Digitale Fotografie - Themen Einstellungen erklärt (Vorschau)
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
DER LEITFADEN FÜR PORTRÄTFOTOGRAFIE
Nr. 9/2011 • ABO 07
RATSCHLÄGE VON
SPEZIALISTEN,
INSPIRIERENDE AUFNAHMEN
UND NEUE TECHNOLOGIEN!
Digitale
PORTRÄTS
VERBESSERN SIE IHRE FOTOKENNTNISSE FÜR EXZELLENTE AUFNAHMEN
Neue
Themen!
EXPERTEN-
METHODEN
Schritt-für-Schritt-
Anleitungen zeigen
Ihnen den Weg zu
atemberaubenden
Aufnahmen
Nr. 9/2011
EINSTELLUNGEN
ERKLÄRT
4 191705 609905 10009
Deutschland:
EUR 9,90
Österreich:
EUR 11,-
Schweiz:
CHF 19,-
LU/BE
EUR 11,50
HALTENSIEIHREKAMERAUNTERKONTROLLE
IHRE KONTROLLE
EXP
M
BENÖTIGTES
ZUBEHÖR
BELICHTEN WIE
DIE PROFIS
Liebe Leser und Fotografen!
MENSCHEN INTERESSIEREN sich am meisten für Menschen – diese Grundweisheit des
Journalismus gilt auch für die Fotografie. Menschen, in der Sprache der Fotografie „Porträts“
genannt, sind das Hauptmotiv schlechthin. Bei den Schnappschüssen, die gern im Kreise
der Familie gemacht werden, sind sie vermutlich das einzige Motiv. Denn wer fotografiert
schon gern nur den Wohnzimmerschrank?
Doch die Porträtfotografie ist auch gleichzeitig eine der schwierigsten. Bei Schnappschüssen
im Familienkreis mag das nicht immer ins Gewicht fallen, weil wir hier meist über
technische Unzulänglichkeiten hinweg sehen – wir erkennen den porträtierten Menschen
und freuen uns an dem Moment der Aufnahme.
Wer sich aber schon einmal in ein Fotostudio begeben hat – und sei es nur für ein paar
Passbilder – der weiß, wie viel Aufwand hier getrieben wird: Hochwertige Kameraausrüstung, mehrere große
Blitzlichter und wählbare Hintergründe gehören zur Grundausstattung.
In dieser Themen-Ausgabe von „Digitale Fotografie“ (Nr. 9) lernen Sie, wie Sie mit Ihrer
Kamera ebenso gute Porträtfotos machen können – und das nicht nur im Studio,
sondern bei sich zuhause und draußen unter verschiedenen Lichtverhältnissen
(ab Seite 27).
Dass das Licht für die Fotografie essentiell ist, ist eine Binsenweisheit. Dennoch
widmen viele Hobbyfotografen dem Licht oft zu wenig Aufmerksamkeit.
Lernen Sie, wie Sie das Tageslicht, das grelle Sonnenlicht, die „magische
Stunde“, das Blitzlicht oder die künstliche Abendsonne einsetzen, um
atemberaubende Porträts zu fotografieren (ab Seite 34).
Auf das Fotografieren folgt die Nachbearbeitung. Mit dem Standardprogramm
Photoshop können Sie schöne Verbesserungen und tolle Effekte erzielen – wir
zeigen Ihnen einige Möglichkeiten (ab Seite 100).
Viele Beispiele, Anleitungen und Tipps für die benötigte Ausrüstung runden unser Themen-Heft
„Porträts“ ab. Selbst wenn Sie nicht alles nachmachen, so bekommen Sie doch genügend
Anregungen, um mehr als nur Schnappschüsse zu produzieren. Ihre fotografierten Modelle –
und Sie selbst – werden es Ihnen danken!
Immer das beste Licht wünscht
Hagen Hellwig
Willkommen
P.S.: Das nächste Themen-Heft von
„Digitale Fotografie“ (Nr. 10), dann
zum Thema „Landschaftsfotografie“,
erscheint am 3. Januar 2012.
DIGITALE FOTOGRAFIE–THEMEN
PORTRÄTS
Nr. 9
Der Leitfaden für Porträtfotografie
INHALT
006 Einrichten Ihrer Kamera für perfekte Porträts
008 Grundlagen der Einstellung
010 Die Belichtungsmessung
012 Belichtungskorrektur
014 Gegenlichtaufnahmen
016 Porträtgestaltung
018 Die Regeln anwenden
020 Regeln brechen ist ein Kinderspiel
022 Grundlagen der Fokussierung
024 Schärfentiefe für Porträtbilder
027 Porträtbeleuchtung
028 Tageslicht
030 Outdoor-Technik: Sonnenlicht
032 Outdoor-Technik: bewölktes Wetter
034 Outdoor-Technik: Fotografieren im Schatte
036 Outdoor-Technik: Die „magische Stunde“
038 Techniken für Innenaufnahmen
038 Verfügbares Licht
040 Tageslicht vom Fenster
042 Kontrollieren des Sonnenlichts
044 Ideen für jeden Raum
046 Wärme erzeugen
048 Einsatz von Blitzgeräten
048 Eine Einführung
050 Swirl-Effekte erzielen
052 Blitzlicht-Technik
052 künstliche Abendsonne
054 Porträts mit Stimmung aufnehmen
056 Farbfilter
058 Langzeitsynchronisation
060 Mischen Sie Blitzlicht mit Tageslicht
062 Studioblitzlicht
062 Grundlagen
064 Zubehör
068 Belichtungsmessung im manuellen Modus
070 Ein-Lampen-Setup
072 Zwei-Lampen-Setups
074 Der High-Key-Effekt
076 Erzeugen eines High-Key-Effekts
078 Familienfotos
078 Babys
082 ältere Kinder
086 Teenager
044 Ideen für jeden Raum
046 Wärme erzeugen
100 Photoshop-Technik
100 Schwarz-Weiß-Tönung
102 Füllmethoden
104 Pop-Art
108 Schatteneffekte
110 Digitale Technik: Polaroids erstellen
112 Künstlerische Aktaufnahmen
120 Das Ein-Stunden-Foto: Familienporträts
125 Arbeitsbuch zur Beleuchtung
130 Arbeitsbuch zur Belichtung
136 Kreativprojekt
136 Kinder
140 Porträtserie
144 simulierter Regen auf Fenster
146 Polaroid-Selbstporträt
149 Ausrüstung für Porträtfotos
150 Objektive
152 Studioblitzgeräte
155 Reflektoren
156 Allgemeines Porträtzubehör
158 Blitzzubehör
160 Kalibrierung Ihres Druckers
162 Graukarten für Belichtungsmessung
IMPRESSUM
REDAKTION
Chefredakteur: Hagen Hellwig
ART DIRECTOR
Dean Mullock
FINANZDIREKTOR
Richard Layton
Die in diesem Magazin artikulierten Meinungen, sind die
Meinungen der jeweiligen Autoren und stimmen nicht
zwingend mit der Meinung des Herausgebers, der Redaktion
oder den Vertreibern dieses Magazins überein.
DATENSCHUTZERKLÄRUNG
Dieses MAGBOOKwird unter der Lizenz und mit der
Erlaubnis von © Dennis Publishing Limited herausgegeben.
Alle Rechte an Material, Titel und Marke dieses Magazins
sind Eigentum von Dennis Publishing Limited und dürfen
weder im Ganzen noch teilweise ohne vorherige schriftliche
Genehmigung reproduziert werden.
Haftung
Das Heft wurde mit großer Sorgfalt produziert. Der Verlag
kann jedoch keine Haftung, Gewährleistung, Garantie oder
Versicherung für Meinungen, Waren oder Dienstleistungen
übernehmen, die in dieser Ausgabe veröffentlicht wurden.
Der Herausgeber übernimmt keine Verantwortung für Inhalte
von externen Webseiten, deren Adressen veröffentlicht
werden.
VERTRIEB:
VU VERLAGSUNION KG
AM KLINGENWEG 10
65396 WALLUF
TEL. + 49 612 3620 0
VERLAG:
BÜRO DEUTSCHLAND
Ultimate Guide Media Ltd.
Chilehaus A
Fischertwiete 2
20095 Hamburg
BÜRO UNITED KINGDOM
Ultimate Guide Media Ltd
Argyle House
1 Dee Road
Richmond
Surrey
TW9 2JN
Company No. 06965305
HOMEPAGE: www.ultimateguide.de
ANZEIGEN
Adamsz Marketing GmbH
Ahrstraße 26
26382 Wilhelmshaven
Tel.: 0 44 21 / 500 19 - 0
Fax: 0 44 21 / 500 19 - 55
fotografie@adamsz.de
www.adamsz.de
ABONNEMENTS & PRESSEVERTRIEB
IPS Pressevertrieb GmbH
Ultimate Guide Abo-Service
Postfach 1331
53340 Meckenheim
E-MAIL: abo-ugm@ips-d.de
Telefon: +49 22 25/70 85-362
Telefax: +49 22 25/70 85-399
Homepage www.ips-d.de
LESERFRAGEN:
Bitte schicken Sie Leseranfragen an
enquiries@ultimateguide.de
DRUCK UND BINDUNG:
QuadWinkowski Sp. z o.o.
ul. Okrzei 5, 64-920 Piła, Polen
www.Quadwinkowski.pl
Das Papier, auf dem dieses
Magazin gedruckt ist, besteht aus
umweltverträglichen Fasern.
6 Die Grundlagen Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Perfekte Portraits
Ihre digitale Spiegelreflexkamera (DSLR) bietet Ihnen eine Vielzahl
von Funktionen. Das ist zwar großartig, kann aber mitunter das
Finden der richtigen Einstellungen erschweren.
BELICHTUNGSMODUS Vergessen Sie ruhig den vorprogrammierten Porträt-Modus – wenn
Sie diesen Leitfaden gelesen haben, können Sie es besser! Zweckmäßiger ist die Wahl des
Zeitautomatik-Modus (A oder AV), damit Sie die Blende frei wählen können und die
passende Verschlusszeit automatisch eingestellt wird. Für die meisten Porträtaufnahmen
wählen Sie eine offenere Blende, um den Hintergrund unscharf zu machen. Beginnen Sie mit
Blende 5,6: Diese Einstellung lässt den Hintergrund verschwimmen, lässt aber noch genug
Schärfentiefe zu, um das gesamte Gesicht (Augen, Nase und Ohren) scharf abzubilden. In
den Modi Zeitautomatik und Blendenvorwahl arbeiten Sie nur mit Umgebungslicht. Blitzlicht
hat zwar Vorteile, aber die Nutzung (und Kontrolle) des Tageslichts hilft Ihnen, natürlichere
Ergebnisse zu erzielen und den Umgang mit Tageslicht zu lernen.
ISO-WERTE und REZIPROKEN-REGEL So weit es die Qualität betrifft, ist der niedrigere
ISO-Wert der beste, deshalb empfehlen wir zu Beginn eine Einstellung von ISO 100 oder
200. Wenn Sie Ihre DSLR in der Hand halten, haben Sie bei der Arbeit größere
Bewegungsfreiheit, müssen aber Verwacklungen fürchten. Die einfachste Lösung für dieses
Problem bietet die Reziprokenregel. Diese besagt einfach, dass der Wert Ihrer Verschlusszeit
nicht unter den Kehrwert des genutzten Objektivs fallen darf. Das klingt kompliziert, ist es
aber gar nicht: Wenn Sie ein Objektiv mit 100 Millimetern verwenden, können Sie mit einer
Verschlusszeit von mindestens 1/100 Sekunden das Verwacklungsrisiko deutlich verringern,
bei einem Objektiv mit 200 Millimetern wählen Sie als Verschlusszeit mindestens 1/200
Sekunden, und so weiter. Einfach, oder?
Die Erhöhung des ISO-Werts ist ein einfacher Weg, um Verwacklungen mithilfe schnellerer
Verschlusszeiten zu vermeiden. Wählen Sie aber möglichst keine Werte über ISO 800, da
sich sonst erhöhtes Bildrauschen bemerkbar macht. Bei schwachem Licht empfehlen wir,
nach Möglichkeit ein Stativ zu benutzen. Damit können Sie problemlos niedrigere ISO-Werte
bei längeren Verschlusszeiten verwenden und sich in Ruhe auf den Bildaufbau konzentrieren.
WEIßABGLEICH Sie sollten den Weißabgleich entsprechend den Lichtverhältnissen wählen,
mit denen Sie arbeiten. Wenn Sie gemischtes Licht haben und sich unsicher sind, ist die
Einstellung Auto (AWB) der beste Kompromiss. Falls Sie allerdings im RAW-Format
aufnehmen, können Sie den Weißabgleich auch später verändern, sobald Sie das Bild auf
Ihrem Computer öffnen. Sie sollten auch wissen, dass ein gezielt veränderter Weißabgleich
genutzt werden kann, um die Farbbalance zu manipulieren. Zum Beispiel bewirkt die
Einstellung Bewölkt bei Tageslicht wärmere Töne, während die Auswahl Wolfram zu einem
sehr kühlen Blaustich führt. Seien Sie kreativ!
BILDQUALITÄT Wir empfehlen Ihnen, im RAW-Format aufzunehmen, da dies Ihnen
erlaubt, mit Einstellungen insbesondere beim Weißabgleich zu experimentieren. Wenn Ihre
Kamera über eine Option für RAW + JPEG verfügt, nutzen Sie JPEG mit der Einstellung
Klein/Basic. Die kleinen JPEGs können Sie später beim Sortieren Ihrer Bilder schnell
durchsuchen, um Ihre Favoriten auszuwählen und dann die dazugehörigen RAW-Dateien zu
bearbeiten. Wenn Sie Ihren Fähigkeiten vertrauen und voraussichtlich keine
Nachbearbeitung von Belichtung oder Weißabgleich mehr erforderlich ist, erzielen Sie mit
der höchsten JPEG-Qualität die optimalen Ergebnisse und sparen außerdem Platz auf Ihrer
Speicherkarte.
AUTOFOKUS Die Augen des Modells sind immer das wichtigste Element des Bildes. Für die
Mehrheit aller Porträts gilt also, dass sie scharf sein müssen. Ihre Kamera hat möglicherweise
einen Mehrpunkt-Autofokus, mit dem Sie entweder alle Autofokus-Punkte aktivieren oder
einzelne Punkte gezielt auswählen können. Sie können zwar alle Autofokus-Punkte aktiviert
lassen, nur um nichts zu verpassen, riskieren dabei jedoch, dass die Nase – weil dichter an der
Kamera – schärfer abgebildet wird als die Augen.
Es ist daher oft besser, sich nur auf einen Autofokus-Punkt für die Augen zu konzentrieren.
Der zentrale Autofokus-Sensor ist in der Regel der empfindlichste. Diesen können Sie nun auf
eines der Augen einstellen, dann den Auslöser halb herunterdrücken, um den Autofokus zu
sperren, nochmals die Bildkomposition prüfen – und auslösen. Das klingt kompliziert, ist aber
nur eine Sache der Übung. Als weitere Möglichkeit kann man als Autofokus-Punkt den Bereich
direkt über den Augen des Modells im Bildfenster wählen. Dadurch müssen Sie weniger
nachkorrigieren und können schneller arbeiten. Diese Option ist geeignet, wenn Sie bei
ähnlicher Bildkomposition mehrere Aufnahmen in Folge machen. Falls Sie jedoch den
Autofokus sperren möchten, achten Sie darauf, Ihre Kamera auf Einzel-Autofokus einzustellen,
da sonst die Augen Ihres Modells nicht mehr fokussieren.
BELICHTUNGSMESSUNG Die Mehrfeldmessung Ihrer digitalen SLR sollte
Porträtaufnahmen in den meisten Situationen perfekt belichten. Machen Sie eine
Probeaufnahme, prüfen Sie das Bild und verwenden Sie ggf. die Belichtungskorrektur, um
die Einstellung leicht nach oben oder unten auszugleichen, falls die Aufnahme zu dunkel
bzw. hell erscheint. Leider versagt Mehrfeldmessung oftmals bei Modellen mit sehr hellen
oder dunklen Hauttönen, heller oder dunkler Kleidung oder sehr starker
Hintergrundbeleuchtung. Verwenden Sie in solchen Fällen entweder die
Belichtungskorrektur oder nutzen Sie die Spot-Messung zusammen mit der AE-L-Taste
(Auto-Exposure Lock, Belichtungsautomatik-Sperre), um einen mittleren Lichtwert in der
Szene zu messen oder von einer neben das Modell gehaltenen 18-Prozent-Graukarte
abzulesen.
Einrichten Ihrer DSLR für Porträts
Sie sind noch unsicher, wie Sie Belichtung, Weißabgleich oder Autofokus-
Systeme auf Ihrer digitalen Spiegelreflexkamera einstellen sollen? Wir zeigen es
Ihnen anhand fünf beliebter digitaler Spiegelreflexkameras.
CANON EOS 450D/500D
(1) Stellen Sie die oben angebrachte
Wählscheibe auf AV, um die Zeitautomatik zu
aktivieren. Vor der Wählscheibe befindet sich die
ISO-Taste, um den ISO-Wert einzustellen. Die
nächsten Schritte erfolgen über die Vier-Wege-
Navigation und die SET-Taste auf der Rückseite.
(2) Drücken Sie auf der Vier-Wege-Navigation die
Aufwärts-Taste und wählen Weißabgleich.
Drücken Sie gleich darauf die Rechts-Taste, um
den Autofokus auf Einzelaufnahme zu stellen.
Drücken Sie nun die SET-Taste, wechseln Sie
zum Symbol für Belichtungsmessung und
wählen ein Muster (wir empfehlen EVALUATIV).
(3) Drücken Sie nun die Taste MENU, um auf der
ersten Registerkarte die Bildqualität einzustellen
(wir empfehlen RAW + JPEG).
NIKON D80
(1) Stellen Sie den Wahlschalter der oberen
Bedienkonsole auf A, um die Zeitautomatik zu
aktivieren.
(2) Drücken Sie nun die Messmodus-Taste und
wählen Sie ein Muster (wir empfehlen MATRIX).
Stellen Sie anschließend durch Drücken der
AF-Taste den Autofokus auf AF-S.
(3) Zur Einstellung des Weißabgleichs drücken Sie
WB und stellen mithilfe des LCD und des
Wahlschalters auf der Bedienkonsole den
Weißabgleich ein. Nach dem gleichen Verfahren
drücken Sie nun ISO, um einen ISO-Wert
festzulegen, und anschließend QUAL zum
Einstellen der Bildqualität (wir empfehlen RAW +
JPEG).
OLYMPUS E-400/410/420
(1) Stellen Sie den Wahlschalter der oberen
Bedienkonsole auf A, um die Zeitautomatik zu
aktivieren. Die anderen Einstellungen erfolgen
mithilfe der Fn-Taste, der Vier-Wege-Navigation
und der OK-Taste.
(2) Um den Autofokus einzustellen, drücken Sie
erst auf OK, dann auf AF und wählen S-AF aus.
Für die Belichtungsmessung drücken Sie auf OK,
wechseln zum Messsymbol, wählen
Mehrfeldmessung und drücken auf OK. Stellen
Sie nach dem gleichen Verfahren noch die Werte
für ISO, Weißabgleich und die Bildqualität ein.
PENTAX K100/K200D
(1) Stellen Sie den Wahlschalter der oberen
Bedienkonsole auf AV, um die Zeitautomatik zu
aktivieren.
(2) Drücken Sie nun die Fn-Taste und dann die
Rechts-Taste auf der Vier-Wege-Navigation, um
einen ISO-Wert auszuwählen, und bestätigen Sie
mit OK.
(3) Drücken Sie nun in gleicher Weise die
Links-Taste, um den Weißabgleich einzustellen.
(4) Zur Auswahl des Autofokus-Modus wählen Sie
nun MENU, wechseln auf der Registerkarte vom
Rec.-Modus zum AF-Modus und drücken zum
Einstellen die Rechts-Taste (wir empfehlen AF-S).
Stellen Sie in gleicher Weise auch den Modus für die
Belichtungsmessung (wir empfehlen
MEHRFELDMESSUNG) und die Bildqualität ein.
SONY ALPHA 350
(1) Drehen Sie den Belichtungswähler auf der
Bedienkonsole nach links auf A, um die
Zeitautomatik zu aktivieren.
(2) Drücken Sie nun MENU und wählen auf der
ersten Registerkarte die Bildqualität aus
(vorzugsweise RAW & JPEG). Die folgenden
Einstellungen wählen Sie mithilfe der Fn-Taste und
der Vier-Wege-Navigation auf der Rückseite aus.
(3) Drücken Sie Fn, wechseln Sie zum
Belichtungsmess-Modus und wählen Sie
MEHRFELDMESSUNG. Drücken Sie wieder Fn,
wählen Sie unter dem AF-Modus die Option AF-S,
und stellen Sie anschließend in gleicher Weise den
Weißabgleich ein.
(3) Drücken Sie die ISO-Taste und stellen den
gewünschten ISO-Wert ein.
3
3
1
4
1
1
2
2
2
1
3
3
1
2
4
2
Speichern & Archivieren
Bevor Sie mit der Bearbeitung beginnen,
übertragen Sie nach Ihrer Fotosession alle
Aufnahme zum Archivieren auf eine
Festplatte oder CD/DVD. Erstellen Sie für
bearbeitete Bilder anschließend ein
separates Archiv.
UNSERE EMPFOHLENEN
KAMERAEINSTELLUNGEN
FÜR PORTRÄTFOTOS
Belichtungsmodus: Zeitautomatik, beginnend
mit Blende 5,6
Belichtungsmessung: Mehrfeldmessung
Autofokus: einzelner AF-Sensor im
Einzelaufnahme-Modus (AF-S)
Weißabgleich: Entsprechend den
Lichtverhältnissen
Bildqualität: Raw + JPEG
ISO-Wert: ISO 100 oder 200
8 Die Grundlagen Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Grundlagen der
Belichtung
Unser verständlicher Leitfaden für Einsteiger liefert Ihnen alles, was Sie zu den
Themen Belichtung, Blenden und Verschlusszeiten wissen müssen.
Wenn die digitale SLR-Fotografie Neuland für Sie ist,
sind einige Grundlagen zum Verstehen der
Belichtung für Sie unerlässlich. Bei jedem
Belichtungsvorgang wird durch eine Kombination
aus Blende und Verschlusszeit bestimmt, wie viel
Licht den Sensor erreicht. Die Blende in Ihrem
Objektiv ähnelt dabei einer Pupille im Auge: Sie kann
sich erweitern, um mehr Licht hereinzulassen oder
sich verengen, um die Menge des Lichts zu
beschränken, das die Linse erreicht. Wenn Sie eine
große Blende verwenden, gelangt in einem
bestimmten Zeitraum mehr Licht hindurch, als wenn
Sie eine kleine Blende wählen.
Der Verschluss bildet eine Schranke vor dem
Lichtsensor und gibt beim Betätigen des Auslösers
den Lichtweg frei, damit das Licht den Sensor
erreichen und dieser das Bild aufnehmen kann. Die
Dauer der Belichtung wird durch die Belichtungszeit
bestimmt. Da zwischen Blende und Verschlusszeit
ein enger Zusammenhang besteht, wird zum
Ermitteln der richtigen Kombination ein
Belichtungsmodus vorgewählt. Dabei bietet ein
Vollautomatik-Modus – also die automatische
Einstellung von Blende und Verschlusszeit – den
minimalen Aufwand, mit dem auch Anfänger
großartige Bilder erzielen können. Wahre
Begeisterung an der digitalen SLR-Fotografie kommt
jedoch erst auf, wenn Sie selbst die Kontrolle
übernehmen und direkt bestimmen, wie Ihr Bild
aussehen soll.
Der erste wichtige Schritt dorthin ist – anstelle der
Vollautomatik Ihrer Kamera – einen
Belichtungsmodus zu wählen, der kreativeres
Fotografieren ermöglicht. Folgen Sie unserem
Leitfaden, experimentieren Sie mit Blenden und
Verschlusszeiten – ohne Sorge um verschwendetes
Filmmaterial. Und anstelle der gewohnten
Schnappschüsse machen Sie schon bald herrlich
kreative Aufnahmen.
Belichtungssteuerung
Viele Anfänger glauben, das Einstellen von
Blenden oder Verschlusszeiten sei
schwierig, doch es ist eigentlich ganz
einfach. Sobald Sie einen
Belichtungsmodus (1) ausgewählt
haben, müssen Sie nur noch den
Wahlschalter drehen (2), bis die
gewünschte Blende oder
Verschlusszeit auf dem
LCD-Bildschirm (3) der Konsole
(Ober- oder Rückseite) angezeigt
wird. Drücken Sie den Auslöser
halb durch, und die Kamera
erledigt den Rest. So einfach ist das!
1
3
2
VERSCHLUSSZEITEN VERSTEHEN
Belichtungseinstellungen erfolgen entweder durch Veränderung der Blende
oder der Verschlusszeit. Die Schritte, in denen Sie diese Werte ändern,
werden auch als „Stopps“ bezeichnet. Wenn Sie eine Einstellung um einen
Stopp ändern, wird Ihre Belichtung entweder verdoppelt oder halbiert.
Wechseln Sie zum Beispiel von 1/500 Sekunde zu 1/250 Sekunde,
verdoppelt sich damit die Belichtungszeit. Bei manchen Kameramodellen
können Sie die Belichtungszeit auch in Schritten von 1/2 oder 1/3 verändern.
Das folgende Diagramm zeigt die Verschlusszeiten von 1 Sekunde bis
1/4000 Sekunde:
Volle Schritte
Halbe Schritte
1 Sek. 1/2 Sek. 1/4 Sek. 1/8 Sek. 1/16 Sek. 1/30 Sek. 1/60 Sek. 1/125 Sek. 1/250 Sek. 1/500 Sek. 1/1000 Sek. 1/2000 Sek. 1/4000 Sek.
0,7 Sek. 1/3 Sek. 1/6 Sek. 1/10 Sek. 1/20 Sek. 1/45 Sek. 1/90 Sek. 1/180 Sek. 1/350 Sek. 1/750 Sek. 1/1500 Sek. 1/3000 Sek.
BLENDENEINSTELLUNGEN VERSTEHEN
Die folgende Abbildung zeigt die Blende bei Einzelschritten, d. h. jeder
Schritt von links nach rechts halbiert die Lichtmenge, welche durch das
Objektiv fällt. Der höchste Blendenwert steht für eine weit geöffnete
Blende (hier f/2,8), der kleinste Blendenwert für die maximal verengte
Blende (hier f/32). Zu erklären, woraus sich die f-Werte ergeben, erfordert
eine umfangreiche wissenschaftliche Abhandlung. Zum Verstehen von
Blendeneinstellungen genügt es für uns, dass sie jeweils die Weite der
Blendenöffnung angeben.
Volle Schritte f/2,8 f/4 f/5,6 f/8 f/11 f/16 f/22 f/32
Halbe Schritte f/3,5 f/4,5 f/6,7 f/9.5 f/13 f/19 f/27
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Die Grundlagen 9
Perfekte Belichtung
Das Grundverständnis der
Belichtung als Kombination aus
Verschlusszeit und Blende ist der
Schlüssel zum perfekten Porträt.
BJORN THOMSSASEN
10 Die Grundlagen Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Die Belichtungsmessung Ihrer DSLR-Kamera
Bevor Sie die Belichtung selbst beeinflussen können, sollten Sie
verstehen, wie die Belichtungsmessung bei Ihrer Kamera funktioniert. Wir
liefern Ihnen das Grundwissen, das Sie zum Bestimmen der besten
Messmethode unter verschiedenen Aufnahmebedingungen benötigen.
DIGITALE SPIEGELREFLEXKAMERAS verfügen über komplexe
Belichtungssysteme und eine große Auswahl von Messmustern, um allen
denkbaren Lichtverhältnissen in jeder Weise gerecht zu werden. Dabei geht das
Belichtungssystem einer Kamera bei einer zu messenden Szene stets von einer
mittleren Helligkeit aus – genauer gesagt von einem 18 prozentigen Grau als
Durchschnittswert, der sich aus der Vermischung aller dunklen, hellen und
mittleren Töne ergeben würde. Diese bewährte Methode bildet die Grundlage aller
Messverfahren, und Sie sollten sich dessen bei Ihrer Arbeit bewusst sein, um
mögliche Belichtungsprobleme zu erkennen.
Obwohl dieses System in den meisten Situationen gut funktioniert, kann es auch
zu Fehlbelichtungen führen – etwa wenn das Motiv oder Objekt wesentlich hellere
bzw. dunklere Tonwerte aufweist als 18 Prozent Grau. Zum Beispiel kann das
Messsystem bei einem sehr dunklen Objekt irrtümlich annehmen, die ganze Szene
sei dunkler, als sie wirklich ist, und infolgedessen das Bild überbelichten. Ebenso
können sehr helle Motive die Kamera zur Unterbelichtung veranlassen, weil sie
dunkler erscheinen, als sie sind, und der Belichtungsmesser sie entsprechend zu
mittleren Tonwerten korrigiert. Bei diesen schwierigeren Lichtverhältnissen
gewährleisten die beliebte Mehrfeldmessung, die die komplette Szene auszuwerten
versucht, für rund 90 Prozent aller Aufnahmen eine korrekte Belichtung. Auch
andere Messmuster wie Selektiv- und Spot-Messung sind in solchen Fällen
nützlich, weil sie mehr Kontrolle erlauben.
Während Ihre Kamera also versucht, möglichst ein Durchschnittsbild zu
erzeugen, liegt es an Ihnen, die Originaltöne durch Ausgleich lebendig zu erhalten.
Dazu müssen Sie entweder über den Messwert der Kamera belichten, um das
Ergebnis heller zu machen, oder unterbelichten, um ein dunkleres Ergebnis als die
Kamera zu erzielen. So müssen Sie z. B. die Belichtung reduzieren, wenn ein
Porträt in sehr dunkler Umgebung die Kamera zur Überbelichtung mit
ausgebleichten Gesichtern verleiten würde. Bei sehr hellen Szenen ist es genau
umgekehrt, sodass Sie für eine korrekte Aufnahme stärker belichten müssen. Auch
wenn Sie jetzt noch unsicher sind: Keine Sorge, sobald Sie in heller oder dunkler
Umgebung aufnehmen und die Kameramessungen ausgleichen müssen, kommen
Sie damit schnell zurecht. Und mithilfe unseres Experten-Ratgebers können Sie
Belichtungsfehler bald ganz ausschließen.
Die Auswahl eines Messmusters
Die Auswahl eines Messmusters ist ziemlich einfach – trotzdem
bieten wir im Folgenden einen Leitfaden zu einigen beliebten digitalen
Spiegelreflexkameras von sechs führenden Herstellern.
CANON EOS 400D/450D
Das Messmuster-Symbol
erscheint in der Mitte des
LC-Displays. Um die
Messmuster anzuzeigen und
zu ändern, drücken Sie die
Links-/Rechts-Tasten auf der
Vier-Wege-Navigation und
drücken dann SET, um Ihre
Auswahl zu bestätigen.
CANON EOS 30D/40D/50D
Einige EOS-Modelle – wie die
EOS 20D und 30D – verfügen
über eine Tastensteuerung. Bei
diesen Modellen drücken Sie
die Messmodus-Taste (1) und
drehen am Wahlschalter (2),
bis das gewünschte
Messmodus-Symbol auf der
LCD-Anzeige erscheint.
SONY ALPHA 230
Drücken Sie die Fn-Taste (1)
und wählen durch Drücken
der AF-Taste (2) das
Messmodus-Symbol. Wählen
Sie das gewünschte Muster
aus und drücken wieder AF,
um Ihre Auswahl zu
bestätigen.
1
2
1
2
Mehrfeldmessung
Theoretisch können Sie für jede Aufnahme die Mehrfeldmessung nutzen und
würden niemals falsch belichten – theoretisch!
Die Mehrfeldmessung ist das neueste und modernste Messverfahren, und die
meisten Fotografen werden es für die Mehrzahl ihrer Aufnahmen nutzen. Obwohl
alle Hersteller eigene Varianten der Mehrfeldmessung mit jeweils verschiedener
Anzahl und Formen von Messzonen anbieten, arbeiten doch alle nach dem
gleichen Prinzip: Wenn die Funktion aktiviert ist, wird die gesamte Bildfläche in
mehrere Zonen aufgeteilt und jede einzeln gemessen. Der Mikroprozessor der
Kamera wertet dann alle Einzelmessungen aus und nutzt komplexe Algorithmen,
um die endgültige Belichtung zu errechnen.
Zur Verbesserung der Genauigkeit verfügen manche Kameras über eine Bibliothek
aus zehntausenden Bildern mit verschiedenen Lichtverhältnissen, die in
Millisekunden mit der neuen Szene verglichen werden, um daraus einen
passenden Belichtungswert zu ermitteln. Dieses System hat sich als äußerst
zuverlässig erwiesen und liefert korrekte Belichtungen für über 90 Prozent aller
Fälle. Seine Schwäche sind jedoch ungewöhnlich helle oder dunkle Motive. Doch
auch bei Szenarien mit sehr hohen Kontrasten können Mehrfeldmesssysteme
versagen – insbesondere bei Hintergrundbeleuchtung. Für solche Fälle stehen
andere Messmuster sowie eine Auswahl manueller Korrekturmethoden zur
Verfügung, welche Ihnen zur perfekten Belichtung verhelfen.
Symbole für die Mehrfeldmessung
Jeder Kamerahersteller hat für seine Messmuster eine Reihe eigener
Symbole; nachstehend zeigen wir Ihnen die Symbole von vier beliebten
Modellen.
CANON NIKON OLYMPUS PENTAX
NIKON D80
Bei der D80 und anderen,
fortgeschrittenen Modellen
von Nikon wählen Sie das
Messmuster wie folgt:
Drücken Sie die Messmodus-
Taste (1) auf dem oberen
Bedienfeld und drehen den
Wahlschalter (2) an der
Rückwand, bis das
gewünschte Symbol auf der
LCD-Anzeige erscheint.
OLYMPUS E-400/E-410/E-420
Schneller als über das
MENÜ-System geht es wie
folgt: Sie drücken auf OK,
markieren mit der Vier-Wege-
Navigation das Symbol für
Belichtungsmessung, drücken
OK, wählen (mit der
Vier-Wege-Navigation oder
dem Wahlschalter) das
gewünschte Muster aus und
bestätigen es mit OK.
PENTAX K100D/K200D
Die meisten DSLR-Kameras von
Pentax wählen den Messmodus
in gleicher Weise wie die
K100D: Drücken Sie MENU,
um den Rec.-Modus zu öffnen,
wechseln Sie per Vier-Wege-
Navigation zur AE-Messung,
wählen dort das gewünschte
Muster aus und drücken auf OK.
1
2
BJORN THOM
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Die Grundlagen 11
Messoptionen
Das Verständnis von Messmustern
ist hilfreich bei Aufnahmen mit
schwierigen Lichtverhältnissen, z. B.
Hintergrundbeleuchtung.
Mittenbetonte Integralmessung
Dieses klassische Messmuster hat trotz der Verfügbarkeit neuerer Muster in digitalen
Spiegelreflexkameras noch immer seinen Platz und war vor Einführung von
Mehrfeldmusssystemen stets die erste Wahl. Wie der Name bereits andeutet, wird dabei
aus dem Licht des gesamten Bildfelds ein durchschnittlicher Messwert ermittelt, die
Objekte nahe der Bildmitte werden jedoch dabei stärker gewichtet. Obwohl im Vergleich
zu neueren Messmustern weniger anspruchsvoll, ist die mittenbetonte Integralmessung
aufgrund ihrer früheren Beliebtheit noch in allen Kameras zu finden und wird von vielen
erfahrenen Fotografen nach wie vor geschätzt. Nützlich ist dieses Muster auch beim
Korrigieren der Belichtungsautomatik, was später genauer erklärt wird.
Spot- und Selektivmessung
Ein großartiges Verfahren, wenn Sie nur einen bestimmten Bildbereich messen wollen
– verlangt jedoch Erfahrung im Einschätzen von Tonwerten. Während die
Mehrfeldmessung den gesamten Bildbereich auswertet, konzentrieren sich Spot- und
Selektivmessungen auf den mittleren Bildbereich (zu erkennen am kreisrunden Messfeld
in der Suchermitte). Da hierbei nur der Bildbereich innerhalb des Messkreises
ausgewertet wird, können Sie den Ort der Belichtungsmessung für jede Aufnahme exakt
bestimmen.
Mithilfe der Spot- und Selektivmessung können Sie sicherstellen, auch unter schwierigen
Lichtverhältnissen richtig zu belichten. Beide Verfahren funktionieren sehr ähnlich, mit
dem einzigen Unterschied, dass die Spot-Messung einen sehr präzisen Messkreis (in der
Regel ca. 3 Prozent des Bildbereichs) auswertet, während die Selektivmessung etwa 9
Prozent der Bildmitte erfasst. Die genauere Spot-Messung findet sich in den meisten
DSLR-Kameras, die Selektivmessung ist weniger häufig, und nur wenige Kameras
verfügen über beide Messsysteme. Wenden Sie die Spot- oder Selektivmessung aber mit
Vorsicht an: Messen Sie anstatt heller oder dunkler Objekte stets einen Bereich mittlerer
Helligkeit, sonst kommt es zu Belichtungsfehlern.
Die Symbole für mittenbetonte Integralmessung
Obwohl Sie in den meisten Fällen der Mehrfeldmessung den Vorzug geben werden, ist in den
meisten DSLR-Modellen auch eine Option für mittenbetonte Integralmessung vorhanden.
CANON
NIKON
Die Symbole für Spot- und Selektivmessung
Spot- und Selektivmessung werden jeweils mithilfe einer Auswahltaste
oder durch Aktivierung des entsprechenden Symbols auf der
LCD-Anzeige ausgewählt. Dabei erscheint das Symbol für
Spot-Messung meist als einzelner Punkt innerhalb eines Rechtecks,
während die Selektivmessung durch zwei gerundete Linien dargestellt
wird, die einen Kreis um die Bildmitte herum
NIKON
andeuten. Manche DSLR-Kameras bieten auch
beide Messmethoden an.
ACHTUNG: Denken Sie immer daran, die
Spot- bzw. Selektivmessung auf einen mittleren
Helligkeitsbereich zu richten, um korrekte
Messergebnisse zu erhalten. Eine Spot-Messung
sehr dunkler Objekte führt zu Überbelichtung –
umgekehrt gilt dasselbe. Machen Sie sich durch
ein paar Probeaufnahmen mit beiden Methoden
vertraut.
OLYMPUS
OLYMPUS
PENTAX
CANON (PARTIAL)
CANON (SPOT)
PENTAX
12 Die Grundlagen Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Belichtungskorrektur
Dies ist die am häufigsten genutzte Methode, um
Belichtungseinstellungen nach oben oder unten anzupassen
+1.5EV
BJORN THOMASSEN
NACHDEM SIE die verschiedenen Messsysteme verstanden und mit Ihrer DSLR
etwas mehr Erfahrung gesammelt haben, können Sie mögliche
+ –
Belichtungsfehler besser voraussehen und korrigieren. Der einfachste Weg zum
Ausgleichen der Belichtungsmessungen Ihrer Kamera ist die
Belichtungskorrektur, wobei Sie mithilfe eines Drehschalters die Belichtung
stufenweise erhöhen (+) oder verringern (–). Ist zum Beispiel Ihr Motiv – etwa ein weißes
Brautkleid – deutlich heller als der mittlere Tonwert und wird daher von Ihrer Kamera
wahrscheinlich unterbelichtet, müssen Sie nach oben korrigieren (+). Ist das Modell jedoch
dunkler als der Durchschnitt, weil es etwa sehr dunkle Kleidung trägt, würde es wahrscheinlich
überbelichtet und eine Korrektur nach unten (–) ist erforderlich.
Die Anwendung der Belichtungskorrektur ist wirklich einfach, und mit der Zeit werden Sie
lernen, sie richtig zu dosieren. Alle digitalen Spiegelreflexkameras besitzen eine Spezialtaste für
die Belichtungskorrektur, um den Vorgang für alle automatischen oder halbautomatischen
Belichtungsmodi zu erleichtern. Dabei wird Ihre Korrektur oft als + oder – EV (Exposure Value =
Belichtungswert) dargestellt; so steht +1/2 EV für eine Belichtungskorrektur um eine halbe
Stufe nach oben, –1/3 EV für die Korrektur um eine Drittelstufe nach unten, usw.
–1.5EV
ISTOCKPHOTO
Wie funktioniert die Belichtungskorrektur?
Die Belichtungskorrektur wirkt je nach verwendetem Belichtungsmodus anders:
Im Zeitautomatik-Modus erfolgt der Ausgleich durch Änderung der Verschlusszeit,
im Blendenautomatik-Modus durch Anpassung der Blendeneinstellung. Im
Programm-Modus entscheidet die Kamera je nach Lichtintensität automatisch
zwischen Verschlusszeit und Blende, um das Verwacklungsrisiko zu reduzieren.
ohne Belichtungskorrektur
Belichtungskorrektur durch +1 EV
Belichtungskorrektur in der Praxis
Die Belichtungskorrektur Ihrer
DSLR-Kamera ist nützlich in
Situationen, wenn Sie ein Motiv
heller oder dunkler als die
Einstellung der Kamera belichten
wollen. Obwohl die
Belichtungskorrektur nur zum
Ausgleich gedacht ist, kann ihre
Wirkung auch kreativ genutzt
werden, und sie ist extrem einfach
zu bedienen: Probieren Sie die
Einstellungen (+) und (–) an
Motiven mit verschiedenen
Tonwerten aus, um die Wirkung zu
sehen. Und so funktioniert es:
1 2
3
BELICHTUNGSKORREKTUR
In diesem typischen Beispiel wird das
Messsystem durch ein Objekt getäuscht:
Beim Aufnehmen der Szene versuchte die
Kamera einen Mittelwert zu ermitteln,
daher wurde das erste Ergebnis
unterbelichtet. Nach der Korrektur von
+1 EV nach oben wurde das Motiv im
nächsten Bild schließlich korrekt belichtet.
BELICHTUNGSKORREKTUR
– ZUSAMMENFASSUNG
Ein Ausgleich nach oben (+) verstärkt die
Belichtung einer ansonsten
unterbelichteten Szene, z. B. wegen eines
hellen Motivs.
Ein Ausgleich nach unten (–) reduziert die
Belichtung, z. B. beim Aufnehmen einer
besonders dunklen Szene.
1) Drücken und halten Sie die
Belichtungskorrektur-Taste Ihrer
Kamera (meist gekennzeichnet durch
die Symbole +/–).
2) Drehen Sie den Wahlschalter, um
das Maß der Korrektur festzulegen.
Durch negative Werte wird die
Belichtung verringert, durch positive
Werte wird sie verstärkt.
3) Die Belichtungskorrektur-Skala
wird im Sucher und/oder Bedienfeld
Ihrer Kamera angezeigt.
4) Die eingestellte
Belichtungskorrektur bleibt auch für
nachfolgende Aufnahmen so lange
aktiv, bis sie auf +/– 0 EV
zurückgesetzt wird.
4
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
AE-Speicherung (AE-L)
Mit dieser Funktion können Sie die Belichtung eines Objekts
unabhängig vom Fokussierungssystem speichern, um bei sehr dunklen
bzw. hellen Objekten oder Motiven Belichtungsfehler zu vermeiden.
PRAKTISCH JEDE DSLR besitzt eine AE-L-Taste – normalerweise
AE-L rechts oben auf der Kamera-Rückseite oder in der Nähe der
LCD-Anzeige. AE-L steht als Abkürzung für „Auto Exposure Lock“.
Sie hat die Aufgabe, Ihre aktuellen Belichtungseinstellungen zu sichern, damit diese im
Fall einer Neukomposition des Bildes oder Veränderung Ihrer Position nicht
automatisch geändert werden. AE-L kann in jedem Aufnahmemodus verwendet
werden – nur im manuellen Modus macht es wenig Sinn.
Wenn Sie den Auslöser halb andrücken, wird damit der Autofokus aktiviert; zugleich
führt das Belichtungsmesssystem eine Messung durch. Dies ist in den meisten Fällen
ideal, doch was tun, wenn Sie sich auf verschiedene Bildbereiche konzentrieren und
diese einzeln messen wollen? An dieser Stelle hilft Ihnen die AE-L-Funktion, denn sie
erlaubt, Lichtmessungen unabhängig vom fokussierten Bildbereich durchzuführen –
was ideal ist, wenn das Motiv sehr hell oder dunkel bzw. in einem hellen oder dunklen
Bereich der Szene positioniert ist. Die AE-L-Funktion wird am häufigsten zusammen
mit der Spot- oder mittenbetonten Integralmessung genutzt, um sich die Messung
eines einzelnen Bildbereichs zu „merken“. Besonders nützlich ist die Funktion bei
schwierigen Lichtverhältnissen, in denen von hinten beleuchtete Objekte oder
Personen vor sehr dunklem oder hellem Hintergrund Ihr Messsystem verwirren.
Wenn Sie etwa eine Szene mit nur einer starken Lichtquelle in einem Bildbereich
aufnehmen, könnte Ihr Mehrfeldmesssystem die Szene heller interpretieren als sie
tatsächlich ist und infolgedessen das Bild unterbelichten. Um die Szene korrekt zu
messen, benötigen Sie ein Muster, das solche Extreme ausschließt. Dafür nehmen Sie
zunächst eine Spot- oder Selektivmessung direkt an Ihrem Motiv oder einem
durchschnittlich beleuchteten Bildbereich vor, speichern dann mithilfe der AE-L-Taste
die Belichtungsautomatik, bevor diese bei Rückkehr an Ihren Aufnahmestandpunkt
die Messung automatisch neu anpasst. Nach dem gleichen Prinzip ist die
AE-L-Funktion hilfreich bei Motiven, die abseits der Bildmitte positioniert sind, oder
wenn Sie eine Bilderserie mit exakt gleichen Belichtungseinstellungen aufnehmen
wollen. Wenn Sie z. B. mehrere Einzelbilder zu einem Panorama zusammensetzen
möchten, ist es wichtig, dass die Aufnahmeeinstellungen für jedes Einzelbild identisch
sind. Hier gewährleistet die AE-L-Funktion für jedes Bild eine gleichbleibende
Belichtung.
AE-Lock
Die Grundlagen 13
Die AE-L-Taste ist ein wichtiges Hilfsmittel bei der Belichtungsmessung von Objekten vor sehr
dunklem oder hellem Hintergrund, welche die Mehrfeldmessung Ihrer Kamera zur Über- oder
Unterbelichtung verleiten können. In diesem Beispiel täuschte der sehr dunkle Hintergrund
der Kamera vor, die Szene sei dunkler als tatsächlich der Fall. Folglich wählte sie eine längere
Verschlusszeit als nötig, sodass das Motiv überbelichtet wurde. Um eine korrekte Belichtung
zu erhalten, wurde eine Wand neben der Treppe mit der Spot-Methode gemessen und das
Ergebnis mithilfe der AE-L-Taste gespeichert. Anschließend wurde der Bildaufbau kontrolliert
und das Bild aufgenommen. Das Ergebnis ist perfekt belichtet.
Die AE-L-Funktion
in der Praxis
Die AE-L-Funktion – kombiniert
mit Spot- oder mittenbetonter
Integralmessung – ist eine der
besten Methoden, für praktisch
jedes Motiv die richtige
Belichtungseinstellung zu finden.
1) Aktivieren Sie die Spot- oder
Selektivmessung Ihrer Kamera.
2) Richten Sie die Kamera so aus,
dass sich das Messfeld über dem zu
messenden Bereich oder Objekt
befindet.
3) Aktivieren Sie die AE-L-Funktion
durch Drücken der Taste. Hinweis:
Bei einigen Modellen muss die Taste
festgehalten werden, lesen Sie dazu
Ihre Bedienanleitung. Die
Einblendung von AE-L im Sucher
zeigt an, dass die Funktion aktiviert
ist.
4) Bewegen Sie die Kamera zurück,
um die Bildkomposition zu prüfen.
Ihre Belichtungseinstellung wird
beibehalten, auch wenn ein
Kompositions- oder Stellungswechsel
die Beleuchtung verändert.
6) Drücken Sie anschließend den
Auslöser voll durch, um das Bild
aufzunehmen.
1) Spot- oder Selektivmessung aktivieren
2) Messfeld positionieren
3) AE-L-Taste betätigen 4) Bildaufbau prüfen und das Bild aufnehmen
14 Die Grundlagen Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Belichten von Gegenlichtaufnahmen
Paul Stefan zeigt Ihnen, wie Sie durch Einsatz eines Belichtungsmessers, eines Reflektors und ein wenig Aufhellblitz, ein Gegenlichtporträt perfekt belichten.
EINE PERSON IM GEGENLICHT zu fotografieren (z.
B. wenn die Sonne hinter ihr steht) ist etwas, das ich
nicht sehr oft mache, da dies mit Sicherheit mit
Herausforderungen verbunden ist. Wenn Sie sich
nicht darauf vorbereiten, können die Ergebnisse unberechenbar
sein. Meistens wird die Person unterbelichtet werden und flach
aussehen. Diese Anleitung wird ihnen helfen, die Möglichkeiten
zu verstehen und großartige Ergebnisse zu erzielen.
Beginnen wir mit der Erläuterung, wieso die Option, die Kamera
die Entscheidungen treffen zu lassen, hier nicht die Beste für Sie
ist. Oftmals ist es so einfach, die Kamera auf Vollautomatik zu
stellen und diese die Belichtungszeit wählen zu lassen. Bei
Porträts, bei denen die Sonne direkt auf das Gesicht oder leicht
von der Seite scheint, funktioniert dies ganz gut, da die
Belichtungsparameter nicht allzu extrem sind. Wenn Ihr Modell
die Lichtquelle allerdings hinter sich hat (sodass Sie das Modell
und die Sonne oder Lichtquelle im Bild haben), verwirrt dies die
Kamera und die Belichtung wird fehlerhaft. Normalerweise wird
Ihr Modell dann unterbelichtet und manchmal nur als Silhouette
dargestellt, – furchtbar! Der Grund dafür liegt darin, dass die
Mehrfeldmessung der Kamera die gesamte Szene mit einem
Durchschnittswert berechnet. Wird also die Kamera in Richtung
der Lichtquelle gehalten, so wird diese das Licht des hellsten
Punktes messen, sodass die dunklen Bereiche – in unserem
Beispiel die Person – unterbelichtet werden.
Übernehmen jedoch Sie die Kontrolle über Ihre Kamera, so wird
dies das Bild deutlich verbessern, und Sie erhalten die
Belichtung, die Sie wollen. Einer der einfachsten Wege ist es,
Ihre DSLR auf Blendenvorwahl zu stellen und den
Spotbelichtungsmesser zusammen mit der AE-L-Funktion
(Belichtungsmesswertspeicherung) zu benutzen, um die
Lichtmessung zu speichern. Mit dieser Methode können Sie
mithilfe der Spot-Messung einen Belichtungswert für das
Gesicht der Person erhalten, unabhängig von den anderen
Lichtbedingungen um die Person herum, was fast immer ein
perfekt belichtetes Resultat ergibt. Eine Ausnahme hierbei
bilden Personen mit sehr dunkler Haut, bei welchen die
Belichtung ein wenig schwieriger sein kann.
Sollte dies der Fall sein, so verwenden Sie am besten eine
18-Prozent-Graukarte oder ein Stück Stoff , um mithilfe der
Spot-Messung einen korrekten Wert für die
Lichtsituation ermitteln zu können.
Da die Spot-Messung schnell und einfach ist, kann dies dazu
führen, dass die Umgebung des Modells überbelichtet wird,
wenn diese heller als die Person ist. Möchten Sie die Umgebung
in das Bild einbeziehen, so können Sie die Messung eines
Objektes zwischen dem Modell und dem Hintergrund
vornehmen und den Kamerablitz dazu verwenden, den
Vordergrund aufzuhellen und somit die Belichtung der gesamten
Szene ins Gleichgewicht zu bringen. Auch ein Reflektorschirm
hat einen ähnlichen Aufhelleffekt und hilft dabei, Ihr Modell
richtig auszuleuchten. Versuchen Sie doch, mit ein wenig mehr
Erfahrung, Blitz und Reflektor gemeinsam einzusetzen, um so
das Licht optimal zu beeinflussen!
Spot-Messung manuell einsetzen
Sie können die Spot-Messung auch manuell
einsetzen. Ändern Sie Blende und Belichtungszeit,
bis in der Belichtungsskala die korrekten Werte
eingestellt sind. Dies spart Ihnen die Verwendung der
AE-L-Funktion (Belichtungsmesswertspeicherung).
1) Benutzung der Vollautomatik der DSLR
Ich wollte unbedingt einen schönen Hintergrund für mein Porträt haben, also wählte
ich einen nach Süden gerichteten Hügel in der Nähe meines Hauses. Meine erste
Aufnahme machte ich im Vollautomatik-Modus der Kamera, um zu sehen, wie diese
mein Modell, mit der Sonne direkt hinter und über ihr, belichtet. Mit dieser
Einstellung hielt ich die Kamera in Richtung Sonne, was mit Sicherheit eine
Herausforderung an das Mehrfeldmesssystem meiner Kamera stellen dürfte.
Auto
2) Einsatz von Spot-Messung und Reflektor
Die Aufnahme mit Vollautomatik war zwar kein Reinfall, aber sie wäre mit Sicherheit besser,
würde ich die Spot-Messung verwenden. Als ich die DSLR auf Blendenvorwahl und
Spot-Messung gestellt hatte, war es mir möglich, eine Messung von Emilys Gesicht zu erhalten
und diesen Wert mit der AE-L-Funktion zu speichern. Hierbei schaute ich durch den Sucher,
positionierte den Mittenkreis über ihr Gesicht und drückte den AE-L-Knopf, um eine perfekte
Belichtung zu erhalten. Ich fokussierte dann auf ihr Gesicht, arrangierte die Szene und löste
aus.
Spot -Messung mit Reflektor
Das Ergebnis meiner DSLR war
tatsächlich nicht allzu schlecht, da
das Gesicht meines Modells, meine
älteste Tochter Emily, nicht sehr
unterbelichtet war. Allerdings gab
es durchaus noch Raum für
Verbesserung. Unter noch
schlechteren Lichtbedingungen,
hätte die Sonne z. B. einen tieferen
Stand gehabt und wäre diese direkt
im Bild gewesen, wäre es noch
schwieriger geworden. Andere
DSLR-Kameras hätten dies
eventuell auch nicht so gut
bewältigen können wie meine
Canon EOS 5D Mark II.
Die Spot-Messung hat die Szene
bereits gewaltig verbessert, aber
für weitere Verbesserungen,
platzierte ich einen Reflektor an
den Rand des Bildes, um ein wenig
warmes Sonnenlicht auf Emilys
Gesicht zu werfen und somit der
Aufnahme die gewünschte Tiefe zu
geben. Dieses Detail macht
wirklich den Unterschied , da sehr
viel mehr Details und Tiefe sowohl
in ihrem Gesicht als auch ihrer
Kleidung dargestellt werden.
3) Einsatz eines
Aufhellblitzes
Ich mag den natürlichen Look
der Spot-Messungs- und
Reflektoraufnahme sehr, aber
für dieses Beispiel möchte ich
eine weitere Veränderung des
Setups zeigen, das ein
dramatischeres Porträt
ermöglicht. Hierfür habe ich
mein Blitzlicht mit einem
Verbindungskabel an die
Kamera angeschlossen, das es
mir erlaubt, den Blitz auf der
Seite zu positionieren. Dies ist
eine nützliche Technik, die dem
Modell eine schmeichelhaftere
Ausstrahlung gibt, als wenn
das Gesicht direkt beleuchtet
wird. Mit diesem Setup und
ebenfalls mit dem Reflektor
noch am Platz, habe ich die
gleichen
Belichtungseinstellungen wie
bei der vorherigen Aufnahme
verwendet und habe den Blitz
eher auf Emilys Körper
gerichtet, weniger auf ihr
Gesicht.
Der Blitz hat eine starke Bildwirkung
hinterlassen. Ihr Gesicht ist sehr viel heller, da
ich aber den Blitz eher auf ihren Körper und
die Füße gerichtet habe, kommen viel mehr
Details zum Vorschein als beim
vorhergehenden Bild. Ihr Haar ist ebenfalls
perfekt belichtet, und durch den Blitz hat sie
nun schöne Lichtreflexionen in ihren Augen.
16 Die Grundlagen Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Porträtgestaltung
Wenn es um die Gestaltung eines Porträts geht, so gibt es keine
Regeln, nur Richtlinien. Aber genauso wie die Beleuchtung
haben diese das Potenzial, ein perfektes Porträt zu erhalten oder
es unbrauchbar zu machen. Die Entwicklung Ihres Stils wird Zeit
und Übung brauchen, aber es gibt ein paar Richtwerte, die man
beachten sollte und die helfen, Ihnen den Weg zu weisen.
1) Quer- oder Hochformat?
Es ist ganz normal, die Kamera beim Aufnehmen von Porträts ins Hochformat zu drehen,
um das Bild mit dem Kopf und den Schultern des Modells oder aber mit dem gesamten
Körper zu füllen. Es ist auch daher ein gutes Format, da es den Fokus auf das Modell legt. Da
dieses Format meist benutzt wird, um Menschen zu fotografieren, wird es auch gerne als
Porträtformat bezeichnet. Die Aufnahme von Porträts im Querformat erlaubt jedoch weitaus
kreativere Gestaltungsmöglichkeiten. Zum einen kann man das Modell außerhalb der
Bildmitte positionieren, um somit etwas vom Hintergrund aufzunehmen. Es erlaubt einem
zum anderen, enger in das Gesicht zu schneiden, was ein wenig Dramatik erzeugen kann,
und somit einen großen Einfluss auf das Bild üben kann. Wenn man durch den Sucher
schaut, sollten beide Optionen ausprobiert werden, um zu sehen, welche am besten passt.
Im Zweifelsfall kann man Aufnahmen in beiden Formaten machen und später auswählen.
Wir haben das gleiche Bild (siehe rechts) einmal im Querformat, und einmal im Hochformat
gemacht. Welches bevorzugen Sie? Die Ausrichtung, die Sie vorziehen, entscheidet über die
Aussage des Porträts und ist eine Entscheidung, die Sie jedes Mal treffen müssen, wenn Sie
eine Aufnahme machen.
Querformat
Hochformat
2) Der Blickwinkel
Normalerweise nimmt man
ein Bild so auf, dass man auf
Augenhöhe mit dem Modell
ist. An diesem
Standardblickwinkel ist
nichts verkehrt, jedoch kann
die Aufnahme ein wenig
unkreativ wirken. Auch ist
dies nicht immer die
schmeichelhafteste
Perspektive für das Modell
– Sie werden sehen, dass die
Aufnahme aus einer
Perspektive von leicht oben
nach unten auf Ihr Modell
eine bessere Aufnahme
bedeutet. Experimentieren
Sie, indem Sie Ihr Modell
aus höheren oder
niedrigeren Blickwinkeln
fotografieren und
vergleichen die Ergebnisse.
3) Regelbruch: Neue Blickwinkel zum Ausprobieren
BENUTZEN EINES WEITWINKELOBJEKTIVSEKTIVS
Stellen Sie Ihr Standardzoom auf Weitwinkel
(oder benutzen Sie ein
Superweitwinkelobjektiv) und machen Sie
originelle Porträts.
Da die Perspektive komplett verzogen ist, ist
es möglich, ungewöhnliche
Porträtaufnahmen zu machen. Das Gesicht
erscheint aufgrund der Nähe zum Objektiv
sehr viel größer als der Körpers, der weiter
weg ist.
AUGENKONTAKT
Wir geben immer den Rat, die Augen des
Modells zu fokussieren und
Augenkontakt mit dem Modell zu halten.
Aber es gibt auch sehr viele gelungene e
Beispiele, bei denen das Modell von der
Kamera wegschaut oder die Augen
nicht zu erkennen sind. Fehlender
Augenkontakt vermittelt den Eindruck
eines ungestellten Porträts und lässt
den Betrachter auf das Bild neugierig
werden. Scheuen Sie sich also nicht,
Ihr Modell auch mal von der Kamera
wegschauen zu lassen.
Aufnahmen von einer gewissen Höhe herab erlauben einen erhöhten Blickwinkel und
produzieren ungewöhnliche und verrückte Ergebnisse. Versuchen Sie es!
Mit dem Weitwinkelobjektiv können
Sie originelle Porträts machen.
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Die Grundlagen 17
Location, Location
Fast jeder Ort eignet sich für Porträts. Sie
werden sehen, dass Sie überall hervorragende
Porträts machen können, so lange Sie das
Licht richtig verwenden. Machen Sie es sich
zur Aufgabe, in Ihrer Nachbarschaft passende
Hintergründe zu finden.
Verzerrte Aufnahmen
Schräge Aufnahmen geben dem Bild
Energie, da die Diagonale die Balance
der Szene aus dem Gleichgewicht
bringt. Versuchen Sie die Kamera im
Hochformat oder im Querformat zu
halten. Dies kann mehr Leben ins Bild
bringen.
Häufig gestellte Fragen
Meine Kamera hat Szenen-Modi. Soll ich
den Porträt-Modus für Porträtaufnahmen
verwenden?
Der Porträt-Modus nimmt Ihnen zwar viel
Vorarbeit ab, schränkt jedoch auch Ihre
Kreativität ein. Wie allen anderen
Szenen-Modi auch, aktiviert der
Porträt-Modus gewisse
Bildaufnahmeparameter. Abhängig von der
Kamera, die Sie benutzen, werden Sie
sehen, dass der Porträt-Modus die
folgenden Dinge festlegt: Weißabgleich:
Automatisch; Autofokus: Mehrpunkt-AF/
Einzelaufnahmemodus; ISO Wert:
Automatische Auswahl; Messmodus:
Mehrfeldmessung; Aufklappblitz:
Automatisch.
Diese Einstellungen sind durchaus nützlich
für diejenigen, die Schnappschüsse machen
wollen, sind jedoch hinderlich für
diejenigen, die ihre fotografischen
Fähigkeiten auf kreative Weise entwickeln
wollen. Auch die Tatsache, dass gewisse
Kontrollmöglichkeiten nicht gegeben sind,
wie Blitz und Weißabgleich, kann das
Ergebnis beeinflussen. Unser Rat ist:
Machen Sie sich mit der den Funktionen der
Halbautomatik vertraut und arbeiten Sie
lieber z. B. mit der Blendenvorwahl.
Welche Kleidung sollte das Modell tragen?
Das Wichtigste ist, dass sich das Modell
wohlfühlt und entspannt ist. Manche
Personen möchten sich besonders schön
anziehen, andere wollen lieber in ihrer
Alltagskleidung fotografiert werden. Was das
Modell also trägt, ist egal, Hauptsache es
wirkt natürlich. Am besten fragen Sie,
welche Kleidung das Modell am liebsten
trägt und einigen Sie sich dann auf ein Outfit
oder eine bestimmte Farbkombination, denn
schließlich möchten Sie für Ihr Porträt
Farben vermeiden, die das Bild dominieren.
Welche Posen sollte das Modell
einnehmen?
Es ist wichtig, dass das Modell natürlich
wirkt, egal ob Sie es sitzend, stehend oder
liegend fotografieren. Sie werden sehen,
dass die meisten Personen nicht wissen,
was sie mit den Händen machen sollen, was
meist dazu führt, dass diese ungeschickt
oder unansehnlich im Bild wirken. Wenn die
Person steht, können die Hände in den
Hosentaschen sein, wenn das Modell sitzt,
kann es die Hände über die Knie oder
zwischen die Beide legen. Kaufen Sie doch
Fashion- und Lifestyle-Magazine und zeigen
Ihrem Modell dort abgebildete Posen als
Vorlage.
Haben Sie bestimmte Make-up-Tipps?
Wir haben den professionellen Make-up-
Artist Pay Bacon um Expertenratschläge
gebeten:
1) Bevor Sie das Make-up auftragen,
reinigen Sie die Haut und tragen eine
Feuchtigkeitscreme auf. Der Teint wirkt dann
gleich viel ebenmäßiger für folgenden
Produkte.
2) Tragen Sie auf die Feuchtigkeitscreme
einen Aufheller auf. Dies polstert die Haut
auf und erhöht die Spannkraft unter der
Grundierung, sodass die Haut jünger wirkt.
3) Tragen Sie die folgende Grundierung
immer mit einem Grundierungspinsel auf,
da dies die Menge des Produkts auf der
Haut dosiert und somit hässliche Linien auf
dem Gesicht vermieden werden, sodass die
Haut rein und natürlich erscheint.
4) Benutzen Sie losen Puder und stäuben es
leicht über die T-Zone Stirn-Nase-Kinn. Dies
lässt die Haut weniger fettig erscheinen.
5) Benutzen Sie stets Abdeckcreme, um
dunkle Ringe und Hautunreinheiten zu
verdecken. Verwechseln Sie dabei nicht
Grundierung und Abdeckcreme! Die
Grundierung gleicht den Hautton aus,
während die Abdeckcreme nur gezielt
Stellen abdeckt. Sie müssen beides
verwenden, um fehlerlos wirkende Haut zu
erhalten.
6) In Bezug auf die Farben für den
Lidschatten, das Rouge und den Lippenstift
sollten Sie auf das Farbzusammenspiel von
Hautton, Augen und Lippen achten.
Abhängig von Stil und Thema Ihres
Fotoshootings müssen nicht immer alle
Make-up-Regeln gelten. Allerdings raten die
meisten Make-up-Spezialisten zu helleren
und intensiveren Farbtönen, wie Violett,
Blau und Grün auf dunkler Haut und Augen,
da dies helfen kann, die Schönheit und Kraft
des Hauttons zu betonen.
Für hellere Hauttypen sind pastellfarbene,
neutrale und dunklere Schattierungen
besser geeignet, da diese den Augenbereich
und den Hautton betonen.
18 Die Grundlagen Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Die Regeln anwenden
Wohl jeder macht mit seiner Kamera Fotos von Menschen. Sei es ein Freund, ein Familienmitglied
oder ein professionelles Modell – oft erscheint nichts einfacher, als die Person zu fokussieren und
auszulösen und schon haben Sie einen, nun ... Schnappschuss. Mit ein wenig Vorbereitung bei
der Gestaltung können Sie jedoch auf lange Sicht Ihre Porträts verbessern und die Persönlichkeit
ihres Modells besser einfangen.
Die Standardregeln der Bildgestaltung sind die gleichen bei Porträts wie auch bei den meisten
anderen Motiven. Die Drittel-Regel, die Bildkomposition und die Überlegungen zur passenden
Umgebung und zum Hintergrund sind Faktoren, die großen Einfluss auf das Porträt haben und
über Erfolg oder Misserfolg entscheiden können. Wenn sie korrekt und kreativ angewendet
werden, können diese Richtlinien helfen, Ihre Fotos von Schnappschüssen abzuheben und Bilder
zu machen, auf die Sie stolz sein können. In den nächsten wenigen Schritten werden wir Ihnen
zeigen, was für einen Unterschied die Anwendung der Regeln bei Ihren Fotos machen kann.
Setup
Schritt 1 Diese
Aufnahme ist ein
Beispiel dafür, wie
man es NICHT
machen sollte. Ohne
die Regeln der
Bildgestaltung zu
beachten, machen
Sie zwar einen
hübschen
Schnappschuss, aber
der Hauptfokuspunkt,
die Augen, sind nicht
in einem Drittel,
sodass das Bild
komisch erscheint.
Zusätzlich lenken die
Bauarbeiten im
Hintergrund den
Betrachter ab und die
grünen Bäume, die
aus dem Kopf des
Modells zu ragen
scheinen, sehen auch
nicht gut aus. Für
einen Anfänger ist die
Entscheidung für
einen Hintergrund
nicht der einfachste
Weg, den Aufbau des
Porträts schnell zu
verbessern.
Links: Schritt 2 Wie alle Rocky Horror-Fans
sagen würden: „Es ist nur ja ein Sprung nach links!”
In der nächsten Aufnahme wurde das Modell
gebeten, einen Schritt nach links zu machen. Die
Bildkomposition wurde dadurch sofort verbessert,
da ein wesentlich einfacherer Hintergrund in den
Bildausschnitt rückte. Verglichen mit der ersten
Aufnahme können Sie sofort erkennen, welchen
Unterschied dies auf die Gesamtwirkung des Bildes
hat. Textur und Tönung sind sehr viel einfacher, was
das Auge des Betrachters auf das Gesicht des
Modells fokussieren lässt.
Oben: Schritt 3 Um den Bildaufbau zu
verbessern, sollte die Platzierung der Augen im Bild
an erster Stelle stehen. Normalerweise sind Porträts
am besten, wenn sich die Augen im oberen Drittel
der Aufnahme befinden, da dies den Blick des
Betrachters von oben nach unten führt. Gehen Sie
ein wenig näher und benutzen Sie ein Objektiv mit
70 statt 50 Millimeter Brennweite, wie es in den
vorherigen zwei Aufnahmen verwendet wurde. Das
Gesicht des Modells rückt dadurch stärker in den
Vordergrund und der Hintergrund verschwimmt
mehr.
Zusammenfassung...
Bei Porträtaufnahmen sollten Sie
insbesondere Frauen bitten, den Kopf
leicht zu neigen. So wirkt das Bild
gleich viel entspannter.
Fertiges Bild
Durch weitere Überlegungen zur
Bildgestaltung könnte die Aufnahme noch
verbessert werden. Hier wurde z. B. das
Gesicht des Modells im Großporträt
aufgenommen, was durch die Nähe ein
intimeres Bild erzeugt. Die Fokuspunkte
(Augen und Haarband) wurden in das
obere Drittel verschoben und die leichte
Schräge in der Aufnahme ergibt einen
dynamischeren Eindruck. Eine kleine
Blende von 6,3 erzeugt einen
verschwommenen Hintergrund für ein
besseres Ergebnis.
20 Die Grundlagen Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Regeln brechen ist ein Kinderspiel!
Die Regeln des Bildaufbaus auf Porträts anzuwenden, wie z. B. die Positionierung der
Augen im oberen Drittel des Bildes und das Verwenden von Diagonalen und
Führungslinien, sind wunderbare Wege, um ein Porträt zu verbessern. Aber Regeln sind
auch dazu da, gebrochen zu werden, und wenn Sie dies bei Porträtaufnahmen machen,
so kann ein Regelbruch zu ungewöhnlichen Ergebnisse führen.
Mit dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung können Sie originelle Porträts machen. Anstatt ein
typisches Porträtobjektiv wie das 50 Millimeter zu verwenden, verwenden wir ein
17-40-mm-Weitwinkelobjektiv mit der kleinsten Brennweite. Diese Art von Objektiv
kann auch unschöne Porträts hervorbringen, da die porträtierte Person u. U. verzerrt
wird, daher spielt der Bildaufbau hier eine besonders wichtige Rolle. Achten Sie stets auf
spezielle Elemente, wie die Drittel-Regel, den Hintergrund usw.. Schrecken Sie aber nicht
davor zurück, diese eher als Richtlinien, denn als Regeln zu sehen. Suchen Sie nach
ungewöhnlichen Wegen für Ihre Porträtaufnahmen, interpretieren Sie die Regeln neu und
erzielen somit ein originelles und kreatives Porträt. Experimentieren Sie!
Setup
Rechts: Schritt 1 Bei
dieser ersten Aufnahme
benutzte ich ein
17-mm-Objektiv, das mir
eine sehr verzerrte
Perspektive auf das Modell
gab. So sollte man die Regeln
NICHT umgehen, denn zum
einen ist die Positionierung
der Augen nicht gelungen.
Sie sollten normalerweise der
Fokuspunkt sein und sind
hier in der Mitte des Bildes
gelandet. Zum anderen
wurden der Hintergrund und
die Umgebung nicht
beachtet. Der leicht schräge
Winkel lässt die Komposition
ebenfalls ein wenig komisch
wirken, auch wenn die
Führungslinien der Beine
gelungen sind. Der Bruch mit
den Regeln zum Bildaufbau
brachte bei dieser Aufnahme
also nicht das gewünschte
Ergebnis – dies hätte sehr
viel besser gelingen können.
Links: Schritt 2 Für die zweite Aufnahme wurde
die Brennweite bei 17 Millimetern belassen und das
Modell hat sich umgedreht, um eine bildfüllende
Aufnahme zu ermöglichen. Auch wenn sich die
Augen des Modells in keinem Drittel befinden, was
das Bild noch verbessern würde, so haben die
Führungslinien, die vom Ellenbogen aus von unten
links nach oben rechts führen, doch zu einer
Verbesserung des vorherigen Bildes geführt.
Sicherlich wollen Sie nicht unbedingt die Füße des
Modells in einer Porträtaufnahme, aber der
Regelbruch führt hier doch zu einer interessanten
Perspektive.
Oben: Schritt 3 Diese Aufnahme hat mit den
Regeln des Fokussierens gebrochen, was hier gut
funktioniert. Statt sich auf die Augen des Modells zu
konzentrieren, liegt der Fokus hier auf seiner Hand.
Die Wahl der Blende 4 führt zu einem
verschwommenen Gesicht, was normalerweise
nicht für ein Porträt geeignet ist. Hier wird das Bild
dadurch jedoch interessanter und durch den
Weitwinkel wurden zwei Hauptobjekte in einen
Rahmen gesetzt, eines im oberen Bereich der
Aufnahme und eines im unteren.
Interpretieren Sie die Regeln
nicht allzu frei!
Die freiere Auslegung der Regeln zur
Bildkomposition kann mit Sicherheit auch zu sehr
originellen Porträtaufnahmen führen.
Experimentieren Sie aber nicht allzu viel, da Sie
wahrscheinlich häufiger gelungene Porträts
machen werden, wenn Sie die Regeln befolgen!
Fertiges Bild
Diese Aufnahme vereint die besten Elemente
der anderen Bilder: Die Wahl eines
Weitwinkelobjektivs, die Aufnahme von einem
höheren Standpunkt herab, die Wahl der
Blende 4. Die Augen sind fokussiert, und der
Hintergrund wurde auf ein einzelnes Element
reduziert, was die Wirkung eher verstärkt, als
dass sie ablenkt. Der ungewöhnliche
Blickwinkel und der Bildbeschnitt passen
ebenfalls gut zu der Aufnahme.
22 Die Grundlagen Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Grundlagen der Fokussierung
Der Autofokus digitaler Spiegelreflexkameras funktioniert zwar sehr
gut, wir können seine Genauigkeit jedoch noch verbessern.
DER AUTOFOKUS IST EINES DER DINGE, die alle Fotografen früher oder später als ganz normal
erachten: Einfach den Auslöser antippen, und der Fokus stellt das Objekt automatisch scharf ein.
Wenn dies gut funktioniert, brauchen Sie sich keine Gedanken darüber machen, was warum
passiert. Wenn Sie jedoch mit dem Autofokus (AF) umgehen können, wird dies Ihnen vor allem in
den Momenten helfen, in denen Ihre DSLR Probleme damit hat zu verstehen, was Sie denn
eigentlich meinen und nicht richtig fokussiert. Das Verständnis dieser fortgeschrittenen Technologie
und wie diese funktioniert wird Ihnen helfen, Ihre Fotografie zu verbessern.
SO FUNKTIONIERT DAS AUTOFOKUSSYSTEM
Es gibt zwei Arten von Autofokussystemen, die sich in den heutigen modernen Kameras finden:
Autofokus durch Kontrastmessung und Autofokus durch Phasenvergleich. Letztere ist in den
digitalen SLR-Kameras am weitesten verbreitet. Der Autofokus durch Phasenvergleich funktioniert,
indem ein Teil des Lichtes, das in die Kamera durch das Objektiv eintritt, abgenommen und auf zwei
Sensoren gelenkt wird. Der Punkt, auf den es auf die Sensoren trifft, gibt der Kamera an, ob das
Objekt im Fokus ist oder nicht. Ist dies nicht der Fall, gibt er auch an, wie weit und in welcher
Richtung das Objekt außerhalb des Fokus ist, sodass die Kamera den korrekten Fokus sehr schnell
finden kann. Der Nachteil dieses Autofokussystems ist, dass der Phasenvergleich zum Funktionieren
immer einen Kontrast braucht. Richten Sie die Kamera z. B. auf eine leere Wand, so kann das
System nicht funktionieren.
Ebenso muss für den Phasenvergleich der Spiegel nach unten geklappt sein, was bedeutet, dass dies
nicht in der Live View funktioniert. Hier springt nun der Autofokus durch Kontrastmessung ein – das
gleiche System, das in Kompaktkameras verwendet wird. Dies funktioniert so, dass durchgängig der
gesamte Kontrast der Szene überwacht wird. Die Idee dahinter ist, dass ein Bild mit dem größten
Kontrast am schärfsten ist. Es ist eine langsamere Methode und geeignet, wenn die Kamera auf
einem Stativ befestigt ist, wo Geschwindigkeit keine Rolle spielt.
AUTOFOKUS-MODI
DSLR-Kameras haben zwei beliebte AF-Modi. Der erste, und wahrscheinlich der mit dem größten
Nutzen ist der statische Autofokus (Single-Shot AF oder One-shot bei CANON EOS DSRLs). Bei
diesem Modus wird der Auslöser einmal halb angedrückt, um den AF zu aktivieren. Hat dieser
fokussiert, so wird dieser einmal gefundene Schärfepunkt gespeichert, bis der Auslöser voll
durchgedrückt wird. Der Single-Shot AF verhindert, dass ein Bild gemacht wird, solange sich das
Objekt noch nicht im Fokus befindet, auch wenn der Auslöser voll durchgedrückt wird. Der
kontinuierliche Autofokus hingegen lässt die Kamera immer und zu jeder Zeit auslösen, unabhängig,
ob sich das Objekt im Fokus befindet, oder nicht. Dieser Modus wird immer weiterfokussieren, wenn
der Auslöser halb gedrückt ist. Wie wir bald sehen werden, ist dieser Modus hauptsächlich für die
Aufnahme von bewegten Motiven geeignet. Da wir gerade bei den Fokus-Modi sind, sollte auch der
gute alte manuelle Fokus-Modus (MF) erwähnt werden, denn manchmal ist der AF nicht die beste
Option und manuelle Scharfeinstellung führt zu besseren Ergebnissen. So zum Beispiel bei
Nachtaufnahmen, wenn wenig Licht den AF verwirrt, ebenso wie bei Nahaufnahmen, bei denen die
Fokussierung selbst bestimmt und somit besser manuell gemacht wird.
AF-MESSFELDER
Frühe AF-Systeme benutzten ein einzelnes Messfeld in der Mitte des Bildes. Moderne DSLR haben
heutzutage mehrere AF-Messfelder, die zentral angeordnet sind und bis zu der Hälfte des Bildes
einnehmen können. Der Vorteil hierbei ist, dass Sie nicht darauf beschränkt sind, das zu fokussieren,
was sich in der Mitte der Szene befindet, sondern Sie haben die Möglichkeit, sowohl außermittige
wie bewegte Objekte schnell scharfzustellen.
Die höchste Anzahl an Messfeldern in einer DSLR ist derzeit 51 (Nikon), wobei der Durchschnitt bei
ca. 11 liegt. Wenn Sie alle Messfelder aktiviert haben, wird die Kamera das fokussieren, was Ihnen
am Nächsten ist. Dies ist in den meisten Situationen hilfreich, kann aber bei Porträtaufnahmen zu
einer scharf gestellten Nasenspitze führen, anstatt zu scharf eingestellten Augen. Normalerweise
haben Sie verschiedene Einstellungsmöglichkeiten, um die Anzahl aktiver Messfelder auszuwählen,
sodass die Geschwindigkeit beim Fokussieren erhöht und der Fokussierungsbereich stärker eingrenzt
wird.
Nicht alle Messfelder gleichen sich. Es gibt hier auch zwei unterschiedliche Arten. Linienbasierte
Sensoren sind am häufigsten anzutreffen; sie sind die mit der geringsten Genauigkeit, da sie in einer
Richtung angeordnet sind (normalerweise von oben nach unten) und das Detail senkrecht dazu
sehen müssen (von links nach rechts), um genau fokussieren zu können. Kreuzsensoren hingegen
suchen nach Details in beide Richtungen, sind schneller und genauer. Das zentrale Messfeld ist
meistens ein Kreuzsensor, wobei neuere DSLR-Kameras oftmals auch eine höhere Anzahl von
diesen aufweisen können.
Einstellen des AF-Modus an Ihrer DSLR
Die Auswahl des AF-Modus und die Auswahl der aktiven AF-Punkte unterscheidet sich
von Kamera zu Kamera. Hier zeigen wir, wie es bei den fünf populärsten Modellen der
führenden Hersteller funktioniert. Bei anderen ist es ähnlich.
CANON EOS 500D
AF-MODUS: Drücken Sie den
AF-Knopf (auf der rechten Seite der
Vier-Wege-Navigation) und wählen
ONE SHOT, AI FOCUS oder AL
SERVO AF.
AF-Messfelder: Drücken Sie den
AF-Punkte-Knopf oben rechts an der
Rückseite der Kamera und benutzen
das Eingaberad beim Auslöser, um
die gewünschten Messfelder
auszuwählen.
NIKON D60
AF-MODUS: Drücken Sie den Info-Knopf
(unten links an der LCD-Anzeige) und
scrollen zum Fokus-Modus. Benutzen
Sie die Vier-Wege-Navigation und den
OK-Knopf, um AF-A, AF-S, AF-C oder
den manuellen Fokus einzustellen.
AF-Messfelder: Drücken Sie den
Info-Knopf und scrollen herunter zur
AF-Bereich-Option. Wählen Sie
zwischen OBJEKTNÄHE und
DYNAMISCHER BEREICH, wo Sie
Fokuspunkte zur Bewegungsverfolgung
oder für Einzelaufnahmen auswählen
können.
OLYMPUS E-420
AF-MODUS: Drücken Sie OK und
scrollen Sie durch die AF-Modus-
Option. Drücken Sie erneut OK und
wählen zwischen S-AF (statischer
Autofokus), C-AF (kontinuierlicher
Autofokus) und MF (manueller
Fokus).
AF-Messfelder: Drücken Sie OK und
scrollen durch die AF-Bereich-Option,
Sie können das Eingaberad
verwenden, um alle AF-Messfelder zu
wählen, oder einzelne Fokuspunkte
festzulegen.
PENTAX K200D
AF-MODUS: Drücken Sie den
MENU-Knopf und benutzen die
Vier-Wege-Navigation, um den
AF-Modus zu wählen.
AF.S ist der Single-Shot AF-Modus,
während AF.C der kontinuierliche
AF-Modus ist.
AF-Messfelder: Drücken Sie den
MENU-Knopf und benutzen die
Vier-Wege-Navigation, um den
SELECT AF-Punkt auszuwählen:
AUTO, Mehrfeldmessung oder SPOT
AF, wobei letzterer nur den Sensor in
der Mitte nutzt.
SONY ALPHA 350
AF-MODUS: Drücken Sie Fn und
wählen mit der Vier-Wege-Navigation
die Autofokus-Modus-Option.
Wählen Sie zwischen AF-S. AF-A
oder AF-C-Modus.
AF-Messfelder: Drücken Sie den
Fn-Knopf und wählen die AF
area-Option mit der Vier-Wege-
Navigation. Entscheiden Sie hier
zwischen WIDE (alle Messfelder) und
LOCAL (manuelle Auswahl einzelner
AF-Punkte).
Einzelpunkt-AF
Wählen Sie den
Einzelpunkt-AF-
Modus und
fokussieren Sie
präzise das gewählte
Objekt. Den zentralen
Punkt zu wählen, ist
häufig die beste Wahl.
Mehrpunkt-AF-Modus
Der Mehrpunkt-AF-Modus
aktiviert alle Sensoren und
fokussiert normalerweise
das, was sich am nächsten
befindet. Er ist ideal, um
bewegte Objekte zu
verfolgen, wie zum Beispiel
ein laufendes Kind.
BRETT HARKNESS
Fokussieren von außermittigen
Objekten
BEI EINEM FOTOSHOOTING, ist es oftmals so, dass sich Ihr
Modell nicht in der Mitte des Bildes befindet. Vielleicht möchten
Sie sogar Aufnahmen vermeiden, bei denen sich das Modell in der
Bildmitte befindet, um eine bessere Bildgestaltung zu erreichen.
Wenn Ihre DSLR die Wahl mehrerer Messfelder über einen weiten
Bereich anbietet, stehen die Chancen gut, Objekte außerhalb der
Bildmitte fokussieren zu können. Für die beste Kontrolle
versuchen Sie einzelne AF-Messfelder auszuwählen, um zu
entscheiden, was Ihre Kamera fokussieren soll. Der traditionelle
Weg, um außermittige Objekte zu fokussieren, beinhaltet drei
Schritte: das zentrale AF-Messfeld auf das Modell richten, den
Auslöser zur Fokussierung antippen und dann die Bildkomposition
neu arrangieren, sodass sich das Modell außerhalb der Bildmitte
befindet. Der Schärfespeicher ist leicht zu finden, vorausgesetzt,
Ihre Kamera ist auf statischen Autofokus (Single/ONE-Shot AF)
gestellt. Drücken Sie den Auslöser halb herunter, sodass der
Kamera signalisiert wird, dass nun scharf eingestellt werden soll.
Sobald sich das Objekt im Fokus befindet wird die Einstellung
übernommen, solange der Auslöser noch halb gedrückt bleibt.
Dies ist ein intuitiver Prozess und Sie werden schnell
herausfinden, wie dies funktioniert, ohne sich noch Gedanken
darum zu machen.
Die meisten Kameras betätigen nicht nur den Schärfespeicher,
wenn der Auslöser angetippt wird, sondern stellen auch
automatisch die Belichtung ein. Probieren Sie es aus und sehen
Sie selbst, wie Ihre DSLR reagiert. Sie können eine manuell
einstellbare Funktion für den Auslöser haben, um die Speicherung
des AF und der Belichtung gleichzeitig zu verwenden, oder auch
nur den Autofokus. Einige DSLR-Kameras haben einen Extra-AF/
AE-L-Knopf, womit sich der Autofokus noch genauer eingrenzen
lässt.
24 Die Grundlagen Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Mit der richtigen Schärfentiefe kommen
Ihre Porträtbilder viel besser zur Geltung
Wenn Sie die korrekte Entfernung zum Aufnahmeobjekt wählen, den Fokus kreativ einsetzen und sich
über die richtige Blende Gedanken machen, werden Ihre Porträtbilder mit Sicherheit ein Hingucker.
IN DER FOTOGRAFIE GIBT es kaum etwas Besseres
als ein Porträtbild, das nicht nur Ihnen als Fotograf
gefällt, sondern mit dem auch der oder die Porträtierte
mehr als zufrieden ist. Natürlich wird man sehr oft
fotografiert, doch nur die wenigsten haben schon ein
Porträtbild von sich machen lassen. Es gibt einen
kleinen, aber feinen Unterschied: Ein normales Foto o
ist ein Schnappschuss, bei dem nur der grundlegende nde
Bildaufbau wichtig ist. Ein Porträtbild dagegen
erfordert viel Kreativität und vorherige Überlegung.
Man sagt oft, dass ein gutes Porträt auch ein
bisschen die Persönlichkeit eines Menschen
widerspiegelt und das stimmt auch. Außerdem
kommen dabei ganz andere Facetten der Person
als bei einer gewöhnlichen Aufnahme zur Geltung.
Durch ein paar einfache Techniken in Hinblick auf
Schärfentiefe und Fokus können Sie
eindrucksvolle Ergebnisse erzielen. Gleich
erfahren Sie wie.
Die Grundregel bei Porträts besagt, dass die
Augen des Modells im Mittelpunkt sein sollten und dass man
eine große Blende (für gewöhnlich mindestens 5,6) verwenden
sollte, damit der Hintergrund nicht zum Vordergrund d wird. Das
Gesicht sollte scharf eingestellt sein. Die „5,6-Regel“ wird von
vielen professionellen Lifestyle-Fotografen oft und erfolgreich
umgesetzt. Sie arbeiten schnell und konzentrieren sich eher auf die
Interaktion mit dem Modell als darauf, die Einstellungen zu ändern.
Falls Sie aber mehr von der Umgebung in das Bild mit einbeziehen
möchten, benötigen Sie eine kleinere Blende (für gewöhnlich in
Verbindung mit einem größeren Objektiv), damit der Hintergrund
sowie das Motiv im Fokus bleiben.
Das Umgebungslicht reicht zwar meistens vollkommen aus – und ist
manchmal sogar ideal –, aber man sollte eventuell einen Studioblitz
in Erwägung ziehen. Mit diesem kann man Lichteinfall und
-intensität anpassen, damit man die passende Lichtmenge für jede
beliebige Blende hat. Sobald man mit der Bedienung vertraut ist,
kann man seiner Kreativität mit ein oder zwei Studioblitzen freien
Lauf lassen.
Porträtbilder haben das gewisse Etwas, wenn der Schärfebereich
extrem flach ist. Dies lässt sich am einfachsten erreichen, wenn man
die entsprechenden Tricks anwendet, mit denen man einem Bild die
flachste Schärfentiefe gibt, d. h. durch den Einsatz eines
Teleobjektivs mit maximaler Blende bei einer relativ nahen
Aufnahmeentfernung. Bei der Aufnahme ist das Gesicht im
absoluten Fokus, wobei der Rest in den Hintergrund tritt. Das Bild
wird dann sehr „weich“. Setzt man Streulicht ein, sorgt dies für einen
Hauch Romantik, bei stark gerichtetem Licht wirkt das Bild kunstvoll
und kantig. Beim Anwenden dieser Technik sollten Sie auf den
Differenzielle Fokussierung
Eine weitere beliebte Methode beim Einsatz
flacher Schärfentiefe ist die differenzielle
Scharfeinstellung. Diese Technik ist leicht zu
erlernen, aber das Geheimnis ist, zu wissen,
wann man sie einsetzt. Das Grundprinzip ist,
eine sehr große Blende zu verwenden, um
einen bestimmten Bildteil zu betonen. Dieser
wird scharf gestellt, wohingegen der Rest
(Hintergrund oder Vordergrund) unwichtig
ist. Dies ist besonders effektiv, wenn die
Szene sehr viel Tiefe hergibt und man eine
große Blende verwendet, durch die Elemente
im Bild in dem Maße unscharf werden, dass
sie gerade noch erkennbar sind. Suchen Sie
sich zum Beispiel eine bestimmte Person in
einer Menschenmenge heraus. Machen Sie
ein kreatives Porträtbild und schreiben Sie
der Person eine Geschichte auf den Leib.
f5,6 bei 200 mm
f/5.6 bei 200mm
AUFNAHMEENTFERNUNG
Beide Aufnahmen wurden mit dem gleichen Objektiv und der
gleichen Blende gemacht. Die Schärfentiefe wurde jedoch durch
eine unterschiedliche Entfernung zum Aufnahmemotiv verändert.
Eine kürzere Entfernung bedeutet weniger Schärfentiefe, weshalb
die Jalousien verschwommen sind.
entsprechenden Fokus achten. Das kann ein Auge oder der Mund
sein, je nachdem was Sie in den Mittelpunkt rücken möchten.
Experimentieren Sie einfach mal mit jemandem aus Ihrem
Freundes- oder Familienkreis, denn Übung macht bekanntlich den
Meister.
Objektivwahl
Für Porträts eignen sich fast alle
Objektive, vom 18-55-mm-Objektiv
bis zu einem Teleobjektiv, z. B.
55-200 Millimeter. Mit einer
längeren Brennweite erreicht man
ein besseres Ergebnis als mit einem
Weitwinkelobjektiv und zudem wird
die Schärfentiefe flacher. Besonders
bei Porträtbildern wirkt sich dies
positiv aus.
Profitipps für Porträtbilder
1) FREIHÄNDIG FOTOGRAFIEREN Sie
können sich frei bewegen und schneller
scharf stellen. Ein Einbeinstativ eignet sich
sogar noch besser. Mit der maximalen
Blende erreichen Sie die schnellstmögliche
Verschlusszeit. Falls sie trotzdem langsam
ist, können Sie den Bildstabilisator Ihrer
DSLR (falls vorhanden) verwenden und/
oder die ISO-Empfindlichkeit erhöhen.
2) AUFNAHMEENTFERNUNG
Bei sehr großen Blenden dürfen Sie nach
dem Fokussieren weder nach vorne noch
nach hinten gehen, da die Aufnahme sonst
unscharf wird.
3) AUGENKONTAKT Der Augenbereich
Ihres Modells sollte sauber sein. Make-up
je nach Bedarf. Machen Sie ein paar
Aufnahmen, bei denen Ihr Modell in die
Kamera schaut und ein paar, bei denen es
wegschaut.
4) SCHATTEN Achten Sie auf das Licht
und wohin die Schatten fallen. Schatten
können einem Bild Dramatik verleihen.
5) SCHWARZ-WEISS Eine Umwandlung
in eine Schwarz-Weiß-Aufnahme kann
stets interessant sein. Vor allem hat man
dann einen Vergleich zum farbigen
Original.
VERSTECKSPIEL: Bei diesen Aufnahmen
sieht man, was für einen Effekt die
differenzielle Scharfeinstellung bewirken
kann. Bei beiden Bildern war die
Belichtung gleich, es wurde jedoch jeweils
auf ein anderes Motiv der Szene fokussiert.
Fokus auf die Person, die am nächsten ist
Fokus auf die Person, die am weitesten entfernt ist
Kreative Verwendung der Schärfentiefe
ISTOCK PHOTO
Schärfentiefe ist ein sehr kreatives Mittel. Ohne
zusätzliche Hilfsmittel können Sie Ihren Bildern eine
neue Dimension verleihen.
4
Ausgaben
für
35,- €!
8
Ausgaben
für
67,50 €!
EINFACHE
SCHRITTE ZU
BESSEREN
BILDERN
PORTRÄTBELEUCHTUNG
EXPERTENRATSCHLÄGE UND TECHNIKEN, DIE IHNEN DABEI HELFEN, DAS LICHT WIE EIN PROFI ZU KONTROLLIEREN
28 Porträtbeleuchtung
Kontrolle des Tageslichts
Das Manipulieren des Tageslichts ist eine essentielle Fähigkeit, die jeder
Porträtfotograf meistern sollte.
DAS ARBEITEN MIT TAGESLICHT hat im Vergleich zur Arbeit mit künstlichen Lichtquellen
wie Studioblitzlicht und Blitzlicht mehrere Vor- und Nachteile für Porträtfotografen.
Tageslicht ist sehr vielseitig: Die Bandbreite an möglichen Bildern ist herausragend,
abhängig von Wetter und Tageszeit. Außerdem ist es kostenlos! Leider ist das verfügbare
Licht, wie es oft genannt wird, oft nicht verfügbar, sowohl nachts oder an Tagen mit
besonders schlechtem Wetter, wo die Lichtverhältnisse zu schlecht sind. Zu den schönsten
Dingen beim Arbeiten mit Tageslicht gehört, dass Sie an fast jedem Ort im Freien
fotografieren können. Egal ob es sich um den örtlichen Park, einen Schrottplatz oder die
Küste handelt. Die Optionen für großartige Tageslichtaufnahmen sind nur durch Ihre
Vorstellungskraft und die Fähigkeit begrenzt, das Tageslicht zu kontrollieren. Was das
letztere angeht, stehen Ihnen zahlreiche Wege zur Verfügung, um zu kontrollieren, wie das
Tageslicht auf ein Motiv fällt. Sie brauchen lediglich grundlegende Beleuchtungshilfen wie
Reflektoren und Diffusoren. Auf den folgenden Seiten werden wir Ihnen zeigen, wie Sie das
meiste aus dem grundlegenden Beleuchtungszubehör herausholen und Ihre
Tageslichtporträts transformieren können. Wie Sie feststellen werden, ist der zusätzliche
Aufwand für das korrekte Platzieren Ihres Motivs im Vergleich zu Schnappschüssen
minimal, aber der Unterschied macht sich deutlich bemerkbar. Investieren Sie also in ein
oder zwei Reflektoren, und wenn Sie im Freien fotografieren möchten, sollten Sie auch einen
Diffusor kaufen, der Ihnen bei der Verbesserung Ihrer Porträts helfen wird.
Einstellen der DSLR für Tageslichtporträts
BELICHTUNG Bevor Sie sich ins Freie
begeben, nehmen Sie sich eine Minute
Zeit, um Ihre DSLR einzustellen. Wenn
Sie sich dann vor Ort befinden, können
Sie unmittelbar anfangen zu
fotografieren. Zuerst einmal sollten Sie
den Blendenprioritätsmodus einstellen,
da Sie eine begrenzte Schärfentiefe
brauchen. Wir empfehlen Ihnen bei
f/5,6 anzufangen. Wenn die
Verschlusszeit zu langsam ist, dass es
zu einem Verwackeln kommen könnte,
erhöhen Sie den ISO-Wert auf 400 und
aktivieren ggf. den Bildstabilisator.
BELICHTUNGSMESSUNG Was die Belichtungsmessung angeht, eignet sich das
Mehrfeldmessungsmuster am besten. Aber wenn Sie eine dunkelhäutige Person
fotografieren, werden Sie wahrscheinlich ein oder zwei Stopps als Ausgleich
hinzufügen müssen.
FOKUSSIEREN Wir empfehlen vom Mehrpunkt-Fokus zum mittleren Fokuspunkt
zu wechseln, da Sie ansonsten riskieren, dass Sie die Augenbraue oder Nase
anstatt der Augen des Motivs im Fokus . Richten Sie den mittleren Autofokuspunkt
auf ein Auge, drücken den Auslöser halb herunter und komponieren das Bild neu.
ACHTEN SIE AUSSERDEM DARAUF... dass Sie bei Verwendung des
Weißausgleichs im automatischen Modus (AWB) besser dran sind, wenn Sie die
Einstellung vor Ort vornehmen, insbesondere wenn Sie nur im JPEG-Format
fotografieren. Wir empfehlen aber, dass Sie im RAW- + JPEG-Format arbeiten.
Auf diese Weise können Sie die JPEGS am Computer als Vorschauhilfe
verwenden. Dann öffnen und bearbeiten Sie die RAW-Dateien und nehmen alle
Anpassungen des Weißabgleich oder der Belichtung vor, die nötig sind.
Welches Objektiv eignet
sich am besten?
Die Verwendung einer Teleobjektiv-
Brennweite, welche die Perspektive
abflacht, ist die beste Wahl für
schmeichelhafte Porträts. Sie kommen
mit der Verwendung eines
Standardzooms davon, aber Sie
werden feststellen, dass die
Verwendung eines Telezoomobjektivs
mit 55 bis 200 Millimetern wesentlich
besser ist. Sie könnten auch der „alten
Schule“ folgen und mit einem
50-mm-Festbrennobjektiv und f/1,8
fotografieren (effektiv ein 80-mm-
Objektiv mit APS-C-Sensoren), das
den Vorteil einer weiteren maximalen
Blendenöffnung bietet.
Einstellung Ihrer DSLR für Tageslichtporträts
Wählen Sie den Blendenprioritätsmodus, passen Sie den Weißabgleich für
die Lichtverhältnisse an und verwenden Sie den Mittelpunkt-AF. Jetzt Sie
sind Sie bereit zu fotografiern!
CANON EOS 500D/550D/600D
1) Stellen Sie das obere Wahlrad auf
AV, um den Blendenprioritätsmodus
zu wählen.
2) Drücken Sie die WB-Taste und
verwenden die vier Richtungstasten,
um den Weißabgleich zu wählen.
Wählen Sie die gewünschte
Einstellung für den Weißabgleich und
drücken Sie OK.
3) Drücken Sie die AF-Punkte-Taste
und wählen den Mittelpunkt-AF.
4) Drücken Sie die AF Taste und
wählen „One Shot“.
NIKON 3100/5100
1) Stellen Sie das Wahlrad oben
rechts auf A, um den
Blendenprioritätsmodus zu wählen.
2) Drücken Sie die i-Taste und
verwenden Sie die vier
Richtungstasten, um den
Weißabgleich zu wählen. Wählen Sie
die gewünschte Einstellung für den
Weißabgleich und drücken OK.
Drücken Sie erneut die i-Taste und
stellen den Autofokus auf AF-S und
den AF-Bereich auf „nur
Mittelpunkt“.
OLYMPUS E-SERIES
1) Stellen Sie das Wahlrad oben
rechts auf A, um den
Blendenprioritätsmodus zu wählen.
2) Drücken Sie die OK-Taste und
verwenden die vier Richtungstasten,
um den Weißabgleich zu wählen.
Wählen Sie die gewünschte
Einstellung für den Weißabgleich und
drücken OK.
Drücken Sie erneut die OK-Taste und
stellen den Autofokus auf S-AF und
die AF-Punkte auf „nur Mittelpunkt“.
PENTAX K-SERIES
1) Stellen Sie das Wahlrad oben links
auf AV, um den
Blendenprioritätsmodus zu wählen.
2) Drücken Sie die OK-Taste und
verwenden die vier Richtungstasten,
um den Weißabgleich zu wählen.
Wählen Sie die gewünschte
Einstellung für den Weißabgleich und
drücken OK.
3) Drücken Sie die Menütaste,
wählen Sie die Registerkarte
„Aufnahmemodus“, stellen den
Autofokus auf „AF.S“ und wählen den
Mittelpunkt-Fokus.
SONY ALPHA SERIES
1) Stellen Sie das Wahlrad oben links
auf A, um den
Blendenprioritätsmodus zu wählen.
2) Drücken Sie die Fn-Taste und
verwenden die vier Richtungstasten,
um den Weißabgleich zu wählen.
Drücken Sie die AF-Taste und wählen
die gewünschte Einstellung für den
Weißabgleich.
Drücken Sie jetzt erneut die Fn-Taste,
wählen den Autofokusmodus und
„Punkt“ für den AF-Bereich und AF-S
für den Autofokusmodus.
2
3
1
1
Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
2
1
1
1
4
2
2
2
3
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Porträtbeleuchtung 29
Das Fotografieren von Porträts
mit Tageslicht bietet einen
ausgezeichneten Weg, um mit
den fundamentalen
Beleuchtungstechniken zu Recht
zu kommen und zu lernen, wie
man Reflektoren und Diffusoren
einsetzt.
Das wichtigste Beleuchtungszubehör für
Tageslichtporträts
Wenn Sie mit Tageslicht arbeiten, steht Ihnen nicht die
gleiche Kontrolle zur Verfügung wie bei der
Verwendung eines Studioblitzlichts, welches die
Steuerung von Richtung und Intensität ermöglicht. Sie
können die Sonne zwar nicht kontrollieren, aber mit
Hilfe von Reflektoren, Diffusoren oder einer
Kombination beider Hilfsmittel können Sie die
Lichtmenge steuern, die auf Ihr Motiv fällt. Reflektoren
und Diffusoren gibt es in unterschiedlichen Formen. Hier
besprechen wir die gängigsten Varianten.
REFLEKTOREN Dieses einfache Zubehör ist unglaublich effektiv
beim Füllen von Schatten und kann Ihre Porträts stark verbessern.
Fangen Sie mit dem Standardmodell an, das über eine weiße und
eine silberne Seite verfügt (1). Die weiße Seite reflektiert ein sauberes,
neutrales Licht und eignet sich ideal, wenn Sie den Reflektor in der Nähe
des Motivs platzieren können, da er das Licht gleichmäßig verteilt. Die
silberne Seite ist wesentlich effizienter und produziert stärkere Ergebnisse und kann daher bei
starkem Sonnenlicht oder zu naher Platzierung überwältigend sein. Aber beim Fotografieren
im Schatten und bei bewölktem Wetter ist sie ideal. Es sind auch goldene Reflektoren
erhältlich, die wie die silbernen sehr effizient sind, aber für einen warmen goldgelben Ton
sorgen. Sie sollten nach zusammenklappbaren Reflektoren Ausschau halten, da diese leicht
und einfach zu verstauen sind. Je größer der Reflektor, desto größer das Gebiet das er abdeckt.
1
2
Achten Sie darauf, dass Ihr Reflektor einen Mindestdurchmesser von
80 Zentimetern hat und nicht zu groß ist, was die Handhabung erschwert.
Reflektoren mit Griffen wie Lastolites „Tri-Grip“ eignen sich hervorragend, wenn
Ihnen niemand assistiert, da Sie ihn mit einer Hand halten können. Auch die Reflektoren mit
silbernem oder goldenem Überzug (2) oder mit leichtgewichtigem Rahmen wie der California
Sunbounce (3) sind gut geeignet.
3
30 Outdoor -Technik: Sonnenlicht streuen
Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Kontrolle von hellem Sonnenlicht
Ein heller Sommertag scheint der ideale Zeitpunkt für Porträts im Freien zu sein, aber nur wenn Sie
wissen, wie man mit grellemSonnenlicht umgeht, um schmeichelhafte Ergebnisse zu erzielen.
ES GIBT VIELE VORTEILE bei der Fotografie im Freien, wenn
der Himmel blau ist und die Sonne scheint. Das Lichtniveau
ist sehr hoch, und somit können Sie aus einer Reihe an
Blendenöffnungen und Verschlusszeiten wählen, selbst wenn
der ISO-Wert auf eine niedrige Empfindlichkeit eingestellt ist,
um maximale Bildqualität zu erhalten. Außerdem sind die
Modelle dank des wärmeren Wetters bereitwilliger sich
hinzusetzen und zu posieren, und Sie können aus einer
großen Palette an Kleidung wählen. Da das Licht so hell ist,
kommen Farben besser zur Geltung und die Sättigung ist
höher, was für zusätzliche Wirkung der Bilder sorgt. Aber
auch wenn das Fotografieren im Sonnenlicht viele Vorteile
birgt, bestehen gewisse Nachteile, die man berücksichtigen
muss. Der erste Nachteil ist am offensichtlichsten:
Sonnenlicht ist sehr hell und direkt, wenn Ihr Motiv also in
die Sonne schaut wird es blinzeln, und auf dem Gesicht sind
tiefe Schatten zu sehen. Eine Lösung besteht darin, das Motiv
von der Sonne wegschauen zu lassen, aber Sie müssen auf
Lichtreflexionen achten und die tiefen Schatten im Gesicht
des Motivs bewältigen. Der hohe Kontrast zwischen dem
hellen Hintergrund und dem Motiv bedeutet zudem, dass Sie
mit der Belichtungsmessung vorsichtig sein müssen, um
sicherzustellen, dass das Motiv nicht unterbelichtet ist.
Die andere Lösung, die wir Ihnen hier zeigen werden, besteht
in der Verwendung einer Diffusor-Platte, die zwischen Sonne
und Motiv platziert wird, um das Motiv in
schmeichelhafterem Licht zu baden. Dabei beschatten Sie
zwar Ihr Motiv, aber die Verwendung eines Diffusors bietet
mehr Möglichkeiten, als wenn man das Motiv im Schatten
platziert.
Licht verläuft nicht auf gerichtete Weise durch den Diffusor,
so wie ein Schatten, aber da das Licht durch ein weißes
Material gelangt, ist es neutral, sauber und behält eine hohe
Beleuchtungsstärke. Im Schatten wird das Licht von
Oberflächen reflektiert. Wenn diese farbig sind, beeinträchtigt
dies das Licht, das auf das Motiv fällt. Da das Licht von einer
oder mehreren Oberflächen reflektiert wurde, ist es nicht so
hell. Das bedeutet, dass Sie bei den Belichtungseinstellungen
weniger Auswahlmöglichkeiten haben. Der andere wichtige
Unterschied bei der Streuung des direkten Sonnenlichts
besteht darin, dass Sie bei der Wahl des Orts nicht
beschränkt sind. Sie können im Garten, am Strand, im Park
oder wo auch immer Sie möchten fotografieren, da Sie mit
der Diffusor-Platte in der Lage sind das einfallende Licht zu
kontrollieren. Da das Licht gleichmäßig gestreut wird, können
Sie aus jeder Richtung fotografieren und das Motiv somit vor
jeden Hintergrund platzieren.
Fotografieren gegen
das Licht
Wenn Sie keinen Diffusor haben, können
Sie probieren, das Motiv mit der Sonne in
dessen Rücken zu fotografieren und eine
Stelle finden, an der die Sonne verdeckt
wird. Das Verwenden der Blätter eines
Baumes stellt eine Option dar, oder Sie
verwenden wie in diesem Beispiel einen
breitkrempigen Hut. Verwenden Sie
einen weißen Reflektor, um das Licht auf
das Motiv zu reflektieren und benutzen
den Belichtungsspeicher, um eine
Messung vom Gesicht durchzuführen.
Oder fügen Sie +1 bis +2 Stopps beim
Belichtungsausgleich hinzu.
ISTOCK PHOTO
Schritt-für -Schritt-Anleitung
für sonnige Aufnahmen
1
3
Für diese einfach schrittweise Anleitung haben wir
mit Hilfe eines „Lastolite Skylite“ ein paar Fotos im
Garten aufgenommen. Diese große Diffusor-Platte
erfordert eine Person zum Halten. Kleinere Platten
sind einfacher zu halten, aber bedenken Sie, dass
der Bereich der zerstreuten Lichtmenge dabei
kleiner ist. Schauen Sie sich den Abschnitt
„Porträtausstattung“ an, um weitere Informationen
zu den erhältlichen Diffusoren zu erhalten. Sie
werden feststellen, dass Reflektoren beim
Manipulieren des zerstreuten Lichts auch eine
Rolle spielen. In diesem Foto haben wir den
Blendenprioritätsmodus mit f/5,6 (ISO 100)
verwendet und den Weißabgleich auf Sonnenlicht
gestellt.
Hier ist die grundlegende Ausstattung für die
1Fotos. Wir fotografieren um 15:00 Uhr, die
Sonne steht also noch hoch am Himmel. Der Diffusor
muss entsprechend über Rubys Kopf gehalten
werden. Sie können den großen Bereich zerstreuten
Lichts sehen, der unter ihr produziert wird.
Das ist das Ergebnis mit der grundlegenden
2Ausstattung. Da die Sonne von der Platte
verdeckt wird, muss Ruby nicht blinzeln, und da der
Diffusor sich direkt über Ihrem Kopf befindet, erhält
der Kopf ein schönes Highlight. Auch wenn das Licht
auf ihrem Gesicht ziemlich ausgeglichen ist, sind
immer noch ein paar störende Schatten vorhanden.
Um dem gestreuten Licht etwas Farbe zu
3verleihen, habe ich einen „Sunfire“-Reflektor
innerhalb des gestreuten Schattens im Gras platziert.
Es handelt sich um einen starken Reflektor, aber als
ich ihn unter der Platte platzierte, sorgte der Effekt
nicht dafür, dass Ruby blinzeln musste.
Das Ergebnis ist wesentlich besser als das Foto,
4das alleine mit dem Diffusor aufgenommen
wurde. Das Licht von der Oberfläche des
„Sunfire“-Reflektors hat für zusätzliche Wärme auf
Rubys Haut gesorgt und die Schatten ausgeglichen.
Das Ergebnis ist mehr als zufriedenstellend, aber ich
bin mit der Pose nicht ganz glücklich und möchte
etwas anderes probieren.
2
4
Fertiges Bild
Ich bitte Ruby, sich
hinzulegen und mache das
gleiche. Ich wende den
Sunfire-Reflektor auf die
weiße Seite, nachdem ich
festgestellt habe, dass der
Effekt zu stark ist. Jetzt ist der
Effekt wesentlich weicher und
neutraler und sorgt
zusammen mit der Pose für
ein besseres Ergebnis.
32 Outdoor-Technik: Porträts an den bewölkten Tagen
Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Fotografieren bei bewölktem Himmel
Bewölkte Tage sind Glück für Porträtfotografen. Wir zeigen Ihnen, wie einfach es ist,
Mutter Natur zu manipulieren und dabei großartige Bilder zu fotografieren.
JEDER, DER IN NORDEUROPA LEBT, weiß, dass
wir mit mehr bewölkten Tagen als mit klarem
Himmel und Sonnenschein gesegnet sind, selbst in
den Sommermonaten. Das hört sich für die meisten
zwar nicht ideal an, aber für Porträtfotografen ist es
perfekt. Ein graue Wolkendecke wirkt wie eine
natürlicher Diffusor, die für formbares,
gleichmäßiges Licht sorgt, ohne dabei
Beleuchtungshilfen wie Reflektoren verwenden zu
müssen. Ein bewölkter Tag bietet viel Spielraum für
die Lichtmanipulation, da Winkel, Stärke und Ton
des Lichts, das auf Ihr Motiv fällt, nur davon
abhängt, welchen Reflektor Sie verwenden und wie
Sie ihn positionieren. Da Sie außerdem nicht mit
direktem Sonnenlicht kämpfen müssen, können Sie
Ihr Motiv selbst um 12 Uhr mittags fotografieren,
ohne sich um das grelle Sonnenlicht und dessen
Folgen Gedanken machen zu müssen. Wenn Sie
flache Beleuchtung für eine sommerliche
Atomsphäre verwenden, können Sie Ihr Motiv
hellfarbige Kleider tragen lassen und eine
Umgebung mit starker Farbwirkung wählen wie
zum Beispiel eine üppige grüne Wiese oder ein
Garten voll mit Sonnenblumen. Wie gut Ihr Motiv
beleuchtet ist, hängt nicht immer von der
Umgebung ab, sondern oft von Ihrem Geschick im
Umgang mit den Beleuchtungshilfen. Da das Licht
durch die Wolken scheint, empfiehlt es sich, den
Reflektor im Winkel zum Motiv unterhalb zu
platzieren, um die Schatten auszufüllen. Sie können
zudem mit der Distanz zum Subjekt spielen, um die
gewünschte Lichtstärke zu erhalten. Wenn Sie
kleine Kinder fotografieren, können Sie diese auf
den Reflektor setzen: Dadurch werden alle Schatten
ausgefüllt, da die maximale Lichtmenge des
Himmels auf das Motiv reflektiert wird und sich als
„fliegender Teppich“ krümmt. Das ist ideal, um die
Kinder für ein paar Bilder beschäftigt zu halten. Sie
können reflektierende Oberflächen in Ihrer
Umgebung wie zum Beispiel Marmor oder weiße
Mauern dazu verwenden, das Licht auf das Motiv
zu reflektieren: Passen Sie dabei mit farbigen
Oberflächen auf, da diese farbiges Licht reflektieren.
Es stehen unterschiedliche Arten von Reflektoren
zur Verfügung, wobei ein 5-in-1-Kit für Anfänger die
beste Option darstellt, da dieses über eine goldene,
weiße und silberne Seite verfügt. Die Seiten
unterscheiden sich im Reflexionsgrad. In manchen
Szenarien erscheint Ihnen der Silberreflektor zu
stark und kühl, während der goldene zu warm ist.
In solchen Fällen sollten Sie vielleicht in einen
gemischten Reflektor wie den „TriGrip Sunfire/Silver
Reflektor“ von Lastolite investieren, den Brett
Harkness in der folgenden Anleitung verwendet.
Erzeugen Sie Hintergrundbeleuchtung
durch Blitzlicht
Meistens taucht die Sonne insbesondere dann nicht auf,
wenn Sie es wollen. Die nächstbeste Alternative ist das
Blitzlicht. Wenn Sie Blitz- und Tageslicht mischen, hilft Ihnen
das praktisch gesehen beim Füllen von Schatten und hebt
Ihre Bilder in kreativer Hinsicht auf eine neues dynamisches
Niveau. Es handelt sich um eine fortgeschrittene Technik.
Aber wenn Sie diese kontinuierlich üben, werden Sie
feststellen, dass Ihnen einige neue Möglichkeiten zur
Verfügung stehen. Sie könnten beispielsweise probieren,
einen Blitz hinter Ihrem Motiv zu platzieren, um eine
Hintergrundbeleuchtung durch die Sonne zu imitieren. Da
sich Ihr Blitz nicht an der Kamera befindet, müssen Sie in der
Lage sein, ihn drahtlos zu aktivieren. Wenn Sie diese Technik
zum ersten Mal ausprobieren, sollten Sie den
Programmmodus Ihrer Kamera aktivieren und den Blitz auf
TTL stellen. Sollte der Blitzlichteffekt zu schwach sein,
erhöhen Sie den Blitzlichtausgleich im positiven Bereich.
BRETT HARKNESS
Bewölkte Lichtverhältnisse
Das Arbeiten mit Kindern ist im besten Fall
anstrengend. Das Fotografieren bei bewölktem Wetter
ist daher ideal, da Sie den Kindern erlauben können,
sich frei zu bewegen, ohne sich um Schatten oder
Blinzeln sorgen zu müssen. Wir haben Brett Harkness
bei einem typischen Lifestyle-Fotoshoot begleitet,
während er seine Kunst unter bewölkten
Lichtverhältnissen unter Beweis gestellt hat.
Bretts Model ist ein typisches achtjähriges Kind, das
nicht in der Lage ist, für mehr als ein paar Bilder still zu
sitzen, bevor es losrennt und anfängt zu erforschen und
zu spielen. Das Schöne am bewölkten Himmel ist,
dass Brett ihn das machen lassen kann, und wenn sich
die Möglichkeit für ein gutes Foto bietet, muss er
einfach nur den Reflektor bewegen, um die
Lichtqualität zu verbessern. Wenn Sie Kinder
fotografieren, denken Sie daran, dass es Spaß machen
sollte: Sie erhalten wahrscheinlich bessere Resultate,
wenn Sie sich auf ein paar Spiele einlassen, als wenn
Sie die Kinder dazu bewegen möchten, sich an die
Regeln Ihres Fotoshoots zu halten.
Nachdem er die Umgebung auf der Suche nach
1geeigneten Hintergründe erkundet hat, fängt Brett
an, indem er sein Modell vor einer grünen Tür hinsetzt
und eine Blendenöffnung von f/5,6 einstellt. Da die
Lichtverhältnisse schwach sind, haben wir einen Lastolite
Sunfire/Silber-Reflektor an seiner Seite platziert, um
etwas Kontrast zum schwachen Licht zu schaffen.
Als sich das Gesicht im Fokus befindet, macht Brett
2ein paar Bilder und ermutigt das Modell, ein paar
unterschiedliche Gesichtsausdrücke zu machen und mit
dem Gras zu spielen. Um ein dynamischeres Bild zu
erhalten, dreht Brett seine Kamera für eine diagonale
Komposition.
Nachdem er das Modell eine Weile spielen lässt,
3setzt Brett ihn auf ein Schutzgitter. Wir hielten zwei
Lastolite TriGrip Reflektoren seitlich und unter ihm, um
das Licht des Himmels auf ihn zu reflektieren. Einer der
Reflektoren befand sich näher an ihm, während der
andere weiter entfernt gehalten wurde, um einen leichten
Kontrast im Gesicht zu erzeugen.
1
3
2
Fertiges Bild
Bretts Bilder lieferten eine
Reihe an unterschiedlichen
Ausdrücken und Posen. Die
Reflektoren funktionierten
ausgezeichnet. Wir hoben die
Sättigung leicht an, um diese
endgültige Ergebnis zu erhalten.
34 Outdoor-Technik: Fotografieren im Schatten
Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Wie man Porträts im Schatten aufnimmt
Sollten Sie jemals mit starkem, direkten Sonnenlicht Schwierigkeiten haben, begeben Sie sich einfach in den
Schatten, um so das Licht zu kontrollieren. Finden Sie heraus, wie wir es machen…
WENN DIE SONNE STARK IST und hoch am Himmel steht, gibt
es oft keine Möglichkeit, den starken Strahlen und den hohen
Kontrastverhältnissen zu entgehen. Wenn Sie also auf der Suche
nach einer weiten, weichen Farbtonpalette mit begrenztem
Kontrast und besserer Kontrollmöglichkeit sind und über keinen
Diffusor verfügen, bietet Schatten die beste Lösung für Sie.
Suchen Sie Schutz unter einem Baum oder neben einem
Gebäude. Das Platzieren des Motivs im Schatten verbessert
sofort die Beleuchtung und gibt Ihnen mehr Kontrolle über Stärke
und Richtung des Umgebungslichts. Denken Sie nur daran, dass
das Licht weicher, kühler und mehr gestreut sein wird. Außerdem
müssen Sie mit weniger Licht auskommen und potentielle
Farbstiche berücksichtigen. Schatten ist kühler als Sonnenlicht,
daher müssen Sie Ihren Weißabgleich auf „Schatten“ einstellen
und eventuell einen Reflektor einsetzen, der Wärme hinzufügt.
Ein goldener Reflektor oder Lastolites Sunfire/Silber-Reflektor ist
hierfür hervorragend geeignet. Sie müssen auch auf die Farben in
der Umgebung achten, da dunkle Oberflächen das Licht
absorbieren, während helle Oberflächen das Licht reflektieren.
Achten Sie auch auf stark farbige Oberflächen, da diese farbiges
Licht reflektieren könnten. Platzieren Sie Ihr Motiv also nicht zu
nah an solchen Oberflächen. Fotografieren Sie im RAW-Format,
so dass Sie Farbstiche später korrigieren können. Wenn Sie im
Schatten fotografieren müssen Sie darauf achten, von wo das
Licht kommt. Das kann tückisch sein, da es wahrscheinlich von
verschiedenen Oberflächen wie zum Beispiel Mauern und
Untergründen reflektiert wird, aber mit Übung lernen Sie dies zu
meistern. Wenn Sie das Motiv im Schatten platzieren, können Sie
durch Variierung der Distanz vom Motiv zum Schatten und zur
Sonne Richtung und Stärke des Lichts sehr einfach kontrollieren.
Je weiter das Motiv vom Schatten entfernt ist, desto stärker ist
das Licht. Sie können das Licht noch mehr kontrollieren, wenn
Sie einen Reflektor vom oder zum Motiv bewegen. Durch die
Platzierung Ihres Motivs können Sie auch den Kontrast
kontrollieren, zum Beispiel wenn es sich halb im Schatten und
halb im Licht befindet oder mit dem Rücken zum Licht, so dass
das Motiv hintergrundbeleuchtet ist. Wenn Sie diese Technik
ausprobieren, sollten Sie einen Reflektor vor Ihrem Motiv
positionieren, um das Licht in dessen Gesicht zu reflektieren und
die Schatten zu füllen. Sie können auch probieren Ihren Rücken
der Sonne zuzuwenden und Ihr Motiv zu Ihnen schauen lassen.
Das sorgt für einen sehr schmeichelhaften, weichen und
niedrigen Kontrast im Gesicht.
Es lohnt sich zu lernen, wie man mit Schatten arbeitet,
insbesondere an sonnigen Tagen, wenn Sie mit Motiven arbeiten,
die fast gänzlich weiße oder schwarze Kleidung tragen. Bei hellen
Lichtverhältnissen kann das ein Belichtungsalbtraum sein.
Weißabgleich
Die meisten Anfänger stellen den
Weißabgleich auf Auto und erhalten
normalerweise gute Ergebnisse. Aber
wenn Sie den Weißabgleich an die
Lichtverhältnisse anpassen, erhalten Sie
akkuratere Ergebnisse. Wenn Sie zum
Beispiel AWB wählen, sieht ein Foto im
Schatten sehr bläulich aus. Aber wenn
Sie die Einstellung „Schatten“
verwenden, erhalten Sie ein wärmeres
Ergebnis. Sie können sogar einen Schritt
weiter gehen und den benutzerdefinierten
Weißabgleich oder eine der anderen
Einstellungen verwenden, um Bilder zu
erschaffen, die absichtlich einen
wärmeren oder kühleren Ton haben.
Fotografieren im Schatten
1 2
Wir haben den professionellen Fotografen Brett
Harkness gebeten, uns sein Vorgehen für das
Fotografieren im Schatten zu zeigen. Diese Gasse
war perfekt. Sie bot etwas Schatten, und das
beschränkte Licht war weich und ließ sich leicht
kontrollieren. Um das gewünschte Licht auf Emma
fallen zu lassen, ließ er sein Modell sehr langsam
von der Mitte der Gasse zu sich laufen, bis er damit
zufrieden war, wie ihr Gesicht beleuchtet ist.
Da die Lichtverhältnisse schwach waren, fing
1Brett mit einer Blendenöffnung von f/4 an und
erhöhte den ISO-Wert auf 640, um eine
ausreichende Verschlusszeit für den Handbetrieb zu
erzeugen. Die ersten paar Bilder waren gut, aber es
war noch sehr viel vom verschwommenen
Hintergrund bemerkbar. Brett zoomte heran, um
einen besseren Ausschnitt von Kopf und Schulter zu
erhalten. Viel besser!
Um ein anderes Bild zu bekommen, positionierte
2er Emma gegen eine Wand. Aber indem er sie
bewegte, wurde das Licht auf Ihrem Gesicht
reduziert, so dass er einen Reflektor holte. Wir
entschieden uns für die silberne Seite des Lastolite
Sunfire-Reflektors, da diese für den stärksten
Reflexionsgrad sorgte und viele Schatten ausfüllte.
Wenn Sie eine weite Blendenöffnung wie f/4
verwenden, müssen Sie mit dem Fokuspunkt extrem
vorsichtig sein. Brett hat hier Emmas Augen mit dem
selektiven Fokus scharf gestellt, wodurch Vorder- und
Hintergrund verschwommen sind. Die Mauer liefert
zudem eine hilfreiche Einführungslinie zu Emmas
Gesicht, was die Komposition stärkt.
Fertiges Bild
Wir haben unsere Favoriten
ausgewählt und sie in
Schwarzweißbilder
umgewandelt. Achten Sie
darauf, wie das schattige Licht
wunderschöne weiche
Hauttöne erschafft.
36 Outdoor-Techniken: Die „magische Stunde” Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Aufnahmen am frühen Abend
Daniel Lezano zeigt uns, wie man die Herausforderungen
bei Aufnahmen kurz vor Sonnenuntergang meistert.
MIT DEM BEGRIFF „DIE MAGISCHE STUNDE” bezeichnen Landschaftsfotografen die
Zeit früh am Morgen oder am frühen Abend, wenn die Sonne so tief am Himmel steht,
dass der ganze Himmel in ein goldenes Licht getaucht wird. Bei Landschaftsbildern
kann dieses Licht für einen dreidimensionalen Effekt sorgen, da das Restlicht Schatten
erzeugt, die der Landschaft Tiefe und Kontur geben. Bei der Porträtfotografie lässt dieses
Licht die Haut des Modells sowie den Hintergrund wärmer wirken.
Zu dieser Tageszeit zu arbeiten, hat seine Vorteile, aber man muss auch sehr schnell
sein. Man hat nur ein Zeitfenster von ein paar Minuten, bevor die Sonne untergeht.
Außerdem muss man auch Glück mit dem Wetter haben. Wenn der Himmel nämlich
bewölkt ist, hat man nur wenig oder gar kein goldenes Licht, mit dem man arbeiten
kann. Falls aber alles passt, kann man das Modell Richtung Sonne schauen lassen oder
den Sonnenuntergang als malerischen Hintergrund verwenden.
Ein weiterer Vorteil der tief stehenden Sonne ist, dass man ein sehr weiches Licht und
viele Schatten hat. Sie können also ganz auf Beleuchtungshilfen verzichten.
Nichtsdestotrotz werden Sie feststellen, dass Reflektoren selbst bei geringer Lichtstärke
wie aus dem Nichts etwas Beleuchtung hervorzaubern! Die zusätzliche Reflexion ist
nützlich, da die Verschlusszeit wegen der geringen Lichtstärke länger ist. Somit ist die
Verwacklungsgefahr nicht so groß.
Für ein paar Beispielporträts bei diesen Lichtbedingungen bin ich mit der Tochter einer
Freundin zu einem Park gefahren. Ruby hat blonde, lockige Haare, die meiner Meinung
nach in der Spätnachmittagssonne ideal zur Geltung kommen. Anstatt mit bunter
Kleidung einen Kontrast zu den Braun- und Grüntönen im Park herzustellen, habe ich
Ruby neutrale Farbtöne tragen lassen, um die Farbgebung der Landschaft zu ergänzen.
Bei einem knappen Zeitfenster empfiehlt es sich, bereits zehn Minuten vor der
Aufnahme vor Ort zu sein, damit man sich ein gutes Bild von den Bedingungen machen
kann. Als Aufnahmeort wählte ich einen Punkt bei einer Bank an einem Teich. Der Blick
auf den Horizont war frei, sodass ich länger Licht hatte, als wenn ich mit Bäumen im
Hintergrund gearbeitet hätte.
Ich hatte einen weißen, einen silberfarbenen und einen goldfarbenen Reflektor dabei,
die Rubys Mutter für mich bei Bedarf gehalten hat. Der weiße Reflektor ist bei
Tageslichtaufnahmen meist die erste Wahl, wirft jedoch bei der geringen Lichtstärke
vielleicht nicht genug Licht zurück. Der silber- oder goldfarbene Reflektor eignet sich hier
besser. Beim goldfarbenen Reflektor sollte man jedoch daran denken, dass das Licht der
Sonne an sich schon sehr warm ist. Dieser Effekt sollte nicht übersteigert werden.
Wie bei fast allen meinen Porträtbildern habe ich meine DSLR (Objektiv 50 mm 1:1,8)
auf Zeitautomatik gestellt und die Anfangsblende 5,6 gewählt. Der Weißabgleich stand
aufgrund der sich ändernden Lichtbedingungen auf AWB, und ich habe Aufnahmen in
den Formaten RAW und JPEG gemacht, um den Weißabgleich in der Nachbearbeitung
bei Bedarf anpassen zu können.
Die Sonne ist immer noch am Himmel sichtbar. Ich habe Ruby mit dem Rücken zur
Sonne vor einen See stehen lassen, um aus dem goldfarbenen Hintergrund das Maximale
herauszuholen. Ihre Haare glühen förmlich durch das Sonnenlicht, doch das Blendlicht ist
zu stark. Der Mangel an Kontrast wirkt sich negativ auf das Bild aus.
Ich habe Ruby vor einen Baum stehen lassen und die Aufnahmen von verschiedenen
Standpunkten aus gemacht. Dabei habe ich beim Format variiert und habe Porträt- und
Landschaftsbilder gemacht. Der Baum und das goldfarbene Sonnenlicht zur Linken von
Ruby verleihen dem Bild das gewisse Etwas.
Verwacklungsgefahr vermeiden
Aufgrund der relativ langen Verschlusszeiten bei Shootings zu dieser Tageszeit,
sollten Sie unbedingt darauf achten, nicht zu verwackeln. Hierbei hilft Ihnen der
Bildstabilisator, falls Ihre Kamera oder Ihr Objektiv darüber verfügt. Außerdem
sollten Sie eine große Blendenöffnung verwenden, ungefähr 4-5,6 und die ISO-
Empfindlichkeit auf mindestens 400 einstellen. Zudem sollten Sie ein angemessenes
Teleobjektiv verwenden (50 mm bis 100 mm) und kein längeres, da sonst die
Verwacklungsgefahr größer ist. Mithilfe der Reziprokenregel können Sie herausfinden,
wann Verwacklungsgefahr besteht. Dafür müssen Sie sicherstellen, dass Ihre
Verschlusszeit mindestens gleich oder kürzer als der Kehrwert Ihres verwendeten
Objektivs ist. Bei einer Brennweite von 100 Millimetern sollte die Verschlusszeit also
maximal 1/100 Sekunde betragen, bei 200 Millimetern folglich 1/200 Sekunde usw.
1/30 Sekunde 1/60 Sekunde
Bevor die Sonne vollständig verschwunden und alles in Schatten getaucht ist, hat das
Licht immer noch einen leicht goldfarbenen Ton, der Rubys Haarfarbe hervorhebt. Mit
einem weißen Reflektor zur Linken von Ruby konnte ich zusätzliches Licht gewinnen,
um Schatten auszuleuchten, und dabei ihren natürlichen Hautton erhalten.
Zu viel Gold!
Seien Sie vorsichtig mit dem
goldfarbenen Reflektor: In Kombination
mit der Sonne kann der Effekt des
warmen Lichts zu stark sein, vor allem
wenn der Reflektor zu nahe an das
Modell gehalten wird. Nehmen Sie
den goldfarbenen Reflektor nur, wenn
sich das Modell im Schatten befindet,
andernfalls können Sie auf den
weißen oder silberfarbenen Reflektor
zurückgreifen.
goldfarben
weiß
Vorsicht windig!
Wenn Ihr Modell lange Haare hat, sollte es diese zu
einem Pferdeschwanz oder Zöpfen
zusammenbinden oder einen Hut aufsetzen. Bei
starkem Wind stören die Haare sonst. Sie können
Ihr Modell auch an einen windstillen Ort
positionieren, z. B. neben einer Mauer oder einem
Baum.
Fertiges Bild
Indem ich einen größeren Abstand
zum Modell eingehalten habe, konnte
ich Teile der Landschaft in das Bild
aufnehmen und die Aufnahme
interessanter gestalten. Ich habe die
Aufnahme im Hochformat gemacht,
wobei Ruby nicht in der Bildmitte ist.
Das Auge des Betrachters folgt der
Baumzeile und verweilt dann auf ihr.
38 Techniken für Innenaufnahmen: Verfügbares Licht
Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
BRETT HARKNESS
Verfügbare Lichtquellen nutzen
Wenn nicht genügend natürliches Licht vorhanden ist, so sind die im Haushalt
vorhandenen künstlichen Lichtquellen möglicherweise Ihre einzige Rettung. Wir
verraten Ihnen, wie Sie vorhandene Lichtquellen am besten nutzen.
BEI INNENAUFNAHMEN ist es wichtig, vorhandene
Lichtquellen richtig zu nutzen. Tagsüber ist dies
vielleicht das Sonnenlicht, das durch die Fenster oder
die Terrassentür scheint oder das leicht diffuse Licht,
das durch die Vorhänge dringt.
Wollte man alle Möglichkeiten beschreiben, wie man
das Tageslicht in Innenräumen gezielt nutzen kann,
so könnte man ein Buch darüber veröffentlichen.
Aber es genügt, einige einfache Lichttechniken zu
beherrschen, um großartige Resultate zu erzielen.
Das Tageslicht in Innenräumen ist normalerweise
diffus und nicht ausgerichtet, da es von den Wänden,
der Decke oder dem Fußboden reflektiert wird. Das
wirkt sich sehr vorteilhaft auf ein Bild aus. Wenn das
Licht aber besonders stark hereinbricht, empfiehlt es
sich, das Fenster mit einem Vorhang, einem
Musselintuch oder einem anderen dünnen, weißen
und lichtdurchlässigen Stoff abzudunkeln. Alternativ
können Sie das Modell etwas vom Fenster
wegbewegen, so dass das darauf scheinende Licht
etwas gedämpfter wird.
Ungeachtet der Art und Stärke des vorhandenen
Lichts, sollten Sie einen Reflektor verwenden. Mit
diesem Accessoire nutzt man selbst schwache
Lichtstrahlen optimal,da Sie mit ihm das
Umgebungslicht auf das Gesicht des Modells
umleiten können. Wenn Sie noch keinen Reflektor
haben, so sollten Sie sich einen Weiß/Silber-Reflektor
zulegen oder noch besser einen 3-in-1-Reflektor, der
auch über eine Goldbeschichtung verfügt.
Wenn Sie Schwierigkeiten haben, einen neutralen
Hintergrund zu finden, so stellen Sie Ihr Modell vor
das Fenster. Dadurch erhalten Sie einen weißen
Hintergrund. Werfen Sie das Sonnenlicht dann mit
einem Reflektor auf das Gesicht des Modells. Sie
können sich auch mit dem Rücken zum Fenster
stellen und das Modell aus dem Fenster blicken
lassen. So wird das Gesicht des Modells gleichmäßig
mit gedämpftem Licht beleuchtet. Sollten Sie mehr
Schatten wollen, lassen Sie das Modell seitlich zum
Fenster stehen und leuchten Sie die
gegenüberliegende Seite mithilfe des Reflektors aus.
Je größer das Fenster, desto weicher ist das Licht
normalerweise. Und wenn Sie ein großes Fenster im
Hintergrund haben, können Sie die Augen des
Modells damit auch wirkungsvoll in Szene setzen.
Nachts beschränkt sich das vorhandene Licht auf die
jeweilige Raumbeleuchtung. Dabei kann es sich um
eine gewöhnliche Glühbirne, in Decken eingebaute
Halogenlampen oder Strahler handeln. Und in
Küchen findet man häufig Neonbeleuchtung vor. Die
Lichtstreuung ist dabei sehr unterschiedlich und
bietet vom gerichteten Licht der Strahler über das
nicht gerichtete Licht der Glühbirnen viele
Möglichkeiten. Diese gilt es genau abzuwägen, um
die bestmögliche Ausleuchtung des Motivs zu
gewährleisten. Bedenken Sie auch, dass jedes Licht
eine eigene Farbtemperatur hat. Wählen Sie also die
richtigen Einstellungen für den Weißabgleich, um
präzise Farben zu erhalten oder verwenden Sie eine
Graukarte, um den Weißabgleich mit Ihrer digitalen
Spiegelreflexkamera durchzuführen (in der
Bedienungsanleitung Ihres Fotoapparats lesen Sie,
wie Sie vorgehen müssen).
Sie können auch bewusst mit den „falschen“ Werten
des Weißabgleichs arbeiten, wenn Sie zum Beispiel
eine besonders warme oder kalte Stimmung in der
Aufnahme erzeugen wollen. Egal, für welche
Methode Sie sich entscheiden, wir empfehlen Ihnen,
das Foto im RAW-Format zu aufzunehmen. Dann
können Sie den Weißabgleich einfach nachjustieren,
bevor Sie die Bilder auf Ihrem Computer vom
RAW-Format in eine JPEG-Datei konvertieren.
Die Badewanne als Reflektor
Wenn Ihr Badezimmer nicht gerade in Avocado-farbenen Tönen
oder Rosa gehalten ist, ist es vielleicht das einzige Zimmer im
Haus, in dem Sie sauberes, weißes Licht finden werden. Es kann
der ideale Ort sein, um natürliches Licht zu optimieren. Die weißen
Wände funktionieren wie eine riesige Softbox. Wenn das Licht
trotzdem zu schwach ist, könnten Sie Ihr Objekt in eine weiße
Badewanne setzen. Denn die Wände der Badewanne leiten das
Licht um und wirken dadurch wie ein Reflektor. Diese Technik
bietet sich besonders bei Kindern an. Sie können auch das Blitzlicht
von den Wänden der Badewanne reflektieren, um eine ähnliche
Wirkung zu erzielen.
Oben: Das Bild stimmungsvoll und geheimnisvoll wirken lassen
Fensterlicht ist perfekt für schöne Porträtbilder. Verleihen Sie dem Foto etwas
Flair, indem Sie das Objekt aus dem Fenster blicken lassen und Blickkontakt
vermeiden. Wenn Sie das Bild unterbelichten, erscheint das Motiv etwas
dunkler.
Links: Was tut man nicht alles für Kinder!
Stellen Sie sich auf alles ein, wenn Sie Kinder fotografieren. Halten Sie sich von
Anfang an bereit, damit Sie ja keine Chance verpassen, ein natürliches Bild zu
schießen.
BRETT HARKNESS BRETT HARKNESS
Mit dem Rücken zum Fenster
Wenn Sie das Gesicht Ihres Modells
gleichmäßig ausleuchten wollen, so
stellen Sie sich mit dem Rücken zum
Fenster und lassen das Modell aus dem
Fenster ins Licht blicken.
PAUL WARD
40 Techniken für Innenaufnahmen: Tageslicht vom Fenster Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Porträtaufnahme im Fensterlicht
STEWART BYWATER:
Wenn das unberechenbare englische
Wetter Sie wieder einmal davon
abhält, das Haus zu verlassen,
können Sie einfach mit Hilfe einer simplen
Technik zu Hause Porträtaufnahmen mit dem
Tageslicht vom Fenster erstellen. Viele der besten
Porträtfotografen bevorzugen Aufnahmen mit
Fensterlicht vor denen, die mit künstlichen
Lichtquellen erzeugt werden, da sie viel
natürlicher wirken und einfach verändert werden
können. So kann der Fotograf eine Unschärfe
durch Vorhänge oder verschiedene Papiersorten
erreichen oder mit einem Reflektor Licht auf das
Motiv fallen lassen. Mit dieser traditionellen und
einfachen Fototechnik gelingt Ihnen bei jedem
Wetter ein hervorragendes Foto! Mein Motiv bei
dieser Fotosession war Bob, ein Nachbar, der
sich freundlicherweise bereit erklärte, mir Modell
zu stehen. Bob sieht sehr jung aus für sein Alter
(er ist 80), und sein Gesicht strahlt sehr viel
Charakter aus – ein Faktor, den man bei der Wahl
des Modells beachten sollte, vor allem wenn das
Foto schwarz-weiß werden soll.
ZEITAUFWAND
20 MINUTEN
BENÖTIGTES EQUIPMENT
NIKON D700 MIT 105 MM
MAKROLINSEN UND STATIV
WAS WIR NOCH VERWENDETEN
5-IN-1-REFLEKTOR
Holen Sie sich Hilfe!
Wenn Sie bei Ihrem Shooting keinen
Assistenten haben, bitten Sie die Person,
die Sie ablichten, den Reflektor seitlich
zu halten.
Verwendung eines Reflektors
Bei der Aufnahme eines Porträts im Fensterlicht
sitzt das Modell seitlich zum Fenster. Dadurch
wird eine Seite des Gesichts erhellt, die andere
Seite bleibt im Schatten. Mit dieser Technik
gelingen sehr ansprechende und kontrastreiche
Aufnahmen. Wenn Sie dies nicht wollen, besteht
die Möglichkeit, die ungleichmäßige Beleuchtung
zu korrigieren, indem Sie einen Reflektor
verwenden, der diejenigen Gesichtspartien
ausleuchtet, auf die Schatten fallen. Ich habe hier
den 5-in-1 Reflektor verwendet. Unten sehen Sie
den Effekt, der durch die unterschiedlichen Farbtöne
auf Bobs Gesicht entstehen.
Keiner Weiß Silber Gold
1Zunächst stellte ich einen Stuhl ans Fenster. Die Wahl des richtigen Platzes ist wichtig.
Überlegen Sie, wo genau das Gesicht des Modells fotografiert wird. Der Trick liegt
darin, sicherzustellen, dass das Licht direkt auf das Gesicht fällt. Nun stellte ich mein
Stativ auf und montierte die Kamera. Ich prüfte anhand des Suchers, ob sich die Kamera für
die gewünschte Nahaufnahme in korrekter Entfernung zu Bob befindet.
2Nachdem alles am richtigen Platz war, sollte sich Bob bequem hinzusetzen. Ich stellte
die Kamera auf ISO 200 ein und wählte die Blende 2,8, da ich lediglich die Augen von
Bob sowie die Vorderseite seines Gesichtes fokussieren wollte und der Hintergrund
unscharf bleiben sollte. Dann machte ich ein paar Aufnahmen und prüfte sie auf der
LCD-Anzeige der Kamera.
3Aufgrund der schlechten Lichtverhältnisse war die Belichtungszeit länger als
erwünscht. Jede kleinste Bewegung von Bob machte sich bemerkbar, sodass die
Gesichtszüge aufgrund der geringen Schärfentiefe leicht verzerrt waren. Deshalb
erhöhte ich den ISO-Wert auf 1000 und wählte die Blende 5,6. So ergaben sich eine etwas
längere Belichtungszeit und eine größere Schärfentiefe.
4Ich machte ein paar Aufnahmen von Bob, der direkt in die Kamera blickte. Auf den
Fotos kam aber sein Temperament nicht zur Geltung. So begann ich mich mit Bob zu
unterhalten. Für seine 80 Jahre sah Bob erstaunlich jung aus, und er hatte einen
großartigen Sinn für Humor. Nachdem sein Gesicht nun mehr Emotionen ausstrahlte, traten
auch mehr Lachfältchen zu Tage, und es gelang mir, interessante Aufnahmen zu machen.
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Techniken für Innenaufnahmen: Tageslicht vom Fenster 41
Catchlight-Effekt in den Augen!
Je nachdem, ob das Modell näher oder weiter
entfernt vom Fenster positioniert ist, lässt sich der
Catchlight-Effekt (Lichtreflexionen in den Augen
des Objektes) erhöhen oder verringern.
Fertiges Bild
Dieses Foto ist eines meiner
Lieblingsfotos aus der Fotosession
mit Bob, da es seinen Charakter
sehr gut wiedergibt. Ursprünglich
wollte ich dieses Foto in
Schwarz-Weiß aufnehmen, wählte
dann aber in Photoshop CSS ein
dunkles Schokobraun als zweite
Farbe.
42 Techniken für Innenaufnahmen: Tageslicht vom Fenster Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Machen Sie eine zeitgenössische Porträtaufnahme
DANIEL LEZANO: Viele der führenden Lifestyle-Fotografen verwenden nicht
mehr als das Tageslicht der Umgebung beim Großteil ihrer Porträts. Wenn wir
also die Vorteile von hellen, sonnigen Tagen zur Verfügung haben, sollten wir
diese nutzen, um einfache aber effektive Porträts von Freunden und
Familienmitgliedern zu fotografieren. Das Beste bei Lifestyle-Porträts ist, dass Sie diese
mit minimaler Ausrüstung anfertigen können. Ihre DSLR mit einem Objektiv reicht aus,
auch wenn ich mein bescheidenes (und günstiges!) 50-mm f/1,8-Objektiv verwende.
Aufgrund der Unvorhersehbarkeit von Tageslicht können Hilfsmittel wie Reflektoren und
Diffusoren hilfreich sein, aber sie sind nicht notwendig. Das wichtigste ist, dass Sie
daran denken, ein „sauberes“ Foto zu schießen. Das bedeutet, dass Sie das Motiv und
die Ausstattung so einfach wie möglich halten sollten. Ich habe mich für eine klassische
Kombination entschieden und lasse mein Motiv Bethany ein weißes Oberteil und Jeans
tragen. Ich habe Sie auf dem Laminatboden meines Wohnzimmers liegend fotografiert.
Bereiten Sie sich vor
ERFORDERLICHE ZEIT:
15 MINUTEN
BENÖTIGTE AUSSTATTUNG:
CANON EOS 5D MKII MIT
50 MM F/1,8
AUCH VERWENDET :
SILBERNER REFLEKTOR
UND LASTOLITE
DIFFUSOR
Fotografieren in Schieflage
Ein Trick bei der Komposition, der von vielen
Lifestyle-Fotografen verwendet wird, ist es,
die Kamera schräg zu halten, so dass die
Bilder mit einem ungleichmäßigen Horizont
fotografiert werden. Diese einfache Technik
fügt dem Bild etwas Energie hinzu und ist
sehr effektiv. Achten Sie nur darauf, dass Sie
die Kamera nicht zu sehr kippen.
Passen Sie mit dem Fokus auf!
Sie müssen bei der Verwendung einer weiten
Blendenöffnung sicherstellen, dass Ihr Fokus präzise
ist. Die große Blende liefert Ihnen eine beschränkte
Schärfentiefe und lässt nur wenig Platz für Fehler.
Wählen Sie Einzelpunkt-AF, speichern Sie den Fokus
auf dem Auge und komponieren Sie neu.
n Fokus
OBEN: Mein Esszimmer ist relativ klein, daher musste
ich alle Möbel entfernen. Da mein Modell auf dem Boden
liegt, reinige ich den Boden vorher mit einem
Staubsauger, um ihn so sauber wie möglich zu machen.
Aufgrund des engen Raums öffne ich die Terrassentüren,
falls ich von der Terrasse aus fotografieren muss. Ich
werde im Zimmer anfangen zu fotografieren und die
weißen Wände als neutralen Hintergrund verwenden.
Die Verwendung einer weiten Blendenöffnung ist ideal
für diese Art von Foto. Ich werde die maximale
Blendenöffnung meines 50-mm-Objektivs ausprobieren,
die f/1,8 beträgt. Die meisten Aufnahmen werde ich aber
bei f/2,5 – 3,5 machen, das dies die Schärfe verbessert.
Diffundiertes Tageslicht
Für schmeichelhafte Porträts sollte das Licht so diffundiert wie möglich sein, um zu
verhindern, dass Ihr Model im direkten Sonnenlicht blinzelt. Versuchen Sie in diesem
Fall das Motiv neu zu platzieren, so dass es im Schatten ist, oder verwenden Sie einen n
Diffusor, um die Szene zu abzudunkeln (rechts einsetzen). Wenn nichts davon
funktioniert, sollten Sie vielleicht warten, bis die Position der Sonne sich ändert oder
fotografieren, wenn der Himmel bewölkter ist. Ein silberner Reflektor ist hilfreich für
das Ausfüllen von Schatten, selbst bei nicht richtungsgebundenem Licht.
Mein erstes Foto ist nur ein Test für Komposition und Belichtung. Ich habe eine
1 sehr deutliche Vorstellung von der Art des Fotos, auf dem Bethany Ihre
Unterschenkel und Füße zum Kopf winkelt. Das Foto ist nicht schlecht, die seitliche
Beleuchtung lässt ihre rechte Seite dunkel erscheinen.
Ich platziere einen silbernen Reflektor auf Bethanys rechter Seite. Das macht
2 einen deutlichen Unterschied. Es wird genug Licht reflektiert, um die Beleuchtung
Ihres Gesichts auszugleichen. Die Beleuchtung ist jetzt besser, aber die Wand im
Hintergrund lässt die ganze Szene für meinen Geschmack zu beengt erscheinen.
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Techniken für Innenaufnahmen: Tageslicht vom Fenster 43
Fertiges Bild
Mein nächstes Bild ist perfekt. Ich muss nur
noch minimale Änderungen in der
Nachbearbeitung vornehmen. Ich habe den
Kontrast über die Gradationskurven in
Photoshop angehoben und das Bild leicht
zugeschnitten, um das ursprünglich
gewünschte Ergebnis zu erhalten. Probieren
Sie es aus. Sie werden überrascht sein, wie
einfach es ist, ein ausgezeichnetes
Lifestyle-Porträt zu Hause zu fotografieren.
Ich versetze Bethany und verlege meine Position, so dass ich jetzt von der Terrasse
3 ins Zimmer fotografiere, anstatt von der Seite. Ich schließe die Jalousien im
Hintergrund, um diesen zu verdunkeln. Der leere Raum im Hintergrund stellt eine
Verbesserung dar, aber mein Standpunkt befindet sich zu hoch.
Ich gehe in die Hocke. Der tiefere Standpunkt ist wesentlich besser. Allerdings hat
4 die Mehrfeldmessung Bethanys Gesicht ausgebleicht, da der dunkle Hintergrund
für eine Überbelichtung der Szene gesorgt hat. Das lässt sich einfach durch den
negativen Belichtungsausgleich korrigieren. Ich stelle fest, dass -2/3EV die ideale
Einstellung ist.
44 Techniken für Innenaufnahmen: Ideen für jeden Raum Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Projekt: Zimmer mit Aussicht
Paul Ward zeigt die vielfältigen Möglichkeiten, die jedes
Zimmer für Porträtaufnahmen bietet.
WIR HABEN den Porträtfotografen Paul Ward gebeten, innerhalb einer Stunde in
jedem Zimmer eines Hauses ein Porträt anzufertigen und dabei unterschiedliche
Lichtquellen und Techniken zu verwenden, um so die Möglichkeiten von Licht,
Blitz und Fantasie aufzuzeigen. Wie Sie sehen, setzte er trotz des Zeitdrucks
kreativ und erfolgreich Fensterlicht, Blitzlicht, Kerzen und sogar
Weihnachtsbeleuchtung sowie ganz normale Haushaltsglühbirnen ein! Am Ende
des Artikels zweifeln Sie nicht mehr daran, dass Sie zu Hause genügend
Möglichkeiten haben, um schöne Porträts zu erstellen. Versuchen Sie es am
besten gleich!
1) Elternschlafzimmer: Diffuses Fensterlicht
Sofort bei Betreten des Schlafzimmers wählte Paul Ward die Fenster und den Spiegel, um
ein ansprechendes Raumlicht und einen interessanten Hintergrund zu schaffen. Rebecca
positionierte er seitlich des mit Tüllgardinen behangenen Fensters und experimentierte mit
einigen Ideen. Zunächst bat er Rebecca, den Kopf vom Fenster abzuwenden, um das Licht
vom Fenster als weißen Hintergrund zu verwenden. Dadurch fiel Schatten auf ihr Gesicht und
ein Freund positionierte daher seitlich neben Rebecca einen Reflektor, sodass das Licht vom
Fenster wieder auf ihr Gesicht fiel. Dann wies Paul Ward Rebecca an, zum Fenster zu blicken.
Um mehr Schatten zu erzeugen, wurde der Vorhang leicht geöffnet. Da nur begrenzt Platz für
ein Stativ war, stellte Paul Ward seine digitale SRL auf manuellen Betrieb um und wählte eine
Blende von 2,8 sowie eine Belichtungszeit von 1/60 Sekunden bei ISO 800.
2) Speisezimmer:
Kerzenlicht
Dunkeln Sie das Zimmer ab und zünden Sie einige
Kerzen an. Ihr Modell sollte so nah wie möglich an der
Lichtquelle sitzen, damit das Gesicht hell erleuchtet
wird. Außerdem sollte das Modell sehr ruhig sitzen,
um einen hohen ISO-Wert zu vermeiden. Stellen Sie
die Blende auf mindestens 2,8 im Verschlussprioritäts-
Modus, um maximales Licht zu erhalten. Wenn Sie
Probleme mit dem Autofokus-Modus haben, stellen
Sie auf manuellen Betrieb oder Live View um und
optimieren Sie die Scharfeinstellung.
3) Wohnzimmer:
eine Glühbirne
Eine einzige Glühbirne kann
kontrastreiche Aufnahmen erzielen,
denn Glühbirnen sind Lichtquellen,
die harte Schatten erzeugen.
Versuchen Sie, die Glühbirne auf
Höhe des Kopfes des Modells und
vor seinem Gesicht zu positionieren,
damit die Schatten minimal gehalten
werden. Verwenden Sie entweder
einen hohen ISO-Wert mit einer
Blende von 2,8 oder höher oder
montieren Sie die Kamera auf ein
Stativ und bitten das Modell, sehr
ruhig zu sitzen. Denken Sie daran,
den Weißabgleich auf Kunstlicht
umzustellen!
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Techniken für Innenaufnahmen: Ideen für jeden Raum 45
4) Loft: Bounce-Blitz
Das Prinzip für diese Aufnahme lässt
sich in jedem Raum anwenden, der
über weiße Wände oder eine weiße
Decke verfügt. Paul Ward wählte die
Tapete als Hintergrund. Da der übrige
Raum weiß war, setzte er einen Blitz
gegen die Wand hinter ihm ein, um
Rebecca gleichmäßig auszuleuchten.
Und obwohl der Effekt schon
ausreichte, lenkte er auch noch einen
zweiten Blitz in einen Reflektorschirm
und machte eine Aufnahme von
Rebecca im 45-Grad-Winkel.
5) Gästezimmer:
Weihnachtsbeleuchtung
Diese Aufnahme kann in jedem
völlig abgedunkelten Raum erfolgen.
Arrangieren Sie Weihnachtsbeleuchtung
im Raum oder dekorieren die Lichter
um das Modell. Sie benötigen einen
hohen ISO-Wert von mindestens 800
und eine weite Blende von etwa 1,8
und idealerweise ein 50-mm-Objektiv.
Solange Sie die Lichter auf oder in der
Nähe des Gesichtes platzieren, sollte der
Autofokus der Kamera die Augen des
Modells fokussieren; ist das nicht der
Fall, stellen Sie auf manuellen Fokus um.
6) Badezimmer: Diffuses Fensterlicht
Starkes Sonnenlicht lässt sich mit Jalousien regulieren. Bei diesen Aufnahmen wurden
sie eingesetzt, da im Verlauf des Fotoshootings das Licht immer heller wurde. Nach einer
Testaufnahme im manuellen Modus war klar, dass eine Blende von 6,3 nicht ausreichen würde,
da die Fotos sogar bei ISO 800 unterbelichtet waren. Paul Ward öffnete also die Blende auf 4
und wählte eine Belichtungsdauer von 1/160 Sekunden bzw. 1/125 Sekunden sowie ISO 400,
um das Bildrauschen zu verringern. Dann bat er Rebecca, sich seitlich zum Fenster zu drehen,
da durch die Jalousien auf ihrem Gesicht Kontraste erzeugt werden konnten. Obwohl Paul
Ward normalerweise den Weißabgleich verändert, um ihn an die Lichtverhältnisse anzupassen
(in diesem Fall Tageslicht) und damit die besten Resultate erzielt, testete er hier auch einen
Kunstlicht-Weißabgleich, um dem Bild einen kreativen Blaustich zu geben.
Kunstlicht-Weißabgleich
46 Techniken für Innenaufnahmen: Wärme erzeugen
Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Fügen Sie Winterbildern ein warmes Gefühl hinzu
Finden Sie heraus, wie man ein Schwachlicht-Porträt an einem Kaminfeuer fotografiert
Es gibt nichts Schöneres, als sich an einem lodernden
Kaminfeuer zusammenzurollen, wenn es draußen eiskalt
ist. Das Licht des Feuers löst ein Gefühl von Wärme und
Komfort aus, das auch zu einer stimmungsvollen
Porträtausleuchtung führen kann. Leider wirft ein Feuer
nicht so viel Licht aus, wie Sie vielleicht denken, sodass
Sie oft auf lange Verschlusszeiten und hohe ISO-Werte
angewiesen sind. Sie könnten ein Stativ zur Verringerung
des Verwacklungsrisikos benutzen, aber Sie müssen
dennoch darauf achten, dass Ihr Motiv sich nicht bewegt
um die Aufnahme nicht zu ruinieren.
Der Einsatz eines Objektivs mit einer schnellen Blende
wie einem 50-mm-f/1,8 hilft bei Aufnahmen mit
begrenztem Licht und hat den Bonus, eine attraktive,
geringe Tiefenschärfe zu bieten. Selbst mit einer Blende
von f/1,8 müssen Sie Ihre ISO auf 800 oder sogar 1250
einstellen, um eine entsprechend schnelle Verschlusszeit
zur Vermeidung von Bewegungsunschärfe zu erzielen.
Gehen Sie nicht unter 1/60 Sekunden, weil Ihr Motiv
anderenfalls unscharf erscheinen mag. Obwohl Sie im
Schwachlichtbereich arbeiten werden, können Sie eine
ganze Menge Kontrast in der Aufnahme erwarten, sodass
die Benutzung des Autofokus kein Problem darstellen
sollte. Aber wenn Sie feststellen, dass die Kamera
Probleme mit der Fokussierung der Augen hat, wechseln
Sie zur Benutzung des manuellen Fokus. Denken Sie
daran, dass Sie bei der Arbeit mit einer weiten Blende wie
f/1,8 und geringer Schärfentiefe extrem vorsichtig sein
müssen, auf die richtige Stelle zu fokussieren, so dass das
Bild nicht unscharf wiedergegeben wird.
Es ist eine ganze Menge des Experimentierens bei
dieser Art von Aufnahme nötig, so dass Sie sicher stellen
sollten, dass Sie ein sehr kooperatives Modell haben und
sich bewußt sind, wie warm es für dieses nahe am Feuer
sein kann. Ein Kaminfeuer ist oft ein Blickfang für die
Menschen, so dass es nicht unnatürlich aussieht, wenn
jemanden hineinsieht. Wenn ein Kind von den Flammen
lange genug fasziniert werden kann, still zu sitzen, könnten
Sie ein paar tolle Kinderportraits einfangen. Oder
versuchen Sie stattdessen, ein Paar vor dem Kamin mit
einer Flasche Wein für ein romantisches Porträt zu
positionieren. Katzen und Hunde liegen oft am Kaminfeuer
und können perfekte Medien für diese Art von Aufnahmen
darstellen. Profi-Fotograf Paul Ward zeigt uns, wie er diese
schöne stimmungsvolle Aufnahme von Megan bei ihr zu
Hause mit einem Standardobjektiv erstellt hat: dem
Canon EOS 50 mm f/1,8.
Machen Sie dampfende
Außenporträts
Ein effektiver Weg, ein Gefühl vom Wärme in einem
Winter-Aussenportrait zu erzeugen, ist die Erfassung eines
in Winterkleidung eingehüllten Mediums, ein dampfendes
Getränk umklammernd. Es ist der aufsteigende Dampf
aus der Flüssigkeit, dass dieser Fotografie Atmosphäre
verleiht. Sie müssen einen Weg finden, dies zu verbessern,
während sie ebenso ihr Motiv gut ausleuchten. Während
Sie möglicherweise den Dampf deutlich sehen können,
kann die Kamera Probleme haben, ihn abzubilden. Um
dabei zu helfen, positionieren Sie Ihr Motiv so, dass der
Dampf vor einem dunklen Hintergrund mit der Sonne
dahinter steht, um den Dampf zu illuminieren – vor einem
hellen Hintergrund wird der Dampf nicht angezeigt
werden.
heller Hintergrund
dunkler Hintergrund
ISO 640
ISO 1250
Ich habe zuerst ein paar Testaufnahmen im Zeitautomatik-Modus mit der
1Kameraeinstellung auf f/1,8 durchgeführt, um die maximale Menge an Licht
einzulassen. Ich fand, dass ich die ISO von 640 auf 1250 erhöhen mußte, um eine
ausreichend schnelle Verschlusszeit zur Verringerung des Risikos von
Bewegungsunschärfe zu erhalten.
In Zeitautomatik reagiert die Kamera auf das wechselnde Licht auf Megans Gesicht. Es ist
2manchmal überbelichtet. Daher habe ich, sobald ich die beste Aufnahmeneinstellung hatte
(1/60 bis 1/100 Sekunde bei f/1,8, ISO 1250), den manuellen Modus gewählt, um jedes Mal die
gleichen Ergebnisse zu erhalten.
Als nächstes habe ich versucht herauszufinden, ob eine Neupositionierung von Megan auf
3der anderen Seite des Feuers das Licht auf ihrem Gesicht verbessert. Leider bedeutete der
natürliche Fall ihres Haares, dass es ihr Gesicht bedeckte und Schatten erzeugte. Wieder
zurückkehrend zu ihrer ursprünglichen Seite bat ich sie, ihr Haar zurückzubinden, um zu sehen,
ob dies die Aufnahmen verbessert.
Zur Steigerung des Lichtes experimentierte ich mit der Weißabgleich-Einstellung, um zu
4sehen, ob ich es etwas wärmer machen kann. Nachdem ich das Bild hatte, das mir gefiel,
habe ich versucht, das Bild in Photoshop (Layer > neue Einstellungsebene > Schwarz-Weiß) in
Schwarz-Weiß zu konvertieren, aber es zerstörte völlig die Atmosphäre.
Fertiges Bild
Das zurückgebundene Haar
ermöglichte dem Feuerschein,
Megans Gesicht mit minimalen
Schatten zu illuminieren. Sie
könnten ein ähnliches Ergebnis
mit einer Porträtaufnahme bei
Kerzenschein erzielen, wenn Sie
kein Kaminfeuer haben.
48 Einsatz von Blitzgeräten: Eine Einführung Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Lernen Sie alles über Blitzfotografie
Die Verwendung von Blitzlicht ist nicht so schwierig, wie Sie denken.
Man muss nur wissen, was, wann und wie man Blitzlicht einsetzt.
JEDER IST ENTTÄUSCHT, wenn nach einer Aufnahme mit Blitzlicht ein Foto zustande
kommt, das die Stimmung nicht korrekt wiedergibt. Dies passiert in der Regel, wenn Fotos
im Automodus aufgenommen werden und der Fotograf nicht darüber nachgedacht hat, was
er tut und wie er es tut. Das Geheimnis guter Blitzlichtaufnahmen liegt darin, alle
Belichtungsmodi der Kamera zu nutzen und zu überlegen, wie sich das Licht des Blitzes
– und auch das Licht anderer Quellen – auf das Foto auswirken.
Die Qualität eines mit Blitzlicht aufgenommenen Fotos hängt von den gewählten
Einstellungen ab. So können Sie zwischen Blendenpriorität und Programmbelichtungs-
Modus oder Automodus und Langzeitbelichtung wählen. Durch Veränderung der Modi
ändern Sie auch Einstellungen wie die der Verschlusszeit und damit wiederum das
Umgebungslicht, das der Sensor aufnimmt. Zudem wird das Blitzlicht durch
unterschiedliche Modi entweder zu Beginn oder am Ende der Belichtung ausgelöst. So
verändern Sie mit jeder Option, wie bewegte Objekte auf dem Foto wiedergegeben werden.
Diese Beschreibung klingt komplizierter als sie ist. Denn das Wunderbare an der digitalen
SLR-Fotografie ist, dass man so viel experimentieren und aus seinen Fehlern lernen kann.
Wir empfehlen Ihnen, verschiedene Möglichkeiten zu testen und unsere Tipps
auszuprobieren. Lassen Sie sich inspirieren, versuchen Sie diverse Einstellungen und nutzen
Sie die richtige Methode für Ihre Ideen. Und schon in kurzer Zeit werden Sie ständig mit
Blitzlicht arbeiten und überhaupt keine Angst mehr davor haben – egal, welches Motiv Sie
aufnehmen.
Gängige Blitzlichtmodi von DSLR-Kameras
Der Blitzlichtmodus definiert, wie DSLR-Kamera und Blitzlicht
zusammenarbeiten. Wir erläutern hier die gängigsten Blitzlichtmodi von digitalen
SLR-Kameras oder von am Blitzschuh montierbaren Blitzgeräten.
Auto Wird das Licht schwächer, aktiviert die DSLR-Kamera den integrierten Blitz.
Er wird die Blende mittels TTL-Blitzmessung messen, aber auch eine kurze
Belichtungszeit ansetzen, um das Verwacklungsrisiko zu vermindern. Praktisch,
aber nicht sehr kreativ.
Langzeitbelichtung Die längere Belichtungszeit nimmt das Umgebungslicht
korrekt auf. Dies eignet sich für Porträts, die nachts aufgenommen werden und die
Stimmung optimal wiedergeben sollen. Achten Sie darauf, dass die Kamera nicht
verwackelt.
Rear/2. Verschluss Funktioniert wie der Langzeitbelichtungs-Modus, jedoch
wird der Blitz wird am Ende der Belichtungszeit ausgelöst und nicht am Anfang.
Geeignet, wenn man bewegte, selbst leuchtende Objekte wie z. B. Autos mit
eingeschaltetem Licht effektvoll in Szene setzen möchte.
Verringerung roter Augen Der Rote-Augen-Effekt auf Blitzlichtporträts wird
durch Vorblitze vermieden oder reduziert, da die Pupillen der zu fotografierenden
Person vor der Aufnahme verengt werden.
Blitz aus Die Kamera wird daran gehindert, das integrierte Blitzlicht
automatisch auszulösen. Dies ist nützlicher als Sie denken, vor allem, wenn man
versucht, die Szene per Stativ bei schwachem Licht aufzunehmen.
Blitzbelichtungskorrektur Die DSLR-Kamera berechnet normalerwiese
automatisch, wie viel Blitzlicht nötig ist. Verwenden Sie diese Funktion, um die Menge
des austretenden Blitzlichtes manuell zu erhöhen oder verringern.
Ein wenig Fachchinesisch
BLITZBELICHTUNGSKORREKTUR Mit dieser Funktion erhöhen oder verringern Sie die
Blitzleistung durch Stopps und zwar genauso, wie Sie das Umgebungslicht anpassen
würden.
LEITZAHL Einheit zur Messung der Blitzleistung. Je höher die Zahl, desto höher die Leistung.
Im manuellen Blitzlichtmodus teilen Sie die Leitzahl durch die Entfernung zwischen Kamera
und Objekt in Metern und errechnen so die erforderliche Blende und Belichtungszeit.
AUFHELLBLITZ Mit dieser Funktion verwenden Sie den Blitz mit im Vergleich zur
Standardsynchronisierungszeit schnelleren Verschlusszeiten. Dies ist eine sehr nützliche
Funktion, wenn Sie im Freien bei Sonne und mit hohem Kontrast arbeiten.
MIT BLITZLICHT ZEICHNEN Während die Blende der Kamera über eine lange Zeit geöffnet
ist, wird aus unterschiedlichen Winkeln ein externer Blitz mehrfach auf das Motiv gerichtet.
VERSCHLUSSVORHANG SYNCHRONISIEREN Mit dieser Funktion synchronisiert das
Blitzgerät den Auslöser eher am Ende der Belichtungszeit als am Anfang. Sie wird auch
„zweiter Verschlussvorhang“ genannt und ist praktisch, wenn Sie Bewegungen mit
Langzeitbelichtungsblitz aufnehmen.
LANGZEITBELICHTUNG Der Blitz wird ausgelöst und gleichzeitig der Verschluss der Kamera
lange offen gehalten, sodass Blitz und Umgebungslicht erfasst werden.
TTL - BELICHTUNGSMESSUNG DURCH DIE LINSE Die Belichtungsmessung durch die Linse
(TTL) legt fest, wie Blitzgerät und Kamera zusammenarbeiten, um eine Szene richtig zu
belichten. Die Kamera errechnet die Leistung des Blitzgerätes, misst das einfallende Licht
und definiert die Blitzdauer.
KABELLOSES BLITZGERÄT Ein externes Blitzgerät ohne Kabel, das per Infrarotsender oder
durch ein anderes Blitzgerät ausgelöst wird.
Wie Sie die Blitzlichtmodi Ihrer DSLR-Kamera auswählen
Ihre Kamera bietet diverse Blitzlichtmodi für das eingebaute Blitzgerät. Bei einigen
Kameras können Sie sogar diese Funktionen an dem montierbaren Blitzgerät
auswählen.
CANON EOS 500D
(1) Drücken Sie MENÜ und gehen
zur ersten Registerkarte, um den
Rote-Augen-Effekt zu verringern. Sie
finden hier unter der Einstellung
Blitzlichtkontrolle eine Vielzahl von
Optionen, beispielsweise
Synchronisieren des ersten und
zweiten Verschlussvorhangs oder
Belichtungskompensation. Die
benutzerdefinierten Funktionen (die
siebte Registerkarte) bietet weitere
Optionen.
(2) Wählen Sie den Modus Blitzlicht
aus zum Deaktivieren des Blitzes.
NIKON D60
(1) Drücken und halten Sie die
Blitzlichttaste und drehen Sie den
Eingabeschalter, um den Modus des
Blitzlichtes zu verändern.
(2) Um die Belichtungskompensation n
einzustellen, drücken Sie auf die
Tasten Blitzlicht und
Belichtungskompensation und halten
diese gedrückt, während Sie den
Eingabeschalter drehen.
(3) Drücken Sie MENÜ und gehen
auf die dritte Registerkarte, um
benutzerdefinierte Funktionen und
weitere Blitzlichtoptionen
einzustellen.
(4) Wählen Sie den Modus Blitzlicht
aus zum Deaktivieren des Blitzes.
OLYMPUS E-420
(1) Drücken Sie die Blitzlichttaste,
um das Blitzlicht wider zu aktivieren
und drücken Sie noch einmal auf die
Taste, damit die Blitzlichtmodi auf
dem LCD-Monitor erscheinen.
(2) Drehen Sie den Daumenschalter
und wählen Sie einen
Blitzlichtmodus aus. Drücken Sie
OK, um die Option einzustellen.
(3) Drücken Sie MENÜ und gehen
Sie auf die vierte Registerkarte, um
benutzerdefinierte Funktionen
einzustellen, die weitere
Blitzlichtoptionen bietet.
PENTAX K200D
(1) Drücken Sie die Fn-Taste und dann
die Taste „Nach unten“ der
Vier-Wege-Steuerung, um den
Blitzlichtmodus auszuwählen.
Verwenden Sie dabei die Links- und
Rechtstasten der Vier-Wege-
Steuerung, um den Blitzlichtmodus
einzustellen oder den Daumenschalter,
um die Belichtungskompensation
auszuwählen.
(2) Drücken Sie MENÜ und gehen zu
den benutzerdefinierten Einstellungen
(vierte Registerkarte), um weitere
Blitzlichtoptionen einzustellen.
(3) Wählen Sie den Modus Blitzlicht
aus zum Deaktivieren des Blitzes.
SONY ALPHA 200
(1) Drücken Sie die Fn-Taste und
wählen die Blitzlichtmodusbox für
den Zugriff auf verschiedene
Optionen.
(2) Drücken Sie MENÜ und gehen
zur ersten Registerkarte, um weitere
Blitzlichtoptionen wie
Belichtungskompensation
einzustellen.
(3) Wählen Sie den Modus Blitzlicht
aus zum Deaktivieren des Blitzes.
3
3
2
3
1
2
1
3
1
1
4
1
1
2
2
2
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Einsatz von Blitzgeräten: Eine Einführung 49
BRETT HARKNESS
Die Anatomie des Blitzgerätes
6
1
4
2
5
7
3
Übernehmen Sie die Kontrolle
Erhellen Sie das Motiv durch
Blitzlicht und verwenden
gleichzeitig Farbfilter, um den
Hintergrund zu belichten.
1) BLITZKOPF lässt sich drehen und kippen, um das Licht von Wänden und Decke
zurückzuwerfen. Die meisten Blitzköpfe können zoomen, um das Licht an die Linse
anzupassen.
2) AF ASSIST projiziert einen Infrarotstrahl, um die Scharfstellung bei schwachem Licht
vornehmen zu können.
3) BLITZSCHUH verbindet Kamera und Blitzlicht. Wird verwendet, um den Blitz auszulösen
und die Daten für die Belichtungsmessung zu kommunizieren.
4) LCD-ANZEIGE zeigt den Status des Blitzgerätes. In diesem Fall sind Bemessungsmodus,
Entfernung, Zoomeinstellung und Blenden-Stopp sichtbar. Hier sehen wir, dass das Gerät im
TTL-Belichtungsmodus auf eine Blende von 10 mit 24-mm-Linse und eine Entfernung
zwischen 0,6 und 3,1 Metern eingestellt ist.
5) TASTEN UND KONTROLLRÄDCHEN dienen der Einstellung von fortgeschrittenen
Funktionen wie Blitzbelichtungskontrolle, Bemessungsmodus etc.
6) KLAPPBARER REFLEKTOR UND DIFFUSOR Der Reflektor kann mit dem Blitzgerät im
Bounce-Modus verwendet werden, um eine geringe Menge Licht auf das Objekt zu richten.
Der Diffusor wird verwendet, um das Licht über eine große Fläche zu verteilen, wenn die
Aufnahmen mit einem stark weitwinkligen Objektiv erfolgen.
7) STARTKNOPF UND WAHLSCHALTER schalten das Blitzgerät ein; hier wird dem Gerät
vorgeschrieben, wie es sich verhalten soll, wenn es außerhalb der Kamera im kabellosen
TTL-Modus eingesetzt wird.
Belichtungsmodi und Blitzlicht
Belichtungsmodi und Ihre Einstellungen beeinflussen das Blitzlicht unterschiedlicher DSLR-Kameras.
MARKE
PROGRAMMMODUS
BLENDENPRIORITÄT
VERSCHLUSSPRIORITÄT
BELICHTUNGSKORREKTUR
BLITZBELICHTUNGSKORREKTUR
CANON
Die Kamera stellt die Verschlusszeit
und Blende ein, erhöht aber
zugleich die Verschlusszeit, um das
Verwacklungsrisiko zu vermeiden.
Der Hintergrund kann dunkel sein.
Der Anwender wählt die Blende; die
Kamera berechnet die entsprechende
Blitzlichtbelichtung. Die Verschlusszeit
wird gewählt, um das Umgebungslicht
korrekt wiederzugeben. Achten Sie
darauf, die Kamera sehr ruhig zu
halten.
Der Anwender wählt die
Verschlusszeit, die Kamera sucht die
entsprechende Blende für das
Umgebungslicht aus und berechnet
dann die Blitzleistung entsprechend
der Blende.
Beeinflusst nur die
Umgebungslichtbelichtung.
Beeinflusst nur die
Blitzlichtbelichtung.
NIKON
Die Kamera stellt die Belichtungszeit ein,
erhöht aber gleichzeitig die Verschlusszeit,
um das Verwacklungsrisiko zu
vermeiden, es sei denn, der
Langzeitbelichtungs-Modus ist eingestellt.
Der Hintergrund kann dunkel sein.
Der Anwender wählt die Blende und
die Kamera die entsprechende
Blitzlichtbelichtung. Die
Verschlusszeit wird begrenzt, um ein
Verwackeln zu vermeiden, es sei
denn, der Langzeitbelichtungs-
Modus ist eingestellt.
Der Anwender wählt die
Verschlusszeit und die Kamera die
entsprechende Blende, um das
Umgebungslicht korrekt zu
belichten und berechnet dann die
Blitzlichtleistung entsprechend
dieser Blende.
Beeinflusst das Umgebungslicht
und die Blitzlichtbelichtung.
Beeinflusst nur die
Blitzlichtbelichtung.
PENTAX
Die Kamera stellt die Belichtungszeit ein,
erhöht aber gleichzeitig die Verschlusszeit,
um ein Verwackeln zu vermeiden, es sei
denn, der Langzeitbelichtungs-Modus ist
eingestellt. Der Hintergrund kann dunkel
sein.
Der Anwender wählt die Blende, die
Kamera die Verschlusszeit, um den
Hintergrund bis zur maximalen
Synchronzeit korrekt zu belichten.
Es besteht das Risiko, dass die
Kamera bei schwachem Licht
verwackelt.
Der Anwender wählt die
Verschlusszeit und die Kamera die
entsprechende Blende, um das
Umgebungslicht korrekt zu
belichten, anschließend berechnet
die Kamera die Blitzlichtleistung
entsprechend dieser Blende.
Beeinflusst das Umgebungslicht
und die Blitzlichtbelichtung.
Beeinflusst nur die
Blitzlichtbelichtung.
OLYMPUS
Die Kamera stellt die Belichtungszeit ein,
erhöht aber zugleich die Verschlusszeit,
um ein Verwackeln durch die Kamera zu
vermeiden, es sei denn, der
Langzeitbelichtungs-Modus ist eingestellt.
Der Hintergrund kann dunkel sein.
Der Anwender wählt die Blende, die
Kamera die entsprechende
Blitzlichtbelichtung. Die Verschlusszeit
ist begrenzt, um ein Verwackeln zu
verhindern, es sei denn, auch der
Langzeitbelichtungs-Modus ist
ausgewählt.
Der Anwender wählt die
Verschlusszeit, die Kamera die
entsprechende Blende, um das
Umgebungslicht korrekt zu belichten;
die Kamera berechnet anschließend
die Blitzlichtbelichtung entsprechend
dieser Blende.
Beeinflusst nur das
Umgebungslicht.
Beeinflusst nur die
Blitzlichtbelichtung.
SONY
Die Kamera stellt die Belichtungszeit ein,
erhöht aber gleichzeitig die Verschlusszeit,
um ein Verwackeln durch die Kamera zu
vermeiden, es sei denn, der
Langzeitbelichtungs-Modus ist eingestellt.
Der Hintergrund kann dunkel sein.
Der Anwender wählt die Blende und die
Kamera die entsprechende
Blitzlichtbelichtung. Die Verschlusszeit
ist begrenzt, um ein Verwackeln der
Kamera zu verhindern, es sei denn,
auch der Langzeitbelichtungs-Modus ist
ausgewählt.
Der Anwender wählt die
Verschlusszeit und die Kamera
sucht die entsprechende Blende,
um das Umgebungslicht korrekt zu
belichten; die Kamera berechnet
anschließend die Blitzlichtleistung
entsprechend dieser Blende.
Beeinflusst das Umgebungslicht
und die Blitzlichtbelichtung.
Beeinflusst nur die
Blitzlichtbelichtung.
50 Einsatz von Blitzgeräten: Swirl-Effekte erzielen Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Blitzaufnahmen leicht gemacht!
DANIEL LEZANO: Bei praktisch jeder Aufnahmetechnik sollen die
Anwender laut Anweisung die DSLR-Kamera so ruhig wie möglich
halten. Wir erklären Ihnen, welche Effekte Sie erzielen, wenn Sie
genau das Gegenteil tun und die Kamera während der Aufnahmen
bewegen. Das Prinzip dieses sogenannten Swirl- oder Verwischeffektes ist
simpel: Während Sie mit langer Belichtungszeit und Blitzlicht Fotos machen,
drehen Sie die Kamera vorsichtig. Das Blitzlicht erhellt das Hauptobjekt auf
dem Foto, und das Umgebungslicht wird aufgrund der Kamerabewegungen
verschwommen aufgenommen. Mit diesem Effekt wird nicht sehr häufig
gearbeitet und er ist auch nicht für alle Motive geeignet – aber er ist
Gut vorbereitet!
ZEITAUFWAND:
15 MINUTEN
BENÖTIGTES EQUIPMENT:
CANON EOS 450D &
17-40-MM-OBJEKTIV
WAS WIR NOCH VERWENDETEN :
SCHÖNE LICHTER
hervorragend, wenn Sie Blitzlicht einsetzen müssen, aber eine stärkere visuelle Wirkung und mehr Energie
erzielen möchten als normales Blitzlicht ermöglicht. Versuchen Sie die Technik, wenn Sie das nächste Mal
Familie oder Freunde zu Hause fotografieren. Die Methode ist ziemlich einfach!
Wie Sie die Kamera bewegen
Wenn Sie die Swirl-Technik
verwenden, sollten Sie einige Dinge
bedenken. Zunächst entstehen die
Lichtstreifen, die Sie mit der Technik
erzeugen, nicht durch die
Blitzbelichtung, sondern durch das
Umgebungslicht, das während der
Belichtung aufgenommen wird. Je
länger die Belichtungszeit, desto
mehr Streifen entstehen, und je heller
das Umgebungslicht, desto
ausgeprägter werden diese Streifen.
Wenn Sie helle Lichtquellen wie
Lampen, Glühbirnen oder
Sonnenlicht, das durch ein Fenster
fällt, einsetzen, entstehen sehr helle
Streifen. Ist das Licht farbig,
entstehen farbige Streifen. Wenn Sie
Fotos in Innenräumen aufnehmen
und der Weißabgleich auf Blitz oder AWB gestellt ist, wird das mit Blitz erhellte Objekt korrekt belichtet und farblich
abgeglichen. Zugleich werden Umgebungslichtquellen wie Tischlampen oder Deckenleuchten in Form warmer,
orangefarbener Streifen wiedergegeben. Sie können auch ein am Blitzschuh montiertes Blitzgerät verwenden, wenn
Sie den Effekt noch steigern möchten – aber auch integrierte Blitzgeräte sind optimal dafür geeignet, wie wir in fünf
Schritten nachstehend erläutern.
1Versuchen Sie diese Technik in Innenräumen oder
im Freien. Benötigt wird lediglich ein Hintergrund
mit einer hellen Lichtquelle, um den Swirl-Effekt zu
erzeugen. Auf diesem Foto habe ich eine Innenaufnahme
von einer Person gemacht, die vor einem
Weihnachtsbaum sitzt.
2Für den Swirl-Effekt
wählen Sie eine lange
Belichtungszeit, sodass
Sie, nachdem der Blitz
ausgelöst wurde, Zeit haben,
die Kamera zu drehen und die
Strudel zu erzeugen. Stellen
Sie die Kamera auf AV oder
TV ein und wählen für den
Blitz eine Langzeitbelichtung.
Experimentieren Sie mit der
Verschlusszeit, aber beginnen
Sie bei 0,5 Sekunden.
3Öffnen Sie den Blendenverschluss, sobald der Blitz
auslöst und drehen dann die Kamera langsam im
Kreis herum. Beim ersten Versuch waren die
Lichtstreifen zu kurz, da auch die Belichtungszeit zu
kurz war und ich die Kamera zu langsam gedreht hatte.
4Daher erhöhte ich die Verschlusszeit um zwei
Sekunden und versuchte es noch einmal. Diesmal
drehte ich die Kamera zu schnell und erzeugte zu
lange und unregelmäßige Lichtstreifen. Zudem verliefen
die Streifen über Gesicht und Oberkörper des Modells.
5Ich passte die Verschlusszeit also an, indem ich sie auf
eine Sekunde halbierte und versuchte es noch einmal.
Die kürzere Belichtungszeit erzeugte einen besseren
Swirl-Effekt, die Streifen waren nicht so lang und verliefen
nun nicht zu stark über das Motiv. Mit der richtigen
Belichtungszeit kann ich mich nun auf die Optimierung des
Fotomotivs selbst konzentrieren.
Fertiges Bild
Wenn ich meine Position bei den
Aufnahmen leicht verändere,
ergibt sich ein besseres Motiv.
Ich verwendete hier dieselbe
Belichtungszeit wie zuvor und
nahm mehr Frames auf, bis ich
mit der Position und der Länge
der Streifen zufrieden war.
52 Blitzlicht-Technik: künstliche Abendsonne
Tiefstehendes Sonnenlicht simulieren
Lernen Sie, wie man das externe Blitzlicht verwendet, um attraktives
Haarlicht zu kreieren.
Wenn Blitzlicht zur Belichtung eines Portraits benutzt wird, ist
das erste, was die meisten Fotografen tun, dieses auf das Gesicht
des Motivs zu richten. Durch Positionieren des Blitzlichts hinter dem
Kopf des Modells können Sie attraktives Haarlicht kreieren – was
dem Bild eine andere Dimension hinzufügt. Es ist eine tolle, kreative
Technik, auch in den Wintermonaten auszuprobieren, wenn Sie
keine Lust haben, nach draußen zu gehen, aber das Aussehen einer
tiefstehenden Abendsonne aus dem warmen Daheim simulieren
möchten. Um die besten Ergebnisse zu erzielen, sollte das Objekt
idealerweise lockiges oder gewelltes Haar haben und vor einem
dunklen Hintergrund platziert werden, um das Licht zu
akzentuieren. Sie müssen ebenso mit Ihrer Blitzlicht-Leistung
experimentieren, um einen Ausgleich zwischen übermächtigem
Umgebungslicht und der richtigen Lichtverbreitung durch das
Haar zu finden. Wenn Sie beispielsweise ein Ganzkörper-Porträt
fotografieren, würde ein Blitzstoß mit halber Leistung am besten
funktionieren, während eine Kopfaufnahme nur ein Viertel
erfordern mag. Es lohnt sich ebenso, mit der Entfernung zwischen
Ihrem Blitzlicht und dem Kopf Ihres Motivs zu spielen. Aber
stellen Sie sicher, dass der Blitz komplett abgeblendet ist, so dass
das Licht durch das Haar streut. Berücksichtigen Sie ebenso Ihre
Blende: minimale Schärfentiefe wird die Ausbreitung des Lichts
mildern, während eine schmale Blendenöffnung einen
sternähnlichen Effekt durch das Blitzlicht produzieren wird.
Hintergrundbeleuchtung eines Porträts mit Blitzlicht
Der professionelle Lifestyle-Fotograf Brett Harkness setzt seine externen Blitzlichter oft hinter seinen Motiven
ein, entweder um einen dramatischen Lichtstoß hinter einem Ganzkörper-Porträt zu kreieren oder um ein
subtiles, attraktives Haarlicht zu einer Kopfaufnahme hinzuzufügen. Er zeigt uns wie...
ohne Reflektor
Reflektoren
Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Sie können Ihr eingebautes Kamera-Blitzlicht
benutzen, um das Gesicht zu beleuchten,
oder Sie könnten stattdessen einen
Reflektor verwenden, um Teile des
Lichts vom Reflektor auf das Gesicht
zurückzuwerfen. Sie können den Ton
des Lichts ebenso durch die Wahl
Ihres Reflektors steuern. Möchten Sie
einen kühlen Ton, wählen Sie einen Silber-Reflektor oder
versuchen Sie für eine warme Umwandlung einen
Gold-Reflektor. Warum nicht alternativ Lastolites TriGrip
Sunfire oder Sunlite Reflektor ausprobieren, die wir in
dieser Schritt-für-Schritt-Anleitung verwendet haben,
weil sie über Silber- und Goldstreifen für eine
natürlichere Umwandlung verfügen. Wenn Sie nur einen
Silber- oder Gold-Reflektor haben, können Sie stets mit
dem Weißabgleich ihrer Bilder in der Kamera oder in
Adobe Camera RAW experimentieren, um wärmere oder
kühlere Töne zu erzeugen.
mit Reflektor
Oben: Als Start positionieren wir Emma in einem Hauseingang,
1so dass wir natürliches Licht zur Ausfüllung der Schatten in
ihrem Gesicht verwenden können. Während der Wintermonate
jedoch, wenn Lichtstärken niedrig sind, werden Sie womöglich
einen Reflektor oder ein zweites Blitzgerät zur Aufhellung ihres
Gesichts benötigen, dass Sie ungefähr einen bis 1,20 Meter von
ihrem Gesicht entfernt halten, um nicht die Hintergrundbeleuchtung
zu überstrahlen. Während Kamera und Blitz auf manuell eingestellt
sind, wähle ich f/5,6 und ISO 500 wegen des relativ schwachen
Lichts und platziere das externe Blitzgerät einen Schritt hinter
Emma.
Rechts: Ich mache eine Testaufnahme von Emma mit f/5,6 mit
2dem auf 1/8 Leistung eingestellten Blitzlicht hinter ihr und ohne
Reflektor. Wie Sie sehen können, ist die Blitzleistung nicht stark
genug, um eine Wirkung zu haben und ihr Gesicht ist unterbelichtet.
So stelle ich den Blitz auf 1/4 Leistung ein und bitte meine
Assistentin, einen Reflektor ein paar Schritte entfernt von Emmas
Gesicht zum Ausfüllen der Schatten zu halten.
Links: Weil ich die Treppe im Hintergrund der Bilder sehen
3 kann, lege ich eine Decke über die Stufen, um die weiße
Linie abzudecken und den Hintergrund zu verdunkeln.
Oben: Sie können ebenso versuchen, mit den
4 Weißabgleich-Einstellungen Ihrer Kamera zu spielen, um
zu sehen, welche Auswirkungen dies auf das Bild hat. Wenn
Sie mit Blitzlicht arbeiten, würden Sie normalerweise das
Blitzlicht oder den Weißabgleich selbst einstellen, aber warum
nicht Tageslicht oder Kunstlicht ausprobieren, um den Ton des
Bildes zu verändern? Alternativ könnten Sie in RAW
fotografieren und mit dem Weißabgleich während der
Nachbearbeitung spielen.
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Blitzlicht-Technik: künstliche Abendsonne 53
Fertiges Bild
Mit leichter Kontrastoptimierung in
Photoshop und ein wenig
Hautweichzeichnung enden wir mit
einem wunderschönen Portrait.
54 Blitzlicht-Technik: Porträts mit Stimmung aufnehmen
Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Wie man den Himmel für Outdoor-Porträts in Szene setzt
Eine Szene unterbelichten und Blitzlicht zur Ausleuchtung des Motivs zu benutzen, ist eine großartige Möglichkeit, die Wirkung
von Outdoor-Porträts zu verstärken.
Blitzlicht wird meistens dazu benutzt, Blitz- und
Umgebungslicht auszugleichen oder Schatten zu füllen.
Aber hin und wieder zahlt es sich aus, den Blitz zur
Verstärkgung des Umgebungslichts zu benutzen und
eine Szene vollständig zu verwandeln.
Eine großartige Technik, die man ausprobieren sollte und
die oft von Profis benutzt wird, ist, einen dramatischen
Himmel durch Unterbelichtung der Szene einzufangen,
was dazu führt, dass er viel dunkler erscheint, als er in
Wirklichkeit ist und dabei gleichzeitig mit dem Blitzlicht
das Motiv korrekt zu belichten. Es gibt zwei
Möglichkeiten, wie Sie das tun können: den
Belichtungsausgleichs auf einen negativen Werts stellen
oder im manuellen Modus arbeiten. Beides werden wir
detailliert erläutern.
Unabhängig davon, welche Möglichkeit Sie wählen: Für
die besten Ergebnisse sollten Sie auf die Benutzung des
eingebauten Blitzlichts oder die Montage eines Blitzlichts
auf dem Blitzlichtschuh verzichten und stattdessen ein
ferngesteuertes Blitzlicht verwenden. Durch simple
Umsetzung des Blitzlichts auf die Seite des Motivs
ändern Sie sofort die Funktion des Blitzes von einem
flachen Fülllicht in eines, das kontrasterhöhend wirkt. Für
diese Schritt-für-Schritt-Erläuterungen werden wir
erklären, wie diese Technik mit manuellen Einstellungen
durchgeführt wird, anstatt auf Ihr Kamera-TTL-System
angewiesen zu sein, weil sie eine bessere Kontrolle
ermöglicht und eine Chance zum Lernen und
Experimentieren bietet.
Unterschiedliche Kamera- und Blitzlichtsysteme
funktionieren auf unterschiedliche Weise, wenn Sie
deshalb die Belichtungsmethode mit TTL ausprobieren
möchten, wenden Sie sich an die Bedienungsanleitung
Ihrer Kamera.
Es ist wichtig, sich beim Arbeiten mit manuellem
Blitzlicht daran zu erinnern, dass die Verschlusszeit die
Menge des Umgebungslichts steuert, die den Sensor
erreicht, während die Blende den Blitzlicht-Output
steuert. Und für diese Technik ist Ihre Verschlusszeit
ausschlaggebend, weil Sie damit den Himmel, nicht das
Motiv belichten. Je kürzer die Verschlusszeit, desto
dunkler wird das Ambiente werden, und umgkehrt je
länger die Verschlusszeit, desto mehr fördern Sie den
Einfluss des Umgebungslichts.
Benutzung von
Funkauslösung
Sobald ein Blitz nicht mit der Kamera
verbunden ist und von einem
Funksignal ausgelöst wird, verliert
es in den meisten Fällen seine
TTL-Funktionen. Deshalbt ist es
wichtig, dass Ihr Blitzlicht über
manuelle Einstellungen verfügt.
Um TTL beizubehalten, könnten
Sie sich für ein spezielles Kabel
entscheiden, aber Sie werden durch die Länge
des Kabels eingeschränkt sein. Wenn Sie jedoch vertraut
sind mit der Benutzung von manuellem Blitzlicht, ist die
erschwinglichere Option ein Blitz-Zusatzgerät oder ein
fernbedienter Blitzauslöser, von denen es viele gibt,
variierend in Preis und Funktionen. PocketWizards sind
sehr gut sind und Marktführer , aber sie sind auch teuer.
Kamera-Hersteller offerieren ihre eigenen
Fernbedienungen. Wir empfehlen unabhängige
Versionen von Händlern wie Calumet, Kenro, Hahnel
und Seculine empfehlen, weil sie billiger sind und die
Arbeit gut genug erledigen. Der Hahnel Combi TF ist
beispielsweise mit rund 70 Euro ein Schnäppchen und
verfügt über eine Doppelfunktion als fernbedienter
Blitz- und Verschluss-Auslöser. Seculines
hocheffizientes Twin Link T2D, ein drahtloses
Blitzlicht-Funkauslösungskit, kann für rund 140 Euro
erworben werden. Unabhängig davon welche
Fernbedienung Sie kaufen, denken Sie daran, Sie
benötigen einen Sender, der auf dem Kamera-Blitzschuh
sitzt und einen Empfänger an jedem Ihrer externen
Blitzgeräte, damit es funktioniert.
Benutzung von
Belichtungsausgleich
Anstelle der Benutzung des manuellen Modus stellen Sie
Ihre Kamera auf Zeitautomatik-Modus, Ihr Blitzlicht auf
TTL und Messung für den Hintergrund. Wählen Sie die
gewünschte Blende und stellen Sie dann einen negativen
Belichtungsausgleichswert auf Ihrer Kamera ein,
reduziert um mindestens zwei Stopps zur
Unterbelichtung der Szene: Der Blitz wird sich um das
Modell kümmern. Wenn Sie mit einer Nikon
aufnehmen, müssen Sie möglicherweise Ihren
Blitz-Belichtungsausgleich ebenfalls um zwei Stopps
erhöhen, weil Blitz und Belichtungsausgleich verknüpft
sind. Spielen Sie ein wenig herum und experimentieren
Sie mit den Ergebnisssen.
Erzielen Sie einen dramatischen Himmel mit einem Outdoor-Porträt
Dies ist eine fortgeschrittene Technik, die Praxis erfordert. Profi-Fotograf Brett Harkness, der diese Technik regelmäßig benutzt,
erläutert, wie Sie das Beste aus manuellem Blitzlicht und düsterem Himmel machen. Bei dieser Aufnahme ist es bedeckt und es
gibt eine Menge Details im Himmel zu erfassen. Weil Brett seine Aufnahmen von vorne bis hinten scharf mag, verwendet er eine
kleine Blende um ca. f/13 und stellt seinen Blitz auf ein Viertel Leistungsstärke zur Kompensierung ein. Wenn Sie eine geringere
Schärfentiefe möchten, halten Sie den Blitz nah an Ihr Motiv, stellen den Blitz auf ein Achtel Leistungsstärke ein und öffnen die
Blende.
Oben: Ich bitte meinen Assistenten, das externe Blitzlichtgerät
1mehrere Schritte vom Modell Emma entfernt zu halten, weil
wir kein Streuungszubehör verwenden. Ich lasse ihn den Blitz
vertikal halten, um eine größere Ausbreitung von Licht über ihren
Körper zu bekommen. Ich füge Sonnenbrillen und goldfarbenen
Stoff hinzum wie bei Modeaufnahmen.
Rechts: Um einen düsteren Himmel einzufangen und die
2Details im Himmel zu bewahren, muss ich die Szene mit einer
kurzen Verschlusszeit dramatisch unterbelichten. Wie Sie aus
diesem Bild ersehen können, hat eine kurze Verschlusszeit die
Szene unterbelichtet. Aber ohne Blitzbenutzung bedeutet es, dass
das Modell auch sehr dunkel ist.
Links: Sobald ich mit der Benutzung von Blitzlicht beginne, ist
3meine Verschlusszeit sofort auf die Kamera-Synchron-
Geschwindigkeit beschränkt – in diesem Fall auf 1/250 Sek.. Mit
meiner Kamera in manuellem Modus stelle ich die Blende ein, die
der Szene die korrekte Belichtung für das Umgebungslicht gibt.
Ich stelle das externe Blitzgerät auf ein Viertel Leistungsstärke ein,
die Emma gut beleuchtet, aber der Szene fehlen Drama und
Düsternis.
Unten: Um den Effekt des Blitzlichts zu verbessern, hebt
4mein Assistent das Blitzgerät an und richtet es nach unten
auf Emma. Der Schlüssel zur Verdunkelung der Szene hinter ihr
ist jedoch, die Blende zu schließen (in diesem Fall um zwei
Stopps), so dass der Hintergrund unterbelichtet ist, was zu einem
weit düstereren Ergebnis führt.
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Blitzlicht-Technik: Porträts mit Stimmung aufnehmen 55
Fertiges Bild
Mit ein paar Veränderungen
bei den Kurven und Ebenen in
Photoshop hat Brett mit einem
einzigen externen Blitzgerät ein
dramatisches Porträt
produziert.
Versuchen Sie es selbst!
56 Blitzlicht-Technik: Farbfilter
Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Fügen Sie Farbe mit Hilfe von
Farbfiltern hinzu
Probieren Sie unsere günstige und einfache drahtlose Blitzlichttechnik aus.
Die Verwendung von nur einem Blitzlicht stellt viele vor
entmutigende Aussichten. Wie denken Sie also über die
Verwendung von zwei Blitzlichtern? Diese Technik zeigt
Ihnen, wie Sie ein Motiv mit nur einem Blitzlicht beleuchten
können, während ein zweites Blitzlicht verwendet wird, um
den Hintergrund zu beleuchten. Diese Technik ist hilfreich,
wenn Sie Details in der Szene hervorheben möchten oder
wenn Sie, wie hier gezeigt, Farbfilter verwenden, um die
Szene in einer völlig anderen Farbe zu beleuchten.
Während sich diese Technik unglaublich kompliziert
anhört, ist sie tatsächlich sehr einfach. Sie müssen das
integrierte Blitzlicht Ihrer Kamera verwenden (oder ein
Blitzlichtgerät, das auf einem Blitzschuh montiert ist), um
das Motiv zu beleuchten. Das ist sehr einfach, da die
Belichtung automatisch von der Kamera vorgenommen
wird, dank der Wunder des TTL-Blitzlichts. Ein zweites
Blitzlicht wird automatisch von Hauptblitz ausgelöst, um
den Hintergrund zu beleuchten, Sie müssen also wenig
mehr unternehmen, als sicherzustellen, dass der
ferngesteuerte Blitz richtig eingestellt ist. Wie die Tafel auf
der rechten Seite zeigt, ist das relativ einfach. Wenn Sie
denken, dass sich das ganze teuer anhört, wird Ihnen
unsere Tafel mit drahtlosen Blitzlichtern auf Seite 50
schnell diesen Aberglauben nehmen! Bei Farbfiltern
handelt es sich grundlegend um kleine Scheiben aus
farbigem Plastik, die über dem Blitzkopf platziert werden,
um das Licht zu färben. Der Farbfilter wird per
Klettverschluss oder mit einem elastischen Band befestigt.
Es stehen zahlreiche Kits mit einer Auswahl an Farben zur
Verfügung, und Farbfilter sind ein kostengünstiger Weg, um
Ihren Bildern kreative Blitzlichteffekte zu verleihen.
Übrigens sind auch größere Farbfilter-Kits verfügbar, die mit
Studioblitzlichtern verwendet werden können, und die von
uns hier verwendete Technik, lässt sich tatsächlich leicht
auf Studioblitzlichter oder Blitzlichtgeräte übertragen.
Die Verwendung von Farbfiltern für das Beleuchten des
Hintergrunds eignet sich sowohl für die Fotografie im
Inneren, als auch im Freien. Es funktioniert mit glatten und
texturierten Oberflächen, auch wenn die letzteren für mehr
visuelles Interesse sorgen. Sie können auch mehr als ein
Blitzlicht für den Hintergrund verwenden, mischen Sie also
ruhig die Farbfilter. Der Schlüssel liegt darin, dass man viel
experimentiert, da auf diese Weise kreative Fotos
entstehen.
Einstellung des
ferngesteuerten Blitzlichts
WEGE UM EINEN FERNGESTEUERTEN BLITZ
AUSZULÖSEN: Abhängig von der Art des
Blitzlichtgeräts und dem verwendeten Zubehör, gibt es
eine Reihe an Möglichkeiten um Ihren ferngesteuerten
Blitz mit „Filter“ auszulösen. Wenn Sie ein Blitzlichtgerät
mit Slave-Funktion haben, können Sie die Master/
Slave-Funktion verwenden, um den Blitz zusammen
mit dem Auslöser zu aktivieren. Schauen Sie dazu in
das Handbuch Ihrer Kamera/Ihres Blitzlichtgeräts, da
sich dies je nach Marke und Modell unterschiedlich
gestaltet. Alternativ können Sie eine Slave-Zelle an
der Unterseite jedes Blitzlichts montieren, die dann
über das integrierte Blitzlicht Ihrer Kamera oder über
das Blitzschuh-montierte Blitzlichtgerät aktiviert wird
(abhängig davon, was Sie verwenden).
1Hier ist unser Motiv, dass wir nur mit einem
Blitzschuh-montierten Blitzlicht fotografiert haben.
Sie ist gut belichtet und der Hintergrund ist düster
und dunkel.
2Wir haben hinter ihr einen ferngesteuerten Blitz
aufgestellt, der das Licht gegen die Wand im
Hintergrund wirft, aber der Effekt ist nicht unbedingt
schön.
EINSTELLEN DER BELICHTUNG AM
FERNGESTEUERTEN BLITZ: Wenn Sie ein Master/
Slave-Blitzlichtsystem verwenden, um das sekundäre
Blitzlicht auszulösen, können Sie die Ausgabeleistung
entweder basierend auf einer TTL-Belichtung oder
dem manuellen Leistungsmodus einstellen. Während
TTL üblicherweise die beste Wahl ist, empfehlen wir,
den Blitz im manuellen Modus einzustellen, um mit
einer spezifischen Leistungseinstellung arbeiten zu
können. Wenn sich der Blitz im manuellen Modus
befindet, können Sie den ferngesteuerten Blitz in
festeingestellten Modi wie „Volle Leistung“ (1/1),
„Halbe Leistung“ (1/2), „Viertel Leistung“ (1/4) und
so weiter aktivieren. Machen Sie ein paar Testfotos
und stellen die Leistung entsprechend der Szene
ein. Passen Sie die Leistung an, wenn Sie einen
stärkeren oder schwächeren Effekt wünschen oder
wenn Sie Farbfilter tauschen, da manche mehr Licht
absorbieren, als andere.
3Wir montierten einen roten Filter von Lumiquest und
die Farbe sorgte für Interesse, aber die
TTL-Einstellung des ferngesteuerten Blitzlichts ist
nicht so stark, wie wir es gerne hätten.
4Das Einstellen des ferngesteuerten Blitzlichts auf
„manuell“ bietet ein wesentlich stärkere
Ausgabeleistung, während die Einstellung „Volle
Leistung 1/1“ viel zu stark ist.
Wir probieren unterschiedliche manuelle
Leistungseinstellungen aus, um zu sehen welche die
5besten Resultate bietet und finden heraus, dass in
diesem Szenario die Einstellung „Halbe Leistung“ am
besten funktioniert.
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Blitzlicht-Technik: Farbfilter 57
Fertiges Bild
Der rote Filter ist zwar attraktiv,
wirkt aber zu stark. Daher
probieren wir verschiedene
Farben aus und stellen fest,
dass grün am besten
funktioniert.
58 Blitztechnik: Langzeitsynchronisation
Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Langzeitsynchronisation beim Blitzen
Ausschalten der Standard-Blitzeinstellung und Benutzen der
Langzeitsynchronisation kann Ihre Blitzaufnahmen erheblich verbessern.
Ihre digitale Spiegelreflexkamera (DSLR) ist dafür
ausgelegt, in einer Vielzahl von Aufnahmesituationen
gute Ergebnisse zu liefern, und obwohl die
„Erfolgsquote“ dabei sehr hoch ist, sind die Ergebnisse
oft doch nicht so, wie Sie sich das vorgestellt hatten. Ein
perfektes Beispiel dafür ist ein Nachtportrait im Freien,
wenn Sie jemanden vor einem interessanten Gebäude
fotografieren wollen. Wenn Sie die Vollautomatik oder
eine Programmautomatik verwenden, stellt die Kamera
eine Verschlusszeit ein, kurz genug, dass Verwackeln
vermieden wird. Der Blitz wird ausgelöst, damit das
Motiv gut belichtet wird. Doch sehr oft werden Ihre
Erwartungen dann enttäuscht: Ihr Modell sieht
annehmbar aus, aber die Szenerie dahinter ist extrem
dunkel, nur hellere Objekte wie Straßenlaternen sind zu
sehen. Es ist ein übliches Problem, besonders bei
Urlaubsfotos, beispielsweise dem nächtlichen Portrait
des Partners mit dem Eiffelturm als Hintergrund, der
aber kaum erkennbar ist.
Es liegt einfach daran, dass der Blitz für die gewählte
Verschlusszeit nicht stark genug ist, um angesichts des
geringen Umgebungslichts die Belichtung daran
anzupassen. Die Lösung besteht darin, den Blitz mit
Langzeitsynchronisation zu verwenden, die den Blitz
normal auslöst, aber durch die längere Belichtung auch
die Details der Szenerie aufnimmt. Wie die
Langzeitsynchronisation eingestellt wird, hängt von
Hersteller und Kameramodell ab, Sie müssen also das
Handbuch Ihrer Kamera zu Rate ziehen. Generell kann
man sagen, dass man bei einer Nikon-, Pentax-,
Olympus- oder Sony-DSLR den Blitz auf
Langzeitsynchronisation einstellen kann. Wir empfehlen
Ihnen, die Programm-, Zeit- oder Blendenautomatik zu
benutzen. Canon-DSLRs haben keinen Modus zur
Langzeitsynchronisation, deswegen stellen Sie bei ihnen
die Blenden- oder Zeitautomatik ein, und der Blitz wird
entsprechend der vorgegebenen Werte gesteuert.
Wenn Sie ein sich bewegendes Objekt aufnehmen,
können Sie auch die Synchronisation mit dem zweiten
Verschlussvorhang einstellen. Dabei löst der Blitz erst am
Ende anstatt am Beginn der Belichtungszeit aus. Das
führt dazu, dass die Bewegungen im Umgebungslicht
vor dem Auslösen des Blitzes aufgenommen werden,
also bevor das sich bewegende Objekt „einfriert“. Das
Ergebnis sieht durch die hinter den Objekten
erscheinenden Streifen natürlicher aus, als es der Fall
wäre, würden die Streifen vor ihnen erscheinen.
Ein Rat zur Vorsicht: Sie arbeiten hier mit längeren
Belichtungszeiten, und deswegen brauchen Sie
unbedingt ein Stativ, um nicht alles zu verwackeln.
Auslösen, Drehen, dann Blitzen!
Generell ist es bei der Langzeitsynchronisation am
besten, die Kamera ruhig zu halten, damit die Aufnahme
nicht verwackelt. Aber wie alle Regeln der Fotografie ist
auch diese dazu da, gebrochen zu werden. Wenn Sie die
Kamera während der Belichtung drehen, können Sie ein
paar spektakuläre Effekte produzieren. Die Grundidee ist
folgende: Sie stellen eine lange Verschlusszeit ein und
drehen die Kamera während der Belichtung mit dem
oder gegen den Uhrzeigersinn. Das sorgt dafür, dass das
Umgebungslicht verwischt, während das eigentliche
Motiv durch den Blitz eingefroren wird. Unterschiedliche
Belichtungszeiten ergeben unterschiedliche Längen der
Leuchtspuren des Umgebungslichts; Hier sind also
Experimente gefragt. Wir empfehlen, mit einer
Verschlusszeit zwischen ¼ und 1 Sekunde zu beginnen.
Überprüfen Sie Ihre Bilder anhand des LCD-Monitors
und justieren Sie entsprechend.
1Diese Szene ist mit Programmautomatik bei reinem Umgebungslicht aufgenommen.
Die Belichtung ist gut, aber das Motiv ist wegen der langen Belichtung etwas
unscharf und die Farben stimmen nicht, weil die einzige Beleuchtung die
Straßenlaterne (Kunstlicht) ist. Die Verschlusszeit hier ist 1/30 Sekunde bei Blende 4 und
ISO 320.
2Hier arbeitet die Kamera immer noch mit Programmautomatik, aber der eingebaute
Blitz ist aufgeklappt, was automatisch die Verschlusszeit verkürzt, um Verwackeln zu
verhindern. Das Motiv ist jetzt wesentlich besser belichtet, aber der Hintergrund ist
sehr viel dunkler. Belichtung: 1/30 Sekunde bei Blende 4 und ISO 320.
3Die Zeitautomatik ist eingestellt, damit die Langzeitsynchronisation des Blitzes zum
Tragen kommt. Die Aufnahme wurde mit einer sehr langen Verschlusszeit von 1
Sekunde gemacht, um zu verdeutlichen, wie die Bewegung der zu fotografierenden
Person während der Belichtungszeit das Bild ruinieren kann. Belichtung: 1 Sekunde bei
Blende 7,1 und ISO 320.
4Immer noch mit Zeitautomatik wurde hier eine Verschlusszeit von 1/30 Sekunde
gewählt, die kurz genug ist, die Bewegungen des Motivs zu eliminieren, aber lang
genug für das Umgebungslicht, die Szene gut auszuleuchten. Belichtung: 1/30
Sekunde bei Blende 4 und ISO 320.
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Blitztechnik: Langzeitsynchronisation 59
Der Langzeitsynchronisation ist eine
relative einfache Methode, wenn Sie bei
Porträts im Freien mehr Details des
Motivs einfangen wollen.
Benutzen Sie die
ISO-Einstellung!
Vergessen Sie bei der Wahl der
Belichtung nicht, dass Sie auch die
ISO-Einstellung genauso ändern
können wie Verschlusszeit und Blende.
ISTOCK PHOTO
60 Blitzlicht-Technik: Mischen Sie Blitzlicht mit Tageslicht
Wirbeln Sie Ihre Kinder durch die Luft!
LUKE MARSH:
Ah, Sommer! Als ob es nicht
schon schwer genug wäre, Ihre
Kinder zum Fotografieren für fünf
Minuten stillsitzen zu lassen. Jetzt treibt sie
auch noch die Sonne zur Raserei an der
frischen Luft. Wenn Sie nicht gerade mit
wahnwitziger Geschwindigkeit fotografieren
und dabei in ständiger Bewegung bleiben,
können Sie Ihre wunderschönen
sommerlichen Familienfotos ebenso getrost
vergessen und sich wieder dem Fotografieren
Bereiten Sie sich vor
ERFORDERLICHE ZEIT:
30 MINUTEN
BENÖTIGTE AUSSTATTUNG:
NIKON D80 MIT
18-70MM OBJEKTIV
AUCH VERWENDET:
ZWEI KAMERA-
TRAGEGURTE
von Stillleben widmen, richtig? Naja, nicht unbedingt. Ich hatte mir überlegt:
„Was, wenn ich das Shooting mit einem spaßigen Spiel verbinden könnte? Mein
kleiner Junge bettelt ja immer darum, mit mir zu spielen. Das sollte ihn für
einen längeren Zeitraum als die üblichen 30 Sekunden bei der Stange halten.“
Und genau das habe ich getan. Jeder Elternteil, der schon mal sein Kind durch
die Luft gewirbelt hat, weiß, dass man sich die nächsten 30 Minuten auf „Nur
noch ein Mal!“ gefasst machen muss. Das ist eine Menge Zeit für eine
großartige Aufnahme. Probieren Sie es nur nicht direkt nach dem Mittagessen
aus, es sei denn, Sie haben einen Eimer griffbereit!
Erstellen eines Auffanggurts
Mein selbstgebastelter Auffanggurt besteht
aus zwei Kamera-Tragegurten. Beim ersten
handelt es sich um den Halstragegurt, der
bereits an meiner DSLR befestigt ist. Der
zweite ist ein Ersatzgurt, den ich über den
Rücken lege, um das seitliche Schwingen der
Kamera zu verhindern. Der wichtigste Aspekt
dieses provisorischen Auffanggurtes ist die
Einstellung der richtigen Kamerahöhe über
dem Halstragegurt, so dass sich das Motiv
korrekt im Bild befindet. Ich fand heraus,
dass das Positionieren der Kamera in der
Bauchgegend die besten Resultate lieferte.
Ich befestigte den zweiten Gurt an der Stelle,
wo der erste die Kamera berührt, und zog ihn
so fest, um alle größeren Bewegungen zu
verhindern. Aber nicht so straff, dass es
unbequem wird oder mir das Bedienen der
Kontrollelemente verweigert. Sie können
auch einen fertigen Auffanggurt von Marken
wie OP/Tech kaufen (www.fotologisch.com).
Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Set-up
Denken Sie bei der Ortauswahl daran, dass der Hintergrund verschwimmt. Sie
1 müssen sich also nicht zu viele Gedanken über Unordnung machen. Ein
unruhiger Hintergrund hilft oft dabei, das Gefühl von Bewegung zu vermitteln. Ein
Garten oder örtlicher Park sind ideal, solange es genug Platz zum sich Drehen gibt,
ohne Verletzungsrisiken für sich selbst und Ihr Kind oder umstehende Personen
einzugehen.
Für diese Aufnahme werde ich den Selbstauslöser der Kamera verwenden. Alle
2DSLRs verfügen über einen Selbstauslöser und bei den meisten lässt sich die
Zeit im Menü einstellen. Ich stelle den Selbstauslöser hier auf fünf Sekunden,
nachdem der Auslöser betätigt wurde. Das gibt mir ausreichend Zeit, um mich
ordentlich zu drehen, nachdem ich den Auslöser gedrückt habe.
Ich stelle meine DSLR in den Blendenprioritätsmodus (A) und wähle aus zwei
3Gründen f/10: Da sich das Motiv ständig in Relation zur Kamera bewegen wird,
sollte ich auf diese Weise ausreichend Schärfentiefe erhalten, um ein scharfes
Ergebnis zu erzielen. Zudem sorgt diese Blendenöffnung für eine etwas längere
Belichtung. Das ist ideal für das Einfangen der Bewegungen im Hintergrund.
Ich stelle die längste Brennweite des Objektivs ein, so dass ich sowohl Motiv
4und Hintergrund einfangen kann. Als sich das Motiv um eine Armlänge vor mir
befindet, drücke ich den Auslöser halb herunter, um zu fokussieren, dann wechsle
ich zum manuellen Fokus (M), so dass die Kamera nicht probiert, den Fokus
nachzujagen. Jetzt drücke ich den Auslöser komplett herunter, was den
Selbstauslöser aktiviert und mein Startsignal liefert.
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Blitzlicht-Technik: Mischen Sie Blitzlicht mit Tageslicht 61
Passen Sie mit Schwindelgefühlen auf!
Die Drehtechnik wird für Schwindelgefühle bei Ihnen und dem
Modell sorgen. Es ist daher eine gute Idee, 30 Sekunden Pausen
zwischen den Fotos zu machen. Halten Sie zur Sicherheit ein
aufmerksames Auge auf junge Kinder, während Sie Ihre Bilder
überprüfen. Die Drehbewegung wird einen beachtlichen Effekt
auf Gleichgewicht und Bewusstsein haben. Denken Sie daran,
diese Technik soll Spaß machen!
Fertiges Bild
Um für etwas mehr Bewegung im
Hintergrund zu sorgen, senke ich den
ISO-Wert von 200 auf 100 und
verlängere die Belichtungszeit etwas,
während ich die Schärfentiefe
beibehalte. Da haben Sie das Ergebnis:
Ich habe eine neue Fototechnik
ausprobiert, die Spaß macht, und ich
hatte Spaß mit meinem Sohn. Der
perfekte Sommernachmittag!
Die ersten Ergebnisse sehen vielversprechend aus, während immer Glück mit
5im Spiel ist. Meine Positionierung mit jeder Drehung besser. Ich bemerke, dass
mein sich bewegendes Motiv während der langen Belichtung verschwimmt. Daher
verwende ich den eingebauten Blitz meiner Kamera, um die Bewegung
einzufrieren.
Ich stelle den Blitzmodus auf „Rear” (zweiter Verschlussvorhang), wodurch der
6Blitz am Ende der Belichtung aktiviert wird. Das ist ideal, da die langsame
Verschlusszeit Bewegung in der Szene einfängt, während der Blitz dabei hilft, das
Geschehen für den Bruchteil einer Sekunde einzufrieren. Das sorgt für eine deutliche
Verbesserung, und ich fotografiere weiter, bis ich auf eine Komposition stoße, die mir
gefällt, oder bis sich das Modell langweilt (oder bis ihm schlecht wird!).
62 Studioblitzlicht: Grundlagen Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Studioblitzsysteme
Einsteiger mögen sich einschüchtern lassen von Studioblitzsystemen,
doch sie sind einfacher zu benutzen als Sie vielleicht denken.
Obgleich es verschiedene Studioblitz-Ausrüstungen von unter 200 bis einigen
tausend Euro gibt, haben die meisten Modelle sehr ähnliche Eigenschaften und
Arbeitsprinzipien.
Ein Studioblitzkopf ist konzipiert, um einen Blitzstoß mit einer vorgegebenen
Einstellung abzufeuern. Alle Extrafunktionen gewähren dem Fotografen bessere
Steuerung des Blitzlichtes. Zu lernen, wie ein Studioblitzsystem arbeitet und wie
man es kontrolliert, kann Jahre an Erfahrung beanspruchen. Der große
Unterschied zwischen Studio und Umgebungslicht ist die Möglichkeit der
Steuerung, die Sie haben. Das künstliche Blitzlicht im Studio können Sie einfach
viel mehr und einfacher dosieren als das Tageslicht und die Zimmerbeleuchtung,
die oft gar nicht regulierbar ist. In diesem Kapitel behandeln wird die
grundlegenden Funktionen eines Studioblitzsystems und besprechen den Einsatz
von Zubehör wie Softboxen.
Vorbereiten Ihrer DSLR zum Einsatz mit
einem Studioblitzsystem
Nun, da Sie für Ihre erste Aufnahme mit Studioblitz bereit sind, kommt das Wichtigste: Sie stellen
Ihre Kamera auf manuelle Betriebsart und stellen die korrekte Blitz-Synchronisationszeit ein.
CANON EOS DSLRS
(1) Stellen Sie den Haupt-Drehschalter
für die Betriebsartenwahl auf „M“ für
manuellen Betrieb.
(2) Stellen Sie mit dem Eingabe-
Drehschalter hinter dem Auslöseknopf
die Synchronisationszeit für den Blitz ein
(1/200 Sekunde bei den meisten Canon
DSLRs).
(3) Nehmen Sie nun eine
Belichtungsmessung vor, danach halten
Sie den +/- Knopf gedrückt und drehen
den Eingabedrehschalter, um die
benötigte Blende einzustellen.
2
1
3
Anatomie eines Studioblitzkopfs
Die folgende Illustration basiert auf der Rückseite eines Interfit Blitzkopfs, aber fast alle
Blitzköpfe sind ähnlich aufgebaut und verfügen über einfach zu benutzende und gut
beschriftete Bedienungselemente.
NIKON DSLRS
(1) Stellen Sie den Haupt-Drehschalter
auf „M“ für manuellen Betrieb.
(2) Stellen Sie mit dem Drehschalter
hinter dem Auslöseknopf (oder an der
rechts an der Rückseite der Kamera) die
Synchronisationszeit für den Blitz ein
(1/200 Sekunde bei den meisten
Modellen) .
(3) Nachdem Sie die
Belichtungsmessung vorgenommen
haben, drehen den Eingabedrehschalter
oben auf dem Handgriff, um die
benötigte Blende einzustellen.
1
2
3
1
2
3 4
OLYMPUS E-SERIES
(1) Stellen Sie den Haupt-Drehschalter
auf „M“ für manuellen Betrieb.
(2) Stellen Sie mit dem Eingabe-
Drehschalter hinter dem Auslöseknopf
die Synchronisationszeit auf 1/200
Sekunde ein.
(3) Nachdem Sie die
Belichtungsmessung vorgenommen
haben, halten Sie den +/- Knopf
gedrückt und drehen den
Eingabedrehschalter, um die benötigte
Blende einzustellen.
1
3
2
RÜCKSEITE
Normalerweise befinden sich die
Bedienungselemente an der Rückseite, bei
manchen Modellen auch an der Seite.
1) SYNCHRONANSCHLUSS Die meisten
Studioblitzsysteme werden mit einem
Synchronkabel geliefert, das die Kamera mit
dem Blitzkopf verbindet und den Blitz
synchron mit dem Kameraverschluss auslöst.
2) SLAVE-CELL Eine Slave Cell ist ein Sensor
in einem Sklavenblitz (entfesselter Blitz), der
ausgelöste Blitze registriert. Wenn Ihre
Kamera an ein Studioblitzsystem mit
mehreren Blitzköpfen angeschlossen ist, lösen
an den anderen Blitzköpfen angebrachte Slave
Cells diese Blitzköpfe synchron mit dem
Hauptblitzkopf aus, der per Kabel mit der
Kamera verbunden ist.
3) BLITZSTÄRKENEINSTELLUNG Eine der
wichtigsten Funktionen der Studioblitzköpfe
besteht darin, die Blitzstärke regulieren zu
können. Einfache Blitzköpfe haben feste
Einstellmöglichkeiten von beispielsweise ¼, ½
etc der normalen Stärke, die anspruchsvolleren
Au.srüstungen haben stufenlose
Einstellmöglichkeiten.
4) STATUSANZEIGEN/PIEPTÖNE Die
meisten Blitzköpfe haben kleine Lampen oder
piepen, wenn die elektrische Ladung groß
genug ist zum Auslösen.
6
5
VORDERSEITE
Entfernt man das Lampengehäuse, kommen
zwei Birnen zum Vorschein, die jeweils einen
anderen Zweck haben.
5) EINSTELLLICHT Diese Wolframlampe
bleibt immer an, sie dient der Bildkomposition,
dem Scharfeinstellen auf das Motiv und dem
Einschätzen des Blitzeffekts.
6) BLITZLICHT Dieses liefert den eigentlichen
starken Blitz für das Foto. Die meisten
Hersteller verwenden spezielle Birnen, die nur
in bestimmte Köpfe oder Studioblitzsysteme
passen. Diese Birnen sind sehr empfindlich
und müssen vorsichtig behandelt werden.
PENTAX K-SERIES
(1) Stellen Sie den Haupt-Drehschalter
auf „M“ für manuellen Betrieb.
(2) Stellen Sie mit dem Eingabe-
Drehschalter hinter dem Auslöseknopf
die Synchronisationszeit für den Blitz ein
(1/180 Sekunde bei den meisten Pentax
DSLRs).
(3) Nachdem Sie die
Belichtungsmessung vorgenommen
haben, halten Sie den +/- Knopf
gedrückt und drehen den
Eingabedrehschalter, um die benötigte
Blende einzustellen.
SONY ALPHA SERIES
(1) Stellen Sie den Haupt-Drehschalter
auf Tv zum Einstellen der Zeitautomatik.
(2) Stellen Sie mit dem Eingabe-
Drehschalter vor dem Auslöseknopf die
Synchronisationszeit für den Blitz ein
(1/160 Sekunde für die meisten Sony
DSLRs).
(3) Nachdem Sie die
Belichtungsmessung vorgenommen
haben, halten Sie den +/- Knopf
gedrückt und drehen den
Eingabedrehschalter, um die benötigte
Blende einzustellen.
1
1
2
3
3
2
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Studioblitzlicht: Grundlagen 63
Zu heiß zum Anfassen!
Blitzköpfe heizen sehr schnell auf, verbrennen
Sie sich also nicht beim Wechseln von Zubehör.
Die Metallhalterung und das Lampengehäuse
können sehr heiß werden, besonders, wenn das
Einstelllicht eingeschaltet ist.
Studioblitzsysteme
– Fragen & Antworten
Wie viel sollte ich für ein Studioblitzsystem
ausgeben?
Wir empfehlen, mit einem
Zwei-Kopf-System zu beginnen, sowie mit
einer Softbox und einem Reflektorschirm als
Zubehör. Nach ausgiebigen Tests fanden wir
das Interfit EX150 MkII für 290 Euro und
das Elinchrom D-Lite 4 IT für 650 Euro als
preiswerte Einsteigersysteme am besten
geeignet.
Welche Vorteile haben die teuren
Ausrüstungen?
Eine allgemein bessere Verarbeitung und
Zuverlässigkeit sind natürlich
wünschenswert, doch die Hauptmerkmale
sind Leistung und Einstellmöglichkeiten. Je
höher die Leistung, desto weiter können die
Lampen vom Motiv entfernt stehen und der
relative Lichtverlust durch Zubehör wie
Softboxen wird reduziert. Bei teuren
Blitzköpfen können Sie den Blitz besser
steuern, und die Ladezeiten zur
Regeneration sind kürzer.
Sind die Erweiterungen unterschiedlicher
Systeme kompatibel?
Meistens hat jeder Hersteller eigene
Systeme, sodass diese nicht miteinander
kompatibel sind. Chimera jedoch stellt
Speed-Ringe für seine Softboxen her, die auf
fast alle anderen Systeme passen.
www.chimeralighting.com
Wie muss ich meine DSLR vorbereiten, um
sie mit Studioblitzsystemen einsetzen zu
können?
Sie müssen die Kamera auf manuelle
Betriebsart schalten, weil das
Belichtungsmeßsystem nur für
Umgebungslicht ausgelegt ist. Stellen Sie
den Verschluss auf die
Blitzsynchronisationszeit ein und die Blende
auf den Wert, den der Belichtungsmesser
vorgibt.
Wie mache ich eine Belichtungsmessung
mit einem Studioblitzsystem?
Verwenden Sie ein sogenanntes Flashmeter.
Das ist ein spezieller Blitz- und
Dauerlicht-Belichtungsmesser, der per
Kabel oder Fotozelle mit einem Blitzkopf
synchronisiert ist. Wenn Sie die Lampen
eingestellt haben, halten Sie den
Belichtungsmesser vor das Gesicht der zu
fotografierenden Person, machen eine
Blitz-Messung und stellen den danach
angezeigten Blendenwert an Ihrer Kamera
ein. Achten Sie darauf, dass sowohl der
Belichtungsmesser als auch die Kamera auf
denselben ISO-Wert
eingestellt sind.
Für den Anfang
Ein paar Studiolampen
und ein wenig Übung
sind alles, was Sie für
professionelle Porträts
brauchen.
Wie schließe ich meine e
DSLR an ein
Studioblitzsystem an?
Der Stecker am Ende
des Studioblitz-
Synchronisationskabels wird in die
PC-Buchse Ihrer DSLR gesteckt. Falls Ihre
Kamera keinen PC-Anschluss hat, kaufen
Sie sich für ca. 12 Euro einen PC-Adapter,
der auf den Blitzschuh der Kamera passt
und verbinden das Kabel damit. Eine etwas
teurere Möglichkeit ist ein drahtloser
Auslöser, der auf den Blitzschuh gesteckt
wird und einen im Blitzkopf eingebauten
Empfänger anspricht.
64 Studioblitzlicht: Blitz-Zubehör Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Blitz-Zubehör
Ihr Studioblitzsystem ist nur so gut wie das Beleuchtungszubehör,
das Sie mit Ihren Blitzgeräten verwenden.
Blitzgeräte sind darauf ausgelegt, einen blitzartigen „Lichtschuss“ zu erzeugen, doch
es ist das von Ihnen mit den Geräten verwendete Zubehör, das den Lichteffekt
bestimmt, der auf dem Foto später zu sehen sein wird. Wenn Sie je mit dem Gedanken
gespielt haben, sich ein Studioblitzsystem zuzulegen, haben Sie wahrscheinlich das
unterschiedliche Zubehör gesehen, das jedes auf seine bestimmte Art und Weise die
Intensität des Lichts, das auf das zu fotografierende Motiv und den Hintergrund trifft,
beeinflussen kann. Die meisten Grundausstattungssets werden mit einem oder zwei
einfachen Reflektorschirmen und Diffusoren geliefert, doch es gibt eine kaum
überschaubare Vielfalt an
weiterem Zubehör. Für Sie
ist es entscheidend, zu
wissen, was davon Sie für
Ihre Zwecke brauchen. In
einem umfassenden
Vergleich haben wir das
für gängige
Studioblitzsysteme
erhältlich Zubehör
aufgeführt und
erklärt.
Weiteres Zubehör
FLASHMETER Schließen Sie das Synchronkabel an,
halten Sie das Flashmeter vor das zu fotografierende
Objekt und drücken Sie den Knopf. Nun können Sie
ablesen, welche Blende Sie zur richtigen Belichtung
einstellen müssen.
HINTERGRUND Es gibt eine Vielzahl von
Hintergründen, von einfarbigen bis hin zu
Farbmustern. Zum einfachen Transport
bestehen Sie aus einem klappbaren Rahmen
und den unterschiedlichen Bespannungen.
BLITZSCHUH-PC-ADAPTER Falls Ihre
DSLR keinen PC-Anschluss hat, kann
dieser preiswerte Adapter auf den
Blitzschuh gesteckt und mit dem
Synchronkabel verbunden werden,
um den Studioblitz auszulösen.
REFLEKTOR Verwenden eines
Reflektors um Licht auf Teile des Motivs
oder den Hintergrund zu lenken, ist eine
Alternative zu einem zweiten Blitz. Silber
ist am hellsten, weiß liefert einen weicheren,
natürlicheren Effekt, und ein schwarzer(!) Reflektor
kann tatsächlich die Wangenknochen betonen.
Schirmreflektor (Brolly)
Erhältlich in weiß, silber und transparent gehört der Schirmreflektor
zu den preiswertesten verfügbaren Optionen. Silber eignet sich sehr
gut, um das Licht zurückzuwerfen, weiß ergibt einen weichen,
natürlichen Effekt und transparente Schirme erzeugen das meiste
diffuse Licht.
Softbox
Ein vielseitiges Zubehör, das für sehr diffuses Licht sorgt – ideal für
Portraits. Je größer die Softbox, umso weicher ist das produzierte
Licht. Die meisten sind quadratisch, manche auch lang und dünn. Sie
werden auch „Strip-Lights“ genannt.
Beauty Dish
Ein „Beauty Dish“ wird – wer hätte es gedacht – für
„Schönheitsportraits“ und Make-Up Fotos eingesetzt. Sie erzeugen
in der Mitte ein sehr harsches Licht, was das Make-Up betont,
leider aber auch etwaige Hautunreinheiten im Gesicht.
Spotvorsatz (Spill Kill)
Sie werden oft mit dem Blitzkopf geliefert und erzeugen einen sehr
konzentrierten Lichtstrahl. Bei Portraitaufnahmen eignen sie sich
zur Beleuchtung des Hintergrunds, werfen aber ein sehr harsches
Licht, wenn sie direkt auf das Gesicht gerichtet werden.
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Studioblitzlicht: Blitz-Zubehör 65
Blitzmessungen
Wenn Sie einen Studioblitz benutzen, achten
Sie darauf, dass die weiße Haube des
Belichtungsmessers über dessen Sensor
gezogen ist, sodass nur wenig diffuses Licht
mit gemessen wird. Das ist die akkurateste
Methode.
Beleuchtungszubehör
Ein kleiner Blick in ein professionelles
Studio liefert einen Überblick über die
Zubehörvielfalt.
Snoot
Dieser konische Vorsatz erzeugt einen sehr abgegrenzten,
gerichteten Lichtstrahl, der sich besser zur Hintergrundbeleuchtung
oder zum Hervorheben von Haarsträhnen als zur Verwendung als
Hauptlichtquelle für Portraits eignet.
Wabenblende
Wabenblenden erzeugen einen weich abgegrenzten Lichtkreis und
sind eine gute Alternative zum Snoot. Sie ergeben einen
Spotlight-Effekt, decken aber eine größere Fläche ab. Wabenblenden
gibt es in verschiedenen Größen und Rasterweiten.
66 Studioblitzlicht: Belichtungsmessung im manuellen Modus
Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
So stellt man die Belichtung für Studioblitzlicht ein
Wenn Sie mit Studioblitzlicht arbeiten möchten, müssen Sie Ihre Kamera im manuellen Modus
einstellen. Paul Ward erklärt die drei wichtigsten Methoden zur Sicherstellung der korrekten Belichtung.
MANCHE FOTOGRAFEN stellen Ihre DSLR zum ersten Mal in
den manuellen Modus, wenn sie mit Studioblitzlicht arbeiten.
Außer der Synchronisierung, die den Blitz auslöst, wird dann
keine Information zwischen Kamera und Studioblitzlicht
ausgetauscht. Es liegt allein an Ihnen, einen ISO-Wert
einzustellen (für gewöhnlich niedrig mit 100 oder 200), die
Leistung des Studioblitzes anzupassen und die Blendenöffnung
für eine passende Belichtung einzustellen. Der traditionelle (und
beste) Weg, um die Ausgabeleistung für die Belichtung
Finden Sie (den) Anschluss!
Ihre Kamera muss irgendwie mit den Blitzköpfen verbunden
werden, bevor Kommunikation stattfinden kann und die
Blitze wissen, wann sie auslösen sollen. Es gibt einige Wege,
um das zu erreichen und eine Lösung für jedes Budget. Der
einfachste Weg besteht in der Verbindung über ein
Synchronisationskabel. Das Kabel kostet ungefähr 12 Euro
und wird an der Kamera angeschlossen. Das andere Ende
wird mit dem Blitz verbunden. So erhält man eine
zuverlässige Verbindung. Der Hauptnachteil besteht darin,
dass der Fotograf an dem Kabel gebunden ist und die
Mobilität somit eingeschränkt wird.
Ein Infrarot-System stellt eine flexiblere Lösung dar. Ein
Auslöser wird am Blitzschuh der Kamera platziert, während
ein Empfänger am Synchronisationsanschluss des
Blitzkopfes befestigt wird. Dank der fehlenden Kabel kann
sich der Fotograf frei im Studio bewegen. Aber ein
Infrarotsystem kann unzuverlässig sein, wenn Auslöser und
Empfänger keinen Sichtkontakt haben. Zudem ist diese
Lösung teurer. Modelle von Hama und Hahnel gehen bei
ungefähr 58 Euro los. Die ultimative Lösung hinsichtlich
Flexibilität und Zuverlässigkeit liefert ein drahtloser
anzupassen, besteht in der Verwendung eines
separatenBelichtungsmessers, der Blitzlicht misst. Aber viele
Fotografen sehen zunehmend von der Verwendung eines
separaten Messers ab und nutzen stattdessen den
LCD-Bildschirm, um die besten Einstellungen durch
Ausprobieren zu ermitteln. Beide Methoden verfügen über
Vor- und Nachteile und können somit beide verwendet werden.
Hier erklären wir Ihnen diese Techniken und zeigen, wie Sie diese
für großartige Fotos mit Studioblitzlicht anwenden können.
Funk-Blitzauslöser. Auch dieses System verfügt über einen
Auslöser und einen Empfänger, aber im Gegensatz zur
Infrarot-Variante leidet es nicht unter Sichtproblemen, da mit
einem Funksignal gearbeitet wird. Diese Annehmlichkeit
kostet mehr, insbesondere Topmarken wie PocketWizard, die
ein kleines Vermögen kosten. Drittanbietet wie Hahnel bieten
allerdings erschwingliche Optionen. Hahnels Combi TF
kostet ungefähr 70 Euro und sollte die Bedürfnisse der
meisten Fotografen erfüllen.
Histogramme
In vielen Bereichen der Fotografie
können Histogramme sehr hilfreiche
Werkzeuge auf der Suche nach einer
ausgeglichenen Belichtung sein.
Paul empfiehlt, bei der Fotografie mit
Studioblitz aber darauf zu verzichten:
„Wenn Sie in einem weißen Studio
fotografieren, erhalten Sie große
Spitzen auf Ihrem Histogramm,
die seltsam aussehen werden,
insbesondere wenn Sie daran
gewohnt sind, das Histogramm eines
Landschaftsfotos auszuwerten. Ich
denke, es ist wesentlich besser, die
Belichtung am LCD-Bildschirm oder
Laptop zu beurteilen.“ Passen Sie also
auf überbelichtete Spitzen auf, wenn
Sie mit einem Histogramm arbeiten.
Studioblitzlicht: Warum man den
manuellen Modus verwenden sollte
Es gibt beim Arbeiten mit Studioblitzlicht einen guten
Grund für die Verwendung des manuellen Modus. Wenn
Sie die Blitzköpfe mit der DSLR im
Verschlussprioriätsmodus (TV) verbinden, stellt die
Kamera eine (viel zu große) Blendenöffnung für Sie ein,
was für ein überbelichtetes Bild sorgt. Wenn Sie
hingegen den Blendenprioritätsmodus einstellen (Av),
werden Sie wahrscheinlich mit einem verschwommenen
Bild belohnt, da die Kamera probiert mit einer längeren
Verschlusszeit zu arbeiten, basierend auf dem Licht der
Umgebung. Nur im manuellen Modus können Sie beide
Einstellungen kontrollieren, um ein ausgeglichene
Belichtung bei der Verwendung von Blitz zu erhalten.
✘ Av -Modus
✘ Tv-Modus
Kennen Sie sich mit der
Synchronisationsgeschwindigkeit Ihres
Blitzlichts aus!
✘ 1/500 Sek.
✔ 1/125 Sek.
✘ 1/320 Sek.
Es ist wichtig, sich mit der Synchronisationsgeschwindigkeit
(X-Sync) Ihres Kamerablitzes auszukennen. Wenn Sie
diesen Wert überschreiten, erhalten Sie einen schwarzen
Balken, der einen Teil des Bilds abdeckt. Dabei handelt es
sich tatsächlich um den Verschlussvorhang der Kamera, der
verhindert, dass das Licht das gesamte Bild erreicht. Sie
können eine Verschlusszeit wählen, die unter der maximalen
Verschlusszeit liegt. Paul tendiert dazu, seine Kamera auf
1/125 Sekunden einzustellen. Hier sind die typischen
Verschlusszeiten für die großen Marken-DSLRs:
Canon: 1/200 Sekunden; Nikon: 1/250 Sekunden;
Sony: 1/250 Sekunden; Pentax: 1/180 Sekunden;
Olympus: 1/250 Sekunden.
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Studioblitzlicht: Belichtungsmessung im manuellen Modus 67
Ideal für Studioblitzlicht-Einsteiger
Technik 1: Ausprobieren
Einfaches Ausprobieren hat eine Reihe von Vorteilen. Zunächst benötigen Sie keinen
Belichtungsmesser und sparen sich dadurch schon einmal direkt etwas Geld. Da das
Bild außerdem sofort nach dem Betätigen des Auslösers auf dem LCD-Monitor
sichtbar wird, ist dies auch eine sehr schnelle Methode. Ist das Bild blass oder zu hell,
wurde es überbelichtet. In dem Fall ist es angebracht, den ISO-Wert
herunterzuschrauben und/oder eine kleinere Blende zu wählen. Bei Unterbelichtung
erscheint das Bild zu dunkel. Dann empfiehlt sich eine größere Blende und/oder ein
höherer ISO-Wert. Sobald die Belichtung richtig eingestellt ist, kann in Drittel- oder
Halbschritten die Feinabstimmung mit dem Histogramm vorgenommen werden.
Der größte Nachteil dieser Technik: Sie ist nicht so genau wie der Belichtungsmesser.
Die Präzision hängt von der Qualität des LCD-Monitors ab. Wer sich aber mit der
Interpretation von Histogrammen auskennt, sollte eine gute Einstellung finden
(beachten Sie aber bitte die links aufgeführten Hinweise). Ein Manko: Werden zwei
oder mehr Blitzaufsätze verwendet, kann nicht jedes Licht separat gemessen werden
(siehe nächste Seite).
Ich positioniere meine Lichter abhängig vom Aussehen, das ich erreichen will. Dann
1treffe ich eine auf Erfahrung basierende Einschätzung der Belichtungseinstellung. In
diesem Fall sind das 1/125 Sekunden bei f/20 (ISO 160). Jetzt mache ich eine
Testaufnahme.
Der LCD-Bildschirm meiner Kamera zeigt mir eine viel zu dunkle Testaufnahme. Das
2liegt daran, dass meine Blendenöffnung von f/20 viel zu klein ist und nicht genug Licht
in die Kamera lässt. Es ist Zeit, meine Einstellungen zu ändern.
Ich stelle ein wesentlich größere Blendenöffnung von f/5,6 ein, aber diesmal erhalte
3ich das Gegenteil und damit ein überbelichtetes Bild. Die Highlights auf der Haut sind
das, was wir als „ausgewaschen“ bezeichnen.
Ich ändere meine Einstellungen und wähle eine Blendenöffnung im mittleren Bereich
4(f/11) und erhalte jetzt eine ausgeglichene Belichtung, die weder über- noch
unterbelichtet ist.
68 Studioblitzlicht: Belichtungsmessung im manuellen Modus
Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Manueller Modus für Studioblitzlicht:
Verwendung eines Belichtungsmessers
Es gibt einige Methoden, wie Sie einen Belichtungsmesser benutzen können, um sicherzustellen, dass Ihre Bilder richtig belichtet
werden. Einige dauern länger als andere und, wie wir auf der vorigen Seite darstellten, Sie können auf einen externen
Belichtungsmesser sogar völlig verzichten. Die Preise für Belichtungsmesser bewegen sich zwischen rund 100 bis 500 Euro von
Marken wie Sekonic, Gossen und Kenko.
Ideal für Studioblitzlicht-Einsteiger
Technik 2: Messung, bei der alle Lichter an sind
Die meisten Amateurfotografen (und auch viele Profis) verwenden diese Methode,
um die Belichtung für Studioblitzlicht zu bestimmen. Mit einer einzigen Messung, bei
der das Messgerät vom Motiv weg und zur Kamera zeigt, erhalten Sie ein Ergebnis für
die korrekte Belichtung. Diese Methode funktioniert wirklich gut, da Sie aufgrund des
Resultats die verschiedenen Leistungseinstellungen an den Blitzköpfen vornehmen
können, und dann eine weitere Belichtungsmessung durchführen können, um eine
neue Belichtungseinstellung zu verwenden.
Es handelt sich um eine einfache Methode, aber die Beurteilung des
Beleuchtungsausgleichs ist nicht so einfach. Es kann schwer sein einzuschätzen, wie
jedes einzelne Licht das Motiv beleuchtet. Paul zeigt uns wie es geht…
Ich stelle sicher, dass die Kamera sich im manuellen Modus befindet und
1stelle den Lichtmesser dann auf ISO 160 ein, so dass eine genaue Messung
möglich ist.
Dann führe ich eine einzelne Messung in Kates Gesichtsbereich durch. Der
2 Lichtmesser verrät mir, dass ich eine Blendenöffnung von f/11 verwenden
sollte, um eine korrekte Belichtung im Gesichtsbereich zu erhalten.
Nachdem der Lichtmesser sich um die korrekte Belichtung des Motivs
3 gekümmert hat muss ich nur noch die Leistungseinstellung des Blitzkopfes
einstellen, der auf das Motiv zeigt, um den Hintergrund heller oder dunkler zu
machen.
Nach dem Ausgleich der Hintergrundbelichtung durch die
4 Leistungseinstellung bin ich in der Lage, ein Bild mit der korrekten
Belichtung von meinem Modell Kate zu machen. Nach etwas Feinarbeit in der
Nachbearbeitung ist das Bild fertig.
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Studioblitzlicht: Belichtungsmessung im manuellen Modus 69
Ideal für erfahrenere Fotografen
Technik 3: Individuelle Lichtmessungen
Diese Methode wird von den Profis verwendet, um die bestmöglichen
Lichteffekte zur erhalten. Dabei wird mit einem Lichtmesser eine individuelle
Belichtungsmessung von jedem Blitzkopf genommen, wodurch die präzise
Kontrolle jedes Lichts möglich wird, um dem Motiv den bestmöglichen
Lichteffekt zu verleihen. Es handelt sich um die komplizierteste Technik, die
etwas mehr Zeit und Mühe in Anspruch nimmt, aber wenn Sie die Kunst der
Studioblitzlicht-Fotografie meistern wollen, sollten Sie diese Technik üben. Es
ist immerhin die Methode, die von den Meistern der Beleuchtung verwendet
wird, da Sie eine sehr genaue Kontrolle ermöglicht.
Ganz rechts: Meine Lichter sind eingerichtet
1 und ich bin bereit loszulegen. Beachten Sie,
dass ich einen Diffusor platziert habe, um etwas
Licht auf Kates Gesicht zu reflektieren.
Rechts: Geben Sie den eingestellten ISO-Wert
2 Ihrer Kameran in den Belichtungsmesser ein,
bevor Sie anfangen. In meinem Fall waren es ISO
160. Stellen Sie sicher, dass sich der
Belichtungsmesser im Blitzmodus befindet. Das
wird üblicherweise durch ein kleines Blitzsymbol
angezeigt. Dadurch wartet der Belichtungsmesser,
bis die Blitzköpfe lostelöst haben, bevor er Ihnen
anzeigt, welche Blendenöffnung Sie an Ihrer DSLR
verwenden sollten.
Dann nehme ich Messungen neben dem Gesicht
3 meines Modells vor, damit ich weiß, welche
Blendenöffnung ich auswählen muss, um
sicherzustellen, dass Kates Haut korrekt belichtet ist.
In diesem Fall rät der Belichtungsmesser mir, eine
Blendenöffnung von f/11 zu verwenden.
Ich führe eine Messung neben dem Hintergrund
4 durch, die mir zu f/16 rät. Diese kleinere
Blendenöffnung zeigt mir, dass die Verwendung von
f/11 für einen hellen Hintergrund sorgen wird,
wodurch ich dort einen High-Key-Effekt erzeugen
kann.
Indem ich mehrere Messungen durchführe, kann ich sorgfältig die Belichtung im
5 Vorder- und Hintergrund kontrollieren und erhalte ein perfekt belichtetes Bild. Sie
können dies auch dazu verwenden, um zwei Lichter auszugleichen, die auf Ihr Motiv
gerichtet sind.
70 Studioblitzsysteme: Ein-Lampen-Setup Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Studio-Setup: Eine Lampe
Das Basis-Studiosetup braucht nur eine einzige Lampe. Wir stellen Ihnen
hier fünf Aufnahmetechniken vor, mit denen Sie sofort loslegen können.
Wenn Sie beginnen zu lernen, wie Sie Ihr Aufnahmelicht steuern können, fangen Sie am besten mit
nur einer Lampe an. Das reicht schon aus, um verblüffende Ergebnisse zu bekommen und viele
große Fotografen beschränken sich bei ihrer Arbeit auf einen einzigen Blitzkopf. Immerhin haben wir
im Freien sowieso nur eine einzige Lichtquelle – die Sonne. Ein einziges Licht kann uns also schon
alles liefern, was wir brauchen. Dieses Setup ist einfach zu steuern, und schon die kleinste
Justierung des Lichts auf Ihrem Motiv hat einen eindeutig erkennbaren Effekt. Dadurch werden Sie
gezwungen, den Einfallswinkel des Lichts und die Diffusionsmethode genau zu bestimmen, und
obwohl Sie nur eine Lichtquelle haben, können Sie Reflektoren verwenden, um das Licht
zurückzuwerfen und Schatten aufzuhellen.
Die Bilder unten zeigen Ihnen, was passiert, wenn Sie Ihre Lampe und die Softbox in
unterschiedlichen Höhen und Winkeln anbringen. Wie Sie sehen, ist es entscheidend, das Sie
lernen, was geht und was nicht geht beim Setup Ihres Ein-Lampen-Studios, damit Sie die unten
gezeigten, wenig vorteilhaften Ergebnisse vermeiden.
Wie bereits erwähnt, schalten Sie Ihre DSLR in den Manuell-Modus und stellen die
Blitzsynchronisationszeit ein. Falls Sie die nicht wissen, benutzen Sie 1/125 Sekunde – damit sind
Sie immer auf der sicheren Seite. Die Blende ergibt sich aus der Belichtungsmessung vor der
Aufnahme, die bei einem Ein-Lampen-Setup schnell gemacht ist. Synchronisiert mit dem Blitzkopf,
halten Sie den Belichtungsmesser vor das Gesicht Ihres Modells und drücken auf dessen Knopf, um
den Blitz auszulösen und die Messung vorzunehmen. Mit der Einstellung der Leistung des
Lichtstoßes am Blitzkopf können Sie die einzustellende Arbeitsblende so anpassen, dass Sie die
gewünschte Schärfentiefe erhalten. Erhöhen Sie die Leistung für eine kleinere Blende, und
reduzieren Sie sie, wenn Sie mit einer größeren Blendenöffnung arbeiten wollen.
EINE LAMPE: Alles was Sie brauchen, ist Ihre DSLR und einen einzigen Blitzkopf. Mit
ein wenig Übung erreichen Sie schon bald hervorragende Ergebnisse.
1) Beleuchtung von oben
Mit der Lampe weit oben über dem
Kopf des Modells bekommen Sie
ein natürlich aussehendes Licht,
wobei allerdings harte Schatten
unter Nase und Kinn auftreten.
Bitten Sie Ihr Modell, in Richtung
des Lichts zu schauen, das mildert
die Schatten. Die Person kann
auch einen Reflektor halten, um
die Schatten aufzuhellen.
2) Beleuchtung von unten
Platziert man die Lichtquelle
unterhalb des Kopfes, treten erst
gar keine durch Nase und Kinn
erzeugte Schatten auf. Bitten Sie
Ihr Modell, nach unten in Richtung
des Blitzes zu schauen, was wie
Sie sehen können, zusätzliche
Lichteffekte in den Augen Ihres
Modells ergibt.
3) Beleuchtung von der
Seite
Platzieren Sie die Lampe rechts oder
links neben das Gesicht Ihres
Modells, das ergibt ein starkes,
gerichtetes Licht, wobei die jeweils
andere Hälfte des Gesichts im
Schatten liegt. Um die Chancen auf
einen Lichteffekt in den Augen Ihres
Modells zu verbessern, sollte der
Lichteinfallwinkel nicht zu flach sein.
4) Beleuchtung und
Reflektor
Wenn ein Reflektor nahe an das
Gesicht gehalten wird, genau
gegenüber dem Blitzkopf, können Sie
harte Schatten ausgleichen, fast wie
mit einem zweiten Blitzkopf. Je näher
der Reflektor am Gesicht ist, umso
stärker die Reflexion. Bei dieser
Aufnahmetechnik ist es sicher
hilfreich, wenn Sie einen Assistenten
haben.
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Studioblitzsysteme: Ein-Lampen-Setup 71
Den Kopf neigen
Bei Portraitaufnahmen, besonders von
Frauen, bitten Sie darum, den Kopf
leicht zur Seite zu neigen. Es macht das
Bild freundlicher und es wirkt
wesentlich entspannter.
5) Klassisches
Ein-Lampen-Setup
Bei dieser Technik positionieren Sie
den Blitzkopf seitlich und etwas
höher als Ihr Modell in einem Winkel
von 45 Grad sowohl seitlich als auch
nach unten. Das resultierende Licht
gibt dem Gesicht einen hübschen,
natürlichen Ausdruck und ein
zusätzliches Glitzern in den Augen
macht einen sympathischen,
schmeichelhaften Eindruck.
72 Studioblitzsysteme: Zwei-Lampen-Setups Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Studio-Setup: Zwei Lampen
Für mehr Gestaltungsfreiheit können Sie Ihrem Studio-Setup
jederzeit einen zweiten Blitzkopf hinzufügen.
Viele Grundausrüstungen kommen mit zwei Blitzköpfen. Wenn Sie die Ausleuchtung Ihrer
Motive mit einem Blitz beherrschen, sollten Sie ruhig mit dem Einsatz des zusätzlichen zweiten
Blitzkopfs experimentieren. Beim Arbeiten mit einem Blitz wird oftmals der Reflektor verwendet,
um Schatten aufzuhellen und eine gleichmäßige Ausleuchtung zu erreichen, doch ohne
jemanden, der Ihnen dabei hilft, sind Reflektoren oft schwierig zu positionieren.
Stattdessen kann ein zweiter Blitzkopf verwendet werden, mit dem Vorteil, dass der Lichtstoß
besser gesteuert werden kann, beispielsweise durch genauere Zielrichtung oder den Einsatz eines
Diffusors. Der zweite Blitz wird als „Slave“ bezeichnet, und er wird ausgelöst, wenn ein
eingebauter Sensor den Blitz des primären Blitzkopfs registriert. Zwei Köpfe geben Ihnen einen
größeren Spielraum bei unterschiedlichen Szenarien: Sie können das Motiv aus unterschiedlichen
Winkeln beleuchten oder den einen Blitz auf das Objekt, den anderen auf den Hintergrund
richten.
Wie aber berücksichtigen Sie zwei Blitze bei der Belichtungsmessung? Das einfachste ist, Sie
justieren die Beleuchtung nach Ihren Vorstellungen und machen eine Testaufnahme mit der
vorgeschlagenen Blende. Danach können Sie Lampen verschieben, die Lichtanteile zwischen
ihnen oder die Blitzleistung ändern. Was auch immer Sie tun, messen Sie noch einmal, um den
neuen Blendenwert zu ermitteln, und machen Sie eine weitere Testaufnahme. Eine exaktere
Messung wird möglich, wenn Sie die Belichtung für jeden Blitz einzeln, also nacheinander
messen und die entsprechenden Einstellungen vornehmen. So können Sie die Lichtanteile der
beiden Blitze genauer einstellen, aber der gesamte Prozess wird ein wenig komplizierter. Wir
empfehlen, zuerst die einfachere Methode auszuprobieren und erst dann die zweite Methode zu
versuchen, wenn Sie etwas Erfahrung gesammelt haben.
ZWEI LAMPEN: Dies ist ein typisches Zwei-Lampen-Setup. Die Lampen sind mit einer
Softbox und einem Reflektorschirm kombiniert, um ein schmeichelhaftes, diffuses Licht zu
erzeugen.
1) Beleuchtung von
oben und unten
Ein typisches Setup für Kopfportraits,
bei dem der Hauptblitz in einem
Winkel von 45 Grad auf das Motiv
trifft, um das Licht möglichst
schmeichelhaft erscheinen zu
lassen. Der zweite Blitz hellt den
Schatten unter dem Kinn auf. Diese
Aufnahmetechnik funktioniert fast
immer. Stellen Sie den Hauptblitz
zwei Stufen heller als der Slave ein.
2) Beleuchtung von
oben und vom Rand
Der Hauptblitz befindet sich oben
rechts vom Motiv. Der Slave ist
dahinter aufgestellt, gegenüber
dem Hauptblitz. Dadurch fällt
Licht über die Schulter und ganz
wenig auch auf die Wange. Das
macht das Foto interessanter und
das Gesicht wirkt mehr
dreidimensional.
3) Beleuchtung von
hinten und vorn
Hier steht ein Blitz vor dem Modell,
um das Gesicht auszuleuchten, der
andere hinter dem Modell um dem
Haar ein wenig Glanz zu geben.
Das wirkt sehr gut, wenn Ihr Modell
seidiges oder getöntes Haar hat,
und diese Technik wird
standardmäßig bei
„Haaraufnahmen“ in
Zeitschriftenanzeigen eingesetzt.
4) „Schmetterlingsbeleuchtung“
Dies ist eine altmodische
Aufnahmetechnik, die man in der
heutigen Fotografie kaum noch findet.
Indem beide Lampen über dem Modell
positioniert werden, sodass sie in steilem
Winkel nach unten strahlen, wodurch
Schatten auf dem Gesicht liegen,
entsteht ein interessantes
„Schmetterlingsmuster“ unter der Nase
des Modells.
Schirme & Softboxen
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Studioblitzsysteme: Zwei-Lampen Setups 73
Reflektorschirme liegen fast allen Sets als
Billig-Diffusoren bei. Die Ergebnisse sind
annehmbar, aber es lohnt sich, in eine Softbox
zu investieren, weil dadurch ein sehr
schmeichelhaftes Licht für Portraitaufnahmen
erzeugt wird.
5) Beidseitige Beleuchtung
Beide Lampen seitlich vor das Modell gestellt
ergibt das wohl wichtigste
Zwei-Lampen-Setup, das Sie beherrschen
sollten. Es hilft, Schatten zu vermeiden und
erzeugt ein sehr gleichmäßiges Licht auf dem
Gesicht. Das ist äußerst nützlich um Falten
unsichtbar werden zu lassen, deswegen wird
diese Technik immer bei „Beauty“- und
Make-Up Aufnahmen eingesetzt. Diese
Beleuchtungstechnik funktioniert bei
praktisch jedem Objekt und man ist mit ihr bei
Studioportraits immer auf der sicheren Seite.
74 Studioblitzsysteme: Der High-Key-Effekt Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Studio-Setup: High-
Key- Effekt
High-Key-Beleuchtung ist eine der populärsten
Techniken zeitgenössischer Porträt-Fotografen –
und sie ist überraschend einfach.
Einige Jahre lang machten kommerzielle Porträt-Studios ein
Vermögen mit ihren „modern Lifestyle“-Porträts, oftmals
aufgenommen mit Weitwinkelobjektiven und fast jedes Bild mit
weißem Hintergrund. Bei dieser Technik wird die Blitzleistung so
weit aufgedreht, dass sämtliche Hautunebenheiten praktisch
„weggebleicht“ werden. Der Ausdruck „High-Key“ – auch wenn
er für verschiedene Fotografen unterschiedliche Bedeutungen
haben mag – bezieht sich generell auf Aufnahmen mit sehr
geringem Kontrastverhältnis, sodass es nur geringe
Unterschiede gibt zwischen schattigen und gut ausgeleuchteten
Bereichen. Die Ergebnisse sehen frisch und sauber aus, und mit
ein wenig Experimentieren erreicht man schnell gute Resultate.
Die sichtbaren Schatten sind so subtil, dass die Haut oft tadellos
aussieht, ohne dass man –wenn überhaupt - noch viel
nacharbeiten müsste. Es gibt viele Model-Agenturen, die diese
Technik für die Portraitaufnahmen ihrer Models benutzen, denn
sie schmeichelt dem Gesicht und überdeckt eine Vielzahl an
Schönheitsfehlern.
Im Gegensatz zu dem, was viele Einsteiger in die
Studioaufnahmetechnik glauben, handelt es sich um eine
einfach aufzubauende Technik, die im Prinzip schon mit durch
ein Fenster fallendes Licht und einem einzigen Reflektor
angewendet werden kann. Sie funktioniert auch bereits mit
einem Reflektor und einem Studioblitz, aber für bessere
Ergebnisse braucht man schon wenigstens zwei Blitzköpfe. In
diesem Teil unseres Leitfadens zeigen wir Ihnen, wie Sie den
High-Key Beleuchtungseffekt mit einem Zwei- und einem
Vier-Lampen-Setup Ihres Blitzsystems erzielen können.
1) Das Vier-Lampen-Setup
Hierzu gehören zwei Lampen mit Diffusoren, die auf das Motiv
gerichtet sind und zwei Lampen ohne Aufsätze, für den
Hintergrund. Das Prinzip ist einfach: Ihr Motiv soll korrekt
belichtet, der Hintergrund aber so stark überbelichtet werden,
dass er vollständig weiß erscheint. Um dies zu erreichen, bauen
Sie die zwei Hauptlampen auf, sodass Sie Ihr Motiv beleuchten
und messen die erforderliche Belichtung. Dann schalten Sie die
Lampen für die Hintergrundbeleuchtung ein und regeln deren
Leistung so hoch, dass sie mindestens eine oder zwei Stufen
heller ist, als die der Hauptlampen. Achten Sie nur darauf, das
Hintergrundlicht nicht so einzustellen, dass es zu stark
zurückgeworfen wird und durch die Reflexionen das
Gesamtergebnis verdirbt.
2) Das Zwei-Lampen Setup
Hier brauchen Sie zwei Lampen und die Ecke eines Raumes mit
weißen Wänden und weißer Decke. Der erste Blitzkopf befindet
sich hinter Ihnen und ist nach oben gerichtet, um die rückwärtige
Wand und die Decke zu beleuchten, der zweite ist auf das Gesicht
des Modells gerichtet und fügt dem Vordergrund Licht hinzu.
Bei diesem Aufbau wird die rückwärtige Wand überbelichtet. Das
Licht soll von dort reflektiert werden, sodass der Effekt einer
riesigen Softbox entsteht. Der gegenüber befindliche andere
Blitzkopf leuchtet das Gesicht des Modells aus, wozu auch ein
Reflektor hätte dienen können. Für die meisten
High-Key-Aufnahmen dieser Art werden die Hintergrundlampen
zwei oder drei Stufen heller eingestellt als die
Vordergrundlampen. Bauen Sie zuerst die
Hintergrundbeleuchtung auf und machen eine Testaufnahme,
um sicher zu gehen, dass das Foto überbelichtet wird. Danach
bringen Sie Ihr Modell in Position und überprüfen anhand einer
weiteren Testaufnahme, wie gut das Gesicht ausgeleuchtet ist.
Regeln Sie nun das Vordergrundlicht so lange, bis die Belichtung
stimmt. Versuchen Sie einmal, die Lampen auf geringe Leistung
einzustellen. Das gestattet eine offenere Blende, wodurch die
Porträts insgesamt weicher werden.
Diffusor-Dilemma
Für den High-Key-Effekt muss das Licht so
weit wie möglich gestreut werden. Sie
erreichen das mit großen Softboxen oder
einfach durch Reflexion von einer weißen
Wand, was denselben Effekt hat.
76 Studioblitzlicht: Erzeugen eines High-Key-Effekts
Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Verpassen Sie Ihren Selbstporträts ein magisches neues Aussehen
CAROLINE WILKINSON: Dieses
unkonventionell weiß-gebleichte Porträt
ist einfach zu bewerkstelligen und eignet
sich sehr gut für eine Montage mit
unterschiedlichen Gesichtsausdrücken. Diese
Technik ist sehr einfach, aber der Erfolg hängt von der
Vorbereitung ab. Die Augen, Augenbrauen und
Lippen müssen atemberaubend wirken. Lassen Sie
Ihr Modell daher sehr viel Make-up auftragen und
hellfarbiges Puder verwenden, um die Haut zu
bleichen. Wie erwartet waren meine männlichen
Kollegen im Büro nicht darauf versessen, roten
Lippenstift und Lidstrich aufzutragen, daher hielt ich
selbst als Modell her. Auch wenn Ihr Modell wie ein
Clown aussehen mag: Je mehr Make-up Sie
auftragen, desto besser der endgültige Effekt.
Set-up
Bereiten Sie sich vor
BENÖTIGTE ZEIT:
30 MINUTEN
BENUTZTE AUSRÜSTUNG:
NIKON D300, STATIV, ELINCHROM D-LITE
4IT MIT SOFTBOX
AUSSERDEM VERWENDET:
PHOTOSHOP CS4
AUFSTELLUNG: Positionieren Sie eine Softbox mit einer Neigung von 45 Grad nach unten über und vor Ihnen
oder Ihrem Model. Beginnen Sie, indem Sie das Licht auf mittlere Leistung stellen, wobei Sie die Leistung
erhöhen oder verringern, um einen Ausgleich zur Überbelichtung der Haut zu erzeugen, aber nicht zu den Lippen,
Augen oder Augenbrauen, da diese die Basis des Bilds sind.
Wenn Sie ein Selbstporträt fotografieren, können Sie
1einen ferngesteuerten Auslöser verwenden oder, falls
dieser nicht vorhanden ist, den Selbstauslöser Ihrer Kamera.
Ich entschied mich für den Intervall-Timer, da ich mit
diesem kontinuierlich eine vorgegebene Anzahl an Bildern
fotografieren kann und zudem Belichtung, Fokus und
Belichtungsmessung vor jedem Foto angepasst werden.
Schauen Sie in das Handbuch Ihrer DSLR, um
herauszufinden, ob Ihre Kamera über diese Funktion verfügt
und wie sie eingestellt wird.
Positionieren Sie Ihr Modell auf einem Stuhl und richten
2die Kamera auf das Gesicht aus. Wenn Sie ein
Selbstporträt fotografieren, machen Sie ein paar
Testaufnahmen und positionieren sich und die Kamera neu,
bis Sie korrekt im Bild sind. Dann schneiden Sie so viele
Grimassen, wie mit dem Intervall-Timer möglich sind.
Werten Sie das Bild aus, passen die Lichtstärke an, setzen
den Intervall-Timer zurück, und fotografieren erneut.
Nachdem Sie das beste Bild ausgewählt haben öffnen
3Sie Photoshop und wählen das Freistellenwerkzeug.
Die einzigen Elemente, die Sie im Bild formen müssen, sind
die Gesichtszüge. Schneiden Sie das Bild zu, um alle
Ablenkungen loszuwerden. Zur Erhöhung des Kontrast und
um die Haut noch mehr auszubleichen duplizieren Sie jetzt
die Ebene (Ebene> Ebene Duplizieren) und stellen die
Füllmethode auf Überlagerung.
Passen Sie die Gradationskurven an, um das Gesicht
4noch mehr auszubleichen und um die Gesichtszüge zu
verdunkeln (Bild> Korrekturen> Gradationskurven). Jetzt
reduzieren Sie das Bild auf Hintergrundebene (Ebene>Auf
Hintergrundebene reduzieren). Ein schlauer Weg, um den
Kontrast anzuheben, besteht im Hinzufügen einer
Schwarzweiß-Ebene (Ebene>Neue
Einstellungsebene>Schwarzweiß). Klicken Sie OK, dann
klicken Sie auf die Schwarzweiß-Ebene in der Ebene-Palette
und stellen die Füllmethode auf Hartes Licht.
Jetzt zur Einstellung der Intensität von bestimmten
5Farben: Klicken Sie auf das Ebene-Vorschaubild
(eingefügt) in der Ebene-Palette und passen die Farbregler
an, bis die Haut fast weiß ist und die Gesichtszüge am
stärksten wirken. Achten Sie darauf, die Haut nicht gelb
erscheinen zu lassen. Für dieses Bild stellte ich Zyan/Türks
und Blau auf -200, um die Augen zu verbessern, Gelb auf
-27, um die Haut weißer zu machen und Rot auf -12, um
die Lippen zu verstärken.
Um unerwünschte Haare und die Umrisslinie des
6Gesichts loszuwerden, klicken Sie auf
Ebene>Neu>Ebene und wählen die Farbe Weiß, dann
verwenden Sie das Pinsel-Werkzeug, wählen einen großen
weichen Pinsel und beseitigen die verbleibenden
Umrisslinien. Wenn Sie die Arbeitsfläche vergrößern
möchten, um mehr Platz für das Arbeiten um die
Gesichtszüge zu erhalten, verwenden Sie das
Freistellungswerkzeug, um die Arbeitsfläche zu wählen,
ziehen dann die Quadrate, um die Größe der Arbeitsfläche
zu verändern und drücken Enter.
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Studioblitzlicht: Erzeugen eines High-Key-Effekts 77
Fertiges Bild
Meine Haut hat noch nie so makellos
ausgesehen! Dieser eigenartige
Porträtansatz sorgt dafür, dass Sie jeder
fragen wird, wie Sie es gemacht haben.
78 Ideen und Techniken für tolle Familienfotos Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Strahlende, schöne Babys
Ein neues Familienmitglied ist einer der Hauptgründe für
den Kauf einer Digitalkamera. Mit unseren Ratschlägen
werden Sie wunderschöne Babyfotos machen!
NUR WENIGE DINGE BRINGEN DIE MENSCHEN SO SEHR DAZU, DEN
BERÜHMTEN SATZ „Oh, wie süß!“ auszusprechen wie ein Baby. Diese
prallen Bäckchen, diese großen Augen und dieses zahnlose Lächeln sind
einfach perfekte Zutaten für wunderschöne Porträtaufnahmen. So
fotogen Babys aber auch sind: Sie sind nicht gerade die einfachsten Fotomodelle.
Zum einen ist es ihnen ganz egal, was Sie sagen. Es hat also keinen Sinn, sie zu
bitten, aus dem Fenster zu sehen oder zu lächeln – sie werden Sie ignorieren.
Rechnen Sie stattdessen mit jeder Menge Speichel, Nickerchen, Weinen und
interessiertem Herumschauen – nur nicht in die Kamera. Eine weitere Hürde vor
allem bei ganz jungen Babys ist, dass diese noch gar nicht kräftig genug sind, um
sich selbstständig aufrecht halten zu können. Das heißt also, Sie müssen sie
entweder im Liegen oder mit irgendeiner Art von Stütze fotografieren.
Aus diesem Grund sind viele Eltern und Familienmitglieder frustriert darüber, dass sie
den neuesten Familienzuwachs nicht so aufnehmen können, wie sie es gerne
würden. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass viele mit einem Weitwinkelobjekt zu
nah herangehen und den integrierten Blitz auslösen. Das Ergebnis: Eine hässliche
Aufnahme von einem Baby, das nach dem x-ten Blitzlicht in seinem kurzen Leben
eine genervte Grimasse zieht.
Vor Ihnen liegt also eine schwierige Aufgabe, aber verschiedene Dinge sprechen für
Sie. Zunächst einmal ist Ihr Modell nicht sehr mobil, es wird also nicht weglaufen.
Und weil die Eltern anwesend sind, wird es sich in der Regel wohlfühlen und
glücklich sein – vor allem, wenn Sie es nach einem seiner Nickerchen oder
Mahlzeiten fotografieren möchten.
Vor dem Fotografieren ist es ratsam, einige Minuten mit dem Baby zu verbringen,
damit es sich an Sie gewöhnen kann.
Reden Sie mit dem Baby, zeigen Sie ihm Spielsachen, lassen Sie es Ihren Finger
halten, oder lassen Sie sich noch andere Dinge einfallen, die das Kind beruhigen.
Lächeln Sie viel, und kommen Sie sich nicht albern dabei vor, komische Geräusche
zu machen oder mit Quietschestimme zu sprechen – all das trägt dazu bei, eine erste
Bindung herzustellen.
Wenn die Aufnahmen in einem geschlossenen Raum gemacht werden, platzieren
Sie Ihr Modell in der Nähe einer Terrassentür; wenn die Aufnahmen im Freien
gemacht werden, suchen Sie sich einen gut ausgeleuchteten Schattenbereich aus.
Sie sollten schnell arbeiten und die Kamera in der Hand halten können. Stellen Sie
also einen hohen ISO-Wert ein (400 bis 800), und verwenden Sie eine große
Blendenöffnung. Wählen Sie einen möglichst schlichten Hintergrund, und machen
Sie die Aufnahme sowohl vor hellem als auch vor dunklem Hintergrund. Sehen Sie
sie sich dann die Ergebnisse am LCD-Bildschirm an, um zu sehen, welcher am
besten geeignet ist.
Die Augen eines Babys sind im Verhältnis zum restlichen Gesicht relativ groß. Achten
Sie also darauf, dass mindestens eines scharf eingestellt ist. Ändern Sie den
Blickwinkel, und machen Sie Aufnahmen von oben und anschließend im Liegen, um
eine Aufnahme auf Augenhöhe des Babys oder sogar niedriger zu machen.
Wenn Sie einmal mit den Aufnahmen begonnen nen haben, müssen Sie schnell
arbeiten. Eine gute Option ist es auch, die Bildfrequenz
auf kontinuierlich einzustellen und eine
Reihenaufnahme zu machen, wenn Sie
das Modell direkt ansieht. Sie werden zwar
feststellen, dass die meisten Bilder nicht gut
genug sind, aufbewahrt zu werden, aber mit
etwas Glück werden Sie eine Handvoll guter
Aufnahmen bekommen, von denen die Eltern
begeistert sein werden. Die bessere Alternative
ist es, die Einstellung auf Einzelbild zu lassen,
und sich für weniger Bilder zu entscheiden,
die jedoch mit etwas mehr Geschick und
Zweckbestimmung gemacht werden.
Hände und Füße
Sie sollten unbedingt einige
Aufnahmen von den Händen
und Füßen des Babys
machen. Versuchen Sie das,
wenn das Baby erst wenige
Tage alt ist, weil es dann die
meiste Zeit schläft und die
faltige Babyhaut die Wirkung
der Fotos noch unterstreicht.
Verwenden Sie weiches Licht
sowie blasse und neutrale
Farben. Stellen Sie eine große
Blendenöffnung für eine
flache Schärfentiefe ein, und
experimentieren Sie mit
verschiedenen Winkeln und
Blickwinkeln herum.
Machen Sie Aufnahmen in
Farbe und in Schwarz-Weiß.
GANZ OBEN: Kleine Babys sind oft noch zu schwach, um
sich selbstständig aufrecht halten zu können. Verwenden
Sie also Möbelstücke als Hilfsmittel, und sorgen Sie dafür,
dass die Eltern oder ein Assistent in der Nähe sind, damit
keine Unfälle passieren!
OBEN: Seien Sie mutig, und probieren Sie ungewöhnliche
Bildaufbauten aus. Babys haben normalerweise sehr
große Augen; mit knappen Zuschnitten und einer sehr
flachen Schärfentiefe können Sie das noch betonen.
Top-Tipps: Babyfotos
1) ERREGEN SIE IHRE AUFMERKSAMKEIT
Babys sehen Sie normalerweise an, wenn
Sie, kurz bevor Sie auf den Auslöser drücken,
vor ihnen ein Spielzeug halten, schütteln
oder drücken.
2) NICHT ÜBERTREIBEN! Eine zehnminütige
Sitzung ist lang genug. Nach einer Pause
können Sie dann wieder weitermachen.
3) IMMER MIT DER RUHE Seien Sie nicht
frustriert und ärgern Sie sich nicht, wenn der
Fototermin nicht nach Plan verläuft. Seien
Sie sich immer im Klaren darüber, dass die
Möglichkeit besteht, dass Sie überhaupt
keine guten Bilder bekommen.
4) RECHNEN SIE MIT KLEINEN „UNFÄLLEN“
Halten Sie eine Küchenrolle und
Papiertaschentücher bereit, um dem Baby
bei Bedarf den Mund oder die Nase
abwischen zu können. Babys produzieren
erstaunlich viel Spucke und Schleim!
5) SEIEN SIE KREATIV Wenn das Baby nicht
in die Kamera schaut, probieren Sie
ungewöhnliche Winkel und Kompositionen
aus, die möglicherweise eine gute Aufnahme
liefern, oder konzentrieren Sie sich auf
Hände, Füße oder andere kleine Details.
FOTOS: BRETT HARKNESS
Babyverhalten
Wenn Sie sehr geduldig sind,
finden Sie vielleicht einen
Moment, in dem das Baby
herumalbert und direkt in die
Kamera schaut!
Belichtung: 1/500 Sekunden
bei f4,5 (ISO 500)
Umwandeln in Schwarz-Weiß
Denken Sie daran, dass sich Babybilder ideal zur
Umwandlung in Schwarz-Weiß eignen. Sie sollten
also durchaus überlegen, ob Sie nicht einige Ihrer
Lieblingsaufnahmen in die sehr beliebten
Monochrom-Bilder umwandeln.
80 Ideen und Techniken für tolle Familienfotos Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Eine Stunde mit Ivy
Wie einfach ist es wirklich, ein kleines Baby mit einer
Grundausrüstung zu fotografieren? Wie Daniel Lezano
entdeckt, bewirkt ein glückliches Modell Wunder!
ICH hatte die sechs Monate alte Ivy erst einmal zuvor getroffen
– eine Woche, bevor ich sie fotografieren sollte. Sie ist ein sehr
glückliches Baby, das fast ununterbrochen lächelt. Ich wusste
also, dass sie Potenzial für ein tolles Fotomodell hatte. Da ich
allerdings zuvor einige Babys fotografiert hatte, wusste ich auch,
dass ich nichts als selbstverständlich betrachten konnte.
Als ich bei ihr zuhause eintraf, begrüßte sie mich mit ihrem
zahnlosen Lächeln; alles sah also sehr vielversprechend aus. Bevor
ich mit den Aufnahmen begann, unterhielt ich mich mit Ivys Mama
Keely bei einer Tasse Kaffee und spielte ein wenig mit Ivy. Ich
erklärte Keely meine Vorgehensweise, damit sie im Bild war. Um
alles möglichst einfach zu halten, verwendete ich nur ein
Fixfokusobjektiv (105 mm) und einen Reflektor.
Ich sah mich kurz bei Keely um und kam zu dem Schluss, dass das
Wohnzimmer mit seinen Terrassentüren das beste
Umgebungslicht für die Aufnahmen bot. Wir setzten Ivy in ihre
Babywippe schräg in die Nähe des Fensters, um eine leichte
Seitenbeleuchtung zu erzeugen. Ich machte einige Bilder von ihr in
dieser Position und drehte dann den Stuhl so, dass ihr Gesicht
gleichmäßiger ausgeleuchtet war. Nach einigen weiteren
Aufnahmen haben wir ein weißes Laken über den Sitz gelegt, um
dessen Muster zu bedecken und einen neutralen Hintergrund zu
haben. Anschließend haben wir Ivy das Oberteil ausgezogen, um
eine natürlichere Babyaufnahme machen zu können. Während
dieser gesamten Zeit blickte Ivy um sich und zeigte verschiedene
Gesichtsausdrücke von breitem Lächeln bis zu finsterem
Stirnrunzeln. Sie sah nur selten lächelnd direkt in die Kamera, was
mich jedoch nicht daran hinderte, auch ohne direkten
Augenkontakt weiter zu fotografieren, weil die Bilder so gut
wurden.
Der große, runde Reflektor hatte es Ivy wirklich angetan und
brachte sie wieder zum Lächeln, vor allem, wenn ich die silberoder
goldglänzende Seite verwendete. Aber das bedeutete leider
auch, dass sie noch seltener in die Kamera schaute. Indem ich
jedoch ihre Position und die des Reflektors veränderte, konnte ich
von oben fotografieren und einige Aufnahmen machen, auf denen
sie in die Kamera blickte.
Da Keely dabei war, konnte sie den Reflektor in der gewünschten
Position halten, was sich als entscheidend erwies. Außerdem
konnte sie Ivy zwischendurch immer wieder mal auf den Arm
nehmen, um sich mit ihr zu beschäftigen und so die Routine
durchbrechen. Das war wichtig, damit Ivy interessiert und gut
gelaunt blieb. Auf diese Weise konnte ich einige Aufnahmen
machen, wie Ivy am Sofaarm „lehnte“, während ihr Keely von
hinten Halt gab. Diese Aufnahmen erwiesen sich als die besten
überhaupt, da Ivys Gesicht durch ihre aufrechte Haltung eine
natürlichere Form erhielt, aber auch weil der Hintergrund unscharf
war und damit weniger ablenkte. Gegen Ende der Sitzung begann
Ivy zu weinen und während Keely sie streichelte und hin und her
wiegte, machte ich einige Profilaufnahmen von Ivy, um eine andere
Perspektive zu bekommen. Eine dieser Aufnahmen wurde zu
meinem Lieblingsbild des Tages.
Ändern von Ausrüstung und Hintergrund
Überprüfen Sie mit den ersten Aufnahmen die Beleuchtung,
die Kleidung und den Hintergrund. Anfangs hatten wir zu viele e
Punkte auf dem Bild, dann probierten wir einen weißen
Hintergrund aus, bevor wir auf das Sofa wechselten. Die
besten Aufnahmen wurden die mit der sitzenden Ivy, mit dem
dunklen Raum hinter ihr als verschwommenen Hintergrund.
Mama soll
mitarbeiten!
Auch wenn Keely nicht
gerade begeistert davon war,
auch auf den Bildern zu sein,
konnte ich gegen Ende der
Sitzung einige Aufnahmen mit
beiden zusammen machen, als
Keely Ivy hin und her wiegte,
um sie wieder fröhlich zu
stimmen. Mir gefällt die
Intimität der Bilder und die
Natürlichkeit der beiden
Modelle darauf sehr.
Bei all diesen Aufnahmen
verwendete ich Zeitautomatik
und stellte eine Blende zwischen
2,8 und 4 ein. Zu diesem
Zeitpunkt war es sehr bedeckt;
um also ein Verwackeln zu
vermeiden, brauchte ich schnelle
ISO-Werte (ISO 800 bis 1000).
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Ideen und Techniken für tolle Familienfotos 81
Die nackte Wahrheit
Machen Sie unbedingt Aufnahmen
des Babys, wenn es nur eine Windel
anhat, da sein nackter Oberkörper und
die meist rundlichen Arme und Beine
den Charme der Bilder ausmachen.
RECHTS: Ivy konnte
nicht nur lächeln, sie
kann auch viele lustige
Gesichter schneiden.
Hier sehen Sie ein paar
davon. Wenn Sie eine
schöne Auswahl haben,
überlegen Sie, wie Sie
eine Bilderserie daraus
machen können, z. B.
ein Triptychon oder eine
Vierergruppe.
LINKS: Diese
ungewöhnliche
Porträtaufnahme, die
ich ganz am Ende der
Sitzung gemacht habe,
ist eines meiner
Lieblingsbilder des
ganzen Tages.
Alle Aufnahmen
wurden mit Tageslicht
gemacht.
Baby-Fotosession:
Zusammenfassung
✔Seien Sie sehr geduldig. Nur selten
gelingen Ihnen sofort tolle Bilder.
✔Mit den Fingern schnippen oder mit
Spielzeugen quietschen, bringt Ihnen
zunächst die Aufmerksamkeit eines
Babys ein, aber die Wirkung lässt auch
schnell nach.
✔Beziehen Sie einen Elternteil in die
Fotosession mit ein, damit Sie ein
glückliches und lächelndes Baby haben!
✔Haben Sie keine Angst, Positionen,
Blickwinkel, Kleidung und Hintergrund
zu wechseln. Experimentieren Sie
herum, und hören Sie bloß nicht auf zu
fotografieren!
82 Ideen und Techniken für tolle Familienfotos Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Fotografieren von älteren Kindernn
Sie können frühreif, ungezogen und richtig frech sein. Aber in diesem
Alter sind Kinder oft auch am fotogensten!
VIELE ELTERN SIND SICH DARÜBER EINIG, dass die
Kindheit am schönsten ist, wenn ihre Kinder zwischen fünf
und zehn Jahre alt sind. Das sind die Jahre, in denen Kinder
ihre Persönlichkeit entdecken und eine gewisse
Unabhängigkeit entwickeln, woraus sich einige ausgezeichnete
Fotogelegenheiten ergeben können.
Diese frühen Jahre haben in vielerlei Hinsicht das Potenzial für die
besten Kinderporträtaufnahmen. Da die Kinder selber laufen und
spielen können, haben Sie viele Möglichkeiten, einige tolle und
natürliche Fotos zu machen. Statten Sie Ihre digitale
Spiegelreflexkamera mit einem Telezoom aus (50 bis 200 oder 70 bis
300 Millimeter ist eine gute Wahl), und Sie können im Hintergrund
bleiben, damit sich Ihr Modell ganz natürlich verhält, weil es gar nicht
bemerkt, dass es fotografiert wird. Wenn Sie ein paar Aufnahmen
gemacht haben, suchen Sie sich einen guten Blickwinkel, stellen Sie die
Kamera auf Reihenaufnahme ein und rufen das Kind beim Namen.
Sobald es dann zu Ihnen hinschaut, drücken Sie auf den Auslöser.
Kinder in diesem Alter haben den großen Vorteil, dass sie relativ gut auf
Anweisungen reagieren. Wenn sie sich also setzen, stehen oder umdrehen
sollen, dann tun sie das wahrscheinlich auch. So können Sie in
verhältnismäßig kurzer Zeit ein gutes Repertoire an Bildern machen, von
natürlichen bis hin zu mehr inszenierten Fotos. Und weil Ihr Modell nach
einigen Minuten allmählich etwas gelangweilt wird und wieder
herumzualbern beginnt, können Sie damit rechnen, gegen Ende der Sitzung
ein paar Grimassen und lustige Posen zu erwischen.
Sie sollten mit dem Posieren Ihrer Modelle sehr entspannt umgehen. Eine gute
Methode ist es, sie zu bitten, an einem bestimmten Ort zu stehen bzw. zu
sitzen, und dann einige Aufnahmen zu machen. Wenn sie angespannt
aussehen, lassen Sie sie ihre Arme und ihren Kopf schütteln, damit sie sich
dabei entspannen und lachen – schließlich sollen sie ja Spaß haben. Machen
Sie ein paar weitere Aufnahmen, sagen Sie ihnen, dass sie das ganz toll
machen, und bitten Sie sie, ihr Kinn zu heben bzw. zu senken, ihren Kopf zu
neigen und so weiter, bis Sie die gewünschte Aufnahme haben. Probieren Sie
verschiedene Blickwinkel und Ausschnitte aus, um eine wirklich gute
Mischung an Bildern zu bekommen. Und am Ende der Sitzung sagen Sie
ihnen, dass sie jetzt so richtig herumalbern dürfen, und fotografieren sie, wenn
sie am albernsten sind!
Die Kindermode hat sich sprunghaft entwickelt. Machen Sie also neben
Kopf- und Schulteraufnahmen unbedingt auch einige Ganzkörperbilder, um
die Mode der Zeit zu erfassen. Wenn die Kinder einen ganz einzigartigen
Modegeschmack haben, nutzen und zeigen Sie ihn! Vielleicht tragen sie gerne
Mützen und kräftige Farben, oder sie verkleiden sich gern als Supermann. Ihr
Ziel sollte sein, eine gute Mischung an Bildern zu machen, die insgesamt
verschiedene Aspekte des Wesens Ihres Modells erfassen.
Und wie immer sollten Sie auch für diese Aufnahmen nach Möglichkeit einen
Assistenten haben (d. h. einen Freund oder ein Familienmitglied), der Sie
beim Halten eines Reflektors oder Weichzeichners unterstützen kann,
damit Sie die Beleuchtung besser kontrollieren können.
Türöffnungen eignen
sich für junge Kinder
ideal zum natürlichen
Posieren – lassen Sie
sie davor stehen oder
sitzen. Wählen Sie
Kleidung, die zur Farbe
der Tür passt. Wenn
das Kind mehrere
Kleidungsstücke
übereinander trägt,
bitten Sie es, die
Fleece-Jacke oder den
Pullover nach einer
Weile auszuziehen und
im T-Shirt zu posieren.
Und: Wir wiederholen
es immer wieder, aber
es geht wirklich nichts
über das bisschen extra
Licht, das ein Reflektor
bietet.
GESCHENKIDEEN
Leinwand
Es gibt sie schon seit einigen Jahren,
aber ihre Beliebtheit scheint
unvermindert anzuhalten. Ein
Kinderporträt auf einer Leinwand ist
eine ausgefallene Möglichkeit, die
besten Bilder zu präsentieren, und eine
hervorragende Fotogeschenkidee.
Ausdrucke mit
Tintenstrahldruckern
Wenn Sie gerne Ihre eigene
Fotokunstkollektion haben möchten,
sehen Sie sich einmal die große Palette
an Fotopapiersorten an, die mit
Tintenstrahldruckern verwendet
werden können. Einige gute Marken
und Typen sind Hahnemühle Photo
Rag Satin Glossy Fine Art und Permajet
Royal Fine Art.
Top-Tipps:ältereKinder
1) ARBEITEN SIE SCHNELL
Mit einem Telezoom (z. B. 50 bis 200 mm)
können Sie schnell den Bildaufbau ändern, z.
B. von Porträtaufnahmen zu
Ganzkörperaufnahmen.
2) DIE KINDER MÜSSEN SICH WOHLFÜHLEN
Bevor Sie mit den Aufnahmen beginnen,
erklären Sie ihnen, was Sie vorhaben. Bringen
Sie sie dazu, sich zu entspannen, weil die
Sitzung Spaß macht und schnell vorbei ist.
3) SEIEN SIE POSITIV! Sagen Sie den Kindern
immer wieder, dass sie als Fotomodell ein
Naturtalent sind und auf den Bildern wirklich
gut aussehen. Selbst in diesem jungen Alter tut
den Kindern diese Ermutigung gut.
4) LASSEN SIE SIE SPIELEN! Wenn sie
anfangen herumzualbern, lassen Sie sie
spielen, und fangen Sie ein paar natürliche
Situationen mit der Kamera ein, bevor Sie sie
wieder bitten, sich für die nächste Aufnahme
fertig zu machen.
5) BELOHNEN SIE SIE! Eine kleine
„Bestechung“ in Form von Spielzeug,
Süßigkeiten usw. funktioniert immer. Eine
Belohnung für ihre Anstrengung lässt sie eher
wieder zu weiteren Aufnahmen zusagen!
Den Teddy nicht vergessen!
Einige Kinder, auch wenn sie fast schon
Teenager sind, können einfach nicht ohne
ihren Lieblingsteddybär sein. Lassen Sie
die Kinder in einigen Aufnahmen ihr
Lieblingsspielzeug halten, da sie so vor
der Kamera entspannter werden.
84 Ideen und Techniken für tolle Familienfotos Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Fotografieren von älteren Kindern: Die Brüder Caleb und Miles auf dem Bauernhof
Daniel Lezano besucht mit dem Digitale-Fotografie-Leser Sean Norris und seinen beiden Söhnen Caleb (9) und Miles (6) einen Bauernhof, um herauszufinden,
was an einem ungewöhnlichen Schauplatz innerhalb einer Stunde machbar ist – das würden die meisten Eltern als Porträtaufnahme nicht einmal in Erwägung
ziehen.
A
UF MEINEM WEG ZUR ARBEIT fahre ich jeden Tag an einem
wunderschönen Bauernhof vorbei und wollte dort immer
schon einmal Porträtaufnahmen machen. Eine Woche vor der
geplanten Sitzung bin ich also dahin gefahren, um mich mit
dem Eigentümer Harry zu treffen und seine Erlaubnis einzuholen.
Schließlich wollte ich nicht unangekündigt erscheinen.
Sean abonniert Digitale Fotografie und ist auch ein guter Freund der
Familie, sodass ich seine beiden Jungs gut kenne. Nachdem ich mit ihm
die Fotositzung besprochen hatte, kannte er meine Pläne ziemlich genau
,und als wir dann vor Ort ankamen, ließen wir die Kameraausrüstung
zunächst im Auto und machten uns zu Fuß mit der Umgebung vertraut, um
potenzielle Aufnahmeplätze zu finden. Nach kurzer Zeit hatten wir eine
Steinmauer, einige Holztüren, große Stahlcontainer, Pferdeboxen aus
Metall und Strohballen als potenzielle Orte für die Aufnahmen auserkoren.
Es war ein sonniger Tag, also nahm ich neben einem Reflektor auch einen
großen Lastolite-Skylite-Diffusor mit, für den Fall, dass ich bei direkter
Sonneneinstrahlung arbeiten musste. Wir begannen mit der Steinmauer als
Hintergrund, wobei Caleb und Miles entweder davor standen oder sich
daran anlehnten. Ich habe verschiedene Blickwinkel ausprobiert. Am
besten gefiel es mir, die Mauer diagonal zu fotografieren, sodass sie
allmählich im Hintergrund verschwand. Ich habe die Positionen von Miles
und Caleb verändert, sodass sie die Mauer manchmal berührten; dann
habe ich sie nach vorne weiter weg von der Mauer platziert, damit diese
unscharf wurde. Ich machte Aufnahmen auf der Augenhöhe der Kinder,
kniete und legte mich aber auch auf den Boden, um verschiedene
Perspektiven zu bekommen. Ich machte eine Aufnahme ohne Reflektor
und anschließend ein paar Aufnahmen mit der weißen und dann mit der
silbernen Seite des Reflektors (z. T. auch mit der goldenen Seite), um zu
sehen, wie sich dies auf das Licht auswirkte, das auf die Modelle fiel.
Anschließend machten wir Aufnahmen vor einigen Metalltanks, die vom
hellen Sonnenlicht angestrahlt wurden. Wir lehnten einen großen Diffusor
an die Tanks und ließen die beiden Jungs nacheinander darunter stehen.
Nach einigen Porträtaufnahmen der Jungs aus verschiedenen Winkeln
gingen wir zu den Holztüren und verwendeten den Diffusor auf ähnliche
Weise, um das Licht weicher zu machen. Wir machten auch Aufnahmen
vor den in dunklem Schatten gelegenen Pferdeboxen. Mit der
ISO-Einstellung 1000 und einer großen Blendenöffnung verwendeten wir
die silberne und die goldene Seite des Reflektors, damit etwas Licht auf die
Jungs zurückgeworfen wurde. Die Jungs waren spielerisch aufgelegt; ich
ließ sie gewähren und fotografierte drauf los, während sie herumalberten.
Anschließend gingen wir zu den Strohballen, um dort die letzten
Aufnahmen des Tages zu machen.
Ich machte eine Bilderserie der beiden Jungen, jeweils allein und
miteinander. Wir probierten verschiedene entspannte Posen aus – sitzend,
liegend und stehend auf den Ballen. Uns gelangen dabei einige tolle
Aufnahmen. Auch hier war aufgrund relativ niedriger Lichtwerte Vorsicht
angesagt, um ein Verwackeln zu vermeiden. Wir mussten darauf achten,
dass der Reflektor ausreichend Licht auf die Gesichter der Jungs warf. Trotz
sehr ähnlicher Fähigkeiten und Techniken an den verschiedenen
Aufnahmeorten auf dem Bauernhof hatte jeder Hintergrund einen ganz
anderen Effekt. Und vergessen Sie nicht die kreative Möglichkeit, dass jede
Aufnahme in Schwarz-Weiß umgewandelt werden kann. In einer Stunde
hatte ich etwa 200 Aufnahmen gemacht und wusste nach einer ersten
Betrachtung am LCD-Bildschirm, dass einige darunter waren, die ihren
Eltern sehr gut gefallen würden.
Goldreflektor
Eine Stunde ist mehr als ausreichend, um an einem
Aufnahmeort Bilder zu machen. Wenn es länger dauert,
beginnen junge Kinder, sich zu langweilen. Vergessen
Sie den Reflektor (und möglichst auch einen Diffusor)
nicht, aber setzen Sie die goldene und silberne Seite
zurückhaltend ein, weil deren Wirkung schnell zu stark
sein kann.
Silberreflektor
Ältere Kinder:
Zusammenfassung
✔Regelmäßige Bestätigung und Lob
helfen vor allem nervösen Kindern, sich
vor der Kamera zu entspannen.
✔Suchen Sie einen einzelnen
Aufnahmeort, der mehrere verschiedene
Hintergründe bietet.
✔Ältere Brüder neigen nicht so sehr
dazu, ihre jüngeren Geschwister
„knuddeln“ zu wollen, wie Schwestern es
tun.
✔Wenn Sie mit einem großen Diffusor
arbeiten wollen, besorgen Sie sich einen
Assistenten!
✔Setzen Sie goldene und silberne
Reflektoren bei direkter
Sonneneinstrahlung zurückhaltend ein, da
deren Wirkung schnell zu stark sein kann.
Keine Angst vor Dreck!
Tragen Sie bequeme Kleidung, die auch dreckig
werden darf, und robustes Schuhwerk.
Nachdem ich in Schlamm, Schmiere und
Pferdedung gelegen war, landete meine Jeans
direkt in der Waschmaschine!
Einstellungen
Alle Bilder wurden mit
Zeitautomatik gemacht,
wobei der Autofokus auf
Einzelpunkt-AF und
Mehrfeldmessung
eingestellt war.
86 Ideen und Techniken für tolle Familienfotos Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Zeit für Teenager!
Bezeichnen Sie sie bloß nicht als Kinder – Teenager müssen wie
Erwachsene behandelt werden,
wenn Sie das Beste aus ihnen
herausholen möchten!
ALLE ELTERN werden bestätigen,
dass Kinder schnell wesentlich
selbstständiger werden, wenn sie in
eine weiterführende Schule
kommen. Und im Teenageralter entwickeln
sie sich sowohl geistig als auch körperlich
jedes Jahr mit rasanter Geschwindigkeit
weiter.
Für Sie als Fotograf bedeutet das im
Allgemeinen, dass Ihre Modelle eher als
Erwachsene denn als Kinder behandelt werden
müssen, wenn Sie auch nur die geringste
Chance haben möchten, dass sie vor der
Kamera das tun, was sie tun sollen. Sie können
ihnen zwar beispielweise raten, was sie anziehen
sollen, seien Sie aber dann nicht verärgert, wenn
sie zum Fototermin das genaue Gegenteil tragen.
Arbeiten Sie mit ihnen, und wenn Sie eine Reihe
guter Aufnahmen gemacht haben, bitten Sie sie,
sich umzuziehen. Und dann werden Sie sehen, en, ob
sie bereit sind, die gewünschte Kleidung zu tragen.
Sie werden wahrscheinlich auch feststellen, dass sie eine nur kurze
Aufmerksamkeitsspanne haben und sich benehmen, als hätten sie
wichtigere Dinge zu tun, als sich fotografieren zu lassen. Wenn Sie
allerdings freundlich sind, sich interessiert an dem zeigen, was sie
sagen und aufmerksam ihren Vorschlägen zuhören, wie sie
fotografiert werden möchten, können Sie sie auf Ihre Seite ziehen.
Wenn Ihre Modelle Spaß haben, werden sie es kaum erwarten
können, nach einer Aufnahme die nächste Pose einzunehmen!
Kinder sind im Teenageralter am befangensten. Während einige
wenige ausgesprochen extrovertiert sind, sorgen sich die meisten
darum, wie sie auf Bildern aussehen werden, vor allem wenn sich
ihre Hormone gerade nicht sehr vorteilhaft auf ihre Haut
auswirken. Ihr Ziel sollte sein, sie in schmeichelhaftem Licht zu
fotografieren, sodass sie mehr wie Erwachsene und weniger wie
Kinder aussehen. Sorgen Sie dafür, dass sie Spaß haben und vor
der Kamera einfach nur sie selber sind.
Die Arbeit mit Teenagern
kann wirklich Spaß
machen. Versuchen Sie,
diese Stimmung in Ihren
Bildern einzufangen.
Bringen Sie die Teenager
mit einem Assistenten
oder einem Freund zum
Lachen, und fangen Sie
diesen Moment ein.
Viele Teenager haben
ausgeprägte Interessen.
Bauen Sie diese nach
Möglichkeit im Bild ein
– entweder über ihre
Kleidung oder über
Requisiten, z. B. ein
Skateboard, ein Auto
usw.
BRETT HARKNESS
Was wollen die Teenager?
Natürlich sollen die Bilder Ihnen
und den Eltern gefallen. Fragen
Sie aber unbedingt auch Ihre
Modelle, wie sie gerne
fotografiert werden möchten. Die
Antworten werden Sie
möglicherweise überraschen! Als
wir Katie nach Vorschlägen
fragten, wie sie gerne fotografiert
werden würde, sagte sie, sie
hätte gerne ein schönes
Schwarz-Weiß-Bild, auf dem sie
nicht in die Kamera blickte, und
zeigte uns ein Bild in einer Zeitschrift. Das war nicht
die Art von Bild, das wir ursprünglich geplant hatten,
aber wir haben den entsprechenden Aufbau
vorgenommen und versucht, den Look zu erzielen,
den sich Katie vorstellte. Für dieses Bild setzten wir
Katie neben eine Terrassentür, sodass sie seitlich von
diffusem Licht beleuchtet wurde. Anschließend
bauten wir einen Studioblitz mit einer kleinen
Lichtwanne am Boden auf, um auf der
gegenüberliegenden Seite etwas Licht von ganz
unten zu erzeugen. Anschließend wurde das Bild in
Photoshop in eine Schwarz-Weiß-Aufnahme
umgewandelt.
Monobeleuchtung
Wenn Sie vorhaben, das
Bild in eine
Schwarz-Weiß-Aufnahme
umzuwandeln, brauchen
Sie sich über Farbstiche,
die durch die Beleuchtung
zustande kommen, keine
Gedanken zu machen.
Top-Tipps: Teenager
1) Sorgen Sie dafür, dass sie glücklich und
entspannt sind und Spaß haben. Dann
werden Ihnen wesentlich bessere Bilder
gelingen, als wenn sie gelangweilt und
desinteressiert sind.
2) Fragen Sie sie, ob sie Lieblingsfotos von
einem ihrer Idole haben, und versuchen Sie,
sie auf ähnliche Weise zu fotografieren.
3) Geben Sie ihnen eine grobe Vorstellung
davon, was sie anziehen sollen (z. B. ein
schlichtes T-Shirt, Jeans usw.), aber achten
Sie darauf, dass sie mit Ihrer Wahl
einverstanden sind.
4) Reden Sie nicht zu formell mit ihnen,
verwenden Sie aber auch keine Wörter wie
„cool“, wenn der Schuss nach hinten
losgehen könnte!
5) Wenn Sie eine gute Aufnahme gemacht
haben, zeigen Sie sie ihnen auf dem
LCD-Bildschirm. Wenn sie ihnen gefällt, sind
sie eher bereit weiterzumachen.
6) Machen Sie keine Bilder, wenn Eltern oder
Freunde zusehen, da sie dadurch
wahrscheinlich eingeschüchtert werden.
Bitten Sie also die Personen, die nicht auf
das Bild sollen, den Raum zu verlassen!
7) Geben Sie ihnen ein kleines Geschenk
(z. B. einen 10 Euro-iTunes-Gutschein) als
Dankeschön, und schicken Sie ihnen einige
Abzüge der besten Aufnahmen. Das ist
angemessen für ihren Zeitaufwand und
bedeutet gleichzeitig, dass sie beim nächsten
Mal eher wieder zusagen.
Sehen Sie sich die Aufnahmen
gemeinsam an
Einige Teenager sind besorgt, wie sie auf
den Bildern aussehen. Zeigen Sie ihnen
also nach einer Weile die gemachten
Aufnahmen auf dem LCD-Bildschirm, und
zeigen Sie ihnen die besten, um ihr
Selbstvertrauen zu stärken!
Teenagern gefällt normalerweise
eine Modeporträtaufnahme, da sie
hierbei in ihren Lieblingsklamotten
posieren können. Schenken Sie
ihnen also einige Abzüge ihrer
Lieblingsaufnahmen als
Dankeschön.
88 Photoshop-Technik: Schwarz-Weiß-Fotografie Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Porträtbilder in Schwarz-Weiß
Wer Bilder macht und diese später in Schwarz-Weiß umwandeln
möchte, sollte einige wichtige Aspekte beachten.
DIE AUSDRUCKSKRAFT eines Schwarz-Weiß-Bildes wird durch folgende Aspekte
bestimmt: Form, Zusammensetzung und Tonwertumfang müssen perfekt
harmonieren. Auch bezüglich der Geometrie muss ein Gleichgewicht der Farbtöne
gegeben sein. Der Blick des Betrachters sollte nicht auf einem tiefschwarzen oder
hellweißen Bereich ruhen, sondern auf dem ganzen Bild umherwandern.
Wie faszinierend ist es doch, dass manche Farbbilder in Schwarz-Weiß überhaupt
nicht zur Geltung kommen und andere in Farbe gar nicht vorstellbar sind!
Schwarz-Weiß-Bilder unterscheiden sich hinsichtlich Konzept und Ästhetik so stark
von Farbbildern, dass Sie vor der Aufnahme zwei Bilder im Kopf visualisieren müssen,
was gar nicht so einfach ist. Wenn Sie zum Beispiel ein Modell mit einem blauen
Mantel vor grünen Bäumen fotografieren, ergibt sich in Schwarz-Weiß kein optimaler
Kontrast zwischen den Farbtönen. Folglich geht die Tiefe zwischen Vorder- und
Hintergrund verloren. Das Bild wirkt flach und zweidimensional. Bei einer
Farbaufnahme dagegen kommt der Kontrast zwischen Grün und Blau sehr gut zur
Geltung. Der Unterschied zwischen der relativen Helligkeit und Dunkelheit von
Farbtönen ist bei Schwarz-Weiß-Bildern also von sehr großer Bedeutung und sollte vor
der Aufnahme gut überlegt werden. Eine kleine Hilfe bietet ein Schwarz-Weiß-Filter,
den Sie sich vor das Auge halten. Die Farbinformationen gehen durch den Filter zwar
nicht ganz verloren, doch Sie bekommen so einen ersten Eindruck des möglichen
Schwarz-Weiß-Bildes und können entscheiden, ob sich ein Motiv in Bezug auf
Tonwertumfang und Geometrie als Schwarz-Weiß-Bild eignet.
Profis sagen: „Für perfekte Schwarz-Weiß-Bilder muss man in Schwarz-Weiß denken”
– wählen Sie also sowohl das Modell wie den Hintergrund dementsprechend. Bei
einem grünen Hintergrund eignet sich zum Beispiel ein Modell mit blonden Haaren
besser als eines mit braunen Haaren, denn aufgrund ihrer Helligkeit heben sich blonde
Haare in Schwarz-Weiß besser vom Hintergrund ab. Möchten Sie mit einem
bestimmten Modell arbeiten, sollten Sie den jeweils passenden Hintergrund wählen
oder bei der Garderobe variieren, wenn nur ein bestimmter Hintergrund zur Verfügung
steht.
Magie in
Schwarz-Weiß
Diese Aufnahme
ist in Farbe bereits
eindrucksvoll, doch
in Schwarz-Weiß
wirkt sie dank ihrer
Komposition und
des Tonwertumfangs
noch dynamischer
und schöner.
Schwarz-Weiß-Plug-ins
• SILVER EFEX PRO 200 EURO
Nik Software / www.niksoftware.com
Vollausgestattetes Plug-in für Photoshop, Elements, Lightroom und
Aperture, das qualitativ hochwertige Umwandlungen liefert. Die
Benutzeroberfläche erinnert stark an eine traditionelle Dunkelkammer. Es ist
außerdem möglich, Schwarz-Weiß-Filme zu simulieren und Bildteile
selektiv mit Kontrollpunkten zu manipulieren.
• BLACK & WHITE STUDIO 35 EURO
Power Retouche / www.powerretouche.com
Erschwinglich und mit vielen Funktionen ausgestattet, bietet Black & White
Studio eine große Anzahl verstellbarer Parameter, einschließlich
Farbempfindlichkeit. Belichtung sowie Hochlicht- und Schattendetails
können individuell verstellt werden. Die „Druckqualität“ kann eingestellt
werden, um verschiedenen Arten von Fotopapier gerecht zu werden.
• BW WORKFLOW PRO 15 EURO
Fred Miranda / www.fredmiranda.com
Bei diesem Plug-in kann man fast alles einstellen. Fast jeder Aspekt der
Schwarz-Weiß-Umwandlung ist mit BW Workflow Pro möglich, von
Farbfiltern über Duplex bis hin zu Triplex-Voreinstellungen. Selbst den
Dynamikbereich hat man mit diesem Plug-in problemlos im Griff.
Außerdem kann man auch Schwarz-Weiß-Infrarotfotografie simulieren.
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Photoshop-Technik: Schwarz-Weiß-Fotografie 89
BJORN THOMASSEN
DIE ZEHN BESTEN
METHODEN DER
UMWANDLUNG IN
SCHWARZ-WEISS
Es gibt mehrere Möglichkeiten, ein Bild
in Schwarz-Weiß umzuwandeln. Einige
Methoden sind dabei einfacher als
andere. Bei manchen hat man
unzählige Einstellungsmöglichkeiten,
bei anderen dagegen gar keine. Hier
sind zehn Optionen, die man in
Photoshop hat – falls Sie weitere
kennen, lassen Sie uns dies bitte
wissen!
1) Graustufen-Modus Beim Wechsel von
RGB zum Graustufen-Modus
(Bild>Modus>Graustufen) werden alle
Farbinformationen verworfen.
2) Sättigung verringern Unter
Bild>Anpassungen mit einem Klick auf
Sättigung verringern alle Farben
abschwächen.
3) In Schwarz-Weiß umwandeln Beim
Befehl Schwarz-Weiß unter
Bild>Anpassungen hat man mehrere
Einstellungsmöglichkeiten. Diese
Variante gibt es auch als
Einstellungsebene.
4) Kanalmixer
Bild>Anpassungen>Kanalmixer
auswählen und bei Monochrom den
Haken setzen. Anschließend können Sie
mit den Quellkanälen Rot, Grün und Bau
spielen.
5) Nur ein Kanal Indem nur ein Kanal
ausgewählt wird, erhält man die
Schwarz-Weiß-Ansicht. Wählen Sie
denjenigen aus, bei dem Sie das beste
Ergebnis erzielen (Fenster>Kanäle).
6) Verlaufsumsetzung Die
Verlaufsumsetzung wird oft zufällig
entdeckt und steht direkt unter dem
Kanalmixer bei Bild>Anpassungen. Mit
einem Klick erhält man ein Schwarz-
Weiß-Bild.
7) Farbton/Sättigung Indem man bei der
Farbton-/Sättigungs-Einstellungsebene
den Sättigungsschieber ganz nach links
bewegt, werden die Farben des Bildes
verworfen. Diese Methode ist außerdem
zerstörungsfrei.
8) Lab-Farbe Im Lab-Farbe-Modus
(Bild>Modus>Lab-Farbe) entweder A
oder B bei den Kanälen auswählen. Das
Ergebnis beider Optionen ist ein
Schwarz-Weiß-Bild.
9) RAW-Dateien Die aktuellste Version
von Adobes Camera Raw bietet die
Funktion Schwarz-Weiß-Bilder. Über die
Registerkarte HSL kommt man zu den
Farbempfindlichkeitsschiebern. Dadurch
kann man den Effekt optischer Farbfilter
imitieren.
10) Duplex Nicht 100 Prozent
Schwarz-Weiß, aber wir wollten diese
Variante nicht unter den Tisch fallen
lassen. Bei Duplex-Bildern gibt es neben
Schwarz und Weiß noch eine dritte
Farbe. Bei einem Graustufenbild wählen
Sie Bild>Modus>Duplex und
experimentieren oder versuchen es mit
einer der integrierten Voreinstellungen.
90 Photoshop-Technik: Schwarz-Weiß-Tonung Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Mut zu etwas Farbe
Verleihen Sie Schwarz-Weiß-Bildern durch Tonung das gewisse Etwas.
Hier ein paar Ideen in Photoshop.
SCHWARZ-WEISS-BILDER LASSEN SICH durch Tonung interessanter gestalten, und
Photoshop bietet zahlreiche Möglichkeiten dafür. Hier ist die Feinabstimmung viel
besser als mit der traditionellen chemischen Bearbeitung. Das Hinzufügen einer
monochromatischen Farbe kann ein Bild nicht nur ästhetisch wirkungsvoller, sondern
auch stimmungsvoller machen. Blau sorgt speziell bei Winterbildern für den letzten
Schliff, Sepia hingegen strahlt Wärme aus und erinnert an die „guten alten Zeiten”. Für
komplexere Tonungen und für die Kombination von mehreren Farben bietet Photoshop
außerdem Duplex-, Triplex- und Quadruplex-Effekte, mit denen der Fotograf zwei oder
mehr Farben mischen kann.
Methode 1: Farbton/Sättigung
Auf diese Weise lässt sich sehr leicht etwas Farbe hinzufügen. Gehen Sie auf
Farbton/Sättigung (Bild>Anpassungen>Farbton/Sättigung). Am schnellsten
geht es mit Strg+U. Setzen Sie zuerst bei Färben und Vorschau einen Haken.
Verändern Sie jetzt den Farbton. Sie können aus einer Vielzahl von Farben
auswählen. Die Farbintensität können Sie bei der Sättigung regulieren.
Verändern Sie nicht die Helligkeit. Sie können ein Farbbild zwar einfärben,
doch das Ergebnis ist nicht so gut, als wenn Sie das Bild zuerst in den
Graustufen-Modus umwandeln und dann wieder in RGB.
Methode 3: Duplex
Früher wurden Schwarz-Weiß-Bilder traditionell mit der Reprotechnik gedruckt
(CMYK-Farbmodell). Im Duplex-Modus werden mit zwei oder mehr Farben Kontrast
und Tonwertumfang aufgepeppt. Normalerweise würde man Schwarz für die Schatten
wählen und eine andere Farbe – für gewöhnlich Grau – für Mischtöne sowie Highlights.
Für einen eindrucksvolleren Tonungseffekt können Sie statt Grau eine andere Farbe
oder eine Farbmischung ausprobieren.
Mit diesem Tonungsprozess können Fotografen ihren Bildern zusätzliche Farben
beimischen. Triplex- (drei Farben) oder sogar Quadruplex-Bilder (vier Farben) sind
möglich. Oft gilt aber: Je einfacher, desto besser. Diese Methode ist zwar die
aufwendigste der vier vorgestellten, sie ist aber nicht allzu komplex. Probieren Sie es
einfach mal aus, dann werden Sie sehen, dass sich damit wirklich gute Ergebnisse
erzielen lassen.
Wandeln Sie das Bild zuerst in den Graustufen-Modus um (Bild>Modus>Graustufen-
Modus) und klicken dann auf Bild>Modus>Duplex. Es öffnet sich ein Fenster, in dem
Schwarz als Druckfarbe 1 voreingestellt ist. Wählen Sie bei Art im Drop-down-Menü
Duplex/Triplex/Quadruplex. Doppelklicken Sie auf die weiße Farbe bei Druckfarbe 2,
worauf das Fenster Farbbibliotheken erscheint. Wählen Sie eine allgemeine Farbe mit
dem Farbschieber aus und klicken auf eine spezifische Farbe auf der linken Seite. Bei
Druckfarbe 1 können Sie auf das Duplexkurven-Fenster doppelklicken, um Kontrast
und Helligkeit jeder Farbe einzustellen.
Diese Methode eignet sich besonders für
Tintenstrahldrucker, die mit CMYK-
Patronen arbeiten.
Mit der Funktion Farbton/
Sättigung können
auch Anfänger ein Bild
ganz leicht einfärben.
Diese Methode sieht
komplizierter aus, als sie
wirklich ist. Aber die
Ergebnisse sind wirklich
beeindruckend!
Methode 2: Fotofilter
Eine weitere einfache Methode der Farbänderung ist der Einsatz von Fotofiltern. Der
Modus Bild>Anpassungen>Fotofilter steht bei Adobe Elements und Photoshop CS zur
Verfügung. Wandeln Sie das Bild zuerst wieder in den Graustufen-Modus um und dann
zurück in RGB. Diese Farben haben eine ähnliche Wirkung wie bestimmte Kamerafilter.
Wählen Sie aus dem Drop-down-Menü eine Farbe, oder klicken Sie auf die angezeigte
Farbe. Es öffnet sich ein Fenster, in dem Sie Ihre gewünschte Farbe einstellen können.
Setzen Sie bei Luminanz erhalten einen Haken, damit das Bild nicht flach und leblos
wirkt. Mit dem Schieber bei Dichte können Sie für einen schwachen oder starken
Farbeffekt sorgen.
Methode 4: Verlaufsumsetzung
Dieser Ansatz ist eventuell etwas gewöhnungsbedürftig, aber wer auf psychedelische
Effekte aus den 1970ern steht, sollte es mal probieren! Gehen Sie zu Bild>
Anpassungen>Verlaufsumsetzung und klicken dann auf das Farbfeld (nicht auf den
Pfeil). Es öffnet sich ein Fenster. Klicken Sie auf eine Farbe und spielen einfach mit den
Schiebern. Dadurch erzielen Sie einen pseudo-solarisierten Effekt, der manchmal
vielleicht sogar nützlich ist. Mit diesem Tool können Sie Ihren eigenen Farbverlauf
erstellen und – ähnlich wie beim Duplex-Modus – einen zweifarbigen Effekt erzielen.
Mit dieser Methode können
Sie ein Bild mithilfe der
Fotofilter
von Photoshop einfärben.
Wir haben hier einen
feinen Schwarz-nach-
Braun-Farbverlauf
gewählt, lassen auch Sie
Ihrer Fantasie einfach
freien Lauf!
In RGB umwandeln!
Egal, für welche Methode Sie sich auch
entscheiden: Ihr Schwarz-Weiß-Bild muss in RGB
sein (nicht in Graustufen), damit es eingefärbt
werden kann. Diese Einstellung können Sie über
Bild>Modus>RGB-Farbe vornehmen.
Fertiges Bild
Bei diesem eingefärbten Bild
haben wir die Duplex-Methode
mit Pantone 105 als zweite
Farbe gewählt.
92 Farbaufnahmen in Schwarz-Weiß umwandeln Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Mehr Pep mit Schwarz-Weiß
MIT DIESER SCHRITT-FÜR-SCHRITT-ANLEITUNG wandeln Sie Ihre
Porträtbilder problemlos in Schwarz-Weiß um. Bei der Schwarz-Weiß-
Porträtfotografie haben Sie zwei Möglichkeiten. Entweder Sie wählen einen
einfachen Ansatz – dieser eignet sich besonders für Fotos von Frauen und
Kindern – oder Sie legen Wert auf viel Korn und stärkere Kontraste, was sich
besonders bei Bildern von Männern anbietet. Hier wurde der zweite Ansatz
gewählt. Die Originalaufnahme wurde mit einer Canon EOS 350D und einem
50-mm-f1,8-Standardobjektiv gemacht. Die Aufnahme erfolgte bei natürlichem
Licht, wobei das Modell Andy im Schatten eines Gebäudes fotografiert wurde,
um direktes Sonnenlicht zu vermeiden. Eine große Blende sorgte dabei für die
nötige Schärfentiefe der scharf eingestellten Augen, sodass alles Unwesentliche
in den Hintergrund rückte.
Original
Schritt 1 Die Umwandlung selbst ist zerstörungsfrei, da eine Schwarz-Weiß-
Einstellungsebene gewählt wurde (Ebene>Neue Einstellungsebene>Schwarz-Weiß).
So bleibt das Original erhalten. Die Rottöne wurden ein bisschen dunkler gestellt,
wodurch Andys Hautstruktur betont wird. Um die Hautstruktur abzuschwächen,
machen Sie das Gegenteil.
Schritt 2 Aufgrund der dunkleren Rottöne muss die Helligkeit des ganzen Bildes
erhöht werden. Dies ist mithilfe einer Gradationskurve möglich, obwohl es auch
problemlos mit der Tonwertkorrektur möglich wäre. Dieser Schritt ist ebenfalls
zerstörungsfrei, sodass später noch Änderungen bei der Gradationskurve sowie der
Schwarz-Weiß-Ebene vorgenommen werden können, um die richtige Mischung zu
finden.
Schritt 3 Für eine leichte Abschwächung am Bildrand
und die Fokussierung der Augen benutzen Sie einen
Objektivkorrekturfilter (Filter>Verzerrungsfilter>Objektiv
korrektur). Bewegen Sie jetzt den Schieber nach links,
um die Ecken des Rahmens etwas dunkler zu machen.
Zur Bestätigung auf OK klicken.
Schritt 4 Als nächstes kommt ein Farbton dazu – ein
weicher, sanfter kaffeefarbener Ton, damit das Bild leicht
verwaschen aussieht. Um dies zerstörungsfrei
auszuführen, eine Volltonfarbenebene hinzufügen
(Ebene>Neue Füllebene>Volltonfarbe), dann eine Farbe
(helle Farben eignen sich am besten) wählen und den
Mischmodus zu Farbe ändern.
Schritt 5 Wir wollen noch etwas mehr Korn, aber
zuerst kommt die Schärfe, damit das Korn davon nicht
betroffen ist. Für die Schärfe auf Filter>Scharfzeichnung
sfilter>Selektiver Scharfzeichner klicken. Mehr Korn
erreichen wir durch Filter>Rauschfilter>Rauschen
hinzufügen. Einen Wert von 4 Prozent einstellen. Das
sollte genügen.
Photoshop-Optionen
Je nach Photoshop-Version kann die Art der
Bildumwandlung unterschiedlich sein. Seit CS3
gibt es eine Schwarz-Weiß-Einstellungsoption,
die Filtervoreinstellungen ermöglicht.
Fertiges Bild
Was anfangs nicht mehr
als ein Schnappschuss
war, wurde in ein
kunstvolles Porträt
umgewandelt.
94 Photoshop-Technik: Körniger Monoeffekt Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Erstellen Sie ein Film Noir-Porträt
Wenn Sie einem monochromen Porträt Körnung hinzufügen, verleihen Sie ihm ein zeitloses
Filmgefühl. Finden Sie heraus, wie man ein grobkörniges Low-Key-Porträt fotografiert.
ES KOMMT SELTEN VOR, dass wir Ihnen vorschlagen, ein
Porträt für tiefe Schatten und hohen Kontrast zu beleuchten.
Aber es scheint sich für Low-Key-Schwarzweißbilder zu
eignen und sorgt für geheimnisvolle Dramatik.
Normalerweise würde wir Ihnen auch dazu raten, sich vom
digitalen Rauschen fernzuhalten, da die Körnung das Foto
ruinieren kann. Aber wenn man ein altes Schwarzweißbild
simulieren will, gibt es nichts besseres als etwas Körnung,
um für Authentizität zu sorgen. Im Gegensatz zu einem
High-Key-Porträt, das mit hellen Farben sehr sauber und
hell ist, findet man beim Low-Key-Porträt launische
Grobkörnigkeit und überwiegend dunkle Farbtöne. Das lässt
sich tatsächlich leicht bewerkstelligen, da Sie nur ein Licht
benötigen und sich nicht um die Schatten Gedanken
machen müssen. Sie brauchen auch kein Studioblitzlicht
und können stattdessen mit dem Fensterlicht arbeiten, aber
Sie sollten einen schwarzen Hintergrund verwenden, um
den dunklen Farbton des Bilds zu fördern. Wenn Sie Ihr
Motiv neben einem Fenster platzieren, denken Sie daran,
eine Gardine zu verwenden, um das Licht zu dämpfen und
da Sie wahrscheinlich den Blendenprioritätsmodus
verwenden werden, sollten Sie die Belichtungen
ausklammern oder ein paar Stops an negativen
Belichtungsausgleich hinzufügen. Sie werden
wahrscheinlich feststellen, dass sich die
Belichtungsmessung der Kamera einfach überlisten lässt und
dass das beste Bild unterbelichtet ist. Sie wollen am Ende ein
Foto haben, bei dem die beleuchteten Elemente belichtet
sind, während sich der Rest des Bilds im Dunklen befindet.
Für diese schrittweise Anleitung haben wir einen einzelnen
Elinchrom D-Lite 4IT-Kopf mit einer Softbox verwendet.
Sie könnten zwar einfach einen hohen ISO-Wert an der
Kamera einstellen, um für digitales Rauschen zu sorgen, aber
es ist besser, die Körnung per Photoshop hinzuzufügen, um
ein schärferes Resultat zu erhalten. Um den 1920er-
Filmeffekt zu verstärken, baten wir unser Motiv, einen Hut zu
tragen, der für zusätzliche Textur und Interesse sorgt.
Außerdem baten wir sie, dunkle Kleidung anzuziehen, so
dass die Aufmerksamkeit auf ihr Gesicht gelenkt wird und die
Beleuchtung scharf in die Schwärze abfällt. Zusätzlich zur
Körnung stehen in Photoshop außerdem Plug-in-Filter zur
Verfügung inklusive dem ausgezeichneten „Silver
Efex“-Programm von Nik Software, das Ihnen mehr kreative
Kontrolle über Ihr Film Noir-Bild bietet.
Plug-in-Filter von Drittanbietern
Nik Color Efex Pro 3.0 Complete ermöglicht das hinzufügen
eines Filmeffekts und von Filmkorn mit nur ein oder zwei
Klicks. Öffnen Sie einfach mit dieser Software Ihr Bild in
Photoshop und scrollen Sie im Filtermenü auf Nik Software
runter, um eine riesige Auswahl an Filteroptionen zu
erhalten. Dann können Sie Filmkorn auswählen und die
spezifische Größe und Sättigung der Körnung angeben, die
Sie den Highlights, Schatten und mittleren Farbtönen
hinzufügen. In „Nik Silver Efex Pro 2“ können Sie unter
Filmeffekte aus einer Liste unterschiedlicher Filmtypen
auswählen, die über unterschiedliche ISO-Werte verfügen
oder Sie können den Grad an Körnung manuell einstellen.
www.niksoftware.com/
vorher
nachher
falsch
richtig
Positionieren Sie das Motiv wenige Meter
1vom Hintergrund entfernt, so dass es
nicht vom Licht der Softbox erreicht wird.
Dadurch wirkt es grau und Falten und
Runzeln werden hervorgehoben. Wenn Sie
mit Blitz arbeiten, sollten Sie den manuellen
Modus und eine Verschlusszeit von 1/250
Sekunden (bzw. die jeweilige
Blitz-Synchronisationsgeschwindigkeit der
Kamera) verwenden und den niedrigsten
ISO-Wert einstellen. Sie werden die
Blendenöffnung anpassen müssen, um die
Belichtung des Motivs zu kontrollieren.
Positionieren Sie den Kopf des
2Studioblitzlichts ungefähr einen Meter
vor dem Motiv und ungefähr auf gleicher
Höhe. Verwenden Sie die niedrigste
Leistung. Machen Sie ein Testfoto mit f/5,6,
um zu sehen, wie gut das Gesicht belichtet
ist, und dann schließen Sie die
Blendenöffnung (d.h. unterbelichten), bis
das Foto dunkel ist und nur der
Gesichtsbereich sichtbar ist, den Sie gut
belichtet beleuchten wollen. Wir haben
festgestellt, dass ein Wert zwischen f/10 und
f/13 gut funktioniert.
Variieren Sie die Lichtdistanz zum Motiv als auch die Blendenöffnung. Dadurch wird das
3Licht, das das Gesicht erreicht, begrenzt, und man erhält somit einen besseren Effekt.
Achten Sie aber darauf, wo das Licht auf Ihr Motiv fällt: Die Augen sind in einem Porträt sehr
wichtig. Stellen Sie also sicher, dass Sie gut belichtet sind, indem Sie den Einfallwinkel oder die
Höhe des Licht ändern oder das Motiv etwas mehr in Richtung des Lichts drehen.
Öffnen Sie Ihr Lieblingsbild in Adobe Camera Raw und
4nehmen alle notwendigen Anpassungen im
Grundarbeitsbereich vor. Dann wechseln Sie zu HSL/
Graustufen und klicken auf „In Graustufen umwandeln“. Nun
können Sie die Farbregler anpassen, um die Farbtöne
einzustellen. In diesem Fall hat der Orange-Regler den
Hautfarbton verbessert.
Sobald Sie mit Ihrem Bild zufrieden sind, klicken Sie auf
5OK, um es in Photoshop zu öffnen. Wenden Sie bei
Bedarf die Freistellen-Funktion an, duplizieren die Ebene
(Eben > Ebene duplizieren) und arbeiten mit dem
Reparatur-Pinsel-Werkzeug daran, um jegliche
Schönheitsfehler loszuwerden. Jetzt können Sie die Körnung
hinzufügen.
Wählen Sie die duplizierte Ebene, klicken dann auf Filter
6>Rauschfilter>Rauschen hinzufügen, um die Dialogbox
für den Rauschfilter zu öffnen. Die Gaußsche Normalverteilung
hat einen wesentlich stärkeren Effekt als die Gleichverteilung,
aber sie verteilt das Rauschen zufällig im Bild. Das kommt
dem Filmeffekt wesentlich näher. Passen Sie den Regler an,
bis Sie mit der Menge an Rauschen zufrieden sind.
Endgültiges Bild
Wenn das Rauschen in die Schatten eingefügt
wird, werden Sie wahrscheinlich feststellen, dass
die schwarzen Stellen sich leicht grau verfärben.
Um das zu korrigieren klicken Sie auf Ebene>
Neue Einstellungsebene>Helligkeit/Kontrast und
passen den Kontrastregler leicht an.
JETZT IM HANDEL
Bei allen guten Zeitschriftenhändlern
EINFACHE
SCHRITTE FÜR
BESSERE
BILDER
DIGITALE TECHNIKEN
VERBESSERN SIE IHRE BILDER UND FÜGEN SIE MIT UNSERER NACHBEARBEITUNGS-ANLEITUNG KREATIVE EFFEKTE HINZU
98 Photoshop-Technik: Porträts retuschieren Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Gönnen Sie Ihrem Porträt eine
perfekte digitale Überarbeitung
IAN FARRELL: Das Thema der digitalen
Retusche in der Porträt-, Mode- und
Werbefotografie ruft immer
unterschiedliche Reaktionen hervor.
Einige halten sie für unnötig und übertrieben,
andere glauben, dass erst die Nachbearbeitung die
Fertigstellung einer Fotografie bedeutet. Eine
Tatsache ist allerdings unbestreitbar: Sie werden
keine kommerzielle Aufnahme in einem Magazin
oder einer Werbeanzeige finden, die nicht
retuschiert wurde. Die Editorial-Fotografie wird so
Gut vorbereitet!
ZEITAUFWAND:
60 MINUTEN
BENÖTIGTE SOFTWARE:
ADOBE PHOTOSHOP CS
ODER ELEMENTS
WAS WIR NOCH VERWENDETEN:
GRAFIKTABLETT
routinemäßig retuschiert, dass es mittlerweile zum Standard gehört. Die Augen sind
aufgehellt, die Zähne gebleicht, die Haut geglättet und Makel entfernt. Und wenn Sie
sich gerade ein Hochglanzmagazin anschauen und Sie es den Bildern nicht ansehen,
dann bedeutet das nur, dass es wirklich gut gemacht wurde. Das Geheimnis dieser Art
von Retusche liegt darin, sich Zeit zu nehmen und so präzise wie möglich zu arbeiten.
Verwenden Sie ein Grafiktablett und planen Sie eine Stunde für ein einzelnes Bild ein.
Die Photoshop-Techniken selbst sind eigentlich ganz einfach, wichtig ist die Art und
Weise ihrer Anwendung.
Werfen wir einen Blick darauf, wie es gemacht wird.
1Die Augen können aufgehellt werden, um die Wirkung zu verstärken. Verwenden Sie das
Kopierstempel-Tool mit der Einstellung Entsättigung, das Sie in der Toolbox an gleicher Stelle wie
die Werkzeuge zum Nachbelichten und Abwedeln finden. Wählen Sie einen kleinen Pinsel mit
weicher Spitze und einer Deckkraft von 20 Prozent und bewegen Sie ihn über das Weiß der Augen, um
die Farbe zu entfernen. Wir haben das linke Auge absichtlich übersättigt, um zu zeigen, wie effektiv
dieses Werkzeug sein kann.
A B
Jeder hat Falten, Flecke und Pickel, sogar Supermodels. Diese können mit den Werkzeugen
Kopierstempel oder Reparaturpinsel leicht entfernt werden, und am Besten tut man dies auf
2einer separaten Ebene, um zu vermeiden, dass das Originalbild beeinträchtigt wird. Erstellen Sie
eine neue Arbeitsebene, indem Sie auf Ebene>Neu>Ebene klicken. Egal, ob Sie den Kopierstempeloder
den Reparaturpinsel-Tool benutzen, beginnen Sie mit einer Deckkraft von ungefähr 15 Prozent
und arbeiten aufbauend.
3Wählen Sie das Kopierstempel-Werkzeug und suchen Sie einen Bereich mit klarer Haut in der
Nähe der Stelle, die Sie verbessern wollen. Dies ist wichtig, da er wahrscheinlich einen
ähnlichen Farbton aufweisen wird. Bei gedrückter Alt-Taste wird ein Fadenkreuz angezeigt.
Klicken Sie auf die klare Stelle, bevor Sie die Maus zum Pickel bewegen. Positionieren Sie dann den
Kreis Ihres Zeigers über den Pickel, halten Sie die Maustaste gedrückt und „malen“ Sie langsam über
den Bereich, bis er verblasst.
4Nachdem die offensichtlichen Makel entfernt wurden, glätten wir nun die restliche Textur der
Haut. Wir werden zunächst übertreiben und anschließend ein wenig von der Original-Textur
zurückholen, um es natürlicher aussehen zu lassen. Beginnen Sie mit der Verschmelzung der
Ebenen, indem Sie das Originalbild und die vom Kopierstempel- und Reparaturpinsel bearbeitete
Ebene auswählen und dann auf Ebene>Nach unten vereinen klicken. Anschließend duplizieren Sie die
Ebene (Ebene>Duplizieren).
5Verleihen Sie dieser duplizierten Ebene mit dem Gaußschen Weichzeichner-Filter etwas
Unschärfe. (Filter>Gaußscher Weichzeichner): 10 bis 15 Prozent sollte ausreichen. Der nächste
Schritt hängt davon ab, welche Software-Version Sie benutzen. Wenn Sie Elements verwenden,
müssen Sie Teile der unscharfen Ebene löschen, sodass Sie nur auf der Haut Ihres Models zu sehen ist.
Verwenden Sie einen weichen Pinsel und nehmen Sie sich Zeit. An dieser Stelle zahlt sich ein wenig
Geduld wirklich aus.
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Photoshop-Technik: Porträts retuschieren 99
Original fertiges Bild
Im Originalbild wurde das Gesicht des Modells vom weichen
Tageslicht beleuchtet, auch wenn es möglich ist, gleiche Effekte mit
Aufnahmen im Freien oder Studioaufnahmen mit künstlichen
Lichtquellen wie z. B. Studioblitzen zu erzielen.
Kopierstempel-Werkzeug &
Reparaturpinsel
Wie Sie in Schritt 3 sehen können, eignet
sich das Kopierstempel-Werkzeug hervorragend end
dafür, die Pixel eines Bildteils zu kopieren und
an anderer Stelle einzufügen. Aber was macht
der Reparaturpinsel und welche Situation
eignet sich für welches Werkzeug? Mit dem
Reparaturpinsel können Sie ebenfalls Makel korrigieren,
aber in diesem Fall entnimmt das Werkzeug saubere Pixel
rund um den Bereich, den Sie korrigieren wollen, fügt
diese in die Problemstelle ein und versucht, die Textur,
Belichtung und Verschattung einem natürlicheres
Aussehen anzupassen. Wenn Sie also nur etwas von Ihrem
Bild entfernen wollen, probieren Sie es mit dem
Kopierstempel, aber wenn Sie etwas detailliert bearbeiten
möchten, ist das Reparaturpinsel-Werkzeug das Beste.
6
Wenn Sie die volle Photoshop-Version verwenden, ist das Hinzufügen einer Ebenenmaske die
sehr viel elegantere Lösung (Ebene>Ebenenmaske>Alle Ausblenden). Es blendet die
unscharfe Ebene aus. Sie können dann die Unschärfe zurück auf die Haut malen, indem Sie
auf das Maskensymbol in der Ebenen-Palette klicken und das Pinsel-Werkzeug benutzen, um weiße
Farbe anzuwenden. Zur Entfernung von Unschärfen wechseln Sie zu schwarzer Farbe.
7Egal welche Methode Sie wählen, Sie werden am Ende ein übertrieben bearbeitetes Ergebnis
erhalten. Mindern Sie dies ab, indem Sie die Deckkraft der unscharfen Ebene verringern, um
einen Teil des Originals durchscheinen zu lassen. Die Anpassung dieser Einstellung hängt von
dem Bild ab, an dem Sie arbeiten, zögern Sie also nicht, zu experimentieren. Es ist wichtig, der Haut
Ihres Modells etwas Textur zu verleihen, ansonsten wird das Ergebnis unnatürlich.
100 Verwendung von Studioblitzlicht: Außergewöhnliches Porträt
Der Leitfaden für Porträtfotografie
„I ch sehe was, was du nicht siehst…“
MATTY GRAHAM: Wenn Sie durch Ihr
Lieblingsmagazin blättern und sich dabei die
unterschiedlichen Porträts anschauen, sollte
eine Sache ziemlich deutlich werden. Im
Großen und Ganzen sind es die innovativen und
außergewöhnlichen Porträts, die Ihre Aufmerksamkeit
auf sich lenken und nicht die ernsthaften, alltäglichen
Fotos. Diese Theorie lässt sich auf Ihre eigene
Porträtarbeit anwenden, egal ob Sie eine
Werbekampagne fotografieren oder nur ein paar
abgedrehte Bilder Ihrer Kinder knipsen möchten. Wie
Eltern wissen, verfügen Kinder über die
Aufmerksamkeitsspanne von Goldfischen und je mehr
Spaß und Energie Sie in den Fotoshoot bringen, desto
länger können Sie die Aufmerksamkeit des Kindes
halten. Das liefert bessere Porträts. Um diese Theorie
auszuprobieren haben wir den siebenjährigen Alfie
eingeladen. Dabei hatten wir aber nicht das
standardmäßige „Kopf und Schultern“-Porträt im Sinn.
Das einzige Hilfsmittel dabei war eine Lupe, und unser
Ziel war ein außergewöhnliches Resultat, dass Sie
auch zu Hause ausprobieren können.
Gut vorbereitet!
ZEITAUFWAND:
30 MINUTEN
BENÖTIGTE AUSSTATTUNG:
CANON EOS 7D MIT SIGMA
18 - 55 MM F/2.8
AUSSERDEM VERWENDET:
ELINCHROM D-LITE 4IT,
FARBIGES PAPIER
Sorgen Sie für Spaß
beim Fotoshoot
Kindern machen nichts lieber als Unfug
treiben und Grimassen schneiden.
Probieren Sie diese Energie in Ihren
Portfolios zu verwenden. Bitten Sie
Kinder darum Grimassen zu schneiden
und unterschiedliche Kleider während
des Fotoshoots zu tragen.
Zuerst bereite ich mich auf Alfies
1 Ankunft vor. Je weniger Zeit ich für das
Einstellen meiner Ausrüstung benötige,
wenn das Motiv ankommt, desto mehr Zeit
habe ich, bevor ihm langweilig wird. Ich
möchte einen farbigen Hintergrund
verwenden, daher klebe ich etwas farbiges
Papier auf die Rückseite einer festen Pappe
und positioniere das Ganze an einer Wand.
Ich muss mein Motiv beleuchten, aber
2 auch etwas Licht in den Hintergrund
bringen, um eine interessante Vignette zu
erschaffen. Ich positioniere ein
Studioblitzlicht mit Rotalux Softbox rechts
neben der Kamera im 45-Grad -Winkel und
platziere dann einen zweiten Studioblitz so
nahe am Hintergrund wie möglich. Beide
Geräte sind auf halbe Leistung eingestellt.
Um sicherzustellen, dass die richtige
3Belichtung vor Alfies Ankunft
eingestellt ist, stelle ich die Kamera im
Selbstauslöser-Modus ein und mache eine
paar Testfotos von mir selbst. Ich stelle den
manuellen Modus meiner Kamera ein und
wähle eine Verschlusszeit von 1/160
Sekunden (ISO 100). Jetzt geht es nur noch
um das Ausprobieren verschiedener
Blendenöffnungen. Ich wähle am Ende eine
Einstellung von f/13.
Bei Alfies Ankunft bringe ich ihn in
4 Position und nehme mir etwas Zeit, um
die Art von Fotos, die wir machen wollen, zu
erklären. Wir gehen zudem eine Reihe
Grimassen durch, die für mehr Spaß bei den
Bildern sorgen sollen.
Mein Ziel ist es, das Bild mit der
5 Kamera einzufangen, aber nach ein
paar Testfotos ist es offensichtlich, dass es
sich dabei nicht um den besten Ansatz
handelt. Wie Sie sehen, verfälscht die Lupe
Alfies Auge.
Es wird etwas einfache Nachbearbeitung notwendig sein, um das vergrößerte Auge
6 korrekt darzustellen, aber zuerst muss ich das bestmögliche Porträt fotografieren. Ich
tausche den blauen Hintergrund gegen einen roten, um einen besseren Kontrast zu Alfies
Hemd zu haben. Ich fotografiere zwei Arten von Porträts: Eines, bei dem Alfie die Lupe hält,
und eine anderes ohne Lupe, aber mit einem ähnlichen Gesichtsausdruck. Beim zweiten Bild
ist es besonders wichtig, dass das Auge so scharf wie möglich ist, da es bald vergrößert
werden wird.
Ich verwende das Auswahlellipse-Werkzeug, um einen
7 Kreis um das klare Auge zu zeichnen und füge es im
Bild mit der Lupe ein. Ich ziehe die Hilfslinien, um einen
Rahmen um den Bereich der Lupe zu erzeugen. Dann
verwende ich wieder das Auswahlellipse-Werkzeug, um
meinen Kreis zu zeichnen, der auf die von den Hilfslinien
erstellte Größe beschränkt ist. Ich klicke auf
Auswahl>Auswahl verändern>Weiche Kante und gebe 1
Pixel ein.
Dann wähle ich Ebene>Neue Ebene und dann
8 Bearbeiten>Einfügen, wodurch Alfies Auge von
meinem vorherigen „Gesichtsausdrucksfoto“ in meine
Kreisauswahl eingefügt wird. Das Auge hat immer noch
seine Originalgröße, um es also vergrößert erscheinen zu
lassen, klicke ich auf Bearbeiten>Frei transformieren und
dann (während ich Shift gedrückt halte, um die
Abmessungen beizubehalten) ziehe ich die Ecken nach
außen, um das Auge zu vergrößern.
Um dem Auge eine wirklich vergrößertes Aussehen zu
9 verleihen, klicke ich auf Filter>Verzerrungsfilter>Disto
rsion und bewege den Regler auf -29. Sie können damit
gerne experimentieren, um herauszufinden was bei Ihrem
Bild am besten funktioniert. Sobald ich mit der Position des
Auges glücklich bin (was über das Verschieben-Werkzeug
angepasst werden kann) und es sich in der Mitte der Lupe
befindet, reduziere ich alle Ebenen und speichere meine
Bilder im TIFF-Format.
Der Leitfaden für Porträtfotografie
Verwendung von Studioblitzlicht: Abgedrehtes Porträt 101
Fertiges Bild
Ich sehe ein spaßiges Porträt,
dass nicht nur frisch und
lebendig wirkt, sondern auch
so aussieht, als wäre es direkt
in der Kamera entstanden.
102 Photoshop-Technik: Füllmethoden Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Erhöhen Sie den Kontrast mit Füllmethoden
CAROLINE WILKINSON: Die
Bearbeitung von Kontrast und
Farbsättigung ist die große Stärke von
Adobe Photoshop, diese beiden
Eigenschaften sind jedoch häufig
miteinander verknüpft. Verstärken Sie den Kontrast
eines Bildes, werden Sie feststellen, dass auch die
Farben schnell übersättigt aussehen. Während die
Einstellung der Tonwertkorrektur oder der
Gut vorbereitet!
ZEITAUFWAND:
10 MINUTEN
BENÖTIGTE SOFTWARE:
ADOBE PHOTOSHOP
ODER ELEMENTS
Gradiationskurven der häufigste Weg ist, um den Kontrast zu ändern (genauso wie das
Farbton/Sättigungs-Werkzeug für die Anpassung der Farbe), kann das Verwenden von
Füllmethoden in einem Bild mit vielen Ebenen schneller sein und Ihnen größere kreative
Flexibilität verleihen.
Einfach ausgedrückt legt die Füllmethode fest, wie die oberste Ebene mit der
darunterliegenden Ebene interagiert oder „verschmilzt“.
Es stehen 25 Füllmethoden zur Auswahl, die jeweils eine andere Wirkung haben, aber es
gibt auch eine Gruppe, die nur für die Kontraständerung zuständig ist. Dies sind u. a. die
Füllmethoden Weiches Licht, Hartes Licht, Lineares Licht, Hart belichten sowie eine der
am meisten verwendeten Funktionen, Überlagern. Jeder davon behandelt Hell und
Dunkel unterschiedlich – es lohnt sich also, zu experimentieren. Man sollte auch
erwähnen, dass Sie sie in jede beliebige Ebene einfügen können – in eine duplizierte
Ebene, eine Einstellungsebene, eine Füllebene oder eine andere Bildebene. Wenn Sie
vorher noch nie mit mehreren Ebenen und Füllmethoden gearbeitet haben, seien Sie
nicht entmutigt, denn obwohl es fortgeschritten klingt, ist es dies nicht. Tatsächlich
könnte diese Übung Sie dazu ermutigen, in allen Photohop- und Elements-
Bearbeitungen mit Ebenen zu arbeiten. Sehen wir uns an, wie es gemacht wird.
So finden Sie die Ebenen-Füllmethoden
Sie können zwar das Drop-down-Menü der Füllmethoden unter Ebene>
Ebenenstil>Füllmethoden>Allgemeine Füllmethode finden und dies
zusammen mit vielen anderen fortgeschrittenen Optionen, die für Sie in
dieser Phase verwirrend erscheinen mögen, es gibt aber einen sehr viel
schnelleren Weg zum
Drop-down-Menü: Sie können
alle Füllmethoden in einer
Drop-down-Liste in der oberen
linken Ecke der
Ebenen-Palette finden, welche
standardmäßig auf Normale
Füllmethode eingestellt ist.
1Damit diese Technik funktioniert, benötigen Sie mindestens zwei Ebenen, da eine
Füllmethode bestimmt, wie eine obere Ebene mit der darunterliegenden Ebene
zusammenwirkt. Zu Beginn dupliziere ich also die Hintergrund-Ebene, indem ich auf die
Ebene klicke und Ebene>Ebene duplizieren oder Strg+J wähle.
2Ich möchte den Kontrast erhöhen, deshalb wähle ich aus der Liste der Füllmethoden den Befehl
Überlagern, da dieser die Schwarztöne verdunkelt und die Highlights aufhellt. Falls der Effekt zu
stark ausfällt, versuchen Sie, die Deckkraft der obersten Ebene zu verringern.
3Ich muss den Kontrast und die Farbsättigung voneinander trennen, deshalb bleibe ich im
Überlagern-Modus mit einer Deckkraft von 100 Prozent und nehme die Farbe aus der
obersten Ebene, indem ich die Befehlsfolge Bild>Korrekturen>Sättigung verringern
verwende. Damit erhalte ich die von mir gewollte Kontrasterhöhung und habe die Farben
gedämpft. Mir gefällt’s!
4Durch die Verringerung der Sättigung in der Aufnahme habe ich kaum mehr Farbe im
Auge. Ich möchte ihm sein Strahlen zurückgeben und verwende eine Schnellmaske und
einen kleinen Pinsel, um das Auge auf der Hintergrundebene auszuwählen. Ich klicke also
erneut auf die Schnellmaske, lasse die gestrichelte Linie anzeigen und verstärke dann die Farbe
unter Bild>Korrekturen>Farbton/Sättigung.
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Photoshop-Technik: Füllmethoden 103
Schnelle Lösung
Überlagern ist eine Kombination der
Füllmethoden Multiplizieren und Negativ
Multiplizieren. Verwenden Sie sie jeweils separat,
um die Bilder zu verdunkeln oder aufzuhellen.
Sie eignet sich hervorragend zum Korrigieren von
über- oder unterbelichteten Bildern .
Fertiges Bild
Insgesamt war ich mit dem fertigen
Bild zufrieden, aber mir erschien es
ein wenig zu weich, deshalb nahm ich
einen Hochpass-Filter, um Details
hervorzuheben. Ich duplizierte also
erneut die Hintergrundebene, machte
sie zur obersten Ebene und fügte den
Hochpass-Filter mit einer Einstellung
von 5 Pixeln hinzu (Filter>Sonstige
Filter>Hochpass), bevor ich die
Füllmethode Überlagern wählte.
Experimentieren Sie mit
unterschiedlichen Filtern und
Füllmethoden, um verschiedene
kreative Effekte zu erhalten.
Original
104 Photoshop-Technik: Pop-Art Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Verleihen Sie Ihrem Lieblingsporträt
ein neues Outfit im 1950er-Stil!
Caroline Wilkinson: Wenn jemand „Andy Warhol“ sagt, dann kommen Ihnen
wahrscheinlich als erstes die Bilder der bunten Montage von Marylin Monroe oder
einer Campbell-Suppenkonserve in den Sinn. Warhol ist einer der bekanntesten
Künstler der Pop-Art-Bewegung der 1950er Jahre, und wir replizieren seinen Stil
60 Jahre später immer noch und seit der Einführung von Photoshop mit sehr viel mehr
Leichtigkeit.
Wenn es darum geht, ein Bild für ein mit Photoshop erstelltes Pop-Art-Bild auszusuchen,
dann ist es am besten, eine kontrastreiche Aufnahme zu wählen, da Sie die Schatten als
schwarzen Umriss für Ihre Farben verwenden werden.
Ohne gute Schattendetails, die das Gesicht definieren, könnte Ihr Modell so aussehen, als besäße es keine Nase oder keinen Mund.
Wenn Sie unsicher sind, prüfen Sie das Bild, indem Sie es in Schwarz-Weiß umwandeln, dann Bild>Korrekturen>Schwellenwert
anklicken und mit dem Schieberegler spielen, um zu sehen, ob genügend Details erhalten bleiben.
Das Bild sollte auch einen Hintergrund haben, der mit dem Motiv kontrastiert, damit man ihn leicht mit dem Zauberstab-Werkzeug
entfernen kann. Einige Aufnahmen funktionieren besser als andere, aber letztendlich ist es ein Fall von Versuch und Irrtum.
Worauf warten Sie also noch, erwecken Sie Ihre Aufnahmen zu neuem Leben mit dieser grafischen Photoshop-Technik.
Öffnen Sie das Bild und
1 ziehen Sie die
Hintergrundebene auf das
Neue Ebene-Symbol, um
die Ebene zu duplizieren.
Fügen Sie nun eine neue
farbige Ebene zwischen die
zwei Ebenen ein, indem Sie
Ebene>Neue Ebene, dann
Bearbeiten>Ebene Füllen
anklicken und eine Farbe
wählen. Ziehen Sie diese
Ebene zwischen die zwei
anderen und klicken auf die
oberste Ebene.
Gut vorbereitet!
ZEITAUFWAND :
15 MINUTEN
BENÖTIGTE SOFTWARE:
ADOBE PHOTOSHOP CS4
Verwenden Sie das
2 Zauberstab-Werkzeug,
um den Hintergrund
auszuwählen und klicken
auf Löschen, um den
farbigen Hintergrund
dahinter anzuzeigen. Gehen
Sie auf Auswahl> Auswahl
aufheben, dann auf Bild>
Korrekturen>
Schwellenwert und passen
den Regler an, um die
Gesichtsdetails zu erhalten.
Seien Sie ein
Zauberstab-Magier!
Wenn Sie Probleme haben, den
gesamten Hintergrund auszuwählen,
erhöhen oder verringern Sie den
Toleranzwert Ihres Zauberstabes
leicht und halten die Umschalttaste
gedrückt, während Sie mehrere
Auswahlen erstellen.
Fügen Sie einen Hauch
3 von Unschärfe hinzu,
indem Sie Filter>
Weichzeichnungsfilter>
Gaußscher Weichzeichner
wählen und den Regler auf 1
Pixel einstellen. Ziehen Sie
die oberste Ebene auf das
Neue Ebene-Symbol, um sie
zu duplizieren. Wählen Sie
das Füllwerkzeug und
drücken X, um einen weißen
Vordergrund auszuwählen,
und klicken Sie auf das
Gesicht. (X ändert die
Vordergrundfarbe von
schwarz zu weiß).
Wählen Sie
4 Multiplizieren als
Füllmethode für die oberste
Ebene. Klicken Sie auf die
zweite Ebene und erstellen
eine Volltonfarbe-
Einstellungsebene (das
geteilte Kreis-Symbol in der
Ebenen-Palette). Wählen Sie
eine Farbe, die Sie als
Hautfarbe verwenden
wollen, dann wählen Sie das
Füllwerkzeug, drücken X
und füllen die Ebene mit
Schwarz, um die Farbe zu
maskieren.
Halten Sie die ALT-Taste gedrückt und klicken zwischen die zweite und dritte Ebene. Wählen Sie
5 nun das Pinsel-Werkzeug, drücken Sie X, um eine weiße Vordergrundfarbe zu wählen und malen
über den Hautbereich. Erstellen Sie eine neue Volltonfarbe-Einstellungsebene, wählen Sie eine zweite
Farbe, beschneiden Sie die darunterliegende Ebene und wiederholen dies für jede Farbe.
Wählen Sie das Freistellungs-Werkzeug und halten Sie die Umschalttaste gedrückt, während Sie es
6 von oben links bis nach unten rechts ziehen, um ein quadratisches Bild zu erstellen. Bewegen Sie
das Quadrat, bis Sie mit dem Ausschnitt zufrieden sind. Doppelklicken Sie zur Bestätigung. Wählen Sie
alle Ebenen außer der Hintergrundebene, indem Sie die Umschalttaste gedrückt halten und auf jede
Ebene klicken.
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Photoshop-Technik: Pop-Art 105
Drücken Sie Strg+T, um
7 das Bild frei zu
transformieren. In den oben
angezeigten Optionen ändern
Sie die Prozentzahlen auf 50
Prozent für die Breite und
Höhe und bewegen das Bild
auf die obere linke Seite des
Bildrahmens. Wählen Sie das
Bewegen-Werkzeug, halten
Sie die ALT-Taste gedrückt
und ziehen die Aufnahme
nach oben rechts, während
Sie sie kopieren.
Wiederholen Sie dies drei Mal
und positionieren Sie die
Quadrate auf der Seite.
Um die
8 Hintergrundfarben
zu ändern, scrollen Sie in
der Ebenen-Palette nach
unten, um die richtige
Ebene zu aktivieren,
dann wählen Sie eine
Farbe und verwenden
das Füllwerkzeug auf
dem Kasten. Für andere
Merkmale, deren Farbe
Sie ändern wollen,
doppelklicken Sie auf die
entsprechende Farbbox
der Ebene, um den
Farbwähler aufzurufen.
106 Photoshop-Technik: Schatteneffekte Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Verwandeln Sie Ihren kleinen Engel in einen Teufel
STEWART BYWATER: Ich wollte schon immer mal Aufnahmen
machen, in denen sich der Schatten von der Form des
schattenwerfenden Motivs unterscheidet. Ich habe diesen Effekt
schon oft gesehen und mich immer gefragt, wie er funktioniert. Es
gibt verschiedene Varianten, von denen die meisten ausgefeilte
Beleuchtungsmethoden und ein Verständnis von Maßstab und Perspektive
voraussetzen. Da mir dies zu kompliziert erschien, suchte ich nach einer
einfacheren Methode. Ich verwendete schließlich zwei Aufnahmen vor einem
weißen Studiohintergrund aus Papier, wobei sich eine Lichtquelle vor diesem
und eine dahinter befand.
Für den „Schatten“ platzierte ich das Modell hinter das Papier, das dünn
genug war, um den Schatten durchzulassen und dick genug, um nicht
komplett transparent zu sein. Das Modell des Porträtfotos platzierte ich vor
das Papier und fügte die beiden Fotos im Nachhinein mit Photoshop
zusammen. Man sollte noch erwähnen, dass man dasselbe Resultat mit nur
einer Aufnahme erzielen kann, wenn man zwei Personen ähnlicher Statur
(und daher ähnlicher Silhouette) zur Verfügung hat.
Gut vorbereitet!
ZEITAUFWAND:
60 MINUTEN
BENÖTIGTE AUSRÜSTUNG:
CANON EOS 10D MIT
17-40 MM OBJEKTIV, ZWEI
INTERFIT STUDIOBLITZKÖPFE
MIT POCKET WIZARD-
FERNAUSLÖSER, EINE
ROLLE WEISSER PAPIER-
HINTERGRUND VON
LASTOLITE
WAS WIR NOCH VERWENDETEN:
TEUFELSREQUISITEN
UND WINDRAD
Studioblitzgeräte
Diese Technik wäre zwar auch ohne Studioblitz
durchführbar, jedoch können Sie so die Lichtstärke
einfach verändern, um ein ausgewogenes
Verhältnis zwischen dem Motiv im Vordergrund
und dem Hintergrundlicht zu finden. Der
Studioblitz kann außerdem verschoben werden,
um das optimale Ergebnis zu erzielen, wenn
Motive wie z. B. Kinder schwer stillhalten können.
Zwei Interfit-Köpfe wurden benutzt. Am vorderen
Licht wurde eine Lichtwanne angebracht und das
hintere mit einem Lichtstreuer versehen.
Test
AUFBAU: Da sich Kleinkinder schnell langweilen, beschloss ich, die Technik zu üben, bevor mein Modell eintraf. Ich platzierte einen
Studioblitz hinter den weißen Papierhintergrund und richtete es grob auf die Stelle aus, an der der „Teufelschatten“ erscheinen sollte.
Dann stellte ich einen Hocker für das Modell zwischen Blitz und Hintergrund. Den zweiten Studioblitzkopf (versehen mit einer
Lichtwanne) platzierte ich auf der anderen Seite, auf der der „Engel“ stehen sollte. Ich bat zwei Kollegen, sich in die entsprechenden
Positionen zu begeben und machte eine Reihe von Testaufnahmen, bis ich mit der Belichtung zufrieden war. Die hintere Leuchte war voll
aufgedreht, während die vordere (mit der Lichtwanne) auf etwa ein Drittel der maximalen Helligkeit heruntergeregelt war. Dann stellte ich
meine digitale Spiegelreflexkamera auf manuelle Belichtungskorrektur und den Blendenverschluss auf eine Blitzsynchronzeit von 1/60
Sekunden und eine Blendenöffnung von 22.
1Nach seiner
Ankunft zeigte ich
meinem Modell die
Testaufnahmen, damit er
sah, was wir vorhatten.
Dann positionierte ich ihn
und bat seinen Vater die
„Teufelsposition“ hinter
der Leinwand
einzunehmen. Dies half
mir beim Bildaufbau und
erleichterte mir später das
Ausschneiden des
„Engels“ in Photoshop.
Dann machte ich ein paar
Aufnahmen vom „Engel“
aus verschiedenen Höhen
und überprüfte diese auf
meiner Kamera.
2Als ich eine gute
Aufnahme des
lächelnden Kind
hatte, bat ich es, die
Teufelshörner
aufzusetzen, den Dreizack
in die Hand zu nehmen
und sich hinter die
Papierleinwand zu stellen.
Seine Mutter passte auf,
dass er dabei nicht hinfiel
oder sich verletzte. Ich
überprüfte die erste
Aufnahme auf dem
LCD-Display meiner
Kamera, um
sicherzustellen, dass der
Winkel des Windrädchens
bzw. des Dreizacks und
die Position der Hände
übereinstimmten. Dann
machte ich die Aufnahme
vom kleinen „Teufel“ .
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Photoshop-Technik: Schatteneffekte 107
Fertiges Bild
Diese Aufnahme ist auch
komplett kameraintern
durchführbar. Wenn Ihnen
jedoch keine zwei nahezu
identische Motive zur
Verfügung stehen, sollten Sie
besser zwei Aufnahmen
machen und sie später
zusammenfügen. Es macht
aber in jedem Fall Spaß diese
Methode auszuprobieren.
3
Als ich die nötigen Aufnahmen gemacht hatte, übertrug ich sie auf meinen Computer. Ich wählte
jeweils die geeignetsten Bilder von Schatten und Motiv aus und öffnete sie mit Photoshop. Ich
ging zu Bild>Einstellungen>Tonwertkorrektur (Strg+L) und bewegte den weißen Schieberegler
nach links, bis der Hintergrund völlig weiß war. Mit dem Zauberstab-Werkzeug stellte ich dann einen
Toleranzbereich von 10 Pixeln ein und klickte auf den weißen Hintergrund, um eine Auswahl zu treffen.
Über Auswahl>Auswahl umkehren wählte ich dann das Motiv.
4Über Bearbeiten>Kopieren (Ctrl+C) machte ich eine Kopie der Motivauswahl und schloss
anschließend die Datei. Auch bei der Schattenaufnahme ging ich zuerst zur Tonwertkorrektur und
über Bearbeiten>Einfügen (Ctrl+V) platzierte ich die kopierte Auswahl auf das Schattenbild.
Man kann nun das Motiv durch Drücken der Strg-Taste mit dem Mauszeiger bewegen. Über
Bearbeiten>Frei transformieren (Ctrl+T) kann man die Größe des Motivs leicht durch Ziehen der
Eckpunkte anpassen. Dabei sollte man aber die Umschalttaste gedrückt halten, damit die Proportionen
beibehalten werden.
108 Photoshop-Technik: Hintergründe entfernen Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Geben Sie Ihren Porträts eine künstlerische Note
CAROLINE WILKINSON: Bei
Porträtaufnahmen können wir zentrale
Elemente wie Posen, Beleuchtung und
Bildaufbau beeinflussen. Aber es gibt viele
Dinge, die sich unserer Kontrolle entziehen.
Dieses Hochzeitsfoto zum Beispiel ist durch das Fenster
wunderbar beleuchtet, aber der Hintergrund ist
überladen und verwirrend und zerstört die Wirkung des
Fotos. Oft kann man Aufnahmen mit Photoshop
Gut vorbereitet!
ZEITAUFWAND:
30 MINUTEN
BENÖTIGTE AUSRÜSTUNG:
PHOTOSHOP CS3
nachträglich weichzeichnen, um eine geringe Schärfentiefe nachzustellen und aufdringliche
Hintergründe abzuschwächen. Doch das ist in diesem Fall nicht genug. Für eine gelungene
Aufnahme muss der Hintergrund vereinfacht werden. Die Verwendung von farbigen Ebenen, die
den Hintergrund kaschieren, stellt eine effektive Methode dar, mit der gut beleuchtete Fotos mit
unschönen Hintergründen nachgebessert werden können. Wenn Sie ein ähnliches Problem mit
ihren Fotos haben, dann probieren sie diese Methode aus!
Pinsel und Ebenen
Bei dieser Methode müssen Sie eine „schwarze“ Ebene erstellen und die Farbe mit dem
Pinsel-Werkzeug entfernen, um das Bild darunter freizulegen. Viele Versuche sind dann
notwendig, um ein gleichmäßiges Ergebnis zu erzielen. Man kann aber zum Beispiel die
Farbe langsam und gleichmäßig mit einem weichen, mittelgroßen Pinsel mit sehr geringer
Deckkraft abtragen. Wenn Sie einen Fehler machen, ändern Sie den Pinsel-Modus zu
Abdunkeln und gehen über die Stellen, an denen die Deckkraft zu gering geworden ist.
1Ich habe versucht, den Hintergrund weich zu zeichnen, indem ich die Braut abdeckte und die
Schärfentiefe des Hintergrunds maximal abmilderte (über Filter>Weichzeichnungsfilter>
Schärfentiefe abmildern, den Radius auf 100 Prozent stellen). Für das Erzeugen eines schlichten
Bildes, das sich auf die Braut und die Beleuchtung konzentriert, war diese Methode jedoch ungeeignet.
Ich erstellte eine zweite Ebene (Ebene>Neu>Ebene) und färbte diese mit dem
Farbeimer-Werkzeug schwarz. Ich reduzierte die Deckkraft auf 56 Prozent, um das Bild darunter
2sehen zu können und begann im Pinsel-Modus Löschen und mit einer Deckkraft von 62 Prozent
die Stellen auszuradieren, an denen ich das Bild freilegen wollte.
3Es lohnt sich verschiedene Pinsel-Modi, -größen und -deckkräfte auszuprobieren, um
das gewünschte Ergebnis zu erreichen. Ich musste feststellen, dass 62 Prozent für
einen weichen Feinschliff zu grob waren. Ein besseres Ergebnis erzielte ich mit einer
Ebenendeckkraft von 100 und einer Pinseldeckkraft zwischen 9 und 17 Prozent.
4Als ich mit der Detailtiefe zufrieden war, sah ich, dass der Übergang zwischen dem Profil der
Braut und der schwarzen Füllebene weicher sein sollte. Folglich spielte ich mit verschiedenen
Fülloptionen (Ebene>Ebenenstil) herum, wobei Glanz das weichste Resultat erzielte.
5Jede Fülloption bietet eine Reihe von Füllmethoden, mit denen man experimentieren kann.
Zuerst verwendete ich Weiches Licht, da diese den Schein und den Kontrast der Braut verstärkte.
Letztendlich entschied ich mich aber für die Normal-Einstellungen, da diese ein weniger grelles
Ergebnis mit natürlicherer Hautfarbe lieferte, was besser zum Bild passte.
Machen Sie‘s nicht zu kompliziert
Wählen Sie sich ein Motiv mit guter
farblicher Bandbreite und stellen Sie die
volle Deckkraft der hellsten Bildteile,
besonders des Augenweißes, wieder her,
um ein kontrastreiches Bild zu erzeugen.
Fertiges Bild
Die Verwendung von Fülloptionen kann
die Schatten verstärken. Daher sollte
man mit einem Pinsel mit geringer
Deckkraft einige Details des Motivs
wiederherstellen. Um dieses Bild sogar
noch schlichter zu machen, fügte ich
eine schwarz-weiße Einstellungsebene
(Einstellungen>Schwarz-Weiß) hinzu
und benutzte den Pinsel-Modus
Abdunkeln, um über die Stellen der
schwarzen Ebene zu gehen, an denen
die Deckkraft reduziert worden war.
Original mit abgemilderter Schärfentiefe
110 Digitale Technik: Polaroids erstellen Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Gut vorbereitet!
ZEITAUFWAND:
20 MINUTEN
BENÖTIGTE AUSRÜSTUNG:
BILDBEARBEITUNGSPROGRAMM
POLAROID, APPLE MAC ODER PC
WAS WIR NOCH VERWENDETEN:
DIGITALFOTOS
Das Polaroid-
Bildbearbeitungsprogramm
Das einzige, was Sie brauchen, um
fantastische und täuschend echte
Polaroid-Bilder zu erstellen, ist ein
kostenloses Programm von www.
poladroid.net. Es ist kompatibel mit
Macs und PCs. Per Drag and Drop
konvertiert die Anwendung jede
Digitalaufnahme im JPEG-Format in
eine druckbereite Datei mit 400 dpi,
dem Polaroid-typischen Rahmen und
sonstigen Eigenschaften eines
Polaroid-Sofortbildes. Man kann mit
Photoshop eine ähnliche Verwandlung
durchführen. Aber um so überzeugende
Resultate zu erzielen, muss man schon
genau wissen, was man tut. Und warum
damit herumschlagen, wenn Ihnen ein
Gratisprogramm die Arbeit abnehmen
kann?
Erstellen Sie Ihre eigenen Polaroids
LEE FROST: Polaroid-Sofortbilder sind legendär. Jeder hat schon
mal von ihnen gehört und wenn man wie ich in den 1970ern
aufgewachsen ist, erinnert man sich an das typische Klicken und
Surren der Kamera und das anschließende Drängen um den
frischen Abzug, auf dem langsam, wie von Zauberhand, das Bild
zum Vorschein kam. Ich benutze heute noch eine Polaroid-Kamera – eine
alte SX-70, spottbillig ersteigert bei Ebay. Was mich an dieser Technik so
reizt, ist aber nicht, dass ich das Ergebnis sofort bewundern kann
(digitale SLR-Kameras sind da weit voraus), sondern die
unverwechselbare Optik der Polaroid-Abzüge: die leicht merkwürdigen
Farben, die Weichheit des Bildes, die verwaschenen Ecken und der
tolle schraffierte weiße Rahmen. Zum Glück braucht man heute keine
Polaroid-Kamera und keinen Polaroid-Film mehr, um diesen Look zu
erzeugen. Ein kostenloser Download von www.poladroid.net hilft
ihnen dabei, und zwar folgendermaßen …
1
Laden Sie die Poladroid-Software auf ihren PC oder Mac von www.
poladroid.net. Sie müssen nichts bezahlen, sich nicht anmelden oder
sonstige Verpflichtungen eingehen. Klicken Sie einfach auf das
Download-Symbol, warten Sie bis der Download fertig ist und installieren das
Programm. Für die folgenden Schritte wurde ein Mac verwendet.
Original bild
2Doppelklicken Sie auf das Poladroid-Symbol, um das Programm zu
starten. Eine Polaroid-Kamera wird auf ihrem Desktop erscheinen.
Platzieren Sie diese an eine geeignete Stelle. Nun müssen Sie nur noch
eine JPEG-Datei auf die Kamera ziehen und loslassen, die Software erledigt
den Rest.
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Digitale Technik: Polaroids erstellen 111
Familienschmuckstücke
Mit der Poladroid-Software können Sie
Ihren Familienschnappschüssen eine
kreative Note verleihen. Also warum
konvertieren Sie nicht ein paar
ausgewählte Aufnahmen, drucken sie aus
und rahmen sie ein oder erstellen ein
fantastisches Fotoalbum?
Fertiges Polaroid
Ihr fertiges Foto wurde der vollen
Polaroid-Kur unterzogen, von
den weißen schraffierten
Rändern bis hin zur
originalgetreuen Färbung.
Zuerst hören Sie das Klicken und Surren einer
Polaroid-Kamera, dann wird ein kleiner Polaroid-Abzug auf
3Ihrem Desktop ausgeworfen. In echter Polaroid-Tradition
müssen Sie nun darauf warten, dass das Bild vor ihren Augen
erscheint.
4Wenn das Bild vollständig entwickelt ist, erscheint ein roter
Bis zu zehn Polaroids können so erzeugt werden, bis Sie die
Stift auf dem Abzug. Dann wird eine JPEG-Datei mit der
Software schließen und neu starten müssen. Ein
Erweiterung pola.jpg am Namensende auf dem Desktop 5Polaroid-Film enthält nämlich zehn Aufnahmen. Das
auftauchen. Doppelklicken Sie diese, um Ihr Foto zu sehen. Programm versucht also die Funktionsweise einer echten
Polaroid-Kamera wirklich nachzuahmen!
KREATIVE
MEISTERKLASSE
KÜNSTLERISCHE
AKTFOTOGRAFIE
INNENAUFNAHMEN
DIE FORMEN DES MENSCHLICHEN KÖRPERS SIND FÜR
KÜNSTLER SEIT JAHRHUNDERTEN EINE QUELLE DER
IINSPIRATION UND KONTROVERSE. IN DER ERSTEN UNSERER
ZWEITEILIGEN MEISTERKLASSE ERGRÜNDET BJORN
THOMASSEN DIE GRENZEN SOWIE DIE UNTERSCHIEDLICHE
BEHANDLUNG WEIBLICHER UND MÄNNLICHER AKTMODELLE
UND VERMITTELT SEINE MEISTERTECHNIKEN FÜR
GESCHMACKVOLLE AKTAUFNAHMEN.
TEXT: CAROLINE WILKINSON / FOTOS: BJORN THOMASSEN
112 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
KREATIVE
MEISTERKLASSE
KÜNSTLERISCHE AKTAUFNAHMEN
DIE DEBATTE „PORNO ODER KUNST“ wird
seit Jahrzehnten geführt, da die Parameter so
subjektiv sind. Es gibt einige überwältigende
Aktaufnahmen von weltbekannten Fotografen,
die nichts der Fantasie überlassen, aber eine
wunderbare Komposition aufweisen und ausgezeichnet
beleuchtet sind und daher zweifellos künstlerischen Wert
besitzen. Ob ein Bild alles zeigen soll, ist Ihre Entscheidung.
Aber häufig ist das Endergebnis eines Fotografen, der sich für
die Maxime „weniger ist mehr“ entscheidet, jedoch nicht über
ausreichende Beleuchtungs- und Kompositionsfertigkeiten
verfügt, eine Aktaufnahme, die eher geschmacklos als
künstlerisch ist.
Normalerweise kann eine subtile Andeutung dessen, was
nicht zu sehen ist, die Fantasie wesentlich mehr anregen –
hier kommt das Geheimnisvolle zum Tragen, die Würde des
Modells bleibt erhalten, und das Interesse des Betrachters
wird durch eine verstärkte sinnliche Spannung erhöht.
Aktaufnahmen mit der Absicht zu machen, sie später in
Schwarzweiß umzuwandeln, ist ein hervorragender Anfang:
Das Bild wird aus der Realität herausgelöst und zwingt Sie,
sich auf künstlerische Weise mit der Ausgewogenheit der
Töne, den Posen und der Komposition auseinanderzusetzen,
um zu verhindern, dass das Bild kontrastarm und leblos
erscheint.
Die meisten Modelle werden anfangs ein ungutes Gefühl
dabei haben, nackt zu posieren. Planen Sie also soviel wie
möglich, bevor sie ankommen. Einer der Vorteile,
Innenaufnahmen zu machen, besteht darin, dass Sie mit der
Anordnung herumexperimentieren und vorab
Probeaufnahmen machen können. Auch eine Beratung vor
den Aufnahmen kann sehr hilfreich sein. Auf diese Weise
kann das Modell Ihre Ideen sehen und vielleicht sogar selber
Posen vorschlagen, die es gern ausprobieren würde. Damit
bekommen Sie eine Vorstellung davon, welchen Stil es hat
und womit es sich wohlfühlt. Bei der Wahl der Tageszeit für
eine Aufnahme müssen Sie überlegen, ob das sich
verändernde Tageslicht eine Rolle spielt. Ein Fenster, das um
11 Uhr für eine wunderschöne Beleuchtung sorgt, kann zu
einer späteren Tageszeit möglicherweise eine Katastrophe
sein.
Versuchen Sie, dem Modell nach der Ankunft eine
entspannende Atmosphäre zu bieten, indem der Raum schön
warm ist, Sie vielleicht ein Glas Wein anbieten und Musik
auflegen. Fragen Sie das Modell, welche Art von Musik es
gerne hört. Auch die Unterhaltung und die Körpersprache
sind sehr wichtig. Das gesamte Umfeld muss beruhigend und
angenehm sein; eine gezwungene Still kann peinlich wirken.
Sie müssen auch besonders sorgfältig auf Ihren Blick achten:
Versuchen Sie immer, Augenkontakt zu halten, und
kontrollieren sie die Augenbewegung. Sie müssen zwar die
Geometrie der Figur analysieren, durch einen länger
anhaltenden Blick kann sich ein unsicherer Mensch jedoch
möglicherweise schnell unbehaglich fühlen.
Wenn es sich nicht um ein sehr erfahrenes Modell handelt, ist
es besser, wenn das Modell beim Ausprobieren von Posen die
Kleidung anbehält, um zu sehen, wie geschmackvoll die
Posen sind. Man sollte das Modell auch bitten, darauf zu
achten, was es vor der Aufnahme isst, und es sollte in der
Nacht davor nicht zuviel trinken. Ich bitte Frauen
normalerweise, etwa zwei Stunden vor der Aufnahme keinen
Büstenhalter mehr zu tragen, damit die von den Trägern
verursachten Druckstellen verschwinden können; das Gleiche
gilt für Socken und andere elastische Kleidungsstücke.
Die Haut hat meist einen matten Ton. Das Auftragen von Öl
oder einer Lotion auf den Körper kann also zu einer deutlichen
Verbesserung führen, vor allem, wenn das Modell dunklere
Haut ohne viele Glanzpunkte hat. Eine
Schimmerkörperlotion, wie Johnson’s Baby Oil Gel oder Light
Oil Mist reflektiert das Licht gut, hebt die Körperkonturen
hervor und verbessert die Dimensionen. Kombinieren Sie
verschiedene Arten wie eine getönte Schimmerlotion mit
einem helleren Öl, um verschiedene Bereiche des Körpers zu
unterstreichen. Selbst Wasser in einem Spray kann gute
Dienste leisten, da eine leichte Feuchtigkeitsschicht
wesentlich besser aussieht als eine vollkommen matte Haut.
Denken Sie aber daran, dass Sie Wasser häufiger auftragen
müssen, da es schnell eintrocknet, vor allem, wenn es der
Wärme des Studiolichts ausgesetzt ist.
Bei Aktaufnahmen arbeiten Sie viel mit Schatten, um die Töne
des Bildes auszugleichen und den Körper vorteilhaft
darzustellen. Sehr wenige Menschen würden von sich
behaupten, eine perfekte Figur zu haben. Fast jeder hat gewisse
Probleme mit seinem Körper, und durch einen abfallenden
Schatten können Körperbereiche, mit denen das Modell nicht
zufrieden ist, in den Hintergrund werden. Wenn Sie
beispielsweise einen zu großen Bauch stark beleuchten, ist das
Modell bestenfalls nicht erbaut und schlimmstenfalls am Boden
zerstört! Versuchen Sie also, eine Pose in einer günstigen
Beziehung zum Licht zu finden, bei der ein Schatten geworfen
wird – die Tiefe des Schattens kann während der Aufnahme und
auch noch bei der Nachbearbeitung gesteuert werden. Ein
heller Effekt, bei dem alles gleichmäßig ausgeleuchtet wird,
schmeichelt einem Aktmodell nur in den seltensten Fällen. Am
besten arbeiten Sie mit einem kontrollierbaren, gedämpften
Licht, das von einer Seite kommt, oder verwenden Sie einfach
eine Hintergrundbeleuchtung, damit die Kurven einer Silhouette
beleuchtet werden.
Es gibt Hunderte von Kombinationen für Posen. Welche
funktioniert, hängt ganz vom Menschen ab. Sie sollten jedoch
auf „C“-Formen und „D“-Formen achten; die
schmeichelhafteste Form ist angeblich eine „S“-Form. Denken
Sie daran: Es geht einzig und allein um Kurven. Bei den
Männern sind es Muskeln, und bei Frauen sind es die Kurven,
die sie ästhetisch machen. Generell sollten Sie ausgestreckte
Gliedmaßen vermeiden. Beugen Sie sie also, damit sie ein
Dreieck oder eine Kurve bilden. Wiederholung ist auch ein
ausgesprochen wirkungsvolles Werkzeug, wenn es um
Komposition geht. Suchen Sie also nach Möglichkeiten, bei der
Pose eine Wiederholung zu schaffen. Sie müssen sich auch
nicht immer auf den gesamten Körper konzentrieren. Da es bei
Aktaufnahmen und Formen geht, konzentrieren Sie sich auf die
Linien des Torsos, die Kurven einer weiblichen Taille, die Arme,
das Gesäß, die Kraft eines angespannten männlichen Rückens
oder selbst eine Hand oder einen Fuß.
„Normalerweise kann eine subtile
Andeutung dessen, was nicht zu sehen ist,
die Fantasie wesentlich mehr anregen – hier
kommt das Geheimnisvolle zum Tragen, die
Würde des Modells bleibt erhalten und das
Interesse des Betrachters wird durch eine
verstärkte sinnliche Spannung erhöht.“
1) VERWENDEN SIE DIFFUSES FENSTERLICHT
Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, ein Fenster mit
direkter Sonneneinstrahlung zu verwenden. Wenn Sie also
keinen starken Kontrast möchten, streuen Sie das Licht,
indem Sie einen Vorhang vor das Fenster hängen. Ein großes
Fenster kann auch ein toller Hintergrund sein: Hängen Sie
vor ein großes Wohnzimmerfenster einen schweren Vorhang,
um einen strahlenden Hintergrund für eine wunderschöne
Schwarz-Weiß-Aktaufnahme zu schaffen.
Bjorn Thomassens
Ausrüstung für die
Aktfotografie
Obwohl natürliches Licht
unverzichtbar und häufig für
viele Bilder auch ausreichend
ist, versuche ich, es mit Licht
von einem tragbaren Blitzsystem
zu kombinieren – in meinem
Fall Ranger Quadra von
Elinchrom. Auf diese Weise bin
ich nicht ausschließlich von der
unzuverlässigen Mutter Natur
abhängig. Wenn Sie mit einem
Studioblitz arbeiten, brauchen Sie
unbedingt einen Blitzmesser, um
die richtige Blende für die korrekte
Belichtung zu ermitteln. Ein
Reflektor und ein Weichzeichner
sind für Porträtaufnahmen
auch ganz praktisch, aber dafür
müssen Sie nicht unbedingt Geld
ausgeben. Jede reflektierende
Oberfläche, wie beispielsweise
eine weiße Wand, kann hierfür
verwendet werden. Auch ein
Vorhang vor einem Fenster
ist ein idealer Weichzeichner.
Was die Kameraausrüstung
betrifft, brauchen Sie nichts
Ausgefallenes – Sie können jede
DSLR verwenden. Ich arbeite mit
einer Canon EOS 5D Mark II, und
als Objektive verwende ich 28
– 70 mm f/2,.8L und 70 – 200
mm f/2,8L von Canon. Wenn
Sie nur mit natürlichem Licht
arbeiten, eignet sich ein Objektiv
mit einer maximalen Blende von
mindestens f/3,5 am besten, um
das begrenzte Licht optimal zu
nutzen – ein Standardobjektiv mit
18 – 55 mm kann bei der größten
Brennweiteneinstellung eine gute
Leistung erzielen.
Aktinnenaufnahmen: Fünf Tipps zum Ausprobieren ...
2) VERSCHIEDENE STANDPUNKTE
Experimentieren Sie mit verschiedenen Standpunkten herum,
um eine andere Dynamik in das Bild zu bringen. Machen Sie
die Aufnahme von einer Stehleiter aus, um eine interessante
Vogelperspektive zu bekommen. Oder legen Sie das Modell
neben ein Fenster, damit das Licht sehr sanft auf seinen
Körper herunter fällt. Ein andersfarbiges Untergrundlaken
kann auch verschiedene Effekte erzeugen. Seien Sie mutig,
und experimentieren Sie herum.
114 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
KREATIVE
MEISTERKLASSE
INNEN
Der Teufel steckt im Detail!
Konzentrieren Sie sich auf kleine
Körperbereiche mit vielen verschiedenen
Tönen und auf eine Form für einige
verführerisch abstrakte Bilder anstelle einer
Ganzkörperaufnahme, das alles zeigt.
3) AM EINFACHSTEN GANZ EINFACH
Das ist eine wirklich einfache Anordnung: Zwei Lichtwannen,
die so aufgestellt werden, dass das Modell und der
Hintergrund gleichzeitig beleuchtet werden. Dabei ist das
Licht links zwei Stufen höher angeordnet, damit das Modell
kontrastreicher ist. Ein Lüfter, der die Haare von der Seite
verweht, verleiht dem Bild Dynamik und wurde in diesem
Fall dazu verwendet, einen weißen Schal in Richtung Modell
wehen zu lassen.
4) SCHWARZ-WEISS MIT EINEM HAUCH VON
FARBE
Eine weiße Wand kann ein klarer, strukturierter Hintergrund
sein. Hier habe ich eine Lichtwanne auf einer Seite
verwendet, damit ich die Schatten erzeugen kann,
die ich mit einem Reflektor ein wenig aufgefüllt habe.
Schwarzweißfotografie ist ein klassischer Ansatz für ein
Aktporträt. Aber warum nicht ein paar Farben mit Duoton in
Photoshop dazu kombinieren (Bild>Modus>Duotone)?
5) DIEKOMPOSITIONISTENTSCHEIDEND
IST ENTSCHEIDEND
Stellen Sie sich die Einrahmung der Aufnahme mit der
Komposition vor. Dieser quadratische Ausschnitt sieht gut
aus mit den Kartons, über die sich das Modell beugt, und
die Form der Pose des Modells spiegelt die Stufen wider.
Wiederholung ist ein wirkungsvolles Werkzeug, wenn es um
Komposition geht. Beachten Sie, wie der Hintergrund dunkler
gemacht wurde, um die Kurven und Schatten auf dem Modell
zu imitieren.
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 115
KREATIVE
MEISTERKLASSE
Gleich mit der Kamera richtig aufnehmen!
KÜNSTLERISCHE AKTAUFNAHMEN
Schritt für Schritt: Aktfotografie mit Studiobeleuchtung
Einige Modelle, die nackt fotografiert werden möchten, bevorzugen dennoch die Anonymität. Das Bild muss also so
beleuchtet und gestellt werden, dass die Identität des Modells verborgen bleibt. Diese Vorgehensweise wird bei vielen
Modellen eingesetzt, da sie für Sicherheit und Beruhigung sorgt. Hier habe ich versucht, das Gesicht des Modells im
Schatten zu lassen, während ich mit dem Licht die Figur positiv betont habe. Ein leichtes Licht akzentuiert Kurven gut,
weshalb ich Lichtwannen verwendet habe. Wenn Sie jedoch mehr Kontrast erzielen möchten, experimentieren Sie mit
verschiedenem Blitzkopfzubehör herum, um das Licht zu ändern.
Während der gesamten Sitzung habe ich versucht, die Kamera auf Augenhöhe zu lassen, um die Proportionen der Figur
genau wiederzugeben. Wenn Sie am Modell nach unten blicken würden, würde sich die Betonung von der Figur weg
zum Oberkörper hin verlagern – das sieht nicht immer gut aus. Wenn Sie jedoch die Linie von der Schulter am Rücken
nach unten zum Gesäß verfolgen, kann dies auch für einen dynamischen Winkel sorgen. Augenkontakt kann das
Interesse des Betrachters am Bild verstärken, aber abgewendete oder geschlossene Augen können dem Bild ein Gefühl
von Voyeurismus geben. Es kommt also darauf an, was Sie vermitteln möchten und wie sehr der Betrachter mit dem Foto
verbunden sein soll.
Während Sie mit Photoshop viel nachbearbeiten können, ist es
dennoch viel besser, gleich mit der Kamera die richtige Beleuchtung
einzustellen und dann mit Photoshop nur noch das gewisse Extra
hinzuzufügen. Versuchen Sie, die Beleuchtung so geschickt wie
möglich einzusetzen, und achten Sie sorgfältig darauf, wo sich der
Schatten und wo sich die Glanzpunkte auf dem Modell befinden.
Schritt 1 Für diese Aufnahme habe ich zwei
Studioblitzköpfe des Typs Ranger Quadra von Elinchrom wie
folgt verwendet: Eine Lichtwanne befindet sich 35 Grad hinter
und 45 Grad über dem Modell, und eine Neonröhre auf dem
Boden dient als Beleuchtung von unten vor dem Modell in
einem Winkel von 30 Grad. Ich habe die Lichter so positioniert,
dass ich wusste, wo die Schatten hin fallen würden, und
konnte das Gesicht des Modells entsprechend positionieren.
Schritt 2 Ich habe die Beleuchtung von unten relativ nah
am Modell mit wesentlich weniger Leistung als das Licht
über dem Kopf platziert. Das Ziel hierbei besteht darin, ein
wenig mehr Beleuchtung zu haben und ein bisschen Detail
unten am Torso zu zeigen. Das Licht muss nah sein, damit es
schnell abfällt und einen Schatten auf das Gesicht wirft. Je
weiter entfernt das Licht ist, desto mehr wird beleuchtet.
Schritt 3 Ich habe einen Körperbereich gemessen, den ich
beleuchten wollte. Anschließend habe ich den Wert 1/125 s
(meine Blitzsynchronisierungsgeschwindigkeit) und die
entsprechende Blende (mit der ISO-Empfindlichkeit 100) im
manuellen Modus ausgewählt. Da ich wollte, dass das Bild
stimmungsvoll und gedämpft ist, habe ich das Foto bewusst
um eineinhalb Schritte unterbelichtet.
Schritt 4 Zuerst habe ich das Modell mit dem Rücken
zur Kamera und den Armen über dem Kopf positioniert. Da
das stärkere Licht von oben kam, wurden die Arme zu sehr
betont, und die Komposition sah unbeholfen und kopflastig
aus. Da das Modell auch sehr gut trainiert ist, ließ das
Anspannen der Muskeln nicht die Weichheit erkennen, die ich
darstellen wollte.
Erfolgreiche Formen
Beachten Sie, wie ich versucht
habe, die Kurve im Rücken mit der
Kurve im Arm zu imitieren, um eine
starke Pyramidenform zu erhalten.
Durch den Ton wird das Bild auch
hintergründig sexy.
Photoshop: Nachbearbeitung
Schritt 5 Für diese Pose habe ich Diagonale eingebaut.
Versuchen Sie, die Augenbewegung des Betrachters mit den
Kompositionslinien zu begrenzen, die zum Schwerpunkt
zurückführen. Hier folgen die Augen des Betrachters dem
Blick des Modells den Arm hinunter zum Ellbogen, der dann
am Unterarm entlang nach oben zur Brust führt. Dies wird als
optische Schleife bezeichnet.
Schritt 6 Die Voraussetzung dieser Pose ist sehr gut, da ich
die dreieckige Basis habe, wie eine Pyramide, sich das Modell
jedoch zu weit nach unten beugt und so die Kurve im Rücken
verloren geht. Ich habe das Modell gebeten, den Rücken
gerade zu halten und die Schulterblätter zusammenzudrücken,
wodurch die Form besser akzentuiert wurde. In der nächsten
Aufnahme ist der Rücken höher, was deutlich besser aussieht.
Jetzt ist es Zeit, das Foto mit Photoshop zu bearbeiten.
Schritt 1 Öffnen Sie das Bild in Photoshop. Wählen Sie
das Pipettenwerkzeug, und klicken Sie auf einen Bereich
des Körpers mit dem Hautton, den das Modell haben
soll. Wechseln Sie zum Pinselwerkzeug, und wählen Sie
die mittlere Größe mit einer Transparenz von 20 Prozent.
Bearbeiten Sie dann die Haut des Modells, um den Ton
weicher und gleichmäßiger zu machen.
116 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Schritt 2 Duplizieren Sie die Ebene (Ebene>Ebene
duplizieren), und entsättigen Sie das Bild dann leicht
(Bild>Einstellungen>Farbton/Sättigung). In diesem Fall habe
ich es auf -56 verkleinert, um einige Farben zu dämpfen. An
dieser Stelle verwende ich das Beschneidenwerkzeug, um die
Komposition der Aufnahme ein wenig zu verbessern.
Schritt 3 Um den Kontrast in ausgewählten Bereichen
des Bildes anzupassen, wählen Sie die Bereiche mit dem
Lassowerkzeug aus, und halten Sie die Umschalttaste
gedrückt, damit Sie mehrere Objekte für dieselben
Anpassungen auswählen können. Ich habe die Feder auf
150 px eingestellt und anschließend die Bereiche mit dem
Befehl Tonwertkorrektur bearbeitet.
Schritt 4 Wenn Sie mit dem Ergebnis soweit zufrieden
sind, müssen Sie den Ton anpassen. Wählen Sie hierfür
Überarbeiten>Farbe anpassen, und passen Sie die Farbe
nach Wunsch an. Es gibt viele Kombinationsmöglichkeiten,
und die Ergebnisse sind sehr subjektiv, aber für dieses
Bild habe ich sie auf +20 Rot, +20 Grün und +30 Blau
eingestellt.
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 117
KREATIVE
MEISTERKLASSE
KÜNSTLERISCHE AKTAUFNAHMEN
Schritt für Schritt: Aktfotografie mit natürlichem Licht
Fensterlicht eignet sich ideal für Porträts, aber Sie müssen die Aufnahme für die richtige Tageszeit planen; ein
Fensterlicht hat um 9 Uhr einen anderen Effekt als um 15 Uhr. Ein Nordfenster ist am besten, weil Sie damit direkte
Sonneneinstrahlung vermeiden. Wenn Ihnen jedoch kein Nordfenster zur Verfügung steht, können Sie direktes
Sonnenlicht auch zerstreuen, indem Sie einen Store vor das Fenster hängen oder einen Reflektor verwenden, um das
wenige Licht optimal zu nutzen. Je größer das Fenster ist, desto weicher ist das Licht. Ein großes Wohnzimmerfenster
mit einem Store kann also sowohl ein hervorragender, beeindruckender Hintergrund als auch eine weiche Lichtquelle
sein, während sich ein kleines Fenster ausgezeichnet für kontrastreiche Bilder eignet. Bei dieser Aufnahme habe ich
versucht, direktes Fensterlicht zu vermeiden, indem ich das Licht vom Hauptfenster blockiert habe, damit ich mit
einem Reflektor kontrollieren konnte, wo das Licht auf dem Modell auftraf.
Das Fotografieren eines männlichen Aktmodells unterscheidet sich kaum vom Fotografieren eines weiblichen
Aktmodells. Allerdings kann es schwieriger sein, ein muskulöses männliches Modell zu finden, das bereit ist, diese Art
von Arbeit zu machen. Da Männer nicht so viele natürliche Kurven wie Frauen haben, muss ihre Figur tonisiert und
muskulös sein, um klare Linien zu haben und eine Ausgewogenheit im Ton des Bildes zu erzeugen. Beim männlichen
Aktmodell stehen ganz klar Kraft und Stärke im Vordergrund. Deshalb sind klare Schatten und Glanzlichter wichtig, um
die Form des Modells hervorzuheben. Mit glättendem Öl auf dem Körper können zunächst einmal Glanzlichter erzeugt
werden, und die Muskelwölbungen sollten natürliche Schatten werfen, solange das Licht nicht zu stark ist. Wählen Sie
eine Pose, die auch den Körperbau betont – vielleicht lassen Sie ihn die Schultermuskeln anspannen oder die Schultern
auf einer Achse von der Hüfte weg drehen, oder lassen Sie ihn die Arme über dem Kopf ergreifen, damit seine
Rückenmuskeln gut zur Geltung kommen. Später können Sie das Bild in Photoshop mit Ebenen oder dem Werkzeug
zum Aufhellen und Nachbelichten noch weiter verfeinern, um den Kontrast in ausgewählten Bereichen zu intensivieren.
Photoshop: Nachbearbeitung
Schritt 1 Da das Bild gut aussieht, wenn es ausgewogen
ist, habe ich mich für ein quadratisches Format
entschieden. Zunächst habe ich die Form des Bildes mit
dem Beschneidenwerkzeug geändert und anschließend die
Leinwandgröße so angepasst, dass jede Seite gleich lang
war und so ein perfektes Quadrat entstand. Dann habe ich
mit dem Klonwerkzeug und dem Pinsel einen Wert von 200
px und die Transparenz auf 100 Prozent eingestellt, den
Bildhintergrund ausgewählt und die leere Leinwand gefüllt.
Schritt 2 Konvertieren Sie das Bild mit Modus>Graustufen
in Schwarzweiß, und klicken auf OK, um die Farbe zu
löschen. Intensivieren Sie anschließend den Kontrast und die
Hintergrunddichte, wählen Sie mit dem Lassowerkzeug (Feder
100 px) Bereiche um das Modell herum aus, und wählen Sie
Auswahl>Umkehren. Navigieren Sie anschließend zu Bild>
Einstellungen>Tonwertkorrektur und entfernen Sie dann mit
den Schiebereglern einige Mitteltöne.
Schritt 1 Ich wollte eine gleichmäßige Beleuchtung des
Modells, also habe ich das Seitenlicht vom Hauptfenster mit
einer Leinwand blockiert. In dem Raum gab es auch ein hoch
angebrachtes Fenster, das – wie ich hoffte – dem Bild eine
zusätzliche Dimension verleihen würde, indem die Schultern
des Modells beleuchtet wurden. Wenn Sie kein Dachfenster
und kein Oberlicht haben, könnten Sie den Effekt mit einem
Reflektor auf einer Halterung nachahmen, um das Licht vom
Hauptfenster auf das Modell herab zu lenken.
Schritt 2 Bevor das Modell die Kleidung auszog, haben
wir verschiedene Posen ausprobiert, bis es auf Grund der
Position seiner Arme klar war, dass keine „intimen“ Bereiche
zu sehen sein würden. Ich habe auch versucht, eine
Symmetrie in seiner Körperform zu erzeugen, um das Bild
ausgewogen zu gestalten. Um seine Muskeln hervorzuheben,
ließ ich ihn seine Ellbogen in die Knie drehen und so die
Muskeln anspannen. Normalerweise würde ich ihn in der
Mitte des Hintergrunds platzieren, aber dann wäre das Licht
nicht mehr auf seine Schultern gefallen.
Schritt 3 Zur Hervorhebung der Konturen des Modells
habe ich das Werkzeug zum Aufhellen und Nachbelichten
verwendet, um Glanzlichter heller und Schatten dunkler zu
machten und die Graustufen zu verringern. Ein mittelgroßer
Pinsel mit niedriger Belichtung ist einfacher zu verwenden, da
Sie die Definition allmählich aufbauen können. Ich habe die
untere Hälfte des Bildes dunkler gemacht, um die Genitalien
besser zu verbergen.
Schritt 3 Da die Leinwand das Licht am Modell vorbei
führt, habe ich einen Reflektor vor dem Modell und neben der
Kamera platziert, damit Licht auf ihn geworfen wird. Ich habe
meine Kamera auf Zeitautomatik eingestellt. Zur Minimierung
des Rauschens beließ ich den ISO-Wert bei 100 und
stellte die Blende auf f/4 für eine Belichtungszeit von 1/20
s ein. Da die Szene kontrastarm ist, hatte mein Autofokus
leichte Probleme, sodass ich auf manuelles Scharfstellen
umgeschaltet habe.
118 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Schritt 4 Im Lauf der Sitzung wurde die Beleuchtung
schwächer, sodass ich die ISO-Empfindlichkeit allmählich auf
800 erhöhte. Einmal war die Verschlusszeit 0,4 Sekunden,
sodass ich das Modell gebeten habe, ganz still zu halten,
während ich die Kamera mit einem Fernauslöser auslöste,
um die Gefahr des Verwackelns zu verringern. Lassen Sie das
Modell langsam ausatmen und nicht den Atem anhalten, da
dadurch ein Zittern verhindert werden kann.
Schritt 4 Das Bild sieht in Schwarzweiß zwar ganz
gut aus, mit ein wenig Farbe wird es jedoch dynamischer.
Navigieren Sie zu Bild>Modus>Duotone, und wählen Sie die
gewünschte Palette, lassen Sie aber eine Schwarz. Der Toner
kann sich auf den Kontrast des Bildes auswirken; klicken
Sie also auf einen, um sich den Effekt vorab anzusehen.
Möglicherweise müssen Sie noch ein wenig aufhellen oder
nachbelichten, bevor das Bild ganz fertig ist.
CREATIVE
MASTERCLASS
Duplizieren und speichern
Bevor Sie eine größere Änderung an Ihrem Bild
vornehmen, erstellen Sie eine duplizierte Ebene, und
arbeiten Sie stattdessen mit dieser Ebene. Diese können
Sie dann löschen, wenn Sie einen Fehler machen. Sie
FINE-ART NUDES: INDOORS
sollten auch verschiedene Versionen Ihres Bildes
speichern, damit Sie dann später mit der besten Version
weiterarbeiten können.
Männliches Aktmodell
Ich habe dem fertigen Bild mit der
Duoton-Option in Photoshop noch einen
wärmeren Ton verliehen.
Erstellen einer künstlerischen Präsentation mit Ihrem Bild
Schritt 1 Da es sich um ein
dunkles Bild handelt, können Sie es
mit einem weißen Rand besser zur
Geltung bringen. Navigieren Sie zu
Bild>Arbeitsfläche, und markieren
Sie das Kästchen „Relativ“, damit die
Vergrößerung proportional durchgeführt
wird. Geben Sie die Zahlenwerte für die
Breite und Höhe ein, um die das Bild
vergrößert werden soll.
Schritt 2 Vergrößern Sie das
Bild mehr als notwendig, da Sie es
später wieder beschneiden können.
Klicken Sie auf OK, navigieren
Sie dann zu Ansicht>Raster
und wählen anschließend das
Beschneidenwerkzeug aus. Verwenden
Sie die Gitter als Hilfe, und lassen Sie
am unteren Rand mehr Platz übrig.
Schritt 3 Wählen Sie das Werkzeug
für die horizontale Ausführung aus,
und zeichnen im unteren Teil des
Randes ein Textfeld. Geben Sie Ihrem
Bild einen Titel, und wählen von der
Symbolleiste oben die Schriftart, die
Größe und die Farbe des Textes. Ich
habe die Transparenz angepasst, damit
es nicht zu grafisch wirkt.
Schritt 4Wieso 4 geben Sie Ihrem
Bild keine Seriennummer oder eine
Nummer für eine limitierte Auflage?
Drucken Sie es dann auf einem Papier
mit einer matten Oberfläche aus.
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 119
DAS EIN-STUNDEN-FOTO
DIE LESERHERAUSFORDERUNG
FAMILIEN-
PORTRÄTS
UNSER LESER DARREN BIRKETT WILL WISSEN, WIE ER VON SEINER FAMILIE
NICHT NUR SCHNAPPSCHÜSSE, SONDERN PROFESSIONELL AUSSEHENDE
BILDER MACHEN KANN.
DER LIFESTYLE-FOTOGRAF STUART COOPER HAT IHM BEI EINEM EINSTÜNDIGEN
WORKSHOP GEZEIGT, WAS ER DAFÜR BEACHTEN MUSS.
TEXT: STUART COOPER / BILDER: DARREN BIRKETT
DAS EIN-STUNDEN-FOTO
DIE LESERHERAUSFORDERUNG
Der Leser
Name: Darren Birkett Alter: 36 Beruf: Computertechniker
Kameraausrüstung: Nikon D90, Nikon 18-55 mm f/3,5-5/6 und Nikon
50 mm f/1,8
Darren: „Ich habe meine erste DSLR, eine Nikon D90, ungefähr vor
einem Jahr von meinem Bruder bekommen. Etwa zur gleichen Zeit
kam meine Tochter Chloe zur Welt. Da sich Chloe so schnell
entwickelt, will ich jeden wertvollen Moment mit ihr schön in Szene
setzen. Ich bin zwar ein begeisterter Hobbyfotograf und auch ein kleiner er
„Technikfreak”, der die Hintergründe des Fotografierens versteht, aber bisher gelingen
mir immer nur Schnappschüsse. Ich hoffe, dass mir Stuart dabei helfen kann,
eindrucksvolle Bilder von meiner Familie zu machen.
DIE FLÜCHTIGEN, ABER WERTVOLLEN Momente
ihres Neugeborenen einzufangen, ist für Eltern oft
Motivation genug, um ihre fotografischen
Fähigkeiten zu verbessern. Darren Birkett, der
Digitale Fotografie regelmäßig liest, ist ein typischer
frisch gebackener Vater, der jeden Schritt seiner Tochter
festhalten will… Er weiß zwar, was ein gutes Porträtbild
ausmacht – wie zum Beispiel die Drittelregel, Augenkontakt und
gutes Licht –, aber er sagt, dass ihm die nötige Kreativität fehlt
und er Probleme hat, zwischen gutem und schlechtem
natürlichen Licht zu unterscheiden. Folglich gehen ihm
wahrscheinlich die besten Bilder durch die Lappen, weil er nicht
weiß, wie er das Licht optimal nutzen kann.
So viel zur Ausgangssituation. Ich habe mich mit den Birketts
(Darren, seine Frau Emma und die entzückende, ein Jahr alte
Tochter Chloe) beim Rhinefield House Hotel in Hampshire
verabredet. Die Anlage ist wunderschön und es ist hier ruhiger
als in einem öffentlichen Park. Wir können also arbeiten, ohne
gestört zu werden.
Wir treffen uns um 10:30 Uhr morgens im verglasten Foyer des
Hotels (wenn man mit Babys arbeitet, sollte man dies nach der
Schlafens- oder Essenszeit machen, da sie sonst schnell
quengeln). Ich gebe Darren ein paar Minuten, um sich an die
Nikon D700 zu gewöhnen. Sie ist nämlich ein bisschen anders
als seine Nikon D90. Da er aber ein Nikon 50 mm f/1,8 Objektiv
hat, sollte er mit dem Nikon AF-S 85 mm f/1,4G keine großen
Probleme haben. Mit einer festen Brennweite zu arbeiten,
bedeutet, dass er sich bewegen muss, wenn er die
Bildzusammensetzung verändern will. Das klingt zwar einfach,
aber wenn man sonst mit einem Zoomobjektiv arbeitet, kann es
etwas dauern, bis man sich daran gewöhnt hat.
Um aus der Stunde das Maximale herauszuholen, stelle ich
Darren drei Aufgaben: Er soll gerichtetes Licht finden und
einsetzen, negativen Raum für ein zeitgenössisches Bild nutzen
und ein Herbstporträt schießen. Da er das Beste aus jeder
Situation machen soll, wird ihm einiges abverlangt. Er hat nicht
nur mit einem unberechenbaren Baby zu kämpfen, sondern
auch mit dem Wetter. Der Himmel ist bedeckt, daher wird es
nicht leicht sein, gerichtetes Licht zu finden.
Die Herbstfarben mögen vielleicht rar sein, doch kalt ist es
trotzdem. Chloe trägt folglich eine Mütze und einen Mantel,
OBEN LINKS: Durch
den Tunnel fiel sehr
schönes weiches
Licht auf Emma und
Chloe. Doch ihr
Lächeln macht das
Bild erst richtig
schön!
OBEN RECHTS: Eine
der ersten Aufnahme:
Chloe steht in der Tür
zum Foyer, die als
eine Art riesige
Softbox dient. Von
der Seite fällt Licht
auf sie.
OBEN UND LINKS:
Chloe, das
Fotomodell: Sie
schaut immer wieder
sehr süß in die
Kamera. Da sie vom
Gehen etwas müde
ist, setzen wir sie vor
eine grüne Tür. Direkt
neben ihr fällt das
Licht durch den
Tunnel.
OBEN RECHTS: Ich
zeige Darren eine
Technik, wie er
Qualität und
Richtung natürlichen
Lichts einschätzen
kann.
womit sie sehr süß aussieht. Chloe ist mit ihrem Lächeln einfach
bezaubernd. Darren muss nur zum richtigen Zeitpunkt
abdrücken – es werden sich ihm genügend gute Gelegenheiten
bieten.
Herausforderung 1: Gerichtetes Licht finden
und einsetzen
Bevor wir anfangen, habe ich Darren an der Nikon D700
Einstellungen vornehmen lassen, die ich bei Shootings wie diesem
im Freien oft verwende. Beim Fotografieren von Kleinkindern muss
man eher schnell reagieren als lange im Voraus planen. Man muss
sie in das richtige Licht setzen, da sie eben immer das tun, was sie
wollen. Es hat keinen Sinn, Kindern unter fünf Jahren Anweisungen
zu geben. Das ist nun mal so. Darren muss deswegen stets mit
seinem Auge am Bildsucher kleben und den Finger am Auslöser
haben, wenn er ein paar gute Bilder machen will. Er will sich darauf
konzentrieren, was Chloe macht, und nicht auf die Einstellungen.
Daher stellen wir auf Zeitautomatik, Mehrfeldmessung und
eine Blende von f/1,4. Dank des unglaublichen Nikon 85 mm
1:1,4G-Objektivs können wir die Blende vielleicht auf f/1,2
oder sogar f/1,4 öffnen, um eine schöne flache Schärfentiefe zu
bekommen. Darren muss jedoch beim Fokussieren aufpassen. Bei
so einer großen Blendenöffnung kann es leicht passieren, dass ein
Bild verschwommen aussieht, wenn die quickfidele Chloe
nicht stillhält. Bilder bei sehr großen Blendenöffnungen gelingen nur
selten – außer die Augen sind sehr scharf. Es kommt ganz darauf
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 121
Empfohlene Ausrüstung
Wenn man mit Kleinkindern arbeitet, sollte man
sich über die Einstellungen nicht zu sehr den
Kopf zerbrechen. Anstatt ständig die Belichtung
zu verändern, sollte man die Zeit eher zum
Fotografieren nutzen. Das FX-Format der Nikon
D700 eignet sich perfekt für diese Art der
Fotografie. Selbst bei hohen ISO-Werten ist das
Bildrauschen sehr gering. Selbst wenn die
Lichtverhältnisse schwanken – was im Freien
oft der Fall ist –, so ist die Verschlusszeit immer
noch kurz genug, um ein gelungenes Bild zu
schießen. Für Porträtbilder eignen sich Objektive mit
fester Brennweite besonders gut. Mit ihnen erzielt man
oft eine viel bessere Bildqualität als mit einem
Zoomobjektiv zum gleichen Preis. Ein weiterer Vorteil der
festen Brennweite ist die maximale Blendenöffnung,
wodurch man eine sehr schöne flache Schärfentiefe und
bessere Ergebnisse bei schwachem Licht erzielt. Das Nikon
AF-S 85 mm f/1,4G-Objektiv ist eines der besten
Teleobjektive für Porträtbilder. Damit sind äußerst
professionelle Ergebnisse möglich.
an, ob Chloe stillhält. Normalerweise sollte man die Belichtung nicht
höher als 600 einstellen, da sonst Bildrauschen die Folge ist. Da
die Nikon D700 jedoch eine ausgezeichnete Kamera ist, können
wir den ISO-Wert auf 1600 einstellen. Somit müssen wir uns keine
Sorgen um die Verschlusszeit machen. Außerdem können die
Lichtverhältnisse bei Bewölkung unvorhersehbar sein. Oft ist es
dunkler als man denkt.
Da kein gerichtetes Licht sichtbar ist, gebe ich Darren folgende
Anweisung: Er soll den Arm ausstrecken, wobei seine
Handinnenfläche zu ihm zeigt. Dann soll er sich langsam um sich
selbst drehen und schauen, wie das Licht auf seine Hand fällt.
Das ist ein hilfreicher Trick, um Richtung und Qualität des Lichts
einzuschätzen. Dadurch weiß man, wo das Gesicht des Modells
sein sollte.
Anschließend zeige ich Darren, wie einfach es ist, beim
Fotografieren von Chloe und Emma die vorteilhafte Belichtung des
Foyers zu nutzen. Die Tür dient dabei als große Softbox. Das Licht
fällt nun nicht von oben auf Emma und Chloe, wodurch dunkle
Schatten unter ihren Augen entstehen könnten, sondern es ist weich
und gleichmäßig auf ihren Gesichtern verteilt. Darren bemerkt
jedoch bald, dass seine Aufnahmen bei diesem Licht relativ flach
sind. Für etwas mehr Kontrast gehen wir in das Foyer hinein. Emma
und Chloe stehen neben der Tür. Das Licht fällt somit seitlich auf
ihre Gesichter.
Auf dem Weg Richtung Parkanlage des Hotels gebe ich Darren
die Aufgabe, gutes gerichtetes Licht zu finden. Nun weiß Darren,
auf was er achten muss. Er kennt jetzt den Unterschied zwischen
gutem und schlechtem Licht und sucht nicht mehr nach dem
perfekten Hintergrund. Das passende Licht ist bei einem Porträt
viel wichtiger als der Hintergrund. Man kann das Modell nämlich
später freistellen oder den Hintergrund mithilfe flacher Schärfentiefe
unscharf machen. Gutes Licht ist das A und O eines guten Porträts.
Die erste Herausforderung ist fast geschafft und eine halbe Stunde
ist bereits vorbei. Daher müssen wir uns etwas beeilen. Wir
kommen zu einem Tunnel, der Darren für ein paar Aufnahmen
geeignet scheint. Er hat recht. An der Tunnelöffnung wird das Licht
gestreut. Indem sich Emma und Chloe an die Mauer stellen, haben
wir sehr schönes weiches Licht von der Seite. Darren macht ein
paar Aufnahmen. Er positioniert Emma mal etwas näher am Tunnel
und mal etwas weiter weg, um das richtige Gespür zu bekommen.
Die erste Herausforderung ist geschafft.
OBEN LINKS: Wenn Ihr
Modell im Bild nur sehr
wenig Platz einnimmt,
verleiht dies Ihren Bildern
einen zeitgenössischen
Touch.
OBEN LINKS: Auf
Augenhöhe mit Chloe:
Die Bilder wirken
dadurch nicht von oben
herab.
OBEN IN DER MITTE:
Darrens
Bildzusammensetzung
war von Anfang an
äußerst gelungen. Hier
sind Emma und Chloe im
rechten Drittel des Bildes.
OBEN RECHTS: Die
Ziegelmauer mit dem sich
wiederholenden Muster
dient als interessanter
Hintergrund.
Herausforderung 2: Nutzung negativen
Raums
Zu unserer nächsten Herausforderung hatten wir es nicht
weit. Ganz in der Nähe des Tunnels war eine Ziegelmauer, auf
die durch die Wolken hindurch weiches Sonnenlicht schien.
Ziegelmauern eignen sich wegen des sich wiederholenden
Musters sehr gut für diese Art der Bildzusammensetzung. Bei
der Verwendung von negativem Raum ist es wichtig, dass dieser
nicht vom Modell bzw. den Modellen ablenkt.
Um dem Bild mehr Dynamik zu verleihen, haben wir Emma
gebeten, Chloe hochzuhalten. Darren macht ein paar Bilder,
bei denen er darauf achtet, dass die beiden nicht zu groß
rauskommen. Gleich beim ersten Versuch gelingt es ihm. Er
hat die Drittelregel gut eingesetzt und ohne selbst die Position
zu ändern, Emma und Chloe weit rechts im Bild platziert. An
der Bildzusammensetzung habe ich nichts auszusetzen. Ich
empfehle Darren jedoch, das Bild in Photoshop zu einem
Panoramabild zu machen, damit es besser Geltung kommt. Ich
gebe Darren die Aufgabe, das Konzept des negativen Raums
auch bei unserer letzten Herausforderung anzuwenden.
Herausforderung 3: Herbstporträt
Der Herbst lässt dieses Jahr etwas auf sich warten, aber wir
finden eine eindrucksvolle Eiche mit orangefarbigen Blättern.
Darren will Chloe unbedingt beim Laufen fotografieren, da
sie vor Kurzem ihre ersten Schritte getan hat. Der Rasen
eignet sich hierfür besonders gut, da sie weich landet, falls
sie hinfallen sollte. Während wir in Richung Baum gehen,
bietet sich eine großartige Gelegenheit für eine Foto. Chloe
stolpert neben ihrer Mutter her, während im Hintergrund
orangefarbige Blätter zu sehen sind – eine bessere
122 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
OBEN: Der Farn diente
als wunderschöner
Herbsthintergrund.
LINKS: Dank des
Guck-guck-Spiels schaute
Chloe stets in die Kamera.
RECHTS: Das Blatt
verleiht dem Bild etwas
Farbe.
Gelegenheit für negativen Raum könnte sich gar nicht bieten.
Ein paar Meter vom Baum entfernt macht Darren ein paar
Bilder von den Gehversuchen Chloes. Die Bilder sind in
Ordnung, sie könnten jedoch besser sein, wenn sie auf ihrer
Augenhöhe gemacht worden wären. Nach ein paar weiteren
Versuchen hat Darren einige vorzeigbare Ergebnisse erzielt.
Außerdem hat er ein paar schöne, spontane Nahaufnahmen
von Chloe gemacht. Da Chloe vom Gehen etwas müde ist,
setzen wir sie ins Gras und geben ihr ein orangefarbiges Blatt
zum Spielen. Ich mache Darren darauf aufmerksam, dass er
bei einer größeren Blendenöffnung (f/1,8) und einem weiteren
OBEN UND RECHTS:
Chloe war ein kleiner
Star mit Charme. Wir
haben diese Bilder in
den
Sekundenbruchteilen
gemacht, als sie das
Gleichgewicht verlor
und auf ihrem Hintern
landete. Darren musste
sehr schnell sein, um
diese Schnappschüsse
zu machen.
Abstand zu Chloe das Gras sowie den Hintergrund unscharf
wirken lassen kann. Noch fünf Minuten, bevor wir gerade
noch genug Zeit haben, um ein paar Bilder von Emma zu
machen, wie sie Chloe vor braunem Farn hält. Darren war
in einer Stunde sehr produktiv und hat viele wundervolle
Aufnahmen gemacht. Der Star der Fotosession war jedoch
Chloe. Sie ist fast schon ein Profi. Man muss ihr nur ein
bisschen gut zureden, schon schaut sie her und lächelt dabei
auch noch. Wenn dass mal nicht der Beginn einer großen
Karriere ist. Darren sollte keine Probleme haben, seine neu
erlernten Techniken an ihr auszuprobieren.
Bewertung der
Herausforderung
„Das war toll! Bis jetzt habe ich mich immer
zu sehr auf die Kameraeinstellungen und nicht
auf das eigentliche Fotografieren oder das Licht
konzentriert. Stuart hat mir gezeigt, welches Licht
sich für welche Situation am besten eignet und wie
ich das verfügbare Licht für ein gelungenes Foto
nutzen kann. Obwohl es ziemlich bewölkt war und
wir viel Streulicht hatten, haben wir ein paar gute
Bilder mit gerichtetem Licht unter Ausnutzung der
Gegebenheiten gemacht.”
Darrens Hotshot Chloe hatte drei
Wochen vor dem Shooting angefangen zu
gehen. Auf diesem Foto wurden ihre wackligen
Schritte perfekt eingefangen. Sie kann schon
allein gehen, hält sich aber lieber noch an der
Hand ihrer Mutter fest!
Stuarts Lieblingsbild: Darren hat sehr gute Arbeit
geleistet. Das ist ein wunderschönes Mutter-Tochter-Bild. Die
Bildzusammensetzung passt und die Farben sind sehr intensiv. Trotz
des weichen und flachen Lichts ist das Foto gelungen. Die Mütze ist
außerdem einfach entzückend.
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 123
JETZT IM HANDEL
Bei allen guten Zeitschriftenhändlern
ARBEITSBUCH ZUR
BELEUCHTUNG
BELEUCHTEN SIE WIE EIN PROFI MIT UNSEREM LEITFADEN FÜR IHR HEIMISCHES STUDIO
KREATIVE BELEUCHTUNG FUR PORTRÄTS
Die seitliche Beleuchtung ist einer der am wenigsten nachsichtigen Stile der Studiobeleuchtung.
Wenn sie jedoch in korrekter Weise mit der richtigen Testperson durchgeführt wird, kann sie
dynamische Bilder mit den einfachsten Aufbauten erzeugen. Das Beleuchten von der Seite
erzeugt unterschiedliche Höhepunkte sowie einen starken Rückgang des Lichtes und fügt
Tiefe hinzu, kann jedoch auch Falten und Mäkel hervorheben. Der Aufbau einer einzelnen
Lichtquelle ist insbesondere ideal für Männer, da tiefe Schatten und starke Kontraste zu stärkeren
Gesichtszügen passen. Für weibliche Testpersonen kann die Verwendung eines Lichtquellen-
Modifikators einen weicheren Effekt erzeugen und einfacher zu kontrollieren sein. Der Effekt
hängt von der sorgfältigen Platzierung sowie der Stärke von Licht und Schatten ab, die durch
eine Verfeinerung der Positionierung des Studio-Blitzes und des Models erreicht werden. Um
die Anzahl der Versuche und Fehler zu minimieren, positionieren Sie zunächst das Model,
anschließend die Lichtquellen. Der Leitfaden zur Beleuchtung wurde in diesem Monat von Paul
Ward fotografiert (www.paulwardphotography.com).
Geräteempfehlungen
STUDIO-BLITZKOPF: Bis zu drei
Studio-Blitzköpfe sind erforderlich,
idealerweise mit variablen
Leistungsstufen für eine bessere
Kontrolle über die Lichtintensität.
Zu den Marken, die Beachtung verdienen, gehören
Elinchrom, Bowens und Interfit, die allesamt
zweiköpfige Geräte anbieten.
SOFTBOXEN: Diese agieren als
Diffusoren, um die Lichtstreuung zu
dämpfen und auszudehnen. Zwei
Softboxen werden für die neueste
Technik benötigt. Zu den
beachtenswerten Marken gehören Elinchrom,
Bowens, Lastolite und Chimera.
WABENFÖRMIGES GITTER: Gitter
treten in verschiedenen Größen auf
und werden an der Vorderseite
eines Überlaufes befestigt. In
Abhängigkeit zu ihren Maßen
lenken sie das Licht auf unterschiedliche Weise. Die
meisten großen Marken, inklusive Elinchrom,
Profoto und Bowens, bieten ein Sortiment für rund
100 Euro an.
BLITZMESSER: Sie können die
Versuch-und-Fehler-Methode
anwenden, um eine gute Belichtung
zu erzeugen. Die schnellste und
akkurateste Methode ist es jedoch,
einen Blitzmesser zu verwenden. Sekonic, Gossen
und Polaris sind die bekanntesten Marken.
SCHÖNHEITSSCHÜSSEL: Sie
spendet ein weiches Licht mit mehr
Kontrast als eine Softbox.
Schönheitsschüsseln beginnen bei
rund 55 Euro und unterscheiden sich
in der Größe und im Ergebnis. Elinchrom, Bowens,
Viewfinder Photography und Interfit verdienen
Beachtung.
SYNCHRONISATIONSKABEL: Ein
Synchronisationskabel, das am
Messer und am Blitzkopf befestigt
ist, ist die grundlegendste und
erschwinglichste Methode zur
Berechnung der Belichtung. Sie können
anschließend das Kabel mit der an der Kamera
befindlichen Steckdose für den PC verbinden, um
den Blitz auszulösen.
REFLEKTOR: Verwenden Sie dieses
Zubehör, um Licht auf die Schatten
zu reflektieren, falls sie zu hart
wirken. Ein weißer Reflektor wird
einen feinen Effekt erzielen,
während ein silberner oder goldener Reflektor
wesentlich stärker ist, mit einem kühlen bzw.
warmen Auswurf.
HINTERGRÜNDE: Papierrollen
treten in vielen Farben und Größen
auf und benötigen einen Rahmen,
der diese aufrecht hält. Lastolite stellt
viele passende Produkte her. Um es
jedoch einfach und kostengünstig zu halten, reicht
auch ein schwarzes Laken oder eine schwarze Wand.
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 125
DER AUFBAU EINER EINZELNEN LICHTQUELLE
Der Aufbau einer einzelnen Lichtquelle ist einer der einfachsten Versuchsaufbauten und kann einige
dramatisch düstere Resultate erzeugen. Die Kunst liegt darin, die Platzierung des Lichtes und des Schattens zu
steuern. Der einfachste Weg, dies zu bewältigen, liegt darin, den Winkel und die Höhe des Studioblitzes zu
verändern, während man das Model bittet, die gleiche Position zu halten. Die geringste Änderung in der
Stromversorgung und in der Positionierung des Lichtes oder des Models kann ein Bild drastisch verändern,
indem Schatten auf verschiedene Teile des Gesichtes geworfen werden. Es ist sinnvoll, Zubehör wie einen
Aufsatz oder ein wabenförmiges Gitter auszuprobieren, das dabei helfen soll, die Richtung des Lichtes
einzudämmen und auch zu steuern. Idealerweise sollte die seitliche Beleuchtung von einem schnellen
Rückgang des Lichtes begleitet werden, damit nur eine Seite des Gesichtes und vielleicht ein Teil der Schulter
beleuchtet wird.
Setzen Sie den Studioblitz zu Beginn auf seine geringste Leistungsstufe und nehmen Maß vom Gesicht der
Testperson, um die richtige Blendeneinstellung für eine korrekte Belichtung zu erhalten. Von da an bedarf es
eine Zeit lang der Versuch-und-Fehler-Methode, um durch das Bewegen des Studio-Blitzes den Effekt und die
Platzierung der Schatten zu verfeinern. Je weiter die Lichtquelle von der Testperson entfernt ist, desto größer ist
die Streuung des Lichtes. Je näher sich das Licht hingegen am Gesicht befindet, desto schneller ist der
Rückgang. Schauen Sie nach Hotspots auf dem Gesicht des Models, die von zu starkem Licht oder der sich zu
nahe befindlichen Lichtquelle resultieren. Schließen Sie die Blende, falls sich das Licht in der richtigen Position
befindet, jedoch zu hell auf dem Model scheint. In gleicher Weise wird sich die Stärke verringern, indem Sie
die Lichtquelle weiter weg bewegen. Daher könnte es notwendig sein, die Blende zu öffnen oder die Blitzstärke
zu erhöhen. In Abstimmung des Lichtniveaus mit dem Kopf des Models sowie in einem 45-Grad-Winkel auf
der Vorderseite sollten die besten Resultate erzeugt werden.
AUFBAU DES STUDIOS
Die Lich
chtq
tque
uell
lle befi
ind
ndet
sich
im 45-G
-Gra
radd-Wi
ink
nkel
zum Mode
del und in 127
Zent
ntim
imet
er
Höh
öhe
e.
102 cm
Da
s Mode
l befi
find
ndet
sic
ich im
90
-Gra
rad-
Wink
nkel
zur
Kam
amer
era.
Schw
hwar
arze
zer Hi
nter
grun
d
Die verwendeten Geräte...
CANON EOS 7D
CANON EF 50MM F/1,8 II LINSE
X1 ELINCHROM D-LITE4 IT
18 CM 12-GRAD- WABENFÖRMIGES GITTER
SCHWARZER HINTERGRUND
BELICHTUNGSMESSER
51 cm
Der
Beli
lich
chtu
tung
ngsm
smes
esse
ser
zeig
t f/7,
7,1 an.
51 cm
f/7,
7,1 (ISO
100
00)
Allgemeine Beleuchtungsfehler
✘ ZU WEIT HINTEN
Die Lichtquelle befindet sich im
90-Grad-Winkel zum Model, so
dass ihr Haar das meiste Licht
abschirmt, wodurch einige
unansehnliche Schatten auf
ihrem Gesicht erzeugt werden.
✘ ZU WEIT VORNE
Durch den Lichteinfall im
30-Grad-Winkel breitet sich
das Licht auf der linken Seite
des Gesichtes aus und wirft
von der Nase aus einen
Schatten.
✘ ZU HOCH
Da sich der Blitz gerade
außerhalb des Rahmens befindet
und im 45-Grad-Winkel nach
unten zeigt, geht das Licht schnell
zurück und erzeugt
unvorteilhafte Schatten.
✘ ZU NIEDRIG
In diesem niedrigen Winkel
erzeugt der Studio-Blitz einen
Hotspot auf ihrem Kiefer, und
das Licht geht schnell zurück,
so dass sich ihr Auge im
Schatten befindet.
✘ ÜBERBELICHTET
Die Belichtung ist bei f/5,6
zu hoch, wodurch Hotspots
auf der Wange und der
Schulter des Models an den
Stellen der Überbelichtung
erzeugt werden.
126 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Seitenlicht-Porträts
>
Das endgültige Bild
In Abstimmung mit dem Lichtniveau
und in einem 45-Grad-Winkel zur
Testperson hat die Verwendung einer
mittleren Belichtung sowie die
Veränderung der Distanz zwischen der
Testperson und der Lichtquelle den
Rückgang und die Beleuchtung
gesteuert.
manueller Belichtungsmodus,
1/200 Sekunden bei f/7,1 (ISO 100)
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 127
DER AUFBAU VON DREI LICHTQUELLEN
Dies ist eine fortgeschrittenere Technik im Sinne der Menge der benötigten
Geräte, die jedoch in einer dynamischen und schönen Beleuchtung für ein
Model mit dem richtig geformten Gesicht resultiert. Seitliche Höhepunkte
stellen eine wunderbare Art und Weise dar, die weichen Züge des Gesichtes
einer Frau zu konturieren. Jedoch funktioniert dies nur bei Frauen mit feinen
Gesichtszügen gut, deren Haar nach hinten geworfen ist, da die Höhepunkte
reibungslos um den Kopf und die Schultern verlaufen müssen.
Die Kunst ist es, die richtige Balance zwischen den beiden seitlichen
Lichtquellen und der vorderen Lichtquelle zu erzielen. Die hinteren
Lichtquellen müssen einige Nuancen heller sein als das Gesicht, das korrekt
belichtet sein sollte. Es ist eine feine Balance: Die Höhepunkte müssen
ausreichend überbelichtet sein, um einem Mangel an Abgrenzung
vorzubeugen, jedoch nicht so sehr, dass sie den Rahmen sprengen. Ein
schwarzer Hintergrund ist dienlich, um die Höhepunkte besser
hervorzuheben, jedoch könnte eine ähnliche Technik mit einem weißen
Hintergrund verwendet werden, um einen helleren Effekt zu erzeugen.
Für die hinteren Lichtquellen sollte sich jede Softbox-Größe eignen; sie
müssen nur an beiden Seiten übereinstimmen, damit sich das Licht im Lot
befindet und um das Model herum beugt. Gleichermaßen könnten ein Schirm
oder eine Softbox anstelle einer Schönheitsschüssel für die vordere Lichtquelle
verwendet werden. Jedoch bietet die Schönheitsschüssel dem Auge ein wenig
mehr Kontrast sowie ein attraktives rundliches Catchlight.
Nehmen Sie zunächst Maß vom Gesicht des Models, um die korrekte
Belichtung zu erzielen und den besten Winkel für die vordere Lichtquelle zu
finden. Diese Blendeneinstellung ist ein guter Startpunkt, jedoch bedarf es
möglicherweise eine Zeit lang der Versuch-und-Fehler-Methode, um den
allgemeinen Effekt später zu perfektionieren. Setzen Sie die hinteren beiden
Lichtquellen auf ihre volle Leistungsstufe und positionieren diese in einem
ungefähren Winkel von 45 Grad auf den gegenüberliegenden Seiten hinter dem
Model, um die Höhepunkte an den Gesichtsrändern zu bilden. In dieser Phase
macht es nichts aus, wenn das gesamte Bild zu dunkel oder zu hell ist, da dies
durch Anpassen der Belichtung korrigiert werden kann –konzentrieren Sie sich
zunächst darauf, die perfekte Balance zu erzielen. Falls die hinteren Lichtquellen
auf die volle Leistungsstufe gesetzt, jedoch nicht ausreichend stark sind, rücken
Sie die Lichtquellen näher an das Model heran oder, falls sie zu stark sind,
schieben Sie diese entweder weiter nach hinten oder setzen die Leistungsstufe
herab. Falls das Gesicht nun zu dunkel oder zu hell ist, passen Sie die
Belichtung ein wenig an.
AUFBAU DES STUDIOS
Die Schö
hönh
nhei
eits
tssc
schü
hüss
ssel
befi
find
ndet
sic
ich üb
er dem
Mode
del und zeig
igt im
45-G
-Gra
rad-
Wink
nkel
nac
ach unte
n.
Die hint
eren
en Lic
icht
quel
ellen be
find
en sic
ich
im 45-
5-Gr
Grad
ad-W
-Win
inke
kel zum Mode
del.
213 cm
122 cm 457 cm
Die verwendeten Geräte...
CANON EOS-5D MKII
2X BOWENS GEMINI 500 PRO
UND EIN GEMINI 750 PRO
x2 SOFTBOXEN (1,5M X 1M)
x1 SCHÖNHEITSSCHÜSSEL
RGRAUER/SCHWARZER HINTERGRUND
BLITZMESSER
f/18
(ISO
160
60)
213 cm
Der
Beli
chtu
tung
ngsm
smes
esse
ser
ze
igt f/18
an.
Schw
hwar
arze
zer Hi
nt
ergr
grun
und
Allgemeine Beleuchtungsfehler
✘ LICHTQUELLEN ZU WEIT
VORNE Die hinteren Softboxen sind im
90-Grad-Winkel zum Model platziert und
verursachen, dass sich das Licht auf der
Vorderseite ihres Gesichtes ausbreitet.
✘ KEINE VORDERE LICHTQUELLE
So sieht die Aufnahme ohne eine vordere
Lichtquelle oder einen Reflektor aus, die das
Gesicht ausfüllen.
✘ ÜBERBELICHTET
Bei f/13 ist die Belichtung zu hoch,
wodurch die Aufnahme
überbelichtet und der Hintergrund
beleuchtet wird.
✘ UNTERBELICHTET
Bei f/22 ist die Belichtung bei Weitem
zu niedrig, wodurch ihr Gesicht und die
seitlichen Bereiche unterbelichtet sind.
128 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Seitenlicht-Porträts
Das endgültige Bild
Das Finden der richtigen Balance
zwischen den vorderen und den
seitlichen Lichtquellen hat dieses sanft
beleuchtete Portrait mit den wohl
abgrenzenden Höhepunkten kreiert.
manueller Belichtungsmodus,
1/125 Sekunden bei f/18 (ISO 160)
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 129
ARBEITSBUCH ZUR
BELICHTUNG
BELEUCHTEN WIE EIN PROFI – MIT UNSEREM HEIMSTUDIO-LEITFADEN
✂
Projektnotizen: High-key-Porträtaufnahmen
Ein Beleuchtungsstil, der in den Top-Studios
seit Jahren sehr beliebt ist, ist die Highkey-Fotografie.
Mit seinem Tüncheffekt, der
gebleichten Haut und den dynamischen
Glanzlichtern bietet er einen frischen,
zeitgemäßen Look, dem man nur schwer
widerstehen kann. Er kann zwar bei
jedem Model eingesetzt werden, aber vor
allem Frauen und Kinder bieten sich auf
Grund ihrer weicheren Züge für diesen
schmeichelhaften, fast schattenlosen Stil
an. Er eignet sich auch ideal für Models
mit helleren Haaren, womit die hellen
Und das lernen Sie...
✓ Eine High-key-Porträtaufnahme machen
✓ Zwei Lichtquellen ausgleichen
✓ Mit diffuser Beleuchtung arbeiten
✓ Ihre Beleuchtungsfertigkeiten verbessern
Töne der Aufnahme noch unterstrichen
werden. Gedeckte Farben und ein weißer
Hintergrund sowie die absolut wichtige
Beleuchtungstechnik sind entscheidend
dafür, ein weiches, professionell
aussehendes Endprodukt zu erhalten. Am
besten ist eine Papierrolle als Hintergrund,
aber auch ein großes weißes Laken, das
zur Vermeidung von Falten straffgezogen
werden muss, kann gute Dienste leisten.
Oder wählen Sie einen zusammenlegbaren
Hintergrund, der mit hellem, weißen Licht
ausgefüllt werden kann.
Empfehlungen zur Ausrüstung
STUDIOBLITZKÖPFE: Ein oder
zwei Studioblitzköpfe sind
notwendig, idealerweise mit
variablen Leistungseinstellungen
zur besseren Kontrolle der
Lichtintensität. Marken, die Sie sich einmal
ansehen sollten, sind Elinchrom, Bowens und
Interfit, die alle Geräte mit zwei Köpfen für unter
570 Euro anbieten.
LICHTWANNEN: Diese fungieren
als Weichzeichner, die
Porträtaufnahmen in ein weiches,
attraktives Licht tauchen.
Standardlichtwannen beginnen bei
etwa 55 Euro. Marken, die Sie sich einmal
ansehen sollten, sind Elinchrom, Bowens,
Lastolite und Chimera.
BLITZMESSER: Sie können Bilder
am LCD-Monitor ansehen und
durch Herumexperimentieren eine
gute Belichtung erreichen. Aber die
mit Abstand beste Methode ist die
Verwendung eines Blitzmessers zur präzisen
Berechnung der Belichtung. Das ist ein schnelles
System, mit dem Sie mehrere Lichtaufbauten
genau aufeinander abstimmen können. Sekonic,
Gossen und Polaris sind die bekanntesten Marken.
LASTOLITE-HI-LITE-
HINTERGRUND: Setzen Sie
Lichter an die Enden dieses
zusammenlegbaren Hintergrunds,
um den Raum mit Licht zu füllen
und einen hellen, gut beleuchteten Hintergrund zu
schaffen. Die Hi-Lite-Reihe ist in verschiedenen
Größen erhältlich und beginnt bei etwa 140 Euro.
SYNCHRONISIERUNGSKABEL/
FERNAUSLÖSER: Die Verwendung
eines Synchronisierungskabels
zwischen dem Messgerät und dem
Blitzkopf ist die grundlegendste und
günstigste Methode zur Belichtungsberechnung. Sie
können das Kabel dann mit der PC-Buchse der
Kamera (oder alternativ einem PC-
Blitzschuhadapter) verbinden, um den Blitz direkt
auszulösen. Für Letzteres kann auch ein
Fernauslöser verwendet werden.
PAPIERROLLE: Papierrollen sind
in vielen Farben und Größen
erhältlich und erfordern einen
Rahmen zum Aufspannen.
Lastolite stellt beide Artikel her,
und der Preis für eine Rolle weißes
Papier (2,75 x 11 m) beginnt bei etwa 40 Euro.
✂
130 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
High-key-Porträts
Machen Sie Messungen für das Hauptlicht.
Machen Sie Messungen für das hintere Licht.
Schritt 1
Die Verwendung eines Studioblitzes
bedeutet, dass die Belichtungsart der
Kamera auf die manuelle Betriebsart
eingestellt werden muss. Die
Verschlusszeit wird auf die
Blitzsynchronisierungsgeschwindigkeit
der Kamera (oder niedriger)
eingestellt, während die
Blendenöffnung mit dem Blitzmesser
ermittelt werden muss. Verwenden
Sie ISO 100, um eine optimale
Bildqualität zu erhalten. Schalten Sie
nur das Hauptlicht ein, und passen
Sie die Leistung an, bis auf dem
Messgerät ein mittlerer Blendenwert
angezeigt wird – hier wurde f/11
verwendet.
Hinweis: Hauptlicht zur
richtigen Belichtung des
Gesichts eingestellt.
Beide Lichter aufeinander abgestimmt mit f/11.
Schritt 2:
Nach der Einstellung des
Hauptlichts für die Blende f/11
wird dieses zur Vorbereitung
des hinteren Lichts
ausgeschaltet. Wiederholen Sie
den Vorgang für den
Hintergrund, machen Sie
Messungen und passen die
Leistung des Blitzkopfs an, bis
er eine Belichtung von f/11
angibt. Machen Sie eine
weitere Probebelichtung. Der
Hintergrund sollte auch bei
einer Kameraeinstellung von
f/11 schön weiß sein.
Öffnen Sie die Blende
auf f/8.
Machen Sie Testaufnahmen,
um zu sehen, ob der
Hintergrund schön weiß ist.
Schritt 3
Schalten Sie beide Lichter ein,
die auf eine Belichtung von
f/11 für eine ausgewogene
Beleuchtung eingestellt sind.
Beachten Sie die
Leistungseinstellungen, damit
Sie einen Ausgangspunkt
haben. Später muss die
Leistung des hinteren Lichts
erhöht werden, damit Licht
auf den Rücken und die
Schultern des Models fällt.
Beide Lichter jetzt gemessen
für f/11.
Schritt 4
Bisher ist die Kamera auf f/11
eingestellt, um die „richtige“
Belichtung gemäß Messung
bereitzustellen. Wenn Sie die
Blende auf f/8 öffnen, während
die Lichter noch auf f/11
eingestellt sind, werden das
Model und der Hintergrund
effektiv um einen Anschlag
überbelichtet, sodass das Bild
allmählich die Eigenschaften
einer High-key-Beleuchtung
annimmt.
Gebleichter „High-key“-Effekt
wird allmählich sichtbar.
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 131
Leistung zur Erzeugung von Streulicht erhöht.
Schritt 5
Wenn der grundlegende
High-key-Effekt Form
annimmt, sorgen Sie dafür,
dass Hintergrundlicht über
den Rücken und die
Schultern des Models fällt,
indem Sie die Leistung des
hinteren Lichts um ein oder
zwei Anschläge erhöhen
(Messwert f/16 oder f/22).
Lassen Sie das Hauptlicht
unverändert.
Für eine Überbelichtung sind neue
Messwerte erforderlich.
Der Aufbau ist nahezu perfekt!
Schritt 7
Der Grundaufbau ist nahezu
perfekt. Für den letzten
Schliff richten Sie das
Hauptlicht in einem Winkel
aus, sodass es nicht auf das
Model gerichtet ist, sondern
einen Winkel von etwa 45
Grad aufweist. Das führt zu
einem besseren Glanz auf
den Wangen, aber die Mitte
des Gesichts ist dunkler. Wie
auf dem abschließenden Bild
zu sehen ist, lässt sich dies
mit einem Reflektor mühelos
beheben.
Schritt 6
Wangen haben keinen Glanz.
Passen Sie den Aufbau so an,
dass sich das Model näher am
Hintergrund und dem
Hauptlicht befindet: Führen Sie
das Model näher an den
Hintergrund heran und stellen
das Licht dann näher heran.
Eine kürzere Entfernung führt
zu einer Überbelichtung.
Passen Sie also die Leistung an
und führen eine neue Messung
für f/11 (Hauptlicht) und f/16
(bzw. f/22) für das
Hintergrundlicht durch.
Hinweis!
HINTERGRUNDOPTIONEN Wir
haben einen Lastolite-Hi-Lite-
Hintergrund verwendet, aber Sie
können eine ähnliche Wirkung
erzielen, wenn Sie einen oder zwei
Blitzköpfe (mit Diffusoraufsatz) in
einemem Winkel
auf einenn weißenen
Papierhin
hintergrund
richten.
Durch eine hellere
Hintergrundbeleuchtung fällt Licht auf die
Schultern des Models.
Eine bessere Wirkung der beweglichen Lichter
verdient eine Überbelichtung.
Hinweis: Schöner Glanz, aber das Gesicht
ist zu dunkel.
132 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
High-key-Porträts
ABSCHLIESSENDE
AUFNAHME
Das Model ist zwischen zwei hellen,
diffusen Lichtquellen eingebettet, wobei die
Winkel so angepasst wurden, dass die
Wangen weiß glänzen. Durch die
Verwendung eines silbernen Reflektors für
das Zurückstrahlen des Lichts zum Gesicht
hin werden alle tiefen Schatten entfernt, um
ein besseres High-key-Ergebnis zu erzielen.
Merken Sie sich für spätere Aufnahmen die
Leistungseinstellungen und den Winkel des
Hauptlichts sowie den Abstand zwischen
Model und Licht. Die Winkelanordnung des
Hauptlichts im Verhältnis zur Kamera
verringert den Kontrast und verbessert so
die Allgemeinwirkung.
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 133
4
Ausgaben
für
35,- €!
8
Ausgaben
für
67,50 €!
Portraits
>Jede Menge Spaß
00 DIGITAL SLR PHOTOGRAPHY XXXXX 2011
Lassen Sie Kids strahlen
>ZEIT: 30 MINUTEN >AUSRÜSTUNG: NIKON D700, NIKKOR 24-70 MM-OBJEKTIV, REFLEKTOR
Ross Hoddinott: Freunde nehmen zuweilen an, da ich Profifotograf bin, seien
unsere beiden kleinen Mädchen die am meisten fotografierten Kinder dieses Planeten.
Tatsächlich verhält es sich aber so, dass ich regelmäßig Ärger mit meiner besseren
Hälfte bekomme, weil sie nämlich der Auffassung ist, ich fotografierte die Kids nicht
oft genug. Wenn Sie wie ich normalerweise nicht sehr oft Menschen fotografieren, kann es leicht
passieren, dass man die eigene Familie vergisst, weil man immer mit irgendwelchen anderen
Motiven beschäftigt ist. Leider verpasst man so nicht nur Gelegenheiten für Fotos, die man noch
Jahre später mit Freude betrachten wird, sondern auch viele Gelegenheiten zur Kreativität und
viel Spaß am Fotografieren.
Der Sommer ist wohl die beste Jahreszeit für schöne Kinderfotos. Die Sonne scheint, es sind
Ferien. Die Tage am Strand oder auf dem Land bieten zahllose Möglichkeiten für farbenfrohe,
interessante Bilder. So kam ich neulich auf den Gedanken, ein paar neue Portraitaufnahmen
meiner älteren Tochter zu machen. Bei Fotos kleinerer Kinder braucht man oft eine helfende
Hand, entweder um einen Reflektor zu halten oder um das Kind zu beschäftigen und
abzulenken, während Sie fotografieren. Opa bot sich an, diesen Part zu übernehmen, und so
machten wir uns mit der Kameraausrüstung auf zu einer nahe gelegenen Lichtung, wo wir
hofften, die passende Umgebung vorzufinden…
XXXXX 2011 DIGITAL SLR PHOTOGRAPHY 00
Portraits
>Jede Menge Spaß
Machen Sie es farbenfroh
Helle, farbige Kleidung sorgt dafür,
dass die Personen im Bild auffallen
und ihm eine größere Wirkung
verleihen.
Es ist wichtig, eine genaue Vorstellung von dem Bild zu haben, dass Sie aufnehmen
1wollen. Ich wollte Evie fotografieren, wie sie die Pollen von einer „Pusteblume“ blies,
wobei die weg fliegenden Pollen natürlich im Bild zu sehen sein sollten. Nachdem das
Einsammeln mehrerer Blumen schon viel Spaß gemacht hatte, stellte sich Evie so, das ich sie
gegen den Himmel ablichten konnte. Ich dachte mir, dies sei ein schöner, einfacher
Hintergrund. Dann schaltete ich die Kamera auf Blendenautomatik.
Arbeiten mit Kindern
Es wird gesagt, man solle nie mit Kindern
arbeiten, aber das Fotografieren von
Kindern kann sehr viel Spaß machen. Sie
müssen allerdings viel Geduld haben. Die
Aufmerksamkeitsspanne kleinerer Kinder
ist kurz, und sie tun oft genau das
Gegenteil von dem, was ihnen gesagt
wird. Sie wollen einfach nur ihren Spaß
haben, also lassen Sie sie. Ermuntern Sie
sie, herum zu rennen und zu spielen. Auf
diese Weise können die Kinder ein wenig
Energie ablassen, bevor Sie beginnen,
und es könnten sich dabei schon ein paar
Gelegenheiten für Schnappschüsse
ergeben. Verwenden Sie eine längere
Brennweite, um ihr Spiel und Gekasper
einzufangen. Wenn sie ein wenig ruhiger
geworden sind, können Sie die Sache
organisierter angehen. Planen Sie im
Voraus, sodass Sie schnell und effizient
arbeiten können. Als erstes brauchen Sie
eine genaue Vorstellung davon, welche
Art Fotos Sie machen wollen. So haben
Sie zumindest einen Anhaltspunkt, aber
seien Sie trotzdem flexibel. Ein paar
Requisiten – ein Ball, Luftballons etc.
– sind hilfreich, denn Sie ziehen die
Aufmerksamkeit der Kinder auf sich und
machen Ihre Bilder interessanter.
Um die fliegenden Pollen einzufangen, musste ich Evie aus einem seitlichen Winkel
2heraus fotografieren. Um eine kurze Verschlusszeit und einen schmalen
Schärfentiefebereich zu erhalten, benutzen Sie eine große Blende – ich nahm Blende 4 bei
ISO 200. Mit der Sonne hinter ihr dachte ich, dies ergebe eine attraktive von hinten
einfallende Beleuchtung ihres Haares, doch leider blieb das Gesicht im Schatten und die
Details gingen verloren.
Um die Schatten loszuwerden, brauchen Sie entweder einen Aufhellblitz oder einen
3Reflektor. Ich entschied mich für einen silberfarbenen Reflektor, denn so kann man
schon vorab dessen Effekt im Sucher überprüfen. Mein Vater hielt ihn in der richtigen
Position und in einem solchen Winkel, dass das Licht auf die Seite von Evies Gesicht
reflektiert wurde. Achten Sie bei Verwendung eines Reflektors darauf, dass das Licht nicht zu
hell für die Augen der zu fotografierenden Person ist.
138 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Das endgültige Bild
Nach ein paar weiteren Versuchen
kam ich schließlich genau zu der
Aufnahme, die ich haben wollte.
Evie und die Pollenkorb heben
sich gut vom dunklen Hintergrund
ab, und es sind genügend
fliegende Pollen zu sehen, die die
Aufnahme interessanter machen.
Der Reflektor löste das Problem der hässlichen Schatten auf Evies Gesicht, und anhand
4der Kontrolle der aufgenommenen Bilder auf dem LCD konnte ich sehen, dass die
Ergebnisse besser waren und dass das Licht natürlich wirkte. Leider hob sich der Korb der
„Pusteblume“ nicht gut gegen den hellen Himmel ab. Außerdem waren nicht genug Pollen
im Bildausschnitt zu sehen, sodass deren Effekt der Bewegung verloren ging.
Versuchen Sie einen dunkleren Hintergrund – ich veränderte Evies Position so, dass ein
5 paar nahe stehende Bäume einen dunkleren Hintergrund ergaben. Das half, und die
„Pusteblume“ trat nun stärker im Bild hervor. Außerdem schaltete ich die Kamera diesmal
auf Serienbildfunktion. So konnte ich eine Schnappschuss-Serie erzeugen, wodurch die
Chance, die fliegenden Pollen wie beabsichtigt ins Bild zu bekommen, wesentlich größer war.
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 139
Kreativprojekt
>Porträt-Serie
Schießen Sie ein paar
lustige Porträtbilder
>ZEIT: AUFBAU: 25 MINUTEN >FOTOGRAFIE:
ZEHN MINUTEN >NACHBEARBEITUNG: ZWEI STUNDEN
KAMERA: CANON EOS 600D
CANON-OBJEKTIV 50 MM F/1.8 II
MANFROTTO 055XPROB-STATIV MIT MANFROTTO 322RC-KOPF
HÄHNEL-FERNAUSLÖSER; BELEUCHTUNG: INTERFIT
SUPER COOL LITE 4 DAUERBELEUCHTUNGSSYSTEM
Daniel Lezano: Ich würde sagen, dass
ungefähr 80 Prozent meiner Bilder Porträts
sind. Aufnahmen von Freunden und Familie zu
machen, ist sehr zufriedenstellend und
erfüllend. Außerdem können wir dadurch die
verschiedenen Kapitel in unserem Leben festhalten. Ich
wollte schon länger ein Projekt realisieren, bei dem ich fast
alle Bilder von einem meiner Shootings würde verwenden
können. Was mich beim Fotografieren schon immer gestört
hat, ist, dass von dutzenden gemachten Bildern am Ende
nur ein oder zwei gedruckt werden. Oft sind fünf, zehn oder
20 Bilder fast gleichwertig, doch die meisten werden den
Computerbildschirm nie verlassen. Daher wollte ich eine
Reihe von Bildern machen, von denen die meisten am
Ende verwendet werden. Dazu wollte ich eine Reihe
Porträtbilder in rascher Abfolge schießen. Meine
Lieblingsbilder wollte ich dann in einem Photoshop-Raster
zu einem Kontaktbogen zusammenfügen.
Damit das Projekt gelingen würde, müsste das Modell stets
ein anderes Gesicht aufsetzen. So würde es keine
ähnlichen Bilder geben. Ich hatte mir vorgenommen,
entweder 16 oder 20 Bilder zu verwenden.
Um möglichst viele verschiedene Bilder zu bekommen,
habe ich mehrere Gesichtsausdrücke aufgeschrieben, die
ich dem Modell vorgeben wollte: verwirrt, schockiert,
verrückt und so weiter. Um das Shooting spontan und
lustig zu gestalten und um genug Zeit für verschiedene
Belichtungen zu haben, waren pro Gesichtsausdruck fünf
Sekunden eingeplant.
Ich hatte von Anfang an eine genaue Vorstellung, wie ich
das Projekt in die Tat umsetzen wollte, und zwar mit dem
Modell vor einem weißen Hintergrund. Wenn Sie dieses
Projekt selbst umsetzen wollen, können Sie einfach einen
weißen Hintergrund in einem Fotostudio nehmen. Ich habe
mich für eine weiße Ziegelmauer in meiner Garage
entschieden, die ich extra für das Projekt so gestrichen
habe. Ich hatte von Anfang an vor, die Bilder in ein
Quadratformat zu bringen und anschließend in
Schwarzweiß umzuwandeln. Folglich hätte ich die Porträts
problemlos bei Tageslicht, mit einem Studioblitz oder
irgendeiner anderen künstlichen Lichtquelle schießen
können, da Farbstiche hierbei kein Problem darstellen.
Dennoch habe ich mich für eine Dauerbeleuchtung von
Interfit mit zwei Köpfen entschieden, die durch die
Softboxes für ein sauberes und konstantes Licht sorgen.
Der Vorteil dieses Aufbaus ist, dass die Lichtquellen stets
an sind. Somit entstehen im Gegensatz zum Blitz keine
Verzögerungen. Die gleichmäßigen Lichtverhältnisse
erleichtern zudem bei der Nachbearbeitung die
Umwandlung in Schwarzweiß. Ich empfehle Ihnen, Ihre
Kamera auf Manuell einzustellen und eine kurze
Verschlusszeit zu wählen, damit die Bilder durch Wackler
oder Bewegungen des Modells nicht verschwimmen.
Wählen Sie außerdem eine passende Blende. In meinem
Fall lag die Belichtungszeit bei 1/200 Sek und die Blende
war f/4 (ISO 400). Ich empfehle Ihnen zudem, einen
00 DIGITAL SLR PHOTOGRAPHY JANUARY 2011
JANUARY 2011 DIGITAL SLR PHOTOGRAPHY 00
Kreativprojekt
>Porträt-Serie
Weißabgleich einzustellen, der
zur Beleuchtung
passt (der Interfit hat eine Farbtemperatur von
5500° K), oder Sie verwenden einen natürlichen
Weißabgleich. Wenn alle diese Variablen gleich
bleiben, sind Belichtung und Farbabstimmung der
Bilder ebenfalls unverändert. Dadurch sparen Sie
sich später Arbeit in Photoshop.
Bei solch einem Projekt müssen Sie sich stets
bewusst machen, dass die Gesichtsausdrücke und
nicht die Belichtung der Schlüssel zum Erfolg sind.
Ein einfacher Aufbau reicht also völlig aus. Stellen
Sie zwei Lichtquellen in einem 45-Grad-Winkel
zum Modell auf.
Nachdem ich alle Vorbereitungen abgeschlossen hatte, ließ ich mein Modell auf einem Hocker Platz
nehmen. Als ich schließlich mit der Bildzusammensetzung zufrieden war, musste ich nur noch die
Gesichtsausdrücke vorlesen. Mein Modell für das Shooting war Miles, der Sohn von guten Freunden von mir.
Ich habe ganz bewusst ein Kind ausgewählt, das ich gut kenne. Ich war mir nämlich sicher, dass er keine
Probleme damit hatte, vor der Kamera Grimassen zu schneiden.
Schnelle Umwandlung in Schwarzweiß
Nachdem ich alle Bilder unter gleich bleibenden
Bedingungen aufgenommen habe, möchte ich diese nun
in Schwarzweiß umwandeln. Es gibt mehrere
Möglichkeiten, wie sich dies relativ schnell realisieren
lässt.
1. Erstellung einer Photoshop-Aktion: Anstatt bei jedem
Bild die gleichen Anpassungen vorzunehmen, können Sie
in Photoshop eine Aktion aufzeichnen und diese auf jedes
Ihrer Bilder anwenden. Es ist ganz einfach: Gehen Sie auf
Fenster>Aktionen und klicken auf den kleinen Pfeil bei
dem Reiter oben rechts. Im Dropdown-Menü wählen Sie
anschließend Neue Aktion. Vergeben Sie einen Namen,
klicken Sie auf Aufzeichnen (roter Kreis) und nehmen Ihre
Einstellungen vor. Wenn Sie fertig sind, klicken Sie auf
Ausführen/Aufzeichnung beenden (rotes Quadrat). Bei
jedem Bild, das Sie in Schwarzweiß umwandeln wollen,
gehen Sie wie folgt vor: Öffnen Sie die Datei und klicken
auf Auswahl ausführen (grüner Pfeil).
2. Umwandeln nach Fertigstellung des Kontaktbogens:
Da alle Bilder bei gleicher Beleuchtung und Belichtung
gemacht wurden, können Sie zuerst den Kontaktbogen aus
den Farbbildern erstellen. Anschließend reduzieren Sie auf
die Hintergrundebene und wandeln das Bild in
Schwarzweiß um.
Sobald alle Bilder übertragen sind, empfiehlt es sich,
1zunächst eine Aufstellung der am besten geeigneten
Bilder zu machen. Mithilfe von Adobe Bridge wähle ich
28 Bilder aus, drucke sie aus, schneide sie aus und ordne
die besten 20 so an, wie ich sie auf dem endgültigen Bild
haben will.
Nachdem ich mich auf die Anordnung der Bilder
2festgelegt habe, öffne ich das Bild, das oben links in
meine Montage kommt. Ich passe die „Tonwertkorrektur“
an, wandle das Bild in Schwarzweiß um, passe die Farben
mit dem „Channel Mixer" (Bild>Anpassungen>Kanalmixer)
an und schneide es zu einem Quadrat zu. Außerdem stelle
ich die Bildgröße auf 7 x 7 Zentimeter bei 300 dpi ein.
Dadurch passen alle Bilder später auf einen A3-Hintergrund,
wobei zusätzlich noch Platz für einen schwarzen Rahmen
bleibt. Da die Belichtung bei allen Bildern gleich ist, zeichne
ich eine Photoshop-Aktion auf, die bei den restlichen Bildern
automatisch die gleichen Einstellungen vornimmt. Dadurch
spare ich mir viel Zeit.
Ich will die Bilder auf einem schwarzen Hintergrund
3platzieren. Folglich erstelle ich eine neue Datei, indem
ich auf Datei>Neu klicke. Ich stelle die Größe für den
späteren Druck auf A3 (420 cm x 297 cm) bei 300dpi ein.
Ich speichere die Datei unter „Schwarzer Hintergrund"
und minimiere sie, während ich die Porträtbilder
bearbeite.
Nachdem ich mein erstes Bild umgewandelt und zu einem Quadrat zugeschnitten habe,
4ist nun der Rand an der Reihe. Ich wähle das „Polygon-Lasso-Werkzeug" und klicke auf
die vier Eckpunkte, um die Ränder des Bildes zu krümmen. Wenn ich mit dem Ergebnis nicht
zufrieden bin, drücke ich einfach auf die Taste Esc und versuche es erneut. Sobald alles
passt, klicke ich auf Bearbeiten>Kopieren.
Jetzt öffne ich den schwarzen Hintergrund und gehe auf
5 Bearbeiten>Einfügen. Das Porträt mit den gekrümmten Rändern erscheint
nun als neue Ebene. Mit dem „Verschieben-Werkzeug" ziehe ich es in die obere
linke Ecke und passe die Position mit den Pfeiltasten an. Das Gleiche mache ich
mit den anderen Bildern.
142 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Sobald alle Bilder an Ort und Stelle sind, passe ich die jeweiligen Positionen
6durch die Auswahl der entsprechenden Ebenen an. Bei Bedarf kann ich noch
mal zum „Polygon-Lasso-Werkzeug" greifen, um die Form der Bilder zu verändern.
Wenn ich mit dem Ergebnis zufrieden bin, speichere ich eine Kopie und führe alle
Ebenen zusammen (Ebene>Auf Hintergrundebene reduzieren).
7
Nachdem die Arbeit in Photoshop erledigt ist, muss ich das Bild nun noch in
einer guten Qualität ausdrucken. Mit einem Epson Stylus Pro 4880 erhalte ich
einen wunderschönen Ausdruck auf A3, den ich anschließend einrahme. Mein
Projekt ist abgeschlossen und Miles freut sich ebenfalls, da er jetzt ein tolles
Weihnachtsgeschenk für seine Eltern hat.
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 143
Porträts
>Simulierter Regen auf Fenstern
Regenan
einem sonnigen Tag
>ZEIL: 30 MINUTEN > AUSSTATTUNG: CANON EOS 550D MIT SIGMA 18-55 MM F/2.8 OBJEKTIV
> AUSSERDEM: REFLEKTOR, WASSERZERSTÄUBER, PHOTOSHOP C3 UND EIN LAPPEN
Matty Graham: Fotografen sind dem Wetter oftmals
ausgeliefert und müssen das Beste aus dem machen, was Mutter
Natur ihnen vorgibt. Doch wir müssen nicht immer vom Wetter
abhängig sein, um unserem Bild die gewünschte Stimmung zu
verleihen, wir können uns unsere eigenen Bedingungen schaffen. So können
Fotografen beispielsweise mit Hilfe eines ND-Filters den Tag zur Nacht und mit
einer langen Belichtungszeit die Nacht zum Tag machen, oder sie können ein
Portrait mit einem Blitz oder Reflektor so aussehen lassen, als ob es an einem
sonnigen Tag im Hochsommer aufgenommen worden wäre, obwohl der
Himmel kaum grauer hätte sein können.
Für dieses Foto versuchte ich ein emotional geladenes Portrait zu kreieren, das
aussehen sollte, als ob es an einem verregneten Tag aufgenommen wurde, obwohl die Sonne schien. Hierzu braucht
man kein Blitzgerät, nur ein wenig Geschick sowie ein Fenster, einen Wasserzerstäuber und einen schwarzen Reflektor.
Stimmungsvolle Bilder wie dieses gewinnen häufig noch an Wirkung, indem sie in schwarzweiß konvertiert werden, was
ihnen eine noch melancholischere Stimmung verleiht. Ich zeige Ihnen also nicht nur, wie man ein verregnet wirkendes
Portrait kreiert, sondern auch, wie man eine einfache Schwarzweiß-Konvertierung mit Hilfe des Befehls Farbton/
Sättigung erzielt. Und so funktioniert’s...
Theoretisch können Sie ein Fenster jeder Größe
1 verwenden. Ratsam wäre jedoch ein möglichst
großes Fenster, da es Ihnen genügend Platz bietet, um
Ihr Model dahinter zu platzieren. Reinigen Sie das
Fenster grob mit einem Lappen, bevor Sie den
Schmutz und Schlieren beseitigen.
Wählen Sie den Blendenprioritätsmodus und
2geben Sie f/8 (ISO 200) ein, um eine
ausreichende Schärfentiefe zu erlangen. Da das
Sonnenlicht direkt auf das Glas trifft, weist die
Testaufnahme zu viele störende Reflexionen auf.
Bitten Sie einen Bekannten, den schwarzen
3Reflektor oder ein schwarzes Stück Stoff in
Richtung Fenster zu halten, um das Licht zu
blockieren. So werden Reflexionen ausgeblendet, und
Sie erhalten gleichmäßigeres Licht.
Wenn Sie den schwarzen Reflektor vor das
4 Fenster platzieren, fällt weniger Licht auf das
Model, was zu Verwacklungen führen kann. Sollte
dies der Fall sein, wählen Sie eine Blendeneinstellung
von f/4.
Nehmen Sie verschiedene Positionen ein und
5experimentieren Sie mit denen Ihres Models.
Sobald Sie zufrieden sind, setzen Sie den Regen ein.
Nehmen Sie hierfür einen Wasserzerstäuber
(erhältlich in Bau- und Gartenmärkten) und sprühen
das Fenster damit ein. Bitten Sie das Model, nicht auf
die Scheibe zu atmen, da sie sonst anläuft.
Wenn die Scheibe anläuft, säubern Sie diese und
6sprühen Sie sie erneut ein. Wenn Sie den
Autofokus verwenden, achten Sie darauf, dass Ihre
Kamera nicht die Regentropfen fokussiert, sondern
das Model. Sollte Ihre Kamera Probleme damit haben,
das Model zu fokussieren, schalten Sie auf manuellen
Fokus um.
Wenn Sie mit Ihrer Aufnahme zufrieden sind,
7konvertieren Sie das Bild in schwarzweiß, um
ihm mehr Ausdruck zu verleihen. Öffnen Sie Ihr
favorisiertes Bild in Photoshop. Für eine einfache
Konvertierung wählen Sie Bild > Einstellen >
Farbton/Sättigung und ziehen den Sättigungsregler
nach links (-100).
144 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Endergebnis
Um dem Bild mehr Wirkung zu
verleihen, wählen Sie Bild >
Einstellen > Helligkeit/Kontrast
und erhöhen den Kontrast auf
etwa +65.
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 145
Porträts
>Polaroid-Selbstporträt
Im Bilde!
>ZEIT: EINE STUNDE
>KAMERAAUSRÜSTUNG: CANON EOS7D, SIGMA
18-55 MM F/2,8 OBJEKTIV UND ZWEI STUDIOBLITZE
>AUSSERDEM VERWENDET: STATIV UND PHOTOSHOP CS4
Matty Graham: Selbstporträts
können Spaß machen. Daher habe
ich mich entschieden, es einfach
einmal auszuprobieren. Ich habe
mich dabei von den Polaroids aus den
1970ern inspirieren lassen. Etwas
Nachbearbeitungsaufwand in Photoshop ist
nötig, doch das ist nicht aufwändig.
Als Erstes müssen Sie ein Selbstporträt von sich machen.
1Wie Sie das machen, ist Ihnen selbst überlassen. Ich habe
meines in einem Studio gemacht. Da Sie das Bild in mehrere
Elemente aufteilen, sollte der Hintergrund so sauber wie
möglich sein. Außerdem sollten Sie eine ungewöhnliche Pose
einnehmen, bei der Ihre Hände zum Einsatz kommen!
Verwenden Sie einen passenden Hintergrund. Ich habe
2 mich für eine Nahaufnahme von einem Holzelement aus
meiner Bibliothek entschieden. Öffnen Sie beide Dateien in
Photoshop. Wählen Sie das „Verschieben-Werkzeug" und
klicken Sie auf das Porträt. Halten Sie die Maustaste gedrückt
und ziehen es auf das Hintergrundbild. Dort lassen Sie die Taste
los, worauf automatisch eine neue Ebene erstellt wird.
Gehen Sie auf Bearbeiten>Frei transformieren, um das
3Porträt passend zum Hintergrund zu skalieren. Halten Sie
die Shift-Taste gedrückt und verschieben die Eckpunkte nach
Bedarf. Anschließend öffne ich mein Polaroid-Bild (kostenlos
herunterladen unter www.digitalslrphoto.com) und ziehe es auf
das Porträt, um eine neue Ebene zu erstellen. Nennen Sie es
„Polaroid1".
Um dem Ganzen mehr Dimension zu verleihen, fügen Sie
4 beim Polaroid einen leichten Schatten hinzu. Dazu gehen
Sie auf Ebene>Ebenenstil>Schlagschatten, passen im sich
öffnenden Fenster die Schieber nach Wunsch an und klicken
auf OK. Anschließend gehen Sie auf Bearbeiten>Frei
transformieren, um das Polaroid-Foto kleiner zu machen.
Während Frei transformieren noch aktiviert ist,
5 verschieben Sie das Polaroid, indem Sie auf das Bild
klicken und es drehen, indem Sie auf einen äußeren Eckpunkt
klicken und ziehen (wenn Sie bei Füllmethoden auf
Multiplizieren klicken, wird Ihnen die Positionierung leichter
fallen). Wenn Sie mit der Position zufrieden sind, machen Sie
einen Doppelklick auf die Auswahl.
Duplizieren Sie dieses Polaroid durch
6 Ebene>Ebene duplizieren... und nennen Sie die
neue Ebene „Polaroid2". Aktivieren Sie erneut Frei
transformieren und schieben/drehen das neue
Polaroid in eine weitere passende Position auf dem
Hintergrund. Wiederholen Sie diese Schritte, bis Sie so
viele Polaroids wie gewünscht im Bild haben.
Verwenden Sie eine Ebenenmaske, um die Porträtebene
7 vorübergehend auszublenden. Zuerst klicken Sie auf die
Selbstporträtebene auf der rechten Seite bei der Ebenenauswahl und
ziehen sie durch Klicken und Halten in der Liste ganz nach oben.
Anschließend gehen Sie auf Ebene>Ebenenmaske>Alle ausblenden
und sehen, wie Sie verschwinden! Speichern Sie eine Kopie der Datei,
bevor Sie mit dem nächsten Schritt weitermachen.
8
Jetzt verbinden Sie die Polaroid-Ebenen. Wählen Sie alle
Polaroid-Ebenen aus, halten Sie die Shift-Taste gedrückt
und gehen Sie zu Ebene>Ebenen verbinden, um sie auf einer
Ebene zu verbinden. Nun aktivieren Sie das
„Zauberstab-Werkzeug", halten die Shift-Taste gedrückt und
klicken auf den grauen Bildbereiche aller Polaroids, um sie
auszuwählen.
Während das „Zauberstab-Werkzeug" noch aktiv
9 ist, klicken Sie auf das Ebenenmaske-Symbol in
der Selbstporträt-Ebene bei der Ebenenauswahl.
Gehen Sie auf Bearbeiten>Fläche füllen. Im Fenster
wählen Sie Weiß im Drop-down-Menü und klicken auf
OK. Diese Bereiche des Porträts sind jetzt wieder
sichtbar.
Bei einer Ebenenmaske wird Schwarz verwendet, um
10 Details zu verbergen, und Weiß, um das Gegenteil zu
erreichen. Verwenden Sie das „Pinsel-Werkzeug", um bei
unschönen Bereichen Korrekturen vorzunehmen. Nehmen Sie
einen kleinen, weichen Pinsel und bearbeiten Sie das ganze Bild,
wo es nötig ist, wobei Sie in unten bei den Bildbearbeitungs-
Werkzeugen zwischen Schwarz und Weiß wechseln.
Im letzten Schritt sollen die Hände aus den Polaroids
11 herausgreifen. Nehmen Sie einen größeren Pinsel (mit
der Farbe Weiß), damit beide Hände sichtbar werden.
Anschließend nehmen Sie einen kleineren Pinsel und bearbeiten
vorsichtig die Hände, um den Effekt zu verbessern. Je nach
Bedarf wechseln Sie zwischen Weiß und Schwarz hin und her.
146 DIGITALE SLR FOTOGRAFIE
Endgültiges Bild
Sie können Ihr Bild in Photoshop nach
Wunsch noch weiter bearbeiten, damit es
noch überzeugender ist. Ich habe dem Bild
einen 3D-Effekt verliehen, indem ich die
Schatten auf den zwei Polaroids, die ich
halte, vergrößert habe und mithilfe des
Pinsel-Werkzeugs unter meine Hände und
Finger auf einer separaten Ebene Schatten
gemalt habe.
DIGITALE SLR FOTOGRAFIE 147
www.digitale-slr-fotografie.de
JETZT IM HANDEL
Bei allen guten Zeitschriftenhändlern
BESSERE
FOTOS
LEICHT
GEMACHT
AUSRÜSTUNG FÜR PORTRÄTFOTOS
EXPERTEN HELFEN IHNEN BEI AUSWAHL UND GEBRAUCH DER PASSENDEN AUSRÜSTUNG FÜR PORTRÄTAUFNAHMEN
150 Porträtausrüstung: Objektive Der essentielle Leitfaden für Porträts 2. Ausgabe
Die besten Objektive für Porträtaufnahmen
Die Standardausstattung ihrer digitalen SLR-Kamera beinhaltet wahrscheinlich ein gutes Allzweckzoom, mit dem man durchaus
Porträtaufnahmen machen kann. Für bessere Ergebnisse empfehlen wir Ihnen aber die folgenden beiden Modelle.
Das Standardobjektiv 50 mm f1,8
Zu Zeiten von Spiegelreflexkameras mit 35-mm-
Film war jeder dieser Apparate mit einem
50-mm-f1,8-Objektiv mit fester Brennweite
ausgestattet. Dieses wurde wirklich von jedem
Spiegelreflexbesitzer genutzt und blieb bis in die
späten 80er beliebt. Zu dieser Zeit tauchten die ersten
Standardzoomobjektive auf. Mit einer variablen
Brennweite von Weitwinkel bis zu kurzem Telebild
stellte das Objektiv von etwa 28 bis 70 Millimeter
einen Fortschritt in Sachen Flexibilität dar und führte
leider zum Verschwinden des 50 Millimeter als
Standardobjektiv. In letzter Zeit wird es aber wieder
zunehmend eingesetzt. Hier die Gründe dafür:
Zum einen ist es ein in der Anschaffung günstiges
Objektiv. Mit einem Neupreis von rund 120 Euro und
etwa der Hälfte davon für gebrauchte Modelle ist ein
50-mm-Objektiv von Canon, Nikon, Sony u. a. für die
meisten erschwinglich. Zum anderen sollte man bei
der Kosten-Nutzen-Rechnung noch folgendes
beachten: Das Objektiv der Wahl für
Porträtaufnahmen ist seit langem das 85-mm-
Teleobjektiv, welches in seiner f1,8-Ausführung ca.
360 Euro kostet. Wenn ihre digitale SLR-Kamera aber
wie die meisten Modelle einen APS-C-Sensor
verwendet, entspricht schon ein 50-mm-Objektiv für
120 Euro einem 75-mm-f1,8-Objektiv (bzw. einem
80-mm-f1,8-Objektiv bei Canon-Kameras). Sie
sparen also 240 Euro!
Wenn es Ihnen zudem nichts ausmacht, ein
gebrauchtes Objektiv mit manuellem Fokus zu
benutzen, dann können Sie sich eines für nur rund 30
Euro besorgen. Für den Preis einer anständigen
Speicherkarte bekommen Sie also schon so ein
hochwertiges Stück Glas, das vielleicht ein paar
Jahrzehnte alt sein mag und keinen Autofokus bietet,
jedoch von der Optik her keine Wünsche offen lässt.
Doch was hat das 50-mm-Objektiv noch zu bieten,
außer dass es günstig ist? Das größte Kaufargument
ist definitiv die maximale Blende von 1,8. Ein Objektiv
mit so schneller Blendenöffnung bietet ein großes
Leistungsvermögen. Das 50 Millimeter ist damit um
drei Blendenstufen schneller als ein normales
18-55-mm-Objektiv mit einer maximalen Blende von
3,5-5,6. Es produziert zudem hellere Sucherbilder
und erlaubt es Ihnen, ohne Stativ Aufnahmen bei
Restlicht und mit geringeren ISO-Werten zu machen.
Der größte Vorteil der großen Maximalblende ist die
äußerst flache Schärfentiefe bei großer Öffnung, die
dabei hilft, das Motiv von der Umgebung
abzugrenzen. Diese Eigenschaft allein eröffnet bereits
beträchtliche kreative Möglichkeiten, vor allem im
Bereich der Porträtfotografie. Außerdem schneidet das
50-mm-Objektiv in punkto Größe und Gewicht besser
ab als jedes andere. Es ist nur etwa um die 150
Gramm schwer und ungefähr 5 Zentimeter lang und
daher die perfekte Ausrüstung auf Reisen.
Der letzte Vorteil ist wahrscheinlich der wichtigste:
die Abbildungsqualität eines einfachen 50-mm-
Objektiv. Sie ist wahrscheinlich besser als die aller
anderen Objektive, außer der High-End-Zooms, und
ist in Sachen Schärfe den Standardzoomobjektiven
weit voraus. Sie werden wohl kaum etwas an
Schärfe, Verzeichnung, Lichtabfall und Kontrast
auszusetzen haben. Das 50 Millimeteter ist ein
kleines, leichtes und erschwingliches Objektiv mit
blitzschneller Blendenöffnung und messerscharfer
Optik. Ist es nicht an der Zeit, dass Sie sich eines
zulegen?
Gängige AF 50mm f1,8-Objektive
Sie werden feststellen, dass Marken, die digitale
Spiegelreflexkameras mit Vollformatsensoren anbieten,
weiterhin 50-mm-Objektive in ihrem Sortiment haben.
Wenn Sie knapp bei Kasse sind, lassen Sie die Finger von
den schnelleren f1,4- und f1,2-Modellen für Profis, da
diese größer und wesentlich teurer sind. Canon- und
Nikon-Objektive gibt es schon lange. Suchen Sie daher
nach gebrauchten und gut erhaltenen Modellen!
CANON EF 50 mm f/1.8II
Richtpreis: 150 Euro
Straßenpreis: 130 Euro
Abmessungen (Durchm. x Länge):
68,2 x 41 mm
Gewicht: 130 g
Das MKII-Objektiv ist quasi
identisch mit dem Original und
ebenso kaufenswert.
NIKON 50 mm f/1.8D
Richtpreis: 150 Euro
Straßenpreis: 120 Euro
Abmessungen (Durchm. x Länge):
63 x 39 mm
Gewicht: 160 g
Klein, leicht und gestochen scharf. Achten
Sie auf das D-Kennzeichen, um den Kauf
eines älteren Modells zu vermeiden.
SONY DT 50 mm f/1.8 SAM
Richtpreis: 190 Euro
Straßenpreis: 150 Euro
Abmessungen (Durchm. x Länge):
70 x 45 mm
Gewicht: 170 g
Ein großartiges Objektiv, das aber
nicht einfach zu finden ist. Zur
Erinnerung: Minolta
Dynax-Objektive passen ebenso!
Was ist so besonders an der
1,8-Blende des 50-mm-Objektivs?
Sie müssen die Schnelligkeit dieses Objektivs erleben, um
seine Vorzüge nachvollziehen zu können. Aber vertrauen Sie
uns: Sie werden es nie wieder missen wollen. Die
1,8-Blende des 50-mm-Objektivs erlaubt es ihnen, den
Hintergrund komplett unscharf zu stellen und das
Hauptmotiv von der Umgebung abzugrenzen. Diese
Bilderreihe zeigt die Veränderungen der Schärfentiefe bei
Blenden von 1,8 bis 22.
f/5.6
f/1.8
f/8
f/3.2
f/11
f/14
f/18
f/22
2. Ausgabe Der essentielle Leitfaden für Porträts
Porträtausrüstung: Objektive 151
Telezoom-Objektive
IN DEN SPÄTEN JAHREN der Filmära war das 70-300-mm-Telezoomobjektiv
aufgrund seiner vielseitigen Brennweiten das beliebteste. Bei digitalen
Spiegelreflexkameras deckt das 55-200-mm-Objektiv dank einer 1,5fachen
effektiven Steigerung der Brennweite verbunden mit einem kleineren Sensor einen
ähnlichen Brennweitenbereich ab. Das ist gut, da ein 55-200-mm-Objektiv kleiner,
leichter und zudem noch weitaus erschwinglicher als ein 70-300er ist.
Das 55-200-mm-Zoomobjektiv ist in vielen Bereichen einsetzbar. Sein Weitwinkel ist
perfekt für die Porträtfotografie, während man im Telebereich weit entfernte Motive
und ungestellte Bilder aufnehmen kann. Es gibt verschiedene 50-200-mm-
Zoomobjektive, die alle ordentliche Ergebnisse erzielen. Wir konzentrieren uns jedoch
auf die Objektive von Nikon und Tamron, da diese ein besonders gutes Preis-
Leistungs-Verhältnis aufweisen.
Die meisten 55-200-mm-Objektive sind preiswert und bieten eine ausreichende
Qualität für Alltagsfotografie. Wenn man jedoch große Drucke produzieren will, sollte
man sich für ein Objektiv mit mittlerer Brennweite, einer hohen maximalen Blende
und besserer Optik entscheiden. Wir stellen hier das 70-200-mm-1:4L USM von
Canon vor, eines der besten seiner Klasse. Manche Geschäfte verkaufen
70-300-mm-Objektive, die effektiv wie ein 105-450 mm funktionieren.
70-300-mm-Objektive sind eine gute Wahl für digitale Spiegelreflexkameras mit