Digitale Fotografie - Themen Makrofotografie (Vorschau)
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<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong><br />
<strong>Makrofotografie</strong><br />
WAS SIE FÜR PERFEKTE NAHAUFNAHMEN WISSEN MÜSSEN<br />
MAKRO-<br />
MAGIE!<br />
LERNEN SIE DIE<br />
AUFNAHMETECHNIKEN<br />
DER MAKRO-<br />
FOTOGRAFIE<br />
Nr. 16/2013 Jul-Sept 2013<br />
FANTASTISCHE MAKRO-MOTIVE<br />
Deutschland:<br />
EUR 9,90<br />
Österreich:<br />
EUR 11,-<br />
Schweiz:<br />
CHF 15,-<br />
LU/BE<br />
EUR 11,50<br />
FLORA & FAUNA<br />
INNEN-<br />
AUFNAHMEN<br />
MAKRO-<br />
EQUIPMENT<br />
INSEKTEN
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER: Ultimate Guide Media<br />
REDAKTION INTERNATIONAL: Mark Bauer,<br />
Sarah Plater, Pete Davis, Terry Hope,<br />
Damien Lovegrove, Philip Nash, Pip, Ian<br />
Wood<br />
ART DIRECTOR: Dean Mullock<br />
FINANZDIREKTOR: Richard Layton<br />
DATENSCHUTZERKLÄRUNG<br />
Dieses MAGBOOK wird unter der Lizenz und<br />
mit der Erlaubnis von © Bright Publishing<br />
Limited herausgegeben. Alle Rechte an<br />
Material, Titel und Marke dieses Magazins<br />
sind Eigentum von Bright Publishing Limited<br />
und dürfen weder im Ganzen noch teilweise<br />
ohne vorherige schriftliche Genehmigung<br />
reproduziert werden.<br />
Willkommen...<br />
Die Welt der kleinen Dinge ist eine Welt, deren Vorhandensein wir zwar erkennen<br />
können, deren Einzelheiten dem bloßen Auge jedoch verborgen bleiben. Obwohl<br />
inzwischen etliche Jahre vergangen sind, kann ich mich noch sehr gut daran<br />
erinnern, wie begeistert ich war, als ich das erste Mal die Gelegenheit hatte,<br />
Aufnahmen mit einem Makroobjektiv zu machen. Ich versuchte, die Blüten der<br />
Blumen im Garten zu fotografieren, und ich war fasziniert davon, wie groß und<br />
genau noch die winzigsten Details eines Motivs im Sucher zu erkennen waren.<br />
Doch die anfängliche Begeisterung wandelte sich schnell in Frustration, als ich entdeckte, wie viele<br />
Herausforderungen die <strong>Makrofotografie</strong> stellt, von der geringen Schärfentiefe über Probleme der<br />
Bildkomposition bis hin zum richtigen Licht. Doch Hartnäckigkeit und Experimentierfreude ließen<br />
mich im Lauf der Zeit die notwendige Erfahrung sammeln, und eines Tages war ich in der Lage, die<br />
überall zu findenden Motive aus der Welt der kleinen Dinge in beeindruckende Bilder umzusetzen.<br />
Wenn auch Sie an der <strong>Makrofotografie</strong> interessiert sind, finden Sie in diesem Magazin Ratschläge<br />
und Tipps professioneller Fotografen, inspirierende Ideen und grundlegende Arbeitstechniken, die<br />
Ihnen helfen werden, einen leichteren Einstieg zu finden, als ich ihn damals mit „learning by doing“<br />
hatte. Alle wesentlichen <strong>Themen</strong> werden behandelt, von Insekten über Blumen bis hin zu den<br />
kleinen Objekten des Alltags, die Sie in jedem Haushalt finden können. Die Motive werden Ihnen<br />
mit Sicherheit nicht ausgehen.<br />
Und nun alles Gute bei der Erforschung der Welt der kleinen Dinge.<br />
DANIEL LEZANO, EDITOR<br />
Unsere Makro-Experten<br />
Alle Experten schreiben regelmäßig für unser <strong>Digitale</strong>-<strong>Fotografie</strong>-Magazin. Für Tipps und Inspirationen zur<br />
Verbesserung Ihrer fotografischen Fähigkeiten holen Sie sich am zweiten Dienstag jedes Monats die neueste<br />
Ausgabe. Weitere Infos finden Sie auch auf: www.digitalslrphoto.com<br />
Haftung<br />
Das Heft wurde mit großer Sorgfalt<br />
produziert. Der Verlag kann jedoch keine<br />
Haftung, Gewährleistung, Garantie oder<br />
Versicherung für Meinungen, Waren oder<br />
Dienstleistungen übernehmen, die in<br />
dieser Ausgabe veröffentlicht wurden.<br />
Der Herausgeber übernimmt keine<br />
Verantwortung für Inhalte von externen<br />
Webseiten, deren Adressen veröffentlicht<br />
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LESERFRAGEN<br />
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ROSS HODDINOTT<br />
Er verfügt über viele Jahre<br />
Erfahrung als Fotograf und hat<br />
etliche Preise gewonnen. Er ist<br />
Autor mehrerer Bücher über die<br />
<strong>Makrofotografie</strong>.<br />
DANIEL LEZANO<br />
Fotograf seit über 25 Jahren und<br />
ausgewiesener Makro-Spezialist.<br />
Seine bevorzugten Motive sind<br />
Blumen und andere natürliche<br />
Objekte.<br />
CAROLINE WILKINSON<br />
Auch Caroline fotografiert seit<br />
etlichen Jahren. Sie kombiniert Ihren<br />
Ideenreichtum mit der Kamera mit<br />
der kreativen Nachbearbeitung ihrer<br />
Bilder in Photoshop.<br />
LEE FROST<br />
In über zwei Jahrzehnten hat er 20<br />
Bücher über <strong>Fotografie</strong><br />
geschrieben. Seine Bilder<br />
verkaufen sich weltweit.<br />
DRUCK UND BINDUNG<br />
Quad/Graphics Europe Sp. z o. o.<br />
Drukarnia Wyszków<br />
ul. Pułtuska 120<br />
07-200 Wyszków, Polska<br />
www.quadgraphics.pl<br />
Das Papier, auf dem dieses<br />
Magazin gedruckt ist, besteht<br />
aus umweltverträglichen Fasern.
INHALT<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
6 Einführung<br />
Alles für den sofortigen Einstieg – einschließlich<br />
Ausrüstung, Arbeitstechniken zum Scharfstellen<br />
und zur richtigen Beleuchtung<br />
27 Grundlagen<br />
Blende und Beleuchtung, Belichtungsmessung<br />
und Bildkomposition – hier lernen Sie die<br />
Technik der <strong>Makrofotografie</strong><br />
44 Makro-Equipment<br />
Die richtige Ausrüstung ist wesentlich für gute<br />
Makroaufnahmen – ein Überblick aller Optionen:<br />
Makroobjektive, Nahfilter, Zwischenringe und<br />
Umkehrringe<br />
54 Wildblumen<br />
Für Nahaufnahmen der schönsten Naturmotive<br />
müssen Sie wissen, wie man Makro-Zubehör<br />
richtig einsetzt, vorab etwas „gärtnert“ und kurze<br />
Schärfentiefen erzeugt<br />
TUTORIALS<br />
60 WASSERTROPFEN<br />
62 LICHTBRECHUNG IM WASSER<br />
66 UNKRAUT VERGEHT NICHT<br />
68 MAGISCHE PILZE<br />
70 Insekten<br />
Fotos von Insekten sind immer eine<br />
Herausforderung – Beleuchtung und Bewegung<br />
schaffen knifflige Aufnahmesituationen. Dank<br />
unserer Tipps gelingen hervorragende Fotos<br />
TUTORIALS<br />
76 FARBENFROHE KRABBELTIERE<br />
78 NETZWERKE DER NATUR<br />
82 SCHMETTERLINGSJAGD<br />
87 Innenaufnahmen<br />
Inspirierende Fotoprojekte für Zuhause<br />
TUTORIALS<br />
88 SPRITZIGE FRÜCHTE<br />
90 CROSS-POLARISATION<br />
94 DAS BILD DER ROSE<br />
98 OBSTSALAT MAL ANDERS<br />
100 BUCHSTABENSUPPE<br />
103 HIGHSPEED-SPRITZER<br />
106 FARBIGER RAUCH<br />
108 SÜSSES IM WASSER<br />
110 MAKROWUNDER<br />
114 SCHARFER STAPEL…<br />
116 ROMANTISCHES STILLLEBEN<br />
118 KREATIVES BOKEH<br />
122 BUNTSTIFTE<br />
124 BLÜHENDER MINIMALISMUS…<br />
128 LASSEN SIE ES PLATSCHEN…<br />
131 Makro-Equipment<br />
Sie wissen, wie und mit welchem<br />
Zubehör man Makroaufnahmen macht<br />
– für geplante Anschaffungen kann unser<br />
Überblick die Entscheidung erleichtern<br />
FÜR SIE AUSPROBIERT<br />
132 SENSATIONELL PREISWERT:<br />
NAHFILTER<br />
UND ZWISCHENRINGE<br />
136 ZWISCHENRINGE GETESTET<br />
140 LED MAKRO-RINGLICHT<br />
144 MAKROOBJEKTIVE<br />
146 KARTEN FÜR<br />
BELICHTUNGSMESSUNG<br />
UND DEN WEISSABGLEICH
6<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - Makro-<strong>Fotografie</strong><br />
Verändern Sie Ihren Blick auf die Welt…<br />
Schauen Sie sich einmal um. Sie werden überall potenzielle Nahaufnahmen entdecken. Objekte, die man<br />
normalerweise nicht als besonders fotogen einstufen würde, sehen im Nahbereich ganz anders aus. Manchmal sind<br />
die Möglichkeiten erst richtig zu erkennen, wenn man durch den Sucher schaut. Also verwerfen Sie nichts, solange Sie<br />
es noch nicht ganz genau unter die Lupe genommen haben<br />
ES GIBT KEINEN BESSEREN Ort zum Anfangen als Zuhause – besonders<br />
wenn das deutsche Wetter mal wieder Ihre Pläne, draußen zu fotografieren,<br />
durchkreuzt. Ihre Küche steckt voller Möglichkeiten: Töpfe, Pfannen und<br />
Küchenutensilien sind für Nahaufnahmen geeignet. Die Löcher in einem<br />
Abtropfsieb sehen als Nahaufnahme abstrakt aus; oder probieren Sie mal<br />
eine formatfüllende Aufnahme eines Schneebesens. Mit einer großen<br />
Blende von f/2.8 oder f/4 erzeugen Sie kurze Tiefenschärfen für<br />
künstlerische Ergebnisse. Auch Bestecke sind gut für Nahaufnahmen<br />
geeignet, etwa die Kurven und Zinken einer Gabel. Eine +4 Nahlinse oder<br />
ein Zwischenring erlauben es, nah genug heranzukommen.<br />
Ein Blatt weißer Karton bietet einen angenehm schlichten Hintergrund für<br />
Objekte dieser Art und Größe. Legen Sie den Karton auf eine Tischplatte,<br />
ausgeleuchtet von einem Fenster – die Lichtverhältnisse sollten für diese<br />
Aufnahmen ausreichen. Um das Licht zu streuen (weicher zu machen),<br />
können Sie einen Netzvorhang oder etwas weißen Baumwollstoff vor das<br />
Fenster hängen.<br />
Und wenn Sie schon mal in der Küche sind, sollten Sie nicht das<br />
Bildpotenzial von Lebensmitteln übersehen. Obst und Gemüse kann als<br />
Nahaufnahme eindrucksvoll aussehen. Schneiden Sie eine Kiwi oder<br />
Orange in Scheiben und leuchten Sie die Segmente von hinten mit einem<br />
Leuchtkasten aus. Halbieren Sie einen Rotkohl und lassen Sie sich von dem<br />
Muster im Inneren überraschen. Da es sich um ein vergleichsweise großes<br />
Motiv handelt, sollte es möglich sein, daraus mit dem langen Ende eines<br />
Standardzooms ein Format füllendes Bild zu machen. Denken Sie jedoch<br />
daran, die Kamera parallel zum Motiv zu positionieren, um die mögliche<br />
Tiefenschärfe zu maximieren. Süßigkeiten sind auch tolle Motive für<br />
Schnappschüsse, denn sie produzieren bunte, lustige Bilder.<br />
In anderen Zimmern werden Sie ähnlich fotogene Motive finden. Schauen<br />
Sie sich mal die elektrischen Geräte in Ihrem Wohnzimmer genauer an. Das<br />
Styling und Design von Fernsehen, Lautsprechergittern und Computern<br />
schreien ja geradezu danach, fotografiert zu werden. Wenn Sie ein kaputtes<br />
elektrisches Gerät haben, das Sie demnächst auf den Schrott werfen<br />
möchten, schauen Sie sich das Innere noch mal genauer an, bevor Sie es<br />
weggeben. Die innere Elektronik und Schalttechnik sieht als Nahaufnahme<br />
bestimmt interessant aus. Achten Sie auf Miniaturdetails, die isoliert<br />
werden können. Eventuell brauchen Sie eine relativ hohe<br />
Vergrößerungsstufe dafür, daher wird die Tiefenschärfe stark eingeschränkt<br />
sein. Ein Stativ bietet Stabilität und hilft außerdem, den Bildaufbau zu<br />
verfeinern.<br />
Gehen wir nun nach oben und schauen in die Kinderzimmer. Bunte<br />
Bausteine, Puzzle, Buntstifte und Bleistifte gehören zu den Motiven, die<br />
abstrakt und eindrucksvoll aussehen können. Der entscheidende Faktor für<br />
gute Fotos von derartigen Objekten ist es, kreativ beim Arrangement zu sein<br />
– legen Sie zum Beispiele Filzstifte in eine symmetrische Formation. Um die<br />
Farben jedoch detailgetreu aufzunehmen, müssen Sie darauf achten, die<br />
Weißabgleich-Einstellungen der digitalen Spiegelreflexkamera an die<br />
Lichtquelle anzupassen. Die Farbtemperatur einer haushaltsüblichen<br />
Glühbirne liegt üblicherweise bei 2.800 bis 3.400 K (Kelvin). Das<br />
bedeutet, dass das Licht wärmer als natürliches Licht ist, das durch ein<br />
Fenster fällt. Wenn Sie daher derartige künstliche Lichtquellen verwenden,<br />
um Ihr Motiv auszuleuchten, werden dadurch warme, orange aussehende<br />
Farbstiche erzeugt, wenn dies nicht korrigiert wird. Um dies zu<br />
kompensieren, wählen Sie eine Weißabgleich-Voreinstellung Ihrer Kamera,<br />
z. B. Wolfram oder fluoreszierend oder wählen Sie manuell eine passende<br />
Einstellung aus.<br />
Auch Stoffe und Textilien sollten Sie nicht übersehen: Strickpullover,<br />
Wollknäuel oder gewebte Stoffe können auf Nahaufnahmen faszinierend<br />
wirken, da Strukturen und Formen betont werden.<br />
Diese Ideen können hoffentlich Ihren Appetit anregen. Schon bald werden<br />
Sie selbst weitere Ideen haben und potenzielle Motive finden. Auch mit<br />
einer Standardausrüstung sind tolle Ergebnisse möglich. Und wenn Sie<br />
drinnen fertig sind, fangen Sie an, die endlosen Möglichkeiten draußen zu<br />
entdecken...<br />
ALE BILDER: PETER ADAMS<br />
Sie brauchen gar nicht weit zu schauen, um für kreative Nahaufnahmen<br />
geeignete Objekte zu finden. Unsere Auswahl von fünf Bildern zeigt nur Dinge,<br />
die in den meisten Haushalten zu finden sind. Können Sie alle erkennen? Mal<br />
sehen, wie viele Sie schaffen...
PETER ADAMS<br />
Maximale Vergrößerung<br />
Um mit der maximal möglichen Vergrößerung Ihres<br />
Objektivs aufzunehmen, zoomen Sie auf die längste<br />
Brennweite und stellen die minimale Fokusdistanz<br />
ein. Das stellt sicher, dass Ihr Motiv so groß wie<br />
möglich wird.
8<br />
Einführung in die <strong>Makrofotografie</strong><br />
Blumen<br />
Die Schönheit und Symmetrie von Blumen bietet Ihnen den perfekten Einstieg in<br />
die <strong>Makrofotografie</strong>. Hier unsere Top-Tipps und Ratschläge, wie Sie am besten<br />
anfangen<br />
BLUMEN SIND EIN LIEBLINGSMOTIV für<br />
Nahaufnahmen. Sie erzeugen nicht nur farbenfrohe<br />
und interessante Bilder, aber sie sind auch für<br />
jedermann leicht zugänglich. Egal ob Sie<br />
Wildblumen wie Fingerhut, Schneeglöckchen und<br />
Mohnblumen fotografieren oder gezüchtete Arten<br />
wie Lilien, Orchideen und Tulpen. Die<br />
Herangehensweise und erforderliche Technik sind<br />
im Allgemeinen identisch.<br />
Einer der Schlüsselfaktoren ist das Wetter.<br />
Windstille Tage sind am besten, da Blumen bei<br />
windigem Wetter hin- und her schwanken, wodurch<br />
es praktisch unmöglich ist, zu fokussieren und die<br />
Bilder präzise zu gestalten. Wenn es gar nicht<br />
anders geht und Sie bei windigen Verhältnissen<br />
fotografieren müssen, probieren Sie die Blumen mit<br />
einer Klemme oder einem Windschutz zu<br />
stabilisieren. Bedeckte Lichtverhältnisse sind für die<br />
Blumenfotografie gut geeignet, denn der geringere<br />
Kontrast ermöglicht es, die Farben und feinen<br />
Details naturgetreu einzufangen. Ein Polfilter kann<br />
Blendenflecke von reflektierenden Blütenblättern<br />
oder Laub entfernen und unterstützt so den Erhalt<br />
der natürlichen Farbsättigung. Früh morgens und<br />
spät am Abend ist das Licht warm und attraktiv und<br />
besonders vorteilhaft für Blumen. Wenn Sie das<br />
Motiv von hinten ausleuchten, erzielen Sie<br />
atmosphärische Ergebnisse, da die<br />
Lichtdurchlässigkeit von Blüten und Blättern<br />
verstärkt wird und um das Motiv attraktive<br />
Randlichter entstehen. Wenn Sie nur tagsüber<br />
fotografieren können, also mit dem kontrastreichen<br />
Licht der hoch stehenden Sonne, sollten Sie einen<br />
Reflektor zur Hand haben. Damit können Sie dunkle<br />
Schattenbereiche füllen, indem Sie Licht auf das<br />
Motiv reflektieren.<br />
Bei der Blumenfotografie erzeugt kurze<br />
Tiefenschärfe oft die künstlerischsten Ergebnisse.<br />
Wählen Sie die maximale Blende Ihres Objektivs<br />
– normalerweise f/2.8 oder f/4 – und fokussieren Sie<br />
auf ein Schlüsselelement oder Detail, zum Beispiel<br />
das Staubgefäß der Blume oder die Spitze eines<br />
Blütenblatts. Da die Tiefenschärfe flach ist, erhält<br />
alles außer dem Fokuspunkt eine attraktive<br />
Unschärfe und das Auge wird direkt zum<br />
gewünschten „Blickfang“ geführt.<br />
Achten Sie genau auf den Hintergrund des Motivs.<br />
Weniger ist hier mehr. Normalerweise funktioniert<br />
eine angenehm indirekte, verschwommene Kulisse<br />
– frei von unruhigen und ablenkenden Elementen –<br />
am besten. Um einen schmeichelnden Hintergrund<br />
zu erzeugen, sollten Sie nur Blumen fotografieren,<br />
die Sie einfach von der Umgebung isolieren können.<br />
Achten Sie auf Blumen, die höher als die anderen in<br />
der Umgebung sind. Oder solche, die ziemlich weit<br />
entfernt vom Hintergrund sind. Entfernen Sie<br />
störendes Gras oder Zweige mit einer Schere oder<br />
drücken Sie sie mit der Hand nach unten. Wenn<br />
möglich, positionieren Sie sich so, dass andere,<br />
unscharfe Blumen den Hintergrund bilden. Dadurch<br />
wird eine angenehme Farbrichtung erzielt.<br />
Natürlich müssen Sie Blumen nicht unbedingt<br />
draußen fotografieren. Sie können auch Blumen aus<br />
dem Garten ins Haus bringen, oder beim<br />
Blumengeschäft im Ort ein paar Blüten erstehen.<br />
Wenn Sie drinnen fotografieren, haben Sie mehr<br />
Kontrolle über die Lichtverhältnisse und die Farbe<br />
des Hintergrundes. Sie können farbigen Karton oder<br />
Stoffe hinter ihren Bildaufbau positionieren, um<br />
einen einfachen kontrastreichen Hintergrund zu<br />
bilden. Fensterlicht ist eine gute Form von<br />
Beleuchtung, also stellen Sie Ihre Blume auf einen<br />
Tisch, auf der sie mit natürlichem Licht angestrahlt<br />
wird. Falls notwendig kann das Licht durch über<br />
das Fenster gehängte Baumwollstoffe gestreut<br />
werden. Wenn Sie drinnen fotografieren, können Sie<br />
bei jedem Wetter tolle Nahaufnahmen von Blumen<br />
machen.<br />
Eines sollten Sie immer bedenken: Makellose<br />
Motive sind selten, denn die Makroaufnahme<br />
macht auch die kleinste Unvollkommenheit<br />
sichtbar!<br />
Blumen:<br />
kreative Ideen<br />
Winzige Wassertropfen machen Fotos von Blumen<br />
und Pflanzen interessanter, glitzernder und sorgen<br />
für Maßstäbe, also gehen Sie nach einem heftigen<br />
Regenschauer oder an einem taufrischem Morgen nach<br />
draußen. Oder noch besser, erzeugen Sie Ihre eigenen<br />
Wassertropfen mit einer Sprühflasche. Positionieren Sie<br />
Ihre Kamera parallel zum Motiv und wählen Sie eine<br />
kleine Blende, um eine ausreichende Tiefenschärfe zu<br />
generieren. Tropfen, die von Blütenblättern, Stängeln<br />
und Blättern herunterhängen fungieren wie winzige<br />
Fisheye-Objektive und projizieren ein umgedrehtes<br />
Bild – verwenden Sie eine starke Vergrößerung,<br />
von nahezu 1:1 Lebensgröße, um den<br />
Effekt gut herauszuarbeiten.<br />
Ihr eigenes Gartenprojekt<br />
Mit Nahaufnahmen können selbst die<br />
gewöhnlichsten Alltagsobjekte zu visuellen<br />
Kunstwerken werden. Der Trick ist, die Welt<br />
um sich herum mit anderen Augen zu sehen.<br />
Mit einem Makro-Objektiv oder einer<br />
Vorsatzlinse können Sie z. B. interessante<br />
Details isolieren. Betrachten Sie die Objekte<br />
nicht nur als Ganzes, sondern achten Sie auf<br />
Miniaturdetails und Strukturen. Stellen Sie<br />
sich einmal selbst die Aufgabe, in den eigenen<br />
Garten zu gehen und innerhalb von einer<br />
Stunde drei großartige Nahaufnahmen zu<br />
machen. Das ist eine gute Übung, um<br />
vertraute Motive einmal ganz neu und anders<br />
zu sehen.<br />
Was können Sie in Ihrem Garten finden?<br />
Rostige Ketten, alte Türen und Armaturen,<br />
Bolzen, Maschinen, abblätternde Farbe,<br />
Flechten, moosige Steine, Frösche und<br />
Schnecken und Spinnweben sind nur ein paar<br />
Beispiele , von den Dingen, die Sie vielleicht<br />
finden und die sich für die <strong>Makrofotografie</strong><br />
eignen. Je nachdem, wie Sie Ihr Motiv<br />
ausleuchten und arrangieren, kann das<br />
dramatische Effekte auf das Endergebnis<br />
haben. Experimentieren Sie auch mit<br />
Blickwinkeln und Vergrößerungsstufen. Wenn<br />
Sie erst mal alles ganz nah sehen, werden Sie<br />
von den Ergebnissen überrascht sein.
ISTOCK PHOTO<br />
Kreieren Sie ein Triptychon aus<br />
Blumen<br />
Wenn Sie eine Reihe von Nahaufnahmen mit<br />
Blumenthemen haben, was fangen Sie damit<br />
an? Es macht wenig Sinn, sie auf der<br />
Festplatte des Computers zu verstecken.<br />
Warum schicken Sie sie nicht an die<br />
Schaukasten-Seiten des Digital SLR<br />
<strong>Fotografie</strong> Magazins, um sie zu<br />
veröffentlichen? Oder Sie drucken sie auf<br />
Papier oder Leinwand aus und hellen damit<br />
Ihre Wände auf. Noch besser: Sie erzeugen<br />
ein stylisches Triptychon, das Sie zuhause<br />
oder im Büro aufhängen können. Ein<br />
HELEN DIXON<br />
Triptychon ist eine Ansammlung von drei<br />
ähnlichen Bildern, die effektiv<br />
zusammenwirken, um ein „komplettes“ Bild<br />
zu ergeben, so wie oben. Blumen passen zu<br />
dieser Art von Bildern perfekt. Mit Photoshop<br />
oder anderer Bildbearbeitungssoftware sind<br />
sie ganz leicht herzustellen.
10<br />
Einführung in die <strong>Makrofotografie</strong><br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Holen Sie das Meiste aus Ihren Makro-Stillleben<br />
Ihr Zuhause ist der beste Ort, um Motive für Stillleben zu finden – auch die banalsten Dinge können schön aussehen,<br />
wenn man kleine Details isoliert. Trainieren Sie Ihr Auge, um diese zu finden…<br />
UM TOLLE STILLLEBEN aufzunehmen, müssen<br />
Sie nicht weit fahren. Ein durchschnittlicher<br />
Haushalt ist voll von Objekten mit exzellentem<br />
Bildpotenzial. Bei der Stillleben-<strong>Fotografie</strong> hat<br />
der Fotograf komplette Kontrolle über jeden<br />
Aspekt der Aufnahme – also eine großartige<br />
Gelegenheit, um Ihre Fähigkeiten der<br />
Bildkomposition, Ausleuchtung und Belichtung<br />
zu verfeinern.<br />
Bei Stilllebenaufnahmen müssen Sie zuerst das<br />
Motiv gestalten, bevor Sie es fotografieren.<br />
Phantasie spielt eine entscheidende Rolle –<br />
vermeiden Sie die Klischees wie „Schüssel mit<br />
Obst“ oder „Vase mit Blumen“; es sei denn, Sie<br />
finden eine neue Herangehensweise für solche<br />
Motive. Die banalsten, alltäglichsten Objekte<br />
können zu eindrucksvollen Bildern werden.<br />
Spazieren Sie durch Ihr Zuhause: Besteck,<br />
Schreibwaren, Werkzeuge, Flaschen und Gläser,<br />
Süßigkeiten und Spielzeuge – all das hat<br />
Potenzial, wenn es isoliert oder mit anderen<br />
Objekten kombiniert aufgenommen wird. Sie<br />
brauchen keinen komplizierten Studioaufbau –<br />
meist genügt schon eine einfache Tischplatte<br />
mit ein paar Lampen oder einem Blitzgerät. Bei<br />
der Verwendung von künstlichem Licht kann ein<br />
Fotograf die Richtung und Menge des Lichts<br />
sorgfältig kontrollieren, um punktgenau den<br />
gewünschten Effekt zu erzielen. Wenn Sie<br />
jedoch neu in der <strong>Fotografie</strong> von Stillleben sind,<br />
mag es einfacher für Sie sein, für den Einstieg<br />
einfach das Umgebungslicht zu verwenden.<br />
Wenn Sie ein Haushaltslicht verwenden,<br />
denken Sie daran, dass Glühbirnen eine<br />
wärmere Farbtemperatur als Tageslicht haben.<br />
Stellen Sie Ihren Weißabgleich auf die<br />
Wolfram-Voreinstellung ein, damit Ihre Bilder<br />
nicht unter einem trüben, warmen Farbstich<br />
leiden.<br />
Kontrast, Farbe, Konturen, Linien und Formen<br />
sind alles wichtige Zutaten bei der <strong>Fotografie</strong><br />
von Stillleben. Auch wenn Farbe meistens am<br />
besten funktioniert, sollten Sie die<br />
Möglichkeiten bei der Konvertierung zu<br />
monochromen Bildern nicht übersehen.<br />
Schwarzweiß kann nostalgische Gefühle<br />
wecken und passt zu manchen<br />
Stillleben-Motiven einfach besser.<br />
Der Hintergrund ist ebenfalls wichtig: Vor der<br />
richtigen Kulisse heben sich die Objekte besser<br />
ab, während die falsche das Gegenteil bewirken<br />
kann. Halten Sie es im Zweifelsfall eher einfach.<br />
Probieren Sie mal, Wassertropfen zu fotografieren<br />
Haben Sie schon mal versucht, eine abstrakte Wasseraufnahme zu machen?<br />
So fotografieren Sie einen Tropfen, der auf eine Wasseroberfläche trifft: Sie hängen einen mit<br />
Wasser gefüllten Plastikbeutel etwa 15 bis 30 Zentimeter über eine schwarze Schale oder<br />
eine Glasschale auf einer Tischplatte und positionieren Ihre Kamera auf einem Stativ davor.<br />
Ein Makroobjektiv mit über 90 mm ist am besten, denn damit können Sie weiter entfernt<br />
arbeiten und reduzieren das Risiko, dass Ihre Ausrüstung nass gespritzt wird.<br />
Für beste Ergebnisse positionieren Sie Ihren Blitz außerhalb der Kamera. Bauen Sie ihn rechts<br />
von der Stelle auf, wo der Tropfen fällt, und richten Sie ihn auf den Hintergrund. Der Blitz wird<br />
vom Hintergrund reflektiert und erzeugt schöne Farbreflexe. Mit einer kleinen Blende von ca.<br />
5/16 erhalten Sie viel Tiefenschärfe. Stellen Sie die Verschlussgeschwindigkeit Ihrer Kamera<br />
auf die Geschwindigkeit der Blitzsynchronisation ein. Stellen Sie den Blitz auf eine 1/64 oder<br />
1/32 Leistung ein –dadurch verkürzen Sie den Blitz und die Verschlussgeschwindigkeit ist<br />
schnell genug, um die Bewegung des Wassers perfekt einzufrieren. Nun machen Sie ein<br />
winziges Loch in den Beutel mit einer Stecknadel. Zum Fokussieren halten Sie kurz einen<br />
Kugelschreiber oder Bleistift ins Wasser, genau dort wo der Tropfen hineinfällt, und<br />
fokussieren Sie manuell auf diesen Punkt. Jetzt sind Sie fertig und können mit den<br />
Aufnahmen starten. Normalerweise ist es am besten, das Licht im Zimmer auszuschalten.<br />
Rechnen Sie damit, viele Aufnahmen zu machen, um ein Ergebnis mit perfektem Timing zu<br />
bekommen. Experimentieren Sie mit unterschiedlichen Hintergrundfarben und Flüssigkeiten<br />
– sowohl Milch als auch Wasser kann zu interessanten Ergebnissen führen.<br />
Für eine komplette Anleitung zur <strong>Fotografie</strong> von Wassertropfen lesen Sie weiter auf Seite 128.<br />
Machen Sie ein Stillleben-Projekt<br />
Nahaufnahmen bieten einen abstrakten Blick auf das<br />
Motiv. Man kann damit Details, Farben, Symmetrien,<br />
Struktur und sich wiederholende Konturen hervorheben,<br />
die ansonsten leicht übersehen werden, und diese so<br />
isolieren, dass sie zu einem Bild mit Blickfang werden. Das<br />
eigentliche Motiv braucht dabei nicht mal erkennbar sein<br />
– es geht hier einfach um Kunst. Alle Sorten von<br />
Haushaltsgegenständen können so fotografiert werden –<br />
Büroklammern und Stecknadeln, Stoffe, Küchenutensilien<br />
und farbenfrohe Süßigkeiten. Um Ihr kreatives Auge zu<br />
schulen, stellen Sie sich selbst die Aufgabe, mindestens<br />
eine verblüffende Nahaufnahme in jedem Zimmer Ihres<br />
Hauses aufzunehmen. Zuerst mag es schwierig<br />
erscheinen, geeignete Motive zu identifizieren, aber wenn<br />
Sie Ihr Auge erst mal trainiert haben, werden Sie<br />
überrascht sein, wie atemberaubend viele Dinge in der<br />
Nahaufnahme erscheinen. Wenn Sie aus der Zeit der<br />
Analogfotografie noch eine Leuchtbox haben, nutzen Sie<br />
diese als Lichtquelle – sie ist ideal, um kleine oder<br />
transparente Objekte von hinten zu durchleuchten.<br />
ISTOCK PHOTO
Auf Messers Schneide!<br />
Die einfachsten Haushaltsgegenstände<br />
bieten hervorragende Motive für<br />
künstlerisch abstrakte Aufnahmen, z. B.<br />
„Messer und Gabel“.<br />
Mehr über solche Aufnahmen finden Sie<br />
auf Seite 90.
12<br />
Einführung in die <strong>Makrofotografie</strong><br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Insekten<br />
Käfer sind bei Makrofotografen sehr beliebt. Hier erklären wir, wie Sie diese<br />
merkwürdig-wundervollen Wesen von ihrer besten Seite zeigen<br />
INSEKTEN SIND ZWEIFELSOHNE tolle Motive<br />
für Nahaufnahmen. Mit Makroobjektiv oder<br />
Vorsatzlinse bewaffnet, können Sie verblüffende,<br />
formatfüllende Aufnahmen von Käfern machen,<br />
die mit ihren überproportionalen Augen, riesigen<br />
Unterkiefern und langen Fühlern wie<br />
Außerirdische aussehen.<br />
Insekten kann man fast überall finden: im<br />
eigenen Garten, öffentlichen Parks, Wäldern,<br />
Auen und Heidelandschaften. Besuchen Sie<br />
geeignete Orte und begeben Sie sich auf die<br />
Suche. Schauen Sie in die Vegetation, ins hohe<br />
Gras, auf Gartenblumen und entlang von<br />
Gewässerbegrenzungen oder Hecken und<br />
suchen Sie dort kleine, fotogene Motive wie<br />
Marienkäfer, Florfliegen, Maikäfer, Grashüpfer,<br />
Motten, Schmetterlinge und Libellen. Der frühe<br />
Morgen und der späte Abend sind am besten,<br />
um Insekten zu fotografieren, da die Motive dann<br />
allgemein weniger aktiv sind. Die Lichtqualität<br />
ist obendrein besser und durch die niedrige<br />
Position der Sonne können Sie bei der<br />
Ausleuchtung kreativer sein – Sie könnten<br />
versuchen, das Motiv von hinten auszuleuchten,<br />
so dass sich die Silhouette abhebt.<br />
Wenn Sie ein geeignetes Motiv gefunden haben,<br />
kümmern Sie sich danach um die<br />
Belichtungseinstellungen. Tiefenschärfe steht an<br />
oberster Stelle, also wählen Sie die<br />
Zeitautomatik mit Blendenvorwahl oder den<br />
manuellen Belichtungsmodus. Normalerweise<br />
ist es am besten, eine kleine Blende zu wählen,<br />
um das Motiv scharf zu halten, aber dennoch<br />
groß genug, um die Vegetation der Umgebung<br />
aus dem Fokus zu bekommen.<br />
Eine Blende im Bereich von f/8 oder f/11 ist<br />
normalerweise ein guter Ausgangspunkt, aber<br />
die Menge der erforderlichen Tiefenschärfe hängt<br />
stark vom Motiv, von dem Vergrößerungsgrad<br />
und dem gewünschten Ergebnis ab. Oft müssen<br />
Sie schnell arbeiten, da Insekten sich<br />
möglicherweise jederzeit bewegen oder<br />
fortfliegen können. Daher ist die Verwendung<br />
eines Stativs selten zweckmäßig, also müssen<br />
Sie in der Regel aus der Hand fotografieren. Um<br />
die Verschlussgeschwindigkeit praktikabel<br />
schnell zu halten – idealerweise größer als 1/250<br />
Sekunden – erhöhen Sie den ISO-Wert auf 400<br />
oder 800, falls erforderlich.<br />
Wie alle wilden Kreaturen können Insekten eine<br />
ziemliche Herausforderung darstellen, wenn<br />
man ihnen nahe kommen will. Maximieren Sie<br />
Ihre Erfolgschancen, indem Sie sich langsam in<br />
die Position begeben, es vermeiden einen<br />
Schatten über das Motiv zu werfen und achten<br />
Sie darauf, keine Grashalme oder Blätter in der<br />
Nähe abzuknicken, um die Käfer nicht zu<br />
erschrecken. Fokussieren Sie manuell – das ist<br />
nicht nur eine präzisere Methode, um bei<br />
Nahaufnahmen zu fokussieren, aber durch das<br />
Geräusch einiger AF-Systeme kann sich das<br />
Motiv ebenfalls gestört fühlen. Achten Sie darauf,<br />
dass der Fokuspunkt auf dem Augen der Kreatur<br />
liegt und schießen Sie schnell ein ganzes Bündel<br />
von Bildern, um die Chancen zu maximieren,<br />
dass wenigstens ein messerscharfes Ergebnis<br />
darunter ist.<br />
ISTOCK PHOTO ISTOCK PHOTO<br />
Kreative Ideen: Insekten<br />
Um wirklich ins Auge springende<br />
Nahaufnahmen von Insekten zu fotografieren,<br />
seien Sie kreativ beim Bildaufbau. Oft sind<br />
Insekten gut geeignet, um Sie aus einem<br />
seitlichen Winkel oder direkt von oben zu<br />
fotografieren – insbesondere Schmetterlinge und<br />
Motten mit ausgebreiteten Flügeln. In der Folge<br />
gerät man leicht in Versuchung, Insekten aus<br />
Gewohnheit stets auf die gleiche Art und Weise<br />
zu fotografieren. Sie sollten sich jedoch nicht<br />
scheuen, bei dem Bildaufbau gewagter zu sein.<br />
Nehmen Sie stattdessen doch mal den<br />
Blickwinkel eines niedrigen Wurmes ein oder<br />
fotografieren Sie vielleicht frontal, um den<br />
Schwerpunkt auf die Augen und den Kopf zu<br />
legen und wirklich schrullige Insekten-Porträts<br />
zu fotografieren. Durch einen ungewöhnlichen<br />
Winkel können Ihre Insektenaufnahmen zu<br />
etwas ganz Besonderem werden.<br />
Auch wenn formatfüllende Aufnahmen sehr<br />
eindrucksvoll sind, sollten Sie auch in Betracht<br />
ziehen, Ihr Motiv verkleinert abzubilden. Wenn<br />
Sie auch etwas von der Umgebung aufnehmen,<br />
vermitteln Sie mehr über das Motiv und seine<br />
Lebensumstände und erzeugen eine<br />
anregendere, visuell interessantere<br />
Bildkomposition. Ein gewisser Grad an<br />
negativem Raum erzeugt ein verstärktes Gefühl<br />
des Maßstabs und betont die Winzigkeit der<br />
Kreatur.<br />
Eine detaillierte Beschreibung der<br />
Insektenfotografie finden Sie auch auf Seite 70.
Flotter Käfer<br />
Aufnahmen von Insekten<br />
funktionieren besser mit<br />
einfachem Hintergrund<br />
als vor unruhiger Kulisse.<br />
BILD: ROSS HODDINOTT<br />
ROSS HODDINOTT
14<br />
Einführung in die <strong>Makrofotografie</strong><br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Zum besseren Verständnis von Nah- und Makroaufnahmen<br />
Einsteiger trauen sich oft nicht an Makroaufnahmen heran, weil sie als ein Gebiet für Spezialisten gelten. Nahaufnahmen sind<br />
jedoch nicht so schwierig, wie viele Leute glauben – und Sie werden erfreut sein zu erfahren, dass Sie Ihre vorhandene Ausrüstung<br />
verwenden können. Unser Leitfaden möchte Sie mit dem notwendigen Know-how ausrüsten, damit auch Sie sofort tolle Nah- und<br />
Makroaufnahmen schießen können.<br />
Abbildungsmaßstab<br />
Der Abbildungsmaßstab beschreibt die tatsächliche Größe des Objekts im Verhältnis zu der Größe, in der es auf<br />
dem Sensor erscheint – also nicht die spätere Vergrößerung auf dem Monitor oder dem Druck/Abzug! Wenn zum<br />
Beispiel ein Objekt von 40 Millimetern Größe auf dem Sensor mit einer Größe von zehn Millimetern erscheint, so<br />
hat es einen Abbildungsmaßstab von 1:4, oder einem Viertel der Lebensgröße. Erscheint das Objekt mit 20 mm<br />
Größe, so ist der Abbildungsmaßstab 1:2 oder halbe Lebensgröße. Wird es dagegen auf dem Sensor in derselben<br />
Größe abgebildet, die es tatsächlich hat, spricht man vom Abbildungsmaßstab 1:1, also „Lebensgröße“.<br />
In der Spezifikation jedes Objektivs wird auch der Abbildungsmaßstab genannt. Bei manchen Standard- oder<br />
Teleobjektiven taucht das Wort „Makro“ in der Produktbezeichnung auf. Man sollte jedoch wissen, dass dies<br />
nur als Hinweis zu verstehen ist, dass dieses Objektiv über eine geringere minimale Nahdistanz verfügt, als<br />
dies standardmäßig der Fall ist. Tatsächlich jedoch können diese Objektive nicht als wirkliche Makroobjektive<br />
betrachtet werden, obwohl sie häufig einen sehr nützlichen Abbildungsmaßstab von 1:3 oder 1:4 aufweisen.<br />
Ein Achtel Lebensgröße<br />
Ein Viertel Lebensgröße<br />
Nah- oder <strong>Makrofotografie</strong>:<br />
Wo liegt der Unterschied?<br />
Die Begriffe „Nahaufnahme“ und „Makroaufnahme“<br />
werden oft synonym für ähnliche Aufnahmetechniken<br />
benutzt. Es gibt jedoch einen deutlichen Unterschied:<br />
Eine „Nahaufnahme“ ist, genau genommen, ein Bild<br />
mit einem Abbildungsmaßstab zwischen 1:10 bis zu<br />
einem Wert knapp unterhalb von 1:1 („Lebensgröße“);<br />
der Abbildungsmaßstab einer „Makroaufnahme“<br />
dagegen liegt im Bereich zwischen Lebensgröße und<br />
10:1.<br />
Was mit einer stärkeren Vergrößerung als zehnfacher<br />
Lebensgröße aufgenommen wird, gehört in das<br />
Spezialgebiet der Mikrofotografie. Bei Fotografen sowie<br />
in Büchern und Magazinen wird die Verwendung<br />
des Wortes „Makro“ recht locker gehandhabt, um<br />
praktisch jede Art von Nahaufnahmen zu bezeichnen.<br />
Das mag technisch inkorrekt sein, tatsächlich ist diese<br />
Unterscheidung aber nur akademischer Natur. Letztlich<br />
ist es die Qualität des Bildes, die zählt.<br />
Halbe Lebensgröße<br />
Lebensgröße<br />
Tiefenschärfe<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Kleinerer Sensor<br />
Vollformatsensor<br />
Verkleinerter Sensor<br />
Wahrscheinlich ist Ihnen<br />
bekannt, dass die große<br />
Mehrheit der digitalen<br />
Spiegelreflexkameras über<br />
einen kleineren Bildsensor<br />
verfügt, der im Allgemeinen<br />
als APS-C-Sensor bezeichnet<br />
wird. Das heißt, dass diese<br />
Sensoren, die kleiner sind als<br />
das gewohnte Kleinbildformat<br />
von 35 Millimetern, ein engeres<br />
Blickfeld haben, womit die<br />
Brennweite des Objektivs<br />
effektiv multipliziert wird, auch<br />
wenn sich die tatsächliche<br />
Brennweite nicht verändert.<br />
Der Grad der Multiplikation<br />
hängt von der Größe des<br />
Sensors ab, und bei einem Formatfaktor von 1,5 x, wird ein 100 mm Objektiv beispielsweise effektiv zu<br />
einem 150 mm Objektiv. Dies kann in einigen Bereichen der <strong>Fotografie</strong> von Nachteil sein, beispielsweise<br />
in der Landschaftsfotografie, da Weitwinkelobjektive ihren charakteristischen Effekt verlieren. Für<br />
Nahaufnahmen jedoch ist dieses Phänomen auf zweierlei Arten von enormem Vorteil. Zum einen<br />
kann der engere Blickwinkel dazu verwendet werden, eine größere Arbeitsdistanz von dem Objekt zu<br />
schaffen, da Sie aus einer weiteren Entfernung fotografieren und dabei denselben Grad der Vergrößerung<br />
beibehalten können, der mit einem Vollformatsensor erreicht würde. Alternativ kann mit einer digitalen<br />
Spiegelreflexkamera mit einem APS-C-Sensor das Objekt innerhalb des Bildausschnitts größer dargestellt<br />
werden. Dies liegt daran, dass der verkleinerte Sensor die minimale Fokusdistanz nicht verändert, sodass<br />
sein Abbildungsmaßstab effektiv vergrößert wird.<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Eine Schwierigkeit beim <strong>Fotografie</strong>ren von<br />
Nahaufnahmen ist die Arbeit mit der eingeschränkten<br />
Tiefenschärfe. Der scharfe Bereich vor und hinter<br />
dem Fokuspunkt wird– auf allen Blendenstufen –<br />
zunehmend flacher, je stärker die Vergrößerung ist.<br />
<strong>Fotografie</strong>rt man etwa eine Blume, kann es passieren,<br />
dass die Blütenstempel rasiermesserscharf<br />
abgebildet werden, aber die Blütenblätter<br />
davor und dahinter nicht mehr im Fokus sind.<br />
Mehr Entfernung zum Objekt würde zwar mehr<br />
Tiefenschärfe erzeugen, aber das liefe dem Prinzip<br />
der Nahaufnahme zuwider.<br />
Die Lösung liegt in einer kleineren Blende (höherer<br />
f-Wert), da so die Tiefenschärfe vergrößert wird. Dies<br />
bewirkt natürlich, dass weniger Licht auf den Sensor<br />
fällt; also muss zum Ausgleich die Verschlusszeit<br />
verlängert werden, um eine korrekte Belichtung zu<br />
erhalten.<br />
Leider erhöhen längere Verschlusszeiten auch das<br />
Verwacklungsrisiko. Bei statischen Objekten ist das<br />
Problem leicht zu umgehen, indem man die Kamera<br />
auf dem Stativ fixiert. Bei bewegten Objekten oder bei<br />
Wind kann die resultierende Verschlusszeit jedoch zu<br />
lang sein, um die Bewegung einzufrieren. In solchen<br />
Situationen sollten Sie einen höheren ISO-Wert<br />
einstellen oder einen Aufhellblitz verwenden.<br />
Ein gutes Verständnis der Tiefenschärfe ist für das<br />
<strong>Fotografie</strong>ren von Nahaufnahmen unverzichtbar. Der<br />
Grad der Schärfe vom Bildvordergrund bis in zum<br />
Hintergrund kann den Eindruck einer Aufnahme<br />
komplett verändern. Entgegen der vorherrschenden<br />
Meinung, ist mehr Tiefenschärfe nicht grundsätzlich<br />
bei allen Nahaufnahmen wünschenswert, da sie auch<br />
ablenkende Elemente im Vorder- oder Hintergrund in<br />
den Fokus bringt. Viele Fotografen entscheiden sich<br />
bewusst für eine kurze Tiefenschärfe, um Objekte<br />
zu isolieren und das Auge des Betrachters auf den<br />
gewünschten Fokuspunkt zu lenken.
Ausleuchtung von Nahaufnahmen<br />
Das natürliche Licht kann bei der <strong>Fotografie</strong> von Nahaufnahmen eingeschränkt sein. Dies liegt meist an der kurzen Entfernung<br />
zwischen Kamera und Objekt, bei der die Kamera und/oder der Fotograf einen Schatten auf kleine Objekte werfen.<br />
Dies kann schwierig zu vermeiden sein, insbesondere wenn man eine Vorsatzlinse verwendet, weil das Objektiv sich unter<br />
Umständen nur ein paar Zentimeter vom Objekt entfernt befindet. Manchmal kann das Problem einfach gelöst werden, indem<br />
man die Aufnahmeposition ändert oder eine größere Brennweite wählt und damit die Entfernung Kamera/Objekt vergrößert.<br />
Falls dies nicht möglich ist, muss man jedoch das vorhandene Licht ergänzen.<br />
Für ein möglichst natürliches Ergebnis können Sie das Licht mithilfe eines Reflektors zurück auf das Objekt werfen. Die<br />
Intensität des Lichts kann durch eine Veränderung des Standortes des Reflektors näher oder weiter zum Objekt sowie durch<br />
Anpassen des Winkels gesteuert werden. Kompakte, faltbare Modelle sind günstig und ein idealer Ausrüstungsgegenstand, der<br />
problemlos in Ihre Kameratasche passt. Alternativ können Sie auch ein Stück weißer Pappe oder Alufolie verwenden. Wenn ein<br />
Reflektor nicht ausreicht, versuchen Sie es mit einem an der Kamera angebrachten Blitzgerät.<br />
Falls dieses Ihr Objekt unzureichend ausleuchtet oder vom Objektiv verdeckt wird, positionieren Sie Ihr Blitzgerät extern und<br />
lösen Sie es per Fernsteuerung aus.<br />
Für Ihre ersten Schritte im Bereich der <strong>Makrofotografie</strong> empfehlen wir Ihnen,<br />
zunächst mit dem vorhandenen Tageslicht zu experimentieren, mit dem man<br />
verhältnismäßig leicht arbeiten kann.<br />
Tiefenschärfe-<strong>Vorschau</strong><br />
Wenn Ihre Kamera über eine Taste zur Tiefenschärfe-<br />
<strong>Vorschau</strong> verfügt, sollten Sie diese nutzen. Sie<br />
blendet das Objektiv auf den eingestellten<br />
Blendenwert ab, sodass Sie vor der Aufnahme durch<br />
den Sucher sehen können, was im Fokus liegt und<br />
was nicht (funktioniert auch gut mit LiveView).<br />
PETER ADAMS
16<br />
Einführung in die <strong>Makrofotografie</strong><br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Grundausstattung für Nahaufnahmen<br />
Ganz egal, ob Sie gerade erst eingestiegen sind, oder ob Sie Ihre Makroarbeiten auf<br />
ein höheres Niveau bringen möchten: Es gibt ein paar Ausrüstungsgegenstände,<br />
die perfekt für die anstehende Aufgabe geeignet sind…<br />
WER GUTE Makroaufnahmen erzielen möchte,<br />
benötigt ein hohes Maß an Vergrößerung, welche die<br />
Fähigkeiten der meisten Standardobjektive<br />
übersteigt.<br />
Um nah an kleine Objekte herangehen zu können,<br />
brauchen Sie entweder eine spezielles Makroobjektiv,<br />
das für Fokussieren auf kurze Distanz optimiert ist,<br />
oder einen Vorsatz, der Ihre Standardoptik für die<br />
Nahdistanz-Fokussierung aufrüstet. Spezielle<br />
Makroobjektive sind in jedem Fall die beste Lösung,<br />
sie bieten hohe Qualität und bequeme Handhabung.<br />
Als Spezialobjektive können sie zwar teuer werden,<br />
aber wenn Sie oft Nahaufnahmen machen, lohnt sich<br />
die Investition, denn das Objektiv stellt eine sinnvolle<br />
Erweiterung Ihrer Ausrüstung dar.<br />
Makroobjektiv<br />
Ein echtes Makroobjektiv erreicht<br />
einen Abbildungsmaßstab von<br />
1:1 (Lebensgröße). Üblicherweise<br />
handelt es sich dabei um Objektive<br />
mit fester Brennweite und einer<br />
kleineren Anfangsöffnung im Bereich<br />
von 50 bis 200 mm. Auch wenn fast<br />
alle denselben Vergrößerungsgrad<br />
erreichen, bleibt ihre tatsächliche<br />
Brennweite doch relevant für<br />
die Arbeitsdistanz sowie für das<br />
Gewicht, die Größe und den Preis des<br />
Objektivs.<br />
Kürzere Makroobjektive von 50<br />
bis zu 90 mm sind leichter, kleiner<br />
und in der Regel auch günstiger.<br />
Sie bieten keine so große Distanz<br />
zwischen Kamera und Motiv. Wenn<br />
Sie also den Bildausschnitt füllen<br />
möchten, müssen Sie näher an<br />
Ihr Motiv herangehen. Das ist für<br />
unbelebte Objekte auch gar kein<br />
Problem, kann aber schwierig<br />
werden, wenn Sie etwa wilde Tiere<br />
fotografieren möchten. Ein Tele-<br />
Makroobjektiv mit einer Brennweite<br />
über 90 mm bietet einen größeren<br />
Arbeitsabstand und reduziert das<br />
Risiko, Tiere zu erschrecken. Ein<br />
solches Objektiv ist allerdings auch<br />
schwerer, sodass Sie wahrscheinlich<br />
ein Stativ benötigen. Aufgrund des<br />
engeren Blickwinkels produziert<br />
es darüber hinaus eine geringere<br />
Tiefenschärfe, sodass Sie äußert<br />
präzise scharf stellen müssen.<br />
Automatische<br />
Zwischenringe<br />
Eine günstige Alternative bieten<br />
automatische Zwischenringe. Dabei<br />
handelt es sich um einen hohlen<br />
Tubus, der zwischen Kamera und<br />
Objektiv angebracht wird, um die<br />
Nahdistanz zu verringern und somit<br />
den Vergrößerungsgrad zu erhöhen.<br />
Da sie keinerlei Optik enthalten,<br />
vermindern Zwischenringe nicht<br />
die optische Qualität; allerdings<br />
reduzieren sie die einfallende<br />
Lichtmenge – je stärker die<br />
Vergrößerung, desto mehr Licht geht<br />
verloren. Zwischenringe sind leicht,<br />
kompakt und erzielen in Verbindung<br />
mit einem guten Objektiv tolle<br />
Ergebnisse.<br />
Die gängigsten Größen betragen 12,<br />
25 und 36 Millimeter. Dabei gilt:<br />
Je weiter der Ring, desto größer die<br />
Verlängerung. Am besten kombiniert<br />
man sie mit einem Objektiv mit<br />
kurzer Festbrennweite im Bereich<br />
von 35 bis 100 mm. Kenko ist einer<br />
der wenigen Hersteller, der diese<br />
Ringe produziert. Nichtautomatische<br />
Versionen sind schon sehr günstig zu<br />
haben, um die 14 Euro. Allerdings hat<br />
die Tatsache, dass sie keine Elektronik<br />
beinhalten, eine Deaktivierung vieler<br />
wichtiger Automatikfunktionen Ihrer<br />
Kamera zur Folge, etwa bestimmter<br />
Belichtungsmodi und dem Autofokus,<br />
Sie müssen diese Einstellungen also<br />
manuell vornehmen.<br />
Wenn Sie noch in einem Stadium sind, wo Sie nur<br />
etwas im Makrobereich experimentieren möchten<br />
oder nur ein eingeschränktes Budget zur Verfügung<br />
haben, sind Nahlinsen oder Zwischenringe die<br />
bessere und günstigere Alternative.<br />
Darüber hinaus gibt es noch ein paar grundlegende<br />
Ausrüstungsgegenstände, von denen sich einige sehr<br />
wahrscheinlich bereits in Ihrem Besitz befinden:<br />
Das Wichtigste von ihnen ist ein gutes Stativ. Die<br />
kleinste Bewegung hat auf Nahaufnahmen extreme<br />
Auswirkungen. Aus diesem Grund sollten Sie Ihre<br />
Kamera abstützen, wann immer es möglich ist.<br />
Außerdem erweist sich ein Fernauslöser als nützlich,<br />
ebenso wie ein kleiner Reflektor – letzteren können<br />
Sie entweder kaufen oder auch selbst herstellen.<br />
Drei Möglichkeiten, näher heranzugehen…<br />
350 Euro 50 Euro 10 Euro<br />
Nahlinsen<br />
Wer sich weder ein Makroobjektiv<br />
noch automatische Zwischenringe<br />
leisten mag, braucht Sie sich nicht<br />
zu sorgen, dank dieser günstigen<br />
Lösung. Es handelt sich um<br />
runde Filter zum Aufschrauben,<br />
die – vereinfacht dargestellt – wie<br />
ein Vergrößerungsglas wirken. Sie<br />
sind hervorragend für den Einstieg in<br />
die <strong>Makrofotografie</strong> geeignet, leicht<br />
zu handhaben und ohne Einfluss<br />
auf die Automatikfunktionen des<br />
Objektivs. Ihre Vergrößerung wird in<br />
Dioptrien gemessen.<br />
Hoya, Kood, Micro Tech Labs, Nikon<br />
und Raynox sind nur einige der<br />
Hersteller für Nahlinsen. Erhältlich<br />
sind sie in vielen Durchmessern und<br />
Stärken, üblicherweise +1, +2, +3<br />
und +4. Auch hier gilt: Je höher der<br />
Wert, desto stärker die Vergrößerung.<br />
Versionen in Stärken von +10 sind<br />
ebenfalls erhältlich, bieten aber<br />
kaum gute Qualität. Am besten<br />
kombiniert man sie mit kurzen<br />
Objektiven mit fester Brennweite im<br />
Bereich von 50 bis zu 135 mm.<br />
Nahlinsen erlauben keine große<br />
Arbeitsentfernung; Sie müssen also<br />
sehr nah an Ihr Motiv herangehen,<br />
um bildfüllende Fotos zu schießen.<br />
Leider neigen sie auch zu<br />
sphärischen und chromatischen<br />
Abweichungen. Die Bildqualität<br />
kann aber verbessert werden, wenn<br />
man keine kleinere Blende als f/8<br />
wählt.<br />
Grundlegende<br />
Ausrüstungsgegenstände<br />
Reflektor: Ein Reflektor ist ein<br />
absolutes Muss für das <strong>Fotografie</strong>ren von<br />
Nahaufnahmen. Wenn Sie viele solcher Fotos<br />
machen möchten, sollten Sie diese Investition<br />
unbedingt tätigen. Für die meisten Situationen<br />
ist ein Reflektor mit einer Größe von 30 oder<br />
35 Zentimetern mehr als ausreichend. Die<br />
Farbe ist wichtig: Weiß bietet ein sanftes,<br />
diffuses Licht, silbern ist effizienter, kann aber<br />
hart wirken, während golden oder „sunfire“<br />
Ihren Nahaufnahmen mehr Wärme verleiht.<br />
Eine günstige Alternative ist ein Stück Pappe,<br />
das mit Folie umwickelt ist.<br />
Fernauslöser: Selbst<br />
wenn eine Kamera auf einem<br />
Stativ steht, kann das Drücken<br />
des Auslösers eine leichte<br />
Bewegung hervorrufen. Bei langen<br />
Verschlusszeiten kann dies die Bildqualität<br />
vermindern und ein potenziell fantastisches<br />
Bild ruinieren. Deshalb sollten Sie – wann<br />
immer es möglich ist – den Verschluss<br />
entweder mit einem kabelgebundenen oder<br />
mit einem Infrarot-Fernauslöser betätigen.<br />
Dies maximiert die Bildschärfe, insbesondere<br />
im Fall einer Spiegelvorauslösung Ihrer<br />
Kamera.<br />
Stativ: Für<br />
rasiermesserscharfe<br />
Nahaufnahmen sollten Sie,<br />
wann immer es notwendig<br />
wird, ein Stativ verwenden.<br />
Wählen Sie eines, das Sie möglichst tief<br />
einstellen können. Bei dem Manfrotto XPROB<br />
Design kann die Mittelsäule horizontal<br />
positioniert werden, das Gitzo Systematics<br />
hat erst gar keine Mittelsäule und die Modelle<br />
von Giotto mit einer 3D-Säule sind ebenfalls<br />
sehr gut für Makroaufnahmen geeignet.<br />
Plamp: Die Wimberley<br />
Plamp ist ein Gelenkarm mit<br />
Kugelgelenken und Klammern<br />
an beiden Enden. Eine<br />
Klammer kann an einem der<br />
Beine Ihres Stativs befestigt werden, während<br />
die andere ein Objekt festhalten kann. Der<br />
Arm ist besonders nützlich, um einen<br />
Reflektor zuhalten, er kann aber auch dazu<br />
eingesetzt werden, Ihr Objekt still oder in einer<br />
bestimmten Position zu halten, zum Beispiel<br />
eine Blüte oder einen Ast, die vom Wind hin<br />
und her geweht werden. Ein sehr nützlicher,<br />
kleiner Helfer, der gut in Ihre Kameratasche<br />
passt.<br />
Winkelsucher: Die<br />
Einführung von LiveView und<br />
stufenlos schwenk- und<br />
neigbaren LCD-Displays hat<br />
zur Folge, dass Winkelsucher<br />
ein wenig aus der Mode gekommen sind.<br />
Dabei handelt es sich um L-förmige Aufsätze,<br />
die auf die Augenmuschel der Kamera passen<br />
und es Ihnen ermöglichen, ein Bild<br />
anzuschauen oder aufzubauen, indem Sie<br />
nach unten und nicht horizontal in den<br />
Sucher schauen. Wenn Sie auf niedriger Höhe<br />
oder auf dem Boden fotografieren, was bei der<br />
Makroarbeit oftmals der Fall sein kann,<br />
können Sie Ihren Bildaufbau mit einem<br />
Winkelsucher viel bequemer gestalten.
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Einführung in die <strong>Makrofotografie</strong> 17<br />
Makro-Zubehörteile für jeden Geldbeutel…<br />
2<br />
2<br />
2<br />
3<br />
1<br />
50 Euro 300 Euro 700 Euro<br />
Für den Einstieg<br />
Sie haben bislang noch keine Nahaufnahmen gemacht,<br />
möchten dies aber einmal ausprobieren. Aus diesem<br />
Grunde steht Ihnen auch nur ein eingeschränktes<br />
Budget zur Verfügung. Schließlich hat es wenig Sinn,<br />
in diesem Stadium viel Geld auszugeben. Die Ausgabe<br />
für ein spezielles Makroobjektiv ist sicherlich nicht zu<br />
rechtfertigen, aber mit einer günstigen Vorsatzlinse<br />
kommen Sie immer noch nah genug an die meisten<br />
Motive heran. Nahlinsen bieten jedoch keinen großen<br />
Arbeitsabstand. Sie sollten sich also im Wesentlichen<br />
auf leblose Objekte wie Stillleben, Strukturen, Muster,<br />
Blumen und Pflanzen konzentrieren, und kleine<br />
Wildtiere eher außen vor lassen.<br />
1) Nahlinsen (ab 15 Euro, je nach Filtergröße): Eine<br />
Nahlinse mit +3 oder +4 bietet einen guten Einstieg<br />
in die <strong>Fotografie</strong> von Nahaufnahmen, indem sie Ihr<br />
Standardobjektiv in ein provisorisches Makroobjektiv<br />
verwandelt. Wenn Sie die Linsen miteinander<br />
kombinieren, erhalten Sie einen höheren Grad an<br />
Vergrößerung, allerdings müssen Sie dabei in Kauf<br />
nehmen, dass die Bildqualität leidet. Hoya produziert<br />
eine große Auswahl an Filtern von guter Qualität.<br />
2) Reflektor (ab 15 Euro): Sie können zwar einen<br />
eigenen Reflektor basteln, indem Sie ein Stück Pappe<br />
mit Alufolie umwickeln, aber trotzdem empfehlen wir<br />
Ihnen, einen richtigen Reflektor zu kaufen, insbesondere,<br />
wenn Sie diesen häufig verwenden möchten. Er ist<br />
faltbar und passt gut in Ihre Kameratasche. Eine Version<br />
in „sunlite“ / silbern bietet eine schöne, natürliche<br />
Lichtquelle. Ein Reflektor mit einer Größe von 30<br />
Zentimetern ist für kleine Objekte völlig ausreichend.<br />
3) LED Ringblitz (ab 36 Euro): Bietet eine sanfte,<br />
schattenfreie Ausleuchtung für Nahaufnahmen und<br />
kostet dabei nur einen Bruchteil dessen, was Sie für<br />
einen normalen Ringblitz ausgeben müssten. Der<br />
Output der LEDs kann gesteuert werden und man kann<br />
sie entweder aufblitzen oder permanent leuchten lassen.<br />
Ein Power Pack wird an den Blitzschuh der Kamera<br />
angeschlossen. Hersteller solcher Ringblitze sind unter<br />
anderem Hama, Polaroid und Seagull.<br />
Wenn Sie es sich leisten können…<br />
3<br />
4<br />
Mit wachsender Erfahrung<br />
Sie hängen am Haken und möchten bessere<br />
Nahaufnahmen machen. Jetzt ist es an der Zeit, ein<br />
wenig mehr Geld zu investieren, und eine Ausrüstung<br />
anzuschaffen, die es Ihnen ermöglicht, Bilder von<br />
höherer Qualität einzufangen. Ein Makroobjektiv<br />
liegt immer noch außerhalb Ihres gegenwärtigen<br />
Budgets, aber ein automatischer Zwischenring bietet<br />
im Vergleich zu dem, was Sie mit Dioptrien erreichen<br />
können, schärfere, knackigere Ergebnisse. Die Distanz<br />
zwischen Kamera und Objekt wird immer noch recht<br />
kurz sein, aber wenn Sie Ihrer Ausrüstung ein gutes<br />
Stativ hinzufügen, wird sich die Liste der Motive, die<br />
Sie erfolgreich fotografieren können, erweitern.<br />
1) Automatische Zwischenringe (60 bis 85 Euro):<br />
Anders als Nahlinsen beeinträchtigen automatische<br />
Zwischenringe nicht die Bildqualität. Ein Objektiv mit<br />
50 Millimetern und f/1.8 ist eine gute Wahl für die<br />
Kombination mit Zwischenringen. Polaroid und Zeikos<br />
stellen automatische Zwischenringe zum kleinen Preis<br />
her.<br />
2) Stativ (100 bis 175 Euro): Ein Stativ wird Ihnen<br />
helfen, Ihren Bildaufbau zu vervollkommnen und<br />
ermöglicht es Ihnen, Ihren Fokuspunkt exakter zu<br />
platzieren. Das Manfrotto 190XRPOB ist eine gute<br />
Wahl, weil seine Mittelsäule horizontal positioniert und<br />
seine Beine komplett gespreizt werden können.<br />
3) Ringblitzadapter (ab 95 Euro): Diese Adapter<br />
verwandeln ein auf den Blitzschuh aufgestecktes<br />
Blitzgerät in einen Ringblitz. Sie verfügen nicht<br />
über die speziellen Funktionen eines Ringblitzes,<br />
stellen aber eine gute und günstige Alternative dar.<br />
Probieren Sie es einmal mit Rayflash oder Orbis. Im<br />
Makrobereich bieten diese Geräte allerdings nur wenig<br />
Vorteile gegenüber den günstigeren LED-Ringblitzen.<br />
4) Plamp (36 Euro): Nicht besonders teuer, aber ein<br />
nützlicher kleiner Helfer, den Sie beim Schießen von<br />
Nahaufnahmen immer in Ihrer Kameratasche haben<br />
sollten. Er ist ideal, um einen Reflektor in Position<br />
zu halten, um einen Ast oder einen Blütenstängel zu<br />
bändigen oder grundsätzlich als zusätzliche Hand.<br />
1<br />
3<br />
4<br />
Wenn es ernst wird<br />
Sie sind zu dem Entschluss gekommen, dass<br />
Nahaufnahmen Ihr Ding sind. Sie haben angefangen,<br />
sich auf die <strong>Makrofotografie</strong> zu spezialisieren und sind<br />
bereit, so viel Geld auszugeben, wie für die richtige<br />
Ausrüstung für diese Art von <strong>Fotografie</strong> erforderlich<br />
ist. Ein spezielles Makroobjektiv hat oberste Priorität.<br />
Es erlaubt es Ihnen, Nahaufnahmen aus einer<br />
weiteren Distanz zu fotografieren und ermöglicht<br />
somit Nahaufnahmen von jedem Objekt, inklusive<br />
scheuer Insekten. Des Weiteren steht ein spezieller<br />
Makro-Blitz auf Ihrer Liste, und zwar zusammen mit<br />
einem Stativkopf, der Ihnen die komplette Kontrolle<br />
und Präzision bei der Bildkomposition und beim<br />
Fokussieren bietet.<br />
1) 100 mm Makroobjektiv (ab 600 Euro):<br />
Eine vernünftige Wahl, die Ihnen eine praktische<br />
Arbeitsdistanz erlaubt, aber immer noch kurz und<br />
leicht genug ist, um aus der Hand zu fotografieren,<br />
wenn es notwendig ist. Ein Objektiv mit Bildstabilisator<br />
ist nützlich, wenn Sie aus der Hand fotografieren<br />
möchten.<br />
2) Stativ und Kopf (ab 100 Euro): Sie möchten in<br />
der Lage sein, schnell kleine, präzise Anpassungen<br />
vorzunehmen, ohne irgendwelche Bewegungen<br />
auszulösen, wenn Sie die Arretierungen benutzen. Das<br />
Manfrotto 410 ist eine beliebte Wahl.<br />
3) Makroblitz (ab 500 Euro): LED Ringblitze und<br />
Adapter sind gute Übergangslösungen, aber ein<br />
spezieller Makroblitz einfach besser. Er bietet Ihnen<br />
die beste Funktionalität und ermöglicht es Ihnen, unter<br />
allen Bedingungen gut ausgeleuchtete Nahaufnahmen<br />
zu fotografieren. Schauen Sie sich die Geräte von<br />
Sigma, Canon, Nikon und Metz einmal an.<br />
4) Winkelsucher (40 Euro): Wenn Ihre Kamera nicht<br />
über ein stufenlos neig- und schwenkbares LCD-<br />
Display verfügt, ist ein Winkelsucher eine großartige<br />
Hilfe, zum Beispiel, wenn Sie Blumen oder Amphibien<br />
aus der Froschperspektive aufnehmen wollen, Sowohl<br />
Nikon, als auch Canon stellen Winkelsucher her, aber<br />
es sind auch günstigere Marken wie Seagull erhältlich.<br />
1<br />
Ring / Makroblitz<br />
200 Euro<br />
Wenn das natürliche Licht nicht ausreicht, ist<br />
ein spezieller Makro-Ringblitz das Optimum<br />
an Funktionalität und Leistung. Es wird<br />
mithilfe eines Adapters vorne am Objektiv<br />
angebracht und produziert einen Ring aus<br />
Licht, was es dem Blitz ermöglicht, Objekte in<br />
allen Richtungen auszuleuchten. Damit diese<br />
Art von Licht nicht vollkommen flach und<br />
schattenlos erscheint, verfügen die meisten Geräte über eine Steuerung, mit der das<br />
Licht von einer Seite des Rings stärker eingestellt werden kann als das von der anderen<br />
Seite. Sie sind unter Umständen jedoch nicht ganz einfach zu diffundieren und neigen<br />
dazu, kreisförmige Lichtreflexe auf glänzenden Oberflächen zu produzieren.<br />
Automatischer Retroadapter<br />
250 Euro<br />
Umkehrringe ermöglichen es, ein Objektiv<br />
mit der Vorderseite nach hinten an der<br />
Kamera anzubringen. Dies schafft eine große<br />
Verlängerung, die dem Objektiv eine viel<br />
nähere Fokussierung ermöglicht. Der Grad an<br />
Vergrößerung, der durch die Umkehrung des<br />
Objektivs erreicht werden kann, wird von der<br />
Brennweite und dem Grad der Verschiebung<br />
bestimmt, kann jedoch die zweifache Lebensgröße übersteigen. Elektronische<br />
Objektivfassungen haben zur Folge, dass manuelle Adapter weit weniger populär sind,<br />
aber es gibt auch für Besitzer von Canon-Kameras eines Lösung: Der Novoflex EOS-<br />
Retro Adapter (www.amazon.de) behält alle Automatikfunktionen der Kamera bei.
18<br />
Einführung in die <strong>Makrofotografie</strong><br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Die Grundlagen von Nahaufnahmen<br />
Wer im Makroformat fotografiert, sollte eine Reihe von Faktoren bedenken, um in<br />
jeder Situation bestmögliche Ergebnisse zu erzielen…<br />
DAS FOTOGRAFIEREN von Nahaufnahmen gilt als<br />
knifflig und herausfordernd – was leider manche<br />
Fotografen von eigenen Versuchen abhält. Es mag<br />
zwar richtig sein, dass die Arbeit so nah am Motiv<br />
ein paar technische Herausforderungen mit sich<br />
bringt, aber solange Sie über das notwendige<br />
Wissen und die Technik verfügen, gibt es keinen<br />
Grund, warum Sie nicht von Beginn an großartige<br />
Nahaufnahmen einfangen sollten.<br />
Das größte Problem, mit dem sich Fotografen bei<br />
Nahaufnahmen konfrontiert sehen, ist genug<br />
Tiefenschärfe zu erzielen, um das Motiv<br />
ausreichend scharf abzubilden. Die Tiefenschärfe<br />
wird bei starken Vergrößerungen zunehmend<br />
flacher, sodass die scharfe Zone in der Tat sehr flach<br />
werden kann. Aus diesem Grunde ist die Wahl der<br />
Blende von größter Wichtigkeit, was wiederum die<br />
Zeitautomatik mit Blendenvorwahl und die<br />
manuelle Einstellung zu den Modi macht, die für<br />
die <strong>Makrofotografie</strong> am besten geeignet sind.<br />
Es mag logisch erscheinen, für Nahaufnahmen<br />
grundsätzlich hohe f-Werte zu wählen, etwa f/16<br />
oder f/22. Allerdings unterscheiden sich alle<br />
Situationen voneinander. Zu manchen Motiven<br />
passt eine große Tiefenschärfe, zu anderen<br />
wiederum eher eine flache Schärfezone. Die<br />
Entscheidung liegt bei Ihnen. Wenn Ihr Motiv von<br />
vorne bis hinten scharf abgebildet werden soll, ist<br />
eine hohe f/Zahl die beste Wahl. Außerdem können<br />
Sie einmal versuchen, Ihre Kamera parallel zu dem<br />
Objekt aufzubauen, um so die Tiefenschärfe zu<br />
maximieren. Der größte Nachteil bei der<br />
Verwendung einer hohen f/Zahl ist, dass die<br />
entsprechende Verschlusszeit länger ist, was das<br />
Risiko für Verwacklungsunschärfe oder Bewegung<br />
des Motivs erhöht, und dass Details im Vorder- und<br />
Hintergrund ebenfalls im Fokus liegen und somit<br />
ablenkend wirken können. Eine niedrigere f/Zahl<br />
schafft eine flachere Tiefenschärfe. Dies bedeutet<br />
zwar, dass Sie präziser fokussieren müssen, aber<br />
eine flache Fokuszone lässt die Umgebung des<br />
Objekts auf attraktive Weise verschwimmen und<br />
legt so eine stärkere Betonung auf das Objekt<br />
selbst. Die daraus resultierende Verschlusszeit wird<br />
kürzer sein, was es Ihnen erlaubt, wenn nötig auch<br />
aus der Hand zu fotografieren. Die richtige<br />
Kombination aus einer akzeptablen Tiefenschärfe<br />
und einem verschwommenen Hintergrund zu<br />
erreichen, ist nicht einfach. Wenn Ihre Kamera über<br />
eine Tiefenschärfe-<strong>Vorschau</strong> verfügt, sollten Sie<br />
diese auch benutzen. So können Sie sehen, wie das<br />
Bild mit den vorgenommenen Einstellungen<br />
aussehen wird. Bei manchen Kameramodellen<br />
kann dies mit LiveView kombiniert werden. Eine<br />
weitere Möglichkeit ist das <strong>Fotografie</strong>ren einer<br />
ganzen Bilderserie mit unterschiedlichen f/<br />
Einstellungen, um diese später miteinander zu<br />
vergleichen.<br />
Die Fokussierung ist ein weiterer, wichtiger Faktor,<br />
den es zu berücksichtigen gilt. Die Kameras haben<br />
auf solch kurze Distanzen Probleme zu fokussieren<br />
und dies in Kombination mit einer flachen<br />
Tiefenschärfe bedeutet ein hohes Risiko für<br />
unscharfe Bilder. Die manuelle Fokussierung ist<br />
zumeist die beste Wahl, weil sie Ihnen eine exakte<br />
Auswahl und Positionierung des Fokuspunkts<br />
erlaubt, zum Beispiel die Augen eines Insekts oder<br />
die Blütenstempel einer Blume. Bei der<br />
Verwendung eines Stativs ist auch LiveView eine<br />
große Hilfe: Mithilfe des Zoom-Schalters können<br />
Sie kleine, spezifische Teile des Bildes vergrößern,<br />
um diese auf ihre Schärfe zu kontrollieren und<br />
Feineinstellungen am Fokus vorzunehmen.<br />
Bei stärkeren Vergrößerungen haben die kleinsten<br />
Bewegungen eine starke Auswirkung, sodass das<br />
Risiko der Verwacklungsunschärfe steigt. Achten<br />
Sie also sorgfältig auf die Verschlusszeiten. Ein<br />
Stativ ist die beste Lösung, aber wenn Sie aus der<br />
Hand fotografieren, sollten Sie eine Verschlusszeit<br />
wählen, die oberhalb von 1/200 Sekunde liegt und<br />
die Bildstabilisierung einschalten. Eine weitere gute<br />
Möglichkeit ist es, den ISO-Wert heraufzusetzen.<br />
“Der manuelle Fokus ermöglicht es Ihnen, den Fokuspunkt exakt<br />
auszuwählen und zu platzieren – zum Beispiel das Auge eines<br />
Insekts oder die Blütenstempel einer Blume“<br />
Nahaufnahmen und Licht<br />
Natürliches Licht<br />
Licht ist eine der wichtigsten Zutaten jedes Fotos,<br />
und Nahaufnahmen bilden keine Ausnahme.<br />
Qualität, Farbe, Einfallwinkel und Kontrast des<br />
Lichts sind entscheidende Faktoren. Licht kann<br />
helfen, ein winziges Details optisch zu betonen,<br />
zu verstärken oder zu verbergen. Jede Richtung<br />
des Lichts, ob von vorne, von der Seite oder von<br />
hinten, hat ihre eigenen, individuellen<br />
Eigenschaften.<br />
Die Beleuchtung von vorn – wenn ein Objekt<br />
gegenüber der Kamera direkt ausgeleuchtet wird<br />
– neigt dazu, ein recht gleichmäßiges,<br />
schattenloses Licht zu produzieren. Es ist gut<br />
dazu geeignet, um Farben zu betonen, satter und<br />
lebendiger erscheinen zu lassen. Es kann aber<br />
auch recht flache Resultate hervorbringen,<br />
denen es an Kontrast fehlt. Darüber hinaus wird<br />
es schwierig zu vermeiden, dass der eigene<br />
Schatten auf das von vorn beleuchtete Objekt<br />
fällt, wenn man so nah am Motiv arbeitet.<br />
Die Beleuchtung von der Seite ist normalerweise<br />
besser, sie betont die Form und definiert Umrisse<br />
und Kanten. Die genaue Wirkung hängt<br />
natürlich vom Objekt sowie vom Winkel und der<br />
Intensität des Lichts ab. Eine starke<br />
Ausleuchtung von der Seite kann sogar zu viel<br />
Kontrast verursachen. Falls der Kontrast zu groß<br />
wird, hellen Sie die Schatten je nach Bedarf mit<br />
einem Reflektor oder Aufhellblitz auf.<br />
Die Beleuchtung von hinten ist am<br />
schwierigsten herzustellen, kann aber besonders<br />
interessante Ergebnisse erzielen. Wenn sich die<br />
Lichtquelle hinter dem Objekt befindet, strahlt<br />
sie den Umriss, die Form und die feinen Details<br />
an, wie zum Beispiel die winzigen Haare auf<br />
einem Blütenstängel. Der frühe Morgen und der<br />
späte Abend sind die besten Tageszeiten, um<br />
von hinten ausgeleuchtete Objekte zu<br />
fotografieren, da die Sonne dann tief am Himmel<br />
steht. Bringen Sie eine Gegenlichtblende an<br />
Ihrem Objektiv an, um Blendenflecke zu<br />
vermeiden, und kontrollieren Sie das<br />
Histogramm Ihres Bildes in regelmäßigen<br />
Abständen. Eine Ausleuchtung von hinten kann<br />
Machen Sie sich bereit für die Nahaufnahme!<br />
Qualität<br />
Wählen Sie den Raw-Modus . Beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren von Nahaufnahmen möchten Sie<br />
die bestmögliche Dateiqualität einfangen, um<br />
feinste Details bei maximaler Bandbreite von<br />
Farbwerten zu erhalten.<br />
Dies ermöglicht Ihnen das Raw-Format. Im<br />
Vergleich zu JPEG sind die Bilder auch weniger<br />
anfällig für Änderungen, die Sie während der<br />
Nachbearbeitung vornehmen.<br />
Belichtungsmodus<br />
Ihre Priorität ist die Kontrolle und Veränderung<br />
der Tiefenschärfe. Verwenden Sie also die<br />
Zeitautomatik mit Blendenvorwahl (A / Av) oder<br />
den manuellen Modus. In der Zeitautomatik mit<br />
Blendenvorwahl können Sie am effektivsten<br />
arbeiten. Wählen Sie die f/Stufe, die Ihnen die<br />
Tiefenschärfe gibt, die Sie benötigen, und die<br />
Kamera wird automatisch die entsprechende<br />
Verschlusszeit einstellen.<br />
ISO-Wert<br />
Meistens sollten Sie den niedrigsten ISO-Wert für<br />
die Empfindlichkeit Ihrer Kamera einstellen, um<br />
die maximale Bildqualität und feine Details zu<br />
erhalten. Niedrige ISO-Werte sind besonders<br />
geeignet, wenn die Kamera oder Ihr Motiv<br />
unbeweglich sind. Sie sollten die ISO nur erhöhen,<br />
um kürzere Verschlusszeiten aus der Hand zu<br />
ermöglichen, z. B. wenn Sie Wildtiere oder vom<br />
Wind bewegte Pflanzen fotografieren.
HELEN DIXON<br />
die TTL-Messung in die Irre leiten und zu<br />
falscher Belichtung führen. Wenn Ihr Foto<br />
über- oder unterbelichtet ist, wenden Sie die<br />
Belichtungskorrektur an. Die Ausleuchtung von<br />
hinten ist besonders gut für lichtdurchlässige<br />
Objekte wie Blätter oder Insektenflügel<br />
geeignet. In Innenräumen kann man einen<br />
Leuchtkasten verwenden, um einen ähnlichen<br />
Effekt hervorzurufen. Sie können sogar noch<br />
einen Schritt weiter gehen und Ihr Objekt als<br />
Silhouette abbilden. Gegenlichtaufnahmen<br />
leben von dem Prinzip der Einfachheit. Wählen<br />
Sie Objekte mit hohem Wiedererkennungswert<br />
aus und fotografieren Sie Ihr Motiv vor dem<br />
Kontrast eines warmen, farbintensiven<br />
Himmels. Um eine Silhouette zu fotografieren,<br />
messen Sie die Belichtung exakt für den<br />
helleren Hintergrund.<br />
Unterschätzen Sie aber auch das Licht an<br />
einem bewölkten Tag nicht. Wolken wirken wie<br />
ein großer Diffusor. Sie zeichnen das intensive<br />
Licht der Sonne weich und produzieren ein<br />
schmeichelhaftes Licht mit wenig Kontrast Ein<br />
solches Licht ist besonders gut geeignet für<br />
Nahaufnahmen von Pflanzen, weil sie es dem<br />
Fotografen ermöglichen, feine Details und<br />
reichhaltige, gesättigte Farben einzufangen.<br />
Künstliches Licht<br />
Auch wenn Fotografen eine natürliche<br />
Beleuchtung bevorzugen, ist das<br />
Umgebungslicht oftmals nicht ausreichend,<br />
wenn man so nah am Objekt arbeitet. Es ist<br />
aufgrund der kurzen Distanz kaum zu<br />
vermeiden, dass der eigene Körper oder die<br />
Kamera den Lichteinfall blockieren. Darüber<br />
hinaus wird bei stärkeren Vergrößerungen eine<br />
gewisse Menge Licht absorbiert und geht so auf<br />
natürliche Weise verloren. Eine Lösung hierfür<br />
ist die Verwendung von reflektiertem Licht.<br />
Dazu benutzt man einen Reflektor, der<br />
zusätzliches Licht auf das Objekt zurückwirft.<br />
Wenn das natürliche oder reflektierte Licht<br />
jedoch nicht ausreicht, um die Bewegung eines<br />
Objektes einzufrieren oder um feine Details und<br />
Farben einzufangen, sollten Sie es mit einem<br />
Blitz versuchen. Der ausklappbare Blitz der<br />
Kamera oder das auf den Blitzschuh<br />
aufgesteckte Blitzgerät können jedoch unter<br />
Umständen aufgrund ihrer relativ hohen<br />
Position nahegelegene Objekte nur teilweise<br />
oder gar nicht ausleuchten, sodass ein<br />
spezieller Makro / Ringblitz die beste Option<br />
darstellt. Auch wenn Sie künstliches Licht<br />
verwenden, bleibt es trotzdem Ihr Ziel, Bilder<br />
aufzunehmen, die möglichst natürlich<br />
erscheinen. Dies kann sich als schwierig<br />
erweisen, wenn sich das Blitzgerät so nah am<br />
Objekt befindet. Aus diesem Grunde ist eine<br />
Diffusion von größter Wichtigkeit, um zu<br />
vermeiden, dass Blitzlicht hart und künstlich<br />
aussieht. Es gibt nur wenige Diffusoren für<br />
Ringblitzadapter, aber Sie können versuchen,<br />
eine solche Vorrichtung selber zu basteln,<br />
indem Sie Ringe aus Küchenkrepp oder Papier<br />
ausschneiden und diese mit Klebestreifen an<br />
dem Blitzring befestigen. Das zeichnet das<br />
Licht weich und schafft natürlicher wirkende<br />
Ergebnisse.<br />
Fokussierung<br />
Im Allgemeinen bietet die manuelle<br />
Fokussierung die höchste Präzision und<br />
Kontrolle für nahegelegene Objekte. Wenn Sie<br />
ein Stativ verwenden, sollten Sie auch<br />
LiveView aktivieren. Zoomen Sie in den<br />
Bereich oder den Punkt hinein, auf den Sie<br />
fokussieren möchten. Nun können Sie manuell<br />
Ihren Fokuspunkt haargenau platzieren.<br />
Weißabgleich<br />
Der automatische Weißabgleich (AWB) arbeitet<br />
in der Mehrzahl der Fälle zuverlässig. Er kann<br />
jedoch in die Irre geleitet werden, wenn ein<br />
bestimmter Farbton vorherrscht. In solchen<br />
Fällen ist es besser, die passende Voreinstellung<br />
für den Weißabgleich zu wählen.<br />
Wenn Sie im Raw-Format fotografieren, können<br />
Sie die Farbtemperatur bei Bedarf noch in der<br />
Nachbearbeitungen genau einstellen.<br />
Spiegelvorauslösung<br />
Bei längeren Belichtungszeiten sollten Sie die<br />
Spiegelvorauslösung Ihrer Kamera nutzen (sofern<br />
vorhanden). Dadurch wird vor dem Öffnen des<br />
Verschlusses der Reflexspiegel angehoben, um<br />
interne Vibrationen zu eliminieren, die feine Details<br />
zerstören könnten.<br />
Bei dieser Funktion müssen Sie den Auslöser<br />
zweimal drücken: Beim ersten Drücken wird der<br />
Spiegel angehoben und arretiert, erst beim zweiten<br />
wird das Bild aufgenommen.
20<br />
Einführung in die <strong>Makrofotografie</strong><br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Grundlegende Kenntnisse, die Sie für Nahaufnahmen benötigen<br />
Wirkungsvolle Makroaufnahmen erfordern eine gute Ausrüstung sowie überzeugende Bildkomposition. Wer die<br />
Bildeinstellungen, Tiefenschärfe und Beleuchtung im Griff hat, wird dafür mit wunderschönen Ergebnissen belohnt<br />
Bildeinstellung<br />
Bei Nahaufnahmen erscheint der zentrale<br />
Fokuspunkt im Sucher besonders ausgeprägt.<br />
Leider ist er deswegen nicht unbedingt leichter<br />
zu positionieren. Eine gute<br />
Bildeinstellungstechnik ist für Nahaufnahmen<br />
unerlässlich – der kleinste Fehler kann sich<br />
katastrophal auf Ihr Bild auswirken.<br />
Da bei starken Vergrößerungen die<br />
Tiefenschärfe von Natur aus sehr kurz ist,<br />
müssen Sie Ihren Fokuspunkt genau festlegen.<br />
Vermutlich denken Sie, dass der Autofokus (AF)<br />
hier die beste Wahl ist. In der Praxis ist das<br />
jedoch selten der Fall, weil der AF sich an<br />
nahen Objekten zu orientieren versucht.<br />
Besonders bei Motiven mit wenig Licht oder<br />
Kontrasten neigt der AF dazu, den Fokus<br />
geradezu zu „jagen”. Normalerweise ist es<br />
einfacher und auch genauer, manuell zu<br />
fokussieren. Schalten Sie Ihre Kamera also auf<br />
manuellen Fokus (MF) um. Das erlaubt es<br />
Ihnen, den Fokus auf den von Ihnen gewählten<br />
Punkt zu setzen – zum Beispiel das Auge eines<br />
Insekts oder das Staubgefäß einer Blume.<br />
Wenn Sie ohne Stativ fotografieren, kann es<br />
hilfreich sein, wenn Sie mit dem Objektiv<br />
vorfokussieren und sich dann langsam mit der<br />
Kamera am Auge auf das Motiv zu bewegen,<br />
bis es im Sucher scharf erscheint. Wenn nötig,<br />
bewegen Sie sich ganz leicht vorwärts und<br />
rückwärts, und betätigen Sie den Auslöser,<br />
wenn das Motiv am schärfsten ist. Wenn der<br />
scharfe Bildbereich so klein ist – zum Teil nur<br />
eine Sache von Millimetern – ist es ratsam,<br />
gleich ein paar Aufnahmen zu machen, damit<br />
am Ende wenigstens ein gestochen scharfes<br />
Bild dabei ist.<br />
Ein Stativ ist eine große Hilfe beim Fokussieren<br />
– wenn die Kamera fixiert ist, ist es deutlich<br />
einfacher, eine scharfe Bildeinstellung zu<br />
erreichen. Noch besser geht das, wenn Sie die<br />
LiveView-Funktion Ihrer Kamera mit einem<br />
Stativ kombinieren. Dies ist zweifellos die beste<br />
Technik für Nahaufnahmen, keine andere<br />
ermöglicht Ihnen den Fokuspunkt annähernd<br />
so genau einzustellen. Wie gesagt, der<br />
manuelle Fokus ist generell die beste Methode.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Reflektoren<br />
Reflektoren sind runde Scheiben, die auf<br />
einer Seite weiß, silbern oder goldfarben<br />
beschichtet sind. Diese Seite kann in der<br />
Nähe des Motivs platziert werden, um das<br />
Licht in Richtung des Motiv zu reflektieren.<br />
Kleine faltbare Versionen werden u. a. von<br />
Interfit und Lastolite hergestellt; ein in Alufolie<br />
gewickelter Karton oder ein Spiegel tun es<br />
aber auch.<br />
Sie ermöglichen die Steuerung des Lichts und<br />
seiner Richtung und sorgen dafür, dass ihr<br />
Motiv nicht im Schatten liegt. Sie können die<br />
Lichtintensität verändern, indem Sie einfach<br />
den Reflektor näher an das Motiv oder weiter<br />
weg bewegen. Anders als beim Blitz können<br />
Sie den Effekt Ihrer Einstellung sofort sehen<br />
und die Position des Reflektors entsprechend<br />
anpassen. Reflektoren sind perfekt geeignet,<br />
um dunkle, harte Schatten abzuschwächen<br />
und kleine Motiven bei schattigen oder<br />
bewölkten Bedingungen zusätzlich zu<br />
beleuchten. Für Nahaufnahmen im Freien<br />
sind sie ein absolutes Muss.<br />
Ohne Reflektor<br />
Mit Reflektor<br />
ROSS HODDINOTT
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Einführung in die <strong>Makrofotografie</strong> 21<br />
Der Blick fürs Detail<br />
Fokussieren Sie sorgfältig und<br />
verwenden Sie eine große Blende,<br />
damit nur ein bestimmter Ausschnitt<br />
der Szene scharf ist.<br />
BILD: ISTOCK PHOTO<br />
Machen Sie das Beste aus dem Umgebungslicht<br />
Das Licht ist ein Schlüsselbestandteil aller <strong>Fotografie</strong>n, und bei Nahaufnahmen ist das nicht anders. Die<br />
Lichtfarbe, der Kontrast und die Lichtrichtung spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, das<br />
Erscheinungsbild von minimalen Details zu verbessern oder zu kaschieren. Allerdings kann das Licht<br />
knapp sein, wenn Sie in geringer Entfernung zu Ihrem Motiv arbeiten. Bei Nahaufnahmen ist aufgrund der<br />
kurzen Entfernung oft nicht zu verhindern, dass Ihr eigener Körper oder die Kamera das Licht blockieren<br />
und Ihr Motiv in den Schatten stellen. Außerdem geht bei stärkeren Vergrößerungen auf natürliche Weise<br />
viel Licht verloren, bei 1:1 etwa zwei Stufen. Wenn Sie mit natürlichem Licht arbeiten, wählen Sie am<br />
besten Motive, die von der Seite oder von hinten beleuchtet sind. Licht von der Seite passt gut zu<br />
Nahaufnahmen, denn es verstärkt Oberflächenstrukturen und Details und verleiht Ihren Bildern einen<br />
dreidimensionalen Touch. Vermeiden Sie jedoch starkes Licht von der Seite; dies könnte die Tiefen zu<br />
sehr betonen und zu starke Kontraste erzeugen.<br />
Hintergrundbeleuchtung, also eine Lichtquelle hinter dem Motiv, kann zu fantastischen Bildern führen,<br />
indem sie Umrisse, Form und komplexe Details betont – besonders rezvoll bei durchscheinenden Motiven<br />
wie Schmetterlingsflügeln und Blättern. Leider kann sie aber auch TTL-Messsysteme durcheinander<br />
bringen und zu unterbelichteten Bildern führen. Behalten Sie also das Histogramm im Auge und nutzen<br />
Sie bei Bedarf die positive Belichtungskorrektur. Verwenden Sie außerdem eine Gegenlichtblende, um<br />
Streulicht zu reduzieren.<br />
Natürlich sind Seitenlicht und Gegenlicht nicht immer möglich oder erwünscht. Bei frontal beleuchteten<br />
Motiven ist es jedoch oft schwierig, nicht selbst im Licht zu stehen. In solchen Momenten müssen Sie<br />
dann das natürliche Licht mit Hilfe eines Blitzgeräts oder eines Reflektors unterstützen. Einer der größten<br />
Vorteile bei der Arbeit an Nahaufnahmen ist, dass man als Fotograf deutlich mehr Kontrolle über das<br />
Motiv, die Umgebung und – ganz entscheidend – die Beleuchtung hat. Wenn das natürliche Licht ergänzt<br />
werden muss, ist das ganz einfach zu bewerkstelligen. Die Lichtqualität für <strong>Fotografie</strong> ist eigentlich<br />
während der Dämmerung am besten, aber Nahaufnahmen können Sie als Fotograf zu jeder Tageszeit<br />
machen, weil Sie viel mehr Möglichkeiten haben, das Licht zu manipulieren. Am einfachsten geht das mit<br />
einem kleinen Reflektor.<br />
Die Schönheit einer Wolkendecke<br />
Wie bei den meisten künstlerischen Dingen<br />
gibt es keine allgemeine Regel, was die beste<br />
Lichtquelle angeht – das hängt sehr von Ihrem<br />
Motiv und Ihrer künstlerischen Intention<br />
ab. Fotografen verfolgen oft das Licht, aber<br />
manchmal findet man die besten Bedingungen,<br />
wenn es trüb ist. Man braucht nicht immer<br />
kräftiges oder dramatisch gerichtetes Licht,<br />
um tolle Aufnahmen zu schießen. Eine<br />
Wolkendecke funktioniert wie ein riesiger<br />
Diffusor und erzeugt eine wunderbare,<br />
kontrastarme Lichtstimmung, in der Fotografen<br />
feine, komplexe Details einfangen und Farben<br />
mit größerer Genauigkeit aufnehmen können.<br />
Tatsächlich kommt es vor, dass Sie Ihr Motiv<br />
am besten in den Schatten verbannen, da<br />
dies unerwünschte Tiefen eliminiert und<br />
den Bildkontrast verringert. Wenn Sie bei<br />
diffusem Licht fotografieren, sollten Sie jedoch<br />
bedenken, dass die Verschlusszeiten länger<br />
sind, das heißt Bewegungen des Motivs oder<br />
der Kamera haben größere Auswirkungen.<br />
Deshalb sollten Sie in solchen Fällen entweder<br />
die ISO-Empfindlichkeit Ihrer Kamera erhöhen,<br />
um eine kürzere Verschlusszeit zu erzeugen,<br />
oder nur statische Motive aufnehmen und<br />
dabei ein Stativ verwenden.
22<br />
Einführung in die <strong>Makrofotografie</strong><br />
Auswahl des Stativs<br />
Im Nahaufnahmebereich wird die Tiefenschärfe<br />
zunehmend kürzer. Außerdem erscheinen kleinste<br />
Bewegungen in der Vergrößerung stark<br />
übertrieben. Aus diesem Grund kann es sehr<br />
schwierig werden, aus der Hand gut arrangierte<br />
und fokussierte Nahaufnahmen zu fotografieren.<br />
Auch wenn es nicht immer praktisch ist, eine<br />
Stütze zu nutzen, sollten Sie möglichst immer ein<br />
Stativ verwenden. Obwohl auch Einbein- oder<br />
Bohnensack-Stative in manchen Situationen<br />
geeignet sind, bieten Dreibein-Stative ein<br />
unübertroffenes Maß an Stabilität. Sie garantieren<br />
praktisch scharfe, nicht verwackelte Ergebnisse<br />
und ermöglichen es Ihnen, Ihre Komposition<br />
genau abzustimmen und Ihren Fokus mit größerer<br />
Präzision zu platzieren - entweder durch den<br />
Sucher oder über LiveView. Entscheiden Sie sich<br />
nicht für ein billiges, instabil gebautes Modell,<br />
sondern achten Sie auf robuste Beine.<br />
Nahaufnahmen erfordern besondere Funktionen<br />
vom Stativ, zum Beispiel die Fähigkeit, aus<br />
niedrigem Stand zu fotografieren. Wählen Sie ein<br />
Modell, dessen Beine bis nah an den Boden<br />
gespreizt werden können und dessen Mittelsäule<br />
in der Mitte geteilt oder nach unten geneigt<br />
werden kann, um die Kamera noch tiefer<br />
auszurichten. Giottos bietet eine gute Auswahl,<br />
oder die beliebten Manfrotto-Modelle 190 und<br />
055 mit der Option einer horizontalen Mittelsäule. Benbos ungewöhnliches, innovatives<br />
Stativ-Design ist ebenfalls perfekt für Nahaufnahmen geeignet. Planen Sie mindestens 120 Euro für<br />
gute Beine ein.<br />
Danach sollten Sie über den Kopf nachdenken. Ein Drei-Wege-Kopf mit Schwenk- und Neige-Option<br />
ist eine gute Wahl, während manche Fotografen Kugelköpfe bevorzugen, da diese schnelle, leichte<br />
Bewegungen ermöglichen. Kaufen Sie ein Modell mit einer angemessenen Belastungskapazität für<br />
ihre Ausrüstung. Für statische Modelle ist ein Getriebeneiger, wie der 410-Getriebeneiger Junior von<br />
Manfrotto die perfekte Wahl, denn er erlaubt sehr feine, präzise Bewegungen. Planen Sie zwischen<br />
60 und 160 Euro für einen guten Kopf ein. Die Bein-/Kopf-Kombination, die Sie bevorzugen, kann<br />
eine sehr subjektive Sache sein, und die Kombination, für die Sie sich entscheiden, hängt von Ihrer<br />
Arbeitsweise und Ihrem persönlichen Geschmack ab. Deshalb sollten Sie, wenn möglich, die<br />
Ausrüstung testen, bevor Sie sie kaufen.<br />
ROSS HODDINOTT<br />
Kreative<br />
Nahaufnahmen<br />
Ein abstraktes Motiv und<br />
extrem flache Tiefenschärfe<br />
sind alles, was für dieses<br />
wunderbar leichte Bild nötig<br />
war.<br />
F&A: Nahaufnahmen<br />
F: Meine Kamera hat einen ‘Makro’-<br />
Belichtungsmodus. Sollte ich ihn<br />
verwenden?<br />
A: Die meisten digitalen Spiegelreflex- und<br />
Kompaktsystemkameras haben eine Reihe<br />
von Einstellungsmodi, die für bestimmte<br />
Szenen und Motivtypen entwickelt wurden,<br />
zumeist als Variationen der vollautomatischen<br />
Programmeinstellung (P). Wenn Sie für eine<br />
Nahaufnahme den Makro-Modus der Kamera<br />
einstellen, versucht er, je nach Motiv die beste<br />
Kombination aus Blendenstufe und Verschlusszeit<br />
einzustellen. Die Kamera bevorzugt allgemein<br />
große f-Werte, um mehr Tiefenschärfe zu<br />
erzeugen und zugleich einen schnellen<br />
Blendenverschluss zu ermöglichen, um ein<br />
Verwackeln der Kamera zu verhindern. Während<br />
automatische Bildeinstellungen mühelos zu sein<br />
scheinen, bieten sie in Wirklichkeit nur begrenzte<br />
kreative Kontrolle und Ihre Kamera kann nicht<br />
vorhersagen, auf welche Art von Ergebnis Sie aus<br />
sind. Am besten wählen Sie den Blendenvorwahl-<br />
Modus aus, denn dieser ermöglicht Ihnen völlige<br />
Kontrolle über die Tiefenschärfe und bietet Ihnen<br />
eine bessere Chance, das gewünschte Ergebnis<br />
zu erzielen.
ISTOCK PHOTO<br />
F: Kann ich bei windigem Wetter<br />
Nahaufnahmen machen?<br />
A: Die kleinste Bewegung kann in einer<br />
Nahaufnahme extrem übertrieben wirken, deswegen<br />
kann Wind sich als ein bedeutendes Hindernis<br />
erweisen. Prüfen Sie die Wettervorhersage und<br />
schießen Sie nur dann Nahaufnahmen, wenn<br />
die Windgeschwindigkeit 16 bis 22 km/h nicht<br />
überschreitet. Allerdings kann man sich hier in<br />
Deutschland nicht auf das Wetter verlassen! Wählen<br />
Sie an windigen Tagen Motive in geschützteren<br />
Gebieten oder positionieren Sie sich - oder einen<br />
Freund - so, dass Sie die Brise mit Ihrem Körper<br />
aufhalten. Alternativ können Sie auch aus klarer<br />
Plastikfolie und Gartenstangen einen provisorischen<br />
Windschutz errichten. Eine andere Option ist es,<br />
eine Schraubzwinge zu verwenden. Ein Wimberly<br />
Plamp ist ideal. Das ist ein flexibler, gegliederter Arm<br />
mit einer Klemme an jedem Ende. Befestigen Sie<br />
ein Ende am Fuß des Stativs und verwenden Sie das<br />
andere, um Ihr Motiv zu stabilisieren.<br />
F: Lohnt es sich einen Winkelsucher zu<br />
kaufen?<br />
A: Ein Winkelsucher ist ein L-förmiger Aufsatz,<br />
der auf das Okular der Kamera passt. Er<br />
ermöglicht Ihnen, Bilder zu betrachten und<br />
zusammenzustellen, indem Sie nach unten statt<br />
horizontal in den Sucher schauen. Wenn Sie<br />
regelmäßig auf niedriger Ebene aufnehmen<br />
oder unter Rückenschmerzen leiden, dann sind<br />
Winkelsucher eine gute Investition. LiveView<br />
macht es jedoch heutzutage einfach, Bilder aus<br />
ungünstigen Blickwinkeln zusammenzustellen,<br />
und wenn sie über ein Modell verfügen, das einen<br />
schwenkbaren LCD-Monitor hat, brauchen Sie<br />
keinen.<br />
F: Sollte ich bei Nahaufnahmen<br />
ferngesteuert auslösen?<br />
A: Es hängt sehr von der Situation ab, aber<br />
wenn Sie ein statisches Motiv ansehen und die<br />
Kamera auf einem Stativ steht, dann ja - auf diese<br />
Weise wird die Schärfe des Bildes maximiert. Die<br />
Verwendung eines Stativs garantiert nicht, dass<br />
das Bild scharf wird - wenn Sie selbst auf den<br />
Auslöser drücken, kann das eine kleine Bewegung<br />
auslösen, die die Bildqualität abschwächen kann,<br />
besonders bei kleinen Verschlusszeiten. Auch<br />
wenn der Effekt ziemlich minimal ist, kann selbst<br />
die winzigste Vibration in Nahaufnahmen extrem<br />
vergrößert erscheinen, deshalb ist dies für die<br />
Fotografen von Nahaufnahmen besonders relevant.<br />
Es hat sich bewährt immer eine Fernbedienung<br />
oder den Selbstauslöser der Kamera zu verwenden,<br />
wenn es praktikabel ist. Dies erlaubt es Ihnen, den<br />
Blendenverschluss von ferne auszulösen, ohne die<br />
Kamera zu berühren.<br />
F: Wie reduziere ich Reflektionen<br />
und Hotspots, wenn ich glänzende<br />
Objekte fotografiere?<br />
A: Während Blitz-Diffusoren und Reflektoren<br />
helfen können, müssen Sie, um Lichtreflexe<br />
völlig zu eliminieren, das Licht diffundieren.<br />
Probieren Sie ein Lichtzelt von Lastolite oder<br />
Kaiser aus, oder bauen Sie ein eigenes, indem<br />
Sie transparentes Acryl, Transparentpapier oder<br />
ein weißes Tuch über einen Rahmen hängen.<br />
Platzieren Sie Ihr Objekt im Zelt und positionieren<br />
Sie die Kamera so, dass die Linse durch die<br />
offene Front hineinkommt. Positionieren Sie<br />
mindestens zwei Lampen, oder von der Kamera<br />
unabhängige Blitzgeräte außerhalb des Zelts, an<br />
jeder Seite. Wenn es immer noch Hotspots gibt,<br />
korrigieren Sie die Positionen der Lampen. Sie<br />
können auch versuchen, an einem bedeckten Tag<br />
draußen zu fotografieren - eine Wolkendecke ist<br />
eine perfekt diffundierte natürliche Lichtquelle.<br />
Polarisationsfilter reduzieren Reflektionen<br />
ebenfalls.
24<br />
Einführung in die <strong>Makrofotografie</strong><br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Blitzlicht<br />
Wenn das Umgebungslicht für Nahaufnahmen<br />
nicht ausreicht, ist ein Blitzgerät die Lösung. Die<br />
Verwendung von künstlichem Licht bietet viele<br />
Vorteile. Ein Blitz liefert Ausleuchtung, wenn die<br />
Lichtverhältnisse schlecht sind und verhindert so<br />
Unschärfen, die durch Bewegungen des Motivs<br />
oder der Kamera hervorgerufen werden. Er<br />
ermöglicht die Verwendung eine kleinere Blende<br />
und erzeugt mehr Tiefenschärfe als sonst möglich<br />
gewesen wäre. Bei richtiger Anwendung wird das<br />
Blitzlicht feine Details betonen und für schärfere<br />
Endresultate sorgen. Es kann verwendet werden,<br />
um dunkle Tiefen auszugleichen, Umriss und<br />
Form des Motivs hervorzuheben oder intensivere<br />
Farben hervorzubringen. Einfach ausgedrückt<br />
bieten sich durch Blitzlicht fotografische<br />
Möglichkeiten, die es sonst nicht geben würde.<br />
Die Ausleuchtung kleiner Motive mit künstlichem<br />
Licht kann wegen der kurzen Arbeitsabstände<br />
durchaus eine Herausforderung darstellen. Der<br />
eingebaute Pop-up-Blitz der Kamera ist zur<br />
Ausleuchtung von Motiven in einer Entfernung<br />
von 1,5 bis ca. 5 Meter gedacht, und da Sie Ihren<br />
Motive viel näher sein werden, wird der<br />
Kamerablitz dafür nicht hilfreich sein. Und durch<br />
die hohe Befestigungsposition eines auf den<br />
Blitzschuh montierten Blitzgeräts kann es sein,<br />
dass der Blitz nahe liegende Motive gar nicht<br />
oder nur teilweise ausleuchtet. Externe<br />
Blitzgeräte jedoch bieten eine deutlich höhere<br />
Flexibilität, weil sie auch von der Kamera<br />
entfesselt verwendet werden können, was eine<br />
bessere Kontrolle der Lichtrichtung ermöglicht.<br />
Axiales Licht erzeugt Kontraste, da kleine<br />
Schatten auf der Oberfläche des Motivs<br />
entstehen, was die Struktur verbessert und für<br />
mehr Schärfe sorgt. Wenn Sie ein Stativ<br />
verwenden, können Sie das Blitzgerät in einer<br />
Hand halten und den Auslöser mit der<br />
anderen betätigen. Auf diese Weise können<br />
Sie den Blitzwinkel nach Belieben bestimmen<br />
und dann anhand der Ergebnisse<br />
entscheiden, ob Sie ihn näher oder<br />
weiter weg positionieren müssen.<br />
Möglicherweise werden Sie auch<br />
feststellen, dass Sie mehr (oder<br />
weniger) Streuung brauchen.<br />
Dieses Art der entfesselten<br />
Verwendung eines Blitzgeräts ist gut<br />
geeignet bei statischen Motiven, wo<br />
die Kamera auch auf ein Stativ<br />
montiert werden kann. Für Aufnahmen<br />
aus der Hand ist sie jedoch nicht so<br />
praktisch – wenn Sie zum Beispiel Insekten<br />
fotografieren möchten. Für solche Momente ist<br />
ein Ring- oder Makroblitz die beste Wahl, weil<br />
diese Zubehöre speziell für die Ausleuchtung von<br />
Makroaufnahmen entwickelt wurden. Im<br />
Gegensatz zum konventionellen Blitzgerät ist ein<br />
Ring- / Makroblitz ringförmig und wird mit einem<br />
Adapter direkt an der Vorderseite des Objektivs<br />
befestigt. Diese Ausführung ermöglicht eine<br />
effektive, schattenfreie weiche Rundum-<br />
Ausleuchtung des Motivs aus kurzer Distanz. Für<br />
Nahaufnahmen scheint dies ideal geeignet, in<br />
der Praxis kann die Belichtung jedoch<br />
unnatürlich flach erscheinen. Um diesen Effekt<br />
zu umgehen, haben die meisten modernen<br />
Ring- / Makroblitzgeräte mehr als eine Blitzröhre,<br />
und diese können unabhängig voneinander<br />
gesteuert werden. So können Fotografen das<br />
Leistungsverhältnis zwischen den Blitzröhren<br />
Sie sind teuer, aber die besten der<br />
Makroblitzgeräte haben zwei (oder<br />
mehr) Blitzaufsätze, die in jede<br />
Richtung gedreht und abgewinkelt<br />
werden können, um eine natürliche<br />
Ausleuchtung zu erzielen.<br />
variieren, um Tiefen zu erzeugen und natürlichere<br />
und dreidimensional erscheinende Ergebnisse zu<br />
erzielen. Außerdem sind Ringblitz-Adapter<br />
erhältlich, die normale Blitzgeräte in einen<br />
provisorischen Ringblitz verwandeln, indem sie<br />
das Blitzlicht zu einer runden Einheit<br />
zurückleiten, die um das Objektiv herum liegt.<br />
Eine andere Möglichkeit sind LED Ringleuchten,<br />
die bereits für unter 35,00 erhältlich sind –<br />
sehen Sie hierzu unseren Test auf Seite 140.<br />
Welches Motiv Sie auch immer fotografieren,<br />
scheuen Sie sich nicht, künstliches Licht zu<br />
verwenden, wenn es für Ihre Aufnahmen sinnvoll<br />
erscheint. Ihr Ziel sollte jedoch sein, Bilder zu<br />
machen, die so natürlich und authentisch wie<br />
möglich aussehen.<br />
THOMAS SHAHAN
Tiefenschärfe<br />
Während bei normalen Bildern die Tiefenschärfe – also die Zone mit akzeptabler Schärfe – zu einem Drittel vor dem Fokuspunkt<br />
und zu zwei Dritteln dahinter liegt, ändert sich dieses Verhältnis bei Nahaufnahmen. Bei stärkeren Vergrößerungen fällt es<br />
gleichmäßiger aus, die Tiefenschärfe verteilt sich hier nahezu gleich auf beide Seiten des Fokusbereichs. Sie ist jedoch<br />
naturgemäß klein, weil die Tiefenschärfe proportional langsamer ansteigt als der Vergrößerungsfaktor. Die Arbeit mit solch<br />
geringer Tiefenschärfe kann eine Herausforderung sein, und Ihre Bilder können davon profitieren. Details im Vorder- und<br />
Hintergrund fallen schnell aus dem Fokusbereich, sodass Ihr Motiv sich gut von der Umgebung abhebt. Um dies zu erreichen,<br />
wählen sie eine starke Vergrößerung mit einer großen Blende von ca. f/2.8 bis f/5.6. Das ist auch sehr gut geeignet für Aufnahmen<br />
aus der Hand, da die Verschlusszeit kürzer ist und Bewegungen kompensiert werden.<br />
Bei geringer Tiefenschärfe werden einzelne Bereiche Ihres Motivs unweigerlich unscharf. Das ist bis zu einem gewissen Punkt<br />
akzeptabel, aber um das Beste aus der verfügbaren Tiefenschärfe zu machen, sollten Sie den Kamerasensor in einer Ebene<br />
parallel zu Ihrem Motiv halten, weil es nur eine geometrische Ebene von vollständiger Schärfe gibt, und Sie sollten möglichst viele<br />
Anteile Ihres Motivs innerhalb dieses Bereich haben (Hauptbild). Wenn Sie ein abstrakteres Bild haben möchten, machen Sie<br />
genau das Gegenteil und halten Sie die Ebene des schärfsten Fokus senkrecht zu Ihrem Motiv, um ganz bestimmte Bereiche oder<br />
Details hervorzuheben (siehe unten rechts). Wenn Ihr Motiv scharf abgebildet werden soll, müssen Sie die Tiefenschärfe mit einer<br />
kleineren Blendenöffnung verstärken – zum Beispiel f/11 oder f/16 (siehe unten links). Bei starken Vergrößerungen wird dies aber<br />
dennoch keine besonders große Tiefenschärfe bewirken, Sie müssen also trotzdem sorgfältig fokussieren.<br />
Ein großer Schärfenbereich ist nützlich für Stillleben oder dokumentarische Aufnahmen der Pflanzenwelt. Sie sollten jedoch nicht<br />
die kleinste Blende Ihres Objektivs wählen, denn aufgrund der Lichtbeugung nimmt die Bildqualität ab. Auch die Verschlusszeit<br />
wird länger, sodass Sie auf jeden Fall ein Stativ benötigen, um Verwacklungen zu vermeiden. Generell sind für statische Motive,<br />
bei Studioaufnahmen sowie bei Blitzlicht große Blendenöffnungen am besten geeignet.<br />
f/22 f/2.8<br />
BILDER: ROSS HODDINOTT
26<br />
Einführung in die <strong>Makrofotografie</strong><br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Welcher Belichtungsmodus ist für <strong>Makrofotografie</strong> geeignet?<br />
Es gibt viele Funktionen, die Sie beherrschen müssen – doch keine ist so wichtig wie der Belichtungsmodus<br />
NAHAUFNAHMEN stellen Sie vor einige<br />
Herausforderungen, daher ist es wichtig, die<br />
Kamera korrekt einzustellen. Denn wenn Sie<br />
das ideale Szenario für tolle Bilder entdecken,<br />
sind Sie schon bereit und können sofort<br />
loslegen, perfekte Bilder einzufangen. <strong>Digitale</strong><br />
Kameras haben heutzutage eine unglaubliche<br />
Bandbreite an Funktionen, daher kann man<br />
leicht den Überblick über einige Einstellungen<br />
verlieren. Umso wichtiger ist es, dass Sie bevor<br />
Sie mit dem <strong>Fotografie</strong>ren beginnen,<br />
sicherstellen, dass die wichtigsten Funktionen<br />
der Kamera wie AF, Belichtungsmessung und<br />
Weißabgleich korrekt eingestellt sind. Denn nur<br />
dann ist Ihre Kamera bereit atemberaubende<br />
Bilder einzufangen, sobald Sie es ebenfalls<br />
sind.<br />
Ganz oben an der Liste der Funktionen, die Sie<br />
korrekt einstellen müssen, stehen die<br />
Belichtungsmodi. Die grundlegende Aufgabe<br />
eines Belichtungsmodus ist es, sicherzustellen,<br />
dass genau die richtige Menge Licht den<br />
Bildsensor erreicht, um ein korrekt belichtetes<br />
Bild aufzunehmen – bei geeigneter<br />
Kombination aus Blende und Verschlusszeit.<br />
Die meisten Kameras bieten vier<br />
Grundprogramme für den Belichtungsmodus<br />
– Programmautomatik, Zeitautomatik mit<br />
Blendenvorwahl, Blendenautomatik und<br />
Manuell – plus eine Reihe von speziellen<br />
Programmmodi, die auf speziellen Motiven<br />
basieren, wie Sport, Landschaft, Porträt und<br />
Nahaufnahme.<br />
Alle Modi sind so gestaltet, dass sie die<br />
korrekte Belichtung ermöglichen. Sie<br />
unterscheiden sich nur darin, wie sie das<br />
endgültige Ergebnis beeinflussen, die<br />
Kontrollmöglichkeiten über die gewählte<br />
Blende und Verschlusszeit und wie schnell und<br />
einfach sie genutzt werden können. Da in der<br />
<strong>Makrofotografie</strong> die Beziehung zwischen<br />
Blende und Tiefenschärfe so wichtig ist,<br />
müssen Sie einen Modus wählen, mit dem Sie<br />
die Blende selbst bestimmen können. In den<br />
meisten Fällen funktioniert die Zeitautomatik<br />
mit Blendenvorwahl am besten, denn hier<br />
wählen Sie die Blendeneinstellung und lassen<br />
die Kamera die passende<br />
Verschlussgeschwindigkeit auswählen.<br />
Erfahrenere Fotografen können sich im<br />
manuellen Modus versuchen, bei der sie die<br />
volle Kontrolle über Blende und Verschlusszeit<br />
haben. Dies ist besonders bei komplizierten<br />
Lichtverhältnissen nützlich, etwa bei<br />
Hintergrundbeleuchtung, da hier die<br />
Belichtung schnell verändert werden kann. In<br />
den meisten Situationen jedoch ist die<br />
Zeitautomatik mit Blendenvorwahl am besten.
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<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>-Magazine
28<br />
Die Grundlagen verstehen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Eine Einführung in Blenden<br />
Sie sind ein wichtiger Teil beim <strong>Fotografie</strong>ren und es ist entscheidend sie zu verstehen, wenn man<br />
gute Aufnahmen machen möchte. Also wollen wir die Blenden nun in den Griff bekommen<br />
DAS WICHTIGSTE in der <strong>Fotografie</strong> ist es, gut<br />
belichtete Bilder zu erzielen. Natürlich ist Schärfe<br />
ebenfalls wichtig, denn selbst perfekt belichtete<br />
Bilder verfehlen ihren Zweck, wenn sie unscharf<br />
sind – allerdings hat man dafür das<br />
Autofokussystem.<br />
Zu einem gewissen Grad kann man über die<br />
Belichtung dasselbe sagen: Sie können Ihre digitale<br />
Spiegelreflexkamera auf Programmmodus oder<br />
Vollautomatik einstellen und erhalten in den<br />
allermeisten Fällen korrekte Belichtungen, ohne<br />
über die benötigten Einstellungen weiter<br />
nachdenken zu müssen. Die beiden Einstellungen<br />
für diese Belichtung – also Objektivblende und<br />
Verschlusszeit – haben jedoch auch noch andere<br />
wichtige Aufgaben, die sich auf den Erfolg Ihrer<br />
Fotos auswirken. Daher ist es entscheidend zu<br />
verstehen, wie diese Funktionen arbeiten.<br />
Die Aufgabe der Objektivblende ist es, den<br />
Lichtfluss durch das Objektiv zu steuern. Dies tut sie<br />
über eine Reihe von f-Werten (siehe unten). Aber da<br />
gibt es noch mehr, denn diese f-Werte steuern<br />
außerdem, wie viel von der Szene oder dem Motiv,<br />
das Sie fotografieren, scharf im Fokus sein wird.<br />
Diese „Zone“ des scharfen Fokus wird allgemein als<br />
Tiefenschärfe bezeichnet. Je größer eine Blende ist<br />
(je niedriger der f-Wert), desto weniger Tiefenschärfe<br />
erhält man. Und je kleiner die Blende ist (je höher<br />
der f-Wert), desto mehr Tiefenschärfe erhält man.<br />
Bei Porträtaufnahmen zum Beispiel fotografiert man<br />
meist mit einer großen Blende, um die Tiefenschärfe<br />
zu reduzieren und den Hintergrund unscharf zu<br />
machen. Bei der Landschaftsfotografie hingegen ist<br />
es gebräuchlicher, eine kleine Blende zu verwenden,<br />
um eine höhere Tiefenschärfe zu erreichen, sodass<br />
alles scharf ist.<br />
Wir beschäftigen uns später mit diesen Bereichen<br />
noch im Detail, aber im Moment reicht es zu sagen,<br />
dass es wegen der großen Bandbreite der<br />
Tiefenschärfe bei den unterschiedlichen Blenden<br />
ganz entscheidend ist, zu wissen welche Blende<br />
eingestellt ist und welchen Effekt diese auf das Bild<br />
haben wird. Und das ist Ihre Aufgabe.<br />
<strong>Fotografie</strong>ren Sie gerne mit elektronischem Blitz?<br />
Dann ist ebenfalls die Wahl der Blende<br />
entscheidend, denn diese steuert außerdem die<br />
Blitzbelichtung. Der Grund dafür ist, dass die Dauer<br />
eines Blitzausbruchs so kurz ist, dass die<br />
Verschlussgeschwindigkeit der Kamera<br />
bedeutungslos wird – solange sie nicht schneller ist<br />
als die Blitzsynchrongeschwindigkeit der Kamera.<br />
Eine akkurate Belichtung zu erreichen basiert<br />
alleine darauf, wie viel von dem Blitzausbruch in<br />
das Objektiv fallen darf. Und dies wiederum wird<br />
durch die Größe der Objektivblende bestimmt.<br />
Wenn die Blende zu groß ist, wird das Bild<br />
überbelichtet. Ist sie zu klein, wird das Bild<br />
unterbelichtet.<br />
Fachausdrücke erklärt: Blenden<br />
Fotoblende: Die Lamellen, die sich<br />
schließen, um Blenden in unterschiedlicher<br />
Größe zu formen, abhängig vom eingestellten<br />
f-Wert. Dies ist auch als Iris bekannt, ähnlich<br />
dem Auge.<br />
F/Stufe: Die Werte, mit denen die<br />
Blendengröße notiert wird. Man erkennt sie zum<br />
Beispiel als f/2.8, f/4, f/5.6 oder f/8.<br />
Öffnen: Eine größere Blende (niedrigerer f-Wert)<br />
wählen, zum Beispiel von f/11 auf f/8 oder<br />
f/5.6.<br />
Kleine Blende: Eine Blende mit hohem<br />
f-Wert wie f/16 oder f/22.<br />
Große Blende: Eine Blende mit niedrigem<br />
f-Wert wie f/2.8 oder f/4.<br />
Weit offen: Das Objektiv auf die größte<br />
(maximale) Blende einstellen, also diejenige mit<br />
dem niedrigsten f-Wert.<br />
Optimale Blende: Die Blende, bei der<br />
ein Objektiv die beste optische Leistung bietet.<br />
Diese liegt oft bei etwa f/8.<br />
Herunterstufen: Eine kleinere Blende<br />
(größerer f-Wert) wählen – zum Beispiel von f/8<br />
auf f/11 oder f/16. Dieser Ausdruck wird auch<br />
benutzt, um das Objektiv auf die kleinste Blende<br />
(größter f-Wert) einzustellen.<br />
Flache / eingeschränkte<br />
Tiefenschärfe: Wenn nur ein kleiner Teil<br />
der Szene oder des Motivs scharf aufgezeichnet<br />
wird. Dies wird durch die Einstellung einer<br />
großen Blende (niedriger f-Wert) erreicht.<br />
Je größer die Blende, desto flacher die<br />
Tiefenschärfe.<br />
Grundlagen der Blenden<br />
Die Blende, die eine Iris ist und von einer Reihe von<br />
Flügeln auf dem Objektiv geformt wird, schließt<br />
sich und bildet ein Loch, durch welches das Licht<br />
fällt. Die Lochgröße wird durch eine Reihe von<br />
f-Werten bestimmt, die wie folgt aussehen: f/1.4,<br />
f/2, f/2.8, f/4, f/5.6, f/8, f/11, f/16, f/22, f/32 (siehe<br />
unten).<br />
Je höher der f-Wert, desto kleiner die<br />
Blendenöffnung, und umgekehrt. Präzise<br />
ausgedrückt lässt jede Blende in dieser Folge halb<br />
so viel Licht hinein wie die vorige Blende Zahl in<br />
dieser Skala von links nach rechts, und zwei Mal so<br />
viel wie die vorige, wenn man von rechts nach links<br />
liest. Der Bereich der f-Werte, die ein Objektiv<br />
anbietet, variiert – ein 50 mm Objektiv mit<br />
Festbrennweite kann von f/1.4 bis f/16 eingestellt<br />
werden, während ein 70-200 mm Telezoom einen<br />
Bereich von f/4 bis f/32 haben kann. Die<br />
maximalen und minimalen f-Werte variieren von<br />
Objektiv zu Objektiv, aber der Kernbereich ist in<br />
allen modernen Objektiven zu finden.<br />
Da die Blende bei digitalen Spiegelreflexkameras<br />
elektronisch eingestellt wird, gibt es auch<br />
Zwischenwerte der f-Stufen, normalerweise im<br />
Abstand von Drittelstufen. Zum Beispiel kann man<br />
zwischen f/4 und f/5.6 auch f/4.5 und f/5<br />
einstellen, zwischen f/5.6 und f/8 gibt es f/6.3 und<br />
f/7.1, und so weiter. Damit hat man eine noch<br />
präzisere Kontrolle über die Belichtung.<br />
Wie man die Blende einstellt, hängt vom<br />
Belichtungsmodus ab, auf den die digitale<br />
Spiegelreflexkamera eingestellt ist. Von allen<br />
angebotenen Belichtungsmodi ist die<br />
Zeitautomatik mit Blendenvorwahl allgemein am<br />
nützlichsten. Darüber reguliert man die Belichtung,<br />
wenn die Lichtverhältnisse schwanken – und<br />
demnach die Belichtung angepasst werden muss<br />
– die Kamera tut dies über eine Änderung der<br />
Verschlusszeit. Gleiches gilt, wenn man eine<br />
Belichtungskompensation wählt. Bei der<br />
Blendenautomatik passiert das Gegenteil. Die<br />
Verschlussgeschwindigkeit bleibt fest und die<br />
Kamera ändert die Blende. Dies möchte man aber<br />
für die Steuerung der Tiefenschärfe eher<br />
vermeiden. Der manuelle Modus funktioniert<br />
f/2.8 f/16<br />
Oben: Große Blende<br />
Eine größere Blende (kleinerer f-Wert) führt zu einer<br />
Aufnahme mit einer flachen Tiefenschärfe. Dadurch<br />
wird der Bereich der Umgebung leicht unscharf.<br />
Rechts oben: Kleine Blende<br />
Eine kleinere Blende (höherer f-Wert) führt zu einer<br />
Aufnahme mit schärferen Details. Je kleiner die<br />
Blende, desto mehr Schärfe von Vordergrund bis<br />
Hintergrund kann man erzielen.<br />
f/2.8<br />
f/8<br />
f/4<br />
f/11<br />
f/5.6<br />
f/16<br />
ebenfalls gut, denn sowohl die Blende als auch die<br />
Verschlussgeschwindigkeit bleiben fest, bis sie<br />
konkret verändert werden. Allerdings dauert die<br />
Anwendung dieses Modus etwas länger und kann<br />
bei sich ändernden Lichtverhältnissen leicht<br />
durcheinander gebracht werden.<br />
Belichtungsmodi<br />
Av Zeitautomatik mit<br />
Blendenvorwahl (A oder Av):<br />
Wie der Name andeutet, gibt diese volle<br />
Kontrolle über die eingestellte Blende: Man ändert<br />
den f-Wert am Einstellring, bis die gewünschte<br />
Zahl angezeigt wird. Die Verschlusszeit ändert sich<br />
automatisch und passt sich der Blende an, sodass<br />
die korrekte Belichtung beibehalten wird.<br />
Tv Blendenautomatik (S oder<br />
Tv): Wenn man im Modus<br />
Blendenautomatik fotografiert, wählt<br />
man selbst die gewünschte<br />
Verschlussgeschwindigkeit und die Kamera wählt<br />
die dazu passende Blende, um eine korrekte<br />
Belichtung zu erzielen. Alles was man daher tut,<br />
ist die Verschlussgeschwindigkeit so anzupassen,<br />
bis die Kamera die gewünschte Blende einstellt.<br />
Programmautomatik (P): Die<br />
P Kamera stellt die Blende und<br />
Verschlussgeschwindigkeit automatisch<br />
ein, aber Sie können die Kombination verändern,<br />
indem Sie die Eingaberegelung drehen, bis die<br />
gewünschte Blende angezeigt wird.<br />
Manueller Modus (M): Sie stellen<br />
M sowohl die Verschlussgeschwindigkeit<br />
als auch die Blende ein. Also wählen Sie<br />
zunächst die gewünschte Blende und passen Sie<br />
dann die Verschlussgeschwindigkeit an, bis eine<br />
korrekte Belichtung angezeigt wird.<br />
ROSS HODDINOTT
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Die Grundlagen verstehen 29<br />
Vorsicht bei<br />
f-Einstellungen<br />
Probieren Sie bei statischen<br />
Motiven wie Pilzen<br />
verschiedene Blenden aus,<br />
um Ihre bevorzugte<br />
Einstellung zu finden.<br />
<strong>Vorschau</strong> der Tiefenschärfe<br />
Die Tiefenschärfe einzuschätzen – wie viel einer<br />
Szene scharf aufgezeichnet wird – ist bei digitalen<br />
Spiegelreflexkameras kompliziert. Das liegt daran,<br />
dass die Blende bei Objektiven auf den niedrigsten<br />
f-Wert (größte Blende) eingestellt ist, bis man den<br />
Auslöser drückt. Die Tiefenschärfe, die man also<br />
im Sucher sieht, ist das, was man bekommen<br />
würde, wenn die Aufnahme mit weit geöffneter<br />
Blende gemacht würde. Um eine Vorstellung<br />
der Tiefenschärfe zu erhalten, die man bei der<br />
entsprechenden Blende erzielt, die man bei der<br />
Aufnahme verwendet, kann man die Tiefenschärfen-<br />
<strong>Vorschau</strong> der digitalen Spiegelreflexkamera<br />
verwenden. Normalerweise ist diese über eine Taste<br />
vorne an der Kamera zu erreichen. Drücken Sie<br />
darauf, um die Blende manuell beim eingestellten<br />
f-Wert zu stoppen. Wenn Sie eine kleine Blende<br />
wählen, wird der Sucher dunkel, wenn Sie die<br />
<strong>Vorschau</strong>taste wieder loslassen, denn Sie lassen<br />
viel weniger Licht durch ein kleineres Loch hinein.<br />
Am Anfang ist es schwierig, überhaupt etwas zu<br />
erkennen, aber wenn man das Auge auf dem Sucher<br />
lässt, passt es sich an die dunkleren Lichtverhältnisse<br />
an und Sie werden das Bild deutlicher erkennen<br />
können – gut genug, um festzustellen, was im Fokus<br />
ist. Wenn Sie mit einer Canon fotografieren, haben Sie<br />
den Vorteil, dass Sie die Tiefenschärfe über LiveView<br />
auf dem hellen LCD-Monitor einschätzen können.<br />
Canon<br />
Nikon<br />
Blenden: Häufig gestellte Fragen<br />
F Was ist die Verbindung zwischen<br />
Blende und Objektivgeschwindigkeit?<br />
A Objektivgeschwindigkeit bezieht sich auf die<br />
maximale (größte) Blende, die ein Objektiv besitzt.<br />
Zum Beispiel haben 70-200 mm Telezooms eine<br />
maximale Blende von f/2.8, während andere nur bis<br />
f/4 groß werden. Wenn ein Objektiv in einer Kategorie<br />
eine größere maximale Blende als die meisten<br />
anderen hat, nennt man es auch ein „schnelles“<br />
Objektiv. Ein 70-200 mm f/2.8 würde also als schnell<br />
bezeichnet, genau wie ein 16-35 mm f/2.8 oder<br />
ein 85 mm f/1.4, während ein 75-300 mm f/4-5.6<br />
Zoom als „langsam“ bezeichnet würde. Schnelle<br />
Objektive sind teurer und normalerweise größer/<br />
schwerer als ihre langsamen Geschwister, denn ihr<br />
optisches Design ist komplizierter und besteht aus<br />
mehr Glas.<br />
F Was ist der Vorteil eines schnelleren<br />
Objektivs gegenüber einem<br />
langsameren?<br />
A Der unmittelbare Vorzug ist, dass dadurch,<br />
dass man in der Lage ist, eine größere maximale<br />
Blende einzustellen, man auch eine schnellere<br />
Verschlussgeschwindigkeit wählen kann – daher<br />
sind sie bei Sport- und Naturfotografen sehr beliebt.<br />
Mit einem Objektiv, das bei f/4 weit offen ist, mag<br />
man auf 1/125 Sekunden begrenzt sein, aber in<br />
der gleichen Situation mit einem Objektiv, das eine<br />
maximale Blende von f/2.8 hat, könnte man bei<br />
1/250 Sekunden fotografieren. Denn durch die<br />
weitere Stufe wird doppelt so viel Licht durchgelassen<br />
und der Verschluss muss nur halb so lange offen<br />
bleiben. Ein weiterer Vorzug, insbesondere bei Teleund<br />
Telezoom-Objektiven, ist, dass man eine flachere<br />
Tiefenschärfe mit einer größeren maximalen Blende<br />
erreichen kann, um das Motiv zu isolieren und den<br />
Hintergrund verschwommen darzustellen. Man erhält<br />
außerdem ein helleres Bild im Sucher, was beim<br />
Bildaufbau und Fokussieren hilft, insbesondere bei<br />
dunkleren Lichtverhältnissen.<br />
F Bedeuten die f-Werte dasselbe auf<br />
jedem Objektiv – ist also zum Beispiel<br />
f/8 auf einem 70-200 mm Zoom<br />
identisch zu f/8 auf einem 17-40 mm<br />
Zoom?<br />
A Ja, alle f-Werte lassen die gleiche Menge licht<br />
herein, unabhängig von der fokalen Brennweite.<br />
Wenn Sie also in einer Situation von einem<br />
Objektiv auf ein anderes wechseln, ist die<br />
Verschlussgeschwindigkeit, mit der Sie eine korrekte<br />
Belichtung erzielen die gleiche, wenn die Blende an<br />
jedem Objektiv die gleiche bleibt.<br />
F Warum variiert die maximale Blende<br />
bei einigen Zooms, wie bei einem<br />
75-300 mm f/4-5.6?<br />
A Zoom-Objektive verwenden eine Reihe von<br />
Glaselementen in verschiedenen Gruppen oder<br />
Anhäufungen, um eine variable, fokale Brennweite<br />
zu erzielen. Während man durch den Bereich der<br />
fokalen Brennweite vom breiteren Ende zum längeren<br />
Ende zoomt, bewegen sich diese Elemente, um das<br />
Motiv zu vergrößern.<br />
Bei günstigeren Zooms ist das optische Design so,<br />
dass die effektive maximale Blende kleiner wird,<br />
wenn sich die fokale Brennweite erhöht, um die<br />
Kosten des Objektivs niedrig zu halten. Zooms, die<br />
eine konstante maximale Blende über den gesamten<br />
Bereich der fokalen Brennweite haben, sind teurer,<br />
denn sie beherbergen ein kompliziertes, optisches<br />
Design.<br />
F Wie kommt es, dass wenn auf<br />
meinem Foto Blendenflecke sind,<br />
diese oft eine ähnliche Form wie die<br />
Objektivblende aufweisen?<br />
A Weil Blendenflecke durch Licht erzeugt werden,<br />
die nicht das Bild formen, sondern im Objektiv<br />
herum prallen, wird manchmal einiges davon von der<br />
Fotoblende reflektiert, die die Blende bildet, daher<br />
erscheinen die Blendenflecke in Blendenform! Bei<br />
einigen Aufnahmen kann das effektiv aussehen, aber<br />
allgemein sollte man das besser vermeiden, indem<br />
man eine Objektivkappe oder Abtönung vor dem<br />
Objektiv montiert, sodass es vor herum irrendem<br />
Licht geschützt ist.
30<br />
Grundlagen der <strong>Makrofotografie</strong><br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Blenden und Nahaufnahmen<br />
Ihr Fokuspunkt kann aus einer guten Nahaufnahme eine fantastische Nahaufnahme<br />
machen. Lesen Sie hier mehr über die Geheimnisse der Profis, mit denen auch Sie<br />
erstaunliche Ergebnisse in der <strong>Makrofotografie</strong> erzielen können<br />
WIE SIE BEREITS festgestellt haben dürften gilt: Je<br />
größer die Blende (niedriger f-Wert), desto flacher wird<br />
die Tiefenschärfe. Dieser Effekt wird jedoch beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren von Nahaufnahmen noch weiter<br />
gesteigert, weil die Tiefenschärfe auch bei stärkeren<br />
Vergrößerungen zunehmend flacher wird. Die<br />
Schärfezone kann bei Wiedergabeverhältnissen im<br />
Bereich von 1:1 (Lebensgröße) hauchdünn werden.<br />
Um also mit großen Blenden gestochen scharfe<br />
Nahaufnahmen zu erhalten, müssen Ihr Fokus und<br />
Ihre Technik wirklich gut sein.<br />
Mit einer so flachen Tiefenschärfe bei größeren<br />
Blenden könnte man nun schlussfolgern, dass ein<br />
kleinerer f-Wert besser geeignet wäre, um eine größere<br />
Schärfezone zu schaffen. Dies allerdings kann<br />
bisweilen störende Details im Vorder- und Hintergrund<br />
mit in den Fokus bringen und so unruhige<br />
Hintergründe schaffen, die das Auge vom Hauptmotiv<br />
ablenken. Wenn Sie einen höheren f-Wert wählen,<br />
erhalten Sie außerdem in der Folge eine wesentlich<br />
längere Belichtungszeit, was beim <strong>Fotografie</strong>ren aus<br />
der Hand oder beim <strong>Fotografie</strong>ren von bewegten<br />
Objekten wie Insekten oder vom Wind bewegten<br />
Blumen Probleme aufwerfen kann<br />
Ganz abgesehen von praktischen Erwägungen gibt es<br />
auch viele ästhetische Vorteile, die für die Verwendung<br />
einer großen Blende beim <strong>Fotografie</strong>ren von<br />
Nahaufnahmen sprechen. Die Umgebung des Objekts<br />
verschwimmt hierdurch auf attraktive Weise, und es<br />
entsteht ein diffuser Hintergrund aus verwaschenen<br />
Farben, aus dem Ihr Motiv plakativ hervortritt; eine<br />
Technik, die wir bereits erwähnt haben, und die unter<br />
der Bezeichnung „Differenzialfokus“ bekannt ist.<br />
Wenn Sie zum Beispiel Insekten oder Wildblumen<br />
fotografieren, stellt eine Blende im Bereich von f/4 oder<br />
f/5.6 sicher, dass nur das Objekt selbst scharf<br />
abgebildet wird und der Hintergrund aufgeräumt<br />
wirkt, ohne dass Sie selbst Hand anlegen oder Ihren<br />
Aufnahmewinkel ändern müssen. Um die verfügbare<br />
Tiefenschärfe bei allen Blendenwerten zu maximieren,<br />
achten Sie stets darauf, dass sich die Sensorebene<br />
Ihrer Kamera parallel zum Objekt befindet. Es gibt nur<br />
eine Ebene kompletter Schärfe, und Sie möchten<br />
schließlich so viel von Ihrem Objekt auf dieser Ebene<br />
platzieren wie irgend möglich.<br />
Egal, ob Sie Wildtiere, Pflanzen oder Stillleben<br />
fotografieren, eine große Blende kann sich bei der<br />
Verwendung eines Makroobjektivs oder einer Nahlinse<br />
als sehr nützliches Kreativwerkzeug erweisen, das<br />
Ihren Fokuspunkt betont. Fast alles vor und hinter<br />
diesem Fokuspunkt wird zunehmend unschärfer<br />
abgebildet, sodass Ihnen viel kreativer Spielraum<br />
bleibt. Sie können zum Beispiel Ihren Fokuspunkt nur<br />
auf die Blütenblätter oder die Blütenstempel einer<br />
Blume legen und den Rest der Blüte attraktiv<br />
verschwimmen lassen. Der Trick ist, nur so viel<br />
Tiefenschärfe zu erzeugen, dass Ihr Hintergrund<br />
verschwimmt, aber trotzdem noch erkennbar bleibt.<br />
Wenn Ihre Kamera über eine <strong>Vorschau</strong>taste verfügt,<br />
verwenden Sie sie, um den Effekt zu kontrollieren.<br />
Wenn Sie mehr oder weniger Tiefenschärfe benötigen,<br />
passen Sie die Blendenzahl an. Diese Art von<br />
selektiver Fokussierung kann eindrucksvolle,<br />
künstlerische Ergebnisse erzielen und wesentlich<br />
mehr über die Größe, Schönheit und Gestalt eines<br />
Objekts verraten, als, wenn das Ergebnis in allen<br />
Bereichen scharf wäre.<br />
Eine große Blende ermöglicht dem Fotografen einen<br />
wesentlich kreativeren Umgang mit dem Fokus, aber<br />
das ist nicht ganz einfach. Die flache Tiefenschärfe,<br />
die durch eine niedrige Blendenzahl verursacht wird,<br />
bedeutet, dass der Fokus absolut akkurat sein muss.<br />
Da die Schärfezone potenziell nur ein paar Millimeter<br />
betragen wird, ist es nicht einfach, aus der Hand<br />
scharfe Ergebnisse zu erzielen. Sie sollten also, wann<br />
immer es möglich ist, ein Stativ verwenden. Das<br />
ermöglicht es Ihnen, Ihren Fokuspunkt akkurater zu<br />
platzieren. In Situationen, in denen es unpraktisch<br />
wäre, die Kamera auf ein Stativ zu stellen,<br />
fotografieren Sie eine größere Bildsequenz. So können<br />
Sie sicher sein, dass wenigstens eines darunter korrekt<br />
fokussiert ist. Manueller Fokus ist die beste Wahl, da<br />
der Autofokus Probleme beim Fokussieren nahe<br />
gelegener Objekte haben kann.<br />
Noch besser ist es, die LiveView-Funktion Ihrer<br />
Kamera zu nutzen, um in den ausgewählten Bereich<br />
hinein zu zoomen und anschließend die<br />
Feineinstellungen am Fokus vorzunehmen.<br />
Profi-Tipp: Ross Hoddinott<br />
„Bei Nahaufnahmen ist die Tiefenschärfe<br />
aufgrund der starken Vergrößerung oft sehr<br />
kurz. Daher ist die Meinung verbreitet, man<br />
sollte eine hohe Blendenzahl verwenden.<br />
Ich sehe das anders. Ich verwende beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren von Wildblumen und Insekten<br />
nur sehr selten hohe f-Werte. Zunächst würde<br />
dies längere Verschlusszeiten bedeuten, was<br />
beim <strong>Fotografie</strong>ren von Tieren bei Tageslicht<br />
kaum wünschenswert ist. Abgesehen davon<br />
würde es zu viele ablenkende Details im<br />
Hintergrund in den Fokus bringen und so<br />
unruhige Hintergründe schaffen.<br />
Ich verwende häufig größere Blenden im<br />
Bereich von f/2.8 bis f/8. Eine solch flache<br />
Tiefenschärfe hilft, mein Motiv plakativ vom<br />
Hintergrund hervorzuheben. Die Ergebnisse<br />
können toll aussehen, aber dafür muss<br />
die Fokussierung absolut exakt sein. Um<br />
sicherzustellen, dass das Objekt in allen<br />
Bereichen ausreichend scharf ist, sollten Sie<br />
Ihre Kamera parallel dazu aufstellen, um<br />
die Tiefenschärfe zu maximieren. Außerdem<br />
sollten Sie, wenn möglich, manuell fokussieren<br />
und LiveView verwenden, um hinein zu<br />
zoomen und um Ihren Fokuspunkt präzise<br />
zu positionieren. Flache Tiefenschärfe kann<br />
sich als kraftvolles, ästhetisches Werkzeug für<br />
Nahaufnahmen erweisen.“<br />
Verändern der Tiefenschärfe<br />
Jeder kann ein scharfes Foto aufnehmen. Wo Sie<br />
das Bild verschwimmen lassen ist das, was<br />
wirklich zählt! Alle Fotos dieser Bildsequenz einer<br />
Prachtlibelle wurden aus demselben Blickwinkel<br />
und mit demselben Fokuspunkt aufgenommen<br />
– lediglich die Tiefenschärfe wurde geändert.<br />
Diese Sequenz zeigt, wie bei den Bildern, die mit<br />
kleinerer Blende aufgenommen wurden, die Details<br />
im Hintergrund immer deutlicher hervortreten und<br />
das Auge zunehmend ablenken. Eine größere<br />
Blende hilft Ihnen, Ihr Objekt zu isolieren und<br />
seinen Umriss und seine Gestalt zu betonen.<br />
Achten Sie dabei aber auf eine sorgfältige<br />
Positionierung Ihres Fokuspunkts.<br />
f/11<br />
f/2.8<br />
f/16<br />
f/5.6<br />
f/22
Annäherung<br />
Die Positionierung des Fokuspunkts<br />
kann die Wirkung Ihres Bildes<br />
dramatisch beeinflussen.<br />
ALE BILDER: ROSS HODDINOTT
32<br />
Grundlagen der <strong>Makrofotografie</strong><br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Grundlagen der Ausleuchtung<br />
Verwandeln Sie die alltäglichen Fotos Ihrer Gartenblumen in wunderschöne Stillleben,<br />
indem Sie das Tageslicht zu beherrschen und manipulieren lernen<br />
GENAU WIE BEI JEDEM anderen Motiv ist auch beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren der Pflanzen in Ihrem eigenen Garten die<br />
richtige Beleuchtung ein Schlüssel zum Erfolg.<br />
Gute Beleuchtung hebt Ihre Bilder aus der Masse hervor;<br />
schlechte Beleuchtung dagegen kann all Ihre Bemühungen<br />
zunichte machen. Am frühen Morgen und späten Abend ist<br />
das Licht am besten zum <strong>Fotografie</strong>ren, weil die Sonne tief<br />
am Himmel steht und dem Licht eine warme und sanfte<br />
Qualität verleiht. Benachbarte Gebäude, Hecken und<br />
Zäune haben jedoch zur Folge, dass viele Gärten bereits<br />
frühzeitig im Schatten liegen. Folglich kann man als<br />
Fotograf gezwungen sein, seine Aufnahmen stattdessen<br />
tagsüber zu machen. Das Tageslicht kann sich als hart und<br />
kontrastreich erweisen. Beim <strong>Fotografie</strong>ren von<br />
Nahaufnahmen besitzt der Fotograf jedoch eine viel<br />
stärkere Kontrolle über die Ausleuchtung. Man kann das<br />
Licht manipulieren, indem man Schatten nutzt, den<br />
Aufnahmewinkel verändert oder indem man einen Blitz<br />
oder einen Reflektor verwendet.<br />
Helles Licht an einem bewölkten Himmel ist eine Form der<br />
Ausleuchtung, die oftmals nicht genügend gewürdigt wird,<br />
die aber zum <strong>Fotografie</strong>ren von Pflanzen sehr gut geeignet<br />
ist. Subtiles, diffuses Licht reduziert das Blendlicht auf<br />
Blättern und gibt dem Laub seine natürliche Farbsättigung<br />
zurück. Darüber hinaus reduziert es Kontraste und<br />
ermöglicht es dem Fotografen somit, feine Details<br />
aufzunehmen, die in direktem Licht eventuell<br />
ausgewaschen erscheinen könnten. Tatsächlich ist es bei<br />
besonders hartem Licht ein nützlicher Trick, seinem Objekt<br />
mithilfe des eigenen Körpers oder eines Sonnen- oder<br />
Regenschirmes Schatten zu spenden, um auf diese Weise<br />
Kontraste zu reduzieren und so ein besseres Ergebnis zu<br />
erzielen. Aber auch das <strong>Fotografie</strong>ren bei bewölktem<br />
Himmel ist nicht ohne Hindernisse. Sie sollten sich der<br />
Tatsache bewusst sein, dass die Verschlusszeiten länger<br />
sind. Wenn es also auch noch windig ist, kann es häufiger<br />
zu unbeabsichtigter Bewegungsunschärfe kommen.<br />
Darüber hinaus ist es bei windigem Wetter schwieriger, zu<br />
fokussieren und Ihr Bild akkurat aufzubauen. Zum Glück ist<br />
es in einem Garten zumeist möglich, eine geschützte Ecke<br />
zu finden, wo der Wind Sie nicht bei Ihrer Arbeit stören<br />
kann.<br />
Der eingebaute Blitz Ihrer Kamera und eine Ausleuchtung<br />
von vorne können ein flaches, schattenloses Licht schaffen,<br />
das man besser vermeiden sollte. Licht von oben, wie es<br />
von der Mittagssonne erstrahlt, kann dunkle, hässliche<br />
Schatten auf den Bereich unterhalb des Motivs werfen, was<br />
bei einem niedrigen oder parallelen Kamerastandort zu<br />
Problemen führen kann. In dieser Art von Licht ist ein<br />
kleiner silbern / weißer Reflektor, der in der Hand gehalten<br />
werden kann, absolut unabdingbar. Durch eine<br />
Positionierung des Reflektors neben dem Objekt in einem<br />
Winkel, in dem das Licht zurück auf das Motiv gelenkt wird,<br />
um so dunkle Schatten aufzuhellen, ist es möglich das Licht<br />
auszugleichen und attraktivere Nahaufnahmen zu<br />
schaffen. Verändern Sie die Intensität des Lichts, indem Sie<br />
den Reflektor näher an das Objekt heran oder weiter davon<br />
entfernt halten.<br />
Eine Ausleuchtung von der Seite ist für Gartenmotive sehr<br />
gut geeignet, weil sie Strukturen verstärkt und einen<br />
Eindruck von Tiefe in einem Foto vermittelt. Für<br />
dramatischere Ergebnisse sollten Sie jedoch eine<br />
Ausleuchtung von hinten wählen. Diese unterstreicht feine<br />
Details wie haarige Blätter, Blütenstempel und Äderungen.<br />
Diese Art von Licht funktioniert besonders gut bei<br />
lichtdurchlässigen Objekten wie Blättern.<br />
Von hinten ausgeleuchtete<br />
Pflanzen fotografieren<br />
Beim <strong>Fotografie</strong>ren von Gartenpflanzen bietet die<br />
Ausleuchtung von hinten kreative Möglichkeiten.<br />
Sie betont Formen, Umrisse und winzige Details,<br />
die ansonsten leicht übersehen werden. Sie<br />
ist besonders gut für lichtdurchlässige Objekte<br />
geeignet, denn die Ausleuchtung von hinten macht<br />
jede Ader sichtbar, die durch ein Blatt verläuft.<br />
Diese Form der Ausleuchtung stellt den Fotografen<br />
jedoch auch vor technische Herausforderungen.<br />
Wenn Sie im Gegenlicht fotografieren, besteht<br />
erhöhtes Risiko für Reflexlichter. Setzen Sie<br />
deshalb eine Gegenlichtblende auf Ihr Objektiv<br />
oder schützen Sie es mit Ihrer Hand oder einem<br />
Stück Pappe vor der Sonne. Darüber hinaus<br />
können von hinten ausgeleuchtete Motive<br />
oftmals die Multizonenmessung einer digitalen<br />
Spiegelreflexkamera in die Irre leiten. Die<br />
Messungen können fehlerhaft sein. Es ist also<br />
wichtig, dass Sie beim <strong>Fotografie</strong>ren von hinten<br />
ausgeleuchteter Objekte die Belichtung regelmäßig<br />
kontrollieren. Schauen Sie sich das Histogramm<br />
an und passen Sie die Belichtungskorrektur<br />
entsprechend an.<br />
ALLE BILDER: ROSS HODDINOTT<br />
Tutorial zur Ausleuchtung bei der<br />
Gartenfotografie<br />
Um uns die Grundlagen der Nutzung von Licht<br />
bei der Gartenfotografie zu erklären, hat der<br />
Naturfotograf Ross Hoddinott, lediglich mit seiner<br />
Kamera bewaffnet, eine Expedition in den Garten<br />
hinter seinem Haus unternommen. Seine Mission<br />
ist es, eine Blume zu fotografieren und dabei nur<br />
mithilfe eines Stativs und eines Reflektors gegen das<br />
grelle Sonnenlicht zu kämpfen. Ein faltbarer silbern /<br />
weißer Reflektor ist schon für 15 bis 20 erhältlich,<br />
während ein vernünftiges Stativ (unabdingbar für<br />
die Gartenfotografie) mit ungefähr 100 bis 175 zu<br />
Buche schlägt.<br />
Set-up<br />
Eine große Blende ausprobieren Ich<br />
1 möchte ein paar Nahaufnahmen schießen und habe<br />
mich für einen parallelen Blickwinkel entschieden. Ich<br />
wähle eine große Blende von f/2.8, um so eine flache<br />
Tiefenschärfe zu schaffen. Die grelle Mittagssonne wirft<br />
jedoch einen dunklen, hässlichen Schatten unterhalb der<br />
Blüte und an deren Stängel entlang.<br />
Einen Reflektor verwenden Bei der<br />
2 Arbeit in unmittelbarer Nähe des Objekts kann ein<br />
Kamerablitz künstlich aussehen, wenn er nicht<br />
sorgfältig reguliert wird. Ein Reflektor ist somit oftmals<br />
die bessere Wahl. Ich halte meinen einfach neben die<br />
Blume und lenke das reflektierte Licht auf diese, um die<br />
Schattenbereiche aufzuhellen.<br />
Im Schatten fotografieren Sie können<br />
3 Kontraste reduzieren, indem Sie im Schatten<br />
fotografieren. Wenn es gerade keine Wolken am Himmel<br />
gibt, die Ihnen zu Diensten sein können, verwenden Sie<br />
einfach Ihren eigenen Schatten, um kleinere Objekte im<br />
Garen abzuschirmen. Das <strong>Fotografie</strong>ren im Schatten<br />
kann zu längeren Belichtungszeiten führen, achten Sie<br />
also auf Unschärfe in Ihren Fotos.<br />
Den ISO-Wert erhöhen Ich setze die<br />
4 ISO-Empfindlichkeit meiner Kamera von 100 auf<br />
200 herauf, um eine schnellere Verschlusszeit zu<br />
erhalten. Dann warte ich, bis die sanfte Brise sich legt,<br />
bevor ich den Auslöser drücke. Diesmal ist das Foto<br />
gestochen scharf. Da ich das Licht unter Kontrolle hatte,<br />
sieht dieses Bild deutlich besser aus, als das Original.
Von hinten<br />
ausgeleuchtete Objekte<br />
Durch die Ausleuchtung von hinten kann<br />
man bei Objekten wie Blättern feine Details<br />
betonen, die sonst unsichtbar bleiben.
34<br />
Grundlagen der <strong>Makrofotografie</strong><br />
Belichtung von Nahaufnahmen<br />
Der Einsatz Ihres Körpers und eines Reflektors kann bei der korrekten Belichtung helfen, wenn Sie<br />
Nahaufnahmen im Freien machen. Dieses kurze Tutorial hilft Ihnen dabei<br />
Vorsicht vor Verwacklungsunschärfe!<br />
Wenn Sie Ihr Objekt beschatten, um die Belichtung<br />
auszugleichen, verlängert dies die Belichtungszeit. Das<br />
erhöht das Risiko von Verwacklungsunschärfe. Achten<br />
Sie also darauf, den Bildstabilisator einzuschalten, oder<br />
benutzen Sie ein robustes Stativ.<br />
Ross Hoddinott: Strukturen,<br />
abstrakte Details, Stillleben, Fauna und<br />
Flora bieten gute Motive für<br />
Nahaufnahmen. Denken Sie jedoch stets<br />
daran, dass das <strong>Fotografie</strong>ren mit einer starken<br />
Vergrößerung eine Herausforderung darstellen kann,<br />
weil die Tiefenschärfe zunehmend flacher und jede<br />
Kamerabewegung verstärkt wird. Aber nicht alles ist<br />
schwierig. Aufgrund der kleinen Ausmaße des<br />
Motivs und der kurzen Entfernung, aus der sie<br />
arbeiten, haben Fotografen von Nahaufnahmen eine<br />
deutlich bessere Kontrolle über die Ausleuchtung<br />
und die Belichtung ihrer Fotos.<br />
Viele Nahaufnahmen fallen einfach aufgrund der<br />
Lichtqualität durch. Fotos, die draußen im grellen,<br />
direkten Licht der Mittagssonne aufgenommen<br />
wurden, wirken aufgrund zu heller Spitzlichter und<br />
zu dunkler Schattenbereiche meist unausgewogen<br />
und enttäuschend. Das harte Licht verursacht<br />
zudem Belichtungsprobleme, da das Messsystem<br />
der Kamera leicht irritiert wird, wenn die Szene eine<br />
kontrastreiche Mischung aus hellen und dunklen<br />
Bereichen aufweist.<br />
Für gleichmäßigere Belichtungen sollten zumindest<br />
die Schatten aufgehellt werden. Ein Blitzgerät ist<br />
eine Möglichkeit – doch auch Blitzlicht kann<br />
unnatürlich grell wirken. Außerdem können auf die<br />
Kamera aufgesteckte oder integrierte Blitzeinheiten<br />
nahe gelegene Objekte aufgrund der kurzen<br />
Arbeitsdistanz zwischen Kamera und Motiv leicht<br />
komplett oder teilweise verfehlen.<br />
Die meisten Fotografen bevorzugen für<br />
Nahaufnahmen ein möglichst natürliches Licht. Die<br />
beste Lösung ist hier ein Reflektor, der in der Hand<br />
gehalten werden kann und das Sonnenlicht in die<br />
dunklen Bereiche zurückwirft. Wenn das Licht<br />
wirklich stark und intensiv ist, sollte der Fotograf<br />
erwägen, sein Objekt für eine Nahaufnahme zu<br />
beschatten. Das mag seltsam klingen, aber<br />
gedämpftes Licht lässt besonders natürliche Objekte<br />
vorteilhafter wirken, etwa Blumen und Blätter. Die<br />
Verminderung des Kontrasts ermöglicht es dem<br />
Fotografen, feine, komplizierte Details und eine<br />
bessere Farbsättigung einzufangen. Die<br />
Abschirmung eines Objekts mithilfe Ihres eigenen<br />
Körpers oder Ihrer Kameratasche, die Sie zwischen<br />
das Objekt und die Sonnenstrahlen stellen, kann<br />
zusammen mit ein wenig zurückgeworfenem Licht<br />
vom Reflektor sehr gut funktionieren.<br />
Diese Kombination kann Ihnen dabei helfen, subtil<br />
ausgeleuchtete und perfekt belichtete<br />
Nahaufnahmen zu fotografieren. Unsere folgende<br />
Schritt-für-Schritt-Anleitung zeigt Ihnen, wie es<br />
geht.<br />
Reflektoren<br />
Reflektoren sind für gewöhnlich faltbare Scheiben aus Stoff. Sie<br />
sind in einer ganzen Reihe unterschiedlicher Größen erhältlich.<br />
Je größer sie sind, desto größer ist auch der Bereich, in dem<br />
das Licht reflektiert wird. Ein Reflektor mit einer Größe von 30<br />
oder 60 Zentimetern ist normalerweise absolut ausreichend,<br />
um winzige Objekte auszuleuchten. Reflektoren sind im<br />
Allgemeinen auf einer Seite weiß für neutrale Ergebnisse und auf<br />
der anderen Seite entweder silbern oder golden. Das ermöglicht<br />
es dem Fotografen, die Qualität oder Wärme des reflektierten<br />
Lichtes zu verändern. Der Reflektor sollte so positioniert werden,<br />
dass er das Licht auf den Bereich lenkt, den Sie aufhellen<br />
möchten. So wirft er zusätzliches Licht auf Ihr Objekt und hellt<br />
dunkle Schatten auf. Wenn Sie den Reflektor näher an Ihr Objekt<br />
heran bewegen oder weiter davon entfernen, verändert sich<br />
die Intensität des Lichts, was es dem Fotografen ermöglicht,<br />
das natürliche Licht bei Nahaufnahmen ganz einfach zu<br />
manipulieren und den Effekt zu regulieren. Reflektoren sind<br />
nicht teuer, aber Sie können sie auch selber herstellen, indem<br />
Sie ein Stück Pappe mit Folie bekleben.<br />
Das Bild aufbauen Bei dem Besuch einer lokalen, öffentlichen Gartenanlage<br />
1 fällt mein Blick auf ein paar hübsche, gelbe Blumen. Ich möchte eine<br />
Nahaufnahme machen, die den Bildausschnitt füllt, also setze ich mein Makroobjektiv<br />
auf meine Nikon D700. Ich halte die Blüte still, indem ich sie mit einem Plamp fixiere,<br />
den ich an einem Bein meines Stativs angebracht habe. Ich baue mein Bild auf und<br />
verlasse mich auf die Matrixmessung meiner D700. Da sich die Blüte aber zum Teil im<br />
Schatten befindet, ist das Ergebnis sehr kontrastreich und die Spitzlichter auf den<br />
Blütenblättern wirken grell und störend.<br />
Verwenden Sie einen Reflektor Um die Bereiche im Schatten<br />
2 aufzuhellen werfe ich mithilfe eines kleinen Reflektors Licht auf die Blüte. Dies<br />
gleicht das Licht aus und reduziert den Kontrast. Ich halte den Reflektor der Blüte<br />
gegenüber und lenke das Licht sorgfältig, bis ich das Maß an Ausleuchtung erreicht<br />
habe, das ich benötige. Das Ergebnis ist besser und die dunklen Schatten sind<br />
weitestgehend gemildert, aber das Licht ist immer noch unausgewogen und die<br />
Schatten, die von den umgebenden Bäumen fallen, wirken störend. Ich beschließe,<br />
meine Kameraposition zu verändern.
Fertiges Bild<br />
Ich entferne den Reflektor ein Stück von der Blume und richte das reflektierte Licht sorgfältiger aus,<br />
damit das Ergebnis natürlicher wirkt. Diese Herangehensweise würde für scheue Wildtiere wie<br />
Insekten oder Reptilien nicht funktionieren, aber in diesem Fall hat sie das Pflanzenporträt wirklich zum<br />
Leben erweckt. Eine Kombination aus Schatten und reflektiertem Licht hat mir eine deutlich bessere<br />
Kontrolle über die Ausleuchtung ermöglicht, um eine perfekte Belichtung zu erreichen.<br />
Mit diesem Foto bin ich sehr zufrieden.<br />
Im Schatten fotografieren Wenn Sie Nahaufnahmen von kleinen<br />
3 Objekten fotografieren, können Sie das Licht sehr leicht manipulieren. Um eine<br />
ausgewogenere Belichtung zu schaffen und die störenden Spitzlichter zu eliminieren,<br />
die von dem Sonnenlicht verursacht werden, das von den Blütenblättern reflektiert<br />
wird, werfe ich meinen Schatten auf die Blüte und löse die Kamera mithilfe einer<br />
Fernbedienung aus. Dies führt zwar zu einer längeren Belichtungszeit, aber das<br />
gedämpfte Licht ist ideal für viele Motive bei Nahaufnahmen, insbesondere Blumen.<br />
Trotzdem wirkt das Resultat ein wenig langweilig und leblos.<br />
4<br />
Das Licht reflektieren Es hat gut funktioniert, die Blume zu beschatten,<br />
aber ich möchte meinem Foto mehr Leben einhauchen, indem ich ein wenig<br />
reflektiertes Licht hinzufügen. Wieder positioniere ich meinen Reflektor in der Nähe,<br />
um etwas Licht auf die Pflanze zu werfen. Dabei halte ich den Reflektor zu nah an<br />
die Blume und das Licht ist zu intensiv. Es wirkt flach und künstlich, als ob ich einen<br />
Blitz verwendet hätte. Das beweist, dass man auch reflektiertes Licht sorgfältig<br />
anwenden muss. Ich bin noch immer nicht zufrieden mit meinem Blickwinkel und<br />
ändere ihn noch ein wenig.
36<br />
Grundlagen der <strong>Makrofotografie</strong><br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Punktmessung für kleine Objekte<br />
Ross Hoddinott erklärt, wie die Punktmessung das Einfangen kleiner Objekte vereinfacht<br />
KEIN TTL-MESSSYSTEM ist idiotensicher, und es wird wohl nie eines geben. Selbst die<br />
raffiniertesten Multizonen-Messmuster sind nicht unfehlbar. Objekte vor sehr hellem<br />
oder dunklem Hintergrund verursachen immer Probleme – insbesondere kleine Objekte<br />
wie meine Spezialität, die Insekten. Das liegt daran, dass die Multizonen-Messung<br />
darauf ausgelegt ist, die Szene in viele unterschiedliche Zonen aufzuteilen. Die Kamera<br />
nimmt individuelle Messungen für jede Zone vor, untersucht die unterschiedlichen<br />
Messungen und berechnet dann den Durchschnitt. Für gewöhnlich ist dies eine<br />
effektive Möglichkeit, eine korrekte Belichtung zu erlangen, aber sehr dunkle oder sehr<br />
helle Hintergründe können sich als irreführend erweisen. Ein dunkler Hintergrund lässt<br />
die Kamera glauben, das Objekt sei dunkler als es tatsächlich ist. Deshalb wählt sie eine<br />
längere Belichtungszeit als nötig, sodass das Objekt zu stark belichtet wird. Im<br />
Gegensatz dazu kann ein sehr heller Hintergrund der Kamera vorgaukeln, das Objekt sei<br />
heller, folglich wird eine kürzere Belichtungszeit gewählt und das Objekt unterbelichtet.<br />
Dies kann zwar mit etwas Belichtungskorrektur ausgeglichen werden; der bessere Weg<br />
ist aber, von der Multizonenmessung auf Punktmessung umzuschalten.<br />
Die Punktmessung ist die präziseste Form der TTL-Messung. Sie berechnet die<br />
Belichtung aus einem kleinen Prozentsatz des Bildausschnitts, ohne sich von der<br />
Helligkeit andere Bereiche beeinflussen zu lassen. In der Regel verwendet die<br />
Punktmessung Messdaten aus einem zentralen Kreis von ungefähr 3 Prozent des<br />
Bildausschnitts. Während die Punktmessung dem Fotografen mehr Kontrolle über die<br />
Belichtung bietet, ist sie zugleich am meisten auf die Eingaben des Anwenders<br />
angewiesen. Richten Sie den Sensor des Messsystems unmittelbar auf den Bereich, für<br />
den Sie messen möchten. Die Kamera berechnet die Belichtung allein auf dieser<br />
Grundlage. Die Verwendung der Punktmessung ermöglicht eine präzise Messung für<br />
kleine Objekte innerhalb des Bildausschnitts. Sie wird zumeist am besten in<br />
Kombination mit dem manuellen Belichtungsmodus angewendet. Richten Sie den<br />
Bereich für die Punktmessung auf das Objekt, für das Sie die Belichtung messen<br />
möchten, wie zum Beispiel einen Mittelton oder eine Graukarte und bringen Sie<br />
anschließend die Anzeige mithilfe des Einstellrades auf eine Linie mit der (0) auf der + /<br />
- Skala im Sucher. Nun haben Sie die Belichtung eingestellt, die Ihre Kamera für den<br />
manuell gemessenen Bereich empfiehlt. Wenn Sie in M fotografieren, wird diese<br />
Belichtungszeit so lange aufrechterhalten, bis Sie die Einstellungen ändern. Im<br />
Gegensatz dazu müssen Sie bei der Verwendung eines automatischen oder<br />
halbautomatischen Belichtungsmodus die Funktion Autoexposure Lock (AE-L)<br />
aktivieren, um Ihre neuen Einstellungen beizubehalten. Wenn Sie dies nicht tun, wird<br />
Ihre Punktmessung sich verändern, sobald Sie Ihre Bildkomposition anpassen.<br />
Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für die Punktmessung<br />
für kleine Objekte<br />
Insekten und Pflanzen sehen vor dem Kontrast eines hellen oder dunklen Hintergrundes<br />
fantastisch aus. Diese Art von Situationen kann jedoch Kopfschmerzen bereiten, was die<br />
Belichtung anbelangt. Zwar verlasse ich mich normalerweise auf die Multizonenmessung<br />
meiner Kamera, aber ich weiß, dass diese leicht von einem hauptsächlich dunklen oder<br />
hellen Hintergrund in die Irre geleitet werden kann. Also schalte ich oft auf die Punktmessung<br />
um, die es mir ermöglicht, genauere Messungen vorzunehmen. Anstatt herumzufummeln<br />
und die Belichtung mithilfe des AE-L-Knopfes einzufrieren, stelle ich die Kamera lieber auf<br />
manuellen Modus ein und nehme eine Punktmessung an einem Bereich des Objekts vor, den<br />
ich für einen Mittelton halte. Sobald ich dann die von der Kamera empfohlenen Einstellungen<br />
vorgenommen habe, weiß ich, dass diese bestehen bleiben, solange ich sie nicht selber<br />
verändere. Sie sind fest eingestellt, was es mir erlaubt, mich auf die Bildkomposition und den<br />
Fokus zu konzentrieren.<br />
Dunkle Hintergründe<br />
Auch dunkle Hintergründe können das Multizonen-<br />
Messsystem in die Irre leiten. Sie messen die<br />
gesamte Szene und lassen sich dazu verleiten, das<br />
Objekt für dunkler zu erachten, als es tatsächlich<br />
ist. Die Kamera wird wahrscheinlich eine längere<br />
Belichtungszeit wählen, als notwendig ist. Das<br />
Licht wird zu lange auf den Sensor fallen und ein<br />
überbelichtetes Ergebnis mit ausgewaschenen<br />
Farben produzieren. Auch hier ist die beste<br />
Möglichkeit, dem Problem zu begegnen, auf<br />
Punktmessung umzuschalten und eine akkuratere<br />
Messung für einen Teil des Objekts vorzunehmen,<br />
den Sie für einen Mittelton erachten. Dies ist eine<br />
schnelle, präzise Möglichkeit, um die richtige<br />
Belichtungszeit zu ermitteln. Auch für das<br />
<strong>Fotografie</strong>ren von hinten ausgeleuchteter Objekte<br />
ist diese Methode gut geeignet.<br />
Die Einstellungen vornehmen Ich habe eine Libelle bemerkt, die auf<br />
1 einem Schilfrohr am Ufer sitzt. Sie sieht vor dem strahlend hellen Wasser fantastisch<br />
aus. Ich stelle meine Kamera auf manuellen Modus ein, wähle Blende f/8 und begebe<br />
mich langsam in Position. Ich benutze die Multizonenmessung und die Belichtungsskala<br />
im Sucher. Meine Kamera empfiehlt eine Verschlusszeit von 1/500 Sekunde. Das<br />
Ergebnis ist jedoch unterbelichtet.<br />
Auf Punktmessung umschalten Der strahlend helle Hintergrund hat das<br />
2 Messsystem meiner Kamera ganz offensichtlich in die Irre geleitet, also schalte ich<br />
um auf Punktmessung. Auf diese Weise kann ich eine Messung von einem kleinen<br />
Bereich des Objektes vornehmen und eine akkuratere und zuverlässigere Einstellung<br />
bekommen. An meiner Kamera befindet sich der Hebel auf dem Kameragehäuse und<br />
lässt sich ganz leicht anwählen. Schlagen Sie in der Bedienungsanleitung Ihrer Kamera<br />
nach, wie Sie auf Punktmessung umschalten können.
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Grundlagen der <strong>Makrofotografie</strong> 37<br />
Fertiges Bild<br />
Die Punktmessung in Verbindung mit<br />
dem manuellen Modus hat das<br />
Einfangen dieser kleinen Kreatur ganz<br />
leicht gemacht. Einfach schön!<br />
Die Verschlusszeit anpassen Ich richte den Kreis für die Punktmessung<br />
3 auf den dunklen, haarigen Rücken der Libelle. Die Blende bleibt bei f/8 und ich<br />
ändere die Belichtungszeit auf 1/125 Sekunde, die vorgeschlagene Zeit für meine<br />
Punktmessung. Allerdings habe ich einen Fehler gemacht. Da ich für einen so dunklen<br />
Teil des Insektenkörpers gemessen habe, wird die Kamera zur Überbelichtung<br />
verleitet und das Ergebnisbild ist zu hell.<br />
Das Histogramm kontrollieren Ein kurzer Blick auf das Histogramm<br />
4 zeigt mir auf der rechten Seite des Graphen sofort meinen Fehler. Ich löse das<br />
Problem, indem ich den Sensor für die Punktmessung auf den blauen Bauch der<br />
Libelle richte – ein guter Mittelton, der eine präzisere Messung ermöglichen sollte. Ich<br />
passe die Verschlusszeit entsprechend auf 1/250 Sekunde an. Das Ergebnis ist eine<br />
gute und ausgewogene Belichtung.
38<br />
Grundlagen der <strong>Makrofotografie</strong><br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Hintergründe und Tiefenschärfe<br />
Verleihen Sie Ihren Bildern eine stärkere Wirkung, indem Sie lernen, wie Sie das<br />
Zusammenspiel von Blende und Tiefenschärfe beherrschen und Ihr Objekt so aus<br />
dem Hintergrund heraus isolieren können<br />
EIN UNRUHIGER, ÜBERVOLLER Hintergrund kann<br />
ein ansonsten gutes Bild zunichte machen. Selbst<br />
wenn die Bildkomposition, die Ausleuchtung und die<br />
Belichtung stimmen, können störende Details im<br />
Vorder- oder Hintergrund das gesamte Bild<br />
schwächen. Halten Sie einen Augenblick inne und<br />
lassen Sie Ihr Auge in dem Bildausschnitt<br />
umherwandern. Alles, was Ihr Objekt nicht ergänzt,<br />
sollte ausgeschlossen werden, Gräser, abgestorbene<br />
Blätter, Zweige oder grelle Spitzlichter. Das können Sie<br />
erreichen, indem Sie die Szene „jäten“ und mit einer<br />
Schere (vorsichtig und vernünftig, versteht sich!)<br />
bestimmte Aspekte aus dem Bildausschnitt entfernen,<br />
oder indem Sie Ihre Kameraposition und damit die<br />
Tiefenschärfe verändern.<br />
Die Tiefenschärfe ist eines der wichtigsten, kreativen<br />
Elemente der <strong>Fotografie</strong> von Nahaufnahmen. Die<br />
verhältnismäßig kurze Distanz zwischen dem Objekt<br />
und dem Sensor der Kamera hat zur Folge, dass der<br />
Bereich, der scharf erscheint, nur sehr begrenzt ist – je<br />
nach Ihrem Bildaufbau kann er nur ein paar Millimeter<br />
betragen – selbst, wenn Sie eine kleine Blende<br />
Verwacklungsunschärfe<br />
Je kleiner die Blende (höherer f-Wert), umso größer die<br />
Tiefenschärfe – was bedeutet, dass weniger Licht auf<br />
den Sensor fällt. Wenn Sie die Schärfe von vorne bis<br />
hinten maximieren, sind auch längere Verschlusszeiten<br />
möglich. Denken Sie also an Ihr Stativ!<br />
benutzen! Aus diesem Grunde erfordert die<br />
<strong>Makrofotografie</strong> eine haargenaue Fokussierung. Ein<br />
fundiertes Wissen über Blenden ist der wichtigste<br />
Einzelfaktor, da die Blendenzahl, die Sie auswählen<br />
den größten Einfluss auf die Größe des Bereichs der<br />
Tiefenschärfe in Ihrem Bild ausübt.<br />
Ein deutlicher Unterschied zwischen der<br />
<strong>Makrofotografie</strong> und anderen Teilbereichen ist, dass<br />
die Tiefenschärfe sich gleichmäßig auf die Bereiche vor<br />
und hinter dem Fokuspunkt verteilt. Mit anderen<br />
Worten: die Menge der Szene, die scharf erscheint, ist<br />
vor dem Fokuspunkt genauso groß, wie hinter dem<br />
Fokuspunkt. Die Verteilung ist also 50:50. Bei der<br />
<strong>Fotografie</strong> in einer normalen Größenordnung liegt sie<br />
eher bei 30:70 und je größer die Distanz zum Objekt<br />
ist, desto größer ist der scharfe Bereich hinter dem<br />
Fokuspunkt.<br />
Es ist wichtig, dass Sie eine Vorstellung davon haben,<br />
wie viel Tiefenschärfe zu Ihrem Objekt passt. Für<br />
abstrakte Nahaufnahmen, wie die einer Blüte, ist eine<br />
flache Tiefenschärfe am besten geeignet, weil so nur<br />
ein kleiner Teil im Fokus liegt. In der Tabelle unten<br />
sehen Sie, wie es gemacht wird.<br />
Auch die Position des Sensors Ihrer Kamera ist<br />
wichtig. Um Ihr Objekt scharf zu halten, muss es sich<br />
parallel zur Kamera befinden. Wenn Sie die Kamera<br />
drehen oder neigen, können Sie die Tiefenschärfe noch<br />
weiter reduzieren, da das Objekt sich aus dem<br />
scharfen Bereich bewegt und in der Entfernung<br />
unschärfer wird.<br />
Die Einschätzung der<br />
Tiefenschärfe<br />
Es gibt zwei Möglichkeiten, die Tiefenschärfe<br />
in der Kamera vor dem Auslösen zu<br />
kontrollieren:<br />
Der traditionelle <strong>Vorschau</strong>-Schalter für<br />
die Tiefenschärfe – an den meisten DSLRs<br />
(ab mittlerer Preisklasse sowie manchen<br />
Einsteigermodellen) in der Nähe des<br />
Objektivgewindes oder des Auslösers zu<br />
finden – kann verwendet werden, um die<br />
Blendenöffnung bis auf die eingestelte Blende<br />
zu schließen. Das dunkle Sucherbild zeigt nun<br />
die Tiefenschärfe im Bild.<br />
Wenn Sie eine Canon EOS verwenden (alle<br />
neueren Modelle haben diese Funktion) oder<br />
Ihre Kamera über eine LiveView-Funktion<br />
verfügt, können Sie die Tiefenschärfe statt<br />
durch den Sucher auf dem LCD-Display<br />
kontrollieren.<br />
Fokussieren Sie!<br />
Die Tiefenschärfe wird über die Blende kontrolliert.<br />
Große Einstellungen (zum Beispiel f/2..8 oder f/4)<br />
produzieren eine flache Tiefenschärfe, während kleine<br />
Blenden (f/16 oder f/22) dazu beitragen, ein Bild von<br />
vorne bis hinten scharf zu zeichnen.<br />
Der f-Wert, den Sie auswählen, trägt dazu bei, das<br />
Aussehen, das Gefühl und die Stimmung vorzugeben,<br />
die das Ergebnisbild transportiert. Experimentieren Sie<br />
also ruhig ein wenig.<br />
Auch wenn die Fokussierung absolut korrekt sein muss,<br />
kann eine flache Tiefenschärfe doch ein nützliches,<br />
kreatives Werkzeug darstellen. Sie ermöglicht es Ihnen,<br />
Ihr Objekt aus einem attraktiven Hintergrund volle<br />
verwaschener Farben heraus zu isolieren und das Auge<br />
des Betrachters zu einem ausgewählten Fokuspunkt<br />
hin zu lenken, wie zum Beispiel den Blütenstempel<br />
einer Blume oder einem einzelnen Blütenblatt.<br />
Dies kann sehr künstlerische, abstrakte Ergebnisse<br />
hervorrufen, wie Sie hier sehen können.<br />
f/2.8<br />
f/8<br />
f/4<br />
f/11<br />
f/16<br />
f/22
Räumen Sie Ihr Objekt auf<br />
Um einen schmeichelhaften, sauberen und<br />
diffusen Hintergrund zu schaffen wurde hier<br />
eine kleine Blende von f/4 gewählt.<br />
Aus dem Hintergrund der Blume wurden<br />
einige Grashalme entfernt, um Ablenkungen<br />
zu vermeiden. Das Ergebnis ist das attraktive<br />
Porträt einer Blume: Ein Beweis, dass es sich<br />
lohnt, etwas mehr Zeit zu investieren und den<br />
Hintergrund zu beachten, bevor Sie den<br />
Auslöser drücken.
40<br />
Grundlagen der <strong>Makrofotografie</strong><br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Bildkomposition von Nahaufnahmen<br />
Bildkomposition ist bei Makroaufnahmen ebenso wichtig<br />
wie bei Landschaften oder Stillleben. Erfahren Sie mehr über<br />
die Geheimnisse des Bildaufbaus<br />
Ross Hoddinott: Bildkomposition ist die Fähigkeit, die wichtigsten<br />
Bildelemente so im Sucher zu arrangieren, dass sie optisch attraktiv<br />
wirken. In der Tat ist der Unterschied zwischen einer guten und einer<br />
schlechten Bildkomposition oftmals nur sehr subtil, aber wenn der<br />
Bildaufbau nicht gelungen ist, kann die Wirkung des Bildes stark reduziert werden.<br />
Mit zunehmender Erfahrung sollten auch Ihre Fähigkeiten in der Bildkomposition<br />
natürlicher und intuitiver werden. Aber Einsteiger müssen oftmals bewusste<br />
Anstrengungen unternehmen, um alles richtig zu machen.<br />
Ganz egal, um welches Thema es geht: Ein guter Bildaufbau ist unabdingbar, aber<br />
nach Meinung vieler Fotografen ist er kaum jemals wichtiger, als bei dem<br />
<strong>Fotografie</strong>ren von Nahaufnahmen. Der Grad der Vergrößerung hebt jeden Mangel<br />
hervor, auch die im Bildaufbau. Demzufolge ist eine präzise Auswahl des<br />
Bildausschnitts essenziell. Alle Grundregeln der Bildkomposition können auch auf<br />
die <strong>Fotografie</strong> von Nahaufnahmen angewendet werden, aber die Drittelregel ist und<br />
bleibt die wichtigste. Stellen Sie sich einfach vor, der Bildausschnitt würde durch<br />
zwei horizontale und zwei vertikale Linien in neun gleich große Stücke geteilt und<br />
versuchen Sie nun, die Hauptelemente entlang dieser Linien oder dort, wo sie<br />
einander kreuzen, zu platzieren, und Sie werden sehen, welchen Unterschied das<br />
ausmacht.<br />
Die Tiefenschärfe mag sich nicht über mehr als ein paar Millimeter erstrecken, wenn<br />
Sie mit einem hohen Wiedergabeverhältnis fotografieren, was die Verwendung von<br />
Führungslinien bei Nahaufnahmen weniger gebräuchlich macht. Die eingeschränkte<br />
Tiefenschärfe, die mit der <strong>Makrofotografie</strong> einhergeht, ist jedoch nicht immer von<br />
Nachteil – im Gegenteil kann sie sogar als nützliches, kompositionelles und kreatives<br />
Werkzeug genutzt werden. Wenn Sie Nahaufnahmen machen, können Sie praktisch<br />
alles außer Ihrem Hauptmotiv verschwimmen lassen. Dies kann das Auge des<br />
Betrachters zu einem bewusst gewählten Fokuspunkt dirigieren. Sie können Ihr<br />
Objekt aus seiner Umgebung heraus isolieren und so kraftvolle Bildkompositionen<br />
schaffen. Der beste Effekt wird oftmals mit einer relativ großen Blende von f/4 oder<br />
gar f/2.8 erzielt. Wenn Sie jedoch eine so flache Tiefenschärfe anwenden, muss die<br />
Fokussierung akkurat sein, sodass die Verwendung eines Stativs anzuraten ist.<br />
A u fb a u Manche digitalen<br />
Spiegelreflexkameras verfügen<br />
über eine Funktion, die den<br />
Sucher mit einem Gitter<br />
überlagert, das dem Benutzer bei<br />
der Bildkomposition helfen soll.<br />
Diese Standardeinstellung kann<br />
normalerweise über eines der<br />
Einstellungsmenüs der Kamera<br />
aktiviert werden. Schlagen Sie in<br />
der Bedienungsanleitung Ihrer<br />
Kamera nach, wie Sie auf diese<br />
Funktion zugreifen können.<br />
Den Bildausschnitt füllen Was auch immer Ihr Motiv ist, eine sorgfältige<br />
1 Bildkomposition ist essenziell. Als ich diese Libelle bemerke, setze ich ein 105 mm<br />
Makroobjektiv auf meine Kamera und entscheide mich für die Vogelperspektive. Ich<br />
fülle den Sucher mit dem Insekt aus, aber dieser Bildaufbau mit dem Insekt in der<br />
Mitte des Bildausschnitts sieht ziemlich langweilig und statisch aus.<br />
Die Drittelregel anwenden Ich verändere meine Bildkomposition so,<br />
2 dass sich die Libelle nun etwas links von der Mitte befindet. Ich entferne mich ein<br />
wenig von dem Objekt, um etwas mehr Platz um es herum zu schaffen. Das Ergebnis<br />
sieht besser aus, aber das Bild ist immer noch statisch, weil der Körper der Libelle sich<br />
parallel zur Kante des Bildausschnitts befindet.<br />
Winkel verwenden Ich halte die Libelle weiterhin auf Ihrer Position links von<br />
3 der Mitte, aber neige die Kamera nun so, dass ihr Körper nicht länger eine Parallele<br />
zur Bildkante bildet. Aber die Bildkomposition stellt mich immer noch nicht zufrieden.<br />
Der leere Raum gibt dem Bild nur wenig, weil die Libelle davon weg geneigt ist.<br />
Stattdessen sieht es so aus, als blicke sie direkt aus dem Bildausschnitt hinaus und das<br />
Auge des Betrachters folgt Ihr natürlich und wird ebenfalls aus dem Bild hinaus gelenkt.<br />
Auf negativen Raum zielen Nachdem ich die Bildkomposition ein wenig<br />
4 verändert habe, erscheint das Bild vollkommen verändert. Da ich die Libelle<br />
weiter rechts – auf einer Drittellinie – so platziert habe, dass sie in den leeren Raum<br />
zeigt, wirkt die Bildkomposition wesentlich kraftvoller. Das Bild ist ausgewogener und<br />
der leere Raum, den ich absichtlich um das Insekt herum gelassen habe, trägt zum<br />
ästhetischen Reiz des Bildes bei.
Zu nahe getreten<br />
Fotografen von Nahaufnahmen neigen<br />
instinktiv dazu, den Bildausschnitt mit<br />
Ihrem Objekt zu füllen. Wenn Sie aber<br />
etwas Abstand halten, schafft dies oft eine<br />
ausgewogenere Komposition.<br />
Fertiges Bild<br />
Wenn Sie unsere Tipps beherzigen,<br />
werden Sie feststellen, dass etwas mehr<br />
Zeitaufwand für Ihre Bildkomposition<br />
einen großen Unterschied für Ihre<br />
Ergebnisse bedeuten kann.
42<br />
Grundlagen der <strong>Makrofotografie</strong><br />
Beschneiden von Nahaufnahmen<br />
Dynamische Bilder entstehen oft dann, wenn man etwas ganz anders macht als gewohnt. Natürlich<br />
können Sie einen Bildausschnitt mit Ihrem Objekt füllen – auch Beschneiden kann aber großartige Bilder<br />
hervorbringen<br />
Ross Hoddinott: Wenn Sie die Regeln der Bildkomposition auf Ihre<br />
Nahaufnahmen anwenden, werden Ihre Bilder in den meisten Fällen davon<br />
profitieren. Nichtsdestotrotz sind Regeln dazu da, um gebrochen zu werden. Sie<br />
sollten als Richtlinien betrachtet werden: Wenn man sie zu engstirnig befolgt,<br />
riskiert man, seine eigene Kreativität zu ersticken.<br />
Bildkomposition ist eine subjektive Angelegenheit und jede Fotosituation sollte individuell<br />
betrachtet und behandelt werden. Wenn Sie Ihr Objekt zum Beispiel außerhalb der Mitte auf<br />
einer Drittellinie platzieren, bedeutet dies keine Garantie dafür, dass Sie das bestmögliche<br />
Ergebnis erzielen. In der richtigen Situation kann auch eine Platzierung in der Mitte, dreist<br />
und kühn im Bildausschnitt, ein kraftvolles, dynamisches Ergebnis hervorrufen. Vielleicht<br />
möchten Sie auch die Regeln brechen, um die Symmetrie eines Objekts zu betonen. Große<br />
Blumen wie Margeriten und Dahlien sind ausgesprochen fotogene, symmetrische Objekte.<br />
Wenn Sie diese Blumen mittig im Sucher platzieren, wird das dazu beitragen, diese<br />
Symmetrie zu betonen. Sie können aber auch in Erwägung ziehen, das Bild in der<br />
Nachbearbeitung auf ein quadratisches Format zu beschneiden, um die symmetrischen<br />
Eigenschaften noch weiter zu verdeutlichen. Die Beschneidung eines Bildes kann den Bildaufbau drastisch verändern und verbessern.<br />
Vergessen Sie also nicht das Freistellen-Werkzeug in Photoshop.<br />
Beim <strong>Fotografie</strong>ren von Nahaufnahmen von wild lebenden Tieren, wie zum Beispiel Insekten, Reptilien oder Amphibien, wird<br />
normalerweise geraten, das Bild so aufzubauen, dass vor dem Objekt mehr Platz bleibt, als dahinter. Dies schafft einen leeren Raum,<br />
um den „Blick“ des Tieres aufzunehmen. Diese Art der Bildkomposition funktioniert zwar oftmals sehr gut, aber wenn Sie Ihr Objekt<br />
näher an der Kante des Bildausschnitts oder in einer Ecke platzieren, kann dies noch auffälliger wirken, selbst, wenn das Objekt direkt<br />
aus der Aufnahme hinaus blickt. Ein unkonventioneller Bildaufbau kann die Aufmerksamkeit des Betrachters wirklich fesseln – haben<br />
Sie also keine Angst vor Experimenten. Fotografen von Nahaufnahmen sind in der Lage, eine flache Tiefenschärfe zu manipulieren, um<br />
die Bildkomposition zu verbessern.<br />
Ebenso wird meist empfohlen, das Hauptmotiv im Vordergrund zu platzieren und die Details im Hintergrund verschwimmen zu lassen.<br />
Das ist in den meisten Fällen sinnvoll, Sie erzielen aber auch reizvolle Ergebnisse, wenn Sie Ihr Objekt oder den Fokuspunkt weiter<br />
hinten platzieren. Eine große Blende um f/4 sorgt dafür, dass der Vordergrund unscharf bleibt und der Blick zum gewählten Fokuspunkt<br />
im Hintergrund geführt wird. Wenn Sie Ihr Objekt in einen Zusammenhang mit seiner Umgebung bringen möchten, sollten Sie eine<br />
höhere Blendenzahl wählen, damit Vordergrunddetails erkennbar bleiben.<br />
Aufbau<br />
Ändern Sie das Format<br />
Sie können das Aussehen und die Stimmung eines<br />
Bildes stark verändern, indem Sie einfach die<br />
Ausrichtung der Kamera verändern. Eine vertikale<br />
Bildkomposition betont Höhe, während ein horizontales<br />
Bild Weite unterstreicht.<br />
1 A u fb a u Ich möchte eine optisch reizvolle<br />
Nahaufnahme von einer Blume machen. Ein Foto, das<br />
alle Regeln der Bildkomposition bricht. Ich habe im<br />
Blumenladen eine orangefarbene Gerbera gekauft, die ich in<br />
einer Vase auf den Tisch stelle. Um dem ganzen mehr<br />
Ausdruck zu verleihen, habe ich eine blaue Tischdecke auf<br />
den Tisch gelegt und so einen lebhaften, kontrastierenden<br />
Hintergrund geschaffen. Ich möchte aus der<br />
Vogelperspektive fotografieren und das Bild so komponieren,<br />
dass die Blume sich mittig im Bildausschnitt befindet.<br />
Einzoomen und Beschneiden Das vorherige Foto sieht wenig<br />
2 inspirierend aus, also beschließe ich, näher an die Blume heranzugehen und die<br />
Vergrößerung meines 105mm Makroobjektivs dazu zu verwenden, um nur einen<br />
Bereich der Blüte zu isolieren. Ich platziere die Gerbera im unteren Bereich des<br />
Bildausschnittes und nehme ungefähr die Hälfte der Blüte in das Foto auf.<br />
Normalerweise wird dazu geraten, Objekte nicht zu heftig zu beschneiden, aber die<br />
Bildkomposition wirkt immer noch beabsichtigt.<br />
Aufteilung des Bildes Als nächstes versuche ich, die Blume ganz außen<br />
3 im Bildausschnitt zu platzieren, sodass in einer Hälfte des Bildes die Blume<br />
erscheint, während die andere Hälfte leer bleibt. Ich teile also das Bild entgegen allen<br />
Regeln der Bildkomposition in zwei Hälften. Nichtsdestotrotz verfügt das Ergebnis<br />
über eine große Ausdruckskraft. In diesem Fall erziele ich das aussagekräftigste Bild,<br />
indem ich die Blume ganz links im Bild platziere, sodass sie mit dem blauen<br />
Hintergrund kontrastiert.
Fertiges Bild<br />
Ich verwende noch einmal meine Idee, die Blume<br />
in einer Bildecke zu platzieren, entscheide mich<br />
aber für einen niedrigeren Blickwinkel. Diesmal<br />
nehme ich den Blütenstängel bewusst mit ins<br />
Bild und wähle eine große Blende von f/4, um ihn<br />
verschwimmen zu lassen.<br />
Obwohl Blüte und Stängel so geneigt sind, dass<br />
sie den Blick über die linke obere Ecke aus dem<br />
Bild lenken, ist das Bild doch sehr aussagekräftig<br />
– ganz entgegen der Regel.<br />
<strong>Fotografie</strong>ren von<br />
4 Vierteln Als Nächstes<br />
versuche ich, lediglich ein Viertel der<br />
Blume zu fotografieren, das ich in der<br />
Ecke des Bildausschnitts platziere. Ich<br />
nehme eine Sequenz von vier Bildern<br />
auf: Eins mit der Blume in der oberen,<br />
linken Ecke, eins mit der Blume unten<br />
links, das Dritte mit der Blume oben<br />
rechts und das letzte mit der Gerbera in<br />
der unteren, rechten Ecke. Auch diese<br />
Bilder werden durch die<br />
unkonventionelle Beschneidung<br />
aussagekräftiger und nicht schwächer.<br />
Änderung der<br />
5 Ausrichtung Trotz des großen,<br />
leeren Bereichs sehen die Bilder, auf<br />
denen die Blume nur in einer Ecke<br />
positioniert ist, dynamisch und frisch<br />
aus. Ich ändere die Ausrichtung, da ich<br />
das Gefühl habe, dass ein vertikaler<br />
Bildaufbau das Foto in diesem Fall<br />
noch verbessern kann. Obwohl ich die<br />
Regeln gebrochen habe, funktioniert<br />
die Bildkomposition sehr gut.
44<br />
Die Ausrüstung für Makroaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
DIE AUSRÜSTUNG FÜR<br />
Die <strong>Makrofotografie</strong> eröffnet Ihnen eine Welt, die mit bloßem Auge nicht mehr sichtbar ist. Sie benötigen zwar einiges<br />
Spezialzubehör; zum Makroobjektiv gibt es jedoch kostengünstige Alternativen. Ross Hoddinott stellt sie vor.<br />
SCHAUEN SIE SICH EINMAL UM: Geeignete<br />
Objekte für Nahaufnahmen finden Sie überall.<br />
Blumen, Laub, Käfer, Strukturen,<br />
Maschinenteile: Die Liste potenzieller Motive ist<br />
schier endlos. Wenn Sie näher herangehen,<br />
bemerken Sie auf einmal Dinge, die Sie<br />
ansonsten ignoriert oder übersehen hätten.<br />
Durch ein Makroobjektiv oder einen Vorsatz für<br />
Nahaufnahmen werden Farben, Strukturen und<br />
feinste Details erst enthüllt oder richtig betont.<br />
Wenn Sie sich erst einmal mit dem „Makrovirus“<br />
angesteckt haben, werden Sie beginnen, banale<br />
Alltagsobjekte in einem völlig anderen Licht zu<br />
betrachten. Plötzlich bieten eine rostige, alte<br />
Kette oder abblätternder Lack eine Möglichkeit,<br />
ein zeitloses Stillleben oder ein kunstvolles,<br />
abstraktes Bild einzufangen.<br />
Da ist es nicht weiter erstaunlich, dass die<br />
<strong>Makrofotografie</strong> sich immer größerer Beliebtheit<br />
erfreut – und noch nie war sie so leicht<br />
zugänglich und erschwinglich! Eines der<br />
attraktivsten Merkmale der <strong>Makrofotografie</strong> ist<br />
die Tatsache, dass Sie kein Vermögen für eine<br />
spezielle Ausrüstung hinblättern müssen. Wer<br />
bei eBay einen Satz gebrauchter Nahlinsen für<br />
10 Euro findet, kann sofort loslegen. Genauso<br />
hat auch meine Liebesaffäre mit dem<br />
<strong>Fotografie</strong>ren winziger Objekte angefangen.<br />
Durch einfaches Aufschrauben einer Nahlinse<br />
war ich plötzlich in der Lage, die Miniaturwelt<br />
Praktische Tipps für bessere Nahaufnahmen<br />
Verwacklungsunschärfe:<br />
Verwacklungsunschärfe ist ein wichtiger Faktor.<br />
Sie tritt auf, wenn Sie aus der Hand fotografieren<br />
und die Verschlusszeit zu langsam ist, um die<br />
Bewegung der Kamera zu eliminieren. Bei<br />
Nahaufnahmen ist das häufig der Fall, da die<br />
Auswirkungen der kleinsten Erschütterung<br />
bei dieser Vergrößerung verstärkt werden. Der<br />
einfachste Weg, dies zu umgehen, ist ,die Kamera<br />
mithilfe eines Bohnensacks oder eines Stativs<br />
abzustützen. Wenn dies jedoch nicht praktikabel<br />
ist, sollten Sie eine kurze Verschlusszeit einstellen.<br />
Normalerweise wird Ihnen eine Verschlusszeit<br />
im Bereich von 1/125 Sekunde oder kürzer<br />
scharfe Bilder garantieren. Wenn es notwendig<br />
werden sollte, können Sie auch einen höheren<br />
ISO-Wert einstellen, um die Verschlusszeit zu<br />
verkürzen. Einige Makroobjektive verfügen<br />
heute bereits über eine Bildstabilisation. Diese<br />
ermöglicht die Aufnahme scharfer Fotos selbst<br />
mit Belichtungszeiten, die zwei oder drei Stufen<br />
über dem liegen, was ein Makroobjektiv ohne<br />
Bildstabilisation schafft..<br />
Tiefenschärfe: Dabei handelt es sich<br />
um die Zone vor und hinter dem Fokuspunkt,<br />
die zufriedenstellend scharf abgebildet wird. Sie<br />
wird im Wesentlichen von der Blendenöffnung<br />
vorgegeben, wird aber auch von der Brennweite<br />
des Objektivs sowie der Entfernung zwischen<br />
Kamera und Motiv beeinflusst. <strong>Fotografie</strong>n<br />
im Nahbereich gehen Hand in Hand mit einer<br />
sehr flachen Tiefenschärfe. Bei einer sehr<br />
starken Vergrößerung kann diese sogar noch<br />
um mich herum zu betreten, und es eröffneten<br />
sich zahllose neue Motive.<br />
Viele Fotografen halten die <strong>Makrofotografie</strong> für<br />
einen Bereich für Spezialisten und betrachten sie<br />
als technische Herausforderung, Das<br />
<strong>Fotografie</strong>ren mit starker Vergrößerung geht mit<br />
einem geringen Lichteinfall und einer flachen<br />
Tiefenschärfe einher, aber lassen Sie sich davon<br />
nicht abschrecken. Das Umgebungslicht kann<br />
ganz einfach mithilfe eines Reflektors oder mit<br />
einem Blitz ergänzt werden, und, wenn man sich<br />
die flache Tiefenschärfe richtig zunutze macht,<br />
kann man einen sehr schönen kreativen Effekt<br />
erzielen.<br />
Sie sind noch immer nicht überzeugt? Dann<br />
sollten Sie es einfach selber einmal<br />
ausprobieren. Kaufen Sie einfach ein paar<br />
günstige Filter zu einem Preis, den sie auch für<br />
eine neue DVD oder CD bezahlen würden, und<br />
los geht’s – wirklich keine große Investition.<br />
Wenn Sie feststellen, dass das <strong>Fotografie</strong>ren von<br />
Nahaufnahmen doch nicht Ihr Ding ist, haben<br />
Sie schlimmstenfalls ein paar Euro<br />
verschwendet. Ich bin aber überzeugt, dass Sie<br />
die neue Herausforderung, großartige,<br />
interessante Fotos zu schießen, die sich Ihnen<br />
damit bietet, lieben werden. In diesem Leitfaden<br />
geben wir Ihnen das Wissen an die Hand, dass<br />
Sie benötigen, um sofort damit anzufangen. Was<br />
hält Sie also noch auf?<br />
mehr abflachen. In der allgemeinen <strong>Fotografie</strong><br />
sorgt eine kleine Blende, wie f/16 oder f/22 für<br />
eine durchgehende Bildschärfe, aber bei der<br />
<strong>Makrofotografie</strong> kann es schwierig werden, eine<br />
ausreichende Tiefenschärfe zu erreichen.<br />
Sie müssen messerscharf fokussieren. Die<br />
Arbeit mit einer so flachen Tiefenschärfe stellt<br />
zwar eine Herausforderung dar, man kann sich<br />
diese aber auch kreativ zunutze machen, weil<br />
sie es ermöglicht, ein Objekt aus einem auf<br />
attraktive Weise verschwommenen Hintergrund<br />
zu isolieren, oder die Betonung auf dessen<br />
Fokuspunkt zu legen. Bei Nahaufnahmen sind die<br />
Bereiche der Tiefenschärfe, die sich vor und hinter<br />
dem Fokuspunkt verteilen, ungefähr gleich groß.<br />
Arbeitsdistanz: Diese bezeichnet die<br />
Entfernung zwischen dem Motiv und dem<br />
Objektiv. Makrofotografen müssen sehr nah an Ihr<br />
Objekt herangehen, um bildfüllende Ergebnisse<br />
zu erzielen, insbesondere, wenn sie Nahlinsen<br />
oder einen Umkehrring verwenden. Dies ist<br />
ein wichtiger Faktor, den es beim <strong>Fotografie</strong>ren<br />
wildlebender Tiere zu beachten gilt, da diese<br />
leicht aufgescheucht werden, wenn man ihnen<br />
zu nahe kommt. Darüber hinaus kann es leicht<br />
passieren, dass man das natürliche Licht von<br />
seinem Objekt abschirmt, wenn man heran geht.<br />
Aus diesem Grunde sind weitere Arbeitsdistanzen<br />
normalerweise zu bevorzugen und man sollte sich<br />
folglich für ein Makroobjektiv mit einer längeren<br />
Brennweite von 100 Millimetern oder mehr<br />
entscheiden.<br />
Die wichtigsten Teile der<br />
Makroausrüstung<br />
Makroobjektiv (S. 46):<br />
Ein spezielles Objektiv, das für<br />
eine nahe Fokussierung<br />
optimiert wurde. Die meisten<br />
Objektive bieten ein<br />
Wiedergabeverhältnis von 1:1 (Lebensgröße).<br />
Nahfilter (S. 48): Diese<br />
werden wie ein Filter auf das<br />
Objektiv aufgeschraubt, arbeiten<br />
aber wie ein Vergrößerungsglas<br />
und reduzieren so die minimale<br />
Fokusdistanz des Objektivs. Sie sind in<br />
unterschiedlichen Stärken erhältlich.<br />
Zwischenringe (S. 50):<br />
Hierbei handelt es sich um leere<br />
Röhren ohne jegliche optische<br />
Elemente, die zwischen Kamera<br />
und Objektiv eingesetzt werden.<br />
Sie ermöglichen einen näheren Fokus und<br />
verstärken somit die maximale Vergrößerung<br />
des Objektivs. Eine kurze Brennweite erzielt<br />
die stärkste Vergrößerung.<br />
Umkehrringe (S. 52):<br />
Ein Adapterring für den<br />
Nahbereich, der es ermöglicht,<br />
ein Objektiv verkehrt herum an<br />
der Kamera anzubringen. Wenn<br />
man eine Optik auf diese Weise umkehrt,<br />
schafft man damit ein nah fokussierendes<br />
Objektiv, das auch bei potenziell sehr starker<br />
Vergrößerung noch Ergebnisse von hoher<br />
Qualität erzielen kann.<br />
Accessoires für<br />
Nahaufnahmen<br />
Wimberley Plamp:<br />
Die Plamp funktioniert wie eine<br />
dritte Hand. Es handelt sich um<br />
einen Gelenkarm mit<br />
Kugelgelenken und Klammern<br />
an beiden Enden. Ein Ende kann man an ein<br />
Bein seines Stativs klemmen, das andere<br />
kann den Reflektor oder das Objekt<br />
festhalten.<br />
Reflektor: Wenn man in<br />
unmittelbarer Nähe zum Objekt<br />
arbeitet, wird der Lichteinfall<br />
oftmals eingeschränkt. Die<br />
Verwendung eines kleinen,<br />
faltbaren Reflektors ermöglicht es, Licht auf<br />
das Objekt zurück zu werfen. Die Intensität<br />
des Lichts kann verändert werden, indem<br />
man den Reflektor näher an das Objekt heran<br />
oder weiter davon entfernt hält.<br />
Ringblitz: Ein Blitzgerät<br />
speziell für das <strong>Fotografie</strong>ren<br />
von Nahaufnahmen. Es umringt<br />
das Objektiv und ermöglicht es<br />
so, auch nahe Objekte<br />
auszuleuchten.
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Die Ausrüstung für Makroaufnahmen 45<br />
MAKROAUFNAHMEN
46<br />
Die Ausrüstung für Makroaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Das Makroobjektiv<br />
Ein Spezialobjektiv ist die einfachste, aber auch teuerste Option für Makrofotografen. Lesen Sie hier, wie es<br />
verwendet wird und was Sie bei der Auswahl beachten müssen<br />
EIN MAKROOBJEKTIV IST EIN SPEZIELLES<br />
Objektiv, das eigens optimiert wurde, um im<br />
Nahbereich deutlich besser zu fokussieren als<br />
ein Standardobjektiv. Dank seiner korrigierten<br />
Optik bietet es eine hohe Bildqualität und liefert<br />
bei starken Vergrößerungen die beste Leistung.<br />
Makroobjektive erzielen ohne weitere Vorsätze<br />
ein echtes Makro-Wiedergabeverhältnis von 1:1<br />
(„Lebensgröße“). Dies ist der Fall, wenn das<br />
Objekt in seiner tatsächlichen Größe<br />
unverändert auf den Bildsensor projiziert wird.<br />
Die große Mehrheit der Makroobjektive werden<br />
mit festen Brennweiten von 40 bis zu 20<br />
Millimetern angeboten. Dabei sind solche mit<br />
kürzeren Brennweiten in der Regel kompakt und<br />
leicht, was sie sehr gut transportabel macht und<br />
das <strong>Fotografie</strong>ren aus der Hand erleichtert. Ein<br />
„Tele-Makro“ hingegen bietet eine längere<br />
Entfernung zwischen Kamera und Objekt.<br />
Außerdem ist es groß: normalerweise verfügt es<br />
über eine maximale Blende von f/2.8 oder<br />
größer.<br />
Eine so große Blende trägt nicht nur zu einem<br />
schönen, hellen Bild im Sucher bei – was beim<br />
genauen Fokussieren und dem Bildaufbau bei<br />
schlechten Lichtverhältnissen sehr hilfreich ist<br />
– sondern die flache Tiefenschärfe, die bei der<br />
maximalen Blendenöffnung des Objektivs erzielt<br />
wird, ist ideal geeignet, um Nahaufnahmen mit<br />
wunderschön verschwommenen Hintergründen<br />
einzufangen.<br />
Ein Makroobjektiv eignet sich für alle Objekte im<br />
Nahbereich, ist aber besonders beliebt bei<br />
Naturfotografen, weil es im Vergleich zu<br />
anderen Vorsätzen für den Nahbereich eine<br />
praktischere Arbeitsdistanz zum Objekt bietet.<br />
Dadurch vergrößert es die Erfolgschancen beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren wildlebender Tiere, die sich leicht<br />
aufscheuchen lassen.<br />
Da es sich um Spezialobjektive handelt, sind<br />
Makroobjektive nicht gerade billig. Je nach<br />
Marke, Funktionalität und Brennweite kosten<br />
sie zwischen 350 und 1.200 Euro. Trotzdem ist<br />
ein Makroobjektiv für Liebhaber von<br />
Nahaufnahmen eine lohnenswerte Investition.<br />
Es sollte erwähnt werden, dass Makroobjektive<br />
auch für die allgemeine <strong>Fotografie</strong> einsetzbar<br />
sind. Besonders beliebt sind sie für<br />
schmeichelhafte Porträtaufnahmen sowie für<br />
Stillleben.<br />
Die Vor- und Nachteile<br />
Rasiermesserscharfe Bildqualität<br />
Einfach in der Anwendung<br />
Vergrößerung von 1:1 (Lebensgröße)<br />
Praktische Arbeitsdistanz bei der Verwendung<br />
längerer Brennweiten<br />
Leicht und kompakt bei der Verwendung<br />
kürzerer Makroobjektive<br />
Teuer, wenn nicht regelmäßig verwendet<br />
Längere Brennweiten haben Gewicht und<br />
müssen vorsichtig behandelt werden, um beste<br />
Ergebnisse zu erzielen<br />
Die Verwendung eines Makroobjektivs<br />
Die Fehlerspielräume sind bei der <strong>Makrofotografie</strong> klein.<br />
Das bedeutet, dass man sich mehr auf die Fokussierung,<br />
die Bildstabilität und die Tiefenschärfe konzentrieren<br />
muss. Die Fokussierung ist dabei besonders wichtig. Die<br />
Tiefenschärfe ist oftmals eingeschränkt, selbst bei kleinen<br />
f/Stufen. Makroobjektive sind für Ihre Schärfe bekannt,<br />
aber bei starken Vergrößerungen wird Ihr Objekt sofort<br />
verschwommen abgebildet, wenn Ihre Fokussierung<br />
auch nur um einen oder zwei Millimeter daneben liegt.<br />
Es kann wirklich so kritisch sein. Aus diesem Grunde<br />
ist es gewöhnlich am besten, Ihr Makroobjektiv auf<br />
manuellen Fokus umzuschalten, anstatt sich auf den<br />
Autofokus zu verlassen. Auf diese Weise können sie den<br />
Fokuspunkt mit noch größerer Genauigkeit platzieren<br />
und vermeiden, dass Ihre Kamera den Fokuspunkt nicht<br />
findet. Das passiert durchaus, wenn der AF versucht auf<br />
feine, kleine Details im Nahbereich zu fokussieren. Wo<br />
es praktikabel ist, kann die LiveView-Fokussierung dazu<br />
beitragen, gestochen scharfe Ergebnisse zu erzielen, da<br />
Sie damit Ihren gewünschten Fokuspunkt vergrößern<br />
und so präzise Einstellungen vornehmen können. Die<br />
kleinste Kamerabewegung wird bei Nahaufnahmen<br />
verstärkt und man überschätzt leicht, wie still man<br />
seine Kamera halten kann. Die Verwendung längerer,<br />
schwererer Makroobjektive ist zwar gut für eine größere<br />
Arbeitsdistanz, aber logischerweise ist ein solches<br />
Objektiv auch schwieriger stillzuhalten. Ein Stativ löst<br />
dieses Problem, aber wenn es nicht praktikabel ist, eines<br />
zu verwenden, wählen Sie eine kurze Verschlusszeit, die<br />
Verwacklungsunschärfe ausmerzt. Wenn Sie ein kurzes<br />
Makroobjektiv verwenden (zum Beispiel eines mit 50<br />
Millimetern oder 70 Millimetern), werden Sie zumeist<br />
nah an Ihr Objekt herangehen müssen. Dies wiederum<br />
bedeutet, dass Sie kaum vermeiden können, mit Ihrem<br />
Körper oder der Kamera einen Schatten auf das Objekt<br />
zu werfen. Reflektoren oder ein Ringblitz können diesen<br />
Effekt mildern. Die Tiefenschärfe ist bei der Verwendung<br />
von Makroobjektiven eingeschränkt, aber das sollten<br />
Sie sich zunutze machen. Ei n flacher Fokus kann dazu<br />
beitragen, das Auge des Betrachters auf den gewünschten<br />
Fokuspunkt zu lenken. Denken Sie daran: Sie brauchen<br />
nicht das gesamte Objekt scharf abzubilden. Die<br />
Verwendung der kleinsten Blende eines Makroobjektivs<br />
kann zu einer extrem flachen Tiefenschärfe führen. Das ist<br />
perfekt für Aufnahmen, bei denen das Objekt, oder ein Teil<br />
davon, aus seiner Umgebung herausgelöst wird.<br />
LiveView<br />
Die Wahl des richtigen Makroobjektivs<br />
Makroobjektive können in zwei Kategorien unterschieden werden: in<br />
Objektive mit kurzer Brennweite und in Teleobjektive. Der wesentliche<br />
Vorteil eines Objektivs mit kurzer Brennweite im Bereich von 50<br />
Millimetern bis 70 Millimetern besteht neben dem günstigeren Preis in<br />
der Tatsache, dass sie kompakt und leicht sind, was sie zu dem perfekten<br />
Makroobjektiv zum <strong>Fotografie</strong>ren aus der Hand macht. Sie sind sehr gut<br />
geeignet, um statische Objekte wie Blumen und Stillleben zu fotografieren.<br />
Ihr wesentlicher Nachteil liegt in der kürzeren Arbeitsdistanz. Makros mit<br />
einer Brennweite von 70 Millimetern oder mehr werden als Teleobjektive<br />
betrachtet. Brennweiten von 100 Millimetern, 150 Millimetern oder<br />
180 Millimetern sind aufgrund des größeren Arbeitsabstandes, den sie<br />
bieten, beliebt. Der Nachteil dieser leistungsstarken Makroobjektive ist,<br />
dass sie länger und schwerer sind, was das Einfangen korrekt fokussierter,<br />
verwacklungsfreier Bilder ohne Abstützung der Kamera erschwert.<br />
Nichtsdestotrotz ist ein Tele-Makroobjektiv die beste Wahl, wenn Sie<br />
hauptsächlich naturwissenschaftliche Fotos aufnehmen möchten. Eine<br />
weitere Überlegung ist eine Bildstabilisierung. Auch wenn diese einen<br />
zusätzlichen Kostenfaktor bedeutet, sollten Sie sich, sofern Ihr Budget<br />
es zulässt, für ein Makro mit dieser Funktion entscheiden, da er Ihnen<br />
einen Vorteil von mehreren Stufen bietet. Ein Makroobjektiv, das über<br />
eine interne Fokussierung verfügt, ist ebenfalls zu bevorzugen, da seine<br />
physikalische Größe nicht zunimmt, wenn der Fokus angepasst wird.<br />
Die wichtigsten Funktionen, auf<br />
die Sie achten sollten<br />
1) Fokusbegrenzer: Er ermöglicht es<br />
Ihnen, die Menge des vollen Fokusspektrums<br />
einzugrenzen, die das Autofokussystem<br />
verwendet. Dies dient dazu, den Autofokus<br />
zu beschleunigen und das Objektiv davon<br />
abzuhalten, nach dem richtigen Fokus zu suchen.<br />
2) Manueller Fokussierring: Sie<br />
müssen sich darauf einstellen, dass Sie immer<br />
wieder manuell fokussieren müssen, um einen<br />
kritischen Fokus richtig einzustellen. Aus diesem<br />
Grunde ist ein breiter, manueller Fokussierring<br />
mit einem leichtgängigen, soliden Mechanismus<br />
sehr wichtig.<br />
3) Stativhalterung: Längere Brennweiten<br />
verfügen über eine abnehmbare Stativhalterung<br />
für mehr Stabilität.<br />
3<br />
1<br />
2
Ganz nah dran<br />
Für wissenschaftliche Aufnahmen<br />
wie diese ist die große Arbeitsdistanz<br />
eines Tele-Makrobjektivs hilfreich,<br />
weil das Tier nicht erschreckt wird.<br />
Die Bestseller unter den Makroobjektiven: Eine Auswahl der besten Makroobjektive, die auf dem Markt erhältlich sind.<br />
695 €<br />
410 €<br />
269 €<br />
750 €<br />
360 €<br />
350 €<br />
Canon EF 100mm<br />
f/2.8L Macro IS<br />
USM<br />
Verfügt über eine<br />
Bildstabilisierung und<br />
liefert unglaublich<br />
scharfe Ergebnisse.<br />
Nikon AF-S<br />
60mm f/2.8G ED<br />
Micro<br />
Kompakt und leicht.<br />
Leiser und schneller AF<br />
sowie hervorragende<br />
Optik.<br />
Sigma 50mm<br />
f/2.8 EX DG<br />
Ideal für <strong>Digitale</strong><br />
Spiegelreflexkameras mit<br />
APS-C-Sensor. Verfügt<br />
über eine minimale<br />
Blende von f/45.<br />
Sigma 150mm f/2.8<br />
EX DG OS HSM APO<br />
Ein beliebtes Objektiv bei<br />
Hobbyfotografen wie bei<br />
Profis. Verfügt über eine<br />
Bildstabilisierungsfunktion.<br />
Tamron 60mm<br />
f/2 Di II Die große f/2<br />
Blende liefert qualitativ<br />
hochwertige Ergebnisse<br />
für Kameras mit APS-C-<br />
Sensor.<br />
Tamron 90mm<br />
f/2.8<br />
Ein klassisches Objektiv.<br />
Diese Version bietet eine<br />
exzellente Optik und<br />
einfache Handhabung.
48<br />
Die Makroausrüstung<br />
Nahlinsen<br />
Für Einsteiger sind sie die einfachste<br />
und erschwinglichste Möglichkeit,<br />
die <strong>Fotografie</strong> von Nahaufnahmen<br />
auszuprobieren<br />
DEN EINFACHSTEN EINSTIEG in die <strong>Fotografie</strong> kleinster<br />
Objekte, den man sich gut leisten kann, bieten<br />
Nahbereichsfilter, im Fachjargon Nahlinsen genannt<br />
(weil Sie nichts filtern). Es handelt sich um runde Filter<br />
zum Aufschrauben, die wie eine Lesebrille für Ihre<br />
Kamera funktionieren, indem Sie die minimale<br />
Fokusdistanz Ihrer Kamera reduzieren. Dadurch können<br />
Sie ein normales Objektiv in eines mit einer besseren<br />
Nahdistanz verwandelt. Diese Aufsätze sind sehr leicht<br />
und beeinträchtigen weder die automatischen<br />
Funktionen (wie Belichtungsmessung und Autofokus) der<br />
Kamera, noch reduzieren Sie die Lichtmenge, die auf die<br />
Linse fällt. Darüber hinaus sind sie absolut unkompliziert<br />
in der Anwendung. Sie brauchen eine solche Linse<br />
einfach nur auf die Vorderseite Ihres Objektivs zu<br />
schrauben, und schon können Sie mit dem <strong>Fotografie</strong>ren<br />
von Nahaufnahmen loslegen. Ein Satz mit drei<br />
verschiedenen Vergrößerungsstärken kostet nur um die<br />
15 Euro. Die Stärke wird in Dioptrien gemessen, einem<br />
Wert, den Sie vielleicht von Ihren Besuchen beim Optiker<br />
her kennen. Sie sind hervorragend geeignet für Einsteiger<br />
und für Fotografen mit einem eingeschränkten Budget.<br />
Die meisten, großen Filterhersteller haben Nahfilter in<br />
ihrem Angebot, es steht also eine große Auswahl zur<br />
Verfügung.<br />
Sie funktionieren, indem sie die Fokusebene der Kamera<br />
von unendlich zu der Distanz verschieben, die der<br />
Brennweite der aufgesetzten Nahlinse entspricht. Es<br />
handelt sich dabei um eine konvexe Meniskuslinse – in<br />
der Mitte dicker als am Rand – und die meisten Modelle<br />
bestehen aus nur einem Element. Sie sind in einer<br />
ganzen Reihe von Stärken erhältlich, typischerweise in<br />
+1, +2 +3 und +4. Dabei gilt: je höher die Zahl, desto<br />
stärker die Vergrößerung. Im Fachhandel sind auch<br />
Linsen der Stärke +10 erhältlich. Diese kann man<br />
entweder einzeln oder im Set kaufen und werden im<br />
Allgemeinen am besten in Verbindung mit einem kurzen<br />
Teleobjektiv in der Region von 50 Millimetern bis 135<br />
Millimetern verwendet, funktionieren aber auch sehr gut<br />
mit Zoomobjektiven. Sie sind für alle möglichen Arten<br />
von Motiven geeignet, von Stillleben bis hin zu<br />
Naturaufnahmen. Allerdings bieten sie keine große<br />
Arbeitsdistanz. Sie müssen also damit rechnen, dass Sie<br />
sehr nah an Ihr Objekt herangehen müssen, wenn Sie<br />
bildfüllende Aufnahmen machen möchten.<br />
Die Vor-und Nachteile<br />
Einfach in der Anwendung<br />
Günstig<br />
Keine Reduktion des Lichts<br />
Beeinträchtigt die Automatikfunktionen<br />
der Kamera nicht<br />
Leicht und gut zu transportieren<br />
Nicht die beste Bildqualität<br />
Ergebnisse können sphärische und<br />
chromatische Aberrationen aufweisen<br />
Kurzer Arbeitsabstand<br />
Nützliche Hinweise<br />
1) Nahlinsen sind mit unterschiedlichen<br />
Filtergewinden erhältlich. Die meistgekauften<br />
Größen betragen 49 Millimeter, 58<br />
Millimeter und 67 Millimeter. Denken Sie<br />
daran, vor dem Kauf nachzuschauen, welche<br />
Größe Sie benötigen.<br />
2) Anstatt für jedes Objektiv in Ihrer<br />
Ausrüstung jeweils einen Satz Nahlinsen<br />
mit unterschiedlichen Durchmessern<br />
anzuschaffen, sollten Sie klug investieren<br />
und Adapterringe kaufen, sodass eine<br />
Filtergröße ausreicht. Adapterringe passen<br />
den Durchmesser eines Filters an Objektive<br />
mit anderen Gewindegrößen an. Das spart<br />
nicht nur Geld sondern auch Platz in Ihrer<br />
Kameratasche.<br />
3) Für die bestmögliche Bildqualität<br />
sollten Sie eine Blendenöffnung von f/5.6<br />
oder größer verwenden. Das reduziert die<br />
Abweichungen, die mit einer solch simplen<br />
Optik einhergehen und vergrößert darüber<br />
hinaus praktischerweise den Bereich der<br />
Tiefenschärfe. Allerdings benötigen Sie damit<br />
auch längere Verschlusszeiten. Nehmen Sie<br />
sich also vor Verwacklungsunschärfe in Acht.<br />
Die Verwendung von Nahlinsen<br />
Nahlinsen könnten nicht einfacher in der<br />
Anwendung sein. Schrauben Sie einfach eine auf<br />
das Filtergewinde Ihres Objektivs und es reduziert<br />
die minimale Fokusdistanz. Nichtsdestotrotz ist es<br />
jedoch hilfreich, den Grad der Vergrößerung, die<br />
durch ein bestimmtes Objektiv in Kombination<br />
mit einer Nahlinse erreicht wird, vorab zu<br />
berechnen. Dazu benötigen Sie ein wenig<br />
Mathematik. Wenn das also in der Schule nicht<br />
gerade Ihr Lieblingsfach war, sollten Sie jetzt Ihren<br />
Taschenrechner herausholen.<br />
Finden Sie zunächst heraus, welchem Wert die<br />
Dioptrienzahl in Millimetern entspricht. Dazu<br />
müssen Sie den Zahlenwert 1.000 durch die<br />
Dioptrienzahl teilen. Der Wert einer +4 Dioptrie<br />
beträgt also 1.000 / 4 = 250 mm. Als nächstes<br />
teilen Sie die Brennweite des Objektivs in<br />
Millimetern durch die entsprechende Brennweite<br />
der Nahlinse. Wenn Sie also zum Beispiel eine +4<br />
Dioptrie auf ein Objektiv mit einer festen<br />
Brennweite von 50 Millimetern aufschrauben<br />
würden, würde dies eine Vergrößerung von 50 /<br />
250 = 0,2x, also 1:5 erreichen. Die Formel, die<br />
Sie sich merken müssen lautet also: Vergrößerung<br />
= Brennweite des Objektivs / Brennweite der<br />
Nahlinse. Diese Berechnung bezieht sich<br />
allerdings nur dann auf die Vergrößerung des<br />
Objektivs, wenn dieses auf unendlich fokussiert<br />
ist. Ist das Objektiv auf eine kürzere Fokusdistanz<br />
eingestellt, sind noch stärkere Vergrößerungen<br />
möglich.<br />
Darüber hinaus kann man Nahlinsen auch<br />
miteinander kombinieren, um einen noch<br />
stärkeren Grad der Vergrößerung zu erreichen,<br />
wenn Sie beispielsweise eine +1 mit einer +2<br />
Linse kombinieren, erreichen Sie einen<br />
Vergrößerungsgrad von +3 Dioptrien. Wenn Sie<br />
das tun, sollten Sie jedoch darauf achten, dass Sie<br />
stets zuerst die stärkere und dann die schwächere<br />
Linse aufschrauben, da dies die Bildqualität<br />
maximiert. Drei oder mehr Linsen sollten Sie<br />
allerdings nicht miteinander kombinieren, weil<br />
dies die Bildqualität signifikant verschlechtert und<br />
jegliche optischen Mängel verstärkt.<br />
Obwohl die Verwendung von Nahlinsen viele<br />
Vorteile hat, halten diese trotzdem im Vergleich<br />
nicht mit der Bildqualität stand, wie Sie sie mit<br />
anderen Aufsätzen für den Nahbereich erreichen.<br />
Wenn man ihre niedrigen Preis und ihren simplen<br />
Aufbau in Betracht zieht, ist dies auch kaum<br />
erstaunlich. Die Schärfe an den Kanten kann<br />
besonders leiden und die Linsen sind auch sehr<br />
anfällig für Geisterbilder sowie sphärische und<br />
chromatische Aberrationen. Sie können die<br />
Bildqualität jedoch maximieren, indem Sie eine<br />
Blende von f/5.6 oder größer wählen und indem<br />
Sie diese Linsen ausschließlich mit qualitativ<br />
hochwertigeren Optiken, wie zum Beispiel<br />
Objektiven mit fester Brennweite, kombinieren.<br />
Die Wahl eines Filters von höherer Qualität, der<br />
aus zwei Elementen besteht (Doppelkonstruktion)<br />
ist eine weitere Möglichkeit, für die Sie allerdings<br />
bereit sein müssen, mehr als 95 Euro<br />
auszugeben.
Probieren Sie es aus!<br />
Nahlinsen können in der Schärfe nicht mit<br />
Makroobjektiven konkurrieren, was sich<br />
besonders an den Kanten bemerkbar<br />
macht. Sie bieten aber einen guten und<br />
günstigen Einstieg in die <strong>Makrofotografie</strong>.<br />
Ohne Filter +2 +4 +10
50<br />
Die Makroausrüstung<br />
Automatische Zwischenringe<br />
Kommen Sie dem Objekt Ihrer Begierde näher: mit einem automatischen<br />
Zwischenring. Eine hervorragende Makro-Option für das schmalere Budget,<br />
das ausgezeichnete Ergebnisse liefert…<br />
WENN SIE DEN KAUF eines speziellen Makroobjektivs<br />
nicht rechtfertigen können, bei der Qualität Ihrer Bilder<br />
aber keine Kompromisse eingehen möchten, indem Sie<br />
Nahlinsen verwenden, sollten Sie überlegen, in einen<br />
Satz automatischer Zwischenringe zu investieren. Diese<br />
leeren Röhren werden zwischen Kameragehäuse und<br />
Objektiv angebracht und entfernen das Objektiv weiter<br />
von der Sensorebene. Damit reduzieren sie die<br />
minimale Fokusdistanz des Objektivs und ermöglichen<br />
es Ihnen somit, auf kürzere Distanz zu fokussieren und<br />
eine stärkere Vergrößerung des Objekts zu erreichen.<br />
Zwischenringe sind in unterschiedlichen<br />
Kameragewindegrößen erhältlich, und, da sie ohne<br />
irgendwelche optischen Elemente konstruiert sind, ist<br />
die Bildqualität gut. Allerdings reduzieren sie die Menge<br />
des Lichts, die in die Kamera einfällt: Je stärker die<br />
Vergrößerung, umso mehr Licht geht verloren. Das<br />
TTL-Messsystem Ihrer Kamera wird diesen Verlust<br />
automatisch ausgleichen, aber dafür werden sich bei<br />
der Verwendung eines solchen Ringes die<br />
Verschlusszeiten verlängern. Es ist wichtig, dies im<br />
Hinterkopf zu behalten, wenn Sie aus der Hand<br />
fotografieren.<br />
Automatische Zwischenringe sind kompakt und leicht,<br />
und in Kombination mit einem hochwertigen Objektiv<br />
sind sie in der Lage, exzellente Ergebnisse zu erzielen,<br />
die dem Vergleich mit denen eines Makroobjektivs<br />
durchaus standhalten. Sie sind einzeln oder im Set<br />
erhältlich. Diese Sets enthalten Längen von 12 / 20 / 36<br />
Millimetern. Das ist auch bei den Modellen von Kenko<br />
(siehe Abbildung) der Fall. Dabei gilt: je länger die<br />
Röhre, umso stärker die Vergrößerung und das<br />
Wiedergabeverhältnis. Man kann die Ringe auch<br />
miteinander kombinieren, um eine stärkere<br />
Vergrößerung bis hin zu 1:1 (Lebensgröße) oder größer<br />
zu erzielen. Insgesamt stellen sie einen sehr vielseitigen<br />
und nützlichen Aufsatz für die <strong>Fotografie</strong> von<br />
Nahaufnahmen dar.<br />
Es gibt auch nicht-automatische Versionen. Diese sind<br />
zumeist recht günstig in der Anschaffung. Allerdings<br />
deaktivieren sie viele der wichtigsten<br />
Automatikfunktionen der Kamera, wie die<br />
Belichtungsmessung und den Autofokus, sodass Sie<br />
sorgfältiger arbeiten müssen, wenn Sie eine solche,<br />
nicht-automatische Version verwenden. Automatische<br />
Zwischenringe sind ab einem Preis von 60 Euro<br />
erhältlich und erhalten alle Mess- und Fokusanschlüsse,<br />
Die Vor- und Nachteile<br />
Da keine optischen Elemente enthalten sind, ist<br />
gute Bildqualität gewährleistet<br />
Leicht und einfach zu transportieren<br />
Kostengünstig<br />
Einfach in der Anwendung<br />
Nützlich, um die minimale Fokusdistanz auch langer<br />
Objektive zu reduzieren<br />
Reduziert das Licht, das in die Kamera einfällt:<br />
Je stärker die Vergrößerung, umso mehr Licht geht<br />
verloren<br />
Kurze Arbeitsdistanz<br />
Nicht-automatische Versionen deaktivieren<br />
Kamerafunktionen wie Belichtungsmessung und<br />
Autofokus<br />
Umständlicher zu wechseln als Makroobjektive<br />
was sie sehr praktisch und einfach in der Anwendung<br />
macht. Ihr größter Nachteil ist, dass, wie bei Nahlinsen<br />
auch, die Arbeitsdistanzen sehr kurz sein können, was<br />
es schwierig macht, zusätzliche Lichtquellen zu<br />
positionieren. Darüber hinaus laufen Sie auf eine solch<br />
kurze Entfernung eher Gefahr, lebendige Motive<br />
aufzuscheuchen und zur Flucht zu verleiten. Für die<br />
meisten Objekte für die <strong>Makrofotografie</strong> sind<br />
Zwischenringe jedoch gut geeignet und stellen ein<br />
nützliches Accessoire dar, das man immer in seiner<br />
Kameratasche bereithalten kann, zumal sie darüber<br />
hinaus auch hilfreich sind, um die minimale<br />
Fokusdistanz längere Objektive zu reduzieren.<br />
Automatische Zwischenringe: Häufig gestellte Fragen<br />
F Welche Objektive verwendet man<br />
am besten in Verbindung mit<br />
automatischen Zwischenringen?<br />
A Wenn Sie Bilder mit einer starken Vergrößerung<br />
wünschen, sollten Sie die Ringe am besten mit<br />
einer kurzen Brennweite kombinieren. Ein Objektiv<br />
in dem Bereich von 35 Millimetern bis zu 100<br />
Millimetern ist ideal. Kleine Verlängerungen wie<br />
12 Millimeter arbeiten am effektivsten in<br />
Verbindung mit einer kurzen Brennweite, wie 35<br />
Millimeter oder 50 Millimeter. Wie viel<br />
Verlängerung Sie benötigen hängt in der<br />
Hauptsache davon ab, wie groß Ihr Objekt ist und<br />
wie stark Sie es vergrößern möchten.<br />
Zwischenringe können zwar für alle Brennweiten<br />
nützlich sein, um deren minimale Fokusdistanz zu<br />
reduzieren, aber für gewöhnlich ist es nicht<br />
praktikabel, hohe Wiedergabeverhältnisse mit<br />
einer Brennweite von mehr als 100 Millimetern<br />
erreichen zu wollen: Die erforderliche<br />
Verlängerung wäre zu groß, was zu einem zu<br />
hohen Verlust von Licht führen würde.<br />
F Wie setze ich automatische<br />
Zwischenringe in meine Kamera<br />
ein?<br />
A Einsatz und Verwendung automatischer<br />
Zwischenringe könnte nicht einfacher sein.<br />
Schalten Sie die Kamera aus und entfernen Sie<br />
die Gehäuseabdeckung. Als nächstes bringen<br />
Sie den Zwischenring an, wie Sie es mit einem<br />
Objektiv tun würden: Richten Sie die<br />
Markierung auf dem Ring an der an dem<br />
Kameragewinde aus und drehen Sie dann den<br />
Ring (in die richtige Richtung), bis er einrastet.<br />
Als nächstes richten Sie die Markierung auf<br />
dem Objektiv an der des Rings aus und drehen<br />
das Objektiv, bis es einrastet. Automatische<br />
Zwischenringe verfügen über Kontakte, die die<br />
automatische Belichtungsmessung und<br />
Fokussierung aufrechterhalten. Wenn Sie also<br />
die Kamera wieder einschalten, werden sowohl<br />
diese, als auch das Objektiv, ganz normal<br />
funktionieren und Sie sind bereit, mit Ihren<br />
Nahaufnahmen zu beginnen.<br />
Vergrößerung<br />
Die mit Zwischenringen erreichte Vergrößerung<br />
variiert je nach der Länge des Rings und der<br />
Brennweite des Objektivs. Das Verhältnis einer<br />
beliebigen Kombination aus Ring und Objektiv ist<br />
relativ leicht zu errechnen: Teilen Sie einfach das<br />
Maß der Verlängerung durch die Brennweite des<br />
Objektivs.<br />
Wenn Sie zum Beispiel einen Zwischenring von<br />
25 Millimetern Länge mit einem Objektiv mit<br />
einer Brennweite von 50 Millimetern<br />
kombinieren, ist die Vergrößerung 25 / 50 = 0,5x<br />
oder 1:2 (halbe Lebensgröße). Das gleiche Maß<br />
an Verlängerung in Kombination mit einem<br />
Objektiv mit einer Brennweite von 100<br />
Millimetern würde eine Vergrößerung von 1:4<br />
(einem Viertel Lebensgröße) erzielen. Wenn Sie<br />
eine Vergrößerung im Verhältnis 1:1<br />
(Lebensgröße) erreichen möchten, müssen Sie<br />
eine Verlängerung verwenden, die der Brennweite<br />
des Objektivs gleicht, zum Beispiel eine<br />
Verlängerung um 50 Millimeter in Verbindung mit<br />
einem 50 mm Objektiv. Rechts finden Sie eine
Ein Auge für Details<br />
Wenn Sie einen automatischen<br />
Zwischenring mit einer kurzen Brennweite<br />
kombinieren, können Sie atemberaubende<br />
Nahaufnahmen wie diese fotografieren.<br />
Verläng. 35mm 50mm 100mm<br />
Ohne Zwischenring<br />
12mm<br />
12mm 0.34x<br />
(1:2.9)<br />
25mm 0.71x<br />
(1:1.4)<br />
36mm 1.03x<br />
(1:0.97)<br />
0.24x<br />
(1:4.1)<br />
0.5x<br />
(1:2)<br />
0.72x<br />
(1:1.3)<br />
0.12x<br />
(1:8.3)<br />
0.25x<br />
(1:4)<br />
0.36x<br />
(1:2.7)<br />
Tabelle mit den Vergrößerungen, die Sie mit<br />
automatischen Zwischenringen in Verbindung mit<br />
drei häufig verwendeten Brennweiten erzielen. Wie<br />
Sie sehen können, gilt: Je kürzer die Brennweite,<br />
desto stärker die Vergrößerung.<br />
Vergleichsserie (rechts): Diese Bilderserie<br />
zeigt die wesentlichen Unterschiede in der<br />
Vergrößerung bei der Verwendung eines<br />
automatischen Zwischenringes mit 12 Millimetern,<br />
25 Millimetern und 36 Millimetern in Kombination<br />
mit einem 50 mm Standardobjektiv.<br />
25mm<br />
36mm
52<br />
Die Ausrüstung für Makroaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Umkehren des Objektivs<br />
Diese Option bietet die stärkste Vergrößerung von allen Makro-Accessoires, erfordert aber etwas mehr Aufwand, um perfekte<br />
Ergebnisse zu erzielen. Hier erfahren Sie alles über die sogenannten „Umkehrringe“<br />
UMKEHRRINGE SIND nützliche Aufsätze für den<br />
Nahbereich. Sie können sehr stark vergrößern, mehr als alle<br />
anderen Aufsätze, die wir auf den vorangegangenen Seiten<br />
vorgestellt haben. Umkehrringe funktionieren, indem sie es<br />
ermöglichen, dass ein Objektiv verkehrt herum an der<br />
Kamera angebracht wird. Dieser Adapter ist auf einer Seite<br />
mit einem hinteren Objektivverschluss und auf der anderen<br />
Seite mit einem Außengewinde für Filter versehen, mit denen<br />
Das Objektiv am Kameragehäuse befestigt wird. Durch diese<br />
Umkehrung des Objektivs wird dessen optisches Zentrum<br />
von der Sensorebene verschoben, was ein gewisses Maß an<br />
Verlängerung mit sich bringt und es dem Objektiv ermöglicht,<br />
viel näher zu fokussieren.<br />
Der genaue Grad der Vergrößerung hängt von der Brennweite<br />
des Objektivs und dem Grad der Verschiebung ab. Je kürzer<br />
das Objektiv, desto stärker die Vergrößerung. Ein Objektiv mit<br />
fester Brennweite gilt als am besten geeignet, und<br />
Brennweiten im Bereich von 28 Millimetern bis zu 50<br />
Millimetern sind eine beliebte Wahl.<br />
Unter Verwendung eines Umkehrrings sind Vergrößerungen,<br />
die die doppelte Lebensgröße übersteigen, möglich, allerdings<br />
müssen Sie damit rechnen, dass die Entfernung vom Objekt<br />
bis zur Kamera bei hohen Wiedergabeverhältnissen nicht<br />
mehr als ein paar Millimeter beträgt.<br />
Nun werden Sie sich fragen, warum die optische Qualität<br />
durch die Umkehrung nicht stark beeinträchtigt wird. Um<br />
die höchstmögliche Bildqualität zu erhalten, sollte das<br />
größte Element eines Objektivs auf die weiteste Entfernung<br />
gerichtet sein. Normalerweise ist die Distanz zwischen<br />
Kamera und Objekt viel größer, als die zwischen Objektiv<br />
und Sensor. Wenn Sie jedoch so nahe am Objekt arbeiten,<br />
kann das Gegenteil der Fall sein. Folglich trägt eine<br />
Umkehrung des Objektivs sogar dazu bei, eine hohe<br />
Bildqualität sicherzustellen.<br />
Bei extrem hohen Wiedergabeverhältnissen ist es das<br />
Beste, in Innenräumen oder in der kontrollierten<br />
Umgebung eines Studios zu bleiben, bis Sie genügend<br />
Erfahrung gesammelt haben. Die Tiefenschärfe wird<br />
außergewöhnlich flach und die Ausleuchtung ist stark<br />
eingeschränkt. Bei weniger extremen Vergrößerungen ist<br />
ein solcher Ring für eine ganze Reihe von Motiven für<br />
Nahaufnahmen geeignet – ganz gleich, ob drinnen oder<br />
draußen. Aufgrund der kurzen Arbeitsdistanz sollten Sie<br />
sich jedoch auf statische Objekte beschränken und ein<br />
Stativ verwenden, um die Stabilität zu fördern und die<br />
Fokussierung zu unterstützen.<br />
Vor- und Nachteile<br />
Exzellente Bildqualität<br />
Starke Vergrößerungen von 1:1 und<br />
größer sind möglich<br />
Sehr kurze Arbeitsdistanz<br />
Automatische Versionen sind teuer<br />
Manuelle oder automatische Ringe? Sie haben die Wahl!<br />
Im Fachhandel sind sowohl manuelle als auch<br />
automatische Zwischenringe erhältlich. Tatsächlich<br />
gehören die manuellen Ringe zu den günstigsten<br />
Aufsätzen für Nahaufnahmen. Sie sind schon für<br />
ca. 10 Euro zu haben. Bevor Sie jetzt aber<br />
loslaufen, um einen zu kaufen, sollten Sie sich<br />
darüber im Klaren sein, dass die automatische<br />
Belichtungsmessung sowie der Autofokus verloren<br />
gehen. Manche Objektive benötigen darüber<br />
hinaus einen weiteren Adapter, um die Blende so<br />
zu kontrollieren, dass Sie diese wechseln können.<br />
Am besten für die Verwendung mit manuellen<br />
Ringen geeignet sind Objektive, die über einen<br />
Blendenring verfügen: Pentax und ältere<br />
Nikon-Objektive zum Beispiel, ebenso wie<br />
Olympus OM mit manuellem Fokus und Canon<br />
FD-Objektiven. Schauen Sie einmal auf dem<br />
Gebrauchtwarenregal Ihres örtlichen Fotohändlers,<br />
dort können Sie sie zu erschwinglichen Preisen<br />
finden. Wenn Sie Benutzerfreundlichkeit und hohe<br />
Geschwindigkeit wünschen, ist ein spezieller,<br />
automatischer Umkehrring klar die bessere Wahl,<br />
z. B. der Novoflex EOS-RETRO (www.amazon.<br />
de). Hierbei wird eine Seite am Objektivverschluss<br />
der Kamera angebracht, die andere am<br />
Rückdeckel. Ein flexibles Kabel verbindet die<br />
beiden Seiten und ermöglicht die elektronische<br />
Kommunikation. Ein auf das vordere<br />
Filtergewinde des Objektivs aufgeschraubter<br />
Filterring sorgt für den Anschluss ans<br />
Kameragehäuse. Adapterringe (s. unten links)<br />
können auch genutzt werden, um Objektive mit<br />
einem weiteren Filtergewinde am<br />
Objektivgewinde anzubringen.<br />
Automatischer Fokus und Belichtungsmessung<br />
sind möglich – denken Sie aber daran, dass auf<br />
kurze Distanzen der manuelle Fokus ohnehin<br />
besser ist. Diese speziellen, automatischen<br />
Umkehrringe sind nicht gerade billig (um 300<br />
Euro), aber sie ermöglichen unglaublich stark<br />
vergrößerte und erstaunliche Nahaufnahmen.<br />
Adapterringe<br />
Adapterringe sollen einen Filter<br />
auf ein Objektiv anpassen,<br />
wenn die Filtergewinde der<br />
beiden unterschiedliche<br />
Durchmesser aufweisen. Wenn<br />
Sie zum Beispiel einen Filter mit<br />
einem Durchmesser von 72 Millimetern<br />
besitzen, diesen aber auf ein Objektiv mit einem Filtergewinde mit 67<br />
Millimetern Durchmesser aufschrauben möchten, können Sie dies mit<br />
einem passenden Adapterring tun. Diese Ringe werden entweder aus<br />
Metall oder aus Kunststoff gefertigt. Sie sind verhältnismäßig günstig<br />
und in einer ganzen Reihe von Größen erhältlich. Es gibt zwei Arten von<br />
Adapterringen: StepUp und StepDown. StepUp-Ringe sind eine<br />
nützliche und kostengünstige Möglichkeit, um die Kompatibilität und<br />
die Nützlichkeit größerer Filter zu erweitern. StepDown-Ringe sind im<br />
Allgemeinen weniger praktisch, da Sie aufgrund Ihrer Natur das Risiko<br />
der Vignettierung verstärken. Sie sind jedoch nützlich, um ein<br />
umgekehrtes Objektiv mit einem größeren Filtergewinde an einen<br />
automatischen Adapterring anzubringen. Wir haben einen Kood 77-58<br />
Millimeter Ring verwendet, um das Canon EF 17 40 Millimeter f/4 mit<br />
dem Novoflex Adapterring zu verbinden.<br />
Verwendung von automatischen Adapterringen<br />
Daniel Lezano hat das Novoflex<br />
EOS-RETRO System getestet:<br />
„Ich bin schon lange ein Fan von<br />
Nahaufnahmen, und das 100 mm<br />
Makro ist eins meiner<br />
Lieblingsobjektive. Ich habe noch nie<br />
versucht, ein Objektiv umzukehren und<br />
bin froh, dass ich nun das Novoflex<br />
ausprobieren konnte. Es behält die<br />
elektronische Kommunikation<br />
zwischen Kameragehäuse und Objektiv<br />
bei, was den Aufnahmeprozess stark<br />
vereinfacht, da die Belichtungsmessund<br />
Autofokusfunktion weiter arbeiten.<br />
Somit konnte ich die Zeitautomatik mit<br />
Blendenvorwahl zusammen mit der<br />
Multizonenmessung verwenden und<br />
die Herausforderungen, denen ich mich<br />
zu stellen hatte, demzufolge etwas<br />
dezimieren. Ich habe den Novoflex<br />
zusammen mit einer Canon EOS 550D<br />
und einem Canon 17-40 mm f/4L<br />
Objektiv benutzt. Wie ich feststellen<br />
musste, hatte der Autofokus aufgrund<br />
der starken Vergrößerung Probleme, das<br />
Objekt scharfzustellen, sodass ich die<br />
meiste Zeit manuell fokussiert habe.<br />
Das war nicht weiter tragisch, da ich<br />
auch sonst mit dem 100 Millimeter<br />
meistens manuell fokussiere.<br />
Der Novoflex ermöglicht Aufnahmen<br />
mit sehr starker Vergrößerung und Sie<br />
müssen somit darauf vorbereitet sein,<br />
viel Geduld aufbringen zu müssen,<br />
wenn Sie gute Bilder einfangen<br />
möchten. Die kurze Arbeitsdistanz hat<br />
zur Folge, dass man sehr nah an sein<br />
Objekt herangehen muss. Wenn man,
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Die Ausrüstung für Makroaufnahmen 53<br />
THOMAS SHAHAN<br />
Überlebensgroß<br />
Mit viel Erfahrung und Praxis können<br />
auch Sie mit einem Aufbau mit<br />
umgekehrtem Objektiv erstaunliche<br />
Nahaufnahmen wie diese schießen.<br />
so wie ich, Käfer fotografieren möchte,<br />
muss man damit rechnen, dass viele schon<br />
weggekrabbelt oder -geflogen sind, bis man<br />
aufnahmebereit ist.<br />
Bei einer so starken Vergrößerung muss<br />
man sich physisch nach vorne und hinten<br />
bewegen, bis das Objekt im Fokus ist.<br />
Ich hatte meinen Aufbau auf ein Manfrotto<br />
190XPROB gestellt (aufgrund des<br />
ernsthaften Risikos der Verwacklung raten<br />
wir Ihnen, Ihren Aufbau mit einem Stativ<br />
abzustützen), was zur Folge hatte, dass ich<br />
alles nach vorne und wieder nach hinten<br />
schieben musste. Ich fand, es sei das<br />
Schnellste, mit dem Zoomobjektiv in der<br />
Tele-Einstellung zu beginnen (d.h. 40<br />
Millimeter) und den manuellen Fokus auf<br />
eine mittlere Distanz einzustellen. Dann<br />
bewegte ich den gesamten Aufbau so lange<br />
hin und her, bis das Objekt akzeptabel<br />
scharf erschien und nahm anschließend die<br />
Feineinstellungen am Fokus vor. Wenn ich<br />
das Objekt noch stärker vergrößern wollte,<br />
zoomte ich das Objektiv bis in seinen<br />
Weitwinkelbereich hinein (das klingt<br />
merkwürdig, ist aber richtig!) und passte<br />
wiederum den Fokus an.<br />
Das ist ein langsamer Prozess, aber es hat<br />
funktioniert. Zum Schluss habe ich noch<br />
zwei Tipps für Sie: Versuchen Sie, die<br />
Sensorebene parallel zum Objekt<br />
auszurichten, da die Tiefenschärfe<br />
unglaublich flach ist. Und wenn Sie die<br />
Möglichkeit haben, LiveView zu<br />
verwenden, sollten Sie dies auch tun, da<br />
dies es Fokussierung sowie die<br />
Bildkomposition um so vieles einfacher und<br />
schneller macht.“<br />
Aufbau<br />
Sie müssen sehr nah an<br />
Ihr Objekt heran, um die<br />
beste Vergrößerung zu<br />
erzielen. Diese Spinne war<br />
lediglich fünf Millimeter<br />
lang. Beachten Sie die kurze<br />
resultierende Tiefenschärfe.
54<br />
Meisterkurs Natur<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
blumen<br />
Die Natur gehört zweifelsohne zu den beliebtesten Fotomotiven – und dennoch stellt sie uns vor die größten<br />
technischen Herausforderungen. Der preisgekrönte Naturfotograf Ross Hoddinott teilt exklusiv sein Wissen, wie man<br />
tolle Bilder von wilden Pflanzen macht, die entlang unserer Hecken und Wälder blühen
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Meisterkurs Natur 55
56<br />
Meisterkurs Natur<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
UNSER WEIDELAND, Hecken und Wälder sind im<br />
Sommer voller leuchtender Farben. Wildblumen<br />
haben Hochsaison und bieten Fotografen zahllose<br />
Gelegenheiten für atemberaubende Blumenbilder.<br />
Sie können buchstäblich überall auftauchen: an<br />
Seitenstreifen von Straßen und sogar aus den Rissen<br />
im Bürgersteig. Es ist also ganz gleich, wo Sie leben,<br />
Sie werden nicht weit fahren müssen, um blühende<br />
Pflanzen für Ihre Schnappschüsse zu finden. Sie<br />
können praktisch mit jeder Brennweite fotografiert<br />
werden. Mit einem Weitwinkelobjektiv können sie im<br />
Kontext mit ihrer Umgebung abgebildet werden. Ein<br />
Zoom oder Teleobjektiv ist gut für kleine Gruppen und<br />
ein Makroobjektiv oder ein Aufsatz für Nahaufnahmen<br />
wird verwendet, um einzelne Blumen zu isolieren. Im<br />
Ergebnis bedeutet dies, dass tolle Aufnahmen ganz in<br />
Ihrer Reichweite liegen, egal über welche Ausrüstung<br />
und welches Budget Sie verfügen.<br />
Die Größe, Kontur, Farbe und Form unserer<br />
heimischen Wildpflanzen variiert enorm. Daher ist es<br />
etwas schwierig, spezifische Ratschläge zu erteilen,<br />
wie man sie am besten fotografiert. Größtenteils<br />
bestimmen das Motiv, seine Umgebung und die<br />
Lichtverhältnisse die Herangehensweise. Ich<br />
garantiere Ihnen jedoch, dass Ihre Wildblumen-Bilder<br />
von meinen bewährten Tipps und Ratschlägen<br />
profitieren werden.<br />
Aufrüsten!<br />
Um Wildblumen zu fotografieren, braucht man<br />
idealerweise ein Makroobjektiv oder einen Aufsatz<br />
für Nahaufnahmen. Wenn Sie die Kosten für<br />
ein spezielles Makroobjektiv nicht rechtfertigen<br />
können, ziehen Sie die Verwendung eines<br />
Zwischenrings oder einer Nahlinse, die mit einer<br />
Standardbrennweite kombiniert wird, in Betracht.<br />
Ein Teleobjektiv – in der Region von 200 mm oder<br />
300 mm – ist nützlich, um größere Blumen zu<br />
fotografieren, wie z.B. Orchideen. Außerdem kann<br />
ein Weitwinkelobjektiv nützlich sein, wenn Sie<br />
große Blumenbeete fotografieren möchten oder<br />
Bilder, bei denen die Umgebung des Motivs mit<br />
eingeschlossen wird. Sie sollten immer ein stabiles<br />
Stativ dabei haben, um ein Verwackeln der Kamera<br />
zu vermeiden und den Bildaufbau zu unterstützen.<br />
Wenn Sie jedoch auf Bodenhöhe fotografieren,<br />
ist ein Bohnensack praktischer – zusammen mit<br />
einem Stück Plane, auf das Sie sich legen können.<br />
Ein Reflektor ist weiteres unverzichtbares Zubehör.<br />
Ein Zerstäuber (Sprühflasche) kann eingesetzt<br />
werden, um feine Wassertröpfchen, ähnlich wie<br />
Tautropfen, zuzufügen. Ein Polfilter ist nützlich,<br />
um reflexive Blendenflecke aus dem Laub zu<br />
reduzieren und ein Weichzeichnungs-Filter kann<br />
gut in Kombination mit Motiven, die von hinten<br />
ausgeleuchtet werden, eingesetzt werden. Ein<br />
Winkelsucher ist ideal geeignet, um Wildblumen<br />
auf Bodenhöhe zu fotografieren. Aus Gründen der<br />
Präzision sollten Sie immer manuell fokussieren, es<br />
sei denn, Ihre Sehkraft macht das nicht mit. Wenn<br />
Ihre Kamera über eine <strong>Vorschau</strong> der Tiefenschärfe<br />
verfügt, verwenden Sie diese, um zu überprüfen,<br />
ob die gewählte Blende ausreichend Tiefenschärfe<br />
erzeugt. Betätigen Sie den Auslöser über den<br />
Selbstauslöser der Kamera, um die Bewegung der<br />
Kamera zu minimieren.<br />
Ohne Reflektor<br />
Mit Reflektor<br />
Einen Reflektor verwenden Wenn ich<br />
1Wildblumen fotografiere, verwende ich nur dann einen<br />
Blitz, wenn die kürzest mögliche Verschlusszeit noch zu<br />
langsam ist, um Bewegungen einzufrieren. Persönlich finde<br />
ich, dass ein Blitz das natürliche Empfinden eines Bildes<br />
ruiniert – er zerstört die raffinierte Farbgebung und die feinen<br />
Details. Wenn die Lichtverhältnisse schwach sind, bevorzuge<br />
ich es, das auf natürliche Weise erhältliche Licht zu<br />
manipulieren. Das geht zum Beispiel mit einem Reflektor,<br />
wie die klappbaren, leichtgewichtigen Modelle von Lastolite.<br />
Alternativ kann man auch einen selber basteln, indem man<br />
Alufolie über ein Stück Pappe spannt. Ein Reflektor könnte nicht<br />
leichter in der Anwendung sein. Positionieren Sie ihn einfach in der Nähe Ihres Motivs in einem solchen<br />
Winkel, dass er natürliches Licht auf den notwendigen Bereich richtet. Die Intensität des „abgeprallten“<br />
Lichts kann verstärkt oder vermindert werden, indem der Reflektor näher oder weiter vom Motiv positioniert<br />
wird. Bei Bewölkung oder beim <strong>Fotografie</strong>ren im Wald unter einem dichten Blätterdach ist ein Reflektor<br />
unersetzlich, aber er kann auch bei hellen, sonnigen Lichtverhältnissen zum Einsatz kommen. Zum Beispiel<br />
erzeugt ein Sonnenlicht direkt von oben hässliche, grelle Schatten, die angehoben werden können, wenn<br />
Licht auf die Schattenbereiche geworfen wird. Es kann etwas knifflig und heikel sein, ihn beim <strong>Fotografie</strong>ren<br />
akkurat zu positionieren. Ich persönlich verwende einen Wimberley Plamp, um ihn in Position zu bringen.<br />
Dies ist ein Kugel-Gelenkarm mit je einer Klemme an beiden Enden. Ein Ende kann an ein Stativbein<br />
angebracht werden, während das andere den Reflektor hält.<br />
Jäten Jäten ist ein wesentlicher Teil der <strong>Fotografie</strong> von<br />
Vorher<br />
2Wildblumen. Aber keine Sorge, Sie brauchen dafür keinen grünen<br />
Daumen. Jäten ist ein Begriff, der für die selektive Entfernung von<br />
Gräsern und anderen störenden Elementen aus dem Vorder- und<br />
Hintergrund eines Bildes verwendet wird. Nach meiner Erfahrung<br />
kommt es nur selten vor, dass man eine wild wachsende Pflanze<br />
fotografieren kann, ohne zunächst etwas aufzuräumen – es sei denn<br />
das Motiv füllt den Sucher komplett aus. Das Ausmaß des Jätens<br />
hängt von der Umgebung und der gewählten f/Zahl ab. Bei einer<br />
weiten Blende ist die Tiefenschärfe flach, daher ist weniger Aufräumen<br />
erforderlich, da der Hintergrund des Motivs rasch unscharf wird. Im<br />
Gegensatz dazu erzeugt die erweiterte Tiefenschärfe bei kleinen<br />
Blenden mehr Details und Abgrenzung in der Umgebung des Motivs<br />
– was aus dem Jäten einen kniffligen, zeitraubenden Prozess macht.<br />
Kleinere Störungen im Hintergrund können auch später mit dem<br />
Kopierstempel-Werkzeug in Photoshop entfernt werden, aber bei<br />
anderen funktioniert das nicht, ohne dass dies im fertigen Bild noch<br />
deutlich zu sehen ist. Es ist auf jeden Fall besser, das Bild direkt in der<br />
Kamera richtig hinzubekommen. Meine Herangehensweise sieht so<br />
aus, dass ich zuerst das Bild aufbaue und die Belichtung einstelle.<br />
Dann schaue ich mir die <strong>Vorschau</strong> der Tiefenschärfe an und<br />
untersuche das Bild sorgfältig, ob sich darin irgendetwas findet, was<br />
störend sein könnte. Wenn Ihre Spiegelreflexkamera keine<br />
<strong>Vorschau</strong>funktion hat, machen Sie eine Aufnahme und überprüfen Sie<br />
diese auf dem LCD Monitor. Anschließend drücke ich alles Störende<br />
sorgfältig mit meiner Hand nach unten oder entferne es mit einer<br />
Schere. Dabei ist große Sorgfalt und Rücksicht notwendig. Entfernen<br />
Sie nur Gras und ähnliches und schneiden oder zerstören Sie nie andere<br />
Wildblumen. Letztendlich geht es um einen sauberen und diffusen<br />
Hintergrund.<br />
Nach ästhetischen Gesichtspunkten kann der Unterschied zwischen<br />
einem gejäteten und einem nicht gejäteten Bild beachtlich sein. Auch<br />
wenn ein selektives Aufräumen dazu führt, dass es mit dem<br />
<strong>Fotografie</strong>ren etwas länger dauert, können Wildblumen im Gegensatz<br />
zu anderen Motiven in der Natur nicht weglaufen oder wegfliegen.<br />
Somit besteht kein Grund zur Eile. Denken Sie immer daran, dass das,<br />
was Sie aus dem Bild entfernen oft genauso wichtig sein kann wie das,<br />
was tatsächlich darauf zu sehen ist.
„Nach meiner<br />
Erfahrung<br />
kommt es nur<br />
selten vor, dass<br />
man eine wild<br />
wachsende<br />
Pflanze<br />
fotografieren<br />
kann, ohne<br />
zunächst etwas<br />
aufzuräumen“<br />
Nach dem Jäten<br />
Wenn Sie sich einen Augenblick Zeit nehmen,<br />
Ihren Bildaufbau aufzuräumen, bevor Sie auf<br />
den Auslöser drücken, kann dies den<br />
Unterschied zwischen einem<br />
durchschnittlichen und einem wirklich<br />
außergewöhnlichen Bild ausmachen. Ihr Motiv<br />
läuft nicht weg, also nehmen Sie sich die Zeit<br />
und machen Sie es richtig.
58<br />
Meisterkurs Natur<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Lichtverhältnisse Wie bei jedem Motiv sind<br />
3die Lichtverhältnisse ein wichtiger Aspekt. Je<br />
nachdem, wie Sie das Umgebungslicht einsetzen,<br />
entscheidet dies zu einem Großteil das Aussehen der<br />
endgültigen Bildes. Am liebsten arbeite ich an hellen,<br />
aber bewölkten Tagen. Das Laub blendet nicht so stark,<br />
die Farben sind gesättigter und der niedrigere Kontrast<br />
ermöglicht es mir, feine Details einzufangen, die<br />
anderenfalls ausgewaschen worden wären. Allerdings<br />
sind die Verschlusszeiten bei bewölkten Bedingungen<br />
länger, daher sollte es ein windstiller Tag sein und ein<br />
Abstützen der Kamera ist wichtig. Licht von der Seite<br />
oder von vorne ist in Ordnung, aber vermeiden Sie das<br />
<strong>Fotografie</strong>ren um die Mittagszeit, wenn die Sonne grell<br />
am Himmel steht. Falls dies unvermeidbar ist, werfen<br />
Sie Ihren Schatten über das Motiv, um den Kontrast zu<br />
senken und verwenden Sie ein Stativ und einen<br />
Selbstauslöser, um das Bild aufzunehmen.<br />
Um Fotos von Wildblumen zu machen, die mehr<br />
Drama und Wirkung haben, sollten Sie diese von hinten<br />
beleuchten. Abend- oder Morgenlicht ist am besten<br />
geeignet, wenn die Sonne niedrig am Himmel steht.<br />
Dann ist sie perfekt, um Konturen und Formen<br />
hervorzuheben. Das kann zu wundervollen Ergebnissen<br />
führen – winzige Härchen und Details auf den Stängeln<br />
werden angeleuchtet und die Blütenblätter sehen fast<br />
transparent aus. Um ein Motiv von hinten zu<br />
beleuchten, müssen Sie in die Richtung des Lichtes<br />
fotografieren, daher besteht das Risiko von<br />
Blendenflecken. Um dieses Problem zu vermeiden,<br />
verwenden Sie eine Objektivkappe oder schirmen es mit<br />
der Hand oder einem Stück Karton ab. Die<br />
komplizierten Lichtverhältnisse können leicht das<br />
Messsystem in die Irre führen, also überprüfen Sie die<br />
Bilder anhand des LCD-Monitors und grenzen Sie so die<br />
Belichtungseinstellungen ein.<br />
Tiefenschärfe Die gewählte Blende und die<br />
4daraus resultierende Tiefenschärfe bestimmen<br />
größtenteils das Aussehen und die Anmutung des<br />
endgültigen Bildes. Es gibt keine endgültige Regel, wie<br />
viel oder wie wenig Tiefenschärfe erforderlich ist.<br />
Diese Entscheidung treffen Sie, wenn Sie das Bild<br />
aufnehmen, je nachdem welchen Effekt Sie erzielen<br />
möchten. Wenn Sie das Auge des Betrachters auf<br />
einen bestimmten Fokuspunkt lenken möchten,<br />
verwenden Sie eine große Blende wie f/2.8 oder f/4.<br />
Wenn Sie die Schärfe von Vordergrund bis<br />
Hintergrund maximieren möchten, entscheiden Sie<br />
sich für eine hohe f/Zahl wie f/16 oder f/22. Ihre<br />
Kamera kann nicht vorhersehen, welchen Effekt Sie<br />
wünschen, daher ist es wichtig, die Blende manuell<br />
einzustellen und sich nicht auf die automatischen<br />
Belichtungsmodi der Kamera zu verlassen. Wenn Sie<br />
sich nicht sicher sind, welche Blende den besten<br />
Effekt erzeugt, nehmen Sie einfach eine Sequenz von<br />
Bilder mit unterschiedlichen f/Zahlen auf und<br />
entscheiden später, was Sie bevorzugen. Das habe ich<br />
so gemacht, als ich diese Nahaufnahme einer<br />
Schöllkraut-Blume fotografiert habe. In diesem Fall<br />
bevorzuge ich klar die Bilder mit flacher Tiefenschärfe.<br />
f/22<br />
f/5.6<br />
f/2.8
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Meisterkurs Natur 59<br />
Weit verbreitete Wildblumen<br />
Hier sind fünf der beliebtesten Wildblumen, die Sie<br />
in Deutschland fotografieren können.<br />
Geflecktes Knabenkrauf Eine der am<br />
weitesten verbreiteten wilden Orchideenarten, die<br />
in Wäldern, in Gestrüpp und auf Wiesen wachsen.<br />
Die glänzenden, dunkelgrünen Blätter sind<br />
scheckig und die Blütenähre ist rosa-lilafarben.<br />
Wilde Primel Bekannte mehrjährige Blume in<br />
Wäldern, Hecken und auf schattigem Weideland.<br />
Auch im Garten beliebt. Die Blüten sind 20 bis 30<br />
Millimeter groß und werden von langen, haarigen<br />
Stängeln getragen.<br />
Glockenblume Auch wenn sie auch in<br />
Deutschland zu finden ist, so ist ihr Hauptstandort<br />
in Großbritannien. Dort befindet sich mehr als 50<br />
Prozent der gesamten Population der Welt. Oft<br />
findet man sie als eindrucksvolle, dichte und sehr<br />
fotogene Teppiche.<br />
5<br />
Originalität Frische Bilder von weit verbreiteten, oft<br />
fotografierten Blumen zu machen, ist alles andere als<br />
einfach. Und allzu oft nehmen wir ein Motiv einfach aus<br />
Gewohnheit immer wieder auf die gleiche Art auf. Mit anderen<br />
Worten können vorgefasste Ideen unsere Kreativität<br />
beschneiden. Durch die Digitalfotografie ist das<br />
Experimentieren heute leichter als je zuvor, also lassen Sie Ihrer<br />
Fantasie freien Lauf. Jede Gattung hat das Potenzial, auf<br />
unendliche Art und Weisen fotografiert zu werden. Es ist<br />
möglich, einen ganz unterschiedlichen Satz von Bildern von<br />
dem gleichen Motiv zu machen, indem man einfach<br />
Blickwinkel, Brennweite, Lichtverhältnisse und Belichtung<br />
sowie Hintergrund oder Entfernung der Kamera zum Motiv<br />
verändert. Jeder Parameter kann einen dramatischen Effekt für<br />
das Aussehen und die Anmutung des fertigen Bildes haben.<br />
Aus meiner Erfahrung heraus ist es am besten, zunächst das<br />
Bild aufzunehmen, das am naheliegendsten ist und sich<br />
anschließend um das Motiv herum zu bewegen und andere<br />
Herangehensweisen auszuprobieren. <strong>Fotografie</strong>ren Sie aus<br />
niedrigen und hohen Blickwinkeln und variieren Sie dann die<br />
Brennweiten und die Tiefenschärfe. Füllen Sie das Bild mit der<br />
Blume, aber machen Sie auch eine Aufnahme, auf der sie klein<br />
in ihrer Umgebung zu sehen ist. Wenn ein leichter Wind weht,<br />
verwenden Sie eine lange Verschlusszeit, um die Blume<br />
absichtlich verschwimmen zu lassen. Ihrer Fantasie sind keine<br />
Grenzen gesetzt. Hier habe ich einen Wald in der Nähe<br />
besucht, in dem in großer Zahl Buschwindröschen wachsen.<br />
Diese sehr unterschiedlichen Ergebnisse habe ich in wenigen<br />
Minuten eingefangen.<br />
Original<br />
Buschwindröschen Allgemein in Wäldern<br />
weit verbreitete mehrjährige Pflanze. Die langen<br />
Blätter am Stamm sind in drei Zipfel geteilt.<br />
<strong>Fotografie</strong>ren Sie sie einzeln oder als große<br />
Blütenteppiche.<br />
Fingerhut Große leicht erkennbare<br />
Blume – oft zu finden entlang von Küstenpfaden,<br />
Waldlichtungen und im Gestrüpp. Seine<br />
Blütenähre birgt eine Reihe von rosa-lilafarbenen<br />
rohrförmigen Blüten, die zudem giftig sind.
60<br />
Meisterkurs Natur<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Wassertropfen<br />
Mit Wassertropfen können<br />
Blumenbilder visuell interessanter<br />
aussehen – das ist ganz einfach, wenn<br />
man weiß, wie es geht<br />
Spiegelung in Tropfen<br />
Lust auf diese alternative Methode? Blättern Sie<br />
weiter, um herauszufinden wie!<br />
Daniel Lezano Bei so viel Regen in<br />
Deutschland, insbesondere in den letzten<br />
Jahren, könnte man es als merkwürdig<br />
bezeichnen, eine Anleitung zu schreiben,<br />
wie man Regentropfen nachahmt. Leider fällt der<br />
meiste Regen in den kälteren Monaten, wenn die Zahl<br />
der Gartenblumen eher spärlich ist. Da nun mal im<br />
Sommer weniger Regen fällt, ist die einzige Methode,<br />
Regentropfen zu fotografieren, diese selbst zu<br />
erstellen.<br />
Das geht ganz einfach mit einer Sprühflasche, einer<br />
Gießkanne oder einem Gartenschlauch. Wenn Sie<br />
eine der letzten beiden Optionen verwenden, achten<br />
Sie darauf, dass die Düse einen Sprühaufsatz für das<br />
Wasser hat, sodass dieses nicht aus einem dicken<br />
Strahl kommt und womöglich die filigranen Pflanzen<br />
beschädigt.<br />
Es gibt eine Reihe von unterschiedlichen<br />
Möglichkeiten, wie Tropfen sich auf Gartenlaub<br />
absetzen können und alle bieten die Gelegenheit für<br />
eine andere Art von Bild. Eine der beliebtesten Arten<br />
sind Tropfen, die an einem Stängel hängen,<br />
normalerweise in Gruppen von zwei oder drei. Diese<br />
effektive Technik wird um eine Dimension erweitert,<br />
wenn Blumen in der Nähe sind, die sich in den<br />
Tropfen spiegeln, wie beim Bild oben. Wenn Sie diese<br />
Technik ausprobieren möchten, sollten Sie einen<br />
Blickwinkel wählen, der den Hintergrund mit<br />
einbezieht. Das andere beliebte Bild ist weitaus<br />
leichter, aber ebenso ansprechend. Dabei müssen<br />
Sie die Oberfläche eines Blattes oder Blütenblätter<br />
mit Dutzenden von kleinen Tropfen bedecken, indem<br />
Sie sie mit Wasser besprühen.<br />
Für diese Schritt-für-Schritt-Anleitung wollte ich eine<br />
Technik ausprobieren, die ich zuvor noch nicht<br />
gesehen hatte. Dabei wollte ich einen einzelnen<br />
Tropfen, der auf einer Blume liegt anstatt von ihr<br />
herunterhängt, fotografieren. Die Blume meiner<br />
Wahl war lilafarbener Zierlauch, eine meiner<br />
Lieblings-Fotomotive aufgrund der komplexen<br />
Struktur der vielschichtigen Blüte. Da ich mich viel<br />
bewegen werde, um verschiedene Blickwinkel<br />
auszuprobieren, fotografiere ich aus der Hand. Ein<br />
100 mm Makro-Objektiv hilft mir dabei, nah<br />
heranzukommen. Durch das strahlende Sonnenlicht<br />
brauche ich mir um ein Verwackeln der Kamera keine<br />
Sorgen zu machen, aber wegen der gelegentlichen<br />
Windstöße muss ich die Verschlussgeschwindigkeit<br />
relativ kurz halten, um eine Unschärfe durch die<br />
Bewegung des Modells während der Aufnahme zu<br />
vermeiden. Ich verwende die Zeitautomatik mit<br />
Blendenvorwahl, da ich unbedingt die Kontrolle über<br />
die Tiefenschärfe behalten möchte.<br />
Und noch ein letzter Punkt: Tropfen formen sich<br />
besser und behalten ihre Form eher an feuchten<br />
Tagen, wenn die Luft einen höheren<br />
Feuchtigkeitsgehalt hat. Daher lässt sich diese<br />
Technik im Sommer einfacher durchführen, wenn ein<br />
Sturm aufzieht als an heißen, trockenen Tagen.<br />
HELEN DIXON<br />
Set-up<br />
Das Wasser aufsprühen Sprühen Sie<br />
1 zunächst nur einen Hauch von Wasser auf die<br />
Blume, um zu sehen, welchen Effekt dies hat. Leider<br />
finde ich, dass bei dieser Blumenart der Sprühbereich<br />
des Wassers gut ist, aber die Tropfen sind zu klein und<br />
nicht groß genug für das Bild. Ich muss mir noch etwas<br />
anderes überlegen!<br />
Experimentieren Ich versuche es mit einem<br />
2 Schlauch, aber das Ergebnis ist das gleiche. Ich<br />
entscheide mich, einen größeren Tropfen mit mehr<br />
Kontrolle aufzusetzen und probiere dies mit einem<br />
Strohhalm, den ich in ein Glas Wasser tauche. Indem<br />
ich meinen Finger auf das Ende des Strohhalms setze,<br />
kontrolliere ich das Lösen des Wassers auf den<br />
Zierlauch.<br />
Immer weiter probieren Ich brauche ein<br />
3 paar Versuche, aber schließlich schaffe ich es,<br />
einen großen Tropfen Wasser auf eine Blume zu setzen.<br />
Das ist der Beweis, dass die Strohhalm-Methode mit<br />
etwas Geduld und Glück funktionieren kann. Dieser<br />
spezielle Tropfen ist zu groß, daher schüttle ich die<br />
Pflanze und versuche es weiter, bis es besser klappt.<br />
Den richtigen Blickwinkel finden Es<br />
4 sind noch einige weitere Versuche nötig, aber<br />
schließlich habe ich einen Tropfen, der eine geeignetere<br />
Größe hat. Jetzt muss ich versuchen, einen guten<br />
Blickwinkel zu finden und die beste Blende einstellen.<br />
Ich beginne damit, von oben zu fotografieren, aber das<br />
Ergebnis ist zu flach, also ändere ich meine Position und<br />
suche nach Alternativen.<br />
Auf Augenhöhe mit dem Motiv Ein<br />
5 niedriger Blickwinkel gibt dem Bild eine stärkere<br />
Dreidimensionalität und der Tropfen ist aufgrund der<br />
flachen Tiefenschärfe deutlich sichtbar. Aber der<br />
unscharfe Vordergrund stört und der dunkle Hintergrund<br />
ist nicht besonders attraktiv.
Fertiges Bild<br />
Nachdem ich meine Position etwas höher<br />
verlagert habe, hat sich der Bildaufbau<br />
dramatisch verbessert. Das Motiv<br />
dominiert jetzt nicht nur das Bild, auch<br />
der Vordergrund ist ruhiger und die grüne<br />
Vegetation im Hintergrund wirkt<br />
angenehmer. Blende f/8 liefert dazu die<br />
perfekte Tiefenschärfe.
62<br />
Meisterkurs Natur<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong>
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Meisterkurs Natur 63<br />
<strong>Fotografie</strong>ren Sie eine<br />
bunte, in Wassertropfen<br />
gebrochene Blume<br />
Fotografen lieben diese Technik – und nicht ohne Grund, denn sie<br />
macht Riesenspaß und bringt interessante Ergebnisse<br />
Ross Hoddinott: Sie könnten argumentieren, dass es ein bisschen wie ein<br />
Klischee ist, wenn Sie das gebrochene Bild einer bunten Blume durch einen oder<br />
mehrere Wassertröpfchen fotografieren, die auf einem Stängel oder einem Ast<br />
hängen, und Sie hätten wohl ein wenig recht damit. Aber obwohl es nicht die<br />
originellste Idee sein mag, ist nicht zu verleugnen, dass die Ergebnisse ins Auge springen<br />
können. Weil es schon so oft gemacht wurde, ist es leicht, über diese Art von Aufnahme<br />
hinwegzusehen. Das ist jedoch ein Fehler. Es spricht nichts dagegen, eine Idee<br />
nachzumachen – solange Sie es gut machen und die Herausforderung genießen, ein gutes<br />
Endergebnis zu erhalten.
64<br />
Meisterkurs Natur<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Empfohlene Ausrüstung<br />
A u fb a u :Diese Art von Bild ist einfach zu fotografieren, und es sollte nicht<br />
länger als eine Stunde dauern. Sie können Ihre Ausrüstung im Garten oder drinnen<br />
aufbauen und einen kleinen Tisch als Basis verwenden. Ein Makroobjektiv wäre die<br />
ideale Wahl, da dies in der Regel einen Wiedergabemaßstab von 1:1 hat, aber ein<br />
Umkehrring, eine Nahlinse oder ein Zwischenring tun es auch. Ein Fernauslöser ist<br />
ebenfalls von Nutzen (oder, wenn Sie keinen haben, der Selbstauslöser der Kamera),<br />
ebenso wie ein kleiner Reflektor. Außerdem benötigen Sie eine bunte Blume, die Sie<br />
fotografieren können, wie zum Beispiel eine Gerbera oder eine Sonnenblume.<br />
Die Blume und das Objekt, an dem die Tropfen hängen, müssen in der richtigen<br />
Position eingespannt werden, und die Tropfen sollten zwischen 10 und 30 cm<br />
vor der Blume an einem dünnen Schilfrohr, Gras oder Zweig hängen. Wimberley<br />
Plamps sind dafür sehr nützlich, aber Aktenklammern oder Klebeband funktionieren<br />
auch. Verwenden Sie, um Ihre Tropfen zu erzeugen, eine Sprühflasche oder einen<br />
Zerstäuber. Sprühen Sie so lange, bis sich große Tropfen bilden und vom Schilfrohr<br />
oder Ast herunter hängen. Es kann ein frustrierender Prozess sein und einiger<br />
Versuche bedürfen, bis die Tropfen genau richtig werden.<br />
Wimberley Plamp:<br />
Ich verwende einen einfachen<br />
Aufbau mit einer Tischplatte und<br />
habe vom örtlichen Blumenhändler<br />
eine große, rote Gerbera gekauft.<br />
Je größer die Blume, desto besser,<br />
da Sie auch als Hintergrund für die<br />
Aufnahme dient. Die Tropfen hängen<br />
von einem frischen grünen Schilfrohr<br />
aus meinem Teich. Ich befestige zwei<br />
Wimberley Plamps am Tisch; einen<br />
um das Schilfrohr an der richtigen<br />
Stelle zu halten und den anderen, um<br />
die Blume etwa 20 cm dahinter zu<br />
positionieren. Das Schilfrohr muss<br />
waagerecht gehalten werden, sonst<br />
läuft das Wasser daran herunter,<br />
aber der Vorteil der Verwendung<br />
von „Plamps“ ist, dass ihre flexiblen<br />
Arme einfach anzupassen und zu<br />
positionieren sind. Ich richte Blume<br />
und Schilf so aus, dass der Blütenkopf<br />
einen bildfüllenden Hintergrund bildet.<br />
Danach besprühe ich das Schilfrohr<br />
mit einem Zerstäuber, bis sich eine<br />
Reihe von Tropfen formt. Nachdem ich<br />
das getan habe, bringe ich mein Stativ<br />
in die richtige Position – parallel zu<br />
den Tropfen und der Blume dahinter.<br />
Eine Probeaufnahme machen Wenn ich die Reihe der Tropfen nur<br />
1 ansehe, kann ich schon sehen, wie sich das perfekte Miniaturbild der Blume in<br />
jedem Tropfen bricht. Ich entscheide mich dazu, mich auf ein paar Tropfen zu<br />
konzentrieren, die nebeneinander angeordnet sind. Danach bevorzuge ich eine große<br />
Blende von f/4, damit die Blume dahinter völlig unscharf wird. Ich fokussiere dann die<br />
Tropfen und betätige den Auslöser. Wenn man jedoch den Tropfen selbst und nicht die<br />
Lichtbrechung scharf stellt, werden die Blumenbilder unscharf.<br />
Die Bildschärfe einstellen Bei Nahaufnahmen ist die Tiefenschärfe oft<br />
2 eine Sache von Millimetern. Deshalb ist eine präzise Scharfeinstellung<br />
entscheidend. Aus diesem Grund sollten Sie sich, soweit Ihr Sehvermögen es zulässt,<br />
immer für die erhöhte Präzision der manuellen Fokussierung entscheiden. Ich<br />
verändere vorsichtig meinen Fokuspunkt, sodass er auf dem gebrochenen Bild der<br />
Blume liegt. Die Tiefenschärfe ist bei f/4 jedoch so eng, dass nichts anderes als mein<br />
Fokuspunkt als angemessen scharf aufgenommen wird.
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Meisterkurs Natur 65<br />
Fertiges Bild<br />
Experimentieren Sie mit vertikalen oder horizontalen<br />
Kompositionen und verändern Sie den Aufnahmewinkel.<br />
Ich probierte verschiedene Ansätze aus, auch diesen mit<br />
allen Tropfen im Fokus. Mein Lieblingsbild ist das auf der<br />
vorherigen Seite, eine Komposition im leichten Winkel zum<br />
Schilfrohr, mit nur einem Tropfen im Fokus. Die Blume ist<br />
scharf, während alles andere hübsch verschwimmt.<br />
Eine kleinere Blende verwenden Im Modus Zeitautomatik mit<br />
3 Blendenvorwahl wähle ich eine kleinere f/Zahl von f/14. Ich hoffe dies wird genug<br />
Tiefenschärfe erzeugen, um Tropfen, Reflexe und Schilfrohr angemessen scharf zu<br />
halten. Die sich ergebende lange Verschlusszeit erhöht das Risiko des Verwackelns,<br />
deshalb wird selbst die winzigste Vibration, die durch das Betätigen des Auslösers<br />
entsteht, das Bild abschwächen. Daher ist die Verwendung eines Fernauslösers<br />
unverzichtbar, um ein scharfes Ergebnis zu gewährleisten.<br />
Mehr Tropfen erstellen Das vorherige Bild ist in Ordnung, aber die<br />
4 Komposition ist nicht besonders aufregend. Ich entscheide, dass kein hinreichend<br />
starker visueller Eindruck entsteht, wenn man nur zwei der Tröpfchen isoliert, deshalb<br />
besprühe ich das Schilfrohr erneut, um mehr Tropfen zu erhalten und dann eine<br />
größere Gruppe in den Fokus zu nehmen. Ich behalte die Einstellungen des letzten<br />
Bildes bei und verwende f/14 mit einer entsprechenden Verschlusszeit von 1/4<br />
Sekunde. Das Ergebnis ist interessanter, aber ich bin mir sicher, dass ich das noch<br />
besser kann.
66<br />
Meisterkurs Natur<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Unkraut vergeht nicht…<br />
Unerwünschte grüne Bewohner des Gartens sehen durch<br />
die Kamera viel besser aus als auf der Wiese...<br />
Daniel Lezano: Wenn Sie niemanden in der Familie haben, der<br />
sich für den Garten engagiert, wird in einigen Ecken etwas Unkraut<br />
sprießen. Normalerweise rückt man dem mit Pflanzkelle und<br />
Unkrautvernichtungsmittel zuleibe. Allerdings ist der Löwenzahn ein<br />
Unkraut für Fotografen, denn er kann äußerst fotogen sein. Dabei geht es weniger<br />
um die eigentliche Blume als um den mit Samen besetzten Kopf der<br />
„Pusteblume“, die unsere Aufmerksamkeit verdient. Dieser filigrane Kopf besteht<br />
aus kleinen, federleichten Samen, die sich vom Blütenstand lösen und mit dem<br />
Wind fortgeweht werden. Dadurch sind sie wunderschön, aber schwierig zu<br />
handhaben. Es ist zwar möglich, eine abzupflücken und an einen geeigneten Ort<br />
zu bewegen, aber oft ist es am besten, sie dort zu fotografieren, wo sie gewachsen<br />
ist.<br />
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, eine Pusteblume zu fotografieren, also probieren<br />
Sie so viele wie möglich, bevor sie sich auflöst. Eine der beliebtesten Methoden ist<br />
es, einen niedrigen Blickwinkel einzunehmen und sie gegen einen dunklen<br />
Hintergrund oder blauen Himmel zu fotografieren. Am besten polarisiert, um den<br />
Kontrast zu verstärken. Eine weitere Methode ist es, eine Sequenz von Bildern zu<br />
schießen, während einige der Samen weggepustet werden, sodass sie in der Luft<br />
gefangen werden. Anschließend kann man noch den Stängel mit den restlichen<br />
Saaten fotografieren.<br />
Alle diese Ideen lohnen sich, ausprobiert zu werden, aber bei dieser<br />
Schritt-für-Schritt-Anleitung habe ich mich für etwas entschieden, das ein wenig<br />
anders ist als die anderen Gartenbilder in diesem Leitfaden. Anstatt ein<br />
farbenfrohes Bild des Blütenstängels im Sinn zu haben, möchte ich ein mit<br />
vielen Details versehenes, monotones und abstraktes Ergebnis erzielen. Ich<br />
habe meiner Kamera mit einem 100 mm Makro-Objektiv auf einem<br />
Manfrotto 190XPROB ausgestattet, das einen nützlichen Kragen hat, mit<br />
dem die Mittelstange schnell heruntergefahren kann, sodass man auf einer<br />
niedrigen Ebene fotografieren kann. Es ist strahlendes Wetter, also wähle ich<br />
einen niedrigen ISO-Wert von 100. Ich stelle die Zeitautomatik mit<br />
Blendenvorwahl ein und nehme jedes Bild mit f/5.6, f/8 und f/11 auf, um die<br />
Tiefenschärfe zu variieren – erst später entscheide ich, was mir am besten<br />
gefällt. Da das Fokussieren entscheidend ist, stelle ich den Einzel-Autofokus<br />
ein, um sicherzugehen, dass der Fokus auf der Mitte des Blütenstängels liegt.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
An Ort und Stelle<br />
Reflektor Abdeckung<br />
Diffusor<br />
Aufbau 1<br />
Aufbau 2<br />
Aufbau 3<br />
Das richtige Motiv finden Löwenzahn ist<br />
1 eine der häufigsten Unkrautarten in den heimischen<br />
Gärten, daher sollte es nicht allzu schwierig sein, ein<br />
geeignetes Exemplar zu finden. Ich habe einen entdeckt,<br />
der durch den Kies neben meiner Hütte hervor wuchs<br />
(meine Frau wird nicht gerade begeistert sein!). Hier ist<br />
zunächst eine direkte Aufnahme der Pusteblume, um<br />
sie in ihrer natürlichen Umgebung zu zeigen. Der grüne<br />
und braune Hintergrund sieht nicht besonders<br />
einladend aus, also sind wohl einige Maßnahmen<br />
erforderlich, um das Ergebnis zu verbessern.<br />
Belichtungskompensation hinzufügen<br />
2 Ich stelle die schwarze Abdeckung meines Reflektors<br />
hinter die Pusteblume und sofort gibt es eine Verbesserung<br />
mit dem weißen Kopf, der sich deutlich von der Kulisse<br />
abhebt. Ich muss noch eine Stufe -1 EV an<br />
Belichtungskompensation hinzu wählen, um zu verhindern,<br />
dass Details der Pusteblume verloren gehen – überprüfen<br />
Sie die Belichtung anhand Ihres LCD Monitors. Das ist zwar<br />
schon besser, aber das Ergebnis ist immer noch zu<br />
langweilig. Um die Feingliedrigkeit der Pusteblume<br />
deutlicher zu machen, muss ich mir etwas einfallen lassen,<br />
um das Motiv von hinten ausgeleuchtet zu fotografieren.<br />
Diffusor einbringen Die Lösung ist einfach<br />
3 – ich stelle den Diffusor meines 5-in-1-Reflektors<br />
hinter die Pusteblume (man kann auch ein Blatt weißes<br />
Papier oder eine Gardine benutzen, wenn man keinen<br />
speziellen Diffusor hat). Wegen des niedrigen<br />
Blickwinkels fotografiere ich aus der Hand und<br />
verwende das Stativ um den Diffusor zu halten. Das Bild<br />
ist sofort viel besser als die vorherigen Versuche. Das<br />
helle Sonnenlicht führt zu einem Hintergrund, der fast<br />
weiß ist und die Pusteblume wird fast als Silhouette<br />
aufgezeichnet.
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Meisterkurs Natur 67<br />
Wunderschönes Unkraut<br />
Eine kurze Anpassung in der Tonwertkorrektur<br />
(„Bild > Anpassungen > Tonwertkorrektur“), um<br />
den Kontrast des Silhouetten-Effekts zu<br />
verstärken, anschließend einen leichten Farbstich<br />
über „Bild > Anpassungen > Farbton /<br />
Sättigung“zufügen ... schon fertig!
68<br />
Meisterkurs Natur<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Magische Pilze!<br />
Im Herbst haben Sie die Chance, wunderschöne Aufnahmen von Pilzen zu<br />
machen. Folgen Sie diesen Tipps, um ihre Schönheit zu offenbaren<br />
Ross Hoddinott: Bei dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung brauchen<br />
Sie zunächst die richtigen Bedingungen, bevor Sie mit der Kamera nach<br />
Draußen gehen: kürzere Tage, ein mit Blättern bedeckter Waldboden<br />
und spürbare Herbstkälte! Der Herbst ist eine wunderbare Jahreszeit<br />
für die Naturfotografie. Wenn das Wetter abkühlt, legt sich fotogener Nebel über<br />
Täler und Bäume und die Wälder nehmen eine goldbraune Farbe an.<br />
Dies ist die Jahreszeit, um Pilze zu fotografieren. Sie mögen zwar weniger<br />
aufregende Motive sein, und doch sind alle Pilzsorten extrem fotogen. Es gibt<br />
Tausende von Arten, die sich deutlich in Farbe, Größe, Form und Design<br />
unterscheiden. Pilze können praktisch überall wachsen, von Parks bis zu<br />
Rasenflächen. Viele Gattungen bevorzugen jedoch feuchte, reife Wälder, wo es<br />
gefällte Baumstämme, moosbedeckte Baumstümpfe und tiefe Blätterhaufen gibt.<br />
Oktober und November sind die besten Monate, um im heimischen Wald auf die<br />
Suche nach Pilzen zu gehen. Dieses Motiv ist für alle Fotografen geeignet, denn es<br />
erfordert nur einen sehr grundlegenden Aufbau. Natürlich brauchen Sie eine<br />
digitale Spiegelreflexkamera – am Besten mit LiveView – und ein Makro-Objektiv<br />
oder ein Zubehör für Nahaufnahmen wie ein Zwischenring oder eine Nahlinse.<br />
Pilze wachsen gerne in dunkler Umgebung, daher ist die Stabilität eines Stativs<br />
wichtig. Außerdem helfen ein Reflektor oder ein Blitzlichtgerät dabei, das Motiv<br />
auszuleuchten.<br />
Das Motiv finden Ich besuche einen heimischen Wald, bei dem ich weiß,<br />
1 dass es hier im Herbst viele Pilze gibt. Nachdem ich zehn Minuten gesucht habe,<br />
finde ich einen Baumstumpf, auf der eine attraktive Gruppe von Pilzen wächst. Sie<br />
sind in makelloser Verfassung und in einer guten Position, um fotografiert zu werden.<br />
Ich schraube meine digitale Spiegelreflexkamera auf das Stativ und mache ein erstes<br />
Bild. Allerdings stört die unruhige Umgebung und das überhängende Efeu.<br />
Fürs „Jäten“ im Bild gerüstet sein Die unmittelbare Umgebung des<br />
2 Motivs muss bei Nahaufnahmen unbedingt berücksichtigt werden. Ich habe in<br />
meinem Rucksack immer eine Schere, um das Bild etwas aufzuräumen – eine Technik,<br />
die bei Fotografen als „Jäten“ bekannt ist. Ich entferne den umliegenden Efeu, aber achte<br />
sorgfältig darauf, die Pilze nicht zu zerstören.<br />
Eine Testaufnahme machen Um das Problem des störenden<br />
3 Hintergrunds zu lösen, stelle ich mein Stativ etwas näher heran, um einen<br />
engeren Bildaufbau zu probieren. Das Ergebnis ist besser, aber der parallele<br />
Blickwinkel ist ziemlich langweilig und es fehlt der Aufnahme einfach an dem<br />
gewissen Etwas. Der parallele Blickwinkel kann bei einigen Motiven funktionieren,<br />
aber in diesem Fall ist das überhaupt nicht so.<br />
Seien Sie vorbereitet!<br />
Damit Ihre Kleidung nicht feucht und<br />
schmutzig wird, tragen Sie eine<br />
wasserdichte Hose oder haben Sie ein<br />
Stück Plane oder einen Müllbeutel<br />
dabei, auf den Sie sich knien können<br />
Den Blickwinkel<br />
4 verändern Die<br />
Feingliedrigkeit und das<br />
Muster der Lamellen sind<br />
die fotogensten und<br />
interessantesten Aspekte<br />
bei Pilzen. Daher ergeben<br />
niedrige, nach oben<br />
gerichtete Blickwinkel oft<br />
die besten Bilder. Also<br />
verändere ich die Position<br />
meines Stativs wieder, aber<br />
wegen dem niedrigen,<br />
ungewöhnlichen Winkel<br />
habe ich Schwierigkeiten,<br />
das Bild akkurat und<br />
bequem durch den Sucher<br />
der digitalen<br />
Spiegelreflexkamera<br />
aufzubauen.<br />
LiveView verwenden Wenn man aus niedrigen, ungewöhnlichen<br />
5 Winkeln fotografiert, ist LiveView wirklich eine hilfreiche Funktion. Ich schalte<br />
LiveView an und über den Bildschirm kann ich den Bildaufbau gestalten, ohne<br />
meinen Körper verdrehen zu müssen. Der niedrige Blickpunkt betont die Lamellen der<br />
Pilze und erzeugt eine interessantere Aufnahme. <strong>Digitale</strong> Spiegelreflexkameras mit<br />
einem ausklappbaren und verstellbaren LCD-Monitor sind für diese Art von <strong>Fotografie</strong><br />
noch besser geeignet.
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Meisterkurs Natur 69<br />
Fertiges Bild<br />
Ein wirklich zauberhaftes<br />
Pilzfoto. Wann gehen Sie in<br />
den Wald und probieren diese<br />
Technik aus?<br />
Grundlegende Ausrüstung<br />
Wenn man Pilze im dunklen Wald fotografiert, ist das Licht oft eingeschränkt. Dies,<br />
kombiniert mit der Tatsache, dass man oft eine hohe f/Zahl im Bereich von f/16 oder<br />
f/22 wählen möchte (um eine ausreichende Tiefenschärfe zu erzeugen), bedeutet,<br />
dass Verschlusszeiten typischerweise langsam sind. Für gestochen scharfe Bilder<br />
sind ein Stativ und ein Fernauslöser unverzichtbar. Wenn der Waldboden feucht<br />
und weich ist, drücken Sie die Füße des Stativs zur Sicherheit tief in den Boden.<br />
Selbst wenn Sie ein Stativ verwenden, kann das Drücken auf den Auslöseknopf<br />
leichte Vibrationen erzeugen, die das Bild verwackeln.<br />
Also verwenden Sie immer einen Fernauslöser oder die<br />
Selbstauslöser-Funktion der Kamera. Wenn Ihre Kamera<br />
eine Spiegel-Verschluss-Funktion hat, verwenden Sie<br />
diese. Dadurch wird der Reflexspiegel verschlossen,<br />
bevor der Auslöser gedrückt wird, und somit interne<br />
Vibrationen eliminiert.<br />
Den Füllblitz ausprobieren Der Nachteil der Verwendung eines niedrigen<br />
6 Blickwinkels ist es, dass die Unterseite der Pilze im dunklen Schatten liegt, Details<br />
verdunkelt und ziemlich hässlich aussieht – insbesondere da die Lichtverhältnisse im<br />
dichten Wald sowieso ziemlich mäßig sind. Ein Füllblitz kann verwendet werden, um<br />
dies zu lindern, aber in einer solchen Nähe zum Motiv wirkt er oft zu grell und<br />
unnatürlich.<br />
Einen Reflektor einsetzen Ich bevorzuge hier einen Reflektor. Man kann<br />
7 den Effekt auf das Motiv sofort sehen und die Lichtintensität verändern, indem<br />
man ihn näher heran bringt, oder den Winkel kippt. Es ist die natürlichste Methode,<br />
kleinste Motive auszuleuchten, und außerdem die einfachste. Indem ich den Reflektor<br />
nah halte, werfe ich das Licht auf den Pilz zurück und drücke erneut den Auslöser.<br />
Endlich, ein Pilzfoto, auf das ich stolz sein kann.
70<br />
Meisterkurs Natur<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
INSEKTEN<br />
Die Natur ist eines der beliebtesten Motive in der <strong>Fotografie</strong>, stellt aber auch vor die größten Herausforderungen. Unser<br />
Experte und Naturkundefotograf Ross Hoddinott, der bereits einige Preise gewonnen hat, teilt sein Wissen mit uns. Unser<br />
Exkurs beginnt mit dem Aufspüren der Motive, mit dem Ziel, fantastische Aufnahmen mitzubringen…<br />
KÄFER UND ANDERE KRABBELTIERE haben nicht den besten Ruf, stimmt‘s? Trotz Ihrer winzigen<br />
Größe scheinen Sie bei vielen Menschen eher Panik auszulösen. Wenn Sie jedoch mutig genug sind<br />
und sich näher heran wagen, werden Sie feststellen, dass die meisten sehr farbenfroh, faszinierend<br />
geformt und sehr fotogen sind. Nur wenige der in Nord- und Mitteleuropa beheimateten Insekten<br />
beißen oder stechen, Angst ist also selten begründet. Anstatt wegzulaufen, sollten Sie als Fotograf<br />
lieber nach Ihrer Kamera greifen.<br />
Einige der Techniken und Prinzipien, die wir in dem Meisterkurs Wildblumen auf den Seiten 54 bis<br />
59 vorgestellt haben, können auch auf das <strong>Fotografie</strong>ren von Insekten angewandt werden – zum<br />
Beispiel die Wichtigkeit der Beleuchtung, Originalität der Komposition – und die Notwendigkeit des<br />
Jätens. Nichtsdestotrotz stellen die Beweglichkeit, die Größe und das scheue Wesen dieser kleinen<br />
Tierchen uns Fotografen vor einige praktische und technische Herausforderungen. Zunächst sollten<br />
Sie ihren natürlichen Lebensraum aufsuchen. Fotografen wildlebender Tiere müssen oftmals einige<br />
Nachforschungen über ihre Motive anstellen, bevor sie mit dem <strong>Fotografie</strong>ren beginnen können.<br />
Suchen Sie also Ihre örtliche Bücherei auf oder surfen Sie im Internet und sammeln Sie<br />
Informationen.
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Meisterkurs Natur 71
72<br />
Meisterkurs Natur<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Die richtige Ausrüstung für<br />
Krabbeltiere<br />
Um Insekten zu fotografieren, benötigen Sie ein<br />
Makroobjektiv oder einen Aufsatz für Nahaufnahmen.<br />
Wenn Sie es sich leisten können, ist ein spezielles<br />
Makroobjektiv eine großartige Investition, die Ihnen<br />
eine praktische Arbeitsdistanz erlaubt, aus der Sie<br />
fotografieren können. Ein Objektiv im Bereich von<br />
100 bis 180 Millimetern ist für das <strong>Fotografie</strong>ren<br />
von Insekten am besten geeignet. Wenn Sie jedoch<br />
noch ein Einsteiger oder Student sind oder nur über<br />
eingeschränkte finanzielle Mittel verfügen, versuchen<br />
Sie es einmal mit Zwischenringen oder mit einer<br />
Nahlinse in Kombination mit einem Standardobjektiv<br />
mit fester Brennweite. Beide Ausrüstungsgegenstände<br />
sind verhältnismäßig günstig und bieten einen guten<br />
Einstieg in die Welt der Nahaufnahmen. Ein 70-300<br />
mm Zoomobjektiv mit nahem Fokus kann ebenfalls<br />
manchmal verwendet werden, um größere Insekten,<br />
wie Libellen, zu fotografieren. Wenn sich das Insekt<br />
gerade ausruht, ist eventuell ein Reflektor vonnöten,<br />
um Licht auf das Modell zu werfen. Sie sollten also<br />
immer eins in Ihrer Kameratasche haben. Aufgrund der<br />
Natur der <strong>Fotografie</strong> von Insekten ist ein herkömmliches<br />
Stativ oftmals unpraktisch. Ein Einbeinstativ kann<br />
eine praktischere Art der Unterstützung darstellen,<br />
aber wenn Sie keines besitzen, klappen Sie einfach<br />
die Beine Ihres Dreibeinstativs eng zusammen und<br />
verwenden Sie es als provisorisches Einbeinstativ.<br />
Mancher Enthusiast möchte vielleicht in einen Ringblitz<br />
oder ein Doppelblitzgerät investieren. Diese speziellen<br />
Accessoires für Makroaufnahmen bieten eine künstliche<br />
Ausleuchtung für Nahaufnahmen, wenn das natürliche<br />
Licht nicht ausreicht.<br />
Verwacklungsunschärfe Das ist ein häufiges Problem, das auftritt, wenn die<br />
2 ausgewählte Belichtungszeit nicht kurz genug ist, um Ihre eigenen, natürlichen Bewegungen<br />
zu eliminieren. Das führt zu einem verschwommenen, ruinierten Foto. Bei langen Brennweiten<br />
oder starken Vergrößerungen wird dieser Effekt noch gesteigert. Aus diesem Grunde kann<br />
Verwacklungsunschärfe für Fotografen von Insekten zum Problem werden. Die Lösung? Ganz<br />
einfach: Stellen Sie Ihre Kamera einfach auf ein Stativ. Natürlich ist das oftmals nicht ganz so<br />
leicht, wenn man scheue Wildtiere fotografieren möchte. Das Abstützen der Kamera mag für viele<br />
andere Bereiche der <strong>Fotografie</strong> völlig in Ordnung sein, aber beim <strong>Fotografie</strong>ren von Insekten erweist<br />
sich ein Stativ oftmals als unpraktisch. So wird ein flatternder Schmetterling kaum für Sie posieren<br />
und so lange warten, bis Sie Ihr Stativ aufgebaut haben. Insekten sind extrem empfindlich, was<br />
Bewegungen und Erschütterungen anbelangt. Wenn also das Bein Ihres Stativs irgendein Gras<br />
oder eine Pflanze in der Nähe Ihres Objekts berührt, wird dieses sofort forthuschen oder -fliegen.<br />
Nach meiner Erfahrung ist ein Stativ wirklich nur am frühen Morgen oder am späten Abend<br />
nützlich, wenn Insekten wie Schmetterlinge oder Libellen entweder noch schlafen, oder sich für die<br />
Nacht zurückgezogen haben. Zu jeder anderen Zeit sollten Sie darauf eingerichtet sein, dass Sie<br />
aus der Hand fotografieren müssen.<br />
Dabei überschätzt man sehr leicht, wie lange man eine Kamera still halten kann. Eine gute,<br />
allgemeingültige Regel für die Makroarbeit ist, eine Verschlusszeit zu verwenden, die mindestens<br />
doppelt so lang ist, wie die Brennweite des verwendeten Objektivs. Wenn Sie also ein 90mm<br />
Makroobjektiv verwenden, sollte Ihre Verschlusszeit mindestens 1/180 Sekunde betragen. Wenn<br />
Ihre Kamera oder Ihr Objektiv über eine Bildstabilisierung verfügen, sollten Sie diese auf jeden Fall<br />
einschalten. Mit dieser Technologie können Sie mit zwei oder drei Stufen längeren Verschlusszeiten<br />
noch scharfe Bilder erzielen, als ohne. Alternativ können Sie auch eine größere Blende benutzen<br />
um eine kürzere Verschlusszeit zu erreichen (was jedoch die Tiefenschärfe reduziert) oder einen<br />
höheren ISO-Wert einstellen. Des Weiteren können Sie mit der Art und Weise, wie Sie die Kamera<br />
halten, den Effekt der Verwacklungsunschärfe einschränken. Knien ist beispielsweise stabiler als<br />
Stehen. Halten Sie Ihre Ellenbogen an Ihre Brust gedrückt und die Kamera fest an Ihrem Gesicht.<br />
Stützen Sie das Gewicht mit Ihrer linken Hand ab und drücken Sie den Auslöser sanft durch. Ihr<br />
Objekt wird sich oftmals tief unten auf dem Boden befinden, sodass Sie sich, wenn Sie natürlich<br />
Ergebnisse erzielen wollen, auf den Bauch legen müssen, um die Kamera parallel zu Ihrem Objekt<br />
zu halten. Dies ermöglicht es Ihnen, entweder einen Bohnensack zu verwenden, oder Ihre<br />
Ellenbogen aufzustützen, um die Kamera still zu halten. Das Liegen auf dem Boden schränkt die<br />
Bewegung des Körpers stark ein und reduziert damit das Risiko von Verwacklungsunschärfe<br />
erheblich.<br />
Früh aufstehen Ich werde nicht versuchen, Ihnen irgendetwas vorzugaukeln: Das <strong>Fotografie</strong>ren<br />
1 von Insekten ist eine große Herausforderung und kann auch sehr frustrierend sein. Aus diesem<br />
Grunde ist es nur logisch, sich das Leben einfacher zu machen, wann immer es geht. Insekten sind in der<br />
Wärme vom Vormittag bis hin zum späten Nachmittag am aktivsten, also sollten Sie diese Zeiten, wenn<br />
möglich, meiden. Es ist besser, während der niedrigeren Temperaturen am frühen Morgen und am<br />
späteren Abend zu fotografieren, wenn ihre Körper kalt sind und sie relativ inaktiv bleiben. Wenn Sie also<br />
ernsthaft daran interessiert sind, großartige Insektenporträts zu schießen, müssen Sie Ihren Wecker auf<br />
eine frühe Zeit einstellen…<br />
Im Sommer werden Sie sich um 4:30 Uhr aus Ihrem warmen, kuscheligen Bett quälen müssen, um bei<br />
Sonnenaufgang an Ihrem Schauplatz zu sein. Ich weiß, das ist nicht lustig, aber die Ergebnisse werden es<br />
wert sein. Durchsuchen Sie sorgfältig die Vegetation wie hohe Gräser und Blätter, um schlafende<br />
Schmetterlinge und Käfer zu finden. Dazu benötigen Sie ein gutes Auge, aber mit ein wenig Erfahrung<br />
werden Sie schnell lernen, wo Sie suchen müssen. Achten Sie allerdings darauf, wo Sie hintreten – ein<br />
nachlässiger Schritt kann für diese zerbrechlichen, schlafenden Insekten tödlich sein. Einer der Vorteile<br />
beim <strong>Fotografie</strong>ren schlafender Insekten ist, dass sie weiter schlafen, während Sie den Bereich um sie<br />
herum „jäten“ – sehen Sie dazu auch den Meisterkurs Wildblumen auf den Seiten 54 bis 59. Außerdem<br />
können sich nach ein paar klaren Nächten mit viel Tau winzige Wassertröpfchen auf den Flügeln und dem<br />
Körper des Insekts bilden, die dem Bild einen Maßstab geben und ein zusätzliches, interessantes Detail<br />
darstellen.<br />
Gute Unterstützung<br />
Schlechte Unterstützung
Wer sich für großartige<br />
Insektenporträts<br />
ernsthaft interessiert,<br />
muss seinen Wecker<br />
auf eine frühe Zeit<br />
einstellen…<br />
Käfer auf dem Weg ins Bett…<br />
Wenn Sie kein Frühaufsteher sind, können Sie auch<br />
vor Sonnenuntergang Insekten finden, die sich für die<br />
Nacht zurückgezogen haben. Das niedrige, warme<br />
Licht zu dieser Zeit ist sehr gut für das <strong>Fotografie</strong>ren<br />
von Insekten geeignet, besonders für Schmetterlinge.
74<br />
Meisterkurs Natur<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Bloß keinen Piepser!<br />
Beim <strong>Fotografie</strong>ren von Insekten ist es am besten,<br />
manuell zu fokussieren. Wenn Sie dennoch den<br />
Autofokus verwenden, sollten Sie sicherstellen, dass<br />
sie jegliches Piepsen oder andere Geräusche der<br />
Kamera gleich zu Beginn ausschalten.<br />
Anschleichen Passende Lebensräume, in denen viele Insekten beheimatet sind, können mit ein<br />
3 wenig Internet-Recherche oder durch Anfrage bei einer lokalen Naturschutz-Organisation gefunden<br />
werden. Aber das Aufspüren potenzieller Motive ist der einfachere Teil. Nahe genug an sie<br />
heranzukommen, um sie zu fotografieren, kann sich als viel schwieriger erweisen. Käfer sind sehr<br />
empfindlich, was Bewegung anbelangt, weil sie ständig vermeiden müssen, totgetreten zu werden.<br />
Folglich werden sie sehr schnell fortkrabbeln oder -fliegen, sofern Sie sich ihnen nicht mit größter Vorsicht<br />
nähern. Naturfotografen bezeichnen diesen Prozess der Annäherung an wildlebende Tiere bis auf eine<br />
Distanz, aus der man sie fotografieren kann, als Anschleichen – und zwar heimlich. Wenn Sie ein<br />
passendes Objekt gefunden haben, überlegen Sie, wie Sie sich heranschleichen. Achten Sie auf die<br />
Position der Sonne und bewegen Sie sich langsam näher. Vermeiden Sie dabei schnelle oder abrupte<br />
Bewegungen und achten Sie darauf, wo Ihr Schatten hinfällt. Wenn Ihr Objekt sich auf dem Boden<br />
befindet, gehen Sie vorher auf die Knie und kriechen Sie auf allen Vieren voran. Zugegebenermaßen<br />
werden Sie auf eventuelle Beobachter leicht befremdlich wirken, aber das ist nur ein geringer Preis für ein<br />
großartiges Foto. Wenn Sie nahe genug an Ihrem Objekt sind, bringen Sie die Kamera langsam vor Ihr Auge<br />
und bewegen Sie sich gleichzeitig in die richtige Position um zu fotografieren. Machen Sie jetzt eine<br />
Aufnahme aus einer etwas weiteren Entfernung. So können Sie sicher sein, dass Sie auf jeden Fall ein Foto<br />
in der Tasche haben und geben dem Tierchen Zeit, sich an das Geräusch Ihres Auslösers zu gewöhnen.<br />
Gehen Sie jetzt näher heran, aber schauen Sie weiterhin durch den Sucher und fokussieren Sie dabei neu.<br />
Bauen Sie Ihr Bild auf und schießen Sie. Wenn sich das Insekt bewegt, versuchen Sie, es im Blick zu<br />
behalten. Manche Insekten, zum Beispiel Libellen und manche Schmetterlinge, sind standorttreu und<br />
wenn sie fortfliegen kann es sein, dass sie etwas später wieder an den gleichen Platz zurückkehren. Wenn<br />
Sie also auf Ihrer Position ausharren, kann es gut sein, dass Sie eine zweite Chance erhalten.<br />
Die Kamera parallel<br />
PARALLEL<br />
4 ausrichten Bei dem hohen Maß der<br />
Vergrößerung, das für das <strong>Fotografie</strong>ren von<br />
Insekten erforderlich ist, wird die Tiefenschärfe<br />
zunehmend flacher. Oftmals ist es nicht<br />
ratsam, auf eine kleine Blende wie f/16 oder<br />
f/22 abzublenden, weil die Verschlusszeit zu<br />
lange sein wird. Außerdem werden Details im<br />
Hintergrund so stärker definiert und können<br />
sich als ablenkend erweisen. Selbst in<br />
Situationen, in denen Sie in der Lage sind, eine<br />
höhere f/Zahl zu verwenden, kann die<br />
Tiefenschärfe sich nur auf ein paar Millimeter<br />
NICHT PARALLEL<br />
erstrecken, was eine gute Technik und<br />
Fokussierung enorm wichtig macht.<br />
Meistens werden Sie Ihr Objekt vom Kopf bis<br />
zur Bauchspitze komplett scharf abbilden<br />
wollen. Aus diesem Grunde sollten Sie für die<br />
maximale Tiefenschärfe für jede beliebige f/<br />
Zahl Ihre Kamera sorgfältig so ausrichten, dass<br />
sich Ihre Sensorebene parallel zu dem Objekt<br />
befindet. Wenn Sie dies nicht beachten, laufen<br />
Sie Gefahr, dass der Körper oder die Flügel des<br />
Insekts sich nicht mehr im Fokus befinden.<br />
Fluginsekten sind<br />
sehr empfindlich für<br />
Bewegungen, weil<br />
sie ständig „in<br />
Lebensgefahr<br />
schweben“.
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Meisterkurs Natur 75<br />
Ohne Blitz<br />
Gewöhnliche Insekten<br />
Im Folgenden nennen wir Ihnen fünf der häufigsten<br />
Insektenarten, die Sie in Nord- und Mitteleuropa<br />
finden und fotografieren können.<br />
Frühe Adonislibelle: Es gibt viele<br />
Libellenarten, aber eine der am weitest<br />
verbreiteten ist die Adonislibelle. Sie ist von Mai<br />
bis August unterwegs und bevorzugt Teiche, Seen,<br />
Flüsse und Sümpfe.<br />
Mit Blitz<br />
Gartenkreuzspinne: Diese Spinnenart<br />
ist von Juli bis zur Herbstmitte in großer Anzahl<br />
in Gärten, Hecken, auf Waldlichtungen und<br />
auf Wiesen zu finden. Ihr Netz besteht aus<br />
sternförmigen und spiralförmigen Fäden.<br />
Gedämpftes Blitzlicht<br />
Admiral: Eine unserer am weitesten<br />
verbreiteten Schmetterlingsarten. Man<br />
kann sie sehr leicht in seinen Garten locken,<br />
indem man nektarreiche Pflanzen wie den<br />
Schmetterlingsstrauch anpflanzt. Am häufigsten<br />
ist er im Juli und im August zu sehen.<br />
Die Benutzung von Blitzlicht Ich bin kein großer Fan von Blitzlicht und verlasse mich<br />
5 lieber auf das natürliche Licht. Nichtsdestotrotz gibt es natürlich Zeiten, zu denen das<br />
Umgebungslicht oder reflektiertes Licht nicht ausreichen, und man nicht umhinkommt einen<br />
zusätzlichen Blitz zu verwenden. Für manche Makro-Motive können normale Blitzgeräte verwendet<br />
werden, aber ein Ringblitz oder ein Doppelblitzgerät, das speziell für die Makroarbeit ausgelegt ist, sind<br />
eher geeignet. Ein Ringblitz ist rund und wird vorne auf das Objektiv aufgesetzt. Da er das Objekt aber<br />
gleichmäßig ausleuchtet, kann das Licht flach und langweilig wirken. Ein Doppelblitzgerät ist flexibler. Es<br />
arbeitet nach einem ähnlichen Prinzip, besteht aber aus zwei einzelnen Köpfen, die unabhängig<br />
voneinander verstellt werden können und deren Blitzausstoß für mehr kreative Möglichkeiten variiert<br />
werden kann. Diese Geräte sind jedoch teuer und nur wirkliche Enthusiasten werden die zusätzlichen<br />
Kosten rechtfertigen können und wollen. Eine günstigere Alternative ist die Verwendung des in die<br />
Kamera eingebauten Blitzes. Integrierten Blitzgeräten mangelt es zwar an Flexibilität, aber dafür sind sie<br />
überaus praktisch in der Anwendung. Ihre Position ist zwar vorgegeben und sie können nicht<br />
kameraunabhängig verwendet werden, aber man kann sie ausfahren, wann immer man sie benötigt.<br />
Das ist besonders in Situationen praktisch, in denen man schnell arbeiten muss – wie zum Beispiel beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren von Insekten. Diese Blitzgeräte sind am nützlichsten, um die Schatten ein wenig<br />
aufzuhellen. Achten Sie allerdings darauf, nicht zu nah an Ihr Objekt heranzugehen, weil der Blitz sonst<br />
über Ihr Objekt hinweggeht. Am besten benutzen Sie Ihn bei Wiedergabeverhältnissen unterhalb von 1:2<br />
(halber Lebensgröße). Da der Blitz sich so nah am Objekt befindet, besteht außerdem das Risiko, dass<br />
feine Details und Farben ausgewaschen werden. Versuchen Sie also, das Blitzlicht zu dämpfen. Das<br />
erreichen Sie entweder mit einem Blitzdiffusor oder indem Sie ein Papiertaschentuch oder<br />
Pergamentpapier über den Blitzkopf kleben.<br />
Vierfleck: Diese Libelle weist<br />
unverwechselbare Flecken an der Führungskante<br />
eines jeden Flügelpaares auf. Sie fliegt von Mai bis<br />
August und jagt in Hecken und in der Nähe von<br />
Feuchtgebieten.<br />
Achateule: Eine der weiter verbreiteten<br />
Nachtfalterarten. Sie ist von Mai bis Oktober<br />
unterwegs. Man kann sie an einer rosafarben,<br />
dreieckigen Zeichnung auf den Flügeln sowie<br />
deren gezacktem Innenrand erkennen.
76<br />
Außenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Farbenfrohe Krabbeltiere<br />
Untersuchen Sie Ihren Garten einmal auf Motive, die Blumen und Insekten<br />
kombinieren. Sie werden überrascht sein, was mit ein wenig Einfallsreichtum<br />
alles möglich ist.<br />
Daniel Lezano: Wenn Sie zu den<br />
Glücklichen gehören, die Zugang zu einem<br />
Garten haben, werden Sie sehr<br />
wahrscheinlich schon ein paar Naturfotos<br />
geschossen haben. Blumen in voller Blüte bieten<br />
eine wunderbare Gelegenheit, faszinierende, farbige<br />
Nahaufnahmen zu machen. Doch haben Sie einmal<br />
daran gedacht Pflanzen und Tiere zusammen ins<br />
Bild zu setzen?<br />
Als ich eines Nachmittags im Garten saß, setzte sich<br />
genau vor mir ein Marienkäfer auf eine Blüte; es war<br />
das perfekte Motiv für ein florales Stillleben.<br />
Nahaufnahmen zu machen ist faszinierend, denn<br />
dabei entdecken und erforschen Sie eine ansonsten<br />
unbeachtete Welt en miniature, die Sie auch noch im<br />
Bild festhalten. Dazu brauchen Sie allerdings eine<br />
Ausrüstung, die Ihnen die Möglichkeit gibt, stark<br />
vergrößerte Bilder kleiner Objekte in geringer<br />
Entfernung von ihrer Kamera aufzunehmen. Ideal zu<br />
diesem Zweck ist ein spezielles Makroobjektiv, dass<br />
eine Reproduktion im Verhältnis von 1:1 – also in<br />
Originalgröße – erlaubt. Ein Makroobjektiv hat eine<br />
sehr kurze Arbeitsdistanz. Verwenden Sie ein Stativ,<br />
damit Sie Ihre Bildkomposition feintunen können<br />
und damit die Kamera in einer einmal festgelegten<br />
Position bleibt. Außerdem ermöglicht erst ein Stativ<br />
die langen Verschlusszeiten, die bei schlechten<br />
Lichtverhältnissen nötig werden. Ein kleiner silberner<br />
oder weißer Reflektor ist zum Aufhellen von Schatten<br />
hilfreich, jedoch nicht unbedingt notwendig.<br />
Mit viel Glück finden Sie einen Marienkäfer in<br />
perfekter Position auf einer Blüte vor einem idealen<br />
Hintergrund. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass Sie<br />
eine passende Blume vor einem annehmbaren<br />
Hintergrund finden und sie den Marienkäfer selbst<br />
auf die Blüte setzen müssen. Marienkäfer halten sich<br />
nicht lange an einem Ort auf. Sie müssen deswegen<br />
ihre Ausrüstung schussbereit haben, bevor Sie ihn<br />
auf die Blüte setzen. Spätestens jetzt wird Ihnen klar<br />
werden, warum ein Stativ so wichtig ist: Sie können<br />
vorab die Kamera beliebig positionieren, alle nötigen<br />
Einstellungen vornehmen und nachdem Sie den<br />
Käfer auf die Blüte gesetzt haben, so schnell und so<br />
oft wie möglich auslösen. Sollte der Marienkäfer aus<br />
dem für Ihr Bild idealen Bereich heraus krabbeln,<br />
setzen Sie ihn wieder auf die gewünschte Position<br />
zurück. Das ist sehr viel einfacher, als die Kamera<br />
neu auszurichten. Bei Nahaufnahmen ist die<br />
Schärfentiefe sehr begrenzt, selbst bei hohen<br />
Blendenwerten. Achten Sie also darauf, dass Sie<br />
akkurat scharfstellen. Benutzen Sie den<br />
Einzelpunkt-Autofokus, denn damit können Sie<br />
präzise steuern, worauf das Objektiv scharfstellt. Bei<br />
den meisten Kameras ist der zentrale<br />
Scharfstellpunkt der empfindlichste, doch Sie<br />
können jeden beliebigen Scharfstellpunkt<br />
auswählen, der den Bereich der Pflanze abdeckt, der<br />
die größte Bildschärfe aufweisen soll. Wenn ihre<br />
Kamera die Möglichkeit bietet, eine kleine Gruppe<br />
von Scharfstellpunkten auszuwählen, sollten Sie dies<br />
tun, um die Genauigkeit zu erhöhen. Beginnen Sie<br />
mit einer Blende zwischen f/5.6 und f/8 und stellen<br />
Sie anschließend verschiedene kleinere und größere<br />
Blendenwerte ein, um Bilder mit etwas schärferem<br />
und unschärferem Hintergrund zu erzeugen.<br />
Variieren Sie auch den Winkel der Kamera etwas und<br />
beobachten Sie, wie sich das auf die Darstellung<br />
Ihres Motivs auswirkt. Vielleicht finden Sie einen<br />
Schusswinkel, der eine bessere Perspektive oder<br />
einen besseren Hintergrund bietet.<br />
Genaustens scharfstellen<br />
Autofokussysteme sind für Alltagssituationen<br />
hervorragend geeignet. Im Makrobereich sieht das<br />
leider etwas anders aus, deswegen müssen Sie unter<br />
Umständen von Hand scharfstellen. Die AF-Funktion<br />
lässt sich optimieren, wenn Sie nur einen einzigen<br />
Scharfstellpunkt verwenden, der genau auf dem<br />
gewünschten Teil des Motivs liegt. Ändern Sie den<br />
Scharfstellpunkt, wenn sich Ihr Motiv bewegt.<br />
Wenn ihre Kamera die Auswahl mehrerer<br />
benachbarter Scharfstellpunkte erlaubt, nutzen Sie<br />
diese Funktion, denn sie ist für diese Motive ideal.<br />
Im Übrigen sollten Sie mit der Serienbildfunktion<br />
arbeiten, denn eine Bildsequenz erhöht die Chance<br />
auf mindestens ein gelungenes Foto erheblich.<br />
Vorbereitung Positionieren Sie die auf dem<br />
1 Stativ montierte Kamera so, dass die Blume an der<br />
gewünschten Position im Sucherbild zu sehen ist. Sorgen<br />
Sie für ausreichende Beleuchtung. Machen Sie eine<br />
Testaufnahme, um sicherzustellen, dass die Schärfe<br />
richtig eingestellt ist.<br />
Der Hauptdarsteller Setzen Sie nun den<br />
2 Marienkäfer auf die Blume und lösen Sie sofort eine<br />
Bildsequenz aus, ganz gleich ob er nun sitzen bleibt oder<br />
zu krabbeln beginnt. Auf diese Weise haben Sie ihn<br />
wenigstens auf einigen Fotos scharf im Bild, bevor er aus<br />
dem Schärfebereich auswandern kann.<br />
Kleine Korrekturen Überprüfen Sie die ersten<br />
3 Aufnahmen, und nehmen Sie eventuell erforderliche<br />
kleine Änderungen ihres Setups vor. Ich habe in diesem<br />
Beispiel die Kamera etwas zu Seite geneigt, damit der<br />
Stängel der Pflanze angewinkelt war; das verbesserte in<br />
diesem Fall die Bildkomposition.<br />
Finetuning Scheuen Sie nicht vor weiteren<br />
4 Veränderungen zurück. Mir gefiel beispielsweise der<br />
Kamerastandpunkt, doch ich nahm die Kamera trotzdem<br />
etwas zurück, damit der Hintergrund mehr Kontrast erhielt.<br />
Außerdem experimentierte ich mit der Blendeneinstellung.<br />
Diese Aufnahme wurde mit Blende f/10 gemacht, wodurch<br />
die Details des Hintergrunds etwas klarer hervortreten.
Das fertige Bild<br />
Weitere kleine Korrekturen<br />
führten zu diesem Ergebnis, mit<br />
der Blume und dem Marienkäfer<br />
vor einem freundlich wirkenden,<br />
äußerst weich gezeichneten<br />
Hintergrund. Nicht schlecht für 5<br />
Minuten „Gartenarbeit“…
78<br />
Außenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong>
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Außenaufnahmen 79<br />
Netzwerke der Natur<br />
Entdecken Sie die Ästhetik der Konstruktionen ganz besonderer Baumeister der Natur.<br />
Erst Nahaufnahmen machen die filigranen Details von Spinnennetzen sichtbar.<br />
Ross Hoddinott: Zweifellos eignet sich das Internet sehr gut zur Ideenfindung. Doch hier wollen wir dieses<br />
Netz einmal beiseite lassen, und uns mit physisch greifbaren Netzen befassen: Spinnennetze – die haben<br />
nämlich den Vorteil, dass man Sie fotografieren kann; das „greifbar“ sollten Sie dabei allerdings nicht zu wörtlich<br />
nehmen, denn Sie sind empfindlich. Spinnen produzieren sehr wirkungsvolle Netze, um ihre Beute zu fangen.<br />
Darüber hinaus haben die filigranen, oft symmetrischen Konstruktionen eine ganz eigene Ästhetik, die jedoch erst durch die<br />
Vergrößerung eines Makrofotos wahrnehmbar wird.<br />
Wenn Sie also ein geeignetes Zoomobjektiv, einen Nahfilter, Zwischenringe oder – am besten natürlich – ein spezielles<br />
Makroobjektiv benutzen, werden Sie verblüffende, großformatige Fotos nach Hause bringen.<br />
Spinnen leben praktisch überall, es dürfte also nicht allzu schwer fallen, ein Spinnennetz zu finden, das die zum<br />
<strong>Fotografie</strong>ren notwendige Voraussetzung erfüllt: es muss einigermaßen frei zugänglich sein. Sie sind am einfachsten zu<br />
finden, wenn Sie vom Morgentau bedeckt sind, denn die kondensierten Wassertropfen machen sie dann oft mehrere Meter<br />
weit sichtbar. Außerdem sind sie dann am fotogensten. Der frühe Morgen ist also die beste Zeit, sie aufzuspüren. Im Herbst<br />
und im Winter finden sich vereinzelt nach einer frostigen Nacht sogar gefrorene Spinnennetze, die besonders schön<br />
aussehen und bei geringer Schärfentiefe präzise scharfgestellt, abstrakte, künstlerische Bilder ergeben.
80<br />
Außenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Nicht berühren!<br />
Achten Sie darauf, das Netz nicht zu<br />
zerstören. Das passiert schneller als man<br />
denkt, beispielsweise durch unvorsichtiges<br />
Hantieren mit dem Stativ.<br />
Das fertige Bild<br />
Ein schwarzer Hintergrund<br />
bringt das Glitzern der<br />
Wassertropfen deutlich hervor.<br />
Testfoto Ich musste nicht lange suchen, bevor ich ein vom Morgentau bedecktes<br />
1 Spinnennetz fand. Schnell machte ich meine Bildkomposition, die das gesamte Netz<br />
einschloss. Ich stellte Blende f/8 ein, hoffend, ausreichend Schärfentiefe zu erhalten, um<br />
das gesamte Netz scharf zu bekommen, ohne zu viele störende Hintergrunddetails<br />
aufzunehmen. Doch beim ersten Versuch hob sich das Netz nicht ausreichend gegen den<br />
hellen Hintergrund ab.<br />
Notwendiges<br />
Zubehör<br />
Reflektor:<br />
Ein kompakter,<br />
faltbarer Reflektor<br />
gehört zur<br />
Grundausstattung<br />
in der <strong>Makrofotografie</strong>. Er<br />
wirft natürliches Licht auf unsere<br />
Mini-Motive und befreit die Fotos<br />
von hässlichen Schatten. Darüber<br />
hinaus erzeugt ein Reflektor eine<br />
natürlichere Beleuchtung als jeder<br />
noch so weich eingestellte Blitz.<br />
Die Rückseite eines Reflektors<br />
können Sie als Hintergrund<br />
zweckentfremden, wenn der<br />
natürliche Hintergrund zu<br />
chaotisch wirkt. In manchen<br />
Situationen können Sie sogar die<br />
reflektierende Seite des Reflektors<br />
benutzen, zum Beispiel dann,<br />
wenn Sie eine High-Key-Aufnahme<br />
erzeugen wollen.<br />
Blickwinkel ändern Erfolg und Misserfolg einer Aufnahme stehen und<br />
2 fallen oft mit dem Hintergrund des Motivs. Durch einfaches Ändern des<br />
Kamerastandpunkts, des Blickwinkels, der Brennweite oder der Blende können Sie<br />
sowohl Farbe als auch Erscheinung des Hintergrunds variieren. Ich habe in diesem<br />
Beispiel den Kamerastandpunkt durch vollständiges Ausziehen der Stativbeine<br />
erhöht, um den weißen Himmel aus dem Bildausschnitt heraus zu halten. Ein<br />
Grasstreifen sorgt nun für einen attraktiven, grünen Hintergrund.<br />
Weit offene Blende Ich wollte ein künstlerisch anmutendes Aussehen<br />
3 erzielen, deswegen stellte ich eine große Blende von f/4 ein und richtete das<br />
Objektiv in einem flachen Winkel auf das Netz. Dadurch wird nur ein bestimmter<br />
Bereich scharf abgebildet. Das Scharfstellen muss äußerst präzise erfolgen, wenn Sie<br />
mit einer derart geringen Schärfentiefe arbeiten. Deswegen überprüfte ich das Bild auf<br />
dem LCD Monitor auf punktgenaue Schärfe – und siehe da, die Schärfe ließ sich noch<br />
verbessern.
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Außenaufnahmen 81<br />
Exakt Scharfstellen Ich versuchte es noch einmal. Ein so geringer<br />
4 Schärfentiefebereich, wie er bei dieser starken Vergrößerung entsteht, erlaubt<br />
dem Fotografen, das Auge des Betrachters exakt auf einen ganz bestimmten<br />
Schärfepunkt zu lenken. Falls Ihre Kamera eine <strong>Vorschau</strong>funktion hat, können Sie<br />
damit die Verteilung der Schärfentiefe auf dem Foto überprüfen. Diesmal ließ ich mir<br />
noch mehr Zeit zum Scharfstellen und benutzte einen Fernauslöser, um jede<br />
Bewegung der Kamera auszuschließen.<br />
Hintergrund ändern Obwohl die vorherige Aufnahme gelungen war,<br />
5 schien mir ein schwarzen Hintergrund für dieses Motiv geeigneter. Der Kontrast zu<br />
den glitzernden Wassertropfen würde sich erhöhen. So hielt ich die Rückseite eines<br />
Reflektors etwa 40 cm hinter das Spinnennetz und löste die Aufnahme mit dem<br />
Selbstauslöser der Kamera aus. Wenn Sie ein farbenfroheres Bild bevorzugen – ihrer<br />
Experimentierfreude sind keine Grenzen gesetzt – probieren Sie es mit farbigem<br />
Karton.
82<br />
Meisterkurs Natur<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Schmetterlingsjagd<br />
Gelungene Fotos von Schmetterlingen bekommen Sie nicht durch<br />
Draufhalten und Abdrücken. Hier erfahren Sie Tipps und Tricks, die Sie<br />
zum erfolgreichen Schmetterlingssammler machen<br />
Ross Hoddinott: Die schon längeren und wärmeren Tage des Frühlings kündigen<br />
das baldige Auftauchen der wohl schönsten Insektenarten an. Die Luft ist bereits erfüllt<br />
vom Summen der Bienen und Hummeln, und es zeigen sich Marienkäfer.<br />
Von allen Insekten sind Schmetterlinge wohl fraglos die Schönsten. Dank ihrer<br />
farbenfrohen Erscheinung und ihres tanzenden Fluges werden sie als sicheres Zeichen bewertet,<br />
dass nun der Sommer vor der Tür steht. Wenn Sie schon einmal versucht haben, einen<br />
Schmetterling zu fotografieren, dann wissen Sie, dass dies eine komplizierte Angelegenheit sein<br />
kann, die viel Geduld erfordert. Die Tiere haben einen ausgeprägten Fluchtreflex, der in neun von<br />
zehn Fällen dazu führt, dass sie ungefähr eine Zehntelsekunde, bevor Sie abdrücken wollen, das<br />
Weite suchen. Selbst die größten bei uns heimischen Arten haben eine Flügelspannweite von<br />
maximal etwa 70 mm, was deutlich macht, dass für eine formatfüllende Abbildung der Tiere eine<br />
starke Vergrößerung notwendig ist. Natürlich ist ein Makroobjektiv hier die beste Wahl, insbesondere<br />
dann, wenn es eine Brennweite von mehr als 90 mm hat, denn die liefert nicht nur die erforderliche<br />
Vergrößerung, sondern auch eine komfortable Arbeitsdistanz.
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Meisterkurs Natur 83
84<br />
Meisterkurs Natur<br />
Doch Makroobjektive sind eine kostspielige Angelegenheit.<br />
Für Einsteiger in die <strong>Makrofotografie</strong> sind deswegen Nahfilter<br />
oder Zwischenringe als preiswertere Lösungen anzuraten.<br />
Deren großer Nachteil besteht leider darin, dass Sie viel<br />
näher an Ihr Objekt herangehen müssen, als mit einem<br />
Makroobjektiv, wodurch das Risiko, die Tiere zu<br />
verscheuchen, stark ansteigt. Diesen Nachteil können Sie<br />
aber durch eigene Transpiration ausgleichen, was nicht nur<br />
Ihrer umfangreicher werdenden Erfahrung, sondern auch<br />
Ihrer Gesundheit zugute kommt.<br />
Bevor Sie aber die Kamera überhaupt auspacken, wollen<br />
Schmetterlinge erst einmal gefunden werden und das ist<br />
angesichts der Tatsache, dass ihre Zahl seit Jahren<br />
dramatisch zurückgeht, oft einfacher gesagt als getan. Wenn<br />
Sie in der Großstadt leben, werden Sie wohl etliche<br />
Kilometer fahren müssen, bevor Sie eine passende<br />
Umgebung finden. Die einzelnen Schmetterlingsarten<br />
bevorzugen ganz unterschiedliche Habitate und<br />
Futterpflanzen – von Acker- und Weideland über Heide- und<br />
Moorgebiete bis zu durch Lichtungen aufgelockerte Wälder.<br />
Je nachdem, wo Sie wohnen, sollten Sie deshalb ein wenig<br />
recherchieren. Finden Sie soviel wie möglich über die<br />
heimischen Arten heraus, wo sie zu finden sind und vor<br />
allem wann. Suchen Sie im Internet nach lokalen<br />
Naturschutzgebieten.<br />
Am ehesten spüren Sie Schmetterlinge in den wärmeren<br />
Stunden des Tages auf, wenn sie am aktivsten sind. Doch Sie<br />
werden schnell feststellen, dass sie sich nur sehr kurz<br />
niederlassen und Ihnen kaum gestatten, sich auf Fotodistanz<br />
zu nähern. Immerhin haben sie nun ein Gebiet gefunden, in<br />
die Tiere leben. Kommen Sie an einem anderen Tag<br />
frühmorgens wieder, wenn die sie noch nicht aktiv sind,<br />
sondern noch im hohen Gras, auf Büschen oder im<br />
Unterholz ruhen. Stille Tage sind am besten geeignet, da<br />
schon der leiseste Windhauch die Flügel eines<br />
Schmetterlings bewegt und das <strong>Fotografie</strong>ren erschwert.<br />
Nähern Sie sich vorsichtig und passen Sie dabei auf, wo Sie<br />
hintreten.<br />
Haben Sie ein Exemplar gefunden, bewegen Sie sich<br />
vorsichtig in Position. Vermeiden Sie es, die umgebende<br />
Vegetation zu berühren, oder gar einen Schatten auf das<br />
Insekt zu werfen, denn das löst zuverlässig seinen<br />
Fluchtreflex aus. An einem kühlen Morgen, wenn es für<br />
Schmetterlinge zum Fliegen noch zu kühl ist, können Sie<br />
vielleicht sogar ein Stativ verwenden. Dann haben Sie den<br />
großen Vorteil, punktgenau scharfstellen und eine vorab<br />
geplante Bildkomposition machen zu können. Falls Sie aus<br />
der Hand schießen, schalten Sie den Bildstabilisator ein oder<br />
benutzen Sie eine Verschlusszeit jenseits von 1/200<br />
Sekunde, um Kamerabewegungen auszugleichen. Bevor Sie<br />
auf den Auslöser drücken, überprüfen Sie den Hintergrund<br />
auf ablenkende Elemente. Falls nötig, passen Sie den<br />
Kamerastandpunkt entsprechend an, damit nichts das Auge<br />
des Betrachters vom eigentlichen Motiv ablenkt. Ist das nicht<br />
möglich, benutzen Sie eine größere Blende, um<br />
Makrozubehör<br />
Sie können Ihr Standardobjektiv schnell und<br />
preiswert um Makro-Fähigkeiten erweitern,<br />
indem Sie entweder auf Zwischenringe oder<br />
Nahfilter zurückgreifen.<br />
Automatische<br />
Zwischenringe<br />
Zwischenringe werden<br />
zwischen Kameragehäuse<br />
und Objektiv montiert, um die<br />
minimale Arbeitsentfernung zu<br />
verkürzen, ohne dass dadurch<br />
die Bildqualität leiden würde.<br />
Allerdings tritt ein geringer<br />
Verlust der auf den Kamerasensor treffenden<br />
Lichtmenge auf. Automatische Zwischenringe sind<br />
leicht und kompakt, und Sie unterstützen sämtliche<br />
automatischen Kamerafunktionen. Die üblichen<br />
Längen von Zwischenringen betragen 12 mm, 20<br />
mm und 36 mm – je länger der Zwischenring, umso<br />
stärker ist der Vergrößerungsfaktor. Detailliertere<br />
Informationen zu automatischen Zwischenringen<br />
finden Sie auf Seite 50.<br />
Nahfilter<br />
Ein Nahfilter wird in das<br />
Filtergewinde des Objektivs<br />
geschraubt und wirkt wie eine<br />
Lupe. Nahfilter sind preiswert,<br />
leicht und es gibt sie für alle<br />
gängigen Filtergewinde. Sie sind in unterschiedlichen<br />
Stärken erhältlich, üblicherweise in den Stärken<br />
+1, +2, +3 und +4 Dioptrien – je größer die<br />
Ziffer, umso größer der Vergrößerungsfaktor. Sie<br />
beeinträchtigen die Kamerafunktionen nicht,<br />
doch die Randschärfe der Abbildung kann leiden,<br />
außerdem sind Nahfilter anfällig für sphärische und<br />
chromatische Verzerrungen. Um die Bildqualität zu<br />
maximieren, sollten Sie keine kleinere Blende als f/8<br />
verwenden. Detaillierte Informationen zu Nahfiltern<br />
finden Sie auf Seite 48.<br />
unerwünschte Hintergrunddetails unscharf werden zu<br />
lassen. Denken Sie daran, dass der Schärfentiefebereich bei<br />
starker Vergrößerung nur sehr klein ist. Um ihn am besten zu<br />
nutzen, halten Sie die Bildebene – sprich: das<br />
Kameragehäuse – möglichst parallel zur den Flügelflächen<br />
der Tiere.<br />
Schmetterlinge zu fotografieren, kann ein diffiziles und<br />
frustrierendes Geschäft sein. Rechnen Sie auf jeden Fall<br />
damit, auf allen Vieren durch nasses Unterholz oder Gras<br />
kriechen zu müssen, und Sie sollten auch darauf vorbereitet<br />
sein, jede Menge Chancen zu verpassen. Doch bei guter<br />
Vorbereitung und genügend Hartnäckigkeit kommen auch<br />
Sie zwangsläufig zum ersten Erfolgserlebnis und mit<br />
zunehmender Erfahrung zu perfekten Fotos dieser<br />
wunderbaren Tiere.<br />
Das fertige Bild<br />
Große Blende + Stativ + Reflektor =<br />
wunderschön scharfes Foto eines<br />
Schmetterlings bei kurzer<br />
Schärfentiefe.<br />
Schmetterlinge finden Wenn Sie Schmetterlinge finden wollen,<br />
1 müssen Sie zuerst einmal wissen, wo, wann und wonach sie suchen müssen. In<br />
meiner unmittelbaren Nachbarschaft beispielsweise befinden sich große Flächen<br />
voller Wiesenschaumkraut – die Futterpflanze einer ganz bestimmten<br />
Schmetterlingsart. Ich stellte meinen Wecker auf Tagesanbruch, und nach kurzem<br />
Suchen fand ich einen Schmetterling, der an einer der Blüten hing.<br />
In Position gehen Ich schlich mich langsam an, wobei ich darauf<br />
2 achtete, die umgebende Vegetation möglichst nicht zu berühren. Ein niedriger<br />
Kamerastandpunkt liefert meistens die am natürlichsten aussehenden Naturfotos,<br />
deswegen kroch ich auf dem Bauch und stützte mich mit den Ellbogen ab. Ich<br />
wählte Blende f/16, um möglichst viel Schärfentiefe zu bekommen. Das gelang<br />
auch, doch leider ist nun zu viel ablenkender Hintergrund zu sehen.
Hintergrund verwischen Damit sich der Schmetterling besser vom<br />
3 Rest der Szene abhob, stellte ich Blende f/5.6 ein, wodurch auch der<br />
Hintergrund stark verwischt werden würde. Doch den Nachteil bekam sogleich zu<br />
spüren, denn ich musste sehr präzise scharfstellen, weil der Schärfentiefebereich<br />
nun extrem klein geworden war. Damit das Scharfstellen leichter fiel, baute ich<br />
vorsichtig mein Stativ auf und benutzte den LiveView der Kamera.<br />
4<br />
Beleuchtung Jetzt war das Ergebnis schon viel besser, doch die Flügel wurden<br />
teilweise durch Schatten überdeckt. Um die Schatten loszuwerden, benutzte ich<br />
einen kleinen Reflektor, der zusätzliches Licht auf den Schmetterling warf, wodurch die<br />
schönen Details an der Unterseite des Flügels sichtbar wurden. In einer Situation wie<br />
dieser, wenn Sie ein bewegungsloses Objekt fotografieren, ist ein Reflektor besser zum<br />
Aufhellen geeignet als ein Blitz, und das Foto sieht natürlicher aus.
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong><br />
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<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>-Magazine
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Innenaufnahmen 87<br />
INNEN-<br />
AUFNAHMEN<br />
REGENWETTER? MACHT NICHTS! ES GIBT GENUG KREATIVE TECHNIKEN FÜR<br />
INNENAUFNAHMEN, UM SICH ZU BESCHÄFTIGEN<br />
LICHT-<br />
BRECHUNGEN<br />
DIE<br />
PERFEKTE ROSE<br />
CROSS-<br />
POLARISATION
88<br />
Innenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Spritzige Früchte<br />
Beschwören Sie den Sommer mit diesem kleinen Action-Projekt…<br />
Jordan Butters: Idealerweise<br />
schießen Sie das hier beschriebene<br />
Projekt draußen bei sommerlicher<br />
Sonne. Doch auch wenn das Wetter<br />
nicht mitspielt, können Sie es mithilfe eines<br />
Blitzgeräts und einem farbigen Hintergrund in<br />
der heimischen Küche bewerkstelligen.<br />
Variationen des Motivs<br />
Probieren Sie verschiedenfarbige Hintergründe aus<br />
und experimentieren Sie mit anderen, unterschiedlich<br />
großen Früchten.<br />
Sahneguß<br />
Setup<br />
Sie brauchen einen Platz, frei von Objekten,<br />
die nicht mit Flüssigkeit in Berührung<br />
kommen dürfen. Legen Sie genügend<br />
Papierhandtücher aus, und verwenden Sie<br />
ein Tablett oder einen großen Teller, um die<br />
Milch unter dem Löffel aufzufangen.<br />
Der Löffel muss sicher fixiert sein, damit er<br />
nicht aus dem Schärfebereich gerät, wenn<br />
die Erdbeere darauf fällt. Meine Konstruktion,<br />
dies zu erreichen, bestand aus zwei<br />
Küchenstühlen und einer Auswahl von<br />
Kochbüchern mit einer Brottrommel<br />
obendrauf, um den Löffel zu beschweren und<br />
in Position zu halten. Montieren Sie die<br />
Kamera auf ein Stativ, legen Sie die Erdbeere<br />
in den Löffel und benutzen den LiveView der<br />
Kamera zum manuellen Scharfstellen auf die<br />
Erdbeere. Als Hintergrund ist jede<br />
farbenfrohe Oberfläche geeignet, die Sie etwa<br />
1 m von Löffel und Blitzgerät entfernt<br />
anbringen.<br />
Belichtung<br />
Schalten Sie die Kamera in die manuelle<br />
Betriebsart und wählen Sie die kürzeste<br />
Blitzsynchronisationszeit, je nach Kamera<br />
üblicherweise 1/160 oder 1/200 Sekunde.<br />
Stellen Sie ISO 100 ein und schließen Sie das<br />
Blitzgerät an die Kamera an, entweder per<br />
Kabel oder drahtlosem Auslöser. Schalten Sie<br />
auch das Blitzgerät auf manuelle Betriebsart,<br />
wählen Sie die halbe Leistung und<br />
positionieren Sie es etwas oberhalb und<br />
seitlich der Kamera, so dass es auf den Löffel<br />
gerichtet ist. Wählen Sie eine mittlere Blende,<br />
damit einerseits genug Spritzer scharf zu<br />
erkennen sein werden, andererseits der<br />
Hintergrund aber weichgezeichnet wird. In<br />
meinem Fall erwies sich eine Blende von f/7.1<br />
als geeignet. Machen Sie ein Testfoto mit der<br />
sich auf dem Löffel befindlichen Erdbeere. Ist<br />
das Foto unterbelichtet, öffnen Sie die Blende<br />
ein wenig oder stellen das Blitzgerät etwas<br />
näher an den Löffel heran. Ist es überbelichtet,<br />
blenden Sie ein wenig ab oder ziehen das<br />
Blitzgerät etwas zurück. Um einen<br />
Helligkeitsverlauf auf dem Hintergrund zu<br />
erzeugen, positionierte ich einen Reflektor<br />
entsprechend, der das Blitzlicht zurückwerfen<br />
würde.<br />
Anderer Hintergrund<br />
Bildkomposition: Um den Löffel herum sollte<br />
genug Platz vorhanden sein, damit möglichst viele<br />
Spritzer zu sehen sind. Je größer die Fallhöhe der<br />
Frucht, umso mehr wird es spritzen. Es kommt nicht<br />
darauf an, ob sich ein paar Tropfen außerhalb des<br />
Bildausschnitts befinden, wenn Sie genau im richtigen<br />
Moment auslösen.<br />
Flüssigkeit: Flüssigkeiten mit unterschiedlichen<br />
Viskositäten ergeben unterschiedliche Spritzeffekte.<br />
Süße Sahne beispielsweise war zu dick und bildete<br />
keine Tropfen, während H-Milch zu transparent war. Ich<br />
fand heraus, dass Vollmilch genau die richtige<br />
Konsistenz hatte, für den Effekt, der mir vorschwebte.<br />
Objektivschutz: Je nachdem, welche<br />
Brennweite Sie benutzen, kann sich das Objektiv der<br />
Kamera im „Gefahrenbereich“ befinden. Schrauben Sie<br />
z. B. einen UV-Filter auf, um die Frontlinse zu schützen.<br />
Ich musste nach fast jeder Aufnahme den Filter von<br />
Milchspritzern reinigen, die sonst meine nächste<br />
Aufnahme verdorben hätten.
Das fertige Bild<br />
Das Bild bedurfte nur einer<br />
geringen Verstärkung des<br />
Kontrasts in Photoshop, um die<br />
gewünschte Ausdruckskraft zu<br />
erreichen.
90<br />
Innenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong>
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Innenaufnahmen 91<br />
Cross-Polarisierung<br />
Mit zweckentfremdeten Polfiltern lassen sich<br />
verblüffende Motive erzeugen.<br />
Daniel Lezano: Cross-Polarisierung ist eine großartige<br />
Aufnahmetechnik, und dazu kinderleicht. Die Grundidee besteht<br />
darin, Objekte aus Plastik zwischen zwei Polfiltern zu platzieren,<br />
wodurch strukturelle Druckunterschiede des Materials als<br />
Kaleidoskop bunter Farben sichtbar werden. So entstehen außergewöhnliche<br />
Bilder alltäglicher Objekte – in diesem Fall transparente Plastikbestecke, die<br />
für ein paar Cent im Supermarkt erhältlich sind. Sie müssen in einem<br />
dunklen Raum fotografieren. Ein Studio ist nicht notwendig, Ihr eigenes<br />
Wohnzimmer nach Feierabend tut es auch.
92<br />
Innenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Benötigte Ausrüstung<br />
Damit ich nah an meine Objekte herangehen<br />
konnte, habe ich ein Makroobjektiv benutzt.<br />
Ein Standard-Zoomobjektiv ist aber auch<br />
möglich. Dazu brauchen Sie ein Stativ,<br />
da die Belichtungszeit einige Sekunden<br />
betragen wird. Auch ein Fernauslöser ist<br />
nützlich; ich habe hier den Selbstauslöser<br />
der Kamera benutzt, in Verbindung<br />
mit der Spiegelverriegelung, um das<br />
Verwacklungsrisiko zu minimieren. Ein<br />
Leuchtkasten liefert das benötigte Licht –<br />
und natürlich brauchen Sie die erwähnten<br />
2 Polfilter.<br />
Auch ein Reinigungstuch oder Luftpinsel<br />
sollte zur Hand sein, denn wir reden hier von<br />
sehr starken Vergrößerungen, bei denen auch<br />
das kleinste Staubkorn auf einer Oberfläche<br />
sichtbar wird. Nutzen Sie die Zeitautomatik<br />
mit Blende f/8 als Ausgangspunkt. Wenn<br />
Sie die Schärfentiefe variieren wollen,<br />
können Sie diesen Wert natürlich verändern.<br />
Als Belichtungsmessmethode sollte<br />
Mehrfeldmessung eingestellt sein. Bei Bedarf<br />
schalten Sie etwas Belichtungskorrektur zu.<br />
LiveView ist sehr hilfreich<br />
Benutzen Sie LiveView, um die Objekte auf<br />
dem Leuchtkasten auszurichten. So ist die<br />
Änderung der Bildkomposition viel einfacher<br />
als wenn Sie durch den Sucher schauen<br />
müssten.<br />
Aufnahmetechnik<br />
Wahl des Objekts Die Cross-Polarisierung zeigt existierende Zug- und<br />
1Druckkräfte im Plastikmaterial als Farbunterschiede, Farben spielen also die<br />
entscheidende Rolle bei dieser Art Fotos. Doch auch die Form der Objekte ist wichtig,<br />
denn sie kann die Attraktivität der Farbenspiele verstärken. Objekte mit<br />
charakteristischem Umriss sind sehr gut geeignet. Ich hatte für dieses kleine Projekt ein<br />
transparentes Plastikbesteck ausgesucht.<br />
Cross-Polarisierung<br />
Bei dieser Aufnahmetechnik platzieren Sie<br />
ein Plastikobjekt zwischen zwei Polfiltern.<br />
Das geht am einfachsten, wenn Sie einen<br />
der Filter auf das Objektiv schrauben und<br />
den anderen auf den Leuchtkasten legen.<br />
Die Plastikobjekte werden unter den Filter<br />
auf dem Leuchtkasten gelegt.<br />
Bei diesem kann es sich ebenfalls um<br />
einen Schraubfilter handeln – eine bessere<br />
Alternative besteht jedoch darin, einen<br />
Bogen Polarisationsfolie zu verwenden,<br />
denn damit lässt sich die gesamte<br />
Oberfläche des Leuchtkastens nutzen.<br />
Unter www.3dlens.com können Sie eine<br />
Polarisationsfolie der Größe DIN A4 für ca.<br />
10,- USD plus Versandkosten bestellen.<br />
Mit etwas Glück können Sie auch beim<br />
örtlichen Wertstoffhof einen defekten<br />
Flachbildschirm finden. Diese Bildschirme<br />
enthalten eine Polarisationsfolie, die Sie<br />
verwenden können.<br />
Änderungen des Setups Es hat sich bewährt, eine Liste von<br />
2unterschiedlichen Setups zu notieren bevor Sie beginnen. Wenn Sie einmal<br />
angefangen haben, werden Sie die Positionen der Objekte ständig ändern, mit dem<br />
Objektiv ein- und auszoomen und die Höhe der Kameraposition variieren. Dabei ist<br />
eine Liste mit den wichtigsten Punkten unterschiedlicher Bildkompositionen hilfreich.<br />
Drehen des Polfilters Wenn Sie mit dem grundsätzlichen Setup zufrieden<br />
3sind, sehen Sie sich den Bildausschnitt an und drehen den Ring des Polfilters an<br />
der Kamera. Wie von magischer Hand wird sich die Farbe des Hintergrunds von Weiß<br />
zu Schwarz ändern, und die Plastikobjekte nehmen unterschiedliche Verfärbungen an.<br />
Hören Sie auf zu drehen, wenn der Hintergrund pechschwarz ist und die intensivsten<br />
Farben erscheinen, und beginnen Sie zu fotografieren.
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Innenaufnahmen 93<br />
Das fertige Bild<br />
Das Bild auf der vorherigen Doppelseite gefiel<br />
mir am besten, doch dieses kommt ihm sehr<br />
nahe. Die gesamte Session, einschließlich<br />
Setup, dauerte nur 30 Minuten. In dieser Zeit<br />
gelangen mehrere Bilder, die mir gut gefallen.<br />
Versuchen Sie es selbst; ich bin sicher, Sie<br />
haben ebenso viel Erfolg.<br />
Unterschiedliche Bildkompositionen Als ich meine Liste<br />
4unterschiedlicher Bildkompositionen durchging, konzentrierte ich mich mehr<br />
und mehr auf Messer und Gabel als Motiv, denn deren Formen sind sehr<br />
charakteristisch und fotogener als die des Würfels. Ich fotografierte aus einer<br />
Kameraposition senkrecht über dem Leuchtkasten sowie aus verschiedenen Winkeln,<br />
für die ich die Mittelsäule des Stativs herunterfuhr. Ich experimentierte auch mit<br />
Blendenöffnungen, um die Tiefenschärfe zu ändern und die Effekte zu variieren.<br />
Reinigen „im laufenden Betrieb Trotzdem ich das Besteck gründlich<br />
5gesäubert hatte, war es unmöglich zu verhindern, dass sich Staub aus der Luft<br />
darauf absetzte. Deswegen lohnt es sich, das Besteck alle 2 oder 3 Minuten erneut<br />
abzuwischen – das ist immer noch einfacher, als störende Partikel später in Photoshop<br />
entfernen zu müssen.
94<br />
Innenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong>
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Innenaufnahmen 95<br />
Das Bild der Rose<br />
Nahaufnahmen von Blumen erfordern ein Auge fürs Detail, um deren<br />
ganze Schönheit einzufangen. Folgen Sie den hier beschriebenen<br />
Schritten zu einem prächtigen floralen Stillleben.<br />
Daniel Lezano: Falls Sie sich fotografisch bis jetzt noch nicht an Blumen<br />
versucht haben, kann ich Ihnen nur empfehlen, es einmal zu tun. Es sind einfache<br />
und doch anspruchsvolle Motive, und ich erinnere mich noch sehr gut, wie begeistert<br />
ich war, als mir mein erstes, eindrucksvolles Blütenstillleben gelang. Es ist auf jeden<br />
Fall eine lohnende Form der <strong>Fotografie</strong>, mit der sie Ihre Fähigkeiten der Bildkomposition<br />
verbessern, versierter werden im Umgang mit Beleuchtung und außerdem Ihre Kreativität<br />
fördern. Allein schon die Artenvielfalt schöner Blüten gibt Ihnen eine Fülle von Möglichkeiten,<br />
Ihren eigenen <strong>Fotografie</strong>stil zu entwickeln. Ich selbst mag die Gerbera am liebsten, doch die<br />
elegante Schönheit der Rose kommt für mich gleich danach. Die Gerbera ist allerdings<br />
wesentlich leichter zu fotografieren, denn ihre Form gestattet es, sie aus allen möglichen<br />
Perspektiven zu fotografieren. Bei der Rose ist das anders, denn sie ist viel fragiler.<br />
Je nach Form der Blüten sind manche Exemplare sehr fotogen, andere wieder nicht. Suchen Sie<br />
einen guten Floristen mit großer Auswahl auf, wenn Sie Wert auf Perfektion legen. Für den<br />
ersten Einstieg ist jedoch eine Blume aus dem eigenen oder aus Nachbars Garten ausreichend<br />
– sofern Ihr erster Versuch an keinem Wettbewerb teilnimmt.
96<br />
Innenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Setup: Das<br />
Schöne bei<br />
Nahaufnahmen<br />
von Blumen ist,<br />
dass Sie kein<br />
aufwändiges<br />
Setup brauchen.<br />
Eine Balkon- oder<br />
Terrassentür<br />
liefert genügend<br />
Tageslicht. Stellen<br />
Sie die Rose in<br />
eine halb gefüllte<br />
Wasserflasche,<br />
das verleiht ihr<br />
ausreichende<br />
Stabilität.<br />
Montieren Sie die<br />
Kamera auf das<br />
Stativ.<br />
Blumen in der<br />
Wohnung zu<br />
fotografieren, hat<br />
zwei Vorteile:<br />
Erstens macht<br />
der Wind keine<br />
Probleme, und<br />
zweitens gibt es<br />
im schattigen<br />
Zimmer viel<br />
weicheres Licht<br />
als draußen im<br />
Freien. Dennoch<br />
zahlt es sich aus,<br />
einen silbernen<br />
Reflektor zur Hand<br />
zu haben, um das<br />
Motiv zusätzlich<br />
beleuchten zu<br />
können.<br />
Benötigte Ausrüstung<br />
Makroobjektiv und Stativ<br />
Da wir den Bildausschnitt mit einem sehr kleinen Objekt ausfüllen wollen, ist<br />
ein Makroobjektiv ratsam. Damit können Sie aus wenigen Zentimetern auf Ihr<br />
Objekt scharfstellen und den Hintergrund aus dem Bild ausschließen, sodass Ihr<br />
Foto ausschließlich die Blüte zeigt. Sie können durchaus aus der Hand schießen<br />
– insbesondere, wenn Ihre Kamera oder Objektiv über eine Bildstabilisation<br />
verfügen. Ein Stativ ist trotzdem zu empfehlen, denn es erlaubt Ihnen die<br />
Bildkomposition zu verändern, das Ergebnis zu prüfen sowie mit äußerster<br />
Präzision scharfstellen zu können – und damit steht und fällt jedes Makrofoto!<br />
Andernfalls können Sie mehrere identische Aufnahmen mit jeweils verschiedenen<br />
Blendenwerten schließen und später das Bild auswählen, das Ihnen am meisten<br />
zusagt.<br />
Akkurat scharfstellen Ich benutzte die Zeitautomatik und die niedrigste<br />
1 an meiner Kamera einstellbare ISO Empfindlichkeit von 100, um eine technisch<br />
optimale Bildqualität zu erreichen. Den Autofokus ließ ich zunächst in der Einstellung<br />
„Mehrfeldmessung“, jedoch nur um hier demonstrieren zu können, was dadurch<br />
geschieht. Da sämtliche Scharfstellpunkte aktiv waren, fokussierte die Kamera auf<br />
den Teil des Objekts, der dem Objektiv am nächsten war. Dieser Bereich befand sich<br />
ganz rechts im Bildausschnitt. Umschalten auf Einzelpunkt-AF und positionieren des<br />
Schärfepunktes über dem Bereich, den ich scharfgestellt haben wollte, lösten das<br />
Problem. Natürlich können Sie auch manuell scharfstellen.<br />
Feineinstellung der Bildkomposition Mit nunmehr korrekter<br />
2 Scharfeinstellung machen Sie ein Testfoto und überprüfen das Histogramm. Falls<br />
die Blüte nicht zu hell oder zu dunkel abgebildet ist, sollte die Belichtung in Ordnung<br />
sein. Konzentrieren Sie sich nun auf die Bildkomposition. Falls erforderlich, nehmen<br />
Sie kleine Korrekturen am Stativkopf vor, erhöhen oder senken den Kamerastandpunkt<br />
und bewegen die Blume so lange, bis ihnen die Position, die sie im Bildausschnitt<br />
einnimmt, gefällt. Dabei erweist sich der LiveView wieder einmal als sehr hilfreich,<br />
denn mit ihm können Sie Änderungen im Bildausschnitt wesentlich einfacher<br />
verfolgen, als würden Sie durch den Sucher schauen.
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Innenaufnahmen 97<br />
Das fertige Bild<br />
Wenn Sie bei einem Floristen kaufen, können Sie mit<br />
etwas Glück ein absolut perfektes Exemplar finden.<br />
Diese Gartenrose hatte ein paar unterschiedlich<br />
gefärbte Stellen, doch die waren leicht mit dem<br />
Korrekturpinselwerkzeug in Photoshop zu beseitigen.<br />
Nach nur 15 Minuten <strong>Fotografie</strong>ren und 5 Minuten<br />
Photoshop konnte ich dieses wunderschöne<br />
Blütenstillleben meiner Sammlung hinzufügen.<br />
f/32<br />
f/2.8<br />
Reflektor Die Bildkomposition gefiel mir nun, weniger jedoch gefiel mir, dass<br />
3 die dem Fenster zugewandte Seite der Rose viel heller war, als die abgewandte<br />
Seite. Um diesen Helligkeitsunterschied auszugleichen, lehnte ich einen Reflektor an<br />
das sich der Rose am nächsten befindliche Stativbein. Die dadurch auf den dunkleren<br />
Bereich reflektierte Lichtmenge war nicht sehr groß, reichte aber zum Aufhellen völlig<br />
aus.<br />
Blende Wenn Ihnen Bildkomposition und Beleuchtung zusagen, machen Sie<br />
4 eine Serie von Aufnahmen mit jeweils einer Blendenstufe Unterschied über den<br />
gesamten verfügbaren Blendenbereich. Dadurch erhalten Sie Fotos von der<br />
minimalen bis zu maximal möglichen Schärfentiefe dieses Motivs. Bei den längeren<br />
Belichtungszeiten sollten Sie den Selbstauslöser oder einen Fernauslöser benutzen,<br />
um Verwackeln zu vermeiden.
98<br />
Innenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Obstsalat mal anders<br />
Obstscheiben im Gegenlicht zu fotografieren, ist eine klassische Aufnahmetechnik. Die Kunst besteht jedoch in der<br />
richtigen Bildkomposition. Wir zeigen, wie es geht<br />
Ross Hoddinott: Ihr Zuhause ist voller potentieller Motive; Sie<br />
müssen sich alltägliche Objekte einfach nur unbefangen anschauen<br />
und versuchen, die vor Ihrem geistigen Auge aufsteigenden,<br />
bekannten Bilder und Assoziationen auszublenden. Kleine Motive<br />
sind am einfachsten kreativ zu beleuchten, denn die Art des Lichts und dessen<br />
Richtung sind bei ihnen am leichtesten zu steuern. Unter den Möglichkeiten<br />
der Beleuchtung zählt die Hintergrundbeleuchtung zu meinen Favoriten.<br />
Transparente Objekte sehen darin besonders attraktiv aus. Die<br />
Hintergrundbeleuchtung erzeugen Sie Zuhause am einfachsten mit einem<br />
Leuchtkasten. Wenn Sie schon länger fotografieren, haben Sie vielleicht noch<br />
einen aus den Tagen der <strong>Fotografie</strong> mit Kleinbildfilm, als er zum Sortieren von<br />
Dias verwendet wurde. Falls nicht, Leuchtkästen gibt es heute preiswert zu<br />
kaufen. Was Sie brauchen, ist ein passendes Objekt, das Sie darauf<br />
fotografieren können. Früchte sind wegen ihrer intensiven Farben und<br />
unterschiedlichen Oberflächen besonders gut geeignete. Ich war eines Abends<br />
gerade dabei, einen Obstsalat zu machen, als mir die Idee kam.<br />
1 Vorbereitung<br />
Vom Wochenmarkt<br />
war ich mit Tüten voller<br />
Äpfel, Birnen, Orangen,<br />
ein paar Zitronen und<br />
Kiwis, einer Limone, einer<br />
Grapefruit, Weintrauben<br />
und einem Granatapfel<br />
zurückgekommen. Ich<br />
wollte deren Umriss und<br />
Form im Gegenlicht<br />
herausarbeiten, deshalb<br />
schnitt ich sie in der Mitte<br />
durch und von jeweils<br />
einer der Hälften eine<br />
dünne Scheibe ab, um<br />
einen transparenten<br />
Querschnitt der Früchte zu<br />
erhalten.<br />
Aufnahmetechnik<br />
Schärfentiefe optimieren:<br />
Wenn Sie Nahaufnahmen in einem<br />
Winkel von 90° machen, optimieren<br />
Sie die Schärfentiefe dadurch, dass Sie<br />
die Bildebene möglichst parallel am zu<br />
fotografierenden Objekt ausrichten. Auf<br />
diese Weise werden alle nebeneinander<br />
liegenden Objekte von einigermaßen<br />
gleicher Stärke scharf abgebildet. Ist die<br />
Kamera jedoch in einem Winkel darauf<br />
gerichtet, ist ein Teil des Motivs nicht mehr<br />
im Schärfentiefebereich und verdirbt das<br />
frische, knackige Aussehen der Früchte<br />
und damit den Eindruck des Fotos.<br />
Benötigte Ausrüstung<br />
Leuchtkasten: Die<br />
Hintergrundbeleuchtung für<br />
kleine durchscheinende Objekte<br />
erzeugen Sie am einfachsten<br />
mithilfe eines Leuchtkastens.<br />
Eine Größe von DIN A4 ist völlig<br />
ausreichend. Stellen Sie den<br />
Leuchtkasten auf den Boden oder<br />
auf einen Tisch und positionieren<br />
Sie die auf dem Stativ montierte<br />
Kamera darüber.<br />
Arrangement Ich platzierte Apfel- Birnen- und Traubenscheiben auf dem<br />
2 Leuchtkasten, wobei ich mir viel Zeit nahm, um eine freundliche, angenehm<br />
wirkende Bildkomposition zu erreichen. Größere, leere Flächen sollten dabei<br />
vermieden werden, denn die würden das Auge des Betrachters ablenken. Das erste<br />
Testfoto ergab, dass das helle Gegenlicht das Belichtungssystem der Kamera zum<br />
Unterbelichten verleitet hatte, weswegen das Foto zu dunkel geworden war.<br />
Belichtung Ich überprüfte das Histogramm, das die Unterbelichtung<br />
3 bestätigte. Also stellte ich eine positive Belichtungskorrektur von 2/3EV ein. Nun<br />
war die Belichtung zwar in Ordnung, doch was fehlte, waren Farbe und Kontrast.<br />
Diese Art Motiv entwickelt sich während der Arbeit daran oft in eine andere als die<br />
geplante Richtung. Probieren geht über studieren, dachte ich mir und fing mit anderen<br />
Früchten wieder von vorn an.<br />
Unterschiedliche Objekte Damit das Ganze farbiger wurde, benutzte ich<br />
4 nun Zitrusfrüchte und zwar jeweils eine Orangen-, Limonen- und<br />
Zitronenscheibe. Die kontrastierenden Farben und Größen sahen gut aus. Ich<br />
arrangierte sie so, dass ihre Kanten sich berührten und die Hintergrundbeleuchtung<br />
ihre Form und Transparenz gut sichtbar machte. Doch die weißen Lücken zwischen<br />
den Fruchtscheiben wirkten störend, also wollte ich Farbe dort hinein bringen.<br />
Fixpunkt Ich kratzte das Fruchtfleisch aus einer Kiwifrucht und verteilte es<br />
5 vorsichtig zwischen den Fruchtscheiben auf dem Leuchtkasten. Eine Apfelscheibe<br />
sollte der Fixpunkt des Motivs werden, weil diese den interessantesten Umriss hatte.<br />
Die Zitrus-Scheiben vervollständigten die Bildkomposition. Es fehlte jedoch immer<br />
noch etwas: ein Farbkontrast zu den vielen Grün- und Gelbtönen, die das Bild<br />
dominierten.
Das fertige Bild<br />
Ich löste vorsichtig die grellroten Samen aus<br />
einem Granatapfel heraus und ersetzte<br />
damit das Fruchtfleisch der Kiwi. Nun hatte<br />
ich den gewünschten Farbkontrast und<br />
Leuchtkraft, den die ersten Aufnahmen<br />
vermissen ließen. Die Bildkomposition im<br />
Hochformat erwies sich als am besten.<br />
Das Ergebnis: ein einfaches aber<br />
eindrucksvolles Stillleben, bequem Zuhause<br />
aufgenommen. Bleibt nur zu erwähnen,<br />
dass die Reste dieser Fruchtkollektion zu<br />
leckerem Obstsalat verarbeitet wurden.
100<br />
Innenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Buchstabensuppe<br />
Motive aus dem Küchenschrank – Spaß<br />
mit Nudeln und Kamera…<br />
Ross Hoddinott: Meine Fähigkeiten in der<br />
Küche sind gleich null – fragen Sie meine Frau.<br />
Deswegen ist es sicherer für alle Beteiligten,<br />
wenn ich Lebensmittel fotografiere, anstatt<br />
etwas Essbares zubereiten zu wollen. Wenn ich eine<br />
Suppendose geöffnet habe, sind meine Ambitionen als<br />
Koch schon erschöpft.<br />
Unsere beiden Mädchen aber sind jedes Mal begeistert<br />
von dieser Nudelsuppe, bei der die Nudeln die Form<br />
kleiner Buchstaben haben. Eines Tages beobachtete ich<br />
also meine ältere Tochter dabei, wie sie mit den Nudeln in<br />
der Suppe Worte bildete. Ich begann, darüber<br />
nachzudenken, wie daraus ein Fotomotiv werden könnte<br />
und sah mir diese Buchstabennudeln genauer an. Daraus<br />
musste sich doch irgendetwas Lustiges machen lassen!<br />
Gedacht – getan. Ich besorgte mir aus dem Supermarkt<br />
ein paar weitere kleine Dosen und machte mich ans Werk.<br />
Ein Beistelltisch genügte für mein Setup. Da ich keinen<br />
Blitz verwenden, sondern mit natürlichem Licht arbeiten<br />
wollte, stellte ich ihn nah an ein Fenster. Nun konnte das<br />
Buchstabieren losgehen<br />
Vorbereitung:<br />
Eine Küchenrolle sollte griffbereit sein,<br />
denn die Basis der Buchstabensuppe<br />
ist Tomatensuppe – eine klebrige<br />
Angelegenheit, denn manchmal kann es<br />
schön spritzen, wenn Sie die Buchstaben<br />
mit der Pinzette herauspicken und<br />
anordnen. Stellen Sie also die Kamera in<br />
sicherer Entfernung auf.<br />
Buchstaben aussuchen Ich öffnete die Dose und goss den Inhalt in einen<br />
1 flachen, weißen Teller. Mit einer Pinzette fischte ich die Buchstaben heraus, die ich<br />
benutzen wollte. „PHOTO DIY“ sollte es werden (DIY für „Do It Yourself“). Ich merkte<br />
schnell, dass man mit der Pinzette sehr vorsichtig sein muss, denn die Nudeln sind<br />
weich und gehen leicht entzwei. Nach ein paar Minuten hatte ich meinen<br />
vielsagenden Slogan zusammen<br />
Testfoto Ich hielt es für eine gute Idee, meine Worte auf einem Löffel zu<br />
2 präsentieren, denn der würde helfen, die Buchstaben hervortreten zu lassen und<br />
das Motiv insgesamt attraktiver machen. Also arrangierte ich die Buchstaben in einem<br />
Suppenlöffel. Doch aufgrund de sehr weichen Konsistenz der Nudeln rutschten sie in<br />
dem Löffel zusammen und die Formen der Buchstaben verzerrten sich, so dass die<br />
Worte nur noch schwer zu lesen waren.<br />
Nächster Versuch Die Buchstaben wurden vom Löffel wieder in den Teller<br />
3 transferiert. Damit sich die Worte „PHOTO DIY“ aus der Menge der anderen<br />
Buchstaben heraushoben, ließ ich einen ringförmigen Streifen um Sie herum frei.<br />
Dann fixierte ich den Löffel dicht über dem Teller und stellte die Kamera auf ihn scharf.<br />
Damit auch die darunter liegenden Buchstaben scharf abgebildet wurden wählte ich<br />
Blende f/11, die genug Schärfentiefe erzeugte.<br />
Bildausschnitt Irgendwie gefiel mir das Ganze immer noch nicht, und ich<br />
4 kam zu dem Schluss, dass es der Löffel war, der nicht in das Motiv gehörte. Statt<br />
es interessanter zu machen, lenkte er nur ab. Dieses Mal wählte ich einen engeren<br />
Bildausschnitt, sodass die Buchstabensuppe ihn komplett ausfüllte. Das durch das<br />
Fenster einfallende Licht war genau richtig; ich benutzte dennoch ein Stativ, um bei<br />
1/4 Sekunde Verschlusszeit nicht zu verwackeln.
Das fertige Bild<br />
In der vertikalen Bildkomposition<br />
wirkte das Motiv noch besser. Diese<br />
Änderung erforderte ein erneutes<br />
Arrangement der Buchstaben, mit<br />
größerem Abstand um die Worte<br />
„PHOTO DIY“.
Alle Ausgaben sind auch zu<br />
bestellen unter<br />
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<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Innenaufnahmen 103<br />
Highspeed-Spritzer<br />
Mit der hier vorgestellten Aufnahmetechnik gelingen Ihnen bizarre, symmetrische 3D-Formen, die nur<br />
Sekundenbruchteile andauern – aus Milch. Der Trick besteht darin, sie einzufangen<br />
Andreas Stridsberg: Das <strong>Fotografie</strong>ren<br />
spritzender Wassertropfen ist nichts Neues. Wenn Sie<br />
solche Motive mögen, haben wir für Sie eine neue<br />
Variante der Highspeed-<strong>Fotografie</strong>. Mit derselben<br />
Ausrüstung und Aufnahmetechnik wie für Wassertropfen,<br />
können Sie auch abstrakte Formen kreieren: „Kronen“aus Milch.<br />
Um Wassertropfen fotografisch abzubilden, genügt bekanntlich<br />
normales Wasser; für die hier gezeigten Formen braucht die<br />
verwendete Flüssigkeit jedoch eine höhere Dichte bzw.<br />
„Viskosität“. Fetthaltige Flüssigkeiten wie Vollmilch sind<br />
geeignet, da ihre höhere Dichte beim Aufprall des Tropfens<br />
verblüffende Effekte erzeugt. Noch eindrucksvoller werden die<br />
kronenförmigen Gebilde, wenn Sie mit unterschiedlichen<br />
Lebensmittelfarben und Hintergründen etwas Farbe ins Spiel<br />
bringen.<br />
Die Technik ist nicht schwer auszuführen, doch Sie brauchen ein<br />
gutes Maß an Geduld, weil Ihr Timing – das Auslösen der<br />
Kamera genau in dem Moment, wenn der Milchtropfen auf die<br />
Oberfläche aufschlägt – auf den Sekundenbruchteil genau<br />
stimmen muss. Sie müssen also ein wenig üben, bevor Sie die<br />
„Krone Ihrer Schöpfung“ erreichen.
104<br />
Innenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Makromagie<br />
Makroobjektive eignen sich perfekt für diese Art Fotos,<br />
denn sie haben einen Vergrößerungsfaktor von 1:1,<br />
d. h. Lebensgröße für formatfüllende Aufnahmen.<br />
Falls Sie kein Makroobjektiv besitzen, verwenden<br />
Sie einen preiswerten Nahfilter oder die längste<br />
Brennweite ihres Standard-Zoomobjektivs. Gehen<br />
Sie so nah wie möglich an das Motiv, aber ohne die<br />
minimale Arbeitsdistanz zu unterschreiten.<br />
Setup Mit der Kamera auf dem Stativ in Position<br />
1 platzierte ich einen Laborständer mit in seiner<br />
Halterung nach unten weisender Spritze auf einem<br />
Tisch, auf dem ein durch eine Glasplatte geschütztes<br />
schwarzes Tuch als Hintergrund lag. Als nächstes goss<br />
ich etwas Vollmilch in ein Glas, aus dem ich später die<br />
Spritze aufziehen würde.<br />
Blitzgerät einstellen Ich positionierte das<br />
2 Blitzgerät seitlich etwa 20 cm von der<br />
Aufschlagszone entfernt, stellte es auf manuelle<br />
Betriebsart und 1/64 seiner vollen Leistung ein. Da das<br />
Blitzgerät nicht auf der Kamera montiert ist, müssen Sie<br />
es per Kabel oder Fernauslöser synchronisieren.<br />
Pfütze erzeugen Mit der Spritze erzeugte ich<br />
3 eine kleine Milchpfütze auf der Glasplatte. So hatte<br />
ich ein definiertes Objekt, auf das ich scharfstellen<br />
konnte, außerdem würde es den Effekt des Aufschlags<br />
verstärken. Falls Ihr Autofokus nicht zur Ruhe kommt,<br />
halten Sie einen Bleistift mit der Spitze in die<br />
Milchpfütze, stellen scharf und schalten anschließend<br />
den Autofokus aus.<br />
Kamera einstellen Stellen Sie die Kamera<br />
4 entsprechend den vorhandenen Lichtverhältnissen<br />
ein; eine 1/125 Sekunde und Blende f/8 sind ein guter<br />
Ausgangspunkt. Meine Kamera war auf eine<br />
ISO-Empfindlichkeit von 200 eingestellt, doch auch<br />
das hängt von den Lichtverhältnissen ab.<br />
Testfoto Jetzt kommt der komplizierte Teil. Mit<br />
5 dem Fernauslöser in der einen Hand erzeugen Sie<br />
mit der in der Halterung des Laborständers befindlichen<br />
Spritze einen einzelnen Milchtropfen und lösen den<br />
Kameraverschluss exakt in dem Moment aus, in dem er<br />
auf die auf die Milchpfütze auftrifft. Dieses Foto wurde<br />
erkennbar zu früh ausgelöst.<br />
Timing Mit etwas Übung werden Sie bald herausgefunden haben, wann Sie<br />
6 abdrücken müssen. Es erhöht Ihre Chancen, den richtigen Moment zu treffen,<br />
wenn Sie ihr Ziel vergrößern, indem Sie mehr Milch auf den Tisch geben. Bei mir hat<br />
es nach vier Versuchen zum ersten Mal geklappt.<br />
Farbe Um das Ganze nun etwas interessanter zu gestalten, trocknete ich den<br />
7 Tisch ab und legte ein Stück farbigen Kartons unter die Glasplatte. Dann brachte<br />
ich eine neue Milchpfütze auf, diesmal mit Lebensmittelfarbe versetzt. Die Ergebnisse<br />
wirkten sehr dynamisch.
Das fertige Bild<br />
Das Faszinierende an dieser<br />
Aufnahmetechnik ist, dass kein Foto dem<br />
anderen gleicht. Experimentieren Sie mit<br />
verschiedenen Farben – sowohl des<br />
Hintergrunds als auch der Flüssigkeit.
106<br />
Innenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Farbiger Rauch<br />
Rauchfahnen einmal anders – mit<br />
Farben, die erst in Photoshop<br />
entstehen...<br />
Sailesh Patel: Eine einfache<br />
Methode, abstrakte Bilder mit einem<br />
mystischen Touch zu kreieren, ist das<br />
<strong>Fotografie</strong>ren von Rauchfahnen. Ich<br />
habe Räucherstäbchen benutzt, denn sie sind<br />
in geschlossenen Räumen relativ sicher<br />
anzuwenden und geben genau die richtige<br />
Rauchdichte auf den Fotos. Da der Rauch<br />
immer in etwas anderer Weise aufsteigt, gibt es<br />
eine unendliche Vielfalt von Formen und<br />
Mustern die man fotografieren kann. Nachdem<br />
Sie einige Rauchfahnen eingefangen haben,<br />
gibt es mehrere Möglichkeiten, sie so zu<br />
manipulieren, dass wahrhaft magische Fotos<br />
dabei herauskommen. Jede einzelne<br />
Rauchfahne kann bei der Nachbearbeitung<br />
eingefärbt, gespiegelt und gedreht, abgewedelt<br />
und verzerrt werden, um andere, neue Muster<br />
zu erzeugen. Der möglichen Vielfalt dieser<br />
Technik sind keine Grenzen gesetzt. Achten Sie<br />
jedoch darauf, dass die Räucherstäbchen<br />
niemals unbeaufsichtigt bleiben, denn<br />
immerhin handelt es sich um offenes Feuer.<br />
Setup Ich bedeckte einen Studiotisch mit einem schwarzen Tuch, auf das ich eine Glasplatte legte. Dann<br />
1 fixierte ich ein Räucherstäbchen mit etwas Wachs in einem Kerzenhalter. Ich baute das Blitzgerät, an dessen<br />
dem Hintergrund zugewandter Seite ein Stück schwarzer Karton angebracht war, seitlich hinter dem<br />
Räucherstäbchen auf. Der Karton sollte verhindern, dass Blitzlicht auf den Hintergrund fiel. Dann schraubte ich die<br />
Kamera mit bereits montiertem, drahtlosen Auslöser für das Blitzgerät auf ein Stativ und öffnete ein Fenster, um für<br />
Frischluft und etwas Luftbewegung zu sorgen.<br />
Original Invertiert<br />
Einstellungen vornehmen Ich schaltete die<br />
2 Kamera in die manuelle Betriebsart, einschließlich<br />
manueller Scharfeinstellung, und fokussierte den Bereich<br />
über dem Räucherstäbchen. Ich wählte eine Verschlusszeit<br />
von 1/200 Sekunde – die kürzeste Blitzsynchronzeit meiner<br />
Kamera – und eine Blende von f/14, um ausreichend<br />
Schärfentiefe zu haben. Zum Speichern wählte ich das<br />
RAW-Format, da es die beste Bildqualität bringt. So konnte<br />
ich später beim Konvertierungsprozess in Photoshop auch<br />
die Tiefen anreichern.<br />
<strong>Fotografie</strong>ren Ich zündete das<br />
3 Räucherstäbchen an, wobei ich noch einmal<br />
überprüfte, dass es sicher im Kerzenhalter fixiert war.<br />
Zum Auslösen benutzte ich einen Fernauslöser. Nach<br />
35-40 Aufnahmen überprüfte ich, ob das<br />
Räucherstäbchen vollständig heruntergebrannt war und<br />
sah mir die Bilder auf dem LCD-Monitor der Kamera an.<br />
Dabei ging es nur darum, sicherzustellen, das kein<br />
Blitzlicht auf den Hintergrund gefallen war.<br />
Nachbearbeitung Als das geschehen war,<br />
4 kopierte ich die Bilder auf den Computer. Im Adobe<br />
Camera Raw Converter dunkelte ich mit dem<br />
Tiefenregler den Hintergrund ab, bevor ich bevor ich das<br />
erste Bild in Photoshop öffnete. Mit dem<br />
Löschwerkzeug beseitigte ich unerwünschte<br />
Rauchspuren. Dann invertierte ich das Bild. Dies<br />
bewirkte, dass die Rauchfahnen sich in ein nebliges<br />
Schwarz verwandelten und der Hintergrund rein weiß<br />
erschien. Nun war das Bild bereits viel auffälliger.<br />
Farbe hinzufügen Damit das Foto noch attraktiver wurde, wollte ich nun<br />
5 Farbe hinzufügen. In der Farbton/Farbsättigung-Palette setzte ich jeweils ein<br />
Häkchen in die Kästchen vor „Färben“ und „<strong>Vorschau</strong>“. Dann experimentierte ich mit<br />
den Reglern, bis mir das Ergebnis gefiel. Ich wählte ein intensives Rot mit einer<br />
Sättigung von 75 %. Dann speicherte ich das Bild unter einem neuen Dateinamen ab.<br />
Als Nächstes öffnete ich ein anderes Foto, mit dem ich die Schritte vier und fünf<br />
wiederholte, doch diesmal wählte ich ein helles Blau als Farbe für die Rauchspur.<br />
Bilder zusammenführen Nun kopierte ich das Bild mit der blauen<br />
6 Rauchspur in das Bild mit der roten Rauchspur und bewegte es solange umher,<br />
bis ich eine ansprechende Darstellung beider Rauchspuren gefunden hatte. Zum<br />
Ausrichten der Bilder benutzte ich das Werkzeug „Frei transformieren“. Dann setzte ich<br />
die Deckkraft der blauen Ebene auf 100 % und änderte die Füllmethode der Ebene von<br />
„Normal“ auf „Multiplizieren“. Dann benutzte ich die Funktion „Auf Hintergrundebene<br />
reduzieren“, um beide Bilder zu einem zusammenzuführen, das ich wieder unter<br />
neuem Dateinamen speicherte.
Das fertige Bild<br />
Nach ein paar letzten<br />
Korrekturen an<br />
Gradationskurven,<br />
Farbsättigung und<br />
Kontrasten gefiel mir mein<br />
Werk sehr gut. Ein<br />
farbenfrohes, abstraktes<br />
Foto, das als großer<br />
Leinendruck jede Wand<br />
schmücken kann.
108<br />
Innenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Süßes im Wasser<br />
Eine Kombination aus Wassertropfen und Süßigkeiten<br />
schafft dynamische, farbenfrohe Aufnahmen<br />
Ross Hoddinott: Lichtbrechung oder „Refraktion“ bedeutet<br />
die Richtungsänderung von Lichtstrahlen beim Übergang von<br />
einem Medium in ein anderes mit geringerer oder höherer Dichte.<br />
Sie ist auch der Grund, warum Ihre Beine kürzer aussehen, wenn<br />
Sie im Wasser stehen und sie von außerhalb des Wassers betrachten.<br />
Dieser Effekt der Lichtbrechung und Spiegelung umgebender Objekte im<br />
Wasser bietet Fotografen eine Vielzahl kreativer Möglichkeiten.<br />
Wassertropfen wirken wie optische Linsen, in denen ihre Umgebung<br />
spiegelverkehrt verkleinert abgebildet wird. Aus nächster Nähe können Sie<br />
diesen verblüffenden Effekt auch mit der Kamera einfangen. Bunte Blumen<br />
sehen besonders schön aus, wenn Sie durch Wassertropfen fotografiert<br />
werden – als „Bild im Bild“sozusagen. Sie können diese Aufnahmetechnik<br />
nach einem Regenschauer oder an einem kühlen Morgen ausprobieren,<br />
wenn die Tautropfen der Nacht noch nicht verdunstet sind. Leider gibt es<br />
Draußen kaum Möglichkeiten, das im Tropfen reflektierte Bild zu<br />
beeinflussen, weil die Lichtverhältnisse nicht veränderbar sind. Auch der<br />
Wind könnte Ihnen einen Strich durch die Rechnung machen.<br />
Wenn Sie Ihr Vorhaben aber ins Haus verlegen, sieht die Sache anders aus.<br />
Sie können alles Nötige auf einem Tisch aufbauen, es gibt keinen Wind,<br />
und Sie haben großen Einfluss auf das Licht. Wassertropfen können Sie auf<br />
nahezu jedes Objekt aufbringen, sei es der Tisch selbst, eine Blume, ein<br />
Buch oder ein Apfel. Mit Ihrer Kamera sowie ein paar Hilfsmitteln, die in<br />
jedem Haushalt zu finden sind, rücken Sie dem Spiegelphänomen zu Leibe.<br />
Notwendige Ausrüstung<br />
Motivwahl Ich wollte ein lustiges, farbenfrohes Bild. Nach kurzem Nachdenken<br />
1 entschied ich mich für bunte Kaugummikugeln, die von Wassertropfen reflektiert<br />
werden. Dazu brauchte ich eine Glas- oder Plastikscheibe, um darauf die Tropfen zu<br />
platzieren. Der transparente Deckel einer CD-Box erwies sich als geeignet. Zum Erzeugen<br />
der Tropfen verwendete ich eine Spritze, man kann aber auch eine Pipette oder<br />
Sprühflasche verwenden.<br />
Stativ und Fernauslöser<br />
Um genug Schärfentiefe zu erreichen<br />
und sowohl Tropfen als auch<br />
Lichtbrechungen in akzeptabler<br />
Schärfe abzubilden, werden Sie eine<br />
kleine Blende wählen müssen. Dies<br />
bedingt eine lange Verschlusszeit,<br />
was wiederum den Einsatz des<br />
Stativs notwendig macht, damit Sie<br />
präzise scharfstellen können und die<br />
Aufnahme nicht verwackelt.<br />
Die formatfüllende Abbildung kleiner<br />
Wassertropfen erfordert zudem starke<br />
Vergrößerung. Dies führt dazu, dass<br />
auch die geringste Bewegung während<br />
der Aufnahme ebenso stark vergrößert<br />
wird. Also ist auch ein Fernauslöser<br />
erforderlich, denn er vermeidet die<br />
kleinen Vibrationen, die entstehen,<br />
wenn Sie den Auslöser direkt von<br />
Hand betätigen.<br />
Tropfen aufbringen Ich arrangierte die Kaugummikugeln auf einer schwarzen<br />
2 Oberfläche. Dann formte ich aus einem weißen Blatt DIN A4 Papier einen Zylinder,<br />
der mit Tesafilm in Form gehalten wurde. Den stülpte ich über die auf dem schwarzen<br />
Hintergrund liegenden bunten Kugeln, so dass diese nun innerhalb des Papierzylinders<br />
lagen. Der Zylinder diente einerseits dazu, das Licht gleichmäßig zu verteilen und<br />
andererseits als Plattform für den transparenten Deckel der CD-Box. Mit der Spritze setzte<br />
ich nun vorsichtig eine Reihe kleiner Wassertropfen auf die Plastikoberfläche. Jeder<br />
einzelne Tropfen erzeugte ein gebrochenes Bild der darunter befindlichen bunten Kugeln.<br />
Bildkomposition Ich positionierte die auf das Stativ montierte Kamera direkt<br />
3 über meiner Konstruktion, wobei ich darauf achtete, dass die Bildebene parallel zu<br />
dem Plastikdeckel verlief, um die Schärfentiefe zu optimieren. Ich machte meine<br />
Bildkomposition und stellte auf die Lichtbrechung in den Tropfen scharf, anstatt auf die<br />
Oberfläche. Ich begann mit Blende f/4, doch die Schärfentiefe erwies sich als zu<br />
gering, was dazu führte, dass ausschließlich die Reflexionen der Kugeln in den Tropfen<br />
scharf abgebildet wurden, alles andere war unscharf.
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Innenaufnahmen 109<br />
Das fertige Bild<br />
Bei dieser Art Foto ist es wichtig, dass Sie<br />
manuell auf das gebrochene Bild innerhalb<br />
des Wassertropfens scharfstellen, nicht auf<br />
seine Oberfläche!<br />
Der Autofokus ist hier nutzlos, da er die<br />
Refraktion als Hintergrund interpretiert.<br />
Testaufnahme Schließlich endete ich bei Blende f/22. Die sich daraus<br />
4 ergebende Verschlusszeit war 2 Sekunden; Stativ und Fernauslöser waren also<br />
unentbehrlich. Nun sah das Ergebnis schon recht gut aus: Die Tropfen sind scharf und<br />
die bunten Kugeln darunter verschwimmen zu einem schönen, bunten Hintergrund.<br />
Leider hat die kleine Blendeneinstellung jetzt auch Staub und Kratzer auf dem<br />
Plastikdeckel sichtbar gemacht.<br />
Aufräumen Diesen unerwünschten Objekten rückte ich in Photoshop mit<br />
5 Kopierwerkzeug und Reparaturpinsel zu Leibe. Dann justierte ich die Tonwerte,<br />
um den Kontrast zu erhöhen, und verstärkte abschließend noch etwas die<br />
Farbsättigung.
110<br />
Innenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Makrowunder<br />
Wassertropfen lassen sich besonders schön auf Blumen<br />
fotografieren. Unsere Schritt-für-Schritt Anleitung zeigt es Ihnen<br />
Luoana Negut: In der <strong>Makrofotografie</strong> sind Bildkomposition und<br />
Bildschärfe entscheidend. Ein winziges Detail kann den Unterschied zwischen<br />
einem exzellenten und einem schlechten Foto ausmachen. Wenn Sie sich also<br />
an diesem kleinen Projekt versuchen wollen, sollten Sie ein Auge fürs Detail und<br />
viel Geduld mitbringen. Wassertropfen in einem Foto mit Blumen steigern den Eindruck<br />
eines solchen Stilllebens erheblich. Dabei ist Wasser für diese Aufnahmetechnik gar nicht<br />
das beste Medium, denn sein Verhalten ist schwer zu kontrollieren, und schon die kleinste<br />
Bewegung kann dazu führen, dass ein Tropfen verläuft. Die Tropfen einer Salzlösung –<br />
beim Optiker erhältlich – und jeder klaren Flüssigkeit mit höherer Viskosität als Wasser<br />
sind viel stabiler. Für ihre Versuche können Sie praktisch jede beliebige Blume verwenden,<br />
doch mit einer Gerbera haben Sie es am einfachsten, da die Tropfen auf ihren flachen,<br />
leicht konkaven Blütenblättern besser haften.<br />
Wenn Sie es geschafft haben, einen Tropfen auf ein Blütenblatt aufzubringen, müssen Sie<br />
ermitteln, wie das Licht vom ihm reflektiert und gebrochen wird. Dann positionieren Sie<br />
die Kamera entsprechend. Ein Makroobjektiv mit einem Vergrößerungsfaktor von<br />
wenigstens 1:2, besser noch 1:1, genügt, um die Blüte mit dem Tropfen formatfüllend ins<br />
Bild zu setzen. Ich habe eine 60 mm Brennweite verwendet, doch mit 100 mm hätte ich<br />
in größerer, komfortablerer Arbeitsentfernung hantieren können. Ein schwarzer<br />
Hintergrund ist ideal, dann lenkt nichts vom Motiv ab. Sie können es auch mit<br />
komplementärfarbenem Hintergrund veruchen, um das Motiv zu variieren. Diese<br />
Aufnahmetechnik verlangt Experimentierfreude, und wenn Sie es richtig machen, können<br />
Sie sich über wunderschöne Stillleben freuen.
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Innenaufnahmen 111
112<br />
Innenaufnahmen<br />
H2O allein reicht nicht<br />
Wasser ist dünnflüssig, die Tropfen<br />
ändern schnell ihre Form, und es ist sehr<br />
schwer, einen schönen, runden Tropfen zu<br />
platzieren. Sie brauchen eine Flüssigkeit<br />
mit höherer Dichte („Viskosität“) und<br />
stabilerer Tropfenform. Es funktioniert<br />
auch mit Zuckerwasser; ideal ist jedoch<br />
eine Salzlösung, wie Sie zur Reinigung von<br />
Kontaktlinsen verwendet wird.<br />
Das fertige Bild<br />
Der Tropfen ist in der Mitte<br />
des Fotos scharf abgebildet,<br />
und die geringe<br />
Schärfentiefe lässt ihn<br />
besonders stark<br />
hervortreten.<br />
Setup: Durch ein Fenster einfallendes<br />
Tageslicht bietet für unsere Zwecke<br />
eine einfache, völlig ausreichende<br />
Beleuchtung. Direktes Sonnenlicht sollte<br />
es jedoch nicht sein, da wir diffuses Licht<br />
benötigen. Halten Sie einen Reflektor<br />
bereit, um gegebenenfalls starke<br />
Helligkeitsunterschiede auf dem Motiv<br />
auszugleichen. Als Hintergrund benutzen<br />
Sie schwarzen Karton. Achten Sie darauf,<br />
die Blume so zu positionieren, dass Sie gut<br />
beleuchtet ist. In diesem Beispiel ist sie<br />
etwa 15 cm vom Hintergrund entfernt.<br />
Auf den Tropfen scharfstellen Benutzen Sie eine Spritze oder eine<br />
1 Pipette und setzen Sie damit vorsichtig einen Tropfen auf die Spitze eines<br />
Blütenblatts. Wenn Sie ihn in die Mitte setzen, kann er hinab zum Blütenstempel<br />
laufen und sich dort verlieren. Nutzen Sie die Zeitautomatik mit Einzelpunkt-AF und<br />
gehen Sie so nah wie möglich heran, damit Ihr Motiv das Sucherbild vollständig<br />
ausfüllt. Da die Schärfentiefe sehr gering ist, wählen Sie eine mittlere Blende<br />
zwischen f/5.6 und f/11, um den gesamten Tropfen fokussieren zu können.<br />
Korrekte Belichtung Auf<br />
2 schwarzem Hintergrund kann es<br />
passieren, dass das Belichtungssystem<br />
der Kamera die dunklen Töne zu stark<br />
kompensiert und die Aufnahme<br />
überbelichtet. Ist das der Fall, stellen Sie<br />
1 bis 2 Blendenstufen negative<br />
Belichtungskorrektur ein.<br />
Präzise scharfstellen Stellen Sie sicher, dass der aktive Schärfepunkt der<br />
3 Kamera exakt auf dem Wassertropfen liegt, damit dieser gestochen scharf<br />
abgebildet wird. Falls das Objektiv nicht fokussieren kann, sind Sie zu nah, oder das<br />
Motiv bietet zu wenig Kontrastunterschiede für den Autofokus. In diesem Fall stellen<br />
Sie von Hand scharf.<br />
Wenn die Verschlusszeit unter 1/30 Sekunde sinkt, besteht Verwacklungsgefahr.<br />
Vermeiden Sie das Risiko, indem Sie die Spiegelverriegelung der Kamera in<br />
Verbindung mit Selbstauslöser oder besser moch mit Fernauslöser nutzen.<br />
Spitzlicht einbeziehen Wasser bricht und reflektiert Licht, was dazu<br />
4 führen kann, dass auf dem Tropfen ablenkende Spitzlichter zu sehen sind.<br />
Idealerweise verläuft ein Spitzlicht mit minimalen Reflexionen entlang der<br />
Tropfenkante. Wenn Sie den Tropfen so fotografieren, dass Teile der Blüte hinter ihm<br />
im Bild sind, sollten Sie ein gebrochenes Bild der Blume oder wenigstens deren Farbe<br />
innerhalb des Tropfens erkennen können. Experimentieren Sie dazu mit der Position<br />
der Blume und dem Blickwinkel der Kamera.
5<br />
Bildkomposition variieren Die geringste Veränderung von Blickwinkel<br />
oder Bildausschnitt kann den Eindruck einer Makroaufnahme sehr stark<br />
verändern. Versuchen Sie verschiedene Kamerastandpunkte, Blütenblätter und<br />
Schusswinkel, um die beste Bildkomposition zu finden. Sie können zum Beispiel mit<br />
einer extrem geringen Schärfentiefe die Blütenblätter verschwimmen lassen.<br />
Attraktivität steigern Versuchen Sie, mehr als einen einzigen Tropfen<br />
6 auf ein Blütenblatt zu bringen, um die Szene interessanter zu machen. Am<br />
besten wirkt es, wenn die Tropfen in etwa dieselbe Größe haben. Versuchen Sie es<br />
auch mal mit weiter geöffneter Blende, sodass nur einer der Tropfen gestochen<br />
scharf erscheint, oder mit kleinerer Blende, um alle Blütenblätter scharf zu<br />
bekommen. Je direkter der Lichteinfall, umso stärker werden die Schatten; in diesem<br />
Fall setzen Sie einen Reflektor ein.
114<br />
Innenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Scharfer Stapel …<br />
Bei bestimmten Makromotiven besteht das größte Problem darin, genügend<br />
Schärfentiefe zu erzeugen. Die Lösung des Problems heißt<br />
Schärfentiefenerweiterung. Hier zeigen wir Ihnen, was damit gemeint ist.<br />
Caroline Wilkinson: Je länger das<br />
Objektiv, desto geringer die Entfernung<br />
vom Motiv zur Kamera, und je weiter die<br />
Blendenöffnung, desto geringer die<br />
Schärfentiefe. In der <strong>Makrofotografie</strong> spielen all<br />
diese Faktoren zusammen, deswegen ist es oft<br />
unmöglich, ein Foto vom Vordergrund bis in den<br />
Hintergrund scharf zu bekommen. Auch die<br />
Einstellung der kleinsten Blende kann dies nicht<br />
immer leisten. Auf jeden Fall geht es zu Lasten der<br />
Verschlusszeit, die dann bis zu mehreren Sekunden<br />
betragen kann. Die Lösung des Problems heißt<br />
„Schärfentiefe-Erweiterung“, die Kombination einer<br />
speziellen Serienaufnahme und einer besonderen<br />
Nachbearbeitungstechnik.<br />
Zunächst wird eine Bildserie geschossen und für<br />
jedes Einzelbild eine andere Schärfeebene<br />
eingestellt. Die Einzelbilder werden in Photoshop<br />
zusammengefügt („gestapelt“), wobei nur die<br />
unterschiedlichen Schärfeebenen berücksichtigt<br />
werden. Im fertigen Bild entsteht dadurch eine<br />
wesentlich größere Schärfentiefe als es mit nur<br />
einem Foto möglich wäre. Die Nachbearbeitung ist<br />
etwas kompliziert, lässt sich aber vereinfachen,<br />
wenn mit der Kamera präzise gearbeitet wurde. Es<br />
gibt Programme, die den Prozess komplett<br />
automatisch erledigen; wir haben jedoch<br />
festgestellt, dass die Ergebnisse nicht so akkurat<br />
sind. Übernehmen Sie lieber selbst die Kontrolle<br />
und verarbeiten den Stapel in Lightroom oder<br />
Photoshop von Hand.<br />
Entscheidend für diese Technik ist, dass Motiv und<br />
Kamera bei der Aufnahme absolut bewegungslos<br />
sind. Insofern eignen sich statische Motive am<br />
besten. Für optimale Schärfe empfehlen wir, je<br />
nach herrschenden Lichtverhältnissen, eine Blende<br />
Kameraeinstellungen<br />
Belichtung und Schärfe:<br />
Av Schalten Sie die Kamera auf<br />
Zeitautomatik, stellen Sie eine Blende<br />
zwischen f/11 und f/16 ein und schalten Sie den<br />
Autofokus aus. Sie können auch den<br />
Einzelpunkt-AF verwenden und den<br />
Schärfepunkt für jede Einzelaufnahme<br />
verlagern; für uns erwies sich das manuelle<br />
Fokussieren als einfacher.<br />
zwischen f/8 und f/11. Wenn Sie eine kürzere<br />
Verschlusszeit benötigen, können Sie ein Blitzgerät<br />
einsetzen oder aufblenden, doch dann benötigen<br />
Sie mehr Einzelbilder, um die Schärfentiefe zu<br />
maximieren, was wiederum die spätere<br />
Verarbeitung des Stapels erschwert. Für unser<br />
Beispiel nutzten wir Blende f/11, wie unten Schritt<br />
für Schritt erklärt.<br />
Machen Sie die Aufnahmen in logischer<br />
Reihenfolge, indem Sie z. B. den Schärfepunkt<br />
schrittweise von unten nach oben verschieben. Das<br />
erleichtert später das Sortieren der Dateien in<br />
Photoshop.<br />
Schärfentiefe: Vier Aufnahmen mit Blende f/11, auf unterschiedliche Bereiche scharfgestellt, ergeben das fertige Bild.<br />
Unten Mitte Oberes Drittel Hintere Blütenblätter<br />
Finish in Photoshop<br />
Bilddateien öffnen<br />
1 Wenn die Dateien geöffnet<br />
sind, wählen Sie ein Foto als<br />
Basisbild – in unserem Fall<br />
war es das Bild, in dem der<br />
untere Teil scharfgestellt war.<br />
Ziehen Sie mit dem<br />
Verschieben-Werkzeug die<br />
anderen Ebenen über Ihr<br />
Basisbild, vorzugsweise in der<br />
Reihenfolge der Aufnahmen<br />
angeordnet.<br />
Hierbei ist es hilfreich, den<br />
Ebenen jeweils eindeutige<br />
Namen zu geben.<br />
2 Dateien<br />
aussortieren Je<br />
weniger Dateien Sie haben,<br />
mit denen Sie arbeiten<br />
müssen, umso einfacher wird<br />
der gesamte Prozess. Sehen<br />
Sie sich also die einzelnen<br />
Ebenen genau an, und<br />
entscheiden Sie, welche<br />
davon einen Bildteil scharf<br />
abbilden, der unbedingt<br />
scharf sein muss. Gehen Sie<br />
dabei sehr sorgfältig vor.<br />
Einzelbilder, die Sie nicht<br />
unbedingt brauchen, sortieren<br />
Sie aus.<br />
Bilder ausrichten<br />
3 Wenn Sie für die<br />
Einzelbilder unterschiedliche<br />
Bildbereiche fokussieren,<br />
ändert sich bei jedem Bild<br />
minimal die Perspektive. Das<br />
bedeutet, dass die<br />
Bildausschnitte leicht<br />
voneinander abweichen und<br />
die einzelnen Ebenen nicht<br />
exakt aufeinander liegen.<br />
Dieses Phänomen korrigieren<br />
Sie, indem Sie alle Ebenen in<br />
der Palette auswählen und<br />
anschließend auf<br />
„Bearbeiten > Ebenen<br />
automatisch ausrichten“<br />
klicken – den Rest erledigt<br />
Photoshop.<br />
4 Ebenenmaske<br />
verwenden Dieser<br />
Schritt erfordert<br />
Aufmerksamkeit fürs Detail<br />
und Übung. Erstellen Sie eine<br />
neue Ebenenmaske für alle<br />
bisherigen Ebenen. Dann<br />
benutzen Sie das<br />
Pinsel-Werkzeug mit<br />
schwarzer Farbe und<br />
verbergen damit die<br />
unscharfen Bereiche der<br />
Ebenenmasken. Falls Ihnen<br />
dabei ein Fehler unterläuft,<br />
schalten Sie auf weiße Farbe<br />
um und holen den<br />
versehentlich betroffenen<br />
Bereich wieder hervor.<br />
5 Letzte<br />
Korrekturen Wenn<br />
Sie den gesamten Stapel auf<br />
diese Weise bearbeitet haben,<br />
wollen Sie gegebenenfalls<br />
noch die Tonwerte und die<br />
Schärfe korrigieren. Wählen<br />
Sie dazu erneut alle Ebenen<br />
aus, und erzeugen Sie eine<br />
kombinierte Ebene. Um den<br />
Kontrast zu verstärken,<br />
duplizieren Sie diese Ebene,<br />
wählen „Weiches Licht“ als<br />
Füllmethode und reduzieren<br />
die Deckkraft, bis Ihnen das<br />
Ergebnis gefällt.
Das fertige Bild:<br />
Falls ihr Bild mehr Schärfe benötigt,<br />
duplizieren Sie die kombinierte Ebene<br />
erneut und wählen „Filter > Scharfzeichnungsfilter<br />
> Unscharf maskieren“ und<br />
passen die Schärfe mit dem Regler an.<br />
Nun sollten Sie ein Stillleben vor sich<br />
sehen, das von vorn bis hinten<br />
ausreichend scharf ist.
116<br />
Innenaufnahmen<br />
Romantisches Stillleben<br />
Ringe und Bücher sind schöne Objekte, um einfache, emotionale Stillleben zu gestalten.<br />
Für unser kleines Projekt sollte es ein klassisch gebundenes Buch mit Fadenheftung sein<br />
Caroline Wilkinson:<br />
Das hier beschriebene<br />
Motiv ist unter<br />
Hochzeitsfotografen sehr<br />
populär – kein Wunder, ist es doch im<br />
Handumdrehen im Kasten! Sie<br />
benötigen dafür lediglich eine<br />
Lichtquelle, die hinter dem Ring<br />
platziert wird. Das kann eine<br />
Nachttischlampe sein, eine<br />
Tachenlampe oder auch ein<br />
Blitzlicht, Hauptsache, es wird ein<br />
harter Schatten erzeugt, der die Form<br />
eines Herzens annimmt, wenn der<br />
Ring senkrecht in die aufgeklappte<br />
Buchfalte gesetzt wird. Für dieses<br />
Foto habe ich meinen eigenen<br />
Trauring benutzt. Sie können aber<br />
auch einen runden Filter verwenden,<br />
um ein größeres Herz zu erzeugen<br />
– oder einen Nahfilter, um ein<br />
bestimmtes Wort auf der Buchseite<br />
zu vergrößern. Ich habe die<br />
Aufnahme sowohl mit einem<br />
Standardobjektiv als auch mit einem<br />
Makroobjektiv probiert. Das beste<br />
Ergebnis erzielte ich mit einem<br />
Vergrößerungsfaktor von 1:5 in<br />
Verbindung mit einem kurzen<br />
Schärfentiefebereich, der den<br />
Schärfepunkt isolierte. Auch ein<br />
Standard-Zoomobjektiv ist geeignet,<br />
nur kommen Sie damit nicht so nah<br />
an den Ring wie mit dem<br />
Makroobjektiv, und der<br />
Schärfentiefebereich wird größer.<br />
Es ist ein perfektes Motiv für einen<br />
bevorstehenden Jahrestag oder eine<br />
frisch gefeierte Verlobung – eigentlich<br />
braucht es aber keinen besonderen<br />
Anlass, dieses sentimentale Stillleben<br />
einmal auszuprobieren.<br />
Weißabgleich<br />
Falls Sie im JPEG- oder TIFF- Format aufnehmen, müssen Sie Ihrer<br />
Beleuchtung entsprechend den Weißabgleich einstellen. Ich habe<br />
beispielsweise eine Schreibtischlampe mit einer Glühbirne benutzt und<br />
konnte deshalb die Voreinstellung „Kunstlicht“ verwenden. Wenn Sie im<br />
RAW-Format arbeiten, ist der Weißabgleich weniger kritisch, denn Sie können<br />
ihn nachher in Adobe Camera Raw anpassen.<br />
Setup Ein gebundenes Buch mit Fadenheftung ist am<br />
1 besten geeignet, denn das Buch muss flach liegen bleiben,<br />
wenn es aufgeschlagen ist, damit der hineingestellte Ring<br />
genügend Halt bekommt. Falls notwendig, beschweren Sie die<br />
Buchseiten. Ich stellte die Schreibtischlampe hinter das Buch und<br />
richtete den Lampenschirm in einem Winkel von 45 Grad darauf,<br />
da dieser Winkel den stärksten Schatten warf.<br />
Bildkomposition Sie müssen einen Ring benutzen, der<br />
2 weit genug ist, dass er ohne Unterstützung senkrecht in der<br />
Buchfalte stehen kann. Doch selbst wenn er nicht aufrecht stehen<br />
bleibt, können Sie vielleicht doch einen herzförmigen Schatten<br />
erzeugen, wenn Sie das Licht der Lampe in einem anderen<br />
Winkel auf den Ring fallen lassen.<br />
Beleuchtungskorrektur Stärke, Form und Länge des Schattens hängen<br />
3 vom Winkel und von der Entfernung zwischen Lampe und Buch ab. Je näher und<br />
niedriger sich die Lichtquelle am Ring befindet, umso kürzer und stärker wird der<br />
Schatten. Schalten Sie alle anderen Lampen im Zimmer aus. Ich fotografierte mit<br />
Zeitautomatik und Blende f/11.<br />
Schärfentiefe Nach ein paar Versuchen wurde klar, dass die besten<br />
4 Aufnahmen bei weiter Blendenöffnung und kurzem Abstand zum Ring<br />
entstanden. Experimentieren Sie für die richtige Blende, die genügend Schärfentiefe<br />
für den Ring liefert und den Hintergrundtext unscharf werden lässt. Ich habe auch<br />
verschiedene Schärfepunkte zwischen Lexikonwort und Ring getestet, um<br />
festzustellen, wann das Motiv den besten Eindruck macht.
Das fertige Bild<br />
Um den etwas antiquierten Look zu<br />
erzeugen, habe ich die Farbbalance in<br />
Photoshop geändert und mit dem<br />
Nachbelichten-Werkzeug und einem<br />
weichen Pinsel die Kanten abgedunkelt.<br />
Schärfe Mit nur einer Lichtquelle und dem Objektiv sehr nah am Buch waren<br />
5 die Lichtverhältnisse nicht besonders gut, was zu langen Verschlusszeiten führte.<br />
Die große Blende sorgt außerdem für eine flache Schärfeebene, deshalb war es trotz<br />
Stativ nicht einfach, korrekt scharfzustellen. Um Verwacklungen beim Auslösen zu<br />
vermeiden, empfiehlt es sich, einen Fernauslöser zu benutzen.<br />
6<br />
Kamerastandpunkt Probieren Sie mehrere Bildkompositionen und<br />
Kamerastandpunkte, beispielsweise aus der Froschperspektive oder mit der<br />
Kamera genau auf Höhe des Rings. Experimentieren Sie außerdem mit der Drittelregel,<br />
um Buchfalte und Ring aus der Bildmitte zu lösen. Diagonale Linien beispielsweise<br />
verleihen dem Bild sofort mehr Ausdruck.
118<br />
Innenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong>
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Innenaufnahmen 119<br />
Kreatives Bokeh<br />
Fotos bei gedämpftem Licht eröffnen ungeahnte Möglichkeiten für<br />
brillante Bokeh-Aufnahmen. Eigentlich eine ganz simple Technik…<br />
Caroline Wilkinson: Kurze Schärfentiefe ist einer der beliebtesten Effekte in der<br />
digitalen Spiegelreflex-<strong>Fotografie</strong> und kann auch dem einfachsten Schnappschuss<br />
besonderes Appeal verleihen. Meistens wird ein kurzer Schärfentiefebereich genutzt, um<br />
ein Objekt im Vordergrund von einem störenden Hintergrund zu isolieren. Mit einem<br />
schnellen Objektiv ist es auch möglich, die Art der Unschärfe zu manipulieren, um zusätzliche<br />
Kreativeffekte zu erzeugen.<br />
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Aufnahmen mit geringer Schärfentiefe in ihrem<br />
Unschärfebereich einige kleine Kreise aufweisen? Dieser Effekt wird „Bokeh“ genannt und entsteht<br />
durch Lichtpunkte, die sich außerhalb des Schärfebereichs befinden. Mit einem Teppichmesser<br />
und etwas Fantasie können Sie die runde Form dieser Bokehs ändern und sich beliebige eigene<br />
Filter herstellen. Nachdem Sie die Wunschform Ihres Bokehs gefunden haben, z. B. Herzen,<br />
Schneeflocken, Sterne oder Halbmonde, suchen Sie sich einen Hintergrund mit vielen einzelnen<br />
Lichtquellen, beispielsweise eine nächtliche Straße. Dunkelheit lässt die einzelnen Lichter<br />
besonders gut hervortreten, daher sollten Sie mit Stativ arbeiten.
120<br />
Innenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Tipps für schöne Bokehs<br />
Bokeh-Filter selbst<br />
1 gemacht Zeichnen Sie mit dem<br />
Zirkel einen Kreis auf ein Stück<br />
schwarzen Kartons. Der Kreis muss dem<br />
Gewindedurchmesser Ihres Objektivs<br />
entsprechen. Dann zeichnen Sie die<br />
gewünschte Form des Bokeh in die Mitte<br />
des Kreises.<br />
Form ausschneiden<br />
2 Schneiden Sie das Bokeh mit einem<br />
scharfen Teppichmesser aus, dann<br />
schneiden Sie mit einer Schere den Kreis<br />
aus. Kleben Sie einen Tesafilmstreifen<br />
beidseitig an die Kante des Filters. Der<br />
Streifen dient Ihnen als Griff, an dem Sie<br />
den Filter wieder vom Objektivgewinde<br />
abziehen können.<br />
Je weiter offen die Blende ist, desto<br />
stärker das Bokeh. Also stellen Sie<br />
als erstes die größte Blende an Ihrem<br />
Objektiv ein. Spielen Sie außerdem mit<br />
der Distanz zwischen Kamera und Motiv<br />
und der Entfernung zwischen Motiv<br />
und Hintergrund, denn so lässt sich<br />
der Effekt verstärken oder verringern.<br />
Einen der schönsten Effekte erreichen<br />
Sie, wenn Sie so nah wie möglich<br />
heran gehen und selektiv scharfstellen,<br />
um den Rest des Bildes aus dem<br />
Schärfebereich herauszunehmen. Sie<br />
sollten auch mit der Größe der Form<br />
experimentieren, je nachdem welchen<br />
Effekt Sie erzielen wollen. Je kleiner die<br />
Form, desto kleiner auch das Bokeh.<br />
Wenn Sie ein Lensbaby besitzen,<br />
können Sie das dazu erhältliche<br />
„Creative Aperture Kit“ verwenden, um<br />
die handwerkliche Arbeit zu sparen.<br />
Einzelheiten finden Sie auf www.<br />
lensbaby.com.<br />
Gefällt Ihnen die Form? Um zu vermeiden, dass das Objektiv beschädigt<br />
3 wird, können Sie den Bokeh-Filter in das Gewinde eines UV-Filters drehen. Die<br />
stabilere Lösung ist allerdings ein quadratischer Bokeh-Filter, den Sie in einen<br />
Verlaufsfilter-Halter einschieben; so kann er auch jederzeit wieder verwendet werden.<br />
4<br />
Makro-Licht verwenden Stabilität ist entscheidend, um Verwackeln zu<br />
vermeiden, deswegen setzte ich die Kamera auf den Boden. Ich schloss ein<br />
Makro-Licht an um die Süßigkeiten anzuleuchten, die auf einem Stück schwarzen<br />
Kartons mit den elektrischen Weihnachtskerzen im Hintergrund positioniert waren.<br />
Filter abnehmen Ich machte eine Aufnahme ohne Filter mit Blende f/2.8,<br />
5 um mir anzusehen, wie die Szene ohne den Filtereffekt aussah. Dabei bemerkte<br />
ich, dass der unter den Süßigkeiten befindliche schwarze Karton zwischen dem<br />
unteren Bereich des Bildes und dem Hintergrund keinen Übergang erkennen ließ,<br />
deswegen tauschte ich den schwarzen Kartons gegen einen roten Karton aus.<br />
Setup justieren Dann brachte ich den herzförmigen Filter am Objektiv an<br />
6 und experimentierte mit Blende und unterschiedlichen Entfernungen zwischen<br />
Kamera und Motiv, um herauszufinden, welche Effekte das Bokeh kreieren würde. Bei<br />
Blende f/5.6 und in einiger Entfernung von den Süßigkeiten nahmen die Lichter des<br />
Hintergrunds ihre Form an, doch bei weitem nicht in der Größe, wie bei dem mit<br />
Blende f/2.8 aufgenommenen Bild.
Das fertige Bild<br />
Der rote Karton hatte am unteren Bildrand<br />
Reflexionen erzeugt, die den Bokeh-Effekt am<br />
oberen Bildrand optisch gut ausbalancierten.<br />
Weitere Versuche mit Blende f/2.8, kürzerer<br />
Entfernung zum Motiv sowie verändertem<br />
Winkel, Schärfe und Bildkomposition schufen<br />
ein dynamischeres Bild.<br />
Zum Schluss noch kleine Korrekturen der<br />
Gradationskurven und Tonwerten in Photoshop,<br />
und alles war perfekt.
122<br />
Innenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Buntstifte<br />
Keine Ideen für Motive? Diese Aufnahmetechnik für Stillleben wird Sie zu eigenen Variationen inspirieren …<br />
Ross Hoddinott: Es gibt diese Tage, an denen man<br />
keine Einfälle hat. Was man braucht, ist nur ein wenig<br />
Inspiration, um alltägliche Objekte für faszinierende<br />
Stilllebenfotos zu modifizieren. So ging es mir eines<br />
verregneten Nachmittags, als ich Zuhause saß und versuchte,<br />
neue Motivideen zu entwickeln. Um die eigene kreative Blockade<br />
zu überwinden, suchte ich im Internet nach einem Denkanstoß<br />
– eine Idee, die ich adaptieren, modifizieren und verbessern<br />
konnte. Nach wenigen Minuten fand ich ein Foto von ins Wasser<br />
getauchten Strohhalmen, umgeben von kleinen Luftblasen. Eine<br />
ganz simple Aufnahme, doch mit großer Wirkung: Ich hatte<br />
meinen Denkanstoß gefunden. Ein paar Minuten später war ich<br />
schon dabei, meine unverwechselbar eigene Version dieses Motivs<br />
zu realisieren.<br />
Vorsicht!<br />
Setup: Ich baute alles<br />
Notwendige für mein Foto in der<br />
Waschküche auf, doch jeder<br />
Raum mit ausreichend Platz und<br />
einem Stromanschluss ist genauso<br />
geeignet.<br />
Seien Sie vorsichtig, wenn Sie in der<br />
Nähe elektrischer Geräte wie<br />
Leuchtkästen mit Flüssigkeiten hantieren.<br />
Es besteht Gefahr für Sie selbst und die<br />
Geräte.<br />
Limonade ist klebrig, halten Sie deshalb<br />
ein feuchtes Tuch griffbereit, um Spritzer<br />
sofort aufwischen zu können.<br />
Vorbereitung Ich wollte Buntstifte fotografieren, die sich unter Wasser<br />
1 befinden. Dabei stellte ich mir kleine Luftblasen vor, die sich um die Spitzen<br />
herum bilden würden, wodurch das Bild seine Attraktivität gewinnen würde.<br />
Zunächst schärfte ich fünf verschiedenfarbige Buntstifte mit einem Bleistiftspitzer, bis<br />
sie alle in etwa eine gleich scharfe Spitze hatten, dann fixierte ich sie mit Klebeband in<br />
einer Reihe.<br />
Hintergrund Bei Stilllebenaufnahmen ist der Hintergrund besonders wichtig.<br />
2 In diesem Fall sollte er einfach weiß sein. Um den Hintergrund zu erzeugen,<br />
benutzte ich einen Leuchtkasten. Ich stellte ihn einfach auf den Boden, sodass ich das<br />
Stativ mit der Kamera direkt darüber positionieren konnte.<br />
Fixierung Hölzerne Buntstifte würden im Wasser voneinander weg treiben,<br />
3 doch da meine schon mit Klebeband verbunden waren, musste ich sie nur unter<br />
Wasser drücken. Ich legte die Stifte in eine Pyrex-Schale und stellte einen mit Wasser<br />
gefüllten Kunststoff-Container als Gewicht darauf. Dann füllte ich die Schale mit<br />
Wasser, bis die Stifte bedeckt waren.<br />
Testfoto Ich benutzte ein Makroobjektiv, um die Spitzen formatfüllend ins Bild<br />
4 zu setzen; ein Nahfilter genügt aber ebenso. Ich wählte Blende f/11 bei ISO 100<br />
und stellte die Kamera direkt über das Setup. Ich richtete die Bildebene parallel zu<br />
den Stiften aus, um den vorhandenen Schärfebereich voll auszunutzen. Ohne<br />
Luftblasen wirkte das Ganze noch etwas langweilig.<br />
Korrektur des Setups Leitungswasser erzielte offensichtlich nicht den<br />
5 gewünschten Effekt, also probierte ich es mit Limonade. Jetzt funktionierte es.<br />
Hunderte winziger Blasen bildeten sich und blieben an den Stiften haften. Ich drehte<br />
die Stifte so, dass sie diagonal im Bild liegen würden, doch das erzeugte zu viel<br />
störenden Leerraum.
Das fertige Bild<br />
Ich änderte die Bildkomposition so, dass die Stifte<br />
deutlich mehr Raum bekamen, und das Bild wurde<br />
sofort ausdrucksstärker. Der integrierte Kamerablitz<br />
lieferte ein Aufhelllicht, das die leuchtenden Farben noch<br />
besser zur Geltung brachte.
124<br />
Innenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong>
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Innenaufnahmen 125<br />
Blühender Minimalismus …<br />
Wer hätte gedacht, dass ein so einfaches Setup zu solch großartigen Bildern führen kann? Mithilfe einer<br />
Taschenlampe sind mir verblüffende Aufnahmen gelungen<br />
Helen Sotiriadis: Makroaufnahmen bei<br />
gedämpftem Licht lassen sich wetterunabhängig in den<br />
eigenen vier Wänden machen. Alles, was Sie brauchen,<br />
ist eine dunkle Ecke in einem Zimmer, ein Makroobjektiv<br />
– oder jedes andere Objektiv mit kurzer Arbeitsentfernung – und<br />
genug Fantasie, um alltägliche Objekte zu einem Kunstwerk zu<br />
kombinieren. Es ist gar keine aufwändige Beleuchtung erforderlich,<br />
eine Taschenlampe genügt.<br />
Natürlich gibt es auch bei dieser Aufnahmetechnik einige Dinge,<br />
die Sie dennoch beachten müssen. Aufgrund der langen<br />
Verschlusszeiten und der kurzen Entfernung zum Motiv muss die<br />
Kamera absolut ruhig gehalten werden. Ein Stativ ist unerlässlich,<br />
ebenso ein Fernauslöser oder der eingebaute Selbstauslöser, damit<br />
die Kamera beim Auslösen nicht in Schwingung gerät.<br />
Starke Kontraste in der Bildkomposition machen es erforderlich,<br />
die automatischen Einstellungen der Kamera zu korrigieren oder<br />
alle Kameraeinstellungen manuell vorzunehmen. Nehmen Sie sich<br />
nach der Aufnahme genügend Zeit für die Nachbearbeitung, dann<br />
wird aus einem annehmbaren Foto ein beeindruckendes<br />
Kunstwerk.
126<br />
Innenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Muss es eine LED-Leuchte sein?<br />
Vielleicht fragen Sie sich, warum wir<br />
eine LED-Leuchte empfehlen, anstatt<br />
einer normalen Taschenlampe?<br />
Nun, LED-Leuchten sind<br />
viel lichtstärker als jede mit<br />
Glühbirnen ausgestattete<br />
Lampe. Außerdem verfügen<br />
sie oft über schwenkbare<br />
Köpfe, mit denen man das<br />
Licht auf einen einzigen Punkt richten oder über<br />
größere Bereiche verteilen kann. Sie werden auch<br />
bemerken, dass LED-Licht weißer ist als das Licht<br />
einer Glühlampe. Das erleichtert die Korrektur des<br />
Weißabgleichs bei der Nachbearbeitung.<br />
Setup Mein Hintergrund bestand aus einem<br />
1 großen Stück schwarzen Kartons. Eine<br />
Rauchglasplatte diente als reflektierender Untergrund<br />
für das Motiv, außerdem hielt sie den Hintergrund in<br />
Position.<br />
Beleuchtung Ich positionierte die LED-Taschenlampe so gegenüber einer<br />
2weißen Tulpenblüte, dass das Licht direkt in die Blüte schien, was den Eindruck<br />
hervorrief, die Blüte selbst leuchte von innen heraus. Das LED-Licht lässt außerdem<br />
die Oberfläche und Beschaffenheit der Blütenblätter deutlicher erkennen.<br />
Kameraeinstellungen Die Kamera ist auf dem Stativ montiert,<br />
3deswegen können Sie beliebig lange Verschlusszeiten wählen und mit ISO 100<br />
fotografieren, um jedes Bildrauschen zu vermeiden. Das Foto soll in einem dunklen<br />
Raum aufgenommen werden, mit der LED-Taschenlampe als einziger Lichtquelle.<br />
Schalten Sie jedoch für die Bildkomposition und zum manuellen Scharfstellen die<br />
Zimmerbeleuchtung ein, dann haben Sie es viel einfacher mit der Scharfeinstellung.<br />
Beleuchtung anpassen Experimentieren Sie bei ausgeschalteter<br />
4Zimmerbeleuchtung mit der Position der LED-Leuchte, wobei jedoch der<br />
Lichtkegel immer in die Blüte hinein gerichtet sein muss. Die Mehrfeldmessung der<br />
Kamera ist hier keine große Hilfe, verwenden Sie deshalb, wenn überhaupt, die<br />
Spotmessung. In diesem Beispiel habe ich die Zeitautomatik und Blende f/2.8<br />
benutzt, was eine Verschlusszeit von 1/10 Sekunde ergab.<br />
Finetuning Ich schaltete die Kamera auf manuelle Betriebsart um,<br />
5ISO-Empfindlichkeit und Blende ließ ich unverändert. Ich begann wieder mit<br />
einer Verschlusszeit von 1/10 Sekunde und verlängerte diese schrittweise, bis ich bei<br />
1/30 Sekunde das beste Ergebnis erhielt. Experimentieren Sie auch mit dem<br />
Weißabgleich. Bei mir erwies sich die Einstellung „Tageslicht“ als am besten geeignet.
Das fertige Bild<br />
Das LED-Licht der<br />
Taschenlampe erweckt den<br />
Eindruck, als leuchte die<br />
Tulpenblüte von innen.<br />
Nachbearbeitung Ein paar Handgriffe sind nötig, um die Oberflächen der<br />
6 Blütenblätter zu akzentuieren. Benutzen Sie das polygonale Lasso-Werkzeug in<br />
Photoshop, um den der Kamera zugewandten Bereich der Blüte auszuwählen.<br />
Bringen Sie eine großzügig bemessene weiche Kante an, um dem ausgewählten<br />
Bereich einen sanften Übergang zu geben. Dann kopieren Sie die Auswahl in eine<br />
neue Ebene und wählen die Füllmethode „Überlagern“, um den Kontrast zu<br />
verstärken.<br />
7<br />
Bild zuschneiden Das Ganze sah jetzt schon recht gut aus, doch für mein<br />
Empfinden war die Bildkomposition nicht ausbalanciert. Ich versuchte deshalb<br />
einen quadratischen Zuschnitt; das war schon besser. Dann beseitigte ich mit dem<br />
Reparaturpinsel-Werkzeug ein paar Staubkörner, die sich unvermeidlich auf der<br />
Rauchglasplatte sammeln.<br />
Abschließend führte ich mit „Ebene > Auf Hintergrundebene reduzieren“ die<br />
Ebenen für das fertige Bild zusammen und speicherte das Ergebnis ab.
128<br />
Innenaufnahmen<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Lassen Sie es platschen …<br />
Wassertropfen sind ein beliebtes Motiv –<br />
vielleicht, weil wir ihre Flüchtigkeit mit unseren<br />
naturgegebenen Sinnen kaum wahrnehmen.<br />
Die Wahrnehmung, wenn Sie von einem<br />
Regenschauer bis auf die Haut durchnässt<br />
werden, ist hier nicht gemeint...<br />
Nicht nass werden!<br />
Halten Sie Ihre Ausrüstung trocken, damit<br />
keine Schäden an der Elektronik entstehen.<br />
Es sollte ständig ein Handtuch bereit liegen,<br />
um Kamera, Objektiv und Blitzgerät sofort<br />
abwischen zu können.<br />
Ross Hoddinott: Wasser ist praktisch<br />
immer fotogen; in gigantischen Massen oder als<br />
winzige Tropfen, für Fotografen scheint es<br />
unwiderstehlich. Kurze Verschlusszeiten machen<br />
einzelne Tropfen sichtbar, lange Zeiten lassen es als<br />
verschwommenen Nebel erscheinen. Wir können<br />
Reflexionen an seiner Oberfläche einfangen oder den<br />
Eindruck von Bewegung erzeugen.<br />
Es gibt zahllose Möglichkeiten, Wasser zu fotografieren –<br />
kein Wunder also, dass es in so vielen Fotos auftaucht. Zu<br />
den bekannteren Wassermotiven gehört die Nahaufnahme<br />
eines Tropfens, der auf eine Wasseroberfläche aufschlägt.<br />
Das Motiv ist fast ein Klischee und nach Meinung vieler<br />
schon längst totgeritten. Und dennoch, richtig in Szene<br />
gesetzt, liefert es immer wieder umwerfende Bilder!<br />
Sie brauchen nicht viel Platz; das Setup passt auf einen<br />
kleinen Tisch in der Küche und ist denkbar einfach. Was Sie<br />
brauchen ist eine digitale Kamera, einen Nahfilter oder ein<br />
Makroobjektiv, ein Blitzgerät und eine handvoll<br />
Kleinigkeiten, die in jedem Haushalt ohnehin vorhanden<br />
sind. In weniger als einer halben Stunde kann alles bereit<br />
sein, und Sie können beginnen, wunderschöne,<br />
skulpturähnliche Wassertropfen zu fotografieren. Also<br />
fangen wir an…<br />
Vorbereitung Sie benötigen einen Container, den sie halb oder zu drei Vierteln<br />
1 mit Wasser füllen. Dort hinein wird der Tropfen fallen. Den Container stellen Sie auf<br />
eine wasserfeste Oberfläche und fixieren einen teilweise mit Wasser gefüllten<br />
Gefrierbeutel etwa einen halben Meter über der Wasseroberfläche.<br />
Benötigte Ausrüstung<br />
Blitzgerät:<br />
Sie benötigen für diese<br />
Aufnahmetechnik<br />
ein von der Kamera<br />
entkoppeltes<br />
Blitzgerät, das<br />
per Kabel oder<br />
drahtlos ausgelöst<br />
werden kann. Das<br />
Blitzlicht muss so<br />
gerichtet werden,<br />
dass es die<br />
Aufschlagszone<br />
des fallenden<br />
Wassertropfens<br />
beleuchtet – also<br />
seinen Hintergrund.<br />
Variieren Sie die<br />
Leistung und den Einfallwinkel<br />
des Blitzlichts, um mehrere<br />
Variationen des Motivs zu<br />
erhalten.<br />
Setup Die auf das Stativ montierte Kamera wird auf die Wasseroberfläche<br />
2 gerichtet. Der Blitz muss so eingerichtet werden, dass das Spiegelbild der fallenden<br />
Wassertropfen in der Wasseroberfläche sichtbar ist. Um das zu erreichen, positionierte<br />
ich ein Stück weißen Kartons an der Containerseite gegenüber der Kamera, um einen<br />
einfachen Hintergrund zu erzeugen, auf den ich das Blitzgerät richtete.<br />
Blitz Technisch betrachtet, entspricht die extrem kurze Blitzzeit der Verschlusszeit<br />
3 der Kamera; je weniger Blitzleistung, desto kürzer wird diese Zeit. Der Blitz sollte<br />
kurz genug sein, um die Tropfen „einzufrieren“. Ich schaltete das Blitzgerät auf manuellen<br />
Betrieb und 1/16 der vollen Blitzleistung; ein guter Ausgangswert, deswegen empfehle<br />
ich Ihnen, es genauso zu machen. Nach Prüfung der ersten Ergebnisse können Sie<br />
eventuell notwendige Änderungen vornehmen.
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Innenaufnahmen 129<br />
Das fertige Bild<br />
Nach 30 Minuten waren einige hübsche<br />
Fotos gelungen.Es fehlte aber noch<br />
Farbe, also schaltete ich den<br />
Weißabgleich von „automatisch“ auf<br />
„Kunstlicht“. Durch diese bewusst<br />
falsche Einstellung entstand ein<br />
Blaustich, der gut zum Motiv passt.<br />
Scharfstellen Nun stach ich ein kleines Loch in den mit Wasser gefüllten<br />
4 Gefrierbeutel, um ein konstantes Tröpfeln zu erzeugen. Dann hielt ich einen<br />
Bleistiftspitze an die Aufschlagstelle der Tropfen und stellte darauf manuell scharf. Eine<br />
Blende von f/8 sollte für genug Schärfentiefe sorgen, die Tropfen scharf abzubilden, doch<br />
die ringförmigen kleinen Wellen unscharf zu halten. Die Blitzsynchronisationszeit stellte<br />
ich auf 1/200 Sekunde ein und die ISO Empfindlichkeit auf 200, um möglichst wenig<br />
Bildrauschen zu erhalten.<br />
Achtung Aufnahme! Nun kann es losgehen. Anfangs brauchen Sie neben<br />
5 einem guten Timing auch eine Portion Glück, um den richtigen Moment zum<br />
Auslösen abzupassen. Machen Sie also ruhig ein paar hundert Aufnahmen, so kommen<br />
Sie in Übung. Das Ergebnis ist bei dieser Aufnahmetechnik nicht bis zum Letzten<br />
vorhersehbar, deswegen wird jedes Foto anders aussehen. Ein Fernauslöser erleichtert<br />
übrigens das Timing. Versuchen Sie, exakt in dem Moment auszulösen, in dem ein<br />
Tropfen aufs Wasser fällt.
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<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Makro-Equipment 131<br />
MIT DIESEM MAKROZUBEHÖR GELINGEN IHNEN<br />
FANTASTISCHE NAHAUFNAHMEN<br />
NAHFILTER &<br />
ZWISCHENRINGE<br />
LED MAKRO-<br />
RINGLICHT<br />
MAKRO-<br />
EQUIPMENT<br />
MAKRO-<br />
OBJEKTIVE
132<br />
Makro-Equipment<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Nahfilter und Zwischenringe für 15 €<br />
Falls Sie eigentlich immer schon einmal in die <strong>Makrofotografie</strong> einsteigen wollten, aber von den hohen Kosten für<br />
Makro-Spezialobjektive abgeschreckt wurden, gibt es gute Nachrichten für Sie: Anstatt ein paar 100 Euro für ein<br />
Makroobjektiv auszugeben, können Sie die Welt der <strong>Makrofotografie</strong> mit Zubehör für Ihre vorhandenen Objektive<br />
schon ab unter 20 Euro entdecken<br />
Natürlich ist es richtig, dass Makroobjektive<br />
bei höchsten Anforderungen an Bildqualität<br />
und Komfort nicht zu schlagen sind. Sie<br />
sind für extrem kurze Entfernungen<br />
optimiert, und es gibt sie mit Brennweiten<br />
von 50mm bis zu 200mm. Doch Sie sind<br />
teuer. Makroobjektive von Sigma oder<br />
Tamron kosten ab 300 Euro aufwärts;<br />
Originale von Canon oder Nikon noch weit<br />
mehr. Diese Hürde ist für viele zu hoch.<br />
Doch Sie können sich den kleinen Motiven<br />
auch auf andere Weise nähern: mithilfe von<br />
Nahfiltern und Zwischenringen.<br />
Nahfilter<br />
Nahfilter sind eigentlich keine Filter, doch<br />
Sie werden wie ein Filter vor die Frontlinse<br />
des Objektivs geschraubt, daher die<br />
Bezeichnung. Ein Nahfilter ist im Prinzip<br />
nichts anderes als eine Lupe. Er reduziert<br />
die minimale Arbeitsentfernung eines<br />
Objektivs, weswegen der Fotograf näher an<br />
sein Motiv herangehen kann. Nahfilter gibt<br />
es in allen gängigen Filtergewinde-<br />
Durchmessern. – 49mm, 52mm, 58mm<br />
und 67mm – und in verschiedenen<br />
Stärken. Je höher die Dioptrienzahl, desto<br />
stärker die Vergrößerung. Manche<br />
Hersteller produzieren sogar Modelle mit<br />
+10 Dioptrien. Wie man sich denken kann,<br />
bieten Nahfilter den einfachsten Einstieg in<br />
die <strong>Makrofotografie</strong>. Angeboten werden sie<br />
entweder einzeln oder in Sets von<br />
üblicherweise drei Filtern der Stärken +1,<br />
+2 und +4 Dioptrien. Qualitativ gute<br />
Nahfilter-Sets bekommen Sie schon für<br />
unter 20 Euro. Die Preise hängen vom<br />
Durchmesser ab, wobei die Kleineren<br />
logischerweise preisgünstiger sind, weil der<br />
Materialeinsatz geringer ist. Bei eBay<br />
erscheint beispielsweise nach der Eingabe<br />
von „Nahfilter“ im Suchfeld schon auf der<br />
ersten Seite ein Angebot für ein 52mm Set,<br />
bestehend aus vier Nahfiltern inklusive<br />
eines mit +10 Dioptrien. Das Set eignet<br />
sich für Objektive von Sigma, Canon und<br />
Nikon. Es kostet 11,99 Euro inklusive<br />
Versand. Angesichts dieses Preises<br />
bestellte ich es, ohne weiter darüber<br />
nachzudenken.<br />
Nahfilter sind einfach zu benutzen und<br />
beeinträchtigen nicht die<br />
Kamerafunktionen. Sie können also mit<br />
aufgesetztem Nahfilter problemlos aus der<br />
Hand fotografieren.<br />
Doch wo Licht ist, ist bekanntlich auch<br />
Schatten; in diesem Fall das Risiko mehr<br />
oder weniger ausgeprägter chromatischer<br />
und sphärischer Verzerrungen an den<br />
Bildrändern. Von billigerem Zubehör sind<br />
nun mal keine Wunder zu erwarten, und<br />
der höhere Preis eines Makroobjektivs hat<br />
gute Gründe. Trotzdem können Sie auch<br />
mit Nahfiltern sehr gute Resultate erzielen.<br />
Ich selbst habe mit einem Foto, das mit<br />
einem Nahfilter der Stärke +3<br />
aufgenommen war, sogar einen<br />
überregionalen Fotowettbewerb gewonnen.<br />
Wenn Sie Stillleben, Details in der Natur<br />
oder Oberflächenstrukturen aufnehmen<br />
wollen, ist der Nahfilter das Instrument der<br />
Wahl, um die Welt der <strong>Makrofotografie</strong> zu<br />
erschließen.<br />
Nahfilter +4 Dioptrien<br />
36mm Zwischenring<br />
105mm Makroobjektiv
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Makro-Equipment 133<br />
Nahfilter für 12 € – und die Qualität?<br />
Was können Sie nun von einem Nahfilter-Set<br />
für 12 Euro realistischerweise erwarten? Meine<br />
Erwartungen waren jedenfalls nicht besonders<br />
hoch, als das bei eBay georderte Päckchen eintraf.<br />
Rein äußerlich machten die in einem Soft-Case<br />
verpackten Filter jedoch einen guten Eindruck. Wie<br />
würden Sie sich in der Praxis bewähren? Würde<br />
die Bildqualität angesichts des extrem niedrigen<br />
Preises nicht bestenfalls durchschnittlich sein?<br />
Ich benutzte die Filter in Verbindung mit einem<br />
Nikon 18-70 mm Kit-Objektiv, das in meinem<br />
Büro schon lange Staub angesetzt hatte. Das<br />
Schöne an Nahfiltern ist, dass man Sie einfach<br />
nur aufschrauben muss – fertig. Ich begann mit<br />
einigen Aufnahmen, die zu Vergleichszwecken<br />
dienen und die Vergrößerung der unterschiedlichen<br />
Filterstärken demonstrieren sollten. Ich konnte<br />
definitiv wesentlich näher an das Motiv<br />
herangehen, als ich es mit dem „nackten“ Objektiv<br />
gekonnt hätte. Ich habe die Filter nicht miteinander<br />
kombiniert, weil dadurch die Bildqualität zu stark<br />
gelitten hätte. Doch der Nahfilter mit einer Stärke<br />
von +4 Dioptrien erwies sich als stark genug,<br />
um mit meiner Nikon D300 eine Vergrößerung<br />
von etwa 1:2 – also halbe Originalgröße – zu<br />
erreichen; und siehe da, mein Pessimismus war<br />
nicht gerechtfertigt gewesen, denn die Bildqualität<br />
war beeindruckend gut. Natürlich ließ sie an den<br />
Rändern nach, ein paar Farbsäume waren auch<br />
zu sehen, doch dieser Effekt lässt sich durch<br />
+1 Dioptrie +2 Dioptrien<br />
eine möglichst kleine Blende minimieren. Ich<br />
benutzte Blende f/8. Erwartungsgemäß wurde<br />
die Bildqualität umso schlechter, je stärker der<br />
Vergrößerungsfaktor des Nahfilters war. Doch sie<br />
blieb akzeptabel, selbst mit +4 Dioptrien. Der Filter<br />
mit +10 Dioptrien jedoch lieferte Ergebnisse, die<br />
kaum noch hinnehmbar waren. Nur in der Mitte<br />
des Fotos war die Abbildungsleistung angemessen,<br />
alles andere war verschwommen. Gute Nahfilter<br />
der Stärke +10 Dioptrien sind denn auch<br />
üblicherweise viel teurer und bestehen aus zwei<br />
Linsen. Insofern war ich von der schlechten Qualität<br />
nicht überrascht. Doch der Preis von 12 Euro für<br />
drei Nahfilter der Stärken +1, +2 und +4, die<br />
annehmbare Ergebnisse liefern, ist immer noch ein<br />
Schnäppchen.<br />
Populäre Hersteller von Nahfiltern<br />
Es gibt eine große Auswahl an Nahfiltern, und<br />
die Preise liegen weit auseinander. Die meisten<br />
Nahfilter bestehen aus nur einer einzigen Linse.<br />
Teurere Modelle haben zwei Linsen, wodurch<br />
das Problem der chromatischen Verzerrung –<br />
Farbsäume – reduziert wird. Im Folgenden finden<br />
Sie eine Liste gängiger Nahfiltermodelle mehrerer<br />
Hersteller.<br />
B+W<br />
B+W ist ein renommierter<br />
Filterhersteller, der auch<br />
Nahfilter anbietet. Es gibt<br />
Versionen mit den Stärken<br />
+1, +2, +3, +4, +5<br />
und +10, jedoch sind<br />
nicht alle Stärken für alle<br />
Gewindedurchmesser<br />
verfügbar. Die Preise liegen zwischen 20 Euro und<br />
50 Euro pro Stück.<br />
Canon<br />
Die Nahfilter von Canon<br />
verfügen über zwei Linsen<br />
und sind von sehr guter<br />
Qualität. Doch die hat<br />
ihren Preis: die größeren<br />
Durchmesser kosten bis zu<br />
150 Euro.<br />
Hoya<br />
Hoya bietet Stärken<br />
von +1, +2, +3 und<br />
+4 Dioptrien in Größen<br />
zwischen 46mm bis<br />
77mm. Sie liegen im<br />
preislichen Mittelfeld,<br />
wobei die kleineren<br />
Durchmesser schon bei<br />
unter 20 Euro beginnen.<br />
+4 Dioptrien +10 Dioptrien<br />
Kood<br />
Kood verkauft seine<br />
Nahfilter ausschließlich<br />
im Set und zwar in den<br />
Stärken von +1, +2 und<br />
+4 Dioptrien. Sie werden in<br />
einem schützenden Kasten<br />
geliefert und kosten je nach<br />
Durchmesser zwischen 20<br />
Euro und 50 Euro.<br />
Tipps zur Benutzung von<br />
Nahfiltern<br />
1) Nahfilter lassen sich kombinieren,<br />
um eine noch stärkere Vergrößerung zu<br />
erreichen. Schrauben Sie den stärksten Filter<br />
zuerst auf und den Schwächsten zuletzt.<br />
Erfahrungsgemäß sollte man nicht mehr<br />
als drei Filter kombinieren, denn auch jeder<br />
optische Fehler wird gnadenlos verstärkt.<br />
2) Nahfilter sind anfällig für sphärische<br />
Verzerrungen, die das gesamte Bild<br />
„weichzeichnen“. Dieser Effekt kann durch<br />
eine möglichst kleine Blende – f/8 oder kleiner<br />
– minimiert werden.<br />
3) Nahfilter können mit jedem Objektiv<br />
kombiniert werden, doch die besten<br />
Ergebnisse liefern sie mit einem Festobjektiv.<br />
Das 50mm f/1.8 Standardobjektiv ist ideal.<br />
Adapterring<br />
Falls Sie Objektive mit unterschiedlichen<br />
Filtergewinde-Durchmessern besitzen,<br />
kaufen Sie einen Adapterring. Ein solcher<br />
Ring ermöglicht den Einsatz von Filtern<br />
an Objektivgewinden, die sonst zu klein<br />
wären. Wenn Sie z. B. einen 58mm-<br />
Nahfilter haben, den Sie auf ein 52mm-<br />
Gewinde schrauben wollen, wird nur der<br />
passende Adapterring benötigt; zudem spart er Geld<br />
und Platz in der Kameratasche. Es gibt Adapterringe für<br />
zu große und für zu kleine Objektivgewinde.<br />
Solche für zu kleine Gewinde sind die bessere Wahl,<br />
weil sie große Filter an kleine Objektive anpassen.<br />
Wenn Sie umgekehrt einen Filter verwenden, der<br />
eigentlich für das Objektiv zu klein ist, können<br />
Vignettierungen entstehen – das bedeutet, das Foto<br />
wird an den Rändern dunkler.<br />
Nikon<br />
Nikon bietet eine Reihe sehr<br />
hochwertiger, aber sehr<br />
teurer Filter – die Modelle<br />
3T, 4T, 5T und 6T, wobei<br />
die Ziffern der Dioptrienzahl<br />
entsprechen.<br />
Zeikos<br />
Dieser Hersteller<br />
ist bei uns noch<br />
weniger bekannt,<br />
jedoch in den USA<br />
bereits etabliert.<br />
Seine Filter gibt es<br />
in den Stärken von<br />
+3, +4 und +5<br />
Dioptrien, die Durchmesser reichen von 52mm bis<br />
77mm. Die Preise sind eher im unteren Segment<br />
angesiedelt.
134<br />
Makro-Equipment<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Zwischenringe<br />
Einen anderen kostengünstigen Weg in die<br />
<strong>Makrofotografie</strong> bieten Zwischenringe. Sie<br />
werden einfach zwischen Kameragehäuse und<br />
Objektiv geschraubt, sodass sich der Abstand<br />
des Objektivs zum Sensor erhöht. Das führt zu<br />
einer Verringerung der minimalen<br />
Arbeitsdistanz, was bedeutet: Sie können<br />
näher an Ihr Motiv. Ein Zwischenring enthält<br />
keinerlei optische Teile, also keine<br />
Beeinträchtigung der Abbildungsqualität.<br />
Er reduziert jedoch die auf den Sensor fallende<br />
Lichtmenge: Je stärker die Vergrößerung, desto<br />
mehr Licht geht verloren. Natürlich<br />
berücksichtigt das Belichtungsmesssystem der<br />
Kamera diesen Effekt; dennoch sollten Sie<br />
beim Einsatz von Zwischenringen<br />
berücksichtigen, dass die Verschlusszeiten sich<br />
etwas verlängern. Zwischenringe sind<br />
kompakt, leicht und liefern hervorragende<br />
Ergebnisse. Sie sind einzeln oder in Sets von<br />
drei unterschiedlich langen Ringen erhältlich,<br />
übliche Längen sind 12mm, 20mm und<br />
36mm. Je länger der Zwischenring, desto<br />
kleiner die kürzeste Arbeitsentfernung und<br />
umso stärker die Vergrößerung. Zwischenringe<br />
können auch kombiniert werden, um sehr<br />
starke Vergrößerungen zu erreichen, sogar<br />
stärker als 1:1, also die Originalgröße des<br />
fotografierten Objekts.<br />
Nachteil: die Distanz der Kamera zum Objekt<br />
ist sehr kurz, was zumindest bei beweglichen<br />
Objekten Probleme verursacht. Leider haben<br />
Zwischenringe heute gegenüber früheren<br />
Tagen an Popularität verloren, obwohl sie eine<br />
nahezu gleichwertige Alternative zu<br />
Makroobjektiven sind. Die Auswahl ist groß,<br />
und die Preise reichen von 20 Euro bis weit<br />
über 100 Euro. Manuelle Zwischenringe aus<br />
dem unteren Preissegment liefern keine<br />
schlechteren Bildergebnisse als teure Modelle,<br />
unterstützen aber nicht die<br />
Automatikfunktionen der Kamera, sodass alle<br />
Einstellungen manuell vorgenommen werden<br />
müssen. Außerdem kann die Blende nicht<br />
verstellt werden; Ausnahme sind ältere<br />
Objektive, die noch einen Blendeneinstellring<br />
Auf den Punkt!<br />
Diese formatfüllende<br />
Aufnahme entstand mit<br />
einem 20mm<br />
Zwischenring von Kenko in<br />
Verbindung mit einem<br />
18-70mm Kit-Objektiv.<br />
besitzen.<br />
Für komfortables Arbeiten müssen Sie tiefer in<br />
die Tasche greifen, doch dann bekommen Sie<br />
einen Satz automatische Zwischenringe, für<br />
die auch bewegliche Objekte kein Problem<br />
darstellen. Automatische Zwischenringe<br />
unterstützen sämtliche Kamerafunktionen,<br />
sodass Sie Ihre Belichtungs- bzw.<br />
Blendenautomatik und Autofokus wie gewohnt<br />
benutzen können.<br />
Solche Ringe sind ab ca. 80 Euro bis knapp<br />
unter 200 Euro zu haben – angesichts des<br />
Preises für ein Makroobjektiv aber immer noch<br />
ein preiswerter Kompromiss.<br />
„Für komfortables Arbeiten müssen Sie tiefer in die<br />
Tasche greifen, doch dann bekommen Sie einen Satz<br />
automatische Zwischenringe, bei dem auch bewegliche<br />
Objekte kein Problem darstellen.“<br />
Zwischenringe<br />
Dieses kostengünstige Makro-Zubehör ist nicht<br />
mehr so populär wie es einmal war, bietet<br />
aber nach wie vor einen guten Kompromiss im<br />
Preis-Leistungsverhältnis. Für den Einstieg in die<br />
<strong>Makrofotografie</strong> sind Zwischenringe in jedem Fall<br />
geeignet. Canon, Kenko und Nikon gehören zu den<br />
bekannteren Herstellern. Preiswertere Modelle<br />
finden Sie bei eBay und Amazon. Sie können auch<br />
nach gebrauchten Zwischenringen oder nach<br />
Modellreihen suchen, die nicht mehr hergestellt<br />
werden (beispielsweise passen Teleplus und<br />
Minolta für Kameras von Sony).<br />
Canon<br />
Canon stellt einen 12 mm<br />
(EF12) und einen 25mm<br />
(EF25) Zwischenring her.<br />
Beide sind kompatibel<br />
mit den EF-Objektiven,<br />
wobei sämtliche<br />
Kamerafunktionen<br />
unterstützt werden.<br />
Kenko<br />
Kenko-Zwischenringe sind<br />
qualitativ hochwertige<br />
Produkte, die ebenfalls<br />
alle Kamerafunktionen<br />
unterstützen. Es gibt sie<br />
in Längen von 12mm,<br />
20mm und 36mm für alle<br />
gängigen Kameramodelle.<br />
Nikon<br />
Nikon stellt vier<br />
automatische<br />
Zwischenringe mit AI<br />
Diaphragma-Kupplung<br />
her, in Längen zu 8mm<br />
(PK-11A), 14mm (PK-<br />
12), 27,5mm (PK-13)<br />
und 52,5mm (PN-11).<br />
Olympus<br />
Olympus bietet den<br />
Zuiko Digital EX-25<br />
Zwischenring an. Er ist<br />
25 mm lang und kostet<br />
über 160 Euro, womit<br />
er eindeutig im oberen<br />
Preissegment liegt.<br />
Makro-Ideen: Was fotografieren Sie mit Makro-Zubehör?<br />
1) Blumen<br />
Schon mit einem preiswerten Nahfilter<br />
oder Zwischenring können Sie großartige,<br />
formatfüllende Fotos von Blumen<br />
schießen, ganz gleich ob im Garten, wild<br />
wachsend oder in der Vase.<br />
2) Insekten<br />
Sie brauchen kein teures Makroobjektiv,<br />
um Insekten zu fotografieren. Mit<br />
preiswertem Makrozubehör haben Sie<br />
alles, was Sie brauchen.<br />
3) Stillleben<br />
Ein weiteres beliebtes Motiv der<br />
<strong>Makrofotografie</strong>, sind Stillleben. Aus<br />
kurzer Entfernung aufgenommene<br />
Alltagsobjekte können ganz anders<br />
aussehen als wir sie gewöhnt sind.<br />
4) Oberflächen<br />
Enthüllen Sie fotogene Oberflächen<br />
von Objekten. Sie werden erstaunliche<br />
Muster und winzige Details entdecken.<br />
Versuchen Sie es zu Beginn mal mit der<br />
Spitze eines Bleistifts.
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Makro-Equipment 135<br />
Alles im grünen Bereich…<br />
Die <strong>Makrofotografie</strong> ermöglicht es, interessante<br />
Details aus ihrem Zusammenhang zu isolieren.<br />
Ein Makroobjektiv brauchen Sie nicht unbedingt,<br />
preiswertes Makrozubehör reicht völlig aus.<br />
Vergrößerungsfaktor von<br />
Zwischenringen<br />
Der Vergrößerungsfaktor eines Zwischenrings ergibt<br />
sich, wenn Sie die Länge des Zwischenrings durch die<br />
Brennweite des Objektivs teilen.<br />
Wenn Sie z. B. einen 25mm Zwischenring mit<br />
einem 50mm Objektiv kombinieren, erhalten Sie<br />
einen Vergrößerungsfaktor von 1:2, was der halben<br />
Originalgröße des fotografierten Objekts entspricht.<br />
Derselbe Zwischenring, kombiniert mit einer<br />
Brennweite von 100mm, ergibt einen Faktor von 1:4,<br />
also ein Viertel der Originalgröße des Objekts.<br />
Diese Werte gelten für die minimale Arbeitsdistanz,<br />
wenn die Entfernung auf „unendlich“ eingestellt ist.<br />
Wenn Sie auf einen näheren Bereich scharf stellen,<br />
erhöht sich die Vergrößerung.<br />
Wenn Sie optimale Vergrößerungen erreichen wollen,<br />
kombinieren Sie Zwischenringe mit Brennweiten<br />
im Bereich von 35 bis 70mm. Unter 35mm wird<br />
die Arbeitsdistanz zu gering; über 70mm hingegen<br />
wird die Gesamtlänge aus Kameragehäuse,<br />
Zwischenring und Objektiv so groß, dass man nur<br />
noch schwer praktisch arbeiten kann, weil sich der<br />
Kameraschwerpunkt sehr weit nach vorn verlagert.<br />
Weiteres Makrozubehör<br />
Balgengerät<br />
Ein Balgengerät<br />
funktioniert prinzipiell<br />
genauso wie ein<br />
Zwischenring, doch<br />
dank des flexiblen<br />
Lichtschachts<br />
ist dessen Länge<br />
stufenlos einstellbar. Mit einem Balgengerät<br />
können Sie sehr hohe Vergrößerungen erreichen.<br />
Analog zu den Zwischenringen gibt es manuelle<br />
und automatische Balgengeräte, mit denselben<br />
Vor- und Nachteilen. Automatische Balgengeräte<br />
ermöglichen also sämtliche Kamerafunktionen,<br />
sind jedoch teuer. Das Novoflex Balgengerät kostet<br />
beispielsweise um die 400 . Im Internet finden Sie<br />
jedoch manuelle Versionen aus China für unter 30<br />
. Sie unterstützen keinerlei Automatik, und auch<br />
hier benötigen Sie ein älteres Objektiv mit eigenem<br />
Blendeneinstellring, andernfalls können Sie nur<br />
mit der größten Blende arbeiten und entsprechend<br />
gering ist die Schärfentiefe.<br />
Umkehrring<br />
Ein unkonventioneller,<br />
gleichwohl praktikabler<br />
Einstieg in die <strong>Makrofotografie</strong><br />
besteht auch in der Benutzung<br />
eines Umkehrrings. Der<br />
ermöglicht es Ihnen, das<br />
Objektiv „verkehrt herum“<br />
an der Kamera zu montieren.<br />
Auf diese Weise erhalten Sie ein Makroobjektiv,<br />
das bei einer hohen Vergrößerung ausgezeichnete<br />
Bildqualität liefert. Das beste Ergebnis erhalten<br />
Sie, wenn Sie den Umkehrring in Verbindung mit<br />
einem Festbrennweitenobjektiv verwenden. Auch<br />
hier verhält es sich so, dass preiswerte Umkehrringe<br />
die Automatikfunktionen der Kamera außer Kraft<br />
setzen. Gegebenenfalls brauchen Sie auch noch<br />
einen weiteren Adapter, um die Blende offen zu<br />
halten. Es gibt jedoch auch Umkehrringe, die alle<br />
Kamerafunktionen unterstützen. Sie sind jedoch<br />
dermaßen teuer, dass Sie sich für das Geld schon<br />
ein reguläres Makroobjektiv leisten könnten.
136<br />
Makro-Equipment<br />
Manuelle Zwischenringe<br />
Automatische Zwischenringe Kosten bis zu 150 Euro, doch es gibt eine<br />
Alternative, mit der Sie beste Ergebnisse für unter 20 Euro bekommen.<br />
Produkt: Makro-Zwischenringe<br />
Preis: 10-20 Euro<br />
Lee Frost: Wie die meisten jungen<br />
Fotografen verbrachte ich viel Zeit<br />
damit, unterschiedliche Genres<br />
auszuprobieren, um herauszufinden,<br />
welche Bereiche der <strong>Fotografie</strong> mir am besten<br />
liegen. Die Nah- und Makro-<strong>Fotografie</strong> schien<br />
mir interessant zu sein, doch mein klammes<br />
Budget ließ damals keine größere Investition zu<br />
als einen Umkehrring, den ich an meinem<br />
Zenith SLR Gehäuse in Verbindung mit meinem<br />
50 mm Standard Objektiv verwenden konnte,<br />
so dass ich einen größeren Naheinstellbereich<br />
erhielt.<br />
Ich erinnere mich noch gut, wie ich mit der<br />
Kamera im Garten herumgerannt bin und<br />
versucht habe, Insekten und Schmetterlinge zu<br />
fotografieren. Ganz schön frustrierend! Die<br />
einzige Möglichkeit zum Schärfe einstellen war,<br />
die Kamera vor oder zurück zu bewegen; doch<br />
mit einem Schärfentiefebereich von nur<br />
wenigen Millimetern war es praktisch<br />
unmöglich, den gewünschten Teil des Insekts<br />
scharf zu bekommen. Ganz zu schweigen<br />
davon, dass ich ohne Stativ fotografierte und<br />
das Wetter sehr windig war. Ich weiß bis heute<br />
nicht, wie ich mich beherrscht habe, die<br />
Kamera nicht in die Hecke zu werfen; jedenfalls<br />
gelangte ich damals zu der Überzeugung, die<br />
ganze <strong>Makrofotografie</strong> sei nichts für mich, und<br />
konzentrierte mich fortan mehr auf<br />
Landschaften.<br />
Heute, 30 Jahre später, habe ich die Aufgabe<br />
herauszufinden, inwieweit Zwischenringe<br />
wirklich eine Alternative zum Makroobjektiv<br />
sein können. Zunächst standen mir bei dem<br />
Gedanken schon die Haare zu Berge; doch 30<br />
Jahre sind eine lange Zeit, die Technik hat sich<br />
weiter entwickelt, und vielleicht hatte ich<br />
damals einfach etwas falsch gemacht…<br />
Zwischenringe sind schon seit Jahrzehnten im<br />
Gebrauch. Im Wesentlichen handelt es sich<br />
dabei um nichts anderes als um Röhren, die<br />
zwischen Kameragehäuse und Objektiv<br />
montiert werden. Dadurch bekommt das<br />
Objektiv eine wesentlich geringere<br />
Naheinstellentfernung. Je länger der<br />
Zwischenring, desto stärker wird die<br />
Vergrößerung und umso geringer wird die<br />
kürzestmögliche Entfernung des Motivs zum<br />
Objektiv. Eine Faustregel besagt, dass die Länge<br />
des Zwischenrings in Millimetern der effektiven<br />
Brennweite des Objektivs entsprechen sollte,<br />
wenn Objekte im Verhältnis von 1:1 abgebildet<br />
werden sollen. Wenn Sie also beispielsweise ein<br />
Objektiv mit 50 mm Brennweite in Verbindung<br />
mit einem 50mm-Zwischenring benutzen,<br />
bekommen Sie eine Abbildung des Objekts in<br />
Originalgröße. In der Praxis bedeutet das, dass<br />
Sie den Bildausschnitt mit einem Bereich füllen<br />
können, der dieselbe Größe hat wie der Sensor<br />
der Kamera, also beispielsweise 24x36mm<br />
beim Vollformat.<br />
Die Kamerahersteller bieten Zwischenringe<br />
einzeln in unterschiedlichen Längen an.<br />
Unabhängige Hersteller verkaufen<br />
Zwischenringe üblicherweise in Sets von jeweils<br />
drei Stück, wobei jeder Ring eine andere Länge<br />
hat, so dass Sie mit einem einzelnen oder<br />
mehreren aufeinander geschraubten<br />
Zwischenringen die gewünschte Vergrößerung<br />
erreichen können.<br />
Verglichen mit den Kosten für ein Balgengerät,<br />
das heute etwas aus der Mode ist, oder den<br />
Kosten für ein Makroobjektiv, bieten<br />
Zwischenringe einen extrem kostengünstigen<br />
Einstieg in die <strong>Makrofotografie</strong>: Ein Canon<br />
EF25II Zwischenring kostet um die 150 , ein<br />
Set von drei Kenko-Zwischenringen etwa<br />
dasselbe.<br />
Zum Vergleich: Für ein Canon EF 100mm f/2.8<br />
Macro IS USM Objektiv müssen Sie ca. 600<br />
hinblättern. Doch dieser große Preisunterschied<br />
ist gar nichts, verglichen mit den maximal 20<br />
für einen Satz einfacher Zwischenringe. Im<br />
Internet können Sie solche Ringe sogar ab 12<br />
bestellen.<br />
Diese preiswerten Zwischenringe erledigen ihre<br />
Aufgabe nicht besser oder schlechter als solche,<br />
die wesentlich teurer sind. Der Unterschied<br />
– und der Grund, warum die Preise so weit<br />
auseinandergehen –, bestehen darin, dass<br />
teurere Modelle die elektronische<br />
Kommunikation zwischen Kamera und Objektiv<br />
aufrecht erhalten, um die Funktionen von<br />
Belichtungsprogrammen und Autofokus zu<br />
gewährleisten. Das können die Billigmodelle<br />
nicht, die Kommunikation zwischen Kamera<br />
und Objektiv ist unterbrochen – Sie müssen also<br />
alle Kameraeinstellungen manuell vornehmen.<br />
Wer sich bisher ausschließlich auf den<br />
Autofokus verlassen hat, mag dies als<br />
inakzeptable Einschränkung empfinden –<br />
andererseits stellen erfahrene Makrofotografen<br />
die Schärfe sowieso lieber manuell ein, selbst<br />
wenn ihre Ausrüstung Autofokusfunktionen<br />
bietet. Warum ist das so? Weil der<br />
Schärfentiefenbereich bei kurzen Distanzen<br />
extrem klein ist, kommt es auf extreme<br />
Präzision bei der Scharfeinstellung an. In<br />
solchen Situationen ist das menschliche Auge<br />
jedem Autofokus überlegen.<br />
Unser getesteter Zwischenring-Satz bestand<br />
aus fünf Einzelteilen: den Ringen selbst mit den<br />
Längen 9mm, 16mm und 30mm sowie zwei<br />
Canon EF Bajonett-Anschlüssen je einer für den<br />
Anschluss des Zwischenrings an die Kamera<br />
und für den Anschluss des Objektivs an den<br />
Zwischenring. Dieses Ensemble ist auch für<br />
Kameras anderer, gängiger Marken erhältlich.<br />
Sie können jeden Zwischenring einzeln oder in<br />
einer beliebigen Kombination der Ringe<br />
verwenden. Ich benutzte sie an meinem Canon<br />
EF 50mm f/1.8 Objektiv, für das ich weniger als<br />
75 bezahlt hatte. So hatte ich ein<br />
fantastisches Makro-Setup, mit dem ich 1:1<br />
abbilden konnte, das Ganze für unter 100 .<br />
Preiswerter geht es wohl kaum.<br />
Ich begann mit Nahaufnahmen der Blüten einer<br />
farbenfrohen Gerbera. Idealerweise wäre ich<br />
nach draußen gegangen, wo die<br />
Lichtverhältnisse etwas besser waren, doch es
Makro-Equipment 137<br />
Manuelle Zwischenringe<br />
Preis: deutlich unter 20<br />
Passend für alle gängigen Modelle der großen<br />
Kamerahersteller<br />
Betrieb: Manuelles Scharfstellen, manuelles<br />
Einstellen von Blende und Verschlusszeit<br />
Konstruktion: Metall<br />
Gewicht: zwischen 100g und 130g<br />
Sets enthalten 9mm-, 16mm- und 30mm-<br />
Zwischenringe mit Anschlüssen für Kamera und<br />
Objektiv<br />
Bei Amazon und anderen Lieferanten finden Sie<br />
Marken wie BV und Jo, Fotodix, Neewer und<br />
Power Planet. Die Produkte funktionieren alle<br />
gleich und stammen in manchen Fällen sogar von<br />
demselben Hersteller. Unser Set passte für Canon<br />
EOS Kameras, es gibt sie aber auch für Nikon und<br />
alle anderen gängigen Kameramodelle.<br />
Oben: Mit Geduld und etwas Zeitaufwand gelingen<br />
auch Ihnen mit einfachen, manuellen Zwischenringen<br />
verblüffende Nahaufnahmen.<br />
Oben links: Idealerweise montieren Sie Ihre<br />
Kamera auf ein Stativ, wenn Sie die Zwischenringe<br />
verwenden, um ein Verwackeln der Kamera zu<br />
vermeiden.<br />
Vergleich: An dieser Dollarnote wird sichtbar, wie<br />
wirkungsvoll Zwischenringe sind und wie nah Sie<br />
herangehen können, um den Bildausschnitt mit einem<br />
sehr kleinen Bereich auszufüllen.<br />
9mm Zwischenring<br />
30mm Zwischenring<br />
50mm Objektiv<br />
16mm Zwischenring<br />
Alle drei Zwischenringe aufeinander<br />
Automatische oder manuelle<br />
Zwischenringe?<br />
Automatische und manuelle Zwischenringe sehen<br />
praktisch identisch aus, erfüllen denselben Zweck<br />
und liefern vergleichbare Bildqualität – trotzdem<br />
gibt es signifikante Unterschiede.<br />
Manuelle Zwischenringe<br />
Der Hinweis steckt schon in der Bezeichnung:<br />
ihnen fehlt jede automatische Funktion. Die<br />
Kamera muss auf manuelle Belichtung eingestellt<br />
sein und obwohl das TTL-Messsystem einen<br />
recht genauen Wert liefern wird, müssen Sie unter<br />
Umständen davon abweichen. Das Scharfstellen<br />
geschieht komplett von Hand – seien Sie dabei<br />
so akkurat wie möglich. Die Verwendung einer<br />
kleinen Blendenöffnung ist möglich, doch deren<br />
Einstellung ist kompliziert.<br />
Fantastischer Gegenwert fürs Geld<br />
Hohe Bildqualität<br />
Leicht und kompakt<br />
Umständlich zu benutzen<br />
Sucherbild ist sehr dunkel<br />
Ungeeignet für bewegte Objekte<br />
Automatische Zwischenringe<br />
Falls Sie bereit sind, das ca. 20-fache auszugeben,<br />
genießen Sie den Komfort der vollen Funktionalität<br />
Ihrer Kameraelektronik. Das TTL-Messsystem<br />
liefert wie gewohnt exakte Ergebnisse, das<br />
Autofokussystem funktioniert und Sie können<br />
jede beliebige Blende wählen. Gleichwohl ist das<br />
manuelle Scharfstellen in den meisten Fällen<br />
vorzuziehen.<br />
Schneller und einfacher zu benutzen<br />
Hohe Bildqualität<br />
Bessere Verarbeitung<br />
Sucherbild ist trotzdem sehr dunkel<br />
Wesentlich teurer<br />
Manuelles Scharfstellen ist dem Autofokus<br />
überlegen
138<br />
Makro-Equipment<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Tipps für Zwischenringe<br />
Ein paar einfache Hinweise, wie Sie manuelle<br />
Zwischenringe am besten nutzen:<br />
1) Lassen Sie sich Zeit: Manuelle Zwischenringe<br />
verlangsamen den Aufnahmeprozess deutlich,<br />
da wir uns inzwischen an die Schnelligkeit und<br />
die Effizienz der Digitaltechnik gewöhnt haben.<br />
2) Stellen Sie die Kamera auf „Manuell“: Sie<br />
müssen manuell belichten und das Objektiv<br />
manuell scharfstellen.<br />
3) Augen anpassen: Ist das Sucherbild zu<br />
dunkel, blicken sie trotzdem konsequent<br />
darauf, dann werden ihre Augen sich an die<br />
schlechteren Lichtverhältnisse gewöhnen, und<br />
Sie können mehr erkennen.<br />
4) Viele Aufnahmen: Schießen sie sehr viele<br />
Aufnahmen, das erhöht die Chancen, dass<br />
wenigstens eine davon gelingen wird. Regeln Sie<br />
die Schärfe nach, bis der gewünschte Teil des<br />
Objekts scharf abgebildet wird.<br />
5) Abblenden: Wenn Sie maximale<br />
Schärfentiefe erreichen wollen, blenden Sie mit<br />
der weiter oben beschriebene Technik bis auf die<br />
kleinste Blendenstufe ab – ich fotografierte mit<br />
Blende f/22 und die Schärfentiefe war trotzdem<br />
sehr gering.<br />
6) Motivauswahl: Bleiben Sie bei statischen<br />
Motiven in einer kontrollierten Beleuchtung<br />
Umgebung – mit manuellen Zwischenringen<br />
arbeiten Sie schlicht zu langsam für<br />
lebende Motive und sich schnell ändernde<br />
Lichtverhältnisse.<br />
7) Benutzen Sie eine Taschenlampe: Leuchten<br />
Sie Ihr Objekt mit einer Taschenlampe an,<br />
um das Scharfstellen zu vereinfachen – das<br />
gilt besonders dann, wenn Sie alle drei<br />
Zwischenringe gleichzeitig verwenden.<br />
8) Nicht Verwackeln: Montieren Sie die<br />
Kamera auf ein Stativ und fotografieren Sie per<br />
Fernauslöser.<br />
9) Vibrationen vermeiden: Benutzen Sie die<br />
Spiegel-Verriegelung der Kamera, um die Gefahr<br />
von Vibrationen zu verringern, die zu unscharfen<br />
Bildern führen würden.<br />
10) Denken Sie unkonventionell:<br />
Experimentieren Sie, seien Sie kreativ, versuchen<br />
Sie etwas Neues und vor allem – Haben sie ihren<br />
Spaß dabei!<br />
Näher ran: Zwischenringe helfen<br />
Ihnen, interessante Bilder natürlicher und<br />
menschengemachter Objekte zu fotografieren,<br />
von Blumen und Pilzen bis zu Essbesteck und<br />
Süßigkeiten. Diese Bilder kratzen nur an der<br />
Oberfläche dessen, was mit diesem Makrozubehör<br />
alles möglich ist.<br />
war sehr windig, und es wäre praktisch<br />
unmöglich gewesen, die sich bewegende Blüte<br />
genau in dem Moment einzufangen, in dem sie<br />
durch den extrem geringen<br />
Schärfentiefenbereich schwingen würde.<br />
Also blieb ich im Haus, wo es naturgemäß keine<br />
Brise gibt, doch die schlechteren<br />
Lichtverhältnisse führten zu einem anderen<br />
Problem: je länger die durch die Zwischenringe<br />
gebildete Verlängerung, desto dunkler wird das<br />
Sucherbild. Doch nicht nur das, auch die<br />
Schärfentiefe verringert sich weiter, was äußerst<br />
präzises Scharfstellen erforderlich macht. Dafür<br />
aber war der Sucher bereits zu dunkel. Ich<br />
versuchte es mit dem LiveView der Kamera,<br />
doch auch damit konnte ich mein Objekt nicht<br />
klar genug erkennen. Also nahm ich eine<br />
Taschenlampe, mit der ich die Blume<br />
anleuchtete, und nun reichte die Helligkeit des<br />
Sucherbildes zum Scharfstellen aus. Ich machte<br />
eine Testaufnahme und vergrößerte sie auf dem<br />
Kameramonitor, um die Schärfentiefe zu<br />
überprüfen. Sie passte nicht ganz, also<br />
vergrößerte ich die Entfernung zwischen Blume<br />
und Kamera minimal und machte ein neues<br />
Testfoto. Diesen Vorgang musste ich mehrere<br />
Male wiederholen, doch am Ende bekam ich<br />
hervorragende Bilder, und der Aufwand hat sich<br />
gelohnt.<br />
Als weiterer Faktor ist bei manuellen<br />
Zwischenringen zu berücksichtigen, dass sie die<br />
Blende nicht wie gewohnt einstellen können. Es<br />
passiert einfach nichts – sie bleibt in der<br />
maximal geöffneten Stellung, in meinem Fall<br />
f/1.8. Schon bei normaler Nutzung des<br />
Objektivs ist der Schärfentiefebereich mit dieser<br />
Blende recht gering; durch die Zwischenringe<br />
wird er hauchdünn.<br />
Wenn Sie eine Canon DSLR benutzen, gibt es<br />
eine wenngleich etwas aufwendige Lösung<br />
dieses Problems (siehe Kasten gegenüber). Ich<br />
machte einige Aufnahmen mit Blende f/22, um<br />
die Schärfentiefe zu „maximieren“ (hier ein<br />
relativer Begriff, denn die Schärfentiefe betrug<br />
auch bei dieser Blende nur wenige Millimeter).<br />
Gravierender war, dass das Sucherbild durch<br />
das Abblenden noch dunkler wurde. So kam ich<br />
denn auch auf Belichtungszeiten von bis zu 25<br />
Sekunden. Das ist kein Problem, solange die<br />
Kamera auf einem stabilen Stativ sitzt und man<br />
einen Fernauslöser benutzt, doch es darf nicht<br />
die geringste Bewegung des Objekts oder der<br />
Kamera erfolgen, sonst war die Mühe umsonst.<br />
Um die richtige Belichtung festzustellen,<br />
werden Sie etwas experimentieren müssen. Sie<br />
können die Kamera nicht einfach auf<br />
Zeitautomatik schalten und loslegen, sondern<br />
Sie müssen alles von Hand einstellen. Machen<br />
Sie ein Testfoto mit einer Verschlusszeit, von der<br />
Sie glauben, sie sei angemessen. Nun<br />
überprüfen Sie das Bild und dessen<br />
Histogramm, passen die Verschlusszeit an, falls<br />
erforderlich und schießen erneut. Nach zwei<br />
oder drei Versuchen sollte die Belichtung<br />
passen, alles andere ist dann nur noch<br />
„Finetuning“.<br />
Im Verlauf eines Nachmittags machte ich<br />
Dutzende Aufnahmen, wobei sich mehr und<br />
mehr Routine bei mir einstellte. Schließlich<br />
wagte ich mich trotz der fragwürdigen<br />
Windverhältnisse nach draußen, wobei die<br />
Kamera allerdings nur mit dem kürzesten
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Makro-Equipment 139<br />
Zwischenring ausgestattet war. Ich machte ein<br />
paar Aufnahmen aus der Hand, wobei die<br />
Blende auf f/8 und die ISO-Empfindlichkeit auf<br />
400 eingestellt waren. Zwischenringe bewirken<br />
Lichtverlust, deswegen musste ich die<br />
Belichtung nachregeln, wie es auch bei den<br />
meisten Filtern erforderlich ist. Mit ISO 100<br />
erreichte ich annehmbare Verschlusszeiten von<br />
1/100 Sekunde und kürzer. Bei den<br />
Aufnahmen, die auf diese Weise gelangen, war<br />
die Schärfe überraschend gut.<br />
Ich erreichte die beste Scharfeinstellung<br />
dadurch, dass ich die Kamera näher an das<br />
Objekt heran oder weiter von ihm weg bewegte<br />
und blitzschnell abdrückte, wenn der scharf<br />
abzubildende Teil des Motivs in den<br />
Tiefenschärfebereich gelangte. Diesen Prozess<br />
wiederholte ich mehrere Male, um sicher zu<br />
gehen, dass ich wenigstens eine Aufnahme<br />
richtig im Kasten hatte. Die aufgetretenen,<br />
wenn auch geringen Veränderungen des<br />
Schärfebereichs sorgten für ganz<br />
unterschiedliche Fotos. Schließlich machte mir<br />
das Herumspielen mit dem unzureichenden<br />
Schärfentiefebereich sogar Spaß und ich<br />
beendete den Nachmittag mit einer Unmenge<br />
von Fotos mit weit offener Blende, so dass<br />
immer nur ein winziger Streifen des Objekts<br />
scharf zu erkennen war, während alles Andere<br />
sich in Unschärfe verlor.<br />
Eingefleischte Makrofotografen werden sich mit<br />
solchen minimalistischen Zwischenringen<br />
bestimmt nicht anfreunden und falls Sie selbst<br />
die Absicht haben sollten, beispielsweise Käfer<br />
und Spinnen lebensgroß oder stärker vergrößert<br />
abzubilden, werden auch Sie damit nicht<br />
glücklich werden. Manuelle Zwischenringe sind<br />
nicht besonders gut für das <strong>Fotografie</strong>ren aus<br />
der Hand geeignet und schon gar nicht zur<br />
Aufnahme von sich bewegenden Motiven. Doch<br />
wenn Sie sich in einer Umgebung, die Sie gut<br />
kontrollieren können, auf statische Objekte<br />
beschränken, sich Zeit lassen und aus ihren<br />
Fehlern lernen – so wie ich es gemacht habe –<br />
lassen sich damit fantastische Ergebnisse<br />
erzielen.<br />
Schärfentiefe-<strong>Vorschau</strong><br />
Ein großer Nachteil manueller Zwischenringe<br />
ist die Tatsache, dass Sie die Blende nicht wie<br />
gewohnt einstellen können, da die Kamera<br />
nicht mit dem Objektiv kommunizieren kann.<br />
Aus diesem Grund könnten sie eigentlich nur<br />
mit größter Blendenöffnung fotografieren,<br />
doch bei den EOS-Kameras von Canon gibt<br />
es einen Trick, mit dem sie trotzdem kleinere<br />
Blendenwerte einstellen können. So geht´s:<br />
1) Stellen Sie die gewünschte Blende ein,<br />
bevor Sie die Zwischenringe montieren.<br />
2) Drücken Sie den Knopf für die<br />
Schärfentiefe-<strong>Vorschau</strong> (DOF) an der Kamera,<br />
so dass die Blende auf den eingestellten Wert<br />
abblendet.<br />
3) Nun nehmen Sie das Objektiv bei<br />
gedrückter DOF-Taste vom Kameragehäuse<br />
ab. Sie werden feststellen, dass die Blende<br />
auf dem eingestellten Wert stehen bleibt.<br />
4) Montieren Sie das Objektiv mit den<br />
Zwischenringen an die Kamera.<br />
Tatürlich ist das eine erhebliche Bastelei, die<br />
Sie jedes Mal wiederholen müssen, wenn<br />
Sie die Blende ändern wollen. Wenn Sie mit<br />
Blendenwerten über f/8 arbeiten, wird das<br />
Sucherbild sehr dunkel, und ab Blende f/16<br />
muss das Umgebungslicht sehr hell sein,<br />
um die Schärfe korrekt einstellen zu können.<br />
Nehmen Sie zur Not eine Taschenlampe zu<br />
Hilfe.<br />
Falls Sie eine Nikon oder Pentax besitzen<br />
und noch ältere Objektive haben, auf deren<br />
Tubus Blendenringe graviert sind, können<br />
Sie mit weit offener Blende scharfstellen und<br />
anschließend die gewünschte Arbeitsblende<br />
einstellen, bevor Sie auslösen.
140<br />
Makro-Equipment<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
LED Makro-Ringlicht<br />
Für etwa 40 können Sie sich ein LED Makro-Ringlicht zulegen, dessen Funktionalität beachtlich ist.<br />
Sehen wir es uns einmal genauer an…<br />
Produkt: Ring 48 Macro LED<br />
Preis: ab etwa 40 Euro<br />
Das Ringlicht ist eine relativ neue<br />
Lichtquelle in der <strong>Fotografie</strong>. Es ähnelt<br />
dem Ringblitz sehr stark, und es wird<br />
auch genauso an der Kamera<br />
angebracht, nämlich am Filtergewinde des<br />
Objektivs. Auch der Zweck ist ähnlich: es soll nah<br />
am Objektiv befindliche Objekte beleuchten.<br />
Es gibt jedoch auch einige Unterschiede zum<br />
Ringblitz. Der wichtigste ist, dass ein Ringlicht<br />
ständig eingeschaltet ist und nicht, wie der<br />
Ringblitz, nur im Moment des Auslösens. Das ist<br />
deswegen so, weil ein Ringlicht keine Blitzlampe<br />
enthält, sondern mit mehreren kleinen weißen<br />
LED ausgerüstet ist, wie man sie auch bei<br />
Taschenlampen findet. Sie erzeugen ein sauberes,<br />
helleres Licht als die traditionelle Glühbirne, wobei<br />
Sie weniger Energie verbrauchen und trotzdem<br />
wesentlich haltbarer sind. Darüber hinaus sind sie<br />
billig herzustellen, und das ist der Grund, warum<br />
sie eine LED-Taschenlampe im Baumarkt schon<br />
ab 2 bekommen und warum ein mit 48 LED<br />
ausgerüstetes Ringlicht schon ab etwa 40 zu<br />
haben ist. Ob Sie sich allerdings eins zulegen<br />
sollten, mit dieser Frage wollen wir uns hier<br />
befassen.<br />
Für ein Ringblitzgerät müssten Sie jedenfalls einen<br />
dreistelligen Betrag hinblättern, insofern ist es eine<br />
interessante Frage, ob unser Ring 48 Gerät nicht<br />
nur viel Geld spart, sondern einen Ringblitz<br />
tatsächlich ersetzen kann. Wir haben unser<br />
Ringlicht im Internet bestellt. Als es eintraf, waren<br />
wir zunächst von der Ausstattung angenehm<br />
überrascht: das Päckchen enthielt das eigentliche<br />
Blitzgerät, eine Steuereinheit, die auf den<br />
Zubehörschuh der Kamera geschoben wird, ein<br />
Netzkabel und sechs Adapterringe für die Montage<br />
des Geräts an Objektive mit Filtergewinden von 49<br />
bis 67mm. Für die Stromversorgung stehen zwei<br />
Optionen zur Auswahl: Sie können für<br />
Außeneinsätze zwei AA Batterien oder<br />
wiederaufladbare Akkus benutzen, für<br />
Innenaufnahmen steht Ihnen über das<br />
mitgelieferte 3 Volt Netzteil auch Netzstrom zur<br />
Verfügung. Das ist recht komfortabel, verglichen<br />
mit anderen Geräten, die zur Stromversorgung<br />
ausschließlich auf Batterien angewiesen sind.<br />
Das eigentliche Ringlicht besteht aus 48<br />
kleinen weißen LED, die ständig<br />
eingeschaltet sind. Eine Blitzfunktion<br />
gibt es nicht, die einzige vorhandene<br />
Kontrollmöglichkeit besteht darin,<br />
wahlweise alle 48 LEDs oder jeweils<br />
24 an der rechten oder linken Seite<br />
einzuschalten.<br />
An einer Seite der Steuereinheit<br />
befinden sich zwei Buchsen: ein<br />
Ausgang, der per Kabel mit dem Ringlicht<br />
verbunden wird und ein Eingang für die externe<br />
Stromversorgung. An der gegenüberliegenden<br />
Seite des Gehäuses befinden sich der Ein/Aus-<br />
Schalter, mit dem außerdem zwischen<br />
Batteriestrom und Netzstrom gewählt wird und<br />
ein kleines rotes Licht, das leuchtet, wenn das<br />
Gerät in Betrieb ist.<br />
Verglichen mit einem der bekannten<br />
Marken-Ringblitzgeräte wirkt unser Ring 48<br />
geradezu spartanisch. Der Canon MR-14EX<br />
Ringblitz beispielsweise kommt mit zwei<br />
Einstell-Leuchten, dem eigentlichen Blitzring,<br />
einer viel höheren Ausgangsleistung, drahtloser<br />
E-TTL Autoblitzfunktion sowie einem beleuchteten<br />
LCD zur Erleichterung der Bedienung. Natürlich<br />
würden wir alle ein solches Gerät bevorzugen,<br />
WUSSTEN<br />
SIE SCHON?<br />
Ringblitzgeräte kosten<br />
dreistellige Eurobeträge.<br />
Ein LED-Ringlicht ist<br />
für Makrofotos eine fast<br />
gleichwertige, aber viel<br />
preiswertere<br />
Alternative.<br />
Oben: Meine Kameraausrüstung bestand aus<br />
einer Canon EOS 550D mit dem Tamron 60mm<br />
f/2 Makroobjektiv. Das Ring 48 wurde auf das<br />
Filtergewinde des Objektivs geschraubt.<br />
Rechts: Die Nahaufnahme einer Gerbera wurde<br />
durch das LED-Ringlicht sehr gut ausgeleuchtet.<br />
doch keineswegs die Tatsache, dass<br />
man sich dafür von weit über 500<br />
trennen muss.<br />
Beschäftigen wir uns weiter mit<br />
dem Ring 48. Was ist mit diesem<br />
Gerät möglich und was nicht?<br />
Sinn und Zweck der Ringform der<br />
Lichtquelle ist die Ausleuchtung<br />
von Makromotiven, deswegen legen<br />
wir darauf auch den Schwerpunkt<br />
unserer Betrachtungen. Laut<br />
Werbebroschüre und Bedienungsanleitung ist<br />
das Ring 48 jedoch gleichermaßen für Porträts<br />
geeignet. Dieses Versprechen weckte starke<br />
Zweifel in mir, denn ich nahm an, die geringe<br />
Leistung der Stromversorgung würde bedeuten,<br />
dass man seinem Motiv sehr nah sein muss,<br />
damit die 48 LED überhaupt einen<br />
nennenswerten Einfluss auf die Lichtverhältnisse<br />
haben können. Deswegen wollte ich die<br />
Behauptung über die Eignung als Lichtquelle für<br />
Porträts als erstes überprüfen.<br />
Ich stellte die Kamera auf Zeitautomatik, Blende<br />
f/4 und ISO 400. Korrekturen zur Anpassung der<br />
Verschlusszeit und der Schärfentiefe würden<br />
später kommen. Eine Bekannte erklärte sich<br />
bereit, als Model zu fungieren und sah sich bald<br />
Ring 48 Macro LED<br />
Einzelhandel: etwa 40 Euro<br />
Zahl der LED: 48<br />
Steuerung:<br />
Alle LED an, 24 LED rechtsoder<br />
linksseitig an<br />
Gewicht:165g<br />
mitgeliefertes Zubehör: Batterien,<br />
Steuereinheit, Netzadapter, Ringblitz, sechs<br />
Adapterringe (49mm, 52mm, 55mm, 58mm,<br />
62mm, 67mm)<br />
Dieses Ringlicht ist unter unterschiedlichen<br />
Bezeichnungen im Handel – Ring 48 und<br />
Neewer sind nur zwei davon, und beide werden<br />
für ca. 40 verkauft. Gegen diesen Preis ist<br />
angesichts der adäquaten Verarbeitungsqualität<br />
und der variablen Einsatzfähigkeit nichts<br />
einzuwenden. Wenn Sie mit den vorhandenen<br />
Einschränkungen leben können, insbesondere<br />
mit der gegenüber dem Ringblitz deutlich<br />
reduzierten Reichweite, haben Sie damit<br />
eine äußerst vielseitige Lichtquelle für die<br />
<strong>Makrofotografie</strong>.<br />
den 48 LED auf kurze Entfernung gegenüber.<br />
Doch wie sich herausstellte, war deren Leuchtkraft<br />
besser als erwartet. Konkret hieß das: ich konnte<br />
aus annehmbarer Entfernung aus der Hand<br />
schießen, wobei Kopf und Schultern des Models<br />
im Bildausschnitt waren und zufriedenstellend<br />
ausgeleuchtet wurden. Ich machte also ein paar<br />
Aufnahmen, doch die Dauerbeleuchtung wurde
142<br />
Makro-Equipment<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Makro: Ringlicht oder Ringblitz?<br />
Makro-Ringlicht und Makro-Ringblitz sind<br />
sich sehr ähnlich, weisen aber auch große<br />
Unterschiede auf:<br />
Makro-Ringlicht<br />
Es kommen helle LED zum Einsatz, die in einem<br />
dem Ringblitz ähnlichen<br />
Gehäuse untergebracht<br />
sind. Der Hauptunterschied<br />
zum Blitz besteht aber<br />
darin, dass die LED<br />
permanent eingeschaltet<br />
sind. Das Makro-Ringlicht<br />
bietet nur grundlegende<br />
Funktionen der Lichtsteuerung. Die meisten<br />
Geräte sind für Tageslicht ausgelegt.<br />
Sehr preiswert<br />
Vielseitig<br />
Batterie- und Netzbetrieb<br />
Begrenzte Reichweite<br />
Begrenzte Steuermöglichkeiten<br />
Zu hartes Licht für qualitativ hochwertige<br />
Porträts<br />
schnell als unangenehm empfunden. Und die<br />
Qualität der Bilder? Nun, auch die war besser als<br />
erwartet, gar nicht so weit entfernt von der, die ich<br />
mit einem Ringblitz hätte erreichen können.<br />
Sowohl für die Porträtfotos als auch für die dann<br />
folgenden Makroaufnahmen benutzte ich ein<br />
Makroobjektiv und zwar das Tamron 60mm f/2.<br />
An meiner Canon EOS 550D hatte ich damit eine<br />
effektive Brennweite von 96 mm, geeignet sowohl<br />
für Porträts als auch für extreme Nahaufnahmen.<br />
Nun war es an der Zeit, mich auf den eigentlichen<br />
Zweck des Ringlichts zu konzentrieren, die<br />
<strong>Makrofotografie</strong>. Leider spielte das Wetter nicht<br />
mit, ich konnte das Gerät also nicht im Garten<br />
ausprobieren, sondern hatte mich auf<br />
Innenaufnahmen zu beschränken, wobei ich<br />
Blumen als Objekte wählte. Diese Restriktion<br />
brachte mich dazu, zu überlegen, wie ich das<br />
Motiv kreativer gestalten könnte, damit ich eine<br />
Vielfalt unterschiedlicher Bilder bekommen<br />
würde.<br />
Ich begann mit der Aufnahme einer kleinen<br />
Gerbera. Mit dem Ringlicht an dem<br />
Tamron-Objektiv gab es erwartungsgemäß<br />
keinerlei Schatten, die ideale Voraussetzung, ein<br />
paar abstrakte Fotos der Blütenblätter zu<br />
schießen. Ich fotografierte nicht nur von mehreren<br />
Kamerastandpunkten und mit unterschiedlichen<br />
Blenden, sondern probierte auch Hintergründe mit<br />
verschiedenen Farben aus. Danach benutzte ich<br />
ein nur leicht abgeändertes Setup, um eine Rose<br />
zu fotografieren, aber aus größerer Entfernung.<br />
Dann holte ich ein paar braune und rote<br />
Laubblätter hervor, die ich im vergangenen Herbst<br />
gesammelt und getrocknet hatte und ihr Dasein<br />
anschließend in einer Schachtel unter meinem<br />
Schreibtisch gefristet hatten, der Dinge harrend<br />
die da kommen sollten. Nun hatte ich eine<br />
Gelegenheit, sie zu fotografieren. Meine ersten<br />
Versuche gelangen nicht besonders gut, denn die<br />
trockenen Oberflächen der Blätter erwiesen sich<br />
als nicht sehr fotogen. Deswegen schraubte ich<br />
das Ringlicht vom Objektiv ab, legte es so auf den<br />
Boden, dass es direkt in die Kamera schien und<br />
fixierte ein Blatt zwischen Ringlicht und Kamera,<br />
so dass das Licht hindurch scheinen konnte. Der<br />
Gegenlichteffekt brachte bessere Ergebnisse,<br />
besonders als ich zwei unterschiedlich gefärbte<br />
Blätter übereinander legte.<br />
Oben links: Portraits sind möglich, doch das<br />
harsche, helle Licht der LED ist nicht ideal.<br />
Oben rechts: Seine nur etwas größere<br />
Entfernung der Rose vom Objektiv reduziert die<br />
Härte des LED Lichts.<br />
Oben: Ich positionierte das Ringlicht hinter die<br />
Blätter, um deren filigrane Struktur und Farbe<br />
hervorzuheben.<br />
Inzwischen war mir klar geworden, dass erst das<br />
von der Kamera entkoppelte Ringlicht all seine<br />
fotografischen Möglichkeiten eröffnete. Leider<br />
hatte ich nicht mehr genug Zeit, weitere Ideen<br />
auszuprobieren, beispielsweise eine Aufnahme<br />
von Modeschmuck mit dem Ringlicht direkt<br />
darüber oder mit dem Ringlicht als Gegenlicht<br />
durch ein Blatt weißes Papier scheinend, auf dem<br />
Blumen, Farne und Disteln liegen würden, um<br />
Silhouetten zu erzeugen.<br />
Nach einigen Experimenten hat sich gezeigt, dass<br />
ein preiswertes Ringlicht eine Bereicherung jeder<br />
<strong>Makrofotografie</strong>-Ausrüstung ist. Alles in allem<br />
absolut zu empfehlen.<br />
Makro-Ringblitz<br />
Hierbei handelt es sich um<br />
ein Blitzgerät besonderer<br />
Bauform, bei dem die<br />
TTL-Blitzsteuerung für<br />
korrekte Belichtung sorgt.<br />
Einstell-Leuchten dienen<br />
dazu, das Scharfstellen zu<br />
erleichtern. Die meisten Geräte erlauben eine<br />
mehr oder weniger vielseitige Steuerung des<br />
Blitzes.<br />
Genauere Kontrolle der Lichtverhältnisse<br />
Leistungsstärker als ein Ringlicht<br />
Wesentlich teurer<br />
Benutzen des LED Ringlichts<br />
Die folgenden Tipps sollen Ihnen helfen, Ihr Makro<br />
LED-Ringlicht erfolgreich einzusetzen:<br />
1) Schalten Sie die Kamera auf<br />
Zeitautomatik<br />
Wählen Sie die gewünschte Blende und behalten<br />
Sie die Verschlusszeit im Auge – erhöhen Sie den<br />
ISO-Wert, falls das Risiko des Verwackelns besteht.<br />
2) Vergessen Sie nicht, es<br />
auszuschalten<br />
Es gibt keine Sicherheitsabschaltung, gewöhnen Sie<br />
sich deswegen an, das Gerät auszuschalten, um die<br />
Batterien zu schonen, wenn es nicht unmittelbar<br />
benötigt wird.<br />
3) Achten Sie auf Reflexionen<br />
Metallische Objekte beispielsweise verursachen<br />
starke Reflexionen, die ein Foto unbrauchbar machen<br />
können.<br />
4) Arbeiten Sie wenn möglich mit<br />
Netzstrom<br />
Mit der Netzstromversorgung zu arbeiten, ist zwar<br />
etwas unbequemer, doch Sie brauchen sich nicht zu<br />
sorgen, dass die Batterien Sie im Stich lassen.<br />
5) Experimentieren Sie mit Reflektoren<br />
Benutzen Sie einen in der Hand zu haltenden<br />
Reflektor, um das Licht des Ringlichts zu formen.<br />
6) Halten sie Ersatzbatterien bereit<br />
Ein Satz AA Batterien hält 1 bis 2 Stunden. Sorgen Sie<br />
also für Ersatz.<br />
7) Entkoppeln Sie das Ringlicht von der<br />
Kamera<br />
Variieren Sie Ihre Beleuchtung kreativ, indem Sie das<br />
Ringlicht hinter oder seitlich vom Motiv positionieren.
Herbstfarben<br />
Sie müssen nicht mit dem<br />
Ringlicht auf dem Objektiv<br />
arbeiten. Tatsächlich haben<br />
Sie viel mehr kreative<br />
Beleuchtungsmöglichkeiten,<br />
wenn Sie es abschrauben.
144<br />
Makroobjektive<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
Tamron SP AF 60mm f/2 Di II LCD Macro<br />
Einzelhandel: 325 Euro<br />
Konstruktion: 14 optische Linsen in 10 Baugruppen<br />
Maximale Blende: f/2<br />
Minimale Blende: f/22<br />
Filtergewinde: 55mm<br />
Gesichtsfeld (APS-C): 26° (Grad diagonal)<br />
Zahl der Blendenelemente: sieben<br />
Minimale Arbeitsentfernung: 23cm<br />
Maximaler Vergrößerungsfaktor: 1:1<br />
(Originalgröße)<br />
Abmessungen: 73x80mm<br />
Gewicht: 400g<br />
Mitgeliefertes Zubehör: Gegenlichtblende<br />
Passend für: Canon, Nikon und Sony (nur APS-C)<br />
TAMRON genießt seit langem den Ruf,<br />
Makroobjektive höchster Qualität herzustellen,<br />
einschließlich des klassischen 90mm f/2.8<br />
und der neuen VC Version, die auf der<br />
gegenüberliegenden Seite beschrieben wird.<br />
Das 60mm f/2 Objektiv gehört zu der Di II<br />
Reihe von Tamron, die ausschließlich für<br />
APS-C Sensoren geeignet ist. Wir verwendeten<br />
es an der Canon EOS 550D und der EOS<br />
650D, wodurch eine effektive Brennweite von<br />
96mm erreicht wurde. Ein weiterer<br />
Unterschied – und Vorteil gegenüber den<br />
anderen Tamron-Objektiven – und eigentlich<br />
gegenüber allen anderen Makroobjektiven – ist<br />
seine sehr schnelle maximale Blende von f/2,<br />
die das Objektiv gegenüber der Konkurrenz mit<br />
maximaler Blende von f/2.8 um eine ganze<br />
Blendenstufe heller macht. Die Vorteile liegen<br />
auf der Hand: ein helleres Sucherbild, die<br />
Fähigkeit, auch bei schlechten<br />
Lichtverhältnissen aus der Hand fotografieren<br />
zu können ohne die ISO-Empfindlichkeit<br />
erhöhen zu müssen und die extrem flache<br />
Schärfentiefe. Auch wenn Sie bei<br />
Nahaufnahmen in der Regel keine so geringe<br />
Schärfentiefe möchten, für Porträtaufnahmen<br />
ist sie bestens einsetzbar.<br />
Angesichts der großen maximalen Blende ist<br />
die geringe Größe des Objektivs<br />
beeindruckend, und durch sein geringes<br />
Gewicht ist es sehr angenehm zu handhaben.<br />
Die geriffelte Oberfläche des einstellen Rings<br />
erleichtert die manuelle Scharfeinstellung.<br />
Der Autofokus ist etwas lauter als bei den<br />
Canon USM und Nikon AF-S Systemen, ist<br />
aber kein wirkliches Problem. In<br />
Geschwindigkeit und Reaktionsverhalten<br />
verhält sich das Objektiv sehr gut, sowohl in<br />
der Makro- und Porträtfotografie. Bei sehr<br />
kurzen Distanzen hat der Autofokus ein wenig<br />
zu kämpfen, doch das ist zu erwarten und<br />
kann reduziert werden in dem man<br />
ausschließlich den zentralen Scharfstellpunkt<br />
verwendet.<br />
Das Objektiv bietet einen Vergrößerungsfaktor<br />
von 1:1, der es auch für kreative, abstrakte<br />
Fotos mit weit offener Blende einsetzbar<br />
macht. Die Optik enthält zwei streuarme<br />
Glaselemente, um die Schärfe zu verbessern<br />
und Verzerrungen zu minimieren, während<br />
mehrere Anti-Reflexionsbeschichtungen<br />
Blendungen und Reflexionen innerhalb des<br />
Objektivs verhindern.<br />
Alles in allem sorgen die jüngsten Innovationen<br />
für eine hervorragende Abbildungsqualität,<br />
deren Detailtreue nichts zu wünschen übrig<br />
lässt. Die geringe Schärfentiefe bei maximal<br />
offener Blende ist bestens geeignet, um Details<br />
zu isolieren, und kann deswegen sehr kreativ<br />
eingesetzt werden. Bei Preisvergleichen<br />
stellten wir fest, dass das Tamron ab 325 ,<br />
das Canon EF-S 60mm f/2.8 USM Macro zu<br />
einem ähnlichen Preis und das Nikon 60mm<br />
f/2.8G ED AF-S Micro für ca. 70 mehr zu<br />
haben ist. Angesichts der schnelleren Blende<br />
bei ähnlicher optischer Qualität erhalten Sie<br />
mit dem Tamron etwas mehr für Ihr Geld.<br />
Beurteilung<br />
Die längeren Brennweiten der 90mm und<br />
105mm Makroobjektive haben den Vorteil<br />
der größeren Arbeitsentfernung; bei<br />
Insektenmotiven und anderen Formen<br />
der Naturfotografie werden Sie die Tiere<br />
weniger schnell verscheuchen und auch die<br />
Gefahr, dass Sie das auf Ihr Motiv fallende<br />
Licht beeinträchtigen, ist geringer. Doch das<br />
muss abgewogen werden gegen die Vorteile<br />
dieses Objektivs, nämlich die schnellere<br />
maximale Blende, das aufgrund des geringen<br />
Gewichts und kompakter Abmessungen<br />
bessere Handling und der geringere Preis.<br />
Wenn die beiden letzten Faktoren für Sie<br />
ausschlaggebend sind, halten Sie mit<br />
dem Tamron SP AF 60mm f/2 Di II ein<br />
hervorragendes Makroobjektiv für qualitativ<br />
hochwertige Nahaufnahmen in Händen.<br />
Oben: Aufgenommen mit der Canon EOS<br />
650D – die überragende Qualität der Tamron-Optik<br />
Rechts: Die schnelle maximale Blende gestattet<br />
die Minimierung der Schärfentiefe<br />
Handling<br />
Features<br />
Leistung<br />
Gegenwert<br />
GESAMTURTEIL
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong> Makroobjektive 145<br />
Tamron SP AF 90mm f/2.8 Di VC USD Macro<br />
Einzelhandel: 485 Euro<br />
Konstruktion: 14 optische Linsen in 11 Baugruppen<br />
Maximale Blende: f/2.8<br />
Minimale Blende: f/32<br />
Filtergewinde: 58mm<br />
Gesichtsfeld: 27° (Grad diagonal beim Vollformat)<br />
Zahl der Blendenelemente: neun<br />
Minimale Arbeitsentfernung: 30cm<br />
Maximaler Vergrößerungsfaktor: 1:1 (Originalgröße)<br />
Abmessungen: 76.4x122.9mm<br />
Gewicht: 550g<br />
Mitgeliefertes Zubehör: Gegenlichtblende<br />
Passend für: Canon, Nikon und Sony (nur APS und Vollformat)<br />
ANGESICHTS EINES reichhaltigen Angebots an<br />
preiswertem Makrozubehör können immer mehr<br />
Foto-Enthusiasten die Wunder von Miniaturwelten<br />
erforschen. Doch so gut dieses Zubehör auch sein<br />
mag, an den Komfort und die Leistung eines<br />
Makroobjektivs reicht nichts davon heran. Das ist<br />
nicht weiter verwunderlich, ist doch ein<br />
Makroobjektiv speziell für den Gebrauch auf sehr<br />
kurze Entfernungen ausgelegt, damit sehr starke<br />
Vergrößerungen möglich sind. Deswegen ist das<br />
Makroobjektiv nicht umsonst die erste Wahl für<br />
Naturfotografen.<br />
Tamrons 90mm Objektiv hat im Lauf der Jahre<br />
bereits mehrere, immer wieder verbesserte<br />
Neuauflagen erfahren, und jede davon ist zum<br />
Klassiker geworden. Es ist nach wie vor eins der<br />
populärsten Makroobjektive, die je produziert<br />
wurden, seitdem das Original 1979 – damals noch<br />
mit ausschließlich manueller Scharfeinstellung –<br />
auf den Markt gebracht wurde. Die aktuelle Version<br />
bietet eine 1:1 Darstellung des Motivs und kann<br />
sowohl für Vollformat- als auch für APS-C-Kameras<br />
verwendet werden. Sie kommt in einem neuen<br />
optischen Design, mit verbessertem Autofokus und<br />
zum ersten Mal auch mit einem Bildstabilisator. All<br />
das macht dieses Objektiv zu einem der am besten<br />
ausgestatteten Makroobjektive dieser Brennweite.<br />
Die Arbeitsentfernung ist naturgemäß länger als bei<br />
50mm und 60mm Objektiven, doch kürzer als bei<br />
Makroobjektiven mit Brennweiten von 150mm<br />
und 180mm, die von professionellen<br />
Makrofotografen vorwiegend verwendet werden.<br />
Doch für den enthusiastischen Amateur ist die<br />
90mm-Brennweite ideal, denn sie bietet eine<br />
Oben: Das Tamron 90mm Makroobjektiv bietet<br />
eine Leistung, die der von Markenobjektiven<br />
vergleichbar ist. Dieses Schneeglöckchen wurde<br />
mit weit offener Blende aufgenommen, um es von<br />
seinem Hintergrund zu isolieren.<br />
komfortable Arbeitsentfernung und kann<br />
gleichzeitig als kurzes Teleobjektiv dienen, wodurch<br />
sie auch für die Porträtfotografie prädestiniert ist.<br />
Ohnehin beträgt die effektive Brennweite in<br />
Verbindung mit einem APS-C Sensor 135mm bei<br />
Nikon- und Sony- und 144mm bei<br />
Canon-Gehäusen.<br />
Die Tamron-Optik besteht aus extra streuarmen<br />
Linsen, um Verzerrungen zu minimieren. Um die<br />
Abbildungsleistung bei Aufnahmen aus der Hand<br />
oder bei schlechten Lichtverhältnissen zu<br />
verbessern, ist das Objektiv außerdem mit einer<br />
Schwingungsunterdrückung ausgestattet, deren<br />
Wirkung eine um bis zu vier Stufen verlängerte<br />
Verschlusszeit erlauben soll. Um die Bildqualität<br />
weiter zu verbessern, sind die Linsen des Objektivs<br />
mit Tamrons neuester Mehrfachbeschichtung – der<br />
so genannten extended Bandwidth &<br />
Angular-Dependency, kurz eBAND – ausgestattet,<br />
die auftretende Reflexe und Blendungen innerhalb<br />
des Objektivs minimiert.<br />
Das Tamron 90mm Makro ist das neueste<br />
Makroobjektiv mit dem „Ultrasonic Silent Drive“<br />
Antrieb der für einen sehr schnellen und leisen<br />
Autofokus sorgt. Das innenliegende<br />
Fokussiersystem sorgt dafür, dass der<br />
Objektivtubus sich beim Scharfstellen weder dreht,<br />
noch seine Länge verändert. Der so genannte<br />
Full-time Manual Focus erlaubt manuelles<br />
Scharfstellen, ohne dass Sie zuerst den Autofokus<br />
ausschalten müssten. Der geriffelte,<br />
gummiüberzogene Einstellring bedeckt fast die<br />
halbe Länge des Objektivs. Ein kleines Fenster zeigt<br />
die eingestellte Entfernung in Metern und Fuß<br />
sowie den Vergrößerungsfaktor an. Das Objektiv ist<br />
recht leicht, fühlt sich jedoch solide an und liegt gut<br />
in der Hand.<br />
Wir haben es in Verbindung mit einem Canon EOS<br />
650D Gehäuse benutzt. Der Autofokus ist<br />
tatsächlich nahezu geräuschlos und äußerst<br />
schnell. Bei sehr kurzen Entfernungen hat er<br />
manchmal etwas zu kämpfen, doch das gilt für alle<br />
Makroobjektive. Ohnehin können Sie jederzeit<br />
manuell eingreifen, ohne den AF auszuschalten,<br />
ideal für minimale Korrekturen. Sollte der<br />
Autofokus seinen Dienst angesichts zu schlechter<br />
Andere populäre Makroobjektive<br />
Nikon AF-S VR 105mm<br />
f/2.8G IF ED Micro<br />
Einzelhandel: 738 Euro<br />
Seine robuste Bauweise,<br />
Schwingungsdämpfung und<br />
exzellente Optik macht es zur ersten<br />
Wahl für professionelle Fotografen.<br />
Canon EF 100mm f/2.8L<br />
Macro IS USM<br />
Einzelhandel: 798 Euro<br />
Ausgezeichnete Optik und<br />
Bildstabilisator. Canon bietet noch ein<br />
weiteres 100mm f/2.8 Makroobjektiv<br />
ohne Bildstabilisator für etwa 500<br />
Euro an.<br />
Sigma 105mm f/2.8 EX OS<br />
HSM<br />
Einzelhandel: 615 Euro<br />
Sigma hat das viel gepriesene<br />
mittleren Tele-Makro mit optischen<br />
Bildstabilisator und HSM-Fokus<br />
aufgerüstet. Großartiges Objektiv mit<br />
exzellenter Optik.<br />
Lichtverhältnisse einmal generell verweigern,<br />
schalten Sie ihn aus und arbeiten mit dem sehr gut<br />
gleitenden, breiten Einstellring.<br />
Was die Bildqualität angeht, liefert das<br />
Tamron-Objektiv erstklassige Ergebnisse. Bei weit<br />
offener Blende ist die Schärfe sehr gut und sie wird<br />
perfekt, wenn Sie im mittleren Blendenbereich<br />
arbeiten, wobei die Blenden f/8 und f/11 die besten<br />
Ergebnisse erzielen und jedes noch so kleine Detail<br />
sichtbar machen. Blendungen gibt es kaum,<br />
Verzerrungen überhaupt nicht, und Kontrast und<br />
Farbtreue sind ausgezeichnet. Bei weit offener<br />
Blende fällt die Lichtstärke an den Rändern um 1,5<br />
Blendenstufen ab doch das gilt für alle schnellen<br />
Blenden, kann also nicht dem Objektiv<br />
zugeschrieben werden. Tests mit dem<br />
Bildstabilisator ergaben, dass man mit 1/15<br />
Sekunde noch aus der Hand fotografieren kann,<br />
ohne dass sich Verwackelungseffekte einstellen.<br />
Auf sehr kurze Distanzen verschafft einem der<br />
Bildstabilisator damit bis zu drei Blendenstufen.<br />
Abschließend betrachtet, bietet das Objektiv eine<br />
hervorragende Leistung zu einem empfohlenen<br />
Verkaufspreis, der über dem der Konkurrenz liegt,<br />
doch der Ladenpreis liegt deutlich darunter, und Sie<br />
bekommen einen exzellenten Gegenwert.<br />
Beurteilung<br />
Das Tamron 90mm Makroobjektiv<br />
enttäuscht auch in seiner jüngsten Version<br />
nicht. Die Einführung der USD-Technologie<br />
und der Schwingungsdämpfung machen<br />
seinen Einsatz noch komfortabler – und<br />
das bei der bekannten, hervorragenden<br />
Abbildungsleistung. Die besonders streuarmen<br />
optischen Linsen in Verbindung mit der<br />
eBAND–Mehrfachbeschichtung bedeuten noch<br />
einmal eine Qualitätssteigerung, die sowohl den<br />
Amateur als auch den professionellen Fotografen<br />
zufrieden stellen wird. Das einzig wirklich<br />
Negative ist der hohe empfohlene Verkaufspreis,<br />
der über dem von Markenobjektiven liegt, doch<br />
das Objektiv wird für weit unter diesem Preis<br />
verkauft und ist insofern zu empfehlen.<br />
Handling<br />
Features<br />
Leistung<br />
Gegenwert<br />
GESAMTURTEIL
Phase One:<br />
Phase One vereint eine Vielzahl innovativer digitaler Bildbearbeitungstechnologien für professionelle Fotografen. Als Hersteller<br />
der weltweit leistungsstärksten High-End- Kameratechnologie besitzt Phase One eine einzigartige Qualifi kation zur<br />
Entwicklung der innovativsten Bildbearbeitungslösung.<br />
Capture One Pro 7:<br />
Auf Basis der weltbesten RAW-Processing Engine stellt Capture One Pro 7 die ultimative<br />
Software für die professionelle Bildbearbeitung dar. Das Programm arbeitet<br />
schnell, ist intuitiv bedienbar, lässt sich selbst an den ausgefeiltesten Workfl ow<br />
sowie die anspruchsvollsten Projektanforderungen anpassen und liefert stets<br />
gleichermaßen hervorragende Ergebnisse.<br />
Capture One Pro 7 nutzt eine revolutionäre neue Engine für die Bildverarbeitung.<br />
Phase One hat einen neuen Bayer-Interpolationsalgorithmus entwickelt, der wesentliche<br />
Verbesserungen bei Rauschreduzierung, HDR und Klarheit ermöglicht. So<br />
ist es möglich, Aufnahmen mit noch lebensechterer Bildwirkung zu entwickeln.<br />
Capture One Pro 7 ist der weltweit beste RAW-Konverter. Er bietet eine naturgetreue<br />
Farbwiedergabe, erzeugt unglaubliche Details und unterstützt führende High-<br />
End- Kameramodelle mit Mittel- oder Vollformatsensor. Das Programm bietet neue<br />
und fl exiblere Verwaltungsfunktionen für digitale Ressourcen sowie alle wichtigen<br />
Werkzeuge für eine leistungsfähige Bildbearbeitung.
Beeindruckende Rauschreduzierung bei hohen ISO-Werten<br />
Für jede Kamera, die von Capture One Pro 7 unterstützt wird, existieren individuelle Rauschprofile. Diese sind so ausgelegt,<br />
dass das Rauschen reduziert wird, ohne dass Details verlorengehen. Intensität und Art der Rauschreduzierung lassen sich<br />
natürlich auch vom Benutzer anpassen. Dies gilt ebenfalls für die Rauschreduzierung in Aufnahmen mit hohen ISO-Werten.<br />
Sie können mit höheren ISO-Einstellungen arbeiten, ohne sich Gedanken über das Bildrauschen zu machen, denn Capture<br />
One Pro 7 sorgt für hervorragende Bildergebnisse.<br />
Erstklassige RAW-Konvertierung<br />
Jeder RAW-Konverter, wie z.B. auch Capture One Pro 7, muss RAW-Bilddaten in nutzbare RGB- Darstellungen umwandeln.<br />
Diese Vorgang ist im Grunde genommen relativ simpel. Um jedoch eine maximale Bildqualität aus den RAW-Daten zu<br />
extrahieren, sind langjährige Erfahrungen und komplexe mathematische Berechnungen erforderlich. Die aktuelle Processing<br />
Engine in Capture One Pro 7 eröffnet neue Dimensionen der Bildqualität und sorgt für eine erstklassige Entwicklung der<br />
RAW-Dateien aus Ihrer Kamera – ohne eine Anpassung der Voreinstellungen!<br />
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Das magische Licht Italiens<br />
Der österreichische Profifotograf Martin Engelmann fotografierte in den letzten 3 Jahren in einem der schönsten Gebiete<br />
Italiens. Dabei wanderte er von Florenz nach Rom – über 500 km auf dem historischen Franziskusweg. Die entstandenen<br />
Bilder zeigen eine magische Landschaft im grünen Herzen Italiens und geben unter anderem Einblicke in eine der schönsten<br />
Metropolen der Renaissance: Florenz.<br />
Über das Projekt:<br />
Im Jahre 1209 pilgert Franz von Assisi nach<br />
Rom, um von Papst Innozenz III. die Legitimation<br />
seiner Lebensweise zu erbitten. Seine Reise führt<br />
ihn durch die schönsten Gebiete Italiens und<br />
Franziskus entdeckt die Liebe zur Natur. Jahrhunderte später<br />
wird diese außergewöhnliche Landschaft abermals zur Inspirationsquelle<br />
für große Künstler und Denker: Leonardo da Vinci,<br />
Michelangelo, Dante oder Botticelli - die Meister ihrer Epoche.<br />
Der Pilgerweg führt von Florenz über Assisi nach Rom. 500km<br />
voll einzigartiger Natur im grünen Herzen Italiens. Während die<br />
Städte der Toskana, Umbriens und Latiums die Besucher einladen,<br />
Kunst und Kultur hautnah zu erleben, locken die beschaulichen<br />
Dörfer am Land mit ihrer pittoresken Schönheit. Martin<br />
Engelmann arbeitete über drei Jahre an seiner neuen Live-Reportage<br />
und hat sich mehrmals auf den Weg begeben. Er ist kein<br />
klassischer Pilger und auch nicht auf der Suche nach Gott. Es<br />
ist die Lust am Wandern, das Bedürfnis neue Energie zu tanken<br />
und sich dem Rausch an Natur und Kultur hinzugeben, die ihn<br />
antreibt. In magischen Bildern berichtet er von seiner Reise.<br />
Sie führt ihn viele Jahrhunderte in die Vergangenheit, auf einen<br />
Weg, an dem jedes Kunstwerk wie ein Meilenstein am Wegrand<br />
steht, um daran zu erinnern, dass die Schönheit der Landschaft<br />
die Inspiration und somit die Wiege der Kultur ist.<br />
Castelluccio di Norcia<br />
Am Rand der Sibyllinischen Berge findet man eine einzigartige Landschaft. Im Frühjahr wechseln die Farben der Blumenwiesen<br />
im Zweiwochentakt und geben der malerischen Idylle so in jeder Saison einen neuen Anstrich. Tipp: Im Mai/Juni<br />
liegt am frühen Morgen oft noch Nebel auf dem Hochplateau. Nachdem sich der Nebel lichtet, entstehen außergewöhnliche<br />
Lichtsituationen. <strong>Fotografie</strong>rt mit Nikon D700, 20mm f2.8, Blende 14, 1/30 sec.<br />
Am Trasimeno See<br />
Der Trasimeno See Umbriens gehört auf den<br />
ersten Blick nicht unbedingt zu den schönsten<br />
Seen Italiens. Doch die ganze Region bietet<br />
eine Fülle an Fotomotiven und so liegt der See<br />
quasi auf der Route. Das Bild wurde kurz nach<br />
Sonnenuntergang von einem Steg am Westufer<br />
aufgenommen. <strong>Fotografie</strong>rt mit Nikon D700,<br />
20mm f2.8, Blende 14, 2 sec, Graufilter und<br />
Grauverlaufsfilter.
Der Dom in Florenz<br />
Fast jeder fotobegeisterte Florenzbesucher wird sich vor dem Dom dieselbe<br />
Frage stellen: „Wie setze ich dieses gewaltige Bauwerk ästhetisch in Szene?„<br />
Abhilfe schafft ein Nikon 14-24mm f2.8. Der Turm wird als zentrales Thema<br />
in der Mitte platziert und wirkt durch die extreme Perspektive in Kombination<br />
mit dem dramatischen Wolkenhimmel besonders imposant. Nikon D600, 14-<br />
24mm, f2.8, 14mm, Blende 11, 1/125 sec<br />
Ponte Veccio Florenz<br />
Die berühmte Brücke Ponte Veccio erstrahlt kurz vor Sonnenuntergang<br />
in goldenem Glanz. Die schönste Aussicht bietet<br />
sich von der Piazza Michelangelo. Nikon D600, 35-70mm<br />
f2.8, 70mm, Blende 11, 1/60 sec.<br />
Santa Croce<br />
”Dante” Statue vor der Franziskanerkirche Santa Croce in Florenz. Hier<br />
befinden sich u.a. die Grabmäler von Michelangelo, Galileo Galilei<br />
und Machiavelli. Santa Croce ist der Startpunkt für den über 500km<br />
langen Pilgerweg nach Rom. Diese Gegenlichtaufnahme entstand am<br />
frühen Vormittag. Die Sonne wird leicht durch die Kirche verdeckt,<br />
dadurch erscheint der „Stern“ den die Sonnenstrahlen durch die kleine<br />
Blendeöffnung erhalten besonders dezent. Aufgenommen mi t Nikon<br />
D600, 14-24mm, f2.8, 14mm, Blende 11, 1/250 sec.<br />
Im Herz der Toskana<br />
Auf dem ersten Abschnitt des Franziskuswegs bis Assisi bieten<br />
sich herrliche Aussichten in der Hügellandschaft der Toskana.<br />
Die Zypressen verleihen dem Bild Tiefe und die untergehende<br />
Sonne färbt die leichte Wolkenstimmung in warme Orangeund<br />
Gelbtöne. <strong>Fotografie</strong>rt mit Nikon D600, 70-200mm f2.8,<br />
80mm, Blende 11, 1/125 sec.<br />
Über Martin Engelmann<br />
Martin Engelmann ist gelernter Fotograf und hat sich auf die Reisefotografie<br />
spezialisiert. In seinen Länderreportagen berichtet er unter<br />
anderem von seinen Erlebnissen bei den Maya in Zentralamerika<br />
sowie über Kambodscha und ab 2014 von seiner Pilgerwanderung<br />
nach Rom. Weitere Infos:<br />
www.martin-engelmann.com
DAVID SPEIGHT<br />
PHOTOGRAPHY<br />
Die Industrieregion<br />
von West Yorkshire<br />
im Norden Englands<br />
gehört ganz<br />
bestimmt nicht<br />
zu den schönsten<br />
Landschaften,<br />
trotzdem ist es für mich ein großer<br />
Vorteil, dort zu wohnen, denn mein<br />
Zuhause ist so gelegen, dass ich in<br />
weniger als eineinhalb Stunden die<br />
vier schönsten Nationalparks Englands<br />
mit dem Auto erreichen kann.<br />
Ich kann wahlweise einen spektakulären<br />
Sonnenaufgang über der<br />
Nordsee an der Küste von Yorkshire<br />
oder die runden Hügel, die grünen<br />
Wiesen und die Sandsteinfelsen<br />
der Yorkshire Dales fotografieren.<br />
Nur ein wenig weiter nordwestlich<br />
liegt die umwerfende Szenerie der<br />
Lakeland Hills and Fells und mein<br />
Standort ist ebenso ideal, wenn ich<br />
die Weiten des Heather-Moorgebiets<br />
im Derbyshire Peak District erreichen<br />
will. Diese landschaftliche Vielfalt<br />
Mam Tor – Castleton,<br />
Derbyshire Peak District<br />
Ab Ende August ist das Hope<br />
Valley in Castleton im Derbyshire<br />
Peak District fast immer von<br />
Herbstnebel durchzogen. Szenerien<br />
wie diese sind es, die für mich die<br />
Landschaftsfotografie ausmachen.<br />
Manchmal führt die Natur uns ein so<br />
spektakuläres Schauspiel vor, dass es<br />
schwierig ist, sich auf das <strong>Fotografie</strong>ren<br />
zu konzentrieren, und ich musste mich<br />
schon mehr als einmal dazu zwingen,<br />
fortzufahren mit dem, was getan<br />
werden musste, um das Bild in den<br />
Kasten zu bekommen, anstatt nur mit<br />
offenem Mund dazustehen und auf<br />
die umwerfende Szene zu starren, die<br />
sich dort vor meinen Augen entfaltete.<br />
Solche Tage tun der Seele gut, und ich<br />
fühle mich dann am lebendigsten.<br />
Dieses Bild entstand mit einer Canon<br />
5D MK2 und einem 24MM TS-E<br />
Objektiv. Speziell an diesem Ort führen<br />
Verzerrungen zu größeren Problemen,<br />
deswegen war das Tilt-und-Shift-<br />
Objektiv das Objektiv der Wahl. Drei<br />
Fotos waren notwendig, wobei die<br />
Shift-Funktion benutzt wurde. Die<br />
Aufnahmen später aneinandergefügt,<br />
um ein Panoramabild zu erzeugen, das<br />
dann quadratisch zugeschnitten wurde.<br />
bietet im Lauf der Jahreszeiten eine<br />
Fülle von Herausforderungen für die<br />
Bildkomposition und gleichzeitig eine<br />
exzellente Möglichkeit, das Handwerk<br />
des <strong>Fotografie</strong>rens zu erlernen.<br />
Ab 2005 begann ich, mich mehr<br />
und mehr für die Landschaftsfotografie<br />
zu interessieren. Ich war schon<br />
immer sehr naturbegeistert; schon als<br />
kleines Kind verbrachte ich meine Ferien<br />
regelmäßig an diesen Orten, die<br />
ich heute so oft fotografiere. Dadurch<br />
wurde meine Liebe zur Natur schon<br />
sehr früh geweckt.<br />
Fotografisch begann alles mit einer<br />
Canon 35mm Spiegelreflexkamera,<br />
und erst 2006 kaufte ich mir meine<br />
erste Digitalkamera, eine Canon 20D.<br />
Schnell folgte eine ganze Reihe von<br />
Objektiven, wobei ich das Sigma 10-<br />
20mm Objektiv bevorzugte, dass ich<br />
nach dessen Anschaffung nur noch<br />
selten von der Kamera abmontierte,<br />
um es durch ein anderes zu ersetzen.<br />
Eins meiner ersten Ziele erreichte<br />
ich 2007, als mein erstes Foto in<br />
einem Buch über die Landschaften<br />
Großbritanniens veröffentlicht wurde;<br />
es war eine Aufnahme von Swaledale<br />
in den Yorkshire Dales. Inzwischen<br />
sind viele meiner Bilder veröffentlicht<br />
worden, doch ich bin immer noch<br />
aufgeregt, wenn ich sie abgedruckt<br />
sehe. 2009 war ich besonders<br />
glücklich, als mein Bild mit dem Titel<br />
„Watlowes Dry Valley“ anlässlich<br />
der Landscape Photographer of the<br />
Year Awards kommentiert wurde und<br />
anschließend im National Theatre in<br />
London ausgestellt wurde – bis heute<br />
mein größter Stolz als Fotograf.<br />
Ich genieße es, mein Wissen und<br />
meine Erfahrung mit diesen fantastischen<br />
Naturschauplätzen an andere<br />
Fotografen weiterzugeben. Wenn Sie<br />
also sowohl die technischen als auch<br />
die kreativen Aspekte ihrer <strong>Fotografie</strong><br />
verbessern und dabei die schönsten<br />
Landschaften Großbritanniens kennen<br />
lernen wollen, dann sind diese<br />
Workshops, die ein bis drei Tage<br />
dauern, genau das Richtige für Sie.
Sonnenaufgang in Staithes<br />
Dies ist eine Aufnahme von einem bekannten<br />
Aussichtspunkt über der Küstenstadt Staithes in<br />
Nord-Yorkshire. Ich hatte Glück gehabt, und es<br />
war einer jener Morgen, auf die Sie als Fotograf<br />
immer hoffen. Die spektakulären Farben des<br />
Sonnenaufgangs entschädigten für den steilen,<br />
anstrengenden Aufstieg auf das Kliff. Es war Ende<br />
Juli, und die Sonne hatte ihren nördlichsten Punkt<br />
des Jahres erreicht; deswegen wusste ich, dass<br />
die Sonne über den Kliffs genau vor uns aufgehen<br />
würde. Das Bild entstand wieder mit dem 24MM<br />
TS-E Objektiv, um die stürzenden Linien der<br />
Gebäude in den Griff zu bekommen, die auftreten,<br />
wenn die Kamera nach unten geneigt ist. Der<br />
plötzliche Sonnenschein wurde mit der sehr kleinen<br />
Blende f/22 erzeugt. Da das aber den Rest des<br />
Bildes aufgrund von Streulicht hätte weichzeichnen<br />
können, wurden mehrere Aufnahmen gemacht, die<br />
später am Computer zusammengeführt wurden.<br />
Canon 5D MK2 Canon TS-E 24MM<br />
Der Amboss – Saltwick Bay, North Yorkshire<br />
Dies ist eines meiner Lieblingsfotos. Das Wetter war fürchterlich,<br />
mit Regenschauern und stark bewölktem, grauem Himmel.<br />
Es fiel nicht leicht, sich auf die Arbeit zu konzentrieren, denn<br />
nahezu im Minutentakt mussten wir unsere Objektive trocken<br />
wischen. Trotzdem konnte ich eine Bildkomposition mit diesem<br />
interessant geformten Felsen machen, der mich an einen<br />
Schmiedeamboss erinnerte. Ich mag es, dass das Bild sich<br />
um ein im Zentrum befindliches Objekt herum entwickelt –<br />
normalerweise ein sicheres Mittel, eine Landschaftsaufnahme<br />
zu ruinieren. Außerdem gefällt mir sehr, wie das Wirken der<br />
Kräfte der Natur, die diese geologische Attraktion geschaffen<br />
haben, im unteren Drittel des Bildes zu sehen ist. Bedenkt man<br />
weiterhin, dass keine knallbunten Farben vorhanden sind, die<br />
die Aufmerksamkeit des Betrachters ablenken würden, so ist<br />
dieses Bild der Beweis dafür, dass man auch dann noch gute<br />
Bilder machen kann, wenn die äußeren Bedingungen zwar<br />
denkbar schlecht, die Wahl des Motivs aber gut getroffen ist.<br />
Canon 5D Canon 17-40 F4 L USM<br />
Gull Rocks – Holywell Bay, North<br />
Cornwall<br />
Dieses Foto wurde anlässlich eines Familienausflugs nach<br />
Cornwall an der englischen Südküste gemacht. Nach zehn<br />
Tagen schweren Dauerregens entschied sich die Sonne,<br />
über dieser felsigen Bucht nahe dem Ferienort Newquay<br />
hervorzukommen.<br />
Die Aufnahme zeigt sehr schön, welche Wirkung der Gebrauch<br />
von Alphakanälen und Helligkeitsmasken haben kann, wenn<br />
Sie bestimmte Farbtöne des Bildes auswählen wollen. So<br />
können Sie nahtlose Übergänge für Schatten und Spitzlichter<br />
erzeugen. Es war eine äußerst kontrastreiche Szene, und es<br />
war offensichtlich unmöglich, einen Verlaufsfilter zu benutzen,<br />
denn der hätte sämtliche Details der Felsen überdeckt. Ohne<br />
Helligkeitsmasken, die mit ebenso akkurat positionierten,<br />
weichen Kanten versehen sind, hätte man die Übergänge auch<br />
von Hand kaum hinbekommen.<br />
Canon 5D Canon 17-40F4 L USM<br />
WWW.DAVIDSPEIGHTPHOTOGRAPHY.CO.UK/<br />
WWW.FACEBOOK.COM/DAVIDSPEIGHTPHOTOGRAPHY
Foto: Kai Joachim Kokott<br />
www.fotodesign-kiel.de<br />
Nordlicht …<br />
Nur eine Stunde, bevor dieses Foto in Skagen, Dänemark, entstand, hatte noch das<br />
allerschönste Wetter geherrscht, Sonne mit blauem Himmel. Urplötzlich schlug das Wetter<br />
um, und es begann zu stürmen und zu regnen. Durch den heftigen Regenschauer wurden wir<br />
völlig durchnässt, und wir waren im Begriff unsere Tour abzubrechen, als die Wolkendecke<br />
am Horizont aufriß und sich uns diese fantastische Szene bot. Manchmal muss man einfach<br />
Glück haben.<br />
Zur Aufnahmetechnik: Es ist ein HDR-Bild, bestehend aus 7 Einzelaufnahmen. <strong>Fotografie</strong>rt<br />
habe ich mit einer Canon EOS 1D Mark IV und dem Canon TS-E 24mm f/3.5L II Objektiv,<br />
dessen Abbildungsqualität ich sehr schätze. Diese Kombination war auf ein Stativ montiert.<br />
Ich schoss mit Blende f/11, um alles scharf abzubilden und ISO 200, um über die gesamte<br />
Belichtungsreihe einen möglichst gleichmäßigen Himmel zu erhalten, denn die Wolken zogen<br />
schnell über uns hinweg.<br />
Das HDR-Bild wurde in Photoshop CS6 zusammengesetzt. Danach wurde es als 32bit<br />
TIFF-Datei gespeichert, um es in Adobe Camera RAW zu entwickeln, bzw. zu „Tonemappen“.<br />
Die nächsten Schritte erfolgte wieder in Photoshop: Sensorflecken bereinigen und Retusche.<br />
Dann nahm ich einige Farb- und Tonwertkorrekturen vor. Anschliessend habe ich 2 NIK-<br />
Filter-Ebenen (EFEX Pro 4) benutzt, um dem Bild den letzten Schliff zu geben und zwar die<br />
Sunlight- und Tonal-Contrast Filter, die ich jedoch selektiv mit einer Ebenenmaske verwendet<br />
habe. Danach erfolgte nur noch eine leichte Schärfung durch den Hochpassfilter – Fertig!<br />
Fotodesign-Kiel.de enstand 2011 als Projekt von Kai Joachim Kokott und Mirko<br />
Majchrzak aus ihrem gemeinsamen Interesse an der <strong>Fotografie</strong>. Aufgrund ständiger<br />
Weiterbildung, der Einrichtung eines eigenen Studios und der Möglichkeit, auch „on<br />
Location“ zu fotografieren, konnten die beiden bereits einige anspruchsvolle Projekte<br />
verwirklichen. Sie legen jedoch Wert darauf, festzustellen, dass sie kein kommerzielles<br />
Fotostudio betreiben. „Wir haben nur einen Weg gesucht, unsere zumeist gemeinsam<br />
entstandenen Werke der Öffentlichkeit vorzustellen. Daraus hat sich Fotodesign-Kiel.<br />
de entwickelt. Sicherlich ist es nicht ausgeschlossen, dass sich aus diesem Projekt noch<br />
mehr entwickelt aber derzeit ist es halt nur ein Projekt.“
50 FOTOPROJEKTE<br />
AKTUELLE FOTOAUSSTELLUNGEN,<br />
KURSE UND REISEN AUF EINEM BLICK<br />
Sie wollten schon immer Ihre Fähigkeiten in der <strong>Fotografie</strong> verbessern, wissen aber nicht<br />
wo Sie anfangen sollen? Oder Sie sind auf der Suche nach neuen Ideen und Locations?
Ein Kontinent voller atemberaubender Eindrücke, die<br />
es festzuhalten gilt – im Herzen und in Bildern. Dafür<br />
bieten wir allen, die Interesse am <strong>Fotografie</strong>ren haben, ob<br />
Einsteigern oder Fortgeschrittenen, einzigartige Fotosafaris<br />
und -Workshops an ausgewählten Örtlichkeiten im<br />
südlichen Afrika.<br />
Wir, das ist ein Team aus professionellen, deutschen und<br />
südafrikanischen Fotografen, die mit Liebe zu Afrikas Natur<br />
und Tierwelt die besten Locations ausgekundschaftet haben,<br />
damit Sie unvergessliche Tage dort verbringen können.<br />
Der afrikanische Busch mit seiner außergewöhnlichen<br />
Magie verzaubert jeden, der ihn einmal erlebt hat. Weit ab<br />
vom Massentourismus entdecken Sie in kleinen Gruppen<br />
gemeinsam mit uns Wildlife pur und erhalten praktische<br />
Tipps für ausdrucksstarke Fotos. Von ausgesuchten Lodges<br />
und Fotocamps aus, fahren wir gemeinsam in offenen<br />
Fahrzeugen, die mit Bohnensack, Klemmen und viel Platz<br />
für die Ausrüstung, welche speziell für Fotosafaris ausgelegt<br />
ist, zu den Hotspots der afrikanischen Tierfotografie. Die<br />
Teilnehmer haben je eine eigene Fotobank für sich und ihre<br />
Ausrüstung. Die Auswahl der Unterkünfte ermöglicht es<br />
uns, zu unüblichen Zeiten auf die Pirsch zu fahren und ins<br />
Camp zurückzukehren, damit wir beim besten Licht – vor<br />
Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang – draußen im<br />
Busch sein können. Abends tauschen wir uns über die<br />
gesammelten Eindrücke aus, lassen in gemütlicher Runde<br />
das Erlebte Revue passieren und planen gemeinsam die Tour<br />
für den nächsten Tag.<br />
<strong>Fotografie</strong>ren mit professionellen Wildlife-<br />
Fotografen<br />
- Aufnahmen trinkender Löwen, Elefanten und Büffel – mit<br />
den Tieren auf Augenhöhe<br />
- Pirschfahrten auf dem Chobe mit einem Spezial-Fotoboot,<br />
ausgestattet mit fest installierten Stativen und 360 Grad<br />
Drehsessel<br />
- Pirschfahrten im wildreichsten Nationalpark Botswanas<br />
- Actionszenen am Ende der Trockenzeit, wenn alle<br />
Wasserlöcher trocken sind<br />
- Flusspferde direkt vom Boot und Krokodile in bester<br />
Perspektive<br />
- Luxus-Lodges und Tier- und Vogelfotografie sogar im Camp<br />
- Aufnahmen seltener Vögel<br />
- Brutkolonien in traumhafter Perspektive<br />
(jahreszeitabhängig)<br />
- Schreiseeadler und viele andere Vögel beim Fischfang<br />
Tierparadies Cobe<br />
Der 10.698 km² große Chobe Nationalpark wurde 1967<br />
gegründet und ist einer der artenreichsten und landschaftlich<br />
attraktivsten Schutzgebiete Afrikas. Er besticht neben<br />
seinen landschaftlichen Reizen durch seinen immensen<br />
Wildreichtum Afrika.Die größte Attraktion sind die riesigen<br />
Elefantenherden. Mit bis zu 100.000 Tieren leben hier mehr<br />
Dickhäuter als irgendwo sonst im Süden des Kontinents.<br />
Okavango Delta<br />
Eine grüne Oase inmitten der trockenen Einöde der Kalahari.<br />
Zahllose Wildtiere, kristallklares Flusswasser, idyllische<br />
Palmeninseln und luxuriöse Safaricamps.<br />
Das Okavango Delta, das „Juwel von Botswana“, ist das<br />
weltweit größte inländische Flussdelta und gehört zu den<br />
großartigsten Naturschauplätzen Afrikas<br />
Leistungen:<br />
- 12 Tage ab und an Johannesburg<br />
- Begrüßung und Abholung am Flughafen Tambo<br />
International, Johannesburg<br />
- Transfer ins 4 Sterne Guesthouse in Pretoria, Übernachtung<br />
mit Frühstück<br />
- Alle Straßen- und Boot-Transfers<br />
- Alle Inlandsflüge in Botswana mit Kleinflugzeugen (Maun<br />
– Kasane-Maun-Shakawe) sowie der internationale Flug<br />
nach Maun und zurück nach Johannesburg<br />
- 5 Übernachtungen mit Vollpension Mowana Lodge<br />
- 5 Übernachtungen mit Vollpension in der Xaro Lodge<br />
- Offenes Allradfahrzeug, das <strong>Fotografie</strong>ren in alle<br />
Richtungen erlaubt
- Eintritt in alle Nationalparks<br />
- Pirschfahrten in speziellem Fotoboot mit Drehsesseln und<br />
fest montierten Stativen auf dem Chobe Fluss<br />
- Pirschfahrten im Okavango Delta in einem Aluminium Boot<br />
- Guides der Lodge, die Sie zu den Locations mit den Motiven<br />
bringen<br />
- Deutsche Foto- und Reiseleitung mit Judith Gawehn<br />
- Bohnensäcke werden gestellt, wer eigene hat, kann diese<br />
gern zum Befüllen mitbringen<br />
Preis:<br />
6250 USD ca. 4831 €<br />
Fotografische Highlights<br />
- Tierherden im Staub des goldenen Nachmittagslichts<br />
- Löwen im Chobe Park und am Fluß, Flusspferde und<br />
große Krokodile<br />
- Elefantenherden beim Trinkenund Baden im Chobe Fluss<br />
- Actionaufnahmen mit Flusspferden<br />
- Riesige Büffelherden<br />
- Schreiseeadler beim Fischfang<br />
- Eisvögel und Bienenfresser<br />
-Reiher, Blaustirnblatthühnchen und Kormorane,<br />
zahlreiche Vogelkolonien<br />
- Brutzeit der Karminspinte und Scherenschnäbel im<br />
Okavango Delta<br />
Ausführliche Informationen und Katalogbestellung unter<br />
www.afari.de<br />
info@afari-photo.com<br />
Judith Gawehn<br />
Tel.: 0171 78 46<br />
815<br />
Am Ebersbrink 6<br />
D-31840<br />
Hessisch Oldendorf<br />
Afari Exklusiv<br />
Botswana - Fly-In-Safari<br />
Vom 05.10. – 16.10.2013<br />
Wildes Okavango Delta<br />
Chobe Nationalpark<br />
Chobe Fluss<br />
Safari im Fotoboot
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong><br />
Abonnement<br />
4 Ausgaben für<br />
25,-€!<br />
8 Ausgaben für<br />
45,-€!<br />
Alle Ausgaben sind auch zu<br />
bestellen unter<br />
www.digitale-fotografie-magazin.de/shop<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong>-Magazine
Half the fun of the travel is the esthetic of lostness<br />
ihre Dörfer besuchen und ihr reiches kulturelles<br />
Erbe aus erster Hand kennenlernen.<br />
Unendliche Weiten, grandiose Wildnis, ein<br />
Garten Eden: Botswana darf für sich in Anspruch<br />
nehmen, eines der letzten ökologisch<br />
intakten Areale der Welt zu besitzen. Der<br />
grandiose Reichtum an Flora und Fauna und<br />
die Unberührtheit der Natur sind Botswanas<br />
größter Schatz. Dies soll auch so bleiben:<br />
Botswana setzt nicht nur auf nachhaltiges<br />
Wirtschaften, sondern auch auf sanften, umweltfreundlichen<br />
Tourismus, um die grandiose<br />
Vielfalt des Landes der Nachwelt zu erhalten.<br />
38% der Fläche Botswanas sind als Nationalparks,<br />
Wildreservate und Schutzgebiete<br />
ausgewiesen. Seien Sie uns in Botswana<br />
willkommen und genießen Sie einen wahrhaft<br />
unvergesslichen Aufenthalt! Dabei brauchen<br />
Sie auf Komfort nicht zu verzichten: In luxuriösen<br />
Lodges und Camps, selbst auf Safaris in<br />
entlegenen Winkel der Kalahari wird es Ihnen<br />
an nichts fehlen.<br />
Das Okavango-Delta ist größer als Schleswig-<br />
Holstein und damit das größte Binnendelta der<br />
Welt. Hier liegen 95 Prozent aller Wasserreserven<br />
Botswanas. Gespeist vom aus dem<br />
Hochland Angolas kommenden Okavango-<br />
Fluss transportiert das Delta mehr als 18,5<br />
Milliarden Kubikmeter Wasser, um anschließend<br />
in den unendlichen Weiten der Kalahari<br />
zu versickern. Tatsächlich verschwinden aber<br />
nur zwei Prozent dieser Wassermenge im<br />
„Durstland“; mehr als 90 Prozent verdunstet<br />
unterwegs. Tektonische Verwerfungen haben<br />
für diese kuriose geografische Situation und<br />
das Entstehen dieses Wasserwunderlandes im<br />
Herzen Afrikas gesorgt<br />
Die ersten Eindrücke werden auch die nachhaltigsten<br />
sein: die weite unberührte Wildnis<br />
bis über den Horizont hinaus, das Gefühl grenzenlosen<br />
Raumes, die erstaunlich vielfältigen<br />
Möglichkeiten zur Wild und Vogelbeobachtung,<br />
der mit Sternen und Himmelskörpern unvorstellbarer<br />
Leuchtkraft übersäte Nachthimmel<br />
und die atemberaubenden Sonnenuntergänge<br />
von unwirklicher Schönheit. In dem Maße, in<br />
dem sich das Angebot an Kulturtourismus erweitert,<br />
werden Sie auch die Gastfreundschaft<br />
der Bewohner des Landes schätzen lernen,<br />
In unserer überbevölkerten und hochtechnisierten<br />
Welt stellt Botswana eine Rarität dar.<br />
Ein Aufenthalt in Botswana bietet eine ganz<br />
besondere Möglichkeit, wieder zu uns selbst<br />
zu finden. Er hilft uns, eine in der modernen<br />
Konsumgesellschaft schmerzlich empfundene<br />
Lücke zu schließen, ein Gefühl der Leere zu<br />
überwinden, das oft schwer zu beschreiben<br />
ist. Denn in uns erwacht wieder die Liebe zur<br />
Natur, der innige Wunsch, eine staunenswerte<br />
Vielfalt an Pflanzen und Tieren zu erkunden.<br />
Botswana Tourism Organisation<br />
c/o Interface International GmbH<br />
Karl-Marx-Allee 91 A<br />
10243 Berlin<br />
botswanatourism@interface-net.de<br />
www.botswanatourism.de
Fauna-Reisen mit Sitz in<br />
Berlin bietet als Naturreise-<br />
Spezialist weltweit Reisen<br />
für Natur- und Tierbeobachtungen<br />
an. Auf diesen Reisen lassen sich<br />
Tiere in allen Teilen der Erde in freier<br />
Natur aus nächster Nähe erleben.<br />
Zudem ist der Reiseveranstalter<br />
überzeugt davon, dass die lokale<br />
Bevölkerung in den Reiseregionen<br />
durch die Einnahmen dieses<br />
umweltverträglichen Tourismus<br />
einen Anreiz bekommt, ihre<br />
„tierischen“ Nachbarn und deren<br />
Argentinien<br />
Lebensraum besser zu schützen.<br />
Bei den speziell für Hobby-<br />
Fotografen konzipierten Fotoreisen<br />
hat der Berliner Spezialveranstalter<br />
besonderen Wert darauf gelegt, die<br />
einzigartige Landschaft und die<br />
Tierwelt der Länder miteinander<br />
zu kombinieren. Dazu wird dem<br />
Naturfotografen an den einzelnen<br />
Stationen sehr viel Zeit gegeben.<br />
Falls gewünscht, erhält er von der<br />
fachlichen Begleitung auch Tipps<br />
und Anregungen, die für optimale<br />
Fotoergebnisse sorgen werden.<br />
26.10.-10.11.2013<br />
Valdés -<br />
Heimat der Südlichen<br />
Glattwale<br />
• Südliche Glattwale,<br />
Felsenpinguine und Jakobiter-<br />
Delphine fotografieren<br />
• Intensive<br />
Walbeobachtungen mit<br />
privaten Booten und extrem<br />
guten Fotomöglichkeiten<br />
• Eine Kundenmeinung: „Es<br />
waren unsere intensivsten<br />
Begegnungen mit Walen<br />
weltweit“<br />
• 16-tägige Reise<br />
• Reisepreis 4380 €<br />
Argentinien<br />
04.04.-20.04.2014<br />
Naturexpedition Patagonien -<br />
Orcas bei der Robbenjagd<br />
• Weltweit ist nur eine einzige<br />
Schule von Schwertwalen<br />
bekannt, die eine spektakuläre<br />
Jagdmethode auf Robben<br />
entwickelt hat. Dabei schwimmen<br />
die bis zu 7 Tonnen schweren<br />
Tiere fast bis an den Strand –<br />
seien Sie dabei!<br />
• 17-tägige Reise<br />
• Fotoreise für erfahrene Hobby-<br />
Fotografen<br />
• Reisepreis ab 6730 €<br />
Indien<br />
Beratung, Buchung und Kataloganforderung:<br />
Fauna-Reisen GmbH<br />
Schloßallee 8<br />
D-13156 Berlin<br />
Tel: +49 (0)30-476 23 82<br />
www.fauna-reisen.de info@fauna-reisen.de<br />
12.04.-25.04.2014<br />
Fotoreise nach Indien –<br />
Tiger und Leoparden in<br />
reizvoller Landschaft<br />
• Pirschfahrten in<br />
den Pench-, Kanhaund<br />
Bandhavgarh-<br />
Nationalparks<br />
• 14-tägige Fotoreise<br />
• Reisepreis 3790 €<br />
Tansania<br />
31.01.-12.02.2014<br />
Fotoreise Tansania - Nachwuchs<br />
in der Serengeti<br />
• Es ist die Zeit der Geburt von<br />
Gnus und Zebras<br />
• 6 Tage Safaritouren in der<br />
Serengeti mit Umrundung des<br />
Ngorongoro-Kraters<br />
• Reiseverlängerung möglich<br />
• Große Auswahl an Badehotels<br />
auf Sansibar<br />
• 13-tägige Fotoreise<br />
• Reisepreis 4850 €
162<br />
Belichtung<br />
<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong> - <strong>Makrofotografie</strong><br />
BJORN THOMASSEN<br />
Belichtungsreihe<br />
So gewährleisten Sie eine korrekte Belichtung<br />
bei schwierigen Lichtverhältnissen:<br />
Nehmen Sie eine Belichtungsreihe von drei<br />
Bildern auf, wobei Sie jeweils für die erste und<br />
letzte Aufnahme eine positive bzw. negative<br />
Belichtungskorrektur von 1 Stufe hinzufügen.<br />
Gebrauch der Karten zur Belichtungsmessung<br />
und zum Weißabgleich<br />
Die 18%-Graukarte wird benutzt, um schwierige Lichtverhältnisse zu meistern. Referenzkarten können außerdem<br />
verwendet werden, um einen situationsabhängigen Weißabgleich vorzunehmen. Wie das im Einzelnen geht, hängt<br />
von Ihrer Kamera ab – Näheres dazu finden Sie in Ihrem Kamerahandbuch. Nachfolgend einige generelle Hinweise:<br />
DIGITALKAMERAS VERFÜGEN über komplizierte Belichtungssysteme, die<br />
Ihnen eine Auswahl mehrerer Belichtungsprogramme bieten, um<br />
unterschiedlichen Lichtverhältnissen gerecht werden zu können. Alle<br />
Systeme haben eins gemeinsam: Sie gehen von der Annahme aus, dass die<br />
durchschnittliche Farbe der zu messende Szene ein mittlerer Farbton von<br />
18 % Grau ist. Mit „durchschnittliche Farbe“ ist der Farbton gemeint, der<br />
herauskäme, wenn man alle im Bildausschnitt vorhandenen Farbtöne<br />
miteinander mischen würde. Diese Annahme ist die Basis eines jeden<br />
Belichtungsmesssystems, ganz gleich von welchem Hersteller. Das<br />
Verfahren arbeitet normalerweise erstaunlich gut, doch wenn eine Szene<br />
erheblich heller oder dunkler als 18 % Grau ist, kommt es zu<br />
Fehlbelichtungen. Sehr dunkle Bildbereiche verleiten die Kamera zum<br />
Überbelichten, während sehr helle Bereiche zum Unterbelichten führen.<br />
In einem solchen Fall müssen Sie die Fehlmessung kompensieren, damit<br />
die Farben des Fotos der Realität entsprechen. Dies können Sie entweder<br />
Perfekt gemessen<br />
Szenen mit starkem Gegenlicht<br />
führen leicht zu Belichtungsfehlern.<br />
Kalibrieren Sie das Messsystem Ihrer<br />
Kamera mit einer Graukarte, um<br />
diese Probleme zu vermeiden.<br />
mit der Belichtungskorrekturfunktion der Kamera tun, oder indem Sie einen<br />
einzelnen Bereich der Szene messen, der den vom Messsystem<br />
vorausgesetzten durchschnittlichen Grauton aufweist. Genau hierzu dient<br />
die Graukarte. Die Vorgehensweise ist ganz einfach. Entscheidend dabei<br />
ist, dass die Karte möglichst denselben Lichtverhältnissen ausgesetzt ist,<br />
wie das Motiv Ihres Fotos. Platzieren Sie sie also nicht in einem schattigen<br />
Bereich, wenn Ihr Motiv vom Sonnenlicht angestrahlt wird. Außerdem<br />
muss die Karte den Messbereich komplett ausfüllen, deswegen sollten Sie<br />
die Kamera auf „Punktmessung“ einstellen. Bei anderen Mess-Arten<br />
müsste die Karte den gesamten Bildbereich ausfüllen.<br />
Die bei der Messung aufgenommenen Belichtungseinstellungen können Sie<br />
entweder durch Drücken der AE-Taste speichern, oder Sie notieren sich die<br />
Werte und stellen Sie manuell an der Kamera ein. Auf der grauen Karte sind<br />
Referenzlinien aufgedruckt, die dem Autofokus der Kamera das<br />
Scharfstellen erleichtern.<br />
Platzieren der Karte Bei schwierigen<br />
1 Lichtverhältnissen – beispielsweise der Aufnahme<br />
eines im Gegenlicht befindlichen Objekts – positionieren<br />
Sie die Graukarte so, dass sie denselben<br />
Lichtverhältnissen wie ihr Motiv ausgesetzt ist.<br />
Messung Achten Sie darauf, dass die Karte den<br />
2 Messbereich vollständig ausfüllt; die Punktmessung<br />
ist dazu am besten geeignet. Speichern Sie die<br />
Belichtungseinstellung durch Drücken der AE-Taste<br />
Bildkomposition Nun nehmen Sie die<br />
3 Bildkomposition vor und machen ihre Aufnahmen.<br />
Überprüfen Sie die Bilder auf dem LCD Monitor. Die<br />
Belichtung sollte perfekt sein.
GRAUKARTE<br />
<strong>Digitale</strong><br />
WEISSABGLEICHKARTE<br />
<strong>Digitale</strong>