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Digitale Fotografie - Themen Porträtfotografie (Vorschau)

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<strong>Digitale</strong><br />

<strong>Themen</strong><br />

GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE<br />

PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

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5. AUSGABE Die grundlegende Einführung in die <strong>Porträtfotografie</strong>.<br />

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VON BLITZ UND STUDIOBLITZ<br />

Willkommen...<br />

Ich habe meine Freude am <strong>Fotografie</strong>ren, ganz gleich welches Motiv ich vor<br />

der Kamera habe. Doch nichts ist für mich schöner als die <strong>Porträtfotografie</strong>,<br />

sie ist meine wirkliche Leidenschaft. Ob ich die Familie oder Freunde<br />

fotografiere, zeitgenössische Lifestyle-Bilder oder Schnappschüsse:<br />

Ich genieße immer die Herausforderung, hochwertige, attraktive und<br />

kreative Porträts zu liefern. Beruflich hatte ich das Glück, mit etlichen<br />

Portraitfotografen der Spitzenklasse zusammenzuarbeiten, die mir eine<br />

Fülle von Ratschlägen gaben, spezielle Aufnahmetechniken zeigten und mir halfen, meine<br />

eigenen fotografischen Fähigkeiten zu verbessern.<br />

Viele dieser Experten haben zu diesem Ratgeber der <strong>Porträtfotografie</strong> beigetragen, sodass<br />

nun auch Sie vom Können und der jahrelangen Erfahrung dieser Meister ihres Fachs<br />

profitieren. Sie werden herausfinden, dass man keine umfangreiche Kameraausrüstung<br />

braucht, um ausgezeichnete Porträtfotos zu machen. Eine bescheidene Einsteigerkamera<br />

mit 50mm Objektiv ist durchaus geeignet, um brillante Fotos zu machen.<br />

Viel wichtiger aber sind ein gutes Auge für die Bildkomposition und Details, die Auswahl<br />

der richtigen Location und Beleuchtung, ob mit Tageslicht, Blitzgerät oder Studioblitz.<br />

Entscheidend ist auch ein gutes persönliches Verhältnis zu Ihren Modellen, was leider<br />

allzu oft unterschätzt wird. Ein entspanntes, gut gelauntes Modell ist die Voraussetzung für<br />

wirklich gute Porträts; und diese Grundstimmung zu erzeugen, liegt ganz bei Ihnen. Seien<br />

Sie freundlich und vertrauenerweckend, sorgen Sie für eine fröhliche Atmosphäre und Spaß<br />

bei den Aufnahmen. Alles Gute dazu wünscht Ihnen<br />

DANIEL LEZANO, REDAKTEUR<br />

Unsere Experten<br />

DANIEL LEZANO<br />

Seit über 24 Jahren ist Daniel<br />

leidenschaftlicher Fotograf. Er hat<br />

sich auf die <strong>Porträtfotografie</strong><br />

spezialisiert und ist außerdem<br />

Autor mehrerer Bücher zu<br />

diesem Thema.<br />

BRETT HARKNESS<br />

Brett ist einer der führenden<br />

Porträtfotografen, der sein<br />

Wissen außerdem in<br />

regelmäßigen Workshops<br />

weitergibt.<br />

www.brettharknessphotography.com<br />

BJORN THOMASSEN<br />

Björn ist erfolgreicher<br />

Porträtfotograf, ein Meister der<br />

Lichttechnik und gern eingeladene<br />

Dozent bei Seminaren zum Thema<br />

<strong>Fotografie</strong>.<br />

www.bjornofinspire.com<br />

PAUL WARD<br />

Paul ist professioneller<br />

Portrait- und Modefotograf,<br />

der sich auf<br />

On-Location-Aufnahmen<br />

spezialisiert hat.<br />

www.paulward.net<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER: Ultimate Guide Media<br />

REDAKTION INTERNATIONAL: Mark Bauer, Sarah<br />

Plater, Pete Davis, Terry Hope, Damien Lovegrove,<br />

Philip Nash, Pip, Ian Wood<br />

ART DIRECTOR: Tony Mullock<br />

FINANZDIREKTOR: Richard Layton<br />

DATENSCHUTZERKLÄRUNG<br />

Dieses MAGBOOK wird unter der Lizenz und mit<br />

der Erlaubnis von © Bright Publishing Limited<br />

herausgegeben. Alle Rechte an Material, Titel<br />

und Marke dieses Magazins sind Eigentum von<br />

Bright Publishing Limited und dürfen weder im<br />

Ganzen noch teilweise ohne vorherige schriftliche<br />

Genehmigung reproduziert werden.<br />

Haftung<br />

Das Heft wurde mit großer Sorgfalt produziert. Der<br />

Verlag kann jedoch keine Haftung, Gewährleistung,<br />

Garantie oder Versicherung für Meinungen, Waren oder<br />

Dienstleistungen übernehmen, die in dieser Ausgabe<br />

veröffentlicht wurden. Der Herausgeber übernimmt keine<br />

Verantwortung für Inhalte von externen Webseiten, deren<br />

Adressen veröffentlicht werden.<br />

VERTRIEB<br />

VU VERLAGSUNION KG<br />

Am Klingenweg 10<br />

65396 Walluf<br />

Telefon: 0612/3620 0<br />

BÜRO DEUTSCHLAND<br />

Ultimate Guide Media Ltd<br />

Mattentwiete 5<br />

Eingang Katharinenfleet<br />

20457 Hamburg<br />

Telefon: +49 (0) 89 90 40 5 805<br />

Fax: +49 (0) 89 90 40 5 066<br />

BÜRO UNITED KINGDOM<br />

Saracens House<br />

St Margaret’s Green<br />

Ipswich<br />

Suffolk<br />

IP4 2BN<br />

Company No. 06965305<br />

HOMEPAGE<br />

www.digitale-fotografie-magazin.de<br />

ABONNEMENTS UND PRESSEVERTRIEB<br />

IPS Pressevertrieb GmbH<br />

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Postfach 1331<br />

53340 Meckenheim<br />

E-Mail: abo-ugm@ips-d.de<br />

Telefon: 022 25/70 85-362<br />

Homepage: www.ips-d.de<br />

LESERFRAGEN<br />

Bitte schicken Sie Leseranfragen an<br />

info@digitale-fotografie-magazin.de<br />

DRUCK UND BINDUNG<br />

Quad/Graphics Europe Sp. z o. o.<br />

Drukarnia Wyszków<br />

ul. Pułtuska 120<br />

07-200 Wyszków, Polska<br />

www.quadgraphics.pl<br />

Das Papier, auf dem dieses<br />

Magazin gedruckt ist, besteht<br />

aus umweltverträglichen Fasern.


INHALT<br />

DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

6 Technische Grundlagen<br />

6 Setup Ihrer Kamera<br />

8 Belichtung<br />

10 Belichtungsmessverfahren<br />

12 Die Belichtungskorrektur-Taste<br />

13 AE-Speicherung (AE-L)<br />

14 Schärfe und Belichtung<br />

16 Gestochen scharfe Porträts<br />

18 Porträts richtig belichten<br />

20 Belichtungssteuerung: Mehrere Wege<br />

führen zum Ziel<br />

22 Porträts und Schärfentiefe<br />

24 Und nun zur Praxis!<br />

26 Bildkomposition<br />

28 Grundlagen der Porträtgestaltung<br />

30 Führungslinien<br />

32 Farbe und Hintergrund<br />

33 Farbe und Bildkomposition<br />

34 Mit schräger Kamera<br />

36 Freier Raum als Gestaltungselement<br />

38 Das Tageslicht steuern<br />

40 Grundlagen: Porträts bei Tageslicht<br />

42 Schatten<br />

44 Auswahl und Einsatz von Lichtformern<br />

48 Nur mit Tageslicht<br />

50 Kinderporträts<br />

52 So fotografieren Sie Babyporträts<br />

54 Mein Baby-Porträt<br />

56 Lifestyle-Porträts<br />

58 Regen. Na und?<br />

60 Familienspaß am Strand<br />

62 Lifestyle Inspiration<br />

65 Locations<br />

66 In der Stadt<br />

68 Im Stadtpark<br />

69 Unterführungen und Rundbögen<br />

70 Am Kanal<br />

72 Auf der Straße<br />

73 Ungewöhnlicher Hintergrund<br />

74 Outdoor-Porträts<br />

76 Im Wald<br />

78 Auf dem Land<br />

80 Am Strand<br />

83 Blitzen<br />

84 Grundlagen der Blitzfotografie<br />

86 Blitz-Ausrüstung<br />

87 Zwei Elektronenblitzgeräte mit Zubehör für<br />

unter 250€<br />

88 Blitztechniken<br />

91 Highspeed-Blitzsynchronisation<br />

92 Motiv vom Hintergrund freistellen<br />

94 Blitz und Blendenflecke<br />

95 Blitz und Farbtöne<br />

96 Blitz und Blauer Himmel<br />

98 Aufhellblitz bei Tageslicht<br />

100 Blitz als künstliche Sonne<br />

102 Licht aus – Spot an<br />

104 Blitzfolien<br />

107 Studioblitz<br />

108 Studio-Blitzausrüstung<br />

109 Blitz-Zubehör<br />

110 Im Studio: Messen und Belichten<br />

111 Aufnahmetechnik: So messen Sie für den<br />

Studioblitz<br />

112 Studio-Setup: Ein Blitzkopf<br />

114 Studio-Setup: Zwei Blitzköpfe<br />

116 Aufnahmetechnik: Porträt als Silhouette<br />

118 Aufnahmetechnik: Brillantes Bokeh<br />

120 Aufnahmetechnik: Der Trick der „Film-<br />

Noir“-Beleuchtung<br />

122 Kunstvoll im Bild: Weibliche Formen<br />

126 Goldene Regeln der Nachbearbeitung<br />

127 So variieren Sie Ihre Aktfotos<br />

128 Boudoir-<strong>Fotografie</strong><br />

130 Aufhell-Licht und Reflektor<br />

132 Porträts retuschieren wie die Profis<br />

135 Photoshop – Grundlagen<br />

136 Haut<br />

137 Gesichtszüge<br />

138 Nase<br />

139 Haar<br />

141 Ausrüstung für die Porträt-<strong>Fotografie</strong><br />

142 Ausrüstung für Lifestyle-Porträts<br />

144 Die besten Objektive für die<br />

<strong>Porträtfotografie</strong><br />

149 Teleobjektive regieren die <strong>Porträtfotografie</strong><br />

150 Test: Canon EF70-200mm f/2.8L II USM IS<br />

151 Test: Nikon AF-S 70-200mm f/2.8G ED VR II<br />

152 Test: Tamron SP 70-200mm f/2.8 Di VC USD<br />

155 Ratgeber: Lichtformer<br />

158 5-in-1 Reflektor-Kits<br />

159 Blitzgeräte und Zubehör<br />

160 Orbis Ringblitz-Adapter<br />

161 RayFlash Ringblitzadapter<br />

162 So benutzen Sie die Karten zum Weißabgleich<br />

163 Graue Karte / Weiße Karte


164<br />

SEITEN<br />

EXPERTEN-<br />

TIPPS FÜR<br />

PORTRÄTS


6 Die Grundlagen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Setup Ihrer Kamera<br />

Ihre Digitalkamera verfügt über eine beeindruckende Vielzahl von<br />

Funktionen, deren richtige Auswahl und Einstellung allerdings leicht<br />

verwirren kann. Hier lernen Sie die Funktionen, die Sie für die<br />

<strong>Porträtfotografie</strong> kennen müssen.<br />

Belichtungsprogramm An das Porträtprogramm sollten Sie nicht einmal denken – schließlich<br />

lesen Sie dieses Magazin, was beweist, dass Sie mehr sein wollen als ein Knipser, für den<br />

„Draufhalten und Abdrücken“ die jeder Situation angemessene Methode ist.<br />

Wählen Sie stattdessen die Zeitautomatik (A oder AV). Damit können Sie die Blende vorwählen,<br />

während die Kamera automatisch die dazu passende Verschlusszeit einstellt. Bei den meisten<br />

Porträtmotiven werden Sie eine große Blende benutzen wollen, damit der Hintergrund<br />

unscharf bleibt. Blende f/5.6 ist ein guter Ausgangswert, denn er gibt Ihnen genug<br />

Schärfentiefe, um das gesamte Gesicht – Augen, Nase und Ohren – in den Schärfebereich zu<br />

bekommen. Bei der Blendenautomatik benutzen Sie ausschließlich das vorhandene<br />

Umgebungslicht, den Blitz nur im äußersten Notfall. Kontrolliertes Tageslicht bietet viel<br />

natürlichere Darstellungen; außerdem lernen Sie dadurch, das vorhandene Licht zu Ihrem<br />

Vorteil zu steuern.<br />

ISO-Empfindlichkeit und die Reziprokregel Für die Bildqualität gilt: je niedriger der ISO-Wert,<br />

desto besser. Beginnen Sie also mit ISO 100 oder 200. Wenn Sie aus der Hand fotografieren,<br />

sind Sie beweglicher und können Schnappschüsse machen – bedenken Sie aber das<br />

Verwacklungsrisiko! Die einfachste Methode, Verwackeln zu vermeiden, besteht darin, die<br />

Reziprok-Regel anzuwenden. Diese bedeutet, dass die Verschlusszeit nicht länger sein soll als<br />

die vorhandene Brennweite. Wenn Sie also ein 100mm Objektiv verwenden, sollte die<br />

Verschlusszeit idealerweise kürzer als 1/100 Sekunde sein, um Verwackeln auszuschließen.<br />

Das Erhöhen des ISO-Werts ermöglicht Ihnen auf einfache Weise, kürzere Verschlusszeiten<br />

einzustellen. Gehen Sie jedoch nicht über ISO 800, sonst wird möglicherweise Bildrauschen<br />

auf Ihren Fotos sichtbar. Bei schlechten Lichtverhältnissen benutzen Sie, wenn irgend möglich,<br />

ein Stativ. Damit stellen längere Verschlusszeiten kein Problem dar, und Sie können eine<br />

niedrige ISO-Einstellung beibehalten.<br />

Weißabgleich Der Weißabgleich sollte den bei der Aufnahme herrschenden<br />

Lichtverhältnissen angepasst sein. Wenn Sie bei Mischlicht arbeiten und sich nicht sicher sind,<br />

ist der automatische Weißabgleich der beste Kompromiss. Da Sie ohnehin im Raw-Format<br />

fotografieren, können Sie den Weißabgleich immer noch später am Computer ändern. Sie<br />

können übrigens durch bewusst „falsches“ Einstellen des Weißabgleichs die Farbbalance<br />

beeinflussen. Wenn Sie beispielsweise bei Tageslicht die Einstellung „Bewölkt“ verwenden,<br />

wird der Grundton des Bildes wärmer, während die Einstellung „Kunstlicht“ für einen kalten,<br />

blauen Farbstich sorgt. Experimentieren Sie und seien Sie kreativ!<br />

Bildqualität Wir empfehlen das Raw-Format, denn es erlaubt Ihnen nachträgliche<br />

Experimente an den Einstellungen, besonders mit dem Weißabgleich. Kann Ihre Kamera<br />

gleichzeitig in den Formaten RAW und JPEG aufnehmen, dann benutzen Sie diese Einstellung,<br />

wobei Sie die JPEG-Qualität auf die geringste Stufe setzen. Wenn Sie später Ihre Bilder als<br />

JPEGs betrachten, wählen Sie die aus, die Sie behalten möchten, und bearbeiten die<br />

dazugehörigen Raw-Dateien. Falls Sie Ihren fotografischen Fähigkeiten bereits voll vertrauen<br />

und wissen, dass Sie Belichtung und Weißabgleich in der Nachbearbeitung nicht mehr ändern<br />

wollen, nutzen Sie das JPEG-Format in höchster Qualitätseinstellung. So erhalten Sie optimale<br />

Ergebnisse und sparen viel Platz auf der Speicherkarte.<br />

Autofokus Bei fast allen Porträts müssen die Augen scharf abgebildet werden, denn sie sind in<br />

aller Regel der Fixpunkt des Fotos. Ihre Kamera verfügt wahrscheinlich über einen<br />

Mehrpunkt-Autofokus, bei dem entweder alle AF-Messpunkte oder einzelne, ausgewählte<br />

Messpunkte aktiv sein können. Für Porträts wählen Sie den Einzelpunkt-Autofokus und stellen<br />

auf ein Auge scharf. Würden Sie alle Messpunkte benutzen, würde die Kamera wahrscheinlich<br />

auf die Nase scharfstellen, denn der Mehrpunkt-Autofokus wählt standardmäßig das Objekt<br />

am nächsten vor der Kamera. Der zentrale AF-Messpunkt ist der empfindlichste. Benutzen Sie<br />

ihn, um die Schärfe einzustellen, und speichern Sie die Einstellung mit der AE-Speichertaste<br />

(AE-L). Dann machen Sie Ihre Bildkomposition und drücken ab. Diese Prozedur mag etwas<br />

kompliziert klingen, doch mit etwas Übung geht Sie Ihnen routiniert von der Hand. Eine<br />

andere Möglichkeit besteht darin, den Autofokuspunkt auf einem der Augen zu nutzen. Damit<br />

müssen Sie die Bildkomposition nicht wiederholen und können etwas schneller arbeiten.<br />

Wenn Sie ganze Bildserien mit ähnlicher Bildkomposition schießen wollen, ist dies die bessere<br />

Option. Wenn Sie allerdings die AE-Speicherung benutzen, muss Ihre Kamera auf „Einzelbild“<br />

geschaltet sein, um auf ein Auge scharfzustellen.<br />

Belichtungsmessung Die Mehrfeldmessung der Kamera kann in den meisten Situationen<br />

perfekt belichtete Porträts garantieren. Machen Sie eine Testaufnahme, prüfen Sie sie auf dem<br />

Bildschirm und benutzen Sie die Belichtungskorrektur, falls das Bild etwas zu dunkel oder zu<br />

hell sein sollte. Das Mehrfeldmesssystem der Kamera wird Sie jedoch im Stich lassen, wenn Ihr<br />

Modell extreme Farbtöne aufweist, wenn es sehr helle oder sehr dunkle Kleidung trägt, oder<br />

wenn Sie im Gegenlicht fotografieren. In diesen Fällen benutzen Sie ebenfalls die<br />

Belichtungskorrektur oder die Punktmessung in Verbindung mit der AE-Speicherung. Dabei<br />

messen Sie einen mittleren Farbton irgendwo in der Szene oder auf einer Graukarte, die Sie zu<br />

diesem Zweck nah an Ihrem Modell platzieren.<br />

Kamera-Setup für Porträtfotos<br />

Falls Sie nicht sicher sind, wie Belichtung, Weißabgleich und Autofokus an Ihrer<br />

Kamera eingestellt werden, zeigen wir Ihnen diese Einstellung hier anhand fünf<br />

bekannter Kameramarken.<br />

CANON EOS DSLR<br />

Frühere Modelle, wie Canon EOS 450D:<br />

(1) Stellen Sie das Funktionswählrad auf AV, um die<br />

Zeitautomatik auszuwählen.<br />

(2) Drücken Sie die ISO-Taste und stellen Sie den<br />

gewünschten Wert ein.<br />

(3) Drücken Sie die Weißabgleich-Taste und stellen<br />

den gewünschten Weißabgleich ein, anschließend<br />

drücken Sie die AF-Taste und wählen „Einzelbild“.<br />

(4) Drücken Sie die Menü-Taste und wählen Sie<br />

im zweiten Tab die Belichtungsmessmethode; wir<br />

empfehlen „Mittenbetont“.<br />

(5) Drücken Sie die Menü-Taste und wählen Sie<br />

„Bildqualität“ im ersten Tab.<br />

Spätere Modelle, z. B. Canon EOS 600D:<br />

Drücken Sie Q und benutzen Sie den<br />

Vierwegeschalter, der Ihnen direkten Zugriff auf alle<br />

oben genannten Funktionen bietet.<br />

NIKON DSLR<br />

(1) Stellen Sie das Funktionswählrad auf A,<br />

um die Zeitautomatik auszuwählen.<br />

(2) Drücken Sie die Info-Taste (I), scrollen<br />

zu „Belichtungsmessmethode“ und treffen<br />

Ihre Wahl mit dem Multifunktionswähler.<br />

Beginnen Sie mit der Matrix-Messung.<br />

Drücken Sie die Infotaste erneut und wählen<br />

Sie die Autofokusbetriebsart AF-S.<br />

(3) Mit derselben Prozedur stellen Sie die<br />

ISO-Empfindlichkeit, den Weißabgleich und<br />

die Bildqualität ein.<br />

PENTAX K-SERIE<br />

(1) Stellen Sie das Funktionswählrad auf AV, um die<br />

Zeitautomatik auszuwählen.<br />

(2) Drücken Sie die Fn-Taste und anschließend die<br />

rechte Taste des Vierwegeschalters, um einen ISO-Wert<br />

einzustellen, dann die OK-Taste, um die Einstellung zu<br />

speichern.<br />

(3) Indem Sie die linke Taste des Vierwegeschalters<br />

drücken, stellen Sie auf dieselbe Weise den<br />

Weißabgleich ein.<br />

(4) Zur Wahl der Autofokus-Betriebsart drücken Sie die<br />

Menü-Taste und wählen anschließend den Tab „Rec.<br />

Modus“, dann gehen Sie zu „AF-Modus“ und wählen<br />

„AF-S“.<br />

Auf dieselbe Weise stellen Sie die Belichtungsmessmethode<br />

ein; wir empfehlen „Mehrfeld“.<br />

SONY ALPHA (DIE MEISTEN MODELLE)<br />

(1) Stellen Sie das Belichtungswählrad auf A, um<br />

die Blendenautomatik einzustellen.<br />

(2) Drücken Sie die Menütaste und wählen Sie<br />

„Bildqualität“, vorzugsweise „RAW & JPEG“.<br />

(3) Die folgenden Einstellungen werden mit<br />

der Fn-Taste und dem Vierwegeschalter<br />

ausgewählt. Drücken Sie die Fn-Taste, gehen<br />

Sie auf „Belichtungsmessung“ und wählen<br />

„Mehrfeld“. Drücken Sie die Fn-Taste erneut,<br />

gehen Sie auf „AF-Modus“ und wählen Sie „AF-S“.<br />

Anschließend stellen Sie mit derselben Prozedur<br />

den Weißabgleich ein.<br />

(4) Drücken Sie die ISO-Taste und wählen Sie die<br />

gewünschte ISO-Empfindlichkeit.<br />

KOMPAKTE SYSTEMKAMERAS<br />

(1) Nicht alle kompakten Systemkameras<br />

verfügen über eine direkte Auswahlmöglichkeit<br />

des Belichtungsmodus, deswegen müssen Sie<br />

eventuell die Einstellung A oder AV mithilfe der<br />

Menütaste oder des Touchscreens auswählen.<br />

Viele Modelle integrieren die Einstellung des<br />

Weißabgleich und der ISO-Empfindlichkeit<br />

in den Vierwegeschalter, während die<br />

Einstellungen für die Bildqualität wiederum<br />

über das Menü zu erreichen sind.<br />

(2) Bei Systemkameras mit Touchscreen<br />

finden Sie sämtliche Funktionen über<br />

die entsprechenden Symbole des<br />

Bildschirmmenüs.<br />

4<br />

3<br />

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1<br />

1<br />

1<br />

2<br />

2<br />

2<br />

2<br />

3<br />

3<br />

1<br />

1<br />

3<br />

4<br />

2


EMPFOHLENE<br />

EINSTELLUNGEN<br />

FÜR PORTRÄTAUFNAHMEN<br />

Belichtungsprogramm: Zeitautomatik<br />

mit Blende f/5.6 als Anfangswert<br />

Messmethode: Mehrfeldmessung<br />

Autofokus: Einzelpunkt–AF und<br />

Einzelbild (AF-S)<br />

Weißabgleich: Den Lichtverhältnissen<br />

angepasst<br />

Bildqualität: RAW + JPEG<br />

ISO-Empfindlichkeit:<br />

100 oder 200<br />

PAUL WARD


8 Grundlagen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Belichtung<br />

Die richtige Kombination von Verschlusszeit und Blende ist der Schlüssel zu guten<br />

Porträts. Hier erfahren Sie, wie man’s macht, ganz ohne Fachchinesisch.<br />

Wenn die <strong>Fotografie</strong> für Sie Neuland ist, sollten Sie das<br />

Konzept der Belichtung kennen, insbesondere die<br />

Eigenheiten des Belichtungssystems digitaler Kameras. Ein<br />

Foto kommt zustande durch eine Kombination von Blende<br />

und Verschlusszeit, die festgelegen, wie viel Licht auf den<br />

Sensor der Kamera trifft. Die Blende ist gewissermaßen die<br />

Iris des Objektivs, analog der Iris des menschlichen Auges.<br />

Sie kann sich vergrößern und mehr Licht hindurch lassen,<br />

oder sich verkleinern und damit den Lichteinfall begrenzen.<br />

Wenn Sie eine weit offene Blende benutzen, lässt sie in<br />

derselben Zeitspanne mehr Licht hindurch als eine sehr<br />

kleine Blendenöffnung.<br />

Der Verschluss ist ein Vorhang vor dem Kamerasensor,<br />

der diesen erst freigibt, wenn Sie auf den Auslöser drücken.<br />

So kann Licht auf den Sensor treffen und durch dessen<br />

Belichtung ein Bild erzeugen. Die Dauer der Belichtung wird<br />

von der Verschlusszeit bestimmt. Was die Belichtung betrifft,<br />

besteht ein Zusammenhang zwischen der Größe der<br />

Blendenöffnung und der Verschlusszeit. Beide zusammen<br />

sorgen für die richtige Belichtung, die durch eines der<br />

Belichtungsprogramme gesteuert wird. Die Vollautomatik<br />

der Kamera erspart Ihnen das Nachdenken über die richtige<br />

Einstellung, sodass Sie einfach draufhalten und abdrücken<br />

können. Die Faszination der <strong>Fotografie</strong> entsteht jedoch erst,<br />

wenn Sie selbst steuern und kontrollieren, wie Ihre Bilder am<br />

Ende aussehen werden.<br />

Der erste Schritt dazu besteht darin, eines der<br />

Belichtungsprogramme zu wählen, mit denen Sie Ihre<br />

Kreativität fotografisch umsetzen können. Aus diesem Weg<br />

erzielen Sie bewusst gestaltete, individuelle Aufnahmen,<br />

anstatt einfache Schnappschüsse zu produzieren, die zum<br />

Großteil wertlos sind.<br />

3<br />

1<br />

2<br />

Belichtungssteuerung<br />

Neulinge glauben oft, es sei schwierig, Zeitautomatik oder Blendenautomatik richtig zu benutzen, doch das Gegenteil ist der Fall: Es<br />

ist kinderleicht. Nachdem Sie das Belichtungsprogramm gewählt haben (1), drehen Sie das Eingabewahlrad (2), bis die gewünschte<br />

Blende oder Verschlusszeit auf dem LCD oben auf der Kamera oder auf dem Farbmonitor an der Rückseite angezeigt wird (3).<br />

Drücken Sie den Auslöser halb durch, und die Kamera errechnet die korrekte Belichtung. Das ist alles.<br />

VERSCHLUSSZEITEN<br />

Die Belichtungseinstellung wird vorgenommen, indem entweder die Blende oder die<br />

Verschlusszeit verändert wird. Dies geschieht in exakt definierten Stufen.<br />

Jede Blendenstufe entspricht von der kleineren zur nächst größeren Zahl einer<br />

Halbierung der Lichtmenge, bzw. umgekehrt einer Verdopplung der Lichtmenge.<br />

Zwischenwerte entsprechen halben oder drittel Blendenstufen. Jede Zeitstufe entspricht<br />

ebenfalls einer Verdopplung oder Halbierung der Lichtmenge, die auf den Sensor<br />

fällt. Wenn Sie also beispielsweise die Verschlusszeit von 1/500 Sekunde in 1/250<br />

Sekunde ändern, so verdoppelt das die Dauer der Belichtung. Die Tabelle unten zeigt<br />

Verschlusszeiten von 1 Sekunde bis 1/4000 Sekunde.<br />

Volle Blendenstufen 1 Sek. 1/2 Sek. 1/4 Sek. 1/8 Sek. 1/16 Sek. 1/30 Sek. 1/60 Sek. 1/125 Sek. 1/250 Sek. 1/500 Sek. 1/1000 Sek. 1/2000 Sek. 1/4000 Sek.<br />

Halbe Blendenstufen 0.7 Sek. 1/3 Sek. 1/6 Sek. 1/10 Sek. 1/20 Sek. 1/45 Sek. 1/90 Sek. 1/180 Sek. 1/350 Sek. 1/750 Sek. 1/1500 Sek. 1/3000 Sek.<br />

BLENDENSTUFEN<br />

Die Darstellung unten zeigt die verschiedenen Blendenöffnungen in Schritten von<br />

jeweils einer Blendenstufe. Das bedeutet, von links nach rechts halbiert sich mit<br />

jeder Stufe die Lichtmenge, die auf den Sensor fällt. In diesem Beispiel ist die größte<br />

Blendenöffnung f/2.8, die kleinste f/32.<br />

Sie sollten sich merken, dass der Abstand zwischen zwei Belichtungsstufen und<br />

zwei Blendenstufen die Lichtmenge jeweils entweder halbiert oder verdoppelt.<br />

Volle Blendenstufen f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16 f/22 f/32<br />

Halbe Blendenstufen f/3.5 f/4.5 f/6.7 f/9.5 f/13 f/19 f/27


BRETT HARKNESS<br />

5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Grundlagen 9<br />

Perfekt belichtet<br />

Die richtige Kombination<br />

von Verschlusszeit und<br />

Blende ist der Schlüssel zu<br />

guten Porträts.


10 Grundlagen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Belichtungsmesssysteme<br />

Bevor Sie die Belichtung selbst in die Hand nehmen, sollten Sie eine<br />

Vorstellung davon haben, wie Belichtungsmesssysteme<br />

grundsätzlich funktionieren. Hier erfahren Sie, wann Sie welche<br />

Messmethode am besten benutzen.<br />

<strong>Digitale</strong> Spiegelreflexkameras verfügen über komplexe Belichtungssysteme und<br />

eine große Auswahl von Messverfahren, um allen denkbaren Lichtverhältnissen<br />

gerecht werden zu können. Dabei geht das Belichtungssystem einer Kamera bei<br />

einer zu messenden Szene stets von einer mittleren Helligkeit aus, nämlich<br />

einem 18-prozentigen Grauwert, der als Durchschnittswert gilt, weil die<br />

Vermischung aller in einem Bild vorhandenen Farben zu eben diesem<br />

18-prozentigen Grau führen würde. Dieses Grau ist die Referenz für alle<br />

technisch unterschiedlichen Verfahren der Belichtungsmessung, die in den<br />

Digitalkameras aller Hersteller verwendet werden.<br />

Obwohl die Messverfahren in den meisten Situationen gut funktionieren,<br />

kann es unter besonderen Umständen trotzdem zu Fehlbelichtungen kommen,<br />

etwa wenn das Motiv wesentlich hellere oder dunklere Farben aufweist als das<br />

Referenz-Grau. Befindet sich beispielsweise ein großes, dunkles Objekt in einer<br />

ansonsten normalen Szene, „denkt“ die Kamera, die gesamte Szene sei sehr<br />

dunkel und wird infolgedessen das Foto überbelichten. Dieser Messfehler ist<br />

auch umgekehrt möglich: ein sehr helles Objekt führt zur Unterbelichtung.<br />

Doch auch bei schwierigen Lichtverhältnissen sorgt eines dieser Messverfahren<br />

in den meisten Fällen für die richtige Belichtung. Sie müssen allerdings wissen,<br />

wann Sie welches Verfahren nutzen sollten.<br />

Während Ihre Kamera also versucht, mit der Belichtung dem Referenz-Grau<br />

möglichst nahe zu kommen, liegt es an Ihnen, die Originalfarben der Szene zu<br />

bewahren. Dazu müssen Sie die Belichtung der Kamera entweder nach oben<br />

(heller) oder nach unten (dunkler) korrigieren. Beispielsweise würde ein Porträt,<br />

aufgenommen vor einem sehr dunklen Hintergrund, die Kamera zum<br />

Überbelichten verleiten, was in diesem Fall bedeuten würde, dass der<br />

Hintergrund richtig belichtet, das Hauptmotiv aber ausgebleicht wäre. Also<br />

müssen Sie die Belichtung reduzieren. Umgekehrt würde die Kamera eine<br />

verschneite Landschaft unterbelichten, also müssen Sie das ausgleichen, indem<br />

Sie die Belichtung verstärken.<br />

Was sich hier kompliziert anhören mag, ist in der Praxis kinderleicht, denn Ihre<br />

Kamera bietet für solche Korrekturen einige narrensichere Funktionen.<br />

Auswahl des Messverfahrens<br />

Die Auswahl eines Messverfahrens ist einfach. Wir zeigen<br />

Ihnen beispielhaft, wie Sie es an den Kameras der<br />

führenden Hersteller finden.<br />

CANON<br />

Bei älteren Modellen (z. B.<br />

EOS 1000D und EOS 450D)<br />

drücken Sie von den vier<br />

Kreuztasten die Mess-Taste.<br />

An der EOS 500D drücken Sie<br />

die Set-Taste (an der EOS 550D<br />

und EOS 600D die Q-Taste)<br />

und wählen anschließend das<br />

Mess-Symbol.<br />

Einige CANON EOS-Modelle 30D/40D/50D (z. B.<br />

EOS 20D und 30D) verfügen<br />

über eine eigene Taste zu<br />

diesem Zweck. Bei diesen<br />

Modellen drücken Sie die<br />

Messmodus-Taste (1) und<br />

drehen am Hauptwahlrad<br />

(2), bis das gewünschte<br />

Messmodus-Symbol auf der<br />

LCD-Anzeige erscheint.<br />

SONY ALPHA<br />

Drücken Sie die Fn-Taste (1) und<br />

wählen Sie durch Drücken der<br />

AF-Taste (2) das Messmodus-<br />

Symbol. Wählen Sie das<br />

gewünschte Messverfahren aus<br />

und drücken Sie die AF-Taste<br />

erneut, um Ihre Auswahl zu<br />

bestätigen.<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

Mehrfeldmessung<br />

Theoretisch könnten Sie für jede Aufnahme die Mehrfeldmessung nutzen und würden<br />

niemals falsch belichten – theoretisch… Die Mehrfeldmessung ist heute das modernste<br />

Messverfahren und wird daher von Fotografen am häufigsten verwendet. Sie funktioniert<br />

nach folgendem Prinzip: Das Sucherbild wird in mehrere Felder aufgeteilt, von denen<br />

jedes Feld einzeln gemessen wird. Die Kamera wertet diese Einzelmessungen aus und<br />

errechnet daraus die Belichtung für das gesamte Foto. Zahl und Form der Messfelder<br />

und auch die Berechnungsalgorithmen sind je nach Hersteller unterschiedlich, aber das<br />

Prinzip ist dasselbe.<br />

Zur Verbesserung der Genauigkeit verfügen manche Kameras über eine Bibliothek<br />

aus zehntausenden Bildern, aufgenommen bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen,<br />

die in Millisekunden mit der Szene vor dem Objektiv verglichen werden, um die beste<br />

Belichtung zu ermitteln. Dieses System hat sich als äußerst zuverlässig erwiesen<br />

und liefert zu über 90% korrekte Belichtungen. Seine Schwäche sind Motive mit<br />

ungewöhnlich hellen oder dunklen Objekten, aber auch bei sehr hohen Kontrasten<br />

sowie bei Gegenlicht können Mehrfeldmess-Systeme versagen. Für solche Fälle stehen<br />

Ihnen andere Messverfahren sowie eine Auswahl manueller Korrekturen zur Verfügung,<br />

um die richtige Belichtung zu finden.<br />

NIKON<br />

Bei neueren Modellen (z. B. D3200)<br />

drücken Sie die Info-Taste (i),<br />

scrollen zu „Belichtungsmessung“<br />

und treffen Ihre Auswahl mit<br />

dem Multifunktionswähler. Ältere<br />

Modelle wie die D80 haben eine<br />

Mess-Taste, die Sie drücken<br />

müssen, um Ihre Auswahl zu<br />

treffen.<br />

PENTAX<br />

Die meisten DSLR-Kameras von<br />

Pentax wählen den Messmodus<br />

in gleicher Weise wie die K100D:<br />

Drücken Sie „MENU“, um den<br />

Rec.-Modus zu öffnen, wechseln<br />

Sie per Vier-Wege-Schalter zur<br />

AE-Messung, wählen dort das<br />

gewünschte Messverfahren aus<br />

und drücken „OK“.<br />

1<br />

2<br />

DAS SYMBOL FÜR DIE MEHRFELDMESSUNG<br />

Jeder Kamerahersteller stellt seine Messverfahren mit eigenen<br />

Symbolen dar; hier zeigen wir Ihnen die häufigsten.<br />

CANON NIKON OLYMPUS<br />

PENTAX<br />

KOMPAKTE SYSTEMKAMERAS<br />

Bei den meisten kompakten<br />

Systemkameras drücken Sie die<br />

Menü-Taste (1) und scrollen zu<br />

den Messverfahren. Bei Kameras<br />

mit Touch-Screen finden Sie<br />

die Messverfahren im Menü des<br />

Monitors.<br />

1


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Grundlagen 11<br />

Messoptionen<br />

Das Verständnis der<br />

Messverfahren ist unerlässlich<br />

für Szenen mit schwierigen<br />

Lichtverhältnissen, etwa bei<br />

Gegenlicht.<br />

ISTOCK PHOTO<br />

Mittenbetonte Integralmessung<br />

Dieses klassische Messverfahren hat auch in digitalen Spiegelreflexkameras noch<br />

immer seinen Platz und war vor Einführung der Mehrfeldmesssysteme stets die<br />

erste Wahl. Wie der Name bereits andeutet, wird dabei aus dem Licht des gesamten<br />

Bildausschnitts ein durchschnittlicher Messwert ermittelt, die Objekte nahe der<br />

Bildmitte werden jedoch dabei stärker gewichtet. Obwohl im Vergleich zu neueren<br />

Messverfahren weniger anspruchsvoll, ist die mittenbetonte Integralmessung<br />

aufgrund ihrer früheren Beliebtheit noch in allen Kameras zu finden und wird<br />

von vielen erfahrenen Fotografen nach wie vor geschätzt. Nützlich ist dieses<br />

Messverfahren auch beim Korrigieren der Belichtungsautomatik, worauf wir noch<br />

genauer eingehen werden.<br />

DAS SYMBOL FÜR MITTENBETONTE INTEGRALMESSUNG<br />

Obwohl Sie in den meisten Fällen der Mehrfeldmessung den Vorzug geben werden, ist in<br />

fast allen Kameras auch die Option für mittenbetonte Integralmessung vorhanden.<br />

CANON<br />

NIKON<br />

OLYMPUS<br />

PENTAX<br />

Spot- und Selektivmessung<br />

Ein großartiges Verfahren, wenn Sie nur einen bestimmten Bildbereich messen<br />

wollen – es verlangt jedoch Erfahrung im Einschätzen von Farbtönen. Während<br />

die Mehrfeldmessung den gesamten Bildbereich auswertet, konzentrieren sich<br />

Spot- und Selektivmessung auf den mittleren Bildbereich (zu erkennen am<br />

kreisrunden Messfeld in der Suchermitte). Da hierbei nur der Bildbereich innerhalb<br />

des Messkreises ausgewertet wird, können Sie den Ort der Belichtungsmessung für<br />

jede Aufnahme exakt bestimmen.<br />

Mithilfe der Spot- und Selektivmessung können Sie sicherstellen, auch unter<br />

schwierigen Lichtverhältnissen richtig zu belichten. Beide Verfahren funktionieren<br />

sehr ähnlich, mit dem einzigen Unterschied, dass die Spot-Messung einen sehr<br />

präzisen Messkreis (in der Regel ca. 3% des Bildbereichs) auswertet, während<br />

die Selektivmessung etwa 9% der Bildmitte erfasst. Die genauere Spot-Messung<br />

findet sich in den meisten Kameras, die Selektivmessung ist weniger häufig,<br />

und nur wenige Kameras verfügen über beide Mess-Systeme. Wenden Sie die<br />

Spot- oder Selektivmessung aber mit Vorsicht an: Messen Sie anstatt heller<br />

oder dunkler Objekte stets einen Bereich mittlerer Helligkeit, sonst kommt es zu<br />

Belichtungsfehlern.<br />

DAS SYMBOL FÜR DIE SPOT- UND SELEKTIVMESSUNG<br />

Spot- und Selektivmessung werden jeweils mit Hilfe einer<br />

Auswahltaste oder durch Aktivierung des entsprechenden<br />

Symbols auf der LCD-Anzeige ausgewählt. Dabei erscheint<br />

das Symbol für Spot-Messung meist als einzelner Punkt<br />

innerhalb eines Rechtecks, während die<br />

NIKON<br />

Selektivmessung durch zwei gerundete<br />

Linien dargestellt wird, die einen Kreis um die<br />

Bildmitte herum andeuten.<br />

Hinweis: Wenden Sie die Spot- und Selektivmessung<br />

auf einen mittleren Helligkeitsbereich an, um korrekte<br />

Messergebnisse zu erhalten. Eine Spot-Messung auf<br />

sehr dunklen Objekten führt zu Überbelichtung, auf<br />

sehr hellen Objekten zu Unterbelichtung. Machen<br />

Sie sich durch ein paar Probeaufnahmen mit beiden<br />

Methoden vertraut.<br />

OLYMPUS<br />

CANON (SELEKTIV)<br />

CANON (SPOT)<br />

PENTAX


12 Grundlagen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Die Belichtungskorrektur-Taste<br />

Sie ist Ihre „Geheimwaffe“ gegen Fehlbelichtungen, die dadurch<br />

entstehen könnten, dass extrem helle oder dunkle Objekte das<br />

Messsystem Ihrer Kamera buchstäblich hinters Licht führen.<br />

Sie können die Ursachen möglicher Belichtungsfehler im Vorfeld erkennen und<br />

wissen, was zu tun ist, um die Belichtung zu korrigieren. Der einfachste Weg<br />

+ –<br />

dazu verbirgt sich auf Ihrer Kamera hinter einer unscheinbaren Taste namens<br />

„Belichtungskorrektur“. Diese befindet sich entweder in unmittelbarer Nähe des<br />

Auslösers, wo Sie sie mit dem Zeigefinger drücken können, oder in der Nähe<br />

der rechten, oberen Ecke des Kameramonitors, wo sie mit dem Daumen bedient wird. Während<br />

Sie diese Taste gedrückt halten, stellen Sie durch Drehen des Funktionswählrads eine oder zwei<br />

Belichtungsstufen mehr (+) oder weniger (-) ein als die Kamera automatisch einstellen will.<br />

Ein Beispiel: Sie fotografieren auf einer Hochzeit und wollen ein Ganzkörperporträt der Braut<br />

schießen. Das weiße Brautkleid ist aber deutlich heller als das mittlere 18-prozentige Grau, und<br />

es füllt einen großen Teil des Sucherbildes aus. Mit der von der Kamera errechneten Einstellung<br />

würden Sie das Foto hoffnungslos unterbelichten, also müssen Sie die Belichtung nach oben<br />

korrigieren (+). Umgekehrt ist es beim Porträt des Bräutigams, der in seinem dunklen Anzug<br />

eine Überbelichtung provozieren würde, wenn Sie nicht nach unten (-) korrigieren. Sie drücken<br />

also die Belichtungskorrekturtaste, halten Sie gedrückt und korrigieren die Belichtung mit dem<br />

Funktionswählrad nach oben oder unten.<br />

Dabei wird Ihre Korrektur oft als „+ EV“ oder „- EV“ angezeigt. „EV“ steht für „Exposure Value“, was<br />

auf neudeutsch „Belichtungswert“ heißt; „+1/2 EV“ bedeutet eine Belichtungskorrektur um eine<br />

halbe Stufe nach oben, „-1/3 EV“ demnach um eine Drittelstufe nach unten.<br />

-1.5EV<br />

PAUL WARD<br />

+1.5EV<br />

PAUL WARD<br />

Wie funktioniert die Belichtungskorrektur?<br />

Die Art der Belichtungskorrektur hängt vom verwendeten Belichtungsprogramm<br />

ab: bei der Zeitautomatik erfolgt der Ausgleich durch Änderung der Verschlusszeit,<br />

bei der Blendenautomatik durch Änderung der Blendeneinstellung. Im<br />

Programm-Modus entscheidet die Kamera je nach Lichtintensität automatisch<br />

zwischen Änderung der Verschlusszeit oder Blende, wobei die Reduzierung des<br />

Verwacklungsrisikos Priorität hat.<br />

Ohne Korrektur<br />

Belichtungskorrektur<br />

In diesem typischen Beispiel wird<br />

das Mess-System durch zwei dunkle<br />

Objekte getäuscht: Beim Aufnehmen<br />

der Szene versuchte die Kamera einen<br />

Mittelwert zu ermitteln, daher wurde<br />

das erste Foto unterbelichtet. Nach der<br />

Korrektur von +1 EV ist die Belichtung<br />

richtig.<br />

+1 EV<br />

Belichtungskorrektur<br />

• Eine Korrektur nach oben (+) verstärkt<br />

die Belichtung einer ansonsten<br />

unterbelichteten Szene, wegen eines sehr<br />

hellen Objekts beispielsweise.<br />

Eine Korrektur nach unten (-) reduziert die<br />

Belichtung, etwa beim <strong>Fotografie</strong>ren einer<br />

besonders dunklen Szene.<br />

Belichtungskorrektur in der Praxis<br />

Obwohl die Belichtungskorrektur<br />

eigentlich nur zum Ausgleich<br />

einer fehlerhaften automatischen<br />

Einstellung gedacht ist, kann<br />

ihre Wirkung auch kreativ<br />

genutzt werden. Auch das ist<br />

ganz einfach. Probieren Sie die<br />

Einstellungen (+) und (-) an<br />

Motiven mit verschiedenen<br />

Farbtönen aus, um die Wirkung<br />

zu sehen. Und so funktioniert es:<br />

1) Drücken und halten Sie die<br />

Belichtungskorrektur-Taste. Sie ist<br />

meist gekennzeichnet durch das<br />

Symbol +/-.<br />

2) Drehen Sie das Funktionswählrad,<br />

um die Stärke der Korrektur<br />

festzulegen. Durch negative Werte<br />

wird die Belichtung verringert, durch<br />

positive Werte wird sie verstärkt.<br />

3) Die Belichtungskorrektur-Skala<br />

wird im Sucher oder im Monitor Ihrer<br />

Kamera angezeigt, oder in beiden.<br />

4) Die eingestellte<br />

Belichtungskorrektur bleibt übrigens<br />

aktiv, also werden auch das nächste<br />

und das übernächste Foto mit<br />

Belichtungskorrektur aufgenommen,<br />

wenn Sie sie nicht wieder auf Null<br />

setzen.<br />

1 2<br />

3<br />

4


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Grundlagen 13<br />

AE-Speicherung (AE-L)<br />

Mit dieser Funktion können Sie die Belichtung eines Objekts unabhängig<br />

vom Autofokus speichern, um Belichtungsfehler zu vermeiden.<br />

Jede moderne DSLR besitzt eine AE-L-Taste – normalerweise rechts<br />

AE-L oben auf der Kamerarückseite. „AE-L“ steht für „Auto Exposure Lock“,<br />

was etwa bedeutet „Verriegelung der automatisch gefundenen<br />

Belichtung“. Aus offensichtlichen, praktischen Gründen nennt man die Funktion aber<br />

„AE-Speicherung“ und noch kürzer „AE-L“. Sie speichert die aktuell gefundenen<br />

Belichtungseinstellungen, damit diese im Fall einer Neukomposition des Bildes<br />

erhalten bleiben und nicht automatisch an die neue Situation angepasst werden. Die<br />

AE-L Funktion kann in jedem Aufnahmemodus benutzt werden, nur im manuellen<br />

Modus ist sie nicht sinnvoll.<br />

Wenn Sie den Auslöser halb durchdrücken, wird der Autofokus aktiviert, gleichzeitig<br />

wird die korrekte Belichtung ermittelt. Das ist in den meisten Fällen genau das, was<br />

geschehen soll. Doch was tun Sie, wenn Sie mehrere Bildbereiche einzeln messen<br />

wollen? Hier kommt die AE-L-Funktion ins Spiel, denn damit können Sie die Belichtung<br />

beliebig oft neu messen, jedoch ohne dass die bei der ersten – mit AE-L gespeicherten<br />

– Messung gefundene Schärfeeinstellung verändert würde. Das ist sehr praktisch, wenn<br />

Ihr Motiv sehr hell oder dunkel ist, oder wenn es sich in einer sehr hellen oder dunklen<br />

Umgebung befindet. Meistens werden Sie die AE-L-Funktion zusammen mit der<br />

Spot- oder mittenbetonten Integralmessung benutzten.<br />

Wenn Sie etwa eine Szene mit nur einer einzigen starken Lichtquelle aufnehmen,<br />

würde das Mehrfeldmess-System die Szene heller interpretieren als sie ist und<br />

infolgedessen das Bild unterbelichten. Um die Szene korrekt zu messen, nehmen Sie<br />

zunächst eine Spot- oder Selektivmessung direkt am Motiv oder einem<br />

durchschnittlich beleuchteten Bildbereich vor und speichern dann mit der AE-L-Taste<br />

die gefundene Belichtung. Dann machen Sie Ihre Bildkomposition und fotografieren.<br />

Ebenso hilfreich ist die AE-L-Funktion bei Motiven, die abseits der Bildmitte positioniert<br />

sind, oder wenn Sie eine Bilderserie mit identischen Belichtungseinstellungen<br />

aufnehmen wollen. Wenn Sie beispielsweise mehrere Einzelbilder zu einem Panorama<br />

zusammensetzen möchten, muss die Belichtung bei allen Einzelbildern dieselbe sein.<br />

AE-Lock<br />

BJORN THOMASSEN<br />

Die AE-L-Funktion ist ein wichtiges Instrument für die Belichtungsmessung von Objekten vor<br />

sehr dunklem oder hellem Hintergrund, die die Mehrfeldmessung der Kamera zur Über- oder<br />

Unterbelichtung verleiten würde. In diesem Beispiel täuschte der sehr dunkle Hintergrund der<br />

Kamera vor, die Szene sei dunkler als sie ist. Folglich wählte sie eine längere Verschlusszeit als<br />

nötig, so dass das Motiv überbelichtet wurde. Um eine korrekte Belichtung zu erhalten, wurde eine<br />

Spot-Messung an der Mauer neben der Treppe vorgenommen und das Ergebnis mit der AE-L-Taste<br />

gespeichert. Anschließend wurde der Bildaufbau überprüft und das Bild aufgenommen. Das<br />

Ergebnis ist korrekt belichtet.<br />

Die AE-L-Funktion in<br />

der Praxis<br />

Die AE-L-Funktion, kombiniert mit<br />

der Spot- oder mittenbetonten<br />

Integralmessung, bietet ein einfaches<br />

Verfahren, um für jedes Motiv die<br />

richtige Belichtung zu finden.<br />

1) Aktivieren Sie die Spot- oder<br />

Selektivmessung Ihrer Kamera.<br />

2) Richten Sie die Kamera so aus,<br />

dass das Messfeld auf dem zu<br />

messenden Bereich liegt.<br />

3) Aktivieren Sie die AE-L-<br />

Funktion. Hinweis: Bei einigen<br />

Kameras muss die Taste gedrückt<br />

gehalten werden; lesen Sie<br />

dazu die Bedienungsanleitung.<br />

Die Einblendung von „AE-L“ im<br />

Sucher zeigt an, dass die Funktion<br />

aktiviert ist.<br />

4) Nun machen Sie Ihre<br />

Bildkomposition. Die zuvor<br />

gefundene Belichtungseinstellung<br />

wird beibehalten, auch wenn sich<br />

die Position der Kamera geändert<br />

hat, weil Sie nun einen ganz<br />

anderen Bildausschnitt gewählt<br />

haben.<br />

5) Nun drücken Sie den Auslöser<br />

voll durch und schießen das Foto.<br />

1) Spot- oder Selektivmessung aktivieren<br />

2) Messfeld positionieren<br />

3) AE-L-Taste betätigen 4) Bildaufbau prüfen und fotografieren<br />

BJORN THOMASSEN


14 Schärfe und Belichtung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

SCHÄRFE UND<br />

BELICHTUNG<br />

WENN SIE SICH ERNSTHAFT MIT DER PORTRÄTFOTOGRAFIE BESCHÄFTIGEN, SOLLTEN SIE SICH EIN PAAR<br />

FOTOTECHNISCHE GRUNDLAGEN IN ERINNERUNG RUFEN, WELCHE IHNEN DIE KORREKTE BELICHTUNG IHRER<br />

FOTOS GARANTIEREN UND SIE IN DIE LAGE VERSETZEN, IHR MOTIV STETS GESTOCHEN SCHARF EINZUSTELLEN.<br />

<strong>Porträtfotografie</strong> bedeutet im weitesten Sinn das<br />

<strong>Fotografie</strong>ren von Menschen, sei es als Lifestyle-Porträt,<br />

als formales Porträt, in der Modefotografie, in der<br />

Hochzeitsfotografie oder für Kinderfotos. Aufgrund<br />

dieser Vielfalt erfordert Sie eine ebensolche Vielfalt von<br />

Aufnahmetechniken mit den dazugehörigen<br />

Fähigkeiten, die Sie sich aneignen sollten.<br />

Gute Fotografen machen Bilder, die täuschend einfach<br />

aussehen, doch wir alle wissen: ein Foto, das sich von der<br />

Masse des Durchschnitts abhebt, erfordert Talent,<br />

Beherrschen des fotografischen Handwerks, gute<br />

Vorbereitung, präzise Ausführung und ein Auge fürs<br />

Detail. Bei der <strong>Porträtfotografie</strong> kommt noch hinzu, dass<br />

Sie mit den Menschen, die Sie fotografieren, so<br />

interagieren müssen, dass eine positive Beziehung<br />

entsteht. Wenn Sie die aufnahmetechnischen<br />

Grundlagen so verinnerlicht haben, dass Sie sie im Schlaf<br />

beherrschen, können Sie sich ganz den von Ihnen<br />

porträtierten Personen zuwenden und für eine<br />

gelassene, entspannte Atmosphäre sorgen. Erst wenn Sie<br />

das erreicht haben, können Sie sicher sein, dass<br />

großartige Fotos dabei herauskommen, wenn Sie auf den<br />

Auslöser drücken.<br />

Bevor wir uns spezifischen Kameraeinstellungen<br />

zuwenden, wollen wir kurz auf die grundlegenden<br />

Faktoren eingehen, die ein erfolgreiches Porträtfoto<br />

ausmachen. Die besten Porträtfotos weisen in fast allen<br />

Fällen einen sehr begrenzten Schärfentiefebereich auf,<br />

wobei die Augen gestochen scharf sind und der<br />

Hintergrund nahezu vollständig verschwimmt.<br />

Deswegen befassen wir uns auf den folgenden Seiten im<br />

Wesentlichen damit, wie Sie auf Ihr Modell scharfstellen<br />

und wie Sie die Schärfentiefe steuern, damit Sie sicher<br />

sein können dass Sie immer eine korrekte Belichtung<br />

erreichen. Wenn Sie das geschafft haben, haben Sie die<br />

bei weitem größte Hürde auf dem Weg zum<br />

Porträtfotografen schon genommen.<br />

TEXT: DANIEL LEZANO<br />

FOTOS: BRETT HARKNESS


16 Schärfe und Belichtung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Gestochen scharfe Porträts<br />

Die Augen sind das wichtigste Bildelement in einem<br />

Porträtfoto, deswegen sollten Sie gestochen scharf<br />

eingestellt sein. Der Autofokus ihrer Kamera kann<br />

das sehr präzise tun – vorausgesetzt, das<br />

Kamera-Setup ist der Situation angepasst.<br />

So ist der Multipunkt-Autofokus zwar in fast allen<br />

anderen Aufnahmesituationen die angemessene<br />

Einstellung, aber nicht bei Porträts. Denn wenn<br />

mehrere Autofokus-Messpunkte aktiv sind; wird<br />

sich der Autofokus an dem Messpunkt orientieren,<br />

der auf dem Objekt liegt, das sich am nächsten an<br />

der Kamera befindet. Das sind fast nie die Augen,<br />

sondern meistens die Nase. Ist jedoch die Nase bei<br />

flacher Schärfentiefe scharf abgebildet, sind es die<br />

Augen sehr wahrscheinlich schon nicht mehr. Doch<br />

dieses Problem lässt sich ganz einfach lösen. Sie<br />

schalten den Einzelpunkt-Autofokus ein, sodass nur<br />

noch ein einziger Schärfemesspunkt aktiv ist. Sie<br />

können festlegen, welcher das sein soll. In der Regel<br />

werden Sie den zentralen AF-Messpunkt wählen,<br />

denn der ist am empfindlichsten, doch jeder andere<br />

kann ebenfalls eingestellt werden. Der zentrale<br />

AF-Messpunkt ist aufgrund seiner besonderen<br />

Technologie bei schlechten Lichtverhältnissen am<br />

besten geeignet. Die anderen AF-Messpunkte<br />

liefern jedoch bei kontrastarmen Motiven ein<br />

besseres Ergebnis.<br />

1<br />

Benutzen Sie also bei schlechten<br />

Lichtverhältnissen den zentralen AF-Messpunkt, bei<br />

geringen Kontrasten hingegen einen der anderen<br />

Messpunkte. Im Übrigen sollten Sie die<br />

automatische Schärfenachführung nicht benutzen,<br />

sondern den Einzelbild-Autofokus eingeschaltet<br />

haben. Denn wenn Sie den zentralen AF-Messpunkt<br />

auf ein Auge legen, den Auslöser halb<br />

durchdrücken und dadurch scharfstellen, darf sich<br />

die Schärfe danach, wenn Sie die eigentliche<br />

Bildkomposition machen, nicht mehr verändern.<br />

Das erreichen Sie nur mit dem Einzelbild-Autofokus,<br />

denn der kontinuierliche Autofokus würde die<br />

Schärfe der ständig anpassen und die Augen wären<br />

mit Sicherheit wieder unscharf.<br />

Da Sie die Kamera zwischen dem Scharfstellen<br />

und dem Auslösen bewegen, ist der zentrale<br />

AF-Messpunkt nicht die erste Wahl, wenn die<br />

Kamera auf dem Stativ montiert ist. In diesem Fall ist<br />

es besser, den AF-Messpunkt zu nutzen, der<br />

ohnehin über einem der Augen liegt. Auch hier<br />

benutzen Sie den Einzelbild-Autofokus. Eine andere<br />

Situation, in der ein dezentraler AF-Messpunkt die<br />

bessere Wahl ist, ist die, wenn Sie mehrere Bilder<br />

schnell hintereinander schießen und die AE-<br />

Speicherung nicht zusammen mit dem zentralen<br />

AF-Messpunkt verwenden möchten. Das ist zum<br />

Einstellen des Autofokus<br />

Durch die Wahl der AF-Modus-Einstellungen<br />

können Sie schnell zwischen Multipunkt- und<br />

Einzelpunkt-AF umschalten. Je nach<br />

Kameramodell erreichen Sie diesen Bildschirm<br />

über das Menü oder die AF-Modus-Taste. Einige<br />

ältere Modelle haben eine besondere<br />

Umschalttaste, die zwischen den beiden Modi hin<br />

und her schaltet. Haben Sie den Einzelpunkt-AF<br />

ausgewählt, benutzen Sie den Vierwegeschalter<br />

oder das Funktionswählrad, um einen spezifischen<br />

AF-Messpunkt zu aktivieren. Der zentrale<br />

AF-Messpunkt ist am empfindlichsten, deswegen<br />

ist er meist die beste Wahl.<br />

Beispiel beim <strong>Fotografie</strong>ren von Gruppen der Fall,<br />

die sich nicht in der Bildmitte befinden oder wenn<br />

Sie kurze Bildserien schießen, wobei sich<br />

fotografierte Person bewegt, weil sie ihre Pose<br />

variiert oder wenn Sie selbst Ihre Position ändern.<br />

Viele Fotografen bevorzugen die AE-<br />

Speicherung, anderen ist es lieber, einen der<br />

dezentralen Schärfemesspunkte zu benutzen.<br />

Probieren Sie aus, was Ihnen persönlich am besten<br />

liegt. Die beiden folgenden Beispiele illustrieren die<br />

Auswirkung von Multipunkt-AF und Einzelpunkt-AF.<br />

Schärfetricks<br />

2<br />

1) Eingestellt auf Multipunkt-AF, hat die<br />

Kamera auf den Baumstamm im<br />

Vordergrund scharfgestellt. Wegen der<br />

geringen Schärfentiefe ist das Mädchen<br />

unscharf abgebildet.<br />

2) Mithilfe des Einzelpunkt-AF wird das<br />

Mädchen scharf abgebildet und von den<br />

Baumstämmen hübsch eingerahmt.<br />

3 4 5<br />

Auf die Augen scharfstellen<br />

3) Eingestellt auf den Multipunkt-AF, wird die Hutkrempe<br />

als das nächste an der Kamera befindliche Objekt<br />

erkannt, deswegen stellt der Autofokus darauf scharf.<br />

Aufgrund des flachen Schärfentiefenbereichs wird dabei<br />

jedoch das Gesicht unscharf.<br />

4) Der Einzelpunkt-AF löst das Problem, wobei entweder<br />

ein dezentraler Messpunkt, oder der zentrale Messpunkt<br />

in Verbindung mit der AE-Speicherung benutzt wird.<br />

Hier jedoch ist auf die Nasenspitze scharfgestellt<br />

worden.<br />

5) Hier wurde wieder der zentrale Autofokusmesspunkt<br />

benutzt. Er wurde über das Auge gelegt, dann wurde<br />

scharfgestellt und die Bildkomposition erneut<br />

vorgenommen. Ein Reflektor sorgte für das Aufhellen<br />

der Schatten und für eine hellere Haut.


Bäume<br />

Nutzen Sie Bäume als<br />

natürlichen Rahmen<br />

und achten Sie wie<br />

immer peinlich genau<br />

auf die Schärfe.<br />

Belichtung: 1/1250<br />

Sekunde bei Blende<br />

f/3.2 und ISO 320


18 Schärfe und Belichtung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Porträts richtig belichten<br />

Wie Ihre Kamera zum Belichten einer Szene<br />

eingestellt ist, entscheidet über die Qualität Ihrer<br />

Porträts. Auf der praktischen Ebene können Sie sich<br />

in den meisten Situationen auf Ihre Kamera<br />

verlassen; sie wird Ihnen grundsätzlich die richtige<br />

Belichtung liefern. Gleichwohl gibt es Fälle, in denen<br />

Sie eingreifen müssen.<br />

Auf der kreativen Ebene bestimmt Ihre Wahl der<br />

Belichtungseinstellungen die ästhetische Qualität<br />

des Fotos. Aus diesem Grund sollten Sie sich immer<br />

darüber klar sein was, Ihre Kamera im Einzelnen tut<br />

und Sie sollten die Belichtung selbst steuern, damit<br />

Ihre Porträts die bestmögliche Qualität erreichen.<br />

Wie Sie das anstellen, erfahren Sie auf den<br />

folgenden Seiten.<br />

Die Wahl des Belichtungsprogramms bestimmt,<br />

bis zu welchem Grad Sie selbst die Belichtung des<br />

Fotos beeinflussen können, deswegen ist die Wahl<br />

des Belichtungsprogramms die wichtigste<br />

Entscheidung, die Sie treffen. In der <strong>Porträtfotografie</strong><br />

wird in den allermeisten Fällen die Zeitautomatik<br />

benutzt, weil Sie es erlaubt, die Blendeneinstellung<br />

– und damit die Schärfentiefe – schnell und einfach<br />

zu ändern. Viele professionelle Fotografen<br />

verwenden jedoch die manuelle Betriebsart, weil<br />

Sie damit sowohl die Verschlusszeit als auch die<br />

Blende selbst steuern können. Andere wiederum<br />

ziehen es vor, die Programmautomatik zu<br />

verwenden und die Programm-Shift-Funktion zu<br />

benutzen, um die Blende nach eigenen<br />

Vorstellungen einzustellen. Es gibt Situationen, in<br />

denen die manuelle Betriebsart angemessen ist,<br />

beispielsweise in schwierigen Lichtverhältnissen,<br />

oder wenn Sie einen Handbelichtungsmesser<br />

benutzen. Probieren Sie alle in Frage kommenden<br />

Belichtungsprogramme aus, und bleiben Sie bei<br />

dem, mit dem Sie persönlich am besten zurecht<br />

kommen.<br />

Aufpassen bei der Belichtungsmessung<br />

Standardmäßig hat Ihre Kamera die Mehrfeldbelichtungsmessung eingestellt, die sehr akkurat funktioniert und in weit<br />

über 90% aller Fälle für tadellose Fotos sorgt. Bei diesem Messverfahren ist das Sucherbild in mehr oder weniger viele<br />

Zonen eingeteilt, wobei jede Zone einzeln gemessen wird. Die Kamera vergleicht die daraus resultierenden<br />

Informationen mit einer internen Bilddatenbank und stellt anhand des Ergebnisses dieses Vergleichs die Belichtung<br />

ein, meist mit hoher Präzision.<br />

Deswegen braucht die richtige Belichtung bei Porträtfotos nicht Ihre erste Sorge zu sein; Sie konzentrieren sich besser<br />

auf die fotografierte Person und die attraktivste Bildkomposition. Gleichwohl gibt es Situationen, die trotz der hohen<br />

Präzision der Belichtungsautomatik Ihre persönliche Aufmerksamkeit erfordern, was die korrekte Belichtung angeht.<br />

Im Folgenden beschreiben wir die am häufigsten vorkommenden Fälle, in denen Probleme auftreten und wir zeigen<br />

Ihnen die einfachsten Möglichkeiten, trotzdem zu guten Fotos zu kommen.<br />

ISO-Einstellung<br />

Auch wenn es die Blende ist, die in der<br />

<strong>Porträtfotografie</strong> die größte Rolle spielt, sollten<br />

Sie nicht die Verschlusszeiten und die ISO<br />

Empfindlichkeit aus den Augen verlieren. Sie<br />

werden hauptsächlich Tele-Brennweiten<br />

benutzen, deswegen ist das Risiko des<br />

Verwackelns immer gegeben, besonders dann,<br />

wenn die Lichtverhältnisse zu wünschen übrig<br />

lassen. Eine Faustregel besagt, die<br />

Verschlusszeit sollte den Wert der eingestellten<br />

Brennweite nicht überschreiten. Benutzen Sie<br />

also eine Brennweite von 200mm, sollte die<br />

Verschlusszeit nicht länger sein als 1/200<br />

Sekunde. Wenn Ihr Kamerasystem über einen<br />

Bildstabilisierung verfügt, können Sie noch<br />

zwei oder sogar drei Stufen herunter gehen, Sie<br />

sollten allerdings dann jede Aufnahme anhand<br />

des Kameramonitors auf ihre Schärfe<br />

überprüfen. Die beste Bildqualität erreichen Sie<br />

mit dem niedrigsten ISO-Wert von 100. Werden<br />

die Verschlusszeiten damit allerdings zu lang,<br />

so dass die Gefahr des Verwackelns besteht,<br />

erhöhen Sie den ISO- Wert schrittweise auf bis<br />

zu 800, dann sind Sie immer auf der sicheren<br />

Seite. Bei den damit generierten<br />

Verschlusszeiten können Sie die leichte<br />

Zunahme des Bildrauschens und einen<br />

leichten Schärfeverlust verschmerzen, denn sie<br />

sind nur minimal. Merke: ein geringer Verlust<br />

an Bildqualität ist tolerierbar, ein durch<br />

Verwackeln ruiniertes Bild nicht.<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

DUNKLE HAUT UND KLEIDUNG<br />

Sehr dunkle Objekte und Hintergründe können zu<br />

Überbelichtung führen. Wenn Sie ein Kopf-Schulter-<br />

Porträt aufnehmen und die betreffenden Personen<br />

eine sehr dunkle Haut haben oder wenn die Szene<br />

aus anderen Gründen überdurchschnittlich dunkel ist,<br />

stellen Sie eine Belichtungskorrektur zwischen -0,7EV<br />

und -1,5EV ein, oder messen Sie das Licht auf einem<br />

mittleren Farbton des Motivs.<br />

HELLE SZENEN<br />

Szenen die heller sind als normal, können<br />

unterbelichtet werden. Das ist ein Risiko, mit dem<br />

Hochzeitsfotografen besonders vertraut sind,<br />

denn Sie fotografieren oft Szenen, in denen die<br />

Braut mit ihrem weißen Hochzeitskleid den<br />

größten Teil des Bildausschnitts ausfüllt. Auch<br />

hier korrigieren Sie die Belichtung, dieses Mal<br />

jedoch mit +1EV bis +1,5EV.<br />

GEGENLICHT<br />

Ein Motiv, hinter dem die Sonne steht, wird stark<br />

unterbelichtet sein, es sei denn Sie leiten Gegenmaßnahmen<br />

ein. Machen Sie entweder eine Spotmessung auf einem<br />

mittleren Farbton und benutzen die AE-Speicherung, oder<br />

Sie verwenden wieder die Belichtungskorrektur, in diesem<br />

Fall mit einem Wert zwischen +1EV und +2EV.<br />

Gegebenenfalls werden Sie mehrere Versuche brauchen,<br />

bevor Sie die Belichtung richtig hinbekommen; überprüfen<br />

Sie deshalb jedes einzelne Bild sorgfältig.


Schärfe und Belichtung 19<br />

Nützliches Zubehör<br />

Graue Karte:<br />

Dieses einfachste und billigste<br />

Zubehör in jeder Fototasche ist<br />

gleichwohl eine äußerst<br />

wirkungsvolle Versicherung<br />

gegen Fehlbelichtungen bei<br />

komplizierten Lichtverhältnissen. Die zu<br />

fotografierende Person hält die Karte, Sie machen<br />

eine Spotmessung darauf, und schon stimmt die<br />

Belichtung.<br />

Hand-Belichtungsmesser<br />

Etwas technischer als eine<br />

graue Karte, dafür aber auch<br />

sehr vielseitig ist ein<br />

Handbelichtungsmesser. Mit<br />

ihm können Sie präzise<br />

Messungen in allen nur denkbaren Lichtverhältnissen<br />

vornehmen, bei den meisten Modellen auch mit Blitz.<br />

Halten Sie den Belichtungsmesser vor das Gesicht,<br />

nehmen die Messung vor und das war es auch<br />

schon. Nun stellen Sie nur noch den Messwert an der<br />

Kamera ein.<br />

Reflektor:<br />

Im Gegenlicht leistet ein<br />

Reflektor sehr gute Dienste,<br />

indem er Licht auf Ihr Motiv<br />

zurückwirft, wodurch<br />

unerwünschte Schatten<br />

beseitigt werden, mehr Details zum Vorschein<br />

kommen und gegebenenfalls sogar attraktive<br />

Catchlights in den Augen erzeugt werden.<br />

Einsichten des Profis<br />

Mess-Optionen<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

„Bei Tageslicht bevorzuge ich ein<br />

Belichtungsprogramm in Verbindung mit der<br />

Belichtungskorrekturfunktion. Ich finde das<br />

geht sehr schnell – ich kann die Blenden<br />

einfach mit dem Funktionswählrad einstellen<br />

und die von der Kamera eingestellte<br />

Belichtung übersteuern. So kann ich mit den<br />

Menschen, die ich fotografiere, interagieren<br />

und brauche mich nicht um<br />

Kameraeinstellungen zu kümmern. Nach<br />

einem Testfoto und Einstellen der<br />

gegebenenfalls nötigen Belichtungskorrektur<br />

benutze ich die Programm-Shift-Funktion,<br />

um die von mir bevorzugte Blende<br />

einzustellen, und ich kann anfangen, zu<br />

fotografieren. Normalerweise bleibe ich bei<br />

der Mehrfeldbelichtungsmessung, die sehr<br />

zuverlässig arbeitet. Nur bei Szenen mit<br />

starken Kontrasten schalte ich auf<br />

Spotmessung.“<br />

Belichtungskorrektur Benutzen<br />

Sie diese Funktion, um den von der<br />

Kamera vorgeschlagenen Wert außer<br />

Kraft zu setzen. Eine positive<br />

Belichtungskorrektur verstärkt die<br />

Belichtung, eine negative<br />

Belichtungskorrektur verringert sie.<br />

Die meisten Kameras bieten eine<br />

Belichtungskorrektur von 3 bis 5<br />

Blendenstufen nach oben oder unten<br />

in Schritten von 0,3 oder 0,5.<br />

Spot-Messung mit AE-<br />

Speicherung<br />

Die Spotmessung misst sehr genau<br />

einen Bereich von etwa 3% des<br />

Bildausschnitts. Legen Sie den<br />

zentralen Messpunkt des Suchers<br />

auf einen mittleren Farbton der<br />

Szene, speichern den Messwert mit<br />

der AE-Speicherfunktion, machen<br />

Ihre Bildkomposition und lösen aus.<br />

Das Bild sollte korrekt belichtet sein.<br />

Histogramm Anhand des<br />

Histogramms können Sie die<br />

Farbverteilung in einem Foto von<br />

den Lichtern bis zu den Tiefen<br />

überprüfen. Es gibt Auskunft<br />

darüber, ob die Belichtung<br />

gleichmäßig erfolgt ist, oder ob Sie<br />

sie nachbearbeiten müssen.<br />

Generell sollten die Spitzenwerte<br />

in der Mitte des Diagramms liegen.


20 Schärfe und Belichtung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Belichtungssteuerung: Mehrere Wege führen zum Ziel<br />

Es gibt mehr als nur ein Verfahren, wie Sie zu<br />

richtig belichteten Fotos kommen. Fragen Sie<br />

zehn Fotografen und Sie können durchaus zehn<br />

unterschiedliche Antworten bekommen,<br />

besonders wenn es um schwierige<br />

Lichtverhältnisse geht. Wir werden uns hier<br />

jedoch darauf beschränken, Ihnen die beiden<br />

wohl am häufigsten benutzten Verfahren<br />

vorzustellen. Wie bereits an anderer Stelle<br />

erwähnt, können Sie theoretisch ein beliebiges<br />

Belichtungsverfahren wählen, wobei die<br />

bekanntesten die Zeitautomatik, die<br />

Programmautomatik und die manuelle<br />

Betriebsart sind. Benutzen Sie die, die Ihnen<br />

persönlich am meisten zusagt. In diesem Beispiel<br />

haben wir als Hintergrund den Innenraum einer<br />

Scheune, so dunkel, dass er fast schwarz ist.<br />

Solche Lichtverhältnisse bringen die<br />

Mehrfeldmessung an ihre Grenzen, wie hier<br />

deutlich zu erkennen ist. Es gibt jedoch mehrere<br />

Möglichkeiten, zur richtigen Belichtung zu<br />

kommen. Entweder Sie benutzen eine graue<br />

Karte, einen Handbelichtungsmesser oder den<br />

Monitor der Kamera.<br />

MEHRFELDBELICHTUNGSMESSUNG<br />

Normalerweise ist die<br />

Mehrfeldbelichtungsmessung eine<br />

verlässliche Angelegenheit, doch in diesem<br />

Fall führt sie zu Überbelichtung aufgrund<br />

des großen schwarzen Hintergrunds. Nun<br />

gibt es drei Möglichkeiten, dieses Problem<br />

zu lösen.<br />

1) GRAUE KARTE<br />

Schalten Sie die Kamera in die manuelle Betriebsart und<br />

benutzen Sie die Spotmessung. Die zu fotografierende<br />

Person hält die graue Karte vor ihr Gesicht. Machen Sie<br />

eine Messung auf der grauen Karte und stellen Sie die<br />

Belichtung so ein, dass der Indikator im Sucherbild über<br />

der Null sitzt. Machen Sie ein Testfoto und überprüfen Sie<br />

es – die Belichtung sollte korrekt sein.<br />

2) HANDBELICHTUNGSMESSER<br />

Achten Sie darauf, dass sowohl an der Kamera als<br />

auch am Belichtungsmesser dieselbe ISO-<br />

Empfindlichkeit eingestellt ist. Messen Sie mit dem<br />

Handbelichtungsmesser auf dem Gesicht. Mit der<br />

Kamera in der manuellen Betriebsart stellen Sie die<br />

gemessene Belichtung ein, machen Ihre Aufnahme<br />

und überprüfen sie.<br />

Belichtungsanzeigen in manueller Betriebsart<br />

Wenn Sie eine graue Karte oder einen<br />

Handbelichtungsmesser benutzen und die<br />

Kamera in die manuelle Betriebsart geschaltet<br />

ist, werden Sie feststellen dass der<br />

Belichtungsindikator im Sucherbild nicht über<br />

der Null liegt, nachdem Sie die Belichtung von<br />

Hand eingestellt haben. Das ist jedoch kein<br />

Grund zur Sorge. Auch in manueller Betriebsart<br />

arbeitet die Belichtungsmessung der Kamera;<br />

deren Indikatoren im Sucherbild und auf dem<br />

Monitor zeigen demzufolge die von der<br />

Kamera vorgeschlagenen Einstellungen. Wenn<br />

Sie die graue Karte oder den<br />

Handbelichtungsmesser richtig benutzt<br />

haben, dann haben Sie die richtige Belichtung<br />

eingestellt – der Indikator der Kamera zeigt<br />

Ihnen lediglich, wie weit die Messung des<br />

kameraeigenen Systems neben der Realität<br />

liegt. Im hier vorliegenden Fall lag der Indikator<br />

der Kamera bei der -1.3EV Markierung. Das<br />

bedeutet, die Kamera hätte Ihr Motiv um 1.3<br />

Blendenstufen überbelichtet.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Schärfe und Belichtung 21<br />

3) ÜBERPRÜFEN AM KAMERAMONITOR<br />

Möglichkeit Nummer drei, die von der großen<br />

Mehrheit der Fotografen benutzt wird, besteht<br />

darin, eine Testaufnahme mit der Zeitautomatik<br />

oder einer Programmautomatik zu machen, das<br />

Bild auf dem Kameramonitor zu überprüfen und<br />

falls notwendig, eine Belichtungskorrektur<br />

einzustellen. Diese Methode funktioniert sehr gut,<br />

Sie müssen jedoch wissen, wie stark die Anzeige<br />

Ihres Kameramonitors vom gespeicherten Foto<br />

abweicht. Manche Monitore produzieren ein<br />

dunkleres oder helleres Bild als die tatsächliche<br />

Datei. Ziehen Sie also zusätzlich zur Beurteilung der<br />

Bildqualität das Histogramm heran. Moderne<br />

Kameras, nicht älter als ein oder zwei Jahre,<br />

verfügen über wesentlich bessere Monitore als<br />

ältere Modelle.<br />

Einsichten des Profis<br />

BRETT HARKNESS<br />

„Ich kann nachvollziehen, warum manche<br />

Fotografen graue Karte und Handbelichtungsmesser<br />

benutzen, doch ich verlasse mich auf meine<br />

Erfahrung in der Bewertung meiner Bilder und ziehe<br />

es vor, den Kameramonitor zu benutzen. Schärfe und<br />

Belichtung sind schnell überprüft und ich kann mich<br />

dem nächsten Foto zuwenden. Wenn auch Sie so<br />

verfahren wollen, sollten Sie wissen, wie nah die<br />

Helligkeit des Kameramonitors der Helligkeit Ihres<br />

Computermonitors kommt, denn nur dann ist die<br />

Überprüfung anhand des Kameramonitors<br />

aussagekräftig. Stellen Sie beide so ein dass Sie<br />

möglichst genau übereinstimmen und schalten Sie<br />

vor allem eine vielleicht vorhandene automatische<br />

Helligkeitssteuerung des Kameramonitors aus, denn<br />

die ändert die Helligkeit des Monitors ständig, je nach<br />

Wetterlage und Lichtverhältnissen. Auch<br />

Histogramme sind nützlich, doch Sie müssen wissen,<br />

wie man sie richtig interpretiert. Außerdem werden<br />

Sie oft in Situationen fotografieren, in denen Sie keine<br />

Zeit haben, sich damit zu befassen.“


22 Schärfe und Belichtung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Porträts und Schärfentiefe<br />

Porträts profitieren wie kein anderes Motiv von<br />

geringer Schärfentiefe. Bei Kopf-Schulter-Porträts ist<br />

dies die klassische Methode, die Augen gestochen<br />

scharf abzubilden, wobei Gesicht und Schultern<br />

bereits leicht außerhalb des Schärfebereichs liegen. Bei<br />

Ganzkörperporträts erreichen wir durch kurze<br />

Schärfentiefe, dass der Hintergrund bis zur<br />

Unkenntlichkeit verschwimmen kann. Diese<br />

Aufnahmetechnik ist auch sehr gut geeignet für<br />

Aktfotos oder für Aufnahmen im Gegenlicht eines<br />

Fensters, da unscharfe Spitzlichter einen besonderen<br />

Glanz erzeugen. Der Effekt ist ganz leicht zu erreichen:<br />

Sie stellen einfach eine große Blende ein und achten<br />

darauf, dass Sie die Augen gestochen scharf gestellt<br />

haben. Objektive mit „schnellen“ maximalen Blenden<br />

haben den Vorteil, wesentlich kürzere<br />

Schärfentiefebereiche zu erlauben als weniger<br />

lichtstarke Objektive. Aus diesem Grund benutzen<br />

viele Porträtfotografen 80mm-Objektive mit einer<br />

maximalen Blende von f/2.8. Diese sind jedoch teuer;<br />

wenn Sie auf Ihren Geldbeutel achten müssen,<br />

besorgen Sie sich stattdessen ein 50mm f/1.8 Objektiv.<br />

Dies ist eines der preisgünstigsten Festobjektive<br />

überhaupt, und zugleich eines der schnellsten.<br />

Bei Blende f/1.8, ist der Schärfeabfall ab dem<br />

Schärfepunkt enorm. Denselben Effekt erreichen Sie<br />

mit einem Telezoom bei langer Brennweite, wenn Sie<br />

ganz aufblenden. Auch so entsteht ein sehr flacher<br />

Schärfentiefebereich. Sie müssen allerdings bei weit<br />

offenen Blenden sehr präzise scharfstellen, sonst wird<br />

aufgrund des geringen Schärfebereichs das gesamte<br />

Motiv unscharf. Im Übrigen ist ein flacher<br />

Schärfentiefebereich nicht immer wünschenswert.<br />

Manchmal soll auch ein Detail, das sich hinter dem<br />

Gesicht des Models befindet, scharf abgebildet<br />

werden. In diesem Fall stellen Sie eine kleinere Blende<br />

ein. Das Schöne an der Schärfentiefe ist, dass Sie so<br />

einfach zu steuern ist, weil die Blendeneinstellung<br />

blitzschnell geändert werden kann. Wenn Sie anfangs<br />

viele Testfotos machen, entwickeln Sie schnell ein<br />

Gefühl dafür, welche Einstellung für den in einer<br />

konkreten Situation gewünschten Effekt am besten<br />

funktioniert.<br />

Wir werden uns in diesem Magazin noch an<br />

anderer Stelle mit der Schärfentiefe befassen.<br />

Entscheidend ist zunächst, dass Sie sich darüber klar<br />

sind, wie sich die Blende auf den Schärfebereich einer<br />

Szene auswirkt. Machen Sie also viele Testfotos mit<br />

verschiedenen Blenden und vergleichen Sie die<br />

Ergebnisse.<br />

Einsichten des Profis<br />

BRETT HARKNESS<br />

„Im Allgemeinen sind Porträtfotos mit kürzerer<br />

Schärfentiefe besser, doch das ist kein<br />

Naturgesetz. Wenn ich beispielsweise Gruppen<br />

oder kleine Kinder fotografiere, die in Bewegung<br />

sind, benutze ich etwa Blende f/11, damit<br />

möglichst viel der Szene scharf abgebildet wird.<br />

Ich benutze ein 70–200mm Objektiv und Blende<br />

f/8, wenn die Bekleidung betont werden soll,<br />

denn so bleiben die Körper scharf, während der<br />

Hintergrund verschwimmt. Ich benutze jedoch<br />

eine weit offene Blende, wenn ich eine einzelne<br />

Person vom Hintergrund freistellen will. Möchte<br />

ich eine extrem flache Schärfentiefe erreichen,<br />

verwende ich ein Objektiv mit einer größten<br />

Blende von f/1.2. Das ist aber schon eine<br />

Gratwanderung, bei der die akkurate<br />

Scharfeinstellung oft nicht auf Anhieb gelingt.“<br />

UNTEN: Diese Bilderserie illustriert, welche Auswirkung die<br />

Wahl der Blende auf die Schärfentiefe hat und wie der jeweilige<br />

Effekt die ästhetische Wirkung eines Bildes beeinflusst. Weit<br />

offene Blenden trennen das Modell vom Hintergrund, während<br />

kleinere Blenden für Szenen geeignet sind, in denen auch die<br />

Details des Hintergrunds wichtig sind.<br />

f/2.8 f/4 f/5.6 f/8<br />

f/11 f/16 f/22 f/32


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Schärfe und Belichtung 23<br />

Manche Hintergründe sind<br />

einfach unansehnlich. Hier<br />

wurde die kurze Schärfentiefe<br />

dazu genutzt, ihn so stark<br />

verschwimmen zu lassen, dass<br />

er schon wieder interessant<br />

wird, ohne dabei vom<br />

Vordergrund abzulenken.


24 Schärfe und Belichtung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Und nun zur<br />

Praxis!<br />

In den allermeisten Situationen können Sie<br />

sich darauf verlassen, dass Ihnen die Kamera<br />

die richtige Belichtung für ein Motiv liefert.<br />

Manchmal jedoch müssen Sie etwas<br />

nachhelfen, um gute Ergebnisse zu erzielen<br />

– beispielsweise wenn in einer Szene helle<br />

Spitzlichter und dunkle Schatten vorhanden<br />

sind. Wir hatten diese Situation in einem<br />

alten Sägewerk, in dem die sehr dunkle<br />

Halle nur punktuell durch einfallendes Licht<br />

von ein paar Fenstern und Löchern im Dach<br />

beleuchtet wurde. Der starke Kontrast einer<br />

solchen Situation macht es notwendig, dass<br />

der Fotograf die Belichtung manuell steuert.<br />

Schauen Sie sich diese Bilder an, überlegen<br />

Sie, was Sie in diesem Fall getan hätten, und<br />

vergleichen Sie Ihre Lösung mit unserer.<br />

OBEN UND RECHTS: Eine Reihe von Oberlichtern erhellt<br />

dieses alte Sägewerk, während Emma am Rolltor steht.<br />

Die starken horizontalen und vertikalen Linien machen<br />

die Bildgestaltung attraktiv.<br />

Die Einstellungen<br />

„Die Medizin, die ich bei so kniffligen<br />

Lichtverhältnissen wie diesen empfehle, heißt:<br />

Belichtungskorrektur. Ich lasse die Kamera in der<br />

Programmsteuerung, sodass ich mit der<br />

Belichtungskorrektur sehr schnell Veränderungen<br />

vornehmen kann. Da mir klar war, dass mein<br />

Modell überbelichtet würde, machte ich ein<br />

Testfoto mit -1EV Belichtungskorrektur und prüfte<br />

das Bild auf dem Kameramonitor. Weil es so dunkel<br />

war, musste ich ein Auge auf die Verschlusszeit<br />

halten, um Verwackeln zu vermeiden. Falls nötig,<br />

hätte ich die ISO-Empfindlichkeit erhöht, bei<br />

diesen beiden Bildern war eine<br />

Belichtungskorrektur von -1,33EV eingestellt. Ich<br />

denke, die Fotos können sich sehen lassen.“<br />

Oben: Hier ergab eine Belichtungskorrektur von -1,33EV das<br />

beste Foto.<br />

Links und rechts: Der dunkle Korridor wird durch punktuelles<br />

Licht beleuchtet, das durch Löcher im Dach einfällt.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Schärfe und Belichtung 23<br />

Perfekte Belichtung<br />

Ganz gleich, wie Sie die<br />

Belichtung messen, achten Sie<br />

unbedingt darauf, das Gesicht<br />

perfekt zu belichten. Dieses<br />

Bild entstand mit einer<br />

Verschlusszeit von 1/100<br />

Sekunde bei Blende f/3.5 und<br />

ISO 400.<br />

Attraktiver<br />

Hintergrund<br />

Die interessanteste Kulisse<br />

nützt Ihnen nichts, wenn sie<br />

auf dem Foto nicht zu<br />

erkennen ist. Dieses Fenster<br />

wirft Licht auf ein Detail des<br />

Hintergrunds und ist auch<br />

selbst ein interessantes<br />

Bildelement.<br />

Positionieren des<br />

Modells<br />

Damit dieses Bild richtig wirkt,<br />

musste das Modell perfekt<br />

beleuchtet sein. Da es hier<br />

direkt im Kegel des<br />

einfallenden Sonnenlichts<br />

steht, brauchten keine<br />

Lichtformer eingesetzt zu<br />

werden<br />

Nicht Verwackeln<br />

Bei schlechten<br />

Lichtverhältnissen besteht<br />

immer das Risiko des<br />

Verwackelns, wenn Sie aus der<br />

Hand fotografieren. Erhöhen Sie<br />

gegebenenfalls die<br />

ISO-Empfindlichkeit und nutzen<br />

Sie große Blendenöffnungen,<br />

um das Risiko zu verringern.


26 Bildkomposition DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

BILDKOMPOSITION<br />

EIN WESENTLICHER ANTEIL GUTER PORTRÄTFOTOS BERUHT AUF DER BILDKOMPOSITION. SIE VERLEIHT DEM BILD<br />

SEINE DYNAMIK UND MACHT DEN UNTERSCHIED ZU EINEM ALLTÄGLICHEN SCHNAPPSCHUSS. LERNEN SIE DIE<br />

WELT MIT ANDEREN AUGEN ZU SEHEN, EGAL WO SIE FOTOGRAFIEREN.<br />

Gute Porträtaufnahmen erfordern einige Vorkenntnisse: über<br />

Schärfe und Belichtung, über die möglichen Probleme der<br />

Entfernungs- und Belichtungsmessung und darüber, wie Sie<br />

Ihre Kamera einstellen müssen, um gestochen scharfe Bilder<br />

zu bekommen. Hier erfahren Sie, warum auch die<br />

Bildkomposition zu den Aspekten gehört, die ein gutes<br />

Porträtfoto ausmachen.<br />

Die richtige Bildkomposition macht ein einfaches Foto für<br />

den Betrachter erst richtig interessant. Dabei geht es im<br />

Wesentlichen um die Details, die Ihren Bildern die persönliche<br />

Note geben – Sie müssen sie nur erkennen. Wenn über<br />

Bildkomposition gesprochen wird, geht es meistens um Dinge<br />

wie Drittelregel und Führungslinien. In diesem Abschnitt<br />

werden wir uns auch damit beschäftigen, wie ein Modell mit<br />

anderen Bildelementen interagiert, wie Sie einem Bild visuelle<br />

Balance verleihen oder besondere Effekte erzielen können.<br />

Die passende Bildkomposition für Ihre Motive wird Ihnen<br />

nach einiger Übung in Fleisch und Blut übergehen und erfolgt<br />

instinktiv. Wie überall, macht auch hier die Übung den Meister.<br />

Achten Sie also bei Ihren Porträtaufnahmen auf die<br />

Umgebung und überlegen Sie, wie Sie Ihren Fotos etwas<br />

Besonderes hinzufügen können. Die folgenden Seiten werden<br />

Sie auf Ideen bringen, die Ihren Fotos mit Sicherheit zugute<br />

kommen.<br />

TEXT: DANIEL LEZANO<br />

FOTOS: BRETT HARKNESS


28 Bildgestaltung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Grundlagen der Porträtgestaltung<br />

Die Kunst der Bildgestaltung von Porträtfotos hat viel<br />

gemeinsam mit anderen Genres der <strong>Fotografie</strong>, der<br />

Landschaftsfotografie beispielsweise, aber sie weist auch<br />

sehr viele Unterschiede auf. Grundregeln wie die<br />

Drittelregel und das Verwenden von Führungslinien<br />

gelten für Porträtfotos genauso, doch es gibt auch<br />

Aspekte, die ausschließlich Porträtfotos betreffen. Im<br />

Gegensatz zur Landschaftsfotografie haben Sie großen<br />

Einfluss auf Ihr Motiv und darauf, wie Sie es in Szene<br />

setzen. Jede Szene, jede Kulisse bietet unterschiedliche<br />

Möglichkeiten und hält unterschiedliche<br />

Herausforderungen für den Fotografen bereit. Im<br />

Folgenden geben wir einen Überblick über die Faktoren,<br />

die Sie beachten sollten, wenn Sie Porträts fotografieren.<br />

Sie werden beispielsweise herausfinden, dass ein enger<br />

Bildzuschnitt, der nur Kopf und Schulter umfasst, anders<br />

angegangen werden muss als die Ansicht aus einem<br />

größeren Blickwinkel, für den Sie die Position des Motivs<br />

und seine Beziehung zur unmittelbaren Umgebung<br />

berücksichtigen müssen.<br />

Eine Frage, die von Neulingen immer wieder an<br />

professionelle Porträtfotografen gestellt wird, lautet: „Wie<br />

und wo soll ich die Person im Bildausschnitt positionieren,<br />

und wie soll der Bildzuschnitt sein?“ Auf diese Frage gibt es<br />

keine allgemeingültige Antwort, einfach weil es keine<br />

Regel gibt, nach der man „richtig“ oder „falsch“<br />

entscheiden kann. Gleichwohl gibt es aber einige grobe<br />

Richtlinien. Eine ganze Reihe von Variablen, die von der<br />

Art der Örtlichkeit über die eingenommene Pose bis hin<br />

zum beabsichtigten Zweck des Bildes reichen,<br />

beeinflussen, wie Sie die Person im konkreten Fall am<br />

besten positionieren. Es ist sehr hilfreich, wenn Sie sich<br />

bereits vor Beginn der Fotosession Gedanken darüber<br />

machen, welche Art Bild Sie kreieren wollen, damit Sie vor<br />

Ort diese Idee sofort umsetzen können und sich nicht mit<br />

theoretischen Überlegungen aufhalten werden. Trotzdem<br />

sollten Sie genug Zeit zum Objektivwechsel einplanen<br />

und für Experimente mit verschiedenen Kamera-<br />

Standorten und Blickwinkeln. All das dient dazu eine<br />

möglichst große Vielfalt von Aufnahmen desselben<br />

Motivs zu bekommen, solche, die viel von der Umgebung<br />

erkennen lassen bis hin zu Aufnahmen, die nur das<br />

Gesicht oder sogar nur Teile davon zeigen.<br />

Versuchen Sie unterschiedliche Ansätze und<br />

überprüfen Sie jedes einzelne Bild sorgfältig, wobei Sie<br />

sich den bevorzugten Posen besonders zuwenden.<br />

Haben Sie auch ein Auge auf Bildelemente, die<br />

gegebenenfalls als Requisiten dienen oder anderweitig<br />

die Bildgestaltung verbessern könnten, indem Sie sie in<br />

den Bildausschnitt einbeziehen. Modefotografen bilden<br />

oft den ganzen Körper ab, um die Kleidung zeigen zu<br />

können wobei das Gesicht dann nur recht klein im<br />

Bildausschnitt erscheint. Engere Bildzuschnitte sind daher<br />

nur bei allgemeinen, weniger zweckbestimmten Porträts<br />

zu empfehlen. Legen Sie den Bildausschnitt mit Bedacht<br />

fest; achten Sie insbesondere darauf, wo Sie einen Körper<br />

„abschneiden“. Ein Schnitt über dem Bauch oder über den<br />

Knien führt zu irritierenden, unbalancierten<br />

Darstellungen. Ein Zuschnitt an der Hüfte hingegen wirkt<br />

nicht störend, ebenso wenig wie ein enger Bildzuschnitt<br />

über der Brust, wodurch ausdrucksstarke Kopf-<br />

Schulterporträts entstehen können. Ein gewagter<br />

Zuschnitt kann beispielsweise einen Teil des Kopfes an der<br />

oberen Bildkante abschneiden. Was sich hier drastisch<br />

anhört, ist jedoch ein übliches Mittel der Bildgestaltung,<br />

durch das die Darstellung des Gesichts betont wird.<br />

Oben: Mit dem Motiv zentral im Bildausschnitt<br />

entstehen starke, dynamische<br />

Bildkompositionen.<br />

Auch in der <strong>Porträtfotografie</strong> sollten die<br />

fundamentalen Regeln der Bildkomposition nicht außer<br />

Acht gelassen werden, denn sie führen üblicherweise zu<br />

besseren Fotos. Folgen Sie unseren Ideen zur<br />

Aufnahmetechnik und den damit verbundenen Tipps und<br />

Sie werden sehr bald Ihre eigenen Fähigkeiten entwickeln,<br />

mit denen Sie zu guten Porträtfotos kommen werden.<br />

DIE DRITTELREGEL<br />

IN PORTRÄTS<br />

Die wichtigste Regel für die Bildgestaltung in der<br />

<strong>Porträtfotografie</strong> ist die Drittelregel, mit deren Hilfe Sie<br />

den Hauptfixpunkt Ihres Motivs in den dafür am besten<br />

geeigneten Bildteil verlegen. Ziel dabei muss sein, ein<br />

ausgewogenes, ausdruckstarkes Motiv zu kreieren das<br />

attraktiv auf den Betrachter wirkt. Die Anwendung der<br />

Drittelregel ist äußerst simpel: stellen Sie sich vor, das<br />

Sucherbild sei durch zwei horizontal und zwei vertikal<br />

verlaufende Linien so eingeteilt, dass dadurch sechs<br />

genau gleich große Flächen entstehen. Die vier<br />

Schnittpunkte dieser Linien gelten als die am besten<br />

geeigneten Positionen, auf die Sie ein oder mehrere<br />

zentrale Bildelemente platzieren können. Wenn Sie<br />

beispielsweise eine Nahaufnahme des Gesichts oder<br />

des Kopfes machen und das Motiv in Höhe der<br />

Schultern abschneiden, sollten Sie die Drittelregel<br />

anwenden, indem Sie auf die Augen scharfstellen,<br />

wobei ein Auge auf einem der oberen Schnittpunkte<br />

der horizontalen und senkrechten Linien liegen sollte.<br />

Bei Ganzkörper-Porträts ist es üblicherweise das<br />

Gesicht, das auf einen der Schnittpunkte gelegt werden<br />

sollte. Soweit die allgemein gültige Regel, die fast<br />

immer zu gut proportionierten Fotos führt, doch sie ist<br />

nicht in Stein gemeißelt und kann durchaus auch<br />

einmal aus gutem Grund missachtet werden, wodurch<br />

Oben rechts: Das Sofa führt das Auge durch<br />

den Bildausschnitt zum Hauptmotiv, das im<br />

unteren linken Drittel des Fotos platziert ist.<br />

dann sogar attraktivere, bessere Fotos entstehen<br />

können. Gehen Sie also nach dieser Regel vor halten<br />

Sie aber gleichzeitig Ausschau nach Alternativen.<br />

Eine davon ist beispielsweise die, die Person mitten<br />

ins Zentrum des Bildausschnitts zu stellen. Vergessen<br />

Sie die Drittel und die Schnittpunkte – eine Person<br />

direkt in der Mitte kann in bestimmten Situationen<br />

wesentlich besser wirken. Experimentieren Sie mit der<br />

Position im Bildausschnitt und machen Sie so viele<br />

Aufnahmen wie möglich; Sie können Sie später<br />

studieren und daraus etliche Zusammenhänge der<br />

Bildgestaltung ableiten.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Bildgestaltung 29<br />

Trauen Sie sich was!<br />

Regeln dürfen durchaus<br />

einmal gebrochen werden,<br />

keine Angst also vor<br />

radikalen Ideen wie hier,<br />

wo ein großer Teil des<br />

Mädchens im<br />

Bildausschnitt nicht zu<br />

sehen ist.


30 Bildgestaltung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

FÜHRUNGSLINIEN<br />

Führungslinien, die das Auge des Betrachters in<br />

eine Szene hineinführen, sind ein oft und gern<br />

genutztes Stilmittel in der Landschafts- und<br />

Architekturfotografie, doch Sie haben auch in der<br />

<strong>Porträtfotografie</strong> ihren Platz. Sowohl Linien des<br />

Körpers als auch Linien in seiner Umgebung<br />

können einzeln oder kombiniert benutzt werden<br />

um als Führungslinien zu dienen. Beispielsweise ist<br />

es üblich, Arme und Beine eines den gesamten<br />

Bildausschnitt ausfüllenden Körpers so zu<br />

positionieren, dass deren Form und Winkel den<br />

Blick des Betrachters in den Bildausschnitt hinein<br />

führt. Die Pose sollte natürlich und entspannt sein,<br />

wobei die Gliedmaßen als starke Führungslinien<br />

dienen. Diese Aufnahmetechnik ist beispielsweise<br />

aus der Aktfotografie nicht wegzudenken. Dabei<br />

werden Konturen und Form des menschlichen<br />

Körpers so manipuliert, dass das Auge durch das<br />

Bild geführt wird. Wenn der Körper den<br />

Bildausschnitt nicht vollständig dominiert, suchen<br />

Sie nach Elementen, die helfen könnten das Auge<br />

des Betrachters zu dem von Ihnen gewählten<br />

Fixpunkt zu leiten. Manche solcher Elemente sind<br />

augenfällig: Geländer und Mauern, aber auch<br />

Schatten, ein Treppenhaus oder Graffiti an der<br />

Wand, kurz, alles was dem Auge des Betrachters<br />

eine Richtung geben kann, die seinen Blick ins Bild<br />

führt.<br />

2<br />

1<br />

FÜHRUNGSLINIEN IN EINER STÄDTISCHEN<br />

SZENE<br />

Führungslinien wirken oft am besten, wenn Sie nur<br />

subtil angedeutet sind, das Auge des Betrachters also<br />

unbewusst in das Bild führen. Schauen Sie sich diese<br />

beiden Bilder daraufhin an. Es ist ein gutes Beispiel<br />

dafür wie Führungslinien für Tiefe im Bild und für<br />

zusätzliches Interesse beim Betrachter sorgen<br />

können.<br />

1) Dies ist ein sehr gutes Porträt, hell, farbenfroh und<br />

mit einem interessanten Hintergrund. Doch es ist<br />

etwas zu flach, zu zweidimensional.<br />

2) Dadurch, dass sich das Mädchen gegen die Wand<br />

lehnt und einen geringfügig tieferen Standpunkt<br />

einnimmt, wirkt das Geländer über ihm zusammen<br />

mit der Wand als Führungslinie, die das Auge des<br />

Betrachters zum Gesicht leitet, wodurch das Bild<br />

mehr Tiefe bekommt.<br />

Einsichten des Profis<br />

BRETT HARKNESS<br />

„Wenn Sie den Blick des Betrachters lenken<br />

wollen, sind Führungslinien dazu das Stilmittel<br />

der Wahl. Sie wirken sehr gut bei Porträts, die<br />

einen Menschen und seine Umgebung zeigen<br />

wobei die Person nur recht klein im<br />

Bildausschnitt zu sehen ist. Ich persönlich<br />

bevorzuge beim Querformat diagonale<br />

Führungslinien, besonders, wenn ich dann eine<br />

Gestaltungsregel brechen kann, indem ich die<br />

Person in der Mitte des Bildausschnitts<br />

positioniere. Führungslinien sind überall, seien<br />

es Treppen, Geländer, Mauerkanten oder<br />

Dielenböden, die zu meinen Favoriten gehören.“


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Bildgestaltung 31<br />

Stufen zum Erfolg…<br />

Die starken Linien der<br />

einzelnen Treppenstufen<br />

leiten das Auge des<br />

Betrachters.


32 Bildgestaltung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

FARBE UND<br />

HINTERGRUND<br />

3<br />

Fotos „On Location“ wirken deswegen so gut, weil<br />

praktisch jeder Hintergrund für Porträtaufnahmen<br />

verwendet werden kann. Natürlich sind manche<br />

Hintergründe geeigneter als andere, doch prinzipiell<br />

kann jeder Hintergrund verwendet werden. Die besten<br />

Fotografen können überall arbeiten und großartige<br />

Bilder nach Hause bringen, oft von einem Schrottplatz<br />

oder einem verfallenen Gebäude als Kulisse, in das man<br />

unter normalen Umständen keinen Fuß setzen würde.<br />

Doch der einmalige Charakter solcher Örtlichkeiten gibt<br />

auch den dort aufgenommenen Porträts einen ganz<br />

eigenen Charakter. Durch Steuerung des Lichts, richtige<br />

Bildgestaltung, Wahl des Kamerastandpunkts und der<br />

Kameraeinstellungen – insbesondere der Blende –<br />

können Sie bestimmen, wie prominent oder wie subtil<br />

ein Hintergrund sich in Ihr Bild integriert. Wenn Sie also<br />

über einen Hintergrund nachdenken, tun Sie es mit der<br />

Fragestellung, wie er das Foto verbessern könnte, nicht<br />

etwa mit der Fragestellung, ob er es ruinieren würde.<br />

1<br />

2<br />

INTERESSANTER HINTERGRUND<br />

Praktisch jeder Ort kann einen interessanten<br />

Hintergrund abgeben. Mit ein wenig<br />

Vorstellungskraft können Sie viel aus interessanten<br />

Oberflächenstrukturen und darin befindlichen<br />

Mustern machen, die einem Porträt das gewisse<br />

Etwas verleihen.<br />

1) Unser erstes Testfoto zeigt Emma vor einer<br />

verfallenden Wand, von der der Putz abfällt, so dass<br />

das Mauerwerk zum Vorschein kommt.<br />

2) Indem sie den rechten Arm in die Hüfte stützt,<br />

formt er den Umriss des abbröckelnden Putzes<br />

hinter ihr nach, wobei der vertikale Riss im Bild als<br />

weitere Führungslinie dient.<br />

3) Eine Alternative ist ein engerer Bildzuschnitt, der<br />

die Oberflächenstruktur der Wand zwar schlechter<br />

erkennbar macht, dafür aber die Ziffer auf Emmas<br />

Augenhöhe hervorgehoben wird.<br />

Einsichten des Profis<br />

BRETT HARKNESS<br />

„Vor langer Zeit habe ich gelernt, dass<br />

buchstäblich alles als Hintergrund verwendet<br />

werden kann, deswegen habe ich auch nie<br />

einen künstlichen Hintergrund dabei. Eine<br />

rissige Wand, rostige Türen, Treppen – egal<br />

was, ich habe alles schon als Hintergrund<br />

genutzt. Man muss die Verbindung zwischen<br />

dem fotografierten Menschen und dem<br />

Hintergrund verstehen. Je näher er am<br />

Hintergrund steht, umso mehr wird der<br />

Hintergrund zum Teil des Bildes. Je weiter<br />

weg, umso mehr wird der Hintergrund zum<br />

Beiwerk statt zum interessanten Bildelement.“


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Bildgestaltung 33<br />

FARBE UND<br />

BILDKOMPOSITION<br />

Farbe spielt eine wichtige Rolle in der <strong>Porträtfotografie</strong>,<br />

deswegen ist sie ein Element der Bildgestaltung, mit<br />

dem Sie sich beschäftigen sollten. Die Primärfarben, Rot<br />

insbesondere, dominieren ein Bild sehr stark, deswegen<br />

sollten sie behutsam eingesetzt werden. Selbst wenn es<br />

sich nur um einen sehr kleinen Bereich im<br />

Bildausschnitt handelt, Rot zieht sofort die<br />

Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Wenn Sie Rot<br />

in einem Bild verwenden, sollte es eine zentrale<br />

Funktion haben. Bestimmte Farben kontrastieren,<br />

andere ergänzen einander, deswegen sind ihre<br />

Beziehungen und ihre Anordnung im Bildausschnitt so<br />

wichtig und sollten nicht dem Zufall überlassen werden.<br />

In vielen Fällen ist es am besten, die Zahl der in einem<br />

Bildausschnitt vorhandenen Farben zu begrenzen. Die<br />

Personen im Bild sollten einfarbige Kleidung tragen,<br />

möglichst keine gemusterten Stoffe, die vom<br />

eigentlichen Motiv ablenken könnten. Natürlich gibt es<br />

auch hier wie bei jeder Regel Ausnahmen: bunte<br />

gemusterte Farben mit Streifen oder Punkten sind<br />

beispielsweise sehr gut geeignet für Kinderporträts,<br />

denn sie verleihen dem Foto Dynamik.<br />

Den Umgang mit Farben im Bild erlernen Sie am<br />

einfachsten, indem Sie unterschiedliche Szenarien und<br />

Farbkombinationen ausprobieren und sich die Bilder<br />

daraufhin anschauen, welche am besten wirken,<br />

welche überhaupt nicht wirken und warum. Beginnen<br />

Sie mit einfarbigen Hintergründen und bringen Sie<br />

allmählich Farbe ins Bild, indem Sie Kleidungsstücke<br />

variieren. Suchen Sie dann farbenfrohere Örtlichkeiten<br />

auf und experimentieren Sie erneut mit<br />

unterschiedlicher Kleidung. Sehr bald werden Sie ein<br />

Gefühl dafür bekommen, welchen Einfluss Farbe auf Ihr<br />

Bild hat und wie Sie sie am besten für unterschiedliche<br />

Effekte einsetzen.<br />

Jedes dieser Bilder verdankt seinen Reiz den verwendeten<br />

Farben, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Rot<br />

fällt sofort ins Auge und ist sehr dominant, ebenso wie der<br />

Wärmeglanz des Sonnenuntergangs. Farbe wirkt auch sehr<br />

gut, wenn Sie mehrere Objekte mit ähnlichen Farbtönen<br />

ins Bild bringen.<br />

Einsichten des Profis<br />

BRETT HARKNESS<br />

„Ich habe früher viel in Schwarzweiß<br />

fotografiert und wurde, als ich einmal mit<br />

nichts als Schwarzweißbildern im Gepäck aus<br />

Indien zurückkehrte, gefragt, warum ich nicht<br />

in Farbe fotografiert hatte. Ich gelobte<br />

Besserung und auf meiner nächsten Reise<br />

probierte ich die Möglichkeiten der<br />

Farbfotografie aus. Farbe kann ein Bild<br />

eindrucksvoller machen, doch sie kann auch<br />

übertrieben wirken; man sollte sie daher<br />

behutsam einsetzen. Ich bin bestrebt, die<br />

Farben einer Szene entweder mit meinem<br />

Motiv zu kontrastieren oder sie komplementär<br />

einzusetzen. Normalerweise suche ich zuerst<br />

nach einem Hintergrund, dann wird passende,<br />

farbige Kleidung ausgesucht. Manchmal ist es<br />

allerdings auch genau andersherum; wenn<br />

jemand rote Haare hat, werde ich mir einen<br />

grünen Hintergrund suchen. Der beste Weg,<br />

um den richtigen Umgang mit Farben im Bild<br />

zu erlernen ist: Ausprobieren und Lernen.“


34 Bildgestaltung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

MIT SCHRÄGER<br />

KAMERA<br />

Eine Aufnahmetechnik die sich zunehmender<br />

Beliebtheit bei Lifestyle-, Hochzeits-, und<br />

Modefotografen erfreut, besteht darin, die Kamera für<br />

Porträtaufnahmen etwas zur Seite zu neigen. Das<br />

klingt zunächst merkwürdig, denn wir haben gelernt,<br />

dass der Horizont nicht „kippen“ darf. In bestimmten<br />

Situationen kann es Porträtfotos jedoch eine ganz<br />

besondere Dynamik verleihen.<br />

Die Aufnahme geschieht so einfach wie es sich<br />

anhört: Machen Sie Ihre Bildkomposition wie üblich,<br />

dann neigen Sie die Kamera mehr oder weniger nach<br />

links oder rechts, so dass die Szene im Bildausschnitt<br />

„kippt“. Wie stark Sie die Kamera neigen, ist<br />

Geschmackssache, doch wenn Sie es übertreiben,<br />

sehen die Fotos nicht mehr gut aus. Ein Winkel von 15°<br />

bis 25° hat sich als effektvoll erwiesen, doch wie so oft<br />

gibt es keine allgemein gültige Regel dafür.<br />

Experimentieren Sie also ein wenig, und Sie werden<br />

schnell herausfinden, welche Winkel am besten zu<br />

welcher Szenerie passen.<br />

Der Effekt wirkt besonders gut, wenn starke,<br />

ausgeprägte Linien im Hintergrund verlaufen, denn<br />

dann erzeugen die durch die Neigung<br />

hervorgerufenen Diagonalen eine besondere<br />

Spannung im Bild. Deshalb fotografieren Lifestyle-<br />

Fotografen Ihre Models oft vor metallenen Rolltoren,<br />

denn deren Lamellen erzeugen ausgeprägte, parallel<br />

verlaufende Linien im Hintergrund.<br />

Machen Sie sich diese Aufnahmetechnik jedoch<br />

nicht zur Gewohnheit, denn sie verlangt nach starken<br />

parallelen Linien, sonst verliert sie den gewünschten<br />

Effekt.<br />

Einsichten des Profis<br />

BRETT HARKNESS „Das Neigen der Kamera verleiht einem Foto Dynamik und eignet<br />

sich außerdem dazu, horizontale Linien hinter dem Modell weicher verlaufen zu<br />

lassen. Leider wird der Effekt oft nur verwendet, um schlechte Bildkompositionen zu<br />

kaschieren. Stellen Sie sich das Zifferblatt einer Uhr vor und neigen Sie die Kamera auf<br />

etwa 10 bis 20 Minuten vor oder nach 12. Ich selbst nutze diese Aufnahmetechnik<br />

allerdings nur noch selten.“<br />

1 2 3<br />

HORIZONTALE LINIEN EINBEZIEHEN<br />

1) Selbst diese geradlinige Bildkomposition<br />

wirkt sehr gut wegen des Musters gerader<br />

paralleler Linien, die exakt horizontal<br />

verlaufen, wobei das Modell im rechten<br />

Drittel des Bildausschnitts steht.<br />

2) Die Veränderung der Bildkomposition,<br />

mit dem Modell in der Mitte eines engeren<br />

Bildausschnitts, ist ein Beispiel dafür, dass<br />

die Nichtbefolgung der Drittelregel zu<br />

dramatischeren Kompositionen führen<br />

kann.<br />

3) Die vielen Horizontalen müssen<br />

ausgenutzt werden, um dem Bild mehr<br />

Dynamik zu verleihen. Eine neue<br />

Bildkomposition mit dem Modell links und<br />

geneigter Kamera ermöglichen diesen<br />

Effekt; allerdings war der Winkel von 45° zu<br />

stark.<br />

4) Ein geringerer Winkel von etwa 20° wirkt<br />

viel besser, wobei die parallelen Linien<br />

starke Führungslinien bilden.<br />

4


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Bildgestaltung 35<br />

VERTIKALE LINIEN<br />

Vertikale Linien wirken weniger<br />

stark, wenn Sie im Querformat<br />

fotografieren, benutzen Sie daher<br />

besser das Hochformat. Ähnlich<br />

wie beim vorhergehenden Beispiel<br />

reicht eine Neigung von etwa 20°<br />

aus, um dem Bild mehr Dynamik zu<br />

geben als die „klassische“<br />

Bildkomposition.


36 Bildgestaltung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

FREIER RAUM ALS<br />

GESTALTUNGSELEMENT<br />

Wir nehmen üblicherweise an, dass ein Motiv<br />

stärker auf den Betrachter wirkt, wenn es den<br />

gesamten Bildausschnitt füllt. Das ist in der Regel<br />

auch der Fall, es heißt aber nicht, dass Sie es<br />

grundsätzlich so machen müssen. Eine<br />

Alternative besteht darin, möglichst viel freien<br />

Raum im Bildausschnitt zu lassen. Diese Art der<br />

Bildgestaltung kann das Motiv sogar stärker<br />

betonen als wenn es den gesamten<br />

Bildausschnitt füllt, denn gerade weil viel<br />

Freiraum vorhanden ist, springt das Auge des<br />

Betrachters sofort auf das Hauptmotiv.<br />

Nun können Sie freien Raum in einem Foto<br />

ganz einfach dadurch schaffen, dass Sie den<br />

Hintergrund aus dem Schärfebereich<br />

ausschließen. Noch besser ist aber, einen<br />

Hintergrund auszuwählen, der nur eine einzige<br />

Farbe aufweist und genau so scharf abgebildet<br />

wird wie das Modell. Besonders gut wirkt dieser<br />

Effekt im Querformat, wenn das Modell seitlich<br />

im Bild steht, sodass der freie Raum etwa<br />

doppelt so viel Platz einnimmt wie das Motiv.<br />

Anders ausgedrückt, das Modell beansprucht<br />

ein Drittel des Bildausschnitts, der freie Raum<br />

zwei Drittel. Das Modell sollte direkt in die<br />

Kamera blicken oder in Richtung des freien<br />

Raums. Geht der Blick auf einen Punkt außerhalb<br />

des Bildausschnitts, verliert der Effekt an<br />

Wirkung.<br />

Sie können diese Aufnahmetechnik<br />

entsprechend der Drittelregel modifizieren und<br />

ein zusätzliches Element im freien Raum<br />

positionieren, um visuelle Spannung zu<br />

erzeugen. Wenn das neue Element nur einen<br />

kleinen Teil des Bildes einnimmt, wirkt es für den<br />

Betrachter nicht ablenkend, sondern verstärkt<br />

die Wirkung des Hauptmotivs. All das hängt stark<br />

von der Kulisse und den Details ab, doch wenn<br />

Sie den Bogen einmal gefunden haben, können<br />

die alltäglichsten Dinge als Objekte dienen, um<br />

einen Teil des Freiraums zu füllen.<br />

FREIEN RAUM BEWUSST EINSETZEN<br />

In der folgenden Anleitung erfahren Sie Schritt für Schritt,<br />

wie Sie Freiräume für eine alternative Bildgestaltung<br />

einsetzen können.<br />

1) Aufgenommen in der Nähe eines großen<br />

Eingangstors, wirkt dieses Porträtfoto bereits sehr gut.<br />

2) Das Neigen der Kamera macht das Bild zwar<br />

dynamischer, doch es passt nicht zu diesem Motiv.<br />

3) Ein breiterer Blickwinkel erzeugt freien Raum und<br />

betont gleichzeitig den interessanten Hintergrund mit<br />

seiner abblätternden Farbe.<br />

4) Der Wechsel zum Querformat erzeugt eine viel<br />

bessere Bildbalance. Wir könnten es dabei belassen,<br />

doch wir wollen noch etwas mehr experimentieren.<br />

5) Die Einbeziehung eines Objekts rechts im<br />

Bildausschnitt verstärkt den visuellen Eindruck. Die<br />

vertikalen Planken der hölzernen Palette kontrastieren<br />

sehr schön mit den parallelen Fugen des Mauerwerks.<br />

Einsichten des Profis<br />

BRETT HARKNESS<br />

„Wenn ich Freiräume als Gestaltungselement<br />

nutze, fotografiere ich fast immer im Querformat,<br />

denn beim Hochformat kommt der Effekt kaum<br />

zur Geltung. Vom kommerziellen Standpunkt<br />

aus gesehen, benutze ich freien Raum mit Blick<br />

darauf, wie meine Bilder für den Kunden<br />

gedruckt werden. In einem Album beispielsweise<br />

sorgt der freie Raum dafür, dass mein Bild auf<br />

einer Doppelseite mit anderen Fotos sofort<br />

auffällt. Bilder mit viel Freiraum eignen sich auch<br />

für Zeitschriften, in denen das Foto eine ganze<br />

Seite oder Doppelseite einnimmt, sodass der Text<br />

in den freien Raum gedruckt wird. Verwitterte<br />

Wände sind hervorragend als Freiräume<br />

geeignet, so wie in diesem Beispiel; mein<br />

persönlicher Favorit ist jedoch stürmischer<br />

Himmel.“<br />

1 2 3


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Bildgestaltung 37<br />

4<br />

5


38 Bildgestaltung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

DAS TAGESLICHT<br />

STEUERN<br />

TAGESLICHT IST DIE AM SCHWIERIGSTEN ZU STEUERNDE LICHTQUELLE – DOCH AUCH<br />

FÜR OUTDOOR-PORTRÄTS GIBT ES KNIFFE UND TRICKS, UM SEIN ZIEL ZU ERREICHEN.<br />

HIER ERFAHREN SIE, WORAUF ES ANKOMMT.<br />

Seine Verfügbarkeit und Vielseitigkeit machen Tageslicht<br />

zu einer wundervollen Lichtquelle für Porträtaufnahmen<br />

– entweder wie wir es vorfinden, oder kombiniert mit<br />

künstlichen, weiteren Lichtquellen wie dem Blitz. Da sich<br />

Tageslicht wetter- und zeitbedingt ändert, sollten Sie in<br />

der Lage sein, es zu Ihrem Vorteil zu manipulieren, damit<br />

Ihre Bilder zu etwas Besonderem werden.<br />

Am einfachsten funktioniert das mit Reflektoren und<br />

Diffusoren. Diese vielseitigen und gar nicht teuren<br />

Lichtformer sind unverzichtbar, wenn Sie sich ernsthaft<br />

mit <strong>Porträtfotografie</strong> befassen. Mit diesen Hilfsmitteln<br />

erzielen Sie die Beleuchtungsqualität, die aus einem guten<br />

ein ausgezeichnetes Foto machen kann.<br />

TEXT: DANIEL LEZANO<br />

FOTOS: BRETT HARKNESS / DANIEL LEZANO


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Bildgestaltung 39


40 Bildgestaltung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Grundlagen: Porträts bei Tageslicht<br />

Was Hobbys und Freizeitbeschäftigungen<br />

angeht, gehört die <strong>Fotografie</strong> eher zu den<br />

teureren Zeitvertreiben, die man sich aussuchen<br />

kann. Kameras, Objektive, Zubehör und<br />

gelegentliches Reisen kosten und zwar nicht<br />

wenig. Da ist es doch tröstlich, zu wissen, dass<br />

eins von den Dingen, die wir in der <strong>Fotografie</strong> am<br />

häufigsten benötigen, nichts kostet. Wir reden<br />

vom Tageslicht, einer natürlichen Ressource, die<br />

von vielen übersehen oder nicht adäquat genutzt<br />

wird. Tageslicht bietet dem Portraitfotografen ein<br />

enormes Potenzial. Wir können es nutzen und<br />

unseren Bedürfnissen in gewissen Grenzen<br />

anpassen, vollständig kontrollieren werden wir es<br />

nie. Die Leistung und die Position eines Blitzgeräts<br />

können Sie einstellen, die der Sonne nicht.<br />

Deswegen müssen wir die Eigenschaften des<br />

Sonnenlichts verstehen und wir müssen wissen,<br />

wie wir es am besten in der <strong>Porträtfotografie</strong><br />

einsetzen können. Mit Reflektoren und Diffusoren<br />

kann zwar viel erreicht werden, doch Sie sollten<br />

die unterschiedlichen Formen des Tageslichts<br />

kennen und nutzen können denn sie alle haben<br />

ihre eigenen Charakteristika, Vorteile und<br />

Nachteile. Bevor wir uns also mit Lichtformern<br />

beschäftigen, befassen wir uns zunächst mit den<br />

unterschiedlichen Arten des Tageslichts, denen<br />

Sie begegnen werden, so dass Sie wissen, wie Sie<br />

diese am besten für Ihre Zwecke einspannen<br />

können.<br />

Weißabgleich<br />

Tageslicht<br />

Bewölkt<br />

Die Einstellung des Weißabgleichs bestimmt die<br />

Farbdarstellung in Ihren Bildern. Viele Fotografen<br />

bleiben bei der automatischen Einstellung des<br />

Weißabgleichs durch die Kamera und geben sich mit<br />

der Anpassung an spezifische Lichtverhältnisse nicht<br />

ab. Der automatische Weißabgleich funktioniert im<br />

Übrigen gut, deswegen sehen viele keinen Grund,<br />

daran etwas zu ändern. Auch professionelle<br />

Fotografen kümmern sich oft nicht um den<br />

Weißabgleich, jedenfalls nicht beim Sie fotografieren.<br />

Sie schießen im Raw-Format und stellen den<br />

Weißabgleich bei der Nachbearbeitung Ihrer Fotos<br />

ein. Wir empfehlen Ihnen jedoch, grundsätzlich eine<br />

Weißabgleicheinstellung zu verwenden, die zu den<br />

vorherrschenden Lichtverhältnissen zum Zeitpunkt<br />

der Aufnahme passt, auch dann, wenn Sie das<br />

Raw-Format benutzen.<br />

DIREKTES SONNENLICHT<br />

Es ist ein verbreitetes Missverständnis, heller Sonnenschein<br />

sei die beste Beleuchtung für Porträts. Eher ist das<br />

Gegenteil der Fall, denn es ist besonders schwierig, bei<br />

direktem Sonnenlicht zu annehmbaren Fotos zu kommen.<br />

Das stark gerichtete, direkte Sonnenlicht beschert der<br />

<strong>Porträtfotografie</strong> eine ganze Reihe schwerwiegender<br />

Probleme: Befindet sich die Sonne hinter dem Fotografen<br />

und die fotografierte Person steht mit dem Gesicht der<br />

Sonne zugewandt, wird Sie sehr wahrscheinlich blinzeln,<br />

außerdem entstehen harte Schatten unter der Nase und<br />

am Hals. Steht die Sonne hingegen hinter der fotografierten<br />

Person, sind Blendenflecke ein großes Problem, ebenso wie<br />

die Belichtung generell, weil das Foto aufgrund der<br />

Gegenlichtsituation sehr wahrscheinlich unterbelichtet<br />

wird. Natürlich können Sie direktes Sonnenlicht als „harte“<br />

Beleuchtung einsetzen und mit den starken Schatten<br />

dramatische Effekte erreichen, doch die dazu erforderliche<br />

Aufnahmetechnik ist nicht einfach; sie erfordert viel<br />

Aufwand und viel Erfahrung. Doch wie Sie später noch<br />

feststellen werden, besteht die einfachste Möglichkeit,<br />

auch in starkem Sonnenlicht sehr gute Fotos zu machen,<br />

im Einsatz von Diffusoren.<br />

1) Wenn Sie aus dem Schatten heraus fotografieren,<br />

reduzieren Sie das Risiko von Blendenflecken erheblich.<br />

2) Wenn Sie in direktem Sonnenlicht fotografieren,<br />

können Sie die starken Schatten einsetzen, um das Bild<br />

interessanter zu machen, doch das erfordert viel<br />

Knowhow.<br />

1<br />

2<br />

Einsichten des Profis<br />

BRETT HARKNESS ...<br />

„Ich kann nachvollziehen, warum man den<br />

Weißabgleich an die vorherrschenden<br />

Lichtverhältnisse anpassen sollte, genauso<br />

wie ich verstehe, dass viele den<br />

Weißabgleich erst in der Nachbearbeitung<br />

vornehmen. Ich habe aber meine eigene<br />

Arbeitsweise mit JPEGs entwickelt und<br />

dazu gehört, dass meine Kamera den<br />

Weißabgleich automatisch vornimmt.<br />

Meine Canon EOS Kameras haben eine<br />

sehr gute Farbwiedergabe und ich habe<br />

kaum jemals Probleme damit gehabt.<br />

Gleichwohl gibt es einige wenige<br />

Situationen, in denen ich den<br />

automatischen Weißabgleich ausschalte.<br />

Manchmal fotografiere ich Szenen, deren<br />

Hauptlichtquelle aus Wolframlampen<br />

(„Tungsten“) besteht. In diesem Fall nehme<br />

ich einen angepassten Weißabgleich vor.<br />

Dasselbe gilt für Aufnahmen im Winter, auf<br />

denen viel Schnee zu sehen ist, denn dann<br />

hat das Umgebungslicht eine sehr kalte<br />

Farbtemperatur und ich stelle die<br />

Weißabgleich-Voreinstellung auf ‚Schatten’<br />

oder ‚Bewölkt’, um einen wärmeren<br />

Grundton meiner Bilder zu bekommen.“


WARMES SONNENLICHT<br />

Die Farbtemperatur des Lichts ändert sich mit der<br />

Jahreszeit und auch mit der Tageszeit, ein Effekt der<br />

besonders in den späteren Stunden des Nachmittags<br />

spürbar wird, wenn das Licht einen warmen Grundton<br />

bekommt und somit ideale Voraussetzungen für<br />

stimmungsvolle Porträts bietet. Die goldene Stunde<br />

vor Sonnenuntergang ist die bevorzugte Zeit des<br />

Landschaftsfotografen, doch sie eignet sich auch sehr<br />

gut für Porträts, denn dann bekommt die menschliche<br />

Haut einen attraktiven Glanz und Sie können Porträts<br />

im Gegenlicht fotografieren, wodurch auch das Haar<br />

im Glanz der Sonne schimmert. Unter solchen<br />

Bedingungen machen sich Reflektoren bezahlt, mit<br />

denen Sie das Gesicht der porträtierten Person auf<br />

natürliche Weise aufhellen können. Es ist kein Zufall,<br />

dass Sonnenuntergänge bei Hochzeitsfotografen so<br />

hoch im Kurs stehen.


42 Bildgestaltung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

SCHATTEN<br />

Vielleicht überrascht es Sie, doch Schatten<br />

können in Porträtaufnahmen wahre Wunder<br />

bewirken. Das Licht im Schatten ist sehr<br />

weich, diffus und sorgt daher für natürliche<br />

Hautfarben und geringe Kontraste ohne<br />

ausgebrannte Spitzlichter oder extrem dunkle<br />

Schatten. Sie werden jedoch wenigstens<br />

einen Reflektor brauchen, weil Schatten auch<br />

sehr „stumpfes“ Licht erzeugt. Ein Reflektor<br />

sorgt dafür, dass die Formen und Konturen<br />

der Gesichtszüge gut erkennbar bleiben.<br />

Wichtig ist dabei zu wissen, wo das Licht<br />

herkommt, denn obwohl es indirekt ist, folgt<br />

auch das Licht im Schatten einer bestimmten<br />

Richtung, nach der Sie die Kamera und den<br />

Reflektor ausrichten können.<br />

1) Hier posiert Emma vor einer ausrangierten<br />

Metalltür auf dem Hof eines alten Sägewerks. Die<br />

Kulisse hat großes Potenzial für ein interessantes<br />

Porträt, wäre da nicht das allzu matte Licht.<br />

2) Ein großer, silberner Reflektor hellt die Schatten<br />

auf und sorgt für ein wesentlich angenehmer zu<br />

betrachtendes Bild.<br />

1<br />

Andere Lichtverhältnisse<br />

FLECKIGES LICHT<br />

Licht, das durch Bäume und andere Vegetation<br />

hindurch scheint, erzeugt fleckige Muster auf<br />

den Oberflächen des Motivs. Diese können Sie<br />

zu Ihrem Vorteil nutzen. <strong>Fotografie</strong>ren Sie vor<br />

einem Hintergrund mit fleckigem Licht und<br />

verwenden Sie einen Reflektor, um den Effekt<br />

von der fotografierten Person fernzuhalten.<br />

2<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

Tageslicht ist nicht auf Umgebungen im Freien<br />

beschränkt. Es kann in Räumen ebenfalls<br />

herangezogen werden, vorzugsweise in der Nähe<br />

eines großen Fensters. Es gibt mehrere<br />

Aufnahmetechniken, mit denen Sie Tageslicht<br />

innerhalb von Räumen nutzen können (mehr dazu<br />

ab Seite 48).<br />

Einsichten des Profis<br />

BRETT HARKNESS<br />

„Ich arbeite regelmäßig in Umgebungen, die<br />

im Schatten liegen, besonders in Eingängen<br />

und Durchgängen. Das an deren Oberflächen<br />

reflektierte Sonnenlicht ergibt eine weiche,<br />

unaufdringliche Beleuchtung, wobei<br />

Betonoberflächen am besten reflektieren.<br />

Meine bevorzugte Aufnahmetechnik, die ich<br />

mit Kindern und Bräuten benutze, besteht<br />

darin, sie knapp einen Meter von einem<br />

Eingang entfernt zu postieren – das Licht dort<br />

ist fantastisch. Es lohnt sich, mehrere<br />

Locations in Ihrer Nähe auf mögliche derart<br />

schattige Bereiche zu untersuchen.<br />

Dort wo ich wohne, gibt es einen Parkplatz,<br />

der mit Wellblech umzäunt ist, dass in seinem<br />

Schatten ein wunderbares Licht erzeugt.<br />

Wenn ich im Schatten fotografiere, laufe ich<br />

um mein Motiv herum und bitte die<br />

Betreffenden, mir dabei ihr Gesicht<br />

zuzuwenden, bis ich die Kameraposition mit<br />

dem besten Licht gefunden habe. Ein<br />

Reflektor hilft, etwas Licht auf das Gesicht<br />

zurückzuwerfen, wodurch zusätzlich ein<br />

attraktives „Catchlight“ in den Augen<br />

erscheint. Wenn es stark bewölkt ist, stellen Sie<br />

fest, aus welcher Richtung das Licht kommt.<br />

Selbst bei starker Bewölkung lässt sich die<br />

hellste Stelle am Himmel eruieren, die<br />

fotografierten Personen sollten dann ihr<br />

Gesicht in diese Richtung drehen.<br />

Ich fotografiere an bewölkten Tagen gerne<br />

draußen, denn die Wolken ergeben den Effekt<br />

einer gigantischen Softbox, und es gibt keine<br />

Probleme mit Spitzlichtern. Wenn möglich,<br />

finde ich weiße Wände, denn die reflektieren<br />

sehr viel Licht. Auch Reflektoren sind unter<br />

solchen Lichtverhältnissen sehr nützlich,<br />

wobei ich eine goldene Reflektoroberfläche<br />

bevorzuge.“


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Bildgestaltung 43<br />

1 2<br />

BEWÖLKTER HIMMEL<br />

Wolken sind der Freund des Fotografen,<br />

denn Sie machen das Sonnenlicht diffus,<br />

beseitigen harte Schatten und liefern ein<br />

ungerichtetes Licht, das für Porträtfotos ideal<br />

ist. Tage mit einzelnen, ziehenden Wolken<br />

sind weniger gut zum <strong>Fotografie</strong>ren, weil<br />

das Licht sich ständig ändert, während ein<br />

mit grauen Wolken bedeckter Himmel<br />

schlechte Lichtverhältnisse schafft. Ideal<br />

sind weiße Wolken auf blauem Himmel; sie<br />

sind hell und zugleich diffus, was konstante<br />

Lichtqualität schafft. Ein Diffusor ist in<br />

solchen Fällen überflüssig, da die<br />

Wolkendecke als Softbox fungiert.<br />

1) Eine Wolkendecke sorgt für attraktives,<br />

diffuses Licht, kann jedoch leichte<br />

Schatten auf dem Gesicht hinterlassen<br />

und auch die Hautfarben etwas stumpf<br />

machen.<br />

2) Ein großer Reflektor, niedrig und nah<br />

am Körper gehalten, verstärkt die Farben<br />

und macht die gesamte Szene wärmer. Wir<br />

haben hier die Oberfläche in den Farben<br />

Zebra / Weiß verwendet, die die Szene zwar<br />

aufwärmt, jedoch ohne den Effekt eines<br />

goldenen Reflektors.<br />

2


44 Tageslicht steuern DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Auswahl und Einsatz von Lichtformern<br />

Sie sind kein bisschen glamourös, doch Lichtformer sind die am häufigsten verwendeten Instrumente in der Werkzeugkiste des<br />

Porträtfotografen. Obwohl relativ preiswert, sind Reflektoren und Diffusoren entscheidend, wenn Sie steuern wollen, wie das Licht<br />

auf Ihr Motiv fällt. Hier erfahren Sie einige grundsätzliche Arbeitstechniken mit Lichtformern.<br />

REFLEKTOREN<br />

Falls Sie nicht bereits einen Reflektor<br />

besitzen, sollten Sie sich rasch einen<br />

zulegen, denn diese vielseitigen<br />

Lichtformer sind für gute Porträtfotos<br />

unerlässlich. Sie sind „On Location“<br />

genauso nützlich wie im Studio und<br />

können mit Tageslicht, Blitz, oder<br />

Studioblitz benutzt werden. Es gibt<br />

verschiedene Typen von Reflektoren in<br />

allen Formen und Größen und mit<br />

flexibel reflektierenden Oberflächen, die<br />

allen möglichen Aufnahmesituationen<br />

gerecht werden. Wir geben hier nur<br />

einen kurzen Überblick, wie Sie<br />

Reflektoren grundsätzlich einsetzen –<br />

Sie werden jedoch bald entdecken, wie<br />

vielseitig sie sind.<br />

Wenn Sie das erste Mal einen<br />

Reflektor kaufen, empfehlen wir Ihnen<br />

ein preiswertes, doch qualitativ gutes<br />

5-in-1 Kit, das es schon ab 15 € gibt. Für<br />

alle, die sich erstmals mit der<br />

<strong>Porträtfotografie</strong> beschäftigen, ist ein<br />

solches Kit die beste Wahl. Es besteht<br />

aus einem transparenten Diffusor und<br />

mehreren Bezügen mit silbernen,<br />

goldenen, weißen und schwarzen<br />

Oberflächen; damit sind alle Farben<br />

abgedeckt, die Sie bei einem Reflektor<br />

benötigen. Wie Sie feststellen werden,<br />

Reflectors come in all shapes and sizes<br />

ist der Reflektor ein recht einfaches<br />

Instrument; Sie müssen ihn lediglich so<br />

auf Ihr Motiv richten, dass er Licht<br />

darauf wirft. Trotzdem sollten Sie<br />

verstehen, wie er funktioniert, was Sie<br />

mit ihm erreichen können und was<br />

nicht. Dabei spielen die Entfernung zum<br />

Motiv, die Lichtverhältnisse und die<br />

Farben der reflektierenden Oberfläche<br />

entscheidende Rollen. Es ist mehr oder<br />

weniger eine Frage des persönlichen<br />

Geschmacks, welchen Reflektor-Typ Sie<br />

bevorzugen, insofern fällt eine<br />

Empfehlung schwer. Die folgenden<br />

Ausführungen können Ihnen vielleicht<br />

die Entscheidung erleichtern.<br />

Einsichten des Profis<br />

BRETT HARKNESS<br />

„In direktem Sonnenlicht fotografiere ich gegen<br />

die Sonne und wähle die Einstellungen so, dass<br />

das Gesicht richtig belichtet wird. Dazu benutzte<br />

ich fast immer einen Lastolite Sunfire/Soft-Silver<br />

Reflektor, um die Schatten aufzuhellen. An sehr<br />

sonnigen Tagen benutze ich einen weiß /<br />

silbernen Reflektor und richtete ihn so, dass<br />

dessen Licht wiederum vom Boden vor dem<br />

Motiv reflektiert wird, denn dann ist der Effekt<br />

etwas kälter und subtiler als eine direkte<br />

Reflexion. Die Reflektorfarben Gold und Silber<br />

benutze ich nie, weil mir deren Effekt zu<br />

offensichtlich ist. Wenn ich mit der Sonne im<br />

Rücken fotografiere, belichte ich für die<br />

Spitzlichter, wobei mich die fotografierten<br />

Personen nicht ansehen dürfen, weil sie sonst in<br />

der Sonne blinzeln. Ich wende diese<br />

Aufnahmetechnik oft bei Hochzeiten an, da<br />

Sonnenlicht als Hintergrund die Aufnahmen<br />

wie Modefotos wirken lässt, statt wie<br />

Standardporträts. Diffusoren verwende ich nur<br />

selten, doch sie sind sinnvoll bei der Arbeit im<br />

Freien, wenn es keinen Schatten gibt. Es gibt<br />

sehr große Diffusoren, die auch sehr teuer sind,<br />

aber ich finde, für Kopf-Schulterporträts reicht<br />

ein Diffusor aus einem preiswerten 5-in-1 Kit<br />

vollkommen aus.“<br />

Welcher Reflektor ist der beste?<br />

RUNDE FALT-REFLEKTOREN<br />

Diese Reflektoren sind die meist verwendeten,<br />

was einerseits am günstigen Preis – sie beginnen<br />

deutlich unter 20 € – und andererseits an der<br />

großen Auswahl der Reflektorflächen liegt. Sie<br />

kommen in Durchmessern von 80cm und mehr.<br />

Die preiswerteste Option ist ein 5-in-1 Kit,<br />

bestehend aus Diffusor und reflektierenden<br />

Überzügen in vier verschiedenen Farben. Ein<br />

solches Kit, beispielsweise von Neewer, gibt es im<br />

Durchmesser 110cm schon für weniger als 15 €.<br />

REFLEKTOREN MIT HANDGRIFF<br />

Wenn Sie meist ohne Assistent arbeiten, wird<br />

Ihnen ein Reflektor mit Handgriff das Leben<br />

erleichtern. Die größte Auswahl gibt es von<br />

Lastolite, der Firma, die diese Art Reflektoren<br />

als erste auf den Markt gebracht hat. Für<br />

Porträts ist eine mittlere Größe um 75cm<br />

eine gute Wahl, doch grundsätzlich gilt: je<br />

größer, umso besser. Natürlich wird es damit<br />

auch teurer; kostengünstige Alternativen<br />

bieten Marken wie CowboyStudio und<br />

Neewer.<br />

GERAHMTE REFLEKTOREN<br />

Sie sind teuer, doch durch ihre Größe, Stabilität und<br />

Vielseitigkeit die bestmögliche Wahl. Normalerweise<br />

werden Sie in der Hand gehalten, doch es gibt auch<br />

Modelle mit Auslegern, die bei der Wahl der Höhe<br />

und des Winkels mehr Spielraum bieten. California<br />

Sunbounce und Lastolite sind die führenden Marken<br />

und bieten reichhaltige Auswahl. Die kleinen oder<br />

mittleren Größen sollten ausreichen, sie sind sehr gut<br />

verarbeitet und sind mit unterschiedlich<br />

reflektierenden Oberflächen erhältlich. Rechnen Sie<br />

mit knapp 200 € für ein solches Kit.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Tageslicht steuern 45<br />

Reflektorfarben und ihre Wirkung<br />

Wichtiger als der mechanische Aufbau des<br />

Reflektors ist die Farbe seiner<br />

reflektierender Oberfläche. Sie beeinflusst<br />

nicht nur die Farbe des reflektierten Lichts,<br />

sondern auch dessen Intensität und<br />

Reichweite.<br />

Ohne Reflektor<br />

Weiß<br />

WEISS<br />

Weiß ist weniger effizient als metallfarbene<br />

Oberflächen, was bedeutet, dass sie näher am<br />

Motiv platziert werden müssen. Sie sind<br />

geeignet bei starkem Sonnenlicht, wenn sie<br />

nah an das Motiv gebracht werden können,<br />

ohne im Bild sichtbar zu werden. Das<br />

reflektierte Licht ist weicher, deswegen eignen<br />

sie sich gut, um Gesichter aufzuhellen und der<br />

Haut einen warmen Glanz zu geben. Die<br />

Augen erhalten ein hübsches Catchlight.<br />

METALLISCH<br />

Diese reflektieren das Licht wesentlich weiter<br />

als weiße Oberflächen, sind also besser<br />

geeignet für Motive in größerer Entfernung<br />

oder bei bedecktem Himmel. Im Schatten oder<br />

an stark bewölkten Tagen können metallische<br />

Oberflächen sehr viel Licht auf das Motiv<br />

zurückwerfen, doch in direktem Sonnenlicht<br />

und nah am Motiv sind sie weniger geeignet.<br />

Silber ist die am häufigsten genutzte Farbe<br />

unter den metallischen Oberflächen. In der<br />

richtigen Entfernung eingesetzt, kann sie<br />

Farbtöne stark aufhellen und das Motiv in sehr<br />

sauberem, neutralem Licht erscheinen lassen.<br />

Gold hat einen ähnlichen Effekt, produziert<br />

aber insgesamt einen wärmeren Grundton,<br />

ähnlich dem Farbton unmittelbar vor einem<br />

Sonnenuntergang. Der Effekt bietet sich an,<br />

wenn Sie im Schatten bei kühler<br />

Farbtemperatur fotografieren, oder wenn Sie<br />

warmes Abendlicht imitieren wollen. Er will<br />

jedoch behutsam eingesetzt werden, weil er<br />

das Bild schnell dominiert und es unnatürlich<br />

wirken lässt.<br />

Wenn Sie etwas Farbe in das Licht des<br />

Reflektors bringen wollen, ist es am besten,<br />

eine hybrid-reflexive Oberfläche wie „Sunfire“<br />

zu benutzen. Diese Oberflächen sind<br />

entwickelt worden, um dem reflektierten Licht<br />

eine Wärme hinzuzufügen, die die<br />

menschliche Hautfarbe vorteilhafter<br />

erscheinen lässt als ein Reflektor mit goldener<br />

Oberfläche. Es gibt inzwischen eine große<br />

Auswahl dieser hybrid-metallischen<br />

Oberflächen. Im Wesentlichen handelt sich<br />

dabei um unterschiedliche farbliche<br />

Mischungen aus Gold und Silber.<br />

Silber<br />

Weiß / Silber<br />

Gold<br />

Weiß / Gold


46 Tageslicht steuern DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

DIFFUSOREN<br />

Obwohl nicht so häufig verwendet wie Reflektoren, sind auch Diffusoren nützliche<br />

Lichtformer, wenn Sie bei hartem Licht arbeiten, beispielsweise in der prallen<br />

Hochsommersonne. Diffusoren bestehen aus transparentem Material und werden<br />

zwischen der Lichtquelle und dem Motiv positioniert. Sie reduzieren die auf das Motiv<br />

fallende Lichtmenge, machen das Licht weicher und reduzieren den Schattenwurf,<br />

sodass Ihr Motiv letztlich besser ausgeleuchtet wird.<br />

Diffusoren gibt es in verschiedenen Wirkungsgraden, die ihre Lichtdurchlässigkeit<br />

bestimmen; üblich sind zwei Drittel oder anderthalb Blendenstufen. Je größer der<br />

Diffusorschirm, umso einfacher ist es, das gesamte Motiv in diffuses Licht zu tauchen.<br />

Der Nachteil großer Diffusoren besteht darin, dass Sie bei windigem Wetter bis zu zwei<br />

Assistenten benötigen, um den Diffusor in Position zu halten. Wenn Sie eine preiswerte<br />

Lösung suchen, entscheiden Sie sich für ein 5-in-1 Reflektor-Kit, dessen<br />

zusammenfaltbarer Rahmen mit einem Diffusor bespannt ist. Die relativ geringe Größe<br />

begrenzt allerdings die Wirkung auf eine entsprechend kleine Fläche.<br />

1<br />

SO BENUTZEN SIE EINEN DIFFUSOR<br />

Diffusoren sind hervorragende Lichtformer wenn Sie an hellen, sonnigen Tagen im Freien<br />

fotografieren.<br />

1) Ihr Modell sollte mit dem Gesicht zur Sonne stehen. Ohne Diffusor erhalten Sie ein<br />

Foto wie dieses: Über dem Gesicht liegen hässliche Schatten, und anstelle der Augen<br />

bleiben zwei dunkle Flecken.<br />

2) Positionieren Sie einen Diffusor zwischen Sonne und Modell, dann sieht das<br />

Ergebnis so aus: keine Schatten mehr, die Augen sind gut zu erkennen – eine<br />

wesentlich bessere Ausleuchtung als ohne Diffusor!<br />

Empfohlene Diffusoren<br />

DISC IN 5-IN-1<br />

REFLECTOR KIT<br />

Dies ist der preiswerteste<br />

Diffusor auf dem Markt.<br />

Aufgrund seiner geringen<br />

Größe ist er jedoch nur für<br />

kleinere Motive wie Kinder oder<br />

Kopf-Schulterporträts geeignet.<br />

Das Material schluckt viel Licht,<br />

doch in hartem Sonnenlicht ist<br />

das kein Nachteil. Das Neewer<br />

5-in-1 Kit kostet unter 15 €, ein<br />

Schnäppchen!<br />

CALIFORNIA SUNBOUNCE<br />

SUN-SWATTER<br />

Dies ist einer der teuersten<br />

Aluminiumrahmen-Diffusoren,<br />

aber auch der haltbarste. Es gibt<br />

ihn in drei Größen: 12 x 90, 182 x<br />

122 und 244 x 183 cm. Er<br />

kommt mit unterschiedlich<br />

durchlässigen Bespannungen<br />

und einem Ausleger, mit dem<br />

er hoch über das Motiv<br />

gehalten werden kann. Die<br />

Preise liegen bei ca. 300 €<br />

aufwärts.<br />

LASTOLITE TRIGRIP DIFFLECTOR<br />

Hier handelt es sich um einen mit Griff<br />

versehenen Rahmen, dessen Diffusor das<br />

einfallende Licht um ca. 2 Blendenstufen<br />

reduziert. Außerdem wird je eine<br />

Reflektorfolie in den Farben Silber und<br />

Gold mitgeliefert, die über den Rahmen<br />

gespannt werden kann, so dass aus dem<br />

Diffusor ein Reflektor wird. Das System ist<br />

in den Größen 44, 73 und 110 cm zu<br />

Preisen ab ca. 40 € erhältlich. Wenn Sie<br />

meist ohne Assistenten arbeiten, ist dies<br />

die richtige Wahl, denn der Handgriff sorgt<br />

für einfache Handhabung.<br />

LASTOLITE SKYLITE RAPID<br />

Der Skylite Rapid besteht aus<br />

einem leichten<br />

Aluminiumrahmen mit<br />

auswechselbaren Bespannungen.<br />

Sie können wählen zwischen<br />

einem Diffusor mit 0,75 und<br />

einem mit 1,25 Blendenstufen,<br />

außerdem gibt es eine Auswahl an<br />

Reflektoren, die über den Rahmen<br />

gespannt werden. Erhältlich sind<br />

die Größen 110 x 110, 110 x 200<br />

und 200 x 200 cm, das kleinste<br />

System kostet etwa 130 €.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Tageslicht steuern 47<br />

2<br />

Weich statt hart!<br />

Ein Diffusor sorgt immer für<br />

weich ausgeleuchtete<br />

Porträts, selbst bei hartem<br />

Sonnenlicht.


48 Tageslicht steuern DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Nur mit Tageslicht…<br />

Hier zeigen wir Ihnen, wie Sie mit ein paar kleinen Tricks das Tageslicht optimal<br />

nutzen und auch zu Hause fantastische Lifestyle-Bilder fotografieren können.<br />

DANIEL LEZANO: Viele Lifestyle-Portraitfotografen nutzen ausschließlich das umgebende<br />

Tageslicht für Ihre Porträtaufnahmen. An einem hellen sonnigen Tag sollten Sie einmal die<br />

Gelegenheit wahrnehmen, einfache und doch ausdrucksstarke Porträtfotos von Familie und<br />

Freunden zu machen. Das Schöne an der Lifestyle-<strong>Porträtfotografie</strong> ist, dass Sie sie mit einem<br />

Minimum an Ausrüstung betreiben können. Eine Kamera mit Kit-Objektiv ist alles, was Sie brauchen –<br />

obgleich ich persönlich die einfache und preiswerte Festbrennweite 50mm f/1.8 bevorzuge. Aufgrund<br />

der unvorhersehbaren Entwicklung des Tageslichts können Lichtformer wie ein Reflektor und ein<br />

Diffusor sinnvoll sein, doch unbedingt notwendig sind sie nicht. Entscheidend ist, dass Sie Ihr Motiv und<br />

das Setup so einfach wie möglich halten. In diesem Beispiel trägt Bethany ein weißes T-Shirt und ein paar<br />

Jeans. <strong>Fotografie</strong>rt habe ich sie auf dem Parkettfußboden meines Esszimmers.<br />

Die Kamera neigen<br />

Ein kleiner Trick der Bildgestaltung,<br />

den Lifestyle-Fotografen gerne<br />

benutzen, besteht darin, die Kamera<br />

leicht zur Seite zu neigen, so dass<br />

Fotos mit gekipptem Horizont<br />

entstehen. Das erzeugt eine<br />

besondere Energie im Bild. Sie dürfen<br />

die Kamera nur nicht zu stark neigen.<br />

Setup Mein Esszimmer ist recht klein, deswegen<br />

1musste ich die Möbel herausräumen. Außerdem<br />

habe ich den Parkettfußboden gewischt, weil<br />

Bethany darauf liegen musste. Ich öffnete die<br />

Terrassentür weit, um das Tageslicht hereinzulassen<br />

und für den Fall, dass ich von der Terrasse aus<br />

fotografieren wollte. Ich begann jedoch mit<br />

meinen Aufnahmen im Zimmer, wobei ich die<br />

weißen Wände als neutralen Hintergrund nutzte.<br />

Eine große Blende von f/1.8 gab mir einen kurzen<br />

Schärfentiefebereich. Normalerweise blende ich<br />

jedoch nicht weiter ab als bis f/2.5 oder f/3.5, weil das<br />

die Schärfe verbessert.<br />

Diffuses Tageslicht<br />

Das Licht sollte so diffus wie möglich sein, damit die porträtierten Personen nicht<br />

mit den Augen blinzeln müssen. Ist dies trotzdem der Fall, versuchen Sie eine<br />

andere Position, so dass Sie sich im Schatten befinden, oder benutzen Sie einen<br />

Diffusor, um dem Licht die Härte zu nehmen (innen rechts). Falls beides nicht<br />

möglich sein sollte, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als zu warten, bis Position der<br />

Sonne sich geändert hat, oder Sie fotografieren ohnehin an einem bewölkten Tag.<br />

Ein silberner Reflektor ist nützlich, denn auch bei ungerichtetem Licht müssen Sie<br />

eventuell Schatten beseitigen.<br />

Testfoto Meine erste Aufnahme dient lediglich der Überprüfung der Bildgestaltung und der Belichtung. Ich<br />

2hatte eine genaue Vorstellung davon, wie das Foto von Bethany aussehen sollte: Sie sollte auf dem Bauch<br />

liegen, wobei Unterschenkel und Füße in Richtung Kopf angewinkelt sein sollten. Dieses Foto ist zwar nicht<br />

schlecht geworden, doch die seitliche Beleuchtung macht ihre rechte Seite zu dunkel.<br />

Reflektor verwenden Ich baute deswegen einen Reflektor an ihrer rechten Seite auf, sehr nah,<br />

3aber so, dass er auf dem Foto nicht zu sehen ist. Das Ergebnis ist schon viel besser, denn nun ist<br />

genug Licht vorhanden, um auch das Gesicht gleichmäßig zu beleuchten. Die Wand im<br />

Hintergrund lässt die Szene aber für meinen Geschmack zu gedrängt erscheinen.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Tageslicht steuern 49<br />

PRÄZISE<br />

SCHARFSTELLEN<br />

Sie müssen die Schärfe sehr genau<br />

einstellen, denn die große Blende und<br />

die dadurch erzeugte geringe<br />

Schärfentiefe lassen Ihnen nur wenig<br />

Fehlertoleranz. Benutzen Sie den<br />

Einzelpunkt-Autofokus, stellen auf die<br />

Augen scharf, speichern diese<br />

Einstellung per AE-Speicherung und<br />

machen Ihre endgültige<br />

Bildkomposition.<br />

Das fertige Bild<br />

Diese Aufnahme ließ nichts mehr zu wünschen übrig und musste<br />

nur minimal nachbearbeitet werden. Anhand der<br />

Gradationskurven habe ich den Kontrast verstärkt und das Bild im<br />

Zuschnitt etwas angepasst, um genau das Ergebnis zu erhalten, das<br />

ich mir von Beginn an vorgestellt hatte. Versuchen Sie es selbst –<br />

Sie werden überrascht sein, wie einfach es ist, zu Hause ein<br />

schönes Lifestyle-Porträt zu fotografieren.<br />

Hintergrund verändern In diesem Beispiel habe ich von der Terrasse aus in den Raum hinein<br />

4fotografiert. Die gegenüberliegenden Jalousien hatte ich geschlossen, um den Hintergrund<br />

abzudunkeln. Der so entstandene freie Raum hinter Bethany stellt zwar gegenüber dem<br />

Original-Setup eine Verbesserung dar, aber der Kamerastandpunkt ist zu hoch.<br />

Neuer Kamerastandpunkt Ich gehe in die Hocke, und dieser niedrigere Standpunkt ist<br />

5wesentlich besser. Jetzt hat jedoch die Mehrfeldbelichtungsmessung dazu geführt, dass<br />

die Szene und Bethanys Gesicht überbelichtet wurden. Um dies zu korrigieren, stellte ich<br />

einen Wert von -2.3 EV als Belichtungskorrektur ein.


50 Kinderporträts DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

KINDERPORTRÄTS<br />

DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE GEHÖRT ZU DEN POPULÄRSTEN GENRES DER FOTOGRAFIE –<br />

NICHT ZULETZT, WEIL STÄNDIG NEUE IDEEN UND STILMITTEL ENTWICKELT WERDEN, DIE<br />

RAUM FÜR EIGENE VORSTELLUNGEN UND KREATIVE EXPERIMENTE SCHAFFEN. AUF DEN<br />

FOLGENDEN SEITEN STELLEN WIR IHNEN EINIGE BEWÄHRTE AUFNAHMETECHNIKEN FÜR<br />

LIFESTYLE-KINDERPORTRÄTS VOR.<br />

FOTO: BRETT HARKNESS


52 Lifestyle-Porträts<br />

So gelingen Ihre<br />

Baby-Porträts<br />

Aufnahmetechnik, Tipps, Tricks und<br />

Requisiten zum <strong>Fotografie</strong>ren der<br />

kleinen Wonneproppen.<br />

Jordan Butters: Die Ankunft eines neuen<br />

Familienmitglieds ist einer der besonderen Momente<br />

im Leben, den die stolzen Eltern auf jeden Fall im Bild<br />

festhalten wollen. Doch die Zeit vergeht im Flug,<br />

schnell haben die Kleinen Laufen und Sprechen<br />

gelernt, und die ersten Lebensmonate sind nur noch<br />

Erinnerung. Babys wachsen überraschend schnell;<br />

nutzen Sie also die Zeit zum <strong>Fotografie</strong>ren, so lange<br />

sie noch klein sind.<br />

Konzentrieren Sie sich auf die Hände, Füße und<br />

Gesichtszüge, Augen, Ohren und Nase, und nutzen<br />

Sie eine weit offene Blende, um anatomische Details<br />

durch kurze Schärfentiefe optisch abzugrenzen. Auch<br />

die Eltern sollten auf einigen der Bilder zu sehen sein,<br />

damit der Betrachter einen Maßstab hat,<br />

beispielsweise indem das Baby nach Papas<br />

Zeigefinger greift, oder wenn Mama seine Füße hält.<br />

Eine gelungene Baby-Porträtsession erfordert Geduld,<br />

Verständnis und ein wenig Glück, doch wenn Sie<br />

beharrlich sind, können großartige Fotos gelingen.<br />

UMGANG MIT BABYS<br />

Wenn Sie Babys fotografieren, ist Geduld gefragt. In<br />

den seltensten Fällen werden Sie zu einem<br />

gegebenen Zeitpunkt auf Anhieb genau die<br />

Aufnahme hinbekommen, die Ihnen vorschwebt.<br />

Spielen Sie schon vorher möglichst viele denkbare<br />

Aufnahmesituationen durch und passen Sie sich<br />

flexibel an den aktuellen Moment an. Ihr Fototermin<br />

wird höchstwahrscheinlich nicht nach Plan verlaufen.<br />

Eindruck und Wirkung Ihrer Bilder hängen von der<br />

Stimmung des Babys ab: Wie ist die<br />

Zimmertemperatur, hat es Hunger, ist es müde oder<br />

müssen die Windeln gewechselt werden? Das Beste,<br />

was Sie tun können, ist gut vorbereitet, geduldig und<br />

schnell zu sein, wenn der richtige Augenblick kommt.<br />

Tipp<br />

Um es dem Baby behaglich zu machen,<br />

drehen Sie die Heizung auf und vermeiden<br />

Sie Zug. Es ist durchaus üblich, Babys auch<br />

halb- bzw. nackt zu fotografieren, doch<br />

besprechen Sie dies in jedem Fall zuvor mit<br />

den Eltern.<br />

Zwei in einem Bett …<br />

Motive mit Zwillingen sind eine<br />

besondere Herausforderung, die<br />

wunderbare Bilder ergeben kann.<br />

Das richtige Objektiv<br />

Objektiv mit fester<br />

Brennweite: Ein<br />

50mm-Objektiv ist<br />

obligatorisch für jeden<br />

Porträtfotografen. Ein<br />

Canon EF 50mm f/1.8 II<br />

oder ein Nikon NIKKOR 50mm f/1.8D AF<br />

bekommt man für unter 150 €, das neuere<br />

Nikon NIKKOR AF-S 50mm f/1.8G für etwa 250<br />

€. Deutlich teurer wird es mit dem Sigma<br />

50mm f/1.4 EX DG HSM für knapp unter 500 €,<br />

doch damit können Sie auch bei schlechten<br />

Lichtverhältnissen noch aus der Hand<br />

fotografieren. Festbrennweitenobjektive mit<br />

großer maximaler Blende ermöglichen die<br />

Arbeit mit kurzer Schärfentiefe, ideal für<br />

Baby-Porträts.<br />

ISTOCK PHOTO<br />

Zoomobjektiv: Ein<br />

Zoomobjektiv ist vielseitiger<br />

als eines mit fester<br />

Brennweite, weil es nicht auf<br />

eine Entfernung festgelegt ist.<br />

Wenn Ihnen an einer<br />

qualitativ hochwertigen Optik mit großer<br />

maximaler Blende gelegen ist, müssen Sie einen<br />

höheren Betrag ausgeben.<br />

Das Canon EF 24–70mm f/2.8L II USM ist sehr<br />

beliebt, der Preis von etwa 2500 € allerdings<br />

weniger. Eine gute Alternative dazu ist das<br />

Tamron 28–75mm f/2.8 XR für deutlich unter<br />

500 €. Selbstverständlich liefern auch Ihr<br />

18–55 mm oder 18–105 mm Kit-Objektiv<br />

gute Ergebnisse, sie bieten jedoch nicht die<br />

Möglichkeit der extrem flachen Schärfentiefe.


JORDAN BUTTERS<br />

ISTOCK PHOTO<br />

Weitwinkelobjektiv: Mit<br />

einem Weitwinkel können<br />

Sie so manches lustige Foto<br />

schießen; bedenken Sie<br />

jedoch, dass es die<br />

Perspektive streckt, was bei<br />

Porträtaufnahmen grundsätzlich nicht sehr<br />

schmeichelhaft aussieht. Das Sigma<br />

10–20mm f/4–5.6 EX DC HSM für knapp 500 €<br />

ist eine gute Wahl und passt auf fast alle<br />

Kameragehäuse. Alternativen in dieser<br />

Preislage sind das Canon EF-S 10–22mm<br />

f/3.5–4.5 USM für knapp 800 € und das Nikon<br />

AF-S DX NIKKOR 10–24mm f/3.5–4.5G ED. Alle<br />

drei bieten eine minimale Arbeitsdistanz von<br />

24cm, Sie können also sehr nah an Ihr Motiv<br />

herangehen.<br />

JORDAN BUTTERS


54 Lifestyle-Porträts DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Mein Baby-Porträt...<br />

Jordan Butters: Babys fotografieren Sie am besten bei weicher, diffuser<br />

Beleuchtung. Falls Sie im Tageslicht eines Fensters arbeiten wollen, sollte es<br />

nach Norden oder Süden weisen, wo keine direkte Sonneneinstrahlung zu<br />

erwarten ist. Falls erforderlich, benutzen Sie einen Reflektor, um einen Teil des<br />

Tageslichts auf das Baby zurückzulenken und die unvermeidbaren Schatten aufzuhellen.<br />

Falls Sie direktes Sonnenlicht nicht vermeiden können, hängen Sie ein weißes Bettlaken<br />

bzw. einen weißen Vorhang vor das Fenster, um das Licht zu dämpfen. Eine Alternative<br />

dazu sind Reflektoren, die auch als Diffusoren eingesetzt werden können.<br />

Vermeiden Sie, wenn möglich, ein Blitzgerät auf der Kamera zu benutzen. Sollte das nicht<br />

möglich sein, blitzen Sie indirekt gegen eine Wand oder die Zimmerdecke. Wenn Sie mit<br />

großen Blenden arbeiten, bedenken Sie, dass der Schärfentiefebereich nur gering ist.<br />

Überprüfen Sie deshalb jede Aufnahme daraufhin, ob der von Ihnen gewünschte Bereich<br />

des Motivs scharf abgebildet wurde. Sie werden so manche Überraschung erleben,<br />

insbesondere, wenn sich das Baby bewegt und mit den Füßen strampelt.<br />

Position des Babys Babys drehen sich<br />

1und strampeln, wenn Sie wach sind.<br />

Deswegen ist es sehr hilfreich, jemanden<br />

dabei zu haben, der die Aufmerksamkeit des<br />

Säuglings auf sich zieht, was Ihnen die<br />

Möglichkeit gibt, sich auf Ihre Aufnahmen zu<br />

konzentrieren. Bei diesem Bild hatte ich die<br />

Mutter gebeten, sich mit dem Baby auf dem<br />

Schoß zurückzulehnen und die kleinen Füße<br />

in die Hände zu nehmen. In den Armen der<br />

Mutter werden Babys ruhiger und bewegen<br />

sich weniger, außerdem sorgt die erwachsene<br />

Person im Bild für einen Maßstab, anhand<br />

dessen der Betrachter die Größe der<br />

Gliedmaßen richtig einordnen kann.<br />

Blendenexperimente Schalten Sie die<br />

2Kamera auf Zeitautomatik und<br />

wählen Sie eine große Blende und den<br />

Einzelpunkt-Autofokus. So können Sie<br />

einen bestimmten Bereich selektiv<br />

scharfstellen, bevor Sie die endgültige<br />

Bildkomposition vornehmen. Ist die<br />

Blende zu groß, bekommen Sie eventuell<br />

nicht beide Füße scharf; ist sie zu klein,<br />

könnte der Hintergrund vom eigentlichen<br />

Motiv ablenken. Bei mir erwies sich<br />

Blende f/2.8 als geeignet, beide Füßchen<br />

scharf im Bild zu haben, während der<br />

Hintergrund außerhalb des<br />

Schärfebereichs lag.<br />

Sorgfältig belichten<br />

3Da es ein Low-Key-Foto werden sollte, bat<br />

ich die Mama, einen schwarzen Pulli<br />

anzuziehen, der dem Motiv als Hintergrund<br />

dienen konnte. Ist das Belichtungsmesssystem<br />

der Kamera auf Mehrfeldbelichtung eingestellt,<br />

wird die Kamera den dunklen Hintergrund zu<br />

kompensieren versuchen, wodurch das Foto<br />

überbelichtet wird. Falls das geschieht,<br />

korrigieren Sie entweder mit negativer<br />

Belichtungskorrektur, oder Sie schalten das<br />

Belichtungsmesssystem auf Spotmessung<br />

und messen auf der Haut des Babys, wobei Sie<br />

sicherstellen, dass die wichtigsten Bildbereiche<br />

gemessen werden.<br />

Letzte Feinheiten In Photoshop<br />

4konvertieren Sie das Bild per<br />

Verlaufsumsetzung nach Schwarzweiß<br />

(„Ebenenpalette > Neue Korrekturebene<br />

hinzufügen > Verlaufsumsetzung“) und<br />

wählen in der Korrekturebenenpalette<br />

„Schwarzweiß-Verlauf“. Sie können die Stärke<br />

des Verlaufs ändern, indem Sie die dunklen,<br />

mittleren und hellen Bereiche des Bildes<br />

unabhängig voneinander einstellen. Die<br />

Schwarzweiß-Konvertierung sollte die<br />

meisten Hautunreinheiten verbergen. Ich<br />

habe zusätzlich noch das<br />

Reparaturpinselwerkzeug benutzt, um weitere<br />

kleine Schönheitsfehler zu beseitigen.<br />

Anatomische Details: Noch mehr Ideen<br />

JORDAN BUTTERS<br />

ISTOCK PHOTO<br />

JORDAN BUTTERS<br />

ISTOCK PHOTO<br />

Requisiten<br />

Requisiten sind momentan der Trend in der<br />

Baby-<strong>Fotografie</strong>. Hüte sind populär, sie sehen<br />

nicht nur lustig aus, sondern können auch<br />

einen unvorteilhaft geformten Kopf oder<br />

lückenhaften Haarwuchs verbergen – keine<br />

unüblichen, vorübergehenden Erscheinungen<br />

bei Neugeborenen. Überlegen Sie auch, ob Sie<br />

das Baby auf oder in irgendetwas platzieren<br />

können, dass Ihr Foto origineller aussehen<br />

lässt, beispielsweise in einen Korb oder in<br />

einen altmodischen Koffer.<br />

Differenziertes Scharfstellen<br />

Probieren Sie einmal aus, von demselben<br />

Kamerastandpunkt mehrere Fotos zu schießen,<br />

wobei Sie den Schärfepunkt jeweils auf einen anderen<br />

Bildbereich legen. Dazu visieren Sie den gewünschten<br />

Bereich an, drücken den Auslöser halb durch und<br />

machen ihre endgültige Bildkomposition. Benutzen<br />

Sie eine große Blende, damit Sie einen flachen<br />

Schärfentiefebereich bekommen. Die entstehenden<br />

Einzelbilder können zu einem Gesamtbild kombiniert<br />

werden, wobei beispielsweise ein Porträt und mehrere<br />

Detailaufnahmen von Babys’ Anatomie in einem<br />

einzigen Bild gezeigt werden können.<br />

Hintergrund<br />

Am besten geeignet sind eine weiche Decke oder<br />

ein Überwurf, die über ein Sofa drapiert werden.<br />

Darauf kann das Baby gelegt werden. Wenn Sie<br />

sich für eine gewagte Farbe des Hintergrunds<br />

entscheiden, lassen sich sehr schöne Darstellungen<br />

erreichen. Kissen unter dem Überwurf geben dem<br />

Baby Halt, Sie können aber auch die Mutter bitten,<br />

sich mit einer Decke über dem Schoß auf das Sofa<br />

zu setzen und das Baby zu halten. Die Haut eines<br />

Neugeborenen ist sehr empfindlich, die Decke<br />

sollte also aus sehr weichem Stoff sein.<br />

Eltern einbeziehen<br />

Beziehen Sie die Eltern in die Fotosession ein,<br />

beispielsweise anlässlich eines Familientreffens,<br />

bei dem das neu hinzugekommene Mitglied von<br />

allen gebührend bewundert wird. Wenn sich die<br />

Anwesenden erst einmal dem Baby zugewendet<br />

haben, werden Sie schnell vergessen, dass Sie dabei<br />

sind, um Fotos zu machen. Dadurch kommen Sie<br />

zu fantastischen, ungestellten Aufnahmen der<br />

ganzen Familie. Mit einem Weitwinkel gelingt Ihnen<br />

vielleicht auch ein Gruppenfoto mit dem Baby im<br />

Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.


Füßchen nach vorn!<br />

Mit nur wenig Nachschärfen<br />

entstand dieses originelle<br />

Schwarzweißfoto, auf dem sehr<br />

viele Details erkennbar sind.


56 Kinder-Porträts DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Lifestyle-Porträts<br />

Brett Harkness gibt Ihnen Profi-Tipps für die Lifestyle-<strong>Fotografie</strong>, damit auch Sie<br />

diese ganz besondere Atmosphäre Ihren Bildern erzeugen können.<br />

„Setzen Sie sich dort auf den Hocker vor den weißen Hintergrund und schauen Sie auf den roten Punkt hinter mir an der Wand“. – So,<br />

oder so ähnlich geht es zu, wenn Sie wieder einmal Porträtfotos für Ihren Personalausweis, Pass oder Führerschein brauchen – es<br />

wird Ihnen bekannt vorkommen. In der Kinderfotografie kommen sie damit allerdings nicht weit. Eine Umgebung, in der gute<br />

Kinderporträts entstehen, ist von diesem Szenario Lichtjahre entfernt.<br />

Wir werden oft gefragt, ob wir die Aufnahmen nicht im Studio machen könnten, doch sobald wir unseren Kunden klarmachen,<br />

wie viel mehr Spaß eine Outdoor-Fotosession machen würde, ändert sich deren Einstellung meistens recht schnell. Für mich<br />

bedeutet <strong>Fotografie</strong>ren vor Ort, möglichst alle Entfaltungsmöglichkeiten der kindlichen Persönlichkeit so einzufangen, dass ihre<br />

Unbekümmertheit ungezwungen zum Ausdruck kommt – jedenfalls sieht es auf den Bildern so aus. Das funktioniert jedoch nur, weil<br />

ich meine Ausrüstung in- und auswendig kenne, weil ich weiß, dass ich mich auf meine Assistentin verlassen kann, weil ich mit<br />

Kindern umgehen kann und nicht zuletzt deswegen, weil mir niemals der Geduldsfaden reißt, ganz egal, was passiert.<br />

Manchmal entstehen die besten Fotos erst nach einer dreistündigen Session! Das Geheimnis der Lifestyle-Portraits liegt in<br />

Spontaneität und Improvisationsvermögen. Es gibt kein erprobtes Schema, wie man zu großartigen Kinderporträts kommt. Der Erfolg<br />

steht und fällt mit der Beziehung, die Sie in sehr kurzer Zeit zu dem Kind aufbauen müssen und – man kann es nicht oft genug<br />

wiederholen – Sie müssen ihre Ausrüstung in- und auswendig kennen. Sie müssen außerdem sehr schnell arbeiten, machen Sie also<br />

Ihre Aufnahmen mit nur ein paar Telezooms. Mit genügend Erfahrung wissen Sie, welche Brennweite Sie brauchen und wann Sie ein<br />

Objektiv wechseln müssen, damit ihnen keine fotogene Situation verloren geht.<br />

Immer bereit: Entscheidend ist, dass<br />

Sie darauf vorbereitet sind, jede sich<br />

bietende Gelegenheit zu nutzen. Das<br />

kann ein origineller Gesichtsausdruck<br />

oder ein sich zufällig ergebende Geste<br />

sein, die Sie unbemerkt einfangen.<br />

Ganz rechts: Babys fotografiere ich<br />

gern in einer weißen Badewanne,<br />

um die Verschlusszeiten kurz zu<br />

halten. Das ist die beste Methode,<br />

reflektierendes Licht zu nutzen. Lassen<br />

Sie ggf. erst das Wasser ab und setzen<br />

Sie das Baby auf ein helles Badetuch.<br />

Unten: Wenn ein Kind spielen will,<br />

lassen Sie es. Schließlich wollen Sie<br />

in der Lifestylefotografie natürliche<br />

Momente einfangen.<br />

Brett Harkness<br />

Profi-Fotograf Brett Harkness und seine<br />

Partnerin Kristie betreiben zusammen<br />

ein äußerst erfolgreiches Fotostudio in<br />

Manchester. Brett hat sich im Lauf der Jahre<br />

mit seinen brillanten Lifestyleportraits<br />

einen Namen gemacht und gilt als eines<br />

der innovativsten Talente der Branche. Er<br />

fotografiert jedoch nicht nur, sondern hält<br />

außerdem Seminare zu <strong>Fotografie</strong>-<strong>Themen</strong><br />

ab, sei es über Porträts, Hochzeitsfotografie<br />

oder über Lichttechnik.<br />

Bretts Porträt-Kit<br />

Kamera: Canon EOS-1Ds Mk II<br />

Objektive: Canon EF 70–200mm f/2.8L IS,<br />

Canon EF 24–70mm f/2.8L IS,<br />

Canon EF 50mm f/2.5 Macro<br />

Zubehör: Lastolite Reflektor,<br />

Canon Speedlite 580EX


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Kinder-Porträts 57


58 Kinder-Porträts DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Regen. Na und?<br />

Oft verläuft eine Foto-Session nicht wie geplant. Das ist<br />

jedoch nicht immer ein Nachteil, wie dieses Beispiel zeigt.<br />

Ich möchte hier von einer Fotosession berichten, die zu sehr schönen Portraits führte, auch wenn<br />

das Wetter sich überhaupt nicht so entwickelte, wie wir es erwartet hatten. Wir fotografierten in den<br />

Bergen bei Yorkshire. Zunächst erkundeten wir die Gegend auf der Suche nach passenden Kulissen,<br />

damit wir den Hintergrund wechseln konnten, falls dies notwendig werden sollte. Das kleine<br />

Mädchen, Molly, hatte dabei mehr als genug Zeit, sich an uns zu gewöhnen.<br />

Wir begannen mit Fotos in einer Scheune. Das Licht war nahezu perfekt und beleuchtete ein sehr<br />

schönes Motiv, mit dem wir beginnen konnten. Danach machten wir ein paar Aufnahmen an der<br />

Eingangstür. Solche Türen bieten eine schöne Gelegenheit, Farbe ins Foto zu bringen. In diesem Fall<br />

setzte sich das Kind auf die Treppe und Kristie, meine Assistentin, sprach mit ihm, um es abzulenken.<br />

Eine andere Möglichkeit, die Gedanken eines Kindes von der umgebenden Fotobetriebsamkeit<br />

abzubringen, besteht darin, es zum Blumenpflücken zu animieren. Oft entstehen die besten Fotos<br />

dann, wenn Kinder nicht in die Kamera blicken, sondern mit den Gedanken ganz woanders sind. Ich<br />

sage immer, diese Art <strong>Fotografie</strong> besteht zu 60% aus Handwerk, zu 30% aus angewandter<br />

Psychologie und zu 10% aus technischem Knowhow.<br />

Es begann zu regnen, also gingen wir zurück zum Gebäude, um weitere Innenaufnahmen zu<br />

machen. Wählen Sie dabei einen Raum, in dem genug durch Fenster einfallendes Licht vorhanden<br />

ist, so dass Sie aus der Hand fotografieren können. Sie werden die ISO-Empfindlichkeit auf<br />

wenigstens 800 erhöhen, oder die Bildstabilisation der Kamera verwenden müssen. Das ist eine<br />

Situation, in der kurze Brennweiten und schnelle f/2.8-Objektive ins Spiel kommen. Ich tendiere<br />

dabei entweder zum 24-70mm f/2.8L- oder zum 50mm f/2.5 Objektiv.<br />

Als es zu regnen aufhörte, gingen wir wieder hinaus und fotografierten auf einem nahe<br />

gelegenen Stoppelfeld. Die Lichtverhältnisse änderten sich: Mehr Wolken zogen auf und die Sonne<br />

fiel durch die verbleibenden Lücken – Lichtverhältnisse, die dieser Gegend äußerst rar sind. Ich<br />

wechselte zu meinem 70-200mm f/2.8L IS-Objektiv und senkte die ISO Empfindlichkeit auf 400, um<br />

eine möglichst hohe Bildqualität beizubehalten.<br />

Dieser Teil der Fotosession war nicht geplant, sondern ergab sich einfach. Manchmal kann alles<br />

Planen der Welt Sie nicht auf einen Hintergrund wie diesen und auf Lichtverhältnisse wie diese<br />

vorbereiten. Wir hatten unsere Bilder nach etwa 10 Minuten im Kasten, als es sich stark eintrübte und<br />

der Himmel schwarz wurde. Nun musste alles sehr schnell gehen. Ich wollte eine gute Schärfentiefe<br />

und benutzte deswegen eine mittlere Blende von f/8. Die Belichtung der Bilder erfolgte mit 1/500<br />

Sekunde bei Blende f/8 und ISO 400. Sie gehören zu den besten Lifestyle Fotos, die ich je gemacht<br />

habe, denn sie zeigen alles über Molly, als sie in diesem Alter war. Sie zeigen eine Zeit ihres Lebens, in<br />

der sie völlig frei von Sorgen war, mit nichts als kindlicher Freude in ihrem Gemüt. Alles was wir taten,<br />

war, sie vor dem richtigen Hintergrund ins richtige Licht zu rücken; den Rest machte sie selbst.<br />

Kinder müssen ihren Spaß haben. Wenn<br />

sie spielen und sich wohl fühlen, erzielen<br />

Sie bessere Fotos. Hier ist es auch der<br />

tiefe Kamerastandpunkt, der dem Motiv<br />

besonders gut gerecht wird.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Kinder-Porträts 59<br />

Erwischen Sie den Moment<br />

Sie brauchen keine komplizierten Setups oder<br />

faszinierende Örtlichkeiten, um hervorragende<br />

Lifestyle-Kinderporträts in den Kasten zu bekommen.<br />

Beobachten Sie stattdessen die Stimmung und das<br />

Verhalten der Kinder.<br />

TIPP<br />

Wenn Sie im Freien<br />

fotografieren, achten Sie<br />

genau auf die Lichtqualität.<br />

Ein bewölkter Himmel bietet<br />

das vorteilhafteste Licht für<br />

Porträtaufnahmen; einige<br />

Wolken am Himmel bieten<br />

also die besten<br />

Voraussetzungen.


60 Kinder-Porträts DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Familienspaß<br />

am Strand<br />

Der Schlüssel zum Erfolg von Lifestyle-Porträts liegt<br />

in der Vorbereitung und im Aufbau einer Beziehung<br />

zu den beteiligten Personen<br />

BRETT HARKNESS Wir hatten einen schönen Tag draußen in Fleetwood, das etwa<br />

eine Stunde Autofahrt von meinem Studio bei Manchester entfernt liegt. Wie<br />

immer, bevor ich diese Art Fotos mache, hatte ich die Familie auf einen Kaffee und<br />

ein weinig Smalltalk ins Studio eingeladen. Ich mache das vor allem deswegen,<br />

damit die Kinder mich und meine Frau Kristie, die auch meine Assistentin ist,<br />

kennen lernen können. Die Arbeitsteilung sieht üblicherweise so aus, dass die<br />

Eltern mit Kristie Kaffee trinken, während ich die Kinder im Studio herum führe.<br />

Kinder sind neugierig, deswegen mögen Sie das, und es ist relativ einfach, eine<br />

gute Beziehung zu ihnen aufzubauen. Schon dabei mache ich ein paar<br />

Aufnahmen von ihnen, damit Sie sich an die Kamera gewöhnen. Diese ersten<br />

Bilder entstehen gewöhnlich im Eingang des Studios, weil dort das Licht immer<br />

sehr gut ist.<br />

Was die Kleidung der Kinder angeht, überlasse ich es Kristie, die Auswahl zu<br />

treffen. Ich halte es grundsätzlich so, dass die Eltern die entsprechende Garderobe<br />

mitbringen. Dann verbringe ich einige Zeit mit weiteren Fotos, wobei ich nach<br />

etwa einer Stunde einen „Kostümwechsel“ vorschlage. Kristie weiß, was mir<br />

vorschwebt – an dunklen Tagen bevorzuge ich bunte Farben, auch Streifen,<br />

während es im Sommer gedeckte Farben sein sollten, damit die Bilder nicht von<br />

ihnen dominiert werden.<br />

Der Strand hier ist hervorragend für unsere Zwecke geeignet, denn die Kinder<br />

können frei herumrennen, was mir zu Schnappschüssen mit meinem 70-200mm<br />

Zoomobjektiv verhilft. Ich habe üblicherweise keine detailliert geplanten Fotos im<br />

Sinn. Es hängt ganz davon ab, wie die Lichtverhältnisse an dem betreffenden Tag<br />

sind. Ist der Himmel bedeckt, gibt es kein Problem mit zu hartem Licht, doch wenn<br />

es sonnig ist, benutze ich einen kleinen Pier als Hintergrund, der eine interessante<br />

Kulisse abgibt und einen schönen Schatten wirft. Um die Kinder dorthin zu locken,<br />

platziert Kristie ein paar schöne Muscheln dort und lässt die Kinder damit spielen.<br />

Sie achtet dabei darauf, dass sie nicht im Bild erscheint, doch ihre Interaktion mit<br />

den Kindern ist entscheidend für die Qualität der Fotos, denn so sind die Kinder<br />

sich nicht bewusst, dass sie überhaupt fotografiert werden.<br />

Ein anderer Trick besteht darin, ein Loch in den Sand zu graben und die ganze<br />

Familie darauf zugehen zu lassen. Ich liege derweil auf dem Bauch, fotografiere Sie<br />

und die Aufnahmen sehen völlig natürlich aus, weil alle die Augen auf das Loch<br />

gerichtet haben und nicht auf mich. Wenn Sie vor dem Loch angekommen sind,<br />

lasse ich sie darüber springen und fotografieren Sie, während Sie lachend über<br />

dem Loch in der Luft sind. Feste Regeln gibt es nicht, denn jedes Kind verhält sich<br />

anders, doch ich habe inzwischen gelernt, die Situation so zu manipulieren, dass<br />

gute Fotos dabei herauskommen und ich halte das für den Hauptgrund für<br />

meinen Erfolg in dieser Art Lifestyle-<strong>Fotografie</strong>.<br />

Das Wichtigste ist, Bilder zu machen, die die Eltern selbst nicht produzieren<br />

können. Viele Leute glauben, Sie könnten großartige Fotos ihrer Kinder schießen,<br />

nur deswegen, weil Sie eine Kamera haben, doch so einfach ist das nicht. Sie<br />

können nicht ein Kind irgendwo hinstellen und erwarten, dass dabei gute Fotos<br />

herauskommen. Sie müssen sehr kreativ sein, mit schwierigen Lichtverhältnissen<br />

umgehen können, die Kulisse wechseln etc. Sie dürfen es sich nicht einfach<br />

machen als Fotograf, nur dann werden Ihnen qualitativ hochwertige Fotos<br />

gelingen.<br />

Oben: Es ist am einfachsten,<br />

die Kinder längere Zeit an<br />

einem bestimmten Ort zu<br />

halten, wenn Sie die Eltern<br />

mit ins Bild nehmen und ein<br />

Familienporträt machen.<br />

Links: Wenn das Kind im<br />

Schatten steht, doch von<br />

hinten von der Sonne<br />

beleuchtet wird, bekommen<br />

die Haare einen schönen<br />

goldenen Glanz.<br />

Unten: <strong>Fotografie</strong>ren Sie die<br />

Kleinkinder, während sie die<br />

Örtlichkeit erkunden, und<br />

machen Sie sich keine Sorgen,<br />

wenn sie nicht in die Kamera<br />

schauen. Eltern mögen diese<br />

Art Fotos, weil sie die „realen“<br />

Momente des Lebens ihrer<br />

Kinder einfangen.<br />

Wenn ich einmal das Vertrauen des Kindes gewonnen<br />

habe, wechsle ich vom Telezoom zum Weitwinkel<br />

und gehe näher heran. Wenn ein schöner Himmel<br />

vorhanden ist, benutze ich einen Aufhellblitz in<br />

Verbindung mit -2EV Belichtungskorrektur, um den<br />

Hintergrund abzudunkeln.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Kinder-Porträts 61<br />

Zusammenfassung<br />

Arrangieren Sie die Foto-Session<br />

entsprechend der Schlafens- und<br />

Essenszeit der Kinder. Haben sie alles<br />

bereit, wenn sie aufwachen oder<br />

gefüttert werden, denn nur so können<br />

Sie die zur Verfügung stehende Zeit<br />

am besten nutzen.<br />

Einer Assistentin kann die Kleidung<br />

auswählen und für eine gute<br />

Beziehung zu kleinen Kindern sorgen.<br />

Planen Sie nicht zu viel, sondern<br />

seien Sie bereit, die Gelegenheit<br />

beim Schopf zu greifen, wenn Sie<br />

günstig ist.<br />

Machen Sie auch ein paar<br />

Familienfotos, das wissen Eltern<br />

immer zu schätzen.


62 Kinder-Porträts DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Lifestyle-Inspiration<br />

Zum Abschluss unserer Einführung in die Lifestyle-<strong>Fotografie</strong> anhand<br />

von Familien- und Kinderporträts geben wir noch ein paar Tipps und<br />

Hinweise zu bewährten Verhaltensweisen und Aufnahmetechniken.<br />

BRETT HARKNESS Wenn der Winter vor der Tür steht, sollten Sie Ihre<br />

Lifestyle-Sessions auf einen frühen Zeitpunkt verlegen, damit Sie das vorhandenen<br />

Tageslicht ausnutzen können. Sorgen Sie dafür, dass die Kinder warm angezogen<br />

sind; farbenfrohe Mützen und Schals eignen sich ausgezeichnet dazu, Gesichter<br />

einzurahmen und Farbe ins Bild zu bringen.<br />

Die Kinder sollten tun und lassen können, was sie wollen. Wenn Sie sie zu früh<br />

veranlassen, sich hinzusetzen, um eine Nahaufnahme über sich ergehen zu lassen,<br />

werden sie noch nicht recht bei der Sache sein, wenn Sie es zu spät versuchen, haben<br />

sie möglicherweise bereits das Interesse an der Sache verloren. Das Timing ist<br />

deswegen entscheidend. Sie müssen während der gesamten Session dafür sorgen,<br />

dass die Kinder ihre Zeit genießen, denn nur so werden Sie bekommen, worauf Sie<br />

aus sind – natürliche, ungezwungene Fotos.<br />

Requisiten können sich als nützlich erweisen, wie in dem Bild unten, als wir das<br />

Dreirad des kleinen Mädchens teilweise ins Bild nahmen, damit es sich daran<br />

festhalten konnte. Auch Haustiere können dazu beitragen, dass die Foto-Session<br />

dynamisch bleibt. Haustiere bedeuten ihren Besitzern sehr viel und sie werden fast<br />

immer damit einverstanden sein, dass Sie sie ins Bild nehmen. Falls Ihnen das Wetter<br />

sehr zu schaffen macht und niemand wirklich hinausgehen will, gibt es trotzdem ein<br />

Verfahren, ein paar sehr gute Innenaufnahmen zu machen. Gehen Sie nach oben ins<br />

Schlafzimmer und öffnen sämtliche Vorhänge, damit so viel Licht wie möglich in ins<br />

Zimmer fällt. Räumen Sie alles beiseite was nicht im Bild sein soll, machen Sie das Bett.<br />

Nun setzen Sie die gesamte Familie auf das Bett und überlassen sie sich selbst. Mit ISO<br />

Werten zwischen 800 und 1600 und Brennweiten zwischen 18 und 55mm werden<br />

Sie fantastische Aufnahmen machen können. Lassen Sie sie einfach nur spielen und<br />

ihren Spaß haben. Für Sie als Fotograf ist es eine ungewohnte Situation, doch Sie<br />

werden durch hervorragende Fotos belohnt werden. An einem gewissen Punkt<br />

werden Sie feststellen, dass Sie eher dabei sind, eine Familiendokumentation zu<br />

fotografieren, als geplante Motive mit vorab besprochenen Posen.<br />

Ich selbst nutze gern lange Verschlusszeiten, am liebsten zwischen 1/50 und 1/80<br />

Sekunde, denn sie vermitteln den Eindruck von Bewegung im Bild. Etwaige<br />

verschwommene Silhouetten sind das Resultat sich bewegender Menschen, nicht<br />

etwa von Verwackeln oder nachlässigem Scharfstellen. So bekommen Bilder<br />

Atmosphäre und Emotionen. Diese Art zu fotografieren, liegt mir am meisten. Die Art,<br />

wie die Menschen mit mir interagieren und sich selbst einbringen – genau das macht<br />

eine solche Foto-Session zu etwas Besonderem.<br />

TIPP<br />

Auf bestimmten Fotos sollte<br />

die gesamte Familie zu sehen<br />

sein, denn solche Bilder sind<br />

bei Verwandten sehr beliebt.<br />

Wenn Sie es richtig machen,<br />

verhilft Ihnen das zu ein paar<br />

zusätzlich verkauften,<br />

großformatigen Bildern.<br />

❝<br />

DAS TIMING IST ENTSCHEIDEND. SIE MÜSSEN WÄHREND DER GESAMTEN<br />

SESSION DAFÜR SORGEN, DASS DIE KINDER IHRE ZEIT GENIESSEN, DENN<br />

NUR SO WERDEN SIE BEKOMMEN, WORAUF SIE AUS SIND.<br />

❞<br />

Wenn Sie Innenaufnahmen machen, lassen Sie die gesamte Familie auf einem Bett spielen<br />

und fotografieren drauflos. Fangen Sie dabei die unterschiedlichen Stimmungen ein.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Kinder-Porträts 63<br />

Tipps für Lifestyle-Portraits<br />

Es soll Spaß machen Wenn das bedeutet, dass Sie<br />

die Kamera eine Weile beiseite legen müssen und zum<br />

Alleinunterhalter werden, dann tun Sie es. <strong>Fotografie</strong>ren<br />

Sie schnell. Gelangweilte Kinder geben keine guten<br />

Motive ab, und wenn Sie keine guten Motive haben,<br />

machen Sie auch keine guten Fotos. Ideal ist es, wenn die<br />

Beteiligten vergessen dass sie fotografiert werden.<br />

So wenig Objektivwechsel wie möglich Wenn Sie<br />

Kinder fotografieren, passieren die Dinge sehr schnell.<br />

Wenn Sie ständig das Objektiv wechseln, werden Sie die<br />

besten Momente verpassen.<br />

Benutzen Sie einen Reflektor Wenn möglich,<br />

benutzen wir einen Reflektor bei unseren<br />

Lifestyle-Sessions. Kleine Kinder<br />

können sich sogar darauf setzen,<br />

und Sie werden nie Probleme<br />

mit unerwünschten<br />

Schattenwürfen bekommen.<br />

Probieren Sie Neues<br />

aus Wenn Sie die üblichen<br />

Aufnahmen im Kasten<br />

haben, versuchen Sie etwas<br />

Ungewöhnliches, durch die<br />

Art und Weise, wie Sie ein Gesicht<br />

einrahmen, wie Sie den Hintergrund einbeziehen,<br />

oder in Bezug auf das Licht, in dem Sie fotografieren.<br />

Solche Dinge sorgen für den frischen Wind, der Ihren<br />

<strong>Fotografie</strong>stil vorwärts bringt, anstatt stets nur Andere zu<br />

imitieren und das für Inspiration zu halten…<br />

Halten Sie die Dinge einfach Folgen Sie einem<br />

einfachen Plan, wenn es um Örtlichkeiten und Kulissen<br />

geht. Schießen Sie vor unterschiedlichen Hintergründen<br />

und bringen Sie Farbe in Ihre Bilder.<br />

Requisiten und Kulisse spielen eine<br />

entscheidende Rolle für Lifestyle-Porträts,<br />

Sie sollten deswegen immer ein Auge auf<br />

die Umgebung haben und nach Dingen<br />

suchen, die Sie mit in den Bildausschnitt<br />

hinein nehmen könnten. Ich suche zum<br />

Beispiel ständig nach passenden Kulissen,<br />

wo die Kinder sich hinsetzen oder hinstellen<br />

können. Haustüren mag ich besonders gern<br />

für diesen Zweck. Was die Kleidung angeht,<br />

sollte sich die Familie mehrfach umziehen,<br />

damit die Fotos abwechslungsreicher<br />

werden. Auch die Kleidung selbst sollte<br />

abwechslungsreich sein, von einfarbigen<br />

Hemden, Pullovern, Hosen und Röcken bis<br />

zu gemusterten Stücken.<br />

Arbeiten Sie schnell! Besonders wenn Sie Babys<br />

fotografieren, ist dies das Gebot Nummer eins, denn<br />

sie werden nach spätestens 20 Minuten das Interesse<br />

verlieren, oder müssen gefüttert werden, gewickelt<br />

werden, oder ihren Mittagsschlaf halten. Lassen Sie Ihre<br />

Planung flexibel, denn die Dinge können sich ad hoc<br />

ändern. Entwickeln Sie das Gefühl dafür, wann Sie eine<br />

Session zu Ende bringen sollten, denn es bringt nicht<br />

mehr viel, noch weiterzumachen, wenn Sie alles denkbar<br />

Mögliche schon im Kasten haben.<br />

Machen Sie sich schmutzig! Wenn Sie sich den<br />

Kindern im Spiel anschließen und sich nicht scheuen,<br />

sich auch einmal auf den morastigen Waldboden zu<br />

legen, bekommen Sie die Kinder wesentlich schneller auf<br />

Ihre Seite. Vielleicht werden Sie Ihre Kleidung öfter in die<br />

Reinigung bringen, doch die Bilder sind es wert!


LOCATIONS<br />

MENSCHEN ZU FOTOGRAFIEREN, IST EINE SACHE. WO SIE FOTOGRAFIERT WERDEN, IST EINE GANZ ANDERE, SOFERN ES NICHT IM STUDIO GESCHIEHT.<br />

DURCH WOHLÜBERLEGTE AUSWAHL DER RICHTIGEN ÖRTLICHKEIT ERHALTEN DIE AUFNAHMEN IHREN BESONDEREN CHARME. IN DIESEM<br />

ABSCHNITT GEHT ES DARUM, WIE SIE DAS POTENZIAL EINER LOCATION ERKENNEN UND FÜR IHRE PORTRÄTS RICHTIG NUTZEN.<br />

Das <strong>Fotografie</strong>ren draußen vor Ort eröffnet Ihnen eine Vielfalt an<br />

Möglichkeiten, die Umgebung kreativ als Kulisse für Ihr Motiv zu nutzen. An<br />

jedem noch so unscheinbaren Ort gibt es mehr Potenzial für gute<br />

Porträtfotos als im Studio, soviel ist sicher. Der größte Vorteil aber ist die<br />

Vielfalt an Hintergründen, die Ihnen zur Verfügung steht. In diesem<br />

Abschnitt beschäftigen wir uns sowohl mit städtischen als auch mit<br />

ländlichen Umgebungen und wir befassen uns speziell mit den<br />

Aufnahmetechniken und der Beleuchtung, mit deren Hilfe Sie kreative<br />

Porträts fotografieren werden.<br />

Weit zu reisen brauchen Sie nicht, großartige Gelegenheiten warten<br />

schon in unmittelbarer Nachbarschaft auf Sie, auf dem Land sowie in der<br />

Stadt. Zunächst schauen wir uns ein paar städtische Umfelder an, um Sie auf<br />

den Geschmack zu bringen. An einem Industriekanal oder im Stadtpark,<br />

alles ist möglich, und jede Umgebung bietet zahllose Foto-Gelegenheiten.<br />

Lassen Sie sich also von den folgenden Seiten inspirieren und Sie werden<br />

eigene Ideen bekommen, wie Sie aus der Umgebung gleich vor Ihrer<br />

Haustür das Beste machen können.<br />

Anschließend schauen wir uns eine Auswahl ländlicher Umgebungen an<br />

und zeigen einige Möglichkeiten für Experimente, die Sie dort ausprobieren<br />

können. Es ist eine völlig andere Szenerie als in der Stadt, weil Sie Tageszeit<br />

und Wetter stärker in Ihre Motive einbeziehen können und der freiere Blick<br />

auf dem Land mehr Himmel zeigt als in der Stadt. Wir wünschen Ihnen<br />

interessante, atmosphärische Kulissen für Ihre Porträts, machen Sie das<br />

Beste daraus!<br />

FOTO: PAUL WARD


66 Locations<br />

Porträts in der Stadt<br />

Bei der extrem dichten Besiedelung unseres<br />

Landes werden Sie es nicht weit haben bis in die<br />

nächste größere Stadt. Das bedeutet, Sie haben<br />

Zugang zu einer sehr fotogenen Umgebung mit<br />

attraktiven Kulissen und Hintergründen. Wenn Sie<br />

sich aufmerksam umschauen, finden Sie sie<br />

überall: In den Straßen, den Parks, an<br />

Wasserflächen und in der Fußgängerzone. In<br />

diesem Abschnitt erläutern wir, worauf Sie bei<br />

Porträtfotos im urbanen Umfeld achten sollten,<br />

und stellen einige beispielhafte Umgebungen vor.<br />

Wie Sie schnell feststellen werden, gibt es viele<br />

Ähnlichkeiten zwischen den unterschiedlichen<br />

Locations, wobei jede ihre eigene Atmosphäre<br />

hat. Ihre Aufgabe ist es, diese Atmosphäre in Ihren<br />

Fotos greifbar werden zu lassen.<br />

Der Schlüssel liegt in der Beziehung der<br />

fotografierten Personen zu der jeweiligen<br />

Umgebung. Sie haben eine Örtlichkeit vielleicht<br />

nur wegen ihres äußerst attraktiven Hintergrunds<br />

gewählt. Ist das der Fall, konzentrieren Sie sich auf<br />

die Standardprozeduren, die abgearbeitet werden<br />

müssen, um ein gutes Foto zu erhalten, also auf<br />

Bildgestaltung, Beleuchtung und Belichtung. Soll<br />

die Umgebung hervorgehoben werden, indem<br />

eine Beziehung mit den Porträtierten hergestellt<br />

wird, erreichen Sie das durch passende Kleidung<br />

und durch in die Kulisse passende Posen.<br />

Wie auch immer Ihr eigener Ansatz sein mag,<br />

es sind mit Sicherheit genügend Optionen<br />

vorhanden, ihn umzusetzen. Erkunden Sie also<br />

die Umgebung, identifizieren potenzielle<br />

Locations und kommen zum geeigneten<br />

Zeitpunkt mit allen Beteiligten für eine kreative<br />

Porträt-Fotosession zurück. Mit zunehmender<br />

Erfahrung und mehr Selbstvertrauen werden Sie<br />

von allein größere Kreise ziehen und neue<br />

Örtlichkeiten mit neuen Möglichkeiten<br />

entdecken.<br />

Einsichten des Profis<br />

PAUL WARD<br />

„Ich habe urbane Umgebungen für<br />

meine <strong>Porträtfotografie</strong> sehr gern. Ich<br />

wohne in der Großstadt und sie bietet<br />

mir mehr an Umgebungen für meine<br />

Fotos, als ich im ganzen Leben nutzen<br />

könnte. Direkt vor der Haustür liegt eine<br />

enorme Vielfalt an Locations und<br />

meistens finde ich etwas Passendes nur<br />

wenige Minuten von meinem Studio<br />

entfernt. Obwohl ich damit wohl ein<br />

Klischee bediene, mag ich es, vor einem<br />

ramponierten Hintergrund wie einer<br />

verfallenden Ziegelmauer zu<br />

fotografieren, besonders für Modefotos.<br />

Mir gefallen auch unkonventionelle<br />

Locations wie Unterführungen und<br />

Verkehrsinseln. Sie eignen sich<br />

besonders für Aufnahmen bei<br />

Dunkelheit, denn dann kann ich<br />

Langzeitbelichtungen mit Blitz machen,<br />

um die Lichter des Straßenverkehrs und<br />

etwas Umgebungslicht in den Bildern zu<br />

haben.“<br />

TIPP<br />

Menschenmengen vermeiden<br />

Wenn Sie in einem Bankenviertel<br />

fotografieren, vermeiden Sie die<br />

Menschenmassen, wenn Sie es am<br />

Wochenende tun, denn dann<br />

verwandeln sich solche Bezirke<br />

in Geisterstädte.<br />

Sechs Tipps für städtische Kulissen<br />

ISTOCK PHOTO<br />

ISTOCK PHOTO<br />

ISTOCK PHOTO<br />

1) EINE SZENE AUFTEILEN<br />

Städtische Szenen bestehen aus einer Vielfalt an Linien,<br />

Oberflächen, Schatten und Lichtern, die dem<br />

untrainierten Auge chaotisch erscheinen. Unterteilen Sie<br />

eine Szene in ihre Einzelkomponenten und finden Sie<br />

heraus, inwieweit diese einzeln oder in Kombination<br />

genutzt werden können, um einen attraktiven<br />

Hintergrund abzugeben. Schauen Sie sich Gebäude an,<br />

untersuchen Sie Mauern, Fenster und Eingänge aus<br />

unterschiedlichen Winkeln und Höhen.<br />

2) WIE EIN OBJEKTIV „DENKEN“<br />

Schauen Sie nicht nur mit dem „unbewaffneten“ Auge,<br />

sondern auch durch den Sucher der Kamera und variieren<br />

Sie dabei die Brennweite; vielleicht fallen Ihnen neue<br />

Blickwinkel auf, die für das Weitwinkel- oder Teleobjektiv<br />

geeignet sind, die Ihnen sonst entgangen wären. Ein<br />

Ultraweitwinkel ist gut bei beengten Platzverhältnissen,<br />

wobei der Hintergrund verzerrt wird, während ein<br />

Teleobjektiv helfen kann, ablenkende Elemente des<br />

Hintergrunds aus dem Bildausschnitt zu verbannen.<br />

3) AUF OBERFLÄCHEN UND FORMEN ACHTEN<br />

In städtischen Umgebungen finden sich zahllose<br />

interessante Oberflächenstrukturen und Muster, außerdem<br />

faszinierende Formen und Strukturen, die Sie in Ihre<br />

Bildgestaltung einbauen können. Wenn Sie jemanden vor<br />

einer verwitterten Mauer fotografieren wollen, benutzen<br />

Sie ein Weitwinkelobjektiv, mit dem Sie die umgebende<br />

Architektur mit aufs Foto bekommen, oder überlegen Sie,<br />

ob Sie im Vordergrund befindliche Bildelemente einsetzen,<br />

um der Szene mehr Tiefe zu geben.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Ab in die Stadt<br />

Kinder-Porträts 63<br />

Helle Farben und ein<br />

dramatischer Hintergrund<br />

ergeben eindrucksvolle<br />

Porträts.<br />

PAUL WARD<br />

PAUL WARD<br />

ISTOCK PHOTO<br />

4) TAGESZEIT BEDENKEN<br />

Finden Sie heraus, wo die Sonne stehen wird, wenn Sie mit Ihrer<br />

Fotosession beginnen wollen. Das ist besonders wichtig, wenn Sie in<br />

engen Straßen, oder in der Nähe hoher Gebäude fotografieren<br />

wollen. Wenn Sie eine Örtlichkeit gefunden haben, die Ihnen geeignet<br />

erscheint, besuchen Sie sie zu unterschiedlichen Tageszeiten, um<br />

festzustellen, wie sich das Sonnenlicht auswirkt. Vergessen Sie nicht,<br />

dass sich eine Gebäude-Szene ganz anders darstellt, wenn es dunkel<br />

ist und das Flutlicht, die Straßenbeleuchtung und Verkehrslichter das<br />

Tageslicht ersetzt haben.<br />

5) BELEUCHTUNG PLANEN<br />

Licht ist grundsätzlich der kritische Erfolgsfaktor<br />

Ihrer Bilder. Es lässt sich nicht generell bestimmen,<br />

ob Sie auf das Tageslicht vertrauen, den Blitz oder<br />

eine Kombination aus beiden einsetzen sollten.<br />

Nehmen Sie also Lichtformer und Blitzausrüstung<br />

mit, um für alle Eventualitäten gerüstet zu sein. Da<br />

die Sonne durch hohe Gebäude verdeckt werden<br />

kann, ist ein leistungsstarkes Blitzgerät als Ersatz<br />

empfehlenswert.<br />

6) SO EINFACH WIE MÖGLICH…<br />

In städtischen Umgebungen kommt es leicht vor, dass zu<br />

viele Objekte den Bildausschnitt füllen. Versuchen Sie<br />

stattdessen, nur wirklich interessante Bereiche<br />

herauszupicken, um aus einer einzigen Location viele<br />

unterschiedliche Motive zu erhalten. Eine Aufnahme vor<br />

minimalistischem Hintergrund, z. B. einer simplen Mauer<br />

oder unter einem stimmungsvollen Himmel, ist oft<br />

eindrucksvoller als eine überfrachtete Umgebung mit<br />

vielen verwirrenden Details.


68 Locations DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Im Stadtpark<br />

Eine Großstadt besteht nicht nur aus Beton, Stahl<br />

und Glas. Diverse Parks bieten willkommene<br />

Abwechslung von den Bauten unterschiedlicher<br />

Epochen, die den charakteristischen städtischen<br />

Hintergrund abgeben. In einem Stadtpark sind sie<br />

näher an der Natur. Die weit offenen, mit Gras,<br />

Bäumen und anderer Vegetation bewachsenen<br />

Flächen bieten ein vollständig anderes Szenario.<br />

Parks sind die grünen Lungen einer Stadt, die der<br />

Entspannung und Erholung dienen. Dieser Faktor<br />

sollte in Ihren Fotos zum Ausdruck kommen.<br />

Porträts, in denen gelächelt wird, Schnappschüsse<br />

von entspannten Menschen und versonnene<br />

Momente gehören zu den Motiven, die Ihnen<br />

neben den traditionellen Porträt-Setups und<br />

Lifestyle-Posen zur Auswahl stehen.<br />

Ein Park ist auch der ideale Ort, Paare zu<br />

fotografieren und ein romantisches Element in<br />

Ihre Fotos zu bringen. So können Sie<br />

beispielsweise eine im Gras liegende Person<br />

fotografieren, wobei Sie in die Hocke gehen um<br />

eine dazu passende Perspektive zu erzeugen.<br />

<strong>Fotografie</strong>ren Sie gegen die Sonne, ergibt sich ein<br />

attraktiver Glanz im Haar und im umgebenden<br />

Gras. Benutzen Sie dabei möglichst einen weißen<br />

oder silbernen Reflektor, der das Gesicht aufhellt.<br />

Parkbänke sind ein schönes Bildelement, Sie<br />

können von hinten fotografieren, während die<br />

porträtierten Personen über die Schulter blicken<br />

oder Sie lassen sie sich mit ausgestreckten Beinen<br />

längs auf die Bank setzen und fotografieren dieses<br />

Motiv aus unterschiedlichen Blickwinkeln.<br />

Elemente von Humor, Spaß und Dynamik ergeben<br />

sich, wenn die Betreffenden springen, rennen<br />

oder spielen. Ganz gleich was Ihnen einfällt, die<br />

Menschen sollten lächeln und fröhlich aussehen,<br />

denn Parks sind Orte der Entspanntheit, der<br />

Gelassenheit und des Genusses, und das sollte in<br />

Ihren Fotos zum Ausdruck kommen.<br />

PAUL WARD<br />

„Die Stadtparks in Birmingham bieten eine Fülle<br />

sehr schöner Kulissen für meine Porträtfotos. Der<br />

Aston Park, aus dem diese Bilder stammen, ist<br />

mehr oder weniger wie die anderen Stadtparks<br />

überall auf der Welt, deswegen können Sie die<br />

Ideen und Aufnahmetechniken, die ich hier<br />

ausprobiert habe, auch in Ihrer Stadt ganz einfach<br />

nachvollziehen. Ich versuche immer, die Dinge so<br />

einfach wie möglich zu halten, deswegen nehme<br />

ich nur ein paar Reflektoren und Blitzgeräte mit<br />

und benutze nur ein 24–70mm- und ein<br />

70–200mm-Objektiv. Ich empfehle Ihnen, dass Sie<br />

vor der eigentlichen Fotosession einen Gang<br />

durch den Park unternehmen und mit dem<br />

Smartphone die Örtlichkeiten aufnehmen, die für<br />

Sie in Frage kommen.<br />

Als ich diese Fotos machte, war es bewölkt,<br />

doch die Sonne kam regelmäßig durch, was mir<br />

meine Aufgabe erleichterte. War es vollständig<br />

bedeckt, fotografierte ich auf offenen Flächen,<br />

wobei das Licht weich und diffus war. Dabei<br />

benutzte ich einen silbernen Reflektor, um<br />

Schatten aufzuhellen. Kam die Sonne zum<br />

Vorschein, verlegten wir unsere Aktivitäten um ein<br />

paar Meter unter eine Baumkrone. Sie können<br />

auch bei bedecktem Himmel unter Bäumen<br />

fotografieren, ich persönlich ziehe es jedoch vor,<br />

wenn es sonnig ist, weil dann die Lichtverhältnisse<br />

besser sind und das Sonnenlicht durch das<br />

Blattwerk scheint, was den Farben zugute kommt<br />

und außerdem attraktive Spitzlichter produziert.<br />

Hat der Baum tief hängende Äste, kann mit ihnen<br />

interagiert werden; Äste können eine Personen<br />

einrahmen, sie können sie beiseite schieben und<br />

durch das Blattwerk hindurch schauen oder ganz<br />

einfach ein einem Blatt zupfen. Wenn eine lange<br />

Baumreihe vorhanden ist, können Sie in den<br />

Die Umgebung eines Stadtparks bietet zahllose<br />

Möglichkeiten für ansprechende Porträtfotos. Nutzen<br />

Sie die Umgebung, um Ihre Fotos attraktiver zu machen<br />

– niedrig hängende Zweige beispielsweise eignen sich<br />

sehr gut, um mit ihnen zu interagieren und Alleebäume<br />

sind ideale natürliche Rahmen.<br />

Hintergrund einbeziehen, entweder als<br />

Führungslinien oder als natürlichen Rahmen. Gibt<br />

es einen Teich im Park, lässt sich dieser bei<br />

Sonnenlicht gut als unscharfer Hintergrund<br />

verwenden, indem Sie so fotografieren, dass Sie die<br />

Spiegelungen an der Wasseroberfläche ins Bild<br />

nehmen.<br />

Für Fotos von Menschen, die in direktem<br />

Sonnenlicht stehen, benötigen Sie einen Diffusor,<br />

um weicheres Licht auf Ihrem Motiv zu erzeugen.<br />

<strong>Fotografie</strong>ren Sie hingegen unter einer<br />

Baumkrone, wenn es ohnehin recht dunkel ist,<br />

können Sie einen von der Kamera entkoppelten<br />

Blitz einsetzen, um zusätzliches Licht in Ihr Motiv<br />

zu bringen. Am besten schalten Sie das Blitzgerät in<br />

die manuelle Betriebsart und blitzen mit nur wenig<br />

Leistung, damit der Effekt subtil bleibt.“


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Locations 69<br />

Unterführungen<br />

und Rundbögen<br />

In jeder Stadt gibt es bestimmte Örtlichkeiten, die großes<br />

fotografisches Potenzial bieten, doch regelmäßig<br />

übersehen werden. Zu ihnen gehören Unterführungen<br />

und Rundbögen von Brücken. Sie sind einerseits ideale<br />

Schattenspender bei grellem Sonnenlicht, andererseits<br />

halten sie Sie auch in strömendem Regen trocken. Wenn<br />

Sie in der Eingangszone des überdachten Bereichs<br />

fotografieren, können Sie außerdem den Kontrast des<br />

Übergangs zwischen Schatten und Sonnenlicht nutzen.<br />

Sie können beispielsweise ein Porträt im Gegenlicht<br />

aufnehmen, wobei der Hintergrund vollständig<br />

ausbleicht.<br />

Oft finden sich auch Mauern mit bunten Graffitis, die<br />

Ihren Porträts ein zusätzliches, attraktives Element<br />

geben. Wenn Sie in einer Unterführung fotografieren,<br />

müssen Sie auf den Weißabgleich achten. Stellen Sie ihn<br />

auf „Leuchtstoff“, wirken die Farben am natürlichsten.<br />

Selbstverständlich können Sie auch im Raw-Format<br />

fotografieren und die Farben später justieren, oder Sie<br />

können blitzen. Unter dem Rundbogen einer Brücke<br />

haben Sie meist die Wahl zwischen dem<br />

Umgebungslicht oder Blitzlicht. Tageslicht in<br />

Verbindung mit einem oder zwei Reflektoren ergibt den<br />

natürlichsten Effekt. Dabei müssen Sie genau auf die<br />

richtige Belichtung achten, damit der Hintergrund nicht<br />

zu dunkel wird. Mit dem Blitz können Sie dramatischere<br />

Effekte erzeugen, denn Sie können Ihr Motiv direkt<br />

anblitzen, um lange Schatten zu erzeugen oder Sie<br />

benutzen zusätzlich ein zweites Blitzgerät, das den<br />

Hintergrund ausleuchtet. Mithilfe von Blitzfolien an dem<br />

Sekundärblitzgerät können Sie Farbeffekte erzeugen, die<br />

Ihre Kulisse noch interessanter werden lassen.<br />

Eine solche Umgebung ist meist recht einsam und<br />

kann einschüchternd wirken, besonders wenn Sie in den<br />

späteren Stunden des Tages fotografieren, deshalb<br />

empfiehlt es sich, gegebenenfalls einen Freund als<br />

Assistenten dabei zu haben, denn je mehr vertraute<br />

Personen vor Ort sind, desto leichter stellen sich bei allen<br />

Beteiligten die für gute Porträtfotos unerlässliche<br />

Entspanntheit und Gelassenheit ein.<br />

PAUL WARD<br />

„In Birmingham gibt es jede Menge Straßen- und<br />

Kanalbrücken und wenn ich Mode-Porträts fotografiere,<br />

ist diese hier meine bevorzugte Kulisse. Es ist ein<br />

ausgedehnter Bereich unter einer Reihe von<br />

Bahngleisen in der Nähe des Jewellery Quarter. Dort gibt<br />

es viel Platz zum Arbeiten und es verirrt sich selten<br />

jemand dorthin, deswegen kann ich dort meine<br />

Beleuchtung aufbauen, ohne jemanden zu behindern.<br />

Die Wände sind mit Rundbögen verstärkt und man<br />

kann sehr schön mit unterschiedlichen Kamerawinkeln<br />

experimentieren, wenn man seine Bildgestaltung<br />

ausarbeitet. Sie können sehr nah herangehen und mit<br />

einem Ultraweitwinkel von einem niedrigen<br />

Kamerastandpunkt aus fotografieren, oder Sie können<br />

ein Teleobjektiv aus größerer Entfernung benutzen und<br />

einen Rundbogen oder einen Teil davon im Hintergrund<br />

verschwimmen lassen. Ich bevorzuge einen flachen<br />

Winkel, so dass die Rundbögen sich im Hintergrund<br />

verlieren und dem Bild mehr Tiefe geben. Das wirkt<br />

besonders gut im Querformat, denn dann kann ich die<br />

Personen, die ich fotografiere, dezentral platzieren, so<br />

dass eine ganze Reihe Rundbögen im Bild ist. Dieses<br />

Setup bietet auch sehr viele Möglichkeiten, was die<br />

Beleuchtung angeht. Mit einigen Blitzgeräten oder<br />

einem tragbaren Studioblitz-System können Sie Motiv<br />

und Hintergrund in beliebiger Weise ausleuchten. Ich<br />

bevorzuge jedoch meist das Umgebungslicht und<br />

verwende oft nur einen silbernen Reflektor, der draußen<br />

im Sonnenlicht aufgebaut ist und die Szene zusätzlich<br />

aufhellt. In der Nähe des Tunneleingangs ergeben sich<br />

besonders hübsche Effekte, denn dort ist viel mehr Licht<br />

vorhanden, als es zunächst den Anschein hat. Oft lege<br />

ich einen silbernen oder weißen Reflektor flach auf de<br />

Boden um zusätzliches Licht von unten zu erhalten.<br />

Das gesamte Bauwerk ist eine Konstruktion aus<br />

braunen Ziegeln, es gibt schwarze Schatten und<br />

ansonsten wenig mehr, deswegen fehlt dort Farbe. Ich<br />

muss also auf andere Weise für visuelle Attraktivität<br />

sorgen. <strong>Fotografie</strong>ren mit einer Graffiti im Hintergrund<br />

ist eine Lösung, ebenso wie rote, blaue oder grüne<br />

Blitzfolien, die dem Hintergrund Farbe geben. Oft aber<br />

sorgen die porträtierten Personen selbst für zusätzliche<br />

Attraktivität. Das kann durch extravagante Kleidung<br />

geschehen, aber auch durch eine sehr ungewöhnliche<br />

Pose.“<br />

Unterführungen und Rundbögen sind<br />

großartige Orte für außergewöhnliche<br />

Porträts. Sie müssen etwas Aufwand<br />

betreiben, um eine Beleuchtung zu<br />

erzeugen, die dem Ambiente gerecht<br />

wird. <strong>Fotografie</strong>ren Sie im<br />

Eingangsbereich, wo das Sonnenlicht in<br />

Schatten übergeht. So können Sie Ihr<br />

Motiv seitlich beleuchten, den Tunnel als<br />

schwarzen Hintergrund nutzen, oder in<br />

das von außen her einfallende Gegenlicht<br />

fotografieren. Jede Aufnahmetechnik<br />

besitzt ihren besonderen Reiz.


70 Locations DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Am Kanal<br />

Unser Land hat Tausende Kilometer Wasserstraßen,<br />

deswegen ist es gar nicht unwahrscheinlich, dass<br />

eine davon in ihrer Nähe verläuft. Fahren Sie einmal<br />

an einen Kanal, dann Sie werden entdecken, dass er<br />

eine wundervolle Umgebung für Porträtfotos abgibt.<br />

Kleine Boote beispielsweise sind ein attraktiver<br />

Hintergrund, Sie können sie aber auch vom anderen<br />

Ufer aus fotografieren und deren Spiegelungen an<br />

der Wasseroberfläche in Ihr Motiv aufnehmen.<br />

Auch Kanalbrücken sind gut geeignet. Die<br />

porträtierten Personen können auf der Brücke<br />

stehen, wobei Sie das Geländer als Führungslinie<br />

benutzen, oder Sie stellen sie unter die Brücke, wobei<br />

diese gleichzeitig als Hintergrund und Rahmen<br />

dienen kann. Oft finden sich Rundbögen, Treppen<br />

und andere architektonische Elemente in der<br />

Umgebung eines Kanals, schauen Sie sich also um<br />

und versuchen Sie, diese Elemente einzubeziehen.<br />

BRETT HARKNESS<br />

„Als eines der Zentren der industriellen Revolution ist<br />

Manchester von einer Vielzahl von Kanälen<br />

durchzogen. Aufgrund der in den letzten<br />

Jahrzehnten erfolgten Modernisierung des<br />

Stadtbildes finden sich in der Nähe dieser Kanäle<br />

heute neben der traditionellen Architektur auch<br />

hochmoderne, futuristische Bauwerke. Beide geben<br />

einen ausgezeichneten Hintergrund für Porträtfotos<br />

ab. Bei manchen Örtlichkeiten brauchen Sie jedoch<br />

eine Fotogenehmigung, klären Sie diese Frage also,<br />

bevor Sie Ihre Fotosession planen. Diese Aufnahmen<br />

entstanden an einem kurzen Kanalarm in der<br />

Innenstadt von Manchester.<br />

Fotografisch gesehen, profitiert diese Gegend von<br />

einer Mischung aus moderner und traditioneller<br />

Architektur, außerdem von einer Reihe sehr<br />

fotogener Brücken. Als wir diese Bilder machten, sind<br />

wir einfach am Kanal entlang gegangen und haben<br />

immer dort fotografiert, wo wir eine interessante<br />

Kulisse fanden. Wir konnten meist nur ein paar<br />

Schritte weiter gehen, bevor wir ein weiteres<br />

mögliches Motiv erkannten. Ich lasse die Menschen<br />

die ich fotografiere, wenn möglich mit der<br />

Umgebung interagieren; sie lehnen sich<br />

beispielsweise gegen einen Mast oder eine Mauer,<br />

oder sie sitzen auf einer Bank. Brücken sind<br />

ausgezeichnete Bildelemente und dienen als<br />

natürliche Führungslinien; man kann einen Arm auf<br />

das Geländer stützen oder sich mit der Hüfte<br />

dagegen lehnen, wobei solche Posen sehr natürlich<br />

wirken sollten. Treppen sind eine andere schöne<br />

Requisite für den Hintergrund, man kann darauf<br />

sitzen oder die Stufen so ins Bild einbeziehen, dass<br />

sich die visuelle Attraktivität des Motivs erhöht.<br />

Ich nehme bei jedem Wetter eine tragbare<br />

Studioblitz-Ausrüstung mit, damit ich möglichst viele<br />

Optionen der Beleuchtung habe. Gewöhnlich<br />

besteht das Setup aus einem Hauptlicht mit Softbox,<br />

manchmal kommt ein zweiter Blitzkopf hinzu, der<br />

mit einem CTO-Filter (Orange) versehen ist, um das<br />

Licht der untergehenden Sonne zu simulieren. Wenn<br />

Sie Blitzlicht zur Verfügung haben, sind sie nicht<br />

ausschließlich vom Umgebungslicht abhängig. Das<br />

eröffnet Ihnen viel mehr Möglichkeiten, was die<br />

Gestaltung ihrer Porträts betrifft. Eine weitere<br />

Möglichkeit, die Wirkung ihrer Fotos zu variieren,<br />

besteht im Wechsel der Kleidung und in der<br />

Wasserstraßen bieten eine Vielzahl an<br />

Hintergründen für Porträtfotos. Brücken<br />

dienen als Führungslinien und bieten<br />

ausdrucksstarke Strukturen als Hintergrund,<br />

während Treppen eine ursprüngliche<br />

städtische Atmosphäre vermitteln, ein Effekt,<br />

der besonders zur Geltung kommt, wenn Sie<br />

Porträts fotografieren, die modisch-glamourös<br />

sind wie in unserem Beispiel.<br />

Benutzung von Requisiten. Auch eine Visagistin ist<br />

nie fehl am Platz, denn sie kann das Aussehen der<br />

porträtierten Personen durch eine andere Frisur und<br />

neues Make-up an jeweilige Kulisse anpassen. Wie<br />

auf diesen Bildern gut zu erkennen ist, ist es nicht nur<br />

der Hintergrund, der sich ändert; die<br />

eingenommenen Posen reichen von entspannt bis<br />

modisch selbstbewusst, wobei das Haar mal offen in<br />

der Art eines Pferdeschwanzes, mal in einer klassisch<br />

gestylten Frisur getragen wird. Mithilfe solcher<br />

kleinen Tricks können Sie ohne viel Aufwand mit<br />

einer einzigen Person an einem einzigen Ort eine<br />

Reihe großartiger, ganz unterschiedlicher Porträts<br />

fotografieren.“


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Locations 71<br />

Ein weicher Ansatz<br />

Die geringe Schärfentiefe<br />

kommt hier der<br />

Umgebung zugute, ohne<br />

jedoch vom Hauptmotiv<br />

abzulenken.


72 Locations DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Auf der Straße<br />

Diese häufigste Umgebung in der Stadt ist auch perfekt<br />

für die <strong>Porträtfotografie</strong>, denn keine Straße ist wie die<br />

andere, jede hat ihren eigenen Charakter und ist damit<br />

auch ästhetisch ansprechend. Deswegen bieten sich<br />

Straßen als Kulissen erster Wahl an, um Porträts in der<br />

Stadt zu fotografieren. In den älteren Stadtteilen finden<br />

Sie traditionelle Architektur, Gebäude aus Ziegeln und mit<br />

ornamentalen Strukturen. In den modernen<br />

Geschäftsvierteln dominieren Stahl- und<br />

Glaskonstruktionen. Jede größere Stadt hat ihre<br />

unterschiedlichen Gegenden, die so etwas wie eine<br />

eigene Persönlichkeit haben. Ob Sie also in der Altstadt<br />

auf einer kopfsteingepflasterten Straße fotografieren oder<br />

in der prachtvollen Einkaufsmeile einer Fußgängerzone,<br />

sie werden immer eine attraktive Kulisse für ihre Porträts<br />

finden.<br />

Straßen haben großes Potenzial als Porträt-<br />

Hintergrund und es gibt keine Aufnahmetechnik, die Sie<br />

dabei nicht ausprobieren könnten. Sie können Ihr Motiv<br />

seitlich in der Straße arrangieren und Gebäude als<br />

Hintergrund ins Bild nehmen, oder Sie können es so<br />

platzieren, dass sich die Straße im Hintergrund verliert. Bei<br />

engen Straßen benutzen Sie zu diesem Zweck ein<br />

Weitwinkelobjektiv, damit erzeugen Sie starke,<br />

konvergierende vertikale Linien, die dem Hintergrund viel<br />

Tiefe geben und das Bild insgesamt höchst attraktiv<br />

machen. Hauseingänge können ihren Porträts als<br />

natürlicher Rahmen dienen und nah an einer Mauer<br />

können Sie aus einem solchen Winkel fotografieren, dass<br />

die Mauer im Vordergrund eine ungewöhnlich<br />

faszinierende Perspektive bietet.<br />

Auch die Straße selbst, vielmehr der auf ihr<br />

herrschende Verkehr bietet eine gute Porträt-Kulisse.<br />

<strong>Fotografie</strong>ren Sie mit langer Verschlusszeit und aus den<br />

Fahrzeugen werden attraktive Streifen im Hintergrund.<br />

Noch besser, warten Sie bis es dunkel wird und<br />

fotografieren Sie mit langer Verschlusszeit und Blitz die<br />

Lichtspuren des Verkehrs. Ihr Portrait-Motiv ist dabei<br />

attraktiv ausgeleuchtet im Vordergrund.<br />

BRETT HARKNESS<br />

„Wenn ich Porträts in der Stadt bei bedecktem Himmel<br />

fotografieren benutze ich Blitzlicht, um Farbe und<br />

Kontrast zu verstärken. Die Bilder, die hier zu sehen sind,<br />

illustrieren das Potenzial der Stadt als Porträt-Kulisse. Sie<br />

müssen sich allerdings die Zeit für ausgedehnte<br />

Erkundungen nehmen. Die meisten Gebäude erzeugen<br />

eine durch ihre Architektur beabsichtigte, eigene<br />

Ästhetik. Selbst Profanbauten wie Verwaltungs- und<br />

Industriegebäude folgen diesem Prinzip.<br />

Wenn Sie auf der Straße fotografieren, achten Sie<br />

sowohl auf den Auto- als auch auf den Fußgängerverkehr<br />

und seien Sie niemandem im Weg. Ich selbst bevorzuge<br />

ruhigere Seitenstraßen für meine Projekte.<br />

Einbahnstraßen sind übrigens sehr gut geeignet, denn Sie<br />

machen es Ihnen wesentlich einfacher, den Verkehr im<br />

Auge zu behalten. Ich fotografiere meine Porträt-Motive<br />

gern mitten auf der Straße. Wenn Sie dabei ein<br />

Weitwinkelobjektiv verwenden, haben Sie an beiden<br />

Straßenseiten Gebäude im Bild, die sich einander<br />

zuzuneigen scheinen. Mit einem 150-200mm Telezoom<br />

hingegen können Sie ein interessantes Detail einer<br />

Häuserzeile als Hintergrund benutzen.<br />

Ein besonders reizvoller Effekt ergibt sich, wenn sich<br />

die zu fotografierende Person in einem Hauseingang<br />

befindet, entweder auf einer Treppenstufe sitzend oder<br />

sich mit dem Ellbogen und der Hand am Kopf gegen eine<br />

Mauer stützend. Bei älteren Industriebauten suche ich<br />

nach verwitterten, abgenutzten Türen, denn die ergeben<br />

immer einen interessanten Hintergrund besonders dann,<br />

wenn sie etwas unscharf aufgenommen werden.<br />

Probieren Sie unterschiedliche Kamerastandpunkte.<br />

Gehen Sie mit einem Weitwinkelobjektiv an der Kamera<br />

In kleinen Seitenstraßen herrscht oft eine<br />

Atmosphäre von Verlassenheit, die als Kulisse<br />

für Porträtfotos besonders geeignet ist. Hier<br />

brauchen Sie in Weitwinkelobjektiv, um die<br />

richtige Perspektive zu bekommen und auch<br />

das Blitzgerät ist unerlässlich, denn die<br />

Lichtverhältnisse sind oft problematisch.<br />

in die Hocke, oder stellen Sie sich nah an eine Mauer und<br />

nutzen Sie die besonders akzentuierte Perspektive des<br />

Vordergrunds mit einem Teleobjektiv. In engen Straßen<br />

können die Lichtverhältnisse problematisch sein,<br />

benutzen Sie in diesem Fall das Blitzgerät, um die Szene<br />

adäquat auszuleuchten. Kleine Gassen sind oft<br />

besonders charismatische Umgebungen. Oft befinden<br />

sich die anliegenden Gebäude in einem desolaten<br />

Zustand. Paradoxerweise ist das jedoch ein exzellenter<br />

Hintergrund für stimmungsvolle Porträts. Sie müssen auf<br />

jeden Fall ein Weitwinkelobjektiv dabei haben, es ist<br />

unerlässlich, wenn Sie mit der Perspektive effektvoll<br />

arbeiten wollen und auch das Blitzgerät ist unentbehrlich,<br />

denn an solchen Orten kann das vorhandene Licht sehr<br />

problematisch sein.“<br />

Einsichten des Profis<br />

BRETT HARKNESS<br />

„Wo ich in Manchester wohne, gibt es keinen<br />

Mangel an Kulissen, unter denen ich auswählen<br />

kann. Innerhalb einer halben Stunde bin ich mit<br />

dem Auto an einem Kanal, in einem<br />

viktorianischen Industriegebiet oder in einem<br />

Geschäftsviertel. Obwohl es eine geschäftige<br />

Stadt mit mehr als einer halben Million<br />

Einwohnern ist, findet man immer relativ<br />

ruhige Gegenden, in denen man fotografieren<br />

kann; und auf einer der hektischen<br />

Hauptstraßen sind die Leute immer in solcher<br />

Eile, dass die meisten gar nicht mitbekommen,<br />

was ich tue. Deswegen lässt es sich auch dort<br />

gut arbeiten. Das größte Problem besteht<br />

immer darin, erst einmal einen Parkplatz zu<br />

finden…“


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Locations 73<br />

Trümmerkulissen<br />

Es ist schon erstaunlich, dass die<br />

heruntergekommenen, trostlosen Areale einer<br />

Stadt oft die besten Kulissen für Porträtfotos bieten.<br />

Trümmergrundstücke sind an sich schon ein<br />

Dorado für interessante Bilder: abblätternde<br />

Tapeten, herausgerissene Fußböden, Überreste von<br />

Möbeln, zerbrochene Fensterscheiben und<br />

genereller Verfall bieten Hintergründe für<br />

atmosphärische Aufnahmen. Sobald man eine<br />

Person mit ins Bild nimmt, bekommt das Foto eine<br />

Eigendynamik. Ganz gleich ob Modefotos, Aktfotos<br />

oder konventionelle Porträts, verfallende Gebäude<br />

sind eine passende Kulisse. Suchen Sie eine solche<br />

Gegend und entdecken Sie selbst die Faszination, in<br />

solchen Umgebungen Porträts aufzunehmen.<br />

Es versteht sich von selbst, dass Sicherheit<br />

oberstes Gebot ist, gehen Sie also keinerlei Risiken<br />

ein. Nicht nur scharfe Glasfragmente stellen eine<br />

Gefahr dar, auch scharfkantige Metallteile,<br />

durchgefaulte Fußböden und Wände,<br />

die jederzeit zusammenfallen,<br />

könnten Ihnen den Tag<br />

TIPP<br />

Zutritt verboten!<br />

So groß die Versuchung auch<br />

sein mag, beherrschen Sie sich und<br />

betreten Sie kein Privatgelände ohne<br />

Erlaubnis. Das ist nicht nur verboten,<br />

sondern kann bei einem Unfall auch noch<br />

extrem unangenehme<br />

versicherungstechnische Folgen haben.<br />

Besorgen Sie sich eine schriftliche<br />

Erlaubnis, dort fotografieren zu<br />

dürfen oder bleiben Sie auf<br />

öffentlich zugänglichem<br />

Gelände.<br />

verderben, wenn Sie nicht<br />

höllisch aufpassen… Doch Sie<br />

können einen großen Bogen<br />

um diese Gefahren machen<br />

und das Setup Ihres Motivs<br />

trotzdem in einer solchen<br />

Umgebung des Verfalls<br />

vornehmen. Wenn Sie nicht<br />

nah genug heran können,<br />

benutzen Sie eine kurze<br />

Telebrennweite mit kleiner Blende.<br />

Die Kompression der Perspektive lässt den<br />

Hintergrund näher erscheinen als er tatsächlich ist.<br />

Sie sollten also keinerlei Probleme bekommen,<br />

solange Sie die Erlaubnis haben, sich dort<br />

aufzuhalten und solange Sie elementare<br />

Sicherheitsgrundsätze befolgen. Belohnt werden<br />

Sie durch hochinteressante Möglichkeiten der<br />

Bildgestaltung, die ihresgleichen suchen. In weiten,<br />

offenen Flächen benutzen Sie ein<br />

Weitwinkelobjektiv und fotografieren Ihr Motiv aus<br />

großer Nähe, um den Eindruck der Verlassenheit<br />

und der Einsamkeit der Umgebung zu betonen.<br />

An Tagen mit wolkenverhangenem Himmel<br />

benutzen Sie das Blitzlicht, um Ihr Motiv<br />

herauszuheben und den Himmel noch dunkler<br />

erscheinen zu lassen. Auch Interaktion mit der<br />

Umgebung ist wirkungsvoll. Ein zurückgelassener,<br />

halb zerbrochener Stuhl kann beispielsweise als<br />

Requisite dienen, ebenso wie teilweise<br />

ausgeschlachtete, rostige Industrieanlagen und<br />

deren noch vorhandene Maschinenteile. Sie sollten<br />

sich auch überlegen, ob sich eine solche Szenerie<br />

für HDR-Fotos oder zur Konvertierung in<br />

Schwarzweiß eignet, um die erzeugte Stimmung zu<br />

verstärken.<br />

DANIEL LEZANO<br />

„Wie alle, die kein Studio zur Verfügung haben,<br />

fotografiere ich die meisten Porträt-Jobs direkt im<br />

Haus oder Garten des Kunden. Das liefert fast immer<br />

die gewünschten Ergebnisse, doch ab und zu<br />

brauche ich einen Wechsel dieser Standardkulissen,<br />

um frischen Wind in meine eigene<br />

Aufnahmetechnik zu bringen.<br />

Trümmergrundstücke und Industriebrachen mit<br />

verfallenden Gebäuden bieten genau die nötige<br />

Abwechslung.<br />

Das Gebäude meiner Wahl ist heute ein<br />

ehemaliges Restaurant an der A1 direkt nördlich von<br />

Peterborough. Einst ein betriebsamer Ort, ist es<br />

schon seit Jahren geschlossen und verfällt mehr und<br />

mehr. Doch gerade das und die immer neuen<br />

Graffitis machen es zu einer idealen Kulisse für<br />

extravagante Porträtfotos. An dem Abend, als wir<br />

fotografierten, war der Himmel stark bewölkt und<br />

das Licht entsprechend stumpf. Wir hatten einen<br />

transportablen Studioblitz mit Softbox dabei, um<br />

Bethany perfekt ins Licht zu setzen. An der<br />

Vorderseite des Gebäudes war ein roter<br />

Treppenaufgang, dort stellte sich Bethany zuerst auf.<br />

Die Kamera im manuellen Betrieb, stellte ich eine<br />

mittlere Blende ein, um das Umgebungslicht zu<br />

limitieren und den Himmel dunkel zu halten, damit<br />

er zur beabsichtigten Stimmung beitrug. Der<br />

Studioblitz war so ausgerichtet, dass er Bethany wie<br />

mit einem weichen Spotlight beleuchtete. Zusätzlich<br />

wurde ein Blitzgerät hoch über der Kamera an<br />

Bethanys anderer Seite gehalten, um die Schatten<br />

wegzunehmen. Ich benutzte die 17mm-Brennweite<br />

meines 17–40mm-Telezooms, um die volle Höhe<br />

des Gebäudes in den Bildausschnitt zu bekommen.<br />

Lassen Sie die ersten Eindrücke eines solchen<br />

Trümmergrundstücks auf sich wirken, um<br />

faszinierende Kulissen für außergewöhnliche<br />

Porträtfotos zu entdecken. Abblätternde Farbe,<br />

verfallende Mauern und zerstörte Fenster sind<br />

die Zutaten; seien Sie jedoch äußerst vorsichtig<br />

und vermeiden Sie Gefahrenzonen.<br />

Ein anderer, interessanter Gebäudeteil, den wir als<br />

Hintergrund benutzten, war der Haupteingang,<br />

umgeben teils von nackter Ziegelmauer, teils von<br />

noch intaktem, bemaltem Putz an der Mauer. Auch<br />

hier verwendeten wir einer einzelne Softbox im<br />

Winkel von 45° links von der Kamera, um Bethany<br />

mitsamt Hintergrund zu beleuchten. Wir probierten<br />

mehrere Bildkompositionen, vom<br />

Ganzkörperporträt bis zum Kopf-Schulter-Porträt,<br />

wobei Bethany vor der Wand stand oder auf der<br />

Treppe saß. Auf den Fotos ließen sich die<br />

interessanten Oberflächen und Muster der Wand<br />

sehr schön erkennen.“


74 Locations DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Outdoor-Porträts<br />

Beleuchtung<br />

Während die meisten Fotografen<br />

einsame Gegenden auf dem Land oder<br />

an der Küste nur für Landschaftsfotos<br />

aufsuchen, nutzt eine kleine Minderheit<br />

die Landschaft auch als Kulisse für<br />

Porträtfotos „On Location“. Zweifellos<br />

finden sich in der Stadt alle denkbaren<br />

Gebäude und Mauerwerk in vielen<br />

Variationen, doch nichts kommt der<br />

Vielfalt gleich, die die Natur im Lauf der<br />

Jahrtausende geschaffen hat. Ob es eine<br />

ruhige, strahlende Sommerlandschaft ist,<br />

die Heuballen auf einem Feld zur<br />

Erntezeit oder ein sich im Meer<br />

spiegelnder Sonnenuntergang am<br />

Sandstrand – an geeigneten Orten<br />

herrscht kein Mangel. Es sollte Sie also<br />

nichts daran hindern, mit Familie und<br />

Freunden hinauszufahren, ein paar<br />

Stunden mit der Erkundung der Gegend<br />

zu verbringen, um danach mit<br />

wunderschönem Porträtfotos,<br />

fotografiert in der faszinierenden freien<br />

Natur, wieder nach Hause zu kommen.<br />

Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf, wo<br />

genau Sie hin fahren könnten – jede<br />

ländliche Gegend ist geeignet, solange<br />

Sie die Bildgestaltung beherrschen und<br />

eine Szene so ausleuchten können, wie<br />

es Ihnen vorschwebt. Wenn Sie das Glück<br />

haben in der Nähe der Nordsee oder der<br />

Ostsee zu wohnen, haben Sie<br />

kilometerlange Sandstrände oder felsige<br />

Küsten vor der Haustür, die Ihnen<br />

zusätzliche, großartige Kulissen bieten.<br />

Folgen Sie den Tipps auf diesen<br />

einführenden Seiten, mit deren Hilfe Sie<br />

eine Porträt-Expedition aufs Land<br />

optimal vorbereiten und durchführen<br />

können.<br />

PAUL WARD<br />

TAGESLICHT<br />

Das Beste am Tageslicht ist die Tatsache, dass es<br />

frei verfügbar ist. Das in der Umgebung<br />

vorhandene Licht kann als alleinige Lichtquelle<br />

oder in Kombination mit Kunstlicht genutzt<br />

werden. Da Sie je nach Wetterlage stark gerichtetes<br />

oder diffus weiches Licht vorfinden, sollten Sie eine<br />

oder mehrere künstliche Lichtquellen mit<br />

passenden Lichtformer dabei haben. Die größte<br />

Problematik bei der Beleuchtung besteht darin, das<br />

Tageslicht zwar manipulieren, aber nie ganz<br />

kontrollieren zu können. Das macht eine<br />

detaillierte Planung schwierig, weil sich das Wetter<br />

jederzeit ändern kann. Wird es zu dunkel, kommen<br />

eigene Lichtquellen zum Einsatz.<br />

BLITZGERÄT<br />

Es gab Zeiten, in denen war das <strong>Fotografie</strong>ren mit<br />

Blitzlicht kompliziert und recht teuer, doch das ist<br />

heute nicht mehr der Fall. Moderne<br />

Elektronenblitzsysteme sind äußerst exakt und<br />

vielseitig – und dank digitaler Kameratechnik<br />

können Sie eine Aufnahme sofort prüfen,<br />

Einstellungen korrigieren und ggf. die Aufnahme<br />

wiederholen. Die Auswahl an Blitzgeräten reicht<br />

von immer noch recht teuren bekannten Marken<br />

bis zu no-Name Geräten, die wesentlich<br />

preisgünstiger sind, jedoch dieselbe Funktionalität<br />

bieten. Diese reicht von manueller Steuerung über<br />

TTL-Vollautomatik und auf der Kamera<br />

montiertem Blitzgerät bis zum entkoppelten<br />

Blitzen und drahtlosen Auslösern. Deswegen ist ein<br />

Blitzgerät als primäre Lichtquelle, oder in<br />

Verbindung mit Tageslicht heute für jeden eine<br />

erschwingliche Option.<br />

STUDIOBLITZ<br />

Ein Studioblitzsystem ist erforderlich, wenn Sie<br />

mehr Blitzleistung brauchen als ein<br />

Elektronenblitzgerät liefern kann. Tragbare<br />

Studio-Blitzgeräte sind teurer, aber fast genauso<br />

einfach zu benutzen, und mit passenden<br />

Lichtformern können Sie Ihre Beleuchtung fast<br />

genau so steuern wie im Studio.<br />

Porträts vor ländlicher Kulisse<br />

PAUL WARD<br />

PAUL WARD<br />

1) SRLAUBNIS<br />

Betreten Sie kein Privatgelände – und sei es<br />

noch so fotogen – ohne vorherige Erlaubnis,<br />

am besten in schriftlicher Form. Die meisten<br />

Eigentümer werden nichts gegen eine<br />

Fotosession einzuwenden haben, sofern Sie<br />

das Gelände so verlassen wie Sie es<br />

vorgefunden haben.<br />

2) LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

Es ist durchaus möglich, aufs Geratewohl<br />

loszuziehen und etliche passende Hintergründe für<br />

Porträtmotive zu finden. Sie sind jedoch auf der<br />

sicheren Seite, wenn Sie ein wenig Zeit aufwenden,<br />

verschiedene Örtlichkeiten vorab besuchen und<br />

diese auf Ihre Optionen untersuchen. So können Sie<br />

am Tag der Fotosession ohne Umschweife von einer<br />

Location zu anderen fahren und sparen viel Zeit.<br />

3) WETTER<br />

Behalten Sie die Wettervorhersage im Auge, denn die<br />

Wetterverhältnisse entscheiden auch darüber, ob Sie<br />

Reflektoren, Diffusoren oder beides brauchen. Bringen<br />

Sie möglichst auch die erwarteten<br />

Windgeschwindigkeiten in Erfahrung, denn starker<br />

Wind macht genaues Positionieren von Lichtformern<br />

zum Problem; außerdem sind wehendes Haar und<br />

flatternde Kleidung für Porträts nicht immer erwünscht.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Locations 75<br />

TIPP<br />

Essen und Trinken<br />

Vergessen Sie die menschlichen<br />

Grundbedürfnisse nicht. Nehmen<br />

Sie Getränke und belegte Brote<br />

oder Ähnliches mit, wenn Sie<br />

in sehr einsamen<br />

Gegenden unterwegs<br />

sind.<br />

PAUL WARD<br />

Ausrüstung<br />

OBJEKTIVE<br />

Sie werden sowohl mit<br />

engem Bildzuschnitt als<br />

auch mit weiteren<br />

Blickwinkeln fotografieren,<br />

deswegen brauchen Sie ein<br />

paar Objektive mit denen Sie einen großen<br />

Brennweitenbereich abdecken können. Ein<br />

Standard Zoom mit 18–55mm und ein kurzes<br />

Telezoom mit 55–200mm sollten für die<br />

meisten Situationen genügen. Vielleicht<br />

packen Sie noch eine 50mm f/1.8<br />

Festbrennweite zusätzlich ein, denn seine<br />

schnelle maximale Blende gibt Ihnen einen<br />

extrem flachen Schärfentiefebereich und<br />

ermöglicht Ihnen obendrein, auch bei<br />

schlechteren Lichtverhältnissen noch aus der<br />

Hand zu fotografieren.<br />

LICHTFORMER<br />

Reflektoren ist unbedingt<br />

erforderlich, vorzugsweise<br />

in den Farben Silber und<br />

Weiß. Andere metallische<br />

Oberflächen wie „Sunfire“<br />

ergeben zwar schönere Farbtöne, sind aber<br />

teurer. Idealerweise haben Sie wenigstens zwei<br />

Reflektoren, damit sind die Möglichkeiten der<br />

Ausleuchtung Ihres Motivs flexibler. Ein Diffusor<br />

ist angebracht, wenn Sie in hellem Sonnenlicht<br />

fotografieren und weit und breit kein Schatten<br />

zu finden ist.<br />

STATIV<br />

Normalerweise werden Sie<br />

die Kamera in der Hand<br />

halten damit Sie schnell und<br />

beweglich sind, um die<br />

Bildgestaltung verändern zu<br />

können. Es gibt jedoch Situationen, in denen<br />

ein Stativ sinnvoll ist, beispielsweise dann,<br />

wenn Sie das lange Ende eines Telezoom bei<br />

schlechten Lichtverhältnissen benutzen, die<br />

das Risiko des Verwackelns mit sich bringen. In<br />

der <strong>Porträtfotografie</strong> haben sich Stative mit<br />

Kugelkopf bewährt.<br />

BJORN THOMASSEN<br />

BJORN THOMASSEN<br />

BJORN THOMASSEN<br />

4) TAGESZEIT<br />

Wenn die Sonne genau dort steht, wo Sie sie brauchen,<br />

ist der Tag gerettet, denn dann haben Sie das Licht, das<br />

Ihr Motiv optimal beleuchtet. Sind Sie zur falschen Zeit<br />

vor Ort kann das Ihr Vorhaben zunichte machen.<br />

Finden Sie bei der Vorbereitung Ihres Trips deswegen<br />

die exakten Sonnenstände zu verschiedenen Uhrzeiten<br />

für die ins Auge gefassten Örtlichkeiten heraus. Dafür<br />

gibt es Smartphone-Apps wie „Sun Seeker“.<br />

5) UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

Aktfotografie ist zwar eine Kunstform, doch Sie kann<br />

auch als Erregung öffentlichen Ärgernisses ausgelegt<br />

werden, wodurch sich alle Beteiligten eine<br />

entsprechende Anzeige einhandeln könnten.<br />

Deswegen ist es am besten, wenn Sie ein solches Motiv<br />

auf Privatgelände fotografieren, wobei Sie sich<br />

selbstverständlich vorab die dazu notwendige<br />

Genehmigung haben geben lassen.<br />

6) GEZEITEN<br />

Falls Sie an der Küste fotografieren wollen, stellen Sie<br />

außer den Wetterverhältnissen auch den Rhythmus der<br />

Gezeiten fest. Je nach Beschaffenheit der Küste finden<br />

Sie bei Ebbe attraktive Priele, Tümpel und vom<br />

ablaufenden Wasser freigegebene Felsen; bei Flut<br />

hingegen geben die brechenden Wellen einen<br />

dynamischen Hintergrund ab, besonders vor einem<br />

farbenfrohen Sonnenuntergang.


76 Locations DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Im Wald<br />

Dichter Wald hat etwas Ursprüngliches, Archaisches,<br />

das ihm seine eigene Atmosphäre und Präsenz gibt. Es<br />

liegt wohl an dem Gefühl der Isolation, das sich<br />

einstellt, wenn man sich länger im Wald aufhält, das<br />

Gefühl des Abgeschnittenseins von der „Zivilisation“.<br />

Der Blick kann nicht schweifen, er wird durch die dicht<br />

stehenden Bäume begrenzt und kein Zeichen der<br />

modernen Welt dringt durch sie hindurch. All das gibt<br />

dem Wald, wie kaum einer anderen Örtlichkeit, seine<br />

zeitlose Atmosphäre.<br />

So haben auch Portraits, die im Wald aufgenommen<br />

werden, ihre Besonderheiten. Das Licht ist wegen all<br />

des umgebenden Blattwerks ziemlich schlecht und die<br />

Örtlichkeiten, an denen man überhaupt fotografieren<br />

kann, werden durch die Dichte des Baumbestands<br />

bestimmt. Sehr wahrscheinlich brauchen Sie irgend<br />

eine Form von Kunstlicht, bereiten Sie sich also darauf<br />

vor, mindestens ein paar Hundert Meter mit schwerem<br />

Gepäck zurücklegen zu müssen, gegebenenfalls auch<br />

steile Hänge hinauf und hinab und durchs Unterholz.<br />

Wenn es ans <strong>Fotografie</strong>ren geht, werden Sie zunächst<br />

feststellen, dass die Bäume, Äste, Zweige und<br />

Baumstümpfe alles andere als einen aufgeräumten<br />

Hintergrund bilden, bis Sie herausgefunden haben, wie<br />

Sie damit umgehen müssen. Setzen Sie den Blitz ein,<br />

um den Betrachter zu zwingen, in eine bestimmte<br />

Richtung zu schauen, indem Sie bestimmte Bereiche<br />

ausleuchten und andere im Schatten verschwinden<br />

lassen. Ihr Modell kann mit der Umgebung interagieren,<br />

sei es, dass es sich gegen einen Stamm lehnt, sich an<br />

Ästen festhält oder sich zwischen umgestürzte Bäume<br />

legt.<br />

Mit Ausnahme des Frühlings, wenn die Wildblumen<br />

in voller Blüte stehen, sind die meisten Waldgebiete<br />

ziemlich monoton, weil sie aus nichts als Grün und<br />

Braun bestehen. Das ist ein Grund, warum Sie<br />

überlegen sollten, wie Ihr Bild in Schwarzweiß<br />

aussehen würde, aber auch in Sepia getönt und sogar<br />

blau eingefärbt. Kunstfotografen fotografieren<br />

klassische Aktaufnahmen gerne im Wald, weil das<br />

Licht, die Monotonie der Farben und die ursprüngliche<br />

Atmosphäre diesem Motiv besonderes<br />

entgegenkommen.<br />

BJORN THOMASSEN<br />

„Die Küste von Cornwall ist eine populäre<br />

Touristenattraktion, doch dieser Teil des Landes ist<br />

groß und abgelegen genug, dass es dort noch<br />

immer dichte Wälder gibt. Ich fahre ein paar Mal<br />

im Jahr hin, hauptsächlich um klassische<br />

Aktmotive zu fotografieren aber auch, um<br />

Modefotos und ein paar Magazinfotos zu machen.<br />

Wenn Sie im Wald fotografieren, gibt es einiges<br />

zu beachten. Als erstes natürlich die<br />

eingeschränkten Lichtverhältnisse wegen des<br />

dichten Blattwerks. Wenn Sie ausschließlich mit<br />

Umgebungslicht arbeiten wollen, ist ein Stativ<br />

unerlässlich, ebenso wie Reflektoren der Farben<br />

Silber, Sunfire und Gold, denn die sind bei<br />

schlechtem Licht wesentlich effizienter als Weiß.<br />

Außerdem empfehle ich zusätzliches Licht, um<br />

das Model von der Umgebung abheben zu<br />

können – schon ein einziges Elektronenblitzgerät<br />

macht einen großen Unterschied. Montieren Sie<br />

es jedoch nicht auf den Blitzschuh der Kamera<br />

sondern auf ein separates Stativ und blitzen Sie<br />

durch einen Brolly. Ein drahtloser Fernauslöser<br />

bietet dabei den besten Komfort, aber ein<br />

Kabelfernauslöser tut es auch. Ich benutze<br />

normalerweise einen oder zwei transportable<br />

Blitzköpfe. Durch Variieren der Stärke des<br />

Blitzausstoßes können Sie steuern, wie viel des<br />

Umgebungslichts das Bild beeinflussen soll. Das ist<br />

Einsichten des Profis<br />

BJÖRN THOMASSEN ÜBER LÄNDLICHE<br />

LOCATIONS:<br />

Ich mag es, an ländlichen Locations zu<br />

fotografieren, wobei ich eine besondere Vorliebe<br />

habe für Orte, die keine Spuren menschlicher<br />

Existenz erkennen lassen. Das <strong>Fotografie</strong>ren an<br />

einem See, im Wald oder an einem abgelegenen<br />

Strand bietet mir die Möglichkeit, Szenen<br />

einzufangen, die ausschließlich aus Elementen<br />

der Natur bestehen. Dabei kommen Bilder<br />

schöner Menschen in wundervollen<br />

Umgebungen heraus, die den Betrachter<br />

faszinieren. An der Küste suche ich das Meer und<br />

den Himmel nach Inspirierende Einflüssen ab.<br />

Meine Bilder haben einen starken Aspekt der<br />

Isolation. An weniger abgelegenen Orten, wie<br />

im Wald, versuche ich ungewöhnlich geformte<br />

Bäume in die Bildkomposition einzubauen und<br />

lasse das Modell mit der Umgebung interagieren.<br />

Doch ganz unabhängig von der Umgebung, für<br />

den Erfolg der Bilder ist die Beleuchtung<br />

entscheidend. Deswegen brauchen Sie die<br />

richtige Ausrüstung mit genug Lichtformern<br />

und müssen genau wissen, wie künstliches Licht<br />

und vorhandenes Umgebungslicht<br />

ausbalanciert werden, um attraktive Bilder zu<br />

erzielen.<br />

Ausgleichender Blitz<br />

Ohne Umgebungslicht


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Locations 75<br />

Beim <strong>Fotografie</strong>ren im Wald sind einige Dinge zu<br />

beachten: Dazu gehört die Interaktion mit der<br />

Umgebung. So können beispielsweise die Konturen<br />

der fotografierten Person spiegelbildlich zu denen<br />

eines heruntergefallenen Asts verlaufen.<br />

Pastelltöne sind sehr bunten Farben vorzuziehen,<br />

denn sie passen besser zu dem vorhandenen<br />

Hintergrund. Vergessen Sie Ihre Lichtformer nicht,<br />

Sie werden sie brauchen.<br />

nützlich, wenn Sie das Modell von seiner<br />

Umgebung isolieren wollen und die<br />

Erkennbarkeit ablenkender Objekte minimieren<br />

wollen.“<br />

Bei Porträtaufnahmen im Wald sollte die<br />

Kleidung vorher festgelegt werden. Meine<br />

Modelle tragen meistens Erdfarben wie Grün,<br />

Braun und Grau, die zur Umgebung passen.<br />

Starke Farben, wie Rot, Blau und Gelb betonen<br />

die Kleidung viel mehr als in anderer Umgebung,<br />

was bei Modefotos zwar erwünscht, aber sonst<br />

eher unerwünscht ist. Die zufällige, chaotische<br />

Anordnung der Bäume, die Sie nicht ändern<br />

können, bedeutet, dass Sie dies in Ihrer<br />

Bildkomposition und bei den Posen des Modells<br />

berücksichtigen müssen. Am einfachsten ist es,<br />

mit dem langen Ende eines Telezoom und<br />

großer Blendenöffnung aus größerer Entfernung<br />

zu fotografieren, wodurch sich das Modell etwas<br />

vom Hintergrund abhebt. Es hat sich auch<br />

bewährt, wenn die Pose des Modells etwas<br />

spiegelt, das sich weiter hinten in der Szene<br />

befindet, beispielsweise den Winkel und die<br />

Richtung größerer Stämme und Äste.<br />

Was die Belichtung angeht, arbeite ich mit der<br />

Kamera im manuellen Modus und wähle als<br />

erstes die Blende, die ich verwenden möchte.<br />

Durch die Anpassung der Blitzleistung sorge ich<br />

dann für die richtige Belichtung. Ein Wald bietet<br />

eine wundervolle Abgeschiedenheit, ideal für<br />

Aufnahmen, bei denen das Modell teilweise oder<br />

völlig unbekleidet ist. Ich habe die Erlaubnis,<br />

Kunstvoll<br />

meine Aufnahmen in einem privaten Waldstück zu<br />

machen, so dass ich keine Probleme mit der<br />

öffentlichen Ordnung bekomme. Wenn ich aus<br />

bestimmten Gründen doch einmal im öffentlichen<br />

Raum fotografieren muss, bleiben meine Modelle<br />

teilweise bekleidet und ich entferne die Kleidung<br />

später in Photoshop. In der Abgeschiedenheit des<br />

Waldes überlasse ich es Ihnen, ob sie teilweise oder<br />

völlig unbekleidet aufgenommen werden möchten.<br />

Bei Aktaufnahmen suche ich eine Pose, die<br />

entspannt wirkt und soviel wie möglich verbirgt.<br />

Wenn das erreicht ist, baue ich die Beleuchtung so<br />

auf, dass Sie die Pose bestmöglich unterstützt.<br />

Normalerweise arbeite ich dabei mit zwei<br />

Softboxen, die in nicht zu geringer Entfernung<br />

aufgebaut werden, um den Effekt von<br />

unaufdringlichem, natürlichem Licht zu erzeugen.<br />

Aktfotos tendieren dazu, sehr dunkel zu sein,<br />

deswegen gibt es keine Spitzlichter, sondern<br />

ausschließlich Mitteltöne und Tiefen. Das<br />

erleichtert es später in Photoshop sehr,<br />

vorhandene Kleidungsstücke zu entfernen, da die<br />

entscheidenden Stellen üblicherweise im Schatten<br />

liegen. Die meisten meiner Aktfotos konvertiere<br />

ich in Schwarzweiß und füge ihnen einen Sepiaoder<br />

Braunton hinzu.“


78 Locations DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Auf dem Land...<br />

Wir sind zwar geografisch ein kleines Land, doch es<br />

fehlt uns ganz bestimmt nicht an Gegenden mit<br />

wunderschöner Natur, im Gegenteil: England und<br />

das Vereinigte Königreich sind mit etlichen der<br />

schönsten Landschaften gesegnet, die dieser Planet<br />

zu bieten hat. Insofern ist es nur folgerichtig, diese<br />

Generosität von Mutter Natur auch zu nutzen, unter<br />

anderem als perfekte Bühne für Porträtfotos. Wir<br />

brauchen gar nicht weit aus der Stadt hinaus zu<br />

fahren, um passende Örtlichkeiten zu finden.<br />

Schon jenseits der Vororte finden sich Kulissen<br />

aus Bauernhöfen, hölzernen Zäunen sowie<br />

Getreide- und Weideland mit Schafherden. Das<br />

grüne Gras bietet einen angenehm beruhigenden<br />

Hintergrund, der für romantische Motive genutzt<br />

werden kann. Auch die warmen, rustikalen Farben<br />

des Getreides beruhigen das Gemüt, während<br />

ganze Felder voller rotem Mohn und gelbem Raps<br />

allein schon eindrucksvolle Motive ergeben,<br />

besonders dann, wenn man die Farben mit Hilfe<br />

eines Polfilters noch intensiver erscheinen lässt. Das<br />

weite, offene Land lässt uns auch den Himmel als<br />

Hintergrund verwenden, an dem vor seinem tiefen<br />

Blau oft genug vereinzelte weiße Wolken zu sehen<br />

sind. Dann sind da die Tage mit dem Himmel voller<br />

grauer, bedrohlicher Regenwolken. Mit ein bisschen<br />

Glück können Sie sogar einen Regenbogen<br />

einfangen.<br />

Wenn Sie einen einzelnen Baum oder ein<br />

Bauernhaus sehen, fotografieren Sie es zusammen<br />

mit Ihrem Modell aus einiger Entfernung, um für<br />

den Maßstab im Bild zu sorgen. Solche Objekte<br />

erwiesen sich auch nützlich als Schattenspender<br />

und im Nahbereich dienen Sie als ein den<br />

Bildausschnitt komplett ausfüllender Hintergrund.<br />

Haben Sie ein interessantes Gebäude gefunden?<br />

Hier wurde diese Windmühle für alle drei oben<br />

genannten Zwecke genutzt. Der von<br />

Sonnenstrahlen durchbrochene, dunkle Himmel<br />

krönt die einzigartige Atmosphäre.<br />

Sie haben ein interessantes Gebäudefoto? Nutzen Sie<br />

den Vorteil und fügen Sie es in andere Fotos als<br />

Maßstab, Kulisse oder Schattenwurf ein. In unserem<br />

Beispielbild hat Paul eine Windmühle genutzt – der<br />

bedrohlich dunkle Himmel mit durchbrechenden<br />

Lichtstrahlen schafft große Atmosphäre.<br />

Setup<br />

PAUL WARD<br />

„Birmingham ist eine pulsierende Stadt, doch<br />

auch im Umland finden Sie eine<br />

abwechslungsreiche Landschaft voller Foto-<br />

Potenzial. Als ich den Auftrag bekam, ländliche<br />

Gegenden für dieses Magazin zu fotografieren, war<br />

mir sofort klar, wo das stattfinden würde: An einer<br />

alten, langen Römerstrasse namens Fosse Way bei<br />

Coventry. Eine bestimmte Windmühle dort hatte es<br />

mir immer schon angetan, und genau dort fuhren<br />

wir hin, mein Modell Gemma und ich.<br />

Das Wetter war unberechenbar, es gab weite<br />

Strecken blauen Himmels und ebenso oft befanden<br />

wir uns unter einer dicken, grauen Wolkendecke.<br />

Zunächst erkundeten wir die unmittelbare<br />

Umgebung der Mühle, um herauszufinden, aus<br />

welchem Blickwinkel und welcher Perspektive sie<br />

am besten aufzunehmen wäre. Dabei<br />

berücksichtigte ich nicht nur die Position der Sonne,<br />

sondern auch mögliche Vordergrundobjekte, die<br />

Einsichten des Profis<br />

PAUL WARD<br />

Bei uns ist die ländliche Natur nirgendwo<br />

weit weg, und so braucht es nur eine kurze<br />

Autofahrt, um neue Chancen zum<br />

<strong>Fotografie</strong>ren zu entdecken. Ich lebe in<br />

Birmingham, doch die ländliche Umgebung<br />

der Stadt ist immer wieder inspirierend und<br />

voller Fotomotive. Ich fahre oft in der<br />

Gegend herum und suche neue<br />

Örtlichkeiten für ungewöhnliche<br />

Porträtaufnahmen.<br />

Das Schöne an der Umgebung ist, dass sich<br />

im Lauf der Jahreszeiten verändert. So kann<br />

ich immer wieder an denselben Ort<br />

zurückkommen und habe die Möglichkeit,<br />

ganz unterschiedliche Bilder mit nach<br />

Hause zu bringen. Ländliche Locations sind<br />

sehr beliebt bei Hochzeitspaaren, doch<br />

ebenso bei Mode- und Porträtfotografen.<br />

Ich mag es generell, in offener Landschaft<br />

inmitten von grünem Gras zu fotografieren,<br />

doch mein bevorzugtes Ambiente sind<br />

Mohnfelder – sie geben eine fantastische<br />

Kulisse ab.<br />

ich ins Bild nehmen konnte. An einer Seite des<br />

Weges fanden wir ein kleines Weizenfeld. Das gab<br />

einen viel besseren Vordergrund ab, als die<br />

umliegenden Grasflächen. Die Sonne stand rechts<br />

von uns und warf ein attraktives, von der Seite<br />

einfallendes Licht auf die Szene und mein Modell<br />

Gemma. Besser noch war, dass sich der bedrohlich<br />

wirkende, dunkelgraue Himmel direkt hinter der<br />

Windmühle befand. Um aus den vorhandenen<br />

Lichtverhältnissen das Beste zu machen, benutzte<br />

ich zusätzlich ein Blitzgerät, das Gemma direkt<br />

beleuchtete, während die Belichtung so eingestellt<br />

war, dass der Hintergrund etwas unterbelichtet<br />

wurde, um dem Motiv einen stärkeren Kontrast und<br />

damit mehr Dramatik zu geben.<br />

Um den vorhandenen Eindruck noch zu<br />

verstärken, erzeugte ich während der<br />

Nachbearbeitung aus der Raw-Datei drei Bilder mit<br />

unterschiedlicher Belichtung, mit deren Hilfe ich<br />

dem Bild einen subtilen HDR-Effekt verlieh. Dadurch<br />

wurden Farbe und Kontrast weiter verstärkt und das<br />

Bild erhielt einen insgesamt wärmeren Grundton.<br />

Leider wurde dadurch Gemmas Haut an der Hand<br />

und im Gesicht in Mitleidenschaft gezogen, also<br />

maskierte ich ihre Figur und nahm den HDR-Effekt<br />

heraus, wodurch sie Ihr natürliches Aussehen<br />

zurück erhielt. Ich machte eine Reihe von Bildern im<br />

Hoch- und Querformat, mit der Windmühle im<br />

Hintergrund und Gemma in unterschiedlichen<br />

Posen.<br />

Es dauerte jedoch nicht lange, bis die Sonne<br />

durch die Wolken brach und die gesamte Szenerie<br />

in ein starkes, sehr gerichtetes Licht tauchte.<br />

Daraufhin suchten wir eine von Bäumen<br />

beschattete Stelle in der Nähe auf. Sie lag an der<br />

Ecke eines Getreidefeldes, das von einem hölzernen<br />

Zaum umschlossen war. Das nunmehr von der<br />

Sonne beschienene Feld lag im Hintergrund.<br />

Gemma stand bereits in diffusem,<br />

schmeichelhaftem Licht, doch ich lehnte zusätzlich<br />

einen silbernen Reflektor an einen Baum, der das<br />

Umgebungslicht auf ihr Gesicht zurück warf, damit<br />

mehr Details zu erkennen sein würden. Es ist eine<br />

sehr einfache Aufnahmetechnik, Sie müssen nur<br />

aufpassen, dass das reflektierte Licht im Vergleich<br />

zur übrigen Szene nicht unnatürlich wirkt.“


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Locations 79<br />

Nutzen Sie den Vordergrund<br />

Suchen Sie den besten Platz für Ihr<br />

Modell. Hier bot uns das Weizenfeld<br />

eine viel bessere Nahumgebung als<br />

das kurze Gras.


80 Locations DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Am Strand<br />

Wer sich das Mehr als Hintergrund für Porträts<br />

wünscht, kann aus einer Fülle von Optionen<br />

wählen. Zwar gibt es Küstenstriche, die<br />

unerreichbar oder zu gefährlich sind, doch es<br />

bleiben genug Strände übrig, ob Sand oder Kies, die<br />

Sie als Kulisse für Porträtaufnahmen nutzen können.<br />

Die weiten offenen Areale erlauben jeden nur<br />

möglichen Kamerawinkel, mit dem Meer, dem<br />

Himmel oder beiden als Hintergrund. Je nach<br />

Örtlichkeit können Sie Ihr Motiv noch farbiger<br />

gestalten, indem Sie bei Sonnenaufgang oder<br />

Sonnenuntergang fotografieren, wobei sich die<br />

Farben des Himmels an der Wasseroberfläche<br />

spiegeln.<br />

Meistens ist es auch nicht allzu schwer,<br />

zusätzliche Elemente zu finden, die Ihr Foto<br />

interessanter machen, seien es Buhnen, Boote oder<br />

Stege. Ein Steg wirft außerdem Schatten, in dem Sie<br />

an sehr hellen Tagen fotografieren können. Strände<br />

eignen sich für mehrere Arten von Porträts. Wenn<br />

Sie Kinder dabei haben, können Sie sehr schöne<br />

Fotos machen, während sie Sandburgen bauen<br />

oder an der Wasserlinie entlang laufen. Da in der<br />

Regel am Strand keinerlei Schatten vorhanden ist,<br />

müssen Sie sich mit den Lichtverhältnissen<br />

arrangieren. An Tagen mit geschlossener<br />

Wolkendecke haben Sie ein angenehmes, diffuses<br />

Licht, in dem Sie in jede Richtung fotografieren<br />

können, denn es gibt kein direktes Sonnenlicht, das<br />

Ihnen Probleme bereiten würde.<br />

An klaren sonnigen Tagen jedoch müssen Sie<br />

sich genau überlegen, wie Sie Ihr Motiv<br />

positionieren. Wenn Sie ins Gegenlicht<br />

fotografieren, bekommen Sie einen überbelichteten<br />

Hintergrund, wobei ein Reflektor das Sonnenlicht<br />

auf die abgebildete Person zurückwerfen sollte, um<br />

Körper und Gesicht aufzuhellen. Sie können auch<br />

den Blitz benutzen, um Ihr Motiv auszuleuchten<br />

und die Details des Hintergrunds sichtbar bleiben zu<br />

lassen. Sehr gut ist es, wenn Sie einen Assistenten<br />

dabei haben, der einen Diffusor hält, um für<br />

weicheres Licht zu sorgen.<br />

BJORN THOMASSEN<br />

„Da ich in Falmouth wohne, an der Südküste<br />

von Cornwall, fotografiere ich regelmäßig<br />

Porträts am Strand. Er ist eine meiner<br />

bevorzugten Locations, denn er bietet viele<br />

Menge Variationsmöglichkeiten für<br />

kommerzielle Fotos. Ich mache regelmäßig<br />

Modefotos für Hersteller von Surf- und<br />

Badebekleidung, Kalender-Fotos mit<br />

professionellen Modellen sowie auch für<br />

Brautpaare, die vor romantischem<br />

Hintergrund fotografiert werden möchten.<br />

Manchmal nutze ich ausschließlich<br />

Umgebungslicht, doch meistens habe ich eine<br />

tragbare Studioblitzausrüstung, um das<br />

Tageslicht zu ergänzen oder zu ersetzen. An<br />

Tagen mit starkem Sonnenlicht verwende ich<br />

einen großen Diffusor, um einen Teilschatten<br />

zu erzeugen, wobei ich Details des Motivs mit<br />

einem silbernen Reflektor aufhelle. Der<br />

Hintergrund ist normalerweise einige<br />

Blendenstufen heller als das Hauptmotiv, ohne<br />

Set-up<br />

den Reflektor würde es deswegen zu dunkel,<br />

sogar fast silhouettenartig erscheinen. Das<br />

reflektierte Licht ist immer noch etwa zwei<br />

Blendenstufen dunkler als der Hintergrund,<br />

aber es reicht für eine perfekte Ausleuchtung.<br />

So bekomme ich sich vor dem Hintergrund<br />

stark abhebende Umrisse, ein Effekt, der bei<br />

Kalendern und in der Modefotografie gefragt<br />

ist. Wenn ich ein Element des Strandlebens in<br />

das Bild bringen möchte, suche ich nach zur<br />

Örtlichkeit passenden Objekten, die ich als<br />

Requisiten verwenden kann, Beispielsweise<br />

einen Strandkorb. Carly steht hier vor einem<br />

Beach-Volleyball-Netz. Für die Aufnahme<br />

habe ich zwei Studioblitzköpfe benutzt, einer<br />

hoch über und hinter dem Netz, der andere<br />

unten davor.<br />

Oben und ganz oben rechts: Um ein Gefühl der<br />

Isolation zu erzeugen, wird das Modell im<br />

Wasser fotografiert. Diese Aufnahmen<br />

entstanden mit einem 70–200mm-Objektiv.<br />

Links: ein Volleyball Netz erwies sich als guter<br />

Hintergrund für Carlys athletische Figur.<br />

Setup


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Locations 79<br />

Oben: Ein enger Bildzuschnitt und ein<br />

niedriger Kamerastandpunkt wirken sehr<br />

gut, wenn Sie Porträts mit nichts als dem<br />

Sand als Hintergrund aufnehmen.<br />

Rechts: Kurzes Eintauchen ins Meer gibt der<br />

Haut einen sehr schönen Glanz.<br />

Wenn Sie an einem Sandstrand<br />

fotografieren, sollten Sie einmal probieren,<br />

Ihr Modell im Sand liegend als Dreiviertel-<br />

Porträt zu abzubilden. Der Kontrast zwischen<br />

der weichen Haut und dem rauen Sand<br />

macht sich sehr gut im Bild und ist ein gern<br />

erzeugter Effekt in der Modefotografie. Es<br />

funktioniert am besten mit einem sehr<br />

niedrigen Kamerastandpunkt, wobei der<br />

Kopf des Modells leicht nach oben<br />

angewinkelt sein sollte, damit der im<br />

Vordergrund befindliche Sand nicht zu stark<br />

belichtet wird. Meine bevorzugten Posen<br />

schieße ich jedoch nicht am Strand, sondern<br />

im Wasser. Mit einer Brennweite von 200mm<br />

mache ich die Bildkomposition so, dass nur<br />

das Modell, das Meer und der Himmel zu<br />

sehen sind. So entsteht ein starker Eindruck<br />

der Isolation und weil nichts von<br />

Menschenhand gemachtes im<br />

Bildausschnitt zu sehen ist, bekommt das Foto<br />

einen zeitlosen Charakter. Bei der Aufnahme<br />

gehe ich in die Hocke, um einen niedrigen<br />

Blickwinkel zu haben und verwende eine weit<br />

offene Blende. So entsteht ein Foto, bei dem das<br />

Auge des Betrachters direkt zum Motiv springt,<br />

dessen Konturen sich scharf von Meer und<br />

Himmel als Hintergrund abheben. Ich bitte das<br />

Modell, kurz ins Wasser einzutauchen, denn das<br />

gibt der Haut einen weichen Glanz, der durch<br />

das Licht einer Softbox akzentuiert wird, die in<br />

einem Winkel von 45° hoch über dem Kopf<br />

des Modells gehalten wird.<br />

Meine liebste Tageszeit zum <strong>Fotografie</strong>ren<br />

sind der späte Nachmittag und die darauf<br />

folgende Abenddämmerung, wenn ich einen<br />

schönen Sonnenuntergang als Hintergrund<br />

habe. Dabei beleuchte ich das Modell mit dem<br />

Studioblitz. Mit dieser Aufnahmetechnik habe<br />

ich schon zahllose Mode- und Glamourfotos<br />

gemacht. Es ist ein sehr erfolgreiches Rezept,<br />

auf das ich immer wieder zurückgreife.“


Photo+Adventure 2014 dieses Jahr wieder in Linz<br />

Die Photo+Adventure, eine jährlich stattfindende, erfolgreiche Messe zu den Freizeitthemen<br />

<strong>Fotografie</strong>, Reise und Outdoor, findet vom 7. bis 9. November 2014 im Design Center Linz statt. Die<br />

2004 zum ersten Mal veranstaltete Messe ist inzwischen nicht nur in Österreich bestens etabliert,<br />

sondern sie ist einzigartig in ganz Europa.<br />

Dabei geht es nicht nur um <strong>Fotografie</strong>,<br />

sondern zusätzlich um die inhaltlich<br />

naheliegenden <strong>Themen</strong> „Reisen“ in Form<br />

von Adventure- und Individualreisen sowie<br />

„Outdoor“ in Form von Naturerlebnis und<br />

Outdoor-Action. Die Messe ist als lebendige<br />

Publikumsmesse mit reichhaltigem<br />

Rahmenprogramm organisiert, die eine ständig<br />

wachsende Zahl Foto- und Reisebegeisterter<br />

anspricht und sich immer mehr in Richtung<br />

Festival entwickelt.<br />

Die internationale Fotobranche gibt an<br />

nunmehr drei Messetagen einen Überblick über<br />

neueste Hightech-Produkte und innovative<br />

Möglichkeiten des digitalen Workflows sowie<br />

Fotozubehör aller Art. Die Reiseanbieter,<br />

naturnahe Vereine, Partnerregionen und<br />

Partnerländer sprechen ein sehr bewusst<br />

reisendes Publikum an und bieten Natur- und<br />

Kulturreisen, Wanderreisen, Trekking- und<br />

Adventure-Touren im In- und Ausland. „Outdoor<br />

reicht bei uns von der Ausrüstungsseite über<br />

entsprechende touristische Angebote bis hin zu<br />

Fragen der Nachhaltigkeit. Letztere Thematik<br />

wird in ihrer gesamten Bandbreite von uns<br />

immer wieder aktiv ins Messegeschehen<br />

integriert“, beschreibt Veranstalter Thomas<br />

Wiltner den besonderen Charakter der<br />

Photo+Adventure.<br />

Top-Referenten sorgen für ein hohes Niveau<br />

des Rahmenprogramms aus hochwertigen<br />

Fotoworkshops und Vortragsfestival<br />

Zweite tragende Säule der Messe ist – außer<br />

den zahlreichen Ausstellern – das vielfältige<br />

Rahmenprogramm. An den drei Messetagen<br />

finden durchgehend Fotoseminare, Workshops<br />

und Fachvorträge, gehalten von internationalen<br />

Top-Referenten statt. Hier können die<br />

Veranstalter bereits aus einem internationalen<br />

Netzwerk mit Namen wie Thomas Bredenfeld,<br />

Florian Schulz, Manfred Baumann und vielen<br />

weiteren schöpfen. Die Veranstalter legen dabei<br />

wert darauf, das Programm sowohl für Einsteiger<br />

in die Welt der <strong>Fotografie</strong> als auch für bereits<br />

fortgeschrittene Foto-Enthusiasten interessant<br />

zu machen. Reise- und Outdoor-Interessierte<br />

finden neben sehr individuellen Ausstellern ein<br />

reichhaltiges, inspirierendes Programm, das sich<br />

in zahlreichen Destinationenportraits,<br />

Multimediashows und Fotoausstellungen<br />

widerspiegelt. Die Photo+Adventure ist<br />

Szenetreffpunkt für eine naturaffine Community<br />

und Netzwerkplattform für Fotografen und<br />

bewusst Reisende mit hohen Ansprüchen. In<br />

gewohnter Weise präsent im Ausstellerbereich<br />

sind vielfältige Reise- und Outdoor-Aktivitäten.<br />

Ein Großteil der bisherigen Aussteller sowie eine<br />

Reihe von Neuausstellern bieten individuelle<br />

Wander-, Trekking- und Adventure-Touren,<br />

Natur- und Kulturreisen weltweit zu jeder<br />

Jahreszeit. Naturnahe Vereine und Verbände<br />

eröffnen einen kompetenten Zugang für<br />

bewusstes und individuelles Naturerlebnis.<br />

Erstmals ist mit Botswana Tourism ein<br />

spektakulärer Reisepartner an Bord. Speziell für<br />

Outdoor- und Reisefans ist das bildgewaltige<br />

Vortragsprogramm, das im Eintrittspreis<br />

enthalten ist: Ein Großteil von insgesamt 40<br />

Vorträgen beschäftigt sich mit der<br />

bildgewaltigen Präsentation von speziellen<br />

Destinationen und individuellen Reisethemen<br />

und nimmt Sie mit in einzigartige Naturregionen<br />

wie Botswana, Uganda, die karge<br />

Wüstenlandschaft Algeriens, in den Oman oder<br />

Brasilien und viele mehr. Wunderschöne Natur<br />

findet sich aber auch direkt vor der Haustür, so<br />

etwa beim Vortrag über den Alpen Adria Trail der<br />

österreichischen Wanderdörfer oder über das<br />

Europaschutzgebiet Traun-Donau Auen, vor den<br />

Toren von Linz.<br />

Abendveranstaltungen mit Top-<br />

Kooperationspartnern: EOFT, Florian Schulz<br />

und Pascal Violo<br />

Bereits im Vorjahr hat sich die Ergänzung des<br />

Gesamtprogramms durch externe<br />

Kooperationspartner und ausgewählte Vorträge<br />

bewährt, die mit ihrem Programm an nunmehr<br />

drei Abenden zusätzliche Highlights<br />

präsentieren. Diese Veranstaltungen können<br />

auch unabhängig von der Messe besucht<br />

werden.<br />

Bereits am Freitag, 7.11.2014, entführt Pascal<br />

Violo die Besucher im Kongress-Saal mit seiner<br />

Multivisionsshow nach Kuba. Erfolgreich verlief<br />

bereits 2012 die Kooperation mit der EOFT<br />

(European Outdoor Filmtour), die in diesem Jahr<br />

am Samstag (8.11.2014) ihre Fortsetzung findet<br />

und diesmal gleich mit einem Doppeltermin<br />

noch direkter ins Messegeschehen eingebunden<br />

ist.<br />

Ein besonderes Highlight bietet die<br />

Abschlussveranstaltung am Sonntag (9.11.2014):<br />

Der National Geographic Fotograf Florian Schulz,<br />

der über und mit Naturfotografie einen<br />

nachhaltigen Beitrag zum Naturschutz liefert,<br />

indem er ganze Ökosysteme im Bild festhält. Er<br />

bringt seinen spektakulären Vortrag „Abenteuer<br />

Arktis“ nach Linz (Österreichpremiere).<br />

Photo+Adventure 2014<br />

Freitag, 7.November:<br />

14.00 Uhr bis 19.00 Uhr<br />

Samstag und Sonntag, 8. und 9. November:<br />

10.00 Uhr bis 18.00 Uhr<br />

Gesamtveranstaltungsfläche:<br />

5.500m2<br />

Aussteller und Marken: 200<br />

Design Center Linz<br />

Europaplatz1<br />

A-4020 Linz


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Locations 83<br />

ICH GLAUB’, ES BLITZT…<br />

KEINE AHNUNG, WIE MAN EIN BLITZGERÄT RICHTIG BENUTZT? WENN SIE PORTRÄTS FOTOGRAFIEREN, SOLLTEN SIE DAS SCHLEUNIGST ÄNDERN. DESWEGEN<br />

ERFAHREN SIE IN DIESEM ABSCHNITT ALLES ÜBER DIE GRUNDLAGEN DER BLITZFOTOGRAFIE, INSBESONDERE DARÜBER, WIE SIE DEN BLITZ BEI<br />

PORTRÄTAUFNAHMEN EINSETZEN. ES IST VIEL EINFACHER ALS SIE DENKEN UND SIE WERDEN SOFORT EINE VERBESSERUNG IHRER FOTOS FESTSTELLEN KÖNNEN.<br />

Wir haben uns bisher ausschließlich mit dem Tageslicht als Lichtquelle<br />

befasst, doch das soll sich nun ändern. Es ist noch gar nicht so lange her,<br />

da war Blitzfotografie mit erheblichen Kosten verbunden und man<br />

brauchte ein gerüttelt Maß an Erfahrung, doch das ist heute anders. Dank<br />

Digitalkameras, die uns Fotos sofort nach der Aufnahme überprüfen<br />

lassen und dank der vielfältigen anderen technischen Möglichkeiten der<br />

digitalen <strong>Fotografie</strong> war es noch nie so einfach, schnell in die<br />

Blitzfotografie einzusteigen und zu guten Fotos zu kommen. Hier<br />

erfahren Sie, wie Sie das Elektronenblitzgerät im manuellen Modus<br />

anstatt im TTL-Modus verwenden und wie Sie damit wunderbare Fotos<br />

machen.<br />

Wenn Sie die Einstellungen selbst vornehmen, verstehen Sie viel<br />

schneller die Zusammenhänge der Blitztechnik. Mit nur wenig Erfahrung<br />

wird es Ihnen zur zweiten Natur werden, die Blitzeinstellungen selbst<br />

vorzunehmen. Sie brauchen auch kein Vermögen für Blitzgeräte und<br />

Zubehör mit Spitzentechnik auszugeben, denn das Angebot ist<br />

inzwischen so groß, dass Sie für 250 € zwei solide Blitzgeräte mit<br />

Funkauslösern, Softboxen und Stativen bekommen. Also ein komplettes,<br />

transportables Studio für weniger als den Preis eines leistungsstarken<br />

Markenblitzgeräts. Erfahren Sie auf den folgenden Seiten die Grundlagen<br />

des Blitzens; dann besorgen Sie sich die für Sie passende Ausrüstung<br />

und können unsere Aufnahmetechniken praktisch nachvollziehen. Sie<br />

werden beeindruckt sein, wie schnell sich Ihre Porträtaufnahmen mit<br />

Hilfe von Blitzlicht verbessern.


84 Locations DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Grundlagen der Blitzfotografie<br />

Ein modernes Blitzgerät ist ein tragbares Kraftpaket, voll gepackt mit raffinierten<br />

Funktionen. Sie sollten sie kennen, damit Sie den Blitz am besten nutzen können.<br />

Blitzgeräte gibt es in unterschiedlichen Größen<br />

und Formen, wobei manche nur die<br />

Grundfunktionen und wenig Leistung<br />

mitbringen, während andere zahlreiche,<br />

ausgeklügelte Funktionen und stärkere<br />

Blitzleistung bieten. Die folgenden Erklärungen<br />

legen als Beispiel das Nikon Speedlight SB-910 zu<br />

Grunde. Ganz gleich, welches Modell welchen<br />

Herstellers Sie benutzen, sie funktionieren in der<br />

Regel sehr ähnlich und stellen auch die gleichen<br />

Programme zur Verfügung. Die meisten Modelle<br />

übernehmen die TTL-Belichtungsmessung der<br />

Kamera, eine Funktion, die in den meisten<br />

Alltagssituationen für die passende Blitzleistung<br />

sorgt, ohne dass Sie etwas dazu tun müssten.<br />

Der TTL-Blitz wird von Amateur- und<br />

Berufsfotografen gleichermaßen eingesetzt, weil<br />

er so einfach zu benutzen ist und nur eine<br />

Blitzbetriebsarten<br />

geringe Fehlerquote aufweist. Gleichwohl ist es<br />

aber so, dass Sie es der Kamera und dem<br />

Blitzgerät überlassen, die Blitzleistung zu<br />

bestimmen, deswegen können Sie nie sicher<br />

sein, wie das Ergebnis am Ende aussehen wird. In<br />

bestimmten Situationen, beispielsweise wenn<br />

sich Ihr Motiv vor einer stark reflektierenden<br />

Oberfläche befindet, wird es zu Fehlbelichtungen<br />

kommen. Deswegen empfehlen wir, dass Sie<br />

selbst die Kontrolle über die Blitzsteuerung<br />

übernehmen und lernen, wie Sie Kamera und<br />

Blitz in ihrer jeweiligen manuellen Betriebsart<br />

benutzen können. Wenn Sie das einmal<br />

beherrschen, wissen Sie ganz genau, welcher<br />

Blitzausstoß bei den einzelnen Aufnahmen<br />

produziert wird, denn er wird sich nicht ändern,<br />

es sei denn, Sie ändern die Einstellung der<br />

Blitzleistung.<br />

Die Art und Weise, wie Kamera und Blitz zusammen arbeiten, wird von der Blitzbetriebsart bestimmt.<br />

Unten finden Sie eine Liste der von den meisten Blitzgeräten unterstützten Blitzbetriebsarten.<br />

Blitzautomatik: Bei bestimmten<br />

Belichtungsprogrammen aktiviert die<br />

Kamera das eingebaute Blitzgerät. Die Blende<br />

wird anhand der TTL-Messung berechnet und es wird<br />

eine kurze Verschlusszeit gewählt, um Verwackeln zu<br />

vermeiden. Bequem, aber nicht sehr kreativ.<br />

Langzeitsynchronisation: Stellt eine lange<br />

Verschlusszeit ein, um das Umgebungslicht<br />

mit aufzunehmen. Gut für Porträts bei<br />

Dunkelheit, wenn die entsprechende Stimmung mit<br />

aufgenommen werden soll, doch es besteht die Gefahr<br />

des Verwackelns.<br />

Synchronisation auf den zweiten<br />

Verschlussvorhang: Der Blitz erfolgt am<br />

Ende der Verschlusszeit, nicht am Anfang.<br />

Gut geeignet, wenn beispielsweise die Leuchtspuren<br />

sich bewegender Objekte eingefangen werden sollen.<br />

Reduzierung des Rote-Augen-Effekts: Soll<br />

den so genannten „Rote-Augen-Effekt“<br />

vermeiden, indem eine Reihe von Vorblitzen<br />

ausgelöst wird, damit die menschliche Pupille sich vor<br />

dem Hauptblitz, mit dem die Aufnahme erfolgt,<br />

zusammenziehen kann.<br />

Blitz aus: Verhindert, dass das kameraeigene<br />

Blitzgerät ausgelöst wird. Die Funktion ist nur<br />

relevant, wenn Sie eine der<br />

vollautomatischen Blitzbetriebsarten verwenden.<br />

Blitz-Belichtungskorrektur: Die Kamera<br />

berechnet die für eine Aufnahme benötigte<br />

Lichtmenge automatisch. Mit dieser Funktion<br />

erhöhen oder verringern Sie die berechnete Lichtmenge.<br />

Blitzen<br />

VON DER KAMERA ENTKOPPELT<br />

Blitzen mit von der Kamera getrenntem<br />

Blitzgerät ist keine Geheimwissenschaft,<br />

sondern im Gegenteil sogar recht einfach,<br />

und Sie werden mit kreativeren Fotos belohnt.<br />

Beim Blitzen mit auf der Kamera montiertem<br />

Blitzgerät löst ein elektrischer Impuls den Blitz<br />

in dem Moment aus, in dem Sie auf den<br />

Auslöser drücken. Ist das Blitzgerät jedoch von<br />

der Kamera getrennt, besteht keine physische<br />

Verbindung mehr zwischen beiden,<br />

deswegen muss der Impuls auf andere Weise<br />

übertragen werden. Lange Zeit wurden dazu<br />

Kabel benutzt, doch heute ist eine drahtlose<br />

Verbindung die komfortablere Lösung, und<br />

viel teuer als ein Synchronkabel ist sie auch<br />

nicht. Ein kleiner Sender wird in den<br />

Zubehörschuh der Kamera gesteckt, während<br />

der dazugehörige Empfänger an das Blitzgerät<br />

angeschlossen wird. Beim Auslösen der<br />

Kamera sorgt nun ein Funksignal für den Blitz.<br />

Auf diese Weise können auch mehrere<br />

Blitzgeräte gleichzeitig gesteuert werden.<br />

Dazu ist nicht einmal ein Empfänger für jedes<br />

Blitzgerät notwendig, vorausgesetzt, die<br />

anderen Blitzgeräte verfügen über die so<br />

genannte Slave-Funktion. Das bedeutet, sie<br />

erkennen über einen Sensor den Blitz des<br />

primären Blitzgeräts – des „Masters“ – und<br />

lösen dann den eigenen Blitz aus. Es muss<br />

allerdings „Sichtkontakt“ zwischen beiden<br />

Blitzgeräten bestehen, sonst bleibt der<br />

Slave-Blitz dunkel. Ist aufgrund Ihres Setups<br />

kein Sichtkontakt möglich, müssen sie auf<br />

einen weiteren Funkempfänger<br />

zurückgreifen.<br />

Übrigens gibt es auch Funk-<br />

Fernauslösesysteme,<br />

die die volle TTL- (Through the Lens)<br />

Funktionalität der Kamera unterstützen, doch<br />

die sind recht teuer. Wir empfehlen deswegen,<br />

„manuell“ zu blitzen. Die Beschreibung eines<br />

für diesen Zweck geeigneten Systems finden<br />

Sie auf Seite 87.<br />

Anatomie eines Blitzgeräts<br />

6<br />

1) Blitzkopf: Kann gedreht und geneigt werden, um den Blitz an den Wänden oder der<br />

Zimmerdecke reflektieren zu lassen. Zoom-Funktion, um die Blitzreichweite der benutzen<br />

Brennweite anzupassen.<br />

2) AF-Hilfslicht / Blitzfunktion: Projiziert einen Infrarot-Lichtstrahl auf das anvisierte<br />

Motiv, um dem Autofokus bei schlechten Lichtverhältnissen das Scharfstellen zu<br />

ermöglichen.<br />

3) Befestigungsschiene: Verbindung zwischen Kamera und Blitz. Dient dem Auslösen des<br />

Blitzes und der Datenkommunikation für die TTL-Lichtmessung.<br />

4) Display: Zeigt den Status des Blitzgeräts an. In diesem Beispiel werden Messmethode,<br />

Blitzbereich, Zoom-Einstellung und Blendenwert angezeigt. Das Blitzgerät befindet sich<br />

also in der TTL-Betriebsart, an der Kamera ist Blende f/4 eingestellt, die Brennweite beträgt<br />

24mm und der ausgeleuchtete Blitzbereich liegt zwischen 0,6 und 6,9m.<br />

5) Funktionstasten und Einstellrad: Dienen zur Einstellung weiterer Funktionen wie der<br />

Blitzbelichtungssteuerung, der Messmethode usw.<br />

6) Integrierte Reflektorkarte und Weitwinkel-Streuscheibe: Der Reflektor wird benutzt,<br />

um nur einen kleinen Teil des Blitzlichts auf das Motiv zu lenken, der größere Teil wird von<br />

den Wänden reflektiert. Die Weitwinkel-Streuscheibe kommt in Verbindung mit<br />

Weitwinkelobjektiven zum Einsatz, da sie den Streuwinkel des Blitzgeräts vergrößert.<br />

7) Ein- / Aus- / Modus-Schalter: Schaltet das Blitzgerät ein und aus und legt fest, wie es<br />

sich im entkoppelten Betrieb bei drahtloser Steuerung im TTL-Modus verhält.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

5<br />

4<br />

7


Locations 85<br />

BRETT HARKNESS<br />

Einsichten der Profis<br />

PAUL WARD<br />

Blitzgeräte sind heute sehr leistungsstark und<br />

bieten ausgeklügelte Funktionen. Damit<br />

stellen Sie eine ernsthafte Alternative zum<br />

Studioblitz als Lichtquelle dar. Der größte<br />

Vorteil der Elektronenblitzgeräte gegenüber<br />

dem Studioblitz besteht in ihrer Mobilität. Ich<br />

habe draußen vor Ort lieber ein paar<br />

Blitzgeräte als zwei unhandliche<br />

Studioblitzköpfe. Das gilt umso mehr, wenn<br />

ich per Flugzeug verreisen muss. Die Stative<br />

werden als normales Gepäck aufgegeben und<br />

die Blitzgeräte habe ich im Bordgepäck.<br />

Natürlich gibt es fantastische portable<br />

Blitzsysteme, wie die Ranger-Modellreihe von<br />

Elinchrom, doch zwei Blitzgeräte sind<br />

wesentlich billiger. Der große Nachteil<br />

allerdings ist, dass sie zwar einen starken<br />

Blitzausstoß haben, an die Leistung eines<br />

Studioblitzkopfs aber nicht heranreichen,<br />

besonders wenn ein Diffusor angebracht ist.<br />

TIPP<br />

Die Befestigungsschiene hat<br />

ihren Nutzen, aber Sie werden<br />

kaum einen ernsthaften Fotografen<br />

finden, der sein Blitzgerät damit in den<br />

Blitzschuh der Kamera steckt.<br />

Aufnahmen mit entkoppeltem Blitzgerät<br />

führen fast immer zu besseren Bildern.<br />

Wenn Sie sich die entsprechende<br />

Fernsteuerung zulegen, werden<br />

Sie sofort eine Verbesserung<br />

Ihrer Bilder feststellen.<br />

BRETT HARKNESS<br />

Wenn Sie manuell blitzen wollen, empfehle ich Ihnen,<br />

eine Weile zu üben und zu lernen, welchen Ausstoß<br />

Ihr Blitzgerät in unterschiedlichen<br />

Beleuchtungssituationen erzeugt. Ich habe<br />

beispielsweise jahrelang die Canon Speedlite 580EX II<br />

Blitzgeräte verwendet, und weiß deswegen ganz<br />

einfach, dass ich bei einer Motiventfernung von etwa<br />

1,8 Metern Blende f/11 und eine Blitzleistung von 25%<br />

einstellen muss, um die besten Resultate zu<br />

bekommen. Nur solche eigene Erfahrung ermöglicht<br />

es, schnell zu arbeiten, wenn es darauf ankommt – bei<br />

Hochzeiten beispielsweise. Ich werde oft gefragt,<br />

warum ich den Blitz nicht im TTL-Modus benutze<br />

und die einfache Antwort darauf ist, dass das eine sehr<br />

zuverlässige Betriebsart ist, leider aber nicht<br />

narrensicher und dass sie eben manchmal nicht<br />

funktioniert; und das kann ich nicht riskieren. Wenn<br />

ich manuell blitze, weiß ich ganz genau, wie der<br />

Blitzausstoß sein wird und deswegen vertraue ich<br />

lieber auf meine eigene Erfahrung, als auf eine<br />

TTL-Messung.<br />

MANUELLE BLITZBETRIEBSART<br />

Weniger erfahrene Fotografen mögen es für einen<br />

Rückschritt halten, anstelle der ausgeklügelten Automatik-<br />

Programme alle Blitzparameter manuell einzustellen. Doch<br />

es ist viel einfacher als man glaubt, und mit etwas Übung<br />

geht es Ihnen problemlos von der Hand: Sie schalten die<br />

Kamera auf manuelle Betriebsart, stellen einen ISO-Wert ein<br />

und wählen die Blende passend zur gewünschten<br />

Schärfentiefe. Die Verschlusszeit sollte mindestens der<br />

maximalen Blitzsynchronisationszeit entsprechen. Falls<br />

erforderlich, ändern Sie den ISO-Wert oder die<br />

Verschlusszeit, um sicherzustellen, dass die auf das<br />

Umgebungslicht bezogene Belichtung korrekt ist. Nun<br />

schalten Sie den Blitz ein, wählen eine mittlere Blitzleistung<br />

und machen eine Testaufnahme. Setzen Sie die Blitzleistung<br />

herauf oder herab, bis Sie einen der Situation angemessenen<br />

Wert gefunden haben. Hier die Meinungen von zwei<br />

Berufsfotografen über manuelles Blitzen:<br />

Paul Ward: „Ich schalte die Kamera immer auf „manuell“,<br />

weil ich die Belichtung dann selbst steuern kann. Früher<br />

habe ich die Zeitautomatik benutzt, doch meine Kamera<br />

stellte grundsätzlich die Verschlusszeit 1/200 Sekunde ein,<br />

wenn ich mit Blitz gearbeitet habe auch wenn ich gerne<br />

eine längere Verschlusszeit gehabt hätte. Seitdem arbeite<br />

ich manuell. Auch die TTL-Funktionalitäten habe ich früher<br />

verwendet, doch sie versagen bei sehr dunklen oder sehr<br />

hellen Hintergründen. Ich kann zwar die Blitzkorrektur<br />

benutzen, um zu kompensieren, doch es geht einfacher<br />

und schneller, wenn man von Anfang an alles selbst macht.<br />

Dann kommt man auch zu konsistenten Ergebnissen.“<br />

Brett Harkness: „Komischerweise scheinen viele Leute<br />

Angst davor zu haben, Kamera und Blitz manuell zu<br />

bedienen. In meinen Kursen erkläre ich den Teilnehmern<br />

mein „magisches Blitzdreieck“ und sie kommen sehr schnell<br />

dahinter, dass das Ganze viel einfacher funktioniert als Sie es<br />

sich vorgestellt hatten.<br />

Ich zeichne ein gleichschenkliges Dreieck und schreibe den<br />

Begriff „ISO“ hinein; der ISO-Wert kontrolliert und steuert<br />

alles andere. Dann schreibe ich in eine Ecke „Blende“, in die<br />

nächste „Verschlusszeit“ und in die dritte Ecke „Blitz-Motiv-<br />

Entfernung“. Ändern Sie die Blende, um die auf das Motiv<br />

treffende Blitzlichtmenge zu variieren und die Schärfentiefe<br />

zu steuern, oder die Verschlusszeit, um den Einfluss des<br />

Umgebungslichts zu steuern. Machen Sie eine<br />

Testaufnahme und passen Sie ggf. die obigen Eck-Werte der<br />

gegebenen Situation an, falls nötig erhöhen oder verringern<br />

Sie die ISO-Empfindlichkeit. Der simple Trick der manuellen<br />

Blitzfotografie besteht darin, zuerst die auf das<br />

Umgebungslicht bezogene Belichtung korrekt einzustellen<br />

– sobald Sie das geschafft haben, ist es ganz einfach, die<br />

passende Blitzleistung zu bestimmen.“<br />

Welches Blitzgerät ist das beste?<br />

Es gibt eine unüberschaubare Vielzahl von<br />

Blitzgeräten, von einfachen Einsteigermodellen bis zu<br />

Geräten mit der raffiniertesten Blitztechnik, die heute<br />

möglich ist. Deswegen lässt sich diese Frage nicht<br />

beantworten, indem man ein bestimmtes Modell<br />

nennt. Es kommt auf Ihre Bedürfnisse an. Generell<br />

kann man sagen: Je mehr Geld Sie für ein Blitzgerät<br />

ausgeben, desto mehr können Sie davon erwarten;<br />

von daher legen sich Profifotografen in der Regel die<br />

besten Geräte zu, die Sie sich leisten können.<br />

Elektronenblitzgeräte sind heute voll gepackt mit<br />

Funktionen, die Ihnen jede erdenkliche kreative<br />

Blitzfotografie ermöglicht. Doch, wie Sie selbst<br />

feststellen werden, ist die TTL-Messtechnik zwar<br />

akkurat und zuverlässig, gleichwohl benutzen viele<br />

erfahrene Fotografen Sie nicht, sondern nehmen<br />

sämtliche Einstellungen manuell vor. Das gilt auch für<br />

die Kameraeinstellungen. Bei manueller Einstellung ist<br />

es viel leichter, Testaufnahmen zu machen und die<br />

Ergebnisse auf dem Display der Kamera zu prüfen. So<br />

können Sie den Blitzausstoß individuell anpassen und<br />

erhalten eine perfekte, gleichbleibende Ausleuchtung.<br />

Im Übrigen gibt es einen weiteren, nicht zu<br />

unterschätzenden Vorteil, wenn Sie manuell arbeiten:<br />

Sie sparen viel Geld bei der Ausrüstung, denn Sie<br />

können praktisch jedes beliebige Blitzgerät benutzen<br />

und sind nicht mehr abhängig von einer bestimmten<br />

Marke. Sie können Billigmarken wie Yongnuo oder<br />

ähnliche Hersteller verwenden; Sie müssen nur darauf<br />

achten, dass das Gerät über eine manuelle Betriebsart<br />

verfügt. Die meisten Blitzgeräte bieten sogar mehrere<br />

manuelle Betriebsarten, üblicherweise unterteilt nach<br />

Blendenstufen, von voller Leistung bis hinunter zu<br />

einem 1/128 der vollen Leistung. Die entsprechenden<br />

Informationen bekommen Sie auf der Website der<br />

jeweiligen Hersteller.


86 Locations DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Blitztechnik und die erforderliche Ausrüstung<br />

Ein Blitzgerät ist eine raffinierte und vielseitige Lichtquelle, doch es sind die Lichtformer, die ihren Effekt auf dem Foto<br />

bestimmen. Im Folgenden stellen wir Ihnen das für Blitzaufnahmen benötigte Zubehör vor.<br />

TIPP<br />

Fast alle Blitzgeräte<br />

beziehen ihren Strom aus<br />

AA-Batterien oder<br />

AA-Akkus, Sie können sich<br />

also weltweit jederzeit<br />

Ersatz besorgen.<br />

Würden Sie ein Studio-Blitzsystem aufbauen und ihr Modell<br />

von den blanken elektrischen Birnen beleuchten lassen? Wohl<br />

kaum. Nun, dasselbe sollte auch gelten, wenn Sie Blitzgeräte<br />

benutzen, zumindest bei Porträtaufnahmen, denn direktes<br />

Blitzlicht erzeugt extrem hartes Licht, das manche Gesichter<br />

sehr unvorteilhaft erscheinen lässt.<br />

Einige Blitzgeräte besitzen deshalb eine integrierte<br />

Reflektorkarte, eine Weitwinkel-Streuscheibe, oder beides, die<br />

aus dem oberen Teil des Blitzkopfgehäuses herausgezogen<br />

und vor den Lichtaustritt des Blitzkopfs geklappt werden<br />

können. Dadurch wird das Licht viel weicher gestreut; am<br />

besten ist es jedoch, wenn der Blitz von einer hellen Oberfläche<br />

gegenüber, oben oder seitlich reflektiert wird.<br />

Wir haben eine Serie von Aufnahmen desselben Motivs<br />

gemacht, jeweils mit direktem Blitz und einem Blitz im<br />

45°-Winkel zur Objektiv-Längsachse, um die Auswirkungen<br />

der gebräuchlichen Lichtformer auf das Motiv zu<br />

demonstrieren.<br />

EFFEKTE VON BLITZFORMERN<br />

Die folgenden Bilder illustrieren die Effekte unterschiedlicher<br />

Lichtformer, die als Zubehör für Ihr Blitzgerät erhältlich sind. Wie<br />

Sie bemerken werden, ist die Wirkung mancher Lichtformer sehr<br />

ähnlich; Sie brauchen sich also nicht alle anzuschaffen...<br />

1) Blitz ohne Blitzformer<br />

- Direkter, gerichteter Blitz: Sehr hartes, fast immer<br />

unvorteilhaftes Licht. Überhaupt nicht zu empfehlen.<br />

- Blitz im Winkel von 45°: Sehr hartes Licht mit<br />

Schlagschatten. Nicht zu empfehlen.<br />

2) Blitz mit integrierter Reflektorkarte<br />

- Direkt: Weniger grell als ohne Reflektorkarte,<br />

dennoch wenig schmeichelhaft, aber brauchbar.<br />

- 45°-Winkel: Weitaus besser als direkter Blitz.<br />

3) Große Softbox<br />

- Direkt: Diffuses, sauberes Licht.<br />

- 45°-Winkel: Weiches Licht, aber tiefe Schatten.<br />

- 45°-Winkel mit Reflektor: Der Reflektor hellt die<br />

Schatten auf.<br />

4) Kleine Softbox<br />

- Direkt: Weiches Licht, aber weniger weich als bei<br />

einer großen Softbox.<br />

- 45°-Winkel: Diffuses Licht, doch noch tiefere<br />

Schatten als bei einer großen Softbox.<br />

- 45°-Winkel mit Reflektor: der Reflektor hellt die<br />

Schatten nur wenig auf.<br />

5) Brolly<br />

- Direkt: Hinter oder über der Kamera angebracht,<br />

entsteht ein Schatten unter dem Kinn.<br />

- 45°-Winkel: Weiches Licht mit starken Schatten,<br />

gegebenenfalls ein hübscher Effekt.<br />

- 45°-Winkel mit Reflektor: Ein sehr angenehmer<br />

Effekt, weiches Licht mit angedeuteten Schatten.<br />

6) Kugeldiffusor<br />

- Direkt: Weiches, gleichmäßiges Licht, doch etwas<br />

Schatten unter dem Kinn.<br />

- 45°-Winkel: Sauberes, diffuses Licht mit harten<br />

Schatten, ähnlich wie bei der Softbox.<br />

- 45°-Winkel mit Reflektor: Sauberes, weiches Licht<br />

mit angedeuteten Schatten.<br />

7) Ringblitz<br />

- Über der Kamera: Starkes, gleichmäßiges Licht,<br />

Andeutungen von Schatten unter dem Kinn.<br />

- Objektiv in der Mitte: Sehr gleichmäßiges Licht, doch<br />

dunkler Hintergrund, weil das Motiv das meiste Licht<br />

vom Hintergrund fernhält.<br />

- 45°-Winkel: Weiches, diffuses Licht mit tiefen<br />

Schatten, ähnlich wie bei einer Softbox.<br />

Blitzformer<br />

1) Direkter Blitz<br />

2) Blitz mit integrierter Reflektorkarte<br />

3) Große Softbox<br />

4) Kleine Softbox<br />

5) Brolly<br />

6) Kugeldiffusor<br />

7) Ringblitz<br />

Direkt<br />

Direkt<br />

45°-Winkel<br />

45°-Winkel<br />

Direkt 45°-Winkel 45°-Winkel mit Reflektor<br />

Direkt 45°-Winkel 45°-Winkel mit Reflektor<br />

Direkt 45°-Winkel 45°-Winkel mit Reflektor<br />

Direkt 45°-Winkel 45°-Winkel mit Reflektor<br />

Über Kamera Um Objektiv 45°-Winkel


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Locations 87<br />

Ihr eigenes Blitz-System für 270 €<br />

UNSER DRAHTLOSES BLITZ-SYSTEM<br />

Noch vor wenigen Jahren kostete ein einigermaßen<br />

brauchbares Blitzsystem sehr viel Geld. Das ist nicht<br />

mehr so, denn heute bekommen Sie schon für unter<br />

250 € ein Multi-Blitzsystem, dass mehr als ausreicht,<br />

die in diesem Magazin beschriebenen Blitztechniken<br />

nachzuvollziehen.<br />

Seit wir den Hersteller Yongnuo entdeckt haben,<br />

benutzen wir dessen extrem preiswerte Blitzgeräte und<br />

Auslöser auch für unsere Magazinfotos. Mit nur wenig<br />

weiterem, ebenfalls preiswertem Zubehör bekommen<br />

Sie ein ausgewachsenes Multi-Blitzsystem für einen<br />

Bruchteil des Preises, den Sie für Markengeräte bezahlen müssten.<br />

Wenn Sie unsere Aufnahmetechniken mit entkoppeltem Blitzgerät<br />

ausprobieren wollen, sollten Sie sich einige der hier beschriebenen,<br />

günstigen Blitzgeräte anschauen.<br />

1) 2 Yongnuo TN560 II Blitzgeräte, je 50 €<br />

Lassen Sie sich nicht vom Preis irreführen, diese Blitzgeräte sind sehr gut verarbeitet und bieten alle notwendigen<br />

Funktionen, einschließlich eines Zoomkopfs, „Master/Slave“-Funktionalität und Synchronisation auf den zweiten<br />

Verschlussvorhang. Sie sind zwar nicht TTL-kompatibel, doch da der manuelle Betrieb ohnehin die besseren<br />

Ergebnisse liefert, ist dies kein Problem. Wie Sie die Einstellungen vornehmen, können Sie an anderer Stelle in<br />

diesem Magazin nachlesen.<br />

2) 2 Softbox Kits, je 30 €<br />

Diese faltbaren No-Name Softboxen von Camera-Foto, eingekauft bei eBay, haben die Maße 60x60cm und<br />

werden mit einem Kugelkopf-Blitzschuhadapter für das Blitzgerät geliefert.<br />

3) 2 Lichtstative, zusammen 30 €<br />

Ebenfalls per eBay von Camera-Foto stammen diese beiden Lichtstative, die bis auf 2 m Höhe ausgezogen<br />

werden können. Sie können mit bis zu 2,5 kg belastet werden; es gibt also kein Problem mit unseren Blitzgeräten.<br />

4) 3 Yongnuo drahtlose Fernauslöse-Einheiten RF-603, drei Stück für 40 €<br />

Diese drahtlosen Fernauslöser sind jeweils gleichzeitig Sender und Empfänger, Sie können sie also sowohl auf den<br />

Zubehörschuh der Kamera als auch unter die Blitzgeräte montieren. Sie sind als preiswerte, manuelle Blitzgeräte<br />

zwar nicht TTL-kompatibel, können aber auch als normale Fernauslöser für die Kamera verwendet werden.<br />

5) Blitzschuhadapter, 10 € das Paar<br />

Diese Metallplattformen des eBay Lieferanten Scopescan gestatten die Montage der Blitzgeräte auf die<br />

Lichtstative<br />

GESAMTKOSTEN DIESER BLITZAUSRÜSTUNG: CA. 270 €<br />

Einsichten der Profis<br />

PAUL WARD<br />

„Ich verwende Standard-Lichtformer an<br />

meinen Blitzgeräten – es gibt zwar heute eine<br />

unüberschaubare Zahl von Optionen, doch<br />

ich finde die Effekte meist sehr ähnlich. Ich<br />

benutze vor Ort entweder eine kleine Softbox<br />

oder einen Brolly; in engen Räumen benutze<br />

ich einen kleinen Reflektor, um das Licht<br />

zurückzuwerfen. Außerdem habe ich eine<br />

Reihe von Adaptern, mit denen ich auch<br />

größere Softboxen an meinen Blitzgeräten<br />

verwenden kann. Man sollte grundsätzlich<br />

berücksichtigen, dass jeder Blitzformer eine<br />

beträchtliche Menge Licht absorbiert; um<br />

dies zu kompensieren, brauchen Sie ein<br />

leistungsfähiges Blitzgerät. Wenn es gar nicht<br />

anders geht, können Sie auch die ISO-<br />

Empfindlichkeit von ISO 400 auf 800<br />

erhöhen, um die Blitzreichweite zu<br />

vergrößern.“<br />

1<br />

5<br />

2<br />

4<br />

6<br />

3<br />

Blitz-Zubehör<br />

BLITZAUSLÖSER<br />

Wenn der Blitz nicht<br />

auf dem<br />

Zubehörschuh der<br />

Kamera sitzt, müssen<br />

Sie ihn auf andere<br />

Weise auslösen. Früher<br />

gab es zu diesem Zweck spezielle<br />

Baudenzug-Kabel, heute werden drahtlose<br />

Fernauslöser verwendet. Es gibt sehr<br />

preiswerte Systeme, aber auch Modelle, die<br />

alle Systemfunktionen einschließlich<br />

TTL-Blitzsteuerung übertragen können.<br />

Preisgünstige Modelle gibt es von Yongnuo,<br />

Interfit, Hähnel und Hama.<br />

LICHTSTATIV<br />

Da Sie nicht immer mit<br />

Assistenten unterwegs<br />

sein werden, brauchen<br />

Sie eine technische<br />

Möglichkeit, um die<br />

Blitzgeräte in Position<br />

zu halten. Lichtstative sind preiswert,<br />

vielseitig und leicht, idealerweise sind sie<br />

sogar mit Standard-Stativgewinde<br />

ausgestattet.<br />

SERVO-<br />

BLITZAUSLÖSER<br />

Falls Ihr Blitzgerät nicht<br />

über einen „Slave“-<br />

Modus verfügt,<br />

können Sie entweder<br />

einen Fernauslöser<br />

oder einen Servo-Blitzauslöser anbringen,<br />

der per Zubehörschuh mit dem Blitzgerät<br />

verbunden wird. Stellen Sie in diesem Fall<br />

sicher, dass das Lichtsensorfenster des<br />

„Slave“-Blitzes Sichtkontakt zum „Master“-<br />

Blitz hat, andernfalls löst der Blitz nicht aus.<br />

PLATTFORMEN<br />

Viele Blitzgeräte<br />

werden mit einem<br />

Plastikzubehörschuh<br />

geliefert, auf dem das<br />

Blitzgerät montiert<br />

wird. Er besitzt an der<br />

Unterseite ein Innengewinde, das auf ein<br />

Fotostativ oder entsprechend ausgestattetes<br />

Lichtstativ geschraubt werden kann.<br />

FARBFOLIEN<br />

Mit farbigen Folien vor<br />

den Blitzköpfen<br />

können Sie<br />

unterschiedliche<br />

Effekte erzielen,<br />

beispielsweise den<br />

Hintergrund einfärben oder auch das Haar<br />

Ihres Modells. Hersteller wie Rogue und<br />

Honl bieten qualitativ hochwertige<br />

Farbfoliensets mit passenden<br />

Haltevorrichtungen an; Sie können aber<br />

auch mit farbigen Overhead-Folien<br />

improvisieren, die mit Gummiringen oder<br />

Klebeband am Blitzkopf befestigt werden.


88 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Einführung in die Blitz-Aufnahmetechnik<br />

Es gibt viele Wege, ein Motiv per Blitz<br />

auszuleuchten. Hier ein paar<br />

einfache, aber effiziente Methoden.<br />

Wenn Sie einmal die Möglichkeiten entdeckt<br />

haben, die sich ergeben, wenn Sie Blitz und<br />

Kamera getrennt voneinander benutzen,<br />

eröffnet sich Ihnen aufnahmetechnisch eine<br />

völlig neue Welt. Setups mit einem, zwei oder<br />

mehreren von der Kamera entkoppelten<br />

Blitzgeräten und die vielfältigen zur Auswahl<br />

stehenden Lichtformer erlauben Ihnen die<br />

perfekte Beleuchtung von Modell und<br />

Hintergrund. Dabei benutzen Sie Effekte von<br />

High-Key bis Spotlight im besten Hollywood-Stil.<br />

Wir stellen Ihnen hier ein paar einfache<br />

Blitztechniken vor, mit denen Sie<br />

Porträtaufnahmen erschaffen können, die auch<br />

hohen Ansprüchen gerecht werden.<br />

Weiße Wand als Diffusor<br />

Falls Ihre Wohnung weiße Wände hat, stehen<br />

Ihnen perfekte Oberflächen zur Verfügung, die<br />

Sie als Blitzdiffusor einsetzen können. Anstatt<br />

des bedauerlichen Anfängerfehlers, den Blitz<br />

direkt auf das Modell zu richten, lassen Sie ihn<br />

von der weißen Wand zurückwerfen, so dass er<br />

sich über einen viel größeren Bereich ausbreiten<br />

kann und ein diffuses, natürlich wirkendes Licht<br />

erzeugt. Das funktioniert bereits sehr gut mit<br />

einem einzelnen Blitz, doch ein zweites<br />

Blitzgerät verdoppelt den Lichtausstoß,<br />

vergrößert die mögliche Reichweite und damit<br />

den Spielraum für weitere<br />

Belichtungseinstellungen.<br />

Dabei gehen Sie folgendermaßen vor: Sie<br />

bringen Ihr Modell mit dem Gesicht zur Wand in<br />

Position und bauen das auf einem Stativ<br />

montierte Blitzgerät seitlich von ihm auf, wobei<br />

Sie es auf die Wand richten, der Ihr Modell das<br />

Gesicht zugewandt hat. Wenn Sie mit zwei<br />

Blitzgeräten arbeiten, stellen Sie das zweite auf<br />

der anderen Seite auf. Richten Sie beide<br />

Blitzköpfe leicht nach oben und auf die Wand.<br />

Das hat den Effekt einer großen Softbox, die das<br />

Licht gleichmäßig verteilt. Es ist eine<br />

Aufnahmetechnik, die besonders Menschen mit<br />

unreiner Haut zugute kommt, weil das diffuse<br />

Licht Falten und Unreinheiten sehr gut kaschiert.<br />

Sie selbst stellen sich dabei mit der Kamera<br />

vor das Modell, die Wand im Rücken. Halten Sie<br />

einigen Abstand zum Modell, damit Sie nicht<br />

zuviel des von der Wand hinter Ihnen<br />

reflektierten Blitzlichts von ihm abschirmen.<br />

Da das Licht sich nahezu gleichmäßig verteilt,<br />

haben Sie für Ihre Aufnahmen eine Fülle von<br />

Gestaltungsmöglichkeiten. Das Licht begünstigt<br />

einen schmalen Schärfentiefebereich, so dass<br />

Sie eine große Blende benutzen können, die der<br />

Ästhetik des Motivs zugute kommt.<br />

Verwacklungsgefahr besteht kaum.<br />

Anzumerken ist noch, dass die Farbe des<br />

Blitzlichts durch die Farbe der Oberflächen<br />

bestimmt wird, von denen der Blitz<br />

zurückgeworfen wird. Farbige Oberflächen<br />

führen demzufolge zu einer entsprechenden<br />

Einfärbung Ihres Modells, ein Effekt, der dem Bild<br />

nur in den seltensten Fällen zuträglich ist…<br />

1) Oben: Stellen Sie das auf einem<br />

Stativ montierte Blitzgerät seitlich<br />

auf, wobei Sie es auf die weiße<br />

Wand richten, vor der Ihr Modell<br />

steht.<br />

2) Unten: Der von der Wand<br />

reflektierte Blitz erzeugt ein<br />

attraktives, diffuses Licht, das für<br />

Porträtfotos ideal ist.<br />

3) Links: Ihre Bilder bekommen eine weitere Dimension, wenn Sie ein Blitzgerät hinter<br />

dem Modell platzieren, das den Hinterkopf beleuchtet.<br />

4) Oben: Ein zweites Blitzgerät für das Haar gibt Ihrem Porträtfoto den professionellen<br />

Touch. Durch verschiedene Positionen und unterschiedliche Blitzleistung variieren Sie<br />

den Effekt.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Blitzen 89<br />

Gerichtetes Licht<br />

Wenn Ihr Modell sich gegen die als Hintergrund<br />

dienende Wand lehnt, richten Sie den Blitz in<br />

einem engen Winkel von der Seite darauf und<br />

fotografieren von der gegenüberliegenden<br />

Seite. So entstehen silhouettenähnliche Bilder<br />

mit ausgeprägten Konturen an der dem Licht<br />

zugewandten Seite. Diese Aufnahmetechnik<br />

wird in der Boudoirfotografie häufig benutzt,<br />

eignet sich aber auch für andere Formen der<br />

<strong>Porträtfotografie</strong> – wie hier zu sehen ist.<br />

Weil der Blitz dabei genau gerichtet ist, sind<br />

die Blitzposition und die Pose des Modells<br />

entscheidend für die Wirkung des Effekts.<br />

Nachdem Sie alles Notwendige so gestaltet<br />

haben, dass er funktioniert, probieren Sie<br />

leichte Veränderungen der Blitzposition, des<br />

Blickwinkels und der Pose des Modells und<br />

verfolgen dabei, wie sich der Effekt ändert.<br />

Wenn Sie das Blitzgerät weiter entfernt<br />

aufstellen, erzeugt es ein schärferes Licht,<br />

bringen Sie es näher heran, wird das Licht<br />

diffuser. Da das Modell einen starken Schatten<br />

erzeugt, sollte es die Beine strecken und sich<br />

nur mit einer Schulter gegen die Wand lehnen.<br />

Dadurch wird der physische Kontakt mit der<br />

Wand minimiert und ein attraktiver, die<br />

Körperformen nachbildender Schatten<br />

erzeugt.<br />

1) Diese Aufnahme des Modells vor einer violetten Wand ist gut<br />

geraten, doch wegen der ausdrucksstarken Farbe des<br />

Hintergrunds ist das beim Einsatz des Blitzgeräts nicht zu<br />

erwarten.<br />

2) Bauen Sie das Blitzgerät auf. Es sollte sich nahe der<br />

Wand befinden und der Blitzkopf sollte mehr zur Wand als<br />

auf das Modell gerichtet sein.<br />

3) Machen Sie ein Testfoto. Justieren Sie gegebenenfalls<br />

Blitzleistung, Blitzrichtung und die Pose des Modells.<br />

4) Oben: Das Bild erzeugt nun eine geheimnisvolle<br />

Stimmung, die manchmal noch dadurch verstärkt werden<br />

kann, dass das Modell nicht den Betrachter ansieht, sondern<br />

in Richtung des Blitzgeräts schaut.


90 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Blitz im 45°-Winkel<br />

Der Standardaufbau zur Beleuchtung mit nur einer Lichtquelle<br />

sieht vor, dass diese sich über Kopfhöhe befindet und in einem<br />

Winkel von 45° zur Objektivlängsachse auf das Modell<br />

gerichtet wird. Das erzeugt einen Lichteinfall, der natürlichem<br />

Licht sehr nah kommt. Wenn Sie dieses Setup benutzen<br />

wollen, machen Sie eine Reihe von Testfotos, wobei Sie den<br />

Blitzwinkel leicht ändern. Das Modell sollte dabei den Kopf<br />

langsam von der Kamera zum Blitzgerät drehen, damit Sie die<br />

optimale Beleuchtung für das Gesicht finden können. Manche<br />

Gesichter wirken am besten, wenn Sie aus einem Winkel<br />

beleuchtet werden, andere bei direkter Beleuchtung.<br />

Eine weitere Erscheinung, die sie berücksichtigen müssen,<br />

ist der Schatten. Lehnt sich das Modell gegen die Wand, wird<br />

sich dort ein starker Schatten zeigen, steht es aber einen oder<br />

anderthalb Meter von der Wand entfernt, ist der Schatten nur<br />

angedeutet, oder es ist überhaupt kein Schatten zu sehen.<br />

Die Art des Lichtformers spielt eine große Rolle dabei, wie<br />

das Modell und sein Schatten abgebildet werden. Ohne<br />

Lichtformer entstehen ein stark gerichtetes Licht und präzise<br />

definierte Schatten, mit einem Brolly oder einer Softbox<br />

hingegen erzeugen Sie ein gleichmäßiges Licht mit weichem<br />

Schatten.<br />

1) Diese Bildreihe illustriert, wie einfach ein Modell mit einem einzigen<br />

Blitzgerät und einer Softbox beleuchtet werden kann. Bei der ersten<br />

Aufnahme war das Blitzgerät in Augenhöhe nahe der Wand aufgestellt.<br />

2) Kleines Bild oben links: Bei einem so engen Winkel entsteht ein starker<br />

Schatten an der Wand. Schmeichelhafte Fotos sehen anders aus.<br />

3) Kleines Bild oben rechts: Der Blitz aus einem Winkel von 45° erzeugt<br />

bereits ein sympathischeres Bild. Zwar ist auch hier noch etwas Schatten<br />

vorhanden, doch er wird wegen der insgesamt freundlicheren<br />

Stimmung als weniger störend empfunden.<br />

4) Großes Bild: Eine optimale Beleuchtung wird erzeugt, wenn sich der<br />

Blitz über und hinter der Kamera befindet. Das Licht ist gleichmäßig<br />

verteilt und es gibt keine Schatten mehr.<br />

Besondere Aufnahmetechnik<br />

DER RINGBLITZ-EFFEKT<br />

Modefotografen bevorzugen seit vielen Jahren den Ringblitz. Dessen Lichtaustrittsöffnung<br />

ist kreisförmig um das Objektiv angeordnet, so dass dieses sich in der Mitte des Kreises<br />

befindet. Der Ringblitz liefert ein starkes, aber gleichmäßiges Licht mit ringförmigen<br />

Reflexionen in den Pupillen des Modells, sofern es in den Blitz schaut. Leider ist ein<br />

Ringblitzgerät sehr teuer, doch seit einiger Zeit werden Adapter angeboten, die am Blitzkopf<br />

des vorhandenen Blitzgeräts angebracht werden. Auch beim Ringblitz Adapter liegt die<br />

Blitzaustrittsöffnung kreisförmig um das Objektiv. Der Blitz wird durch eine Reihe von<br />

Spiegeln geleitet und tritt durch einen vor der Blitzaustrittsöffnung befindlichen Diffusor<br />

aus. Je nach Modell kann das Blitzgerät auf dem Zubehörschuh verbleiben oder von der<br />

Kamera entkoppelt benutzt werden. In diesem Beispielfoto wurde der Orbis-Ringblitz<br />

Adapter benutzt und drahtlos ausgelöst. Der Effekt kommt dem des Ringblitzgeräts sehr<br />

nah, doch für einen Bruchteil des Preises eines Ringblitzgeräts. Der Ringblitz-Adapter eignet<br />

sich besonders für Modefotos mit weiblichen Modellen, jedoch auch, um Falten in den<br />

Gesichtern älterer Menschen zu kaschieren.<br />

Der Effekt eines professionellen Ringblitz Geräts wird zwar nicht ganz<br />

erreicht, doch ein Ringblitz-Adapter kommt ihm sehr nah.


Draußen bei<br />

Sonnenlicht<br />

Für das Blitzen an hellen Sonnentagen gibt es<br />

zwei prinzipielle Aufnahmentechniken: Sie<br />

können einerseits versuchen, das<br />

Umgebungslicht zu überdecken, indem Sie den<br />

Blitz zur primären Lichtquelle machen,<br />

andererseits können Sie ihn als Aufhellblitz<br />

benutzen, um das Umgebungslicht zu<br />

ergänzen. Paul Ward erklärt die erste<br />

Möglichkeit:<br />

„Beim Blitzen im Freien wählen Sie eine kleine<br />

Blende und eine niedrige ISO-Empfindlichkeit,<br />

um die Verschlusszeit der<br />

Blitzsynchronisationszeit anzupassen, es sei<br />

denn, Sie haben ein Blitzgerät mit High-Speed-<br />

1 2<br />

Synchronisationsmodus oder benutzen einen<br />

Graufilter, um die ins Objektiv einfallende<br />

Lichtmenge zu reduzieren. Wenn Sie bei kleiner<br />

Blende mit Blitzsynchronisationszeit<br />

fotografieren, wird die Szene definitiv<br />

unterbelichtet. Befindet sich ihr Modell jedoch<br />

vor einem dunklen Hintergrund mit der Sonne<br />

dahinter, können Sie ins Gegenlicht blitzen,<br />

wobei die Sonne als großes, ausgebranntes<br />

Spitzlicht auf dem Foto zu sehen ist.<br />

Es funktioniert ganz einfach: mit der Kamera in<br />

der manuellen Betriebsart stelle ich die<br />

Blitzsynchronisationszeit und eine Blende von<br />

f/11 oder f/13 ein. Das Modell steht mit dem<br />

Rücken zur Sonne. Ich benutze ein oder zwei<br />

Blitzgeräte, in diesem Fall ohne Lichtformer,<br />

denn die würden zu viel Blitzlicht absorbieren;<br />

doch an sonnigen Tagen brauchen Sie soviel<br />

Blitzleistung wie möglich, um das Licht der<br />

Sonne zu neutralisieren. Das Blitzgerät wird<br />

manuell gesteuert; Ich stelle es auf halbe<br />

Blitzleistung ein, mache ein Testfoto und regle<br />

dann entsprechend nach.“<br />

Diese Bilder zeigen einen unterbelichteten<br />

Hintergrund, obwohl mit hoher Blitzleistung<br />

fotografiert wurde. Das Modell wird normal<br />

abgebildet, nicht als Silhouette.<br />

Einsichten des Profis<br />

BRETT HARKNESS<br />

„An sonnigen Tagen, wenn ich die<br />

Schärfentiefe so gering wie möglich halten<br />

will, benutze ich einen High-Speed-Blitz. Ich<br />

schalte die Kamera in manuelle Betriebsart<br />

und stelle eine Blende von f/3.5 ein, von der<br />

ich nur selten abweiche. Das Blitzgerät wird<br />

auf E-TTL- und High-Speed-Blitzmodus<br />

eingestellt. Die Verschlusszeit wähle ich<br />

irgendwo zwischen 1/500 und 1/8000<br />

Sekunde, denn bei der High-Speed-<br />

Blitzsynchronisation diktiert die<br />

Verschlusszeit die Belichtung. Ich passe also<br />

die Verschlusszeit schrittweise an, bis der zur<br />

Szene passende Blitzausstoß erzeugt wird.<br />

Man kann das Blitzgerät auf der Kamera<br />

lassen, doch es gibt auch bei der<br />

High-Speed-Blitzsynchronisation die<br />

Möglichkeit des entkoppelten Blitzens,<br />

allerdings müssen dazu sämtliche relevanten<br />

Signale zwischen Kamera und Blitz<br />

ausgetauscht werden können, weshalb<br />

entsprechend teure Fernauslöser und<br />

Blitzgeräte erforderlich sind. Ich benutze das<br />

Pocket-Wizard-Flexi-System und ein Canon<br />

Speedlite 580EX II Blitzgerät.“


92 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Motiv vom<br />

Hintergrund<br />

freistellen<br />

Behutsam eingesetzt, kann Blitzlicht ein Foto auf subtile<br />

Weise verbessern, ohne dass der ungeübte Betrachter<br />

erkennt, dass geblitzt wurde. Manchmal wird der<br />

Hintergrund aufgehellt, doch meistens wird ein Blitz mit<br />

geringer Leistung verwendet, um Motive vom<br />

Hintergrund freizustellen oder einen besonderen<br />

Beleuchtungseffekt zu imitieren, etwa das Sonnenlicht<br />

eines späten Nachmittags.<br />

PAUL WARD<br />

„Wenn ich On Location fotografiere, benutze ich oft ein<br />

Blitzgerät, eingestellt auf geringe Leistung, um mein<br />

Motiv vom Hintergrund freizustellen. Diese<br />

Aufnahmetechnik funktioniert am besten, wenn<br />

sowohl das Motiv als auch der Hintergrund denselben<br />

Lichtverhältnissen ausgesetzt sind und wenn die<br />

gesamte Szene relativ dunkel ist. Wenn nun das Motiv<br />

aus einem leichten Winkel heraus angeblitzt wird, ‚löst’<br />

es sich vom Hintergrund, wodurch das Bild mehr Tiefe<br />

erhält und insgesamt plastischer wirkt.<br />

Die Idee zu diesem Beleuchtungs-Setup kam mir<br />

durch ein Video des amerikanischen Fotografen Dave<br />

Hill, der darin zwei Blitzgeräte von hinten auf sein<br />

Modell richtete und ein weiteres auf dessen Gesicht.<br />

Dadurch wurden die Köperkonturen vom Hintergrund<br />

abgesetzt und es entstand ein sehr schöner Glanz an<br />

der Körperseite.<br />

Um diesen Effekt zu erzielen, müssen Sie zuerst das<br />

Modell und die Blitzgeräte in die ungefähr richtige<br />

Position bringen, lassen sie aber noch ausgeschaltet.<br />

Schalten Sie die Kamera auf Zeitautomatik, drücken Sie<br />

den Auslöser halb durch und prüfen Sie die Belichtung<br />

für das Umgebungslicht. Ist die Verschlusszeit kürzer als<br />

die Blitzsynchronisationszeit, senken Sie die<br />

ISO-Empfindlichkeit und verkleinern ggf. die Blende.<br />

Nun schalten Sie die Kamera in die manuelle<br />

Betriebsart, stellen die gemessenen Werte ein und<br />

machen ein Testfoto, um festzustellen, ob Sie die<br />

richtige Belichtung gefunden haben. Anschließend<br />

stellen Sie entweder den ISO-Wert oder die Blende so<br />

ein, dass das Foto um eine bis anderthalb<br />

Blendenstufen unterbelichtet wird.“<br />

1<br />

Ohne Blitz<br />

Von hinten geblitzt<br />

2<br />

3<br />

1) Finden Sie eine passende Örtlichkeit und stellen<br />

Sie zwei Blitzgeräte rechts und links hinter das<br />

Modell. Der Hauptblitz mit Softbox wird davor<br />

positioniert und leicht nach unten geneigt.<br />

2) Schalten Sie die beiden Sekundärblitzgeräte ein.<br />

Machen Sie ein Testfoto, so dass Sie den Glanz am<br />

Körperumriss überprüfen können und nehmen<br />

gegebenenfalls Korrekturen an Position und<br />

Blitzleistung der Geräte vor.<br />

3) Schalten Sie das Primärblitzgerät ein. Wegen der<br />

montierten Softbox muss dieses mit höherer<br />

Leistung blitzen als die beiden anderen. Machen<br />

Sie weitere Testfotos und justieren die<br />

Einstellungen, bis Sie mit der Belichtung der<br />

Aufnahmen zufrieden sind. Für dieses Foto war ein<br />

Blitzgerät auf das Haar gerichtet, eins auf das<br />

Gesicht und eins auf den Rücken, das den Glanz an<br />

den Körperkonturen erzeugte.<br />

4) Wenn Sie ein paar gute Bilder im Kasten haben,<br />

schalten Sie eins der hinten stehenden Blitzgeräte<br />

aus und schauen Sich an, welchen Effekt das<br />

ergibt. In diesem Fall war das auf den Rücken<br />

gerichtete Blitzgerät ausgeschaltet. Auch das<br />

ergab ein sehr schönes Porträt.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Blitzen 93<br />

VERWENDETE<br />

BLITZAUSRÜSTUNG<br />

3 Canon Speedlite 550EX<br />

Blitzgeräte<br />

4 Yongnuo Auslöser<br />

2 Lichtstative<br />

1 Softbox<br />

4


94 Kreative Aufnahmetechniken DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Sonne und Blitz – ein guter Mix<br />

Normalerweise werden Sie kaum auf die Idee kommen,<br />

absichtlich einen Bildfehler zu erzeugen. Doch genau<br />

darum geht es hier. Blendenflecke entstehen durch<br />

helle Lichtquellen im oder direkt neben dem<br />

Bildausschnitt, in der Regel die Sonne, die innerhalb des<br />

Objektivs von den Linsen reflektiert werden und im Bild<br />

helle runde Flecke, Streifen und Kontrastverlust<br />

verursachen. Obwohl mehrfach vergütete Linsen<br />

dieses Problem minimieren, tritt es gelegentlich auf,<br />

besonders wenn die äußeren Linsen verschmutzt sind.<br />

Blendenflecke können allerdings auch kreativ genutzt<br />

werden, wie wir hier zeigen wollen.<br />

1<br />

2<br />

VERWENDETE<br />

BLITZAUSRÜSTUNG<br />

1 Canon Speedlite 580EX<br />

Blitzgerät<br />

2 Yongnuo Fernauslöser<br />

1 Lichtstativ<br />

1 Softbox<br />

PAUL WARD<br />

„Als Erstes müssen Sie die Position des Modells<br />

bestimmen. Die Mehrfachvergütung der Linsen<br />

moderner Objektive reduziert Blendenflecken sehr<br />

effizient, deswegen sollten Sie ausprobieren, welches<br />

Ihrer Objektive die stärksten Blendenflecken<br />

produziert. Falls Ihre Objektive von zu hoher Qualität<br />

sind, um den Effekt erzeugen zu können, besorgen Sie<br />

sich ein altes Objektiv bei eBay. Ich habe ein manuelles<br />

Vivitar 28mm f/2.5 Weitwinkelobjektiv für 20 €<br />

gefunden. Es hat ein M42-Gewinde, deswegen<br />

brauchte ich außerdem einen Adapter für meine<br />

Kamera, um es benutzen zu können. Das Objektiv<br />

verfügt über keinerlei Elektronik, deswegen<br />

funktioniert der Autofokus nicht und auch die<br />

Blendeneinstellung muss manuell vorgenommen<br />

werden. Da Sie aber in die Sonne fotografieren, ist<br />

manuelles Scharfstellen nicht einfach. Benutzen Sie<br />

deswegen den LiveView und vergrößern Sie Ihn zum<br />

Scharfeinstellen Ihres Motivs.“<br />

1) Positionieren Sie Ihr Modell so, dass die Sonne hinter<br />

ihm steht. Machen Sie einige Testfotos, um die richtige<br />

Belichtung für das Umgebungslicht zu finden.<br />

Die Verschlusszeit muss in diesem Fall länger als die<br />

kürzeste Blitzsynchronisationszeit der Kamera sein.<br />

Stellen Sie deswegen einen niedrigen ISO-Wert ein und<br />

blenden Sie ab, bis sich eine passende, lange<br />

Verschlusszeit einstellt. Meine Werte lagen bei 1/200<br />

Sekunde bei Blende f/11 und ISO 160.<br />

2) Das Blitzgerät stellte ich so hinter mir auf, dass es das<br />

Modell über meine Schulter hinweg in einem Winkel<br />

von 35° anpeilte. Falls es windig sein sollte, müssen Sie<br />

verhindern, dass das Lichtstativ umgeweht wird; lassen<br />

Sie es von einem Assistenten halten oder beschweren<br />

Sie es. Ich hatte eine Freundin dabei, die das Stativ mit<br />

Blitzgerät und Softbox hielt.<br />

3) Die Blitzleistung habe ich von Hand geregelt, bis ich<br />

eine adäquate Belichtung erhielt. Da es an diesem Tag<br />

recht hell war, benötigte ich nur 50% der Blitzleistung.<br />

3


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Kreative Aufnahmetechniken 95<br />

Farbtöne durch<br />

Blitzen angleichen<br />

Bei manchen Blitztechniken ist später auf dem Foto<br />

eindeutig erkennbar, dass geblitzt wurde. Andere<br />

sind so subtil, dass auch Experten zweimal<br />

hinschauen müssen, um festzustellen, ob geblitzt<br />

wurde oder nicht. Diese Blitztechnik beleuchtet das<br />

Modell und die Szene so, dass der Blitz möglichst<br />

viele Farbtöne ausbalanciert. Oft fallen dem<br />

einzelnen Blitzgerät dabei zwei Aufgaben zu: es<br />

beleuchtet sowohl das Modell als auch dessen<br />

Umgebung. Damit dies gelingt, müssen die Position<br />

und Leistung der einzelnen Blitzgeräte genau<br />

justiert werden.<br />

VERWENDETE<br />

BLITZAUSRÜSTUNG<br />

BJORN THOMASSEN<br />

2 Canon Speedlite 550EX<br />

„Es ist viel einfacher zu blitzen, wenn<br />

Blitzgeräte<br />

es nicht darauf ankommt, ob der<br />

2 Lichtstative<br />

Blitzeinsatz für den Betrachter<br />

3 Yongnuo Fernauslöser<br />

erkennbar ist oder nicht. Ich mag es<br />

2 Softboxen<br />

jedoch lieber, wenn der Farbtonverlauf<br />

bei Blitzaufnahmen gleichmäßig ist.<br />

Diese Aufnahme wurde dadurch erschwert, dass<br />

wir in beengten Räumlichkeiten fotografierten, was<br />

dazu führte, dass wir peinlich genau darauf achten<br />

mussten, wohin das Licht der Blitzgeräte fiel. Das<br />

Modell saß in einem engen Flur. Bei richtiger<br />

Blitzeinstellung konnte ich ein sauberes, natürliches<br />

Bild mit neutralen Farbtönen erzeugen. Der Trick<br />

bei dieser Arbeitstechnik besteht darin, jedes<br />

Blitzgerät einzeln einzurichten und jede Änderung<br />

der Einstellung, sei es Position oder Blitzleistung,<br />

anhand des Kameramonitors zu überprüfen. Wenn<br />

ausgewogene Tonwerte das Ziel sind, dürfen keine<br />

zu hellen und keine zu dunklen Bereiche vorhanden<br />

sein. Anders ausgedrückt: Von der Szene sollte so<br />

viel wie möglich im mittleren Farbtonbereich<br />

dargestellt werden.<br />

Der Hauptblitz schoss durch eine kleine Softbox<br />

und diente hauptsächlich der Beleuchtung des<br />

Modells. Wir mussten jedoch darauf achten, dass<br />

die Wände hinter dem Modell nicht zu stark<br />

angeblitzt wurden und dadurch Spitzlichter<br />

erzeugten. Deswegen war der Blitz leicht seitlich<br />

am Modell vorbei gerichtet, so dass es nur von<br />

einem Rand des Lichtkegels erfasst wurde und nicht 1<br />

von dessen Zentrum. Aufgrund der Entfernung<br />

stellte ich den Hauptblitz auf 25% seiner Leistung<br />

ein. Das zweite Blitzgerät, ebenfalls mit Softbox,<br />

stand – auf dem Foto nicht sichtbar – hinter dem<br />

Modell.<br />

Die Aufgabe des zweiten Blitzgeräts bestand<br />

darin, die Wand seitlich des Modells anzuleuchten<br />

und etwaige, durch den Hauptblitz erzeugte<br />

Schatten zu neutralisieren. Auch dieser Blitz wurde<br />

leicht nach unten gerichtet, um den Beinen einen<br />

leichten Glanz zu verleihen. Da er sich näher am<br />

Motiv befand als der Hauptblitz, stellte ich die<br />

Leistung auf 1/16 der vollen Leistung ein.“<br />

1) Selbst ein enger Flur kann einen passenden<br />

Hintergrund für Porträtfotos abgeben, wenn die<br />

Bildkomposition und Beleuchtung sorgfältig<br />

abgestimmt werden.<br />

2) Im Hintergrund ist das Hauptblitzgerät zu sehen, das<br />

zweite Blitzgerät steht im Vordergrund.<br />

3) Das Modell war im Flur zwischen den beiden<br />

Softboxen positioniert. Die genau abgestimmte<br />

Position und Leistung der Blitzgeräte sorgten für gut<br />

ausbalanciertes, natürlich wirkendes Licht.<br />

2<br />

3


96 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Blitz und blauer<br />

Himmel<br />

Eine Aufnahme unterzubelichten und nur das<br />

Modell per Blitz hervorzuheben, ist eine<br />

bewährte Aufnahmetechnik von Lifestyle-,<br />

Hochzeits-, und Modefotografen. Sie lässt Details<br />

deutlich hervortreten und sorgt für mehr<br />

Dramatik in einer Szene, deshalb wird sie oft an<br />

Tagen mit bedecktem Himmel benutzt, um dem<br />

langweiligen Hintergrund eine stimmungsvolle<br />

Atmosphäre zu verleihen. Eine solche<br />

Transformation ist nicht schwer zu erreichen,<br />

probieren Sie es einfach bei nächster<br />

Gelegenheit aus. Sie können diese Technik auch<br />

bei blauem Himmel nutzen, um eindrucksvolle<br />

Porträts voll intensiver Farben zu erzeugen. Die<br />

Erfolgsformel heißt: Unterbelichtete Umgebung<br />

+ Blitzlicht für das Hauptmotiv.<br />

BRETT HARKNESS<br />

„Ganz gleich, ob ich Mode, Kinder oder Hochzeiten<br />

fotografiere, ich benutze ständig den Himmel als<br />

Hintergrund. Angesichts der Tatsache, dass er überall<br />

vorhanden ist, wundert es mich fast, dass er von<br />

vielen Fotografen nur selten ins Bild einbezogen wird.<br />

Das Prinzip dieser Aufnahmetechnik ist einfach:<br />

um den Hintergrund abzudunkeln, unterbelichten Sie<br />

die gesamte Szene, sorgen aber durch den Blitz dafür,<br />

dass das Modell korrekt belichtet wird. Bei klarem<br />

blauem Himmel entsteht so ein schöner Kontrast zu<br />

dem vom Blitz beleuchteten Modell.<br />

Als erstes müssen Sie die Belichtung für die<br />

Umgebung ermitteln. Dazu wählen Sie eine<br />

Automatik-Betriebsart der Kamera, drücken den<br />

Auslöser halb durch und schauen sich an, welche<br />

Werte die Kamera gefunden hat. Dann schalten Sie in<br />

die manuelle Betriebsart stellen diese Werte ein. Nun<br />

haben Sie eine Ausgangsbasis für das weitere<br />

Vorgehen. Da Sie ein Blitzgerät benutzen werden,<br />

haben Sie als kürzeste Verschlusszeit nur die<br />

maximale Blitzsynchronzeit der Kamera zur<br />

Verfügung. Wenn Sie also eine kürzere Verschlusszeit<br />

benutzen müssen, als die, die Sie soeben eingestellt<br />

haben, blenden Sie die entsprechende Zahl<br />

Blendenstufen ab oder stellen Sie eine entsprechend<br />

niedrigere ISO Empfindlichkeit ein. Machen Sie ein<br />

Testfoto, überprüfen Sie, ob der Himmel Ihren<br />

Vorstellungen entspricht und korrigieren Sie die<br />

Belichtung, falls er zu hell oder zu dunkel ist. Sind Sie<br />

mit der Abbildung des Himmels zufrieden, stellen Sie<br />

das Blitzgerät ein.<br />

Ich ziehe einen von der Kamera entkoppelten Blitz<br />

vor, denn so kann ich einen Blitzwinkel wählen, mit<br />

dem ich zusätzliche schattige Bereiche erzeugen<br />

„Richtige“, von der Kamera gemessene Belichtung<br />

1<br />

2<br />

kann, die dem Gesamteindruck des Bildes zugute<br />

kommen. Da Sie bei hellem Tageslicht fotografieren,<br />

müssen Sie so nah wie möglich an Ihr Modell<br />

herangehen, damit der Blitz seine Wirkung entfalten<br />

kann. Ist es sehr hell, versuche ich die Szene so zu<br />

gestalten, dass die Sonne hinter einem Objekt<br />

verschwindet, etwa hinter einem Baum oder einem<br />

Haus. Ist das nicht möglich, warte ich, bis die Sonne<br />

tiefer steht. Bei extrem hellen Lichtverhältnissen und<br />

wenn Sie nicht die Zeit haben, zu warten, bleibt Ihnen<br />

nichts anderes übrig, als auf einen tragbaren<br />

Studioblitz zurückzugreifen.“<br />

Um zwei Blendenstufen unterbelichtete Szene<br />

1) Ermitteln Sie die richtige Belichtung für die Umgebung<br />

und unterbelichten Sie um zwei Blendenstufen, damit das<br />

Blau des Himmels intensiver wird. Ihr Modell sollte jetzt nur<br />

noch als dunkler Schatten im Bild zu sehen sein.<br />

2) Statten Sie das Blitzgerät mit einer Softbox aus. Die<br />

Blitzleistung muss bei hellen Lichtverhältnissen sehr hoch<br />

eingestellt werden. Bringen Sie die Softbox so nah wie<br />

möglich an das Modell heran, achten Sie aber darauf, dass<br />

sie nicht in den Bildausschnitt ragt.<br />

3) Niedriger Kamerastandpunkt und Weitwinkelobjektiv<br />

ergeben einen dynamischen Effekt, der durch<br />

dunkelblauen Himmel noch verstärkt wird.<br />

Empfohlene Ausrüstung für entkoppeltes Blitzen<br />

Die bekannten Kamerahersteller bieten eigene<br />

Produkte an, außerdem gibt es von den<br />

Kameraherstellern unabhängige Markenprodukte.<br />

Obwohl an geeigneter Blitzausrüstung kein Mangel<br />

besteht, nutzen wir für unsere Projekte ausschließlich<br />

preiswertes Zubehör, um zu zeigen, dass die<br />

Blitzfotografie heute für alle erschwinglich ist. Die hier<br />

genannten Auslöser und Blitzgeräte verfügen<br />

allerdings nicht über TTL-Funktionen, Sie müssen also<br />

alle Einstellungen manuell vornehmen. Doch wie Sie<br />

gleich sehen werden, ist das einfacher als Sie denken.<br />

PREISWERTE FERNAUSLÖSER<br />

Die komfortabelste Methode,<br />

von der Kamera entkoppelt zu<br />

blitzen, besteht in der<br />

drahtlosen Fernauslösung der<br />

Blitzgeräte. Dabei werden<br />

Kamera und Blitzgeräte jeweils<br />

mit einem Transceiver ausgestattet, der in den<br />

jeweiligen Zubehörschuh geschoben wird. Wegen des<br />

unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnisses<br />

bevorzugen wir Geräte der Marke Yongnuo, in diesem<br />

Fall das Modell RF-603. Das Vierer-Set gibt es für 53 €<br />

bei eBay.<br />

PREISWERTE BLITZGERÄTE<br />

Angesichts von Preisen bei<br />

mehreren Hundert Euro für<br />

Marken-Blitzgeräte lag die Arbeit<br />

mit einem eigenen Multiblitz-<br />

Setup für die meisten von uns<br />

lange in weiter Ferne. Doch dem<br />

ist nicht mehr so. Wenn Sie sich damit anfreunden, alle<br />

Einstellungen manuell vorzunehmen, was ohnehin eine<br />

viel genauere Steuerung erlaubt als jede Automatik,<br />

können Sie sich jetzt Ihr eigenes, tragbares Studio in Form<br />

einiger Yongnuo YN 560 II Blitzgeräte leisten, das Stück<br />

um die 50 €, ebenfalls von eBay.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Blitzen 97<br />

3<br />

BLITZAUSRÜSTUNG<br />

1 Calumet Genesis GF400<br />

Blitzgerät<br />

2 PocketWizard Plus III<br />

Transceiver<br />

1 Softbox


98 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Blitzlicht plus<br />

Tageslicht<br />

Der Hauptunterschied zwischen automatischem und manuellem Blitzen besteht<br />

in der Art und Weise, wie das Umgebungslicht aufgenommen wird. Das erschließt<br />

sich nicht von selbst, ist jedoch einfach zu erklären: Wenn Sie beide, Kamera und<br />

Blitzgerät, mit der vollautomatischen Einstellung benutzen, wird die Kamera<br />

versuchen, Ihr Motiv ausschließlich mit dem Blitzlicht perfekt zu belichten. Wie der<br />

Rest der Szene aussieht, wird dabei nicht berücksichtigt, deswegen bleibt der<br />

Hintergrund oft dunkel. Stellen Sie jedoch Kamera und Blitzgerät manuell ein,<br />

können Sie beides, Umgebungslicht und Blitzlicht unabhängig voneinander<br />

steuern. Der Einfluss des Blitzlichts auf Ihre Szene kann verändert werden, indem<br />

Sie die Blitzleistung herauf- oder herabsetzen, die Entfernung zwischen Blitzgerät<br />

und Motiv anpassen oder die Blendeneinstellung ändern. Die Wirkung des<br />

Umgebungslichts hingegen ist von der Verschlusszeit abhängig; lange<br />

Verschlusszeiten lassen mehr Umgebungslicht auf den Sensor fallen, kurze<br />

Verschlusszeiten weniger. Mit langer Verschlusszeit erhalten Sie also eine hellere,<br />

mit kurzer Verschlusszeit eine dunklere Szene.<br />

Nun zeigen wir Ihnen, wie ein Porträt entstanden ist, das am Spätnachmittag im<br />

Gegenlicht fotografiert wurde.<br />

BJORN THOMASSEN „Diese Aufnahme entstand in einem<br />

kleinen Wäldchen, als die Sonne schon recht tief am Himmel stand.<br />

Der Spätnachmittag ist meine liebste Tageszeit, denn dann verleiht<br />

die Sonne meinen Motiven einen goldenen Glanz. Ich mache öfter<br />

Modell- und Lifestyle-Fotos mit einem Sonnenuntergang als<br />

Hintergrund, wobei ich dieselbe Aufnahmetechnik verwende. Bei<br />

Sonnenuntergang benutze ich allerdings eine kürzere<br />

Verschlusszeit, um die Farben des Himmels zu sättigen. Dadurch<br />

wird jedoch auf dem Foto erkennbar, das geblitzt wurde. Bei dieser<br />

Aufnahme war die Umgebung recht dunkel, weil die Bäume den<br />

Lichteinfall reduzierten. Um das auszugleichen, hätte ich die<br />

Blitzleistung erhöhen können, doch der Blitz sollte nicht mit der<br />

Sonne konkurrieren, sondern die Sonne sollte die dominante<br />

Lichtquelle bleiben. Sie schien zwischen den Bäumen hindurch,<br />

weswegen die gesamte Szene stark gebleicht wurde. Daher wählte<br />

ich die Verschlusszeit so, dass die Umgebung leicht überbelichtet<br />

wurde.<br />

Ein Blitz sollte nun dafür sorgen, dass mein Modell trotz des hellen<br />

Gegenlichts korrekt belichtet wurde. Der Blitz musste stark genug<br />

sein, zwar das Modell auszuleuchten, aber schwach genug, um die<br />

Umgebung nicht noch weiter aufzuhellen. Man kann dies anhand<br />

der Methode „Versuch und Irrtum“ erreichen, doch ich bevorzuge<br />

das altmodische Verfahren mit dem Handbelichtungsmesser. Zuerst<br />

maß ich die Helligkeitsdifferenz zwischen dem Himmel und dem<br />

Schatten, in dem mein Modell positioniert war. Der Unterschied<br />

betrug vier Blendenstufen. Nun maß ich das Umgebungslicht und<br />

stellte den gefundenen Wert an der Kamera ein. Die Verschlusszeit<br />

wählte ich etwas länger als die Messung ergeben hatte, damit die<br />

Aufnahme leicht überbelichtet wurde. Das Blitzgerät stellte ich auf<br />

einen vier Blendenstufen niedrigeren Wert ein, als den Messwert des<br />

Umgebungslichts.<br />

Das mag sich kompliziert anhören, ist es aber nicht. Wenn Sie die<br />

Prozedur Schritt für Schritt nachvollziehen, werden Sie die<br />

Zusammenhänge schnell erkennen. Sie müssen jedoch in solchen<br />

Situationen recht schnell arbeiten, weil die Lichtverhältnisse sich<br />

wegen der sinkenden Sonne schnell ändern.“<br />

1) Dies ist die erste Aufnahme ohne Blitz, mit Kameraeinstellungen entsprechend der Messung<br />

des Umgebungslichts. Mein Ziel war, dieses Bild durch leichtes Überbelichten der gesamten Szene<br />

zu verbessern; das Modell sollte mit einem dem Umgebungslicht angepassten Blitz belichtet<br />

werden.<br />

2) Für das geplante Setup waren zwei Blitzgeräte nötig. Der Hauptblitz war an einem Ausleger<br />

montiert und schoss durch eine Softbox, um Gesicht und Oberkörper des Modells weich zu<br />

beleuchten. Ein weiteres Blitzgerät, ausgestattet mit einem Blitzlichtformer („Flash Bender“) aus<br />

einem breiten, hellen Schirm sollte die untere Körperhälfte aufhellen.<br />

3) Beim <strong>Fotografie</strong>ren in die Sonne können Blendenflecke zum Problem werden. Sie reduzieren<br />

den Kontrast und lassen selbst das winzigste Staubkorn auf dem Foto erkennen. Eine<br />

Gegenlichtblende kann Abhilfe schaffen, besser ist jedoch eine längere Objektivbrennweite.<br />

Außerdem können Sie versuchen, die Besonderheiten der Umgebung zu nutzen, indem Sie die<br />

Bildkomposition so machen, dass die Sonne hinter einem Objekt verborgen ist, z. B. einem Baum.<br />

4) Dies ist das fertige Bild, aufgenommen mit leicht überbelichtetem Hintergrund und minimaler<br />

Blitzleistung. Der Wald ist als Kulisse ungewöhnlich und visuell sehr interessant. Das Foto<br />

vermittelt einen Eindruck von Isolation, der mir an diesem Motiv gefällt.<br />

1<br />

BLITZAUSRÜSTUNG<br />

2 Yongnuo Speedlite 560 II<br />

Blitzgeräte<br />

1 Softbox<br />

1 Flash-Bender<br />

3 Yongnuo Fernauslöser<br />

1 Lichtstativ


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Blitzen 99<br />

4<br />

2 3


100 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Blitz als künstliche Sonne<br />

Ist der Himmel bedeckt und grau? – Macht nichts, denn trotzdem können Sie in Ihren Fotos ein<br />

bisschen die Sonne scheinen lassen – folgen Sie einfach der hier beschriebenen Aufnahmetechnik<br />

und Sie können einen fantastischen goldenen Glanz in Ihre Bilder bringen.<br />

Jordan Butters<br />

Kamera: Nikon D800<br />

Objektiv: NIKKOR AF-S 70-200mm f/2.8G ED<br />

Glauben Sie manchmal auch, dass die<br />

Natur sich gegen Sie verschworen hat? Mir<br />

passiert es jedenfalls oft, dass ich einen<br />

wunderbaren Sonnenuntergang oder<br />

ideale Lichtverhältnisse entdecke, aber<br />

meine Kamera entweder im Auto oder zu<br />

Hause gelassen habe. Andererseits, wenn ich die Kamera<br />

bewusst mitnehme, ist das Licht oft miserabel und statt<br />

einer goldenen gibt es vor Sonnenuntergang eine<br />

dunkelgraue Stunde. Wenn ich unterwegs bin mit dem<br />

Ziel, Landschaftsaufnahmen zu machen, kann ich<br />

dagegen nicht viel tun, außer es an einem anderen Tag<br />

erneut zu versuchen. Geht es jedoch um ein Porträt, sieht<br />

die Sache anders aus. Mit Hilfe des Blitzgeräts und einer<br />

orangefarbenen Blitzfolie mache ich mir meine eigene<br />

Sonne; dann kann ich sogar die Zeit der goldenen Stunde<br />

selbst bestimmen…<br />

Sie werden das Blitzgerät benutzen, um das Gegenlicht<br />

eines Sonnenuntergangs zu simulieren, deswegen<br />

müssen Sie ihn von der Kamera entkoppelt auslösen. Das<br />

hört sich komplizierter an als es ist. Was Sie brauchen,<br />

ist ein Paar Transceiver, mit denen Sie den Blitz drahtlos<br />

auslösen können; die gibt es im Internet schon für unter<br />

40 €. Ich habe ein Paar Yongnuo RF-603 Funkauslöser<br />

verwendet. Wenn Sie die korrekte Belichtung für das<br />

Umgebungslicht ermittelt haben, bauen Sie das Blitzgerät<br />

auf und stellen dessen Leistung nach Ihrem Geschmack<br />

ein. Sie können TTL-kompatible Blitzgeräte und Auslöser<br />

benutzen, doch es funktioniert ebenso einfach mit<br />

manuellem Blitz, wenn Sie die Leistung entsprechend der<br />

Belichtungsmessung von Hand einstellen.<br />

Weiter brauchen Sie eine Blitzfolie, die das Blitzlicht<br />

orange einfärbt. Die gebräuchlichsten sind halb-CTOund<br />

CTO-Folien, wobei „CTO“ für „Colour Temperature<br />

Orange“ steht, was nichts anderes bedeutet als<br />

„Farbtemperatur Orange“. Die Folie wird vor dem Blitzkopf<br />

angebracht, wo sie die Farbtemperatur des Blitzes so<br />

modifiziert, dass der Blitz stark dem Sonnenlicht ähnelt.<br />

Bringen Sie die Folie an, bevor Sie die Blitzleistung<br />

ermitteln, denn die CTO-Folie kann die Blitzleistung um<br />

bis zu eine Blendenstufe herabsetzen.<br />

Wenn Sie einen Assistenten dabei haben, erspart Ihnen<br />

das viel Lauferei zwischen Kamera und Blitzgerät, wenn<br />

Sie dessen notwendige Leistung und Position ermitteln.<br />

Arbeiten Sie mit dem Umgebungslicht Stellen Sie<br />

1fest, aus welcher Richtung das natürliche Licht auf<br />

die Szene fällt. Für den gewünschten Effekt muss der<br />

Blitz aus derselben Richtung kommen, sonst fallen die<br />

Schatten in verschiedene Richtungen und machen<br />

den Effekt zunichte. Aus diesem Grund sind für diese<br />

Aufnahmetechnik bedeckter Himmel und schattige<br />

Motive am besten geeignet.<br />

Finden Sie die richtige Belichtung Benutzen Sie die<br />

2Zeitautomatik und wählen Sie eine weit offene Blende.<br />

Stellen Sie einen ISO-Wert ein, der Ihnen eine praktikable<br />

Verschlusszeit liefert, wobei Sie die maximale<br />

Blitzsynchronisationszeit Ihrer Kamera berücksichtigen<br />

müssen. Stellen Sie den Weißabgleich auf „Tageslicht“,<br />

machen Sie ein Testfoto und passen Sie die Einstellungen so<br />

an, dass Sie eine natürliche Belichtung ohne Blitz erhalten.<br />

Das fertige Bild<br />

Wer braucht eine<br />

untergehende Sonne, wenn<br />

er ein Blitzgerät hat?<br />

Belichtung: 1/100 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 800<br />

Bekannte Probleme<br />

Bereiten Sie den Blitz vor Bringen Sie die Blitzfolie<br />

3am Blitzkopf an und montieren Sie ihn auf ein<br />

Lichtstativ; alternativ kann ein Assistenten den Blitz<br />

halten. Machen Sie eine weitere Aufnahme, um die<br />

korrekte Blitzleistung, Blitzwinkel sowie Entfernung zu<br />

ermitteln und nehmen Sie gegebenenfalls weitere<br />

Korrekturen vor. Überprüfen Sie das Histogramm auf<br />

abgeschnittene Spitzlichter.<br />

Benutzen Sie einen Reflektor Je nach Qualität des<br />

4Umgebungslichts müssen Sie eventuell einen Teil<br />

des Blitzlichts mit einem Reflektor auf das Gesicht<br />

lenken. Da der Blitz orangefarbenes Licht erzeugt,<br />

wäre ein goldener Reflektor zu viel des Guten,<br />

empfehlenswert sind die Farben Silber oder Weiß. Den<br />

Reflektor halten Sie entweder selbst oder bemühen<br />

einen Assistenten.<br />

Wenn der Blitz in Richtung des Objektivs gerichtet ist,<br />

können Blendenflecke und eine Verschlechterung der<br />

Kontraste auftreten. Ist das der Fall, drehen Sie den Blitz schrittweise<br />

vom Objektiv weg, bis diese Störungen verschwinden.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Blitzen 101<br />

Blitz steht zu niedrig Wenn das Blitzgerät<br />

zu nah am Boden steht, wirkt der Effekt<br />

unrealistisch. Positionieren Sie den Blitz<br />

deshalb so hoch wie möglich.<br />

Umgebungslicht ist unterbelichtet Die<br />

Belichtung muss genau stimmen, sonst wird Ihr<br />

Motiv unterbelichtet. Ermitteln Sie die genaue<br />

Belichtung, bevor Sie den Blitz zuschalten.<br />

Blitz ist zu stark Falls die Blitzleistung zu stark ist, brennen<br />

die Spitzlichter aus. Überprüfen Sie deswegen nach der<br />

Testaufnahme das Histogramm. Wenn Sie ausgebrannte<br />

Spitzlichter feststellen, reduzieren Sie die Blitzleistung oder<br />

vergrößern den Abstand zwischen Blitz und Motiv.


102 Blitztechnik DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Licht aus – Spot an<br />

1<br />

Mit einem einzelnen Blitzgerät lassen sich Fotos machen,<br />

die wirken, als seien sie mit Studioblitz aufgenommen<br />

worden. Das liegt einerseits an der wesentlich<br />

verbesserten Leistung moderner Elektronenblitzgeräte,<br />

vor allem jedoch am heute verfügbaren Blitzzubehör.<br />

Fernauslöser machen es leichter als je zuvor, von der<br />

Kamera entkoppelt zu blitzen, während Lichtformer wie<br />

Snoots und Softboxen eine Manipulation des Blitzlichts<br />

erlauben, die vor wenigen Jahren noch nicht möglich<br />

war. Mit dieser Aufnahmetechnik, die viel<br />

unkomplizierter ist als die Wirkung der Aufnahmen<br />

vermuten lässt, machen auch Sie in Zukunft professionell<br />

aussehende Bilder.<br />

BRETT HARKNESS<br />

„Ein einzelnes Blitzgerät mit Softbox kann einen<br />

veritablen Spotlight-Effekt erzeugen, wobei der<br />

Lichtkegel allerdings weniger scharf abgegrenzt ist als<br />

bei einem regulären Spotlight. Es handelt sich um eine<br />

einfache, aber effiziente und eindrucksvolle Blitztechnik.<br />

Diese wird eingesetzt, um die fotografierte Person von<br />

der Umgebung zu isolierten und für den Betrachter<br />

hervorzuheben. Damit der Effekt funktioniert, darf das<br />

Foto ausschließlich mit Blitz belichtet werden, es darf<br />

also keinerlei Umgebungslicht hinzukommen. Das<br />

bedeutet nicht, dass Sie im Stockfinstern fotografieren<br />

müssen, sondern dass nur der Lichtausstoß des<br />

Blitzgeräts aufgenommen wird, indem mit relativ kurzer<br />

Verschlusszeit und mittlerer bis kleiner Blende<br />

fotografiert wird.<br />

Ein Assistent ist dabei sehr hilfreich, denn es muss<br />

eine Softbox, die in einem bestimmten Winkel nach<br />

unten gerichtet ist, über die fotografierte Person<br />

gehalten werden. Wenn Sie das selbst versuchen wollen,<br />

müssen Sie ziemlich akrobatisch veranlagt sein, denn<br />

schließlich müssen Sie gleichzeitig fotografieren… Damit<br />

der Spotlight-Effekt funktioniert, muss die Softbox in<br />

einer Höhe gehalten werden, dass zwar die Person<br />

beleuchtet wird, jedoch so wenig wie möglich von deren<br />

Umgebung, die so dunkel wie möglich bleiben sollte. Ich<br />

stelle den Zoom des Blitzkopfs meist auf 70mm ein, um<br />

die Lichtausbreitung zu minimieren, dann montiere ich<br />

eine 70cm-Softbox, die mit dieser Blitzeinstellung ein<br />

weiches, aber gut abgegrenztes Licht liefert.<br />

Worauf Sie unbedingt achten müssen, sind mögliche<br />

Reflexionen von Wänden oder polierten Oberflächen,<br />

die entstehen können, wenn der Blitz zu nah an einer<br />

solchen Oberfläche ausgelöst wird. Oft brauchen Sie nur<br />

die Position der Softbox oder der Kamera leicht zu<br />

ändern, damit die Reflexionen verschwinden; alternativ<br />

versuchen Sie einen anderen Bildausschnitt. Wenn alle<br />

Stricke reißen, müssen Sie die Reflexionen in der<br />

Nachbearbeitung entfernen.“<br />

Blitz zu hell<br />

Richtig eingestellter Blitz<br />

3<br />

1) Das Setup ist sehr einfach, weil nur ein einziges Blitzgerät<br />

verwendet wird. Zunächst positionieren Sie das Blitzgerät mit<br />

montierter Softbox über dem Motiv.<br />

2) Stellen Sie die Blitzsynchronisationszeit ein, wählen Sie die<br />

gewünschte Blende – bei mir war es Blende f/11 – und machen Sie<br />

ein paar Testfotos. Das Bild darf nicht zu hell, wie in diesem Fall, aber<br />

auch nicht zu dunkel sein. Korrigieren Sie ggf. die Blitzleistung und<br />

die Position der Softbox, um einen gleichmäßigen, attraktiven<br />

Lichtkegel zu erhalten.<br />

3) Wenn die Belichtung stimmt, wenden Sie sich den Posen zu. Das<br />

Gesicht sollte leicht ins Licht gedreht sein, damit es frei von Schatten<br />

ist. Probieren Sie unterschiedliche Posen aus, um festzustellen,<br />

welche in der vorhandenen Umgebung am besten wirken.<br />

4) Probieren Sie aus, die Softbox in einem flacheren Winkel zu halten,<br />

damit nur eine Seite der Person beleuchtet wird, während der Rest<br />

der Szene in der Dunkelheit verschwindet.<br />

5) Eine einzelne auf diese Weise eingesetzte Lichtquelle isoliert das<br />

Motiv vom Hintergrund – ein sehr professionell wirkender Effekt.<br />

4


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Blitztechnik 103<br />

VERWENDETE<br />

BLITZAUSRÜSTUNG<br />

1 Calumet Genesis GF400<br />

Blitzgerät<br />

2 Pocket Wizard Plus III<br />

Auslöser<br />

1 Softbox<br />

5


104 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Blitzfolien<br />

Der Lichtblitz eines Elektronenblitzgeräts hat<br />

die dieselbe Farbtemperatur wie Tageslicht,<br />

etwa 5500 Kelvin, sodass Aufnahmen mit Blitz<br />

die vorhandenen Farben neutral bzw. ohne<br />

Farbstiche abbilden. Insofern mag es<br />

merkwürdig erscheinen, eine farbige Folie vor<br />

dem Blitzkopf anzubringen, um das Blitzlicht<br />

gezielt einzufärben. Doch genau dazu sind<br />

Blitzfolien da. Ein farbiger Blitz kann einen<br />

langweiligen Hintergrund interessant machen,<br />

eine besondere Stimmung erzeugen oder ein<br />

Motiv farbig beleuchten.<br />

BRETT HARKNESS<br />

„Heute verwende ich kaum noch Blitzfolien<br />

beim <strong>Fotografie</strong>ren, doch früher habe ich sie<br />

oft benutzt, wenn ich beispielsweise einer<br />

Ziegelwand etwas Farbe geben wollte. Viele<br />

glauben, Blitzfolien hätten ihre beste Wirkung<br />

an weißen Wänden, doch ich finde, sie eignen<br />

sich viel besser für Wände, die bereits einen<br />

eigenen Grundfarbton mitbringen. Hat die<br />

Wand eine erkennbare Oberflächenstruktur,<br />

umso besser, denn das macht die Szene<br />

insgesamt interessanter. Es gibt zwei<br />

grundsätzlich unterschiedliche<br />

Vorgehensweisen, wie Blitzfolien eingesetzt<br />

werden können. Die erste und meist<br />

verwendete besteht darin, ausschließlich die<br />

Wirkung des Blitzes zu zeigen, also einen<br />

Hintergrund oder ein Modell, das von dem<br />

gefärbten Blitz angeleuchtet wird. Die zweite,<br />

weniger bekannte Methode besteht darin, das<br />

Blitzgerät selbst in das Bild einzubeziehen, so<br />

dass der Blitzkopf als farbiges Spitzlicht in der<br />

Szene zu sehen ist. Ganz gleich, welche<br />

Methode Sie benutzen, Ihr Modell muss auf<br />

jeden Fall von einem Blitz ohne Folie<br />

beleuchtet werden, damit es natürlich<br />

aussieht.<br />

Normalerweise bleiben farbige Blitze einer<br />

eher langweiligen Umgebung vorbehalten,<br />

die durch das Element der Farbe attraktiver<br />

gestaltet werden soll. Der farbige Blitz kann<br />

Blitzfolien und Hotspots<br />

1<br />

Mut zur Farbe<br />

aber auch dazu benutzt werden, eine<br />

besondere Stimmung in einer Szene zu<br />

erzeugen. Beispielweise sind die Farben Rot<br />

und Grün eine gute Wahl, wenn Sie einen<br />

starken, dramatischen Effekt erreichen wollen.<br />

Blau und Orange erzeugen einen subtileren<br />

Effekt. In diesem Beispiel wollte ich warmes<br />

Abendlicht simulieren, das durch ein Fenster<br />

einfällt. Auch die Szene selbst sollte<br />

interessanter werden, deswegen benutzte ich<br />

ein weiteres Blitzgerät mit einer blauen Folie.“<br />

2<br />

1) Bauen Sie den Hauptblitz mit Softbox in der Nähe des<br />

Modells auf, damit das Gesicht neutral beleuchtet wird. In<br />

diesem Fall wurde mit 1/125 Sekunde bei Blende f/5 und ISO<br />

125 belichtet, wobei das Blitzgerät auf 1/16 seiner<br />

Maximalleistung eingestellt war.<br />

2) Nachdem ich meinen Kamerastandpunkt festgelegt hatte,<br />

hielt ein Assistent das Blitzgerät, das Abendlicht simulieren<br />

sollte, draußen vor dem Fenster hoch und richtete es aus. Das<br />

Blitzgerät war auf 1/4 seiner Maximalleistung eingestellt.<br />

Dadurch sollte warmes, orangefarbenes Licht in das Zimmer<br />

fallen.<br />

3) Ein weiteres Blitzgerät mit blauer Folie wurde hinter dem<br />

Sofa versteckt und ebenfalls auf 1/4 der Maximalleistung<br />

eingestellt. Der Effekt ist nicht stark ausgeprägt, verleiht dem<br />

Bild aber eine besondere Stimmung.<br />

Die eben erklärte Aufnahmetechnik erfordert, dass die<br />

Blitzgeräte nicht im Bild zu sehen sind, während die folgende<br />

Aufnahmetechnik die Blitzgeräte bewusst ins Bild setzt. Sie<br />

werden direkt in die Kamera gerichtet, um das konzentriert<br />

austretende Licht für besondere Effekte zu nutzen. Die<br />

Lichtstärke der Blitzgeräte mit Folien muss ausgewogen sein,<br />

damit die Spitzlichter nicht die Szene dominieren und die<br />

Farben der Folien erkennbar bleiben. Wenn Sie dies beachten, ist<br />

der Rest ganz einfach.<br />

1) Bringen Sie Ihr Modell in Position, bauen Sie das Hauptblitzgerät<br />

auf und stellen Sie die erforderliche Blitzleistung ein. Die Werte für<br />

die Belichtungseinstellungen betrugen in unserem Fall 1/200<br />

Sekunde bei Blende f/5 und ISO 125.<br />

2) Wählen Sie den Bildausschnitt so, dass die durch die Blitzgeräte<br />

erzeugten Spitzlichter ansprechend positioniert sind. Mit<br />

Querformat und Modell in der Mitte machen Sie nichts falsch. Nun<br />

bauen Sie das erste Blitzgerät auf, das farbig blitzen soll.<br />

3) Dann folgt das Blitzgerät mit der zweiten Blitzfarbe – Sie können<br />

Ständer benutzen oder die Blitzgeräte von jemandem halten<br />

lassen. Hände und Arme sollten jedoch nicht im Bild sein.<br />

4) Blitzfolien machen ein Motiv auf ungewohnte, doch attraktive<br />

Weise interessant. Falls die Blitzgeräte oder haltenden Hände im<br />

Bild sind, entfernen Sie sie später in Photoshop.<br />

1 2<br />

3<br />

4


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Blitzen 105<br />

3<br />

BLITZAUSRÜSTUNG<br />

1 Calumet Genesis GF400 mit<br />

Softbox<br />

2 Yongnuo YN-560II Blitzgeräte<br />

3 Yongnuo Fernauslöser<br />

Farbige Blitzfolien


106 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

STUDIOBLITZ<br />

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5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Blitzen 107


108 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Studioblitz-Ausrüstung<br />

Viele empfinden ein Studioblitzsystem als etwas einschüchternd, doch dafür<br />

gibt es keinen Grund. Es ist zwar nicht ganz so einfach zu handhaben wie ein<br />

Elektronenblitzgerät, aber auch keine große Wissenschaft.<br />

Studioblitzsysteme gibt es zu Preisen von deutlich unter 300 Euro bis zu<br />

mehreren Tausend Euro, wobei die meisten Systeme ähnliche Funktionen<br />

haben. Alle folgen denselben Arbeitsprinzipien. Ein Studioblitzkopf stößt einen<br />

Blitz mit einer vorgegebenen Leistung aus, während zusätzliche Funktionen<br />

und diverses Zubehör dem Fotografen eine genaue Steuerung des<br />

Blitzausstoßes ermöglichen. Ein Studioblitzsystem wirklich zu beherrschen<br />

kann Jahre dauern, doch das Erlernen der Grundlagen ist relativ leicht. Genau<br />

wie beim Umgebungslicht ist entscheidend, das Motiv Ihren Vorstellungen<br />

entsprechend zu beleuchten.<br />

Der große Unterschied zwischen Studioblitz und Umgebungslicht besteht in<br />

dem Einfluss, den Sie ausüben können. Beim Studioblitz können Sie sowohl die<br />

Intensität, Richtung und Farbe des Lichts für Ihr Motiv viel genauer bestimmen<br />

als es bei natürlichem Licht jemals möglich wäre. Das macht den Studioblitz zu<br />

einer sehr vielseitigen Lichtquelle. Wir befassen uns nun mit den Grundlagen<br />

der Arbeit mit dem Studioblitz und zeigen, wie diverses Zubehör, Softboxen und<br />

Brollies, die Lichtverhältnisse für Ihr Motiv beeinflussen.<br />

Anatomie eines Studioblitzkopfs<br />

Diese Abbildung zeigt die Rückseite eines Interfit-Blitzkopfs. Die<br />

Blitzköpfe anderer Marken sehen ähnlich aus, alle sind übersichtlich<br />

beschriftet und die Bedienelemente einfach zu handhaben.<br />

4<br />

3<br />

2<br />

Setup der Kamera<br />

Schalten Sie die Kamera in die manuelle Betriebsart und stellen Sie die korrekte Blitzsynchronisationszeit ein. Dann<br />

stecken Sie einen PC-Adapter in den Zubehörschuh Ihrer Kamera und schließen das Blitzsynchronkabel an.<br />

CANON EOS MODELLE<br />

(1) Stellen Sie das Modus-Wahlrad<br />

auf „M“; die manuelle Betriebsart<br />

wird eingeschaltet.<br />

(2) Mit dem Hauptwahlrad stellen Sie<br />

die Blitzsynchronisationszeit ein.<br />

(3) Nachdem Sie eine Messung<br />

mit dem Blitz-Belichtungsmesser<br />

vorgenommen haben, drücken und<br />

halten Sie die (+/-) Taste und stellen<br />

am Hauptwahlrad die gewünschte<br />

Blende ein.<br />

DIE MEISTEN NIKON MODELLE<br />

(1) Stellen Sie das Funktionswählrad<br />

auf „M“; die manuelle Betriebsart<br />

wird eingeschaltet.<br />

(2) Stellen Sie mit dem Einstellrad<br />

an der Rückseite der Kamera die<br />

Blitzsynchronisationszeit ein.<br />

(3) Nachdem Sie eine Messung<br />

mit dem Blitz-Belichtungsmesser<br />

vorgenommen haben, Stellen<br />

Sie mit dem Einstellrad vorn<br />

am Handgriff der Kamera die<br />

gewünschte Blende ein.<br />

1<br />

2<br />

2<br />

1<br />

3<br />

3<br />

1<br />

Rückseite<br />

Bei den meisten Blitzköpfen finden Sie die<br />

Bedienelemente an der Rückseite, bei manchen<br />

Modellen sind sie auch an einer Seite des Blitzkopfs.<br />

1) Synchronanschluss: Die meisten<br />

Studioblitzsysteme werden mit Synchronkabel<br />

geliefert, das die Kamera mit dem Blitzkopf<br />

verbindet und dafür sorgt, dass der Blitz auslöst,<br />

wenn Sie den Auslöser drücken.<br />

2) Sensor: Dieser Sensor registriert den<br />

Blitzausstoß anderer Blitzköpfe. Wenn Ihre<br />

Kamera mit mehreren Blitzköpfen verbunden<br />

ist, löst der direkt an die Kamera angeschlossene<br />

Blitzkopf die anderen Blitzköpfe aus.<br />

3) Blitzleistung: Die Intensität des Blitzausstoßes<br />

eines Studioblitzkopfs kann reguliert werden.<br />

Bei einfachen Blitzköpfen wird die Leistung in<br />

definierten Stufen eingestellt, beispielsweise 1/8-<br />

, 1/4-, 1/2-Leistung usw. Bei anspruchsvolleren<br />

Modellen lässt sich die Blitzleistung stufenlos<br />

regeln.<br />

4) Status-LED/Piepton: Viele Blitzköpfe haben<br />

Statusleuchten, die anzeigen, wenn sie wieder<br />

einsatzbereit sind.<br />

Vorsicht, heiß!<br />

Blitzköpfe, ihre Metallrahmen und die<br />

Blitzlichtbirne heizen sich sehr stark<br />

auf, besonders wenn das Einstell-Licht<br />

eingeschaltet ist. Verbrennen Sie sich<br />

also nicht die Finger, wenn Sie einen<br />

Lichtformer wechseln.<br />

6<br />

Vorderseite<br />

An der Vorderseite befinden sich zwei<br />

Glühbirnen mit verschiedenen Funktionen:<br />

5) Glühbirne für das Einstell-Licht: Diese<br />

Wolframlampe bleibt ständig eingeschaltet,<br />

damit Sie Ihre Bildgestaltung vornehmen,<br />

scharfstellen und den Effekt des Blitzes<br />

bewerten können.<br />

6) Blitzlichtbirne: Sie erzeugt den starken<br />

Blitzausstoß. Die meisten Hersteller setzen<br />

speziell zu diesem Zweck konstruierte<br />

Glühbirnen ein, die miteinander nicht<br />

kompatibel sind. Alle sind jedoch äußerst<br />

empfindlich, gehen Sie also sehr vorsichtig<br />

damit um.<br />

5<br />

PENTAX K-SERIE<br />

(1) Stellen Sie das Hauptwahlrad an<br />

der Oberseite der Kamera auf „M“; die<br />

manuelle Betriebsart wird eingeschaltet.<br />

(2) Stellen Sie mit dem Einstellrad<br />

an der Rückseite der Kamera die<br />

Blitzsynchronisationszeit ein.<br />

(3) Nachdem Sie eine Messung mit dem<br />

Blitz-Belichtungsmesser vorgenommen<br />

haben, drücken und halten Sie die<br />

(+/-) Taste und stellen am Einstellrad die<br />

gewünschte Blende ein.<br />

SONY ALPHA SERIE<br />

(1) Stellen Sie das Hauptwahlrad<br />

an der Oberseite der Kamera auf<br />

„TV“; die Blendenautomatik wird<br />

eingeschaltet.<br />

(2) Stellen Sie mit dem vor dem<br />

Auslöser befindlicher Einstellrad die<br />

Blitzsynchronisationszeit ein.<br />

(3) Nachdem Sie eine Messung<br />

mit dem Blitz-Belichtungsmesser<br />

vorgenommen haben, drücken und<br />

halten Sie die (+/-)-Taste und stellen<br />

am Einstellrad die gewünschte<br />

Blende ein.<br />

KOMPAKTE SYSTEMKAMERAS<br />

Nicht alle kompakten Systemkameras<br />

verfügen über ein Wahlrad für die<br />

Betriebsart, trotzdem lässt sich die<br />

Betriebsart sehr einfach einstellen. Bei<br />

den meisten Modellen drücken Sie die<br />

Menü-Taste, oder eine der Kreuztasten<br />

am Multifunktionswähler, dann drehen<br />

Sie das Einstellrad auf „M“; die manuelle<br />

Betriebsart wird eingeschaltet. Bei<br />

Modellen mit Touchscreen aktivieren<br />

Sie das Bildschirmmenü und drücken<br />

das „M“-Symbol.<br />

1<br />

1<br />

2<br />

3<br />

3<br />

2


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Blitzen 109<br />

Studioblitz-Zubehör<br />

Mit Lichtformern und anderem Zubehör entfaltet Ihr Studioblitz-System seine verborgenen Fähigkeiten.<br />

Studioblitzköpfe sind dafür ausgelegt, einen Lichtblitz von großer<br />

Lichtstärke zu erzeugen, während das Zubehör die Wirkung für Ihr Motiv<br />

bestimmt. Jedes Zubehör beeinflusst das Licht auf eigene Weise. Die<br />

meisten einfachen Studioblitz-Systeme werden mit einem oder zwei<br />

Schirmen geliefert, doch es ist eine Fülle anderer Lichtformer verfügbar. Sie<br />

sollten wissen, welcher für welchen Zweck am besten geeignet ist. Unsere<br />

Übersicht zeigt die gebräuchlichen Lichtformer und beschreibt deren<br />

Auswirkungen auf die Studiobeleuchtung.<br />

Auch anderes Zubehör kann eine große Rolle für die Qualität Ihrer<br />

Aufnahmen spielen oder den Arbeitsablauf vereinfachen. Ein<br />

Blitz-Belichtungsmesser hilft beispielsweise bei der korrekten<br />

Blendeneinstellung, sodass Sie immer eine perfekte Belichtung erhalten;<br />

auch ein Fernauslöser ist eine große<br />

Erleichterung. Darüber hinaus beeinflusst der<br />

verwendete Studio-Hintergrund die Wirkung<br />

eines Fotos sehr stark. Hintergründe gibt es in<br />

großer Vielfalt, von einfarbig bis gemustert,<br />

von tapetenähnlichen Rollen bis zu<br />

TIPP<br />

Wenn Sie mit Studioblitz<br />

arbeiten, sollten Sie immer<br />

den weißen, transparenten<br />

Invercone über den Sensor<br />

des Blitzbelichtungsmessers<br />

stülpen, denn nur so wird<br />

das Umgebungslicht<br />

akkurat gemessen.<br />

unterschiedlichen Stoffen, die auf Rahmen gespannt werden. Auch ein<br />

Reflektor leistet gute Dienste; er wirft das Licht auf das Motiv oder den<br />

Hintergrund zurück und erspart Ihnen eine zusätzliche Lichtquelle. Ein<br />

silberner Reflektor ist am hellsten, ein weißer Reflektor liefert jedoch ein<br />

weicheres, natürlicheres Licht. Eine ausführliche Kaufberatung zu<br />

Lichtformern finden Sie auf Seite 155.<br />

Schirm (Brolly)<br />

Verfügbar in<br />

Weiß, Silber und<br />

transparent, ist der<br />

Schirm eine der<br />

preiswertesten<br />

Lichtformer. Silber<br />

wirft das Licht<br />

sehr gut zurück,<br />

Weiß erzeugt<br />

ein weiches,<br />

natürliches Licht,<br />

während ein<br />

transparenter<br />

Schirm ein sehr<br />

diffuses Licht<br />

erzeugt.<br />

Softbox<br />

Die Softbox ist der<br />

meist verwendete<br />

Lichtformer, sie<br />

erzeugt ein sehr<br />

diffuses Licht,<br />

das Personen auf<br />

Porträtfotos sehr<br />

vorteilhaft aussehen<br />

lässt. Je größer die<br />

Softbox ist, desto<br />

weicher ist das Licht,<br />

das sie produziert.<br />

Softboxen sind<br />

meist quadratisch,<br />

manche sind als<br />

lang gestrecktes<br />

Rechteck geformt und<br />

werden als „Striplight“<br />

bezeichnet.<br />

Beauty Dish<br />

Wie Sie richtig<br />

vermuten,<br />

wird diese<br />

für „Beauty“-<br />

Aufnahmen und<br />

Make-Up Fotos<br />

verwendet,<br />

meist in der<br />

Werbefotografie.<br />

Sie erzeugt in der<br />

Mitte ein sehr<br />

hartes Licht, das<br />

die Eigenschaft<br />

hat, Make-Up<br />

hervorzuheben.<br />

Spill-Kill<br />

Oft mit dem<br />

Blitzkopf<br />

zusammen<br />

geliefert, kanalisiert<br />

der Spill-Kill das<br />

Licht in einem<br />

konzentrierten<br />

Kegel, bei Porträts<br />

ist er hilfreich zur<br />

Ausleuchtung<br />

des Hintergrunds.<br />

Das Licht ist zu<br />

hart, um Gesichter<br />

zu beleuchten;<br />

es sei denn, Sie<br />

wünschen einen<br />

speziellen Effekt.<br />

Snoot<br />

Hier handelt es<br />

sich um einen<br />

konischen<br />

Lichtformer, der<br />

einen gerichteten<br />

Lichtkegel mit<br />

hartem Übergang<br />

vom Licht zum<br />

Schatten erzeugt.<br />

Er wird benutzt,<br />

um Gegenlicht zu<br />

erzeugen oder bei<br />

Porträtaufnahmen<br />

das Haar explizit<br />

anzuleuchten.<br />

Wabenraster<br />

Wabenraster<br />

produzieren einen<br />

runden Lichtkegel<br />

mit weichem<br />

Übergang in den<br />

Schatten und sind<br />

eine Alternative<br />

zum Snoot. Beide<br />

ähneln einem<br />

Spotlight, der<br />

Lichtaustrittswinkel<br />

ist aber größer.<br />

Wabenraster<br />

sind mit<br />

unterschiedlichen<br />

Rastergrößen<br />

erhältlich.


110 Studioblitz DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Im Studio: Messen und Belichten<br />

Für die Arbeit mit dem Studioblitz müssen Sie die entsprechenden Einstellungen an der Kamera<br />

manuell vornehmen. Die Belichtungsprogramme funktionieren in diesem Fall nicht. Hier erfahren<br />

Sie, wie Sie Ihre Studiobeleuchtung richtig einrichten.<br />

Paul Ward<br />

Es soll Fotografen geben, die ihre Kamera zum<br />

ersten Mal in die manuelle Betriebsart geschaltet<br />

haben, als sie auch zum ersten Mal mit einem<br />

Studioblitz-System arbeiten wollten – denn da<br />

hatten sie keine Wahl mehr. Beim Studioblitz gibt es keinen<br />

Informationsaustausch zwischen Kamera und Blitzkopf, ganz<br />

im Gegensatz zum bekannten Elektronenblitzgerät. Sie müssen<br />

selbst einen ISO-Wert bestimmen – üblicherweise einen sehr<br />

niedrigen von 100 oder 200 – die Blitzleistung einstellen und<br />

Die richtige Verbindung<br />

Bevor die Kamera den Blitzköpfen übermitteln kann,<br />

wann sie blitzen sollen, muss sie irgendwie mit diesen<br />

kommunizieren. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten.<br />

Die einfachste und billigste Lösung besteht in<br />

einem Synchronkabel, das an der PC-Buchse der<br />

Kamera und an die Synchronbuchse des Blitzkopfs<br />

angeschlossen wird. Solche Kabel gibt es für etwa 15<br />

€, und sie funktionieren sehr zuverlässig. Der Nachteil<br />

besteht darin, dass die Länge des Kabels die mögliche<br />

Distanz der Kamera zum Blitzkopf begrenzt, Ihre<br />

Beweglichkeit ist also eingeschränkt – außerdem<br />

besitzen Kabel die Eigenschaft, ständig im Weg zu<br />

sein.<br />

Ein Infrarotsystem bietet schon eine flexiblere<br />

Möglichkeit. Dabei wird ein Infrarotsender<br />

in den Zubehörschuh der Kamera gesteckt<br />

und ein entsprechender Empfänger an die<br />

Synchronisationsbuchse des Blitzkopfs<br />

angeschlossen. Da es keine Kabel gibt, können Sie<br />

sich ungehindert im Studio bewegen. Infrarotsysteme<br />

benötigen jedoch direkten „Sichtkontakt“ zwischen<br />

Sender und Empfänger, sonst funktionieren sie nicht.<br />

Sie sind teurer als ein Synchronisationskabel, die<br />

Preise beginnen bei etwa 70 €.<br />

eine Blende wählen, die Ihnen eine passende Belichtung liefert.<br />

Der traditionelle und beste Weg, die Studioblitz Leistung an die<br />

erforderliche Belichtung anzupassen, besteht darin, einen<br />

Blitzbelichtungsmesser zu benutzen. Man kann davon halten,<br />

was man will, doch immer mehr Fotografen legen den<br />

separaten Belichtungsmesser beiseite und nutzen stattdessen<br />

den Kameramonitor, um die erforderliche<br />

Belichtungseinstellung zu finden. Beide Methoden haben ihre<br />

Vor- und Nachteile, zur richtigen Belichtung kommen Sie mit<br />

beiden. Im Folgenden erklären wir die Einzelheiten.<br />

Am flexibelsten und zuverlässigsten ist jedoch<br />

ein Funkauslösesystem, wie es von den meisten<br />

Fotografen verwendet wird. Wie beim Infrarotsystem<br />

gibt es auch hier einen Sender und einen Empfänger,<br />

doch da es sich um eine Funkfernsteuerung handelt,<br />

erfordern sie keinen direkten Sichtkontakt. Dieser<br />

Komfort macht die Sache allerdings wieder teurer als<br />

das Kabel; auch hier sind Sie ab etwa 70 € dabei.<br />

Histogramm<br />

Das Histogramm bewährt sich in<br />

vielen Situationen als zuverlässiges<br />

Instrument auf der Suche nach<br />

einer ausbalancierten Belichtung.<br />

In der Studiofotografie können Sie<br />

sich allerdings nicht immer auf das<br />

Histogramm verlassen. Wenn Sie<br />

beispielsweise in einem weißen Studio<br />

fotografieren, werden Sie starke Spitzen<br />

im Histogramm sehen, die nichts Gutes<br />

verheißen, besonders dann, wenn Sie<br />

es gewohnt sind, Histogramme von<br />

Landschaftsfotos zu interpretieren. Es<br />

ist besser, die Belichtung anhand des<br />

Monitors der Kamera zu bewerten,<br />

oder anhand des Monitors eines an die<br />

Kamera angeschlossenen Notebooks.<br />

Wenn Sie aber das Histogramm zu Rate<br />

ziehen, trauen Sie nicht den Spitzen, die<br />

Ihnen eine Überbelichtung signalisieren.<br />

Bezugsquellen<br />

Hähnel: www.hahnel.de<br />

Hama: www.hama.de<br />

Sekonic: www.sekonic.com<br />

Yongnuo: www.amazon.de<br />

Studioblitz: Warum manuell?<br />

Es gibt viele gute Gründe, die manuelle Betriebsart<br />

der Kamera zu benutzen, wenn Sie ein Studioblitz-<br />

System verwenden. Würden Sie die Kamera auf<br />

Blendenautomatik schalten, würde sie immer eine<br />

zu große Blende einstellen, was zu hoffnungslos<br />

überbelichteten Fotos mit vollständig ausgebrannten<br />

Spitzlichtern führen würde. Würden Sie hingegen<br />

die Zeitautomatik wählen, bekämen Sie nichts als<br />

verschwommene Fotos, denn die Kamera hätte eine<br />

sehr lange Verschlusszeit eingestellt, basierend auf dem<br />

schummrigen Umgebungslicht. Nur in der manuellen<br />

Betriebsart können Sie Verschlusszeit und Blende so<br />

steuern, dass Sie in Verbindung mit dem Studioblitz-<br />

System zu einer ausgewogenen Belichtung kommen.<br />

✘ Blendenautomatik<br />

✘ Zeitautomatik<br />

Die Blitzsynchronisationszeit<br />

Sie müssen die Blitzsynchronisationszeit ihrer Kamera<br />

kennen, denn wenn Sie die unterschreiten, werden Sie sich<br />

höchstwahrscheinlich über einen schwarzen Balken wundern,<br />

der einen Teil des Fotos verdeckt. Dann haben Sie nämlich<br />

anstatt Ihres Motivs den Verschlussvorhang ihrer Kamera<br />

fotografiert, weil Blitzzeit und Verschlusszeit asynchron<br />

gewesen sind.<br />

Wenn Sie andererseits eine Verschlusszeit wählen, die<br />

länger ist als die maximale Blitzsynchronisationszeit, treten<br />

keine negativen Effekte auf. Unten finden Sie die maximalen<br />

Synchronisationszeiten namhafter Kameramarken:<br />

Canon: 1/200 Sek Sony: 1/250 Sek<br />

Nikon: 1/250 Sek Pentax: /180 Sek<br />

Olympus: 1/250 Sek<br />

✘ 1/500 Sek<br />

✔ 1/125 Sek<br />

✘ 1/320 Sek


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Studioblitz 111<br />

Belichtungsmessung beim Studioblitz<br />

Es gibt mehrere Methoden, um die gewünschte Belichtung mit einem Studioblitzsystem zu erreichen. Manche dauern etwas länger,<br />

andere erfordern einen Blitz-Belichtungsmesser. Wir stellen Ihnen drei Methoden vor, mit denen Sie sicher ans Ziel kommen.<br />

FÜR EINSTEIGER IN DIE STUDIOBLITZTECHNIK<br />

Methode 1: Versuch und Irrtum<br />

Der eindeutige Vorteil dieser Methode ist der dass Sie sich keinen Blitzbelichtungsmesser<br />

kaufen müssen. Da Sie das gerade geschossene Foto sofort auf dem Monitor der<br />

Kamera sehen können, ist es außerdem eine recht zeitsparende Methode. Ist das Foto<br />

überbelichtet, senken Sie die ISO-Empfindlichkeit, wählen eine kleinere Blende, oder tun<br />

beides. Ist das Foto hingegen unterbelichtet wählen Sie eine größere Blende, eine größere<br />

ISO-Empfindlichkeit, oder beides. Sie können auch das Histogramm heranziehen, um<br />

eine Feineinstellung der Belichtung vorzunehmen. Der Nachteil dieser Methode ist, dass<br />

sie weniger exakt ist als ein Blitzbelichtungsmesser, außerdem sind Sie davon abhängig, in<br />

welcher Qualität Ihr Kameramonitor eine Szene darstellt. Wenn Sie jedoch das Histogramm<br />

richtig interpretieren können, werden Sie immer korrekte Belichtungen erhalten. Falls Sie<br />

mehr als einen Blitzkopf benutzen, sollten Sie jeden Blitzkopf separat messen.<br />

1) Zuerst baue ich die Leuchten auf. Dann nehme ich die Einstellungen an der Kamera<br />

vor, die weitgehend auf Erfahrung beruhen. In diesem Fall waren es 1/125 Sekunde bei<br />

Blende f/20 und ISO 160. Dann mache ich ein Testfoto.<br />

2) Der Kameramonitor zeigt mir das Bild; es ist unterbelichtet und ich muss<br />

aufblenden.<br />

3) Ich ändere die Blende in f/5.6, aber jetzt ist das Foto überbelichtet. Die Spitzlichter<br />

auf der Haut sind ausgebrannt.<br />

4) Nun versuche ich es mit Blende f/11 und bekomme eine ausgewogene Belichtung,<br />

weder unter- noch überbelichtet.<br />

1<br />

3<br />

2<br />

4<br />

FÜR WENIGER ERFAHRENE FOTOGRAFEN<br />

Methode 2: Alle Lichter gleichzeitig messen<br />

Viele Hobbyfotografen – und auch viele Profis – benutzen diese Methode, um die<br />

richtige Belichtung für den Studioblitz einzustellen. Durch eine einzige Messung,<br />

wobei der Belichtungsmesser auf die Kamera gerichtet ist, nicht auf das Motiv,<br />

erhalten Sie schnell die Werte, die eine korrekte Belichtung ergeben. Das funktioniert<br />

sehr gut, denn Sie können das Ergebnis sofort überprüfen und anschließend die<br />

Blitzleistung der Blitzköpfe anpassen. Dann machen Sie eine weitere Messung und<br />

stellen den neu gemessenen Wert ein. Eventuell ist es problematisch, die Auswirkung<br />

jeder einzelnen Lichtquelle auf das Motiv genau einzuschätzen. Doch mit den<br />

folgenden Schritten sollte es Ihnen gelingen.<br />

1) In der manuellen Betriebsart stelle ich sowohl an der Kamera als auch<br />

am Blitzbelichtungsmesser ISO-160 ein, damit ich eine akkurate Messung<br />

bekomme.<br />

2) Die Messung mache ich auf dem Gesicht. Sie zeigt mir Blende f/11, und diese<br />

Blende stelle ich an der Kamera ein.<br />

3) Da ich nun die Belichtung für mein Motiv habe, brauche ich nun nur noch die<br />

Blitzleistung des auf den Hintergrund gerichteten Blitzkopfs einzustellen, um<br />

den Hintergrund dunkler oder heller erscheinen zu lassen.<br />

4) Nachdem ich durch Justieren der Blitzleistung die richtige Belichtung für den<br />

Hintergrund gefunden habe, bekomme ich ein korrekt belichtetes Foto meines<br />

Motivs. Noch ein paar kleinere Korrekturen in Photoshop, und das Bild ist fertig.<br />

1<br />

3<br />

2<br />

4<br />

FÜR ERFAHRENE FOTOGRAFEN<br />

Methode 3: Individuelle Messung jedes Blitzkopfs<br />

Dies ist eine professionelle Methode, mit der Sie die bestmögliche Belichtung erreichen.<br />

Dazu müssen Sie mit einem Blitzbelichtungsmesser jeden einzelnen Blitzkopf messen, denn<br />

nur so können Sie genau kontrollieren, wie der jeweilige Blitz die Lichtverhältnisse am Motiv<br />

beeinflusst und die Blitzleistung entsprechend anpassen. Diese Methode ist aufwändiger, aber<br />

am genausten und damit die erste Wahl, wenn Sie regelmäßig mit Studioblitz fotografieren.<br />

1) Die Beleuchtung ist installiert und eingeschaltet. Zusätzlich habe ich einen Diffusor<br />

aufgebaut, der Licht auf das Gesicht zurückwirft.<br />

2) Stellen Sie an Kamera und Blitzbelichtungsmesser de gleichen ISO-Wert ein und<br />

schalten Sie den Belichtungsmesser in den Blitzmodus; zu erkennen am kleinen<br />

Blitz-Symbol auf dem Display. Im Blitzmodus wartet der Belichtungsmesser, bis die<br />

Studioblitzköpfe geblitzt haben, bevor er Ihnen die Blendeneinstellung für die Kamera<br />

anzeigt.<br />

3) Nun mache ich eine Messung auf dem Gesicht, um festzustellen, mit welcher Blende<br />

die Haut richtig belichtet wird. Das ist in diesem Fall Blende f/11.<br />

4) Nun nehme ich eine Messung auf dem Hintergrund vor, die Blende f/16 ergibt. Das sagt<br />

mir, dass ich bei Blende f/11 einen hellen Hintergrund mit High-Key-Effekt erzielen kann.<br />

5) Durch mehrere Messungen bin ich in der Lage, sowohl die Belichtung für den<br />

Vordergrund als auch für den Hintergrund genau zu steuern, und erhalte ein perfekt<br />

belichtetes Foto.<br />

1<br />

3<br />

4<br />

2 5


112 Studioblitz DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Studio Setup: Ein Blitzkopf<br />

Der einfachste Einstieg in die Studio-Lichttechnik besteht darin, mit<br />

einem einzigen Blitzkopf anzufangen. Schon damit eröffnet sich Ihnen<br />

eine große Auswahl unterschiedlicher Beleuchtungstechniken.<br />

Mit bereits nur einem Blitzkopf können Sie hervorragende Porträtfotos machen.<br />

Viele Fotografen verwenden bei Ihrer Arbeit überhaupt nur einen einzigen<br />

Blitzkopf. Schließlich ist die Sonne bei Außenaufnahmen auch die einzige<br />

Lichtquelle – in der Regel jedenfalls. Ein Blitzkopf kann also alles bieten, was Sie<br />

brauchen. Das Setup ist sehr einfach. Schon die kleinste Veränderung am<br />

Lichtausstoß zeigt eine deutlich erkennbare Wirkung am Motiv. So können Sie<br />

den Winkel und die Streuung des Blitzes genau abstimmen. Selbstverständlich<br />

können Sie zusätzlich Reflektoren verwenden, um Licht zurückzuwerfen und<br />

Schatten aufzuhellen.<br />

Anhand der Bilder unten können Sie sehen, wie es sich auswirkt, wenn Sie die<br />

Lichtquelle in verschiedenen Höhen und Winkeln positionieren. Entscheidend<br />

ist es, den Studioblitz so einrichten, dass Sie die wenig vorteilhaften<br />

Darstellungen, die unten beispielhaft gezeigt sind, vermeiden. Schalten Sie die<br />

Kamera auf manuellen Betrieb und stellen die Synchronisationszeit des Blitzes<br />

ein. Die Blende wird durch Messung bestimmt – das ist bei einem Aufbau mit<br />

nur einem Blitz ganz einfach. Halten Sie das Messgerät mit angeschlossenem<br />

Synchronkabel vor das Gesicht des Modells und drücken die Taste, um den Blitz<br />

auszulösen und den Blendenwert zu ermitteln. Über die Einstellung der<br />

Lichtleistung des Blitzkopfs können Sie andere Blendeneinstellungen<br />

erforderlich machen und an der Kamera einstellen, je nach gewünschter<br />

Schärfentiefe. Erhöhen Sie die Leistung, wenn Sie eine kleinere Blende benutzen<br />

wollen und verringern Sie sie, für größere Blenden.<br />

Ein Blitzkopf: Alles was Sie brauchen, sind Ihre Kamera und ein Blitzkopf.<br />

Mit etwas Übung werden Sie schon bald gute Porträtfotos erzielen.<br />

1) Von oben beleuchtet<br />

Wenn das Licht hoch über dem<br />

Kopf des Modells positioniert<br />

ist, erhalten Sie ein natürlich<br />

wirkendes Licht. Allerdings können<br />

die Schatten unter Nase und Kinn<br />

etwas hart erscheinen. Lassen Sie<br />

das Modell zum Licht hin schauen.<br />

Sie können es auch einen Reflektor<br />

halten lassen, um die Schatten<br />

auszuleuchten.<br />

2) Von unten beleuchtet<br />

Störende Schatten unter Nase<br />

und Kinn entstehen erst gar<br />

nicht, wenn Sie den Blitzkopf<br />

unterhalb des Kopfes Ihres<br />

Modells platzieren. Lassen<br />

Sie das Modell nach unten<br />

zum Licht schauen. Dadurch<br />

erscheinen Glanzlichter in<br />

den Augen des Modells, auch<br />

„Catchlights“ genannt.<br />

3) Von der Seite beleuchtet<br />

Positionieren Sie den Blitzkopf<br />

entweder links oder rechts vom<br />

Gesicht des Modells, um eine sehr<br />

gerichtetes Licht zu bekommen,<br />

wobei die dem Licht abgewandte<br />

Seite des Gesichts im Schatten<br />

liegt. Stellen Sie den Blitzkopf nah<br />

genug an das Modell, damit die<br />

Glanzlichter in den Augen gut zu<br />

sehen sind.<br />

4) Eine Lichtquelle und ein<br />

Reflektor<br />

Halten Sie einen Reflektor in<br />

die Nähe des Gesichts auf der<br />

gegenüberliegenden Seite des<br />

Blitzkopfs. So können Sie harte<br />

Schatten mildern. Je näher<br />

Sie den Reflektor am Modell<br />

platzieren, desto stärker ist die<br />

Reflexionswirkung.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Studioblitz 113<br />

TIPP<br />

Den Kopf neigen<br />

Bei Porträtaufnahmen sollten<br />

Sie das Modell bitten, den Kopf<br />

leicht zu neigen. Das verleiht<br />

der Aufnahme zusätzliche<br />

Ausstrahlung und lässt das<br />

Modell deutlich entspannter<br />

wirken.<br />

Fragen und Antworten zum<br />

Studioblitz<br />

F Wie viel sollte ich für ein<br />

Studioblitzsystem ausgeben?<br />

A Wir empfehlen Ihnen zu Beginn ein<br />

System mit zwei Blitzköpfen, einer Softbox<br />

und einem Schirm. Die Preisunterschiede<br />

sind nach Hersteller erheblich, es hängt also<br />

ganz von Ihrem Budget ab.<br />

F Welche Vorteile bieten teurere Systeme?<br />

A Generell sind Verarbeitungsqualität und<br />

Zuverlässigkeit besser, doch der größte<br />

Vorteil besteht in ihrer höheren Leistung.<br />

Sie können die Blitzköpfe weiter entfernt<br />

von Ihrem Motiv aufstellen, der Lichtverlust<br />

durch Softboxen usw. ist geringer und<br />

die Blitzköpfe laden nach der Aufnahme<br />

schneller wieder auf. Bei teureren Systemen<br />

können Sie außerdem den Blitzausstoß<br />

besser steuern.<br />

F Ist das Zubehör verschiedener Systeme<br />

kompatibel?<br />

A Nein. Jeder Hersteller hat seine eigenen<br />

Anschlusssysteme, deswegen sind sie nicht<br />

kompatibel. Sie können jedoch Adapter<br />

der Marke Chimera bekommen, die deren<br />

Softboxen mit nahezu allen anderen<br />

Systemen kompatibel machen. (www.<br />

chimeralighting.com)<br />

F Wie soll ich die Kamera einstellen, wenn<br />

ich mit Studioblitz arbeite?<br />

A Schalten Sie die Kamera in die<br />

manuelle Betriebsart, denn das<br />

Belichtungsmesssystem fusioniert nicht<br />

mit Studioblitz. Stellen Sie die Verschlusszeit<br />

auf die Blitzsynchronzeit und die Blende<br />

entsprechend der Messung mit dem<br />

Blitzbelichtungsmesser ein.<br />

F Wie mache ich die Belichtungsmessung<br />

für einen Studioblitz?<br />

A Sie benutzen einen<br />

Blitzbelichtungsmesser, der per<br />

Synchronisationskabel mit einem<br />

Blitzkopf verbunden ist. Wenn Sie die<br />

Blitzköpfe aufgebaut haben, halten Sie<br />

den Belichtungsmesser vor das Gesicht<br />

Ihres Modells, nehmen eine Messung vor<br />

und stellen den gemessenen Blendenwert<br />

manuell an der Kamera ein. Vergessen Sie<br />

nicht, den Blitz-Belichtungsmesser und<br />

die Kamera auf den gleichen ISO-Wert<br />

einzustellen.<br />

F Wie verbinde ich die Kamera mit dem<br />

Studioblitzsystem?<br />

A Der Stecker an einem Ende des<br />

Studioblitz-Synchronkabels passt in die<br />

PC-Buchse Ihrer Kamera. Falls Ihre Kamera<br />

über keine solche Buchse verfügt, besorgen<br />

Sie sich einen Adapter für etwa 12 Euro, der<br />

in den Zubehörschuh der Kamera gesteckt<br />

wird, und schließen das Studioblitz-<br />

Synchronkabel an den Adapter an. Die<br />

etwas teurere Lösung ist ein drahtloser<br />

Auslöser, der ebenfalls in den Zubehörschuh<br />

passt und einen entsprechenden<br />

Empfänger am Blitzkopf auslöst.<br />

5) Klassischer Aufbau mit<br />

einer Lichtquelle<br />

Bei dieser Aufnahmetechnik wird<br />

das Licht geringfügig über und<br />

seitlich vom Modell platziert – im<br />

Winkel von 45° seitlich und 45°<br />

abwärts. Die daraus resultierende<br />

Beleuchtung verleiht dem Gesicht<br />

ein schönes, natürliches Aussehen<br />

und sorgt für attraktive Catchlights<br />

in den Augen – ein rundherum<br />

vorteilhaftes, gelungenes, Porträt.


114 Studioblitz DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Studio Setup: Zwei Blitzköpfe<br />

Nachdem Sie Erfahrungen mit einem Blitzkopf gesammelt haben, wollen<br />

Sie vielleicht Ihre kreativen Möglichkeiten erweitern, indem Sie einen<br />

zweiten Blitzkopf hinzunehmen.<br />

In vielen Kits sind zwei Blitzköpfe enthalten. Wenn Sie also die Beleuchtung von Motiven mit<br />

einem einzelnen Licht beherrschen, können Sie beginnen, mit einem zweiten zu<br />

experimentieren. Häufig wird beim <strong>Fotografie</strong>ren mit nur einem Licht ein Reflektor verwendet,<br />

um Schatten zu entfernen und das Motiv gleichmäßig auszuleuchten. Ohne Assistent ist die<br />

optimale Positionierung jedoch sehr mühsam.<br />

Wenn Sie stattdessen einen zweiten Blitzkopf verwenden, haben Sie zusätzlich den Vorteil,<br />

die Blitzleistung besser steuern zu können. Das zweite Licht wird als „Slave“ bezeichnet und löst<br />

aus, wenn es den Blitz vom ersten, dem „Master“-Blitzkopf registriert. Zwei Lichtquellen bieten<br />

auch mehr Spielraum für verschiedene Szenarien, Sie können das Modell aus verschiedenen<br />

Winkeln beleuchten oder einen Blitz auf das Modell und den anderen auf den Hintergrund<br />

richten.<br />

Wie führen Sie nun die Messung für zwei Blitzköpfe durch? Am einfachsten ist es, wenn Sie<br />

zunächst beide nach Ihren Vorstellungen aufbauen, anschließend eine Messung am Gesicht<br />

des Modells durchführen und mit der empfohlenen Blende eine Probeaufnahme machen.<br />

Dann können Sie sich überlegen, ob Sie die Position der Leuchten verändern, den Lichtausstoß<br />

der Köpfe oder die Blitzleistung insgesamt anpassen möchten. Führen Sie aber in jedem Fall<br />

eine neue Messung durch, um zu festzustellen, welche Blende Sie brauchen, und machen Sie<br />

eine weitere Probeaufnahme. Die Messung fällt genauer aus, wenn Sie jeden Blitzkopf einzeln<br />

messen und dann die entsprechenden Änderungen vornehmen. Auf diese Weise können Sie<br />

die Ausgewogenheit beider Lichtquellen genauer steuern. Diese Methode bedeutet ein wenig<br />

Mehraufwand, zahlt sich aber aus.<br />

Zwei Blitzköpfe: Dies ist ein typischer Aufbau für zwei Blitzköpfe. Sie sind mit einer<br />

Lichtwanne und einem Schirm ausgestattet, um weiches, diffuses Licht zu erzeugen.<br />

1) Von oben und unten<br />

beleuchtet<br />

Dies ist ein typischer Aufbau für<br />

eine Porträtaufnahme, mit dem<br />

Hauptlicht im 45°-Winkel zum<br />

Modell, um für die vorteilhafteste<br />

Beleuchtung zu sorgen. Das<br />

zweite Licht entfernt die Schatten<br />

unter dem Kinn, was bei fast<br />

jedem Modell funktioniert. Stellen<br />

Sie das Hauptlicht um zwei Stufen<br />

heller ein als das zweite Licht.<br />

2) Von oben beleuchtet und<br />

Rundumbeleuchtung<br />

Das Hauptlicht befindet sich<br />

über und rechts vom Modell. Das<br />

zweite Licht ist hinter dem Modell<br />

gegenüber dem Hauptlicht<br />

positioniert. Dadurch fällt Licht<br />

über die Schulter, was die<br />

Wangen heller erscheinen lässt.<br />

Dadurch wird die Aufnahme<br />

attraktiver, denn das Gesicht wird<br />

plastischer.<br />

3) Von hinten und vorne<br />

beleuchtet<br />

Hier haben wir ein Licht vor<br />

dem Modell zur Beleuchtung<br />

des Gesichts und ein Licht hinter<br />

dem Modell zur Beleuchtung des<br />

Haars, das dadurch mehr Glanz<br />

erhält. Diese Aufnahmetechnik<br />

funktioniert gut, wenn das Modell<br />

seidiges oder farbenkräftiges<br />

Haar hat und wird häufig für<br />

Werbefotos verwendet.<br />

4) Schmetterlingsbeleuchtung<br />

(Butterfly Lighting)<br />

Dies ist eine Technik alter Schule,<br />

die heute kaum mehr eingesetzt<br />

wird. Dabei werden beide Lichter<br />

so über dem Modell positioniert,<br />

dass sie in spitzem Winkel nach<br />

unten weisen, um Schatten auf<br />

das Gesicht zu werfen. So entsteht<br />

unter der Nase des Modells ein<br />

interessanter Schatten in Form eines<br />

Schmetterlings.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Studioblitz 115<br />

TIPP<br />

Brollies und Softboxen<br />

Brollies sind in den meisten<br />

Kits enthalten und erfüllen<br />

ihren Zweck; besser jedoch<br />

sind Softboxen, denn sie<br />

ergeben ein weicheres<br />

Licht, das bei den meisten<br />

Porträtfotos erwünscht ist.<br />

5) Von beiden Seiten beleuchtet<br />

Die seitliche Positionierung<br />

beider Lichter vor dem Modell<br />

ist wahrscheinlich die wichtigste<br />

Aufnahmetechnik mit zwei Blitzköpfen.<br />

Sie entfernt Schatten und sorgt für<br />

eine sehr gleichmäßige Ausleuchtung<br />

des gesamten Gesichts. Dadurch<br />

werden Falten und Hautunreinheiten<br />

unterdrückt.


116 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Schattenporträt<br />

im Studio<br />

Der Silhouettentrick – Caroline<br />

Schmidt führt ihn vor…<br />

Caroline Wilkinson<br />

Es sind ihre einfachen Linien und Formen, die<br />

Silhouetten so ansprechend macht, doch der<br />

Effekt ist weniger leicht zu erzielen als das<br />

simple Motiv vermuten lässt. Abgesehen von<br />

den Lichtverhältnissen und der Belichtung, müssen<br />

Geometrie und Pose stimmen, damit das Foto visuell<br />

ansprechend wirkt. Eine Pose im Profil ist immer ein<br />

guter Anfang, weil die Rundungen hervorgehoben<br />

werden. Damit Ihr Modell nicht zu statisch wirkt,<br />

benutzen Sie Requisiten. Nicht zuletzt sollte das Modell<br />

schwarze Kleidung tragen. Wenn Sie nicht über ein<br />

Studio verfügen, erreichen Sie denselben Effekt, wenn<br />

Sie an einem Fenster gegen das Sonnenlicht<br />

fotografieren.<br />

Setup: Stellen Sie zwei<br />

Studioblitzgeräte auf, beide mit<br />

mittlerer Leistung im Winkel von<br />

etwa 45° auf das vor dem gewählten<br />

Hintergrund stehende Modell<br />

ausgerichtet. Ganz einfach. Während<br />

ein Lastolite HiLite das ideale<br />

Werkzeug ist, können Sie einen<br />

ähnlichen Effekt erzielen, indem<br />

Sie zwei Studioleuchten bei voller<br />

Leistung auf einen Bogen weißes<br />

Papier oder eine weiße Stoffkulisse<br />

richten. Um Lichtstreuung auf dem<br />

Motiv zu vermeiden, befestigen Sie<br />

Tücher vor den Leuchten.<br />

Die richtige Blitzleistung<br />

Die Stärke des Blitzes hat großen Einfluss auf<br />

die Silhouette: Zu stark eingestellt geht der<br />

Silhouetteneffekt verloren, zu niedrig bleibt<br />

der Hintergrund dunkel.<br />

Einstellungen & Technik<br />

Schalten Sie Ihre Kamera in den<br />

manuellen Modus, auf die<br />

niedrigste ISO-Einstellung, den<br />

Weißabgleich auf automatisch und<br />

das Bildformat auf RAW + JPEG.<br />

Nun wählen Sie die<br />

Blitzsynchronzeit. In meinem Fall<br />

war das 1/250 Sekunde. Stellen Sie<br />

eine Blende von f/11 oder f/13 für<br />

eine optimale Schärfe ein und<br />

machen Sie ein Testfoto. Ist es<br />

überbelichtet, reduzieren Sie die<br />

Blitzleistung, ist es zu dunkel,<br />

erhöhen Sie sie. Der Autofokus kann<br />

bei schwachem Licht problematisch<br />

sein, legen Sie daher den passenden<br />

Schärfepunkt auf die Motivkante mit<br />

dem stärksten Kontrast oder stellen<br />

Sie manuell scharf.<br />

Kontrast verbessern Selbst wenn Ihre Belichtung<br />

1korrekt ist, kann der Hintergrund stumpf aussehen.<br />

Öffnen Sie die Aufnahme in Adobe Camera Raw und stellen<br />

Sie die Regler Helligkeit und Kontrast zwischen +80 und<br />

+100 ein, um die Kantenschärfe zu betonen. Dann<br />

verbessern Sie in Photoshop das Ergebnis, indem Sie den<br />

Kontrast über „Ebene > Neue Einstellungsebene ><br />

Tonwertkorrektur“ anpassen. Schließlich schneiden Sie das<br />

Bild zu und konvertieren es mit „Ebene > Neue<br />

Einstellungsebene > Schwarzweiß“.<br />

Hintergrund erweitern Wenn Sie einen<br />

2Lastolite HiLite benutzt haben, werden Sie<br />

vielleicht feststellen, dass Sie den Hintergrund<br />

ein wenig erweitern müssen. Duplizieren Sie das<br />

Bild in Photoshop. Wählen Sie das<br />

Pinsel-Werkzeug und halten Sie die Alt-Taste<br />

gedrückt, wird der Cursor zu einer Pipette. Nun<br />

klicken Sie auf eine weiße Fläche, lassen die<br />

Alt-Taste los und übermalen die Bereiche, die<br />

der Hintergrund nicht abgedeckt hat.<br />

Spaß mit Posen – hier einige Anregungen…<br />

Bewegung Wenn Ihr Modell lange<br />

Haare hat, nehmen Sie einen<br />

Ventilator dazu, dessen Luftstrom die<br />

Haare wehen lässt. So sieht die<br />

Aufnahme weniger statisch aus.<br />

Posen Verwenden Sie sich<br />

wiederholende Muster und Formen, um<br />

Interesse zu wecken. Versuchen Sie das<br />

Auge des Betrachters durch die<br />

Verbindungslinien im Bild zu halten.<br />

Sprünge Lassen Sie Ihr Modell<br />

einen Luftsprung machen. Achten<br />

Sie dabei darauf, dass genug freier<br />

Raum an den Rändern des<br />

Bildausschnitts bleibt.<br />

Abstraktes Konzentrieren Sie sich auf<br />

die Bildkomposition und zoomen Sie auf<br />

die Rundungen des Körpers oder auf<br />

Details wie die Füße – das ergibt<br />

unkonventionellere Motive.


Das fertige Bild<br />

Requisiten wie dieser<br />

Regenschirm erzeugen<br />

zusätzliches visuelles Interesse.<br />

Experimentieren Sie und sehen<br />

Sie, welche Effekte Sie erzeugen<br />

können, wenn Sie beispielsweise<br />

halbtransparente Tücher mit<br />

oder ohne Ventilator benutzen.<br />

Diese Bild wurde mit 1/250<br />

Sekunde bei Blende f/13 und ISO<br />

200 aufgenommen.


118 Studioblitz DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Brillantes Bokeh<br />

Fehlt Ihren Porträts der richtige Pfiff? Fügen Sie ein Bokeh hinzu und Ihre Bilder werden einen hervorragenden Eindruck machen.<br />

Jordan Butters<br />

Kamera: Nikon D800<br />

Objektiv: NIKKOR AF-S 85mm f/1.4G<br />

Software: Photoshop CS5<br />

Wenn Sie versuchen, einem Nicht-<br />

Fotografen zu erklären, was ein Bokeh ist,<br />

ernten Sie meist nur ein verständnisloses<br />

Kopfschütteln. Doch wer etwas davon<br />

versteht, wie man Licht mit der Kamera<br />

richtig einfängt, wird bestätigen, dass ein schönes Bokeh<br />

ein ganz besonderes Stilmittel der <strong>Fotografie</strong> ist, denn es<br />

gibt einem Bild etwas Magisches und bringt ein Funkeln in<br />

einen ansonsten eher langweiligen Hintergrund. Um<br />

Missverständnissen vorzubeugen: Der Begriff „Bokeh“<br />

meint die unscharfen Areale eines Bildes, die entstehen,<br />

wenn man mit weit offener Blende fotografiert, doch er<br />

bezieht sich auch auf die kreisförmigen und achteckigen<br />

Formen, die entstehen, wenn Spitzlichter unscharf<br />

aufgenommen werden. Wenn Sie im Freien ein Foto<br />

aufnehmen wollen, das große Bokeh-Elemente enthalten<br />

soll, brauchen Sie zwei Dinge: Erstens Ihr Hauptmotiv, das<br />

gestochen scharf im Vordergrund sein sollte und zweitens,<br />

in erheblicher Entfernung dahinter, die Lichter, die das<br />

Bokeh des Fotos erzeugen werden. Je weiter die Lichter<br />

aus dem Schärfebereich heraus sind, desto größer werden<br />

die Bokeh-Kugeln. Das gilt allerdings nur bis zu einem<br />

gewissen Punkt, denn wenn die Entfernung zu groß ist, fällt<br />

die Lichtstärke einer Lichtquelle stark ab und umso weniger<br />

hell wird sie aufgenommen.<br />

Ein Bokeh kann allerdings auch während der<br />

Nachbearbeitung hinzugefügt werden, und damit werden<br />

wir uns nun genauer befassen.<br />

Fügt man es während der Nachbearbeitung hinzu, hat<br />

man den Vorteil, dass man es stark vergrößern kann, um<br />

den Effekt noch besser wirken zu lassen. Einem Bild ein<br />

Bokeh hinzuzufügen, das vorher gar keins hatte, macht es<br />

unter Umständen erst richtig interessant. Ich gehe sogar<br />

soweit, Ihnen zu empfehlen, auf Ihrem Computer einen<br />

Ordner mit unscharfen Bokehs anzulegen, denn man kann<br />

sie öfter gebrauchen, um ein Foto aufzupeppen. Wenn Sie<br />

diese Technik nachvollziehen wollen, brauchen Sie einen<br />

schwarzen Hintergrund und ein Blitzgerät, um Ihr Motiv<br />

zu beleuchten. Mit ausreichend Tageslicht funktioniert<br />

es natürlich auch, vorausgesetzt, der Hintergrund bleibt<br />

im Dunkeln. Sie können beispielsweise von draußen<br />

jemanden fotografieren, der in einem Hauseingang steht,<br />

wobei der dahinterliegender Hausflur dunkel sein muss.<br />

Weiter brauchen Sie eine Lichterkette für das Bokeh; eine<br />

Lichterkette hat den Vorteil, dass Sie die Abstände und<br />

Lichtmuster der Leuchten nach Belieben festlegen können.<br />

Der richtige Hintergrund Die zu<br />

1fotografierende Person steht vor<br />

einem schwarzen Hintergrund. Das<br />

erleichtert Ihnen sehr das spätere<br />

Hinzufügen des Bokehs und es erspart<br />

Ihnen in Photoshop das Ausschneiden<br />

der Person. Ich habe einfach eine Rolle<br />

schwarzen Tuchs genommen, denn der<br />

Hintergrund braucht den Bildausschnitt<br />

nicht auszufüllen, weil er während der<br />

Nachbearbeitung ganz einfach erweitert<br />

werden kann.<br />

Das Foto Ich habe Gabriella mit<br />

2Blitzlicht und einer Softbox<br />

fotografiert. So bekam ich ein gut<br />

belichtetes Foto, ohne den<br />

Hintergrund überzubelichten.<br />

Zuvor machte ich ein Testfoto mit<br />

der Verschlusszeit für die<br />

Blitzsynchronisation von 1/200<br />

Sekunde bei Blende f/4 und ISO<br />

125.<br />

Beleuchtung ’Nun kommen wir zum<br />

3Bokeh. Schließen Sie die Lichterkette<br />

an und drapieren Sie sie so, dass<br />

einigermaßen regelmäßige Abstände<br />

zwischen den einzelnen Lämpchen<br />

entstehen. Zuerst versuchte ich, die<br />

Lichterkette auf dem Boden liegend zu<br />

fotografieren, doch dabei stellte sich<br />

heraus, dass der Teppich im Bild zu sehen<br />

war; also hängte ich die Lichterkette<br />

stattdessen vor den schwarzen<br />

Hintergrund.<br />

Das Bokeh-Foto Schalten Sie die<br />

4Kamera auf Zeitautomatik und geben<br />

Sie -1EV Belichtungskorrektur hinzu,<br />

damit Sie absolut sicher sein können,<br />

dass der Hintergrund schwarz bleibt.<br />

Wählen Sie ISO 200 und die größte<br />

Blende Ihres Objektivs, dann schalten Sie<br />

den Autofokus aus. Stellen manuell die<br />

minimale Arbeitsdistanz ein und machen<br />

Sie das Bild.<br />

In Photoshop...<br />

Konvertieren nach Schwarzweiß<br />

1Öffnen Sie das Porträtfoto in<br />

Photoshop und gehen Sie auf „Bild ><br />

Anpassen > Schwarzweiß“. Muss Ihr<br />

Hintergrund erweitert werden, tun Sie<br />

das jetzt mit dem Pinselwerkzeug und<br />

schwarzer Farbe.<br />

Bokeh-Foto einkopieren<br />

2Öffnen Sie das Bokeh-Foto und<br />

konvertieren es ebenfalls in Schwarzweiß.<br />

Dann klicken Sie auf „Bearbeiten ><br />

Kopieren“, schließen das Bokeh-Foto und<br />

legen es mit „Bearbeiten > Einfügen“ über<br />

das Porträtfoto.<br />

3Füllmethode ändern Mit in der<br />

Ebenenpalette ausgewählter Bokeh-Ebene<br />

ändern Sie deren Füllmethode in „Aufhellen“<br />

oder „Negativ multiplizieren“, je nachdem, was<br />

bei Ihnen das bessere Ergebnis liefert. Dann<br />

klicken Sie auf „Ebene > Ebenenmaske > Alles<br />

einblenden“.<br />

Maskieren Wählen Sie das<br />

4Pinselwerkzeug mit Schwarz als<br />

Vordergrundfarbe. Übermalen Sie<br />

vorsichtig alle Bereiche, in denen das<br />

Bokeh die porträtierte Person überlappt,<br />

wobei Sie in der Nähe der Kanten einen<br />

härteren Pinsel benutzen.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Studioblitz 119<br />

Das fertige Bild<br />

Mithilfe dieser einfachen<br />

Arbeitstechnik sind<br />

eindrucksvolle Bokeh-<br />

Porträts ein Kinderspiel.


120 Studioblitz DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Der Trick mit der „Film-<br />

Noir“ Beleuchtung<br />

In Hollywood sind nicht nur viele Filmklassiker entstanden, sondern mit ihnen auch<br />

eine immer weiter verfeinerte Lichttechnik. Dazu zählt auch der Beleuchtungsstil des<br />

„Film Noir“ – ein Low-Key-Stil, den auch Porträtfotografen beherrschen sollten. Doch<br />

keine Angst, Sie müssen kein komplettes Filmstudio anmieten…<br />

Bjorn Thomassen<br />

Wenn Fotografen an das<br />

Goldene Zeitalter Hollywoods<br />

denken, erinnern sie sich an<br />

Rita Hayworth, Elizabeth Taylor,<br />

Vivien Leigh und viele andere, doch nicht<br />

als Leinwand-Sirenen, sondern als<br />

charaktervolle Motive dramatischer<br />

Filmplakate. Für das klassische<br />

Hollywood-Porträt der 1940er Jahre<br />

waren kontrastreiche Schwarzweißbilder<br />

typisch, für die man stark gebündeltes<br />

Licht mit strategisch platziertem Schatten<br />

nutzte, um Tiefe und Dramatik zu<br />

erzielen. Heute wird diese Art der<br />

Beleuchtung als Kunstform angesehen<br />

und als solche immer noch für Porträts<br />

eingesetzt.<br />

Verglichen mit den Porträts, die wir heute<br />

fotografieren, ist die Pose relativ<br />

unbeweglich, und da die Art der<br />

Beleuchtung nicht wirklich<br />

schmeichelhaft ist, eignet sie sich am<br />

besten für Menschen mit sehr reiner<br />

Haut. Da selbst die kleinste<br />

Unvollkommenheit verstärkt wird,<br />

müssen die Lichtverhältnisse genau<br />

gesteuert und gezielt ausgewählt<br />

werden, wo das Licht hinfällt. Hier habe<br />

ich einen Studioblitz mit einem mittleren<br />

Reflektor und „Scheunentoren“<br />

verwendet, aber es funktioniert genauso<br />

gut, wenn Sie dicken, schwarzen Karton<br />

an allen vier Seiten des Blitzes befestigen.<br />

Das harte Blitzlicht wird vom Reflektor<br />

gegenüber reflektiert, bevor es das Modell<br />

erreicht. Ein zweiter Blitz stand zusätzlich<br />

an der anderen Seite, um die Konturen<br />

des Motivs zu betonen.<br />

Während die meisten Hollywood-Porträts<br />

einen schlichten, schwarzen Hintergrund<br />

verwenden, zeigen einige Bilder<br />

Strukturen der Kulisse. Aus diesem Grund<br />

haben wir einen weißen Hintergrund<br />

sorgfältig aufgehängt, um Ihnen den<br />

Effekt zu demonstrieren. Die<br />

Scheunentore verhindern, dass Licht auf<br />

den Hintergrund fällt, sodass der weiße<br />

Hintergrund sehr dunkel wirkt und etwas<br />

Farbe behält.<br />

Kamera-Setup<br />

Original<br />

Belichtung: Welche Blende Sie verwenden sollten, hängt davon<br />

ab, wie viel Hintergrunddetail Sie im Fokus haben möchten,<br />

wie nah das Motiv am Hintergrund bzw. wie stark Ihr Licht ist.<br />

Hier ist das Modell etwa einen Meter entfernt, also liefert Blende<br />

f/5.6 genug Schärfentiefe, um das Modell scharf einzustellen<br />

und den Hintergrund verschwimmen zu lassen. Halten Sie das<br />

Lichtmessgerät von der Nähe des Gesichts auf die Lichtquelle, nicht<br />

auf die Kamera, um exakt die Lichtmenge zu messen, die auf das<br />

Motiv fällt.<br />

Nun passen Sie die Stärke des Blitzes an, bis Sie die gewünschte<br />

Blendeneinstellung erhalten. Mit der Kamera im manuellen Modus<br />

und eingestellter Blitzsynchronisationszeit stellen Sie die passende<br />

Blende ein und machen Ihr Foto.<br />

Licht-Setup<br />

Platzieren Sie die Hauptlichtquelle in die<br />

Nähe des Motivs, damit Sie den Lichteinfall<br />

besser kontrollieren können: Sie sollten<br />

vermeiden, dass das Licht den Schoß des<br />

Modells ausleuchtet. Positionieren Sie<br />

die Hauptlichtquelle im 90°-Winkel zur<br />

Kamera und im Winkel von 45° zum Motiv.<br />

Bringen Sie Ihr Modell in Position, sodass<br />

die Seite des Gesichts, auf die das meiste<br />

Licht fällt, von der Kamera abgewandt<br />

ist. Auf diese Wiese fällt ein dreieckiger<br />

Schatten auf die Wange, die der Kamera<br />

am nächsten ist. Dies ist charakteristisch<br />

für diese Art von Beleuchtung. Die Fläche<br />

des Gesichts muss im richtigen Verhältnis<br />

zur Hauptlichtquelle stehen, damit der<br />

Schatten richtig fällt. Zwar ist jedes Setup<br />

unterschiedlich, doch wenn Sie den Reflektor<br />

positionieren, um die Hauptlichtquelle<br />

abzumildern, vermeiden Sie, den Reflektor<br />

zu nahe am Körper zu platzieren, denn das<br />

könnte die eindrucksvolle Modellierung<br />

und die Schatten, die Sie erzeugt haben,<br />

konterkarieren. Mein Reflektor stand etwa<br />

1,2m vom Modell entfernt. Um dem Bild<br />

mehr Tiefe zu geben, wurde ein Aufhell-<br />

Licht etwa einen Meter vom Motiv entfernt<br />

positioniert, das in einem Winkel von 30°<br />

nach oben blitzte. Mein Setup hatte ein<br />

Lichtverhältnis von 3:1 zwischen Haupt- und<br />

Aufhellblitz, damit dieser nicht dominierte.<br />

Studioblitz<br />

Scheunentore<br />

Funkauslöser<br />

Reflektor<br />

Reflektor


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Studioblitz 121<br />

Das fertige Bild<br />

Dieses „Hollywood-Porträt“, aufgenommen bei<br />

1/160 Sekunde und Blende f/5.6, wirkt mit<br />

einem weichen Sepia-Ton noch<br />

beeindruckender. Die Haut wurde mit dem<br />

Reparaturpinsel-Werkzeug etwas retuschiert,<br />

kleinere Anpassungen des Farbtons wurden<br />

per Tonwertkorrektur vorgenommen. Fügen<br />

Sie einen Duplex-Effekt hinzu, indem Sie unter<br />

„Bild > Graustufen > Duplex“ und dann im<br />

Menü den „Sepia“-Stil auswählen.


122 Weibliche Formen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

KUNSTVOLL IM BILD:<br />

WEIBLICHE FORMEN<br />

DER WEIBLICHE KÖRPER GEHÖRT ZU DEN MEIST FOTOGRAFIERTEN MOTIVEN ÜBERHAUPT – DOCH ES IST NICHT<br />

GANZ EINFACH, IHN RICHTIG INS BILD ZU SETZEN. HIER ERKLÄREN WIR DIE GRUNDLAGEN DER AKTFOTOGRAFIE, VON<br />

DEN POSEN ÜBER DIE BELEUCHTUNG BIS ZUR BENÖTIGTEN AUSRÜSTUNG.<br />

Worin besteht der Unterschied<br />

zwischen einem erotischen Bild<br />

und einem künstlerischen<br />

Aktfoto? Geschmack, Toleranz<br />

und Kunstbegriff sind sehr unterschiedlich<br />

ausgeprägt, und diese Subjektivität macht das<br />

Thema schnell kontrovers. Wir hoffen aber, die<br />

folgenden Hinweise werden Ihnen helfen,<br />

künstlerische Aktfotos zu machen, die die<br />

Grenze zum Ordinären nicht überschreiten.<br />

<strong>Fotografie</strong>n von halbnackten und nackten<br />

weiblichen Körpern sollen deren Schönheit<br />

und Symmetrie zelebrieren, Anerkennung<br />

und Bewunderung auslösen. Künstlerische<br />

Fotos entstehen aus ästhetischen,<br />

konzeptuellen Gründen, nicht aus<br />

Nutzenerwägungen heraus. Mit diesen<br />

Überlegungen im Hintergrund werden Ihre<br />

Aktfotos ihre künstlerische Ausdruckskraft<br />

bekommen. Die Reaktion des Betrachters<br />

spielt eine große Rolle beim Erfolg eines<br />

Aktfotos. Eine schon zu Beginn klare<br />

Vorstellung davon, was Sie beim Betrachter<br />

erreichen wollen, erleichtert den Erfolg. Es gibt<br />

eine feine Grenze zwischen Sinnlichkeit und<br />

Sexualität in der <strong>Fotografie</strong>. Sinnlichkeit spricht<br />

die Sinne an und betont Schönheit, bezieht<br />

den Betrachter aber wegen des fehlenden<br />

Blickkontakts nicht ein.<br />

Sobald Ihr Modell in die Kamera blickt, ist<br />

der Betrachter involviert, was dessen<br />

Engagement verstärkt und schnell ins<br />

Sexuelle übergeht. Doch der Blickkontakt ist<br />

nicht der einzige Faktor, die Reaktion des<br />

Betrachters wird auch von der Körpersprache<br />

des Modells beeinflusst, von der Pose und der<br />

Kulisse. Gedämpfte Farben tragen ebenfalls<br />

zur künstlerischen Qualität des Bildes bei,<br />

denn Sie betonen Formen, die Bildgestaltung<br />

und die Rolle des Lichts. Das Modell selbst<br />

spielt natürlich die größte Rolle für die<br />

Ästhetik eines Fotos. Der passende Körper für<br />

das beabsichtigte Konzept ist die wichtigste<br />

Überlegung, wenn Sie ein Aktfoto<br />

vorbereiten. Die Wahl „normaler“ Frauen<br />

anstelle professioneller Modelle hat ihre<br />

Vorteile, doch die werden nervöser sein vor<br />

der Kamera und brauchen mehr Anleitung.<br />

Doch ganz gleich, wer vor Ihrer Kamera steht,<br />

lassen Sie Ihr Modell eine<br />

Nutzungsrechtsvereinbarung unterzeichnen.<br />

Das Studium der Portfolios anderer<br />

Fotografen hilft Ihnen, festzustellen, welche<br />

Art Aktfotos Sie mögen, welcher Stil Ihnen<br />

gefällt und welcher nicht. Es hilft Ihnen auch,<br />

ein Gespür für die kleinen Unterschiede zu<br />

bekommen, die dennoch einen extremen<br />

Einfluss auf das Foto haben. Schauen Sie sich<br />

die Klassiker von David Bailey, Ralph Gibson,<br />

Andreas Bitesnich und Ruth Bernhard an.<br />

Jeder hat einen anderen Stil, und nicht immer<br />

wird Zurückhaltung geübt. Schauen Sie sich<br />

Ausdruck und Haltung der Modelle und die<br />

Kulisse an und versuchen Sie herauszufinden,<br />

wodurch bestimmte Eindrücke<br />

hervorgerufen werden.<br />

Ein wichtiger Teil der Arbeit besteht im<br />

richtigen Umgang mit dem Schatten, denn<br />

der ist hier ebenso wichtig wie das Licht, um<br />

Ihrem Bild Tiefe und Struktur zu geben. Sie<br />

können durch Schatten Teile des Körpers<br />

formen, betonen oder verbergen. Damit legen<br />

Sie die Stimmung eines Bildes fest. Die Art des<br />

Übergangs von Licht und Schatten hängt ab<br />

von der Größe der Lichtquelle relativ zum<br />

Modell. Je kleiner die Lichtquelle und je weiter<br />

entfernt sie sich befindet, desto intensiver die<br />

Schatten und umgekehrt. Seien Sie sich also<br />

des Effektes bewusst, wenn Sie die<br />

Lichtquellen positionieren. Schatten eignen<br />

sich sehr gut, Teile des Körpers zu verbergen,<br />

doch Sie können auch Hautunreinheiten<br />

hervorheben, was Ihnen mehr Arbeit beim<br />

Retuschieren bereitet.<br />

Der richtige Umgang mit Schatten erfordert<br />

Erfahrung, doch die folgenden Tipps sollten<br />

Ihnen den Einstieg erleichtern. Ist ein Schatten<br />

zu intensiv und Sie möchten trotzdem Details<br />

aus dem schattigen Bereich abbilden, hellen<br />

Sie den Bereich auf, entweder mit einem<br />

Reflektor oder einer weiteren Lichtquelle, die<br />

allerdings mehrere Blendenstufen dunkler<br />

sein sollte, als das Hauptlicht. Haben Sie das<br />

gegenteilige Problem, dass nicht genug<br />

Schatten vorhanden ist, sind wahrscheinlich<br />

unerwünschte Reflexionen im Spiel. Benutzen<br />

Sie schwarze Tücher oder die schwarze Seite<br />

eines Reflektors, um Reflexionen von dem<br />

betroffenen Schatten fernzuhalten.<br />

Benötigte Ausrüstung<br />

Teure Spezialausrüstung ist nicht erforderlich,<br />

doch wir raten dringend zu guten Objektiven,<br />

den besten, die Sie sich leisten können.<br />

Schnelle Objektive mit fester Brennweite<br />

oder Telezooms wie das 24-70mm f/2.8,<br />

das 24-105mm f/2.8, das 50mm f/1.4 oder<br />

80mm f/1.4 sind bestens geeignet. Wenn<br />

die eben genannten Ihr Budget sprengen,<br />

empfehlen wir das 50mm f/1.8 – dessen<br />

gute Qualität bekommen Sie für etwa 100€.<br />

Wenn Sie in einer größeren Distanz zu<br />

Ihrem Motiv arbeiten wollen, brauchen Sie<br />

eine längere Brennweite, beispielsweise<br />

ein 70-200mm f/2.8. Der geringere<br />

Schärfentiefebereich schneller Objektive<br />

ist hier sehr willkommen, denn er zeichnet<br />

die Haut weicher, unterdrückt Falten und<br />

verwischt den Hintergrund. Sie können das<br />

mit natürlichem Licht, mit Reflektoren oder<br />

mit Blitzgeräten erreichen, doch Sie sollten<br />

wenigstens ein Studioblitzgerät haben,<br />

wenn Sie diese Art <strong>Fotografie</strong> ernsthafter<br />

betreiben wollen. Das können ein- oder<br />

zweiköpfige Leuchten sein. Die meisten hier<br />

gezeigten Setups kommen mit einem oder<br />

zwei Blitzköpfen und Reflektoren aus - der<br />

Unterschied liegt bei den Lichtformern.<br />

Benutzen Sie für den Studioblitz einen<br />

drahtlosen Blitzauslöser und einen separaten<br />

Belichtungsmesser. Damit können Sie das<br />

Licht in bestimmten Bereichen des Motivs<br />

messen. So bekommen Sie genaue Werte<br />

und können schnell arbeiten - was nicht<br />

unwichtig ist in der Aktfotografie. Denken<br />

Sie an die Raumtemperatur - immerhin ist<br />

Ihr Modell zumindest halbnackt. Bestimmen<br />

Sie die Belichtung auf keinen Fall mit dem<br />

Kameramonitor, das wäre nicht exakt genug.<br />

Tipp<br />

Man muss viel beachten bei einer Studiobeleuchtung,<br />

mehr als hier vernünftigerweise besprochen<br />

werden könnte. Doch wir können noch ein paar<br />

Hinweise geben, damit Sie eine gute Ausgangsbasis<br />

bekommen.<br />

Das Abstandsquadratgesetz beispielsweise besagt:<br />

Ein Objekt, das sich in der doppelten Entfernung<br />

einer Lichtquelle befindet, empfängt ein Viertel der<br />

Leuchtkraft besagter Lichtquelle. Was sich zunächst<br />

recht blödsinnig anhört – doppelte Entfernung<br />

wovon? – sei an einem Beispiel verdeutlicht: Wenn<br />

Sie eine Lichtquelle, die zwei Meter von Ihrem<br />

Modell entfernt steht, stattdessen vier Meter entfernt<br />

aufstellen, wird das Modell nur noch mit einem<br />

Viertel der Lichtstärke beleuchtet, bezogen auf die<br />

Entfernung von zwei Metern. Dieser Zusammenhang<br />

ist sehr wichtig, um die Stimmung eines Bildes<br />

zu steuern: Je weiter das Licht entfernt ist, desto<br />

breiter streut das Licht und desto gleichmäßiger ist<br />

die Beleuchtung. Je näher das Licht am Modell ist,<br />

desto härter sind die Übergänge zwischen Licht und<br />

Schatten und desto dunkler sind die Schatten.


Die Pose<br />

Symmetrie ist entscheidend<br />

bei Aktaufnahmen, deswegen<br />

sollte Ihr Modell möglichst<br />

originell, aber gleichmäßig<br />

posieren. In diesem Bild<br />

dienen Arme und Beine als<br />

Führungslinien, die den Blick<br />

um den Körper herum leiten.<br />

FOTO: ISTOCK PHOTO


124 Weibliche Formen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Lichtstreuende Materialien<br />

Geben Sie der Silhouette eine ganz<br />

besondere Wirkung, indem Sie ein<br />

Seidentuch oder eine dünne, weiße<br />

Gardine über einen mit Baumwollstoff<br />

bespannten Rahmen werfen. Diesen<br />

Rahmen stellen Sie zwischen Modell<br />

und Kamera. Dadurch wird die<br />

Silhouette sehr weich abgebildet. Falls<br />

der Autofokus dabei streikt, stellen Sie<br />

manuell scharf.<br />

ISTOCK PHOTO


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Weibliche Formen 125<br />

Haut glänzt normalerweise nicht, doch mitunter<br />

verbessert es die Wirkung eines Fotos, wenn die Haut das<br />

Licht reflektiert. Das erreichen Sie ganz einfach, indem Sie<br />

das Modell bitten, sich einzuölen, sei es mit Sonnenöl oder<br />

irgendeiner schimmernden Body Lotion. Sie könnten<br />

darüber hinaus, um bestimmte Stellen zu akzentuieren,<br />

auch Wasser aus einer Sprühflasche benutzen. Sie müssen<br />

dann jedoch schnell arbeiten, weil es in der Hitze der<br />

Studioscheinwerfer rasch verdunstet. Abgesehen von der<br />

Beleuchtung ist die Pose entscheidend; hier gibt es<br />

Hunderte von Möglichkeiten. Welche in einer konkreten<br />

Situation am besten wirkt, hängt von der Figur und der<br />

Größe Ihres Modells ab. Generell sollten Sie versuchen, eine<br />

C-, D-, oder S-Form darstellen zu lassen, um die Kurven des<br />

Körpers zu betonen. Die Linien sollten miteinander<br />

verbunden sein und möglichst zurück zum Gesicht führen,<br />

um den Blick des Betrachters dorthin zu leiten.<br />

Vermeiden Sie ausgestreckte Gliedmaßen. Sie sollten<br />

stattdessen ein Dreieck oder einem Bogen bilden. Verstärken<br />

Sie die Einfachheit des Motivs durch eine ausbalancierte,<br />

symmetrische Bildkomposition und achten Sie dabei auf<br />

den Kamerawinkel. Damit ein Körper symmetrisch<br />

dargestellt wird, fotografieren Sie auf Augenhöhe, damit die<br />

Perspektive „normal“ ist. Das Modell sollte sich leicht von der<br />

Kamera weg drehen, das ergibt einen vorteilhafteren<br />

Blickwinkel. Falls Sie kein professionelles Modell engagiert<br />

haben, müssen Sie damit rechnen, dass sich Ihr Modell<br />

aufgrund des unbekleideten Posierens eher schüchtern<br />

Plastische Aktfotos<br />

Der Konturen der weiblichen Figur sind einfach und<br />

weich; wenn Sie die Figur freistellen, entstehen sehr<br />

plastische Bilder. Die beste Methode, die Umrisse des<br />

Körpers abzubilden, besteht darin, ihn im Gegenlicht zu<br />

fotografieren, entweder vor einem weißen Hintergrund,<br />

um eine Silhouette zu erzeugen oder durch seitliche<br />

Beleuchtung vor einem schwarzen Hintergrund. Für<br />

die Aufnahme als Silhouette richten Sie einen oder zwei<br />

Studioblitzköpfe mit voller Leistung ohne Lichtformer<br />

auf den Hintergrund. Dabei darf nicht zu viel Licht auf<br />

das Modell fallen. Nehmen Sie die Belichtungsmessung<br />

am Hintergrund vor, damit der Körper als Silhouette<br />

abgebildet wird. Die Aufnahme mit seitlicher Beleuchtung<br />

vor schwarzem Hintergrund ist etwas komplizierter, weil<br />

ISTOCK PHOTO<br />

verhalten wird. Planen Sie deshalb das Beleuchtungssetup<br />

und die Pose so genau wie möglich vor der eigentlichen<br />

Fotosession. So verkürzen Sie die Zeit, in der das Modell<br />

unbekleidet im Studio sitzen muss. Erklären Sie immer<br />

genau was Sie tun werden, bevor es die Kleidung ablegt und<br />

fahren Sie mit den Erklärungen fort, während Sie<br />

fotografieren. Das wirkt entspannend. Gegebenenfalls kann<br />

auch leise Musik im Hintergrund spielen; selbstverständlich<br />

sollte das Studio komfortabel geheizt sein und es sollte ein<br />

Bademantel bereit liegen, den das Modell in den Zeiten, die<br />

Sie brauchen, um das Setup zu verändern, überziehen kann.<br />

Ganz gleich, ob Sie selbst weiblich oder männlich sind,<br />

fassen Sie das Modell niemals an, sondern demonstrieren Sie<br />

die gewünschte Pose selbst oder zeigen Sie Beispielfotos. Sie<br />

können sich auch umdrehen, während das Modell die<br />

gewünschte Pose einnimmt, wenn Sie merken, dass es sich<br />

dann entspannter verhält. Oft ist es einer gelassenen,<br />

entspannten Arbeitsatmosphäre dienlich, wenn noch<br />

jemand dabei ist, sei es der Partner, ein Freund oder eine<br />

Freundin oder die Visagistin. Darüber hinaus dient es einer<br />

aufgelockerten Atmosphäre, wenn das Modell die Posen<br />

einstudiert, solange es noch bekleidet ist, wenn auch nur<br />

leicht. Es sollten jedoch kein BH oder elastische Strümpfe<br />

getragen werden, denn die hinterlassen Eindrücke in der<br />

Haut, die einige Zeit brauchen, ehe sie verschwunden sind.<br />

Damit ist alles Wesentliche gesagt – werden Sie nun<br />

selbst aktiv und probieren Sie ein paar unserer<br />

Beleuchtungssetups aus. Viel Spaß dabei.<br />

Sie das Licht so steuern müssen, dass eine umlaufende<br />

Reflexion an der Außenseite des Körpers erzeugt wird,<br />

wodurch dieser sich vom schwarzen Hintergrund abhebt.<br />

Dabei darf jedoch kein Licht auf die Vorderseite des Körpers<br />

oder auf den Hintergrund fallen. Benutzen Sie ein Striplight,<br />

das Sie in einem Winkel von 45° so nah wie möglich hinter<br />

dem Modell aufstellen. Natürlich darf der Lichtformer nicht<br />

im Bild sein. So halten Sie den Lichtabfall so gering wie<br />

möglich. Modell und Striplight sollten wenigstens 1,2m<br />

Abstand zum Hintergrund haben. Damit der Hintergrund<br />

nicht beleuchtet wird, stellen Sie die niedrigste Blitzleistung<br />

ein und wählen Blende f/5.6; verkleinern oder vergrößern<br />

Sie die Blende, um die Intensität des Glanzes am<br />

Körperumriss zu variieren.<br />

ISTOCK PHOTO<br />

Lichtformer<br />

Softbox: Softboxen sind<br />

ausgesprochen beliebt, da<br />

sie ein sehr diffuses Licht<br />

erzeugen, das sich<br />

ausgezeichnet für Porträtaufnahmen<br />

eignet. Je größer die Softbox, desto<br />

weicher ist das von ihr erzeugte Licht.<br />

Üblicherweise ist eine Softbox<br />

quadratisch, doch es gibt sie auch in<br />

extrem lang gestreckter Form, die als<br />

„Striplight“ bezeichnet wird.<br />

Beauty dish: Ein Beauty-<br />

Dish ist ein großer,<br />

tellerartiger Lichtformer, der<br />

das Licht eines Blitzkopfs auf<br />

das Modell zurückwirft. Es gibt ihn in<br />

Weiß oder Silber. Wir empfehlen Weiß,<br />

denn das ergibt ein frisches, weiches<br />

Licht.<br />

Snoot:: A tall, narrow<br />

softbox that creates a soft<br />

but defined highlight; it<br />

works well as a rim light and<br />

when you need to restrict the fall-off of<br />

light on to a backdrop.<br />

Snoot: Dieser konische<br />

Blitzvorsatz erzeugt ein stark<br />

gerichtetes Licht mit harten<br />

Kanten – praktisch wie ein<br />

„Spotlight“.<br />

Scheunentore: Sie<br />

bestehen aus vier<br />

schwenkbaren<br />

Metallplatten, mit deren Hilfe<br />

der Lichteinfall auf das Motiv variiert<br />

werden kann.<br />

Wabenraster: Wabenraster<br />

erzeugen einen Lichtkreis<br />

mit weichen Kanten und<br />

sind, als beliebte Alternative<br />

zum Snoot, in verschiedenen Größen<br />

erhältlich. Sie funktionieren ähnlich wie<br />

ein Scheinwerfer, bieten jedoch eine<br />

breitere Ausleuchtung.<br />

Schirm: Das mit einem<br />

Schirm erzeugte Licht ähnelt<br />

dem einer Softbox, doch ein<br />

Schirm ist wesentlich<br />

einfacher zu transportieren, sodass er<br />

für mobile Einsätze bevorzugt wird. Er<br />

wirkt wie ein großer Reflektor, der das<br />

Licht in einem weiten Lichtkegel verteilt.<br />

Üblicherweise werden Schirme in den<br />

Farben Weiß, Silber und Gold verwendet,<br />

die unterschiedliche Lichtintensitäten<br />

erzeugen. Außerdem gibt es<br />

transparente Schirme, durch die geblitzt<br />

wird, um das Blitzlicht diffuser zu<br />

machen.<br />

Reflektor: Die Verwendung<br />

eines Reflektors zum<br />

Zurückwerfen des Lichts auf<br />

einen Teil des Motivs oder<br />

des Hintergrunds stellt eine Alternative<br />

zu separaten Lichtquellen dar. Eine<br />

silberne Reflektorfläche ist am<br />

effizientesten, eine weiße erzeugt<br />

jedoch weicheres und natürlicheres<br />

Licht.


126 Weibliche Formen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Goldene Regeln der Nachbearbeitung<br />

Wenn Sie bei der Aufnahme alles richtig gemacht haben,<br />

sollte es in der Nachbearbeitung eigentlich nicht mehr viel<br />

zu tun geben. Trotzdem sollten Sie die unten<br />

beschriebenen Punkte überprüfen, um sicherzugehen. Als<br />

erstes jedoch sollten Sie Ihren Monitor kalibrieren. Ist das<br />

geschehen, arbeiten Sie nacheinander folgende Punkte ab:<br />

Weißabgleich Wenn Sie Ihre Bilder in Farbe verarbeiten,<br />

erfordern die Hautfarbtöne Ihre Aufmerksamkeit. Wenn<br />

das Bild zu viel Magenta enthält – ein Effekt, der häufig<br />

durch Mischlicht entsteht – wird die menschliche Haut zu<br />

rot aussehen, während das durch ein Fenster gefilterte<br />

Tageslicht die Haut bläulich und blass aussehen lassen<br />

kann. Benutzen Sie deshalb eine graue Karte, um den<br />

korrekten Weißabgleich sicherzustellen, oder fotografieren<br />

Sie im Raw-Format und justieren die Farbtemperatur<br />

später in der Nachbearbeitung. Auch ein etwas<br />

überbelichtetes Foto kann einen orange- oder<br />

magentafarbenen Stich verursachen, deswegen ist ein<br />

Handbelichtungsmessers für das Licht auf der Haut so<br />

wichtig. Mithilfe einer Raw-Software können Sie<br />

überbelichtete Bereiche zurückholen. Achten Sie beim<br />

<strong>Fotografie</strong>ren auch auf die Umgebung, denn bestimmte<br />

Objekte, Gras beispielsweise, färben das an Ihnen<br />

reflektierte Licht ein – und damit auch ihr Motiv.<br />

Retuschieren Hautunreinheiten, Cellulitis und<br />

unterschiedliche Hautfarbtöne müssen beseitigt werden,<br />

falls vorhanden. Eine angepasste Beleuchtung kann die<br />

Erkennbarkeit bestimmter Zonen verschlechtern und<br />

kleine Mängel kaschieren, doch auch in der<br />

Nachbearbeitung lässt sich hier noch einiges tun. Das<br />

Aufhellen der Augen und das Weichzeichnen der Haut<br />

sind elementare Retuschiertechniken, ebenso wie das<br />

hervorheben von Lichtern. Ab Seite 132 finden Sie die<br />

Beschreibung dieser Arbeitsabläufe.<br />

Belichtungssteuerung Wenn Sie im Raw-Format<br />

fotografieren – was wir Ihnen dringend empfehlen –<br />

können Sie bei der Entwicklung Farbtonkorrekturen<br />

vornehmen, die das Foto insgesamt betreffen. Dazu<br />

benutzen Sie die Belichtungs-, Wiederherstellungs- und<br />

Füllwerkzeuge von Adobe Camera Raw. Wenn die<br />

Basis-Entwicklung des Fotos erfolgt ist, öffnen Sie es in<br />

Photoshop, erzeugen ein Duplikat und benutzen die<br />

Funktion „Nachbelichten und Abwedeln“ mit geringer<br />

Helligkeit, um Bereiche des Bildes aufzuhellen oder<br />

abzudunkeln, um Lichter zu akzentuieren und Bereiche<br />

dem Blick des Betrachters zu entziehen. Achten Sie dabei<br />

jedoch darauf, dass nicht zu viele Details der Haut verloren<br />

gehen.<br />

Schwarzweiß Einfärbung oder die Konvertierung in<br />

Schwarzweiß machen ein Aktfoto oft erst zu einem<br />

Kunstwerk. Es ist ein effizientes Verfahren, ein Motiv von<br />

der Realität zu trennen und den Betrachter zu zwingen,<br />

dessen künstlerische Eigenschaften zur Kenntnis zu<br />

nehmen: die Balance der Farbtöne, die Beleuchtung, die<br />

Bildgestaltung und Eleganz – nicht nur die bloße<br />

Nacktheit. Wir empfehlen für solche Retuschen die<br />

Software „Silver Efex Pro 2“ von Nik, denn sie verfügt über<br />

fantastische Voreinstellungen und weitere frei<br />

konfigurierbare Parameter, mit deren Hilfe Sie<br />

künstlerisch-ästhetische Retuschen nach Ihren<br />

Vorstellungen vornehmen können. Selbstverständlich<br />

gelingt das auch mit einer Schwarzweiß-<br />

Einstellungsebene oder einer Kanal-Einstellungsebene mit<br />

Photoshop – es ist nur wesentlich komplizierter.<br />

Nachschärfen Ein klein wenig Nachschärfen wirkt<br />

manchmal Wunder. Konvertieren Sie ihr Bild in einen<br />

vollständig editierbaren Smartfilter – „Filter> Smart Filter“<br />

– und wenden Sie dann eine Unschärfemaske darauf an<br />

– „Filter> Scharfzeichnen> Unscharf Maskieren“, wobei Sie<br />

den Betrag leicht erhöhen, um Details hervorzubringen.<br />

Das lässt die Haut deutlich weicher aussehen.<br />

Vignettierung Das Abdunkeln der Ecken eines Fotos<br />

lenkt die Aufmerksamkeit auf das Motiv. Das kann auf<br />

unterschiedliche Weise geschehen, doch am einfachsten<br />

und am schnellsten ist die folgende Methode: Wählen Sie<br />

das Lassowerkzeug mit einer weichen Kante von<br />

50-100px und erzeugen Sie einen Rahmen im Bild. Dann<br />

klicken Sie auf „Auswählen> Invertieren“. Fügen Sie eine<br />

Gradationskurveneinstellungsebene hinzu und ziehen Sie<br />

die Schieberegler, um die Ränder abzudunkeln. Falls die<br />

Vignette dem Motiv zu nah kommt, benutzen Sie das<br />

Pinselwerkzeug mit schwarzer Farbe auf der<br />

Ebenenmaske der Korrekturebene, um den Effekt zu<br />

reduzieren.<br />

Papiere und Tinten Sparen Sie nicht am falschen Ende,<br />

nachdem Sie sich soviel Mühe gemacht haben.<br />

Verwenden Sie grundsätzlich hochwertige Tinten. Mit<br />

Marken wie Hahnemühle Fine Art, Innova, PermaJet,<br />

Canon and Epson liegen Sie richtig.<br />

Körperformen<br />

Wenn Sie Aktfotos machen, sollten Sie sich nicht auf<br />

Ganzkörperportraits beschränken. Wenn Sie sich auf<br />

die Geometrie kleiner Körperbereiche konzentrieren,<br />

erhalten Sie Fotos ausdrucksstarker Körperformen.<br />

Nehmen Sie bestimmte Körperteile und deren Umrisse<br />

in den Sucher, beispielsweise die Rundungen des<br />

Rückens, die Gesäßbacken, die Wölbung der Brust,<br />

des Nackens und der Bauchmuskeln. Jeder Bereich<br />

kann als interessantes, abstraktes Motiv dienen, wenn<br />

Beleuchtung und Bildgestaltung stimmen. Auch die<br />

Hauttöne können sie stark variieren. Gehen Sie nah<br />

heran und benutzen Sie eine weit offene Blende;<br />

dadurch erzeugen Sie einen weichen Schärfeabfall.<br />

Durch geschickte Platzierung von Schatten und<br />

Lichtern können Sie mehr Tiefe erzeugen und Linien<br />

betonen, um das Interesse des Betrachters zu erhöhen.<br />

Die Kunst besteht bei einem abstrakten Motiv darin,<br />

eine geheimnisvolle Aura um die Person zu erzeugen.<br />

Das gelingt entweder mit einer ausbalancierten<br />

oder einer formatfüllenden Bildkomposition, bei der<br />

der Betrachter zweimal hinschauen muss, bevor er<br />

erkennt, worum es sich auf dem Foto handelt. Eine<br />

Konvertierung in Schwarzweiß passt gut zur Einfachheit<br />

solcher Motive.<br />

ISTOCK PHOTO<br />

ISTOCK PHOTO


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Weibliche Formen 127<br />

So variieren Sie Ihre Aktfotos<br />

Es gibt vieles Setups und Posen für Aktfotos. Hier stellen wir Ihnen drei davon vor, die zu den schönsten gehören.<br />

ISTOCK PHOTO<br />

BJORN THOMASSEN<br />

JAN DOEF<br />

AUGEN NICHT SICHTBAR<br />

Die klassische Aktfotografie wurzelt in den Prinzipien der<br />

griechischen und römischen Bildhauerei, in der die Künstler<br />

Formen, Linien und Balance betont haben, nicht etwa<br />

Emotionen. Da der Bildausschnitt hier erst kurz oberhalb<br />

des Nackens beginnt, hat der Betrachter keine Augen und<br />

keinen Gesichtsausdruck, mit dem er visuell Verbindung<br />

aufnehmen könnte. So ist er gezwungen, die Körperform<br />

zu studieren, nicht etwa die Person und mögliche Hinweise<br />

auf deren Charakterzüge. Dadurch entsteht eine Distanz<br />

zwischen Betrachter und Bild.<br />

Einen ähnlichen Effekt können Sie erreichen, wenn Sie eine<br />

Person von hinten fotografieren, oder wenn das Haar das<br />

Gesicht verdeckt. Das ist nicht nur ein klassischer, effektiver<br />

Ansatz für ein Aktporträt, es ist außerdem eine Pose, die<br />

geeignet ist, die Identität der Person nicht preiszugeben,<br />

falls Sie dies nicht wünscht. Dieses Foto entstand unter sehr<br />

einfacher Beleuchtung mit einem einzigen 400W Blitzkopf<br />

und einer 140cm×100cm großen Softbox, die etwa 1,5m<br />

über dem Körper und ebenso weit entfernt angebracht war<br />

und direkt auf den Rücken gerichtet wurde. Aufgrund dieser<br />

Konstellation fiel das Licht auch auf den Hintergrund, wobei<br />

der Torso im Schatten blieb. Die Belichtungsmessung –<br />

zwischen den Schulterblättern – ergab Blende f/8. Das Bild<br />

wurde mit Silver Efex Pro und der Voreinstellung „Antique<br />

Plate 1“ bearbeitet. Die Vignette wurde hinzugefügt, um<br />

die Bildränder und die Beine abzudunkeln, damit die<br />

Aufmerksamkeit des Betrachters vollständig auf dem<br />

Rücken liegt.<br />

Weitere Arbeiten von Jan Doef finden Sie auf<br />

www.jandoef.nl.<br />

OHNE BLICKKONTAKT<br />

Manchmal sind die einfachsten Setups die besten.<br />

Dieses Bild entstand vor einer weißen Wand mit<br />

Hilfe von zwei Striplights der Maße 130cm x 50cm.<br />

Das Hauptlicht befindet sich etwa 1,8m vom Motiv<br />

entfernt auf der linken Seite, das Aufhell-Licht<br />

steht direkt neben der Kamera und ist in einem<br />

Winkel von 45° auf das Motiv gerichtet. Das Licht<br />

wurde an der Stirn gemessen, eine zweite Messung<br />

erfolgte am Knie, damit dort kein Spitzlicht auftrat,<br />

da es sich näher an der Lichtquelle befand. Das<br />

Verhältnis von Hauptlicht und Aufhell-Licht betrug<br />

3:1, was das Hauptlicht 1,5 Blendenstufen heller als<br />

das Aufhell-Licht machte. Das Hauptlicht war so<br />

gerichtet, dass dessen größter Anteil auf den Körper<br />

viel und die Wand nicht überbelichtete. Ein auf dem<br />

Boden stehender Ventilator ließ das Haar in seinem<br />

Luftstrom wehen.<br />

Die Ästhetik dieses Fotos besteht darin, wie<br />

das Licht die Rundungen und die Struktur der<br />

Gliedmassen akzentuiert. Beachten Sie, wie durch<br />

den vermiedenen Augenkontakt die Sinnlichkeit<br />

des Bildes erzeugt wird, denn der Betrachter ist<br />

immer noch nur Beobachter und die Pose zeigt<br />

nicht zu viel, hebt aber trotzdem hervor, was die<br />

Form des Körpers fotogen macht. Der Eindruck<br />

des Bildes und die Reaktion des Betrachters wären<br />

völlig anders, wenn das Model in die Kamera<br />

blicken würde.<br />

Mehr von Björn Thomassens Arbeiten finden Sie<br />

auf www.bjornofinspire.com<br />

DIREKTER BLICKKONTAKT<br />

Weniger ist oft mehr. Dieses Porträt wäre wesentlich<br />

weniger elegant, falls mehr vom Körper gezeigt würde. Es<br />

ist der Blickkontakt, der dieses Foto so eindrucksvoll macht,<br />

weil er den Betrachter einbezieht. Die Pose hält das Interesse<br />

dadurch aufrecht, dass sie den Blick des Betrachters durch<br />

miteinander verbundene Gliedmassen gefangen nimmt.<br />

Es gibt eine kontinuierliche Linie in dieser Pose, die immer<br />

wieder zum direkten Blickkontakt zurückführt.<br />

Bei solchen Aufnahmen ist es am besten, bei recht<br />

dunklen Lichtverhältnissen zu arbeiten, denn dann ist<br />

das Licht weicher und dadurch einfacher zu Steuern.<br />

Schirme liefern einen sehr weiten und daher weichen<br />

Lichtkegel, und das Licht ist kontrastarm, besonders<br />

wenn Sie einen transparenten Schirm benutzen. Wenn<br />

Sie diese Aufnahme nachvollziehen wollen, positionieren<br />

Sie einen transparenten Schirm etwa 20° rechts vom<br />

Körper und der Kamera, etwa in Augenhöhe mit der<br />

hockenden oder sitzenden Person. Messen Sie auf dem<br />

Gesicht für Blende f/11, damit sie ausreichend Schärfentiefe<br />

bekommen. Stellen Sie die Blitzleistung entsprechend ein.<br />

Der Studioblitzkopf sollte so nah wie möglich am Körper<br />

stehen, natürlich ohne sichtbar sein. So können Sie den<br />

Lichtabfall am besten steuern. Das Licht sollte weich auf<br />

den Körper fallen, um die Vorderseite auszuleuchten; ist<br />

es zu hell, wird es den Schatten aufhellen der den Körper<br />

umgibt. Sie können jedoch das Bild auch absichtlich<br />

überbelichten, um den Tonumfang zu erweitern und<br />

später per Tonwertkorrektur oder Gradationskurven die<br />

Belichtung soweit zurückfahren, dass Sie wieder weichere<br />

Tonübergänge bekommen.


128 Weibliche Formen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Boudoir-<strong>Fotografie</strong><br />

Die Kunst der Boudoirfotografie unterscheidet sich nicht sehr von der Aktfotografie – doch sie ist ein bisschen mehr sexy.<br />

Immer mehr Frauen möchten Boudoirfotos, entweder<br />

nackt oder in Reizwäsche – nicht nur für ihre Partner,<br />

sondern für sich selbst. Im Gegensatz zu Aktfotos sind<br />

Boudoirfotos bewusst verführerisch und stellen eine<br />

Beziehung zum Betrachter her, doch sie<br />

unterscheiden sich von erotischer <strong>Fotografie</strong> dadurch,<br />

dass sie die ästhetischen Qualitäten in den<br />

Vordergrund stellen und nicht die sexuelle Stimulation.<br />

In vielerlei Hinsicht kann ein Boudoirfoto wie ein<br />

Aktfoto angegangen werden, mit Geschmack, Respekt<br />

und fotografischem Können. Es gelten dieselben<br />

Prinzipien der Beleuchtung, abhängig von der<br />

Stimmung, die Sie erzeugen wollen. Genauere<br />

Betrachtung allerdings verdienen Styling, Haare,<br />

Make-up und Wäsche, außerdem können Möbel und<br />

Requisiten verwendet werden.<br />

Die meisten Boudoir-Sessions werden „On<br />

Location“ fotografiert, üblicherweise in den Räumen<br />

des Modells. Dadurch bekommen Sie zahlreiche<br />

Optionen für Posen in unterschiedlichen Kulissen und<br />

Setups. Aktfotos fordern die Vorstellungskraft des<br />

Fotografen, Boudoirfotos verlagern die Aktivität auf die<br />

Modelle. Sie wollen sich in der Regel im besten Licht<br />

darstellen. Neben attraktiven Posen können sorgfältig<br />

ausgewählte Wäsche, gut arrangiertes Licht und<br />

ausgewählte Requisiten Schwächen des Motivs<br />

überdecken und Vorzüge herausarbeiten. Wir<br />

befragten die preisgekrönte Boudoir-Fotografin Emma<br />

Jones zu ihrer Arbeit, den Tricks für ihr Licht-Setup<br />

und nach üblichen Anfängerfehlern. Hier ihre Antwort:<br />

„Wenn Sie gerade erst anfangen, recherchieren Sie,<br />

was bei unterschiedlichen Körperformen und<br />

Körpergrößen am besten wirkt und probieren Sie diese<br />

Haltungen aus. So bekommen Sie schnell ein Gefühl<br />

für die richtige Pose“, sagt Emma. „Wenn Sie ein<br />

einfühlsames, feminines Foto wollen, vermeiden Sie<br />

einen schwarzen Hintergrund, starkes Licht, das harte<br />

Schatten erzeugt und grelle Farben. Was Sie brauchen,<br />

ist ein weiches, gleichmäßig verteiltes Licht, das mit<br />

Softboxen und Reflektoren erzeugt werden kann. Für<br />

Glamourfotos nehmen Sie eine große Beauty-Dish<br />

oder einen parabolförmigen Schirm, um einen<br />

eleganten Lichteinfall und starke Schatten zu<br />

erzeugen. Mit einem Reflektor vermeiden Sie dabei<br />

Schatten unter den Augen, und mit einer zweiten<br />

Lichtquelle isolieren Sie den Körper von einem<br />

schwarzen Hintergrund. Versuchen Sie, Ihre<br />

Kundinnen zu amüsieren, das entspannt und beruhigt.<br />

Ein Modell, das sich nicht wohl fühlt, wird jedes Foto<br />

ruinieren. Und machen Sie um Himmels Willen einen<br />

Bogen um Federboas und Cowboyhüte! Noch<br />

geschmackloser geht es nämlich nicht!“ Sie finden<br />

Emmas Arbeiten online unter<br />

www.missboudoir.com.<br />

NATÜRLICHES TAGESLICHT<br />

Falls ein Fenster vorhanden ist, nutzen Sie es. Abhängig von der Tageszeit, der Fenstergröße und der Richtung zur<br />

Sonne, kann das Fenster harte Schatten und leuchtende Farben oder weiches Licht fast ohne Schattenwurf im Zimmer<br />

erzeugen. Diffuses Tageslicht, das durch ein kleines Fenster fällt, ist sehr gerichtet und erzeugt Schatten mit weichen<br />

Übergängen, während ein großes Fenster wie eine große Softbox wirkt.<br />

Ganz gleich welche Art Licht Sie haben, die Herausforderung besteht darin, Ihr Modell im Gegenlicht des Fensters zu<br />

fotografieren. Sie müssen also so viel Licht wie möglich auf den Körper des Modells zurückleiten. Bei dem Bild oben<br />

stand ein großer, rechteckiger, silberner Reflektor links vom Fenster in einer Entfernung von knapp zwei Metern. Er war<br />

etwas aufwärts gerichtet und warf das Licht auf das Modell zurück. Ein silberner Lastolite Tri-Flector parallel zum Fenster<br />

sorgt für gleichmäßiges Licht.<br />

Belichtung: 1/125 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 100.


130 Weibliche Formen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

AUFHELLBLITZ KONTRA REFLEKTOR<br />

Sinn und Zweck dieses Setups ist es, ein weiches,<br />

einfühlsames Licht zu erzeugen, das die Körperformen<br />

gleichmäßig umgibt. Der Hintergrund besteht aus einer<br />

unaufdringlichen Damast-Tapete und einer Auswahl<br />

unterschiedlichen Satin-Gewebes, auf dem zur<br />

Auflockerung der Farben einige Blütenblätter verstreut<br />

sind. Das Setup besteht aus einer Hauptleuchte, die mit<br />

einer achteckigen Softbox versehen ist sowie einem<br />

Diffusor, der gegenüber der Hauptleuchte aufgestellt ist.<br />

Die Leuchte stand direkt links des Modells, 1,8m<br />

entfernt, 1,5m über dem Boden und war um 45º nach<br />

unten geneigt. So wird die obere linke Seite des Modells<br />

beleuchtet, wodurch kurvige Schatten an dessen<br />

rechter Seite erzeugt werden. Im linken Bild war ein mit<br />

f/2.8 gemessenes Aufhell-Licht hoch über dem Modell<br />

positioniert, jedoch nach rechts abgeschirmt, um die<br />

durch das Hauptlicht erzeugten Schatten nicht zu<br />

beeinträchtigen. Sie können es auch mit einer Softbox<br />

versehen oder mit einem Brolly, wenn Sie das Licht<br />

noch weicher haben wollen.<br />

Wenn Sie eine noch gedämpftere Atmosphäre<br />

bevorzugen, kann dasselbe Setup verwendet werden,<br />

wobei Sie lediglich das Aufhell-Licht durch einen<br />

großen silbernen Reflektor rechts des Modells ersetzen,<br />

wie im rechten Bild zu sehen ist. Dadurch bricht sich das<br />

Licht der achteckigen Softbox an der Wand, was dem<br />

Foto mehr Tiefe gibt und die schimmernde Oberfläche<br />

der Tapete aufleuchten lässt. Wegen des fehlenden<br />

Aufhell-Lichts sind die Schatten auf dem Körper<br />

dunkler, wodurch die Rundungen modelliert werden.<br />

Wenn das Licht anstatt von der Wand vom Modell<br />

reflektiert werden soll, ändern Sie einfach den Winkel<br />

des Reflektors. Diese beiden Aufnahmen wurden mit<br />

Bowens Gemini 500W Studioflash-Köpfen gemacht.<br />

Links: 1/30 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 100<br />

Rechts: 1/125 Sekunde bei Blende f/3.5 und ISO 100<br />

CHAISELONGUE<br />

Wenn Sie Möbel verwenden,<br />

müssen Sie überlegen,<br />

wie Sie das Modell<br />

ausreichend beleuchten<br />

und dass trotzdem genug<br />

Bewegungsfreiheit für<br />

unterschiedliche Posen zu<br />

Verfügung steht.<br />

Da die Tapete und die<br />

Chaiselonge elfenbeinfarben waren, wollte ich sehr weiches Licht und weiche<br />

Schatten, damit die Spitzlichter nicht ausbrannten. Der Studioblitz ist mit einem<br />

horizontalen Striplight versehen, parallel zur Länge der Chaiselongue, das dunkel<br />

vignettierte Ecken erzeugt. Es stand 1,8m entfernt, 1,5m über dem Boden und<br />

war leicht nach unten geneigt. Ein Wabendiffusor machte das Licht zusätzlich<br />

weicher.<br />

Belichtung: 1/125 Sekunde bei Blende f/2.8 und ISO 100<br />

BOHNENSACK<br />

Hier liegt das Modell<br />

auf einem mit Satin<br />

bedeckten Bohnensack,<br />

ein schwarzer Vorhang<br />

dient als Hintergrund.<br />

Der Kopf ist zur Kamera<br />

geneigt, damit das<br />

Gesicht gut ausgeleuchtet<br />

wird. Für das Hauptlicht<br />

mit senkrechtem<br />

Striplight und Wabendiffusor, 1,5 m vom Modell entfernt und nach unten geneigt,<br />

wurde an der Oberfläche f/4.5 gemessen. Ein Snoot ist unten rechts platziert, 1,8<br />

Meter entfernt, 2,7 Meter hoch und nach unten geneigt. Er leitet etwas Licht auf<br />

das Satingewebe und die Beine, ein Reflektor wirft das Licht auf die linke Seite des<br />

Modells zurück.<br />

Belichtung: 1/125 Sekunde bei Blende f/4.5 und ISO 100.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Weibliche Formen 131<br />

SETUP MIT DREI LEUCHTEN<br />

Dies ist das beste Beleuchtungssetup, wenn Sie Kurven betonen wollen. Es liefert tiefe Schatten und sehr<br />

schöne, weiche Reflexionen der Haut. Auch hier dient der schwarze Vorhang als Hintergrund, der von<br />

einer Leuchte mit vertikalem Striplight und Wabendiffusor angestrahlt wird. Die Leuchte steht ca. 1,5m<br />

vom Modell entfernt, 1,5m über dem Boden und leicht nach unten geneigt. Ein Snoot steht hoch oben<br />

hinter dem Modell, etwa 2 bis 2,5 m entfernt, um Haare und Schultern des Modells zu beleuchten und vom<br />

schwarzen Hintergrund abzuheben. An der gegenüberliegenden Seite der Softbox steht in 1,8m Entfernung<br />

eine 70cm große silberne Beauty-Dish mit Wabendiffusor, um ein starkes, weiches Licht auf die linke Seite<br />

des Modells zu werfen. Unerwünschte Schatten können mit Reflektoren neutralisiert werden.<br />

Belichtung: 1/125 Sekunde bei Blende f/4.5 und ISO 100.


132 Retuschieren DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Porträts retuschieren wie die Profis<br />

Wollten Sie immer schon Porträts so perfekt retuschieren, dass sie jederzeit auf einem Magazintitel<br />

erscheinen könnten? Nun, jetzt können Sie es – mit diesen Tricks von professionellen Retuscheuren.<br />

Der Qualitätsunterschied zwischen durchschnittlichen<br />

und perfekten Porträts, wie sie in den<br />

Hochglanzmagazinen zu sehen sind, besteht oft nicht<br />

so sehr in der Aufnahme selbst, als in der Art und Weise,<br />

wie sie retuschiert worden ist. Das Foto, so wie es aus<br />

der Kamera kommt, ist dabei nur der erste Schritt zum<br />

fertigen Bild. Selbstverständlich müssen Beleuchtung<br />

und Aufnahmetechnik stimmen, schließlich kann man<br />

auch mit Photoshop nicht zaubern. Doch es ist ein<br />

mächtiges Programm, mit dem Sie Fotos wesentlich<br />

verbessern können – vorausgesetzt, Sie wissen wie.<br />

Die Beleuchtung Ihres Motivs sollte schon möglichst<br />

nah am gewünschten Endergebnis sein, und die<br />

Belichtung sollte genau passen. Wenn die Hautfarbe auf<br />

dem Bild gleichmäßig hell ist und nicht fleckig und<br />

trübe, ist das Retuschieren viel einfacher. Wenn Sie Pixel<br />

aufhellen müssen, macht sich mehr oder weniger<br />

starkes Bildrauschen bemerkbar, die Farbe sieht nicht<br />

gut aus und Sie brauchen viel länger für die<br />

Bearbeitung. Machen Sie nicht den Fehler, ein<br />

schlechtes Foto als Arbeitsgrundlage zu nehmen mit<br />

der Idee, es in Photoshop zu verbessern. Dies würde so<br />

viele Manipulationen erfordern, dass vom Motiv kaum<br />

etwas übrig bleibt.<br />

Doch es gibt noch mehr, das Sie tun können, um<br />

sich die Retusche zu erleichtern. <strong>Fotografie</strong>ren Sie<br />

immer im Raw-Format, nicht in JPEG. Auch etwas<br />

Make-up schadet keinesfalls: ein bisschen<br />

Grundierung, die zur Tönung der Haut passt, vermeidet<br />

Linien zwischen Gesicht und Hals und ein wenig Puder<br />

lässt den rötlichen Schein verschwinden, der durch die<br />

Wärme der Studiobeleuchtung entsteht. Auch etwas<br />

Lippenstift sollte aufgelegt werden, wobei Sie peinlich<br />

darauf achtem müssen, dass er wirklich nur auf die<br />

Lippen kommt. Das gilt entsprechend auch für<br />

etwaiges Augen-Make-up, das die Form der Augen<br />

betonen soll. Stimmige Beleuchtung und<br />

Weichzeichnen sind unerlässlich, damit Haar auf Fotos<br />

natürlich wirken kann. Gespaltene Haarspitzen sind<br />

beim Retuschieren ein Alptraum. Achten Sie also darauf,<br />

dass das Haar in perfektem Zustand ist. Idealerweise<br />

erzeugt die Beleuchtung einige Glanzlichter, je mehr<br />

davon, desto besser. Das erleichtert die spätere<br />

Bearbeitung. Doch bevor Sie nun mit der Retusche<br />

beginnen, sollten Sie Ihren Monitor kalibrieren -<br />

Hilfsmittel dazu sind X-Rite i1Match, Datacolor Spyder3<br />

Elite oder Pantone hueyPRO. Lassen Sie diesen Schritt<br />

aus, können Sie nie sicher sein, dass Ihre Fotos gedruckt<br />

genau so aussehen, wie auf dem Bildschirm und alle<br />

Mühen der Farbkorrektur und Farbtonanpassungen<br />

sind vergebens.<br />

Planen Sie, was Sie mit dem Bild tun wollen, das<br />

vermeidet zu starke oder zu geringe Anpassung der<br />

unterschiedlichen Bildbereiche. Machen Sie sich einen<br />

Kaffee und bereiten Sie sich auf ein paar Stunden am<br />

Computer vor. Wirklich gute Retusche ist sehr<br />

zeitaufwendig und sie braucht ein Auge fürs Detail und<br />

viel Geduld, wenn die erreichten Anpassungen<br />

natürlich aussehen sollen. Retuschieren bedeutet nicht,<br />

die porträtierte Person bis zu Unkenntlichkeit zu<br />

„verschönern“ oder eine Barbie-Puppe aus ihr zu<br />

machen. Sie müssen vielmehr versuchen, die<br />

vorhandenen Features herauszuarbeiten, die natürliche<br />

Ästhetik zu betonen, so dass das Porträt die<br />

„Schokoladenseite“ des Models zeigt und den<br />

Gesamteindruck des Bildes verbessert. Beginnen Sie<br />

mit der Untersuchung der Haut auf Unreinheiten,<br />

etwaige Tränensäcke unter den Augen,<br />

Gleichmäßigkeit der Hautfarbe, Qualität des Make-ups,<br />

tiefere Falten, Krähenfüße und unerwünschte<br />

Glanzlichter durch glänzende Haut. Als Nächstes<br />

Original<br />

wenden Sie sich den einzelnen Gesichtsmerkmalen zu:<br />

Müssen die Augenbrauen behandelt werden? Kann<br />

deren Form verbessert werden, könnten einzelne<br />

Haare entfernt werden? Sollten die Augen aufgehellt<br />

und deren Farbe verstärkt werden? Ist die Nase zu breit?<br />

Weisen die Zähne Flecken auf? Sie sehen, es gibt viele<br />

Möglichkeiten kleiner Einzelmaßnahmen, doch in ihrer<br />

Gesamtheit bedeuten Sie eine erhebliche Verbesserung<br />

des Porträts.<br />

Kümmern Sie sich also um die Details. Das bedeutet,<br />

Sie zoomen ein und arbeiten mit sehr starken<br />

Vergrößerungen einzelner Bildbereiche. Benutzen Sie<br />

dabei jede Menge Ebenen, doch verlieren Sie nicht den<br />

Überblick. Und vergessen Sie nicht: Speichern,<br />

speichern und noch mal speichern. Es ist schnell<br />

passiert, dass Sie im Eifer Ihrer Bemühungen eine<br />

Ebene vergessen. Wenn Sie mit der Bearbeitung fertig<br />

sind, speichern Sie das aus verschiedenen Ebenen<br />

bestehende Bild als PSD-Datei. Reduzieren Sie das Bild<br />

dann auf die Hintergrundebene („Ebene > Auf<br />

Hintergrundebene reduzieren“) und speichern es<br />

anschließend als TIFF-Datei, um die ansonsten enorme<br />

Dateigröße für den Druck zu reduzieren.<br />

Retuschier-Software<br />

Das manuelle Retuschieren von Porträts<br />

lässt Ihnen den größten Einfluss auf das<br />

Ergebnis, doch es gibt auch Software,<br />

die den gesamten Prozess automatisiert.<br />

Wenn Sie also eine Lösung bevorzugen,<br />

die Ihre Fotos auf Knopfdruck verbessert,<br />

ohne dass Sie sich um die Einzelheiten<br />

kümmern müssten, probieren Sie die drei<br />

unten genannten Programme aus.<br />

Portrait Professional 10<br />

Deutschsprachig, Testversion verfügbar<br />

www.portraitprofessional.com/de<br />

Portraiture 2<br />

Deutschsprachiges Photoshop-Plugin,<br />

15-Tage Testversion verfügbar<br />

www://imagemania.de<br />

Perfect Portrait 1<br />

Englischsprachig, 30-Tage Testversion<br />

verfügbar www.ononesoftware.com<br />

IMAGES: NATASHA LEE BYNATASHA.NET / RETOUCHING BY AMY DRESSER WWW.AMYDRESSER.COM


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Retuschieren 133<br />

Bearbeitet<br />

Natürliche Ästhetik<br />

Die Haut sieht makellos aus und<br />

doch ist die natürliche<br />

Oberflächenbeschaffenheit nicht<br />

verloren gegangen. Poren und<br />

Hautlinien sind noch gut<br />

erkennbar.


134 Retuschieren DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Retuschieren 135<br />

H AAR<br />

Gut gestyltes, glänzendes<br />

Haar voller Volumen<br />

Seite 139<br />

AUGEN UND ZÄHNE<br />

Betonung der Augen und<br />

weiße Zähne<br />

Seite 137<br />

HAUTTÖNE<br />

Professionelle Retusche sorgt<br />

für reine, weiche Haut<br />

Seite 136<br />

NASE<br />

Eine kleine Änderung der<br />

Nasenform lenkt den Blick auf<br />

die Augen<br />

Seite 138<br />

LIPPEN<br />

Volle Lippen für ein<br />

gewinnendes Lächeln<br />

Seite 140<br />

=Photoshop-Grundlagen<br />

Die folgenden Beschreibungen beziehen sich auf Arbeitstechniken, die mit den Photoshop<br />

Versionen CS3 bis CS6 durchgeführt werden können, in einigen Fällen auch mit Photoshop Elements<br />

10 und 11. Da manche Tutorials sehr detailliert sind, haben wir der Übersichtlichkeit halber in den<br />

Tutorials auf die Erklärung einzelner Werkzeugfunktionen verzichtet. Die folgende Liste umfasst die<br />

wesentlichen Konzepte und Werkzeuge.<br />

ORGANISATION: Sortieren ihre Ebenen in Ordner, um<br />

den Überblick zu behalten. Dazu klicken Sie unten in der<br />

Ebenenpalette auf das Symbol „Neue Gruppe erstellen“<br />

(das Symbol sieht wie ein Ordner aus), geben einen<br />

Namen ein und ziehen die gewünschten Ebenen in den<br />

neuen Ordner. Sie können die Ebenen verbergen, indem<br />

Sie auf den Pfeil neben der Gruppenebene klicken.<br />

Hinweis: Die Tasten „Strg“ und „Alt“ auf der PC-Tastatur<br />

heißen auf dem Macintosh „Cmd“ und „Opt“.<br />

EBENEN: Ebenen bilden das Grundkonzept des<br />

Retuschierens. Es erlaubt Ihnen, Änderungen auf<br />

unterschiedliche Ebenen anzuwenden, so dass Sie in<br />

jedem Stadium Ihrer Arbeit zum Ausgangspunkt einer<br />

bestimmten Retusche zurückkehren und neu beginnen<br />

können. Photoshop unterscheidet drei Ebenentypen:<br />

die neue Ebene - „Ebene > Neu“ - wodurch eine leere<br />

Ebene erzeugt wird, zweitens die Korrekturebene (siehe<br />

unten), die das verlustfreie Editieren eines Bildes gestattet,<br />

beispielsweise Änderungen am Kontrast und den Farben.<br />

Der dritte Ebenentyp ist die duplizierte Ebene - „Ebene<br />

> Ebene duplizieren“, womit eine identische Kopie einer<br />

Ebene und ihres Inhalts erzeugt wird.<br />

EBENENMASKEN: Mit Hilfe von Ebenenmasken<br />

werden Korrekturen an einer Ebene vorgenommen.<br />

Das Pinselwerkzeug mit schwarzer Farbe verbirgt oder<br />

minimiert eine Korrektur, derselbe Pinsel, jedoch mit<br />

weißer Farbe macht die Korrektur wieder sichtbar. Indem<br />

Sie die Deckkraft des Pinsels variieren, ändert sich die<br />

Stärke des hervorgerufenen Effekts. Sie fügen einer Ebene<br />

eine Ebenenmaske hinzu, indem Sie auf das Symbol<br />

„Maske hinzufügen“ unten in der Ebenenpalette klicken.<br />

Oder Sie klicken auf „Ebene > Ebenenmaske > Alles<br />

einblenden/Alles verbergen“. Die Standardeinstellung der<br />

Ebenenmaske sollte „Weiß“ sein, Sie sollten also schwarze<br />

Farbe benutzen, um Korrekturen an Bildbereichen zu<br />

verbergen. Sie können die Ebenenmaske auch invertieren<br />

(„Strg+I“ auf PC, „Cmd+I“ auf Mac), um Sie mit Schwarz zu<br />

füllen, was die gesamte Korrektur verbirgt. Nun können Sie<br />

mit weißer Farbe genau die korrigierten Bereiche wieder<br />

hervorholen, die der Betrachter sehen soll. Zum Löschen<br />

einer Ebenenmaske klicken Sie auf das Link-Symbol, um<br />

die Ebenenmaske von der Ebene zu entkoppeln, und<br />

ziehen sie auf den Papierkorb.<br />

NEUE KORREKTUREBENE: Da der<br />

Bildbearbeitungsprozess in mehreren Phasen ausgeführt<br />

wird, die keinerlei Verluste am Originalbild bewirken,<br />

so dass Sie niemals versehentlich eine Änderung<br />

vornehmen, die nicht mehr rückgängig gemacht<br />

werden kann sind Korrekturebenen das Fundament<br />

Ihres Workflows. Sie erzeugen eine Korrekturebene<br />

entweder mit „Ebene > Neue Korrekturebene“ oder durch<br />

Klicken auf das Symbol „Neue Ebene erstellen“ unten in<br />

der Ebenenpalette. Jede Korrekturebene ist mit einer<br />

Ebenenmaske gekoppelt, so dass Sie das Pinselwerkzeug<br />

verwenden können, um Korrekturen an Bildbereichen zu<br />

bearbeiten.<br />

FÜLLMETHODEN: Im Füllmethodenmenü oben in<br />

der Ebenenpalette bestimmen Sie die Füllmethode, die<br />

festlegt, wie die Ebene an die darunterliegende Ebene<br />

angeglichen wird.<br />

KOPIERSTEMPELWERKZEUG: Als eines der zum<br />

Retuschieren am meisten verwendeten Werkzeuge<br />

in Photoshop kopiert das Kopierstempelwerkzeug<br />

Pixel aus einem Bereich des Fotos und ersetzt damit<br />

Pixel eines anderen Bereichs. Sie drücken „Alt“ auf dem<br />

Bereich, aus dem heraus Sie kopieren wollen und klicken<br />

anschließend in den Bereich, in den die Kopie eingefügt<br />

werden soll; in der Regel ist es eine Hautunreinheit<br />

oder ein anderes störendes Element, das verschwinden<br />

soll. Es ist am besten, aus einem Bereich möglichst nah<br />

an der zu korrigierenden Stelle zu kopieren, damit der<br />

Hautton weitgehend derselbe bleibt. Nachdem dieses<br />

Werkzeug ausgewählt ist, können Sie dessen Größe und<br />

Deckkraft bestimmen. Wenn Sie nicht gerade an einem<br />

Haar arbeiten, das 100% Deckkraft und eine harte Kante<br />

erfordert, empfehlen wir eine Deckkraft von 20% mit 0%<br />

Härte. Nehmen Sie die Korrektur in mehreren Schritten<br />

vor, damit die Übergänge nicht sichtbar werden.<br />

VERFLÜSSIGEN: Ein nützliches Werkzeug zum<br />

Neuformen von Gesicht, Körper und Haaren. Man muss<br />

den Umgang mit dem Verflüssigen-Werkzeug ein wenig<br />

üben, weil die Gefahr recht groß ist, zuviel des Guten zu<br />

tun. Sie erreichen es über „Filter > Verflüssigen“.<br />

SMART OBJEKTE: Falls Sie eine Datei öffnen, die Sie<br />

zuvor in Adobe Camera Raw (ACR) bearbeitet haben,<br />

empfehlen wir Ihnen, sie als Smart Objekt zu öffnen. Das<br />

geschieht durch Halten der Umschalttaste, wodurch<br />

sich die Schaltfläche „Öffnen“ zu „Objekt öffnen“ ändert.<br />

Jetzt können Sie an jedem Punkt der Bearbeitung die<br />

Raw-Datei neu editieren, indem Sie einfach in Photoshop<br />

auf die Bildebene klicken.<br />

LESE-TIPP:<br />

In unserer neuesten Ausgabe<br />

von „Photoshop für Fotografen“<br />

(www.magbooks.com) finden<br />

Sie eingehende Erläuterungen zu<br />

allen Werkzeugen und<br />

Funktionen dieses Artikels sowie<br />

viele weitere hilfreiche Tipps, mit<br />

denen Sie die Wirkung Ihrer<br />

Bilder steigern können.<br />

ISTOCK PHOTO<br />

Grafiktablett und Stylus<br />

Die Arbeit an Bildbereichen<br />

ist sehr viel einfacher mit<br />

einem druckempfindlichen<br />

Grafiktablet. Hat man sich<br />

an seine Benutzung einmal<br />

gewöhnt, sind präzisere<br />

Auswahl und einfacheres<br />

Arbeiten möglich als mit der<br />

Maus, da Grafiktablets zum<br />

Zeichnen ergonomischer<br />

gestaltet sind. Außerdem<br />

können Sie bestimmte<br />

Randzonen des Tablets<br />

bestimmten Photoshop-<br />

Funktionen zuweisen,<br />

ohne sich dafür durch die<br />

einzelnen Menüfunktionen<br />

zu klicken. Erschwingliche<br />

Grafiktablets finden Sie<br />

beispielsweise auf<br />

www.wacom.com.


136 Retuschieren DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Haut<br />

Lernen Sie die Techniken, mit denen<br />

die Profis Porträts mit samtweicher<br />

Gesichtshaut kreieren.<br />

Der klassische Kardinalfehler beim Retuschieren<br />

ist, die Bearbeitung der Haut so zu übertreiben,<br />

dass Poren, Haare und Oberflächenstruktur<br />

verschwinden. Der Gaußsche Weichzeichner<br />

erfreut sicht großer Beliebtheit und ist schnell und<br />

einfach zu nutzen. Doch genau hier liegt die<br />

Gefahr, denn die feinen Details, die ein Gesicht<br />

natürlich aussehen lassen, gehen verloren.<br />

Auf das Retuschieren der Haut sollten Sie viel<br />

Zeit verwenden, damit das Ergebnis gut wird. Sie<br />

können unterschiedliche Techniken verwenden,<br />

je nachdem, wie viel Zeit Sie aufwenden wollen.<br />

In diesem Abschnitt gehen wir direkt ans<br />

Eingemachte, doch auf den nächsten Seiten<br />

finden Sie auch den kompletten Workflow, der<br />

Ihnen zeigt, wie Sie die Bildretusche in Adobe<br />

Camera Raw (ACR) beginnen und Sie von dort<br />

zum fertigen Bild führt. Dort lernen Sie, wie Sie<br />

kleine, ausgewählte Ton- und Farbänderungen<br />

vornehmen, die das Aussehen der Haut<br />

verbessern. Es ist eine fortgeschrittene Technik,<br />

die etwas Übung und Erfahrung mit Photoshop,<br />

erfordert, doch zunächst zeigen wir Ihnen ein<br />

paar einfachere Schritte, die auch bereits<br />

erhebliche Verbesserungen Ihrer Porträts<br />

bewirken werden.<br />

Original<br />

2<br />

1<br />

Bearbeitet<br />

Tipp<br />

AUSBESSERUNGSWERKZEUG UND<br />

KOPIERSTEMPELWERKZEUG<br />

Zuerst nehmen Sie mit dem<br />

Ausbesserungswerkzeug<br />

Verunreinigungen und<br />

Fältchen weg. Duplizieren Sie<br />

dazu die Bildebene. Fügen<br />

Sie eine Ebenenmaske hinzu und „übermalen” Sie die<br />

bereiche, die Sie zuvor bearbeitet hatten. Die Deckkraft<br />

sollte gering sein, damit die Oberflächenstruktur und<br />

Fältchen in dem Maße zurückkommen, das sichtbar<br />

bleiben soll. Bei dunklen Augenringen verwenden Sie das<br />

Kopierstempelwerkzeug mit einer Deckkraft von etwa<br />

20%, damit der Effekt weich in die „neue“ Haut übergeht.<br />

Sie können das wiederholen, bis Sie die gewünschte<br />

Deckkraft haben, doch verwenden Sie dazu eine<br />

Ebenenmaske, damit Sie den Schritt rückgängig machen<br />

können, falls Sie zuviel des Guten getan haben sollten.<br />

Retuschieren<br />

1) UNREINHEITEN UND FÄLTCHEN: Verwenden Sie den<br />

Bereichsreparaturpinsel und das Kopierstempelwerkzeug<br />

mit großem, weichem Pinsel und geringer Deckkraft,<br />

um Fältchen und Hautunreinheiten abzumildern.<br />

Nutzen Sie nach jeder Korrektur den Befehl „Bearbeiten ><br />

Verblassen“, um die Oberflächenstruktur zu bewahren. Der<br />

Bereichsreparaturpinsel eignet sich gut zum Überdecken von<br />

Fältchen und hellt beim Weichzeichnen zugleich die Haut<br />

auf, wenn Sie als Füllmethode des Kopierstempelwerkzeugs<br />

„Aufhellen“ wählen. Denken Sie daran, für jede größere<br />

Retusche eine neue Ebene zu benutzen, damit Sie Ihre<br />

Aktionen rückgängig machen können, falls nötig.<br />

2) DUNKLE AUGENRINGE: Erzeugen Sie eine<br />

Gradationskurven- oder Tonwertkorrektur-Ebene und<br />

hellen Sie das Bild auf, wobei der Referenzbereich unterhalb<br />

der Augen liegen sollte. Invertieren Sie die angehängte<br />

Ebenenmaske und benutzen Sie das Pinselwerkzeug<br />

mit weißer Farbe, um den Bereich unter den Augen<br />

hervorzuholen. Sollte dieser Bereich zu hell werden,<br />

reduzieren Sie die Deckkraft der Ebene.<br />

1<br />

2<br />

Spritzpistole mit Gaußschem Weichzeichner<br />

1) UNREINHEITEN VERBERGEN<br />

Hier haben wir das Ausbesserungswerkzeug<br />

auf einer duplizierten Ebene<br />

verwendet und anschließend das<br />

Kopierstempelwerkzeug mit einer<br />

neuen Ebene, um sichtbare Flecken zu<br />

entfernen, Falten zu reduzieren und die<br />

Haut zu glätten.<br />

2) FARBE KORRIGIEREN<br />

Nehmen Sie das Lassowerkzeug mit<br />

großzügiger weicher Auswahlkante<br />

und wählen Sie die Stellen aus, an<br />

denen die Farbe korrigiert werden<br />

muss. Das geschieht anschließend<br />

über die Kanäle in einer<br />

Gradationskurvenkorrekturebene.<br />

3) WEICHZEICHNEN<br />

Wählen Sie alle Ebenen aus und<br />

erzeugen Sie eine kombinierte<br />

Kopie aller Ebenen. Gehen Sie<br />

auf „Filter > Weichzeichnen ><br />

Gaußscher Weichzeichner“ und<br />

stellen Sie einen Faktor zwischen<br />

20 und 30 ein.<br />

4) DETAILS HERVORHEBEN<br />

Fügen Sie eine Ebenenmaske<br />

hinzu und duplizieren Sie<br />

sie, dann benutzen Sie das<br />

Pinselwerkzeug mit einer<br />

Deckkraft von 20%, um die Haut<br />

zu glätten. Vermeiden Sie dabei<br />

Augen, Mund und Nasenlöcher.<br />

TIPP<br />

VERSTÄRKEN SIE<br />

DIE SPITZLICHTER,<br />

DAMIT ETWAS GLANZ<br />

HINZUKOMMT<br />

Duplizieren Sie das<br />

Bild und benutzen<br />

Sie das Abwedler-<br />

Werkzeug mit ca. 3%<br />

und einem weichen,<br />

mittleren Pinsel, um die<br />

natürlichen Spitzlichter<br />

zu intensivieren. Auch<br />

hier gilt: Arbeiten Sie<br />

auf einer neuen Ebene,<br />

damit Sie später etwas<br />

rückgängig machen<br />

oder die Deckkraft<br />

reduzieren können.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Retuschieren 137<br />

Das Gesicht<br />

Verbessern Sie die Gesichtszüge<br />

mit diesen einfachen, effektiven<br />

Maßnahmen<br />

Augen, Zähne, Lippen und Nase erfordern<br />

ebenfalls unsere Aufmerksamkeit, denn Sie<br />

sind genauso wichtig wie die Haut, wenn es<br />

um die Verschönerung von Porträtfotos geht.<br />

Versuchen Sie folgende Arbeitstechniken.<br />

Augen und Zähne<br />

Original<br />

Edited<br />

1) DAS ABWEDLER-WERKZEUG: Duplizieren Sie<br />

die Bildebene, damit Sie nicht am Original arbeiten.<br />

Wählen Sie eine Pinselgröße, die ein bisschen kleiner<br />

als das Weiße in den Augen ist, einen Farbbereich von<br />

mittleren Tönen und eine Belichtung von etwa 2-3%,<br />

dann „bepinseln“ Sie das Weiße der Augen und die<br />

Zähne. Sie sollten sie nur wenig aufhellen, sonst wirkt<br />

es unnatürlich.<br />

IMAGES: ISTOCK PHOTO<br />

Tipp:<br />

GLANZ HINZUFÜGEN<br />

Bei manchen Menschen liegen die Augen tiefer in den<br />

Höhlen. Dann müssen sie aufgehellt und ein bisschen<br />

lebendiger gemacht werden. Ein Weg dahin führt über<br />

eine Gradationskurvenkorrekturebene, um die Augen<br />

aufzuhellen, dann invertieren Sie die Ebenenmaske und<br />

benutzen das Pinselwerkzeug, mit dem Sie mit weißer<br />

Farbe eine halbmondförmige Form unter der Pupille<br />

zeichnen. Der Effekt ist so ähnlich, als hätten Sie bei der<br />

Aufnahme einen Reflektor verwendet.<br />

2) FARBTON/FARBSÄTTIGUNG: Erzeugen Sie eine<br />

Farbton/Farbsättigung-Ebene und reduzieren Sie Rot<br />

und Gelb, dann verwenden Sie die Ebenenmaske und<br />

verbergen die Korrektur, wodurch Augen und Zähne<br />

hervortreten. Als Nächstes wählen Sie die Augen mit dem<br />

Lassowerkzeug bei 3 bis 4 Pixel, dann erzeugen Sie eine<br />

Gradationskurven-Ebene und formen eine S-Kurve, um<br />

die Kontraste der Augen zu verstärken.<br />

3) SELEKTIVE FARBKORREKTUR: Wählen Sie<br />

ein Auge oder die Zähne mit dem Lassowerkzeug und<br />

wenden Sie darauf eine schmale weiche Kante von 10px<br />

an, die die Kanten glättet. Dann fügen Sie eine selektive<br />

Farbkorrekturebene hinzu und klicken auf das Dropdown-<br />

Menü oben in dem Dialogfeld, wählen „Neutral“ und stellen<br />

die Regler so ein, dass der gewählte Bereich langsam weiß<br />

wird. Dasselbe machen Sie dann mit dem Weiß der Augen.<br />

Augenfarbe ändern<br />

Zeichnen Sie mit dem Lasso-Werkzeug rund um<br />

die Iris und wählen Sie „Weiche Auswahl“, um die<br />

Kanten abzufedern. Erstellen Sie eine „Selektive<br />

Farbkorrekturebene“ und wählen Sie im Aufklappmenü<br />

„Farben / Töne“, um mittels der Schieberegler die<br />

Augenfarben dem übrigen Bild anzupassen. Wählen<br />

Sie das Auge erneut aus und erstellen Sie eine „Farbton/<br />

Sättigung-Einstellungsebene“, um die Farbsättigung<br />

anzupassen. Bei Bedarf fügen Sie noch eine<br />

Einstellungsebene hinzu, um den Kontrast und Glanz<br />

der Augen zu verstärken.


138 Retuschieren DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Die Nase korrigieren<br />

1) SCHLANKERE NASE: Die Nase kann ein recht<br />

prominentes Gesichtsmerkmal sein. Vielen Menschen<br />

ist sie schlicht zu groß, doch hier können wir mit etwas<br />

„digitaler Chirurgie“ in Photoshop etwas korrigieren. Das<br />

geht mit ein paar einfachen Tricks. Klicken Sie auf „Filter<br />

> Verflüssigen“ und wählen Sie das Vorwärts-krümmen-<br />

Werkzeug. Stellen Sie eine geringe Dichte, geringen<br />

Druck und eine Pinselgröße ein, die der Größe der Nase<br />

angemessen ist. Nun drücken Sie vorsichtig von der der<br />

Seite die Nase und die Nasenlöcher ein.<br />

Lippen korrigieren<br />

2) VOLLERE LIPPEN: Auch hier nehmen Sie das<br />

Verflüssigen-Werkzeug, doch dieses Mal benutzen Sie<br />

das Aufblasen-Werkzeug mit denselben Einstellungen<br />

wie schon zuvor bei der Nase. Nun applizieren Sie eine<br />

Reihe von Klicks in den Lippen, die diese größer werden<br />

lassen. Weniger ist hier mehr, übertreiben Sie es also<br />

nicht, denn niemand freut sich über eine Unterlippe in<br />

Form und Größe einer Nürnberger Bratwurst.<br />

3) FARBE ANREICHERN: Erzeugen Sie eine neue Ebene<br />

und malen Sie die Lippen mit dem Pinselwerkzeug<br />

schwarz an. Klicken Sie auf „Filter > Weichzeichnen ><br />

Gaußscher Weichzeichner“. Stellen Sie ihn auf 4 Pixel,<br />

um die Kanten zu glätten. Ändern Sie die Füllmethode<br />

der Ebene auf „Weiches Licht“ und reduzieren Sie die<br />

Deckkraft, falls nötig. Jetzt benutzen Sie das Abwedler-<br />

Werkzeug auf der Bildebene, wobei der Bereich auf<br />

„Lichter“ gestellt wird und überpinseln die Lippen,<br />

um die Farbe stärker werden zu lassen und ihnen ein<br />

glänzendes Aussehen zu geben.<br />

Make-up auflegen<br />

Original<br />

Bearbeitet<br />

1 2 3<br />

IMAGES: ISTOCK PHOTO<br />

Idealerweise hatte Ihr Modell das gewünschte Make-up bereits bei den Aufnahmen<br />

aufgelegt. Falls nicht, ist erneut digitale Kosmetik mit Photoshop erforderlich.<br />

Original<br />

Bearbeitet<br />

1) GRUNDIERUNG Nehmen Sie die<br />

notwendigen Hautretuschen vor.<br />

Hier sind die Lippen des Modells<br />

ziemlich spröde, deswegen haben wir<br />

eingezoomt und den Bereich mit dem<br />

Kopierstempelwerkzeug geglättet,<br />

anschließend wurde die Farbe verbessert.<br />

All das geschah wie immer in einer<br />

neuen Ebene für jede vorgenommene<br />

Korrektur.<br />

2) EYELINER Erzeugen Sie eine neue<br />

Ebene und zoomen Sie auf ein Auge<br />

ein, so dass es den Bildschirm ausfüllt.<br />

Wählen Sie einen kleinen Pinsel mit<br />

schwarzer Farbe und zeichnen Sie den<br />

Augenumriss nach. Ändern Sie den<br />

Füllmodus der Ebene auf „Weiches Licht“<br />

und reduzieren Sie die Deckkraft, falls<br />

nötig. Mit derselben Technik können Sie<br />

auch die Augenwimpern behandeln.<br />

3) LIDSCHATTEN Erzeugen Sie eine neue<br />

Ebene. Verwenden Sie einen größeren,<br />

weichen Pinsel und übermalen Sie das<br />

Augenlid und den Bereich direkt unter dem<br />

Auge mit Ihrer gewählten Vordergrundfarbe.<br />

Dann ändern Sie die Füllmethode auf „Weiches<br />

Licht“ oder „Farbig Nachbelichten“, passen<br />

bei Bedarf die Deckkraft der Ebene an und<br />

korrigieren die Farbe mit „Farbton/Sättigung“.<br />

4) AUGEN BETONEN Wählen Sie die Iris<br />

mit dem Lassowerkzeug aus, fügen eine<br />

selektive Farbeinstellungsebene hinzu und<br />

stellen Sie die Schieberegler so ein, bis das<br />

Ergebnis Ihren Wünschen entspricht. Hellen<br />

Sie die Augen mit dem Abwedlerwerkzeug<br />

auf, wie weiter oben beschrieben, oder<br />

vermittels einer Gradationskurven-<br />

Einstellungsebene.<br />

5) ROUGE Wählen Sie eine Farbe für die Wangen<br />

und übermalen Sie in einer neuen Ebene den<br />

Wangenknochenbereich mit einem weichen,<br />

großen Pinsel. Jetzt klicken Sie auf „Filter ><br />

Weichzeichner > Gaußscher Weichzeichner“,<br />

legen einen Radius von 40 Pixel fest, um die<br />

Kanten zu glätten, und klicken auf „OK“. Ändern<br />

Sie die Füllmethode der Ebene auf „Farbig<br />

nachbelichten“ oder „Linear nachbelichten“.<br />

6) HAUTTÖNUNG<br />

Um einen kühlen<br />

Hautton aufzuwärmen, benutzen<br />

Sie eine Photofilterkorrekturebene<br />

mit Warmfilter. Mit dem Dichteregler<br />

steuern Sie die Intensität. Invertieren<br />

Sie die Ebenenmaske. Das zeigt die<br />

Hautbereiche, die Sie bearbeiten wollen.<br />

Reduzieren Sie nun die Deckkraft der<br />

Ebene.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Retuschieren 139<br />

Haar<br />

Tutorial: So erzeugen Sie glänzendes, kräftiges Haar<br />

Es ist kaum zu glauben, wie viel Zeit es braucht, Haar professionell zu<br />

retuschieren. Wir reden hier von Tagen und Wochen, die es dauert, bis ein Foto<br />

für eine Shampoowerbung „fit gemacht“ ist. Bei glattem Haar muss praktisch<br />

jedes einzelne Haar kopiert werden. Das geschieht mit einem sehr harten<br />

Pinsel mit 2 Pixeln Größe und 100% Deckkraft. Auch abstehende Haare müssen<br />

beseitigt werden, doch wenn Sie zu viele eliminieren, sieht das verbleibende<br />

Haar unter Umständen eher wie ein Helm aus. Damit das Haar voller und dicker<br />

aussieht, übernehmen manche Retuscheure sogar Haar aus anderen<br />

Aufnahmen in das Bild und legen Sie mit Hilfe von Ebenen und Ebenenmasken<br />

übereinander. Das kann zu einer wahrhaften Sisyphos-Arbeit ausarten,<br />

deswegen haben wir ein paar Tipps von professionellen Retuscheuren für Sie,<br />

unter andern von Chanelle Segerius-Bruce, die Fotos bei Kampagnen für<br />

Pantene und „The Body Shop“ retuschiert hat.<br />

Das Haar in Ordnung bringen<br />

Um abstehende Haare zu beseitigen und die<br />

Oberfläche des Haars zu glätten, beginnen<br />

Sie mit einer neuen Ebene und stellen deren<br />

Füllmethode auf „Abdunkeln“. Nun nehmen<br />

Sie das Kopierstempelwerkzeug, setzen die<br />

Kantenschärfe auf 100%, die Deckkraft auf 100%<br />

und die Füllmethode ebenfalls auf „Abdunkeln“.<br />

Verwenden Sie einen kleinen Pinsel, der aber<br />

doch groß genug sein muss, eine Haarsträhne<br />

abzudecken. Nehmen Sie eine Probe in der<br />

Nähe einer Strähne auf und kopieren Sie sie<br />

auf die Strähne. Die Füllmethode „Abdunkeln“<br />

funktioniert bei hellen, abstehenden Haaren.<br />

Bei dunklen Strähnen stellen Sie jedoch besser<br />

die Füllmethode auf „Aufhellen“. Um Haare<br />

ganz verschwinden zu lassen stellen Sie sie auf<br />

„Normal“.<br />

Haarfarbe ändern<br />

Ändern Sie die Haarfarbe nur sehr behutsam gegenüber der Originalfarbe, denn<br />

größere Unterschiede machen es schwerer, abstehende Haare zu bearbeiten.<br />

1) Am einfachsten wählen Sie<br />

das Haar über „Auswahl > Im<br />

Maskierungsmodus bearbeiten“ aus<br />

und übermalen den Bereich der Haare.<br />

Anschließend klicken Sie erneut auf<br />

„Im Maskierungsmodus bearbeiten“,<br />

entfernen die rote Maske und<br />

maskieren außerhalb der Auswahl.<br />

3) Etwas delikat wird es, wenn es darum geht,<br />

sich die verbliebenen widerspenstigen Haare<br />

der Originalfarbe anzunehmen. Zoomen<br />

Sie so weit wie möglich ein und bearbeiten<br />

Sie die betreffenden Haare mit einem<br />

schmalen Pinsel. Danach benutzen Sie eine<br />

Ebenenmaske, um an den nötigen Stellen die<br />

Farbe herauszunehmen.<br />

2) Erzeugen Sie eine neue Ebene und<br />

wählen Sie einen Pinsel mit beliebiger<br />

Farbe. Übermalen Sie die Auswahl<br />

auf der neuen Ebene und ändern Sie<br />

die Füllmethode in „Weiches Licht“,<br />

um die Farbe der Oberfläche und<br />

der natürlichen Farbe des Haares<br />

anzupassen.<br />

Bearbeitet<br />

Original<br />

IMAGES: ISTOCK PHOTO<br />

Haare wie in der Shampoo-Werbung? So geht´s:<br />

Bearbeitet<br />

1) KONTRAST VERSTÄRKEN Fügen Sie eine<br />

Gradationskurven-Einstelungsebene hinzu<br />

und verstärken Sie den Kontrast, wobei Sie<br />

sich darauf konzentrieren, das natürliche<br />

Licht im Haar herauszuarbeiten. Klicken Sie<br />

auf OK. Jetzt invertieren Sie die angehängte<br />

Ebenenmaske, um Sie mit Schwarz zu füllen<br />

und die Korrektur zu verbergen.<br />

2) VERFEINERN Mit dem<br />

Pinselwerkzeug übermalen Sie auf<br />

der Ebenenmaske die natürlichen<br />

Lichter, um diese zu verstärken. Falls<br />

nötig, reduzieren Sie die Deckkraft der<br />

Korrekturebene und blenden sie ein<br />

und aus, um die Effekte und Position der<br />

Lichter zu kontrollieren.<br />

3) ABWEDELN Als Nächstes duplizieren<br />

Sie die Bildebene und wählen das<br />

Abwedler-Werkzeug. Mit einem großen<br />

Pinsel bearbeiten Sie die Spitzlichter mit<br />

einer Belichtung von 10–15%, wobei Sie<br />

den Bereich zwischen mittleren Tönen und<br />

Spitzlichtern variieren. Reduzieren Sie die<br />

Deckkraft der Ebene, wenn Sie zu viel Licht<br />

gelöscht haben.<br />

4) SCHÄRFEN Duplizieren Sie die Ebene<br />

erneut, wenden Sie einen Hochpassfilter mit<br />

5 Pixel an - Filter >Hochpass - und ändern<br />

die Füllmethode der Ebene auf „Weiches<br />

Licht“. Der Hochpassfilter kann etwas harsch<br />

auf die Haut wirken, deshalb fügen Sie eine<br />

Ebenenmaske hinzu und verbergen die Haut,<br />

was nur das Haar übrig lässt, das nun schärfer<br />

geworden ist.<br />

Original


140 Retuschieren DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

KIT FÜR DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Hier eine kleine Orientierungshilfe, die Ihnen die Wahl Ihrer persönlichen<br />

Fotoausrüstung erleichtern kann, wenn Sie sich intensiver mit<br />

<strong>Porträtfotografie</strong> befassen wollen.<br />

Die aktuelle <strong>Porträtfotografie</strong> hat schon lange jene Zeiten hinter sich<br />

gelassen, in denen man im stickigen Fotostudio vor einem braun<br />

marmorierten Hintergrund saß und gezwungen höflich in die Kamera<br />

lächeln musste. Heute sollen Porträtbilder eine positive Energie ausstrahlen,<br />

die etwas über den Charakter der fotografierten Person aussagt. Diese<br />

Lifestyle-<strong>Fotografie</strong> zeigt Menschen in dem Umfeld, in dem sie leben und<br />

sich entfalten.<br />

Es gibt eine große Nachfrage und reichlich Motive für Lifestyle-Porträts.<br />

Sie müssen dazu weder ein Fotostudio mieten oder mit professioneller<br />

Lichttechnik hantieren. Viel individueller ist es rauszugehen und Menschen,<br />

die sich fotografieren lassen möchten, zu Hause zu besuchen und in ihrem<br />

persönlichen Umfeld aufzunehmen. Oder Sie finden eine stimmungsvolle<br />

Örtlichkeit in der Stadt oder irgendwo auf dem Land, die Sie als Kulisse für<br />

Ihre Lifestyle-Porträts verwenden. Das bringt natürlich ganz eigene<br />

fotografische Herausforderungen mit sich und ohne die richtige Ausrüstung<br />

laufen Sie Gefahr, dass Ihre Porträts beim Betrachter nicht die gewünschte<br />

Wirkung erzeugen.<br />

Deswegen werden wir Ihnen hier einiges an Ausrüstung vorstellen, die<br />

hilfreich sein kann, wenn Sie Ihre fotografischen Pläne verwirklichen wollen.<br />

Dabei werden wir unter anderem die Objektive betrachten, die am besten<br />

für Porträts geeignet sind. Außerdem geht es um Beleuchtung und wie Sie<br />

sie geschickt und unaufdringlich einsetzen. Sie brauchen sich jedoch nicht<br />

mit komplizierter Lichttechnik abzugeben, denn wir bleiben bei Blitzgeräten,<br />

die erstens für jedermann erschwinglich und zweitens unkompliziert zu<br />

handhaben sind. Gleichwohl präsentieren wir auch kameraunabhängige<br />

Systemblitzgeräte, außerdem die unterschiedlichen Arten von Lichtformern<br />

und wir geben Tipps zu praktischen Fototaschen und weiterem Zubehör,<br />

nicht zuletzt auch zu hilfreichen Requisiten. Also dann, machen Sie sich<br />

vertraut mit der Ausrüstung, die Ihnen zu guten Lifestyle-Porträts verhilft,<br />

mit denen Sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen werden.<br />

Hersteller und Bezugsquellen<br />

Arctic Butterfly<br />

www.visibledust.com<br />

Canon<br />

www.canon.de<br />

Cokin<br />

www.intro2020.co.uk<br />

Gitzo<br />

www.gitzo.de<br />

Giottos<br />

www.giottos.de<br />

Green Clean<br />

www.green-clean.at<br />

Hähnel<br />

www.haehnel-foto.de<br />

Hitech<br />

www.formatt-hitech.com<br />

Hoodman<br />

www.enjoyyourcamera.com<br />

Lowepro<br />

www.lowepro-deutschland.de<br />

Kenko<br />

www.kenkoglobal.com<br />

LaCie<br />

www.lacie.com<br />

Lastolite<br />

www.lastolite.com<br />

Lexar<br />

www.lexar.com<br />

Manfrotto<br />

www.manfrotto.de<br />

Nikon<br />

www.nikon.de<br />

Op/Tech<br />

www.fotobrenner.de<br />

Panasonic<br />

www.panasonic.de<br />

Samsung<br />

www.samsung.de<br />

SanDisk<br />

www.sandisk.de<br />

Sigma<br />

www.sigma-foto.de<br />

Slik<br />

www.hapa-team.de<br />

Tamrac<br />

www.hapa.tamrac.com<br />

Tamron<br />

www.tamron.de<br />

Velbon<br />

www.velbon.de


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Ausrüstung 141


142 Ausrüstung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Ausrüstung für Lifestyle-Porträts<br />

Wenn Sie Ihre ersten Erfahrungen in der <strong>Porträtfotografie</strong><br />

gesammelt haben, wissen Sie, worauf es aufnahmetechnisch<br />

ankommt; und Sie wissen inzwischen auch, dass es oft nur<br />

Kleinigkeiten sind, die über den Erfolg eines Porträtfotos<br />

entscheiden. Viele solcher Kleinigkeiten haben mit der richtigen<br />

Ausrüstung zu tun. Hier haben wir die ideale Ausrüstung für Sie<br />

zusammengestellt.<br />

Blitzgerät<br />

Es sollte ein Blitzgerät sein, dass über TTL-Funktionalitäten verfügt, aber auch manuell bedient<br />

werden kann, so dass Sie die Blitzleistung reduzieren können, um sie optimal an Ihr Motiv<br />

anzupassen. Das ist besonders bei Porträtfotos aus großer Nähe hilfreich. Außerdem sollte Ihr<br />

Blitzgerät drahtlos ausgelöst werden können, damit Sie es von der Kamera losgelöst verwenden<br />

können, um es beispielsweise seitlich oder hinter Ihrem Motiv aufzustellen. Modelle wie das<br />

Canon Speedlite 430EXII, das Nikon Speedlight SB-700 und das Metz 52 AF-1 verfügen über eine<br />

so genannte Slave-Funktion, was bedeutet, dass Sie das Blitzgerät z. B. mit einem kamerainternen,<br />

aufklappbaren Blitz auslösen können. Außerdem können Sie die Blitzleistung jedes Geräts über<br />

das Menüsystem der Kamera steuern, um den gewünschten Effekt zu erreichen.<br />

Kamera<br />

Wenn Sie ernsthaft <strong>Porträtfotografie</strong> betreiben, werden Sie vielleicht<br />

über die Anschaffung einer anspruchsvolleren Kamera nachdenken.<br />

Eine Spiegelreflexkamera der Mittelklasse bietet eine bessere<br />

Bildqualität als die Einsteiger-Modelle. Das liegt unter anderem an<br />

der höheren Auflösung bei geringen ISO-Werten die zu schärferen<br />

Bildern führt. Außerdem können Sie damit Ihre Blitzgeräte drahtlos<br />

steuern. Wenn Sie bereits Objektive einer bestimmten Marke<br />

angeschafft haben, werden Sie sinnvollerweise bei diesem Hersteller<br />

bleiben. Zu den empfehlenswerten Modellen zählen die Canon EOS<br />

700D und die Nikon D5300.<br />

Schnelles Standard-Zoomobjektiv<br />

Kit-Objektive sind ideal für Einsteiger, doch wenn ihre Ansprüche steigen lassen<br />

die Verarbeitungsqualität und die optische Konstruktion einiges zu wünschen<br />

übrig. Ein schnelles Standard-Zoomobjektiv bietet eine wesentliche Verbesserung<br />

der Bildqualität. Sie verfügen über denselben Brennweitenbereich wie Ihr<br />

Kit-Objektiv doch die Blende von f/2,8 bei 50mm ist ideal für Porträtaufnahmen<br />

mit Kameras mit APS-C-Sensor. Ein Standard-Zoomobjektiv ist außerdem<br />

besser verarbeitet als das Kit-Objektiv und hat einen Metall-Bajonettanschluss.<br />

Originalobjektive von Kameraherstellern können sehr teuer sein; es gibt jedoch<br />

Alternativen wie das Tamron 17–50mm f/2,8 XR Di II VC- und das Sigma 17–70mm<br />

f/2,8–4 OS HSM-Objektiv. Ein Standard-Zoomobjektiv ist übrigens deutlich<br />

schwerer als das Kit-Objektiv.<br />

Fototasche mit schnellem Zugriff<br />

Lifestyleporträts erfordern das Einfangen des richtigen Moments, deswegen müssen Sie sehr schnell<br />

sein. Wenn Sie das Objektiv oder die Speicherkarte wechseln ist es deswegen ein großer Vorteil wenn ihre<br />

Fototasche einen schnellen Zugriff auf den Inhalt erlaubt. Empfehlenswert ist beispielsweise das Model<br />

„Speed Freak“ der Serie „Speed convertible“ von Think Tank. Sie kommen schnell an alles heran und Sie<br />

bietet Ihnen jede Menge Platz. Es ist eine echte Alternative zu den breiten Gürteln mit den vielen kleinen<br />

Taschen, wie dem „Modular System“ von Tamrac oder der Serie „Street & Field“ von Lowepro.<br />

Extrem schnelles Standardobjektiv<br />

Die f/1,4-Blende dieser Objektive lässt doppelt so viel Licht auf den Sensor fallen wie ein f/1,8-Objektiv, ist also<br />

ideal für Situationen mit schlechten Lichtverhältnissen. Außerdem können Sie mit der größten Blende auch<br />

den größten Teil des Bildes unscharf abbilden, um zum Beispiel nur kleine Details wie Lippen und Augen im<br />

Schärfebereich zu halten. Bei regulären Porträtmotiven bekommen Sie bereits ab Blende f/2,8 gestochen scharfe<br />

Bilder, auch in den Randbereichen. F/1,4-Objektive gibt es von Canon und Nikon, aber auch von Sigma in Form<br />

des 50mm f/1,4 EX DG HSM. Von Tamron gibt es das f/2 SP Di II mit 60 mm Brennweite das zwar nicht ganz so<br />

„schnell“, aber mit seinem Abbildungsmaßstab von 1:1 auch für die Makrofotografie geeignet ist.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Ausrüstung 143<br />

IM ZWEIFELSFALL<br />

MIETEN, NICHT KAUFEN<br />

Wenn Sie keine Hunderte oder gar<br />

Tausende Euro für Premium-<br />

Objektive ausgeben wollen, können<br />

Sie sie für einen Bruchteil des Preises<br />

bei folgenden Anbietern mieten:<br />

www.zoomyrentals.de<br />

www.objektiv-verleih.de<br />

www.ac-foto.com/mietservice<br />

www.sigma-foto.de/service/<br />

leihservice.html<br />

Lichtstativ, Halterung und<br />

Schirm<br />

Wenn Sie Ihr Blitzgerät von der Kamera entkoppelt<br />

verwenden, bietet sich Ihnen eine ganze Welt<br />

neuer, kreativer Möglichkeiten. Im klassischen<br />

Setup bauen Sie das Blitzgerät im Winkel von<br />

45° zu Ihrem Motiv auf und blitzen durch einen<br />

Schirm, um ein weiches Licht zu bekommen.<br />

Dazu brauchen Sie jedoch nicht nur den Schirm,<br />

sondern auch eine passende Halterung, an der<br />

Blitzgerät und Schirm montiert werden, außerdem<br />

ein Stativ, auf dem das Ganze befestigt wird.<br />

Mehrere Hersteller bieten Blitzschirm-Kits an, die<br />

komplett mit Schirm, Stativ und Halterung geliefert<br />

werden.<br />

Drahtlose Blitzauslöser<br />

Die oben beschriebene Konstruktion des Blitzgeräts<br />

mit Schirm kann problematisch sein, wenn Sie den<br />

Aufklappblitz der Kamera verwenden wollen, um<br />

auf Stativen montierte Elektronenblitze auszulösen.<br />

Der Sensor des Blitzgeräts muss den Kamerablitz<br />

eindeutig registrieren können, was aber nur möglich<br />

ist, wenn Sichtkontakt besteht. Das ist jedoch oft<br />

nicht der Fall, weil der Schirm – bedingt durch das<br />

Setup für Ihr Motiv – den Sensor des Blitzgeräts<br />

verdeckt. Hier kommt der drahtlose Blitzauslöser<br />

ins Spiel. Er besteht aus einem Sender, der in den<br />

Zubehörschuh der Kamera gesteckt wird und<br />

einem Empfänger der an die Synchronkabelbuchse<br />

des Blitzgeräts angeschlossen wird. Yongnuo und<br />

Hähnel bieten preiswerte Systeme an.<br />

Reflektorständer<br />

Wenn Sie oft ohne Assistenten<br />

arbeiten, der ihren Reflektor<br />

in der richtigen Position<br />

hält, brauchen Sie einen<br />

Reflektorständer. Es gibt<br />

Sets auf dem Markt, die aus<br />

Reflektor und passendem<br />

Ständer bestehen, wobei<br />

eine Reflektorgröße von<br />

etwa 80×180 cm sowohl für<br />

Nahaufnahmen als auch<br />

für Ganzkörperporträts<br />

geeignet ist.<br />

Reflektor mit Haltegriff<br />

Falls Sie es nicht ganz so groß brauchen, ist ein<br />

kleiner Reflektor mit Haltegriff die richtige Lösung<br />

für Sie. Der Lastolite TriGrip beispielsweise hat<br />

einen soliden Handgriff, so dass Sie mit einer Hand<br />

fotografieren und mit der anderen bequem den<br />

Reflektor halten können.<br />

Weitwinkel-Zoomobjektiv<br />

Es ist kein traditionelles Porträt Objektiv, denn die mit<br />

dem Weitwinkel einhergehende Verzerrung zieht die<br />

Proportionen des Gesichts auseinander. Gleichwohl<br />

gibt Ihnen ein Weitwinkelobjektiv zusätzliche kreative<br />

Möglichkeiten weil sie viel von der Umgebung Ihres<br />

Motivs mit aufs Bild bekommen. So lassen sich<br />

ungewöhnliche Porträtmotive fotografieren. Ein<br />

Weitwinkel ist auch dann sehr nützlich, wenn Sie<br />

in beengten Platzverhältnissen fotografieren und<br />

der benötigte Abstand zum Motiv nicht erreicht<br />

werden kann. Wenn Sie keine Originalobjektive des<br />

Kameraherstellers besitzen, bieten sich als Alternativen<br />

das Sigma 10–20mm EX f/4–5,6 und das Tokina AT-X<br />

DX 12–28mm f/4 Pro.<br />

In der Fototasche<br />

Blitzfolien<br />

Am Blitzkopf angebrachte farbige<br />

Folien sorgen für bunte, kreative<br />

Blitzeffekte. Empfehlenswert ist das<br />

Honl HP-Filter 3 Colour Effects Kit.<br />

Zweite Kamera<br />

Mit dem Komfort<br />

eines zweiten<br />

Kameragehäuses<br />

können Sie<br />

beispielsweise<br />

ein Telezoom an<br />

der einen und<br />

eine schnelle<br />

Festbrennweite<br />

oder einen<br />

Weitwinkel an der anderen Kamera montieren,<br />

so verpassen Sie auch in hektischen Situationen<br />

kein sich bietendes Motiv, weil sie gerade mit dem<br />

Objektivwechsel beschäftigt sind.<br />

Karte zum Weißabgleich<br />

Die weitaus meisten Lifestyleporträts<br />

werden in aus Blitz und<br />

Umgebungslicht bestehendem<br />

Mischlicht aufgenommen, worunter<br />

oft der Weißabgleich der Kamera<br />

leidet. Wenn Sie das Raw-Format einstellen und vor<br />

Beginn der Fotosession ein Foto der grauen Karte auf<br />

Seite 163 machen, können Sie später den Weißabgleich<br />

aller Fotos schnell und einfach in der Nachbearbeitung<br />

korrigieren.<br />

Hand-Belichtungsmesser<br />

Er ist nicht unbedingt notwendig<br />

und viele Fotografen kommen<br />

ohne ihn aus, doch wenn Sie von<br />

der Kamera entkoppelt blitzen<br />

und die Einstellungen manuell<br />

vornehmen, erweist er sich als unentbehrlich, um eine<br />

perfekte Belichtung zu erreichen. Mit den heutigen<br />

digitalen Belichtungsmessern können Sie sowohl das<br />

Umgebungslicht direkt, das reflektierte Licht Ihres<br />

Motivs oder das Licht ihrer Blitzköpfe messen.<br />

Filter<br />

Viele Filtereffekte können in<br />

Photoshop hinzugefügt werden,<br />

einige jedoch nicht, und für diese<br />

brauchen Sie demzufolge reale,<br />

physische Filter. Dazu gehört<br />

der Polfilter, der Ihrem Motiv in heller Umgebung<br />

zu kräftigeren Farben verhilft, weil er Reflexionen<br />

unterdrückt, und ein blauer Himmel erhält ein<br />

dunkleres Blau. Grauverlaufsfilter gehören ebenfalls<br />

zu den empfehlenswerten Filtern. Sie dienen<br />

dem Ausgleich der Belichtung zwischen einem<br />

hellen Himmel und einem dunklen Vordergrund,<br />

wenn Sie Porträts mit Weitwinkel schießen. Es gibt<br />

Grauverlaufsfilter, die auf das Objektiv geschraubt<br />

werden, praktischer jedoch ist ein Filterhalter System.<br />

Das gibt Ihnen mehr Flexibilität, weil Sie alle Filter dann<br />

mit beliebigen Objektivdurchmessern kombinieren<br />

können.<br />

Stativ<br />

Ein Stativ kommt in der<br />

<strong>Porträtfotografie</strong> weniger häufig<br />

zum Einsatz weil sie meist ihre<br />

Position schnell wechseln können<br />

müssen, je nachdem wie und<br />

wohin sich die porträtierten Personen bewegen. Wer<br />

schon einmal eine Fotosession mit Kindern gemacht<br />

hat, weiß wovon die Rede ist. Gleichwohl wird sich<br />

ein Dreibeinstativ bei schlechten Lichtverhältnissen<br />

als nützlich erweisen, insbesondere, wenn sie die<br />

Kamera sehr nah am Boden montieren können. Eine<br />

Alternative ist das Einbeinstativ, es stellt einen guten<br />

Kompromiss zwischen Beweglichkeit einerseits und<br />

Verwacklungssicherheit andererseits dar<br />

Fernauslöser<br />

Wenn es weniger hektisch zugeht,<br />

erlaubt Ihnen ein Fernauslöser, sich<br />

nach dem Setup von der Kamera zu<br />

entfernen und mit den porträtierten<br />

Personen zu interagieren. Es gibt<br />

Kabelfernauslöser und Funkfernauslöser, beide erfüllen<br />

ihre Funktion zuverlässig, der Unterschied liegt im Preis.


144 Retuschieren DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

DIE BESTEN OBJEKTIVE FÜR PORTRÄTFOTOS<br />

Das Standard-Zoomobjektiv, das Sie zusammen mit Ihrer Kamera im Set erworben haben, kann als Allround-Objektiv auch<br />

zufriedenstellende Porträtaufnahmen liefern. Wenn Sie auf sehr hohe Qualität Wert legen, sollten Sie sich aber nach Alternativen<br />

umschauen. Wir stellen Ihnen zwei davon vor.<br />

Das 50 mm f/1.8 Standard-Objektiv<br />

In der guten alten Zeit der 24 x 36 mm-<br />

Spiegelreflexkameras fand man an nahezu jedem Modell<br />

ein 50mm f/1.8 Objektiv ohne Zoomfunktion, und das<br />

blieb auch so, bis in die späten 1980er Jahre hinein. Um<br />

diese Zeit herum kamen die Standard-Zoomobjektive auf.<br />

Mit ihrer variablen Brennweite vom Weitwinkel bis hin<br />

zum kurzen Teleobjektiv repräsentierte beispielsweise das<br />

28–70mm-Objektiv einen großen Schritt nach vorn in<br />

Sachen Flexibilität, doch es führte leider auch zum<br />

Aussterben des 50mm f/1.8 als Standardobjektiv. In letzter<br />

Zeit jedoch hat dessen Beliebtheit wieder stark<br />

zugenommen und zwar aus einer ganzen Reihe von<br />

Gründen.<br />

Der erste Grund ist, dass man es schon für wenig Geld<br />

kaufen kann. Neue 50mm-Objektive von Herstellern wie<br />

Canon, Nikon und Sony kosten neu nur knapp über 125<br />

Euro, gebraucht bekommt man sie bereits für etwas mehr<br />

als die Hälfte. Damit kann sie sich jeder leisten. Um dieses<br />

Preis-Leistungsverhältnis noch deutlicher zu machen,<br />

brauchen Sie sich nur Folgendes vor Augen zu führen: Das<br />

Objektiv der Wahl für viele Profi-Porträtfotografen ist seit<br />

geraumer Zeit das 85mm-Teleobjektiv, welches in der<br />

Version f/1.8 um die 375 € kostet. Wenn Ihre DSLR mit<br />

einem APS-C Sensor ausgerüstet ist, kommt ein<br />

50mm-Objektiv, das Sie nur 125 Euro kostet, aufgrund des<br />

Formatfaktors von 1,5 einem 75mm f/1.8 Objektiv gleich<br />

– sogar 80mm f/1.8, wenn Sie eine Canon haben, denn bei<br />

Canon müssen Sie einen Formatfaktor von 1,6 ansetzen.<br />

Sie haben somit effektiv 250 Euro gespart!<br />

Wenn es Ihnen nichts ausmacht, ein gebrauchtes<br />

Objektiv mit manuellem Fokus zu kaufen, bekommen Sie<br />

dies schon für um die 30 Euro. Sie erhalten also eine<br />

qualitativ hochwertige Optik, die zwar ein paar Jahrzehnte<br />

alt sein mag und keinen Autofokus hat, die aber an<br />

Qualität nichts zu wünschen übrig lässt, für den Preis einer<br />

anständigen Speicherkarte. Es lässt sich also nicht<br />

leugnen: Ein 50mm-Objektiv ist definitiv erschwinglich.<br />

Aber was hat es noch zu bieten? Nun, das stärkste<br />

Argument ist sicherlich seine größte Blendenöffnung von<br />

f/1.8. Ein Objektiv mit einer so „schnellen“ Blende eröffnet<br />

Ihnen eine ganze Reihe zusätzlicher Möglichkeiten. Das<br />

Standard-Zoomobjektiv mit 18–55 mm hat eine maximale<br />

Blende von f/3.5 – 5.6. Die 50mm Festbrennweite ist somit<br />

zwei bis drei Stufen lichtstärker, liefert ein helleres Bild im<br />

Sucher und ermöglicht, auch bei schlechtem Licht noch<br />

aus der Hand zu fotografieren, und niedrigere ISO-Werte<br />

zu benutzen.<br />

Der bemerkenswerteste Vorteil der großen<br />

Blendenöffnung ist aber die extrem niedrige<br />

Tiefenschärfe. Wenn Sie weit aufgeblendet fotografieren,<br />

können Sie Ihr Hauptmotiv von jedem Hintergrund<br />

freistellen. Allein diese Funktion liefert großes kreatives<br />

Potenzial, besonders auf dem Gebiet der <strong>Porträtfotografie</strong>.<br />

Das 50mm-Objektiv zeigt auch bei Größe und Gewicht<br />

seine Vorteile: Es wiegt um die 150 Gramm, ist etwa 5cm<br />

lang, und ist damit das perfekte Objektiv zum Mitnehmen,<br />

insbesondere auf Reisen, wenn Stauraum kostbar ist.<br />

Der letzte Vorteil ist möglicherweise auch der<br />

wichtigste: die Bildqualität. Wie bei fast allen<br />

Festbrennweiten ist auch die optische Qualität des<br />

50mm-Objektivs deutlich besser als die fast aller anderen<br />

Objektive, abgesehen von den Zoomobjektiven der<br />

Oberklasse und was die Bildschärfe anbelangt, so ist es<br />

einem Standard-Zoomobjektiv überlegen. An Schärfe und<br />

Abbildungsschärfe (%):<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

f/2.8 f/4<br />

58<br />

55<br />

65<br />

58<br />

71<br />

67<br />

f/5.6<br />

Zentrum<br />

Kanten<br />

SO LESEN SIE EIN SCHÄRFEDIAGRAMM:<br />

Die Balkengrafik bietet eine visuelle Darstellung der<br />

Bildschärfe eines Objektivs. Sie zeigt die<br />

Abbildungsleistung für verschiedene Brennweiten an den<br />

Rändern und im Zentrum des Bildausschnitts und zwar<br />

von kleinster Blendenöffnung bis zur größten<br />

Blendenöffnung. Die Schärfe im Zentrum ist rot dargestellt,<br />

die Schärfe für die Ränder grün. Je höher der Balken, desto<br />

besser die Bildschärfe. Dabei ist folgendes Raster zugrunde<br />

gelegt: unter 10: Schlecht; 10–29: Befriedigend; 30–49:<br />

Gut; 50–69: Sehr gut; über 70: Ausgezeichnet. Die<br />

Objektiv-Testanalysen wurden anhand der Imatest-<br />

Software durchgeführt.<br />

Verzerrung, am Helligkeitsabfall und Kontrast werden Sie<br />

selbst bei weit offener Blende nichts zu bemängeln finden.<br />

Sie haben hier also ein kleines, leichtes und<br />

erschwingliches Objektiv mit einer superschnellen Blende<br />

und gestochen scharf abbildender Optik. Finden Sie nicht<br />

auch, dass es eine Überlegung wert ist?<br />

70<br />

f/8<br />

65<br />

62<br />

60<br />

f/11<br />

51<br />

50<br />

f/16<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Was ist das Besondere an der f/1.8<br />

Blende des 50mm-Objektivs?<br />

Ein Objektiv, das so schnell ist, wie das 50mm F/1.8 muss man<br />

ausprobieren, um seine Vorzüge wirklich zu erkennen. Doch Sie<br />

können es einfach glauben: Wenn Sie einmal damit gearbeitet<br />

haben, werden Sie es nicht mehr missen wollen. Mit der Blende<br />

des 50mm f/1.8 können Sie einen Hintergrund komplett<br />

verschwimmen lassen und Ihr Motiv von seiner Umgebung<br />

freistellen. Die folgenden Bilder zeigen die Änderung der<br />

Schärfentiefe bei Blenden von f/1.8 bis f/22.<br />

f/1.8<br />

f/3.2<br />

f/5.6<br />

f/8<br />

f/11<br />

f/14<br />

f/18<br />

f/22


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Retuschieren 145<br />

Canon EF 50mm f/1.8 II<br />

HANDHABUNG: Zwiespältig; die preiswerte<br />

Festbrennweite ist klein und sehr leicht, nur halb so<br />

schwer wie das Canon 50mm f/1.4 Objektiv. Es fühlt<br />

sich billig an, und das ist es ja auch.<br />

EIGENSCHAFTEN: Die Ausstattung ist spartanisch. Das<br />

Bajonett ist aus Kunststoff und es gibt nicht einmal eine<br />

Entfernungsskala auf dem Tubus, nur den Umschalter<br />

zwischen Autofokus und manueller Scharfeinstellung<br />

und natürlich den Scharfeinstellring ganz vorn am<br />

Objektiv. Innen drin befindet sich jedoch eine gute<br />

Optik, bestehend aus der klassischen Anordnung von<br />

sechs Linsen, die in fünf Gruppen montiert sind.<br />

AUTOFOKUS: Der Autofokus wird von einem<br />

Mikromotor angetrieben, ein Ultraschallmotor ist bei<br />

dem Preis nicht zu erwarten. Der Antrieb ist deutlich<br />

hörbar und nicht besonders schnell. Wir haben<br />

außerdem die Erfahrung gemacht, dass unser im<br />

japanischen Canon-Werk gefertigtes Testexemplar<br />

deutlich besser abschnitt als andere Muster desselben<br />

Modells aus der Fertigungsstätte in Malaysia – leiser<br />

und besser scharfstellend bei schlechten<br />

Lichtverhältnissen.<br />

LEISTUNG: Die Schärfe im Zentrum ist grundsätzlich<br />

gut, auch bei der größten Blendenöffnung; und das ist<br />

es, was bei kleinen Blendenwerten zählt, denn in der<br />

Regel wollen Sie Objekte, die sich an den Rändern des<br />

Bildausschnitts befinden, ohnehin unscharf abbilden.<br />

Der Schärfeabfall ist deutlich wahrnehmbar bei Blende<br />

f/1.8, die Schürfe ist aber bei Blende f/4 ausgezeichnet,<br />

sowohl im Vollformat als bei APS-C. Die beste<br />

Abbildungsleistung ergab sich bei Blende f/8, hier<br />

waren die Schärfe im Zentrum und an den Rändern<br />

völlig ausgewogen. Auch die Aberrationen fielen an<br />

diesem Objektiv kaum auf.<br />

URTEIL: Man hält das Objektiv entweder für eine<br />

Beleidigung an seiner Kamera oder für einen fantastischen<br />

Kompromiss aus Preis und Leistung – je nach Standpunkt.<br />

Es ist ganz sicher nicht das am besten gefertigte Objektiv<br />

schlechthin, und auch nicht das robusteste, doch es hat ein<br />

gutes Linsensystem und bietet eine gute Leistung zu einem<br />

absoluten Tiefpreis. Wenn Sie bei schlechtem Licht<br />

fotografieren oder mit der Schärfentiefe spielen wollen,<br />

bekommen Sie kein geeignetes Objektiv für weniger Geld.<br />

HANDHABUNG 14/20<br />

EIGENSCHAFTEN 14/20<br />

LEISTUNG 36/40<br />

PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 20/20<br />

GESAMTURTEIL 84/100<br />

VERZERRUNG (VOLLFORMAT):<br />

VERZERRUNG (APS-C):<br />

Canon EF 50mm f/1.8 II<br />

+1.5% (GUT)<br />

+1.0% (SEHR GUT)<br />

VIGNETTIERUNG (VOLLFORMAT): BEFRIEDIGEND<br />

VIGNETTIERUNG (APS-C): AUSGEZEICHNET<br />

CHROMATISCHE ABERRATION (VOLLFORMAT): AUSGEZEICHNET<br />

CHROMATISCHE ABERRATION (APS-C): AUSGEZEICHNET<br />

Abbildungsschärfe (%): Vollformat<br />

Zentrum Kanten<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

f/1.8 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

77<br />

44<br />

80<br />

46<br />

85<br />

50<br />

Abbildungsschärfe (%): APS-C<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

61<br />

34<br />

64<br />

36<br />

72<br />

56<br />

86<br />

61<br />

76<br />

70<br />

85<br />

80<br />

75<br />

74<br />

82<br />

82<br />

71<br />

73<br />

79<br />

78<br />

Zentrum<br />

66<br />

67<br />

73<br />

71<br />

59<br />

58<br />

f/1.8 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Canon EF 50mm<br />

f/1.4 USM<br />

HANDHABUNG: Dieses Objektiv hat eine<br />

durchschnittliche Größe, jedoch das doppelte<br />

Gewicht des Canon 50mm f/1.8. Dabei stellt die<br />

Verarbeitung gegenüber diesem geradezu einen<br />

Quantensprung dar: Bajonett und Gehäuse sind<br />

aus Metall, daher das Gewicht. Der manuelle<br />

Scharfeinstellring ist sehr leichtgängig.<br />

EIGENSCHAFTEN: In den mit einem<br />

Ultraschallmotor angetriebenen Autofokus kann<br />

jederzeit manuell eingegriffen werden. Die<br />

Entfernungsskala hat Schärfentiefen-<br />

Markierungen bei Blende f/22, um die<br />

hyperfokale Distanz besser bestimmen zu<br />

können. Die Linsenkonstruktion besteht aus<br />

sieben Elementen in sechs Gruppen. Eine<br />

Streulichtblende muss extra dazugekauft werden,<br />

denn Canon liefert diese nur bei den viel teureren<br />

L-Objektiven mit. Ziemlich armselig.<br />

AUTOFOKUS: er Autofokus ist schnell, wenn<br />

auch nicht besonders leise, aber wir wollen hier<br />

keine Erbsenzählerei betreiben. Die kürzeste<br />

Arbeitsdistanz ist 35cm ab Frontlinse.<br />

LEISTUNG: Die Schärfe ist sehr gut, sogar schon<br />

bei Blende f/1.4 Der Kantenschärfeabfall ist zwar<br />

wahrnehmbar, doch von Blende f/2.8 bis Blende<br />

f/11 ist die Gesamtschärfe sehr gut. Verzerrung<br />

und Vignettierung sind beim Vollformat nur<br />

befriedigend. Doch solche Bildfehler können in<br />

der Nachbearbeitung leicht behoben werden,<br />

also soll uns das nicht so sehr stören. Die beste<br />

Auflösung liefert das Objektiv übrigens bei<br />

Blende f/5.6.<br />

URTEIL: Das Canon 50mm f/1.4 ist ein feines Objektiv. Seine<br />

große Stärke liegt in seiner schon bei weit offener Blende<br />

sehr guten Schärfe, besonders im Zentrum des<br />

Bildausschnitts. Es liefert bei allen Blendenöffnungen gute<br />

Ergebnisse. Ab Blende f/2.8 ist die Gesamtschärfe<br />

ausgezeichnet, auch die Vignettierung fällt dann kaum noch<br />

auf. Bei einem Straßenpreis ab etwa 310 € erhält man einen<br />

sehr guten Gegenwert für sein Geld – auch ohne<br />

Streulichtblende.<br />

HANDHABUNG 18/20<br />

EIGENSCHAFTEN 18/20<br />

LEISTUNG 38/40<br />

PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 18/20<br />

GESAMTURTEIL 92/100<br />

VERZERRUNG (VOLLFORMAT):<br />

VERZERRUNG (APS-C):<br />

VIGNETTIERUNG (VOLLFORMAT):<br />

VIGNETTIERUNG (APS-C):<br />

CHROMATISCHE ABERRATION (VOLLFORMAT):<br />

CHROMATISCHE ABERRATION (APS-C):<br />

Canon EF 50mm f/1.4 USM<br />

Abbildungsschärfe (%):<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

72<br />

43<br />

78<br />

51<br />

83<br />

68<br />

83<br />

80<br />

85<br />

84<br />

+1.6% (BEFRIEDIGEND)<br />

+1.2% (GUT)<br />

BEFRIEDIGEND<br />

AUSGEZEICHNET<br />

84<br />

82<br />

Zentrum<br />

80<br />

77<br />

SEHR GUT<br />

SEHR GUT<br />

72<br />

70<br />

f/1.4 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

Abbildungsschärfe (%): APS-C<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

58<br />

45<br />

64<br />

61<br />

70<br />

70<br />

71<br />

72<br />

73<br />

75<br />

74<br />

73<br />

Zentrum<br />

69<br />

66<br />

57<br />

55<br />

f/1.4 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht


146 Porträt Kit DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Nikon AF 50mm<br />

f/1.8 D<br />

HANDHABUNG: Kompakt und leicht. Das gut<br />

verarbeitete Plastikgehäuse mit Metallbajonett hat<br />

einen weichen und leicht laufenden manuellen<br />

Fokusring. Er steht bei kürzester Entfernungseinstellung<br />

etwas hervor und hat ein wenig Spiel im vorderen<br />

Bereich, fühlt sich aber solider an als beim ähnlich<br />

konstruierten Canon-Objektiv.<br />

EIGENSCHAFTEN: Die Konstruktion des Autofokus<br />

bedingt einen Stangenantrieb über das Gehäuse, im<br />

Gegensatz zu den AF-S Nikkor-Objektiven mit internen<br />

Antriebsmotoren. Da es sich um ein Nikon D-Objektiv<br />

handelt, verfügt es über einen manuellen Blendenring,<br />

der bei Vollautomatik auf Blende f/22 eingestellt und<br />

verriegelt ist. Die hyperfokale Entfernung für die<br />

Blenden f/11 und f/22 ist auf dem Objektivtubus<br />

markiert.<br />

AUTOFOKUS: Der Autofokus funktioniert gut, auch<br />

wenn er aufgrund der mechanischen Kupplung an das<br />

Kameragehäuse nicht so schnell und leise ist wie der<br />

Silent Wave Motor. Aufgrund dieser Besonderheit des<br />

Autofokus muss das Kameragehäuse entsprechend<br />

ausgelegt sein, was Einsteigermodelle von Nikon oft<br />

nicht sind.<br />

ABBILDUNGSLEISTUNG: Die optische Konstruktion<br />

besteht aus sechs Elementen in fünf Gruppen. Die<br />

Abbildungsleistung im Zentrum ist am Vollformat-<br />

Sensor gut, beim APS-C-Sensor fällt sie wegen der<br />

dessen höheren Anforderungen an die Auflösung<br />

etwas ab. Die beste Abbildungsleistung wird von beiden<br />

Sensorformaten erst bei Blende f/5.6 erreicht, die beste<br />

Auflösung lag bei 105 Linien pro Millimeter bei Blende<br />

f/8 (MTF 20%). Die Verzerrung ist nur gering,<br />

URTEIL: Ein Kritikpunkt ist der Autofokus-Antrieb.<br />

Dieses preiswerte Objektiv spricht Hobbyfotografen an,<br />

die mit Einsteigermodellen von Nikon fotografieren,<br />

und gerade die können das Objektiv nicht nutzen.<br />

Alternativ gibt es die Nikon AF-S-Version dieses<br />

Objektivs, bei dem das Problem nicht besteht; es bietet<br />

zudem eine bessere Abbildungsleistung und kostet nur<br />

rund 60 € mehr.<br />

HANDHABUNG 18/20<br />

EIGENSCHAFTEN 18/20<br />

ABBILDUNGSLEISTUNG 33/40<br />

PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 17/20<br />

GESAMTURTEIL 86/100<br />

VERZERRUNG (VOLLFORMAT): +0.4% AUSGEZEICHNET<br />

VERZERRUNG (APS-C): +0.6% SEHR GUT<br />

VIGNETTIERUNG (VOLLFORMAT): GUT<br />

VIGNETTIERUNG (APS-C): AUSGEZEICHNET<br />

CHROMATISCHE ABERRATION (VOLLFORMAT): SEHR GUT<br />

CHROMATISCHE ABERRATION (APS-C FORMAT): GUT<br />

Nikon AF 50mm f/1.8 D<br />

Abbildungsschärfe (%):<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

65<br />

36<br />

Abbildungsschärfe (%): APS-C<br />

Zentrum Kanten<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

f/1.8 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

51<br />

38<br />

70<br />

37<br />

55<br />

39<br />

79<br />

38<br />

64<br />

51<br />

79<br />

63<br />

64<br />

59<br />

82<br />

73<br />

69<br />

68<br />

82<br />

78<br />

71<br />

71<br />

Zentrum<br />

80<br />

75<br />

68<br />

66<br />

74<br />

69<br />

f/1.8 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

60<br />

58<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Nikon AF-S 50mm<br />

f/1.8 G<br />

HANDHABUNG: Es ist nicht so schwer wie es<br />

aussieht, doch mit 185g schwerer als das 50mm f/1.8<br />

D, jedoch immer noch um ein Drittel leichter als die<br />

f/1.4 G-Version. Das manuelle Scharfstellen geht<br />

weich und mit einem Finger leicht von der Hand.<br />

EIGENSCHAFTEN: Die kürzeste Arbeitsdistanz ist<br />

32cm ab Frontlinse, wobei in den Autofokus<br />

jederzeit manuell eingegriffen werden kann. Es gibt<br />

eine Schärfentiefenskala für Blende f/22, auf der auch<br />

hyperfokale Entfernungen markiert sind. Das<br />

Gehäuse besteht aus Plastik, das Anschlussbajonett<br />

ist aus Metall, das Objektiv gut gegen Staub und<br />

Feuchtigkeit abgedichtet. Es wird mit<br />

Streulichtblende und einem Objektivbeutel geliefert.<br />

AUTOFOKUS: Der Silent Wave-Motor läuft weich,<br />

ruhig und schnell. Er ist sogar etwas schneller als in<br />

der wesentlich teureren f/1.4 G-Version, vermutlich<br />

weil weniger Glas im Objektiv bewegt werden muss.<br />

ABBILDUNGSLEISTUNG: Sie ist für ein Objektiv mit<br />

solch bescheidenem Preis sehr hoch und entsteht<br />

aus sieben optischen Elementen, die in sechs<br />

Gruppen angeordnet sind, einschließlich einer<br />

asphärischen Oberfläche. Das führt zu einer<br />

Schärfeleistung, die bei gleichen<br />

Blendeneinstellungen höher ist als bei der f/1.4<br />

G-Version des Objektivs. Schon bei kleinster Blende<br />

werden bis in die Randbereiche exzellente<br />

Leistungen erreicht, sowohl im Vollformat als auch<br />

beim APS-C-Sensor. Die beste Auflösung lag bei 110<br />

Linien pro Millimeter bei Blende f/4 (MTF 20%).<br />

Verzerrung, Vignettierung und chromatische<br />

Aberration sind Klassendurchschnitt.<br />

URTEIL: Nikon-Besitzer sind im 50mm-Bereich<br />

verwöhnt, doch dieses 50mm f/1.8 G-Objektiv<br />

ist das Sahnehäubchen. Es kostet nicht einmal<br />

die Hälfte der Version f/1.4 G, bietet aber bei den<br />

meisten Blendeneinstellungen eine bessere<br />

Abbildungsleistung, insbesondere sehr gute<br />

Randschärfe.<br />

HANDHABUNG 18/20<br />

EIGENSCHAFTEN 18/20<br />

ABBILDUNGSLEISTUNG 38/40<br />

PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 20/20<br />

GESAMTURTEIL 94/100<br />

VERZERRUNG (VOLLFORMAT): +1.3% (GUT)<br />

VERZERRUNG (APS-C): +1.0% (SEHR GUT<br />

VIGNETTIERUNG (VOLLFORMAT): GUT<br />

VIGNETTIERUNG (APS-C): AUSGEZEICHNET<br />

CHROMATISCHE ABERRATION (VOLLFORMAT): SEHR GUT<br />

CHROMATISCHE ABERRATION (APS-C FORMAT): GUT<br />

Nikon AF-S 50mm f/1.8 G<br />

Abbildungsschärfe (%):<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

81<br />

50<br />

83<br />

57<br />

86<br />

68<br />

87<br />

78<br />

86<br />

80<br />

82<br />

78<br />

Zentrum<br />

78<br />

74<br />

73<br />

70<br />

f/1.4 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

Abbildungsschärfe (%): APS-C<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

66<br />

51<br />

69<br />

57<br />

72<br />

69<br />

74<br />

73<br />

75<br />

71<br />

73<br />

69<br />

Zentrum<br />

67<br />

62<br />

59<br />

56<br />

f/1.4 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

Kanten<br />

Schlecht Befriedigend Gut Sehr gut Ausgezeichnet<br />

Schlecht Befriedigend Gut Sehr gut Ausgezeichnet<br />

Kanten


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Porträt Kit 147<br />

Nikon AF-S 50mm<br />

f/1.4 G<br />

HANDHABUNG: Dies ist ein gut verarbeitetes<br />

Objektiv, ähnlich der Version f/1.8 G. Das f/1.4 ist<br />

natürlich schwerer und der manuelle Schärfering<br />

läuft etwas weicher.<br />

EIGENSCHAFTEN: Sie entsprechen ebenfalls<br />

weitgehend denen des 50mm f/1.8 G. Das gilt für<br />

den Autofokus, für das Metallbajonett und für die<br />

Abdichtung gegen Staub und Feuchtigkeit. Doch es<br />

gibt auch geringe Unterschiede, beispielsweise die<br />

Naheinstellentfernung von 33cm ab Frontlinse und<br />

die minimalistische Schärfentiefe, für die die<br />

hyperfokale Distanz der Blenden f/11 und f/16 auf<br />

dem Objektivtubus markiert ist.<br />

AUTOFOKUS: Nikons Silent Wave-Motor wird<br />

seinem guten Ruf gerecht, er ist seidenweich und<br />

leise, wenn auch nicht so flink wie in der Version<br />

f/1.8 G. Das Glas ist schwerer, und wie in den<br />

meisten 50mm-Standardobjektiven wird der<br />

gesamte Objektivkörper vor- und zurückbewegt,<br />

nicht nur ein paar interne Linsengruppen.<br />

ABBILDUNGSLEISTUNG: Es gibt keine<br />

asphärischen Linsen oder andere exotische<br />

Elemente in dem Objektiv, obwohl mit acht<br />

Elementen, die in sieben Gruppen angeordnet sind,<br />

wahrhaftig kein Glasmangel besteht. Die Schärfe ist<br />

hoch und wird nur vom Canon-Objektiv und seiner<br />

Konkurrenz aus dem eigenen Haus, dem Nikon<br />

f/1.8 G-Objektiv übertroffen. Die höchste Auflösung<br />

lag bei 99 Linien pro Millimeter bei Blende f/5.6<br />

(MTF 20%). Bei Blende f/1.4 treten starke<br />

Vignettierung und eine deutlich erkennbare<br />

Tonnenverzerrung auf.<br />

Sigma EX 50mm<br />

f/1.4 DG HSM<br />

HANDHABUNG: Dieses Objektiv fällt sofort<br />

durch seine Größe und sein Gewicht auf. Das ist<br />

aber nichts Nachteiliges, denn es liegt gut in der<br />

Hand, der Fokusring ist schön gedämpft und<br />

läuft sehr weich. Man kann fühlen, wie sich die<br />

Linsen im Objektiv bewegen.<br />

EIGENSCHAFTEN: Mit acht optischen<br />

Elementen in sechs Gruppen, einschließlich<br />

einer asphärischen Oberfläche, handelt es sich<br />

um ein fortschrittliches, modernes Design.<br />

Besonders die Frontlinse ist im Vergleich zur<br />

Konkurrenz wesentlich größer – der<br />

Gewindedurchmesser beträgt stolze 77 mm.<br />

AUTOFOKUS: Der Hypersonic-Autofokus ist<br />

schnell, angesichts des Gewichts, das er zu<br />

bewegen hat. Trotzdem ist er leise, allerdings<br />

„pumpt“ er manchmal am Ende des<br />

Einstellprozesses, bis die optimale Schärfe<br />

gefunden ist.<br />

ABBILDUNGSLEISTUNG: Das Sigma weist die<br />

höchste Schärfeleistung der hier vorgestellten<br />

Objektive auf, sowohl im Vollformat als auch<br />

mit APS-C-Sensor. Allerdings fällt die Schärfe<br />

unterhalb von Blende f/2.8 spürbar ab, ebenso<br />

wie bei Blende f/16. Die beste Auflösung wird<br />

mit 121 Linien pro mm bei Blende f/4 erreicht<br />

(MTF 20%). Die große Frontlinse bietet die<br />

geringste Vignettierung unter den hier<br />

vorgestellten Objektiven und mit -1.5EV bei<br />

Blende f/4 ist sie eine ganze Blendenstufe<br />

besser als bei dem ähnlichen Canon f/1.4<br />

USM- und dem Nikon f/1.4 G-Objektiv.<br />

URTEIL: Das Einzige, was zwischen diesem<br />

sehr guten Objektiv und einer Kaufempfehlung<br />

steht, ist die Konkurrenz aus eigenem Haus in<br />

Form des Nikon 50mm f/1.8 G-Objektivs. Doch<br />

auch das Sigma 50mm f/1.4 ist ein<br />

ernstzunehmender Konkurrent.<br />

HANDHABUNG 18/20<br />

EIGENSCHAFTEN 18/20<br />

ABBILDUNGSLEISTUNG 36/40<br />

PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 18/20<br />

GESAMTURTEIL 90/100<br />

URTEIL: Wenn Sie Bildschärfe wollen – hier haben Sie sie.<br />

Bei mittleren Blenden ist das Sigma unglaublich scharf,<br />

doch die Schärfe fällt bei den extremen Blendenwerten<br />

am unteren und oberen Ende ab. Verarbeitungsqualität<br />

und Autofokusfunktion sind sehr gut, was man bei dem<br />

Preis auch erwarten darf. Bemerkenswert ist, dass dieses<br />

Objektiv ein sehr weites Gesichtsfeld hat, eher wie eine<br />

46mm-Brennweite anstatt 50mm.<br />

HANDHABUNG 18/20<br />

EIGENSCHAFTEN 18/20<br />

ABBILDUNGSLEISTUNG 37/40<br />

PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 17/20<br />

GESAMTURTEIL 90/100<br />

VERZERRUNG (VOLLFORMAT): +1.7% (BEFRIEDIGEND)<br />

VERZERRUNG (APS-C): +1.3% (GUT)<br />

VIGNETTIERUNG (VOLLFORMAT): MANGELHAFT<br />

VIGNETTIERUNG (APS-C): AUSGEZEICHNET<br />

CHROMATISCHE ABERRATION (VOLLFORMAT): SEHR GUT<br />

CHROMATISCHE ABERRATION (APS-C FORMAT): GUT<br />

Nikon AF-S 50mm f/1.4 G<br />

Abbildungsschärfe (%):<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Abbildungsschärfe (%): APS-C<br />

Zentrum Kanten<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

f/1.4 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

46<br />

40<br />

60<br />

52<br />

65<br />

64<br />

67<br />

70<br />

68<br />

71<br />

70<br />

70<br />

DISTORTION (Full-frame): +1.2% (Good)<br />

DISTORTION (APS-C): +1.1% (Good)<br />

VIGNETTING (Full-frame): Very good<br />

VIGNETTING (APS-C): Excellent<br />

CHROMATIC AB (Full-frame edge): Very good<br />

CHROMATIC AB (APS-C edge): Good<br />

Sigma EX 50mm f/1.4 DG HSM<br />

Abbildungsschärfe (%):<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

69<br />

42<br />

75<br />

42<br />

82<br />

54<br />

89<br />

67<br />

87<br />

74<br />

84<br />

76<br />

66<br />

65<br />

Zentrum<br />

79<br />

74<br />

59<br />

54<br />

71<br />

66<br />

f/1.4 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

Abbildungsschärfe (%): APS-C<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

64<br />

52<br />

52<br />

53<br />

75<br />

54<br />

59<br />

59<br />

79<br />

70<br />

69<br />

65<br />

81<br />

77<br />

79<br />

69<br />

82<br />

82<br />

80<br />

68<br />

81<br />

81<br />

74<br />

66<br />

Zentrum<br />

79<br />

78<br />

Zentrum<br />

68<br />

61<br />

73<br />

70<br />

f/1.4 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

56<br />

50<br />

f/1.4 f/2 f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

Kanten<br />

Schlecht Befriedigend Gut Sehr gut Ausgezeichnet<br />

Schlecht Befriedigend Gut Sehr gut Ausgezeichnet<br />

Schlecht Befriedigend Gut Sehr gut Ausgezeichnet<br />

Schlecht Befriedigend Gut Sehr gut Ausgezeichnet<br />

Kanten<br />

Kanten


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Nr. 6 - 2014<br />

Nr. 20/2014 Jul-Sept 2014<br />

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<strong>Digitale</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>Themen</strong><br />

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THEMEN:<br />

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Nr. 20/2014 Aug-Okt 2014<br />

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<strong>Digitale</strong><br />

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5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Porträt Kit 149<br />

Teleobjektive regieren die <strong>Porträtfotografie</strong><br />

Wenn Sie Porträts fotografieren<br />

wollen, müssen Sie nah ans Motiv<br />

– und das geht am besten mit<br />

einem Teleobjektiv.<br />

Es sind zahllose Objektivbrennweiten im<br />

Angebot, doch wenn Sie Porträt-Spezialisten<br />

fragen, welche Brennweite sie bevorzugen,<br />

ist die Antwort immer gleich: „Entweder<br />

Festbrennweiten von 50 bis 85mm oder ein<br />

lichtstarkes Telezoom von 70 bis 200mm<br />

f/2.8.“ Der Grund dafür ist einfach, denn nur<br />

diese Objektive verfügen über<br />

Eigenschaften, die Porträtfotografen<br />

wünschen.<br />

Der Hauptgrund zur Verwendung eines<br />

Teleobjektivs besteht darin, dass die längere<br />

Brennweite eine Perspektive bietet, die jede<br />

Person vorteilhaft aussehen lässt. Die<br />

Perspektive wird mit längerer Brennweite<br />

zunehmend gestaucht, sodass Gesichter<br />

zweidimensionaler, unverzerrt und somit<br />

attraktiver wirken. Außerdem bewirkt der<br />

engere Blickwinkel eines Teleobjektivs, dass<br />

Sie den Bildausschnitt mit einem Kopf-<br />

Schulterporträt vollständig ausfüllen<br />

können, ohne dass die Umgebung vom<br />

Betrachter bewusst wahrgenommen wird.<br />

Sie können ein Porträt noch attraktiver<br />

machen, wenn Sie ein besonders lichtstarkes<br />

Objektiv benutzen. Da die Person sich relativ<br />

weit entfernt von Ihnen befindet wenn Sie<br />

mit Teleobjektiv fotografieren, können Sie<br />

mit weit offener Blende einen sehr flachen<br />

Schärfentiefebereich erzeugen, der sie vom<br />

Hintergrund freigestellt; oder, bei sehr<br />

engem Bildzuschnitt, können Sie auf einen<br />

bestimmten Bereich des Gesichts<br />

scharfstellen, auf die Augen beispielsweise.<br />

Doch es gibt noch weitere Gründe,<br />

Teleobjektive für Porträtaufnahmen zu<br />

benutzen. Die relativ weite<br />

Arbeitsentfernung sorgt dafür, dass die<br />

fotografierte Person entspannter ist,<br />

besonders wenn sie nicht an Fotosessions<br />

gewöhnt ist. Achten Sie besonders darauf,<br />

dass die Verschlusszeiten kurz genug sind,<br />

um Verwackeln auszuschließen. Schalten<br />

Sie den Bildstabilisator ein und wenden Sie<br />

die Reziprok-Regel an: Keine Verschlusszeit<br />

darf größer sein als die eingestellte<br />

Brennweite – bei 200 mm Brennweite ist die<br />

kürzeste Verschlusszeit also 1/200 Sekunde<br />

oder kürzer.<br />

Location<br />

Brennweite 170mm<br />

Brennweite 50mm<br />

EFFEKTIVE BRENNWEITEN FÜR UNTERSCHIEDLICHE SENSORFORMATE<br />

Objektivbrennweite Vollformat APS-C APS-C (Canon) Micro-Four-Thirds<br />

Formatfaktor 1x 1.5x 1.6x 2x<br />

50mm 50mm 75mm 80mm 100mm<br />

100mm 100mm 150mm 160mm 200mm<br />

200mm 200mm 300mm 320mm 400mm<br />

300mm 300mm 450mm 480mm 600mm<br />

400mm 400mm 600mm 640mm 800mm<br />

500mm 500mm 750mm 800mm 1000mm<br />

55-200mm 55-200mm 83-300mm 88-320mm 110-400mm<br />

70-300mm 70-300mm 105-450mm 112-480mm 140-600mm<br />

100-300mm 100-300mm 150-450mm 160-320mm 200-600mm<br />

80-400mm 80-400mm 120-600mm 128-640mm 160-800mm<br />

Effektive Brennweite: Beachten Sie, dass sich die für ein Objektiv angegebene Brennweite auch heute noch auf das Format des<br />

Kleinbildfilms von 24×36mm bezieht, die auch Vollformat genannt wird. Die angegebene Objektivbrennweite gilt also nur für<br />

digitale Spiegelreflexkameras mit Vollformat-Sensor. Für alle anderen Sensorformate müssen Sie einen Faktor zur Berechnung<br />

der effektiven Brennweite heranziehen, den Sie der oben stehenden Tabelle entnehmen können.


150 Porträt Kit DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Canon EF 70-200mm<br />

f/2.8L II USM IS<br />

HANDHABUNG: Groß, solide und hervorragend verarbeitet.<br />

Zoomring und Schärfering lassen sich leichtgängig und<br />

doch präzise mit nur einem Finger bedienen. Das Objektiv<br />

ist etwas schwerer als die Konkurrenz, doch wenn man es<br />

erst einmal an der Kamera hat, spürt man das nicht mehr.<br />

Man kann sehr gut damit arbeiten.<br />

EIGENSCHAFTEN: Es hat alles, was man von einem derart<br />

teuren 70–200mm f/2.8 Zoomobjektiv erwarten darf:<br />

Ultraschallmotor, optische Bildstabilisierung, Abdichtungen<br />

gegen Staub und Feuchtigkeit, eine abnehmbare<br />

Stativschelle und eine Streulichtblende.<br />

Das Beste aber befindet sich im Inneren: 23 optische<br />

Elemente, angeordnet in 19 Gruppen, einschließlich 5<br />

UD-Linsen und einer Fluorit-Linse.<br />

Ein Vorteil des Canon-Objektivs besteht in seinem kurzen<br />

Naheinstellbereich, der einen Abbildungsmaßstab von 1:4,8<br />

bei 200mm Brennweite erlaubt, im Gegensatz zur<br />

Konkurrenz, die durchweg nur 1:4 erreicht. Die Brennweite<br />

wird üblicherweise bei der Scharfeinstellung auf „Unendlich“<br />

gemessen, deswegen reduziert sie sich beim Scharfstellen<br />

auf geringere Distanzen. Dieser Effekt wird „Fokus-<br />

Breathing“ genannt. Bei minimaler Arbeitsentfernung hat<br />

ein mit 200mm Brennweite angegebenes Objektiv daher<br />

nur noch eine Brennweite von etwa 150mm. Bei diesem<br />

Canon-Objektiv ist der Effekt jedoch nicht so stark<br />

ausgeprägt.<br />

AUTOFOKUS UND BILDSTABILISIERUNG: Der Autofokus<br />

läuft weich und ruhig und ist blitzschnell. Er durchläuft den<br />

Bereich von der kürzesten Arbeitsdistanz bis unendlich in<br />

durchschnittlich 0,45 Sekunden. Man kann jederzeit in den<br />

Autofokus eingreifen und manuell scharfstellen, ohne dass<br />

der Autofokus vorher ausgeschaltet werden muss.<br />

Die optische Bildstabilisierung erlaubt scharfe Bilder bei drei<br />

bis vier Stufen längeren Verschlusszeiten, als man nach der<br />

Faustregel zum <strong>Fotografie</strong>ren aus der Hand einstellen dürfte.<br />

Bei vier Stufen war die Erfolgsquote 60%, bei drei Stufen lag<br />

sie bei 90%; das sind die Standardwerte der besten<br />

Bildstabilisierungssysteme, die es derzeit gibt.<br />

ABBILDUNGSLEISTUNG: Die Diagramme sagen eigentlich<br />

alles. Im Vollformat fällt die Schärfe niemals unter die<br />

70%-Grenze, oberhalb der die Schärfe als ausgezeichnet<br />

angesehen wird. Das gilt für jede eingestellte Brennweite<br />

und für jede Blende, ganz gleich ob im Zentrum oder an den<br />

Rändern des Objektivs. Meistens bewegt sich der<br />

Schärfeverlauf bei mittleren Blendenwerten von f/4 bis f/8<br />

zwischen 80% und 90% – eine bemerkenswerte Leistung.<br />

Beim APS-C-Sensor fällt die Leistung nur unwesentlich ab<br />

und niemals unter „Sehr gut“; sie bleibt meist im Bereich<br />

„Ausgezeichnet“. Auch Aberrationen sind kein Problem,<br />

wobei Verzerrung und Vignettierung ebenfalls im Bereich<br />

von sehr gut bis ausgezeichnet liegen. Die Spitzenauflösung<br />

wurde gemessen mit 117 Linien pro Millimeter bei 20%,<br />

aufgenommen im Zentrum bei 70mm Brennweite und<br />

Blende f/4.<br />

URTEIL: Wer das Beste vom Besten will und es sich leisten<br />

kann, braucht sich nicht weiter umzuschauen. Dies ist ein<br />

wundervolles Objektiv mit Spitzenwerten und das unter<br />

jedem Aspekt der Abbildungsleistung. Wer unbedingt ein<br />

Haar in der Suppe finden will, wird außer dem etwas<br />

höheren Gewicht kein weiteres entdecken können.<br />

HANDHABUNG 20/20<br />

EIGENSCHAFTEN 20/20<br />

ABBILDUNGSLEISTUNG 40/40<br />

PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 14/20<br />

GESAMTURTEIL 94/100<br />

VERZERRUNG: Sehr gut VERZERRUNG: Ausgezeichnet<br />

VIGNETTIERUNG: Ausgezeichnet VIGNETTIERUNG: Ausgezeichnet<br />

CHROMATISCHE ABERRATION: Sehr gut CHROMATISCHE ABERRATION:Sehr gut<br />

Canon EF 70–200mm f/2.8LISII (Vollformat)<br />

Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

76<br />

72<br />

f/2.8<br />

86<br />

f/4<br />

82<br />

87<br />

84<br />

Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

84<br />

78<br />

74<br />

f/2.8<br />

71<br />

f/2.8<br />

88<br />

86<br />

f/4<br />

f/4<br />

80<br />

80<br />

87<br />

85<br />

82<br />

81<br />

Zentrum<br />

79<br />

74<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

88<br />

81<br />

79<br />

85<br />

85<br />

80<br />

79<br />

81<br />

81<br />

Zentrum<br />

76<br />

Zentrum<br />

79<br />

74<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

74<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

70<br />

72<br />

72<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Canon EF 70–200mm f/2.8L IS II (APS-C-Format)<br />

Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

68<br />

66<br />

f/2.8<br />

76<br />

f/4<br />

74<br />

78<br />

77<br />

Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

73<br />

63<br />

68<br />

f/2.8<br />

55<br />

f/2.8<br />

79<br />

75<br />

f/4<br />

f/4<br />

75<br />

68<br />

77<br />

75<br />

74<br />

69<br />

Zentrum<br />

68<br />

59<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

78<br />

74<br />

72<br />

75<br />

75<br />

71<br />

71<br />

70<br />

68<br />

Zentrum<br />

65<br />

Zentrum<br />

65<br />

60<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

58<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

56<br />

59<br />

57<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Kanten<br />

Schlecht Befriedigend Gut Sehr gut Ausgezeichnet<br />

Schlecht Befriedigend Gut Sehr gut Ausgezeichnet<br />

Kanten


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Porträt Kit 151<br />

Nikon AF-S 70-200mm<br />

f/2.8G ED VR II<br />

HANDHABUNG: Wie alle High-End Nikkor-Objektive<br />

fühlt sich auch dieses einfach gut an. Es ist ein<br />

Instrument für den Profi und hat einfach alles, was wir<br />

uns an einem Objektiv wünschen. Die drehbare<br />

Stativschelle ist fest angebracht, der Fuß jedoch<br />

abnehmbar.<br />

EIGENSCHAFTEN: Es ist alles vorhanden – ein Silent<br />

Wave-Motor für den Autofokus, in den jederzeit<br />

eingegriffen werden kann, Bildstabilisierung,<br />

Abdichtungen gegen Staub und Feuchtigkeit,<br />

Stativschelle, Streulichtblende und Objektivbeutel. Die<br />

optische Konstruktion besteht aus 21 Elementen in 16<br />

Gruppen, einschließlich sieben ED-Glaselementen. Alle<br />

Objektive mit solchen Brennweitenbereichen leiden<br />

unter Fokus-Breathing, das Canon-Objektiv am<br />

wenigsten, dass Nikon am meisten, Sigma und Tamron<br />

liegen im Mittelfeld. Der Effekt reduziert die Brennweite<br />

bei kurzen Entfernungen. Deswegen ist das mit 200mm<br />

angegebene Nikon-Objektiv bei kürzester<br />

Entfernungseinstellung von 1,4m nur noch ein<br />

140mm-Objektiv. Der Abbildungsmaßstab von 1:8<br />

bedeutet, Sie können den Sucher einer Vollformat-<br />

Kamera gerade noch mit einer im Querformat<br />

gehaltenen DIN-A4 Seite ausfüllen, mit kleineren<br />

Objekten nicht mehr.<br />

AUTOFOKUS UND BILDSTABILISIERUNG: Nikons<br />

Silent-Wave-Motor Autofokus ist leise und effizient, zwar<br />

nicht ganz so schnell wie beim Canon-Objektiv, doch<br />

nicht einmal um ein Zehntel langsamer. Wichtiger als<br />

das ist ohnehin die kontinuierliche Scharfeinstellung auf<br />

ein sich bewegendes Objekt, und die funktioniert<br />

tadellos. Die Bildstabilisierung will eine um vier Stufen<br />

längere Verschlusszeit garantieren zu können,<br />

verglichen mit der Aus-der-Hand-Regel. Bei vier Stufen<br />

waren wir in 60% aller Fälle erfolgreich, bei drei Stufen in<br />

90%. Das sind Spitzenwerte, die man allerdings von<br />

Top-Objektiven zu Spitzenpreisen auch erwarten darf.<br />

ABBILDUNGSLEISTUNG: Wenn auch nur mit<br />

geringfügigem Unterschied zu den anderen Objektiven,<br />

ist das Nikon das schärfste 70–200mm f/2.8-Objektiv,<br />

das Sie derzeit kaufen können. Mit dem APS-C-Sensor<br />

scheint die Abbildungsleistung noch um eine Winzigkeit<br />

besser zu sein als beim Vollformat-Sensor und auch die<br />

Spitzenauflösung von 121 Linien pro mm bedeutet nur<br />

den Hauch eines Vorsprungs vor den anderen<br />

Objektiven, aufgenommen bei 200 mm Brennweite und<br />

Blende f/4. In der Praxis sind die besseren Werte des<br />

Nikon-Objektivs kaum sichtbar, obwohl es, wenn ein<br />

Telekonverter verwendet werden soll, bei größter<br />

Brennweite im Vorteil sein kann. Wie beim Canon-<br />

Objektiv fällt die Schärfe beim Vollformat niemals unter<br />

die „Ausgezeichnet“-Marke von 70% und auch beim<br />

APS-C-Format bewegt sie sich meistens in derselben<br />

Klasse. Die Aberrationen entsprechen dem üblichen<br />

hohen Standard, obwohl die Kissenverzerrung mit 1,8%<br />

bei 200mm etwas höher liegt als bei den anderen<br />

Objektiven.<br />

URTEIL: Dies ist ein sehr gutes Objektiv. Abgesehen von<br />

kleinen Fehlern, wie dem Fokus-Breathing im<br />

Nahbereich, ist es nahezu perfekt. Seine Schärfe ist<br />

hervorragend, ebenso wie die Bildqualität und die<br />

Verarbeitung. Andererseits sind 2200 € eine Menge Holz,<br />

daher halten wir das Objektiv für überteuert.<br />

HANDHABUNG 20/20<br />

EIGENSCHAFTEN 20/20<br />

ABBILDUNGSLEISTUNG 40/40<br />

PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 15/20<br />

GESAMTURTEIL 95/100<br />

VERZERRUNG: Gut VERZERRUNG: Ausgezeichnet<br />

VIGNETTIERUNG: Ausgezeichnet VIGNETTIERUNG: Ausgezeichnet<br />

CHROMATISCHE ABERRATION: Sehr gut CHROMATISCHE ABERRATION: Sehr gut<br />

NikonAF-S70–200mmf/2.8II (Vollformat)<br />

Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

82<br />

68<br />

f/2.8<br />

86<br />

f/4<br />

84<br />

87<br />

83<br />

Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

88<br />

80<br />

73<br />

f/2.8<br />

79<br />

f/2.8<br />

88<br />

89<br />

f/4<br />

f/4<br />

82<br />

83<br />

87<br />

85<br />

80<br />

80<br />

Zentrum<br />

76<br />

72<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

89<br />

84<br />

84<br />

85<br />

85<br />

83<br />

81<br />

79<br />

81<br />

Zentrum<br />

77<br />

Zentrum<br />

76<br />

72<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

74<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

70<br />

71<br />

71<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

NikonAF-S70–200mm f/2.8II (APS-C Format)<br />

Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

71<br />

68<br />

f/2.8<br />

77<br />

f/4<br />

74<br />

79<br />

75<br />

Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

78<br />

70<br />

70<br />

f/2.8<br />

70<br />

f/2.8<br />

79<br />

81<br />

f/4<br />

f/4<br />

77<br />

75<br />

78<br />

74<br />

72<br />

68<br />

Zentrum<br />

61<br />

56<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

81<br />

77<br />

76<br />

74<br />

75<br />

74<br />

72<br />

69<br />

68<br />

Zentrum<br />

68<br />

Zentrum<br />

65<br />

60<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

58<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

58<br />

56<br />

58<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht


152 Porträt Kit DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Sigma 70-200mm f/2.8<br />

EX DG APO HSM OS<br />

HANDHABUNG: AEs ist das leichteste Objektiv dieser<br />

Gruppe, wirkt jedoch trotzdem solide. Zoomring und<br />

Schärfering laufen leicht und weich, sind jedoch im<br />

Gegensatz zum Canon-Objektiv umgekehrt<br />

angeordnet, der Schärfering befindet sich nah am<br />

Kameragehäuse. Das liegt an der Anordnung der<br />

Linsengruppen im Objektiv, die für Schärfe und<br />

Zoomfunktion zuständig sind.<br />

EIGENSCHAFTEN Die Ausstattung reicht vom<br />

Ultraschall-Autofokus, in den jederzeit manuell<br />

eingegriffen werden kann, bis zur zweistufigen<br />

Bildstabilisierung. Abdichtungen für Staub und<br />

Feuchtigkeit fehlen, ein Zeichen, dass hier Kosten<br />

gespart werden sollten. Weiterhin gibt es eine<br />

abnehmbare Stativschelle und eine Streulichtblende<br />

mit APS-C Erweiterung. Die optische Konstruktion<br />

besteht aus 22 Elementen in 17 Gruppen. Davon<br />

bestehen zwei Gruppen aus FLD- und drei aus<br />

SLD-Glaselementen. Der bescheidene maximale<br />

Abbildungsmaßstab von 1:8 ist ein klarer Hinweis auf<br />

das übliche Fokus-Breathing, das die Brennweite bei<br />

kurzen Arbeitsentfernungen reduziert.<br />

AUTOFOKUS UND BILDSTABILISATION: An den<br />

mechanischen Komponenten gibt es nichts zu<br />

bemängeln. Der Autofokus war zwar mit 0,65 Sekunden<br />

für den Lauf von vorn nach hinten der langsamste, doch<br />

das ist immer noch sehr schnell. Wichtiger als das ist<br />

ohnehin die kontinuierliche Schärfe-Verfolgung, und<br />

diesen Test bestand der Sigma-Autofokus mit Bravour.<br />

Sigmas optische Bildstabilisierung behauptet, wie die<br />

anderen, eine um vier Stufen längere Verschlusszeit zu<br />

bieten, wobei die Erfolgsquote bei vier Stufen 60% und<br />

bei drei Stufen 90% betrug. Hier unterscheiden sich die<br />

Objektive nicht voneinander.<br />

ABBILDUNGSLEISTUNG Die große Frage war: Kann ein<br />

Objektiv das nur halb so teuer ist wie die anderen,<br />

genauso scharf abbilden? Und die Antwort ist eindeutig:<br />

Ja. Fast. Die einzige Ausnahme besteht in der<br />

Kantenschärfe bei 200mm Brennweite, wo die Schärfe<br />

unterhalb von Blende f/8 spürbar abfällt. Dies scheint<br />

kein Ausreißer in der Serienfertigung zu sein, sondern<br />

liegt eher am Design des Objektivs, dass die<br />

Abbildungsleistung in diesem Punkt sowohl beim<br />

Vollformat als auch beim APS-C Format beeinflusst.<br />

Sobald abgeblendet wird, steigt die Schärfe sprunghaft<br />

an; im Übrigen werden Objekte an den Bildrändern bei<br />

längeren Brennweiten ohnehin unscharf abgebildet,<br />

doch das ist ein grundsätzliches Problem.<br />

Ansonsten entspricht die Abbildungsleistung<br />

weitgehend den anderen Objektiven; unter Umständen<br />

kann leichte Verzerrung auftreten, aber nicht mehr als<br />

beim Nikon-Objektiv. Die Spitzenauflösung bei 20%<br />

MTF betrug im Zentrum bei 200 mm Brennweite und<br />

Blende f/4 respektable 112 Linien pro mm.<br />

URTEIL Das Sigma wird den Erwartungen gerecht und<br />

erfüllt seinen Zweck. Es ist äußerst scharf und braucht<br />

sich hinter der teureren Konkurrenz nicht zu verstecken,<br />

abgesehen von den erwähnten Randproblemen bei<br />

längster Brennweite. Autofokus und Bildstabilisierung<br />

funktionieren sehr gut, allerdings gibt es keine<br />

Abdichtung gegen Staub und Feuchtigkeit. Das Beste an<br />

diesem Objektiv ist daher sein unschlagbarer Preis.<br />

HANDHABUNG 20/20<br />

EIGENSCHAFTEN 19/20<br />

ABBILDUNGSLEISTUNG 36/40<br />

PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 20/20<br />

GESAMTURTEIL 95/100<br />

VERZERRUNG: Gut<br />

VIGNETTIERUNG: Ausgezeichnet<br />

CHROMATISCHE ABERRATION: Sehr gut<br />

Sigma 70-200mm f/2.8 HSM OS (Vollformat)<br />

Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

83<br />

67<br />

f/2.8<br />

84<br />

f/4<br />

79<br />

85<br />

83<br />

Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

78<br />

79<br />

68<br />

f/2.8<br />

35<br />

f/2.8<br />

84<br />

86<br />

f/4<br />

f/4<br />

73<br />

47<br />

83<br />

83<br />

82<br />

79<br />

Zentrum<br />

78<br />

72<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

86<br />

77<br />

59<br />

82<br />

84<br />

78<br />

71<br />

79<br />

79<br />

Zentrum<br />

76<br />

Zentrum<br />

74<br />

72<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

72<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

70<br />

71<br />

69<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

VERZERRUNG (APS-C) Ausgezeichnet<br />

VIGNETTIERUNG (APS-C) Ausgezeichnet<br />

CHROMATISCHE AB (APS-C) Sehr gut<br />

Sigma 70-200mm f/2.8 EX HSM OS (APS-C)<br />

Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

72<br />

61<br />

f/2.8<br />

72<br />

f/4<br />

72<br />

75<br />

75<br />

Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

65<br />

67<br />

65<br />

f/2.8<br />

34<br />

f/2.8<br />

74<br />

77<br />

f/4<br />

f/4<br />

73<br />

42<br />

73<br />

72<br />

72<br />

66<br />

Zentrum<br />

66<br />

55<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

76<br />

72<br />

57<br />

70<br />

73<br />

70<br />

64<br />

65<br />

66<br />

Zentrum<br />

65<br />

Zentrum<br />

62<br />

56<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

55<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

56<br />

55<br />

52<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Porträt Kit 153<br />

Tamron SP 70-200mm<br />

f/2.8 Di VC USD<br />

HANDHABUNG: Tamron bewirbt dieses Objektiv als das<br />

kleinste seiner Klasse, doch man hat immer noch einiges<br />

in der Hand. Solide verarbeitet und sehr schön im Finish<br />

steht es den Konkurrenten in nichts nach. Die<br />

Drehrichtung von Zoomring und Schärfering ist<br />

übrigens dieselbe wie beim Nikon-Objektiv<br />

EIGENSCHAFTEN Dieses neue Objektiv befindet sich im<br />

Vergleich zu der älteren Tampon-Version in einer völlig<br />

anderen Liga. Hinzugekommen sind Ultrasonic Silent<br />

Drive Focusing, Bildstabilisierung sowie Staub- und<br />

Spritzwasserschutz. Es ist auch schärfer geworden und<br />

besteht nun aus 23 optischen Elementen in 19 Gruppen,<br />

fünf aus UD-Glas und eine aus XLD-Glas, das ähnliche<br />

Qualitäten wie Fluorit-Glas aufweist. Das<br />

unvermeidliche Focus-Breathing fällt auch hier auf. Der<br />

maximale Abbildungsmaßstab beträgt 1:8, im Gegensatz<br />

zur älteren Version dieses Objektivs, bei der er 1:3 betrug.<br />

AUTOFOKUS UND BILDSTABILISIERUNG Tamrons<br />

Ultrasonic Silent Drive Autofokus durchfährt die Strecke<br />

von der Nahdistanz bis „Unendlich“ in beeindruckenden<br />

0,55 Sekunden, was eine ausgezeichnete Leistung<br />

darstellt. Die Bildstabilisierung korrigiert Vibrationen<br />

über drei Achsen. Sie gleicht Schwingungen von links<br />

nach rechts und von oben nach unten gleichzeitig aus.<br />

Außerdem wird ein Schwenk erkannt, wobei die<br />

betroffene Richtung automatisch von der Korrektur<br />

ausgenommen wird. Das Ganze funktioniert sehr<br />

zuverlässig, trotz all unserer Bemühungen, die<br />

Stabilisierung auszutricksen. Tamron reklamiert vier<br />

Blendenstufen längere Verschlusszeiten, verglichen mit<br />

der Faustregel zum <strong>Fotografie</strong>ren aus der Hand, und wir<br />

erreichten eine Erfolgsquote von 70% bei vier Stufen und<br />

90% bei drei Stufen, was gegenüber den Konkurrenten<br />

sogar eine leichte Steigerung darstellt.<br />

ABBILDUNGSLEISTUNG Angesichts all der eingebauten<br />

optischen Elemente und dem exotischen Glas<br />

erwarteten wir eine hohe Schärfe von diesem Objektiv<br />

und wir wurden nicht enttäuscht. Im Zentrum bleibt die<br />

Schärfe beim Vollformat-Sensor immer über der Grenze<br />

zu „Ausgezeichnet“, wobei auch die Kanten kaum zu<br />

wünschen übrig ließen. Beim APS-C-Sensor drücken die<br />

höheren Anforderungen an die Auflösung die Werte<br />

unweigerlich nach unten, doch auch hier ist die Schärfe<br />

im Zentrum generell immer noch ausgezeichnet und<br />

die Randbereiche sind in der Bewertung „Sehr gut“.<br />

Verzerrung und Vignettierung bewegen sich auf dem zu<br />

erwartenden hohen Niveau bei entweder „Sehr gut“<br />

oder „Ausgezeichnet“. Die Spitzenauflösung bei 20%<br />

MTF war die zweitgrößte unter den getesteten<br />

Objektiven, sie betrug 119 Linien pro Millimeter,<br />

gemessen im Zentrum bei Brennweite 120mm und<br />

Blende f/4.<br />

URTEIL: Das neue Tamron-Flaggschiff spielt auf Anhieb<br />

eine Rolle in der Spitzengruppe. Nur bei längster<br />

Brennweite fällt die Schärfe an den Rändern minimal ab,<br />

aber das zu kritisieren, grenzte an Erbsenzählerei, denn<br />

man wird es in der Praxis kaum bemerken. Autofokus<br />

und Bildstabilisierung sind erstklassig, und die vor Staub<br />

und Feuchtigkeit geschützte Objektivkonstruktion<br />

verspricht eine lange Haltbarkeit. Das Objektiv ist die<br />

perfekte Ergänzung zum ausgezeichneten 24–70mm<br />

f/2.8 VC Standardzoom von Tamron.<br />

HANDHABUNG 20/20<br />

EIGENSCHAFTEN 20/20<br />

ABBILDUNGSLEISTUNG 38/40<br />

PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 17/20<br />

GESAMTURTEIL 95/100<br />

DISTORTION (Full-frame) Sehr gut<br />

VIGNETTIERUNG (Vollformat) Ausgezeichnet<br />

CHROMATISCHE AB (Vollformat) Sehr gut<br />

Tamron SP 70-200mm f/2.8 VC (Vollformat) Tamron SP 70-200mm f/2.8 VC (APS-C)<br />

Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

81<br />

64<br />

f/2.8<br />

89<br />

f/4<br />

69<br />

88<br />

71<br />

Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

76<br />

72<br />

76<br />

f/2.8<br />

66<br />

f/2.8<br />

87<br />

81<br />

f/4<br />

f/4<br />

79<br />

65<br />

84<br />

85<br />

76<br />

80<br />

Zentrum<br />

75<br />

73<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

87<br />

80<br />

67<br />

83<br />

85<br />

79<br />

69<br />

79<br />

80<br />

Zentrum<br />

75<br />

Zentrum<br />

71<br />

73<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

73<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

69<br />

72<br />

68<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

VERZERRUNG (APS-C) Ausgezeichnet<br />

VIGNETTIERUNG (APS-C) Ausgezeichnet<br />

CHROMATISCHE AB (APS-C) Sehr gut<br />

Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

67<br />

58<br />

f/2.8<br />

80<br />

f/4<br />

64<br />

79<br />

66<br />

Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

61<br />

59<br />

59<br />

f/2.8<br />

49<br />

f/2.8<br />

75<br />

78<br />

f/4<br />

f/4<br />

68<br />

57<br />

72<br />

76<br />

65<br />

68<br />

Zentrum<br />

63<br />

58<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

76<br />

69<br />

61<br />

71<br />

74<br />

64<br />

63<br />

66<br />

Centre Zentrum<br />

68<br />

Zentrum<br />

62<br />

62<br />

58<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

58<br />

f/5.6 f/8 f/11 f/16<br />

55<br />

57<br />

Kanten<br />

Edge Kanten<br />

54<br />

Kanten<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht


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3. AUSGABE<br />

Nr. 20/2014 Aug-Okt 2014<br />

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5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Ausrüstung 155<br />

Kaufhilfe: Lichtformer<br />

Egal ob Sie draußen mit Umgebungslicht oder in einem Studio mit Blitz fotografieren, Reflektoren und Aufheller sind günstige,<br />

vielseitige Hilfsmittel, um Licht zu manipulieren. Wir zeigen Ihnen die unterschiedlichen Typen, die in Frage kommen.<br />

Es ist ein verbreiteter Irrglaube, dass man für<br />

professionelle Porträtfotos eine teure Ausrüstung<br />

benötigt. Während eine bessere Kamera und<br />

hochwertigere optische Komponenten natürlich<br />

einen Unterschied machen können, gibt es auch<br />

viele erschwingliche Ausrüstungsgegenstände,<br />

die, wenn sie richtig angewendet werden, für<br />

exzellente Bilder sorgen können.<br />

Beleuchtungshilfen wie Reflektoren und<br />

Aufheller gehören auf jeden Fall dazu, denn sie<br />

erweisen sich bei jeder Art von Tages-, Kunstund<br />

Mischlicht als äußerst nützlich.<br />

In diesem Heft finden Sie etliche Beispiele, wie<br />

Beleuchtungshilfen bei Tageslicht eingesetzt<br />

werden können. Sie sind für jedes Motiv geeignet,<br />

bei dem das Licht explizit gesteuert werden<br />

muss, Still-Leben und Makrofotos beispielsweise.<br />

Ein Reflektor wird oft dazu verwendet, Licht von<br />

der Hauptlichtquelle auf das Motiv<br />

zurückzuwerfen, wodurch man auf den Einsatz<br />

eines zweiten Blitzkopfs verzichten kann. Es gibt<br />

Lichtformer in allen Größen, Formen und Farben,<br />

von kleinen Reflektoren, die in der Hand gehalten<br />

werden, bis hin zu solchen, die aufgrund ihrer<br />

Abmessungen ein eigenes Stativ oder die Hilfe<br />

eines Assistenten erfordern. In den meisten<br />

Situationen ist die kleine Variante völlig<br />

ausreichend. Wer allerdings mit der <strong>Fotografie</strong><br />

sein Geld verdient, wird auf Dauer nicht um<br />

größere, teurere Reflektoren herumkommen,<br />

speziell für Außenaufnahmen.<br />

Unser Überblick zeigt Produkte der gängigen<br />

Hersteller, die für den alltäglichen Gebrauch in<br />

Frage kommen. Besuchen Sie auch die<br />

entsprechenden Websites, denn der Markt ist<br />

ständig in Bewegung. Außerdem finden Sie auf<br />

den folgenden Seiten einen Vergleichstest<br />

mehrerer 5-in-1-Reflektor-Kits, die<br />

kostengünstige Alternativen zum Einzelkauf sind.<br />

Reflektorgrößen<br />

30 cm..........................................12 Zoll<br />

50 cm.........................................20 Zoll<br />

56 cm..........................................22 Zoll<br />

81 cm..........................................32 Zoll<br />

95 cm..........................................37 Zoll<br />

107 cm.......................................42 Zoll<br />

120 cm.......................................47 Zoll<br />

70x110 cm.......................28x44 Zoll<br />

90x120 cm......................36x48 Zoll<br />

100x165 cm....................40x66 Zoll<br />

60x90 cm.........................24x36 Zoll<br />

90x125 cm......................36x50 Zoll<br />

100x150 cm....................39x59 Zoll<br />

130x190 cm....................52x76 Zoll<br />

180x245 cm....................72x98 Zoll


156 Ausrüstung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

California Sunbounce<br />

www.sunbounce.com<br />

Die California Sunbounce Reflektoren sind<br />

bei Profis wegen ihrer Stabilität, soliden<br />

Verarbeitung und ihres geringen Gewichts<br />

beliebt. Die Reflektor-Bespannung ist auf<br />

Rahmen aus Aluminium befestigt, die in<br />

verschiedenen Größen erhältlich sind und<br />

schnell und einfach zusammen- und<br />

auseinandergebaut und für Lagerung und<br />

Transport platzsparend verstaut werden<br />

können. Es gibt eine gute Auswahl von<br />

reflektierenden Bespannungen und<br />

obwohl nicht jede Farbe auf jeden<br />

Rahmen passt, gibt es genug<br />

Kombinationsmöglichkeiten.<br />

Es werden auch<br />

Austauschbespannungen angeboten,<br />

aber der Preisunterschied für komplette<br />

Sätze und einzelne Bespannungen ist<br />

nicht groß. Deswegen lohnt es sich, die<br />

komplette Ausstattung anzuschaffen,<br />

damit vor Ort nicht erst noch die<br />

Bespannung gewechselt werden muss.<br />

Die Reflektoren sind in Weiß/Silber und<br />

Weiß/Gold erhältlich, doch auch in<br />

selteneren Kombinationen beispielsweise<br />

Zebra/Weiß – „Zebra“ ist eine Mischung<br />

aus Gold und Silber. Außerdem gibt es<br />

eine Reihe durchsichtiger Diffusoren.<br />

Obwohl eine Reihe von lichtdurchlässigen<br />

Bespannungen für die Pro und Mega Reflektoren<br />

erhältlich sind, empfehlen wir Ihnen zum<br />

Aufhellen, den Sun Swatter auszuprobieren. Dies<br />

ist ein großer Diffusor, der ideal für den Gebrauch<br />

im Freien ist, da er an einem Ausleger außerhalb<br />

des Bildbereichs über das Modell gehalten werden<br />

kann. Er ist leicht zusammenzubauen und speziell<br />

für windiges Wetter konzipiert. Es gibt ihn in zwei<br />

Größen und mehreren Stufen der<br />

Lichtreduzierung des durchsichtigen Materials<br />

– ein Drittel, zwei Drittel und drei Drittel<br />

Lichtstreuung. Wir empfehlen Ihnen den<br />

kleineren Sun Swatter mit ein Drittel oder zwei<br />

Drittel Diffusor.<br />

Andere Spezial-Reflektoren in diesem Bereich<br />

sind der Sun-Mover, bei dem auch die<br />

Lichtstreuung verändert werden kann, und der Sun<br />

Cage als mobiles Studio für Außenaufnahmen.<br />

Sun Swatter (130x190 cm)<br />

Ein Drittel 324 €<br />

Sun Swatter (130x190 cm)<br />

Zwei Drittel 339 €<br />

Sun Swatter Giant (180x245 cm)<br />

Ein Drittel 537 €<br />

Sun Swatter Giant (180x245 cm)<br />

Zwei Drittel 562 €<br />

Kenro<br />

www.kenro.co.uk<br />

Kenro produziert einen runden und einen<br />

rechteckigen 5-in-1-Kit. Die runden Reflektoren<br />

messen 30, 56, 81 und 107 cm und kosten jeweils 20 €,<br />

51 €, 92 € und 116 €. Die rechteckigen Sätze messen<br />

70x110 cm, 90x120 cm und 100x165 cm und kosten<br />

jeweils 70 €, 94 € und 124 €. Zu allen Ausrüstungen<br />

gehören eine Tasche, ein lichtdurchlässiges Panel und<br />

umkehrbare goldene, silberne, weiße oder schwarze<br />

Rückseite ausgestattet.<br />

Kenro bietet außerdem eine Reihe von Reflektoren<br />

und Aufhellern mit Griffen, die „Easy Grips“. Hier gibt es<br />

drei 60x90 cm große Modelle: die durchsichtige<br />

Da sie für den professionellen Gebrauch<br />

produziert werden, sind sie nicht billig,<br />

aber sie sind für jahrelangen<br />

Alltagsgebrauch aus den<br />

strapazierfähigsten Materialien hergestellt.<br />

Das Sunbounce-System ist erweiterbar,<br />

doch weil die Zahl der Möglichkeiten so<br />

groß ist, haben wir eine Auswahl unter<br />

den Reflektorkollektionen unten<br />

aufgelistet und dazu jeweils den Preis der<br />

zwei beliebtesten Reflektorfarben. Hier<br />

sind die wesentlichen Optionen:<br />

Micro-mini: (60x90 cm)<br />

Silber / Weiß: 145 €; Zebra / Weiß: 177 €<br />

Mini: (90x125 cm)<br />

Silber / Weiß: 219 €; Zebra / Weiß: 268 €<br />

Pro: (130x190 cm)<br />

Silber / Weiß: 329 €; Zebra / Weiß: 386 €<br />

Big: (180x245 cm)<br />

Silber / Weiß: 514 €; Zebra / Weiß: 599 €<br />

Variante für 51 Euro, die Silber/Weiß-Variante für 56 €<br />

und eine Variante Sonnenlicht/Weiß. Zu jedem<br />

5-in-1-Reflektor-Kit gehört ein lichtdurchlässiges<br />

Panel, über das jeweils eine auswechselbare, goldene,<br />

silberne, weiße oder schwarze Abdeckung gespannt<br />

werden kann. Nach Gebrauch kann die Ausrüstung in<br />

einer praktischen Tasche mit Reißverschluss verstaut<br />

werden.<br />

Calumet<br />

www.calumetphoto.de<br />

Calumet ist ein großer Vertrieb für<br />

Fotozubehör und bietet Fotozubehör unter<br />

eigenem Markennamen an, darunter die<br />

„ZipDiscs“, eine Serie faltbarer Reflektoren.<br />

Dazu gehören zweifarbige Reflektoren,<br />

lichtdurchlässige Durchblitz-Panels und<br />

vierfarbige Bezüge in Gold, Silber, Weiß und<br />

Schwarz. Die ZipDisc-Kits bestehen aus:<br />

Lichtdurchlässiges, weißes ZipDisc<br />

Durchblitz-Panel<br />

Der runde Diffusor, der das Herzstück jedes<br />

5-in-1 Kits darstellt, ist auch separat erhältlich.<br />

56 cm 28,91 €; 81 cm 34,50 €;<br />

107 cm 46,51 €; 130 cm 58,50 €<br />

Zigzag ZipDisc Gold-Silber/Weiß<br />

Die gold-silber-farbige Seite kombiniert Gold<br />

mit Silber, um ein wärmeres Licht zu<br />

erzeugen.<br />

56 cm 34,50 €; 81 cm 46,51 €; 107 cm 58,50 €<br />

Silber/weiße ZipDisc<br />

Der klassische, von Hand zu haltende<br />

Reflektor mit Aufbewahrungstasche.<br />

56cm 33,20 €; 81cm 41,53 €; 107cm 53,43 €<br />

ZipDisc vierfarbiger Bezug<br />

Dieser vierfarbige Bezug – Gold, Weiß, Silber<br />

und Schwarz – kann auf jedem runden oder<br />

ovalen Reflektor verwendet werden.<br />

56 cm ZipDisc Wendebezug: 28,50 €<br />

81 cm ZipDisc Wendebezug: 43,50 €<br />

107 cm ZipDisc Wendebezug: 46,51 €<br />

5-in-1 Kit<br />

Dieses Set enthält eine Kombination aus der<br />

lichtdurchlässigen Durchblitzbespannung<br />

und dem vierfarbigen Wendebezug. Wir<br />

haben für unseren Produktvergleich das 5-in-1<br />

Kit mit 81cm Durchmesser getestet.<br />

56 cm 26,37 €; 81 cm 72,70 €; 107 cm 51,49 €<br />

Elemental<br />

www.studio-flash.com<br />

Elemental, der Spezialist für<br />

preisgünstige Studioblitzgeräte, hat<br />

zurzeit nur zwei faltbare<br />

Reflektoren im Angebot, aber<br />

wir haben sie trotzdem hier<br />

berücksichtigt, da sie ein<br />

exzellentes<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Beide 5-in-1 Kits, sowohl<br />

das mit 80cm Durchmesser, als auch das mit 107cm<br />

Durchmesser, enthalten einen weißen Diffusor mit einem<br />

auswechselbaren Reflektorbezug in Gold, Silber und Weiß.<br />

Alles zusammen wird in einer schwarzen Tasche geliefert.<br />

Die 80cm Version kostet knapp über 30 €, während die<br />

Variante mit 107cm Durchmesser bei ca. 44 € liegt.<br />

Elemental hat außerdem noch einen Reflektorarm für<br />

etwa 30 € im Angebot.


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Ausrüstung 157<br />

Interfit<br />

www.interfitphotographic.com<br />

Interfit ist eine der führenden Marken für<br />

Studioausrüstung und bietet eine breite Palette von<br />

Reflektoren an. Das Angebot erstreckt sich von<br />

kleineren, von Hand zu haltenden Modellen bis zu<br />

größeren, die an einem Stativ befestigt werden<br />

müssen. Sie haben die Qual der Wahl…<br />

Soft Sun/Weiß; Silber/Weiß und Silber/Gold<br />

Runde, faltbare Reflektoren sind mit drei<br />

verschiedenen Oberflächen in je vier Größen<br />

erhältlich.<br />

30cm etwa 13 €; 56cm etwa 20 €;<br />

82cm etwa 35 €; 107cm knapp 50 €<br />

5-in-1 kits<br />

Die Sets enthalten jeweils einen Durchlichtreflektor<br />

mit einem vierfarbigen Bezug (Gold, Silber, Schwarz<br />

und Weiß), in einer Reißverschlusstasche. Sie sind in<br />

den drei folgenden Größen erhältlich.<br />

56cm etwa 33 €; 82cm etwa 46 €; 107cm etwa 55 €<br />

Easy Grip<br />

Der Easy Grip<br />

Reflektor von<br />

Interfit verfügt<br />

über einen dicken<br />

Haltegriff, an dem<br />

er mit einer Hand<br />

gehalten werden<br />

kann. Er misst<br />

90x60 cm und ist<br />

in den folgenden<br />

Farben erhältlich:<br />

Sunlight/Weiß,<br />

Gold/Silber,<br />

Silber/Weiß und eine halbe Stufe<br />

lichtdurchlässig. Er kostet etwa 50 €.<br />

Porträt Reflektor Set<br />

Das Porträt Reflektor Set von Interfit besteht im<br />

Wesentlichen aus drei Reflektor-Panels, die an einem<br />

Rahmen angebracht sind, der seinerseits an einem<br />

Stativ montiert wird. Jedes Panel mit den<br />

Abmessungen 90x60 cm kann zur besseren<br />

Lichtsteuerung individuell positioniert werden. Das<br />

Set besteht aus einem Panel in Silber / Gold und<br />

zwei Panels in Sunlight/Silver und kostet ca. 125 €.<br />

Großer, flacher Panel-Reflektor<br />

Etwas für Studioporträts. Er wurde speziell für<br />

Ganzkörperporträts und Mode-<strong>Fotografie</strong><br />

entwickelt. Der große, flache Reflektor misst 89x178<br />

cm und kommt mit Stativ und einer dreh- und<br />

neigbaren Halteklammer, mit der das Panel von<br />

vertikal bis horizontaler Neigung eingesetzt<br />

werden kann. Die Versionen in Silber/Gold und<br />

Schwarz/Weiß sind für knapp 110 € erhältlich.<br />

Flexi-Lite 5-in-1<br />

Dieses an einem Stativ<br />

befestigte Reflektor-Panel<br />

wurde für Profifotografen<br />

entwickelt und kann<br />

entweder von Hand<br />

festgehalten oder im Studio<br />

eingesetzt werden. Der<br />

Aluminiumrahmen verfügt<br />

über einen Ausleger, der in<br />

jedem beliebigen Winkel<br />

positioniert werden kann. Es<br />

gibt Sets in den Größen<br />

Medium (100x150 cm) und<br />

Large (150x200 cm). Der<br />

INT303 hat einen Bezug in<br />

Gold/Silber/Schwarz/Weiß<br />

und kostet etwa 380 €.<br />

Lastolite<br />

www.lastolite.com<br />

Lastolite ist eine der weltweit führenden<br />

Marken für Studiozubehör und besonders<br />

bekannt für seine Beleuchtungshilfen.<br />

Demzufolge wird es nicht überraschen, dass<br />

Lastolite auch Reflektoren anbietet. Viele sind<br />

speziell auf die Bedürfnisse professioneller<br />

Fotografen ausgerichtet, deswegen<br />

beschränken wir uns aus Platzgründen auf<br />

die Produkte, die für die generelle<br />

<strong>Porträtfotografie</strong> am besten geeignet sind.<br />

Faltbare Reflektoren: Auf dem Gebiet der<br />

faltbaren Reflektoren hat keine Marke eine so<br />

große Auswahl wie Lastolite. Die runden<br />

Reflektoren sind mit 30, 50, 76, 95 und 120<br />

cm Durchmesser erhältlich, außerdem gibt<br />

es noch eine rechteckige Version mit<br />

180x120 cm. All diese Reflektoren gibt es mit<br />

den folgenden Oberflächen: Silber/Weiß,<br />

Sunfire/Weiß, Silber/Gold, Sunfire/Silber,<br />

Gold/Weiß und Sunlite/Soft Silber. Ein<br />

zweistufiger Diffusor ist ebenfalls in allen<br />

Größen von 50 cm aufwärts erhältlich.<br />

30 cm 15,90€; 50 cm 29,90€; 75 cm 49,90€;<br />

95 cm 69,90€; 120 cm 99,90€; 1,80x1,20 m<br />

129,90€<br />

Bottletops 5-in-1 Kit: Dieses Set enthält<br />

ein Diffusor-Panel mit zwei reflektierenden<br />

Spannbezügen zum Wechseln in den Farben<br />

Gold/Weiß und Sunfire/Silber und ist in vier<br />

Größen erhältlich: 50cm für 49,90 €, 75 cm<br />

für 69,90 €, 95 cm für 79,90 € und 120 cm<br />

für 109,90 €.<br />

TriGrip: Der Original-TriGrip war der erste faltbare<br />

Reflektor, der über einen Handgriff verfügte. Das Design<br />

wurde inzwischen überarbeitet, der neu geformte Griff<br />

bietet eine Verbesserung in der Handhabung, und er ist<br />

nun in drei Größen erhältlich. Der Mini TriGrip (45 cm) zum<br />

Preis von 49,90 €; der TriGrip (75 cm) für 79,90 € und der<br />

Large TriGrip (120 cm), der mit 99,90 € zu Buche schlägt. In<br />

jeder Größe können Sie zwischen Reflektoren in Silber/<br />

Weiß, Gold/Weiß, Sunfire/Silber und Sunlite/Soft Silber<br />

ebenso wählen, wie zwischen einem Diffusor mit einer<br />

oder zwei Stufen. Als Zubehör für den TriGrip gibt es eine<br />

Halteklammer und den TriFlip, ein Set mit sieben<br />

reflektierenden Bezügen, die über einen TriGrip gezogen<br />

werden können. Somit erhalten Sie ein sehr vielseitiges<br />

System. Für 89,90 € (45 cm) oder 124,90 € (75 cm) erhalten<br />

Sie das TriFlip 8-in-1-Set mit einem zweistufigen Diffusor<br />

und reflektierenden Wechselbezügen mit sieben<br />

unterschiedlichen Oberflächen.<br />

Triflector: Das MkII Set besteht aus einem<br />

Stützrahmen mit drei faltbaren Panels, die<br />

zusammengelegt in einer Tasche geliefert werden. Das<br />

ganze Set wiegt nicht mehr als 1,2 Kilogramm. Die<br />

Panels sind mit den folgenden, reflektierenden<br />

Oberflächen erhältlich: Sunfire/Silber, Silber/Weiß, Gold/<br />

Weiß und einem 1,2-stufigen Diffusor. Das Set kostet<br />

249,90 €, ein zusätzlicher Satz Panels liegt bei 79,90 €.<br />

UpLite 4:1: Ein Set mit freistehenden Reflektor-Panels<br />

mit 120x90 cm Größe für Fotografen, die alleine<br />

arbeiten, und das Licht in einem Winkel vom Boden<br />

zurückwerfen lassen wollen. Der Winkel kann von 30°<br />

bis 80° eingestellt und beide Panels auch voneinander<br />

getrennt in der Hand gehalten werden. Den UpLite gibt<br />

es in zwei Versionen. Die Kaltton-Variante hat<br />

reflektierende Oberflächen in Sunlite/Soft Silber und<br />

Silber/Weiß, während die Warmton-Version mit<br />

Oberflächen in Gold/Weiß und Sunfire/Silber aufwartet.<br />

Das Set wird mit einer wasserfesten Hülle und in einer<br />

Transporttasche geliefert und kostet 229 €.<br />

Skylite: Dieses Set ist am besten geeignet für<br />

Fotografen, die nach einem leichtgewichtigen,<br />

strapazierfähigen und großen Diffusor suchen, der auch<br />

als Reflektor eingesetzt werden kann. Der starre, hohle<br />

Aluminiumrahmen hält einen Diffusor (0,75stufig oder<br />

1,25stufig) oder einen Reflektor (Gold/Silber, Silber/Weiß,<br />

Schwarz/Weiß oder Sunfire/Weiß) mit einer sicheren<br />

Befestigung aus Klettband. Der Skylite ist in einer<br />

ganzen Reihe unterschiedlich zusammengestellter Sets<br />

und in drei Größen erhältlich: Small 110x110 cm (1,3 kg),<br />

Medium 100x200 cm (2 kg) und Large 200x200 cm (2,3<br />

kg). Das Standard-Set beinhaltet den Rahmen, Stoff in<br />

Silber/Weiß, lichtdurchlässigen Stoff und eine<br />

Tragetasche. Die Preise liegen bei 249,90 € für die kleine,<br />

329,90 € für die mittlere und 699,90 € für die große<br />

Variante, die nur in der Premium-Ausstattungsversion<br />

mit noch umfangreicherem Zubehör erhältlich ist.


158 Ausrüstung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

5-in-1 Reflektor Kits<br />

Wenn Sie gerade im Begriff sind, Ihre ersten Lichtformer anzuschaffen, sollten Sie sich eines der<br />

nachfolgend beschriebenen 5-in-1 Sets anschaffen. Sie enthalten Oberflächen in Silber, Weiß,<br />

Gold sowie selten auch Schwarz und werden damit praktisch jeder Situation gerecht. Das<br />

lichtdurchlässige Panel, das mit diesen reflektierenden Hüllen bezogen wird, kann als weicher,<br />

weißer Reflektor verwendet werden, was allerdings nicht sehr effizient ist. Sie können ihn<br />

außerdem verwenden, um einen Schatten auf Ihr Modell zu werfen, doch wir empfehlen Ihnen<br />

einen zusätzlichen Diffusor, da dieser weitaus besser Ergebnisse liefert. Wie wir während dieses<br />

Tests feststellen konnten, sind sich diese Sets in der Verarbeitungsqualität sehr ähnlich. Für die<br />

meisten Fotografen dürfte somit die günstigste Variante die erste Wahl sein. Wir erklären hier die<br />

wesentlichen Unterschiede.<br />

Elemental 5-in-1 (80 cm)<br />

Straßenpreis: etwa 44 €<br />

Elemental ist eigentlich eher für seine fantastische Auswahl an<br />

günstiger Studioblitz-Ausrüstung bekannt, hat aber auch ein paar<br />

5-in-1 Reflektor-Sets im Angebot, die ebenfalls ein hervorragendes<br />

Preis-Leistungsverhältnis bieten. Dieses Set mit 107 Zentimetern<br />

Durchmesser wird in einer schwarzen Tragetasche mit Reißverschluss<br />

geliefert. Beim Auspacken stellt sich heraus, dass der 5-in-1 Reflektor<br />

dem fast preisgleichen Produkt von Interfit sehr ähnlich sieht und<br />

sich auch genauso gut handhaben lässt. Das lichtdurchlässige<br />

Panel ist ordentlich verarbeitet, und der farbige Bezug hat einen<br />

eingearbeiteten Schlitz, durch den der Aufhänger des Panels gesteckt<br />

werden kann, wenn der Reißverschluss geschlossen ist. Der Bezug<br />

kann so verwendet werden, dass er einen silbern/schwarzen oder<br />

einen golden/weißen Farbeffekt hervorruft. Der Bezug ist dick und<br />

von guter Qualität. Das Set ist eine gute Lösung für den kleinen<br />

Geldbeutel.<br />

Urteil<br />

Ein gutes Set für den kleinen Geldbeutel.<br />

Verarbeitung (Panel)<br />

Verarbeitung (Bezug)<br />

Vielseitigkeit<br />

Funktion<br />

Preis-/Leistungsverhältnis<br />

INSGESAMT<br />

Interfit 265 (107 cm)<br />

Straßenpreis: ab 48,45 €<br />

Das weiße, gut verarbeitete, lichtdurchlässige Panel<br />

hat einen dicken schwarzen Rand sowie einen kleinen<br />

Aufhänger aus Stoff, mit dem man das Panel an einen<br />

Haken hängen kann. Die Bezüge sind aus dickem<br />

Material gefertigt und kommen in den Kombinationen<br />

Silber/Schwarz und Weiß/Gold. Der Reißverschluss<br />

läuft geschmeidig und an seinem Ende ist in den Bezug<br />

ein kleiner Schlitz eingearbeitet, durch den man den<br />

Aufhänger stecken kann. Interfit bietet eine große Anzahl<br />

an Reflektorsets an. Sie sollten also keine Probleme haben,<br />

die für Sie passende Größe zu finden. Alle sind zu einem<br />

hervorragenden Preis erhältlich und stellen somit ein<br />

qualitativ hochwertiges Zubehör dar, das in einer gut<br />

konzipierten, schwarzen Tragetasche mit Reißverschluss<br />

geliefert wird.<br />

Urteil<br />

Ein hervorragendes Set zu einem<br />

erschwinglichen Preis.<br />

Verarbeitung (Panel)<br />

Verarbeitung (Bezug)<br />

Vielseitigkeit<br />

Funktion<br />

Preis-/Leistungsverhältnis<br />

INSGESAMT<br />

Lastolite Bottletop 4896 (120 cm)<br />

Straßenpreis: etwa 80 €<br />

Dieses Set mit 120 Zentimetern Durchmesser ist das größte<br />

und teuerste in unserem Vergleichstest. Es unterscheidet<br />

sich außerdem in einigen Punkten von den beiden anderen<br />

Sets. Zunächst einmal besteht es aus einem Panel und zwei<br />

Spannbezügen mit Gummikante zum Wenden: einem<br />

in Weiß/Gold und einem in Silber/Sunfire. Das bringt eine<br />

ganze Reihe von Vorteilen mit sich: Der Bezug ist leichter<br />

und schneller zu wechseln, da er ohne Reißverschluss<br />

auskommt, und Sie können einen über jede Seite des<br />

Panels ziehen, so dass Sie die Farbkombination nach Ihren<br />

Wünschen zusammenstellen können. Die Verarbeitung ist<br />

erstklassig und die Panels sind auch separat erhältlich, so<br />

dass Sie ein zusätzliches Panel ebenfalls mit einem Bezug<br />

versehen können, und somit gleich zwei Reflektoren zur<br />

Hand haben.<br />

Urteil<br />

Vielseitig und haltbar.<br />

Verarbeitung (Panel)<br />

Verarbeitung (Bezug)<br />

Vielseitigkeit<br />

Funktion<br />

Preis-/Leistungsverhältnis<br />

INSGESAMT


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Ausrüstung 159<br />

Blitzgeräte und Zubehör<br />

Zur <strong>Fotografie</strong> gehört auch die Manipulation von Licht, denn manchmal liefert das vorhandene Licht dem Fotografen nicht die<br />

gewünschte Qualität für sein Motiv. Wir stellen hier verschiedene Kunstlichtquellen vor, die für Ihr Geld einen hohen Gegenwert bieten.<br />

Yongnuo YN-560-II Blitzgerät<br />

SPEZIFIKATIONEN<br />

Straßenpreis: 40 €<br />

Kompatibel mit allen DSLR<br />

Leitzahl: 58 (ISO 100)<br />

Keine Automatikfunktionen<br />

Zoomkopf für Brennweiten von 24 bis 105<br />

mm<br />

Blitzintervall: Etwa 3 Sekunden bei voller<br />

Leistung<br />

Neigbarer Blitzkopf für indirektes Blitzen<br />

Eingebauter Funkauslöser mit 2 Betriebsarten<br />

Gewicht: 350g<br />

Lieferumfang<br />

Ständer, Tasche und Gebrauchsanleitung<br />

Auf den ersten Blick sieht dass Yongnuo Digital Speedlite YN560-II genauso<br />

aus wie die Modelle der Markenhersteller Canon und Nikon. Es ist ähnlich<br />

gut verarbeitet, hat ein robustes Gehäuse, der Kopf lässt sich neigen und<br />

schwenken und es hat ein großes LCD-Panel an der Rückseite, das von<br />

einem eindeutig bezeichneten Arrangement von Tasten zur Bedienung<br />

umgeben ist. Doch es kostet nur 40 €. Da dürfte Mancher ins Grübeln<br />

kommen, der gerade über 200 € für ein Canon- oder Nikon-Blitzgerät<br />

ausgegeben hat. Es gibt allerdings einen gewichtigen Unterschied<br />

zwischen dem Yongnuo und den Marktführern: Das Yongnuo ist ein<br />

vollständig manuell zu bedienendes Elektronenblitzgerät, es hat keinerlei<br />

Möglichkeit der TTL-Blitzmessung. Doch das sollte Sie nicht abhalten,<br />

denn dieses „Manko“ hilft Ihnen sogar dabei, sich die Grundlagen der<br />

Blitzfotografie selbst zu erarbeiten.<br />

Yongnuo RF-603 II Funkauslöser<br />

SPEZIFIKATIONEN<br />

Straßenpreis: 36 € (2er-Set)<br />

Reichweite: maximal 100 m<br />

Kompatibel mit Canon- und Nikon-DSLR<br />

Kanäle: 16<br />

Stromversorgung: 2 AAA-Batterien oder<br />

AAA-Akkus<br />

Abmessungen: 18, 6x3, 4x3, 7 cm<br />

Gewicht: 36g<br />

Lieferumfang<br />

Gebrauchsanleitung, 2 Yongnuo RF-603C<br />

II Transceiver, 1 Auslösekabel C1 (RS-60E3)<br />

für Kamera<br />

Im Internet finden Sie die Funkauslöser Yongnuo Digital RF-603 II<br />

im Doppelpack für rund 36 €. Auch Sets mit 3 oder 4 Auslösern sind<br />

erhältlich. Sie umfassen die Auslöser selbst und die benötigten Kabel<br />

und sind verfügbar für Canon und Nikon. Bei den Auslösern handelt es<br />

sich um Transceiver, was bedeutet, dass sie entweder als Sender oder als<br />

Empfänger benutzt werden können. Der Sender steckt im Zubehörschuh<br />

der Kamera, der Empfänger unter dem Blitzgerät. Wenn Sie sie einschalten,<br />

einigen sie sich automatisch auf denselben Funkkanal und sind<br />

einsatzbereit. Die Geräte sind an der Oberseite mit einem Zubehörschuh<br />

ausgestattet, in den ein Blitzgerät geschoben werden kann. Wenn Sie also<br />

ein von der Kamera entkoppeltes Blitzsystem einrichten wollen, brauchen<br />

Sie nur einen der Transceiver auf die Kamera zu stecken und das Blitzgerät<br />

auf den anderen. Sie können auch mehr als 2 Transceiver gleichzeitig<br />

benutzen und sich so schrittweise ein Multiblitzsystem zulegen.<br />

Interfit EX150 MK II outfit<br />

SPEZIFIKATIONEN<br />

Straßenpreis: 300 €<br />

Blitzköpfe: 2 Stück mit je 150 Watt<br />

Leistung: 19 bis 150 Watt<br />

Leitzahl 22 (ISO 100)<br />

Einstell-Licht: 100W<br />

Anschluss: EX Typ<br />

Auslösespannung: 5 Volt<br />

LIEFERUMFANG<br />

2 Blitzköpfe, 2 Stative, 2 Synchronkabel,<br />

2 Netzkabel, 1 weißer Brolly,<br />

2 Spill-Kill-Reflektoren, 1 Softbox, 1 DVD<br />

Das Interfit EX150 MK II Outfit hat gegenüber seinem Vorgänger einige<br />

bemerkenswerte Verbesserungen erfahren. Die Blitzköpfe bestehen aus<br />

robustem Polykarbonat und sind kompatibel mit der gesamten Palette<br />

des umfangreichen Interfit-Zubehörs. Eine Tasche zum Transport gibt es<br />

nicht, doch die Box, in der das System geliefert wird, ist so stabil, dass sie<br />

zu diesem Zweck verwendet werden kann. Die Einstell-Leuchten geben<br />

ein schönes Licht für die Vorbereitung der Aufnahmen, die Blitzleistung ist<br />

respektabel und beginnt bei 1/8 der möglichen vollen Leistung. Werden<br />

die Spill-Kills eingesetzt, steigert dies die Leitzahl noch einmal um 50%.<br />

Die Farbtemperatur tendiert ein wenig zur Kälte, deswegen sollten Sie das<br />

Raw-Format oder den manuellen Weißabgleich bei Ihren Aufnahmen<br />

verwenden. Das Interfit-Kit ist definitiv sein Geld wert, und man bekommt<br />

solide verarbeitete Ware geliefert.<br />

Elinchrom D-Lite 4 it To Go Set<br />

SPEZIFIKATIONEN<br />

Straßenpreis: etwa 800 €<br />

Blitzköpfe: 2 Stück mit je 400 Watt<br />

Leistung: 25 bis 400 Watt<br />

Einstell-Licht: 100W / proportional / Low<br />

Anschluss: EX Typ<br />

Auslösespannung: 5 Volt<br />

LIEFERUMFANG<br />

2 Elinchrom D-Lite 4 it Blitzköpfe (400 Watt) mit<br />

integrierten Skyport Empfängern, 1 Elinchrom<br />

Skyport Sender ECO, 1 Synchronkabel 5 m, 1<br />

Schutzkappe, 1 Schirmreflektor 16 cm 90°, 2<br />

Softboxen 66x66cm mit Transporttasche, 1<br />

Ausrüstungstasche für 2 Geräte, 2 Lampenstative<br />

Quick-Lock 85–235 cm, 1 Transporttasche für<br />

Schirme und Stative, 1 Bedienungsanleitung<br />

(D/E/F/Esp/I), 1 Anleitungs-DVD (englisch), 2<br />

Einstell-Lampen, 2 Blitzröhren für die Blitzköpfe<br />

und 2 Netzkabel.<br />

Hier handelt es sich um eines der besten Einsteiger-Kits, wenn es um<br />

Studiobeleuchtung geht. Die Blitzköpfe sind kompakt aber robust und haben<br />

integrierte Skyport-Empfänger. Es gibt sie als 200- und 400-Watt-Versionen<br />

(bezeichnet als D-Lite 2 it und D-Lite 4 it), wobei wir die 400-Watt-Version empfehlen,<br />

denn die zusätzliche Power ist oft nützlich. Die Steuerung der Blitzköpfe ist denkbar<br />

einfach; eine LED zeigt die aktuell eingestellte Leistung an, die durch 2 große Tasten<br />

verändert werden kann. Weitere Bedienelemente dienen der Anpassung des Einstell-<br />

Lichts von minimaler bis maximaler Leistung oder proportional zur Blitzleistung.<br />

Außerdem gibt es eine Taste zum An- und Abschalten des Pieptons, der signalisiert,<br />

wann der Blitzkopf nach einer Aufnahme wieder bereit ist. Das Kit enthält alles<br />

Notwendige für den Start und ist auf jeden Fall ein guter Kauf.


160 Ausrüstung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

Ringblitzadapter<br />

Wir haben zwei „billige“ Ringblitzadapter getestet, die den schmeichelnden,<br />

unkonventionellen Effekt eines Ringblitzes imitieren sollen.<br />

Viele professionelle Mode- und Porträtfotografen verwenden gerne einen Ringblitz, um Fotos mit<br />

einem ganz besonderen Beleuchtungseffekt ohne Schatten einzufangen. Während Ringblitz-Sets<br />

mit mehreren hundert Euro zu Buche schlagen, bieten einige Hersteller inzwischen Adapter an, die<br />

auf den Kopf eines Standard-Blitzgerätes aufgesteckt werden, um den Ringblitz-Effekt zu imitieren.<br />

Wir haben die beiden meistgekauften Modelle von Orbis und RayFlash getestet.<br />

Orbis<br />

Der Orbis ist aus langlebigem ABS-Kunststoff hergestellt<br />

und somit widerstandsfähig gegen die starken<br />

Belastungen im allgemeinen Einsatz. Er scheint sogar<br />

haltbar genug zu sein, um nicht zu zerbrechen, wenn er<br />

herunterfällt. Das haben wir allerdings vorsichtshalber<br />

nicht getestet! Mit einem Durchmesser von 20 cm ist<br />

der Ringbereich größer als bei dem RayFlash (obwohl<br />

der 86 mm große Tunnel für das Objektiv kleiner ist),<br />

und mit einem Gewicht von 500 Gramm ist er<br />

außerdem ein wenig schwerer. Gewöhnlich wird das<br />

Blitzgerät in das Gehäuse des Orbis geschoben und mit<br />

der linken Hand festgehalten, dabei liegen Daumen und<br />

Zeigefinger auf der geriffelten Oberfläche des Orbis. Das<br />

Gehäuse verfügt über eine flexible Klemmhalterung, die<br />

mehrere Blitzköpfe aufnehmen kann. Wenn Sie also ein<br />

marktübliches Blitzgerät besitzen, wird es<br />

wahrscheinlich passen. Der Aufbau mit dem Objektiv,<br />

das durch den Tunnel herausschaut, funktioniert gut,<br />

wird allerdings mit der Zeit etwas unbequem. Für diese<br />

Fälle empfehlen wir die separat erhältliche<br />

Orbis-Blitzschiene aus Aluminium, die auf den<br />

Blitzschuh des Blitzgeräts und auf das Stativgewinde der<br />

Kamera passt. Leider hatten wir die Schiene, die zum<br />

Preis von 59 Euro im Handel erhältlich ist, für diesen Test<br />

nicht zur Verfügung, aber wenn Sie den Orbis über<br />

längere Zeiträume hinweg benutzen wollen, sollten Sie<br />

sie auf jeden Fall in Erwägung ziehen.<br />

Der Blitzausstoß geht gerade nach oben und um den<br />

Ring herum. Dieser ist auf der gesamten vorderen<br />

Oberfläche mit einem Diffusor versehen. Innerhalb des<br />

Orbis wird das Licht so verteilt, dass ein gleichmäßiger<br />

Effekt entsteht und der Lichtverlust möglichst gering<br />

gehalten wird. Da das Blitzgerät in der Hand gehalten<br />

wird, ist die Blitzbelichtung nicht ganz unkompliziert. Sie<br />

können den Infrarot Blitzauslöser von Canon oder das<br />

CDS-Blitzsystem von Nikon für TTL-Blitze verwenden,<br />

oder Sie benutzen spezielle, kameraunabhängige<br />

Blitzkabel. So genießen Sie den Vorteil genauerer<br />

Blitzbelichtung. Wenn Sie einen Blitzauslöser von einem<br />

Drittanbieter, wie zum Beispiel Pocket Wizard, Hähnel<br />

Combi RF oder Seculine TwinLink (den wir auch für<br />

unseren Testaufbau verwendet haben) benutzen,<br />

werden die Blitzinformationen nicht an die Kamera<br />

weiter kommuniziert. Sie müssen also Ihren Blitz auf<br />

manuellen Betrieb einstellen. Dazu müssen Sie<br />

zunächst Testaufnahmen mit halber Blitzleistung,<br />

einem Viertel Blitzleistung und so weiter schießen, und<br />

die Leistung immer wieder neu einstellen, bis die<br />

Belichtung Ihren Vorstellungen entspricht. Beachten Sie<br />

bitte auch, dass Sie den Orbis, da er ja von Hand<br />

festgehalten wird, auch in einem Winkel zum Modell<br />

halten können, so wie eine Softbox.<br />

Es war mit ein wenig Fummelei verbunden, unser<br />

Canon Speedlite 580EX II in das Gehäuse des Orbis zu<br />

schieben, aber sobald es einmal drin war, saß es auch<br />

sicher und fest. Unser Canon 28–70 mm f/2.8 Objektiv<br />

passte bequem durch den Tunnel, aber hin und wieder<br />

mussten wir feststellen, dass der AF/M Schalter durch<br />

den Kontakt mit dem Orbis auf manuell verschoben<br />

worden war. Das ist etwas, worauf Sie achten sollten.<br />

Der Blitzausstoß des Orbis war hervorragend. Das Gerät<br />

lässt genug Blitzleistung durch, um Motive in einem<br />

Abstand von einem Meter und mehr auszuleuchten.<br />

Straßenpreis: 199 €<br />

Enthaltenes Zubehör: Hülle, Schulterriemen,<br />

selbsthaftendes Pad<br />

www.orbisflash.com<br />

Benutzer des Orbis sollten sich für eine bessere<br />

Handhabung auch die zugehörige Blitzschiene für 59 €<br />

kaufen. Diese kann auch an ein Stativ montiert werden.<br />

Urteil<br />

Da man den Orbis von Hand festhalten muss, ist seine<br />

Anwendung auf Dauer anstrengend. Dafür ist er aber sehr<br />

vielseitig, weil man ihn in jedem Winkel positionieren<br />

kann. Trotzdem empfehlen wir die Anschaffung der separat<br />

erhältlichen Blitzschiene zur besseren Handhabung.<br />

Idealerweise sollten Sie ein spezielles, kameraunabhängiges<br />

Kabel für die TTL-Kompatibilität verwenden, aber selbst<br />

wenn Sie manuellen Blitz benutzen, können Sie mit diesem<br />

Gerät schmeichelhafte Porträts fotografieren.<br />

GESAMTURTEIL<br />

Catchlights<br />

Der Orbis liefert<br />

ausgeprägte<br />

Catchlights und sorgt<br />

für gleichmäßige<br />

Lichtverteilung.<br />

Pro Gute Konstruktion, schöner Lichteffekt,<br />

fast universelle Kompatibilität<br />

Kontra Muss ohne zusätzliche Blitzschiene<br />

von Hand festgehalten werden. Ohne


5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Ausrüstung 161<br />

RayFlash<br />

Der RayFlash ist weniger klobig und leichter als der<br />

Orbis, aber ebenso gut konstruiert. Sein Design ist<br />

allerdings vollkommen anders. Der Ringblitz Diffusor<br />

ist kleiner und dünner, obwohl der Tunnel, in dem das<br />

Objektiv sitzt, weiter ist. Der RayFlash ist für eine<br />

Verwendung bei auf den Blitzschuh montiertem<br />

Blitzgerät konzipiert. Weil er so leicht ist, trägt der<br />

Blitzkopf ihn problemlos, und es wird nur wenig Druck<br />

auf den Blitzschuh ausgeübt. Das Verbindungsstück<br />

zum Blitz ist abgewinkelt, so dass der Blitzkopf nach<br />

vorne zeigt, wenn er aufgesteckt ist. Das hat den<br />

Vorteil, dass die Ringblitzeinheit sicher am Objektiv<br />

sitzt und anders als beim Orbis-Adapter, nicht mit der<br />

Hand Fotografen festgehalten werden muss. Der<br />

zweite Vorteil ist, dass der RayFlash-Adapter, da er ja<br />

über das Blitzgerät mit dem Blitzschuh der Kamera<br />

verbunden ist, die TTL-Blitzfunktionen direkt<br />

unterstützt. Das bedeutet, dass Sie kein zusätzliches<br />

Kabel brauchen und dass Sie sich nicht um die<br />

manuelle Einstellung der Blitzbelichtung kümmern<br />

müssen. Deswegen lässt sich der RayFlash leichter<br />

handhaben als der Orbis. Übrigens kann man, ebenso<br />

wie beim Orbis, einen Fernauslöser oder ein Blitzkabel<br />

an den RayFlash anschließen und das Blitzgerät von<br />

der Kamera entkoppelt verwenden.<br />

Nach dem Auslösen wird der Blitz durch eine Reihe<br />

von Prismen und Reflektoren geleitet, die ihn<br />

gleichmäßig um den Ring herum verteilen sollen.<br />

Auch bei diesem Ring besteht die gesamte Vorderseite<br />

aus dem Diffusor. Der Anschluss zum Blitzkopf ist<br />

kleiner als beim Orbis-Adapter und passt außerdem<br />

nur auf ein bestimmtes Blitzgerät. Sie müssen also<br />

beim Kauf darauf achten, dass Sie das zu Ihrem<br />

Blitzgerät passende Modell des RayFlash-Adapters<br />

auswählen. Mit der Tabelle auf der Website des<br />

Herstellers (www.ray-flash.com) ist das aber kein<br />

Problem. Der Anschluss an das Blitzgerät verfügt über<br />

einen Verschlussstift, der den Blitzkopf sicher an<br />

seinem Platz hält. Aber Vorsicht beim Anziehen: Es hat<br />

ein wenig geknackt, als wir die Verbindung fest<br />

angezogen haben. Sobald der RayFlash aufgesetzt ist,<br />

können Sie mit Ihren Aufnahmen beginnen und dabei<br />

die Belichtung ruhigen Gewissens der Kamera<br />

überlassen. Nichtsdestotrotz sollten Sie in<br />

regelmäßigen Abständen auf das LCD-Display<br />

schauen und kontrollieren, ob Ihre Bilder nicht überoder<br />

unterbelichtet sind. Wenn Ihnen die Ergebnisse<br />

nicht gefallen, können Sie die Leistung mit Hilfe der<br />

Blitzbelichtungskorrektur herauf- oder herabsetzen.<br />

Da der RayFlash-Adapter die TTL-Funktionen<br />

beibehält, ist er einfacher zu benutzen als der<br />

Orbis-Adapter. Trotzdem sollte Sie ein Auge auf die<br />

Belichtung haben, denn wenn Sie zu nah herangehen,<br />

besteht die Gefahr des Überbelichtens. Obwohl beide<br />

Adapter effizient arbeiten, sollten Sie nicht zu weit von<br />

Ihrem Motiv entfernt arbeiten, denn die Leitzahl Ihres<br />

Blitzgeräts sinkt spürbar ab, wenn Sie einen der beiden<br />

Adapter benutzen.<br />

Tipps zum Arbeiten mit Adaptern<br />

Zoomen Sie den Blitzkopf auf seine maximale<br />

Reichweite.<br />

Kontrollieren Sie die Aufnahmen und deren<br />

Histogramme regelmäßig, insbesondere, wenn Sie den<br />

Abstand zu Ihrem Motiv verändert haben. So stellen Sie<br />

sicher, dass Ihre Bilder korrekt belichtet sind.<br />

Wenn Sie die Farbtemperatur Ihres Blitzes verändern<br />

wollen, setzen Sie einfach einen Farbfilter auf den<br />

Blitzkopf.<br />

Notieren Sie sich die Belichtungseinstellungen für<br />

Standardsituationen, damit Sie beim nächsten Mal<br />

darauf zurückgreifen können.<br />

Preis: etwa 170 €<br />

Enthaltenes Zubehör: Hülle, Schulterriemen,<br />

selbsthaftendes Pad<br />

www.enjoyyourcamera.com<br />

Urteil<br />

Das Design des RayFlash-Adapters verschafft<br />

ihm ein paar deutliche Vorteile vor dem Orbis-<br />

Adapter. Er ist einfacher in der Anwendung<br />

und unterstützt die TTL-Blitzfunktionen.<br />

Deren Vorzüge werden vor allem die zu<br />

schätzen wissen, die in der Blitzfotografie<br />

noch wenig Erfahrung haben und die, die<br />

schnell arbeiten wollen. Aus diesen Gründen<br />

stellt der RayFlash-Ringblitzadapter die<br />

bessere Wahl dar als der Orbis-Adapter.<br />

Pro Gutes Design, TTL-Funktion, sehr<br />

schöner Effekt<br />

Kontra Halteklammer nicht so universell wie<br />

beim Orbis-Adapter<br />

GESAMTURTEIL<br />

Fazit<br />

Ein Blitz, der Spaß<br />

macht<br />

Der RayFlash-<br />

Ringblitzadapter ist<br />

sehr einfach zu<br />

benutzen und liefert<br />

großartige<br />

Ergebnisse.<br />

Vor dem Test waren wir grundsätzlich ein<br />

wenig skeptisch, was Ringblitzadapter<br />

anbelangt. Kann es ein Stück Plastik mit<br />

ringförmigem Diffusor in Punkto Leistung<br />

wirklich mit einem echten Ringblitzadapter<br />

aufnehmen? Nun, wie wir festgestellt haben,<br />

geht zwar Leistung verloren, trotzdem erzielen<br />

die Adapter den gewünschten Effekt. In vieler<br />

Hinsicht kommen die Adapter schon recht<br />

nah an einen „richtigen“ Ringblitz heran – mit<br />

der Einschränkung, dass Sie näher am Motiv<br />

bleiben müssen als mit einem regulären<br />

Ringblitzgerät. Zwar ist ein Ringblitz einfacher<br />

in der Anwendung, aber er ist eben ein extrem<br />

teures Zubehör, das sich nur Wenige leisten<br />

werden, da es nur selten zum Einsatz kommt.<br />

Beide hier beschriebenen Adapter bieten<br />

jedoch denen, die Ihren Porträtaufnahmen<br />

einen modernen Look mit dem gewissen Etwas<br />

geben wollen, einen sehr guten Kompromiss<br />

zwischen Preis und Leistung. Beide liefern gute<br />

Ergebnisse, die bessere Wahl ist jedoch der<br />

RayFlash-Adapter, weil er TTL-Blitzfunktionen<br />

ohne zusätzliche Kabel ermöglicht.


BJORN THOMASSEN<br />

Belichtungsreihen schießen<br />

Ob Sie die graue Karte benutzen oder nicht: Unter<br />

problematischen Lichtverhältnissen ist es ratsam,<br />

eine Belichtungsreihe aus Einzelbildern zu<br />

schießen, die die Belichtungskorrektur oder die<br />

AEB-Funktion der Kamera mit einem Intervall von<br />

+/-1 Schritt verwendet. So können Sie sicher sein,<br />

dass wenigstens eine der Aufnahmen richtig<br />

belichtet wird.<br />

So benutzen Sie die graue/weiße Karte zur<br />

Belichtungsmessung und zum Weißabgleich<br />

Szenen mit starkem Gegenlicht können zu Belichtungsfehlern führen. Wenn Sie eine graue Karte benutzen,<br />

umgehen Sie dieses Problem. Die 18-Prozent-Graukarte ist ein Hilfsmittel zur richtigen Belichtung. Beide Karten<br />

können auch zum Einstellen eines situationsbezogenen Weißabgleichs eingesetzt werden. Wie auf den Karten<br />

gemessen wird, hängt von Ihrer Kamera ab – dies müssen Sie also im Handbuch nachschlagen.<br />

DIGITALKAMERAS GREIFEN AUF recht komplizierte Belichtungsmessverfahren<br />

zurück, um unterschiedlichen Lichtverhältnissen gerecht werden zu können.<br />

Diese Verfahren gehen jedoch alle von der Annahme aus, dass der gemessene<br />

Bereich ein mittlerer Farbton ist, 18 Prozent Grau, um genau zu sein. Das ist der<br />

Farbton, der sich ergibt, würde man alle dunklen, hellen und mittleren Farbtöne<br />

vermischen. Er ist die Basis aller Messmethoden, und diese funktionieren<br />

überraschend gut. Doch bei Szenen, die insgesamt wesentlich heller oder<br />

dunkler als der Durchschnitt sind, kann das Meßsystem der Kamera dazu<br />

„verleitet“ werden, über- oder unterzubelichten, weil sich für solche Szenen ein<br />

anderer Mittelwert als 18 Prozent ergibt.<br />

Da die Kamerameßsysteme jedoch auf die 18 Prozent kalibriert<br />

sind, müssen Sie die Belichtungsmessungen entsprechend den real<br />

herrschenden Bedingungen anpassen. Das geschieht entweder durch die<br />

Belichtungskompensation, den AE-Lock Knopf oder durch Messen eines<br />

Bereichs der Szene, der einen mittleren Farbton, idealerweise 18 Prozent<br />

Perfekte Messungen<br />

Szenen mit starkem Gegenlicht<br />

können zu Belichtungsfehlern<br />

führen. Wenn Sie eine graue Karte<br />

benutzen, umgehen Sie dieses<br />

Problem.<br />

Grau, aufweist. Und nun, Sie ahnen es bereits, kommt unsere graue Karte ins<br />

Spiel. Sie ist ganz einfach zu benutzen: Entscheidend ist, dass Sie sie in einem<br />

Bereich platzieren, der sehr ähnlich beleuchtet ist, wie das zu fotografierende<br />

Motiv. Legen Sie sie also nicht in den Schatten, wenn Ihr Motiv sich im<br />

grellen Sonnenlicht befindet. Achten Sie außerdem darauf, dass die Karte den<br />

Messbereich ausfüllt, deshalb sollten Sie hier zur Punktmessung greifen.<br />

Nun können sie entweder die Belichtung mit der AE-Lock Funktion der Kamera<br />

speichern, oder Sie merken sich die gemessenen Werte, schalten auf manuellen<br />

Betrieb und stellen diese Werte von Hand ein. Wenn das Licht sich jedoch<br />

ständig ändert, durch vorüberziehende Wolken beispielsweise, ist die manuelle<br />

Methode ungeeignet. Auf der Karte sind Referenzlinien für den Autofokus<br />

aufgedruckt, damit die Kamera das Objektiv leichter darauf fokussieren kann.<br />

Die Scharfeinstellung muss jedoch nicht absolut korrekt sein. Graue und<br />

weiße Karte können beide auch verwendet werden, um einen den aktuellen<br />

Lichtverhältnissen genau angepassten Weißabgleich durchzuführen.<br />

1 EINSTIEG:<br />

Wenn Sie Porträts bei Gegenlicht fotografieren,<br />

geben Sie der Person die graue Karte in die Hand und<br />

bitten Sie sie, die Karte möglichst senkrecht in<br />

Richtung Kamera zu halten.<br />

MESSEN SIE DIE BELICHTUNG<br />

2Achten Sie darauf, dass der Messbereich von der<br />

grauen Karte ausgefüllt ist. Wir haben in diesem Fall<br />

zur Punktmessung gegriffen. Speichern Sie die<br />

Belichtung mit der AE-Lock Funktion.<br />

BILDKOMPOSITION UND SCHUSS<br />

3Mit den gespeicherten Belichtungsmessdaten<br />

machen Sie nun Ihre Bildkomposition und lösen aus.<br />

Wenn Sie die Belichtung nun auf dem Monitor der<br />

Kamera überprüfen, sollte sie genau richtig sein.


GRAUKARTE<br />

<strong>Digitale</strong><br />

WEISSABGLEICHKARTE<br />

<strong>Digitale</strong>


DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE<br />

PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

Technische Grundlagen<br />

Die wesentlichen Betriebsarten<br />

und Einstellungen für<br />

eindrucksvolle Porträts<br />

Das Tageslicht steuern<br />

Der richtige Umgang mit<br />

vorhandenem Tageslicht<br />

verbessert Ihre Fotos<br />

Richtig blitzen<br />

Ideen und Ratschläge für den<br />

richtigen Einsatz von Blitzgerät<br />

und Studioblitz<br />

Technische Grundlagen<br />

Technische Grundlagen<br />

Das Tageslicht steuern<br />

Das Tageslicht steuern<br />

Das Tageslicht steuern<br />

Das Tageslicht steuern<br />

Richtig blitzen<br />

Richtig blitzen<br />

Richtig blitzen<br />

Richtig blitzen<br />

SCHATTEN<br />

SCHATTEN<br />

SCHATTEN<br />

SCHATTEN<br />

SCHATTEN<br />

SCHATTEN<br />

SCHATTEN<br />

SCHATTEN<br />

SCHATTEN<br />

SCHATTEN<br />

Vielleicht überrascht es Sie, doch Schatten<br />

können in Porträtaufnahmen wahre Wunder<br />

bewirken. Das Licht im Schatten ist sehr<br />

weich, diffus und sorgt daher für natürliche<br />

Hautfarben und geringe Kontraste ohne<br />

ausgebrannte Spitzlichter oder extrem dunkle<br />

Schatten. Sie werden jedoch wenigstens<br />

einen Reflektor brauchen, weil Schatten auch<br />

sehr „stumpfes“ Licht erzeugt. Ein Reflektor<br />

sorgt dafür, dass die Formen und Konturen<br />

der Gesichtszüge gut erkennbar bleiben.<br />

Wichtig ist dabei zu wissen, wo das Licht<br />

herkommt, denn obwohl es indirekt ist, folgt<br />

auch das Licht im Schatten einer bestimmten<br />

Richtung, nach der Sie die Kamera und den<br />

Reflektor ausrichten können.<br />

1) Hier posiert Emma vor einer ausrangierten<br />

Metalltür auf dem Hof eines alten Sägewerks. Die<br />

Kulisse hat großes Potenzial für ein interessantes<br />

Porträt, wäre da nicht das allzu matte Licht.<br />

2) Ein großer, silberner Reflektor hellt die Schatten<br />

auf und sorgt für ein wesentlich angenehmer zu<br />

betrachtendes Bild.<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

2<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

„Ich arbeite regelmäßig in Umgebungen, die<br />

im Schatten liegen, besonders in Eingängen<br />

und Durchgängen. Das an deren Oberflächen<br />

reflektierte Sonnenlicht ergibt eine weiche,<br />

unaufdringliche Beleuchtung, wobei<br />

Betonoberflächen am besten reflektieren.<br />

Meine bevorzugte Aufnahmetechnik, die ich<br />

mit Kindern und Bräuten benutze, besteht<br />

darin, sie knapp einen Meter von einem<br />

Eingang entfernt zu postieren – das Licht dort<br />

ist fantastisch. Es lohnt sich, mehrere<br />

Locations in Ihrer Nähe auf mögliche derart<br />

schattige Bereiche zu untersuchen.<br />

Dort wo ich wohne, gibt es einen Parkplatz,<br />

der mit Wellblech umzäunt ist, dass in seinem<br />

Schatten ein wunderbares Licht erzeugt.<br />

Wenn ich im Schatten fotografiere, laufe ich<br />

um mein Motiv herum und bitte die<br />

Betreffenden, mir dabei ihr Gesicht<br />

zuzuwenden, bis ich die Kameraposition mit<br />

dem besten Licht gefunden habe. Ein<br />

Reflektor hilft, etwas Licht auf das Gesicht<br />

zurückzuwerfen, wodurch zusätzlich ein<br />

attraktives „Catchlight“ in den Augen<br />

erscheint. Wenn es stark bewölkt ist, stellen Sie<br />

fest, aus welcher Richtung das Licht kommt.<br />

Selbst bei starker Bewölkung lässt sich die<br />

hellste Stelle am Himmel eruieren, die<br />

fotografierten Personen sollten dann ihr<br />

Gesicht in diese Richtung drehen.<br />

Ich fotografiere an bewölkten Tagen gerne<br />

draußen, denn die Wolken ergeben den Effekt<br />

einer gigantischen Softbox, und es gibt keine<br />

Probleme mit Spitzlichtern. Wenn möglich,<br />

finde ich weiße Wände, denn die reflektieren<br />

sehr viel Licht. Auch Reflektoren sind unter<br />

solchen Lichtverhältnissen sehr nützlich,<br />

wobei ich eine goldene Reflektoroberfläche<br />

bevorzuge.“<br />

FLECKIGES LICHT<br />

FLECKIGES LICHT<br />

FLECKIGES LICHT<br />

FLECKIGES LICHT<br />

FLECKIGES LICHT<br />

FLECKIGES LICHT<br />

FLECKIGES LICHT<br />

FLECKIGES LICHT<br />

FLECKIGES LICHT<br />

FLECKIGES LICHT<br />

FLECKIGES LICHT<br />

FLECKIGES LICHT<br />

FLECKIGES LICHT<br />

FLECKIGES LICHT<br />

FLECKIGES LICHT<br />

Licht, das durch Bäume und andere Vegetation<br />

hindurch scheint, erzeugt fleckige Muster auf<br />

den Oberflächen des Motivs. Diese können Sie<br />

zu Ihrem Vorteil nutzen. <strong>Fotografie</strong>ren Sie vor<br />

einem Hintergrund mit fleckigem Licht und<br />

verwenden Sie einen Reflektor, um den Effekt<br />

von der fotografierten Person fernzuhalten.<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

UMGEBUNGSLICHT IN RÄUMEN<br />

Tageslicht ist nicht auf Umgebungen im Freien<br />

beschränkt. Es kann in Räumen ebenfalls<br />

herangezogen werden, vorzugsweise in der Nähe<br />

eines großen Fensters. Es gibt mehrere<br />

Aufnahmetechniken, mit denen Sie Tageslicht<br />

innerhalb von Räumen nutzen können (mehr dazu<br />

ab Seite 48).<br />

BEWÖLKTER HIMMEL<br />

BEWÖLKTER HIMMEL<br />

BEWÖLKTER HIMMEL<br />

BEWÖLKTER HIMMEL<br />

BEWÖLKTER HIMMEL<br />

BEWÖLKTER HIMMEL<br />

BEWÖLKTER HIMMEL<br />

BEWÖLKTER HIMMEL<br />

BEWÖLKTER HIMMEL<br />

BEWÖLKTER HIMMEL<br />

BEWÖLKTER HIMMEL<br />

BEWÖLKTER HIMMEL<br />

BEWÖLKTER HIMMEL<br />

BEWÖLKTER HIMMEL<br />

BEWÖLKTER HIMMEL<br />

BEWÖLKTER HIMMEL<br />

BEWÖLKTER HIMMEL<br />

Wolken sind der Freund des Fotografen,<br />

denn Sie machen das Sonnenlicht diffus,<br />

beseitigen harte Schatten und liefern ein<br />

ungerichtetes Licht, das für Porträtfotos ideal<br />

ist. Tage mit einzelnen, ziehenden Wolken<br />

sind weniger gut zum <strong>Fotografie</strong>ren, weil<br />

das Licht sich ständig ändert, während ein<br />

mit grauen Wolken bedeckter Himmel<br />

schlechte Lichtverhältnisse schafft. Ideal<br />

sind weiße Wolken auf blauem Himmel; sie<br />

sind hell und zugleich diffus, was konstante<br />

Lichtqualität schafft. Ein Diffusor ist in<br />

solchen Fällen überflüssig, da die<br />

Wolkendecke als Softbox fungiert.<br />

1) Eine Wolkendecke sorgt für attraktives,<br />

diffuses Licht, kann jedoch leichte<br />

Schatten auf dem Gesicht hinterlassen<br />

und auch die Hautfarben etwas stumpf<br />

machen.<br />

2) Ein großer Reflektor, niedrig und nah<br />

am Körper gehalten, verstärkt die Farben<br />

und macht die gesamte Szene wärmer. Wir<br />

haben hier die Oberfläche in den Farben<br />

Zebra / Weiß verwendet, die die Szene zwar<br />

aufwärmt, jedoch ohne den Effekt eines<br />

goldenen Reflektors.<br />

Andere Lichtverhältnisse<br />

Einsichten des Profis<br />

Bildgestaltung 43<br />

5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

42 Bildgestaltung DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE /<br />

Die eben erklärte Aufnahmetechnik erfordert, dass die<br />

Blitzgeräte nicht im Bild zu sehen sind, während die folgende<br />

Aufnahmetechnik die Blitzgeräte bewusst ins Bild setzt. Sie<br />

werden direkt in die Kamera gerichtet, um das konzentriert<br />

austretende Licht für besondere Effekte zu nutzen. Die<br />

Lichtstärke der Blitzgeräte mit Folien muss ausgewogen sein,<br />

damit die Spitzlichter nicht die Szene dominieren und die<br />

Farben der Folien erkennbar bleiben. Wenn Sie dies beachten, ist<br />

der Rest ganz einfach.<br />

1) Bringen Sie Ihr Modell in Position, bauen Sie das Hauptblitzgerät<br />

auf und stellen Sie die erforderliche Blitzleistung ein. Die Werte für<br />

die Belichtungseinstellungen betrugen in unserem Fall 1/200<br />

Sekunde bei Blende f/5 und ISO 125.<br />

2) Wählen Sie den Bildausschnitt so, dass die durch die Blitzgeräte<br />

erzeugten Spitzlichter ansprechend positioniert sind. Mit<br />

Querformat und Modell in der Mitte machen Sie nichts falsch. Nun<br />

bauen Sie das erste Blitzgerät auf, das farbig blitzen soll.<br />

3) Dann folgt das Blitzgerät mit der zweiten Blitzfarbe – Sie können<br />

Ständer benutzen oder die Blitzgeräte von jemandem halten<br />

lassen. Hände und Arme sollten jedoch nicht im Bild sein.<br />

4) Blitzfolien machen ein Motiv auf ungewohnte, doch attraktive<br />

Weise interessant. Falls die Blitzgeräte oder haltenden Hände im<br />

Bild sind, entfernen Sie sie später in Photoshop.<br />

Der Lichtblitz eines Elektronenblitzgeräts hat<br />

die dieselbe Farbtemperatur wie Tageslicht,<br />

etwa 5500 Kelvin, sodass Aufnahmen mit Blitz<br />

die vorhandenen Farben neutral bzw. ohne<br />

Farbstiche abbilden. Insofern mag es<br />

merkwürdig erscheinen, eine farbige Folie vor<br />

dem Blitzkopf anzubringen, um das Blitzlicht<br />

gezielt einzufärben. Doch genau dazu sind<br />

Blitzfolien da. Ein farbiger Blitz kann einen<br />

langweiligen Hintergrund interessant machen,<br />

eine besondere Stimmung erzeugen oder ein<br />

Motiv farbig beleuchten.<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

BRETT HARKNESS<br />

„Heute verwende ich kaum noch Blitzfolien<br />

beim <strong>Fotografie</strong>ren, doch früher habe ich sie<br />

oft benutzt, wenn ich beispielsweise einer<br />

Ziegelwand etwas Farbe geben wollte. Viele<br />

glauben, Blitzfolien hätten ihre beste Wirkung<br />

an weißen Wänden, doch ich finde, sie eignen<br />

sich viel besser für Wände, die bereits einen<br />

eigenen Grundfarbton mitbringen. Hat die<br />

Wand eine erkennbare Oberflächenstruktur,<br />

umso besser, denn das macht die Szene<br />

insgesamt interessanter. Es gibt zwei<br />

grundsätzlich unterschiedliche<br />

Vorgehensweisen, wie Blitzfolien eingesetzt<br />

werden können. Die erste und meist<br />

verwendete besteht darin, ausschließlich die<br />

Wirkung des Blitzes zu zeigen, also einen<br />

Hintergrund oder ein Modell, das von dem<br />

gefärbten Blitz angeleuchtet wird. Die zweite,<br />

weniger bekannte Methode besteht darin, das<br />

Blitzgerät selbst in das Bild einzubeziehen, so<br />

dass der Blitzkopf als farbiges Spitzlicht in der<br />

Szene zu sehen ist. Ganz gleich, welche<br />

Methode Sie benutzen, Ihr Modell muss auf<br />

jeden Fall von einem Blitz ohne Folie<br />

beleuchtet werden, damit es natürlich<br />

aussieht.<br />

Normalerweise bleiben farbige Blitze einer<br />

eher langweiligen Umgebung vorbehalten,<br />

die durch das Element der Farbe attraktiver<br />

gestaltet werden soll. Der farbige Blitz kann<br />

aber auch dazu benutzt werden, eine<br />

besondere Stimmung in einer Szene zu<br />

erzeugen. Beispielweise sind die Farben Rot<br />

und Grün eine gute Wahl, wenn Sie einen<br />

starken, dramatischen Effekt erreichen wollen.<br />

Blau und Orange erzeugen einen subtileren<br />

Effekt. In diesem Beispiel wollte ich warmes<br />

Abendlicht simulieren, das durch ein Fenster<br />

einfällt. Auch die Szene selbst sollte<br />

interessanter werden, deswegen benutzte ich<br />

ein weiteres Blitzgerät mit einer blauen Folie.“<br />

Blitzfolien<br />

BLITZAUSRÜSTUNG<br />

1 Calumet Genesis GF400 mit<br />

Softbox<br />

2 Yongnuo YN-560II Blitzgeräte<br />

3 Yongnuo Fernauslöser<br />

Farbige Blitzfolien<br />

3<br />

1) Bauen Sie den Hauptblitz mit Softbox in der Nähe des<br />

Modells auf, damit das Gesicht neutral beleuchtet wird. In<br />

diesem Fall wurde mit 1/125 Sekunde bei Blende f/5 und ISO<br />

125 belichtet, wobei das Blitzgerät auf 1/16 seiner<br />

Maximalleistung eingestellt war.<br />

2) Nachdem ich meinen Kamerastandpunkt festgelegt hatte,<br />

hielt ein Assistent das Blitzgerät, das Abendlicht simulieren<br />

sollte, draußen vor dem Fenster hoch und richtete es aus. Das<br />

Blitzgerät war auf 1/4 seiner Maximalleistung eingestellt.<br />

Dadurch sollte warmes, orangefarbenes Licht in das Zimmer<br />

fallen.<br />

3) Ein weiteres Blitzgerät mit blauer Folie wurde hinter dem<br />

Sofa versteckt und ebenfalls auf 1/4 der Maximalleistung<br />

eingestellt. Der Effekt ist nicht stark ausgeprägt, verleiht dem<br />

Bild aber eine besondere Stimmung.<br />

1 2<br />

4<br />

2<br />

1<br />

3<br />

Blitzfolien und Hotspots<br />

Mut zur Farbe<br />

Blitzen 105<br />

5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

104 Blitzen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE /<br />

102<br />

Grundlagen 9<br />

5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

8 Grundlagen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE /<br />

Belichtung<br />

Die richtige Kombination von Verschlusszeit und Blende ist der Schlüssel zu guten<br />

Porträts. Hier erfahren Sie, wie man’s macht, ganz ohne Fachchinesisch.<br />

Wenn die <strong>Fotografie</strong> für Sie Neuland ist, sollten Sie das<br />

Konzept der Belichtung kennen, insbesondere die<br />

Eigenheiten des Belichtungssystems digitaler Kameras. Ein<br />

Foto kommt zustande durch eine Kombination von Blende<br />

und Verschlusszeit, die festgelegen, wie viel Licht auf den<br />

Sensor der Kamera trifft. Die Blende ist gewissermaßen die<br />

Iris des Objektivs, analog der Iris des menschlichen Auges.<br />

Sie kann sich vergrößern und mehr Licht hindurch lassen,<br />

oder sich verkleinern und damit den Lichteinfall begrenzen.<br />

Wenn Sie eine weit offene Blende benutzen, lässt sie in<br />

derselben Zeitspanne mehr Licht hindurch als eine sehr<br />

kleine Blendenöffnung.<br />

Der Verschluss ist ein Vorhang vor dem Kamerasensor,<br />

der diesen erst freigibt, wenn Sie auf den Auslöser drücken.<br />

So kann Licht auf den Sensor treffen und durch dessen<br />

Belichtung ein Bild erzeugen. Die Dauer der Belichtung wird<br />

von der Verschlusszeit bestimmt. Was die Belichtung betrifft,<br />

besteht ein Zusammenhang zwischen der Größe der<br />

Blendenöffnung und der Verschlusszeit. Beide zusammen<br />

sorgen für die richtige Belichtung, die durch eines der<br />

Belichtungsprogramme gesteuert wird. Die Vollautomatik<br />

der Kamera erspart Ihnen das Nachdenken über die richtige<br />

Einstellung, sodass Sie einfach draufhalten und abdrücken<br />

können. Die Faszination der <strong>Fotografie</strong> entsteht jedoch erst,<br />

wenn Sie selbst steuern und kontrollieren, wie Ihre Bilder am<br />

Ende aussehen werden.<br />

Der erste Schritt dazu besteht darin, eines der<br />

Belichtungsprogramme zu wählen, mit denen Sie Ihre<br />

Kreativität fotografisch umsetzen können. Aus diesem Weg<br />

erzielen Sie bewusst gestaltete, individuelle Aufnahmen,<br />

anstatt einfache Schnappschüsse zu produzieren, die zum<br />

Großteil wertlos sind.<br />

VERSCHLUSSZEITEN<br />

Die Belichtungseinstellung wird vorgenommen, indem entweder die Blende oder die<br />

Verschlusszeit verändert wird. Dies geschieht in exakt definierten Stufen.<br />

Jede Blendenstufe entspricht von der kleineren zur nächst größeren Zahl einer<br />

Halbierung der Lichtmenge, bzw. umgekehrt einer Verdopplung der Lichtmenge.<br />

Zwischenwerte entsprechen halben oder drittel Blendenstufen. Jede Zeitstufe entspricht<br />

ebenfalls einer Verdopplung oder Halbierung der Lichtmenge, die auf den Sensor<br />

fällt. Wenn Sie also beispielsweise die Verschlusszeit von 1/500 Sekunde in 1/250<br />

Sekunde ändern, so verdoppelt das die Dauer der Belichtung. Die Tabelle unten zeigt<br />

Verschlusszeiten von 1 Sekunde bis 1/4000 Sekunde.<br />

Volle Blendenstufen 1 Sek. 1/2 Sek. 1/4 Sek. 1/8 Sek. 1/16 Sek. 1/30 Sek. 1/60 Sek. 1/125 Sek. 1/250 Sek. 1/500 Sek. 1/1000 Sek. 1/2000 Sek. 1/4000 Sek.<br />

Halbe Blendenstufen 0.7 Sek. 1/3 Sek. 1/6 Sek. 1/10 Sek. 1/20 Sek. 1/45 Sek. 1/90 Sek. 1/180 Sek. 1/350 Sek. 1/750 Sek. 1/1500 Sek. 1/3000 Sek.<br />

BLENDENSTUFEN<br />

Die Darstellung unten zeigt die verschiedenen Blendenöffnungen in Schritten von<br />

jeweils einer Blendenstufe. Das bedeutet, von links nach rechts halbiert sich mit<br />

jeder Stufe die Lichtmenge, die auf den Sensor fällt. In diesem Beispiel ist die größte<br />

Blendenöffnung f/2.8, die kleinste f/32.<br />

Sie sollten sich merken, dass der Abstand zwischen zwei Belichtungsstufen und<br />

zwei Blendenstufen die Lichtmenge jeweils entweder halbiert oder verdoppelt.<br />

Volle Blendenstufen f/2.8 f/4 f/5.6 f/8 f/11 f/16 f/22 f/32<br />

Halbe Blendenstufen f/3.5 f/4.5 f/6.7 f/9.5 f/13 f/19 f/27<br />

Belichtungssteuerung<br />

Belichtungssteuerung<br />

Neulinge glauben oft, es sei schwierig, Zeitautomatik oder Blendenautomatik richtig zu benutzen, doch das Gegenteil ist der Fall: Es<br />

ist kinderleicht. Nachdem Sie das Belichtungsprogramm gewählt haben (1), drehen Sie das Eingabewahlrad (2), bis die gewünschte<br />

Blende oder Verschlusszeit auf dem LCD oben auf der Kamera oder auf dem Farbmonitor an der Rückseite angezeigt wird (3).<br />

Drücken Sie den Auslöser halb durch, und die Kamera errechnet die korrekte Belichtung. Das ist alles.<br />

Perfekt belichtet<br />

Die richtige Kombination<br />

von Verschlusszeit und<br />

Blende ist der Schlüssel zu<br />

guten Porträts.<br />

BRETT HARKNESS<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Die weibliche Form<br />

Praktische Einführung in die Kunst der<br />

Aktfotografie<br />

Die richtige Kulisse<br />

So machen Sie das Beste aus den<br />

Gegebenheiten vor Ort<br />

Die richtige Ausrüstung<br />

Empfehlungen zur Wahl von Objektiven,<br />

Blitzgeräten und Lichtformern<br />

Die weibliche Form<br />

Die weibliche Form<br />

Die richtige Kulisse<br />

Die richtige Kulisse<br />

Die richtige Ausrüstung<br />

Die richtige Ausrüstung<br />

KUNSTVOLL IM BILD:<br />

WEIBLICHE FORMEN<br />

W<br />

orin besteht der Unterschied<br />

zwischen einem erotischen Bild<br />

und einem künstlerischen<br />

Aktfoto? Geschmack, Toleranz<br />

und Kunstbegriff sind sehr unterschiedlich<br />

ausgeprägt, und diese Subjektivität macht das<br />

Thema schnell kontrovers. Wir hoffen aber, die<br />

folgenden Hinweise werden Ihnen helfen,<br />

künstlerische Aktfotos zu machen, die die<br />

Grenze zum Ordinären nicht überschreiten.<br />

<strong>Fotografie</strong>n von halbnackten und nackten<br />

weiblichen Körpern sollen deren Schönheit<br />

und Symmetrie zelebrieren, Anerkennung<br />

und Bewunderung auslösen. Künstlerische<br />

Fotos entstehen aus ästhetischen,<br />

konzeptuellen Gründen, nicht aus<br />

Nutzenerwägungen heraus. Mit diesen<br />

Überlegungen im Hintergrund werden Ihre<br />

Aktfotos ihre künstlerische Ausdruckskraft<br />

bekommen. Die Reaktion des Betrachters<br />

spielt eine große Rolle beim Erfolg eines<br />

Aktfotos. Eine schon zu Beginn klare<br />

Vorstellung davon, was Sie beim Betrachter<br />

erreichen wollen, erleichtert den Erfolg. Es gibt<br />

eine feine Grenze zwischen Sinnlichkeit und<br />

Sexualität in der <strong>Fotografie</strong>. Sinnlichkeit spricht<br />

die Sinne an und betont Schönheit, bezieht<br />

den Betrachter aber wegen des fehlenden<br />

Blickkontakts nicht ein.<br />

Sobald Ihr Modell in die Kamera blickt, ist<br />

der Betrachter involviert, was dessen<br />

Engagement verstärkt und schnell ins<br />

Sexuelle übergeht. Doch der Blickkontakt ist<br />

DER WEIBLICHE KÖRPER GEHÖRT ZU DEN MEIST FOTOGRAFIERTEN MOTIVEN ÜBERHAUPT – DOCH ES IST NICHT<br />

GANZ EINFACH, IHN RICHTIG INS BILD ZU SETZEN. HIER ERKLÄREN WIR DIE GRUNDLAGEN DER AKTFOTOGRAFIE, VON<br />

DEN POSEN ÜBER DIE BELEUCHTUNG BIS ZUR BENÖTIGTEN AUSRÜSTUNG.<br />

Teure Spezialausrüstung ist nicht erforderlich,<br />

doch wir raten dringend zu guten Objektiven,<br />

den besten, die Sie sich leisten können.<br />

Schnelle Objektive mit fester Brennweite<br />

oder Telezooms wie das 24-70mm f/2.8,<br />

das 24-105mm f/2.8, das 50mm f/1.4 oder<br />

80mm f/1.4 sind bestens geeignet. Wenn<br />

die eben genannten Ihr Budget sprengen,<br />

empfehlen wir das 50mm f/1.8 – dessen<br />

gute Qualität bekommen Sie für etwa 100€.<br />

Wenn Sie in einer größeren Distanz zu<br />

Ihrem Motiv arbeiten wollen, brauchen Sie<br />

eine längere Brennweite, beispielsweise<br />

ein 70-200mm f/2.8. Der geringere<br />

Schärfentiefebereich schneller Objektive<br />

ist hier sehr willkommen, denn er zeichnet<br />

die Haut weicher, unterdrückt Falten und<br />

verwischt den Hintergrund. Sie können das<br />

mit natürlichem Licht, mit Reflektoren oder<br />

mit Blitzgeräten erreichen, doch Sie sollten<br />

wenigstens ein Studioblitzgerät haben,<br />

wenn Sie diese Art <strong>Fotografie</strong> ernsthafter<br />

betreiben wollen. Das können ein- oder<br />

zweiköpfige Leuchten sein. Die meisten hier<br />

gezeigten Setups kommen mit einem oder<br />

zwei Blitzköpfen und Reflektoren aus - der<br />

Unterschied liegt bei den Lichtformern.<br />

Benutzen Sie für den Studioblitz einen<br />

drahtlosen Blitzauslöser und einen separaten<br />

Belichtungsmesser. Damit können Sie das<br />

Licht in bestimmten Bereichen des Motivs<br />

messen. So bekommen Sie genaue Werte<br />

und können schnell arbeiten - was nicht<br />

unwichtig ist in der Aktfotografie. Denken<br />

Sie an die Raumtemperatur - immerhin ist<br />

Ihr Modell zumindest halbnackt. Bestimmen<br />

Sie die Belichtung auf keinen Fall mit dem<br />

Kameramonitor, das wäre nicht exakt genug.<br />

nicht der einzige Faktor, die Reaktion des<br />

Betrachters wird auch von der Körpersprache<br />

des Modells beeinflusst, von der Pose und der<br />

Kulisse. Gedämpfte Farben tragen ebenfalls<br />

zur künstlerischen Qualität des Bildes bei,<br />

denn Sie betonen Formen, die Bildgestaltung<br />

und die Rolle des Lichts. Das Modell selbst<br />

spielt natürlich die größte Rolle für die<br />

Ästhetik eines Fotos. Der passende Körper für<br />

das beabsichtigte Konzept ist die wichtigste<br />

Überlegung, wenn Sie ein Aktfoto<br />

vorbereiten. Die Wahl „normaler“ Frauen<br />

anstelle professioneller Modelle hat ihre<br />

Vorteile, doch die werden nervöser sein vor<br />

der Kamera und brauchen mehr Anleitung.<br />

Doch ganz gleich, wer vor Ihrer Kamera steht,<br />

lassen Sie Ihr Modell eine<br />

Nutzungsrechtsvereinbarung unterzeichnen.<br />

Das Studium der Portfolios anderer<br />

Fotografen hilft Ihnen, festzustellen, welche<br />

Art Aktfotos Sie mögen, welcher Stil Ihnen<br />

gefällt und welcher nicht. Es hilft Ihnen auch,<br />

ein Gespür für die kleinen Unterschiede zu<br />

bekommen, die dennoch einen extremen<br />

Einfluss auf das Foto haben. Schauen Sie sich<br />

die Klassiker von David Bailey, Ralph Gibson,<br />

Andreas Bitesnich und Ruth Bernhard an.<br />

Jeder hat einen anderen Stil, und nicht immer<br />

wird Zurückhaltung geübt. Schauen Sie sich<br />

Ausdruck und Haltung der Modelle und die<br />

Kulisse an und versuchen Sie herauszufinden,<br />

wodurch bestimmte Eindrücke<br />

hervorgerufen werden.<br />

Ein wichtiger Teil der Arbeit besteht im<br />

richtigen Umgang mit dem Schatten, denn<br />

der ist hier ebenso wichtig wie das Licht, um<br />

Ihrem Bild Tiefe und Struktur zu geben. Sie<br />

können durch Schatten Teile des Körpers<br />

formen, betonen oder verbergen. Damit legen<br />

Sie die Stimmung eines Bildes fest. Die Art des<br />

Übergangs von Licht und Schatten hängt ab<br />

von der Größe der Lichtquelle relativ zum<br />

Modell. Je kleiner die Lichtquelle und je weiter<br />

entfernt sie sich befindet, desto intensiver die<br />

Schatten und umgekehrt. Seien Sie sich also<br />

des Effektes bewusst, wenn Sie die<br />

Lichtquellen positionieren. Schatten eignen<br />

sich sehr gut, Teile des Körpers zu verbergen,<br />

doch Sie können auch Hautunreinheiten<br />

hervorheben, was Ihnen mehr Arbeit beim<br />

Retuschieren bereitet.<br />

Der richtige Umgang mit Schatten erfordert<br />

Erfahrung, doch die folgenden Tipps sollten<br />

Ihnen den Einstieg erleichtern. Ist ein Schatten<br />

zu intensiv und Sie möchten trotzdem Details<br />

aus dem schattigen Bereich abbilden, hellen<br />

Sie den Bereich auf, entweder mit einem<br />

Reflektor oder einer weiteren Lichtquelle, die<br />

allerdings mehrere Blendenstufen dunkler<br />

sein sollte, als das Hauptlicht. Haben Sie das<br />

gegenteilige Problem, dass nicht genug<br />

Schatten vorhanden ist, sind wahrscheinlich<br />

unerwünschte Reflexionen im Spiel. Benutzen<br />

Sie schwarze Tücher oder die schwarze Seite<br />

eines Reflektors, um Reflexionen von dem<br />

betroffenen Schatten fernzuhalten.<br />

Man muss viel beachten bei einer Studiobeleuchtung,<br />

mehr als hier vernünftigerweise besprochen<br />

werden könnte. Doch wir können noch ein paar<br />

Hinweise geben, damit Sie eine gute Ausgangsbasis<br />

bekommen.<br />

Das Abstandsquadratgesetz beispielsweise besagt:<br />

Ein Objekt, das sich in der doppelten Entfernung<br />

einer Lichtquelle befindet, empfängt ein Viertel der<br />

Leuchtkraft besagter Lichtquelle. Was sich zunächst<br />

recht blödsinnig anhört – doppelte Entfernung<br />

wovon? – sei an einem Beispiel verdeutlicht: Wenn<br />

Sie eine Lichtquelle, die zwei Meter von Ihrem<br />

Modell entfernt steht, stattdessen vier Meter entfernt<br />

aufstellen, wird das Modell nur noch mit einem<br />

Viertel der Lichtstärke beleuchtet, bezogen auf die<br />

Entfernung von zwei Metern. Dieser Zusammenhang<br />

ist sehr wichtig, um die Stimmung eines Bildes<br />

zu steuern: Je weiter das Licht entfernt ist, desto<br />

breiter streut das Licht und desto gleichmäßiger ist<br />

die Beleuchtung. Je näher das Licht am Modell ist,<br />

desto härter sind die Übergänge zwischen Licht und<br />

Schatten und desto dunkler sind die Schatten.<br />

Tipp<br />

Benötigte Ausrüstung<br />

Die Pose<br />

Symmetrie ist entscheidend<br />

bei Aktaufnahmen, deswegen<br />

sollte Ihr Modell möglichst<br />

originell, aber gleichmäßig<br />

posieren. In diesem Bild<br />

dienen Arme und Beine als<br />

Führungslinien, die den Blick<br />

um den Körper herum leiten.<br />

FOTO: ISTOCK PHOTO<br />

122 Weibliche Formen DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE Locations 75<br />

74 Locations DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE /<br />

Während die meisten Fotografen<br />

einsame Gegenden auf dem Land oder<br />

an der Küste nur für Landschaftsfotos<br />

aufsuchen, nutzt eine kleine Minderheit<br />

die Landschaft auch als Kulisse für<br />

Porträtfotos „On Location“. Zweifellos<br />

finden sich in der Stadt alle denkbaren<br />

Gebäude und Mauerwerk in vielen<br />

Variationen, doch nichts kommt der<br />

Vielfalt gleich, die die Natur im Lauf der<br />

Jahrtausende geschaffen hat. Ob es eine<br />

ruhige, strahlende Sommerlandschaft ist,<br />

die Heuballen auf einem Feld zur<br />

Erntezeit oder ein sich im Meer<br />

spiegelnder Sonnenuntergang am<br />

Sandstrand – an geeigneten Orten<br />

herrscht kein Mangel. Es sollte Sie also<br />

nichts daran hindern, mit Familie und<br />

Freunden hinauszufahren, ein paar<br />

Stunden mit der Erkundung der Gegend<br />

zu verbringen, um danach mit<br />

wunderschönem Porträtfotos,<br />

fotografiert in der faszinierenden freien<br />

Natur, wieder nach Hause zu kommen.<br />

Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf, wo<br />

genau Sie hin fahren könnten – jede<br />

ländliche Gegend ist geeignet, solange<br />

Sie die Bildgestaltung beherrschen und<br />

eine Szene so ausleuchten können, wie<br />

es Ihnen vorschwebt. Wenn Sie das Glück<br />

haben in der Nähe der Nordsee oder der<br />

Ostsee zu wohnen, haben Sie<br />

kilometerlange Sandstrände oder felsige<br />

Küsten vor der Haustür, die Ihnen<br />

zusätzliche, großartige Kulissen bieten.<br />

Folgen Sie den Tipps auf diesen<br />

einführenden Seiten, mit deren Hilfe Sie<br />

eine Porträt-Expedition aufs Land<br />

optimal vorbereiten und durchführen<br />

können.<br />

Outdoor-Porträts<br />

OBJEKTIVE<br />

OBJEKTIVE<br />

OBJEKTIVE<br />

OBJEKTIVE<br />

OBJEKTIVE<br />

OBJEKTIVE<br />

OBJEKTIVE<br />

OBJEKTIVE<br />

OBJEKTIVE<br />

OBJEKTIVE<br />

Sie werden sowohl mit<br />

engem Bildzuschnitt als<br />

auch mit weiteren<br />

Blickwinkeln fotografieren,<br />

deswegen brauchen Sie ein<br />

paar Objektive mit denen Sie einen großen<br />

Brennweitenbereich abdecken können. Ein<br />

Standard Zoom mit 18–55mm und ein kurzes<br />

Telezoom mit 55–200mm sollten für die<br />

meisten Situationen genügen. Vielleicht<br />

packen Sie noch eine 50mm f/1.8<br />

Festbrennweite zusätzlich ein, denn seine<br />

schnelle maximale Blende gibt Ihnen einen<br />

extrem flachen Schärfentiefebereich und<br />

ermöglicht Ihnen obendrein, auch bei<br />

schlechteren Lichtverhältnissen noch aus der<br />

Hand zu fotografieren.<br />

LICHTFORMER<br />

LICHTFORMER<br />

LICHTFORMER<br />

LICHTFORMER<br />

LICHTFORMER<br />

LICHTFORMER<br />

LICHTFORMER<br />

LICHTFORMER<br />

LICHTFORMER<br />

LICHTFORMER<br />

LICHTFORMER<br />

LICHTFORMER<br />

LICHTFORMER<br />

Reflektoren ist unbedingt<br />

Reflektoren ist unbedingt<br />

Reflektoren ist unbedingt<br />

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erforderlich, vorzugsweise<br />

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in den Farben Silber und<br />

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Weiß. Andere metallische<br />

Weiß. Andere metallische<br />

Weiß. Andere metallische<br />

Weiß. Andere metallische<br />

Weiß. Andere metallische<br />

Weiß. Andere metallische<br />

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Weiß. Andere metallische<br />

Oberflächen wie „Sunfire“<br />

Oberflächen wie „Sunfire“<br />

Oberflächen wie „Sunfire“<br />

Oberflächen wie „Sunfire“<br />

Oberflächen wie „Sunfire“<br />

Oberflächen wie „Sunfire“<br />

Oberflächen wie „Sunfire“<br />

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ergeben zwar schönere Farbtöne, sind aber<br />

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Reflektoren, damit sind die Möglichkeiten der<br />

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Ausleuchtung Ihres Motivs flexibler. Ein Diffusor<br />

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Ausleuchtung Ihres Motivs flexibler. Ein Diffusor<br />

Ausleuchtung Ihres Motivs flexibler. Ein Diffusor<br />

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ist angebracht, wenn Sie in hellem Sonnenlicht<br />

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ist angebracht, wenn Sie in hellem Sonnenlicht<br />

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fotografieren und weit und breit kein Schatten<br />

fotografieren und weit und breit kein Schatten<br />

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zu finden ist.<br />

STATIV<br />

STATIV<br />

STATIV<br />

STATIV<br />

STATIV<br />

STATIV<br />

STATIV<br />

Normalerweise werden Sie<br />

die Kamera in der Hand<br />

halten damit Sie schnell und<br />

beweglich sind, um die<br />

Bildgestaltung verändern zu<br />

können. Es gibt jedoch Situationen, in denen<br />

ein Stativ sinnvoll ist, beispielsweise dann,<br />

wenn Sie das lange Ende eines Telezoom bei<br />

schlechten Lichtverhältnissen benutzen, die<br />

das Risiko des Verwackelns mit sich bringen. In<br />

der <strong>Porträtfotografie</strong> haben sich Stative mit<br />

Kugelkopf bewährt.<br />

1) SRLAUBNIS<br />

SRLAUBNIS<br />

SRLAUBNIS<br />

SRLAUBNIS<br />

SRLAUBNIS<br />

SRLAUBNIS<br />

SRLAUBNIS<br />

SRLAUBNIS<br />

SRLAUBNIS<br />

SRLAUBNIS<br />

SRLAUBNIS<br />

Betreten Sie kein Privatgelände – und sei es<br />

noch so fotogen – ohne vorherige Erlaubnis,<br />

am besten in schriftlicher Form. Die meisten<br />

Eigentümer werden nichts gegen eine<br />

Fotosession einzuwenden haben, sofern Sie<br />

das Gelände so verlassen wie Sie es<br />

vorgefunden haben.<br />

4) TAGESZEIT<br />

TAGESZEIT<br />

TAGESZEIT<br />

TAGESZEIT<br />

TAGESZEIT<br />

TAGESZEIT<br />

TAGESZEIT<br />

TAGESZEIT<br />

TAGESZEIT<br />

TAGESZEIT<br />

Wenn die Sonne genau dort steht, wo Sie sie brauchen,<br />

ist der Tag gerettet, denn dann haben Sie das Licht, das<br />

Ihr Motiv optimal beleuchtet. Sind Sie zur falschen Zeit<br />

vor Ort kann das Ihr Vorhaben zunichte machen.<br />

Finden Sie bei der Vorbereitung Ihres Trips deswegen<br />

die exakten Sonnenstände zu verschiedenen Uhrzeiten<br />

für die ins Auge gefassten Örtlichkeiten heraus. Dafür<br />

gibt es Smartphone-Apps wie „Sun Seeker“.<br />

2) LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

LOCATIONS AUSKUNDSCHAFTEN<br />

Es ist durchaus möglich, aufs Geratewohl<br />

loszuziehen und etliche passende Hintergründe für<br />

Porträtmotive zu finden. Sie sind jedoch auf der<br />

sicheren Seite, wenn Sie ein wenig Zeit aufwenden,<br />

verschiedene Örtlichkeiten vorab besuchen und<br />

diese auf Ihre Optionen untersuchen. So können Sie<br />

am Tag der Fotosession ohne Umschweife von einer<br />

Location zu anderen fahren und sparen viel Zeit.<br />

5) UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

UNBEKLEIDET IN DER ÖFFENTLICHKEIT<br />

Aktfotografie ist zwar eine Kunstform, doch Sie kann<br />

auch als Erregung öffentlichen Ärgernisses ausgelegt<br />

werden, wodurch sich alle Beteiligten eine<br />

entsprechende Anzeige einhandeln könnten.<br />

Deswegen ist es am besten, wenn Sie ein solches Motiv<br />

auf Privatgelände fotografieren, wobei Sie sich<br />

selbstverständlich vorab die dazu notwendige<br />

Genehmigung haben geben lassen.<br />

3) WETTER<br />

WETTER<br />

WETTER<br />

WETTER<br />

WETTER<br />

WETTER<br />

WETTER<br />

WETTER<br />

Behalten Sie die Wettervorhersage im Auge, denn die<br />

Wetterverhältnisse entscheiden auch darüber, ob Sie<br />

Reflektoren, Diffusoren oder beides brauchen. Bringen<br />

Sie möglichst auch die erwarteten<br />

Windgeschwindigkeiten in Erfahrung, denn starker<br />

Wind macht genaues Positionieren von Lichtformern<br />

zum Problem; außerdem sind wehendes Haar und<br />

flatternde Kleidung für Porträts nicht immer erwünscht.<br />

6) GEZEITEN<br />

GEZEITEN<br />

GEZEITEN<br />

GEZEITEN<br />

GEZEITEN<br />

GEZEITEN<br />

GEZEITEN<br />

GEZEITEN<br />

GEZEITEN<br />

Falls Sie an der Küste fotografieren wollen, stellen Sie<br />

außer den Wetterverhältnissen auch den Rhythmus der<br />

Gezeiten fest. Je nach Beschaffenheit der Küste finden<br />

Sie bei Ebbe attraktive Priele, Tümpel und vom<br />

ablaufenden Wasser freigegebene Felsen; bei Flut<br />

hingegen geben die brechenden Wellen einen<br />

dynamischen Hintergrund ab, besonders vor einem<br />

farbenfrohen Sonnenuntergang.<br />

TAGESLICHT<br />

TAGESLICHT<br />

TAGESLICHT<br />

TAGESLICHT<br />

TAGESLICHT<br />

TAGESLICHT<br />

TAGESLICHT<br />

TAGESLICHT<br />

TAGESLICHT<br />

TAGESLICHT<br />

TAGESLICHT<br />

Das Beste am Tageslicht ist die Tatsache, dass es<br />

frei verfügbar ist. Das in der Umgebung<br />

vorhandene Licht kann als alleinige Lichtquelle<br />

oder in Kombination mit Kunstlicht genutzt<br />

werden. Da Sie je nach Wetterlage stark gerichtetes<br />

oder diffus weiches Licht vorfinden, sollten Sie eine<br />

oder mehrere künstliche Lichtquellen mit<br />

passenden Lichtformer dabei haben. Die größte<br />

Problematik bei der Beleuchtung besteht darin, das<br />

Tageslicht zwar manipulieren, aber nie ganz<br />

kontrollieren zu können. Das macht eine<br />

detaillierte Planung schwierig, weil sich das Wetter<br />

jederzeit ändern kann. Wird es zu dunkel, kommen<br />

eigene Lichtquellen zum Einsatz.<br />

BLITZGERÄT<br />

BLITZGERÄT<br />

BLITZGERÄT<br />

BLITZGERÄT<br />

BLITZGERÄT<br />

BLITZGERÄT<br />

BLITZGERÄT<br />

BLITZGERÄT<br />

BLITZGERÄT<br />

BLITZGERÄT<br />

BLITZGERÄT<br />

Es gab Zeiten, in denen war das <strong>Fotografie</strong>ren mit<br />

Blitzlicht kompliziert und recht teuer, doch das ist<br />

heute nicht mehr der Fall. Moderne<br />

Elektronenblitzsysteme sind äußerst exakt und<br />

vielseitig – und dank digitaler Kameratechnik<br />

können Sie eine Aufnahme sofort prüfen,<br />

Einstellungen korrigieren und ggf. die Aufnahme<br />

wiederholen. Die Auswahl an Blitzgeräten reicht<br />

von immer noch recht teuren bekannten Marken<br />

bis zu no-Name Geräten, die wesentlich<br />

preisgünstiger sind, jedoch dieselbe Funktionalität<br />

bieten. Diese reicht von manueller Steuerung über<br />

TTL-Vollautomatik und auf der Kamera<br />

montiertem Blitzgerät bis zum entkoppelten<br />

Blitzen und drahtlosen Auslösern. Deswegen ist ein<br />

Blitzgerät als primäre Lichtquelle, oder in<br />

Verbindung mit Tageslicht heute für jeden eine<br />

erschwingliche Option.<br />

STUDIOBLITZ<br />

STUDIOBLITZ<br />

STUDIOBLITZ<br />

STUDIOBLITZ<br />

STUDIOBLITZ<br />

STUDIOBLITZ<br />

STUDIOBLITZ<br />

STUDIOBLITZ<br />

STUDIOBLITZ<br />

STUDIOBLITZ<br />

STUDIOBLITZ<br />

STUDIOBLITZ<br />

Ein Studioblitzsystem ist erforderlich, wenn Sie<br />

mehr Blitzleistung brauchen als ein<br />

Elektronenblitzgerät liefern kann. Tragbare<br />

Studio-Blitzgeräte sind teurer, aber fast genauso<br />

einfach zu benutzen, und mit passenden<br />

Lichtformern können Sie Ihre Beleuchtung fast<br />

genau so steuern wie im Studio.<br />

TIPP<br />

Essen und Trinken<br />

Vergessen Sie die menschlichen<br />

Grundbedürfnisse nicht. Nehmen<br />

Sie Getränke und belegte Brote<br />

oder Ähnliches mit, wenn Sie<br />

in sehr einsamen<br />

Gegenden unterwegs<br />

sind.<br />

PAUL WARD<br />

BJORN THOMASSEN<br />

PAUL WARD<br />

BJORN THOMASSEN<br />

BJORN THOMASSEN<br />

PAUL WARD<br />

PAUL WARD<br />

Beleuchtung<br />

Ausrüstung<br />

Porträts vor ländlicher Kulisse<br />

HANDHABUNG 20/20<br />

EIGENSCHAFTEN 20/20<br />

ABBILDUNGSLEISTUNG 40/40<br />

PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 14/20<br />

GESAMTURTEIL 94/100<br />

HANDHABUNG: Groß, solide und hervorragend verarbeitet.<br />

Zoomring und Schärfering lassen sich leichtgängig und<br />

doch präzise mit nur einem Finger bedienen. Das Objektiv<br />

ist etwas schwerer als die Konkurrenz, doch wenn man es<br />

erst einmal an der Kamera hat, spürt man das nicht mehr.<br />

Man kann sehr gut damit arbeiten.<br />

EIGENSCHAFTEN: Es hat alles, was man von einem derart<br />

teuren 70–200mm f/2.8 Zoomobjektiv erwarten darf:<br />

Ultraschallmotor, optische Bildstabilisierung, Abdichtungen<br />

gegen Staub und Feuchtigkeit, eine abnehmbare<br />

Stativschelle und eine Streulichtblende.<br />

Das Beste aber befindet sich im Inneren: 23 optische<br />

Elemente, angeordnet in 19 Gruppen, einschließlich 5<br />

UD-Linsen und einer Fluorit-Linse.<br />

Ein Vorteil des Canon-Objektivs besteht in seinem kurzen<br />

Naheinstellbereich, der einen Abbildungsmaßstab von 1:4,8<br />

bei 200mm Brennweite erlaubt, im Gegensatz zur<br />

Konkurrenz, die durchweg nur 1:4 erreicht. Die Brennweite<br />

wird üblicherweise bei der Scharfeinstellung auf „Unendlich“<br />

gemessen, deswegen reduziert sie sich beim Scharfstellen<br />

auf geringere Distanzen. Dieser Effekt wird „Fokus-<br />

Breathing“ genannt. Bei minimaler Arbeitsentfernung hat<br />

ein mit 200mm Brennweite angegebenes Objektiv daher<br />

nur noch eine Brennweite von etwa 150mm. Bei diesem<br />

Canon-Objektiv ist der Effekt jedoch nicht so stark<br />

ausgeprägt.<br />

AUTOFOKUS UND BILDSTABILISIERUNG: Der Autofokus<br />

läuft weich und ruhig und ist blitzschnell. Er durchläuft den<br />

Bereich von der kürzesten Arbeitsdistanz bis unendlich in<br />

durchschnittlich 0,45 Sekunden. Man kann jederzeit in den<br />

Autofokus eingreifen und manuell scharfstellen, ohne dass<br />

der Autofokus vorher ausgeschaltet werden muss.<br />

Die optische Bildstabilisierung erlaubt scharfe Bilder bei drei<br />

bis vier Stufen längeren Verschlusszeiten, als man nach der<br />

Faustregel zum <strong>Fotografie</strong>ren aus der Hand einstellen dürfte.<br />

Bei vier Stufen war die Erfolgsquote 60%, bei drei Stufen lag<br />

sie bei 90%; das sind die Standardwerte der besten<br />

Bildstabilisierungssysteme, die es derzeit gibt.<br />

ABBILDUNGSLEISTUNG: Die Diagramme sagen eigentlich<br />

alles. Im Vollformat fällt die Schärfe niemals unter die<br />

70%-Grenze, oberhalb der die Schärfe als ausgezeichnet<br />

angesehen wird. Das gilt für jede eingestellte Brennweite<br />

und für jede Blende, ganz gleich ob im Zentrum oder an den<br />

Rändern des Objektivs. Meistens bewegt sich der<br />

Schärfeverlauf bei mittleren Blendenwerten von f/4 bis f/8<br />

zwischen 80% und 90% – eine bemerkenswerte Leistung.<br />

Beim APS-C-Sensor fällt die Leistung nur unwesentlich ab<br />

und niemals unter „Sehr gut“; sie bleibt meist im Bereich<br />

„Ausgezeichnet“. Auch Aberrationen sind kein Problem,<br />

wobei Verzerrung und Vignettierung ebenfalls im Bereich<br />

von sehr gut bis ausgezeichnet liegen. Die Spitzenauflösung<br />

wurde gemessen mit 117 Linien pro Millimeter bei 20%,<br />

aufgenommen im Zentrum bei 70mm Brennweite und<br />

Blende f/4.<br />

URTEIL: Wer das Beste vom Besten will und es sich leisten<br />

kann, braucht sich nicht weiter umzuschauen. Dies ist ein<br />

wundervolles Objektiv mit Spitzenwerten und das unter<br />

jedem Aspekt der Abbildungsleistung. Wer unbedingt ein<br />

Haar in der Suppe finden will, wird außer dem etwas<br />

höheren Gewicht kein weiteres entdecken können.<br />

Canon EF 70-200mm<br />

f/2.8L II USM IS<br />

VERZERRUNG: Sehr gut VERZERRUNG: Ausgezeichnet<br />

CHROMATISCHE ABERRATION: Sehr gut CHROMATISCHE ABERRATION:Sehr gut<br />

Canon EF 70–200mm f/2.8L IS II (APS-C-Format)<br />

Canon EF 70–200mm f/2.8LISII (Vollformat)<br />

VIGNETTIERUNG: Ausgezeichnet VIGNETTIERUNG: Ausgezeichnet<br />

Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />

Kanten<br />

Zentrum<br />

60<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

70<br />

80<br />

90<br />

0<br />

100<br />

82<br />

85<br />

72<br />

74<br />

84<br />

87<br />

79<br />

81<br />

82<br />

86<br />

72<br />

76<br />

f/8 f/16<br />

f/5.6 f/11<br />

f/4<br />

f/2.8<br />

Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />

Kanten<br />

Zentrum<br />

60<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

70<br />

80<br />

90<br />

0<br />

100<br />

79<br />

85<br />

72<br />

74<br />

79<br />

88<br />

79<br />

81<br />

80<br />

86<br />

71<br />

78<br />

f/8 f/16<br />

f/5.6 f/11<br />

f/4<br />

f/2.8<br />

Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />

Kanten<br />

Zentrum<br />

60<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

70<br />

80<br />

90<br />

0<br />

100<br />

80<br />

85<br />

74<br />

81<br />

87<br />

76<br />

81<br />

80<br />

88<br />

74<br />

84<br />

f/8 f/16<br />

f/5.6 f/11<br />

f/4<br />

f/2.8<br />

70<br />

Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />

Kanten<br />

Zentrum<br />

60<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

70<br />

80<br />

90<br />

0<br />

100<br />

74<br />

75<br />

59<br />

59<br />

77<br />

78<br />

68<br />

69<br />

74<br />

76<br />

66<br />

68<br />

f/8 f/16<br />

f/5.6 f/11<br />

f/4<br />

f/2.8<br />

Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />

Kanten<br />

Zentrum<br />

60<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

70<br />

80<br />

90<br />

0<br />

100<br />

71<br />

75<br />

57<br />

58<br />

72<br />

78<br />

65<br />

68<br />

68<br />

75<br />

55<br />

63<br />

f/8 f/16<br />

f/5.6 f/11<br />

f/4<br />

f/2.8<br />

Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />

Kanten<br />

Zentrum<br />

60<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

70<br />

80<br />

90<br />

0<br />

100<br />

71<br />

75<br />

60<br />

74<br />

77<br />

65<br />

70<br />

75<br />

79<br />

68<br />

73<br />

f/8 f/16<br />

f/5.6 f/11<br />

f/4<br />

f/2.8<br />

56<br />

HANDHABUNG 20/20<br />

EIGENSCHAFTEN 20/20<br />

ABBILDUNGSLEISTUNG 40/40<br />

PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS 15/20<br />

GESAMTURTEIL 95/100<br />

Nikon AF-S 70-200mm<br />

f/2.8G ED VR II<br />

f/2.8G ED VR II<br />

VERZERRUNG: Gut VERZERRUNG: Ausgezeichnet<br />

CHROMATISCHE ABERRATION: Sehr gut CHROMATISCHE ABERRATION: Sehr gut<br />

NikonAF-S70–200mm f/2.8II (APS-C Format)<br />

NikonAF-S70–200mmf/2.8II (Vollformat)<br />

VIGNETTIERUNG: Ausgezeichnet VIGNETTIERUNG: Ausgezeichnet<br />

HANDHABUNG: Wie alle High-End Nikkor-Objektive<br />

fühlt sich auch dieses einfach gut an. Es ist ein<br />

Instrument für den Profi und hat einfach alles, was wir<br />

uns an einem Objektiv wünschen. Die drehbare<br />

Stativschelle ist fest angebracht, der Fuß jedoch<br />

abnehmbar.<br />

EIGENSCHAFTEN: Es ist alles vorhanden – ein Silent<br />

Wave-Motor für den Autofokus, in den jederzeit<br />

eingegriffen werden kann, Bildstabilisierung,<br />

Abdichtungen gegen Staub und Feuchtigkeit,<br />

Stativschelle, Streulichtblende und Objektivbeutel. Die<br />

optische Konstruktion besteht aus 21 Elementen in 16<br />

Gruppen, einschließlich sieben ED-Glaselementen. Alle<br />

Objektive mit solchen Brennweitenbereichen leiden<br />

unter Fokus-Breathing, das Canon-Objektiv am<br />

wenigsten, dass Nikon am meisten, Sigma und Tamron<br />

liegen im Mittelfeld. Der Effekt reduziert die Brennweite<br />

bei kurzen Entfernungen. Deswegen ist das mit 200mm<br />

angegebene Nikon-Objektiv bei kürzester<br />

Entfernungseinstellung von 1,4m nur noch ein<br />

140mm-Objektiv. Der Abbildungsmaßstab von 1:8<br />

bedeutet, Sie können den Sucher einer Vollformat-<br />

Kamera gerade noch mit einer im Querformat<br />

gehaltenen DIN-A4 Seite ausfüllen, mit kleineren<br />

Objekten nicht mehr.<br />

AUTOFOKUS UND BILDSTABILISIERUNG: Nikons<br />

Silent-Wave-Motor Autofokus ist leise und effizient, zwar<br />

nicht ganz so schnell wie beim Canon-Objektiv, doch<br />

nicht einmal um ein Zehntel langsamer. Wichtiger als<br />

das ist ohnehin die kontinuierliche Scharfeinstellung auf<br />

ein sich bewegendes Objekt, und die funktioniert<br />

tadellos. Die Bildstabilisierung will eine um vier Stufen<br />

längere Verschlusszeit garantieren zu können,<br />

verglichen mit der Aus-der-Hand-Regel. Bei vier Stufen<br />

waren wir in 60% aller Fälle erfolgreich, bei drei Stufen in<br />

90%. Das sind Spitzenwerte, die man allerdings von<br />

Top-Objektiven zu Spitzenpreisen auch erwarten darf.<br />

ABBILDUNGSLEISTUNG: Wenn auch nur mit<br />

geringfügigem Unterschied zu den anderen Objektiven,<br />

ist das Nikon das schärfste 70–200mm f/2.8-Objektiv,<br />

das Sie derzeit kaufen können. Mit dem APS-C-Sensor<br />

scheint die Abbildungsleistung noch um eine Winzigkeit<br />

besser zu sein als beim Vollformat-Sensor und auch die<br />

Spitzenauflösung von 121 Linien pro mm bedeutet nur<br />

den Hauch eines Vorsprungs vor den anderen<br />

Objektiven, aufgenommen bei 200 mm Brennweite und<br />

Blende f/4. In der Praxis sind die besseren Werte des<br />

Nikon-Objektivs kaum sichtbar, obwohl es, wenn ein<br />

Telekonverter verwendet werden soll, bei größter<br />

Brennweite im Vorteil sein kann. Wie beim Canon-<br />

Objektiv fällt die Schärfe beim Vollformat niemals unter<br />

die „Ausgezeichnet“-Marke von 70% und auch beim<br />

APS-C-Format bewegt sie sich meistens in derselben<br />

Klasse. Die Aberrationen entsprechen dem üblichen<br />

hohen Standard, obwohl die Kissenverzerrung mit 1,8%<br />

bei 200mm etwas höher liegt als bei den anderen<br />

Objektiven.<br />

URTEIL: Dies ist ein sehr gutes Objektiv. Abgesehen von<br />

kleinen Fehlern, wie dem Fokus-Breathing im<br />

Nahbereich, ist es nahezu perfekt. Seine Schärfe ist<br />

hervorragend, ebenso wie die Bildqualität und die<br />

Verarbeitung. Andererseits sind 2200 € eine Menge Holz,<br />

daher halten wir das Objektiv für überteuert.<br />

Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />

Kanten<br />

Zentrum<br />

60<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

70<br />

80<br />

90<br />

0<br />

100<br />

80<br />

85<br />

71<br />

72<br />

83<br />

87<br />

76<br />

80<br />

84<br />

86<br />

68<br />

82<br />

f/8 f/16<br />

f/5.6 f/11<br />

f/4<br />

f/2.8<br />

Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />

Kanten<br />

Zentrum<br />

60<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

70<br />

80<br />

90<br />

0<br />

100<br />

81<br />

85<br />

71<br />

74<br />

84<br />

89<br />

76<br />

81<br />

83<br />

89<br />

79<br />

80<br />

f/8 f/16<br />

f/5.6 f/11<br />

f/4<br />

f/2.8<br />

Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />

Kanten<br />

Zentrum<br />

60<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

70<br />

80<br />

90<br />

0<br />

100<br />

83<br />

85<br />

72<br />

84<br />

87<br />

77<br />

79<br />

82<br />

88<br />

73<br />

88<br />

f/8 f/16<br />

f/5.6 f/11<br />

f/4<br />

f/2.8<br />

70<br />

Abbildungsschärfe (%): 120mm<br />

Kanten<br />

Zentrum<br />

60<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

70<br />

80<br />

90<br />

0<br />

100<br />

72<br />

74<br />

56<br />

56<br />

75<br />

79<br />

61<br />

68<br />

74<br />

77<br />

68<br />

71<br />

f/8 f/16<br />

f/5.6 f/11<br />

f/4<br />

f/2.8<br />

Abbildungsschärfe (%): 200mm<br />

Kanten<br />

Zentrum<br />

60<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

70<br />

80<br />

90<br />

0<br />

100<br />

72<br />

75<br />

58<br />

58<br />

76<br />

81<br />

65<br />

68<br />

75<br />

81<br />

70<br />

70<br />

f/8 f/16<br />

f/5.6 f/11<br />

f/4<br />

f/2.8<br />

Abbildungsschärfe (%): 70mm<br />

Kanten<br />

Zentrum<br />

60<br />

10<br />

20<br />

30<br />

40<br />

50<br />

70<br />

80<br />

90<br />

0<br />

100<br />

74<br />

74<br />

60<br />

77<br />

78<br />

68<br />

69<br />

77<br />

79<br />

70<br />

78<br />

f/8 f/16<br />

f/5.6 f/11<br />

f/4<br />

f/2.8<br />

58<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Ausgezeichnet<br />

Sehr gut<br />

Gut<br />

Befriedigend<br />

Schlecht<br />

Porträt Kit 151<br />

5. AUFLAGE / DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE<br />

150 Porträt Kit DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE / 5. AUFLAGE<br />

DIE GRUNDLEGENDE EINFÜHRUNG IN DIE PORTRÄTFOTOGRAFIE /<br />

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