Digitale Fotografie - Themen Porträtfotografie (Vorschau)
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Willkommen...<br />
Ich habe meine Freude am <strong>Fotografie</strong>ren, ganz gleich welches Motiv ich vor<br />
der Kamera habe. Doch nichts ist für mich schöner als die <strong>Porträtfotografie</strong>,<br />
sie ist meine wirkliche Leidenschaft. Ob ich die Familie oder Freunde<br />
fotografiere, zeitgenössische Lifestyle-Bilder oder Schnappschüsse:<br />
Ich genieße immer die Herausforderung, hochwertige, attraktive und<br />
kreative Porträts zu liefern. Beruflich hatte ich das Glück, mit etlichen<br />
Portraitfotografen der Spitzenklasse zusammenzuarbeiten, die mir eine<br />
Fülle von Ratschlägen gaben, spezielle Aufnahmetechniken zeigten und mir halfen, meine<br />
eigenen fotografischen Fähigkeiten zu verbessern.<br />
Viele dieser Experten haben zu diesem Ratgeber der <strong>Porträtfotografie</strong> beigetragen, sodass<br />
nun auch Sie vom Können und der jahrelangen Erfahrung dieser Meister ihres Fachs<br />
profitieren. Sie werden herausfinden, dass man keine umfangreiche Kameraausrüstung<br />
braucht, um ausgezeichnete Porträtfotos zu machen. Eine bescheidene Einsteigerkamera<br />
mit 50mm Objektiv ist durchaus geeignet, um brillante Fotos zu machen.<br />
Viel wichtiger aber sind ein gutes Auge für die Bildkomposition und Details, die Auswahl<br />
der richtigen Location und Beleuchtung, ob mit Tageslicht, Blitzgerät oder Studioblitz.<br />
Entscheidend ist auch ein gutes persönliches Verhältnis zu Ihren Modellen, was leider<br />
allzu oft unterschätzt wird. Ein entspanntes, gut gelauntes Modell ist die Voraussetzung für<br />
wirklich gute Porträts; und diese Grundstimmung zu erzeugen, liegt ganz bei Ihnen. Seien<br />
Sie freundlich und vertrauenerweckend, sorgen Sie für eine fröhliche Atmosphäre und Spaß<br />
bei den Aufnahmen. Alles Gute dazu wünscht Ihnen<br />
DANIEL LEZANO, REDAKTEUR<br />
Unsere Experten<br />
DANIEL LEZANO<br />
Seit über 24 Jahren ist Daniel<br />
leidenschaftlicher Fotograf. Er hat<br />
sich auf die <strong>Porträtfotografie</strong><br />
spezialisiert und ist außerdem<br />
Autor mehrerer Bücher zu<br />
diesem Thema.<br />
BRETT HARKNESS<br />
Brett ist einer der führenden<br />
Porträtfotografen, der sein<br />
Wissen außerdem in<br />
regelmäßigen Workshops<br />
weitergibt.<br />
www.brettharknessphotography.com<br />
BJORN THOMASSEN<br />
Björn ist erfolgreicher<br />
Porträtfotograf, ein Meister der<br />
Lichttechnik und gern eingeladene<br />
Dozent bei Seminaren zum Thema<br />
<strong>Fotografie</strong>.<br />
www.bjornofinspire.com<br />
PAUL WARD<br />
Paul ist professioneller<br />
Portrait- und Modefotograf,<br />
der sich auf<br />
On-Location-Aufnahmen<br />
spezialisiert hat.<br />
www.paulward.net<br />
IMPRESSUM<br />
HERAUSGEBER: Ultimate Guide Media<br />
REDAKTION INTERNATIONAL: Mark Bauer, Sarah<br />
Plater, Pete Davis, Terry Hope, Damien Lovegrove,<br />
Philip Nash, Pip, Ian Wood<br />
ART DIRECTOR: Tony Mullock<br />
FINANZDIREKTOR: Richard Layton<br />
DATENSCHUTZERKLÄRUNG<br />
Dieses MAGBOOK wird unter der Lizenz und mit<br />
der Erlaubnis von © Bright Publishing Limited<br />
herausgegeben. Alle Rechte an Material, Titel<br />
und Marke dieses Magazins sind Eigentum von<br />
Bright Publishing Limited und dürfen weder im<br />
Ganzen noch teilweise ohne vorherige schriftliche<br />
Genehmigung reproduziert werden.<br />
Haftung<br />
Das Heft wurde mit großer Sorgfalt produziert. Der<br />
Verlag kann jedoch keine Haftung, Gewährleistung,<br />
Garantie oder Versicherung für Meinungen, Waren oder<br />
Dienstleistungen übernehmen, die in dieser Ausgabe<br />
veröffentlicht wurden. Der Herausgeber übernimmt keine<br />
Verantwortung für Inhalte von externen Webseiten, deren<br />
Adressen veröffentlicht werden.<br />
VERTRIEB<br />
VU VERLAGSUNION KG<br />
Am Klingenweg 10<br />
65396 Walluf<br />
Telefon: 0612/3620 0<br />
BÜRO DEUTSCHLAND<br />
Ultimate Guide Media Ltd<br />
Mattentwiete 5<br />
Eingang Katharinenfleet<br />
20457 Hamburg<br />
Telefon: +49 (0) 89 90 40 5 805<br />
Fax: +49 (0) 89 90 40 5 066<br />
BÜRO UNITED KINGDOM<br />
Saracens House<br />
St Margaret’s Green<br />
Ipswich<br />
Suffolk<br />
IP4 2BN<br />
Company No. 06965305<br />
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www.digitale-fotografie-magazin.de<br />
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DRUCK UND BINDUNG<br />
Quad/Graphics Europe Sp. z o. o.<br />
Drukarnia Wyszków<br />
ul. Pułtuska 120<br />
07-200 Wyszków, Polska<br />
www.quadgraphics.pl<br />
Das Papier, auf dem dieses<br />
Magazin gedruckt ist, besteht<br />
aus umweltverträglichen Fasern.
INHALT<br />
DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
6 Technische Grundlagen<br />
6 Setup Ihrer Kamera<br />
8 Belichtung<br />
10 Belichtungsmessverfahren<br />
12 Die Belichtungskorrektur-Taste<br />
13 AE-Speicherung (AE-L)<br />
14 Schärfe und Belichtung<br />
16 Gestochen scharfe Porträts<br />
18 Porträts richtig belichten<br />
20 Belichtungssteuerung: Mehrere Wege<br />
führen zum Ziel<br />
22 Porträts und Schärfentiefe<br />
24 Und nun zur Praxis!<br />
26 Bildkomposition<br />
28 Grundlagen der Porträtgestaltung<br />
30 Führungslinien<br />
32 Farbe und Hintergrund<br />
33 Farbe und Bildkomposition<br />
34 Mit schräger Kamera<br />
36 Freier Raum als Gestaltungselement<br />
38 Das Tageslicht steuern<br />
40 Grundlagen: Porträts bei Tageslicht<br />
42 Schatten<br />
44 Auswahl und Einsatz von Lichtformern<br />
48 Nur mit Tageslicht<br />
50 Kinderporträts<br />
52 So fotografieren Sie Babyporträts<br />
54 Mein Baby-Porträt<br />
56 Lifestyle-Porträts<br />
58 Regen. Na und?<br />
60 Familienspaß am Strand<br />
62 Lifestyle Inspiration<br />
65 Locations<br />
66 In der Stadt<br />
68 Im Stadtpark<br />
69 Unterführungen und Rundbögen<br />
70 Am Kanal<br />
72 Auf der Straße<br />
73 Ungewöhnlicher Hintergrund<br />
74 Outdoor-Porträts<br />
76 Im Wald<br />
78 Auf dem Land<br />
80 Am Strand<br />
83 Blitzen<br />
84 Grundlagen der Blitzfotografie<br />
86 Blitz-Ausrüstung<br />
87 Zwei Elektronenblitzgeräte mit Zubehör für<br />
unter 250€<br />
88 Blitztechniken<br />
91 Highspeed-Blitzsynchronisation<br />
92 Motiv vom Hintergrund freistellen<br />
94 Blitz und Blendenflecke<br />
95 Blitz und Farbtöne<br />
96 Blitz und Blauer Himmel<br />
98 Aufhellblitz bei Tageslicht<br />
100 Blitz als künstliche Sonne<br />
102 Licht aus – Spot an<br />
104 Blitzfolien<br />
107 Studioblitz<br />
108 Studio-Blitzausrüstung<br />
109 Blitz-Zubehör<br />
110 Im Studio: Messen und Belichten<br />
111 Aufnahmetechnik: So messen Sie für den<br />
Studioblitz<br />
112 Studio-Setup: Ein Blitzkopf<br />
114 Studio-Setup: Zwei Blitzköpfe<br />
116 Aufnahmetechnik: Porträt als Silhouette<br />
118 Aufnahmetechnik: Brillantes Bokeh<br />
120 Aufnahmetechnik: Der Trick der „Film-<br />
Noir“-Beleuchtung<br />
122 Kunstvoll im Bild: Weibliche Formen<br />
126 Goldene Regeln der Nachbearbeitung<br />
127 So variieren Sie Ihre Aktfotos<br />
128 Boudoir-<strong>Fotografie</strong><br />
130 Aufhell-Licht und Reflektor<br />
132 Porträts retuschieren wie die Profis<br />
135 Photoshop – Grundlagen<br />
136 Haut<br />
137 Gesichtszüge<br />
138 Nase<br />
139 Haar<br />
141 Ausrüstung für die Porträt-<strong>Fotografie</strong><br />
142 Ausrüstung für Lifestyle-Porträts<br />
144 Die besten Objektive für die<br />
<strong>Porträtfotografie</strong><br />
149 Teleobjektive regieren die <strong>Porträtfotografie</strong><br />
150 Test: Canon EF70-200mm f/2.8L II USM IS<br />
151 Test: Nikon AF-S 70-200mm f/2.8G ED VR II<br />
152 Test: Tamron SP 70-200mm f/2.8 Di VC USD<br />
155 Ratgeber: Lichtformer<br />
158 5-in-1 Reflektor-Kits<br />
159 Blitzgeräte und Zubehör<br />
160 Orbis Ringblitz-Adapter<br />
161 RayFlash Ringblitzadapter<br />
162 So benutzen Sie die Karten zum Weißabgleich<br />
163 Graue Karte / Weiße Karte
164<br />
SEITEN<br />
EXPERTEN-<br />
TIPPS FÜR<br />
PORTRÄTS
6 Die Grundlagen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Setup Ihrer Kamera<br />
Ihre Digitalkamera verfügt über eine beeindruckende Vielzahl von<br />
Funktionen, deren richtige Auswahl und Einstellung allerdings leicht<br />
verwirren kann. Hier lernen Sie die Funktionen, die Sie für die<br />
<strong>Porträtfotografie</strong> kennen müssen.<br />
Belichtungsprogramm An das Porträtprogramm sollten Sie nicht einmal denken – schließlich<br />
lesen Sie dieses Magazin, was beweist, dass Sie mehr sein wollen als ein Knipser, für den<br />
„Draufhalten und Abdrücken“ die jeder Situation angemessene Methode ist.<br />
Wählen Sie stattdessen die Zeitautomatik (A oder AV). Damit können Sie die Blende vorwählen,<br />
während die Kamera automatisch die dazu passende Verschlusszeit einstellt. Bei den meisten<br />
Porträtmotiven werden Sie eine große Blende benutzen wollen, damit der Hintergrund<br />
unscharf bleibt. Blende f/5.6 ist ein guter Ausgangswert, denn er gibt Ihnen genug<br />
Schärfentiefe, um das gesamte Gesicht – Augen, Nase und Ohren – in den Schärfebereich zu<br />
bekommen. Bei der Blendenautomatik benutzen Sie ausschließlich das vorhandene<br />
Umgebungslicht, den Blitz nur im äußersten Notfall. Kontrolliertes Tageslicht bietet viel<br />
natürlichere Darstellungen; außerdem lernen Sie dadurch, das vorhandene Licht zu Ihrem<br />
Vorteil zu steuern.<br />
ISO-Empfindlichkeit und die Reziprokregel Für die Bildqualität gilt: je niedriger der ISO-Wert,<br />
desto besser. Beginnen Sie also mit ISO 100 oder 200. Wenn Sie aus der Hand fotografieren,<br />
sind Sie beweglicher und können Schnappschüsse machen – bedenken Sie aber das<br />
Verwacklungsrisiko! Die einfachste Methode, Verwackeln zu vermeiden, besteht darin, die<br />
Reziprok-Regel anzuwenden. Diese bedeutet, dass die Verschlusszeit nicht länger sein soll als<br />
die vorhandene Brennweite. Wenn Sie also ein 100mm Objektiv verwenden, sollte die<br />
Verschlusszeit idealerweise kürzer als 1/100 Sekunde sein, um Verwackeln auszuschließen.<br />
Das Erhöhen des ISO-Werts ermöglicht Ihnen auf einfache Weise, kürzere Verschlusszeiten<br />
einzustellen. Gehen Sie jedoch nicht über ISO 800, sonst wird möglicherweise Bildrauschen<br />
auf Ihren Fotos sichtbar. Bei schlechten Lichtverhältnissen benutzen Sie, wenn irgend möglich,<br />
ein Stativ. Damit stellen längere Verschlusszeiten kein Problem dar, und Sie können eine<br />
niedrige ISO-Einstellung beibehalten.<br />
Weißabgleich Der Weißabgleich sollte den bei der Aufnahme herrschenden<br />
Lichtverhältnissen angepasst sein. Wenn Sie bei Mischlicht arbeiten und sich nicht sicher sind,<br />
ist der automatische Weißabgleich der beste Kompromiss. Da Sie ohnehin im Raw-Format<br />
fotografieren, können Sie den Weißabgleich immer noch später am Computer ändern. Sie<br />
können übrigens durch bewusst „falsches“ Einstellen des Weißabgleichs die Farbbalance<br />
beeinflussen. Wenn Sie beispielsweise bei Tageslicht die Einstellung „Bewölkt“ verwenden,<br />
wird der Grundton des Bildes wärmer, während die Einstellung „Kunstlicht“ für einen kalten,<br />
blauen Farbstich sorgt. Experimentieren Sie und seien Sie kreativ!<br />
Bildqualität Wir empfehlen das Raw-Format, denn es erlaubt Ihnen nachträgliche<br />
Experimente an den Einstellungen, besonders mit dem Weißabgleich. Kann Ihre Kamera<br />
gleichzeitig in den Formaten RAW und JPEG aufnehmen, dann benutzen Sie diese Einstellung,<br />
wobei Sie die JPEG-Qualität auf die geringste Stufe setzen. Wenn Sie später Ihre Bilder als<br />
JPEGs betrachten, wählen Sie die aus, die Sie behalten möchten, und bearbeiten die<br />
dazugehörigen Raw-Dateien. Falls Sie Ihren fotografischen Fähigkeiten bereits voll vertrauen<br />
und wissen, dass Sie Belichtung und Weißabgleich in der Nachbearbeitung nicht mehr ändern<br />
wollen, nutzen Sie das JPEG-Format in höchster Qualitätseinstellung. So erhalten Sie optimale<br />
Ergebnisse und sparen viel Platz auf der Speicherkarte.<br />
Autofokus Bei fast allen Porträts müssen die Augen scharf abgebildet werden, denn sie sind in<br />
aller Regel der Fixpunkt des Fotos. Ihre Kamera verfügt wahrscheinlich über einen<br />
Mehrpunkt-Autofokus, bei dem entweder alle AF-Messpunkte oder einzelne, ausgewählte<br />
Messpunkte aktiv sein können. Für Porträts wählen Sie den Einzelpunkt-Autofokus und stellen<br />
auf ein Auge scharf. Würden Sie alle Messpunkte benutzen, würde die Kamera wahrscheinlich<br />
auf die Nase scharfstellen, denn der Mehrpunkt-Autofokus wählt standardmäßig das Objekt<br />
am nächsten vor der Kamera. Der zentrale AF-Messpunkt ist der empfindlichste. Benutzen Sie<br />
ihn, um die Schärfe einzustellen, und speichern Sie die Einstellung mit der AE-Speichertaste<br />
(AE-L). Dann machen Sie Ihre Bildkomposition und drücken ab. Diese Prozedur mag etwas<br />
kompliziert klingen, doch mit etwas Übung geht Sie Ihnen routiniert von der Hand. Eine<br />
andere Möglichkeit besteht darin, den Autofokuspunkt auf einem der Augen zu nutzen. Damit<br />
müssen Sie die Bildkomposition nicht wiederholen und können etwas schneller arbeiten.<br />
Wenn Sie ganze Bildserien mit ähnlicher Bildkomposition schießen wollen, ist dies die bessere<br />
Option. Wenn Sie allerdings die AE-Speicherung benutzen, muss Ihre Kamera auf „Einzelbild“<br />
geschaltet sein, um auf ein Auge scharfzustellen.<br />
Belichtungsmessung Die Mehrfeldmessung der Kamera kann in den meisten Situationen<br />
perfekt belichtete Porträts garantieren. Machen Sie eine Testaufnahme, prüfen Sie sie auf dem<br />
Bildschirm und benutzen Sie die Belichtungskorrektur, falls das Bild etwas zu dunkel oder zu<br />
hell sein sollte. Das Mehrfeldmesssystem der Kamera wird Sie jedoch im Stich lassen, wenn Ihr<br />
Modell extreme Farbtöne aufweist, wenn es sehr helle oder sehr dunkle Kleidung trägt, oder<br />
wenn Sie im Gegenlicht fotografieren. In diesen Fällen benutzen Sie ebenfalls die<br />
Belichtungskorrektur oder die Punktmessung in Verbindung mit der AE-Speicherung. Dabei<br />
messen Sie einen mittleren Farbton irgendwo in der Szene oder auf einer Graukarte, die Sie zu<br />
diesem Zweck nah an Ihrem Modell platzieren.<br />
Kamera-Setup für Porträtfotos<br />
Falls Sie nicht sicher sind, wie Belichtung, Weißabgleich und Autofokus an Ihrer<br />
Kamera eingestellt werden, zeigen wir Ihnen diese Einstellung hier anhand fünf<br />
bekannter Kameramarken.<br />
CANON EOS DSLR<br />
Frühere Modelle, wie Canon EOS 450D:<br />
(1) Stellen Sie das Funktionswählrad auf AV, um die<br />
Zeitautomatik auszuwählen.<br />
(2) Drücken Sie die ISO-Taste und stellen Sie den<br />
gewünschten Wert ein.<br />
(3) Drücken Sie die Weißabgleich-Taste und stellen<br />
den gewünschten Weißabgleich ein, anschließend<br />
drücken Sie die AF-Taste und wählen „Einzelbild“.<br />
(4) Drücken Sie die Menü-Taste und wählen Sie<br />
im zweiten Tab die Belichtungsmessmethode; wir<br />
empfehlen „Mittenbetont“.<br />
(5) Drücken Sie die Menü-Taste und wählen Sie<br />
„Bildqualität“ im ersten Tab.<br />
Spätere Modelle, z. B. Canon EOS 600D:<br />
Drücken Sie Q und benutzen Sie den<br />
Vierwegeschalter, der Ihnen direkten Zugriff auf alle<br />
oben genannten Funktionen bietet.<br />
NIKON DSLR<br />
(1) Stellen Sie das Funktionswählrad auf A,<br />
um die Zeitautomatik auszuwählen.<br />
(2) Drücken Sie die Info-Taste (I), scrollen<br />
zu „Belichtungsmessmethode“ und treffen<br />
Ihre Wahl mit dem Multifunktionswähler.<br />
Beginnen Sie mit der Matrix-Messung.<br />
Drücken Sie die Infotaste erneut und wählen<br />
Sie die Autofokusbetriebsart AF-S.<br />
(3) Mit derselben Prozedur stellen Sie die<br />
ISO-Empfindlichkeit, den Weißabgleich und<br />
die Bildqualität ein.<br />
PENTAX K-SERIE<br />
(1) Stellen Sie das Funktionswählrad auf AV, um die<br />
Zeitautomatik auszuwählen.<br />
(2) Drücken Sie die Fn-Taste und anschließend die<br />
rechte Taste des Vierwegeschalters, um einen ISO-Wert<br />
einzustellen, dann die OK-Taste, um die Einstellung zu<br />
speichern.<br />
(3) Indem Sie die linke Taste des Vierwegeschalters<br />
drücken, stellen Sie auf dieselbe Weise den<br />
Weißabgleich ein.<br />
(4) Zur Wahl der Autofokus-Betriebsart drücken Sie die<br />
Menü-Taste und wählen anschließend den Tab „Rec.<br />
Modus“, dann gehen Sie zu „AF-Modus“ und wählen<br />
„AF-S“.<br />
Auf dieselbe Weise stellen Sie die Belichtungsmessmethode<br />
ein; wir empfehlen „Mehrfeld“.<br />
SONY ALPHA (DIE MEISTEN MODELLE)<br />
(1) Stellen Sie das Belichtungswählrad auf A, um<br />
die Blendenautomatik einzustellen.<br />
(2) Drücken Sie die Menütaste und wählen Sie<br />
„Bildqualität“, vorzugsweise „RAW & JPEG“.<br />
(3) Die folgenden Einstellungen werden mit<br />
der Fn-Taste und dem Vierwegeschalter<br />
ausgewählt. Drücken Sie die Fn-Taste, gehen<br />
Sie auf „Belichtungsmessung“ und wählen<br />
„Mehrfeld“. Drücken Sie die Fn-Taste erneut,<br />
gehen Sie auf „AF-Modus“ und wählen Sie „AF-S“.<br />
Anschließend stellen Sie mit derselben Prozedur<br />
den Weißabgleich ein.<br />
(4) Drücken Sie die ISO-Taste und wählen Sie die<br />
gewünschte ISO-Empfindlichkeit.<br />
KOMPAKTE SYSTEMKAMERAS<br />
(1) Nicht alle kompakten Systemkameras<br />
verfügen über eine direkte Auswahlmöglichkeit<br />
des Belichtungsmodus, deswegen müssen Sie<br />
eventuell die Einstellung A oder AV mithilfe der<br />
Menütaste oder des Touchscreens auswählen.<br />
Viele Modelle integrieren die Einstellung des<br />
Weißabgleich und der ISO-Empfindlichkeit<br />
in den Vierwegeschalter, während die<br />
Einstellungen für die Bildqualität wiederum<br />
über das Menü zu erreichen sind.<br />
(2) Bei Systemkameras mit Touchscreen<br />
finden Sie sämtliche Funktionen über<br />
die entsprechenden Symbole des<br />
Bildschirmmenüs.<br />
4<br />
3<br />
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1<br />
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3<br />
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1<br />
3<br />
4<br />
2
EMPFOHLENE<br />
EINSTELLUNGEN<br />
FÜR PORTRÄTAUFNAHMEN<br />
Belichtungsprogramm: Zeitautomatik<br />
mit Blende f/5.6 als Anfangswert<br />
Messmethode: Mehrfeldmessung<br />
Autofokus: Einzelpunkt–AF und<br />
Einzelbild (AF-S)<br />
Weißabgleich: Den Lichtverhältnissen<br />
angepasst<br />
Bildqualität: RAW + JPEG<br />
ISO-Empfindlichkeit:<br />
100 oder 200<br />
PAUL WARD
8 Grundlagen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Belichtung<br />
Die richtige Kombination von Verschlusszeit und Blende ist der Schlüssel zu guten<br />
Porträts. Hier erfahren Sie, wie man’s macht, ganz ohne Fachchinesisch.<br />
Wenn die <strong>Fotografie</strong> für Sie Neuland ist, sollten Sie das<br />
Konzept der Belichtung kennen, insbesondere die<br />
Eigenheiten des Belichtungssystems digitaler Kameras. Ein<br />
Foto kommt zustande durch eine Kombination von Blende<br />
und Verschlusszeit, die festgelegen, wie viel Licht auf den<br />
Sensor der Kamera trifft. Die Blende ist gewissermaßen die<br />
Iris des Objektivs, analog der Iris des menschlichen Auges.<br />
Sie kann sich vergrößern und mehr Licht hindurch lassen,<br />
oder sich verkleinern und damit den Lichteinfall begrenzen.<br />
Wenn Sie eine weit offene Blende benutzen, lässt sie in<br />
derselben Zeitspanne mehr Licht hindurch als eine sehr<br />
kleine Blendenöffnung.<br />
Der Verschluss ist ein Vorhang vor dem Kamerasensor,<br />
der diesen erst freigibt, wenn Sie auf den Auslöser drücken.<br />
So kann Licht auf den Sensor treffen und durch dessen<br />
Belichtung ein Bild erzeugen. Die Dauer der Belichtung wird<br />
von der Verschlusszeit bestimmt. Was die Belichtung betrifft,<br />
besteht ein Zusammenhang zwischen der Größe der<br />
Blendenöffnung und der Verschlusszeit. Beide zusammen<br />
sorgen für die richtige Belichtung, die durch eines der<br />
Belichtungsprogramme gesteuert wird. Die Vollautomatik<br />
der Kamera erspart Ihnen das Nachdenken über die richtige<br />
Einstellung, sodass Sie einfach draufhalten und abdrücken<br />
können. Die Faszination der <strong>Fotografie</strong> entsteht jedoch erst,<br />
wenn Sie selbst steuern und kontrollieren, wie Ihre Bilder am<br />
Ende aussehen werden.<br />
Der erste Schritt dazu besteht darin, eines der<br />
Belichtungsprogramme zu wählen, mit denen Sie Ihre<br />
Kreativität fotografisch umsetzen können. Aus diesem Weg<br />
erzielen Sie bewusst gestaltete, individuelle Aufnahmen,<br />
anstatt einfache Schnappschüsse zu produzieren, die zum<br />
Großteil wertlos sind.<br />
3<br />
1<br />
2<br />
Belichtungssteuerung<br />
Neulinge glauben oft, es sei schwierig, Zeitautomatik oder Blendenautomatik richtig zu benutzen, doch das Gegenteil ist der Fall: Es<br />
ist kinderleicht. Nachdem Sie das Belichtungsprogramm gewählt haben (1), drehen Sie das Eingabewahlrad (2), bis die gewünschte<br />
Blende oder Verschlusszeit auf dem LCD oben auf der Kamera oder auf dem Farbmonitor an der Rückseite angezeigt wird (3).<br />
Drücken Sie den Auslöser halb durch, und die Kamera errechnet die korrekte Belichtung. Das ist alles.<br />
VERSCHLUSSZEITEN<br />
Die Belichtungseinstellung wird vorgenommen, indem entweder die Blende oder die<br />
Verschlusszeit verändert wird. Dies geschieht in exakt definierten Stufen.<br />
Jede Blendenstufe entspricht von der kleineren zur nächst größeren Zahl einer<br />
Halbierung der Lichtmenge, bzw. umgekehrt einer Verdopplung der Lichtmenge.<br />
Zwischenwerte entsprechen halben oder drittel Blendenstufen. Jede Zeitstufe entspricht<br />
ebenfalls einer Verdopplung oder Halbierung der Lichtmenge, die auf den Sensor<br />
fällt. Wenn Sie also beispielsweise die Verschlusszeit von 1/500 Sekunde in 1/250<br />
Sekunde ändern, so verdoppelt das die Dauer der Belichtung. Die Tabelle unten zeigt<br />
Verschlusszeiten von 1 Sekunde bis 1/4000 Sekunde.<br />
Volle Blendenstufen 1 Sek. 1/2 Sek. 1/4 Sek. 1/8 Sek. 1/16 Sek. 1/30 Sek. 1/60 Sek. 1/125 Sek. 1/250 Sek. 1/500 Sek. 1/1000 Sek. 1/2000 Sek. 1/4000 Sek.<br />
Halbe Blendenstufen 0.7 Sek. 1/3 Sek. 1/6 Sek. 1/10 Sek. 1/20 Sek. 1/45 Sek. 1/90 Sek. 1/180 Sek. 1/350 Sek. 1/750 Sek. 1/1500 Sek. 1/3000 Sek.<br />
BLENDENSTUFEN<br />
Die Darstellung unten zeigt die verschiedenen Blendenöffnungen in Schritten von<br />
jeweils einer Blendenstufe. Das bedeutet, von links nach rechts halbiert sich mit<br />
jeder Stufe die Lichtmenge, die auf den Sensor fällt. In diesem Beispiel ist die größte<br />
Blendenöffnung f/2.8, die kleinste f/32.<br />
Sie sollten sich merken, dass der Abstand zwischen zwei Belichtungsstufen und<br />
zwei Blendenstufen die Lichtmenge jeweils entweder halbiert oder verdoppelt.<br />
Volle Blendenstufen f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16 f/22 f/32<br />
Halbe Blendenstufen f/3.5 f/4.5 f/6.7 f/9.5 f/13 f/19 f/27
BRETT HARKNESS<br />
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Grundlagen 9<br />
Perfekt belichtet<br />
Die richtige Kombination<br />
von Verschlusszeit und<br />
Blende ist der Schlüssel zu<br />
guten Porträts.
10 Grundlagen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Belichtungsmesssysteme<br />
Bevor Sie die Belichtung selbst in die Hand nehmen, sollten Sie eine<br />
Vorstellung davon haben, wie Belichtungsmesssysteme<br />
grundsätzlich funktionieren. Hier erfahren Sie, wann Sie welche<br />
Messmethode am besten benutzen.<br />
<strong>Digitale</strong> Spiegelreflexkameras verfügen über komplexe Belichtungssysteme und<br />
eine große Auswahl von Messverfahren, um allen denkbaren Lichtverhältnissen<br />
gerecht werden zu können. Dabei geht das Belichtungssystem einer Kamera bei<br />
einer zu messenden Szene stets von einer mittleren Helligkeit aus, nämlich<br />
einem 18-prozentigen Grauwert, der als Durchschnittswert gilt, weil die<br />
Vermischung aller in einem Bild vorhandenen Farben zu eben diesem<br />
18-prozentigen Grau führen würde. Dieses Grau ist die Referenz für alle<br />
technisch unterschiedlichen Verfahren der Belichtungsmessung, die in den<br />
Digitalkameras aller Hersteller verwendet werden.<br />
Obwohl die Messverfahren in den meisten Situationen gut funktionieren,<br />
kann es unter besonderen Umständen trotzdem zu Fehlbelichtungen kommen,<br />
etwa wenn das Motiv wesentlich hellere oder dunklere Farben aufweist als das<br />
Referenz-Grau. Befindet sich beispielsweise ein großes, dunkles Objekt in einer<br />
ansonsten normalen Szene, „denkt“ die Kamera, die gesamte Szene sei sehr<br />
dunkel und wird infolgedessen das Foto überbelichten. Dieser Messfehler ist<br />
auch umgekehrt möglich: ein sehr helles Objekt führt zur Unterbelichtung.<br />
Doch auch bei schwierigen Lichtverhältnissen sorgt eines dieser Messverfahren<br />
in den meisten Fällen für die richtige Belichtung. Sie müssen allerdings wissen,<br />
wann Sie welches Verfahren nutzen sollten.<br />
Während Ihre Kamera also versucht, mit der Belichtung dem Referenz-Grau<br />
möglichst nahe zu kommen, liegt es an Ihnen, die Originalfarben der Szene zu<br />
bewahren. Dazu müssen Sie die Belichtung der Kamera entweder nach oben<br />
(heller) oder nach unten (dunkler) korrigieren. Beispielsweise würde ein Porträt,<br />
aufgenommen vor einem sehr dunklen Hintergrund, die Kamera zum<br />
Überbelichten verleiten, was in diesem Fall bedeuten würde, dass der<br />
Hintergrund richtig belichtet, das Hauptmotiv aber ausgebleicht wäre. Also<br />
müssen Sie die Belichtung reduzieren. Umgekehrt würde die Kamera eine<br />
verschneite Landschaft unterbelichten, also müssen Sie das ausgleichen, indem<br />
Sie die Belichtung verstärken.<br />
Was sich hier kompliziert anhören mag, ist in der Praxis kinderleicht, denn Ihre<br />
Kamera bietet für solche Korrekturen einige narrensichere Funktionen.<br />
Auswahl des Messverfahrens<br />
Die Auswahl eines Messverfahrens ist einfach. Wir zeigen<br />
Ihnen beispielhaft, wie Sie es an den Kameras der<br />
führenden Hersteller finden.<br />
CANON<br />
Bei älteren Modellen (z. B.<br />
EOS 1000D und EOS 450D)<br />
drücken Sie von den vier<br />
Kreuztasten die Mess-Taste.<br />
An der EOS 500D drücken Sie<br />
die Set-Taste (an der EOS 550D<br />
und EOS 600D die Q-Taste)<br />
und wählen anschließend das<br />
Mess-Symbol.<br />
Einige CANON EOS-Modelle 30D/40D/50D (z. B.<br />
EOS 20D und 30D) verfügen<br />
über eine eigene Taste zu<br />
diesem Zweck. Bei diesen<br />
Modellen drücken Sie die<br />
Messmodus-Taste (1) und<br />
drehen am Hauptwahlrad<br />
(2), bis das gewünschte<br />
Messmodus-Symbol auf der<br />
LCD-Anzeige erscheint.<br />
SONY ALPHA<br />
Drücken Sie die Fn-Taste (1) und<br />
wählen Sie durch Drücken der<br />
AF-Taste (2) das Messmodus-<br />
Symbol. Wählen Sie das<br />
gewünschte Messverfahren aus<br />
und drücken Sie die AF-Taste<br />
erneut, um Ihre Auswahl zu<br />
bestätigen.<br />
1<br />
2<br />
1<br />
2<br />
Mehrfeldmessung<br />
Theoretisch könnten Sie für jede Aufnahme die Mehrfeldmessung nutzen und würden<br />
niemals falsch belichten – theoretisch… Die Mehrfeldmessung ist heute das modernste<br />
Messverfahren und wird daher von Fotografen am häufigsten verwendet. Sie funktioniert<br />
nach folgendem Prinzip: Das Sucherbild wird in mehrere Felder aufgeteilt, von denen<br />
jedes Feld einzeln gemessen wird. Die Kamera wertet diese Einzelmessungen aus und<br />
errechnet daraus die Belichtung für das gesamte Foto. Zahl und Form der Messfelder<br />
und auch die Berechnungsalgorithmen sind je nach Hersteller unterschiedlich, aber das<br />
Prinzip ist dasselbe.<br />
Zur Verbesserung der Genauigkeit verfügen manche Kameras über eine Bibliothek<br />
aus zehntausenden Bildern, aufgenommen bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen,<br />
die in Millisekunden mit der Szene vor dem Objektiv verglichen werden, um die beste<br />
Belichtung zu ermitteln. Dieses System hat sich als äußerst zuverlässig erwiesen<br />
und liefert zu über 90% korrekte Belichtungen. Seine Schwäche sind Motive mit<br />
ungewöhnlich hellen oder dunklen Objekten, aber auch bei sehr hohen Kontrasten<br />
sowie bei Gegenlicht können Mehrfeldmess-Systeme versagen. Für solche Fälle stehen<br />
Ihnen andere Messverfahren sowie eine Auswahl manueller Korrekturen zur Verfügung,<br />
um die richtige Belichtung zu finden.<br />
NIKON<br />
Bei neueren Modellen (z. B. D3200)<br />
drücken Sie die Info-Taste (i),<br />
scrollen zu „Belichtungsmessung“<br />
und treffen Ihre Auswahl mit<br />
dem Multifunktionswähler. Ältere<br />
Modelle wie die D80 haben eine<br />
Mess-Taste, die Sie drücken<br />
müssen, um Ihre Auswahl zu<br />
treffen.<br />
PENTAX<br />
Die meisten DSLR-Kameras von<br />
Pentax wählen den Messmodus<br />
in gleicher Weise wie die K100D:<br />
Drücken Sie „MENU“, um den<br />
Rec.-Modus zu öffnen, wechseln<br />
Sie per Vier-Wege-Schalter zur<br />
AE-Messung, wählen dort das<br />
gewünschte Messverfahren aus<br />
und drücken „OK“.<br />
1<br />
2<br />
DAS SYMBOL FÜR DIE MEHRFELDMESSUNG<br />
Jeder Kamerahersteller stellt seine Messverfahren mit eigenen<br />
Symbolen dar; hier zeigen wir Ihnen die häufigsten.<br />
CANON NIKON OLYMPUS<br />
PENTAX<br />
KOMPAKTE SYSTEMKAMERAS<br />
Bei den meisten kompakten<br />
Systemkameras drücken Sie die<br />
Menü-Taste (1) und scrollen zu<br />
den Messverfahren. Bei Kameras<br />
mit Touch-Screen finden Sie<br />
die Messverfahren im Menü des<br />
Monitors.<br />
1
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Grundlagen 11<br />
Messoptionen<br />
Das Verständnis der<br />
Messverfahren ist unerlässlich<br />
für Szenen mit schwierigen<br />
Lichtverhältnissen, etwa bei<br />
Gegenlicht.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Mittenbetonte Integralmessung<br />
Dieses klassische Messverfahren hat auch in digitalen Spiegelreflexkameras noch<br />
immer seinen Platz und war vor Einführung der Mehrfeldmesssysteme stets die<br />
erste Wahl. Wie der Name bereits andeutet, wird dabei aus dem Licht des gesamten<br />
Bildausschnitts ein durchschnittlicher Messwert ermittelt, die Objekte nahe der<br />
Bildmitte werden jedoch dabei stärker gewichtet. Obwohl im Vergleich zu neueren<br />
Messverfahren weniger anspruchsvoll, ist die mittenbetonte Integralmessung<br />
aufgrund ihrer früheren Beliebtheit noch in allen Kameras zu finden und wird<br />
von vielen erfahrenen Fotografen nach wie vor geschätzt. Nützlich ist dieses<br />
Messverfahren auch beim Korrigieren der Belichtungsautomatik, worauf wir noch<br />
genauer eingehen werden.<br />
DAS SYMBOL FÜR MITTENBETONTE INTEGRALMESSUNG<br />
Obwohl Sie in den meisten Fällen der Mehrfeldmessung den Vorzug geben werden, ist in<br />
fast allen Kameras auch die Option für mittenbetonte Integralmessung vorhanden.<br />
CANON<br />
NIKON<br />
OLYMPUS<br />
PENTAX<br />
Spot- und Selektivmessung<br />
Ein großartiges Verfahren, wenn Sie nur einen bestimmten Bildbereich messen<br />
wollen – es verlangt jedoch Erfahrung im Einschätzen von Farbtönen. Während<br />
die Mehrfeldmessung den gesamten Bildbereich auswertet, konzentrieren sich<br />
Spot- und Selektivmessung auf den mittleren Bildbereich (zu erkennen am<br />
kreisrunden Messfeld in der Suchermitte). Da hierbei nur der Bildbereich innerhalb<br />
des Messkreises ausgewertet wird, können Sie den Ort der Belichtungsmessung für<br />
jede Aufnahme exakt bestimmen.<br />
Mithilfe der Spot- und Selektivmessung können Sie sicherstellen, auch unter<br />
schwierigen Lichtverhältnissen richtig zu belichten. Beide Verfahren funktionieren<br />
sehr ähnlich, mit dem einzigen Unterschied, dass die Spot-Messung einen sehr<br />
präzisen Messkreis (in der Regel ca. 3% des Bildbereichs) auswertet, während<br />
die Selektivmessung etwa 9% der Bildmitte erfasst. Die genauere Spot-Messung<br />
findet sich in den meisten Kameras, die Selektivmessung ist weniger häufig,<br />
und nur wenige Kameras verfügen über beide Mess-Systeme. Wenden Sie die<br />
Spot- oder Selektivmessung aber mit Vorsicht an: Messen Sie anstatt heller<br />
oder dunkler Objekte stets einen Bereich mittlerer Helligkeit, sonst kommt es zu<br />
Belichtungsfehlern.<br />
DAS SYMBOL FÜR DIE SPOT- UND SELEKTIVMESSUNG<br />
Spot- und Selektivmessung werden jeweils mit Hilfe einer<br />
Auswahltaste oder durch Aktivierung des entsprechenden<br />
Symbols auf der LCD-Anzeige ausgewählt. Dabei erscheint<br />
das Symbol für Spot-Messung meist als einzelner Punkt<br />
innerhalb eines Rechtecks, während die<br />
NIKON<br />
Selektivmessung durch zwei gerundete<br />
Linien dargestellt wird, die einen Kreis um die<br />
Bildmitte herum andeuten.<br />
Hinweis: Wenden Sie die Spot- und Selektivmessung<br />
auf einen mittleren Helligkeitsbereich an, um korrekte<br />
Messergebnisse zu erhalten. Eine Spot-Messung auf<br />
sehr dunklen Objekten führt zu Überbelichtung, auf<br />
sehr hellen Objekten zu Unterbelichtung. Machen<br />
Sie sich durch ein paar Probeaufnahmen mit beiden<br />
Methoden vertraut.<br />
OLYMPUS<br />
CANON (SELEKTIV)<br />
CANON (SPOT)<br />
PENTAX
12 Grundlagen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Die Belichtungskorrektur-Taste<br />
Sie ist Ihre „Geheimwaffe“ gegen Fehlbelichtungen, die dadurch<br />
entstehen könnten, dass extrem helle oder dunkle Objekte das<br />
Messsystem Ihrer Kamera buchstäblich hinters Licht führen.<br />
Sie können die Ursachen möglicher Belichtungsfehler im Vorfeld erkennen und<br />
wissen, was zu tun ist, um die Belichtung zu korrigieren. Der einfachste Weg<br />
+ –<br />
dazu verbirgt sich auf Ihrer Kamera hinter einer unscheinbaren Taste namens<br />
„Belichtungskorrektur“. Diese befindet sich entweder in unmittelbarer Nähe des<br />
Auslösers, wo Sie sie mit dem Zeigefinger drücken können, oder in der Nähe<br />
der rechten, oberen Ecke des Kameramonitors, wo sie mit dem Daumen bedient wird. Während<br />
Sie diese Taste gedrückt halten, stellen Sie durch Drehen des Funktionswählrads eine oder zwei<br />
Belichtungsstufen mehr (+) oder weniger (-) ein als die Kamera automatisch einstellen will.<br />
Ein Beispiel: Sie fotografieren auf einer Hochzeit und wollen ein Ganzkörperporträt der Braut<br />
schießen. Das weiße Brautkleid ist aber deutlich heller als das mittlere 18-prozentige Grau, und<br />
es füllt einen großen Teil des Sucherbildes aus. Mit der von der Kamera errechneten Einstellung<br />
würden Sie das Foto hoffnungslos unterbelichten, also müssen Sie die Belichtung nach oben<br />
korrigieren (+). Umgekehrt ist es beim Porträt des Bräutigams, der in seinem dunklen Anzug<br />
eine Überbelichtung provozieren würde, wenn Sie nicht nach unten (-) korrigieren. Sie drücken<br />
also die Belichtungskorrekturtaste, halten Sie gedrückt und korrigieren die Belichtung mit dem<br />
Funktionswählrad nach oben oder unten.<br />
Dabei wird Ihre Korrektur oft als „+ EV“ oder „- EV“ angezeigt. „EV“ steht für „Exposure Value“, was<br />
auf neudeutsch „Belichtungswert“ heißt; „+1/2 EV“ bedeutet eine Belichtungskorrektur um eine<br />
halbe Stufe nach oben, „-1/3 EV“ demnach um eine Drittelstufe nach unten.<br />
-1.5EV<br />
PAUL WARD<br />
+1.5EV<br />
PAUL WARD<br />
Wie funktioniert die Belichtungskorrektur?<br />
Die Art der Belichtungskorrektur hängt vom verwendeten Belichtungsprogramm<br />
ab: bei der Zeitautomatik erfolgt der Ausgleich durch Änderung der Verschlusszeit,<br />
bei der Blendenautomatik durch Änderung der Blendeneinstellung. Im<br />
Programm-Modus entscheidet die Kamera je nach Lichtintensität automatisch<br />
zwischen Änderung der Verschlusszeit oder Blende, wobei die Reduzierung des<br />
Verwacklungsrisikos Priorität hat.<br />
Ohne Korrektur<br />
Belichtungskorrektur<br />
In diesem typischen Beispiel wird<br />
das Mess-System durch zwei dunkle<br />
Objekte getäuscht: Beim Aufnehmen<br />
der Szene versuchte die Kamera einen<br />
Mittelwert zu ermitteln, daher wurde<br />
das erste Foto unterbelichtet. Nach der<br />
Korrektur von +1 EV ist die Belichtung<br />
richtig.<br />
+1 EV<br />
Belichtungskorrektur<br />
• Eine Korrektur nach oben (+) verstärkt<br />
die Belichtung einer ansonsten<br />
unterbelichteten Szene, wegen eines sehr<br />
hellen Objekts beispielsweise.<br />
Eine Korrektur nach unten (-) reduziert die<br />
Belichtung, etwa beim <strong>Fotografie</strong>ren einer<br />
besonders dunklen Szene.<br />
Belichtungskorrektur in der Praxis<br />
Obwohl die Belichtungskorrektur<br />
eigentlich nur zum Ausgleich<br />
einer fehlerhaften automatischen<br />
Einstellung gedacht ist, kann<br />
ihre Wirkung auch kreativ<br />
genutzt werden. Auch das ist<br />
ganz einfach. Probieren Sie die<br />
Einstellungen (+) und (-) an<br />
Motiven mit verschiedenen<br />
Farbtönen aus, um die Wirkung<br />
zu sehen. Und so funktioniert es:<br />
1) Drücken und halten Sie die<br />
Belichtungskorrektur-Taste. Sie ist<br />
meist gekennzeichnet durch das<br />
Symbol +/-.<br />
2) Drehen Sie das Funktionswählrad,<br />
um die Stärke der Korrektur<br />
festzulegen. Durch negative Werte<br />
wird die Belichtung verringert, durch<br />
positive Werte wird sie verstärkt.<br />
3) Die Belichtungskorrektur-Skala<br />
wird im Sucher oder im Monitor Ihrer<br />
Kamera angezeigt, oder in beiden.<br />
4) Die eingestellte<br />
Belichtungskorrektur bleibt übrigens<br />
aktiv, also werden auch das nächste<br />
und das übernächste Foto mit<br />
Belichtungskorrektur aufgenommen,<br />
wenn Sie sie nicht wieder auf Null<br />
setzen.<br />
1 2<br />
3<br />
4
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Grundlagen 13<br />
AE-Speicherung (AE-L)<br />
Mit dieser Funktion können Sie die Belichtung eines Objekts unabhängig<br />
vom Autofokus speichern, um Belichtungsfehler zu vermeiden.<br />
Jede moderne DSLR besitzt eine AE-L-Taste – normalerweise rechts<br />
AE-L oben auf der Kamerarückseite. „AE-L“ steht für „Auto Exposure Lock“,<br />
was etwa bedeutet „Verriegelung der automatisch gefundenen<br />
Belichtung“. Aus offensichtlichen, praktischen Gründen nennt man die Funktion aber<br />
„AE-Speicherung“ und noch kürzer „AE-L“. Sie speichert die aktuell gefundenen<br />
Belichtungseinstellungen, damit diese im Fall einer Neukomposition des Bildes<br />
erhalten bleiben und nicht automatisch an die neue Situation angepasst werden. Die<br />
AE-L Funktion kann in jedem Aufnahmemodus benutzt werden, nur im manuellen<br />
Modus ist sie nicht sinnvoll.<br />
Wenn Sie den Auslöser halb durchdrücken, wird der Autofokus aktiviert, gleichzeitig<br />
wird die korrekte Belichtung ermittelt. Das ist in den meisten Fällen genau das, was<br />
geschehen soll. Doch was tun Sie, wenn Sie mehrere Bildbereiche einzeln messen<br />
wollen? Hier kommt die AE-L-Funktion ins Spiel, denn damit können Sie die Belichtung<br />
beliebig oft neu messen, jedoch ohne dass die bei der ersten – mit AE-L gespeicherten<br />
– Messung gefundene Schärfeeinstellung verändert würde. Das ist sehr praktisch, wenn<br />
Ihr Motiv sehr hell oder dunkel ist, oder wenn es sich in einer sehr hellen oder dunklen<br />
Umgebung befindet. Meistens werden Sie die AE-L-Funktion zusammen mit der<br />
Spot- oder mittenbetonten Integralmessung benutzten.<br />
Wenn Sie etwa eine Szene mit nur einer einzigen starken Lichtquelle aufnehmen,<br />
würde das Mehrfeldmess-System die Szene heller interpretieren als sie ist und<br />
infolgedessen das Bild unterbelichten. Um die Szene korrekt zu messen, nehmen Sie<br />
zunächst eine Spot- oder Selektivmessung direkt am Motiv oder einem<br />
durchschnittlich beleuchteten Bildbereich vor und speichern dann mit der AE-L-Taste<br />
die gefundene Belichtung. Dann machen Sie Ihre Bildkomposition und fotografieren.<br />
Ebenso hilfreich ist die AE-L-Funktion bei Motiven, die abseits der Bildmitte positioniert<br />
sind, oder wenn Sie eine Bilderserie mit identischen Belichtungseinstellungen<br />
aufnehmen wollen. Wenn Sie beispielsweise mehrere Einzelbilder zu einem Panorama<br />
zusammensetzen möchten, muss die Belichtung bei allen Einzelbildern dieselbe sein.<br />
AE-Lock<br />
BJORN THOMASSEN<br />
Die AE-L-Funktion ist ein wichtiges Instrument für die Belichtungsmessung von Objekten vor<br />
sehr dunklem oder hellem Hintergrund, die die Mehrfeldmessung der Kamera zur Über- oder<br />
Unterbelichtung verleiten würde. In diesem Beispiel täuschte der sehr dunkle Hintergrund der<br />
Kamera vor, die Szene sei dunkler als sie ist. Folglich wählte sie eine längere Verschlusszeit als<br />
nötig, so dass das Motiv überbelichtet wurde. Um eine korrekte Belichtung zu erhalten, wurde eine<br />
Spot-Messung an der Mauer neben der Treppe vorgenommen und das Ergebnis mit der AE-L-Taste<br />
gespeichert. Anschließend wurde der Bildaufbau überprüft und das Bild aufgenommen. Das<br />
Ergebnis ist korrekt belichtet.<br />
Die AE-L-Funktion in<br />
der Praxis<br />
Die AE-L-Funktion, kombiniert mit<br />
der Spot- oder mittenbetonten<br />
Integralmessung, bietet ein einfaches<br />
Verfahren, um für jedes Motiv die<br />
richtige Belichtung zu finden.<br />
1) Aktivieren Sie die Spot- oder<br />
Selektivmessung Ihrer Kamera.<br />
2) Richten Sie die Kamera so aus,<br />
dass das Messfeld auf dem zu<br />
messenden Bereich liegt.<br />
3) Aktivieren Sie die AE-L-<br />
Funktion. Hinweis: Bei einigen<br />
Kameras muss die Taste gedrückt<br />
gehalten werden; lesen Sie<br />
dazu die Bedienungsanleitung.<br />
Die Einblendung von „AE-L“ im<br />
Sucher zeigt an, dass die Funktion<br />
aktiviert ist.<br />
4) Nun machen Sie Ihre<br />
Bildkomposition. Die zuvor<br />
gefundene Belichtungseinstellung<br />
wird beibehalten, auch wenn sich<br />
die Position der Kamera geändert<br />
hat, weil Sie nun einen ganz<br />
anderen Bildausschnitt gewählt<br />
haben.<br />
5) Nun drücken Sie den Auslöser<br />
voll durch und schießen das Foto.<br />
1) Spot- oder Selektivmessung aktivieren<br />
2) Messfeld positionieren<br />
3) AE-L-Taste betätigen 4) Bildaufbau prüfen und fotografieren<br />
BJORN THOMASSEN
14 Schärfe und Belichtung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
SCHÄRFE UND<br />
BELICHTUNG<br />
WENN SIE SICH ERNSTHAFT MIT DER PORTRÄTFOTOGRAFIE BESCHÄFTIGEN, SOLLTEN SIE SICH EIN PAAR<br />
FOTOTECHNISCHE GRUNDLAGEN IN ERINNERUNG RUFEN, WELCHE IHNEN DIE KORREKTE BELICHTUNG IHRER<br />
FOTOS GARANTIEREN UND SIE IN DIE LAGE VERSETZEN, IHR MOTIV STETS GESTOCHEN SCHARF EINZUSTELLEN.<br />
<strong>Porträtfotografie</strong> bedeutet im weitesten Sinn das<br />
<strong>Fotografie</strong>ren von Menschen, sei es als Lifestyle-Porträt,<br />
als formales Porträt, in der Modefotografie, in der<br />
Hochzeitsfotografie oder für Kinderfotos. Aufgrund<br />
dieser Vielfalt erfordert Sie eine ebensolche Vielfalt von<br />
Aufnahmetechniken mit den dazugehörigen<br />
Fähigkeiten, die Sie sich aneignen sollten.<br />
Gute Fotografen machen Bilder, die täuschend einfach<br />
aussehen, doch wir alle wissen: ein Foto, das sich von der<br />
Masse des Durchschnitts abhebt, erfordert Talent,<br />
Beherrschen des fotografischen Handwerks, gute<br />
Vorbereitung, präzise Ausführung und ein Auge fürs<br />
Detail. Bei der <strong>Porträtfotografie</strong> kommt noch hinzu, dass<br />
Sie mit den Menschen, die Sie fotografieren, so<br />
interagieren müssen, dass eine positive Beziehung<br />
entsteht. Wenn Sie die aufnahmetechnischen<br />
Grundlagen so verinnerlicht haben, dass Sie sie im Schlaf<br />
beherrschen, können Sie sich ganz den von Ihnen<br />
porträtierten Personen zuwenden und für eine<br />
gelassene, entspannte Atmosphäre sorgen. Erst wenn Sie<br />
das erreicht haben, können Sie sicher sein, dass<br />
großartige Fotos dabei herauskommen, wenn Sie auf den<br />
Auslöser drücken.<br />
Bevor wir uns spezifischen Kameraeinstellungen<br />
zuwenden, wollen wir kurz auf die grundlegenden<br />
Faktoren eingehen, die ein erfolgreiches Porträtfoto<br />
ausmachen. Die besten Porträtfotos weisen in fast allen<br />
Fällen einen sehr begrenzten Schärfentiefebereich auf,<br />
wobei die Augen gestochen scharf sind und der<br />
Hintergrund nahezu vollständig verschwimmt.<br />
Deswegen befassen wir uns auf den folgenden Seiten im<br />
Wesentlichen damit, wie Sie auf Ihr Modell scharfstellen<br />
und wie Sie die Schärfentiefe steuern, damit Sie sicher<br />
sein können dass Sie immer eine korrekte Belichtung<br />
erreichen. Wenn Sie das geschafft haben, haben Sie die<br />
bei weitem größte Hürde auf dem Weg zum<br />
Porträtfotografen schon genommen.<br />
TEXT: DANIEL LEZANO<br />
FOTOS: BRETT HARKNESS
16 Schärfe und Belichtung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Gestochen scharfe Porträts<br />
Die Augen sind das wichtigste Bildelement in einem<br />
Porträtfoto, deswegen sollten Sie gestochen scharf<br />
eingestellt sein. Der Autofokus ihrer Kamera kann<br />
das sehr präzise tun – vorausgesetzt, das<br />
Kamera-Setup ist der Situation angepasst.<br />
So ist der Multipunkt-Autofokus zwar in fast allen<br />
anderen Aufnahmesituationen die angemessene<br />
Einstellung, aber nicht bei Porträts. Denn wenn<br />
mehrere Autofokus-Messpunkte aktiv sind; wird<br />
sich der Autofokus an dem Messpunkt orientieren,<br />
der auf dem Objekt liegt, das sich am nächsten an<br />
der Kamera befindet. Das sind fast nie die Augen,<br />
sondern meistens die Nase. Ist jedoch die Nase bei<br />
flacher Schärfentiefe scharf abgebildet, sind es die<br />
Augen sehr wahrscheinlich schon nicht mehr. Doch<br />
dieses Problem lässt sich ganz einfach lösen. Sie<br />
schalten den Einzelpunkt-Autofokus ein, sodass nur<br />
noch ein einziger Schärfemesspunkt aktiv ist. Sie<br />
können festlegen, welcher das sein soll. In der Regel<br />
werden Sie den zentralen AF-Messpunkt wählen,<br />
denn der ist am empfindlichsten, doch jeder andere<br />
kann ebenfalls eingestellt werden. Der zentrale<br />
AF-Messpunkt ist aufgrund seiner besonderen<br />
Technologie bei schlechten Lichtverhältnissen am<br />
besten geeignet. Die anderen AF-Messpunkte<br />
liefern jedoch bei kontrastarmen Motiven ein<br />
besseres Ergebnis.<br />
1<br />
Benutzen Sie also bei schlechten<br />
Lichtverhältnissen den zentralen AF-Messpunkt, bei<br />
geringen Kontrasten hingegen einen der anderen<br />
Messpunkte. Im Übrigen sollten Sie die<br />
automatische Schärfenachführung nicht benutzen,<br />
sondern den Einzelbild-Autofokus eingeschaltet<br />
haben. Denn wenn Sie den zentralen AF-Messpunkt<br />
auf ein Auge legen, den Auslöser halb<br />
durchdrücken und dadurch scharfstellen, darf sich<br />
die Schärfe danach, wenn Sie die eigentliche<br />
Bildkomposition machen, nicht mehr verändern.<br />
Das erreichen Sie nur mit dem Einzelbild-Autofokus,<br />
denn der kontinuierliche Autofokus würde die<br />
Schärfe der ständig anpassen und die Augen wären<br />
mit Sicherheit wieder unscharf.<br />
Da Sie die Kamera zwischen dem Scharfstellen<br />
und dem Auslösen bewegen, ist der zentrale<br />
AF-Messpunkt nicht die erste Wahl, wenn die<br />
Kamera auf dem Stativ montiert ist. In diesem Fall ist<br />
es besser, den AF-Messpunkt zu nutzen, der<br />
ohnehin über einem der Augen liegt. Auch hier<br />
benutzen Sie den Einzelbild-Autofokus. Eine andere<br />
Situation, in der ein dezentraler AF-Messpunkt die<br />
bessere Wahl ist, ist die, wenn Sie mehrere Bilder<br />
schnell hintereinander schießen und die AE-<br />
Speicherung nicht zusammen mit dem zentralen<br />
AF-Messpunkt verwenden möchten. Das ist zum<br />
Einstellen des Autofokus<br />
Durch die Wahl der AF-Modus-Einstellungen<br />
können Sie schnell zwischen Multipunkt- und<br />
Einzelpunkt-AF umschalten. Je nach<br />
Kameramodell erreichen Sie diesen Bildschirm<br />
über das Menü oder die AF-Modus-Taste. Einige<br />
ältere Modelle haben eine besondere<br />
Umschalttaste, die zwischen den beiden Modi hin<br />
und her schaltet. Haben Sie den Einzelpunkt-AF<br />
ausgewählt, benutzen Sie den Vierwegeschalter<br />
oder das Funktionswählrad, um einen spezifischen<br />
AF-Messpunkt zu aktivieren. Der zentrale<br />
AF-Messpunkt ist am empfindlichsten, deswegen<br />
ist er meist die beste Wahl.<br />
Beispiel beim <strong>Fotografie</strong>ren von Gruppen der Fall,<br />
die sich nicht in der Bildmitte befinden oder wenn<br />
Sie kurze Bildserien schießen, wobei sich<br />
fotografierte Person bewegt, weil sie ihre Pose<br />
variiert oder wenn Sie selbst Ihre Position ändern.<br />
Viele Fotografen bevorzugen die AE-<br />
Speicherung, anderen ist es lieber, einen der<br />
dezentralen Schärfemesspunkte zu benutzen.<br />
Probieren Sie aus, was Ihnen persönlich am besten<br />
liegt. Die beiden folgenden Beispiele illustrieren die<br />
Auswirkung von Multipunkt-AF und Einzelpunkt-AF.<br />
Schärfetricks<br />
2<br />
1) Eingestellt auf Multipunkt-AF, hat die<br />
Kamera auf den Baumstamm im<br />
Vordergrund scharfgestellt. Wegen der<br />
geringen Schärfentiefe ist das Mädchen<br />
unscharf abgebildet.<br />
2) Mithilfe des Einzelpunkt-AF wird das<br />
Mädchen scharf abgebildet und von den<br />
Baumstämmen hübsch eingerahmt.<br />
3 4 5<br />
Auf die Augen scharfstellen<br />
3) Eingestellt auf den Multipunkt-AF, wird die Hutkrempe<br />
als das nächste an der Kamera befindliche Objekt<br />
erkannt, deswegen stellt der Autofokus darauf scharf.<br />
Aufgrund des flachen Schärfentiefenbereichs wird dabei<br />
jedoch das Gesicht unscharf.<br />
4) Der Einzelpunkt-AF löst das Problem, wobei entweder<br />
ein dezentraler Messpunkt, oder der zentrale Messpunkt<br />
in Verbindung mit der AE-Speicherung benutzt wird.<br />
Hier jedoch ist auf die Nasenspitze scharfgestellt<br />
worden.<br />
5) Hier wurde wieder der zentrale Autofokusmesspunkt<br />
benutzt. Er wurde über das Auge gelegt, dann wurde<br />
scharfgestellt und die Bildkomposition erneut<br />
vorgenommen. Ein Reflektor sorgte für das Aufhellen<br />
der Schatten und für eine hellere Haut.
Bäume<br />
Nutzen Sie Bäume als<br />
natürlichen Rahmen<br />
und achten Sie wie<br />
immer peinlich genau<br />
auf die Schärfe.<br />
Belichtung: 1/1250<br />
Sekunde bei Blende<br />
f/3.2 und ISO 320
18 Schärfe und Belichtung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Porträts richtig belichten<br />
Wie Ihre Kamera zum Belichten einer Szene<br />
eingestellt ist, entscheidet über die Qualität Ihrer<br />
Porträts. Auf der praktischen Ebene können Sie sich<br />
in den meisten Situationen auf Ihre Kamera<br />
verlassen; sie wird Ihnen grundsätzlich die richtige<br />
Belichtung liefern. Gleichwohl gibt es Fälle, in denen<br />
Sie eingreifen müssen.<br />
Auf der kreativen Ebene bestimmt Ihre Wahl der<br />
Belichtungseinstellungen die ästhetische Qualität<br />
des Fotos. Aus diesem Grund sollten Sie sich immer<br />
darüber klar sein was, Ihre Kamera im Einzelnen tut<br />
und Sie sollten die Belichtung selbst steuern, damit<br />
Ihre Porträts die bestmögliche Qualität erreichen.<br />
Wie Sie das anstellen, erfahren Sie auf den<br />
folgenden Seiten.<br />
Die Wahl des Belichtungsprogramms bestimmt,<br />
bis zu welchem Grad Sie selbst die Belichtung des<br />
Fotos beeinflussen können, deswegen ist die Wahl<br />
des Belichtungsprogramms die wichtigste<br />
Entscheidung, die Sie treffen. In der <strong>Porträtfotografie</strong><br />
wird in den allermeisten Fällen die Zeitautomatik<br />
benutzt, weil Sie es erlaubt, die Blendeneinstellung<br />
– und damit die Schärfentiefe – schnell und einfach<br />
zu ändern. Viele professionelle Fotografen<br />
verwenden jedoch die manuelle Betriebsart, weil<br />
Sie damit sowohl die Verschlusszeit als auch die<br />
Blende selbst steuern können. Andere wiederum<br />
ziehen es vor, die Programmautomatik zu<br />
verwenden und die Programm-Shift-Funktion zu<br />
benutzen, um die Blende nach eigenen<br />
Vorstellungen einzustellen. Es gibt Situationen, in<br />
denen die manuelle Betriebsart angemessen ist,<br />
beispielsweise in schwierigen Lichtverhältnissen,<br />
oder wenn Sie einen Handbelichtungsmesser<br />
benutzen. Probieren Sie alle in Frage kommenden<br />
Belichtungsprogramme aus, und bleiben Sie bei<br />
dem, mit dem Sie persönlich am besten zurecht<br />
kommen.<br />
Aufpassen bei der Belichtungsmessung<br />
Standardmäßig hat Ihre Kamera die Mehrfeldbelichtungsmessung eingestellt, die sehr akkurat funktioniert und in weit<br />
über 90% aller Fälle für tadellose Fotos sorgt. Bei diesem Messverfahren ist das Sucherbild in mehr oder weniger viele<br />
Zonen eingeteilt, wobei jede Zone einzeln gemessen wird. Die Kamera vergleicht die daraus resultierenden<br />
Informationen mit einer internen Bilddatenbank und stellt anhand des Ergebnisses dieses Vergleichs die Belichtung<br />
ein, meist mit hoher Präzision.<br />
Deswegen braucht die richtige Belichtung bei Porträtfotos nicht Ihre erste Sorge zu sein; Sie konzentrieren sich besser<br />
auf die fotografierte Person und die attraktivste Bildkomposition. Gleichwohl gibt es Situationen, die trotz der hohen<br />
Präzision der Belichtungsautomatik Ihre persönliche Aufmerksamkeit erfordern, was die korrekte Belichtung angeht.<br />
Im Folgenden beschreiben wir die am häufigsten vorkommenden Fälle, in denen Probleme auftreten und wir zeigen<br />
Ihnen die einfachsten Möglichkeiten, trotzdem zu guten Fotos zu kommen.<br />
ISO-Einstellung<br />
Auch wenn es die Blende ist, die in der<br />
<strong>Porträtfotografie</strong> die größte Rolle spielt, sollten<br />
Sie nicht die Verschlusszeiten und die ISO<br />
Empfindlichkeit aus den Augen verlieren. Sie<br />
werden hauptsächlich Tele-Brennweiten<br />
benutzen, deswegen ist das Risiko des<br />
Verwackelns immer gegeben, besonders dann,<br />
wenn die Lichtverhältnisse zu wünschen übrig<br />
lassen. Eine Faustregel besagt, die<br />
Verschlusszeit sollte den Wert der eingestellten<br />
Brennweite nicht überschreiten. Benutzen Sie<br />
also eine Brennweite von 200mm, sollte die<br />
Verschlusszeit nicht länger sein als 1/200<br />
Sekunde. Wenn Ihr Kamerasystem über einen<br />
Bildstabilisierung verfügt, können Sie noch<br />
zwei oder sogar drei Stufen herunter gehen, Sie<br />
sollten allerdings dann jede Aufnahme anhand<br />
des Kameramonitors auf ihre Schärfe<br />
überprüfen. Die beste Bildqualität erreichen Sie<br />
mit dem niedrigsten ISO-Wert von 100. Werden<br />
die Verschlusszeiten damit allerdings zu lang,<br />
so dass die Gefahr des Verwackelns besteht,<br />
erhöhen Sie den ISO- Wert schrittweise auf bis<br />
zu 800, dann sind Sie immer auf der sicheren<br />
Seite. Bei den damit generierten<br />
Verschlusszeiten können Sie die leichte<br />
Zunahme des Bildrauschens und einen<br />
leichten Schärfeverlust verschmerzen, denn sie<br />
sind nur minimal. Merke: ein geringer Verlust<br />
an Bildqualität ist tolerierbar, ein durch<br />
Verwackeln ruiniertes Bild nicht.<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
DUNKLE HAUT UND KLEIDUNG<br />
Sehr dunkle Objekte und Hintergründe können zu<br />
Überbelichtung führen. Wenn Sie ein Kopf-Schulter-<br />
Porträt aufnehmen und die betreffenden Personen<br />
eine sehr dunkle Haut haben oder wenn die Szene<br />
aus anderen Gründen überdurchschnittlich dunkel ist,<br />
stellen Sie eine Belichtungskorrektur zwischen -0,7EV<br />
und -1,5EV ein, oder messen Sie das Licht auf einem<br />
mittleren Farbton des Motivs.<br />
HELLE SZENEN<br />
Szenen die heller sind als normal, können<br />
unterbelichtet werden. Das ist ein Risiko, mit dem<br />
Hochzeitsfotografen besonders vertraut sind,<br />
denn Sie fotografieren oft Szenen, in denen die<br />
Braut mit ihrem weißen Hochzeitskleid den<br />
größten Teil des Bildausschnitts ausfüllt. Auch<br />
hier korrigieren Sie die Belichtung, dieses Mal<br />
jedoch mit +1EV bis +1,5EV.<br />
GEGENLICHT<br />
Ein Motiv, hinter dem die Sonne steht, wird stark<br />
unterbelichtet sein, es sei denn Sie leiten Gegenmaßnahmen<br />
ein. Machen Sie entweder eine Spotmessung auf einem<br />
mittleren Farbton und benutzen die AE-Speicherung, oder<br />
Sie verwenden wieder die Belichtungskorrektur, in diesem<br />
Fall mit einem Wert zwischen +1EV und +2EV.<br />
Gegebenenfalls werden Sie mehrere Versuche brauchen,<br />
bevor Sie die Belichtung richtig hinbekommen; überprüfen<br />
Sie deshalb jedes einzelne Bild sorgfältig.
Schärfe und Belichtung 19<br />
Nützliches Zubehör<br />
Graue Karte:<br />
Dieses einfachste und billigste<br />
Zubehör in jeder Fototasche ist<br />
gleichwohl eine äußerst<br />
wirkungsvolle Versicherung<br />
gegen Fehlbelichtungen bei<br />
komplizierten Lichtverhältnissen. Die zu<br />
fotografierende Person hält die Karte, Sie machen<br />
eine Spotmessung darauf, und schon stimmt die<br />
Belichtung.<br />
Hand-Belichtungsmesser<br />
Etwas technischer als eine<br />
graue Karte, dafür aber auch<br />
sehr vielseitig ist ein<br />
Handbelichtungsmesser. Mit<br />
ihm können Sie präzise<br />
Messungen in allen nur denkbaren Lichtverhältnissen<br />
vornehmen, bei den meisten Modellen auch mit Blitz.<br />
Halten Sie den Belichtungsmesser vor das Gesicht,<br />
nehmen die Messung vor und das war es auch<br />
schon. Nun stellen Sie nur noch den Messwert an der<br />
Kamera ein.<br />
Reflektor:<br />
Im Gegenlicht leistet ein<br />
Reflektor sehr gute Dienste,<br />
indem er Licht auf Ihr Motiv<br />
zurückwirft, wodurch<br />
unerwünschte Schatten<br />
beseitigt werden, mehr Details zum Vorschein<br />
kommen und gegebenenfalls sogar attraktive<br />
Catchlights in den Augen erzeugt werden.<br />
Einsichten des Profis<br />
Mess-Optionen<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Bei Tageslicht bevorzuge ich ein<br />
Belichtungsprogramm in Verbindung mit der<br />
Belichtungskorrekturfunktion. Ich finde das<br />
geht sehr schnell – ich kann die Blenden<br />
einfach mit dem Funktionswählrad einstellen<br />
und die von der Kamera eingestellte<br />
Belichtung übersteuern. So kann ich mit den<br />
Menschen, die ich fotografiere, interagieren<br />
und brauche mich nicht um<br />
Kameraeinstellungen zu kümmern. Nach<br />
einem Testfoto und Einstellen der<br />
gegebenenfalls nötigen Belichtungskorrektur<br />
benutze ich die Programm-Shift-Funktion,<br />
um die von mir bevorzugte Blende<br />
einzustellen, und ich kann anfangen, zu<br />
fotografieren. Normalerweise bleibe ich bei<br />
der Mehrfeldbelichtungsmessung, die sehr<br />
zuverlässig arbeitet. Nur bei Szenen mit<br />
starken Kontrasten schalte ich auf<br />
Spotmessung.“<br />
Belichtungskorrektur Benutzen<br />
Sie diese Funktion, um den von der<br />
Kamera vorgeschlagenen Wert außer<br />
Kraft zu setzen. Eine positive<br />
Belichtungskorrektur verstärkt die<br />
Belichtung, eine negative<br />
Belichtungskorrektur verringert sie.<br />
Die meisten Kameras bieten eine<br />
Belichtungskorrektur von 3 bis 5<br />
Blendenstufen nach oben oder unten<br />
in Schritten von 0,3 oder 0,5.<br />
Spot-Messung mit AE-<br />
Speicherung<br />
Die Spotmessung misst sehr genau<br />
einen Bereich von etwa 3% des<br />
Bildausschnitts. Legen Sie den<br />
zentralen Messpunkt des Suchers<br />
auf einen mittleren Farbton der<br />
Szene, speichern den Messwert mit<br />
der AE-Speicherfunktion, machen<br />
Ihre Bildkomposition und lösen aus.<br />
Das Bild sollte korrekt belichtet sein.<br />
Histogramm Anhand des<br />
Histogramms können Sie die<br />
Farbverteilung in einem Foto von<br />
den Lichtern bis zu den Tiefen<br />
überprüfen. Es gibt Auskunft<br />
darüber, ob die Belichtung<br />
gleichmäßig erfolgt ist, oder ob Sie<br />
sie nachbearbeiten müssen.<br />
Generell sollten die Spitzenwerte<br />
in der Mitte des Diagramms liegen.
20 Schärfe und Belichtung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Belichtungssteuerung: Mehrere Wege führen zum Ziel<br />
Es gibt mehr als nur ein Verfahren, wie Sie zu<br />
richtig belichteten Fotos kommen. Fragen Sie<br />
zehn Fotografen und Sie können durchaus zehn<br />
unterschiedliche Antworten bekommen,<br />
besonders wenn es um schwierige<br />
Lichtverhältnisse geht. Wir werden uns hier<br />
jedoch darauf beschränken, Ihnen die beiden<br />
wohl am häufigsten benutzten Verfahren<br />
vorzustellen. Wie bereits an anderer Stelle<br />
erwähnt, können Sie theoretisch ein beliebiges<br />
Belichtungsverfahren wählen, wobei die<br />
bekanntesten die Zeitautomatik, die<br />
Programmautomatik und die manuelle<br />
Betriebsart sind. Benutzen Sie die, die Ihnen<br />
persönlich am meisten zusagt. In diesem Beispiel<br />
haben wir als Hintergrund den Innenraum einer<br />
Scheune, so dunkel, dass er fast schwarz ist.<br />
Solche Lichtverhältnisse bringen die<br />
Mehrfeldmessung an ihre Grenzen, wie hier<br />
deutlich zu erkennen ist. Es gibt jedoch mehrere<br />
Möglichkeiten, zur richtigen Belichtung zu<br />
kommen. Entweder Sie benutzen eine graue<br />
Karte, einen Handbelichtungsmesser oder den<br />
Monitor der Kamera.<br />
MEHRFELDBELICHTUNGSMESSUNG<br />
Normalerweise ist die<br />
Mehrfeldbelichtungsmessung eine<br />
verlässliche Angelegenheit, doch in diesem<br />
Fall führt sie zu Überbelichtung aufgrund<br />
des großen schwarzen Hintergrunds. Nun<br />
gibt es drei Möglichkeiten, dieses Problem<br />
zu lösen.<br />
1) GRAUE KARTE<br />
Schalten Sie die Kamera in die manuelle Betriebsart und<br />
benutzen Sie die Spotmessung. Die zu fotografierende<br />
Person hält die graue Karte vor ihr Gesicht. Machen Sie<br />
eine Messung auf der grauen Karte und stellen Sie die<br />
Belichtung so ein, dass der Indikator im Sucherbild über<br />
der Null sitzt. Machen Sie ein Testfoto und überprüfen Sie<br />
es – die Belichtung sollte korrekt sein.<br />
2) HANDBELICHTUNGSMESSER<br />
Achten Sie darauf, dass sowohl an der Kamera als<br />
auch am Belichtungsmesser dieselbe ISO-<br />
Empfindlichkeit eingestellt ist. Messen Sie mit dem<br />
Handbelichtungsmesser auf dem Gesicht. Mit der<br />
Kamera in der manuellen Betriebsart stellen Sie die<br />
gemessene Belichtung ein, machen Ihre Aufnahme<br />
und überprüfen sie.<br />
Belichtungsanzeigen in manueller Betriebsart<br />
Wenn Sie eine graue Karte oder einen<br />
Handbelichtungsmesser benutzen und die<br />
Kamera in die manuelle Betriebsart geschaltet<br />
ist, werden Sie feststellen dass der<br />
Belichtungsindikator im Sucherbild nicht über<br />
der Null liegt, nachdem Sie die Belichtung von<br />
Hand eingestellt haben. Das ist jedoch kein<br />
Grund zur Sorge. Auch in manueller Betriebsart<br />
arbeitet die Belichtungsmessung der Kamera;<br />
deren Indikatoren im Sucherbild und auf dem<br />
Monitor zeigen demzufolge die von der<br />
Kamera vorgeschlagenen Einstellungen. Wenn<br />
Sie die graue Karte oder den<br />
Handbelichtungsmesser richtig benutzt<br />
haben, dann haben Sie die richtige Belichtung<br />
eingestellt – der Indikator der Kamera zeigt<br />
Ihnen lediglich, wie weit die Messung des<br />
kameraeigenen Systems neben der Realität<br />
liegt. Im hier vorliegenden Fall lag der Indikator<br />
der Kamera bei der -1.3EV Markierung. Das<br />
bedeutet, die Kamera hätte Ihr Motiv um 1.3<br />
Blendenstufen überbelichtet.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Schärfe und Belichtung 21<br />
3) ÜBERPRÜFEN AM KAMERAMONITOR<br />
Möglichkeit Nummer drei, die von der großen<br />
Mehrheit der Fotografen benutzt wird, besteht<br />
darin, eine Testaufnahme mit der Zeitautomatik<br />
oder einer Programmautomatik zu machen, das<br />
Bild auf dem Kameramonitor zu überprüfen und<br />
falls notwendig, eine Belichtungskorrektur<br />
einzustellen. Diese Methode funktioniert sehr gut,<br />
Sie müssen jedoch wissen, wie stark die Anzeige<br />
Ihres Kameramonitors vom gespeicherten Foto<br />
abweicht. Manche Monitore produzieren ein<br />
dunkleres oder helleres Bild als die tatsächliche<br />
Datei. Ziehen Sie also zusätzlich zur Beurteilung der<br />
Bildqualität das Histogramm heran. Moderne<br />
Kameras, nicht älter als ein oder zwei Jahre,<br />
verfügen über wesentlich bessere Monitore als<br />
ältere Modelle.<br />
Einsichten des Profis<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Ich kann nachvollziehen, warum manche<br />
Fotografen graue Karte und Handbelichtungsmesser<br />
benutzen, doch ich verlasse mich auf meine<br />
Erfahrung in der Bewertung meiner Bilder und ziehe<br />
es vor, den Kameramonitor zu benutzen. Schärfe und<br />
Belichtung sind schnell überprüft und ich kann mich<br />
dem nächsten Foto zuwenden. Wenn auch Sie so<br />
verfahren wollen, sollten Sie wissen, wie nah die<br />
Helligkeit des Kameramonitors der Helligkeit Ihres<br />
Computermonitors kommt, denn nur dann ist die<br />
Überprüfung anhand des Kameramonitors<br />
aussagekräftig. Stellen Sie beide so ein dass Sie<br />
möglichst genau übereinstimmen und schalten Sie<br />
vor allem eine vielleicht vorhandene automatische<br />
Helligkeitssteuerung des Kameramonitors aus, denn<br />
die ändert die Helligkeit des Monitors ständig, je nach<br />
Wetterlage und Lichtverhältnissen. Auch<br />
Histogramme sind nützlich, doch Sie müssen wissen,<br />
wie man sie richtig interpretiert. Außerdem werden<br />
Sie oft in Situationen fotografieren, in denen Sie keine<br />
Zeit haben, sich damit zu befassen.“
22 Schärfe und Belichtung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Porträts und Schärfentiefe<br />
Porträts profitieren wie kein anderes Motiv von<br />
geringer Schärfentiefe. Bei Kopf-Schulter-Porträts ist<br />
dies die klassische Methode, die Augen gestochen<br />
scharf abzubilden, wobei Gesicht und Schultern<br />
bereits leicht außerhalb des Schärfebereichs liegen. Bei<br />
Ganzkörperporträts erreichen wir durch kurze<br />
Schärfentiefe, dass der Hintergrund bis zur<br />
Unkenntlichkeit verschwimmen kann. Diese<br />
Aufnahmetechnik ist auch sehr gut geeignet für<br />
Aktfotos oder für Aufnahmen im Gegenlicht eines<br />
Fensters, da unscharfe Spitzlichter einen besonderen<br />
Glanz erzeugen. Der Effekt ist ganz leicht zu erreichen:<br />
Sie stellen einfach eine große Blende ein und achten<br />
darauf, dass Sie die Augen gestochen scharf gestellt<br />
haben. Objektive mit „schnellen“ maximalen Blenden<br />
haben den Vorteil, wesentlich kürzere<br />
Schärfentiefebereiche zu erlauben als weniger<br />
lichtstarke Objektive. Aus diesem Grund benutzen<br />
viele Porträtfotografen 80mm-Objektive mit einer<br />
maximalen Blende von f/2.8. Diese sind jedoch teuer;<br />
wenn Sie auf Ihren Geldbeutel achten müssen,<br />
besorgen Sie sich stattdessen ein 50mm f/1.8 Objektiv.<br />
Dies ist eines der preisgünstigsten Festobjektive<br />
überhaupt, und zugleich eines der schnellsten.<br />
Bei Blende f/1.8, ist der Schärfeabfall ab dem<br />
Schärfepunkt enorm. Denselben Effekt erreichen Sie<br />
mit einem Telezoom bei langer Brennweite, wenn Sie<br />
ganz aufblenden. Auch so entsteht ein sehr flacher<br />
Schärfentiefebereich. Sie müssen allerdings bei weit<br />
offenen Blenden sehr präzise scharfstellen, sonst wird<br />
aufgrund des geringen Schärfebereichs das gesamte<br />
Motiv unscharf. Im Übrigen ist ein flacher<br />
Schärfentiefebereich nicht immer wünschenswert.<br />
Manchmal soll auch ein Detail, das sich hinter dem<br />
Gesicht des Models befindet, scharf abgebildet<br />
werden. In diesem Fall stellen Sie eine kleinere Blende<br />
ein. Das Schöne an der Schärfentiefe ist, dass Sie so<br />
einfach zu steuern ist, weil die Blendeneinstellung<br />
blitzschnell geändert werden kann. Wenn Sie anfangs<br />
viele Testfotos machen, entwickeln Sie schnell ein<br />
Gefühl dafür, welche Einstellung für den in einer<br />
konkreten Situation gewünschten Effekt am besten<br />
funktioniert.<br />
Wir werden uns in diesem Magazin noch an<br />
anderer Stelle mit der Schärfentiefe befassen.<br />
Entscheidend ist zunächst, dass Sie sich darüber klar<br />
sind, wie sich die Blende auf den Schärfebereich einer<br />
Szene auswirkt. Machen Sie also viele Testfotos mit<br />
verschiedenen Blenden und vergleichen Sie die<br />
Ergebnisse.<br />
Einsichten des Profis<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Im Allgemeinen sind Porträtfotos mit kürzerer<br />
Schärfentiefe besser, doch das ist kein<br />
Naturgesetz. Wenn ich beispielsweise Gruppen<br />
oder kleine Kinder fotografiere, die in Bewegung<br />
sind, benutze ich etwa Blende f/11, damit<br />
möglichst viel der Szene scharf abgebildet wird.<br />
Ich benutze ein 70–200mm Objektiv und Blende<br />
f/8, wenn die Bekleidung betont werden soll,<br />
denn so bleiben die Körper scharf, während der<br />
Hintergrund verschwimmt. Ich benutze jedoch<br />
eine weit offene Blende, wenn ich eine einzelne<br />
Person vom Hintergrund freistellen will. Möchte<br />
ich eine extrem flache Schärfentiefe erreichen,<br />
verwende ich ein Objektiv mit einer größten<br />
Blende von f/1.2. Das ist aber schon eine<br />
Gratwanderung, bei der die akkurate<br />
Scharfeinstellung oft nicht auf Anhieb gelingt.“<br />
UNTEN: Diese Bilderserie illustriert, welche Auswirkung die<br />
Wahl der Blende auf die Schärfentiefe hat und wie der jeweilige<br />
Effekt die ästhetische Wirkung eines Bildes beeinflusst. Weit<br />
offene Blenden trennen das Modell vom Hintergrund, während<br />
kleinere Blenden für Szenen geeignet sind, in denen auch die<br />
Details des Hintergrunds wichtig sind.<br />
f/2.8 f/4 f/5.6 f/8<br />
f/11 f/16 f/22 f/32
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Schärfe und Belichtung 23<br />
Manche Hintergründe sind<br />
einfach unansehnlich. Hier<br />
wurde die kurze Schärfentiefe<br />
dazu genutzt, ihn so stark<br />
verschwimmen zu lassen, dass<br />
er schon wieder interessant<br />
wird, ohne dabei vom<br />
Vordergrund abzulenken.
24 Schärfe und Belichtung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Und nun zur<br />
Praxis!<br />
In den allermeisten Situationen können Sie<br />
sich darauf verlassen, dass Ihnen die Kamera<br />
die richtige Belichtung für ein Motiv liefert.<br />
Manchmal jedoch müssen Sie etwas<br />
nachhelfen, um gute Ergebnisse zu erzielen<br />
– beispielsweise wenn in einer Szene helle<br />
Spitzlichter und dunkle Schatten vorhanden<br />
sind. Wir hatten diese Situation in einem<br />
alten Sägewerk, in dem die sehr dunkle<br />
Halle nur punktuell durch einfallendes Licht<br />
von ein paar Fenstern und Löchern im Dach<br />
beleuchtet wurde. Der starke Kontrast einer<br />
solchen Situation macht es notwendig, dass<br />
der Fotograf die Belichtung manuell steuert.<br />
Schauen Sie sich diese Bilder an, überlegen<br />
Sie, was Sie in diesem Fall getan hätten, und<br />
vergleichen Sie Ihre Lösung mit unserer.<br />
OBEN UND RECHTS: Eine Reihe von Oberlichtern erhellt<br />
dieses alte Sägewerk, während Emma am Rolltor steht.<br />
Die starken horizontalen und vertikalen Linien machen<br />
die Bildgestaltung attraktiv.<br />
Die Einstellungen<br />
„Die Medizin, die ich bei so kniffligen<br />
Lichtverhältnissen wie diesen empfehle, heißt:<br />
Belichtungskorrektur. Ich lasse die Kamera in der<br />
Programmsteuerung, sodass ich mit der<br />
Belichtungskorrektur sehr schnell Veränderungen<br />
vornehmen kann. Da mir klar war, dass mein<br />
Modell überbelichtet würde, machte ich ein<br />
Testfoto mit -1EV Belichtungskorrektur und prüfte<br />
das Bild auf dem Kameramonitor. Weil es so dunkel<br />
war, musste ich ein Auge auf die Verschlusszeit<br />
halten, um Verwackeln zu vermeiden. Falls nötig,<br />
hätte ich die ISO-Empfindlichkeit erhöht, bei<br />
diesen beiden Bildern war eine<br />
Belichtungskorrektur von -1,33EV eingestellt. Ich<br />
denke, die Fotos können sich sehen lassen.“<br />
Oben: Hier ergab eine Belichtungskorrektur von -1,33EV das<br />
beste Foto.<br />
Links und rechts: Der dunkle Korridor wird durch punktuelles<br />
Licht beleuchtet, das durch Löcher im Dach einfällt.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Schärfe und Belichtung 23<br />
Perfekte Belichtung<br />
Ganz gleich, wie Sie die<br />
Belichtung messen, achten Sie<br />
unbedingt darauf, das Gesicht<br />
perfekt zu belichten. Dieses<br />
Bild entstand mit einer<br />
Verschlusszeit von 1/100<br />
Sekunde bei Blende f/3.5 und<br />
ISO 400.<br />
Attraktiver<br />
Hintergrund<br />
Die interessanteste Kulisse<br />
nützt Ihnen nichts, wenn sie<br />
auf dem Foto nicht zu<br />
erkennen ist. Dieses Fenster<br />
wirft Licht auf ein Detail des<br />
Hintergrunds und ist auch<br />
selbst ein interessantes<br />
Bildelement.<br />
Positionieren des<br />
Modells<br />
Damit dieses Bild richtig wirkt,<br />
musste das Modell perfekt<br />
beleuchtet sein. Da es hier<br />
direkt im Kegel des<br />
einfallenden Sonnenlichts<br />
steht, brauchten keine<br />
Lichtformer eingesetzt zu<br />
werden<br />
Nicht Verwackeln<br />
Bei schlechten<br />
Lichtverhältnissen besteht<br />
immer das Risiko des<br />
Verwackelns, wenn Sie aus der<br />
Hand fotografieren. Erhöhen Sie<br />
gegebenenfalls die<br />
ISO-Empfindlichkeit und nutzen<br />
Sie große Blendenöffnungen,<br />
um das Risiko zu verringern.
26 Bildkomposition DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
BILDKOMPOSITION<br />
EIN WESENTLICHER ANTEIL GUTER PORTRÄTFOTOS BERUHT AUF DER BILDKOMPOSITION. SIE VERLEIHT DEM BILD<br />
SEINE DYNAMIK UND MACHT DEN UNTERSCHIED ZU EINEM ALLTÄGLICHEN SCHNAPPSCHUSS. LERNEN SIE DIE<br />
WELT MIT ANDEREN AUGEN ZU SEHEN, EGAL WO SIE FOTOGRAFIEREN.<br />
Gute Porträtaufnahmen erfordern einige Vorkenntnisse: über<br />
Schärfe und Belichtung, über die möglichen Probleme der<br />
Entfernungs- und Belichtungsmessung und darüber, wie Sie<br />
Ihre Kamera einstellen müssen, um gestochen scharfe Bilder<br />
zu bekommen. Hier erfahren Sie, warum auch die<br />
Bildkomposition zu den Aspekten gehört, die ein gutes<br />
Porträtfoto ausmachen.<br />
Die richtige Bildkomposition macht ein einfaches Foto für<br />
den Betrachter erst richtig interessant. Dabei geht es im<br />
Wesentlichen um die Details, die Ihren Bildern die persönliche<br />
Note geben – Sie müssen sie nur erkennen. Wenn über<br />
Bildkomposition gesprochen wird, geht es meistens um Dinge<br />
wie Drittelregel und Führungslinien. In diesem Abschnitt<br />
werden wir uns auch damit beschäftigen, wie ein Modell mit<br />
anderen Bildelementen interagiert, wie Sie einem Bild visuelle<br />
Balance verleihen oder besondere Effekte erzielen können.<br />
Die passende Bildkomposition für Ihre Motive wird Ihnen<br />
nach einiger Übung in Fleisch und Blut übergehen und erfolgt<br />
instinktiv. Wie überall, macht auch hier die Übung den Meister.<br />
Achten Sie also bei Ihren Porträtaufnahmen auf die<br />
Umgebung und überlegen Sie, wie Sie Ihren Fotos etwas<br />
Besonderes hinzufügen können. Die folgenden Seiten werden<br />
Sie auf Ideen bringen, die Ihren Fotos mit Sicherheit zugute<br />
kommen.<br />
TEXT: DANIEL LEZANO<br />
FOTOS: BRETT HARKNESS
28 Bildgestaltung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Grundlagen der Porträtgestaltung<br />
Die Kunst der Bildgestaltung von Porträtfotos hat viel<br />
gemeinsam mit anderen Genres der <strong>Fotografie</strong>, der<br />
Landschaftsfotografie beispielsweise, aber sie weist auch<br />
sehr viele Unterschiede auf. Grundregeln wie die<br />
Drittelregel und das Verwenden von Führungslinien<br />
gelten für Porträtfotos genauso, doch es gibt auch<br />
Aspekte, die ausschließlich Porträtfotos betreffen. Im<br />
Gegensatz zur Landschaftsfotografie haben Sie großen<br />
Einfluss auf Ihr Motiv und darauf, wie Sie es in Szene<br />
setzen. Jede Szene, jede Kulisse bietet unterschiedliche<br />
Möglichkeiten und hält unterschiedliche<br />
Herausforderungen für den Fotografen bereit. Im<br />
Folgenden geben wir einen Überblick über die Faktoren,<br />
die Sie beachten sollten, wenn Sie Porträts fotografieren.<br />
Sie werden beispielsweise herausfinden, dass ein enger<br />
Bildzuschnitt, der nur Kopf und Schulter umfasst, anders<br />
angegangen werden muss als die Ansicht aus einem<br />
größeren Blickwinkel, für den Sie die Position des Motivs<br />
und seine Beziehung zur unmittelbaren Umgebung<br />
berücksichtigen müssen.<br />
Eine Frage, die von Neulingen immer wieder an<br />
professionelle Porträtfotografen gestellt wird, lautet: „Wie<br />
und wo soll ich die Person im Bildausschnitt positionieren,<br />
und wie soll der Bildzuschnitt sein?“ Auf diese Frage gibt es<br />
keine allgemeingültige Antwort, einfach weil es keine<br />
Regel gibt, nach der man „richtig“ oder „falsch“<br />
entscheiden kann. Gleichwohl gibt es aber einige grobe<br />
Richtlinien. Eine ganze Reihe von Variablen, die von der<br />
Art der Örtlichkeit über die eingenommene Pose bis hin<br />
zum beabsichtigten Zweck des Bildes reichen,<br />
beeinflussen, wie Sie die Person im konkreten Fall am<br />
besten positionieren. Es ist sehr hilfreich, wenn Sie sich<br />
bereits vor Beginn der Fotosession Gedanken darüber<br />
machen, welche Art Bild Sie kreieren wollen, damit Sie vor<br />
Ort diese Idee sofort umsetzen können und sich nicht mit<br />
theoretischen Überlegungen aufhalten werden. Trotzdem<br />
sollten Sie genug Zeit zum Objektivwechsel einplanen<br />
und für Experimente mit verschiedenen Kamera-<br />
Standorten und Blickwinkeln. All das dient dazu eine<br />
möglichst große Vielfalt von Aufnahmen desselben<br />
Motivs zu bekommen, solche, die viel von der Umgebung<br />
erkennen lassen bis hin zu Aufnahmen, die nur das<br />
Gesicht oder sogar nur Teile davon zeigen.<br />
Versuchen Sie unterschiedliche Ansätze und<br />
überprüfen Sie jedes einzelne Bild sorgfältig, wobei Sie<br />
sich den bevorzugten Posen besonders zuwenden.<br />
Haben Sie auch ein Auge auf Bildelemente, die<br />
gegebenenfalls als Requisiten dienen oder anderweitig<br />
die Bildgestaltung verbessern könnten, indem Sie sie in<br />
den Bildausschnitt einbeziehen. Modefotografen bilden<br />
oft den ganzen Körper ab, um die Kleidung zeigen zu<br />
können wobei das Gesicht dann nur recht klein im<br />
Bildausschnitt erscheint. Engere Bildzuschnitte sind daher<br />
nur bei allgemeinen, weniger zweckbestimmten Porträts<br />
zu empfehlen. Legen Sie den Bildausschnitt mit Bedacht<br />
fest; achten Sie insbesondere darauf, wo Sie einen Körper<br />
„abschneiden“. Ein Schnitt über dem Bauch oder über den<br />
Knien führt zu irritierenden, unbalancierten<br />
Darstellungen. Ein Zuschnitt an der Hüfte hingegen wirkt<br />
nicht störend, ebenso wenig wie ein enger Bildzuschnitt<br />
über der Brust, wodurch ausdrucksstarke Kopf-<br />
Schulterporträts entstehen können. Ein gewagter<br />
Zuschnitt kann beispielsweise einen Teil des Kopfes an der<br />
oberen Bildkante abschneiden. Was sich hier drastisch<br />
anhört, ist jedoch ein übliches Mittel der Bildgestaltung,<br />
durch das die Darstellung des Gesichts betont wird.<br />
Oben: Mit dem Motiv zentral im Bildausschnitt<br />
entstehen starke, dynamische<br />
Bildkompositionen.<br />
Auch in der <strong>Porträtfotografie</strong> sollten die<br />
fundamentalen Regeln der Bildkomposition nicht außer<br />
Acht gelassen werden, denn sie führen üblicherweise zu<br />
besseren Fotos. Folgen Sie unseren Ideen zur<br />
Aufnahmetechnik und den damit verbundenen Tipps und<br />
Sie werden sehr bald Ihre eigenen Fähigkeiten entwickeln,<br />
mit denen Sie zu guten Porträtfotos kommen werden.<br />
DIE DRITTELREGEL<br />
IN PORTRÄTS<br />
Die wichtigste Regel für die Bildgestaltung in der<br />
<strong>Porträtfotografie</strong> ist die Drittelregel, mit deren Hilfe Sie<br />
den Hauptfixpunkt Ihres Motivs in den dafür am besten<br />
geeigneten Bildteil verlegen. Ziel dabei muss sein, ein<br />
ausgewogenes, ausdruckstarkes Motiv zu kreieren das<br />
attraktiv auf den Betrachter wirkt. Die Anwendung der<br />
Drittelregel ist äußerst simpel: stellen Sie sich vor, das<br />
Sucherbild sei durch zwei horizontal und zwei vertikal<br />
verlaufende Linien so eingeteilt, dass dadurch sechs<br />
genau gleich große Flächen entstehen. Die vier<br />
Schnittpunkte dieser Linien gelten als die am besten<br />
geeigneten Positionen, auf die Sie ein oder mehrere<br />
zentrale Bildelemente platzieren können. Wenn Sie<br />
beispielsweise eine Nahaufnahme des Gesichts oder<br />
des Kopfes machen und das Motiv in Höhe der<br />
Schultern abschneiden, sollten Sie die Drittelregel<br />
anwenden, indem Sie auf die Augen scharfstellen,<br />
wobei ein Auge auf einem der oberen Schnittpunkte<br />
der horizontalen und senkrechten Linien liegen sollte.<br />
Bei Ganzkörper-Porträts ist es üblicherweise das<br />
Gesicht, das auf einen der Schnittpunkte gelegt werden<br />
sollte. Soweit die allgemein gültige Regel, die fast<br />
immer zu gut proportionierten Fotos führt, doch sie ist<br />
nicht in Stein gemeißelt und kann durchaus auch<br />
einmal aus gutem Grund missachtet werden, wodurch<br />
Oben rechts: Das Sofa führt das Auge durch<br />
den Bildausschnitt zum Hauptmotiv, das im<br />
unteren linken Drittel des Fotos platziert ist.<br />
dann sogar attraktivere, bessere Fotos entstehen<br />
können. Gehen Sie also nach dieser Regel vor halten<br />
Sie aber gleichzeitig Ausschau nach Alternativen.<br />
Eine davon ist beispielsweise die, die Person mitten<br />
ins Zentrum des Bildausschnitts zu stellen. Vergessen<br />
Sie die Drittel und die Schnittpunkte – eine Person<br />
direkt in der Mitte kann in bestimmten Situationen<br />
wesentlich besser wirken. Experimentieren Sie mit der<br />
Position im Bildausschnitt und machen Sie so viele<br />
Aufnahmen wie möglich; Sie können Sie später<br />
studieren und daraus etliche Zusammenhänge der<br />
Bildgestaltung ableiten.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Bildgestaltung 29<br />
Trauen Sie sich was!<br />
Regeln dürfen durchaus<br />
einmal gebrochen werden,<br />
keine Angst also vor<br />
radikalen Ideen wie hier,<br />
wo ein großer Teil des<br />
Mädchens im<br />
Bildausschnitt nicht zu<br />
sehen ist.
30 Bildgestaltung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
FÜHRUNGSLINIEN<br />
Führungslinien, die das Auge des Betrachters in<br />
eine Szene hineinführen, sind ein oft und gern<br />
genutztes Stilmittel in der Landschafts- und<br />
Architekturfotografie, doch Sie haben auch in der<br />
<strong>Porträtfotografie</strong> ihren Platz. Sowohl Linien des<br />
Körpers als auch Linien in seiner Umgebung<br />
können einzeln oder kombiniert benutzt werden<br />
um als Führungslinien zu dienen. Beispielsweise ist<br />
es üblich, Arme und Beine eines den gesamten<br />
Bildausschnitt ausfüllenden Körpers so zu<br />
positionieren, dass deren Form und Winkel den<br />
Blick des Betrachters in den Bildausschnitt hinein<br />
führt. Die Pose sollte natürlich und entspannt sein,<br />
wobei die Gliedmaßen als starke Führungslinien<br />
dienen. Diese Aufnahmetechnik ist beispielsweise<br />
aus der Aktfotografie nicht wegzudenken. Dabei<br />
werden Konturen und Form des menschlichen<br />
Körpers so manipuliert, dass das Auge durch das<br />
Bild geführt wird. Wenn der Körper den<br />
Bildausschnitt nicht vollständig dominiert, suchen<br />
Sie nach Elementen, die helfen könnten das Auge<br />
des Betrachters zu dem von Ihnen gewählten<br />
Fixpunkt zu leiten. Manche solcher Elemente sind<br />
augenfällig: Geländer und Mauern, aber auch<br />
Schatten, ein Treppenhaus oder Graffiti an der<br />
Wand, kurz, alles was dem Auge des Betrachters<br />
eine Richtung geben kann, die seinen Blick ins Bild<br />
führt.<br />
2<br />
1<br />
FÜHRUNGSLINIEN IN EINER STÄDTISCHEN<br />
SZENE<br />
Führungslinien wirken oft am besten, wenn Sie nur<br />
subtil angedeutet sind, das Auge des Betrachters also<br />
unbewusst in das Bild führen. Schauen Sie sich diese<br />
beiden Bilder daraufhin an. Es ist ein gutes Beispiel<br />
dafür wie Führungslinien für Tiefe im Bild und für<br />
zusätzliches Interesse beim Betrachter sorgen<br />
können.<br />
1) Dies ist ein sehr gutes Porträt, hell, farbenfroh und<br />
mit einem interessanten Hintergrund. Doch es ist<br />
etwas zu flach, zu zweidimensional.<br />
2) Dadurch, dass sich das Mädchen gegen die Wand<br />
lehnt und einen geringfügig tieferen Standpunkt<br />
einnimmt, wirkt das Geländer über ihm zusammen<br />
mit der Wand als Führungslinie, die das Auge des<br />
Betrachters zum Gesicht leitet, wodurch das Bild<br />
mehr Tiefe bekommt.<br />
Einsichten des Profis<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Wenn Sie den Blick des Betrachters lenken<br />
wollen, sind Führungslinien dazu das Stilmittel<br />
der Wahl. Sie wirken sehr gut bei Porträts, die<br />
einen Menschen und seine Umgebung zeigen<br />
wobei die Person nur recht klein im<br />
Bildausschnitt zu sehen ist. Ich persönlich<br />
bevorzuge beim Querformat diagonale<br />
Führungslinien, besonders, wenn ich dann eine<br />
Gestaltungsregel brechen kann, indem ich die<br />
Person in der Mitte des Bildausschnitts<br />
positioniere. Führungslinien sind überall, seien<br />
es Treppen, Geländer, Mauerkanten oder<br />
Dielenböden, die zu meinen Favoriten gehören.“
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Bildgestaltung 31<br />
Stufen zum Erfolg…<br />
Die starken Linien der<br />
einzelnen Treppenstufen<br />
leiten das Auge des<br />
Betrachters.
32 Bildgestaltung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
FARBE UND<br />
HINTERGRUND<br />
3<br />
Fotos „On Location“ wirken deswegen so gut, weil<br />
praktisch jeder Hintergrund für Porträtaufnahmen<br />
verwendet werden kann. Natürlich sind manche<br />
Hintergründe geeigneter als andere, doch prinzipiell<br />
kann jeder Hintergrund verwendet werden. Die besten<br />
Fotografen können überall arbeiten und großartige<br />
Bilder nach Hause bringen, oft von einem Schrottplatz<br />
oder einem verfallenen Gebäude als Kulisse, in das man<br />
unter normalen Umständen keinen Fuß setzen würde.<br />
Doch der einmalige Charakter solcher Örtlichkeiten gibt<br />
auch den dort aufgenommenen Porträts einen ganz<br />
eigenen Charakter. Durch Steuerung des Lichts, richtige<br />
Bildgestaltung, Wahl des Kamerastandpunkts und der<br />
Kameraeinstellungen – insbesondere der Blende –<br />
können Sie bestimmen, wie prominent oder wie subtil<br />
ein Hintergrund sich in Ihr Bild integriert. Wenn Sie also<br />
über einen Hintergrund nachdenken, tun Sie es mit der<br />
Fragestellung, wie er das Foto verbessern könnte, nicht<br />
etwa mit der Fragestellung, ob er es ruinieren würde.<br />
1<br />
2<br />
INTERESSANTER HINTERGRUND<br />
Praktisch jeder Ort kann einen interessanten<br />
Hintergrund abgeben. Mit ein wenig<br />
Vorstellungskraft können Sie viel aus interessanten<br />
Oberflächenstrukturen und darin befindlichen<br />
Mustern machen, die einem Porträt das gewisse<br />
Etwas verleihen.<br />
1) Unser erstes Testfoto zeigt Emma vor einer<br />
verfallenden Wand, von der der Putz abfällt, so dass<br />
das Mauerwerk zum Vorschein kommt.<br />
2) Indem sie den rechten Arm in die Hüfte stützt,<br />
formt er den Umriss des abbröckelnden Putzes<br />
hinter ihr nach, wobei der vertikale Riss im Bild als<br />
weitere Führungslinie dient.<br />
3) Eine Alternative ist ein engerer Bildzuschnitt, der<br />
die Oberflächenstruktur der Wand zwar schlechter<br />
erkennbar macht, dafür aber die Ziffer auf Emmas<br />
Augenhöhe hervorgehoben wird.<br />
Einsichten des Profis<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Vor langer Zeit habe ich gelernt, dass<br />
buchstäblich alles als Hintergrund verwendet<br />
werden kann, deswegen habe ich auch nie<br />
einen künstlichen Hintergrund dabei. Eine<br />
rissige Wand, rostige Türen, Treppen – egal<br />
was, ich habe alles schon als Hintergrund<br />
genutzt. Man muss die Verbindung zwischen<br />
dem fotografierten Menschen und dem<br />
Hintergrund verstehen. Je näher er am<br />
Hintergrund steht, umso mehr wird der<br />
Hintergrund zum Teil des Bildes. Je weiter<br />
weg, umso mehr wird der Hintergrund zum<br />
Beiwerk statt zum interessanten Bildelement.“
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Bildgestaltung 33<br />
FARBE UND<br />
BILDKOMPOSITION<br />
Farbe spielt eine wichtige Rolle in der <strong>Porträtfotografie</strong>,<br />
deswegen ist sie ein Element der Bildgestaltung, mit<br />
dem Sie sich beschäftigen sollten. Die Primärfarben, Rot<br />
insbesondere, dominieren ein Bild sehr stark, deswegen<br />
sollten sie behutsam eingesetzt werden. Selbst wenn es<br />
sich nur um einen sehr kleinen Bereich im<br />
Bildausschnitt handelt, Rot zieht sofort die<br />
Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Wenn Sie Rot<br />
in einem Bild verwenden, sollte es eine zentrale<br />
Funktion haben. Bestimmte Farben kontrastieren,<br />
andere ergänzen einander, deswegen sind ihre<br />
Beziehungen und ihre Anordnung im Bildausschnitt so<br />
wichtig und sollten nicht dem Zufall überlassen werden.<br />
In vielen Fällen ist es am besten, die Zahl der in einem<br />
Bildausschnitt vorhandenen Farben zu begrenzen. Die<br />
Personen im Bild sollten einfarbige Kleidung tragen,<br />
möglichst keine gemusterten Stoffe, die vom<br />
eigentlichen Motiv ablenken könnten. Natürlich gibt es<br />
auch hier wie bei jeder Regel Ausnahmen: bunte<br />
gemusterte Farben mit Streifen oder Punkten sind<br />
beispielsweise sehr gut geeignet für Kinderporträts,<br />
denn sie verleihen dem Foto Dynamik.<br />
Den Umgang mit Farben im Bild erlernen Sie am<br />
einfachsten, indem Sie unterschiedliche Szenarien und<br />
Farbkombinationen ausprobieren und sich die Bilder<br />
daraufhin anschauen, welche am besten wirken,<br />
welche überhaupt nicht wirken und warum. Beginnen<br />
Sie mit einfarbigen Hintergründen und bringen Sie<br />
allmählich Farbe ins Bild, indem Sie Kleidungsstücke<br />
variieren. Suchen Sie dann farbenfrohere Örtlichkeiten<br />
auf und experimentieren Sie erneut mit<br />
unterschiedlicher Kleidung. Sehr bald werden Sie ein<br />
Gefühl dafür bekommen, welchen Einfluss Farbe auf Ihr<br />
Bild hat und wie Sie sie am besten für unterschiedliche<br />
Effekte einsetzen.<br />
Jedes dieser Bilder verdankt seinen Reiz den verwendeten<br />
Farben, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Rot<br />
fällt sofort ins Auge und ist sehr dominant, ebenso wie der<br />
Wärmeglanz des Sonnenuntergangs. Farbe wirkt auch sehr<br />
gut, wenn Sie mehrere Objekte mit ähnlichen Farbtönen<br />
ins Bild bringen.<br />
Einsichten des Profis<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Ich habe früher viel in Schwarzweiß<br />
fotografiert und wurde, als ich einmal mit<br />
nichts als Schwarzweißbildern im Gepäck aus<br />
Indien zurückkehrte, gefragt, warum ich nicht<br />
in Farbe fotografiert hatte. Ich gelobte<br />
Besserung und auf meiner nächsten Reise<br />
probierte ich die Möglichkeiten der<br />
Farbfotografie aus. Farbe kann ein Bild<br />
eindrucksvoller machen, doch sie kann auch<br />
übertrieben wirken; man sollte sie daher<br />
behutsam einsetzen. Ich bin bestrebt, die<br />
Farben einer Szene entweder mit meinem<br />
Motiv zu kontrastieren oder sie komplementär<br />
einzusetzen. Normalerweise suche ich zuerst<br />
nach einem Hintergrund, dann wird passende,<br />
farbige Kleidung ausgesucht. Manchmal ist es<br />
allerdings auch genau andersherum; wenn<br />
jemand rote Haare hat, werde ich mir einen<br />
grünen Hintergrund suchen. Der beste Weg,<br />
um den richtigen Umgang mit Farben im Bild<br />
zu erlernen ist: Ausprobieren und Lernen.“
34 Bildgestaltung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
MIT SCHRÄGER<br />
KAMERA<br />
Eine Aufnahmetechnik die sich zunehmender<br />
Beliebtheit bei Lifestyle-, Hochzeits-, und<br />
Modefotografen erfreut, besteht darin, die Kamera für<br />
Porträtaufnahmen etwas zur Seite zu neigen. Das<br />
klingt zunächst merkwürdig, denn wir haben gelernt,<br />
dass der Horizont nicht „kippen“ darf. In bestimmten<br />
Situationen kann es Porträtfotos jedoch eine ganz<br />
besondere Dynamik verleihen.<br />
Die Aufnahme geschieht so einfach wie es sich<br />
anhört: Machen Sie Ihre Bildkomposition wie üblich,<br />
dann neigen Sie die Kamera mehr oder weniger nach<br />
links oder rechts, so dass die Szene im Bildausschnitt<br />
„kippt“. Wie stark Sie die Kamera neigen, ist<br />
Geschmackssache, doch wenn Sie es übertreiben,<br />
sehen die Fotos nicht mehr gut aus. Ein Winkel von 15°<br />
bis 25° hat sich als effektvoll erwiesen, doch wie so oft<br />
gibt es keine allgemein gültige Regel dafür.<br />
Experimentieren Sie also ein wenig, und Sie werden<br />
schnell herausfinden, welche Winkel am besten zu<br />
welcher Szenerie passen.<br />
Der Effekt wirkt besonders gut, wenn starke,<br />
ausgeprägte Linien im Hintergrund verlaufen, denn<br />
dann erzeugen die durch die Neigung<br />
hervorgerufenen Diagonalen eine besondere<br />
Spannung im Bild. Deshalb fotografieren Lifestyle-<br />
Fotografen Ihre Models oft vor metallenen Rolltoren,<br />
denn deren Lamellen erzeugen ausgeprägte, parallel<br />
verlaufende Linien im Hintergrund.<br />
Machen Sie sich diese Aufnahmetechnik jedoch<br />
nicht zur Gewohnheit, denn sie verlangt nach starken<br />
parallelen Linien, sonst verliert sie den gewünschten<br />
Effekt.<br />
Einsichten des Profis<br />
BRETT HARKNESS „Das Neigen der Kamera verleiht einem Foto Dynamik und eignet<br />
sich außerdem dazu, horizontale Linien hinter dem Modell weicher verlaufen zu<br />
lassen. Leider wird der Effekt oft nur verwendet, um schlechte Bildkompositionen zu<br />
kaschieren. Stellen Sie sich das Zifferblatt einer Uhr vor und neigen Sie die Kamera auf<br />
etwa 10 bis 20 Minuten vor oder nach 12. Ich selbst nutze diese Aufnahmetechnik<br />
allerdings nur noch selten.“<br />
1 2 3<br />
HORIZONTALE LINIEN EINBEZIEHEN<br />
1) Selbst diese geradlinige Bildkomposition<br />
wirkt sehr gut wegen des Musters gerader<br />
paralleler Linien, die exakt horizontal<br />
verlaufen, wobei das Modell im rechten<br />
Drittel des Bildausschnitts steht.<br />
2) Die Veränderung der Bildkomposition,<br />
mit dem Modell in der Mitte eines engeren<br />
Bildausschnitts, ist ein Beispiel dafür, dass<br />
die Nichtbefolgung der Drittelregel zu<br />
dramatischeren Kompositionen führen<br />
kann.<br />
3) Die vielen Horizontalen müssen<br />
ausgenutzt werden, um dem Bild mehr<br />
Dynamik zu verleihen. Eine neue<br />
Bildkomposition mit dem Modell links und<br />
geneigter Kamera ermöglichen diesen<br />
Effekt; allerdings war der Winkel von 45° zu<br />
stark.<br />
4) Ein geringerer Winkel von etwa 20° wirkt<br />
viel besser, wobei die parallelen Linien<br />
starke Führungslinien bilden.<br />
4
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Bildgestaltung 35<br />
VERTIKALE LINIEN<br />
Vertikale Linien wirken weniger<br />
stark, wenn Sie im Querformat<br />
fotografieren, benutzen Sie daher<br />
besser das Hochformat. Ähnlich<br />
wie beim vorhergehenden Beispiel<br />
reicht eine Neigung von etwa 20°<br />
aus, um dem Bild mehr Dynamik zu<br />
geben als die „klassische“<br />
Bildkomposition.
36 Bildgestaltung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
FREIER RAUM ALS<br />
GESTALTUNGSELEMENT<br />
Wir nehmen üblicherweise an, dass ein Motiv<br />
stärker auf den Betrachter wirkt, wenn es den<br />
gesamten Bildausschnitt füllt. Das ist in der Regel<br />
auch der Fall, es heißt aber nicht, dass Sie es<br />
grundsätzlich so machen müssen. Eine<br />
Alternative besteht darin, möglichst viel freien<br />
Raum im Bildausschnitt zu lassen. Diese Art der<br />
Bildgestaltung kann das Motiv sogar stärker<br />
betonen als wenn es den gesamten<br />
Bildausschnitt füllt, denn gerade weil viel<br />
Freiraum vorhanden ist, springt das Auge des<br />
Betrachters sofort auf das Hauptmotiv.<br />
Nun können Sie freien Raum in einem Foto<br />
ganz einfach dadurch schaffen, dass Sie den<br />
Hintergrund aus dem Schärfebereich<br />
ausschließen. Noch besser ist aber, einen<br />
Hintergrund auszuwählen, der nur eine einzige<br />
Farbe aufweist und genau so scharf abgebildet<br />
wird wie das Modell. Besonders gut wirkt dieser<br />
Effekt im Querformat, wenn das Modell seitlich<br />
im Bild steht, sodass der freie Raum etwa<br />
doppelt so viel Platz einnimmt wie das Motiv.<br />
Anders ausgedrückt, das Modell beansprucht<br />
ein Drittel des Bildausschnitts, der freie Raum<br />
zwei Drittel. Das Modell sollte direkt in die<br />
Kamera blicken oder in Richtung des freien<br />
Raums. Geht der Blick auf einen Punkt außerhalb<br />
des Bildausschnitts, verliert der Effekt an<br />
Wirkung.<br />
Sie können diese Aufnahmetechnik<br />
entsprechend der Drittelregel modifizieren und<br />
ein zusätzliches Element im freien Raum<br />
positionieren, um visuelle Spannung zu<br />
erzeugen. Wenn das neue Element nur einen<br />
kleinen Teil des Bildes einnimmt, wirkt es für den<br />
Betrachter nicht ablenkend, sondern verstärkt<br />
die Wirkung des Hauptmotivs. All das hängt stark<br />
von der Kulisse und den Details ab, doch wenn<br />
Sie den Bogen einmal gefunden haben, können<br />
die alltäglichsten Dinge als Objekte dienen, um<br />
einen Teil des Freiraums zu füllen.<br />
FREIEN RAUM BEWUSST EINSETZEN<br />
In der folgenden Anleitung erfahren Sie Schritt für Schritt,<br />
wie Sie Freiräume für eine alternative Bildgestaltung<br />
einsetzen können.<br />
1) Aufgenommen in der Nähe eines großen<br />
Eingangstors, wirkt dieses Porträtfoto bereits sehr gut.<br />
2) Das Neigen der Kamera macht das Bild zwar<br />
dynamischer, doch es passt nicht zu diesem Motiv.<br />
3) Ein breiterer Blickwinkel erzeugt freien Raum und<br />
betont gleichzeitig den interessanten Hintergrund mit<br />
seiner abblätternden Farbe.<br />
4) Der Wechsel zum Querformat erzeugt eine viel<br />
bessere Bildbalance. Wir könnten es dabei belassen,<br />
doch wir wollen noch etwas mehr experimentieren.<br />
5) Die Einbeziehung eines Objekts rechts im<br />
Bildausschnitt verstärkt den visuellen Eindruck. Die<br />
vertikalen Planken der hölzernen Palette kontrastieren<br />
sehr schön mit den parallelen Fugen des Mauerwerks.<br />
Einsichten des Profis<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Wenn ich Freiräume als Gestaltungselement<br />
nutze, fotografiere ich fast immer im Querformat,<br />
denn beim Hochformat kommt der Effekt kaum<br />
zur Geltung. Vom kommerziellen Standpunkt<br />
aus gesehen, benutze ich freien Raum mit Blick<br />
darauf, wie meine Bilder für den Kunden<br />
gedruckt werden. In einem Album beispielsweise<br />
sorgt der freie Raum dafür, dass mein Bild auf<br />
einer Doppelseite mit anderen Fotos sofort<br />
auffällt. Bilder mit viel Freiraum eignen sich auch<br />
für Zeitschriften, in denen das Foto eine ganze<br />
Seite oder Doppelseite einnimmt, sodass der Text<br />
in den freien Raum gedruckt wird. Verwitterte<br />
Wände sind hervorragend als Freiräume<br />
geeignet, so wie in diesem Beispiel; mein<br />
persönlicher Favorit ist jedoch stürmischer<br />
Himmel.“<br />
1 2 3
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Bildgestaltung 37<br />
4<br />
5
38 Bildgestaltung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
DAS TAGESLICHT<br />
STEUERN<br />
TAGESLICHT IST DIE AM SCHWIERIGSTEN ZU STEUERNDE LICHTQUELLE – DOCH AUCH<br />
FÜR OUTDOOR-PORTRÄTS GIBT ES KNIFFE UND TRICKS, UM SEIN ZIEL ZU ERREICHEN.<br />
HIER ERFAHREN SIE, WORAUF ES ANKOMMT.<br />
Seine Verfügbarkeit und Vielseitigkeit machen Tageslicht<br />
zu einer wundervollen Lichtquelle für Porträtaufnahmen<br />
– entweder wie wir es vorfinden, oder kombiniert mit<br />
künstlichen, weiteren Lichtquellen wie dem Blitz. Da sich<br />
Tageslicht wetter- und zeitbedingt ändert, sollten Sie in<br />
der Lage sein, es zu Ihrem Vorteil zu manipulieren, damit<br />
Ihre Bilder zu etwas Besonderem werden.<br />
Am einfachsten funktioniert das mit Reflektoren und<br />
Diffusoren. Diese vielseitigen und gar nicht teuren<br />
Lichtformer sind unverzichtbar, wenn Sie sich ernsthaft<br />
mit <strong>Porträtfotografie</strong> befassen. Mit diesen Hilfsmitteln<br />
erzielen Sie die Beleuchtungsqualität, die aus einem guten<br />
ein ausgezeichnetes Foto machen kann.<br />
TEXT: DANIEL LEZANO<br />
FOTOS: BRETT HARKNESS / DANIEL LEZANO
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Bildgestaltung 39
40 Bildgestaltung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Grundlagen: Porträts bei Tageslicht<br />
Was Hobbys und Freizeitbeschäftigungen<br />
angeht, gehört die <strong>Fotografie</strong> eher zu den<br />
teureren Zeitvertreiben, die man sich aussuchen<br />
kann. Kameras, Objektive, Zubehör und<br />
gelegentliches Reisen kosten und zwar nicht<br />
wenig. Da ist es doch tröstlich, zu wissen, dass<br />
eins von den Dingen, die wir in der <strong>Fotografie</strong> am<br />
häufigsten benötigen, nichts kostet. Wir reden<br />
vom Tageslicht, einer natürlichen Ressource, die<br />
von vielen übersehen oder nicht adäquat genutzt<br />
wird. Tageslicht bietet dem Portraitfotografen ein<br />
enormes Potenzial. Wir können es nutzen und<br />
unseren Bedürfnissen in gewissen Grenzen<br />
anpassen, vollständig kontrollieren werden wir es<br />
nie. Die Leistung und die Position eines Blitzgeräts<br />
können Sie einstellen, die der Sonne nicht.<br />
Deswegen müssen wir die Eigenschaften des<br />
Sonnenlichts verstehen und wir müssen wissen,<br />
wie wir es am besten in der <strong>Porträtfotografie</strong><br />
einsetzen können. Mit Reflektoren und Diffusoren<br />
kann zwar viel erreicht werden, doch Sie sollten<br />
die unterschiedlichen Formen des Tageslichts<br />
kennen und nutzen können denn sie alle haben<br />
ihre eigenen Charakteristika, Vorteile und<br />
Nachteile. Bevor wir uns also mit Lichtformern<br />
beschäftigen, befassen wir uns zunächst mit den<br />
unterschiedlichen Arten des Tageslichts, denen<br />
Sie begegnen werden, so dass Sie wissen, wie Sie<br />
diese am besten für Ihre Zwecke einspannen<br />
können.<br />
Weißabgleich<br />
Tageslicht<br />
Bewölkt<br />
Die Einstellung des Weißabgleichs bestimmt die<br />
Farbdarstellung in Ihren Bildern. Viele Fotografen<br />
bleiben bei der automatischen Einstellung des<br />
Weißabgleichs durch die Kamera und geben sich mit<br />
der Anpassung an spezifische Lichtverhältnisse nicht<br />
ab. Der automatische Weißabgleich funktioniert im<br />
Übrigen gut, deswegen sehen viele keinen Grund,<br />
daran etwas zu ändern. Auch professionelle<br />
Fotografen kümmern sich oft nicht um den<br />
Weißabgleich, jedenfalls nicht beim Sie fotografieren.<br />
Sie schießen im Raw-Format und stellen den<br />
Weißabgleich bei der Nachbearbeitung Ihrer Fotos<br />
ein. Wir empfehlen Ihnen jedoch, grundsätzlich eine<br />
Weißabgleicheinstellung zu verwenden, die zu den<br />
vorherrschenden Lichtverhältnissen zum Zeitpunkt<br />
der Aufnahme passt, auch dann, wenn Sie das<br />
Raw-Format benutzen.<br />
DIREKTES SONNENLICHT<br />
Es ist ein verbreitetes Missverständnis, heller Sonnenschein<br />
sei die beste Beleuchtung für Porträts. Eher ist das<br />
Gegenteil der Fall, denn es ist besonders schwierig, bei<br />
direktem Sonnenlicht zu annehmbaren Fotos zu kommen.<br />
Das stark gerichtete, direkte Sonnenlicht beschert der<br />
<strong>Porträtfotografie</strong> eine ganze Reihe schwerwiegender<br />
Probleme: Befindet sich die Sonne hinter dem Fotografen<br />
und die fotografierte Person steht mit dem Gesicht der<br />
Sonne zugewandt, wird Sie sehr wahrscheinlich blinzeln,<br />
außerdem entstehen harte Schatten unter der Nase und<br />
am Hals. Steht die Sonne hingegen hinter der fotografierten<br />
Person, sind Blendenflecke ein großes Problem, ebenso wie<br />
die Belichtung generell, weil das Foto aufgrund der<br />
Gegenlichtsituation sehr wahrscheinlich unterbelichtet<br />
wird. Natürlich können Sie direktes Sonnenlicht als „harte“<br />
Beleuchtung einsetzen und mit den starken Schatten<br />
dramatische Effekte erreichen, doch die dazu erforderliche<br />
Aufnahmetechnik ist nicht einfach; sie erfordert viel<br />
Aufwand und viel Erfahrung. Doch wie Sie später noch<br />
feststellen werden, besteht die einfachste Möglichkeit,<br />
auch in starkem Sonnenlicht sehr gute Fotos zu machen,<br />
im Einsatz von Diffusoren.<br />
1) Wenn Sie aus dem Schatten heraus fotografieren,<br />
reduzieren Sie das Risiko von Blendenflecken erheblich.<br />
2) Wenn Sie in direktem Sonnenlicht fotografieren,<br />
können Sie die starken Schatten einsetzen, um das Bild<br />
interessanter zu machen, doch das erfordert viel<br />
Knowhow.<br />
1<br />
2<br />
Einsichten des Profis<br />
BRETT HARKNESS ...<br />
„Ich kann nachvollziehen, warum man den<br />
Weißabgleich an die vorherrschenden<br />
Lichtverhältnisse anpassen sollte, genauso<br />
wie ich verstehe, dass viele den<br />
Weißabgleich erst in der Nachbearbeitung<br />
vornehmen. Ich habe aber meine eigene<br />
Arbeitsweise mit JPEGs entwickelt und<br />
dazu gehört, dass meine Kamera den<br />
Weißabgleich automatisch vornimmt.<br />
Meine Canon EOS Kameras haben eine<br />
sehr gute Farbwiedergabe und ich habe<br />
kaum jemals Probleme damit gehabt.<br />
Gleichwohl gibt es einige wenige<br />
Situationen, in denen ich den<br />
automatischen Weißabgleich ausschalte.<br />
Manchmal fotografiere ich Szenen, deren<br />
Hauptlichtquelle aus Wolframlampen<br />
(„Tungsten“) besteht. In diesem Fall nehme<br />
ich einen angepassten Weißabgleich vor.<br />
Dasselbe gilt für Aufnahmen im Winter, auf<br />
denen viel Schnee zu sehen ist, denn dann<br />
hat das Umgebungslicht eine sehr kalte<br />
Farbtemperatur und ich stelle die<br />
Weißabgleich-Voreinstellung auf ‚Schatten’<br />
oder ‚Bewölkt’, um einen wärmeren<br />
Grundton meiner Bilder zu bekommen.“
WARMES SONNENLICHT<br />
Die Farbtemperatur des Lichts ändert sich mit der<br />
Jahreszeit und auch mit der Tageszeit, ein Effekt der<br />
besonders in den späteren Stunden des Nachmittags<br />
spürbar wird, wenn das Licht einen warmen Grundton<br />
bekommt und somit ideale Voraussetzungen für<br />
stimmungsvolle Porträts bietet. Die goldene Stunde<br />
vor Sonnenuntergang ist die bevorzugte Zeit des<br />
Landschaftsfotografen, doch sie eignet sich auch sehr<br />
gut für Porträts, denn dann bekommt die menschliche<br />
Haut einen attraktiven Glanz und Sie können Porträts<br />
im Gegenlicht fotografieren, wodurch auch das Haar<br />
im Glanz der Sonne schimmert. Unter solchen<br />
Bedingungen machen sich Reflektoren bezahlt, mit<br />
denen Sie das Gesicht der porträtierten Person auf<br />
natürliche Weise aufhellen können. Es ist kein Zufall,<br />
dass Sonnenuntergänge bei Hochzeitsfotografen so<br />
hoch im Kurs stehen.
42 Bildgestaltung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
SCHATTEN<br />
Vielleicht überrascht es Sie, doch Schatten<br />
können in Porträtaufnahmen wahre Wunder<br />
bewirken. Das Licht im Schatten ist sehr<br />
weich, diffus und sorgt daher für natürliche<br />
Hautfarben und geringe Kontraste ohne<br />
ausgebrannte Spitzlichter oder extrem dunkle<br />
Schatten. Sie werden jedoch wenigstens<br />
einen Reflektor brauchen, weil Schatten auch<br />
sehr „stumpfes“ Licht erzeugt. Ein Reflektor<br />
sorgt dafür, dass die Formen und Konturen<br />
der Gesichtszüge gut erkennbar bleiben.<br />
Wichtig ist dabei zu wissen, wo das Licht<br />
herkommt, denn obwohl es indirekt ist, folgt<br />
auch das Licht im Schatten einer bestimmten<br />
Richtung, nach der Sie die Kamera und den<br />
Reflektor ausrichten können.<br />
1) Hier posiert Emma vor einer ausrangierten<br />
Metalltür auf dem Hof eines alten Sägewerks. Die<br />
Kulisse hat großes Potenzial für ein interessantes<br />
Porträt, wäre da nicht das allzu matte Licht.<br />
2) Ein großer, silberner Reflektor hellt die Schatten<br />
auf und sorgt für ein wesentlich angenehmer zu<br />
betrachtendes Bild.<br />
1<br />
Andere Lichtverhältnisse<br />
FLECKIGES LICHT<br />
Licht, das durch Bäume und andere Vegetation<br />
hindurch scheint, erzeugt fleckige Muster auf<br />
den Oberflächen des Motivs. Diese können Sie<br />
zu Ihrem Vorteil nutzen. <strong>Fotografie</strong>ren Sie vor<br />
einem Hintergrund mit fleckigem Licht und<br />
verwenden Sie einen Reflektor, um den Effekt<br />
von der fotografierten Person fernzuhalten.<br />
2<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
Tageslicht ist nicht auf Umgebungen im Freien<br />
beschränkt. Es kann in Räumen ebenfalls<br />
herangezogen werden, vorzugsweise in der Nähe<br />
eines großen Fensters. Es gibt mehrere<br />
Aufnahmetechniken, mit denen Sie Tageslicht<br />
innerhalb von Räumen nutzen können (mehr dazu<br />
ab Seite 48).<br />
Einsichten des Profis<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Ich arbeite regelmäßig in Umgebungen, die<br />
im Schatten liegen, besonders in Eingängen<br />
und Durchgängen. Das an deren Oberflächen<br />
reflektierte Sonnenlicht ergibt eine weiche,<br />
unaufdringliche Beleuchtung, wobei<br />
Betonoberflächen am besten reflektieren.<br />
Meine bevorzugte Aufnahmetechnik, die ich<br />
mit Kindern und Bräuten benutze, besteht<br />
darin, sie knapp einen Meter von einem<br />
Eingang entfernt zu postieren – das Licht dort<br />
ist fantastisch. Es lohnt sich, mehrere<br />
Locations in Ihrer Nähe auf mögliche derart<br />
schattige Bereiche zu untersuchen.<br />
Dort wo ich wohne, gibt es einen Parkplatz,<br />
der mit Wellblech umzäunt ist, dass in seinem<br />
Schatten ein wunderbares Licht erzeugt.<br />
Wenn ich im Schatten fotografiere, laufe ich<br />
um mein Motiv herum und bitte die<br />
Betreffenden, mir dabei ihr Gesicht<br />
zuzuwenden, bis ich die Kameraposition mit<br />
dem besten Licht gefunden habe. Ein<br />
Reflektor hilft, etwas Licht auf das Gesicht<br />
zurückzuwerfen, wodurch zusätzlich ein<br />
attraktives „Catchlight“ in den Augen<br />
erscheint. Wenn es stark bewölkt ist, stellen Sie<br />
fest, aus welcher Richtung das Licht kommt.<br />
Selbst bei starker Bewölkung lässt sich die<br />
hellste Stelle am Himmel eruieren, die<br />
fotografierten Personen sollten dann ihr<br />
Gesicht in diese Richtung drehen.<br />
Ich fotografiere an bewölkten Tagen gerne<br />
draußen, denn die Wolken ergeben den Effekt<br />
einer gigantischen Softbox, und es gibt keine<br />
Probleme mit Spitzlichtern. Wenn möglich,<br />
finde ich weiße Wände, denn die reflektieren<br />
sehr viel Licht. Auch Reflektoren sind unter<br />
solchen Lichtverhältnissen sehr nützlich,<br />
wobei ich eine goldene Reflektoroberfläche<br />
bevorzuge.“
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Bildgestaltung 43<br />
1 2<br />
BEWÖLKTER HIMMEL<br />
Wolken sind der Freund des Fotografen,<br />
denn Sie machen das Sonnenlicht diffus,<br />
beseitigen harte Schatten und liefern ein<br />
ungerichtetes Licht, das für Porträtfotos ideal<br />
ist. Tage mit einzelnen, ziehenden Wolken<br />
sind weniger gut zum <strong>Fotografie</strong>ren, weil<br />
das Licht sich ständig ändert, während ein<br />
mit grauen Wolken bedeckter Himmel<br />
schlechte Lichtverhältnisse schafft. Ideal<br />
sind weiße Wolken auf blauem Himmel; sie<br />
sind hell und zugleich diffus, was konstante<br />
Lichtqualität schafft. Ein Diffusor ist in<br />
solchen Fällen überflüssig, da die<br />
Wolkendecke als Softbox fungiert.<br />
1) Eine Wolkendecke sorgt für attraktives,<br />
diffuses Licht, kann jedoch leichte<br />
Schatten auf dem Gesicht hinterlassen<br />
und auch die Hautfarben etwas stumpf<br />
machen.<br />
2) Ein großer Reflektor, niedrig und nah<br />
am Körper gehalten, verstärkt die Farben<br />
und macht die gesamte Szene wärmer. Wir<br />
haben hier die Oberfläche in den Farben<br />
Zebra / Weiß verwendet, die die Szene zwar<br />
aufwärmt, jedoch ohne den Effekt eines<br />
goldenen Reflektors.<br />
2
44 Tageslicht steuern DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Auswahl und Einsatz von Lichtformern<br />
Sie sind kein bisschen glamourös, doch Lichtformer sind die am häufigsten verwendeten Instrumente in der Werkzeugkiste des<br />
Porträtfotografen. Obwohl relativ preiswert, sind Reflektoren und Diffusoren entscheidend, wenn Sie steuern wollen, wie das Licht<br />
auf Ihr Motiv fällt. Hier erfahren Sie einige grundsätzliche Arbeitstechniken mit Lichtformern.<br />
REFLEKTOREN<br />
Falls Sie nicht bereits einen Reflektor<br />
besitzen, sollten Sie sich rasch einen<br />
zulegen, denn diese vielseitigen<br />
Lichtformer sind für gute Porträtfotos<br />
unerlässlich. Sie sind „On Location“<br />
genauso nützlich wie im Studio und<br />
können mit Tageslicht, Blitz, oder<br />
Studioblitz benutzt werden. Es gibt<br />
verschiedene Typen von Reflektoren in<br />
allen Formen und Größen und mit<br />
flexibel reflektierenden Oberflächen, die<br />
allen möglichen Aufnahmesituationen<br />
gerecht werden. Wir geben hier nur<br />
einen kurzen Überblick, wie Sie<br />
Reflektoren grundsätzlich einsetzen –<br />
Sie werden jedoch bald entdecken, wie<br />
vielseitig sie sind.<br />
Wenn Sie das erste Mal einen<br />
Reflektor kaufen, empfehlen wir Ihnen<br />
ein preiswertes, doch qualitativ gutes<br />
5-in-1 Kit, das es schon ab 15 € gibt. Für<br />
alle, die sich erstmals mit der<br />
<strong>Porträtfotografie</strong> beschäftigen, ist ein<br />
solches Kit die beste Wahl. Es besteht<br />
aus einem transparenten Diffusor und<br />
mehreren Bezügen mit silbernen,<br />
goldenen, weißen und schwarzen<br />
Oberflächen; damit sind alle Farben<br />
abgedeckt, die Sie bei einem Reflektor<br />
benötigen. Wie Sie feststellen werden,<br />
Reflectors come in all shapes and sizes<br />
ist der Reflektor ein recht einfaches<br />
Instrument; Sie müssen ihn lediglich so<br />
auf Ihr Motiv richten, dass er Licht<br />
darauf wirft. Trotzdem sollten Sie<br />
verstehen, wie er funktioniert, was Sie<br />
mit ihm erreichen können und was<br />
nicht. Dabei spielen die Entfernung zum<br />
Motiv, die Lichtverhältnisse und die<br />
Farben der reflektierenden Oberfläche<br />
entscheidende Rollen. Es ist mehr oder<br />
weniger eine Frage des persönlichen<br />
Geschmacks, welchen Reflektor-Typ Sie<br />
bevorzugen, insofern fällt eine<br />
Empfehlung schwer. Die folgenden<br />
Ausführungen können Ihnen vielleicht<br />
die Entscheidung erleichtern.<br />
Einsichten des Profis<br />
BRETT HARKNESS<br />
„In direktem Sonnenlicht fotografiere ich gegen<br />
die Sonne und wähle die Einstellungen so, dass<br />
das Gesicht richtig belichtet wird. Dazu benutzte<br />
ich fast immer einen Lastolite Sunfire/Soft-Silver<br />
Reflektor, um die Schatten aufzuhellen. An sehr<br />
sonnigen Tagen benutze ich einen weiß /<br />
silbernen Reflektor und richtete ihn so, dass<br />
dessen Licht wiederum vom Boden vor dem<br />
Motiv reflektiert wird, denn dann ist der Effekt<br />
etwas kälter und subtiler als eine direkte<br />
Reflexion. Die Reflektorfarben Gold und Silber<br />
benutze ich nie, weil mir deren Effekt zu<br />
offensichtlich ist. Wenn ich mit der Sonne im<br />
Rücken fotografiere, belichte ich für die<br />
Spitzlichter, wobei mich die fotografierten<br />
Personen nicht ansehen dürfen, weil sie sonst in<br />
der Sonne blinzeln. Ich wende diese<br />
Aufnahmetechnik oft bei Hochzeiten an, da<br />
Sonnenlicht als Hintergrund die Aufnahmen<br />
wie Modefotos wirken lässt, statt wie<br />
Standardporträts. Diffusoren verwende ich nur<br />
selten, doch sie sind sinnvoll bei der Arbeit im<br />
Freien, wenn es keinen Schatten gibt. Es gibt<br />
sehr große Diffusoren, die auch sehr teuer sind,<br />
aber ich finde, für Kopf-Schulterporträts reicht<br />
ein Diffusor aus einem preiswerten 5-in-1 Kit<br />
vollkommen aus.“<br />
Welcher Reflektor ist der beste?<br />
RUNDE FALT-REFLEKTOREN<br />
Diese Reflektoren sind die meist verwendeten,<br />
was einerseits am günstigen Preis – sie beginnen<br />
deutlich unter 20 € – und andererseits an der<br />
großen Auswahl der Reflektorflächen liegt. Sie<br />
kommen in Durchmessern von 80cm und mehr.<br />
Die preiswerteste Option ist ein 5-in-1 Kit,<br />
bestehend aus Diffusor und reflektierenden<br />
Überzügen in vier verschiedenen Farben. Ein<br />
solches Kit, beispielsweise von Neewer, gibt es im<br />
Durchmesser 110cm schon für weniger als 15 €.<br />
REFLEKTOREN MIT HANDGRIFF<br />
Wenn Sie meist ohne Assistent arbeiten, wird<br />
Ihnen ein Reflektor mit Handgriff das Leben<br />
erleichtern. Die größte Auswahl gibt es von<br />
Lastolite, der Firma, die diese Art Reflektoren<br />
als erste auf den Markt gebracht hat. Für<br />
Porträts ist eine mittlere Größe um 75cm<br />
eine gute Wahl, doch grundsätzlich gilt: je<br />
größer, umso besser. Natürlich wird es damit<br />
auch teurer; kostengünstige Alternativen<br />
bieten Marken wie CowboyStudio und<br />
Neewer.<br />
GERAHMTE REFLEKTOREN<br />
Sie sind teuer, doch durch ihre Größe, Stabilität und<br />
Vielseitigkeit die bestmögliche Wahl. Normalerweise<br />
werden Sie in der Hand gehalten, doch es gibt auch<br />
Modelle mit Auslegern, die bei der Wahl der Höhe<br />
und des Winkels mehr Spielraum bieten. California<br />
Sunbounce und Lastolite sind die führenden Marken<br />
und bieten reichhaltige Auswahl. Die kleinen oder<br />
mittleren Größen sollten ausreichen, sie sind sehr gut<br />
verarbeitet und sind mit unterschiedlich<br />
reflektierenden Oberflächen erhältlich. Rechnen Sie<br />
mit knapp 200 € für ein solches Kit.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Tageslicht steuern 45<br />
Reflektorfarben und ihre Wirkung<br />
Wichtiger als der mechanische Aufbau des<br />
Reflektors ist die Farbe seiner<br />
reflektierender Oberfläche. Sie beeinflusst<br />
nicht nur die Farbe des reflektierten Lichts,<br />
sondern auch dessen Intensität und<br />
Reichweite.<br />
Ohne Reflektor<br />
Weiß<br />
WEISS<br />
Weiß ist weniger effizient als metallfarbene<br />
Oberflächen, was bedeutet, dass sie näher am<br />
Motiv platziert werden müssen. Sie sind<br />
geeignet bei starkem Sonnenlicht, wenn sie<br />
nah an das Motiv gebracht werden können,<br />
ohne im Bild sichtbar zu werden. Das<br />
reflektierte Licht ist weicher, deswegen eignen<br />
sie sich gut, um Gesichter aufzuhellen und der<br />
Haut einen warmen Glanz zu geben. Die<br />
Augen erhalten ein hübsches Catchlight.<br />
METALLISCH<br />
Diese reflektieren das Licht wesentlich weiter<br />
als weiße Oberflächen, sind also besser<br />
geeignet für Motive in größerer Entfernung<br />
oder bei bedecktem Himmel. Im Schatten oder<br />
an stark bewölkten Tagen können metallische<br />
Oberflächen sehr viel Licht auf das Motiv<br />
zurückwerfen, doch in direktem Sonnenlicht<br />
und nah am Motiv sind sie weniger geeignet.<br />
Silber ist die am häufigsten genutzte Farbe<br />
unter den metallischen Oberflächen. In der<br />
richtigen Entfernung eingesetzt, kann sie<br />
Farbtöne stark aufhellen und das Motiv in sehr<br />
sauberem, neutralem Licht erscheinen lassen.<br />
Gold hat einen ähnlichen Effekt, produziert<br />
aber insgesamt einen wärmeren Grundton,<br />
ähnlich dem Farbton unmittelbar vor einem<br />
Sonnenuntergang. Der Effekt bietet sich an,<br />
wenn Sie im Schatten bei kühler<br />
Farbtemperatur fotografieren, oder wenn Sie<br />
warmes Abendlicht imitieren wollen. Er will<br />
jedoch behutsam eingesetzt werden, weil er<br />
das Bild schnell dominiert und es unnatürlich<br />
wirken lässt.<br />
Wenn Sie etwas Farbe in das Licht des<br />
Reflektors bringen wollen, ist es am besten,<br />
eine hybrid-reflexive Oberfläche wie „Sunfire“<br />
zu benutzen. Diese Oberflächen sind<br />
entwickelt worden, um dem reflektierten Licht<br />
eine Wärme hinzuzufügen, die die<br />
menschliche Hautfarbe vorteilhafter<br />
erscheinen lässt als ein Reflektor mit goldener<br />
Oberfläche. Es gibt inzwischen eine große<br />
Auswahl dieser hybrid-metallischen<br />
Oberflächen. Im Wesentlichen handelt sich<br />
dabei um unterschiedliche farbliche<br />
Mischungen aus Gold und Silber.<br />
Silber<br />
Weiß / Silber<br />
Gold<br />
Weiß / Gold
46 Tageslicht steuern DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
DIFFUSOREN<br />
Obwohl nicht so häufig verwendet wie Reflektoren, sind auch Diffusoren nützliche<br />
Lichtformer, wenn Sie bei hartem Licht arbeiten, beispielsweise in der prallen<br />
Hochsommersonne. Diffusoren bestehen aus transparentem Material und werden<br />
zwischen der Lichtquelle und dem Motiv positioniert. Sie reduzieren die auf das Motiv<br />
fallende Lichtmenge, machen das Licht weicher und reduzieren den Schattenwurf,<br />
sodass Ihr Motiv letztlich besser ausgeleuchtet wird.<br />
Diffusoren gibt es in verschiedenen Wirkungsgraden, die ihre Lichtdurchlässigkeit<br />
bestimmen; üblich sind zwei Drittel oder anderthalb Blendenstufen. Je größer der<br />
Diffusorschirm, umso einfacher ist es, das gesamte Motiv in diffuses Licht zu tauchen.<br />
Der Nachteil großer Diffusoren besteht darin, dass Sie bei windigem Wetter bis zu zwei<br />
Assistenten benötigen, um den Diffusor in Position zu halten. Wenn Sie eine preiswerte<br />
Lösung suchen, entscheiden Sie sich für ein 5-in-1 Reflektor-Kit, dessen<br />
zusammenfaltbarer Rahmen mit einem Diffusor bespannt ist. Die relativ geringe Größe<br />
begrenzt allerdings die Wirkung auf eine entsprechend kleine Fläche.<br />
1<br />
SO BENUTZEN SIE EINEN DIFFUSOR<br />
Diffusoren sind hervorragende Lichtformer wenn Sie an hellen, sonnigen Tagen im Freien<br />
fotografieren.<br />
1) Ihr Modell sollte mit dem Gesicht zur Sonne stehen. Ohne Diffusor erhalten Sie ein<br />
Foto wie dieses: Über dem Gesicht liegen hässliche Schatten, und anstelle der Augen<br />
bleiben zwei dunkle Flecken.<br />
2) Positionieren Sie einen Diffusor zwischen Sonne und Modell, dann sieht das<br />
Ergebnis so aus: keine Schatten mehr, die Augen sind gut zu erkennen – eine<br />
wesentlich bessere Ausleuchtung als ohne Diffusor!<br />
Empfohlene Diffusoren<br />
DISC IN 5-IN-1<br />
REFLECTOR KIT<br />
Dies ist der preiswerteste<br />
Diffusor auf dem Markt.<br />
Aufgrund seiner geringen<br />
Größe ist er jedoch nur für<br />
kleinere Motive wie Kinder oder<br />
Kopf-Schulterporträts geeignet.<br />
Das Material schluckt viel Licht,<br />
doch in hartem Sonnenlicht ist<br />
das kein Nachteil. Das Neewer<br />
5-in-1 Kit kostet unter 15 €, ein<br />
Schnäppchen!<br />
CALIFORNIA SUNBOUNCE<br />
SUN-SWATTER<br />
Dies ist einer der teuersten<br />
Aluminiumrahmen-Diffusoren,<br />
aber auch der haltbarste. Es gibt<br />
ihn in drei Größen: 12 x 90, 182 x<br />
122 und 244 x 183 cm. Er<br />
kommt mit unterschiedlich<br />
durchlässigen Bespannungen<br />
und einem Ausleger, mit dem<br />
er hoch über das Motiv<br />
gehalten werden kann. Die<br />
Preise liegen bei ca. 300 €<br />
aufwärts.<br />
LASTOLITE TRIGRIP DIFFLECTOR<br />
Hier handelt es sich um einen mit Griff<br />
versehenen Rahmen, dessen Diffusor das<br />
einfallende Licht um ca. 2 Blendenstufen<br />
reduziert. Außerdem wird je eine<br />
Reflektorfolie in den Farben Silber und<br />
Gold mitgeliefert, die über den Rahmen<br />
gespannt werden kann, so dass aus dem<br />
Diffusor ein Reflektor wird. Das System ist<br />
in den Größen 44, 73 und 110 cm zu<br />
Preisen ab ca. 40 € erhältlich. Wenn Sie<br />
meist ohne Assistenten arbeiten, ist dies<br />
die richtige Wahl, denn der Handgriff sorgt<br />
für einfache Handhabung.<br />
LASTOLITE SKYLITE RAPID<br />
Der Skylite Rapid besteht aus<br />
einem leichten<br />
Aluminiumrahmen mit<br />
auswechselbaren Bespannungen.<br />
Sie können wählen zwischen<br />
einem Diffusor mit 0,75 und<br />
einem mit 1,25 Blendenstufen,<br />
außerdem gibt es eine Auswahl an<br />
Reflektoren, die über den Rahmen<br />
gespannt werden. Erhältlich sind<br />
die Größen 110 x 110, 110 x 200<br />
und 200 x 200 cm, das kleinste<br />
System kostet etwa 130 €.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Tageslicht steuern 47<br />
2<br />
Weich statt hart!<br />
Ein Diffusor sorgt immer für<br />
weich ausgeleuchtete<br />
Porträts, selbst bei hartem<br />
Sonnenlicht.
48 Tageslicht steuern DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Nur mit Tageslicht…<br />
Hier zeigen wir Ihnen, wie Sie mit ein paar kleinen Tricks das Tageslicht optimal<br />
nutzen und auch zu Hause fantastische Lifestyle-Bilder fotografieren können.<br />
DANIEL LEZANO: Viele Lifestyle-Portraitfotografen nutzen ausschließlich das umgebende<br />
Tageslicht für Ihre Porträtaufnahmen. An einem hellen sonnigen Tag sollten Sie einmal die<br />
Gelegenheit wahrnehmen, einfache und doch ausdrucksstarke Porträtfotos von Familie und<br />
Freunden zu machen. Das Schöne an der Lifestyle-<strong>Porträtfotografie</strong> ist, dass Sie sie mit einem<br />
Minimum an Ausrüstung betreiben können. Eine Kamera mit Kit-Objektiv ist alles, was Sie brauchen –<br />
obgleich ich persönlich die einfache und preiswerte Festbrennweite 50mm f/1.8 bevorzuge. Aufgrund<br />
der unvorhersehbaren Entwicklung des Tageslichts können Lichtformer wie ein Reflektor und ein<br />
Diffusor sinnvoll sein, doch unbedingt notwendig sind sie nicht. Entscheidend ist, dass Sie Ihr Motiv und<br />
das Setup so einfach wie möglich halten. In diesem Beispiel trägt Bethany ein weißes T-Shirt und ein paar<br />
Jeans. <strong>Fotografie</strong>rt habe ich sie auf dem Parkettfußboden meines Esszimmers.<br />
Die Kamera neigen<br />
Ein kleiner Trick der Bildgestaltung,<br />
den Lifestyle-Fotografen gerne<br />
benutzen, besteht darin, die Kamera<br />
leicht zur Seite zu neigen, so dass<br />
Fotos mit gekipptem Horizont<br />
entstehen. Das erzeugt eine<br />
besondere Energie im Bild. Sie dürfen<br />
die Kamera nur nicht zu stark neigen.<br />
Setup Mein Esszimmer ist recht klein, deswegen<br />
1musste ich die Möbel herausräumen. Außerdem<br />
habe ich den Parkettfußboden gewischt, weil<br />
Bethany darauf liegen musste. Ich öffnete die<br />
Terrassentür weit, um das Tageslicht hereinzulassen<br />
und für den Fall, dass ich von der Terrasse aus<br />
fotografieren wollte. Ich begann jedoch mit<br />
meinen Aufnahmen im Zimmer, wobei ich die<br />
weißen Wände als neutralen Hintergrund nutzte.<br />
Eine große Blende von f/1.8 gab mir einen kurzen<br />
Schärfentiefebereich. Normalerweise blende ich<br />
jedoch nicht weiter ab als bis f/2.5 oder f/3.5, weil das<br />
die Schärfe verbessert.<br />
Diffuses Tageslicht<br />
Das Licht sollte so diffus wie möglich sein, damit die porträtierten Personen nicht<br />
mit den Augen blinzeln müssen. Ist dies trotzdem der Fall, versuchen Sie eine<br />
andere Position, so dass Sie sich im Schatten befinden, oder benutzen Sie einen<br />
Diffusor, um dem Licht die Härte zu nehmen (innen rechts). Falls beides nicht<br />
möglich sein sollte, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als zu warten, bis Position der<br />
Sonne sich geändert hat, oder Sie fotografieren ohnehin an einem bewölkten Tag.<br />
Ein silberner Reflektor ist nützlich, denn auch bei ungerichtetem Licht müssen Sie<br />
eventuell Schatten beseitigen.<br />
Testfoto Meine erste Aufnahme dient lediglich der Überprüfung der Bildgestaltung und der Belichtung. Ich<br />
2hatte eine genaue Vorstellung davon, wie das Foto von Bethany aussehen sollte: Sie sollte auf dem Bauch<br />
liegen, wobei Unterschenkel und Füße in Richtung Kopf angewinkelt sein sollten. Dieses Foto ist zwar nicht<br />
schlecht geworden, doch die seitliche Beleuchtung macht ihre rechte Seite zu dunkel.<br />
Reflektor verwenden Ich baute deswegen einen Reflektor an ihrer rechten Seite auf, sehr nah,<br />
3aber so, dass er auf dem Foto nicht zu sehen ist. Das Ergebnis ist schon viel besser, denn nun ist<br />
genug Licht vorhanden, um auch das Gesicht gleichmäßig zu beleuchten. Die Wand im<br />
Hintergrund lässt die Szene aber für meinen Geschmack zu gedrängt erscheinen.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Tageslicht steuern 49<br />
PRÄZISE<br />
SCHARFSTELLEN<br />
Sie müssen die Schärfe sehr genau<br />
einstellen, denn die große Blende und<br />
die dadurch erzeugte geringe<br />
Schärfentiefe lassen Ihnen nur wenig<br />
Fehlertoleranz. Benutzen Sie den<br />
Einzelpunkt-Autofokus, stellen auf die<br />
Augen scharf, speichern diese<br />
Einstellung per AE-Speicherung und<br />
machen Ihre endgültige<br />
Bildkomposition.<br />
Das fertige Bild<br />
Diese Aufnahme ließ nichts mehr zu wünschen übrig und musste<br />
nur minimal nachbearbeitet werden. Anhand der<br />
Gradationskurven habe ich den Kontrast verstärkt und das Bild im<br />
Zuschnitt etwas angepasst, um genau das Ergebnis zu erhalten, das<br />
ich mir von Beginn an vorgestellt hatte. Versuchen Sie es selbst –<br />
Sie werden überrascht sein, wie einfach es ist, zu Hause ein<br />
schönes Lifestyle-Porträt zu fotografieren.<br />
Hintergrund verändern In diesem Beispiel habe ich von der Terrasse aus in den Raum hinein<br />
4fotografiert. Die gegenüberliegenden Jalousien hatte ich geschlossen, um den Hintergrund<br />
abzudunkeln. Der so entstandene freie Raum hinter Bethany stellt zwar gegenüber dem<br />
Original-Setup eine Verbesserung dar, aber der Kamerastandpunkt ist zu hoch.<br />
Neuer Kamerastandpunkt Ich gehe in die Hocke, und dieser niedrigere Standpunkt ist<br />
5wesentlich besser. Jetzt hat jedoch die Mehrfeldbelichtungsmessung dazu geführt, dass<br />
die Szene und Bethanys Gesicht überbelichtet wurden. Um dies zu korrigieren, stellte ich<br />
einen Wert von -2.3 EV als Belichtungskorrektur ein.
50 Kinderporträts DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
KINDERPORTRÄTS<br />
DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE GEHÖRT ZU DEN POPULÄRSTEN GENRES DER FOTOGRAFIE –<br />
NICHT ZULETZT, WEIL STÄNDIG NEUE IDEEN UND STILMITTEL ENTWICKELT WERDEN, DIE<br />
RAUM FÜR EIGENE VORSTELLUNGEN UND KREATIVE EXPERIMENTE SCHAFFEN. AUF DEN<br />
FOLGENDEN SEITEN STELLEN WIR IHNEN EINIGE BEWÄHRTE AUFNAHMETECHNIKEN FÜR<br />
LIFESTYLE-KINDERPORTRÄTS VOR.<br />
FOTO: BRETT HARKNESS
52 Lifestyle-Porträts<br />
So gelingen Ihre<br />
Baby-Porträts<br />
Aufnahmetechnik, Tipps, Tricks und<br />
Requisiten zum <strong>Fotografie</strong>ren der<br />
kleinen Wonneproppen.<br />
Jordan Butters: Die Ankunft eines neuen<br />
Familienmitglieds ist einer der besonderen Momente<br />
im Leben, den die stolzen Eltern auf jeden Fall im Bild<br />
festhalten wollen. Doch die Zeit vergeht im Flug,<br />
schnell haben die Kleinen Laufen und Sprechen<br />
gelernt, und die ersten Lebensmonate sind nur noch<br />
Erinnerung. Babys wachsen überraschend schnell;<br />
nutzen Sie also die Zeit zum <strong>Fotografie</strong>ren, so lange<br />
sie noch klein sind.<br />
Konzentrieren Sie sich auf die Hände, Füße und<br />
Gesichtszüge, Augen, Ohren und Nase, und nutzen<br />
Sie eine weit offene Blende, um anatomische Details<br />
durch kurze Schärfentiefe optisch abzugrenzen. Auch<br />
die Eltern sollten auf einigen der Bilder zu sehen sein,<br />
damit der Betrachter einen Maßstab hat,<br />
beispielsweise indem das Baby nach Papas<br />
Zeigefinger greift, oder wenn Mama seine Füße hält.<br />
Eine gelungene Baby-Porträtsession erfordert Geduld,<br />
Verständnis und ein wenig Glück, doch wenn Sie<br />
beharrlich sind, können großartige Fotos gelingen.<br />
UMGANG MIT BABYS<br />
Wenn Sie Babys fotografieren, ist Geduld gefragt. In<br />
den seltensten Fällen werden Sie zu einem<br />
gegebenen Zeitpunkt auf Anhieb genau die<br />
Aufnahme hinbekommen, die Ihnen vorschwebt.<br />
Spielen Sie schon vorher möglichst viele denkbare<br />
Aufnahmesituationen durch und passen Sie sich<br />
flexibel an den aktuellen Moment an. Ihr Fototermin<br />
wird höchstwahrscheinlich nicht nach Plan verlaufen.<br />
Eindruck und Wirkung Ihrer Bilder hängen von der<br />
Stimmung des Babys ab: Wie ist die<br />
Zimmertemperatur, hat es Hunger, ist es müde oder<br />
müssen die Windeln gewechselt werden? Das Beste,<br />
was Sie tun können, ist gut vorbereitet, geduldig und<br />
schnell zu sein, wenn der richtige Augenblick kommt.<br />
Tipp<br />
Um es dem Baby behaglich zu machen,<br />
drehen Sie die Heizung auf und vermeiden<br />
Sie Zug. Es ist durchaus üblich, Babys auch<br />
halb- bzw. nackt zu fotografieren, doch<br />
besprechen Sie dies in jedem Fall zuvor mit<br />
den Eltern.<br />
Zwei in einem Bett …<br />
Motive mit Zwillingen sind eine<br />
besondere Herausforderung, die<br />
wunderbare Bilder ergeben kann.<br />
Das richtige Objektiv<br />
Objektiv mit fester<br />
Brennweite: Ein<br />
50mm-Objektiv ist<br />
obligatorisch für jeden<br />
Porträtfotografen. Ein<br />
Canon EF 50mm f/1.8 II<br />
oder ein Nikon NIKKOR 50mm f/1.8D AF<br />
bekommt man für unter 150 €, das neuere<br />
Nikon NIKKOR AF-S 50mm f/1.8G für etwa 250<br />
€. Deutlich teurer wird es mit dem Sigma<br />
50mm f/1.4 EX DG HSM für knapp unter 500 €,<br />
doch damit können Sie auch bei schlechten<br />
Lichtverhältnissen noch aus der Hand<br />
fotografieren. Festbrennweitenobjektive mit<br />
großer maximaler Blende ermöglichen die<br />
Arbeit mit kurzer Schärfentiefe, ideal für<br />
Baby-Porträts.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Zoomobjektiv: Ein<br />
Zoomobjektiv ist vielseitiger<br />
als eines mit fester<br />
Brennweite, weil es nicht auf<br />
eine Entfernung festgelegt ist.<br />
Wenn Ihnen an einer<br />
qualitativ hochwertigen Optik mit großer<br />
maximaler Blende gelegen ist, müssen Sie einen<br />
höheren Betrag ausgeben.<br />
Das Canon EF 24–70mm f/2.8L II USM ist sehr<br />
beliebt, der Preis von etwa 2500 € allerdings<br />
weniger. Eine gute Alternative dazu ist das<br />
Tamron 28–75mm f/2.8 XR für deutlich unter<br />
500 €. Selbstverständlich liefern auch Ihr<br />
18–55 mm oder 18–105 mm Kit-Objektiv<br />
gute Ergebnisse, sie bieten jedoch nicht die<br />
Möglichkeit der extrem flachen Schärfentiefe.
JORDAN BUTTERS<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Weitwinkelobjektiv: Mit<br />
einem Weitwinkel können<br />
Sie so manches lustige Foto<br />
schießen; bedenken Sie<br />
jedoch, dass es die<br />
Perspektive streckt, was bei<br />
Porträtaufnahmen grundsätzlich nicht sehr<br />
schmeichelhaft aussieht. Das Sigma<br />
10–20mm f/4–5.6 EX DC HSM für knapp 500 €<br />
ist eine gute Wahl und passt auf fast alle<br />
Kameragehäuse. Alternativen in dieser<br />
Preislage sind das Canon EF-S 10–22mm<br />
f/3.5–4.5 USM für knapp 800 € und das Nikon<br />
AF-S DX NIKKOR 10–24mm f/3.5–4.5G ED. Alle<br />
drei bieten eine minimale Arbeitsdistanz von<br />
24cm, Sie können also sehr nah an Ihr Motiv<br />
herangehen.<br />
JORDAN BUTTERS
54 Lifestyle-Porträts DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Mein Baby-Porträt...<br />
Jordan Butters: Babys fotografieren Sie am besten bei weicher, diffuser<br />
Beleuchtung. Falls Sie im Tageslicht eines Fensters arbeiten wollen, sollte es<br />
nach Norden oder Süden weisen, wo keine direkte Sonneneinstrahlung zu<br />
erwarten ist. Falls erforderlich, benutzen Sie einen Reflektor, um einen Teil des<br />
Tageslichts auf das Baby zurückzulenken und die unvermeidbaren Schatten aufzuhellen.<br />
Falls Sie direktes Sonnenlicht nicht vermeiden können, hängen Sie ein weißes Bettlaken<br />
bzw. einen weißen Vorhang vor das Fenster, um das Licht zu dämpfen. Eine Alternative<br />
dazu sind Reflektoren, die auch als Diffusoren eingesetzt werden können.<br />
Vermeiden Sie, wenn möglich, ein Blitzgerät auf der Kamera zu benutzen. Sollte das nicht<br />
möglich sein, blitzen Sie indirekt gegen eine Wand oder die Zimmerdecke. Wenn Sie mit<br />
großen Blenden arbeiten, bedenken Sie, dass der Schärfentiefebereich nur gering ist.<br />
Überprüfen Sie deshalb jede Aufnahme daraufhin, ob der von Ihnen gewünschte Bereich<br />
des Motivs scharf abgebildet wurde. Sie werden so manche Überraschung erleben,<br />
insbesondere, wenn sich das Baby bewegt und mit den Füßen strampelt.<br />
Position des Babys Babys drehen sich<br />
1und strampeln, wenn Sie wach sind.<br />
Deswegen ist es sehr hilfreich, jemanden<br />
dabei zu haben, der die Aufmerksamkeit des<br />
Säuglings auf sich zieht, was Ihnen die<br />
Möglichkeit gibt, sich auf Ihre Aufnahmen zu<br />
konzentrieren. Bei diesem Bild hatte ich die<br />
Mutter gebeten, sich mit dem Baby auf dem<br />
Schoß zurückzulehnen und die kleinen Füße<br />
in die Hände zu nehmen. In den Armen der<br />
Mutter werden Babys ruhiger und bewegen<br />
sich weniger, außerdem sorgt die erwachsene<br />
Person im Bild für einen Maßstab, anhand<br />
dessen der Betrachter die Größe der<br />
Gliedmaßen richtig einordnen kann.<br />
Blendenexperimente Schalten Sie die<br />
2Kamera auf Zeitautomatik und<br />
wählen Sie eine große Blende und den<br />
Einzelpunkt-Autofokus. So können Sie<br />
einen bestimmten Bereich selektiv<br />
scharfstellen, bevor Sie die endgültige<br />
Bildkomposition vornehmen. Ist die<br />
Blende zu groß, bekommen Sie eventuell<br />
nicht beide Füße scharf; ist sie zu klein,<br />
könnte der Hintergrund vom eigentlichen<br />
Motiv ablenken. Bei mir erwies sich<br />
Blende f/2.8 als geeignet, beide Füßchen<br />
scharf im Bild zu haben, während der<br />
Hintergrund außerhalb des<br />
Schärfebereichs lag.<br />
Sorgfältig belichten<br />
3Da es ein Low-Key-Foto werden sollte, bat<br />
ich die Mama, einen schwarzen Pulli<br />
anzuziehen, der dem Motiv als Hintergrund<br />
dienen konnte. Ist das Belichtungsmesssystem<br />
der Kamera auf Mehrfeldbelichtung eingestellt,<br />
wird die Kamera den dunklen Hintergrund zu<br />
kompensieren versuchen, wodurch das Foto<br />
überbelichtet wird. Falls das geschieht,<br />
korrigieren Sie entweder mit negativer<br />
Belichtungskorrektur, oder Sie schalten das<br />
Belichtungsmesssystem auf Spotmessung<br />
und messen auf der Haut des Babys, wobei Sie<br />
sicherstellen, dass die wichtigsten Bildbereiche<br />
gemessen werden.<br />
Letzte Feinheiten In Photoshop<br />
4konvertieren Sie das Bild per<br />
Verlaufsumsetzung nach Schwarzweiß<br />
(„Ebenenpalette > Neue Korrekturebene<br />
hinzufügen > Verlaufsumsetzung“) und<br />
wählen in der Korrekturebenenpalette<br />
„Schwarzweiß-Verlauf“. Sie können die Stärke<br />
des Verlaufs ändern, indem Sie die dunklen,<br />
mittleren und hellen Bereiche des Bildes<br />
unabhängig voneinander einstellen. Die<br />
Schwarzweiß-Konvertierung sollte die<br />
meisten Hautunreinheiten verbergen. Ich<br />
habe zusätzlich noch das<br />
Reparaturpinselwerkzeug benutzt, um weitere<br />
kleine Schönheitsfehler zu beseitigen.<br />
Anatomische Details: Noch mehr Ideen<br />
JORDAN BUTTERS<br />
ISTOCK PHOTO<br />
JORDAN BUTTERS<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Requisiten<br />
Requisiten sind momentan der Trend in der<br />
Baby-<strong>Fotografie</strong>. Hüte sind populär, sie sehen<br />
nicht nur lustig aus, sondern können auch<br />
einen unvorteilhaft geformten Kopf oder<br />
lückenhaften Haarwuchs verbergen – keine<br />
unüblichen, vorübergehenden Erscheinungen<br />
bei Neugeborenen. Überlegen Sie auch, ob Sie<br />
das Baby auf oder in irgendetwas platzieren<br />
können, dass Ihr Foto origineller aussehen<br />
lässt, beispielsweise in einen Korb oder in<br />
einen altmodischen Koffer.<br />
Differenziertes Scharfstellen<br />
Probieren Sie einmal aus, von demselben<br />
Kamerastandpunkt mehrere Fotos zu schießen,<br />
wobei Sie den Schärfepunkt jeweils auf einen anderen<br />
Bildbereich legen. Dazu visieren Sie den gewünschten<br />
Bereich an, drücken den Auslöser halb durch und<br />
machen ihre endgültige Bildkomposition. Benutzen<br />
Sie eine große Blende, damit Sie einen flachen<br />
Schärfentiefebereich bekommen. Die entstehenden<br />
Einzelbilder können zu einem Gesamtbild kombiniert<br />
werden, wobei beispielsweise ein Porträt und mehrere<br />
Detailaufnahmen von Babys’ Anatomie in einem<br />
einzigen Bild gezeigt werden können.<br />
Hintergrund<br />
Am besten geeignet sind eine weiche Decke oder<br />
ein Überwurf, die über ein Sofa drapiert werden.<br />
Darauf kann das Baby gelegt werden. Wenn Sie<br />
sich für eine gewagte Farbe des Hintergrunds<br />
entscheiden, lassen sich sehr schöne Darstellungen<br />
erreichen. Kissen unter dem Überwurf geben dem<br />
Baby Halt, Sie können aber auch die Mutter bitten,<br />
sich mit einer Decke über dem Schoß auf das Sofa<br />
zu setzen und das Baby zu halten. Die Haut eines<br />
Neugeborenen ist sehr empfindlich, die Decke<br />
sollte also aus sehr weichem Stoff sein.<br />
Eltern einbeziehen<br />
Beziehen Sie die Eltern in die Fotosession ein,<br />
beispielsweise anlässlich eines Familientreffens,<br />
bei dem das neu hinzugekommene Mitglied von<br />
allen gebührend bewundert wird. Wenn sich die<br />
Anwesenden erst einmal dem Baby zugewendet<br />
haben, werden Sie schnell vergessen, dass Sie dabei<br />
sind, um Fotos zu machen. Dadurch kommen Sie<br />
zu fantastischen, ungestellten Aufnahmen der<br />
ganzen Familie. Mit einem Weitwinkel gelingt Ihnen<br />
vielleicht auch ein Gruppenfoto mit dem Baby im<br />
Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Füßchen nach vorn!<br />
Mit nur wenig Nachschärfen<br />
entstand dieses originelle<br />
Schwarzweißfoto, auf dem sehr<br />
viele Details erkennbar sind.
56 Kinder-Porträts DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Lifestyle-Porträts<br />
Brett Harkness gibt Ihnen Profi-Tipps für die Lifestyle-<strong>Fotografie</strong>, damit auch Sie<br />
diese ganz besondere Atmosphäre Ihren Bildern erzeugen können.<br />
„Setzen Sie sich dort auf den Hocker vor den weißen Hintergrund und schauen Sie auf den roten Punkt hinter mir an der Wand“. – So,<br />
oder so ähnlich geht es zu, wenn Sie wieder einmal Porträtfotos für Ihren Personalausweis, Pass oder Führerschein brauchen – es<br />
wird Ihnen bekannt vorkommen. In der Kinderfotografie kommen sie damit allerdings nicht weit. Eine Umgebung, in der gute<br />
Kinderporträts entstehen, ist von diesem Szenario Lichtjahre entfernt.<br />
Wir werden oft gefragt, ob wir die Aufnahmen nicht im Studio machen könnten, doch sobald wir unseren Kunden klarmachen,<br />
wie viel mehr Spaß eine Outdoor-Fotosession machen würde, ändert sich deren Einstellung meistens recht schnell. Für mich<br />
bedeutet <strong>Fotografie</strong>ren vor Ort, möglichst alle Entfaltungsmöglichkeiten der kindlichen Persönlichkeit so einzufangen, dass ihre<br />
Unbekümmertheit ungezwungen zum Ausdruck kommt – jedenfalls sieht es auf den Bildern so aus. Das funktioniert jedoch nur, weil<br />
ich meine Ausrüstung in- und auswendig kenne, weil ich weiß, dass ich mich auf meine Assistentin verlassen kann, weil ich mit<br />
Kindern umgehen kann und nicht zuletzt deswegen, weil mir niemals der Geduldsfaden reißt, ganz egal, was passiert.<br />
Manchmal entstehen die besten Fotos erst nach einer dreistündigen Session! Das Geheimnis der Lifestyle-Portraits liegt in<br />
Spontaneität und Improvisationsvermögen. Es gibt kein erprobtes Schema, wie man zu großartigen Kinderporträts kommt. Der Erfolg<br />
steht und fällt mit der Beziehung, die Sie in sehr kurzer Zeit zu dem Kind aufbauen müssen und – man kann es nicht oft genug<br />
wiederholen – Sie müssen ihre Ausrüstung in- und auswendig kennen. Sie müssen außerdem sehr schnell arbeiten, machen Sie also<br />
Ihre Aufnahmen mit nur ein paar Telezooms. Mit genügend Erfahrung wissen Sie, welche Brennweite Sie brauchen und wann Sie ein<br />
Objektiv wechseln müssen, damit ihnen keine fotogene Situation verloren geht.<br />
Immer bereit: Entscheidend ist, dass<br />
Sie darauf vorbereitet sind, jede sich<br />
bietende Gelegenheit zu nutzen. Das<br />
kann ein origineller Gesichtsausdruck<br />
oder ein sich zufällig ergebende Geste<br />
sein, die Sie unbemerkt einfangen.<br />
Ganz rechts: Babys fotografiere ich<br />
gern in einer weißen Badewanne,<br />
um die Verschlusszeiten kurz zu<br />
halten. Das ist die beste Methode,<br />
reflektierendes Licht zu nutzen. Lassen<br />
Sie ggf. erst das Wasser ab und setzen<br />
Sie das Baby auf ein helles Badetuch.<br />
Unten: Wenn ein Kind spielen will,<br />
lassen Sie es. Schließlich wollen Sie<br />
in der Lifestylefotografie natürliche<br />
Momente einfangen.<br />
Brett Harkness<br />
Profi-Fotograf Brett Harkness und seine<br />
Partnerin Kristie betreiben zusammen<br />
ein äußerst erfolgreiches Fotostudio in<br />
Manchester. Brett hat sich im Lauf der Jahre<br />
mit seinen brillanten Lifestyleportraits<br />
einen Namen gemacht und gilt als eines<br />
der innovativsten Talente der Branche. Er<br />
fotografiert jedoch nicht nur, sondern hält<br />
außerdem Seminare zu <strong>Fotografie</strong>-<strong>Themen</strong><br />
ab, sei es über Porträts, Hochzeitsfotografie<br />
oder über Lichttechnik.<br />
Bretts Porträt-Kit<br />
Kamera: Canon EOS-1Ds Mk II<br />
Objektive: Canon EF 70–200mm f/2.8L IS,<br />
Canon EF 24–70mm f/2.8L IS,<br />
Canon EF 50mm f/2.5 Macro<br />
Zubehör: Lastolite Reflektor,<br />
Canon Speedlite 580EX
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Kinder-Porträts 57
58 Kinder-Porträts DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Regen. Na und?<br />
Oft verläuft eine Foto-Session nicht wie geplant. Das ist<br />
jedoch nicht immer ein Nachteil, wie dieses Beispiel zeigt.<br />
Ich möchte hier von einer Fotosession berichten, die zu sehr schönen Portraits führte, auch wenn<br />
das Wetter sich überhaupt nicht so entwickelte, wie wir es erwartet hatten. Wir fotografierten in den<br />
Bergen bei Yorkshire. Zunächst erkundeten wir die Gegend auf der Suche nach passenden Kulissen,<br />
damit wir den Hintergrund wechseln konnten, falls dies notwendig werden sollte. Das kleine<br />
Mädchen, Molly, hatte dabei mehr als genug Zeit, sich an uns zu gewöhnen.<br />
Wir begannen mit Fotos in einer Scheune. Das Licht war nahezu perfekt und beleuchtete ein sehr<br />
schönes Motiv, mit dem wir beginnen konnten. Danach machten wir ein paar Aufnahmen an der<br />
Eingangstür. Solche Türen bieten eine schöne Gelegenheit, Farbe ins Foto zu bringen. In diesem Fall<br />
setzte sich das Kind auf die Treppe und Kristie, meine Assistentin, sprach mit ihm, um es abzulenken.<br />
Eine andere Möglichkeit, die Gedanken eines Kindes von der umgebenden Fotobetriebsamkeit<br />
abzubringen, besteht darin, es zum Blumenpflücken zu animieren. Oft entstehen die besten Fotos<br />
dann, wenn Kinder nicht in die Kamera blicken, sondern mit den Gedanken ganz woanders sind. Ich<br />
sage immer, diese Art <strong>Fotografie</strong> besteht zu 60% aus Handwerk, zu 30% aus angewandter<br />
Psychologie und zu 10% aus technischem Knowhow.<br />
Es begann zu regnen, also gingen wir zurück zum Gebäude, um weitere Innenaufnahmen zu<br />
machen. Wählen Sie dabei einen Raum, in dem genug durch Fenster einfallendes Licht vorhanden<br />
ist, so dass Sie aus der Hand fotografieren können. Sie werden die ISO-Empfindlichkeit auf<br />
wenigstens 800 erhöhen, oder die Bildstabilisation der Kamera verwenden müssen. Das ist eine<br />
Situation, in der kurze Brennweiten und schnelle f/2.8-Objektive ins Spiel kommen. Ich tendiere<br />
dabei entweder zum 24-70mm f/2.8L- oder zum 50mm f/2.5 Objektiv.<br />
Als es zu regnen aufhörte, gingen wir wieder hinaus und fotografierten auf einem nahe<br />
gelegenen Stoppelfeld. Die Lichtverhältnisse änderten sich: Mehr Wolken zogen auf und die Sonne<br />
fiel durch die verbleibenden Lücken – Lichtverhältnisse, die dieser Gegend äußerst rar sind. Ich<br />
wechselte zu meinem 70-200mm f/2.8L IS-Objektiv und senkte die ISO Empfindlichkeit auf 400, um<br />
eine möglichst hohe Bildqualität beizubehalten.<br />
Dieser Teil der Fotosession war nicht geplant, sondern ergab sich einfach. Manchmal kann alles<br />
Planen der Welt Sie nicht auf einen Hintergrund wie diesen und auf Lichtverhältnisse wie diese<br />
vorbereiten. Wir hatten unsere Bilder nach etwa 10 Minuten im Kasten, als es sich stark eintrübte und<br />
der Himmel schwarz wurde. Nun musste alles sehr schnell gehen. Ich wollte eine gute Schärfentiefe<br />
und benutzte deswegen eine mittlere Blende von f/8. Die Belichtung der Bilder erfolgte mit 1/500<br />
Sekunde bei Blende f/8 und ISO 400. Sie gehören zu den besten Lifestyle Fotos, die ich je gemacht<br />
habe, denn sie zeigen alles über Molly, als sie in diesem Alter war. Sie zeigen eine Zeit ihres Lebens, in<br />
der sie völlig frei von Sorgen war, mit nichts als kindlicher Freude in ihrem Gemüt. Alles was wir taten,<br />
war, sie vor dem richtigen Hintergrund ins richtige Licht zu rücken; den Rest machte sie selbst.<br />
Kinder müssen ihren Spaß haben. Wenn<br />
sie spielen und sich wohl fühlen, erzielen<br />
Sie bessere Fotos. Hier ist es auch der<br />
tiefe Kamerastandpunkt, der dem Motiv<br />
besonders gut gerecht wird.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Kinder-Porträts 59<br />
Erwischen Sie den Moment<br />
Sie brauchen keine komplizierten Setups oder<br />
faszinierende Örtlichkeiten, um hervorragende<br />
Lifestyle-Kinderporträts in den Kasten zu bekommen.<br />
Beobachten Sie stattdessen die Stimmung und das<br />
Verhalten der Kinder.<br />
TIPP<br />
Wenn Sie im Freien<br />
fotografieren, achten Sie<br />
genau auf die Lichtqualität.<br />
Ein bewölkter Himmel bietet<br />
das vorteilhafteste Licht für<br />
Porträtaufnahmen; einige<br />
Wolken am Himmel bieten<br />
also die besten<br />
Voraussetzungen.
60 Kinder-Porträts DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Familienspaß<br />
am Strand<br />
Der Schlüssel zum Erfolg von Lifestyle-Porträts liegt<br />
in der Vorbereitung und im Aufbau einer Beziehung<br />
zu den beteiligten Personen<br />
BRETT HARKNESS Wir hatten einen schönen Tag draußen in Fleetwood, das etwa<br />
eine Stunde Autofahrt von meinem Studio bei Manchester entfernt liegt. Wie<br />
immer, bevor ich diese Art Fotos mache, hatte ich die Familie auf einen Kaffee und<br />
ein weinig Smalltalk ins Studio eingeladen. Ich mache das vor allem deswegen,<br />
damit die Kinder mich und meine Frau Kristie, die auch meine Assistentin ist,<br />
kennen lernen können. Die Arbeitsteilung sieht üblicherweise so aus, dass die<br />
Eltern mit Kristie Kaffee trinken, während ich die Kinder im Studio herum führe.<br />
Kinder sind neugierig, deswegen mögen Sie das, und es ist relativ einfach, eine<br />
gute Beziehung zu ihnen aufzubauen. Schon dabei mache ich ein paar<br />
Aufnahmen von ihnen, damit Sie sich an die Kamera gewöhnen. Diese ersten<br />
Bilder entstehen gewöhnlich im Eingang des Studios, weil dort das Licht immer<br />
sehr gut ist.<br />
Was die Kleidung der Kinder angeht, überlasse ich es Kristie, die Auswahl zu<br />
treffen. Ich halte es grundsätzlich so, dass die Eltern die entsprechende Garderobe<br />
mitbringen. Dann verbringe ich einige Zeit mit weiteren Fotos, wobei ich nach<br />
etwa einer Stunde einen „Kostümwechsel“ vorschlage. Kristie weiß, was mir<br />
vorschwebt – an dunklen Tagen bevorzuge ich bunte Farben, auch Streifen,<br />
während es im Sommer gedeckte Farben sein sollten, damit die Bilder nicht von<br />
ihnen dominiert werden.<br />
Der Strand hier ist hervorragend für unsere Zwecke geeignet, denn die Kinder<br />
können frei herumrennen, was mir zu Schnappschüssen mit meinem 70-200mm<br />
Zoomobjektiv verhilft. Ich habe üblicherweise keine detailliert geplanten Fotos im<br />
Sinn. Es hängt ganz davon ab, wie die Lichtverhältnisse an dem betreffenden Tag<br />
sind. Ist der Himmel bedeckt, gibt es kein Problem mit zu hartem Licht, doch wenn<br />
es sonnig ist, benutze ich einen kleinen Pier als Hintergrund, der eine interessante<br />
Kulisse abgibt und einen schönen Schatten wirft. Um die Kinder dorthin zu locken,<br />
platziert Kristie ein paar schöne Muscheln dort und lässt die Kinder damit spielen.<br />
Sie achtet dabei darauf, dass sie nicht im Bild erscheint, doch ihre Interaktion mit<br />
den Kindern ist entscheidend für die Qualität der Fotos, denn so sind die Kinder<br />
sich nicht bewusst, dass sie überhaupt fotografiert werden.<br />
Ein anderer Trick besteht darin, ein Loch in den Sand zu graben und die ganze<br />
Familie darauf zugehen zu lassen. Ich liege derweil auf dem Bauch, fotografiere Sie<br />
und die Aufnahmen sehen völlig natürlich aus, weil alle die Augen auf das Loch<br />
gerichtet haben und nicht auf mich. Wenn Sie vor dem Loch angekommen sind,<br />
lasse ich sie darüber springen und fotografieren Sie, während Sie lachend über<br />
dem Loch in der Luft sind. Feste Regeln gibt es nicht, denn jedes Kind verhält sich<br />
anders, doch ich habe inzwischen gelernt, die Situation so zu manipulieren, dass<br />
gute Fotos dabei herauskommen und ich halte das für den Hauptgrund für<br />
meinen Erfolg in dieser Art Lifestyle-<strong>Fotografie</strong>.<br />
Das Wichtigste ist, Bilder zu machen, die die Eltern selbst nicht produzieren<br />
können. Viele Leute glauben, Sie könnten großartige Fotos ihrer Kinder schießen,<br />
nur deswegen, weil Sie eine Kamera haben, doch so einfach ist das nicht. Sie<br />
können nicht ein Kind irgendwo hinstellen und erwarten, dass dabei gute Fotos<br />
herauskommen. Sie müssen sehr kreativ sein, mit schwierigen Lichtverhältnissen<br />
umgehen können, die Kulisse wechseln etc. Sie dürfen es sich nicht einfach<br />
machen als Fotograf, nur dann werden Ihnen qualitativ hochwertige Fotos<br />
gelingen.<br />
Oben: Es ist am einfachsten,<br />
die Kinder längere Zeit an<br />
einem bestimmten Ort zu<br />
halten, wenn Sie die Eltern<br />
mit ins Bild nehmen und ein<br />
Familienporträt machen.<br />
Links: Wenn das Kind im<br />
Schatten steht, doch von<br />
hinten von der Sonne<br />
beleuchtet wird, bekommen<br />
die Haare einen schönen<br />
goldenen Glanz.<br />
Unten: <strong>Fotografie</strong>ren Sie die<br />
Kleinkinder, während sie die<br />
Örtlichkeit erkunden, und<br />
machen Sie sich keine Sorgen,<br />
wenn sie nicht in die Kamera<br />
schauen. Eltern mögen diese<br />
Art Fotos, weil sie die „realen“<br />
Momente des Lebens ihrer<br />
Kinder einfangen.<br />
Wenn ich einmal das Vertrauen des Kindes gewonnen<br />
habe, wechsle ich vom Telezoom zum Weitwinkel<br />
und gehe näher heran. Wenn ein schöner Himmel<br />
vorhanden ist, benutze ich einen Aufhellblitz in<br />
Verbindung mit -2EV Belichtungskorrektur, um den<br />
Hintergrund abzudunkeln.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Kinder-Porträts 61<br />
Zusammenfassung<br />
Arrangieren Sie die Foto-Session<br />
entsprechend der Schlafens- und<br />
Essenszeit der Kinder. Haben sie alles<br />
bereit, wenn sie aufwachen oder<br />
gefüttert werden, denn nur so können<br />
Sie die zur Verfügung stehende Zeit<br />
am besten nutzen.<br />
Einer Assistentin kann die Kleidung<br />
auswählen und für eine gute<br />
Beziehung zu kleinen Kindern sorgen.<br />
Planen Sie nicht zu viel, sondern<br />
seien Sie bereit, die Gelegenheit<br />
beim Schopf zu greifen, wenn Sie<br />
günstig ist.<br />
Machen Sie auch ein paar<br />
Familienfotos, das wissen Eltern<br />
immer zu schätzen.
62 Kinder-Porträts DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Lifestyle-Inspiration<br />
Zum Abschluss unserer Einführung in die Lifestyle-<strong>Fotografie</strong> anhand<br />
von Familien- und Kinderporträts geben wir noch ein paar Tipps und<br />
Hinweise zu bewährten Verhaltensweisen und Aufnahmetechniken.<br />
BRETT HARKNESS Wenn der Winter vor der Tür steht, sollten Sie Ihre<br />
Lifestyle-Sessions auf einen frühen Zeitpunkt verlegen, damit Sie das vorhandenen<br />
Tageslicht ausnutzen können. Sorgen Sie dafür, dass die Kinder warm angezogen<br />
sind; farbenfrohe Mützen und Schals eignen sich ausgezeichnet dazu, Gesichter<br />
einzurahmen und Farbe ins Bild zu bringen.<br />
Die Kinder sollten tun und lassen können, was sie wollen. Wenn Sie sie zu früh<br />
veranlassen, sich hinzusetzen, um eine Nahaufnahme über sich ergehen zu lassen,<br />
werden sie noch nicht recht bei der Sache sein, wenn Sie es zu spät versuchen, haben<br />
sie möglicherweise bereits das Interesse an der Sache verloren. Das Timing ist<br />
deswegen entscheidend. Sie müssen während der gesamten Session dafür sorgen,<br />
dass die Kinder ihre Zeit genießen, denn nur so werden Sie bekommen, worauf Sie<br />
aus sind – natürliche, ungezwungene Fotos.<br />
Requisiten können sich als nützlich erweisen, wie in dem Bild unten, als wir das<br />
Dreirad des kleinen Mädchens teilweise ins Bild nahmen, damit es sich daran<br />
festhalten konnte. Auch Haustiere können dazu beitragen, dass die Foto-Session<br />
dynamisch bleibt. Haustiere bedeuten ihren Besitzern sehr viel und sie werden fast<br />
immer damit einverstanden sein, dass Sie sie ins Bild nehmen. Falls Ihnen das Wetter<br />
sehr zu schaffen macht und niemand wirklich hinausgehen will, gibt es trotzdem ein<br />
Verfahren, ein paar sehr gute Innenaufnahmen zu machen. Gehen Sie nach oben ins<br />
Schlafzimmer und öffnen sämtliche Vorhänge, damit so viel Licht wie möglich in ins<br />
Zimmer fällt. Räumen Sie alles beiseite was nicht im Bild sein soll, machen Sie das Bett.<br />
Nun setzen Sie die gesamte Familie auf das Bett und überlassen sie sich selbst. Mit ISO<br />
Werten zwischen 800 und 1600 und Brennweiten zwischen 18 und 55mm werden<br />
Sie fantastische Aufnahmen machen können. Lassen Sie sie einfach nur spielen und<br />
ihren Spaß haben. Für Sie als Fotograf ist es eine ungewohnte Situation, doch Sie<br />
werden durch hervorragende Fotos belohnt werden. An einem gewissen Punkt<br />
werden Sie feststellen, dass Sie eher dabei sind, eine Familiendokumentation zu<br />
fotografieren, als geplante Motive mit vorab besprochenen Posen.<br />
Ich selbst nutze gern lange Verschlusszeiten, am liebsten zwischen 1/50 und 1/80<br />
Sekunde, denn sie vermitteln den Eindruck von Bewegung im Bild. Etwaige<br />
verschwommene Silhouetten sind das Resultat sich bewegender Menschen, nicht<br />
etwa von Verwackeln oder nachlässigem Scharfstellen. So bekommen Bilder<br />
Atmosphäre und Emotionen. Diese Art zu fotografieren, liegt mir am meisten. Die Art,<br />
wie die Menschen mit mir interagieren und sich selbst einbringen – genau das macht<br />
eine solche Foto-Session zu etwas Besonderem.<br />
TIPP<br />
Auf bestimmten Fotos sollte<br />
die gesamte Familie zu sehen<br />
sein, denn solche Bilder sind<br />
bei Verwandten sehr beliebt.<br />
Wenn Sie es richtig machen,<br />
verhilft Ihnen das zu ein paar<br />
zusätzlich verkauften,<br />
großformatigen Bildern.<br />
❝<br />
DAS TIMING IST ENTSCHEIDEND. SIE MÜSSEN WÄHREND DER GESAMTEN<br />
SESSION DAFÜR SORGEN, DASS DIE KINDER IHRE ZEIT GENIESSEN, DENN<br />
NUR SO WERDEN SIE BEKOMMEN, WORAUF SIE AUS SIND.<br />
❞<br />
Wenn Sie Innenaufnahmen machen, lassen Sie die gesamte Familie auf einem Bett spielen<br />
und fotografieren drauflos. Fangen Sie dabei die unterschiedlichen Stimmungen ein.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Kinder-Porträts 63<br />
Tipps für Lifestyle-Portraits<br />
Es soll Spaß machen Wenn das bedeutet, dass Sie<br />
die Kamera eine Weile beiseite legen müssen und zum<br />
Alleinunterhalter werden, dann tun Sie es. <strong>Fotografie</strong>ren<br />
Sie schnell. Gelangweilte Kinder geben keine guten<br />
Motive ab, und wenn Sie keine guten Motive haben,<br />
machen Sie auch keine guten Fotos. Ideal ist es, wenn die<br />
Beteiligten vergessen dass sie fotografiert werden.<br />
So wenig Objektivwechsel wie möglich Wenn Sie<br />
Kinder fotografieren, passieren die Dinge sehr schnell.<br />
Wenn Sie ständig das Objektiv wechseln, werden Sie die<br />
besten Momente verpassen.<br />
Benutzen Sie einen Reflektor Wenn möglich,<br />
benutzen wir einen Reflektor bei unseren<br />
Lifestyle-Sessions. Kleine Kinder<br />
können sich sogar darauf setzen,<br />
und Sie werden nie Probleme<br />
mit unerwünschten<br />
Schattenwürfen bekommen.<br />
Probieren Sie Neues<br />
aus Wenn Sie die üblichen<br />
Aufnahmen im Kasten<br />
haben, versuchen Sie etwas<br />
Ungewöhnliches, durch die<br />
Art und Weise, wie Sie ein Gesicht<br />
einrahmen, wie Sie den Hintergrund einbeziehen,<br />
oder in Bezug auf das Licht, in dem Sie fotografieren.<br />
Solche Dinge sorgen für den frischen Wind, der Ihren<br />
<strong>Fotografie</strong>stil vorwärts bringt, anstatt stets nur Andere zu<br />
imitieren und das für Inspiration zu halten…<br />
Halten Sie die Dinge einfach Folgen Sie einem<br />
einfachen Plan, wenn es um Örtlichkeiten und Kulissen<br />
geht. Schießen Sie vor unterschiedlichen Hintergründen<br />
und bringen Sie Farbe in Ihre Bilder.<br />
Requisiten und Kulisse spielen eine<br />
entscheidende Rolle für Lifestyle-Porträts,<br />
Sie sollten deswegen immer ein Auge auf<br />
die Umgebung haben und nach Dingen<br />
suchen, die Sie mit in den Bildausschnitt<br />
hinein nehmen könnten. Ich suche zum<br />
Beispiel ständig nach passenden Kulissen,<br />
wo die Kinder sich hinsetzen oder hinstellen<br />
können. Haustüren mag ich besonders gern<br />
für diesen Zweck. Was die Kleidung angeht,<br />
sollte sich die Familie mehrfach umziehen,<br />
damit die Fotos abwechslungsreicher<br />
werden. Auch die Kleidung selbst sollte<br />
abwechslungsreich sein, von einfarbigen<br />
Hemden, Pullovern, Hosen und Röcken bis<br />
zu gemusterten Stücken.<br />
Arbeiten Sie schnell! Besonders wenn Sie Babys<br />
fotografieren, ist dies das Gebot Nummer eins, denn<br />
sie werden nach spätestens 20 Minuten das Interesse<br />
verlieren, oder müssen gefüttert werden, gewickelt<br />
werden, oder ihren Mittagsschlaf halten. Lassen Sie Ihre<br />
Planung flexibel, denn die Dinge können sich ad hoc<br />
ändern. Entwickeln Sie das Gefühl dafür, wann Sie eine<br />
Session zu Ende bringen sollten, denn es bringt nicht<br />
mehr viel, noch weiterzumachen, wenn Sie alles denkbar<br />
Mögliche schon im Kasten haben.<br />
Machen Sie sich schmutzig! Wenn Sie sich den<br />
Kindern im Spiel anschließen und sich nicht scheuen,<br />
sich auch einmal auf den morastigen Waldboden zu<br />
legen, bekommen Sie die Kinder wesentlich schneller auf<br />
Ihre Seite. Vielleicht werden Sie Ihre Kleidung öfter in die<br />
Reinigung bringen, doch die Bilder sind es wert!
LOCATIONS<br />
MENSCHEN ZU FOTOGRAFIEREN, IST EINE SACHE. WO SIE FOTOGRAFIERT WERDEN, IST EINE GANZ ANDERE, SOFERN ES NICHT IM STUDIO GESCHIEHT.<br />
DURCH WOHLÜBERLEGTE AUSWAHL DER RICHTIGEN ÖRTLICHKEIT ERHALTEN DIE AUFNAHMEN IHREN BESONDEREN CHARME. IN DIESEM<br />
ABSCHNITT GEHT ES DARUM, WIE SIE DAS POTENZIAL EINER LOCATION ERKENNEN UND FÜR IHRE PORTRÄTS RICHTIG NUTZEN.<br />
Das <strong>Fotografie</strong>ren draußen vor Ort eröffnet Ihnen eine Vielfalt an<br />
Möglichkeiten, die Umgebung kreativ als Kulisse für Ihr Motiv zu nutzen. An<br />
jedem noch so unscheinbaren Ort gibt es mehr Potenzial für gute<br />
Porträtfotos als im Studio, soviel ist sicher. Der größte Vorteil aber ist die<br />
Vielfalt an Hintergründen, die Ihnen zur Verfügung steht. In diesem<br />
Abschnitt beschäftigen wir uns sowohl mit städtischen als auch mit<br />
ländlichen Umgebungen und wir befassen uns speziell mit den<br />
Aufnahmetechniken und der Beleuchtung, mit deren Hilfe Sie kreative<br />
Porträts fotografieren werden.<br />
Weit zu reisen brauchen Sie nicht, großartige Gelegenheiten warten<br />
schon in unmittelbarer Nachbarschaft auf Sie, auf dem Land sowie in der<br />
Stadt. Zunächst schauen wir uns ein paar städtische Umfelder an, um Sie auf<br />
den Geschmack zu bringen. An einem Industriekanal oder im Stadtpark,<br />
alles ist möglich, und jede Umgebung bietet zahllose Foto-Gelegenheiten.<br />
Lassen Sie sich also von den folgenden Seiten inspirieren und Sie werden<br />
eigene Ideen bekommen, wie Sie aus der Umgebung gleich vor Ihrer<br />
Haustür das Beste machen können.<br />
Anschließend schauen wir uns eine Auswahl ländlicher Umgebungen an<br />
und zeigen einige Möglichkeiten für Experimente, die Sie dort ausprobieren<br />
können. Es ist eine völlig andere Szenerie als in der Stadt, weil Sie Tageszeit<br />
und Wetter stärker in Ihre Motive einbeziehen können und der freiere Blick<br />
auf dem Land mehr Himmel zeigt als in der Stadt. Wir wünschen Ihnen<br />
interessante, atmosphärische Kulissen für Ihre Porträts, machen Sie das<br />
Beste daraus!<br />
FOTO: PAUL WARD
66 Locations<br />
Porträts in der Stadt<br />
Bei der extrem dichten Besiedelung unseres<br />
Landes werden Sie es nicht weit haben bis in die<br />
nächste größere Stadt. Das bedeutet, Sie haben<br />
Zugang zu einer sehr fotogenen Umgebung mit<br />
attraktiven Kulissen und Hintergründen. Wenn Sie<br />
sich aufmerksam umschauen, finden Sie sie<br />
überall: In den Straßen, den Parks, an<br />
Wasserflächen und in der Fußgängerzone. In<br />
diesem Abschnitt erläutern wir, worauf Sie bei<br />
Porträtfotos im urbanen Umfeld achten sollten,<br />
und stellen einige beispielhafte Umgebungen vor.<br />
Wie Sie schnell feststellen werden, gibt es viele<br />
Ähnlichkeiten zwischen den unterschiedlichen<br />
Locations, wobei jede ihre eigene Atmosphäre<br />
hat. Ihre Aufgabe ist es, diese Atmosphäre in Ihren<br />
Fotos greifbar werden zu lassen.<br />
Der Schlüssel liegt in der Beziehung der<br />
fotografierten Personen zu der jeweiligen<br />
Umgebung. Sie haben eine Örtlichkeit vielleicht<br />
nur wegen ihres äußerst attraktiven Hintergrunds<br />
gewählt. Ist das der Fall, konzentrieren Sie sich auf<br />
die Standardprozeduren, die abgearbeitet werden<br />
müssen, um ein gutes Foto zu erhalten, also auf<br />
Bildgestaltung, Beleuchtung und Belichtung. Soll<br />
die Umgebung hervorgehoben werden, indem<br />
eine Beziehung mit den Porträtierten hergestellt<br />
wird, erreichen Sie das durch passende Kleidung<br />
und durch in die Kulisse passende Posen.<br />
Wie auch immer Ihr eigener Ansatz sein mag,<br />
es sind mit Sicherheit genügend Optionen<br />
vorhanden, ihn umzusetzen. Erkunden Sie also<br />
die Umgebung, identifizieren potenzielle<br />
Locations und kommen zum geeigneten<br />
Zeitpunkt mit allen Beteiligten für eine kreative<br />
Porträt-Fotosession zurück. Mit zunehmender<br />
Erfahrung und mehr Selbstvertrauen werden Sie<br />
von allein größere Kreise ziehen und neue<br />
Örtlichkeiten mit neuen Möglichkeiten<br />
entdecken.<br />
Einsichten des Profis<br />
PAUL WARD<br />
„Ich habe urbane Umgebungen für<br />
meine <strong>Porträtfotografie</strong> sehr gern. Ich<br />
wohne in der Großstadt und sie bietet<br />
mir mehr an Umgebungen für meine<br />
Fotos, als ich im ganzen Leben nutzen<br />
könnte. Direkt vor der Haustür liegt eine<br />
enorme Vielfalt an Locations und<br />
meistens finde ich etwas Passendes nur<br />
wenige Minuten von meinem Studio<br />
entfernt. Obwohl ich damit wohl ein<br />
Klischee bediene, mag ich es, vor einem<br />
ramponierten Hintergrund wie einer<br />
verfallenden Ziegelmauer zu<br />
fotografieren, besonders für Modefotos.<br />
Mir gefallen auch unkonventionelle<br />
Locations wie Unterführungen und<br />
Verkehrsinseln. Sie eignen sich<br />
besonders für Aufnahmen bei<br />
Dunkelheit, denn dann kann ich<br />
Langzeitbelichtungen mit Blitz machen,<br />
um die Lichter des Straßenverkehrs und<br />
etwas Umgebungslicht in den Bildern zu<br />
haben.“<br />
TIPP<br />
Menschenmengen vermeiden<br />
Wenn Sie in einem Bankenviertel<br />
fotografieren, vermeiden Sie die<br />
Menschenmassen, wenn Sie es am<br />
Wochenende tun, denn dann<br />
verwandeln sich solche Bezirke<br />
in Geisterstädte.<br />
Sechs Tipps für städtische Kulissen<br />
ISTOCK PHOTO<br />
ISTOCK PHOTO<br />
ISTOCK PHOTO<br />
1) EINE SZENE AUFTEILEN<br />
Städtische Szenen bestehen aus einer Vielfalt an Linien,<br />
Oberflächen, Schatten und Lichtern, die dem<br />
untrainierten Auge chaotisch erscheinen. Unterteilen Sie<br />
eine Szene in ihre Einzelkomponenten und finden Sie<br />
heraus, inwieweit diese einzeln oder in Kombination<br />
genutzt werden können, um einen attraktiven<br />
Hintergrund abzugeben. Schauen Sie sich Gebäude an,<br />
untersuchen Sie Mauern, Fenster und Eingänge aus<br />
unterschiedlichen Winkeln und Höhen.<br />
2) WIE EIN OBJEKTIV „DENKEN“<br />
Schauen Sie nicht nur mit dem „unbewaffneten“ Auge,<br />
sondern auch durch den Sucher der Kamera und variieren<br />
Sie dabei die Brennweite; vielleicht fallen Ihnen neue<br />
Blickwinkel auf, die für das Weitwinkel- oder Teleobjektiv<br />
geeignet sind, die Ihnen sonst entgangen wären. Ein<br />
Ultraweitwinkel ist gut bei beengten Platzverhältnissen,<br />
wobei der Hintergrund verzerrt wird, während ein<br />
Teleobjektiv helfen kann, ablenkende Elemente des<br />
Hintergrunds aus dem Bildausschnitt zu verbannen.<br />
3) AUF OBERFLÄCHEN UND FORMEN ACHTEN<br />
In städtischen Umgebungen finden sich zahllose<br />
interessante Oberflächenstrukturen und Muster, außerdem<br />
faszinierende Formen und Strukturen, die Sie in Ihre<br />
Bildgestaltung einbauen können. Wenn Sie jemanden vor<br />
einer verwitterten Mauer fotografieren wollen, benutzen<br />
Sie ein Weitwinkelobjektiv, mit dem Sie die umgebende<br />
Architektur mit aufs Foto bekommen, oder überlegen Sie,<br />
ob Sie im Vordergrund befindliche Bildelemente einsetzen,<br />
um der Szene mehr Tiefe zu geben.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Ab in die Stadt<br />
Kinder-Porträts 63<br />
Helle Farben und ein<br />
dramatischer Hintergrund<br />
ergeben eindrucksvolle<br />
Porträts.<br />
PAUL WARD<br />
PAUL WARD<br />
ISTOCK PHOTO<br />
4) TAGESZEIT BEDENKEN<br />
Finden Sie heraus, wo die Sonne stehen wird, wenn Sie mit Ihrer<br />
Fotosession beginnen wollen. Das ist besonders wichtig, wenn Sie in<br />
engen Straßen, oder in der Nähe hoher Gebäude fotografieren<br />
wollen. Wenn Sie eine Örtlichkeit gefunden haben, die Ihnen geeignet<br />
erscheint, besuchen Sie sie zu unterschiedlichen Tageszeiten, um<br />
festzustellen, wie sich das Sonnenlicht auswirkt. Vergessen Sie nicht,<br />
dass sich eine Gebäude-Szene ganz anders darstellt, wenn es dunkel<br />
ist und das Flutlicht, die Straßenbeleuchtung und Verkehrslichter das<br />
Tageslicht ersetzt haben.<br />
5) BELEUCHTUNG PLANEN<br />
Licht ist grundsätzlich der kritische Erfolgsfaktor<br />
Ihrer Bilder. Es lässt sich nicht generell bestimmen,<br />
ob Sie auf das Tageslicht vertrauen, den Blitz oder<br />
eine Kombination aus beiden einsetzen sollten.<br />
Nehmen Sie also Lichtformer und Blitzausrüstung<br />
mit, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Da<br />
die Sonne durch hohe Gebäude verdeckt werden<br />
kann, ist ein leistungsstarkes Blitzgerät als Ersatz<br />
empfehlenswert.<br />
6) SO EINFACH WIE MÖGLICH…<br />
In städtischen Umgebungen kommt es leicht vor, dass zu<br />
viele Objekte den Bildausschnitt füllen. Versuchen Sie<br />
stattdessen, nur wirklich interessante Bereiche<br />
herauszupicken, um aus einer einzigen Location viele<br />
unterschiedliche Motive zu erhalten. Eine Aufnahme vor<br />
minimalistischem Hintergrund, z. B. einer simplen Mauer<br />
oder unter einem stimmungsvollen Himmel, ist oft<br />
eindrucksvoller als eine überfrachtete Umgebung mit<br />
vielen verwirrenden Details.
68 Locations DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Im Stadtpark<br />
Eine Großstadt besteht nicht nur aus Beton, Stahl<br />
und Glas. Diverse Parks bieten willkommene<br />
Abwechslung von den Bauten unterschiedlicher<br />
Epochen, die den charakteristischen städtischen<br />
Hintergrund abgeben. In einem Stadtpark sind sie<br />
näher an der Natur. Die weit offenen, mit Gras,<br />
Bäumen und anderer Vegetation bewachsenen<br />
Flächen bieten ein vollständig anderes Szenario.<br />
Parks sind die grünen Lungen einer Stadt, die der<br />
Entspannung und Erholung dienen. Dieser Faktor<br />
sollte in Ihren Fotos zum Ausdruck kommen.<br />
Porträts, in denen gelächelt wird, Schnappschüsse<br />
von entspannten Menschen und versonnene<br />
Momente gehören zu den Motiven, die Ihnen<br />
neben den traditionellen Porträt-Setups und<br />
Lifestyle-Posen zur Auswahl stehen.<br />
Ein Park ist auch der ideale Ort, Paare zu<br />
fotografieren und ein romantisches Element in<br />
Ihre Fotos zu bringen. So können Sie<br />
beispielsweise eine im Gras liegende Person<br />
fotografieren, wobei Sie in die Hocke gehen um<br />
eine dazu passende Perspektive zu erzeugen.<br />
<strong>Fotografie</strong>ren Sie gegen die Sonne, ergibt sich ein<br />
attraktiver Glanz im Haar und im umgebenden<br />
Gras. Benutzen Sie dabei möglichst einen weißen<br />
oder silbernen Reflektor, der das Gesicht aufhellt.<br />
Parkbänke sind ein schönes Bildelement, Sie<br />
können von hinten fotografieren, während die<br />
porträtierten Personen über die Schulter blicken<br />
oder Sie lassen sie sich mit ausgestreckten Beinen<br />
längs auf die Bank setzen und fotografieren dieses<br />
Motiv aus unterschiedlichen Blickwinkeln.<br />
Elemente von Humor, Spaß und Dynamik ergeben<br />
sich, wenn die Betreffenden springen, rennen<br />
oder spielen. Ganz gleich was Ihnen einfällt, die<br />
Menschen sollten lächeln und fröhlich aussehen,<br />
denn Parks sind Orte der Entspanntheit, der<br />
Gelassenheit und des Genusses, und das sollte in<br />
Ihren Fotos zum Ausdruck kommen.<br />
PAUL WARD<br />
„Die Stadtparks in Birmingham bieten eine Fülle<br />
sehr schöner Kulissen für meine Porträtfotos. Der<br />
Aston Park, aus dem diese Bilder stammen, ist<br />
mehr oder weniger wie die anderen Stadtparks<br />
überall auf der Welt, deswegen können Sie die<br />
Ideen und Aufnahmetechniken, die ich hier<br />
ausprobiert habe, auch in Ihrer Stadt ganz einfach<br />
nachvollziehen. Ich versuche immer, die Dinge so<br />
einfach wie möglich zu halten, deswegen nehme<br />
ich nur ein paar Reflektoren und Blitzgeräte mit<br />
und benutze nur ein 24–70mm- und ein<br />
70–200mm-Objektiv. Ich empfehle Ihnen, dass Sie<br />
vor der eigentlichen Fotosession einen Gang<br />
durch den Park unternehmen und mit dem<br />
Smartphone die Örtlichkeiten aufnehmen, die für<br />
Sie in Frage kommen.<br />
Als ich diese Fotos machte, war es bewölkt,<br />
doch die Sonne kam regelmäßig durch, was mir<br />
meine Aufgabe erleichterte. War es vollständig<br />
bedeckt, fotografierte ich auf offenen Flächen,<br />
wobei das Licht weich und diffus war. Dabei<br />
benutzte ich einen silbernen Reflektor, um<br />
Schatten aufzuhellen. Kam die Sonne zum<br />
Vorschein, verlegten wir unsere Aktivitäten um ein<br />
paar Meter unter eine Baumkrone. Sie können<br />
auch bei bedecktem Himmel unter Bäumen<br />
fotografieren, ich persönlich ziehe es jedoch vor,<br />
wenn es sonnig ist, weil dann die Lichtverhältnisse<br />
besser sind und das Sonnenlicht durch das<br />
Blattwerk scheint, was den Farben zugute kommt<br />
und außerdem attraktive Spitzlichter produziert.<br />
Hat der Baum tief hängende Äste, kann mit ihnen<br />
interagiert werden; Äste können eine Personen<br />
einrahmen, sie können sie beiseite schieben und<br />
durch das Blattwerk hindurch schauen oder ganz<br />
einfach ein einem Blatt zupfen. Wenn eine lange<br />
Baumreihe vorhanden ist, können Sie in den<br />
Die Umgebung eines Stadtparks bietet zahllose<br />
Möglichkeiten für ansprechende Porträtfotos. Nutzen<br />
Sie die Umgebung, um Ihre Fotos attraktiver zu machen<br />
– niedrig hängende Zweige beispielsweise eignen sich<br />
sehr gut, um mit ihnen zu interagieren und Alleebäume<br />
sind ideale natürliche Rahmen.<br />
Hintergrund einbeziehen, entweder als<br />
Führungslinien oder als natürlichen Rahmen. Gibt<br />
es einen Teich im Park, lässt sich dieser bei<br />
Sonnenlicht gut als unscharfer Hintergrund<br />
verwenden, indem Sie so fotografieren, dass Sie die<br />
Spiegelungen an der Wasseroberfläche ins Bild<br />
nehmen.<br />
Für Fotos von Menschen, die in direktem<br />
Sonnenlicht stehen, benötigen Sie einen Diffusor,<br />
um weicheres Licht auf Ihrem Motiv zu erzeugen.<br />
<strong>Fotografie</strong>ren Sie hingegen unter einer<br />
Baumkrone, wenn es ohnehin recht dunkel ist,<br />
können Sie einen von der Kamera entkoppelten<br />
Blitz einsetzen, um zusätzliches Licht in Ihr Motiv<br />
zu bringen. Am besten schalten Sie das Blitzgerät in<br />
die manuelle Betriebsart und blitzen mit nur wenig<br />
Leistung, damit der Effekt subtil bleibt.“
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Locations 69<br />
Unterführungen<br />
und Rundbögen<br />
In jeder Stadt gibt es bestimmte Örtlichkeiten, die großes<br />
fotografisches Potenzial bieten, doch regelmäßig<br />
übersehen werden. Zu ihnen gehören Unterführungen<br />
und Rundbögen von Brücken. Sie sind einerseits ideale<br />
Schattenspender bei grellem Sonnenlicht, andererseits<br />
halten sie Sie auch in strömendem Regen trocken. Wenn<br />
Sie in der Eingangszone des überdachten Bereichs<br />
fotografieren, können Sie außerdem den Kontrast des<br />
Übergangs zwischen Schatten und Sonnenlicht nutzen.<br />
Sie können beispielsweise ein Porträt im Gegenlicht<br />
aufnehmen, wobei der Hintergrund vollständig<br />
ausbleicht.<br />
Oft finden sich auch Mauern mit bunten Graffitis, die<br />
Ihren Porträts ein zusätzliches, attraktives Element<br />
geben. Wenn Sie in einer Unterführung fotografieren,<br />
müssen Sie auf den Weißabgleich achten. Stellen Sie ihn<br />
auf „Leuchtstoff“, wirken die Farben am natürlichsten.<br />
Selbstverständlich können Sie auch im Raw-Format<br />
fotografieren und die Farben später justieren, oder Sie<br />
können blitzen. Unter dem Rundbogen einer Brücke<br />
haben Sie meist die Wahl zwischen dem<br />
Umgebungslicht oder Blitzlicht. Tageslicht in<br />
Verbindung mit einem oder zwei Reflektoren ergibt den<br />
natürlichsten Effekt. Dabei müssen Sie genau auf die<br />
richtige Belichtung achten, damit der Hintergrund nicht<br />
zu dunkel wird. Mit dem Blitz können Sie dramatischere<br />
Effekte erzeugen, denn Sie können Ihr Motiv direkt<br />
anblitzen, um lange Schatten zu erzeugen oder Sie<br />
benutzen zusätzlich ein zweites Blitzgerät, das den<br />
Hintergrund ausleuchtet. Mithilfe von Blitzfolien an dem<br />
Sekundärblitzgerät können Sie Farbeffekte erzeugen, die<br />
Ihre Kulisse noch interessanter werden lassen.<br />
Eine solche Umgebung ist meist recht einsam und<br />
kann einschüchternd wirken, besonders wenn Sie in den<br />
späteren Stunden des Tages fotografieren, deshalb<br />
empfiehlt es sich, gegebenenfalls einen Freund als<br />
Assistenten dabei zu haben, denn je mehr vertraute<br />
Personen vor Ort sind, desto leichter stellen sich bei allen<br />
Beteiligten die für gute Porträtfotos unerlässliche<br />
Entspanntheit und Gelassenheit ein.<br />
PAUL WARD<br />
„In Birmingham gibt es jede Menge Straßen- und<br />
Kanalbrücken und wenn ich Mode-Porträts fotografiere,<br />
ist diese hier meine bevorzugte Kulisse. Es ist ein<br />
ausgedehnter Bereich unter einer Reihe von<br />
Bahngleisen in der Nähe des Jewellery Quarter. Dort gibt<br />
es viel Platz zum Arbeiten und es verirrt sich selten<br />
jemand dorthin, deswegen kann ich dort meine<br />
Beleuchtung aufbauen, ohne jemanden zu behindern.<br />
Die Wände sind mit Rundbögen verstärkt und man<br />
kann sehr schön mit unterschiedlichen Kamerawinkeln<br />
experimentieren, wenn man seine Bildgestaltung<br />
ausarbeitet. Sie können sehr nah herangehen und mit<br />
einem Ultraweitwinkel von einem niedrigen<br />
Kamerastandpunkt aus fotografieren, oder Sie können<br />
ein Teleobjektiv aus größerer Entfernung benutzen und<br />
einen Rundbogen oder einen Teil davon im Hintergrund<br />
verschwimmen lassen. Ich bevorzuge einen flachen<br />
Winkel, so dass die Rundbögen sich im Hintergrund<br />
verlieren und dem Bild mehr Tiefe geben. Das wirkt<br />
besonders gut im Querformat, denn dann kann ich die<br />
Personen, die ich fotografiere, dezentral platzieren, so<br />
dass eine ganze Reihe Rundbögen im Bild ist. Dieses<br />
Setup bietet auch sehr viele Möglichkeiten, was die<br />
Beleuchtung angeht. Mit einigen Blitzgeräten oder<br />
einem tragbaren Studioblitz-System können Sie Motiv<br />
und Hintergrund in beliebiger Weise ausleuchten. Ich<br />
bevorzuge jedoch meist das Umgebungslicht und<br />
verwende oft nur einen silbernen Reflektor, der draußen<br />
im Sonnenlicht aufgebaut ist und die Szene zusätzlich<br />
aufhellt. In der Nähe des Tunneleingangs ergeben sich<br />
besonders hübsche Effekte, denn dort ist viel mehr Licht<br />
vorhanden, als es zunächst den Anschein hat. Oft lege<br />
ich einen silbernen oder weißen Reflektor flach auf de<br />
Boden um zusätzliches Licht von unten zu erhalten.<br />
Das gesamte Bauwerk ist eine Konstruktion aus<br />
braunen Ziegeln, es gibt schwarze Schatten und<br />
ansonsten wenig mehr, deswegen fehlt dort Farbe. Ich<br />
muss also auf andere Weise für visuelle Attraktivität<br />
sorgen. <strong>Fotografie</strong>ren mit einer Graffiti im Hintergrund<br />
ist eine Lösung, ebenso wie rote, blaue oder grüne<br />
Blitzfolien, die dem Hintergrund Farbe geben. Oft aber<br />
sorgen die porträtierten Personen selbst für zusätzliche<br />
Attraktivität. Das kann durch extravagante Kleidung<br />
geschehen, aber auch durch eine sehr ungewöhnliche<br />
Pose.“<br />
Unterführungen und Rundbögen sind<br />
großartige Orte für außergewöhnliche<br />
Porträts. Sie müssen etwas Aufwand<br />
betreiben, um eine Beleuchtung zu<br />
erzeugen, die dem Ambiente gerecht<br />
wird. <strong>Fotografie</strong>ren Sie im<br />
Eingangsbereich, wo das Sonnenlicht in<br />
Schatten übergeht. So können Sie Ihr<br />
Motiv seitlich beleuchten, den Tunnel als<br />
schwarzen Hintergrund nutzen, oder in<br />
das von außen her einfallende Gegenlicht<br />
fotografieren. Jede Aufnahmetechnik<br />
besitzt ihren besonderen Reiz.
70 Locations DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Am Kanal<br />
Unser Land hat Tausende Kilometer Wasserstraßen,<br />
deswegen ist es gar nicht unwahrscheinlich, dass<br />
eine davon in ihrer Nähe verläuft. Fahren Sie einmal<br />
an einen Kanal, dann Sie werden entdecken, dass er<br />
eine wundervolle Umgebung für Porträtfotos abgibt.<br />
Kleine Boote beispielsweise sind ein attraktiver<br />
Hintergrund, Sie können sie aber auch vom anderen<br />
Ufer aus fotografieren und deren Spiegelungen an<br />
der Wasseroberfläche in Ihr Motiv aufnehmen.<br />
Auch Kanalbrücken sind gut geeignet. Die<br />
porträtierten Personen können auf der Brücke<br />
stehen, wobei Sie das Geländer als Führungslinie<br />
benutzen, oder Sie stellen sie unter die Brücke, wobei<br />
diese gleichzeitig als Hintergrund und Rahmen<br />
dienen kann. Oft finden sich Rundbögen, Treppen<br />
und andere architektonische Elemente in der<br />
Umgebung eines Kanals, schauen Sie sich also um<br />
und versuchen Sie, diese Elemente einzubeziehen.<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Als eines der Zentren der industriellen Revolution ist<br />
Manchester von einer Vielzahl von Kanälen<br />
durchzogen. Aufgrund der in den letzten<br />
Jahrzehnten erfolgten Modernisierung des<br />
Stadtbildes finden sich in der Nähe dieser Kanäle<br />
heute neben der traditionellen Architektur auch<br />
hochmoderne, futuristische Bauwerke. Beide geben<br />
einen ausgezeichneten Hintergrund für Porträtfotos<br />
ab. Bei manchen Örtlichkeiten brauchen Sie jedoch<br />
eine Fotogenehmigung, klären Sie diese Frage also,<br />
bevor Sie Ihre Fotosession planen. Diese Aufnahmen<br />
entstanden an einem kurzen Kanalarm in der<br />
Innenstadt von Manchester.<br />
Fotografisch gesehen, profitiert diese Gegend von<br />
einer Mischung aus moderner und traditioneller<br />
Architektur, außerdem von einer Reihe sehr<br />
fotogener Brücken. Als wir diese Bilder machten, sind<br />
wir einfach am Kanal entlang gegangen und haben<br />
immer dort fotografiert, wo wir eine interessante<br />
Kulisse fanden. Wir konnten meist nur ein paar<br />
Schritte weiter gehen, bevor wir ein weiteres<br />
mögliches Motiv erkannten. Ich lasse die Menschen<br />
die ich fotografiere, wenn möglich mit der<br />
Umgebung interagieren; sie lehnen sich<br />
beispielsweise gegen einen Mast oder eine Mauer,<br />
oder sie sitzen auf einer Bank. Brücken sind<br />
ausgezeichnete Bildelemente und dienen als<br />
natürliche Führungslinien; man kann einen Arm auf<br />
das Geländer stützen oder sich mit der Hüfte<br />
dagegen lehnen, wobei solche Posen sehr natürlich<br />
wirken sollten. Treppen sind eine andere schöne<br />
Requisite für den Hintergrund, man kann darauf<br />
sitzen oder die Stufen so ins Bild einbeziehen, dass<br />
sich die visuelle Attraktivität des Motivs erhöht.<br />
Ich nehme bei jedem Wetter eine tragbare<br />
Studioblitz-Ausrüstung mit, damit ich möglichst viele<br />
Optionen der Beleuchtung habe. Gewöhnlich<br />
besteht das Setup aus einem Hauptlicht mit Softbox,<br />
manchmal kommt ein zweiter Blitzkopf hinzu, der<br />
mit einem CTO-Filter (Orange) versehen ist, um das<br />
Licht der untergehenden Sonne zu simulieren. Wenn<br />
Sie Blitzlicht zur Verfügung haben, sind sie nicht<br />
ausschließlich vom Umgebungslicht abhängig. Das<br />
eröffnet Ihnen viel mehr Möglichkeiten, was die<br />
Gestaltung ihrer Porträts betrifft. Eine weitere<br />
Möglichkeit, die Wirkung ihrer Fotos zu variieren,<br />
besteht im Wechsel der Kleidung und in der<br />
Wasserstraßen bieten eine Vielzahl an<br />
Hintergründen für Porträtfotos. Brücken<br />
dienen als Führungslinien und bieten<br />
ausdrucksstarke Strukturen als Hintergrund,<br />
während Treppen eine ursprüngliche<br />
städtische Atmosphäre vermitteln, ein Effekt,<br />
der besonders zur Geltung kommt, wenn Sie<br />
Porträts fotografieren, die modisch-glamourös<br />
sind wie in unserem Beispiel.<br />
Benutzung von Requisiten. Auch eine Visagistin ist<br />
nie fehl am Platz, denn sie kann das Aussehen der<br />
porträtierten Personen durch eine andere Frisur und<br />
neues Make-up an jeweilige Kulisse anpassen. Wie<br />
auf diesen Bildern gut zu erkennen ist, ist es nicht nur<br />
der Hintergrund, der sich ändert; die<br />
eingenommenen Posen reichen von entspannt bis<br />
modisch selbstbewusst, wobei das Haar mal offen in<br />
der Art eines Pferdeschwanzes, mal in einer klassisch<br />
gestylten Frisur getragen wird. Mithilfe solcher<br />
kleinen Tricks können Sie ohne viel Aufwand mit<br />
einer einzigen Person an einem einzigen Ort eine<br />
Reihe großartiger, ganz unterschiedlicher Porträts<br />
fotografieren.“
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Locations 71<br />
Ein weicher Ansatz<br />
Die geringe Schärfentiefe<br />
kommt hier der<br />
Umgebung zugute, ohne<br />
jedoch vom Hauptmotiv<br />
abzulenken.
72 Locations DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Auf der Straße<br />
Diese häufigste Umgebung in der Stadt ist auch perfekt<br />
für die <strong>Porträtfotografie</strong>, denn keine Straße ist wie die<br />
andere, jede hat ihren eigenen Charakter und ist damit<br />
auch ästhetisch ansprechend. Deswegen bieten sich<br />
Straßen als Kulissen erster Wahl an, um Porträts in der<br />
Stadt zu fotografieren. In den älteren Stadtteilen finden<br />
Sie traditionelle Architektur, Gebäude aus Ziegeln und mit<br />
ornamentalen Strukturen. In den modernen<br />
Geschäftsvierteln dominieren Stahl- und<br />
Glaskonstruktionen. Jede größere Stadt hat ihre<br />
unterschiedlichen Gegenden, die so etwas wie eine<br />
eigene Persönlichkeit haben. Ob Sie also in der Altstadt<br />
auf einer kopfsteingepflasterten Straße fotografieren oder<br />
in der prachtvollen Einkaufsmeile einer Fußgängerzone,<br />
sie werden immer eine attraktive Kulisse für ihre Porträts<br />
finden.<br />
Straßen haben großes Potenzial als Porträt-<br />
Hintergrund und es gibt keine Aufnahmetechnik, die Sie<br />
dabei nicht ausprobieren könnten. Sie können Ihr Motiv<br />
seitlich in der Straße arrangieren und Gebäude als<br />
Hintergrund ins Bild nehmen, oder Sie können es so<br />
platzieren, dass sich die Straße im Hintergrund verliert. Bei<br />
engen Straßen benutzen Sie zu diesem Zweck ein<br />
Weitwinkelobjektiv, damit erzeugen Sie starke,<br />
konvergierende vertikale Linien, die dem Hintergrund viel<br />
Tiefe geben und das Bild insgesamt höchst attraktiv<br />
machen. Hauseingänge können ihren Porträts als<br />
natürlicher Rahmen dienen und nah an einer Mauer<br />
können Sie aus einem solchen Winkel fotografieren, dass<br />
die Mauer im Vordergrund eine ungewöhnlich<br />
faszinierende Perspektive bietet.<br />
Auch die Straße selbst, vielmehr der auf ihr<br />
herrschende Verkehr bietet eine gute Porträt-Kulisse.<br />
<strong>Fotografie</strong>ren Sie mit langer Verschlusszeit und aus den<br />
Fahrzeugen werden attraktive Streifen im Hintergrund.<br />
Noch besser, warten Sie bis es dunkel wird und<br />
fotografieren Sie mit langer Verschlusszeit und Blitz die<br />
Lichtspuren des Verkehrs. Ihr Portrait-Motiv ist dabei<br />
attraktiv ausgeleuchtet im Vordergrund.<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Wenn ich Porträts in der Stadt bei bedecktem Himmel<br />
fotografieren benutze ich Blitzlicht, um Farbe und<br />
Kontrast zu verstärken. Die Bilder, die hier zu sehen sind,<br />
illustrieren das Potenzial der Stadt als Porträt-Kulisse. Sie<br />
müssen sich allerdings die Zeit für ausgedehnte<br />
Erkundungen nehmen. Die meisten Gebäude erzeugen<br />
eine durch ihre Architektur beabsichtigte, eigene<br />
Ästhetik. Selbst Profanbauten wie Verwaltungs- und<br />
Industriegebäude folgen diesem Prinzip.<br />
Wenn Sie auf der Straße fotografieren, achten Sie<br />
sowohl auf den Auto- als auch auf den Fußgängerverkehr<br />
und seien Sie niemandem im Weg. Ich selbst bevorzuge<br />
ruhigere Seitenstraßen für meine Projekte.<br />
Einbahnstraßen sind übrigens sehr gut geeignet, denn Sie<br />
machen es Ihnen wesentlich einfacher, den Verkehr im<br />
Auge zu behalten. Ich fotografiere meine Porträt-Motive<br />
gern mitten auf der Straße. Wenn Sie dabei ein<br />
Weitwinkelobjektiv verwenden, haben Sie an beiden<br />
Straßenseiten Gebäude im Bild, die sich einander<br />
zuzuneigen scheinen. Mit einem 150-200mm Telezoom<br />
hingegen können Sie ein interessantes Detail einer<br />
Häuserzeile als Hintergrund benutzen.<br />
Ein besonders reizvoller Effekt ergibt sich, wenn sich<br />
die zu fotografierende Person in einem Hauseingang<br />
befindet, entweder auf einer Treppenstufe sitzend oder<br />
sich mit dem Ellbogen und der Hand am Kopf gegen eine<br />
Mauer stützend. Bei älteren Industriebauten suche ich<br />
nach verwitterten, abgenutzten Türen, denn die ergeben<br />
immer einen interessanten Hintergrund besonders dann,<br />
wenn sie etwas unscharf aufgenommen werden.<br />
Probieren Sie unterschiedliche Kamerastandpunkte.<br />
Gehen Sie mit einem Weitwinkelobjektiv an der Kamera<br />
In kleinen Seitenstraßen herrscht oft eine<br />
Atmosphäre von Verlassenheit, die als Kulisse<br />
für Porträtfotos besonders geeignet ist. Hier<br />
brauchen Sie in Weitwinkelobjektiv, um die<br />
richtige Perspektive zu bekommen und auch<br />
das Blitzgerät ist unerlässlich, denn die<br />
Lichtverhältnisse sind oft problematisch.<br />
in die Hocke, oder stellen Sie sich nah an eine Mauer und<br />
nutzen Sie die besonders akzentuierte Perspektive des<br />
Vordergrunds mit einem Teleobjektiv. In engen Straßen<br />
können die Lichtverhältnisse problematisch sein,<br />
benutzen Sie in diesem Fall das Blitzgerät, um die Szene<br />
adäquat auszuleuchten. Kleine Gassen sind oft<br />
besonders charismatische Umgebungen. Oft befinden<br />
sich die anliegenden Gebäude in einem desolaten<br />
Zustand. Paradoxerweise ist das jedoch ein exzellenter<br />
Hintergrund für stimmungsvolle Porträts. Sie müssen auf<br />
jeden Fall ein Weitwinkelobjektiv dabei haben, es ist<br />
unerlässlich, wenn Sie mit der Perspektive effektvoll<br />
arbeiten wollen und auch das Blitzgerät ist unentbehrlich,<br />
denn an solchen Orten kann das vorhandene Licht sehr<br />
problematisch sein.“<br />
Einsichten des Profis<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Wo ich in Manchester wohne, gibt es keinen<br />
Mangel an Kulissen, unter denen ich auswählen<br />
kann. Innerhalb einer halben Stunde bin ich mit<br />
dem Auto an einem Kanal, in einem<br />
viktorianischen Industriegebiet oder in einem<br />
Geschäftsviertel. Obwohl es eine geschäftige<br />
Stadt mit mehr als einer halben Million<br />
Einwohnern ist, findet man immer relativ<br />
ruhige Gegenden, in denen man fotografieren<br />
kann; und auf einer der hektischen<br />
Hauptstraßen sind die Leute immer in solcher<br />
Eile, dass die meisten gar nicht mitbekommen,<br />
was ich tue. Deswegen lässt es sich auch dort<br />
gut arbeiten. Das größte Problem besteht<br />
immer darin, erst einmal einen Parkplatz zu<br />
finden…“
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Locations 73<br />
Trümmerkulissen<br />
Es ist schon erstaunlich, dass die<br />
heruntergekommenen, trostlosen Areale einer<br />
Stadt oft die besten Kulissen für Porträtfotos bieten.<br />
Trümmergrundstücke sind an sich schon ein<br />
Dorado für interessante Bilder: abblätternde<br />
Tapeten, herausgerissene Fußböden, Überreste von<br />
Möbeln, zerbrochene Fensterscheiben und<br />
genereller Verfall bieten Hintergründe für<br />
atmosphärische Aufnahmen. Sobald man eine<br />
Person mit ins Bild nimmt, bekommt das Foto eine<br />
Eigendynamik. Ganz gleich ob Modefotos, Aktfotos<br />
oder konventionelle Porträts, verfallende Gebäude<br />
sind eine passende Kulisse. Suchen Sie eine solche<br />
Gegend und entdecken Sie selbst die Faszination, in<br />
solchen Umgebungen Porträts aufzunehmen.<br />
Es versteht sich von selbst, dass Sicherheit<br />
oberstes Gebot ist, gehen Sie also keinerlei Risiken<br />
ein. Nicht nur scharfe Glasfragmente stellen eine<br />
Gefahr dar, auch scharfkantige Metallteile,<br />
durchgefaulte Fußböden und Wände,<br />
die jederzeit zusammenfallen,<br />
könnten Ihnen den Tag<br />
TIPP<br />
Zutritt verboten!<br />
So groß die Versuchung auch<br />
sein mag, beherrschen Sie sich und<br />
betreten Sie kein Privatgelände ohne<br />
Erlaubnis. Das ist nicht nur verboten,<br />
sondern kann bei einem Unfall auch noch<br />
extrem unangenehme<br />
versicherungstechnische Folgen haben.<br />
Besorgen Sie sich eine schriftliche<br />
Erlaubnis, dort fotografieren zu<br />
dürfen oder bleiben Sie auf<br />
öffentlich zugänglichem<br />
Gelände.<br />
verderben, wenn Sie nicht<br />
höllisch aufpassen… Doch Sie<br />
können einen großen Bogen<br />
um diese Gefahren machen<br />
und das Setup Ihres Motivs<br />
trotzdem in einer solchen<br />
Umgebung des Verfalls<br />
vornehmen. Wenn Sie nicht<br />
nah genug heran können,<br />
benutzen Sie eine kurze<br />
Telebrennweite mit kleiner Blende.<br />
Die Kompression der Perspektive lässt den<br />
Hintergrund näher erscheinen als er tatsächlich ist.<br />
Sie sollten also keinerlei Probleme bekommen,<br />
solange Sie die Erlaubnis haben, sich dort<br />
aufzuhalten und solange Sie elementare<br />
Sicherheitsgrundsätze befolgen. Belohnt werden<br />
Sie durch hochinteressante Möglichkeiten der<br />
Bildgestaltung, die ihresgleichen suchen. In weiten,<br />
offenen Flächen benutzen Sie ein<br />
Weitwinkelobjektiv und fotografieren Ihr Motiv aus<br />
großer Nähe, um den Eindruck der Verlassenheit<br />
und der Einsamkeit der Umgebung zu betonen.<br />
An Tagen mit wolkenverhangenem Himmel<br />
benutzen Sie das Blitzlicht, um Ihr Motiv<br />
herauszuheben und den Himmel noch dunkler<br />
erscheinen zu lassen. Auch Interaktion mit der<br />
Umgebung ist wirkungsvoll. Ein zurückgelassener,<br />
halb zerbrochener Stuhl kann beispielsweise als<br />
Requisite dienen, ebenso wie teilweise<br />
ausgeschlachtete, rostige Industrieanlagen und<br />
deren noch vorhandene Maschinenteile. Sie sollten<br />
sich auch überlegen, ob sich eine solche Szenerie<br />
für HDR-Fotos oder zur Konvertierung in<br />
Schwarzweiß eignet, um die erzeugte Stimmung zu<br />
verstärken.<br />
DANIEL LEZANO<br />
„Wie alle, die kein Studio zur Verfügung haben,<br />
fotografiere ich die meisten Porträt-Jobs direkt im<br />
Haus oder Garten des Kunden. Das liefert fast immer<br />
die gewünschten Ergebnisse, doch ab und zu<br />
brauche ich einen Wechsel dieser Standardkulissen,<br />
um frischen Wind in meine eigene<br />
Aufnahmetechnik zu bringen.<br />
Trümmergrundstücke und Industriebrachen mit<br />
verfallenden Gebäuden bieten genau die nötige<br />
Abwechslung.<br />
Das Gebäude meiner Wahl ist heute ein<br />
ehemaliges Restaurant an der A1 direkt nördlich von<br />
Peterborough. Einst ein betriebsamer Ort, ist es<br />
schon seit Jahren geschlossen und verfällt mehr und<br />
mehr. Doch gerade das und die immer neuen<br />
Graffitis machen es zu einer idealen Kulisse für<br />
extravagante Porträtfotos. An dem Abend, als wir<br />
fotografierten, war der Himmel stark bewölkt und<br />
das Licht entsprechend stumpf. Wir hatten einen<br />
transportablen Studioblitz mit Softbox dabei, um<br />
Bethany perfekt ins Licht zu setzen. An der<br />
Vorderseite des Gebäudes war ein roter<br />
Treppenaufgang, dort stellte sich Bethany zuerst auf.<br />
Die Kamera im manuellen Betrieb, stellte ich eine<br />
mittlere Blende ein, um das Umgebungslicht zu<br />
limitieren und den Himmel dunkel zu halten, damit<br />
er zur beabsichtigten Stimmung beitrug. Der<br />
Studioblitz war so ausgerichtet, dass er Bethany wie<br />
mit einem weichen Spotlight beleuchtete. Zusätzlich<br />
wurde ein Blitzgerät hoch über der Kamera an<br />
Bethanys anderer Seite gehalten, um die Schatten<br />
wegzunehmen. Ich benutzte die 17mm-Brennweite<br />
meines 17–40mm-Telezooms, um die volle Höhe<br />
des Gebäudes in den Bildausschnitt zu bekommen.<br />
Lassen Sie die ersten Eindrücke eines solchen<br />
Trümmergrundstücks auf sich wirken, um<br />
faszinierende Kulissen für außergewöhnliche<br />
Porträtfotos zu entdecken. Abblätternde Farbe,<br />
verfallende Mauern und zerstörte Fenster sind<br />
die Zutaten; seien Sie jedoch äußerst vorsichtig<br />
und vermeiden Sie Gefahrenzonen.<br />
Ein anderer, interessanter Gebäudeteil, den wir als<br />
Hintergrund benutzten, war der Haupteingang,<br />
umgeben teils von nackter Ziegelmauer, teils von<br />
noch intaktem, bemaltem Putz an der Mauer. Auch<br />
hier verwendeten wir einer einzelne Softbox im<br />
Winkel von 45° links von der Kamera, um Bethany<br />
mitsamt Hintergrund zu beleuchten. Wir probierten<br />
mehrere Bildkompositionen, vom<br />
Ganzkörperporträt bis zum Kopf-Schulter-Porträt,<br />
wobei Bethany vor der Wand stand oder auf der<br />
Treppe saß. Auf den Fotos ließen sich die<br />
interessanten Oberflächen und Muster der Wand<br />
sehr schön erkennen.“
74 Locations DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Outdoor-Porträts<br />
Beleuchtung<br />
Während die meisten Fotografen<br />
einsame Gegenden auf dem Land oder<br />
an der Küste nur für Landschaftsfotos<br />
aufsuchen, nutzt eine kleine Minderheit<br />
die Landschaft auch als Kulisse für<br />
Porträtfotos „On Location“. Zweifellos<br />
finden sich in der Stadt alle denkbaren<br />
Gebäude und Mauerwerk in vielen<br />
Variationen, doch nichts kommt der<br />
Vielfalt gleich, die die Natur im Lauf der<br />
Jahrtausende geschaffen hat. Ob es eine<br />
ruhige, strahlende Sommerlandschaft ist,<br />
die Heuballen auf einem Feld zur<br />
Erntezeit oder ein sich im Meer<br />
spiegelnder Sonnenuntergang am<br />
Sandstrand – an geeigneten Orten<br />
herrscht kein Mangel. Es sollte Sie also<br />
nichts daran hindern, mit Familie und<br />
Freunden hinauszufahren, ein paar<br />
Stunden mit der Erkundung der Gegend<br />
zu verbringen, um danach mit<br />
wunderschönem Porträtfotos,<br />
fotografiert in der faszinierenden freien<br />
Natur, wieder nach Hause zu kommen.<br />
Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf, wo<br />
genau Sie hin fahren könnten – jede<br />
ländliche Gegend ist geeignet, solange<br />
Sie die Bildgestaltung beherrschen und<br />
eine Szene so ausleuchten können, wie<br />
es Ihnen vorschwebt. Wenn Sie das Glück<br />
haben in der Nähe der Nordsee oder der<br />
Ostsee zu wohnen, haben Sie<br />
kilometerlange Sandstrände oder felsige<br />
Küsten vor der Haustür, die Ihnen<br />
zusätzliche, großartige Kulissen bieten.<br />
Folgen Sie den Tipps auf diesen<br />
einführenden Seiten, mit deren Hilfe Sie<br />
eine Porträt-Expedition aufs Land<br />
optimal vorbereiten und durchführen<br />
können.<br />
PAUL WARD<br />
TAGESLICHT<br />
Das Beste am Tageslicht ist die Tatsache, dass es<br />
frei verfügbar ist. Das in der Umgebung<br />
vorhandene Licht kann als alleinige Lichtquelle<br />
oder in Kombination mit Kunstlicht genutzt<br />
werden. Da Sie je nach Wetterlage stark gerichtetes<br />
oder diffus weiches Licht vorfinden, sollten Sie eine<br />
oder mehrere künstliche Lichtquellen mit<br />
passenden Lichtformer dabei haben. Die größte<br />
Problematik bei der Beleuchtung besteht darin, das<br />
Tageslicht zwar manipulieren, aber nie ganz<br />
kontrollieren zu können. Das macht eine<br />
detaillierte Planung schwierig, weil sich das Wetter<br />
jederzeit ändern kann. Wird es zu dunkel, kommen<br />
eigene Lichtquellen zum Einsatz.<br />
BLITZGERÄT<br />
Es gab Zeiten, in denen war das <strong>Fotografie</strong>ren mit<br />
Blitzlicht kompliziert und recht teuer, doch das ist<br />
heute nicht mehr der Fall. Moderne<br />
Elektronenblitzsysteme sind äußerst exakt und<br />
vielseitig – und dank digitaler Kameratechnik<br />
können Sie eine Aufnahme sofort prüfen,<br />
Einstellungen korrigieren und ggf. die Aufnahme<br />
wiederholen. Die Auswahl an Blitzgeräten reicht<br />
von immer noch recht teuren bekannten Marken<br />
bis zu no-Name Geräten, die wesentlich<br />
preisgünstiger sind, jedoch dieselbe Funktionalität<br />
bieten. Diese reicht von manueller Steuerung über<br />
TTL-Vollautomatik und auf der Kamera<br />
montiertem Blitzgerät bis zum entkoppelten<br />
Blitzen und drahtlosen Auslösern. Deswegen ist ein<br />
Blitzgerät als primäre Lichtquelle, oder in<br />
Verbindung mit Tageslicht heute für jeden eine<br />
erschwingliche Option.<br />
STUDIOBLITZ<br />
Ein Studioblitzsystem ist erforderlich, wenn Sie<br />
mehr Blitzleistung brauchen als ein<br />
Elektronenblitzgerät liefern kann. Tragbare<br />
Studio-Blitzgeräte sind teurer, aber fast genauso<br />
einfach zu benutzen, und mit passenden<br />
Lichtformern können Sie Ihre Beleuchtung fast<br />
genau so steuern wie im Studio.<br />
Porträts vor ländlicher Kulisse<br />
PAUL WARD<br />
PAUL WARD<br />
1) SRLAUBNIS<br />
Betreten Sie kein Privatgelände – und sei es<br />
noch so fotogen – ohne vorherige Erlaubnis,<br />
am besten in schriftlicher Form. Die meisten<br />
Eigentümer werden nichts gegen eine<br />
Fotosession einzuwenden haben, sofern Sie<br />
das Gelände so verlassen wie Sie es<br />
vorgefunden haben.<br />
2) LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
Es ist durchaus möglich, aufs Geratewohl<br />
loszuziehen und etliche passende Hintergründe für<br />
Porträtmotive zu finden. Sie sind jedoch auf der<br />
sicheren Seite, wenn Sie ein wenig Zeit aufwenden,<br />
verschiedene Örtlichkeiten vorab besuchen und<br />
diese auf Ihre Optionen untersuchen. So können Sie<br />
am Tag der Fotosession ohne Umschweife von einer<br />
Location zu anderen fahren und sparen viel Zeit.<br />
3) WETTER<br />
Behalten Sie die Wettervorhersage im Auge, denn die<br />
Wetterverhältnisse entscheiden auch darüber, ob Sie<br />
Reflektoren, Diffusoren oder beides brauchen. Bringen<br />
Sie möglichst auch die erwarteten<br />
Windgeschwindigkeiten in Erfahrung, denn starker<br />
Wind macht genaues Positionieren von Lichtformern<br />
zum Problem; außerdem sind wehendes Haar und<br />
flatternde Kleidung für Porträts nicht immer erwünscht.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Locations 75<br />
TIPP<br />
Essen und Trinken<br />
Vergessen Sie die menschlichen<br />
Grundbedürfnisse nicht. Nehmen<br />
Sie Getränke und belegte Brote<br />
oder Ähnliches mit, wenn Sie<br />
in sehr einsamen<br />
Gegenden unterwegs<br />
sind.<br />
PAUL WARD<br />
Ausrüstung<br />
OBJEKTIVE<br />
Sie werden sowohl mit<br />
engem Bildzuschnitt als<br />
auch mit weiteren<br />
Blickwinkeln fotografieren,<br />
deswegen brauchen Sie ein<br />
paar Objektive mit denen Sie einen großen<br />
Brennweitenbereich abdecken können. Ein<br />
Standard Zoom mit 18–55mm und ein kurzes<br />
Telezoom mit 55–200mm sollten für die<br />
meisten Situationen genügen. Vielleicht<br />
packen Sie noch eine 50mm f/1.8<br />
Festbrennweite zusätzlich ein, denn seine<br />
schnelle maximale Blende gibt Ihnen einen<br />
extrem flachen Schärfentiefebereich und<br />
ermöglicht Ihnen obendrein, auch bei<br />
schlechteren Lichtverhältnissen noch aus der<br />
Hand zu fotografieren.<br />
LICHTFORMER<br />
Reflektoren ist unbedingt<br />
erforderlich, vorzugsweise<br />
in den Farben Silber und<br />
Weiß. Andere metallische<br />
Oberflächen wie „Sunfire“<br />
ergeben zwar schönere Farbtöne, sind aber<br />
teurer. Idealerweise haben Sie wenigstens zwei<br />
Reflektoren, damit sind die Möglichkeiten der<br />
Ausleuchtung Ihres Motivs flexibler. Ein Diffusor<br />
ist angebracht, wenn Sie in hellem Sonnenlicht<br />
fotografieren und weit und breit kein Schatten<br />
zu finden ist.<br />
STATIV<br />
Normalerweise werden Sie<br />
die Kamera in der Hand<br />
halten damit Sie schnell und<br />
beweglich sind, um die<br />
Bildgestaltung verändern zu<br />
können. Es gibt jedoch Situationen, in denen<br />
ein Stativ sinnvoll ist, beispielsweise dann,<br />
wenn Sie das lange Ende eines Telezoom bei<br />
schlechten Lichtverhältnissen benutzen, die<br />
das Risiko des Verwackelns mit sich bringen. In<br />
der <strong>Porträtfotografie</strong> haben sich Stative mit<br />
Kugelkopf bewährt.<br />
BJORN THOMASSEN<br />
BJORN THOMASSEN<br />
BJORN THOMASSEN<br />
4) TAGESZEIT<br />
Wenn die Sonne genau dort steht, wo Sie sie brauchen,<br />
ist der Tag gerettet, denn dann haben Sie das Licht, das<br />
Ihr Motiv optimal beleuchtet. Sind Sie zur falschen Zeit<br />
vor Ort kann das Ihr Vorhaben zunichte machen.<br />
Finden Sie bei der Vorbereitung Ihres Trips deswegen<br />
die exakten Sonnenstände zu verschiedenen Uhrzeiten<br />
für die ins Auge gefassten Örtlichkeiten heraus. Dafür<br />
gibt es Smartphone-Apps wie „Sun Seeker“.<br />
5) UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
Aktfotografie ist zwar eine Kunstform, doch Sie kann<br />
auch als Erregung öffentlichen Ärgernisses ausgelegt<br />
werden, wodurch sich alle Beteiligten eine<br />
entsprechende Anzeige einhandeln könnten.<br />
Deswegen ist es am besten, wenn Sie ein solches Motiv<br />
auf Privatgelände fotografieren, wobei Sie sich<br />
selbstverständlich vorab die dazu notwendige<br />
Genehmigung haben geben lassen.<br />
6) GEZEITEN<br />
Falls Sie an der Küste fotografieren wollen, stellen Sie<br />
außer den Wetterverhältnissen auch den Rhythmus der<br />
Gezeiten fest. Je nach Beschaffenheit der Küste finden<br />
Sie bei Ebbe attraktive Priele, Tümpel und vom<br />
ablaufenden Wasser freigegebene Felsen; bei Flut<br />
hingegen geben die brechenden Wellen einen<br />
dynamischen Hintergrund ab, besonders vor einem<br />
farbenfrohen Sonnenuntergang.
76 Locations DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Im Wald<br />
Dichter Wald hat etwas Ursprüngliches, Archaisches,<br />
das ihm seine eigene Atmosphäre und Präsenz gibt. Es<br />
liegt wohl an dem Gefühl der Isolation, das sich<br />
einstellt, wenn man sich länger im Wald aufhält, das<br />
Gefühl des Abgeschnittenseins von der „Zivilisation“.<br />
Der Blick kann nicht schweifen, er wird durch die dicht<br />
stehenden Bäume begrenzt und kein Zeichen der<br />
modernen Welt dringt durch sie hindurch. All das gibt<br />
dem Wald, wie kaum einer anderen Örtlichkeit, seine<br />
zeitlose Atmosphäre.<br />
So haben auch Portraits, die im Wald aufgenommen<br />
werden, ihre Besonderheiten. Das Licht ist wegen all<br />
des umgebenden Blattwerks ziemlich schlecht und die<br />
Örtlichkeiten, an denen man überhaupt fotografieren<br />
kann, werden durch die Dichte des Baumbestands<br />
bestimmt. Sehr wahrscheinlich brauchen Sie irgend<br />
eine Form von Kunstlicht, bereiten Sie sich also darauf<br />
vor, mindestens ein paar Hundert Meter mit schwerem<br />
Gepäck zurücklegen zu müssen, gegebenenfalls auch<br />
steile Hänge hinauf und hinab und durchs Unterholz.<br />
Wenn es ans <strong>Fotografie</strong>ren geht, werden Sie zunächst<br />
feststellen, dass die Bäume, Äste, Zweige und<br />
Baumstümpfe alles andere als einen aufgeräumten<br />
Hintergrund bilden, bis Sie herausgefunden haben, wie<br />
Sie damit umgehen müssen. Setzen Sie den Blitz ein,<br />
um den Betrachter zu zwingen, in eine bestimmte<br />
Richtung zu schauen, indem Sie bestimmte Bereiche<br />
ausleuchten und andere im Schatten verschwinden<br />
lassen. Ihr Modell kann mit der Umgebung interagieren,<br />
sei es, dass es sich gegen einen Stamm lehnt, sich an<br />
Ästen festhält oder sich zwischen umgestürzte Bäume<br />
legt.<br />
Mit Ausnahme des Frühlings, wenn die Wildblumen<br />
in voller Blüte stehen, sind die meisten Waldgebiete<br />
ziemlich monoton, weil sie aus nichts als Grün und<br />
Braun bestehen. Das ist ein Grund, warum Sie<br />
überlegen sollten, wie Ihr Bild in Schwarzweiß<br />
aussehen würde, aber auch in Sepia getönt und sogar<br />
blau eingefärbt. Kunstfotografen fotografieren<br />
klassische Aktaufnahmen gerne im Wald, weil das<br />
Licht, die Monotonie der Farben und die ursprüngliche<br />
Atmosphäre diesem Motiv besonderes<br />
entgegenkommen.<br />
BJORN THOMASSEN<br />
„Die Küste von Cornwall ist eine populäre<br />
Touristenattraktion, doch dieser Teil des Landes ist<br />
groß und abgelegen genug, dass es dort noch<br />
immer dichte Wälder gibt. Ich fahre ein paar Mal<br />
im Jahr hin, hauptsächlich um klassische<br />
Aktmotive zu fotografieren aber auch, um<br />
Modefotos und ein paar Magazinfotos zu machen.<br />
Wenn Sie im Wald fotografieren, gibt es einiges<br />
zu beachten. Als erstes natürlich die<br />
eingeschränkten Lichtverhältnisse wegen des<br />
dichten Blattwerks. Wenn Sie ausschließlich mit<br />
Umgebungslicht arbeiten wollen, ist ein Stativ<br />
unerlässlich, ebenso wie Reflektoren der Farben<br />
Silber, Sunfire und Gold, denn die sind bei<br />
schlechtem Licht wesentlich effizienter als Weiß.<br />
Außerdem empfehle ich zusätzliches Licht, um<br />
das Model von der Umgebung abheben zu<br />
können – schon ein einziges Elektronenblitzgerät<br />
macht einen großen Unterschied. Montieren Sie<br />
es jedoch nicht auf den Blitzschuh der Kamera<br />
sondern auf ein separates Stativ und blitzen Sie<br />
durch einen Brolly. Ein drahtloser Fernauslöser<br />
bietet dabei den besten Komfort, aber ein<br />
Kabelfernauslöser tut es auch. Ich benutze<br />
normalerweise einen oder zwei transportable<br />
Blitzköpfe. Durch Variieren der Stärke des<br />
Blitzausstoßes können Sie steuern, wie viel des<br />
Umgebungslichts das Bild beeinflussen soll. Das ist<br />
Einsichten des Profis<br />
BJÖRN THOMASSEN ÜBER LÄNDLICHE<br />
LOCATIONS:<br />
Ich mag es, an ländlichen Locations zu<br />
fotografieren, wobei ich eine besondere Vorliebe<br />
habe für Orte, die keine Spuren menschlicher<br />
Existenz erkennen lassen. Das <strong>Fotografie</strong>ren an<br />
einem See, im Wald oder an einem abgelegenen<br />
Strand bietet mir die Möglichkeit, Szenen<br />
einzufangen, die ausschließlich aus Elementen<br />
der Natur bestehen. Dabei kommen Bilder<br />
schöner Menschen in wundervollen<br />
Umgebungen heraus, die den Betrachter<br />
faszinieren. An der Küste suche ich das Meer und<br />
den Himmel nach Inspirierende Einflüssen ab.<br />
Meine Bilder haben einen starken Aspekt der<br />
Isolation. An weniger abgelegenen Orten, wie<br />
im Wald, versuche ich ungewöhnlich geformte<br />
Bäume in die Bildkomposition einzubauen und<br />
lasse das Modell mit der Umgebung interagieren.<br />
Doch ganz unabhängig von der Umgebung, für<br />
den Erfolg der Bilder ist die Beleuchtung<br />
entscheidend. Deswegen brauchen Sie die<br />
richtige Ausrüstung mit genug Lichtformern<br />
und müssen genau wissen, wie künstliches Licht<br />
und vorhandenes Umgebungslicht<br />
ausbalanciert werden, um attraktive Bilder zu<br />
erzielen.<br />
Ausgleichender Blitz<br />
Ohne Umgebungslicht
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Locations 75<br />
Beim <strong>Fotografie</strong>ren im Wald sind einige Dinge zu<br />
beachten: Dazu gehört die Interaktion mit der<br />
Umgebung. So können beispielsweise die Konturen<br />
der fotografierten Person spiegelbildlich zu denen<br />
eines heruntergefallenen Asts verlaufen.<br />
Pastelltöne sind sehr bunten Farben vorzuziehen,<br />
denn sie passen besser zu dem vorhandenen<br />
Hintergrund. Vergessen Sie Ihre Lichtformer nicht,<br />
Sie werden sie brauchen.<br />
nützlich, wenn Sie das Modell von seiner<br />
Umgebung isolieren wollen und die<br />
Erkennbarkeit ablenkender Objekte minimieren<br />
wollen.“<br />
Bei Porträtaufnahmen im Wald sollte die<br />
Kleidung vorher festgelegt werden. Meine<br />
Modelle tragen meistens Erdfarben wie Grün,<br />
Braun und Grau, die zur Umgebung passen.<br />
Starke Farben, wie Rot, Blau und Gelb betonen<br />
die Kleidung viel mehr als in anderer Umgebung,<br />
was bei Modefotos zwar erwünscht, aber sonst<br />
eher unerwünscht ist. Die zufällige, chaotische<br />
Anordnung der Bäume, die Sie nicht ändern<br />
können, bedeutet, dass Sie dies in Ihrer<br />
Bildkomposition und bei den Posen des Modells<br />
berücksichtigen müssen. Am einfachsten ist es,<br />
mit dem langen Ende eines Telezoom und<br />
großer Blendenöffnung aus größerer Entfernung<br />
zu fotografieren, wodurch sich das Modell etwas<br />
vom Hintergrund abhebt. Es hat sich auch<br />
bewährt, wenn die Pose des Modells etwas<br />
spiegelt, das sich weiter hinten in der Szene<br />
befindet, beispielsweise den Winkel und die<br />
Richtung größerer Stämme und Äste.<br />
Was die Belichtung angeht, arbeite ich mit der<br />
Kamera im manuellen Modus und wähle als<br />
erstes die Blende, die ich verwenden möchte.<br />
Durch die Anpassung der Blitzleistung sorge ich<br />
dann für die richtige Belichtung. Ein Wald bietet<br />
eine wundervolle Abgeschiedenheit, ideal für<br />
Aufnahmen, bei denen das Modell teilweise oder<br />
völlig unbekleidet ist. Ich habe die Erlaubnis,<br />
Kunstvoll<br />
meine Aufnahmen in einem privaten Waldstück zu<br />
machen, so dass ich keine Probleme mit der<br />
öffentlichen Ordnung bekomme. Wenn ich aus<br />
bestimmten Gründen doch einmal im öffentlichen<br />
Raum fotografieren muss, bleiben meine Modelle<br />
teilweise bekleidet und ich entferne die Kleidung<br />
später in Photoshop. In der Abgeschiedenheit des<br />
Waldes überlasse ich es Ihnen, ob sie teilweise oder<br />
völlig unbekleidet aufgenommen werden möchten.<br />
Bei Aktaufnahmen suche ich eine Pose, die<br />
entspannt wirkt und soviel wie möglich verbirgt.<br />
Wenn das erreicht ist, baue ich die Beleuchtung so<br />
auf, dass Sie die Pose bestmöglich unterstützt.<br />
Normalerweise arbeite ich dabei mit zwei<br />
Softboxen, die in nicht zu geringer Entfernung<br />
aufgebaut werden, um den Effekt von<br />
unaufdringlichem, natürlichem Licht zu erzeugen.<br />
Aktfotos tendieren dazu, sehr dunkel zu sein,<br />
deswegen gibt es keine Spitzlichter, sondern<br />
ausschließlich Mitteltöne und Tiefen. Das<br />
erleichtert es später in Photoshop sehr,<br />
vorhandene Kleidungsstücke zu entfernen, da die<br />
entscheidenden Stellen üblicherweise im Schatten<br />
liegen. Die meisten meiner Aktfotos konvertiere<br />
ich in Schwarzweiß und füge ihnen einen Sepiaoder<br />
Braunton hinzu.“
78 Locations DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Auf dem Land...<br />
Wir sind zwar geografisch ein kleines Land, doch es<br />
fehlt uns ganz bestimmt nicht an Gegenden mit<br />
wunderschöner Natur, im Gegenteil: England und<br />
das Vereinigte Königreich sind mit etlichen der<br />
schönsten Landschaften gesegnet, die dieser Planet<br />
zu bieten hat. Insofern ist es nur folgerichtig, diese<br />
Generosität von Mutter Natur auch zu nutzen, unter<br />
anderem als perfekte Bühne für Porträtfotos. Wir<br />
brauchen gar nicht weit aus der Stadt hinaus zu<br />
fahren, um passende Örtlichkeiten zu finden.<br />
Schon jenseits der Vororte finden sich Kulissen<br />
aus Bauernhöfen, hölzernen Zäunen sowie<br />
Getreide- und Weideland mit Schafherden. Das<br />
grüne Gras bietet einen angenehm beruhigenden<br />
Hintergrund, der für romantische Motive genutzt<br />
werden kann. Auch die warmen, rustikalen Farben<br />
des Getreides beruhigen das Gemüt, während<br />
ganze Felder voller rotem Mohn und gelbem Raps<br />
allein schon eindrucksvolle Motive ergeben,<br />
besonders dann, wenn man die Farben mit Hilfe<br />
eines Polfilters noch intensiver erscheinen lässt. Das<br />
weite, offene Land lässt uns auch den Himmel als<br />
Hintergrund verwenden, an dem vor seinem tiefen<br />
Blau oft genug vereinzelte weiße Wolken zu sehen<br />
sind. Dann sind da die Tage mit dem Himmel voller<br />
grauer, bedrohlicher Regenwolken. Mit ein bisschen<br />
Glück können Sie sogar einen Regenbogen<br />
einfangen.<br />
Wenn Sie einen einzelnen Baum oder ein<br />
Bauernhaus sehen, fotografieren Sie es zusammen<br />
mit Ihrem Modell aus einiger Entfernung, um für<br />
den Maßstab im Bild zu sorgen. Solche Objekte<br />
erwiesen sich auch nützlich als Schattenspender<br />
und im Nahbereich dienen Sie als ein den<br />
Bildausschnitt komplett ausfüllender Hintergrund.<br />
Haben Sie ein interessantes Gebäude gefunden?<br />
Hier wurde diese Windmühle für alle drei oben<br />
genannten Zwecke genutzt. Der von<br />
Sonnenstrahlen durchbrochene, dunkle Himmel<br />
krönt die einzigartige Atmosphäre.<br />
Sie haben ein interessantes Gebäudefoto? Nutzen Sie<br />
den Vorteil und fügen Sie es in andere Fotos als<br />
Maßstab, Kulisse oder Schattenwurf ein. In unserem<br />
Beispielbild hat Paul eine Windmühle genutzt – der<br />
bedrohlich dunkle Himmel mit durchbrechenden<br />
Lichtstrahlen schafft große Atmosphäre.<br />
Setup<br />
PAUL WARD<br />
„Birmingham ist eine pulsierende Stadt, doch<br />
auch im Umland finden Sie eine<br />
abwechslungsreiche Landschaft voller Foto-<br />
Potenzial. Als ich den Auftrag bekam, ländliche<br />
Gegenden für dieses Magazin zu fotografieren, war<br />
mir sofort klar, wo das stattfinden würde: An einer<br />
alten, langen Römerstrasse namens Fosse Way bei<br />
Coventry. Eine bestimmte Windmühle dort hatte es<br />
mir immer schon angetan, und genau dort fuhren<br />
wir hin, mein Modell Gemma und ich.<br />
Das Wetter war unberechenbar, es gab weite<br />
Strecken blauen Himmels und ebenso oft befanden<br />
wir uns unter einer dicken, grauen Wolkendecke.<br />
Zunächst erkundeten wir die unmittelbare<br />
Umgebung der Mühle, um herauszufinden, aus<br />
welchem Blickwinkel und welcher Perspektive sie<br />
am besten aufzunehmen wäre. Dabei<br />
berücksichtigte ich nicht nur die Position der Sonne,<br />
sondern auch mögliche Vordergrundobjekte, die<br />
Einsichten des Profis<br />
PAUL WARD<br />
Bei uns ist die ländliche Natur nirgendwo<br />
weit weg, und so braucht es nur eine kurze<br />
Autofahrt, um neue Chancen zum<br />
<strong>Fotografie</strong>ren zu entdecken. Ich lebe in<br />
Birmingham, doch die ländliche Umgebung<br />
der Stadt ist immer wieder inspirierend und<br />
voller Fotomotive. Ich fahre oft in der<br />
Gegend herum und suche neue<br />
Örtlichkeiten für ungewöhnliche<br />
Porträtaufnahmen.<br />
Das Schöne an der Umgebung ist, dass sich<br />
im Lauf der Jahreszeiten verändert. So kann<br />
ich immer wieder an denselben Ort<br />
zurückkommen und habe die Möglichkeit,<br />
ganz unterschiedliche Bilder mit nach<br />
Hause zu bringen. Ländliche Locations sind<br />
sehr beliebt bei Hochzeitspaaren, doch<br />
ebenso bei Mode- und Porträtfotografen.<br />
Ich mag es generell, in offener Landschaft<br />
inmitten von grünem Gras zu fotografieren,<br />
doch mein bevorzugtes Ambiente sind<br />
Mohnfelder – sie geben eine fantastische<br />
Kulisse ab.<br />
ich ins Bild nehmen konnte. An einer Seite des<br />
Weges fanden wir ein kleines Weizenfeld. Das gab<br />
einen viel besseren Vordergrund ab, als die<br />
umliegenden Grasflächen. Die Sonne stand rechts<br />
von uns und warf ein attraktives, von der Seite<br />
einfallendes Licht auf die Szene und mein Modell<br />
Gemma. Besser noch war, dass sich der bedrohlich<br />
wirkende, dunkelgraue Himmel direkt hinter der<br />
Windmühle befand. Um aus den vorhandenen<br />
Lichtverhältnissen das Beste zu machen, benutzte<br />
ich zusätzlich ein Blitzgerät, das Gemma direkt<br />
beleuchtete, während die Belichtung so eingestellt<br />
war, dass der Hintergrund etwas unterbelichtet<br />
wurde, um dem Motiv einen stärkeren Kontrast und<br />
damit mehr Dramatik zu geben.<br />
Um den vorhandenen Eindruck noch zu<br />
verstärken, erzeugte ich während der<br />
Nachbearbeitung aus der Raw-Datei drei Bilder mit<br />
unterschiedlicher Belichtung, mit deren Hilfe ich<br />
dem Bild einen subtilen HDR-Effekt verlieh. Dadurch<br />
wurden Farbe und Kontrast weiter verstärkt und das<br />
Bild erhielt einen insgesamt wärmeren Grundton.<br />
Leider wurde dadurch Gemmas Haut an der Hand<br />
und im Gesicht in Mitleidenschaft gezogen, also<br />
maskierte ich ihre Figur und nahm den HDR-Effekt<br />
heraus, wodurch sie Ihr natürliches Aussehen<br />
zurück erhielt. Ich machte eine Reihe von Bildern im<br />
Hoch- und Querformat, mit der Windmühle im<br />
Hintergrund und Gemma in unterschiedlichen<br />
Posen.<br />
Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Sonne<br />
durch die Wolken brach und die gesamte Szenerie<br />
in ein starkes, sehr gerichtetes Licht tauchte.<br />
Daraufhin suchten wir eine von Bäumen<br />
beschattete Stelle in der Nähe auf. Sie lag an der<br />
Ecke eines Getreidefeldes, das von einem hölzernen<br />
Zaum umschlossen war. Das nunmehr von der<br />
Sonne beschienene Feld lag im Hintergrund.<br />
Gemma stand bereits in diffusem,<br />
schmeichelhaftem Licht, doch ich lehnte zusätzlich<br />
einen silbernen Reflektor an einen Baum, der das<br />
Umgebungslicht auf ihr Gesicht zurück warf, damit<br />
mehr Details zu erkennen sein würden. Es ist eine<br />
sehr einfache Aufnahmetechnik, Sie müssen nur<br />
aufpassen, dass das reflektierte Licht im Vergleich<br />
zur übrigen Szene nicht unnatürlich wirkt.“
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Locations 79<br />
Nutzen Sie den Vordergrund<br />
Suchen Sie den besten Platz für Ihr<br />
Modell. Hier bot uns das Weizenfeld<br />
eine viel bessere Nahumgebung als<br />
das kurze Gras.
80 Locations DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Am Strand<br />
Wer sich das Mehr als Hintergrund für Porträts<br />
wünscht, kann aus einer Fülle von Optionen<br />
wählen. Zwar gibt es Küstenstriche, die<br />
unerreichbar oder zu gefährlich sind, doch es<br />
bleiben genug Strände übrig, ob Sand oder Kies, die<br />
Sie als Kulisse für Porträtaufnahmen nutzen können.<br />
Die weiten offenen Areale erlauben jeden nur<br />
möglichen Kamerawinkel, mit dem Meer, dem<br />
Himmel oder beiden als Hintergrund. Je nach<br />
Örtlichkeit können Sie Ihr Motiv noch farbiger<br />
gestalten, indem Sie bei Sonnenaufgang oder<br />
Sonnenuntergang fotografieren, wobei sich die<br />
Farben des Himmels an der Wasseroberfläche<br />
spiegeln.<br />
Meistens ist es auch nicht allzu schwer,<br />
zusätzliche Elemente zu finden, die Ihr Foto<br />
interessanter machen, seien es Buhnen, Boote oder<br />
Stege. Ein Steg wirft außerdem Schatten, in dem Sie<br />
an sehr hellen Tagen fotografieren können. Strände<br />
eignen sich für mehrere Arten von Porträts. Wenn<br />
Sie Kinder dabei haben, können Sie sehr schöne<br />
Fotos machen, während sie Sandburgen bauen<br />
oder an der Wasserlinie entlang laufen. Da in der<br />
Regel am Strand keinerlei Schatten vorhanden ist,<br />
müssen Sie sich mit den Lichtverhältnissen<br />
arrangieren. An Tagen mit geschlossener<br />
Wolkendecke haben Sie ein angenehmes, diffuses<br />
Licht, in dem Sie in jede Richtung fotografieren<br />
können, denn es gibt kein direktes Sonnenlicht, das<br />
Ihnen Probleme bereiten würde.<br />
An klaren sonnigen Tagen jedoch müssen Sie<br />
sich genau überlegen, wie Sie Ihr Motiv<br />
positionieren. Wenn Sie ins Gegenlicht<br />
fotografieren, bekommen Sie einen überbelichteten<br />
Hintergrund, wobei ein Reflektor das Sonnenlicht<br />
auf die abgebildete Person zurückwerfen sollte, um<br />
Körper und Gesicht aufzuhellen. Sie können auch<br />
den Blitz benutzen, um Ihr Motiv auszuleuchten<br />
und die Details des Hintergrunds sichtbar bleiben zu<br />
lassen. Sehr gut ist es, wenn Sie einen Assistenten<br />
dabei haben, der einen Diffusor hält, um für<br />
weicheres Licht zu sorgen.<br />
BJORN THOMASSEN<br />
„Da ich in Falmouth wohne, an der Südküste<br />
von Cornwall, fotografiere ich regelmäßig<br />
Porträts am Strand. Er ist eine meiner<br />
bevorzugten Locations, denn er bietet viele<br />
Menge Variationsmöglichkeiten für<br />
kommerzielle Fotos. Ich mache regelmäßig<br />
Modefotos für Hersteller von Surf- und<br />
Badebekleidung, Kalender-Fotos mit<br />
professionellen Modellen sowie auch für<br />
Brautpaare, die vor romantischem<br />
Hintergrund fotografiert werden möchten.<br />
Manchmal nutze ich ausschließlich<br />
Umgebungslicht, doch meistens habe ich eine<br />
tragbare Studioblitzausrüstung, um das<br />
Tageslicht zu ergänzen oder zu ersetzen. An<br />
Tagen mit starkem Sonnenlicht verwende ich<br />
einen großen Diffusor, um einen Teilschatten<br />
zu erzeugen, wobei ich Details des Motivs mit<br />
einem silbernen Reflektor aufhelle. Der<br />
Hintergrund ist normalerweise einige<br />
Blendenstufen heller als das Hauptmotiv, ohne<br />
Set-up<br />
den Reflektor würde es deswegen zu dunkel,<br />
sogar fast silhouettenartig erscheinen. Das<br />
reflektierte Licht ist immer noch etwa zwei<br />
Blendenstufen dunkler als der Hintergrund,<br />
aber es reicht für eine perfekte Ausleuchtung.<br />
So bekomme ich sich vor dem Hintergrund<br />
stark abhebende Umrisse, ein Effekt, der bei<br />
Kalendern und in der Modefotografie gefragt<br />
ist. Wenn ich ein Element des Strandlebens in<br />
das Bild bringen möchte, suche ich nach zur<br />
Örtlichkeit passenden Objekten, die ich als<br />
Requisiten verwenden kann, Beispielsweise<br />
einen Strandkorb. Carly steht hier vor einem<br />
Beach-Volleyball-Netz. Für die Aufnahme<br />
habe ich zwei Studioblitzköpfe benutzt, einer<br />
hoch über und hinter dem Netz, der andere<br />
unten davor.<br />
Oben und ganz oben rechts: Um ein Gefühl der<br />
Isolation zu erzeugen, wird das Modell im<br />
Wasser fotografiert. Diese Aufnahmen<br />
entstanden mit einem 70–200mm-Objektiv.<br />
Links: ein Volleyball Netz erwies sich als guter<br />
Hintergrund für Carlys athletische Figur.<br />
Setup
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Locations 79<br />
Oben: Ein enger Bildzuschnitt und ein<br />
niedriger Kamerastandpunkt wirken sehr<br />
gut, wenn Sie Porträts mit nichts als dem<br />
Sand als Hintergrund aufnehmen.<br />
Rechts: Kurzes Eintauchen ins Meer gibt der<br />
Haut einen sehr schönen Glanz.<br />
Wenn Sie an einem Sandstrand<br />
fotografieren, sollten Sie einmal probieren,<br />
Ihr Modell im Sand liegend als Dreiviertel-<br />
Porträt zu abzubilden. Der Kontrast zwischen<br />
der weichen Haut und dem rauen Sand<br />
macht sich sehr gut im Bild und ist ein gern<br />
erzeugter Effekt in der Modefotografie. Es<br />
funktioniert am besten mit einem sehr<br />
niedrigen Kamerastandpunkt, wobei der<br />
Kopf des Modells leicht nach oben<br />
angewinkelt sein sollte, damit der im<br />
Vordergrund befindliche Sand nicht zu stark<br />
belichtet wird. Meine bevorzugten Posen<br />
schieße ich jedoch nicht am Strand, sondern<br />
im Wasser. Mit einer Brennweite von 200mm<br />
mache ich die Bildkomposition so, dass nur<br />
das Modell, das Meer und der Himmel zu<br />
sehen sind. So entsteht ein starker Eindruck<br />
der Isolation und weil nichts von<br />
Menschenhand gemachtes im<br />
Bildausschnitt zu sehen ist, bekommt das Foto<br />
einen zeitlosen Charakter. Bei der Aufnahme<br />
gehe ich in die Hocke, um einen niedrigen<br />
Blickwinkel zu haben und verwende eine weit<br />
offene Blende. So entsteht ein Foto, bei dem das<br />
Auge des Betrachters direkt zum Motiv springt,<br />
dessen Konturen sich scharf von Meer und<br />
Himmel als Hintergrund abheben. Ich bitte das<br />
Modell, kurz ins Wasser einzutauchen, denn das<br />
gibt der Haut einen weichen Glanz, der durch<br />
das Licht einer Softbox akzentuiert wird, die in<br />
einem Winkel von 45° hoch über dem Kopf<br />
des Modells gehalten wird.<br />
Meine liebste Tageszeit zum <strong>Fotografie</strong>ren<br />
sind der späte Nachmittag und die darauf<br />
folgende Abenddämmerung, wenn ich einen<br />
schönen Sonnenuntergang als Hintergrund<br />
habe. Dabei beleuchte ich das Modell mit dem<br />
Studioblitz. Mit dieser Aufnahmetechnik habe<br />
ich schon zahllose Mode- und Glamourfotos<br />
gemacht. Es ist ein sehr erfolgreiches Rezept,<br />
auf das ich immer wieder zurückgreife.“
Photo+Adventure 2014 dieses Jahr wieder in Linz<br />
Die Photo+Adventure, eine jährlich stattfindende, erfolgreiche Messe zu den Freizeitthemen<br />
<strong>Fotografie</strong>, Reise und Outdoor, findet vom 7. bis 9. November 2014 im Design Center Linz statt. Die<br />
2004 zum ersten Mal veranstaltete Messe ist inzwischen nicht nur in Österreich bestens etabliert,<br />
sondern sie ist einzigartig in ganz Europa.<br />
Dabei geht es nicht nur um <strong>Fotografie</strong>,<br />
sondern zusätzlich um die inhaltlich<br />
naheliegenden <strong>Themen</strong> „Reisen“ in Form<br />
von Adventure- und Individualreisen sowie<br />
„Outdoor“ in Form von Naturerlebnis und<br />
Outdoor-Action. Die Messe ist als lebendige<br />
Publikumsmesse mit reichhaltigem<br />
Rahmenprogramm organisiert, die eine ständig<br />
wachsende Zahl Foto- und Reisebegeisterter<br />
anspricht und sich immer mehr in Richtung<br />
Festival entwickelt.<br />
Die internationale Fotobranche gibt an<br />
nunmehr drei Messetagen einen Überblick über<br />
neueste Hightech-Produkte und innovative<br />
Möglichkeiten des digitalen Workflows sowie<br />
Fotozubehör aller Art. Die Reiseanbieter,<br />
naturnahe Vereine, Partnerregionen und<br />
Partnerländer sprechen ein sehr bewusst<br />
reisendes Publikum an und bieten Natur- und<br />
Kulturreisen, Wanderreisen, Trekking- und<br />
Adventure-Touren im In- und Ausland. „Outdoor<br />
reicht bei uns von der Ausrüstungsseite über<br />
entsprechende touristische Angebote bis hin zu<br />
Fragen der Nachhaltigkeit. Letztere Thematik<br />
wird in ihrer gesamten Bandbreite von uns<br />
immer wieder aktiv ins Messegeschehen<br />
integriert“, beschreibt Veranstalter Thomas<br />
Wiltner den besonderen Charakter der<br />
Photo+Adventure.<br />
Top-Referenten sorgen für ein hohes Niveau<br />
des Rahmenprogramms aus hochwertigen<br />
Fotoworkshops und Vortragsfestival<br />
Zweite tragende Säule der Messe ist – außer<br />
den zahlreichen Ausstellern – das vielfältige<br />
Rahmenprogramm. An den drei Messetagen<br />
finden durchgehend Fotoseminare, Workshops<br />
und Fachvorträge, gehalten von internationalen<br />
Top-Referenten statt. Hier können die<br />
Veranstalter bereits aus einem internationalen<br />
Netzwerk mit Namen wie Thomas Bredenfeld,<br />
Florian Schulz, Manfred Baumann und vielen<br />
weiteren schöpfen. Die Veranstalter legen dabei<br />
wert darauf, das Programm sowohl für Einsteiger<br />
in die Welt der <strong>Fotografie</strong> als auch für bereits<br />
fortgeschrittene Foto-Enthusiasten interessant<br />
zu machen. Reise- und Outdoor-Interessierte<br />
finden neben sehr individuellen Ausstellern ein<br />
reichhaltiges, inspirierendes Programm, das sich<br />
in zahlreichen Destinationenportraits,<br />
Multimediashows und Fotoausstellungen<br />
widerspiegelt. Die Photo+Adventure ist<br />
Szenetreffpunkt für eine naturaffine Community<br />
und Netzwerkplattform für Fotografen und<br />
bewusst Reisende mit hohen Ansprüchen. In<br />
gewohnter Weise präsent im Ausstellerbereich<br />
sind vielfältige Reise- und Outdoor-Aktivitäten.<br />
Ein Großteil der bisherigen Aussteller sowie eine<br />
Reihe von Neuausstellern bieten individuelle<br />
Wander-, Trekking- und Adventure-Touren,<br />
Natur- und Kulturreisen weltweit zu jeder<br />
Jahreszeit. Naturnahe Vereine und Verbände<br />
eröffnen einen kompetenten Zugang für<br />
bewusstes und individuelles Naturerlebnis.<br />
Erstmals ist mit Botswana Tourism ein<br />
spektakulärer Reisepartner an Bord. Speziell für<br />
Outdoor- und Reisefans ist das bildgewaltige<br />
Vortragsprogramm, das im Eintrittspreis<br />
enthalten ist: Ein Großteil von insgesamt 40<br />
Vorträgen beschäftigt sich mit der<br />
bildgewaltigen Präsentation von speziellen<br />
Destinationen und individuellen Reisethemen<br />
und nimmt Sie mit in einzigartige Naturregionen<br />
wie Botswana, Uganda, die karge<br />
Wüstenlandschaft Algeriens, in den Oman oder<br />
Brasilien und viele mehr. Wunderschöne Natur<br />
findet sich aber auch direkt vor der Haustür, so<br />
etwa beim Vortrag über den Alpen Adria Trail der<br />
österreichischen Wanderdörfer oder über das<br />
Europaschutzgebiet Traun-Donau Auen, vor den<br />
Toren von Linz.<br />
Abendveranstaltungen mit Top-<br />
Kooperationspartnern: EOFT, Florian Schulz<br />
und Pascal Violo<br />
Bereits im Vorjahr hat sich die Ergänzung des<br />
Gesamtprogramms durch externe<br />
Kooperationspartner und ausgewählte Vorträge<br />
bewährt, die mit ihrem Programm an nunmehr<br />
drei Abenden zusätzliche Highlights<br />
präsentieren. Diese Veranstaltungen können<br />
auch unabhängig von der Messe besucht<br />
werden.<br />
Bereits am Freitag, 7.11.2014, entführt Pascal<br />
Violo die Besucher im Kongress-Saal mit seiner<br />
Multivisionsshow nach Kuba. Erfolgreich verlief<br />
bereits 2012 die Kooperation mit der EOFT<br />
(European Outdoor Filmtour), die in diesem Jahr<br />
am Samstag (8.11.2014) ihre Fortsetzung findet<br />
und diesmal gleich mit einem Doppeltermin<br />
noch direkter ins Messegeschehen eingebunden<br />
ist.<br />
Ein besonderes Highlight bietet die<br />
Abschlussveranstaltung am Sonntag (9.11.2014):<br />
Der National Geographic Fotograf Florian Schulz,<br />
der über und mit Naturfotografie einen<br />
nachhaltigen Beitrag zum Naturschutz liefert,<br />
indem er ganze Ökosysteme im Bild festhält. Er<br />
bringt seinen spektakulären Vortrag „Abenteuer<br />
Arktis“ nach Linz (Österreichpremiere).<br />
Photo+Adventure 2014<br />
Freitag, 7.November:<br />
14.00 Uhr bis 19.00 Uhr<br />
Samstag und Sonntag, 8. und 9. November:<br />
10.00 Uhr bis 18.00 Uhr<br />
Gesamtveranstaltungsfläche:<br />
5.500m2<br />
Aussteller und Marken: 200<br />
Design Center Linz<br />
Europaplatz1<br />
A-4020 Linz
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Locations 83<br />
ICH GLAUB’, ES BLITZT…<br />
KEINE AHNUNG, WIE MAN EIN BLITZGERÄT RICHTIG BENUTZT? WENN SIE PORTRÄTS FOTOGRAFIEREN, SOLLTEN SIE DAS SCHLEUNIGST ÄNDERN. DESWEGEN<br />
ERFAHREN SIE IN DIESEM ABSCHNITT ALLES ÜBER DIE GRUNDLAGEN DER BLITZFOTOGRAFIE, INSBESONDERE DARÜBER, WIE SIE DEN BLITZ BEI<br />
PORTRÄTAUFNAHMEN EINSETZEN. ES IST VIEL EINFACHER ALS SIE DENKEN UND SIE WERDEN SOFORT EINE VERBESSERUNG IHRER FOTOS FESTSTELLEN KÖNNEN.<br />
Wir haben uns bisher ausschließlich mit dem Tageslicht als Lichtquelle<br />
befasst, doch das soll sich nun ändern. Es ist noch gar nicht so lange her,<br />
da war Blitzfotografie mit erheblichen Kosten verbunden und man<br />
brauchte ein gerüttelt Maß an Erfahrung, doch das ist heute anders. Dank<br />
Digitalkameras, die uns Fotos sofort nach der Aufnahme überprüfen<br />
lassen und dank der vielfältigen anderen technischen Möglichkeiten der<br />
digitalen <strong>Fotografie</strong> war es noch nie so einfach, schnell in die<br />
Blitzfotografie einzusteigen und zu guten Fotos zu kommen. Hier<br />
erfahren Sie, wie Sie das Elektronenblitzgerät im manuellen Modus<br />
anstatt im TTL-Modus verwenden und wie Sie damit wunderbare Fotos<br />
machen.<br />
Wenn Sie die Einstellungen selbst vornehmen, verstehen Sie viel<br />
schneller die Zusammenhänge der Blitztechnik. Mit nur wenig Erfahrung<br />
wird es Ihnen zur zweiten Natur werden, die Blitzeinstellungen selbst<br />
vorzunehmen. Sie brauchen auch kein Vermögen für Blitzgeräte und<br />
Zubehör mit Spitzentechnik auszugeben, denn das Angebot ist<br />
inzwischen so groß, dass Sie für 250 € zwei solide Blitzgeräte mit<br />
Funkauslösern, Softboxen und Stativen bekommen. Also ein komplettes,<br />
transportables Studio für weniger als den Preis eines leistungsstarken<br />
Markenblitzgeräts. Erfahren Sie auf den folgenden Seiten die Grundlagen<br />
des Blitzens; dann besorgen Sie sich die für Sie passende Ausrüstung<br />
und können unsere Aufnahmetechniken praktisch nachvollziehen. Sie<br />
werden beeindruckt sein, wie schnell sich Ihre Porträtaufnahmen mit<br />
Hilfe von Blitzlicht verbessern.
84 Locations DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Grundlagen der Blitzfotografie<br />
Ein modernes Blitzgerät ist ein tragbares Kraftpaket, voll gepackt mit raffinierten<br />
Funktionen. Sie sollten sie kennen, damit Sie den Blitz am besten nutzen können.<br />
Blitzgeräte gibt es in unterschiedlichen Größen<br />
und Formen, wobei manche nur die<br />
Grundfunktionen und wenig Leistung<br />
mitbringen, während andere zahlreiche,<br />
ausgeklügelte Funktionen und stärkere<br />
Blitzleistung bieten. Die folgenden Erklärungen<br />
legen als Beispiel das Nikon Speedlight SB-910 zu<br />
Grunde. Ganz gleich, welches Modell welchen<br />
Herstellers Sie benutzen, sie funktionieren in der<br />
Regel sehr ähnlich und stellen auch die gleichen<br />
Programme zur Verfügung. Die meisten Modelle<br />
übernehmen die TTL-Belichtungsmessung der<br />
Kamera, eine Funktion, die in den meisten<br />
Alltagssituationen für die passende Blitzleistung<br />
sorgt, ohne dass Sie etwas dazu tun müssten.<br />
Der TTL-Blitz wird von Amateur- und<br />
Berufsfotografen gleichermaßen eingesetzt, weil<br />
er so einfach zu benutzen ist und nur eine<br />
Blitzbetriebsarten<br />
geringe Fehlerquote aufweist. Gleichwohl ist es<br />
aber so, dass Sie es der Kamera und dem<br />
Blitzgerät überlassen, die Blitzleistung zu<br />
bestimmen, deswegen können Sie nie sicher<br />
sein, wie das Ergebnis am Ende aussehen wird. In<br />
bestimmten Situationen, beispielsweise wenn<br />
sich Ihr Motiv vor einer stark reflektierenden<br />
Oberfläche befindet, wird es zu Fehlbelichtungen<br />
kommen. Deswegen empfehlen wir, dass Sie<br />
selbst die Kontrolle über die Blitzsteuerung<br />
übernehmen und lernen, wie Sie Kamera und<br />
Blitz in ihrer jeweiligen manuellen Betriebsart<br />
benutzen können. Wenn Sie das einmal<br />
beherrschen, wissen Sie ganz genau, welcher<br />
Blitzausstoß bei den einzelnen Aufnahmen<br />
produziert wird, denn er wird sich nicht ändern,<br />
es sei denn, Sie ändern die Einstellung der<br />
Blitzleistung.<br />
Die Art und Weise, wie Kamera und Blitz zusammen arbeiten, wird von der Blitzbetriebsart bestimmt.<br />
Unten finden Sie eine Liste der von den meisten Blitzgeräten unterstützten Blitzbetriebsarten.<br />
Blitzautomatik: Bei bestimmten<br />
Belichtungsprogrammen aktiviert die<br />
Kamera das eingebaute Blitzgerät. Die Blende<br />
wird anhand der TTL-Messung berechnet und es wird<br />
eine kurze Verschlusszeit gewählt, um Verwackeln zu<br />
vermeiden. Bequem, aber nicht sehr kreativ.<br />
Langzeitsynchronisation: Stellt eine lange<br />
Verschlusszeit ein, um das Umgebungslicht<br />
mit aufzunehmen. Gut für Porträts bei<br />
Dunkelheit, wenn die entsprechende Stimmung mit<br />
aufgenommen werden soll, doch es besteht die Gefahr<br />
des Verwackelns.<br />
Synchronisation auf den zweiten<br />
Verschlussvorhang: Der Blitz erfolgt am<br />
Ende der Verschlusszeit, nicht am Anfang.<br />
Gut geeignet, wenn beispielsweise die Leuchtspuren<br />
sich bewegender Objekte eingefangen werden sollen.<br />
Reduzierung des Rote-Augen-Effekts: Soll<br />
den so genannten „Rote-Augen-Effekt“<br />
vermeiden, indem eine Reihe von Vorblitzen<br />
ausgelöst wird, damit die menschliche Pupille sich vor<br />
dem Hauptblitz, mit dem die Aufnahme erfolgt,<br />
zusammenziehen kann.<br />
Blitz aus: Verhindert, dass das kameraeigene<br />
Blitzgerät ausgelöst wird. Die Funktion ist nur<br />
relevant, wenn Sie eine der<br />
vollautomatischen Blitzbetriebsarten verwenden.<br />
Blitz-Belichtungskorrektur: Die Kamera<br />
berechnet die für eine Aufnahme benötigte<br />
Lichtmenge automatisch. Mit dieser Funktion<br />
erhöhen oder verringern Sie die berechnete Lichtmenge.<br />
Blitzen<br />
VON DER KAMERA ENTKOPPELT<br />
Blitzen mit von der Kamera getrenntem<br />
Blitzgerät ist keine Geheimwissenschaft,<br />
sondern im Gegenteil sogar recht einfach,<br />
und Sie werden mit kreativeren Fotos belohnt.<br />
Beim Blitzen mit auf der Kamera montiertem<br />
Blitzgerät löst ein elektrischer Impuls den Blitz<br />
in dem Moment aus, in dem Sie auf den<br />
Auslöser drücken. Ist das Blitzgerät jedoch von<br />
der Kamera getrennt, besteht keine physische<br />
Verbindung mehr zwischen beiden,<br />
deswegen muss der Impuls auf andere Weise<br />
übertragen werden. Lange Zeit wurden dazu<br />
Kabel benutzt, doch heute ist eine drahtlose<br />
Verbindung die komfortablere Lösung, und<br />
viel teuer als ein Synchronkabel ist sie auch<br />
nicht. Ein kleiner Sender wird in den<br />
Zubehörschuh der Kamera gesteckt, während<br />
der dazugehörige Empfänger an das Blitzgerät<br />
angeschlossen wird. Beim Auslösen der<br />
Kamera sorgt nun ein Funksignal für den Blitz.<br />
Auf diese Weise können auch mehrere<br />
Blitzgeräte gleichzeitig gesteuert werden.<br />
Dazu ist nicht einmal ein Empfänger für jedes<br />
Blitzgerät notwendig, vorausgesetzt, die<br />
anderen Blitzgeräte verfügen über die so<br />
genannte Slave-Funktion. Das bedeutet, sie<br />
erkennen über einen Sensor den Blitz des<br />
primären Blitzgeräts – des „Masters“ – und<br />
lösen dann den eigenen Blitz aus. Es muss<br />
allerdings „Sichtkontakt“ zwischen beiden<br />
Blitzgeräten bestehen, sonst bleibt der<br />
Slave-Blitz dunkel. Ist aufgrund Ihres Setups<br />
kein Sichtkontakt möglich, müssen sie auf<br />
einen weiteren Funkempfänger<br />
zurückgreifen.<br />
Übrigens gibt es auch Funk-<br />
Fernauslösesysteme,<br />
die die volle TTL- (Through the Lens)<br />
Funktionalität der Kamera unterstützen, doch<br />
die sind recht teuer. Wir empfehlen deswegen,<br />
„manuell“ zu blitzen. Die Beschreibung eines<br />
für diesen Zweck geeigneten Systems finden<br />
Sie auf Seite 87.<br />
Anatomie eines Blitzgeräts<br />
6<br />
1) Blitzkopf: Kann gedreht und geneigt werden, um den Blitz an den Wänden oder der<br />
Zimmerdecke reflektieren zu lassen. Zoom-Funktion, um die Blitzreichweite der benutzen<br />
Brennweite anzupassen.<br />
2) AF-Hilfslicht / Blitzfunktion: Projiziert einen Infrarot-Lichtstrahl auf das anvisierte<br />
Motiv, um dem Autofokus bei schlechten Lichtverhältnissen das Scharfstellen zu<br />
ermöglichen.<br />
3) Befestigungsschiene: Verbindung zwischen Kamera und Blitz. Dient dem Auslösen des<br />
Blitzes und der Datenkommunikation für die TTL-Lichtmessung.<br />
4) Display: Zeigt den Status des Blitzgeräts an. In diesem Beispiel werden Messmethode,<br />
Blitzbereich, Zoom-Einstellung und Blendenwert angezeigt. Das Blitzgerät befindet sich<br />
also in der TTL-Betriebsart, an der Kamera ist Blende f/4 eingestellt, die Brennweite beträgt<br />
24mm und der ausgeleuchtete Blitzbereich liegt zwischen 0,6 und 6,9m.<br />
5) Funktionstasten und Einstellrad: Dienen zur Einstellung weiterer Funktionen wie der<br />
Blitzbelichtungssteuerung, der Messmethode usw.<br />
6) Integrierte Reflektorkarte und Weitwinkel-Streuscheibe: Der Reflektor wird benutzt,<br />
um nur einen kleinen Teil des Blitzlichts auf das Motiv zu lenken, der größere Teil wird von<br />
den Wänden reflektiert. Die Weitwinkel-Streuscheibe kommt in Verbindung mit<br />
Weitwinkelobjektiven zum Einsatz, da sie den Streuwinkel des Blitzgeräts vergrößert.<br />
7) Ein- / Aus- / Modus-Schalter: Schaltet das Blitzgerät ein und aus und legt fest, wie es<br />
sich im entkoppelten Betrieb bei drahtloser Steuerung im TTL-Modus verhält.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
5<br />
4<br />
7
Locations 85<br />
BRETT HARKNESS<br />
Einsichten der Profis<br />
PAUL WARD<br />
Blitzgeräte sind heute sehr leistungsstark und<br />
bieten ausgeklügelte Funktionen. Damit<br />
stellen Sie eine ernsthafte Alternative zum<br />
Studioblitz als Lichtquelle dar. Der größte<br />
Vorteil der Elektronenblitzgeräte gegenüber<br />
dem Studioblitz besteht in ihrer Mobilität. Ich<br />
habe draußen vor Ort lieber ein paar<br />
Blitzgeräte als zwei unhandliche<br />
Studioblitzköpfe. Das gilt umso mehr, wenn<br />
ich per Flugzeug verreisen muss. Die Stative<br />
werden als normales Gepäck aufgegeben und<br />
die Blitzgeräte habe ich im Bordgepäck.<br />
Natürlich gibt es fantastische portable<br />
Blitzsysteme, wie die Ranger-Modellreihe von<br />
Elinchrom, doch zwei Blitzgeräte sind<br />
wesentlich billiger. Der große Nachteil<br />
allerdings ist, dass sie zwar einen starken<br />
Blitzausstoß haben, an die Leistung eines<br />
Studioblitzkopfs aber nicht heranreichen,<br />
besonders wenn ein Diffusor angebracht ist.<br />
TIPP<br />
Die Befestigungsschiene hat<br />
ihren Nutzen, aber Sie werden<br />
kaum einen ernsthaften Fotografen<br />
finden, der sein Blitzgerät damit in den<br />
Blitzschuh der Kamera steckt.<br />
Aufnahmen mit entkoppeltem Blitzgerät<br />
führen fast immer zu besseren Bildern.<br />
Wenn Sie sich die entsprechende<br />
Fernsteuerung zulegen, werden<br />
Sie sofort eine Verbesserung<br />
Ihrer Bilder feststellen.<br />
BRETT HARKNESS<br />
Wenn Sie manuell blitzen wollen, empfehle ich Ihnen,<br />
eine Weile zu üben und zu lernen, welchen Ausstoß<br />
Ihr Blitzgerät in unterschiedlichen<br />
Beleuchtungssituationen erzeugt. Ich habe<br />
beispielsweise jahrelang die Canon Speedlite 580EX II<br />
Blitzgeräte verwendet, und weiß deswegen ganz<br />
einfach, dass ich bei einer Motiventfernung von etwa<br />
1,8 Metern Blende f/11 und eine Blitzleistung von 25%<br />
einstellen muss, um die besten Resultate zu<br />
bekommen. Nur solche eigene Erfahrung ermöglicht<br />
es, schnell zu arbeiten, wenn es darauf ankommt – bei<br />
Hochzeiten beispielsweise. Ich werde oft gefragt,<br />
warum ich den Blitz nicht im TTL-Modus benutze<br />
und die einfache Antwort darauf ist, dass das eine sehr<br />
zuverlässige Betriebsart ist, leider aber nicht<br />
narrensicher und dass sie eben manchmal nicht<br />
funktioniert; und das kann ich nicht riskieren. Wenn<br />
ich manuell blitze, weiß ich ganz genau, wie der<br />
Blitzausstoß sein wird und deswegen vertraue ich<br />
lieber auf meine eigene Erfahrung, als auf eine<br />
TTL-Messung.<br />
MANUELLE BLITZBETRIEBSART<br />
Weniger erfahrene Fotografen mögen es für einen<br />
Rückschritt halten, anstelle der ausgeklügelten Automatik-<br />
Programme alle Blitzparameter manuell einzustellen. Doch<br />
es ist viel einfacher als man glaubt, und mit etwas Übung<br />
geht es Ihnen problemlos von der Hand: Sie schalten die<br />
Kamera auf manuelle Betriebsart, stellen einen ISO-Wert ein<br />
und wählen die Blende passend zur gewünschten<br />
Schärfentiefe. Die Verschlusszeit sollte mindestens der<br />
maximalen Blitzsynchronisationszeit entsprechen. Falls<br />
erforderlich, ändern Sie den ISO-Wert oder die<br />
Verschlusszeit, um sicherzustellen, dass die auf das<br />
Umgebungslicht bezogene Belichtung korrekt ist. Nun<br />
schalten Sie den Blitz ein, wählen eine mittlere Blitzleistung<br />
und machen eine Testaufnahme. Setzen Sie die Blitzleistung<br />
herauf oder herab, bis Sie einen der Situation angemessenen<br />
Wert gefunden haben. Hier die Meinungen von zwei<br />
Berufsfotografen über manuelles Blitzen:<br />
Paul Ward: „Ich schalte die Kamera immer auf „manuell“,<br />
weil ich die Belichtung dann selbst steuern kann. Früher<br />
habe ich die Zeitautomatik benutzt, doch meine Kamera<br />
stellte grundsätzlich die Verschlusszeit 1/200 Sekunde ein,<br />
wenn ich mit Blitz gearbeitet habe auch wenn ich gerne<br />
eine längere Verschlusszeit gehabt hätte. Seitdem arbeite<br />
ich manuell. Auch die TTL-Funktionalitäten habe ich früher<br />
verwendet, doch sie versagen bei sehr dunklen oder sehr<br />
hellen Hintergründen. Ich kann zwar die Blitzkorrektur<br />
benutzen, um zu kompensieren, doch es geht einfacher<br />
und schneller, wenn man von Anfang an alles selbst macht.<br />
Dann kommt man auch zu konsistenten Ergebnissen.“<br />
Brett Harkness: „Komischerweise scheinen viele Leute<br />
Angst davor zu haben, Kamera und Blitz manuell zu<br />
bedienen. In meinen Kursen erkläre ich den Teilnehmern<br />
mein „magisches Blitzdreieck“ und sie kommen sehr schnell<br />
dahinter, dass das Ganze viel einfacher funktioniert als Sie es<br />
sich vorgestellt hatten.<br />
Ich zeichne ein gleichschenkliges Dreieck und schreibe den<br />
Begriff „ISO“ hinein; der ISO-Wert kontrolliert und steuert<br />
alles andere. Dann schreibe ich in eine Ecke „Blende“, in die<br />
nächste „Verschlusszeit“ und in die dritte Ecke „Blitz-Motiv-<br />
Entfernung“. Ändern Sie die Blende, um die auf das Motiv<br />
treffende Blitzlichtmenge zu variieren und die Schärfentiefe<br />
zu steuern, oder die Verschlusszeit, um den Einfluss des<br />
Umgebungslichts zu steuern. Machen Sie eine<br />
Testaufnahme und passen Sie ggf. die obigen Eck-Werte der<br />
gegebenen Situation an, falls nötig erhöhen oder verringern<br />
Sie die ISO-Empfindlichkeit. Der simple Trick der manuellen<br />
Blitzfotografie besteht darin, zuerst die auf das<br />
Umgebungslicht bezogene Belichtung korrekt einzustellen<br />
– sobald Sie das geschafft haben, ist es ganz einfach, die<br />
passende Blitzleistung zu bestimmen.“<br />
Welches Blitzgerät ist das beste?<br />
Es gibt eine unüberschaubare Vielzahl von<br />
Blitzgeräten, von einfachen Einsteigermodellen bis zu<br />
Geräten mit der raffiniertesten Blitztechnik, die heute<br />
möglich ist. Deswegen lässt sich diese Frage nicht<br />
beantworten, indem man ein bestimmtes Modell<br />
nennt. Es kommt auf Ihre Bedürfnisse an. Generell<br />
kann man sagen: Je mehr Geld Sie für ein Blitzgerät<br />
ausgeben, desto mehr können Sie davon erwarten;<br />
von daher legen sich Profifotografen in der Regel die<br />
besten Geräte zu, die Sie sich leisten können.<br />
Elektronenblitzgeräte sind heute voll gepackt mit<br />
Funktionen, die Ihnen jede erdenkliche kreative<br />
Blitzfotografie ermöglicht. Doch, wie Sie selbst<br />
feststellen werden, ist die TTL-Messtechnik zwar<br />
akkurat und zuverlässig, gleichwohl benutzen viele<br />
erfahrene Fotografen Sie nicht, sondern nehmen<br />
sämtliche Einstellungen manuell vor. Das gilt auch für<br />
die Kameraeinstellungen. Bei manueller Einstellung ist<br />
es viel leichter, Testaufnahmen zu machen und die<br />
Ergebnisse auf dem Display der Kamera zu prüfen. So<br />
können Sie den Blitzausstoß individuell anpassen und<br />
erhalten eine perfekte, gleichbleibende Ausleuchtung.<br />
Im Übrigen gibt es einen weiteren, nicht zu<br />
unterschätzenden Vorteil, wenn Sie manuell arbeiten:<br />
Sie sparen viel Geld bei der Ausrüstung, denn Sie<br />
können praktisch jedes beliebige Blitzgerät benutzen<br />
und sind nicht mehr abhängig von einer bestimmten<br />
Marke. Sie können Billigmarken wie Yongnuo oder<br />
ähnliche Hersteller verwenden; Sie müssen nur darauf<br />
achten, dass das Gerät über eine manuelle Betriebsart<br />
verfügt. Die meisten Blitzgeräte bieten sogar mehrere<br />
manuelle Betriebsarten, üblicherweise unterteilt nach<br />
Blendenstufen, von voller Leistung bis hinunter zu<br />
einem 1/128 der vollen Leistung. Die entsprechenden<br />
Informationen bekommen Sie auf der Website der<br />
jeweiligen Hersteller.
86 Locations DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Blitztechnik und die erforderliche Ausrüstung<br />
Ein Blitzgerät ist eine raffinierte und vielseitige Lichtquelle, doch es sind die Lichtformer, die ihren Effekt auf dem Foto<br />
bestimmen. Im Folgenden stellen wir Ihnen das für Blitzaufnahmen benötigte Zubehör vor.<br />
TIPP<br />
Fast alle Blitzgeräte<br />
beziehen ihren Strom aus<br />
AA-Batterien oder<br />
AA-Akkus, Sie können sich<br />
also weltweit jederzeit<br />
Ersatz besorgen.<br />
Würden Sie ein Studio-Blitzsystem aufbauen und ihr Modell<br />
von den blanken elektrischen Birnen beleuchten lassen? Wohl<br />
kaum. Nun, dasselbe sollte auch gelten, wenn Sie Blitzgeräte<br />
benutzen, zumindest bei Porträtaufnahmen, denn direktes<br />
Blitzlicht erzeugt extrem hartes Licht, das manche Gesichter<br />
sehr unvorteilhaft erscheinen lässt.<br />
Einige Blitzgeräte besitzen deshalb eine integrierte<br />
Reflektorkarte, eine Weitwinkel-Streuscheibe, oder beides, die<br />
aus dem oberen Teil des Blitzkopfgehäuses herausgezogen<br />
und vor den Lichtaustritt des Blitzkopfs geklappt werden<br />
können. Dadurch wird das Licht viel weicher gestreut; am<br />
besten ist es jedoch, wenn der Blitz von einer hellen Oberfläche<br />
gegenüber, oben oder seitlich reflektiert wird.<br />
Wir haben eine Serie von Aufnahmen desselben Motivs<br />
gemacht, jeweils mit direktem Blitz und einem Blitz im<br />
45°-Winkel zur Objektiv-Längsachse, um die Auswirkungen<br />
der gebräuchlichen Lichtformer auf das Motiv zu<br />
demonstrieren.<br />
EFFEKTE VON BLITZFORMERN<br />
Die folgenden Bilder illustrieren die Effekte unterschiedlicher<br />
Lichtformer, die als Zubehör für Ihr Blitzgerät erhältlich sind. Wie<br />
Sie bemerken werden, ist die Wirkung mancher Lichtformer sehr<br />
ähnlich; Sie brauchen sich also nicht alle anzuschaffen...<br />
1) Blitz ohne Blitzformer<br />
- Direkter, gerichteter Blitz: Sehr hartes, fast immer<br />
unvorteilhaftes Licht. Überhaupt nicht zu empfehlen.<br />
- Blitz im Winkel von 45°: Sehr hartes Licht mit<br />
Schlagschatten. Nicht zu empfehlen.<br />
2) Blitz mit integrierter Reflektorkarte<br />
- Direkt: Weniger grell als ohne Reflektorkarte,<br />
dennoch wenig schmeichelhaft, aber brauchbar.<br />
- 45°-Winkel: Weitaus besser als direkter Blitz.<br />
3) Große Softbox<br />
- Direkt: Diffuses, sauberes Licht.<br />
- 45°-Winkel: Weiches Licht, aber tiefe Schatten.<br />
- 45°-Winkel mit Reflektor: Der Reflektor hellt die<br />
Schatten auf.<br />
4) Kleine Softbox<br />
- Direkt: Weiches Licht, aber weniger weich als bei<br />
einer großen Softbox.<br />
- 45°-Winkel: Diffuses Licht, doch noch tiefere<br />
Schatten als bei einer großen Softbox.<br />
- 45°-Winkel mit Reflektor: der Reflektor hellt die<br />
Schatten nur wenig auf.<br />
5) Brolly<br />
- Direkt: Hinter oder über der Kamera angebracht,<br />
entsteht ein Schatten unter dem Kinn.<br />
- 45°-Winkel: Weiches Licht mit starken Schatten,<br />
gegebenenfalls ein hübscher Effekt.<br />
- 45°-Winkel mit Reflektor: Ein sehr angenehmer<br />
Effekt, weiches Licht mit angedeuteten Schatten.<br />
6) Kugeldiffusor<br />
- Direkt: Weiches, gleichmäßiges Licht, doch etwas<br />
Schatten unter dem Kinn.<br />
- 45°-Winkel: Sauberes, diffuses Licht mit harten<br />
Schatten, ähnlich wie bei der Softbox.<br />
- 45°-Winkel mit Reflektor: Sauberes, weiches Licht<br />
mit angedeuteten Schatten.<br />
7) Ringblitz<br />
- Über der Kamera: Starkes, gleichmäßiges Licht,<br />
Andeutungen von Schatten unter dem Kinn.<br />
- Objektiv in der Mitte: Sehr gleichmäßiges Licht, doch<br />
dunkler Hintergrund, weil das Motiv das meiste Licht<br />
vom Hintergrund fernhält.<br />
- 45°-Winkel: Weiches, diffuses Licht mit tiefen<br />
Schatten, ähnlich wie bei einer Softbox.<br />
Blitzformer<br />
1) Direkter Blitz<br />
2) Blitz mit integrierter Reflektorkarte<br />
3) Große Softbox<br />
4) Kleine Softbox<br />
5) Brolly<br />
6) Kugeldiffusor<br />
7) Ringblitz<br />
Direkt<br />
Direkt<br />
45°-Winkel<br />
45°-Winkel<br />
Direkt 45°-Winkel 45°-Winkel mit Reflektor<br />
Direkt 45°-Winkel 45°-Winkel mit Reflektor<br />
Direkt 45°-Winkel 45°-Winkel mit Reflektor<br />
Direkt 45°-Winkel 45°-Winkel mit Reflektor<br />
Über Kamera Um Objektiv 45°-Winkel
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Locations 87<br />
Ihr eigenes Blitz-System für 270 €<br />
UNSER DRAHTLOSES BLITZ-SYSTEM<br />
Noch vor wenigen Jahren kostete ein einigermaßen<br />
brauchbares Blitzsystem sehr viel Geld. Das ist nicht<br />
mehr so, denn heute bekommen Sie schon für unter<br />
250 € ein Multi-Blitzsystem, dass mehr als ausreicht,<br />
die in diesem Magazin beschriebenen Blitztechniken<br />
nachzuvollziehen.<br />
Seit wir den Hersteller Yongnuo entdeckt haben,<br />
benutzen wir dessen extrem preiswerte Blitzgeräte und<br />
Auslöser auch für unsere Magazinfotos. Mit nur wenig<br />
weiterem, ebenfalls preiswertem Zubehör bekommen<br />
Sie ein ausgewachsenes Multi-Blitzsystem für einen<br />
Bruchteil des Preises, den Sie für Markengeräte bezahlen müssten.<br />
Wenn Sie unsere Aufnahmetechniken mit entkoppeltem Blitzgerät<br />
ausprobieren wollen, sollten Sie sich einige der hier beschriebenen,<br />
günstigen Blitzgeräte anschauen.<br />
1) 2 Yongnuo TN560 II Blitzgeräte, je 50 €<br />
Lassen Sie sich nicht vom Preis irreführen, diese Blitzgeräte sind sehr gut verarbeitet und bieten alle notwendigen<br />
Funktionen, einschließlich eines Zoomkopfs, „Master/Slave“-Funktionalität und Synchronisation auf den zweiten<br />
Verschlussvorhang. Sie sind zwar nicht TTL-kompatibel, doch da der manuelle Betrieb ohnehin die besseren<br />
Ergebnisse liefert, ist dies kein Problem. Wie Sie die Einstellungen vornehmen, können Sie an anderer Stelle in<br />
diesem Magazin nachlesen.<br />
2) 2 Softbox Kits, je 30 €<br />
Diese faltbaren No-Name Softboxen von Camera-Foto, eingekauft bei eBay, haben die Maße 60x60cm und<br />
werden mit einem Kugelkopf-Blitzschuhadapter für das Blitzgerät geliefert.<br />
3) 2 Lichtstative, zusammen 30 €<br />
Ebenfalls per eBay von Camera-Foto stammen diese beiden Lichtstative, die bis auf 2 m Höhe ausgezogen<br />
werden können. Sie können mit bis zu 2,5 kg belastet werden; es gibt also kein Problem mit unseren Blitzgeräten.<br />
4) 3 Yongnuo drahtlose Fernauslöse-Einheiten RF-603, drei Stück für 40 €<br />
Diese drahtlosen Fernauslöser sind jeweils gleichzeitig Sender und Empfänger, Sie können sie also sowohl auf den<br />
Zubehörschuh der Kamera als auch unter die Blitzgeräte montieren. Sie sind als preiswerte, manuelle Blitzgeräte<br />
zwar nicht TTL-kompatibel, können aber auch als normale Fernauslöser für die Kamera verwendet werden.<br />
5) Blitzschuhadapter, 10 € das Paar<br />
Diese Metallplattformen des eBay Lieferanten Scopescan gestatten die Montage der Blitzgeräte auf die<br />
Lichtstative<br />
GESAMTKOSTEN DIESER BLITZAUSRÜSTUNG: CA. 270 €<br />
Einsichten der Profis<br />
PAUL WARD<br />
„Ich verwende Standard-Lichtformer an<br />
meinen Blitzgeräten – es gibt zwar heute eine<br />
unüberschaubare Zahl von Optionen, doch<br />
ich finde die Effekte meist sehr ähnlich. Ich<br />
benutze vor Ort entweder eine kleine Softbox<br />
oder einen Brolly; in engen Räumen benutze<br />
ich einen kleinen Reflektor, um das Licht<br />
zurückzuwerfen. Außerdem habe ich eine<br />
Reihe von Adaptern, mit denen ich auch<br />
größere Softboxen an meinen Blitzgeräten<br />
verwenden kann. Man sollte grundsätzlich<br />
berücksichtigen, dass jeder Blitzformer eine<br />
beträchtliche Menge Licht absorbiert; um<br />
dies zu kompensieren, brauchen Sie ein<br />
leistungsfähiges Blitzgerät. Wenn es gar nicht<br />
anders geht, können Sie auch die ISO-<br />
Empfindlichkeit von ISO 400 auf 800<br />
erhöhen, um die Blitzreichweite zu<br />
vergrößern.“<br />
1<br />
5<br />
2<br />
4<br />
6<br />
3<br />
Blitz-Zubehör<br />
BLITZAUSLÖSER<br />
Wenn der Blitz nicht<br />
auf dem<br />
Zubehörschuh der<br />
Kamera sitzt, müssen<br />
Sie ihn auf andere<br />
Weise auslösen. Früher<br />
gab es zu diesem Zweck spezielle<br />
Baudenzug-Kabel, heute werden drahtlose<br />
Fernauslöser verwendet. Es gibt sehr<br />
preiswerte Systeme, aber auch Modelle, die<br />
alle Systemfunktionen einschließlich<br />
TTL-Blitzsteuerung übertragen können.<br />
Preisgünstige Modelle gibt es von Yongnuo,<br />
Interfit, Hähnel und Hama.<br />
LICHTSTATIV<br />
Da Sie nicht immer mit<br />
Assistenten unterwegs<br />
sein werden, brauchen<br />
Sie eine technische<br />
Möglichkeit, um die<br />
Blitzgeräte in Position<br />
zu halten. Lichtstative sind preiswert,<br />
vielseitig und leicht, idealerweise sind sie<br />
sogar mit Standard-Stativgewinde<br />
ausgestattet.<br />
SERVO-<br />
BLITZAUSLÖSER<br />
Falls Ihr Blitzgerät nicht<br />
über einen „Slave“-<br />
Modus verfügt,<br />
können Sie entweder<br />
einen Fernauslöser<br />
oder einen Servo-Blitzauslöser anbringen,<br />
der per Zubehörschuh mit dem Blitzgerät<br />
verbunden wird. Stellen Sie in diesem Fall<br />
sicher, dass das Lichtsensorfenster des<br />
„Slave“-Blitzes Sichtkontakt zum „Master“-<br />
Blitz hat, andernfalls löst der Blitz nicht aus.<br />
PLATTFORMEN<br />
Viele Blitzgeräte<br />
werden mit einem<br />
Plastikzubehörschuh<br />
geliefert, auf dem das<br />
Blitzgerät montiert<br />
wird. Er besitzt an der<br />
Unterseite ein Innengewinde, das auf ein<br />
Fotostativ oder entsprechend ausgestattetes<br />
Lichtstativ geschraubt werden kann.<br />
FARBFOLIEN<br />
Mit farbigen Folien vor<br />
den Blitzköpfen<br />
können Sie<br />
unterschiedliche<br />
Effekte erzielen,<br />
beispielsweise den<br />
Hintergrund einfärben oder auch das Haar<br />
Ihres Modells. Hersteller wie Rogue und<br />
Honl bieten qualitativ hochwertige<br />
Farbfoliensets mit passenden<br />
Haltevorrichtungen an; Sie können aber<br />
auch mit farbigen Overhead-Folien<br />
improvisieren, die mit Gummiringen oder<br />
Klebeband am Blitzkopf befestigt werden.
88 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Einführung in die Blitz-Aufnahmetechnik<br />
Es gibt viele Wege, ein Motiv per Blitz<br />
auszuleuchten. Hier ein paar<br />
einfache, aber effiziente Methoden.<br />
Wenn Sie einmal die Möglichkeiten entdeckt<br />
haben, die sich ergeben, wenn Sie Blitz und<br />
Kamera getrennt voneinander benutzen,<br />
eröffnet sich Ihnen aufnahmetechnisch eine<br />
völlig neue Welt. Setups mit einem, zwei oder<br />
mehreren von der Kamera entkoppelten<br />
Blitzgeräten und die vielfältigen zur Auswahl<br />
stehenden Lichtformer erlauben Ihnen die<br />
perfekte Beleuchtung von Modell und<br />
Hintergrund. Dabei benutzen Sie Effekte von<br />
High-Key bis Spotlight im besten Hollywood-Stil.<br />
Wir stellen Ihnen hier ein paar einfache<br />
Blitztechniken vor, mit denen Sie<br />
Porträtaufnahmen erschaffen können, die auch<br />
hohen Ansprüchen gerecht werden.<br />
Weiße Wand als Diffusor<br />
Falls Ihre Wohnung weiße Wände hat, stehen<br />
Ihnen perfekte Oberflächen zur Verfügung, die<br />
Sie als Blitzdiffusor einsetzen können. Anstatt<br />
des bedauerlichen Anfängerfehlers, den Blitz<br />
direkt auf das Modell zu richten, lassen Sie ihn<br />
von der weißen Wand zurückwerfen, so dass er<br />
sich über einen viel größeren Bereich ausbreiten<br />
kann und ein diffuses, natürlich wirkendes Licht<br />
erzeugt. Das funktioniert bereits sehr gut mit<br />
einem einzelnen Blitz, doch ein zweites<br />
Blitzgerät verdoppelt den Lichtausstoß,<br />
vergrößert die mögliche Reichweite und damit<br />
den Spielraum für weitere<br />
Belichtungseinstellungen.<br />
Dabei gehen Sie folgendermaßen vor: Sie<br />
bringen Ihr Modell mit dem Gesicht zur Wand in<br />
Position und bauen das auf einem Stativ<br />
montierte Blitzgerät seitlich von ihm auf, wobei<br />
Sie es auf die Wand richten, der Ihr Modell das<br />
Gesicht zugewandt hat. Wenn Sie mit zwei<br />
Blitzgeräten arbeiten, stellen Sie das zweite auf<br />
der anderen Seite auf. Richten Sie beide<br />
Blitzköpfe leicht nach oben und auf die Wand.<br />
Das hat den Effekt einer großen Softbox, die das<br />
Licht gleichmäßig verteilt. Es ist eine<br />
Aufnahmetechnik, die besonders Menschen mit<br />
unreiner Haut zugute kommt, weil das diffuse<br />
Licht Falten und Unreinheiten sehr gut kaschiert.<br />
Sie selbst stellen sich dabei mit der Kamera<br />
vor das Modell, die Wand im Rücken. Halten Sie<br />
einigen Abstand zum Modell, damit Sie nicht<br />
zuviel des von der Wand hinter Ihnen<br />
reflektierten Blitzlichts von ihm abschirmen.<br />
Da das Licht sich nahezu gleichmäßig verteilt,<br />
haben Sie für Ihre Aufnahmen eine Fülle von<br />
Gestaltungsmöglichkeiten. Das Licht begünstigt<br />
einen schmalen Schärfentiefebereich, so dass<br />
Sie eine große Blende benutzen können, die der<br />
Ästhetik des Motivs zugute kommt.<br />
Verwacklungsgefahr besteht kaum.<br />
Anzumerken ist noch, dass die Farbe des<br />
Blitzlichts durch die Farbe der Oberflächen<br />
bestimmt wird, von denen der Blitz<br />
zurückgeworfen wird. Farbige Oberflächen<br />
führen demzufolge zu einer entsprechenden<br />
Einfärbung Ihres Modells, ein Effekt, der dem Bild<br />
nur in den seltensten Fällen zuträglich ist…<br />
1) Oben: Stellen Sie das auf einem<br />
Stativ montierte Blitzgerät seitlich<br />
auf, wobei Sie es auf die weiße<br />
Wand richten, vor der Ihr Modell<br />
steht.<br />
2) Unten: Der von der Wand<br />
reflektierte Blitz erzeugt ein<br />
attraktives, diffuses Licht, das für<br />
Porträtfotos ideal ist.<br />
3) Links: Ihre Bilder bekommen eine weitere Dimension, wenn Sie ein Blitzgerät hinter<br />
dem Modell platzieren, das den Hinterkopf beleuchtet.<br />
4) Oben: Ein zweites Blitzgerät für das Haar gibt Ihrem Porträtfoto den professionellen<br />
Touch. Durch verschiedene Positionen und unterschiedliche Blitzleistung variieren Sie<br />
den Effekt.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Blitzen 89<br />
Gerichtetes Licht<br />
Wenn Ihr Modell sich gegen die als Hintergrund<br />
dienende Wand lehnt, richten Sie den Blitz in<br />
einem engen Winkel von der Seite darauf und<br />
fotografieren von der gegenüberliegenden<br />
Seite. So entstehen silhouettenähnliche Bilder<br />
mit ausgeprägten Konturen an der dem Licht<br />
zugewandten Seite. Diese Aufnahmetechnik<br />
wird in der Boudoirfotografie häufig benutzt,<br />
eignet sich aber auch für andere Formen der<br />
<strong>Porträtfotografie</strong> – wie hier zu sehen ist.<br />
Weil der Blitz dabei genau gerichtet ist, sind<br />
die Blitzposition und die Pose des Modells<br />
entscheidend für die Wirkung des Effekts.<br />
Nachdem Sie alles Notwendige so gestaltet<br />
haben, dass er funktioniert, probieren Sie<br />
leichte Veränderungen der Blitzposition, des<br />
Blickwinkels und der Pose des Modells und<br />
verfolgen dabei, wie sich der Effekt ändert.<br />
Wenn Sie das Blitzgerät weiter entfernt<br />
aufstellen, erzeugt es ein schärferes Licht,<br />
bringen Sie es näher heran, wird das Licht<br />
diffuser. Da das Modell einen starken Schatten<br />
erzeugt, sollte es die Beine strecken und sich<br />
nur mit einer Schulter gegen die Wand lehnen.<br />
Dadurch wird der physische Kontakt mit der<br />
Wand minimiert und ein attraktiver, die<br />
Körperformen nachbildender Schatten<br />
erzeugt.<br />
1) Diese Aufnahme des Modells vor einer violetten Wand ist gut<br />
geraten, doch wegen der ausdrucksstarken Farbe des<br />
Hintergrunds ist das beim Einsatz des Blitzgeräts nicht zu<br />
erwarten.<br />
2) Bauen Sie das Blitzgerät auf. Es sollte sich nahe der<br />
Wand befinden und der Blitzkopf sollte mehr zur Wand als<br />
auf das Modell gerichtet sein.<br />
3) Machen Sie ein Testfoto. Justieren Sie gegebenenfalls<br />
Blitzleistung, Blitzrichtung und die Pose des Modells.<br />
4) Oben: Das Bild erzeugt nun eine geheimnisvolle<br />
Stimmung, die manchmal noch dadurch verstärkt werden<br />
kann, dass das Modell nicht den Betrachter ansieht, sondern<br />
in Richtung des Blitzgeräts schaut.
90 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Blitz im 45°-Winkel<br />
Der Standardaufbau zur Beleuchtung mit nur einer Lichtquelle<br />
sieht vor, dass diese sich über Kopfhöhe befindet und in einem<br />
Winkel von 45° zur Objektivlängsachse auf das Modell<br />
gerichtet wird. Das erzeugt einen Lichteinfall, der natürlichem<br />
Licht sehr nah kommt. Wenn Sie dieses Setup benutzen<br />
wollen, machen Sie eine Reihe von Testfotos, wobei Sie den<br />
Blitzwinkel leicht ändern. Das Modell sollte dabei den Kopf<br />
langsam von der Kamera zum Blitzgerät drehen, damit Sie die<br />
optimale Beleuchtung für das Gesicht finden können. Manche<br />
Gesichter wirken am besten, wenn Sie aus einem Winkel<br />
beleuchtet werden, andere bei direkter Beleuchtung.<br />
Eine weitere Erscheinung, die sie berücksichtigen müssen,<br />
ist der Schatten. Lehnt sich das Modell gegen die Wand, wird<br />
sich dort ein starker Schatten zeigen, steht es aber einen oder<br />
anderthalb Meter von der Wand entfernt, ist der Schatten nur<br />
angedeutet, oder es ist überhaupt kein Schatten zu sehen.<br />
Die Art des Lichtformers spielt eine große Rolle dabei, wie<br />
das Modell und sein Schatten abgebildet werden. Ohne<br />
Lichtformer entstehen ein stark gerichtetes Licht und präzise<br />
definierte Schatten, mit einem Brolly oder einer Softbox<br />
hingegen erzeugen Sie ein gleichmäßiges Licht mit weichem<br />
Schatten.<br />
1) Diese Bildreihe illustriert, wie einfach ein Modell mit einem einzigen<br />
Blitzgerät und einer Softbox beleuchtet werden kann. Bei der ersten<br />
Aufnahme war das Blitzgerät in Augenhöhe nahe der Wand aufgestellt.<br />
2) Kleines Bild oben links: Bei einem so engen Winkel entsteht ein starker<br />
Schatten an der Wand. Schmeichelhafte Fotos sehen anders aus.<br />
3) Kleines Bild oben rechts: Der Blitz aus einem Winkel von 45° erzeugt<br />
bereits ein sympathischeres Bild. Zwar ist auch hier noch etwas Schatten<br />
vorhanden, doch er wird wegen der insgesamt freundlicheren<br />
Stimmung als weniger störend empfunden.<br />
4) Großes Bild: Eine optimale Beleuchtung wird erzeugt, wenn sich der<br />
Blitz über und hinter der Kamera befindet. Das Licht ist gleichmäßig<br />
verteilt und es gibt keine Schatten mehr.<br />
Besondere Aufnahmetechnik<br />
DER RINGBLITZ-EFFEKT<br />
Modefotografen bevorzugen seit vielen Jahren den Ringblitz. Dessen Lichtaustrittsöffnung<br />
ist kreisförmig um das Objektiv angeordnet, so dass dieses sich in der Mitte des Kreises<br />
befindet. Der Ringblitz liefert ein starkes, aber gleichmäßiges Licht mit ringförmigen<br />
Reflexionen in den Pupillen des Modells, sofern es in den Blitz schaut. Leider ist ein<br />
Ringblitzgerät sehr teuer, doch seit einiger Zeit werden Adapter angeboten, die am Blitzkopf<br />
des vorhandenen Blitzgeräts angebracht werden. Auch beim Ringblitz Adapter liegt die<br />
Blitzaustrittsöffnung kreisförmig um das Objektiv. Der Blitz wird durch eine Reihe von<br />
Spiegeln geleitet und tritt durch einen vor der Blitzaustrittsöffnung befindlichen Diffusor<br />
aus. Je nach Modell kann das Blitzgerät auf dem Zubehörschuh verbleiben oder von der<br />
Kamera entkoppelt benutzt werden. In diesem Beispielfoto wurde der Orbis-Ringblitz<br />
Adapter benutzt und drahtlos ausgelöst. Der Effekt kommt dem des Ringblitzgeräts sehr<br />
nah, doch für einen Bruchteil des Preises eines Ringblitzgeräts. Der Ringblitz-Adapter eignet<br />
sich besonders für Modefotos mit weiblichen Modellen, jedoch auch, um Falten in den<br />
Gesichtern älterer Menschen zu kaschieren.<br />
Der Effekt eines professionellen Ringblitz Geräts wird zwar nicht ganz<br />
erreicht, doch ein Ringblitz-Adapter kommt ihm sehr nah.
Draußen bei<br />
Sonnenlicht<br />
Für das Blitzen an hellen Sonnentagen gibt es<br />
zwei prinzipielle Aufnahmentechniken: Sie<br />
können einerseits versuchen, das<br />
Umgebungslicht zu überdecken, indem Sie den<br />
Blitz zur primären Lichtquelle machen,<br />
andererseits können Sie ihn als Aufhellblitz<br />
benutzen, um das Umgebungslicht zu<br />
ergänzen. Paul Ward erklärt die erste<br />
Möglichkeit:<br />
„Beim Blitzen im Freien wählen Sie eine kleine<br />
Blende und eine niedrige ISO-Empfindlichkeit,<br />
um die Verschlusszeit der<br />
Blitzsynchronisationszeit anzupassen, es sei<br />
denn, Sie haben ein Blitzgerät mit High-Speed-<br />
1 2<br />
Synchronisationsmodus oder benutzen einen<br />
Graufilter, um die ins Objektiv einfallende<br />
Lichtmenge zu reduzieren. Wenn Sie bei kleiner<br />
Blende mit Blitzsynchronisationszeit<br />
fotografieren, wird die Szene definitiv<br />
unterbelichtet. Befindet sich ihr Modell jedoch<br />
vor einem dunklen Hintergrund mit der Sonne<br />
dahinter, können Sie ins Gegenlicht blitzen,<br />
wobei die Sonne als großes, ausgebranntes<br />
Spitzlicht auf dem Foto zu sehen ist.<br />
Es funktioniert ganz einfach: mit der Kamera in<br />
der manuellen Betriebsart stelle ich die<br />
Blitzsynchronisationszeit und eine Blende von<br />
f/11 oder f/13 ein. Das Modell steht mit dem<br />
Rücken zur Sonne. Ich benutze ein oder zwei<br />
Blitzgeräte, in diesem Fall ohne Lichtformer,<br />
denn die würden zu viel Blitzlicht absorbieren;<br />
doch an sonnigen Tagen brauchen Sie soviel<br />
Blitzleistung wie möglich, um das Licht der<br />
Sonne zu neutralisieren. Das Blitzgerät wird<br />
manuell gesteuert; Ich stelle es auf halbe<br />
Blitzleistung ein, mache ein Testfoto und regle<br />
dann entsprechend nach.“<br />
Diese Bilder zeigen einen unterbelichteten<br />
Hintergrund, obwohl mit hoher Blitzleistung<br />
fotografiert wurde. Das Modell wird normal<br />
abgebildet, nicht als Silhouette.<br />
Einsichten des Profis<br />
BRETT HARKNESS<br />
„An sonnigen Tagen, wenn ich die<br />
Schärfentiefe so gering wie möglich halten<br />
will, benutze ich einen High-Speed-Blitz. Ich<br />
schalte die Kamera in manuelle Betriebsart<br />
und stelle eine Blende von f/3.5 ein, von der<br />
ich nur selten abweiche. Das Blitzgerät wird<br />
auf E-TTL- und High-Speed-Blitzmodus<br />
eingestellt. Die Verschlusszeit wähle ich<br />
irgendwo zwischen 1/500 und 1/8000<br />
Sekunde, denn bei der High-Speed-<br />
Blitzsynchronisation diktiert die<br />
Verschlusszeit die Belichtung. Ich passe also<br />
die Verschlusszeit schrittweise an, bis der zur<br />
Szene passende Blitzausstoß erzeugt wird.<br />
Man kann das Blitzgerät auf der Kamera<br />
lassen, doch es gibt auch bei der<br />
High-Speed-Blitzsynchronisation die<br />
Möglichkeit des entkoppelten Blitzens,<br />
allerdings müssen dazu sämtliche relevanten<br />
Signale zwischen Kamera und Blitz<br />
ausgetauscht werden können, weshalb<br />
entsprechend teure Fernauslöser und<br />
Blitzgeräte erforderlich sind. Ich benutze das<br />
Pocket-Wizard-Flexi-System und ein Canon<br />
Speedlite 580EX II Blitzgerät.“
92 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Motiv vom<br />
Hintergrund<br />
freistellen<br />
Behutsam eingesetzt, kann Blitzlicht ein Foto auf subtile<br />
Weise verbessern, ohne dass der ungeübte Betrachter<br />
erkennt, dass geblitzt wurde. Manchmal wird der<br />
Hintergrund aufgehellt, doch meistens wird ein Blitz mit<br />
geringer Leistung verwendet, um Motive vom<br />
Hintergrund freizustellen oder einen besonderen<br />
Beleuchtungseffekt zu imitieren, etwa das Sonnenlicht<br />
eines späten Nachmittags.<br />
PAUL WARD<br />
„Wenn ich On Location fotografiere, benutze ich oft ein<br />
Blitzgerät, eingestellt auf geringe Leistung, um mein<br />
Motiv vom Hintergrund freizustellen. Diese<br />
Aufnahmetechnik funktioniert am besten, wenn<br />
sowohl das Motiv als auch der Hintergrund denselben<br />
Lichtverhältnissen ausgesetzt sind und wenn die<br />
gesamte Szene relativ dunkel ist. Wenn nun das Motiv<br />
aus einem leichten Winkel heraus angeblitzt wird, ‚löst’<br />
es sich vom Hintergrund, wodurch das Bild mehr Tiefe<br />
erhält und insgesamt plastischer wirkt.<br />
Die Idee zu diesem Beleuchtungs-Setup kam mir<br />
durch ein Video des amerikanischen Fotografen Dave<br />
Hill, der darin zwei Blitzgeräte von hinten auf sein<br />
Modell richtete und ein weiteres auf dessen Gesicht.<br />
Dadurch wurden die Köperkonturen vom Hintergrund<br />
abgesetzt und es entstand ein sehr schöner Glanz an<br />
der Körperseite.<br />
Um diesen Effekt zu erzielen, müssen Sie zuerst das<br />
Modell und die Blitzgeräte in die ungefähr richtige<br />
Position bringen, lassen sie aber noch ausgeschaltet.<br />
Schalten Sie die Kamera auf Zeitautomatik, drücken Sie<br />
den Auslöser halb durch und prüfen Sie die Belichtung<br />
für das Umgebungslicht. Ist die Verschlusszeit kürzer als<br />
die Blitzsynchronisationszeit, senken Sie die<br />
ISO-Empfindlichkeit und verkleinern ggf. die Blende.<br />
Nun schalten Sie die Kamera in die manuelle<br />
Betriebsart, stellen die gemessenen Werte ein und<br />
machen ein Testfoto, um festzustellen, ob Sie die<br />
richtige Belichtung gefunden haben. Anschließend<br />
stellen Sie entweder den ISO-Wert oder die Blende so<br />
ein, dass das Foto um eine bis anderthalb<br />
Blendenstufen unterbelichtet wird.“<br />
1<br />
Ohne Blitz<br />
Von hinten geblitzt<br />
2<br />
3<br />
1) Finden Sie eine passende Örtlichkeit und stellen<br />
Sie zwei Blitzgeräte rechts und links hinter das<br />
Modell. Der Hauptblitz mit Softbox wird davor<br />
positioniert und leicht nach unten geneigt.<br />
2) Schalten Sie die beiden Sekundärblitzgeräte ein.<br />
Machen Sie ein Testfoto, so dass Sie den Glanz am<br />
Körperumriss überprüfen können und nehmen<br />
gegebenenfalls Korrekturen an Position und<br />
Blitzleistung der Geräte vor.<br />
3) Schalten Sie das Primärblitzgerät ein. Wegen der<br />
montierten Softbox muss dieses mit höherer<br />
Leistung blitzen als die beiden anderen. Machen<br />
Sie weitere Testfotos und justieren die<br />
Einstellungen, bis Sie mit der Belichtung der<br />
Aufnahmen zufrieden sind. Für dieses Foto war ein<br />
Blitzgerät auf das Haar gerichtet, eins auf das<br />
Gesicht und eins auf den Rücken, das den Glanz an<br />
den Körperkonturen erzeugte.<br />
4) Wenn Sie ein paar gute Bilder im Kasten haben,<br />
schalten Sie eins der hinten stehenden Blitzgeräte<br />
aus und schauen Sich an, welchen Effekt das<br />
ergibt. In diesem Fall war das auf den Rücken<br />
gerichtete Blitzgerät ausgeschaltet. Auch das<br />
ergab ein sehr schönes Porträt.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Blitzen 93<br />
VERWENDETE<br />
BLITZAUSRÜSTUNG<br />
3 Canon Speedlite 550EX<br />
Blitzgeräte<br />
4 Yongnuo Auslöser<br />
2 Lichtstative<br />
1 Softbox<br />
4
94 Kreative Aufnahmetechniken DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Sonne und Blitz – ein guter Mix<br />
Normalerweise werden Sie kaum auf die Idee kommen,<br />
absichtlich einen Bildfehler zu erzeugen. Doch genau<br />
darum geht es hier. Blendenflecke entstehen durch<br />
helle Lichtquellen im oder direkt neben dem<br />
Bildausschnitt, in der Regel die Sonne, die innerhalb des<br />
Objektivs von den Linsen reflektiert werden und im Bild<br />
helle runde Flecke, Streifen und Kontrastverlust<br />
verursachen. Obwohl mehrfach vergütete Linsen<br />
dieses Problem minimieren, tritt es gelegentlich auf,<br />
besonders wenn die äußeren Linsen verschmutzt sind.<br />
Blendenflecke können allerdings auch kreativ genutzt<br />
werden, wie wir hier zeigen wollen.<br />
1<br />
2<br />
VERWENDETE<br />
BLITZAUSRÜSTUNG<br />
1 Canon Speedlite 580EX<br />
Blitzgerät<br />
2 Yongnuo Fernauslöser<br />
1 Lichtstativ<br />
1 Softbox<br />
PAUL WARD<br />
„Als Erstes müssen Sie die Position des Modells<br />
bestimmen. Die Mehrfachvergütung der Linsen<br />
moderner Objektive reduziert Blendenflecken sehr<br />
effizient, deswegen sollten Sie ausprobieren, welches<br />
Ihrer Objektive die stärksten Blendenflecken<br />
produziert. Falls Ihre Objektive von zu hoher Qualität<br />
sind, um den Effekt erzeugen zu können, besorgen Sie<br />
sich ein altes Objektiv bei eBay. Ich habe ein manuelles<br />
Vivitar 28mm f/2.5 Weitwinkelobjektiv für 20 €<br />
gefunden. Es hat ein M42-Gewinde, deswegen<br />
brauchte ich außerdem einen Adapter für meine<br />
Kamera, um es benutzen zu können. Das Objektiv<br />
verfügt über keinerlei Elektronik, deswegen<br />
funktioniert der Autofokus nicht und auch die<br />
Blendeneinstellung muss manuell vorgenommen<br />
werden. Da Sie aber in die Sonne fotografieren, ist<br />
manuelles Scharfstellen nicht einfach. Benutzen Sie<br />
deswegen den LiveView und vergrößern Sie Ihn zum<br />
Scharfeinstellen Ihres Motivs.“<br />
1) Positionieren Sie Ihr Modell so, dass die Sonne hinter<br />
ihm steht. Machen Sie einige Testfotos, um die richtige<br />
Belichtung für das Umgebungslicht zu finden.<br />
Die Verschlusszeit muss in diesem Fall länger als die<br />
kürzeste Blitzsynchronisationszeit der Kamera sein.<br />
Stellen Sie deswegen einen niedrigen ISO-Wert ein und<br />
blenden Sie ab, bis sich eine passende, lange<br />
Verschlusszeit einstellt. Meine Werte lagen bei 1/200<br />
Sekunde bei Blende f/11 und ISO 160.<br />
2) Das Blitzgerät stellte ich so hinter mir auf, dass es das<br />
Modell über meine Schulter hinweg in einem Winkel<br />
von 35° anpeilte. Falls es windig sein sollte, müssen Sie<br />
verhindern, dass das Lichtstativ umgeweht wird; lassen<br />
Sie es von einem Assistenten halten oder beschweren<br />
Sie es. Ich hatte eine Freundin dabei, die das Stativ mit<br />
Blitzgerät und Softbox hielt.<br />
3) Die Blitzleistung habe ich von Hand geregelt, bis ich<br />
eine adäquate Belichtung erhielt. Da es an diesem Tag<br />
recht hell war, benötigte ich nur 50% der Blitzleistung.<br />
3
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Kreative Aufnahmetechniken 95<br />
Farbtöne durch<br />
Blitzen angleichen<br />
Bei manchen Blitztechniken ist später auf dem Foto<br />
eindeutig erkennbar, dass geblitzt wurde. Andere<br />
sind so subtil, dass auch Experten zweimal<br />
hinschauen müssen, um festzustellen, ob geblitzt<br />
wurde oder nicht. Diese Blitztechnik beleuchtet das<br />
Modell und die Szene so, dass der Blitz möglichst<br />
viele Farbtöne ausbalanciert. Oft fallen dem<br />
einzelnen Blitzgerät dabei zwei Aufgaben zu: es<br />
beleuchtet sowohl das Modell als auch dessen<br />
Umgebung. Damit dies gelingt, müssen die Position<br />
und Leistung der einzelnen Blitzgeräte genau<br />
justiert werden.<br />
VERWENDETE<br />
BLITZAUSRÜSTUNG<br />
BJORN THOMASSEN<br />
2 Canon Speedlite 550EX<br />
„Es ist viel einfacher zu blitzen, wenn<br />
Blitzgeräte<br />
es nicht darauf ankommt, ob der<br />
2 Lichtstative<br />
Blitzeinsatz für den Betrachter<br />
3 Yongnuo Fernauslöser<br />
erkennbar ist oder nicht. Ich mag es<br />
2 Softboxen<br />
jedoch lieber, wenn der Farbtonverlauf<br />
bei Blitzaufnahmen gleichmäßig ist.<br />
Diese Aufnahme wurde dadurch erschwert, dass<br />
wir in beengten Räumlichkeiten fotografierten, was<br />
dazu führte, dass wir peinlich genau darauf achten<br />
mussten, wohin das Licht der Blitzgeräte fiel. Das<br />
Modell saß in einem engen Flur. Bei richtiger<br />
Blitzeinstellung konnte ich ein sauberes, natürliches<br />
Bild mit neutralen Farbtönen erzeugen. Der Trick<br />
bei dieser Arbeitstechnik besteht darin, jedes<br />
Blitzgerät einzeln einzurichten und jede Änderung<br />
der Einstellung, sei es Position oder Blitzleistung,<br />
anhand des Kameramonitors zu überprüfen. Wenn<br />
ausgewogene Tonwerte das Ziel sind, dürfen keine<br />
zu hellen und keine zu dunklen Bereiche vorhanden<br />
sein. Anders ausgedrückt: Von der Szene sollte so<br />
viel wie möglich im mittleren Farbtonbereich<br />
dargestellt werden.<br />
Der Hauptblitz schoss durch eine kleine Softbox<br />
und diente hauptsächlich der Beleuchtung des<br />
Modells. Wir mussten jedoch darauf achten, dass<br />
die Wände hinter dem Modell nicht zu stark<br />
angeblitzt wurden und dadurch Spitzlichter<br />
erzeugten. Deswegen war der Blitz leicht seitlich<br />
am Modell vorbei gerichtet, so dass es nur von<br />
einem Rand des Lichtkegels erfasst wurde und nicht 1<br />
von dessen Zentrum. Aufgrund der Entfernung<br />
stellte ich den Hauptblitz auf 25% seiner Leistung<br />
ein. Das zweite Blitzgerät, ebenfalls mit Softbox,<br />
stand – auf dem Foto nicht sichtbar – hinter dem<br />
Modell.<br />
Die Aufgabe des zweiten Blitzgeräts bestand<br />
darin, die Wand seitlich des Modells anzuleuchten<br />
und etwaige, durch den Hauptblitz erzeugte<br />
Schatten zu neutralisieren. Auch dieser Blitz wurde<br />
leicht nach unten gerichtet, um den Beinen einen<br />
leichten Glanz zu verleihen. Da er sich näher am<br />
Motiv befand als der Hauptblitz, stellte ich die<br />
Leistung auf 1/16 der vollen Leistung ein.“<br />
1) Selbst ein enger Flur kann einen passenden<br />
Hintergrund für Porträtfotos abgeben, wenn die<br />
Bildkomposition und Beleuchtung sorgfältig<br />
abgestimmt werden.<br />
2) Im Hintergrund ist das Hauptblitzgerät zu sehen, das<br />
zweite Blitzgerät steht im Vordergrund.<br />
3) Das Modell war im Flur zwischen den beiden<br />
Softboxen positioniert. Die genau abgestimmte<br />
Position und Leistung der Blitzgeräte sorgten für gut<br />
ausbalanciertes, natürlich wirkendes Licht.<br />
2<br />
3
96 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Blitz und blauer<br />
Himmel<br />
Eine Aufnahme unterzubelichten und nur das<br />
Modell per Blitz hervorzuheben, ist eine<br />
bewährte Aufnahmetechnik von Lifestyle-,<br />
Hochzeits-, und Modefotografen. Sie lässt Details<br />
deutlich hervortreten und sorgt für mehr<br />
Dramatik in einer Szene, deshalb wird sie oft an<br />
Tagen mit bedecktem Himmel benutzt, um dem<br />
langweiligen Hintergrund eine stimmungsvolle<br />
Atmosphäre zu verleihen. Eine solche<br />
Transformation ist nicht schwer zu erreichen,<br />
probieren Sie es einfach bei nächster<br />
Gelegenheit aus. Sie können diese Technik auch<br />
bei blauem Himmel nutzen, um eindrucksvolle<br />
Porträts voll intensiver Farben zu erzeugen. Die<br />
Erfolgsformel heißt: Unterbelichtete Umgebung<br />
+ Blitzlicht für das Hauptmotiv.<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Ganz gleich, ob ich Mode, Kinder oder Hochzeiten<br />
fotografiere, ich benutze ständig den Himmel als<br />
Hintergrund. Angesichts der Tatsache, dass er überall<br />
vorhanden ist, wundert es mich fast, dass er von<br />
vielen Fotografen nur selten ins Bild einbezogen wird.<br />
Das Prinzip dieser Aufnahmetechnik ist einfach:<br />
um den Hintergrund abzudunkeln, unterbelichten Sie<br />
die gesamte Szene, sorgen aber durch den Blitz dafür,<br />
dass das Modell korrekt belichtet wird. Bei klarem<br />
blauem Himmel entsteht so ein schöner Kontrast zu<br />
dem vom Blitz beleuchteten Modell.<br />
Als erstes müssen Sie die Belichtung für die<br />
Umgebung ermitteln. Dazu wählen Sie eine<br />
Automatik-Betriebsart der Kamera, drücken den<br />
Auslöser halb durch und schauen sich an, welche<br />
Werte die Kamera gefunden hat. Dann schalten Sie in<br />
die manuelle Betriebsart stellen diese Werte ein. Nun<br />
haben Sie eine Ausgangsbasis für das weitere<br />
Vorgehen. Da Sie ein Blitzgerät benutzen werden,<br />
haben Sie als kürzeste Verschlusszeit nur die<br />
maximale Blitzsynchronzeit der Kamera zur<br />
Verfügung. Wenn Sie also eine kürzere Verschlusszeit<br />
benutzen müssen, als die, die Sie soeben eingestellt<br />
haben, blenden Sie die entsprechende Zahl<br />
Blendenstufen ab oder stellen Sie eine entsprechend<br />
niedrigere ISO Empfindlichkeit ein. Machen Sie ein<br />
Testfoto, überprüfen Sie, ob der Himmel Ihren<br />
Vorstellungen entspricht und korrigieren Sie die<br />
Belichtung, falls er zu hell oder zu dunkel ist. Sind Sie<br />
mit der Abbildung des Himmels zufrieden, stellen Sie<br />
das Blitzgerät ein.<br />
Ich ziehe einen von der Kamera entkoppelten Blitz<br />
vor, denn so kann ich einen Blitzwinkel wählen, mit<br />
dem ich zusätzliche schattige Bereiche erzeugen<br />
„Richtige“, von der Kamera gemessene Belichtung<br />
1<br />
2<br />
kann, die dem Gesamteindruck des Bildes zugute<br />
kommen. Da Sie bei hellem Tageslicht fotografieren,<br />
müssen Sie so nah wie möglich an Ihr Modell<br />
herangehen, damit der Blitz seine Wirkung entfalten<br />
kann. Ist es sehr hell, versuche ich die Szene so zu<br />
gestalten, dass die Sonne hinter einem Objekt<br />
verschwindet, etwa hinter einem Baum oder einem<br />
Haus. Ist das nicht möglich, warte ich, bis die Sonne<br />
tiefer steht. Bei extrem hellen Lichtverhältnissen und<br />
wenn Sie nicht die Zeit haben, zu warten, bleibt Ihnen<br />
nichts anderes übrig, als auf einen tragbaren<br />
Studioblitz zurückzugreifen.“<br />
Um zwei Blendenstufen unterbelichtete Szene<br />
1) Ermitteln Sie die richtige Belichtung für die Umgebung<br />
und unterbelichten Sie um zwei Blendenstufen, damit das<br />
Blau des Himmels intensiver wird. Ihr Modell sollte jetzt nur<br />
noch als dunkler Schatten im Bild zu sehen sein.<br />
2) Statten Sie das Blitzgerät mit einer Softbox aus. Die<br />
Blitzleistung muss bei hellen Lichtverhältnissen sehr hoch<br />
eingestellt werden. Bringen Sie die Softbox so nah wie<br />
möglich an das Modell heran, achten Sie aber darauf, dass<br />
sie nicht in den Bildausschnitt ragt.<br />
3) Niedriger Kamerastandpunkt und Weitwinkelobjektiv<br />
ergeben einen dynamischen Effekt, der durch<br />
dunkelblauen Himmel noch verstärkt wird.<br />
Empfohlene Ausrüstung für entkoppeltes Blitzen<br />
Die bekannten Kamerahersteller bieten eigene<br />
Produkte an, außerdem gibt es von den<br />
Kameraherstellern unabhängige Markenprodukte.<br />
Obwohl an geeigneter Blitzausrüstung kein Mangel<br />
besteht, nutzen wir für unsere Projekte ausschließlich<br />
preiswertes Zubehör, um zu zeigen, dass die<br />
Blitzfotografie heute für alle erschwinglich ist. Die hier<br />
genannten Auslöser und Blitzgeräte verfügen<br />
allerdings nicht über TTL-Funktionen, Sie müssen also<br />
alle Einstellungen manuell vornehmen. Doch wie Sie<br />
gleich sehen werden, ist das einfacher als Sie denken.<br />
PREISWERTE FERNAUSLÖSER<br />
Die komfortabelste Methode,<br />
von der Kamera entkoppelt zu<br />
blitzen, besteht in der<br />
drahtlosen Fernauslösung der<br />
Blitzgeräte. Dabei werden<br />
Kamera und Blitzgeräte jeweils<br />
mit einem Transceiver ausgestattet, der in den<br />
jeweiligen Zubehörschuh geschoben wird. Wegen des<br />
unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnisses<br />
bevorzugen wir Geräte der Marke Yongnuo, in diesem<br />
Fall das Modell RF-603. Das Vierer-Set gibt es für 53 €<br />
bei eBay.<br />
PREISWERTE BLITZGERÄTE<br />
Angesichts von Preisen bei<br />
mehreren Hundert Euro für<br />
Marken-Blitzgeräte lag die Arbeit<br />
mit einem eigenen Multiblitz-<br />
Setup für die meisten von uns<br />
lange in weiter Ferne. Doch dem<br />
ist nicht mehr so. Wenn Sie sich damit anfreunden, alle<br />
Einstellungen manuell vorzunehmen, was ohnehin eine<br />
viel genauere Steuerung erlaubt als jede Automatik,<br />
können Sie sich jetzt Ihr eigenes, tragbares Studio in Form<br />
einiger Yongnuo YN 560 II Blitzgeräte leisten, das Stück<br />
um die 50 €, ebenfalls von eBay.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Blitzen 97<br />
3<br />
BLITZAUSRÜSTUNG<br />
1 Calumet Genesis GF400<br />
Blitzgerät<br />
2 PocketWizard Plus III<br />
Transceiver<br />
1 Softbox
98 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Blitzlicht plus<br />
Tageslicht<br />
Der Hauptunterschied zwischen automatischem und manuellem Blitzen besteht<br />
in der Art und Weise, wie das Umgebungslicht aufgenommen wird. Das erschließt<br />
sich nicht von selbst, ist jedoch einfach zu erklären: Wenn Sie beide, Kamera und<br />
Blitzgerät, mit der vollautomatischen Einstellung benutzen, wird die Kamera<br />
versuchen, Ihr Motiv ausschließlich mit dem Blitzlicht perfekt zu belichten. Wie der<br />
Rest der Szene aussieht, wird dabei nicht berücksichtigt, deswegen bleibt der<br />
Hintergrund oft dunkel. Stellen Sie jedoch Kamera und Blitzgerät manuell ein,<br />
können Sie beides, Umgebungslicht und Blitzlicht unabhängig voneinander<br />
steuern. Der Einfluss des Blitzlichts auf Ihre Szene kann verändert werden, indem<br />
Sie die Blitzleistung herauf- oder herabsetzen, die Entfernung zwischen Blitzgerät<br />
und Motiv anpassen oder die Blendeneinstellung ändern. Die Wirkung des<br />
Umgebungslichts hingegen ist von der Verschlusszeit abhängig; lange<br />
Verschlusszeiten lassen mehr Umgebungslicht auf den Sensor fallen, kurze<br />
Verschlusszeiten weniger. Mit langer Verschlusszeit erhalten Sie also eine hellere,<br />
mit kurzer Verschlusszeit eine dunklere Szene.<br />
Nun zeigen wir Ihnen, wie ein Porträt entstanden ist, das am Spätnachmittag im<br />
Gegenlicht fotografiert wurde.<br />
BJORN THOMASSEN „Diese Aufnahme entstand in einem<br />
kleinen Wäldchen, als die Sonne schon recht tief am Himmel stand.<br />
Der Spätnachmittag ist meine liebste Tageszeit, denn dann verleiht<br />
die Sonne meinen Motiven einen goldenen Glanz. Ich mache öfter<br />
Modell- und Lifestyle-Fotos mit einem Sonnenuntergang als<br />
Hintergrund, wobei ich dieselbe Aufnahmetechnik verwende. Bei<br />
Sonnenuntergang benutze ich allerdings eine kürzere<br />
Verschlusszeit, um die Farben des Himmels zu sättigen. Dadurch<br />
wird jedoch auf dem Foto erkennbar, das geblitzt wurde. Bei dieser<br />
Aufnahme war die Umgebung recht dunkel, weil die Bäume den<br />
Lichteinfall reduzierten. Um das auszugleichen, hätte ich die<br />
Blitzleistung erhöhen können, doch der Blitz sollte nicht mit der<br />
Sonne konkurrieren, sondern die Sonne sollte die dominante<br />
Lichtquelle bleiben. Sie schien zwischen den Bäumen hindurch,<br />
weswegen die gesamte Szene stark gebleicht wurde. Daher wählte<br />
ich die Verschlusszeit so, dass die Umgebung leicht überbelichtet<br />
wurde.<br />
Ein Blitz sollte nun dafür sorgen, dass mein Modell trotz des hellen<br />
Gegenlichts korrekt belichtet wurde. Der Blitz musste stark genug<br />
sein, zwar das Modell auszuleuchten, aber schwach genug, um die<br />
Umgebung nicht noch weiter aufzuhellen. Man kann dies anhand<br />
der Methode „Versuch und Irrtum“ erreichen, doch ich bevorzuge<br />
das altmodische Verfahren mit dem Handbelichtungsmesser. Zuerst<br />
maß ich die Helligkeitsdifferenz zwischen dem Himmel und dem<br />
Schatten, in dem mein Modell positioniert war. Der Unterschied<br />
betrug vier Blendenstufen. Nun maß ich das Umgebungslicht und<br />
stellte den gefundenen Wert an der Kamera ein. Die Verschlusszeit<br />
wählte ich etwas länger als die Messung ergeben hatte, damit die<br />
Aufnahme leicht überbelichtet wurde. Das Blitzgerät stellte ich auf<br />
einen vier Blendenstufen niedrigeren Wert ein, als den Messwert des<br />
Umgebungslichts.<br />
Das mag sich kompliziert anhören, ist es aber nicht. Wenn Sie die<br />
Prozedur Schritt für Schritt nachvollziehen, werden Sie die<br />
Zusammenhänge schnell erkennen. Sie müssen jedoch in solchen<br />
Situationen recht schnell arbeiten, weil die Lichtverhältnisse sich<br />
wegen der sinkenden Sonne schnell ändern.“<br />
1) Dies ist die erste Aufnahme ohne Blitz, mit Kameraeinstellungen entsprechend der Messung<br />
des Umgebungslichts. Mein Ziel war, dieses Bild durch leichtes Überbelichten der gesamten Szene<br />
zu verbessern; das Modell sollte mit einem dem Umgebungslicht angepassten Blitz belichtet<br />
werden.<br />
2) Für das geplante Setup waren zwei Blitzgeräte nötig. Der Hauptblitz war an einem Ausleger<br />
montiert und schoss durch eine Softbox, um Gesicht und Oberkörper des Modells weich zu<br />
beleuchten. Ein weiteres Blitzgerät, ausgestattet mit einem Blitzlichtformer („Flash Bender“) aus<br />
einem breiten, hellen Schirm sollte die untere Körperhälfte aufhellen.<br />
3) Beim <strong>Fotografie</strong>ren in die Sonne können Blendenflecke zum Problem werden. Sie reduzieren<br />
den Kontrast und lassen selbst das winzigste Staubkorn auf dem Foto erkennen. Eine<br />
Gegenlichtblende kann Abhilfe schaffen, besser ist jedoch eine längere Objektivbrennweite.<br />
Außerdem können Sie versuchen, die Besonderheiten der Umgebung zu nutzen, indem Sie die<br />
Bildkomposition so machen, dass die Sonne hinter einem Objekt verborgen ist, z. B. einem Baum.<br />
4) Dies ist das fertige Bild, aufgenommen mit leicht überbelichtetem Hintergrund und minimaler<br />
Blitzleistung. Der Wald ist als Kulisse ungewöhnlich und visuell sehr interessant. Das Foto<br />
vermittelt einen Eindruck von Isolation, der mir an diesem Motiv gefällt.<br />
1<br />
BLITZAUSRÜSTUNG<br />
2 Yongnuo Speedlite 560 II<br />
Blitzgeräte<br />
1 Softbox<br />
1 Flash-Bender<br />
3 Yongnuo Fernauslöser<br />
1 Lichtstativ
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Blitzen 99<br />
4<br />
2 3
100 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Blitz als künstliche Sonne<br />
Ist der Himmel bedeckt und grau? – Macht nichts, denn trotzdem können Sie in Ihren Fotos ein<br />
bisschen die Sonne scheinen lassen – folgen Sie einfach der hier beschriebenen Aufnahmetechnik<br />
und Sie können einen fantastischen goldenen Glanz in Ihre Bilder bringen.<br />
Jordan Butters<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 70-200mm f/2.8G ED<br />
Glauben Sie manchmal auch, dass die<br />
Natur sich gegen Sie verschworen hat? Mir<br />
passiert es jedenfalls oft, dass ich einen<br />
wunderbaren Sonnenuntergang oder<br />
ideale Lichtverhältnisse entdecke, aber<br />
meine Kamera entweder im Auto oder zu<br />
Hause gelassen habe. Andererseits, wenn ich die Kamera<br />
bewusst mitnehme, ist das Licht oft miserabel und statt<br />
einer goldenen gibt es vor Sonnenuntergang eine<br />
dunkelgraue Stunde. Wenn ich unterwegs bin mit dem<br />
Ziel, Landschaftsaufnahmen zu machen, kann ich<br />
dagegen nicht viel tun, außer es an einem anderen Tag<br />
erneut zu versuchen. Geht es jedoch um ein Porträt, sieht<br />
die Sache anders aus. Mit Hilfe des Blitzgeräts und einer<br />
orangefarbenen Blitzfolie mache ich mir meine eigene<br />
Sonne; dann kann ich sogar die Zeit der goldenen Stunde<br />
selbst bestimmen…<br />
Sie werden das Blitzgerät benutzen, um das Gegenlicht<br />
eines Sonnenuntergangs zu simulieren, deswegen<br />
müssen Sie ihn von der Kamera entkoppelt auslösen. Das<br />
hört sich komplizierter an als es ist. Was Sie brauchen,<br />
ist ein Paar Transceiver, mit denen Sie den Blitz drahtlos<br />
auslösen können; die gibt es im Internet schon für unter<br />
40 €. Ich habe ein Paar Yongnuo RF-603 Funkauslöser<br />
verwendet. Wenn Sie die korrekte Belichtung für das<br />
Umgebungslicht ermittelt haben, bauen Sie das Blitzgerät<br />
auf und stellen dessen Leistung nach Ihrem Geschmack<br />
ein. Sie können TTL-kompatible Blitzgeräte und Auslöser<br />
benutzen, doch es funktioniert ebenso einfach mit<br />
manuellem Blitz, wenn Sie die Leistung entsprechend der<br />
Belichtungsmessung von Hand einstellen.<br />
Weiter brauchen Sie eine Blitzfolie, die das Blitzlicht<br />
orange einfärbt. Die gebräuchlichsten sind halb-CTOund<br />
CTO-Folien, wobei „CTO“ für „Colour Temperature<br />
Orange“ steht, was nichts anderes bedeutet als<br />
„Farbtemperatur Orange“. Die Folie wird vor dem Blitzkopf<br />
angebracht, wo sie die Farbtemperatur des Blitzes so<br />
modifiziert, dass der Blitz stark dem Sonnenlicht ähnelt.<br />
Bringen Sie die Folie an, bevor Sie die Blitzleistung<br />
ermitteln, denn die CTO-Folie kann die Blitzleistung um<br />
bis zu eine Blendenstufe herabsetzen.<br />
Wenn Sie einen Assistenten dabei haben, erspart Ihnen<br />
das viel Lauferei zwischen Kamera und Blitzgerät, wenn<br />
Sie dessen notwendige Leistung und Position ermitteln.<br />
Arbeiten Sie mit dem Umgebungslicht Stellen Sie<br />
1fest, aus welcher Richtung das natürliche Licht auf<br />
die Szene fällt. Für den gewünschten Effekt muss der<br />
Blitz aus derselben Richtung kommen, sonst fallen die<br />
Schatten in verschiedene Richtungen und machen<br />
den Effekt zunichte. Aus diesem Grund sind für diese<br />
Aufnahmetechnik bedeckter Himmel und schattige<br />
Motive am besten geeignet.<br />
Finden Sie die richtige Belichtung Benutzen Sie die<br />
2Zeitautomatik und wählen Sie eine weit offene Blende.<br />
Stellen Sie einen ISO-Wert ein, der Ihnen eine praktikable<br />
Verschlusszeit liefert, wobei Sie die maximale<br />
Blitzsynchronisationszeit Ihrer Kamera berücksichtigen<br />
müssen. Stellen Sie den Weißabgleich auf „Tageslicht“,<br />
machen Sie ein Testfoto und passen Sie die Einstellungen so<br />
an, dass Sie eine natürliche Belichtung ohne Blitz erhalten.<br />
Das fertige Bild<br />
Wer braucht eine<br />
untergehende Sonne, wenn<br />
er ein Blitzgerät hat?<br />
Belichtung: 1/100 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 800<br />
Bekannte Probleme<br />
Bereiten Sie den Blitz vor Bringen Sie die Blitzfolie<br />
3am Blitzkopf an und montieren Sie ihn auf ein<br />
Lichtstativ; alternativ kann ein Assistenten den Blitz<br />
halten. Machen Sie eine weitere Aufnahme, um die<br />
korrekte Blitzleistung, Blitzwinkel sowie Entfernung zu<br />
ermitteln und nehmen Sie gegebenenfalls weitere<br />
Korrekturen vor. Überprüfen Sie das Histogramm auf<br />
abgeschnittene Spitzlichter.<br />
Benutzen Sie einen Reflektor Je nach Qualität des<br />
4Umgebungslichts müssen Sie eventuell einen Teil<br />
des Blitzlichts mit einem Reflektor auf das Gesicht<br />
lenken. Da der Blitz orangefarbenes Licht erzeugt,<br />
wäre ein goldener Reflektor zu viel des Guten,<br />
empfehlenswert sind die Farben Silber oder Weiß. Den<br />
Reflektor halten Sie entweder selbst oder bemühen<br />
einen Assistenten.<br />
Wenn der Blitz in Richtung des Objektivs gerichtet ist,<br />
können Blendenflecke und eine Verschlechterung der<br />
Kontraste auftreten. Ist das der Fall, drehen Sie den Blitz schrittweise<br />
vom Objektiv weg, bis diese Störungen verschwinden.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Blitzen 101<br />
Blitz steht zu niedrig Wenn das Blitzgerät<br />
zu nah am Boden steht, wirkt der Effekt<br />
unrealistisch. Positionieren Sie den Blitz<br />
deshalb so hoch wie möglich.<br />
Umgebungslicht ist unterbelichtet Die<br />
Belichtung muss genau stimmen, sonst wird Ihr<br />
Motiv unterbelichtet. Ermitteln Sie die genaue<br />
Belichtung, bevor Sie den Blitz zuschalten.<br />
Blitz ist zu stark Falls die Blitzleistung zu stark ist, brennen<br />
die Spitzlichter aus. Überprüfen Sie deswegen nach der<br />
Testaufnahme das Histogramm. Wenn Sie ausgebrannte<br />
Spitzlichter feststellen, reduzieren Sie die Blitzleistung oder<br />
vergrößern den Abstand zwischen Blitz und Motiv.
102 Blitztechnik DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Licht aus – Spot an<br />
1<br />
Mit einem einzelnen Blitzgerät lassen sich Fotos machen,<br />
die wirken, als seien sie mit Studioblitz aufgenommen<br />
worden. Das liegt einerseits an der wesentlich<br />
verbesserten Leistung moderner Elektronenblitzgeräte,<br />
vor allem jedoch am heute verfügbaren Blitzzubehör.<br />
Fernauslöser machen es leichter als je zuvor, von der<br />
Kamera entkoppelt zu blitzen, während Lichtformer wie<br />
Snoots und Softboxen eine Manipulation des Blitzlichts<br />
erlauben, die vor wenigen Jahren noch nicht möglich<br />
war. Mit dieser Aufnahmetechnik, die viel<br />
unkomplizierter ist als die Wirkung der Aufnahmen<br />
vermuten lässt, machen auch Sie in Zukunft professionell<br />
aussehende Bilder.<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Ein einzelnes Blitzgerät mit Softbox kann einen<br />
veritablen Spotlight-Effekt erzeugen, wobei der<br />
Lichtkegel allerdings weniger scharf abgegrenzt ist als<br />
bei einem regulären Spotlight. Es handelt sich um eine<br />
einfache, aber effiziente und eindrucksvolle Blitztechnik.<br />
Diese wird eingesetzt, um die fotografierte Person von<br />
der Umgebung zu isolierten und für den Betrachter<br />
hervorzuheben. Damit der Effekt funktioniert, darf das<br />
Foto ausschließlich mit Blitz belichtet werden, es darf<br />
also keinerlei Umgebungslicht hinzukommen. Das<br />
bedeutet nicht, dass Sie im Stockfinstern fotografieren<br />
müssen, sondern dass nur der Lichtausstoß des<br />
Blitzgeräts aufgenommen wird, indem mit relativ kurzer<br />
Verschlusszeit und mittlerer bis kleiner Blende<br />
fotografiert wird.<br />
Ein Assistent ist dabei sehr hilfreich, denn es muss<br />
eine Softbox, die in einem bestimmten Winkel nach<br />
unten gerichtet ist, über die fotografierte Person<br />
gehalten werden. Wenn Sie das selbst versuchen wollen,<br />
müssen Sie ziemlich akrobatisch veranlagt sein, denn<br />
schließlich müssen Sie gleichzeitig fotografieren… Damit<br />
der Spotlight-Effekt funktioniert, muss die Softbox in<br />
einer Höhe gehalten werden, dass zwar die Person<br />
beleuchtet wird, jedoch so wenig wie möglich von deren<br />
Umgebung, die so dunkel wie möglich bleiben sollte. Ich<br />
stelle den Zoom des Blitzkopfs meist auf 70mm ein, um<br />
die Lichtausbreitung zu minimieren, dann montiere ich<br />
eine 70cm-Softbox, die mit dieser Blitzeinstellung ein<br />
weiches, aber gut abgegrenztes Licht liefert.<br />
Worauf Sie unbedingt achten müssen, sind mögliche<br />
Reflexionen von Wänden oder polierten Oberflächen,<br />
die entstehen können, wenn der Blitz zu nah an einer<br />
solchen Oberfläche ausgelöst wird. Oft brauchen Sie nur<br />
die Position der Softbox oder der Kamera leicht zu<br />
ändern, damit die Reflexionen verschwinden; alternativ<br />
versuchen Sie einen anderen Bildausschnitt. Wenn alle<br />
Stricke reißen, müssen Sie die Reflexionen in der<br />
Nachbearbeitung entfernen.“<br />
Blitz zu hell<br />
Richtig eingestellter Blitz<br />
3<br />
1) Das Setup ist sehr einfach, weil nur ein einziges Blitzgerät<br />
verwendet wird. Zunächst positionieren Sie das Blitzgerät mit<br />
montierter Softbox über dem Motiv.<br />
2) Stellen Sie die Blitzsynchronisationszeit ein, wählen Sie die<br />
gewünschte Blende – bei mir war es Blende f/11 – und machen Sie<br />
ein paar Testfotos. Das Bild darf nicht zu hell, wie in diesem Fall, aber<br />
auch nicht zu dunkel sein. Korrigieren Sie ggf. die Blitzleistung und<br />
die Position der Softbox, um einen gleichmäßigen, attraktiven<br />
Lichtkegel zu erhalten.<br />
3) Wenn die Belichtung stimmt, wenden Sie sich den Posen zu. Das<br />
Gesicht sollte leicht ins Licht gedreht sein, damit es frei von Schatten<br />
ist. Probieren Sie unterschiedliche Posen aus, um festzustellen,<br />
welche in der vorhandenen Umgebung am besten wirken.<br />
4) Probieren Sie aus, die Softbox in einem flacheren Winkel zu halten,<br />
damit nur eine Seite der Person beleuchtet wird, während der Rest<br />
der Szene in der Dunkelheit verschwindet.<br />
5) Eine einzelne auf diese Weise eingesetzte Lichtquelle isoliert das<br />
Motiv vom Hintergrund – ein sehr professionell wirkender Effekt.<br />
4
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Blitztechnik 103<br />
VERWENDETE<br />
BLITZAUSRÜSTUNG<br />
1 Calumet Genesis GF400<br />
Blitzgerät<br />
2 Pocket Wizard Plus III<br />
Auslöser<br />
1 Softbox<br />
5
104 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Blitzfolien<br />
Der Lichtblitz eines Elektronenblitzgeräts hat<br />
die dieselbe Farbtemperatur wie Tageslicht,<br />
etwa 5500 Kelvin, sodass Aufnahmen mit Blitz<br />
die vorhandenen Farben neutral bzw. ohne<br />
Farbstiche abbilden. Insofern mag es<br />
merkwürdig erscheinen, eine farbige Folie vor<br />
dem Blitzkopf anzubringen, um das Blitzlicht<br />
gezielt einzufärben. Doch genau dazu sind<br />
Blitzfolien da. Ein farbiger Blitz kann einen<br />
langweiligen Hintergrund interessant machen,<br />
eine besondere Stimmung erzeugen oder ein<br />
Motiv farbig beleuchten.<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Heute verwende ich kaum noch Blitzfolien<br />
beim <strong>Fotografie</strong>ren, doch früher habe ich sie<br />
oft benutzt, wenn ich beispielsweise einer<br />
Ziegelwand etwas Farbe geben wollte. Viele<br />
glauben, Blitzfolien hätten ihre beste Wirkung<br />
an weißen Wänden, doch ich finde, sie eignen<br />
sich viel besser für Wände, die bereits einen<br />
eigenen Grundfarbton mitbringen. Hat die<br />
Wand eine erkennbare Oberflächenstruktur,<br />
umso besser, denn das macht die Szene<br />
insgesamt interessanter. Es gibt zwei<br />
grundsätzlich unterschiedliche<br />
Vorgehensweisen, wie Blitzfolien eingesetzt<br />
werden können. Die erste und meist<br />
verwendete besteht darin, ausschließlich die<br />
Wirkung des Blitzes zu zeigen, also einen<br />
Hintergrund oder ein Modell, das von dem<br />
gefärbten Blitz angeleuchtet wird. Die zweite,<br />
weniger bekannte Methode besteht darin, das<br />
Blitzgerät selbst in das Bild einzubeziehen, so<br />
dass der Blitzkopf als farbiges Spitzlicht in der<br />
Szene zu sehen ist. Ganz gleich, welche<br />
Methode Sie benutzen, Ihr Modell muss auf<br />
jeden Fall von einem Blitz ohne Folie<br />
beleuchtet werden, damit es natürlich<br />
aussieht.<br />
Normalerweise bleiben farbige Blitze einer<br />
eher langweiligen Umgebung vorbehalten,<br />
die durch das Element der Farbe attraktiver<br />
gestaltet werden soll. Der farbige Blitz kann<br />
Blitzfolien und Hotspots<br />
1<br />
Mut zur Farbe<br />
aber auch dazu benutzt werden, eine<br />
besondere Stimmung in einer Szene zu<br />
erzeugen. Beispielweise sind die Farben Rot<br />
und Grün eine gute Wahl, wenn Sie einen<br />
starken, dramatischen Effekt erreichen wollen.<br />
Blau und Orange erzeugen einen subtileren<br />
Effekt. In diesem Beispiel wollte ich warmes<br />
Abendlicht simulieren, das durch ein Fenster<br />
einfällt. Auch die Szene selbst sollte<br />
interessanter werden, deswegen benutzte ich<br />
ein weiteres Blitzgerät mit einer blauen Folie.“<br />
2<br />
1) Bauen Sie den Hauptblitz mit Softbox in der Nähe des<br />
Modells auf, damit das Gesicht neutral beleuchtet wird. In<br />
diesem Fall wurde mit 1/125 Sekunde bei Blende f/5 und ISO<br />
125 belichtet, wobei das Blitzgerät auf 1/16 seiner<br />
Maximalleistung eingestellt war.<br />
2) Nachdem ich meinen Kamerastandpunkt festgelegt hatte,<br />
hielt ein Assistent das Blitzgerät, das Abendlicht simulieren<br />
sollte, draußen vor dem Fenster hoch und richtete es aus. Das<br />
Blitzgerät war auf 1/4 seiner Maximalleistung eingestellt.<br />
Dadurch sollte warmes, orangefarbenes Licht in das Zimmer<br />
fallen.<br />
3) Ein weiteres Blitzgerät mit blauer Folie wurde hinter dem<br />
Sofa versteckt und ebenfalls auf 1/4 der Maximalleistung<br />
eingestellt. Der Effekt ist nicht stark ausgeprägt, verleiht dem<br />
Bild aber eine besondere Stimmung.<br />
Die eben erklärte Aufnahmetechnik erfordert, dass die<br />
Blitzgeräte nicht im Bild zu sehen sind, während die folgende<br />
Aufnahmetechnik die Blitzgeräte bewusst ins Bild setzt. Sie<br />
werden direkt in die Kamera gerichtet, um das konzentriert<br />
austretende Licht für besondere Effekte zu nutzen. Die<br />
Lichtstärke der Blitzgeräte mit Folien muss ausgewogen sein,<br />
damit die Spitzlichter nicht die Szene dominieren und die<br />
Farben der Folien erkennbar bleiben. Wenn Sie dies beachten, ist<br />
der Rest ganz einfach.<br />
1) Bringen Sie Ihr Modell in Position, bauen Sie das Hauptblitzgerät<br />
auf und stellen Sie die erforderliche Blitzleistung ein. Die Werte für<br />
die Belichtungseinstellungen betrugen in unserem Fall 1/200<br />
Sekunde bei Blende f/5 und ISO 125.<br />
2) Wählen Sie den Bildausschnitt so, dass die durch die Blitzgeräte<br />
erzeugten Spitzlichter ansprechend positioniert sind. Mit<br />
Querformat und Modell in der Mitte machen Sie nichts falsch. Nun<br />
bauen Sie das erste Blitzgerät auf, das farbig blitzen soll.<br />
3) Dann folgt das Blitzgerät mit der zweiten Blitzfarbe – Sie können<br />
Ständer benutzen oder die Blitzgeräte von jemandem halten<br />
lassen. Hände und Arme sollten jedoch nicht im Bild sein.<br />
4) Blitzfolien machen ein Motiv auf ungewohnte, doch attraktive<br />
Weise interessant. Falls die Blitzgeräte oder haltenden Hände im<br />
Bild sind, entfernen Sie sie später in Photoshop.<br />
1 2<br />
3<br />
4
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Blitzen 105<br />
3<br />
BLITZAUSRÜSTUNG<br />
1 Calumet Genesis GF400 mit<br />
Softbox<br />
2 Yongnuo YN-560II Blitzgeräte<br />
3 Yongnuo Fernauslöser<br />
Farbige Blitzfolien
106 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
STUDIOBLITZ<br />
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5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Blitzen 107
108 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Studioblitz-Ausrüstung<br />
Viele empfinden ein Studioblitzsystem als etwas einschüchternd, doch dafür<br />
gibt es keinen Grund. Es ist zwar nicht ganz so einfach zu handhaben wie ein<br />
Elektronenblitzgerät, aber auch keine große Wissenschaft.<br />
Studioblitzsysteme gibt es zu Preisen von deutlich unter 300 Euro bis zu<br />
mehreren Tausend Euro, wobei die meisten Systeme ähnliche Funktionen<br />
haben. Alle folgen denselben Arbeitsprinzipien. Ein Studioblitzkopf stößt einen<br />
Blitz mit einer vorgegebenen Leistung aus, während zusätzliche Funktionen<br />
und diverses Zubehör dem Fotografen eine genaue Steuerung des<br />
Blitzausstoßes ermöglichen. Ein Studioblitzsystem wirklich zu beherrschen<br />
kann Jahre dauern, doch das Erlernen der Grundlagen ist relativ leicht. Genau<br />
wie beim Umgebungslicht ist entscheidend, das Motiv Ihren Vorstellungen<br />
entsprechend zu beleuchten.<br />
Der große Unterschied zwischen Studioblitz und Umgebungslicht besteht in<br />
dem Einfluss, den Sie ausüben können. Beim Studioblitz können Sie sowohl die<br />
Intensität, Richtung und Farbe des Lichts für Ihr Motiv viel genauer bestimmen<br />
als es bei natürlichem Licht jemals möglich wäre. Das macht den Studioblitz zu<br />
einer sehr vielseitigen Lichtquelle. Wir befassen uns nun mit den Grundlagen<br />
der Arbeit mit dem Studioblitz und zeigen, wie diverses Zubehör, Softboxen und<br />
Brollies, die Lichtverhältnisse für Ihr Motiv beeinflussen.<br />
Anatomie eines Studioblitzkopfs<br />
Diese Abbildung zeigt die Rückseite eines Interfit-Blitzkopfs. Die<br />
Blitzköpfe anderer Marken sehen ähnlich aus, alle sind übersichtlich<br />
beschriftet und die Bedienelemente einfach zu handhaben.<br />
4<br />
3<br />
2<br />
Setup der Kamera<br />
Schalten Sie die Kamera in die manuelle Betriebsart und stellen Sie die korrekte Blitzsynchronisationszeit ein. Dann<br />
stecken Sie einen PC-Adapter in den Zubehörschuh Ihrer Kamera und schließen das Blitzsynchronkabel an.<br />
CANON EOS MODELLE<br />
(1) Stellen Sie das Modus-Wahlrad<br />
auf „M“; die manuelle Betriebsart<br />
wird eingeschaltet.<br />
(2) Mit dem Hauptwahlrad stellen Sie<br />
die Blitzsynchronisationszeit ein.<br />
(3) Nachdem Sie eine Messung<br />
mit dem Blitz-Belichtungsmesser<br />
vorgenommen haben, drücken und<br />
halten Sie die (+/-) Taste und stellen<br />
am Hauptwahlrad die gewünschte<br />
Blende ein.<br />
DIE MEISTEN NIKON MODELLE<br />
(1) Stellen Sie das Funktionswählrad<br />
auf „M“; die manuelle Betriebsart<br />
wird eingeschaltet.<br />
(2) Stellen Sie mit dem Einstellrad<br />
an der Rückseite der Kamera die<br />
Blitzsynchronisationszeit ein.<br />
(3) Nachdem Sie eine Messung<br />
mit dem Blitz-Belichtungsmesser<br />
vorgenommen haben, Stellen<br />
Sie mit dem Einstellrad vorn<br />
am Handgriff der Kamera die<br />
gewünschte Blende ein.<br />
1<br />
2<br />
2<br />
1<br />
3<br />
3<br />
1<br />
Rückseite<br />
Bei den meisten Blitzköpfen finden Sie die<br />
Bedienelemente an der Rückseite, bei manchen<br />
Modellen sind sie auch an einer Seite des Blitzkopfs.<br />
1) Synchronanschluss: Die meisten<br />
Studioblitzsysteme werden mit Synchronkabel<br />
geliefert, das die Kamera mit dem Blitzkopf<br />
verbindet und dafür sorgt, dass der Blitz auslöst,<br />
wenn Sie den Auslöser drücken.<br />
2) Sensor: Dieser Sensor registriert den<br />
Blitzausstoß anderer Blitzköpfe. Wenn Ihre<br />
Kamera mit mehreren Blitzköpfen verbunden<br />
ist, löst der direkt an die Kamera angeschlossene<br />
Blitzkopf die anderen Blitzköpfe aus.<br />
3) Blitzleistung: Die Intensität des Blitzausstoßes<br />
eines Studioblitzkopfs kann reguliert werden.<br />
Bei einfachen Blitzköpfen wird die Leistung in<br />
definierten Stufen eingestellt, beispielsweise 1/8-<br />
, 1/4-, 1/2-Leistung usw. Bei anspruchsvolleren<br />
Modellen lässt sich die Blitzleistung stufenlos<br />
regeln.<br />
4) Status-LED/Piepton: Viele Blitzköpfe haben<br />
Statusleuchten, die anzeigen, wenn sie wieder<br />
einsatzbereit sind.<br />
Vorsicht, heiß!<br />
Blitzköpfe, ihre Metallrahmen und die<br />
Blitzlichtbirne heizen sich sehr stark<br />
auf, besonders wenn das Einstell-Licht<br />
eingeschaltet ist. Verbrennen Sie sich<br />
also nicht die Finger, wenn Sie einen<br />
Lichtformer wechseln.<br />
6<br />
Vorderseite<br />
An der Vorderseite befinden sich zwei<br />
Glühbirnen mit verschiedenen Funktionen:<br />
5) Glühbirne für das Einstell-Licht: Diese<br />
Wolframlampe bleibt ständig eingeschaltet,<br />
damit Sie Ihre Bildgestaltung vornehmen,<br />
scharfstellen und den Effekt des Blitzes<br />
bewerten können.<br />
6) Blitzlichtbirne: Sie erzeugt den starken<br />
Blitzausstoß. Die meisten Hersteller setzen<br />
speziell zu diesem Zweck konstruierte<br />
Glühbirnen ein, die miteinander nicht<br />
kompatibel sind. Alle sind jedoch äußerst<br />
empfindlich, gehen Sie also sehr vorsichtig<br />
damit um.<br />
5<br />
PENTAX K-SERIE<br />
(1) Stellen Sie das Hauptwahlrad an<br />
der Oberseite der Kamera auf „M“; die<br />
manuelle Betriebsart wird eingeschaltet.<br />
(2) Stellen Sie mit dem Einstellrad<br />
an der Rückseite der Kamera die<br />
Blitzsynchronisationszeit ein.<br />
(3) Nachdem Sie eine Messung mit dem<br />
Blitz-Belichtungsmesser vorgenommen<br />
haben, drücken und halten Sie die<br />
(+/-) Taste und stellen am Einstellrad die<br />
gewünschte Blende ein.<br />
SONY ALPHA SERIE<br />
(1) Stellen Sie das Hauptwahlrad<br />
an der Oberseite der Kamera auf<br />
„TV“; die Blendenautomatik wird<br />
eingeschaltet.<br />
(2) Stellen Sie mit dem vor dem<br />
Auslöser befindlicher Einstellrad die<br />
Blitzsynchronisationszeit ein.<br />
(3) Nachdem Sie eine Messung<br />
mit dem Blitz-Belichtungsmesser<br />
vorgenommen haben, drücken und<br />
halten Sie die (+/-)-Taste und stellen<br />
am Einstellrad die gewünschte<br />
Blende ein.<br />
KOMPAKTE SYSTEMKAMERAS<br />
Nicht alle kompakten Systemkameras<br />
verfügen über ein Wahlrad für die<br />
Betriebsart, trotzdem lässt sich die<br />
Betriebsart sehr einfach einstellen. Bei<br />
den meisten Modellen drücken Sie die<br />
Menü-Taste, oder eine der Kreuztasten<br />
am Multifunktionswähler, dann drehen<br />
Sie das Einstellrad auf „M“; die manuelle<br />
Betriebsart wird eingeschaltet. Bei<br />
Modellen mit Touchscreen aktivieren<br />
Sie das Bildschirmmenü und drücken<br />
das „M“-Symbol.<br />
1<br />
1<br />
2<br />
3<br />
3<br />
2
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Blitzen 109<br />
Studioblitz-Zubehör<br />
Mit Lichtformern und anderem Zubehör entfaltet Ihr Studioblitz-System seine verborgenen Fähigkeiten.<br />
Studioblitzköpfe sind dafür ausgelegt, einen Lichtblitz von großer<br />
Lichtstärke zu erzeugen, während das Zubehör die Wirkung für Ihr Motiv<br />
bestimmt. Jedes Zubehör beeinflusst das Licht auf eigene Weise. Die<br />
meisten einfachen Studioblitz-Systeme werden mit einem oder zwei<br />
Schirmen geliefert, doch es ist eine Fülle anderer Lichtformer verfügbar. Sie<br />
sollten wissen, welcher für welchen Zweck am besten geeignet ist. Unsere<br />
Übersicht zeigt die gebräuchlichen Lichtformer und beschreibt deren<br />
Auswirkungen auf die Studiobeleuchtung.<br />
Auch anderes Zubehör kann eine große Rolle für die Qualität Ihrer<br />
Aufnahmen spielen oder den Arbeitsablauf vereinfachen. Ein<br />
Blitz-Belichtungsmesser hilft beispielsweise bei der korrekten<br />
Blendeneinstellung, sodass Sie immer eine perfekte Belichtung erhalten;<br />
auch ein Fernauslöser ist eine große<br />
Erleichterung. Darüber hinaus beeinflusst der<br />
verwendete Studio-Hintergrund die Wirkung<br />
eines Fotos sehr stark. Hintergründe gibt es in<br />
großer Vielfalt, von einfarbig bis gemustert,<br />
von tapetenähnlichen Rollen bis zu<br />
TIPP<br />
Wenn Sie mit Studioblitz<br />
arbeiten, sollten Sie immer<br />
den weißen, transparenten<br />
Invercone über den Sensor<br />
des Blitzbelichtungsmessers<br />
stülpen, denn nur so wird<br />
das Umgebungslicht<br />
akkurat gemessen.<br />
unterschiedlichen Stoffen, die auf Rahmen gespannt werden. Auch ein<br />
Reflektor leistet gute Dienste; er wirft das Licht auf das Motiv oder den<br />
Hintergrund zurück und erspart Ihnen eine zusätzliche Lichtquelle. Ein<br />
silberner Reflektor ist am hellsten, ein weißer Reflektor liefert jedoch ein<br />
weicheres, natürlicheres Licht. Eine ausführliche Kaufberatung zu<br />
Lichtformern finden Sie auf Seite 155.<br />
Schirm (Brolly)<br />
Verfügbar in<br />
Weiß, Silber und<br />
transparent, ist der<br />
Schirm eine der<br />
preiswertesten<br />
Lichtformer. Silber<br />
wirft das Licht<br />
sehr gut zurück,<br />
Weiß erzeugt<br />
ein weiches,<br />
natürliches Licht,<br />
während ein<br />
transparenter<br />
Schirm ein sehr<br />
diffuses Licht<br />
erzeugt.<br />
Softbox<br />
Die Softbox ist der<br />
meist verwendete<br />
Lichtformer, sie<br />
erzeugt ein sehr<br />
diffuses Licht,<br />
das Personen auf<br />
Porträtfotos sehr<br />
vorteilhaft aussehen<br />
lässt. Je größer die<br />
Softbox ist, desto<br />
weicher ist das Licht,<br />
das sie produziert.<br />
Softboxen sind<br />
meist quadratisch,<br />
manche sind als<br />
lang gestrecktes<br />
Rechteck geformt und<br />
werden als „Striplight“<br />
bezeichnet.<br />
Beauty Dish<br />
Wie Sie richtig<br />
vermuten,<br />
wird diese<br />
für „Beauty“-<br />
Aufnahmen und<br />
Make-Up Fotos<br />
verwendet,<br />
meist in der<br />
Werbefotografie.<br />
Sie erzeugt in der<br />
Mitte ein sehr<br />
hartes Licht, das<br />
die Eigenschaft<br />
hat, Make-Up<br />
hervorzuheben.<br />
Spill-Kill<br />
Oft mit dem<br />
Blitzkopf<br />
zusammen<br />
geliefert, kanalisiert<br />
der Spill-Kill das<br />
Licht in einem<br />
konzentrierten<br />
Kegel, bei Porträts<br />
ist er hilfreich zur<br />
Ausleuchtung<br />
des Hintergrunds.<br />
Das Licht ist zu<br />
hart, um Gesichter<br />
zu beleuchten;<br />
es sei denn, Sie<br />
wünschen einen<br />
speziellen Effekt.<br />
Snoot<br />
Hier handelt es<br />
sich um einen<br />
konischen<br />
Lichtformer, der<br />
einen gerichteten<br />
Lichtkegel mit<br />
hartem Übergang<br />
vom Licht zum<br />
Schatten erzeugt.<br />
Er wird benutzt,<br />
um Gegenlicht zu<br />
erzeugen oder bei<br />
Porträtaufnahmen<br />
das Haar explizit<br />
anzuleuchten.<br />
Wabenraster<br />
Wabenraster<br />
produzieren einen<br />
runden Lichtkegel<br />
mit weichem<br />
Übergang in den<br />
Schatten und sind<br />
eine Alternative<br />
zum Snoot. Beide<br />
ähneln einem<br />
Spotlight, der<br />
Lichtaustrittswinkel<br />
ist aber größer.<br />
Wabenraster<br />
sind mit<br />
unterschiedlichen<br />
Rastergrößen<br />
erhältlich.
110 Studioblitz DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Im Studio: Messen und Belichten<br />
Für die Arbeit mit dem Studioblitz müssen Sie die entsprechenden Einstellungen an der Kamera<br />
manuell vornehmen. Die Belichtungsprogramme funktionieren in diesem Fall nicht. Hier erfahren<br />
Sie, wie Sie Ihre Studiobeleuchtung richtig einrichten.<br />
Paul Ward<br />
Es soll Fotografen geben, die ihre Kamera zum<br />
ersten Mal in die manuelle Betriebsart geschaltet<br />
haben, als sie auch zum ersten Mal mit einem<br />
Studioblitz-System arbeiten wollten – denn da<br />
hatten sie keine Wahl mehr. Beim Studioblitz gibt es keinen<br />
Informationsaustausch zwischen Kamera und Blitzkopf, ganz<br />
im Gegensatz zum bekannten Elektronenblitzgerät. Sie müssen<br />
selbst einen ISO-Wert bestimmen – üblicherweise einen sehr<br />
niedrigen von 100 oder 200 – die Blitzleistung einstellen und<br />
Die richtige Verbindung<br />
Bevor die Kamera den Blitzköpfen übermitteln kann,<br />
wann sie blitzen sollen, muss sie irgendwie mit diesen<br />
kommunizieren. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten.<br />
Die einfachste und billigste Lösung besteht in<br />
einem Synchronkabel, das an der PC-Buchse der<br />
Kamera und an die Synchronbuchse des Blitzkopfs<br />
angeschlossen wird. Solche Kabel gibt es für etwa 15<br />
€, und sie funktionieren sehr zuverlässig. Der Nachteil<br />
besteht darin, dass die Länge des Kabels die mögliche<br />
Distanz der Kamera zum Blitzkopf begrenzt, Ihre<br />
Beweglichkeit ist also eingeschränkt – außerdem<br />
besitzen Kabel die Eigenschaft, ständig im Weg zu<br />
sein.<br />
Ein Infrarotsystem bietet schon eine flexiblere<br />
Möglichkeit. Dabei wird ein Infrarotsender<br />
in den Zubehörschuh der Kamera gesteckt<br />
und ein entsprechender Empfänger an die<br />
Synchronisationsbuchse des Blitzkopfs<br />
angeschlossen. Da es keine Kabel gibt, können Sie<br />
sich ungehindert im Studio bewegen. Infrarotsysteme<br />
benötigen jedoch direkten „Sichtkontakt“ zwischen<br />
Sender und Empfänger, sonst funktionieren sie nicht.<br />
Sie sind teurer als ein Synchronisationskabel, die<br />
Preise beginnen bei etwa 70 €.<br />
eine Blende wählen, die Ihnen eine passende Belichtung liefert.<br />
Der traditionelle und beste Weg, die Studioblitz Leistung an die<br />
erforderliche Belichtung anzupassen, besteht darin, einen<br />
Blitzbelichtungsmesser zu benutzen. Man kann davon halten,<br />
was man will, doch immer mehr Fotografen legen den<br />
separaten Belichtungsmesser beiseite und nutzen stattdessen<br />
den Kameramonitor, um die erforderliche<br />
Belichtungseinstellung zu finden. Beide Methoden haben ihre<br />
Vor- und Nachteile, zur richtigen Belichtung kommen Sie mit<br />
beiden. Im Folgenden erklären wir die Einzelheiten.<br />
Am flexibelsten und zuverlässigsten ist jedoch<br />
ein Funkauslösesystem, wie es von den meisten<br />
Fotografen verwendet wird. Wie beim Infrarotsystem<br />
gibt es auch hier einen Sender und einen Empfänger,<br />
doch da es sich um eine Funkfernsteuerung handelt,<br />
erfordern sie keinen direkten Sichtkontakt. Dieser<br />
Komfort macht die Sache allerdings wieder teurer als<br />
das Kabel; auch hier sind Sie ab etwa 70 € dabei.<br />
Histogramm<br />
Das Histogramm bewährt sich in<br />
vielen Situationen als zuverlässiges<br />
Instrument auf der Suche nach<br />
einer ausbalancierten Belichtung.<br />
In der Studiofotografie können Sie<br />
sich allerdings nicht immer auf das<br />
Histogramm verlassen. Wenn Sie<br />
beispielsweise in einem weißen Studio<br />
fotografieren, werden Sie starke Spitzen<br />
im Histogramm sehen, die nichts Gutes<br />
verheißen, besonders dann, wenn Sie<br />
es gewohnt sind, Histogramme von<br />
Landschaftsfotos zu interpretieren. Es<br />
ist besser, die Belichtung anhand des<br />
Monitors der Kamera zu bewerten,<br />
oder anhand des Monitors eines an die<br />
Kamera angeschlossenen Notebooks.<br />
Wenn Sie aber das Histogramm zu Rate<br />
ziehen, trauen Sie nicht den Spitzen, die<br />
Ihnen eine Überbelichtung signalisieren.<br />
Bezugsquellen<br />
Hähnel: www.hahnel.de<br />
Hama: www.hama.de<br />
Sekonic: www.sekonic.com<br />
Yongnuo: www.amazon.de<br />
Studioblitz: Warum manuell?<br />
Es gibt viele gute Gründe, die manuelle Betriebsart<br />
der Kamera zu benutzen, wenn Sie ein Studioblitz-<br />
System verwenden. Würden Sie die Kamera auf<br />
Blendenautomatik schalten, würde sie immer eine<br />
zu große Blende einstellen, was zu hoffnungslos<br />
überbelichteten Fotos mit vollständig ausgebrannten<br />
Spitzlichtern führen würde. Würden Sie hingegen<br />
die Zeitautomatik wählen, bekämen Sie nichts als<br />
verschwommene Fotos, denn die Kamera hätte eine<br />
sehr lange Verschlusszeit eingestellt, basierend auf dem<br />
schummrigen Umgebungslicht. Nur in der manuellen<br />
Betriebsart können Sie Verschlusszeit und Blende so<br />
steuern, dass Sie in Verbindung mit dem Studioblitz-<br />
System zu einer ausgewogenen Belichtung kommen.<br />
✘ Blendenautomatik<br />
✘ Zeitautomatik<br />
Die Blitzsynchronisationszeit<br />
Sie müssen die Blitzsynchronisationszeit ihrer Kamera<br />
kennen, denn wenn Sie die unterschreiten, werden Sie sich<br />
höchstwahrscheinlich über einen schwarzen Balken wundern,<br />
der einen Teil des Fotos verdeckt. Dann haben Sie nämlich<br />
anstatt Ihres Motivs den Verschlussvorhang ihrer Kamera<br />
fotografiert, weil Blitzzeit und Verschlusszeit asynchron<br />
gewesen sind.<br />
Wenn Sie andererseits eine Verschlusszeit wählen, die<br />
länger ist als die maximale Blitzsynchronisationszeit, treten<br />
keine negativen Effekte auf. Unten finden Sie die maximalen<br />
Synchronisationszeiten namhafter Kameramarken:<br />
Canon: 1/200 Sek Sony: 1/250 Sek<br />
Nikon: 1/250 Sek Pentax: /180 Sek<br />
Olympus: 1/250 Sek<br />
✘ 1/500 Sek<br />
✔ 1/125 Sek<br />
✘ 1/320 Sek
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Studioblitz 111<br />
Belichtungsmessung beim Studioblitz<br />
Es gibt mehrere Methoden, um die gewünschte Belichtung mit einem Studioblitzsystem zu erreichen. Manche dauern etwas länger,<br />
andere erfordern einen Blitz-Belichtungsmesser. Wir stellen Ihnen drei Methoden vor, mit denen Sie sicher ans Ziel kommen.<br />
FÜR EINSTEIGER IN DIE STUDIOBLITZTECHNIK<br />
Methode 1: Versuch und Irrtum<br />
Der eindeutige Vorteil dieser Methode ist der dass Sie sich keinen Blitzbelichtungsmesser<br />
kaufen müssen. Da Sie das gerade geschossene Foto sofort auf dem Monitor der<br />
Kamera sehen können, ist es außerdem eine recht zeitsparende Methode. Ist das Foto<br />
überbelichtet, senken Sie die ISO-Empfindlichkeit, wählen eine kleinere Blende, oder tun<br />
beides. Ist das Foto hingegen unterbelichtet wählen Sie eine größere Blende, eine größere<br />
ISO-Empfindlichkeit, oder beides. Sie können auch das Histogramm heranziehen, um<br />
eine Feineinstellung der Belichtung vorzunehmen. Der Nachteil dieser Methode ist, dass<br />
sie weniger exakt ist als ein Blitzbelichtungsmesser, außerdem sind Sie davon abhängig, in<br />
welcher Qualität Ihr Kameramonitor eine Szene darstellt. Wenn Sie jedoch das Histogramm<br />
richtig interpretieren können, werden Sie immer korrekte Belichtungen erhalten. Falls Sie<br />
mehr als einen Blitzkopf benutzen, sollten Sie jeden Blitzkopf separat messen.<br />
1) Zuerst baue ich die Leuchten auf. Dann nehme ich die Einstellungen an der Kamera<br />
vor, die weitgehend auf Erfahrung beruhen. In diesem Fall waren es 1/125 Sekunde bei<br />
Blende f/20 und ISO 160. Dann mache ich ein Testfoto.<br />
2) Der Kameramonitor zeigt mir das Bild; es ist unterbelichtet und ich muss<br />
aufblenden.<br />
3) Ich ändere die Blende in f/5.6, aber jetzt ist das Foto überbelichtet. Die Spitzlichter<br />
auf der Haut sind ausgebrannt.<br />
4) Nun versuche ich es mit Blende f/11 und bekomme eine ausgewogene Belichtung,<br />
weder unter- noch überbelichtet.<br />
1<br />
3<br />
2<br />
4<br />
FÜR WENIGER ERFAHRENE FOTOGRAFEN<br />
Methode 2: Alle Lichter gleichzeitig messen<br />
Viele Hobbyfotografen – und auch viele Profis – benutzen diese Methode, um die<br />
richtige Belichtung für den Studioblitz einzustellen. Durch eine einzige Messung,<br />
wobei der Belichtungsmesser auf die Kamera gerichtet ist, nicht auf das Motiv,<br />
erhalten Sie schnell die Werte, die eine korrekte Belichtung ergeben. Das funktioniert<br />
sehr gut, denn Sie können das Ergebnis sofort überprüfen und anschließend die<br />
Blitzleistung der Blitzköpfe anpassen. Dann machen Sie eine weitere Messung und<br />
stellen den neu gemessenen Wert ein. Eventuell ist es problematisch, die Auswirkung<br />
jeder einzelnen Lichtquelle auf das Motiv genau einzuschätzen. Doch mit den<br />
folgenden Schritten sollte es Ihnen gelingen.<br />
1) In der manuellen Betriebsart stelle ich sowohl an der Kamera als auch<br />
am Blitzbelichtungsmesser ISO-160 ein, damit ich eine akkurate Messung<br />
bekomme.<br />
2) Die Messung mache ich auf dem Gesicht. Sie zeigt mir Blende f/11, und diese<br />
Blende stelle ich an der Kamera ein.<br />
3) Da ich nun die Belichtung für mein Motiv habe, brauche ich nun nur noch die<br />
Blitzleistung des auf den Hintergrund gerichteten Blitzkopfs einzustellen, um<br />
den Hintergrund dunkler oder heller erscheinen zu lassen.<br />
4) Nachdem ich durch Justieren der Blitzleistung die richtige Belichtung für den<br />
Hintergrund gefunden habe, bekomme ich ein korrekt belichtetes Foto meines<br />
Motivs. Noch ein paar kleinere Korrekturen in Photoshop, und das Bild ist fertig.<br />
1<br />
3<br />
2<br />
4<br />
FÜR ERFAHRENE FOTOGRAFEN<br />
Methode 3: Individuelle Messung jedes Blitzkopfs<br />
Dies ist eine professionelle Methode, mit der Sie die bestmögliche Belichtung erreichen.<br />
Dazu müssen Sie mit einem Blitzbelichtungsmesser jeden einzelnen Blitzkopf messen, denn<br />
nur so können Sie genau kontrollieren, wie der jeweilige Blitz die Lichtverhältnisse am Motiv<br />
beeinflusst und die Blitzleistung entsprechend anpassen. Diese Methode ist aufwändiger, aber<br />
am genausten und damit die erste Wahl, wenn Sie regelmäßig mit Studioblitz fotografieren.<br />
1) Die Beleuchtung ist installiert und eingeschaltet. Zusätzlich habe ich einen Diffusor<br />
aufgebaut, der Licht auf das Gesicht zurückwirft.<br />
2) Stellen Sie an Kamera und Blitzbelichtungsmesser de gleichen ISO-Wert ein und<br />
schalten Sie den Belichtungsmesser in den Blitzmodus; zu erkennen am kleinen<br />
Blitz-Symbol auf dem Display. Im Blitzmodus wartet der Belichtungsmesser, bis die<br />
Studioblitzköpfe geblitzt haben, bevor er Ihnen die Blendeneinstellung für die Kamera<br />
anzeigt.<br />
3) Nun mache ich eine Messung auf dem Gesicht, um festzustellen, mit welcher Blende<br />
die Haut richtig belichtet wird. Das ist in diesem Fall Blende f/11.<br />
4) Nun nehme ich eine Messung auf dem Hintergrund vor, die Blende f/16 ergibt. Das sagt<br />
mir, dass ich bei Blende f/11 einen hellen Hintergrund mit High-Key-Effekt erzielen kann.<br />
5) Durch mehrere Messungen bin ich in der Lage, sowohl die Belichtung für den<br />
Vordergrund als auch für den Hintergrund genau zu steuern, und erhalte ein perfekt<br />
belichtetes Foto.<br />
1<br />
3<br />
4<br />
2 5
112 Studioblitz DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Studio Setup: Ein Blitzkopf<br />
Der einfachste Einstieg in die Studio-Lichttechnik besteht darin, mit<br />
einem einzigen Blitzkopf anzufangen. Schon damit eröffnet sich Ihnen<br />
eine große Auswahl unterschiedlicher Beleuchtungstechniken.<br />
Mit bereits nur einem Blitzkopf können Sie hervorragende Porträtfotos machen.<br />
Viele Fotografen verwenden bei Ihrer Arbeit überhaupt nur einen einzigen<br />
Blitzkopf. Schließlich ist die Sonne bei Außenaufnahmen auch die einzige<br />
Lichtquelle – in der Regel jedenfalls. Ein Blitzkopf kann also alles bieten, was Sie<br />
brauchen. Das Setup ist sehr einfach. Schon die kleinste Veränderung am<br />
Lichtausstoß zeigt eine deutlich erkennbare Wirkung am Motiv. So können Sie<br />
den Winkel und die Streuung des Blitzes genau abstimmen. Selbstverständlich<br />
können Sie zusätzlich Reflektoren verwenden, um Licht zurückzuwerfen und<br />
Schatten aufzuhellen.<br />
Anhand der Bilder unten können Sie sehen, wie es sich auswirkt, wenn Sie die<br />
Lichtquelle in verschiedenen Höhen und Winkeln positionieren. Entscheidend<br />
ist es, den Studioblitz so einrichten, dass Sie die wenig vorteilhaften<br />
Darstellungen, die unten beispielhaft gezeigt sind, vermeiden. Schalten Sie die<br />
Kamera auf manuellen Betrieb und stellen die Synchronisationszeit des Blitzes<br />
ein. Die Blende wird durch Messung bestimmt – das ist bei einem Aufbau mit<br />
nur einem Blitz ganz einfach. Halten Sie das Messgerät mit angeschlossenem<br />
Synchronkabel vor das Gesicht des Modells und drücken die Taste, um den Blitz<br />
auszulösen und den Blendenwert zu ermitteln. Über die Einstellung der<br />
Lichtleistung des Blitzkopfs können Sie andere Blendeneinstellungen<br />
erforderlich machen und an der Kamera einstellen, je nach gewünschter<br />
Schärfentiefe. Erhöhen Sie die Leistung, wenn Sie eine kleinere Blende benutzen<br />
wollen und verringern Sie sie, für größere Blenden.<br />
Ein Blitzkopf: Alles was Sie brauchen, sind Ihre Kamera und ein Blitzkopf.<br />
Mit etwas Übung werden Sie schon bald gute Porträtfotos erzielen.<br />
1) Von oben beleuchtet<br />
Wenn das Licht hoch über dem<br />
Kopf des Modells positioniert<br />
ist, erhalten Sie ein natürlich<br />
wirkendes Licht. Allerdings können<br />
die Schatten unter Nase und Kinn<br />
etwas hart erscheinen. Lassen Sie<br />
das Modell zum Licht hin schauen.<br />
Sie können es auch einen Reflektor<br />
halten lassen, um die Schatten<br />
auszuleuchten.<br />
2) Von unten beleuchtet<br />
Störende Schatten unter Nase<br />
und Kinn entstehen erst gar<br />
nicht, wenn Sie den Blitzkopf<br />
unterhalb des Kopfes Ihres<br />
Modells platzieren. Lassen<br />
Sie das Modell nach unten<br />
zum Licht schauen. Dadurch<br />
erscheinen Glanzlichter in<br />
den Augen des Modells, auch<br />
„Catchlights“ genannt.<br />
3) Von der Seite beleuchtet<br />
Positionieren Sie den Blitzkopf<br />
entweder links oder rechts vom<br />
Gesicht des Modells, um eine sehr<br />
gerichtetes Licht zu bekommen,<br />
wobei die dem Licht abgewandte<br />
Seite des Gesichts im Schatten<br />
liegt. Stellen Sie den Blitzkopf nah<br />
genug an das Modell, damit die<br />
Glanzlichter in den Augen gut zu<br />
sehen sind.<br />
4) Eine Lichtquelle und ein<br />
Reflektor<br />
Halten Sie einen Reflektor in<br />
die Nähe des Gesichts auf der<br />
gegenüberliegenden Seite des<br />
Blitzkopfs. So können Sie harte<br />
Schatten mildern. Je näher<br />
Sie den Reflektor am Modell<br />
platzieren, desto stärker ist die<br />
Reflexionswirkung.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Studioblitz 113<br />
TIPP<br />
Den Kopf neigen<br />
Bei Porträtaufnahmen sollten<br />
Sie das Modell bitten, den Kopf<br />
leicht zu neigen. Das verleiht<br />
der Aufnahme zusätzliche<br />
Ausstrahlung und lässt das<br />
Modell deutlich entspannter<br />
wirken.<br />
Fragen und Antworten zum<br />
Studioblitz<br />
F Wie viel sollte ich für ein<br />
Studioblitzsystem ausgeben?<br />
A Wir empfehlen Ihnen zu Beginn ein<br />
System mit zwei Blitzköpfen, einer Softbox<br />
und einem Schirm. Die Preisunterschiede<br />
sind nach Hersteller erheblich, es hängt also<br />
ganz von Ihrem Budget ab.<br />
F Welche Vorteile bieten teurere Systeme?<br />
A Generell sind Verarbeitungsqualität und<br />
Zuverlässigkeit besser, doch der größte<br />
Vorteil besteht in ihrer höheren Leistung.<br />
Sie können die Blitzköpfe weiter entfernt<br />
von Ihrem Motiv aufstellen, der Lichtverlust<br />
durch Softboxen usw. ist geringer und<br />
die Blitzköpfe laden nach der Aufnahme<br />
schneller wieder auf. Bei teureren Systemen<br />
können Sie außerdem den Blitzausstoß<br />
besser steuern.<br />
F Ist das Zubehör verschiedener Systeme<br />
kompatibel?<br />
A Nein. Jeder Hersteller hat seine eigenen<br />
Anschlusssysteme, deswegen sind sie nicht<br />
kompatibel. Sie können jedoch Adapter<br />
der Marke Chimera bekommen, die deren<br />
Softboxen mit nahezu allen anderen<br />
Systemen kompatibel machen. (www.<br />
chimeralighting.com)<br />
F Wie soll ich die Kamera einstellen, wenn<br />
ich mit Studioblitz arbeite?<br />
A Schalten Sie die Kamera in die<br />
manuelle Betriebsart, denn das<br />
Belichtungsmesssystem fusioniert nicht<br />
mit Studioblitz. Stellen Sie die Verschlusszeit<br />
auf die Blitzsynchronzeit und die Blende<br />
entsprechend der Messung mit dem<br />
Blitzbelichtungsmesser ein.<br />
F Wie mache ich die Belichtungsmessung<br />
für einen Studioblitz?<br />
A Sie benutzen einen<br />
Blitzbelichtungsmesser, der per<br />
Synchronisationskabel mit einem<br />
Blitzkopf verbunden ist. Wenn Sie die<br />
Blitzköpfe aufgebaut haben, halten Sie<br />
den Belichtungsmesser vor das Gesicht<br />
Ihres Modells, nehmen eine Messung vor<br />
und stellen den gemessenen Blendenwert<br />
manuell an der Kamera ein. Vergessen Sie<br />
nicht, den Blitz-Belichtungsmesser und<br />
die Kamera auf den gleichen ISO-Wert<br />
einzustellen.<br />
F Wie verbinde ich die Kamera mit dem<br />
Studioblitzsystem?<br />
A Der Stecker an einem Ende des<br />
Studioblitz-Synchronkabels passt in die<br />
PC-Buchse Ihrer Kamera. Falls Ihre Kamera<br />
über keine solche Buchse verfügt, besorgen<br />
Sie sich einen Adapter für etwa 12 Euro, der<br />
in den Zubehörschuh der Kamera gesteckt<br />
wird, und schließen das Studioblitz-<br />
Synchronkabel an den Adapter an. Die<br />
etwas teurere Lösung ist ein drahtloser<br />
Auslöser, der ebenfalls in den Zubehörschuh<br />
passt und einen entsprechenden<br />
Empfänger am Blitzkopf auslöst.<br />
5) Klassischer Aufbau mit<br />
einer Lichtquelle<br />
Bei dieser Aufnahmetechnik wird<br />
das Licht geringfügig über und<br />
seitlich vom Modell platziert – im<br />
Winkel von 45° seitlich und 45°<br />
abwärts. Die daraus resultierende<br />
Beleuchtung verleiht dem Gesicht<br />
ein schönes, natürliches Aussehen<br />
und sorgt für attraktive Catchlights<br />
in den Augen – ein rundherum<br />
vorteilhaftes, gelungenes, Porträt.
114 Studioblitz DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Studio Setup: Zwei Blitzköpfe<br />
Nachdem Sie Erfahrungen mit einem Blitzkopf gesammelt haben, wollen<br />
Sie vielleicht Ihre kreativen Möglichkeiten erweitern, indem Sie einen<br />
zweiten Blitzkopf hinzunehmen.<br />
In vielen Kits sind zwei Blitzköpfe enthalten. Wenn Sie also die Beleuchtung von Motiven mit<br />
einem einzelnen Licht beherrschen, können Sie beginnen, mit einem zweiten zu<br />
experimentieren. Häufig wird beim <strong>Fotografie</strong>ren mit nur einem Licht ein Reflektor verwendet,<br />
um Schatten zu entfernen und das Motiv gleichmäßig auszuleuchten. Ohne Assistent ist die<br />
optimale Positionierung jedoch sehr mühsam.<br />
Wenn Sie stattdessen einen zweiten Blitzkopf verwenden, haben Sie zusätzlich den Vorteil,<br />
die Blitzleistung besser steuern zu können. Das zweite Licht wird als „Slave“ bezeichnet und löst<br />
aus, wenn es den Blitz vom ersten, dem „Master“-Blitzkopf registriert. Zwei Lichtquellen bieten<br />
auch mehr Spielraum für verschiedene Szenarien, Sie können das Modell aus verschiedenen<br />
Winkeln beleuchten oder einen Blitz auf das Modell und den anderen auf den Hintergrund<br />
richten.<br />
Wie führen Sie nun die Messung für zwei Blitzköpfe durch? Am einfachsten ist es, wenn Sie<br />
zunächst beide nach Ihren Vorstellungen aufbauen, anschließend eine Messung am Gesicht<br />
des Modells durchführen und mit der empfohlenen Blende eine Probeaufnahme machen.<br />
Dann können Sie sich überlegen, ob Sie die Position der Leuchten verändern, den Lichtausstoß<br />
der Köpfe oder die Blitzleistung insgesamt anpassen möchten. Führen Sie aber in jedem Fall<br />
eine neue Messung durch, um zu festzustellen, welche Blende Sie brauchen, und machen Sie<br />
eine weitere Probeaufnahme. Die Messung fällt genauer aus, wenn Sie jeden Blitzkopf einzeln<br />
messen und dann die entsprechenden Änderungen vornehmen. Auf diese Weise können Sie<br />
die Ausgewogenheit beider Lichtquellen genauer steuern. Diese Methode bedeutet ein wenig<br />
Mehraufwand, zahlt sich aber aus.<br />
Zwei Blitzköpfe: Dies ist ein typischer Aufbau für zwei Blitzköpfe. Sie sind mit einer<br />
Lichtwanne und einem Schirm ausgestattet, um weiches, diffuses Licht zu erzeugen.<br />
1) Von oben und unten<br />
beleuchtet<br />
Dies ist ein typischer Aufbau für<br />
eine Porträtaufnahme, mit dem<br />
Hauptlicht im 45°-Winkel zum<br />
Modell, um für die vorteilhafteste<br />
Beleuchtung zu sorgen. Das<br />
zweite Licht entfernt die Schatten<br />
unter dem Kinn, was bei fast<br />
jedem Modell funktioniert. Stellen<br />
Sie das Hauptlicht um zwei Stufen<br />
heller ein als das zweite Licht.<br />
2) Von oben beleuchtet und<br />
Rundumbeleuchtung<br />
Das Hauptlicht befindet sich<br />
über und rechts vom Modell. Das<br />
zweite Licht ist hinter dem Modell<br />
gegenüber dem Hauptlicht<br />
positioniert. Dadurch fällt Licht<br />
über die Schulter, was die<br />
Wangen heller erscheinen lässt.<br />
Dadurch wird die Aufnahme<br />
attraktiver, denn das Gesicht wird<br />
plastischer.<br />
3) Von hinten und vorne<br />
beleuchtet<br />
Hier haben wir ein Licht vor<br />
dem Modell zur Beleuchtung<br />
des Gesichts und ein Licht hinter<br />
dem Modell zur Beleuchtung des<br />
Haars, das dadurch mehr Glanz<br />
erhält. Diese Aufnahmetechnik<br />
funktioniert gut, wenn das Modell<br />
seidiges oder farbenkräftiges<br />
Haar hat und wird häufig für<br />
Werbefotos verwendet.<br />
4) Schmetterlingsbeleuchtung<br />
(Butterfly Lighting)<br />
Dies ist eine Technik alter Schule,<br />
die heute kaum mehr eingesetzt<br />
wird. Dabei werden beide Lichter<br />
so über dem Modell positioniert,<br />
dass sie in spitzem Winkel nach<br />
unten weisen, um Schatten auf<br />
das Gesicht zu werfen. So entsteht<br />
unter der Nase des Modells ein<br />
interessanter Schatten in Form eines<br />
Schmetterlings.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Studioblitz 115<br />
TIPP<br />
Brollies und Softboxen<br />
Brollies sind in den meisten<br />
Kits enthalten und erfüllen<br />
ihren Zweck; besser jedoch<br />
sind Softboxen, denn sie<br />
ergeben ein weicheres<br />
Licht, das bei den meisten<br />
Porträtfotos erwünscht ist.<br />
5) Von beiden Seiten beleuchtet<br />
Die seitliche Positionierung<br />
beider Lichter vor dem Modell<br />
ist wahrscheinlich die wichtigste<br />
Aufnahmetechnik mit zwei Blitzköpfen.<br />
Sie entfernt Schatten und sorgt für<br />
eine sehr gleichmäßige Ausleuchtung<br />
des gesamten Gesichts. Dadurch<br />
werden Falten und Hautunreinheiten<br />
unterdrückt.
116 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Schattenporträt<br />
im Studio<br />
Der Silhouettentrick – Caroline<br />
Schmidt führt ihn vor…<br />
Caroline Wilkinson<br />
Es sind ihre einfachen Linien und Formen, die<br />
Silhouetten so ansprechend macht, doch der<br />
Effekt ist weniger leicht zu erzielen als das<br />
simple Motiv vermuten lässt. Abgesehen von<br />
den Lichtverhältnissen und der Belichtung, müssen<br />
Geometrie und Pose stimmen, damit das Foto visuell<br />
ansprechend wirkt. Eine Pose im Profil ist immer ein<br />
guter Anfang, weil die Rundungen hervorgehoben<br />
werden. Damit Ihr Modell nicht zu statisch wirkt,<br />
benutzen Sie Requisiten. Nicht zuletzt sollte das Modell<br />
schwarze Kleidung tragen. Wenn Sie nicht über ein<br />
Studio verfügen, erreichen Sie denselben Effekt, wenn<br />
Sie an einem Fenster gegen das Sonnenlicht<br />
fotografieren.<br />
Setup: Stellen Sie zwei<br />
Studioblitzgeräte auf, beide mit<br />
mittlerer Leistung im Winkel von<br />
etwa 45° auf das vor dem gewählten<br />
Hintergrund stehende Modell<br />
ausgerichtet. Ganz einfach. Während<br />
ein Lastolite HiLite das ideale<br />
Werkzeug ist, können Sie einen<br />
ähnlichen Effekt erzielen, indem<br />
Sie zwei Studioleuchten bei voller<br />
Leistung auf einen Bogen weißes<br />
Papier oder eine weiße Stoffkulisse<br />
richten. Um Lichtstreuung auf dem<br />
Motiv zu vermeiden, befestigen Sie<br />
Tücher vor den Leuchten.<br />
Die richtige Blitzleistung<br />
Die Stärke des Blitzes hat großen Einfluss auf<br />
die Silhouette: Zu stark eingestellt geht der<br />
Silhouetteneffekt verloren, zu niedrig bleibt<br />
der Hintergrund dunkel.<br />
Einstellungen & Technik<br />
Schalten Sie Ihre Kamera in den<br />
manuellen Modus, auf die<br />
niedrigste ISO-Einstellung, den<br />
Weißabgleich auf automatisch und<br />
das Bildformat auf RAW + JPEG.<br />
Nun wählen Sie die<br />
Blitzsynchronzeit. In meinem Fall<br />
war das 1/250 Sekunde. Stellen Sie<br />
eine Blende von f/11 oder f/13 für<br />
eine optimale Schärfe ein und<br />
machen Sie ein Testfoto. Ist es<br />
überbelichtet, reduzieren Sie die<br />
Blitzleistung, ist es zu dunkel,<br />
erhöhen Sie sie. Der Autofokus kann<br />
bei schwachem Licht problematisch<br />
sein, legen Sie daher den passenden<br />
Schärfepunkt auf die Motivkante mit<br />
dem stärksten Kontrast oder stellen<br />
Sie manuell scharf.<br />
Kontrast verbessern Selbst wenn Ihre Belichtung<br />
1korrekt ist, kann der Hintergrund stumpf aussehen.<br />
Öffnen Sie die Aufnahme in Adobe Camera Raw und stellen<br />
Sie die Regler Helligkeit und Kontrast zwischen +80 und<br />
+100 ein, um die Kantenschärfe zu betonen. Dann<br />
verbessern Sie in Photoshop das Ergebnis, indem Sie den<br />
Kontrast über „Ebene > Neue Einstellungsebene ><br />
Tonwertkorrektur“ anpassen. Schließlich schneiden Sie das<br />
Bild zu und konvertieren es mit „Ebene > Neue<br />
Einstellungsebene > Schwarzweiß“.<br />
Hintergrund erweitern Wenn Sie einen<br />
2Lastolite HiLite benutzt haben, werden Sie<br />
vielleicht feststellen, dass Sie den Hintergrund<br />
ein wenig erweitern müssen. Duplizieren Sie das<br />
Bild in Photoshop. Wählen Sie das<br />
Pinsel-Werkzeug und halten Sie die Alt-Taste<br />
gedrückt, wird der Cursor zu einer Pipette. Nun<br />
klicken Sie auf eine weiße Fläche, lassen die<br />
Alt-Taste los und übermalen die Bereiche, die<br />
der Hintergrund nicht abgedeckt hat.<br />
Spaß mit Posen – hier einige Anregungen…<br />
Bewegung Wenn Ihr Modell lange<br />
Haare hat, nehmen Sie einen<br />
Ventilator dazu, dessen Luftstrom die<br />
Haare wehen lässt. So sieht die<br />
Aufnahme weniger statisch aus.<br />
Posen Verwenden Sie sich<br />
wiederholende Muster und Formen, um<br />
Interesse zu wecken. Versuchen Sie das<br />
Auge des Betrachters durch die<br />
Verbindungslinien im Bild zu halten.<br />
Sprünge Lassen Sie Ihr Modell<br />
einen Luftsprung machen. Achten<br />
Sie dabei darauf, dass genug freier<br />
Raum an den Rändern des<br />
Bildausschnitts bleibt.<br />
Abstraktes Konzentrieren Sie sich auf<br />
die Bildkomposition und zoomen Sie auf<br />
die Rundungen des Körpers oder auf<br />
Details wie die Füße – das ergibt<br />
unkonventionellere Motive.
Das fertige Bild<br />
Requisiten wie dieser<br />
Regenschirm erzeugen<br />
zusätzliches visuelles Interesse.<br />
Experimentieren Sie und sehen<br />
Sie, welche Effekte Sie erzeugen<br />
können, wenn Sie beispielsweise<br />
halbtransparente Tücher mit<br />
oder ohne Ventilator benutzen.<br />
Diese Bild wurde mit 1/250<br />
Sekunde bei Blende f/13 und ISO<br />
200 aufgenommen.
118 Studioblitz DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Brillantes Bokeh<br />
Fehlt Ihren Porträts der richtige Pfiff? Fügen Sie ein Bokeh hinzu und Ihre Bilder werden einen hervorragenden Eindruck machen.<br />
Jordan Butters<br />
Kamera: Nikon D800<br />
Objektiv: NIKKOR AF-S 85mm f/1.4G<br />
Software: Photoshop CS5<br />
Wenn Sie versuchen, einem Nicht-<br />
Fotografen zu erklären, was ein Bokeh ist,<br />
ernten Sie meist nur ein verständnisloses<br />
Kopfschütteln. Doch wer etwas davon<br />
versteht, wie man Licht mit der Kamera<br />
richtig einfängt, wird bestätigen, dass ein schönes Bokeh<br />
ein ganz besonderes Stilmittel der <strong>Fotografie</strong> ist, denn es<br />
gibt einem Bild etwas Magisches und bringt ein Funkeln in<br />
einen ansonsten eher langweiligen Hintergrund. Um<br />
Missverständnissen vorzubeugen: Der Begriff „Bokeh“<br />
meint die unscharfen Areale eines Bildes, die entstehen,<br />
wenn man mit weit offener Blende fotografiert, doch er<br />
bezieht sich auch auf die kreisförmigen und achteckigen<br />
Formen, die entstehen, wenn Spitzlichter unscharf<br />
aufgenommen werden. Wenn Sie im Freien ein Foto<br />
aufnehmen wollen, das große Bokeh-Elemente enthalten<br />
soll, brauchen Sie zwei Dinge: Erstens Ihr Hauptmotiv, das<br />
gestochen scharf im Vordergrund sein sollte und zweitens,<br />
in erheblicher Entfernung dahinter, die Lichter, die das<br />
Bokeh des Fotos erzeugen werden. Je weiter die Lichter<br />
aus dem Schärfebereich heraus sind, desto größer werden<br />
die Bokeh-Kugeln. Das gilt allerdings nur bis zu einem<br />
gewissen Punkt, denn wenn die Entfernung zu groß ist, fällt<br />
die Lichtstärke einer Lichtquelle stark ab und umso weniger<br />
hell wird sie aufgenommen.<br />
Ein Bokeh kann allerdings auch während der<br />
Nachbearbeitung hinzugefügt werden, und damit werden<br />
wir uns nun genauer befassen.<br />
Fügt man es während der Nachbearbeitung hinzu, hat<br />
man den Vorteil, dass man es stark vergrößern kann, um<br />
den Effekt noch besser wirken zu lassen. Einem Bild ein<br />
Bokeh hinzuzufügen, das vorher gar keins hatte, macht es<br />
unter Umständen erst richtig interessant. Ich gehe sogar<br />
soweit, Ihnen zu empfehlen, auf Ihrem Computer einen<br />
Ordner mit unscharfen Bokehs anzulegen, denn man kann<br />
sie öfter gebrauchen, um ein Foto aufzupeppen. Wenn Sie<br />
diese Technik nachvollziehen wollen, brauchen Sie einen<br />
schwarzen Hintergrund und ein Blitzgerät, um Ihr Motiv<br />
zu beleuchten. Mit ausreichend Tageslicht funktioniert<br />
es natürlich auch, vorausgesetzt, der Hintergrund bleibt<br />
im Dunkeln. Sie können beispielsweise von draußen<br />
jemanden fotografieren, der in einem Hauseingang steht,<br />
wobei der dahinterliegender Hausflur dunkel sein muss.<br />
Weiter brauchen Sie eine Lichterkette für das Bokeh; eine<br />
Lichterkette hat den Vorteil, dass Sie die Abstände und<br />
Lichtmuster der Leuchten nach Belieben festlegen können.<br />
Der richtige Hintergrund Die zu<br />
1fotografierende Person steht vor<br />
einem schwarzen Hintergrund. Das<br />
erleichtert Ihnen sehr das spätere<br />
Hinzufügen des Bokehs und es erspart<br />
Ihnen in Photoshop das Ausschneiden<br />
der Person. Ich habe einfach eine Rolle<br />
schwarzen Tuchs genommen, denn der<br />
Hintergrund braucht den Bildausschnitt<br />
nicht auszufüllen, weil er während der<br />
Nachbearbeitung ganz einfach erweitert<br />
werden kann.<br />
Das Foto Ich habe Gabriella mit<br />
2Blitzlicht und einer Softbox<br />
fotografiert. So bekam ich ein gut<br />
belichtetes Foto, ohne den<br />
Hintergrund überzubelichten.<br />
Zuvor machte ich ein Testfoto mit<br />
der Verschlusszeit für die<br />
Blitzsynchronisation von 1/200<br />
Sekunde bei Blende f/4 und ISO<br />
125.<br />
Beleuchtung ’Nun kommen wir zum<br />
3Bokeh. Schließen Sie die Lichterkette<br />
an und drapieren Sie sie so, dass<br />
einigermaßen regelmäßige Abstände<br />
zwischen den einzelnen Lämpchen<br />
entstehen. Zuerst versuchte ich, die<br />
Lichterkette auf dem Boden liegend zu<br />
fotografieren, doch dabei stellte sich<br />
heraus, dass der Teppich im Bild zu sehen<br />
war; also hängte ich die Lichterkette<br />
stattdessen vor den schwarzen<br />
Hintergrund.<br />
Das Bokeh-Foto Schalten Sie die<br />
4Kamera auf Zeitautomatik und geben<br />
Sie -1EV Belichtungskorrektur hinzu,<br />
damit Sie absolut sicher sein können,<br />
dass der Hintergrund schwarz bleibt.<br />
Wählen Sie ISO 200 und die größte<br />
Blende Ihres Objektivs, dann schalten Sie<br />
den Autofokus aus. Stellen manuell die<br />
minimale Arbeitsdistanz ein und machen<br />
Sie das Bild.<br />
In Photoshop...<br />
Konvertieren nach Schwarzweiß<br />
1Öffnen Sie das Porträtfoto in<br />
Photoshop und gehen Sie auf „Bild ><br />
Anpassen > Schwarzweiß“. Muss Ihr<br />
Hintergrund erweitert werden, tun Sie<br />
das jetzt mit dem Pinselwerkzeug und<br />
schwarzer Farbe.<br />
Bokeh-Foto einkopieren<br />
2Öffnen Sie das Bokeh-Foto und<br />
konvertieren es ebenfalls in Schwarzweiß.<br />
Dann klicken Sie auf „Bearbeiten ><br />
Kopieren“, schließen das Bokeh-Foto und<br />
legen es mit „Bearbeiten > Einfügen“ über<br />
das Porträtfoto.<br />
3Füllmethode ändern Mit in der<br />
Ebenenpalette ausgewählter Bokeh-Ebene<br />
ändern Sie deren Füllmethode in „Aufhellen“<br />
oder „Negativ multiplizieren“, je nachdem, was<br />
bei Ihnen das bessere Ergebnis liefert. Dann<br />
klicken Sie auf „Ebene > Ebenenmaske > Alles<br />
einblenden“.<br />
Maskieren Wählen Sie das<br />
4Pinselwerkzeug mit Schwarz als<br />
Vordergrundfarbe. Übermalen Sie<br />
vorsichtig alle Bereiche, in denen das<br />
Bokeh die porträtierte Person überlappt,<br />
wobei Sie in der Nähe der Kanten einen<br />
härteren Pinsel benutzen.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Studioblitz 119<br />
Das fertige Bild<br />
Mithilfe dieser einfachen<br />
Arbeitstechnik sind<br />
eindrucksvolle Bokeh-<br />
Porträts ein Kinderspiel.
120 Studioblitz DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Der Trick mit der „Film-<br />
Noir“ Beleuchtung<br />
In Hollywood sind nicht nur viele Filmklassiker entstanden, sondern mit ihnen auch<br />
eine immer weiter verfeinerte Lichttechnik. Dazu zählt auch der Beleuchtungsstil des<br />
„Film Noir“ – ein Low-Key-Stil, den auch Porträtfotografen beherrschen sollten. Doch<br />
keine Angst, Sie müssen kein komplettes Filmstudio anmieten…<br />
Bjorn Thomassen<br />
Wenn Fotografen an das<br />
Goldene Zeitalter Hollywoods<br />
denken, erinnern sie sich an<br />
Rita Hayworth, Elizabeth Taylor,<br />
Vivien Leigh und viele andere, doch nicht<br />
als Leinwand-Sirenen, sondern als<br />
charaktervolle Motive dramatischer<br />
Filmplakate. Für das klassische<br />
Hollywood-Porträt der 1940er Jahre<br />
waren kontrastreiche Schwarzweißbilder<br />
typisch, für die man stark gebündeltes<br />
Licht mit strategisch platziertem Schatten<br />
nutzte, um Tiefe und Dramatik zu<br />
erzielen. Heute wird diese Art der<br />
Beleuchtung als Kunstform angesehen<br />
und als solche immer noch für Porträts<br />
eingesetzt.<br />
Verglichen mit den Porträts, die wir heute<br />
fotografieren, ist die Pose relativ<br />
unbeweglich, und da die Art der<br />
Beleuchtung nicht wirklich<br />
schmeichelhaft ist, eignet sie sich am<br />
besten für Menschen mit sehr reiner<br />
Haut. Da selbst die kleinste<br />
Unvollkommenheit verstärkt wird,<br />
müssen die Lichtverhältnisse genau<br />
gesteuert und gezielt ausgewählt<br />
werden, wo das Licht hinfällt. Hier habe<br />
ich einen Studioblitz mit einem mittleren<br />
Reflektor und „Scheunentoren“<br />
verwendet, aber es funktioniert genauso<br />
gut, wenn Sie dicken, schwarzen Karton<br />
an allen vier Seiten des Blitzes befestigen.<br />
Das harte Blitzlicht wird vom Reflektor<br />
gegenüber reflektiert, bevor es das Modell<br />
erreicht. Ein zweiter Blitz stand zusätzlich<br />
an der anderen Seite, um die Konturen<br />
des Motivs zu betonen.<br />
Während die meisten Hollywood-Porträts<br />
einen schlichten, schwarzen Hintergrund<br />
verwenden, zeigen einige Bilder<br />
Strukturen der Kulisse. Aus diesem Grund<br />
haben wir einen weißen Hintergrund<br />
sorgfältig aufgehängt, um Ihnen den<br />
Effekt zu demonstrieren. Die<br />
Scheunentore verhindern, dass Licht auf<br />
den Hintergrund fällt, sodass der weiße<br />
Hintergrund sehr dunkel wirkt und etwas<br />
Farbe behält.<br />
Kamera-Setup<br />
Original<br />
Belichtung: Welche Blende Sie verwenden sollten, hängt davon<br />
ab, wie viel Hintergrunddetail Sie im Fokus haben möchten,<br />
wie nah das Motiv am Hintergrund bzw. wie stark Ihr Licht ist.<br />
Hier ist das Modell etwa einen Meter entfernt, also liefert Blende<br />
f/5.6 genug Schärfentiefe, um das Modell scharf einzustellen<br />
und den Hintergrund verschwimmen zu lassen. Halten Sie das<br />
Lichtmessgerät von der Nähe des Gesichts auf die Lichtquelle, nicht<br />
auf die Kamera, um exakt die Lichtmenge zu messen, die auf das<br />
Motiv fällt.<br />
Nun passen Sie die Stärke des Blitzes an, bis Sie die gewünschte<br />
Blendeneinstellung erhalten. Mit der Kamera im manuellen Modus<br />
und eingestellter Blitzsynchronisationszeit stellen Sie die passende<br />
Blende ein und machen Ihr Foto.<br />
Licht-Setup<br />
Platzieren Sie die Hauptlichtquelle in die<br />
Nähe des Motivs, damit Sie den Lichteinfall<br />
besser kontrollieren können: Sie sollten<br />
vermeiden, dass das Licht den Schoß des<br />
Modells ausleuchtet. Positionieren Sie<br />
die Hauptlichtquelle im 90°-Winkel zur<br />
Kamera und im Winkel von 45° zum Motiv.<br />
Bringen Sie Ihr Modell in Position, sodass<br />
die Seite des Gesichts, auf die das meiste<br />
Licht fällt, von der Kamera abgewandt<br />
ist. Auf diese Wiese fällt ein dreieckiger<br />
Schatten auf die Wange, die der Kamera<br />
am nächsten ist. Dies ist charakteristisch<br />
für diese Art von Beleuchtung. Die Fläche<br />
des Gesichts muss im richtigen Verhältnis<br />
zur Hauptlichtquelle stehen, damit der<br />
Schatten richtig fällt. Zwar ist jedes Setup<br />
unterschiedlich, doch wenn Sie den Reflektor<br />
positionieren, um die Hauptlichtquelle<br />
abzumildern, vermeiden Sie, den Reflektor<br />
zu nahe am Körper zu platzieren, denn das<br />
könnte die eindrucksvolle Modellierung<br />
und die Schatten, die Sie erzeugt haben,<br />
konterkarieren. Mein Reflektor stand etwa<br />
1,2m vom Modell entfernt. Um dem Bild<br />
mehr Tiefe zu geben, wurde ein Aufhell-<br />
Licht etwa einen Meter vom Motiv entfernt<br />
positioniert, das in einem Winkel von 30°<br />
nach oben blitzte. Mein Setup hatte ein<br />
Lichtverhältnis von 3:1 zwischen Haupt- und<br />
Aufhellblitz, damit dieser nicht dominierte.<br />
Studioblitz<br />
Scheunentore<br />
Funkauslöser<br />
Reflektor<br />
Reflektor
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Studioblitz 121<br />
Das fertige Bild<br />
Dieses „Hollywood-Porträt“, aufgenommen bei<br />
1/160 Sekunde und Blende f/5.6, wirkt mit<br />
einem weichen Sepia-Ton noch<br />
beeindruckender. Die Haut wurde mit dem<br />
Reparaturpinsel-Werkzeug etwas retuschiert,<br />
kleinere Anpassungen des Farbtons wurden<br />
per Tonwertkorrektur vorgenommen. Fügen<br />
Sie einen Duplex-Effekt hinzu, indem Sie unter<br />
„Bild > Graustufen > Duplex“ und dann im<br />
Menü den „Sepia“-Stil auswählen.
122 Weibliche Formen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
KUNSTVOLL IM BILD:<br />
WEIBLICHE FORMEN<br />
DER WEIBLICHE KÖRPER GEHÖRT ZU DEN MEIST FOTOGRAFIERTEN MOTIVEN ÜBERHAUPT – DOCH ES IST NICHT<br />
GANZ EINFACH, IHN RICHTIG INS BILD ZU SETZEN. HIER ERKLÄREN WIR DIE GRUNDLAGEN DER AKTFOTOGRAFIE, VON<br />
DEN POSEN ÜBER DIE BELEUCHTUNG BIS ZUR BENÖTIGTEN AUSRÜSTUNG.<br />
Worin besteht der Unterschied<br />
zwischen einem erotischen Bild<br />
und einem künstlerischen<br />
Aktfoto? Geschmack, Toleranz<br />
und Kunstbegriff sind sehr unterschiedlich<br />
ausgeprägt, und diese Subjektivität macht das<br />
Thema schnell kontrovers. Wir hoffen aber, die<br />
folgenden Hinweise werden Ihnen helfen,<br />
künstlerische Aktfotos zu machen, die die<br />
Grenze zum Ordinären nicht überschreiten.<br />
<strong>Fotografie</strong>n von halbnackten und nackten<br />
weiblichen Körpern sollen deren Schönheit<br />
und Symmetrie zelebrieren, Anerkennung<br />
und Bewunderung auslösen. Künstlerische<br />
Fotos entstehen aus ästhetischen,<br />
konzeptuellen Gründen, nicht aus<br />
Nutzenerwägungen heraus. Mit diesen<br />
Überlegungen im Hintergrund werden Ihre<br />
Aktfotos ihre künstlerische Ausdruckskraft<br />
bekommen. Die Reaktion des Betrachters<br />
spielt eine große Rolle beim Erfolg eines<br />
Aktfotos. Eine schon zu Beginn klare<br />
Vorstellung davon, was Sie beim Betrachter<br />
erreichen wollen, erleichtert den Erfolg. Es gibt<br />
eine feine Grenze zwischen Sinnlichkeit und<br />
Sexualität in der <strong>Fotografie</strong>. Sinnlichkeit spricht<br />
die Sinne an und betont Schönheit, bezieht<br />
den Betrachter aber wegen des fehlenden<br />
Blickkontakts nicht ein.<br />
Sobald Ihr Modell in die Kamera blickt, ist<br />
der Betrachter involviert, was dessen<br />
Engagement verstärkt und schnell ins<br />
Sexuelle übergeht. Doch der Blickkontakt ist<br />
nicht der einzige Faktor, die Reaktion des<br />
Betrachters wird auch von der Körpersprache<br />
des Modells beeinflusst, von der Pose und der<br />
Kulisse. Gedämpfte Farben tragen ebenfalls<br />
zur künstlerischen Qualität des Bildes bei,<br />
denn Sie betonen Formen, die Bildgestaltung<br />
und die Rolle des Lichts. Das Modell selbst<br />
spielt natürlich die größte Rolle für die<br />
Ästhetik eines Fotos. Der passende Körper für<br />
das beabsichtigte Konzept ist die wichtigste<br />
Überlegung, wenn Sie ein Aktfoto<br />
vorbereiten. Die Wahl „normaler“ Frauen<br />
anstelle professioneller Modelle hat ihre<br />
Vorteile, doch die werden nervöser sein vor<br />
der Kamera und brauchen mehr Anleitung.<br />
Doch ganz gleich, wer vor Ihrer Kamera steht,<br />
lassen Sie Ihr Modell eine<br />
Nutzungsrechtsvereinbarung unterzeichnen.<br />
Das Studium der Portfolios anderer<br />
Fotografen hilft Ihnen, festzustellen, welche<br />
Art Aktfotos Sie mögen, welcher Stil Ihnen<br />
gefällt und welcher nicht. Es hilft Ihnen auch,<br />
ein Gespür für die kleinen Unterschiede zu<br />
bekommen, die dennoch einen extremen<br />
Einfluss auf das Foto haben. Schauen Sie sich<br />
die Klassiker von David Bailey, Ralph Gibson,<br />
Andreas Bitesnich und Ruth Bernhard an.<br />
Jeder hat einen anderen Stil, und nicht immer<br />
wird Zurückhaltung geübt. Schauen Sie sich<br />
Ausdruck und Haltung der Modelle und die<br />
Kulisse an und versuchen Sie herauszufinden,<br />
wodurch bestimmte Eindrücke<br />
hervorgerufen werden.<br />
Ein wichtiger Teil der Arbeit besteht im<br />
richtigen Umgang mit dem Schatten, denn<br />
der ist hier ebenso wichtig wie das Licht, um<br />
Ihrem Bild Tiefe und Struktur zu geben. Sie<br />
können durch Schatten Teile des Körpers<br />
formen, betonen oder verbergen. Damit legen<br />
Sie die Stimmung eines Bildes fest. Die Art des<br />
Übergangs von Licht und Schatten hängt ab<br />
von der Größe der Lichtquelle relativ zum<br />
Modell. Je kleiner die Lichtquelle und je weiter<br />
entfernt sie sich befindet, desto intensiver die<br />
Schatten und umgekehrt. Seien Sie sich also<br />
des Effektes bewusst, wenn Sie die<br />
Lichtquellen positionieren. Schatten eignen<br />
sich sehr gut, Teile des Körpers zu verbergen,<br />
doch Sie können auch Hautunreinheiten<br />
hervorheben, was Ihnen mehr Arbeit beim<br />
Retuschieren bereitet.<br />
Der richtige Umgang mit Schatten erfordert<br />
Erfahrung, doch die folgenden Tipps sollten<br />
Ihnen den Einstieg erleichtern. Ist ein Schatten<br />
zu intensiv und Sie möchten trotzdem Details<br />
aus dem schattigen Bereich abbilden, hellen<br />
Sie den Bereich auf, entweder mit einem<br />
Reflektor oder einer weiteren Lichtquelle, die<br />
allerdings mehrere Blendenstufen dunkler<br />
sein sollte, als das Hauptlicht. Haben Sie das<br />
gegenteilige Problem, dass nicht genug<br />
Schatten vorhanden ist, sind wahrscheinlich<br />
unerwünschte Reflexionen im Spiel. Benutzen<br />
Sie schwarze Tücher oder die schwarze Seite<br />
eines Reflektors, um Reflexionen von dem<br />
betroffenen Schatten fernzuhalten.<br />
Benötigte Ausrüstung<br />
Teure Spezialausrüstung ist nicht erforderlich,<br />
doch wir raten dringend zu guten Objektiven,<br />
den besten, die Sie sich leisten können.<br />
Schnelle Objektive mit fester Brennweite<br />
oder Telezooms wie das 24-70mm f/2.8,<br />
das 24-105mm f/2.8, das 50mm f/1.4 oder<br />
80mm f/1.4 sind bestens geeignet. Wenn<br />
die eben genannten Ihr Budget sprengen,<br />
empfehlen wir das 50mm f/1.8 – dessen<br />
gute Qualität bekommen Sie für etwa 100€.<br />
Wenn Sie in einer größeren Distanz zu<br />
Ihrem Motiv arbeiten wollen, brauchen Sie<br />
eine längere Brennweite, beispielsweise<br />
ein 70-200mm f/2.8. Der geringere<br />
Schärfentiefebereich schneller Objektive<br />
ist hier sehr willkommen, denn er zeichnet<br />
die Haut weicher, unterdrückt Falten und<br />
verwischt den Hintergrund. Sie können das<br />
mit natürlichem Licht, mit Reflektoren oder<br />
mit Blitzgeräten erreichen, doch Sie sollten<br />
wenigstens ein Studioblitzgerät haben,<br />
wenn Sie diese Art <strong>Fotografie</strong> ernsthafter<br />
betreiben wollen. Das können ein- oder<br />
zweiköpfige Leuchten sein. Die meisten hier<br />
gezeigten Setups kommen mit einem oder<br />
zwei Blitzköpfen und Reflektoren aus - der<br />
Unterschied liegt bei den Lichtformern.<br />
Benutzen Sie für den Studioblitz einen<br />
drahtlosen Blitzauslöser und einen separaten<br />
Belichtungsmesser. Damit können Sie das<br />
Licht in bestimmten Bereichen des Motivs<br />
messen. So bekommen Sie genaue Werte<br />
und können schnell arbeiten - was nicht<br />
unwichtig ist in der Aktfotografie. Denken<br />
Sie an die Raumtemperatur - immerhin ist<br />
Ihr Modell zumindest halbnackt. Bestimmen<br />
Sie die Belichtung auf keinen Fall mit dem<br />
Kameramonitor, das wäre nicht exakt genug.<br />
Tipp<br />
Man muss viel beachten bei einer Studiobeleuchtung,<br />
mehr als hier vernünftigerweise besprochen<br />
werden könnte. Doch wir können noch ein paar<br />
Hinweise geben, damit Sie eine gute Ausgangsbasis<br />
bekommen.<br />
Das Abstandsquadratgesetz beispielsweise besagt:<br />
Ein Objekt, das sich in der doppelten Entfernung<br />
einer Lichtquelle befindet, empfängt ein Viertel der<br />
Leuchtkraft besagter Lichtquelle. Was sich zunächst<br />
recht blödsinnig anhört – doppelte Entfernung<br />
wovon? – sei an einem Beispiel verdeutlicht: Wenn<br />
Sie eine Lichtquelle, die zwei Meter von Ihrem<br />
Modell entfernt steht, stattdessen vier Meter entfernt<br />
aufstellen, wird das Modell nur noch mit einem<br />
Viertel der Lichtstärke beleuchtet, bezogen auf die<br />
Entfernung von zwei Metern. Dieser Zusammenhang<br />
ist sehr wichtig, um die Stimmung eines Bildes<br />
zu steuern: Je weiter das Licht entfernt ist, desto<br />
breiter streut das Licht und desto gleichmäßiger ist<br />
die Beleuchtung. Je näher das Licht am Modell ist,<br />
desto härter sind die Übergänge zwischen Licht und<br />
Schatten und desto dunkler sind die Schatten.
Die Pose<br />
Symmetrie ist entscheidend<br />
bei Aktaufnahmen, deswegen<br />
sollte Ihr Modell möglichst<br />
originell, aber gleichmäßig<br />
posieren. In diesem Bild<br />
dienen Arme und Beine als<br />
Führungslinien, die den Blick<br />
um den Körper herum leiten.<br />
FOTO: ISTOCK PHOTO
124 Weibliche Formen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Lichtstreuende Materialien<br />
Geben Sie der Silhouette eine ganz<br />
besondere Wirkung, indem Sie ein<br />
Seidentuch oder eine dünne, weiße<br />
Gardine über einen mit Baumwollstoff<br />
bespannten Rahmen werfen. Diesen<br />
Rahmen stellen Sie zwischen Modell<br />
und Kamera. Dadurch wird die<br />
Silhouette sehr weich abgebildet. Falls<br />
der Autofokus dabei streikt, stellen Sie<br />
manuell scharf.<br />
ISTOCK PHOTO
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Weibliche Formen 125<br />
Haut glänzt normalerweise nicht, doch mitunter<br />
verbessert es die Wirkung eines Fotos, wenn die Haut das<br />
Licht reflektiert. Das erreichen Sie ganz einfach, indem Sie<br />
das Modell bitten, sich einzuölen, sei es mit Sonnenöl oder<br />
irgendeiner schimmernden Body Lotion. Sie könnten<br />
darüber hinaus, um bestimmte Stellen zu akzentuieren,<br />
auch Wasser aus einer Sprühflasche benutzen. Sie müssen<br />
dann jedoch schnell arbeiten, weil es in der Hitze der<br />
Studioscheinwerfer rasch verdunstet. Abgesehen von der<br />
Beleuchtung ist die Pose entscheidend; hier gibt es<br />
Hunderte von Möglichkeiten. Welche in einer konkreten<br />
Situation am besten wirkt, hängt von der Figur und der<br />
Größe Ihres Modells ab. Generell sollten Sie versuchen, eine<br />
C-, D-, oder S-Form darstellen zu lassen, um die Kurven des<br />
Körpers zu betonen. Die Linien sollten miteinander<br />
verbunden sein und möglichst zurück zum Gesicht führen,<br />
um den Blick des Betrachters dorthin zu leiten.<br />
Vermeiden Sie ausgestreckte Gliedmaßen. Sie sollten<br />
stattdessen ein Dreieck oder einem Bogen bilden. Verstärken<br />
Sie die Einfachheit des Motivs durch eine ausbalancierte,<br />
symmetrische Bildkomposition und achten Sie dabei auf<br />
den Kamerawinkel. Damit ein Körper symmetrisch<br />
dargestellt wird, fotografieren Sie auf Augenhöhe, damit die<br />
Perspektive „normal“ ist. Das Modell sollte sich leicht von der<br />
Kamera weg drehen, das ergibt einen vorteilhafteren<br />
Blickwinkel. Falls Sie kein professionelles Modell engagiert<br />
haben, müssen Sie damit rechnen, dass sich Ihr Modell<br />
aufgrund des unbekleideten Posierens eher schüchtern<br />
Plastische Aktfotos<br />
Der Konturen der weiblichen Figur sind einfach und<br />
weich; wenn Sie die Figur freistellen, entstehen sehr<br />
plastische Bilder. Die beste Methode, die Umrisse des<br />
Körpers abzubilden, besteht darin, ihn im Gegenlicht zu<br />
fotografieren, entweder vor einem weißen Hintergrund,<br />
um eine Silhouette zu erzeugen oder durch seitliche<br />
Beleuchtung vor einem schwarzen Hintergrund. Für<br />
die Aufnahme als Silhouette richten Sie einen oder zwei<br />
Studioblitzköpfe mit voller Leistung ohne Lichtformer<br />
auf den Hintergrund. Dabei darf nicht zu viel Licht auf<br />
das Modell fallen. Nehmen Sie die Belichtungsmessung<br />
am Hintergrund vor, damit der Körper als Silhouette<br />
abgebildet wird. Die Aufnahme mit seitlicher Beleuchtung<br />
vor schwarzem Hintergrund ist etwas komplizierter, weil<br />
ISTOCK PHOTO<br />
verhalten wird. Planen Sie deshalb das Beleuchtungssetup<br />
und die Pose so genau wie möglich vor der eigentlichen<br />
Fotosession. So verkürzen Sie die Zeit, in der das Modell<br />
unbekleidet im Studio sitzen muss. Erklären Sie immer<br />
genau was Sie tun werden, bevor es die Kleidung ablegt und<br />
fahren Sie mit den Erklärungen fort, während Sie<br />
fotografieren. Das wirkt entspannend. Gegebenenfalls kann<br />
auch leise Musik im Hintergrund spielen; selbstverständlich<br />
sollte das Studio komfortabel geheizt sein und es sollte ein<br />
Bademantel bereit liegen, den das Modell in den Zeiten, die<br />
Sie brauchen, um das Setup zu verändern, überziehen kann.<br />
Ganz gleich, ob Sie selbst weiblich oder männlich sind,<br />
fassen Sie das Modell niemals an, sondern demonstrieren Sie<br />
die gewünschte Pose selbst oder zeigen Sie Beispielfotos. Sie<br />
können sich auch umdrehen, während das Modell die<br />
gewünschte Pose einnimmt, wenn Sie merken, dass es sich<br />
dann entspannter verhält. Oft ist es einer gelassenen,<br />
entspannten Arbeitsatmosphäre dienlich, wenn noch<br />
jemand dabei ist, sei es der Partner, ein Freund oder eine<br />
Freundin oder die Visagistin. Darüber hinaus dient es einer<br />
aufgelockerten Atmosphäre, wenn das Modell die Posen<br />
einstudiert, solange es noch bekleidet ist, wenn auch nur<br />
leicht. Es sollten jedoch kein BH oder elastische Strümpfe<br />
getragen werden, denn die hinterlassen Eindrücke in der<br />
Haut, die einige Zeit brauchen, ehe sie verschwunden sind.<br />
Damit ist alles Wesentliche gesagt – werden Sie nun<br />
selbst aktiv und probieren Sie ein paar unserer<br />
Beleuchtungssetups aus. Viel Spaß dabei.<br />
Sie das Licht so steuern müssen, dass eine umlaufende<br />
Reflexion an der Außenseite des Körpers erzeugt wird,<br />
wodurch dieser sich vom schwarzen Hintergrund abhebt.<br />
Dabei darf jedoch kein Licht auf die Vorderseite des Körpers<br />
oder auf den Hintergrund fallen. Benutzen Sie ein Striplight,<br />
das Sie in einem Winkel von 45° so nah wie möglich hinter<br />
dem Modell aufstellen. Natürlich darf der Lichtformer nicht<br />
im Bild sein. So halten Sie den Lichtabfall so gering wie<br />
möglich. Modell und Striplight sollten wenigstens 1,2m<br />
Abstand zum Hintergrund haben. Damit der Hintergrund<br />
nicht beleuchtet wird, stellen Sie die niedrigste Blitzleistung<br />
ein und wählen Blende f/5.6; verkleinern oder vergrößern<br />
Sie die Blende, um die Intensität des Glanzes am<br />
Körperumriss zu variieren.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Lichtformer<br />
Softbox: Softboxen sind<br />
ausgesprochen beliebt, da<br />
sie ein sehr diffuses Licht<br />
erzeugen, das sich<br />
ausgezeichnet für Porträtaufnahmen<br />
eignet. Je größer die Softbox, desto<br />
weicher ist das von ihr erzeugte Licht.<br />
Üblicherweise ist eine Softbox<br />
quadratisch, doch es gibt sie auch in<br />
extrem lang gestreckter Form, die als<br />
„Striplight“ bezeichnet wird.<br />
Beauty dish: Ein Beauty-<br />
Dish ist ein großer,<br />
tellerartiger Lichtformer, der<br />
das Licht eines Blitzkopfs auf<br />
das Modell zurückwirft. Es gibt ihn in<br />
Weiß oder Silber. Wir empfehlen Weiß,<br />
denn das ergibt ein frisches, weiches<br />
Licht.<br />
Snoot:: A tall, narrow<br />
softbox that creates a soft<br />
but defined highlight; it<br />
works well as a rim light and<br />
when you need to restrict the fall-off of<br />
light on to a backdrop.<br />
Snoot: Dieser konische<br />
Blitzvorsatz erzeugt ein stark<br />
gerichtetes Licht mit harten<br />
Kanten – praktisch wie ein<br />
„Spotlight“.<br />
Scheunentore: Sie<br />
bestehen aus vier<br />
schwenkbaren<br />
Metallplatten, mit deren Hilfe<br />
der Lichteinfall auf das Motiv variiert<br />
werden kann.<br />
Wabenraster: Wabenraster<br />
erzeugen einen Lichtkreis<br />
mit weichen Kanten und<br />
sind, als beliebte Alternative<br />
zum Snoot, in verschiedenen Größen<br />
erhältlich. Sie funktionieren ähnlich wie<br />
ein Scheinwerfer, bieten jedoch eine<br />
breitere Ausleuchtung.<br />
Schirm: Das mit einem<br />
Schirm erzeugte Licht ähnelt<br />
dem einer Softbox, doch ein<br />
Schirm ist wesentlich<br />
einfacher zu transportieren, sodass er<br />
für mobile Einsätze bevorzugt wird. Er<br />
wirkt wie ein großer Reflektor, der das<br />
Licht in einem weiten Lichtkegel verteilt.<br />
Üblicherweise werden Schirme in den<br />
Farben Weiß, Silber und Gold verwendet,<br />
die unterschiedliche Lichtintensitäten<br />
erzeugen. Außerdem gibt es<br />
transparente Schirme, durch die geblitzt<br />
wird, um das Blitzlicht diffuser zu<br />
machen.<br />
Reflektor: Die Verwendung<br />
eines Reflektors zum<br />
Zurückwerfen des Lichts auf<br />
einen Teil des Motivs oder<br />
des Hintergrunds stellt eine Alternative<br />
zu separaten Lichtquellen dar. Eine<br />
silberne Reflektorfläche ist am<br />
effizientesten, eine weiße erzeugt<br />
jedoch weicheres und natürlicheres<br />
Licht.
126 Weibliche Formen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Goldene Regeln der Nachbearbeitung<br />
Wenn Sie bei der Aufnahme alles richtig gemacht haben,<br />
sollte es in der Nachbearbeitung eigentlich nicht mehr viel<br />
zu tun geben. Trotzdem sollten Sie die unten<br />
beschriebenen Punkte überprüfen, um sicherzugehen. Als<br />
erstes jedoch sollten Sie Ihren Monitor kalibrieren. Ist das<br />
geschehen, arbeiten Sie nacheinander folgende Punkte ab:<br />
Weißabgleich Wenn Sie Ihre Bilder in Farbe verarbeiten,<br />
erfordern die Hautfarbtöne Ihre Aufmerksamkeit. Wenn<br />
das Bild zu viel Magenta enthält – ein Effekt, der häufig<br />
durch Mischlicht entsteht – wird die menschliche Haut zu<br />
rot aussehen, während das durch ein Fenster gefilterte<br />
Tageslicht die Haut bläulich und blass aussehen lassen<br />
kann. Benutzen Sie deshalb eine graue Karte, um den<br />
korrekten Weißabgleich sicherzustellen, oder fotografieren<br />
Sie im Raw-Format und justieren die Farbtemperatur<br />
später in der Nachbearbeitung. Auch ein etwas<br />
überbelichtetes Foto kann einen orange- oder<br />
magentafarbenen Stich verursachen, deswegen ist ein<br />
Handbelichtungsmessers für das Licht auf der Haut so<br />
wichtig. Mithilfe einer Raw-Software können Sie<br />
überbelichtete Bereiche zurückholen. Achten Sie beim<br />
<strong>Fotografie</strong>ren auch auf die Umgebung, denn bestimmte<br />
Objekte, Gras beispielsweise, färben das an Ihnen<br />
reflektierte Licht ein – und damit auch ihr Motiv.<br />
Retuschieren Hautunreinheiten, Cellulitis und<br />
unterschiedliche Hautfarbtöne müssen beseitigt werden,<br />
falls vorhanden. Eine angepasste Beleuchtung kann die<br />
Erkennbarkeit bestimmter Zonen verschlechtern und<br />
kleine Mängel kaschieren, doch auch in der<br />
Nachbearbeitung lässt sich hier noch einiges tun. Das<br />
Aufhellen der Augen und das Weichzeichnen der Haut<br />
sind elementare Retuschiertechniken, ebenso wie das<br />
hervorheben von Lichtern. Ab Seite 132 finden Sie die<br />
Beschreibung dieser Arbeitsabläufe.<br />
Belichtungssteuerung Wenn Sie im Raw-Format<br />
fotografieren – was wir Ihnen dringend empfehlen –<br />
können Sie bei der Entwicklung Farbtonkorrekturen<br />
vornehmen, die das Foto insgesamt betreffen. Dazu<br />
benutzen Sie die Belichtungs-, Wiederherstellungs- und<br />
Füllwerkzeuge von Adobe Camera Raw. Wenn die<br />
Basis-Entwicklung des Fotos erfolgt ist, öffnen Sie es in<br />
Photoshop, erzeugen ein Duplikat und benutzen die<br />
Funktion „Nachbelichten und Abwedeln“ mit geringer<br />
Helligkeit, um Bereiche des Bildes aufzuhellen oder<br />
abzudunkeln, um Lichter zu akzentuieren und Bereiche<br />
dem Blick des Betrachters zu entziehen. Achten Sie dabei<br />
jedoch darauf, dass nicht zu viele Details der Haut verloren<br />
gehen.<br />
Schwarzweiß Einfärbung oder die Konvertierung in<br />
Schwarzweiß machen ein Aktfoto oft erst zu einem<br />
Kunstwerk. Es ist ein effizientes Verfahren, ein Motiv von<br />
der Realität zu trennen und den Betrachter zu zwingen,<br />
dessen künstlerische Eigenschaften zur Kenntnis zu<br />
nehmen: die Balance der Farbtöne, die Beleuchtung, die<br />
Bildgestaltung und Eleganz – nicht nur die bloße<br />
Nacktheit. Wir empfehlen für solche Retuschen die<br />
Software „Silver Efex Pro 2“ von Nik, denn sie verfügt über<br />
fantastische Voreinstellungen und weitere frei<br />
konfigurierbare Parameter, mit deren Hilfe Sie<br />
künstlerisch-ästhetische Retuschen nach Ihren<br />
Vorstellungen vornehmen können. Selbstverständlich<br />
gelingt das auch mit einer Schwarzweiß-<br />
Einstellungsebene oder einer Kanal-Einstellungsebene mit<br />
Photoshop – es ist nur wesentlich komplizierter.<br />
Nachschärfen Ein klein wenig Nachschärfen wirkt<br />
manchmal Wunder. Konvertieren Sie ihr Bild in einen<br />
vollständig editierbaren Smartfilter – „Filter> Smart Filter“<br />
– und wenden Sie dann eine Unschärfemaske darauf an<br />
– „Filter> Scharfzeichnen> Unscharf Maskieren“, wobei Sie<br />
den Betrag leicht erhöhen, um Details hervorzubringen.<br />
Das lässt die Haut deutlich weicher aussehen.<br />
Vignettierung Das Abdunkeln der Ecken eines Fotos<br />
lenkt die Aufmerksamkeit auf das Motiv. Das kann auf<br />
unterschiedliche Weise geschehen, doch am einfachsten<br />
und am schnellsten ist die folgende Methode: Wählen Sie<br />
das Lassowerkzeug mit einer weichen Kante von<br />
50-100px und erzeugen Sie einen Rahmen im Bild. Dann<br />
klicken Sie auf „Auswählen> Invertieren“. Fügen Sie eine<br />
Gradationskurveneinstellungsebene hinzu und ziehen Sie<br />
die Schieberegler, um die Ränder abzudunkeln. Falls die<br />
Vignette dem Motiv zu nah kommt, benutzen Sie das<br />
Pinselwerkzeug mit schwarzer Farbe auf der<br />
Ebenenmaske der Korrekturebene, um den Effekt zu<br />
reduzieren.<br />
Papiere und Tinten Sparen Sie nicht am falschen Ende,<br />
nachdem Sie sich soviel Mühe gemacht haben.<br />
Verwenden Sie grundsätzlich hochwertige Tinten. Mit<br />
Marken wie Hahnemühle Fine Art, Innova, PermaJet,<br />
Canon and Epson liegen Sie richtig.<br />
Körperformen<br />
Wenn Sie Aktfotos machen, sollten Sie sich nicht auf<br />
Ganzkörperportraits beschränken. Wenn Sie sich auf<br />
die Geometrie kleiner Körperbereiche konzentrieren,<br />
erhalten Sie Fotos ausdrucksstarker Körperformen.<br />
Nehmen Sie bestimmte Körperteile und deren Umrisse<br />
in den Sucher, beispielsweise die Rundungen des<br />
Rückens, die Gesäßbacken, die Wölbung der Brust,<br />
des Nackens und der Bauchmuskeln. Jeder Bereich<br />
kann als interessantes, abstraktes Motiv dienen, wenn<br />
Beleuchtung und Bildgestaltung stimmen. Auch die<br />
Hauttöne können sie stark variieren. Gehen Sie nah<br />
heran und benutzen Sie eine weit offene Blende;<br />
dadurch erzeugen Sie einen weichen Schärfeabfall.<br />
Durch geschickte Platzierung von Schatten und<br />
Lichtern können Sie mehr Tiefe erzeugen und Linien<br />
betonen, um das Interesse des Betrachters zu erhöhen.<br />
Die Kunst besteht bei einem abstrakten Motiv darin,<br />
eine geheimnisvolle Aura um die Person zu erzeugen.<br />
Das gelingt entweder mit einer ausbalancierten<br />
oder einer formatfüllenden Bildkomposition, bei der<br />
der Betrachter zweimal hinschauen muss, bevor er<br />
erkennt, worum es sich auf dem Foto handelt. Eine<br />
Konvertierung in Schwarzweiß passt gut zur Einfachheit<br />
solcher Motive.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
ISTOCK PHOTO
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Weibliche Formen 127<br />
So variieren Sie Ihre Aktfotos<br />
Es gibt vieles Setups und Posen für Aktfotos. Hier stellen wir Ihnen drei davon vor, die zu den schönsten gehören.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
BJORN THOMASSEN<br />
JAN DOEF<br />
AUGEN NICHT SICHTBAR<br />
Die klassische Aktfotografie wurzelt in den Prinzipien der<br />
griechischen und römischen Bildhauerei, in der die Künstler<br />
Formen, Linien und Balance betont haben, nicht etwa<br />
Emotionen. Da der Bildausschnitt hier erst kurz oberhalb<br />
des Nackens beginnt, hat der Betrachter keine Augen und<br />
keinen Gesichtsausdruck, mit dem er visuell Verbindung<br />
aufnehmen könnte. So ist er gezwungen, die Körperform<br />
zu studieren, nicht etwa die Person und mögliche Hinweise<br />
auf deren Charakterzüge. Dadurch entsteht eine Distanz<br />
zwischen Betrachter und Bild.<br />
Einen ähnlichen Effekt können Sie erreichen, wenn Sie eine<br />
Person von hinten fotografieren, oder wenn das Haar das<br />
Gesicht verdeckt. Das ist nicht nur ein klassischer, effektiver<br />
Ansatz für ein Aktporträt, es ist außerdem eine Pose, die<br />
geeignet ist, die Identität der Person nicht preiszugeben,<br />
falls Sie dies nicht wünscht. Dieses Foto entstand unter sehr<br />
einfacher Beleuchtung mit einem einzigen 400W Blitzkopf<br />
und einer 140cm×100cm großen Softbox, die etwa 1,5m<br />
über dem Körper und ebenso weit entfernt angebracht war<br />
und direkt auf den Rücken gerichtet wurde. Aufgrund dieser<br />
Konstellation fiel das Licht auch auf den Hintergrund, wobei<br />
der Torso im Schatten blieb. Die Belichtungsmessung –<br />
zwischen den Schulterblättern – ergab Blende f/8. Das Bild<br />
wurde mit Silver Efex Pro und der Voreinstellung „Antique<br />
Plate 1“ bearbeitet. Die Vignette wurde hinzugefügt, um<br />
die Bildränder und die Beine abzudunkeln, damit die<br />
Aufmerksamkeit des Betrachters vollständig auf dem<br />
Rücken liegt.<br />
Weitere Arbeiten von Jan Doef finden Sie auf<br />
www.jandoef.nl.<br />
OHNE BLICKKONTAKT<br />
Manchmal sind die einfachsten Setups die besten.<br />
Dieses Bild entstand vor einer weißen Wand mit<br />
Hilfe von zwei Striplights der Maße 130cm x 50cm.<br />
Das Hauptlicht befindet sich etwa 1,8m vom Motiv<br />
entfernt auf der linken Seite, das Aufhell-Licht<br />
steht direkt neben der Kamera und ist in einem<br />
Winkel von 45° auf das Motiv gerichtet. Das Licht<br />
wurde an der Stirn gemessen, eine zweite Messung<br />
erfolgte am Knie, damit dort kein Spitzlicht auftrat,<br />
da es sich näher an der Lichtquelle befand. Das<br />
Verhältnis von Hauptlicht und Aufhell-Licht betrug<br />
3:1, was das Hauptlicht 1,5 Blendenstufen heller als<br />
das Aufhell-Licht machte. Das Hauptlicht war so<br />
gerichtet, dass dessen größter Anteil auf den Körper<br />
viel und die Wand nicht überbelichtete. Ein auf dem<br />
Boden stehender Ventilator ließ das Haar in seinem<br />
Luftstrom wehen.<br />
Die Ästhetik dieses Fotos besteht darin, wie<br />
das Licht die Rundungen und die Struktur der<br />
Gliedmassen akzentuiert. Beachten Sie, wie durch<br />
den vermiedenen Augenkontakt die Sinnlichkeit<br />
des Bildes erzeugt wird, denn der Betrachter ist<br />
immer noch nur Beobachter und die Pose zeigt<br />
nicht zu viel, hebt aber trotzdem hervor, was die<br />
Form des Körpers fotogen macht. Der Eindruck<br />
des Bildes und die Reaktion des Betrachters wären<br />
völlig anders, wenn das Model in die Kamera<br />
blicken würde.<br />
Mehr von Björn Thomassens Arbeiten finden Sie<br />
auf www.bjornofinspire.com<br />
DIREKTER BLICKKONTAKT<br />
Weniger ist oft mehr. Dieses Porträt wäre wesentlich<br />
weniger elegant, falls mehr vom Körper gezeigt würde. Es<br />
ist der Blickkontakt, der dieses Foto so eindrucksvoll macht,<br />
weil er den Betrachter einbezieht. Die Pose hält das Interesse<br />
dadurch aufrecht, dass sie den Blick des Betrachters durch<br />
miteinander verbundene Gliedmassen gefangen nimmt.<br />
Es gibt eine kontinuierliche Linie in dieser Pose, die immer<br />
wieder zum direkten Blickkontakt zurückführt.<br />
Bei solchen Aufnahmen ist es am besten, bei recht<br />
dunklen Lichtverhältnissen zu arbeiten, denn dann ist<br />
das Licht weicher und dadurch einfacher zu Steuern.<br />
Schirme liefern einen sehr weiten und daher weichen<br />
Lichtkegel, und das Licht ist kontrastarm, besonders<br />
wenn Sie einen transparenten Schirm benutzen. Wenn<br />
Sie diese Aufnahme nachvollziehen wollen, positionieren<br />
Sie einen transparenten Schirm etwa 20° rechts vom<br />
Körper und der Kamera, etwa in Augenhöhe mit der<br />
hockenden oder sitzenden Person. Messen Sie auf dem<br />
Gesicht für Blende f/11, damit sie ausreichend Schärfentiefe<br />
bekommen. Stellen Sie die Blitzleistung entsprechend ein.<br />
Der Studioblitzkopf sollte so nah wie möglich am Körper<br />
stehen, natürlich ohne sichtbar sein. So können Sie den<br />
Lichtabfall am besten steuern. Das Licht sollte weich auf<br />
den Körper fallen, um die Vorderseite auszuleuchten; ist<br />
es zu hell, wird es den Schatten aufhellen der den Körper<br />
umgibt. Sie können jedoch das Bild auch absichtlich<br />
überbelichten, um den Tonumfang zu erweitern und<br />
später per Tonwertkorrektur oder Gradationskurven die<br />
Belichtung soweit zurückfahren, dass Sie wieder weichere<br />
Tonübergänge bekommen.
128 Weibliche Formen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Boudoir-<strong>Fotografie</strong><br />
Die Kunst der Boudoirfotografie unterscheidet sich nicht sehr von der Aktfotografie – doch sie ist ein bisschen mehr sexy.<br />
Immer mehr Frauen möchten Boudoirfotos, entweder<br />
nackt oder in Reizwäsche – nicht nur für ihre Partner,<br />
sondern für sich selbst. Im Gegensatz zu Aktfotos sind<br />
Boudoirfotos bewusst verführerisch und stellen eine<br />
Beziehung zum Betrachter her, doch sie<br />
unterscheiden sich von erotischer <strong>Fotografie</strong> dadurch,<br />
dass sie die ästhetischen Qualitäten in den<br />
Vordergrund stellen und nicht die sexuelle Stimulation.<br />
In vielerlei Hinsicht kann ein Boudoirfoto wie ein<br />
Aktfoto angegangen werden, mit Geschmack, Respekt<br />
und fotografischem Können. Es gelten dieselben<br />
Prinzipien der Beleuchtung, abhängig von der<br />
Stimmung, die Sie erzeugen wollen. Genauere<br />
Betrachtung allerdings verdienen Styling, Haare,<br />
Make-up und Wäsche, außerdem können Möbel und<br />
Requisiten verwendet werden.<br />
Die meisten Boudoir-Sessions werden „On<br />
Location“ fotografiert, üblicherweise in den Räumen<br />
des Modells. Dadurch bekommen Sie zahlreiche<br />
Optionen für Posen in unterschiedlichen Kulissen und<br />
Setups. Aktfotos fordern die Vorstellungskraft des<br />
Fotografen, Boudoirfotos verlagern die Aktivität auf die<br />
Modelle. Sie wollen sich in der Regel im besten Licht<br />
darstellen. Neben attraktiven Posen können sorgfältig<br />
ausgewählte Wäsche, gut arrangiertes Licht und<br />
ausgewählte Requisiten Schwächen des Motivs<br />
überdecken und Vorzüge herausarbeiten. Wir<br />
befragten die preisgekrönte Boudoir-Fotografin Emma<br />
Jones zu ihrer Arbeit, den Tricks für ihr Licht-Setup<br />
und nach üblichen Anfängerfehlern. Hier ihre Antwort:<br />
„Wenn Sie gerade erst anfangen, recherchieren Sie,<br />
was bei unterschiedlichen Körperformen und<br />
Körpergrößen am besten wirkt und probieren Sie diese<br />
Haltungen aus. So bekommen Sie schnell ein Gefühl<br />
für die richtige Pose“, sagt Emma. „Wenn Sie ein<br />
einfühlsames, feminines Foto wollen, vermeiden Sie<br />
einen schwarzen Hintergrund, starkes Licht, das harte<br />
Schatten erzeugt und grelle Farben. Was Sie brauchen,<br />
ist ein weiches, gleichmäßig verteiltes Licht, das mit<br />
Softboxen und Reflektoren erzeugt werden kann. Für<br />
Glamourfotos nehmen Sie eine große Beauty-Dish<br />
oder einen parabolförmigen Schirm, um einen<br />
eleganten Lichteinfall und starke Schatten zu<br />
erzeugen. Mit einem Reflektor vermeiden Sie dabei<br />
Schatten unter den Augen, und mit einer zweiten<br />
Lichtquelle isolieren Sie den Körper von einem<br />
schwarzen Hintergrund. Versuchen Sie, Ihre<br />
Kundinnen zu amüsieren, das entspannt und beruhigt.<br />
Ein Modell, das sich nicht wohl fühlt, wird jedes Foto<br />
ruinieren. Und machen Sie um Himmels Willen einen<br />
Bogen um Federboas und Cowboyhüte! Noch<br />
geschmackloser geht es nämlich nicht!“ Sie finden<br />
Emmas Arbeiten online unter<br />
www.missboudoir.com.<br />
NATÜRLICHES TAGESLICHT<br />
Falls ein Fenster vorhanden ist, nutzen Sie es. Abhängig von der Tageszeit, der Fenstergröße und der Richtung zur<br />
Sonne, kann das Fenster harte Schatten und leuchtende Farben oder weiches Licht fast ohne Schattenwurf im Zimmer<br />
erzeugen. Diffuses Tageslicht, das durch ein kleines Fenster fällt, ist sehr gerichtet und erzeugt Schatten mit weichen<br />
Übergängen, während ein großes Fenster wie eine große Softbox wirkt.<br />
Ganz gleich welche Art Licht Sie haben, die Herausforderung besteht darin, Ihr Modell im Gegenlicht des Fensters zu<br />
fotografieren. Sie müssen also so viel Licht wie möglich auf den Körper des Modells zurückleiten. Bei dem Bild oben<br />
stand ein großer, rechteckiger, silberner Reflektor links vom Fenster in einer Entfernung von knapp zwei Metern. Er war<br />
etwas aufwärts gerichtet und warf das Licht auf das Modell zurück. Ein silberner Lastolite Tri-Flector parallel zum Fenster<br />
sorgt für gleichmäßiges Licht.<br />
Belichtung: 1/125 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 100.
130 Weibliche Formen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
AUFHELLBLITZ KONTRA REFLEKTOR<br />
Sinn und Zweck dieses Setups ist es, ein weiches,<br />
einfühlsames Licht zu erzeugen, das die Körperformen<br />
gleichmäßig umgibt. Der Hintergrund besteht aus einer<br />
unaufdringlichen Damast-Tapete und einer Auswahl<br />
unterschiedlichen Satin-Gewebes, auf dem zur<br />
Auflockerung der Farben einige Blütenblätter verstreut<br />
sind. Das Setup besteht aus einer Hauptleuchte, die mit<br />
einer achteckigen Softbox versehen ist sowie einem<br />
Diffusor, der gegenüber der Hauptleuchte aufgestellt ist.<br />
Die Leuchte stand direkt links des Modells, 1,8m<br />
entfernt, 1,5m über dem Boden und war um 45º nach<br />
unten geneigt. So wird die obere linke Seite des Modells<br />
beleuchtet, wodurch kurvige Schatten an dessen<br />
rechter Seite erzeugt werden. Im linken Bild war ein mit<br />
f/2.8 gemessenes Aufhell-Licht hoch über dem Modell<br />
positioniert, jedoch nach rechts abgeschirmt, um die<br />
durch das Hauptlicht erzeugten Schatten nicht zu<br />
beeinträchtigen. Sie können es auch mit einer Softbox<br />
versehen oder mit einem Brolly, wenn Sie das Licht<br />
noch weicher haben wollen.<br />
Wenn Sie eine noch gedämpftere Atmosphäre<br />
bevorzugen, kann dasselbe Setup verwendet werden,<br />
wobei Sie lediglich das Aufhell-Licht durch einen<br />
großen silbernen Reflektor rechts des Modells ersetzen,<br />
wie im rechten Bild zu sehen ist. Dadurch bricht sich das<br />
Licht der achteckigen Softbox an der Wand, was dem<br />
Foto mehr Tiefe gibt und die schimmernde Oberfläche<br />
der Tapete aufleuchten lässt. Wegen des fehlenden<br />
Aufhell-Lichts sind die Schatten auf dem Körper<br />
dunkler, wodurch die Rundungen modelliert werden.<br />
Wenn das Licht anstatt von der Wand vom Modell<br />
reflektiert werden soll, ändern Sie einfach den Winkel<br />
des Reflektors. Diese beiden Aufnahmen wurden mit<br />
Bowens Gemini 500W Studioflash-Köpfen gemacht.<br />
Links: 1/30 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 100<br />
Rechts: 1/125 Sekunde bei Blende f/3.5 und ISO 100<br />
CHAISELONGUE<br />
Wenn Sie Möbel verwenden,<br />
müssen Sie überlegen,<br />
wie Sie das Modell<br />
ausreichend beleuchten<br />
und dass trotzdem genug<br />
Bewegungsfreiheit für<br />
unterschiedliche Posen zu<br />
Verfügung steht.<br />
Da die Tapete und die<br />
Chaiselonge elfenbeinfarben waren, wollte ich sehr weiches Licht und weiche<br />
Schatten, damit die Spitzlichter nicht ausbrannten. Der Studioblitz ist mit einem<br />
horizontalen Striplight versehen, parallel zur Länge der Chaiselongue, das dunkel<br />
vignettierte Ecken erzeugt. Es stand 1,8m entfernt, 1,5m über dem Boden und<br />
war leicht nach unten geneigt. Ein Wabendiffusor machte das Licht zusätzlich<br />
weicher.<br />
Belichtung: 1/125 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 100<br />
BOHNENSACK<br />
Hier liegt das Modell<br />
auf einem mit Satin<br />
bedeckten Bohnensack,<br />
ein schwarzer Vorhang<br />
dient als Hintergrund.<br />
Der Kopf ist zur Kamera<br />
geneigt, damit das<br />
Gesicht gut ausgeleuchtet<br />
wird. Für das Hauptlicht<br />
mit senkrechtem<br />
Striplight und Wabendiffusor, 1,5 m vom Modell entfernt und nach unten geneigt,<br />
wurde an der Oberfläche f/4.5 gemessen. Ein Snoot ist unten rechts platziert, 1,8<br />
Meter entfernt, 2,7 Meter hoch und nach unten geneigt. Er leitet etwas Licht auf<br />
das Satingewebe und die Beine, ein Reflektor wirft das Licht auf die linke Seite des<br />
Modells zurück.<br />
Belichtung: 1/125 Sekunde bei Blende f/4.5 und ISO 100.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Weibliche Formen 131<br />
SETUP MIT DREI LEUCHTEN<br />
Dies ist das beste Beleuchtungssetup, wenn Sie Kurven betonen wollen. Es liefert tiefe Schatten und sehr<br />
schöne, weiche Reflexionen der Haut. Auch hier dient der schwarze Vorhang als Hintergrund, der von<br />
einer Leuchte mit vertikalem Striplight und Wabendiffusor angestrahlt wird. Die Leuchte steht ca. 1,5m<br />
vom Modell entfernt, 1,5m über dem Boden und leicht nach unten geneigt. Ein Snoot steht hoch oben<br />
hinter dem Modell, etwa 2 bis 2,5 m entfernt, um Haare und Schultern des Modells zu beleuchten und vom<br />
schwarzen Hintergrund abzuheben. An der gegenüberliegenden Seite der Softbox steht in 1,8m Entfernung<br />
eine 70cm große silberne Beauty-Dish mit Wabendiffusor, um ein starkes, weiches Licht auf die linke Seite<br />
des Modells zu werfen. Unerwünschte Schatten können mit Reflektoren neutralisiert werden.<br />
Belichtung: 1/125 Sekunde bei Blende f/4.5 und ISO 100.
132 Retuschieren DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Porträts retuschieren wie die Profis<br />
Wollten Sie immer schon Porträts so perfekt retuschieren, dass sie jederzeit auf einem Magazintitel<br />
erscheinen könnten? Nun, jetzt können Sie es – mit diesen Tricks von professionellen Retuscheuren.<br />
Der Qualitätsunterschied zwischen durchschnittlichen<br />
und perfekten Porträts, wie sie in den<br />
Hochglanzmagazinen zu sehen sind, besteht oft nicht<br />
so sehr in der Aufnahme selbst, als in der Art und Weise,<br />
wie sie retuschiert worden ist. Das Foto, so wie es aus<br />
der Kamera kommt, ist dabei nur der erste Schritt zum<br />
fertigen Bild. Selbstverständlich müssen Beleuchtung<br />
und Aufnahmetechnik stimmen, schließlich kann man<br />
auch mit Photoshop nicht zaubern. Doch es ist ein<br />
mächtiges Programm, mit dem Sie Fotos wesentlich<br />
verbessern können – vorausgesetzt, Sie wissen wie.<br />
Die Beleuchtung Ihres Motivs sollte schon möglichst<br />
nah am gewünschten Endergebnis sein, und die<br />
Belichtung sollte genau passen. Wenn die Hautfarbe auf<br />
dem Bild gleichmäßig hell ist und nicht fleckig und<br />
trübe, ist das Retuschieren viel einfacher. Wenn Sie Pixel<br />
aufhellen müssen, macht sich mehr oder weniger<br />
starkes Bildrauschen bemerkbar, die Farbe sieht nicht<br />
gut aus und Sie brauchen viel länger für die<br />
Bearbeitung. Machen Sie nicht den Fehler, ein<br />
schlechtes Foto als Arbeitsgrundlage zu nehmen mit<br />
der Idee, es in Photoshop zu verbessern. Dies würde so<br />
viele Manipulationen erfordern, dass vom Motiv kaum<br />
etwas übrig bleibt.<br />
Doch es gibt noch mehr, das Sie tun können, um<br />
sich die Retusche zu erleichtern. <strong>Fotografie</strong>ren Sie<br />
immer im Raw-Format, nicht in JPEG. Auch etwas<br />
Make-up schadet keinesfalls: ein bisschen<br />
Grundierung, die zur Tönung der Haut passt, vermeidet<br />
Linien zwischen Gesicht und Hals und ein wenig Puder<br />
lässt den rötlichen Schein verschwinden, der durch die<br />
Wärme der Studiobeleuchtung entsteht. Auch etwas<br />
Lippenstift sollte aufgelegt werden, wobei Sie peinlich<br />
darauf achtem müssen, dass er wirklich nur auf die<br />
Lippen kommt. Das gilt entsprechend auch für<br />
etwaiges Augen-Make-up, das die Form der Augen<br />
betonen soll. Stimmige Beleuchtung und<br />
Weichzeichnen sind unerlässlich, damit Haar auf Fotos<br />
natürlich wirken kann. Gespaltene Haarspitzen sind<br />
beim Retuschieren ein Alptraum. Achten Sie also darauf,<br />
dass das Haar in perfektem Zustand ist. Idealerweise<br />
erzeugt die Beleuchtung einige Glanzlichter, je mehr<br />
davon, desto besser. Das erleichtert die spätere<br />
Bearbeitung. Doch bevor Sie nun mit der Retusche<br />
beginnen, sollten Sie Ihren Monitor kalibrieren -<br />
Hilfsmittel dazu sind X-Rite i1Match, Datacolor Spyder3<br />
Elite oder Pantone hueyPRO. Lassen Sie diesen Schritt<br />
aus, können Sie nie sicher sein, dass Ihre Fotos gedruckt<br />
genau so aussehen, wie auf dem Bildschirm und alle<br />
Mühen der Farbkorrektur und Farbtonanpassungen<br />
sind vergebens.<br />
Planen Sie, was Sie mit dem Bild tun wollen, das<br />
vermeidet zu starke oder zu geringe Anpassung der<br />
unterschiedlichen Bildbereiche. Machen Sie sich einen<br />
Kaffee und bereiten Sie sich auf ein paar Stunden am<br />
Computer vor. Wirklich gute Retusche ist sehr<br />
zeitaufwendig und sie braucht ein Auge fürs Detail und<br />
viel Geduld, wenn die erreichten Anpassungen<br />
natürlich aussehen sollen. Retuschieren bedeutet nicht,<br />
die porträtierte Person bis zu Unkenntlichkeit zu<br />
„verschönern“ oder eine Barbie-Puppe aus ihr zu<br />
machen. Sie müssen vielmehr versuchen, die<br />
vorhandenen Features herauszuarbeiten, die natürliche<br />
Ästhetik zu betonen, so dass das Porträt die<br />
„Schokoladenseite“ des Models zeigt und den<br />
Gesamteindruck des Bildes verbessert. Beginnen Sie<br />
mit der Untersuchung der Haut auf Unreinheiten,<br />
etwaige Tränensäcke unter den Augen,<br />
Gleichmäßigkeit der Hautfarbe, Qualität des Make-ups,<br />
tiefere Falten, Krähenfüße und unerwünschte<br />
Glanzlichter durch glänzende Haut. Als Nächstes<br />
Original<br />
wenden Sie sich den einzelnen Gesichtsmerkmalen zu:<br />
Müssen die Augenbrauen behandelt werden? Kann<br />
deren Form verbessert werden, könnten einzelne<br />
Haare entfernt werden? Sollten die Augen aufgehellt<br />
und deren Farbe verstärkt werden? Ist die Nase zu breit?<br />
Weisen die Zähne Flecken auf? Sie sehen, es gibt viele<br />
Möglichkeiten kleiner Einzelmaßnahmen, doch in ihrer<br />
Gesamtheit bedeuten Sie eine erhebliche Verbesserung<br />
des Porträts.<br />
Kümmern Sie sich also um die Details. Das bedeutet,<br />
Sie zoomen ein und arbeiten mit sehr starken<br />
Vergrößerungen einzelner Bildbereiche. Benutzen Sie<br />
dabei jede Menge Ebenen, doch verlieren Sie nicht den<br />
Überblick. Und vergessen Sie nicht: Speichern,<br />
speichern und noch mal speichern. Es ist schnell<br />
passiert, dass Sie im Eifer Ihrer Bemühungen eine<br />
Ebene vergessen. Wenn Sie mit der Bearbeitung fertig<br />
sind, speichern Sie das aus verschiedenen Ebenen<br />
bestehende Bild als PSD-Datei. Reduzieren Sie das Bild<br />
dann auf die Hintergrundebene („Ebene > Auf<br />
Hintergrundebene reduzieren“) und speichern es<br />
anschließend als TIFF-Datei, um die ansonsten enorme<br />
Dateigröße für den Druck zu reduzieren.<br />
Retuschier-Software<br />
Das manuelle Retuschieren von Porträts<br />
lässt Ihnen den größten Einfluss auf das<br />
Ergebnis, doch es gibt auch Software,<br />
die den gesamten Prozess automatisiert.<br />
Wenn Sie also eine Lösung bevorzugen,<br />
die Ihre Fotos auf Knopfdruck verbessert,<br />
ohne dass Sie sich um die Einzelheiten<br />
kümmern müssten, probieren Sie die drei<br />
unten genannten Programme aus.<br />
Portrait Professional 10<br />
Deutschsprachig, Testversion verfügbar<br />
www.portraitprofessional.com/de<br />
Portraiture 2<br />
Deutschsprachiges Photoshop-Plugin,<br />
15-Tage Testversion verfügbar<br />
www://imagemania.de<br />
Perfect Portrait 1<br />
Englischsprachig, 30-Tage Testversion<br />
verfügbar www.ononesoftware.com<br />
IMAGES: NATASHA LEE BYNATASHA.NET / RETOUCHING BY AMY DRESSER WWW.AMYDRESSER.COM
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Retuschieren 133<br />
Bearbeitet<br />
Natürliche Ästhetik<br />
Die Haut sieht makellos aus und<br />
doch ist die natürliche<br />
Oberflächenbeschaffenheit nicht<br />
verloren gegangen. Poren und<br />
Hautlinien sind noch gut<br />
erkennbar.
134 Retuschieren DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Retuschieren 135<br />
H AAR<br />
Gut gestyltes, glänzendes<br />
Haar voller Volumen<br />
Seite 139<br />
AUGEN UND ZÄHNE<br />
Betonung der Augen und<br />
weiße Zähne<br />
Seite 137<br />
HAUTTÖNE<br />
Professionelle Retusche sorgt<br />
für reine, weiche Haut<br />
Seite 136<br />
NASE<br />
Eine kleine Änderung der<br />
Nasenform lenkt den Blick auf<br />
die Augen<br />
Seite 138<br />
LIPPEN<br />
Volle Lippen für ein<br />
gewinnendes Lächeln<br />
Seite 140<br />
=Photoshop-Grundlagen<br />
Die folgenden Beschreibungen beziehen sich auf Arbeitstechniken, die mit den Photoshop<br />
Versionen CS3 bis CS6 durchgeführt werden können, in einigen Fällen auch mit Photoshop Elements<br />
10 und 11. Da manche Tutorials sehr detailliert sind, haben wir der Übersichtlichkeit halber in den<br />
Tutorials auf die Erklärung einzelner Werkzeugfunktionen verzichtet. Die folgende Liste umfasst die<br />
wesentlichen Konzepte und Werkzeuge.<br />
ORGANISATION: Sortieren ihre Ebenen in Ordner, um<br />
den Überblick zu behalten. Dazu klicken Sie unten in der<br />
Ebenenpalette auf das Symbol „Neue Gruppe erstellen“<br />
(das Symbol sieht wie ein Ordner aus), geben einen<br />
Namen ein und ziehen die gewünschten Ebenen in den<br />
neuen Ordner. Sie können die Ebenen verbergen, indem<br />
Sie auf den Pfeil neben der Gruppenebene klicken.<br />
Hinweis: Die Tasten „Strg“ und „Alt“ auf der PC-Tastatur<br />
heißen auf dem Macintosh „Cmd“ und „Opt“.<br />
EBENEN: Ebenen bilden das Grundkonzept des<br />
Retuschierens. Es erlaubt Ihnen, Änderungen auf<br />
unterschiedliche Ebenen anzuwenden, so dass Sie in<br />
jedem Stadium Ihrer Arbeit zum Ausgangspunkt einer<br />
bestimmten Retusche zurückkehren und neu beginnen<br />
können. Photoshop unterscheidet drei Ebenentypen:<br />
die neue Ebene - „Ebene > Neu“ - wodurch eine leere<br />
Ebene erzeugt wird, zweitens die Korrekturebene (siehe<br />
unten), die das verlustfreie Editieren eines Bildes gestattet,<br />
beispielsweise Änderungen am Kontrast und den Farben.<br />
Der dritte Ebenentyp ist die duplizierte Ebene - „Ebene<br />
> Ebene duplizieren“, womit eine identische Kopie einer<br />
Ebene und ihres Inhalts erzeugt wird.<br />
EBENENMASKEN: Mit Hilfe von Ebenenmasken<br />
werden Korrekturen an einer Ebene vorgenommen.<br />
Das Pinselwerkzeug mit schwarzer Farbe verbirgt oder<br />
minimiert eine Korrektur, derselbe Pinsel, jedoch mit<br />
weißer Farbe macht die Korrektur wieder sichtbar. Indem<br />
Sie die Deckkraft des Pinsels variieren, ändert sich die<br />
Stärke des hervorgerufenen Effekts. Sie fügen einer Ebene<br />
eine Ebenenmaske hinzu, indem Sie auf das Symbol<br />
„Maske hinzufügen“ unten in der Ebenenpalette klicken.<br />
Oder Sie klicken auf „Ebene > Ebenenmaske > Alles<br />
einblenden/Alles verbergen“. Die Standardeinstellung der<br />
Ebenenmaske sollte „Weiß“ sein, Sie sollten also schwarze<br />
Farbe benutzen, um Korrekturen an Bildbereichen zu<br />
verbergen. Sie können die Ebenenmaske auch invertieren<br />
(„Strg+I“ auf PC, „Cmd+I“ auf Mac), um Sie mit Schwarz zu<br />
füllen, was die gesamte Korrektur verbirgt. Nun können Sie<br />
mit weißer Farbe genau die korrigierten Bereiche wieder<br />
hervorholen, die der Betrachter sehen soll. Zum Löschen<br />
einer Ebenenmaske klicken Sie auf das Link-Symbol, um<br />
die Ebenenmaske von der Ebene zu entkoppeln, und<br />
ziehen sie auf den Papierkorb.<br />
NEUE KORREKTUREBENE: Da der<br />
Bildbearbeitungsprozess in mehreren Phasen ausgeführt<br />
wird, die keinerlei Verluste am Originalbild bewirken,<br />
so dass Sie niemals versehentlich eine Änderung<br />
vornehmen, die nicht mehr rückgängig gemacht<br />
werden kann sind Korrekturebenen das Fundament<br />
Ihres Workflows. Sie erzeugen eine Korrekturebene<br />
entweder mit „Ebene > Neue Korrekturebene“ oder durch<br />
Klicken auf das Symbol „Neue Ebene erstellen“ unten in<br />
der Ebenenpalette. Jede Korrekturebene ist mit einer<br />
Ebenenmaske gekoppelt, so dass Sie das Pinselwerkzeug<br />
verwenden können, um Korrekturen an Bildbereichen zu<br />
bearbeiten.<br />
FÜLLMETHODEN: Im Füllmethodenmenü oben in<br />
der Ebenenpalette bestimmen Sie die Füllmethode, die<br />
festlegt, wie die Ebene an die darunterliegende Ebene<br />
angeglichen wird.<br />
KOPIERSTEMPELWERKZEUG: Als eines der zum<br />
Retuschieren am meisten verwendeten Werkzeuge<br />
in Photoshop kopiert das Kopierstempelwerkzeug<br />
Pixel aus einem Bereich des Fotos und ersetzt damit<br />
Pixel eines anderen Bereichs. Sie drücken „Alt“ auf dem<br />
Bereich, aus dem heraus Sie kopieren wollen und klicken<br />
anschließend in den Bereich, in den die Kopie eingefügt<br />
werden soll; in der Regel ist es eine Hautunreinheit<br />
oder ein anderes störendes Element, das verschwinden<br />
soll. Es ist am besten, aus einem Bereich möglichst nah<br />
an der zu korrigierenden Stelle zu kopieren, damit der<br />
Hautton weitgehend derselbe bleibt. Nachdem dieses<br />
Werkzeug ausgewählt ist, können Sie dessen Größe und<br />
Deckkraft bestimmen. Wenn Sie nicht gerade an einem<br />
Haar arbeiten, das 100% Deckkraft und eine harte Kante<br />
erfordert, empfehlen wir eine Deckkraft von 20% mit 0%<br />
Härte. Nehmen Sie die Korrektur in mehreren Schritten<br />
vor, damit die Übergänge nicht sichtbar werden.<br />
VERFLÜSSIGEN: Ein nützliches Werkzeug zum<br />
Neuformen von Gesicht, Körper und Haaren. Man muss<br />
den Umgang mit dem Verflüssigen-Werkzeug ein wenig<br />
üben, weil die Gefahr recht groß ist, zuviel des Guten zu<br />
tun. Sie erreichen es über „Filter > Verflüssigen“.<br />
SMART OBJEKTE: Falls Sie eine Datei öffnen, die Sie<br />
zuvor in Adobe Camera Raw (ACR) bearbeitet haben,<br />
empfehlen wir Ihnen, sie als Smart Objekt zu öffnen. Das<br />
geschieht durch Halten der Umschalttaste, wodurch<br />
sich die Schaltfläche „Öffnen“ zu „Objekt öffnen“ ändert.<br />
Jetzt können Sie an jedem Punkt der Bearbeitung die<br />
Raw-Datei neu editieren, indem Sie einfach in Photoshop<br />
auf die Bildebene klicken.<br />
LESE-TIPP:<br />
In unserer neuesten Ausgabe<br />
von „Photoshop für Fotografen“<br />
(www.magbooks.com) finden<br />
Sie eingehende Erläuterungen zu<br />
allen Werkzeugen und<br />
Funktionen dieses Artikels sowie<br />
viele weitere hilfreiche Tipps, mit<br />
denen Sie die Wirkung Ihrer<br />
Bilder steigern können.<br />
ISTOCK PHOTO<br />
Grafiktablett und Stylus<br />
Die Arbeit an Bildbereichen<br />
ist sehr viel einfacher mit<br />
einem druckempfindlichen<br />
Grafiktablet. Hat man sich<br />
an seine Benutzung einmal<br />
gewöhnt, sind präzisere<br />
Auswahl und einfacheres<br />
Arbeiten möglich als mit der<br />
Maus, da Grafiktablets zum<br />
Zeichnen ergonomischer<br />
gestaltet sind. Außerdem<br />
können Sie bestimmte<br />
Randzonen des Tablets<br />
bestimmten Photoshop-<br />
Funktionen zuweisen,<br />
ohne sich dafür durch die<br />
einzelnen Menüfunktionen<br />
zu klicken. Erschwingliche<br />
Grafiktablets finden Sie<br />
beispielsweise auf<br />
www.wacom.com.
136 Retuschieren DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Haut<br />
Lernen Sie die Techniken, mit denen<br />
die Profis Porträts mit samtweicher<br />
Gesichtshaut kreieren.<br />
Der klassische Kardinalfehler beim Retuschieren<br />
ist, die Bearbeitung der Haut so zu übertreiben,<br />
dass Poren, Haare und Oberflächenstruktur<br />
verschwinden. Der Gaußsche Weichzeichner<br />
erfreut sicht großer Beliebtheit und ist schnell und<br />
einfach zu nutzen. Doch genau hier liegt die<br />
Gefahr, denn die feinen Details, die ein Gesicht<br />
natürlich aussehen lassen, gehen verloren.<br />
Auf das Retuschieren der Haut sollten Sie viel<br />
Zeit verwenden, damit das Ergebnis gut wird. Sie<br />
können unterschiedliche Techniken verwenden,<br />
je nachdem, wie viel Zeit Sie aufwenden wollen.<br />
In diesem Abschnitt gehen wir direkt ans<br />
Eingemachte, doch auf den nächsten Seiten<br />
finden Sie auch den kompletten Workflow, der<br />
Ihnen zeigt, wie Sie die Bildretusche in Adobe<br />
Camera Raw (ACR) beginnen und Sie von dort<br />
zum fertigen Bild führt. Dort lernen Sie, wie Sie<br />
kleine, ausgewählte Ton- und Farbänderungen<br />
vornehmen, die das Aussehen der Haut<br />
verbessern. Es ist eine fortgeschrittene Technik,<br />
die etwas Übung und Erfahrung mit Photoshop,<br />
erfordert, doch zunächst zeigen wir Ihnen ein<br />
paar einfachere Schritte, die auch bereits<br />
erhebliche Verbesserungen Ihrer Porträts<br />
bewirken werden.<br />
Original<br />
2<br />
1<br />
Bearbeitet<br />
Tipp<br />
AUSBESSERUNGSWERKZEUG UND<br />
KOPIERSTEMPELWERKZEUG<br />
Zuerst nehmen Sie mit dem<br />
Ausbesserungswerkzeug<br />
Verunreinigungen und<br />
Fältchen weg. Duplizieren Sie<br />
dazu die Bildebene. Fügen<br />
Sie eine Ebenenmaske hinzu und „übermalen” Sie die<br />
bereiche, die Sie zuvor bearbeitet hatten. Die Deckkraft<br />
sollte gering sein, damit die Oberflächenstruktur und<br />
Fältchen in dem Maße zurückkommen, das sichtbar<br />
bleiben soll. Bei dunklen Augenringen verwenden Sie das<br />
Kopierstempelwerkzeug mit einer Deckkraft von etwa<br />
20%, damit der Effekt weich in die „neue“ Haut übergeht.<br />
Sie können das wiederholen, bis Sie die gewünschte<br />
Deckkraft haben, doch verwenden Sie dazu eine<br />
Ebenenmaske, damit Sie den Schritt rückgängig machen<br />
können, falls Sie zuviel des Guten getan haben sollten.<br />
Retuschieren<br />
1) UNREINHEITEN UND FÄLTCHEN: Verwenden Sie den<br />
Bereichsreparaturpinsel und das Kopierstempelwerkzeug<br />
mit großem, weichem Pinsel und geringer Deckkraft,<br />
um Fältchen und Hautunreinheiten abzumildern.<br />
Nutzen Sie nach jeder Korrektur den Befehl „Bearbeiten ><br />
Verblassen“, um die Oberflächenstruktur zu bewahren. Der<br />
Bereichsreparaturpinsel eignet sich gut zum Überdecken von<br />
Fältchen und hellt beim Weichzeichnen zugleich die Haut<br />
auf, wenn Sie als Füllmethode des Kopierstempelwerkzeugs<br />
„Aufhellen“ wählen. Denken Sie daran, für jede größere<br />
Retusche eine neue Ebene zu benutzen, damit Sie Ihre<br />
Aktionen rückgängig machen können, falls nötig.<br />
2) DUNKLE AUGENRINGE: Erzeugen Sie eine<br />
Gradationskurven- oder Tonwertkorrektur-Ebene und<br />
hellen Sie das Bild auf, wobei der Referenzbereich unterhalb<br />
der Augen liegen sollte. Invertieren Sie die angehängte<br />
Ebenenmaske und benutzen Sie das Pinselwerkzeug<br />
mit weißer Farbe, um den Bereich unter den Augen<br />
hervorzuholen. Sollte dieser Bereich zu hell werden,<br />
reduzieren Sie die Deckkraft der Ebene.<br />
1<br />
2<br />
Spritzpistole mit Gaußschem Weichzeichner<br />
1) UNREINHEITEN VERBERGEN<br />
Hier haben wir das Ausbesserungswerkzeug<br />
auf einer duplizierten Ebene<br />
verwendet und anschließend das<br />
Kopierstempelwerkzeug mit einer<br />
neuen Ebene, um sichtbare Flecken zu<br />
entfernen, Falten zu reduzieren und die<br />
Haut zu glätten.<br />
2) FARBE KORRIGIEREN<br />
Nehmen Sie das Lassowerkzeug mit<br />
großzügiger weicher Auswahlkante<br />
und wählen Sie die Stellen aus, an<br />
denen die Farbe korrigiert werden<br />
muss. Das geschieht anschließend<br />
über die Kanäle in einer<br />
Gradationskurvenkorrekturebene.<br />
3) WEICHZEICHNEN<br />
Wählen Sie alle Ebenen aus und<br />
erzeugen Sie eine kombinierte<br />
Kopie aller Ebenen. Gehen Sie<br />
auf „Filter > Weichzeichnen ><br />
Gaußscher Weichzeichner“ und<br />
stellen Sie einen Faktor zwischen<br />
20 und 30 ein.<br />
4) DETAILS HERVORHEBEN<br />
Fügen Sie eine Ebenenmaske<br />
hinzu und duplizieren Sie<br />
sie, dann benutzen Sie das<br />
Pinselwerkzeug mit einer<br />
Deckkraft von 20%, um die Haut<br />
zu glätten. Vermeiden Sie dabei<br />
Augen, Mund und Nasenlöcher.<br />
TIPP<br />
VERSTÄRKEN SIE<br />
DIE SPITZLICHTER,<br />
DAMIT ETWAS GLANZ<br />
HINZUKOMMT<br />
Duplizieren Sie das<br />
Bild und benutzen<br />
Sie das Abwedler-<br />
Werkzeug mit ca. 3%<br />
und einem weichen,<br />
mittleren Pinsel, um die<br />
natürlichen Spitzlichter<br />
zu intensivieren. Auch<br />
hier gilt: Arbeiten Sie<br />
auf einer neuen Ebene,<br />
damit Sie später etwas<br />
rückgängig machen<br />
oder die Deckkraft<br />
reduzieren können.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Retuschieren 137<br />
Das Gesicht<br />
Verbessern Sie die Gesichtszüge<br />
mit diesen einfachen, effektiven<br />
Maßnahmen<br />
Augen, Zähne, Lippen und Nase erfordern<br />
ebenfalls unsere Aufmerksamkeit, denn Sie<br />
sind genauso wichtig wie die Haut, wenn es<br />
um die Verschönerung von Porträtfotos geht.<br />
Versuchen Sie folgende Arbeitstechniken.<br />
Augen und Zähne<br />
Original<br />
Edited<br />
1) DAS ABWEDLER-WERKZEUG: Duplizieren Sie<br />
die Bildebene, damit Sie nicht am Original arbeiten.<br />
Wählen Sie eine Pinselgröße, die ein bisschen kleiner<br />
als das Weiße in den Augen ist, einen Farbbereich von<br />
mittleren Tönen und eine Belichtung von etwa 2-3%,<br />
dann „bepinseln“ Sie das Weiße der Augen und die<br />
Zähne. Sie sollten sie nur wenig aufhellen, sonst wirkt<br />
es unnatürlich.<br />
IMAGES: ISTOCK PHOTO<br />
Tipp:<br />
GLANZ HINZUFÜGEN<br />
Bei manchen Menschen liegen die Augen tiefer in den<br />
Höhlen. Dann müssen sie aufgehellt und ein bisschen<br />
lebendiger gemacht werden. Ein Weg dahin führt über<br />
eine Gradationskurvenkorrekturebene, um die Augen<br />
aufzuhellen, dann invertieren Sie die Ebenenmaske und<br />
benutzen das Pinselwerkzeug, mit dem Sie mit weißer<br />
Farbe eine halbmondförmige Form unter der Pupille<br />
zeichnen. Der Effekt ist so ähnlich, als hätten Sie bei der<br />
Aufnahme einen Reflektor verwendet.<br />
2) FARBTON/FARBSÄTTIGUNG: Erzeugen Sie eine<br />
Farbton/Farbsättigung-Ebene und reduzieren Sie Rot<br />
und Gelb, dann verwenden Sie die Ebenenmaske und<br />
verbergen die Korrektur, wodurch Augen und Zähne<br />
hervortreten. Als Nächstes wählen Sie die Augen mit dem<br />
Lassowerkzeug bei 3 bis 4 Pixel, dann erzeugen Sie eine<br />
Gradationskurven-Ebene und formen eine S-Kurve, um<br />
die Kontraste der Augen zu verstärken.<br />
3) SELEKTIVE FARBKORREKTUR: Wählen Sie<br />
ein Auge oder die Zähne mit dem Lassowerkzeug und<br />
wenden Sie darauf eine schmale weiche Kante von 10px<br />
an, die die Kanten glättet. Dann fügen Sie eine selektive<br />
Farbkorrekturebene hinzu und klicken auf das Dropdown-<br />
Menü oben in dem Dialogfeld, wählen „Neutral“ und stellen<br />
die Regler so ein, dass der gewählte Bereich langsam weiß<br />
wird. Dasselbe machen Sie dann mit dem Weiß der Augen.<br />
Augenfarbe ändern<br />
Zeichnen Sie mit dem Lasso-Werkzeug rund um<br />
die Iris und wählen Sie „Weiche Auswahl“, um die<br />
Kanten abzufedern. Erstellen Sie eine „Selektive<br />
Farbkorrekturebene“ und wählen Sie im Aufklappmenü<br />
„Farben / Töne“, um mittels der Schieberegler die<br />
Augenfarben dem übrigen Bild anzupassen. Wählen<br />
Sie das Auge erneut aus und erstellen Sie eine „Farbton/<br />
Sättigung-Einstellungsebene“, um die Farbsättigung<br />
anzupassen. Bei Bedarf fügen Sie noch eine<br />
Einstellungsebene hinzu, um den Kontrast und Glanz<br />
der Augen zu verstärken.
138 Retuschieren DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Die Nase korrigieren<br />
1) SCHLANKERE NASE: Die Nase kann ein recht<br />
prominentes Gesichtsmerkmal sein. Vielen Menschen<br />
ist sie schlicht zu groß, doch hier können wir mit etwas<br />
„digitaler Chirurgie“ in Photoshop etwas korrigieren. Das<br />
geht mit ein paar einfachen Tricks. Klicken Sie auf „Filter<br />
> Verflüssigen“ und wählen Sie das Vorwärts-krümmen-<br />
Werkzeug. Stellen Sie eine geringe Dichte, geringen<br />
Druck und eine Pinselgröße ein, die der Größe der Nase<br />
angemessen ist. Nun drücken Sie vorsichtig von der der<br />
Seite die Nase und die Nasenlöcher ein.<br />
Lippen korrigieren<br />
2) VOLLERE LIPPEN: Auch hier nehmen Sie das<br />
Verflüssigen-Werkzeug, doch dieses Mal benutzen Sie<br />
das Aufblasen-Werkzeug mit denselben Einstellungen<br />
wie schon zuvor bei der Nase. Nun applizieren Sie eine<br />
Reihe von Klicks in den Lippen, die diese größer werden<br />
lassen. Weniger ist hier mehr, übertreiben Sie es also<br />
nicht, denn niemand freut sich über eine Unterlippe in<br />
Form und Größe einer Nürnberger Bratwurst.<br />
3) FARBE ANREICHERN: Erzeugen Sie eine neue Ebene<br />
und malen Sie die Lippen mit dem Pinselwerkzeug<br />
schwarz an. Klicken Sie auf „Filter > Weichzeichnen ><br />
Gaußscher Weichzeichner“. Stellen Sie ihn auf 4 Pixel,<br />
um die Kanten zu glätten. Ändern Sie die Füllmethode<br />
der Ebene auf „Weiches Licht“ und reduzieren Sie die<br />
Deckkraft, falls nötig. Jetzt benutzen Sie das Abwedler-<br />
Werkzeug auf der Bildebene, wobei der Bereich auf<br />
„Lichter“ gestellt wird und überpinseln die Lippen,<br />
um die Farbe stärker werden zu lassen und ihnen ein<br />
glänzendes Aussehen zu geben.<br />
Make-up auflegen<br />
Original<br />
Bearbeitet<br />
1 2 3<br />
IMAGES: ISTOCK PHOTO<br />
Idealerweise hatte Ihr Modell das gewünschte Make-up bereits bei den Aufnahmen<br />
aufgelegt. Falls nicht, ist erneut digitale Kosmetik mit Photoshop erforderlich.<br />
Original<br />
Bearbeitet<br />
1) GRUNDIERUNG Nehmen Sie die<br />
notwendigen Hautretuschen vor.<br />
Hier sind die Lippen des Modells<br />
ziemlich spröde, deswegen haben wir<br />
eingezoomt und den Bereich mit dem<br />
Kopierstempelwerkzeug geglättet,<br />
anschließend wurde die Farbe verbessert.<br />
All das geschah wie immer in einer<br />
neuen Ebene für jede vorgenommene<br />
Korrektur.<br />
2) EYELINER Erzeugen Sie eine neue<br />
Ebene und zoomen Sie auf ein Auge<br />
ein, so dass es den Bildschirm ausfüllt.<br />
Wählen Sie einen kleinen Pinsel mit<br />
schwarzer Farbe und zeichnen Sie den<br />
Augenumriss nach. Ändern Sie den<br />
Füllmodus der Ebene auf „Weiches Licht“<br />
und reduzieren Sie die Deckkraft, falls<br />
nötig. Mit derselben Technik können Sie<br />
auch die Augenwimpern behandeln.<br />
3) LIDSCHATTEN Erzeugen Sie eine neue<br />
Ebene. Verwenden Sie einen größeren,<br />
weichen Pinsel und übermalen Sie das<br />
Augenlid und den Bereich direkt unter dem<br />
Auge mit Ihrer gewählten Vordergrundfarbe.<br />
Dann ändern Sie die Füllmethode auf „Weiches<br />
Licht“ oder „Farbig Nachbelichten“, passen<br />
bei Bedarf die Deckkraft der Ebene an und<br />
korrigieren die Farbe mit „Farbton/Sättigung“.<br />
4) AUGEN BETONEN Wählen Sie die Iris<br />
mit dem Lassowerkzeug aus, fügen eine<br />
selektive Farbeinstellungsebene hinzu und<br />
stellen Sie die Schieberegler so ein, bis das<br />
Ergebnis Ihren Wünschen entspricht. Hellen<br />
Sie die Augen mit dem Abwedlerwerkzeug<br />
auf, wie weiter oben beschrieben, oder<br />
vermittels einer Gradationskurven-<br />
Einstellungsebene.<br />
5) ROUGE Wählen Sie eine Farbe für die Wangen<br />
und übermalen Sie in einer neuen Ebene den<br />
Wangenknochenbereich mit einem weichen,<br />
großen Pinsel. Jetzt klicken Sie auf „Filter ><br />
Weichzeichner > Gaußscher Weichzeichner“,<br />
legen einen Radius von 40 Pixel fest, um die<br />
Kanten zu glätten, und klicken auf „OK“. Ändern<br />
Sie die Füllmethode der Ebene auf „Farbig<br />
nachbelichten“ oder „Linear nachbelichten“.<br />
6) HAUTTÖNUNG<br />
Um einen kühlen<br />
Hautton aufzuwärmen, benutzen<br />
Sie eine Photofilterkorrekturebene<br />
mit Warmfilter. Mit dem Dichteregler<br />
steuern Sie die Intensität. Invertieren<br />
Sie die Ebenenmaske. Das zeigt die<br />
Hautbereiche, die Sie bearbeiten wollen.<br />
Reduzieren Sie nun die Deckkraft der<br />
Ebene.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Retuschieren 139<br />
Haar<br />
Tutorial: So erzeugen Sie glänzendes, kräftiges Haar<br />
Es ist kaum zu glauben, wie viel Zeit es braucht, Haar professionell zu<br />
retuschieren. Wir reden hier von Tagen und Wochen, die es dauert, bis ein Foto<br />
für eine Shampoowerbung „fit gemacht“ ist. Bei glattem Haar muss praktisch<br />
jedes einzelne Haar kopiert werden. Das geschieht mit einem sehr harten<br />
Pinsel mit 2 Pixeln Größe und 100% Deckkraft. Auch abstehende Haare müssen<br />
beseitigt werden, doch wenn Sie zu viele eliminieren, sieht das verbleibende<br />
Haar unter Umständen eher wie ein Helm aus. Damit das Haar voller und dicker<br />
aussieht, übernehmen manche Retuscheure sogar Haar aus anderen<br />
Aufnahmen in das Bild und legen Sie mit Hilfe von Ebenen und Ebenenmasken<br />
übereinander. Das kann zu einer wahrhaften Sisyphos-Arbeit ausarten,<br />
deswegen haben wir ein paar Tipps von professionellen Retuscheuren für Sie,<br />
unter andern von Chanelle Segerius-Bruce, die Fotos bei Kampagnen für<br />
Pantene und „The Body Shop“ retuschiert hat.<br />
Das Haar in Ordnung bringen<br />
Um abstehende Haare zu beseitigen und die<br />
Oberfläche des Haars zu glätten, beginnen<br />
Sie mit einer neuen Ebene und stellen deren<br />
Füllmethode auf „Abdunkeln“. Nun nehmen<br />
Sie das Kopierstempelwerkzeug, setzen die<br />
Kantenschärfe auf 100%, die Deckkraft auf 100%<br />
und die Füllmethode ebenfalls auf „Abdunkeln“.<br />
Verwenden Sie einen kleinen Pinsel, der aber<br />
doch groß genug sein muss, eine Haarsträhne<br />
abzudecken. Nehmen Sie eine Probe in der<br />
Nähe einer Strähne auf und kopieren Sie sie<br />
auf die Strähne. Die Füllmethode „Abdunkeln“<br />
funktioniert bei hellen, abstehenden Haaren.<br />
Bei dunklen Strähnen stellen Sie jedoch besser<br />
die Füllmethode auf „Aufhellen“. Um Haare<br />
ganz verschwinden zu lassen stellen Sie sie auf<br />
„Normal“.<br />
Haarfarbe ändern<br />
Ändern Sie die Haarfarbe nur sehr behutsam gegenüber der Originalfarbe, denn<br />
größere Unterschiede machen es schwerer, abstehende Haare zu bearbeiten.<br />
1) Am einfachsten wählen Sie<br />
das Haar über „Auswahl > Im<br />
Maskierungsmodus bearbeiten“ aus<br />
und übermalen den Bereich der Haare.<br />
Anschließend klicken Sie erneut auf<br />
„Im Maskierungsmodus bearbeiten“,<br />
entfernen die rote Maske und<br />
maskieren außerhalb der Auswahl.<br />
3) Etwas delikat wird es, wenn es darum geht,<br />
sich die verbliebenen widerspenstigen Haare<br />
der Originalfarbe anzunehmen. Zoomen<br />
Sie so weit wie möglich ein und bearbeiten<br />
Sie die betreffenden Haare mit einem<br />
schmalen Pinsel. Danach benutzen Sie eine<br />
Ebenenmaske, um an den nötigen Stellen die<br />
Farbe herauszunehmen.<br />
2) Erzeugen Sie eine neue Ebene und<br />
wählen Sie einen Pinsel mit beliebiger<br />
Farbe. Übermalen Sie die Auswahl<br />
auf der neuen Ebene und ändern Sie<br />
die Füllmethode in „Weiches Licht“,<br />
um die Farbe der Oberfläche und<br />
der natürlichen Farbe des Haares<br />
anzupassen.<br />
Bearbeitet<br />
Original<br />
IMAGES: ISTOCK PHOTO<br />
Haare wie in der Shampoo-Werbung? So geht´s:<br />
Bearbeitet<br />
1) KONTRAST VERSTÄRKEN Fügen Sie eine<br />
Gradationskurven-Einstelungsebene hinzu<br />
und verstärken Sie den Kontrast, wobei Sie<br />
sich darauf konzentrieren, das natürliche<br />
Licht im Haar herauszuarbeiten. Klicken Sie<br />
auf OK. Jetzt invertieren Sie die angehängte<br />
Ebenenmaske, um Sie mit Schwarz zu füllen<br />
und die Korrektur zu verbergen.<br />
2) VERFEINERN Mit dem<br />
Pinselwerkzeug übermalen Sie auf<br />
der Ebenenmaske die natürlichen<br />
Lichter, um diese zu verstärken. Falls<br />
nötig, reduzieren Sie die Deckkraft der<br />
Korrekturebene und blenden sie ein<br />
und aus, um die Effekte und Position der<br />
Lichter zu kontrollieren.<br />
3) ABWEDELN Als Nächstes duplizieren<br />
Sie die Bildebene und wählen das<br />
Abwedler-Werkzeug. Mit einem großen<br />
Pinsel bearbeiten Sie die Spitzlichter mit<br />
einer Belichtung von 10–15%, wobei Sie<br />
den Bereich zwischen mittleren Tönen und<br />
Spitzlichtern variieren. Reduzieren Sie die<br />
Deckkraft der Ebene, wenn Sie zu viel Licht<br />
gelöscht haben.<br />
4) SCHÄRFEN Duplizieren Sie die Ebene<br />
erneut, wenden Sie einen Hochpassfilter mit<br />
5 Pixel an - Filter >Hochpass - und ändern<br />
die Füllmethode der Ebene auf „Weiches<br />
Licht“. Der Hochpassfilter kann etwas harsch<br />
auf die Haut wirken, deshalb fügen Sie eine<br />
Ebenenmaske hinzu und verbergen die Haut,<br />
was nur das Haar übrig lässt, das nun schärfer<br />
geworden ist.<br />
Original
140 Retuschieren DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
KIT FÜR DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Hier eine kleine Orientierungshilfe, die Ihnen die Wahl Ihrer persönlichen<br />
Fotoausrüstung erleichtern kann, wenn Sie sich intensiver mit<br />
<strong>Porträtfotografie</strong> befassen wollen.<br />
Die aktuelle <strong>Porträtfotografie</strong> hat schon lange jene Zeiten hinter sich<br />
gelassen, in denen man im stickigen Fotostudio vor einem braun<br />
marmorierten Hintergrund saß und gezwungen höflich in die Kamera<br />
lächeln musste. Heute sollen Porträtbilder eine positive Energie ausstrahlen,<br />
die etwas über den Charakter der fotografierten Person aussagt. Diese<br />
Lifestyle-<strong>Fotografie</strong> zeigt Menschen in dem Umfeld, in dem sie leben und<br />
sich entfalten.<br />
Es gibt eine große Nachfrage und reichlich Motive für Lifestyle-Porträts.<br />
Sie müssen dazu weder ein Fotostudio mieten oder mit professioneller<br />
Lichttechnik hantieren. Viel individueller ist es rauszugehen und Menschen,<br />
die sich fotografieren lassen möchten, zu Hause zu besuchen und in ihrem<br />
persönlichen Umfeld aufzunehmen. Oder Sie finden eine stimmungsvolle<br />
Örtlichkeit in der Stadt oder irgendwo auf dem Land, die Sie als Kulisse für<br />
Ihre Lifestyle-Porträts verwenden. Das bringt natürlich ganz eigene<br />
fotografische Herausforderungen mit sich und ohne die richtige Ausrüstung<br />
laufen Sie Gefahr, dass Ihre Porträts beim Betrachter nicht die gewünschte<br />
Wirkung erzeugen.<br />
Deswegen werden wir Ihnen hier einiges an Ausrüstung vorstellen, die<br />
hilfreich sein kann, wenn Sie Ihre fotografischen Pläne verwirklichen wollen.<br />
Dabei werden wir unter anderem die Objektive betrachten, die am besten<br />
für Porträts geeignet sind. Außerdem geht es um Beleuchtung und wie Sie<br />
sie geschickt und unaufdringlich einsetzen. Sie brauchen sich jedoch nicht<br />
mit komplizierter Lichttechnik abzugeben, denn wir bleiben bei Blitzgeräten,<br />
die erstens für jedermann erschwinglich und zweitens unkompliziert zu<br />
handhaben sind. Gleichwohl präsentieren wir auch kameraunabhängige<br />
Systemblitzgeräte, außerdem die unterschiedlichen Arten von Lichtformern<br />
und wir geben Tipps zu praktischen Fototaschen und weiterem Zubehör,<br />
nicht zuletzt auch zu hilfreichen Requisiten. Also dann, machen Sie sich<br />
vertraut mit der Ausrüstung, die Ihnen zu guten Lifestyle-Porträts verhilft,<br />
mit denen Sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen werden.<br />
Hersteller und Bezugsquellen<br />
Arctic Butterfly<br />
www.visibledust.com<br />
Canon<br />
www.canon.de<br />
Cokin<br />
www.intro2020.co.uk<br />
Gitzo<br />
www.gitzo.de<br />
Giottos<br />
www.giottos.de<br />
Green Clean<br />
www.green-clean.at<br />
Hähnel<br />
www.haehnel-foto.de<br />
Hitech<br />
www.formatt-hitech.com<br />
Hoodman<br />
www.enjoyyourcamera.com<br />
Lowepro<br />
www.lowepro-deutschland.de<br />
Kenko<br />
www.kenkoglobal.com<br />
LaCie<br />
www.lacie.com<br />
Lastolite<br />
www.lastolite.com<br />
Lexar<br />
www.lexar.com<br />
Manfrotto<br />
www.manfrotto.de<br />
Nikon<br />
www.nikon.de<br />
Op/Tech<br />
www.fotobrenner.de<br />
Panasonic<br />
www.panasonic.de<br />
Samsung<br />
www.samsung.de<br />
SanDisk<br />
www.sandisk.de<br />
Sigma<br />
www.sigma-foto.de<br />
Slik<br />
www.hapa-team.de<br />
Tamrac<br />
www.hapa.tamrac.com<br />
Tamron<br />
www.tamron.de<br />
Velbon<br />
www.velbon.de
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Ausrüstung 141
142 Ausrüstung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Ausrüstung für Lifestyle-Porträts<br />
Wenn Sie Ihre ersten Erfahrungen in der <strong>Porträtfotografie</strong><br />
gesammelt haben, wissen Sie, worauf es aufnahmetechnisch<br />
ankommt; und Sie wissen inzwischen auch, dass es oft nur<br />
Kleinigkeiten sind, die über den Erfolg eines Porträtfotos<br />
entscheiden. Viele solcher Kleinigkeiten haben mit der richtigen<br />
Ausrüstung zu tun. Hier haben wir die ideale Ausrüstung für Sie<br />
zusammengestellt.<br />
Blitzgerät<br />
Es sollte ein Blitzgerät sein, dass über TTL-Funktionalitäten verfügt, aber auch manuell bedient<br />
werden kann, so dass Sie die Blitzleistung reduzieren können, um sie optimal an Ihr Motiv<br />
anzupassen. Das ist besonders bei Porträtfotos aus großer Nähe hilfreich. Außerdem sollte Ihr<br />
Blitzgerät drahtlos ausgelöst werden können, damit Sie es von der Kamera losgelöst verwenden<br />
können, um es beispielsweise seitlich oder hinter Ihrem Motiv aufzustellen. Modelle wie das<br />
Canon Speedlite 430EXII, das Nikon Speedlight SB-700 und das Metz 52 AF-1 verfügen über eine<br />
so genannte Slave-Funktion, was bedeutet, dass Sie das Blitzgerät z. B. mit einem kamerainternen,<br />
aufklappbaren Blitz auslösen können. Außerdem können Sie die Blitzleistung jedes Geräts über<br />
das Menüsystem der Kamera steuern, um den gewünschten Effekt zu erreichen.<br />
Kamera<br />
Wenn Sie ernsthaft <strong>Porträtfotografie</strong> betreiben, werden Sie vielleicht<br />
über die Anschaffung einer anspruchsvolleren Kamera nachdenken.<br />
Eine Spiegelreflexkamera der Mittelklasse bietet eine bessere<br />
Bildqualität als die Einsteiger-Modelle. Das liegt unter anderem an<br />
der höheren Auflösung bei geringen ISO-Werten die zu schärferen<br />
Bildern führt. Außerdem können Sie damit Ihre Blitzgeräte drahtlos<br />
steuern. Wenn Sie bereits Objektive einer bestimmten Marke<br />
angeschafft haben, werden Sie sinnvollerweise bei diesem Hersteller<br />
bleiben. Zu den empfehlenswerten Modellen zählen die Canon EOS<br />
700D und die Nikon D5300.<br />
Schnelles Standard-Zoomobjektiv<br />
Kit-Objektive sind ideal für Einsteiger, doch wenn ihre Ansprüche steigen lassen<br />
die Verarbeitungsqualität und die optische Konstruktion einiges zu wünschen<br />
übrig. Ein schnelles Standard-Zoomobjektiv bietet eine wesentliche Verbesserung<br />
der Bildqualität. Sie verfügen über denselben Brennweitenbereich wie Ihr<br />
Kit-Objektiv doch die Blende von f/2,8 bei 50mm ist ideal für Porträtaufnahmen<br />
mit Kameras mit APS-C-Sensor. Ein Standard-Zoomobjektiv ist außerdem<br />
besser verarbeitet als das Kit-Objektiv und hat einen Metall-Bajonettanschluss.<br />
Originalobjektive von Kameraherstellern können sehr teuer sein; es gibt jedoch<br />
Alternativen wie das Tamron 17–50mm f/2,8 XR Di II VC- und das Sigma 17–70mm<br />
f/2,8–4 OS HSM-Objektiv. Ein Standard-Zoomobjektiv ist übrigens deutlich<br />
schwerer als das Kit-Objektiv.<br />
Fototasche mit schnellem Zugriff<br />
Lifestyleporträts erfordern das Einfangen des richtigen Moments, deswegen müssen Sie sehr schnell<br />
sein. Wenn Sie das Objektiv oder die Speicherkarte wechseln ist es deswegen ein großer Vorteil wenn ihre<br />
Fototasche einen schnellen Zugriff auf den Inhalt erlaubt. Empfehlenswert ist beispielsweise das Model<br />
„Speed Freak“ der Serie „Speed convertible“ von Think Tank. Sie kommen schnell an alles heran und Sie<br />
bietet Ihnen jede Menge Platz. Es ist eine echte Alternative zu den breiten Gürteln mit den vielen kleinen<br />
Taschen, wie dem „Modular System“ von Tamrac oder der Serie „Street & Field“ von Lowepro.<br />
Extrem schnelles Standardobjektiv<br />
Die f/1,4-Blende dieser Objektive lässt doppelt so viel Licht auf den Sensor fallen wie ein f/1,8-Objektiv, ist also<br />
ideal für Situationen mit schlechten Lichtverhältnissen. Außerdem können Sie mit der größten Blende auch<br />
den größten Teil des Bildes unscharf abbilden, um zum Beispiel nur kleine Details wie Lippen und Augen im<br />
Schärfebereich zu halten. Bei regulären Porträtmotiven bekommen Sie bereits ab Blende f/2,8 gestochen scharfe<br />
Bilder, auch in den Randbereichen. F/1,4-Objektive gibt es von Canon und Nikon, aber auch von Sigma in Form<br />
des 50mm f/1,4 EX DG HSM. Von Tamron gibt es das f/2 SP Di II mit 60 mm Brennweite das zwar nicht ganz so<br />
„schnell“, aber mit seinem Abbildungsmaßstab von 1:1 auch für die Makrofotografie geeignet ist.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Ausrüstung 143<br />
IM ZWEIFELSFALL<br />
MIETEN, NICHT KAUFEN<br />
Wenn Sie keine Hunderte oder gar<br />
Tausende Euro für Premium-<br />
Objektive ausgeben wollen, können<br />
Sie sie für einen Bruchteil des Preises<br />
bei folgenden Anbietern mieten:<br />
www.zoomyrentals.de<br />
www.objektiv-verleih.de<br />
www.ac-foto.com/mietservice<br />
www.sigma-foto.de/service/<br />
leihservice.html<br />
Lichtstativ, Halterung und<br />
Schirm<br />
Wenn Sie Ihr Blitzgerät von der Kamera entkoppelt<br />
verwenden, bietet sich Ihnen eine ganze Welt<br />
neuer, kreativer Möglichkeiten. Im klassischen<br />
Setup bauen Sie das Blitzgerät im Winkel von<br />
45° zu Ihrem Motiv auf und blitzen durch einen<br />
Schirm, um ein weiches Licht zu bekommen.<br />
Dazu brauchen Sie jedoch nicht nur den Schirm,<br />
sondern auch eine passende Halterung, an der<br />
Blitzgerät und Schirm montiert werden, außerdem<br />
ein Stativ, auf dem das Ganze befestigt wird.<br />
Mehrere Hersteller bieten Blitzschirm-Kits an, die<br />
komplett mit Schirm, Stativ und Halterung geliefert<br />
werden.<br />
Drahtlose Blitzauslöser<br />
Die oben beschriebene Konstruktion des Blitzgeräts<br />
mit Schirm kann problematisch sein, wenn Sie den<br />
Aufklappblitz der Kamera verwenden wollen, um<br />
auf Stativen montierte Elektronenblitze auszulösen.<br />
Der Sensor des Blitzgeräts muss den Kamerablitz<br />
eindeutig registrieren können, was aber nur möglich<br />
ist, wenn Sichtkontakt besteht. Das ist jedoch oft<br />
nicht der Fall, weil der Schirm – bedingt durch das<br />
Setup für Ihr Motiv – den Sensor des Blitzgeräts<br />
verdeckt. Hier kommt der drahtlose Blitzauslöser<br />
ins Spiel. Er besteht aus einem Sender, der in den<br />
Zubehörschuh der Kamera gesteckt wird und<br />
einem Empfänger der an die Synchronkabelbuchse<br />
des Blitzgeräts angeschlossen wird. Yongnuo und<br />
Hähnel bieten preiswerte Systeme an.<br />
Reflektorständer<br />
Wenn Sie oft ohne Assistenten<br />
arbeiten, der ihren Reflektor<br />
in der richtigen Position<br />
hält, brauchen Sie einen<br />
Reflektorständer. Es gibt<br />
Sets auf dem Markt, die aus<br />
Reflektor und passendem<br />
Ständer bestehen, wobei<br />
eine Reflektorgröße von<br />
etwa 80×180 cm sowohl für<br />
Nahaufnahmen als auch<br />
für Ganzkörperporträts<br />
geeignet ist.<br />
Reflektor mit Haltegriff<br />
Falls Sie es nicht ganz so groß brauchen, ist ein<br />
kleiner Reflektor mit Haltegriff die richtige Lösung<br />
für Sie. Der Lastolite TriGrip beispielsweise hat<br />
einen soliden Handgriff, so dass Sie mit einer Hand<br />
fotografieren und mit der anderen bequem den<br />
Reflektor halten können.<br />
Weitwinkel-Zoomobjektiv<br />
Es ist kein traditionelles Porträt Objektiv, denn die mit<br />
dem Weitwinkel einhergehende Verzerrung zieht die<br />
Proportionen des Gesichts auseinander. Gleichwohl<br />
gibt Ihnen ein Weitwinkelobjektiv zusätzliche kreative<br />
Möglichkeiten weil sie viel von der Umgebung Ihres<br />
Motivs mit aufs Bild bekommen. So lassen sich<br />
ungewöhnliche Porträtmotive fotografieren. Ein<br />
Weitwinkel ist auch dann sehr nützlich, wenn Sie<br />
in beengten Platzverhältnissen fotografieren und<br />
der benötigte Abstand zum Motiv nicht erreicht<br />
werden kann. Wenn Sie keine Originalobjektive des<br />
Kameraherstellers besitzen, bieten sich als Alternativen<br />
das Sigma 10–20mm EX f/4–5,6 und das Tokina AT-X<br />
DX 12–28mm f/4 Pro.<br />
In der Fototasche<br />
Blitzfolien<br />
Am Blitzkopf angebrachte farbige<br />
Folien sorgen für bunte, kreative<br />
Blitzeffekte. Empfehlenswert ist das<br />
Honl HP-Filter 3 Colour Effects Kit.<br />
Zweite Kamera<br />
Mit dem Komfort<br />
eines zweiten<br />
Kameragehäuses<br />
können Sie<br />
beispielsweise<br />
ein Telezoom an<br />
der einen und<br />
eine schnelle<br />
Festbrennweite<br />
oder einen<br />
Weitwinkel an der anderen Kamera montieren,<br />
so verpassen Sie auch in hektischen Situationen<br />
kein sich bietendes Motiv, weil sie gerade mit dem<br />
Objektivwechsel beschäftigt sind.<br />
Karte zum Weißabgleich<br />
Die weitaus meisten Lifestyleporträts<br />
werden in aus Blitz und<br />
Umgebungslicht bestehendem<br />
Mischlicht aufgenommen, worunter<br />
oft der Weißabgleich der Kamera<br />
leidet. Wenn Sie das Raw-Format einstellen und vor<br />
Beginn der Fotosession ein Foto der grauen Karte auf<br />
Seite 163 machen, können Sie später den Weißabgleich<br />
aller Fotos schnell und einfach in der Nachbearbeitung<br />
korrigieren.<br />
Hand-Belichtungsmesser<br />
Er ist nicht unbedingt notwendig<br />
und viele Fotografen kommen<br />
ohne ihn aus, doch wenn Sie von<br />
der Kamera entkoppelt blitzen<br />
und die Einstellungen manuell<br />
vornehmen, erweist er sich als unentbehrlich, um eine<br />
perfekte Belichtung zu erreichen. Mit den heutigen<br />
digitalen Belichtungsmessern können Sie sowohl das<br />
Umgebungslicht direkt, das reflektierte Licht Ihres<br />
Motivs oder das Licht ihrer Blitzköpfe messen.<br />
Filter<br />
Viele Filtereffekte können in<br />
Photoshop hinzugefügt werden,<br />
einige jedoch nicht, und für diese<br />
brauchen Sie demzufolge reale,<br />
physische Filter. Dazu gehört<br />
der Polfilter, der Ihrem Motiv in heller Umgebung<br />
zu kräftigeren Farben verhilft, weil er Reflexionen<br />
unterdrückt, und ein blauer Himmel erhält ein<br />
dunkleres Blau. Grauverlaufsfilter gehören ebenfalls<br />
zu den empfehlenswerten Filtern. Sie dienen<br />
dem Ausgleich der Belichtung zwischen einem<br />
hellen Himmel und einem dunklen Vordergrund,<br />
wenn Sie Porträts mit Weitwinkel schießen. Es gibt<br />
Grauverlaufsfilter, die auf das Objektiv geschraubt<br />
werden, praktischer jedoch ist ein Filterhalter System.<br />
Das gibt Ihnen mehr Flexibilität, weil Sie alle Filter dann<br />
mit beliebigen Objektivdurchmessern kombinieren<br />
können.<br />
Stativ<br />
Ein Stativ kommt in der<br />
<strong>Porträtfotografie</strong> weniger häufig<br />
zum Einsatz weil sie meist ihre<br />
Position schnell wechseln können<br />
müssen, je nachdem wie und<br />
wohin sich die porträtierten Personen bewegen. Wer<br />
schon einmal eine Fotosession mit Kindern gemacht<br />
hat, weiß wovon die Rede ist. Gleichwohl wird sich<br />
ein Dreibeinstativ bei schlechten Lichtverhältnissen<br />
als nützlich erweisen, insbesondere, wenn sie die<br />
Kamera sehr nah am Boden montieren können. Eine<br />
Alternative ist das Einbeinstativ, es stellt einen guten<br />
Kompromiss zwischen Beweglichkeit einerseits und<br />
Verwacklungssicherheit andererseits dar<br />
Fernauslöser<br />
Wenn es weniger hektisch zugeht,<br />
erlaubt Ihnen ein Fernauslöser, sich<br />
nach dem Setup von der Kamera zu<br />
entfernen und mit den porträtierten<br />
Personen zu interagieren. Es gibt<br />
Kabelfernauslöser und Funkfernauslöser, beide erfüllen<br />
ihre Funktion zuverlässig, der Unterschied liegt im Preis.
144 Retuschieren DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
DIE BESTEN OBJEKTIVE FÜR PORTRÄTFOTOS<br />
Das Standard-Zoomobjektiv, das Sie zusammen mit Ihrer Kamera im Set erworben haben, kann als Allround-Objektiv auch<br />
zufriedenstellende Porträtaufnahmen liefern. Wenn Sie auf sehr hohe Qualität Wert legen, sollten Sie sich aber nach Alternativen<br />
umschauen. Wir stellen Ihnen zwei davon vor.<br />
Das 50 mm f/1.8 Standard-Objektiv<br />
In der guten alten Zeit der 24 x 36 mm-<br />
Spiegelreflexkameras fand man an nahezu jedem Modell<br />
ein 50mm f/1.8 Objektiv ohne Zoomfunktion, und das<br />
blieb auch so, bis in die späten 1980er Jahre hinein. Um<br />
diese Zeit herum kamen die Standard-Zoomobjektive auf.<br />
Mit ihrer variablen Brennweite vom Weitwinkel bis hin<br />
zum kurzen Teleobjektiv repräsentierte beispielsweise das<br />
28–70mm-Objektiv einen großen Schritt nach vorn in<br />
Sachen Flexibilität, doch es führte leider auch zum<br />
Aussterben des 50mm f/1.8 als Standardobjektiv. In letzter<br />
Zeit jedoch hat dessen Beliebtheit wieder stark<br />
zugenommen und zwar aus einer ganzen Reihe von<br />
Gründen.<br />
Der erste Grund ist, dass man es schon für wenig Geld<br />
kaufen kann. Neue 50mm-Objektive von Herstellern wie<br />
Canon, Nikon und Sony kosten neu nur knapp über 125<br />
Euro, gebraucht bekommt man sie bereits für etwas mehr<br />
als die Hälfte. Damit kann sie sich jeder leisten. Um dieses<br />
Preis-Leistungsverhältnis noch deutlicher zu machen,<br />
brauchen Sie sich nur Folgendes vor Augen zu führen: Das<br />
Objektiv der Wahl für viele Profi-Porträtfotografen ist seit<br />
geraumer Zeit das 85mm-Teleobjektiv, welches in der<br />
Version f/1.8 um die 375 € kostet. Wenn Ihre DSLR mit<br />
einem APS-C Sensor ausgerüstet ist, kommt ein<br />
50mm-Objektiv, das Sie nur 125 Euro kostet, aufgrund des<br />
Formatfaktors von 1,5 einem 75mm f/1.8 Objektiv gleich<br />
– sogar 80mm f/1.8, wenn Sie eine Canon haben, denn bei<br />
Canon müssen Sie einen Formatfaktor von 1,6 ansetzen.<br />
Sie haben somit effektiv 250 Euro gespart!<br />
Wenn es Ihnen nichts ausmacht, ein gebrauchtes<br />
Objektiv mit manuellem Fokus zu kaufen, bekommen Sie<br />
dies schon für um die 30 Euro. Sie erhalten also eine<br />
qualitativ hochwertige Optik, die zwar ein paar Jahrzehnte<br />
alt sein mag und keinen Autofokus hat, die aber an<br />
Qualität nichts zu wünschen übrig lässt, für den Preis einer<br />
anständigen Speicherkarte. Es lässt sich also nicht<br />
leugnen: Ein 50mm-Objektiv ist definitiv erschwinglich.<br />
Aber was hat es noch zu bieten? Nun, das stärkste<br />
Argument ist sicherlich seine größte Blendenöffnung von<br />
f/1.8. Ein Objektiv mit einer so „schnellen“ Blende eröffnet<br />
Ihnen eine ganze Reihe zusätzlicher Möglichkeiten. Das<br />
Standard-Zoomobjektiv mit 18–55 mm hat eine maximale<br />
Blende von f/3.5 – 5.6. Die 50mm Festbrennweite ist somit<br />
zwei bis drei Stufen lichtstärker, liefert ein helleres Bild im<br />
Sucher und ermöglicht, auch bei schlechtem Licht noch<br />
aus der Hand zu fotografieren, und niedrigere ISO-Werte<br />
zu benutzen.<br />
Der bemerkenswerteste Vorteil der großen<br />
Blendenöffnung ist aber die extrem niedrige<br />
Tiefenschärfe. Wenn Sie weit aufgeblendet fotografieren,<br />
können Sie Ihr Hauptmotiv von jedem Hintergrund<br />
freistellen. Allein diese Funktion liefert großes kreatives<br />
Potenzial, besonders auf dem Gebiet der <strong>Porträtfotografie</strong>.<br />
Das 50mm-Objektiv zeigt auch bei Größe und Gewicht<br />
seine Vorteile: Es wiegt um die 150 Gramm, ist etwa 5cm<br />
lang, und ist damit das perfekte Objektiv zum Mitnehmen,<br />
insbesondere auf Reisen, wenn Stauraum kostbar ist.<br />
Der letzte Vorteil ist möglicherweise auch der<br />
wichtigste: die Bildqualität. Wie bei fast allen<br />
Festbrennweiten ist auch die optische Qualität des<br />
50mm-Objektivs deutlich besser als die fast aller anderen<br />
Objektive, abgesehen von den Zoomobjektiven der<br />
Oberklasse und was die Bildschärfe anbelangt, so ist es<br />
einem Standard-Zoomobjektiv überlegen. An Schärfe und<br />
Abbildungsschärfe (%):<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
f/2.8 f/4<br />
58<br />
55<br />
65<br />
58<br />
71<br />
67<br />
f/5.6<br />
Zentrum<br />
Kanten<br />
SO LESEN SIE EIN SCHÄRFEDIAGRAMM:<br />
Die Balkengrafik bietet eine visuelle Darstellung der<br />
Bildschärfe eines Objektivs. Sie zeigt die<br />
Abbildungsleistung für verschiedene Brennweiten an den<br />
Rändern und im Zentrum des Bildausschnitts und zwar<br />
von kleinster Blendenöffnung bis zur größten<br />
Blendenöffnung. Die Schärfe im Zentrum ist rot dargestellt,<br />
die Schärfe für die Ränder grün. Je höher der Balken, desto<br />
besser die Bildschärfe. Dabei ist folgendes Raster zugrunde<br />
gelegt: unter 10: Schlecht; 10–29: Befriedigend; 30–49:<br />
Gut; 50–69: Sehr gut; über 70: Ausgezeichnet. Die<br />
Objektiv-Testanalysen wurden anhand der Imatest-<br />
Software durchgeführt.<br />
Verzerrung, am Helligkeitsabfall und Kontrast werden Sie<br />
selbst bei weit offener Blende nichts zu bemängeln finden.<br />
Sie haben hier also ein kleines, leichtes und<br />
erschwingliches Objektiv mit einer superschnellen Blende<br />
und gestochen scharf abbildender Optik. Finden Sie nicht<br />
auch, dass es eine Überlegung wert ist?<br />
70<br />
f/8<br />
65<br />
62<br />
60<br />
f/11<br />
51<br />
50<br />
f/16<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Was ist das Besondere an der f/1.8<br />
Blende des 50mm-Objektivs?<br />
Ein Objektiv, das so schnell ist, wie das 50mm F/1.8 muss man<br />
ausprobieren, um seine Vorzüge wirklich zu erkennen. Doch Sie<br />
können es einfach glauben: Wenn Sie einmal damit gearbeitet<br />
haben, werden Sie es nicht mehr missen wollen. Mit der Blende<br />
des 50mm f/1.8 können Sie einen Hintergrund komplett<br />
verschwimmen lassen und Ihr Motiv von seiner Umgebung<br />
freistellen. Die folgenden Bilder zeigen die Änderung der<br />
Schärfentiefe bei Blenden von f/1.8 bis f/22.<br />
f/1.8<br />
f/3.2<br />
f/5.6<br />
f/8<br />
f/11<br />
f/14<br />
f/18<br />
f/22
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Retuschieren 145<br />
Canon EF 50mm f/1.8 II<br />
HANDHABUNG: Zwiespältig; die preiswerte<br />
Festbrennweite ist klein und sehr leicht, nur halb so<br />
schwer wie das Canon 50mm f/1.4 Objektiv. Es fühlt<br />
sich billig an, und das ist es ja auch.<br />
EIGENSCHAFTEN: Die Ausstattung ist spartanisch. Das<br />
Bajonett ist aus Kunststoff und es gibt nicht einmal eine<br />
Entfernungsskala auf dem Tubus, nur den Umschalter<br />
zwischen Autofokus und manueller Scharfeinstellung<br />
und natürlich den Scharfeinstellring ganz vorn am<br />
Objektiv. Innen drin befindet sich jedoch eine gute<br />
Optik, bestehend aus der klassischen Anordnung von<br />
sechs Linsen, die in fünf Gruppen montiert sind.<br />
AUTOFOKUS: Der Autofokus wird von einem<br />
Mikromotor angetrieben, ein Ultraschallmotor ist bei<br />
dem Preis nicht zu erwarten. Der Antrieb ist deutlich<br />
hörbar und nicht besonders schnell. Wir haben<br />
außerdem die Erfahrung gemacht, dass unser im<br />
japanischen Canon-Werk gefertigtes Testexemplar<br />
deutlich besser abschnitt als andere Muster desselben<br />
Modells aus der Fertigungsstätte in Malaysia – leiser<br />
und besser scharfstellend bei schlechten<br />
Lichtverhältnissen.<br />
LEISTUNG: Die Schärfe im Zentrum ist grundsätzlich<br />
gut, auch bei der größten Blendenöffnung; und das ist<br />
es, was bei kleinen Blendenwerten zählt, denn in der<br />
Regel wollen Sie Objekte, die sich an den Rändern des<br />
Bildausschnitts befinden, ohnehin unscharf abbilden.<br />
Der Schärfeabfall ist deutlich wahrnehmbar bei Blende<br />
f/1.8, die Schürfe ist aber bei Blende f/4 ausgezeichnet,<br />
sowohl im Vollformat als bei APS-C. Die beste<br />
Abbildungsleistung ergab sich bei Blende f/8, hier<br />
waren die Schärfe im Zentrum und an den Rändern<br />
völlig ausgewogen. Auch die Aberrationen fielen an<br />
diesem Objektiv kaum auf.<br />
URTEIL: Man hält das Objektiv entweder für eine<br />
Beleidigung an seiner Kamera oder für einen fantastischen<br />
Kompromiss aus Preis und Leistung – je nach Standpunkt.<br />
Es ist ganz sicher nicht das am besten gefertigte Objektiv<br />
schlechthin, und auch nicht das robusteste, doch es hat ein<br />
gutes Linsensystem und bietet eine gute Leistung zu einem<br />
absoluten Tiefpreis. Wenn Sie bei schlechtem Licht<br />
fotografieren oder mit der Schärfentiefe spielen wollen,<br />
bekommen Sie kein geeignetes Objektiv für weniger Geld.<br />
HANDHABUNG 14/20<br />
EIGENSCHAFTEN 14/20<br />
LEISTUNG 36/40<br />
PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 20/20<br />
GESAMTURTEIL 84/100<br />
VERZERRUNG (VOLLFORMAT):<br />
VERZERRUNG (APS-C):<br />
Canon EF 50mm f/1.8 II<br />
+1.5% (GUT)<br />
+1.0% (SEHR GUT)<br />
VIGNETTIERUNG (VOLLFORMAT): BEFRIEDIGEND<br />
VIGNETTIERUNG (APS-C): AUSGEZEICHNET<br />
CHROMATISCHE ABERRATION (VOLLFORMAT): AUSGEZEICHNET<br />
CHROMATISCHE ABERRATION (APS-C): AUSGEZEICHNET<br />
Abbildungsschärfe (%): Vollformat<br />
Zentrum Kanten<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
f/1.8 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
77<br />
44<br />
80<br />
46<br />
85<br />
50<br />
Abbildungsschärfe (%): APS-C<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
61<br />
34<br />
64<br />
36<br />
72<br />
56<br />
86<br />
61<br />
76<br />
70<br />
85<br />
80<br />
75<br />
74<br />
82<br />
82<br />
71<br />
73<br />
79<br />
78<br />
Zentrum<br />
66<br />
67<br />
73<br />
71<br />
59<br />
58<br />
f/1.8 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Canon EF 50mm<br />
f/1.4 USM<br />
HANDHABUNG: Dieses Objektiv hat eine<br />
durchschnittliche Größe, jedoch das doppelte<br />
Gewicht des Canon 50mm f/1.8. Dabei stellt die<br />
Verarbeitung gegenüber diesem geradezu einen<br />
Quantensprung dar: Bajonett und Gehäuse sind<br />
aus Metall, daher das Gewicht. Der manuelle<br />
Scharfeinstellring ist sehr leichtgängig.<br />
EIGENSCHAFTEN: In den mit einem<br />
Ultraschallmotor angetriebenen Autofokus kann<br />
jederzeit manuell eingegriffen werden. Die<br />
Entfernungsskala hat Schärfentiefen-<br />
Markierungen bei Blende f/22, um die<br />
hyperfokale Distanz besser bestimmen zu<br />
können. Die Linsenkonstruktion besteht aus<br />
sieben Elementen in sechs Gruppen. Eine<br />
Streulichtblende muss extra dazugekauft werden,<br />
denn Canon liefert diese nur bei den viel teureren<br />
L-Objektiven mit. Ziemlich armselig.<br />
AUTOFOKUS: er Autofokus ist schnell, wenn<br />
auch nicht besonders leise, aber wir wollen hier<br />
keine Erbsenzählerei betreiben. Die kürzeste<br />
Arbeitsdistanz ist 35cm ab Frontlinse.<br />
LEISTUNG: Die Schärfe ist sehr gut, sogar schon<br />
bei Blende f/1.4 Der Kantenschärfeabfall ist zwar<br />
wahrnehmbar, doch von Blende f/2.8 bis Blende<br />
f/11 ist die Gesamtschärfe sehr gut. Verzerrung<br />
und Vignettierung sind beim Vollformat nur<br />
befriedigend. Doch solche Bildfehler können in<br />
der Nachbearbeitung leicht behoben werden,<br />
also soll uns das nicht so sehr stören. Die beste<br />
Auflösung liefert das Objektiv übrigens bei<br />
Blende f/5.6.<br />
URTEIL: Das Canon 50mm f/1.4 ist ein feines Objektiv. Seine<br />
große Stärke liegt in seiner schon bei weit offener Blende<br />
sehr guten Schärfe, besonders im Zentrum des<br />
Bildausschnitts. Es liefert bei allen Blendenöffnungen gute<br />
Ergebnisse. Ab Blende f/2.8 ist die Gesamtschärfe<br />
ausgezeichnet, auch die Vignettierung fällt dann kaum noch<br />
auf. Bei einem Straßenpreis ab etwa 310 € erhält man einen<br />
sehr guten Gegenwert für sein Geld – auch ohne<br />
Streulichtblende.<br />
HANDHABUNG 18/20<br />
EIGENSCHAFTEN 18/20<br />
LEISTUNG 38/40<br />
PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 18/20<br />
GESAMTURTEIL 92/100<br />
VERZERRUNG (VOLLFORMAT):<br />
VERZERRUNG (APS-C):<br />
VIGNETTIERUNG (VOLLFORMAT):<br />
VIGNETTIERUNG (APS-C):<br />
CHROMATISCHE ABERRATION (VOLLFORMAT):<br />
CHROMATISCHE ABERRATION (APS-C):<br />
Canon EF 50mm f/1.4 USM<br />
Abbildungsschärfe (%):<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
72<br />
43<br />
78<br />
51<br />
83<br />
68<br />
83<br />
80<br />
85<br />
84<br />
+1.6% (BEFRIEDIGEND)<br />
+1.2% (GUT)<br />
BEFRIEDIGEND<br />
AUSGEZEICHNET<br />
84<br />
82<br />
Zentrum<br />
80<br />
77<br />
SEHR GUT<br />
SEHR GUT<br />
72<br />
70<br />
f/1.4 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
Abbildungsschärfe (%): APS-C<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
58<br />
45<br />
64<br />
61<br />
70<br />
70<br />
71<br />
72<br />
73<br />
75<br />
74<br />
73<br />
Zentrum<br />
69<br />
66<br />
57<br />
55<br />
f/1.4 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht
146 Porträt Kit DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Nikon AF 50mm<br />
f/1.8 D<br />
HANDHABUNG: Kompakt und leicht. Das gut<br />
verarbeitete Plastikgehäuse mit Metallbajonett hat<br />
einen weichen und leicht laufenden manuellen<br />
Fokusring. Er steht bei kürzester Entfernungseinstellung<br />
etwas hervor und hat ein wenig Spiel im vorderen<br />
Bereich, fühlt sich aber solider an als beim ähnlich<br />
konstruierten Canon-Objektiv.<br />
EIGENSCHAFTEN: Die Konstruktion des Autofokus<br />
bedingt einen Stangenantrieb über das Gehäuse, im<br />
Gegensatz zu den AF-S Nikkor-Objektiven mit internen<br />
Antriebsmotoren. Da es sich um ein Nikon D-Objektiv<br />
handelt, verfügt es über einen manuellen Blendenring,<br />
der bei Vollautomatik auf Blende f/22 eingestellt und<br />
verriegelt ist. Die hyperfokale Entfernung für die<br />
Blenden f/11 und f/22 ist auf dem Objektivtubus<br />
markiert.<br />
AUTOFOKUS: Der Autofokus funktioniert gut, auch<br />
wenn er aufgrund der mechanischen Kupplung an das<br />
Kameragehäuse nicht so schnell und leise ist wie der<br />
Silent Wave Motor. Aufgrund dieser Besonderheit des<br />
Autofokus muss das Kameragehäuse entsprechend<br />
ausgelegt sein, was Einsteigermodelle von Nikon oft<br />
nicht sind.<br />
ABBILDUNGSLEISTUNG: Die optische Konstruktion<br />
besteht aus sechs Elementen in fünf Gruppen. Die<br />
Abbildungsleistung im Zentrum ist am Vollformat-<br />
Sensor gut, beim APS-C-Sensor fällt sie wegen der<br />
dessen höheren Anforderungen an die Auflösung<br />
etwas ab. Die beste Abbildungsleistung wird von beiden<br />
Sensorformaten erst bei Blende f/5.6 erreicht, die beste<br />
Auflösung lag bei 105 Linien pro Millimeter bei Blende<br />
f/8 (MTF 20%). Die Verzerrung ist nur gering,<br />
URTEIL: Ein Kritikpunkt ist der Autofokus-Antrieb.<br />
Dieses preiswerte Objektiv spricht Hobbyfotografen an,<br />
die mit Einsteigermodellen von Nikon fotografieren,<br />
und gerade die können das Objektiv nicht nutzen.<br />
Alternativ gibt es die Nikon AF-S-Version dieses<br />
Objektivs, bei dem das Problem nicht besteht; es bietet<br />
zudem eine bessere Abbildungsleistung und kostet nur<br />
rund 60 € mehr.<br />
HANDHABUNG 18/20<br />
EIGENSCHAFTEN 18/20<br />
ABBILDUNGSLEISTUNG 33/40<br />
PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 17/20<br />
GESAMTURTEIL 86/100<br />
VERZERRUNG (VOLLFORMAT): +0.4% AUSGEZEICHNET<br />
VERZERRUNG (APS-C): +0.6% SEHR GUT<br />
VIGNETTIERUNG (VOLLFORMAT): GUT<br />
VIGNETTIERUNG (APS-C): AUSGEZEICHNET<br />
CHROMATISCHE ABERRATION (VOLLFORMAT): SEHR GUT<br />
CHROMATISCHE ABERRATION (APS-C FORMAT): GUT<br />
Nikon AF 50mm f/1.8 D<br />
Abbildungsschärfe (%):<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
65<br />
36<br />
Abbildungsschärfe (%): APS-C<br />
Zentrum Kanten<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
f/1.8 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
51<br />
38<br />
70<br />
37<br />
55<br />
39<br />
79<br />
38<br />
64<br />
51<br />
79<br />
63<br />
64<br />
59<br />
82<br />
73<br />
69<br />
68<br />
82<br />
78<br />
71<br />
71<br />
Zentrum<br />
80<br />
75<br />
68<br />
66<br />
74<br />
69<br />
f/1.8 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
60<br />
58<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Nikon AF-S 50mm<br />
f/1.8 G<br />
HANDHABUNG: Es ist nicht so schwer wie es<br />
aussieht, doch mit 185g schwerer als das 50mm f/1.8<br />
D, jedoch immer noch um ein Drittel leichter als die<br />
f/1.4 G-Version. Das manuelle Scharfstellen geht<br />
weich und mit einem Finger leicht von der Hand.<br />
EIGENSCHAFTEN: Die kürzeste Arbeitsdistanz ist<br />
32cm ab Frontlinse, wobei in den Autofokus<br />
jederzeit manuell eingegriffen werden kann. Es gibt<br />
eine Schärfentiefenskala für Blende f/22, auf der auch<br />
hyperfokale Entfernungen markiert sind. Das<br />
Gehäuse besteht aus Plastik, das Anschlussbajonett<br />
ist aus Metall, das Objektiv gut gegen Staub und<br />
Feuchtigkeit abgedichtet. Es wird mit<br />
Streulichtblende und einem Objektivbeutel geliefert.<br />
AUTOFOKUS: Der Silent Wave-Motor läuft weich,<br />
ruhig und schnell. Er ist sogar etwas schneller als in<br />
der wesentlich teureren f/1.4 G-Version, vermutlich<br />
weil weniger Glas im Objektiv bewegt werden muss.<br />
ABBILDUNGSLEISTUNG: Sie ist für ein Objektiv mit<br />
solch bescheidenem Preis sehr hoch und entsteht<br />
aus sieben optischen Elementen, die in sechs<br />
Gruppen angeordnet sind, einschließlich einer<br />
asphärischen Oberfläche. Das führt zu einer<br />
Schärfeleistung, die bei gleichen<br />
Blendeneinstellungen höher ist als bei der f/1.4<br />
G-Version des Objektivs. Schon bei kleinster Blende<br />
werden bis in die Randbereiche exzellente<br />
Leistungen erreicht, sowohl im Vollformat als auch<br />
beim APS-C-Sensor. Die beste Auflösung lag bei 110<br />
Linien pro Millimeter bei Blende f/4 (MTF 20%).<br />
Verzerrung, Vignettierung und chromatische<br />
Aberration sind Klassendurchschnitt.<br />
URTEIL: Nikon-Besitzer sind im 50mm-Bereich<br />
verwöhnt, doch dieses 50mm f/1.8 G-Objektiv<br />
ist das Sahnehäubchen. Es kostet nicht einmal<br />
die Hälfte der Version f/1.4 G, bietet aber bei den<br />
meisten Blendeneinstellungen eine bessere<br />
Abbildungsleistung, insbesondere sehr gute<br />
Randschärfe.<br />
HANDHABUNG 18/20<br />
EIGENSCHAFTEN 18/20<br />
ABBILDUNGSLEISTUNG 38/40<br />
PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 20/20<br />
GESAMTURTEIL 94/100<br />
VERZERRUNG (VOLLFORMAT): +1.3% (GUT)<br />
VERZERRUNG (APS-C): +1.0% (SEHR GUT<br />
VIGNETTIERUNG (VOLLFORMAT): GUT<br />
VIGNETTIERUNG (APS-C): AUSGEZEICHNET<br />
CHROMATISCHE ABERRATION (VOLLFORMAT): SEHR GUT<br />
CHROMATISCHE ABERRATION (APS-C FORMAT): GUT<br />
Nikon AF-S 50mm f/1.8 G<br />
Abbildungsschärfe (%):<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
81<br />
50<br />
83<br />
57<br />
86<br />
68<br />
87<br />
78<br />
86<br />
80<br />
82<br />
78<br />
Zentrum<br />
78<br />
74<br />
73<br />
70<br />
f/1.4 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
Abbildungsschärfe (%): APS-C<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
66<br />
51<br />
69<br />
57<br />
72<br />
69<br />
74<br />
73<br />
75<br />
71<br />
73<br />
69<br />
Zentrum<br />
67<br />
62<br />
59<br />
56<br />
f/1.4 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
Kanten<br />
Schlecht Befriedigend Gut Sehr gut Ausgezeichnet<br />
Schlecht Befriedigend Gut Sehr gut Ausgezeichnet<br />
Kanten
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Porträt Kit 147<br />
Nikon AF-S 50mm<br />
f/1.4 G<br />
HANDHABUNG: Dies ist ein gut verarbeitetes<br />
Objektiv, ähnlich der Version f/1.8 G. Das f/1.4 ist<br />
natürlich schwerer und der manuelle Schärfering<br />
läuft etwas weicher.<br />
EIGENSCHAFTEN: Sie entsprechen ebenfalls<br />
weitgehend denen des 50mm f/1.8 G. Das gilt für<br />
den Autofokus, für das Metallbajonett und für die<br />
Abdichtung gegen Staub und Feuchtigkeit. Doch es<br />
gibt auch geringe Unterschiede, beispielsweise die<br />
Naheinstellentfernung von 33cm ab Frontlinse und<br />
die minimalistische Schärfentiefe, für die die<br />
hyperfokale Distanz der Blenden f/11 und f/16 auf<br />
dem Objektivtubus markiert ist.<br />
AUTOFOKUS: Nikons Silent Wave-Motor wird<br />
seinem guten Ruf gerecht, er ist seidenweich und<br />
leise, wenn auch nicht so flink wie in der Version<br />
f/1.8 G. Das Glas ist schwerer, und wie in den<br />
meisten 50mm-Standardobjektiven wird der<br />
gesamte Objektivkörper vor- und zurückbewegt,<br />
nicht nur ein paar interne Linsengruppen.<br />
ABBILDUNGSLEISTUNG: Es gibt keine<br />
asphärischen Linsen oder andere exotische<br />
Elemente in dem Objektiv, obwohl mit acht<br />
Elementen, die in sieben Gruppen angeordnet sind,<br />
wahrhaftig kein Glasmangel besteht. Die Schärfe ist<br />
hoch und wird nur vom Canon-Objektiv und seiner<br />
Konkurrenz aus dem eigenen Haus, dem Nikon<br />
f/1.8 G-Objektiv übertroffen. Die höchste Auflösung<br />
lag bei 99 Linien pro Millimeter bei Blende f/5.6<br />
(MTF 20%). Bei Blende f/1.4 treten starke<br />
Vignettierung und eine deutlich erkennbare<br />
Tonnenverzerrung auf.<br />
Sigma EX 50mm<br />
f/1.4 DG HSM<br />
HANDHABUNG: Dieses Objektiv fällt sofort<br />
durch seine Größe und sein Gewicht auf. Das ist<br />
aber nichts Nachteiliges, denn es liegt gut in der<br />
Hand, der Fokusring ist schön gedämpft und<br />
läuft sehr weich. Man kann fühlen, wie sich die<br />
Linsen im Objektiv bewegen.<br />
EIGENSCHAFTEN: Mit acht optischen<br />
Elementen in sechs Gruppen, einschließlich<br />
einer asphärischen Oberfläche, handelt es sich<br />
um ein fortschrittliches, modernes Design.<br />
Besonders die Frontlinse ist im Vergleich zur<br />
Konkurrenz wesentlich größer – der<br />
Gewindedurchmesser beträgt stolze 77 mm.<br />
AUTOFOKUS: Der Hypersonic-Autofokus ist<br />
schnell, angesichts des Gewichts, das er zu<br />
bewegen hat. Trotzdem ist er leise, allerdings<br />
„pumpt“ er manchmal am Ende des<br />
Einstellprozesses, bis die optimale Schärfe<br />
gefunden ist.<br />
ABBILDUNGSLEISTUNG: Das Sigma weist die<br />
höchste Schärfeleistung der hier vorgestellten<br />
Objektive auf, sowohl im Vollformat als auch<br />
mit APS-C-Sensor. Allerdings fällt die Schärfe<br />
unterhalb von Blende f/2.8 spürbar ab, ebenso<br />
wie bei Blende f/16. Die beste Auflösung wird<br />
mit 121 Linien pro mm bei Blende f/4 erreicht<br />
(MTF 20%). Die große Frontlinse bietet die<br />
geringste Vignettierung unter den hier<br />
vorgestellten Objektiven und mit -1.5EV bei<br />
Blende f/4 ist sie eine ganze Blendenstufe<br />
besser als bei dem ähnlichen Canon f/1.4<br />
USM- und dem Nikon f/1.4 G-Objektiv.<br />
URTEIL: Das Einzige, was zwischen diesem<br />
sehr guten Objektiv und einer Kaufempfehlung<br />
steht, ist die Konkurrenz aus eigenem Haus in<br />
Form des Nikon 50mm f/1.8 G-Objektivs. Doch<br />
auch das Sigma 50mm f/1.4 ist ein<br />
ernstzunehmender Konkurrent.<br />
HANDHABUNG 18/20<br />
EIGENSCHAFTEN 18/20<br />
ABBILDUNGSLEISTUNG 36/40<br />
PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 18/20<br />
GESAMTURTEIL 90/100<br />
URTEIL: Wenn Sie Bildschärfe wollen – hier haben Sie sie.<br />
Bei mittleren Blenden ist das Sigma unglaublich scharf,<br />
doch die Schärfe fällt bei den extremen Blendenwerten<br />
am unteren und oberen Ende ab. Verarbeitungsqualität<br />
und Autofokusfunktion sind sehr gut, was man bei dem<br />
Preis auch erwarten darf. Bemerkenswert ist, dass dieses<br />
Objektiv ein sehr weites Gesichtsfeld hat, eher wie eine<br />
46mm-Brennweite anstatt 50mm.<br />
HANDHABUNG 18/20<br />
EIGENSCHAFTEN 18/20<br />
ABBILDUNGSLEISTUNG 37/40<br />
PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 17/20<br />
GESAMTURTEIL 90/100<br />
VERZERRUNG (VOLLFORMAT): +1.7% (BEFRIEDIGEND)<br />
VERZERRUNG (APS-C): +1.3% (GUT)<br />
VIGNETTIERUNG (VOLLFORMAT): MANGELHAFT<br />
VIGNETTIERUNG (APS-C): AUSGEZEICHNET<br />
CHROMATISCHE ABERRATION (VOLLFORMAT): SEHR GUT<br />
CHROMATISCHE ABERRATION (APS-C FORMAT): GUT<br />
Nikon AF-S 50mm f/1.4 G<br />
Abbildungsschärfe (%):<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Abbildungsschärfe (%): APS-C<br />
Zentrum Kanten<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
f/1.4 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
46<br />
40<br />
60<br />
52<br />
65<br />
64<br />
67<br />
70<br />
68<br />
71<br />
70<br />
70<br />
DISTORTION (Full-frame): +1.2% (Good)<br />
DISTORTION (APS-C): +1.1% (Good)<br />
VIGNETTING (Full-frame): Very good<br />
VIGNETTING (APS-C): Excellent<br />
CHROMATIC AB (Full-frame edge): Very good<br />
CHROMATIC AB (APS-C edge): Good<br />
Sigma EX 50mm f/1.4 DG HSM<br />
Abbildungsschärfe (%):<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
69<br />
42<br />
75<br />
42<br />
82<br />
54<br />
89<br />
67<br />
87<br />
74<br />
84<br />
76<br />
66<br />
65<br />
Zentrum<br />
79<br />
74<br />
59<br />
54<br />
71<br />
66<br />
f/1.4 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
Abbildungsschärfe (%): APS-C<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
64<br />
52<br />
52<br />
53<br />
75<br />
54<br />
59<br />
59<br />
79<br />
70<br />
69<br />
65<br />
81<br />
77<br />
79<br />
69<br />
82<br />
82<br />
80<br />
68<br />
81<br />
81<br />
74<br />
66<br />
Zentrum<br />
79<br />
78<br />
Zentrum<br />
68<br />
61<br />
73<br />
70<br />
f/1.4 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
56<br />
50<br />
f/1.4 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
Kanten<br />
Schlecht Befriedigend Gut Sehr gut Ausgezeichnet<br />
Schlecht Befriedigend Gut Sehr gut Ausgezeichnet<br />
Schlecht Befriedigend Gut Sehr gut Ausgezeichnet<br />
Schlecht Befriedigend Gut Sehr gut Ausgezeichnet<br />
Kanten<br />
Kanten
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5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Porträt Kit 149<br />
Teleobjektive regieren die <strong>Porträtfotografie</strong><br />
Wenn Sie Porträts fotografieren<br />
wollen, müssen Sie nah ans Motiv<br />
– und das geht am besten mit<br />
einem Teleobjektiv.<br />
Es sind zahllose Objektivbrennweiten im<br />
Angebot, doch wenn Sie Porträt-Spezialisten<br />
fragen, welche Brennweite sie bevorzugen,<br />
ist die Antwort immer gleich: „Entweder<br />
Festbrennweiten von 50 bis 85mm oder ein<br />
lichtstarkes Telezoom von 70 bis 200mm<br />
f/2.8.“ Der Grund dafür ist einfach, denn nur<br />
diese Objektive verfügen über<br />
Eigenschaften, die Porträtfotografen<br />
wünschen.<br />
Der Hauptgrund zur Verwendung eines<br />
Teleobjektivs besteht darin, dass die längere<br />
Brennweite eine Perspektive bietet, die jede<br />
Person vorteilhaft aussehen lässt. Die<br />
Perspektive wird mit längerer Brennweite<br />
zunehmend gestaucht, sodass Gesichter<br />
zweidimensionaler, unverzerrt und somit<br />
attraktiver wirken. Außerdem bewirkt der<br />
engere Blickwinkel eines Teleobjektivs, dass<br />
Sie den Bildausschnitt mit einem Kopf-<br />
Schulterporträt vollständig ausfüllen<br />
können, ohne dass die Umgebung vom<br />
Betrachter bewusst wahrgenommen wird.<br />
Sie können ein Porträt noch attraktiver<br />
machen, wenn Sie ein besonders lichtstarkes<br />
Objektiv benutzen. Da die Person sich relativ<br />
weit entfernt von Ihnen befindet wenn Sie<br />
mit Teleobjektiv fotografieren, können Sie<br />
mit weit offener Blende einen sehr flachen<br />
Schärfentiefebereich erzeugen, der sie vom<br />
Hintergrund freigestellt; oder, bei sehr<br />
engem Bildzuschnitt, können Sie auf einen<br />
bestimmten Bereich des Gesichts<br />
scharfstellen, auf die Augen beispielsweise.<br />
Doch es gibt noch weitere Gründe,<br />
Teleobjektive für Porträtaufnahmen zu<br />
benutzen. Die relativ weite<br />
Arbeitsentfernung sorgt dafür, dass die<br />
fotografierte Person entspannter ist,<br />
besonders wenn sie nicht an Fotosessions<br />
gewöhnt ist. Achten Sie besonders darauf,<br />
dass die Verschlusszeiten kurz genug sind,<br />
um Verwackeln auszuschließen. Schalten<br />
Sie den Bildstabilisator ein und wenden Sie<br />
die Reziprok-Regel an: Keine Verschlusszeit<br />
darf größer sein als die eingestellte<br />
Brennweite – bei 200 mm Brennweite ist die<br />
kürzeste Verschlusszeit also 1/200 Sekunde<br />
oder kürzer.<br />
Location<br />
Brennweite 170mm<br />
Brennweite 50mm<br />
EFFEKTIVE BRENNWEITEN FÜR UNTERSCHIEDLICHE SENSORFORMATE<br />
Objektivbrennweite Vollformat APS-C APS-C (Canon) Micro-Four-Thirds<br />
Formatfaktor 1x 1.5x 1.6x 2x<br />
50mm 50mm 75mm 80mm 100mm<br />
100mm 100mm 150mm 160mm 200mm<br />
200mm 200mm 300mm 320mm 400mm<br />
300mm 300mm 450mm 480mm 600mm<br />
400mm 400mm 600mm 640mm 800mm<br />
500mm 500mm 750mm 800mm 1000mm<br />
55-200mm 55-200mm 83-300mm 88-320mm 110-400mm<br />
70-300mm 70-300mm 105-450mm 112-480mm 140-600mm<br />
100-300mm 100-300mm 150-450mm 160-320mm 200-600mm<br />
80-400mm 80-400mm 120-600mm 128-640mm 160-800mm<br />
Effektive Brennweite: Beachten Sie, dass sich die für ein Objektiv angegebene Brennweite auch heute noch auf das Format des<br />
Kleinbildfilms von 24×36mm bezieht, die auch Vollformat genannt wird. Die angegebene Objektivbrennweite gilt also nur für<br />
digitale Spiegelreflexkameras mit Vollformat-Sensor. Für alle anderen Sensorformate müssen Sie einen Faktor zur Berechnung<br />
der effektiven Brennweite heranziehen, den Sie der oben stehenden Tabelle entnehmen können.
150 Porträt Kit DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Canon EF 70-200mm<br />
f/2.8L II USM IS<br />
HANDHABUNG: Groß, solide und hervorragend verarbeitet.<br />
Zoomring und Schärfering lassen sich leichtgängig und<br />
doch präzise mit nur einem Finger bedienen. Das Objektiv<br />
ist etwas schwerer als die Konkurrenz, doch wenn man es<br />
erst einmal an der Kamera hat, spürt man das nicht mehr.<br />
Man kann sehr gut damit arbeiten.<br />
EIGENSCHAFTEN: Es hat alles, was man von einem derart<br />
teuren 70–200mm f/2.8 Zoomobjektiv erwarten darf:<br />
Ultraschallmotor, optische Bildstabilisierung, Abdichtungen<br />
gegen Staub und Feuchtigkeit, eine abnehmbare<br />
Stativschelle und eine Streulichtblende.<br />
Das Beste aber befindet sich im Inneren: 23 optische<br />
Elemente, angeordnet in 19 Gruppen, einschließlich 5<br />
UD-Linsen und einer Fluorit-Linse.<br />
Ein Vorteil des Canon-Objektivs besteht in seinem kurzen<br />
Naheinstellbereich, der einen Abbildungsmaßstab von 1:4,8<br />
bei 200mm Brennweite erlaubt, im Gegensatz zur<br />
Konkurrenz, die durchweg nur 1:4 erreicht. Die Brennweite<br />
wird üblicherweise bei der Scharfeinstellung auf „Unendlich“<br />
gemessen, deswegen reduziert sie sich beim Scharfstellen<br />
auf geringere Distanzen. Dieser Effekt wird „Fokus-<br />
Breathing“ genannt. Bei minimaler Arbeitsentfernung hat<br />
ein mit 200mm Brennweite angegebenes Objektiv daher<br />
nur noch eine Brennweite von etwa 150mm. Bei diesem<br />
Canon-Objektiv ist der Effekt jedoch nicht so stark<br />
ausgeprägt.<br />
AUTOFOKUS UND BILDSTABILISIERUNG: Der Autofokus<br />
läuft weich und ruhig und ist blitzschnell. Er durchläuft den<br />
Bereich von der kürzesten Arbeitsdistanz bis unendlich in<br />
durchschnittlich 0,45 Sekunden. Man kann jederzeit in den<br />
Autofokus eingreifen und manuell scharfstellen, ohne dass<br />
der Autofokus vorher ausgeschaltet werden muss.<br />
Die optische Bildstabilisierung erlaubt scharfe Bilder bei drei<br />
bis vier Stufen längeren Verschlusszeiten, als man nach der<br />
Faustregel zum <strong>Fotografie</strong>ren aus der Hand einstellen dürfte.<br />
Bei vier Stufen war die Erfolgsquote 60%, bei drei Stufen lag<br />
sie bei 90%; das sind die Standardwerte der besten<br />
Bildstabilisierungssysteme, die es derzeit gibt.<br />
ABBILDUNGSLEISTUNG: Die Diagramme sagen eigentlich<br />
alles. Im Vollformat fällt die Schärfe niemals unter die<br />
70%-Grenze, oberhalb der die Schärfe als ausgezeichnet<br />
angesehen wird. Das gilt für jede eingestellte Brennweite<br />
und für jede Blende, ganz gleich ob im Zentrum oder an den<br />
Rändern des Objektivs. Meistens bewegt sich der<br />
Schärfeverlauf bei mittleren Blendenwerten von f/4 bis f/8<br />
zwischen 80% und 90% – eine bemerkenswerte Leistung.<br />
Beim APS-C-Sensor fällt die Leistung nur unwesentlich ab<br />
und niemals unter „Sehr gut“; sie bleibt meist im Bereich<br />
„Ausgezeichnet“. Auch Aberrationen sind kein Problem,<br />
wobei Verzerrung und Vignettierung ebenfalls im Bereich<br />
von sehr gut bis ausgezeichnet liegen. Die Spitzenauflösung<br />
wurde gemessen mit 117 Linien pro Millimeter bei 20%,<br />
aufgenommen im Zentrum bei 70mm Brennweite und<br />
Blende f/4.<br />
URTEIL: Wer das Beste vom Besten will und es sich leisten<br />
kann, braucht sich nicht weiter umzuschauen. Dies ist ein<br />
wundervolles Objektiv mit Spitzenwerten und das unter<br />
jedem Aspekt der Abbildungsleistung. Wer unbedingt ein<br />
Haar in der Suppe finden will, wird außer dem etwas<br />
höheren Gewicht kein weiteres entdecken können.<br />
HANDHABUNG 20/20<br />
EIGENSCHAFTEN 20/20<br />
ABBILDUNGSLEISTUNG 40/40<br />
PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 14/20<br />
GESAMTURTEIL 94/100<br />
VERZERRUNG: Sehr gut VERZERRUNG: Ausgezeichnet<br />
VIGNETTIERUNG: Ausgezeichnet VIGNETTIERUNG: Ausgezeichnet<br />
CHROMATISCHE ABERRATION: Sehr gut CHROMATISCHE ABERRATION:Sehr gut<br />
Canon EF 70–200mm f/2.8LISII (Vollformat)<br />
Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
76<br />
72<br />
f/2.8<br />
86<br />
f/4<br />
82<br />
87<br />
84<br />
Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
84<br />
78<br />
74<br />
f/2.8<br />
71<br />
f/2.8<br />
88<br />
86<br />
f/4<br />
f/4<br />
80<br />
80<br />
87<br />
85<br />
82<br />
81<br />
Zentrum<br />
79<br />
74<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
88<br />
81<br />
79<br />
85<br />
85<br />
80<br />
79<br />
81<br />
81<br />
Zentrum<br />
76<br />
Zentrum<br />
79<br />
74<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
74<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
70<br />
72<br />
72<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Canon EF 70–200mm f/2.8L IS II (APS-C-Format)<br />
Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
68<br />
66<br />
f/2.8<br />
76<br />
f/4<br />
74<br />
78<br />
77<br />
Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
73<br />
63<br />
68<br />
f/2.8<br />
55<br />
f/2.8<br />
79<br />
75<br />
f/4<br />
f/4<br />
75<br />
68<br />
77<br />
75<br />
74<br />
69<br />
Zentrum<br />
68<br />
59<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
78<br />
74<br />
72<br />
75<br />
75<br />
71<br />
71<br />
70<br />
68<br />
Zentrum<br />
65<br />
Zentrum<br />
65<br />
60<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
58<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
56<br />
59<br />
57<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Kanten<br />
Schlecht Befriedigend Gut Sehr gut Ausgezeichnet<br />
Schlecht Befriedigend Gut Sehr gut Ausgezeichnet<br />
Kanten
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Porträt Kit 151<br />
Nikon AF-S 70-200mm<br />
f/2.8G ED VR II<br />
HANDHABUNG: Wie alle High-End Nikkor-Objektive<br />
fühlt sich auch dieses einfach gut an. Es ist ein<br />
Instrument für den Profi und hat einfach alles, was wir<br />
uns an einem Objektiv wünschen. Die drehbare<br />
Stativschelle ist fest angebracht, der Fuß jedoch<br />
abnehmbar.<br />
EIGENSCHAFTEN: Es ist alles vorhanden – ein Silent<br />
Wave-Motor für den Autofokus, in den jederzeit<br />
eingegriffen werden kann, Bildstabilisierung,<br />
Abdichtungen gegen Staub und Feuchtigkeit,<br />
Stativschelle, Streulichtblende und Objektivbeutel. Die<br />
optische Konstruktion besteht aus 21 Elementen in 16<br />
Gruppen, einschließlich sieben ED-Glaselementen. Alle<br />
Objektive mit solchen Brennweitenbereichen leiden<br />
unter Fokus-Breathing, das Canon-Objektiv am<br />
wenigsten, dass Nikon am meisten, Sigma und Tamron<br />
liegen im Mittelfeld. Der Effekt reduziert die Brennweite<br />
bei kurzen Entfernungen. Deswegen ist das mit 200mm<br />
angegebene Nikon-Objektiv bei kürzester<br />
Entfernungseinstellung von 1,4m nur noch ein<br />
140mm-Objektiv. Der Abbildungsmaßstab von 1:8<br />
bedeutet, Sie können den Sucher einer Vollformat-<br />
Kamera gerade noch mit einer im Querformat<br />
gehaltenen DIN-A4 Seite ausfüllen, mit kleineren<br />
Objekten nicht mehr.<br />
AUTOFOKUS UND BILDSTABILISIERUNG: Nikons<br />
Silent-Wave-Motor Autofokus ist leise und effizient, zwar<br />
nicht ganz so schnell wie beim Canon-Objektiv, doch<br />
nicht einmal um ein Zehntel langsamer. Wichtiger als<br />
das ist ohnehin die kontinuierliche Scharfeinstellung auf<br />
ein sich bewegendes Objekt, und die funktioniert<br />
tadellos. Die Bildstabilisierung will eine um vier Stufen<br />
längere Verschlusszeit garantieren zu können,<br />
verglichen mit der Aus-der-Hand-Regel. Bei vier Stufen<br />
waren wir in 60% aller Fälle erfolgreich, bei drei Stufen in<br />
90%. Das sind Spitzenwerte, die man allerdings von<br />
Top-Objektiven zu Spitzenpreisen auch erwarten darf.<br />
ABBILDUNGSLEISTUNG: Wenn auch nur mit<br />
geringfügigem Unterschied zu den anderen Objektiven,<br />
ist das Nikon das schärfste 70–200mm f/2.8-Objektiv,<br />
das Sie derzeit kaufen können. Mit dem APS-C-Sensor<br />
scheint die Abbildungsleistung noch um eine Winzigkeit<br />
besser zu sein als beim Vollformat-Sensor und auch die<br />
Spitzenauflösung von 121 Linien pro mm bedeutet nur<br />
den Hauch eines Vorsprungs vor den anderen<br />
Objektiven, aufgenommen bei 200 mm Brennweite und<br />
Blende f/4. In der Praxis sind die besseren Werte des<br />
Nikon-Objektivs kaum sichtbar, obwohl es, wenn ein<br />
Telekonverter verwendet werden soll, bei größter<br />
Brennweite im Vorteil sein kann. Wie beim Canon-<br />
Objektiv fällt die Schärfe beim Vollformat niemals unter<br />
die „Ausgezeichnet“-Marke von 70% und auch beim<br />
APS-C-Format bewegt sie sich meistens in derselben<br />
Klasse. Die Aberrationen entsprechen dem üblichen<br />
hohen Standard, obwohl die Kissenverzerrung mit 1,8%<br />
bei 200mm etwas höher liegt als bei den anderen<br />
Objektiven.<br />
URTEIL: Dies ist ein sehr gutes Objektiv. Abgesehen von<br />
kleinen Fehlern, wie dem Fokus-Breathing im<br />
Nahbereich, ist es nahezu perfekt. Seine Schärfe ist<br />
hervorragend, ebenso wie die Bildqualität und die<br />
Verarbeitung. Andererseits sind 2200 € eine Menge Holz,<br />
daher halten wir das Objektiv für überteuert.<br />
HANDHABUNG 20/20<br />
EIGENSCHAFTEN 20/20<br />
ABBILDUNGSLEISTUNG 40/40<br />
PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 15/20<br />
GESAMTURTEIL 95/100<br />
VERZERRUNG: Gut VERZERRUNG: Ausgezeichnet<br />
VIGNETTIERUNG: Ausgezeichnet VIGNETTIERUNG: Ausgezeichnet<br />
CHROMATISCHE ABERRATION: Sehr gut CHROMATISCHE ABERRATION: Sehr gut<br />
NikonAF-S70–200mmf/2.8II (Vollformat)<br />
Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
82<br />
68<br />
f/2.8<br />
86<br />
f/4<br />
84<br />
87<br />
83<br />
Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
88<br />
80<br />
73<br />
f/2.8<br />
79<br />
f/2.8<br />
88<br />
89<br />
f/4<br />
f/4<br />
82<br />
83<br />
87<br />
85<br />
80<br />
80<br />
Zentrum<br />
76<br />
72<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
89<br />
84<br />
84<br />
85<br />
85<br />
83<br />
81<br />
79<br />
81<br />
Zentrum<br />
77<br />
Zentrum<br />
76<br />
72<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
74<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
70<br />
71<br />
71<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
NikonAF-S70–200mm f/2.8II (APS-C Format)<br />
Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
71<br />
68<br />
f/2.8<br />
77<br />
f/4<br />
74<br />
79<br />
75<br />
Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
78<br />
70<br />
70<br />
f/2.8<br />
70<br />
f/2.8<br />
79<br />
81<br />
f/4<br />
f/4<br />
77<br />
75<br />
78<br />
74<br />
72<br />
68<br />
Zentrum<br />
61<br />
56<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
81<br />
77<br />
76<br />
74<br />
75<br />
74<br />
72<br />
69<br />
68<br />
Zentrum<br />
68<br />
Zentrum<br />
65<br />
60<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
58<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
58<br />
56<br />
58<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht
152 Porträt Kit DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Sigma 70-200mm f/2.8<br />
EX DG APO HSM OS<br />
HANDHABUNG: AEs ist das leichteste Objektiv dieser<br />
Gruppe, wirkt jedoch trotzdem solide. Zoomring und<br />
Schärfering laufen leicht und weich, sind jedoch im<br />
Gegensatz zum Canon-Objektiv umgekehrt<br />
angeordnet, der Schärfering befindet sich nah am<br />
Kameragehäuse. Das liegt an der Anordnung der<br />
Linsengruppen im Objektiv, die für Schärfe und<br />
Zoomfunktion zuständig sind.<br />
EIGENSCHAFTEN Die Ausstattung reicht vom<br />
Ultraschall-Autofokus, in den jederzeit manuell<br />
eingegriffen werden kann, bis zur zweistufigen<br />
Bildstabilisierung. Abdichtungen für Staub und<br />
Feuchtigkeit fehlen, ein Zeichen, dass hier Kosten<br />
gespart werden sollten. Weiterhin gibt es eine<br />
abnehmbare Stativschelle und eine Streulichtblende<br />
mit APS-C Erweiterung. Die optische Konstruktion<br />
besteht aus 22 Elementen in 17 Gruppen. Davon<br />
bestehen zwei Gruppen aus FLD- und drei aus<br />
SLD-Glaselementen. Der bescheidene maximale<br />
Abbildungsmaßstab von 1:8 ist ein klarer Hinweis auf<br />
das übliche Fokus-Breathing, das die Brennweite bei<br />
kurzen Arbeitsentfernungen reduziert.<br />
AUTOFOKUS UND BILDSTABILISATION: An den<br />
mechanischen Komponenten gibt es nichts zu<br />
bemängeln. Der Autofokus war zwar mit 0,65 Sekunden<br />
für den Lauf von vorn nach hinten der langsamste, doch<br />
das ist immer noch sehr schnell. Wichtiger als das ist<br />
ohnehin die kontinuierliche Schärfe-Verfolgung, und<br />
diesen Test bestand der Sigma-Autofokus mit Bravour.<br />
Sigmas optische Bildstabilisierung behauptet, wie die<br />
anderen, eine um vier Stufen längere Verschlusszeit zu<br />
bieten, wobei die Erfolgsquote bei vier Stufen 60% und<br />
bei drei Stufen 90% betrug. Hier unterscheiden sich die<br />
Objektive nicht voneinander.<br />
ABBILDUNGSLEISTUNG Die große Frage war: Kann ein<br />
Objektiv das nur halb so teuer ist wie die anderen,<br />
genauso scharf abbilden? Und die Antwort ist eindeutig:<br />
Ja. Fast. Die einzige Ausnahme besteht in der<br />
Kantenschärfe bei 200mm Brennweite, wo die Schärfe<br />
unterhalb von Blende f/8 spürbar abfällt. Dies scheint<br />
kein Ausreißer in der Serienfertigung zu sein, sondern<br />
liegt eher am Design des Objektivs, dass die<br />
Abbildungsleistung in diesem Punkt sowohl beim<br />
Vollformat als auch beim APS-C Format beeinflusst.<br />
Sobald abgeblendet wird, steigt die Schärfe sprunghaft<br />
an; im Übrigen werden Objekte an den Bildrändern bei<br />
längeren Brennweiten ohnehin unscharf abgebildet,<br />
doch das ist ein grundsätzliches Problem.<br />
Ansonsten entspricht die Abbildungsleistung<br />
weitgehend den anderen Objektiven; unter Umständen<br />
kann leichte Verzerrung auftreten, aber nicht mehr als<br />
beim Nikon-Objektiv. Die Spitzenauflösung bei 20%<br />
MTF betrug im Zentrum bei 200 mm Brennweite und<br />
Blende f/4 respektable 112 Linien pro mm.<br />
URTEIL Das Sigma wird den Erwartungen gerecht und<br />
erfüllt seinen Zweck. Es ist äußerst scharf und braucht<br />
sich hinter der teureren Konkurrenz nicht zu verstecken,<br />
abgesehen von den erwähnten Randproblemen bei<br />
längster Brennweite. Autofokus und Bildstabilisierung<br />
funktionieren sehr gut, allerdings gibt es keine<br />
Abdichtung gegen Staub und Feuchtigkeit. Das Beste an<br />
diesem Objektiv ist daher sein unschlagbarer Preis.<br />
HANDHABUNG 20/20<br />
EIGENSCHAFTEN 19/20<br />
ABBILDUNGSLEISTUNG 36/40<br />
PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 20/20<br />
GESAMTURTEIL 95/100<br />
VERZERRUNG: Gut<br />
VIGNETTIERUNG: Ausgezeichnet<br />
CHROMATISCHE ABERRATION: Sehr gut<br />
Sigma 70-200mm f/2.8 HSM OS (Vollformat)<br />
Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
83<br />
67<br />
f/2.8<br />
84<br />
f/4<br />
79<br />
85<br />
83<br />
Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
78<br />
79<br />
68<br />
f/2.8<br />
35<br />
f/2.8<br />
84<br />
86<br />
f/4<br />
f/4<br />
73<br />
47<br />
83<br />
83<br />
82<br />
79<br />
Zentrum<br />
78<br />
72<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
86<br />
77<br />
59<br />
82<br />
84<br />
78<br />
71<br />
79<br />
79<br />
Zentrum<br />
76<br />
Zentrum<br />
74<br />
72<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
72<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
70<br />
71<br />
69<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
VERZERRUNG (APS-C) Ausgezeichnet<br />
VIGNETTIERUNG (APS-C) Ausgezeichnet<br />
CHROMATISCHE AB (APS-C) Sehr gut<br />
Sigma 70-200mm f/2.8 EX HSM OS (APS-C)<br />
Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
72<br />
61<br />
f/2.8<br />
72<br />
f/4<br />
72<br />
75<br />
75<br />
Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
65<br />
67<br />
65<br />
f/2.8<br />
34<br />
f/2.8<br />
74<br />
77<br />
f/4<br />
f/4<br />
73<br />
42<br />
73<br />
72<br />
72<br />
66<br />
Zentrum<br />
66<br />
55<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
76<br />
72<br />
57<br />
70<br />
73<br />
70<br />
64<br />
65<br />
66<br />
Zentrum<br />
65<br />
Zentrum<br />
62<br />
56<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
55<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
56<br />
55<br />
52<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Porträt Kit 153<br />
Tamron SP 70-200mm<br />
f/2.8 Di VC USD<br />
HANDHABUNG: Tamron bewirbt dieses Objektiv als das<br />
kleinste seiner Klasse, doch man hat immer noch einiges<br />
in der Hand. Solide verarbeitet und sehr schön im Finish<br />
steht es den Konkurrenten in nichts nach. Die<br />
Drehrichtung von Zoomring und Schärfering ist<br />
übrigens dieselbe wie beim Nikon-Objektiv<br />
EIGENSCHAFTEN Dieses neue Objektiv befindet sich im<br />
Vergleich zu der älteren Tampon-Version in einer völlig<br />
anderen Liga. Hinzugekommen sind Ultrasonic Silent<br />
Drive Focusing, Bildstabilisierung sowie Staub- und<br />
Spritzwasserschutz. Es ist auch schärfer geworden und<br />
besteht nun aus 23 optischen Elementen in 19 Gruppen,<br />
fünf aus UD-Glas und eine aus XLD-Glas, das ähnliche<br />
Qualitäten wie Fluorit-Glas aufweist. Das<br />
unvermeidliche Focus-Breathing fällt auch hier auf. Der<br />
maximale Abbildungsmaßstab beträgt 1:8, im Gegensatz<br />
zur älteren Version dieses Objektivs, bei der er 1:3 betrug.<br />
AUTOFOKUS UND BILDSTABILISIERUNG Tamrons<br />
Ultrasonic Silent Drive Autofokus durchfährt die Strecke<br />
von der Nahdistanz bis „Unendlich“ in beeindruckenden<br />
0,55 Sekunden, was eine ausgezeichnete Leistung<br />
darstellt. Die Bildstabilisierung korrigiert Vibrationen<br />
über drei Achsen. Sie gleicht Schwingungen von links<br />
nach rechts und von oben nach unten gleichzeitig aus.<br />
Außerdem wird ein Schwenk erkannt, wobei die<br />
betroffene Richtung automatisch von der Korrektur<br />
ausgenommen wird. Das Ganze funktioniert sehr<br />
zuverlässig, trotz all unserer Bemühungen, die<br />
Stabilisierung auszutricksen. Tamron reklamiert vier<br />
Blendenstufen längere Verschlusszeiten, verglichen mit<br />
der Faustregel zum <strong>Fotografie</strong>ren aus der Hand, und wir<br />
erreichten eine Erfolgsquote von 70% bei vier Stufen und<br />
90% bei drei Stufen, was gegenüber den Konkurrenten<br />
sogar eine leichte Steigerung darstellt.<br />
ABBILDUNGSLEISTUNG Angesichts all der eingebauten<br />
optischen Elemente und dem exotischen Glas<br />
erwarteten wir eine hohe Schärfe von diesem Objektiv<br />
und wir wurden nicht enttäuscht. Im Zentrum bleibt die<br />
Schärfe beim Vollformat-Sensor immer über der Grenze<br />
zu „Ausgezeichnet“, wobei auch die Kanten kaum zu<br />
wünschen übrig ließen. Beim APS-C-Sensor drücken die<br />
höheren Anforderungen an die Auflösung die Werte<br />
unweigerlich nach unten, doch auch hier ist die Schärfe<br />
im Zentrum generell immer noch ausgezeichnet und<br />
die Randbereiche sind in der Bewertung „Sehr gut“.<br />
Verzerrung und Vignettierung bewegen sich auf dem zu<br />
erwartenden hohen Niveau bei entweder „Sehr gut“<br />
oder „Ausgezeichnet“. Die Spitzenauflösung bei 20%<br />
MTF war die zweitgrößte unter den getesteten<br />
Objektiven, sie betrug 119 Linien pro Millimeter,<br />
gemessen im Zentrum bei Brennweite 120mm und<br />
Blende f/4.<br />
URTEIL: Das neue Tamron-Flaggschiff spielt auf Anhieb<br />
eine Rolle in der Spitzengruppe. Nur bei längster<br />
Brennweite fällt die Schärfe an den Rändern minimal ab,<br />
aber das zu kritisieren, grenzte an Erbsenzählerei, denn<br />
man wird es in der Praxis kaum bemerken. Autofokus<br />
und Bildstabilisierung sind erstklassig, und die vor Staub<br />
und Feuchtigkeit geschützte Objektivkonstruktion<br />
verspricht eine lange Haltbarkeit. Das Objektiv ist die<br />
perfekte Ergänzung zum ausgezeichneten 24–70mm<br />
f/2.8 VC Standardzoom von Tamron.<br />
HANDHABUNG 20/20<br />
EIGENSCHAFTEN 20/20<br />
ABBILDUNGSLEISTUNG 38/40<br />
PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 17/20<br />
GESAMTURTEIL 95/100<br />
DISTORTION (Full-frame) Sehr gut<br />
VIGNETTIERUNG (Vollformat) Ausgezeichnet<br />
CHROMATISCHE AB (Vollformat) Sehr gut<br />
Tamron SP 70-200mm f/2.8 VC (Vollformat) Tamron SP 70-200mm f/2.8 VC (APS-C)<br />
Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
81<br />
64<br />
f/2.8<br />
89<br />
f/4<br />
69<br />
88<br />
71<br />
Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
76<br />
72<br />
76<br />
f/2.8<br />
66<br />
f/2.8<br />
87<br />
81<br />
f/4<br />
f/4<br />
79<br />
65<br />
84<br />
85<br />
76<br />
80<br />
Zentrum<br />
75<br />
73<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
87<br />
80<br />
67<br />
83<br />
85<br />
79<br />
69<br />
79<br />
80<br />
Zentrum<br />
75<br />
Zentrum<br />
71<br />
73<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
73<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
69<br />
72<br />
68<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
VERZERRUNG (APS-C) Ausgezeichnet<br />
VIGNETTIERUNG (APS-C) Ausgezeichnet<br />
CHROMATISCHE AB (APS-C) Sehr gut<br />
Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
67<br />
58<br />
f/2.8<br />
80<br />
f/4<br />
64<br />
79<br />
66<br />
Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
61<br />
59<br />
59<br />
f/2.8<br />
49<br />
f/2.8<br />
75<br />
78<br />
f/4<br />
f/4<br />
68<br />
57<br />
72<br />
76<br />
65<br />
68<br />
Zentrum<br />
63<br />
58<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
76<br />
69<br />
61<br />
71<br />
74<br />
64<br />
63<br />
66<br />
Centre Zentrum<br />
68<br />
Zentrum<br />
62<br />
62<br />
58<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
58<br />
f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />
55<br />
57<br />
Kanten<br />
Edge Kanten<br />
54<br />
Kanten<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Ausgezeichnet<br />
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5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Ausrüstung 155<br />
Kaufhilfe: Lichtformer<br />
Egal ob Sie draußen mit Umgebungslicht oder in einem Studio mit Blitz fotografieren, Reflektoren und Aufheller sind günstige,<br />
vielseitige Hilfsmittel, um Licht zu manipulieren. Wir zeigen Ihnen die unterschiedlichen Typen, die in Frage kommen.<br />
Es ist ein verbreiteter Irrglaube, dass man für<br />
professionelle Porträtfotos eine teure Ausrüstung<br />
benötigt. Während eine bessere Kamera und<br />
hochwertigere optische Komponenten natürlich<br />
einen Unterschied machen können, gibt es auch<br />
viele erschwingliche Ausrüstungsgegenstände,<br />
die, wenn sie richtig angewendet werden, für<br />
exzellente Bilder sorgen können.<br />
Beleuchtungshilfen wie Reflektoren und<br />
Aufheller gehören auf jeden Fall dazu, denn sie<br />
erweisen sich bei jeder Art von Tages-, Kunstund<br />
Mischlicht als äußerst nützlich.<br />
In diesem Heft finden Sie etliche Beispiele, wie<br />
Beleuchtungshilfen bei Tageslicht eingesetzt<br />
werden können. Sie sind für jedes Motiv geeignet,<br />
bei dem das Licht explizit gesteuert werden<br />
muss, Still-Leben und Makrofotos beispielsweise.<br />
Ein Reflektor wird oft dazu verwendet, Licht von<br />
der Hauptlichtquelle auf das Motiv<br />
zurückzuwerfen, wodurch man auf den Einsatz<br />
eines zweiten Blitzkopfs verzichten kann. Es gibt<br />
Lichtformer in allen Größen, Formen und Farben,<br />
von kleinen Reflektoren, die in der Hand gehalten<br />
werden, bis hin zu solchen, die aufgrund ihrer<br />
Abmessungen ein eigenes Stativ oder die Hilfe<br />
eines Assistenten erfordern. In den meisten<br />
Situationen ist die kleine Variante völlig<br />
ausreichend. Wer allerdings mit der <strong>Fotografie</strong><br />
sein Geld verdient, wird auf Dauer nicht um<br />
größere, teurere Reflektoren herumkommen,<br />
speziell für Außenaufnahmen.<br />
Unser Überblick zeigt Produkte der gängigen<br />
Hersteller, die für den alltäglichen Gebrauch in<br />
Frage kommen. Besuchen Sie auch die<br />
entsprechenden Websites, denn der Markt ist<br />
ständig in Bewegung. Außerdem finden Sie auf<br />
den folgenden Seiten einen Vergleichstest<br />
mehrerer 5-in-1-Reflektor-Kits, die<br />
kostengünstige Alternativen zum Einzelkauf sind.<br />
Reflektorgrößen<br />
30 cm..........................................12 Zoll<br />
50 cm.........................................20 Zoll<br />
56 cm..........................................22 Zoll<br />
81 cm..........................................32 Zoll<br />
95 cm..........................................37 Zoll<br />
107 cm.......................................42 Zoll<br />
120 cm.......................................47 Zoll<br />
70x110 cm.......................28x44 Zoll<br />
90x120 cm......................36x48 Zoll<br />
100x165 cm....................40x66 Zoll<br />
60x90 cm.........................24x36 Zoll<br />
90x125 cm......................36x50 Zoll<br />
100x150 cm....................39x59 Zoll<br />
130x190 cm....................52x76 Zoll<br />
180x245 cm....................72x98 Zoll
156 Ausrüstung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
California Sunbounce<br />
www.sunbounce.com<br />
Die California Sunbounce Reflektoren sind<br />
bei Profis wegen ihrer Stabilität, soliden<br />
Verarbeitung und ihres geringen Gewichts<br />
beliebt. Die Reflektor-Bespannung ist auf<br />
Rahmen aus Aluminium befestigt, die in<br />
verschiedenen Größen erhältlich sind und<br />
schnell und einfach zusammen- und<br />
auseinandergebaut und für Lagerung und<br />
Transport platzsparend verstaut werden<br />
können. Es gibt eine gute Auswahl von<br />
reflektierenden Bespannungen und<br />
obwohl nicht jede Farbe auf jeden<br />
Rahmen passt, gibt es genug<br />
Kombinationsmöglichkeiten.<br />
Es werden auch<br />
Austauschbespannungen angeboten,<br />
aber der Preisunterschied für komplette<br />
Sätze und einzelne Bespannungen ist<br />
nicht groß. Deswegen lohnt es sich, die<br />
komplette Ausstattung anzuschaffen,<br />
damit vor Ort nicht erst noch die<br />
Bespannung gewechselt werden muss.<br />
Die Reflektoren sind in Weiß/Silber und<br />
Weiß/Gold erhältlich, doch auch in<br />
selteneren Kombinationen beispielsweise<br />
Zebra/Weiß – „Zebra“ ist eine Mischung<br />
aus Gold und Silber. Außerdem gibt es<br />
eine Reihe durchsichtiger Diffusoren.<br />
Obwohl eine Reihe von lichtdurchlässigen<br />
Bespannungen für die Pro und Mega Reflektoren<br />
erhältlich sind, empfehlen wir Ihnen zum<br />
Aufhellen, den Sun Swatter auszuprobieren. Dies<br />
ist ein großer Diffusor, der ideal für den Gebrauch<br />
im Freien ist, da er an einem Ausleger außerhalb<br />
des Bildbereichs über das Modell gehalten werden<br />
kann. Er ist leicht zusammenzubauen und speziell<br />
für windiges Wetter konzipiert. Es gibt ihn in zwei<br />
Größen und mehreren Stufen der<br />
Lichtreduzierung des durchsichtigen Materials<br />
– ein Drittel, zwei Drittel und drei Drittel<br />
Lichtstreuung. Wir empfehlen Ihnen den<br />
kleineren Sun Swatter mit ein Drittel oder zwei<br />
Drittel Diffusor.<br />
Andere Spezial-Reflektoren in diesem Bereich<br />
sind der Sun-Mover, bei dem auch die<br />
Lichtstreuung verändert werden kann, und der Sun<br />
Cage als mobiles Studio für Außenaufnahmen.<br />
Sun Swatter (130x190 cm)<br />
Ein Drittel 324 €<br />
Sun Swatter (130x190 cm)<br />
Zwei Drittel 339 €<br />
Sun Swatter Giant (180x245 cm)<br />
Ein Drittel 537 €<br />
Sun Swatter Giant (180x245 cm)<br />
Zwei Drittel 562 €<br />
Kenro<br />
www.kenro.co.uk<br />
Kenro produziert einen runden und einen<br />
rechteckigen 5-in-1-Kit. Die runden Reflektoren<br />
messen 30, 56, 81 und 107 cm und kosten jeweils 20 €,<br />
51 €, 92 € und 116 €. Die rechteckigen Sätze messen<br />
70x110 cm, 90x120 cm und 100x165 cm und kosten<br />
jeweils 70 €, 94 € und 124 €. Zu allen Ausrüstungen<br />
gehören eine Tasche, ein lichtdurchlässiges Panel und<br />
umkehrbare goldene, silberne, weiße oder schwarze<br />
Rückseite ausgestattet.<br />
Kenro bietet außerdem eine Reihe von Reflektoren<br />
und Aufhellern mit Griffen, die „Easy Grips“. Hier gibt es<br />
drei 60x90 cm große Modelle: die durchsichtige<br />
Da sie für den professionellen Gebrauch<br />
produziert werden, sind sie nicht billig,<br />
aber sie sind für jahrelangen<br />
Alltagsgebrauch aus den<br />
strapazierfähigsten Materialien hergestellt.<br />
Das Sunbounce-System ist erweiterbar,<br />
doch weil die Zahl der Möglichkeiten so<br />
groß ist, haben wir eine Auswahl unter<br />
den Reflektorkollektionen unten<br />
aufgelistet und dazu jeweils den Preis der<br />
zwei beliebtesten Reflektorfarben. Hier<br />
sind die wesentlichen Optionen:<br />
Micro-mini: (60x90 cm)<br />
Silber / Weiß: 145 €; Zebra / Weiß: 177 €<br />
Mini: (90x125 cm)<br />
Silber / Weiß: 219 €; Zebra / Weiß: 268 €<br />
Pro: (130x190 cm)<br />
Silber / Weiß: 329 €; Zebra / Weiß: 386 €<br />
Big: (180x245 cm)<br />
Silber / Weiß: 514 €; Zebra / Weiß: 599 €<br />
Variante für 51 Euro, die Silber/Weiß-Variante für 56 €<br />
und eine Variante Sonnenlicht/Weiß. Zu jedem<br />
5-in-1-Reflektor-Kit gehört ein lichtdurchlässiges<br />
Panel, über das jeweils eine auswechselbare, goldene,<br />
silberne, weiße oder schwarze Abdeckung gespannt<br />
werden kann. Nach Gebrauch kann die Ausrüstung in<br />
einer praktischen Tasche mit Reißverschluss verstaut<br />
werden.<br />
Calumet<br />
www.calumetphoto.de<br />
Calumet ist ein großer Vertrieb für<br />
Fotozubehör und bietet Fotozubehör unter<br />
eigenem Markennamen an, darunter die<br />
„ZipDiscs“, eine Serie faltbarer Reflektoren.<br />
Dazu gehören zweifarbige Reflektoren,<br />
lichtdurchlässige Durchblitz-Panels und<br />
vierfarbige Bezüge in Gold, Silber, Weiß und<br />
Schwarz. Die ZipDisc-Kits bestehen aus:<br />
Lichtdurchlässiges, weißes ZipDisc<br />
Durchblitz-Panel<br />
Der runde Diffusor, der das Herzstück jedes<br />
5-in-1 Kits darstellt, ist auch separat erhältlich.<br />
56 cm 28,91 €; 81 cm 34,50 €;<br />
107 cm 46,51 €; 130 cm 58,50 €<br />
Zigzag ZipDisc Gold-Silber/Weiß<br />
Die gold-silber-farbige Seite kombiniert Gold<br />
mit Silber, um ein wärmeres Licht zu<br />
erzeugen.<br />
56 cm 34,50 €; 81 cm 46,51 €; 107 cm 58,50 €<br />
Silber/weiße ZipDisc<br />
Der klassische, von Hand zu haltende<br />
Reflektor mit Aufbewahrungstasche.<br />
56cm 33,20 €; 81cm 41,53 €; 107cm 53,43 €<br />
ZipDisc vierfarbiger Bezug<br />
Dieser vierfarbige Bezug – Gold, Weiß, Silber<br />
und Schwarz – kann auf jedem runden oder<br />
ovalen Reflektor verwendet werden.<br />
56 cm ZipDisc Wendebezug: 28,50 €<br />
81 cm ZipDisc Wendebezug: 43,50 €<br />
107 cm ZipDisc Wendebezug: 46,51 €<br />
5-in-1 Kit<br />
Dieses Set enthält eine Kombination aus der<br />
lichtdurchlässigen Durchblitzbespannung<br />
und dem vierfarbigen Wendebezug. Wir<br />
haben für unseren Produktvergleich das 5-in-1<br />
Kit mit 81cm Durchmesser getestet.<br />
56 cm 26,37 €; 81 cm 72,70 €; 107 cm 51,49 €<br />
Elemental<br />
www.studio-flash.com<br />
Elemental, der Spezialist für<br />
preisgünstige Studioblitzgeräte, hat<br />
zurzeit nur zwei faltbare<br />
Reflektoren im Angebot, aber<br />
wir haben sie trotzdem hier<br />
berücksichtigt, da sie ein<br />
exzellentes<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Beide 5-in-1 Kits, sowohl<br />
das mit 80cm Durchmesser, als auch das mit 107cm<br />
Durchmesser, enthalten einen weißen Diffusor mit einem<br />
auswechselbaren Reflektorbezug in Gold, Silber und Weiß.<br />
Alles zusammen wird in einer schwarzen Tasche geliefert.<br />
Die 80cm Version kostet knapp über 30 €, während die<br />
Variante mit 107cm Durchmesser bei ca. 44 € liegt.<br />
Elemental hat außerdem noch einen Reflektorarm für<br />
etwa 30 € im Angebot.
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Ausrüstung 157<br />
Interfit<br />
www.interfitphotographic.com<br />
Interfit ist eine der führenden Marken für<br />
Studioausrüstung und bietet eine breite Palette von<br />
Reflektoren an. Das Angebot erstreckt sich von<br />
kleineren, von Hand zu haltenden Modellen bis zu<br />
größeren, die an einem Stativ befestigt werden<br />
müssen. Sie haben die Qual der Wahl…<br />
Soft Sun/Weiß; Silber/Weiß und Silber/Gold<br />
Runde, faltbare Reflektoren sind mit drei<br />
verschiedenen Oberflächen in je vier Größen<br />
erhältlich.<br />
30cm etwa 13 €; 56cm etwa 20 €;<br />
82cm etwa 35 €; 107cm knapp 50 €<br />
5-in-1 kits<br />
Die Sets enthalten jeweils einen Durchlichtreflektor<br />
mit einem vierfarbigen Bezug (Gold, Silber, Schwarz<br />
und Weiß), in einer Reißverschlusstasche. Sie sind in<br />
den drei folgenden Größen erhältlich.<br />
56cm etwa 33 €; 82cm etwa 46 €; 107cm etwa 55 €<br />
Easy Grip<br />
Der Easy Grip<br />
Reflektor von<br />
Interfit verfügt<br />
über einen dicken<br />
Haltegriff, an dem<br />
er mit einer Hand<br />
gehalten werden<br />
kann. Er misst<br />
90x60 cm und ist<br />
in den folgenden<br />
Farben erhältlich:<br />
Sunlight/Weiß,<br />
Gold/Silber,<br />
Silber/Weiß und eine halbe Stufe<br />
lichtdurchlässig. Er kostet etwa 50 €.<br />
Porträt Reflektor Set<br />
Das Porträt Reflektor Set von Interfit besteht im<br />
Wesentlichen aus drei Reflektor-Panels, die an einem<br />
Rahmen angebracht sind, der seinerseits an einem<br />
Stativ montiert wird. Jedes Panel mit den<br />
Abmessungen 90x60 cm kann zur besseren<br />
Lichtsteuerung individuell positioniert werden. Das<br />
Set besteht aus einem Panel in Silber / Gold und<br />
zwei Panels in Sunlight/Silver und kostet ca. 125 €.<br />
Großer, flacher Panel-Reflektor<br />
Etwas für Studioporträts. Er wurde speziell für<br />
Ganzkörperporträts und Mode-<strong>Fotografie</strong><br />
entwickelt. Der große, flache Reflektor misst 89x178<br />
cm und kommt mit Stativ und einer dreh- und<br />
neigbaren Halteklammer, mit der das Panel von<br />
vertikal bis horizontaler Neigung eingesetzt<br />
werden kann. Die Versionen in Silber/Gold und<br />
Schwarz/Weiß sind für knapp 110 € erhältlich.<br />
Flexi-Lite 5-in-1<br />
Dieses an einem Stativ<br />
befestigte Reflektor-Panel<br />
wurde für Profifotografen<br />
entwickelt und kann<br />
entweder von Hand<br />
festgehalten oder im Studio<br />
eingesetzt werden. Der<br />
Aluminiumrahmen verfügt<br />
über einen Ausleger, der in<br />
jedem beliebigen Winkel<br />
positioniert werden kann. Es<br />
gibt Sets in den Größen<br />
Medium (100x150 cm) und<br />
Large (150x200 cm). Der<br />
INT303 hat einen Bezug in<br />
Gold/Silber/Schwarz/Weiß<br />
und kostet etwa 380 €.<br />
Lastolite<br />
www.lastolite.com<br />
Lastolite ist eine der weltweit führenden<br />
Marken für Studiozubehör und besonders<br />
bekannt für seine Beleuchtungshilfen.<br />
Demzufolge wird es nicht überraschen, dass<br />
Lastolite auch Reflektoren anbietet. Viele sind<br />
speziell auf die Bedürfnisse professioneller<br />
Fotografen ausgerichtet, deswegen<br />
beschränken wir uns aus Platzgründen auf<br />
die Produkte, die für die generelle<br />
<strong>Porträtfotografie</strong> am besten geeignet sind.<br />
Faltbare Reflektoren: Auf dem Gebiet der<br />
faltbaren Reflektoren hat keine Marke eine so<br />
große Auswahl wie Lastolite. Die runden<br />
Reflektoren sind mit 30, 50, 76, 95 und 120<br />
cm Durchmesser erhältlich, außerdem gibt<br />
es noch eine rechteckige Version mit<br />
180x120 cm. All diese Reflektoren gibt es mit<br />
den folgenden Oberflächen: Silber/Weiß,<br />
Sunfire/Weiß, Silber/Gold, Sunfire/Silber,<br />
Gold/Weiß und Sunlite/Soft Silber. Ein<br />
zweistufiger Diffusor ist ebenfalls in allen<br />
Größen von 50 cm aufwärts erhältlich.<br />
30 cm 15,90€; 50 cm 29,90€; 75 cm 49,90€;<br />
95 cm 69,90€; 120 cm 99,90€; 1,80x1,20 m<br />
129,90€<br />
Bottletops 5-in-1 Kit: Dieses Set enthält<br />
ein Diffusor-Panel mit zwei reflektierenden<br />
Spannbezügen zum Wechseln in den Farben<br />
Gold/Weiß und Sunfire/Silber und ist in vier<br />
Größen erhältlich: 50cm für 49,90 €, 75 cm<br />
für 69,90 €, 95 cm für 79,90 € und 120 cm<br />
für 109,90 €.<br />
TriGrip: Der Original-TriGrip war der erste faltbare<br />
Reflektor, der über einen Handgriff verfügte. Das Design<br />
wurde inzwischen überarbeitet, der neu geformte Griff<br />
bietet eine Verbesserung in der Handhabung, und er ist<br />
nun in drei Größen erhältlich. Der Mini TriGrip (45 cm) zum<br />
Preis von 49,90 €; der TriGrip (75 cm) für 79,90 € und der<br />
Large TriGrip (120 cm), der mit 99,90 € zu Buche schlägt. In<br />
jeder Größe können Sie zwischen Reflektoren in Silber/<br />
Weiß, Gold/Weiß, Sunfire/Silber und Sunlite/Soft Silber<br />
ebenso wählen, wie zwischen einem Diffusor mit einer<br />
oder zwei Stufen. Als Zubehör für den TriGrip gibt es eine<br />
Halteklammer und den TriFlip, ein Set mit sieben<br />
reflektierenden Bezügen, die über einen TriGrip gezogen<br />
werden können. Somit erhalten Sie ein sehr vielseitiges<br />
System. Für 89,90 € (45 cm) oder 124,90 € (75 cm) erhalten<br />
Sie das TriFlip 8-in-1-Set mit einem zweistufigen Diffusor<br />
und reflektierenden Wechselbezügen mit sieben<br />
unterschiedlichen Oberflächen.<br />
Triflector: Das MkII Set besteht aus einem<br />
Stützrahmen mit drei faltbaren Panels, die<br />
zusammengelegt in einer Tasche geliefert werden. Das<br />
ganze Set wiegt nicht mehr als 1,2 Kilogramm. Die<br />
Panels sind mit den folgenden, reflektierenden<br />
Oberflächen erhältlich: Sunfire/Silber, Silber/Weiß, Gold/<br />
Weiß und einem 1,2-stufigen Diffusor. Das Set kostet<br />
249,90 €, ein zusätzlicher Satz Panels liegt bei 79,90 €.<br />
UpLite 4:1: Ein Set mit freistehenden Reflektor-Panels<br />
mit 120x90 cm Größe für Fotografen, die alleine<br />
arbeiten, und das Licht in einem Winkel vom Boden<br />
zurückwerfen lassen wollen. Der Winkel kann von 30°<br />
bis 80° eingestellt und beide Panels auch voneinander<br />
getrennt in der Hand gehalten werden. Den UpLite gibt<br />
es in zwei Versionen. Die Kaltton-Variante hat<br />
reflektierende Oberflächen in Sunlite/Soft Silber und<br />
Silber/Weiß, während die Warmton-Version mit<br />
Oberflächen in Gold/Weiß und Sunfire/Silber aufwartet.<br />
Das Set wird mit einer wasserfesten Hülle und in einer<br />
Transporttasche geliefert und kostet 229 €.<br />
Skylite: Dieses Set ist am besten geeignet für<br />
Fotografen, die nach einem leichtgewichtigen,<br />
strapazierfähigen und großen Diffusor suchen, der auch<br />
als Reflektor eingesetzt werden kann. Der starre, hohle<br />
Aluminiumrahmen hält einen Diffusor (0,75stufig oder<br />
1,25stufig) oder einen Reflektor (Gold/Silber, Silber/Weiß,<br />
Schwarz/Weiß oder Sunfire/Weiß) mit einer sicheren<br />
Befestigung aus Klettband. Der Skylite ist in einer<br />
ganzen Reihe unterschiedlich zusammengestellter Sets<br />
und in drei Größen erhältlich: Small 110x110 cm (1,3 kg),<br />
Medium 100x200 cm (2 kg) und Large 200x200 cm (2,3<br />
kg). Das Standard-Set beinhaltet den Rahmen, Stoff in<br />
Silber/Weiß, lichtdurchlässigen Stoff und eine<br />
Tragetasche. Die Preise liegen bei 249,90 € für die kleine,<br />
329,90 € für die mittlere und 699,90 € für die große<br />
Variante, die nur in der Premium-Ausstattungsversion<br />
mit noch umfangreicherem Zubehör erhältlich ist.
158 Ausrüstung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
5-in-1 Reflektor Kits<br />
Wenn Sie gerade im Begriff sind, Ihre ersten Lichtformer anzuschaffen, sollten Sie sich eines der<br />
nachfolgend beschriebenen 5-in-1 Sets anschaffen. Sie enthalten Oberflächen in Silber, Weiß,<br />
Gold sowie selten auch Schwarz und werden damit praktisch jeder Situation gerecht. Das<br />
lichtdurchlässige Panel, das mit diesen reflektierenden Hüllen bezogen wird, kann als weicher,<br />
weißer Reflektor verwendet werden, was allerdings nicht sehr effizient ist. Sie können ihn<br />
außerdem verwenden, um einen Schatten auf Ihr Modell zu werfen, doch wir empfehlen Ihnen<br />
einen zusätzlichen Diffusor, da dieser weitaus besser Ergebnisse liefert. Wie wir während dieses<br />
Tests feststellen konnten, sind sich diese Sets in der Verarbeitungsqualität sehr ähnlich. Für die<br />
meisten Fotografen dürfte somit die günstigste Variante die erste Wahl sein. Wir erklären hier die<br />
wesentlichen Unterschiede.<br />
Elemental 5-in-1 (80 cm)<br />
Straßenpreis: etwa 44 €<br />
Elemental ist eigentlich eher für seine fantastische Auswahl an<br />
günstiger Studioblitz-Ausrüstung bekannt, hat aber auch ein paar<br />
5-in-1 Reflektor-Sets im Angebot, die ebenfalls ein hervorragendes<br />
Preis-Leistungsverhältnis bieten. Dieses Set mit 107 Zentimetern<br />
Durchmesser wird in einer schwarzen Tragetasche mit Reißverschluss<br />
geliefert. Beim Auspacken stellt sich heraus, dass der 5-in-1 Reflektor<br />
dem fast preisgleichen Produkt von Interfit sehr ähnlich sieht und<br />
sich auch genauso gut handhaben lässt. Das lichtdurchlässige<br />
Panel ist ordentlich verarbeitet, und der farbige Bezug hat einen<br />
eingearbeiteten Schlitz, durch den der Aufhänger des Panels gesteckt<br />
werden kann, wenn der Reißverschluss geschlossen ist. Der Bezug<br />
kann so verwendet werden, dass er einen silbern/schwarzen oder<br />
einen golden/weißen Farbeffekt hervorruft. Der Bezug ist dick und<br />
von guter Qualität. Das Set ist eine gute Lösung für den kleinen<br />
Geldbeutel.<br />
Urteil<br />
Ein gutes Set für den kleinen Geldbeutel.<br />
Verarbeitung (Panel)<br />
Verarbeitung (Bezug)<br />
Vielseitigkeit<br />
Funktion<br />
Preis-/Leistungsverhältnis<br />
INSGESAMT<br />
Interfit 265 (107 cm)<br />
Straßenpreis: ab 48,45 €<br />
Das weiße, gut verarbeitete, lichtdurchlässige Panel<br />
hat einen dicken schwarzen Rand sowie einen kleinen<br />
Aufhänger aus Stoff, mit dem man das Panel an einen<br />
Haken hängen kann. Die Bezüge sind aus dickem<br />
Material gefertigt und kommen in den Kombinationen<br />
Silber/Schwarz und Weiß/Gold. Der Reißverschluss<br />
läuft geschmeidig und an seinem Ende ist in den Bezug<br />
ein kleiner Schlitz eingearbeitet, durch den man den<br />
Aufhänger stecken kann. Interfit bietet eine große Anzahl<br />
an Reflektorsets an. Sie sollten also keine Probleme haben,<br />
die für Sie passende Größe zu finden. Alle sind zu einem<br />
hervorragenden Preis erhältlich und stellen somit ein<br />
qualitativ hochwertiges Zubehör dar, das in einer gut<br />
konzipierten, schwarzen Tragetasche mit Reißverschluss<br />
geliefert wird.<br />
Urteil<br />
Ein hervorragendes Set zu einem<br />
erschwinglichen Preis.<br />
Verarbeitung (Panel)<br />
Verarbeitung (Bezug)<br />
Vielseitigkeit<br />
Funktion<br />
Preis-/Leistungsverhältnis<br />
INSGESAMT<br />
Lastolite Bottletop 4896 (120 cm)<br />
Straßenpreis: etwa 80 €<br />
Dieses Set mit 120 Zentimetern Durchmesser ist das größte<br />
und teuerste in unserem Vergleichstest. Es unterscheidet<br />
sich außerdem in einigen Punkten von den beiden anderen<br />
Sets. Zunächst einmal besteht es aus einem Panel und zwei<br />
Spannbezügen mit Gummikante zum Wenden: einem<br />
in Weiß/Gold und einem in Silber/Sunfire. Das bringt eine<br />
ganze Reihe von Vorteilen mit sich: Der Bezug ist leichter<br />
und schneller zu wechseln, da er ohne Reißverschluss<br />
auskommt, und Sie können einen über jede Seite des<br />
Panels ziehen, so dass Sie die Farbkombination nach Ihren<br />
Wünschen zusammenstellen können. Die Verarbeitung ist<br />
erstklassig und die Panels sind auch separat erhältlich, so<br />
dass Sie ein zusätzliches Panel ebenfalls mit einem Bezug<br />
versehen können, und somit gleich zwei Reflektoren zur<br />
Hand haben.<br />
Urteil<br />
Vielseitig und haltbar.<br />
Verarbeitung (Panel)<br />
Verarbeitung (Bezug)<br />
Vielseitigkeit<br />
Funktion<br />
Preis-/Leistungsverhältnis<br />
INSGESAMT
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Ausrüstung 159<br />
Blitzgeräte und Zubehör<br />
Zur <strong>Fotografie</strong> gehört auch die Manipulation von Licht, denn manchmal liefert das vorhandene Licht dem Fotografen nicht die<br />
gewünschte Qualität für sein Motiv. Wir stellen hier verschiedene Kunstlichtquellen vor, die für Ihr Geld einen hohen Gegenwert bieten.<br />
Yongnuo YN-560-II Blitzgerät<br />
SPEZIFIKATIONEN<br />
Straßenpreis: 40 €<br />
Kompatibel mit allen DSLR<br />
Leitzahl: 58 (ISO 100)<br />
Keine Automatikfunktionen<br />
Zoomkopf für Brennweiten von 24 bis 105<br />
mm<br />
Blitzintervall: Etwa 3 Sekunden bei voller<br />
Leistung<br />
Neigbarer Blitzkopf für indirektes Blitzen<br />
Eingebauter Funkauslöser mit 2 Betriebsarten<br />
Gewicht: 350g<br />
Lieferumfang<br />
Ständer, Tasche und Gebrauchsanleitung<br />
Auf den ersten Blick sieht dass Yongnuo Digital Speedlite YN560-II genauso<br />
aus wie die Modelle der Markenhersteller Canon und Nikon. Es ist ähnlich<br />
gut verarbeitet, hat ein robustes Gehäuse, der Kopf lässt sich neigen und<br />
schwenken und es hat ein großes LCD-Panel an der Rückseite, das von<br />
einem eindeutig bezeichneten Arrangement von Tasten zur Bedienung<br />
umgeben ist. Doch es kostet nur 40 €. Da dürfte Mancher ins Grübeln<br />
kommen, der gerade über 200 € für ein Canon- oder Nikon-Blitzgerät<br />
ausgegeben hat. Es gibt allerdings einen gewichtigen Unterschied<br />
zwischen dem Yongnuo und den Marktführern: Das Yongnuo ist ein<br />
vollständig manuell zu bedienendes Elektronenblitzgerät, es hat keinerlei<br />
Möglichkeit der TTL-Blitzmessung. Doch das sollte Sie nicht abhalten,<br />
denn dieses „Manko“ hilft Ihnen sogar dabei, sich die Grundlagen der<br />
Blitzfotografie selbst zu erarbeiten.<br />
Yongnuo RF-603 II Funkauslöser<br />
SPEZIFIKATIONEN<br />
Straßenpreis: 36 € (2er-Set)<br />
Reichweite: maximal 100 m<br />
Kompatibel mit Canon- und Nikon-DSLR<br />
Kanäle: 16<br />
Stromversorgung: 2 AAA-Batterien oder<br />
AAA-Akkus<br />
Abmessungen: 18, 6x3, 4x3, 7 cm<br />
Gewicht: 36g<br />
Lieferumfang<br />
Gebrauchsanleitung, 2 Yongnuo RF-603C<br />
II Transceiver, 1 Auslösekabel C1 (RS-60E3)<br />
für Kamera<br />
Im Internet finden Sie die Funkauslöser Yongnuo Digital RF-603 II<br />
im Doppelpack für rund 36 €. Auch Sets mit 3 oder 4 Auslösern sind<br />
erhältlich. Sie umfassen die Auslöser selbst und die benötigten Kabel<br />
und sind verfügbar für Canon und Nikon. Bei den Auslösern handelt es<br />
sich um Transceiver, was bedeutet, dass sie entweder als Sender oder als<br />
Empfänger benutzt werden können. Der Sender steckt im Zubehörschuh<br />
der Kamera, der Empfänger unter dem Blitzgerät. Wenn Sie sie einschalten,<br />
einigen sie sich automatisch auf denselben Funkkanal und sind<br />
einsatzbereit. Die Geräte sind an der Oberseite mit einem Zubehörschuh<br />
ausgestattet, in den ein Blitzgerät geschoben werden kann. Wenn Sie also<br />
ein von der Kamera entkoppeltes Blitzsystem einrichten wollen, brauchen<br />
Sie nur einen der Transceiver auf die Kamera zu stecken und das Blitzgerät<br />
auf den anderen. Sie können auch mehr als 2 Transceiver gleichzeitig<br />
benutzen und sich so schrittweise ein Multiblitzsystem zulegen.<br />
Interfit EX150 MK II outfit<br />
SPEZIFIKATIONEN<br />
Straßenpreis: 300 €<br />
Blitzköpfe: 2 Stück mit je 150 Watt<br />
Leistung: 19 bis 150 Watt<br />
Leitzahl 22 (ISO 100)<br />
Einstell-Licht: 100W<br />
Anschluss: EX Typ<br />
Auslösespannung: 5 Volt<br />
LIEFERUMFANG<br />
2 Blitzköpfe, 2 Stative, 2 Synchronkabel,<br />
2 Netzkabel, 1 weißer Brolly,<br />
2 Spill-Kill-Reflektoren, 1 Softbox, 1 DVD<br />
Das Interfit EX150 MK II Outfit hat gegenüber seinem Vorgänger einige<br />
bemerkenswerte Verbesserungen erfahren. Die Blitzköpfe bestehen aus<br />
robustem Polykarbonat und sind kompatibel mit der gesamten Palette<br />
des umfangreichen Interfit-Zubehörs. Eine Tasche zum Transport gibt es<br />
nicht, doch die Box, in der das System geliefert wird, ist so stabil, dass sie<br />
zu diesem Zweck verwendet werden kann. Die Einstell-Leuchten geben<br />
ein schönes Licht für die Vorbereitung der Aufnahmen, die Blitzleistung ist<br />
respektabel und beginnt bei 1/8 der möglichen vollen Leistung. Werden<br />
die Spill-Kills eingesetzt, steigert dies die Leitzahl noch einmal um 50%.<br />
Die Farbtemperatur tendiert ein wenig zur Kälte, deswegen sollten Sie das<br />
Raw-Format oder den manuellen Weißabgleich bei Ihren Aufnahmen<br />
verwenden. Das Interfit-Kit ist definitiv sein Geld wert, und man bekommt<br />
solide verarbeitete Ware geliefert.<br />
Elinchrom D-Lite 4 it To Go Set<br />
SPEZIFIKATIONEN<br />
Straßenpreis: etwa 800 €<br />
Blitzköpfe: 2 Stück mit je 400 Watt<br />
Leistung: 25 bis 400 Watt<br />
Einstell-Licht: 100W / proportional / Low<br />
Anschluss: EX Typ<br />
Auslösespannung: 5 Volt<br />
LIEFERUMFANG<br />
2 Elinchrom D-Lite 4 it Blitzköpfe (400 Watt) mit<br />
integrierten Skyport Empfängern, 1 Elinchrom<br />
Skyport Sender ECO, 1 Synchronkabel 5 m, 1<br />
Schutzkappe, 1 Schirmreflektor 16 cm 90°, 2<br />
Softboxen 66x66cm mit Transporttasche, 1<br />
Ausrüstungstasche für 2 Geräte, 2 Lampenstative<br />
Quick-Lock 85–235 cm, 1 Transporttasche für<br />
Schirme und Stative, 1 Bedienungsanleitung<br />
(D/E/F/Esp/I), 1 Anleitungs-DVD (englisch), 2<br />
Einstell-Lampen, 2 Blitzröhren für die Blitzköpfe<br />
und 2 Netzkabel.<br />
Hier handelt es sich um eines der besten Einsteiger-Kits, wenn es um<br />
Studiobeleuchtung geht. Die Blitzköpfe sind kompakt aber robust und haben<br />
integrierte Skyport-Empfänger. Es gibt sie als 200- und 400-Watt-Versionen<br />
(bezeichnet als D-Lite 2 it und D-Lite 4 it), wobei wir die 400-Watt-Version empfehlen,<br />
denn die zusätzliche Power ist oft nützlich. Die Steuerung der Blitzköpfe ist denkbar<br />
einfach; eine LED zeigt die aktuell eingestellte Leistung an, die durch 2 große Tasten<br />
verändert werden kann. Weitere Bedienelemente dienen der Anpassung des Einstell-<br />
Lichts von minimaler bis maximaler Leistung oder proportional zur Blitzleistung.<br />
Außerdem gibt es eine Taste zum An- und Abschalten des Pieptons, der signalisiert,<br />
wann der Blitzkopf nach einer Aufnahme wieder bereit ist. Das Kit enthält alles<br />
Notwendige für den Start und ist auf jeden Fall ein guter Kauf.
160 Ausrüstung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
Ringblitzadapter<br />
Wir haben zwei „billige“ Ringblitzadapter getestet, die den schmeichelnden,<br />
unkonventionellen Effekt eines Ringblitzes imitieren sollen.<br />
Viele professionelle Mode- und Porträtfotografen verwenden gerne einen Ringblitz, um Fotos mit<br />
einem ganz besonderen Beleuchtungseffekt ohne Schatten einzufangen. Während Ringblitz-Sets<br />
mit mehreren hundert Euro zu Buche schlagen, bieten einige Hersteller inzwischen Adapter an, die<br />
auf den Kopf eines Standard-Blitzgerätes aufgesteckt werden, um den Ringblitz-Effekt zu imitieren.<br />
Wir haben die beiden meistgekauften Modelle von Orbis und RayFlash getestet.<br />
Orbis<br />
Der Orbis ist aus langlebigem ABS-Kunststoff hergestellt<br />
und somit widerstandsfähig gegen die starken<br />
Belastungen im allgemeinen Einsatz. Er scheint sogar<br />
haltbar genug zu sein, um nicht zu zerbrechen, wenn er<br />
herunterfällt. Das haben wir allerdings vorsichtshalber<br />
nicht getestet! Mit einem Durchmesser von 20 cm ist<br />
der Ringbereich größer als bei dem RayFlash (obwohl<br />
der 86 mm große Tunnel für das Objektiv kleiner ist),<br />
und mit einem Gewicht von 500 Gramm ist er<br />
außerdem ein wenig schwerer. Gewöhnlich wird das<br />
Blitzgerät in das Gehäuse des Orbis geschoben und mit<br />
der linken Hand festgehalten, dabei liegen Daumen und<br />
Zeigefinger auf der geriffelten Oberfläche des Orbis. Das<br />
Gehäuse verfügt über eine flexible Klemmhalterung, die<br />
mehrere Blitzköpfe aufnehmen kann. Wenn Sie also ein<br />
marktübliches Blitzgerät besitzen, wird es<br />
wahrscheinlich passen. Der Aufbau mit dem Objektiv,<br />
das durch den Tunnel herausschaut, funktioniert gut,<br />
wird allerdings mit der Zeit etwas unbequem. Für diese<br />
Fälle empfehlen wir die separat erhältliche<br />
Orbis-Blitzschiene aus Aluminium, die auf den<br />
Blitzschuh des Blitzgeräts und auf das Stativgewinde der<br />
Kamera passt. Leider hatten wir die Schiene, die zum<br />
Preis von 59 Euro im Handel erhältlich ist, für diesen Test<br />
nicht zur Verfügung, aber wenn Sie den Orbis über<br />
längere Zeiträume hinweg benutzen wollen, sollten Sie<br />
sie auf jeden Fall in Erwägung ziehen.<br />
Der Blitzausstoß geht gerade nach oben und um den<br />
Ring herum. Dieser ist auf der gesamten vorderen<br />
Oberfläche mit einem Diffusor versehen. Innerhalb des<br />
Orbis wird das Licht so verteilt, dass ein gleichmäßiger<br />
Effekt entsteht und der Lichtverlust möglichst gering<br />
gehalten wird. Da das Blitzgerät in der Hand gehalten<br />
wird, ist die Blitzbelichtung nicht ganz unkompliziert. Sie<br />
können den Infrarot Blitzauslöser von Canon oder das<br />
CDS-Blitzsystem von Nikon für TTL-Blitze verwenden,<br />
oder Sie benutzen spezielle, kameraunabhängige<br />
Blitzkabel. So genießen Sie den Vorteil genauerer<br />
Blitzbelichtung. Wenn Sie einen Blitzauslöser von einem<br />
Drittanbieter, wie zum Beispiel Pocket Wizard, Hähnel<br />
Combi RF oder Seculine TwinLink (den wir auch für<br />
unseren Testaufbau verwendet haben) benutzen,<br />
werden die Blitzinformationen nicht an die Kamera<br />
weiter kommuniziert. Sie müssen also Ihren Blitz auf<br />
manuellen Betrieb einstellen. Dazu müssen Sie<br />
zunächst Testaufnahmen mit halber Blitzleistung,<br />
einem Viertel Blitzleistung und so weiter schießen, und<br />
die Leistung immer wieder neu einstellen, bis die<br />
Belichtung Ihren Vorstellungen entspricht. Beachten Sie<br />
bitte auch, dass Sie den Orbis, da er ja von Hand<br />
festgehalten wird, auch in einem Winkel zum Modell<br />
halten können, so wie eine Softbox.<br />
Es war mit ein wenig Fummelei verbunden, unser<br />
Canon Speedlite 580EX II in das Gehäuse des Orbis zu<br />
schieben, aber sobald es einmal drin war, saß es auch<br />
sicher und fest. Unser Canon 28–70 mm f/2.8 Objektiv<br />
passte bequem durch den Tunnel, aber hin und wieder<br />
mussten wir feststellen, dass der AF/M Schalter durch<br />
den Kontakt mit dem Orbis auf manuell verschoben<br />
worden war. Das ist etwas, worauf Sie achten sollten.<br />
Der Blitzausstoß des Orbis war hervorragend. Das Gerät<br />
lässt genug Blitzleistung durch, um Motive in einem<br />
Abstand von einem Meter und mehr auszuleuchten.<br />
Straßenpreis: 199 €<br />
Enthaltenes Zubehör: Hülle, Schulterriemen,<br />
selbsthaftendes Pad<br />
www.orbisflash.com<br />
Benutzer des Orbis sollten sich für eine bessere<br />
Handhabung auch die zugehörige Blitzschiene für 59 €<br />
kaufen. Diese kann auch an ein Stativ montiert werden.<br />
Urteil<br />
Da man den Orbis von Hand festhalten muss, ist seine<br />
Anwendung auf Dauer anstrengend. Dafür ist er aber sehr<br />
vielseitig, weil man ihn in jedem Winkel positionieren<br />
kann. Trotzdem empfehlen wir die Anschaffung der separat<br />
erhältlichen Blitzschiene zur besseren Handhabung.<br />
Idealerweise sollten Sie ein spezielles, kameraunabhängiges<br />
Kabel für die TTL-Kompatibilität verwenden, aber selbst<br />
wenn Sie manuellen Blitz benutzen, können Sie mit diesem<br />
Gerät schmeichelhafte Porträts fotografieren.<br />
GESAMTURTEIL<br />
Catchlights<br />
Der Orbis liefert<br />
ausgeprägte<br />
Catchlights und sorgt<br />
für gleichmäßige<br />
Lichtverteilung.<br />
Pro Gute Konstruktion, schöner Lichteffekt,<br />
fast universelle Kompatibilität<br />
Kontra Muss ohne zusätzliche Blitzschiene<br />
von Hand festgehalten werden. Ohne
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Ausrüstung 161<br />
RayFlash<br />
Der RayFlash ist weniger klobig und leichter als der<br />
Orbis, aber ebenso gut konstruiert. Sein Design ist<br />
allerdings vollkommen anders. Der Ringblitz Diffusor<br />
ist kleiner und dünner, obwohl der Tunnel, in dem das<br />
Objektiv sitzt, weiter ist. Der RayFlash ist für eine<br />
Verwendung bei auf den Blitzschuh montiertem<br />
Blitzgerät konzipiert. Weil er so leicht ist, trägt der<br />
Blitzkopf ihn problemlos, und es wird nur wenig Druck<br />
auf den Blitzschuh ausgeübt. Das Verbindungsstück<br />
zum Blitz ist abgewinkelt, so dass der Blitzkopf nach<br />
vorne zeigt, wenn er aufgesteckt ist. Das hat den<br />
Vorteil, dass die Ringblitzeinheit sicher am Objektiv<br />
sitzt und anders als beim Orbis-Adapter, nicht mit der<br />
Hand Fotografen festgehalten werden muss. Der<br />
zweite Vorteil ist, dass der RayFlash-Adapter, da er ja<br />
über das Blitzgerät mit dem Blitzschuh der Kamera<br />
verbunden ist, die TTL-Blitzfunktionen direkt<br />
unterstützt. Das bedeutet, dass Sie kein zusätzliches<br />
Kabel brauchen und dass Sie sich nicht um die<br />
manuelle Einstellung der Blitzbelichtung kümmern<br />
müssen. Deswegen lässt sich der RayFlash leichter<br />
handhaben als der Orbis. Übrigens kann man, ebenso<br />
wie beim Orbis, einen Fernauslöser oder ein Blitzkabel<br />
an den RayFlash anschließen und das Blitzgerät von<br />
der Kamera entkoppelt verwenden.<br />
Nach dem Auslösen wird der Blitz durch eine Reihe<br />
von Prismen und Reflektoren geleitet, die ihn<br />
gleichmäßig um den Ring herum verteilen sollen.<br />
Auch bei diesem Ring besteht die gesamte Vorderseite<br />
aus dem Diffusor. Der Anschluss zum Blitzkopf ist<br />
kleiner als beim Orbis-Adapter und passt außerdem<br />
nur auf ein bestimmtes Blitzgerät. Sie müssen also<br />
beim Kauf darauf achten, dass Sie das zu Ihrem<br />
Blitzgerät passende Modell des RayFlash-Adapters<br />
auswählen. Mit der Tabelle auf der Website des<br />
Herstellers (www.ray-flash.com) ist das aber kein<br />
Problem. Der Anschluss an das Blitzgerät verfügt über<br />
einen Verschlussstift, der den Blitzkopf sicher an<br />
seinem Platz hält. Aber Vorsicht beim Anziehen: Es hat<br />
ein wenig geknackt, als wir die Verbindung fest<br />
angezogen haben. Sobald der RayFlash aufgesetzt ist,<br />
können Sie mit Ihren Aufnahmen beginnen und dabei<br />
die Belichtung ruhigen Gewissens der Kamera<br />
überlassen. Nichtsdestotrotz sollten Sie in<br />
regelmäßigen Abständen auf das LCD-Display<br />
schauen und kontrollieren, ob Ihre Bilder nicht überoder<br />
unterbelichtet sind. Wenn Ihnen die Ergebnisse<br />
nicht gefallen, können Sie die Leistung mit Hilfe der<br />
Blitzbelichtungskorrektur herauf- oder herabsetzen.<br />
Da der RayFlash-Adapter die TTL-Funktionen<br />
beibehält, ist er einfacher zu benutzen als der<br />
Orbis-Adapter. Trotzdem sollte Sie ein Auge auf die<br />
Belichtung haben, denn wenn Sie zu nah herangehen,<br />
besteht die Gefahr des Überbelichtens. Obwohl beide<br />
Adapter effizient arbeiten, sollten Sie nicht zu weit von<br />
Ihrem Motiv entfernt arbeiten, denn die Leitzahl Ihres<br />
Blitzgeräts sinkt spürbar ab, wenn Sie einen der beiden<br />
Adapter benutzen.<br />
Tipps zum Arbeiten mit Adaptern<br />
Zoomen Sie den Blitzkopf auf seine maximale<br />
Reichweite.<br />
Kontrollieren Sie die Aufnahmen und deren<br />
Histogramme regelmäßig, insbesondere, wenn Sie den<br />
Abstand zu Ihrem Motiv verändert haben. So stellen Sie<br />
sicher, dass Ihre Bilder korrekt belichtet sind.<br />
Wenn Sie die Farbtemperatur Ihres Blitzes verändern<br />
wollen, setzen Sie einfach einen Farbfilter auf den<br />
Blitzkopf.<br />
Notieren Sie sich die Belichtungseinstellungen für<br />
Standardsituationen, damit Sie beim nächsten Mal<br />
darauf zurückgreifen können.<br />
Preis: etwa 170 €<br />
Enthaltenes Zubehör: Hülle, Schulterriemen,<br />
selbsthaftendes Pad<br />
www.enjoyyourcamera.com<br />
Urteil<br />
Das Design des RayFlash-Adapters verschafft<br />
ihm ein paar deutliche Vorteile vor dem Orbis-<br />
Adapter. Er ist einfacher in der Anwendung<br />
und unterstützt die TTL-Blitzfunktionen.<br />
Deren Vorzüge werden vor allem die zu<br />
schätzen wissen, die in der Blitzfotografie<br />
noch wenig Erfahrung haben und die, die<br />
schnell arbeiten wollen. Aus diesen Gründen<br />
stellt der RayFlash-Ringblitzadapter die<br />
bessere Wahl dar als der Orbis-Adapter.<br />
Pro Gutes Design, TTL-Funktion, sehr<br />
schöner Effekt<br />
Kontra Halteklammer nicht so universell wie<br />
beim Orbis-Adapter<br />
GESAMTURTEIL<br />
Fazit<br />
Ein Blitz, der Spaß<br />
macht<br />
Der RayFlash-<br />
Ringblitzadapter ist<br />
sehr einfach zu<br />
benutzen und liefert<br />
großartige<br />
Ergebnisse.<br />
Vor dem Test waren wir grundsätzlich ein<br />
wenig skeptisch, was Ringblitzadapter<br />
anbelangt. Kann es ein Stück Plastik mit<br />
ringförmigem Diffusor in Punkto Leistung<br />
wirklich mit einem echten Ringblitzadapter<br />
aufnehmen? Nun, wie wir festgestellt haben,<br />
geht zwar Leistung verloren, trotzdem erzielen<br />
die Adapter den gewünschten Effekt. In vieler<br />
Hinsicht kommen die Adapter schon recht<br />
nah an einen „richtigen“ Ringblitz heran – mit<br />
der Einschränkung, dass Sie näher am Motiv<br />
bleiben müssen als mit einem regulären<br />
Ringblitzgerät. Zwar ist ein Ringblitz einfacher<br />
in der Anwendung, aber er ist eben ein extrem<br />
teures Zubehör, das sich nur Wenige leisten<br />
werden, da es nur selten zum Einsatz kommt.<br />
Beide hier beschriebenen Adapter bieten<br />
jedoch denen, die Ihren Porträtaufnahmen<br />
einen modernen Look mit dem gewissen Etwas<br />
geben wollen, einen sehr guten Kompromiss<br />
zwischen Preis und Leistung. Beide liefern gute<br />
Ergebnisse, die bessere Wahl ist jedoch der<br />
RayFlash-Adapter, weil er TTL-Blitzfunktionen<br />
ohne zusätzliche Kabel ermöglicht.
BJORN THOMASSEN<br />
Belichtungsreihen schießen<br />
Ob Sie die graue Karte benutzen oder nicht: Unter<br />
problematischen Lichtverhältnissen ist es ratsam,<br />
eine Belichtungsreihe aus Einzelbildern zu<br />
schießen, die die Belichtungskorrektur oder die<br />
AEB-Funktion der Kamera mit einem Intervall von<br />
+/-1 Schritt verwendet. So können Sie sicher sein,<br />
dass wenigstens eine der Aufnahmen richtig<br />
belichtet wird.<br />
So benutzen Sie die graue/weiße Karte zur<br />
Belichtungsmessung und zum Weißabgleich<br />
Szenen mit starkem Gegenlicht können zu Belichtungsfehlern führen. Wenn Sie eine graue Karte benutzen,<br />
umgehen Sie dieses Problem. Die 18-Prozent-Graukarte ist ein Hilfsmittel zur richtigen Belichtung. Beide Karten<br />
können auch zum Einstellen eines situationsbezogenen Weißabgleichs eingesetzt werden. Wie auf den Karten<br />
gemessen wird, hängt von Ihrer Kamera ab – dies müssen Sie also im Handbuch nachschlagen.<br />
DIGITALKAMERAS GREIFEN AUF recht komplizierte Belichtungsmessverfahren<br />
zurück, um unterschiedlichen Lichtverhältnissen gerecht werden zu können.<br />
Diese Verfahren gehen jedoch alle von der Annahme aus, dass der gemessene<br />
Bereich ein mittlerer Farbton ist, 18 Prozent Grau, um genau zu sein. Das ist der<br />
Farbton, der sich ergibt, würde man alle dunklen, hellen und mittleren Farbtöne<br />
vermischen. Er ist die Basis aller Messmethoden, und diese funktionieren<br />
überraschend gut. Doch bei Szenen, die insgesamt wesentlich heller oder<br />
dunkler als der Durchschnitt sind, kann das Meßsystem der Kamera dazu<br />
„verleitet“ werden, über- oder unterzubelichten, weil sich für solche Szenen ein<br />
anderer Mittelwert als 18 Prozent ergibt.<br />
Da die Kamerameßsysteme jedoch auf die 18 Prozent kalibriert<br />
sind, müssen Sie die Belichtungsmessungen entsprechend den real<br />
herrschenden Bedingungen anpassen. Das geschieht entweder durch die<br />
Belichtungskompensation, den AE-Lock Knopf oder durch Messen eines<br />
Bereichs der Szene, der einen mittleren Farbton, idealerweise 18 Prozent<br />
Perfekte Messungen<br />
Szenen mit starkem Gegenlicht<br />
können zu Belichtungsfehlern<br />
führen. Wenn Sie eine graue Karte<br />
benutzen, umgehen Sie dieses<br />
Problem.<br />
Grau, aufweist. Und nun, Sie ahnen es bereits, kommt unsere graue Karte ins<br />
Spiel. Sie ist ganz einfach zu benutzen: Entscheidend ist, dass Sie sie in einem<br />
Bereich platzieren, der sehr ähnlich beleuchtet ist, wie das zu fotografierende<br />
Motiv. Legen Sie sie also nicht in den Schatten, wenn Ihr Motiv sich im<br />
grellen Sonnenlicht befindet. Achten Sie außerdem darauf, dass die Karte den<br />
Messbereich ausfüllt, deshalb sollten Sie hier zur Punktmessung greifen.<br />
Nun können sie entweder die Belichtung mit der AE-Lock Funktion der Kamera<br />
speichern, oder Sie merken sich die gemessenen Werte, schalten auf manuellen<br />
Betrieb und stellen diese Werte von Hand ein. Wenn das Licht sich jedoch<br />
ständig ändert, durch vorüberziehende Wolken beispielsweise, ist die manuelle<br />
Methode ungeeignet. Auf der Karte sind Referenzlinien für den Autofokus<br />
aufgedruckt, damit die Kamera das Objektiv leichter darauf fokussieren kann.<br />
Die Scharfeinstellung muss jedoch nicht absolut korrekt sein. Graue und<br />
weiße Karte können beide auch verwendet werden, um einen den aktuellen<br />
Lichtverhältnissen genau angepassten Weißabgleich durchzuführen.<br />
1 EINSTIEG:<br />
Wenn Sie Porträts bei Gegenlicht fotografieren,<br />
geben Sie der Person die graue Karte in die Hand und<br />
bitten Sie sie, die Karte möglichst senkrecht in<br />
Richtung Kamera zu halten.<br />
MESSEN SIE DIE BELICHTUNG<br />
2Achten Sie darauf, dass der Messbereich von der<br />
grauen Karte ausgefüllt ist. Wir haben in diesem Fall<br />
zur Punktmessung gegriffen. Speichern Sie die<br />
Belichtung mit der AE-Lock Funktion.<br />
BILDKOMPOSITION UND SCHUSS<br />
3Mit den gespeicherten Belichtungsmessdaten<br />
machen Sie nun Ihre Bildkomposition und lösen aus.<br />
Wenn Sie die Belichtung nun auf dem Monitor der<br />
Kamera überprüfen, sollte sie genau richtig sein.
GRAUKARTE<br />
<strong>Digitale</strong><br />
WEISSABGLEICHKARTE<br />
<strong>Digitale</strong>
DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE<br />
PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
Technische Grundlagen<br />
Die wesentlichen Betriebsarten<br />
und Einstellungen für<br />
eindrucksvolle Porträts<br />
Das Tageslicht steuern<br />
Der richtige Umgang mit<br />
vorhandenem Tageslicht<br />
verbessert Ihre Fotos<br />
Richtig blitzen<br />
Ideen und Ratschläge für den<br />
richtigen Einsatz von Blitzgerät<br />
und Studioblitz<br />
Technische Grundlagen<br />
Technische Grundlagen<br />
Das Tageslicht steuern<br />
Das Tageslicht steuern<br />
Das Tageslicht steuern<br />
Das Tageslicht steuern<br />
Richtig blitzen<br />
Richtig blitzen<br />
Richtig blitzen<br />
Richtig blitzen<br />
SCHATTEN<br />
SCHATTEN<br />
SCHATTEN<br />
SCHATTEN<br />
SCHATTEN<br />
SCHATTEN<br />
SCHATTEN<br />
SCHATTEN<br />
SCHATTEN<br />
SCHATTEN<br />
Vielleicht überrascht es Sie, doch Schatten<br />
können in Porträtaufnahmen wahre Wunder<br />
bewirken. Das Licht im Schatten ist sehr<br />
weich, diffus und sorgt daher für natürliche<br />
Hautfarben und geringe Kontraste ohne<br />
ausgebrannte Spitzlichter oder extrem dunkle<br />
Schatten. Sie werden jedoch wenigstens<br />
einen Reflektor brauchen, weil Schatten auch<br />
sehr „stumpfes“ Licht erzeugt. Ein Reflektor<br />
sorgt dafür, dass die Formen und Konturen<br />
der Gesichtszüge gut erkennbar bleiben.<br />
Wichtig ist dabei zu wissen, wo das Licht<br />
herkommt, denn obwohl es indirekt ist, folgt<br />
auch das Licht im Schatten einer bestimmten<br />
Richtung, nach der Sie die Kamera und den<br />
Reflektor ausrichten können.<br />
1) Hier posiert Emma vor einer ausrangierten<br />
Metalltür auf dem Hof eines alten Sägewerks. Die<br />
Kulisse hat großes Potenzial für ein interessantes<br />
Porträt, wäre da nicht das allzu matte Licht.<br />
2) Ein großer, silberner Reflektor hellt die Schatten<br />
auf und sorgt für ein wesentlich angenehmer zu<br />
betrachtendes Bild.<br />
1<br />
2<br />
1<br />
2<br />
2<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Ich arbeite regelmäßig in Umgebungen, die<br />
im Schatten liegen, besonders in Eingängen<br />
und Durchgängen. Das an deren Oberflächen<br />
reflektierte Sonnenlicht ergibt eine weiche,<br />
unaufdringliche Beleuchtung, wobei<br />
Betonoberflächen am besten reflektieren.<br />
Meine bevorzugte Aufnahmetechnik, die ich<br />
mit Kindern und Bräuten benutze, besteht<br />
darin, sie knapp einen Meter von einem<br />
Eingang entfernt zu postieren – das Licht dort<br />
ist fantastisch. Es lohnt sich, mehrere<br />
Locations in Ihrer Nähe auf mögliche derart<br />
schattige Bereiche zu untersuchen.<br />
Dort wo ich wohne, gibt es einen Parkplatz,<br />
der mit Wellblech umzäunt ist, dass in seinem<br />
Schatten ein wunderbares Licht erzeugt.<br />
Wenn ich im Schatten fotografiere, laufe ich<br />
um mein Motiv herum und bitte die<br />
Betreffenden, mir dabei ihr Gesicht<br />
zuzuwenden, bis ich die Kameraposition mit<br />
dem besten Licht gefunden habe. Ein<br />
Reflektor hilft, etwas Licht auf das Gesicht<br />
zurückzuwerfen, wodurch zusätzlich ein<br />
attraktives „Catchlight“ in den Augen<br />
erscheint. Wenn es stark bewölkt ist, stellen Sie<br />
fest, aus welcher Richtung das Licht kommt.<br />
Selbst bei starker Bewölkung lässt sich die<br />
hellste Stelle am Himmel eruieren, die<br />
fotografierten Personen sollten dann ihr<br />
Gesicht in diese Richtung drehen.<br />
Ich fotografiere an bewölkten Tagen gerne<br />
draußen, denn die Wolken ergeben den Effekt<br />
einer gigantischen Softbox, und es gibt keine<br />
Probleme mit Spitzlichtern. Wenn möglich,<br />
finde ich weiße Wände, denn die reflektieren<br />
sehr viel Licht. Auch Reflektoren sind unter<br />
solchen Lichtverhältnissen sehr nützlich,<br />
wobei ich eine goldene Reflektoroberfläche<br />
bevorzuge.“<br />
FLECKIGES LICHT<br />
FLECKIGES LICHT<br />
FLECKIGES LICHT<br />
FLECKIGES LICHT<br />
FLECKIGES LICHT<br />
FLECKIGES LICHT<br />
FLECKIGES LICHT<br />
FLECKIGES LICHT<br />
FLECKIGES LICHT<br />
FLECKIGES LICHT<br />
FLECKIGES LICHT<br />
FLECKIGES LICHT<br />
FLECKIGES LICHT<br />
FLECKIGES LICHT<br />
FLECKIGES LICHT<br />
Licht, das durch Bäume und andere Vegetation<br />
hindurch scheint, erzeugt fleckige Muster auf<br />
den Oberflächen des Motivs. Diese können Sie<br />
zu Ihrem Vorteil nutzen. <strong>Fotografie</strong>ren Sie vor<br />
einem Hintergrund mit fleckigem Licht und<br />
verwenden Sie einen Reflektor, um den Effekt<br />
von der fotografierten Person fernzuhalten.<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />
Tageslicht ist nicht auf Umgebungen im Freien<br />
beschränkt. Es kann in Räumen ebenfalls<br />
herangezogen werden, vorzugsweise in der Nähe<br />
eines großen Fensters. Es gibt mehrere<br />
Aufnahmetechniken, mit denen Sie Tageslicht<br />
innerhalb von Räumen nutzen können (mehr dazu<br />
ab Seite 48).<br />
BEWÖLKTER HIMMEL<br />
BEWÖLKTER HIMMEL<br />
BEWÖLKTER HIMMEL<br />
BEWÖLKTER HIMMEL<br />
BEWÖLKTER HIMMEL<br />
BEWÖLKTER HIMMEL<br />
BEWÖLKTER HIMMEL<br />
BEWÖLKTER HIMMEL<br />
BEWÖLKTER HIMMEL<br />
BEWÖLKTER HIMMEL<br />
BEWÖLKTER HIMMEL<br />
BEWÖLKTER HIMMEL<br />
BEWÖLKTER HIMMEL<br />
BEWÖLKTER HIMMEL<br />
BEWÖLKTER HIMMEL<br />
BEWÖLKTER HIMMEL<br />
BEWÖLKTER HIMMEL<br />
Wolken sind der Freund des Fotografen,<br />
denn Sie machen das Sonnenlicht diffus,<br />
beseitigen harte Schatten und liefern ein<br />
ungerichtetes Licht, das für Porträtfotos ideal<br />
ist. Tage mit einzelnen, ziehenden Wolken<br />
sind weniger gut zum <strong>Fotografie</strong>ren, weil<br />
das Licht sich ständig ändert, während ein<br />
mit grauen Wolken bedeckter Himmel<br />
schlechte Lichtverhältnisse schafft. Ideal<br />
sind weiße Wolken auf blauem Himmel; sie<br />
sind hell und zugleich diffus, was konstante<br />
Lichtqualität schafft. Ein Diffusor ist in<br />
solchen Fällen überflüssig, da die<br />
Wolkendecke als Softbox fungiert.<br />
1) Eine Wolkendecke sorgt für attraktives,<br />
diffuses Licht, kann jedoch leichte<br />
Schatten auf dem Gesicht hinterlassen<br />
und auch die Hautfarben etwas stumpf<br />
machen.<br />
2) Ein großer Reflektor, niedrig und nah<br />
am Körper gehalten, verstärkt die Farben<br />
und macht die gesamte Szene wärmer. Wir<br />
haben hier die Oberfläche in den Farben<br />
Zebra / Weiß verwendet, die die Szene zwar<br />
aufwärmt, jedoch ohne den Effekt eines<br />
goldenen Reflektors.<br />
Andere Lichtverhältnisse<br />
Einsichten des Profis<br />
Bildgestaltung 43<br />
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
42 Bildgestaltung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE /<br />
Die eben erklärte Aufnahmetechnik erfordert, dass die<br />
Blitzgeräte nicht im Bild zu sehen sind, während die folgende<br />
Aufnahmetechnik die Blitzgeräte bewusst ins Bild setzt. Sie<br />
werden direkt in die Kamera gerichtet, um das konzentriert<br />
austretende Licht für besondere Effekte zu nutzen. Die<br />
Lichtstärke der Blitzgeräte mit Folien muss ausgewogen sein,<br />
damit die Spitzlichter nicht die Szene dominieren und die<br />
Farben der Folien erkennbar bleiben. Wenn Sie dies beachten, ist<br />
der Rest ganz einfach.<br />
1) Bringen Sie Ihr Modell in Position, bauen Sie das Hauptblitzgerät<br />
auf und stellen Sie die erforderliche Blitzleistung ein. Die Werte für<br />
die Belichtungseinstellungen betrugen in unserem Fall 1/200<br />
Sekunde bei Blende f/5 und ISO 125.<br />
2) Wählen Sie den Bildausschnitt so, dass die durch die Blitzgeräte<br />
erzeugten Spitzlichter ansprechend positioniert sind. Mit<br />
Querformat und Modell in der Mitte machen Sie nichts falsch. Nun<br />
bauen Sie das erste Blitzgerät auf, das farbig blitzen soll.<br />
3) Dann folgt das Blitzgerät mit der zweiten Blitzfarbe – Sie können<br />
Ständer benutzen oder die Blitzgeräte von jemandem halten<br />
lassen. Hände und Arme sollten jedoch nicht im Bild sein.<br />
4) Blitzfolien machen ein Motiv auf ungewohnte, doch attraktive<br />
Weise interessant. Falls die Blitzgeräte oder haltenden Hände im<br />
Bild sind, entfernen Sie sie später in Photoshop.<br />
Der Lichtblitz eines Elektronenblitzgeräts hat<br />
die dieselbe Farbtemperatur wie Tageslicht,<br />
etwa 5500 Kelvin, sodass Aufnahmen mit Blitz<br />
die vorhandenen Farben neutral bzw. ohne<br />
Farbstiche abbilden. Insofern mag es<br />
merkwürdig erscheinen, eine farbige Folie vor<br />
dem Blitzkopf anzubringen, um das Blitzlicht<br />
gezielt einzufärben. Doch genau dazu sind<br />
Blitzfolien da. Ein farbiger Blitz kann einen<br />
langweiligen Hintergrund interessant machen,<br />
eine besondere Stimmung erzeugen oder ein<br />
Motiv farbig beleuchten.<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
BRETT HARKNESS<br />
„Heute verwende ich kaum noch Blitzfolien<br />
beim <strong>Fotografie</strong>ren, doch früher habe ich sie<br />
oft benutzt, wenn ich beispielsweise einer<br />
Ziegelwand etwas Farbe geben wollte. Viele<br />
glauben, Blitzfolien hätten ihre beste Wirkung<br />
an weißen Wänden, doch ich finde, sie eignen<br />
sich viel besser für Wände, die bereits einen<br />
eigenen Grundfarbton mitbringen. Hat die<br />
Wand eine erkennbare Oberflächenstruktur,<br />
umso besser, denn das macht die Szene<br />
insgesamt interessanter. Es gibt zwei<br />
grundsätzlich unterschiedliche<br />
Vorgehensweisen, wie Blitzfolien eingesetzt<br />
werden können. Die erste und meist<br />
verwendete besteht darin, ausschließlich die<br />
Wirkung des Blitzes zu zeigen, also einen<br />
Hintergrund oder ein Modell, das von dem<br />
gefärbten Blitz angeleuchtet wird. Die zweite,<br />
weniger bekannte Methode besteht darin, das<br />
Blitzgerät selbst in das Bild einzubeziehen, so<br />
dass der Blitzkopf als farbiges Spitzlicht in der<br />
Szene zu sehen ist. Ganz gleich, welche<br />
Methode Sie benutzen, Ihr Modell muss auf<br />
jeden Fall von einem Blitz ohne Folie<br />
beleuchtet werden, damit es natürlich<br />
aussieht.<br />
Normalerweise bleiben farbige Blitze einer<br />
eher langweiligen Umgebung vorbehalten,<br />
die durch das Element der Farbe attraktiver<br />
gestaltet werden soll. Der farbige Blitz kann<br />
aber auch dazu benutzt werden, eine<br />
besondere Stimmung in einer Szene zu<br />
erzeugen. Beispielweise sind die Farben Rot<br />
und Grün eine gute Wahl, wenn Sie einen<br />
starken, dramatischen Effekt erreichen wollen.<br />
Blau und Orange erzeugen einen subtileren<br />
Effekt. In diesem Beispiel wollte ich warmes<br />
Abendlicht simulieren, das durch ein Fenster<br />
einfällt. Auch die Szene selbst sollte<br />
interessanter werden, deswegen benutzte ich<br />
ein weiteres Blitzgerät mit einer blauen Folie.“<br />
Blitzfolien<br />
BLITZAUSRÜSTUNG<br />
1 Calumet Genesis GF400 mit<br />
Softbox<br />
2 Yongnuo YN-560II Blitzgeräte<br />
3 Yongnuo Fernauslöser<br />
Farbige Blitzfolien<br />
3<br />
1) Bauen Sie den Hauptblitz mit Softbox in der Nähe des<br />
Modells auf, damit das Gesicht neutral beleuchtet wird. In<br />
diesem Fall wurde mit 1/125 Sekunde bei Blende f/5 und ISO<br />
125 belichtet, wobei das Blitzgerät auf 1/16 seiner<br />
Maximalleistung eingestellt war.<br />
2) Nachdem ich meinen Kamerastandpunkt festgelegt hatte,<br />
hielt ein Assistent das Blitzgerät, das Abendlicht simulieren<br />
sollte, draußen vor dem Fenster hoch und richtete es aus. Das<br />
Blitzgerät war auf 1/4 seiner Maximalleistung eingestellt.<br />
Dadurch sollte warmes, orangefarbenes Licht in das Zimmer<br />
fallen.<br />
3) Ein weiteres Blitzgerät mit blauer Folie wurde hinter dem<br />
Sofa versteckt und ebenfalls auf 1/4 der Maximalleistung<br />
eingestellt. Der Effekt ist nicht stark ausgeprägt, verleiht dem<br />
Bild aber eine besondere Stimmung.<br />
1 2<br />
4<br />
2<br />
1<br />
3<br />
Blitzfolien und Hotspots<br />
Mut zur Farbe<br />
Blitzen 105<br />
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
104 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE /<br />
102<br />
Grundlagen 9<br />
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
8 Grundlagen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE /<br />
Belichtung<br />
Die richtige Kombination von Verschlusszeit und Blende ist der Schlüssel zu guten<br />
Porträts. Hier erfahren Sie, wie man’s macht, ganz ohne Fachchinesisch.<br />
Wenn die <strong>Fotografie</strong> für Sie Neuland ist, sollten Sie das<br />
Konzept der Belichtung kennen, insbesondere die<br />
Eigenheiten des Belichtungssystems digitaler Kameras. Ein<br />
Foto kommt zustande durch eine Kombination von Blende<br />
und Verschlusszeit, die festgelegen, wie viel Licht auf den<br />
Sensor der Kamera trifft. Die Blende ist gewissermaßen die<br />
Iris des Objektivs, analog der Iris des menschlichen Auges.<br />
Sie kann sich vergrößern und mehr Licht hindurch lassen,<br />
oder sich verkleinern und damit den Lichteinfall begrenzen.<br />
Wenn Sie eine weit offene Blende benutzen, lässt sie in<br />
derselben Zeitspanne mehr Licht hindurch als eine sehr<br />
kleine Blendenöffnung.<br />
Der Verschluss ist ein Vorhang vor dem Kamerasensor,<br />
der diesen erst freigibt, wenn Sie auf den Auslöser drücken.<br />
So kann Licht auf den Sensor treffen und durch dessen<br />
Belichtung ein Bild erzeugen. Die Dauer der Belichtung wird<br />
von der Verschlusszeit bestimmt. Was die Belichtung betrifft,<br />
besteht ein Zusammenhang zwischen der Größe der<br />
Blendenöffnung und der Verschlusszeit. Beide zusammen<br />
sorgen für die richtige Belichtung, die durch eines der<br />
Belichtungsprogramme gesteuert wird. Die Vollautomatik<br />
der Kamera erspart Ihnen das Nachdenken über die richtige<br />
Einstellung, sodass Sie einfach draufhalten und abdrücken<br />
können. Die Faszination der <strong>Fotografie</strong> entsteht jedoch erst,<br />
wenn Sie selbst steuern und kontrollieren, wie Ihre Bilder am<br />
Ende aussehen werden.<br />
Der erste Schritt dazu besteht darin, eines der<br />
Belichtungsprogramme zu wählen, mit denen Sie Ihre<br />
Kreativität fotografisch umsetzen können. Aus diesem Weg<br />
erzielen Sie bewusst gestaltete, individuelle Aufnahmen,<br />
anstatt einfache Schnappschüsse zu produzieren, die zum<br />
Großteil wertlos sind.<br />
VERSCHLUSSZEITEN<br />
Die Belichtungseinstellung wird vorgenommen, indem entweder die Blende oder die<br />
Verschlusszeit verändert wird. Dies geschieht in exakt definierten Stufen.<br />
Jede Blendenstufe entspricht von der kleineren zur nächst größeren Zahl einer<br />
Halbierung der Lichtmenge, bzw. umgekehrt einer Verdopplung der Lichtmenge.<br />
Zwischenwerte entsprechen halben oder drittel Blendenstufen. Jede Zeitstufe entspricht<br />
ebenfalls einer Verdopplung oder Halbierung der Lichtmenge, die auf den Sensor<br />
fällt. Wenn Sie also beispielsweise die Verschlusszeit von 1/500 Sekunde in 1/250<br />
Sekunde ändern, so verdoppelt das die Dauer der Belichtung. Die Tabelle unten zeigt<br />
Verschlusszeiten von 1 Sekunde bis 1/4000 Sekunde.<br />
Volle Blendenstufen 1 Sek. 1/2 Sek. 1/4 Sek. 1/8 Sek. 1/16 Sek. 1/30 Sek. 1/60 Sek. 1/125 Sek. 1/250 Sek. 1/500 Sek. 1/1000 Sek. 1/2000 Sek. 1/4000 Sek.<br />
Halbe Blendenstufen 0.7 Sek. 1/3 Sek. 1/6 Sek. 1/10 Sek. 1/20 Sek. 1/45 Sek. 1/90 Sek. 1/180 Sek. 1/350 Sek. 1/750 Sek. 1/1500 Sek. 1/3000 Sek.<br />
BLENDENSTUFEN<br />
Die Darstellung unten zeigt die verschiedenen Blendenöffnungen in Schritten von<br />
jeweils einer Blendenstufe. Das bedeutet, von links nach rechts halbiert sich mit<br />
jeder Stufe die Lichtmenge, die auf den Sensor fällt. In diesem Beispiel ist die größte<br />
Blendenöffnung f/2.8, die kleinste f/32.<br />
Sie sollten sich merken, dass der Abstand zwischen zwei Belichtungsstufen und<br />
zwei Blendenstufen die Lichtmenge jeweils entweder halbiert oder verdoppelt.<br />
Volle Blendenstufen f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16 f/22 f/32<br />
Halbe Blendenstufen f/3.5 f/4.5 f/6.7 f/9.5 f/13 f/19 f/27<br />
Belichtungssteuerung<br />
Belichtungssteuerung<br />
Neulinge glauben oft, es sei schwierig, Zeitautomatik oder Blendenautomatik richtig zu benutzen, doch das Gegenteil ist der Fall: Es<br />
ist kinderleicht. Nachdem Sie das Belichtungsprogramm gewählt haben (1), drehen Sie das Eingabewahlrad (2), bis die gewünschte<br />
Blende oder Verschlusszeit auf dem LCD oben auf der Kamera oder auf dem Farbmonitor an der Rückseite angezeigt wird (3).<br />
Drücken Sie den Auslöser halb durch, und die Kamera errechnet die korrekte Belichtung. Das ist alles.<br />
Perfekt belichtet<br />
Die richtige Kombination<br />
von Verschlusszeit und<br />
Blende ist der Schlüssel zu<br />
guten Porträts.<br />
BRETT HARKNESS<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Die weibliche Form<br />
Praktische Einführung in die Kunst der<br />
Aktfotografie<br />
Die richtige Kulisse<br />
So machen Sie das Beste aus den<br />
Gegebenheiten vor Ort<br />
Die richtige Ausrüstung<br />
Empfehlungen zur Wahl von Objektiven,<br />
Blitzgeräten und Lichtformern<br />
Die weibliche Form<br />
Die weibliche Form<br />
Die richtige Kulisse<br />
Die richtige Kulisse<br />
Die richtige Ausrüstung<br />
Die richtige Ausrüstung<br />
KUNSTVOLL IM BILD:<br />
WEIBLICHE FORMEN<br />
W<br />
orin besteht der Unterschied<br />
zwischen einem erotischen Bild<br />
und einem künstlerischen<br />
Aktfoto? Geschmack, Toleranz<br />
und Kunstbegriff sind sehr unterschiedlich<br />
ausgeprägt, und diese Subjektivität macht das<br />
Thema schnell kontrovers. Wir hoffen aber, die<br />
folgenden Hinweise werden Ihnen helfen,<br />
künstlerische Aktfotos zu machen, die die<br />
Grenze zum Ordinären nicht überschreiten.<br />
<strong>Fotografie</strong>n von halbnackten und nackten<br />
weiblichen Körpern sollen deren Schönheit<br />
und Symmetrie zelebrieren, Anerkennung<br />
und Bewunderung auslösen. Künstlerische<br />
Fotos entstehen aus ästhetischen,<br />
konzeptuellen Gründen, nicht aus<br />
Nutzenerwägungen heraus. Mit diesen<br />
Überlegungen im Hintergrund werden Ihre<br />
Aktfotos ihre künstlerische Ausdruckskraft<br />
bekommen. Die Reaktion des Betrachters<br />
spielt eine große Rolle beim Erfolg eines<br />
Aktfotos. Eine schon zu Beginn klare<br />
Vorstellung davon, was Sie beim Betrachter<br />
erreichen wollen, erleichtert den Erfolg. Es gibt<br />
eine feine Grenze zwischen Sinnlichkeit und<br />
Sexualität in der <strong>Fotografie</strong>. Sinnlichkeit spricht<br />
die Sinne an und betont Schönheit, bezieht<br />
den Betrachter aber wegen des fehlenden<br />
Blickkontakts nicht ein.<br />
Sobald Ihr Modell in die Kamera blickt, ist<br />
der Betrachter involviert, was dessen<br />
Engagement verstärkt und schnell ins<br />
Sexuelle übergeht. Doch der Blickkontakt ist<br />
DER WEIBLICHE KÖRPER GEHÖRT ZU DEN MEIST FOTOGRAFIERTEN MOTIVEN ÜBERHAUPT – DOCH ES IST NICHT<br />
GANZ EINFACH, IHN RICHTIG INS BILD ZU SETZEN. HIER ERKLÄREN WIR DIE GRUNDLAGEN DER AKTFOTOGRAFIE, VON<br />
DEN POSEN ÜBER DIE BELEUCHTUNG BIS ZUR BENÖTIGTEN AUSRÜSTUNG.<br />
Teure Spezialausrüstung ist nicht erforderlich,<br />
doch wir raten dringend zu guten Objektiven,<br />
den besten, die Sie sich leisten können.<br />
Schnelle Objektive mit fester Brennweite<br />
oder Telezooms wie das 24-70mm f/2.8,<br />
das 24-105mm f/2.8, das 50mm f/1.4 oder<br />
80mm f/1.4 sind bestens geeignet. Wenn<br />
die eben genannten Ihr Budget sprengen,<br />
empfehlen wir das 50mm f/1.8 – dessen<br />
gute Qualität bekommen Sie für etwa 100€.<br />
Wenn Sie in einer größeren Distanz zu<br />
Ihrem Motiv arbeiten wollen, brauchen Sie<br />
eine längere Brennweite, beispielsweise<br />
ein 70-200mm f/2.8. Der geringere<br />
Schärfentiefebereich schneller Objektive<br />
ist hier sehr willkommen, denn er zeichnet<br />
die Haut weicher, unterdrückt Falten und<br />
verwischt den Hintergrund. Sie können das<br />
mit natürlichem Licht, mit Reflektoren oder<br />
mit Blitzgeräten erreichen, doch Sie sollten<br />
wenigstens ein Studioblitzgerät haben,<br />
wenn Sie diese Art <strong>Fotografie</strong> ernsthafter<br />
betreiben wollen. Das können ein- oder<br />
zweiköpfige Leuchten sein. Die meisten hier<br />
gezeigten Setups kommen mit einem oder<br />
zwei Blitzköpfen und Reflektoren aus - der<br />
Unterschied liegt bei den Lichtformern.<br />
Benutzen Sie für den Studioblitz einen<br />
drahtlosen Blitzauslöser und einen separaten<br />
Belichtungsmesser. Damit können Sie das<br />
Licht in bestimmten Bereichen des Motivs<br />
messen. So bekommen Sie genaue Werte<br />
und können schnell arbeiten - was nicht<br />
unwichtig ist in der Aktfotografie. Denken<br />
Sie an die Raumtemperatur - immerhin ist<br />
Ihr Modell zumindest halbnackt. Bestimmen<br />
Sie die Belichtung auf keinen Fall mit dem<br />
Kameramonitor, das wäre nicht exakt genug.<br />
nicht der einzige Faktor, die Reaktion des<br />
Betrachters wird auch von der Körpersprache<br />
des Modells beeinflusst, von der Pose und der<br />
Kulisse. Gedämpfte Farben tragen ebenfalls<br />
zur künstlerischen Qualität des Bildes bei,<br />
denn Sie betonen Formen, die Bildgestaltung<br />
und die Rolle des Lichts. Das Modell selbst<br />
spielt natürlich die größte Rolle für die<br />
Ästhetik eines Fotos. Der passende Körper für<br />
das beabsichtigte Konzept ist die wichtigste<br />
Überlegung, wenn Sie ein Aktfoto<br />
vorbereiten. Die Wahl „normaler“ Frauen<br />
anstelle professioneller Modelle hat ihre<br />
Vorteile, doch die werden nervöser sein vor<br />
der Kamera und brauchen mehr Anleitung.<br />
Doch ganz gleich, wer vor Ihrer Kamera steht,<br />
lassen Sie Ihr Modell eine<br />
Nutzungsrechtsvereinbarung unterzeichnen.<br />
Das Studium der Portfolios anderer<br />
Fotografen hilft Ihnen, festzustellen, welche<br />
Art Aktfotos Sie mögen, welcher Stil Ihnen<br />
gefällt und welcher nicht. Es hilft Ihnen auch,<br />
ein Gespür für die kleinen Unterschiede zu<br />
bekommen, die dennoch einen extremen<br />
Einfluss auf das Foto haben. Schauen Sie sich<br />
die Klassiker von David Bailey, Ralph Gibson,<br />
Andreas Bitesnich und Ruth Bernhard an.<br />
Jeder hat einen anderen Stil, und nicht immer<br />
wird Zurückhaltung geübt. Schauen Sie sich<br />
Ausdruck und Haltung der Modelle und die<br />
Kulisse an und versuchen Sie herauszufinden,<br />
wodurch bestimmte Eindrücke<br />
hervorgerufen werden.<br />
Ein wichtiger Teil der Arbeit besteht im<br />
richtigen Umgang mit dem Schatten, denn<br />
der ist hier ebenso wichtig wie das Licht, um<br />
Ihrem Bild Tiefe und Struktur zu geben. Sie<br />
können durch Schatten Teile des Körpers<br />
formen, betonen oder verbergen. Damit legen<br />
Sie die Stimmung eines Bildes fest. Die Art des<br />
Übergangs von Licht und Schatten hängt ab<br />
von der Größe der Lichtquelle relativ zum<br />
Modell. Je kleiner die Lichtquelle und je weiter<br />
entfernt sie sich befindet, desto intensiver die<br />
Schatten und umgekehrt. Seien Sie sich also<br />
des Effektes bewusst, wenn Sie die<br />
Lichtquellen positionieren. Schatten eignen<br />
sich sehr gut, Teile des Körpers zu verbergen,<br />
doch Sie können auch Hautunreinheiten<br />
hervorheben, was Ihnen mehr Arbeit beim<br />
Retuschieren bereitet.<br />
Der richtige Umgang mit Schatten erfordert<br />
Erfahrung, doch die folgenden Tipps sollten<br />
Ihnen den Einstieg erleichtern. Ist ein Schatten<br />
zu intensiv und Sie möchten trotzdem Details<br />
aus dem schattigen Bereich abbilden, hellen<br />
Sie den Bereich auf, entweder mit einem<br />
Reflektor oder einer weiteren Lichtquelle, die<br />
allerdings mehrere Blendenstufen dunkler<br />
sein sollte, als das Hauptlicht. Haben Sie das<br />
gegenteilige Problem, dass nicht genug<br />
Schatten vorhanden ist, sind wahrscheinlich<br />
unerwünschte Reflexionen im Spiel. Benutzen<br />
Sie schwarze Tücher oder die schwarze Seite<br />
eines Reflektors, um Reflexionen von dem<br />
betroffenen Schatten fernzuhalten.<br />
Man muss viel beachten bei einer Studiobeleuchtung,<br />
mehr als hier vernünftigerweise besprochen<br />
werden könnte. Doch wir können noch ein paar<br />
Hinweise geben, damit Sie eine gute Ausgangsbasis<br />
bekommen.<br />
Das Abstandsquadratgesetz beispielsweise besagt:<br />
Ein Objekt, das sich in der doppelten Entfernung<br />
einer Lichtquelle befindet, empfängt ein Viertel der<br />
Leuchtkraft besagter Lichtquelle. Was sich zunächst<br />
recht blödsinnig anhört – doppelte Entfernung<br />
wovon? – sei an einem Beispiel verdeutlicht: Wenn<br />
Sie eine Lichtquelle, die zwei Meter von Ihrem<br />
Modell entfernt steht, stattdessen vier Meter entfernt<br />
aufstellen, wird das Modell nur noch mit einem<br />
Viertel der Lichtstärke beleuchtet, bezogen auf die<br />
Entfernung von zwei Metern. Dieser Zusammenhang<br />
ist sehr wichtig, um die Stimmung eines Bildes<br />
zu steuern: Je weiter das Licht entfernt ist, desto<br />
breiter streut das Licht und desto gleichmäßiger ist<br />
die Beleuchtung. Je näher das Licht am Modell ist,<br />
desto härter sind die Übergänge zwischen Licht und<br />
Schatten und desto dunkler sind die Schatten.<br />
Tipp<br />
Benötigte Ausrüstung<br />
Die Pose<br />
Symmetrie ist entscheidend<br />
bei Aktaufnahmen, deswegen<br />
sollte Ihr Modell möglichst<br />
originell, aber gleichmäßig<br />
posieren. In diesem Bild<br />
dienen Arme und Beine als<br />
Führungslinien, die den Blick<br />
um den Körper herum leiten.<br />
FOTO: ISTOCK PHOTO<br />
122 Weibliche Formen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE Locations 75<br />
74 Locations DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE /<br />
Während die meisten Fotografen<br />
einsame Gegenden auf dem Land oder<br />
an der Küste nur für Landschaftsfotos<br />
aufsuchen, nutzt eine kleine Minderheit<br />
die Landschaft auch als Kulisse für<br />
Porträtfotos „On Location“. Zweifellos<br />
finden sich in der Stadt alle denkbaren<br />
Gebäude und Mauerwerk in vielen<br />
Variationen, doch nichts kommt der<br />
Vielfalt gleich, die die Natur im Lauf der<br />
Jahrtausende geschaffen hat. Ob es eine<br />
ruhige, strahlende Sommerlandschaft ist,<br />
die Heuballen auf einem Feld zur<br />
Erntezeit oder ein sich im Meer<br />
spiegelnder Sonnenuntergang am<br />
Sandstrand – an geeigneten Orten<br />
herrscht kein Mangel. Es sollte Sie also<br />
nichts daran hindern, mit Familie und<br />
Freunden hinauszufahren, ein paar<br />
Stunden mit der Erkundung der Gegend<br />
zu verbringen, um danach mit<br />
wunderschönem Porträtfotos,<br />
fotografiert in der faszinierenden freien<br />
Natur, wieder nach Hause zu kommen.<br />
Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf, wo<br />
genau Sie hin fahren könnten – jede<br />
ländliche Gegend ist geeignet, solange<br />
Sie die Bildgestaltung beherrschen und<br />
eine Szene so ausleuchten können, wie<br />
es Ihnen vorschwebt. Wenn Sie das Glück<br />
haben in der Nähe der Nordsee oder der<br />
Ostsee zu wohnen, haben Sie<br />
kilometerlange Sandstrände oder felsige<br />
Küsten vor der Haustür, die Ihnen<br />
zusätzliche, großartige Kulissen bieten.<br />
Folgen Sie den Tipps auf diesen<br />
einführenden Seiten, mit deren Hilfe Sie<br />
eine Porträt-Expedition aufs Land<br />
optimal vorbereiten und durchführen<br />
können.<br />
Outdoor-Porträts<br />
OBJEKTIVE<br />
OBJEKTIVE<br />
OBJEKTIVE<br />
OBJEKTIVE<br />
OBJEKTIVE<br />
OBJEKTIVE<br />
OBJEKTIVE<br />
OBJEKTIVE<br />
OBJEKTIVE<br />
OBJEKTIVE<br />
Sie werden sowohl mit<br />
engem Bildzuschnitt als<br />
auch mit weiteren<br />
Blickwinkeln fotografieren,<br />
deswegen brauchen Sie ein<br />
paar Objektive mit denen Sie einen großen<br />
Brennweitenbereich abdecken können. Ein<br />
Standard Zoom mit 18–55mm und ein kurzes<br />
Telezoom mit 55–200mm sollten für die<br />
meisten Situationen genügen. Vielleicht<br />
packen Sie noch eine 50mm f/1.8<br />
Festbrennweite zusätzlich ein, denn seine<br />
schnelle maximale Blende gibt Ihnen einen<br />
extrem flachen Schärfentiefebereich und<br />
ermöglicht Ihnen obendrein, auch bei<br />
schlechteren Lichtverhältnissen noch aus der<br />
Hand zu fotografieren.<br />
LICHTFORMER<br />
LICHTFORMER<br />
LICHTFORMER<br />
LICHTFORMER<br />
LICHTFORMER<br />
LICHTFORMER<br />
LICHTFORMER<br />
LICHTFORMER<br />
LICHTFORMER<br />
LICHTFORMER<br />
LICHTFORMER<br />
LICHTFORMER<br />
LICHTFORMER<br />
Reflektoren ist unbedingt<br />
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erforderlich, vorzugsweise<br />
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in den Farben Silber und<br />
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Weiß. Andere metallische<br />
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Weiß. Andere metallische<br />
Oberflächen wie „Sunfire“<br />
Oberflächen wie „Sunfire“<br />
Oberflächen wie „Sunfire“<br />
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Oberflächen wie „Sunfire“<br />
Oberflächen wie „Sunfire“<br />
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ergeben zwar schönere Farbtöne, sind aber<br />
ergeben zwar schönere Farbtöne, sind aber<br />
ergeben zwar schönere Farbtöne, sind aber<br />
ergeben zwar schönere Farbtöne, sind aber<br />
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teurer. Idealerweise haben Sie wenigstens zwei<br />
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Reflektoren, damit sind die Möglichkeiten der<br />
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Reflektoren, damit sind die Möglichkeiten der<br />
Ausleuchtung Ihres Motivs flexibler. Ein Diffusor<br />
Ausleuchtung Ihres Motivs flexibler. Ein Diffusor<br />
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Ausleuchtung Ihres Motivs flexibler. Ein Diffusor<br />
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Ausleuchtung Ihres Motivs flexibler. Ein Diffusor<br />
Ausleuchtung Ihres Motivs flexibler. Ein Diffusor<br />
Ausleuchtung Ihres Motivs flexibler. Ein Diffusor<br />
Ausleuchtung Ihres Motivs flexibler. Ein Diffusor<br />
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ist angebracht, wenn Sie in hellem Sonnenlicht<br />
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ist angebracht, wenn Sie in hellem Sonnenlicht<br />
ist angebracht, wenn Sie in hellem Sonnenlicht<br />
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ist angebracht, wenn Sie in hellem Sonnenlicht<br />
ist angebracht, wenn Sie in hellem Sonnenlicht<br />
ist angebracht, wenn Sie in hellem Sonnenlicht<br />
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fotografieren und weit und breit kein Schatten<br />
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zu finden ist.<br />
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zu finden ist.<br />
STATIV<br />
STATIV<br />
STATIV<br />
STATIV<br />
STATIV<br />
STATIV<br />
STATIV<br />
Normalerweise werden Sie<br />
die Kamera in der Hand<br />
halten damit Sie schnell und<br />
beweglich sind, um die<br />
Bildgestaltung verändern zu<br />
können. Es gibt jedoch Situationen, in denen<br />
ein Stativ sinnvoll ist, beispielsweise dann,<br />
wenn Sie das lange Ende eines Telezoom bei<br />
schlechten Lichtverhältnissen benutzen, die<br />
das Risiko des Verwackelns mit sich bringen. In<br />
der <strong>Porträtfotografie</strong> haben sich Stative mit<br />
Kugelkopf bewährt.<br />
1) SRLAUBNIS<br />
SRLAUBNIS<br />
SRLAUBNIS<br />
SRLAUBNIS<br />
SRLAUBNIS<br />
SRLAUBNIS<br />
SRLAUBNIS<br />
SRLAUBNIS<br />
SRLAUBNIS<br />
SRLAUBNIS<br />
SRLAUBNIS<br />
Betreten Sie kein Privatgelände – und sei es<br />
noch so fotogen – ohne vorherige Erlaubnis,<br />
am besten in schriftlicher Form. Die meisten<br />
Eigentümer werden nichts gegen eine<br />
Fotosession einzuwenden haben, sofern Sie<br />
das Gelände so verlassen wie Sie es<br />
vorgefunden haben.<br />
4) TAGESZEIT<br />
TAGESZEIT<br />
TAGESZEIT<br />
TAGESZEIT<br />
TAGESZEIT<br />
TAGESZEIT<br />
TAGESZEIT<br />
TAGESZEIT<br />
TAGESZEIT<br />
TAGESZEIT<br />
Wenn die Sonne genau dort steht, wo Sie sie brauchen,<br />
ist der Tag gerettet, denn dann haben Sie das Licht, das<br />
Ihr Motiv optimal beleuchtet. Sind Sie zur falschen Zeit<br />
vor Ort kann das Ihr Vorhaben zunichte machen.<br />
Finden Sie bei der Vorbereitung Ihres Trips deswegen<br />
die exakten Sonnenstände zu verschiedenen Uhrzeiten<br />
für die ins Auge gefassten Örtlichkeiten heraus. Dafür<br />
gibt es Smartphone-Apps wie „Sun Seeker“.<br />
2) LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />
Es ist durchaus möglich, aufs Geratewohl<br />
loszuziehen und etliche passende Hintergründe für<br />
Porträtmotive zu finden. Sie sind jedoch auf der<br />
sicheren Seite, wenn Sie ein wenig Zeit aufwenden,<br />
verschiedene Örtlichkeiten vorab besuchen und<br />
diese auf Ihre Optionen untersuchen. So können Sie<br />
am Tag der Fotosession ohne Umschweife von einer<br />
Location zu anderen fahren und sparen viel Zeit.<br />
5) UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />
Aktfotografie ist zwar eine Kunstform, doch Sie kann<br />
auch als Erregung öffentlichen Ärgernisses ausgelegt<br />
werden, wodurch sich alle Beteiligten eine<br />
entsprechende Anzeige einhandeln könnten.<br />
Deswegen ist es am besten, wenn Sie ein solches Motiv<br />
auf Privatgelände fotografieren, wobei Sie sich<br />
selbstverständlich vorab die dazu notwendige<br />
Genehmigung haben geben lassen.<br />
3) WETTER<br />
WETTER<br />
WETTER<br />
WETTER<br />
WETTER<br />
WETTER<br />
WETTER<br />
WETTER<br />
Behalten Sie die Wettervorhersage im Auge, denn die<br />
Wetterverhältnisse entscheiden auch darüber, ob Sie<br />
Reflektoren, Diffusoren oder beides brauchen. Bringen<br />
Sie möglichst auch die erwarteten<br />
Windgeschwindigkeiten in Erfahrung, denn starker<br />
Wind macht genaues Positionieren von Lichtformern<br />
zum Problem; außerdem sind wehendes Haar und<br />
flatternde Kleidung für Porträts nicht immer erwünscht.<br />
6) GEZEITEN<br />
GEZEITEN<br />
GEZEITEN<br />
GEZEITEN<br />
GEZEITEN<br />
GEZEITEN<br />
GEZEITEN<br />
GEZEITEN<br />
GEZEITEN<br />
Falls Sie an der Küste fotografieren wollen, stellen Sie<br />
außer den Wetterverhältnissen auch den Rhythmus der<br />
Gezeiten fest. Je nach Beschaffenheit der Küste finden<br />
Sie bei Ebbe attraktive Priele, Tümpel und vom<br />
ablaufenden Wasser freigegebene Felsen; bei Flut<br />
hingegen geben die brechenden Wellen einen<br />
dynamischen Hintergrund ab, besonders vor einem<br />
farbenfrohen Sonnenuntergang.<br />
TAGESLICHT<br />
TAGESLICHT<br />
TAGESLICHT<br />
TAGESLICHT<br />
TAGESLICHT<br />
TAGESLICHT<br />
TAGESLICHT<br />
TAGESLICHT<br />
TAGESLICHT<br />
TAGESLICHT<br />
TAGESLICHT<br />
Das Beste am Tageslicht ist die Tatsache, dass es<br />
frei verfügbar ist. Das in der Umgebung<br />
vorhandene Licht kann als alleinige Lichtquelle<br />
oder in Kombination mit Kunstlicht genutzt<br />
werden. Da Sie je nach Wetterlage stark gerichtetes<br />
oder diffus weiches Licht vorfinden, sollten Sie eine<br />
oder mehrere künstliche Lichtquellen mit<br />
passenden Lichtformer dabei haben. Die größte<br />
Problematik bei der Beleuchtung besteht darin, das<br />
Tageslicht zwar manipulieren, aber nie ganz<br />
kontrollieren zu können. Das macht eine<br />
detaillierte Planung schwierig, weil sich das Wetter<br />
jederzeit ändern kann. Wird es zu dunkel, kommen<br />
eigene Lichtquellen zum Einsatz.<br />
BLITZGERÄT<br />
BLITZGERÄT<br />
BLITZGERÄT<br />
BLITZGERÄT<br />
BLITZGERÄT<br />
BLITZGERÄT<br />
BLITZGERÄT<br />
BLITZGERÄT<br />
BLITZGERÄT<br />
BLITZGERÄT<br />
BLITZGERÄT<br />
Es gab Zeiten, in denen war das <strong>Fotografie</strong>ren mit<br />
Blitzlicht kompliziert und recht teuer, doch das ist<br />
heute nicht mehr der Fall. Moderne<br />
Elektronenblitzsysteme sind äußerst exakt und<br />
vielseitig – und dank digitaler Kameratechnik<br />
können Sie eine Aufnahme sofort prüfen,<br />
Einstellungen korrigieren und ggf. die Aufnahme<br />
wiederholen. Die Auswahl an Blitzgeräten reicht<br />
von immer noch recht teuren bekannten Marken<br />
bis zu no-Name Geräten, die wesentlich<br />
preisgünstiger sind, jedoch dieselbe Funktionalität<br />
bieten. Diese reicht von manueller Steuerung über<br />
TTL-Vollautomatik und auf der Kamera<br />
montiertem Blitzgerät bis zum entkoppelten<br />
Blitzen und drahtlosen Auslösern. Deswegen ist ein<br />
Blitzgerät als primäre Lichtquelle, oder in<br />
Verbindung mit Tageslicht heute für jeden eine<br />
erschwingliche Option.<br />
STUDIOBLITZ<br />
STUDIOBLITZ<br />
STUDIOBLITZ<br />
STUDIOBLITZ<br />
STUDIOBLITZ<br />
STUDIOBLITZ<br />
STUDIOBLITZ<br />
STUDIOBLITZ<br />
STUDIOBLITZ<br />
STUDIOBLITZ<br />
STUDIOBLITZ<br />
STUDIOBLITZ<br />
Ein Studioblitzsystem ist erforderlich, wenn Sie<br />
mehr Blitzleistung brauchen als ein<br />
Elektronenblitzgerät liefern kann. Tragbare<br />
Studio-Blitzgeräte sind teurer, aber fast genauso<br />
einfach zu benutzen, und mit passenden<br />
Lichtformern können Sie Ihre Beleuchtung fast<br />
genau so steuern wie im Studio.<br />
TIPP<br />
Essen und Trinken<br />
Vergessen Sie die menschlichen<br />
Grundbedürfnisse nicht. Nehmen<br />
Sie Getränke und belegte Brote<br />
oder Ähnliches mit, wenn Sie<br />
in sehr einsamen<br />
Gegenden unterwegs<br />
sind.<br />
PAUL WARD<br />
BJORN THOMASSEN<br />
PAUL WARD<br />
BJORN THOMASSEN<br />
BJORN THOMASSEN<br />
PAUL WARD<br />
PAUL WARD<br />
Beleuchtung<br />
Ausrüstung<br />
Porträts vor ländlicher Kulisse<br />
HANDHABUNG 20/20<br />
EIGENSCHAFTEN 20/20<br />
ABBILDUNGSLEISTUNG 40/40<br />
PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 14/20<br />
GESAMTURTEIL 94/100<br />
HANDHABUNG: Groß, solide und hervorragend verarbeitet.<br />
Zoomring und Schärfering lassen sich leichtgängig und<br />
doch präzise mit nur einem Finger bedienen. Das Objektiv<br />
ist etwas schwerer als die Konkurrenz, doch wenn man es<br />
erst einmal an der Kamera hat, spürt man das nicht mehr.<br />
Man kann sehr gut damit arbeiten.<br />
EIGENSCHAFTEN: Es hat alles, was man von einem derart<br />
teuren 70–200mm f/2.8 Zoomobjektiv erwarten darf:<br />
Ultraschallmotor, optische Bildstabilisierung, Abdichtungen<br />
gegen Staub und Feuchtigkeit, eine abnehmbare<br />
Stativschelle und eine Streulichtblende.<br />
Das Beste aber befindet sich im Inneren: 23 optische<br />
Elemente, angeordnet in 19 Gruppen, einschließlich 5<br />
UD-Linsen und einer Fluorit-Linse.<br />
Ein Vorteil des Canon-Objektivs besteht in seinem kurzen<br />
Naheinstellbereich, der einen Abbildungsmaßstab von 1:4,8<br />
bei 200mm Brennweite erlaubt, im Gegensatz zur<br />
Konkurrenz, die durchweg nur 1:4 erreicht. Die Brennweite<br />
wird üblicherweise bei der Scharfeinstellung auf „Unendlich“<br />
gemessen, deswegen reduziert sie sich beim Scharfstellen<br />
auf geringere Distanzen. Dieser Effekt wird „Fokus-<br />
Breathing“ genannt. Bei minimaler Arbeitsentfernung hat<br />
ein mit 200mm Brennweite angegebenes Objektiv daher<br />
nur noch eine Brennweite von etwa 150mm. Bei diesem<br />
Canon-Objektiv ist der Effekt jedoch nicht so stark<br />
ausgeprägt.<br />
AUTOFOKUS UND BILDSTABILISIERUNG: Der Autofokus<br />
läuft weich und ruhig und ist blitzschnell. Er durchläuft den<br />
Bereich von der kürzesten Arbeitsdistanz bis unendlich in<br />
durchschnittlich 0,45 Sekunden. Man kann jederzeit in den<br />
Autofokus eingreifen und manuell scharfstellen, ohne dass<br />
der Autofokus vorher ausgeschaltet werden muss.<br />
Die optische Bildstabilisierung erlaubt scharfe Bilder bei drei<br />
bis vier Stufen längeren Verschlusszeiten, als man nach der<br />
Faustregel zum <strong>Fotografie</strong>ren aus der Hand einstellen dürfte.<br />
Bei vier Stufen war die Erfolgsquote 60%, bei drei Stufen lag<br />
sie bei 90%; das sind die Standardwerte der besten<br />
Bildstabilisierungssysteme, die es derzeit gibt.<br />
ABBILDUNGSLEISTUNG: Die Diagramme sagen eigentlich<br />
alles. Im Vollformat fällt die Schärfe niemals unter die<br />
70%-Grenze, oberhalb der die Schärfe als ausgezeichnet<br />
angesehen wird. Das gilt für jede eingestellte Brennweite<br />
und für jede Blende, ganz gleich ob im Zentrum oder an den<br />
Rändern des Objektivs. Meistens bewegt sich der<br />
Schärfeverlauf bei mittleren Blendenwerten von f/4 bis f/8<br />
zwischen 80% und 90% – eine bemerkenswerte Leistung.<br />
Beim APS-C-Sensor fällt die Leistung nur unwesentlich ab<br />
und niemals unter „Sehr gut“; sie bleibt meist im Bereich<br />
„Ausgezeichnet“. Auch Aberrationen sind kein Problem,<br />
wobei Verzerrung und Vignettierung ebenfalls im Bereich<br />
von sehr gut bis ausgezeichnet liegen. Die Spitzenauflösung<br />
wurde gemessen mit 117 Linien pro Millimeter bei 20%,<br />
aufgenommen im Zentrum bei 70mm Brennweite und<br />
Blende f/4.<br />
URTEIL: Wer das Beste vom Besten will und es sich leisten<br />
kann, braucht sich nicht weiter umzuschauen. Dies ist ein<br />
wundervolles Objektiv mit Spitzenwerten und das unter<br />
jedem Aspekt der Abbildungsleistung. Wer unbedingt ein<br />
Haar in der Suppe finden will, wird außer dem etwas<br />
höheren Gewicht kein weiteres entdecken können.<br />
Canon EF 70-200mm<br />
f/2.8L II USM IS<br />
VERZERRUNG: Sehr gut VERZERRUNG: Ausgezeichnet<br />
CHROMATISCHE ABERRATION: Sehr gut CHROMATISCHE ABERRATION:Sehr gut<br />
Canon EF 70–200mm f/2.8L IS II (APS-C-Format)<br />
Canon EF 70–200mm f/2.8LISII (Vollformat)<br />
VIGNETTIERUNG: Ausgezeichnet VIGNETTIERUNG: Ausgezeichnet<br />
Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />
Kanten<br />
Zentrum<br />
60<br />
10<br />
20<br />
30<br />
40<br />
50<br />
70<br />
80<br />
90<br />
0<br />
100<br />
82<br />
85<br />
72<br />
74<br />
84<br />
87<br />
79<br />
81<br />
82<br />
86<br />
72<br />
76<br />
f/8 f/16<br />
f/5.6 f/11<br />
f/4<br />
f/2.8<br />
Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />
Kanten<br />
Zentrum<br />
60<br />
10<br />
20<br />
30<br />
40<br />
50<br />
70<br />
80<br />
90<br />
0<br />
100<br />
79<br />
85<br />
72<br />
74<br />
79<br />
88<br />
79<br />
81<br />
80<br />
86<br />
71<br />
78<br />
f/8 f/16<br />
f/5.6 f/11<br />
f/4<br />
f/2.8<br />
Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />
Kanten<br />
Zentrum<br />
60<br />
10<br />
20<br />
30<br />
40<br />
50<br />
70<br />
80<br />
90<br />
0<br />
100<br />
80<br />
85<br />
74<br />
81<br />
87<br />
76<br />
81<br />
80<br />
88<br />
74<br />
84<br />
f/8 f/16<br />
f/5.6 f/11<br />
f/4<br />
f/2.8<br />
70<br />
Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />
Kanten<br />
Zentrum<br />
60<br />
10<br />
20<br />
30<br />
40<br />
50<br />
70<br />
80<br />
90<br />
0<br />
100<br />
74<br />
75<br />
59<br />
59<br />
77<br />
78<br />
68<br />
69<br />
74<br />
76<br />
66<br />
68<br />
f/8 f/16<br />
f/5.6 f/11<br />
f/4<br />
f/2.8<br />
Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />
Kanten<br />
Zentrum<br />
60<br />
10<br />
20<br />
30<br />
40<br />
50<br />
70<br />
80<br />
90<br />
0<br />
100<br />
71<br />
75<br />
57<br />
58<br />
72<br />
78<br />
65<br />
68<br />
68<br />
75<br />
55<br />
63<br />
f/8 f/16<br />
f/5.6 f/11<br />
f/4<br />
f/2.8<br />
Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />
Kanten<br />
Zentrum<br />
60<br />
10<br />
20<br />
30<br />
40<br />
50<br />
70<br />
80<br />
90<br />
0<br />
100<br />
71<br />
75<br />
60<br />
74<br />
77<br />
65<br />
70<br />
75<br />
79<br />
68<br />
73<br />
f/8 f/16<br />
f/5.6 f/11<br />
f/4<br />
f/2.8<br />
56<br />
HANDHABUNG 20/20<br />
EIGENSCHAFTEN 20/20<br />
ABBILDUNGSLEISTUNG 40/40<br />
PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 15/20<br />
GESAMTURTEIL 95/100<br />
Nikon AF-S 70-200mm<br />
f/2.8G ED VR II<br />
f/2.8G ED VR II<br />
VERZERRUNG: Gut VERZERRUNG: Ausgezeichnet<br />
CHROMATISCHE ABERRATION: Sehr gut CHROMATISCHE ABERRATION: Sehr gut<br />
NikonAF-S70–200mm f/2.8II (APS-C Format)<br />
NikonAF-S70–200mmf/2.8II (Vollformat)<br />
VIGNETTIERUNG: Ausgezeichnet VIGNETTIERUNG: Ausgezeichnet<br />
HANDHABUNG: Wie alle High-End Nikkor-Objektive<br />
fühlt sich auch dieses einfach gut an. Es ist ein<br />
Instrument für den Profi und hat einfach alles, was wir<br />
uns an einem Objektiv wünschen. Die drehbare<br />
Stativschelle ist fest angebracht, der Fuß jedoch<br />
abnehmbar.<br />
EIGENSCHAFTEN: Es ist alles vorhanden – ein Silent<br />
Wave-Motor für den Autofokus, in den jederzeit<br />
eingegriffen werden kann, Bildstabilisierung,<br />
Abdichtungen gegen Staub und Feuchtigkeit,<br />
Stativschelle, Streulichtblende und Objektivbeutel. Die<br />
optische Konstruktion besteht aus 21 Elementen in 16<br />
Gruppen, einschließlich sieben ED-Glaselementen. Alle<br />
Objektive mit solchen Brennweitenbereichen leiden<br />
unter Fokus-Breathing, das Canon-Objektiv am<br />
wenigsten, dass Nikon am meisten, Sigma und Tamron<br />
liegen im Mittelfeld. Der Effekt reduziert die Brennweite<br />
bei kurzen Entfernungen. Deswegen ist das mit 200mm<br />
angegebene Nikon-Objektiv bei kürzester<br />
Entfernungseinstellung von 1,4m nur noch ein<br />
140mm-Objektiv. Der Abbildungsmaßstab von 1:8<br />
bedeutet, Sie können den Sucher einer Vollformat-<br />
Kamera gerade noch mit einer im Querformat<br />
gehaltenen DIN-A4 Seite ausfüllen, mit kleineren<br />
Objekten nicht mehr.<br />
AUTOFOKUS UND BILDSTABILISIERUNG: Nikons<br />
Silent-Wave-Motor Autofokus ist leise und effizient, zwar<br />
nicht ganz so schnell wie beim Canon-Objektiv, doch<br />
nicht einmal um ein Zehntel langsamer. Wichtiger als<br />
das ist ohnehin die kontinuierliche Scharfeinstellung auf<br />
ein sich bewegendes Objekt, und die funktioniert<br />
tadellos. Die Bildstabilisierung will eine um vier Stufen<br />
längere Verschlusszeit garantieren zu können,<br />
verglichen mit der Aus-der-Hand-Regel. Bei vier Stufen<br />
waren wir in 60% aller Fälle erfolgreich, bei drei Stufen in<br />
90%. Das sind Spitzenwerte, die man allerdings von<br />
Top-Objektiven zu Spitzenpreisen auch erwarten darf.<br />
ABBILDUNGSLEISTUNG: Wenn auch nur mit<br />
geringfügigem Unterschied zu den anderen Objektiven,<br />
ist das Nikon das schärfste 70–200mm f/2.8-Objektiv,<br />
das Sie derzeit kaufen können. Mit dem APS-C-Sensor<br />
scheint die Abbildungsleistung noch um eine Winzigkeit<br />
besser zu sein als beim Vollformat-Sensor und auch die<br />
Spitzenauflösung von 121 Linien pro mm bedeutet nur<br />
den Hauch eines Vorsprungs vor den anderen<br />
Objektiven, aufgenommen bei 200 mm Brennweite und<br />
Blende f/4. In der Praxis sind die besseren Werte des<br />
Nikon-Objektivs kaum sichtbar, obwohl es, wenn ein<br />
Telekonverter verwendet werden soll, bei größter<br />
Brennweite im Vorteil sein kann. Wie beim Canon-<br />
Objektiv fällt die Schärfe beim Vollformat niemals unter<br />
die „Ausgezeichnet“-Marke von 70% und auch beim<br />
APS-C-Format bewegt sie sich meistens in derselben<br />
Klasse. Die Aberrationen entsprechen dem üblichen<br />
hohen Standard, obwohl die Kissenverzerrung mit 1,8%<br />
bei 200mm etwas höher liegt als bei den anderen<br />
Objektiven.<br />
URTEIL: Dies ist ein sehr gutes Objektiv. Abgesehen von<br />
kleinen Fehlern, wie dem Fokus-Breathing im<br />
Nahbereich, ist es nahezu perfekt. Seine Schärfe ist<br />
hervorragend, ebenso wie die Bildqualität und die<br />
Verarbeitung. Andererseits sind 2200 € eine Menge Holz,<br />
daher halten wir das Objektiv für überteuert.<br />
Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />
Kanten<br />
Zentrum<br />
60<br />
10<br />
20<br />
30<br />
40<br />
50<br />
70<br />
80<br />
90<br />
0<br />
100<br />
80<br />
85<br />
71<br />
72<br />
83<br />
87<br />
76<br />
80<br />
84<br />
86<br />
68<br />
82<br />
f/8 f/16<br />
f/5.6 f/11<br />
f/4<br />
f/2.8<br />
Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />
Kanten<br />
Zentrum<br />
60<br />
10<br />
20<br />
30<br />
40<br />
50<br />
70<br />
80<br />
90<br />
0<br />
100<br />
81<br />
85<br />
71<br />
74<br />
84<br />
89<br />
76<br />
81<br />
83<br />
89<br />
79<br />
80<br />
f/8 f/16<br />
f/5.6 f/11<br />
f/4<br />
f/2.8<br />
Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />
Kanten<br />
Zentrum<br />
60<br />
10<br />
20<br />
30<br />
40<br />
50<br />
70<br />
80<br />
90<br />
0<br />
100<br />
83<br />
85<br />
72<br />
84<br />
87<br />
77<br />
79<br />
82<br />
88<br />
73<br />
88<br />
f/8 f/16<br />
f/5.6 f/11<br />
f/4<br />
f/2.8<br />
70<br />
Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />
Kanten<br />
Zentrum<br />
60<br />
10<br />
20<br />
30<br />
40<br />
50<br />
70<br />
80<br />
90<br />
0<br />
100<br />
72<br />
74<br />
56<br />
56<br />
75<br />
79<br />
61<br />
68<br />
74<br />
77<br />
68<br />
71<br />
f/8 f/16<br />
f/5.6 f/11<br />
f/4<br />
f/2.8<br />
Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />
Kanten<br />
Zentrum<br />
60<br />
10<br />
20<br />
30<br />
40<br />
50<br />
70<br />
80<br />
90<br />
0<br />
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72<br />
75<br />
58<br />
58<br />
76<br />
81<br />
65<br />
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75<br />
81<br />
70<br />
70<br />
f/8 f/16<br />
f/5.6 f/11<br />
f/4<br />
f/2.8<br />
Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />
Kanten<br />
Zentrum<br />
60<br />
10<br />
20<br />
30<br />
40<br />
50<br />
70<br />
80<br />
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0<br />
100<br />
74<br />
74<br />
60<br />
77<br />
78<br />
68<br />
69<br />
77<br />
79<br />
70<br />
78<br />
f/8 f/16<br />
f/5.6 f/11<br />
f/4<br />
f/2.8<br />
58<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Ausgezeichnet<br />
Sehr gut<br />
Gut<br />
Befriedigend<br />
Schlecht<br />
Porträt Kit 151<br />
5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />
150 Porträt Kit DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />
DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE /<br />
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