden und Fisch essen – für mich das Müritz-Highlight;<br />

wobei… die Bootshäuser, das Schilf, der Fisch, die kleinen Dörfer,<br />

das Schloss Klink, die langen Schläge… sich festzulegen fällt<br />

manchmal schwer.<br />

Events Sports Boote Yachtschule Charter<br />

www.tokon.de info@tokon.de<br />

Tel.039931-526 96<br />

Offene Kielboote Typ Valk.<br />

Entdecken Sie das kleine<br />

Meer, naturnah, mit<br />

Freunden oder Familie.<br />

Tagescharter € 65,- inkl.<br />

Außenborder. <strong>Segel</strong>kurse<br />

und Kanuverleih. Ferienhaus<br />

direkt am Wasser.<br />

Foto: www.shutterstock.com/SchneiderStockImages<br />

56 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


Fotos: www.<br />

shutterstock.com/<br />

Santiago Cornejo<br />

guideI charter<br />

Charter-Urlaub – für viele die reizvollste Art des Fahrtensegelns.<br />

Die Vielfalt der Reviere und eine große Auswahl von kleinen<br />

und großen Yachten garantieren ein maximales <strong>Segel</strong>-Erlebnis.<br />

Wählen Sie auf den folgenden Seiten Ihre persönliche Traumreise<br />

aus den attraktiven Angeboten unserer Inserenten.<br />

www.croatiasailing.de<br />

seit 1992 Tel. 08236/28 16, Fax -28 97 croatiasailing@t-online.de<br />

www.renz-yachting.de<br />

sportlich Dehler & unsinkbar Etap<br />

ab 18 – 35 Fuß · Fon: 0 46 21/358 77<br />

OSTSEEfjordSCHLEI<br />

Ihr Spezialist für Yachtcharter weltweit.<br />

Ihr Ostseespezialist mit über 430 <strong>Segel</strong>yachten!<br />

PCO - Privat Charter Ostsee GmbH<br />

Teplitzer Allee 16-18 - 24146 Kiel<br />

T 04 31 71 97 97 0<br />

www.pc-ostsee.de<br />

www.scansail.de<br />

Scansail Yachts International GmbH • Palmaille 124 b • 22767 Hamburg<br />

Tel.: 040 - 388 422 • info@scansail.de • www.scansail.de<br />

Mitsegeln & Kojencharter<br />

• Tolle <strong>Segel</strong>törns für Urlauber und <strong>Segel</strong>begeisterte<br />

•• Tolle Skippertraining <strong>Segel</strong>törns für - SSS/SKS UrlauberPrüfungstörns<br />

und <strong>Segel</strong>begeisterte<br />

• Schnuppersegeln - Tauchtörns - Hafenmanövertraining<br />

• Skippertraining<br />

• Gepflegte eigene<br />

- SSS/SKS<br />

Schiffe mit<br />

Prüfungstörns<br />

deutschen Skippern<br />

•<br />

Tel.:<br />

Schnuppersegeln<br />

0 74 33 - 99<br />

- Tauchtörns<br />

85 868 •- info@stuis-toerns.de<br />

Hafenmanövertraining<br />

• Gepflegte eigene Schiffe mit deutschen Skippern<br />

Tel.: 0 74 33 - 99 85 868 • info@stuis-toerns.de<br />

Weltweit<br />

Yachtcharter<br />

Bareboat<br />

Flottillen<br />

Hausboote<br />

Cluburlaub<br />

Flüge<br />

seit 33 Jahren<br />

seit 1979.<br />

www.argos-yachting.de<br />

Argos Yachtcharter GmbH • Storchenallee 5 • D 65201 Wiesbaden<br />

Zentrale • Tel. 0611-66051 • Fax. 0611-691236 • mail@argos-yachting.de<br />

München • Tel. 089-47084324 • Fax 089-47084328 • muenchen@argos-yachting.de


travel I guide<br />

Bestsail – ihr Netzwerk renommierter Yachtcharter-<br />

Agenturen in Deutschland, Österreich und in der<br />

Schweiz. Wählen Sie in der Saison 2013 aus über 300<br />

ausgesuchten Yachten an 26 Stützpunkten in den<br />

schönsten <strong>Segel</strong>revieren im Mittelmeer, der Karibik und<br />

auf den Seychellen. bestsail.de<br />

Anzeige <strong>Segel</strong>journal 93x60_Anzeige <strong>Segel</strong>journal 93x60 22.04.2010 15:02 Seit<br />

www.trend-sailing.de<br />

Ihre Agentur für Yachtcharter – weltweit<br />

<strong>Segel</strong>yachten<br />

Katamarane<br />

Motoryachten<br />

Yachtcharter<br />

Flottillen<br />

Mitsegeln<br />

Trend Sailing GmbH | Ihr zuverlässiger Partner für Yachtcharter weltweit – seit 1995<br />

Tel. 0 23 81 - 16 33 21 | info@trend-sailing.de | Marker Dorfstraße 74 | <strong>59</strong>071 Hamm<br />

seit 1978<br />

Eigene Flottillen & Regatten<br />

<strong>Segel</strong>yachten - Cat’s<br />

Yachtcharter weltweit<br />

Fun Regatten - Flottillen<br />

Mitsegeln - Skippertraining - Ausbildung<br />

Events - Flüge - Reisen (eigenes Reisebüro)<br />

Sicherungsschein!<br />

info@sarres.de www.sarres.de<br />

Tel.: 02843-90810; Fax: 02843-908111<br />

Hubert-Underberg-Allee 2, 47495 Rheinberg<br />

SARRES-SCHOCKEMÖHLE YACHTING GmbH<br />

<strong>Segel</strong>yachten • Katamarane<br />

Motoryachten • Hausboote<br />

und Mitsegelgelegenheiten<br />

Eigene Yachten in Malta, auf den<br />

Seychellen und in der Karibik<br />

Barone Yachting · Friedrichring 33 · D-79098 Freiburg<br />

Tel. 07 61 / 38 06 30 · mail@Barone.de · www.Barone.de<br />

H=50mm<br />

B=90mm<br />

58 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


sports<br />

Foto: onEdition<br />

highlights Neues aus der Szene 60 – 61<br />

clipper highlights race Das Neues Jedermann-Rennen aus Szene um die Welt 6264 – 67 – 65<br />

youth olympische america’s Spiele cup Davon Deutsches träumen Team deutsche vor San Francisco Segler dabei 7066 – 71 – 71<br />

mittwochsregatten Die Scow kommt rasende Der groSSe badewanne SpaSS nach Feierabend 72 72 – 76 – 74<br />

Hochseerennen Was verträgt die Crew? 76 – 78<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

<strong>59</strong>


sportshighlights<br />

Lange läuft!<br />

Wild Oats XI<br />

schlägt alle<br />

Was für ein Siegeszug! Bei der 68. Auflage des Hochseeklassikers<br />

Rolex Sydney Hobart konnte die Crew von Wild Oats XI die drei<br />

wichtigsten Pokale klar machen. First Ship Home, neuer Streckenrekord<br />

und der Gesamtsieg nach berechneter Zeit: Besser ging<br />

nicht. Die Yacht absolvierte die 628 Meilen lange Strecke in einem<br />

Tag, 18 Stunden, 23 Minuten und 12 Sekunden und unterbot damit<br />

ihren eigenen alten Rekord um 16 Minuten und 58 Sekunden. Eigner<br />

Bob Oatley war nach dem Sieg ekstatisch: „Ich bin im Himmel.<br />

Wir haben niemals aufgegeben. Und wir werden es im nächsten<br />

Jahr erneut angehen!“ Wild Oats XI geht nun in die Geschichte des<br />

Rennens ein als die zweite Yacht, der es gelungen ist, den eigenen<br />

Rekord zu brechen und die Regatta sechsmal als Erste zu beenden.<br />

Nur die Morna, später bekannt als Kurrewa IV, war noch besser. Sie<br />

hat das Rennen siebenmal gewonnen und zweimal ihren Rekord<br />

gebrochen. Ein Rekord, dem Wild Oats XI im Dezember 2013 gefährlich<br />

nahe kommen könnte… rolexsydneyhobart.com<br />

Neuer Volvo<br />

Ocean Racer<br />

im Bau<br />

Kleiner, robuster und stabiler, so soll<br />

die neue Einheitsklasse VO 65 für das<br />

nächste Weltrennen 2014/15 sein.<br />

Und vor allem günstiger: Mit rund<br />

4,5 Millionen Euro pro Boot sind die<br />

Baukosten um 30 Prozent geschrumpft. An<br />

der Baunummer 1 wird schon eifrig geschraubt. Die italienische<br />

Werft Persico laminiert die Außenhaut des rund 20 Meter<br />

langen Rumpfes, parallel wird bei Multiplast in Frankreich die<br />

Karbonschicht für das Deck gebaut. Erste Sea Trials nach erfolgreichem<br />

Stapellauf sind für Sommer 2013 geplant. Inzwischen<br />

hat für die Neuauflage des Rennes auch ein zweites Team gemeldet:<br />

Die brasilianische Provinz Pernambuco wird ein Team<br />

ins Rennen schicken, der erste Stopover-Port nach dem Start in<br />

Alicante wird die prosperierende brasilianische Stadt Recife sein.<br />

Und was macht das schwedische Damenteam vom Hygieneartikel-Hersteller<br />

SCA? Trainiert bis zur Fertigstellung ihres VO 65<br />

Racers schon auf der alten Mar Mostro von Puma. Die wurde<br />

auch schon im Girlie-Style pink angemalt. volvooceanrace.com<br />

Besser als<br />

Schafe züchten<br />

<strong>Segel</strong>söldner oder Moneymaker? Für neuseeländische Jungspunde<br />

stellt sich oft die Frage, ob sie sich als Profisegler bei<br />

einem internationalen Syndikat verdingen oder doch besser<br />

Schafe züchten. Für Russell Coutts hat sich die<br />

Entscheidung <strong>Segel</strong>profi zu werden klar<br />

ausgezahlt: Der Mann, der in diesem<br />

Jahr als CEO im Team Oracle von Larry<br />

Ellison den begehrten America’s<br />

Cup mit verteidigen wird, ist der mit<br />

Abstand bestbezahlte Sportler Neuseelands.<br />

Nach Angaben der Taranaki<br />

Daily News verdient Russell jährlich<br />

rund 8,5 Millionen Euro. Deutlich abgeschlagen<br />

auf Platz 2 des neuseeländischen<br />

Gehaltsrankings folgt<br />

Fußball-Star Ryan Nelson mit<br />

rund drei Millionen Euro Jahresgehalt.<br />

Immer noch mehr,<br />

als man als Schafhirte verdient.<br />

oracleracing.com<br />

60 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


Foto: www.shutterstock.com/ AHMAD FAIZAL YAHYA<br />

30 Millionen<br />

für die britischen Olympioniken<br />

Welche Nation konnte 2012 die meisten olympischen Medaillen beim <strong>Segel</strong>n einheimsen? Die Briten.<br />

Allen voran „Big Ben“ Ainslie mit Gold im Finn, dazu kamen vier Silbermedaillen. Allerdings: Im seglerischen<br />

Medaillenspiegel waren die Briten hinter Australien „nur“ auf Platz 2. In den Jahren 2004 und 2008<br />

hatten die britischen Segler der Royal Yachting Association (RYA) die olympische Nationenwertung im<br />

<strong>Segel</strong>sport deutlich gewonnen. Damit die britischen Segler ihr Top-Level halten, wurde ihnen jetzt für<br />

die Vorbereitung auf Rio eine satte Unterstützung zugesagt: Rund 30 Millionen Euro. Davon können die<br />

deutschen Talente leider nur träumen… rya.org.uk<br />

Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist<br />

Und noch einmal Ben Ainslie. Der derzeit größte <strong>Segel</strong>olympionike aller Zeiten tritt weder im Finn noch in einer anderen<br />

Klasse vor Rio an. Schluss, aus und vorbei mit der Medaillenjagd. Im Finn wäre die Luft für Ainslie bei den nächsten<br />

Regatten dünn geworden, zu stark sind die jüngeren Konkurrenten. Ein Umstieg in die gerade nicht olympische Starboot-Klasse<br />

wäre eine Alternative für den britischen Ausnahmesegler gewesen. Doch mit dem intensiven Training in<br />

dem Zweimann-Kielboot müsste er jetzt anfangen – zu einem Zeitpunkt, an dem es höchst unwahrscheinlich ist, dass<br />

die Starboot-Klasse doch noch als zusätzliche olympische Disziplin vor Rio an den Start gehen darf. Ainslie konzentriert<br />

sich nun darauf, sein seglerisches Know-how ein Spielfeld weiter einzusetzen: Aktuell ist er beim America’s Cup<br />

Team Oracle angestellt, doch sein Ziel ist eigentlich, den 35. America’s Cup nach England zu holen. benainslie.com<br />

Termine<br />

im februar bis april<br />

22.-24.02.2013<br />

20. Jugendseglertreffen / DSV<br />

Stuttgart<br />

28.02.-03.03.2013<br />

Heineken Regatta<br />

St. Maarten<br />

Pläne für Hydroptère 2<br />

Nun fehlt nur noch ein Sponsor, dann kann gebaut werden, damit die Hydroptère 2 ab 2015<br />

alle wichtigen Ozeanrekorde knacken kann… Der metallisch-glänzende Trimaran Hydroptère<br />

ist eine der schnellsten Rennmaschinen unter <strong>Segel</strong>n. Entwickelt wurde der Trimaran<br />

mit Tragflächen bereits 1987 von dem französischen Windsurfer und Segler Alain Thébault,<br />

der dafür bereits existierende Pläne der französischen <strong>Segel</strong>legende Eric Tabarly weiterentwickelte.<br />

1994 startete der Tri seine Rekordfahrten. Doch nachdem Ende 2012 der französische<br />

Hauptsponsor DCNS, eine halbstaatliche Marinewerft, den Sponsoringvertrag kündigte,<br />

sitzt das Projekt finanziell auf dem Trockenen. Um neuen Sponsoren Appetit zu machen, veröffentlichte<br />

das Team jetzt Pläne für einen Nachfolger des erfolgreichen Tris, konstruiert vom<br />

französischen Büro VPLP, Spezialist für alles, was auf drei Kufen richtig schnell ist. Der Tri soll<br />

mit einem starren Flügelsegel ausgerüstet werden, auf Foils segeln und lange Schwimmer in<br />

Wavepiercer-Ausführung erhalten. hydroptere.com<br />

09.-10.03.2013<br />

Ice Breaker Regatta<br />

Kiel<br />

11.-15.03.2013<br />

Rolex Swan Cup Caribbean<br />

British Virgin Islands<br />

30.03.-06.04.2013<br />

44 Trofeo S.A.R. Princesa Sofía MAPFRE<br />

Mallorca<br />

08.-13.04.2013<br />

Les Voiles de Saint Barth<br />

Saint Barth / Kleine Antillen<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

61


sports I clipper race<br />

Crew auf der Kante, der Bugmann zählt<br />

die Meter zur Linie. Vor zwei Jahren gingen<br />

zum letzten Mal die 68-Fuß-Clipper<br />

ins Rennen, hier beim Start von der<br />

Gold Coast (Australien) nach Singapur<br />

Clipper Race<br />

– Weltrennen für alle<br />

Text hans-harald schack fotos onEdition<br />

62 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


Für die Teilnahme am Clipper<br />

Round the World Race bewerben<br />

sich zwanzigmal so viele<br />

Menschen, wie es Plätze an Bord<br />

gibt. Das Weltrennen ist ein Abenteuer<br />

für Leute, die keine Aussteiger sind.<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

63


Der Hubschrauber-Träger Illustrious<br />

verabschiedet die Flotte 2011 aus<br />

Southampton (Foto oben). Quingdao<br />

führt in der San Francisco Bay.<br />

Die Schiffe werden von Regionen<br />

oder Städten gesponsert<br />

Clipper gehen<br />

dreimal um die Welt,<br />

und sind dann<br />

immer noch was wert<br />

Das Clipper Race findet alle zwei Jahre statt. Es startet<br />

Ende August in Südengland und führt in acht Etappen<br />

um die Welt. Einige werden von Start bis Ziel in einem<br />

Stück gesegelt, andere bestehen aus zwei bis vier Einzelrennen.<br />

Wer Jahr um Jahr davon träumt, eines Tages mit dem eigenen<br />

Boot den Atlantik zu überqueren oder die Welt zu umsegeln,<br />

für den könnte die Regatta die günstigere und erfolgversprechende<br />

Alternative sein.<br />

64 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


sports I clipper race<br />

Der Konstrukteur Tony Castro, der auch<br />

für Gunfleet und Jeanneau arbeitet,<br />

hat den neuen Clipper 70 gezeichnet.<br />

Die Yacht hat Doppelruder, einen<br />

festen Kiel und geringen Tiefgang<br />

Gesegelt wird auf 70-Fuß-Schiffen, die ein normaler Segler<br />

nicht beherrscht und die er sich auch als Charterer nicht leisten<br />

könnte. Während das professionelle Volvo Ocean Race gerade<br />

Abschied von den 70-Füßern genommen hat und eine nicht<br />

wesentlich kleinere Einheitsklasse ins Leben ruft, ist das Clipper<br />

Race auf größere Schiffe umgestiegen. Volvo brachte letztes Mal<br />

sechs Schiffe an den Start, Clipper zwölf. Die Volvo-Schiffe sind<br />

nach einer Regatta verbraucht oder zumindest veraltet, die Clipper<br />

sind dafür geschaffen, dreimal um die Welt zu gehen und<br />

danach immer noch was wert zu sein.<br />

Die gesponserte Hightech-<strong>Segel</strong>ei mit Profi-Crews und die<br />

Clipper-<strong>Segel</strong>ei sind zwei völlig unterschiedliche Welten. In der<br />

einen segeln Gladiatoren, in der anderen das Volk. Der Erfolg der<br />

Clipper-Rennen beruht darauf, dass sie für Amateure gemacht,<br />

aber absolut professionell durchgeführt werden.<br />

Die Teilnahme ist – aus der Perspektive des Normalverdieners –<br />

teuer. Allein das Training kostet knapp 6.000 Euro, Anreise nicht<br />

mitgerechnet. Andererseits ist das Rennen billig, mit den Augen<br />

eines Yachteigners betrachtet. Denn wer, außer den wirklich Begüterten,<br />

kann mit einer Rennyacht dieser Größe auf solchen<br />

Kursen unterwegs sein? Das Clipper Race macht es einem normalen,<br />

begeisterten Segler möglich. Es kostet ihn eine zweistellige<br />

Summe, vielleicht auch den Job, aber es geht.<br />

„Der See ist völlig egal, ob du Krankenschwester, Lkw-Fahrer<br />

oder Beamter bist. Es zählt nur, was einer kann“, sagt Robin Knox-<br />

Johnston, Erfinder und einer der Veranstalter des Rennens. Ihm<br />

und seinem Team wiederum ist es völlig egal, ob und wie gut<br />

einer segeln kann. Wer bei der Bewerbung den Eindruck macht,<br />

dass er es ernst meint und menschlich in Ordnung ist, der hat<br />

eine Chance. Wenn die Teilnehmer erst einmal ausgewählt sind,<br />

dann sorgen die Trainer dafür, dass sie alles lernen, was sie können<br />

sollten. Knox-Johnston war Berufsseemann und Navy-Freiwilliger,<br />

er weiß, was eine solide Ausbildung ist. Ein Drittel aller<br />

Teilnehmer war nie auf einer Yacht, bevor es mit dem Training<br />

losging. Danach sind sie vollwertiger Teil ihres Teams. Bei Tag,<br />

bei Nacht und im Notfall.<br />

Das Training umfasst Theorie, einen Grundkurs und zwei Aufbaukurse.<br />

In den 4.800 Pfund sind Henri-Lloyd-Ölzeug und<br />

clipper<br />

lüa<br />

23 m<br />

breite<br />

5,65 m<br />

tiefgang<br />

3 m<br />

grosssegel 123 m 2<br />

vorsegel am wind 168 m 2<br />

asymmetrischer spi 330 m 2<br />

mast<br />

29 m<br />

verdrängung (voll)<br />

31,7 t<br />

kiel<br />

12 t<br />

Crew-Kleidung enthalten. Teilnehmer aus Asien oder Australien<br />

können den Grundkurs in Singapur absolvieren. Für die Ausbildung<br />

auf den Clipper-Yachten müssen aber auch sie nach<br />

Southampton reisen.<br />

London im Januar. Im St. Katharine Docks an der Tower Bridge<br />

liegt eine mächtige rote Rennyacht. Sie ist die erste einer Flotte<br />

von zwölf identischen Schiffen. Bei näherer Betrachtung sieht es<br />

aus, als hätte jemand dem Konstrukteur eines Volvo-70-Füßers<br />

gestattet, ein durables Schiff zu zeichnen. Alles, was zum Regattasegeln<br />

gehört, ist an Bord, die Ruderräder und die Steuerstände<br />

sind aus Kohlefaser, trotzdem wirkt das Schiff schlichter,<br />

solider. Es soll auch dreimal so lange halten wie die letzten<br />

Volvo-70-Füßer.<br />

Ein eisiger Wind pfeift über das Dock, in einem beheizten Zelt<br />

erläutert Clipper-Manager David Cusworth (44) sechzig Zuhörern<br />

– überwiegend Anwärtern auf einen Platz im Rennen –<br />

das Geschäftsprinzip von Clipper Ventures. „Wir nehmen ihnen<br />

einen Haufen Geld ab, und dafür machen wir sie nass, kalt und<br />

müde. Es gibt schlechtes Essen, das sie sich selbst zubereiten<br />

müssen.“ Zustimmung in den Gesichtern. „Dafür geben wir<br />

ihnen ein Boot im Wert von anderthalb Millionen, in der Hoffnung,<br />

dass sie es in elf Monaten zurückbringen. Irgendwas geht<br />

immer zu Bruch, aber bitte machen sie nicht zu viel kaputt.“<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

65


sports I clipper race<br />

De Lage Landen führt vor San<br />

Francisco. Die 68er-Flotte wird<br />

jetzt durch zwölf größere Schiffe<br />

ersetzt. Sie sind spartanisch, aber<br />

praktisch eingerichtet (unten, v.<br />

links): Vierer-Kammer, Navigation<br />

mit Blickkontakt zum Rudergänger,<br />

Messe mit Zentral-Pantry<br />

Das Rennen<br />

Die meisten Etappen sind Ozean-Überquerungen, jede hat ihre Schwierigkeiten<br />

und Reize. In den Flauten der Tropen liegen öfter die Nerven<br />

blank, auf den kalten Etappen wird wochenlang nicht geduscht. Clipper-<br />

Manager Cusworth: „Schlaf ist wichtiger als gut riechen.“<br />

Etappe 1 (England – Brasilien) führt über den Atlantik, samt<br />

Äquator-Taufe. Auch ist Rio de Janeiro als Reiseziel nicht gänzlich<br />

unattraktiv.<br />

Etappe 2 führt nach Kapstadt – wieder eine Atlantik-Überquerung,<br />

tief im Süden. Der Großkreis und die Wetternavigation führen die Schiffe<br />

erstmals in den Southern Ocean.<br />

Etappe 3 führt nach West-Australien, sie nennen es die „Schlittenfahrt“.<br />

Es ist kalt, der Kurs führt wieder in den Southern Ocean, obwohl<br />

es auf einer Mercator-Weltkarte eher nach einer Überquerung des Indischen<br />

Ozeans aussieht.<br />

Etappe 4 führt von West-Australien über Neuseeland nach Ostaustralien.<br />

Das sieht auf der Weltkarte aus wie ein Küstenrennen, ist<br />

aber erstklassiges Hochsee-<strong>Segel</strong>n um eines der drei Großen Kaps<br />

(Leeuwin) und in drei Ozeanen (Indischer, Southern, Pazifik).<br />

Etappe 5 erscheint Europäern unspektakulär, sie ist aber die mit den<br />

meisten Meilen und seglerisch sehr kompliziert. Sie führt von Ostaustralien<br />

nach Singapur und weiter ins winterliche Quingdao.<br />

In der chinesischen Stadt ist die Clipper-Flotte ein Riesen-Ereignis. Die<br />

Olympia-<strong>Segel</strong>stadt hat bereits für die kommenden vier Rennen Verträge<br />

gemacht. Hier werden die Clipper-Yachten auch gebaut.<br />

Etappe 6 führt über den kalten Nord-Pazifik nach San Francisco,<br />

ein Muss für segelnde Masochisten. 30 Tage, die an den Kräften zehren,<br />

aber in der Erinnerung großartig. Und auch das Ziel sollte keine falschen<br />

Erwartungen wecken. Der härteste Winter, den er je erlebt habe, schrieb<br />

Mark Twain, war der Sommer in San Francisco.<br />

Etappe 7 führt über Panama nach New York. Tropisches, anspruchsvolles<br />

<strong>Segel</strong>n, eher psychisch als physisch hart.<br />

Etappe 8 führt nach Europa. Eine Atlantik-Überquerung und drei<br />

weitere Etappen-Rennen in europäischen Gewässern.<br />

66 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


Beim letzten Rennen lief ein Schiff in der Java-See auf ein Korallenriff.<br />

Das Schiff war zwar da, wo der Skipper es haben wollte,<br />

aber ein in der Karte verzeichnetes Riff war es nicht, sondern unter<br />

dem Schiff. „Erstaunlicherweise war der Skipper auch später<br />

noch der Meinung, dass sein Sicherheitsabstand von einer halben<br />

Meile ausreichend war, obwohl er das Ergebnis ja kannte“,<br />

erzählt Cusworth. Andere Clipper-Racer retteten die Crew.<br />

Sonst ist, im Vergleich zu den spektakulären Regatten dieser<br />

Welt, nicht viel passiert. Ein Schiff verlor nach einer Kenterung<br />

den halben Mast und lief danach immer noch 20 Knoten im<br />

Sturm. Auf mehr als zwei Millionen gesegelten Meilen waren<br />

nur drei echte Mann-über-Bord-Manöver nötig.<br />

Auch die Skipper, obschon allesamt Profi-Segler, sind nicht perfekt.<br />

Nach dem Start fahren die Schiffe zuerst 48 Stunden lang mit<br />

etwa identischer Geschwindigkeit in die gleiche Richtung. Dann<br />

werden die Skipper müde und müssen schlafen, und Wachführer<br />

aus der Crew übernehmen das Kommando. Die Schiffe werden<br />

plötzlich langsamer und zerstreuen sich. Ein paar Stunden später,<br />

wenn die Skipper ausgeschlafen haben, richtet sich die Flotte<br />

wieder aus. Die Skipper sind ehrgeizig. „Wenn du nur mitfährst,<br />

um Delfine und Sonnenuntergänge zu sehen, könnte das den<br />

Skipper auf den Gedanken bringen, dass er dich ein bisschen<br />

rannehmen muss“, sagt Cusworth, selber Teilnehmer beim Race<br />

2002. Alex Thomson, der Dritter beim Vendée Globe wurde, gewann<br />

als Clipper-Skipper das Rennen 1998.<br />

Wer vor Problemen an Land davonläuft oder ein weltfremder Romantiker<br />

ist, wird schon in den Bewerbungsinterviews herausgefiltert.<br />

19.000 Menschen haben sich für das Rennen 2013/14<br />

die Bewerbungsunterlagen heruntergeladen. Über 2.000 waren<br />

im Januar noch in der Auswahl für hundert Plätze. Insgesamt<br />

werden 650 teilnehmen, einige das ganze Rennen, manche nur<br />

ein oder zwei Etappen. Bei Präsentation des ersten Clippers der<br />

neuen Generation bewundert auch Andy, ein 58-jähriger Ingenieur<br />

aus London, das schöne Schiff. Er will in zwei Jahren mitsegeln.<br />

Lieber natürlich schon jetzt, aber im Moment geht es<br />

nicht, denn seine Frau ist krank, und er kann sein Büro nicht so<br />

lange allein lassen. „Andererseits kämen meine Partner ja auch<br />

ein paar Wochen ohne mich aus, wenn ich einen Unfall hätte…“<br />

Nein, er will es 2015 angehen, wenn seine Frau wieder okay ist.<br />

Dass da so viele Menschen auf engstem Raum miteinander unterwegs<br />

sind, führt zu Stress, zu Freundschaften und zu Reifungsprozessen.<br />

Für viele werden bereits die drei Trainingswochen<br />

ein unvergessliches Erlebnis. Cusworth: „Wenn beim Training<br />

alle zehn Minuten <strong>Segel</strong>manöver gefahren werden, ist das härter<br />

als manche Etappe.“ Trotzdem schwärmen die Leute von den<br />

Wochen vor dem Start, denn sie erwerben Können und Selbstvertrauen.<br />

Das Training schweißt die Crews zusammen.<br />

Clipper macht Rennen,<br />

aber vorher machen<br />

sie Hochseesegler<br />

Im August geht das Clipper Race zum neunten Mal auf die Reise<br />

um die Welt. Im Prinzip ist es Charterurlaub mit einem Minimum<br />

an Alkohol (Privatvorräte sind vertraglich verboten) und<br />

einem Maximum an Arbeit und Wettkampf. 1996 startete das<br />

erste Clipper-Rennen mit acht 60-Fuß-Yachten. Sir Robin Knox-<br />

Johnston, der es bei der Sponsoren-Suche etwas leichter hatte<br />

als Segler ohne Namen, hatte eine Marktlücke erkannt. Er wollte<br />

ganz normalen Leuten sportliches Ozean-<strong>Segel</strong>n ermöglichen.<br />

Leuten, die einen Traum hatten, die aber mangels Zeit und Geld<br />

nie mit einem eigenen Schiff bei einem Transatlantik-Rennen<br />

würden starten können.<br />

Das ist das Erfolgsgeheimnis der Clipper-Leute: Erst machen sie<br />

Seeleute. Dann liefern sie ihnen Sport in einer Arena, die die<br />

ganze Welt umfasst. clipperroundtheworld.com<br />

Robin Knox-Johnston (74) stellt den<br />

neuen Clipper 70 in London vor. Alle<br />

zwei Jahre geht es um die Welt<br />

Wer nur eine Etappe segeln will, muss für Ausbildung und<br />

Ausstattung (4.800 Pfund) und die Etappe (zwischen 4.558<br />

und 5.618 Pfund) umgerechnet etwa 15.000 Euro ausgeben,<br />

denn Reisekosten, Impfungen, Visa und Verdienstausfall<br />

kommen noch dazu. Ferner braucht er mindestens 60 Tage<br />

für Reisen, Training und Rennen, mehr als die meisten Angestellten<br />

in zwei Jahren an Urlaubstagen haben. Die ganze Regatta<br />

kostet im Paket 52.000 Euro. Manche machen danach<br />

gleich den Yachtmaster Ocean, nach der Devise „gelernt ist<br />

gelernt“. Sie werden Profisegler oder machen etwas anderes<br />

mit Booten. Andere nehmen ihr Familienleben an Land, die<br />

Karriere oder Berufsausbildung wieder auf.<br />

20 Leute sind an Bord eines Schiffes, das heißt, dass jeder Wache<br />

neun Leute zur Verfügung stehen. Es ginge auch mit einer kleineren<br />

Crew, aber für risikoarme Manöver ist ausreichendes Personal<br />

eine Voraussetzung. Außerdem soll es ja ein Geschäft sein.<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

67


Jetzt SEGEL JOURNAL<br />

abonnieren!<br />

NEU<br />

Leichtgewicht für<br />

Leseratten<br />

- eReader an Bord<br />

amazon de .d<br />

Foto: a<br />

Die Trends des <strong>Segel</strong>sports<br />

– das ganze Jahr lang!<br />

Ihre Vorteile<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

+<br />

15% Preisvorteil<br />

Ein Geschenk nach Wahl<br />

Sie verpassen keine Ausgabe<br />

12 Ausgaben<br />

+ Prämie<br />

Die SEGEL JOURNAL segelt alle zwei Monate<br />

versandkostenfrei ins Haus<br />

Eine Ausgabe gratis bei Bankeinzug<br />

Nach einem Jahr können Sie das Abo jederzeit kündigen<br />

(bei einem 2-Jahres-Abo nach 2 Jahren)<br />

Verschlingen Sie Bücher und das auch gerne unterwegs?<br />

Dann ist der ultraleichte Kindle eReader für Sie<br />

ein Muss. Das Lesen auf dem 15 Zentimeter großen<br />

Display ist genauso angenehm wie auf Papier. Über das<br />

integrierte W-LAN lässt sich jedes Buch blitzschnell<br />

herunterladen. Gewicht: 170 g.<br />

Nur 50,- Euro Zuzahlung zum 2-Jahres-Abo.<br />

Eleganter Klassiker<br />

MINOX Digital Classic Camera 5.1<br />

Faszinierend kleiner Begleiter für Liebhaber des<br />

Außergewöhnlichen. Modernste Technik im filigranen<br />

1950er-Jahre Gewand. 5 Mio. Pixel, 2“ Monitor,<br />

Steckplatz für SD Speicherkarten bis zu 16 GB<br />

und viel Liebe zum Detail.<br />

Nur 62,- Euro Zuzahlung zum 2-Jahres-Abo.<br />

Ideal als Geschenk<br />

SEGEL JOURNAL erscheint im Verlag QUARTO Media GmbH , Gurlittstraße 28, D-20099 Hamburg,<br />

Handelsregister: AG Hamburg HRB 99291 Vertrieb: InTime Media Service GmbH,<br />

Bajuwarenring 14, D-82041 Oberhaching


ot<br />

Tolle<br />

Prämien sichern!<br />

Foto: amazon.de<br />

Hängesessel<br />

„Brasil“<br />

Einen Platz zum Träumen bietet<br />

dieser Hängesessel im King Size<br />

Format – egal ob an Land oder auf<br />

See. Die brasilianische Webstoffkonstruktion<br />

trägt bis zu 120 Kilo.<br />

Nur 30,- Euro Zuzahlung.<br />

6x<br />

SEGEL JOURNAL<br />

plus Prämie<br />

Gratis<br />

Amazon Gutschein<br />

(20,- Euro)<br />

Wählen Sie zwischen Büchern, CDs<br />

und vielen weiteren Angeboten im<br />

Online-Shop von amazon.de.<br />

20€<br />

Fot<br />

oto:<br />

amazon.de<br />

de<br />

JA, ich möchte Abo-Kunde werden:<br />

(bitte nur ein Kreuz machen)<br />

Ja, bitte senden Sie mir SEGEL JOURNAL ab<br />

der nächsten Ausgabe direkt nach Hause.<br />

2-Jahres-Abo: Ich erhalte 12 Ausgaben plus Prämie<br />

zum Preis von 53,- Euro (inkl. Versandkosten).<br />

Jahres-Abo: Ich erhalte 6 Ausgaben plus Prämie<br />

zum Preis von 26,50 Euro (inkl. Versandkosten).<br />

Auslandspreise auf Anfrage<br />

Meine persönliche Angaben (P ichtfelder)<br />

Name / Vorname<br />

Ich verschenke SEGEL JOURANAL an<br />

Name / Vorname<br />

Straße / Nr.<br />

PLZ / Wohnort<br />

Geburtsjahr Telefon<br />

E-Mail-Adresse<br />

Ich bezahle bequem per<br />

Bankeinzug<br />

Als Prämie wähle ich<br />

für das 2-Jahres-Abo:<br />

eReader (Zuzahlung nur 50,- Euro)<br />

MINOX Digital Classic Camera 5.1<br />

(Zuzahlung nur 62,- Euro)<br />

für das Jahres-Abo:<br />

Hängesessel “Brasil“<br />

(Zuzahlung nur 30,- Euro)<br />

Amazon Gutschein (20,- Euro)<br />

Straße / Nr.<br />

PLZ / Wohnort (Dieses Angebot gilt nur in Deutschland)<br />

BLZ<br />

Geldinstitut<br />

Kontonummer<br />

Widerrufsrecht: Die Bestellung kann ich innerhalb von<br />

2 Wochen ohne Begründung beim SEGEL JOURNAL<br />

Leserservice, Postfach 1363, D-82034 Deisenhofen, in<br />

Textform (z.B. per E-Mail oder Brief) widerrufen werden.<br />

Zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung.<br />

Geburtsjahr Telefon für evtl. Rückfragen<br />

E-Mail-Adresse<br />

Kreditkarte<br />

Gültig bis (Monat/ Jahr)<br />

Datum<br />

✗<br />

Unterschrift<br />

Senden Sie uns Ihren Abo-Coupon an:<br />

SEGEL JOURNAL<br />

Leserservice<br />

Postfach 1363<br />

D-82034 Deisenhofen<br />

Karten-Nr.<br />

Rechnung an meine Adresse<br />

Nach einem bzw. nach 2 Jahren kann ich das Abonnement<br />

jederzeit beim SEGEL JOURNAL Leserservice abbestellen. Im<br />

Voraus bezahlte Beträge erhalte ich dann zurück.<br />

Noch schneller bestellen:<br />

+49 (0) 89 / 85 853 558<br />

+49 (0) 89 / 85 853 62 558<br />

abo@segeljournal.com


Deutschlands Talente<br />

greifen nach dem neuen<br />

Red Bull Youth<br />

America’s Cup<br />

Der America’s Cup hat Nachwuchs bekommen.<br />

Sein Name: Red Bull Youth America’s Cup. Die Herausforderung<br />

besteht aus zwei Teilen: Einer Ausscheidungsserie vom<br />

9. bis 24. Februar vor San Francisco und der Endrunde in der Cup-<br />

Saison 2013 parallel zum 34. Duell um die berühmte Silberkanne.<br />

Jugend-Teams aus aller Welt dürfen unter den Augen der Profis vom<br />

1. bis 4. September um den neuen Mini-Cup kämpfen.<br />

text Torben Demut<br />

fotos Gilles Martin-Raget<br />

70 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


sports I America’s Cup für Azubis<br />

Es ist so, als würde eine hochkarätige Nachwuchsrennserie<br />

parallel zur Formel 1 stattfinden. Und Michael Schumacher<br />

und Sebastian Vettel schauen zu. Gesegelt wird auf<br />

den rasanten AC 45-Katamaranen, die von den Profis in der<br />

Weltserie genutzt werden.<br />

Eingeladen zur ersten Qualifikationsrunde sind Mannschaften<br />

mit Seglern zwischen 19 und 25 Jahren aus aller Welt. Mehr als<br />

30 Projekte hatten sich 2012 beworben. Zwölf davon haben<br />

die Sportdirektoren des Youth America’s Cup – die österreichischen<br />

Doppel-Olympiasieger Roman Hagara und Hans-Peter<br />

Steinacher – zur Teilnahme ausgewählt, darunter auch eine<br />

deutsche Benjamin-Crew.<br />

Das Sailing Team Germany und der Norddeutsche Regatta Verein<br />

haben ihre Kräfte gebündelt und gemeinsam das STG/NRV<br />

Youth America’s Cup Team formiert, das im Dezember sein Training<br />

aufgenommen hat. Das Warm-up galt für die Deutschen<br />

gleichzeitig als Sichtung unter dem wachsamen Auge von Projektleiter<br />

und NRV-Sportdirektor Klaus Lahme sowie STG-Cup-<br />

Koordinator Markus Koy, der das Team auch in San Francisco<br />

betreuen wird. Das Steuer übernimmt 49er-Steuermann Erik<br />

Heil, Laser-Europameister Philipp Buhl aus Sonthofen wird als<br />

Skipper, Wing-Trimmer und Taktiker im Einsatz sein.<br />

Ursprünglich hatten sowohl Heil als auch Buhl steuern wollen.<br />

„Wir befinden uns ganz klar in einem Duell, wollen beide<br />

dasselbe“, sagt Buhl, der gerade seinen 23. Geburtstag feierte.<br />

Doch zunächst stufen die Trainer Heils Erfahrung auf Katamaranen<br />

vom Typ Extreme 40 und seine olympische 49er-Herkunft<br />

etwas höher ein, weil das Verhalten des 49ers vor allem vor dem<br />

Wind dem eines AC 45-Katamarans trotz des immensen Größenunterschieds<br />

ähnlicher ist als das eines Lasers, in dem Kieler-<br />

Woche-Sieger Philipp Buhl die Teilnahme an den Olympischen<br />

Spielen 2016 anpeilt. An Land verstehen sich Heil und Buhl<br />

bestens, teilen bei Regatten oft ein Zimmer. Erik Heil sagt: „Wir<br />

sind die dicksten Freunde.“<br />

Die Zweirümpfer vom Typ AC 45 werden von sechsköpfigen<br />

Crews gesegelt. Heil weiß: „Auf diesen Booten herrschen ungeheure<br />

Kräfte. Wir brauchen eine Crew, die richtig keulen kann.“<br />

Auch die ist gefunden. Nominiert sind Lasersegler Max Kohlhoff<br />

(Vorschiff ) und die 49er-Segler Max Boehme (Gennakertrimm)<br />

und Justus Schmidt (Ersatzmann) aus Kiel sowie NRV-Talent<br />

David Heitzig (Runner) und Seesegler Michael Seifert (Floater)<br />

aus Bayern. Die Mannschaft wird in San Francisco in einer Jugendherberge<br />

in Fisherman’s Wharf wohnen.<br />

Die Jugend-Eintrittskarte in die Cup-Welt hat ihren Preis. Das<br />

Bewerbungs-Deposit betrug 5.000 US-Dollar. Außerdem sind<br />

35.000 US-Dollar Meldegeld und weitere 25.000 US-Dollar als<br />

Damage-Deposit pro Boot zu entrichten. Geld, das der Veranstalter<br />

einzieht, falls Schäden an den Booten entstehen. In der<br />

America’s Cup-Weltserie kam das auch unter den Profis öfter<br />

vor. Die Kosten tragen zunächst die STG-Gründer Oliver Schwall<br />

und Arne Dost. „Wir finden die Idee sensationell und sinnvoll. Wir<br />

wollen zeigen, dass STG im internationalen <strong>Segel</strong>sport über den<br />

olympischen Radius hinaus eine tragende Rolle spielen will und<br />

wird“, sagt Arne Dost, „für dieses Projekt stehen aber keine STG-<br />

Fördergelder zur Verfügung. Die fließen ausschließlich in unser<br />

olympisches Förderkonzept. Das Risiko tragen Oliver Schwall<br />

und ich vorerst privat, weil die Ausscheidung so kurzfristig ansteht.<br />

Gelingt der Mannschaft die Qualifikation für den Youth<br />

America’s Cup, werden wir interessierte Partner finden, für die<br />

ein Auftritt auf der Cup-Bühne viel Sinn macht.“<br />

Rückenwind hatten die STG-Vordenker zuletzt im November<br />

bekommen, als die STG-Hauptsponsoren Audi und SAP ihre<br />

Verträge um vier Jahre verlängert hatten und Marinepool als<br />

Ausrüster neu dazu kam. Sie wollen aber mehr. Dost erklärt: „Wir<br />

müssen über den Tellerrand hinausblicken. Unsere Top-Segler<br />

sollen die Disziplinen wechseln, ihren Horizont auf Top-Niveau<br />

konsequent erweitern. Wir haben in Deutschland immer noch<br />

zu wenige Profis von internationalem Format wie einen Jochen<br />

Schümann oder einen Tim Kröger.“ Auch der Norddeutsche Regatta<br />

Verein will ein Zeichen setzen. Lahme sagt: „Wir sehen uns<br />

als der deutsche Verein neben einigen anderen, die eine Vorreiterrolle<br />

spielen wollen und können.“<br />

Die große mediale Bühne Youth America’s Cup bietet mehr als nur<br />

einen Hauch von der schillernden America’s Cup-Welt, katapultiert<br />

den Nachwuchs mitten hinein ins Profigeschäft und könnte<br />

die Funktion eines Leuchtturm-Projektes übernehmen. „Früher<br />

hat mich der America’s Cup nicht so interessiert. Eine Profikarriere<br />

nach meinem olympischen Weg hatte ich nicht im Sinn“, erklärt<br />

Philipp Buhl, „doch das hat sich geändert. Der neue Cup auf der<br />

Katamaran-Schiene ist spektakulär und voll mörderischer Action.<br />

So kann ich mir eine Profikarriere sehr gut vorstellen.“<br />

Elf nationale Teams nehmen<br />

an der Qualifikation für den<br />

Red Bull Youth America’s Cup<br />

teil. Vom 9. bis 24. Februar<br />

bestreiten die Crews in San<br />

Francisco in zwei Gruppen<br />

die Qualifikation<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

71


sports I mittwochsregatten<br />

Mittwochabend?<br />

Fest verplant!<br />

72 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


Die Winterpause ist vorbei, die neue Saison startet. Und in den<br />

Kalendern vieler Segler ist ein Termin von April bis September fest<br />

geblockt. Für die Mittwochsregatta!<br />

text sandra-valeska bruhns<br />

fotos pepe hartmann/hsc<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

73


sports I mittwochsregatten<br />

Bei gutem Wetter kommt man am Mittwochabend fast<br />

trockenen Fußes über die Außenalster. Vor dem Hamburger<br />

<strong>Segel</strong>-Club (HSC) versammeln sich bis zu 100<br />

Boote für den Start zur Mittwochsregatta, ein bisschen weiter<br />

nördlich, vor der Baustelle des Norddeutschen Regatta Vereins<br />

(NRV), schieben sich rund 40 Drachen zur Trainingswettfahrt<br />

über die Startlinie. Dazwischen: harmlose Freizeitsegler, Kanuten,<br />

Ruderer, Drachenbootsklaven, Tretbootfahrer und<br />

Alsterdampfer. Letztere haben übrigens immer Vorfahrt, was<br />

oftmals zu recht zügigen Manövern zwingt und die Einhaltung<br />

des direkten Weges zur Tonne manchmal behindert.<br />

Mittwochabend ist bei vielen Seglern gesetzt. Erst die Regatta,<br />

dann Bier, Würstchen und Kumpel am Steg, so gehört sich das.<br />

Nicht nur in Hamburg.<br />

Warum sich gerade am Mittwochabend Segler überall auf der<br />

Welt zur Clubregatta treffen, ist nicht bekannt. Die Erklärung,<br />

dass sich die Wochenmitte als kurze Atempause innerhalb<br />

der Arbeitswoche besonders anbietet, ist nur eine von vielen.<br />

Spötter mutmaßen, dass segelnde Ärzte diesen Termin festgelegt<br />

hätten, weil die Praxen dann immer geschlossen haben.<br />

Oder war die Entwicklung gar andersrum?<br />

Ob in Australien oder den USA: Wednesday Night Races, wie<br />

sie an der US-Ostküste heißen, sind eine feste Institution. Etwas<br />

flapsiger werden sie auch als Beer Can Races bezeichnet, in Australien<br />

nennt man sie Daylight Saving Regattas.<br />

Das besondere an den Wettfahrten: Es segeln Boote ganz<br />

verschiedener Klassen und Bauweisen gegeneinander.<br />

Große gegen kleine, alte gegen neue, schnelle gegen<br />

langsame. Was zur Folge hat, dass auf der Bahn die Segler<br />

kleiner Jollen Geduld haben müssen, wenn ihnen ein<br />

größeres Kielboot für kurze Zeit den Wind raubt. Gestartet<br />

wird überall nach dem gleichen Prinzip: die langsamen<br />

Schiffe zuerst, die schnellsten zuletzt. Ziel ist, dass alle<br />

ungefähr zur gleichen Zeit ins Ziel kommen. Hotspots für<br />

Mittwochsregatten sind neben der Außenalster die Kieler<br />

Förde, der Berliner Wannsee, der Rursee in der Eifel und<br />

die Bayrischen Seen.<br />

„Die Mittwochsregatten haben bei uns auf dem Starnberger<br />

See einen sehr hohen Stellenwert“, sagt Clubmanager<br />

Ilja Wolf vom Bayerischen Yacht Club. „Viele unserer Segler<br />

halten sich diesen Abend bewusst frei, um an der Regatta<br />

teilnehmen zu können.“ Bei gutem Wetter starten auf dem<br />

bayrischen <strong>Segel</strong>revier in der Saison bis zu 70 Boote, vom<br />

Laser über 420er und 470er bis zum eleganten Drachen.<br />

„Unser Rekord lag bei 94 Yachten an der Startlinie, als wir<br />

Besuch von America’s Cup-Segler Russell Coutts hatten, der<br />

natürlich auch an der Wettfahrt teilnahm“, erzählt Wolf.<br />

Start ist auf der Außenalster zwischen dem Steg des HSC und der Boje mit dem boxenden Känguru (links). Das macht den Reiz der Regatten aus: H-Boote<br />

neben H-Jollen, Zugvögeln, Lasern und 420ern (rechts).<br />

Die boxende Matilda<br />

Das boxende Känguru – auch Boxing<br />

Matilda genannt – ist eigentlich die<br />

Sportflagge Australiens. Das sportliche<br />

Tier wehrt seine Gegner mit kleinen<br />

Pfötchen in dicken Boxhandschuhen<br />

ab. In Seglerkreisen bekannt wurde die<br />

Flagge durch den America’s Cup 1983,<br />

den die Yacht Australia II von Eigner<br />

Alan Bond gewann. Der war dann auch<br />

gleich so clever, sich die Urheberrechte<br />

für die Massenproduktion der Flagge zu<br />

sichern. Später kaufte ihm das Australische<br />

Olympische Komitee die Rechte<br />

ab. Heute wird das boxing kangaroo vor<br />

allem an Schulen verwendet, um für<br />

Sport und Fairness zu werben. Oder als<br />

Startflagge auf der Außenalster.<br />

74 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


Die sind schnell! Die 505er starten fast als Letzte und rollen das Feld von hinten auf (oben). Regattaspaß für alle,<br />

ohne Ranglisten und Kaderstress, das macht den Reiz der Clubregatten aus<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

75


sports I mittwochsregatten<br />

Auf der Außenalster sind H-Boote und J-22 ernstzunehmende Boote, die mit Leichtigkeit von Lasern und 505ern überholt werden<br />

Der Stellenwert der Feierabendregatta ist für viele Segler fast<br />

höher als der der nach Bootsklassen getrennten großen Klassenregatten,<br />

die an den Wochenenden stattfinden. Ein Anspruch,<br />

dem auch Wolf als Wettfahrtleiter gerecht werden muss. „Die<br />

hohe Qualität der Regatten beschert uns immer wieder viele<br />

Teilnehmer“, sagt er. „Viele nutzen den Abend zum Training, weil<br />

sie sich mit anderen Seglern messen können.“<br />

Für die Einhaltung der Regeln auf der Hamburger Außenalster<br />

sorgt Wettfahrtleiter Claus Dederke. Er und sein Team beobachten<br />

von Schlauchbooten aus die Tonnenmanöver. Wer sich<br />

nicht regelkonform verhält, wird sofort mit einer Strafe belegt<br />

und muss „kringeln“. Das ist ganz wie bei den wichtigen, großen<br />

Regatten, wo „on water judgement“ längst zum Standard gehört.<br />

Vor über 20 Jahren brachte der in Seglerkreisen als Chefvermesser<br />

des Deutschen Segler-Verbandes bekannte und gefürchtete<br />

Günther Ahlers nach einem Australien-Aufenthalt die Idee der<br />

Mittwochsregatten mit nach Hamburg. So, wie er mit seiner<br />

Yacht jeden Mittwoch in Down Under an der Daylight Saving<br />

Regatta teilgenommen hatte, wollte er es auch in seiner Heimatstadt<br />

einführen. „Das Känguru-Startsystem, bei dem wir die<br />

langsamen zuerst losschicken, ist ein weiteres Souvenir von<br />

Günther Ahlers aus Australien“, erklärt Dederke. Auf Nachfragen,<br />

was das für ein ungewöhnliches Startprozedere sei, habe<br />

man immer geantwortet: „Das ist das System von dem Känguru.“<br />

Mittlerweile ist der Begriff „Känguru-Start“ auf den bundesdeutschen<br />

Regattabahnen fest etabliert – ein possierliches<br />

Tierchen auf einer grünen Flagge gibt an der Startlinie Bescheid.<br />

Die Segler auf dem Berliner Wannsee haben sogar zweimal<br />

wöchentlich die Möglichkeit zum <strong>Segel</strong>n nach Feierabend. Die<br />

beiden großen ansässigen Vereine, der Potsdamer Yacht Club<br />

(PYC) und der Verein Seglerhaus am Wannsee (VSaW), haben<br />

sich das Revier und die Woche aufgeteilt: Mittwochs veranstaltet<br />

der PYC die traditionelle Mittwochsregatta, am Freitag lädt<br />

der VSaW zum Feierabendsegeln – dann aber nur für Mitglieder.<br />

Anders als auf den Binnenrevieren in Bayern, Mitteldeutschland,<br />

Hamburg und Berlin veranstaltet der Kieler Yacht-Club seit<br />

Jahren an sechs Mittwochabenden im Frühjahr und sechs im<br />

Herbst Regatten für große Yachten. „Bei uns auf der Strander<br />

Bucht segeln wir um die vorhandenen Seezeichen, Start ist<br />

erst um 18.30 Uhr“, erzählt Wettfahrtleiter Roland Rademacher.<br />

„Manchmal verirrt sich auch ein schneller Jollensegler zu uns,<br />

doch eigentlich nutzen vor allem die Bigboat-Segler die Regatta<br />

zum Manövertraining.“ Anschließend, nach getaner Arbeit, treffen<br />

sich die Segler im Strander Clubhaus des KYC zu Bier und<br />

Currywurst, um weiter über <strong>Segel</strong>, Tonnenmanöver und die<br />

kommenden Regatten zu fachsimpeln.<br />

Auf allen Revieren werden die Ergebnisse der einzelnen<br />

Wettfahrten in einer Gesamtliste zusammengefasst. Zum Saisonabschluss<br />

werden die besten Segler geehrt. Je öfter man dabei<br />

war, desto besser für die Gesamtwertung am Ende der Saison. Ein<br />

weiterer Anreiz, jeden Mittwoch dabei zu sein und sein Bestes zu<br />

geben. Denn, so weiß Günther Ahlers, der mit seiner Hansa-Jolle<br />

Circe auch auf der Außenalster dabei ist: „Wenn man etwas geleistet<br />

hat, schmeckt das Bier gleich umso besser.“<br />

76 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


sailors<br />

Foto: Nioclás Seeliger<br />

Highlights Das ist cool – nicht nur an Bord 78 – 79<br />

durch den wind Roman von Bord der Roald Amundsen 80 – 85<br />

ein mittagessen mit... Niklas Zennström, Skype-Gründer und Eigner der Rán 86 – 90<br />

sonnenbrillen So sieht man richtig gut (aus) 92 – 93<br />

meer-lektüre Ausgewählte Bücher für Segler 96 – 97<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

77


sailorshighlights<br />

Laune:<br />

rauf<br />

Die „Voiles de St. Barth“ sind eines der<br />

karibischen Highlights im Frühling. Die<br />

offizielle Kollektion zum Event hat Gaastra<br />

gestaltet. Jedes Teil trägt das optisch<br />

handgeschrieben anmutende Logo<br />

der Regatta. Die Niederländer mit dem<br />

Feeling für Stil und große <strong>Segel</strong>tradition<br />

haben sich von den Farben und der Lebensfreude<br />

der Karibikinsel inspirieren<br />

lassen. Herausgekommen ist tragbare,<br />

sportliche Mode vom Polo bis zur Jacke,<br />

die auch diesseits des Atlantiks Laune<br />

macht. Shirt etwa 90 Euro. gaastra.eu<br />

Augen: auf<br />

Die meisten Segler gehen gern baden. Der Sprung vom Boot ins Nass ist herrlich – und<br />

gesund: Beim Schwimmen werden nahezu alle Muskeln beansprucht, Sehnen und Gelenke<br />

dabei aber kaum belastet. Im Salzwasser ist eine Schwimmbrille nützlicher<br />

Schutz für die Augen. Neu und angenehm sind die Brillen von Aqua<br />

Sphere, die dicht abschließen, ohne zu drücken oder Spuren ins Gesicht<br />

zu graben. Und man kann damit schwimmend die Unterwasserwelt entdecken.<br />

Aqua Sphere, um 25 Euro. aquasphereswim.com<br />

Trend: heiSS<br />

Protest heißt das junge Label, das nicht nur Board-Fans begeistert. In diesem Frühjahr<br />

hat man sich maritime Motive zum Vorbild genommen, wie das klassische dunkelblaue<br />

T-Shirt mit weißem Ankermotiv. Popeye wäre begeistert gewesen, seine<br />

Olivia auch. Man kann das Shirt mit den passenden Board-Shorts trendig kombinieren<br />

– oder einfach zu Jeans oder Bermudas tragen. protest.eu<br />

78 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


Design:<br />

bayrisch<br />

Der Himmel der Bayern ist blau-weiß – und der BMW-<strong>Segel</strong>sporthimmel<br />

auch. Schließlich haben die Münchner<br />

Autobauer ihre neue Sailing Cup-Kollektion ja auch von<br />

waschechten Bayern machen lassen – nämlich von Marinepool<br />

(marinepool.com). Die haben ihr Know-how bei<br />

den funktionalen und praktischen Sachen eingebracht.<br />

Bei den Farben – da mussten die Münchner nicht lange<br />

überlegen...! Von der Tasche bis zur Kappe, vom Polo bis<br />

zur Jacke, alles gibt's es nur exklusiv bei den Events. Termine<br />

bei bmw-yachtsport.com<br />

Schuhe: griffig<br />

Bootsschuh-Klassiker Sebago hat zum Frühjahr Neues im<br />

frisch-maritimen Look zu bieten: bunte Farbkombinationen<br />

und abwechslungsreiche Materialien, gepaart mit<br />

den typischen Bootsschuh-Attributen wie rutschfester<br />

Sohle, rostfreien Ösen und rohledernen Schnürsenkeln.<br />

Die Konstruktion ist klassisch, die Farbkombination neu.<br />

Die diesjährigen Sommerstyles gibt es in modisch-knalligen<br />

Tönen, aber auch in<br />

klassischem Blau/Sand<br />

und Blau/Grau.<br />

Etwa 140 Euro.<br />

sebago.de<br />

Stil: top<br />

Gant begrüßt das Frühjahr mit einer lässigen<br />

Home-Kollektion, die an Bord wie an Land passt.<br />

Zuhause ist das Label an der amerikanischen<br />

Ostküste. Diese maritimen Gene bestimmen das<br />

Design der Stücke, vom Badetuch bis zur Schlafdecke.<br />

Lässig an Bord – und natürlich auch an<br />

Land, wenn man am liebsten von See und <strong>Segel</strong>n<br />

träumt. Die Teile, die hier im Wind flattern,<br />

sind ab ca. 70 Euro zu haben. gant.com<br />

Fotos: Hersteller<br />

Streifen: stark<br />

Gideon Oberson ist ein weltweit erfolgreiches Bademoden-<br />

Label aus Israel, das Badenixen mit formenden Schnitten und<br />

modischen Hinguckern begeistert. Die Kollektion dieses Frühjahres<br />

greift diesmal maritime Motive auf: Die Linie „True<br />

Blue“ variiert Streifen- und Knoten-Prints, neben Bikini, Tankini<br />

und Badeanzügen gibt es auch Pants und einen Pareo.<br />

Ab etwa 130 Euro. gideonobersonswim.com<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

79


sailors I durch den wind<br />

text/fotos Nioclás seeliger<br />

Vom smutje<br />

zum Kapitän<br />

Der Berliner Sportjournalist Nioclás seeliger liebt alte<br />

Schiffe. Auf ihnen segelte er 14.000 Meilen zwischen Ostsee und<br />

Antarktis. Auf einem Törn durch den Nordatlantik an Bord der Roald<br />

Amundsen macht er unerwartet Karriere und steigt zum Kapitän auf.<br />

Wie er seinen neuen Job in einer stürmischen Nacht meistert, schildert<br />

er in seinem Reisebericht „Durch den Wind“.<br />

80 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


Wilder Nordatlantik. Mehr als vier<br />

Monate verbrachte der Autor an Bord<br />

der Roald Amundsen – von Rostock in<br />

die Karibik, später von Kanada zurück<br />

nach Lissabon. Schrieb über diese Zeit<br />

das Buch "Durch den Wind"<br />

Eine Idee des Schiffsführers bringt neues Leben an Bord.<br />

Der Kapitän, die Steuerleute und die Toppsgasten treten<br />

geschlossen zurück. Die Mannschaft soll zu Ausbildungszwecken<br />

einen eigenen Kapitän wählen, auch die anderen Positionen<br />

werden aus der Crew neu besetzt. Freiwillige Demokratie<br />

an Bord. In jeder der drei Wachen gibt es Wahlen. Mal per<br />

Handzeichen, mal mit Urne. In meiner Gruppe ist klar, dass Andreas<br />

als Kapitän kandidiert. Entspannt verdrücke ich mich nach<br />

unserem „Parteitag“ wieder zum Zwiebelschälen in die Kombüse.<br />

Bis Ariane und Alex grinsend in der Tür stehen: „Mach’ dich mal<br />

bereit.“ Wozu? „All Hands!“, werden wir alle zum Spill gerufen. Die<br />

Wachen eins und zwei stellen ihre Kandidaten vor.<br />

Und Wache drei? Die schickt überraschend mich ins Rennen!<br />

Weglaufen geht nicht auf See. Also halte ich eine improvisierte<br />

Rede an Deck. Mein Versprechen: „Mehr Wind.“ Es ist halt Wahlkampf.<br />

Und revidieren kann man ja später immer noch...<br />

Tatsächlich, ich werde im ersten Wahlgang gewählt. Was mich<br />

dazu qualifiziert? Nichts!<br />

Als Volker, der Noch-Kapitän, mir dann als äußeres Zeichen meiner<br />

neuen Aufgabe seine Jacke umhängt, schaut auch er entsprechend<br />

spärlich: „Viel Glück und eine gute Hand. Morgen 12 Uhr<br />

geht’s los. 48 Stunden lang Kapitän der Roald.“<br />

Natürlich kann ich jetzt nicht machen, was ich will. Das Spiel<br />

hat klare Regeln: „Bei Annäherung von anderen Schiffen unter<br />

zwanzig Meilen die offiziellen Steuerleute hinzurufen. Beim Kurs<br />

südlich von 39 Grad Nord bleiben und viel Strecke machen.“<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

81


Schattenspiel beim <strong>Segel</strong>packen! Die Roald Amundsen ist ein Zweimaster mit 18 <strong>Segel</strong>n<br />

Am nächsten Mittag trete ich meinen Kapitänsdienst an. Und<br />

tatsächlich, mein Wahlversprechen erfüllt sich. Der Wind frischt<br />

auf. Und zwar richtig. Erst sieben, kurz darauf acht Beaufort aus<br />

nördlichen Richtungen. Die Temperatur fällt schlagartig um drei<br />

Grad Celsius. Zeit zu handeln!<br />

Das Schöne am Kapitänsjob ist die Wachbefreiung. So kann man<br />

auch mal eine Nacht durchschlafen. Mit diesem Gedanken verabschiede<br />

ich mich am Abend in die Koje. Nicht ohne zuvor<br />

meine „Nachtorder“ in der Navi zu hinterlassen: Bei welchen<br />

Windstärken beispielsweise welches <strong>Segel</strong> geborgen werden<br />

muss. Schlusssatz: „Bei Unsicherheit oder Fragen, bei Windstärken<br />

von konstant über 40 Knoten den Kapitän wecken.“<br />

„Wir bergen <strong>Segel</strong>. Außenklüver runter! Bram- und Obermarssegel<br />

packen“, lauten meine ersten Kommandos an die ebenfalls neugewählten<br />

Steuerleute und<br />

Toppsgasten. Alex, der Mann<br />

aus dem Bundestag, ist auch<br />

wieder dabei. Arbeitet sich<br />

jetzt auf dem Klüverbaum zum<br />

Außenklüver vor. „Ein mörderisches<br />

Rutschmanöver“, flucht<br />

er lauthals. Die Fußpeerde waren<br />

in den letzten Tagen gerade erst<br />

frisch gelabsalt worden. Andere<br />

klettern schnell die Wanten<br />

hoch, packen das Bramsegel. Es ist ein Wettlauf gegen den Wind. Sind<br />

sie nicht schnell genug, heißt es in den nächsten Tagen <strong>Segel</strong> nähen.<br />

Auch als wenig später nur noch die Marsen und zwei Stagsegel<br />

gesetzt sind, macht die Roald immer noch acht Knoten Fahrt.<br />

Die Sonne bricht immer wieder türkis durch die Wellenkronen.<br />

Verwandelt die Gischt gelegentlich in einen Regenbogen. Die<br />

Takelage singt und schreit wieder. Ein perfekter <strong>Segel</strong>nachmittag.<br />

Auch der Abend. Sieht man davon ab, dass dank des Wellengangs<br />

Teller mit Schweinebraten runterfliegen.<br />

Es ist ein<br />

Wettlauf gegen<br />

den Wind<br />

Fragen gibt es leider reichlich in dieser Nacht. Der Wind wird<br />

kontinuierlich stärker. Es ist kurz nach drei, als erneut ein Crewmitglied<br />

als menschlicher<br />

Wecker neben meiner Koje<br />

steht: „Aufstehen! Wir haben<br />

inzwischen dauerhaft über<br />

40 Knoten Wind... Was sollen<br />

wir bergen?“ „Was? Ach<br />

so. Ich komme“, entfährt es<br />

mir noch, bevor ich hastig<br />

in meine Sachen steige.<br />

Unter dem permanenten<br />

Wecken leiden auch meine<br />

Kammer-Mitbewohner. „Das ist jetzt das dritte oder vierte Mal,<br />

dass sie dich holen“, stöhnt Katrin aus der Koje nebenan. Ihre<br />

Hochzeitsreise hatte sie sich wohl anders vorgestellt: „Was ist<br />

denn eigentlich los?“ „Der Wind steigt und steigt. Ich liebe<br />

meinen Kapitänsjob...“ Es ist der 9. November.<br />

Auf See gibt es Dinge, die bringen auch klare atheistische<br />

Weltbilder ins Wanken. Ein solches Phänomen erlebe ich<br />

gerade. Zwei Tage bevor uns der Sturm erwischte, trieb die<br />

Roald noch in einer ermüdenden Flaute. Über uns ein stabiles<br />

Hochdruckgebiet mit 1.023 Hektopascal. Rebekka lud<br />

mich in unserer Verzweiflung zu einem schamanischen Ritual<br />

ein. Die Schweizer Psychomotorik-Therapeutin hatte es<br />

82 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


sailors I durch den wind<br />

vor Jahren von einem Ecuadorianer gelernt. Und so hockten<br />

wir in jener Nacht neben dem Deckshaus, verbanden<br />

verschiedenfarbiges Garn miteinander. Spendeten Zigaretten-Tabak<br />

und Chili ins Meer, rauchten in alle Windrichtungen,<br />

besangen Mutter Erde und den Herzschlag der<br />

See. Ziemlich peinlich eigentlich. Und natürlich unnützer<br />

Hokuspokus. Dachte ich. Und bestellte deshalb ungeniert<br />

elf Beaufort. Windrufen? Unmöglich! Der Sturm da draußen<br />

jetzt ist aber wirklich da... Volker, der richtige Kapitän, meint<br />

dazu nur: „Die meisten Seeleute waren ja nicht grundlos abergläubisch.<br />

Manchmal haben deren Rituale einfach funktioniert.“<br />

Unseres offenbar auch.<br />

Ein Blick auf den Windmesser im Deckshaus verrät mir, dass<br />

das Wecken überfällig war. 45 Knoten, 48 Knoten, 56 Knoten!<br />

Wir stecken in einem richtig schweren Sturm. Als ich an Deck<br />

steige, stehe ich gleich bis zu den Waden im Wasser. Auch<br />

von oben kommt direkt Wasser nach. Eine schnelle Zigarette<br />

noch. Nachdenken. Nur nichts überstürzen. Ich bin wirklich<br />

etwas durch den Wind. Warum muss ich gerade jetzt Kapitän<br />

sein?! Ungewollt. Unerwartet. Und kann mich doch nicht<br />

vor der Verantwortung davonstehlen. Wir sind schließlich<br />

auf einem Schiff. Mein Respekt vor den richtigen Kapitänen<br />

wächst mit jedem Zug an der Kippe.<br />

Unerbittlich hämmern die Wellen gegen den Schiffsrumpf.<br />

Gleichmäßig, wie der Herzschlag eines Riesen. Ich muss<br />

wirklich sehr müde gewesen sein, dass ich sie in meinen<br />

kurzen Schlafpausen zuvor nicht bemerkt habe.<br />

Unsere letzten gesetzten Rahsegel stehen hart wie Bretter. Wie<br />

lange halten sie das noch aus? Klar, die Marsen sind Sturmsegel.<br />

Von Stärke und Größe genau für solche Bedingungen gemacht.<br />

Und die Roald läuft mit ihnen großartig. Neun Knoten! Es ist das<br />

Wetter für ihren Hochseerumpf. Aber alles hat Grenzen. Der Sturm<br />

wird noch stärker! Orkan! Bis zu 63 Knoten in der Spitze. Böen in<br />

Windstärke elf! Das Barometer zeigt nur noch 998 Hektopascal an.<br />

In den nautischen Warnmeldungen, die uns per Satellit erreichen,<br />

wird verkündet, dass viele portugiesische Häfen aus Sicherheitsgründen<br />

schon geschlossen sind.<br />

Mein „Schatten“ ist natürlich längst mit mir auf der Brücke. Auch<br />

wenn Kapitän Volker uns das Schiff übergeben hat, jetzt ist das<br />

Spiel vorbei, es geht um den gefährlichen Ernst. Auch seine Augen<br />

zeigen Zeichen von Übermüdung. Sein Rat dagegen ist absolut<br />

klar: „Vorober- und Voruntermars bergen. So können wir den<br />

Druck aus dem Vorschiff nehmen.“ Danke.<br />

Die lange Atlantik-Dünung hat inzwischen eine Höhe von sieben<br />

Metern. Darauf türmt sich noch die Windsee mit weiteren drei<br />

bis vier Metern. Das Schaukeln der Roald erreicht neue Dimensionen.<br />

Angst spüre ich nicht. Dafür ist mein Fatalismus zu groß.<br />

Ein leichtes Zittern meldet sich trotzdem in den Beinen beim<br />

Gedanken, jetzt die Wanten hochklettern zu müssen.<br />

Toppsgast Andreas ruft: „Klar zum Bergen der Voruntermars!“<br />

„Fiert auf die Schoten! Holt durch Gordinge und Geitaue!“<br />

Der Wind will das <strong>Segel</strong> nicht freiwillig hergeben. Das Ziehen an<br />

den Tampen ist ein Kraftakt. Es dauert, bis das <strong>Segel</strong> aufgegeit an<br />

der Rah hängt. Doch noch immer lässt das Tuch zu viel Platz für die<br />

heftigen Böen. Wir müssen hoch, packen. Klar, dass dazu nur Freiwillige<br />

infrage kommen. Ich muss kurz lächeln, als ich sehe, wie sich<br />

Bilder einer Atlantik-Überquerung: Die Galerie der Segler (oben links) im Hafen von Horta (Azoren). <strong>Segel</strong>auspacken in luftiger Höhe (oben rechts).<br />

Eine Hängematte als Gemüselast (unten links). Bastelstunde in der Takelage der Roald (unten rechts)<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

83


Holt durch! Die Crew der Roald Amundsen zieht an einem Vorsegel-Fall. Die Planken sind nass vom überkommenden Wasser<br />

Foto: Andreas Beyer<br />

Der Autor am Ruder der Roald<br />

Nioclás Seeliger<br />

Der Autor und Fotograf, Jahrgang 1972, arbeitet als <strong>Journal</strong>ist<br />

in Berlin. Vor neun Jahren fuhr er erstmals auf der Roald<br />

Amundsen. Seitdem sind mehr als 14.000 Seemeilen an Bord<br />

der deutschen Brigg, der holländischen Bark Europa und dem<br />

Rennkutter Nobile auf Ost- und Nordsee, dem Atlantik und im<br />

Südpolarmeer hinzugekommen.<br />

immer mehr Leute für den Kletter-Job sammeln. Andreas macht<br />

mit. Auch Marion, die in der Februarkälte schon an Bord war und<br />

die <strong>Segel</strong> im Frost anschlug. Conni natürlich. Und nach all den gemeinsamen<br />

Monaten auf See wird sie mich jetzt wohl nicht mehr<br />

fragen: „Wer bist du eigentlich?“ Wir kennen uns. Vertrauen uns. Wissen<br />

inzwischen genau, was der andere kann und was nicht.<br />

Ich muss mich am Schanzkleid stützen. Die Roald hat über<br />

vierzig Grad Schlagseite.<br />

Ein Fuß auf die Nagelbank. Mit den Händen die Wanten<br />

greifen und warten, bis die Welle das Schiff auf die andere<br />

Seite drückt. So ist das Aufentern sogar einfacher als im<br />

Ruhezustand. Beim Zurückkippen muss man sich einfach nur<br />

festhalten. Eine Hand für das Schiff, eine Hand für dich. Wir<br />

sind auf der Untermars-Rah. Eine dunkle Nacht. Nur gelegentlich<br />

geben die vorbeijagenden Wolken einen Blick auf die<br />

Sterne frei. Zeiser los! Schothörner einbinden! Mit dem Körper<br />

das schlagende <strong>Segel</strong> an die Rah pressen. Zentimeter für<br />

Zentimeter. Es ist Routine. Und das Adrenalin befreit von der<br />

Angst. Wir sind schnell hier oben. Aber nicht schnell genug<br />

im Duell Mensch gegen Wind. Der Verlierer ist das <strong>Segel</strong>. Es<br />

ist gerissen. Und jede neue Böe vergrößert den Schaden.<br />

Nach anderthalb Stunden ist es fest eingebunden am Holz.<br />

Beschädigt zwar, aber mit Nadel und Garn zu retten.<br />

Unten stehen die Menschen auf der Leeseite bis zu den<br />

Knien im Wasser. Mir brennen beim Abstieg die Arme. Der<br />

Tee danach in der Messe schmeckte selten so gut. In unseren<br />

Gesichtern und Bärten haben wir alle noch die Salzkristalle<br />

der Windsee. Wir hauen uns schnell ein paar selbstgebackene<br />

Brötchen rein. Rätselhafte See. Während wir im<br />

Sturm die <strong>Segel</strong> bargen, stand Katrin allein in der Kombüse<br />

und knetete Teig. Backte unser Frühstück. Ausgerechnet<br />

sie! Die Berlinerin, die sonst schon bei Ostseewellen von<br />

einem Meter seekrank wird und ausfällt. Eine wirkliche Erklärung<br />

dafür, warum sie jetzt fit ist, hat sie auch nicht: „Ich<br />

war ja eh wach, dadurch, dass du ständig geweckt wurdest.<br />

Und spannend war es draußen auch und Essen wollen alle<br />

nach so einer Nacht.“<br />

84 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


sailors I durch den wind<br />

Romantik-<strong>Segel</strong>n nach dem Sturm!<br />

Die Roald unter Vollzeug auf dem Nordatlantik<br />

Roald Amundsen wurde 1952 in Roßlau als Heringslogger für<br />

die sowjetische Handelsmarine gebaut. Sie blieb jedoch in der DDR und<br />

diente der NVA als Tanklogger Vilm. 1992 wurde das Schiff vom Verein „Leben<br />

und Lernen auf <strong>Segel</strong>schiffen“ im ABM-Projekt in Wolgast umgebaut.<br />

Mit den zwei rahgetakelten Masten ist der robuste Stahlsegler eine Brigg.<br />

Erste Fahrt unter <strong>Segel</strong>n 1993. Der frühere Kommandant der Gorch Fock,<br />

Immo von Schnurbein: „Sehr schnell lernte ich die guten Manövriereigenschaften<br />

und das hervorragende <strong>Segel</strong>verhalten der Brigg schätzen."<br />

Lüa<br />

50,20 m<br />

breite<br />

7,20 m<br />

tiefgang<br />

4,20 m<br />

verdrängung<br />

480 t<br />

Crew<br />

48 (mindestens 17 Stammcrew)<br />

<strong>Segel</strong>fläche 850 m 2<br />

Ja, klar! Der Sturm kam so unerwartet. Und so stark. Ich<br />

habe die Situation offensichtlich unterschätzt: Die Risiken<br />

auf See und die Wirkung ecuadorianischer Opfer-Riten. Ich<br />

bin müde, der Rest der Crew auch. Und doch sind das die<br />

Momente, wo ich am stärksten nicht nur Nähe zu den Menschen<br />

an Bord, sondern auch zum Schiff selbst empfinde.<br />

Wir sind aufeinander angewiesen. Ich weiß, dass ich mich<br />

auf die Roald verlassen kann. Und sie sich auf mich.<br />

Nioclás Seeliger<br />

„Durch den Wind – Unter alten <strong>Segel</strong>n über den Atlantik“<br />

(212 Seiten, 24,90 Euro, Verlag Books on Demand, Norderstedt 2012)<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

85


sailors I niklas zennström<br />

Ein Mittagessen mit...<br />

Niklas Zennström<br />

Manche Segler, die ihren<br />

jugendlichen Enthusiasmus für<br />

den Sport verloren haben, finden<br />

ihn nie wieder. Skype-Gründer Niklas<br />

Zennström ergriff eine zweite Chance.<br />

Heute ist seine Rennyacht Rán eine der<br />

erfolgreichsten Regattayachten<br />

Text Mark Chisnell<br />

fotos Thomas Campean; Pedro Martínez;<br />

ROLEX/Kurt Arrigo; Ingrid Abery<br />

Niklas Zennström ist einer der Gründer von Skype, dem<br />

Dienst, der bei Instant Messaging und Internet-Telefonie<br />

etwas Ähnliches ist wie Google bei den Suchmaschinen.<br />

Und er ist unglaublich höflich. Als ich etwas zu früh zum Essen<br />

in Goodman’s Mayfair Steakhouse auftauche, löscht der Restaurant-Manager<br />

etwas voreilig die Reservierung im System. Als fünf<br />

Minuten später Niklas Zennström kommt und nach seinem Tisch<br />

fragt, gibt es den nicht mehr. Zennström bleibt freundlich und<br />

wartet geduldig, bis sich die Sache geklärt hat.<br />

Das Venture-Capital-Unternehmen Atomico, das Zennström<br />

gegründet hat und dem er nun vorsteht, hat sein Londoner Büro<br />

ein paar Schritte weiter in der New Bond Street. Zennström hat<br />

sich aus seinem Arbeitsalltag freigemacht und kommt in sachlicher<br />

Kleidung. Er ist bei der Essenswahl genau so vernünftig:<br />

Steak medium mit Salat statt Pommes frites. Ich bekomme einen<br />

ersten Eindruck von einem Maß haltenden, rationalen Mann.<br />

Zennström ist in den vergangenen fünf Jahren in der kleinen Welt<br />

des Maxi-Racing mit ähnlicher Wucht eingeschlagen wie auf dem<br />

Internet-Markt im vergangenen Jahrzehnt. 2007 erschien er in der<br />

internationalen <strong>Segel</strong>szene. Er stieg gleich bei den Mini-Maxis ein<br />

und dann bei den TP-52, einer anspruchsvollen Regattaklasse. Er<br />

hinterließ ein breites Kielwasser an Siegen, alles innerhalb weniger<br />

Jahre. Aber Zennström ist kein segelnder Emporkömmling.<br />

Zennström unterstützt die British Keelboat Academy, indem er ihr<br />

die Farr 45 Kólga leiht, und er gibt den Topleuten seiner Crew Zeit,<br />

damit sie die nächste Segler-Generation ausbilden und fördern.<br />

Seine Wohltätigkeitsorganisation Zennström Philanthropies unterstützt<br />

im Rahmen ihrer Umweltprojekte ein Programm, um die<br />

Ostsee ökologisch zu stabilisieren. Man kann dies als das Handeln<br />

eines Menschen verstehen, der sich den Meeren dieser Welt verbunden<br />

fühlt. „Ich komme aus Stockholm, und hier fing ich auch<br />

mit sieben Jahren mit dem <strong>Segel</strong>n an“, sagt er. „Meine Familie<br />

hatte ein Fahrtenboot, und im Sommer segelten wir zwischen<br />

Stockholm, Finnland und Dänemark. Meine Eltern waren beide<br />

Lehrer und hatten lange Sommerferien, wir konnten also ein bis<br />

zwei Monate segeln.“<br />

Zennström erinnert sich an ein 7,5-Meter-Boot, ein Serienschiff, das<br />

von einem IOR-Halbtonner abgeleitet war, mit weit überlappender<br />

Genua. „Mein Vater war derjenige, der das <strong>Segel</strong>n liebte, und er<br />

überzeugte meine Mutter, dass wir ein Boot haben müssten. Wir<br />

segelten kleine Rennen gegen alles, was in unsere Nähe kam.“<br />

Zum Leidwesen von Jung-Niklas und seinem Vater steckte Niklas‘<br />

Schwester ihre Nase lieber in Bücher. Die nicht-segelnde Fraktion der<br />

Familie setzte sich durch, sodass das Boot verkauft wurde und die<br />

Familie die langen Ferien in einem Sommerhaus verbrachte. Aber<br />

Niklas segelte bereits Optimist, und jetzt begann er mit den Regatten<br />

– in Uppsala, dem Geburtsort des olympischen Finn-Dinghy.<br />

Da er für sein Alter groß war, musste er mit dreizehn in die Europe<br />

wechseln, deutlich vor der üblichen Opti-Altersgrenze. Und<br />

ebenso verlief sein Wechsel von der Europe zum Laser. Das hatte<br />

zur Folge, dass Niklas meistens gegen deutlich ältere Jugendliche<br />

segelte, und da seine Schwester sich dagegen wehrte, mit zu<br />

Regatten geschleift zu werden, kam Niklas nie dazu, in größeren<br />

Meisterschaften zu segeln.<br />

86 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


„Mir wurde klar,<br />

dass dies etwas ist,<br />

wo ich wieder hin<br />

will. Dass dies meine<br />

Leidenschaft ist, die<br />

ich vernachlässigt<br />

hatte und bei der ich<br />

aufholen muss.“<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

87


sailors I niklas zennström<br />

Zennströms erstes echtes<br />

Regattaboot, die Mini-Maxi Rán II kam<br />

2009 ins Wasser. Sie gewann 2010 die<br />

erste Mini-Maxi-Weltmeisterschaft<br />

Zennström beschreibt einen ganz normalen, segel-besessenen<br />

Jugendlichen, der Boote in seine Schulhefte malte und jeden<br />

Mittwoch und jedes Wochenende auf dem Wasser verbrachte,<br />

wenn die Familie<br />

es zuließ. Ein<br />

„Wir haben Wehrpflicht<br />

in Schweden, und ich<br />

war in der Marine.<br />

Also wieder Wasser<br />

und Boote.“<br />

paar Wochen<br />

lang machte<br />

er ein Praktikum<br />

bei einem<br />

<strong>Segel</strong>macher.<br />

„Ich war auch<br />

bei den See-<br />

Kadetten“, fügt<br />

er hinzu, „am<br />

Ende war ich<br />

Ausbilder-Assistent für Navigation. Ich habe viel Regatta gesegelt,<br />

und es hat mir Spaß gemacht. Aber ich denke, ich hätte es auf<br />

dem Gebiet weiter bringen können. Immerhin habe ich viel<br />

gesegelt und Seemannschaft gelernt.“<br />

Zennström verbrachte ein Jahr auf einem Patrouillenboot. „Wir<br />

haben Wehrpflicht in Schweden, und ich war in der Marine. Also<br />

wieder Wasser und Boote. Man kann sich für eine Offiziersausbildung<br />

bewerben, und am Ende ist man Reserveoffizier. Ein Freund<br />

und ich erwogen das ernsthaft, aber dann entschieden wir uns,<br />

zur Uni zu gehen und eine technische Ausbildung zu machen.<br />

In meinem Fall war das ganz schön knapp, ich hatte schon das<br />

Bewerbungsformular.“<br />

Schließlich studierte Zennström Physik und Ingenieurswesen<br />

und träumte davon, sich auf Schiffbau zu spezialisieren. „Ich hab’s<br />

mir dann aus dem Kopf geschlagen, denn mit dieser Ausbildung<br />

hätte ich sehr wenige Möglichkeiten gehabt. Es war meine Leidenschaft<br />

und das, was ich am liebsten getan hätte, aber ich sah<br />

kein wirtschaftliches Potenzial darin.“<br />

An diesem Punkt schien sich sein Leben von der See zu entfernen. Er<br />

studierte ernsthaft, spielte Basketball und machte anderen Sport, und<br />

im Sommer charterte er manchmal mit Freunden ein Boot. Er hatte<br />

mit seiner Schwester und einem Cousin ein Folkeboot, als er in den<br />

frühen 1990er Jahren in Stockholm lebte, und dann kam er sechs Jahre<br />

lang überhaupt nicht mehr zum <strong>Segel</strong>n. „Ich habe mich wirklich sehr<br />

um mein berufliches Fortkommen gekümmert, und als Unternehmer<br />

muss man etliche Dinge opfern, wenn man Erfolg haben will. Man hat<br />

nicht viel Freizeit, und man steckt seine Ersparnisse ins Geschäft. Man<br />

hat also weder die Zeit noch das Geld, segeln zu gehen.“ Zennström<br />

zog auch viel um, er wohnte in Amsterdam, Kopenhagen und Luxemburg,<br />

bevor er nach London kam, wo er seit zehn Jahren lebt. Hier kam<br />

er auch wieder mit der <strong>Segel</strong>ei in Berührung.<br />

„Wir gingen nach London, als ich mit Skype anfing. Das kostete<br />

meine ganze Zeit und Kraft und mein Geld. Aber 2005 beschlossen<br />

wir mit ein paar Leuten im Unternehmen, einen kleinen Ausflug<br />

zu machen. Wir charterten eine alte X 362 mit Skipper. Nichts<br />

Besonderes, nur so zum Spaß. Und dann merkst du: Das hat dir<br />

gefehlt.“ Dann sind sie ein bisschen öfter gesegelt und haben ein<br />

anderes Boot gechartert. „Schon eher ein Regattaschiff. Und wis-<br />

88 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


sen Sie was? Mir wurde klar, dass dies etwas ist, wo ich wieder hin<br />

will. Dass dies meine Leidenschaft ist, die ich vernachlässigt hatte,<br />

und bei der ich aufholen muss.“ Es dauerte kein Jahr und Niklas<br />

Zennström und seine Frau Catherine kauften ein eigenes Boot.<br />

Es war eine Martin 49, die 2006 in Sydney gebaut wurde und im<br />

Frühling 2007 ins Wasser kam.<br />

„Ich wusste nicht genau, was ich will, und dann landet man bei<br />

einem Performance-Cruiser.“ Während des Baus charterten sie<br />

weiter Boote und segelten Regatten im Englischen Kanal und im<br />

Solent. Zennström gibt zu, dass ihre <strong>Segel</strong>ei nicht sehr strukturiert<br />

war – aber das sollte sich bald ändern. „Man kann Dinge zum Spaß<br />

ausprobieren, aber wenn man etwas machen will, dann will man’s<br />

auch richtig machen.“<br />

Zennström begann, eine Crew aufzustellen, das spätere Rán-<br />

Team. Ihr erstes Ziel war das Fastnet Race 2007. Wie Erfolg<br />

schmeckt, bekamen sie beim RORC (Royal Ocean Racing Club)-<br />

Saisonauftakt zu spüren, als sie das Club-Race gewannen. Das<br />

Projekt entwickelte seine Dynamik, und viele aus der Anfangszeit<br />

sind heute noch dabei.<br />

Dann kam der erste Rückschlag. Während des rauen Fastnet<br />

schluckte ihre Maschine Wasser und ließ sich nicht mehr starten.<br />

Sie konnten ihre Batterien nicht laden, und ohne Strom für die Positionslampen<br />

und die Bordelektronik mussten sie umkehren. „Es war<br />

eine große Enttäuschung, aber so etwas motiviert auch“, erinnert<br />

sich Zennström. Die Martin 49 wurde zum Fahrtenboot erklärt, das<br />

nächste Schiff würde ein Racer sein. Klar und kompromisslos.<br />

Der 22 Meter lange Mini-Maxi wurde im September 2007 bei Judel/Vrolijk<br />

in Auftrag gegeben. Da die künftige Rán II (benannt<br />

nach der nordischen Meeresgöttin) aber erst in achtzehn<br />

Monaten ins Wasser kommen sollte, wollte Zennström die Zeit<br />

bis dahin nicht vertrödeln. Die TP-52 hatten damals eine sehr erfolgreiche<br />

Serie in Großbritannien, und das Team sagte sich, dass<br />

man in dieser Szene gut Erfahrungen sammeln könnte. Sie kauften<br />

ein Boot aus dem MedCup-Circuit, die Rán I, und begannen,<br />

mit ihr zu segeln.<br />

„Es hat etwas gedauert, bis ich mich selbst ans Ruder gestellt<br />

habe“, sagt Zennström. „Die TP-52 sind kraftvolle Boote, und die<br />

Vorstartphase ist furchterregend. Ich hab es mir die ersten Male<br />

nur angesehen, und dann hab ich immer mehr gemacht. Keine<br />

Starts, ich habe während des Rennens übernommen.“ Sie segelten<br />

vor Cowes, Cork und Saint-Tropez. Die Martin 49 kam in die Karibik.<br />

Während dieser Zeit wurde Rán II bei Green Marine in der<br />

Nähe von Southampton gebaut. Ihre Hauptaufgabe sollte sein,<br />

die unerledigte Sache mit dem Fastnet-Race zu klären und im<br />

Mittelmeer den Mini-Maxi-Circuit zu segeln, dessen Höhepunkt<br />

die Rolex World Championship vor Sardinien ist.<br />

Rán II siegte beim Fastnet 2009. „Es war großartig, dieses Rennen<br />

zu gewinnen“, sagt Zennström. Sie gewannen auch den Profi-<br />

Steuermannspreis bei der Mini-Maxi-Weltmeisterschaft und im<br />

Dezember die Division I beim Rolex Sydney-Hobart. Zennström<br />

hatte ein Interesse daran, noch besser zu werden. „Mir wurde<br />

klar, dass ich so viel Zeit wie möglich auf dem Wasser verbringen<br />

musste. Aber wie? Wir entschieden uns für eine Farr 45.” So startete<br />

2010 Rán III beim Fleet Race auf dem Solent, und es dürfte niemand<br />

die Entschlossenheit eines Mannes bezweifeln, der im März<br />

in England Regatta segelt. „Wenn ich mich für etwas entscheide,<br />

dann lasse ich mich in die Sache hineinziehen. Nennen Sie’s Sucht<br />

oder Hingabe. Und ich habe diese Wettkampfmentalität. Ich will<br />

es so gut wie möglich machen, ich setze mir hohe Ziele und versuche,<br />

sie zu erreichen. Ich mache es aber so, dass es Spaß macht.<br />

Die Reise ans Ziel, das ist doch das Schöne.“<br />

Zennström schätzt, dass er an 90 Tagen im Jahr segelt, und die<br />

vergangenen Jahre waren – kaum überraschend – nicht weni-<br />

Die Martin 49 Yani, die Zennström<br />

2006 in Sydney als Performance-<br />

Cruiser bauen ließ, brachte ihn<br />

wieder auf den Geschmack<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

89


sailors I niklas zennström<br />

Rán IV bei der Eröffnungsregatta der 52 Super Series<br />

vor Mallorca 2012, wo sie die Copa del Rey gewann,<br />

den Königspokal (unten links)<br />

seine erste Saison als Fünfter und 2012 als Dritter. Zennström<br />

möchte diese Lernkurve gern fortsetzen und 2013 gewinnen. In<br />

der Zwischenzeit segelte das Team weiter die Mini-Maxi, wo sie<br />

aber nicht als Lernende starteten, sondern als Titelverteidiger. Sie<br />

gewannen 2011 erneut, und mussten sich 2012 einem Neubau<br />

geschlagen geben. Sie verteidigten 2011 auch ihren Fastnet-Titel<br />

und wollen ihn 2013 gern ein drittes Mal in Folge holen.<br />

Beruflich sucht Zennström nach bahnbrechenden Technologien<br />

– nach Ideen, die ganze Wirtschaftssektoren verändern. <strong>Segel</strong>t er<br />

auch nach diesem Prinzip? „Eigentlich nicht. In der Entwicklung<br />

von Technologien geht man mit Risiken um, und man muss entscheiden,<br />

wo man den anderen vorangeht und größere Risiken<br />

auf sich nimmt. Vieles, was wir gemacht haben, war die Weiterentwicklung<br />

bestehender Technologien.“ Bei der Bordelektronik<br />

und den Winschen, sagt er, da sind sie Risiken eingegangen und<br />

haben sich viel Arbeit gemacht.<br />

ger erfolgreich als der Beginn. 2010 gewann er den Eigner-<br />

Steuermannspreis bei der Mini Maxi Rolex World Championship<br />

und weitere Preise bei der Antigua Sailing Week, dem Newport-<br />

Bermuda-Race, der Onion Patch-Serie, der Copa del Rey und den<br />

Voiles de Saint-Tropez.<br />

Es ist typisch für Zennström, dass sein nächstes Boot kleiner sein<br />

und gegen stärkere Konkurrenz antreten sollte. Im Herbst 2010 orderte<br />

er eine neue Judel/Vrolijk TP-52 für den Mediterranean Circuit.<br />

Seitdem verbrachte er den größten Teil seiner <strong>Segel</strong>zeit auf<br />

Rán IV in der 52 Super Series. „Man segelt gegen die besten Profi-<br />

Teams der Welt, man hat Luvkämpfe mit Ed Baird. Man gewinnt<br />

sie vielleicht nicht, aber man lernt was.” Das Rán-Team beendete<br />

Was ist die Quelle seines bemerkenswerten Erfolgs? Ironischerweise<br />

liegt für einen der größten technischen Innovatoren der<br />

Gegenwart der Erfolg beim <strong>Segel</strong>n mehr in gutem Management<br />

als in der Technik selbst. Er führt seinen Erfolg auf Beständigkeit<br />

zurück – was die Ziele, die Leute und seine Philosophie angeht.<br />

Der Kern des Rán-Teams ist von Beginn an derselbe, und Zennström<br />

hat Mitte der Saison bereits die Zusagen für die nächste. An Bord<br />

sind alle Profis, und keiner gibt den Super-Star. Sie wohnen, essen<br />

und trinken zusammen, Niklas und Catherine Zennström<br />

eingeschlossen. Die Anforderungen sind hoch, aber Irren wird als<br />

menschlich akzeptiert. Nach dem <strong>Segel</strong>n gibt es eine Besprechung,<br />

in der niemand mit dem Finger auf andere zeigt.<br />

Falls ich mal eine bahnbrechende Technik-Idee haben sollte,<br />

wünschte ich mir, sie würde von einem Unternehmen wie Atomico<br />

auf den Weg gebracht.<br />

„Ich habe diese Wettkampfmentalität. Ich will es so gut wie<br />

möglich machen, ich setze mir hohe Ziele, und versuche, sie<br />

zu erreichen. Ich mache es aber so, dass es Spaß macht.“<br />

90 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


Jetzt SEGEL JOURNAL testen<br />

und Geld sparen!<br />

Sie sparen<br />

30%<br />

2 Ausgaben zum Schnuppern<br />

für nur 7,30 Euro (inkl. Versandkosten)<br />

JA, ich möchte Abo-Kunde werden:<br />

Tel. +49 (0) 89 / 85 853 558<br />

Fax +49 (0) 89 / 85 853 62 558<br />

abo@segeljournal.com<br />

SEGEL JOURNAL<br />

Leserservice<br />

Postfach 1363<br />

D-82034 Deisenhofen<br />

SEGEL JORNAL erscheint im Verlag<br />

QUARTO Media GmbH,<br />

Gurlittstraße 28, D-20099 Hamburg,<br />

Handelsregister: AG Hamburg HRB 99291<br />

Vertrieb: InTime Media Service GmbH,<br />

Bajuwarenring 14, D-82041 Oberhaching<br />

Bitte schicken Sie mir 2 Schnupperausgaben<br />

zu. Wenn ich das Abo danach nicht<br />

verlängern möchte, teile ich dies dem Leserservice<br />

innerhalb von 10 Tagen nach<br />

Erhalt des 2. Heftes schriftlich mit. Ansonsten<br />

bekomme ich SEGEL JOURNAL 6<br />

Mal im Jahr direkt zu mir nach Hause, für<br />

nur 26,50 Euro inkl. Zustellgebühr.<br />

Auslandspreise auf Anfrage<br />

Persönliche Angaben (P ichtfelder)<br />

Name / Vorname<br />

Straße / Nr.<br />

PLZ / Wohnort (Dieses Angebot gilt nur in Deutschland)<br />

Geburtsjahr<br />

E-Mail-Adresse<br />

Telefon<br />

Senden Sie uns Ihren Abo-Coupon an:<br />

SEGEL JOURNAL<br />

Leserservice<br />

Postfach 1363<br />

D-82034 Deisenhofen<br />

Ich bezahle bequem per<br />

BLZ<br />

Geldinstitut<br />

Datum<br />

Bankeinzug<br />

Kreditkarte<br />

Gültig bis (Monat / Jahr)<br />

Karten-Nr.<br />

✗<br />

Unterschrift<br />

Kontonummer<br />

Rechnung an meine Adresse<br />

Ein fortlaufendes Jahres-Abo kann ich auch innerhalb der<br />

Laufzeit jederzeit ganz unkompliziert beenden.<br />

Noch schneller bestellen:<br />

+49 (0) 89 / 85 853 558<br />

+49 (0) 89 / 85 853 62 558<br />

abo@segeljournal.com


sailors I sonnenbrillen<br />

International hat Kaenon schon viele Sportler überzeugt, in Europa ist die<br />

Marke noch recht neu auf dem Markt. Stolz ist man vor allem auf das<br />

Spezialglas SR-91, es wird exklusiv in den Sportbrillen verwendet. Da<br />

Mineralglas den Kaenon-Leuten zu schwer und Polycarbonat<br />

kratzeranfällig und optisch nicht optimal erschien, haben sie SR-91 als<br />

polarisierendes Glas entwickelt, mit sehr guten optischen<br />

Eigenschaften, ultraleicht und dünn, kratzfest und bruchsicher.<br />

Das Modell „Hard Kore“ in Schwarz kostet ca. 260 Euro.<br />

kaenon.ch<br />

Die neue uvex forceflex ist belastbar, hochflexibel und unkaputtbar.<br />

Der Vorteil der Sportbrille: Sie kann nicht brechen, da der Rahmen aus<br />

Elastomeric besteht. Das Wundermaterial bringt die Brille nach jedem<br />

Verbiegen oder Verformen zurück in die Ausgangsform. Die Gläser sind<br />

aus unzerbrechlichem und unsplitterbarem Polycarbonat, mit 100 %<br />

UV-Schutz ausgestattet, beschlagen nicht und sorgen für<br />

Blendfreiheit. Die Brille gibt es in zwei Varianten: Mit<br />

selbsttönender variomatic-Scheibe und mit Spiegelscheibe.<br />

Etwa 130 Euro.<br />

uvex-sports.de<br />

Brille vor die<br />

Augen, Kleines<br />

Bei Sonnenbrillen zum <strong>Segel</strong>n gilt die Devise von Oscar Wilde:<br />

Das Beste ist gerade gut genug. SEGEL JOURNAL zeigt die besten<br />

Modelle zum Start in die neue Saison.<br />

Text Andrea Willen<br />

Sie strahlt jetzt wieder kräftiger vom Himmel – die Sonne.<br />

Mit der intensiver werdenden Strahlung wird ein effektiver<br />

Schutz für die Augen beim <strong>Segel</strong>n wichtig. Sonnenbrillen<br />

gibt es zwar in jedem Drogeriemarkt, aber wenn es<br />

um optimale Sicht geht, sollte man auf die richtige Brille und<br />

die Qualität der Gläser achten. Sonst schmerzen die Augen<br />

nach einem Tag auf dem Wasser und man riskiert auf Dauer<br />

sein Sehvermögen. Wie aber findet man die perfekte Brille und<br />

das korrekte Glas zum <strong>Segel</strong>n?<br />

UV-Schutz ist eine der beiden wichtigsten Funktionen der Sonnenbrille.<br />

Der Schutz ist notwendig, denn UV-Strahlen können die<br />

Netzhaut nachhaltig schädigen. Dabei ist der UV-Schutz nicht von<br />

der Tönung des Glases abhängig. Gut zu wissen: UV-Strahlung ist<br />

unsichtbar. Das bedeutet, dass dunkle Gläser nicht am besten vor<br />

UV-Strahlen schützen. Auch die Glasfarbe ist irrelevant, es kommt<br />

allein auf die Qualität der eingebauten Schutzwirkung an. Deshalb<br />

ist es wichtig, auf die Angaben zum Glas zu achten. Das CE-Zeichen<br />

ist Pflicht in der EU und garantiert ein Minimum an Qualität. Relevant<br />

ist der Hinweis „100 % UV-Schutz“ oder „UV 400“ – die Zahl gibt<br />

die Wellenlänge an, unterhalb derer das ultraviolette Licht durch<br />

das Glas ausgefiltert wird. Die Angabe EN 1836:1997 auf der Innenseite<br />

des Brillenbügels garantiert UV-Schutz nach europäischen<br />

Richtlinien, ähnlich sind der australische Standard NZS 1067 und<br />

der amerikanische ANSI Z 80.3. Wichtig ist übrigens auch die Form<br />

der Brillengläser – wer hohen Schutz will, wählt am besten eine gut<br />

abschließende Brille. Bei gebogenen Korrekturgläsern mit höheren<br />

Stärken können Verzerrungen in den Randbereichen stören – hier<br />

92 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


Bollé ist in Seglerkreisen als Garant für funktionale Sportbrillen ein Begriff.<br />

Die stiftlosen Gelenke der Brillen sorgen dafür, dass die Bügel nahtlos mit<br />

der Vorderseite des Rahmens verbunden sind. Schadensanfällige<br />

Mechanismen sind so überflüssig. Außerdem sind die Brillen äußerst<br />

stabil, leicht und komfortabel. Eine Rahmenbelüftung verhindert<br />

Beschlagen durch Feuchtigkeit, die polarisierenden Gläser sind<br />

öl- und wasserabweisend. Kosten rund 100 Euro.<br />

bolle-europe.de<br />

Eine robuste Sportbrille für jede Lichtsituation, die sich auch beim <strong>Segel</strong>n<br />

gut einsetzen lässt, hat Nike im Programm. Selbsttönende Transitions-<br />

Gläser passen sich dem Licht an und werden je nach Sonnenintensität<br />

heller oder dunkler, filtern 100% der schädlichen UVA- und UVB-Strahlen<br />

und sorgen für entspanntes und blendfreies Sehen. Die Brillen kosten<br />

rund 200 Euro. Wer Korrekturgläser braucht, für den sind die neuen<br />

Transitions Signature-Gläser ideal – sie werden draußen bei<br />

intensiver Sonne tiefdunkel und in Innenräumen hell. Der<br />

Optiker kann sie in nahezu jedes Brillenmodell<br />

einarbeiten. Preis pro Glas ab ca. 120 Euro.<br />

transitions.com<br />

Fotos: Hersteller; www.shutterstock.com/ David M. Schrader<br />

Die Oakley Radarlock für Herren und die Radar Edge für<br />

Damen sind die neuesten Modelle der Marke mit den torischen Scheiben.<br />

Das Damenmodell (Bild) hat einen stärker gebogenen Rahmen, der für den<br />

Kopf von Frauen geformt ist und die Augen noch besser schützt. Beide<br />

Brillen gibt es mit polarisierten Scheiben, Iridium-Scheibenbeschichtung<br />

zur Reduzierung der Blendung oder Oakley-Korrektionsglaseinsätzen.<br />

Hundertprozentiger UV-Filter und hohe Stoßfestigkeit machen die<br />

Brille zu einem guten Begleiter beim <strong>Segel</strong>sport. Bei beiden<br />

Modellen kann man zudem schnell und einfach die Scheibe<br />

wechseln und sich so immer den vorherrschenden<br />

Licht-Bedingungen anpassen. Ab 190 Euro.<br />

de.oakley.com<br />

Rodenstock hat für Sonnentage am und auf dem Wasser die<br />

SunContrast-Gläser entwickelt. Sie sorgen auch bei grellem oder diffusem<br />

Licht für kontrastreiches Sehen und filtern die blaue Lichtstrahlung auf das<br />

optimale Maß. Gegenstände erscheinen so kontraststark, Farben und<br />

Details wirken natürlich. Die Gläser schützen vollständig vor UV-Strahlen<br />

bis 400 nm (Nanometer). Es gibt sie in Grün für natürliche Farbeindrücke<br />

und in Bernstein, das eine optimale Kontrastwirkung auf Grün<br />

hat und ideal ist für den Wassersport. Wahlweise in 65 % oder<br />

80 % Tönung erhältlich. Etwa 190 Euro.<br />

rodenstock.de<br />

muss man sich vom Optiker beraten lassen. Kontaktlinsen plus Sonnenbrille<br />

ohne Korrektur können eine Alternative sein.<br />

Blendschutz muss sein. Grelles Sonnenlicht stört beim <strong>Segel</strong>n<br />

noch mehr als an Land. Der Grund: Bis zum Zehnfachen kann die<br />

Reflektion des Wassers die Helligkeit verstärken – unsere Augen<br />

können sich auf starkes Licht einstellen, indem sie die Pupille verkleinern.<br />

Doch wenn es zu hell ist, reicht der natürliche Mechanismus<br />

allein nicht mehr, das Auge braucht Hilfe: Eine Sonnenbrille,<br />

die Blendung und Reflektion mindert. Je greller das Licht, desto<br />

dunkler muss das Glas sein. Natürliche Farben zu sehen, ist wichtig<br />

beim Wassersport. Eine rosarote Brille ist fürs <strong>Segel</strong>n also nicht das<br />

Richtige – braune, graue und grüne Gläser verfälschen den Farbeindruck<br />

am wenigsten.<br />

Das Beste für den Wassersport sind Brillen mit polarisierenden<br />

Gläsern. Sie filtern Spiegelungen der Wasseroberfläche,<br />

sogenanntes Blendlicht, aus. Der Effekt ist in mehrerer Hinsicht<br />

angenehm: Details sind besser zu sehen, Kontraste und<br />

Konturen werden deutlicher, man schaut entspannter und die<br />

Augen ermüden weniger. Bei wechselnden Lichtverhältnissen<br />

sind zudem phototrope Gläser eine gute Sache. Es gibt<br />

sie für jede Sehstärke und sogar als Gleitsichtglas für segelnde<br />

Brillenträger. Erst seit Kurzem haben Experten von Transitions,<br />

die für viele namhafte Brillenhersteller phototrope Gläser<br />

entwickelt haben, es geschafft, die Wirkung polarisierender<br />

Gläser auch bei den selbsttätig eintönenden Gläsern zu erzeugen.<br />

Damit kann man in jeder Lichtsituation gut und absolut<br />

blendfrei sehen.<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

93


gewinnspiel<br />

Ein Oscar für Thor Heyerdahl?<br />

Mit seiner Kon-Tiki segelte der junge Thor Heyerdahl vor<br />

66 Jahren in den Pazifik. Eine abenteuerliche Reise, die ab 21. März<br />

im Kino zu sehen ist. Mit dem SEGEL JOURNAL können Sie dabei sein.<br />

Wer hat zuerst die abgelegenen Archipele Polynesiens besiedelt und wie sind die Menschen einst dorthin gelangt? Diese Frage stellte<br />

sich der Norweger Thor Heyerdahl (1914-2002), als er zusammen mit einer jungen Crew und seinem Schiff Kon-Tiki von Peru aus<br />

Richtung Pazifik aufbrach. Er hatte sich zum Ziel gesetzt, dieses letzte große Rätsel der Geschichte der Völkerwanderung zu klären.<br />

Seine spannenden Erlebnisse von der 101 Tage dauernden Seefahrt, die auf dem Tuamotu-Archipel endete, haben den norwegischen<br />

Abenteurer berühmt gemacht. Sein Buch über die Expedition wurde in über 67 Sprachen übersetzt und über 50 Millionen Mal<br />

verkauft. Sein Dokumentarfilm Kon-Tiki gewann 1952 den Oscar. Nun kommt die Geschichte<br />

mit atemberaubenden Aufnahmen und spannenden Actionszenen ins Kino und ist als bester<br />

ausländischer Film erneut für den renommierten Oscar nominiert.<br />

Bei unserem Gewinnspiel können Sie eine für Abenteuer prädestinierte Reisetasche<br />

von Tatonka oder eines von fünf Kon-Tiki-Paketen mit original Filmplakat,<br />

einem Gutschein für zwei Kon-Tiki-Kinokarten und einem Norwegen-Reiseführer<br />

von Marco Polo gewinnen. Dazu müssen Sie nur das Lösungswort<br />

herausfinden und an die SEGEL JOURNAL-Redaktion schicken.<br />

Anschrift: Quarto Media GmbH, SEGEL JOURNAL, Gurlittstraße 28,<br />

20099 Hamburg oder per Mail an info@segeljournal.com.<br />

Einsendeschluss ist der 16.04.2013.<br />

Das Lösungswort aus dem letzten Heft lautet: Schwimmweste.<br />

Die Gewinner unseres Kreuzworträtsels werden schriftlich benachrichtigt.<br />

Haushaltsplan<br />

<strong>Segel</strong>tuch<br />

aus<br />

Aramidfaser<br />

Fluss<br />

zum<br />

Weißen<br />

Meer<br />

chem.<br />

Zeichen<br />

für<br />

Silicium<br />

persönl.<br />

Fürwort<br />

(erste<br />

Person)<br />

niederländisch:<br />

eins<br />

europäische<br />

Halbinsel<br />

erfolgreicher<br />

Universum<br />

britischer<br />

Segler<br />

beim<br />

Schiff<br />

vorne<br />

Hafenstadt<br />

auf<br />

Korsika<br />

Ansage<br />

auf<br />

Kontra<br />

(Skat)<br />

94 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013<br />

16 6<br />

Abk. für<br />

Tausend<br />

Tonnen<br />

12<br />

Austragungsort<br />

d.<br />

34. Ame-<br />

Schiff<br />

mit zwei<br />

Rümpfen<br />

1<br />

Hühnerprodukt<br />

liebevoll:<br />

Großvater<br />

italienischer<br />

Maler<br />

englisch:<br />

zu; nach<br />

ein<br />

Wurfpfeilspiel<br />

Befürworter<br />

der Monarchie<br />

Chef<br />

an Bord<br />

9<br />

der USA<br />

8<br />

13<br />

Bundesstaat<br />

anwesend<br />

Insel der<br />

Circe bei<br />

„Odys-<br />

4 seus“ lingen<br />

14 hafen<br />

15<br />

Kfz-<br />

Zeichen<br />

Reut-<br />

bestimmter<br />

Artikel<br />

neunter<br />

Ton e. diaton.<br />

Tonleiter<br />

(Mz.)<br />

2 rica’s Cup Komitee<br />

Gottheit<br />

zug<br />

maße<br />

11<br />

obere<br />

Stufe der<br />

alpinen<br />

10 7<br />

Abk.: Nationales<br />

Olymp.<br />

germanische<br />

niedersächs.<br />

Höhen-<br />

5 Trias<br />

3<br />

Bett auf<br />

einem<br />

Schiff<br />

(Mz.)<br />

Einheitenzeichen<br />

f. Hektar<br />

kurz gebratene<br />

Fleischschnitte<br />

franz.<br />

Mittelmeer-<br />

englisch:<br />

ja<br />

Schaumwein<br />

europäisches<br />

Volk<br />

Ausruf<br />

als Nachahmung<br />

e.<br />

Schusses<br />

anderes<br />

Wort für<br />

Kombüse<br />

spanisch:<br />

Fluss<br />

Einheit<br />

für<br />

Pegel-<br />

digitales<br />

Speichermedium<br />

(Abk.)<br />

rechte<br />

Seite an<br />

Bord<br />

zu<br />

keiner<br />

Zeit<br />

Abk. für<br />

eingetragener<br />

Verein<br />

Lösungswort: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16<br />

heftiger<br />

Windstoß<br />

Vermessungsformel<br />

Handelnder;<br />

Schauspieler<br />

Papstname<br />

deutsche<br />

Hochseeinsel<br />

Foto: www.shutterstock.com/aragani12345s


Chefredakteurin<br />

Berater der Chefredaktion<br />

Ständige Mitarbeiter<br />

Art Direktion<br />

Grafik<br />

Chefin vom Dienst<br />

REDAKTION<br />

Sandra-Valeska Bruhns, bruhns@segeljournal.com<br />

Claus Reissig, reissig@segeljournal.com<br />

Joachim Beck, Monika Kludas, Alke-Marit Fingerhut,<br />

prof. Dr. Stefan Henke, Detlef Jens, Kirsten Panzer-Gunkel,<br />

Hans-Harald Schack, Stefan Schorr, Wolfgang Weber, Andrea Willen<br />

Bianca Stüben<br />

Antje Krüger, Natalja Pindakova<br />

Anett Hillers, hillers@segeljournal.com<br />

ABO-BESTELLUNGEN<br />

Abo-Service segel journal<br />

inTime Media Services GmbH<br />

Bajuwarenring 14, 82041 Oberhaching<br />

tel. +49 (0) 89/8 58 53-525, Fax. +49 (0) 8 58 53-62 525<br />

abo@segeljournal.com<br />

Bezu gs preis inland für sechs Aus ga ben 26,50 Euro (inkl. 7% Mwst.).<br />

ANZEIGEN<br />

Verantwortlich Guido Simon, Tel. +49 (0) 40/533 088 84<br />

simon@segeljournal.com<br />

Rubrikenanzeigen Gerd Rehder, Tel. +49 (0) 40/533 088 84<br />

rehder@segeljournal.com<br />

ANZEIGEN marken<br />

Nielsen I, V, VI Guido Simon<br />

Tel. +49 (0) 40/533 088 84<br />

simon@segeljournal.com<br />

Nielsen II Medienservice + Beratung, Andreas Fuchs<br />

tel. +49 (0) 2131 / 406 37-0<br />

afuchs@medienservice-und-beratung.de<br />

Nielsen III a+b Medienberatung Uwe Stolte<br />

tel. +49 (0) 6123 / 701 68 84<br />

Uwe.Stolte@Medienberatung-Stolte.de<br />

Nielsen IV MMS Marrenbach Medien-Service<br />

tel. +49 (0) 89 / 430 885 55<br />

info@mms-marrenbach.de<br />

Verlagsvertretung Niederlande Mark Meelker, Tel. +31 715 143 747<br />

msmeelker@numij.nl<br />

Geschäftsführung<br />

druck<br />

Westermann Druck GmbH<br />

georg-Westermann-Allee 66, 38104 Braunschweig<br />

veRTRIEB<br />

Axel Springer Vertriebsservice GmbH<br />

süderstraße 77, 20097 Hamburg,<br />

tel. +49 (0) 40/34 72 40 41, Fax +49 (0) 40/34 72 35 49<br />

Einzelverkaufspreis<br />

Deutschland 5,20 Euro (inkl. 7% Mwst.);<br />

Österreich 5,80 Euro; Schweiz SFr 9,80;<br />

BeNeLux 5,90 Euro; Spanien/Italien/Frankreich 6,60 Euro<br />

VERLAG<br />

Quarto Media GmbH<br />

Gurlittstraße 28, 20099 Hamburg<br />

Martina John, Martina Julius-Warning, Yorck Hentz<br />

Bei Nichtbelieferung ohne Verlagsverschulden oder wegen Störungen des Arbeitsfriedens<br />

bestehen keine Ansprüche gegen den Verlag. Nachdruck in Wort und Bild, auch auszugsweise,<br />

nur mit Erlaubnis von Quarto Media GmbH. Gerichtsstand Hamburg.<br />

Keine Gewähr für unverlangt eingesandte Manuskripte und Bildsendungen.<br />

Zuschriften können ohne ausdrücklichen Vorbehalt im Wortlaut<br />

oder Auszug veröffentlicht werden.<br />

ISSN 2194-2722<br />

Jetzt<br />

erhältlich<br />

für nur 5,20 €<br />

SEGEL JOURNAL<br />

jetzt auch als<br />

eMagazine<br />

SEGEL JOURNAL gibt es ab sofort auch am<br />

virtuellen Kiosk! Sie können das Heft schon 24<br />

Stunden vor dem Erscheinungstermin der Print-<br />

Ausgabe online kaufen und sofort auf Ihrem<br />

iPad, Tablet-PC oder Computer lesen.<br />

Wir haben für Sie unser Angebot auf den<br />

führenden Online-Kiosken eingerichtet:<br />

pageplace.de<br />

iKiosk.de<br />

oder über unsere Webseite:<br />

segeljournal.com<br />

Die nächste Ausgabe<br />

von<br />

erscheint am 17. April 2013<br />

SEGEL JouRNAL<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

95


sailors I lektüre<br />

Meer Lektüre!<br />

GELESEN VON STEFAN SCHORR<br />

Die Bohnen<br />

müssen<br />

warten ...<br />

Dienst<br />

geht vor,<br />

ab<br />

auf<br />

die<br />

Brücke !<br />

Zum Klabautermann !<br />

Das Barometer lügt nie - das wird<br />

ein heftiger Sturm !<br />

Ulrike Albers / Johannes Saurer<br />

Käpt‘n Kuddel (Band 2): Auf Orkanfahrt<br />

Wer so lange zur See gefahren ist<br />

wie ich, erkennt einen Sturm an<br />

seinem Klang.<br />

Der Sturm brüllt ! Je stärker der<br />

Sturm, desto tiefer seine Stimme.<br />

Das macht mir Sorge !<br />

Verstehe !<br />

Dann haben wir<br />

jetzt eine Sorge mehr ?<br />

Papperlapapp ! Fiete, du übernimmst<br />

das Steuer, ich mache mit den<br />

Kindern die MUMMEL wetterfest !<br />

Der alte Seebär Käpt‘n Kuddel ist pleite und sucht deshalb nach<br />

dem sagenumwobenen Schatz von Atlantis. Auf seinem Schiff Mummel<br />

wird er vom frechen Kater Rubens, Maschinist Fiete und den beiden Waisenkindern<br />

Linh und Kito begleitet. Nach einem kurzen Rückblick auf die<br />

erlebten Abenteuer im ersten Band sticht die Crew auf der Insel Flores in<br />

See – hinaus auf den Atlantik. Linh und Kito angeln einen Riesenkraken,<br />

die Mummel gerät in einen Orkan und droht danach durch ein Leck zu<br />

sinken. Doch ein anderes Schiff eilt zur Hilfe und hält eine große Überraschung<br />

bereit. Toll gezeichnete, spannende Geschichte für Kinder nach<br />

den wahren Erlebnissen echter Kapitäne.<br />

Ankerherzchen, Ankerherz Verlag, 14,90 Euro<br />

Guy de Maupassant<br />

AUF SEE<br />

Dieses schmale, in dunkelblaues Leinen gebundene Büchlein im Pappschuber ist mit hochwertigem<br />

Papier, einem Lesebändchen, einer Karte der Côte d‘Azur und Schwarz-Weiß-Titelfoto eine Zierde für jedes<br />

Bücherschapp. Die Buchbindekunst harmoniert vortrefflich mit dem fiktiven Törnbericht des weit gereisten<br />

Autors Guy de Maupassant (1850-1893), der gleich zu Anfang klarstellt, dass „keine interessante Geschichte<br />

und kein interessantes Abenteuer“ zu erwarten sind. „Kurz, ich habe Wasser, Sonne, Wolken und Felsen gesehen<br />

– anderes kann ich nicht erzählen –, und ich war einfach in Gedanken, wie man sie spinnt, wenn die<br />

Wogen einen wiegen, einlullen und hier- und dorthin tragen.“ Maupassant fügt lässig Anekdoten, Beobachtungen<br />

und Impressionen zusammen, die er größtenteils zuvor bereits in Zeitungen veröffentlicht hatte. Er<br />

schimpft auf die Dummheit und Hässlichkeit der Menschen und begeistert sich im nächsten Moment für<br />

die Schönheit der Natur. Kurzweiliges, geistreiches Lesevergnügen. mare, 24 Euro<br />

Dirk W. Mennewisch<br />

OUT OF OFFICE: FREIHEIT UNTER SEGELN<br />

in die Koje<br />

in die Kajüte<br />

in den Seesack<br />

„Schlussendlich geht es nur darum, zu entscheiden, es zu tun.“ Es hätte<br />

für Dirk Mennewisch genug Gründe gegeben, nicht zur Solo-Atlantiküberquerung<br />

zu starten: der gute Job als Unternehmensberater etwa oder die gerade<br />

in die Backskiste<br />

in die Bilge<br />

mal 600 Seemeilen <strong>Segel</strong>erfahrung. Aber der Chef gewährt die Auszeit, Seenotsignalmittel<br />

werden eben ohne deutschen Pyroschein auf den Shetlandinseln<br />

gekauft und die Biskaya lässt sich auch im September noch entspannt überqueren. Mennewisch schreibt erfrischend<br />

ehrlich und (selbst-)ironisch über seine Tour in die Karibik. Zwar verliert das Buch in der zweiten Hälfte<br />

etwas an Fahrt, Fotos und Arbeit des Lektorats lassen zu wünschen übrig und nach dem Blick auf die Routenkarte<br />

im Buch verblüfft das Ende der Tour. Dennoch gelingt ihm ein interessantes Buch mit einem lohnenden Rat, nicht<br />

nur für Gleichaltrige (Mennewisch ist Jahrgang 1983): „<strong>Segel</strong>t, erkundet, genießt.“ Delius Klasing, 19,90 Euro<br />

96 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


Matthias Gretzschel / Michael Zapf<br />

AM ANFANG WAR DAS SCHIFF<br />

DAS INTERNATIONALE MARITIME MUSEUM IN HAMBURG,<br />

SEIN STIFTER UND GRÜNDER PETER TAMM<br />

Wenn ein fieberkranker Junge ein fünf Zentimeter langes Modell eines Küstenmotorschiffs<br />

geschenkt bekommt, kann das folgenlos bleiben. Für Peter Tamm war das 50-Pfennig-Geschenk<br />

seiner Mutter 1934 jedoch der Beginn einer beispiellosen Sammelleidenschaft. Über Jahrzehnte<br />

trug der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Axel Springer Verlages alles (Un-)Mögliche zusammen,<br />

was mit Schifffahrt zu tun hat. Rechtzeitig vorm fünften Geburtstag des Internationalen<br />

Maritimen Museums in Hamburg zeichnet Matthias Gretzschel den Weg vom ersten KüMo-<br />

Modell über das Wissenschaftliche Institut für Schifffahrt- und Marinegeschichte in der Elbchaussee<br />

bis zur Museumseröffnung in Hamburgs ältestem noch erhaltenen Speicherbauwerk,<br />

dem Kaispeicher B, nach. Die zehn Museumsdecks werden vorgestellt und zehn herausragende<br />

Ausstellungsstücke genauer beleuchtet. Mit meisterhaften Bildern von Michael Zapf setzt das<br />

Buch dem beispiellosen Tun des Peter Tamm ein gebührendes Denkmal. Koehler, 24,95 Euro<br />

Holger Pils und Karolina Kühn (Herausgeber)<br />

ELISABETH MANN BORGESE UND DAS DRAMA DER MEERE<br />

Den Schutz der Ozeane sah Elisabeth Mann Borgese (1918-2002), die jüngste Tochter<br />

Thomas Manns, als einen wichtigen Teil ihres Einsatzes für eine gerechtere Welt. Sie schrieb zahlreiche<br />

Bücher über das Meer, verfasste einen eigenen Entwurf für eine neue Seerechtsverfassung,<br />

initiierte die ersten „Pacem in Maribus“-Konferenzen und gründete das International Ocean Institute.<br />

Im Jahr ihres zehnten Todestages beschäftigte sich das Lübecker Buddenbrookhaus intensiv<br />

mit der Meeresschützerin. Die Ausstellung „Elisabeth Mann Borgese und das Drama der Meere“<br />

ist auch noch in Kiel, München und Berlin zu sehen. Im gleichnamigen Ausstellungskatalog würdigen<br />

persönliche und literarische Erinnerungen von Weggefährten ebenso wie wissenschaftliche<br />

Beiträge das Schaffen Mann Borgeses. Gemeinsam mit vielen bislang unbekannten Fotos und<br />

Dokumenten entstand ein spannender Blick auf das Leben der Frau, die sich einer Sache sicher<br />

war: „Wir müssen die Ozeane retten, wenn wir uns selbst retten wollen.“ mare, 32 Euro<br />

Nikolaus Gelpke und Elisabeth Mann<br />

Borgese, an den Landungsbrücken im<br />

Hamburger Hafen, direkt neben der<br />

Überseebrücke, 1997<br />

Foto: Heike Ollertz<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

97


was bewegt...<br />

16 Fragen an...<br />

Cengiz Inceören,<br />

Gründer von Argos Yachtcharter<br />

Cengiz Inceören ist einer der der Gründerväter des Charterns in der<br />

Türkei; bereits in den 1970er Jahren verlegte er die ersten Yachten<br />

an die Südküste. Heute ist das Charterunternehmen des ehemaligen<br />

Architekten weltweit tätig.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

Seit wann segeln Sie?<br />

Seit 1973<br />

Was war Ihr erstes eigenes<br />

Boot?<br />

Eine Gib Sea 37 Ketch<br />

Wie ist der Name ihres bootes?<br />

GÜL<br />

Welches Boot wollten Sie<br />

immer mal segeln?<br />

Ein Maxi mit Profiteam<br />

Ihr liebstes <strong>Segel</strong>revier?<br />

Die türkische Südwestküste<br />

Wie viele Tage im Jahr verbringen<br />

Sie auf dem Wasser?<br />

Ungefähr vier Wochen.<br />

Ihr Lieblingshafen?<br />

Alle Buchten, die geschützt sind, und Marinas<br />

mit guten Duschanlagen<br />

Ihre liebste Hafenbar?<br />

Restaurant My Marina in der Ekincik-Bucht<br />

zwischen Marmaris und der Bucht von Fethiye<br />

9<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

15<br />

16<br />

Der beste Drink zum Sonnenuntergang?<br />

Campari-Orange oder Orange-Captain Morgan<br />

Mit wem würden Sie gerne<br />

einmal segeln?<br />

Larry Ellison<br />

Welche Eigenschaften<br />

schätzen Sie an Seglern am<br />

meisten?<br />

Solidität, Fairness, Mannschaftssinn<br />

Drei Dinge, die immer an Bord<br />

sein sollten?<br />

Alle Rettungsmittel, Seekarten, Revierbuch<br />

Was ist an Bord völlig<br />

überflüssig?<br />

Stress, Übelkeit, schlechte Laune<br />

Gibt es einen Segler, der Sie<br />

beeindruckt hat?<br />

Larry Ellison während der Antigua Sailing Week<br />

Das beste <strong>Segel</strong>buch?<br />

Seemannschaft<br />

<strong>Segel</strong>n ist…<br />

…meine Leidenschaft<br />

98 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013


ALLE<br />

2 MONATE<br />

MEER<br />

AM KIOSK<br />

...oder gleich abonnieren:<br />

+49 (0)40 / 468605197 • abo@meerundyachten.de • meerundyachten.de<br />

märz/april 2013 <strong>Segel</strong> journal<br />

99


Erlebemehr<br />

Kekova - Antalya<br />

100 <strong>Segel</strong> journal märz/april 2013<br />

Tel: 030 214 3752 - Tel: 069 23 30-81/82<br />

info@tuerkeifasziniert.de / info@tuerkei-tourismus-kultur.de<br />

www.facebook.com/pages/Türkei-fasziniert<br />

www.tuerkeifasziniert.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!