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GoodTimes - Music from the 60s to the 80s Udo Lindenberg (Vorschau)

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Paul McCartney • Van Halen • Mitch Ryder • Peter Framp<strong>to</strong>n • Chris Thompson • Leonard Cohen • Abwärts<br />

D: € 6,50 • Schweiz CHF 12,00 • A • L • NL • I • B: € 7,00 • Nr. 2/2012 • April/Mai • www.goodtimes-magazin.de<br />

Jubilaum<br />

Humble Pie<br />

Eat it – ein Album<br />

und andere Tragödien<br />

Rory Gallagher<br />

Knast-Krimi mit<br />

Frankie Miller<br />

Rockhaus<br />

Neue Lust: diesmal<br />

live im Studio<br />

C.C.S.<br />

Unschlagbar<br />

unmodern<br />

60Jahre<br />

50 Jahre<br />

Bob Seger<br />

Jethro Tull • Twiggy • Eddie Hin<strong>to</strong>n • Errorhead • Leslie Mandoki • Mike Cot<strong>to</strong>n • Jim Gaines • Curtis Stigers


INHALT<br />

Ausgabe 117 · April/Mai 2012<br />

10 20 Jahre <strong>GoodTimes</strong><br />

Sprachrohr für Fans & Künstler<br />

14 50 Jahre Star-Club<br />

Eine Legende wird 50<br />

24 <strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong><br />

Deutsches Gesamtkunstwerk<br />

28 Bob Seger<br />

Tour in Deutschland? Sag niemals nie ...<br />

72 <strong>GoodTimes</strong>-Tipp<br />

Graveyard – Gemma Ray<br />

74 Geburtstage<br />

Roger Chapman – Leon Russell – Alan Price<br />

75 Van Halen<br />

Mainstream Metal – perfekt!<br />

76 <strong>GoodTimes</strong>-Newcomer<br />

Hedvig Mollestad Trio – Lana Del Rey<br />

Mo<strong>the</strong>rship – Fabian Anderhub<br />

78 Live<br />

Rock Meets Classic" – Latin Quarter – Blues-Festival in Japan<br />

"<br />

82 60 Jahre Sun Records<br />

Am Tag, als die Sonne kam<br />

84 Jim Gaines<br />

Kompetent und knallhart<br />

86 E.G. Kight<br />

Blues-Porträt No. 34<br />

87 Chris Thompson<br />

DVD-Schock – und ganz viel Neues<br />

88 Frankie Miller & Rory Gallagher<br />

Knast-Krimi mit Musik<br />

89 Peter Framp<strong>to</strong>n<br />

Nach 32 Jahren: verschollene Klampfe gefunden!<br />

90 Twiggy<br />

Schluss mit Kleiderbügel!<br />

91 Curtis Stigers<br />

Spannendes Niemandsland<br />

92 Christian Simons Kolumne<br />

J. Geils & der Späher<br />

93 Jethro Tull<br />

Thick As A Brick – x 3<br />

94 Rockhaus<br />

Neue Lust – live im Studio<br />

96 C.C.S.<br />

Unschlagbar unmodern<br />

98 Leonard Cohen<br />

Alte Ideen – neue Aspekte<br />

100 Eddie Hin<strong>to</strong>n<br />

Der weiße Otis Redding<br />

102 Paul McCartney<br />

Neue CD: Schuld war nur der Eyjafalla ...<br />

104 Abwärts<br />

Für immer unangepasst<br />

105 Errorhead<br />

Der freundliche Dikta<strong>to</strong>r<br />

106 Jerry Shirley (Humble Pie)<br />

Eat It und andere Tragödien<br />

108 Es war einmal ...<br />

Ein Blick zurück auf Denkwürdiges<br />

113 Leslie Mandoki<br />

Kreuzverhör<br />

118 Mitch Ryder & The Detroit Wheels<br />

Band-Archiv<br />

120 Mike Cot<strong>to</strong>n (Sound)<br />

Spurensuche<br />

122 ... zuguterletzt<br />

Steve Hogarth – Royal Sou<strong>the</strong>rn Bro<strong>the</strong>rhood – Beggar's Bride<br />

<strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong>, S. 24 20 Jahre , S. 10<br />

Bob Seger, S. 28<br />

RUBRIKEN<br />

4 Aktuell – Neues aus der Szene<br />

30 CD/Vinyl-Vorstellungen<br />

60 DVD/Blu-ray-Vorstellungen<br />

66 Buch-Vorstellungen<br />

68 <strong>GoodTimes</strong>-Shop<br />

70 Kleinanzeigen<br />

kult!<br />

Edi<strong>to</strong>rial<br />

No.6<br />

71 Abo-Bestellschein<br />

80 Kolumne: Tatzes Streifzüge<br />

110 Konzertkalender<br />

118 His<strong>to</strong>ry<br />

121 Charts/Leserbriefe<br />

122 Impressum<br />

Fabian Leibfried<br />

-Herausgeber/Chefredakteur-<br />

Kaum zu glauben, dass <strong>GoodTimes</strong> seinen 20. Geburtstag<br />

feiern und dabei auf eine große Kontinuität zurückblicken<br />

kann. Unser Magazin hat sich in diesen zwei Jahrzehnten<br />

in einer ganz individuellen Nische etabliert, hat sich im Bereich<br />

„<strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>" bei den Marktführern<br />

eingereiht und dabei stetig weiterentwickelt. Und das in<br />

Zeiten, in denen die Musikbranche große Veränderungen,<br />

auch Verwerfungen, erlebte und sich gravierend umstellen<br />

musste – man denke nur an all die Neuerungen bei den Tonträger-Formaten.<br />

orma<br />

ten<br />

Viele Beziehungen haben sich in dieser Zeit entwickelt; ein musikalisches Netzwerk<br />

ist entstanden, viele direkte Kontakte zu Künstlern, aber auch zu Labels, Konzertund<br />

Tourveranstaltern sowie Promotern wurden geknüpft, viel Vertrauen konnte<br />

aufgebaut und gefestigt werden – was einen Teil der <strong>GoodTimes</strong>-Erfolgsgeschichte<br />

ausmacht. Seinen Ausdruck findet dies auch in den Kommentaren, Grüßen und<br />

Wünschen, die auf den Seiten 11-13 nachzulesen sind.<br />

Die so genannte Leser-Blatt-Bindung ist wichtig, sie wird von <strong>GoodTimes</strong>-Machern<br />

und -Konsumenten per Telefon und in emails tagtäglich gelebt. So wurde<br />

gemeinsam um den zweiten Anlauf von „50 Jahre Pop" in Leipzig gebangt – einer<br />

Veranstaltung, der das Redaktionsteam (ebenso wie viele Brancheninsider, Künstler<br />

und Musikliebhaber) ein gutes Gelingen gewünscht hätte, die aber erneut an den<br />

finanziellen Gegebenheiten scheiterte. Aber wer weiß, vielleicht wird irgendwann<br />

ja doch noch eine ernstzunehmende TV-Sendung realisiert, die der Musik gerecht<br />

wird, für die <strong>GoodTimes</strong> steht. Und deren Bedeutung z.B. durch Jubiläumsveranstaltungen<br />

dokumentiert wird, wie sie Hamburg demnächst zum 50-Jährigen des<br />

Star-Clubs erlebt.<br />

Bis dieser Traum in Erfüllung geht, wird sich das <strong>GoodTimes</strong>-Team weiter bemühen,<br />

die Erinnerung an längst vergangene (Musik-)Zeiten und -Akteure wachzuhalten.<br />

Wir werden weiter darüber berichten, wie sie nachwirken und das Rockund<br />

Popgeschehen auch künftig prägen.<br />

Ihnen allen herzlichen Dank für Ihre Treue zu <strong>GoodTimes</strong>! Begleiten Sie uns weiter<br />

im nächsten Lebensjahrzehnt! Herzlichst, Ihr<br />

Jubilaum<br />

ab 20.4. erhältlich!<br />

NEU<br />

PS: Ab sofort ist <strong>GoodTimes</strong> auch als eMagazine für PC, Lap<strong>to</strong>p,<br />

iPad, iPhone und diverse weitere Lesegeräte erhältlich.<br />

Mehr Infos hierzu unter: www.pubbles.de<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 3


News Aktuell News Aktuell<br />

Die Rolling S<strong>to</strong>nes haben angekündigt,<br />

das anstehende Jubiläum ihres 50-jährigen<br />

Bestehens mit einem neuen Fo<strong>to</strong>band zu<br />

feiern. „The Rolling S<strong>to</strong>nes: 50” ist nach<br />

Angaben ihres Verlags Hyperion eine illustrierte<br />

Au<strong>to</strong>biografie mit raren Fo<strong>to</strong>s und<br />

Kommentaren der Bandmitglieder. Bei Redaktionsschluss<br />

war noch unklar, ob Mick<br />

Jagger, Keith Richards & Co. das Jubiläum<br />

auch mit einer Tournee feiern werden+++<br />

Es kommt in Mode, dass Künstler ihre Plattenfirma<br />

verklagen, weil sie meinen, zu wenig<br />

Tantiemen für den Online-Verkauf ihrer<br />

Musik zu bekommen. Jetzt haben To<strong>to</strong><br />

Sony <strong>Music</strong> vor Gericht gezerrt. Es geht um<br />

einen Streitwert von immerhin 600.000 Dollar.<br />

Ähnliche juristische Schritte hatten davor<br />

auch schon Peter Framp<strong>to</strong>n, Kenny<br />

Rogers und The Knack eingeleitet+++<br />

Um in juristischen Gefilden zu bleiben:<br />

Don Henley von den Eagles hat erklärt,<br />

dass "American Wedding", ein Lied der<br />

britischen Band Odd Future, „illegal" von<br />

"Hotel California" abgekupfert sei. Die UK-<br />

Band habe den Song samt Melodie schlicht<br />

übernommen und nur einen neuen Text<br />

dazu gemacht, hieß es in einer Mitteilung<br />

der Eagles-Anwälte, die aber bis Redaktionsschluss<br />

noch keine rechtlichen Schritte<br />

eingeleitet hatten+++<br />

Nicht näher spezifiziert wurden die gesundheitlichen<br />

Gründe, deretwegen Meat Loaf<br />

am 29. Januar kurzfristig seinen Auftritt in<br />

einer britischen TV-Show absagte. Der Sänger<br />

soll zwar vor Ort gewesen sein, trat aber<br />

nicht vor die Kameras+++<br />

Ein kanadischer Zahnarzt hat 10.000 Dollar<br />

für eine Zahnkrone aus dem Munde von<br />

Elvis Presley hingeblättert. Derselbe Musikfan<br />

hatte bereits einen Zahn von John<br />

Lennon und Haarsträhnen von Marilyn<br />

Monroe ersteigert+++<br />

Mo<strong>to</strong>wn-Legende Smokey Robinson hat<br />

die Duke Elling<strong>to</strong>n School Of The Arts in<br />

Washing<strong>to</strong>n, D.C., besucht, mit deren Schülern<br />

diskutiert und sie ermutigt, auf seinen<br />

Spuren zu wandeln. Außerdem gab er in der<br />

US-Hauptstadt im Kennedy Arts Center ein<br />

Benefizkonzert, um die Arbeit der DES zu<br />

unterstützen+++<br />

Gladys Knight ist mit dabei, wenn ab 19.<br />

März die nächste Staffel der TV-Serie „Dancing<br />

With The Stars" des US-Senders ABC<br />

über die Bildschirme flimmert. Ebenfalls mit<br />

von der Partie sind der einstige Tennisstar<br />

Martina Navratilova, Footballspieler Donald<br />

Driver und Operndiva Ka<strong>the</strong>rine Jenkins+++<br />

Einer Herz-Bypass-Operation musste sich<br />

Foreigners Mick Jones in Miami Beach<br />

unterziehen. Er erhole sich derzeit von<br />

dem Eingriff, und es gehe ihm gut, sagte<br />

ein Sprecher der Band. Jones hatte wegen<br />

seines angegriffenen Gesundheitszustandes<br />

im vergangenen Jahr bei mehreren<br />

Shows gefehlt. Die nächsten Konzerte sind<br />

laut der Homepage der Band für August<br />

geplant+++<br />

Mick Jones (r.) und Foreigner-<br />

Sänger Kelly Hansen<br />

Gordon Lightfoot, Bob Seger, Jim<br />

Steinman, Country-Au<strong>to</strong>r Don Schlitz<br />

("The Gambler") und Harvey Schmidt &<br />

Tom Jones (sie schrieben das Broadway-<br />

<strong>Music</strong>al „The Fantastiks”) heißen die neuen<br />

Mitglieder der Songwriters Hall Of Fame.<br />

Die feierliche Aufnahmezeremonie ist für<br />

den 14. Juni in New York angesetzt+++<br />

Wegen einer Lebensmittelvergiftung musste<br />

El<strong>to</strong>n John zwei Shows im Caesar's Palace<br />

in Las Vegas absagen+++<br />

Die Sex Pis<strong>to</strong>ls haben einen Deal bei<br />

Universal <strong>Music</strong> Catalog UK unterschrieben.<br />

Noch in diesem Jahr will Universal NEVER<br />

MIND THE BOLLOCKS, das einzige Studio-<br />

Album der Punk-Ikonen, 35 Jahre nach seiner<br />

Veröffentlichung neu auflegen+++<br />

Rod Stewart und Stevie Nicks setzen<br />

ihre gemeinsame „Heart & Soul”-Tour, die<br />

2011 sehr erfolgreich gelaufen war, im Juli<br />

in den USA fort+++<br />

Auch in Deutschland gibt es interessante<br />

Konzerte zu besuchen: So macht die<br />

Classic-Rock-Festival-Tournee „Rock The<br />

Nation" mit ihren Tagesfestivals im Juni in<br />

Berlin (11.), Stuttgart (12.), Augsburg (14.),<br />

Trier (15.) und Mönchengladbach (16.)<br />

Station – und das mit einem vielversprechenden<br />

Programm: Mit dabei sind Bad<br />

Company feat. Paul Rodgers (erstmals<br />

seit den 70er Jahren mit Rodgers wieder<br />

Rock + Pop<br />

Memorabilia<br />

Wall Of Fame • P.O. Box 1950 • 48580 Gronau<br />

Tel.: 0171/7412584 • eMail: info@wall-of-fame.de<br />

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Goldene Schallplatten, Signaturen etc. von Abba<br />

bis Zappa. Das weltweit größte Angebot an Raritä ten<br />

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Anfragen bitte telefonisch.<br />

Fo<strong>to</strong>: © P. Roser<br />

in Deutschland!), Blue Öyster Cult und<br />

Roger Chapman+++<br />

Booker T. Jones, B.B. King, Jeff Beck<br />

und Mick Jagger waren unter den Akteuren,<br />

die im Rahmen des Black His<strong>to</strong>ry<br />

Month am 21. Februar ein Konzert im Weißen<br />

Haus gaben, das sechs Tage später auch<br />

im PBS-TV ausgestrahlt wurde+++<br />

Mike Nesmith hat via Facebook bekannt<br />

gegeben, dass er sich im Januar wegen seiner<br />

Erkrankung am Grauen Star einer Augenoperation<br />

unterzogen hat. „I can see<br />

clearly now", schrieb er in Anspielung auf<br />

den Titel des Johnny-Nash-Songs+++<br />

Die American Society Of Composers And<br />

Publishers (ASCAO) ehrt Carly Simon mit<br />

ihrem Founders Award For Pioneering Songwriters.<br />

Die Auszeichnung wird am 18. April<br />

im Rahmen des alljährlichen Treffens der<br />

Organisation in Los Angeles überreicht+++<br />

LIVING LIKE A RUNAWAY heißt das neue<br />

Studio-Album von Lita Ford, das via SPV<br />

am 25. Mai erscheinen wird+++<br />

Auf ihrem eigenen Label Rockingale Records<br />

hat Carole King ihre Alben SIMPLE<br />

THINGS (1977), WELCOME HOME (1978),<br />

TOUCH THE SKY (1979) und PEARLS:<br />

SOMGS OF GOFFIN & KING erstmals wiederveröffentlicht+++<br />

Auch Gregg Allman ist unter die Au<strong>to</strong>ren<br />

gegangen und hat seine Au<strong>to</strong>biografie verfasst.<br />

„My Cross To Bear” erscheint am 1.<br />

Mai in den USA. Allman gehe es gut, er habe<br />

sich von seiner schweren Erkrankung erholt,<br />

die ihn im letzten Jahr zum Abbruch seiner<br />

Deutschland-Tournee gezwungen hatte. „Er<br />

tritt aber kürzer", sagte sein Sohn Devon<br />

<strong>GoodTimes</strong>. Beim traditionellen Gastspiel<br />

im Beacon Theatre wollte der singende<br />

Keyboarder ebenso dabei sein, wie er auch<br />

den Grammy-Feierlichkeiten beiwohnte, in<br />

deren Verlauf die Allman Bro<strong>the</strong>rs mit einem<br />

Lifetime Achievement Grammy geehrt<br />

wurden+++<br />

Unter den diesjährigen Grammy-Preisträgern<br />

waren mit Tony Bennett (zwei<br />

Auszeichnungen), Booker T. Jones, Bruce<br />

Springsteen, Paul McCartney und Levon<br />

Helm auch mehrere Vertreter der älteren<br />

Musikergeneration. Springsteen, McCartney,<br />

Glen Campbell und die Beach Boys gehörten<br />

zu den Live-Perfomern während der Zeremonie+++<br />

Einen weiteren Meilenstein ihrer illustren<br />

Karriere haben die Düsseldorfer Elektro-<br />

Pioniere Kraftwerk angekündigt: Nach<br />

ihrem Münchner Gastspiel 2011 werden sie<br />

vom 10. bis 17. April im Museum Of Modern<br />

Art in New York mit einer einmaligen<br />

Konzertreihe auftreten. An acht aufeinanderfolgenden<br />

Abenden werden sie per Live-<br />

Performance und 3-D-Visualisierung jeweils<br />

einer ihrer Platten präsentieren. Die Alben<br />

folgen in chronologischer Reihenfolge: Den<br />

Auftakt macht AUTOBAHN (1974), dem<br />

RADIO-ACITIVITY (1975), TRANS EUROPE<br />

EXPRESS (1977), THE MAN-MACHINE<br />

(1978), COMPUTER WORLD (1981), TECH-<br />

NO POP (1986), THE MIX (1991) und TOUR<br />

DE FRANCE (2003) folgen. Bei jedem dieser<br />

Auftritte werden Kraftwerk der Ankündigung<br />

zufolge außerdem einige Originalwerke<br />

aus ihrem Katalog darbieten: Interpretationen<br />

mit zeitgeschichtlichen Bezügen,<br />

futuristische Visionen mit 3-D-Computeranimationen+++<br />

„Hallo Freunde!" Mit diesen unvergessenen<br />

Worten begrüßte Ilja Richter von<br />

1971–1982, 133 Folgen lang, ein Millionenpublikum<br />

in der ZDF „Disco". Nun lädt<br />

Ilja Richter zu einer<br />

Zeitreise ein:<br />

Zu erleben ist<br />

noch einmal das<br />

„Disco"-feeling<br />

der 70er und frühen<br />

80er Jahre –<br />

mit der „Disco"<br />

zum Lesen und<br />

Schmökern! Den Soundtrack dazu bietet<br />

eine ausfürlich kommmentierte CD im<br />

Buch mit den 20 besten Hits des Jahres.<br />

Sony <strong>Music</strong> (VÖ12 Teile/ 23.03.2012)+++<br />

In einem früheren Lagerhaus im Zentrum<br />

von Nashville wird ein Johnny Cash<br />

Museum eingerichtet. Entsprechende Pläne<br />

stellte Cash-Biograf William Miler Mitte<br />

Februar in der Country-Metropole vor.<br />

Bei der Grundsteinlegung eines weiteren<br />

Cash-Museums in Dyess, Arkansas – dort<br />

wuchs der 2003 Vers<strong>to</strong>rbene auf – am 26.<br />

Februar, dem 80. Geburtstag des Sängers,<br />

waren auch mehrere Angehörige dabei. Um<br />

bei Cash zu bleiben: Aus Anlass von dessen<br />

Geburtstag ist für den 20. April im Austin<br />

City Limits Live Venue eine Tribute-Show<br />

geplant. Angekündigt sind hierfür Kenny<br />

Chesney, Kris Kris<strong>to</strong>fferson, Lucinda Williams,<br />

Ray LaMontagne und Jamey Johnson+++<br />

Die Vinyl-EP "Live In Los Angeles 1978”<br />

von The Knack bringt das US-Label Omnivore<br />

Recordings exklusiv anlässlich des<br />

Record S<strong>to</strong>re Day 2012 am 21. April heraus.<br />

Die Aufnahme des „au<strong>to</strong>risierten Bootlegs"<br />

stammt aus dem persönlichen Archiv des<br />

vers<strong>to</strong>rbenen Knack-Sängers Doug Fieger<br />

und wird in einer limitierten Auflage von<br />

1500 Exemplaren als 10"-Scheibe aufgelegt+++<br />

SHAPE SHIFTER wird das rein instrumental<br />

gehaltene neue Solo-Album von Carlos<br />

Santana heißen. Laut Ankündigung des<br />

Musikers erscheint es am 15. Mai, zwei Wochen<br />

nach dem Auftakt eines zweijährigen<br />

Residenz-Gastspiels im House Of Blues in<br />

Las Vegas. Laut offizieller Zählung handelt<br />

es sich dabei um das 36. Album des Woods<strong>to</strong>ck-Veteranen+++<br />

Der in den 60er und 70er Jahren überaus<br />

erfolgreiche (Kitsch-)Sänger Engelbert<br />

Humperdinck wird das UK im Mai in<br />

Baku beim Eurovision Song Contest vertreten,<br />

den die Briten letztmals vor 15 Jahren<br />

gewonnen haben. Der letzte Hit des<br />

75-Jährige liegt gut 40 Jahre zurück+++<br />

Die Einnahmen, die 2007 bei der Reunionshow<br />

von Led Zeppelin in der Londoner<br />

Seite 4 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


News Aktuell News<br />

Unsere Gewinner der Verlosung<br />

aus Heft 6/2011<br />

Stichwort "<br />

Verlosung"<br />

Michael Jackson<br />

3x DVD:<br />

- Gabi Eichmeier, Remscheid<br />

- Michael Winkler, Stuttgart<br />

- Roland Tschunko, Neuler<br />

3x Blue-ray:<br />

- Elmar Ausserer, Bozen (Italien)<br />

- Klaus-Dieter Schulz, Zeu<strong>the</strong>n<br />

- Hans Baum, Waldsee<br />

O2 Arena zusammengekommen waren, leisteten<br />

einen wichtigen Beitrag zu der 26<br />

Millionen Pfund schweren Schenkung der<br />

Witwe von Atlantic-Gründer Ahmet Ertegun<br />

an die Universität von Oxford. Laut Mica<br />

Ertegun sollen aus der Donation Stipendien<br />

ausgereicht werden. Es ist die größte Schenkung<br />

in der bald 900-jährigen Geschichte<br />

der Universität+++<br />

Bereits Anfang 2011 hatte Heinz Rudolf<br />

Kunze sein 30-jähriges Bühnenjubiläum<br />

gefeiert und dazu das neue Studiowerk<br />

DIE GUNST DER STUNDE veröffentlicht.<br />

Per CD zieht er jetzt Bilanz, bringt mit<br />

ICH BIN aber keine übiche Werkschau<br />

heraus, sondern hat zwei neue Songs gemacht<br />

und daneben mit Unterstützung<br />

zahlreicher Kollegen ältere Nummern<br />

neu aufgenommen. Mit dabei waren sein<br />

langjähriger Weggefährte Heiner Lürig sowie<br />

Reinhard Mey, Achim Reichel, Tobias<br />

Künzel (Prinzen, Final Stap), Julia Neigel,<br />

Stefan Gwildis, Jan Plewka, Purple Schulz,<br />

Pe Werner, Hartmut Engler, Hermann van<br />

Veen und Joachim Witt+++<br />

Reinhard Mey und Heinz Rudolf Kunze<br />

Fo<strong>to</strong>: © Sony <strong>Music</strong><br />

Das war ja zu erwarten: Kurz nachdem<br />

Black Sabbath ihre Reunion (mit Tour<br />

und neuem Album) angekündigt hatten, gab<br />

es schon wieder Zoff. Die Folge: Drummer<br />

Bill Ward hat sich mit einem offenen Brief<br />

einmal mehr verabschiedet, weil er nach eigenen<br />

Angaben von seinen Kollegen keinen<br />

unterschriftsfähigen Vertrag vorgelegt bekommen<br />

habe, den er guten Gewissens hätte<br />

unterschreiben können. Ozzy Osbourne,<br />

Tony Iommi und Geezer Butler bedauerten<br />

dies öffentlich, erklärten aber ebenso eindeutig,<br />

dann eben ohne Ward weiterzumachen.<br />

„Die Tür ist aber immer offen für ihn",<br />

be<strong>to</strong>nten sie. Zu schaffen macht der Band<br />

derweil die Krebserkrankung Iommis. Um an<br />

den neuen Songs für das erste Studio-Album<br />

seit 33 Jahren weiterarbeiten zu können, ist<br />

die Gruppe von den USA ins UK übersiedelt<br />

und hat auch die Pläne für die geplante<br />

Welt<strong>to</strong>ur über den Haufen geworfen. Black<br />

Sabbath werden laut Sharon Osbourne, Ozzys<br />

Ehefrau und Managerin, im Sommer nur<br />

je einen Festivalgig in den USA (im August)<br />

und Europa (am 10.6., Download-Festival im<br />

UK) spielen. „Um die Fans und Veranstalter<br />

nicht enttäuschen zu müssen, wird Ozzy Osbourne<br />

einen Großteil der ursprünglich geplanten<br />

Black-Sabbath-Termine unter dem<br />

Tourmot<strong>to</strong> 'Ozzy & Friends' spielen", teilte<br />

derweil der deutsche Tourveranstalter Wizard<br />

Promo tions mit. Neben Geezer Butler wird<br />

auch Zakk Wylde mit von der Partie sein,<br />

zeitweise dazu auch Slash+++<br />

Es war in den letzten Jahren recht ruhig<br />

geworden um Garland Jeffreys, bis in<br />

den USA Ende 2011 sein neues Album<br />

THE KING OF IN BETWEEN erschien (Review<br />

<strong>GoodTimes</strong> 1/2012). Jetzt kommt<br />

das erste Studiowerk des New Yorkers<br />

auch in Deutschland offiziell heraus. Mehr<br />

darüber wird Jeffreys in der nächsten Ausgabe<br />

erzählen+++<br />

Fo<strong>to</strong>: © P. Roser<br />

Nachdem Argent bereits 2011 wieder einige<br />

Gigs gespielt hatten, war die Band im<br />

Januar erneut zu einer kurzen einwöchigen<br />

Tour im UK unterwegs. Und das in Originalbesetzung<br />

mit Rod Argent (voc, keys),<br />

Russ Ballard (g, voc), Bob Henrit (dr) und<br />

Jim Rodford (b). Mehr dazu in der nächsten<br />

Ausgabe+++<br />

Einen eigenen Fehler hat die Rock'n'Roll<br />

Hall Of Fame Anfang Februar eingestanden<br />

und korrigiert: So wurden nachträglich<br />

sechs Gruppen aufgenommen, bei denen<br />

ursprünglich nur die Sänger in diesen Genuss<br />

gekommen waren. Betroffen sind Bill<br />

Haleys Comets, Buddy Hollys Crickets, Gene<br />

Vincents Blue Caps, Smokey Robinsons<br />

Miracles, Hank Ballards Midnighters und<br />

James Browns Famous Flames. Offiziell vollzogen<br />

wird der Akt am 14. April+++<br />

Während des Gedenkkonzerts zu Ehren von<br />

Hubert Sumlin im legendären New Yorker<br />

Apollo Theatre kam Keith Richards am<br />

24. Februar zu Eric Clap<strong>to</strong>n auf die Bühne.<br />

Gemeinsam jammten sie "Going Down<br />

Slow" aus der Feder von Howlin' Wolf, den<br />

Sumlin lange begleitet hatte. Aber auch<br />

Howlin' Wolfs "Little Red Rooster" stimmten<br />

sie gemeinsam an+++<br />

Die Stadt Bossier City im US-Bundesstaat<br />

Louisiana hat Pläne von Jimmy Buffett<br />

genehmigt, auf ihrem Terri<strong>to</strong>rium ein Margaritaville<br />

Resort Casino zu bauen. Es soll<br />

396 Hotelzimmer, ein Theater mit 900 Plätzen<br />

und 1300 Slotmaschinen im Spielbereich<br />

umfassen. Eröffnung will der Musiker<br />

im Juni 2013 feiern+++<br />

Seit 50 Jahren steht Barbra Streisand bei<br />

der Sony-Tochter Columbia Records unter<br />

Vertrag. Nun hat sie den Deal mit dem Label<br />

verlängert. Dort ist eine 12-DVD-Box in<br />

Arbeit, für die die Macher auch Zugriff auf<br />

Streisands persönliches Archiv mit „dienstlichen"<br />

und privaten Video-Aufnahmen<br />

haben+++<br />

Reg Presley, Leadsänger der Troggs, musste<br />

nicht nur im Dezember nach seinem<br />

Schlaganfall ins Krankenhaus eingeliefert<br />

worden. Nun hat es ihn erneut erwischt:<br />

Ende Januar gab er selbst bekannt, dass bei<br />

ihm Lungenkrebs diagnostiziert worden ist.<br />

Nun sei es Zeit, das Kapitel Troggs zu beenden<br />

und sich zurückzuziehen, sagte der<br />

70-Jährige+++<br />

Während seiner ersten US-Tour seit 1983<br />

hat das frühere Supertramp-Mitglied<br />

Roger Hodgson von Gesprächen mit Rick<br />

Davies über eine Reunion berichtet. „Es ist<br />

schwierig, etwas wieder zu erfinden, das die<br />

Leute sehen wollen, aber letztlich nicht echt<br />

wäre", machte Hodgson den Supertramp-<br />

Fans wenig Hoffnung auf eine Rückkehr zu<br />

seiner früheren Gruppe+++<br />

Überaus positiv überrascht waren die Ärzte,<br />

die Bee-Gees-Mitglied Robin Gibb Ende<br />

Februar nach seiner Krebsbehandlung in<br />

einer Londoner Klinik untersuchten und<br />

deutliche Fortschritte bei der Gesundung<br />

konstatieren konnten. Ende März gibt Gibb<br />

sein Klassikdebüt per Platte, wenn sein Album<br />

THE TITANIC REQUIEM erscheint, das<br />

er wohl schon vor seiner Erkrankung aufgenommen<br />

hatte+++<br />

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DAS INTERNETRADIO MIT MUSIK DER 60er, 70er UND 80er JAHRE.<br />

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Wir lieben Oldies<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 5


Aktuell News Aktuell<br />

John Fogerty hat den Titelsong der neuen<br />

Show „The Finder" des TV-Kanals Fox<br />

geschrieben und auch selbst angestimmt.<br />

In der ersten Episode spielte er auch gleich<br />

noch mit und gab dabei "Fortunate Son"<br />

zum Besten+++<br />

Mittels einer App hält George Harrisons<br />

Familie die Erinnerung an den früheren<br />

Beatle wach. Sie kostet zehn Dollar und<br />

ist über die Harrison-Website erhältlich. Zu<br />

sehen ist Harrisons umfangreiche Gitarrensammlung<br />

– zu jedem Instrument gibt es<br />

Informationen über Modifikationen und<br />

Audio-Erläuterungen des 2001 vers<strong>to</strong>rbenen<br />

Musikers. Harrison-Sohn Dani berichtete in<br />

diesem Zusammenhang über Gespräche<br />

mit Eric Clap<strong>to</strong>n, Pete Townshend, Angus<br />

Young und den Erben von Jimi Hendrix, um<br />

ähnliche Apps für sie einzurichten+++<br />

Robert Plant wird Ende Juli mit seinem<br />

neuen Projekt The Sensational Space Shifters<br />

beim diesjährigen Womad Festival im<br />

Wiltshire's Charl<strong>to</strong>n Park auftreten. Womad<br />

feiert dabei sein 30-jähriges Jubiläum+++<br />

Paul McCartney ist in diesem Jahr der<br />

Top-Act beim Concert For Teenage Cancer<br />

Trust am 28. März in der Londoner Royal Albert<br />

Hall. Vor ihm steht Roger Daltrey auf der<br />

Bühne. Der Who-Sänger hat für seine Show<br />

einige „very special guests” angekündigt+++<br />

Jimmy Destri & The Sound Grenade heißt<br />

die neue Band, die Destri, einst Keyboarder<br />

der Gründungsbesetzung von Blondie, am<br />

Start hat. Sie gab ihr Livedebüt am 25. Febuar<br />

in New York. Destri, 1998 Au<strong>to</strong>r von "Maria",<br />

also des letzten Nummer-1-Erfolgs von Blondie,<br />

hatte die Band 2004 verlassen+++<br />

Posthum gibt es ein neues Album des einstigen<br />

Ramones-Anführers Joey Ramone.<br />

Am 15. Mai erscheint YA KNOW?. Die Scheibe<br />

enthält 17 Demos, die Ramone für die<br />

Band sowie für ein Soloprojekt geschrieben<br />

hatte. Der Titel ist eine Anspielung auf seine<br />

liebste Redewendung „Ya Know?"+++<br />

Ein spezielles One-off-Konzert am 7. Juli<br />

beim Sonisphere Festival haben Queen<br />

angekündigt. Als Sänger wird dabei Adam<br />

Lambert, einst Teilnehmer am TV-Talentwettbewerb<br />

„American Idol", neben Brian<br />

May und Roger Taylor auf der Bühne stehen.<br />

Derartige Konzerte werden sie künftig öfter<br />

geben, teilten die Queen-Überlebenden mit.<br />

2012 werden es aber nur zwei sein: der im<br />

UK sowie einer in Moskau am 30. Juni+++<br />

Noch offen ist, wann Lynyrd Skynyrd ihr<br />

neues Studio-Album herausbringen werden.<br />

Fest steht hingegen, dass die Südstaaten-<br />

Rocker im Juni zu vier Konzerten nach<br />

Deutschland kommen werden. In neunköpfiger<br />

Besetzung werden sie in München (5.),<br />

Leipzig (6.), Berlin (7.) und Hamburg (10.)<br />

auf der Bühne stehen. Als Support sind The<br />

Brew mit unterwegs+++<br />

„Snarky, nasty and just f***ing cool”, so beschrieb<br />

Mötley-Crüe-Bassist Nikki Sixx via<br />

Twitter die neuen Songs, an denen die Band<br />

derzeit im Atrium-Studio von Drummer<br />

Tommy Lee tüftelt. Wann das erste Studiowerk<br />

von Mötley Crüe seit 2008 erscheint,<br />

steht noch in den Sternen+++<br />

Als Blu-ray, Doppel-DVD und Doppelalbum<br />

bringen Iron Maiden am 23. März ihr neues<br />

Live-Album EN VIVO heraus! Es wurde am<br />

10. April 2011 vor über 50.000 ekstatischen<br />

Fans im Estadio Nacional in Santiago/Chile<br />

während des „Round The World In 66<br />

Days"-Teils der „Final Frontier World Tour"<br />

festgehalten. Zu sehen ist dabei auch der gigantische<br />

neue Eddie, das Maskottchen der<br />

Heavy-Metal-Veteranen. „Er hätte eigent lich<br />

erst während der Europa-Shows dazus<strong>to</strong>ßen<br />

sollen, aber wir schafften es, ihn auf dem<br />

Seeweg in einem speziellen Container rechtzeitig<br />

für die letzten Termine nach Südamerika<br />

zu transportieren. So konnten wir ihn<br />

auch auf der DVD verewigen", sagte Bassist<br />

und Bandleader Steve Harris+++<br />

Ziemlich genau ein Jahr nach Erscheinen<br />

seines letzten Studiowerks THE PLAYFUL<br />

HEART kommt Gitarristenlegende Robin<br />

Trower nach Deutschland, um die Scheibe<br />

endlich auch live vorzustellen. Acht Gigs<br />

stehen nach dem Tournee-Auftakt in Hamburg<br />

(16.3.) auf dem Reiseplan des einstigen<br />

Procol-Harum-Gitarristen+++<br />

Mit einigen alten Bekannten wird Michael<br />

Schenker im April im Rahmen seiner<br />

„Temple Of Rock World Tour" in deutschen<br />

Landen unterwegs sein und vier Gigs spielen:<br />

Die Rhythmusabteilung besteht aus seinen<br />

einstigen Scorpions-Mitstreitern Herman<br />

Rarebell (dr) und Francis Buchholz (b),<br />

als Sänger ist Doogie White (Ex-Rainbow,<br />

Malmsteen) dabei. Inzwischen sind auch<br />

die Konzerte der Ende 2011 verschobenen<br />

„3 Guitar Heroes"-Tour Schenkers mit Leslie<br />

West und Uli Jon Roth gebucht, zumindest<br />

für die USA: Dort startet die gemeinsame<br />

Konzertreise der drei Gitarrenhelden am 6.<br />

Ok<strong>to</strong>ber+++<br />

Stichwort: CD<br />

5xCD<br />

<strong>GoodTimes</strong> verlost unter allen Teilnehmern<br />

Stichwort:<br />

Festival<br />

3x 2 Tickets<br />

Herzberg-Festival (19.–22.7.)<br />

Stichwort: DVD<br />

5xDVD<br />

Bringt bisher Un-Erhörtes zu Dir!<br />

Astra Kelly – Brad Brooks – Cheepness<br />

Chris Holiman – Christian & 2120’s<br />

Jay Ottaway – Ken Andree – Lisa Novak<br />

feat. Rich Hopkins – Little Green<br />

Loren Dircks – Mathias Schüller<br />

Mezcaleros – The Persuaders<br />

Rainer Ptacek (1951-1997)<br />

Red Blooms – Reverend Schulzz<br />

River Roses – Stefan Saffer<br />

www.cactusrock-records.com<br />

Von irgendetwas muss man leben, und als<br />

nicht unbedingt übermäßig gefragter Musiker<br />

mit illustrer Vergangenheit bietet sich<br />

eine klangliche Erinnerung an bessere Zeiten<br />

an. Mögen sich Alan Clark (keys) und<br />

Chris White (sax, voc) gesagt haben, als sie<br />

The Straits an den Start brachten. Die<br />

beiden früheren Dire-Straits-Mitglieder sind<br />

gemeinsam mit Drummer Steve Ferrone (Ex-<br />

Clap<strong>to</strong>n, Tom Petty), Mick Feat (b; Mark<br />

Knopfler, Dave Gilmour), Adam Phillips (g;<br />

Rod Stewart, Tina Turner) und Jamie Squire<br />

(keys) mit ihrer „Sound Of Dire Straits Tour"<br />

durch Europa unterwegs – in Deutschland<br />

ab Mitte März+++<br />

Namhafte Kollegen wie Billy Joel, Brian Wilson,<br />

B.B. King, Willie Nelson, Steve Miller, Jeff<br />

Lynne, Heart, Kiss und Alice Cooper werde<br />

Beiträge zu einem Tribute-Album liefern, das<br />

gerade in Arbeit und Paul McCartney gewidmet<br />

ist. Es soll noch 2012 erscheinen+++<br />

STALINGRAD wird das neue Album der<br />

deutschen Metal-Schmiede Accept heißen<br />

5x 2 Tickets<br />

CD+Schallplattenbörse in Amsterdam<br />

Stichwort: Mega Records<br />

Einsendeschluss ist hier der 31.3.2012!<br />

Die Gewinner werden benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz<br />

Fax: 0 70 42/37660-188 · email: goodtimes@nikma.de<br />

Einsendeschluss ist der 18.05.2012!<br />

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News Aktuell News News<br />

und am 6. April erscheinen. Es ist der Nachfolger<br />

des überaus erfolgreichen Reunionalbums<br />

BLOOD THE NATIONS von 2010.<br />

Angekündigt ist „eine Dampfmaschine auf<br />

1000 Grad Celsius mit dem Drang nach<br />

vorn"+++<br />

Was bringt die „Pakistan Daily Times" dazu,<br />

über das Herrenklo des Lüchower Rolling-<br />

S<strong>to</strong>nes-Fan-Museum zu schreiben? Die<br />

„Los Angeles Times" berichtete ebenso wie<br />

NBC oder JJCMW aus China. Über 3000<br />

Zeitungen brachten die S<strong>to</strong>ry über die<br />

zornigen Wendländerinnen, die sich über<br />

vermeintlich sexistische Urinale erregten.<br />

Auslöser war ein Fo<strong>to</strong> in einer Tageszeitung,<br />

in Leserbriefen machten drei Frauen ihrem<br />

Ärger Luft. Besonders das Argument, dass<br />

eine Zunge in dem Pissoir fehlt, sorgte für<br />

Lacher: „Dann wäre es ja das S<strong>to</strong>nes-Logo",<br />

so Roda Armbruster. Ihr ironisch gemeinter<br />

Hinweis bezog sich auf die „implizite<br />

sexuelle Gewalt", die diese Urinale aussenden.<br />

Museumsdirek<strong>to</strong>r Ulli Schröder hält<br />

dagegen: Die Pissoirs in Mundform mit<br />

roten Lippen wurden als „geschlechtslose"<br />

Pop-Art-Objekte von der niederländischen<br />

Künstlerin Meike van Schijndel gestaltet.<br />

Höhepunkt des weltweiten „Aufruhrs"<br />

(„Miami Times"): Schröder wird in einem<br />

Filmchen der Klatschmagazins TMZ.com<br />

als Adolf Hitler verulkt, der mit rollendem<br />

„R” auf seine Pissoirs besteht: „They werrre<br />

damn expensive, and <strong>the</strong>y arrrre going <strong>to</strong><br />

stay! That's final!" Dass an den Toiletten<br />

auch noch ein 600 Quadratmeter großes,<br />

liebevoll geführtes Museum dranhängt,<br />

unterschlugen die meisten Berichte. Lakonischer<br />

Kommentar eines S<strong>to</strong>nes-Fans auf<br />

der Seite iown<strong>the</strong>world.com: „As beers go<br />

by" – dafür sind die Urinale ja schließlich<br />

gedacht+++<br />

Bislang nur im UK erschienen, wird GO<br />

YOUR OWN WAY: LIVE 1977 von Fleetwood<br />

Mac demnächst auch außerhalb des<br />

Vereinigten Königreichs erhältlich sein. Der<br />

13 Songs umfassende Konzertmitschnitt erscheint<br />

bei MVD Entertainment in der Reihe<br />

„Live On Air: The Lost Tapes"+++<br />

Auf Wunsch vieler Fans wird Meistergitarrist/Songschmied<br />

Paul Vincent sein<br />

jüngstes Solo-Album mit eigenen Songs,<br />

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH, in einer<br />

englischsprachigen Version veröffentlichen.<br />

„Vor allem junge Leute haben ein anderes<br />

Hörverhalten und wollen solche Songs lieber<br />

mit englischen statt deutschen Texten<br />

hören", begründete Vincent diese Entscheidung+++<br />

Drei Jahre nach ihrem erfolgreichen Debüt<br />

ENDLESS MELODY hat die deutschpersische<br />

Soulsängerin Kaye-Ree ihr<br />

zweites Album NEW AIR fertig. Damit die<br />

neue Platte auf den Markt gebracht werden<br />

kann, sucht die Künstlerin nun nach<br />

Geldgebern. Sie hat sich von ihrem alten<br />

Label gelöst und finanziert ab jetzt alles<br />

selbst. Bei Kickstarter.com ist ein Projekt<br />

angelegt, und jeder kann unterstützen.<br />

„Jeder Beitrag ist willkommen – es gibt<br />

für jede Beteiligung einen Gegenwert",<br />

verspricht die Sängerin+++<br />

zwischen Jazz, Gospel und Blues aufgehoben.<br />

Während ihrer Arista-Jahre nahm<br />

sie wunderschöne Balladen wie "United<br />

Toge<strong>the</strong>r" und "It Hurts Like Hell", aber<br />

auch funkige Titel wie "Jump To It" und<br />

"Get It Right". In den Jazz tauchte sie<br />

mit George Benson ("Love All The Hurt<br />

Away") ein, nahm mit El<strong>to</strong>n John, Annie<br />

Lennox, Dave Stewart oder George Michael<br />

auf ["Through The S<strong>to</strong>rm", "Sisters<br />

Are Doing It For Themselves", "I Knew<br />

You Were Waiting (For Me)"]. All diese<br />

Lieder sind nun auf KNEW YOU WERE<br />

WAITING (Untertitel: „The Best Of 1980–<br />

1998") wieder zu hören – das Album wird<br />

aus Anlass ihres 70. Geburtstages (25.3.)<br />

veröffentlicht+++<br />

THE VERY BEST OF NEIL DIAMOND<br />

– THE ORIGINAL STUDIO RECORDINGS<br />

gibt es seit 9. März via Columbia Records/<br />

Sony <strong>Music</strong>. Die Doppel-CD präsentiert<br />

einen Labelübergreifenden Überblick mit<br />

insgesamt 23 Hits und Klassikern des<br />

amerikanischen Ausnahme-Songwriters<br />

und deckt seine gesamte Schaffensphase<br />

ab, die Mitte der 1960er Jahre als angestellter<br />

Songau<strong>to</strong>r bei Bang Records begann,<br />

über die Zeit bei MCA (1968–1972)<br />

und sein herausragendes Album THE<br />

JAZZ SINGER (1980, Fünffach-Platin) bis<br />

zu seinem jüngsten Studio-Album HOME<br />

BEFORE DARK reicht. Das Booklet enthält<br />

Kommentare von Neil Diamond zu den<br />

einzelnen Songs+++<br />

Die „All Time Best – Reclam Musik Edition"<br />

wird in der nächsten Staffel CDs von Billy<br />

Joel, Meat Loaf, Peter Maffay und Jimi<br />

Hendrix bescheren+++<br />

NEW LOVE wird das am 27. April erscheinende<br />

Album von Siggi Schwarz<br />

heißen. Diesmal hat sich der Gitarrist<br />

und Bandleader aus dem Schwäbischen<br />

nicht den Kreationen anderer Künstler<br />

gewidmet, sondern nur eigene Songs<br />

aufgenommen. „Es geht in eine sehr<br />

melodiöse, teilweise fast soulig-poppige<br />

Richtung", verriet Schwarz vorab. Begleitet<br />

wurde er dabei von Geoff Whitehorn<br />

(g), Raoul Wal<strong>to</strong>n (b), Bodo Schopf (dr)<br />

und Romi Schickle (Hammond), als Sänger<br />

war Ralf Damrath mit im Studio+++<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

BOOTLEG VOL. IV – THE SOUL OF TRUTH<br />

von Johnny Cash erscheint am 30.<br />

März+++<br />

CHASING BUTTERFLIES hat Neil Taylor<br />

sein neues Album betitelt. Der Gitarrist,<br />

der seine Brötchen in der Band von Robbie<br />

Williams verdient, hat die Songs mit der<br />

Akustikgitarre aufgenommen. Gemeinsam<br />

mit seinem Gitarristenkollegen bei Williams,<br />

Gary Nuttall, stellte er die Scheibe sowie<br />

sein (elektrifiziertes) Solodebüt NO SELF<br />

CONTROL Ende Februar bei mehreren Gigs<br />

in Deutschland live vor+++<br />

LIVE AT CAROUSEL BALLROOM '68 ist ein<br />

Konzertmitschnitt betitelt, der eine bislang<br />

nicht auf Tonträger dokumentierte Show<br />

von Janis Joplin mit Big Bro<strong>the</strong>r & The<br />

Holding Company beschert. Außerdem<br />

werden kurz darauf die PEARL SESSIONS<br />

aufgefrischt wieder hörbar gemacht. Die<br />

„Carousel"-Aufnahmen stammen aus dem<br />

Privatarchiv von „Bear" Stanley, der damals<br />

den Ton mischte und auch das Mastering<br />

überwachte, ehe er vor einem Jahr<br />

bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam.<br />

Gitarrist Sam Andrew wird in der nächsten<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe mehr über die damaligen<br />

Ereignisse berichte+++<br />

Mit der Black Country Communion scheint<br />

Glenn Hughes (Ex-Deep Purple, Trapeze,<br />

Black Sabbath) nicht ausgelastet. Der<br />

singende Bassist bringt jetzt die Doppel-CD/<br />

DVD LIVE IN WOLVERHAMPTON heraus.<br />

Und im April und Mai wird er in Reihen von<br />

Matt Sorum's Rock'n'Roll All Stars durch<br />

Süd- und Zentralamerika <strong>to</strong>uren. Mit dabei<br />

sind außerdem Gene Simmons (Kiss),<br />

Joe Elliott (Def Leppard), Sebastian Bach<br />

(Skid Row), Sorum, Duff McKagan und Gilby<br />

Clarke (alle Ex-Guns 'Roses), Ed Roland<br />

(Collective Soul) sowie die Gitarristen Billy<br />

Duffy (The Cult) und Steve Stevens (Billy<br />

Idol)+++<br />

Schon bevor Aretha Franklin im Jahr<br />

1980 bei Arista Records einen neuen<br />

Plattenvertrag unterschrieb, hatte sie<br />

den Rhythm & Blues und Pop neu definiert<br />

und in ihren Songs die Grenzen<br />

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Vers<strong>to</strong>rben<br />

Cliff Portwood (*17.10.1937) war vor<br />

seiner Sangeskarriere Fußballprofi im UK,<br />

sammelte vor allem in seiner Wahlheimat<br />

Australien Goldene Schallplatten und arbeitete<br />

kurzzeitig mit Keith Moon. Eine<br />

Lungenkrankheit raffte ihn am 10.1. dahin.<br />

Edgar Kaiser Jr. (*5.7.1942) gab die<br />

Karriere als US-Soft-Rocksänger ("Threads<br />

Of My Life", "Over 50 Blues") zugunsten<br />

einer Laufbahn als Geschäftsmann auf.<br />

Sorgte für Schlagzeilen, als er 1981 das<br />

Footballteam Denver Broncos für 30 Millionen<br />

Dollar kaufte. Starb am 11.1.<br />

David Whitaker (*6.1.1931), englischer<br />

Orchesterarrangeur, der auch den Rolling<br />

S<strong>to</strong>nes, Jimmy Page, Simply Red, Lee Hazlewood<br />

oder Marianne Faithfull auf die<br />

Sprünge half. Ging am 11.1. für immer.<br />

Phil Kraus (*1918) spielte Marina und<br />

Xylofon für Ben E. King ("Spanish Harlem",<br />

"Stand By Me"), Billie Holliday, Quincy<br />

Jones, Buddy Holly, Carole King und ist<br />

auf den Soundtracks von „Midnight Cowboy”<br />

und „The Godfa<strong>the</strong>r/Der Pate” zu hören.<br />

Starb am 13.1.<br />

Robbie France (*5.12.1959) saß u.a. für<br />

Diamond Head, UFO, Wishbone Ash, Skunk<br />

Anansie, Alphaville, Ellis Beggs & Howard<br />

an den Drums. Am 14.1. in die ewigen<br />

Jagdgründe abberufen.<br />

Terry Dolan (*5.8.1943) führte als Sänger und<br />

Gitarrist die Bay-Area-Veteranen Terry & The<br />

Pirates (mit Nicky Hopkins und John Cipollina)<br />

an. Eine Krankheit raffte ihn am 15.1. dahin.<br />

Jimmy Cas<strong>to</strong>r (*23.1.1947) begann in<br />

den 50ern als Doo-Wop-Sänger, ersetzte<br />

1957 Frankie Lymon bei den Teenagers,<br />

landete 1966 mit "Hey Leroy, Your Mama’s<br />

Callin’ You” seinen ersten Solohit. Mit dem<br />

Jimmy Cas<strong>to</strong>r Bunch ab 1972 mit Funk<br />

erfolgreich ["Troglodyte (Cave Man)” #6].<br />

Herzversagen stand am 16.1. beim „E-<br />

Man" im Totenschein.<br />

Johnny Otis (*28.12.1921 als Ioannis Veliotis)<br />

wurde oft als „Godfa<strong>the</strong>r Of Rhythm<br />

& Blues” bezeichnet, war erfolgreicher<br />

Bandleader, Produzent (Big Mama Thorn<strong>to</strong>ns<br />

"Hound Dog"),<br />

Songschmied, Arrangeur,<br />

Journalist,<br />

Talentscout (Etta<br />

James, Hank Ballard,<br />

Jackie Wilson) und<br />

Vibrafonist. Seine<br />

wichtigste Hinterlassenschaft<br />

nach dem 17.1.: 1 das vielfach<br />

gecoverte "Willie And The Hand Jive” (1958<br />

#9). Das Mitglied der Rock'n'Roll Hall Of<br />

Fame landete selbst zwischen 1948 und<br />

1969 satte 18 R&B-Hits!<br />

Kearney Bar<strong>to</strong>n (*1931), Produzent und<br />

Toningenieur aus Seattle, der mit Quincy<br />

Jones arbeitete und Ann Wilson, den Sonics,<br />

Wailers, Kingsmen, Frantics, Playboys<br />

und The Fleetwoods zu Hits verhalf. Verabschiedete<br />

sich am 17.1. in die Ewigkeit.<br />

Walter Gaines (*1936) gründete 1966<br />

die Mo<strong>to</strong>wn-Gesangstruppe The Originals<br />

("The Bells”) und sang als Bari<strong>to</strong>n Chor für<br />

Marvin Gaye, Stevie Wonder, die Supremes,<br />

Edwin Starr, David Ruffin. Er starb am 17.1.<br />

nach langer Krankheit.<br />

Wins<strong>to</strong>n Riley (*1946) war ein einflussreicher<br />

Reggae-Musiker (The Techniques),<br />

Produzent und Labelbesitzer. Arbeitete<br />

mit The Escorts, Johnny Osbourne, Gregory<br />

Isaacs, Cutty Ranks. Im November 2011<br />

wurde er in den Kopf geschossen, was ursächlich<br />

für seinen Tod am 19.1. war.<br />

Etta James (*25.1.1938) bewegte sich als<br />

Sängerin trittsicher im Jazz, Blues, Soul,<br />

Gospel wie Rock'n'Roll. Die auch Miss Peaches<br />

Genannte wurde als 14-Jährige von<br />

Johnny Otis entdeckt, landete über Modern<br />

Records 1960 bei Chess. Ihr gelangen<br />

in der Folge 28 Charterfolge ("At Last",<br />

"Tell Mama", "Pushover"), sie erhielt sechs<br />

Grammys, wurde 1993 in die Rock'n'Roll<br />

Hall Of Fame aufgenommen und verlor am<br />

20.1. ihren Kampf gegen Leukämie und<br />

Demenz.<br />

Larry Butler (*26.3.1942), nach Aktivitäten<br />

mit The Gentrys geachteter Nashville-<br />

Produzent, der an Hits für Dottie West,<br />

Waylon Jennings, John Denver, Kenny Rogers<br />

und Kim Carnes beteiligt war. Zuvor<br />

war er als Pianist auf Songs von Johnny<br />

Cash, Conway Twitty, Loretta Lynn, Tammy<br />

Wynette zu hören gewesen. Natürliche<br />

Todesursache attestierte der Coroner am<br />

20.1.<br />

Ronnie Smith (*12.4.1952) schuf als<br />

Trompeter (und Songschreiber) mit KC &<br />

The Sunshine Band die Blaupause für den<br />

bläsergetriebenen Miami Sound, mit dem<br />

später Gloria Estefan und die Miami Sound<br />

Machine abräumten. Nachdem ihn 2004<br />

ein Au<strong>to</strong> angefahren hatte, lag er im Koma,<br />

aus dem er bis zum 21.1. nicht mehr erwachte.<br />

Mark Reale (*7.6.1955) gründete als Gitarrist<br />

1975 die Heavy-Metalband Riot, später<br />

auch Narita. Morbus Crohn kostete ihn<br />

am 25.1. das Leben.<br />

Dick Kniss (24.4.1937), gelernter Jazzer,<br />

arbeitete als Bassist in den Bands von<br />

John Denver (auch Co-Au<strong>to</strong>r von dessen Hit<br />

"Sunshine On My Shoulders"), Peter, Paul<br />

& Mary und Herbie Hancock. Eine Lungenkrankheit<br />

kostete ihn am 25.1. das Leben.<br />

Clare Fischer (22.10.1928) profilierte sich<br />

als Jazzpianist, Komponist und Arrangeur –<br />

und fand in der Popwelt Anerkennung, als<br />

er ab 1985 für diverse Prince-Alben arrangierte,<br />

danach für Paul McCartney, Michael<br />

Jackson, Celine Dion und Robert Palmer.<br />

Ein Herzinfarkt endete am 26.1. tödlich.<br />

Roger Stafford (*6.1.1943), Sänger der<br />

kalifornischen Royale Monarchs ("Surfs<br />

Up"). Er überlebte am 27.1. ein Nierenversagen<br />

nicht.<br />

Tony Tecumseh (*27.10.1940) gründete<br />

als Sänger und Gitarrist Mitte der <strong>60s</strong> die<br />

einflussreiche wie kurzlebige Psychedelic<br />

Band Afterglow. Nach langer Krankheit verstarb<br />

er am 29.1.<br />

Mike Kelley (*27.10.1954) war als Kunststudent<br />

1973 Gründungsmitglied der Detroiter<br />

Underground Noise-Rockband Destroy<br />

All Monsters, die er nach drei Jahren<br />

wieder verließ. Er arbeitete als Perfomanceund<br />

Installationskünstler und kreierte 1992<br />

das Cover von Sonic Youths Album DIRTY.<br />

Nahm sich am 31.1. das Leben.<br />

Don Cornelius (*27.9.1936) verewigte<br />

sich als treibende Kraft der von 1961 bis<br />

2000 ausgestrahlten amerikanischen TV-<br />

Show „Soul Train". Seine Angehörigen fanden<br />

ihn am 1.2. <strong>to</strong>t auf mit einer offenbar<br />

selbst zugefügten Schusswunde.<br />

Phil Brown (*13.9.1953) traktierte ab<br />

Ende der 70er Jahre den Bass bei den britischen<br />

Power-Poppern The Records, die sich<br />

1982 wieder trennten. Brown arbeitete mit<br />

Kirsty MacColl, Mark Nevin und Jane Aire,<br />

gründete 1984 Hurt. 2001 wurde bei ihm<br />

eine degenerative Krankheit diagnostiziert,<br />

die ihn am 2.2. das Leben kostete.<br />

Al DeLory (*31.1.1930) kreierte 1970<br />

"Song From M*A*S*H" und war Co-Au<strong>to</strong>r<br />

von Larry Vernes Hit "Please Mr. Custer"<br />

(#1, 1960); arbeitete als Produzent/Arrangeur<br />

mit Glen Campbell, den Turtles, Beach<br />

Boys, Righteous Bro<strong>the</strong>rs und Tina Turner.<br />

Er starb am 5.2.<br />

Joseph Edward Moretti (*10.5.1938)<br />

war einer der meistbeschäftigten Sessiongitarristen<br />

der späten 50s und <strong>60s</strong>, u.a. für die<br />

Rolling S<strong>to</strong>nes, Jeff Beck, Everly Bro<strong>the</strong>rs,<br />

Donovan, Paul McCartney, Troggs, El<strong>to</strong>n<br />

John, aber auch für Peter Alexander und<br />

Mireille Mathieu. Von ihm stammten die<br />

Gitarrentöne auf dem Evergreen "Shakin'<br />

All Over" von Johnny Kidd & The Pirates.<br />

Lungenkrebs beendete am 9.2. sein Leben.<br />

Whitney Hous<strong>to</strong>n (*9.8.1963), die Tochter<br />

von Cissy Hous<strong>to</strong>n und Dionne Warwicks<br />

Cousine, wurde nach einer frühen<br />

Modelkarriere<br />

und Gesangssessions<br />

für<br />

Chaka<br />

Khan,<br />

Jermaine<br />

Jackson<br />

und<br />

Lou Rawls ab<br />

Mitte der <strong>80s</strong><br />

die<br />

Stimme<br />

des Pop-R&B,<br />

als sie zahlrei-<br />

che Nummer-1-Hits landete und mit dem<br />

Film „Bodyguard" abräumte. Eine wilde Ehe<br />

mit Rap-Star Bobby Brown sorgte für Negativschlagzeilen,<br />

wie auch Substanzmissbrauch.<br />

2009 startete sie ein Comeback,<br />

2011er Konzerte floppten allerdings. Am<br />

11.2. wurde sie <strong>to</strong>t in ihrem Hotelzimmer in<br />

Los Angeles aufgefunden.<br />

Fo<strong>to</strong>: © goodtimes-pho<strong>to</strong>.de<br />

Tonmi Lillman (*3.6.1973), vielgefragter<br />

finnischer Studiodrummer, der 2010 bei<br />

den ESC-Gewinnern Lordi einstieg, aber<br />

nicht mehr ihnen aufnahm, da er am 14.2.<br />

verstarb.<br />

Dory Previn (*22.10.1925), US-Singer/<br />

Songwriterin, die ab den späten 50er Jahren<br />

für Judy Garland, Frank Sinatra, Tony<br />

Bennett, Bobby Darin, Dionne Warwick<br />

schrieb und ein halbes Dutzend eigener<br />

Platten veröffentlichte. Sie ging am 14.2.<br />

für immer.<br />

Clive Shakespeare (*3.6.1949), im UK<br />

geborener australischer Gitarrist und Produzent,<br />

Mitbegründer von Sherbet, die<br />

auch in Deutschland mit "Howzat” erfolgreich<br />

waren. Prostatakrebs raffte ihn am<br />

15.2. dahin.<br />

Michael Davis (*5.6.1943) gehörte als<br />

Bassist den Punk-Vorvätern MC 5 ("Kick<br />

Out The Jams") an, desgleichen Destroy All<br />

Monsters. Er arbeitete als visueller Künstler,<br />

bis ihn ein Leberversagen am 17.2.<br />

umbrachte.<br />

Billy Strange (*29.9.1930), Sänger, Gitarrist,<br />

Arrangeur und Songschmied, Co-<br />

Au<strong>to</strong>r von Elvis Presleys "A Little Less<br />

Conversation” und Chubby Checkers "Limbo<br />

Rock". Auf seine Dienste griffen auch<br />

Willie Nelson, die Everly Bro<strong>the</strong>rs, Beach<br />

Boys, Nancy Sinatra, Wanda Jackson, Randy<br />

Newman und die Ventures zurück. Das<br />

Mitglied der Rockabilly Hall Of Fame ging<br />

am 22.2. für immer.<br />

Louisiana Red (*23.3.1932 als Iverson<br />

Minter) veröffentlichte nach seinem Debüt<br />

1949 bei Chess über 50 Alben, zuletzt<br />

2011. Der aus Alabama stammende Blueser,<br />

der 1983 mit dem WC Handy Award<br />

ausgezeichnet wurde, lebte seit vielen Jahren<br />

in Hannover, wo er nach kurzer, schwerer<br />

Krankheit am 25.2. verstarb.<br />

Davy Jones (*30.12.1945) hatte bereits<br />

als Kind in diversen en TV-Serien mitgespielt,<br />

ehe er unter 437<br />

Bewerbern 1965<br />

für die Monkees<br />

und die gleichnamige<br />

US-<br />

Sitcom gecastet<br />

wurde. Mit "I'm<br />

A Believer" gelang<br />

der Band<br />

ihr erster Welthit, t dem zahlreiche weitere<br />

folgten. Er war nach dem Gruppenende<br />

1970 bei diversen Reunions mit dabei,<br />

arbeitete als TV- und Theaterschauspieler,<br />

lief Marathon, veranstaltete Motivationsseminare,<br />

veröffentlichte zwei Au<strong>to</strong>biografien<br />

und auch mehrere Soloplatten, die<br />

letzte 2009 mit SHE. Jones erlag am 29.2.<br />

einem Herzinfarkt.<br />

Ronnie Montrose (*29.11.1947) hatte<br />

als Gitarrist mit Montrose (Leadsänger:<br />

Sammy Hagar) und Gamma eigene erfolgreiche<br />

Hard-Rock-Bands, spielte mit/für<br />

Van Morrison, Gary Wright, Edgar & Johnny<br />

Winter, die Neville Bro<strong>the</strong>rs. Verstarb am<br />

3.3. an Prostatakrebs.<br />

Lucio Dalla (*4.3.1943) profilierte sich<br />

seit den 60er Jahren als einer der wichtigsten<br />

Cantau<strong>to</strong>re und genoss wegen seiner<br />

kritischen wie poetischen Texte auch außerhalb<br />

Italiens großes Ansehen. Er schrieb<br />

zudem Filmmusiken und Drehbücher. Die<br />

für März gebuchten Deutschlandkonzerte<br />

mussten abgesagt werden, nachdem ihn<br />

am 1.3. ein Herzinfarkt nach einem Auftritt<br />

in Montreux dahinraffte.<br />

Seite 8 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


BEAT-JACKETT<br />

im legendären ledernen BEAT-Jackett<br />

von ERDMANN-Lederbekleidung<br />

sind die BEATLES auf berühmten Fo<strong>to</strong>s<br />

ihrer Anfangszeit abgebildet.<br />

Wir haben es zum 50. JUBILÄUM<br />

der BEATLES in Hamburg<br />

wieder aufgelegt<br />

www.erdmann-lederbekleidung.com


Jubilaum<br />

Sprachrohr<br />

für Fans &Künstler<br />

Auf der Schreibmaschine getippt und per Hand<br />

ans Tageslicht befördert; das aktuelle Treiben altge-<br />

layoutet: So hatten Gründungsherausgeber Peter<br />

er<br />

dienter Akteure wird gewürdigt, ebenso das<br />

Seeger egerer und seine Frau Claudia im Herbst<br />

Schaffen der von ihnen inspirierten Nachfol-<br />

1991 91 die<br />

Nullnummer" von Good Times gebogenerationen.<br />

Und auch die Liste der Nach-<br />

" ren<br />

– dann meinte es ein Freund gut:<br />

rufe<br />

wächst (leider) stetig.<br />

Ohne Wissen der Verantwortlichen<br />

Der <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiterstab ist in<br />

klopfte er alles in seinen Computer,<br />

den letzten 20 Jahren unaufhaltsam<br />

gewachsen, bietet<br />

stalt, 1000 Exemplare wurden ge-<br />

dabei eine eher branchen-<br />

das Tes<strong>the</strong>ft ging in die Repro-Andruckt.<br />

Das Endergebnis war, dass<br />

unübliche Kontinuität. Die<br />

"<br />

durch das nochmalige Abtippen des Textes<br />

blieb auch nach dem Besitzerwechsel<br />

zu dem gegen-<br />

beim Layout die Proportionen nicht<br />

wärtigen Herausgeber und<br />

mehr stimmten", erinnerte sich Seeger<br />

Chefredakteur Fabian Leib-<br />

im Mai 2009, als die 100. <strong>GoodTimes</strong>-<br />

fried gewahrt – die Weitentwicklung<br />

Ausgabe erschien.<br />

des Heftes geschieht permanent, aber<br />

Viel hat sich geändert, seit im Früh-<br />

allmählich und oft kaum wahrnehmbar.<br />

massenweise Fehler entstanden waren und<br />

jahr 1992 die offizielle Ausgabe<br />

Dass diese Linie nicht ganz verkehrt<br />

Nummer 1 erschien: Ab Heft 10<br />

sein kann, beweisen die Reaktionen der<br />

war das Magazin auch an Kiosken<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Leser (die zu Recht dann<br />

erhältlich. Längst dominiert Farbe,<br />

nachdem anfangs auch die Ti-<br />

Auch die Künstler, über die das Ma-<br />

und wann freundlich Fehler monieren).<br />

telseite in Schwarz-Weiß gedruckt<br />

gazin berichtet sowie die sich stetig<br />

worden war. Die 800er-Erstauflage<br />

e<br />

wandelnde Musikindustrie melden sich zu<br />

hat sich längst vervielfacht, der<br />

Wort. Viele Macher, ob von den Nischen-<br />

Stellenwert des Magazins innerhalb<br />

der Musikbranche ebenfalls<br />

und Konzertveranstaltern, lesen selbst<br />

– sie zollt auch in Form von Anzei-<br />

auch gern das Heft. Wie wichtig <strong>GoodTimes</strong> s<br />

Labels, den Major Companies oder Tourgen<br />

Anerkennung, obwohl Good-<br />

in den letzten 20 Jahren geworden ist, dass s<br />

Times keine so große Streuung<br />

es durchaus einiges bewegen kann, unterstreichen<br />

auch viele Inserate von Künstlern<br />

hat wie vergleichbare Magazine;<br />

dafür trifft das Heft seine Zielgruppe<br />

punktgenau und präsentiert<br />

und ihre Produkte aufmerksam; und werden<br />

selbst: Sie machen über diesen Weg auf sich<br />

Informationen über die Musik aus den<br />

so<br />

von der <strong>GoodTimes</strong>-Leserschaft wahr-<br />

60ern bis 80ern – auch die abzudegenommen<br />

– dies bestätigen sie in vieckende<br />

Zeitspanne wurde um ein Jahr-<br />

len<br />

Rückmeldungen. Viele, die GoodTizehnt<br />

erweitert. Es wird an längst Ver-<br />

mes<br />

seit 1992 schätzen gelernt haben,<br />

gangenes erinnert, manches bis heute<br />

brachten dies auch zu Papier, wie im Folgenden<br />

nachzulesen ist verborgen Gebliebenes nachträglich<br />

...<br />

Seite 10 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong><br />

<strong>the</strong> <strong>80s</strong>


© Privatarchiv Kravetz<br />

Was ich an <strong>GoodTimes</strong> genieße, ist die Verbindung zwischen<br />

den 60ern und 70ern und unserer heutigen Zeit.<br />

<strong>GoodTimes</strong> ist eines der wenigen Musikmagazine, wenn nicht<br />

das einzige, das den Spagat zwischen Vergangenheit, Gegenwart<br />

und Zukunft erfolgreich geschafft<br />

hat und dabei stets modern und frisch<br />

bleibt. Seit nun fast zwei Jahrzehnten<br />

inspiriert ihr mich mit alter und neuer<br />

Musik, gebt mir Anregungen zum<br />

Plattenkauf und amüsiert mich mit<br />

guten Hintergrunds<strong>to</strong>ries und Interviews.<br />

Und <strong>GoodTimes</strong> ist der einzige<br />

Grund, der mich immer pünktlich am<br />

Erscheinungstermin im Bademantel<br />

zum Briefkasten treibt. Ich wünsche zum 20-jährigen Jubiläum<br />

alles Gute und hoffe, dass ich euch auch noch die nächsten<br />

20 Jahre lesen kann.<br />

Jean-Jacques Kravetz<br />

Ich habe <strong>GoodTimes</strong> oft gesehen, wenn ich mich in<br />

Deutschland aufhielt. Es ist angenehm, ein Magazin in<br />

Händen zu halten, das bis in eine der besten Epochen<br />

der Musik zurückblickt und die Künstler würdigt, die einen<br />

Gutteil der unvergesslichsten Musik geschaffen haben,<br />

die ich je gehört habe. Herzlichste Glückwünsche<br />

zum Jubiläum und ein eben solches Dankeschön dafür,<br />

dass ihr die Erinnerung an einige meiner Lieblingsmusik<br />

wachhaltet, ebenso an die<br />

Künstler, die dafür verantwortlich<br />

sind! Diesem Bemühen gilt meine<br />

ganz besondere Anerkennung,<br />

denn ihr scheint richtig fundiertes<br />

Wissen über Künstler zu haben, die<br />

auch schon in den 60er Jahren aktiv<br />

waren – aber auch über solche von<br />

heute. Es ist einfach wunderbar zu<br />

sehen, wer von damals heute noch<br />

dabei ist. Und ich höre manche neuere Band, die unverkennbar<br />

von Künstlern inspiriert ist, die vor langem angesagt<br />

waren – denn ihre Musik reflektiert vergleichbare e<br />

Bilder und Wurzeln. Eine dieser Band sind Work Of Art<br />

aus Skandinavien. Ich habe im Internet oft gelesen, sie<br />

seien die „neuen To<strong>to</strong>" – und ich werde demnächst eine e<br />

Soloplatte mit ihnen aufnehmen. Euch wünsche ich auf<br />

jeden Fall nur das Beste zum 20-jährigen Jubiläum –<br />

und ich bin sicher, die Jubiläumsausgabe wird wieder<br />

ein<br />

wahrer Schatz für eure Leser. Dabei zu sein, macht<br />

mich s<strong>to</strong>lz – und nochmals herzlichste Glückwünsche.<br />

Bobby Kimball<br />

Ich hatte das Glück, vor genau 50 Jahren Spencer Davis<br />

und die Winwood-Brüder zu treffen und näher<br />

kennen zu lernen. Wir spielten Gigs und machten<br />

auch unsere ersten Aufnahmen – bis hin zu "Keep<br />

On<br />

Running", mit dem wir es 1965 bis an die Spitze<br />

schafften. Trotz dieses Erfolgs und der sich<br />

anschließenden (noch größeren) Hits hatten<br />

wir keine Ahnung, wie lange dieser Ruhm<br />

anhalten würde. In den weiteren Jahren erlebten<br />

wir – wie die meisten anderen Musiker<br />

auch – Höhen und Tiefen. Nur einige wenige<br />

Glückliche sind während ihres aktiven Lebens<br />

immer ganz oben geblieben. Viele sind in der<br />

Obskurität verschwunden, obwohl sie sehr<br />

gut waren; einige sind ges<strong>to</strong>rben, darunter<br />

auch manche, weil sie zu viel Spaß hatten;<br />

andere, weil sie nicht damit klarkamen, nicht<br />

mehr im Scheinwerferlicht zu stehen. Da<br />

war diese grausame Disco-Ära in den 80er<br />

Jahren, als die Liveszene zu sterben schien<br />

und wir Pioniere aus den 60er Jahren in Ver-<br />

gessenheit en<br />

gerieten. Doch genau im richtigen igen<br />

Moment tauchte<br />

<strong>GoodTimes</strong> odTi<br />

auf und belebte bte das Interesse von Neuem – und<br />

am wichtigsten: Das Magazin zollte den Wurzeln und der<br />

Musik der Jugendrevolution Respekt! Ein kleines, aber mit<br />

viel Herzblut arbeitendes Team von Journalisten produzierte<br />

ein Magazin, das uns und unsere Bemühungen einer<br />

wachsenden Leserschaft präsentierte. Das hat 20 Jahre lang<br />

angehalten, bemerkenswert! Das Magazin hat inzwischen<br />

ein Deluxe-Erscheinungsbild und ist<br />

gefüllt mit faszinierenden News über<br />

die Aktivitäten alter und jüngerer<br />

Künstler. Ich wünschte, es könnte<br />

übersetzt und über die ganze Welt<br />

verteilt werden, denn ich sehe nichts<br />

Vergleichbares, was mit ähnlich viel Liebe<br />

für den Inhalt produziert wird. Wir<br />

werden im Lauf der vor uns liegenden<br />

Jahre alle feststellen, dass das Einzige,<br />

was in dieser komplizierten Welt zählt, Liebe und Respekt sind<br />

– für und vor jemandem oder etwas. Was mich persönlich<br />

angeht, so habe ich meine Familie und Drums. Das reicht<br />

mir für dieses Leben. Ich werde wohl keine weiteren 20<br />

Jahre hinkriegen, aber <strong>GoodTimes</strong> wird weiterleben und weitermachen<br />

und weiterleben und weitermachen ...<br />

Pete York<br />

DIE "<br />

GOOD TIMES"-TOP-FIVE<br />

1. "Good Times" von Fabian Leibfried<br />

2. "Good Times" von Eric Burdon<br />

3. "Good Times" von Willie Nelson<br />

4. "Good Times" von Ozzy Osbourne<br />

5. "Good Times" von den Easybeats<br />

Happy 20th! Hanns-Peter Bushoff &<br />

Wolfgang Eckart, Sony <strong>Music</strong><br />

<strong>GoodTimes</strong> ist jetzt seit 20 Jahren ein verlässlicher Garant<br />

und Chronist für „unsere" Musik. Akribisch genau berichtet t<br />

das Magazin über Rock, Folk, Pop, Jazz und andere musikalische<br />

Strömungen, die die Zeit überdauert haben und oft<br />

wiederentdeckt werden müssen – dank <strong>GoodTimes</strong>. Weiter so!<br />

medienAgentur (Sabine Beyer & Stefan Michel)<br />

<strong>GoodTimes</strong>. Erinnerungen. „Hey, are those guys still<br />

going?!” ... „Look who's on <strong>to</strong>ur next month!” … „Wow,<br />

a new album!” – das waren einige Sätze, die ich in all den<br />

Jahren benutzt habe, wenn ich eine neue <strong>GoodTimes</strong>-<br />

Ausgabe las. Ich habe das Magazin Mitte der 90er Jahre<br />

kennen gelernt, nachdem Uli Twelker mich interviewt<br />

hatte. <strong>GoodTimes</strong> ist für uns Musiker, die schon ein bisschen<br />

länger dabei sind, zu einer Art Bibel geworden. Das<br />

Magazin hat uns darüber auf dem Laufenden gehalten, was<br />

in der Rock- und Bluesszene alles<br />

passiert, von der ich ein Teil bin. Und<br />

das war und ist nicht nur für mich<br />

wichtig, sondern auch für junge,<br />

ambitionierte Musiker. <strong>GoodTimes</strong> hat<br />

uns die Nachrichten gebracht, auch<br />

den Klatsch, ob positiv oder negativ.<br />

Dazu Artikel, die das aktuelle Musikgeschehen<br />

reflektieren – und hat<br />

uns auch über das Ableben manch<br />

<strong>to</strong>llen Musikers informiert. Die CD-Kritiken sind ehrlich und<br />

von Leuten geschrieben, die ein Gefühl für die Musik haben,<br />

über die sie schreiben – was in manchen der angesagten Publikationen<br />

nicht immer der Fall ist. <strong>GoodTimes</strong> braucht sich<br />

hinter den großen internationalen Musikmagazinen nicht zu<br />

verstecken und möge noch lange so weitermachen! Ich warte<br />

immer gespannt auf die neue Ausgabe und frage mich, über<br />

wen ich als nächstes etwas lesen werde, welche Künstler, welche<br />

Band diesmal gefeatured werden.<br />

John Law<strong>to</strong>n<br />

© Till Oellerking<br />

© NikMa Verlag<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 201<br />

2 <strong>Music</strong> Seite ■ <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong><br />

<strong>80s</strong> ■<br />

11


Schon 20 Jahre <strong>GoodTimes</strong>? Unglaublich! Es kommt mir vor<br />

wie<br />

gestern, als ich mit <strong>GoodTimes</strong>-Gründer Peter Seeger in<br />

zahlreichen Telefonaten unsere gemeinsame Verehrung für die<br />

Kinks auslebte. Damals war <strong>GoodTimes</strong> ein Fanzine, das sich in<br />

erster Linie mit dem Beat der 60er Jahre beschäftigte. Beatles,<br />

S<strong>to</strong>nes – und immer wieder Kinks!<br />

Aber das Magazin wuchs von Jahr zu<br />

Jahr, wurde farbig, immer dicker und<br />

abwechselungsreicher. Die 70er und<br />

80er Jahre waren hinzugekommen,<br />

Themen ohne Ende. Die sich aufbauende<br />

Krise der Musikbranche spiegel-<br />

te sich in <strong>GoodTimes</strong> nicht wider, das<br />

Magazin verzeichnet bis heute ein respektables<br />

Anzeigenaufkommen. Gute<br />

Recherchen, interessante Themen, ein Team hervorragender<br />

Musikschreiber – <strong>GoodTimes</strong> ist aus der deutschen Medienlandschaft<br />

nicht mehr wegzudenken. Die Übergabe an<br />

den neuen Betreiber Fabian Leibfried bedeutete keinen<br />

Bruch, sondern vielmehr einen Aufbruch. Für mich ist<br />

<strong>GoodTimes</strong> ein unverzichtbarer Teil meiner Tätigkeit. Und<br />

jede Menge Kurzweil! Die Amis haben „Goldmine", die Engländer<br />

den „Record Collec<strong>to</strong>r", wir haben <strong>GoodTimes</strong>! Auf<br />

die nächsten 20 Jahre!<br />

Tom Redecker (Shack Media & Sireena Records)<br />

<strong>GoodTimes</strong> ist ein Magazin, das nostalgische Musikgeschichte<br />

und aktuelles Musikgeschehen mühelos zusammenbringt.<br />

Es füllt damit eine Nische im Informationsfundus<br />

über Musik bei gleichzeitig gesundem kommerziellem<br />

Anspruch. Das gelingt wenigen, denn<br />

dafür sind fachliches Wissen, Idealismus,<br />

geschichtlicher Überblick und<br />

das Gespür für musikalische Nachhaltigkeit<br />

erforderlich. Die Recherchen<br />

sind exzellent, das Informationsniveau<br />

hoch, der musikalische Anspruch<br />

wertebewusst und die Redakteure<br />

ausgesprochen kompetent.<br />

<strong>GoodTimes</strong> erlangt dadurch eine<br />

interessante Mischung aus Zeitlosigkeit und Aktualität.<br />

Dass diese Zeitschrift nun ihren 20. Geburtstag feiern kann,<br />

zeigt umso mehr, dass das Konzept aufgeht, denn es gibt<br />

genügend Leser, die sich für Au<strong>the</strong>ntizität und langfristiges<br />

Schaffen von Künstlern interessieren. Ich kann nur allen gratulieren,<br />

die diese Idee geboren und sich dem Ideal verschrieben<br />

haben, über gute Musik zu schreiben, die mehr als nur<br />

ein paar Jahre Bestand hatte.<br />

Julia Neigel<br />

© Universal, Christian Barz<br />

Es war so um 1994, als ich erstmals von <strong>GoodTimes</strong> Notiz<br />

nahm – ich sah das Heft im Kiosk des Fuldaer Bahnhofs<br />

und war überrascht, ein für mich neues Musikmagazin zu<br />

sehen. Der Zusatz „Die Musik der Sixties<br />

und Seventies" sprach mich dabei<br />

mehr an als der zunächst wenig<br />

aussagende Titel <strong>GoodTimes</strong>. Schon<br />

nach<br />

dem ersten Durchblättern war<br />

klar, dass diese Lektüre für mich<br />

„Pflicht" werden würde. Schnell<br />

wurde das Heft auch eine regelmäßige<br />

Plattform für Blue-Rose-<br />

Anzeigen – die Schnittmenge der<br />

Leser mit unseren Veröffentlichungen wurde von Jahr<br />

zu Jahr größer. Ich kenne kein anderes Musikmagazin,<br />

in dem die Inserate so sehr mit der Musik verbunden<br />

und tatsächlich auch beachtenswert sind. Die Entwicklung<br />

des Magazins in den 20 Jahren ist enorm, und ich<br />

kann mir nur wünschen, dass es genauso weitergeht. Herzlichen<br />

Glückwunsch für 20 informative Jahre <strong>GoodTimes</strong>!<br />

Edgar Heckmann (Blue Rose Records)<br />

Liebes <strong>GoodTimes</strong>-Team, irgendwie ist es immer wie<br />

ein Festhalten an den „Guten Zeiten", wenn ich eine<br />

neue <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe im Briefkasten finde und<br />

die Frage geklärt werden muss – wer darf sie als erster<br />

lesen? Auch wenn ich viele Infos schon von früher<br />

kenne, ist es immer wieder spannend zu lesen, was<br />

ich zum Teil selbst miterleben durfte. Ich komme<br />

mir dann gemeinsam mit euch wie ein Ritter der<br />

berühmten Runde vor, der daran beteiligt ist, dass<br />

die „Guten Zeiten" nicht in Vergessenheit geraten.<br />

Nach 20 Jahren seid ihr ein nicht mehr verzichtbarer<br />

Teil der Rock- und Popgeschichte in Deutschland und<br />

ein<br />

Garant dafür, dass diese Zeiten nicht so schnell l<br />

vergessen werden. MiG-<strong>Music</strong> gibt es jetzt gerade erst<br />

seit zwei Jahren, aber euch sieht man eure 20 Jahre<br />

überhaupt noch nicht an. Weiter so – wir geben uns<br />

auf alle Fälle Mühe, noch das eine oder andere auszugraben,<br />

über das es sich zu berichten lohnt.<br />

Weiterhin viel Spaß bei eurer Arbeit wünscht<br />

das gesamte MiG-Team!<br />

Erst einmal herzlichen Dank für die Möglichkeit, Good-<br />

Times für exzellente Arbeit zu danken, die alle Mitarbeiter<br />

in den vergangenen Jahren geleistet haben – und<br />

die herzlichsten Glückwünsche zu eurem 20. Geburtstag!<br />

Die in die Tiefe gehenden Artikel über ikonenhafte<br />

Musiker, Bands und Songschmiede haben mit dazu beigetragen,<br />

die Popularität des Classic Rock und der verschiedenen<br />

Pop-Genres in den<br />

deutschsprachigen Ländern,<br />

also in Deutschland, Österreich<br />

und der Schweiz, hochzuhalten.<br />

Ich bin sicher, dass viele<br />

jüngere Leser einen wahren<br />

Schatz musikalischer Perlen<br />

dank euch erst entdeckt haben<br />

–<br />

gäbe es <strong>GoodTimes</strong> nicht, hätten<br />

sie wohl nie davon gehört.<br />

Auch wenn meine Frau Deutsche ist und zwei meiner<br />

Söhne fließend deutsch sprechen, sind meine Kenntnisse<br />

dieser Sprache ziemlich limitiert; aber ich habe das<br />

große Glück, einen musikalischen Freund zu haben, der<br />

perfekt englisch spricht und regelmäßiger <strong>GoodTimes</strong>-<br />

Mitarbeiter ist. Ich bin Uli Twelker extrem dankbar für<br />

all die Informationen und Übersetzungshilfen, die er<br />

mir bezüglich der guten Artikel und Plattenkritiken in<br />

<strong>GoodTimes</strong> zukommen lässt. Ich wünsche euch noch<br />

viele erfolgreiche Jahre! Keep on rockin'!<br />

Ray Dorset aka Mungo Jerry<br />

Meine tiefste Verbeugung (Louis-Qua<strong>to</strong>rze-Style) vor<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Begründer Peter Seeger, dem heutigen Herausgeber<br />

Fabian Leibfried und ihren Teams sowie all<br />

den Au<strong>to</strong>ren (auch wenn wir nicht immer einer Meinung<br />

waren/sind): Sie haben<br />

mit diesem Magazin eine einzigartige<br />

Bastion für die Musik<br />

vergangener Tage und Zeiten<br />

geschaffen und aufrechterhalten.<br />

Wo, außer im<br />

(manchmal unsäglichen)<br />

Netz, kann man wie beispielsweise<br />

in der letzten<br />

Ausgabe Erhellendes und<br />

Witziges lesen über „Indianer in der Rockmusik",<br />

Bernd Witthüser, Steve Ellis oder „Falsche Nasen"<br />

(danke, Bernd!). Auch wenn <strong>GoodTimes</strong> etwas<br />

Mohikanerisches anhaftet: Mögen die Letzten ihrer<br />

Art noch möglichst lange durch Prärie und Wälder des<br />

Rockgeschichtlichen Universums streifen!<br />

Gert Gliniorz (EMI)<br />

Seite 12 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong><br />

<strong>the</strong> <strong>80s</strong>


<strong>GoodTimes</strong> ist für mich so etwas wie eine Pflichtlektüre,<br />

weil immer wieder interessante<br />

Details in den S<strong>to</strong>ries auftauchen,<br />

die auch mir ein neues Blickfeld eröffnen.<br />

Insbesondere der Reviewteil<br />

ist ein Highlight, ich habe selten<br />

eine so umfangreichen Sammlung<br />

an CD-Besprechungen gefunden.<br />

Hier finde ich CDs, die<br />

sonst einfach an mir vorbeigehen<br />

würden, da es fast kein anderes<br />

Magazin oder auch Portal mehr gibt, in denen man diese<br />

e<br />

Veröffentlichungen finden kann. Also: Auf gute weitere<br />

Jahre für die <strong>GoodTimes</strong>, auf dass es noch viele<br />

e<br />

Geschichten aus dieser Zeit geben wird und dass die<br />

Good Times für uns alle lebendig bleiben.<br />

Christian Thiel (Hypertension <strong>Music</strong>)<br />

Wow! 20 Jahre – reife Leistung. Bleibt vor allem<br />

eurer Linie treu und berichtet auch weiterhin<br />

ohne Scheuklappen. Es ist<br />

erfrischend zu sehen, dass<br />

– abseits der angeblich so<br />

wichtigen Trends – in einer<br />

Ausgabe Künstler wie Led<br />

Zeppelin, Steve Young<br />

und die Bay City Rollers<br />

unter einen Hut zu bringen<br />

sind. Von Abba bis<br />

Zappa sozusagen. Für<br />

mich genau der richtige Weg. Alles Gute für die<br />

nächsten 20!<br />

Dietmar Bunn (Senior Product Manager<br />

Warner <strong>Music</strong> Group)<br />

Musiker und Musikhörer<br />

Für<br />

mich als Musikhörer gibt es (neben einer weiteren<br />

Zeitschrift) auf dem deutschen Markt kei-<br />

ne<br />

Publikation, die mich als Fan anspruchsvoller<br />

Rock- und Bluesmusik derart gut informiert. In<br />

keinem anderen Medium erfahre ich, welche Veröffentlichungen<br />

auf CD, Vinyl oder DVD für mich<br />

interessant sein könnten. Auch wenn ich nach<br />

dem Lesen der Reviews das Produkt noch nicht<br />

selbst gehört habe, kann ich doch mit ziemlicher<br />

Sicherheit eingrenzen, was mich<br />

interessieren könnte und was nicht. Als<br />

professioneller Musiker schätze ich die<br />

fachliche Kompetenz der Au<strong>to</strong>ren sowie<br />

die stets hervorragend<br />

recherchierten Hintergrundinfos,<br />

die selbst<br />

mir altem Hasen noch<br />

das ein oder andere „Aha"<br />

entlocken können.<br />

Label<br />

Weil wir mit unseren<br />

musikalisch<br />

gesehen doch recht<br />

anspruchsvollen Produkten eine Klientel<br />

ansprechen wollen, die Musik fernab des<br />

Mainstream bevorzugt, ist <strong>GoodTimes</strong> ein<br />

nicht zu unterschätzender Partner im sonst<br />

so überlaufenen Zeitschriftenmarkt. Wenn es<br />

<strong>GoodTimes</strong> nicht schon gäbe, müsste man<br />

das Magazin genau so erfinden. An dieser Stelle möchten<br />

wir uns auch ganz herzlich für die hervorragende Zusammenarbeit<br />

bedanken! Herzlichen Glückwunsch zum<br />

20-jährigen Jubiläum, liebes <strong>GoodTimes</strong>-Team! Auf noch<br />

mindestens das Zehnfache der Zeit!<br />

Paul Vincent (und das gesamte Team von Luxus Musik)<br />

Ja, die „guten alten Zeiten" ... Und nein, früher war nicht<br />

alles besser! Nur anders. <strong>GoodTimes</strong> (zum Glück wurde das<br />

„old" weggelassen!) ist ein Spiegel dessen und zugleich ein<br />

Zeugnis lebendiger Musik- und Filmgeschichte.<br />

Sofern sie noch aktiv sind, all<br />

die Kolleginnen und Kollegen aus den<br />

1960er und 1970er Jahren, finde ich sie<br />

in dieser Zeitschrift wieder. Oft bin ich<br />

überrascht, was die Protagonisten der<br />

musikalischen Generation, in der ich<br />

großgeworden bin, an kreativem Output<br />

noch drauf haben. Von „Rock-<br />

Rente" keine Spur! Und so geht's mir<br />

ja<br />

auch. Ich habe mich sehr über die große S<strong>to</strong>ry zu meinem 65.<br />

Geburtstag im vergangenen Jahr gefreut, zumal <strong>GoodTimes</strong> mir<br />

den Platz für ein ausführliches Interview und zahlreiche Hintergrundinfos<br />

eingeräumt hat. Da ist ein bisschen Nostalgie im<br />

Spiel, aber immer auch der Blick nach vorn, der künstlerischen n<br />

Anspruch mit der Dokumentation eines Lebenswerks verbindet.<br />

Also: Glückwunsch zum Jubiläum und weiter so!<br />

Inga Rumpf<br />

Ich bin auf dem Flughafen zum <strong>GoodTimes</strong>-Leser geworden.<br />

Auf der Suche nach passender Reiselektüre fiel mir ein Magazin<br />

auf, in dem es um genau die Musik und das Lebensgefühl zu<br />

gehen schien, das ich gern mag: die 60er und 70er. Das Good-<br />

Times-Heft wanderte also ins Handgepäck.<br />

Und wie schön war es doch<br />

zu lesen: keine Verwünschungen erfolgreicher<br />

Künstler, kein unnötiges<br />

Niedermachen von Musik, die vielen<br />

Menschen gefällt, oder von Bands, die<br />

nur eine ganz kleine Gruppe von Leuten<br />

kennt. Das empfinde ich bis heute als<br />

ausgesprochen angenehm. Klar: Nicht<br />

jeder Artikel ist eine journalistische<br />

Meisterleis tung, aber das nehme ich gern in Kauf, wenn ich<br />

über die Musik ausreichend informiert werde. Da verzichte ich<br />

auch gern auf irgendwelche halboriginellen Spitzfindigkeiten<br />

von Möchteauchgernschlausein-Schreiberlingen. Ich habe mir<br />

also seit diesem Schlüsselerlebnis <strong>GoodTimes</strong> immer wieder gekauft,<br />

bis ich irgendwann mal ein eigenes Abonnement zum Geburtstag<br />

geschenkt bekommen habe. Also: Glückwunsch zum 20.<br />

Geburtstag, liebe <strong>GoodTimes</strong>! Vielleicht gibt's dich ja<br />

demnächst auch monatlich, das wäre ein schönes Geschenk<br />

an deine Leser.<br />

Tobias Künzel (Die Prinzen, Final Stap,<br />

Ruff As S<strong>to</strong>ne)<br />

© My Darling Clementine<br />

Es<br />

hat mir großen Spaß und Vergnügen bereitet, in den<br />

letzten Jahren mit <strong>GoodTimes</strong> in Verbindung gebracht<br />

worden zu sein. Es ist schlicht fantastisch, dass solch ein<br />

Magazin die Menschen informiert, und das mit einem retrospektiven<br />

Blick auf den Classic Rock. Beeindruckend unterstützt es die<br />

heutige Classic-Rockszene. Und hält auf<br />

dem Laufenden, was Live-Ereignisse, neu<br />

veröffentlichte Musik und Compilations<br />

angeht. Für mich war es eine Herausforderung,<br />

an der ers ten <strong>GoodTimes</strong>-Give-<br />

Away-CD mitzuarbeiten, die ich mit Siggi<br />

Schwarz aufgenommen habe – dabei hatte<br />

jeder Song „Good Times" im Titel. Ich<br />

denke, die CD klang <strong>to</strong>ll und war ein großartiger<br />

Bonus zum Magazin. Ich<br />

wurde dazu inspiriert, meinen eigenen „<strong>GoodTimes</strong>”-Song<br />

zu schreiben, ebenso einen eigenen Song für die Christmas-CD<br />

im vorletzten Jahr. Danke, Fabian! Dank auch an<br />

das <strong>GoodTimes</strong>-Team für all eure Unterstützung in den<br />

vergangenen Jahren und hoffentlich auch in Zukunft.<br />

Mit den besten Wünschen für künftigen Erfolg.<br />

Chris Thompson<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 201<br />

2 <strong>Music</strong> Seite ■ <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong><br />

<strong>80s</strong> ■<br />

13


Eine Legende wird 50<br />

Es ist noch früh im Jahr, doch in Hamburg brennt jetzt schon<br />

der Baum: Star-Club-Jubiläum, und was für eins! Am 12.<br />

und 13. April rappelt's in den Fliegenden Bauten am Heiligengeistfeld.<br />

Ebenfalls am 13. geht es in der Großen Freiheit 36,<br />

einen Steinwurf vom ursprünglichen Club-Standort<br />

entfernt, ebenfalls zur Sache. Schwere Entscheidung<br />

für jeden Fan – bei insgesamt über 100 Mitwirkenden!<br />

Die Geschichte des Star-Club ist schon vielfach<br />

beschrieben worden. Gegründet<br />

von Manfred<br />

Weißleder<br />

und Horst Fascher<br />

1962. Schließung<br />

Silvester<br />

1969. Von Fascher<br />

1976 reanimiert. Und<br />

Paul McCartney (Beatles)<br />

Was sind deine ersten Gedanken an<br />

den Star-Club?<br />

Herbertstraße … du hast mich nach meinem<br />

ersten Gedanken gefragt, oder? Also Herbertstraße!<br />

Dort haben wir uns vergnügt.<br />

Wir sind die Straße entlanggegangen, an<br />

den Schaufenstern vorbei mit den Ladies<br />

dahinter. Wir sind die ganze Reihe entlang<br />

und hatten immer Bananen dabei. Die haben<br />

wir vor den Damen geschält. Denen hat das<br />

überhaupt nicht gefallen, sie waren ziemlich<br />

genervt von uns und mochten uns nicht be-<br />

Paul McCartney<br />

sonders. Aber wir waren halt Teenager und<br />

hatten unseren Spaß. Ich denke da noch manchmal dran … probiert es<br />

doch mal aus ... Ich empfehle das: Bananen!<br />

wieder untergegangen. Die fabelhaften Jahre<br />

wurden längst in einigen Büchern aufbereitet,<br />

besonders gut in Ulf Krügers zweisprachigem<br />

Werk "<br />

Der bekannteste Beat-Club der Welt"<br />

oder in der großformatigen, allerdings<br />

schon 1982 erschienenen Dokumentation<br />

von Dieter Beckmann<br />

und Klaus Martens.<br />

Was also noch neu erfinden?! Aus fünfter<br />

bis elfter Hand hinzugedichtet ( "<br />

Ich<br />

hab' mit Jimi 'ne Bratwurst gegessen",<br />

"<br />

Ringo hat mir auf den Fuß<br />

gepinkelt" etc.) wurde – und wird –<br />

schließlich schon genug. <strong>GoodTimes</strong><br />

hält sich darum lieber an Zeitzeugen.<br />

Oliver Schuh stellte Fragen, die Promis<br />

aus glorreicher Zeit haben geantwortet.<br />

Aber da gab es bestimmt noch viel mehr …<br />

Na klar! Also Hamburg war die erste deutsche Stadt,<br />

die wir besuchten – damals, als wir noch Kids waren.<br />

Hamburg war in unseren Gedanken immer<br />

ganz fest mit Liverpool verbunden. Unser Promoter<br />

hieß Alan Williams, und der wiederum kannte einen<br />

deutschen Promoter. Das war Bruno Koschmider,<br />

glaube ich. Und Alan sagte zu ihm: „Ich kann euch<br />

jede englische Band besorgen ... Millionen davon!"<br />

Die meisten englischen Bands kamen aus Liverpool,<br />

viel mehr als aus London, am Anfang zumindest.<br />

Ich weiß nicht, vielleicht waren die Liverpooler<br />

Bands billiger. Wir Kids kamen also rüber nach<br />

Hamburg. Wir waren ziemlich jung, und es war <strong>to</strong>ll<br />

und sehr aufregend für uns. Wir waren vorher noch<br />

nie von zu Hause weg gewesen. Und plötzlich standen<br />

wir auf der Reeperbahn, an der Großen Freiheit, im Indra und im Bambi-Kino.<br />

Mensch, wir übernachteten im Bambi-Kino, direkt neben den Toiletten! Das war<br />

nicht gerade edel, aber es hat auch sehr viel Spaß gemacht. Wir spielten unseren<br />

Rock’n’Roll, egal ob im<br />

Indra, Kaiserkeller oder Star-<br />

Club. Für uns war es eben<br />

Hamburg! Und ich komme<br />

heute noch immer wieder<br />

gern dorthin. Es ist, als käme<br />

ich nach Liverpool oder New<br />

York. Hamburg ist<br />

eine sehr schöne<br />

Stadt für<br />

mich, und<br />

ich kenne<br />

sie relativ<br />

gut, habe natürlich viele Erinnerungen ... Wenn ich mit meiner Familie<br />

dort bin, dann sage ich: Dort<br />

ist der große Laden, wo wir unsere<br />

Gitarren gekauft haben, hier ist<br />

Steinway und dort die Alster, wo<br />

wir immer gerudert haben.<br />

Und war der Star-Club für<br />

euch etwas Besonderes?<br />

Es war der Rock'n'Roll-Club Nr.1<br />

– und denke daran, dass ich auch<br />

heute noch gern Club-Gigs spiele,<br />

die sich von den großen Tourneekonzerten<br />

unterscheiden. Wirklich<br />

so in kleinen Clubs – das ist<br />

dann so ähnlich wie zu unseren<br />

Anfängen. Mir macht das sehr<br />

viel Spaß! Also dann, goodbye,<br />

Hamburg – ich komme wieder!!!<br />

Seite 14 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Horst Fascher<br />

(Mitbegründer, Geschäftsführer)<br />

Wie hat alles begonnen?<br />

Ich war Geschäftsführer vom Top-<br />

Ten-Club auf der Reeperbahn und<br />

hab' mich mit dem Inhaber Peter<br />

Eckhorn überworfen. Ich wollte mein<br />

Ding machen, konnte das dort aber<br />

Horst Fascher<br />

nicht so umsetzen. Ich habe dann im<br />

Lachenden Vagabund angefangen,<br />

und da kam immer so ein Typ rein, den ich überhaupt nicht kannte. Der hat<br />

jeden Morgen um sechs, halb sieben zwei Kaffee getrunken und mit so einem<br />

knusprigen Weißbrot rumgekrümelt, das er immer unterm Arm trug. Ich war drauf<br />

und dran, den raus zu schmeißen, weil ich immer die Krümel wegfegen musste,<br />

bis mir mein Bruder sagte, dass das Manfred Weißleder<br />

ist, der einige Läden auf St. Pauli besaß. Und da hab' ich<br />

natürlich gedacht: Mensch, dann ist das ja der richtige<br />

Mann für mich! Ich habe ihm mein Konzept vorgestellt,<br />

nämlich einen Rock'n'Roll-Club aufzuziehen, der anders<br />

war als alles, was es schon gab. Er meinte: „Das hört sich<br />

ja alles ganz gut an, aber wie lange brauchst du, um die<br />

Bands dafür zu finden? Ich selbst muss mich ja erst mal<br />

um Räumlichkeiten kümmern." Und ich: „drei Monate."<br />

Genauso lange, meinte er, würde er für den Umbau des<br />

Stern-Kinos brauchen, in dem wir gerade saßen. „Wann<br />

kannst du loslegen?“ fragte er. Ich: „Sofort! I’m ready!"<br />

Welche Gefühle hattest du bei deinem ersten<br />

Trip nach London und Liverpool, als du mit dem Keyboarder Roy<br />

Young die ersten Bands rekrutiert hast?<br />

Moment! Ich war als junger Hamburger Meister im Federgewichtsboxen vorher<br />

schon in London, zum Beispiel in der 2I’s Coffee Bar, da<br />

spielten damals Cliff Richard und die Shadows usw. Aber als<br />

erstes habe ich die Beatles gebucht – es ging in Hamburg das<br />

Gerücht um '<br />

Die Beatles kommen wieder und spielen natürlich<br />

wieder im Top Ten'; und da habe ich mir gedacht: Das<br />

ist der Einstieg! Ihr Manager Brian Epstein hat mir aber unmissverständlich<br />

klargemacht, dass er bei Peter Eckhorn im<br />

Wort steht, worauf ich – ich war ja ein Heißsporn! – gesagt<br />

habe: „Wenn die Beatles im Top Ten spielen, hauen wir an<br />

dem Abend den Laden in Stücke!" Und Epstein: „Okay, lass<br />

mich erst mit den Jungs reden." Das hab ich dann ebenfalls<br />

gemacht. Wir haben uns im Cavern Club getroffen und haben da einen gehoben.<br />

Und dann ging es doch ...<br />

Hattest du stets grünes Licht von Weißleder?<br />

Ich hatte was im Kopf und wusste, da ist Geld im Rücken. Manfred Weißleder<br />

hat mich ausgestattet und<br />

mir einen neuen Anzug für<br />

700 Mark machen lassen.<br />

Man sah ja nicht unbedingt<br />

danach aus, um englischen<br />

Geschäftsleuten gegenübersitzen<br />

zu können. Ich war gut<br />

präpariert, rüberzufahren und<br />

die Stars antanzen zu lassen,<br />

die ja noch gar keine waren.<br />

Horst Fascher mit Bill Haley<br />

Der ‚kleine’ Horst mit den noch nicht so großen Beatles<br />

Ich habe eine Audition gemacht, da kamen 17 Bands! Die Searchers, Swinging<br />

Blue Jeans, Gerry & The Pacemakers ... und alle, wie sie da waren.<br />

Gab es eigentlich Kriterien, nach denen ihr die Kellner ausgesucht<br />

habt? Die sollen ja teilweise ganz schön rabiat gewesen sein.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 15<br />

Das waren sie auch, aber die muss-<br />

ten sich ja durchsetzen. Denn da gab<br />

es noch keine Türsteher, da strömte alles<br />

rein, was rein wollte, und schon hattest du den Krach<br />

im Laden. Und den konntest du dann auch nur dort klären, und<br />

es hieß dann nur noch: ordentlich ausknocken und raus damit.<br />

Ich habe ja auch acht Körperverletzungen begangen, blaues Auge,<br />

Kieferbruch und so weiter, und ich bin dafür auch in den Knast<br />

eingefahren. Aber trotzdem: Das war damals noch alles mit der<br />

Faust, heute ziehen die Leute das Messer oder schießen sich gegenseitig<br />

ein Loch in den Bauch.<br />

Welche Bands oder<br />

Musiker sind dir schon<br />

damals besonders ans<br />

Herz gewachsen?<br />

Gerry von den Pacemakers<br />

wurde ein Freund der Familie,<br />

mein jüngster Bruder<br />

flog sogar rüber und<br />

wurde über Weihnachten<br />

eingeladen. Auch<br />

die Beatles waren bei<br />

uns in der Wohnung,<br />

und mein Vater hat für die Jungs Ein<strong>to</strong>pf gekocht. So haben wir das Beste<br />

für sie gemacht und sie wiederum das Beste für unseren Laden. Da ist manche<br />

Freundschaft fürs Leben geschlossen worden.<br />

Mit wem gab es Probleme?<br />

Mit Chuck Berry (lacht), aber den haben<br />

wir gut ausgetrickst. Er hat mich<br />

vor der Veranstaltung ausgefragt, wie<br />

viele Leute da seien und was wir an<br />

Eintritt nehmen würden. Ich habe ihm das<br />

alles beantwortet, naiv wie ich war, und<br />

habe da auch noch übertrieben, um alles<br />

in ein besseres Licht zu rücken. Darauf er: „Dann will ich doppelte Gage!" Ich<br />

Ein verschwitzter Little Richard<br />

Unter Chubby<br />

Checkers Fittichen<br />

Mit Kumpel Paul McCartney<br />

hin zu Weißleder. Und wieder zurück<br />

im Backstage-Bereich habe<br />

ich Chuck gesagt: „Pass auf, wir<br />

machen jetzt hinten die Tür zu, ich<br />

gehe raus und kündige an, dass du<br />

nur für die doppelte Gage spielst<br />

oder gar nicht – und dann kannst<br />

du nur noch über die Bühne raus.<br />

Der Laden ist voll mit Zuhältern<br />

und kleinen Banditen, und genau<br />

da musst du dann durch. Die werden<br />

dich zerstückeln." Das hat ihn wohl mittelschwer beeindruckt, und er sagte,<br />

das sei doch nur ein Spaß gewesen. Dann ist er raus, hat sein Ding gemacht, aber<br />

mich später nie wieder auch nur mit dem Hintern angesehen!<br />

Gibt es eine Frage, die du gern mal gestellt bekommen hättest?<br />

Eine Frage? Ach, ich bin in den Knast<br />

gegangen, und damit war meine Geschäftsführer-Zeit<br />

beendet. Eigentlich<br />

wollte ich zur See fahren und die<br />

Welt kennen lernen, aber die habe ich<br />

ja im Star-Club gehabt. Das waren die<br />

besten und schönsten Jahre meines<br />

Lebens.<br />

[Horst Fascher, der Ex-Boxer, ist nach diversen<br />

Schicksalsschlägen immer wieder aufgestanden.<br />

Er fühlt sich heute wieder on <strong>to</strong>p und ver-<br />

Horst Fascher und Jerry Lee Lewis<br />

anstaltet am 13. April in der Großen Freiheit 36 in Hamburg seine 50 Jahre-Star-Club-Feier mit<br />

vielen Gästen, von denen einige hier zu Wort kommen.]


Seite 16 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Kannst du dich an deinen ersten Auftritt im Star-Club erinnern?<br />

Absolut! Wir kamen 20 Minuten vor Mitternacht im Club an und haben uns<br />

erstmal an der Tür vorgestellt. Auf der Bühne standen gerade Cliff Bennett & The<br />

Rebel Rousers, makellos in jeder Hinsicht – die Klamotten, der Sound … Das hat<br />

uns schon mal umgehauen, was für eine Konkurrenz! Wir waren für den nächsten<br />

Tag gebucht, und um fünf vor zwölf kam Manfred Weißleder auf uns zu und<br />

sagte: „Dann macht euch mal fertig, Jungs." Und wir, völlig überrascht: „Wieso,<br />

wir sind doch erst morgen dran!" Darauf Weißleder: „Ja, aber gleich ist morgen."<br />

Eine halbe Stunde nach unserer Ankunft standen wir auf der Bühne, und das Publikum<br />

liebte uns vom ersten Moment an. Und wir liebten<br />

das Publikum.<br />

Du warst mit den Dominoes schnell einer der<br />

Publikumsfavoriten. Was machte euren Erfolg<br />

aus?<br />

Der Club selbst, weil es kein normaler Club war. Du musst<br />

King Size Taylor<br />

bedenken: Sieben Tage die Woche waren fast immer dieselben<br />

Leute im Publikum, und wir hatten Zeit für sie.<br />

(King Size Taylor & The Dominoes; g, voc)<br />

Das war alles wie im Wohnzimmer: Du sitzt zwischen<br />

Du warst in Liverpool Schlachter. Wie<br />

den Auftritten mit den Leuten zusammen, trinkst was mit<br />

kommt man da als Musiker nach Ham-<br />

ihnen, quatscht und triffst dich sogar tagsüber mit ihnen.<br />

burg?<br />

King Size Taylor<br />

Eine ganz familiäre Atmosphäre.<br />

Ich bin Schlachterlehrling gewesen, auf dem Weg<br />

zum Meister. Ich war aber schon beeinflusst durch<br />

Wie war der<br />

meine Mutter, die Slidegitarre gespielt hat. An meinem 16. Geburtstag<br />

1955 hab ich in der Skiffleband The James Boys angefangen, mir Checker?<br />

Auftritt mit Twistkönig Chubby<br />

eine Gitarre gekauft und stieß mal auf dem Heimweg in einem Fish'n'Chips-Shop Im Club ist er von Sounds Inc. begleitet<br />

auf Bobby Thompson. Er fragte mich: „Du bist doch Gitarrist! Wie viele Akkorde worden, aber wir als Hausband haben ihn<br />

hast du drauf?" „Vier." Und er: vom Flughafen abgeholt. Unser Gig mit<br />

„Ich kenne drei. Wollen wir eine Chubby fand direkt auf der Rollbahn statt.<br />

Band aufmachen?" Das haben wir Wir waren immer wieder mal das Empfangskomitee.<br />

Ray Charles haben wir auch<br />

King Size Taylor heute<br />

dann auch getan. Dann tauchten<br />

die Dominoes auf. Die brauchten vom Flughafen abgeholt. 1964 waren wir Chuck Berrys Backing Band.<br />

einen Leadsänger, der auch passabel<br />

Gitarre spielen konnte, und Warum bist du nach 1965 nicht mehr im Star-Club aufgetreten?<br />

das traf auf mich zu. Mit dem Die Band fiel aus verschiedenen Gründen auseinander, und ich habe immer wieder<br />

Bassisten war ich nicht so ganz eine andere über den Kanal geholt; die einen waren klasse, andere mittelmäßig,<br />

einverstanden, also kehrte Bobby aber unterm Strich war ich nicht begeistert von der Richtung, in die die Musik sich<br />

zu uns zurück. Und dann kamen damals drehte. Mein Herz schlug für den Rock'n'Roll – und das tut es bis heute<br />

all diese Schiffe aus den USA nach –, aber viele der Bands, die kamen, hatten das Gesicht des Rock'n'Roll verändert,<br />

Liverpool, über die Besatzungen und das war nicht mehr meine Sache. Man hat mich dann dazu gebracht, ein paar<br />

erhielten wir Zugang zu amerikanischen<br />

Musikaufnahmen. Wir einfach nicht gehen. Bevor es zurück nach England ging, habe ich noch einen TV-<br />

Soulnummern einzuspielen. Die waren auch ganz okay, aber den Weg wollte ich<br />

wurden förmlich erschlagen von Auftritt mitgenommen, und eine Woche später stand ich wieder in der Schlachterei<br />

in Liverpool. Und ich bin ein großartiger Schlachter geworden!<br />

der Energie, die uns da überrollte.<br />

Rock’n’Roll! Da haben wir Skiffle<br />

erstmal beiseite gelassen. Die [King Size Taylor stand bis 2000 nicht mehr auf einer Bühne, er kam 2002 zum 40. Geburtstag des<br />

Beatles, Howie Casey und Rory Star-Club nach Hamburg zurück. Ein Jahr später heiratete er seine Freundin Marga, die er schon<br />

S<strong>to</strong>rm waren schon in Hamburg 1962 kennen gelernt hatte. Er lebt seit 2007 in der Hansestadt. Sein aktuelles Projekt heißt King<br />

gewesen, dann kam der Star-Club Size & Co. und vereint Star-Club-Größen von einst. Auch er wird neben vielen anderen Stars zum<br />

ins Rollen. Horst Fascher und Roy 50. Geburtstag aktiv.]<br />

Young reisten an, um nach weiteren Bands aus Liverpool zu suchen. Wir spielten<br />

gerade im Orrell Park Ballroom, und wir wussten, dass die beiden da waren, und<br />

legten uns richtig ins Zeug.<br />

Achim Reichel (Rattles; voc, g)<br />

Und dann gab es auch gleich<br />

das Angebot: „Wollt ihr ab Juli<br />

1962 stand ja noch ganz im Zeichen<br />

1962 im Star-Club auftreten?"<br />

der englischen Bands, bis Manfred<br />

Wir haben sofort eingewilligt.<br />

Weißleder einen Wettbewerb nur für<br />

Ich bin dann zu meinen Eltern,<br />

doch die waren natürlich<br />

veranstaltete. Ihr seid Neujahr 1963<br />

alles andere als angetan von<br />

erstmals im Star-Club aufgetreten und<br />

dem Gedanken: „Du bis wohl<br />

habt gleich diesen Bandwettbewerb ge-<br />

geisteskrank! Du hast gerade e<br />

wonnen. Welche Erinnerungen hast<br />

deine Lehre beendet, bist jetzt t<br />

du daran?<br />

junge deutsche Gruppen in der Region<br />

ausgebildeter Schlachter, und<br />

Es war uns nicht wirklich klar, aber wir waren<br />

nun das!" Immerhin haben sie<br />

nun mal die Geilsten. Das war ja damals noch<br />

mir einen Monat gegeben. Wir<br />

Urzeit in Deutschland, es gab keine Trennung<br />

sind also nach Hamburg, und was soll ich sagen: Es war Liebe auf den ersten Blick. zwischen Rockband und Wochenendkapelle. Achim Reichel<br />

Die Organisation war klasse, und nach dem einen Monat bot man uns drei weitere Und zu der Zeit war man mit der E-Gitarre ja<br />

an. Auch den Vertrag haben wir sofort unterschrieben."<br />

schon so was wie ein Marsmensch. Die anderen Bands fuhren mit Bussen ihre Fans<br />

aus umliegenden Regionen an, aber der Unterschied zwischen wochenendtauglichen<br />

Alleskönnern und einer echten Rockband hat’s gebracht.<br />

Ein paar Worte über Manfred Weißleder.<br />

Er war so etwas wie eine rheinische Frohnatur. Ein großer breitschultriger Kerl<br />

mit geschorenem Schädel und einem ganz speziellen Humor. Einmal sagte er zu<br />

uns: „Also, von eurer Musik verstehe ich nicht allzu viel, aber ihr solltet euch mal<br />

Operettenhits anhören." Und wir: „Wieso das denn?" „Na ja, das sind erfolgserprobte<br />

Harmoniestrukturen. Da braucht ihr nur eure Texte draufmachen, und<br />

dann weiß man schon, dass das Erfolg haben wird." Da haben wir uns schon


Manfred Weißleder und<br />

Screaming Lord Sutch<br />

in der Garderobe des<br />

Star-Clubs, 1963.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Günter Zint, K&K<br />

gedacht: Mein Gott, um was für Ecken<br />

kommt der denn?!<br />

Gab es damals viele Kontakte zu<br />

anderen Bands und Solisten?<br />

Die gab es. Ich halte heute noch eines<br />

der ersten Gitarren-Effektgerät (Hornby<br />

– Selecta<strong>to</strong>ne T.B.2 ) in Ehren, das mir<br />

mal Tony Iommi von Black Sabbath geschenkt<br />

hat. Donovan hat mir im Star-<br />

Club während unseres Sets eine gerissene<br />

Gitarrensaite ausgewechselt. Solche Beispiele<br />

gibt es viele, unter englischen Musikern<br />

besteht ein weniger verkrampftes<br />

Kollegengefühl, die können sich sogar<br />

füreinander freuen. Ich werde auch nie vergessen, wie Richie Havens vor dem Club<br />

mit einem Transvestiten rumschäkerte! Ich versuchte, ihm zu verstehen zu geben,<br />

dass das ein Kerl ist, aber das wollte er irgendwie gar nicht wissen. Da denkt man,<br />

da kommt einer aus Amerika, und der sollte ja eigentlich wissen was Sache ist –<br />

und dann wird der von einer Transe bezirzt und denkt. er ist im Himmel.<br />

Was war das Besondere an den<br />

Rattles im Star-Club?<br />

Wir waren talentierte Milchgesichter,<br />

die wilde Energie verströmten. Das<br />

mochten die Mädels aus den umliegenden<br />

Rotlicht-Bars besonders. Ansonsten<br />

war der Club ja eher für uns<br />

das Besondere: wie eine riesige Volkshochschule.<br />

Man hat den Bands auf<br />

die Finger geschaut und unheimlich<br />

viel gelernt.<br />

Als es mit dem Club zu Ende ging, warst du während der Konkursphase<br />

als Pächter mit Kuno Dreysse und Frank Dostal mittendrin.<br />

Natürlich war ich da <strong>to</strong>tal blauäugig, aber der Star-Club war halt unsere Wiege, unser<br />

Tor zur Welt. Und wenn du siehst, dass so ein Laden vor die Hunde geht, dann<br />

sagst du eben: „Jo, dann lass uns das mal machen." Und dann gerieten wir selbst<br />

in so einen Strudel, stellten zum Beispiel fest, dass die Barfrauen einen Mörder-<br />

Umsatz an ihren Theken machten, aber im Bon-Buch stand kaum was drin. Und<br />

dann merkten wir: Die kaufen den Whiskey im Supermarkt und bringen den in der<br />

Handtasche mit, schenken aus, kassieren, aber packen das Geld nicht in die Kasse.<br />

Das sind so kleine Dinge, wo du feststellst: Wir sind hier schließlich auf St. Pauli,<br />

das hättest<br />

du wissen<br />

müssen. Und<br />

dann die Behörden:<br />

Mal<br />

waren die<br />

Notausgänge<br />

nicht in<br />

Ordnung,<br />

dann waren<br />

die Klos kaputt<br />

– also<br />

irgendein<br />

Scheiß war<br />

da immer.<br />

Und dann wird so ein Schuppen einfach abgerissen. Da darf man dann auch von<br />

einem nicht intakten Kulturbewusstsein sprechen. Mit dem Star-Club-Ende ging<br />

auch meine zweite Band Wonderland in die Brüche. Beides zusammen hat einen<br />

dann mit leeren Taschen noch mal über Los geschickt. Das hätte ich als St. Paulianer<br />

besser wissen müssen, der Kiez ist extrahartes Pflaster für Gastwirte.<br />

[Interessant ist Reichels Kommentar zu Wonderland, die von James Last produziert wurden: "<br />

Der<br />

Mann ist mit vielen Talenten gesegnet, er kann sogar einem verwirrten Bienenschwarm den geordneten<br />

Flug beibringen. Für uns jedenfalls war es wohltuend, von einer allseits anerkannten<br />

musikalischen Au<strong>to</strong>rität angeleitet zu werden. Aus eigener Kraft wären wir über interne Kompetenzrangeleien<br />

wahrscheinlich nicht hinausgekommen. Dass das musikalische Klangbild unseres<br />

ersten Hits 'Moscow' absolut auf Höhe der Zeit war, unterstreicht die Qualität des Produzenten.<br />

Nicht auszudenken, wenn er für längere Zeit zu unserem George Martin geworden wäre."]<br />

Roy Dyke<br />

(Remo Four; dr)<br />

Ihr seid 1964<br />

erstmals im<br />

Star-Club aufgetreten.<br />

Wie<br />

ging es los?<br />

Wir erreichten<br />

Hamburg mitten<br />

in der Nacht und<br />

waren <strong>to</strong>tal kaputt<br />

Roy Dyke<br />

von der Reise. Mit<br />

vier Taxen sind wir<br />

vom Hauptbahnhof gekommen, weil mein Schlagzeug und das restliche Equipment<br />

so viel Platz brauchte. Bei der Ankunft sagte man uns, wir seien zu spät und deshalb<br />

erst in drei Stunden dran. Es war eine völlig normale Star-Club-Nacht, der Laden<br />

ganz gut besucht, und wir spielten zwei Sets, kaputt, wie wir waren, und mit den<br />

ersten paar Bieren intus. Aber die zweite Nacht<br />

war der Wahnsinn! Der Club brechend voll, alle<br />

Leute begeistert und überall ein „Wow, was für<br />

eine Band! Die müsst ihr sehen! Die sind anders!"<br />

Wir wurden praktisch über Nacht eine der populärsten<br />

Bands in Hamburg.<br />

Was war so besonders an euch?<br />

Es war wohl nicht nur das Entertainment, das<br />

wir boten bzw. das in erster Linie unser Sänger<br />

und Organist Tony Ash<strong>to</strong>n rüberbrachte. Wir<br />

waren einfach musikalisch gut und präsentierten somit mehrere Dinge: Ich war<br />

cool, Tony witzig, Colin war der nette<br />

Typ und zudem ein außerordentlich<br />

guter Gitarrist. Und wir brachten nicht<br />

die Nummern, die die anderen spielten.<br />

Da saßen während unseres Auftritts mal<br />

die Rattles, mal die German Bonds da –<br />

und alle kritzelten Akkorde und Notizen<br />

auf ihre Zettel. Bestimmt hat jede deutsche<br />

Band, die damals in Hamburg auftrat, irgendwann irgendwas gespielt, das die<br />

Remo Four im Programm hatten.<br />

Wie endete die Beziehung Star-Club/Remo Four?<br />

Wir spürten das schon 1967, bevor es endgültig passierte. Die Stimmung bei den<br />

Auftritten war vergleichsweise mau, die Abwanderung zu anderen Clubs hatte<br />

schon eingesetzt. Zwei Jahre später wurde der Laden dann ja auch geschlossen.<br />

[Roy Dyke lebt heute in Hamburg. Er hat in diversen lokalen Top-Bands wie zum Beispiel B-Sharp<br />

und Bauer, Garn & Dyke gespielt.]<br />

Franz Jarnach<br />

(Lee Curtis All Stars; keys)<br />

Was hielt eigentlich dein Vater,<br />

der Musikprofessor Philipp<br />

Jarnach, von deinem Werdegang?<br />

Wenig, und nicht nur er. Ich komme<br />

aus einer reinen Musikerfamilie. Meine<br />

Mutter war Konzertpianistin und hat<br />

uns alle mit vier Jahren rangekriegt, also<br />

sind mein Bruder und meine Schwester<br />

auch Musiker. Ich hab schon als Achtjähriger<br />

Beethoven-Klaviersonaten gespielt,<br />

aber wenn man das nicht ständig<br />

übt, dann verlernt man es irgendwann<br />

natürlich auch wieder.<br />

Franz Jarnach<br />

Du warst schon mit Mama Betty's Band aufgetreten und mit Little<br />

Gerhard in S<strong>to</strong>ckholm. Dann hast du im Star-Club die Remo<br />

Four gesehen. Was ist da passiert?<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 17


Ich hatte da schon was getrunken,<br />

sonst hätte ich mich das gar nicht<br />

getraut. Die Remo Four haben immer<br />

einen Titel von Oscar Brown<br />

Jr. gespielt, "But I Was Cool"; und<br />

da ist<br />

Tony Ash<strong>to</strong>n immer von<br />

der Orgel aufgestanden,<br />

hat sich einen Hut aufgesetzt<br />

und dann seine Show abgezogen.<br />

Und da bin ich auf die<br />

Bühne gesprungen, setzte mich<br />

an die Orgel und habe mitgespielt!<br />

Und das durfte ich eine<br />

Viertelstunde lang.<br />

Dann kam Lee Curtis auf dich<br />

zu?<br />

Der suchte gerade eine neue Band,<br />

und so bin ich sofort bei ihm eingestiegen.<br />

Er ist natürlich nicht selbst<br />

gekommen, sondern hat den Schlagzeuger<br />

geschickt, der mich dann gefragt hat. Ich hatte gar nicht daran<br />

gedacht, bei Lee zu spielen, aber – Mann, ich war im Star-Club! So<br />

bin ich da reingerutscht.<br />

Jobs für Lee Curtis und Tony<br />

Sheridan. War die Doppelbelastung<br />

auszuhalten?<br />

Bei Tony hab ich ja nie fest gespielt,<br />

aber ich bin mit allen möglichen Leuten<br />

aufgetreten. Nein, von Belastung<br />

kann man da nicht reden.<br />

Gibt es etwas, das dich im<br />

Nachhinein ärgert?<br />

Klar! !Durch meine Bundeswehrzeit ithbih hab ich Ray Charles verpasst, ich habe Jerry<br />

Lee Lewis verpasst, ich habe Brenda Lee und Chuck Berry verpasst, da habe ich nie<br />

frei bekommen. Immerhin: Wen ich nicht verpasst habe, waren Little Richard und<br />

Gene Vincent. Das war klasse!<br />

Gab es damals viele Kontakte zum Publikum? Hast du mit den<br />

Leuten auch am Tresen gesessen, so nach dem Mot<strong>to</strong> "<br />

zweites<br />

Wohnzimmer"?<br />

Nee, ich habe damals außerhalb in Bergedorf gewohnt und war dann vielleicht<br />

mal mit meinen Kumpels von dort zusammen, aber die meiste Zeit war ich allein.<br />

Ich wollte dann eigentlich meine Ruhe haben, ich wollte nur zuhören. Ich mag das<br />

nicht, wenn die Leute anfangen zu quatschen, nur wenn ihnen das eine Stück, das<br />

gerade läuft, nicht gefällt.<br />

[Franz Jarnach ist inzwischen einem Millionenpublikum bekannt – als grummeliger Feierabend-<br />

Trinker "<br />

Schildkröte" am Imbisstisch des TV-Klassikers "<br />

Dittsche" mit Olli '<br />

Bademantel' Dittrich.]<br />

Henner Hoier (The Rivets; g, voc)<br />

Ihr habt am 24. Juli 1964 am Star-Club-<br />

Wettbewerb teilgenommen. Wie war das?<br />

Es waren ja die Lords, die German Bonds,<br />

die Blizzards und andere dabei.<br />

Lord Ulli hat in seinem Buch geschrieben, dass die<br />

Lords eigentlich nur Angst vor meiner Stimme gehabt<br />

haben. Das ist natürlich ein Riesen-Kompliment. Wir<br />

haben uns im "Haus der offenen Tür" am Pferdemarkt<br />

vorbereitet, wir konnten ja nur fünf Lieder. Das<br />

waren "Only You", "Stupidity", "Sweet Little Sixteen",<br />

"Cara mia" und "Jezebel". Wir waren überrascht, haben<br />

uns aber riesig gefreut, als wir gewonnen hatten.<br />

Danach sind wir mit unseren fünf Liedern sozusagen<br />

als „Bravo"-Teenie-Popper mit den S<strong>to</strong>nes auf Tournee<br />

gegangen. Der Star-Club-Wettbewerb war der<br />

The Rivets<br />

Anfang unserer Karriere, und wir bekamen daraufhin einen Vertrag von Philips,<br />

damals einer der größten Plattenfirmen.<br />

Wie sind deine Erinnerungen an die Zeit danach?<br />

Wir waren dann eine der richtigen Star-Club-Bands, sind dreimal pro Woche aufgetreten:<br />

häufig am Anfang, um Mitternacht und noch mal um vier Uhr morgens.<br />

Anschließend ging es immer zu einem Chinesen, der auf St. Pauli irgendwo im ersten<br />

S<strong>to</strong>ck saß, und danach sind wir immer alle Mann hoch nach Timmendorf an die<br />

Ostsee gefahren.<br />

Da haben wir<br />

uns dann dort,<br />

wo heute das<br />

Maritim-Hotel<br />

steht, in den<br />

Sand gelegt und<br />

erstmal richtig<br />

ausgeschlafen –<br />

und dann war<br />

der Tag schön.<br />

Abends ging's<br />

wieder zurück,<br />

weil wir im Club<br />

arbeiten mussten.<br />

Hattet ihr viele Kontakte zu anderen Bands, oder gab man sich die<br />

Klinke in die Hand?<br />

Es gab viele Freundschaften. Natürlich zu den Bands, die da aufgetreten sind.<br />

Aber klasse waren natürlich auch die Kontakte, die wir in London zu den Who,<br />

mit denen wir im Marquee Club aufgetreten sind, den S<strong>to</strong>nes und Animals hatten.<br />

Brian Epstein wollte uns anheuern, doch unser Produzent Sigi Loch hat es nicht<br />

erlaubt, da wir in unserer damaligen Freude mit ihm einen weltweit gültigen Plattenvertrag<br />

abgeschlossen hatten. Das haben wir bereut ...<br />

Womit konnten die Rivets punkten?<br />

Wir waren jung, frisch und haben auf die Mädels gewirkt. Und das war damals alles<br />

ohne Kalkül. Wenn wir auftraten, sind manche tatsächlich in Ohnmacht gefallen!<br />

Es gibt ja einige alte Fo<strong>to</strong>s, auf denen man sieht, dass die Halle voll ist – nur<br />

mit Mädels. Ohne Quatsch: Wenn wir irgendwo rumliefen, musste man schon die<br />

Straßen sperren. Als wir in Hamburg zum Konzert mit den S<strong>to</strong>nes in die Ernst-<br />

Merck-Halle gefahren wurden, bekamen wir sogar eine Polizei-Eskorte!<br />

Gab es bei euch auch so eine Image-Aufteilung? Der Ruhige, der<br />

Niedliche, der Witzige, der Intellektuelle ...?<br />

Kann man so sagen. Kuno war auf jeden Fall der Lustige. Er sang immer "Wild<br />

Thing" – den Text dazu hat er jedesmal neu erfunden, und es endete immer mit<br />

„Ich bin der Gilb!" Das war aus dieser Waschmittel-Werbung für Gardinen, und<br />

ich habe eigentlich nie verstanden, warum da immer alle lachen mussten. Vielleicht<br />

war es sein Outfit, oder es lag an diesen Fellpuschen, die er immer angehabt<br />

hat. Jedenfalls war er bei den Rivets immer derjenige, der für die gute Stimmung<br />

gesorgt hat.<br />

Gab es neben Alkohol auch andere Drogen?<br />

Rotlichtmilieu?<br />

Ach, ohne Ende! Ich bin und war nie verheiratet, aber<br />

mehr möchte ich dazu trotzdem nicht sagen.<br />

Hast du noch Kontakte zu deinen Mitspielern?<br />

Nee, das ist echt merkwürdig. Zu gar keinem. Das hat sich<br />

wohl einfach so ergeben. Man dachte damals, wir bleiben<br />

ein Leben lang Kameraden, und dann kommt es doch<br />

anders. Ich glaube, das ist bei vielen Bands so, anders<br />

als vielleicht bei den Lords. Die sind ja immer gemeinsam<br />

überall hin. Ich war später zu Rattles-Zeiten auch viel mit<br />

Achim zusammen, aber irgendwann ist der eine dann auch<br />

dahin und der andere dorthin gegangen.<br />

[Henner Hoier hat diverse Solosingles veröffentlicht, darunter 1972<br />

den Hit "Beautiful Sunday" (D #31). Er lebt in Hamburg-Blankenese<br />

und arbeitet gerade an einem neuen musikalischen Konzept. Details<br />

dazu demnächst in <strong>GoodTimes</strong>.]<br />

Seite 18 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Gibson Kemp (King Size Taylor, The Eyes; dr)<br />

King Size Taylor hat dich, als du gerade mal 17 warst, im Liverpooler<br />

Iron Door Club angeheuert und wurde so was wie dein<br />

rechtlicher Vormund.<br />

Manfred Weißleder musste um die 1000<br />

Pfund als Sicherheit hinterlegen, damit ich<br />

nach Hamburg konnte. Und er hat zugesagt,<br />

dass ich natürlich immer um 22 Uhr<br />

im Bett sein würde.<br />

Was blieb hängen vom Trip nach<br />

Hamburg?<br />

Es war wie in einem Traum! Ich hatte etwas<br />

Unterwäsche mit und meine Schuluniform<br />

an, bin das erste Mal geflogen, zum<br />

ersten Mal Taxi gefahren, habe dem Fahrer<br />

in Hamburg einen Zettel mit der Adresse<br />

gegeben und war gegen vier Uhr nachmittags<br />

vor dem Star-Club. Und um sechs Uhr<br />

war ich schon dran. Das war aber gar kein<br />

Problem, es war halt das „Old Liverpool<br />

Reper<strong>to</strong>ire", da war man wie ein Computer:<br />

Du drückst den richtigen Knopf, und<br />

los geht’s.<br />

Gibson Kemp mit seiner<br />

ersten Frau Astrid Kirchherr<br />

Du hast für Tony Sheridan und King Size Taylor gespielt?<br />

Tonys Schlagzeuger war plötzlich schlimm erkrankt, irgendwas mit den Nieren,<br />

glaube ich. Und weil ich der Haus-Drummer war, bin ich dann eben eingesprungen.<br />

Ich war echt sehr müde jeden Abend.<br />

Die vielen Auftritte im Star-Club haben einige Opfer gefordert. Du<br />

brauchtest Aufputschmittel und Schlaftabletten ...<br />

Nee, ich habe Drogen nur genommen, um mich wach zu halten. Captagon zum<br />

Wachbleiben und Schlafmittel, um pennen zu können. Und ich bin immer noch<br />

am Leben – manchmal glaube ich es selbst kaum. Klar, das war Schwerstarbeit! Du<br />

fingst jeden Nachmittag<br />

um zwei oder drei Uhr an<br />

und hörtest um fünf Uhr<br />

am nächsten Morgen auf.<br />

Und dann bist du mit<br />

den anderen an die<br />

Ostsee gefahren?<br />

Die Tante meiner ersten<br />

Frau Astrid hat im Möllner<br />

Raum ein Haus am See gehabt,<br />

da waren nur ein Bauer<br />

und eben dieses Haus,<br />

und da habe ich den <strong>to</strong>talen<br />

Entzug gemacht. Danach<br />

war ich richtig clean.<br />

Mit The Eyes bist du später auch im Star-Club aufgetreten.<br />

Wir waren 40 oder 50 Tage mit Carl Perkins, Chuck Berry, den Nashville Teens, den<br />

Animals, Swinging Blue Jeans und anderen auf Tour, und da kamen dann Unstimmigkeiten<br />

in der King-Size-Band auf. John Frankland und ich haben gesagt,<br />

dass wir keinen Bock mehr haben. Ich rief Manfred Weißleder an und habe ihn<br />

informiert, dass es jetzt The Eyes gibt, und ihn gefragt, ob er uns unter diesem<br />

Bandnamen für den Club buchen will. Lewis Collins war am Bass – den haben<br />

wir spielen lassen, weil sein Papa einen großen Bus hatte. Wir sind dann auch ein<br />

paar Monate im Star-Club aufgetreten, Lewis war nur ein paar Wochen dabei und<br />

wurde dann durch Klaus Voormann ersetzt. Daraus sind dann später Paddy, Klaus<br />

& Gibson entstanden, und wir sind nach England, wo uns Brian Epstein unter<br />

Vertrag nahm – einer seiner vielen Managementfehler … (lacht)<br />

Hast du noch Kontakt zu Klaus und den anderen?<br />

Ja, natürlich! Wann immer Klaus in Hamburg ist, kommt er in meinen Pub. Astrid<br />

(Kirchherr) war letztes Mal auch dabei und erst kürzlich wieder hier, um ein bisschen<br />

zu helfen. Ihr geht es gesundheitlich nicht mehr so gut, darum hat sie sich<br />

etwas zurückgezogen. Und mit John Frankland war ich vor kurzem in Bielefeld:<br />

Das war einer der besten Gigs,<br />

die ich je gespielt habe – zwei<br />

Stunden Rock'n'Roll ohne Setlist.<br />

Und mal ehrlich: Wo kann<br />

ich als 66-jähriger Schlagzeuger<br />

noch so auftreten?!<br />

[Gibson Kemp betreibt im Hamburger Mittelweg seinen English Pub<br />

Kemp’s, den "<br />

einzig wahren in der Stadt", wie er versichert. Und was ist darüber hinaus das<br />

Besondere an dem Laden? Antwort: "<br />

Ich!" Und sein Angebot gilt: "<br />

Freibier für alle einbeinigen<br />

Bassisten!"]<br />

Mary McGlory<br />

(Liverbirds; voc, b)<br />

Ihr wart eine der wenigen erfolgreichen<br />

weiblichen Merseybeat-Bands.<br />

Was hat euch von<br />

den anderen Girl-Bands unterschieden?<br />

Bis wir starteten, gab es nur Vocal-Girl-<br />

Groups, keine, die auch Instrumente<br />

spielten – meines Wissens weltweit.<br />

Und wir lieferten Songs ab, die bis dahin<br />

fast nur Männer gesungen hatten.<br />

Wir wollten den Jungs nicht gefallen,<br />

sondern es ihnen zeigen.<br />

Liverbirds<br />

Wurdet ihr in dieser Männerdomäne respektvoll behandelt?<br />

„Jede Wette: Das wird nie was" war der erste Kommentar eines Musikers, sein<br />

Name: John Lennon! Allerdings hat er uns damit nur noch mehr angepowert, und<br />

wahrscheinlich hatte er damit auch genau das beabsichtigt. Grundsätzlich wurden<br />

wir anständig behandelt, die wenigen Ausnahmen habe ich entweder überhört<br />

oder vergessen.<br />

Und im Star-Club?<br />

Da mussten wir nur um die Anerkennung<br />

der Groupies und Bar-Frauen<br />

kämpfen. Mit einigen bin ich bis heute<br />

befreundet.<br />

Wie lief der erste Auftritt dort?<br />

Wir hatten ewig auf die Arbeitserlaubnis<br />

für unsere damals erst 17-jährige Drummerin<br />

Sylvia warten müssen, waren aber<br />

schon lange im Club angekündigt worden.<br />

Als sich dann endlich zum ersten<br />

Mal dieser wundervolle Vorhang öffnete<br />

und vier Girls harten Rhythm & Blues in den randvollen Club ballerten, sind die<br />

Leute ausgerastet! Und als wir zum Schluss "Money" spielten, warfen die Leute<br />

Geld auf die Bühne, was für uns im Star-Club zu einem Ritual wurde.<br />

Wart ihr auch auf Preludin und andere Aufputschmittel angewiesen,<br />

um durchzuhalten?<br />

Ich konnte nach meiner ersten „Prellie" vier Tage lang<br />

nicht schlafen. Das war’s für mich. Die anderen Girls haben<br />

ab und zu mal eine halbe genommen, aber nicht um<br />

durchzustehen, sondern um durchzufeiern.<br />

Wie sah das Privatleben vor und nach den Auftritten<br />

aus? St. Pauli muss für euch ja anders<br />

rübergekommen sein als für die Herren ...<br />

Ich weiß jetzt gar nicht, was du meinst ... Ich hatte alles,<br />

was ich brauchte: ein gutes Hotel voller hübscher Jungs<br />

und Dauer-Party, ein sehr gutes chinesisches Restaurant und eine katholische Kirche<br />

zwei Häuser neben dem Star-Club.<br />

Wie denkst du über Manfred Weißleder?<br />

Er war ein genialer und mächtiger Mann, der uns lange Zeit beraten und – wie<br />

ich aber erst später gemerkt habe – auch beschützt hat. Leider hat er zu viel Zeit<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 19


mit Kämpfen gegen Behörden und mit<br />

sonstigem Kleinkram vergeuden müssen<br />

und ist, angesichts seiner tausend Visionen<br />

und Ideen, viel zu früh ges<strong>to</strong>rben. Er hat immer<br />

wieder wahnsinnig viel Kraft und Geld in<br />

seine Leidenschaft Star-Club gesteckt und so eine<br />

der wichtigsten Bühnen des 20. Jahrhunderts geschaffen. Manfred<br />

Weißleders Name gehört zweifellos in die Rock'n'Roll Hall<br />

Of Fame.<br />

[Mary McGlory heißt seit vielen Jahren Mary Dostal und ist mit dem Ex-<br />

Faces-, Rattles- und Wonderland-Sänger Frank verheiratet.]<br />

Reinhard “Dicky” Tarrach (Rattles; dr)<br />

Du warst ursprünglich Inspek<strong>to</strong>ren-Anwärter bei der Landesversicherungsanstalt.<br />

Was haben deine Eltern gesagt, als du ihnen deine<br />

Pläne offenbart hast?<br />

Der Satz meiner Mutter war: „Reinhard,<br />

du gibst deine ganze schöne<br />

Pension auf!"<br />

Und als sich der Erfolg eingestellt<br />

hatte?<br />

Hat sie sich tierisch gefreut und war<br />

s<strong>to</strong>lz auf ihren Sohn.<br />

1963 bist du bei den Rattles<br />

eingestiegen. Welche Erinnerungen<br />

hast du an den ersten<br />

Star-Club-Auftritt?<br />

Ich war ja schon vorher immer wieder<br />

als Gast dort gewesen. Was es an <strong>to</strong>llen<br />

Musikern allein in Hamburg gegeben<br />

hat, hat man ja vorher gar nicht<br />

richtig erkennen können. Die ersten<br />

von außerhalb, die mich richtig vom<br />

Rattles<br />

Hocker gehauen haben, waren Joey<br />

Dee & The Starlighters. Ich habe zu<br />

Beginn mit den Strangers und bei Mama Betty’s Band gespielt, und die Rattles<br />

waren dann meine Wunschband. Ich hatte auch ordentlich Muffensausen, bevor<br />

wir zum ersten Mal ein komplettes Set im Club durchgespielt haben. Also, das war<br />

schon eine höchst anstrengende Geschichte.<br />

Dann kamen die ersten Schallplattenaufnahmen<br />

und die England-Tournee ...<br />

Das war alles schon vor meinem Eintritt ge plant<br />

gewesen. Der vorherige Schlagzeuger war da<br />

vom Kopf her nicht so ganz mit sich im Reinen,<br />

also sagte man mir: Job aufgeben, dann<br />

und dann gehen wir ins Studio, und danach ist<br />

die erste England-Tournee angesagt. Und das<br />

war schon sehr beeindruckend: die S<strong>to</strong>nes, Little<br />

Richard und die Everly Bro<strong>the</strong>rs als Support zu<br />

begleiten. Es war alles von Seiten der englischen Agentur mit dem Star-Club-Management<br />

abgesprochen, so nach dem Mot<strong>to</strong>: Passt mal auf, wir schicken euch die<br />

ganzen Größen nach Hamburg, also müsst ihr uns auch mal einen Gefallen tun und<br />

eure Jungs rüberkommen lassen, und die starten die Show dann für unsere Künstler.<br />

Das war alles<br />

gar nicht<br />

so einfach, mit<br />

Arbeitsgenehmigung<br />

und<br />

all dem Kram,<br />

aber das haben<br />

die gut hingekriegt.<br />

Wir sind<br />

mit diesen Stars<br />

durch England<br />

gezogen und<br />

supergut angekommen. Die Shows liefen immer nach identischem Strickmuster:<br />

Die S<strong>to</strong>nes haben z.B. im ersten Teil fünf Songs gespielt – sie hatten ja gerade erst<br />

ihre Debüt-Single "Come On" rausgebracht –, wir waren der Eröffnungs-Act der<br />

zweiten Hälfte und haben dann je nach Little Richards Gnaden mehr oder weniger<br />

gespielt. Wenn er gut drauf war, hat er auch schon mal überzogen. Später durften<br />

wir im Cavern Club auftreten und hatten immer wieder <strong>to</strong>lle Engagements in<br />

England.<br />

Gab es während der<br />

Star-Club-Jahre<br />

viele Kontakte zu<br />

anderen Bands und<br />

Künstlern?<br />

Wir waren ja die Hausband<br />

und haben da<br />

um die 600 Mal gespielt.<br />

Und wann im-<br />

Die aktuelle Rattles-Besetzung mit Dicky (2. v.l.)<br />

mer wir nicht in Deutschland oder auf der Insel unterwegs waren, haben wir<br />

da geprobt oder sind aufgetreten. Natürlich kriegst du da Kontakt zu all den<br />

Top-Musikern.<br />

Wie kamst du mit Manfred Weißleder klar?<br />

Sehr gut! Manche haben mir zwar gesagt, dass er so was war wie ein ... nee,<br />

Gangster kann man nicht gerade sagen, aber so in die Richtung. Er war für mich<br />

so etwas wie eine Vaterfigur, unser Manager, und er hat das gut gemacht. Was<br />

vielleicht hinter unserem Rücken abgelaufen ist mit den Schallplattenverträgen<br />

und Tantiemen, das weiß ich natürlich nicht, denn wir als junge Leute hatten<br />

davon doch gar keine Ahnung. Unregelmäßigkeiten gab es da sicher. Manchmal<br />

ist Manfred während einer Probe runtergekommen und hat gesagt: „Jungs, unterschreibt<br />

mal hier. Das sind eure Lizenzen fürs letzte halbe Jahr." Dann haben<br />

wir die Kohle in die Hand gekriegt und nie gefragt: „Ey, lass mal gucken!" Denn<br />

wir waren ja froh, dass da jemand so was für uns ausgehandelt hatte. Ich glaube,<br />

Manfred Weißleder war uns gegenüber immer so fair, dass er uns nicht richtig<br />

beschissen hat.<br />

[Dicky Tarrach ist noch immer bei den<br />

Rattles aktiv. Das neue Album LIVE RADIO-<br />

KONZERT ist vor kurzem erschienen.]<br />

Ulf Krüger<br />

(William Thorn<strong>to</strong>n & The Chicago<br />

Sect; voc, dr)<br />

Die Band ist nicht so bekannt<br />

geworden wie andere,<br />

aber immerhin habt ihr den<br />

zweiten Platz bei einem Star-<br />

Club-Wettbewerb belegt ...<br />

Das war für mich als Musiker schon<br />

so etwas wie ein Ritterschlag, weil es<br />

der bedeutendste Platz der Welt war,<br />

wo man spielen konnte, und das ist<br />

sicher vielen so gegangen. Dass es<br />

zu der Zeit den Berg schon wieder Ulf Krüger<br />

hinunterging, hat man als Ausübender<br />

gar nicht so gemerkt. Das war einfach der Star-Club, und jede Band, die<br />

da auf dem Programm stand, war <strong>to</strong>ll – alles war <strong>to</strong>ll.<br />

Weißt du noch, welche Songs ihr gegeben habt?<br />

Den üblichen Kram halt. Wir haben zwar nicht die Charts nachgespielt, aber<br />

auch nichts Eigenes. Wir hatten viele Memphis-Soul-Geschichten im Programm,<br />

also Otis Redding, Sam & Dave und so weiter. Das war damals gerade angesagt.<br />

Was löst der Begriff Star-Club heute noch bei dir aus?<br />

Damals ist der Club schon nicht mehr das Besondere gewesen, als das er uns<br />

noch erschien. Die Disko<strong>the</strong>ken fingen an, und ich kann mich erinnern, dass<br />

ich mit unserem Bassisten Uli Salm ins Grünspan schräg gegenüber gegangen<br />

bin. Wir waren richtig überrascht, dass da Leute nur auf dem Fußboden lagen,<br />

die sich nur Platten angehört haben. Das war für uns undenkbar. Wir dachten,<br />

in den Clubs müssen Bands spielen!<br />

Seite 20 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Und das Ende?<br />

Das habe ich gar nicht<br />

so genau mitgekriegt. Im Winter1969/70 hab ich Kunst<br />

studiert – wenn auch nur vorübergehend –, und dann<br />

hab ich die Leinemann-Band aufgemacht.<br />

[Ulf Krüger hat das bislang beste Buch über den Star-Club geschrieben.<br />

Er ist bis heute einer der verdienstvollsten Verwalter<br />

des Erbes des deutschen Musik-Tempels.]<br />

Ihr seid später im Star-Club gar nicht<br />

mehr aufgetreten?<br />

Na ja, es gab ja immer mehr diese Sensations-<br />

Gastspiele, Jimi Hendrix, Cream, Vanilla Fudge<br />

und so weiter. Vorher ist man in den Star-Club<br />

gegangen, weil man wusste, da ist immer was<br />

los, aber mittlerweile waren die Leute deutlich<br />

wählerischer. Und wenn wir dort gespielt haben,<br />

waren da auch manchmal nur noch recht<br />

wenig Leute.<br />

Frank Dostal (Faces, Rattles, Wonderland; voc)<br />

Wenn du drei Attribute vergeben sollst: Welche treffen auf den<br />

Star-Club in den Anfangsjahren zu?<br />

1. Eine neue und eigene Welt.<br />

2. Morgens um vier radikal anders.<br />

3. Das Tor zu paradiesischen Stunden.<br />

Und was fällt dir zum Ende<br />

des Clubs ein, als du Mitpächter<br />

gewesen bist?<br />

Schade, aber schön ...<br />

Den Bandwettbewerb 1966<br />

hast du mit den Faces gewonnen.<br />

Wart ihr selbst überrascht?<br />

Ohne die anderen Bands überhaupt<br />

gehört zu haben, hielten wir Faces<br />

uns natürlich für die <strong>to</strong>talen Bringer. Frank Dostal<br />

Ohne Selbstüberschätzung und selektive<br />

Wahrnehmung wirst du nix im Rock'n'Roll. Darum war ich null überrascht,<br />

dass das Publikum und dann die Jury das auch fanden. Es war eine beglückende,<br />

berauschende Nacht!<br />

Die Faces am 6. Februar 1966 im Star-Club.<br />

Überwog zum Schluss der S<strong>to</strong>lz, u.a. die Move, Nice, Love Affair<br />

nach Hamburg geholt zu haben, oder die finanzielle Sorge? Welchen<br />

Stellenwert hat dein Engagement für die letzten Monate des<br />

Clubs für dich heute?<br />

Vergiss nicht Vanilla Fudge, Yes, Groundhogs, Earth, also eigentlich Black Sabbath,<br />

Rory Gallagher, Man, Richie Havens, Hardin & York etc.! Und auch das endlose<br />

Warten auf die Pretty<br />

Things möchte ich nicht<br />

missen! Und das trotz eines<br />

restlos ausverkauften Clubs,<br />

bis wir einsahen, dass sie<br />

nicht kommen würden und<br />

wir den Leuten ihr Eintrittsgeld<br />

zurückgeben mussten.<br />

Drama, Baby! Keiner, nicht<br />

einer, hat sich beschwert.<br />

Die festen täglichen Kosten<br />

haben uns schließlich rasiert. Wenn wir den Club nur für One-Nighter-Attraktionen<br />

geöffnet hätten, würde es ihn wohl heute noch geben. Und das viele Geld,<br />

das ich bis dahin mit den Rattles und dann mit Wonderland verdient hatte, habe<br />

ich so wenigstens für grandiose Musik rausgehauen. Ich war pleite, aber glücklich.<br />

[Frank Dostal hat als Textdichter diverse Hits geschrieben und ist heute stellvertretender Vorsitzender<br />

der Urheberrechtsgesellschaft Gema. Er ist verheiratet mit Mary McGlory von den Liverbirds.]<br />

Michael „Kuno“ Dreysse (Rivets; voc, b)<br />

Wie war das 1964 beim Star-Club-Wettbewerb 'Die Hamburger<br />

Beatles'?<br />

Wir haben erst die norddeutsche Vorausscheidung<br />

gewonnen und sind dann in<br />

neuer Besetzung Dritte geworden. Eigentlich<br />

waren wir die Favoriten, haben<br />

auch keine anderen gesehen und hatten<br />

mit Henner Hoier einen richtig guten<br />

Sänger. Die Lords nahmen wir nicht für<br />

voll, die machten so eine Art Skiffle und<br />

waren auch musikalisch nicht gut. Und<br />

Ulli – Gott hab’ ihn selig –, Gesang war<br />

das nicht! Doch die haben abgeräumt,<br />

weil sie die richtige Show brachten.<br />

Weil ihr damals auch was genommen habt?<br />

Wir waren verdammt clean, haben vielleicht mal einen gesoffen, aber mit Drogen<br />

hatte keiner was am Hut. Das kam eigentlich mehr von den Engländern,<br />

wir stammten ja alle aus sauberen deutschen Verhältnissen. Ich z.B. aus dem<br />

wohlbehüteten Nienstedten, und als ich das mit den Drogen kapiert habe, da<br />

war ich eigentlich schon wieder zu alt dafür. Vielleicht habe ich mal eine Cap-<br />

Ihr wart lange Zeit die populärste<br />

so genannte Teenband.<br />

Michael "Kuno" Dreysse<br />

Was meinst du, warum?<br />

Wir hatten einen unheimlich guten Ruf<br />

auf der Bühne, wir hatten volle Häuser und kamen livemäßig riesig an – wir<br />

waren so Bonsche-Jungs (von 'Bonbon’, also lecker), eine richtige Teenband.<br />

Ich war 19 und machte immer die Show und die Gimmicks, und Henner sang<br />

einmalig. Ich glaube, auf der Bühne hatten sogar die Rattles vor uns Angst.<br />

Nur plattenmäßig haben wir komplett versagt, da haben wir es nie geschafft,<br />

irgendwas zu bringen.<br />

Und wie war das mit dem Gilb?<br />

Ha, woher weißt du das denn?!<br />

Von Henner.<br />

Ist ja 'n Ding. Na, ich habe da immer wieder eine andere Geschichte erzählt,<br />

bin immer leiser geworden, um Spannung aufzubauen, und habe dann plötzlich<br />

gebrüllt: „Aaahaaahaaahaahaaaa, ich bin der Gilb!" So wahnsinnig viel Werbung<br />

gab es damals ja noch nicht, aber das war halt ein sehr markanter Werbespruch,<br />

und da brach dann immer Gelächter aus. An die Geschichten kann ich mich im<br />

einzelnen aber heute auch nicht mehr erinnern.<br />

Und wie verhält es sich mit der Paul-McCartney-Gitarre, die ihr<br />

damals bekamt?<br />

Mittlerweile weiß ich, dass es Georges erste elektrische Gitarre war.<br />

Wie hast du den Wechsel von den Faces zu den Rattles erlebt?<br />

Plötzlich lief nur noch Hauptfilm, und ich war mittendrin.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 21


tagon eingeworfen, um während unserer Tourneen auf diesen<br />

unheimlich langen Strecken wach zu bleiben. Und während der<br />

Star-Club-Zeit höchstens mal einen Joint, aber da bin ich immer<br />

eingeschlafen.<br />

Du bist mit den Beatles um die Häuser gezogen.<br />

Gibt es spezielle Geschichten?<br />

Nein! Ich hab immer versucht, das aus meiner Bio zu streichen,<br />

aber es gelingt mir nicht. Ich<br />

habe sie auf der Bühne gesehen,<br />

saß auch mal mit John<br />

Lennon in der „Ritzenecke"<br />

im Club, aber mehr oder<br />

weniger zufällig. 1962 war<br />

ich 17, schüchtern, klein<br />

und bin mit dem Bus aus<br />

den Hamburger Elbvororten<br />

gekommen. Da war nix<br />

mit um die Häuser ziehen.<br />

Außerdem: Die Beatles waren<br />

mir damals gar nicht so<br />

wichtig. Ich fand die Searchers<br />

viel geiler.<br />

Hast du was von den Schlägereien<br />

mitgekriegt?<br />

Klar! Vor allem die Skandinavier! Für die war<br />

Hamburg immer erste Anlaufstation. Alkoholverbot in Schweden – also war das<br />

erste, was die machten, sich hier abzufüllen. Da waren die schon gefürchtet, und<br />

die Kellner haben sich dann auch mal zusammengetan.<br />

Warum bist du am Ende als Mit-Geschäftsführer des Clubs eingestiegen?<br />

Ach Gott, wenn ich damals geahnt hätte, wie wichtig das alles mal werden würde,<br />

hätte ich viel mehr gesammelt und aufgeschrieben. Ich wollte einfach im<br />

Star-Club bleiben, jeder Tag war ein neuer Tag, und wir haben gar nicht lange<br />

nachgedacht. Ich bin da reingeredet worden oder habe mich da selbst reingeredet<br />

– Tatsache ist: Frank, Achim und ich wollten den Club retten.<br />

Und wie hast du das<br />

Ende erlebt?<br />

Das war hart, das war ganz,<br />

ganz hart. Wir haben den<br />

ganzen Tag gearbeitet, und<br />

ich habe zum Schluss den Laden<br />

ja auch noch gefegt, weil<br />

wir die Putzfrauen nicht mehr<br />

bezahlen konnten. Wir haben<br />

alte Stühle verfeuert, damit<br />

wir es noch ein bisschen warm<br />

hatten. Der Ofen im Keller hat<br />

nicht gereicht. Das hat man<br />

nicht so gemerkt, weil der Laden<br />

immer voll gewesen war.<br />

Dann nahm die Besucherzahl<br />

ab und die Kälte zu.<br />

[Kuno Dreysses wöchentliche TV-<br />

Sendung "<br />

Kuno’s" (seit Mai 1995!) ist mittlerweile in nahezu jedem Winkel des Landes zu sehen,<br />

z.B. im Regionalfernsehen Harz, bei MDF1 Magdeburg, Hamburg 1, TV.Berlin und im Rhein-Neckar-<br />

Fernsehen.]<br />

hierzu noch eine Bildunterschrift ...<br />

Seite 22 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


IMMERSION EDITION<br />

OUT NOW!<br />

INKLUSIVE:<br />

2XCD THE WALL (REMASTERED)<br />

2XCD „IS THERE ANYBODY OUT THERE?“ „THE WALL LIVE 1980 – 81“ (REMASTERED)<br />

2XCD „THE WALL: WORKS IN PROGRESS 1979 DEMOS“<br />

DVD INKL. DER DOKUMENTATION „BEHIND THE WALL“,<br />

INTERVIEW MIT GERALD SCARFE UND DEM „ANOTHER BRICK IN THE WALL“ VIDEOCLIP<br />

LIMITIERTE AUFLAGE MIT<br />

ART PRINTS, MEMORABILIAS, MERCHANDISE & BUCH<br />

EBENFALLS ERHÄLTLICH:<br />

2CD DISCOVERY EDITION / 3CD EXPERIENCE EDITION<br />

180 GRAMM DOPPEL-VINYL UND DOWNLOAD<br />

www.whypinkfloyd.com


Deutsches<br />

Gesamtkunstwerk<br />

© Pressefo<strong>to</strong>/Warner<br />

Er ist gelernter Kellner, Pionier der deutschsprachigen<br />

Rockmusik und sein eigenes Denkmal.<br />

Deutschlandlands berühmtester Hutträger<br />

glänzt als Filmemacher, Revuemacher, Talentförderer,<br />

Politaktivist. Er ist Träger unzähliger<br />

Preise, Maler, Briefmarkengestalter und Objekt<br />

von Ausstellungen, für den sogar ein eigenes<br />

Museums geplant ist. Hoteldauerbewohner, gern<br />

gesehener Talkshow-Gast und und und. Die Aktivitäten<br />

des ehemaligen Jazzdrummers <strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong><br />

sind ebenso unüberschaubar wie die<br />

Ehrentitel", die ihm in den letzten 40 Jahren<br />

"<br />

verliehen und verpasst wurden. Sein Wirken füllt<br />

zahlreiche Bücher (das neueste ist Panik pur "<br />

2 – 40 Jahre <strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong>, 2007–2011 – Eine<br />

Bilanz", es erscheint im März). Und Deutschlands<br />

erster Rock-Superstar, längst ein Gesamtkunstwerk,<br />

schwimmt – nach langer Talfahrt –<br />

seit einigen Jahren wieder ganz obenauf. Sein<br />

2008er Comebackalbum STARK WIE ZWEI avancierte<br />

zum erfolgreichsten seiner Karriere, die<br />

gerade laufende Tournee Ich mach mein Ding"<br />

"<br />

zum 40-jährigen Jubiläum war schon lange vor<br />

dem Start am 10. März ausverkauft. Für Good-<br />

Times Anlass genug, sich des Phänomens <strong>Udo</strong><br />

<strong>Lindenberg</strong> anzunehmen, das sich selbst auch<br />

Lindi" nennt; nur Übelmeinende lästerten früher<br />

mal über den Blindenzwerg" ... Anspruch<br />

"<br />

"<br />

auf Vollständigkeit in der Betrachtung? Unmöglich.<br />

Die Größe und inzwischen erreichte Höhe<br />

des <strong>Lindenberg</strong>es" erlauben lediglich das Anreißen<br />

einiger Karriere-Facetten ohne chronolo-<br />

"<br />

gisch-minutiöse Genauigkeit.<br />

Es habe ihm Befriedigung bereitet, es mit dem<br />

Comeback den Spöttern noch einmal gezeigt<br />

zu haben. <strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong>, gern unter Hut<br />

und hinter dicker Sonnenbrille verborgen,<br />

macht kein Hehl aus dem S<strong>to</strong>lz, es nach Höhenflügen<br />

und endlos erscheinender Erfolglosigkeit –<br />

trotz aller Veröffentlichungen und Tourneen in dieser<br />

Zeit – mit dem Comeback von 2008 allen noch<br />

mal gezeigt zu haben. „'Karikatur seiner selbst' und<br />

so haben einige geschrieben, obwohl mich viele von<br />

diesen Leuten gar nicht kennen. Und dann ging's<br />

wieder ab. Aber Genugtuung? Mhhh, eher Freude!<br />

Weil ich so auch beweise, dass Alter für Radikalität<br />

stehen kann und nicht für Durchhängen. Wie bei<br />

den alten Bluesern. Bei den Rockern sind wir ja die<br />

erste Generation, die den Beweis antritt, dass das<br />

geht. 'Die young, stay famous' muss nicht sein, es<br />

gibt Alternativen zu James Dean", sagte <strong>Lindenberg</strong><br />

dem „Rolling S<strong>to</strong>ne" im September 2011.<br />

Als <strong>Udo</strong> Gerhard <strong>Lindenberg</strong> kam er am 17. Mai<br />

1946 im westfälischen Gronau zur Welt, Mutter<br />

Hermine widmete er später eine CD. Als Elfjähriger<br />

bastelte er sein erstes Schlagzeug g aus Benzinfässern,<br />

schnitt die Stöcke nach eigener<br />

Aussage aus Bäumen und<br />

gründete 1969 seine erste<br />

Band Free Orbit (mit Peter<br />

Herbolzheimer, die LP FREE<br />

ORBIT wurde 2003 neu aufgelegt).<br />

Damals dachte er im<br />

Traum nicht, dass der Vorplatz<br />

vor dem Deutschen Rock- und<br />

Popmuseum in seiner Heimatstadt<br />

einmal seinen Namen tragen würde. Und auch<br />

nicht daran, dass Pläne für ein eigenes <strong>Lindenberg</strong>-<br />

Museum in seiner Wahlheimat Hamburg existieren.<br />

Der engen Welt in Gronau<br />

entfloh er immer wieder,<br />

trampte nach Luzern zu seinem<br />

damaligen Idol Hazy Osterwald (†<br />

2012), „um mir ein Au<strong>to</strong>gramm zu holen".<br />

Und da der Job als Kellnerlehrling und Liftboy<br />

in Düsseldorf ihn wenig befriedigte, setzte er<br />

früh den Wunsch in die Tat um, Berufsmusiker<br />

zu werden. Mit 16 trommelte<br />

er längere Zeit in Tripolis in<br />

einem Camp der US Airforce,<br />

wie er kürzlich der<br />

„Süddeutschen Zeitung"<br />

erzählte. Beat spielte er<br />

ebenfalls, mit The Mustangs.<br />

Seine Dienste als<br />

Studiomusiker (u.a. für<br />

Knut Kiesewetter, Michael<br />

Naura) waren aber<br />

auch in der Heimat gefragt.<br />

Sie ermög lichten<br />

ihm 1970 den Umzug<br />

nach München und damit<br />

die nächsten Karriereschritte.<br />

Doch der Durchbruch<br />

kam nicht über<br />

Nacht. Die Erfolge mit<br />

der Jazz-Rock-Combo<br />

Emergency hielten<br />

sich in überschaubaren<br />

Grenzen, bescherten<br />

ihm aber zumindest den<br />

Einstieg als Trommler bei<br />

Klaus Doldingers Gruppen<br />

Mo<strong>the</strong>rhood und Passport –<br />

mit dem Chef spielte er auch die Original-<br />

Titelmelodie für den „Ta<strong>to</strong>rt" ein.<br />

Seite 24 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Erste Sologehversuche blieben wenig beachtet,<br />

z.B. seine englisch gesungene Debüt-LP LIN-<br />

DENBERG 1971 (auf der bereits der bis heute zum<br />

Panikorchester gehörende Steffi Stephan als Bassist<br />

dabei war). Im Jahr darauf verkaufte sich DAUMEN<br />

IM WIND gerade mal<br />

7000 Mal – die Idee zu<br />

Rock mit deutschen<br />

Texten war<br />

am<br />

Küchentisch<br />

seines späteren Panik-Gitarristen<br />

Paul<br />

Vincent und dessen<br />

Frau Monika in der<br />

Isarmetropole geboren worden (siehe Good-<br />

Times 6/2009). Immerhin: Die Single "Hoch im<br />

Norden" wurde in Norddeutschland zu einem<br />

Radiohit – und provozierte einige Jahre später Ernst<br />

Schultz zur musikalischen Replik "Tief im Süden".<br />

Also von dem Mann, der zuvor mit der Nürnberger<br />

Band Ihre Kinder (die als eine der ersten Bands Rock<br />

mit deutschen Texten präsentierte) <strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong><br />

den Weg geebnet hatte, wie dieser später<br />

auch offen einräumte. Und mit seinen<br />

schnoddrigen Kreationen kam er einfach<br />

besser an als die ernsthaft dichtenden Kollegen<br />

(auch Ton Steine Scherben) ...<br />

ALLES KLAR AUF DER<br />

ANDREA DORIA bescherte<br />

<strong>Lindenberg</strong><br />

und<br />

seinem inzwischen n<br />

gegründeten Panikorchester<br />

1973 den<br />

Durchbruch,<br />

auch wenn<br />

es während<br />

© Pressefo<strong>to</strong>/Warner<br />

des 24-wöchigen Chartaufenthalts<br />

nur zu Rang 23 reichte. Der<br />

Wortwitz – durchaus mit hintereisgründigen<br />

Inhalten zum Zeitgeist<br />

und politischen Geschehen – und<br />

die <strong>the</strong>atralischen Shows mit den<br />

Kunstfiguren wie Rudi Ratlos, Elli<br />

Pirelli oder<br />

Bodo Ballermann<br />

trafen<br />

den Nerv der<br />

Zeit und des<br />

Publikums,<br />

ebenso die<br />

Nachfolgewerke<br />

BALL<br />

POMPÖS (1974,<br />

#3), VOTAN WAHNWITZ (1975,<br />

#3) oder GALAXO GANG (1976,<br />

#4). SISTER KONG (1976, #8)<br />

schaffte es als letzte <strong>Lindenberg</strong>-<br />

LP vor der langen Pause nochmals<br />

in<br />

die Top<br />

10, ehe<br />

die Erfolgswelle<br />

ein<br />

wenig<br />

abflau-<br />

"<br />

te. Neue Hoffnung<br />

machten Anfang<br />

der 80er Jahre vorübergehend<br />

UDOPIA<br />

(1981, #5), KEULE<br />

(1982, #9), ODYSSEE<br />

(1983, #3) und GÖT-<br />

TERHÄMMERUNG<br />

(1984, #3): Sie verkauften<br />

sich wieder prächtig,<br />

doch dann waren die Zeiten der<br />

einstelligen Album-Chartränge<br />

für zweieinhalb Jahrzehnte<br />

vorbei.<br />

Was nicht für die<br />

Schlagzeilen galt, für<br />

die <strong>Lindenberg</strong> auch in<br />

der Folge immer gut war.<br />

Erinnert sei an den gefloppten<br />

Film „Panische<br />

Zeiten" (1980, mit<br />

Karl Dall und Eddie<br />

Constantine) oder<br />

die Single "Wozu<br />

sind Kriege da", die er 1981 mit dem<br />

damals zehnjährigen Pascal Kravetz<br />

aufnahm, dem Sohn seines langjährigen<br />

Panikorches<br />

ter-<br />

Keyboarders<br />

Jean-Jacques<br />

Kravetz.<br />

Oder 1983,<br />

als <strong>Udo</strong> seinem<br />

Wunsch nach einer Tournee<br />

durch die DDR mit seiner<br />

Adaption von Harry Warrens "Chattanooga Choo<br />

Choo", dem "Sonderzug nach Pankow", Ausdruck<br />

verlieh. Dieses bekräftigte er vier Jahre später, als er<br />

Panik & Co. in der Presse<br />

Panik ist gut, Panik bedeutet Unruhe, Spontansein. Als ich anfing<br />

mit der Musik, wollte ich vor allem das Establishment irritieren, die<br />

deutsche Schlager-Lobby war schon damals unheimlich stark, da<br />

musste man gegen an. Da wollte ich Panik verbreiten.<br />

(Hamburger Abendblatt, 17.12.2011)<br />

Ich hatte damals ein ambivalentes Verhältnis (zur Verleihung des<br />

Bundesverdienstkreuzes für die Verdienste um die deutsch-deutsche<br />

Verständigung), aber habe es dann jokemäßig mal angenommen<br />

und mir ans Revers geheftet. Ich habe es später auch mal<br />

einigen Freunden geliehen – und einem ist es dann auf dem Kiez<br />

leider in den Gully gefallen. (Spiegel, 21.10.2010)<br />

Dass ich in meinem Alter meine erfolgreichste Platte mache, das<br />

freut mich so! Wie ein Kindchen hüpf' ich manchmal und wach' mit<br />

einem Lächeln auf. Nach den Krisenjahren tut das gut.<br />

(Süddeutsche Zeitung, 10.2.2012)<br />

Durch den spielerischen Umgang mit dem Material, wie Bert Brecht<br />

immer gesagt hat, kann man eine Menge aus manchen alten Dingern<br />

machen. Einigen Songs kann man ein neues Kleidchen anziehen,<br />

so dass sie plötzlich zur schönsten Dame des Abends werden.<br />

Andere stehen allerdings eher mit einem Fragezeichen in der Ecke.<br />

Bei einigen alten Sachen hört man auch zu sehr meine damalige<br />

Hit-Absicht raus. (Rolling S<strong>to</strong>ne, September 2011)<br />

Wenn der Tod plötzlich kommt wie ein Blitzschlag, dann ist das<br />

gnädig von den Göttern. Schlimm ist ein Siechtum, das sich über<br />

Jahre hinzieht. Es ist für mich eine schlimme Vorstellung, nicht<br />

mehr auftreten zu können. Ich hoffe, dass mir das erspart bleibt.<br />

Deshalb lebe ich auch ziemlich gesund, inzwischen mache ich regelmäßig<br />

Sport – Schwimmen, jeden Tag. Eisenhart, so 20 bis 30<br />

Minuten. (Hamburger Abendblatt, 17.12.2011)<br />

Über mich gibt es einen ein Meter hohen Packen Stasi-Akten. Die<br />

fliegen alle bei mir rum. Ich habe nicht alles, aber einiges gelesen.<br />

Ein Wunderwerk an Abstrusitäten. Ich habe die Dinger kommentiert,<br />

bemalt und upgeblowt. Sie werden auch Teil des geplanten<br />

Museums sein. (Neue Westfälische, 5.1.2011)<br />

Die Nazimörder haben eine Blutspur durch unser Land gezogen.<br />

Sie sind, wie wir wissen, gut organisiert, haben Netzwerke aufgebaut.<br />

Dagegen muss man etwas tun, Zeichen setzen. Dazu gehört<br />

auch dieses große Ding jetzt in Jena. Um mit Brecht zu sprechen:<br />

Auch wenn es wie Asche im Munde liegt, man muss es immer wieder<br />

sagen, die Warnungen immer wieder aussprechen und immer<br />

wieder aufpassen ... Gemeinsam treten wir ein für Demokratie, gegen<br />

diese braune Grütze, gegen diesen braunen Sumpf ... Ich habe<br />

doch als Kind nach dem Krieg erlebt, dass keiner dabei gewesen<br />

sein wollte. Das große Schweigen darf nie wieder passieren.<br />

(Thüringer Allgemeine, 1.12.2011)<br />

Ich bin ja irgendwann Bundespräsident.<br />

(Hamburger Morgenpost, 28.2.2012)<br />

"<br />

dem amtierenden DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich<br />

Honecker bei dessen ersten Besuch im deutschen<br />

Westen eine Gitarre und Lederjacke (samt Aufdruck<br />

„Gitarren statt Knarren") überreichte. Allerdings dauerte<br />

es bis nach dem Mauerfall, dass er im Januar<br />

1990 die erhoffte Tournee durch Ostdeutschland<br />

spielen konnte. Immerhin: 1985 durfte er in Moskau<br />

auftreten, inklusive eines Duetts mit Alla Pugatschowa,<br />

deren Karriere er im Westen massiv zu fördern<br />

versuchte: Sie sangen gemeinsam "Wozu sind Kriege<br />

da". Vorangegangen war im Ok<strong>to</strong>ber 1983 immerhin<br />

ein Gig in Ost-Berlin, wo er – in einem Dokumentarfilm<br />

festgehalten – im Palast der Republik auf<br />

die Bühne durfte, allerdings vor handverlesenem,<br />

regimetreuem m<br />

Publikum.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 25


Ob ihm zur Rockmusik nichts mehr Neues einfiel<br />

oder ob er singend Kollegen Respekt zollen<br />

wollte – in der Folge verlegte sich <strong>Lindenberg</strong><br />

jedenfalls immer wieder auch auf andere Genres.<br />

Für HERMINE 1988 sang er Lieder von Friedrich<br />

Hollaender, Theo Mackeben,<br />

ver<strong>to</strong>nte Erich-Kästner-Texte<br />

– und brachte<br />

Marlene Dietrich dazu,<br />

noch einmal (und zum<br />

letzten Mal) auf Band zu<br />

singen. Vater <strong>Lindenberg</strong>,<br />

ein Installateur und Amateur-Entertainer,<br />

kam<br />

ebenfalls zu Plattenehren<br />

(GUSTAV,1991). BELCAN-<br />

TO (1997) nahm <strong>Udo</strong> mit<br />

dem Deutschen Filmorchester<br />

Babelsberg auf;<br />

ATLANTIC AFFAIRS, die<br />

Dokumentation der gleichnamigen<br />

Theater-<br />

Revue<br />

mit Ben<br />

Becker, Ot<strong>to</strong> Sander,<br />

Helge Schneider und<br />

den Prinzen, setzte<br />

eine musikalische<br />

Zeitreise um, die<br />

aber auf nicht allzu<br />

große Gegenliebe<br />

beim Publikum<br />

stieß.<br />

Schon in frühen<br />

Jahren<br />

hatte <strong>Lindenberg</strong><br />

immer<br />

wieder Gäste<br />

mit auf seine<br />

Konzertreisen<br />

genommen.<br />

Das wieder-<br />

holte er zum 30-jährigen<br />

Bühnenjubliäum, als er<br />

mit Nina Hagen, Eric Burdon<br />

und Peter Maffay unter<br />

dem selbstironischen<br />

Mot<strong>to</strong> „Aufmarsch der Giganten"<br />

unterwegs<br />

war und dies per<br />

DVD festhielt. Er<br />

veröffentlichte<br />

mehrere<br />

Bücher<br />

(u.a. eine erste Au<strong>to</strong>grafie),<br />

auch solche mit<br />

Zeichnungen. Denn zunehmend<br />

widmete sich der Dauergast<br />

im Hamburger Nobelhotel Atlantic<br />

seiner zweiten künstlerischen schen<br />

Neigung: der Malerei. Und eigenwil-enwillig<br />

kreativ, wie bis auf den heutigen<br />

Tag geblieben, ging er hier neben<br />

traditionellen auch neue Wege:<br />

<strong>Lindenberg</strong> entwickelte so<br />

genannte Likörelle, e,<br />

bei denen er seine<br />

Werke mit<br />

alkoholischen<br />

Getränken statt t<br />

Farbe malte.<br />

Außerdem<br />

ist er halt auch<br />

Geschäftsmann n<br />

(oder hat entsprechende<br />

Berater):<br />

Seit 2009 darf<br />

die Schwarzwälder r<br />

Brennerei Weisenbach<br />

offiziell diverse e<br />

Liköre als „Leckerelle"<br />

vermarkten –<br />

mit „Likörellen" als<br />

Etiketten auf den<br />

schlanken Flaschen.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />

<strong>Udo</strong> und sein Panikorchester 1984.<br />

Seite 26 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Und bei aller Distanz<br />

zur Staatsmacht: Für das<br />

Bundesfinanzministerium<br />

gestaltete er 2010 Briefmarken.<br />

Der 45-Cent-<br />

Wert zeigt als Motiv<br />

seine Andrea Doria, die<br />

55-Cent-Marke den Son-<br />

derzug<br />

nach<br />

Pankow –<br />

und<br />

beide e<br />

Male<br />

verewigte er sich darauf auch gleich<br />

noch selbstironisch.<br />

Und dann war es so weit: 2008, das<br />

ebenso furiose wie überraschende<br />

Comeback. Ob er seinen Riecher für<br />

den<br />

Zeitgeist wiederentdeckt hatte, von<br />

Freunden oder Beratern entsprechend<br />

inspiriert worden war oder einfach Bock<br />

darauf hatte, ist letztlich egal. Für das Al-<br />

bum<br />

STARK WIE ZWEI arbeitete er nach<br />

siebenjähriger Studio-Abstinenz mit ange-<br />

sagten<br />

Künstlern n<br />

unterschiedlichs-<br />

ter<br />

Backgrounds<br />

zusammen, darunter<br />

Jan Delay,<br />

Helge<br />

Schneider,<br />

Till<br />

Brönner,<br />

Stefanie Kloß<br />

(Silbermond)<br />

sowie<br />

den alten<br />

Panikorchester-Mitstreitern Steffi Stephan,<br />

Bertram Engel, Carola Kretschmer und<br />

Jean-Jacques Kravetz. Ein Panoptikum<br />

verschiedenster Songs ertönte da – der<br />

eigenen His<strong>to</strong>rie verbunden, aber auch<br />

modern und neueren Trends gegenüber<br />

Fo<strong>to</strong>: © Zill/Bildarchiv Hallhu-


aufgeschlossen. Die Kritiker überschlugen sich, die<br />

„Bild"-Zeitung titelte: „Der Rockonaut hebt wieder<br />

ab". Und den Fans aller Generationen gefiel's: Mit<br />

ihren Plattenkäufen und Downloads bescherten sie<br />

<strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong> das erste<br />

Nr.-1-Album seiner Karriere!<br />

Ihm folgte nicht viel<br />

später das zweite: MTV<br />

UNPLUGGED – LIVE, der<br />

CD/DVD-Mitschnitt<br />

seiner<br />

dreistündigen Show<br />

im Hotel Atlantic, das<br />

zur intimen Konzerthalle<br />

umfunktioniert<br />

wurde.<br />

Es ist bereits <strong>Lindenberg</strong>s achtes<br />

Live -Album, das neben zahllosen<br />

Kopplungen und zwei Dutzend<br />

Studio-LPs im Plattenregal von<br />

„Lindi"-Komplettisten steht.<br />

Es läuft also wieder richtig<br />

rund für den Altmeister. Er<br />

ist wieder für den Echo, den<br />

deutschen Grammy, nominiert,<br />

mit dem er 2008 bereits ausgezeichnet<br />

wurde. „<strong>Udo</strong>. Die Ausstellung" seines Lebenswerks<br />

mit 500 Exponaten im Hamburger Museum<br />

für Kunst und Gewerbe, die in zwei Monaten<br />

über 40.000 Besucher anlockte, ist um vier Wochen<br />

bis zum 9. April verlängert worden. Aktuell rockt<br />

er in ausverkauften Hallen durch Deutschland und<br />

hat die Erinnerungen an verkleinerte Konzertstätten<br />

mit einigen hundert Besuchern verdrängt. „Im Moment<br />

hab ich so viel am Hut, dass ich nicht mal alle<br />

Au<strong>to</strong>grammwünsche erfüllen kann", die ihm sonst<br />

besonders am Herzen<br />

lägen, sagt er. „Aber<br />

als <strong>Udo</strong>naut bin ich<br />

schleuderfest und<br />

habe den Meis terbrief<br />

auf Coolness!" Und<br />

all die Anspannung<br />

während der Proben<br />

für die imposante<br />

Show ist längst abgefallen<br />

von dem „ganz<br />

großen Naiven mit<br />

dem Herz am rechten<br />

Fleck", als den<br />

ihn kürzlich das<br />

Deutschland-Radio<br />

würdigte. Wohl<br />

auch eine Anspielung auf sein musikalisches Engagement<br />

gegen Neonazis: Das hatte er im vergangenen<br />

Jahr mit einem großen, ruckzuck auf die Beine<br />

gestellten Konzert in Jena wieder einmal demonstriert.<br />

Und dann wäre da ja auch noch die Verbundenheit<br />

mit den alten Mitstreitern: Er unterstützt<br />

neben seiner eigenen Stiftung auch immer wieder<br />

die Entrée-Stiftung seines Freundes Jean-Jacques<br />

Jean-Jacques Kravetz und <strong>Udo</strong><br />

live im Hamburger Stadtpark 2009.<br />

Kravetz und war 2009 bei dessen Benefizkonzert<br />

im Hamburger Stadtpark genauso dabei wie die<br />

Scorpions, Peter Maffay und Achim Reichel. Und er<br />

hat angekündigt, bei vergleichbaren Events wieder<br />

mitzumachen – „wenn die Zeit es zulässt". Doch<br />

Zeit ist im Moment das, was <strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong> leider<br />

am wenigsten hat. Und noch einmal O-Ton <strong>Udo</strong> mit<br />

Blick auf alte Weggefährten wie Maffay, Doldinger<br />

und Ot<strong>to</strong> Waalkes: „Grundsätzlich finde ich es interessanter,<br />

mit jungen Musikern Zeit zu verbringen.<br />

Jennifer Ros<strong>to</strong>ck, Frida Gold oder so." Was dabei in<br />

Zukunft wohl noch alles herauskommt ...<br />

Philipp Roser<br />

Fo<strong>to</strong>: © Philipp Roser<br />

Gazpacho<br />

The March Of<br />

Ghosts<br />

Das neue Studio Album der<br />

gefeierten, norwegischen Post-<br />

Progressive Art-Rocker<br />

www.kscopemusic.com/gazpacho.<br />

AUF TOURNEE<br />

24.03.12 Dresden - Puschkin<br />

25.03.12 Cologne - Gloria Theater<br />

02.04.12 Aschaffenburg - Colossaal<br />

03.04.12 Berlin - C-Club<br />

Steve Hogarth &<br />

Richard Barbieri<br />

Not The Weapon<br />

But The Hand<br />

Das Debüt Album von Steve<br />

Hogarth (Marillion) & Richard<br />

Barbieri (Porcupine Tree, Japan).<br />

“...Meisterwerk... wunderbare<br />

und aufregende Reise... Musik in<br />

Vollendung...” Classic Rock 9/10<br />

www.kscopemusic.com/<br />

hogarthbarbieri<br />

Gavin Harrison &<br />

05Ric<br />

The Man Who Sold<br />

Himself<br />

Das neue Album des Projektes von<br />

Gavin Harrison von Porcupine Tree<br />

www.kscopemusic.com/<br />

gavinharrison<br />

Neue Alben im April: Ana<strong>the</strong>ma, North Atlantic Oscillation & Ulver<br />

Ulver<br />

The Norwegian<br />

National Opera<br />

(Blu-ray & DVD)<br />

2 Disc Set Blu-ray & DVD Ein<br />

faszinierender Konzertmitschnitt der<br />

Dark <strong>Music</strong> Legenden.<br />

Live in HD in Oslos National Opera!<br />

www.kscopemusic.com/ulver<br />

vimeo.com/kscopemusic twitter.com/kscopemusic


Bob Seger<br />

Tour in Deutschland?<br />

Sag niemals nie ...<br />

"Against The Wind", "Like A Rock", "Hollywood<br />

Nights", "Beautiful Loser" und "Still The Same" hört<br />

man heute noch gern, auch wenn diese Klassiker<br />

schon in den 70er und 80er Jahren entstanden.<br />

Ihr Schöpfer Bob Seger hat sich in Deutschland<br />

allerdings rar gemacht, seine beiden letzten<br />

Alben FACE THE PROMISE (2006) und<br />

EARLY SEGER VOL. 1 (2009) waren<br />

nur als Importe erhältlich. Das<br />

nächste Album wird wieder<br />

normal" in den Handel kommen,<br />

wie auch die willkom-<br />

"<br />

mene Überbrückung ULTI-<br />

MATE HITS: ROCK'N'ROLL<br />

NEVER FORGETS. Philipp<br />

Roser sprach mit dem<br />

66-jährigen Sänger, ehe<br />

Seger zum zweiten Teil<br />

einer US-Tour aufbrach.<br />

Bob, kannst du dich erinnern, wann du<br />

zuletzt in Deutschland warst?<br />

Das war wohl etwa 1980. Das ist ewig her, und<br />

mittlerweile bin ich zu alt für all die Flüge über<br />

den Atlantik und die Zeitverschiebung (lacht).<br />

Man soll zwar niemals nie sagen, aber ich fürchte,<br />

dass es nicht mehr klappen wird, bei euch aufzutreten.<br />

Dabei habe ich richtig gute Erinnerungen n<br />

an Deutschland: Ihr habt <strong>to</strong>lle Restaurants, in<br />

Frankfurt habe ich den ältesten Wein überhaupt<br />

getrunken: Er war von 1938, hatte den Krieg gut<br />

überstanden. Und München ist meine Lieblingsstadt – da<br />

kann man wunderbar spazierengehen und die Alpen sehen!<br />

Du arbeitest gerade an einem neuen Album ...<br />

Ich habe es etwa zur Hälfte fertig. Ich werde mich von Januar<br />

bis März nochmals hinsetzen und Songs schreiben, um eine<br />

möglichst große Auswahl zu haben, wenn wir anschließend<br />

ins Studio gehen und aufnehmen. Es soll dann im Herbst<br />

erscheinen.<br />

Jetzt gibt es erst mal die ULTIMATE HITS, und die beiden<br />

Live-Alben wurden schon wiederveröffentlicht.<br />

Ich war erst nicht begeistert, eine weitere "Greatest Hits"-Sammlung<br />

herauszubringen. Aber vor einiger Zeit habe ich mich mit<br />

meiner Plattenfirma über Downloads geeinigt, die wir jetzt erstmals<br />

auf meiner Website anbieten. Ich hatte ein etwas schlechtes<br />

Gewissen dabei, meine Plattenfirma, mit der ich seit 40 Jahren<br />

zusammenarbeite, dabei quasi von diesen Verkäufen auszuschließen.<br />

Also sagte ich: Ihr bekommt hochwertiges Material für<br />

die Wiederveröffentlichungen und die ULTIMATE HITS.<br />

Beschert die neue CD den Bob Seger, wie wir ihn seit<br />

über 40 Jahren kennen?<br />

Ich weiß noch nicht so recht, wohin mich das Songwriting<br />

führt. Es wird wohl eher ein bisschen ungewöhnlich. Ich<br />

denke, FACE THE PROMISE war ja auch schon nicht mehr<br />

unbedingt der typische Bob Seger. Es gibt diesen Spruch,<br />

dass die Geschichte eines Künstlers sein größter Feind ist. Da<br />

steckt durchaus ein Schuss Wahrheit drin – nicht, dass ich<br />

meine Vergangenheit nicht mag, aber ich will mich ja nicht<br />

wiederholen, sondern probiere lieber verschiedene Sachen<br />

aus. Was dabei herauskommt, kann ich noch nicht sagen.<br />

Schreibst du die Songs immer noch so wie früher?<br />

Ja und nein. Ich probiere gern mal was Neues<br />

aus, aber in der Regel halte ich es so, dass<br />

ich mit einer akustischen oder elektrischen Gitarre<br />

oder am Piano vor mich hinspiele und<br />

dazu irgendetwas singe – das mache ich 40<br />

Minuten lang, lege dann eine 20-minütige<br />

Pause ein, ehe ich es durchhöre und mir das<br />

rauspicke, was mich anspricht, das ich dann<br />

ausbauen kann. Ich schreibe viel, um eine<br />

möglichst große Auswahl zu haben, nehme<br />

manches auch schon fertig auf. Ich habe etwa 50 fertig eingespielte<br />

und abgemischte Songs in meinem Archiv. Aber die<br />

habe ich aus verschiedensten Gründen nicht verwendet, weil<br />

sie mir nicht gut genug erschienen, weil sie nicht passten<br />

oder sonst was.<br />

Was passiert damit?<br />

Manche gebe ich für Filmsoundtracks frei, andere bekommt<br />

die Plattenfirma. EARLY SEGER VOL. 1 enthält auch mehrere<br />

solcher Stücke …<br />

© Pressefo<strong>to</strong>s EMI<br />

Seite 28 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


VOL. 1 legt nahe, dass es eine Fortsetzung von EARLY<br />

SEGER geben wird.<br />

Das ist gut möglich, aber ich habe keine Ahnung, wann ich<br />

dazu komme. Jetzt steht erst einmal das neue Studio-Album<br />

im Fokus.<br />

Komponierst du die neuen Songs im Alleingang,<br />

oder auch mal mit Kollegen?<br />

Ich schrieb meine Songs bisher fast immer allein, aber das<br />

ändere ich dieses Mal vielleicht. Ich habe in den<br />

letzten Jahren einige wirklich gute Songschmiede<br />

kennen gelernt, deren Arbeit ich wirklich bewundere<br />

– und ich habe ja auch einen in meiner<br />

Band: Jim „Moose” Brown, von ihm ist “It's Five<br />

O´Clock Somewhere”, das 2003 auch Alan Jackson<br />

& Jimmy Buffett aufgenommen haben. Ich<br />

habe einige seiner Freunde getroffen, und vielleicht<br />

mache ich es diesmal wirklich anders und<br />

versuche, mit einigen Leuten zu kooperieren.<br />

Das passierte bislang nur ganz selten, etwa bei<br />

“Heartache Tonight” mit den Eagles, mit Glenn<br />

Frey und Don Henley (J.D. Sou<strong>the</strong>r war auch dabei,<br />

Anm. d. Au<strong>to</strong>rs).<br />

Wie kam es damals zur Kooperation?<br />

Ich bin mit Glenn groß geworden, war 19, als ich<br />

ihn kennen lernte, er war 16 – und er wurde mit<br />

seiner Band früher berühmt, als es bei mir der Fall<br />

war. Sie haben 1973 eingeschlagen, bei mir war es 1975. Ich<br />

habe mich damals riesig für ihn gefreut. Glenn hat mich Don<br />

vorgestellt, und sei<strong>the</strong>r sind wir gut befreundet – auch mit Joe<br />

Walsh.<br />

Was hat es mit der Zusammenarbeit mit Sheryl Crow<br />

und Kid Rock auf sich?<br />

Ich habe vor nicht allzu langer Zeit einen Song mit ihnen<br />

aufgenommen, „Hannah“, den ich über meine Tochter geschrieben<br />

habe. Ich war im März für Aufnahmen in Nashville,<br />

und genau an dem Abend, an dem meine Session anstand,<br />

spielt Rock in der Stadt. Ich schickte ihm eine SMS, er schrieb<br />

zurück und fragte, ob ich nicht zu seiner Show kommen wolle.<br />

Das ging nicht, aber ich antwortete, ob er nicht Lust habe,<br />

anschließend mit Sheryl bei mir im Studio vorbeizuschauen.<br />

Das haben sie auch getan und im Chor bei dem Stück gesungen<br />

– es klingt richtig <strong>to</strong>ll. Ich weiß aber noch nicht, ob es<br />

die Nummer aufs Album schafft, ob sie dafür gut genug ist.<br />

Vielleicht ist es auch zu persönlich für eine Platte, möglicherweise<br />

gebe ich es für einen Film frei.<br />

"Against The Wind" ist dein Signature-Song – ist er<br />

tatsächlich au<strong>to</strong>biografisch, wolltest du damals ein<br />

Lied übers Laufen schreiben?<br />

Richtig. Ich bin ja selbst lange gelaufen: In der Highschool bin<br />

ich Cross und über die Zwei-Meilen-Distanz gerannt – ich war<br />

richtig gut, lag nur knapp über elf Minuten. Ich habe das auch<br />

sehr lange gemacht, habe auf Tour jeden Tag vier, fünf Meilen<br />

gejoggt. Ich bin aber leider nie bei einem Marathon gestartet.<br />

Was treibst du heute sportlich?<br />

Hauptsächlich Segeln und Gewich<strong>the</strong>ben im Gym. Dazu<br />

spiele ich Golf – vor zwei Jahren hatte ich mal<br />

die Gelegenheit, eine Runde mit Tiger Woods zu<br />

spielen. Das war der Hammer! Ansonsten, wie<br />

gesagt, segle ich – wir haben hier in Michigan<br />

bekanntlich viele Seen. Ich besitze ein Segelund<br />

ein Mo<strong>to</strong>rboot, beide 40 Fuß lang. Wenn<br />

ich Lust habe, kann ich mit dem Boot über den<br />

See nach Chicago schippern.<br />

Und du sollst gern fliegen. Stimmt es, dass<br />

du direkt nach deinen Shows heimfliegst?<br />

Ja, ich habe einen kleinen Privatjet, komme eine<br />

Stunde vor dem Soundcheck an und fliege eine<br />

halbe Stunde nach dem Ende der Show zurück,<br />

weil ich einfach am liebsten bei meiner Familie<br />

bin. Wenn ich demnächst an der Westküste unterwegs<br />

bin, reisen wir allerdings wie alle anderen<br />

Bands im Nightliner, da wäre der Aufwand<br />

fürs Heimfliegen zu groß.<br />

Das ist eine Art Familienausflug, die meisten Mitglieder<br />

der Silver Bullet Band sind schon ewig dabei ...<br />

Ja, wir sind eine kleine Familie. Mein Bassist Chris Campbell<br />

spielt seit 1969 mit mir, Al<strong>to</strong> (Reed alias Tom Cartmell,<br />

sax) ist seit 1971 dabei und unser Keyboarder Craig Frost seit<br />

1980. Meine Chorsängerin Lora Creamer hat schon 1967 auf<br />

RAMBLIN' GAMBLIN' MAN gesungen, und Shaun Murphy<br />

gehört mit Unterbrechungen seit 1971 zu uns.<br />

In deiner langen Karriere gab es mehrfach lange<br />

Pausen – warum?<br />

Meine Mutter starb 1989, und ich habe einige Zeit gebraucht,<br />

bis ich das verdaut hatte. Wenn ich zurückblicke, ist es schon<br />

seltsam: 1968 hatte ich mit “Ramblin´ Gamblin´ Man” einen<br />

ersten kleinen Hit, kam in den Charts bis auf Platz 15, und<br />

drei Monate später starb mein Vater. Und als 1987 LIKE A<br />

ROCK erschien, erkrankte meine Mutter wenig später schwer.<br />

Dann kamen Anfang der 90er Jahre meine beiden Kinder zur<br />

Welt, und ich legte eine Pause ein, um sie aufwachsen zu<br />

sehen. Als sie aus dem Gröbsten raus waren, habe ich wieder<br />

angefangen zu <strong>to</strong>uren – bis heute, auch wenn ich inzwischen<br />

ein bisschen kürzertrete.<br />

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<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 29


! REVIEWS<br />

HIGHLIGHTS<br />

CD<br />

BONNIE RAITT<br />

SLIPSTREAM<br />

Es ist kaum zu glauben, dass es schon<br />

wieder 41 Jahre her ist, dass Bonnie Raitt<br />

ihr selbst betiteltes Debütalbum veröffentlicht<br />

hat! Doch so eifrig und regelmäßig, wie<br />

sie zwischen 1971 und 1975 alljährlich eine<br />

neue LP herausbrachte, wurden in den Folgejahren<br />

die zeitlichen Abstände zwischen den<br />

Releases zunehmend<br />

größer. So ist ihr neues<br />

Werk SLIPSTREAM<br />

ihr gerade mal 16.<br />

Studioprodukt! Sieben<br />

Jahre sind seit dem<br />

Vorgänger SOULS<br />

ALIKE vergangen,<br />

nachdem es davor nur<br />

drei veröffentlichungsfreie<br />

Jahre gewesen<br />

waren.<br />

Doch den Branchenregeln<br />

des Musikbusiness<br />

hat sich die auch<br />

als Polit-Aktivistin<br />

profilierte Musikerin<br />

ohnehin nie unterworfen,<br />

sondern stets das gemacht, was sie für<br />

richtig hielt. Und dabei gab ihr der Erfolg<br />

Recht, ihre Haltung wurde vom Publikum<br />

ebenso respektiert wie die Qualität, die sie<br />

mit ihren Platten lieferte. Zumal nach ihrem<br />

grandiosen Comeback mit NICK OF TIME,<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

das sie 1989 auf Chartrang 1 in den USA katapultierte<br />

und mit fünfmal Platin nicht einmal<br />

ihre erfolgreichste Scheibe war (LUCK<br />

OF THE DRAW zwei Jahre später bekam<br />

siebenmal Platin!).<br />

Die Musik bekam die am 8. November 1949<br />

als Tochter des Broadway-Stars John Raitt<br />

und der Pianistin<br />

Marjorie Haydock<br />

Geborene quasi in<br />

den Genen mit, wobei<br />

es sie von Anfang an<br />

in eine andere Richtung<br />

als ihre Eltern<br />

zog: Blues, Rock und<br />

Roots-<strong>Music</strong> haben<br />

es der singenden Gitarristin<br />

von jeher angetan.<br />

Dabei legt sie<br />

keinen größeren Wert<br />

darauf, ihr Bankkon<strong>to</strong><br />

mit Tantiemen für eigene<br />

Songs zu füllen,<br />

sondern ist im Laufe<br />

der Jahre zunehmend<br />

dazu übergegangen, Geschmack und ein<br />

geschicktes Händchen bei der Auswahl der<br />

Fremdsongs zu beweisen, die sie sich in<br />

ihrer unnachahmlichen Art zueigen macht.<br />

Aus dem Fundus von Songschmieden so<br />

unterschiedlicher Provenienz wie Randall<br />

Bramblett, Bonnie Bramlett, Joseph Lee<br />

Henry, aber auch Bob Dylan (zweimal),<br />

Loudon Wainwright III., Gerry Rafferty<br />

oder Paul Brady hat sie sich diesmal bedient.<br />

Lediglich einmal wurde sie selbst aktiv,<br />

als sie gemeinsam mit Randall<br />

Bramblett den Text zu einer Musikvorlage<br />

von George Marinelli<br />

(“Down To You”) verfasste.<br />

Richtig funky groovend startet<br />

Bonnie Raitt mit “Used To Rule<br />

The World” in die neue CD, ehe<br />

es locker-flockig mit einem Reggae-Rhythmus<br />

weitergeht. Dabei<br />

versteht sie es, über dem unwiderstehlichen<br />

Rhythmus mit kurzen<br />

Gitarrensoundeffekten aufhorchen<br />

zu lassen – ärgerlich ist bei “Right<br />

Down The Line” nur das abrupte Fade-Out.<br />

Ob ihr da nichts Besseres einfiel? Schließlich<br />

kann sie das nicht auf einen Produzenten abwälzen,<br />

da sie diese Aufgabe diesmal selbst<br />

wahrnahm. Es folgt eine dominant akustisch<br />

angestimmte traditionelle Bluesnummer<br />

(“Million Miles”), an die sich der Balladenschleicher<br />

“You Can’t Fail Me Now” mit dezenten<br />

Country-Untertönen anschließt. Und<br />

so vielseitig, durchaus auch mal satt rockig,<br />

geht es weiter auf SLIPSTREAM. Der rote<br />

Faden ist dabei das faszinierende (Slide-)<br />

Gitarrenspiel der Amerikanerin, die damit<br />

immer wieder neue, teils auch verblüffende<br />

Atmosphären schafft und so verhindert,<br />

dass sich auch nur einen Moment lang Langeweile<br />

einstellt. Dazu singt die neunmalige<br />

Grammy-Preisträgerin, die bereits seit<br />

2000 Mitglied der<br />

Rock’n’Roll Hall Of<br />

Fame und seit 2010<br />

der Blues Hall Of<br />

Fame ist, ausdrucksstark<br />

und intensiv.<br />

Chapeau, Frau Raitt,<br />

wie Sie Ihren Vokalvortrag<br />

den jeweiligen<br />

Songerfordernissen<br />

angepasst<br />

haben!<br />

Nicht unterschlagen werden sollen auch die<br />

Gäste, die zwar nicht die Sahnehäubchen<br />

liefern, dafür sorgt Ms Raitt schließlich<br />

selbst, ebenso für eine enorme Geschlossenheit<br />

des Gesamtwerkes. Aber für einige<br />

hörenswerte Klangfarbentupfer sorgten Bill<br />

Frisell, Paul Brady, Maia Sharp, Al Anderson,<br />

Jeff Young, Johnny Lee Schell und Luis<br />

Cante durchaus.<br />

Mit einem Satz: Bonnie Raitt ist wieder ein<br />

starkes, wahrhaft abwechslungsreiches Album<br />

gelungen, dessen Songs stellenweise<br />

für Gänsehaut-Feeling sorgen.<br />

(Proper/Rough Trade, 12/57:56) pro<br />

DVD<br />

KLAUS VOORMANN<br />

ALL YOU NEED IS<br />

KLAUS<br />

BOX<br />

BYRDS<br />

THE COMPLETE COLUMBIA<br />

ALBUMS COLLECTION<br />

„Alle starrten gebannt auf mein Papier.<br />

Ich zitterte, ich dachte, sie mögen es nicht.<br />

Furchtbar! Und dann sagte Paul: ‚Was ist<br />

denn das? Das bin ich ja auf der Toilette!’<br />

Und George Martin: ‚Oh, das kannst<br />

du nicht machen, Klaus, das<br />

musst du rausnehmen.” So erzählt<br />

Klaus Voormann die Geschichte,<br />

wie er seinen Cover-<br />

Entwurf für das Beatles-Album<br />

REVOLVER zum ersten Mal<br />

in den EMI-Studios vorstellte.<br />

Die Toilette (so etwas konnte<br />

sich nur Zappa erlauben …)<br />

nahm er raus – und das anno<br />

1966 bahnbrechende Cover<br />

wurde eines der berühmtesten<br />

der Popgeschichte, für das der Grafiker<br />

aus Hamburg als erster Deutscher einen<br />

Grammy gewann. Der Dokumentarfilm<br />

„All You Need Is Klaus” von Regisseur<br />

und Skriptau<strong>to</strong>r Jörg Bundschuh berichtet<br />

nicht nur von den bekannten Episoden aus<br />

Voormanns Leben – wie er die Beatles in<br />

St. Pauli kennen lernte, wie er Bassist bei<br />

Manfred Mann und später bei den Soloprojekten<br />

von John, George und Ringo wurde.<br />

Nein, auch Unbekannteres aus seiner<br />

an Anekdoten und Skurrilitäten reichen<br />

Karriere kommt zur Sprache, etwa seine<br />

Zusammenarbeit mit der Sängerin Carly<br />

Simon oder seine Produzententätigkeit für<br />

die NDW-Combo Trio. Eine Stärke des<br />

Films ist die Offenheit und Nähe, in der<br />

sich Voormann und das Filmteam begegnen.<br />

Die Kamera begleitet den Bassisten<br />

und Grafiker zu den wichtigsten Stationen<br />

seines Lebens: zu seinem Elternhaus in<br />

Berlin, auf die Reeperbahn in<br />

Hamburg, nach London, New<br />

York und Los Angeles. Viele<br />

seiner Weggefährten werden<br />

interviewt, darunter Paul Mc-<br />

Cartney, Ringo Starr, Georges<br />

Witwe Olivia Harrison, Twiggy,<br />

Randy Newman, Van Dyke<br />

Parks, Jim Keltner sowie die<br />

Hamburger Fo<strong>to</strong>grafen Astrid<br />

Kirchherr und Jürgen Vollmer.<br />

Wie ein roter Faden ziehen<br />

sich dabei die Studiosessions durch den<br />

Film, an denen unter anderem Ringo, Jim<br />

Keltner und Van Dyke Parks beteiligt sind,<br />

mit denen er zusammen an seinem Album<br />

A SIDEMAN’S JOURNEY arbeitete, das<br />

anlässlich seines 70. Geburtstag herauskam<br />

(siehe S<strong>to</strong>ry im <strong>GoodTimes</strong> 4/2009). Entstanden<br />

ist ein einfühlsames Porträt eines<br />

Künstlers, der zwar nie direkt im Rampenlicht<br />

stand, der für die Popgeschichte<br />

aber mehr war als nur eine Randfigur. Millionenfrage:<br />

Wer schaut auf dem REVOL-<br />

VER-Cover aus George Harrisons Haaren?<br />

The artist himself: Klaus Voormann!<br />

(Good Movies/Indigo, 90 Min. + 70 Min.<br />

Bonus, Spr.: Dt. u. Engl.)<br />

frs<br />

Über ein Jahrzehnt ist es schon her, dass<br />

erste fabelhafte Byrds-Reissues die Fans der<br />

US-Legende aus Los Angeles begeisterten.<br />

Völlig legitim also, diese – schon damals<br />

erweiterten – Studioklassiker jetzt neu als<br />

CD-formatige, dicke Box zu starten – und<br />

wie! Aktuelle Preise (Stand: Januar) von unter<br />

40 Euro für 13 Discs (!) mit<br />

elf Alben in Pappschubern mit<br />

den Original-LP-Fronthüllen<br />

sind kaum zu <strong>to</strong>ppen! 125<br />

Tracks hatten die Vinyls von<br />

1965 –1972, die gigantische<br />

Aufs<strong>to</strong>ckung endet mit Titel<br />

Nr. 217!<br />

Sony <strong>Music</strong> tat gut daran, die<br />

Begleittexte aus den früheren<br />

Einzel-CDs – von Byrds-Koryphäe Johnny<br />

Rogan – jetzt gebündelt anzubieten: in einem<br />

40-seitigen Booklet mit Vorbildlichkeitsfak<strong>to</strong>r<br />

100 und kaum offenen Wünschen für<br />

Detailverliebte (Katalognummern, Aufnahmedaten<br />

etc.). Der Disc-Reigen beginnt mit<br />

MR. TAMBOURINE MAN, er endet mit<br />

FARTHER ALONG; PREFLYTE fällt – korrekt<br />

– als einst nicht originale LP hier weg, und<br />

BYRDS von 1973 gehörte nicht mehr zum<br />

Columbia-Auss<strong>to</strong>ß. Aus SWEETHEART OF<br />

THE RODEO und UNTITLED/UNISSUED<br />

wurden ob der vielen Zusatztracks Doppel-<br />

CDs. Zehn der elf LPs landeten in den US-<br />

Top-75 (außer FARTHER ALONG), alle 16<br />

Top-100-Singles sind vertreten.<br />

Bis inklusive 1968 hielten die Byrds ihre<br />

Popularität in Amerika auf Augenhöhe mit<br />

den Beatles, deren Melodieverständnis<br />

sie mit Bob Dylans Songstrukturen fusionierten.<br />

Mehr noch: Sie hissten die Folk-<br />

Rock-Fahne (“Turn! Turn! Turn!”), integrierten<br />

fugenlos Psychedelisches (“Eight<br />

Miles High”, “5D”) in ihren<br />

Sound, avancierten zu den<br />

kompetentesten Dylan-Interpreten<br />

(“My Back Pages”,<br />

“Chimes Of Freedom”) – und<br />

erfanden, nach dem Beitritt<br />

von Gram Parsons, den Country-Rock.<br />

Aus diesen Zutaten<br />

– und nicht zuletzt wegen<br />

exzellenter Songschreiberqualitäten<br />

– entwickelten sie eine eigene<br />

Hausmarke. Quasi unkopierbar dabei: ihre<br />

strahlenden Vokalharmonien im Verbund<br />

mit Roger McGuinns zwölfsaitiger Rickenbacker-Gitarre.<br />

All das ist hier auf Super-Klangniveau<br />

episch ausgebreitet und erinnert an elf große<br />

Musiker (fünf leben noch), die auch Bands<br />

wie CSN&Y, die Flying Burri<strong>to</strong> Bro<strong>the</strong>rs<br />

und McGuinns Solokarriere prägten. Selbst<br />

Nicht-Charts-Titel wie “I Knew I’d Want<br />

You”, “Wasn’t Born To Follow” (aus „Easy<br />

Rider”), “He Was A Friend Of Mine” (Kennedy-Mord)<br />

und etliche andere bleiben auf<br />

ewig im Bewusstsein.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 13 CDs)<br />

bm<br />

Seite 30 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


TOP 10 – Punk- und New Wave-Songs<br />

1. New Order – Blue Monday (1983)<br />

2. Ramones – Sheena Is A Punk Rocker (1977)<br />

3. Ultravox – Vienna (1980)<br />

4. John Foxx – Metal Beat (1979)<br />

5. Adam & The Ants – Deutscher Girls (1978)<br />

6. Fischer-Z – So Long (1980)<br />

7. Martha & The Muffins – Echo Beach (1979)<br />

8. 999 – Homicide (1978)<br />

9. Human League – Being Boiled (1978)<br />

10. Flying Lizards – Money (1979)<br />

1. Ramones – Sheena Is A Punk Rocker (1977)<br />

2. The Sex Pis<strong>to</strong>ls – God Save The Queen (1977)<br />

3. Joy Division – Love Will Tear Us Apart (1980)<br />

4. Clash – Garageland (1977)<br />

5. Television – See No Evil (1977)<br />

6. Eddie & The Hot Rods – Do Anything You Wanna Do (1977)<br />

7. Squeeze – Annie Get Your Gun (1982)<br />

8. Talking Heads – Psycho Killer (1977)<br />

9. Ian Dury & The Blockheads – Sweet Gene Vincent (1977)<br />

10. Lea<strong>the</strong>r Nun – Jesus Came Driving Along (1986)<br />

1. Wah! Heat – Better Scream (1980)<br />

2. Modern Lovers – Roadrunner (1976)<br />

3. Dead Or Alive – Number Eleven (1981)<br />

4. Doll By Doll – Hell Games (1979)<br />

5. Live Wire – Hit And Run Driver (1979)<br />

6. Modern Eon – Child’s Play (1981)<br />

7. Echo & The Bunnymen – Over The Wall (1981)<br />

8. Clash – Jimmy Jazz (1979)<br />

9. Patti Smith – Free Money (1975)<br />

10. Stranglers – Hanging Around (1977)<br />

1. Icicle Works – Love Is A Wonderful Colour (1983)<br />

2. Joe Jackson – Is She Really Going Out With Him (1978)<br />

3. Squeeze – Pulling Mussels (From The Shell) (1980)<br />

4. Jam – Going Underground (1980)<br />

5. Elvis Costello – (I Don’t Want To Go To) Chelsea (1978)<br />

6. New Order – Shellshock (1986)<br />

7. Duran Duran – New Religion (1982)<br />

8. Clash – London Calling (1979)<br />

9. XTC – Making Plans For Nigel (1979)<br />

10. Intaferon – Get Out Of London (1983)<br />

1. Devo – Mongoloid (1976)<br />

2. Under<strong>to</strong>nes – Teenage Kicks (1978)<br />

3. Suicide – Frankie Teardrop (1977)<br />

4. Saints – This Perfect Day (1977)<br />

5. Plasmatics – Sometimes I (1980)<br />

6. Headboys – Kickin’ The Kans (1978)<br />

7. M – Official Secrets (1980)<br />

8. 999 – Feeling Alright With The Crew (1978)<br />

9. Siouxie & The Banshees – Happy House (1980)<br />

10. Adam & The Ants – Beat My Guest (1978)<br />

1. Members – The Sounds Of The Suburbs (1979)<br />

2. Sisters Of Mercy – Marian (1985)<br />

3. Depeche Mode – New Life (1981)<br />

4. Clash – Guns Of Brix<strong>to</strong>n (1979)<br />

5. Anne Clark – Sleeper In Metropolis (1983)<br />

6. Human League – Being Boiled (1978)<br />

7. Fischer-Z – Room Service (1979)<br />

8. Blancmange – Don’t Tell Me (1983)<br />

9. Plastic Bertrand – Ça Plane Pour Moi (1977)<br />

10. Public Image Ltd. – This Is Not A Love Song (1983)<br />

Fabian Leibfried<br />

Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />

Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Tino Krauter<br />

Jens-Uwe Berndt<br />

Ulrich Schwartz<br />

1. Clash – London Calling (1979)<br />

2. Sex Pis<strong>to</strong>ls – Anarchy In The UK (1976)<br />

3. Iggy Pop – The Passenger (1977)<br />

4. Ramones – Sheena Is A Punk Rocker (1977)<br />

5. Beasty Boys – Fight For Your Right (1986)<br />

6. Damned – Eloise (1986)<br />

7. Talking Heads – Psycho Killer (1977)<br />

8. Soft Cell – Tainted Love (1981)<br />

9. Stranglers – No More Heroes (1977)<br />

10. Dead Kennedys – Kill The Poor (1980)<br />

1. Ramones – Sheena Is A Punk Rocker (1977)<br />

2. Iggy Pop – The Passenger (1977)<br />

3. MC5 – Kick Out The Jams (1969)<br />

4. Sex Pis<strong>to</strong>ls – Anarchy In The UK (1976)<br />

5. Talking Heads – Psycho Killer (1977)<br />

6. Public Image Limited – This Is Not A Love Song (1983)<br />

7. Under<strong>to</strong>nes – Teenage Kicks (1978)<br />

8. Johnny Thunders – Dead Or Alive (1978)<br />

9. Stranglers – No More Heroes (1977)<br />

10. Captain Sensible – Wot (1983)<br />

1. Specials – Ghost Town (1981)<br />

2. Japan – Nightporter (1982)<br />

3. Joy Division – Love Will Tear Us Apart (1980)<br />

4. Clash – London Calling (1979)<br />

5. Talking Heads – Psycho Killer (1977)<br />

6. Television – Marquee Moon (1977)<br />

7. Bauhaus – She’s In Parties (1983)<br />

8. Theatre Of Hate – Do You Believe In The Westworld? (1982)<br />

9. B-52’s – Planet Claire (1979)<br />

10. Jam – Going Underground (1980)<br />

1. Ramones – Sheena Is A Punk Rocker (1977)<br />

2. Ramones – Blitzkrieg Bop (1976)<br />

3. Jam – Going Undergroud (1980)<br />

4. Sex Pis<strong>to</strong>ls – Anarchy In The UK (1976)<br />

5. Clash – London Calling (1979)<br />

6. MC5 – Kick Out The Jams (1969)<br />

7. S<strong>to</strong>oges – Fun House (1970)<br />

8. Clash – White Riot (1977)<br />

9. Sex Pis<strong>to</strong>ls – God Save The Queen (1977)<br />

10. Damned – Problem Child (1977)<br />

1. Specials – Ghost Town (1981)<br />

2. Jam – Beat Surrender (1982)<br />

3. Ramones – She’s A Sensation (1981)<br />

4. Police – Roxanne (1978)<br />

5. Blondie – The Tide Is High (1980)<br />

6. Style Council – You’re The Best Thing (1984)<br />

7. Graham Parker – Heat Treatment (1976)<br />

8. Ian Dury & The Blockheads – Hit Me With Your Rhythm Stick (1978)<br />

9. Clash – London’s Burning (1977)<br />

10. Count Bishops – Baby You’re Wrong (1977)<br />

1. Cure – Killing An Arab (1978)<br />

2. Cure – Boys Don’t Cry (1979)<br />

3. Cure – Let’s Go To Bed (1982)<br />

4. Cure – The Love Cats (1983)<br />

5. Joy Division – Love Will Tear Us Apart (1980)<br />

6. New Order – Blue Monday (1983)<br />

7. Visage – Fade To Grey (1980)<br />

8. Talking Heads – Burning Down The House (1983)<br />

9. Police – De Do Do Do De Da Da Da (1980)<br />

10. Soft Cell – Tainted Love (1981)<br />

Mitarbeiter<br />

Helmut Ölschlegel<br />

Philipp Roser<br />

Frank Schuster<br />

Alan Tepper<br />

Uli Twelker<br />

Christian Hentschel<br />

Gabi<br />

Delgado-Lopez<br />

(Deutsch-Amerikanische<br />

Freundschaft)<br />

1. Sex Pis<strong>to</strong>ls – Anarchy For The UK (1976)<br />

2. Suicide – Frankie Teardrop (1977)<br />

3. Spizzenergi – Where Is Captain Kirk (1977)<br />

4. Cabaret Voltaire – Nag Nag Nag (1979)<br />

5. Pere Ubu – 30 Seconds Over Tokyo (1975)<br />

6. Devo – Are We Not Men? We Are Devo! (1978)<br />

7. Metal Urbain – Paris Maquis (1978)<br />

8. Sex Pis<strong>to</strong>ls – God Save The Queen (1977)<br />

9. Iggy Pop – Lust For Life (1977)<br />

10. Residents – Constantinople (1978)<br />

© Jens-Uwe Berndt<br />

Rodrigo<br />

González<br />

(Ärzte, Abwärts)<br />

1. Bad Brains – I Against I (1986)<br />

2. Tuxedomoon – No Tears (1978)<br />

3. Crass – Do They Owe Us A Living? (1977)<br />

4. Damned – Lively Arts (1980)<br />

5. Ruts – Staring At The Rude Boys (1980)<br />

6. Dead Kennedys – Drug Me (1980)<br />

7. Discharge – Hear Nothing, See Nothing, Say Nothing (1982)<br />

8. Killing Joke – Wardance (1980)<br />

9. Ramones – Havanna Affairs (1976)<br />

10. Stranglers – Toiler On The Sea (1978)<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 31


CD<br />

REVIEWS<br />

TINDERSTICKS<br />

THE SOMETHING RAIN<br />

Zufall oder abgesprochen? Während ihre Labelkollegen<br />

Lambchop ihr neues Album MR.<br />

M (siehe Spalte daneben) mit verschwenderischen<br />

Streicherarrangements aufpolieren,<br />

verzichten die Tindersticks, die dafür früher<br />

berüchtigt waren, diesmal fast gänzlich darauf.<br />

Stattdessen experimentiert die Band aus<br />

dem englischen Nottingham auf dem neuen<br />

Album THE SOMETHING RAIN mit einem<br />

geballten Einsatz von Saxofonen, was den<br />

Songs einmal mehr einen souligen Touch<br />

verleiht. THE SOMETHING RAIN ist kein<br />

schlechtes Album, und man kann weiterhin<br />

froh sein, dass die Tindersticks sich nach ihrem<br />

Split vor acht Jahren wieder zusammengetan<br />

haben. Doch im Vergleich zu früheren<br />

Werken, vor allem den ersten beiden Alben,<br />

fällt es doch ziemlich ab. Das liegt weniger<br />

an der Suche nach neuen, psychedelischeren<br />

Sounds (neben Saxofon dominieren E-Piano<br />

und E-Gitarre), sondern an einem diesmal nur<br />

mittelmäßigem Songwriting, was umso stärker<br />

dadurch ins Gewicht fällt, dass die Stücke<br />

oft zu lange ausgedehnt werden.<br />

(City Slang/Universal, 9/49:37) frs<br />

GARY GLITTER<br />

ALL THAT GLITTERS –<br />

THE BEST OF<br />

Im Grunde war Paul<br />

Francis Gadd als<br />

Kunstfigur Gary Glitter<br />

eine Rock’n’Roll-<br />

Karikatur,<br />

ein<br />

brustbehaarter Pseudo-Elvis,<br />

der stampfenden,<br />

rhythmusbe<strong>to</strong>nten t Minimalismus-<br />

Pop-Rock mit satten Chören und röhrendem<br />

Saxofon im Hintergrund machte. Doch mit<br />

seinem Glitter-Rock traf er nicht nur im<br />

UK (zwei Dutzend Chart-Platzierungen<br />

zwischen 1972 und 1995) einen Nerv und<br />

schwang sich zum Glam-Rock-King auf.<br />

Zwar hätte Chris Welch den späteren Kinderschänder<br />

in den Liner-Notes der Digipak-<br />

Neuauflage kritischer schildern können,<br />

doch die klanglich überarbeitetete Sammlung<br />

von Glitter-Hits erfreut das Herz des<br />

Alt-Glam-Rockfans: “Hello, Hello I’m Back<br />

Again”, “I’m The Leader Of The Gang”, “I<br />

Didn’t Know I Loved You”, “Do You Wanna<br />

Touch Me” und das unvermeidliche “Rock<br />

And Roll Part II” sind hier allesamt versammelt,<br />

dazu reichlich Songs aus der zweiten<br />

Reihe, die einem längst entfallen waren.<br />

(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 22/73:07) pro<br />

MULL HISTORICAL<br />

SOCIETY<br />

CITY AWAKENINGS<br />

Nach zwei Alben [THE WATER (2008), IS-<br />

LAND (2009)] unter seinem eigenem Namen<br />

kehrt der britische Singer/Songwriter Colin<br />

McIntyre nun mit CITY AWAKENINGS<br />

wieder zu seinem Bandnamen Mull His<strong>to</strong>rical<br />

Society zurück. Vor gut zehn Jahren debütierte<br />

diese „Band” mit dem Album LOSS, wobei<br />

die Hinwendung zu Pop-orientierter Songware<br />

und deren vielschichtige Umsetzung besonders<br />

in Kritikerkreisen allerhöchste Beachtung<br />

fanden. Und man muss kein Prophet sein, um<br />

seinem neuen Werk ähnliche Beachtung vorauszusagen.<br />

Besonders in seiner britischen<br />

Heimat dürften die poppigen Liebeserklärungen<br />

eines Mull-Insulaners an Städte wie<br />

Glasgow, London oder New York bestens<br />

ankommen. Und wer den Texten nicht immer<br />

folgen kann, der darf sich eine Freude daraus<br />

machen zu erahnen, welche der drei Städte gerade<br />

besungen wird – auch musikalisch zeigt<br />

Colin McIntyre, wo er sich gerade befindet.<br />

(Xtra Mile Recordings/Soulfood,<br />

10/35:49) us<br />

LAMBCHOP<br />

MR. M<br />

Geht es noch besser?<br />

Lambchop, die Kritikerlieblinge<br />

aus Nashville,<br />

Tennessee, die<br />

ohnehin seit Jahren<br />

einen<br />

großen Wurf<br />

nach dem anderen veröffentlichen,<br />

legen mit ihrem Album Nummer<br />

elf, MR. M, so etwas wie ihr Opus Magnum<br />

hin. Das nach dem Maskottchen der Baseballmannschaft<br />

New York Mets („Mr. Met”) benannte<br />

und dem vers<strong>to</strong>rbenen Songschreiberfreund<br />

Vic Chesnutt (er beging Weihnachten<br />

2009 Selbstmord) gewidmete Album bietet elf<br />

zum Dahinschmelzen schöne Stücke, meist<br />

im langsamen Balladentempo gehalten. Das<br />

Songwriting war selten besser, die Bass-Stimme<br />

von Sänger Kurt Wagner selten schmachtender.<br />

Zu einem ganz besonderen Ereignis<br />

machen die Scheibe allerdings die brillanten,<br />

opulenten Streicherarrangements, welche die<br />

Songs so schillernd klingen lassen wie Lee<br />

Hazelwood oder die Tindersticks zu ihren besten<br />

Zeiten. Geht es noch besser? Mal schauen,<br />

was Album Nummer zwölf so bringt ...<br />

(City Slang/Universal, 11/56:03) frs<br />

TEAM ME<br />

TO THE TREETOPS<br />

Seit den goldenen a-ha-Tagen muss immer<br />

wieder mit gehaltvollem Pop aus Norwegen<br />

gerechnet werden. Neuester Streich ist<br />

das Debütalbum TO THE TREETOPS der<br />

Formation Team Me. Ihr „versehentlicher”<br />

Erfolg begann 2010, als Mastermind Marius<br />

Hagen ein Nebenprojekt startete, während er<br />

noch in zwei anderen Bands (Jaqueline und<br />

SiN) spielte. Zuerst erreichte Team Me das Finale<br />

eines Radiowettbewerbs für Bands ohne<br />

Plattenvertrag, dann folgten im Frühjahr 2011<br />

eine EP und im Ok<strong>to</strong>ber das vorliegende Album,<br />

das zunächst nur in Norwegen erschien<br />

und jetzt auch bei uns. Die euphorischen Reaktionen<br />

der norwegischen Presse reichten bis<br />

zur Behauptung, TO THE TREETOPS sei das<br />

beste Debütalbum aller Zeiten einer norwegischen<br />

Band. Na, ja, das dürften a-ha-Fans<br />

wohl anders sehen ... Egal, gut ist Team Mes<br />

Platte auf jeden Fall. Und eigenwillig. Der<br />

komplex arrangierte Pop hat natürlich etliche<br />

Vorläufer – im Stilmix tauchen Abba und Ray<br />

Conniff (!) sowie Phil Spec<strong>to</strong>rs Arrangementideen<br />

auf – aber kein direktes Vorbild. Die<br />

Musik entzieht sich weitgehend einer exakten<br />

verbalen Beschreibung. Sie will und sollte gehört<br />

werden.<br />

(Propeller/Soulfood, 10/52:49) hjg<br />

DIE AERONAUTEN<br />

TOO BIG TO FAIL<br />

Die Aeronauten aus dem schweizerischen<br />

Schaffhausen feiern dieses Jahr ihr 20-jähriges<br />

Bandbestehen. Auf CD Nummer eins<br />

ihres neuen Doppelalbums TOO BIG TO<br />

FAIL erklingt der gewohnt groovige, von<br />

souligen Bläsern und Hammondorgel getränkte,<br />

deutschsprachige Diskurs-Pop, wie<br />

sie ihn nach punkigen Anfängen in jüngerer<br />

Vergangenheit bevorzugen. Gäbe es nicht<br />

die zweite, rein instrumentale Scheibe,<br />

müsste man wohl von einem mittelmäßigen<br />

Aeronauten-Werk sprechen. Denn<br />

textlich und musikalisch kann CD Nummer<br />

eins nicht mit früheren Alben wie HIER<br />

(2006) mithalten – trotz gelungener Songs<br />

wie dem Schizo-Blues “Jackenmann”, dem<br />

zynischen “IQ 39” oder dem in Schwyzerdütsch<br />

gesungenen “Uswanderer”. Auf<br />

Scheibe Nummer zwei beschreiten die Aeronauten<br />

hingegen neue, experimentellere<br />

Wege und kreieren dabei dennoch mitreißende,<br />

schmissige Nummern, die sich zwischen<br />

tanzbarem Ska-Jazz und Soundtrack-<br />

Collagen bewegen. Beim nächsten Mal eine<br />

Mischung aus beidem!<br />

(Rookie/Cargo, 12/42:12, 14/42:06) frs<br />

PAUL YOUNG<br />

ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />

Fünf Alben aus Paul<br />

Youngs erfolgreichsten<br />

Zeit versammelt<br />

diese Ausgabe der<br />

ORIGINAL ALBUM<br />

CLASSICS-Reihe.<br />

Mit mächtig Blue-<br />

Eyed-Soul in der Stimme stürmte der britische<br />

Sänger nach seiner Zeit bei den Q-Tips<br />

die Hitparaden – vornehmlich in Großbritannien<br />

und in Deutschland, jenseits des großen<br />

Teichs blieb er immer nur ein Geheimtipp.<br />

Gleich mit seinem 1983er Solodebüt NO<br />

PARLEZ preschte er in beiden genannten<br />

Ländern an die Spitze der Charts, angetrieben<br />

von dem Hit “Come Back And Stay” sowie<br />

seinen genialen Cover-Versionen “Love<br />

Will Tear Us Apart” (Joy Division), “Wherever<br />

I Lay My Hat (That’s My Home)”<br />

(Marvin Gaye) und “Love Of The Common<br />

People” (Four Preps). Ähnlich gut, aber<br />

nicht mehr ganz so erfolgreich dann THE<br />

SECRET OF ASSOCIATION aus dem Jahr<br />

1985 (GB: #1, D #6). Auch wenn die anderen<br />

drei enthaltenen Alben [BETWEEN TWO<br />

FIRES (1986), OTHER VOICES (1990),<br />

THE CROSSING (1993)] kommerziell nicht<br />

mehr an diese beiden Highlights anknüpfen<br />

konnten, zeigen sie Paul Young immer noch<br />

von seiner besten Seite, ergänzen diese Zusammenstellung<br />

mit klasse Musik zwischen<br />

Soul und Pop.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 5 CDs) tk<br />

LATIN QUARTER<br />

OCEAN HEAD<br />

In den 80er Jahren begeisterten Latin Quarter<br />

durch einige schöne LPs mit abwechslungsreichen<br />

Melodien und politisch motivierten<br />

Texten. Nach Auflösung der Band<br />

Ende der 90er Jahre versuchte Frontmann<br />

und Komponist Steve Skaith eine Solokarriere,<br />

die trotz der Veröffentlichung einiger<br />

CDs floppte. Überraschend hat er nun Latin<br />

Quarter mit den ehemaligen Originalmitgliedern<br />

Greg Harewood (b), Steve Jeffries<br />

(keys) und Yona Dunsford (voc) reformiert.<br />

Das neue Album enthält elf Titel, die überwiegend<br />

von Steve Skaith geschrieben wurden,<br />

zwei Songs komponierten Yona Dunsford<br />

und Greg Harewood. Für die Texte<br />

zeichnet (wie früher auch) Mike Jones<br />

verantwortlich. Musikalisch ist die Band<br />

etwas verhaltener, ruhiger geworden, glänzt<br />

Pop<br />

aber immer noch mit schönen, eingängigen<br />

Melodien. Beeindruckende Beispiele<br />

sind “Miss Teen USA”, “Unwind”, “Even<br />

Superman” und vor allem der Titelsong<br />

“Ocean Head”. Der Einsatz von Sängerin<br />

Yona Dunsford hat wohltuende Auswirkungen<br />

auf die Interpretationen: Zwei Titel<br />

singt sie alleine, bei fast allen anderen ist<br />

sie in Zusammenarbeit mit Steve Skaith beteiligt.<br />

Insgesamt ein schönes Spätwerk der<br />

englischen Band. Lediglich das Coverfo<strong>to</strong><br />

ist dürftig.<br />

(Westpark <strong>Music</strong>, 11/42:35)<br />

p<br />

NED DOHENY<br />

HARD CANDY + PRONE<br />

Der Kalifornier Ned<br />

Doheny<br />

(Baujahr<br />

1948) gehörte in den<br />

Seventies zum Kreis<br />

fähiger Komponisten,<br />

von denen Acts wie<br />

Dave Mason/Mama<br />

Cass, The Average White Band und Chaka<br />

Kahn profitierten. Er veröffentlichte aber<br />

auch eigene Alben, von denen Nr. 2 und 3,<br />

HARD CANDY und PRONE, hier auf einer<br />

CD vorliegen. Dohenys Musik ist eine gut<br />

anhörbare Mischung aus softem Westcoast-<br />

Rock, ohrwürmigem Pop, Funk- & Soul-<br />

Einflüssen und Pop-Jazzanleihen, alles in<br />

allem leichte, aber nicht zu leichtgewichtige<br />

Kost. Er singt mit weicher, aber durchaus<br />

markanter Stimme schöne Lieder wie “Get<br />

Up For Love”, “I’ve Got Your Number”,<br />

“Love Of Your Own”, “Valentine”, “To<br />

Prove My Love”, “Think Like A Lover”,<br />

“Thinking With My Heart” oder “Funky<br />

Love” ... ja, ja, die Liebe hatte es dem Sonnyboy<br />

sehr angetan. Die instrumentale Umrahmung<br />

lag in den bewährten Händen von<br />

Musikern wie David Foster, Vic<strong>to</strong>r Feldman,<br />

Steve Forman und Gary Mallaber plus<br />

Bläsereinsätze von Tom Scott, Jim Horn und<br />

Chuck Findley sowie der Tower-Of-Power-<br />

Horn-Section. Die sonnigen Doheny-Klänge<br />

sind sicher nichts für harte Jungs und ihre<br />

Väter, but ask your mo<strong>the</strong>r ...<br />

(Superbird/Cherry Red/Rough Trade<br />

18/72:21) hjg<br />

THE CRANBERRIES<br />

ROSES<br />

So richtig erfolgreich war keiner der Cranberries<br />

nach deren Auflösung, selbst die Solo-Alben<br />

von Sängerin Dolores O’Riordan<br />

konnten sich nicht so richtig durchsetzen.<br />

Aus Bandsicht also folgerichtig die aktuelle<br />

Reunion mit einem neuen Album in der<br />

Besetzung, in der sie 1989 von Limerick<br />

aus mit Hits wie “Zombie”, “Linger” oder<br />

“Ode To My Family” erfolgreich in die Welt<br />

zogen. Nur scheinen sie bei den Aufnahmen<br />

für ROSES vergessen zu haben, dass<br />

die 90er Jahre nun auch schon eine ganze<br />

Zeit zurückliegen und Musik dieser Art im<br />

Jahr 2012 – salopp gesagt – keinen Hund<br />

mehr hinter dem Ofen hervorlockt. Oder<br />

aber sie haben die nostalgische Stimmung<br />

dieses Albums ganz bewusst so gewählt,<br />

um sicherzugehen, dass die gleichen (zahlreichen)<br />

Fans aus den 90ern wieder ihre<br />

Liebe zu den Cranberries entdecken. Doch<br />

dafür hätte es mehr komposi<strong>to</strong>rische Qualität<br />

gebraucht, so ist ROSES leider nur ein<br />

Abklatsch alter Zeiten.<br />

(Vertigo/Universal, 11/44:46) us<br />

Seite 32 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

DAVID SYLVIAN<br />

A VICTIM OF STARS 1982– 2012<br />

Seit 30 Jahren ist<br />

der ehemalige Sänger<br />

der britischen<br />

New-Wave-Band<br />

Japan, David Sylvian,<br />

auf Solopfaden<br />

unterwegs.<br />

Die 2-CD-Anthologie Athl<br />

A VICTIM OF STARS<br />

1982–2012 kann diesen Weg nur ansatzweise<br />

dokumentieren, denn die meist komplexen,<br />

konzeptartigen Studio-Alben des Künstlers<br />

lassen sich kaum auf eine „Best of”-Compilation<br />

herunterbrechen. Neueinsteiger oder<br />

Liebhaber der eher Song- und Pop-orientierten<br />

Seite des Sängers mit der sonoren<br />

Stimme, die nicht unbedingt ein Interesse an<br />

dessen avantgardistischen, experimentellen<br />

Eskapaden haben, werden jedoch reichlich<br />

belohnt: Songs wie “Red Guitar”, “The Ink<br />

In The Well” oder “Wonderful World” vereinen<br />

auf mustergültige Weise Eingängigkeit<br />

und Komplexität. Doch auch Fans, die schon<br />

fleißig gesammelt haben, bietet die Doppel-<br />

CD einige wenige Schmankerl: Mit “Where<br />

Is Your Gravity” befindet sich ein bislang unveröffentlichtes<br />

Stück darauf, zudem gibt es<br />

ein paar nicht auf regulären Sylvian-Alben erschienene<br />

Raritäten, etwa die 1982 zusammen<br />

mit Ryuichi Sakamo<strong>to</strong> veröffentlichte Single<br />

“Bamboo Houses”, die Sylvian/Robert-Fripp-<br />

Kollaboration “Jean The Birdman” (1993)<br />

oder den Soundtrack-Beitrag “Forbidden Colours”<br />

aus dem Film „Merry Christmas, Mr.<br />

Lawrence” (1983).<br />

(EMI, 16/78:08, 15/75:52)<br />

frs<br />

PYROLATOR<br />

INLAND + AUSLANDAND<br />

Hinter Pyrola<strong>to</strong>r verbirgt sich der Musiker<br />

Kurt Dahlke, ehemaliges Mitglied der<br />

deutschen Post-Punk-Legenden Der Plan<br />

und DAF sowie bis heute Keyboarder bei<br />

den Fehlfarben. 1979 brachte er sein erstes<br />

Solo-Album INLAND unter seinem<br />

Künstlernamen heraus. Das Album in der<br />

grauen Hülle spiegelte die beklemmende<br />

Situation der BRD am Ende der 70er Jahre<br />

wider (Deutscher Herbst, industrieller Verfall).<br />

Die Syn<strong>the</strong>sizer-Instrumentals stehen<br />

zwar im weitesten Sinne in der Tradition<br />

von Tangerine Dream und Ash Ra Tempel,<br />

haben aber mit deren Konzept der „Kosmischen<br />

Kuriere” kaum etwas zu tun. Die<br />

Stücke sind eher „down <strong>to</strong> earth”, mono<strong>to</strong>n<br />

und abstrakt; statt Weltflucht fangen sie –<br />

z.B. mit Geräuscheinspielungen – die Wirklichkeit<br />

ein, Titel wie “It Always Rains In<br />

Wuppertal” sprechen für sich. Nach diesem<br />

kompromisslosen Werk gab sich Pyrola<strong>to</strong>r<br />

zwei Jahre später mit AUSLAND zugänglicher.<br />

Diesmal steckte das Album in einer<br />

bunten Hülle, musikalisch ist Dahlke anzuhören,<br />

dass er einige Zeit in den USA verbrachte<br />

und Kontakt mit Bands wie DNA<br />

hatte. Einige Stücke (“Elefantendisco”,<br />

“180°” u.a.) sind richtiggehend tanzbar.<br />

Statt reiner Synthie-Musik gibt es diesmal<br />

auch Gesang und weitere Instrumente, als<br />

Gastmusiker ist u.a. Frank Fenstermacher<br />

(Der Plan) dabei. Beide Reissues (CD und<br />

Vinyl) kommen mit dem Bonus-Material,<br />

das schon auf den vor zehn Jahren von Ata<br />

Tak herausgegebenen Wiederveröffentlichungen<br />

drauf war.<br />

(Bureau B/Indigo, 18/59:31 + 20/68:56) frs<br />

PET SHOP BOYS<br />

FORMAT<br />

Schon seit einiger<br />

Zeit wartet die<br />

Pet-Shop-Boys-<br />

Fangemeinde ungeduldig<br />

auf die Fortsetzung<br />

der ersten<br />

B-Seiten-Sammlung<br />

ALTERNATIVE<br />

aus dem Jahr 1995. Mit<br />

FORMAT geht es nun also weiter, auf<br />

zwei randvollen CDs sind (chronologisch<br />

sortiert) die B-Seiten und Bonus-Tracks<br />

aus der Zeit zwischen 1996 und 2009 zu<br />

hören. Neben zahlreichen Lieblingssongs<br />

von Neil Tennant und Chris Lowe (die sie<br />

mit schelmischer Vorliebe auf B-Seiten<br />

versteckten) liefert diese Rückschau nun<br />

auch endlich die paar Songs, die im Original<br />

nur in Großbritannien, und dort nur auf<br />

Maxi-Cassetten, veröffentlicht wurden.<br />

Natürlich nutzten die beiden die Veröffentlichung<br />

der vermeintlichen B-Ware auch<br />

für das eine oder andere Experiment. Für<br />

Klavierballaden, House und Techno sind<br />

die Pet Shop Boys den Insidern bekannt,<br />

doch Industrial, Geräusch-Collagen oder<br />

Pop<br />

eine weibliche Rapperin findet man auf<br />

ihren regulären Alben eher selten. Beide<br />

CDs sind in einer dicken Papp-Box untergebracht,<br />

im Booklet ein ausführliches Interview<br />

mit den beiden Protagonisten, die<br />

sich detailliert zu jedem Song äußern.<br />

(EMI, 18/77:43, 20/78:49)<br />

tk<br />

XAVIER NAIDOO<br />

DANKE FÜR’S ZUHÖREN<br />

„Liedersammlung<br />

1998 –2012”, so<br />

untertitelt<br />

Xavier<br />

Naidoo seine selbst<br />

zusammengestellte<br />

Best Of, mit der er<br />

– getreu dem Albumtitel<br />

DANKE FÜR’S<br />

ZUHÖREN – ausdrückt,<br />

was er gegenüber seinen Fans empfindet.<br />

Chronologisch reist man durch die<br />

Solokarriere des Mannheimers, beginnend<br />

mit “20.000 Meilen” von seinem 1998er<br />

Debüt NICHT VON DIESER WELT. Über<br />

den (nach eigenen Worten) überraschenden<br />

Charterfolg “Sie sieht mich nicht” aus dem<br />

Soundtrack von „Asterix & Obelix gegen<br />

Caesar” (im Original übrigens von Jean-<br />

Jaques Goldmann) folgt dann Hit auf Hit:<br />

“Dieser Weg”, “Zeilen aus Gold”, “Was wir<br />

alleine nicht schaffen”, “Alles kann besser<br />

werden”. Mit einem aktuellen Remix von<br />

“Ich kenne nichts (das so schön ist wie du)”<br />

und dem neuen Lied “Deutschland ist noch<br />

nicht verloren” enthält diese Zusammenstellung<br />

auch zwei bisher unveröffentlichte<br />

Tracks.<br />

(Naidoo Ecords/Tonpool, 17/77:32) tk<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 33


CD<br />

REVIEWS<br />

RINGO STARR<br />

RINGO 2012<br />

Was erwartet man<br />

von einer neuen Platte<br />

Ringo Starrs? Sicher<br />

keine tiefschürfenden<br />

oder<br />

sinfonischen<br />

Songs. Vielmehr nicht<br />

übermäßig anspruchsvoll<br />

gestrickte musikalische Unterhaltung.<br />

Und genau die liefert der einstige Beatles-<br />

Drummer – Ringo, wie man ihn von jeher<br />

kennt (und schätzt). Meist mit einem Augenzwinkern<br />

angestimmt mit absoluten Top-Begleitern<br />

(Joe Walsh, Benmont Tench, Richard<br />

Page, Charlie Haden, Van Dyke Parks, Don<br />

Was, Kenny Wayne Shepherd, Dave Stewart,<br />

Edgar Winter). „Ich kann die Vergangenheit<br />

besuchen, wann ich will, lebe aber nicht in<br />

ihr”, sagt er selbst, um sich dann doch nostalgisch<br />

angehaucht bei “In Liverpool” an die<br />

eigene Kindheit zu erinnern, ehe es zurück<br />

in die Gegenwart geht. Eine elegant ansprechend<br />

gemachte Mischung aus Eigenem und<br />

Cover-Versionen (Buddy Holly, Johnny Cash)<br />

– mehr als solides Pop-Rock-Entertainment,<br />

mit nostalgisch kurzer Spielzeit.<br />

(Hip-O/Universal, 9/28:56)<br />

pro<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

PICCADILLY SUNSHINE – PART<br />

SIX – BRITISH POP PSYCH AND<br />

OTHER FLAVOURS 1967–1970<br />

Wie schön, dass es musikalisch bewanderte<br />

Spürnasen gibt, die mittels A-Quadrat (=<br />

Ahnung & Archiv) hartnäckig immer wieder<br />

nach Perlen suchen ... und auch welche<br />

finden! Kaum einen Song der neuen PICA-<br />

DILLY SUNSHINE-Lieferung hat man bisher<br />

vermisst – weil man von seiner Existenz<br />

schlicht keinen Schimmer hatte. Es sind auch<br />

ein paar bekannte(re) Namen unter den Interpreten:<br />

Simon Dupree & The Big Sound,<br />

Philamore Lincoln, Katch 22, The Merseys,<br />

aber der große Rest von Ross Hannaman über<br />

Little Bro<strong>the</strong>r Grant And Zapatta Schmidt bis<br />

zu Hayden Wood ist allenfalls Spezialisten<br />

bekannt. Der Qualität des Gebotenen tut dies<br />

keinen Abbruch. Das Spektrum reicht von<br />

druckvollem Pop-Rock (Still Life mit “What<br />

Did We Miss”) über Rein-Poppiges (The<br />

Chuckles mit “Painting The Day”, The High<br />

mit “Beg gar Man Dan” u.v.a.) bis zu lieblich<br />

angefolkten Klängen (Malcolm Rabbitt mit<br />

“Why Won’t The Sun Shine On Me”), und<br />

eine dezente Portion sanfter Psychedelia ist<br />

(fast) immer mit im Spiel. Diese Sammlung<br />

kann man reuelos in einem Zug durchhören<br />

und dabei leicht ins Träumen kommen. Dass<br />

unter dem damals Überhörten und dann Vergessenen<br />

derart viele Treffer sind, zeigt nur,<br />

wie hoch das Niveau im UK zu jener Zeit war.<br />

Das famose Booklet informiert über jeden<br />

Track und zeigt auch auf, welche bekannten<br />

Musiker bei anderen Bands erfolgreichere<br />

Tage gesehen haben. Part Seven der Reihe soll<br />

schon in der Pipeline sein. Her damit!!<br />

(Particles/Soulfood, 20/53:39) hjg<br />

MOEBIUS & RENZIE-<br />

HAUSEN<br />

ERSATZ + ERSATZ II<br />

Wie so oft gegen den Zeitgeist agierte Dieter<br />

Moebius in den Jahren 1990 und 1992, als er<br />

zusammen mit dem bildenden Künstler und<br />

Computerspezialisten Karl Renziehausen die<br />

Alben ERSATZ und ERSATZ II veröffentlichte.<br />

Ihre surrealistischen Minimal-Klangwelten<br />

hatten absolut nichts gemein mit der Musik,<br />

die man sonst so in den 90er Jahren zu hören<br />

bekam, selbst naheliegende Verweise zu Techno<br />

oder Ambient unterbanden die Beiden mit<br />

Klangzitaten aus Kinderliedern, irrwitzigen<br />

Ausflügen in die Welt der Zirkusmusik oder<br />

mit s<strong>to</strong>isch, scheinbar sinnlos vor sich hin pluckernden<br />

Soundscapes. Vielleicht ist es gerade<br />

diese unstete Rätselhaftigkeit, die diese beiden<br />

Alben aus heutiger Sicht so interessant macht,<br />

vielleicht ist gerade die Suche nach den Motiven<br />

der Künstler eine Aufgabe, die sich weit<br />

vom „normalen” Musikgenuss entfernt.<br />

(Bureau B/Indigo, 9/56:01 + 11/55:30) us<br />

TOM LIWA<br />

GOLDRAUSCH<br />

Es ist das Verhuschte,<br />

das flüchtig Hingeworfene,<br />

das GOLD-<br />

RAUSCH zu einer<br />

besonderen<br />

Platte<br />

macht. Denn wenn<br />

diese kargen Songs,<br />

die Tom Liwa mit seiner Ukulele (nur ab und<br />

an unterstützt von etwas Bass, Cello und Perkussion)<br />

mehr skizziert als arrangiert, sich ohne<br />

spürbaren musikalischem Druck fest in die<br />

Gehörgänge hineinfressen, dann muss schon<br />

etwas dran sein an diesen Liedern. Zwangsläufig<br />

rücken die Texte in den Mittelpunkt, und da<br />

ist der Begründer der Flowerpornoes natürlich<br />

in seinem Element. Keinem anderen Liedermacher<br />

würde man einen Song wie “Heideblume”<br />

verzeihen, niemand kann Glück und<br />

Leid so unaufdringlich verspielt, so nebensächlich<br />

ernst, so still strahlend schildern wie Tom<br />

Liwa. Gleichwohl verlangt dieses Album einen<br />

aufnahmebereiten Hörer, falls nicht, dürfte Liwas<br />

hintersinnige Poesie erfolglos abperlen.<br />

(Gim Records/Intergroove, 12/40:51) us<br />

BERYL MARSDEN<br />

CHANGES – THE STORY OF<br />

BERYL MARSDEN<br />

Beryl Marsden gehört zu den am meisten<br />

unterschätzten Sängerinnen des Merseybeat.<br />

Dabei sang sie bei den Undertakers, John<br />

Lennon, Martha & The Vandellas, Sandie<br />

Shaw und She Trinity mit Barbara Thompson.<br />

Mit Rod Stewarts Shotgun Express nahm sie<br />

zwei Singles auf. Ab 1963 trat sie 58 Mal im<br />

legendären Hamburger Star-Club auf. 1966<br />

stellte sie ihre Livequalitäten im deutschen<br />

Fernsehen in der Musik-Show „beat-beatbeat”<br />

unter Beweis. Trotzdem blieben ihr<br />

weitere Erfolge versagt. Fünf Singles von<br />

1963 bis 1966, in den darauf folgenden vier<br />

Jahrzehnten vier weitere Singles, die völlig<br />

untergingen, und einige Songs auf Compilationen<br />

– das war alles. Aber es waren fast<br />

durchweg gute Songs mit starker Stimme! Als<br />

64-Jährige darf Beryl Marsden sich jetzt über<br />

ihren ersten Longplayer freuen, der gleich alle<br />

Singles und einige Livestücke enthält. Dazu<br />

vier bisher unveröffentlichte Songs. Davon<br />

herausragend “Will You Love Me Tomorrow”<br />

von Carole King und “Shakin’” (beide 2007)<br />

sowie der wundervolle Bobby-Darin-Titel<br />

“I’ll Be There”, den sie 2011 aufgenommen<br />

hat. Eindrucksvoll und groovend auch ihr<br />

einziger Mini-Hit “I Know” von 1963, das<br />

nur als Liveversion exis tierende “Everybody<br />

Loves A Lover”, die 1966er Single “What’s<br />

She Got” und die ausgezeichnete Bacharach-<br />

Interpretation von “Baby It’s You”, die 2007<br />

ANDY COLLINS<br />

CLOSURE<br />

Als „Swansea’s answer <strong>to</strong> The Eagles” bezeichnete<br />

das britische „Classic Rock Magazine”<br />

die S<strong>to</strong>rys. Als sich die walisische<br />

Band im Sommer 2010 nach nur zwei Alben<br />

wieder auflöste, blieb Sänger, Bassist und<br />

Songwriter Andy Collins auf etlichen Songs<br />

sitzen, die eigentlich auf dem nächsten S<strong>to</strong>rysals<br />

Single-CD veröffentlicht wurde. Ein Highlight<br />

für Merseybeat-Freunde!<br />

(RPM/Cherry Red/Rough Trade,<br />

24/72:15) p<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

HOOKED ON NUMBER ONES –<br />

100 NON STOP HITS<br />

Mit vier langen<br />

Hit-Medleys sorgte<br />

dieses Album 1984<br />

für einen Überraschungserfolg<br />

in<br />

den britischen Albumcharts.<br />

Geoff<br />

Morrow (Ammo, Butterscotch) gelang<br />

es, für die Aufnahmen zu HOOKED ON<br />

NUMBER ONES Bands wie Mud, die Fortunes,<br />

Marmalade oder Gerry & The Pacemakers<br />

sowie Solostars wie Helen Shapiro,<br />

Lonnie Donnegan, Ray Dorset, Lynn Paul<br />

und Tony Burrows ins Studio zu holen. Jedes<br />

der Medleys bestand aus 25 Songs, Hits<br />

aus allen Zeiten, von “Up<strong>to</strong>wn Girl” über<br />

“Sailing” bis zu “Waterloo”, von “Sugar<br />

Baby Love” über “In The Summertime” bis<br />

zu “Relax”, von “Hey Jude” über “A Whiter<br />

Shade of Pale” bis zu “Karma Chameleon”.<br />

Aus heutiger Sicht also eine doppelte<br />

Zeitreise, einmal zurück in die Mitte der<br />

80er Jahre und dann mit den zitierten Songs<br />

einmal quer durch vier Dekaden britische<br />

Popgeschichte.<br />

(Angel Air/Fenn, 4/64:36)<br />

us<br />

AMMO<br />

CAN‘T SMILE WITHOUT YOU<br />

1966–1977<br />

Mal komponierten, musizierten und produzierten<br />

sie unter der Flagge Butterscotch,<br />

mal als Rescue No. 1 oder The<br />

Moonlighters, schließlich als Arnold,<br />

Martin & Morrow (Ammo), nachdem<br />

Crosby Stills & Nash Anwaltskanzleinamen<br />

salonfähig gemacht hatten. Stets<br />

lieferten Chris Arnold, David Martin und<br />

Geoff Morrow einfallsreichen Pop, laszivleicht<br />

mit Frauenchören und Violinen verziert,<br />

aber auf solider Studioband fußend<br />

und mit David Martin als Leadsänger.<br />

Easy Listening ist hier kein Schimpfwort.<br />

Wer Blue Mink, Marmalade oder Edison<br />

Lighthouse mag, kommt hier auf seine<br />

Kosten – hinter dem Bandnamen The Original<br />

Cast verbirgt sich übrigens Lighthouse-Leadsänger<br />

Tony Burrows. Auch<br />

Guys And Dolls, vom Trio zusammengestellt,<br />

waren in Wirklichkeit Mädels hinter<br />

Martins Stimme. Vom 1971er “Sweet Angeline”,<br />

dieser Fundgrube aus Singles und<br />

nie veröffentlichten Tapes in guter Qualität,<br />

nahm sogar Elvis Presley eine Version<br />

auf. Retro für Romantiker.<br />

(Angel Air/Fenn, 21/61:07, 19/60:29) utw<br />

PAUL McCARTNEY<br />

KISSES ON THE BOTTOM<br />

Unterstützt von der eher im Jazz beheimateten<br />

Diana Krall Band sowie (dem nicht immer<br />

sonderlich inspirierten) Eric Clap<strong>to</strong>n, Stevie<br />

Wonder, dem London Symphony Orchestra<br />

und vielen anderen, taucht Paul McCartney<br />

tief in die eigene Kindheit ein, als er dank seines<br />

Vaters daheim viel Jazz aus den 40er und<br />

50er Jahren hörte. Seine damaligen Lieblinge<br />

aus der Feder Harold Arlens, Irving Berlins<br />

oder Frank Loessers hat er nun erstaunlich<br />

Pop<br />

sensibel, stellenweise fast brüchig wie auch<br />

verletzlich singend, neu aufgenommen. Oft<br />

locker mit Orchester, aber auch konzentriertintim<br />

akustisch. Es sind nicht die üblichen<br />

verdächtigen Songs, sondern auch eher obskure<br />

– dazu passen sich die zwei selbst verfassten<br />

Stücke nahtlos ein. Dass dieses Projekt<br />

Sir Paul ein Herzensanliegen war, sagt er<br />

nicht nur im Interview des Booklets, sondern<br />

es wird auch durch die Performances deutlich.<br />

Nicht jedermanns Geschmack, aber ehrlich,<br />

manchmal geht’s direkt unter die Haut.<br />

(Concord/Universal, 14/49:17) pro<br />

GILBERT O’SULLIVAN<br />

THE VERY BEST OF<br />

Noch eine Werkschau<br />

des durchaus eigenwilligen<br />

65-jährigen<br />

Sängers und Pianisten,<br />

der sich seine Songs<br />

selbst schrieb – und<br />

vor allem in den 70er<br />

Jahren Jh abräumte. bä Man erinnere sich nur an<br />

die Hitparadenstürmer “Clair”, “Alone Again<br />

(Naturally)”, “Ooh Baby”, “Get Down” oder<br />

“Houdini”. Die weniger bekannten Songs dieser<br />

Compilation demonstrieren die stilistische<br />

Bandbreite des vielfach gecoverten Iren, seine<br />

Humor- und Augenzwinkeraffinität – und<br />

sein Gespür für unwiderstehliche Popmelodien.<br />

Dieser Karriere-Überblick (passender<br />

Untertitel: „A Singer And His Songs”) bildet<br />

den Auftakt einer Kampagne, mit der die<br />

UK-Spezialisten Salvo seinen Backkatalog<br />

wieder zugänglich machen. Er umfasst die<br />

Jahre 1970 bis 1995, ist der bislang wohl umfassendste<br />

und allein schon wegen der Klasse-<br />

Songs zu empfehlen.<br />

(Salvo/Soulfood, 22/76:35)<br />

pro<br />

EVA<br />

SKY WIDE OPEN<br />

Mit zwölf Eigenkompositionen veröffentlicht<br />

Eva, die Wahl-Hamburgerin aus New York,<br />

mit SKY WIDE OPEN bereits ihr drittes<br />

Album. Wie schon beim 2010er Vorgänger<br />

BITTERSWEET SESSIONS standen ihr<br />

dabei namhafte Kollegen aus ihrer alten Heimat<br />

New York zur Seite, Musiker wie Kevin<br />

Bents, Fontaine Burnett und Doug Yowell, die<br />

schon auf Produktionen von Marius Müller-<br />

Westernhagen, Suzanne Vega, Marla Glen,<br />

Donna Lewis oder Wyn<strong>to</strong>n Marsalis zu hören<br />

waren. Neu dabei ist Duettpartner Ari Hest,<br />

der noch dazu auf zwei weiteren Stücken den<br />

Backgroundgesang beisteuert. Liebevoll und<br />

genau beobachtend schildert Eva mit fragiler<br />

Stimme, wie sie die kleine und große Welt vor<br />

ihrer Haustür erlebt. Dass sich ihre Popmusik<br />

dabei mal nach Folk, mal nach Soul, mal nach<br />

zurückgenommenem Vocal-Jazz anhört, tut<br />

dem Album gut, schließlich sind es ja auch<br />

Stimmungen und Gefühle, die sie mit ihren<br />

Songs transportiert. Anspieltipp: das betörende<br />

“Midst”.<br />

(Honx <strong>Music</strong>/Alive, 12/47:12) tk<br />

Seite 34 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

Album erscheinen sollten. Dass solch<br />

hochklassiges Material nicht unveröffentlicht<br />

bleiben darf, sahen jetzt auch<br />

die beiden früheren Band-Kameraden<br />

Rob Thompson und Alan Thomas ein,<br />

und gemeinsam mit ein paar Freunden<br />

nahmen sie dieses jetzt auf. Das Ergebnis<br />

heißt CLOSURE und klingt zu 100<br />

Prozent nach, ist natürlich keine Überraschung,<br />

den S<strong>to</strong>rys. Poppiger Midtempo-Folk-Rock,<br />

dessen wunderschöne<br />

Melodien nur noch von den traumhaften<br />

Gesangsharmonien von Andy Collins,<br />

Rob Thompson und Alan Thomas übertroffen<br />

werden.<br />

(Angel Air/Fenn, 10/42:21) us<br />

ROCOCO & CO.<br />

THE FIRESTORM & OTHER<br />

LOVE SONGS<br />

Rococo & Co.,<br />

eine als Progressive<br />

Rock<br />

eingestufte Südlondoner<br />

Band<br />

um den später<br />

bei der Climax<br />

Blues Band und Status t Quo Karriere machenden<br />

John „Rhino” Edwards, konnten<br />

während ihrer aktivsten Zeit in den<br />

70er Jahren keine Alben her ausbringen –<br />

vielleicht wegen der gerade 1973–1978<br />

deutlichen Nähe zu Mitbewerbern: Nicht<br />

nur “Baby J” und “Movie Star” klingen<br />

mit ihrem genauen Chorgesang und Rod<br />

Hallings Gitarrensound deutlich nach<br />

den frühen Queen, das über sechsminütige<br />

“Home<strong>to</strong>wn Girls: Down<strong>to</strong>wn<br />

Pearls” zwinkert klar den späten Beach<br />

Boys und 10cc zu. Aber für eine Band<br />

mit derart starken Refrains und instrumentaler<br />

Finesse ist immer Platz. Auch<br />

textlich haben Rococo & Co einiges zu<br />

bieten: “Follow That Car!” ist, wie der<br />

Titel vermuten lässt, eindeutiges, packendes<br />

Thriller-Material. Dass der Song<br />

auch als Phil-Spec<strong>to</strong>r-Tribute gemeint<br />

sein muss, machen sowohl der “Be-My-<br />

Baby”-Rhythmus als auch die fette Hallund-Echo-Orgie<br />

der Produktion deutlich.<br />

Keine langweilige Sekunde.<br />

(Angel Air/Fenn, 49:04) utw<br />

PETER HEPPNER<br />

MY HEART OF STONE<br />

Nach seinem erfolgreichen Solodebüt<br />

hat sich Wolfsheim-Sänger Peter<br />

Heppner lange Zeit gelassen für einen<br />

würdigen Nachfolger. Dominierten auf<br />

seinem 2008er Album SOLO noch Popverliebte<br />

Klänge, geht er mit seinen neuen<br />

Liedern auf MY HEART OF STONE<br />

ganz klar wieder einen Schritt zurück in<br />

die Zeiten, als er zusammen mit Markus<br />

Reinhardt Wolfsheim zu einem Erfolgsduo<br />

machte. (Hauptsächlich) englische<br />

Texte, hymnischer Elektro-Pop wie zu<br />

den besten 80er-Jahre-Zeiten, stimmlich<br />

spielt Heppner ja bekanntermaßen in<br />

seiner eigenen Liga. Doch damit dürfte<br />

auch klar sein, dass es bei diesem Album<br />

keinen Mittelweg gibt: Je nachdem, wie<br />

man zu schwermütigen Synthieklängen<br />

mit pa<strong>the</strong>tischem Gesang steht, wird<br />

man MY HEART OF STONE entweder<br />

lieben oder hassen.<br />

(Polydor/Universal, 11/35:40) tk<br />

THE LOVIN’ SPOONFUL<br />

ORIGINAL ALBUM<br />

CLASSICS<br />

Lovin’ Spoonful, das waren natürlich<br />

die Evergreens “Do You Believe In<br />

Magic”, “Daydream” und vor allem<br />

“Summer In The City”, also Gassenhauer<br />

zeitloser Güte. Zu finden auf ihren<br />

ersten beiden Alben DO YOU BE-<br />

LIEVE IN MAGIC (1965; 17/43:34)<br />

und DAYDREAM (1966; 17/46:45).<br />

Doch Sänger John Sebastian, Gitarrist<br />

Zal Yanovsky (ges<strong>to</strong>rben 2002) & Co.<br />

hatten weitaus mehr zu bieten als nur<br />

Pop-Ohrwürmer: Sie trugen das Erbe<br />

der Jug-Band-<strong>Music</strong> ebenso weiter, wie<br />

sie ihre Verwurzelung in der psychedelischen<br />

Hippie-Szene San Franciscos<br />

nicht leugneten und einer gewissen<br />

Rock- und -Country-Affinität Rechnung<br />

trugen. So bargen auch die Folgewerke<br />

HUMS OF THE LOVIN’ SPOONFUL<br />

(1967; 17/43:06) sowie EVERYTHING<br />

PLAYING (1967; 14/41:41) und RE-<br />

VELATION: REVOLUTION ‘69<br />

(1968; 13/39:51) zahlreiche damals<br />

weniger beachtete Songschätze. Die<br />

kompakte Wiederveröffentlichung samt<br />

Bonus-Tracks im Pappschuber hat zwei<br />

große Verdienste: Sie bietet einen Überblick<br />

über die unglaubliche Kreativität<br />

dieser klasse Band, allen voran Sebastians,<br />

und bringt die Chance, die Sammlung<br />

kostengünstig zu vervollständigen.<br />

(Legacy/Sony <strong>Music</strong>)<br />

pro<br />

KRISTOFFER AND THE<br />

HARBOUR HEADS<br />

LITTLE GOES A LONG WAY<br />

In Skandinavien<br />

gibt es<br />

immer wieder<br />

interessante<br />

Neuentdeckungen<br />

zu<br />

machen.<br />

Jüngst das Trio Kris<strong>to</strong>ffer (Ragnstam)<br />

& The Harbourheads. Lobeshmynen<br />

vom „schwedischen Beck” sind zwar<br />

(noch) ein wenig hochgegriffen, aber<br />

wie die drei Herren unterschwellige<br />

Melancholie mit lässigen Melodien vereinen,<br />

allerlei Inspirationsmomente aus<br />

den 60ern und 70ern einfließen lassen,<br />

hat schon Klasse. Ragnstam, der schon<br />

lange in der schwedischen Szene mitmischt,<br />

hat verschiedenste Einflüsse<br />

aufgesogen und daraus eine ganz eigene<br />

Form von Indie-Pop entwickelt.<br />

Der weist Folksprengsel auf, wird eindringlich<br />

und einprägsam vorgetragen,<br />

mit Akustikgitarren-Singer/Songwriter-<br />

Tupfern aufgelockert – hier ist echte<br />

Klasse zu attestieren, und man darf neugierig<br />

sein, was der Schweden-Dreier in<br />

Zukunft noch so alles anbringen wird.<br />

(Ferryhouse/Warner, 12/45:16) pro<br />

GILBERT O’SULLIVAN<br />

BACK TO FRONT<br />

Relativ schnell nach seinem völlig<br />

zu Recht gelobten Debüt HIMSELF<br />

brachte Gilbert O’Sullivan 1972 dieses<br />

Album heraus. Was einerseits eine gute<br />

Idee war, da er mit seinem verträumten<br />

Singer/Songwriter-Pop genau die richtige<br />

Musik zur richtigen Zeit vorlegte.<br />

Pop<br />

Andererseits war es natürlich schwierig,<br />

so kurz nacheinander genügend hochklassiges<br />

Songmaterial für einen gleich<br />

guten Nachfolger zu schreiben. Teilweise<br />

gelang es ihm, das hohe Niveau<br />

zu halten, Songs wie “Clair” und “Out<br />

Of The Question” waren klasse Stücke,<br />

die das Album (zumindest in seiner britischen<br />

Heimat) bis an die Spitze der<br />

LP-Charts beförderte. Doch insgesamt<br />

musste er BACK TO FRONT auch mit<br />

einigem Füllmaterial bestücken, so dass<br />

unter dem Strich gemischte Gefühle verbleiben<br />

– von Top bis Flop alles dabei!<br />

(Salvo/Soulfood,<br />

17/45:03) us<br />

KATIE MELUA<br />

SECRET SYMPHONY<br />

Immer<br />

breiter<br />

wird das musikalische<br />

Spektrum,<br />

das Katie<br />

Melua mit ihrer<br />

Musik abdeckt.<br />

Zusammen mit<br />

ihrem Etd Entdecker und langjährigem<br />

Weggefährten Mike Batt entstand mit<br />

SECRET SYMPHONY ein neues Album,<br />

das nicht nur mit den gewohnten,<br />

akustischen Gitarrenballaden verzaubert,<br />

sondern auch mit orchestral arrangierten<br />

Titeln aus Blues, Jazz und Pop.<br />

Gleich zu Beginn des Albums überrascht<br />

sie mit “Gold In Them Hills”, einer<br />

verspielt daherkommenden Version<br />

eines Songs von Ron Sexsmith, zeigt<br />

beim swingenden “Moonshine” von<br />

Travis-Frontmann Fran Healy ungewohntes<br />

Jazz-Feeling, veredelt mit dem<br />

verträumten “All Over The World” eine<br />

Vorlage von Fançoise Hardy. Natürlich<br />

hat ihr Mike Batt auch wieder ein paar<br />

Songs auf den Leib geschrieben, und<br />

mit dem wehmütigen “Forgetting All<br />

My Troubles” beweist auch Katie Melua<br />

ihre Songwriter-Fähigkeiten.<br />

(Dramatico/Rough Trade,<br />

11/37:40) us<br />

TORI AMOS<br />

SCREAMING IN SILENCE<br />

Ihre 1992er Tour bestritt Tori Amos<br />

solo am Piano, mit ihrem Debüt- und<br />

Durchbruchsalbum LITTLE EARTH-<br />

QUAKES im Gepäck. Den Auftritt am<br />

28. Ok<strong>to</strong>ber in Toron<strong>to</strong> zeichnete der<br />

Sender Hot Ticket Radio auf. Unter<br />

dem CD-Titel SCREAMING IN SI-<br />

LENCE veröffentlicht, ist nun nachzuhören,<br />

welch knisternde Atmosphäre<br />

und ruhige Intimität, im Wechsel mit<br />

überraschenden Power-Ausbrüchen, die<br />

damals 29-Jährige alleine mit Stimme<br />

und Klavier schaffen konnte. Amos-<br />

Klassiker wie “Crucify”, “Silent All<br />

These Years” und “Winter” sind zu<br />

hören sowie originelle Interpretationen<br />

von Led Zeppelins “Whole Lotta Love”<br />

und “Thank You” sowie eine Zeitlupen-Gänsehaut-Version<br />

von Nirvanas<br />

“Smells Like Teen Spirit”. Als Bonus<br />

gibt es fünf Titel aus zwei weiteren, im<br />

März 1993 ausgestrahlten Radio-Shows<br />

(Chicago, Toron<strong>to</strong>).<br />

(All Access/inakustik,<br />

17/78:25) frs<br />

PHIL<br />

COLLINS<br />

Blu-Ray 1051414E14<br />

2004<br />

Die Hauptshow dieser Blu-Ray vom 2004er Festival<br />

wurde in HD gefi lmt und präsentiert Collins mit den<br />

Hits seiner Sololaufbahn. Das Bonusmaterial bietet<br />

einen Montreux-Auftritt der Phil Collins Bigband aus<br />

dem Jahr 1996, es ist das erste Mal überhaupt, dass<br />

Material dieser Band erhältlich ist. Die Kombination<br />

seiner Klassiker in Verbindung mit dem seltenen<br />

Bigband-Material zeigt Collins riesige Bandbreite<br />

an musikalischen Genres und ist damit das perfekte<br />

Dokument der Verbundenheit zwischen Phil Collins und<br />

Montreux. Parallel auf Doppel DVD erhältlich<br />

Ab 23.03. im Handel erhältlich<br />

oder bei www.amazon.de/rockschuppen<br />

Follow us on facebook: www.facebook.com/Edel.Distribution<br />

2DVD: 1099394E11<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 35


CD<br />

REVIEWS<br />

ANAIS MITCHELL<br />

YOUNG MAN IN AMERICA<br />

Anais Mitchell ist in Europa, aber auch in<br />

ihrer Heimat USA, noch ein Geheimtipp.<br />

Die 30-jährige Sängerin/Songschreiberin<br />

aus dem Bundesstaat Vermont erntete<br />

für ihr Konzeptalbum HADESTOWN<br />

(2010), auf dem als Gäste u.a. Ani Di-<br />

Franco und Bon-Iver-Frontmann Justin<br />

Vernon zu hören waren, großes Kritikerlob.<br />

Nun legt sie YOUNG MAN IN<br />

AMERICA vor, eine Kollektion ganz hervorragender,<br />

Folk-inspirierter Rocksongs.<br />

Stimmlich erinnert die Sängerin an Cyndi<br />

Lauper und Joanna Newsom, musikalisch<br />

an Vic<strong>to</strong>ria Williams und Ani DiFranco<br />

(die Mitchells vorangegangenen beiden<br />

Alben bei ihrem Label Righteous Babe<br />

unterbrachte). Es gibt zarte Balladen wie<br />

den Pianosong “Coming Down” oder das<br />

atmosphärische “Ships” sowie rockige<br />

Nummern wie den Titelsong oder das eingängige<br />

“Venus”. Neben typischen Rockinstrumenten<br />

sind Klangfarbtupfer von<br />

Banjo, Flöte, Klarinette oder Akkordeon<br />

zu hören. Dieses Album sollte Mitchell<br />

endgültig aus dem Status eines Geheimtipps<br />

herauskatapultieren!<br />

(Winterland/Soulfood, 11/45:30) frs<br />

HOT TUNA<br />

ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />

Sie begannen 1970<br />

als lässige Nebenband<br />

von Jefferson<br />

Airplane; ein freies<br />

Projekt, das von Gitarrist/Sänger<br />

Jorma<br />

Kaukonen und<br />

Bassist tJack Cassidy getragen wurde. Ihr<br />

LIVE-Auftakt (hier gibt’s die Ausgabe<br />

mit fünf Extra-Tracks) mit rein akustischem<br />

Blues gelang hervorragend. BUR-<br />

GERS – jetzt mit Papa John Creach (vio)<br />

und Sammy Piazza (dr) – läutete 1972 einen<br />

Übergang ein: Zwar weiterhin Country<br />

& Blues verbunden, geriet die Gangart<br />

allmählich vehementer (“Ode To Billy<br />

Jean”), die Songs wurden länger, Top-Instrumentals<br />

(“Water Song”, “Sunny Day<br />

Strut”) ergänzten das nach wie vor stimmige<br />

Reper<strong>to</strong>ire. THE PHOSPHORES-<br />

CENT RAT hielt 1973 diesen Kurs trotz<br />

zweier völlig überflüssiger Orchestrierungen.<br />

Mit AMERICA’S CHOICE und<br />

HOPPKORV, den LPs Nr. 5 & 7 für RCA,<br />

wurden Hot Tuna endgültig schwerer<br />

(“Funky #7”), gar (hard)rockiger – und<br />

damit stellenweise leider auch beliebiger<br />

und austauschbarer, obwohl Kaukonen<br />

mit “Watch The North Wind Rise” einer<br />

seiner schönsten Titel gelang. Was hier<br />

durchgängig für wenig Geld zu haben ist:<br />

ausnehmend gute Gitarrenarbeit mit und<br />

ohne Strom, dazu Jormas unverwechselbar<br />

nasale Stimme.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 15/69:37 + 9/37:44 +<br />

10/38:02 + 8/44:57 + 10/36:52) bm<br />

J.D. SOUTHER<br />

YOU‘RE ONLY LONELY<br />

John David Sou<strong>the</strong>r ist der Schöpfer von<br />

einigen der allerschönsten Soft-Rockballaden,<br />

die er freilich nicht immer selbst<br />

zu Hitehren führte. Das wird er angesichts<br />

des Erfolges, den beispielsweise die Eagles<br />

mit “New Kid In Town” einfuhren,<br />

vor allem auch finanziell verschmerzen<br />

können. Sein 1979er Werk YOU’RE<br />

ONLY LONELY enthält gleich sieben<br />

weitere Songs des Kids-Kalibers, darunter<br />

absolute Meisterwerke wie “If You<br />

Don’t Want My Love”, “White Rhythm<br />

And Blues” und den Titeltrack. Deutlich<br />

derber geht es bei “Til The Bars Burn<br />

Down”, “Trouble In Paradise” und “Fifteen<br />

Bucks” zu, während “The Moon Just<br />

Turned Blue” auch jede Countryplatte<br />

zieren könnte. Alles von Sou<strong>the</strong>r wahlweise<br />

sanft wiegend oder moderat rockig<br />

und vor allem cool swingend gesungen.<br />

Die dazu passenden Klänge voller Samt<br />

& Seide oder Nappaleder & Denim kommen<br />

von versierten Musikern wie Waddy<br />

Wachtel und Danny Kortchmar (beide g),<br />

Kenny Edwards (b), Don Grolnick (p),<br />

David Sanborn (sax) und Rick Marotta<br />

(dr) plus punktuell eingreifenden Eagles<br />

sowie illustren Gästen wie John Sebastian<br />

und Phil Everly.<br />

(Floating World/Soulfood, 9/35:40) hjg<br />

EDDIE PHILLIPS<br />

WOODSTOCK DAZE<br />

Welcher Rock- und<br />

Beat-Anhänger erinnert<br />

sich nicht gerne<br />

an die grandiosen<br />

Gitarrensoli<br />

des<br />

Creation-Gitarristen<br />

Eddie Phillips? Leider<br />

ist der komposi<strong>to</strong>rische Kopf von<br />

The Creation in den letzten Jahrzehnten<br />

nur selten in die Öffentlichkeit getreten.<br />

Aber drei CD-Spätwerke mit Creation<br />

(1993, 1996 und 2004) und das Solo-<br />

Album RIFFMASTER OF THE WES-<br />

TERN WORLD ließen mehrmals seine<br />

Klasse aufblitzen. Inzwischen ist Phillips<br />

69 Jahre alt, und keiner hätte mehr einen<br />

Ton von ihm erwartet, aber er belehrt<br />

eines Besseren. Im eigenen Studio spielte<br />

er acht neue Songs und drei Neuarrangements<br />

ein: zwei Titel aus der Mark-Four-<br />

Zeit von 1965/66 (“Work All Day” und<br />

“I’m Leaving”) sowie die Creation-Nummer<br />

“Biff Bang Pow”. Phillips legt gleich<br />

im Opener “Woods<strong>to</strong>ck Daze” unter Einsatz<br />

des Geigenbogens mächtig krachend<br />

los! Der Songwriter, der nie ein herausragender<br />

Sänger war, überlässt meist Simon<br />

Tourle die Vocal-Parts. Dieser übernahm<br />

nach dem Tod von Originalsänger<br />

Ken Pickett dessen Position bei Creation.<br />

Stampfende, tanzbare Melodien kommen<br />

mit “Dreamers Of Dreams” und “If I Ever<br />

S<strong>to</strong>p Moving”. Phillips zeigt auch Qualitäten<br />

mit akustischer Gitarre, besonders<br />

bei “Mr. X” und “Always And Forever”,<br />

wobei der Syn<strong>the</strong>sizer-Teppich im Hintergrund<br />

eher störend wirkt. Die Neubearbeitung<br />

von “I’m Leaving” ist dann<br />

aber einfach grandios mit treibenden Sologitarrenparts.<br />

Zum Schluss (“PsychArelic”)<br />

baut er Geigenbogentürme über<br />

seine Gitarrensaiten und lässt nochmal so<br />

richtig die Sau raus. Ein eindrucksvolles,<br />

schönes Spätwerk eines der großen (aber<br />

weitgehend unbeachteten) Gitarristen der<br />

60er Jahre. Die CD gibt es leider nur über<br />

die Internetseite der englische Plattenfirma:<br />

www.skyrocketrecords.co.uk/eddiephillips.<br />

(DOS Records, 11/45:07)<br />

p<br />

ROY WOOD<br />

MUSIC BOOK<br />

Der Brite Roy Wood<br />

muss nicht mehr<br />

ausführlich<br />

vorgestellt<br />

werden: Ab<br />

Mitte der Sixties hat<br />

er als Kopf von The<br />

Move,<br />

Ans<strong>to</strong>ßgeber<br />

für das Electric ti Light Orchestra, mit der<br />

Rock’n’Roll-Bigband Wizzard sowie unter<br />

eigenem Namen viele Kabinettstückchen<br />

geliefert, ohne die der UK-Rock um einiges<br />

ärmer wäre. Auf dem Höhepunkt seiner Kreativität,<br />

also von 1965 bis 1975, durfte Roy<br />

Wood sich dank einer Kette brillanter Pop-<br />

Rock-Klassiker auf Augenhöhe mit Lennon/<br />

McCartney oder Ray Davies fühlen. Der<br />

nun vorliegende Doppeldecker wurde von<br />

ihm selbst kompiliert und zeigt – allerdings<br />

zeitlich nicht geordnet – seinen Weg vom<br />

Beat-verankerten Ohrwurm-Rocker zum<br />

bizarr kostümierten Entertainer mit einem<br />

Faible für Chöre, Streicher und Bläser, die er<br />

gern für leicht bis hemmungslos überdrehte<br />

Bombastarrangements im Geiste Phil Spec<strong>to</strong>rs<br />

benutzte. Etliche, aber längst nicht alle<br />

Großtaten, vor allem aus der Wizzard-Zeit,<br />

werden hier geboten: “Ball Park Incident”,<br />

“See My Baby Jive”, “Angel Fingers”,<br />

“Dear Elaine” ... aber mit der Move-Zeit tut<br />

sich Wood eigenwillig schwer: Von “Fire<br />

Brigade” gibt es eine unveröffentlichte Version,<br />

und “Blackberry Way” verpasste er<br />

zusätzliche Streicher. “Flowers In The Rain”<br />

kommt in einer Pop-Fassung von Nancy Sinatra<br />

(!), “I Can Hear The Grass Grow” in<br />

der eher braven Version von Status Quo, und<br />

“Night Of Fear”, “Wild Tiger Woman” und<br />

“Curly” fielen ganz unter den Tisch, was im<br />

Übrigen auch für Wizzards “Rock And Roll<br />

Winter” gilt. Diese MUSIC BOX macht also<br />

stringentere Editionen des Wood-Werkes<br />

nicht überflüssig – sie wirkt eher wie der<br />

Probelauf für eine umfassende Box.<br />

(EMI UK, 18/67:48, 18/71:11) hjg<br />

Rock<br />

RORY GALLAGHER<br />

RORY GALLAGHER + DEUCE +<br />

LIVE! IN EUROPE + TATTOO +<br />

BLUEPRINT+ IRISH TOUR ‘74<br />

Wer noch immer keine Hand an diese ersten<br />

sechs Gallagher-Alben der Polydor-Jahre<br />

1971 bis 1974 gelegt hat – hier ist eine günstige<br />

Gelegenheit im Midprice-Segment. Sieben<br />

Bonus-Tracks gegenüber den LPs, das<br />

ist okay (man kriegt ja ohnehin nie genug),<br />

BLUEPRINT hat ein leicht verändertes<br />

Frontcover – dass jedoch “Persuasion” von<br />

DEUCE und “Just A Little Bit” von TAT-<br />

TOO entfernt wurden, ärgert doch. Egal, es<br />

geht vielmehr um die wohl stärks te Phase in<br />

der Karriere des unvergessenen Iren (1948–<br />

1995) mit sechs Alben am Stück ohne<br />

echtes Tief. Der brettharte Blues-Rocker<br />

der Sixties variierte nun, was sich schon mit<br />

etlichen Taste-Songs (frühe Akustikgitarre!)<br />

angedeutet hatte; und er begann zu swingen,<br />

fügte sparsamst selbst gespielte Sax-Parts<br />

ein, präsentierte gleich 1971 Vincent Crane<br />

(A<strong>to</strong>mic Rooster) als Tastengast. Jede dieser<br />

Arbeiten bietet unsterbliche Reper<strong>to</strong>ire-<br />

Highlights: “Laundromat” und “Sinner<br />

Boy”, “I’m Not Awake Yet” und “Crest Of<br />

A Wave”, “Tat<strong>to</strong>o’d Lady” und “A Million<br />

Miles Away”, “Walk On Hot Coals” und<br />

“Daughter Of The Everglades” – kein Schema<br />

F, alles abwechslungsreiche, stilbildende<br />

Eigenbauten. Beide Live-CDs sind bestechende<br />

Beispiele für die Umsetzung der<br />

Studio-Ideen und atmosphärisch mitreißend<br />

obendrein (“Going To My Home<strong>to</strong>wn”,<br />

“Pis<strong>to</strong>l Slapper Blues”, “Bullfrog Blues”)<br />

– auch dank der Unterstützung durch Gerry<br />

McAvoy (b), Lou Martin (p, org), Wilgar<br />

Campbell/Rod De’Ath (drums).<br />

(Capo/Sony <strong>Music</strong>, 12/55:12, 10/46:58,<br />

9/58:46, 10/51:00, 10/52:44, 10/79:53) bm<br />

TOUCH<br />

TOUCH<br />

Kaum zu glauben,<br />

dass der Touch-<br />

Anführer zuvor u.a.<br />

bei den Kingsmen<br />

(“Louie Louie”) an<br />

den Tasten den Ton<br />

angab: Hier jedoch<br />

tauchte Don Gallucci 1969 in eine gänzlich<br />

andere Welt ein, assistiert von Joey Newman<br />

(g), Bruce Hauser (b), John Barnardo<br />

(dr) und Jeff Hawks (voc). TOUCH ist noch<br />

immer eines der maßgeblichsten Alben des<br />

Psychedelic- und Progressive Rock – mit<br />

einer superextremen Bandbreite, vorzüglichen<br />

Songs und hochwertiger instrumentalen<br />

Umsetzung; kurz: ein Genre-Klassiker<br />

erster Güte, mal wild und ausgereizt verspielt,<br />

dann wieder fast meditativ. Integriert<br />

sind filigran Jazz, Klassik-Parts, auch die<br />

Vokalsätze kommen vielschichtig und genau.<br />

Fast 40 (!) Bonus-Minuten (u.a. die<br />

unveröffentlichte Single “We Finally Met<br />

Today” und eine lange Filmmusik) runden<br />

das Programm ab, das nicht nur längenmäßig<br />

kurz vor dem Platzen zu stehen scheint.<br />

(Esoteric/Rough Trade, 12/79:30) bm<br />

ICON<br />

HEART OF THE RISING SUN<br />

Die x-te Reunion bzw. Zusammenarbeit von<br />

John Wet<strong>to</strong>n und Geoffrey Downes wurde<br />

2009 mit dem dritten Icon-Album – überraschenderweise<br />

ICON III betitelt – gefeiert.<br />

Zusammen mit Gitarrist Dave Kilminster<br />

und Drummer Pete Riley gingen die beiden<br />

im gleichen Jahr auf Support-Tour für dieses<br />

Album, die sie unter anderem auch nach<br />

Japan führte. Klasse Musik im Grenzgebiet<br />

zwischen Prog-Rock und Akustik-Pop gab es<br />

da zu hören, mit im Gepäck hatten sie nicht<br />

nur ihre neuen Songs, sondern auch zahlreiche<br />

Stücke aus allen möglichen Wet<strong>to</strong>n/<br />

Downes-Bands wie Asia, Yes, King Crimson<br />

oder UK. Mit einer raren Liveversion von<br />

“Video Killed The Radio Star” geht es sogar<br />

zurück in die Zeit, als Downes zusammen mit<br />

Trevor Horn als The Buggles die Charts <strong>to</strong>ppte.<br />

Starkes (und ausführliches!) Live-Album,<br />

das unweigerlich zu der Frage führt, wann die<br />

zwei endlich ICON IV vorlegen.<br />

(The S<strong>to</strong>re For <strong>Music</strong>/H’Art, 12/58:44,<br />

12/65:13) tk<br />

STEAMPACKET<br />

THE DEFINITE STEAMPACKET<br />

RECORDINGS<br />

Jahrzehntelang haben Vinyl- und CD-<br />

Schrottkopplungen ein Chaos angerichtet:<br />

Steampacket? Brian Auger solo? Julie Driscoll<br />

solo? Rod Stewart solo? Long John<br />

Baldry solo? Niemand blickte mehr durch.<br />

Hier wurde nun von Auger selbst ausgesucht,<br />

neu gemastert und mit Besetzungen verse-<br />

Seite 36 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

hen. Zwar fehlen weiterhin einige Tracks<br />

(die es z.T. schon gab!), aber Fans der frühen<br />

Mod-„Supergroup” erhalten die neun echten<br />

Steampacket-Tracks, frühe Singles von Auger,<br />

Auger’s Trinity und Driscoll, Titel von<br />

DON’T SEND ME NO FLOWERS – und<br />

vor allem teils neue Mischungen, Demos und<br />

einiges Unbekannte wie u.a. “Funky Mama”,<br />

“Sidewinder”, “Wonderful One”, “Watch<br />

Your Step”. Der jazzige R&B – mit etlichen<br />

feurigen Instrumentals – aus den Mittsechzigern<br />

unterstreicht das immense Potenzial<br />

der vier Frontleute plus Vic Briggs (g), Ricky<br />

Brown (b), Mickey Waller (dr) und anderen.<br />

Kopplungstechnisch noch nicht das letzte<br />

Wort, aber ein Fortschritt.<br />

(Nasty Production/www.brianauger.com;<br />

15/49:12 + 13/45:19) bm<br />

BEGGAR’S BRIDE<br />

FROM THE WARDROBE OF MY<br />

SOUL<br />

Schon das letzte<br />

Beggar’s-Bride-<br />

Album ON A TRIP<br />

TO L.A. war mehr<br />

ein<br />

akustisches<br />

Roadmovie<br />

als<br />

ein<br />

„normales”<br />

Rockalbum, da schien es schwer, für den<br />

Nachfolger noch eine Schippe draufzulegen.<br />

Doch stete Qualität und hohe Leidenschaft<br />

zahlen sich langfristig aus, so konnte Bandchef<br />

Holggy Begg für die Umsetzung seines<br />

neuen Konzeptalbums (erzählt wird die Geschichte<br />

eines desillusionierten Rocksängers,<br />

der sich durch sein selbstgefälliges Verhalten<br />

immer mehr von seiner Umwelt entfernt und<br />

am Scheideweg zwischen Selbstzerstörung<br />

und neuer Sinnsuche steht) auf die Unterstützung<br />

namhafter Kollegen zählen: Don Airey<br />

an den Tasten, die Gitarristen Michael Voss<br />

und Fritz Schneider, dazu Gary Barden am<br />

Mikrofon sowie Molly Duncan am (klasse!)<br />

Saxofon. Unter dem Strich ist FROM THE<br />

WARDROBE OF MY SOUL ein Album geworden,<br />

das mit starken Songs, makellosem<br />

Klang und <strong>to</strong>llen Musikern beweist, dass der<br />

Genuss handgemachter Rockmusik immer<br />

noch ein überaus lohnender Zeitvertreib ist.<br />

(A-Minor Records/inakustik,<br />

23/63:28) us<br />

THE LITTLE BOY BLUES<br />

IN THE WOODLAND OF WEIR<br />

Bei The Little Boy Blues handelt es sich um<br />

eine vergessene Band aus Chicago, die von<br />

1965 bis 1971 mit großartiger Musik verschiedenen<br />

Zuschnitts leider keine große Karriere<br />

machte. Man startete, wie in den Midsixties<br />

üblich, als bluesige Garagenrockband und veröffentlichte<br />

auf dem lokalen Kleinlabel IRC einige<br />

Singles mit superben Versionen von “I’m<br />

Ready”, “I Can Only Give You Everything”<br />

und “Season Of The Witch” sowie properen<br />

Eigenwerken. Es langte aber nur zu regionaler<br />

Berühm<strong>the</strong>it. Immerhin konnte die Gruppe<br />

aber 1968 auf Fontana das grandiose Album<br />

IN THE WOODLAND OF WEIR veröffentlichen<br />

– mit gänzlich anderer Musik. Der<br />

in die Garage verschleppte Blues war einem<br />

fantasievollen Psycho-Kammer-Pop gewichen,<br />

die Fuzz-Gitarrenherrlichkeit farbigen<br />

Arrangements, die in ihrer Komplexität mit<br />

Gruppen wie The Left Banke oder The Critters<br />

glatt mithalten konnten. Die Höhepunkte des<br />

Albums sind “Ca<strong>the</strong>dral”, “I’m Hip To You”<br />

und die unvergesslichen 8:20 Minuten von<br />

“Dream Weaver/Seed Of Love”. Doch auch<br />

dieses Album bewegte nichts Entscheidendes.<br />

1971 folgte noch eine Single mit einer guten<br />

Cover-Version von “Ain’t Too Proud To Beg”<br />

(Temptations). Der gesamte Gruppen-Output<br />

ist auf der (übrigens zum zweiten Male) vorliegenden<br />

CD enthalten. Zugreifen!<br />

(Kismet/Import, 18/59:39)<br />

hjg<br />

FLYING COLORS<br />

FLYING COLORS<br />

Ein einfaches Konzept<br />

steckt hinter diesem<br />

Projekt: Virtuose<br />

Musiker<br />

machen<br />

neumodische<br />

Musik<br />

auf altmodische<br />

Weise. Mike Portnoy<br />

(dr, voc), gerade bei Dream Theater ausgestiegen,<br />

Neal Morse (keys, voc) von Spock’s<br />

Beard und Transatlantic, Alpha-Rev-Frontmann<br />

Casey McPerson (voc, g), Steve Morse<br />

(g), aktuell bei Deep Purple, sowie dessen<br />

Bandkollege aus Dixie-Dregs-Zeiten,<br />

Dave LaRue (b), fanden sich im Frühjahr<br />

2011 unter der Produktionsregie von Bill<br />

Evans für neun Tage zusammen, um zu komponieren<br />

und das Grundgerüst der Songs<br />

aufzunehmen. Den restlichen Feinschliff<br />

erhielt FLYING COLORS dann im Laufe<br />

des letzten Jahres, doch allzu viel musste gar<br />

nicht mehr getan werden, erinnert sich Dave<br />

Rock<br />

LaRue: „Wir arbeiteten so schnell, ständig<br />

flogen Ideen durch den Raum. Teile von<br />

Songs wurden arrangiert ... Ideen wurden<br />

in alle Richtungen ausprobiert. Allein hier<br />

nicht den Faden zu verlieren, war eine Herausforderung.”<br />

Dies haben die beteilig ten<br />

Musiker mit Bravour bestanden. Sie zeigen<br />

eindrucksvoll, dass es auch heutzutage noch<br />

möglich ist, innerhalb von wenigen Tagen<br />

ein großartiges Album aufzunehmen.<br />

(Mascot <strong>Music</strong>/Rough Trade, 11/59:41) us<br />

BOB SEGER<br />

ULTIMATE HITS<br />

Offene Türen dürfte diese Zusammenstellung<br />

bei zahlreichen Rockfans einrennen. Denn<br />

zum ersten Mal gibt es jetzt eine umfassende<br />

Rückschau auf die lange Karriere des kernigen<br />

US-Amerikaners aus Detroit. 26 Titel<br />

sind dabei – verteilt auf zwei CDs – zu hören,<br />

die Hit-Dichte enorm: “Old Time Rock And<br />

Roll”, “Mainstreet”, “Turn The Page”, “Like<br />

A Rock”, “Her Strut”, “Still The Same”,<br />

“Against The Wind”, “Shakedown” – der<br />

Albumtitel ULTIMATE HITS verspricht also<br />

nicht zu viel. Die bisher unveröffentlichte (und<br />

leider absolut nicht ins Gesamtbild passende)<br />

Interpretation des Weihnachtsklassikers “Little<br />

Drummer Boy” ist der vorweihnachtlichen<br />

Exklusiv-Vermarktung über die amerikanische<br />

Walmart-Kette geschuldet. Doch diese<br />

trübt den hervorragenden Gesamteindruck<br />

dieser Compilation nur kurzzeitig, am Ende<br />

behält der zeitlos hochwertige Rock’n’Roll<br />

von Bob Seger die Oberhand, ehrlich, knackig<br />

und voller emotionaler Power.<br />

(EMI, 13/55:54, 13/51:54)<br />

us<br />

DAS NEUE STUDIOALBUM<br />

DIE FORTSETZUNG DES<br />

KULT-KLASSIKERS „THICK AS A BRICK“<br />

AB 30. MÄRZ<br />

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(INKL. 5.1 MIX, MAKING OF, LYRIC READING UND INTERVIEWS)<br />

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37<br />

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CD<br />

REVIEWS<br />

JONAS & THE<br />

MASSIVE ATTRACTION<br />

BIG SLICE<br />

Nach dem überraschenden<br />

Erfolg<br />

in ihrer kanadischen<br />

Heimat<br />

wird BIG SLICE<br />

nun auch in Europa<br />

veröffentlicht.<br />

Mit dem charismatischen h Leadsänger Jonas<br />

Tomalty, dem erfahrenen Gitarristen<br />

(und Bandleader) Corey Diabo sowie J.S.<br />

Baciu (b) und Martin Lavelle (dr) sind Jonas<br />

& The Massive Attraction eigentlich<br />

ein stinknormales Rockquartett, doch die<br />

unverkrampfte, sprich die lockere Art und<br />

Weise, wie sie ihre grundehrlichen Rocksongs<br />

darbieten, kam bei den kanadischen<br />

Fans bestens an. In kurzer Zeit stürmte ihr<br />

Album in die Top-10 der Rock-Charts und<br />

ließ sie 2011 zu den meistgespielten Bands<br />

im kanadischen Radio zählen. Mit Ausflügen<br />

in Richtung AOR, Roots-Rock und Nu<br />

Metal sorgen die Vier auch für genügend<br />

Abwechslung, so dass dem Durchbruch<br />

auch hierzulande nichts mehr im Wege stehen<br />

dürfte.<br />

(Big Slice Records/L’Hart,<br />

11/37:49) tk<br />

ROTZKOTZ<br />

MUCH FUNNY<br />

Simpel, rau, rotzig-derb, geradeaus abgehend<br />

klangen die 1976 gegründeten Rotzkotz<br />

aus Hannover, die zu den deutschen<br />

Punkcombos der ersten Generation gehörten.<br />

In England nahm die Band um Sänger<br />

Horst Illing im Frühjahr 1979 binnen<br />

zweier Tage ihr (englischsprachiges) Debüt<br />

auf. Im Rückblick und angesichts der klanglich<br />

bestens aufgearbeiteten Wiederveröffentlichung<br />

kann man nur konstatieren, dass<br />

sich die Truppe vor englischen oder amerikanischen<br />

Kollegen nicht zu verstecken<br />

brauchte – man höre sich nur “We’re The<br />

Rest”, “Pressure Mark” oder “Slicky Life”<br />

an. Doch nicht nur diese Highlights haben<br />

den Test der Zeit bestanden! Nette Zugaben<br />

sind jetzt (teils deutsch gesungene) drei<br />

Livenummern in besserer Bootlegqualität.<br />

Die Musik ist jedenfalls weitaus appetitlicher<br />

als der Gruppenname.<br />

(Sireena/Broken Silence,<br />

15/40:26) pro<br />

OLIVER DAWSON<br />

SAXON<br />

MOTORBIKER<br />

Ende der 70er Jahre waren Gitarrist Graham<br />

Oliver und Bassist Steve Dawson Gründungsmitglieder<br />

von Saxon, nach einem<br />

Streit mit Bandleader Biff Byford (samt<br />

Trennung) brachten sie zunächst 1994 Son<br />

Of A Bitch (so hieß der Saxon-Vorläufer)<br />

und dann 2000 ihre Version der alten Gruppe<br />

als Oliver Dawson Saxon an den Start.<br />

Nach mehreren Liveplatten und -DVDs legen<br />

sie nun mit Sänger John Ward (Ex-Shy)<br />

ihr erstes Studiowerk vor, das sich natürlich<br />

schwerpunktmäßig an der New Wave<br />

Of British Heavy Metal (“Whipping Boy”,<br />

“Mo<strong>to</strong>rbiker”) orientiert, aber auch moderner<br />

klingende Gitarrenbretter stemmt, und<br />

das durchgängig in zeitgemäßem Sound.<br />

Das Quintett hat richtig Punch, abgesehen<br />

von den vernachlässigbaren Texten sind<br />

die Songs gelungen. Und: Wie einst schon<br />

bei Saxon passt auch hier der Mix aus krachigen<br />

Riffs und flüssigen Melodien.<br />

(Angel Air/Fenn, 12/51:57)<br />

pro<br />

MR. BIG<br />

LIVE FROM THE LIVING ROOM<br />

Auf spezielle Einladung<br />

eines japanischen<br />

TV-Senders<br />

spielten Eric Martin,<br />

Paul Gilbert,<br />

Billy Sheehan and<br />

Pat Torpey (also die<br />

Mr. Big-Originalbesetzung) i i im Januar letzten<br />

Jahres ein Konzert vor kleinem Publikum.<br />

Dabei konzentrierten sie sich hauptsächlich<br />

auf Material ihres aktuellen Studio-Albums<br />

WHAT IF, das sie größtenteils mit akustischen<br />

Instrumenten (zusätzlich unterstützt von<br />

einem Streicherquintett) in Szene setzten, nur<br />

beim letzten Song (“Nobody Left To Blame”)<br />

packten Paul Gilbert und Billy Sheehan E-<br />

Gitarre und E-Bass aus. Natürlich enthielt ihr<br />

Set auch ihren kommerziell erfolgreichsten<br />

Song, “To Be With You”, der wie geschaffen<br />

für solch eine Aufführung ist. Wer die Hard-<br />

Rocker also einmal (fast) komplett akustisch<br />

erleben möchte, wer die Songs des neuen Albums<br />

in ungewohntem Klang genießen will,<br />

LIVE FROM THE LIVING ROOM bietet<br />

diese Chance.<br />

(Frontiers/Soulfood, 10/49:42) tk<br />

NINA HAGEN<br />

ORIGINAL ALBUM<br />

CLASSICS<br />

Seinem Name alle Ehre macht dieser Dreierpack,<br />

in dem drei „klassische” Nina-Hagen-<br />

Alben aus der Zeit von 1978 bis 1984 enthalten<br />

sind. Zusammen mit den Musikern,<br />

die später als Spliff zu Stars der Neuen Deutschen<br />

Welle wurden, lieferte sie mit NINA<br />

HAGEN BAND (11/42:03) ein schlichtweg<br />

sensationelles Debüt ab. Punk, New Wave<br />

und klassischer Rock, auf die Spitze getrieben<br />

durch ihren exaltierten Gesang sowie durch<br />

Texte, wie sie sich – zumindest Ende der<br />

70er – sonst niemand auf Deutsch zu singen<br />

traute. NUNSEXMONKROCK (10/40:20)<br />

klang dann 1982 (nach der Trennung von ihrer<br />

Band) komplett anders. Aufgenommen in<br />

New York (mit Chris Spedding an der Gitarre),<br />

bestand die eine Hälfte aus avantgardistischen<br />

Rocksongs, die andere aus rhythmusbe<strong>to</strong>nten<br />

Vokalimprovisationen – ohne Frage harte<br />

Kost. 1984 erschien dann mit FEARLESS<br />

(10/41:50) die englischsprachige Ausgabe des<br />

1983er Albums ANGSTLOS. Produziert von<br />

Giorgio Moroder, war es wesentlich zugänglicher<br />

als sein Vorgänger, interessant dabei<br />

vor allem, wie gut Nina Hagens ausgebildete<br />

Stimme zu Moroders typischem Synthie-Pop<br />

passt. Drei Alben, die unterschiedlicher kaum<br />

sein könnten und dabei eine Nina Hagen in<br />

Bestform zeigen.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 3 CDs) us<br />

SKYDIVE.NAKED<br />

OVERDRIVE<br />

Erfolgreich widerlegen Skydive.Naked mit<br />

ihrem neuen Album die oft bemühte These,<br />

dass es keine jungen deutschen Bands<br />

mit internationaler Ausrichtung gibt. Den<br />

Klang ihrer Musik beschreiben die Freiburger<br />

augenzwinkernd mit den Etiketten<br />

Pop-Grunge und Retro-Progressive, also<br />

Kombinationen aus Stilbezeichnungen die<br />

sich eigentlich widersprechen. Dennoch ist<br />

etwas Wahres dran an diesen An<strong>to</strong>nymen,<br />

gibt es auf OVERDRIVE genügend Beispiele<br />

für sonnige Popmusik, heftig riffenden<br />

Grunge, beseelte Retro-Anleihen<br />

sowie packende Progressive-Parts – wenn<br />

es sein muss, sogar alles in einem einzigen<br />

Song! Natürlich wird auf Englisch gerockt,<br />

und wer die Ohren spitzt, wird in den Texten<br />

clever eingebaute Zitate von David Bowie<br />

und Frank Zappa heraushören. Musikalisch<br />

geht es, Zitat Band, von Deep Purple<br />

über die Dead Kennedys bis zu Genesis.<br />

Oder so ähnlich.<br />

(Consul Discs/Fenn, 13/46:48) tk<br />

URIAH HEEP<br />

LOGICAL REVELATIONS<br />

Immer noch eine<br />

der aktivsten Bands<br />

aus den guten alten<br />

Hard-Rock-Zeiten<br />

sind Uriah Heep.<br />

Nicht nur, dass sie<br />

ihre Fans in letzter<br />

Zit Zeit mit zahlreichen ih starken Liveveröffentlichungen<br />

erfreut haben, nein, auch Mitte<br />

der 90er legten sie in der Besetzung Mick<br />

Box (g, voc), Lee Kerslake (dr), Trevor Bolder<br />

(b), Phil Lanzon (keys, voc) und Bernie<br />

Shaw (voc) mit SEA OF LIGHT und dem<br />

sträflich unterbewertetem SONIC ORIGA-<br />

NI zwei klasse Studioscheiben vor, bewiesen<br />

dazu noch mit SPELLBINDER LIVE<br />

(vom WDR 1994 in Köln mitgeschnitten)<br />

ihre Qualitäten auf der Bühne. Je fünf<br />

Songs aus diesen drei Alben wurden nun für<br />

LOGICAL REVELATIONS ausgewählt,<br />

natürlich hat man sich auf die stärksten Titel<br />

aus dieser Zeit konzentriert. Somit ein klasse<br />

Service für Fans, die die oben genannten<br />

Alben nicht in ihrer Sammlung haben.<br />

(The S<strong>to</strong>re For <strong>Music</strong>/H’Art,<br />

15/77:28) us<br />

THE KORDZ<br />

BEAUTY & THE EAST<br />

Die Globalisierung ist auch schon längst in<br />

der Rockmusik angekommen. Die Band aus<br />

dem Libanon ist seit Jahren aktiv und präsentiert<br />

einen ansprechenden Mix aus Orient<br />

und Okzident. Die melodischen Hard-Rocksongs<br />

mit oft hymnischen Hooklines gehen<br />

schön ins Ohr. Am interessantesten ist die<br />

Band, wenn sie das normale Rockinstrumentarium<br />

um exotische Instrumente und Tonskalen<br />

erweitert, eine E-Gitarre sich auch<br />

mal Duelle mit einem arabischen Blasinstrument<br />

liefert (“Don’t You Wait”). Die Gruppe<br />

beherrscht ihr Metier, sorgt mit brettharten<br />

Metallgitarren, perlenden Klavierläufen,<br />

geschmackvollen Keyboards bis zu orientalischen<br />

Streichern für Abwechslung. Als<br />

Gast konnte Drummer Jeff Burrows gewonnen<br />

werden, was aufgrund seiner Tea-Party-<br />

Vita durchaus passt. Antesten!<br />

(ear<strong>Music</strong>/edel, 16/63:42)<br />

rg<br />

STEVE HOGARTH &<br />

RICHARD BARBIERI<br />

NOT THE WEAPON BUT THE<br />

HAND<br />

Die Zusammenarbeit dieser beiden Musiker<br />

fand ihren Anfang, als Porcupine Tree ein<br />

paar Shows zusammen mit Marillion spielten.<br />

Dabei bemerkten Marillion-Sänger Steve<br />

Rock<br />

Hogarth und Porcupine-Tree-Keyboarder<br />

Richard Barbieri, dass sie, was musikalische<br />

Vorlieben angeht, Brüder im Geiste sind. Also<br />

haben sie sich für NOT THE WEAPON BUT<br />

THE HAND nicht groß um Stile, Schubladen<br />

oder einengende Vorgaben gekümmert, ließen<br />

ihrer musikalischen Kreativität freien Lauf.<br />

Mal meint man, einen ruhigen Marillion- Song<br />

zu hören, mal entdeckt man typisch vertrackte<br />

Porcupine-Tree-Klänge, doch meis tens ist es<br />

schlicht und einfach wunderschön dahin fließender,<br />

unspektakulärer Prog-Rock, den die<br />

beiden da präsentieren. Für die instrumentale<br />

Umsetzung konnten sie auf alte Freunde wie<br />

Danny Thompson (b), Chris Maitland (dr),<br />

Arran Ahmun (g) sowie (für die Streicher-Arrangements)<br />

Ex-XTC-Gitarrist Dave Gregory<br />

zurückgreifen.<br />

(Kscope/edel, 8/46:43)<br />

us<br />

PRINCE PERRY<br />

LOVE AT THE END OF THE<br />

CENTURY<br />

Eigentlich ist Perry<br />

Glads<strong>to</strong>ne ein typischer<br />

Sideman,<br />

sprich,<br />

zahlreiche<br />

Bands der Two-<br />

Tone-Szene Toron<strong>to</strong>s<br />

vertrauten jahrelang<br />

seinen Gitarren- und Gesangskünsten. Doch<br />

bekanntlich ist es ja nie zu spät für einen neuen<br />

Anfang, und so hat er jetzt, zusammen mit<br />

einer Handvoll musikalischer Geistesverwandter,<br />

unter dem Namen Prince Perry seine<br />

eigene Band gegründet. Dabei bleiben sie<br />

auf LOVE AT THE END OF THE CENTU-<br />

RY fest im klassischen Ska verankert (allerdings<br />

mit stark britischer Schlagseite), frisch<br />

poppige Melodien treffen auf energiegeladene,<br />

bläserbefeuerte Reggae-Rhythmen,<br />

verrühren Madness, Joe Strummer, den frühen<br />

Elvis Costello und die guten alten Hotknives<br />

zu einen frisch brodelndem Gebräu,<br />

in dem sogar eine Police-Cover-Version von<br />

“Walking On The Moon” sowie das spanisch<br />

gesungene “Yo Te Vi” ihren Platz finden.<br />

(Rocking Records/Broken Silence,<br />

11/32:59) us<br />

JUDAS PRIEST<br />

ROCKA ROLLA + SAD WINGS<br />

OF DESTINY<br />

Die gefühlt 1000. Neuauflage von ROCK A<br />

ROLLA (zuletzt 2006 als Doppel-CD mit<br />

SAD WINGS OF DESTINY mit Video-<br />

Footage) – wer braucht die noch? Gut, der<br />

Sticker „Digitally Remastered” stimmt, es<br />

klingt besser, vor allem klarer und transparenter;<br />

Chris Welch hat die gewohnt soliden<br />

Liner-Notes verfasst. 1974 machten Judas<br />

Priest noch Blues-getränkten Hard Rock,<br />

Durchschnittsware bis auf ein paar Positiv-<br />

Ausreißer wie der Titelsong. Einige damals<br />

schon existente Kracher wie “Tyrant”, “The<br />

Ripper” oder “Genocide” blieben bei RO-<br />

CKA ROLLA außen vor, erschienen erst<br />

zwei Jahre später auf SAD WINGS, das<br />

einen enormen Schritt nach vorne und in<br />

Richtung der am Horizont aufziehenden<br />

New Wave Of British Heavy Metal bescherte.<br />

Für Metal-Neueinsteiger und Hardcore-Komplettisten<br />

wärmstens zu empfehlen,<br />

ansonsten muss jeder überlegen, ob er<br />

den Geldbeutel wirklich strapazieren will.<br />

(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>,<br />

11/42:08 + 9/39:17) pro<br />

Seite 38 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

ALIAS EYE<br />

IN-BETWEEN<br />

2001 veröffentlichte die Band um den charismatischen<br />

Sänger Philip Griffiths ihre<br />

erste vollwertige Platte, die mit ihrem gelungenen<br />

Mix aus Neo-Prog, der nie frickelig<br />

daherkommt, und wunderbaren Melodien<br />

hoch gelobt wurde. IN-BETWEEN<br />

ist erst die vierte CD in all den Jahren. Der<br />

Abgang des Keyboarders nach der dritten<br />

Scheibe hinterließ 2007 eine Lücke,<br />

die nicht sofort adäquat geschlossen werden<br />

konnte. Bereits auf der letzten Platte<br />

brachte der damals neue Gitarrist Matthias<br />

Wurm verstärkt Metal-Riffs ein, die Songs<br />

wurden gestrafft. Auch aktuell bewegen<br />

sich die Songs um die vier Minuten, was<br />

dazu führt, dass oft innerhalb eines Songs<br />

nicht die frühere stilistische Abwechslung<br />

herrscht. Dafür sind die einzelnen Songs<br />

sehr variabel angelegt: von dynamischen<br />

Rocknummern über funkig-groovend bis<br />

soften und melancholischen Titeln geht die<br />

musikalische Reise. Das Wiederhören mit<br />

Alias Eye macht Spaß. Der Neuaufnahme<br />

des Beggars-Opera-Klassikers “Time Machine”,<br />

die Griffiths im Duo mit seinem Vater<br />

und Sänger des Originals singt, hätte es<br />

da nicht bedurft. Anspieltipp: der lange und<br />

mehrgliedrige Opener “Arabesque”.<br />

(Quixote/Progrock Rec, 10/47:18) rg<br />

JAN AKKERMAN<br />

TALENT FOR SALE<br />

Gewiss Grund zur<br />

Freude bei Fans des<br />

holländischen Gitarristen<br />

– eine erste UK-<br />

CD-Ausgabe<br />

seines<br />

LP-Debüts von 1968<br />

(damals auf Imperial<br />

zu hb haben). „Auf Afdem Weg zur Form” wäre<br />

diese Arbeit zu überschreiben, die Akkerman<br />

mit Ron Bijtelaar (b) und Sydney Wachtel<br />

(dr) eingespielt hat. Spuren von Wes Montgomery<br />

und Django Reinhardt sind deutlich,<br />

neben jazzigen Strukturen hat es R&B und<br />

auch Blues. Gelungen: die Booker-T.-Adaptionen<br />

von, klar, “Green Onions” und “Slim<br />

Jenkin’s Place”, auch Steve Winwoods “On<br />

The Green Light” aus der Spencer-Davis-<br />

Ära bereichert diese Instrumentalsammlung.<br />

Kann man mit den Bläsern auf “What ‘d I<br />

Say” und “Comin’ Home Baby” noch gut<br />

leben, sind die Streicher auf “Moonbeam”,<br />

“Hineima<strong>to</strong>v” und “Ode To Billy Joe” weniger<br />

lustig. Sei’s drum: Akkermans feines,<br />

unangestrengtes Gitarrenspiel stimmt dann<br />

letztlich doch versöhnlich.<br />

(Esoteric/Rough Trade, 11/36:04). bm<br />

LITTLE BOB<br />

WILD AND DEEP – BEST OF<br />

1989/2009<br />

Aus zehn Studio- und Live-Alben des Franzosen<br />

Rober<strong>to</strong> Piazza aka Little Bob destillierte<br />

Werkschau, die seine Stärken bestens<br />

be<strong>to</strong>nt und durchaus Appetit auf mehr macht.<br />

Piazza macht schon seit den frühen Siebzigern<br />

Musik und nannte seine Band bis 1988<br />

Little Bob S<strong>to</strong>ry, dann fiel „S<strong>to</strong>ry” weg. An<br />

der Musik änderte sich freilich nichts. Es<br />

wird durchgehend ein mit Garagen-Feeling<br />

und immenser, teilweise Punk-Rock-orientierter<br />

Power ausgestatteter Blues-Rock<br />

auf hohem technischen Niveau geboten,<br />

gekrönt von Piazzas kerniger Stimme. CD<br />

Rock<br />

1 der Sammlung trägt den Untertitel „Wild<br />

Kicks” und bringt eine Mischung aus starken<br />

Eigenbauten und clever ausgesuchten Cover-<br />

Versionen. Die Piazza-Nummern “Listen To<br />

The Drums”, “I Don’t Wanna Be Spied”<br />

und “The Scream Of The Ghost” pendeln<br />

zwischen kraftvoll verhalten und extra-wild.<br />

Sie sind den Übernahmen “All Or Nothing”<br />

(Small Faces), “The Witch Queen Of New<br />

Orleans” (Redbone), “Tango De La Rue”<br />

(Kenny Margolis) und “Masters Of War”<br />

(Bob Dylan) absolut ebenbürtig. CD 2 läuft<br />

unter „Wild And Deep” und ist weitgehend<br />

der Balladenkunst gewidmet. Hier haben<br />

Piazzas Werke “Never Cry About The Past”,<br />

“Lost Terri<strong>to</strong>ries”, “The Ball And The Rose”,<br />

“Lying In A Bed Of Roses” und “We All<br />

Have A Dream” das berühmte Weltniveau.<br />

Abrundungen kommen in Form der Cover-<br />

Versionen von “Turn The Page” (Bob Seger)<br />

und “Play With Fire” (S<strong>to</strong>nes) hinzu. Mit<br />

derartiger Klasse fällt man auch international<br />

auf – der finnische Kult-Regisseur Aki Kaurismäki<br />

angelte sich „Libero” für seinen Film<br />

„Le Havre”.<br />

(Dixiefrog/Fenn, 16/74:00,<br />

16/71:10) hjg<br />

AMARAL<br />

HACIA LO SALVAJE<br />

Schon seit etlichen<br />

Jahren gehört dieses<br />

Duo zu den erfolgreichsten<br />

Rockbands<br />

Spaniens.<br />

Mit dem aktuellen<br />

Album HACIA LO<br />

SALVAJE sollte Amaral – bestehend aus Eva<br />

Amaral (voc, g), Juan Aguirre (g) sowie ein<br />

paar temporären Studio-Mitstreitern – jetzt<br />

auch der internationale Durchbruch gelingen.<br />

Warum? Weil die Mischung aus Heroes<br />

Del Silencio und Dover einfach zu gut ist,<br />

um sang- und klanglos unterzugehen. Klasse<br />

Akustikballaden, treibender Power-Pop und<br />

fetziger Heavy Metal werden da gekonnt<br />

miteinander verknüpft, die Kombination aus<br />

Amarals Rockröhre und Aguirres variablem<br />

Gitarrenspiel passt bestens zu den südländischen<br />

Emotionen, die sie in ihren Texten in<br />

Worte gefasst haben. Und auch wenn man des<br />

Spanischen nicht mächtig ist, spürt man die<br />

tiefe Leidenschaft der beiden für ihre Musik.<br />

(Boa/Galileo <strong>Music</strong>, 12/43:24) us<br />

TOM FULLER BAND<br />

ASK<br />

Die Tom Fuller Band kommt aus Chicago, hat<br />

aber mit Blues wenig am Hut. Vielmehr lässt<br />

ihre dritte Studio-CD britische Einflüsse, vor<br />

allem aus der Ecke Paul McCartney & Wings,<br />

erkennen: Leadsänger Fuller ist bekennender<br />

McCartney-Fan, die neuen Bandmitglieder<br />

Abe Laboriel Jr. (dr) und Brian Ray (g) spielten<br />

einst mit Sir Paul. Überaus radiotauglicher<br />

Power-Pop-Rock (auch mit Tom-Petty- oder<br />

Alice-Cooper-Spuren), ist auf ASK angesagt,<br />

der weist aber durchaus einige Kanten und<br />

Ecken auf und beschert gleich mehrere potenzielle<br />

Hits. Aus allerlei vertraut Klingendem<br />

braut die Gruppe aber mit eigener Note<br />

leichtfüßig Unterhaltsames mit beachtlicher<br />

Eingängigkeit, manchen Widerhaken für die<br />

Gehörgänge und zeitloser Güte. ASK kann<br />

man bedenkenlos empfehlen, nein, man kann<br />

dieses Album nur an Herz legen.<br />

(Red Cap/Rough Trade, 12/40:03) pro<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 39


CD<br />

REVIEWS<br />

BLIND GUARDIAN<br />

MEMORIES OF A TIME TO<br />

COME – BEST OF<br />

1984 startete dieses Quartett aus Krefeld<br />

unter dem Namen Lucifer’s Heritage, benannte<br />

sich 1987 in Blind Guardian um<br />

und ist sei<strong>the</strong>r aus der Metal-Szene nicht<br />

mehr wegzudenken. Schon früh zeigte es<br />

mit Hymnen wie “Majesty” und “Valhalla”<br />

sein Potenzial in Richtung Speed/Thrash-<br />

Metal, und nachdem ihm dann Mitte der<br />

90er Jahre diese Ausdrucksform zu einseitig<br />

wurde, betrat es mit orches tralen Elementen,<br />

keltischen Folk-Einflüssen oder<br />

dem Tolkien-Konzept-Album NIGHT-<br />

FALL IN MIDDLE EARTH stilistisches<br />

Neuland. Zu Beginn der 2000er Jahre erreichte<br />

seine Musik dann die nächste Ebene,<br />

A NIGHT AT THE OPERA bewies epische,<br />

im Metal-Bereich nur selten gehörte<br />

Opulenz. Neu abgemischt oder teilweise<br />

sogar mit neuen Orchester-Parts widmen<br />

sich zwei CDs der Rückschau auf die<br />

stärk sten Titel seines bisherigen Schaffens,<br />

der dritte Tonträger von MEMORIES OF<br />

A TIME TO COME präsentiert die Bonus-<br />

Tracks aus den 2007er Remaster-Alben<br />

sowie Raritäten wie Demos aus Lucifer’s-<br />

Heritage-Zeiten.<br />

(EMI, 8/52:05, 8/51:30, 15/72:59) us<br />

HI FI<br />

THE COMPLETE COLLECTION<br />

„The<br />

Seattle<br />

Years” ist diese<br />

Werkschau<br />

überschrieben,<br />

denn an<br />

der US-Westküste<br />

traf das ungewöhnliche<br />

Gespann zusammen<br />

und musizierte i gemeinsam: David<br />

Surkamp, zuvor (und seit einigen Jahren<br />

wieder) Mastermind von Pavlov’s Dog,<br />

und Iain Mat<strong>the</strong>ws von den UK-Folkern<br />

Fairport Convention. Zusammen brachten<br />

sie Hi Fi an den Start, wo sie sich sowohl<br />

den Leadgesang als auch die Gitarrenarbeit<br />

(mit Doug Rayborn von Pavlov’s Dog) teilten.<br />

Die nur kurz aktive Band veröffentlichte<br />

die EP “Demonstration Record” (1981)<br />

und die LP MOODS FOR MALLARDS<br />

(1982), die einzigen Hi-Fi-Tonträger, überwiegend<br />

mit Selbstgeschriebenem. Sie boten<br />

Intellentia-Pop-Rock mit angenehm zu<br />

konsumierenden 80ies-Songs, die immer<br />

noch gut ins Ohr gehen. Die 2006er COM-<br />

PLETE WORKS sind jetzt mit drei Cover-<br />

Versionen (u.a. “Summertime”, “Louie,<br />

Louie”) und einer DVD mit Interviews und<br />

Livemitschnitten gelungen ergänzt.<br />

(Rockville/Soulfood, 20/78:00) pro<br />

KLAUS SCHULZE<br />

RICHARD WAHNFRIED’S<br />

TONWELLE<br />

Das Pseudonym „Richard Wahnfried” nutzte<br />

Klaus Schulze in den späten 70er Jahren einerseits<br />

dazu, seine Verehrung für Richard<br />

Wagner auszudrücken, andererseits konnte<br />

er unter diesem Künstlernamen ungezwungen<br />

mit Kollegen unterschiedlichster Couleur<br />

zusammenarbeiten. Bei TONWELLE<br />

waren dies Gitarrist Manuel Göttsching<br />

(mit dem er 1970 Ash Ra Tempel gegründet<br />

hatte), Sänger Michael Garvens sowie<br />

der Santana-Drummer Michael Shrieve.<br />

Wie sonst nur selten hielt sich Klaus Schulze<br />

dabei im Hintergrund, was die beiden<br />

Stücke “Schwung” und “Druck” zu einer<br />

stimmungsvollen Gemeinschaftsarbeit werden<br />

ließ, die sich vor allem atmosphärisch<br />

von Schulzes gewohnten Klangflächen unterschied.<br />

Die Special 2CD-Edition liefert<br />

sowohl das (langsamere) Originalalbum als<br />

auch die (schnellere) 45 rpm-Version – also<br />

so wie es die Hörer der ersten LP-Auflage<br />

auf Grund eines Druckfehlers fälschlicherweise<br />

anhörten!<br />

(MiG/Intergroove, 2/35:34, 2/47:14) tk<br />

RPWL<br />

BEYOND MAN AND TIME<br />

Kontinuierlich<br />

weiterentwickelt<br />

hat sich<br />

das Freisinger Quintett<br />

RPWL über die<br />

letzten Jahre. Von<br />

Cover-Songs<br />

über<br />

einzelne, selbst komponierte<br />

Stücke bis zu Mini-Suiten ging sein<br />

Weg, der jetzt mit dem ersten Konzeptalbum<br />

einen neuen Meilenstein erreicht hat. BE-<br />

YOND MAN AND TIME will ein Plädoyer<br />

sein, das die Menschen zum eigenen Denken<br />

anregt, will – siehe Albumtitel – dazu anregen,<br />

die Welt „Jenseits von Mensch und<br />

Zeit” zu erforschen. Zu Wort kommen dabei<br />

Wesen aus einem philosophischen Weltenraum,<br />

der Wärter, der Blinde, der Wissenschaftler,<br />

der Hässliche, der Erschaffende,<br />

der Schatten, der Weise in der Wüste und<br />

der Fischer. Natürlich ist solch ein S<strong>to</strong>ff die<br />

Steilvorlage für eine höchst abwechslungsreiche<br />

Umsetzung, sorgen orientalische Perkussion,<br />

ausgedehnte Gitarren- und Syn<strong>the</strong>sizer-Ausflüge<br />

sowie bunte Farbtupfer aller<br />

Art (wie eine indische Sitar) für progressive<br />

Rockmusik der gehobenen Klasse.<br />

(Gentle Art Of <strong>Music</strong>/Soulfood,<br />

11/73:23) us<br />

SUNSTORM<br />

EMOTIONAL FIRE<br />

Reich an Höhepunkten ist die Karriere von<br />

Joe Lynn Turner. Von den frühen Fandango-Zeiten<br />

über erste Erfolge mit Rainbow<br />

bis zu Deep Purple und Yngwie Malmsteen<br />

ging der bisherige Weg. Auch solo kann der<br />

in New Jersey geborene Sänger auf beachtliche<br />

Erfolge zurückblicken. Und seit 2006<br />

arbeitet er mit den beiden Pink-Cream-<br />

69-Musikern Dennis Ward (b, g, voc) und<br />

Uwe Reitenauer (g) sowie mit Justin Dakey<br />

(keys) und Chris Schmidt (dr) zusammen.<br />

EMOTIONAL FIRE ist das dritte Album,<br />

das sie unter dem Bandnamen Suns<strong>to</strong>rm<br />

veröffentlichen, klassischer AOR steht dabei<br />

im Mittelpunkt. Turner und seinen Mitstreitern<br />

hört man an, wie viel Freude sie<br />

an dieser Musik haben, dass diese Musiker<br />

die Rockmusik nicht neu erfinden wollen,<br />

sondern sich und ihre Fans schlicht und<br />

einfach mit <strong>to</strong>llem Melodic Rock erfreuen<br />

möchten. Gelungen!<br />

(Frontiers/Soulfood, 11/44:05) tk<br />

GREAT LAKE SWIMMERS<br />

NEW WILD EVERYWHERE<br />

Es geht strikt voran bei den Kanadiern Great<br />

Lake Swimmers. Ihr fünftes Album konnten<br />

– und wollten – sie erstmals in einem richtigen<br />

Studio aufnehmen, nachdem sie zuvor<br />

stets an eher obskuren Aufnahmeorten gearbeitet<br />

hatten. Diesmal nun also das brandneu<br />

eingerichtete Revolution Recording<br />

Studio in Toron<strong>to</strong>; nur ein Song, “The Great<br />

Exhale”, entstand noch in einer verlassenen<br />

U-Bahn-Station. Er gehört zu den stärksten<br />

hier, reiht sich nahtlos ein in eine Phalanx<br />

geglückter Lieder, von denen “Think That<br />

You Might Be Wrong”, “New Wild Everywhere”,<br />

“Parkdale Blues” und die wundervolle<br />

Ballade “On The Water” die besten<br />

sind. Ganz stark und auch textlich überzeugend<br />

ist ferner “Ballad Of A Fisherman’s<br />

Wife”, eine Protest-Ode an die von der BP-<br />

Ölkatastrophe vor der Küste von Louisiana<br />

geschädigten Familien. Insgesamt zeigt sich,<br />

dass die Qualitäten der Gruppe, die mit ihrer<br />

Mischung aus Indie-Folk und Alternative<br />

Country bevorzugt in unaufgeregten Gefilden<br />

agiert, sogar noch zugenommen haben<br />

– dies ist ihr bislang gelungenstes Album.<br />

Mastermind Tony Dekker (voc) und seine<br />

teils neuen Mitstreiter Erik Arnesen (g, banjo),<br />

Miranda Mulholland (back-voc, fiddle),<br />

Brett Higgins (b) und Greg Millson (dr)<br />

zeigen erneut, wie man auch mit technisch<br />

begrenztem Aufwand nachhaltig eindrucksvolle<br />

Atmosphären kreieren kann. Derlei<br />

Qualitäten sprechen sich herum. Die Gruppe<br />

wurde inzwischen von Landsfrau Feist und<br />

auch Robert Plant persönlich ausgewählt, auf<br />

deren kommenden Tourneen als Support-Act<br />

zu spielen.<br />

(Nettwerk/Soulfood, 13/53:45) hjg<br />

BYRDS<br />

PREFLYTE<br />

Bevor die Byrds bei<br />

Columbia unterzeichneten<br />

und 1965 mit<br />

MR. TAMBOURINE<br />

MAN zum Jungfernflug<br />

abhoben, hatten<br />

sie (noch unter ihrem<br />

ursprünglichen Namen The Jet Set) in den<br />

World Pacific Studios in Los Angeles ein<br />

paar Demos eingespielt – gewissermaßen<br />

als Vorflugkontrolle („preflight”). Beflügelt<br />

von den Erfolgen der Band, veröffentlichte<br />

das Label Toge<strong>the</strong>r 1969 ein paar der frühen<br />

Probe-Aufnahmen unter dem Albumtitel<br />

PREFLYTE. 2001 schließlich brachte die<br />

Firma Sundazed eine erweiterte 2-CD-Ausgabe<br />

heraus mit 40 statt wie bisher elf Titeln.<br />

Nun legt das Label Floating World noch eine<br />

Schippe drauf und präsentiert einen Doppel-<br />

Silberling mit 48 Tracks. Neu hinzugekommen<br />

sind acht bislang unveröffentlichte Aufnahmen<br />

von den Columbia-Demos, darunter<br />

eine weitere frühe Version von “Mr. Tambourine<br />

Man”, die sich der bekannten Hitsingle<br />

schon annähert, aber immer noch nicht ganz<br />

auf den unpassenden Marsch-Rhythmus der<br />

frühen Takes verzichtet, sowie eine schöne,<br />

schon fast CSN&Y-hafte Version von David<br />

Crosbys “Everybody’s Been Burned”, einem<br />

Song, der es erst auf das 1967er Byrds-<br />

Album YOUNGER THAN YESTERDAY<br />

schaffen sollte.<br />

(Floating World/Soulfood, 20/46:52,<br />

28/72:07) frs<br />

DUANE EDDY<br />

ROCKS<br />

Geradezu prädestiniert für die „Rocks”-Reihe<br />

aus dem Hause Bear Family ist der “König<br />

der Rock’n’Roll-Gitarristen”, Duane<br />

Eddy. Aktuell durch zahlreiche Ehrungen,<br />

seinen Glas<strong>to</strong>nbury-Auftritt sowie durch<br />

Rock<br />

sein im April erscheinendes, neues Album<br />

wieder in aller Munde, liefert ROCKS mit<br />

gut 30 Titeln eine hochklassige Rückschau<br />

auf die Jahre 1958 bis 1961, in denen Duane<br />

Eddy zu einem Qualitätsbegriff in Sachen<br />

Twang-Guitar wurde. Produziert von<br />

Lee Hazlewood, zusammen mit den besten<br />

Studiomusikern aus Phoenix wie Al Casey<br />

(g, b, p), Larry Knechtel (p), Steve Douglas<br />

(sax) und Jim Horn (sax) entstanden zeitlose<br />

Hits wie “Rebel Rouser”, “Because<br />

They’re Young”, “Bonnie Came Back”<br />

oder “Some Kinda Earthquake”. Das dicke<br />

Booklet enthält eine brandneue Würdigung<br />

Eddys durch den Top-Gitarristen Deke Dickerson,<br />

eine Discographie sowie viele nie<br />

zuvor gezeigte Fo<strong>to</strong>s.<br />

(Bear Family, 32/71:05)<br />

tk<br />

CHUCK BERRY<br />

IN THE 1950s<br />

Vom Barzahler-Barden<br />

wurden meist<br />

„nur” die unsterblichen<br />

Hits recycled,<br />

mit denen er zu heißer<br />

„Rock’n’Roll <strong>Music</strong>”<br />

das<br />

US-Teenager-<br />

Leben der 50er Jahre porträtierte. “Sweet<br />

Little Sixteen”, “Reelin’ And Rockin’”<br />

und all die anderen Jukebox-Favoriten sind<br />

hier vorhanden, aber mittels zweier Twofer<br />

mit Originalalben 1957–1960 gemixt<br />

mit reinem Blues, etwa “Wee Wee Hours”,<br />

Latin-Nummern wie dem von Santana gecoverten<br />

“Havana Moon” und “Hey Pedro”<br />

sowie entspannten Instrumentals à la “Deep<br />

Feeling” oder “In-Go”. CD3 nimmt dann<br />

nicht nur 1960 mit in die Fifties, sondern<br />

reicht bis 1972. Zu nicht auf Alben vertretenen<br />

Singles wie dem von Steve Gibbons<br />

geschätzten “Jaguar & The Thunderbird”<br />

und B-Seiten wie “Merry Christmas Baby”.<br />

Willkommen auch Beiträge des St.-Louis-<br />

Mannes zu anderen Bands wie 1954 bei Joe<br />

Alexander & The Cubans, als er sich noch<br />

Chuck Berryn nannte. Zwei dumpfe TV-<br />

Takes mit John Lennon. Yoko als Muppets-<br />

Huhn. Dazu diverse Interviews bis 1987.<br />

Keine Werkschau, jedoch ein ausführlicher,<br />

wohlfeiler Einblick.<br />

(Chrome Dreams/ inakustik, 24/67:50,<br />

24/57:50, 22/74:07) utw<br />

PAUL WELLER<br />

SONIK KICKS<br />

Paul Wellers Liebe zu den Sixties ist no<strong>to</strong>risch.<br />

Mit The Jam war er stark von<br />

Mod-Beat und mit Style Council von<br />

Mo<strong>to</strong>wn-Soul beeinflusst. Als Solokünstler<br />

ist der Sänger und Gitarrist nunmehr<br />

im Swinging London des Summer Of<br />

Love ’67 angelangt. Auf SONIK KICKS<br />

experimentiert er zusammen mit befreundeten<br />

Gastmusikern wie Noel Gallagher<br />

(Ex-Oasis) und Graham Coxon (Ex-Blur)<br />

mit psychedelischen Wah-Wah- und Ping-<br />

Pong-Effekten. Inmitten der rauen, flirrenden<br />

Psych-Rocknummern gibt es nur<br />

wenige Balladen; Fans von Wellers ruhiger<br />

Unplugged-Seite à la “Wild Wood” werden<br />

jedoch mit dem wunderschönen, von<br />

einem schillernden Streicherarrangement<br />

gekrönten “By The Waters”getröstet. Als<br />

weiterer Höhepunkt sticht das mit einem<br />

Reggae-Beat und allerlei Dub-Echos versehene<br />

“Study In Blue” heraus. Beim ers-<br />

Seite 40 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

ten Eindruck eine eher zerfaserte,<br />

unentschlossene Song-Aneinanderreihung<br />

– doch mit jedem weiteren<br />

Hören wächst sie zu einem starken,<br />

geschlossenen Album zusammen.<br />

(Cooperative/Universal, 14/43:32) frs<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

SMASH BOOM BANG!<br />

– THE SONGS AND PRO-<br />

DUCTIONS OF FELDMAN-<br />

GOLDSTEIN-GOTTEHRER<br />

Ein<br />

weiterer<br />

Meilenstein in<br />

der<br />

Komponisten-Serie<br />

von Ace Records.<br />

Diesmal<br />

sind Bob Feldman,<br />

Jerry Goldstein und Richard<br />

Gottehrer dran, in der Branche auch<br />

bekannt als New Yorker „trio of jewish<br />

musketeers”. Falls man ihnen<br />

unbedingt etwas vorwerfen will,<br />

dann, dass sie „keinen persönlichen<br />

Stil” hatten. In der Tat: Sie konnten<br />

als Komponisten und Produzenten<br />

(auch von Fremdmaterial) einfach alles<br />

und hatten eine diebische Freude<br />

daran, möglichst bis an die Grenzen<br />

des Machbaren zu gehen – eine Arbeitsweise,<br />

die auch bei guten Rechtsanwaltskanzleien<br />

zu finden ist. Der<br />

Musik hat das nie geschadet. Die hier<br />

kompilierten Beispiele aus den Jahren<br />

1962–1970 umfassen krachigen Rock<br />

(The McCoys mit einer 3:51-Langfassung<br />

von “Hang On Sloopy”, Ron<br />

Winters mit Chuck Berrys “Back In<br />

The USA”), hemmungslosen Pop<br />

(The Angels mit “My Boyfriend’s<br />

Back”), clevere Cover-Versionen<br />

(erneut The McCoys mit “Sorrow”,<br />

Debra Swisher mit dem Beach-Boys-<br />

Song “You’re So Good To Me”),<br />

handfesten Power-Pop (Dean Parrish<br />

mit “Tell Her”) und Bluesiges (Bobby<br />

Coms<strong>to</strong>ck mit “I’m A Man”) – und<br />

natürlich sind zig stilistische Varianten<br />

mit im Topf. Auch Dion und<br />

Chubby Checker begaben sich zeitweilig<br />

unter die Fittiche des Trios.<br />

Dies trat aber als The Strange loves<br />

auch selbst in Erscheinung und lieferte<br />

die herrlichen, durch die NUG-<br />

GETS-Sammlung geadelten Garagen-<br />

Rock-Klassiker “Night Time” und “I<br />

Want Candy” ab. Das 28-seitige <strong>to</strong>lle<br />

Booklet beantwortet jede denkbare<br />

Frage.<br />

(Ace/Soulfood, 26/67:05) hjg<br />

VAN HALEN<br />

A DIFFERENT KIND OF<br />

TRUTH<br />

Nach ihrer Wiedervereinigung haben<br />

Sänger David Lee Roth sowie die<br />

Van-Halen-Brüder Eddie (g) und Alex<br />

(dr) in ihrer alten Demokiste gewühlt,<br />

alte Ideen aufgemotzt und mit neuen<br />

Songentwürfen zusammengepackt.<br />

Kein Wunder, dass manches auf dem<br />

ersten gemeinsamen Album seit 28<br />

Jahren seltsam vertraut klingt. Auch<br />

wenn die Herren hörbar gereift sind<br />

und es nicht mehr ganz so innovativ<br />

tönt wie einst. Eddie spielt sich auf<br />

seiner Gitarre die Seele aus dem Leib,<br />

soliert ungehemmt mittels Pyrotechnik<br />

auf sechs Saiten, sein Sohn Wolfgang<br />

bearbeitet den Bass unaufgeregt,<br />

während Alex seine Batterie wie<br />

eh und je traktiert und Roth unverkennbar<br />

röhrt. Knackiger, kerniger,<br />

treibender, durchaus spannungs- und<br />

abwechslungsreicher (Poser-)Rock,<br />

wenn auch nicht mehr so originell.<br />

Man hätte ihn nicht vermisst; gut genießbar,<br />

wenn er schon mal da ist.<br />

(Universal, 13/50:14)<br />

pro<br />

JAY BRANNAN<br />

ROB ME BLIND<br />

Das neue Album<br />

des New<br />

Yorker Liedermachers<br />

Jay<br />

Brannan<br />

hat<br />

Top-Profi<br />

David<br />

Kahne (u.a.<br />

The Bangles und Paul McCartney)<br />

produziert, und das unterstreicht,<br />

dass Bran nans „Halb-Indie-Karriere”<br />

nun in den – ziemlich gehobenen!<br />

– Mainstream einmündet. ROB ME<br />

BLIND breitet Brannans besondere<br />

Stärken nachdrücklich aus: Ehrlichkeit<br />

und gedanklicher Scharfsinn bei<br />

den Texten und ein Händchen für<br />

sprühende Melodien. Die Platte handelt<br />

von Zuständen der Einsamkeit,<br />

Wut, Zurückweisung und Sehnsucht,<br />

wobei aber immer ein Hauch von<br />

Hoffnung durchschimmert. All diese<br />

Themen kleidet Brannan zumeist in<br />

beharrliche, aber sanft druckvolle,<br />

flotte Songs wie “Everywhere There’s<br />

Statues”, “Rob Me Blind” oder “State<br />

Of <strong>Music</strong>”. Deutlich softer geht es bei<br />

der kristallinen Spitzenballade “Greatest<br />

Hits” zu, und komposi<strong>to</strong>rischer<br />

Höhepunkt des Albums ist “La La<br />

La”, ein komplex arrangiertes Lied<br />

mit Zitaten aus den Bereichen von<br />

Biergarten-Blasmusik, Balkan-Geigenklängen<br />

und Soft Punk (!) sowie<br />

Barock-Touch. Liest sich wohl etwas<br />

wirr, klingt aber überzeugend! Womit<br />

auch klar wird: Völlig vom Singer/<br />

Songwriter-Mainstream wird sich Jay<br />

Brannan dann wohl doch nicht aufsaugen<br />

lassen ...<br />

(Nettwerk/Soulfood, 10/38:05) hjg<br />

MOUNT WASHINGTON<br />

MOUNT WASHINGTON<br />

Auf dem Weg von Tromsø nach<br />

Berlin, einhergehend mit einem Stilwechsel<br />

von schwelgerischem Americana<br />

zu urbanem Indie-Rock haben<br />

Rune Simonsen & Co. gleich noch ein<br />

„Mount” vor ihren bisherigen Bandnamen<br />

Washing<strong>to</strong>n gestellt. Dennoch<br />

können und wollen sie ihre Vergangenheit<br />

mit MOUNT WASHINGTON<br />

weder verleugnen noch vergessen<br />

machen, es wäre bei der bisherigen<br />

Qualität ihrer Musik ja auch gefrevelt.<br />

Grundpfeiler ihrer Musik sind immer<br />

noch Alternative Country, Folk und<br />

Rock, doch mit zirpenden Elektronik-<br />

Ausflügen, mit wesentlich mehr Be<strong>to</strong>nung<br />

auf Rhythmus, also mit klarer<br />

Fokussierung auf groovende Klänge,<br />

Rock<br />

erschaffen sie Musik eines neuen<br />

Genres: Club-Americana, der ausdrücklich<br />

dazu einlädt, die Tanzfläche<br />

zu stürmen. Und das so überzeugend,<br />

dass es nur eine Frage der Zeit sein<br />

dürfte, bis die nächsten Bands auf diesen<br />

Zug aufspringen.<br />

(Glitterhouse/Indigo, 10/41:07) us<br />

HOT’N’NASTY<br />

BOOST<br />

Wer sich nach<br />

einer Übernummer<br />

von Humble<br />

Pie tauft,<br />

schreibt harten<br />

Blues-Rock<br />

auf die Flagge.<br />

Die Band um Sänger Patrick Pfau<br />

und Gitarrist Malte Triebsch (nun<br />

auch als Duo buchbar) hat auf ihrem<br />

vierten Album endlich ihren Mot<strong>to</strong>-<br />

Song “Hot’n’Nasty” gecovert, den<br />

sie live mit dem Pie-Gitarristen Clem<br />

Clempson abfeierten, ohne dass Pfau<br />

Steve Marriott kopierte. Alles Weitere<br />

entsprang eigener Imagination. Eine<br />

solidere Rhythmusrampe als Ulrich<br />

Bichmann (b) und Dominique Ehlert<br />

(dr) können sich die beiden kaum<br />

wünschen, nie besser als im Groove<br />

von “Unforeseen Emotion”. Pfau<br />

punktet mit Raspelorgan zwischen<br />

Omar dem Howler und den Van-Zant-<br />

Brüdern, Malte Triebsch scheint mit<br />

seinen Riff,- Slide- und Solo-Einsätzen<br />

überall im Mix zu sein, ohne<br />

je an Klarheit einzubüßen. So gelingen<br />

treibende Rocknummern (“Best<br />

Friends”), Cot<strong>to</strong>npicker-Unplugged-<br />

S<strong>to</strong>ries (“Surrounding Blues”) und<br />

emotionale Balladen (5). Ob Rhein-<br />

Ruhr oder Mississippi-Missouri, alles<br />

ist bei diesem Power-Blues kontrastreich<br />

im Fluss.<br />

(Bob Media/Soulfood, 55:05) utw<br />

SPOCK’S BEARD<br />

THE X TOUR LIVE<br />

Im Downey Civic Centre nahe Los<br />

Angeles ließen die Prog-Rocker<br />

Spock’s Beard im September 2010 die<br />

Bandmaschine mitlaufen, als sie sich<br />

inspiriert und spielfreudig aus<strong>to</strong>bten.<br />

Damals war noch nicht absehbar, dass<br />

es der Abschied von Sänger/Drummer<br />

Nick D’Virgilio auf Tonträger werden<br />

würde, was der Doppel-CD zusätzliches<br />

Gewicht beschert. Silberling 1<br />

dokumentiert die Livedarbietung des<br />

damals aktuellen Albums X in voller<br />

Länge, wobei die Band sich relativ<br />

eng an die Studiovorlagen hielt (plus<br />

Solo-Ergänzungen). Auf Scheibe 2<br />

serviert die Band ältere Kreationen<br />

– beginnend mit einem durchaus fesselnden<br />

Drum-Duell von D’Virgilio<br />

und Bühnenverstärkung Jimmy Keegan.<br />

Wobei sich die Frage stellt, ob<br />

man das auch auf Platte braucht und<br />

es nicht im Konzertsaal reicht. Ihrem<br />

Ruf als einer der aktuell besten, weil<br />

einfallsreichsten und vielseitigsten<br />

Prog-Rockacts werden Spock’s Beard<br />

voll gerecht.<br />

(Mascot/Rough Trade,<br />

7/75:35, 6/42:32) pro<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 41


CD<br />

REVIEWS<br />

CHEAP TRICK<br />

ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />

Als Bindeglied zwischen<br />

den Beatles<br />

und Nirvana hat<br />

ein<br />

Kritikerkollege<br />

Cheap Trick mal<br />

beschrieben – klingt<br />

zwar auf den ersten<br />

Blick etwas weit hergeholt, trifft es mit<br />

dem Einbau von Status Quo als Brücke<br />

durchaus. Belegt wird dies durch die fünf<br />

hier im Schuber zusammenfassten Alben<br />

aus den Jahren zwischen 1978 und 1990 –<br />

eine Auswahl aus zwölf in dieser Zeit veröffentlichten<br />

Scheiben. Dass die zu den<br />

stärksten Werken zählenden IN COLOR<br />

(1977) und HEAVEN TONIGHT (1978)<br />

fehlen, ist eher ärgerlich. Die Mischung<br />

aus knackigem Rock und eingängigen,<br />

fast poppigen Nummern setzt sich im<br />

Ohr fest. Und die Serie – beginnend mit<br />

AT BUDOKAN (LIVE) (1978; 10/42:23),<br />

über DREAM POLICE (1979; 13/64:54)<br />

und ONE ON ONE (1982; 11/34:36) bis<br />

LAP OF LUXURY (1988; 10/42:23) und<br />

BUSTED (1990; 11/46:51) – liefert einen<br />

schönen Querschnitt des durchaus eigenwilligen<br />

Schaffens des Vierers, voller<br />

Highlights, aber auch mit Füllern auf fast<br />

jedem Album.<br />

(Legacy/Sony <strong>Music</strong>)<br />

pro<br />

BROACH<br />

MY DARKEST HOUR<br />

Alle, aber auch alle Klischees des Heavy<br />

Metal erfüllen Broach, die, nein, nicht<br />

aus Los Angeles, Seattle oder New York,<br />

sondern aus dem bayerischen Chiemgau<br />

stammen. Vom düsteren Cover-Artwork<br />

über die Genre-typischen Texte bis zur stilechten<br />

Umsetzung bietet MY DARKEST<br />

HOUR alles, was ein gutes Rockalbum<br />

ausmacht: harte Gitarrenriffs, einen starker<br />

Shouter, kraftvoll nach vorne preschende<br />

Rhythmusarbeit, gekrönt mit hymnisch<br />

packenden Refrains. Natürlich gibt es auch<br />

die obliga<strong>to</strong>rische Akustikballade zu hören,<br />

und mit Phil Collins’ “In The Air To night”<br />

versuchen sich die fünf Mittzwanziger<br />

auch an einer gewagten Cover-Version. Mit<br />

ihren Wurzeln in Punk und Post-Grunge<br />

liegen sie insgesamt aber genau richtig, so<br />

wird MY DARKEST HOUR zu einer überzeugenden<br />

Hard-Rock-Scheibe.<br />

(Rockport/Rough Trade, 11/40:58) us<br />

STEVE GIBBONS BAND<br />

THERE & NOW, VOLUME ONE<br />

Nach 40 Jahren bis auf ein paar Who-<br />

Tourneen Ende der 1970er noch fast ein<br />

Geheimtipp, doch gut gelaunt und ungebrochen:<br />

Steve Gibbons aus Birmingham spielt<br />

Chuck besser als Berry (“You Can’t Catch<br />

Me”), bringt Dylan mit mehr Melodie und<br />

verständlicher Diktion (“Swee<strong>the</strong>art Like<br />

You”). Gibbons schreibt vor allem Songs<br />

voller Lokalkolorit, leisem Humor und<br />

Weisheiten der Straße: Teil 1 seiner Werkschau<br />

durchläuft alle Besetzungen, bringt<br />

das Beste und die Titelsongs der Studio-<br />

Alben ANY ROAD UP, ROLLIN’ ON und<br />

DOWN IN THE BUNKER, darunter die<br />

köstliche Teenage-Soap “Mary Ain’t Going<br />

Home”. Man hört viel Unverzichtbares aus<br />

späteren Platten wie STAINED GLASS,<br />

dabei den Calypso-Carneval “Limbo No<br />

More”, Live-Höhepunkte à la “Tupelo Mississippi<br />

Flash” oder “Speed Kills”. Dazu<br />

kommen Raritäten wie der Rockabilly<br />

“Dick Leaps In” und das wundervoll kontemplative<br />

“Strange World”. Teil 2 wird die<br />

Vorgänger The Uglys und Gibbons’ Dylan<br />

Project berücksichtigen. Die Compilation<br />

des Jahres in gutem Sound.<br />

(Road Goes On Forever,<br />

22/78:514, 20/77:14) utw<br />

CHUCK PROPHET<br />

TEMPLE BEAUTIFUL<br />

…und wieder liefert<br />

Chuck Prophet, einst<br />

treibende Kraft bei<br />

Green On Red, ein<br />

ganz fabelhaft zeitloses<br />

Album ab. Er<br />

schüttelt sofort ins<br />

Ohr gehende Songs nur so aus dem Ärmel<br />

und bedient sich dabei eines farbenfrohen,<br />

aber nicht ausufernden Spektrums. Flottpoppig<br />

kommen “Play That Song Again”<br />

und “Castro Halloween” daher. Eher<br />

hardrockig, aber melodisch ebenso stark<br />

geraten “Temple Beautiful” (mit dem famosen<br />

Co-Vokalisten Roy Loney, einst bei<br />

den Flamin’ Groovies) und “White Night,<br />

Big City”. Schnittfesten Country-Rock<br />

gibt es bei “I Felt Like Jesus” und “Who<br />

Shot John”, während bei “Little Girl, Little<br />

Boy”der Bläser-R&B zu seinem Recht<br />

kommt und bei “Museum Of Broken Heart”<br />

und “Emperor Nor<strong>to</strong>n In The Last Year Of<br />

His Life (1880)” balladeske Töne für etwas<br />

ruhigere Momente sorgen. Ein solcher Stilmix<br />

erinnert partiell immer wieder an große<br />

Vorbilder und Inspirationen, mal an Alex<br />

Chil<strong>to</strong>n oder Tom Petty, mal an Nick Lowe<br />

oder Paul Westerberg. Aber dass es Chuck<br />

Prophet souverän gelingt, aus alledem eine<br />

Musik zu destillieren, die genügend entfernt<br />

von jedem Epigonentum mit einer<br />

höchst erfreulichen Eigenständigkeit aufwartet,<br />

das ist das eigentliche Kunststück,<br />

das nicht jedem gelingt ...<br />

(Yep Roc/Cargo, 12/42:46)<br />

hjg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

ROBERT PLANT’S<br />

JUKEBOX<br />

Auch wenn man Robert Plant gedanklich<br />

wohl für alle Zeiten mit einer der größten<br />

Rockbands aller Zeiten verbinden wird –<br />

es gab (und gibt) für ihn schon immer ein<br />

musikalisches Leben vor, neben und nach<br />

Led Zeppelin. Die Einflüsse, die seine<br />

künstlerische Entwicklung prägten, gibt es<br />

nun auf ROBERT PLANT’S JUKEBOX<br />

zu hören. Blues von Sonny Boy Williamson,<br />

Leadbelly und Blind Willie Johnson,<br />

Folk von Bert Jansch, Pete Seeger und<br />

Tim Buckley, dazu Rock’n’Roll von Elvis<br />

Presley, Reggae von Bob Marley, Doo<br />

Wop von Phil Phillips oder Soul von James<br />

Brown. Wie in der Jukebox-Serie von<br />

Chrome Dreams üblich, werden all diese<br />

Titel im Extra-Booklet (in Englisch) detailliert<br />

vorgestellt und die Verbindung zu<br />

Robert Plant hergestellt. Unter dem Strich<br />

entsteht so ein facettenreiches Bild eines<br />

Musikers, dem es gelungen ist, über alle<br />

Karriere-Meilensteine hinweg seine breit<br />

aufgestellte Liebe zu Musik (nahezu) aller<br />

Art zu beweisen.<br />

(Chrome Dreams/inakustik, 26/79:37) us<br />

GAZPACHO<br />

MARCH OF GHOSTS<br />

Dass Prog-Rock auch ohne 20-minütige<br />

Longtracks klasse Musik sein kann, beweisen<br />

die Norweger Gazpacho mit ihrem<br />

neuen Album. MARCH OF GHOSTS ist<br />

dennoch so etwas wie ein Konzeptalbum,<br />

wenn es in zehn Episoden erzählt, welch<br />

skurrile Typen in einer Nacht die Wege<br />

des Erzählers kreuzen. Umgesetzt wurden<br />

diese kurzen Geschichten so eingängig und<br />

melodiös, dass man es zunächst kaum glauben<br />

kann, dass da eine Band am Werk ist,<br />

die sonst für vertrackte Rhythmuswechsel<br />

und für kompromissloses Herangehen an<br />

progressive Rockmusik steht. Streicher,<br />

Akkordeon, Posaunen und allerhand akustisches<br />

Instrumentarium sorgen für Folkatmosphäre,<br />

erzeugen mit dem einfühlsamen<br />

Gesang von Jan-Henrik Ohme eine<br />

Stimmung, die man so bei dieser Band bisher<br />

noch nicht erleben durfte. Definitiv eine<br />

positive Weiterentwicklung, ohne Frage ein<br />

starkes Album!<br />

(Kscope/edel, 10/48:13)<br />

us<br />

KARTHAGO<br />

LOVE IS A CAKE<br />

Nach dem Ende der<br />

Ur-Formation<br />

von<br />

Karthago<br />

versuchte<br />

sich Joey Albrecht<br />

Mitte der 70er zunächst<br />

mal alleine<br />

an neuen Songideen<br />

für ein Konzeptalbum zum Thema Liebe.<br />

T.M. Fabian sorgte für selbstkritisch ironische<br />

Texte, wie man mit Liebe im Allgemeinen<br />

und speziell mit den vielen Frauen,<br />

die man als Rockmusiker zwangsläufig<br />

kennen lernt, umgeht. Musikalisch folgte<br />

Joey Albrecht damals vor allem Stevie<br />

Wonder, dessen Album SONGS IN THE<br />

KEY OF LIFE ihn nachhaltig beeindruckt<br />

hatte. Für die Aufnahmen (in Conny Planks<br />

Neunkirchener Studio) fand er in Santiago-<br />

Musiker Chico de los Reyes am Piano und<br />

Tour-Schlagzeuger Ringo Funk zwei ideale<br />

Mitstreiter. Nach erfolgversprechendem<br />

Start der Promo-Tour schien es das Album<br />

sogar zu einer US-Veröffentlichung (inkl.<br />

Tour) zu schaffen, doch nach (den leider<br />

üblichen) Schwierigkeiten mit Promotern,<br />

Management und Plattenfirma endete dieser<br />

Karriereabschnitt im Chaos, versickerte das<br />

Album im Nirgendwo. Umso interessanter<br />

ist es, LOVE IS A CAKE heute mit diesem<br />

Hintergrundwissen zu hören, und man darf<br />

sich zu Recht fragen, wo es ohne diese unglücklichen<br />

Fügungen gelandet wäre.<br />

(MiG/Intergroove, 11/42:37) us<br />

GREGG ROLIE<br />

GRINGO<br />

Der singende Keyboarder Gregg Rolie war<br />

Gründungsmitglied von Santana (1966)<br />

und Journey (1973). Als das Mitglied der<br />

Rock’n’Roll Hall Of Fame sich in den 80er<br />

Jahren an seinen ersten Solowerken versuchte,<br />

orientierte er sich in Richtung AOR,<br />

so auch 1987 auf seinem zweiten Album,<br />

das seinen Spitznamen aus Santana-Zeiten<br />

als Titel trug. Wer die früheren Neuauflagen<br />

durch Wounded Bird und Point (als<br />

HANDS OF TIME) verpasst hat und eingängigen,<br />

aber durchaus gehaltvollen und<br />

keineswegs kantenlosen US-Mainstream-<br />

Rock<br />

Rock schätzt, sollte jetzt zugreifen, nicht<br />

zuletzt, weil Carlos Santana und Neal<br />

Schon beeindruckende Soli beisteuerten<br />

und erstklassige Studiocracks Rolie unterstützten.<br />

Denn Rolie in<strong>to</strong>nierte damals<br />

überzeugende Songs, und die neuen Liner-<br />

Notes liefern reichlich Informationen.<br />

(AOR Heaven/Soulfood, 9/41:33) pro<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

HULTSFREED HAYRIDE – 10<br />

YEARS OF WILD SAVAGE<br />

ROCK’N’ROLL<br />

Dieses Jahr feiert<br />

Schwedens<br />

kultigstes<br />

Rockabilly-<br />

Festival sein zehnjähriges<br />

Jubiläum.<br />

Das deutsche Label<br />

Bear Family (einer<br />

der Sponsoren des Festivals) nutzt diesen<br />

runden Geburtstag nun dazu, 21 der heißesten<br />

Rockabilly-Bands, die im Laufe der<br />

Jahre bei diesem Treffen auf der Bühne zu<br />

sehen waren, mit einem klasse Sampler vorzustellen.<br />

Hauptsächlich aus Schweden, aber<br />

auch aus Großbritannien, Holland oder den<br />

USA stammen die wilden Rock’n’Roller, die<br />

Botschafter Deutschlands sind Spo-Dee-O-<br />

Dee mit “Hey Little Baby Doll”. Bear-Family-typisch<br />

ist nicht nur die liebevolle und<br />

hochwertige Verpackung der CD sondern<br />

auch das dicke Booklet. Neben den Bandund<br />

Songinfos gibt Festival-Promoter Nisse<br />

Johansson einen kurzen Überblick über das<br />

Hultsfreed Hayride, das in diesem Jahr übrigens<br />

am 29. und 30. Juni stattfindet.<br />

(Bear Family, 21/55:48)<br />

us<br />

BULLFROG<br />

SECOND WIND<br />

Bullfrog waren ab Mitte der 70er Jahre eine<br />

der wenigen deutschen Bands, die auch im<br />

Ausland auf positive Resonanzen stießen.<br />

Einer der Gründe: Mit Gerd Hoch (Suizid<br />

1995) hatte die Gruppe einen Sänger mit<br />

rau-markantem Organ, das hohen Wiedererkennungswert<br />

besaß. Dazu spielte sie<br />

eingängigen Hard Rock, der dank der US-<br />

Einflüsse sehr melodisch ausfiel (Sebastian<br />

Leitners Gitarre und Harald Kalteneckers<br />

Keyboards), zugleich reichlich Druck besaß,<br />

andererseits sehr abwechslungsreich<br />

angelegt war, sich nicht nur auf gängige<br />

Genre-Klischees stützte. Man höre sich auf<br />

SECOND WIND von 1980 nur mal “Step<br />

On The Gas” oder “Be Yourself” an! Als<br />

Bonus bietet die Neuauflage fünf Demos<br />

für eine geplante vierte LP, entstanden im<br />

Übungsraum als Gedankenstütze. Im Nachhinein<br />

schade, dass sie nie realisiert wurde,<br />

da sich die Band 1982 auflöste.<br />

(Sireena/Broken Silence, 14/57:44) pro<br />

VIOLETTE SOUNDS<br />

FEELIN’ INSIDE<br />

Über die letzten zwei Jahre hinweg hat der<br />

Schlagzeuger Karl Henneberg zusammen<br />

mit Uwe Böttcher (b, violine), Matthias Vogel<br />

(g), Gero Körner (keys) und Hilde Akkam<br />

(voc) an den Stücken für dieses Album<br />

getüftelt. Das Ergebnis dieser Arbeit ist<br />

nicht ganz einfach einzuordnen – und genau<br />

darin liegt letztendlich auch die Stärke dieser<br />

CD. Auf FEELIN’ INSIDE vermengen<br />

Violette Sounds ganz unterschiedliche Stilrichtungen<br />

miteinander: Melodiöser Pop,<br />

Seite 42 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

Trance-artige Soundflächen oder die betörenden<br />

Klänge einer Violine wechseln sich<br />

ab mit progressivem Rock, der, was Aufbau<br />

und Entwicklung betrifft, tief in den 70er<br />

Jahren beheimatet ist. Gerade diese Stimmungswechsel<br />

sind es, die diesem Werk<br />

zu erfrischender Abwechslung verhelfen,<br />

die es einem erlaubt, die unterschiedlichen<br />

Songs bei jedem neuen Hördurchgang aus<br />

einem anderen Blickwinkel wahrzunehmen.<br />

(www.violettesounds.de, 18/57:06) tk<br />

THE MOVE<br />

LIVE AT THE FILLMORE 1969<br />

In der Mark-III-<br />

Besetzung, also mit<br />

Carl Wayne, Roy<br />

Wood, Bev Bevan<br />

und Neuzugang Rick<br />

Price, brachen The<br />

Move 1969 vom beschaulichen<br />

h Birmingham i auf zu einer (insgesamt<br />

enttäuschenden) Amerika-Tour, bei<br />

der sie auch im legendären Fillmore West<br />

in San Francisco Halt machten. Dass dieses<br />

Konzert jetzt veröffentlicht wird, ist durchaus<br />

überraschend, ging man doch bisher<br />

davon aus, dass es aus dieser Zeit kein (offizielles)<br />

Livematerial von The Move gäbe.<br />

Überraschend auch, was man da zu hören<br />

bekommt, denn Rockmusik mit stark psychedelischem<br />

Einschlag (inklusive Schlagzeugsolo,<br />

indisch angehauchter Gitarren-<br />

Exkursionen oder einer zehnminütigen<br />

Version von “I Can Hear The Grass Grow”)<br />

ist alles andere als das, was man sonst so<br />

von den Briten gewohnt war und später mit<br />

Hits wie “Blackberry Way” geboten bekam.<br />

Auch die Cover-Versionen sind alles andere<br />

als alltäglich, neben Tom Pax<strong>to</strong>ns “Last<br />

Thing On My Mind” gibt es mit “Open My<br />

Eyes” und “Under The Ice” zwei Songs der<br />

US-Underground-Band Nazz zu hören. So<br />

ist LIVE AT THE FILMORE 1969 nicht<br />

nur ein rares Dokument aus der Karriere<br />

von The Move, sondern beweist auch, dass<br />

sie zu dieser Zeit und in dieser Besetzung –<br />

zumindest auf der Bühne – eine der besten<br />

britischen Bands waren.<br />

(Right Records/H’Art, 5/39:16,<br />

9/75:59) us<br />

THE PLIMSOULS<br />

BEACH TOWN CONFIDENTIAL:<br />

LIVE 1983<br />

Das zweite Live-<br />

Album der lebhaften<br />

Garagen-Rocker<br />

folgte auf LIVE<br />

BEG, BORROW &<br />

STEAL von 1981.<br />

Nach dem Whiskeya-Go-Go<br />

G trat t man nun im Golden Bear<br />

des kalifornischen Hunting<strong>to</strong>n Beach auf.<br />

Nichts gegen Mitgröl-freundliche Eigengewächse<br />

wie “Zero Hour” oder “Shaky<br />

City”, aber am wirkungsvollsten kommen<br />

die geschmackvoll ausgesuchten Adaptionen<br />

rüber, allen voran “Making Time”<br />

von den britischen Brüdern im Geiste,<br />

The Creation. Eingängig gebraten, gelingt<br />

ihnen auch “The Price Of Love”<br />

von den Everly Bro<strong>the</strong>rs, deren einmalige<br />

Vokalarbeit hier von The Williams<br />

Bro<strong>the</strong>rs nachgeahmt wird. Mit “Jumpin’<br />

In The Night” von den Flamin’ Groovies<br />

befinden sich “Die Turnschuhe” um Peter<br />

Case in hörbar passender Gesellschaft.<br />

Ohrwurmverdächtig auch über Wochen<br />

hinweg braust die Moby-Grape-Veredelung<br />

“Fall On You” voller Inbrunst und<br />

Adrenalin. Leider ist in der sechsseitigen<br />

Klapppappe kein Platz für Komponisten-<br />

Credits.<br />

(Alive Naturalsound/Cargo, 17/51:54) utw<br />

MOTORPSYCHO<br />

THE DEATH DEFYING UNICORN<br />

All diejenigen, die<br />

meinen, das Konzept<br />

„Rockband<br />

trifft<br />

Orches ter”<br />

habe sich längst<br />

überholt,<br />

sollten<br />

einmal<br />

Mo<strong>to</strong>rpsychos<br />

jüngstes – vorweg: gewaltiges<br />

und großartiges – Werk THE DEATH<br />

DEFYING UNICORN anhören. Das von<br />

dem norwegischen Trio zusammen mit<br />

dem Keyboarder Ståle S<strong>to</strong>rløkken sowie<br />

einem Streicher- und einem Bläserensemble<br />

eingespielte Doppelalbum steht ganz in<br />

der Tradition von sinfonischen Prog-Rock-<br />

Suiten wie Deep Purples “April” oder Pink<br />

Floyds “A<strong>to</strong>m Heart Mo<strong>the</strong>r”, lässt diese<br />

70er-Jahre-Erzeugnisse aber zugleich weit<br />

hinter sich. Die Gitarrenarbeit der Alternative-Rocker<br />

ist ungleich härter, und die<br />

größtenteils von S<strong>to</strong>rløkken komponierten<br />

Orchesterpassagen brechen die Songs des<br />

Konzeptalbums, das Motive der Odyssee<br />

Rock<br />

aufgreift, regelrecht auf; sie sind weniger<br />

von einem barocken Eklektizismus als vielmehr<br />

von einer jazzigen bis zappaesken<br />

Experimentierfreude durchwirkt – statt Jon<br />

Lord eher John Zorn. Große Grunge-Jazz-<br />

Avantgarde-Rockoper!<br />

(Stickman/Soulfood, 6/41:23, 7/42:30) frs<br />

SOFT HILLS<br />

THE BIRD IS COMING DOWN<br />

TO EARTH<br />

Das<br />

Debütalbum<br />

eines Quartetts aus<br />

Seattle, das derart<br />

abgeklärt klingt, dass<br />

man eigentlich kaum<br />

an einen Erstling<br />

glauben mag. Garrett<br />

Hobba, Brittan Bitt Drake, Randall Skrasek<br />

und Brett Massa stellen sich als sanftmütige,<br />

verträumte Zeitgenossen vor, die aber<br />

– wenn der Song es verlangt – auch herzhafter<br />

zupacken können. Das ist hier exakt<br />

dreimal der Fall: “River Boat” überzeugt<br />

durch überaus durchdachte Arrangementideen;<br />

“Tidal Waves” kommt druckvoll rockig<br />

und weist Coldplay-Einflüsse aus; und<br />

“Chosen One” ist schlicht Pop-Rock in Perfektion.<br />

Die übrigen sieben Tracks bieten,<br />

worauf der Name der Band schon hindeutet:<br />

sanfte Gitarren- und Tastentöne zwischen<br />

Wohlfühl-Folk-Rock und Ambient-<br />

Stimmungen, die von lieblichen Hügeln im<br />

Sonnenschein und gemütlich rauschenden<br />

herbstlichen Wäldern tagträumen lassen.<br />

Dazu passt der herrlich mehrstimmige, sehr<br />

harmonische und dezent verhallte Gesang.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 43


CD<br />

REVIEWS<br />

Die vom umsichtigen Produzenten Matt<br />

Brown (u.a. Lucinda Williams) in Szene<br />

gesetzte Musik der Soft Hills schwebt<br />

förmlich dahin. Sie ist lyrisch, filigran,<br />

feingeschliffen, schaumig und wattiert,<br />

mitunter auch etwas verschroben, aber kein<br />

akustisches Opiat. Und noch etwas ist sie<br />

garantiert nicht: langweilig.<br />

(Tapete/Indigo, 10/38:44)<br />

hjg<br />

PINK FLOYD<br />

THE WALL – IMMERSION BOX<br />

Egal, welche Meinung man zur künstlerischen<br />

Entwicklung von Pink Floyd<br />

hat, ob man THE DARK SIDE OF THE<br />

MOON, WISH YOU WERE HERE oder<br />

vielleicht sogar das Syd-Barrett-Frühwerk<br />

THE PIPER AT THE GATES OF DAWN<br />

für die Krone der Floyd-Schöpfung hält<br />

– in Sachen Gigantismus werden alle von<br />

THE WALL in den Schatten gestellt. Ja,<br />

man darf sogar so weit gehen zu behaupten,<br />

dass beim kommerziellen Erfolg dieses<br />

Gesamtkunstwerkes Fak<strong>to</strong>ren im Spiel<br />

waren, die den musikalischen Gehalt weit<br />

übertrafen. Was im Umkehrschluss natürlich<br />

nicht heißt, dass die (vornehmlich von<br />

Roger Waters komponierte) Musik schwach<br />

wäre, oder dass die clever und stimmig aufgebaute<br />

Geschichte dieses Konzeptalbums<br />

nicht fesseln würde. Nein, so ist es natürlich<br />

nicht, aber unter dem Strich, über die komplette<br />

Länge der Doppel-LP, wird schlicht<br />

und einfach zu selten auf allerhöchstem<br />

Niveau musiziert. Dennoch ist und bleibt<br />

THE WALL in seiner Gesam<strong>the</strong>it natürlich<br />

ein herausragendes Werk, sieht man<br />

(einfach mal wieder den Selbstversuch<br />

wagen!) beim Hören des Albums immer<br />

wieder das unvergleichliche Artwork der<br />

Original-LP vor Augen, kommen einem<br />

unwillkürlich die gigantischen Bilder der<br />

unterschiedlichen Live-Inszenierungen in<br />

den Sinn. Mehr als genug Hörmaterial liefert<br />

das aktuell erschienene THE WALL<br />

IMMERSION BOXSET. Die CDs Nr. 1<br />

und 2 liefern das von James Guthrie frisch<br />

remasterte Originalalbum, Tonträger Nr. 3<br />

und 4 präsentieren dann THE WALL in der<br />

Liveversion, wie es das Publikum in den<br />

Jahren 1980/81 zu hören bekam. An THE<br />

WALL-Fetischisten richten sich dann die<br />

CDs Nr. 5 und 6. Darauf gibt es zunächst<br />

einmal eine knappe Viertelstunde lang Ausschnitte<br />

aus den Originaldemos von Roger<br />

Waters zu hören, wie er sie im Sommer<br />

1978 seinen Kollegen David Gilmour, Nick<br />

Mason und Rick Wright vorstellte. Gemeinsam<br />

wurden diese Skizzen dann über<br />

die nächsten zwei Jahre weiterentwickelt,<br />

wurden die Songs, je nachdem wann sie<br />

wo auf dem Album auftauchen sollten, umarrangiert,<br />

zusammengefasst oder bis zur<br />

nächsten Session zurückgestellt. Mit dabei<br />

auch David Gilmours Demos, aus denen<br />

dann die Songs “Comfortably Numb” und<br />

“Run Like Hell” entstanden. Keine leichte<br />

Aufgabe, diesem kreativen Prozess über die<br />

Länge von zwei CDs zu folgen, doch ideal<br />

für alle Musikfreunde, die sich nicht nur für<br />

das fertige Endprodukt interessieren. Die<br />

DVD liefert bewegte Bilder aus dem Jahr<br />

1980, das THE WALL-Promovideo sowie<br />

eine ausführliche Hintergrund-Dokumentation<br />

über die Entstehung des Albums. Das<br />

IMMERSION BOXSET enthält dazu noch<br />

zahlreiches Fanmaterial wie ein S<strong>to</strong>rm-<br />

Thorgerson-Booklet im LP-Format, unterschiedliche<br />

Kunstdrucke, ein riesiges Poster<br />

mit allen Texten, Nachdrucke von Tour-Tickets<br />

und einem Backstage-Pass sowie drei<br />

Murmeln im Backstein-Look.<br />

(EMI, 6 CDs & DVD)<br />

us<br />

BRUCE SPRINGSTEEN<br />

WRECKING BALL<br />

Wer Springsteens<br />

Seeger-Sessions liebt<br />

oder seinen Gastauftritt<br />

beim letzten Album<br />

der Dropkick Murphys,<br />

der wird mit WRE-<br />

CKING BALL voll<br />

auf seine Kosten kommen. Kein Heartland-<br />

Rock’n’Roll, (bis auf den letzten Song) kein<br />

Clarence-Clemons-Saxofon, keine E-Street<br />

Band. Dafür Fiddle, Marching Drums und<br />

irische Bagpipes, dafür der Vic<strong>to</strong>rian Gospel<br />

Choir, ein Spielmannszug mit Pauken und<br />

Flöten, und das alles mit Texten, wie man sie<br />

seit THE GHOST OF TOM JOAD nicht mehr<br />

so bitter und anklagend gehört hat. Schon der<br />

Opener “We Take Care Of Our Own” ist ein<br />

wütender Abgesang, der es einem schwer<br />

macht zu entscheiden, ob da Hoffnung oder<br />

verzweifelte Depression aus den Worten des<br />

Erzählers spricht. “Jack Of All Trades” ist<br />

eine klasse, Springsteen-typische Ballade, bei<br />

der er trotz aller Ungemach zu Zuversicht anstiftet<br />

– wenngleich getragen von den Bläsern<br />

einer Friedhofskapelle. Und wenn dann im<br />

letzten Song des Albums, dem programmatischen<br />

“We Are Alive”, das letzte Saxofonsolo<br />

von Clarence Clemons zu hören ist, darf<br />

sich auch der E-Street-Fan eine Träne aus dem<br />

Augenwinkel wischen.<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 11/51:52) us<br />

ORANGE PEEL<br />

ORANGE PEEL<br />

Die erste Band des späteren Passport- und Atlantis-Drummers<br />

Curt Cress, der damals erst<br />

17 war, spielte im Vorprogramm von Deep<br />

Purple – Ähnlichkeiten zu deren Mark-I-Besetzung<br />

mit Rod Evans waren durchaus vorhanden,<br />

wie das einzige Album der Hanauer<br />

unter Beweis stellt. Gitarrist Harald Heinz<br />

„Leslie” Link und Organist Ralph Wil<strong>the</strong>iß<br />

prägten progressiven Blues-Rock, mal knackig<br />

wie in “Faces That I Used To Know”,<br />

mal ausschweifend wie bei der einzigen<br />

Fremdnummer “Tobacco Road”, indem Sänger<br />

H. Peter Bischof die Rhythmustruppe aus<br />

Cress und Bassist Heini Mohn prägnant perkussiv<br />

stützt. Bei zwei Tracks musste Bischof<br />

von Michael Winzkowski ersetzt werden,<br />

nicht jedoch beim epischen 18-Minüter “You<br />

Can’t Change Them All”. Die LP besticht<br />

auch durch das unvergessliche Psychedelic-<br />

Cover der ebenfalls in Hanau ansässigen Malerlegende<br />

Helmut Wenske.<br />

(Malesch Records/Long Hair <strong>Music</strong>,<br />

7 Tracks) utw<br />

SIMPLE MINDS<br />

X5<br />

Dass die Simple<br />

Minds schon vor ihren<br />

Hits wie “Don’t<br />

You (Forget About<br />

Me)”, “Alive And<br />

Kicking” oder “Belfast<br />

Child” zu den<br />

einflussreichsten i ht Post-Punk-Bands Großbritanniens<br />

gehörten, ist heutzutage beinahe<br />

vergessen. Dagegen stemmt sich jetzt<br />

diese schmucke Box namens X5, die auf<br />

sechs CDs die ersten fünf Simple-Minds-<br />

Alben zum Inhalt hat. Mit – in chronologischer<br />

Reihenfolge – LIFE IN A DAY,<br />

REAL TO REAL CACOPHONY, EMPI-<br />

RES AND DANCE, SONS AND FASCI-<br />

NATION/SISTER FEELINGS CALL und<br />

NEW GOLD DREAM (81–82–83–84)<br />

verfolgt man den Werdegang der Schotten<br />

von 1979 bis 1982. Stark Punk-beeinflusst<br />

legten sie los, versuchten sich dann aber<br />

ohne großen Erfolg an experimentellen<br />

Tönen, bevor sie Anfang der 80er mit<br />

rauem New Wave in Kanada und Australien<br />

erste internationale Erfolge verbuchen<br />

konnten. Als sie dann noch die spröde<br />

Rauheit ihrer Songs gegen hymnische Euphorie<br />

eintauschten, klappte es auch in Europa<br />

mit den Chart-Platzierungen, wurden<br />

sie zur einer wichtigen Inspirationsquelle<br />

für zahlreiche junge Bands wie Depeche<br />

Mode, Human League oder Spandau Ballet.<br />

Klasse Service: Jeder CD wurden noch<br />

Bonus-Tracks hinzugefügt, alle B-Seiten<br />

und Maxi-Versionen sowie die eine oder<br />

andere Live-Aufnahme.<br />

(Virgin/EMI, 5 CDs)<br />

tk<br />

EVERLAST<br />

SONGS OF THE UNGRATED<br />

LIVING<br />

Mit WHITEY FORD SINGS THE BLUES<br />

schlug Erik Francis Schrody, seit seiner<br />

Zeit bei House Of Pain besser als Everlast<br />

bekannt, Ende der 90er Jahre wie ein brennender<br />

Komet in die Welt der Rockmusik<br />

ein. Rap mit Country, Folk und Blues zu<br />

verbinden war damals eine ultraheiße Geschichte,<br />

“Put Your Lights On”, die mit<br />

einem Grammy ausgezeichnete, alles andere<br />

als alltägliche Kollaboration mit Santana,<br />

tat ihr Übriges dazu. Nach weltweiten Hits<br />

wie “What It’s Like” und “Ends” wurde es<br />

die letzten Jahre merklich ruhiger um ihn.<br />

Ende Februar erschien nun mit SONGS<br />

OF THE UNGRATED LIVING ein neues<br />

Lebenszeichen des New Yorker Musikers,<br />

ein Album, auf dem er einerseits bewährtes<br />

musikalisches Terrain beackert, andererseits<br />

aber in seinen Texten beweist, dass er sehr<br />

wohl weiß, in welch turbulenten Zeiten seine<br />

Hörerschaft heutzutage lebt.<br />

(Long Branch Records/SPV, 18/60:46) us<br />

ICE BLUE ORCHESTRA<br />

BETWEEN DESTINATIONS<br />

Auf seinem zweiten Longplayer fusioniert<br />

das Trio bestehend aus Reiner Winters<br />

(keys), H.H. Babe (b, Glockenspiel)<br />

und Holger Röder (dr, perc), Progressives<br />

im Stil der Siebziger mit modernen Klängen,<br />

wobei trotz aller Komplexität auf einen<br />

leichten Zugang geachtet wird. Grooviger<br />

Pop-Progressive mit einem leichten<br />

Hauch Saga (“Summer Overture”), eine<br />

Rock<br />

Nummer, die mit elektronischen Loops<br />

aufgemotzt wird (“Des Kaisers schicke<br />

Kleidung”), und besonders das sechsteilige<br />

“Between Destinations”, eine hochinteressante<br />

Komposition, die den Hörer<br />

auf eine musikalische Entdeckungsreise<br />

mitnimmt, belegen das außerordentliche<br />

Niveau musikalischen Könnens. Ein<br />

gelungenes Album, das für einen neuen<br />

progressiven Sound steht. Allerdings<br />

hätten auch einige Gitarreneinsätze nicht<br />

geschadet.<br />

(Larks Tongues Media/Ohrwaschl<br />

Records, 13/62:29)<br />

at<br />

STEVE THORNE<br />

CRIMES & REASONS<br />

Gewohnt<br />

hochklassig<br />

erzählt<br />

Steve Thorne auf<br />

CRIMES & REA-<br />

SONS seine intelligenten<br />

Kurzgeschichten.<br />

Pro Song<br />

zeigt das Booklet eine Fo<strong>to</strong>grafie, die<br />

einem zunächst nur wenig sagt. Doch hört<br />

man dann die Musik dazu, folgt man beim<br />

Hören den abgedruckten Worten, dann<br />

erkennt man die gelungene Verbindung<br />

von Bild, Text und Musik. Diese ist zwar<br />

immer noch progressive Rockmusik, doch<br />

hat Thorne die typischen Prog-Fak<strong>to</strong>ren<br />

im Vergleich zu seinen vorigen Alben gehörig<br />

reduziert. Wunderschön melodisch,<br />

ohne pa<strong>the</strong>tisch zu sein, gefühlvoll, ohne<br />

einzulullen, eingängig, ohne belanglos<br />

zu wirken – Steve Thorne balanciert auf<br />

einem schmalen Grat. Doch wie er da<br />

balanciert, das ist so gekonnt, dass man<br />

ihm dazu nur gratulieren kann, genauso<br />

wie zur Auswahl seiner Studio-Crew,<br />

bestehend aus Tony Levin (b), Martin<br />

Orford (fl), Gary Chandler (g) und Nick<br />

D’Virgilio (dr). Starkes Album!<br />

(GEP/SPV, 10/54:16)<br />

us<br />

LADYSMITH BLACK<br />

MAMBAZO<br />

AND FRIENDS<br />

Dass diese südafrikanischen Chorknaben<br />

der Sonderklasse auf ewig in einem<br />

Atemzug mit Paul Simons GRACELAND<br />

genannt werden, ist eher Segen als Fluch:<br />

Immerhin positionierte der kleine New<br />

Yorker den Namen und die Alben dieser<br />

Band dauerhaft auf der Weltkarte. „Collaborations<br />

With Some Of The World’s<br />

Finest Artists” ist der Untertitel dieses<br />

Doppels, und illustrer könnte die All-Star-<br />

Riege kaum sein. „Diamonds Are The<br />

Soles Of Her Shoes” wird neben Simon<br />

auch mit Melissa Ethridge & Joe McBride<br />

ausgeführt, “People Get Ready” berührt<br />

dank der unvergessenen Phoebe Snow.<br />

Zu den vielen Highlights zwischen Afrika<br />

und Weltmusik zählen “Dlondlobala<br />

Njalo” im Soul-Drummers-Mix, “Jabulani<br />

(Rejoice)” unter Mitwirkung des English<br />

Chamber Orchestra und ein ehrfürchtiges<br />

“Amazing Grace/Nearer My God To Thee”<br />

mit Emmylou Harris. Auch an “Chain<br />

Gang” samt Lou Rawls kommt niemand<br />

vorbei – bei aller Prominenz bleiben die<br />

goldenen Kehlen um Joseph Shabalala<br />

aber die wahren Hauptdarsteller.<br />

(Gallo Records/inakustik, 15/ 60:42,<br />

15/72:20) utw<br />

Seite 44 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

M.T. WIZZARD<br />

AB=SURD<br />

Seit 1969 gibt es die Band M.T. Wizzard<br />

schon, sie spielt nach eigenen Worten<br />

„ohne Anpassung an gängige Trends und<br />

vorübergehende Modeerscheinungen eigenständige<br />

und vielseitige Elektro-Musik”.<br />

Auf Deutsch gesagt: Krautrock. Edgar<br />

Türk (voc, g, b,) und André Peiter (dr,<br />

perc) bilden aktuell die Stammbesetzung,<br />

für AB=SURD wurden sie von Freunden<br />

und Kollegen an Flöte, Keyboards, Didgeridoo<br />

und Saxofon unterstützt. Dass sie<br />

ihre Kunst nicht nur im sterilen Studio beherrschen,<br />

beweisen sechs der zehn Titel<br />

dieser CD, die live in Clubs oder bei Festivals<br />

mitgeschnitten wurden. Wenn der<br />

Begriff zeitlose Musik auch oft in inflationärer<br />

Weise gebraucht wird, so ist er hier<br />

so passend wie selten, denn das was M.T.<br />

Wizzard hier vorlegen, ist tatsächlich weit<br />

weit außerhalb jedes Zeitrasters.<br />

(www.fuenfundvierzig.com, 10/66:27) us<br />

JERRY LEE LEWIS<br />

DEFINITIVE RETROSPECTIVE –<br />

A WHOLE LOTTA ...<br />

In einem hochformatigen,<br />

doppelt aufklappbaren<br />

Digipak<br />

sind diese vier CDs<br />

sowie ein dickes<br />

Booklet verpackt, die<br />

sich der (bisherigen)<br />

Karriere von Jerry<br />

Lee Lewis widmen.<br />

Über fünf f Stunden Musik gibt es darauf<br />

zu hören, mehr als 100 Titel aus einer<br />

immer noch andauernden Karriere, mit<br />

MEAN OLD MAN ist die letzte reguläre<br />

Albumveröffentlichung ja gerade mal zwei<br />

Jahre her. Aus den 50er Jahren, aus den<br />

legendären Sun-Studios in Memphis stammen<br />

die ersten Aufnahmen des „Killers”,<br />

wie man ihn nicht wegen seines harschen<br />

und brachialen Rock’n’Roll-Stiles, sondern<br />

wegen einer seiner Angewohnheiten<br />

nannte. Vergaß er als junger Bursche den<br />

Namen eines Kumpels, nannte er ihn nicht<br />

“Buddy” oder “Dude” sondern “Killer” –<br />

so gelangte er zu diesem Spitznamen. Ersten<br />

Erfolgen (“Great Balls Of Fire”) und<br />

Kollaborationen mit Cracks wie Johnny<br />

Cash, Carl Perkins und Elvis Presley (The<br />

Million Dollar Quartet) folgte nach dem<br />

Bekanntwerden der Heirat mit seiner erst<br />

13-jährigen Cousine ein jäher Karriere-<br />

Absturz. Doch langsam, und vor allem<br />

mit Countrymusik, arbeitete Jerry Lee Lewis<br />

sich wieder nach oben, <strong>to</strong>urte wieder<br />

mit Kollegen wie Chuck Berry und Little<br />

Richard, war 1985 Mitglied des Elvis-Tributes<br />

Class Of ‘55 zusammen mit Johnny<br />

Cash, Carl Perkins und Roy Orbison. Alles<br />

bestens, und nicht nur mit den allseits bekannten<br />

Songs dokumentiert, das 72-seitige<br />

Hochformat-Booklet liefert massenhaft<br />

S<strong>to</strong>rys, Fo<strong>to</strong>s und Songinfos, so ist<br />

auch der Titel DEFINITIVE RETRO-<br />

SPECTIVE keinesfalls zu hoch gegriffen.<br />

(Union Square <strong>Music</strong>/Soulfood, 4 CDs) us<br />

GARY BOYLE<br />

THE DANCER + ELECTRIC<br />

GLIDE<br />

Schon bei Brian Auger (etwas unterdrückt)<br />

und danach bei Iso<strong>to</strong>pe deutete sich die<br />

Rock<br />

Klasse des inzwischen 70-jährigen gebürtigen<br />

Inders an. Mit diesen ersten beiden<br />

Solo-LPs von 1977/78 – damals auf Gull<br />

– stieg der Gitarrist endgültig in die erste<br />

Liga auf. Wahrhaft meisterlich, was Boyle<br />

präsentiert: verzahnten, aber sich stets frei<br />

entfaltenden Jazz-Rock, mal als gepfefferten<br />

S<strong>to</strong>p-and-go-Funk-Mix, dann wieder<br />

still und filigran; ein Ohrenschmaus sind<br />

seine Exkursionen auf der Akustischen,<br />

u.a. nur im Duett mit Kenny Shaw (“Morning<br />

Fa<strong>the</strong>r Joy”, “Brat No. 2”). An der<br />

Seite des Virtuosen stehen u.a. Hochkaräter<br />

wie Gary Moore (g), die rhythmische<br />

Schwerarbeit verrichtenden Drummer<br />

Simon Phillips und Jeff Seopardie, Phil<br />

Chen (b; Ex-Jeff Beck) und an den Tasten<br />

Rod Argent. Für Instrumentalfans sind<br />

dies zwei unbedingte Leckerbissen in sehr<br />

gutem Klang.<br />

(Esoteric/Rough Trade,<br />

37:38 + 36:25) bm<br />

JENNY BONEJA & THE<br />

BALL ROOMSHAKERS<br />

WE‘VE GOT A FEELING<br />

Jenny Boneja und<br />

ihre<br />

Ballroomshakers<br />

nehmen mit auf<br />

eine<br />

musikalische<br />

Zeitreise in die Prä-<br />

Rock’n’Roll-Ära<br />

der 40er und 50er<br />

Jh Jahre, wobei bisie auch den R&R-Schwung<br />

aufgreifen: Sie swingen in bewundernswert<br />

befeuerter, lockerer und zugleich<br />

engagierter Art und Weise und erwecken<br />

R&B-Songs von Ruth Brown, Etta James,<br />

Jimmy McCracklin, Willie Dixon und vielen<br />

anderen derer Zeitgenossen zu neuem<br />

Leben. Live dürften ihre Versionen geradezu<br />

auf die Tanzfläche zwingen, und<br />

via CD verbreiten sie einfach gute Laune.<br />

Erstklassige Musiker mit viel Gefühl<br />

und handwerklichem Können treiben<br />

ihre kraftvoll wie einfühlsam agierende<br />

Sängerin zu immer wieder neuen Höchstleistungen.<br />

So vergnüglich die Platte ist<br />

– diese fünf Herrschaften muss man im<br />

Konzert erleben, wenn sie einen Saal richtig<br />

zum Kochen bringen!<br />

(7Us/New <strong>Music</strong>,16/47:09)<br />

pro<br />

JOY DIVISION<br />

+ – SINGLES 1978–80<br />

Erstklassige Fan-Ware: Auf zehn Maxi-<br />

Single-CDs sind jetzt in einer dicken<br />

Papp-Box die Non-Album-Veröffentlichungen<br />

von Joy Division der Jahre 1978<br />

bis 1980 zusammengestellt. Im Original<br />

erschienen diese Stücke auf unterschiedlichen<br />

Labels und in den unterschiedlichsten<br />

Formaten: 12”- und 7”-Vinyl,<br />

33 und 45 rpm. Zehn dieser Songs gab<br />

es bereits 1988 auf der LP SUBSTANCE,<br />

sieben weitere wurden dann der gleichnamigen<br />

CD-Veröffentlichung hinzugefügt.<br />

Das Statement dieser 10-CD-Box,<br />

dieses verschenkten Speicherplatzes, ist<br />

klar: Diese Songs sind keine Extrakte aus<br />

einem Album, diese Songs sind singuläre<br />

Ereignisse. Stehen für sich alleine, wollen<br />

so und nicht anders wahrgenommen<br />

werden, sind Zeugen aus einer noch gar<br />

nicht so weit entfernten Zeit – die einem<br />

dennoch schon ewig lange her erscheint.<br />

(Rhino/Warner, 10 CDs)<br />

us<br />

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JOE JACKSON<br />

Ab 30. März überall im Handel!<br />

ALLE DREI ROCKPALAST-KONZERTE VON<br />

‘JOE JACKSON’ AUF ZWEI PRALL<br />

GEFÜLLTEN DVDS. DER HÖHEPUNKT:<br />

DIE ROCKNACHT 1983 MIT DEN HITS<br />

“STEPPIN’ OUT”, “SUNDAY PAPERS”,<br />

“IS SHE REALLY GOING OUT WITH HIM”,<br />

“LOOK SHARP!”<br />

U.V.M. IN EXZELLENTER TONQUALITÄT<br />

(ZUSÄTZLICH IM 5.1-MIX!).<br />

AUCH ALS DOPPEL-CD UND<br />

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DAS LEGENDÄRE ROCKPALAST-KONZERT<br />

DER EINZIG WAHREN POST-PUNK-BAND!<br />

MIT DEM HIT: “(THIS IS NOT A) LOVE<br />

SONG” UND EINER RAREN VERSION DES<br />

SEX PISTOLS-KLASSIKERS<br />

“ANARCHY IN THE U.K.”<br />

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JOHNNY WINTER - ESSEN 1979<br />

DVD, 2CD AND DOWNLOAD<br />

ROY BUCHANAN - HAMBURG 1985<br />

DVD, CD UND DOWNLOAD<br />

ROACHFORD - KÖLN 1991 UND BONN 2005<br />

DVD, 2CD UND DOWNLOAD<br />

JOHN CALE - ESSEN 1984 UND BOCHUM 1983<br />

2DVD, 2CD, 2LP UND DOWNLOAD<br />

UFO - DORTMUND 1980<br />

DVD, CD UND DOWNLOAD<br />

MICHAEL SCHENKER GROUP - HAMBURG 1981<br />

DVD, CD UND DOWNLOAD<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 45<br />

TERRY AND THE PIRATES - HAMBURG 1982<br />

DVD, CD UND DOWNLOAD<br />

IAN HUNTER BAND<br />

DIE ÜBERRASCHUNG DER<br />

6. ROCKNACHT IM APRIL 1980!<br />

EIN ZEITLOSES DOKUMENT MIT<br />

KONGENIALER BAND, INCL. DES<br />

“MOTT THE HOOPLE”-KLASSIKERS<br />

“ALL THE YOUNG DUDES”.<br />

AUCH ALS CD UND DOWNLOAD<br />

ERHÄLTLICH.<br />

HERMAN BROOD &<br />

HIS WILD ROMANCE<br />

DIE HOLLÄNDISCHE<br />

ROCK-IKONE IN BESTFORM!<br />

ZWEI ROCKPALAST-KONZERTE<br />

VON 1978 UND 1990!<br />

AUCH ALS DOPPEL-CD UND<br />

DOWNLOAD ERHÄLTLICH.<br />

STEVE GIBBONS BAND - BERLIN 1981<br />

DVD, CD UND DOWNLOAD<br />

MILLER ANDERSON BAND - BONN 2010<br />

DVD, CD UND DOWNLOAD<br />

EPITAPH - KÖLN 1977, KÖLN 1979, BONN 2004<br />

2DVD, 2CD AND DOWNLOAD<br />

JACKIE LEVEN /W MICHAEL COSGRAVE - BONN 2004<br />

DVD UND DOWNLOAD<br />

ROGER MCGUINN’S THUNDERBYRD - ESSEN 1977<br />

DVD UND DOWNLOAD<br />

WEATHER REPORT - OFFENBACH 1978<br />

DVD, 2CD UND DOWNLOAD<br />

WEATHER REPORT - KÖLN 1983<br />

DVD, 2CD UND DOWNLOAD<br />

Vertrieb:<br />

Vertrieb ‘Wea<strong>the</strong>r Report‘: INDIGO


CD<br />

REVIEWS<br />

MYTHOS<br />

QUASAR<br />

1969 gründete Stephan Kaske (Keyboards,<br />

Gitarre, Querflöte, Gesang) Mythos<br />

als Trio und seit hat 1972 über 30<br />

Alben veröffentlicht. Dabei nahm die<br />

Gründungsbesetzung bis 1975 nur zwei<br />

Alben auf, ehe Kaske danach unter dem<br />

Namen Mythos in wechselnden Besetzungen<br />

weitermachte. Ursprünglich beeinflusst<br />

von Pink Floyd, Hawkwind oder<br />

Tangerine Dream, war 1980 bei QUA-<br />

SAR auch eine Orientierung an Kraftwerk<br />

spürbar, ebenso an klar strukturierten<br />

Prog-Rockacts. Kaske arbeitete reichlich<br />

mit Syn<strong>the</strong>sizer, Vocoder, erzeugte eher<br />

düster-nachdenkliche Stimmungen und<br />

vermengte letztlich Elektronik mit Krautrock<br />

sowie Inspiration, die er aus New<br />

Wave und New Romantic aus dem UK<br />

bezog. Die Neuauflage ist auch Genre-<br />

Fremden durchaus zu empfehlen, desgleichen<br />

Kaskes Liner-Notes und der aus Radio-Jingles<br />

und Filmmusiken kombinierte<br />

Zehn-Minuten-Bonus-Track<br />

(Sireena/Broken Silence, 12/44:32) pro<br />

OSSSY<br />

SERUM<br />

Keine Ahnung, woraus<br />

das Serum besteht,<br />

das Oswald<br />

„Osssy”<br />

Pfeiffer<br />

da im Studio seinen<br />

Mitmusikern<br />

verabreicht hat, um<br />

mit SERUM<br />

endlich sein erstes eigenes<br />

Werk aufzunehmen. Auf alle Fälle sind<br />

darin zahlreiche Rock-Unterarten enthalten,<br />

kleine Partikel von Melodic Rock,<br />

kräftige Prisen Blues und Heavy Metal,<br />

Spuren von Prog-Rock und Pop. Klar<br />

kommt ihm bei dieser rockigen Vielfalt<br />

die Erfahrung aus seiner Produzententätigkeit<br />

zugute, als er Ende der 80er Jahre<br />

mit Künstlern wie Peter Gabriel, Accept,<br />

To<strong>to</strong>, Fury In The Slaughterhouse oder<br />

Laith Al Deen zusammenarbeitete. Ein<br />

weiterer Qualitäts-Baustein ist natürlich<br />

auch die lange Zeit, die der Wahl-<br />

Hannoveraner hatte, um diese Musik zu<br />

schreiben, seit fast 20 Jahren sammeln<br />

sich bei ihm die Ideen an, da war diese<br />

ausgezeichnete Ausbeute ja fast schon zu<br />

erwarten.<br />

(MiG/Intergroove, 15/66:53) tk<br />

TERRY RILEY<br />

IN C + A RAINBOW IN<br />

CURVED AIR<br />

Der amerikanische Pianist Terry Riley<br />

war Ende der 60er Jahre der ideale Musiker<br />

für alle, denen selbst die abgefahrensten<br />

Elektronikspielereien noch zu<br />

„normal” waren. Wenn selbst extreme<br />

Klangkünstler wie Philip Glass und Steve<br />

Reich Rileys Arbeit als Inspirationsquelle<br />

nennen, kann man seinen Einfluss auf die<br />

Entwicklung der elektronischen oder Ambient-Musik<br />

zumindest erahnen. IN C war<br />

1968 reine Pattern-Musik, wie man seine<br />

Kompositionstechnik nannte, bei der sich<br />

die gleichen rhythmischen Melodiefolgen<br />

scheinbar unendlich oft nacheinander<br />

wiederholten, aber bei jedem Durchlauf<br />

minimal verändert wurden. Ein Jahr später,<br />

bei A RAINBOW IN CURVED AIR,<br />

Rock<br />

wurde diese Technik lange nicht mehr<br />

so konsequent angewandt, gelangten<br />

auch Elemente aus Rock und Jazz mit in<br />

die Kompositionen, was diese Platte für<br />

„normale” Ohren wesentlich erträglicher<br />

machte. Ohne Zweifel sind beide Alben<br />

unverzichtbare Basiswerke für Fans elektronischer<br />

Musik.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1/42:25 +<br />

2/40:29) us<br />

GRATEFUL DEAD<br />

NEW YEAR’S EVE 1987<br />

Über Jahre hinweg<br />

traten Grateful Dead<br />

regelmäßig am Silvesterabend<br />

im Oakland<br />

Coliseum auf.<br />

Unter Fans gilt ihr<br />

Gig am 31. Dezember<br />

1987 – von TV und Radio übertragen<br />

– als einer der besten. Die nun veröffentlichte<br />

Doppel-CD NEW YEAR’S EVE<br />

1987 umfasst zwar nicht das komplette,<br />

gut dreistündige Konzert, u.a. fehlen<br />

Dylans “When I Paint My Masterpiece”<br />

und vom dritten und letzten Set zusammen<br />

mit den Neville Bro<strong>the</strong>rs und Ramblin’<br />

Jack Eliott gibt es nur das abschließende,<br />

grandiose “Knockin’ On Heaven’s Door”.<br />

Doch in guter Klangqualität sind Dead-<br />

Klassiker wie „Uncle Johns’s Band” und<br />

„The <strong>Music</strong> Never S<strong>to</strong>pped” sowie eine<br />

fabelhafte Session über die Bluesnummer<br />

„Little Red Rooster” zu hören. Als Bonus<br />

gibt es – in schwankender Soundgüte –<br />

neun Tracks aus TV-Auftritten der Jahre<br />

1978 –1991.<br />

(Leftfield/inakustik, 10/74:18,<br />

13/66:34) frs<br />

KRAVETZ & FRIENDS<br />

LUST AUF LISZT – LIVE AUF<br />

DER WARTBURG<br />

Angesichts des Backgrounds des Keyboarders<br />

Jean-Jacques Kravetz wundert es<br />

nicht, wie eklektisch sein Benefizkonzert<br />

auf der Wartburg im September 2011 ausgefallen<br />

ist. Schließlich studierte er einst in<br />

seiner Geburtsstadt Paris Piano und Saxofon,<br />

ehe er sich auf den Rock verlegte. Und<br />

so beginnt der Konzertmitschnitt klassisch:<br />

Kravetz improvisiert per Hommage<br />

an Franz Liszt, Camille Taver, Stipendiat<br />

von Kravetz’ Entrée-Stiftung, spielte<br />

,Lisz tiges’. Unterstützt von seinen Söhnen<br />

Pascal (keys, g, voc) und Julien (dr) sowie<br />

Steffi Stephan bot Kravetz Freunden<br />

das Backing für rockige Gastspiele: Caro<br />

stimmte inbrünstige “Let It Rain” an, Carl<br />

Carl<strong>to</strong>n griff in seinen Songdogs-Fundus,<br />

Peter Freudenthaler und Volker Hinkel<br />

stimmten neben “Lemon Tree” auch “Life”<br />

an. Pascal K. beeindruckte mit Frumpys<br />

“When The Gypsy Was Born”. Und gemeinsam<br />

demonstrierte die Musikerschar,<br />

dass man Gassenhauern wie “Radar Love”<br />

oder “Bad Case Of Loving You” noch neue<br />

Facetten abgewinnen kann! Neben DVD-<br />

Bonus-Material (lag zur Besprechung noch<br />

nicht vor) gibt es noch “Über sieben Brücken”,<br />

das Kravetz mit Peter Maffay am<br />

Vorabend in einer beeindruckenden Akustikfassung<br />

zum Besten gegeben hatte. Bei<br />

diesem unglaublich abwechslungsreichen<br />

Abend wäre man gerne dabei gewesen!<br />

(Sony <strong>Music</strong>)<br />

pro<br />

CD<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

THE FAME STUDIOS STORY<br />

1961–1973<br />

Sweet soul music<br />

... made in Muscle<br />

Shoals, Alabama,<br />

in den Studios<br />

des Genies Rick<br />

Hall. Der Mann<br />

hatte das richtige<br />

Ohr für einen speziellen Sound, in welchem<br />

gefühlsechte Bluesballaden, funky stampfende<br />

Rhythmen und geschickt eingeflochtene<br />

Country-Anleihen zu locker groovendem<br />

Soul verschmolzen, der zugleich zielsicher<br />

zupackend und entspannt klang. Halls visionäre<br />

Klänge lockten ganze Heerscharen von<br />

erfolgshungrigen schwarzen Stimmen an: Otis<br />

Redding, Aretha Franklin, Wilson Pickett,<br />

Arthur Alexander, Lou Rawls, Etta James,<br />

Arthur Conley, Irma Thomas, Candi Sta<strong>to</strong>n ...<br />

und ein paar Weiße waren auch dabei: Tommy<br />

Roe, Bobby Gentry, The Osmonds (!), Dan<br />

Penn ... Sie alle profilierten sich mit vokalen<br />

Topleistungen und profitierten dabei vom<br />

schwarz-erdigen Instrumentalsound, den Musiker<br />

wie Duane Allman, Roger Hawkins, David<br />

Hood und Spooner Oldham auf Hunderten<br />

von Platten perfektionierten, ohne in laue Routine<br />

abzugleiten. So virtuos der Klangteppich<br />

auch gewebt war, nie avancierte er zur Hauptsache,<br />

nie erdrückte er den brillanten Gesang.<br />

Dass dieser bis heute als Inbegriff schwarzer<br />

Popmusik empfundene Soul in wesentlichen<br />

Teilen das Werk weißer (!) Studiomusiker<br />

(!!) war, verblüfft durchaus, zeigt in Wahrheit<br />

aber, dass beste Musik gern auch farbenblind<br />

ist! Die mit einem 84-seitigen Buch im<br />

CD-Format liebevoll-grandios aufgemachte<br />

Sammlung vereint 75 Diamanten, Perlen &<br />

Trüffel. Superhits stehen neben gänzlich Unbekanntem,<br />

doch qualitative Unebenheiten<br />

sind nicht zu orten. Dieser Dreier ist auch eine<br />

mehrstündige Studie zur Frage der „<strong>the</strong> thin<br />

line between hit & flop ...”<br />

(Ace/Soulfood, 25/61:21,<br />

25/67:39, 25/77:56) hjg<br />

Blues – R&B – Soul – Funk<br />

THE BLUES PROJECT<br />

PROJECTIONS<br />

Als limitierte Mono-Edition kommt das<br />

1966er Spitzenwerk der jüdischen New Yorker<br />

Blueser erneut zu CD-Ehren. Al Kooper<br />

(keys, g, voc), Danny Kalb (g, voc), Steve<br />

Katz (g, harm, voc), Andy Kulberg (b, flute)<br />

und Roy Blumenfeld (dr) teilten den Enthusiasmus<br />

vieler Ostküstenintellektueller für<br />

schwarze Musik, nahmen die Sache beim<br />

eigenen Musizieren aber noch ernster als<br />

viele andere. Einerseits strebten sie völlige<br />

Au<strong>the</strong>ntizität an, andererseits brachten sie<br />

aber auch jazzige Innovationen ins Spiel.<br />

Das Album enthält deshalb saugute Eigenwerke<br />

von Kooper & Katz, darunter die Urversionen<br />

von “Steve’s Song” und “Wake<br />

Me, Shake Me” sowie das geniale Instrumental<br />

“Flute Thing” – größter Moment im<br />

Musikerleben des Andy Kulberg. Auch die<br />

Cover-Versionen sind feinste Ware: Chuck<br />

Berrys “You Can’t Catch Me” und Jimmy<br />

Reeds “Caress Me Baby” überzeugen noch<br />

heute. All das aber wird noch übertroffen<br />

von den 11:25 Minuten von Muddy Waters’<br />

“Two Trains Running”. Wie die „weißen<br />

Nigger” (O-Ton des Schriftstellers Norman<br />

Mailer, und das ist hier bewundernd<br />

gemeint!) die Spannung aufbauen und spielend<br />

durchhalten, ist einfach grandios. Eine<br />

der unglaublichsten Leistungen, die eine<br />

weiße Bluesband jemals zuwege brachte!<br />

(Sundazed/Bear Family, 9/49:54) hjg<br />

SCHWARZKAFFEE<br />

IN THE MACHINE<br />

Bei James Brown oder Al Green denkt<br />

man natürlich sofort an Funk und Soul,<br />

die Commitments zeigten Anfang der 90er,<br />

dass diese Musik auch in Irlands Metropole<br />

Dublin ein Zuhause hat, doch Leipzig<br />

war bisher eher ein weißer Fleck auf der<br />

Soul/Funk-Landkarte. Doch mit IN THE<br />

MACHINE beweist eine elfköpfige Band<br />

aus der sächsischen Stadt, dass diese Musik<br />

dort sehr wohl eine Heimat hat. Dabei<br />

können die Mitglieder von Schwarzkaffee<br />

auf einschlägige Jazzerfahrung verweisen,<br />

Johannes Moritz (sax) lernte bei Peter Herbolzheimer,<br />

Stephan Krause (tb) bei Benny<br />

Powell in New York, Hendrik Herchenbach<br />

(b) war mit Gunter Hampel auf Tour, Sängerin<br />

Maike Lindemann erhielt den Deutschen<br />

Rock- und Pop-Preis 2010 als beste<br />

R&B-Sängerin. Jetzt haben diese Talente<br />

ihre Fähigkeiten gebündelt und zusammengelegt,<br />

haben ihr eigenes, heiß brodelndes<br />

Funk-Destillat zusammenbebraut, bei dem<br />

die Grenzen zwischen Funk, Soul, HipHop,<br />

Latin, Jazz und World <strong>Music</strong> wild durcheinander<br />

gewürfelt werden.<br />

(Transport <strong>Music</strong>/Broken Silence,<br />

12/56:29) us<br />

RUTHIE FOSTER<br />

LET IT BURN<br />

Oh ja, auf LET<br />

IT BURN lässt es<br />

Ruthie Foster gewaltig<br />

brennen! Und das<br />

nicht nur, wenn es<br />

um Blues-Rock geht,<br />

nein, auch packender<br />

Soul, Gospel und dFolk-Rock gehören dabei<br />

zu ihrem Reper<strong>to</strong>ire. Gesegnet mit einer<br />

göttlichen Stimme, hat sie sich auf ihrem<br />

neuen Album voll auf den Gesang konzentriert,<br />

überlässt die instrumentale Arbeit<br />

Cracks wie George Porter (b), Dave Easley<br />

(g), Russell Batiste (dr) und James Rivers<br />

(sax) – und wem wird schon die Ehre zuteil,<br />

dass die Backgrond-Vocals von den<br />

Blind Boys Of Alabama gesungen werden?<br />

Auch die Auswahl der Songs ist clever,<br />

neben drei Eigenkompositionen wählte<br />

Ruthie Foster Songs von Pete Seeger (“If<br />

I Had A Hammer”), David Crosby (“Long<br />

Time Gone”), Robbie Robertson (“It Makes<br />

No Difference”), Adele (“Set Fire To The<br />

Rain”), June Carter (“Ring Of Fire”), Los<br />

Lobos (“This Time”) und John Martyn<br />

(“Don’t Want To Know”) aus.<br />

(Blue Rose/Soulfood, 14/58:06) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

WHAT’S THE WORD +<br />

BUSTIN‘ OUT<br />

Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre<br />

war die Zeit, da der Soul politischer<br />

und zugleich funkiger wurde. Angefacht<br />

von der schwarzen Bürgerrechtsbewegung<br />

scheuten sich Künstler wie Curtis<br />

Mayfield oder Lee Dorsey nicht länger,<br />

in Songs wie “We The People Who Are<br />

Darker Than Blue” oder “Who’s Gonna<br />

Help A Bro <strong>the</strong>r Get Fur<strong>the</strong>r” Themen wie<br />

Seite 46 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

die Armut in den Ghet<strong>to</strong>s anzusprechen.<br />

Die hervorragende Anthologie<br />

WHAT’S THE WORD – SOCIAL-<br />

LY CONSCIOUS SOUL MUSIC<br />

versammelt die genannten und weitere<br />

soulige Politbotschaften, wie es<br />

die Sampler STAND UP AND BE<br />

COUNTED oder BLACK & PROUD<br />

vorgemacht hatten. Auf WHAT’S<br />

THE WORD kann man jede Menge<br />

Entdeckungen machen: Wer kennt<br />

schon Larry Darnells “Son Of A<br />

Son Of A Slave” oder “I’m A Sign<br />

Of Changing Times” von Chairmen<br />

Of The Board? Im Gegensatz dazu<br />

legt BUSTIN’ OUT – GHETTO<br />

GROOVES FROM DUSTY CEL-<br />

LARS das Gewicht stärker auf die<br />

musikalischen Änderungen der Dekade;<br />

Black Power und eine stärkere<br />

Rückbesinnung auf Afrika brachten<br />

funkigere Grooves. Dies dokumentiert<br />

diese gleichfalls großartige<br />

Anthologie mit Stücken wie “The<br />

Dapp” von African <strong>Music</strong> Machine,<br />

“Funky Woman” von George Clin<strong>to</strong>ns<br />

Parliament oder auch Bobby<br />

Womacks “Across The 110th Street”.<br />

(Harmless/Soulfood,<br />

16/71:01 23/71:08) frs<br />

THE LIJADU SISTERS<br />

AFRO-BEAT SOUL SISTERS<br />

Dass Soul und<br />

Funk afrikanische<br />

Wurzeln<br />

haben,<br />

gehört zum Allgemeinwissen.<br />

Weniger bekannt<br />

ist jedoch der<br />

Rückkopplungseffekt: k Die schwarze<br />

US-Musik fand freilich auch auf dem<br />

dunklen Kontinent ihren Widerhall.<br />

In den 70er Jahren brachten die Lijadu<br />

Sisters aus Nigeria eine Reihe<br />

von souligen, funkigen Alben heraus,<br />

an denen eine Aretha Franklin oder<br />

ein James Brown ihre wahre Freude<br />

gehabt hätten. Die beiden eineiigen<br />

Zwillingsschwestern Taiwo und Kehinde<br />

Lijadu, die sich zu Beginn des<br />

Jahrzehnts dem Ex-Cream-Schlagzeuger<br />

Ginger Baker und seinem<br />

kurzlebigen afrikanischen Bandprojekt<br />

Salt angeschlossen hatten,<br />

veröffentlichten zwischen 1976 und<br />

1979 unter dem Namen The Lijadu<br />

Sisters vier Alben auf dem vor allem<br />

durch Fela Kuti bekannt gewordenen<br />

nigerianischen Label Afrodisia. Die<br />

Anthologie AFRO-BEAT SOUL SIS-<br />

TERS versammelt daraus nun die<br />

besten Stücke, darunter die Perlen<br />

“Danger” und “Life’s Gone Down<br />

Low”, mit denen jeder Rare-Groove-<br />

DJ die Tanzfläche füllen kann, so unwiderstehlich<br />

sind die Stimmen, der<br />

Rhythmus und der von pluckernder<br />

Hammond-Orgel und fuzzigen E-<br />

Gitarren befeuerte Sound.<br />

(Soul Jazz/Indigo, 13/63:29) frs<br />

JEFF CASCARO<br />

THE OTHER MAN<br />

2006 war Jeff Cascaro mit SOUL OF<br />

A SINGER noch etwas zu früh dran<br />

für das aktuelle Soul-Revival, da<br />

Blues – R&B – Soul – Funk<br />

dürfte es THE OTHER MAN jetzt<br />

um einiges leichter haben, die (neu<br />

hinzugekommenen) Soulfans zu begeistern.<br />

Dabei ist der Musiker aus<br />

dem Ruhrpott bekennender Überzeugungstäter,<br />

seit frühester Jugend<br />

singt und musiziert er auf höchstem<br />

Niveau, die Professur für Jazzgesang<br />

in Weimar sowie die Zusammenarbeit<br />

mit Größen wie den Fanta Vier,<br />

Klaus Doldinger und Götz Alsmann<br />

sprechen für sich. Für sein neues Album<br />

hat sich Cascaro hauptsächlich<br />

auf Soul konzentriert, Blues und Jazz<br />

klingen zwar noch durch, werden aber<br />

eher als ergänzende Stilmittel eingesetzt.<br />

Mit transparentem, fein differenziertem<br />

Klang liefert auch Produzent<br />

Ulf Kleiner einen <strong>to</strong>llen Job ab,<br />

lässt punktgenau das erklingen, was<br />

dem Song guttut. Anspieltipp: der<br />

Südstaaten-Groove “Beale Street” mit<br />

einem Posaunensolo, wie man es normalerweise<br />

nur in Memphis zu hören<br />

bekommt.<br />

(Herzog Records/edel, 12/51:35) us<br />

DANI WILDE<br />

JUICE ME UP<br />

Die junge Britin,<br />

die den<br />

Fleetwood-<br />

Mac-Bluesregisseur<br />

Mike<br />

Vernon aus<br />

dem Ruhestand<br />

lockte, legt bereits ihr drittes Album<br />

vor – wieder eine Steigerung, das Programm<br />

betört auf der ganzen Linie:<br />

Würde sie mit “Mississippi Kisses”<br />

ein Set beginnen, hätte sie sofort alle<br />

an der Rampe, nassgeschwitzt: Ein<br />

Boogie der swingenden, stechenden<br />

Sorte – Bruder Will bläst die scharfe<br />

Harp, Wilde selbst liefert nicht nur<br />

Stimme und Axt 1A, sondern gesellt<br />

sich auch noch mit Genevieve Sylva<br />

und Graham Dee ums Mikro für<br />

den Call-and-Response-Chor – eine<br />

Übung, die auch dem Soulstück “All<br />

I Need” gut steht. Für Vielseitigkeit<br />

zwischen frech und flehend, von Etta<br />

James bis Temptations (alles eigene<br />

Songs) sorgt die ausgesuchte Crew:<br />

Pete Wingfield (Albert Lee, Hollies)<br />

wieder am Piano, Steve-Gibbons-<br />

Bassist Roger Innes brennt mit Drummer<br />

Jamie Little. Referenz-Stück:<br />

Der Polit-Funk “The Burning Truth”<br />

über die jüngsten britischen Riots im<br />

Königreich. Dani Wilde gibt keine<br />

schlauen Lösungen, weiß aber, dass<br />

Marx sowas prophezeihte – James<br />

Brown wäre s<strong>to</strong>lz auf sie.<br />

(Ruf, 13/51:56)<br />

utw<br />

CHUCK PERKINS<br />

A LOVESONG FOR NOLA<br />

Ein Booklet mit 26 Seiten – und darin<br />

fast nur Lyrics! Chuck Perkins<br />

hat der Welt fürwahr viel mitzuteilen.<br />

Der Spoken-Word-Poet aus New Orleans,<br />

der mit seinen Sprechgesängen<br />

über Soul-, Jazz- und Funk-Grooves<br />

in der Tradition von Künstlern wie<br />

Gil Scott-Heron und The Last Poets<br />

steht, ist eine spannende Neuentdeckung<br />

des Münchner Trikont-Labels.<br />

Seine messerscharfe Straßenlyrik<br />

dreht sich um Liebe, Gewalt, Armut,<br />

Drogen, Hurrikan-Fluten, Sklaverei<br />

und schwarze Herkunft. Perkins lässt<br />

sich dabei von der Woge der über<br />

hundertjährigen Musiktradition seiner<br />

Heimatstadt am Mississippi-Delta<br />

tragen. In der Musik seiner versierten<br />

Begleitband – mit Trompeter Troy<br />

Sawyer, Professor-Longhair-Perkussionist<br />

Uganda Roberts und Wyn<strong>to</strong>n<br />

Marsalis’ jüngerem Bruder Jason an<br />

den Drums – kreuzen sich Jazz- und<br />

Bluesmärsche, Mardi-Gras- und<br />

Voodoo-Gesänge sowie erstklassiger<br />

Second-Line-Funk. “We gonna twowaypocyway!”<br />

(Trikont/Indigo, 17/71:03) frs<br />

PAUL KELLY<br />

HOT RUNNIN’ SOUL –<br />

THE SINGLES 1965–71<br />

Der südstaatliche<br />

Soulman<br />

Paul Kelly<br />

(*19.6.1940)<br />

ist – zumindest<br />

bei uns – nicht<br />

in der ersten<br />

Bekann<strong>the</strong>itsgradreihe zu finden.<br />

Bei Fans des Nor<strong>the</strong>rn Soul sieht<br />

das berechtigterweise gewiss schon<br />

anders aus. Die hier versammelten<br />

Singles für die Labels Lloyd, Dial,<br />

Philips und Happy Tiger sind Eigenkompositionen<br />

oder stammen aus<br />

den Werkstätten von Clarence Reid/<br />

Willie Clarke und Joe Tex. Sie zeigen<br />

Kelly als kraftvollen Sänger, der zwar<br />

durchaus viele Zwischentöne kennt,<br />

aber unnötigerweise leider auch<br />

dazu neigt, seine einmal gefundene<br />

Midtempo-Formel fast allen Songs<br />

angedeihen zu lassen. Etwas härter<br />

ausgedrückt: Die Tracks 1 bis 16 klingen<br />

wie Fließbandware, wenngleich<br />

auf beachtlichem Niveau. Die letzten<br />

sieben Titel aber haben es in sich!<br />

“Stealing In The Name Of The Lord”<br />

geht ebenso tief unter die Haut wie die<br />

Klasse-Balladen “The Day After Forever”,<br />

“Sailing” (nicht Rod Stewarts<br />

Hit) und “Hangin’ On In Here”. Und<br />

mit “Soul Flow” ist gar ein Meisterwerk<br />

der Psychedelic Soul <strong>Music</strong> dabei.<br />

Der gigantische Einfluss, den The<br />

Temptations 1971 hatten, hat auch<br />

Paul Kelly gehörig beeinflusst.<br />

(Kent/Soulfood, 24/64:53) hjg<br />

THE LAST POETS<br />

THE LAST POETS + THIS IS<br />

MADNESS<br />

Die Last Poets aus Harlem/New York<br />

gelten zusammen mit Gil Scott-Heron<br />

und den Watts Prophets als die Urväter<br />

von Hip-Hop. Ihre ersten beiden<br />

Alben THE LAST POETS (1970)<br />

und THIS IS MADNESS (1971)<br />

liefern Sprechgesänge, die den stakka<strong>to</strong>haften<br />

Reden von Black-Power-<br />

Aktivisten wie Malcom X und Bobby<br />

Seale ähneln, an denen sie sich auch<br />

inhaltlich orientieren – rhythmisch<br />

vielleicht noch nicht ganz so komplex<br />

wie moderner Rap. Begleitet wird<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 47


CD<br />

REVIEWS<br />

ihre Spoken-Word-Poetry mit Titeln wie<br />

“White Man’s Got A God Complex” und<br />

“When The Revolution Comes” nur von<br />

Congas, Bongos und anderer Perkussion –<br />

back <strong>to</strong> Africa. Trotz rudimentärer Musik<br />

und radikaler Texte waren die Last Poets in<br />

ihren Anfangstagen erstaunlich erfolgreich;<br />

das Debüt kam auf Platz 29 der US-Charts,<br />

und das Stück “Wake Up, Niggers” schaffte<br />

es auf den Soundtrack zum Mick-Jagger-<br />

Film „Performance”. Die Wiederveröffentlichung<br />

der beiden ersten Alben als Twofer<br />

kommt mit drei Bonus-Tracks aus dem<br />

Solowerk von Poets-Mitglied Lightnin’<br />

Rod (Jalal Mansur Nuriddin), darunter als<br />

Highlight das gesuchte “Doriella Du Fontaine”<br />

(8:47), das bei einer Jamsession mit<br />

Buddy Miles und einem sehr funky aufspielenden<br />

Jimi Hendrix entstand.<br />

(Charly/Soulfood 13/31:03, 18/48:29) frs<br />

JOHNNY OTIS<br />

ON WITH THE SHOW – THE<br />

JOHNNY OTIS STORY<br />

VOLUME 2 – 1957–1974<br />

Teil 2 der großen<br />

Johnny-Otis-Werkschau<br />

(Teil 1 siehe<br />

GT 6/2011): Abgedeckt<br />

werden die<br />

Jahre 1957–1974,<br />

in denen Otis seinen<br />

musikalischen Grundüberzeugungen zwar<br />

treu blieb, seine Musik aber behutsam den<br />

Zeitläufen anpasste. Der optimistisch zupackende<br />

und immens swingende Rhythm &<br />

Blues blieb erhalten (“Good Golly”, “Crazy<br />

Country Hop”), aber mehr als einmal bewegt<br />

er sich in Bo Diddleys Regionen (“Mumblin’<br />

Mosie”, “The New Bo Diddley”, “Hand Jive<br />

More Time”). Mit “The Signifyin’ Monkey”<br />

geht es 1968 Richtung Talking Blues (bekanntlich<br />

ein Vorläufer des Rap), und “The<br />

Watts Breakaway” von 1969 fiel robust soulig<br />

aus. Da konnte Johnny Otis nicht mehr<br />

alles selbst singen; neue Stimmen mussten<br />

her. Er fand sie mit den Chanteusen Marci<br />

Lee und Betty Brown, dem ausdrucksstarken<br />

Delmar Evans und nicht zuletzt seinem hoch<br />

begabten Sohn Shuggie Otis. Der liefert, unterstützt<br />

vom Geiger Don „Sugarcane” Harris<br />

schöne Kostproben seines Könnens mit “I<br />

Got The Walking Blues” und “Cuttin’ Up”<br />

ab. Es gibt hier also erneut jede Menge hochkarätiger<br />

Seelen-Musik ... und Ace-Mann<br />

Tony Rounce bemerkt in seinen gewohnt<br />

superben Liner-Notes, eigentlich sei es unmöglich,<br />

vier Jahrzehnte Otis auf zwei CDs<br />

zu pressen. Er hofft, genügend Hörer mögen<br />

richtig Appetit bekommen haben ... that’s<br />

right, man.<br />

(Ace/Soulfood, 24/61:33)<br />

hjg<br />

BILLY BOY ARNOLD WITH<br />

T.S. MCPHEE & THE<br />

GROUNDHOGS<br />

BLUE AND LONESOME<br />

Der Sänger/Harpspieler Billy Boy Arnold<br />

ist kein zugereistes Mitglied der Chicago-<br />

Bluesgemeinde, sondern kam am 16.9.1935<br />

in der Windy City zur Welt. In den 70er<br />

Jahren hielt sich der zeitweilige Busfahrer<br />

mangels Musikjobs viel in Europa auf,<br />

vorzugsweise im UK, wo er 1977 mit Tony<br />

McPhee und dessen Groundhogs zwei<br />

Tage ins Studio ging. Das Resultat wurde<br />

mehrfach auf den Markt geworfen, mal als<br />

DIRTY MOTHER (1977/1980; 2007 auf<br />

CD), mal mit dem Titel CHECKIN’ OUT<br />

(1979). Jetzt gibt es die Aufnahmen erneut,<br />

in (wohl überarbeiteter) erstaunlicher<br />

Klanggüte, wobei die drei Zusatztracks<br />

im Vergleich zur Originalveröffentlichung<br />

ebenfalls den Londoner Sessions entstammen<br />

und auf den meisten Reissues erhältlich<br />

waren. Zu hören gibt es überwiegend<br />

energischen Blues-Rock britischer Spielart,<br />

den Arnold geschmackvoll veredelt.<br />

(Blues Avenue/Soulfood, 15/59:57) pro<br />

EDDIE HOLLAND<br />

IT MOVES ME – THE COMPLETE<br />

RECORDINGS 1958–1964<br />

Als ein Drittel des<br />

Mo<strong>to</strong>wn-Superkomponistentrios<br />

Holland-Dozier-Holland<br />

ist Edward „Eddie”<br />

Holland völlig zu<br />

Recht weltbekannt;<br />

schließlich stammen unsterbliche Klassiker<br />

wie “S<strong>to</strong>p In The Name Of Love”, “Reach<br />

Out I’ll Be There” und “Beauty Is Only<br />

Skin Deep” mit aus seiner Feder. Weitaus<br />

unbekannter ist sein Werk als Interpret,<br />

dessen frühe Phase hier auf einem Doppeldecker<br />

compiliert wurde. Holland erweist<br />

sich als talentierter, anständig singender<br />

Vokalist des Rhythm & Blues und Soul,<br />

aber er ist nicht besser als Hunderte anderer<br />

Schwarzer, ein gutes Stück entfernt von<br />

Giganten der Jahre 1958 bis 1964 wie Sam<br />

Cooke, Ben E. King oder Jackie Wilson.<br />

Hollands Soul, mal flott, mal schmachtend<br />

vorgetragen, ist okay und manchmal besser<br />

(“Will You Love Me”, “Baby Shake”, “I<br />

Couldn’t Cry If I Wanted To”, “So Great Is<br />

My Love”, “Loneliness Made My Realize<br />

It’s You That I Need”, “Happy Go Lucky”),<br />

aber nicht weltbewegend einmalig. Bis<br />

1962/63 lag das sicher auch daran, dass er<br />

noch keine eigenen Lieder sang, sondern<br />

zumeist Songs von Mo<strong>to</strong>wn-Boss Berry<br />

Gordy. Dann kam die komposi<strong>to</strong>rische Zusammenarbeit<br />

zunächst mit seinem Bruder<br />

Brian und alsbald mit Lamont Dozier in<br />

Gang, und nach Ablauf der Probezeit hagelte<br />

es ab 1963 zunehmend Erfolge. Ein ganz<br />

großer Wurf glückte 1964 mit “Take Me<br />

In Your Arms (Rock Me A Little While”),<br />

das Kim Wes<strong>to</strong>n, The Isley Bro<strong>the</strong>rs und<br />

Jermaine Jackson erfolgreich übernahmen<br />

– hier in Eddies eigener Version enthalten.<br />

Eine insgesamt interessante Werkschau<br />

und für Soulfans und Sammler eine schöne<br />

Fundgrube.<br />

(Ace/Soulfood, 30/78:16, 26/66:06) hjg<br />

EAMONN MCCORMACK<br />

HEAL MY FAITH<br />

Die gute alte Tradition, eine Gruppe nur zu<br />

dritt ins Rennen zu schicken, erweist sich<br />

auch hier als nachteilsfreie Veranstaltung.<br />

Der irische Powergitarrist Eamonn Mc-<br />

Cormack (voc, g, harp), Marc Inti (b) und<br />

Josef Kirschgen (dr) müssen – und können!<br />

– sich <strong>to</strong>tal aufeinander verlassen. Sie<br />

realisierten ihr neues Album ohne verwässerndes<br />

Dreinreden, was der Geschlossenheit<br />

der Musik gut tut, aber nicht stilistische<br />

Eintönigkeit bedeutet. Im Gegenteil, man<br />

sprüht nur so vor Einfällen. Grundlage<br />

bleibt der rockige Blues in all seiner Pracht,<br />

aber es gibt auch Flirts mit Funk und Hard-<br />

Rock sowie sanfte Sequenzen. Und, was<br />

das Wichtigste ist, nahezu alle Songs (fast<br />

durchweg aus McCormacks Werkstatt)<br />

warten mit fesselnden Detail ideen auf:<br />

Gleich der Eröffner “Heal My Faith” glänzt<br />

mit einem irren Gitarrensolo. Bei “I’ll Tell<br />

You Why” überrascht das <strong>to</strong>lle Vokalarrangement.<br />

“Self Pity In New York City” ist<br />

eine Ballade mit eingestreuten Eruptionen<br />

von Gitarre und Bass und “Shine Your<br />

Light” eine mit langem bluesrockigem<br />

Explosionsfinale. Von den beiden übrigen<br />

Balladen ist die vielschichtige Version von<br />

Phil Lynotts “A Night In The Life Of An<br />

Old Blues Singer” noch etwas besser als<br />

McCormacks “My Saving Angel”. Und<br />

auch mit Rory Gallaghers “Shadow Play”<br />

kommt das Trio prima zurecht. Kapitän<br />

McCormack navigiert sein Blues-Schiff<br />

umsichtig an jeder Klippe vorbei. Und er<br />

vermittelt den Eindruck, weitaus genug Potenz<br />

für eine lange Karriere zu haben!<br />

(inakustik, 12/57:01)<br />

hjg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

LISTEN WHITEY! – THE SOUNDS<br />

OF BLACK POWER 1967–1974<br />

LISTEN WHITEY<br />

ist sozusagen der<br />

Soundtrack zu Pat<br />

Thomas’ eben erschienenem<br />

Buch<br />

mit demselben Titel.<br />

Natürlich war es<br />

von Anfang an ein ziemlich aussichtsloses<br />

Unterfangen, aus Tausenden von Tondokumenten<br />

die richtigen zu finden, um eine<br />

CD (bzw. Doppel-LP) damit zu bestücken.<br />

Nichtsdes<strong>to</strong>trotz ist es Pat Thomas gelungen,<br />

nach jahrelangem Archivstöbern einen<br />

gelungenen Streifzug durch Soul, Jazz,<br />

Rock und Wortbeiträgen aus der Black-Power-Ära<br />

zusammenzustellen. Bob Dylan<br />

erzählt im Stile eines Bänkelsängers die<br />

Geschichte von George Jackson, ermordet<br />

von Gefängniswärtern in San Quentin;<br />

John und Yoko prangern die 1972er Inhaftierung<br />

von Angela Davis an; Gil Scott-<br />

Heron sorgt mit “Winter In America” –<br />

solo am Piano – für Gänsehaut. Zahlreiche<br />

O-Töne von Friedensaktivisten wie Elaine<br />

Brown (“Until We’re Free”) oder S<strong>to</strong>kely<br />

Carmichael (“Free Huey”) ergänzen die<br />

musikalischen Beiträge, helfen dabei, die<br />

vielschichtige Black-Power-Bewegung<br />

aus unterschiedlichen Blickwinkeln wahrzunehmen.<br />

(Light In The Attic/Cargo, 16/76:27) tk<br />

Blues – R&B – Soul – Funk<br />

BETTYE LAVETTE<br />

NEARER TO YOU<br />

Selten musste eine Künstlerin über 30 Jahre<br />

auf die verdiente Anerkennung warten. Erst<br />

im Jahr 2000, durch die Veröffentlichung<br />

der CD LET ME DOWN EASY – LIVE<br />

IN CONCERT durch eine niederländische<br />

Plattenfirma, erregte die Sängerin, die bereits<br />

seit den Sechzigern regelmäßig Singles<br />

und LPs herausbrachte, größere Aufmerksamkeit.<br />

Seitdem <strong>to</strong>urt sie regelmäßig<br />

und hat eine Reihe weiterer hochkarätiger<br />

Soul/R&B-CDs veröffentlicht. Die vorliegende<br />

Charly-Records-Compilation bringt<br />

16 Aufnahmen aus den späten 60ern und<br />

frühen 70ern. Durchweg ausgezeichnetes<br />

Songmaterial mit grandioser Soulstimme.<br />

Allerdings sind alle Songs bereits auf anderen<br />

Samplern der letzten Jahre zu finden.<br />

Aber wer die Sängerin kennen lernen<br />

möchte, ist mit diesem Album bestens bedient.<br />

Höchst empfehlenswert!<br />

(Charly/Soulfood, 16/46:36)<br />

p<br />

PHILIP SAYCE<br />

STEAMROLLER<br />

Der Albumtitel trifft<br />

es wie die Faust aufs<br />

Auge: Philip Sayce<br />

kommt mit seiner<br />

neuen CD stellenweise<br />

tatsächlich<br />

wie eine Dampfwalze<br />

daher. Seinen Blues würzt der einstige<br />

Sideman von Jeff Healey und Melissa<br />

E<strong>the</strong>ridge auf seiner Gitarre mit reichlich<br />

70er-Jahre-Rock, er lässt es satt verzerrt<br />

scheppern. Aber auch Prince und Lenny<br />

Kravitz grüßen gelegentlich funky, hier<br />

und da sind Pop-Anleihen herauszuhören<br />

– und das alles kraftvoll, fast unaufhaltsam<br />

niederrollend. Damit hat es der in Wales<br />

geborene und in Kanada aufgewachsene<br />

Wahl-Kalifornier geschafft, sich vom allzu<br />

vorhersehbaren Blues-Rock vieler Kollegen<br />

abzusetzen. Anspieltipps: das Instrumental<br />

“Aberystwyth”, das persönlich<br />

gehaltene “Marigold” sowie die Wuchtnummer<br />

“Black Train” und das melodische<br />

“Holding On”.<br />

(Provogue/Rough Trade, 10/35:28) pro<br />

THE NORMAN BEAKER<br />

BAND<br />

INTO THE BLUES + THE OLDER<br />

I GET, THE BETTER I WAS<br />

Der Bluesgitarrist aus Manchesters Bronx<br />

Longsight stand hinter Graham Bond, B.B.<br />

King, Alexis Korner, Jack Bruce und immer<br />

wieder Chris Farlowe – schön, dass eigene<br />

Alben aus langer Karriere bei JSP vorliegen.<br />

INTO THE BLUES war 1989 teils<br />

auf MODERN DAYS, LONELY NIGHTS<br />

– Titelsong der selbst verfassten LP ist ein<br />

biografisch wirkender 12-Bar-Blues, bei<br />

dem sich der gefühlvoll singende Gitarrist<br />

Beaker mit Saxer Lenni Zaksen Solopartien<br />

zuspielt. “Cross Me Off Your List” punktet<br />

als schneller Soul mit Helen Watson als<br />

Vokalstütze, “Ain’t The Truth Bad Enough”<br />

rechnet mit der Regenbogenpresse ab. THE<br />

OLDER I GET … entstand acht Jahre später:<br />

Dave Baldwin (keys) und John Price<br />

(b) sind bis heute dabei. Vielfalt zwischen<br />

Trad Blues, Boogie & Soul wurde beibehalten,<br />

“Too Much Too Soon” macht der<br />

Average White Band mit Funk Konkurrenz,<br />

“Heading For The Ghet<strong>to</strong>” beklagt soziale<br />

Missstände. Im Chor singen Celebrity-Vocal-Coach<br />

Sheila Gott und Alexis Beaker.<br />

Solide schließt die NBB jene Lücke, die<br />

ausbleibende Studioarbeiten der Climax<br />

Blues Band hinterließen.<br />

(JSP, 15/64:35, 47:58)<br />

utw<br />

ERIC BIBB<br />

DEEPER IN THE WELL<br />

Seinem Ruf als einer der profundesten<br />

Roots- und Bluesmusiker wird Eric Bibb<br />

mit DEEPER IN THE WELL wieder vollauf<br />

gerecht. Dafür tauchte der 61-Jährige<br />

diesmal tief ins Swamp-Feeling Louisianas<br />

ein. Gemeinsam mit einigen heimischen<br />

Assen wie dem Dobro-Virtuosen<br />

Jerry Douglas, Multi-Instrumentalist Dirk<br />

Seite 48 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

Powell, Cedric Watson (g), Danny Devillier<br />

(dr), Grant Dermody (harp), Michael<br />

Jerome Browne (Banjo, Mandoline) und<br />

Michel Pepin (g) brilliert er nicht nur auf<br />

seiner Akustikgitarre, sondern zaubert auch<br />

geradezu betörende und unter die Haut<br />

gehende Songs hin, in denen er mittels Eigenkompositionen<br />

und einiger Traditionals<br />

mit seiner unnachahmlichen Kreuzung aus<br />

Blues und Folk voller Sou<strong>the</strong>rn Flair unwiderstehlich<br />

in den Bann zieht. Und wie er<br />

Bob Dylans “The Times They Are A Changin’”<br />

neu interpretiert, hat einfach Klasse.<br />

(Dixiefrog/Fenn, 13/50:51)<br />

pro<br />

THE FLOORETTES<br />

POCKET FULL OF SOUL<br />

Nein, das sind keine<br />

erst kürzlich in den<br />

Archiven von Tamla<br />

Mo<strong>to</strong>wn<br />

entdeckten<br />

Perlen! Dies ist vielmehr<br />

die überaus<br />

beachtliche<br />

Platte<br />

eines weiblichen Trios aus – Berlin! Julia<br />

Riese, Amelie Hinrichsen und Katharina<br />

Dommisch haben, teils unter Mithilfe des<br />

Tastenmannes Bernhard Spitzer, alle zwölf<br />

Songs selbst komponiert und erweisen sich<br />

dabei als extrem versierte Soulladies mit perfektem<br />

Faible für unwiderstehliche Tanzkost<br />

à la Mo<strong>to</strong>wn und auch ergänzenden Nor<strong>the</strong>rn<br />

Soul-Errungenschaften. Hochwertige<br />

Stampfer gelingen ihnen ebenso gut wie<br />

an-sentimentalisierte (Halb-)Balladen. Begleitet<br />

werden die drei vorzüglichen Sängerinnen<br />

von einer stramm aufspielenden<br />

achtköpfigen Band, wobei die vier Bläser<br />

die wichtigsten Akzente setzen. POCKET<br />

FULL OF SOUL wird dem Titel mehr als<br />

gerecht. Einen derart sorgfältigen „Nachbau”<br />

der goldenen Mo<strong>to</strong>wn-Jahre, der aber<br />

bei aller Detailtreue nicht in billiger Kopierei<br />

versinkt, weil eine eigene Handschrift immer<br />

erkennbar bleibt, hat es in Deutschland wohl<br />

noch nie gegeben. Und es ist auch klar: Die<br />

Floorettes haben mit diesem <strong>to</strong>llen Album<br />

ihr Pulver garantiert noch nicht verschossen!<br />

(Waterfall/Broken Silence, 12/36:54) hjg<br />

WENDY RENE<br />

AFTER LAUGHTER COMES<br />

TEARS: COMPLETE STAX &<br />

VOLT SINGLES + RARITIES<br />

1964–65<br />

Wie nur wenige Songs verkörpern das prägnante<br />

“After Laughter Comes Tears” sowie<br />

das überschäumende “Bar-B-Q” den ganz<br />

frühen Stax-Sound – heute noch genauso faszinierend<br />

wie vor fast 50 Jahren. Zum ersten<br />

Mal widmet sich nun eine komplette Anthologie<br />

der Stax-Legende, die als Mary Frieson<br />

im Memphis, Tennessee, geboren wurde und<br />

von keinem Geringeren als Otis Redding bei<br />

der Unterschrift unter den Plattenvertrag in<br />

Wendy Rene umgetauft wurde. Nur zwei kurze<br />

Jahre reichten ihr aus (bevor sie sich ihrem<br />

jungem Familieglück zuliebe aus dem Showbusiness<br />

zurückzog), um genügend hochklassiges<br />

Material zu hinterlassen, um aus<br />

AFTER LAUGHTER COMES ... eine Ansammlung<br />

mitreißender Soulperlen werden<br />

zu lassen. Neben allen Stax- und Volt-Singles<br />

gibt es auch noch zahlreiche Raritäten zu hören,<br />

wie die bisher unveröffentlichten Titel,<br />

die Wendy mit ihrer ursprünglichen Band,<br />

den Draples, 1964/65 aufgenommen hatte.<br />

Klasse auch das voluminöse Booklet mit S<strong>to</strong>ry,<br />

raren Fo<strong>to</strong>s und allen Songdaten.<br />

(Light In The Attic/Cargo Records,<br />

22/63:00) us<br />

JEFF HEALEY<br />

ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />

1988 ging sein Stern<br />

am Blues-Rock-<br />

Himmel auf: Wie aus<br />

dem Nichts nahm<br />

Jeff Healey, der blinde<br />

Gitarrist aus Kanada,<br />

mit SEE THE<br />

LIGHT (12/48:53) die Blues-Rockwelt für<br />

sich ein. Ziemlich erdig und rau stimmte<br />

Healey damals mit seinen Powertrio einen<br />

Mix aus Eigenem und originell Gecovertem<br />

an. HELL TO PAY (11/50:17) fiel 1990 ein<br />

wenig massenkompatibler aus, was nicht nur<br />

an den Gästen George Harrison, Jeff Lynne,<br />

Mark Knopfler und Bobby Whitlock lag –<br />

nichtsdes<strong>to</strong>trotz ein gelungener Zweitling,<br />

der streckenweise satt donnerte. FEEL THIS<br />

(14/68:06) weitere zwei Jahre später bescherte<br />

einen gereiften, ruhiger gewordenen,<br />

aber immer noch dynamischen Gitarristen<br />

der Extraklasse – der jedoch unüberhörbar<br />

schon nach neuen Ufern suchte. Wer die<br />

Anfänge des 2008 mit nur 41 Jahren vers<strong>to</strong>rbenen<br />

Musikers noch nicht im Regal stehen<br />

hat, bekommt sie hier kompakt im Schuber<br />

und preiswert geliefert.<br />

(Legacy/Sony <strong>Music</strong>)<br />

pro<br />

HEINI ALTBART<br />

BLUES MASTERS<br />

Der Wiener Schlagzeuger Heini Altbart<br />

hat mit Gott und der Welt gespielt und ist<br />

Mitglied von Mungo Jerry; und er gilt als<br />

Europas lebenslustigster Leichenbestatter<br />

(das Unternehmen übernahm er vom Vater).<br />

Für seine neue CD scharte er Kollegen<br />

wie Oscar Klein, Bill Ramsey, Steve<br />

Hooks, Hubert Tubbs (Tower Of Power),<br />

Gus Backus, Max Greger Jr. oder Tony<br />

Bulluck um sich, um Standards aus Blues,<br />

Rock, Jazz und Pop auf ganz eigene, sehr<br />

beschwingt groovende Weise neu zu interpretieren:<br />

B.B. King, T-Bone Walker,<br />

Willie Dixon, Little Mil<strong>to</strong>n, Hendrix,<br />

S<strong>to</strong>nes, Billy Pres<strong>to</strong>n, Goffin/King und<br />

Leiber/S<strong>to</strong>ller lieferten die Songs, dazu<br />

komponierte Altbart zweimal – und bietet<br />

eine richtig ansprechende Mixtur mit eigener<br />

Handschrift, die selbst abgegriffenen<br />

Evergreens wie “Hound Dog” oder “Little<br />

Roos ter” neue Facetten abgewinnt.<br />

(7Jazz/H’Art, 16/72:35)<br />

pro<br />

FABIAN ANDERHUB<br />

IT’S A BLUES THING<br />

Durchaus bewusst hat der gebürtige<br />

Schweizer und als Teenager in Kanada<br />

aufgewachsene Blues-Rocker Fabian Anderhub<br />

für sein zweites Album fast nur<br />

Fremdvorlagen aufgenommen. Die Ausnahme:<br />

“Bombshell” stammt aus eigener<br />

Feder und zeigt, dass er auch als Songschmied<br />

eine beachtenswerte Kapazität<br />

ist. „Alles andere sind Songs, die ich in<br />

den letzten Jahren live gespielt habe und<br />

mal dokumentieren wollte”, sagt Anderhub<br />

selbst. Auf IT’S A BLUES THING<br />

offenbart er sich als dynamischer wie einfühlsamer<br />

Gitarrist, ordentlicher Sänger<br />

– und als Teamplayer, der schon mal eine<br />

B3-Hammondorgel zur Klangabrundung<br />

nach vorne schiebt, dazu dem Funk ebenso<br />

wie dem Boogie(-Rock) zugeneigt ist und<br />

auch Tiefgang besitzt. Zu Gehör bringt er<br />

Buddy Guy, John Lee Hooker, John Mayer,<br />

Chester Burnett. Und: In der Flut vergleichbarer<br />

Acts deutet er unüberhörbar<br />

schon eine eigene Handschrift an.<br />

(Rock The Earth/Rough Trade,<br />

10/40:40) pro<br />

THE BLUES BAND<br />

BEST OF<br />

Die Blues Band hat<br />

mit ihrem Backkatalog<br />

2011 bei Reper<strong>to</strong>ire<br />

Records angedockt.<br />

Klar, dass da<br />

schnell eine BEST<br />

OF folgen würde,<br />

um neben der neuen Scheibe FEW SHORT<br />

LINES auch auf die älteren Platten hinzuweisen.<br />

Zwar gibt es von dem UK-Quintett<br />

bereits mehrere Werkschauen, doch zugreifen<br />

lohnt sich: nicht nur weil der Sticker<br />

„Digitally Remastered” seine volle Berechtigung<br />

hat, sondern auch weil Chris Welch<br />

gehaltvolle Liner-Notes verfasst hat und<br />

beide Silberlinge randvoll gepackt sind.<br />

Und: Es wurde Label übergreifend gearbeitet,<br />

auch die bei Hypertension und Pepper<br />

Cake erschienenen CDs fanden Eingang.<br />

Und: Paul Jones (voc, harp), Dave Kelly<br />

(g, voc), Tom McGuinness (g, voc), Gary<br />

Fletcher (b, voc), Rob Townsend (dr) und<br />

Gründungsdrummer Hughie Flint deck(t)en<br />

wirklich alle Bluesspielarten ab – und das<br />

meist in bestechender Weise. Der Beweis<br />

dafür liegt hier vor.<br />

(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 20/77:28,<br />

21/75:48) pro<br />

LEDFOOT<br />

GOTHIC BLUES VOLUME 1<br />

Der Albumtitel beschreibt die Töne, die der<br />

seit Jahren in Norwegen lebende US-Musiker<br />

Tim Scott McDonnell alias Ledfoot kreiert,<br />

sehr treffend: Dreckiger, düsterer Blues<br />

ist angesagt, erzeugt allein mit seiner alles<br />

andere als seidigen Stimme und den zwölf<br />

Saiten seiner Akustikgitarre. Rostig, staubig<br />

wie nach einem Wüstentrip treibt er mal in<br />

halsbrecherischem Tempo voran, dann arbeitet<br />

er geschickt mit Pausen zwischen den<br />

einzelnen Noten und schafft so ganz eigene<br />

Stimmungen. Mal furchterregend, dann wieder<br />

einfühlsam schmeichelnd, mal versetzt<br />

mit Rockkomponenten, dann wieder mit denzenter<br />

Country-Note – Ledfoot versteht es<br />

wirklich, den uralten Blues in ganz neuer und<br />

eigener Manier zu präsentieren. Spannend!<br />

Das Charisma, das man dem 53-Jährigen live<br />

nachsagt, ist auch auf CD zu spüren.<br />

(Hypertension/Soulfood, 13/54:52) pro<br />

DANNY BRYANT’S<br />

REDEYEBAND<br />

NIGHT LIFE – LIFE IN HOLLAND<br />

Ursprünglich wollte der britische Blues-<br />

Rocker Danny Bryant nur seine erste<br />

DVD produzieren, weshalb das Reper<strong>to</strong>ire<br />

seines Gigs am 17. September 2011<br />

im niederländischen Rosmalen aus einem<br />

Streifzug durch seine sechs bisherigen<br />

Studio-Alben bestand. Trotzdem gibt<br />

es nun auf der CD-Version mit “Always<br />

With Me” nur eine Überschneidung mit<br />

Blues – R&B – Soul – Funk<br />

LIVE (2007). Der Vergleich beider Alben<br />

ist interessant, weil er verdeutlicht, dass<br />

Powertrio-Leader Bryant sich beachtlich<br />

entwickelt und eine gelungene Mischung<br />

aus Rock und Blues gefunden hat, dynamisch<br />

geschickt zwischen Balladen<br />

(“Love Of Angels”), Akustischem (“One<br />

Look”) und Krachern variiert – und mit<br />

origineller Songwahl beim Covern punktet<br />

(John Hiatts “Master Of Disaster”,<br />

Dylans “Knockin’ On Heaven’s Door”,<br />

Buddy Guys “My Baby’s A Superstar”).<br />

Dieses konzertante Nachtleben ist bedenkenlos<br />

zu empfehlen.<br />

(Jazzhaus/inakustik, 9/68:24, DVD:<br />

12 Tracks, Interview; 110 Min.) pro<br />

SCHWARZBRENNER<br />

HEYMKEHR<br />

Bekannte und unbekannte<br />

Songs<br />

aus 16 Jahren<br />

verteilt auf zwei<br />

CDs, so ehren<br />

Schwarzbrenner<br />

ihren<br />

„Texter”<br />

Georg Heym anlässlich li seines hundertsten<br />

Todesjahres. Eingeordnet haben sie die<br />

Stücke – auf langgehegten Wunsch zahlreicher<br />

Fans – in zwei Kategorien, einmal<br />

in Blues & Blues-Rock und einmal in Rocksongs<br />

und Balladen. Zu entdecken gibt es<br />

auf HEYMKEHR wie immer viel, seien es<br />

die angesprochenen Texte von Georg Heym<br />

(1887–1912), seien es mit “Bremen”, “Niederrhein”<br />

und “Rhein-Ruhr” drei bandbiografische<br />

Heimatsongs, oder gar die neuen<br />

Titel “Westwärts” und “Blau des Himmels”,<br />

für die sie eigene Lyrik mit Heym-Gedichten<br />

kombiniert haben – immerhin ein Zeitsprung<br />

von vielen Jahren! Musikalisch<br />

bleiben sich Schwarzbrenner treu, brauchen<br />

weder neumodische Experimente noch<br />

fremde Hilfe wenn es um die Kompositionen<br />

geht. Wer auf handgemachte Musik<br />

mit deutschen Texten steht, dem braucht<br />

man diese Band wohl nicht mehr ans Herz<br />

zu legen, der weiß, was ihn hier erwartet.<br />

(www.schwarzbrenner.de, 14/64:42,<br />

14/61:25) us<br />

STAN WEBB’S CHICKEN<br />

SHACK<br />

STAN’S BLUES<br />

Einer Berg- und Talfahrt gleicht die Karriere<br />

von Chicken-Shack-Boss Stan Webb<br />

seit den 60er Jahren. Mitte des letzten<br />

Jahrzehnts hatte er mal wieder zu einem<br />

bescheidenen Aufschwung angesetzt, als er<br />

im Sommer 2004 im südenglischen Lyme<br />

Regis gastierte und den Clubgig mitschnitt.<br />

Gary Davis (g), Jim Rudge (b) und Mick<br />

Jones (dr) begleiteten den singenden und<br />

Gitarre spielenden Webb, als er sein quicklebendiges,<br />

spritziges und spielfreudig abfeiertes<br />

Set anstimmte, in dem er natürlich<br />

seinen Klassiker “I’d Ra<strong>the</strong>r Go Blind”,<br />

den “Doc<strong>to</strong>r Brown”, die “Chicken Shack<br />

Opera” und den “Stan’s Blues” brachte,<br />

aber auch reichlich Klassiker (“Spoonful”,<br />

“The Thrill Has Gone”, “So Tell Me”, “Reconsider<br />

Baby”) einstreute. Aufgepasst: Als<br />

DVD gab’s das Teil schon mal vor einigen<br />

Jahren mit dem Titel I’D RATHER GO<br />

BLIND (samt CD!)<br />

(Blues Boulevard/Soulfood,<br />

11/80:11) pro<br />

Seite 50 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


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Peter Framp<strong>to</strong>n<br />

Framp<strong>to</strong>n Comes Alive<br />

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<strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong><br />

MTV Unplugged –<br />

Live aus dem Hotel Atlantic<br />

(Doppelzimmer Edition)<br />

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E. G. Kight<br />

It’s Hot In Here<br />

CD 612 15 58<br />

Paul McCartney<br />

Kisses On The Bot<strong>to</strong>m<br />

CD 186 67 46<br />

Leonard Cohen<br />

Old Ideas<br />

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Thick As A Brick 2<br />

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And Roll Never Forgets<br />

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LP<br />

REVIEWS<br />

CHET BAKER<br />

CHET BAKER SINGS<br />

Jazzsänger sind oft<br />

kreativ:<br />

phrasieren,<br />

modulieren, scatten.<br />

Baker blieb cool,<br />

ganz cool. Wenn<br />

er sang (Puristen<br />

wollten ihn ohnehin<br />

nur als Trompeter), dann völlig schnörkellos.<br />

Es haute alle um. Wie konnte er mit<br />

immerhin 24 (noch) so verdammt jung<br />

und traurig wirken – dabei mit scheinbar<br />

einfachen Mitteln so verboten swingen?!<br />

1953/1954 entstanden in zwei L.A.-Sessions<br />

die acht Einspielungen zur 25-cm-LP<br />

CHET BAKER SINGS, auf der B-Seite<br />

komplett mit Hoagy Carmichaels “I Get<br />

Along Without You Very Well” und George<br />

Gershwins “But Not For Me”. Die Scheibe<br />

schlug dermaßen ein, dass das 12”-Reissue<br />

1956 weitere Tracks lieferte, darunter den<br />

Klassiker “My Buddy”: wieder mit Russ<br />

Freeman am Piano und diversen Bassisten<br />

und Drummern, unter ihnen Carson Smith<br />

und Shelly Manne: Die 180-Gramm-Pressung<br />

transportiert die ganze Wärme und<br />

Brillanz – sie sollte auch auf Feten weitere<br />

Hörer von der Unerlässlichkeit dieses Mediums<br />

überzeugen.<br />

(Pan-Am Records/inakustik,<br />

14 Tracks) utw<br />

LEONARD COHEN<br />

I’M YOUR MAN<br />

Warum<br />

manche<br />

Cohen-Jünger<br />

auch<br />

diese 1988er Scheibe<br />

des kanadischen<br />

Songwriter-Monuments<br />

zu seinen zeitlosen<br />

Meis terwerken<br />

zählen, bleibt fragwürdig. Mit reichlich<br />

Computerklängen frönte Cohen zeittypischen<br />

Sünden, und selbst die mit „echten”<br />

Musikern eingespielten Songs hängen<br />

an einigen Stellen musikalisch durch. Textlich<br />

ist der Literat Cohen freilich über alle<br />

Zweifel (und über die meis ten Liedbastler<br />

sowieso) meilenweit erhaben – und schönen<br />

Melodien können auch syn<strong>the</strong>tische<br />

Sounds wenig anhaben. Die mehr Rezitations-<br />

denn Gesangsstimme, öfter im Background<br />

von Jennifer Warnes zauberhaft dekoriert,<br />

klang auf dem CBS-Original noch<br />

präsenter und feiner nuanciert als bei diesem<br />

enger gepressten Reissue. Ein „Muss”<br />

mit klitzekleinen Fragezeichen.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 8 Tracks) lbr<br />

ANCIENT GREASE<br />

WOMEN & CHILDREN FIRST<br />

Prima Sache, wenn<br />

sich ein Label Gedanken<br />

macht,<br />

welche LP-Wiederveröffentlichung<br />

Sinn macht. Eines<br />

der rarsten Alben<br />

der 70er it ist nach über 40 Jahren nun wieder<br />

auf Vinyl erhältlich, edle 180 Gramm<br />

schwer und (erstmals) als Klappcover gestaltet:<br />

WOMEN & CHILDREN FIRST<br />

ist der Titel dieses kultigen Teils, Ancient<br />

Grease der Name der Band aus Wales. Aus<br />

den Resten von Strawberry Dust und Eyes<br />

Of Blues formte der spätere Man-Musiker<br />

John Wea<strong>the</strong>rs im Frühling 1970 Ancient<br />

Grea se, war dort aber nie Bandmitglied.<br />

Graham Mortimer (voc), Graham Williams<br />

(g) – beide später bekannt durch die Waliser<br />

Band Racing Cars -, dazu Jack Bass<br />

(b) und Dick Ferndale (dr), sie sorgten im<br />

Studio für die Umsetzung von Wea<strong>the</strong>rs’<br />

Songs. Rustikaler Blues-Rock, teilweise<br />

in Richtung Hard Rock, teilweise in Richtung<br />

Progressive gehend, liefert genau das<br />

Material, dessentwegen Sammler bis vor<br />

kurzem noch Wahnsinnspreise für diese<br />

alte Schallplatte bezahlt haben.<br />

(Sireena/Broken Silence, 10 Tracks) us<br />

BOB DYLAN<br />

GOOD AS I BEEN TO YOU<br />

Auf seinem 28. Studio-Album<br />

leistete<br />

sich His Bobness bereits<br />

1992 einen Trip<br />

„back <strong>to</strong> <strong>the</strong> roots”.<br />

13 Songs, kein einziger<br />

aus seiner begnadeten<br />

dt Fd Feder, btd bot der Barde oft mehr<br />

krächzend und näselnd als singend dar, sich<br />

selber ausschließlich an Gitarre und Harmonika<br />

begleitend. Das gelingt bei einigen<br />

Folksongs und Traditionals wirklich ergreifend<br />

und überzeugend, aber was Dylan hier<br />

aus dem Gold von “Hard Times” macht,<br />

ist schlicht und einfach Scheiße. Und ein<br />

“Tomorrow Night” adelte King Elvis um<br />

Weltklassen besser. Dafür geriet die Nachpressung<br />

der von Steve Marcussen brillant<br />

gemasterten Scheibe sehr, sehr ordentlich.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 13 Tracks) lbr<br />

BETH GIBBONS<br />

OUT OF SEASON<br />

Von der introvertierten<br />

Chanteuse<br />

darf man viel erwarten,<br />

nur keine gutgelaunte<br />

Lachplatte.<br />

Und dennoch verzückte<br />

die (ehemalige?)<br />

Hälfte des genial-tranigen Bris<strong>to</strong>l-<br />

Duos Portishead auch auf ihrer 2002er<br />

Soloscheibe mit einer enorm ausdrucksstarken,<br />

wandlungsfähigen Stimme. Mal<br />

maliziös-marchenhaft wie Margo Timmins<br />

von den Cowboy Junkies, mal brüchigdekadent<br />

wie Marianne Faithful, mal abgrundtief<br />

traurig wie Blues-Göttin Billie<br />

Holiday oder – leider – ganz verfremdet<br />

wie in “Rustin Man” macht sie jeden Song<br />

zum Ereignis. Auch Runterzieh-Musik<br />

kann sich zu großer Kunst aufbauen. Die<br />

eigentliche Sensation des sehr guten LP-<br />

Reissue: Auf dem Beilage-Blatt sieht man<br />

die strikt alle Public Relation meidende<br />

Greta Garbo des Depressions-Pop zweimal<br />

(!) lachen (!!).<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 10 Tracks) lbr<br />

ANTHONY’S ATTIC<br />

HOON<br />

Verteilt auf drei LP-<br />

Seiten (die vierte<br />

Seite soll bei Doppelalben<br />

ja immer<br />

ein Schattendasein<br />

fristen, sagt die<br />

Band …) haben<br />

Anthony’s Attic aus Hamburg mit HOON<br />

ein buntes Sammelsurium an klasse Musik<br />

zusammengebastelt. Tom Fenn (voc, g,<br />

keys), Mirja Brandenburg (voc, g, keys),<br />

Leif Jorgensen (b) und Dirk Schumacher<br />

(dr) haben zahlreiche Einflüsse aus den<br />

70er und 80er Jahren aufgesogen, diese<br />

miteinander verwoben und so Indie-Rock<br />

im eigentlichen Wortsinne erschaffen,<br />

nämlich Musik, die sich weder an Stilgrenzen<br />

noch an kommerziell vorgefertigten<br />

Einteilungen orientiert: überdrehter<br />

Pop im Stile der Talking Heads, Harmonien<br />

à la Go-Betweens, Hintersinniges wie<br />

bei XTC, psychedelische Rückschritte in<br />

die 60er Jahre nicht zu vergessen. Wer auf<br />

so vielen Hochzeiten tanzt, setzt sich natürlich<br />

dem Vorwurf der Beliebigkeit aus,<br />

doch Hauptsongschreiber Fenn und seine<br />

Band machen diese Vielfalt zum Konzept,<br />

so dass man ständig Neues (und vor allem<br />

Unerwartetes!) hört.<br />

(Chocofilet/Timezone, 16 Tracks) us<br />

ALAN PARSONS PROJECT<br />

TURN OF A FRIENDLY CARD +<br />

EYE IN THE SKY<br />

Die Re-Analogisierung i des APP-Katalogs<br />

schreitet voran, mit TURN ... (1980) und<br />

EYE ... (1982) sind die Reissue-Spezialisten<br />

<strong>Music</strong> On Vinyl in den Eighties angelangt.<br />

Musikalisch entwickelte sich das<br />

Projekt von Alan Parsons und Eric Wolfson<br />

seinerzeit freilich kaum weiter – die beiden<br />

komponierten die ewig gleichen Grunds<strong>to</strong>ffe<br />

mit leicht wechselnden Zutaten zum<br />

immer wieder erkennbaren Soft-Rock-Menü.<br />

Dabei kamen aber immer noch so wohlbekömmliche<br />

Teile wie die schöne Melodie<br />

von “Turn Of A Friendly Card” oder<br />

die letzte grosse Parsons/Wolfson-Ballade<br />

“Old And Wise” auf EYE ... heraus. Überraschungen<br />

bietet dagegen die Klangfront:<br />

Während die wie von MOV gewohnt auf<br />

180-Gramm-Vinyl veröffentlichte TURN<br />

... gegenüber den enger gepressten 80er-<br />

Originalen wohl dank digitalem Remaster<br />

als Quelle spürbar an Druck gewinnt, wirkt<br />

das Reissue von EYE IN THE SKY übermotiviert<br />

getunt.<br />

(<strong>Music</strong> on Vinyl/Cargo; 6/10 Tracks) lbr<br />

JULIE LONDON<br />

LONDON BY NIGHT<br />

Außer als laszives<br />

Rollenmodell<br />

für<br />

die aktuelle Ikone<br />

Lana del Ray wird<br />

Julie London (1926–<br />

2000) wohl ewig mit<br />

ihrer Hymne “Cry<br />

Me A River” in Erinnerung bleiben. Ganz<br />

Hollywood-gerecht war sie schon zehn<br />

Jahre im Filmgeschäft, als sie 1954 mit der<br />

Musik begann, und nahm bis 1969 über<br />

30 LPs auf – LONDON BY NIGHT war<br />

ihre achte. Londons Ehemann und Hauskomponist<br />

Bobby Troup (“Route 66”) sah<br />

das Songdutzend als ein durchgängig an<br />

der Bar erzähltes Konzept album, für das<br />

er seiner erotisch hauchenden Diseuse mit<br />

dem verliebten Opener “Well, Sir” und dem<br />

Vinyl<br />

Eigenheiten entschuldigenden “That’s The<br />

Way I Am” Nummern auf den erotischen<br />

Klangkörper schrieb und diese mit dramatischen<br />

Einkäufen verband; auch dabei “My<br />

Man’s Gone Now” von den Gershwins oder<br />

Rodgers & Harts “Nobody’s Heart”. Seine<br />

Dramaturgie, verliebtes Glück/Liebeskummer/Happy<br />

End, erschließt sich auch 53<br />

Jahre nach dem Ersterscheinen jener Platte<br />

auf dieser 180-Gramm-Pressung sehr eindrucksvoll.<br />

(Pan-Am Records/inakustik,<br />

12 Tracks) utw<br />

ELECTRIC LIGHT<br />

ORCHESTRA<br />

ELDORADO<br />

Anno 1974 zählte<br />

das Electric Light<br />

Orches tra noch drei<br />

Streicher fest zur<br />

Band, und Mastermind<br />

Jeff Lynne<br />

stand noch vor dem<br />

Scheideweg Shid zwischen Ambition und glattgeschliffenem<br />

Pomp-Pop späterer Jahre.<br />

Der Komponist und unüberhörbare Beatles-Fan<br />

Lynn schrieb für ELDORADO<br />

einige grandiose Nummern wie das sich<br />

gewaltig steigernde “Mister Kingdom”, der<br />

Produzent Lynn kleidete das alles schon<br />

in seinen Markenzeichen-Sound: dicht,<br />

vielschichtig, orchestral. Nur der Sänger<br />

Lynn war und wird kein Lennon und kein<br />

McCartney – und obwohl er sich im Titelsong-Finale<br />

sogar als Knödeltenor geriert,<br />

bleibt der Gesang das einzige, freilich nicht<br />

überzubewertende Manko dieser exzellent<br />

nachgepressten Platte.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 10 Tracks) lbr<br />

LILY<br />

V.C.U. (WE SEE YOU)<br />

Treibende Rhythmen,<br />

gekonnte<br />

Gitarrengefechte,<br />

expressiver<br />

Gesang,<br />

verziert<br />

durch Tenor- und<br />

Sopran-Saxofon – ein<br />

Progressiv-Sound, der<br />

zur Jh Jahreswende 1972/1973 aufhorchen ließ<br />

und für den der Bandname Monsun absolut<br />

passend gewählt war, da musste man Manfred<br />

Schmid (g) und Wilfried Kirchmeier<br />

(b, voc) Recht geben. Sie hatten bereits bei<br />

The Mods zusammen musiziert. Aufnahmen<br />

bei Dieter Dierks in Köln liefen, hier<br />

hörbar, geschliffen ab, samt routinierter<br />

Rhythmuswechsel und Schlagzeugsolo von<br />

Manfred Schlagmüller (kann man passender<br />

heißen?) bei “I’m Lying On My Belly” sowie<br />

Jazz-Rock in Finale “Eyes Look From<br />

The Mount Of Flash” mit idealem Interplay<br />

von Schmid und Klaus Lehmann. Aber dann<br />

bestand die Bellaphon auf Glam-Schminke<br />

und den Teenie-Namen Lilly, und man sieht<br />

der Frankfurter Band das Entsetzen auf dem<br />

Cover an.<br />

(Malesch Records/Long Hair <strong>Music</strong>,<br />

6 Tracks) utw<br />

STEVE EARLE<br />

GUITAR TOWN<br />

Klasse Songs, die denen von Springsteen,<br />

Petty oder Mellencamp in keinster Weise<br />

nachstehen, Steve Earle gelang 1986 mit<br />

GUITAR TOWN ein höchst erfolgreiches<br />

Seite 52 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


The Who<br />

My Generation<br />

Talking Heads<br />

Once in a Lifetime<br />

The Stranglers<br />

Peaches<br />

Sam Cooke<br />

You Send Me<br />

Pavement<br />

Cut Your Hair<br />

Franz Ferdinand<br />

Take Me Out<br />

The Knife<br />

Heartbeats<br />

David Bowie<br />

Life on Mars<br />

Metallica<br />

One<br />

MGMT<br />

Time <strong>to</strong> Pretend<br />

The Cure<br />

Boys Don’t Cry<br />

Motörhead<br />

Ace of Spades<br />

Blondie<br />

Heart of Glass<br />

The Four Tops<br />

Reach Out (I’ll Be There)<br />

Air<br />

Kelly Watch <strong>the</strong> Stars<br />

The Human League<br />

Being Boiled<br />

Jerry Lee Lewis<br />

Great Balls of Fire<br />

Jimi Hendrix<br />

Voodoo Child (Slight Return)<br />

The Police<br />

Roxanne<br />

Kraftwerk<br />

Trans-Europe Express<br />

Massive Attack<br />

Unfinished Sympathy<br />

Lou Reed<br />

Walk on <strong>the</strong> Wild Side<br />

Nina Simone<br />

Ain’t Got No; I Got Life<br />

Gary Numan<br />

Cars<br />

Culture Club<br />

Do You Really Want <strong>to</strong> Hurt Me<br />

Nirvana<br />

Smells Like Teen Spirit<br />

Depeche Mode<br />

Everything Counts<br />

The Clash<br />

London Calling<br />

El<strong>to</strong>n John<br />

Rocket Man<br />

Elvis Presley<br />

Suspicious Minds<br />

Johnny Cash<br />

I Walk <strong>the</strong> Line<br />

Madonna<br />

In<strong>to</strong> <strong>the</strong> Groove<br />

Björk<br />

Army of Me<br />

Prince & The Revolution<br />

Purple Rain<br />

Iron Maiden<br />

The Trooper<br />

Bob Dylan<br />

Subterranean Homesick Blues<br />

Sex Pis<strong>to</strong>ls<br />

God Save <strong>the</strong> Queen<br />

Amy Winehouse<br />

Love Is a Losing Game<br />

Salt-N-Pepa<br />

Push It<br />

The Specials<br />

Ghost Town<br />

The Beach Boys<br />

God Only Knows<br />

Beck<br />

Loser<br />

LP<br />

REVIEWS<br />

Debüt, das es bis an die Spitze der<br />

amerikanische Country-Charts schaffte.<br />

Den einzigen Kritikpunkt, den man<br />

freilich nur aus heutiger Sicht so sieht,<br />

gibt es für die sterile Produktion der<br />

Platte. Mitte der 80er war „digital” das<br />

Heilswort hochklassiger Aufnahmetechnik,<br />

selbst Nashville setzte damals<br />

High-Tech-Geräte wie den legendären<br />

Mitsubishi X-800 ein: klinisch reiner<br />

Sound ohne störendes Analog-<br />

Rauschen und -Knistern sollte der<br />

Lohn sein. Höchst interessant ist da<br />

natürlich der Gegensatz zwischen der<br />

Aufnahmetechnik und dem Abspielmedium,<br />

spannend die Frage, wie viel<br />

analoge Wärme die audiophile 180g-<br />

Pressung zurückgewinnen kann ...<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo Records,<br />

11 Tracks) us<br />

CARL PERKINS, JERRY<br />

LEE LEWIS, ROY ORBI-<br />

SON, JOHNNY CASH<br />

CLASS OF ’55<br />

An<br />

den<br />

Rock’n’Roll<br />

der 50er zu<br />

erinnern,<br />

die<br />

guten<br />

alten<br />

Tage eines legendären<br />

Studios<br />

wieder aufleben zu lassen und<br />

dabei einen vers<strong>to</strong>rbenen Freund wie<br />

Elvis Presley zu ehren, das waren<br />

die Gründe, warum Carl Perkins,<br />

Jerry Lee Lewis, Roy Orbison und<br />

Johnny Cash im September 1985 für<br />

ein paar Aufnahmen die Räume der<br />

Sun Studios in der Union Avenue<br />

706 in Memphis, Tennessee, betraten.<br />

Neue, extra für diesen Anlass<br />

geschriebene Songs sind zu hören,<br />

aber auch Klassiker wie “Sixteen<br />

Candles” von Lu<strong>the</strong>r Dixon, Waylon<br />

Jennings’ “Waymore’s Blues”<br />

oder “Keep My Mo<strong>to</strong>r Running”<br />

von Randy Bachman. In Partylaune<br />

dann der Rausschmeißer “Big Train<br />

(From Memphis)”, bei dem neben<br />

den vier Hauptdarstellern noch ein<br />

Backingchor aus John Fogerty, June<br />

Carter Cash, Dave Edmunds, Rick<br />

Nelson und Sam Phillips himself zu<br />

hören ist.<br />

(<strong>Music</strong> Ob Vinyl/Cargo, 10 Tracks) us<br />

JOHN COLTRANE AND<br />

JOHNNY HARTMAN<br />

JOHN COLTRANE AND<br />

JOHNNY HARTMAN<br />

Ungewohnt<br />

sanft und melodisch<br />

verhalf<br />

Saxofonist<br />

John<br />

Coltrane<br />

dem<br />

Sänger<br />

Johnny<br />

Hartman<br />

zu einem Comeback. Am 7. März<br />

1963 nahmen die beiden zusammen<br />

mit McCoy Tyner am Klavier, Bassist<br />

Jimmy Garrison und Schlagzeuger<br />

Elvin Jones ein Album auf, das heute<br />

als Jazzklassiker gilt und dessen<br />

Interpretationen von “Lush Of Life”<br />

und “They Say It’s Wonderful” immer<br />

noch unerreicht sind. Dabei war<br />

Hartmann zunächst skeptisch, ließ<br />

sich aber von Produzent Bob Thiele<br />

dazu überreden, Coltranes Auftritte im<br />

Birdland Jazz Club zu besuchen. Ohne<br />

Proben, ohne feste Arrangements, lediglich<br />

mit ein paar Song-Vorschlägen<br />

im Gepäck kamen sie ins Studio, wo<br />

sie die sechs Nummern gleich im ersten<br />

Take einspielten. Die Stimmung,<br />

die sie so erzeugen, ist einmalig, von<br />

einem Auflegen der Platte vor Mitternacht<br />

ist dringend abzuraten.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo,<br />

6 Tracks) us<br />

BOB MARLEY &<br />

THE WAILERS<br />

NATTY DREAD<br />

Ohne<br />

Wenn<br />

und<br />

Aber:<br />

Das ist Bob<br />

Marleys beste<br />

Scheibe,<br />

die<br />

„Muss-Man-<br />

Haben”-Reggae-Platte<br />

schlechthin. hthi Egal, wie viel<br />

Ganja da 1974 das Studio verrauchte<br />

– die Band geht äußerst diszipliniert<br />

und dennoch mit unvergleichlichem<br />

Groove zur sanft wiegenden Sache,<br />

der Backgroundchor der I-Thees (mit<br />

Marley-Gattin Rita) trällert engelsgleich.<br />

Der dazu wie ein junger Gott<br />

singende Bandboss wurde trotz nicht<br />

allzu vieler Songschreiber-Credits<br />

mit diesem Meisterwerk völlig zu<br />

Recht zum Superstar, erstmals als<br />

Bob Marley & The Wailers auf dem<br />

Cover firmierend. Vor über zehn<br />

Jahren gab es mal eine vor Dynamik<br />

und Basskraft strotzende „Definitive<br />

Edition” der LP bei Speakers Corner.<br />

MOV ging bei seinem Reissue (leider<br />

ohne Textblatt) wohl auf das im<br />

Ganzen softer, bei den Stimmen dagegen<br />

leicht angeschärfte CD-Remaster<br />

von Universal zurück. Dennoch<br />

dicke Empfehlung!<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 9 Tracks) lbr<br />

BYRDS<br />

THE NOTORIOUS BYRDS<br />

BROTHERS<br />

Die Byrds<br />

sind wahrlich<br />

für viele Stile<br />

bekannt. Und<br />

ohne Zweifel ist<br />

THE NOTORI-<br />

OUS BYRDS<br />

BROTHERS eines der Alben, bei denen<br />

man alle diese Stile auf einmal zu<br />

hören bekommt. Folk-Rock, Country,<br />

Psychedelic Rock, Electronica, ja sogar<br />

Jazz wird dieser Platte nachgesagt.<br />

1967 begannen sie die Aufnahmen für<br />

ihren fünften Longplayer, mit David<br />

Crosby und Michael Clarke verloren<br />

sie bei Halbzeit zwei Mitglieder, daraufhin<br />

kehrte Gene Clark zur Band<br />

zurück, um diese drei Wochen später<br />

wieder zu verlassen – gerüchteweise<br />

war er in dieser Zeit für die Backing-<br />

Vocals zweier Songs verantwortlich.<br />

Sicherlich trugen diese Vorkommnisse<br />

erheblich zur stilistischen Zerrissenheit<br />

des Albums bei, ohne Frage war<br />

Vinyl<br />

dies der Nährboden für die wohl experimentellsten<br />

Klänge der Byrds – und<br />

dennoch, oder gerade deswegen, gehört<br />

diese knappe halbe Stunde immer<br />

noch zu ihren Sternstunden.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 11 Tracks) us<br />

LAURA VANE &<br />

THE VIPERTONES<br />

SUGAR FIX<br />

Wow. Das geht<br />

ja mal richtig<br />

ab. Großartige<br />

Sängerin, geiles<br />

Gebläse, coole<br />

Rhythmsection<br />

– diese LP<br />

funkt und groovt und fetzt von Anfang<br />

bis Ende. Von wegen nach knalligem<br />

Einstieg “Capsize” nur noch Langeweiler<br />

– leider nur allzu oft erlebt.<br />

Nein, die mit perfekten Backgroundvocals<br />

verschärfte Laura und ihre<br />

englisch-niederländischen Viper<strong>to</strong>nes<br />

bewahren Biss bis zum Schluss, den<br />

die einzige (!) Ballade “Letting Me<br />

Love You” grandios setzt. Dazwischen<br />

aber blitzt ein Highlight nach dem anderen,<br />

für “Wicked Man” oder „In Or<br />

Out” möchte man die ganze Horde von<br />

hochgelobten Eintags- und Einsong-<br />

Sternchen wegfegen. Miss Vane klingt<br />

dabei gar nicht gewollt „schwarz”,<br />

macht nie auf röhrende Hirschkuh,<br />

sondern brilliert einfach nur bärenstark.<br />

Und das alles in knackig-dynamischen<br />

Sound, in dem man minimale<br />

Oberflächengeräusche der Pressung<br />

bestgelaunt überhört. Wow.<br />

(Unique/Groove Attack,<br />

13 Tracks) lbr<br />

MARVIN GAYE<br />

HERE, MY DEAR<br />

1978 veröffentlichte<br />

Marvin<br />

Gaye bei<br />

Tamla Records<br />

das Doppelalbum<br />

HERE,<br />

MY<br />

DEAR.<br />

Die 2012er Wiederveröffentlichung,<br />

edle 180g schwer und im hochwertig<br />

gestalteten Klappcover, wird der<br />

Bedeutung dieses Werkes mehr als<br />

gerecht. Obwohl, zum Zeitpunkt seiner<br />

Erstveröffentlichung reagierten<br />

sowohl Publikum als auch Kritik verstört<br />

auf die musikalische Verarbeitung<br />

von Gayes privaten Problemen.<br />

Zahlreiche Stücke (inkl. des Titels<br />

des Albums) <strong>the</strong>matisieren seine kurz<br />

zuvor erfolgte, nicht ganz einfache<br />

Scheidung von Anna Gordy; finanzielle<br />

Probleme, hervorgerufen durch<br />

seinen exorbitanten Lebensstil mit<br />

einer Unmenge an Luxuskarossen,<br />

zahlreichen pompösen Wohnhäusern<br />

und einem ständig steigenden Kokainbedarf<br />

sorgten für zusätzlichen<br />

Ärger. Doch wie so oft zeigte sich<br />

die wahre Klasse dieser Musik erst<br />

im Laufe der Jahre, zählt HERE, MY<br />

DEAR heute zu den Meilensteinen in<br />

Marvin Gayes Karriere.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 2 LPs,<br />

14 Tracks) tk<br />

published by EDITION OLMS<br />

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DER ZEITSCHRIFT<br />

ROLLING STONE<br />

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die Sie hören sollten, bevor das Leben vorbei ist<br />

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960 S. mit über 800 farbigen Illustr. Format 16 x 21 cm.<br />

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CD<br />

REVIEWS<br />

EMBRYO<br />

BAD HEADS AND BAD CATS<br />

Mit ihrem achten<br />

Album BAD<br />

HEADS<br />

AND<br />

BAD<br />

CATS<br />

(1976) tauchten<br />

Embryo tiefer als<br />

zuvor in den Jazz<br />

ein. Die Band um Christian it Burchard war<br />

inzwischen zu einem Septett angewachsen<br />

– mit einem so außergewöhnlich guten<br />

Musiker wie dem Saxofonisten Charlie<br />

Mariano. Es war das erste Embryo-Album,<br />

das nicht bei einer größeren Plattenfirma erschien:<br />

Kurz zuvor hatten die Münchner zusammen<br />

mit den Gruppen Ton Steine Scherben,<br />

Sparifankal und Missus Beastly das<br />

unabhängige Label April (später Schneeball)<br />

gegründet. Burchard und Co. erhofften<br />

sich dadurch mehr Freiheiten, die sie auf<br />

BAD HEADS dann auch auskosteten. Im<br />

Vergleich zum stark von US-Funk inspirierten<br />

Vorgänger SURFIN’ geht die Musik<br />

stärker in Richtung experimentellen Jazz-<br />

Rock. Gleichwohl sind die Stücke niemals<br />

schwer zugänglich: Den Akkordverbindungen<br />

haftet meist etwas Sonniges an, die<br />

Soli gipfeln in spacigen Ausbrüchen, der<br />

Opener “Layed Back” ist sogar sehr funkig,<br />

und das Afro-Beat-inspirierte “Nina<br />

Kupenda” sowie das Titelstück würzt die<br />

Sängerin Maria Archer mit ihrer souligen<br />

Stimme. Nicht von ungefähr hält Burchard<br />

das Album für eines der besten im rund 40<br />

LPs umfassenden Oeuvre seiner seit 1970<br />

aktiven Combo. Die CD-Wiederveröffentlichung<br />

von Garden Of Delights beinhaltet<br />

als Bonus-Tracks das 17-minütigen Studio-<br />

Outtake “MHuman Contact” sowie das live<br />

beim Umsonst & Draußen-Festival 1975 in<br />

Vlotho aufgenommene “Sidetrack”.<br />

(Garden Of Delights, 9/63:52) frs<br />

ELBTONAL PERCUSSION<br />

PLAYS STEWART COPELAND<br />

Was wären The<br />

Police ohne ihren<br />

Schlagzeuger<br />

Stewart<br />

Copeland gewesen?<br />

Selbst wer den<br />

80er-Reggae-Pop<br />

des Trios nicht mag,<br />

muss bei bigenauem Hinhören anerkennen,<br />

dass dort ein Meister seines Faches trommelte.<br />

Das Hamburger Quartett Elb<strong>to</strong>nal<br />

Percussion schätzt nicht nur die Arbeit<br />

Copelands bei Police, sondern auch seine<br />

späteren Solo-Ausflüge in die Welt des<br />

Soundtracks und der Weltmusik. Die Combo,<br />

die sich zu einem der gefragtesten Percussion-Ensembles<br />

entwickelt hat, arbeitete<br />

bereits mit Copeland zusammen. Nun widmen<br />

die Vier ihm ein komplettes Album.<br />

Ihre Interpretationen der Police-Nummern<br />

“Contact” und “The O<strong>the</strong>r Way Of S<strong>to</strong>pping”<br />

sowie von Solowerken wie “Dance<br />

Ants” und “Gong Rock” sind atemberaubend<br />

– sie glänzen durch Einfallsreichtum<br />

und Vielfältigkeit. Auf diversen Trommeln,<br />

Marimbas und Xylofonen (zum Einsatz<br />

kommen rund 150 verschiedene Percussioninstrumente)<br />

sowie unter dezenter<br />

Nutzung von Elektronik erwecken die vier<br />

Schlagwerker das Copeland’sche Oeuvre zu<br />

neuem Leben. Rhythmisierend!<br />

(Dude/Indigo, 16/64:21)<br />

frs<br />

RED BARAAT<br />

CHAAL BABY<br />

Die<br />

Besucher<br />

des<br />

diesjährigen<br />

Burg-Herzberg-<br />

Festivals können<br />

sich schon einmal<br />

auf etwas gefasst<br />

machen:<br />

Selbst<br />

wenn die meisten noch nie einen einzigen<br />

Ton von Red Baraat gehört haben sollten,<br />

wird sie die Combo garantiert zum Tanzen<br />

bringen. Denn die Musik der acht- bis<br />

neunköpfigen, multikulturellen Blaskapelle<br />

aus Brooklyn, New York, ist unwiderstehlich<br />

rhythmisch: Drei Perkussionisten<br />

zünden ein prasselndes Trommelfeuerwerk,<br />

ein Sousafonist legt funkige Basslinien,<br />

und darüber brilliert der kompakte<br />

Bläsersatz mit punktgenauen Unisono-<br />

Läufen und feurigen Solo-Ausbrüchen.<br />

Dem Blaskapellen-Boom der vergangenen<br />

Jahre (Fanfare Ciocarlia, La Brass Banda<br />

etc.) fügen Red Baraat mehr als nur eine<br />

neue Note hinzu: Stärker als die genannten<br />

Brass-Bands wurzeln sie – vergleichbar<br />

der Dirty Dozen Brass Band aus New<br />

Orleans – im Jazz, vor allem aber in der<br />

ausgelassen-partylaunigen nordindischen<br />

Hochzeitskapellen-Tradition (Baraat ist<br />

Hindi für Hochzeitsumzug). Curry-scharfes<br />

Turbo-Humpa-Humpa-Tätärä!<br />

(Jaro Medien, 11/55:33)<br />

frs<br />

ZITA SWOON GROUP<br />

WAIT FOR ME<br />

Die Zita Swoon<br />

Group ist – laut Zita<br />

Swoon – das neueste<br />

Bandprojekt von Stef<br />

Kamil Carlens, dem<br />

ehemaligen Mitglied<br />

der belgischen Independent-Rockband<br />

tR dDeus. Auf einer Reise<br />

durch Burkina Faso begegnete der Sänger/<br />

Gitarrist der Sängerin Awa Démé und dem<br />

Perkussionisten Mamadou Diabaté Kibié,<br />

die ihn in die dortige Griot-Kultur (Griots<br />

sind die Barden Westafrikas) einführten.<br />

Das mit weiteren Gastmusikern eingespielte<br />

Album WAIT FOR ME ist nun das Ergebnis<br />

dieses Zusammentreffens der Kulturen.<br />

Ausgefeilte Singer/Songwriter-Kunst<br />

trifft auf westafrikanischen Wüstenblues;<br />

eine eher entspannte, unaufgeregte Musikbegegnung,<br />

die gleichwohl jede Menge<br />

schillernder Tracks generiert.<br />

(Crammed Discs/Indigo, 12/59:22) frs<br />

SPYRO GYRA<br />

A FOREIGN AFFAIR<br />

Das Gründer-Tandem aus Saxer Jay Beckenstein<br />

und Pianist Tom Schumann<br />

führte die Fusion-Könner aus Buffalo, New<br />

York State, schon durch zwei Dutzend Alben<br />

– wieder mal sprüht dies vor Einfällen<br />

und Spielwitz. Gitarrist Julio Fernandez ist<br />

auch schon im dritten Jahrzehnt dabei und<br />

spielt, neben feiner Rhythmusarbeit, durchdachte<br />

Soli voll untergründig lodernden<br />

Esprits. Im Latino-Genre fühlen sich die<br />

Fünf nach wie vor wohl: Fernandez glänzt<br />

bei den „Chileno Boys” mit klarem Gesang,<br />

den der relativ neue Drummer Bonny<br />

Bonaparte stützt; er schrieb den Genießer-<br />

Calypso “Sweet Ole Thing”. Beckensteins<br />

Sax schmeichelt sich in die Melodien ein,<br />

ist dabei über Easy Listening erhaben.<br />

“Khuda” gewinnt durch Arijit Singhs Vokalkünste.<br />

Keb’ Mo’ veredelt verträumt<br />

Danny O’Keefes “Last Call”, bevor Bassist<br />

Scott Ambush mit Tosin Aribisala (Perkussion)<br />

in “Dancing On Table Mountain” ein<br />

feuriges Finale liefert.<br />

(inak/inakustik, 11/60:54)<br />

utw<br />

AMSTERDAM KLEZMER<br />

BAND<br />

MOKUM<br />

Ein pumpender Kontrabass,<br />

hüpfende<br />

Akkordeontupfer,<br />

treibende Läufe mit<br />

Posaune,<br />

Trompete<br />

und Klarinette: Mit<br />

diesem Konzept hat<br />

sich ihdie Amsterdam Klezmer Band in jüngerer<br />

Zeit als eine der erfolgreichsten Formationen<br />

auf dem Gebiet der Klezmer- und<br />

Balkanmusik etabliert. Ihr voriges Album<br />

KATLA erhielt den Preis der Deutschen<br />

Schallplattenkritik; und “Son”, ein Stück<br />

vom Nachfolger MOKUM, läuft im Soundtrack<br />

der Film-Adaption von Wladimir Kaminers<br />

Bestseller „Russendisko”, die Ende<br />

März in die deutschen Kinos kommt. Mit<br />

ihrem Live-Album MOKUM (jiddischer<br />

Spitzname für Amsterdam) feiert die Combo<br />

ihr 15-jähriges Bestehen und bleibt<br />

ihrem Konzept der virtuosen, wodkalaunigen<br />

Partymusik treu. Gezondheid – und<br />

nastrov je!<br />

(Essay/Indigo, 16/69:57)<br />

frs<br />

BILLY COBHAM BAND<br />

LIVE IN LEVERKUSEN<br />

Auch mit bald 70<br />

Jahren im Kreuz versteht<br />

es Drum-Altmeister<br />

Billy Cobham<br />

immer noch,<br />

mit seinen Grooves<br />

auf der Bühne zu beeindrucken.<br />

id Die einstige Rhythmustriebsfeder<br />

des Mahavishnu Orchestra, auch als<br />

Miles-Davis-Sideman geradezu legendär,<br />

legt immer noch viel Dynamik an den Tag<br />

– beeindruckend demonstrierte er dies mit<br />

seiner sechsköpfigen Band beim Leverkusener<br />

Jazzfestival am 11. November 2010,<br />

als er ausschließlich mit Eigenkompositionen<br />

aufwartete, darunter Klassiker wie<br />

“Red Baron” “oder “Stratus” (jeweils mit<br />

Karibikflair). Die Mixtur aus Jazz, Latin<br />

und Fusion-Rock macht ihm immer noch<br />

keiner nach, auch nicht den Einsatz seiner<br />

Doublebass-Drum. Präzise und zugleich beseelt,<br />

spielfreudig, mit reichlich Interaktion<br />

aller Beteiligten – Cobham & Mitstreiter<br />

sind hier wahrlich in Bestform zu erleben.<br />

(BHM/Zyx, 9/77:57)<br />

pro<br />

CURTIS STIGERS<br />

LET‘S GO OUT TONIGHT<br />

Dieses luftige und doch so tiefschürfende<br />

Album könnte auch „Songs From A Room”<br />

heißen, wenn der Titel nicht durch Leonard<br />

Cohen besetzt wäre. Man hört dieser Produktion<br />

einfach an, dass nicht die Drums in<br />

L.A. und die Gitarre in Albuquerque draufkamen.<br />

Alles atmet die Charakteristik eines<br />

Raumes. Der singende Saxofonist und Ex-<br />

Popper Curtis Stigers hat die Regie diesmal<br />

wohlweislich in die Hände von Larry Klein<br />

Jazz & World <strong>Music</strong><br />

gelegt (Joni Mitchell, Madeleine Peroux).<br />

Mit seinem bewährten Hammond-Guru<br />

Larry Goldings und dem Drum/Perkussion-<br />

Zauberer Jay Bellerose gelingen Interpretationen<br />

von Stigers-Favoriten, sensibel<br />

„unterspielt” und bei aller Beiläufigkeit<br />

intensiv: Dylans “Things Have Changed”<br />

so klar wie abgeklärt, die stille Verzweiflung<br />

in Neil Finns Seitensprung-Saga “In<strong>to</strong><br />

Temptation” geradezu ansteckend greifbar.<br />

“This Bitter Earth” kennen einige von Dinah<br />

Washing<strong>to</strong>n: Stigers siedelte es eher<br />

countyesk an, und doch schafft er eine zarte<br />

Verbindung zu jenem American Songbook,<br />

ohne das er diesmal blendend auskommt.<br />

(Concord/Universal, 10/45:10) utw<br />

CHICK COREA & GARY<br />

BURTON<br />

HOT HOUSE<br />

Vor fast 40 Jahren,<br />

bei einem Jazzfestival<br />

im Rahmen der<br />

Olympischen Spiele<br />

in München, traten<br />

der Pianist Chick<br />

Corea und der Vibrafonist<br />

it Gary Bur<strong>to</strong>n als Solisten auf.<br />

Spontan spielten sie dabei eine gemeinsame<br />

Zugabe, deren Klasse den deutschen<br />

Produzenten Manfred Eicher so begeisterte,<br />

dass er die beiden zu einem gemeinsamen<br />

Album überredete. Der Erfolg von<br />

CRYSTAL SILENCE – so der Titel dieses<br />

Albums – und das blinde Verständnis füreinander<br />

sorgten im Laufe der Jahre für<br />

etliche gemeinsame, höchst erfolgreiche<br />

Veröffentlichungen. Für ihr neues Album,<br />

HOT HOUSE, haben sie sich zehn Songs<br />

ihrer Lieblingskomponisten ausgesucht,<br />

dabei aber darauf geachtet, dass diese<br />

Songs eher zu den unbekannten Stücken<br />

aus deren Oeuvre gehören. Auf Paul Mc-<br />

Cartneys “Eleanor Rigby” trifft dies natürlich<br />

kaum zu, doch Dave Brubecks<br />

“Strange Meadow Lark”, “Light Blue”<br />

von Thelonious Monk oder “Chega De<br />

Saudade” von Carlos Jobim sind tatsächlich<br />

Stücke, deren Bekann<strong>the</strong>it eher gering<br />

ist. Umso spannender dann, was Chick Corea<br />

und Gary Bur<strong>to</strong>n aus diesen Vorlagen<br />

herauszaubern.<br />

(Concord/Universal, 10/74:59) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

BEACH CLASSICS PRESENTED<br />

BY JOSÉ PADILLA<br />

Kaum werden die Tage längerer, erscheint<br />

schon eine vorzügliche Compilation, die<br />

sich den leichten und verführerischen<br />

Ethno-Jazzklängen widmet, wobei Samba,<br />

Bossa Nova, Partido Al<strong>to</strong>, aber auch eher<br />

klassischer Swing im Vordergrund stehen.<br />

Doch auch Balladen finden sich unter den<br />

insgesamt 22 Tracks. Chet Baker singt mit<br />

hauchzarter Stimme “I’ve Never Been In<br />

Love Before”, Big John Pat<strong>to</strong>n gibt sich<br />

bei “The Shadow Of Your Smile” sehr<br />

entspannt, während die Stimmung durch<br />

moderne Fusion (Donald Byrd), rasanten<br />

Bossa (Donald Byrd) und Samba (Dexter<br />

Gordon) angeheizt wird. Zwar erinnert das<br />

Cover mit der am Strand stehenden Bikini-<br />

Mieze zuerst an eine Billig-Compilation<br />

mit rechtefreiem Uralt-Jazz, doch hier wird<br />

mit jedem Song Qualität geboten. Klasse!<br />

(Blue Note/EMI, 10/55:50, 12/63:25) at<br />

Seite 54 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

LOREENA MCKENNITT<br />

TROUBADOURS ON THE RHINE<br />

Loreena McKennitt<br />

ist eine der derzeit<br />

erfolgreichsten Interpreten<br />

des keltischen<br />

Folk. Die kanadische<br />

Sängerin und Harfenistin,<br />

Nachfahrin<br />

irischer und schottischer Auswanderer,<br />

hat mehr als 14 Millionen Alben verkauft;<br />

wenn sie in diesem März und April durch<br />

Deutschland <strong>to</strong>urt, gastiert sie nicht in<br />

kleinen Pubs, sondern in großen Sälen wie<br />

der Frankfurter Alten Oper. Nach ihrem<br />

Erfolgs album THE WIND THAT SHAKES<br />

THE BARLEY (2010, D #28) veröffentlicht<br />

sie nun das Live-Album TROUBA-<br />

DOURS ON THE RHINE – ein vom SWR1<br />

in Mainz aufgezeichnetes Studiokonzert.<br />

Kein reines Unplugged-Album, doch im<br />

Vergleich zu ihren Studiowerken erklingen<br />

die in kleiner Triobesetzung mit Caroline<br />

Lavelle (Cello) und Brian Hughes (Gitarre)<br />

eingespielten Songs weniger aufgepeppt<br />

und intimer, wenngleich der Gitarrensyn<strong>the</strong>sizer<br />

mitunter wabernde Akkordteppiche<br />

legt. McKennitt interpretiert beliebte Songs<br />

aus ihrem Reper<strong>to</strong>ire wie das von ihr ver<strong>to</strong>nte<br />

Alfred-Tennyson-Gedicht “The Lady<br />

Of Shalott” oder die Traditionals “Bonny<br />

Portmore” und “The Bonny Swans” sowie<br />

– besonders eindringlich und schön – den<br />

irischen Rebellensong “The Wind That<br />

Shakes The Barley”.<br />

(Quinlan Road/edel, 9/44:30) frs<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

THIS ONE‘S FOR HIM:<br />

A TRIBUTE TO GUY CLARK<br />

Die Ausgangslage ist hier ja eindeutig: Mit<br />

Ausnahme des <strong>to</strong>ten Townes Van Zandt<br />

ist Guy Clark der bedeutendste texanische<br />

(Country-)Liedermacher der letzten 40 Jahre.<br />

Seit seinem epochalen Debüt OLD NO. 1<br />

(1975) hat er rund anderthalb Dutzend Alben<br />

veröffentlicht, von denen keines belanglos<br />

ist. Allerhöchste Tribut-Zeit also. Der vorliegende<br />

Doppeldecker vereint 30 Arbeiten von<br />

durchweg erstklassigen Kolleg(inn)en: Lyle<br />

Lovett, Ron Sexsmith, Rosanne Cash, Willie<br />

Nelson, Kevin Welch, Ramblin’ Jack Elliott,<br />

Joe Ely, Emmylou Harris, Steve Earle,<br />

Kris Kris<strong>to</strong>fferson, Jerry Jeff Walker, Suzy<br />

Boguss und andere mehr. Sie alle singen<br />

mit Hingabe und Präzision Guy Clarks berühmte<br />

„s<strong>to</strong>ry songs”, die von interessanten,<br />

packenden, zu Herzen gehenden Ereignissen<br />

berichten. Wobei es einerlei ist, ob diese au<strong>to</strong>biografisch<br />

oder klug erdacht sind. Clarks<br />

Lieder befassen sich mit den “Broken Hearted<br />

People”, “Better Days”, “Hemingway’s<br />

Whiskey”, mit dem “Instant Coffee Blues”,<br />

dem “L.A. Freeway” und den “Desperadoes<br />

Waiting For A Train”. Der Grund<strong>to</strong>n der<br />

Originale ist meist leicht elegisch und milde<br />

melancholisch, eher nachdenklich als forsch.<br />

Ihn zu verändern – ohne zu verwässern –,<br />

wäre eine derart schwierige Übung, dass sie<br />

hier bewusst unterbleibt. Eine Neudeutung<br />

des Clark-Werkes findet nicht statt, doch<br />

nichts wird dadurch schlechter oder gar überflüssig.<br />

Die beiden CDs kann man in einem<br />

Zug durchhören, ohne dass Ermüdung oder<br />

Überdruss drohen.<br />

(Icehouse <strong>Music</strong>/Import, 15/62:12,<br />

15/62:14) hjg<br />

TONY COX<br />

MY AFRICAN HEART<br />

Im heimischen Südafrika ist der weiße<br />

Gitarrist und Komponist Tony Cox ein<br />

gefeierter Star der Weltmusik; bereits<br />

mehrfach war er South-African-<strong>Music</strong>-<br />

Award-Gewinner. Sein neues Album, das<br />

er mit zahlreichen schwarzen und weißen<br />

Kollegen rein instrumental einspielte,<br />

zeigt, weshalb er geachtet und geehrt wird.<br />

MY AFRICAN HEART bringt eine schöne<br />

Mischung aus Jazz, Blues, klassischen<br />

Reminiszenzen an afrikanischen Musikstile,<br />

wobei rhythmische Feuerwerke,<br />

hypnotische Bläser, gemächlich pochende<br />

Perkussion und entspanntes Fingerstyle-<br />

Gitarrenspiel zu einer Einheit finden. In<br />

den besten Momenten erinnert das an Paul<br />

Simons GRACELAND, bei den nicht ganz<br />

so geglückten Tracks wird immer noch anständig<br />

unterhaltende Musik für Cocktailbegleitete<br />

Feierabende auf der spätsommerlichen<br />

Terrasse geboten.<br />

(Acoustic <strong>Music</strong>/Rough Trade,<br />

12/55:03) hjg<br />

JAY FARRAR, WILL JOHN-<br />

SON, ANDERS PARKER &<br />

YIM YAMES<br />

NEW MULTITUDES<br />

Woody<br />

Guthries<br />

Tochter Nora sorgte<br />

für die Initialzündung<br />

zu diesem Album, als<br />

sie die vier Songwriter<br />

Jay Farrar (Son<br />

Volt, Uncle Tupelo),<br />

Will Johnson (South San Gabriel, Cen<strong>to</strong>-<br />

Matic), Anders Parker (Gob Iron, Varnaline)<br />

und Yim Yames (My Morning Jacket)<br />

dazu einlud, in die Tiefen der Guth rie-<br />

Archive abzutauchen. Beim Durchstöbern<br />

alter Notizbücher und Aufzeichnungen von<br />

Folk-Legende Woody Guthrie stießen sie in<br />

jahrelanger Arbeit (der erste Besuch fand<br />

2005 statt) auf eine Fülle an Texten, halbfertigen<br />

S<strong>to</strong>rys oder wild durcheinander<br />

gewürfelte Ideensammlungen. Für NEW<br />

MULTITUDES haben die vier (eigentlich<br />

als nicht ganz einfache Individuen bekannten)<br />

Musiker nun zusammen die Melodien<br />

für die Guthrie-Texte komponiert.<br />

Einfach, ruhig und unspektakulär rückt ihr<br />

Americana somit Geschichten in den Vordergrund,<br />

die zwar aus einer anderen Zeit<br />

stammen, bis heute aber nichts von ihrer<br />

Relevanz verloren haben.<br />

(Rounder/Universal, 12/49:25) us<br />

Country & Folk<br />

JEFFREY FOUCAULT<br />

COLD SATELLITE<br />

Für COLD SATELLITE hat der Singer/<br />

Songwriter aus Whitewater, Wisconsin,<br />

erstmals alle Songs eines kompletten Albums<br />

zusammen mit einer Schriftstellerin<br />

erschaffen: Jeffrey Foucault sorgte für<br />

die Musik, Lisa Olstein war für die Texte<br />

verantwortlich. Gleich zu Beginn, mit<br />

“Deserter’s Information Center”, zerstreuen<br />

die beiden mit grandiosen Wechselspielen<br />

zwischen Ballade und Rocksong jeglichen<br />

Zweifel am Sinn einer solchen Kooperation<br />

– selten einen besseren Opener gehört.<br />

So ähnlich geht es dann weiter, interessant<br />

vor allem, auf welch breites musikalisches<br />

Spektrum der Foucaultische Klangkosmos<br />

zwischenzeitlich angewachsen ist. Balladeske,<br />

einfühlsame Töne, dunkel drohende,<br />

verzerrte E-Gitarrenausbrüche, elegischer<br />

Alternative Country, erdiger Roots-Rock –<br />

umgesetzt von einer kleinen, aber gewohnt<br />

feinen Studiobesatzung. Ein Top-Americana-Album.<br />

(CRS/inakustik, 12/51:35)<br />

us<br />

MARTIN SIMPSON<br />

PURPOSE + GRACE<br />

Die lange Karriere<br />

des Briten<br />

Martin<br />

Simpson<br />

(*5.5.1953)<br />

umfasst so unterschiedliche<br />

(Ses sion-)Stationen<br />

wie Steeleye Span, June Tabor, Hot<br />

Vultures, David Hidalgo (Los Lobos) und<br />

Jools Holland. Und immer wieder hat er<br />

seit 1976 auch Alben unter eigenem Namen<br />

veröffentlicht, unter denen PURPOSE +<br />

GRACE Nr. 18 ist. In den UK-Charts landete<br />

er damit auf Platz 106 – nicht wenig<br />

für eine Platte, die zu größten Teilen aus<br />

(ur)alten Traditionals und Kompositionen<br />

aus der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts<br />

besteht: “Bro<strong>the</strong>r Can You Spare A<br />

Dime”, “Little Liza Jane”, “In The Pines”,<br />

“Bold General Wolfe”, “Lakes Of Ponchartrain”,<br />

“Bad Girl’s Lament” ... Aus neuerer<br />

Zeit stammen hingegen Richard Thompsons<br />

“Strange Affair”, Bruce Springsteens<br />

“Bro<strong>the</strong>rs Under The Bridge” und Simpsons<br />

Eigenwerk “Banjo Bill”. Diese überaus<br />

sorgfältige Songauswahl hat Simpson<br />

mit beseeltem Gesang, exquisitem Gitarren-<br />

und Banjozupfen und der uneigennützigen<br />

Hilfe von gleich gepolten Freunden<br />

wie Richard Thompson, Dick Gaughan, B.J.<br />

Cole, June Tabor und Jon Boden realisiert.<br />

Entstanden ist ein Album zum intensiven Zuhören,<br />

wobei sich der Genuss noch deutlich<br />

steigert, wenn man Simpsons außergewöhnlich<br />

erhellende Erläuterungen zu jedem Song<br />

in den Liner-Notes parallel mitliest.<br />

(Topic/Rough Trade, 13/57:38) hjg<br />

THE HILLMEN<br />

THE HILLMEN<br />

Erneut werden die für Byrds-Fans unentbehrlichen<br />

Bluegrass-Aufnahmen vorgelegt,<br />

die Chris Hillman 1963/64 mit Vern<br />

Gosdin (g, lead-voc), dessen Bruder Rex (b,<br />

tenor-voc) sowie Don Parmley (banjo, bari<strong>to</strong>ne-voc)<br />

unter der Regie von Jim Dickson<br />

einspielte. Der damals 19-jährige Hillman<br />

spielte noch nicht Bass, sondern Mandoline,<br />

taucht als Komponist nur bei “Blue<br />

Grass Chopper” auf und sang nur einen<br />

Song, den allerdings besten hier, Dylans<br />

“When The Ship Comes In”. Doch auch die<br />

übrigen Lieder sind mit ihrer Mischung aus<br />

Gosdin-Kompositionen sowie Songs von<br />

Woody Guthrie, Pete Seeger, Bob Dylan,<br />

Maybelle Carter und Bill Monroe feinste<br />

Ware. Sie wurden von dem jungen Quartett<br />

in adäquater Qualität, nämlich temporeich<br />

und temperamentvoll realisiert, wobei auf<br />

den Plätzen zwei und drei “Roll On Muddy<br />

Water” und “Ranger’s Command” zu<br />

finden sind. Es ist schon erstaunlich, mit<br />

welcher Selbstverständlichkeit Chris Hillman<br />

den Sprung vom munteren Bluegrass-<br />

Mandolinenzupfer zum meist s<strong>to</strong>isch spielenden<br />

Byrds-Bassisten schaffte. Solche<br />

Wandlungsfähigkeit ist ein sicheres Kenn-<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 55


CD REVIEWS Country & Folk<br />

zeichen von Spitzenmusikern! Die hier vorliegende<br />

Kollektion gab es schon mal 1995<br />

auf Sugar Hill; leider wurde der damalige<br />

18. Song, “Fair And Tender Ladies”, diesmal<br />

weggelassen. Dafür gibt es diesmal ein<br />

klar besseres Booklet.<br />

(Floating World/Soulfood, 17/44:42) hjg<br />

STEELEYE SPAN<br />

NOW WE ARE SIX AGAIN<br />

Steeleye Span gehörten<br />

zu den stilbildenden<br />

Bands<br />

der britischen Folk-<br />

Rockszene<br />

und<br />

lieferten 1974 mit<br />

NOW WE ARE<br />

SIX einen Genre-Meilenstein, frisch um<br />

einen Schlagzeuger verstärkt, produziert<br />

von Jethro Tulls Ian Anderson und geadelt<br />

durch ein Saxfonsolo David Bowies. Splits<br />

und Reunions folgten, 37 Jahre später taten<br />

sich die Gründungsmitglieder Maddy Prior<br />

(voc), Rick Kemp (b, voc) und Peter Knight<br />

(v, keys) wieder zusammen und stimmten<br />

mit Neumitgliedern das damalige Album<br />

während ihrer 2011er Frühjahrs<strong>to</strong>ur erstmals<br />

in voller Länge live an. Dabei lehnten<br />

sie sich eng an die Vorlagen an, demonstrierten<br />

auf handwerklich hohem Niveau<br />

die zeitlose Güte der Songs – ein perfekter<br />

Einstieg, um die traditionsreiche Formation<br />

kennen zu lernen. Zumal eine zweite<br />

CD mit Favoriten und weniger bekannten<br />

Songs aus dem reichhaltigem Fundus gibt.<br />

(Park Records/Broken Silence,<br />

10/42:39, 11/51:17) pro<br />

LUKE ROBERTS<br />

THE IRON GATES AT THROOP<br />

AND NEWPORT<br />

Eine schrammelige Westerngitarre und<br />

dann diese brüchige, nahegehende Stimme,<br />

die mit entwaffnender Offenheit vom ersten<br />

Satz an („I don’t want you anymore”)<br />

gefangennimmt: Luke Roberts’ zweites<br />

Album bedeutet gegenüber dem Debüt BIG<br />

BELLS AND DIME SONGS einen gewaltigen<br />

Fortschritt. Auf THE IRON GATES<br />

AT THROOP AND NEWPORT sind die<br />

Songs des jungen Sänger/Songschreibers<br />

und Gitarristen aus Brooklyn um einiges<br />

abwechslungsreicher arrangiert. Aufgenommen<br />

wurde das Album in Nash ville,<br />

wo auch schon Neil Young seinen Klassiker<br />

HARVEST einspielte. Und in der Tat<br />

fühlt man sich bei den country-folkigen, reduziert<br />

instrumentierten Songs (Akustikgitarre,<br />

Fiddle, Mandoline, wenig Drums und<br />

E-Gitarre) an Youngs rootsigere Werke erinnert.<br />

Doch eigentlich braucht es den Vergleich<br />

mit dem kanadischen Songwriter-<br />

Giganten gar nicht, denn mit THE IRON<br />

GATES ... emanzipiert sich Roberts und<br />

macht deutlich, dass auch ihm ein goldene<br />

Zukunft gehören könnte.<br />

(Thrill Jockey/Rough Trade, 9/40:41) frs<br />

NANCI GRIFFITH<br />

INTERSECTION<br />

Natürlich hat sich Nanci Griffith nach 20<br />

Alben und über 200 selbst komponierten<br />

Stücken einen eigenen Stil erarbeitet, dem<br />

sie auch auf INTERSECTION treu bleibt.<br />

Souverän klingende Songs zwischen Folk<br />

und Country, die sich weder am glatten<br />

Nashville-Sound noch an den wesentlich<br />

raueren Klängen des Alternative Country<br />

anbiedern, sondern sich irgendwo in der<br />

Mitte ansiedeln – wie immer unterstützt<br />

von einer hochklassigen Studiocrew. Einige<br />

neue Titel gibt es zu hören, bekannte<br />

Lieder wie “Just Ano<strong>the</strong>r Morning Here”<br />

und “Bad Seed” erhielten einen frischen<br />

Anstrich , dazu noch geschickt gewählte<br />

Cover-Versionen von Blaze Foley (“If I<br />

Could Only Fly”), Loretta Lynn (“High On<br />

A Mountain Top”) und Ron Davies (“Waiting<br />

On A Dark Eyed Gal”). Und auch wenn<br />

dieses Album ohne viele Überraschungen<br />

daherkommt, sind diese immer noch zahlreicher<br />

als die Enttäuschungen.<br />

(Proper/Rough Trade, 12/36:48) tk<br />

DUANE EDDY<br />

TWANGIN’ FROM PHOENIX TO<br />

L.A. – THE JAMIE YEARS<br />

Die<br />

erfolgreichen<br />

Instrumental-Beatbands<br />

der 50er Jahre,<br />

von Johnny & The<br />

Hurricanes über die<br />

Ventures bis zu den<br />

Shadows, hätte es<br />

ohne einen genialen Musiker, der ihnen<br />

den Weg ebnete, nicht gegeben: Duane<br />

Eddy. Gerade mal 20 Jahre alt, wurde das<br />

ruhige und schüchterne Talent von Produzent<br />

Lester Sill als Sessionmusiker für<br />

Lee Hazlewood verpflichtet, wo er im<br />

Schlepptau von Phoenix’ Gitarrenlegende<br />

Al Casey für den richtigen Twang sorgen<br />

sollte. Mittels allerlei (und tagelangem)<br />

Herumexperimentierens – so jagten sie<br />

Eddys Gretsch-Töne durch einen völlig<br />

übersteuerten Bass-Verstärker und nutzten<br />

einen leeren Getreidesilo als Echomaschine<br />

– entstand endlich der Gitarrensound,<br />

der die empfindlichen Ohren der Herren<br />

Sill und Hazlewood zufriedenstellte. So<br />

widmete Hazlewood den ersten Hit dieser<br />

Zusammenarbeit, “Movin’ & Groovin’”,<br />

„<strong>to</strong> Duane Eddy and his twangy guitar”.<br />

Mit einer 5-CD-Box im LP-Format blickt<br />

Bear Family Records gewohnt ausführlich<br />

zurück auf diese Zeit, liefert alle Stücke,<br />

die der Gitarrist seinerzeit für das Jamie-<br />

Label einspielte. Mit dabei bei den 148<br />

Titeln natürlich alle Hits aus dieser Zeit,<br />

darunter “Rebel Rouser”, “Peter Gunn”,<br />

“Cannonball”, “Forty Miles Of Bad Road”,<br />

“Shazam!” und “Because They’re Young”.<br />

Mit dabei aber auch die erste Aufnahme<br />

von Jimmy (Delbridge) und Duane, frühe<br />

(teilweise obskure) Versionen späterer Hits<br />

(“Ramrod”, “Caravan”) sowie rare Nummern<br />

anderer (Gesangs-)Künstler, die ihre<br />

Songs mit Eddys charakteristischer Twang-<br />

Gitarre würzten. Vorbildlich auch das voluminöse,<br />

84-seitige Hardcover-Begleitbuch<br />

mit einer kompletten Discographie sowie<br />

ausführlichen Features (u.a. vom Musikhis<strong>to</strong>riker<br />

John P. Dixon aus Phoenix), wunderschön<br />

garniert mit einer Unzahl an seltenen,<br />

oft bisher unveröffentlichten Fo<strong>to</strong>s.<br />

Ein besonderes Lob muss man auch Bob<br />

Jones, dem Produzenten dieser Wiederveröffentlichungen<br />

aussprechen: Sowohl die<br />

(wenigen) Mono-Aufnahmen als auch die<br />

(vielen bisher unveröffentlichten) Stereo-<br />

Abmischungen erklingen in einer Tonqualität,<br />

wie man sie bei Musik aus dieser Zeit<br />

nur höchst selten erlebt.<br />

(Bear Family, 5 CDs)<br />

us<br />

JUDY COLLINS<br />

BOHEMIAN<br />

Das pompöse Barock-Cover und der Titel<br />

BOHEMIAN geben die musikalische Richtung<br />

vor, in die Judy Collins mit ihrem neuen<br />

Album unterwegs ist. In “Morocco” erzeugt<br />

sie mit Gastsängerin Ollabelle wunderschön<br />

mystische Stimmungen, gefühlvoll erhaben<br />

das Jaques-Brel-Chanson “The Desperate<br />

Ones”, schlicht traumhaft “Cactus Tree”, das<br />

Duett mit Shawn Colvin. Lässt bei Eigenkompositionen<br />

(& Texten) wie der Aufarbeitung<br />

des Todes ihrer Mutter (“In The Twilight”) sowie<br />

ihres Sohnes Clark (“Wings Of Angels”)<br />

tief in ihr Innerstes blicken, zeigt mit dem<br />

Woody-Guthrie-Song “Pastures Of Plenty”<br />

sowie dem Traditional “All The Pretty Horses”<br />

ihr zeitloses Folk-Können – zusammen<br />

mit einer Begleitband, die mit Musikern wie<br />

Russ Walden (keys), Larry Campbell (g) und<br />

Tony Levin (b) exquisit besetzt ist.<br />

(Wildflower Records/Warner,<br />

11/43:56) us<br />

WADE RAY<br />

IDAHO RED<br />

Obwohl der 1998<br />

vers<strong>to</strong>rbene Wade<br />

Ray beim breiten<br />

Publikum nie die<br />

Bekann<strong>the</strong>it<br />

von<br />

Kollegen wie Bob<br />

Wills oder Spade<br />

Cooley erreichte – in Musikerkreisen genoss<br />

das langjährige Mitglied von Willie Nelsons<br />

Begleitband höchste Anerkennung. Grund<br />

dafür war die enorme Wandlungsfähigkeit,<br />

mit der der Sänger und Fiddlespieler nicht nur<br />

in allen Country-Stilen zu Hause war, sondern<br />

auch als Performer von Rock-, Pop- und<br />

Jazzsongs glänzen konnte. Fast alle der auf<br />

IDAHO RED versammelten Titel sind CD-<br />

Premieren, besonders rar natürlich die zwei<br />

Aufnahmen, die er (nach seiner RCA-Zeit)<br />

für Fabor Records machte. Klasse auch die<br />

Western-Swing-Stücke, bei denen Ray von<br />

Musikern wie Chet Atkins, Jimmy Bryant und<br />

Owen Bradley unterstützt wurde, die zusammen<br />

mit Pianist Billy Liebert entstandene Trucker-Hymne<br />

“Idaho Red” sowie die Songs, bei<br />

denen Noel Boggs an der Steelguitar zu hören<br />

ist. Rich Kienzle ist für den ausführlichen<br />

Booklet-Text verantwortlich, Bear-Family-<br />

Chef Richard Weize und Russ Wapensky für<br />

die gewohnt detaillierte Discographie.<br />

(Bear Family, 30/74:04)<br />

us<br />

DOWNTOWN RAMBLERS<br />

ON THE OTHER SIDE OF THE<br />

CITY<br />

2005 starteten Emelie Junsten (voc), Pär<br />

Öjerot (g, voc), Oskar Reuter (g, man, voc),<br />

Martin Blomberg (ban, voc) und Karl Annerhult<br />

(b) aus Göteborg als Cover-Band.<br />

Spielten Bluegrass à la Alison Krauss’ Union<br />

Station so au<strong>the</strong>ntisch gut, dass man sie<br />

bald darauf als Skandinavien-Botschafter<br />

zu zahlreichen Festivals in die Bluegrass-<br />

Hochburgen Holland und USA einlud. Ihrem<br />

2008er Debüt DOWNTOWN RAMBLERS<br />

lassen sie jetzt mit ON THE OTHER SIDE<br />

OF THE CITY ein Album voller selbst geschriebener<br />

Songs folgen. Luftig und filigran<br />

kommt ihre jung erfrischende Bluegrass-<br />

Variante daher, lebt weniger von ausgefeilten<br />

Gesangsharmonien als von virtuosen Einzeldarbietungen<br />

an Banjo, Pedalsteel, Fiddle<br />

Seite 56 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

oder Mandoline. Wie hoch das Ansehen der<br />

Down<strong>to</strong>wn Ramblers zwischenzeitlich ist,<br />

zeigt der Name des Gastsängers auf “Be My<br />

Baby Still”: Kein Geringerer als Nashville-<br />

Ass Tim O’Brien gibt sich da die Ehre.<br />

(Dtr <strong>Music</strong> Production/Import,<br />

11/36:05) us<br />

TOM GILLAM<br />

RUSTIC BEAUTY<br />

Mit RUSTIC BEAU-<br />

TY kehrt Tom Gillam<br />

wieder zurück in die<br />

Jahre, als er sich seine<br />

Meriten als klasse<br />

Gitarren-Sideman<br />

noch nicht erspielt<br />

hatte. htt Denn die meisten it Roots-Rock-Fans<br />

werden ihn hauptsächlich als Interpret von<br />

krachenden Rocksongs kennen oder als den<br />

hervorragenden Slidegitarristen aus Joseph<br />

Parsons’ Tourband. Nach seiner im letzten<br />

Jahr selbst zusammengestellten Karriererückschau<br />

BETTER THAN THE REST hat<br />

Gillam nun wieder die Musik für sich entdeckt,<br />

mit der er in den 70er Jahren seine ersten<br />

musikalischen Gehversuche unternahm.<br />

Entspannter Westcoast-Country, oft nur getragen<br />

von einer akustischen Gitarre, Bass<br />

und sanfter Orgeluntermalung, nur selten<br />

wird das Tempo angezogen, ab und zu gibt es<br />

noch E-Gitarre, Pedalsteel, Fiddle oder eine<br />

Trompete zu hören. Neben eigenen Songs<br />

zeigt Gillam seine Klasse auch bei ausgewählten<br />

Cover-Versionen von Terri Hendrix,<br />

Richie Furay und Stephen Stills.<br />

(Blue Rose/Soulfood,<br />

12/42:44) us<br />

MICHAEL FITZ<br />

WENN I SCHAUG ...<br />

... so heißt die neue Doppel-CD von Michael<br />

Fitz. Verteilt über das letzte Jahr hat<br />

er so viele Ideen zu Songs entwickelt, dass<br />

ein Tonträger gar nicht mehr ausreichte. Hat<br />

Gemütszustände, Stimmungen und Befindlichkeiten<br />

in manchmal wunderbare, manchmal<br />

anstrengende, manchmal entwaffnend<br />

ehrliche Worte gefasst. Hat dazu Musik geschrieben,<br />

die sich nur schwer in Kategorien<br />

einteilen lässt, die genauso lieblich klingen<br />

kann, wie sie im nächsten Lied wütend <strong>to</strong>bt,<br />

die ein enormes emotionales Spektrum abdeckt.<br />

Auch die Stimme von Michael Fitz<br />

passt sich diesen Berg- und Talfahrten an,<br />

liefert von Krächzen über Grummeln und<br />

Raunen bis zu herzerweichendem Schmalz<br />

alle nur denkbaren Facetten. Höchst gelungen<br />

auch die instrumentale Umsetzung der<br />

Lieder, von den einsamen Klängen einer<br />

Akustikgitarre bis zur orchestralen Vollbedienung<br />

wurde jedem Musikstück das passende<br />

Gewand auf den Leib arrangiert.<br />

(Wolke Musik/Cargo, 11/44:37,<br />

10/46:44) us<br />

CARUS THOMPSON<br />

COVER SONGS<br />

Der australische Singer/Songwriter wurde<br />

zum gern gesehenen Gast auf deutschen und<br />

britischen Bühnen – so verwundert es nicht,<br />

dass er eine kleine Party in den Solinger<br />

Tube Temple Studios für diese Platte ausrichtete:<br />

Hommage an Vorbilder „down under”<br />

– allen voran der Geschichtenerzähler<br />

Paul Kelly, unvergessen mit seinen Messengers<br />

– mit dessen zartem, melancholischen


CD<br />

“Nukkayama” eröffnet wird – und Neil<br />

Murray und seiner Warumpi Band (nicht der<br />

Whitesnake-Bassist): “My Island Home” beschwört<br />

statt des Outbacks die Meeresnähe.<br />

Für Thompson sind diese Songs Traditionals,<br />

so interpretiert er sie auch. Die Triffids und<br />

Cold Chisel sind hier bekannt, so werden<br />

Thompsons feine Versionen von David Mc-<br />

Combs “Wide Open Road” und Don Walkers<br />

“KheSanh” neugierig machen. Frecher Tipp:<br />

“Please Don’t Ask Me To Smile” vom „australischen<br />

Keith Richards”, Tim Rogers.<br />

(Valve Records/New <strong>Music</strong><br />

Distribution, 13/65:59)<br />

utw<br />

RED SIMPSON<br />

HELLO, I’M RED SIMPSON<br />

Am bekanntesten<br />

durch seinen 1972er<br />

Hit “I’m A Truck”,<br />

machte sich Red<br />

Simp son vor allem<br />

durch seine Asphalthymnen<br />

einen<br />

Namen in der Welt der Countrymusik. Es<br />

war vor allem er, der mit seinen Songs das<br />

romantische Bild des Straßencowboys unter<br />

die Leute brachte. Geboren im kalifornischen<br />

Bakersfield, wurde Simpson ziemlich<br />

schnell zu einer Hauptfigur der dortigen<br />

Honky-Tonk-Szene mit Musikern wie Merle<br />

Haggard, Buck Owens, Tommy Collins und<br />

Wynn Stewart. Gemeinsam kreierten sie den<br />

legendären Bakersfield-Sound, bei dem Simpson<br />

erstens durch sein variables Spiel an zahlreichen<br />

Instrumenten und zweitens durch sein<br />

außergewöhnliches Talent als Songschreiber<br />

im Mittelpunkt stand. Alleine Buck Owens<br />

und Merle Haggard spielten zusammengenommen<br />

mehr als 40 seiner Kompositionen<br />

ein, darunter erfolgreiche Top-10-Hits wie<br />

“Kansas City Song”, “Sam’s Place”, “Gonna<br />

Have Love” und “You Don’t Have Very Far<br />

To Go”. Beginnend mit den ersten Aufnahmen<br />

für das lokale Label Tally Records über<br />

sämtliche Titel seiner sieben LPs für Capi<strong>to</strong>l<br />

bis zu den Stücken, die er gegen Ende seiner<br />

Karriere für unterschiedliche Plattenfirmen<br />

einspielte, enthält die 5-CD-Box HELLO, I’M<br />

RED SIMPSON somit alle Songs, die er von<br />

1957 bis 1984 aufnahm. Musik, die seit Jahrzehnten<br />

nicht mehr erhältlich ist, Dutzende<br />

von Songs, die erstmals auf CD erscheinen,<br />

18 bisher unveröffentlichte Demo-Aufnahmen<br />

sowie zahlreiche Simpson-Fassungen<br />

von Buck-Owens- und Merle-Haggard-Songs<br />

zeigen die his<strong>to</strong>rische Dimension dieser Box,<br />

die weit über eine herkömmliche Anthologie<br />

hinausgeht. Ein großformatiges Hardcoverbuch<br />

mit einer detaillierten und ausgezeichnet<br />

bebilderten Biografie von Scott B. Bomar sowie<br />

die Bear-Family-obliga<strong>to</strong>rische Discographie<br />

lassen auch in Sachen Begleitdokumentation<br />

keinerlei Wünsche offen, sorgen für das<br />

passende Zusatzmaterial für Red Simpsons<br />

Musik, die schon Gefahr lief, so langsam in<br />

Vergessenheit zu geraten.<br />

(Bear Family, 5 CDs)<br />

us<br />

LEEROY STAGGER<br />

RADIANT LAND<br />

Mit dem Trio ESP (Eas<strong>to</strong>n, Stagger, Phillips)<br />

tauchte Leeroy Stagger vor ein paar<br />

Jahren mit Lagerfeuer-Romantik und Backporch-Feeling<br />

erstmals auf der Americana-<br />

Landkarte auf. Mit regelmäßigen (Solo-)<br />

Veröffentlichungen hat er sich sei<strong>the</strong>r einen<br />

Country & Folk<br />

hervorragenden Ruf bei Roots-Rock-Fans erspielt,<br />

wird wahlweise mit John Mellencamp,<br />

Ryan Adams oder Steve Earle verglichen.<br />

Was ihn aber nicht davon abhält, mit RADI-<br />

ANT LAND ein Album zu veröffentlichen,<br />

auf dem der Kanadier – trotz der prominenten<br />

Vergleiche – sein eigenes Ding durchzieht,<br />

auf dem er in gut bewährter Weise Alternative<br />

Country, Heartland-Rock, Singer/Songwriter-Folk<br />

und Gitarren-Pop mitein ander<br />

verbindet. Aufgenommen in nur zwei Tagen,<br />

an denen Stagger mit seiner Tourband in<br />

Nash ville pausierte, hört man den Songs diese<br />

unverkrampfte Herangehensweise an. Anspieltipps:<br />

der lässige Gitarrenkracher “Dirty<br />

Windshields” sowie das karg akustische Liebeslied<br />

“For The Love Of You”.<br />

(Blue Rose/Soulfood, 10/38:53) us<br />

MICHAEL CHAPMAN<br />

RAINMAKER<br />

RAINMAKER, das<br />

Debüt des britischen<br />

Folkgitarristen<br />

Michael<br />

Chapman,<br />

erschien 1969 auf<br />

dem<br />

progressiven<br />

Harvest-Label.<br />

Gleich zu Beginn gibt es mit “It Didn’t<br />

Work Out” einen der bekanntesten Titel,<br />

bei dem noch dazu eine Handvoll der legendärsten<br />

Musiker aus dieser Ära zu hören<br />

sind. Gitarrist Clem Clempson, damals<br />

bei der Prog-Band Bakerloo, kurz darauf<br />

bei Colosseum und dann bei Humble Pie,<br />

Schlagzeuger Aynsley Dunbar, dessen<br />

Trommelkunst schon von John Mayall,<br />

Eric Burdon, Frank Zappa oder Lou Reed<br />

in Anspruch genommen wurde, sowie der<br />

Locomotive-Keyboarder Norman Haines;<br />

im Laufe des Albums stießen noch die in<br />

Folkkreisen bestens bekannten Bassisten<br />

Danny Thompson und Rick Kemp dazu.<br />

Musikalisch wechselten sich akustische<br />

Gitarrenstücke mit psychedelischen Rocksongs<br />

ab. Das remasterte Album klingt<br />

klarer, aber auch etwas höhenlastiger als<br />

die seit längerem vergriffene 1997er CD-<br />

Version, drei der sechs Bonus-Tracks waren<br />

bisher unveröffentlicht.<br />

(Light In The Attic/Cargo, 17/69:28) us<br />

RED BLOOMS<br />

NO PLACE LIKE HOME<br />

Nicht nur aus den Weiten des amerikanischen<br />

Westens kommen die bisher relativ<br />

unbekannten Künstler, die ihre Heimat<br />

beim kleinen, dafür aber um so feineren<br />

Americana-Label Cactus Rock Records<br />

fanden. Die Red Blooms kommen aus<br />

Leipzig und spielen eine frisch lebendige<br />

Mischung aus Bluegrass, (Irish) Folk und<br />

Singer/Songwriter-Pop. Im Mittelpunkt dabei<br />

die charismatische Frontfrau Anna Reiland,<br />

ihr zur Seite stehen mit Alex Wurlitzer<br />

(g), Silas (b) und Maria Hofmüller (dr)<br />

sowie Ambrosius an der Fiddle klasse Musiker,<br />

die die Songs genau mit der richtigen<br />

Dosis Virtuosität zu spielen wissen. Im Gegensatz<br />

zu vielen ähnlichen Bands können<br />

es sich die Red Blooms locker leisten, auf<br />

Cover-Versionen oder Traditionals zu verzichten,<br />

ihre Songs klingen so gut und so<br />

au<strong>the</strong>ntisch, dass man ihnen auch in dieser<br />

Hinsicht nur gratulieren kann.<br />

(www.cactusrock-records.com,<br />

10/53:41) us<br />

<br />

A SOLITARY<br />

MAN Tour 2012<br />

special guest:<br />

Andy Tyler<br />

PRÄSENTIERT VON KBK GMBH<br />

<br />

22.03. Berlin 28.03. Frankfurt<br />

23.03. Hamburg 29.03. Hannover<br />

24.03. Leipzig 30.03. München<br />

27.03. Köln 3 1.03. Freiburg<br />

05.06.12 München<br />

06.06.12 Leipzig<br />

07.06.12 Berlin<br />

10.06.12 Hamburg<br />

1 5.1 1. Köln<br />

1 6.1 1. Bremen<br />

1 7.1 1. Hannover<br />

20.11. Kiel<br />

22.1 1. Frankfurt<br />

23.11. Oberhausen<br />

www.jonathanjeremiah.com<br />

15.03.12 München 22.03.12 Hannover<br />

16.03.12 Stuttgart 23.03.12 Nürnberg<br />

17.03.12 Dresden 25.03.12 Bielefeld<br />

18.03.12 Leipzig 26.03.12 Hamburg<br />

20.03.12 Berlin 27.03.12 Köln<br />

21.03.12 Frankfurt<br />

24.11. Hamburg<br />

26.11. Leipzig<br />

27.11. Berlin<br />

29.11. Augsburg<br />

30.11. München<br />

01.12. Stuttgart<br />

Women of <strong>the</strong> World<br />

Festival Frankfurt/Main<br />

18. bis 25. März 2012<br />

<br />

+ special guests<br />

18.05. Leipzig *<br />

19.05. Bad Segeberg **<br />

17.08. Bochum ***<br />

18.08. Kamenz<br />

08.11.Gießen<br />

09.11.Regensburg<br />

Deutschland-Tournee zum<br />

50-jährigen Bandbestehen:<br />

Beach Boys spielen mit ihrem<br />

Hitkomponisten Brian Wilson<br />

drei Exklusiv-Shows im<br />

August 2012<br />

03.08.12 Berlin<br />

04.08.12 Stuttgart<br />

05.08.12 Mönchengladbach<br />

14.08. Wismar<br />

15.08. Celle<br />

17.08. Gotha<br />

18.08. Merkers<br />

21.08. Hanau<br />

22.08. Fulda<br />

24.08. Mainz<br />

25.08. Mosbach<br />

27.08. Klaffenbach<br />

Tour 2012<br />

10.11.Frankfurt<br />

11.11.Stuttgart<br />

14.11. Berlin<br />

16.11.Köln<br />

17.11.Aurich<br />

* mit The Baseballs / ** mit Torfrock<br />

*** mit Klimmstein<br />

29.08. Bamberg<br />

01.09. Landshut<br />

03.09. Potsdam<br />

04.09. Neubrandenburg<br />

06.09. Magdeburg<br />

07.09. Iserlohn ausverkauft<br />

10.09. Hameln<br />

11.09. Lingen<br />

13.09. Dortmund<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite<br />

<br />

57


CD<br />

REVIEWS<br />

BLACK BLITZ<br />

BORN TO ROCK<br />

Sowohl der Bandname als auch der Albumtitel<br />

weisen die Richtung, und spätestens<br />

nach den ersten Tönen von BORN TO<br />

ROCK dürfte klar sein, wer Pate stand für<br />

die Musik von Black Blitz: AC/DC heißen<br />

die Vorbilder des Münchner Trios, wobei<br />

sich die drei jungen Musiker eher an den<br />

letzten Alben der Australier orientieren.<br />

Also kaum Boogie- oder Bluesanleihen,<br />

dafür heftige Riff-Gewitter und Power-<br />

Heavy-Metal der alten Schule.<br />

(Art Connect Records/<br />

www.blackblitz.de, 11/34:57) us<br />

DION<br />

TANK FULL OF BLUES<br />

“Dion gets <strong>the</strong> Blues” – schon 2006 bewies<br />

Dion (DiMucci) mit BRONX IN BLUE<br />

seine tiefe Liebe zum Blues. Auch 2012,<br />

mit TANK FULL OF BLUES, geht es für<br />

den erfolgreichen Musiker nicht zurück<br />

zu 50er/60er Hits wie “The Wanderer”,<br />

“Runaround Sue” oder “Ruby Baby”. Dafür<br />

zeigt er mit elf Eigenkompositionen,<br />

dass die Helden seiner Jugend Muddy Waters,<br />

Robert Johnson oder John Lee Hooker<br />

heißen, dass Musik dieser Art seine ganze<br />

Leidenschaft gilt.<br />

(Blue Horizon/Soulfood, 11/44:35) us<br />

LONELY DRIFTER KAREN<br />

POLES<br />

Nach dem von akustischen<br />

Instrumenten<br />

geprägten Vorgänger<br />

FALL OF SPRING<br />

lässt das Bandprojekt<br />

Lonely Drifer<br />

Karen um die österreichische<br />

h Sängerin/Gitarristin Tanja Frinta<br />

und den spanischen Keyboarder/Arrangeur<br />

Marc Melià Sobrevias nun mit POLES ein<br />

Album folgen, das klanglich mitunter an<br />

den Synthie-Pop der 80er Jahre erinnert –<br />

aufgrund seiner Tiefe und Melancholie freilich<br />

mehr an die frühen Nits als an Bronski<br />

Beat. Vom Songwriting her sind Stücke wie<br />

“Eyes Of A Wolf” und “Three Colors Red”<br />

von allererster Güte.<br />

(Crammed/Indigo, 13/49:34) frs<br />

GAVIN HARRISON & Ø5RIC<br />

THE MAN WHO SOLD HIMSELF<br />

Zusammen mit dem Bassisten Ø5ric legt<br />

Schlagzeuger Gavin Harrison mit THE<br />

MAN WHO SOLD HIMSELF ein ziemlich<br />

sperriges Werk vor. Von schwelgerischem<br />

Schönklang wie bei seiner Hauptband<br />

Porcupine Tree keine Spur, rhythmisch<br />

vertrackt, jazzig verspielt und mit allerlei<br />

undefinierbaren Soundscapes erfinden die<br />

beiden eine Musikrichtung, die man „Experimetal<br />

Electrical Prog” nennen könnte,<br />

bei der man keine Sekunde unaufmerksam<br />

sein darf, sonst hat man den Anschluss verloren<br />

...<br />

(KScope/edel, 10/41:54)<br />

us<br />

JACK BLADES<br />

ROCK’N’ROLL RIDE<br />

Nach Night Ranger, den Damn Yankees<br />

(zusammen mit Ted Nugent und Tommy<br />

Shaw) und einigen Kooperationsprojekten<br />

veröffentlichte Jack Blades 2004 sein erstes<br />

Solo-Album. Sei<strong>the</strong>r war (neben zahlreichen<br />

Studio-Arbeiten u.a. für Mötley<br />

Crüe, Ringo Starr und Aerosmith) genügend<br />

Zeit, neues Material zu sammeln. Getreu<br />

dem Titel ROCK’N’ROLL RIDE gibt<br />

Blades gleich von Beginn an Vollgas, liefert<br />

Power-Heavy-Metal im Rock’n’Roll-Stil<br />

ab, erst ab Mitte des Album lässt er es dann<br />

auch einmal ruhiger angehen.<br />

(Frontiers/Soulfood, 11/47:44) us<br />

JEFF SCOTT SOTO<br />

DAMAGE CONTROL<br />

Gewohnt<br />

heavy<br />

kommt die<br />

Jeff-Scott-So<strong>to</strong>-<br />

Variante des Melodic-Rock<br />

auf DA-<br />

MAGE CONTROL<br />

daher.<br />

Jahrelange<br />

Efh Erfahrung mit Bands wie Journey oder<br />

Talisman, dazu Shouter-Jobs für Yngwie<br />

Malmsteen, Axel Rudi Pell oder Fergie<br />

Frederiksen, ein Mann wie Jeff Scott So<strong>to</strong><br />

weiß inzwischen, wie gute Rockmusik klingen<br />

muss. Auch bei der musikalischen Umsetzung<br />

hat er alles richtig gemacht, Joel<br />

Hoekstra (Night Ranger), Jamie Borger<br />

(Talisman, Treat), Casey Grillo (Kamelot)<br />

und Dave Meniketti (Y&T) sorgen für den<br />

passenden Hintergrund.<br />

(Frontiers/Soulfood, 13/49:21) tk<br />

KEVIN BATCHELOR<br />

KEVIN BATCHELOR’S GRAND<br />

CONCOURSE<br />

Für sein Solodebüt konnte Kevin Batchelor,<br />

der aktuelle Trompeter der legendären<br />

Skatalites, auf zahlreiche musikalische<br />

Weggefährten zählen und so eine einzigartige<br />

Ska-Allstar-Truppe zusammenstellen.<br />

Jonny Meyers, Gideon Blumenthal, Don<br />

Jeselsohn, Eddie Ocampo und Tony Orbach<br />

heißt die Stammbesatzung, dazu noch<br />

punktuell Joyson Nugent und Vic<strong>to</strong>r Axelrod.<br />

Lässige Laidback-Musik zwischen<br />

Reggae, Ska, Soul und Funk.<br />

(Rocking Records/Broken Silence,<br />

13/45:36) us<br />

GUILDENSTERN<br />

GUILDENSTERN<br />

Eine Ausgrabung: Die 1976 im hessischen<br />

Rüsselsheim gegründete Progressive-<br />

Rockband Guildenstern hatte Zeit ihres<br />

Bestehens keine einzige offizielle Plattenveröffentlichung.<br />

In der Rückschau fast<br />

verwunderlich, denn der keyboardlastige<br />

Rock nach Art der frühen Genesis oder<br />

Eloy hat durchaus seinen Charme. Auf<br />

GUILDENSTERN sind klanglich halbwegs<br />

zufriedenstellende Aufnahmen aus<br />

dem Übungsraum sowie drei Livestücke<br />

aus ihrer Rockoper „Life’s A Stage” zu<br />

hören.<br />

(Garden Of Delights, 11/59:06) frs<br />

MICATONE<br />

WISH I WAS HERE<br />

Die letzten Jahre brachten Lisa Bassenge<br />

& Co. ihre Musik als Nylon unters Volk,<br />

jetzt, nach sieben Jahren, steht wieder mal<br />

Mica<strong>to</strong>ne auf dem Cover von WISH I WAS<br />

HERE. Clever eingesetzte Zitate aus Soul,<br />

Surf, Beat und Blues lassen ihre Popmusik<br />

abwechslungsreich und frisch klingen, prominente<br />

Mitstreiter wie Stuart A. Staples<br />

(Tindersticks), Martin Wenk (Calexico)<br />

und Earl Harvin (Air) sorgen für exquisiten<br />

musikalischen Background.<br />

(Sonar Kollektiv/Alive, 11/47:21) tk<br />

MICHAEL THOMPSON<br />

BAND<br />

FUTURE PAST<br />

Schon seit Ende der 70er Jahre lebt und<br />

arbeitet der gebürtige New Yorker Michael<br />

Thompson in Los Angeles, einer der Hochburgen,<br />

wenn es um Melodic Rock geht.<br />

Nach der 2007er Wiederveröffentlichung<br />

seines AOR-Klassikers HOW LONG aus<br />

dem Jahr 1988 präsentiert er seinen Fans<br />

nun auf FUTURE PAST neues Material.<br />

Abgeklärt, virtuos und mit Sänger Larry<br />

King in Höchstform sorgt die Michael<br />

Thompson Band für einen würdigen Nachfolger.<br />

Kompliment, lange kein so gutes<br />

neues AOR-Album mehr gehört!<br />

(Frontiers/Soulfood, 11/52:58) us<br />

ROBERT SCHROEDER<br />

D.MO VOL.3<br />

Schon die dritte Zusammenstellung<br />

von<br />

Stücken aus Robert<br />

Schoeders<br />

Aachener<br />

Studio-Archiv.<br />

Die<br />

zwischen 1981 und<br />

1991 aufgenommenen<br />

Instrumentalstücke t tü passten entweder konzeptionell<br />

nicht zu den damaligen Veröffentlichungen,<br />

oder, Zitat Schroeder, ihre Klasse<br />

wurde schlicht übersehen. Ruhig vor sich hin<br />

fließende Syn<strong>the</strong>sizermelodien sorgen für<br />

nostalgische Erinnerungen an Zeiten, in denen<br />

Bands wie Tangerine Dream, Cluster oder<br />

Harmonia ihre größten Erfolge feierten.<br />

(Spheric <strong>Music</strong>/H’Art, 10/63:58) us<br />

SONIC STATION<br />

SONIC STATION<br />

Für dieses Projekt haben sich der schwedische<br />

Musiker, Komponist und Produzent<br />

Alexander Kronbrink und die Pianistin und<br />

Sängerin Marika Willstedt stark von amerikanischem<br />

Westcoast-AOR der 80er inspirieren<br />

lassen. Bands wie To<strong>to</strong>, Journey und<br />

Mr. Mister standen Pate für die elf Songs, bei<br />

denen entweder Marika Willstedt selbst oder<br />

auch Sänger wie Magnus Bäcklund, Kris<strong>to</strong>ffer<br />

Fogelmark oder Tove Lo vor dem Mikro<br />

standen. Toll gemacht, für Freunde der oben<br />

genannten Bands absolut empfehlenswert.<br />

(Frontiers/Soulfood, 11/47:59) us<br />

SONS OF MIDNIGHT<br />

SONS OF MIDNIGHT<br />

SONS OF MIDNIGHT, dieses vielversprechende<br />

Debüt, erschien Anfang März fast<br />

noch etwas zu früh. Ein paar Monate später,<br />

und die Single-Auskopplung “The Fire” der<br />

Newcomer um Frontmann Conrad Sewell<br />

aus dem australischen Brisbane wären ein<br />

heißer Kandidat für den ersten Sommerhit<br />

des Jahres. Doch da der Rest des Albums<br />

kaum dagegen abfällt gibt es noch genügend<br />

weitere Rock-Pop-Kracher, die diesen Thron<br />

erklimmen können – warten wir’s ab!<br />

(Vertigo/Universal, 14/57:14) us<br />

Kurzvorstellungen<br />

STEFAN GWILDIS<br />

FREI HÄNDIG<br />

Man hört FREI HÄNDIG die coole Souveränität<br />

an, mit der sich Stefan Gwildis<br />

seit seinen letzten Alben – verdientermaßen<br />

– voll auf die hochklassige Umsetzung<br />

seiner Musik konzentrieren kann.<br />

Seine fast ausnahmslos selbst komponierten<br />

Lieder leben von klasse Details,<br />

seien es Blue-Eyed-Soul-Streicher, eine<br />

New-Orleans-Jiveband-Tuba oder groovendes<br />

Mo<strong>to</strong>wn-Gebläse – alles exquisit<br />

umgesetzt von einer tight aufspielenden<br />

Band. Stark!<br />

(105music/Sony <strong>Music</strong>, 13/69:51) us<br />

THE SLACKERS<br />

THE RADIO<br />

Nein, eigentlich hätte<br />

es die alteingesessene<br />

New Yorker<br />

Ska-Band<br />

wirklich<br />

nicht nötig, ein Album<br />

voller Cover-<br />

Versionen aufzunehmen.<br />

Doch nach eigenem Bekunden hat es<br />

die Slackers gereizt, ungeliebte (vornehmlich<br />

80er) Vorlagen wie Madonnas “Like<br />

A Virgin”, “Attitude” von den Misfits oder<br />

gar El<strong>to</strong>n Johns “I’m Still Standing” so<br />

lange zu traktieren, bis daraus typische<br />

Ska-Songs wurden. THE RADIO: Verrückte<br />

Idee – genial umgesetzt.<br />

(Moanin’/Alive, 11/36:29)<br />

us<br />

GÖTZ STEEGER<br />

USER<br />

„Ihr seid alle meine Freunde / Ich blog‘<br />

euch zu mit jedem Scheiß‘ / In unserer<br />

wel<strong>to</strong>ffenen Gemeinde / Gibt jeder alles<br />

von sich preis.” Textprobe aus dem Titelsong<br />

von Götz Steegers Album USER, der<br />

den Web-Wahnsinn auf Facebook satirisch<br />

aufspießt. Steeger, früher Mitglied bei<br />

Rotes Haus und zeitweilig Kollaborateur<br />

von Franz Josef und Kai Degenhardt, ist<br />

ein verdammt guter Texter und Komponist.<br />

Seine Songs bewegen sich zwischen<br />

Hamburger-Schule-Pop und Art-Rock.<br />

Ihm wäre ein ähnlich großer Erfolg wie<br />

Funny van Dannen und Götz Widmann zu<br />

gönnen.<br />

(Plattenbau, 15/64:36)<br />

frs<br />

THERAPY?<br />

A BRIEF CRACK OF LIGHT<br />

Auch das 13. Album der irischen Hardcore-<br />

Rocker wird weder Radio-Airplay erhalten<br />

noch neue Fans akquirieren. Dafür werden<br />

alle, die heute noch ab und zu Alben wie<br />

TROUBLEGUM oder SUICIDE PACT<br />

– YOU FIRST aus dem Plattenschrank<br />

holen, hellauf begeistert sein. Verstörend,<br />

kompromisslos und seltsam blechern klingend,<br />

ist A BRIEF CRACK OF LIGHT<br />

pure Liebhaber-Ware, fehlt nur der “Fans<br />

Only!”-Sticker auf dem Cover.<br />

(Blast Records/H’Art, 10/41:17) us<br />

UNDERWORLD<br />

A COLLECTION<br />

Neben der frisch überarbeiteten Dreifach-<br />

CD 1992–2002 ANTHOLOGY kann man<br />

sich nun das Schaffen der britischen Club-<br />

Heroen auch in komprimierter Form zulegen.<br />

A COLLECTION konzentriert sich auf<br />

die Highlights aus dem Hause Underworld,<br />

von “Born Slippy” aus dem „Trainspotting”-<br />

Soundtrack über die Zusammenarbeit mit<br />

Brian Eno (“Beebop Hurry”) bis zum live<br />

aufgeführten Dancefloor-Hammer “Cowgirl”.<br />

(Cooking Vinyl/Indigo, 16/69:16) tk<br />

Seite 58 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

LIS ER STILLE<br />

NOUS<br />

Das dänische Quartett um Sänger/Keyboarder<br />

Martin Byrialsen verfeinert auf<br />

dem vierten Album ihr Amalgam aus mäanderndem<br />

Post-Rock und spährisch-hymnischen<br />

Art-Rock-Elementen weiter. Die<br />

Reise geht von Radiohead über Muse bis<br />

Pink Floyd, Crippled Black Phoenix lassen<br />

grüßen. Donnernde Gitarrenwände stehen<br />

neben melancholischen Klavierpassagen –<br />

ein spannendes Album.<br />

(VME/Soulfood, 7/45:29)<br />

rg<br />

BIRDY<br />

BIRDY<br />

Als<br />

Zwölfjährige<br />

gewann<br />

Jasmine<br />

van den Bogaerde<br />

2008 den britischen<br />

Talentwettbewerb<br />

„Open Mic UK”,<br />

jetzt, mit 15 Jahren,<br />

legt sie unter dem Künstlernamen Birdy ihr<br />

selbst betiteltes Debüt vor. Spartanisch, oft<br />

spröde, aber dennoch tiefschürfend überrascht<br />

sie mit unkonventionellen Remakes<br />

von starken Songs, die im Original von<br />

den Fleet Foxes, Bon Iver, The Naked And<br />

Famous, James Taylor oder Phoenix stammen.<br />

Klasse!<br />

(Warner, 11/44:08)<br />

us<br />

BOWERBIRDS<br />

THE CLEARING<br />

Die Bowerbirds sind ein amerikanisches<br />

Folk-Rocktrio aus North Carolina. Mit<br />

THE CLEARING erscheint nun ihr bereits<br />

zweites Werk auf dem Independent-Label<br />

Dead Oceans. Und ähnlich wie bei ihren<br />

wesentlich bekannteren Labelkollegen<br />

von Akron/Family kippen die Bowerbirds-<br />

Songs in Sekundenbruchteilen von lieblichem<br />

Folk in Richtung Noise, weiß man<br />

nie, was einen an der nächsten Ecke erwartet.<br />

Spannende Sache!<br />

(Dead Oceans/Cargo, 11/45:54) us<br />

HAWKWIND<br />

IT IS THE BUSINESS OF THE<br />

FUTURE TO BE DANGEROUS<br />

IT IS THE BUSINESS ... aus dem Jahr<br />

1993 ist immer noch eine der ungewöhnlichsten<br />

Hawkwind-Scheiben aller Zeiten,<br />

und das will bei dieser Band schon etwas<br />

heißen: kaum Gesang, dafür Trance-artige,<br />

ineinanderfließende Klangflächen in syn<strong>the</strong>tischem<br />

Sound – das Trio Dave Brock,<br />

Alan Davey und Richard Chadwick bewies<br />

seine Klasse auch auf ungewohntem Terrain.<br />

Als Bonus ist die “Gimme Shelter”-<br />

Singleversion mit Samantha Fox dabei,<br />

eine zweite CD liefert alternative Versionen<br />

sowie die 93er EP “Decide Your<br />

Future”. Unbedingt am Stück hören, Skip-<br />

Taste ist tabu!<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 13/69:25,<br />

8/60:17) us<br />

TOM FREUND<br />

THE EDGE OF VENICE<br />

Neues, knackig kurzes Solowerk des früheren<br />

Silos-Frontmann, bei dem er nur noch<br />

selten an den kraftvollen Roots-Rock seiner<br />

früheren Band erinnert. Vielmehr zeigt er<br />

eindrucksvoll, dass er es auch ruhiger, melancholischer<br />

und halbakustisch kann. Tom<br />

Petty, Jakob Dylan und Jackson Browne<br />

lassen grüssen, wobei sich Freund sowohl<br />

klanglich als auch komposi<strong>to</strong>risch auf Augenhöhe<br />

befindet – Kompliment!<br />

(CRS/inakustik, 9/33:37)<br />

us<br />

PRETTY MAIDS<br />

IT COMES ALIVE<br />

Stilvoll und ausführlich<br />

feiern die dänischen<br />

Hard Rocker<br />

ihr 30-jähriges Bandjubiläum.<br />

Genau so,<br />

wie sie von ihren Fans<br />

weltweit geliebt werden,<br />

kann man sie auf fIT COMES ALIVE in<br />

einem fast zweistündigen Konzert erleben,<br />

und wem der reine Hörgenuss nicht ausreicht,<br />

kann sich den Auftritt der dänischen<br />

Heavy-Metal-Könige auch auf einer DVD<br />

ansehen, die zusätzlich noch mit Backstage-<br />

Material sowie Interviews aufwartet.<br />

(Frontiers/Soulfood, 12/73:01, 8/43:26 +<br />

DVD 120 Min.)<br />

tk<br />

A LIQUID LANDSCAPE<br />

NIGHTINGALE EXPRESS<br />

Ohne Hektik, aber auf musikalisch hohem<br />

Niveau entwickelt diese Band aus den Niederlanden<br />

ihren progressiven Rock, der nur<br />

ganz selten nach angestaubten 70ern klingt<br />

– vielmehr ist es den vier Musikern gelungen,<br />

mit NIGHTINGALE EXPRESS ein<br />

modern und frisch klingendes Konzeptwerk<br />

abzuliefern, das, nach eigenen Worten, den<br />

„Hauch von Hoffnung” zum Thema hat,<br />

den man im “Dämmerlicht zwischen Verzweiflung<br />

und Aufgabe” spüren kann.<br />

(Glassville Records/Alive,<br />

11/52:09) tk<br />

AWKWARD I<br />

EVERYTHING ON WHEELS<br />

Im Vergleich zu den ausarrangierten Songs<br />

auf EVERYTHING ON WHEELS waren<br />

diejenigen ihres letztjährigen Debüts allenfalls<br />

Skizzen. Natürlich klingt die Band<br />

um Djurre De Haan damit auch nicht mehr<br />

so spartanisch, lange nicht mehr so naiv.<br />

So eine Weiterentwicklung muss man<br />

sich erarbeiten, so werden immer wieder<br />

Streicher, etwas Perkussion und allerhand<br />

akustisches Instrumentarium wunderschön<br />

eingebunden – <strong>to</strong>lles Zweitwerk!<br />

(Haldern Pop/Cargo, 11/33:56) us<br />

SHEARWATER<br />

ANIMAL JOY<br />

Obwohl für ANIMAL JOY ein Teil der<br />

typischen Shearwater-Grandezza gegen<br />

getragenen Indie-Rock eingetauscht wurde,<br />

klingt die Musik von Ex-Okkervil-<br />

River-Mastermind Jonathan Meiburg (jetzt<br />

verstärkt mit Bassist Kimberly Burke und<br />

Schlagzeuger Thor Harris) immer noch<br />

erhaben und bombastisch. Langsam mäandern<br />

die Songgebilde vor sich hin, versinken,<br />

wenn es sein muss, auch mal in kakofonischem<br />

Underground, rocken in einer<br />

komplett abgehobenen Liga.<br />

(Sub Pop/Cargo, 11/43:13)<br />

us<br />

ANNIS BRANDNER<br />

GLASS PEOPLE IN THE WOODS<br />

Musik zwischen Folk und Country, das gibt<br />

es auf GLASS PEOPLE IN THE WOODS,<br />

dem aktuellen Album der schwedischen<br />

Singer/Songwriterin Annis Brandner, zu<br />

hören. Dabei folgt sie mal den Spuren von<br />

Emmylou Harris, mal denen von Lucinda<br />

Williams, mal denen von Alison Krauss,<br />

lässt gerade so viel Instrumentierung zu,<br />

wie den zerbrechlichen Songs zugemutet<br />

werden kann, erzeugt so eine enorme emotionale<br />

Tiefe. Klasse Album!<br />

(Lonely Road Records/Border,<br />

10/37:28) us<br />

GEOFF FARINA<br />

WISHES OF THE DEAD<br />

Zwischen Geoff Farina und den beiden nachnamensgleichen<br />

Greenwich-Village-Folklegenden<br />

Richard und Mimi Farina bestehen<br />

zwar keine verwandtschaftlichen Beziehungen.<br />

Doch auf seinem jüngsten Solo-Album<br />

WISHES OF THE DEAD wandelt der<br />

ehemalige Sänger der US-Post-Punk-Band<br />

Karate auf den Spuren des Fingerpicking-<br />

Folk-Stils der 60er/70er-Jahre. Gute Songs,<br />

sonore Stimme, pur und unplugged.<br />

(Damnably/Indigo, 10/34:24) frs<br />

BLANK & JONES<br />

SO90S [SONINETIES]<br />

Nach ihren erfolgreichen Rückblicken in die<br />

80er Jahre sind die<br />

Kölner Produzenten<br />

Piet Blank und Jaspa<br />

Jones mit SO90S<br />

[SONINETIES]<br />

in<br />

den 90ern angekommen.<br />

Wie gewohnt<br />

präsentiert t die erste CD einen DJ-Mix mit<br />

Songs aus dieser Zeit, die beiden anderen<br />

Tonträger liefern dann die verwendeten<br />

Songs entweder im Original oder in den (oft<br />

schon lange vergriffenen) Maxi-, Extendedoder<br />

Radio-Edit-Versionen. Klasse Wiederhören<br />

mit P.M. Dawn, Enigma, Duran Duran<br />

oder Kosheen.<br />

(Soundcolours/Soulfood, 19/76:49,<br />

18/87:43, 17/88:29) tk<br />

THE FLOOR IS MADE OF<br />

LAVA<br />

HOWL AT THE MOON<br />

In ihrer Heimat Dänemark ist diese junge<br />

Band der heißeste Newcomer der Rockszene.<br />

Mit nur drei Songs schon einen Plattenvertrag<br />

in der Tasche, Konzerte für AC/<br />

DC oder Oasis zu eröffnen, eine Einladung<br />

zum Roskilde-Festival – nicht schlecht! Ihr<br />

Debüt HOWL AT THE MOON klingt stark<br />

nach U2 der 90er Jahre, ist dabei aber tanzbar<br />

wie die Musik von Mando Diao und<br />

erinnert in seiner Rastlosigkeit auch gerne<br />

mal an lang vergangene Großtaten von Primal<br />

Scream.<br />

(Ferryhouse/Warner, 11/47:21) tk<br />

KRIS POHLMANN BAND<br />

ONE FOR SORROW<br />

Aus Düsseldorf kommt dieses junge<br />

Trio, bei dem Sänger und Gitarrist Kris<br />

Pohlmann zusammen mit Bassist Warren<br />

Richardson und Schlagzeuger Elmar<br />

S<strong>to</strong>lley für frischen Wind in der deutschen<br />

Blues-Rockszene sorgt. Starke Songs, auf<br />

den Punkt umgesetzt und ab und zu mit<br />

etwas Tastenarbeit an Hammondorgel oder<br />

Fender Rhodes garniert, so einfach kann<br />

guter und abwechslungsreicher Blues-Rock<br />

sein.<br />

(Rock Werk Records, 11/58:28) tk<br />

Kurzvorstellungen<br />

WILFRED<br />

WILFRED<br />

Aus Norwegen stammt dieses, bisher in unseren<br />

Breitengraden noch völlig unbekannte<br />

Trio. Das mit dem „unbekannt sein” dürfte<br />

sich für Wilfred mit etwas Glück kurzfristig<br />

ändern, denn für hymnisch getragenen Gitarrenrock<br />

im Stile von Built To Spill, Fischer<br />

Z oder Crazy Horse gibt es immer ein interessiertes<br />

Publikum. Besonders dann, wenn<br />

die Songs so gut gelungen sind wie auf WIL-<br />

FRED, besonders dann, wenn eine Band mit<br />

so zeitlos lässigen Indie-Rock begeistert.<br />

(Ozella/Galileo <strong>Music</strong>, 11/45:00) us<br />

JOY KILLS SORROW<br />

THIS UNKNOWN SCIENCE<br />

Diese String-Band<br />

aus Bos<strong>to</strong>n lässt<br />

sich nur ungern<br />

auf einen Stil festnageln.<br />

Mit einer<br />

Mischung aus modernem<br />

Bluegrass,<br />

Appalachen-Folk lk und Indie-Rock in jazzigen<br />

Arrangements geht das Quintett aus<br />

drei Jungs und zwei Mädels seinen ganz eigenen<br />

Weg, schert sich weder um al<strong>the</strong>rgebrachte<br />

Traditionen noch um den aktuellen<br />

Zeitgeist. Gut so, denn Musik dieser Art<br />

kann es gar nicht genug geben, besonders<br />

dann, wenn sie so virtuos hochklassig dargeboten<br />

wird wie von Joy Kills Sorrow auf<br />

THIS UNKNOWN SCIENCE.<br />

(Signature Records/inakustik,<br />

11/41:56) us<br />

DAVE BROCK<br />

MEMOS AND DEMOS<br />

2001 veröffentlichte Dave Brock mit ME-<br />

MOS AND DEMOS Musik, die er über<br />

Jahre hinweg in seinem Heimstudio im britischen<br />

Devon aufgenommen hatte. Ähnlich<br />

wie bei den Hawkwind-Alben aus dieser<br />

Zeit stellte Brock die Gitarre meistens in die<br />

Ecke, erzeugte seine flächigen, oft aber auch<br />

Rhythmus-be<strong>to</strong>nten Stücke mit massivem<br />

Syn<strong>the</strong>sizer-Einsatz. Wem dieser Stil gefällt,<br />

kommt an diesem Album wohl nicht vorbei,<br />

besonders da mit “Love In Space” und “Distant<br />

Islands” auch zwei Brock-Versionen von<br />

Hawkwind-Tracks dabei sind.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 16/70:46) us<br />

RACHAEL YAMAGATA<br />

CHESAPEAKE<br />

Mit CHESAPEAKE entfernt sich die amerikanische<br />

Singer/Songwriterin Rachael<br />

Yamagata ein gutes Stück von den Folklastigen<br />

Tönen, die ihre beiden ersten Alben<br />

bestimmt haben und in US-TV-Serien<br />

wie „How I Met Your Mo<strong>the</strong>r” oder „Greys<br />

Ana<strong>to</strong>my” zu hören waren. Bunter instrumentiert,<br />

mit viel (selbst gespieltem) Piano<br />

und in wunderschön warmem Sound reiht sie<br />

sich ein in den melodischen Pop von Kolleginnen<br />

wie Aimee Mann, Sheryl Crowl oder<br />

Carly Simon.<br />

(Frankenfish Records/Soulfood,<br />

10/44:01) us<br />

THE POPES<br />

NEW CHURCH<br />

Mit einem neuen Line-Up versucht Paul<br />

McGuiness die ehemalige Pogues-Nachfolgeband<br />

von Shane MacGowan zu neuem<br />

Erfolg zu führen. Doch ohne den früheren<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 59


CD<br />

Frontmann und ohne den 2006 vers<strong>to</strong>rbenen<br />

Tom McManamon hilft auch der stilistische<br />

Schwenk von Folk-Punk in Richtung handfesten<br />

Pub-Rock nicht viel – leider fehlen<br />

den 2012er Popes die richtigen Songs, um<br />

nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen.<br />

(Shake The Tree/Alive, 14/53:26) us<br />

BODENSKI<br />

AUTO!<br />

Mit Michael Boden<br />

hat sich jetzt einer<br />

der<br />

Subway-To-<br />

Sally-Frontmänner<br />

unter seinem Künstlernamen<br />

Bodenski<br />

einen lang gehegten<br />

Wunsch erfüllt und mit AUTO! sein erstes<br />

Solo-Album veröffentlicht. Dabei fährt er<br />

den Rock-Fak<strong>to</strong>r seiner Hauptband gehörig<br />

herunter, siedelt seine Lieder eher im folkigen<br />

Singer/Songwriter-Bereich an – bei<br />

den Texten stellt man keinen Unterschied<br />

fest, hier wie dort geht es mittelalterlich zu.<br />

Und mit “Wo wilde Rosen blühen” legt er<br />

eine deutsche Fassung des Cave/Minogue-<br />

Hits “Where The Wild Roses Grow” vor, den<br />

er zusammen mit seiner Frau Jeano singt.<br />

(Subway To Sally/Universal, 11/39:23) us<br />

FREE BEARS<br />

CANYONS & GOODBYES<br />

Zwischen Rheinland und Ruhrgebiet sind<br />

die Free Bears zu Hause, musikalisch hat<br />

sich das Quartett zwischen Country, Folk<br />

und Rockabilly angesiedelt. Dabei gelingen<br />

ihm pure Country-Balladen (“Shores Of<br />

The Rhine”) genauso gut wie geradlinige<br />

Rock’n’Roll-Nummern (“Blame It On The<br />

Boogie”), 70er Jahre Country-Rock (“The<br />

Lone Trail”) oder irisch angehauchter Folk-<br />

Rock (“Say What You Mean”).<br />

(7<strong>Music</strong>/Cargo, 10/40:51)<br />

us<br />

IAMDYNAMITE<br />

SUPERMEGAFANTASTIC<br />

Lediglich mit Schlagzeug und Gitarre bewaffnet,<br />

packen die beiden New Yorker<br />

Musiker Chris Martin und Chris Phillips<br />

tanzbare Heavy-Riffs und explosive Power-<br />

Drums zusammen in ihre Songs. Erzeugen<br />

so heftigen Indie-Rock ohne Verschnaufpause,<br />

bei dem sich Green Day und die<br />

White Stripes zu einer Rocksession auf<br />

dem Dancefloor treffen. Klasse produziert<br />

wurde das Ganze von Matt Noveskey, dem<br />

Bassisten der US-Band Blue Oc<strong>to</strong>ber.<br />

(Kanoon Records/Sony <strong>Music</strong>,<br />

10/33:02) us<br />

KLAUS SCHULZE FEAT.<br />

STEVE JOLLIFE<br />

RICHARD WAHNFRIED’S<br />

MIDITATION<br />

Bei diesem Projekt arbeitete Klaus Schulze<br />

Mitte der 80er Jahre mit Steve Jollife zusammen,<br />

der zuvor schon bei so unterschiedlichen<br />

Bands wie Tangerine Dream oder<br />

Steamhammer zu hören war. Auf RICHARD<br />

WAHNFRIED’S MIDITATION ist Jollife<br />

als Flötist zu hören, eine Ergänzung, die<br />

Schulzes Musik eine sonst eher selten zu hörende<br />

Leichtigkeit verleiht. Nachdem dieses<br />

1986er Album jahrelang vergriffen war, ist<br />

es nun remastert und mit neuem Artwork als<br />

Digipak wieder erhältlich.<br />

(MiG/Intergroove, 2/55:01)<br />

tk<br />

Kurzvorstellungen<br />

SIMONE FELICE<br />

SIMONE FELICE<br />

Auf dem Weg von den Felice Bro<strong>the</strong>rs<br />

über The Duke & The King ist Simone<br />

Felice nun bei seinem ersten, selbst betitelten<br />

Solo-Album angekommen. Unspektakulär<br />

und zurückgenommen, spartanisch<br />

instrumentiert, klagt, fleht und<br />

heult er seine Worte ins Mikrofon. Erzählt<br />

lakonische Geschichten, bei denen<br />

es trotz aller Düsternis um Hoffnung,<br />

Glauben und Liebe geht. Keine alltägliche<br />

Musik, eher etwas für den frühen<br />

Morgen, wenn die Sonne sich anschickt<br />

aufzugehen.<br />

(V2/Soulfood, 10/41:05)<br />

us<br />

I SEE HAWKS IN L.A.<br />

NEW KIND OF LONELY<br />

Auch das neueste<br />

Werk der immer<br />

besser<br />

werdenden<br />

Country-Rock/<br />

Cosmic-Americana-<br />

Band von der kalifornischen<br />

Westküste<br />

kann bedenkenlos empfohlen werden.<br />

Klasse, selbst geschriebene Songs, die<br />

immer wieder an gute alte Country-Rock-<br />

Zeiten erinnern und trotzdem weit davon<br />

entfernt sind, nur Kaltes wieder frisch<br />

aufzuwärmen. Einfach <strong>to</strong>lle Musik, und<br />

wer einen Song mit dem Titel “I Fell In<br />

Love With The Grateful Dead” schreibt,<br />

der kann doch nur gut sein, oder?<br />

(Western Seeds Records/Import,<br />

13/54:45) us<br />

THE RED INSPECTORS<br />

ARE WE THE RED INSPECTORS?<br />

ARE WE?<br />

Die gute alte Hammondoorgel ist nicht<br />

<strong>to</strong>tzukriegen. Nachdem in den letzten<br />

Jahren das James Taylor Quartet die<br />

Plucker-Maschine erfolgreich von den<br />

Sixties/Seventies in die moderne Acid-<br />

Jazz-Dancefloor-Zeit überführt hatte, gibt<br />

es nun die von vier Brit-Poppern gebildeten<br />

Red Inspec<strong>to</strong>rs. An der Orgel sitzt<br />

Blue<strong>to</strong>nes-Keyboarder Alex Richards,<br />

den Bass spielt Andy Lewis, Mitglied von<br />

Paul Wellers Band. Instrumentalstücke,<br />

die sich zwischen Krimi-Soundtrack,<br />

Elektro-Funk und Cocktail-Bossa bewegen.<br />

(Acid Jazz/Broken Silence, 12/33:43) frs<br />

UNISONIC<br />

UNISONIC<br />

Auch wenn die<br />

meisten<br />

Rockfans<br />

mit dem Bandnamen<br />

Unisonic wohl<br />

(noch) nicht allzu<br />

viel<br />

anzufangen<br />

wissen, die Mitglieder<br />

Michael Kiske (voc), Kai Hansen (g),<br />

Mandy Meyer (g), Dennis Ward (b) und<br />

Kosta Zafiriou (dr) werden für Melodic-<br />

Rock-Fans allesamt keine Unbekannten<br />

sein. Und, wenn wundert’s, speist sich<br />

der Sound von UNISONIC dann auch<br />

aus den alten oder aktuellen Bands dieser<br />

Musiker, klingt also wie ein Mix aus<br />

Helloween, Gamma Ray, Asia und Pink<br />

Cream 69.<br />

(ear<strong>Music</strong>/edel, 10/45:43)<br />

tk<br />

DVD<br />

REVIEWS<br />

IAN DURY<br />

SEX & DRUGS & ROCK & ROLL<br />

So schlecht kann es<br />

um diese Welt nicht<br />

bestellt sein, wenn<br />

nicht nur Show-Größen<br />

wie Johnny Cash<br />

und Ray Charles<br />

mit Biopics geehrt<br />

werden.<br />

Zumindest<br />

in England, wo Ian<br />

Dury Kultstatus genießt,<br />

ist man das Wagnis eingegangen, dem<br />

wilden Pub- und Punk-Rocker, der mit Songs<br />

wie “Sex & Drugs & Rock & Roll” und “Hit<br />

Me With Your Rhythm Stick” bekannt wurde,<br />

ein filmisches Denkmal zu setzen. Für die<br />

Rolle des unter einer Gehbehinderung aufgrund<br />

einer Kinderlähmung leidenden Sängers<br />

konnte man Andy Serkis gewinnen, den<br />

die Cineasten-Welt zwar schon als brillanten<br />

Mimen kennt, doch bislang meist hinter Masken<br />

versteckt – nämlich als Gollum in „Herr<br />

der Ringe” oder als King Kong im 2005er<br />

Remake. Für seine schauspielerische Leistung<br />

in dem 2010 in den Kinos gelaufenen<br />

Streifen „Sex & Drugs & Rock & Roll” hat er<br />

zu Recht gute Kritiken und einige Auszeichnungen<br />

eingeheimst. Der unter der Regie von<br />

Matt Whitecross („Road To Guantanamo”)<br />

entstandene Film bürstet das in den letzten<br />

Jahren arg schematisch gewordene Genre<br />

Biopic à la Hollywood ordentlich gegen den<br />

Strich. „Sex & Drugs & Rock & Roll” kommt<br />

im Gegensatz zu etwa „Walk The Line” um<br />

einiges ungestümer und ungehobelter daher<br />

– passend zu Ian Durys wildem way of life.<br />

DVD und Blu-ray enthalten 43 Minuten Bonus-Material,<br />

u.a. Interviews und Trailer.<br />

(Universum, 153 Min., Dt./Engl.) frs<br />

HERMAN BROOD & HIS<br />

WILD ROMANCE<br />

LIVE AT ROCKPALAST<br />

1978+1990<br />

Eines der (letzten?)<br />

Enfant Terribles der<br />

Rockmusik,<br />

live<br />

festgehalten einmal<br />

am Anfang und einmal<br />

gegen Ende seiner<br />

Karriere. 1978<br />

trat Herman Brood<br />

mit seiner Band<br />

Wild Romance in<br />

der proppenvollen Dortmunder Westfalenhalle<br />

auf, zwölf Jahre später waren die<br />

Reihen in der Kölner Live <strong>Music</strong> Hall wesentlich<br />

lichter. Beim 1978er Auftritt gab<br />

Brood noch die Rampensau, voller irrer<br />

Energie riss er die Band und das Publikum<br />

mit. 1990 war er nur noch ein Hauch<br />

seiner selbst, was ihn aber nicht daran<br />

hinderte zu beweisen, wie viel eine gute<br />

Show mit Emotionen zu tun hat. Trotz<br />

augenfälliger Schwächen spürt man, mit<br />

welchem Energielevel Brood seinen Auftritt<br />

bestreitet, trotz allem liefert er eine<br />

Vorstellung ab, die zu Herzen geht. Aber<br />

im Nachhinein meint man hier schon die<br />

alles zerstörende Tragik seiner letzten<br />

Lebensjahre zu spüren, die im Juli 2001,<br />

also weitere elf Jahre später, in einem<br />

selbstmörderischen Sprung vom Dach des<br />

Amsterdamer Hil<strong>to</strong>n Hotels gipfelte. Rest<br />

In Peace!<br />

(MiG/Intergroove, 120 Min.) tk<br />

DVD – Blu-ray<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

THE MAKING OF ...<br />

Hautnah im Studio dabei dbi<br />

zu sein, wenn<br />

die Lieblingsband ihr neues Album aufnimmt,<br />

den kreativen Weg der Musik vom<br />

Demo zur Endversion zu verfolgen oder<br />

bei den Proben für die nächste Tour vorab<br />

schon mal mit ein paar Auserwählten im<br />

Zuschauerraum zu stehen – solche Highlights<br />

zu erleben, ist nur den allerwenigsten<br />

Musikfans je vergönnt. Kein Wunder,<br />

werden solche Blicke hinter die Kulissen<br />

des Rockbusiness seit Jahren als Bonus-<br />

Material auf Live-DVDs angeboten, erfreuen<br />

sich Dokumentationen über die Art<br />

und Weise, wie wegweisende Alben entstanden<br />

sind, enormer Belieb<strong>the</strong>it. Eagle<br />

Vision veröffentlicht nun eine Serie von<br />

zehn einzeln erhältlichen MAKING OF-<br />

DVDs, lässt Bandmitglieder, Gastmusiker,<br />

Produzenten, Freunde, Kollegen und Fans<br />

zu Wort kommen, zeigt neben der Studio-<br />

Arbeit auch noch Konzertmitschnitte, Radioshows<br />

oder Liveproben aus der Entstehungszeit<br />

der jeweiligen Alben. Geradezu<br />

gemacht für diese Serie ist natürlich THE<br />

DARK SIDE OF THE MOON von Pink<br />

Floyd, ein Album, dem seine Ausnahmestellung<br />

in jeder kreativen Phase anzumerken<br />

ist – besonders wenn man hört,<br />

wie unterschiedlich die Herren Gilmour,<br />

Waters, Mason und Wright die Sachverhalte<br />

in den Einzel-Interviews schildern.<br />

Nicht weniger interessant dürften die Prozesse<br />

sein, die Kurt Cobain mit Nirvana<br />

zu einem stilprägenden Werk wie NE-<br />

VERMIND führten. Oder wie RUMOURS<br />

trotz der unterschiedlichsten Liebes- und<br />

Trennungsverhältnisse zwischen den<br />

Fleetwood-Mac-Bandmitgliedern zur<br />

kommerziell erfolgreichsten LP ihrer<br />

Bandgeschichte wurde, oder wie U2 aus<br />

dem Nichts ein Monument wie JOSHUA<br />

TREE erschufen. Nicht zu vergessen All-<br />

Time-Band-Klassiker wie Deep Purples<br />

MACHINE HEAD, WHO’S NEXT von<br />

The Who, ACE OF SPADES von Motörhead<br />

oder Iron Maidens THE NUMBER<br />

OF THE BEAST. Vervollständigt wird diese<br />

interessante Reihe von Meat Loaf mit<br />

BAT OUT OF HELL, APOSTROPHE(‘)<br />

OVER-NITE SENSATION von Frank<br />

Zappa, Creams DISRAELI GEARS, AN-<br />

THEM TO BEAUTY von Grateful Dead<br />

sowie den MAKING OFs der beiden Alben<br />

METALLICA und THE DOORS.<br />

(Eagle Vision/edel, 10 DVDs) us<br />

Seite 60 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


DVD<br />

REVIEWS<br />

PUBLIC IMAGE LIMITED<br />

LIVE AT ROCKPALAST 1983<br />

Ein Schock für<br />

die treuen Anhänger<br />

des Punk, eine<br />

logische<br />

Weiterentwicklung<br />

von<br />

anarchischer Drei-<br />

Akkorde-Musik zu<br />

einem<br />

eigenwilligen,<br />

höchst unkonventionellen<br />

Sound,<br />

das war die Entscheidung von John Lydon,<br />

die Sex Pis<strong>to</strong>ls zu verlassen, um mit Public<br />

Image Limited eine eigene Band zu gründen.<br />

1983, als dieses „Rockpalast”-Konzert<br />

in der Zeche Bochum aufgenommen wurde,<br />

hatte Lydon nach drei radikalen Post-<br />

Punkalben gerade die erste Bandbesetzung<br />

(bis auf Drummer Martin Atkins) in die<br />

Wüste geschickt, so dass er die Tour mit<br />

Studiomusikern bestritt. Neben den größten<br />

Erfolgen von den ersten drei PIL-Alben wie<br />

“Chant” oder “Under The House” erfreuten<br />

sie das deutsche Publikum auch mit einer<br />

selten gespielten Version des Sex-Pis<strong>to</strong>ls-<br />

Klassikers “Anarchy In The UK” sowie<br />

mit “(This Is Not A) Love Song”, dem Titel<br />

von der bevorstehenden 1984er LP THIS<br />

IS WHAT YOU WANT ... THIS IS WHAT<br />

YOU GET, der kurze Zeit später zum größten<br />

Hit von Public Image Limited werden<br />

sollte.<br />

(MiG/Intergroove, 72 Min.)<br />

us<br />

TRIO<br />

... UND DANN KANNST DU<br />

MICH VON VORNE SEHEN<br />

Eine zusammengewürfelte<br />

Combo aus<br />

drei ostfriesischen<br />

Musikern, wie sie<br />

unterschiedlich<br />

kaum sein konnten,<br />

Musik<br />

zwischen<br />

NDW-Dadaismus,<br />

coolem Punk und<br />

Keyboard-Schlager-Seligkeit,<br />

Slikit<br />

das waren Trio. Und auch<br />

wenn ihre Hitparaden-Regentschaft nur<br />

allzu kurz währte, liefert ihre „Karriere”<br />

dennoch genug Material, um zwei DVDs<br />

damit zu füllen. Der WDR übertrug im Februar<br />

1982 in seiner „Rockpalast”-Reihe<br />

ein Trio-Konzert aus der Hamburger Markthalle.<br />

Zeit- und Szene-typisch das Publikum<br />

aus frühen Punks und jungen Wavern,<br />

Sänger Stefan Remmler mit rasiertem Kopf,<br />

Second-Hand-Jackett und selbst gedrehter<br />

Kippe, Gert „Kralle” Krawinkel s<strong>to</strong>isch<br />

Kaugummi kauend an der irren Gitarre und<br />

Schlagzeuger Peter Behrens in klassischer<br />

Montur: Haar<strong>to</strong>lle und Hosenträger. Mit<br />

Lee Dorseys “Ya Ya” beginnen sie ihr Set,<br />

einmal geht es quer durch die erste LP, auf<br />

der zu diesem Zeitpunkt der Hit “Da da da,<br />

ich lieb dich nicht du liebst mich nicht aha<br />

aha” noch gar nicht dabei war. Erst in der<br />

zweiten Auflage wurde er auf Grund des<br />

immensen (und unerwarteten) Erfolges<br />

dazugepackt. Mehr Geschichten dieser Art<br />

gibt es auf der zweiten DVD, auf der Produzent<br />

Klaus Voormann, Yello-Frontmann<br />

Dieter Meier oder der Phnogram-Manager<br />

Louis Spillmann ein Stück deutscher Popgeschichte<br />

Revue passieren lassen.<br />

(Universal, 2 DVDs)<br />

us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

BEAT BEAT BEAT – CLASSICS<br />

VOL. 1<br />

„beat beat beat”,<br />

von Mitte der 60er<br />

an wurde diese Serie<br />

des Hessischen<br />

Rundfunks<br />

(oft<br />

in der Offenbacher<br />

Stadthalle)<br />

aufgezeichnet.<br />

Besucher des heutigen<br />

Festivals mit<br />

gleichem lih<br />

Namen werden die Schwarz/<br />

Weiß-Aufnahmen – wenn nicht aus eigener<br />

Erinnerung – teilweise schon in den<br />

Umbaupausen auf der Videoleinwand<br />

gesehen haben, alle anderen können sich<br />

diese his<strong>to</strong>rischen Aufnahmen jetzt als<br />

DVD zulegen. Volume 1 dieser raren TV-<br />

Serie zeigt Roger Glover und Ian Gillan<br />

in der Vor-Deep-Purple-Zeit mit ihrer<br />

Band Episode Six mit zwei Titeln, drei<br />

Songs, darunter “Tobacco Road”, gibt es<br />

von Eric Burdon And The New Animals,<br />

vier Stücke sind von den Small Faces mit<br />

dem unvergessenen Steve Marriott dabei.<br />

Ebenso vier Songs lang sind die enthaltenen<br />

Auftritte der Spencer Davis Group<br />

(“Keep On Running”) sowie der Yardbirds<br />

(“I’m A Man”), bei denen damals<br />

ein junger Gitarrist namens Jimmy Page<br />

für Furore sorgte. Keine Frage, für Fans<br />

der Sixties ist diese Serie wohl unverzichtbar<br />

...<br />

(Masterpieces/Intergroove, 51 Min.) tk<br />

FALCO<br />

SUPERSTAR & ROCKIDOL<br />

Auf dieser „Ultimativen<br />

DVD-<br />

Edition”, so der<br />

Untertitel<br />

dieser<br />

voluminösen Box,<br />

bekommt man alle,<br />

auch noch so schillernde<br />

Facetten des<br />

österreichischen<br />

Superstars zu sehen.<br />

Sechs DVDs, die es teilweise vorher<br />

schon einzeln gab, liefern ausgiebig Material<br />

für diese Rückblicke. Mit HOCH WIE<br />

NIE zeichneten 1998 die renommierten<br />

Filmemacher Rudi Dolezal und Hannes<br />

Rossacher das Leben des Rockidols nach,<br />

zeigen alle Stationen seiner Karriere, vom<br />

märchenhaften Aufstieg des charismatischen<br />

Sängers bis zu seinem tragischen<br />

Tod durch einen Au<strong>to</strong>unfall in der Dominikanischen<br />

Republik. Auf EVERYTHING<br />

RELOADED gibt es alle Falco-Videoclips<br />

zu sehen, von “Rock Me Amadeus” über<br />

“Der Kommissar” bis zu “Verdammt wir<br />

leben noch”. Mit FALCO SYMPHONIC<br />

und DONAUINSEL LIVE sind auch zwei<br />

Mitschnitte von Konzerten dabei, jedes<br />

auf seine ganz eigene Weise eine einmalige<br />

Performance. 2010 wurde FALCO<br />

DER POET erstmals veröffentlicht, alles<br />

andere als eine alltägliche Dokumentation,<br />

bei der es nicht nur um die Musik Falcos<br />

geht, sondern auch um die ihm ganz<br />

eigene Poesie, wie er sie in seinen Texten<br />

in einer Mischung aus Deutsch, Englisch<br />

und Wienerisch darbot. Mit FALCO 3 –<br />

EINE SPURENSUCHE geht es dann in<br />

die Tiefe, werden Hintergründe und Aus-<br />

DVD – Blu-ray<br />

wirkungen des Erfolges analysiert, wozu<br />

auch die Schattenseiten mit seinen Exzessen<br />

und Skandalen gehören.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 6 DVDs)<br />

tk<br />

THE DOORS<br />

MR. MOJO RISIN’: THE STORY<br />

OF L.A. WOMAN<br />

Das Wichtigste<br />

vornweg: Wegen<br />

des auf<br />

dem Cover angepriesenen,<br />

bisher<br />

unveröffentlichten<br />

Songs<br />

“She<br />

Smells<br />

So<br />

Nice”<br />

muss<br />

man sich diese Blu-ray nicht zulegen, er<br />

klingt zwar nicht schlecht, reißt einen aber<br />

auch nicht vom Hocker. Da sind die Interviews<br />

mit Ray Manzarek, Robby Krieger<br />

und John Densmore wesentlich interessanter<br />

– wenn auch nicht immer mit mehr<br />

Substanz gesegnet. Besonders Krieger<br />

scheint sich kaum noch an die Tage erinnern<br />

zu können, in denen sie zusammen<br />

mit Jim Morrison ihr letztes Album aufnahmen.<br />

Höchst unterschiedlich die Bewertungen<br />

von Densmore und Manzarek,<br />

für den einen war L.A. WOMAN eine<br />

simple Blues-Platte, für den anderen einer<br />

der magischsten Momente der Musikgeschichte.<br />

Im Wissen, was kurz darauf geschah,<br />

meint man in manchen Situationen,<br />

schon Vorboten der bald darauf folgenden,<br />

tragischen Ereignisse zu erkennen, kann<br />

man Morrisons Verzweiflung in den leeren<br />

Augen sehen. Umso erstaunlicher dann<br />

wieder die Leidenschaft, mit der er seinen<br />

Job am Mikrofon durchzog – als hätte er<br />

gespürt, dass dies seine letzten Aufnahmen<br />

sein würden.<br />

(Eagle Vision/edel, 103 Min.) tk<br />

STYX<br />

THE GRAND ILLUSION +<br />

PIECES OF EIGHT LIVE<br />

Natürlich ist es<br />

– ähnlich wie<br />

einst bei der<br />

Unplugged-<br />

Welle – Mode<br />

geworden, Alben<br />

komplett<br />

live zu spielen<br />

und dann per<br />

Tonträger<br />

zu<br />

verkaufen. Wenn das Perfektionisten wie<br />

die US-Band Styx tun und gleich zwei<br />

Werke dergestalt aufführen, bekommt man<br />

allerdings auch den entsprechenden Gegenwert<br />

für sein Geld. Mit THE GRAND<br />

ILLUSION (1977) und PIECES OF<br />

EIGHT (1978) servieren Styx einen gelungenen<br />

Mix aus AOR und Prog-Rock. Sie<br />

erstarrten im his<strong>to</strong>rischen Orpheum Theater<br />

in Memphis nicht in Routine, sondern<br />

waren spielfreudig bei der Sache, auch<br />

wenn sie beim Bühnengehabe manchmal<br />

(typisch amerikanisch) ein wenig übertrieben.<br />

Wen Letzteres stört, kann sich an<br />

die Doppel-CD halten. Doch die DVD<br />

überzeugt auch im Bonus-Teil, wo mal alle<br />

hinter den Kulissen Tätigen und ihr Job<br />

ausführlich vorgestellt werden.<br />

(Eagle Vision/edel, 131 Min.) pro<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 65


Books For You<br />

ARETHA FRANKLIN – QUEEN OF SOUL<br />

My Song – Die Au<strong>to</strong>biographie<br />

Von Mark Bego<br />

2012, edel Germany, Hamburg<br />

ISBN 978-3-84190-121-7<br />

360 Seiten, Hardcover mit<br />

Schutzumschlag, Fo<strong>to</strong>strecke<br />

19,95 €<br />

ast unglaub-<br />

In der<br />

Schwemme an<br />

Biografien gab<br />

es im deutschsprachigen<br />

Raum bislang<br />

noch keine einzige<br />

über Aretha<br />

Franklin. Selbst<br />

die Au<strong>to</strong>biogra-<br />

Flich:<br />

fie<br />

„Aretha: From These Roots”, wurde<br />

nicht ins Deutsche übertragen. Dabei<br />

gilt die Sängerin als „Königin des Soul”,<br />

hat eine der besten Stimmen, verkaufte<br />

Millionen von Platten, feierte mehrere<br />

Hitparaden-Erfolge und gewann insgesamt<br />

20 Grammys. Doch pünktlich<br />

zu ihrem 70. Geburtstag am 25. März<br />

erscheint nun endlich eine übersetzte,<br />

aktualisierte und erweiterte Neuausgabe<br />

von Mark Begos ursprünglich 1989 veröffentlichtem<br />

Buch „Aretha Franklin –<br />

Queen Of Soul”. Bego, der für US-Magazine<br />

wie „People” und „Cosmopolitan”<br />

schreibt und Biografien über Elvis Presley,<br />

El<strong>to</strong>n John, Billy Joel und Michael<br />

Jackson verfasst hat, macht im Vorwort<br />

deutlich, dass ihm Aretha Franklin eine<br />

ganz besondere Herzensangelegenheit<br />

war. Sein Buch ist brillant geschrieben<br />

und solide recherchiert; als Quellen<br />

dienten ihm Gespräche mit der gegenüber<br />

Journalisten und Biografen äußerst<br />

scheuen Sängerin sowie Interviews mit<br />

zahlreichen ihrer künstlerischen und<br />

persönlichen Wegbegleiter. Es geht<br />

Bego in erster Linie um die Einzigartigkeit<br />

von Franklins Musik; Klatsch und<br />

Tratsch gibt es verhältnismäßig wenig,<br />

ihr Privatleben fließt nur dann ein, wenn<br />

es Relevanz für das musikalische Werk<br />

besitzt – etwa der ewige Blues mit den<br />

Männern. Das Buch erzählt von Arethas<br />

Kindheit im Hause eines Predigers und<br />

einer Sängerin, von ihren ersten Schritten<br />

als Gospel- und Jazzinterpretin,<br />

ihrem Erfolgskurs als Soulsängerin in<br />

den 60er und frühen 70er Jahren, ihren<br />

Rückschlägen und schließlich ihrem<br />

Comeback in den 80ern. Entstanden<br />

ist ein dichtes Porträt einer Ausnahmekünstlerin<br />

der vergangenen fünf Jahrzehnte.<br />

Abgerundet wird das Buch durch<br />

eine Bildstrecke und eine umfangreiche<br />

Discografie im Anhang.<br />

frs<br />

Von Harry Belafonte<br />

2012, Kiepenheuer & Witsch, Köln<br />

ISBN 978-3-46204-408-9<br />

630 Seiten, gebunden,<br />

32-seitiger farb. Fo<strong>to</strong>teil<br />

24,99 €<br />

enn man<br />

Walleine<br />

den<br />

Bildteil der Au<strong>to</strong>biografie<br />

„My<br />

Song” durchblättert,<br />

erkennt man,<br />

dass Harry Belafonte<br />

stets viel<br />

mehr war als bloß<br />

ein Sänger und<br />

Schauspieler. Als<br />

Bürgerrechtsak-<br />

tivist und später als Unicef-Botschafter<br />

war er fast immer dabei, wenn in den vergangenen<br />

sechs Jahrzehnten Geschichte<br />

geschrieben wurde: Man sieht ihn auf<br />

Fo<strong>to</strong>s zusammen mit unter anderem<br />

Martin Lu<strong>the</strong>r King, John F. Kennedy,<br />

Nelson Mandela und Bill Clin<strong>to</strong>n sowie<br />

bei einer Kundgebung mit Textilarbeitern<br />

oder bei Hilfsaktionen in Äthiopien und<br />

Ruanda. Wie wichtig dem am 1. März vor<br />

85 Jahren in New York als Sohn jamaikanischer<br />

Einwanderer geborenen Sänger<br />

stets auch sein politisches Engagement<br />

war, zeigt auch, dass er in seiner über<br />

600 Seiten (!) langen Lebensgeschichte<br />

nur ein einziges Mal von der Chronologie<br />

abweicht: Erst vom zweiten Kapitel<br />

an erzählt Belafonte von seiner Geburt<br />

und seiner schwierigen Kindheit in ärmlichen<br />

Verhältnissen auf Jamaika und in<br />

Harlem; als erstes Kapitel vorangestellt<br />

hat er einen Bericht von einer abenteuerlichen<br />

Reise im Jahr 1964 in den von<br />

Rassenunruhen geprägten US-Südstaat<br />

Mississippi – eine Art Initiationserlebnis<br />

für den Bürgerrechtler. Bela fonte hat<br />

viel Spannendes zu erzählen. In seinem<br />

Buch „My Song” tut er das (mit Hilfe von<br />

Co-Au<strong>to</strong>r Michael Schayerson) in äußerst<br />

intensiven Szenen und mit einer farbigen<br />

Sprache, so dass man das Gefühl<br />

hat, eher einen Roman als eine Au<strong>to</strong>biografie<br />

zu lesen. Unterhaltsames kommt<br />

freilich auch nicht zu kurz, Belafonte war<br />

schließlich stets auch Entertainer. So liest<br />

man zum Beispiel darüber, wie er als junger<br />

Mann zusammen mit Marlon Brando,<br />

Walter Matthau und Tony Curtis die<br />

Schauspielklasse des deutschen Exilanten<br />

Erwin Pisca<strong>to</strong>r besuchte. Und natürlich<br />

auch darüber, wie er auf Jamaika den<br />

Calypso entdeckte und ihn später in New<br />

York weltberühmt machte. Ein Jahrhundertmann,<br />

ein Jahrhundertbuch! frs<br />

Von Edison bis Elvis – Wie die Popmusik erfunden wurde<br />

Von Ernst Hofacker<br />

2012, Reclam Verlag, Stuttgart<br />

ISBN 978-3-15010-838-3<br />

448 Seiten, S/W-Abb., Broschur<br />

24,95 €<br />

ie Ent-<br />

und der unge-<br />

Dwicklung<br />

heure<br />

Erfolg<br />

der populären<br />

Musik im 20.<br />

Jahrhundert<br />

waren<br />

stets<br />

von<br />

technischen<br />

Erneuerungen<br />

und<br />

findigen<br />

Geschäftsleuten<br />

begleitet. Das begann<br />

nicht erst mit der Rock’n’Roll-Explosion<br />

in den 1950er Jahren, sondern bereits<br />

Jahrzehnte früher. Der Musikjournalist<br />

Ernst Hofacker begibt sich in seinem<br />

450-seitigen Mammutwerk „Von Edison<br />

bis Elvis – Wie die Popmusik erfunden<br />

wurde” zurück in die Frühzeit der Popmusik.<br />

Er legt dar, wie Thomas Edisons<br />

Erfindung der Tonaufzeichnung und die<br />

spätere Entwicklung von Grammofon<br />

und Radio es ermöglichten, dass Musik<br />

zu einem Massenphänomen wurde. Er<br />

schildert, wie sich erst dadurch von 1900<br />

an populäre Musikstile wie Ragtime, Operette,<br />

Jazz, Blues, Swing und Country<br />

verbreiten und Künstler wie Enrico Caruso,<br />

Louis Armstrong, Lale Andersen oder<br />

Jimmie Rodgers zu großen Stars werden<br />

konnten. Er erzählt, wie die Gitarre elektrisch<br />

wurde, sich die Aufnahmemöglichkeiten<br />

in den Studios verbesserten und<br />

damit das nächste Kapitel eingeläutet<br />

wurde: der Rock’n’Roll. Und hier, womit<br />

viele Bücher über Popmusik erst beginnen,<br />

endet Hofackers Buch auch schon<br />

(fast). Hey – keep on rockin‘? Kein Beinbruch<br />

– denn nämlich genau das ist es,<br />

was „Von Edison bis Elvis” so spannend<br />

macht: Es erzählt nicht zum zigsten Male<br />

die sattsam bekannte Rockhis<strong>to</strong>rie nach,<br />

sondern rückt die Vorgeschichte des<br />

Ganzen in den Fokus, dasjenige, was Elvis,<br />

Beatles & Co. erst möglich machte.<br />

Beim Lesen bekommt man schnell Lust,<br />

selbst zum Pop-Archäologen zu werden<br />

und sich einmal – oder wieder – all die alten<br />

Scheiben anzuhören, ob Scott Joplins<br />

“Maple Leaf Rag” oder Jimmie Rodgers<br />

“Blue Yodel” usw. Ein wunderbares Buch!<br />

Einziges Manko: Wünschenswert wären<br />

eine bessere Quellenangabe und mehr Literaturhinweise<br />

am Ende des Buches gewesen;<br />

damit man erstens wüsste, woher<br />

die ganzen Infos stammen, und zweitens,<br />

um dort sofort weiterzulesen ... frs<br />

Stevie Ray Vaughan: Day By Day, Night After Night –<br />

His Final Years, 1983–1990<br />

Von Craig Hopkins<br />

2012, Backbeat Books<br />

ISBN 978-1-61774-022-0<br />

340 Seiten (engl.)<br />

ca. 25,00 €<br />

iele Au-<br />

von Musikerbiografien<br />

liefern eine<br />

ordentliche<br />

Leistung ab,<br />

einige sind<br />

hingegen<br />

von ihrer<br />

Arbeit besessen.<br />

Neben<br />

Johnny Ro-<br />

V<strong>to</strong>ren<br />

gan, der mit der Neuauflage seiner Byrds-<br />

Bio „Requiem For The Timeless: Volume<br />

1” die magische Marke von über 1200<br />

Seiten knackte, zählt Hopkins auch zur<br />

Gattung manischer Schreiberlinge. Und<br />

dass er sich noch den texanischen Blues-<br />

Rock-Meister Stevie Ray Vaughan vorgeknöpft<br />

hat, wird viele treue Fans freuen.<br />

Mit dem neuen Werk knüpft Hopkins an<br />

den Band „Stevie Ray Vaughan: His Early<br />

Years, 1954–1982” an, in dem er seine<br />

Fachkenntnis und die Fähigkeit, auch die<br />

kleinsten Details zu recherchieren, unter<br />

Beweis stellte. Nach einem knappen Vor-<br />

wort von ZZ-Top-Rauschebart Billy Gibbons<br />

listet Hopkins – so weit es möglich<br />

war – jeden Tag im Leben des Gitarristen<br />

auf, der mit seinen erdigen Sounds die<br />

Achtziger ein wenig erträglicher machte<br />

und vielen Synthie-Geschädigten Hoffnung<br />

auf bessere Zeiten gab. Studiosessions,<br />

Konzerte (manchmal sogar mit<br />

der Auflistung der gespielten Songs),<br />

Video-Aufzeichnungen und Veröffentlichungstermine<br />

der einzelnen Alben werden<br />

mit einer kaum überschaubaren Anzahl<br />

seltener Fo<strong>to</strong>s illustriert, die Fans und<br />

die Familie des Musikers zur Verfügung<br />

stellten. Darüber hinaus sind Aufnahmen<br />

von Tourplakaten, Memorabilia, seiner<br />

Gitarren und Verstärker oder anderer Gitarristen<br />

zu bestaunen, die sich alle mit<br />

SRV ablichten ließen. Der Buchtitel vermittelt<br />

den Eindruck, dass der Band mit<br />

seinem viel zu frühen Tod enden würden,<br />

doch Hopkins dokumentiert auch die Zeit<br />

nach 1990 und listet Notationen in Gitarrenmagazinen,<br />

posthume Veröffentlichungen<br />

und zum Beispiel DVDs auf. Da<br />

der Hardcover-Band zudem auf erstklassigem<br />

Papier gedruckt wurde, kann man<br />

ihn einfach nur empfehlen! Das Buch ist<br />

auch Lesern mit durchschnittlichen Englischkenntnissen<br />

zu empfehlen, da sich<br />

der Au<strong>to</strong>r präzise und nicht geschwollen<br />

ausdrückt.<br />

fl<br />

Seite 66 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Abba – Die wahre Geschichte – Licht und Schatten<br />

Led Zeppelin FAQ<br />

Von Carl Magnus Palm<br />

2011, Bosworth Edition<br />

ISBN 978-3-86543-679-5<br />

656 Seiten, Paperback<br />

19,95 €<br />

P<br />

alms Abba-Bibel (GT<br />

2/2003), revidiert<br />

und ergänzt durch Solo-<br />

Aktivitäten: Agnetas MY<br />

COLORING BOOK, Fridas<br />

Koop mit Jon Lord,<br />

<strong>Music</strong>al „Mamma Mia”.<br />

Ein Mammutwerk, ein-<br />

drucksvoll inder Vorgeschichte, in der sich<br />

vier Individuen aus eigenen Karrieren finden<br />

(Benny Andersson war mit seinen Hep Stars<br />

erfolgreich, Agneta hatte eigene Alben auf<br />

dem Markt etc.), und voller Einblicke in die<br />

heiße Gruppendekade 1972–1982. Das Bild<br />

der autark in den S<strong>to</strong>ckholmer Polar-Studios<br />

werkelnden Komponisten Björn Ulvaeus (der<br />

früher auch Andersson hieß) und Benny Andersson<br />

lässt sich nicht halten: 1979 auf den<br />

Bahamas, um jenseits von (Schw)Eden Inspiration<br />

zu finden, führte sie in die Criteria Studios<br />

in Miami, wo sich die Crème zwischen<br />

Clap<strong>to</strong>n und Bee Gees traf. In der Hexenküche<br />

von „Night Fever” entstand Abbas Disco-<br />

Abräumer „Voulez Vous”, nachvollziehbar.<br />

Erschütternd die tragische Figur ihres exzellent-exzentrischen<br />

Managers Stig Anderson,<br />

analog zum Beatles-Agenten Brian Epstein,<br />

der Ulvaeus’ Hootenanny Singers fast ins<br />

NBC-TV „Hullaballoo” lotste. utw<br />

Von George Case<br />

2011, Backbeat Books/Hal Leonard<br />

ISBN 978-1-61713-025-0<br />

370 Seiten, Paperback (engl.)<br />

16,99 €<br />

icht noch eine Bio-<br />

sondern ein Ngrafie,<br />

klug zusammengestellter,<br />

informativer<br />

Lexikon-<br />

Schmöker, den man immer<br />

wieder zur Hand<br />

nimmt: Er zeichnet nochmals<br />

genüsslich nach, von<br />

welchen US-Blues-Veteranen Page, Plant,<br />

Jones & Bonham ihre Inspirationen haben,<br />

würdigt aber auch die Innovationen eines<br />

Jimmy Page und betrachtet, welche Musi-<br />

ker ihrerseits etwas von Zeppelin „borgten”.<br />

George Case bespricht beste, schauderhafteste,<br />

übersehene Songs, schaut in die<br />

Studio-Arbeit, porträtiert „Stairway To<br />

Heaven”, verfolgt die Band in Literatur und<br />

Film, widmet sich dem Okkulten. Zu „<strong>Music</strong><br />

Trivia” gehört Bonhams quietschendes<br />

Bassdrum-Pedal bei „Since I’ve Been<br />

Loving You”. Stärken und Schwächen der<br />

Mitglieder werden beleuchtet, auch Groupies<br />

(Page schwang die Peitsche bei Miss<br />

Cinderella, Lori Mattix war erst 14) und ihr<br />

wilder Lebensstil kommen nicht zu kurz:<br />

Ein Hotelpage, der meinte „Fernseher aus<br />

dem Fenster werfen, das möcht’ ich auch<br />

mal”, bekam von Manager Grant 500 Dollar:<br />

„Hier, wir geben dir einen aus!” utw<br />

If You Like The Beatles<br />

Over 200 Bands, Films, Records<br />

Von Bruce Pollock<br />

2011, Backbeat Books/Hal Leonard<br />

ISBN 978-1-61713-018-2<br />

215 Seiten, Paperback (engl.)<br />

11,10 €<br />

ass die Beatles im-<br />

wichtige Mu-<br />

Dmens<br />

sik- und Kultur-Pioniere<br />

des 20. Jahrhunderts sind,<br />

kommt in Pollocks Betrachtungen<br />

nie zu kurz,<br />

ebenso wenig der kaum<br />

zu unterschätzende Anteil<br />

ihres Produzenten, Arran-<br />

geurs und Ideen-Kanalisierers George Martin.<br />

Das eigentlich Reizvolle aber am Ansatz des<br />

Au<strong>to</strong>rs ist die Rolle der vier lange Unzertrenn-<br />

lichen, Lennon-McCartney-Harrison-Starr als<br />

ein riesiger, unendlich vielschichtiger Filter.<br />

Eingesogen wurden Rock’n’Roller von Holly<br />

bis Berry, Dylan-Folk, Mo<strong>to</strong>wn-Soul und<br />

„Brill Building Pop” wie die Songs von Gerry<br />

Goffin und Carol King. Dazu kam McCartneys<br />

Liebe zu Peggy Lee, Lennon mochte<br />

Bing Crosby! Die Band ihrerseits brachte neue<br />

Quasi-Beatles hervor: die Zombies und Badfinger<br />

zu Hause, Byrds, Love, Beau Brummels<br />

und Monkees in Amerika. In punk<strong>to</strong> Psychedelia<br />

waren die Beatles zu gleichen Teilen<br />

Schwamm und Schamanen. Man kann nur<br />

staunen über unzählige Verbindungen bis<br />

„Here Today”: Klar schulden auch Coldplay,<br />

Arctic Monkeys oder Arcade Fire den Beatles<br />

so einiges.<br />

utw<br />

The Doors FAQ<br />

Von Rich Weidman<br />

2011, Backbeat Books/Hal Leonard<br />

ISBN 978-1-61713-017-5<br />

291 Seiten, Paperback (engl.)<br />

15,99 €<br />

an möchte mit dem<br />

MDoors-Thema<br />

zu<br />

„Wer wird Millionär?”,<br />

ohne die dicken Biografien<br />

herauszuholen? In diesem<br />

Referenzband sind entscheidende<br />

musikalische<br />

sowie abwegig skurrile<br />

Fakten übersichtlich sortiert und kurzweilig<br />

beschrieben: Doors-Angelpunkte in Los<br />

Angeles, Soundgeheimnisse, die Sonderstellung<br />

von THE SOFT PARADE, warum Paul<br />

Rothschild die L.A.WOMAN-Sessions verließ,<br />

Nr-1-Singles. Erinnert wird an Doors-Songs<br />

in Filmen, Jim Morrissons Alkoholismus im<br />

Studio, seine Grabstätte, es gibt eine Würdigung<br />

der zwei Alben ohne ihn. Dazu kommen<br />

Musiker, die durch die Doors beeinflusst<br />

wurden, und Songs, bei denen die Band andere<br />

Quellen benutzte. Aufschlussreich auch<br />

die Betrachtung des politischen Reper<strong>to</strong>ires.<br />

Beleuchtet werden schließlich eher ungewöhnliche<br />

Aspekte wie Bands, welche die<br />

Bühne mit den Doors teilten: Manzarek &<br />

Co. waren Canned-Heat-Fans, und Vorgruppe<br />

für die gospeligen Chambers Bro<strong>the</strong>rs, die<br />

später Doors-Support wurden. Fazit: Man<br />

plant immer zehn Minuten für „FAQ” ein,<br />

verbringt dann Stunden damit. utw<br />

Cash – Die Au<strong>to</strong>biografie<br />

Jukebox<br />

Von Johnny Cash (mit Patrick Carr)<br />

2012, Edel Books, Hamburg<br />

ISBN 978-3-84190-143-9<br />

336 Seiten, Hardcover,<br />

Schutzumschlag, zahlr. Abb.<br />

29,95 €<br />

er „Man in Black”<br />

Din eigenen Worten:<br />

„Cash”, die Au<strong>to</strong>biografie<br />

der großen<br />

Countrymusik-Legende<br />

Johnny Cash, erlebt eine<br />

Neuauflage. Die Lebensbeichte,<br />

welche die<br />

Grundlage für den Oscar-prämierten<br />

Kinofilm „Walk The Line”<br />

war, erschien auf Deutsch erstmals 1999.<br />

Cash schrieb sie 1997, sechs Jahre vor<br />

seinem Tod. In plauderhaftem Erzähl<strong>to</strong>n<br />

(man hat fast das Gefühl, Cashs Stimme einen<br />

langen Talking-Blues sprechen zu hören<br />

…) berichtet das Buch über die Höhen<br />

und Tiefen seiner Karriere – und er war ja<br />

wirklich ganz oben und ganz unten. Pluspunkt<br />

ist die kaum zu übertreffende Nähe<br />

zur Person des Sängers. Cash selbst sagte<br />

einmal über seine Au<strong>to</strong>biografie: „Dieses<br />

Buch ist meine eigene Geschichte – was<br />

ich fühle, was ich liebe, was geschah, so<br />

wie ich es erinnere.” Nicht ganz einfach<br />

an der Lektüre ist die schlaglichtartige,<br />

sprunghafte, nicht immer chronologische<br />

Erzählweise. Sprunghaft? – Ein Lebensritt<br />

durch Himmel und Hölle!<br />

frs<br />

Von Charles Berberian<br />

2012, Reprodukt, Berlin<br />

ISBN 978-3-94109-992-0<br />

115 Seiten, Broschur,<br />

durchgehend farbig<br />

18,00 €<br />

in denkwürdiger Som-<br />

mit John Lennon in<br />

Paris, eine verrückte Zeitreise<br />

zurück ins Jahr 1972<br />

oder irrwitzige Betrachtungen<br />

über das Schuhwerk<br />

von Rockstars: Das sind nur<br />

Emer<br />

drei der S<strong>to</strong>rys in<br />

Charles Berberians Comicsammlung<br />

„Jukebox”. Berberian, der mit<br />

der Comic-Serie „Monsieur Jean” bekannt<br />

wurde, gibt sich in den insgesamt 13 mit<br />

überbordender Fantasie gezeichneten Strips<br />

voll und ganz seiner Liebe zur Musik hin.<br />

Fakten und Fiktion, Zukunft und Vergangenheit<br />

werden dabei herrlich durcheinandergewirbelt,<br />

und man ist plötzlich dabei,<br />

wie David „Ziggy Stardust” Bowie Besuch<br />

aus einer anderen Zeit erhält, wie El<strong>to</strong>n<br />

John sich für Iggy Pop zum Affen macht<br />

oder wie Charlie Watts im Jahr 1985 Mick<br />

Jagger einen ordentlichen Kinnhaken verpasst<br />

und sich nicht zuletzt deshalb die<br />

S<strong>to</strong>nes wieder zusammenraufen. Besonders<br />

komisch ist jedoch die Galerie erfundener<br />

Bands, die es niemals gegeben hat: darunter<br />

etwa die Über Nannies & The Pinball Razors<br />

Choir mit ihrem „Death Urban Metal für die<br />

ganze Familie” …<br />

frs<br />

Weitere interessante Buchveröffentlichungen:<br />

Top Beat Singles 9<br />

Labelography – Volume 2<br />

Neil Young – A Life In Pictures<br />

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Von Jan Pettersson<br />

Singles, EPs & LPs 1966–1980<br />

2012, Premium Publishing<br />

ISBN 978-9-18913-672-4<br />

322 Seiten (engl.)<br />

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www.premiumpublishing.com<br />

Von Robert Scott<br />

2011, edel, Hamburg<br />

ISBN 978-3-84190-105-7<br />

175 Seiten (engl.)<br />

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<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 67


Heft 4 1995 Heft 5 1995 Heft 1 1996 Heft 2 1996 Heft 3 1996 Heft 4 1996<br />

Heft 5 1997 Heft 6 1997 Heft 3 1999 Heft 4 1999<br />

Heft 5 1999 Heft 6 1999 Heft 2 2000 Heft 3 2000 Heft 4 2000<br />

Heft 5 2000 Heft 6 2000 Heft 1 2001 Heft 2 2001 Heft 3 2001<br />

Heft 4 2001 Heft 5 2001 Heft 6 2001 Heft 1 2002 Heft 2 2002<br />

Heft 3 2002 Heft 4 2002 Heft 5 2002 Heft 6 2002 Heft 1 2003<br />

Heft 2 2003 Heft 3 2003 Heft 4 2003 Heft 5 2003 Heft 6 2003<br />

Heft 1 2004 Heft 2 2004 Heft 3 2004 Heft 4 2004 Heft 5 2004<br />

Heft 6 2004 Heft 1 2005 Heft 2 2005 Heft 3 2005 Heft 4 2005<br />

Heft 5 2005 Heft 6 2005 Heft 1 2006 Heft 2 2006 Heft 3 2006<br />

Heft 4 2006 Heft 5 2006 Heft 6 2006 Heft 1 2007<br />

Heft 2 2007 Heft 3 2007 Heft 4 2007 Heft 5 2007 Heft 6 2007 Heft 1 2008<br />

Heft 2 2008 Heft 3 2008 Heft 4 2008 Heft 5 2008<br />

Heft 6 2008 Heft 1 2009 Heft 2 2009 Heft 3 2009 Heft 4 2009 Heft 5 2009<br />

Heft 6 2009 Heft 1 2010 Heft 2 2010 Heft 3 2010<br />

Heft 4 2010 Heft 5 2010 Heft 6 2010 Heft 1 2011 Heft 2 2011 Heft 3 2011<br />

Heft 4 2011 Heft 5 2011 Heft 6 2011 Heft 1 2012<br />

Seite 68 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


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Seite 70 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


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TIPP<br />

GRAVEYARD<br />

Graveyard sind eine neue Band, die<br />

jedoch ganz Vergangenheit ist. Mit<br />

ihrem Sound öffnen sie die Tür in jenes<br />

Jahrzehnt, das als das wohl schillerndste<br />

und produktivste in die Annalen der<br />

Rockhis<strong>to</strong>rie einging. Wären die Schweden<br />

nicht nachweislich ein musikalisches<br />

Phänomen der Neuzeit, müsste man sie<br />

zwischen 1969 und 1975 einsortieren.<br />

Nicht selten wird so genannten Retro-<br />

Bands ein Sound nachgesagt, der sich von<br />

dem ihrer Vorbilder in nichts unterscheidet.<br />

„Wenn du im Konzert die Augen schließt,<br />

hast du das Gefühl, 40 Jahre zurückversetzt<br />

zu werden", heißt es da bei manchen<br />

Protagonisten. Graveyard sind anders. Die<br />

2007 in Göteborg gegründete<br />

Gruppe macht es ihren Fans<br />

leicht. Der Zeitsprung funktioniert<br />

bei Graveyard ganz ohne<br />

Promille, Trip oder Träumerei.<br />

Betreten Joakim Nilsson (voc, g),<br />

Rikard Edlund (b), Axel Sjöberg<br />

(dr) und Jonatan Ramm (g) die<br />

Bühne, ist der Schalter au<strong>to</strong>matisch<br />

umgelegt. Der Vierer verströmt<br />

eine Au<strong>the</strong>ntizität, dass man fürchtet, der<br />

eigene Verstand spiele einem einen Streich.<br />

In welchen Vintage-Läden kaufen die ihre<br />

Klamotten? Und welcher Old-<br />

School-Friseur verpasst denen<br />

ihre Matten? Und wo – verdammt<br />

noch mal – haben<br />

die dieses Gefühl für<br />

den harten Blues-<br />

Rock aus einer<br />

ihnen völlig unbekannten<br />

Epoche<br />

her? Ganz einfach:<br />

Die Musiker be<strong>to</strong>-<br />

n<br />

n<br />

nen immer wieder, überhaupt<br />

nicht Retro zu sein. Ihre Musik<br />

sei neu, Getöse aus der Gegenwart, aus<br />

dem Hier und Jetzt. Dass sich da ein paar<br />

alte Zausel an ihre Jugend erinnert fühlen,<br />

ist ein willkommener Nebeneffekt.<br />

Graveyard schlagen viele<br />

Brücken. Led Zeppelin,<br />

Black Sabbath, Grand Funk<br />

Railroad, Humble Pie – die<br />

Liste ist beliebig verlängerbar.<br />

Sänger Joakim klingt<br />

obendrein wie der dem<br />

Grab entstiegene Steve<br />

Marriott, der sich wieder<br />

aufs Wesentliche beschränkt und souliges<br />

Rumeiern aus dem Gesang verbannt<br />

hat. Das CD-Debüt GRAVEYARD (2007)<br />

begründete sofort einen Mythos, den die<br />

Musiker zu pflegen wissen. Das Cover<br />

zeigt eine ans Abendmahl erinnernde<br />

Szene und wurde von einem Freund der<br />

ENTDECKT – EMPFOHLEN<br />

Old-School-Getöse aus der Gegenwart<br />

v.l.: Axel Sjöberg (dr), Joakim Nilsson (voc, g),<br />

und Rikard Edlund (bg)<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jens-Uwe Berndt<br />

Band gezeichnet, der sich wenig<br />

später das Leben nahm. Die<br />

Songs tragen musikalische und<br />

inhaltliche Schwere in sich. "Evil<br />

Ways", "Satan’s Finest" oder<br />

"Right Is Wrong" sprechen für<br />

sich. Der Nachfolger HISINGEN<br />

BLUES (2011) perfektioniert,<br />

was GRAVEYARD anschob.<br />

Und Sachen wie "Uncomfortably Numb"<br />

und "Ungreatful Are The Dead" (er)klären<br />

schon in der Titelzeile unmissverständlich,<br />

auf welche Rockepoche man sich da eingelassen<br />

hat.<br />

HISINGEN BLUES ging durch die Decke<br />

– darum veröffentlichte das Graveyard-<br />

Label Nuclear Blast im Windschatten des<br />

Erfolgsalbums den Erstling gleich noch<br />

mal. Auch live präsentieren sich die<br />

Schweden in Bestform. Davon zeugte<br />

nicht nur ein vielumjubelter Auftritt beim<br />

Burg Herzberg Festival, sondern auch die<br />

Tour im vergangenen Jahr mit Motörhead.<br />

Im Januar 2012 ging es durch die USA,<br />

seit Februar wird an einem neuen Album<br />

gewerkelt, und der März sieht das Quartett<br />

auf zahlreichen Bühnen Europas. Da geht<br />

noch einiges ...<br />

Jens-Uwe Berndt<br />

GEMMA RAY<br />

Inselfeuer mit den Sparks<br />

Noch genießt die englische Singer/-<br />

Songwriterin Gemma Ray den Ruf<br />

eines Geheimtipps, doch die umtriebige<br />

Musikerin ist dabei, sich in aller Welt<br />

einen wohlklingenden Namen zu erspielen.<br />

Sie ist ständig unterwegs und erweckt<br />

dabei den Eindruck einer<br />

rastlosen Seele. „Dabei<br />

bin ich eigentlich eher ein<br />

häuslicher Typ, gehe nicht<br />

viel oder besonders gern<br />

aus", erzählt sie. „Aber<br />

es hat sich in den letzten<br />

Jahren einfach so ergeben,<br />

dass ich kein festes<br />

Zuhause mehr hatte, weil<br />

ich dauernd wegen der<br />

Musik unterwegs war." Bis<br />

ein Bekannter fragte, ob sie<br />

nicht jemanden wisse, um<br />

in seine Einliegerwohnung<br />

einzuziehen. Seitdem ist<br />

Gemma Ray Berlinerin. „Ich<br />

fühle mich in Berlin ausgesprochen<br />

wohl und finde<br />

es bedauerlich, ja ärgerlich,<br />

dass ich so wenig Zeit dort<br />

verbringen kann."<br />

Doch es kommt eben oft<br />

anders als geplant in der Karriere der<br />

in Essex aufgewachsenen Musikerin mit<br />

der ganz eigenen Klangäs<strong>the</strong>tik und<br />

Neigung zur Melodramatik. Ein Großteil<br />

ihres neuen Albums ISLAND FIRE entstand<br />

in Australien. „Dort war ich gerade,<br />

als in Island der Vulkan ausbrach und<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

der Flugverkehr weltweit für einige Zeit<br />

eingestellt wurde. Ich hatte schon einige<br />

Songs im Kopf fertig und nahm sie im<br />

Studio meines australischen Verlegers auf.<br />

Später bin ich für weitere Aufnahmen<br />

noch mal hingereist."<br />

Schon auf ihren früheren Platten hatte<br />

Gemma Ray vereinzelt mit Streichern<br />

gearbeitet, „und jetzt wollte ich es bei ein<br />

paar Stücken mit großer Orchestrierung<br />

als Kontrast zu den eher intim gehaltenen<br />

Liedern probieren", erzählt sie. Eine<br />

weitere neue Erfahrung bescherte ihr<br />

das Mixen der neuen Songs: „Das hat<br />

Michael Szumouski in Australien gemacht,<br />

während ich in Berlin saß und seine<br />

Arbeit via Internet zeitgleich<br />

verfolgte, so dass<br />

wir uns immer wieder<br />

besprechen konnten."<br />

Mit ISLAND FIRE bleibt<br />

sich die Britin treu,<br />

bei jedem Album neue<br />

Wege zu gehen und zu<br />

experimentieren. Wobei<br />

sie eher beiläufig verrät,<br />

dass die nächste Scheibe bereits<br />

fertig ist, am Jahresende erscheinen<br />

soll, DOWN BABY DOWN heißen<br />

wird und Inspiration durch<br />

Filmmusikschaffende wie John<br />

Barry oder Kryzs<strong>to</strong>f Komeda aufgreift.<br />

Nachdem sie mit dem Gemma<br />

Ray Ritual Mitte des letzten<br />

Jahrzehnts vier Platten gemacht<br />

hatte, startete sie nach einer längeren<br />

Krankheitsphase ihre<br />

Solokarriere 2008 mit THE<br />

LEADER, das Kritiker als<br />

Soundtrack zu einem „Film<br />

noir" würdigten. Es folgte<br />

LIGHTS OUT ZOLTAR!,<br />

das 2009 in ihrer Heimat<br />

mit einen Independent<br />

<strong>Music</strong> Award For The<br />

Best Eclectic Album ausgezeichnet<br />

wurde. Und nach IT'S A<br />

SHAME voller Cover-Versionen nun<br />

eben ISLAND FIRE, es schlägt die<br />

Brücke zum Vorgänger mit zwei Songs,<br />

die mit den Sparks entstanden. Die<br />

exzentrischen Brüder Russel<br />

und Ron Mael verehrt Gemma<br />

Ray, „vor allem ihre bombastischen<br />

Arrangements und Non-<br />

Konformität", wie sie erklärt.<br />

„Ich traf sie in Los Angeles,<br />

wir tranken einen Kaffee und<br />

unterhielten uns. Wir blieben<br />

in Kontakt, und irgendwann<br />

nahm ich<br />

den Gesang für 'How<br />

Do I Get To Carnegie<br />

Hall?' auf und schickte<br />

es ihnen. Ich war<br />

selbst sehr gespannt,<br />

was sie daraus<br />

machen würden –<br />

und war dann angenehm<br />

überrascht von<br />

dem Aufwand, den<br />

sie betrieben, und von der Intensität<br />

ihrer Musik. Dann coverte ich ihr<br />

'Eaten By The Monster Of<br />

Love', schickte ihnen meine<br />

Version, die sie dann bearbeiteten<br />

– sie haben praktisch<br />

meine Cover-Version<br />

gecovert", erzählt die Wahl-<br />

Berlinerin nicht ohne S<strong>to</strong>lz.<br />

„Das zweite Stück war<br />

wirklich so etwas wie eine<br />

Kooperation, beim ersten<br />

war ih ich praktisch nur die Sängerin."<br />

Philipp Roser<br />

Seite 72 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Climax Blues Band<br />

Shine On<br />

REP 5202<br />

Digipak<br />

Climax Blues Band<br />

Real To Reel<br />

REP 5212<br />

Digipak<br />

Climax Blues Band<br />

Flying The Flag<br />

REP 5211<br />

Digipak<br />

Climax Blues Band<br />

Lucky For Some<br />

REP 5209<br />

Digipak<br />

Official Blues Band<br />

Bootleg Album<br />

REPUK 1147<br />

Ready<br />

REPUK 1143<br />

Climax Blues Band<br />

Sample And Hold<br />

REP 5203<br />

Digipak<br />

The Blues Band<br />

The Best Of<br />

The Blues Band<br />

REPUK 1150<br />

2CD slip case<br />

The Blues Band<br />

Few Short Lines<br />

REPUK 1149<br />

Digipak<br />

Itchy Feet<br />

REPUK 1148<br />

The<br />

Blues Band<br />

Coming<br />

Soon


Roger Chapman (70)<br />

Komplex & explosiv<br />

Leon Russell (70)<br />

Weiße Eminenz<br />

Alan Price (70)<br />

Stiller Dauerbrenner<br />

Love" und „Hate" auf den Fingerknöcheln,<br />

„ manisches Gebärden am Mikro, ein singuläres<br />

Power-Gurgeln als Gesang, das mühelos Tapeten von<br />

den Wänden holte. Das Vokal-Unikum aus Leicester<br />

(dort geboren am 8.4.1942) wird gern auf – mehr<br />

als prägnante – Äußerlichkeiten reduziert, die seinen<br />

Ruf zementierten. Was leicht vergessen wird<br />

bzw. unerwähnt bleibt: Im Team mit Gitarrist<br />

Charlie Whitney hat „Chappo" auch als Komponist<br />

und Texter Bemerkenswertes abgeliefert, was<br />

bereits bei Family mit der Debütsingle "Scene<br />

Through The Eye Of A Lens" (Liberty) begann.<br />

Chapman besorgte große Teile aller sieben LPs<br />

der Band – sämtlich in den UK-Top 35! – und<br />

glänzte mit bzw. auf Einzeltracks, Singles und Hits<br />

wie "No Mules Fool", "Observations From A Hill",<br />

"Strange Band", "In My Own Time", "The Weaver's<br />

Answer" und vielen anderen – durchweg Songs<br />

mit meist ungewöhnlichen Strukturen. Nach dem<br />

Er ist, vergleichbar in etwa mit Dr. John, die<br />

„Graue Eminenz Of Rock" – allerdings mit längst<br />

schlohweißem Langhaar. Geboren am 2.4.1942 in<br />

Law<strong>to</strong>n als Claude Russell Bridges, hat der Pianist<br />

mit allem gearbeitet, was Rang und Namen hat:<br />

Beatles, Rolling S<strong>to</strong>nes, Bob Dylan, Byrds, Clap<strong>to</strong>n,<br />

Beach Boys, Frank Sinatra, Jerry Lee Lewis<br />

und so weiter. In seiner ersten Amateurband,<br />

The Starlighters, stand bereits 1956 ein Jüngling<br />

namens J.J. Cale, und der große James Bur<strong>to</strong>n<br />

verpasste ihm Gitarrenstunden. Russell gehörte<br />

zum illustren Musikerkreis von Producer-Legende<br />

Phil Spec<strong>to</strong>r und anschließend zur „Wrecking<br />

Crew", den gefragtesten Studio-Assen von Los<br />

Angeles während der Sixties. Mit seiner Komposition<br />

"Delta Lady", 1969 populär gemacht von Joe<br />

Cocker, rückte der Vielkönner aus Oklahoma noch<br />

mehr ins internationale Blickfeld. Im selben Jahr<br />

gründete er mit dem Produzenten Denny Cordell das<br />

Trad./arr. Price": Dieser Hinweis auf (Co-)Au<strong>to</strong>renschaft<br />

steht seit fast 50 Jahren hinter einer der<br />

unvergesslichsten Sixties-Hymnen, "The House Of<br />

„<br />

The<br />

Rising Sun" von den Animals aus Newcastle. Auf<br />

ihren Keyboarder Alan Price (geboren am 19.4.1942<br />

in<br />

Fatfield/Durham) ist dies eingetragen, seinem<br />

Arrangement und Spiel haben seitdem Millionen<br />

gelauscht, er und Eric Burdons Gesang prägten<br />

den Stil der Band. Schon 1965 stellte sich der<br />

Organist – stets in Konkurrenz zum Sänger – mit<br />

dem Alan Price Set auf eigene Füße, dem nach<br />

einer Flop-Single ("Any Day Now") sofort weitere<br />

Hits gelangen: "I Put A Spell On You", "Hi Lili, Hi<br />

Lo", "Simon Smith And The Amazing Dancing<br />

Bear", "The House That Jack Built", "Shame" und<br />

"Don't S<strong>to</strong>p The Carnival" – die Alben THE PRICE<br />

TO<br />

PLAY und A PRICE ON HIS HEAD (Tipp: die CD-<br />

Ausgaben auf Reper<strong>to</strong>ire Records mit 23 Bonus-Ti-<br />

teln<br />

von 1996!) belegen die Klasse des eher stillen,<br />

Family-Ende im Ok<strong>to</strong>ber 1973 gelang die kreative,<br />

ebenso komplexe Fortführung nur bedingt: Auch die<br />

engagierten Streetwalkers (Chapman/Whitney mit<br />

neuen Assistenten) bekamen Probleme, als die britische<br />

Szenerie sich Mitte der Siebziger nachhaltig<br />

veränderte. 1977 war dieses Kapitel abgeschlossen.<br />

Chapman, der Solist, griff ab 1979 neu an: mit der<br />

Beteiligung an einem Mike-Batt-Projekt (Song: "Run<br />

Like The Wind") und einer Reihe von Alben mit The<br />

Shortlist, die ihm vor allem auf dem deutschen Markt<br />

ein neues Fundament bescherten. Mit "Shadow On<br />

The Wall" (Duett mit Mike Oldfield) kam er 1983 auf<br />

Platz 3 der hiesigen Charts, einer R&B/Rock'n'Roll-<br />

Parallelgruppe stand er 1982/83 vor, The Riffburglars.<br />

1986 beteiligte sich Chapman als Gast bei den Box Of<br />

Frogs. Seitdem blieb er ständig aktiv, Schwerpunkt:<br />

europäisches Festland. Unvergessen ist sein nicht enden<br />

wollender, hochexplosiver „Rockpalast"-Auftritt<br />

in Essen im Ok<strong>to</strong>ber 1981.<br />

bm<br />

Shelter-Label (u.a. J.J. Cale, Tom Petty, Freddie King,<br />

Grease Band), 1971 war er beim Concert For Bangladesh<br />

dabei, und seine Solo-Aufnahmen nahmen<br />

Fahrt auf. Bis 2010 erschienen über 40 Alben, die bis<br />

1981 permanent in den US-Hitlisten standen – nur<br />

ein Frühwerk, RHAPSODIES FOR YOUNG LOVERS<br />

mit dem Midnight String Quartet von 1966, war aus<br />

der Rolle gefallen. Russells Vielseitigkeit ist Legende:<br />

Rock, Blues, Country, Folk, Rhythm & Blues, Gospel,<br />

stets knallhart angeschlagen, drückte er seinen persönlichen<br />

Stempel auf – vorübergehend auch unter<br />

dem Aliasnamen Hank Wilson, mit seinen Shelter<br />

People oder mit der Band New Grass Revival. Für ein<br />

spektakuläres Chart-Comeback (in den 90ern hatte<br />

er es ruhiger angehen lassen) sorgte THE UNION,<br />

eine von T Bone Burnett produzierte CD mit El<strong>to</strong>n<br />

John (USA #3) – und am 14.3.2011 geschah längst<br />

Überfälliges: Der Allesmacher wurde in die Rock'n'<br />

Roll Hall Of Fame aufgenommen.<br />

bm<br />

unspektakulär auftretenden Vertreters seiner Tasten<br />

drückenden Zunft. 1971 spielte er mit dem Kollegen<br />

Georgie Fame TOGETHER ein, die Single "Rosetta"<br />

wurde ein Hit. Price trat in TV-Shows auf, wirkte an<br />

Filmmusiken mit, schauspielerte und streute dann<br />

und wann Charterfolge wie den "Jarrow Song"<br />

(1974), "Just For You" (1978) und "Baby Of Mine"<br />

(1979) ein. Bereits 1977 hatte er mit dem niederländischen<br />

Pianisten Rob Hoeke (1939–1999) für TWO<br />

OF A KIND fusioniert. Wann immer sich die Animals<br />

zu Reunions trafen, mischte Price mit, bis ins neue<br />

Jahrtausend ließ er etliche Alben folgen. Seine Electric<br />

Blues Company lieferte zwei LPs ab, die ohne<br />

große Resonanz blieben, COVERS von 1994 und<br />

(stark!) A GIGSTER'S LIFE FOR ME (1996) – eine<br />

feste Quintettbesetzung ohne Bläser, u.a. mit Zoot<br />

Money (org, p) und dem singenden Bassist/Gitarrist<br />

Bobby Tench. 2002 spielte Price für Appaloosa Records<br />

BASED ON A TRUE STORY ein. bm<br />

Seite 74 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


VAN HALEN<br />

Kaum ein Kid, das in den 1980ern nicht<br />

"Why Can’t This Be Love" mitgesungen hätte.<br />

Und spielte nicht die halbe Welt zu "Jump"<br />

verzückt Luftgitarre?! Eddie Van Halen ist<br />

sich bis heute der Funktion seiner Truppe<br />

bewusst, die bislang 90 Millionen Tonträger<br />

verkauft hat: "<br />

Wir wollten", bekennt er, "<br />

nie<br />

etwas anderes vermitteln als: Habt Spaß,<br />

fahrt schnelle Au<strong>to</strong>s und macht soviel Sex<br />

wie möglich. Das Leben ist zu kurz, um auf all<br />

das im Übermaß zu verzichten." Und doch: Die<br />

Truppe nur als Fun-rock-Kapelle abzulegen,<br />

ist um einiges zu kurz gegriffen.<br />

Mainstream Metal – perfekt!<br />

Immerhin wurde gen über die Saiten seiner Gitarre, das Schlagzeug<br />

in den letzten Jahren vor allem Eddie, wie David<br />

Bandleader Eddie von Bruder Alex spuckt wie gehabt Monster-Beats<br />

ts Lee Roth inzwischen 57 Jahre alt. Zunächst wurde<br />

dem einstigen Kettenraucher ein Drittel seiner<br />

im renommierten aus. Auch der einzige Neuzugang des Vierers, der<br />

US-Musikermagazin<br />

gerade mal 20-jährige Bassist Wolfgang Van Halen Zunge wegen Krebs' amputiert. Danach erhielt er<br />

„Guitar<br />

Player” (Eddies Sohn), erledigt einen prima Job. Unterm ein künstliches Hüftgelenk. Im Frühjahr 2007 wies<br />

mehrfach als „bester<br />

Gitarrist i des Jahres” ausgezeichnet – Lohn für seine<br />

innovative Technik des so genannten Tapping.<br />

Strich: perfekter Mainstream, für den Bandboss ein<br />

Kompliment. „Alles, was den Leuten Spaß bringt<br />

und sich gut verkauft, hat seine Berechtigung”,<br />

sich der schwere Trinker selbst in eine Alkoholentzugsklinik<br />

ein. Kaum entlassen, wurde er von<br />

seiner Ehefrau, der US-Schauspielerin Valerie Bertinelli<br />

(mit Eddie seit<br />

Wie kein anderer prägte Saitenzauberer Van Halen kommentiert Eddie<br />

v.l.: David Lee Roth und Eddie Van Halen<br />

diesen Stil des Antupfens der Saiten auf dem Griffbrett<br />

Van Halen. „Nenn das<br />

April 1981 verheira-<br />

mit Schlaghand. Jetzt gibt es A DIFFERENT ruhig eine kapitalitet<br />

und Mutter von<br />

KIND OF TRUTH, das erste Van-Halen-Werk seit<br />

1998. Und noch eine mittelgroße Sensation: Es ist<br />

das erste Album von Van Halen mit Sänger David<br />

Lee Roth seit 28 Jahren, also seit Veröffentlichung<br />

des Megasellers 1984. Zwischen 1985 und 1996<br />

stische Devise – ich<br />

habe kein Problem damit,<br />

Kapitalist zu sein,<br />

solange ich viel Geld<br />

mit Arbeit verdiene, die<br />

Sohn Wolfgang), im<br />

Dezember 2007 geschieden.<br />

Doch all<br />

das hielt den zähen<br />

Stehaufmann nicht<br />

(und nochmals 2004/05 bei Live-Auftritten) gab ich liebe und in der Öffentlichkeit<br />

davon ab, weiter<br />

Sammy Hagar die Rampensau, für ein Album plus<br />

Konzerte von 1997 bis 1999 erledigte diesen Job<br />

der frühere Extreme-Sänger Gary Cherone. Doch<br />

im Grunde war stets<br />

Roth der einzig wahre<br />

aufrichtig<br />

vertreten kann.” Die<br />

Ideen für die meisten<br />

fest an die Zukunft<br />

seines „Babys” Van<br />

Halen zu glauben.<br />

Im Spä<strong>the</strong>rbst 2006<br />

gab er bekannt, dass<br />

Van-Halen-Shouter.<br />

Filius Wolfgang den<br />

Nicht nur wegen seines<br />

schrillen Organs, sondern<br />

vor allem wegen seiner<br />

bisherigen Bassisten<br />

Michael Anthony ersetzen<br />

würde. Kurz<br />

Ausstrahlung irgendwo<br />

Songs brüteten Eddie danach kursierten die ersten Gerüchte, dass David<br />

zwischen Lebemann,<br />

und David schon in den Lee Roth wieder anmustern würde. Im August 2007<br />

Klein-Zuhälter, Gigolo<br />

Jahren 1975 bis 1977 war es soweit, auf einer Pressekonferenz wurde eine<br />

und Dandy. Van Halen<br />

gelingt es auf A DIFFE-<br />

RENT KIND OF TRUTH,<br />

aus, „also in unserer energetischen<br />

Anfangszeit”,<br />

wie Roth anmerkt. Der<br />

Comeback-Tournee angekündigt, die am 27. September<br />

startete und am 24. April des folgenden<br />

Jahres endete. Am 20. Januar 2011 kam die News,<br />

sich ihrer alten Werte zu<br />

aktuelle Arbeitsprozess dass sich die Band im Studio befindet und an einem<br />

besinnen und einen gelungenen<br />

Mix aus eingängigen,<br />

begann damit, dass Produzent<br />

John Shanks (Bon<br />

neuen Album werkelt – das nun vorliegt. Friede,<br />

Freude, Eierkuchen also bei Van Halen anno 2012?<br />

melodiösen<br />

Jovi, Keith Urban) mit Wenn es nach David Lee Roth geht, auf jeden Fall:<br />

Stücken sowie heftigen,<br />

teils schräg arrangierten Nummern zu kredenzen.<br />

Dazu gesellt sich ein David Lee Roth in prächtiger<br />

stimmlicher Verfassung. Rein musikalisch dürfte<br />

die Rechnung aufgehen, dass Van Halen mit A<br />

DIFFERENT KIND OF TRUTH weiterhin ein Millionen-Dollar-Unternehmen<br />

bleiben – wie gewohnt<br />

kracht und rockt es bombastisch auf den 13 Songs<br />

des Albums. Eddies nach wie vor flinke Finger flie-<br />

Eddie das Band-interne<br />

Archiv durchforstete, um die größten Schätze der<br />

Vergangenheit zu bergen und daraus neue Titel zu<br />

basteln. Danach liefen Sessions mit beiden Brüdern,<br />

schließlich stieß Wolfgang dazu, zuguterletzt<br />

wurde Roth rekrutiert. Seitdem ist alles wieder<br />

im Lot bei den Kaliforniern, die früher gern als<br />

„personifizierte Seifenoper” mit Höhen und Tiefen<br />

bezeichnet wurden. Tiefen durchstehen musste<br />

„Wir trennten uns, weil wir uns gegenseitig der Lügen<br />

und des Diebstahls und ganz viel anderem Mist<br />

bezichtigten”, erklärt der Sänger. „Und ganz ehrlich:<br />

All diese Dinge entsprachen der Realität. Aber das<br />

ist vorbei, denn ich möchte mich an diesen Teil der<br />

Vergangenheit nicht mehr erinnern. Ich denke, Eddie<br />

und Alex geht es nicht anders. Zumindest hoffe<br />

ich das.”<br />

Michael Fuchs-Gamböck<br />

© CMS Source, Robert Yeager<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 75<br />

© CMS Source, Robert Yeager


HEDVIG MOLLESTAD TRIO<br />

Gitarren-<br />

Gewitter<br />

Der heimliche Hit sind schon jetzt die griesgrämig-pikierten Gesichter der Jazz-<br />

Rock-Traditionalisten: Da erdreistet sich doch wahrhaftig eine (auch noch<br />

akademisch ausgebildete!) Gitarristin aus „ihrem Genre", ein Brachialgewitter über<br />

die gern mal elitären Ohren zu bringen ... Verrat! Nein, ,p prima, Hedvig Mollestad!<br />

Aus Alesund kommt die Norwegerin (30), spielt in einem<br />

halben Dutzend weiterer Bands wie dem Trondheim<br />

Jazzorkester, VOM, dem Thomassen Trio. Und nun das!<br />

In Teilen fast rabiater Hard Rock (?) mit unterfüttertintegrierten<br />

Blues- und Jazzelementen, mit ständigen<br />

Windungen, Wendungen, S<strong>to</strong>ps und Tempowechseln.<br />

Ellen Brekken (26) federt die Dröhnung per wühlendem<br />

Doublebass (!) ab, Drummer Ivar Loe Björnstad (29)<br />

hält auf diesem Schleuderkurs die Spur – beide spendieren sogar kurze Soli in<br />

"Sidetracked" bzw. "No Encore". Und Hedvig? Die klingt z.B. in "For The Air", als<br />

habe sich Jimi mit beiden Händen zwischen Brett und Saiten verheddert, während<br />

ständig jemand am Volumeregler fummelt. Kein Blech, keine Tasten, kein Gesang,<br />

nur dieser „hotte" Dreier – und die ganze Chose live im Studio. Vorhersage: drei,<br />

vier geschickt ausgesuchte Euro-Vorprogramme (Vorsicht, lieber Hauptact!), und<br />

die Lady hat's gepackt. SHOOT! heißt die Debüt-CD des Trios mit neun Titeln, und<br />

man mag ob des Gebotenen kaum an einen Erstling glauben. Hedvig Mollestad ist<br />

eine echte Kandidatin für die Champions League.<br />

bm<br />

MOTHERSHIP<br />

New<br />

comer<br />

LANA DEL REY<br />

Superstar oder<br />

Superhype?<br />

Auch große Talente können froh sein, wenn ihre Plattenfirma fest an ihr Können<br />

glaubt und im goldrichtigen Moment eine geballte Hype-Macht aktiviert. Bei<br />

Lana Del Rey (bürgerlich Lizzy Grant) funktioniert das Rezept seit über einem halben<br />

Jahr. Ausgangspunkt ist eine nett aussehende Mittzwanzigerin, die sich als „Lolita,<br />

die sich im Ghet<strong>to</strong> verlaufen hat" fühlt und auf Fo<strong>to</strong>s wahlweise als Hausfrau der<br />

Fifties-US-Suburbs oder mondän gestylte Gangsterbraut präsentiert.<br />

Und richtig <strong>to</strong>ll singen kann sie auch noch! Das steht<br />

fest, seit ihre Single "Video Games" samt begleitendem Video<br />

in aller Ohren und Augen ist. Auf der Basis dieser Optik und<br />

weniger Minuten Musik ergatterte Lana Del Rey bereits größere<br />

Berichte in Printmedien und gehörige Präsenz im Fernsehen<br />

(und im Internet sowieso). Das Gefühl, Zeuge der Geburt eines<br />

Superstars zu werden, baut sich wie von selbst auf – aber täuscht es vielleicht? Ende<br />

Januar des Jahres erschien ihr Debütalbum BORN TO DIE, das perfekten Pop für ein<br />

breites Publikum bietet, sofern es das aktuelle Lebensgefühl des urbanen Teils der<br />

westlichen Menschheit teilt. Eine weitere weiß gewaschene R&B-Sängerin will Miss<br />

Del Rey nicht sein, sondern lieber die „Gangsta Nancy Sinatra". Ihre besten Titel wie<br />

"Video Games" oder "Million Dollar Man" sind dramatisch inszenierte Torch-Songs<br />

mit Anleihen bei Fifties-Ikone Julie London – allerdings mit aktuellen Vorstellungen<br />

von Klangschönheit einschließlich HipHop-Errungenschaften produziert. Mit langfristigen<br />

Reaktionen zwischen Jubel und Achselzucken ist zu rechnen. hjg<br />

Fabian Anderhub<br />

© Pressefo<strong>to</strong>s<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Nachwuchs aus Croydon<br />

Wer Mo<strong>the</strong>rship hört, denkt an Led Zeppelins Greatest. Das nutzen viele:<br />

eine deutsche Led-Zep-Tribute-Band, eine in Portugal, die Mo<strong>the</strong>rship<br />

Band in Japan und The Mo<strong>the</strong>rship in Seattle, die Grunge spielen. Mo<strong>the</strong>rship<br />

in Brisbane zielen mit Psychedelic Funk auf die Parliament-LP MOTHERSHIP<br />

CONNECTION. Durchsetzen wird sich Mo<strong>the</strong>rship aus London-Croydon nicht<br />

nur wegen zweier Promi-Dads und weil in der Jury ihrer Croydon Brit School,<br />

Brian May sowie Beatles-Produzent Sir George Martin, sitzen. Die verliehen<br />

2011 Mo<strong>the</strong>rships Ben Lochrie, 18 Jahre alt, Sohn des Bad-Company-Bassisten<br />

Jaz Lochrie, den Titel „Young Rock Guitarist Of The Year". „Obercool,<br />

Mr. Martin zu treffen", sagt Lochrie, der schon mit 13 in Bands spielte und<br />

öfter Laurie Wisefield im <strong>Music</strong>al „Mamma Mia" vertritt. „Mo<strong>the</strong>rship spielen<br />

intelligenten Hard-Rock im Fahrwasser von Deep Purple & Led Zeppelin", erklärt<br />

Leadsänger Jack Stiles (21), dessen Vater Ray den Bass bei Mud ("Tiger<br />

Feet") zupfte und seit über 25 Jahren den Hollies dient. Stiles Junior ist am<br />

Dutzend Songs für ihr Albumdebüt beteiligt – genau wie Drummer Charlie<br />

Skeggs, der Ian Paice und John Bonham zu seinen Vorbildern zählt. Er legte<br />

ebenso sein Diplom an der Croydon Brit-Akademie ab, wie Bassist Freddie<br />

Draper: Sein „Fenderbird" ist „dreckiger als eine Sozialwohnungsküche!" Väter<br />

hin oder her, von der Band wird man noch hören bzw. lesen, nicht nur auf<br />

www.mo<strong>the</strong>rshipofficial.com.<br />

utw<br />

Grüezi, Bluesrock!<br />

Auf einem Bauernhof in der Schweiz großgeworden, als 14-Jähriger mit der sechsköpfigen<br />

Familie nach Kanada emigriert; inzwischen wieder in die alte Heimat<br />

zurückgekehrt und auf dem Sprung, Blues-Rock-Europa zu erobern: So lässt sich die<br />

Biografie des 30-jährigen Fabian Anderhub kurz beschreiben. Gerade war er als Opener<br />

mit Wishbone Ash auf großer Europa<strong>to</strong>ur, um sein zweites Album IT'S A BLUES THING<br />

vorzustellen. „Das Feedback der Veranstalter war so positiv, dass<br />

ich wohl im Herbst zu einer eigenen Tour wieder nach Deutschland<br />

kommen werde", zieht Anderhub Bilanz. Auf der Highschool<br />

in Montreal war der Schweizer in einer Musikklasse – Bandproben<br />

waren da Unterrichtsfach. „Wie die meisten Kids spielte ich Rock<br />

und Heavy Metal, doch dann brachte mich ein Lehrer auf den Jazz,<br />

dem ich mich einige Jahre widmete, ehe ich durch den kanadischen Gitarristen Steve<br />

Hill den Blues für mich entdeckte." Auch von einer rund zweijährigen Pause nach einer<br />

Schulteroperation ließ er sich nicht bremsen, „auch wenn ich wieder vor vorn anfangen<br />

musste". 2007 kehrte Anderhub in die Schweiz zurück: „Geplant war nur ein einjähriger<br />

Aufenthalt, aber daraus sind jetzt über vier Jahre geworden." Der Grund leuchtet<br />

ein: „Ich habe einen Job als Geschäftsführer eines Gastronomiebetriebs, kann mir die<br />

Arbeit einteilen und viel spielen. So verdiene ich das Geld, um jedes Jahr einige Male zu<br />

Konzerten nach Kanada zu fliegen – was umgekehrt finanziell nicht machbar wäre."<br />

Und so will er mit Blues-Rock die Welt von Europa aus erobern.<br />

pro<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Seite 76 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Live in Concert<br />

"<br />

Rock Meets Classic"<br />

Rock-Klassiker symphonisch inszeniert<br />

Das Konzept von „Rock Meets Classic" als kleiner Bruder der „Night Of The<br />

Proms" scheint aufzugehen – fast überall volle Häuser und ein begeistertes<br />

Publikum, auch in Würzburg. Das „Original"-Konzept von „Rock Meets Classic",<br />

das nun endlich verdiente Erfolge einfährt, lässt die ausgezeichnet besetzte Matt<br />

Sinner Backline Band gleichberechtigt zu den Stars des Abends vor dem Orchester<br />

spielen. Sie muss sich keineswegs hinter dem ebenfalls mitreißenden Bohemian<br />

Orchestra Prague unter der Leitung von Bernard Fabuljan verstecken! Auch<br />

der Chor konnte sich mit fünf ausgezeichneten Vokalisten, die zudem solistisch<br />

in Erscheinung treten durften, mehrfach in Szene setzen, allen voran Sasha beim<br />

Opener "Jump". Auf einen großen Chor mit viel Pomp und Gassenhauer-Klassik<br />

wurde verzichtet. Die Verbindung von Klassik und Rock ist eng, dies kommt beim<br />

Publikum an. Die Solostars des langen Konzertabends waren Gesangskönner wie<br />

Jimi Jamison (Survivor), Robin Beck, Chris Thompson (Manfred Mann’s Earth<br />

Band) und Ian Gillan (Deep Purple) sowie<br />

To<strong>to</strong>-Meistergitarrist Steve Luka<strong>the</strong>r,<br />

der außerdem ans Mikro trat.<br />

"Burning Heart" eröffnete den Reigen<br />

der klassisch inszenierten Megahits, er<br />

endete gegen Mitternacht mit " Smoke<br />

On The Water", in<strong>to</strong>niert von einer einmaligen<br />

Allstar-Band. Da jeder Solist<br />

nur die Highlights seiner persönlichen<br />

Rock-His<strong>to</strong>ry zum Besten gab, kam bei<br />

über 25 Nummern nie Langeweile auf.<br />

Herausragend "Eye Of The Tiger" mit<br />

psychedelischem Orchesterintro. Nach Jimi Jamison kam Robin Beck, natürlich<br />

mit Werbe-Einlage: „Wasser schmeckt scheiße, I like Coca-Cola!" Die Flasche<br />

erhielt ein Fan in der ersten Reihe "For The Very First Time". Chris Thompson<br />

präsentierte anschließend "The Voice", er hat John Farnhams Hit mitkomponiert.<br />

Kurz vor der Pause brachte der Shouter, der sich schon länger endgültig<br />

Latin Quarter<br />

Comeback gelungen!<br />

Würzburg, S. Oliver Arena, 20. Januar 2012<br />

von Manfred Mann getrennt hat,<br />

mit dem Klassiker "Mighty Quinn”<br />

den Saal zum Kochen. "Child's<br />

An<strong>the</strong>m" leitete nach dem Break<br />

eine Reihe von To<strong>to</strong>-Klassikern von<br />

"Rosanna" bis "Hold The Line" ein.<br />

Steve Luka<strong>the</strong>r glänzte mit Gitarre<br />

und Gesang, einer der Höhepunkte<br />

dabei: George Harrisons "While My<br />

Guitar Gently Weeps".<br />

Bei allem Können der Protagonisten<br />

ist allerdings festzuhalten, dass sich sämtliche in die Jahre gekommenen<br />

Rockstars in hohen Stimmlagen etwas schwertaten. Insbesondere Ian<br />

Gillan quälte sich in die oberen Melodiebögen,<br />

die oftmals nach unten<br />

korrigiert werden mussten. Der wegen<br />

eines Unfalls mit Gipsfuß über die<br />

Bühne humpelnde, sichtlich gealterte<br />

„Highway Star" verkörperte nur noch<br />

andeutungsweise den Mega-Rocker –<br />

mit einem Posing, das einem in Ehren<br />

ergrauten, inzwischen kurzhaarigen<br />

66-jährigen Alt-Star angemessen ist.<br />

Mit "Hush" aus der Deep-Purple-<br />

Frühzeit (damals noch ohne ihn)<br />

weckte Gillan nochmals nostalgische Gefühle beim reiferen Publikum.<br />

Für das unvermeidliche "Smoke On The Water" gaben sich alle Stars des Abends<br />

– garniert mit viel Pyrotechnik – wechselseitig das Mikro in die Hand. Fazit: Eine<br />

neue Marke des Classic Rock hat sich etabliert – „Rock Meets Classic".<br />

Text und Fo<strong>to</strong>s: Helmut Ölschlegel<br />

Neustadt an der Weinstraße, Konfetti-<strong>Music</strong>-Club, 25. Februar 2012<br />

Latin Quarter 2012 v. l.:<br />

Steve Jeffries, Steve Skaith,<br />

Greg Harewood und Yona Dunsford<br />

Seite 78 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Steve Luka<strong>the</strong>r (To<strong>to</strong>) und Ian Gillen<br />

(Deep Purple) im Duett.<br />

Im Juli 1985 erschien mit MODERN TIMES der erste Longplayer<br />

der englischen Formation Latin Quarter. Speziell in Deutschland<br />

war das Album derart erfolgreich, dass die Band schnell ein größeres<br />

Publikum auch live ansprach. Hallen mit 1000 bis 1500 Besuchern<br />

konnte die Gruppe leicht füllen. Sozialkritische Texte, gekleidet in<br />

ideenreiche Melodien im Pop- und Reggae-Gewand bestimmten das<br />

Reper<strong>to</strong>ire. Mitte der 90er Jahre war die Herrlichkeit dann wieder<br />

verblasst. Komponist und Sänger Steve Skaith gründete seine eigene<br />

Band, mit der er zwar einige CDs veröffentlichte, doch der Erfolg<br />

blieb aus. Die anderen Mitglieder traten nicht mehr in Erscheinung.<br />

Die Reunion von Latin Quarter brachte im Februar mit OCEAN HEAD<br />

(s. Kritik in diesem Heft) ein brandneues Album mit anschließender<br />

Tour. Zwar sind nicht mehr alle Originalmitglieder dabei (Soulstimme<br />

Carol Douet und Sologitarrist Richard Wright fehlen), doch mit Sänger<br />

Steve Skaith, Keyboarder Steve Jeffries, Bassist Greg Harewood<br />

und Sängerin Yona Dunsford standen vier Ur-LQs auf deutschen Bühnen.<br />

Die Clubszene ist inzwischen der Aktionsbereich der leider fast<br />

vergessenen Band. Aber zur Überraschung war der kleine Kneipenclub<br />

in Neustadt ausverkauft. Die Band dankte dies mit einem bezaubernden und<br />

hochwertigen 100-Minuten-Set. Neun Songs aus OCEAN HEAD wurden ansprechend<br />

präsentiert, darunter der herausragende Titelsong, der an die großen<br />

Songwriterqualitäten von Steve Skaith in den 80ern anknüpft. Gleichfalls<br />

begeisterte ein schöner Querschnitt aus der erfolgreichen 80er/90er-Jahre-<br />

Phase das kundige Publikum. Geschickt wurden Songs ausgewählt, die auch<br />

früher schon von Steve Skaith und Yona Dunsford gesungen wurden. "New<br />

Millionaires", "Radio Africa", "Modern Times", "Pyramid Label", "Blameless"<br />

und die Ballade "Cora" bleiben zeitlose Juwelen. Steve Skaith und Yona<br />

Dunsford singen auch nach 27 Jahren noch so, als wäre die Zeit stehengeblieben;<br />

ihre musikalischen Begleiter Harewood und Jeffries sorgen auch<br />

ohne Schlagzeuger für die rhythmische Dichte, die der Musik ihre prickelnde<br />

Atmosphäre gibt.<br />

In dieser Verfassung sind Latin Quarter ein Live-Leckerbissen, der hoffentlich<br />

wieder öfter hier zu erleben sein wird.<br />

Text: Peter Seeger, Fo<strong>to</strong>: Helmut Ölschlegel


Live in Concert<br />

Blue Alley & E.G. Kight (Yokohama Blues Festival)<br />

Kampai Me Love!<br />

Wie kommen eine deutsche Club-Band und eine Südstaaten-Bluessängerin zu<br />

Konzerten in Japan? Heimlicher Radio-Hit auf Okinawa? Es war Bill Werlin,<br />

Boss von Keen Shoes in Yokohama und Besitzer aller E.G.-Kight-Platten, der<br />

für das Epizentrum der Tsunami/Erdbeben/A<strong>to</strong>mkatastrophe um Fukushima, den<br />

Charity-Stein ins Rollen brachte: Vier Bands in vier Sälen von Yokohama bringen<br />

Blues unters Volk. Sie erhalten gleichzeitig die Botschaft am Leben, dass Flüchtlinge<br />

jener Problemregion noch lange nicht im Warmen und Trocknen sind.<br />

Taylor Guitars und Keen Shoes, eine Marke für ökologisch-modebewusste Teens,<br />

sorgten für das nötige Sponsoring, im Einvernehmen mit Teddy Hung Tao Lee,<br />

einem der schillerndsten, zutiefst menschenfreundlichen Einwohner Yokohamas.<br />

Wir Musiker von Blue Alley wohnten mit unserer US-Co-Sängerin EG Kight in<br />

Lees Rose Hotel: im Herzen von China<strong>to</strong>wn, das zu den größten derartigen Enklaven<br />

der Welt zählt und seit vielen Generationen hinweg diese wunderschöne<br />

Hafenstadt prägt.<br />

Teddy Lee erhielt seine Ausbildung an der Internationalen Schule von Yokohama,<br />

gegründet 1924. Sie wird von den Kindern vieler amerikanischer, britischer, auch<br />

deutscher, koreanischer und chinesischer Geschäftsleute besucht. Wir, das heißt<br />

Norbert Fuhrmann, die Sängerinnen EG Kight und Katja Spier, Bassist Lorenz Büker-Haber,<br />

Stefan Braun an Piano und Saxofon sowie Uli Twelker am Schlagzeug,<br />

gaben dort ein Blues-Seminar – mit vokaler und instrumentaler Kooperation der<br />

Jugendlichen, sehr spannend! Unsere harmonisch-rhythmische Anleitung musste<br />

Helm ab zum Blues: Seminar in der Yokohama International School<br />

Yokohama/Japan, 5. Februar 2012<br />

sind Amerikaner,<br />

die seit Jahrzehnten<br />

im Großraum Tokio<br />

leben und dort familiäre<br />

Bindungen<br />

eingingen.<br />

Es ist überhaupt erstaunlich,<br />

wie viele<br />

amerikanische und<br />

europäische Profimusiker<br />

in Japan leben:<br />

kein Wunder, es<br />

gibt ja zwangsläufig<br />

mehr Jobs. Tokio<br />

hat 34 Millionen<br />

Einwohner, Yokohama<br />

knapp sechs. Die<br />

22 Riesenstädte, die<br />

die Megametropole<br />

Tokio ausmachen<br />

und „unsere" schöne<br />

Hafenstadt gehen<br />

ineinander über. So<br />

haben Künstler und<br />

Fans Tausende von<br />

Live-Clubs quasi in der Nähe. Die meisten Musiker fahren nicht im Transporter,<br />

sondern per U-Bahn zu ihren Gigs: Klampfe auf dem Rücken, der Verstärker wird<br />

auf einen Trolley geschnallt. Es gibt auch Mini-PAs, die man bequem hinter sich<br />

herziehen kann. Die Drummer kommen entweder mit einer Cachon-Mini-Drum-<br />

Box, oder es gibt die passende Ausrüstung vor Ort – wobei ganz viele Clubs, wie<br />

der sagenhafte Tap Room in Yokohama, längst eigene PAs haben. Wir mussten aus<br />

Deutschland und Georgia nichts einfliegen, konnten einfach im Netz anklicken:<br />

Die Verleih-Firma lieferte prompt. Kurioses am Rande: Jede U-Bahn-Station hat<br />

hier eine eigene Melodie! Wer als Musiker nach vier Zugaben und fünf Yokohama-<br />

Schwarzbieren während der Fahrt einpennt, schreckt bei „seiner" Melodie sofort<br />

hoch und steigt aus: "They are playing my song, Ma!" Und: Für zarte Sängerinnen,<br />

die womöglich schnell auskühlen, gibt es in der U-Bahn beheizte Sitze ...!<br />

mit EGs Südstaaten-Anekdoten aus erster Hand mithalten. Die Helme an der Wand<br />

des Musikraumes gaben nicht nur die Tonleiter wieder, sie sind vor allem für stets<br />

drohende Erdbeben gedacht. Wir erlebten zwei ganz leichte, die aber keine Schäden<br />

anrichteten.<br />

Unsere Konzerte wurden begeistert aufgenommen: EG Kights Nummern aus Alben<br />

wie dem aktuellen LIP SERVICE oder TROUBLE sind uns vertraut, sie spielte unser<br />

Reper<strong>to</strong>ire von HANDMADE locker mit. Zu den Mitstreitern gehörte „der japanische<br />

Stevie Ray Vaughan", Sparky Guitarslinger, optisch wie mit Gitarrentechnik und<br />

Stimme her überzeugend<br />

Session: Kight, Fuhrmann & Gardner<br />

an sein großes Vorbild aus<br />

Texas erinnernd. Er bestritt<br />

das Vorprogramm für uns<br />

und war willkommener<br />

Jamsession-Partner. Diese<br />

Funktion füllten auch<br />

„Rambling" Steve Gardner<br />

und Sam Bennett auf das<br />

Allerbeste. Klingt alles eher<br />

nach Alabama als nach<br />

Yokohama. Treffer: Beide<br />

Bluesmusiker, so stellte<br />

sich bei einem Plausch zu<br />

bestem Yokohama Real Ale<br />

an der Bar schnell heraus,<br />

Im Tanner Audi<strong>to</strong>rium v.l.: Lorenz, Katja, Uli, EG, Norbert<br />

Wir haben beim „Yokohama Charity Blues Festival" mit den vier anderen Bands<br />

satte 26.000 Dollar für die Fukushima-Flüchtlinge eingespielt, dabei gleichzeitig<br />

<strong>to</strong>lle Erlebnisse gehabt und liebe Menschen kennen gelernt. Es wurde viel<br />

gelacht, unzählige neue Eindrücke wurden gesammelt. Dokument unserer Mini-Tour<br />

ist das Album BLUE ALLEY & E.G. KIGHT LIVE IN JAPAN. Zum Schluss<br />

stießen wir auf dem Narita Airport mit heißem Saki an: „Prost" – „Kampai".<br />

„Die Beatles schrieben ein Lied über Japan", dozierte ausgenzwinkernd Pianist<br />

Stefan: „Kampai Me Love ...!"<br />

Text und Fo<strong>to</strong>s: Uli Twelker<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 79


TATZES STREIFZÜGE März 2012<br />

Neulich wurde ich, wie schon öfter in den letzten<br />

30 Jahren, auf einer Party gefragt, wie groß<br />

eigentlich meine eigene Plattensammlung sei –<br />

und wie groß die berühmte, nach allen Seiten hin<br />

unangreifbare, „vertretbare" Kollektion eigentlich<br />

sein müsse. Puh, es gibt leichtere Fragen!<br />

Einfach ist die Antwort bezüglich der eigenen<br />

Schätze: Mit gewissen Schwankungen komme ich<br />

derzeit mit knapp 7000 Tonträgern (CDs, LPs, Boxen<br />

und Singles) „spielend leicht" aus. Etwas über<br />

80 Prozent davon entfallen auf die Bereiche Rock,<br />

Pop, Blues, Country, Folk, Reggae und Artverwandtes,<br />

also auf populäre Musik im erweiterten<br />

Sinne; der Rest ist dem Jazz vorbehalten, der bei<br />

mir – und meiner Frau! – anstelle von Klassik,<br />

mit der wir wenig bis nichts anfangen können,<br />

den Bereich der „ernsten Musik" abdeckt. Die besagten<br />

Schwankungen beruhen im Wesentlichen<br />

auf – sich oft einschleichenden – Geschmacksänderungen.<br />

Diverse Platten, an denen vor 30 oder<br />

40 Jahren mein Herz hing, sind Opfer des – möglichst<br />

regelmäßig durchzuführenden! – nicht bestandenen<br />

„test of time" geworden. Es gibt dann<br />

zwei Möglichkeiten: A) Totalentsorgung Richtung<br />

Second-Hand-Dealer. B) Konzentration auf das<br />

Wesentliche, indem ich eine „Best Of"-CD erwerbe<br />

oder, wenn das nicht möglich ist, die besten Tracks<br />

vorhandener Alben auf einem selbst gebrannten<br />

Sampler versammle und die dann überflüssigen<br />

Originale zum Dealer trage. Aktuelles Beispiel<br />

für Letztgenanntes: Vom Blues-Rocker Rick Vi<strong>to</strong><br />

reicht mir neuerdings auch der Sammeleimer LU-<br />

CKY IN LOVE, weil Mr. Vi<strong>to</strong> einst gehegte Erwartungen<br />

nicht so ganz erfüllen konnte.<br />

Aber eine Sammlung von 7000 oder mehr<br />

Tonträgern ist sicher nicht Standard. Ich kenne<br />

befreundete Journalisten, deren Arsenal sich<br />

durchaus der 30.000er-Grenze nähert,<br />

Vinylsingles nicht mal mitgerechnet.<br />

Ein nicht geringer Teil<br />

solcher Sammlungen ist natürlich<br />

Folge des Gedankens, dass<br />

man dies & das & jenes irgendwann<br />

noch mal beruflich nutzen<br />

könnte. Andererseits habe ich aber<br />

vor ein paar Jahren gelesen, statistisch<br />

verfüge jeder Einwohner unseres<br />

Landes im Durchschnitt über<br />

eine Plattensammlung von 34 (!!)!)<br />

Stück ...<br />

Wo ist nun also der Umfang der besagten<br />

„objektiv vertretbaren" Sammlung zu verorten?<br />

Hierzu habe ich eine eigene Theorie:<br />

Das Musikgeschehen, über das <strong>GoodTimes</strong><br />

berichtet, umfasst etwa den Zeitraum 1956<br />

bis 2011, also rund 55 Jahre oder 2860 Wochen.<br />

Durchschnittlich dürfte in jeder Woche<br />

für jeden Rockpopbluescountryfolk-Fan ein<br />

– zunächst oder auf Dauer – essenzielles Album<br />

erschienen sein, macht also rund 2860.<br />

Wobei die Jahre 1964 bis 1971, 1977 bis 1982<br />

und einige herausragende Jahre danach (zuletzt<br />

2010!) deutlich überdurchschnittliche Erfolgsjahre<br />

waren, andere hingegen eher mager ausfielen.<br />

Teilweise ist das eine Frage des individuellen Geschmacksprofils,<br />

was sich aber im Laufe der Zeit<br />

ausgleicht. Eine freundliche Aufrundung auf<br />

3000 Alben kann also nicht verkehrt sein. Allerdings<br />

gilt dieser Grenzwert logischerweise nur für<br />

„reifere" Sammler, nicht für „Nachrücker" oder<br />

gar Jungspunde, die zwangsläufig bei zweistelligen<br />

Zahlen anfangen. Hier greift eine andere<br />

meiner zahlenmäßigen Einschätzungen: Im Sinne<br />

eines ausreichend vertieften Kennenlernens sind<br />

pro Woche nur rund drei Alben gut verkraftbar,<br />

also zirka 150 pro Jahr. 3000 sammeln sich also in<br />

20 Jahren an, wobei der finanzielle Aspekt hierbei<br />

ausnahmsweise mal völlig außer acht gelassen<br />

werden sollte.<br />

Somit kann ich auch nur mein höchst persönliches<br />

Fazit ziehen, ganz im Sinne Loriots: „Ein<br />

erfülltes Leben als Rockpopetc.-Fan ist sicher<br />

auch mit einer Sammlung von deutlich weniger<br />

als 3000 Alben möglich – aber sinnlos" ... Fasse<br />

ich diese Gedanken ernsthaft zusammen, weiß<br />

ich: Nach Ende meines Lebens als Schreiberling<br />

werde auch ich nur noch Fan sein und womöglich<br />

vor der Aufgabe stehen, meine Sammlung<br />

von XXL-Tausend auf XL-Tausend<br />

runterzufahren. Ist das nun eine Verheißung<br />

oder doch eine Drohung? Time<br />

will tell ..., aber es wird eine Zeit des<br />

Zögerns und der Bauchschmerzen sein.<br />

*<br />

Abteilung „Original & Fälschung":<br />

Allgemein bekannt ist das Album BLUES-<br />

BREAKERS – JOHN MAYALL WITH ERIC<br />

CLAPTON (Decca) von 1966. Markant<br />

an dieser Platte ist nicht nur der ausgezeichnete<br />

Blues der Herren Mayall, Clap<strong>to</strong>n, John McVie<br />

und Hughie Flint, sondern auch das Cover: Es<br />

zeigt die Protagonisten lässig vor einer dreckigen<br />

Mauer sitzend, wobei Clap<strong>to</strong>n in einem Comic<br />

namens „Beano" liest.<br />

Ein ähnliches Motiv ziert auch<br />

Slades frühes Album COZ I LUV<br />

YOU. Aber die dortige Nachahmung<br />

ist rein gar nichts gegen<br />

die Aufmachung der CD DOWN-<br />

LIFT THE UP-TRODDEN (Infectious<br />

32 CD) der britischen<br />

Gruppe Cable von 1996. Nicht<br />

nur die Vorderseite des Booklets<br />

wiederholt bis ins Detail die<br />

Mayall-Clap<strong>to</strong>n-Vorlage<br />

(bis hin zur abermaligen<br />

Verwendung einer allerdings<br />

anderen Ausgabe<br />

des<br />

„Beano"-Heftes),<br />

auch die übrige Aufmachung<br />

ist ganz im<br />

Stil des Decca-Labels<br />

der Sechziger gehalten.<br />

Doch spielen die Herren<br />

Matt Bagguley, Darius<br />

Hinks, Peter Darring<strong>to</strong>n<br />

und Neil Cooper beileibe ib nicht die gleiche Musik<br />

wie Mayall & Clap<strong>to</strong>n; sie entpuppen sich als<br />

forsche Punk-Rocker mit deftigem Garagenfeeling<br />

und einer nur noch knapp durchscheinenden<br />

Blues-Grundierung – doch das machen sie erfrischend<br />

und von keinem Selbstzweifel befallen.<br />

Das Album ist unterm Strich okay, doch die ganze<br />

Aufmachung bleibt ein<br />

Schabernack – zwar<br />

nicht zu verdammen,<br />

zur Nachahmung aber<br />

auch nur begrenzt<br />

tauglich.<br />

*<br />

Stichwort: The Mamas & The Papas. Die interne<br />

Verteilung war hier eigentlich ganz einfach:<br />

Mama Michelle Phillips als heißer Blickfang und<br />

feuchter Traum, aber stimmlich in der zweiten<br />

Reihe; Mama Cass Elliot als „gemütliche Dicke"<br />

ohne Sex-Appeal, dafür vokal in der ersten Liga;<br />

Papa John Phillips als Mastermind und Hauptkomponist<br />

(zeitweilig) auf Augenhöhe mit Lennon/McCartney<br />

oder Jagger/Richards und nach<br />

Auflösung der Band Ende 1968 zunächst noch<br />

halbwegs gefeierter Star.<br />

Was aber ist eigentlich mit<br />

dem „unbekannten zweiten<br />

Papa", dem Kanadier Den-<br />

ny Doherty (1940–2007)?<br />

Die in ihn verliebte Michelle<br />

Phillips und natürlich seine<br />

Plattenfirma hielten ihn allen<br />

Ernstes für „one of <strong>the</strong><br />

finest and most memorab-<br />

le voices of <strong>the</strong> sixties",<br />

ja sogar für den „psychedelischen<br />

Frank Sinatra".<br />

Derlei ist aber eher Bürde als Stütze, weil<br />

Doherty diese Rolle allenfalls ansatzweise mit Le-<br />

ben erfüllen konnte. Der beste<br />

Beweis ist eines<br />

seiner nur zwei<br />

Solo-Alben<br />

(von<br />

1974), das kurioserweise<br />

unter den Titeln<br />

WAITING FOR<br />

A SONG (CD 2006:<br />

Cherry Red ACMEM-<br />

60CD) und DENNY<br />

DOHERTY BY HIM-<br />

SELF (CD 2008: Phillysound<br />

TPS 112) mit<br />

völlig unterschiedlichen Booklets erhältlich ist.<br />

Es enthält eine in der Tat richtig gute Version<br />

des Klassikers "You've Lost That Lovin' Feelin'",<br />

dem Hit der Righteous Bro<strong>the</strong>rs. Doch ansonsten<br />

gibt es nur netten Pop-Rock aus den Federn von<br />

Doherty, Hall & Oates, Larry Weiss, der Addrisi<br />

Bro<strong>the</strong>rs und einigen weniger profilierten Au<strong>to</strong>ren.<br />

Da spielte es auch keine Rolle mehr, dass die<br />

Mamas Cass & Michelle fleißig mitsangen und<br />

die Crème kalifornischer Studiomusiker wie Larry<br />

Carl<strong>to</strong>n (g), Joe Osborne (b), Hal Blaine (dr) und<br />

David Paich (keys) eingespannt wurde.<br />

Klar, diese Doherty-Scheibe ist auch aus retrospektiver<br />

Sicht immer noch reuelos anhörbar,<br />

wenn die Erwartungen nicht zu üppig sind, aber<br />

„psychedelischer Sinatra"?<br />

Seite 80 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Die Klassiker der Musikgeschichte,<br />

grandios dokumentiert!<br />

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60 JAHRE SUN RECORDS<br />

Erst dirigierte er die Schulband, später mit Noten die Welt.<br />

Samuel Cornelius Sam Phillips gehört – aus heutiger Sicht –<br />

zu den wichtigsten Wegweisern der Popularmusik überhaupt.<br />

Seine Visionen, Gründungen und personellen Entdeckungen<br />

setzten Maßstäbe. Als er drei Buchstaben für ein Studio und<br />

ein Schallplattenlabel ins Handelsregister eintragen ließ, ging<br />

die Sonne auf: Sun.<br />

Am Tag, als die Sonne kam<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Und niemand sollte jemals den Namen<br />

war angekommen. Aus der immensen Vielfalt<br />

John Gale Parker vergessen: Phillips'<br />

der Aufnahmen zwischen rockigem R&B, Blues,<br />

Mitschüler entwarf das attraktive, unverwechselbare<br />

Label für die Schall-<br />

neuartiges Gemisch, das den Rockabilly-Stempel<br />

Country, Hillbilly und Bluegrass entstand ein<br />

platten, die alles veränderten. Bis dahin war es<br />

ein weiter, wirtschaftlich beschwerlicher Weg.<br />

Geboren am 5.1.1923 in Florence, Alabama,<br />

als jüngstes von acht Kindern, nahm Phillips<br />

während einer Reise nach Memphis mit einem<br />

Schnupperkurs in der dortigen Beale Street, dem<br />

musikalischen Epizentrum der Stadt, Witterung<br />

auf. Er war nachhaltig fasziniert.<br />

Der 17-Jährige begann seine Karriere als DJ und<br />

Toningenieur bei den Radiosendern WLAY (ab<br />

1942) und WREC (1946), und zwei Tage vor seinem<br />

27. Geburtstag eröffnete er in 706 Union<br />

Avenue sein eigenes Studio, den Memphis Recording<br />

Service. Alles, was tönte, wanderte dort aufs Band:<br />

Er nahm Hobbymusikanten auf (zwei Songs für vier<br />

Dollar), schnitt Hochzeits- und Beerdigungsfeierlichkeiten<br />

mit. Und als die Namen seiner Kundschaft<br />

Promotion: Judd Phillips, Sams Bruder und später<br />

langjähriger Manager von Jerry Lee Lewis. Der Start<br />

der neuen Marke ging gleich mal nach<br />

hinten los. Die erste Single "Blues In<br />

My Condition"/"Sellin' My Whiskey"<br />

(Sun 174) von Little Walter<br />

erhielt. Und der wahre Rock'n'Roll war nur noch<br />

einen Hüftschwung entfernt.<br />

Am 5.7.1954 – nach Privataufnahmen zuvor<br />

– absolvierte Elvis Aaron Presley aus Mississippi<br />

dann seine erste kommerzielle Session<br />

bei Sam Phillips. Und nur 14 Tage später klackte<br />

Sun 209 aus der Pressmaschine, "That's All Right<br />

(Mama)"/"Blue Moon Of Kentucky", Auftakt für<br />

eine beispiellose Geschichte und die erste von<br />

fünf Singles des Lkw-Fahrers für das Memphis-<br />

Label.<br />

Sun zog jetzt Künstler an wie das Licht die<br />

Motten. Aus Arkansas erschien Johnny Cash, sein<br />

Singledebüt "Hey, Porter"/"Cry, Cry, Cry" (Sun 221;<br />

Juni<br />

1955) erreichte Platz 14 der Country-Hitlis-<br />

ten.<br />

Acht Wochen darauf: Sun 224 ("Let The<br />

Jukebox Keep On Playing") zierte erstmals<br />

der Name Carl Perkins aus Tennessee,<br />

(harp) & Jack Kelly (voc) blieb<br />

er musste auf eine Chartnotierung aber<br />

im Archiv – vorab bemusterte<br />

noch warten. Mehr Glück hatte der Texaner<br />

Sender hatten die Platte abgelehnt,<br />

Roy Orbison mit seinem Sun-<br />

womit ein Flop pro-<br />

Erstling "Ooby Dooby" (242): Im Juni<br />

grammiert war.<br />

1956 schaffte er es sofort in die Billboard-Pop-Charts<br />

An Material mangelte es<br />

(#59). Und als im De-<br />

aber nicht, umgehend wurde<br />

zember des<br />

Sun 175 nachgeschoben: "Drivin'<br />

in'<br />

Jahres<br />

Jerry<br />

Slow"/"Flat Tire" vom 16-jährigen Sa-<br />

Lee e<br />

Lewis aus<br />

xofonisten Johnny London eröffnete im April 1952 Louisiana mit "Crazy<br />

einen Reigen von knapp 230 Singles (bei nur zwölf Arms" (259, noch kein<br />

Legende bei der Arbeit: Sam Phillips<br />

veröffentlichten LPs). Bereits<br />

Hit) seinen<br />

hochkarätiger wurden – James Cot<strong>to</strong>n, B.B. King,<br />

Sun 181 brachte den<br />

Einstand ab-<br />

Bobby Bland, Howlin' Wolf, Rufus Thomas u.a. –, ersten Hit – und Ärger satt.<br />

lieferte, waren<br />

verditschte er deren Produkte an Plattenlabels wie Rufus Thomas' "Bear Cat",<br />

die „Großen<br />

Modern und Chess, die sich bald als gute, zu-<br />

ein Antwort-Song auf<br />

Fünf" in Sam<br />

friedene Abnehmer erwiesen. Darunter für<br />

das, was als erste Rock'n'Roll-Einspielung<br />

Big Mama Thorn<strong>to</strong>ns<br />

Nr.-1-Volltreffer<br />

Phillips'<br />

Familie<br />

Sunkom-<br />

der Geschichte gehandelt wird, "Rocket<br />

88" von Jackie Brens<strong>to</strong>n und dessen Delta<br />

"Hound<br />

Dog" (Peacock<br />

plett – zumindest<br />

auf dem<br />

Cats (Bandleader: ein Mann namens<br />

Records),<br />

lan-<br />

Papier und im<br />

Ike Turner).<br />

dete in den Sam Phillips mit Elvis Presley Bandarchiv.<br />

Schnell realisierte Phillips den Einnah-<br />

R&B-Charts auf Rang 3. Wegen zu gro ßer Der Grund: Trotz<br />

meverlust durch Zwischenhandel bzw. Wei-<br />

Ähnlichkeit zum Original musste Phillips guter Auftragslage<br />

tergabe, ein eigenes Label musste her. Am Sun-Single Nr. 1 20.000 Dollar an die Konkurrenz nachzahlen.<br />

für das Studio hielten<br />

27.3.1952 war es soweit: Die ehemaligen Räumlichkeiten<br />

sich die Plattenver-<br />

eines Heizungsmonteurs beherbergten neben Eine Vielzahl unbekannter Interpreten sorgte käufe vieler Nobodys<br />

dem Studio nun auch Sun Records. Zuständig für für Daueraktivität im Studio und beim Label, Sun in Grenzen, etliche<br />

Seite 82 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Johnny Cash<br />

kamen über regionale<br />

Popularität kaum hinaus.<br />

Darum hatte Phillips<br />

schon im November<br />

seinen Vertrag mit<br />

Elvis Presley verkauft<br />

1968 ganze 19 –, an Interpreten<br />

wie Dane Stinit, The Jesters<br />

und Gorgeous Bill erinnern sich<br />

heute bestenfalls noch Spezialisten.<br />

Die letzte 45er, "Back In<br />

My Arms Again" (Sun 407) von<br />

– für 35.000 Dollar<br />

an RCA; im Rückblick<br />

ein schlechter Witz,<br />

Load Of Mischief, kam im Januar<br />

1968 in die Läden.<br />

Sam Phillips zog die Notbremse.<br />

damals jedoch eine Notwendigkeit und obendrein<br />

Er verkaufte am<br />

eine Menge Geld für einen Aufsteiger ohne Garantie.<br />

Teile der Ablöse wanderten<br />

in die Promotion von Carl Perkins'<br />

1.7.1969 den Sun-Katalog an<br />

den ehemaligen Mercury-Produ-<br />

-<br />

zenten Shelby Single<strong>to</strong>n (1931-<br />

1-<br />

"Blue Suede Shoes", das<br />

1956 (wie Jerry Lee Lewis'<br />

"Great Balls Of Fire" 1957) mit<br />

einem Platz 2 die höchste Sun-<br />

2009), als Preis ist die Rede von<br />

einer Million Dollar. Der neue<br />

Besitzer machte das Sun-Vermächtnis<br />

vielfach zugänglich,<br />

Notierung in den US-Charts<br />

in Deutschland kümmert sich<br />

erreichte.<br />

Carl Perkins<br />

Bear Family um eine penible Aus-<br />

Am 4.12.1956 kam es bei Sun zum legendären<br />

Mitschnitt des Million Dollar Quartet: Perkins nahm<br />

auf, mit Lewis am Klavier; Elvis kam zufällig vorbei,<br />

woraufhin auch noch Johnny<br />

Cash<br />

einbestellt wurde.<br />

Das Resultat – nur bedingt<br />

wertung und Memorabilien vom Plektrum bis zum<br />

Kaffeepott.<br />

Der Gründer des Labels<br />

wurde 1986 als erster<br />

„Non-Performer" in<br />

die Rock'n'Roll Hall<br />

Handelsklasse<br />

Of Fame aufwertung<br />

A<br />

– ist dennoch<br />

genommen,<br />

ein musikhis<strong>to</strong>risches<br />

Sam Phillips<br />

Do-<br />

ist außerdem Mitglied der Blues Hall Of<br />

kument der<br />

Fame (1998) und der Country <strong>Music</strong> Hall<br />

besonderen Art. Im<br />

Of Fame (2001). Das von ihm ab 1950<br />

Ok<strong>to</strong>ber 1957 startete<br />

genutzte Gebäude in 706 Union Avenue<br />

Sun (nach Flip Records von<br />

1955) mit Philips International<br />

ein zweites Sublabel, auf dem 71<br />

Singles und acht LPs erschienen, u.a.<br />

von Bill Justis, Charlie Rich und Carl<br />

wurde 1987 restauriert und ist wieder in<br />

Betrieb – für Aufnahmen<br />

und als Erinnerungsstätte<br />

tte an<br />

einen der bedeu-<br />

Mann. Schwere personelle Verluste<br />

tendsten Macher<br />

Roy Orbison<br />

musste Sam Phillips 1958 hinnehmen:<br />

aus den Kinschrieb<br />

Im Februar musterte Carl Perkins ab, er unter-<br />

bei Columbia, im Sommer folgte ihm Johnny<br />

dertagen des Rock'n'Roll. Der<br />

Labelchef, Produzent, Song-<br />

Cash dorthin, Roy Orbison versuchte sich bei<br />

schreiber, Sound-<br />

RCA und kurz darauf bei Monument. Künstlerischer<br />

Nachschub vergleichbaren Kalibers<br />

blieb aus, ein rettender Hit wie Bill Justis'<br />

Instrumental-Klassiker "Raunchy" kam da<br />

tüftler und DJ starb<br />

am 30.7.2003 im St.<br />

Francis Hospital von<br />

Memphis, Tennessee.<br />

gerade recht.<br />

Sein Erbe ist<br />

Im Februar 1960 eröffnete Phillips ein<br />

mächtig. Neben<br />

zweites Studio in 639 Madison Avenue, jetzt J. L. Lewis schon genannten<br />

auch mit der Möglichkeit für Stereoeinspielungen.<br />

Dennoch geriet SUN ins Trudeln. Twist, Surf und der<br />

aus Europa importierte Beat-Boom machten Label<br />

und Studios zu schaffen.<br />

Auch den Girl Group Sound<br />

der frühen Sechziger konnte<br />

Phillips nicht kontern: Zwar<br />

nahmen sporadisch Frauen<br />

Songs sind u.a. Klassiker wie<br />

"Whole Lotta Shakin' Goin'<br />

On", "High School Confidential"<br />

(Jerry<br />

Lee Lewis), "I Walk The Line"<br />

und "Folsom Prison Blues"<br />

(Johnny Cash), Carl Perkins'<br />

für ihn auf, dennoch blieben<br />

"Matchbox", der "Ubangi<br />

Künstlerinnen wie Maggie<br />

Sue Wimberley, die Miller<br />

Sis ters, Shirley Sisk und<br />

Sherry Crane eher Fußnoten<br />

– einzig Barbara Pittman ("I<br />

Need A Man") konnte gesteigerte<br />

Popularität für sich reklamieren.<br />

Rockabilly behielt zwar weiterhin<br />

seine Fangemeinde, Zählbares<br />

aber wurde kaum noch erwirtschaftet.<br />

1963 verabschiedete sich in Person von Jerry<br />

ry<br />

Lee Lewis der letzte Topstar der Firma. Nur noch<br />

sporadisch erschienen Sun-Singles, von 1964 bis<br />

S<strong>to</strong>mp" (Warren Smith), "Red<br />

Hot" von Billy Lee Riley sowie<br />

"Just Walkin' In The Rain" von<br />

der Knacki-Band The Prisonaires<br />

im Home Of Rock'n'Roll<br />

entstanden.<br />

Nur einen Tag nach Phillips' Tod erhielt<br />

das Haus den offiziellen Status eines<br />

„National His<strong>to</strong>ric Landmark" (nationales<br />

geschichtliches Wahrzeichen). Und das<br />

Sun-Label zählt noch heute zu den sammelwürdigsten<br />

Marken seit jenem April-Tag vor<br />

nunmehr nmehr 60 Jahren – dem Tag, als die Sonne kam.<br />

Mit ihrem legendären<br />

Gitarristen und Bandleader Carlos Santana<br />

an der Spitze veröffentlichte die Gruppe von<br />

den 1970ern bis heute unzählige Alben und<br />

Hitsingles. 2011 präsentierten sie ein atemberaubendes<br />

Konzert in Montreux mit ihren<br />

größten Erfolgen, Klassikern und brillanten<br />

Cover-Versionen wie „Black Magic Woman”,<br />

„Oye Como Va”, „Maria, Maria”, „Jingo”, „No<br />

One To Depend On”, „Evil Ways”, „Smooth”,<br />

„Soul Sacrifice”, „Samba Pa Ti” oder „In<strong>to</strong> The<br />

Night” und spannten einen rassigen Bogen<br />

von ihrem Debütalbum bis zur aktuellen<br />

Veröffentlichung „Guitar Heaven”. Dieses ist<br />

das ultimative Santana Live-Konzert, das<br />

niemand verpassen sollte. Als Bonusmaterial<br />

gibt es ein Interview mit der Band und Einblicke<br />

hinter die Kulissen.<br />

SANTANA GREATEST HITS<br />

Live At Montreux 2011<br />

DVD: 1099194E11 · Blu-ray: 1051304E14<br />

2011<br />

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Kompetent und<br />

knallhart<br />

Von Philipp Roser<br />

Steve Miller, Van Morrison, Santana, John Lee Hooker, Stevie Ray<br />

Vaughan, Buddy Guy, Herbie Hancock, Huey Lewis & The News,<br />

Journey, Bruce Hornsby, Steve Cropper, Albert Collins, Walter<br />

Trout: nur die bekanntesten Namen auf der endlosen Arbeitsliste<br />

einer Produzentenlegende – Jim Gaines aus Memphis.<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Archiv Jim Gaines<br />

Jim, ich erreiche dich am frühen Morgen<br />

...<br />

Es geht, es ist neun Uhr, ich habe eine Tasse Kaffee vor mir stehen. Ich bin seit<br />

eineinhalb Stunden wach, stehe in der Regel früh auf und drehe mit meinem kleinen<br />

Hund um 7.30 Uhr eine Runde.<br />

Du bist gut beschäftigt, mit wem arbeitest du im Augenblick?<br />

Ich habe mit Albert Cummings aufgenommen, und derzeit ist es ein<br />

neues Projekt, die Royal Sou<strong>the</strong>rn Bro<strong>the</strong>rhood mit Leuten aus den<br />

Allman- und Neville-Clans.<br />

Du bist schon ewig im Geschäft – zunächst als Toningenieur ...<br />

Angefangen habe ich 1961 fürs Radio, dann sieben, acht Jahre Commercials,<br />

ehe ich mich 1968 auf die Produktion von Platten verlegte.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Nach meinem regulären Job arbeitete ich in der Nacht bei Stax Records.<br />

Als Steve Cropper sein eigenes Studio Trans Maximus eröffnete, holte<br />

er mich als Chief-Engineer. Nach etwa anderthalb Jahren bearbeitete<br />

mich ein Typ namens Wally Heider, nach San Francisco zu kommen,<br />

wo er seine Heider's Studios betrieb. Irgendwann war das Angebot so<br />

gut, dass ich nicht länger widerstehen konnte, und so zog ich 1970 für<br />

die nächsten 20 Jahre nach Kalifornien. Eine der ersten Platten, an denen ich arbeitete,<br />

war "Overall Junction", die B-Seite von Albert Kings "Laundromat Blues",<br />

die ich abgemischt habe. Ein anderer meiner ersten Jobs war der des Tonkutschers<br />

für Van Morrison, und meinen ersten Charterfolg feierte ich mit Poco.<br />

Dann ging es zurück nach<br />

Memphis?<br />

Ich zog 1989 zurück, weil es<br />

meinem Vater gesundheitlich<br />

nicht gut ging. Außerdem<br />

nahmen wir Stevie Ray Vaughans<br />

Album IN STEP zum<br />

größten Teil in Memphis auf.<br />

Wann blieb bei all der Arbeit<br />

Zeit für deinen Vater?<br />

Naja, zwischen den diversen<br />

Projekten waren manchmal<br />

ein paar Wochen frei. Aber kurz nach meiner Rückkehr<br />

war ich auch drei Wochen in Belgien, in Paris,<br />

in Deutschland – doch wenn ich mal frei hatte, verbrachte<br />

ich viel Zeit mit meinem Dad. Es gab allerdings<br />

Zeiten, da saß ich an zehn Alben pro Jahr, als<br />

Produzent, Toningenieur oder Mixer.<br />

Was lief in Deutschland?<br />

Ich war ziemlich oft dort, u.a. in Ost-Berlin – ich war<br />

gerade in Paris, als die Mauer fiel, und arbeitete dort<br />

mit einer französischen Gruppe. Joanna Connor<br />

habe ich live im Franz Club in Berlin für Ruf Records<br />

aufgenommen, war mit der Hamburg Blues Band<br />

tätig. Außerdem bin ich viel mit Santana unterwegs gewesen. Carlos und ich<br />

arbeiten seit über 20 Jahren zusammen, und immer wenn eine Liveproduktion<br />

ansteht, auch Radio oder TV, holt er mich – mit ihm war ich oft in Deutschland,<br />

auch bei „Rock am Ring".<br />

Bist du eine Art Hausproduzent für Ruf Records?<br />

Nicht unbedingt, auch wenn wir viel zusammenarbeiten. Ich habe alle Sachen mit<br />

Lu<strong>the</strong>r Allison für Ruf gefahren, bis er starb, später auch mit seinem Sohn Bernard.<br />

Du bist sehr gern für Gitarristen aktiv ...<br />

Stimmt, ich bin als „guitar-guy" bekannt. Ich habe diese Leidenschaft<br />

für das Instrument, obwohl ich einst der schlechteste Gitarrist<br />

der Welt war (lacht). Ich denke, ich habe ein Händchen für Sounds<br />

und die emotionalen Aspekte des Gitarrenspiels, kann einiges aus den<br />

Leuten herauskitzeln – aber auch aus Sängern. Viele Künstler werden<br />

davon erzählen, wie fast schon gnadenlos ich bei den Aufnahmen<br />

war (lacht). Aber ich komme nun mal aus Memphis, dort haben wir<br />

großartige Grooves und Soul! Und ich gebe mich halt nicht immer<br />

gleich mit dem zufrieden, was mir die Künstler liefern.<br />

Wie war die Arbeit mit Steve Miller?<br />

Ich lebte damals einige Monate in Seattle, ehe ich nach San Francisco<br />

zog. Wir kannten uns, hatten aber nie miteinander zu tun,<br />

weil er damals bei Capi<strong>to</strong>l Records war. Er nahm in den CBS Studios<br />

Jim Gaines & Devon Allman auf, während ich in Seattle an einer Spinners-Platte arbeitete. Steve<br />

rief mich an, ob ich ihm nicht beim Abmischen<br />

in L.A. helfen könne. Er sagte:<br />

„Ich bin hier am Mischen, und immer<br />

wieder führen sie Besuchergruppen<br />

durchs Studio – ich drehe bald durch!"<br />

Steve kam dann nach Seattle, wir erledigten<br />

noch ein paar Overdubs und<br />

mischten die Songs – das Resultat war<br />

FLY LIKE AN EAGLE. Wir arbeiteten<br />

dann auch bei BOOK OF DREAMS zusammen,<br />

ich besorgte außerdem den<br />

Jim Gaines & Stevie Ray<br />

Livemix bei seinen Konzerten.<br />

Und wie ging es mit Stevie Ray Vaughan?<br />

Er war sehr nervös, weil er erstmals mit einem Fremden arbeiten sollte, der nicht<br />

seiner Texas-Connection angehörte, und das auch noch außerhalb von Texas! Stevie<br />

sagte hinterher, ich sei der Erste gewesen, der es gewagt habe, ihm zu sagen:<br />

Jim Gaines & Steve Miller<br />

„Spiel es noch mal, das war nicht gut genug!" Aber<br />

es lief gut, wir verstanden uns. Es war auffällig, dass<br />

viele Kritiker über die Platte schrieben, dass der Fortschritt<br />

bei seinen Gesangsleistungen enorm sei!<br />

Hast du Produktionen abgebrochen, weil es mit dem<br />

Künstler nicht funktionierte?<br />

Klar, aber erwarte jetzt nicht, dass ich Namen nenne<br />

(lacht)! Ich habe etliche Künstler nach Hause geschickt<br />

– auch einen aus Chicago, dessen erste Frage<br />

gewesen war, wo denn die Drogenhändler seien. Und<br />

ich habe Leute weggeschickt, weil sie unvorbereitet<br />

waren – das Studio ist nun mal kein Ort, um zu proben!<br />

Dafür ist alles zu Jim Gaines mit den Mitgliedern der Royal Sou<strong>the</strong>rn Bro<strong>the</strong>rhood<br />

teuer.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Ruf Records<br />

Fo<strong>to</strong>: © Ruf Records<br />

Seite 84 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 20 2 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> mt<br />

<strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong><br />

<strong>80s</strong>


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Blues-Porträt No. 34<br />

E.G. Kight<br />

The Georgia<br />

Songbird<br />

Von Uli Twelker<br />

Man kennt das von Elvis Aaron Presley aus Tupelo, Mississippi.<br />

Wächst jemand in den Südstaaten der USA auf,<br />

so besteht – bei gebührendem Talent – die Chance, dass<br />

die Liebe zur Musik in der Kirche gehegt und vertieft<br />

wird. So auch bei E.G. Kight (*17.01.1957) aus East Dub lin,<br />

Georgia. Ich singe Gospel bei Gottesdiensten, seit ich<br />

"<br />

denken kann", erinnert sie sich bei langen Tournee-<br />

Fahrten, und als ich sieben Jahre alt war, bekam ich außerdem<br />

Gitarrenunterricht von meinem lieben Großvater.<br />

"<br />

Seit ich 14 bin, verdiene ich mit Musik mein Geld!"<br />

Ob der Opa auch schon „E.G." gesagt hat? „Itchy"<br />

lacht ihre herzliche, zum Glück bluesig dreckige Lache:<br />

„Nein, natürlich nicht, denn ich heiße eigentlich Eugenia<br />

Gail Kight. Nur dass ich auf den ersten Namen nicht so<br />

wild war und mich nur Gail Kight nannte, als ich<br />

mich für eine Karriere als Countrysängerin entschied.<br />

Allerdings steckte die Welt bereits<br />

voller Gails – allen voran Chrystal Gayle,<br />

aber auch Linda Gail Lewis, mit der ich ebenso gearbeitet<br />

habe wie mit ihrem Dad Jerry Lee. EG können sich die Leute jedoch<br />

auch nicht merken. Einmal rief jemand an und meinte ,Ist<br />

Egg Knight da?'. Ich sagte ,Nein, aber warte einen Moment,<br />

dann kommen Bacon & Grits!'"<br />

Zu E.G. Kights musikalischen Erweckungserlebnissen gehören<br />

definitiv die Konzerte des Gospelbruders Elvis Presley:<br />

„Ich habe ihn 1972, 1974 und 1976 live erlebt. Das erste Mal<br />

war das eine richtige Offenbarung – und alle Freunde, die ich<br />

damals bei mir hatte, bestätigten das ebenso wie viele Musiker.<br />

Elvis umgab eine Aura, die ich nie wieder bei irgendjemandem<br />

erlebt habe. Allerdings spürten wir 1976, dass etwas nicht in<br />

Ordnung war mit ihm. Nicht nur, dass ihm bei<br />

'America The Beautiful' die Tränen kamen –<br />

mir auch! –, irgendwie war er nicht mehr fokussiert."<br />

Lag Presleys früher Sun-Records-Sound sehr nahe<br />

an Country, so entschied sich Gail ganz bewusst für<br />

dieses Genre und verbuchte durchaus Erfolge wie ein<br />

1989er Feature beim TV-Sender Telenews Network<br />

und seinem Programm „Nashville Now". Nach Elvis<br />

kam schnell eine zweite Erweckung: Koko Taylor!<br />

E.G. Kight war zwar durch ihre Nähe zu Macon,<br />

Georgia, quasi im Vorgarten der Allman Bro<strong>the</strong>rs<br />

aufgewachsen, aber davon dennoch unberührt<br />

– „auch wenn ich längst mit Gregg Allman<br />

zusammen auf der Bühne stand". Es bedurfte<br />

erst eines Konzerts der schwarzen<br />

Bluesschwester Koko, um einen radikalen<br />

Stilwechsel herbeizuführen.<br />

Trat kürzlich mit B.B. King auf: E.G. Kight mit ihrer Taylor-Gitarre<br />

„Ich habe Koko dermaßen verehrt, dass ich gleich mehrere Songs über sie<br />

schrieb; und ich bin so s<strong>to</strong>lz, dass ich mit ihr arbeiten durfte – Koko werde ich<br />

nie vergessen." Kight nahm ihre Komposition "A Woman Can Tell" mit Taylor<br />

auf, widmete ihr "Koko's Song" auf ihrer aktuellen CD<br />

LIP SERVICE, die es auf Platz 1 in den US-Blues-<br />

Roots-Charts schaffte. In ihrem Song "The<br />

Queen" vom Album TROUBLE (2000)<br />

schildert die „The Georgia Songbird"<br />

genannte Sängerin und Gitarristin ihren<br />

Wandel: „Ich wurde mit Country<br />

groß, weil das meine Mama spielte …<br />

aber dann erzählte mir jemand was<br />

über die Königin des Blues!"<br />

Als Teamplayer – sie liebt<br />

ihre beiden US-Bands (Sou<strong>the</strong>rn<br />

& East Coast) und ihre deutsche e<br />

Formation Blue Alley – schrieb<br />

Kight den Song mit Gitarrist<br />

Richard Fleming. Sie trat mit dem<br />

Bloomsburg Symphony Orchestra<br />

auf, ist s<strong>to</strong>lz auf prominente Mitspieler<br />

wie Greg Piccolo (Roomful Of<br />

Blues) und Chuck Leavell (Allman Bro<strong>the</strong>rs, Rolling S<strong>to</strong>nes). Andererseits<br />

ist sie auch eine glänzende Solo-Entertainerin, wie sie bei unzähligen<br />

Unplugged-Shows sowie auf ihrer Soloplatte EG NAKED beweist: Nicht nur hier<br />

traut sie sich an Americana ("S<strong>to</strong>rmy Wea<strong>the</strong>r") und Soul ("Son Of A Preacher<br />

Man"). Sie adelt den Blues in einer herzbrechenden Version von "At Last", berühmt<br />

durch die von E.G. betrauerte Etta James. Sie führt den Blues zurück zum<br />

Jazz in Louis Armstrongs "What A Wonderful World". Dass moderner Blues auch<br />

Funk bedeutet, beweist Kight mit "I'm In It To Win It" von LIP SERVICE.<br />

E.G. Kight hat immer auch ein Herz für andere: „Meiner besten Freundin<br />

Ann Rabson, Pianistin bei Saffire – The Uppity Blues Women, geht es momentan<br />

gesundheitlich sehr schlecht, sie kämpft. Ich bete für sie und denke an die<br />

goldenen Zeiten, als ich 2001 gleich drei Songs für deren Album AIN'T GONNA<br />

HUSH beisteuern durfte." Die goldenen Zeiten für E.G. Kight, die 2004 in gleich<br />

drei Kategorien für den W.C. Handy Award nominiert wurde, müssen noch lange<br />

nicht vorbei sein. Im Februar 2012 brach sie mit Blue Alley zu sieben Konzerten<br />

als Missionarin des Blues nach Japan auf (siehe auch Live-Bericht Seite 79).<br />

© Pressefo<strong>to</strong>s<br />

Seite 86 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


vonleuchtenberg.de<br />

DVD-Schock<br />

– und ganz<br />

viel Neues<br />

Vor kurzem war Chris Thompson mit Rock<br />

"<br />

Meets Classic" und den Kollegen Ian Gillan,<br />

Steve Luka<strong>the</strong>r und Jimi Jamison ( es hat sehr<br />

"<br />

viel Spaß mit ihnen gemacht und war <strong>to</strong>ll, mit<br />

Orchester zu arbeiten") durch Deutschland unterwegs.<br />

Was dabei half, den Frust über das gescheiterte<br />

DVD-Projekt zu überwinden, wie der<br />

Sänger im <strong>GoodTimes</strong>-Gespräch erzählte.<br />

Von Philipp Roser<br />

Chris, ich erwische dich im Studio – was liegt an?<br />

Ich arbeite mit Bertram Engel an einem Song für die Fußball-Europameisterschaft,<br />

kann aber noch nicht mehr dazu<br />

verraten.<br />

Du bist in nächster Zeit gut beschäftigt: Konzerte sind angekündigt,<br />

mit der S.A.S. Band in Berlin, dann eine eigene<br />

Tour in Skandinavien ...<br />

Stimmt!<br />

Also ist nichts dran an den Gerüchten, dass du Europa den<br />

Rücken kehren willst?<br />

Wie bitte?! Das höre ich zum ersten Mal! Danke für den<br />

Hinweis, das muss ich auf meiner Website gleich zurechtrücken.<br />

Da ist absolut nichts dran!<br />

Es war wohl ein Riesenschock, dass die Aschaffenburger<br />

Aufnahmen für die geplante DVD unbrauchbar waren?<br />

Das ist die Untertreibung des Jahres (lacht)! Es hat mich<br />

umgehauen! Es gab Probleme mit den digitalen Maschinen,<br />

auch mit falsch installierter Software. Eineinhalb Minuten<br />

digitaler Informationen haben<br />

auf dem zweieinhalbstündigen<br />

Speicherplatz alles<br />

durcheinandergewirbelt. So<br />

konnten wir nur sieben Songs<br />

verwenden – leider nicht die<br />

letzten sieben, was ein wenig<br />

tröstlicher gewesen wäre.<br />

Auch die geplante Datensicherung<br />

hat nicht funktioniert!<br />

Es war ein fantastisches<br />

Konzert, schade drum!<br />

Wie kam es dann zum Paket<br />

mit dem Mitschnitt des<br />

Berliner Radiokonzerts auf<br />

Doppel-CD plus DVD mit den<br />

Aschaffenburger Resten"<br />

"<br />

samt Fan-Cam?<br />

Das war eine Idee meines<br />

Managers Joe Cassella. Er<br />

schlug vor, die sieben Songs<br />

:© NikM<br />

aV Ve<br />

rlag<br />

Fo<strong>to</strong> ©<br />

zu nehmen, dazu den Film, den uns ein Fan vom Konzert in<br />

Dexheim schickte, den wir ansonsten sicher nicht in dieser<br />

Form verwendet hätten. Und wir haben alle Zuschauer in<br />

Aschaffenburg namentlich aufgelistet – wir hatten sie gebeten,<br />

ihre Namen an der Kasse zu hinterlassen. Das Ganze<br />

hat mich viel Geld gekostet, aber irgendwann werde ich sicher<br />

einen neuen DVD-Anlauf unternehmen.<br />

Noch in diesem Jahr?<br />

Nein, sicher nicht. Es kommt nur etwas, das mit Rock aber<br />

nichts zu tun hat und Ende 2012 erscheinen wird. Ich kann<br />

aber noch nichts darüber erzählen. Außerdem schreibe ich<br />

mit einem Kumpel an Songs für ein neues Chris-Thompson-<br />

Rockalbum, das nächstes Jahr veröffentlicht werden soll.<br />

Was macht dein REDISCOVERY-Projekt?<br />

Der Titel hat sich geändert, auch das Konzept habe ich umgeworfen.<br />

Es wird ein Rockmusical ganz eigener Art – in<br />

ein paar Tagen habe ich eine Sechs-Minuten-DVD fertig,<br />

um Geld für die Finanzierung aufzutreiben. Ich werde drei<br />

Konzerte geben mit meiner Band, einem<br />

Maori-Chor und Trommlern sowie einem<br />

Erzähler, die wir aus Neuseeland einfliegen<br />

lassen. Das wird gefilmt, und wenn wir damit<br />

auf Tour gehen, werden sie und viele<br />

andere Parts auf Leinwänden eingespielt –<br />

es wird quasi ein neuartiges multimediales<br />

Rockmusical. Aber jetzt müssen wir erst<br />

mal Finanziers finden! Es ist fast schon ein<br />

Lebenswerk, an dem ich jetzt bereits sieben,<br />

acht Jahre arbeite, eine sich ständig<br />

verändernde Sache. Dadurch wird es aber<br />

immer besser, davon bin ich überzeugt!<br />

Ursprünglich wolltest du es in deiner Heimat<br />

Neuseeland realisieren ...<br />

Das ist richtig, aber wenn ich Geldgeber in<br />

Europa, vor allem in Deutschland, auftreiben<br />

will, sollte das Ganze auch hier passieren.<br />

Und ob wir dorthin fliegen oder die<br />

Maoris hierher einfliegen lassen, macht keinen<br />

großen Unterschied.<br />

Auf der Bühne immer<br />

noch unschlagbar:<br />

Chris Thompson<br />

©Pr<br />

Presse<br />

fo<strong>to</strong><br />

Blues`n` Rock on <strong>to</strong>p –<br />

Heini Altbart feat. Hubert Tubbs,<br />

Steve Hooks, Oscar Klein, Billy Ramsey, etc.<br />

13 inspirierte Blues-Kracher: Heini Altbart<br />

feat. Tony Bulluck, Steve Hooks,<br />

Max Greger Jr., etc.<br />

17 expressive Soul´ n´ Blues-Tracks:<br />

Heini Altbart Blues Beat<br />

feat. Big Lenny Exson<br />

Blues, Skife und mehr:<br />

Heini Altbart feat. Mungo Jerry<br />

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Frankie Miller & Rory Gallagher<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Frankie Miller<br />

Rory Gallagher<br />

Knast-Krimi mit Musik<br />

Dass Frankie Miller und Rory Gallagher mal live kooperierten, ist bekannt<br />

und sogar in Bild und Ton festgehalten – Maifestspiele" am 6.5.1979, Rhein-<br />

"<br />

Main-Halle Wiesbaden. Doch eine offizielle, veröffentlichte Zusammenarbeit<br />

im Studio? Interessenten müssen für eine Bestätigung schon mächtig graben.<br />

Jimmy Boyle<br />

Webseiten der beiden Künstler halten sich bedeckt,<br />

wenn es um dieses Thema geht, und<br />

auch in Discographien des schottischen<br />

und des irischen Rockstars fällt dies gern unter den<br />

Tisch – warum eigentlich, das weiß wohl niemand so<br />

genau. Um der Sache auf die Schliche zu kommen,<br />

ist ein Blick auf die reale britische Kriminalgeschichte<br />

des Jahres 1967 erforderlich.<br />

In den „Gorbals", dem berüchtigten Slum-District von<br />

Glasgow, wuchsen u.a. die Musiker Alex Harvey und<br />

die Shulman-Brüder Phil und Derek (Gentle Giant)<br />

auf – genau wie der perverse Kinderschänder und<br />

-mörder Ian Brady ("The Moors Murder"). Und hier<br />

wurde am 9.5.1944 auch Jimmy Boyle geboren, der<br />

zum „gewalttätigsten Mann Schottlands" avancierte;<br />

ein brutaler Bandenkrimineller, den es schließlich<br />

1967 erwischte: lebenslänglich Knast wegen Mordes<br />

an einem Rivalen. Boyle saß u.a.<br />

im gefürchteten Nairn Prison ein,<br />

jahrelang in Einzelhaft. Und er erfuhr<br />

hinter Gittern eine<br />

Läuterung – nachdem<br />

er immer wieder wegen<br />

seiner eigenen Exzesse<br />

vom Personal misshandelt<br />

worden war.<br />

Der Killer wurde zum<br />

Schriftsteller und international angesehenen<br />

Bildhauer. Entlassung 1982.<br />

Schon 1975 (kaum jemand wusste um<br />

eine unmittelbare Verbindung) hatte<br />

Frankie Miller seinen Song "The Rock"<br />

veröffentlicht und ihn den „Nöten von<br />

Gefangenen" gewidmet. Nicht nur weil<br />

die Aufnahme in den His-Master's-<br />

Wheels-Studios von San Francisco in der Nähe des<br />

Alcatraz-Knasts stattfand – Boyle, der Killer, war<br />

auch sein Cousin; und nur die Musik habe ihn, den<br />

Sänger, vor einem ähnlichen Schicksal bewahrt.<br />

Denn Millers frühe Jahre im Glasgower Stadtteil<br />

Bridge<strong>to</strong>n waren ebenfalls nicht unbedingt<br />

Live-Power: Frankie & Rory<br />

IN LOVE – ohne eigene feste Band. Er, der hochgelobte<br />

Sänger und gefragte Komponist, erhielt das<br />

Angebot für einen Titelsong. Benötigt wurden ferner<br />

die üblichen Szenenunterlegungen. Rory Gallagher<br />

setzte, nach sechs Quartett-Jahren, ab Mai 1978<br />

wieder auf eine Triobesetzung mit Gerry McAvoy (b)<br />

Seite 88 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

und dem neuen Drummer Ted<br />

McKenna. Eingerückt wurde,<br />

quasi auf neutralem Boden<br />

zwischen Schottland und Irland,<br />

1979 in die O.T.S. Sound<br />

Studios in Wembley, London.<br />

sozial unauffällig<br />

Exakte Daten<br />

verlaufen.<br />

fehlen selbst<br />

Boyle hatte 1977 seine<br />

auf allen<br />

Biografie „A Sense<br />

detaillierten<br />

Of Freedom" ge-<br />

Home- und<br />

schrieben (Hardcover:<br />

Fanpages der<br />

Canongate Books, Partner für Crime beiden 70s-<br />

Taschenbuch: Pan<br />

Spitzenkräfte,<br />

Macmillan). Der<br />

nur „rorysfriends" hat's überhaupt<br />

S<strong>to</strong>ff wurde vom Drehbuchau<strong>to</strong>r<br />

Peter McDougall (*1947) umgearbeitet<br />

und 1979 vom Regisseur<br />

John Mackenzie (1928–2011) ver-<br />

registriert. Auch auf den Fronthüllen<br />

des Videos sowie der deutschen<br />

und englischen DVDs gibt es keine<br />

verkaufsfördernden Hinweise auf die<br />

filmt. Produktionsfirma: George<br />

Beteiligung der beiden Rock-Hochkaräter.<br />

Harrisons Hand Made Films, beauftragt<br />

vom schottischen Fernsehen.<br />

Die optische Bearbeitung, zunächst<br />

Was fehlte, war die Musik zu dem<br />

für ein Kaufvideo auf Thorn<br />

von Gewalt durchsetzten „Zuchthaus-Krimi". Ki i"<br />

Zu jener Zeit stand Frankie Miller terminlich zwischen<br />

seinen LPs DOUBLE TROUBLE und FALLING<br />

EMI, erfolgte nach der Erstausstrahlung<br />

von „A Sense Of Freedom"<br />

(17.2.1981, Scottish TV).<br />

Längst ist der bestens rezensierte,<br />

85-minütige Film mit der nahezu<br />

<strong>to</strong>tgeschwiegenen Miller/<br />

Gallagher-Musik auch als DVD „Lebenslänglich<br />

– ein Alptraum hinter Gittern. Die wahre<br />

Geschichte des Jimmy Boyle" verfügbar, er wurde<br />

noch Anfang 2012 von der Zweitausendeins-Kette<br />

für 3,99 Euro verschleudert.<br />

Gallagher hat die behutsam eingesetzten, unbetitelten<br />

Musikparts komponiert – nicht opulent, aber<br />

atmosphärisch stimmig. Schon das Intro, ein Slide-<br />

Blues, ist Rory pur; auch die weiteren Kurzpassagen<br />

– akustisch und teilelektrisch – setzt er passgenau.<br />

Millers Titelsong "A Sense Of Freedom" steht bekannten<br />

Frankie-Highlights wie (in etwa) "Drunken<br />

Nights In The City" und "The Rose" um nichts nach:<br />

aus gewohntem Krächzhals und zusätzlich angereichert<br />

mit Gallaghers jetzt zupackender, prägnanter<br />

E-Gitarre – eine Nummer, die jedem der vielen offiziellen<br />

Miller-Reissues gut zu Gesicht gestanden hätte.<br />

Seit nunmehr 33 Jahren ...


PETER FRAMPTON<br />

Nach 32 Jahren: verschollene<br />

Klampfe gefunden!<br />

Von Uli Twelker<br />

Wenn es etwas gibt, das<br />

jeden en Musiker rührt, ist es der Verlust eines geliebten In-<br />

bestruments.<br />

Diebstahl, Gepäckumleitung,<br />

Unfall, Feuer – so ein Verlust schmerzt ewig. Besonders<br />

innig erscheint das Verhältnis vieler Gitarristen<br />

zu ihrem Werkzeug. Dabei geht es nie um Geld:<br />

Clap<strong>to</strong>n, Beck, Page & Co. könnten sich jedes Modell<br />

leisten oder anfertigen lassen. Es sind die Erinnerungen<br />

und oft auch spezielle technische Veränderungen<br />

– ganz abgesehen von der Patina.<br />

Peter Framp<strong>to</strong>n spielte seine geliebte schwarze Gibson<br />

Les Paul (1954) zuerst auf der Humble-Pie-LP<br />

ROCK ON und dann auf zwei nachhaltigen Live-<br />

Alben: PERFORMANCE – ROCKIN' THE FILLMORE<br />

und FRAMPTON COMES ALIVE. 3. November 1980<br />

– der Gitarrist <strong>to</strong>urte gerade im Windschatten seiner<br />

Comeback-Platte WHERE I SHOULD BE, die immerhin<br />

den Top-15-Hit "I Can't Stand It No More" abgeworfen<br />

hatte. Dann sollte ein Frachtflugzeug die<br />

Anlage der Framp<strong>to</strong>n-Band von Venezuela nach Panama<br />

bringen – es blieb beim Vorsatz: Crash! Dabei<br />

ging, so wurde vermutet, alles verloren, einschließlich<br />

seiner geliebten Les Paul!<br />

Zehn Jahre zuvor hatte Framp<strong>to</strong>n das schöne Instrument<br />

bekommen: Humble Pie spielten im Fillmore<br />

West in San Francisco – eine junge, hungrige<br />

Band, die gerade die Pleite des Immediate-Labels<br />

verkraften musste, mit A&M Records verhandelte<br />

und live um ihr Überleben spielte. Peter Framp<strong>to</strong>n<br />

hatte sich die schwarze Les Paul vom jungen Musiker<br />

Mark Mariana für den Abend geliehen. Während<br />

des Auftritts fand er Gefallen an dieser Elektrischen<br />

und wollte sie Mariana abkaufen. Zu Framp<strong>to</strong>ns<br />

Überraschung erwiderte der: „Nee, verkaufen wollte<br />

ich sie eigentlich nicht – es soll ein Geschenk sein!"<br />

Ein überaus glücklicher Framp<strong>to</strong>n hielt die Gitarre<br />

dann lange in Ehren: Er spielte sie auf Sessions für<br />

George Harrisons ALL THINGS MUST PASS, für den<br />

Who-Bassisten John Entwistle und auch für Harry<br />

Nilsson. Dann kam der Crash ... Zwei ausgewiesene<br />

Framp<strong>to</strong>n-Fans aber wollten sich damit nicht zufriedengeben.<br />

Sie erhielten Kenntnis von dem schmerzlichen<br />

Verlust und begannen zu recherchieren: der<br />

eine von den Niederlanden aus, der andere auf der<br />

Karibik-Insel Curaçao. Ein lokaler Musiker hatte<br />

die schwarze Gibson aus dem Wrack gerettet,<br />

spielte sie ewig, brachte sie schließlich 2010 zu<br />

dem Zöllner und Hobbygitarristen Donald Valentina.<br />

Mit Hilfe des Vorsitzenden des Tourist<br />

Boards Curaçaos, Ghatim Kabbara, gelang es<br />

ihm tatsächlich, die Gitarre aufzuspüren und<br />

seinem jetzigen Besitzer abzukaufen. Dank der<br />

Expertise einiger Spezialisten des in Nashville<br />

ansässigen Gibson Cus<strong>to</strong>m Shop – und natürlich<br />

Framp<strong>to</strong>ns Kennerblick – stand fest: Es<br />

handelt sich tatsächlich um die gesuchte Gibson<br />

Les Paul, Baujahr 1954!<br />

Framp<strong>to</strong>n kann sein Glück kaum fassen: „Ich<br />

stehe sozusagen noch unter Schock! Dass die<br />

Gitarre überhaupt noch existiert, ist schon unglaublich<br />

– aber dass sie nun auch noch an<br />

mich zurück gegeben wird … Aber so froh<br />

und erleichtert ich auch darüber bin, so wenig<br />

werde ich jemals die Menschen vergessen, die<br />

bei dem Flugzeugunglück ums Leben kamen.<br />

Und ich bin so dankbar für all die Anstrengungen,<br />

die zu der Rückgabe geführt haben.<br />

Ich werde das gute Stück jetzt sofort für zwei<br />

Millionen Dollar versichern und sie nie wieder<br />

aus den Augen lassen! Es war immer meine<br />

absolute Nummer 1, und auf dieser Position<br />

Schwarze Gibsons mochte Framp<strong>to</strong>n schon immer<br />

- diese hier wurde extra für ihn gebaut.<br />

wird sie nun auch wieder landen. Ein paar kleinere<br />

Reparaturen an der Elektronik und den Pick-Ups,<br />

dann kann ich endlich wieder loslegen: Die Kratzer<br />

bleiben! Doch erst mal kann ich es kaum abwarten,<br />

Mark Mariana anzurufen!"<br />

The Bluesville Sessions<br />

WBA-1201<br />

Mitschnitt des Konzerts in den Sirius/XM<br />

Radio Station Studios in Washing<strong>to</strong>n DC.<br />

Mississippi Mile Tour -<br />

Nur 2 Konzerte in Deutschland:<br />

16.04. 2012 Berlin Heimathafen Neukölln<br />

18.04. 2012 Mainz Frankfurter Hof<br />

musik@in-akustik.de<br />

www.facebook/in-akustik<br />

www.in-akustik.de<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 89


TWIGGY<br />

Schlu<br />

Kleiderbü<br />

Keine Frage – Twiggy ist die weibliche Ikone der Popkultur. Wird ein Beitragge<br />

über die Sixties im Fernsehen ausgestrahlt oder erscheint etwas darüber in<br />

Zeitschriften, taucht immer ein Fo<strong>to</strong> des spindeldürren Models auf. Doch die Beschreibung<br />

Model" ist viel zu kurz gegriffen: Nach ihrer ersten Karriere als Glamour-Girl machte sich<br />

"<br />

Twiggy (geboren als Lesley Hornby am 19.9.1949 in London) auch einen Namen als Sängerin,<br />

Bühnen- und Filmschauspielerin sowie als Buchau<strong>to</strong>rin. Sie hat aktuell das Album RO-<br />

MANTICALLY YOURS auf dem Markt – mit ausgewählten Pop- und Easy-Listening-Songs.<br />

Alan Tepper sprach mit einer quirligen und lebensfrohen Frau, die mit ihrer<br />

guten Laune selbst den letzten Miesmuffel anstecken kann.<br />

Dein aktuelles Solo-Album, das erste nach über zehn Jahren, klingt<br />

sehr warm und entspannt ...<br />

Während meiner Karriere habe ich viele Stücke aufgenommen, mag aber besonders<br />

den Klang der Sechziger, mit dem ich groß geworden bin. Ich unterhielt mich mit<br />

meinem Produzenten James McMillan über das Material. Er schlug vor, so viel<br />

wie möglich live aufzunehmen, um einen lebendigen Sound zu garantieren. Die<br />

Angel Studios im Londoner Stadtteil Isling<strong>to</strong>n waren die ideale Wahl. Bis auf ganz<br />

wenige programmierte Streicherparts nahmen wir alles ohne Netz und doppelten<br />

Boden auf. Stücke von George Gershwin, Janis<br />

Ian und Chip Taylor würden anders nie ihren<br />

Reiz entfalten. Besonders s<strong>to</strong>lz bin ich auf die<br />

Cover-Version von "Waterloo Sunset" der Kinks,<br />

das ich schon in den Sechzigern ständig hörte.<br />

Du singst mit Richard Marx und deiner<br />

Tochter Carly Lawson Duette ...<br />

Ich habe Richard vor zwei Jahren über den australischen<br />

Schauspieler Hugh Jackman auf einer<br />

Party kennen gelernt. Ich war schon immer ein<br />

großer Fan seiner Musik. Bei der Zusammenstellung<br />

der Songs für das Album traute ich mich<br />

erst nicht, ihn zu fragen, ob er mitmachen<br />

möchte. Richard ist ja nicht nur ein <strong>to</strong>ller<br />

Sänger, sondern hat "Right Here Waiting"<br />

auch geschrieben. Aber er sagte sofort ort zu.<br />

Mit Carly wollte ich schon sehr lange<br />

eine Nummer singen. Sie arbeitet als<br />

Modedesignerin für Stella McCart-<br />

Der Twiggy-Effect wirkt!<br />

ney, spielt in ihrer Freizeit aber viel<br />

Gitarre und singt. Jetzt war endlich der richtige Zeitpunkt gekommen.<br />

Ich schnappte mir Carly und zerrte sie ins Studio. Wir entschieden uns für<br />

Neil Youngs "Only Love Can Break Your Heart". Ach ja, Bryan Adams ließ sich<br />

auch noch blicken und spielte ein Gitarrensolo auf einem Track.<br />

Auf deinem zweiten Album PLEASE GET MY NAME RIGHT waren<br />

hochkarätige Musiker von Clover dabei, Huey Lewis, Alex Call<br />

und John McFee ...<br />

Der Erfolg meines Debüts TWIGGY öffnete mir viele Türen. Meine Plattenfirma<br />

machte den Vorschlag, das nächste Album mit einer Band statt mit Sessionmusikern<br />

aufzunehmen, um einen kompakteren Sound aufs Tape zu bringen. Die<br />

Jungs von Clover erhielten aber keine Arbeitserlaubnis in Großbritannien, nien, also<br />

mussten wir nach Amsterdam ausweichen. Wir hatten viel Spaß, besonders<br />

Huey Lewis war ein richtiger Charmeur! Apropos Spaß: Ein Jahr zuvor hatte<br />

ich einen Auftritt in der „Muppet Show", wo ich "In My Life" von den<br />

Beatles sang.<br />

Du kamst sogar zu Deep-Purple-Ehren ...<br />

Ja, Roger Glover lud mich 1975 zur Aufführung seines Konzeptalbums<br />

THE BUTTERFLY BALL AND THE GRASSHOPPER’S FEAST ein,<br />

Fo<strong>to</strong>: © Brian Aris<br />

das in der Royal Albert Hall mitgeschnitten wurde. Das<br />

war für mich eine sehr aufregende Erfahrung, da auch der großartige Schauspieler<br />

Vincent Price mitmachte. Die Leute meinen immer, dass man als Model gegen<br />

Lampenfieber immun ist, aber das stimmt nicht!<br />

Wie empfindest du heute deine alten Fo<strong>to</strong>s, die ja ständig irgendwo<br />

auftauchen?<br />

Manchmal als unwirklich. Mein Gott, die Sechziger – das ist schon so lange her.<br />

Werde ich heute zu den Swinging Sixties gefragt, kann ich nur antworten, dass wir<br />

das damals anders wahrgenommen haben. Ich war wegen der Model-Jobs ständig<br />

auf Achse und wurde von bekannten Fo<strong>to</strong>grafen wie Cecil Bea<strong>to</strong>n oder Annie<br />

Leibovitz abgelichtet, habe also viel gearbeitet. Natürlich war es eine wunderbare<br />

Zeit, in der sich besonders für Frauen viele Möglichkeiten boten, doch als eine Art<br />

Kulturrevolution habe ich das nicht erlebt.<br />

Aber heute symbolisierst du diese Zeit ...<br />

Ja, ja, fast immer, wenn ein Buch über das Jahrzehnt erscheint, sind entweder<br />

die Beatles, die S<strong>to</strong>nes oder ich zu sehen. Ist schon lustig. War ich<br />

wirklich so wichtig? Ich weiß es nicht. Aber offensichtlich denken die Leute<br />

das.<br />

Für mich bedeuteten die Siebziger viel mehr, weil ich da meine eigene<br />

Karriere startete. Ich hatte keine Lust mehr, für andere Leute als lebender<br />

Kleiderbügel durch die Gegend zu rennen.<br />

Nach dem Twiggy-Syndrom, einer umgangssprachlichen Bezeichnung<br />

für die Krankheit Magersucht, gibt es neuerdings den<br />

Twiggy-Effect ...<br />

Ich fand das mit dem Twiggy-Syndrom immer sehr belastend. So viele<br />

Mädchen fingen an zu hungern, um mir ähnlich zu sein, doch ich musste<br />

nie eine Diät machen. Ich habe von Natur aus so einen S<strong>to</strong>ffwechsel. Ich<br />

kann Schokolade ohne Ende verdrücken und nehme nicht zu. Wir haben das<br />

schon in den Sechzigern über das Management permanent erklären lassen.<br />

Ja, und mit dem Twiggy-Effect wird das Phänomen beschrieben,<br />

das<br />

sich auch noch Frauen im gesetzteren Alter schick kleiden.<br />

Um<br />

das zu beweisen, modele ich manchmal noch. Wenn ich<br />

an<br />

meine Mutter denke – bei ihr war mit 35 Schluss mit Mode<br />

...<br />

Heute hat sich das glücklicherweise geändert.<br />

Und die Zukunft ...<br />

Ich arbeite an vielen Projekten. Neben meinem Engagement gegen<br />

Brustkrebs und den Model-Jobs habe ich eine Modelinie mit dem<br />

Namen „Twiggy London" kreiert. Außerdem bringe ich<br />

ein eigenes<br />

Parfüm<br />

auf den Markt. Und wenn jetzt noch einige Konzerte mit<br />

dem Material des neuen Albums stattfinden würden<br />

–<br />

ja, das wäre schon <strong>to</strong>ll.<br />

Sixties-Ikone mit Langzeitwirkung<br />

Fo<strong>to</strong>: © Brian Aris<br />

Seite 90 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■<br />

<strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


© Pressefo<strong>to</strong><br />

Fo<strong>to</strong>: © Andy Lawless<br />

/CM<br />

MS<br />

Sou<br />

rce<br />

Stigers: „LET'S GO OUT TONIGHT ist das erste<br />

Album seit Jahren, das ich nicht selbst produziert<br />

habe. Larry Klein leistete astreine Arbeit,<br />

schuf wahre Klanglandschaften zum Schwelgen."<br />

Jay Bellerose gelingen frappierende Rhythmikfundamente,<br />

bekam er freie Fahrt? Stigers: „Ich bin<br />

zwar ein Kontrollfreak, doch ich habe mich bemüht,<br />

Larry das machen zu lassen, was er in sich hörte<br />

– ich wollte ja eine Larry-Klein-Platte. Jay und er<br />

arbeiten fast in einem Geheimcode. Während meine<br />

Jazzplatten live im Studio entstanden sind, gibt es<br />

hier Overdubs – meist Jays Perkussion: Er ist viel<br />

mehr als ein Drummer, zutiefst musikalisch. Wir<br />

verdanken ihm einen erheblichen<br />

Teil der Atmosphäre.<br />

Dazu gehören irre Effekte<br />

an<br />

den Becken – ein wahrer<br />

Studiengang. Ein Tier!"<br />

Wie sieht es mit Vorbildern<br />

aus? „Der erste Saxofonist,<br />

von dem ich hörte",<br />

erklärt der Amerikaner, „war<br />

Paul Desmond, Altsaxer im<br />

Dave Brubeck Quartett. Am Tenor<br />

waren es Grover Washing<strong>to</strong>n und<br />

Michael Brecker. Wenn ich mehr nach Grover klinge,<br />

dann, weil er ein Rhythm & Blueser ist. Ich orientiere<br />

mich an Ray Charles' ,Fat head' Newman, einem fantastischen<br />

Jazzbläser, der alles durch R&B destillierte,<br />

und dem Vibra<strong>to</strong> von Ben Webster. Ein Sonny Rollins<br />

bin ich zwar nicht, aber ich habe<br />

schon meinen eigenen Sound."<br />

Stigers mit Mähne als junger<br />

Popinterpret 1991<br />

Gibt es auch weibliche Idole?<br />

„Ich wurde von Männern<br />

und Frauen beeinflusst, liebe<br />

Gladys Knight und Aretha Franklin,<br />

sogar Popsängerinnen wie<br />

Karen Carpenter. Klar trenne ich<br />

es /CMS Sou<br />

rc ce<br />

L less<br />

Fo<strong>to</strong> : © Andy<br />

La aw<br />

Spannendes<br />

Niemandsland<br />

Wer den Säng<br />

er mit dem Saxofon kennt<br />

nt, schätzt den reizvollen<br />

Gege<br />

nsatz zwischen rauchiger<br />

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larer Stim<br />

imme – ob im<br />

schmusewollenen<br />

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aus<br />

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get<br />

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rage<br />

gen.<br />

n."<br />

Von Uli Twelker<br />

männlich und weiblich, doch ich<br />

schließe nichts aus. Mavis Staples<br />

ist eine meiner weltweiten Favoritinnen:<br />

'You Are Not Alone' ist<br />

von ihrer neuen CD. Jeff Tweedy von Wilco produzierte<br />

sie und schrieb den Song. Perfekt, brillant,<br />

dabei für mich am härtesten, was die Distanz zum<br />

Original anging."<br />

Wie kam er bei "In<strong>to</strong> Temptation" vom Crowded-<br />

House-Sound weg? Stigers: „Larry lenkte uns Musiker<br />

mit ,Ich will weniger' – sparsam spielen, die Musik ihren<br />

Job machen lassen. Die Perfektion des Crowded-<br />

House-Originals machte mir Sorgen, aber irgendwie<br />

werkelten wir einen Curtis-Stigers-Song draus. Ich<br />

erinnere mich, wo ich ihn zum ersten Mal hörte: im<br />

Au<strong>to</strong> auf dem Weg nach Connecticut. 'This Bitter<br />

Earth' – wer ist besser als Dinah Washing<strong>to</strong>n?! Die<br />

Nummer brachte Larry an, ich kannte den Song, wäre<br />

aber nicht auf ein Covern gekommen. Nicht wirklich<br />

ein Standard – die wollte er nicht –, sondern von einer<br />

Standard-Expertin gesungen. Wir nahmen es aus ihrer<br />

Sphäre raus und siedelten es eher bei Patsy Cline oder<br />

Jim Reeves an, diesem merkwürdigen Niemandsland<br />

zwischen Jazz, Pop, Folk, Blues und Country. Wer<br />

weiß schon, was dies für eine Platte ist?"<br />

Stigers' Statement, die Scheibe klänge wie selbst<br />

komponiert, ist vielleicht am besten mit "Everyone<br />

Loves Lovers" belegt: „Ich wünschte, das hätte ich<br />

geschrieben! David Poe, ein exzellenter Singer und<br />

Songwriter, ist ein Freund von mir, der mit Larry Klein<br />

für andere schreibt. Als er von diesem Projekt hörte,<br />

meinte er: ,Wow, einen Song habe ich in Gedanken an<br />

Curtis geschrieben!' Er hatte mich vor zwei Jahren im<br />

Blue Note gesehen und sich davon inspirieren lassen.<br />

Der Song ist so simpel und hat<br />

doch Tiefe: Gerade glaubst du,<br />

die Liebesgeschichte durchschaut<br />

zu haben, stößt er dich<br />

vor den Kopf. Seit mehr als<br />

zehn Jahren habe ich nicht<br />

mehr an Singles gedacht, aber<br />

dies wäre eine."<br />

ZOUNDS-Chef Wolfgang Feld<br />

mit aktuellen CD-Tipps.<br />

Keep On<br />

ROCKING<br />

Brandan Keeley<br />

BEST »Heart &<br />

Soul« Song For?<br />

· Wishing · Bel fast<br />

Child · Heart And<br />

Soul · You Sleep<br />

With Angels ·<br />

David's Song ·<br />

Lady In The<br />

Painting · Always<br />

Be Lonely · Take<br />

The Chains Away<br />

· Does He Really<br />

Love You · I Can’t<br />

Believe It · Still In<br />

Love With You ·<br />

What About Peace · The Great Song · Of Indifference (live) ·<br />

Smoite ar on uisc · (Smoke On The Water) · Wir geben niemals<br />

auf („Wir für Winnenden“ feat. Brendan Keeley) You<br />

Sleep With Angels (Demoversion) · Gloria (Tullamore<br />

Gospel Choir). Spielzeit: 79:59.<br />

Mit CD-Text. CD Best.Nr. 27000 20170 D 22,49<br />

Für CD-Abonnenten nur D 19,12<br />

79:59<br />

THE HISTORY OF<br />

ROCKTIMES<br />

»Vol. 2«. Die<br />

Oldie Serie von<br />

Frank Laufen berg.<br />

Mit ausführlichen<br />

Liner notes.<br />

Wynonie Harris -<br />

Good Rockin’<br />

Tonight · Amos<br />

Milburn -Chicken-<br />

Shack Boogie ·<br />

Louis Jordan - Ain’t<br />

No body Here But<br />

Us Chickens ·<br />

Sav annah Chur chill - I Want To Be Loved · Julia Lee - King<br />

Size Papa · Lonnie Johnson - Tomorrow Night · Pee Wee Hunt<br />

- Twelfth Street Rag · Louis Jordan - Texas And Pacific ·<br />

Sonny Thompson - Long Gone · Mem phis Slim - Messin’<br />

Around · Tex Williams - Smoke! Smoke! Smoke! · Red Miller<br />

Trio - Bewildered · Roy Brown Trio - Long About Midnight ·<br />

Pee Wee Cray<strong>to</strong>n - Blues After Hours · Bill Moore - We’ re<br />

Gonna Rock, We’re Gonna Roll · Francis Craig - Near You · Nat<br />

»King« Cole, u.v.a. Spielzeit: 77:00. Mit CD-Text.<br />

CD Best.Nr. 27000 45002 D 19,95<br />

Für CD-Abonnenten nur D 16,96<br />

Neue<br />

Ausgabe<br />

Vol. 2<br />

AUDIO’S<br />

AUDIO PHILE<br />

Vol. 25: Live &<br />

Unplugged,<br />

SWR1 Kopf hörer-<br />

Live. Schon<br />

schön, S<strong>to</strong>ppok<br />

plus Worthy ·<br />

Private Emotion –<br />

Heim liche Sehn -<br />

sucht, The<br />

Hooters · 50 Ways<br />

To Leave Your<br />

Lover, Joana<br />

Zimmer · Some -<br />

thing's Gotten<br />

Hold Of My Heart, Marshall & Alexander · Herz blut, Doro ·<br />

Thieves In The Temple, Peter Götzmann’s JazzHop<br />

Rhythm · All The Popsongs In The World, Martin Gallop ·<br />

You've Got A Friend In Me, Charlie A’Court ... dann tanzt<br />

die Omma mit George Clooney! , Henni Nachtsheim · Lass<br />

ma' ruhig den Hut auf, Stefan Gwildis · Durch die Nacht,<br />

Sebastian Krum biegel und die feinen Herren, u.v.a.<br />

Spielzeit: 79:59. Mit CD-Text.<br />

Gold-CD Best.Nr. 27000 00103 D 35,95<br />

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gt0212


Kolumne Christian Simon<br />

– Folge 2 –<br />

Fo<strong>to</strong>: © Christian Simon Productions<br />

Er war nicht nur der Entdecker der Rolling S<strong>to</strong>nes,<br />

viele Musiker und Bands verdanken ihm den<br />

Start ins Musikgeschäft und ihre weitere Karriere<br />

– Alexis Korner (1928–1984). Ich traf ihn erstmals<br />

im ersten „Rockpop"-Jahr 1978. Er war mit seiner<br />

damaligen Band im Münchner ZDF-Studio und<br />

performte zwei Songs. Wir verstanden uns auf Anhieb.<br />

Er war ausgesprochen bescheiden,<br />

sehr umgänglich und auffallend<br />

höflich – ein richtiger<br />

Gentleman. Ich war noch ein<br />

TV-Neuling, und er half mir<br />

mit seiner Art über Unsicherheiten<br />

und Lampenfieber<br />

hinweg. Aber es blieb nicht<br />

das einzige Treffen. Zwei<br />

Jahre später, wieder bei einer<br />

„Rockpop"-Aufzeichnung,<br />

ging ich aus meiner Garderobe<br />

ins halbdunkle Studio<br />

zur Probe. In den noch fast<br />

leeren Publikumsrängen saßen<br />

einige ZDF-Mitarbeiter<br />

und warteten auf das „Go"<br />

des Regisseurs. Unter ihnen<br />

entdeckte ich einen älteren<br />

Herren – er kam mir bekannt<br />

vor, aber das konnte eigentlich<br />

nicht sein. Alexis Korner<br />

war für die Sendung gar<br />

nicht vorgesehen, also was<br />

wollte er hier? Ich ging auf<br />

ihn zu und traute meinen<br />

Augen nicht: „Da staunst du, was? Ja, ich hbin’s!",<br />

lachte er mich an. Es war tatsächlich Alexis Korner!<br />

„Ich habe ein paar freie Tage und treffe ein<br />

paar Jungs, die du in der Sendung hast." Wir hatten<br />

die J. Geils Band, Van Halen, Styx und Roxy <strong>Music</strong><br />

in der Show. Abends saßen wir dann noch zusammen.<br />

Alexis erzählte <strong>to</strong>lle S<strong>to</strong>ries aus dem „Swinging<br />

London" der 60er Jahre – und als wir auf die<br />

S<strong>to</strong>nes zu sprechen kamen, meinte er: „Die <strong>to</strong>uren<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Rockpop" mit Alexis Korner (2.v.l.) und Christian Simon 1978<br />

"<br />

wieder und werden 1982 in Deutschland spielen.<br />

Soweit ich gehört habe, sollen die J. Geils Band und<br />

ein deutscher Musiker im Vorprogramm auftreten."<br />

War Alexis von den S<strong>to</strong>nes geschickt worden, um<br />

die J. Geils Band zu checken? Und wer sollte der<br />

deutsche Musiker sein? Heute wissen wir, wer es<br />

war – Peter Maffay.<br />

Und nun ein Sprung ins Jahr 1982. Ich<br />

hatte eine Radioshow beim<br />

Alexis Korner<br />

WDR und war von Fritz<br />

Rau und Peter Maffay zum<br />

Kölner Stadionkonzert der<br />

Rolling S<strong>to</strong>nes eingeladen<br />

worden. Mit einer schwarzen<br />

Limousine fuhren wir vom<br />

Hotel, in dem alle Künstler<br />

und die Crews untergebracht<br />

waren, ins Stadion. Es war<br />

gewaltig. Hinter der Bühne<br />

traf ich die S<strong>to</strong>nes, sah die<br />

J. Geils Band wieder, trank<br />

noch ein Glas mit Peter<br />

und seiner Band. Und dann<br />

nahm die Katastrophe ihren<br />

Lauf. Nach der J. Geils<br />

Band betrat Peter die Bühne,<br />

und was dann geschah, ist<br />

hinreichend bekannt. Trotz<br />

der Tomaten und Eier, mit<br />

denen er und seine Band<br />

beworfen wurden, spielte er<br />

eisern seinen Gig zu Ende<br />

und ging „durch die Hölle".<br />

Im Backstage-Bereich bekamen nicht alle mit,<br />

was vorn geschah. Peter tat mir unendlich leid!<br />

Ich ärgerte mich über das Publikum und konnte<br />

danach das Konzert der S<strong>to</strong>nes nicht mehr richtig<br />

genießen. Nach "Satisfaction" fuhr ich sofort<br />

zurück ins Hotel. Wie würde Peter Maffay drauf<br />

sein? Ich klopfte an seine Hoteltür, er öffnete sofort:<br />

„Komm rein ... was meinst du?" Ich weiß<br />

nicht mehr, was ich geantwortet habe, aber dieses<br />

mulmige Gefühl in der Magengegend spüre ich<br />

noch heute. Es war eine beklemmende Enge in diesem<br />

dunklen Hotelzimmer. Peter wollte noch mit<br />

seiner Band oben bleiben, ich ging nach etwa einer<br />

Stunde hinunter an die Hotelbar. An der Rezeption<br />

standen Mick Jagger und Keith Richards. Sie warteten<br />

mit ihren Bodyguards auf ihren Fahrer und<br />

entschwanden wenig später ins Kölner Nachtleben.<br />

Die Hotelbar war nicht übermäßig gut besucht. Bill<br />

Wyman kam mir entgegen und verabschiedete sich<br />

mit einen „Good Night" wohin auch immer.<br />

Ich schaute mich um und entdeckte, allein in einer<br />

Ecke am Tresen sitzend, Charlie Watts. Was für<br />

eine Chance! Ich stellte mich vor, sagte ihm kurz,<br />

was ich so mache, und bat ihn um ein Au<strong>to</strong>gramm.<br />

„Möchtest du ein Glas Wein?" fragte er mich. Und<br />

ob ich wollte! Daraus wurde eine unvergessliche<br />

Stunde. Wir sprachen über das Konzert, und Charlie<br />

fragte: „Was haben die Deutschen gegen ihre<br />

Künstler?" Er meinte die Reaktion des Publikums<br />

auf den Auftritt von Peter Maffay – eine Antwort<br />

darauf konnte ich ihm nicht geben. Dann erzählte<br />

ich ihm von meinem Treffen mit Alexis Korner. Er<br />

war begeistert: „Brian Jones, Mick und ich haben oft<br />

mit ihm gespielt – genau wie Eric Burdon und Eric<br />

Clap<strong>to</strong>n. Wir alle kommen doch aus seinem Stall!"<br />

Seite 92 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


JETHRO TULL<br />

Von Philipp Roser<br />

THICK<br />

AS A<br />

BRICK<br />

x 3<br />

JAN TUBE präsentiert<br />

Ian Anderson referierte Anfang September 2011 im <strong>GoodTimes</strong>-Interview über<br />

die Wiederveröffentlichung von AQUALUNG. Er berichtete, dass Steven Wilson<br />

(Porcupine Tree) dabei war, Remixe für die Neuauflage von THICK<br />

AS A BRICK zum 40-jährigen Veröffentlichungsjubiläum zu erstellen –<br />

doch mit keinem Ton verriet er, bereits am Fortsetzungsalbum für die<br />

LP von 1972 zu arbeiten.<br />

© Pressefo<strong>to</strong>s<br />

Ian, warum hast du das Projekt verschwiegen?<br />

Über ungelegte Eier sollte man bekanntlich nicht reden. Ich<br />

habe es jetzt durchgezogen, denn wenn ich es mir erst für<br />

2015 vorgenommen hätte, wäre wohl nichts daraus geworden.<br />

Ich werde dieses Jahr 65, habe jetzt noch die Energie<br />

und den Enthusiasmus, um es zu machen. Wer weiß, ob ich<br />

in vier Jahren nicht sage, „heute will oder kann ich nicht<br />

aufstehen und das Bett verlassen".<br />

Du ziehst den Release von THICK AS A BRICK 2 groß<br />

auf und hast neben der üblichen Promotion mit www.<br />

stcleve.com eine eigene Website e eingerichtet ...<br />

Ich bringe Elemente von gestern und heute ein,<br />

denn seit 1972 hat sich vieles verändert. Ich habe<br />

die Zeitung des Originalcovers genommen und in die<br />

Gegenwart übertragen – und da läuft eben vieles im<br />

Internet. Die Zeitung von damals ist heute eine<br />

Online-Community samt Newsletter. ter. Ich wollte<br />

Kontinuität, indem ich an der Hauptperson<br />

Gerald Bos<strong>to</strong>ck als Referenz anknüpfe, aber<br />

keine reine Nostalgie – und die Realität sieht<br />

heute eben so aus. Ähnliches gilt auch für<br />

die Show: Es werden zusätzlich Leute auf<br />

der Bühne sein, um zu tanzen und zu er-<br />

zählen.<br />

Du wirst beide THICK AS A BRICK-<br />

Alben in voller Länge spielen?<br />

Ja, in zwei Blöcken mit einer Pause dazwischen.<br />

Die Tour beschert eine neue e Erfahrung<br />

– sie läuft ohne deinen langjährigen<br />

Mitstreiter Martin Barre ...<br />

Ja, aber das war in den letzten Jahren<br />

schon öfter der Fall, wenn ich als Ian derson unterwegs war. Natürlich benutze<br />

ich auch den Namen Jethro Tull, weil viele<br />

Leute einfach nicht wissen, wer Ian Anderson<br />

ist – darum Jethro Tull's Ian Anderson. Aber<br />

ich will mit den Leuten auf der Bühne stehen,<br />

die das neue Album auch aufgenommen haben,<br />

An-<br />

die eingespielt sind. Würde<br />

ich eine „Greatest Hits"-<br />

Tour spielen mit "Aqualung"<br />

und "Locomotive<br />

Breath", möchte ich Martin an meiner Seite haben<br />

...<br />

Das heißt, du wirst die Klassiker nicht spielen?<br />

Mit Sicherheit nicht! Wenn die Leute beide Alben gehört<br />

haben, werden sie die Halle fluchtartig verlassen (lacht). Ich<br />

gehe<br />

davon aus, dass viele diese Songs schon so oft live<br />

erlebt haben, dass ich sie auch nicht als Zugabe bringen<br />

muss. Sie würden<br />

einfach nicht in den Kontext passen.<br />

Auf TAAB 2 lotest du aus, was aus dem Protago-<br />

nisten Gerald<br />

Bos<strong>to</strong>ck hätte werden können – dafür<br />

bist du in<br />

deine eigene Jugend eingetaucht ...<br />

Ja, aber das macht nur 10 bis 20 Prozent aus.<br />

Der Rest ist Vorstellungskraft und Fantasie.<br />

Das Album klingt wie deine Stellungnah-<br />

me zum Zustand der Welt, etwa der Song<br />

"Banker Bets, Banker Wins" ...<br />

Durchaus. Als ich den Song über die Finanzkrise<br />

schrieb, dachte ich, er würde bei<br />

seiner Veröffentlichung überholt sein, aber<br />

die Realität hat mich widerlegt. In den letzten<br />

40 Jahren hat sich so viel verändert: Unserer Wirt-<br />

schaft fehlt es an Moral, Verantwortungsgefühl,<br />

stattdessen dominiert Gier. Das gefährdet unsere<br />

Demokratien, auch wegen der Steuerungerech-<br />

tigkeit:<br />

Einige wenige werden immer reicher und<br />

zahlen<br />

immer weniger Steuern, die Menschen<br />

mit mittleren Einkommen müssen immer mehr<br />

abdrücken, und es gibt immer mehr Arme. Da-<br />

rauf<br />

will ich mit der neuen Platte auch hinweisen,<br />

den einen oder anderen Denkans<strong>to</strong>ß liefern – vor<br />

allem lem für jüngere Menschen, damit sie sich Gedan-<br />

ken über die<br />

Entwicklung in den nächsten 40 Jahren<br />

machen.<br />

Die neue CD kommt jetzt heraus – wann<br />

gibt es die Jubiläumsedition dazu?<br />

Nach derzeitigem Stand wohl im September.<br />

1982/2012: DAS ROCKPALAST-JUBILÄUM<br />

SAMSTAG 01. SEPTEMBER 2012<br />

HUBERT von GOISERN+STOPPOK


Neue Lust –<br />

live im Studio<br />

Die Ursprünge von Rockhaus reichen zurück bis 1978,<br />

die Band veröffentlichte 1983 ihr Debüt BONBONS<br />

UND SCHOKOLADE. Dann etablierte sich die Band hinter<br />

damals angesagten DDR-Größen wie den Puhdys,<br />

Lift oder Karat schnell als der Act, der mit am dichtesten<br />

am Lebensgefühl der Jugend dran war. Mit<br />

I.L.D. durfte die Truppe 1988 auch in den Westen, sie<br />

veröffentlichte nach dem Mauerfall noch zwei Alben,<br />

ehe sie sich 1998 aufl öste. 2009 reformierte sich<br />

die Band zum 30-Jährigen mit Mike Kilian (voc, g),<br />

Reinhard „Reini" Petereit (p, g), Michael „HeinzAngel"<br />

Haberstroh (dr), Carsten „Beathoven" Mohren (keys)<br />

und Reinhardt Repke (b). Nach dem im selben Jahr<br />

entstandenen Studio-Album POSITIV sind Rockhaus<br />

mit TREIBSTOFF nun wieder da. <strong>GoodTimes</strong> befragte<br />

Frontmann Mike Kilian.<br />

Spielt das Ost-West-<br />

Thema eigentlich immer<br />

noch eine Rolle?<br />

Von uns aus natürlich nicht, aber in<br />

Zeitungen kommt es immer wieder<br />

mal vor – da steht manchmal noch<br />

in Klammern „Band aus der ehemaligen<br />

DDR". Das hat man selbst<br />

bei City gesehen, die den Sprung<br />

ja ganz gut geschafft haben. Bei<br />

Anna Loos sagt keiner was, doch<br />

bei den Jungs von Silly steht meistens<br />

„ehemals" dabei. Irgendwie<br />

könnte da nach 20 Jahren allmählich<br />

mal der Deckel drüber.<br />

Die Gigs eurer Tour<br />

finden aber alle im<br />

Osten statt ...<br />

Mike Kilian<br />

Genau. Wir könnten aber genauso<br />

einen Gig in Hamburg spielen, denn es sind<br />

ja auch viele ausgewandert. Und darunter sind<br />

sicherlich ein paar, die sich für die Musik interessieren.<br />

Das würde sich für uns finanziell aber<br />

nicht lohnen, auch nicht für den Veranstalter. Hier<br />

im Osten sind wir zum Glück bekannt, da wissen<br />

wir und der Veranstalter, dass der Laden voll wird.<br />

Wenn wir es wie Silly mal schaffen würden, im<br />

Radio gespielt zu werden, würde sich das Blatt von<br />

heute auf morgen wenden, aber jetzt gehen wir<br />

auf Nummer sicher.<br />

Welche Intention steckt hinter<br />

dem Albumtitel TREIBSTOFF?<br />

Es hat uns getrieben, ein Album zu machen. Es ist<br />

dann wie immer hektisch, da prallen Emotionen<br />

aufeinander. Wir hatten das erste Mal wieder einen<br />

Produzenten, was wir sehr gut fanden. Als Musiker<br />

schwimmst du im eigenen Saft, willst deine<br />

Gitarre oder dein Schlagzeug vorn hören – und<br />

ein Produzent sieht das ja aus einer ganz anderen<br />

Richtung. Es war für uns auch TREIBSTOFF, dass<br />

wir mit Rainer Oleak jemanden hatten, bei dem<br />

wir uns fallen<br />

lassen konnten.<br />

Er brachte nicht<br />

nur bei den<br />

Sounds <strong>to</strong>lle Ideen ein – er machte uns auch Mut,<br />

Texte zu schreiben, die nicht so larifari waren. Er<br />

sagte, Jungs, Ihr seid nicht mehr 17 oder 27, sondern<br />

ihr könnt aus dem ganzen Leben schöpfen!'<br />

'<br />

Als roter Faden ziehen sich die<br />

Themen Miteinander, wie lebe ich<br />

mein Leben, die<br />

Sinnfrage durch<br />

die Songs ...<br />

Ja, denn wir müssen alle<br />

miteinander klarkommen.<br />

Manchmal macht man<br />

sich das Leben gegenseitig<br />

schwer, gerade hier in<br />

Deutschland. Ein paar Sachen<br />

sind natürlich auch<br />

dabei, die sich um die<br />

Zukunft drehen. Wir haben<br />

Kinder – was hinterlassen<br />

wir ihnen?<br />

Wir hoffen, dass<br />

wir es nicht zu<br />

plakativ gemacht<br />

haben, denn ich<br />

finde es immer<br />

blöd, wenn man mit dem Zeigefinger<br />

kommt. Wir wollten einfach Gedanken<br />

rauslassen, die uns gerade umtreiben.<br />

Beathoven<br />

„HeinzAngel"<br />

Ihr seid auch neben<br />

Rockhaus gut<br />

beschäftigt ...<br />

Ja, und alles hat zum Glück mit Musik zu tun. Wir<br />

hatten uns zehn Jahre getrennt, weil irgendwie die<br />

Luft raus war, wie oft in einer alten Ehe. Jeder ist<br />

Reinhard Petereit<br />

Seite 94 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

seine eigenen Wege e gegangen. Ich habe bei einem<br />

<strong>Music</strong>al mitgemacht, mit Orchester gesungen,<br />

Soloplatten eingespielt. Max hat seinen Club der<br />

<strong>to</strong>ten Dichter, mit dem er ziemlich erfolgreich ist.<br />

Dann kam vor ein paar Jahren das Angebot von<br />

den Prinzen, die uns bei einer Tour unbedingt als<br />

Anheizer haben wollten. Daraus entstand die Lust,<br />

wieder was zu machen. So kam es zu POSITIV, das<br />

auch recht erfolgreich war.<br />

Reinhardt Repke<br />

Ihr spielt heute<br />

rockigen<br />

Pop oder Popangehauchten<br />

Rock – wie<br />

entstehen die<br />

Songs?<br />

Meistens ist zuerst die<br />

Musik da. Wir schicken<br />

die Songs hin<br />

und her, es wird eine<br />

erste Vorauswahl getroffen,<br />

was gefällt<br />

und was nicht. Dann<br />

fange ich an, Texte<br />

zu schreiben. Und anschließend<br />

erarbeitet man<br />

sich die Songs praktisch<br />

im Studio – wir haben<br />

auch live im Studio aufgenommen,<br />

nur den Gesang<br />

und ein paar andere Overdubs<br />

nachträglich draufgesetzt.<br />

Du bist auch<br />

akustisch mit Christian Sorge<br />

aktiv, mit dem du bei Final Stap<br />

und der S<strong>to</strong>nes-Cover-Band<br />

Starfucker spielst – ist das<br />

Kontrastprogramm?<br />

Ja, durchaus. Starfucker machen wir schon<br />

über zwölf Jahre und sind ziemlich erfolgreich<br />

in ganz Deutschland (lacht). Dann kommt natürlich<br />

irgendwann die Frage: '<br />

Will ich mein<br />

ganzes Leben lang eine Cover-Band machen?'<br />

Ich habe drei Soloplatten veröffentlicht, bin<br />

mit meiner eigenen Band ge<strong>to</strong>urt, aber irgendwann<br />

stand die Akustikidee im Raum.<br />

Die ist natürlich nicht neu, aber als Musiker<br />

reizt es halt, deine Songs ganz nackt nur mit zwei<br />

Akustikgitarren zu spielen, ganz intim.<br />

Philipp Roser<br />

© Promofo<strong>to</strong>s


PRÄSENTIEREN<br />

beat beat beat<br />

The Last Cut<br />

Racey Christie The Searchers The Manfreds<br />

*Waldstraße 312, 63071 Offenbach<br />

Beginn: 19.00 Uhr, Einlass: 18.00 Uhr<br />

Ermäßigter Eintrittspreis für <strong>GoodTimes</strong>-Leserinnen und -Leser 26,– E<br />

(einschl. Versandkosten). Abendkasse: 34,– E<br />

Die Stadthalle Offenbach ist seit Mitte der 60er Jahre Kultstätte lege<br />

ndärer Konzerte.<br />

Fast alle Aufzeichnungen der Fernsehsendung beat beat beat fanden dort statt.<br />

Nach den großen Erfolgen in den vergangenen Jahren fol gt am 6. Okt<br />

ober 2012 die 7. Auflage von beat beat beat.<br />

Alle Bands haben jede Menge Hits im Gepä ck und werden si cher für eine Superstimmung sorgen. In den Pausen können Sie<br />

über<br />

Großl<br />

einw<br />

nwand die interessante<br />

sten<br />

Ausschnit<br />

ittete von<br />

den<br />

beat be at beat-<br />

Se ndun<br />

ungen des HR Ferns<br />

ehen<br />

ens aus den<br />

Swinging Sixties sehen. Außerdem findet im Foyer der Stadthalle wieder ein Schallplattenmarkt statt, wo für Sie die<br />

Möglichk<br />

eit besteht, Ihre Plattensammlung<br />

mit interessanten Rari täten zu ergänzen. An unserem Info-Sta nd werden Ihnen vi ele<br />

der Künstler<br />

für<br />

Au<strong>to</strong>grammwünsche zur Verfügung stehen.<br />

Sichern Sie sich schnell Ihre Tickets zum ermäßigten Preis für <strong>GoodTimes</strong>-Leserinnen und -Leser<br />

von 26,– E (einschl. Versandkoste n). Best ellungen: Telefon 07042/<br />

2/37660-160, email: goodti<br />

time s@ nikma.de<br />

*<br />

Moderation Werner Reinke


Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Chef: Alexis Korner (1928–1984)<br />

rei Jahre, drei Alben, eine Band. Nicht<br />

ungewöhnlich. Und dennoch lief die<br />

ganze Chose völlig anders als gedacht.<br />

Noch heute sorgt für Stirntippen, was<br />

Steinreich-Produzent Mickie Most und der Arrangeur<br />

John Cameron 1969 da ausheckten – und allen<br />

Ernstes umsetzten: eine Bigband formieren (1970<br />

so out wie sonstwas); Chef: Alexis Korner (im UK<br />

zwar legendär, aber erfolglos); Sänger: bloß kein<br />

bekannter Brite oder Ami; ein Fuder Musiker: die<br />

besten Londoner Sessioncracks (sauteuer), knapp<br />

ein Dutzend von ihnen schon in den 1920er bzw.<br />

1930er Jahren<br />

geboren; Bandname:<br />

Collective<br />

Consciousness<br />

Society (holpriger<br />

ging's nicht,<br />

Merkfak<strong>to</strong>r null).<br />

Sollten da womöglich<br />

steuerliche<br />

Verluste<br />

gemacht werden<br />

...? Denn diese<br />

Schnapsidee<br />

MUSSTE<br />

doch<br />

in die Hose gehen<br />

und obendrein<br />

immense<br />

Kosten verursachen. Fehlte eigentlich nur noch Miss<br />

Marple als s(w)ingendes Go-Go-Girl.<br />

Progressive Rock mit Blues-Boom-Ausläufern dominierte<br />

in jenen Tagen. Keine Chance jedoch dafür<br />

bei Magier und Labelchef Most (seit 1969: RAK),<br />

der sich mit Korner und Cameron in Frankreich<br />

zu Vorbesprechungen traf. Es herrschte Einigkeit:<br />

„Blech satt", aber auf keinen Fall in<br />

schmeichelndem Glenn-Miller-Sound,<br />

stattdessen prägnantes, knackhartes<br />

Riffing, das in die Ohren fahren sollte<br />

– und das Ganze gern praktiziert an<br />

zu zerlegenden Cover-Versionen. Korner<br />

schlug als Sänger den Dänen Peter<br />

Thorup vor, mit dem er bei New Church<br />

gearbeitet hatte. Als nicht-tutende Instrumentalisten<br />

wurde das überragende<br />

A-plus-Team von Blue Mink ("Melting<br />

Pot") angeheuert, jeder<br />

für sich ein Prädikats-Player:<br />

Alan<br />

Parker (g), Herbie<br />

Flowers (b), Roger Coulam (org)<br />

sowie Barry Morgan (dr), kurz –<br />

das alle stilistischen Varianten<br />

beherrschende Nonplusultra der<br />

Londoner Sessionszene, mit blindem<br />

Verständnis untereinander.<br />

Auch fürs Gebläse durfte es vom<br />

Feinsten und Teuersten sein, u.a.<br />

Harry Beckett, Henry Low<strong>the</strong>r<br />

(tp), Danny Moss, Ronnie Ross<br />

(sax), Don Lusher (tb), Harold<br />

McNair, Ray Warleigh (fl), sämtlich<br />

Jazzer mit superbem Renommee.<br />

Und da alle Edel-Herrschaften<br />

auch weiterhin parallel ihren<br />

lukrativen Studioverpflichtungen<br />

nachgehen mussten, standen<br />

Vertretungen vergleichbaren Kalibers<br />

in Hinterhand: Über 20 (!)<br />

Asse gehörten schließlich dem erweiterten<br />

Kader an – wer gerade<br />

konnte, der kam und durfte.<br />

Most und Cameron gestatteten<br />

die ganz lange Leine, getreu dem<br />

Mot<strong>to</strong>: Hau rein, Kapelle! Die Über-Profis erschienen<br />

zur Schicht, suchten sich ihre Titel selbst aus<br />

und spielten sie mal eben ein. Egal, ob als Funken<br />

schlagende Gewitter oder als feingliedrige Gefühlsvariationen<br />

– alles live ohne Publikum, nachträgliche<br />

Korrekturen waren<br />

die Ausnahme. Und, LP-Hasser<br />

Most blieb sich treu, es begann<br />

mit einer Single: BigBand-<br />

HeavyRockBluesFunkFusion,<br />

Prima aus Dänemark:<br />

Peter Thorup (l.) mit Alexis Korner<br />

nur wer sollte das als 45er kaufen?!<br />

Doch es kam, wie es kommen<br />

musste: Ein rausgewuchtetes "Whole Lotta<br />

Love" – fast durchgehend instrumental – landete<br />

umgehend auf Platz 13 der UK-Charts, nichts war's<br />

mit (eventuell) angedachten Verlusten ...<br />

Der Spaß, Folge ungezwungener Arbeitsbedingungen,<br />

ließ sich nicht aufhalten: kein monatelanges<br />

Gefummel und Getüftel, stattdessen rein ins Studio,<br />

rauf aufs Band, Abgang zu den Kaltgetränken. Und:<br />

Material „satt"! Wegen des Hits und um nicht fürs<br />

Archiv arbeiten zu lassen, schickte Mickie Most –<br />

dann doch wieder ganz Geschäftsmann – ein Album<br />

ins Rennen: Die LP enthielt mit "Satisfaction",<br />

Jethro Tulls "Living In The Past", mit "Wade In The<br />

Water" und John Lee Hookers <strong>60s</strong>-Schlachtross<br />

"Boom Boom" weitere von John Cameron intelligent<br />

umarrangierte Cover-Versionen. Doch Most schien<br />

gleich dreifach im Recht: a)<br />

keine Chartnotierung für die<br />

LP, b) schon die nächste Single<br />

(nicht auf dem Album) traf<br />

wieder: "Walking" – von Chris<br />

Spedding und Sharks-Sänger<br />

Snips – kam sogar auf Rang 7<br />

Seite 96 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


ein. Und c), sie wurde von<br />

Korners "Tap Turns On<br />

The Water" (wieder eine<br />

reine 17-cm-Produktion)<br />

im September 1971 mit<br />

Platz 5 sogar noch übertroffen!<br />

Im folgenden Februar<br />

gelang mit "Bro<strong>the</strong>r" (UK<br />

#25) ein weiterer Hit, als<br />

Appetitmacher für CCS II,<br />

Alan Parker (g)<br />

das im April ebenfalls<br />

in die Charts<br />

Bass-Genie: Herbie Flowers<br />

ging (UK #23) – u.a. mit Led Zeppelins<br />

(rhythmisch vertracktem)<br />

"Black Dog" und einem furiosen<br />

Rock'n'Roll-<br />

M e d l e y<br />

( C h u c k<br />

Berry/Little<br />

Richard).<br />

Doch es wurde<br />

zunehmend<br />

schwieriger,<br />

die mit<br />

Studio-Jobs<br />

massiv<br />

beschäftigten<br />

Musiker zu<br />

versammeln.<br />

Noch zwei 45er (das Bergarbeiter-<br />

Traditional "Sixteen Tons" und<br />

"The Band Played The Boogie"/<br />

Barry Morgan (dr; 1944–2007)<br />

Dewey Redman; UK #36) sowie die LP THE BEST BAND IN THE LAND – u.a. mit<br />

Umarbeitungen von "Lola", "Shakin' All Over" und "Sunshine Of Your Love") –<br />

erschienen bis Sommer 1973. Dann ging nichts mehr in punc<strong>to</strong> Koordinierung.<br />

Als Mickie Most im April 1974 eine letzte Non-album-Single nachschob ("Hurricane<br />

Coming"/"Dragster"), waren CCS bereits seit Monaten Geschichte.<br />

Nur zweimal (1971/72) war es logistisch möglich gewesen, das XXL-Ensemble<br />

live vor Publikum zu präsentieren: Im Ronnie Scott's Club platzten Bühne (und<br />

Trommelfelle), als CCS einen Benefiz-Gig für ihren vers<strong>to</strong>rbenen Flötisten Harold<br />

McNair spielten; und ihr Konzert vom 9.12.1971 in der Londoner Royal<br />

Albert Hall gilt als eines der denkwürdigsten in den heiligen Wänden. Kein Ton<br />

dieser Shows ist je veröffentlicht worden – ein ebensolcher Jammer wie die<br />

(rechtliche?) Blockade der nie entstaubten „Live im Studio"-Aufnahmen von<br />

1972 für die BBC.<br />

McNair (1971), Korner (1984), Ross (1991), Lusher (2006), Barry Morgan und<br />

Peter Thorup (beide 2007), Moss (2008) und Beckett (2010) vom Stammpersonal<br />

sind <strong>to</strong>t, Mickie Most (2003) ebenfalls. Parker, Flowers und Coulam haben seitdem<br />

als Crew unzählige Sessions gespielt (u.a. Blue Mink, Ugly Custard, Rumplestiltskin,<br />

Hungry Wolf, Tim Rose, Congregation), Flowers' unverwechselbarer<br />

Blubber-Bass veredelte u.a. Lou Reeds "Walk On The Wild Side", Bowies "Space<br />

Oddity" und TOMORROW TODAY von Hardin & York; sie sind noch heute als Jazzer<br />

sporadisch aktiv. Und die Musik der sieben CCS-Singles und drei -Alben mit<br />

all ihrer Power, Verve, geballtem Können und damals vermeintlich unmoderner<br />

Umsetzung lebt weiter – vielleicht frischer und zeitgemäßer denn je.


LEONARD COHEN<br />

Alte Ideen –<br />

neue Aspekte<br />

Von Chris<strong>to</strong>f Graf<br />

Eins gleich vorweg: Das neue Studio-Album von Leonard Cohen – das erste seit acht<br />

Jahren – ist sein Meisterstück; eines für all jene, die anspruchsvolle Rockpoesie, kultivierten<br />

Sprechgesang und langsame Rhythmen zu schätzen wissen. Und wäre Leonard<br />

Cohen Bob Dylan, wäre OLD IDEAS wohl am besten mit TIME OUT OF MIND<br />

zu vergleichen. Aber der Kanadier ist "<br />

nur" Leonard Cohen, und darum steht die<br />

CD auch "<br />

nur" in der Tradition von TEN NEW SONGS (2001) und DEAR HEATHER<br />

(2004) – allerdings auf noch höherem Niveau und mit Hymnen im Stil von "Hallelujah"<br />

(hier: "Come Healing") und "First We Take Manhattan" (hier: "Different<br />

Sides" oder "Show Me The Place"). Das Zehn-Song-Album beginnt mit dem wie<br />

ein Selbstgespräch anmutenden "Going Home", wenn Cohen im Sprechgesang<br />

erzählt: "<br />

He's a sportsman and a shepard / He's a lazy bastard living in a suit."<br />

Auf die Frage, wer der "<br />

faule Bastard" aus dem Song ist, zeigt er beim ersten Pressegespräch<br />

für das Album in Paris auf sich selbst und spielt wohl auch auf seine<br />

langsame Arbeitsweise an: "<br />

Ich nage wie ein alter Hund an einem alten Knochen,<br />

bis ein Song fertig ist. Ich bin niemand, dem die Lieder aus der Hand fließen. Ich<br />

gehe nicht an ein musikalisches Buffet und bediene mich. Es ist harte Arbeit",<br />

sagt der Mann, der einst das Songschreiben mit dem<br />

Abbau von Rohdiamanten in einer tiefliegenden Mine<br />

verglich – und Bob Dylan darum beneidete, als der<br />

ihm gestand, Songs auf den Rückbänken von Taxis<br />

innerhalb von 15 Minuten geschrieben zu haben.<br />

Acht Jahre dauerte es, bis der einst fast ein Jahrzehnt<br />

in einem buddhistischen Zen-Kloster lebende<br />

Rockpoesie-Mönch neues Material unter seine<br />

Anhängerschaft brachte. Entstanden ist ein weiteres<br />

Vermächtnis von einem der letzten großen Singer/<br />

Songwriter neben Bob Dylan. So ganz neu ist nicht<br />

alles: "Lullaby" und "The Darkness"<br />

kennt man als Liveversionen<br />

von der Welt<strong>to</strong>urnee 2008–2010<br />

durch 247 ausverkaufte Arenen<br />

und Stadien auf vier Kontinenten.<br />

"The Darkness" ist dabei einer von<br />

drei Bluessongs ("Lullaby" ein anderer),<br />

und damit aus einem musikalischen<br />

Genre, das Cohen bisher<br />

nahezu unberührt beließ: „Ich<br />

habe den Blues immer geliebt,<br />

insbesondere seine musikalische<br />

Konstruktion. Aber irgendwie hatte<br />

ich früher immer das Gefühl, dass<br />

ich nicht das Recht hatte, diese Art von Musik zu<br />

spielen. Doch in den letzten Jahren fühlte ich mich<br />

plötzlich freier und spürte die Erlaubnis, Bluessongs<br />

zu schreiben."<br />

Ein Glück, dass er zu dieser Erkenntnis kam! Cohen<br />

und der Blues könnten ein völlig neues Kapitel<br />

seines Gesamtwerks werden. „Ich ruhe in mir selbst.<br />

Als ich die Welt<strong>to</strong>urnee im Dezember 2010 beendete,<br />

kam ich mir nicht vor, als könnte ich jetzt aufhören,<br />

also ging ich nach Hause und arbeitete an meinen<br />

,alten Ideen'", erzählt Cohen im Gespräch. Auch wenn<br />

Fo<strong>to</strong>: © H. Henning<br />

Leonard Cohen<br />

live 2010 auf<br />

seiner Welt<strong>to</strong>urnee<br />

in Stuttgart.<br />

die Inhalte seiner Songs sich<br />

nach wie vor mit Themen<br />

wie Liebe, Leiden, Religion und Tod beschäftigen,<br />

lassen sie doch neue Aspekte erkennen.<br />

Nicht mehr alles ist so<br />

Cohen 1972<br />

dunkel und mörderisch wie vor<br />

rund 20 Jahren. „Ich lerne ständig<br />

dazu", sagt Cohen. „Man ist nie<br />

wirklich frei von einer gewissen<br />

Dummheit. Ich habe mal gelesen,<br />

dass man mit<br />

zunehmendem<br />

Alter<br />

immer<br />

mehr<br />

Gehirnzellen<br />

verliert.<br />

Vielleicht ist das<br />

der Weg, weise<br />

zu werden, indem<br />

man sich von<br />

den überflüssigen Zellen trennt.<br />

In diesem Sinn lerne ich ständig<br />

dazu." In "Come Healing" zum<br />

Beispiel geht es um die Erkenntnis,<br />

sich befreien zu müsssen. Cohen<br />

weiß nicht, wovon oder von wem,<br />

aber ohne Befreiung geht es nicht.<br />

Vielleicht ist es das, was viele seiner<br />

Songs und Texte ausmacht: Es<br />

ist nicht das Konkrete, sondern das<br />

Leonard Cohen 2012 bei der<br />

Pressekonferenz in Paris.<br />

Seite 98 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Fo<strong>to</strong>: © Prof. Dr. Chris<strong>to</strong>f Graf<br />

Bildreiche,<br />

das das subjektive Interpretieren<br />

angenehm und<br />

nachvollziehbar macht.<br />

Das Neue an den alten<br />

Ideen ist die Herange-<br />

hensweise: Egal, ob bei etwas unauffälligeren Sprechgesängen<br />

wie zum Beispiel "Amen" oder bei spanisch<br />

anmutendem Flamenco ("Crazy To Love You"): Cohen<br />

wirkt in seinem Songwriting perfekt, die Songs<br />

sind ausgefeilt, nie überarrangiert, eher akzentuiert<br />

und spartanisch angenehm. Mit dabei sind seine Engelsstimmen<br />

von der Welt<strong>to</strong>urnee: The Webb Sisters<br />

und natürlich Sharon Robinson.<br />

Und auch Jennifer Warnes, seine<br />

einstige Wegbegleiterin in den<br />

70ern/80ern ist wieder zu hören.<br />

Nie war es schöner, Leiden zu<br />

lauschen, als bei Leonard Cohen.<br />

Im Zen-Kloster nannten sie ihn<br />

„Jikan", der Stille. Nie war Stille<br />

lauter als auf diesem grandiosen<br />

Album, das eher „Neue Aspekte"<br />

statt „Alte Ideen" heißen sollte.<br />

Auch wenn er beteuert, dass er<br />

nur ein fauler Bastard in einem<br />

Anzug ist – dieser Anzug passt,<br />

lässt ihn gut aussehen. Und der<br />

„Tower Of Song", den er einst erbaute,<br />

wirkt einmal mehr als ein<br />

wunderschönes Schloss.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Prof.Dr. Chris<strong>to</strong>f Graf


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" Der weiße<br />

Otis Redding"<br />

So charakterisierte ihn der legendäre Atlantic-Produzent<br />

Jerry Wexler, und wohl jeder, der diese Stimme auch<br />

nur einmal gehört hat, unterschreibt – mit offenem<br />

Mund. Eddie Hin<strong>to</strong>n aus Florida steht auf der imaginären Liste<br />

tragischer Musikerschicksale mit in der Spitzengruppe:<br />

(von Kennern und Könnern) gelobt ohne Ende, abgestürzt wie<br />

kaum ein anderer. Ein Trost immerhin, dass so viel Gutes<br />

erhalten geblieben ist, auch wenn es noch immer zur Entdeckung<br />

vor sich hinschlummert.<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

(b), Paul Hornsby<br />

(p, org) und Johnny<br />

Gitarrist mit pechschwarzer Stimme – Eddie Hin<strong>to</strong>n<br />

Sandlin (dr) zu<br />

einer späten Besetzung<br />

Und DAS soll DER gesungen haben?! Blödes<br />

Schubladen/Imagedenken. Doch es fällt tatsächlich<br />

nicht leicht, au<strong>to</strong>matisch an eine Verbindung<br />

zwischen dem leicht pummelig-grobschlächtigen<br />

Antlitz von Edward Craig<br />

von The Minutes: Ihnen bekam die<br />

komplizierte Umbenennung in The 5 Me n-<br />

its kaum – Musik auf dem Label R And H<br />

Records (nach Rick Hall, Besitzer der Fame<br />

Studios/Muscle<br />

Eddie" Hin<strong>to</strong>n und diesen<br />

dunkelschwarzen,<br />

nicht über die<br />

Shoals)<br />

kam<br />

"<br />

inbrünstig geröhrten<br />

Landesgrenzen<br />

Soul-Demonstrationen zu<br />

hinaus.<br />

glauben – eine Verbindung,<br />

die auch nicht sofort<br />

Als die Men-<br />

an die Öffentlichkeit<br />

its und The<br />

geriet: Denn dieses Vokaljuwel<br />

Allman<br />

Joys<br />

hielt zu Beginn sei-<br />

aus Florida zu<br />

ner Musikerkarriere ganz<br />

Hourglass<br />

fusionierten,<br />

einfach den Mund.<br />

stieg<br />

Eddie<br />

Hin<strong>to</strong>n<br />

Geboren am 15.6.1944<br />

aus, lehnte bald<br />

in Jacksonville, wuchs<br />

darauf ein Angebot<br />

Hin<strong>to</strong>n nach Scheidung<br />

der Allman<br />

der Eltern in Tuscaloosa,<br />

Bro<strong>the</strong>rs<br />

Band<br />

Alabama, auf. Er spielte<br />

Gitarre und Drums – sein<br />

ab und verdingte<br />

sich als Sessionmusiker<br />

Jugendidol war Ricky<br />

in Muscle Shoals.<br />

Nelson. Nach lokalen<br />

Hier spielte er sich in die<br />

Aufwärmübungen mit<br />

1966: Eddie (l.) mit The Minutes<br />

ultimative Spitzenklasse<br />

The Spooks ab 1961 stieg<br />

der Junior 1966 erstmals in eine Band ein, die<br />

über reines Hobbygeschrammel hinaus auch ans<br />

Geldverdienen dachte. Hin<strong>to</strong>n schmiss die Uni in<br />

Huntsville und gehörte neben Mabron McKinney<br />

der Studiojobber: im<br />

Team mit Assen wie Jimmy Johnson, Pete Carr<br />

(g), David Hood (b), Roger Hawkins (dr), Barry<br />

Beckett, Donnie Fritts (keys) und Produzenten/<br />

Schreibern wie Dan Penn/Spooner Oldham/Rick<br />

Hall. Oder Hin<strong>to</strong>n wurde als<br />

Solist gebucht: u.a. für Aretha<br />

Franklin, Cher und Laura Nyro,<br />

für Wilson Pickett, Percy<br />

Sledge, Don<br />

Covay, Joe<br />

Tex, Arthur<br />

Alexander, für<br />

Elvis Presley,<br />

Ry<br />

Cooder, Don<br />

Nix, Boz Scaggs,<br />

die Liste ist<br />

lang, das Beste<br />

vom Besten.<br />

Gefragt, nie<br />

belohnt: Eddie<br />

Während vieler Soulsessions<br />

(Atlantic-Producer Jerry Wexler<br />

schwor auf den Gitarristen Hin<strong>to</strong>n)<br />

kam es eher zufällig zum Outing".<br />

Als Eddie, der Mietgitarrist,<br />

dann und wann eher beiläufig<br />

mitsang, trauten Anwesende ihren<br />

Ohren nicht: Was da aus dem<br />

Hals des blonden Bleichgesichts<br />

kam, tangierte<br />

e<br />

" die<br />

Kopfschüttelmarke<br />

– pechschwarz,<br />

au<strong>the</strong>ntisch,<br />

umwerfend. Dass der<br />

Mann schon die halbe<br />

Black-Innung sowie<br />

Dusty Springfield<br />

Mr. Hin<strong>to</strong>n, leicht "<br />

außer Form"<br />

Seite 100 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


("Breakfast In Bed"), die Box Tops<br />

("Choo-Choo Train"), Tony Joe<br />

White ("Three Hundred Pounds Of<br />

Hongry") und andere mit eigenen<br />

Songs versorgte, war bekannt – und<br />

nun auch noch das!<br />

Zehn Jahre nach seinem Muscle-<br />

Shoals-Eintritt (das COLEMAN-HINTON<br />

PROJECT mit dem Gitarristen Jim Coleman<br />

von 1971 blieb unveröffentlicht)<br />

war es soweit, Hin<strong>to</strong>ns Solodebüt konnte<br />

1978 erscheinen: VERY EXTREMELY<br />

DANGEROUS, ein Soul-Bonbon auf Capricorn<br />

Records, wenn – ja, wenn das<br />

Renommierlabel nicht kurz darauf den<br />

Abgang gemacht hätte. Kein Mensch<br />

erinnerte sich mehr an das quasi<br />

unbeworben abgesoffene Album.<br />

Hin<strong>to</strong>n, angefressen, nahm Neues<br />

auf, das in den frühen Achtzigern<br />

aber niemanden interessierte. In<br />

Macon, Georgia, formierte der Anund<br />

Abgeschmierte die Band Rockin'<br />

Horses – nichts. Absturz brutal.<br />

Der allseits Verschmähte lebte<br />

völlig versifft in der Gosse; wo die evielen<br />

Songtantiemen geblieben waren, kann man<br />

sich nur vorstellen – Beschiss und/oder Betäubung<br />

...<br />

Der Musiker und Uni-Kumpel John D.<br />

Wyker (Ex-Sailcat) zog Hin<strong>to</strong>n, von Ehefrau<br />

Sandra 1982 geschieden, im Sommer<br />

1984 aus dem Dreck: "<br />

Es war furchtbar.<br />

Er<br />

stank, und in seinem<br />

langen Haarfilz nisteten<br />

schon Fruchtfliegen."<br />

Mit Wykers Hilfe kam<br />

1986 LETTERS FROM<br />

MISSISSIPPI (Rounder)<br />

auf den Markt, das die<br />

Initialen EH im<br />

Gedächtnis<br />

reanimierte –<br />

mit Eddie in<br />

bester Form.<br />

Anfang der 90er<br />

zog er nach Birmingham,<br />

Alabama,<br />

zu seiner<br />

Mutter Deanie. e.<br />

Das Bullseye-Label zeigte Interesse<br />

und veröffentlichte<br />

1991 und 1993 die CD-Alben<br />

CRY AND MOAN und VERY<br />

BLUE HIGHWAY: Hin<strong>to</strong>n hat-<br />

te nach wie vor nichts von<br />

seiner<br />

Soul-Blues-Attitüde<br />

eingebüßt, dennoch blieben<br />

die Scheiben – wie alles<br />

zuvor – nicht leicht<br />

vermittelbar.<br />

Und:<br />

Die Horrorjahre auf<br />

der Straße hatten<br />

Hin<strong>to</strong>ns<br />

Konstitution<br />

angegriffen.<br />

Während eines Besuchs<br />

bei seiner<br />

Mutter erlitt Eddie<br />

Hin<strong>to</strong>n am<br />

28.7.1995<br />

einen Herzinfarkt<br />

und<br />

starb.<br />

Posthum<br />

erschien<br />

1999 HARD<br />

LUCK GUY, kompiliert<br />

aus erstklassigen ssige<br />

Überbleibseln aus vergangenen Sessions.<br />

Sie sind genauso noch erhältlich wie alle<br />

anderen veröffentlichten Alben, das UK-<br />

Label Zane Records konserviert damit die<br />

Erinnerung an Eddie Hin<strong>to</strong>n. Die Firma<br />

hat 2004/05 mit DEAR Y'ALL, PLAYIN'<br />

AROUND und BEAUTIFUL DREAM<br />

auf drei Einzeldiscs (u.a. mit Muscle-Shoals-Assen)<br />

außerdem weitere<br />

56 Archivschätze aus dem Fundus<br />

des gescheiterten Klassemusikers<br />

gehoben; Raven Records fertigte<br />

2005 die Compilation A MIGHTY<br />

FIELD OF VISION mit Songs von<br />

1969–1993. Mehr noch: 2007<br />

spielte der Ex-Wet-Willie-Frontmann<br />

Jimmy Hall die exzellente<br />

Hin<strong>to</strong>n-Tribute-CD BUILD YOUR<br />

OWN FIRE ein (Zoho); und sogar<br />

Nachgewachsene wie die Drive-By<br />

Truckers und Greg Dulli (Ex-Afghan<br />

Wigs) wiesen schon auf den Souler<br />

aus dem Süden hin: 2009 veröffentlichten<br />

sie Singles (Shake It Records)<br />

nur mit seinen Kompositionen.<br />

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PAUL McCARTNEY<br />

Neue CD:<br />

Schuld war nur<br />

der Eyjafalla ...<br />

Rod Stewart hat's gleich mehrfach h getan, Bob<br />

Dylan ebenfalls mit seiner 2009er Weihnachtsplatte<br />

– und jetzt Paul McCartney. Der Ex-Beatle<br />

hat sich für sein aktuelles Album KISSES ON THE<br />

BOTTOM im "<br />

Great American Songbook" bedient<br />

und Vorlagen aus dem Jazz- und Vaudeville-Katalog<br />

der 40er und 50er Jahre in unverkennbarer<br />

Manier neu interpretiert.<br />

Von Philipp Roser<br />

Jedes neue Album von Paul McCartney<br />

ist ein Ereignis als solches, die tungshaltung ist stets groß: Was hat er,<br />

der schon unzählige Klassiker kre-<br />

iert hat, sich diesmal für KISSES ON THE<br />

Erwar-<br />

BOTTOM ausgedacht? Welche unvergesslichen<br />

Melodien werden dabei sein?<br />

Dass sein Ideenfundus noch immer immens<br />

ist, hat „Macca" mehr als einmal<br />

bewiesen – als Folge seiner Arbeitsweise,<br />

die er u.a. schon im Mai 1989<br />

dem Au<strong>to</strong>r in Köln so beschrieb:<br />

„Ich liebe es, Musik zu machen!<br />

Immer wieder, wenn ich mehrere<br />

Monate lang nichts geschrieben habe,<br />

fühle ich das Bedürfnis, das zu tun ... Es<br />

macht mir einfach Spaß. Also schreibe<br />

ich ein paar Songs, und dann gehe ich<br />

ins Studio, und plötzlich habe ich ein<br />

Album. Das gehört offenbar einfach<br />

zu meinem Leben." So Paul McCartney<br />

damals, und diese Feststellung<br />

würde er gewiss auch heute noch<br />

unterschreiben. Und dann n das: Der<br />

Kreativquell ohne Grenzen n hat für<br />

KISSES ON THE BOTTOM lediglich<br />

zwei Eigenkompositionen<br />

beigesteuert und sich ansonsten<br />

aus vorliegenden Schätzen anderer<br />

Songschreiber bedient! ent!<br />

Januar 2012: In Suite der<br />

eines Londoner Nobelhotels<br />

drängt sich ein halbes zend Journalisten, um von<br />

McCartney Neues über<br />

Dut-<br />

seine aktuelle CD zu<br />

erfahren. Der bald<br />

70-Jährige schwelgt<br />

zunächst mal in Erinnerungen<br />

an seine Kindheit und Jugend.<br />

Seine Eltern hörten Jazz, Vater<br />

Jim spielte Klavier und Trom-<br />

pete (wie der Filius auch ein<br />

Jahr lang), führte in jun-<br />

gen Jahren seine ei-<br />

gene Band – und weigerte sich,<br />

dem Junior etwas beizubringen, weil<br />

er sich selbst nur für einen Ama-<br />

teur hielt. Paul: „Der Höhepunkt<br />

der Hauskonzerte war traditionell<br />

die Neujahrsparty der McCartneys ...<br />

alle Frauen saßen um Dad herum,<br />

schlürften Rum mit schwarzem Jo-<br />

hannisbeersaft, und spätestens nach<br />

einer halben Stunde sangen alle mit", er-<br />

zählte der Ex-Beatle jüngst der „Zeit".<br />

S<strong>to</strong>lz ist der Sänger und Multi-In-<br />

strumentalist bis heute darauf, sich al-<br />

les selbst beigebracht zu haben. Drei<br />

Versuche, Musikunterricht zu nehmen,<br />

scheiterten: erstmals als Kind bei einer al-<br />

ten Klavierlehrerin, dann mit 16 bei einem<br />

jüngeren Lehrer, der aber traditionell un-<br />

terrichtete. Schließlich mit 21, als er schon<br />

mit den Beatles losgelegt hatte, unter An-<br />

leitung an der renommierten Londoner Guil-<br />

dhall School Of <strong>Music</strong> – wieder funktionierte<br />

es nicht. Was ihn Jahrzehnte später aber nicht<br />

davon abhielt, sich neben Pop<br />

und Rock auch<br />

mehrfach als Komponist eher klassischer Musik<br />

zu versuchen (u.a. ECCE COR<br />

MEUM, 2006).<br />

Und um Jungmusikern selbst erlebte Probleme<br />

zu ersparen, brachte er 1996 das Liverpool In-<br />

stitute For Performing Arts als Ausbildungs-<br />

stätte für den Nachwuchs in seiner Heimatstadt<br />

auf den Weg.<br />

Und wie kam es nun zu<br />

einem Projekt wie KISSES ON<br />

THE BOTTOM? Initialzündung<br />

dafür war indirekt der Vulkan<br />

Eyjafalla auf Island. Als die von<br />

ihm<br />

ausges<strong>to</strong>ßene Aschewolke<br />

2010 weltweit den Flugverkehr<br />

lahmlegte, war Sir Paul gerade in<br />

New York; er musste seinen Aufenthalt unfreiwillig<br />

verlängern und saß im Carlyle Hotel fest. Die Wartezeit<br />

verkürzte er sich mehrfach durch Besuche in<br />

der Bemelmans Bar, der Jazz-Lounge des Carlyle.<br />

Dort lauschte er dem Trio des Pianisten und Sängers<br />

Los<strong>to</strong>n Harris – und stieg nach Angaben des<br />

Harris-Gitarristen Ron Affif sogar einmal mit ein, als<br />

die drei Ray Nobles Standard "The Very Thought Of<br />

You" von 1934 anstimmten. Dabei, so verrät Mc-<br />

Cartney jetzt, habe sich bereits in seinem Hinterkopf<br />

die Idee für das neue Album eingenistet, bis es<br />

knapp zwei Jahre später Gestalt annahm. Ironie des<br />

Schicksals: Vor nunmehr bald 50 Jahren war er es,<br />

der mit den Beatles die altgedienten Komponisten<br />

außer Diensten stellte, als die Fab Four aus Liverpool<br />

die Musikwelt in Aufruhr versetzten.<br />

Der Spaß an der Musik treibt Paul McCartney immer<br />

noch ins Studio und auf die Bühne, auch wenn<br />

er längst das Rentenalter überschritten hat. Getragen<br />

von einer Top-Band, deren Mitglieder geradezu von<br />

ihm schwärmen. „Er ist ein großartiger, großzügiger<br />

Chef und Mensch, sehr freundlich und umgänglich –<br />

wir sind schon eine große Familie", schwärmte sein<br />

langjähriger Gitarrist Rusty Anderson erst Ende letzten<br />

Jahres im <strong>GoodTimes</strong>-Interview. Auch 2012 ist<br />

McCartney wieder live unterwegs, mehrere Europa-<br />

Konzerte sind für März gebucht. Wann der nächste<br />

Auftritt in Deutschland folgt, war zum Zeitpunkt<br />

des Redaktionsschlusses allerdings noch offen.<br />

(CD-Besprechung: siehe Seite 34)<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Universal <strong>Music</strong><br />

Seite 102 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


12.05.2012 Ralswiek | Naturbühne<br />

18.05.2012 Bad Segeberg | Freilichtbühne<br />

19.05.2012 Oberhof | DKB Ski-Arena


Für immer<br />

Von Jens-Uwe Berndt<br />

unangepasst<br />

Deutsch-Punk der ersten Stunde, stilprägend, außergewöhnlich.<br />

Und doch: Der große Erfolg – wie zum Beispiel der von den Toten<br />

Hosen oder den Ärzten – blieb der Hamburger Band Abwärts immer<br />

versagt. Grund dafür dürfte weniger die musikalische Reise<br />

zwischen Dark Wave, Punk und Heavy Metal gewesen sein. Schwerer<br />

wog Frank Ziegerts Nonkonformismus. Erwartungshaltungen erfüllte<br />

der Gitarrist, Sänger und Kopf der Band nie.<br />

Das aktuelle Album EUROPA SAFE spricht da<br />

einmal mehr Bände. Der Titelsong befasst sich<br />

mit der Zuwanderung in die westeuropäischen Wohlstandsstaaten.<br />

Eigentlich ein gefundenes Fressen für<br />

eine Punkband, um ein unmissverständliches Statement<br />

vom Stapel zu lassen. Nicht so Abwärts. Bei<br />

denen weiß man wieder einmal<br />

nicht, wie „Die Grenzen sichern<br />

von Europa" gemeint ist. „Es<br />

ist das Haupt<strong>the</strong>ma der Neuzeit",<br />

benennt Frank Ziegert den<br />

Grund, weshalb er das Stück – mit<br />

völlig veränderter Melodie und<br />

modifiziertem Text – nach 1994<br />

jetzt noch einmal aufgenommen<br />

hat. „Am schlimmsten ist der Exodus<br />

aus Nordafrika. Die Staaten dort waren schon<br />

immer der Arsch der Welt. Ganz Westeuropa bekommt<br />

das zu spüren." Paris und London seien tickende Zeitbomben,<br />

bis es in Berlin knallt, halte er nur noch für<br />

eine Frage der Zeit. Sämtliche Abschottungsversuche<br />

liefen ins Leere, meint Ziegert. „Wir müssen diese Länder<br />

auf eigene ökonomische Füße stellen, statt durch<br />

Globalisierungsmechanismen dort eine Verelendung<br />

zu produzieren. Aber vermutlich ist es für eine Umkehr<br />

der Entwicklung eh schon zu spät."<br />

Ein schwergewichtiges Thema. Und es passt zu<br />

Abwärts, dass sich zum Titelsong mal eben drei freche<br />

Fußballhymnen gesellen. „Ich wollte dazu eigentlich<br />

ein Konzeptalbum machen", erzählt Komponist und<br />

Texter Ziegert. „In Kneipen werden dermaßen viele<br />

Fußball-Phrasen gedroschen – ich hätte zu dem Thema<br />

zehn Texte schreiben können." Wie das aktuelle<br />

Album aussehen sollte, lag aber einmal mehr auch<br />

Abwärts neu (v.l.): Rodrigo González,<br />

Dog Kessler,Frank Ziegert,Stevie Rocket<br />

in der Hand von Ärzte-Bassist Rod Gonzáles, der seit<br />

ungefähr 2004 zur Band gehört. „Es war anfangs<br />

ziemlich witzig, bei Konzerten plötzlich junge Teenie-Mädchen<br />

in der ersten Reihe stehen zu haben",<br />

erinnert sich Frank Ziegert. „Aber das hat sich gegeben,<br />

denn der Gonzáles-Effekt war schnell<br />

abgenutzt. Erst recht, da Abwärts etwas ganz<br />

anderes sind als die Ärzte."<br />

Los ging es mit Abwärts 1979. Damals<br />

gehörte noch der nur wenig später zu den<br />

Einstürzenden Neubauten abwandernde FM<br />

Einheit dazu. Die EP "Computerstaat" (1980)<br />

setzte sich ein Jahr in den Indie-Charts fest,<br />

das Album AMOKOMA (1981) öffnete die Türen<br />

zu einem Deal mit<br />

Phonogram. Der erste<br />

Bruch nach dem Major-Album<br />

DER WES TEN IST EINSAM<br />

(1982) war unvermeidlich. Abwärts<br />

waren eine große Nummer,<br />

spielten im Vorprogramm<br />

von The Cure und hatten bei<br />

Headliner-Gigs als Support die<br />

Toten Hosen im Schlepptau.<br />

Trotzdem ging es 1984 nicht<br />

mehr weiter. „Wir rannten vor<br />

allem musikalisch auseinander",<br />

sagt Ziegert. Inklusive Egos und Drogen.<br />

Eine neue Mannschaft entstand 1987, ihr gehörte<br />

zwischenzeitlich auch wieder FM Einheit an.<br />

Von 1990 bis 1995 stand Jochen Hansen am Bass,<br />

der erst vor wenigen Wochen an Krebs verstarb. AB-<br />

WÄRTS (1988) markierte ein ruppiges Comeback,<br />

wogegen ICH SEH DIE SCHIFFE DEN FLUSS HERUN-<br />

TERFAHREN (1990) ein bedrohliches Dark-<br />

Wave-Monstrum wurde. "Grab dich selber<br />

ein" – gerade auf EUROPA SAFE wiederveröffentlicht<br />

–, "Aufruhr" und "Um in das Meer<br />

zu gehen" stehen für musikalische Vielfalt,<br />

textlich aber vor allem für bitterbösen Zynismus.<br />

Kommerziell konnten Abwärts nicht viel<br />

reißen, waren aber medial von Interesse. Nicht<br />

zuletzt, weil der „Playboy" unter Androhung<br />

einer Strafe von damals 250.000 Mark der<br />

Band die Verwendung des Totenkopf-Bunnys<br />

als Band-Logo untersagte. Ergebnis war die<br />

Entwicklung des Splatter-Hasen auf COMIC-<br />

Abwärts am Anfang:<br />

Was kostet die Welt?<br />

Seite 104 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Von Jens-Uwe Berndt<br />

KRIEG (1991). Es begann ein wildes Label-Hopping.<br />

Von Virgin ging es zu Sony, danach erschien bei<br />

der EMI das vom Metallica-Produzenten Flemming<br />

Rasmussen betreute HERZLICH WILLKOMMEN IM<br />

IRRENHAUS (1993), das nicht nur mit schwermetallischen<br />

Klängen hervorstach, sondern mit "Hoffentlich<br />

ist es Be<strong>to</strong>n" einen der erschütterndsten<br />

deutschsprachigen Selbstmordsongs enthält. HURRA<br />

(1994) zog mit "Zonenzombie" erneut zwiespältige<br />

Reaktionen nach sich. Während das Label den<br />

Song als Single nicht zuließ, weil es einen Boykott<br />

der Radio sender fürchtete, konnten gerade Ostdeutsche<br />

über die bissige Abrechnung mit einem Teil ihrer<br />

Landsleute durchaus schmunzeln. Nachdem V8<br />

(1995) als 08/15-Punk-Platte<br />

etwas gedankenlos gewirkt<br />

hatte, trennten sich Abwärts<br />

abermals. „Es war ein wortloses<br />

Auseinandergehen", erinnert<br />

sich Frank Ziegert. „Vielleicht<br />

gingen wir uns auf die Eier."<br />

Das Feuer jedenfalls sei raus<br />

gewesen.<br />

Mittlerweile gibt es die drit-<br />

te<br />

Inkarnation von Abwärts.<br />

Frank Ziegert ist wie immer mit<br />

dabei, der schon erwähnte Rod<br />

Gonzáles sowie Björn Werra (b) und Martin Kessler<br />

(dr). Studio-Alben gab es bereits drei: NUPROP (2004),<br />

ROM (2007) und jetzt EUROPA SAFE. „Ich stehe wieder<br />

an einer Schwelle, an der ich nicht weiß, warum<br />

wir weitermachen sollten", sagt Ziegert. Das aktuelle<br />

Album hält er für sehr gut, es habe Power. Aber: „Es<br />

bewegt sich nichts." Kommerziell erfolgreich werde<br />

man heute als Band kaum noch. Da seien weniger<br />

die alten Haudegen zu bewundern, die immer noch<br />

durchhielten wie Abwärts. „Wir werden von vielen gecovert,<br />

häufig als Einfluss genannt. Das verleiht uns<br />

eine Art von Wichtigkeit." Hochachtung habe er eher<br />

vor den jungen Musikern. „Die haben doch alle überhaupt<br />

keine Chance", sagt er. „Sie stehen in Konkurrenz<br />

zu Millionen anderen. Die alten Mechanismen<br />

der Musikindustrie sind nicht mehr existent."<br />

Vielleicht ist Ziegert auch deshalb unter die Au<strong>to</strong>ren<br />

gegangen. Derzeit sucht er einen Verlag für seinen<br />

ersten Roman, der die Geschichte zweier Freunde<br />

von den ersten Anti-AKW-Demos bis heute erzählt.<br />

© Pressefo<strong>to</strong>s


© Pressefo<strong>to</strong>s<br />

Von Philipp Roser<br />

Der freundliche Dikta<strong>to</strong>r<br />

Geboren Gb in Prag am 9.8.1967, 981967 über<br />

Österreich nach Frankfurt emigriert, Studium<br />

am renommierten G.I.T. (Gitarrenabteilung<br />

des <strong>Music</strong>ians Institute in<br />

Los Angeles), nach der Rückkehr nach<br />

Deutschland Studio-Jobs für Nena, Snap<br />

und viele andere. Nach dem Ambient-<br />

Techno-Projekt Earth Nation ab 1995 das<br />

eigene Bandprojekt Errorhead, mit dem<br />

er nun das Album ORGANIC PILLOW<br />

vorlegt – der Gitarrist Marcus Deml blickt<br />

auf eine bewegte Vergangenheit zurück.<br />

Wann habt ihr angefangen, an ORGANIC<br />

PILL zu arbeiten?<br />

Ich habe die Songs in einem Zeitraum von<br />

einem Jahr geschrieben. Als ich etwa 20 zusammen<br />

hatte, habe ich sehr detailverliebte<br />

Demos an die Mitmusiker verschickt, also an<br />

Frank Itt (b), Zacky Tsoukas (dr) und Andrew<br />

Gräser (voc). Wir probten zwei Tage und<br />

nahmen dann zwölf Tage auf. Es ging darum,<br />

ein Old-School-Vibe im positiven<br />

Sinne einzufangen, sprich:<br />

Vier Leute stehen schwitzend mit<br />

Kopfhörern da, und wenn alle<br />

doof grinsen, war der Take richtig.<br />

Es war die erste Studioproduktion in<br />

dieser Besetzung?<br />

Richtig. Andrew Gräser war 2008<br />

auf MODERN HIPPIE noch nicht<br />

dabei, aber auf der Live-CD und Live-DVD danach.<br />

Woher kam Andrew?<br />

Frank und Zacky kannten ihn seit Kindestagen. Es<br />

ist natürlich immer sehr schwierig, wenn der Sänger<br />

nicht der Chef der Band ist. Da muss man ein bisschen<br />

auf die Chemie aufpassen.<br />

Der Bandname und die bisherigen Albumtitel lassen<br />

vermuten, dass du Wortspiele liebst – ORGANIC<br />

PILL ist ja ein Widerspruch in sich ...<br />

Natürlich ist es ein Widerspruch, das ist mein verquerer<br />

Humor und vielschichtig zu sehen. Es kann<br />

natürlich die nicht-rezeptpflichtige Pille sein, die<br />

Musikpille, die man sich reinzieht und garantiert<br />

nicht gesundheitsschädigend ist. Heutzutage ist<br />

ja alles Bio ... Aber es umschreibt auch den organischen<br />

Prozess der Aufnahmen.<br />

Der Begriff Blues taucht im Zusammenhang mit dir öfter<br />

auf, aber das Album ist alles andere als eine Bluesplatte,<br />

bietet stilistisch eine breite Palette ...<br />

Ich spiele leidenschaftlich gern<br />

traditionellen Blues im Stevie-Ray-Vaughan-Stil,<br />

bin<br />

ein großer Jeff-Healeyund<br />

B.B.-King-Fan – der<br />

Blues ist die Muttermilch der<br />

Pop- und Jazzmusik. Das war<br />

das Erste, was ich gespielt<br />

habe, schon<br />

mit zwölf<br />

machte ich<br />

Marcus Demls<br />

große Liebe: die<br />

Gitarre<br />

Errorhead 2012: Athanasios "<br />

Zacky" Tsoukas (dr),<br />

Marcus Deml (g), Frank Itt (b) und Andrew Gräser (voc)<br />

meine ersten Blueserfahrungen. Ich hat-<br />

te<br />

auch ein ganz klares Bluessstück, eine<br />

Art Texas-Shuffle, für die Platte. Das fand<br />

aber außer mir niemand gut (lacht)! Und<br />

obwohl man mir als Produzent und allei-<br />

nigem Songschreiber eine Art freundliche Diktatur<br />

bei Errorhead nachsagt, habe ich mich den anderen<br />

gefügt und es weggelassen.<br />

Wie schwierig ist es, Titel für Instrumentals auf den Alben<br />

zu fi nden?<br />

Ich ver<strong>to</strong>ne Ereignisse, habe irgendeinen Film im<br />

Kopf oder etwa tatsächlich erlebt. Die Idee zu "Irish<br />

Kids" kam mir, als ich eine TV-Dokumentation sah.<br />

"Alice Has Left The Building" ist ein Auf-Wiedersehen-Liedchen<br />

für meine vers<strong>to</strong>rbene Cousine.<br />

Wie bist du ans G.I.T. gekommen?<br />

Durch eine einfache Bewerbung. Ich war schon mit<br />

15, 16 davon überzeugt, dass ich Berufsgitarrist werde.<br />

Es gab einen Deal mit meinen Eltern, dass ich<br />

noch Abitur machen musste. Die sind beide Akademiker<br />

und sorgten sich um ihren Sohn, dass der so einen<br />

komischen Lebensweg einschlagen wollte. Ich stellte<br />

sie vor die Wahl, an jeder Steckdose zu spielen, in<br />

jedem Jugendzentrum, in jeder Kneipe. Aber es gebe<br />

da auch so eine Universität, an der man Popularmusik<br />

studieren könnte – „und hier<br />

ist der Prospekt"! So habe<br />

ich das eingefädelt.<br />

Du musstest 1993 aus L.A.<br />

zurück, weil Du keine Green Card<br />

bekommen hast?<br />

Das Green-Card-Spielchen ging ein paar Jahre,<br />

doch am Ende fehlte mir das nötige Kleingeld<br />

für den Anwalt, so dass die ganze Sache nicht<br />

klappte. Aber ich fand dann gleich einen guten<br />

Einstieg in Deutschland, und seitdem läuft es recht<br />

ordentlich.<br />

18.03.12 Denzlingen, Kulturhaus<br />

24.03.12 Leipzig, Haus Auensee<br />

26.03.12 Hamburg, Fabrik<br />

30.03.12 Roth, Bluestage<br />

01.04.12 Bochum, Zeche<br />

03.04.12 Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />

19.04.12 Münster, Jovel <strong>Music</strong> Hall<br />

20.04.12 Hamburg, Fabrik<br />

21.04.12 Ros<strong>to</strong>ck, Open Air<br />

23.04.12 Chemnitz, Stadthalle<br />

24.04.12 Dresden, Alter Schlachthof<br />

26.04.12 Neu-Isenburg, Hugenottenhalle<br />

27.04.12 Bamberg, Stechert Arena<br />

28.04.12 Winterbach, Salierhalle<br />

30.04.12 Schopfheim, Stadthalle<br />

09.03.12 Morbach, Baldenauhalle<br />

10.03.12 Lohmar, Jabachhalle<br />

15.03.12 Biberach, Stadthalle<br />

16.03.12 Heilbronn, Harmonie<br />

17.03.12 Solingen, Festhalle Ohligs<br />

30.03.12 Hamm, Kurhaus<br />

31.03.12 Paderborn, Paderhalle<br />

27.04.12 Rosenheim, Ballhaus<br />

28.04.12 Karlsruhe, Festhalle Durlach<br />

29.04.12 Denzlingen, Kultur- & Bürgerhaus KuB<br />

Alan Clarke, Phil Palmer<br />

and Chris White <strong>from</strong><br />

Dire Straits<br />

perform <strong>the</strong> band’s<br />

greatest hits<br />

13.03.12 Stuttgart, LKA Longhorn<br />

17.03.12 München, Muffathalle<br />

NINA<br />

HAGEN<br />

Volksbeat<br />

Tour 2012<br />

11.04.12 Siegen, Siegerlandhalle<br />

13.04.12 Osnabrück, Rosenhof<br />

15.04.12 Mainz, Frankfurter Hof<br />

17.04.12 Detmold, Stadthalle<br />

19.04.12 Karlsruhe, Tollhaus<br />

21.04.12 München, Muffathalle<br />

03.05.12 Koblenz, Sporthalle Oberwert<br />

04.05.12 Zweibrücken, Westpfalzhalle<br />

05.05.12 Dormagen, Sportcenter<br />

07.05.12 CH-Zürich, Theater a. Spirgarten<br />

08.05.12 A-Kufstein, Stadtsaal<br />

10.05.12 A-Wien, Gasometer<br />

11.05.12 Freising, Luitpoldhalle<br />

12.05.12 A-Feldkirchen, Stadthalle<br />

17.05.12 Stuttgart, Liederhalle<br />

18.05.12 CH-Zürich, Volkshaus<br />

19.05.12 Augsburg, Schwabenhalle<br />

20.05.12 Berlin, Tempodrom<br />

22.05.12 Mainz, Phönixhalle<br />

23.05.12 Hamm, Alfred-Fischer-Halle<br />

25.05.12 Aurich, Sparkassen-Arena<br />

26.05.12 Siegen, KulturPur Festival<br />

27.05.12 Mannheim, Rosengarten<br />

28.05.12 Nürnberg, Meistersingerhalle<br />

29.05.12 Dresden, Kulturpalast<br />

05.08.12 Schwäbisch Gmünd, Uni Park<br />

14.08.12 Leipzig, Parkbühne<br />

16.08.12 Altusried, Freilichtbühne<br />

17.08.12 Mosbach, Grosser Elzpark<br />

18.08.12 Coburg, Schlossplatz<br />

19.08.12 Köln, Tanzbrunnen<br />

Weitere Termine und Künstler auf www.dmc-music.de


JERRY SHIRLEY (HUMBLE PIE)<br />

Humble-Pie<br />

ie-B<br />

-Bas<br />

assi<br />

sist<br />

st Greg Ridley starb 2003 an Krebs – und<br />

mit<br />

ihm endgültig<br />

diese Band, die auf dem Led-Zeppelin-Olymp<br />

hätte landen können, wenn<br />

Drugs & Business<br />

besser sortiert worden wären. Genau dies ist das Thema<br />

von Drummer Jerry Shirley. Als 16-jähriger Drummer 1969 bei Humble Pie<br />

eingestiegenen (und nach<br />

2002 in der Debbie Bonham Band) d), hat er die Stö<br />

-<br />

cke inzwischen<br />

gegenen einen<br />

Lap<strong>to</strong>p ge<br />

tauscht – für seine S<strong>to</strong>ry Best Seat<br />

"<br />

In The House" (s. GT 1/2012)<br />

.<br />

Als <strong>GoodTimes</strong> zuletzt mit dem<br />

Humble-Pie-Schlagzeuger sprach,<br />

gab es noch aktiven Service: Die Band<br />

<strong>to</strong>urte 2002 mit Shirley und Greg Ridley,<br />

Bob Tench (g) sowie Dave Colwell, einem<br />

Leih-Pie, der auch als Bad-Company-<br />

Mietmucker eine ausgezeichnete Figur<br />

machte. Highlights aus dem Live-Hit ROCKIN'<br />

THE FILLMORE wurden dabei ebenso abgefeiert<br />

wie Goldstücke aus dem damals aktuellen<br />

BACK ON TRACK, das jedoch bei aller Qualität<br />

ohne Steve Marriott chancenlos blieb.<br />

Ein dramatisches Kapitel in Shirleys literarischem<br />

Erstling (der Folgeband samt Humble<br />

Pie II und seiner Band Fastway mit Eddie Clarke<br />

ist fertig) dreht sich um das ambitionierte Album EAT<br />

IT. Es entstand Ende 1972, als Doppel-LP mit vier<br />

kontrastreichen Seiten: eigene Rocksongs, inspirierte<br />

Soulcover, Akustiknummern und Live-Highlights.<br />

Shirley, Marriott, Clem Clempson, Ridley und<br />

ihre<br />

Chordamen The Blackberries –<br />

teils aus Ike & Tina Turners Ikettes<br />

rekrutiert – hatten hart in ihrem<br />

kleinen Beehive Cottage Studio<br />

daran gebastelt. Und erlebten<br />

ein Sounddebakel. Shirley graust<br />

es noch immer: „Bis heute verstehe<br />

ich nicht, warum weder Management<br />

noch unser Label A&M<br />

sagten ,Halt, so geht das nicht',<br />

um neu aufzunehmen, zu re-mixen,<br />

was auch immer! Im Studio<br />

klang es brillant, aber wie ich im<br />

Buch schildere, litt der Sound: Die<br />

Anpressung war ein Desaster, sehr<br />

basslastig, Steves Mariotts Stimme<br />

schlecht zu hören. Gleichzeitig war<br />

schon die ganze Maschinerie angelaufen,<br />

Promotion und Tourneen.<br />

Fo<strong>to</strong>: © <strong>GoodTimes</strong>-pho<strong>to</strong>.de<br />

Seite 106 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Humble Pie 1970 v.l.: Steve Marriott, Jerry Shirley, Greg Ridley, Peter Framp<strong>to</strong>n<br />

"Say No More": Shirley, Clempson, Marriott und<br />

Ridley vor der Abschieds<strong>to</strong>ur 1975<br />

Von Uli Twelker<br />

Alles hätte man sechs Wochen<br />

zurückstellen sollen,<br />

aber der grüne Knopf war<br />

schon gedrückt."<br />

Shirley weiter: „Hätten<br />

wir uns bloß ein Beispiel<br />

an ROCKIN'<br />

THE<br />

FILLMORE<br />

genommen! Als unser<br />

Manager Dee Anthony<br />

den Originalmix davon<br />

hörte, riss er das Ruder<br />

rum: ,Hier wird nicht eure<br />

Arbeit ruiniert!' Er hol-<br />

te Eddie Kramer, der die<br />

Livetapes aufgenommen hatte. Dem oder<br />

Glyn Johns hätten wir EAT IT geben sollen.<br />

Doch wir erlaubten Steve, den Mix zu erledigen<br />

– zu einer Zeit, in der er weder mental noch physisch<br />

dazu<br />

fähig war. Er hätte te eine Auszeit gebraucht,<br />

mit seiner Frau – abseits vom Kokain.<br />

Wir alle hätten nach einer Pause nochmal neu<br />

urteilen sollen, nachdem wir alles immer wieder<br />

in Steves winzigem Studio hören mussten,<br />

für das wir ein Vermögen ausgaben. Wir hatten<br />

einfach nicht darauf geachtet, einen soundneutralen<br />

Raum einzurichten, heute ist das<br />

Standard! So lernten wir eine grausame Lektion.<br />

Dies hätte eine fantastische Platte werden<br />

können, aber als sie die Radiosender erreichte,<br />

war es zu spät. Der Sound war<br />

ein grässlicher Schock!" Inzwischen haben<br />

japanische CD-Soundtüftler längst<br />

Fantastisches aus dem Werk rausgeholt.<br />

Shirley beschreibt auch die Zeit danach:<br />

„Als diese Bombe geplatzt war, fiel<br />

Steves Privatleben regelrecht auseinander,<br />

seine Ehe<br />

zerbrach. Er bekam nie seine Auszeit.<br />

Bei THUNDERBOX kriegten wir 1974 einen deutlich<br />

verbesserten Sound hin, spielten großartig, aber<br />

bei<br />

der Plattenfirma und auch im Management<br />

herrschte die Meinung vor, wir wären vom Kurs<br />

abgekommen. Hast du das Vertrauen der Business-<br />

Seite verloren, holst du es kaum mehr zurück. Ich<br />

schildere all dies im Buch."<br />

Nach STREET RATS und einer US-Abschieds<strong>to</strong>ur<br />

bastelten Manager Anthony und Marriott an<br />

dessen Solodeal. Shirley hatte bereits vorher seinen<br />

Abschied erklärt – desillusioniert durch die<br />

Unberechenbarkeit der Pie-Rampensau Marriott<br />

(dessen Talente er in „Best Seat In The House"<br />

immer wieder ausgiebig lobend beschreibt). Die<br />

Tour hatte der Drummer aber noch durchgezogen.<br />

Im Ok<strong>to</strong>ber 1975, als Marriott seine All-Stars<br />

präsentierte, war Shirley dann das einzige Pie-<br />

Mitglied, das nicht mit auf der Bühne stand: „Ich<br />

war bereits in Amerika, um meine neue Band<br />

Natural Gas zusammenzustellen", mit Joey Molland<br />

von Badfinger und Colosseums Mark Clarke.<br />

Fo<strong>to</strong>: © <strong>GoodTimes</strong>-pho<strong>to</strong>.de


Fo<strong>to</strong>: © <strong>GoodTimes</strong>-pho<strong>to</strong>.de<br />

Endstation in Harmonie: Jerry<br />

Shirley (r.) mit Humble Pie '75<br />

„Weder er<br />

ich<br />

noch<br />

sonst irgendwer ahnte, dass Steve Humble<br />

Pie ohne mich nutzen würde, um seine LP MAR-<br />

RIOTT zu promoten. Er glaubte immer daran, alte<br />

Kumpels zu halten. Er hatte Unsummen in das Album<br />

mit einer US- und einer englischen Seite gesteckt –<br />

seine ersten Mixe waren rundweg abgelehnt worden.<br />

So schien es billig, mit Gitarrist Clem Clempson und<br />

Greg Ridley am Bass weiterzumachen, die schließlich<br />

auch Jobs brauchten. Clempsons Freund Damon<br />

Butcher spielte Keyboards. Ich sah die Band 1976 in<br />

Connecticut, als<br />

wir das NATU-<br />

RAL GAS-Album<br />

aufnahmen, wir<br />

arbeiteten parallel."<br />

Zu<br />

Joey Molland hat Shirley<br />

noch<br />

Kontakt. „Ungefähr vor<br />

einem Jahr besuchte er mich<br />

hier<br />

in Cornwall, wo ich jetzt<br />

lebe. Mein Onkel Ernest und<br />

meine Tante Marjorie, für mich<br />

eine<br />

Art Ersatzeltern, wurden<br />

pflegebedürftig – inzwischen<br />

leben sie nicht mehr. Nach<br />

dem<br />

Tod von Greg Ridley, der<br />

mich sehr mitnahm, zog ich<br />

dorthin, kümmerte mich<br />

um sie und absolvierte eine<br />

Tischler-Ausbildung.<br />

Dies<br />

ließ sich aber schnell nicht<br />

mehr mit der Debbie Bonham Band<br />

in<br />

London vereinbaren, und ich<br />

sagte es Debbie. Nachdem ich bei<br />

der Tischlerei ei als<br />

letzter Angeheuerte der Erste war,<br />

der flog, fand ich eine alte Schreibmaschine. Das war<br />

die perfekte Chance: Die<br />

Arbeitsagentur zahlt dir<br />

ein Grundgehalt für eine<br />

Geschäftsidee, und meine<br />

war das Buch. In nur<br />

sechs Monaten entwickelte<br />

ich mich von Papier<br />

und Stift zum ers ten<br />

Lap<strong>to</strong>p. Dabei hilft mir<br />

ein fantastisches Team:<br />

Drummer, die ins Verlagswesen<br />

gingen."<br />

Zunächst aber wurde<br />

Shirley bedeutet,<br />

ohne Ghostwriter hät-<br />

Fo<strong>to</strong> © J. Hellier/Wapping Wharf Magazine<br />

Humble Pie vor ihrem Trailer im<br />

Londoner Hyde Park, Sommer 1971.<br />

te er keine Chance.<br />

„Dann brachte<br />

mich der Redakteur<br />

der Zeitschrift ,Modern<br />

Drummer', Bill<br />

Amendola, in Verbindung<br />

mit Brad<br />

Smith; er ist der<br />

Bruder vom Schlagzeuger<br />

der Red Hot<br />

Chili Peppers, Chad<br />

Smith." Shirleys<br />

Buch wurde redigiert<br />

vom Au<strong>to</strong>r<br />

und Musiker Tim Cohan, dessen Bruder<br />

Tom ebenfalls Trommler ist. „So steht eine komplette<br />

Drum-Bruderschaft hinter mir!" Bestand die<br />

denn nicht darauf, die Stöcke wieder in die Hand zu<br />

nehmen? Shirley: „Da fragst du was! Vor der Buch-<br />

Werbe<strong>to</strong>ur hatte ich vier Jahre lang nicht gespielt. Bei<br />

Vom Drummer zum Au<strong>to</strong>ren: Shirley bei<br />

der Small Faces Convention, London 2011<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

einem Workshop mit Carmine Appice<br />

von Vanilla Fudge kam ich ganz schön<br />

ins Schwitzen und sagte ihm ,Handle<br />

me with care!' Carmine verriet nach der<br />

Drum-Battle dem Publikum meine Auszeit,<br />

was aber als Kompliment gemeint<br />

war. Jetzt habe ich wieder Blut geleckt,<br />

in den Groove reinzukommen. Wenn<br />

ich hier in Cornwall das Trommeln und<br />

das Schreiben verbinden könnte, wäre<br />

das herrlich! Ich würde gern Swing und<br />

Blues mit einer Bläsersektion machen –<br />

mein Traum: hinter meinem Schlagzeug<br />

sitzen und für jemanden wie<br />

Georgie Fame spielen."<br />

AZ 1/2 quer


Es war einmal ...<br />

Von Philipp Roser<br />

Geburtstage<br />

16.3. Jerry Jeff Walker tingelte als<br />

Straßenmusiker, gründete Circus Maximus,<br />

verewigte sich 1968 mit "Mr. Bojangles",<br />

brachte 2009 sein letztes Album MOON<br />

CHILD heraus und ist mit 70 immer noch<br />

unterwegs.<br />

25.3. Aretha Franklin veröffentlichte ihr<br />

erstes (Gospel-)Album 1956, ersang sich<br />

mit "Respect" 1967 Ikonenstatus, spielte<br />

in „Blues Bro<strong>the</strong>rs" mit,<br />

wurde 1987 als erste Frau in<br />

die Rock'n'Roll Hall Of Fame<br />

aufgenommen; die Queen<br />

Of Rhythm & Blues holte<br />

sich bislang 20 Grammys ab<br />

und ist auch mit 70 nicht zu<br />

bremsen.<br />

29.3. Eden Kane schaffte<br />

All<br />

an Cla<br />

ark<br />

rke<br />

es 1961 mit seinem Singledebüt "Well I<br />

Ask You" zur #1 im UK. Bis 1964 gelangen<br />

© goodtimes-pho<strong>to</strong>.de<br />

17.3. Ian Gomm (Brinsley Schwarz)<br />

22.3. Harry Vanda (Easybeats, Flash &<br />

The Pan)<br />

ihm weitere vier Top-20-Erfolge. Tourt<br />

mit 70 immer noch.<br />

30.3. Graeme Edge war 1964 Mitbegründer<br />

der Moody Blues, bei denen er auch<br />

mit inzwischen 70 noch trommelt. Auch als<br />

Songschreiber und mit eigenen Alben aktiv.<br />

1.4. Phil Margo wurde gemeinsam mit seinem<br />

Bruder Mitch als The Tokens und ihrem<br />

Hit "The Lion Sleeps Tonight" (1961<br />

US #1) bekannt, produzierte alle Hits<br />

von Tony Orlando & Dawn, mit 70<br />

noch mit den Tokens unterwegs.<br />

3.4. Billy Joe Royal landete in den<br />

späten 60er Jahren mehrere Hits in<br />

den USA und singt auch mit 70 immer<br />

noch öffentlich.<br />

5.4. Allan Clarke gründete 1962 mit seinem<br />

Schulfreund Graham Nash die Hollies,<br />

Mit 65 Jahren haben das offizielle le Rentenalter nalt<br />

er erreicht:<br />

eich<br />

29.3. Bobby Kimball (To<strong>to</strong>, Far Corporation,<br />

Kimball Jamison), arbeitet an diversen<br />

Soloprojekten<br />

1.4. Robin Scott (alias M, Hit: "Pop Muzik”)<br />

zog sich 2000 in den Ruhestand zurück, gut<br />

zwölf Jahre vor seinem 70.<br />

7.4. Charlie Thomas – das<br />

Gründungsmitglied <strong>to</strong>urt<br />

auch mit 75 noch mit seiner<br />

Formation der Drifters.<br />

24.4. Barbra Streisand<br />

hat bis zu ihrem 70. über<br />

140 Millionen Platten verkauft<br />

und in vielen Filmen<br />

mitgespielt, unter anderem<br />

Billy<br />

ly Swa<br />

n<br />

in „A Star Is Born", für den sie auch Musik<br />

beisteuerte.<br />

26.4. Bobby Rydell stand schon mit zehn<br />

auf der Bühne, ist mit 70 immer noch als<br />

Entertainer unterwegs und singt seine Hits<br />

"Wild One" (1960) und "Forget Him" (1963).<br />

9.5. Tommy Roe landete mit "Sheila"<br />

15.4. Mike Chapman (Hitmaschine/Produzent)<br />

16.4. Lee Kerslake (Uriah<br />

Heep, Ozzy Osbourne, Living<br />

Loud)<br />

(1962) und "Dizzy" (1969) seine größten<br />

Hits, die er auch mit 70 noch live präsentiert.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

12.5. Billy Swan räumte 1974 mit<br />

"I Can Help" ab; er hatte zudem<br />

1969 Tony Joe Whites ”Polk Salad<br />

Annie” produziert; gefragter Produzent,<br />

der mit 70 gelegentlich immer<br />

noch als Studiomusiker arbeitet.<br />

15.5. Trini Lopez wurde berühmt<br />

durch "If I Had A Hammer" (1963<br />

in 25 Ländern #1), versuchte sich als Schauspieler,<br />

entwarf ein Gitarrenmodell für Gibson,<br />

veröffentlichte 2011 INTO THE FUTURE<br />

und ist jetzt 75.<br />

17.5. Taj Mahal ist einer der vielseitigsten<br />

US-Bluesmusiker, der sich stilistisch nie einengen<br />

ließ, 1966 mit Ry Cooder die Rising<br />

Songs gründete und mit 70 immer noch regelmäßig<br />

<strong>to</strong>urt.<br />

24.4. Ann Kelley (Hues Corporation)<br />

© NikMa Verlag<br />

29.4. Tommy James (Shondells)<br />

3.5. John Richardson (Rubettes)<br />

22.3. Patrick Olive (Hot Chocolate)<br />

25.3. El<strong>to</strong>n John<br />

25.3. Jack Hall (Charlie Daniels Band,<br />

Wet Willie)<br />

26.3. John Rowles ("If I Had Time” #3<br />

im UK 1968)<br />

28.3. John Blunt (trommelte für die<br />

Searchers)<br />

Jermaine Stewart, 39-jähriger US-Popsänger<br />

(US-Top-5-Hit "We Don't Have To<br />

Take Our Clo<strong>the</strong>s Off” 1986, zwei deutsche<br />

Top-10-Erfolge 1988<br />

mit "Get Lucky” und ”Don't<br />

Talk Dirty To Me"), erlag seinen<br />

Erkrankungen an Leberkrebs<br />

und Aids am 17.3.1997.<br />

Randy Rhoads, begnadeter<br />

Gitarrist zunächst bei Quiet<br />

Riot, dann Ozzy Osbourne;<br />

er kam während einer US-<br />

Tournee beim Absturz eines<br />

Jer<br />

mai<br />

ne<br />

Kleinflugzeugs (streifte den<br />

Tourbus) am 19.3.1982 mit nur 25 Jahren<br />

ums Leben.<br />

Lu<strong>the</strong>r Ingram war als R&B-Sänger und<br />

Songschmied erfolgreich. Er selbst schaffte<br />

es mit "(If Loving You Is Wrong) I Don't<br />

Want To Be Right" 1972 bis auf #3, und er<br />

war Co-Au<strong>to</strong>r des Hits "Respect Yourself"<br />

2.4. Emmylou Harris<br />

6.4. Tony Connor (Hot Chocolate)<br />

7.4. Florian Schneider (Kraftwerk)<br />

7.4. Pat(ricia) Bennett (The Chiffons)<br />

8.4. Steve Howe (Yes, Asia)<br />

10.4. Bunny Wailer (gründete mit Stiefbruder<br />

Bob Marley und Peter Tosh The Wailers)<br />

10.4. Karl Russell (Hues Corporation)<br />

der Staple Singers. Dem zeitweiligen Mitbewohner<br />

von Jimi Hendrix in New York<br />

wurde am 19.3.2007 ein halbes Jahr vor<br />

seinem 70. Geburtstag ein<br />

Herzversagen zum tödlichen<br />

Verhängnis.<br />

ne Stewa<br />

war<br />

t<br />

© Philipp Roser<br />

Joe Schermie war von 1960<br />

bis 1973 bei Three Dog Night<br />

für den Bass zuständig, spielte<br />

danach mit Bobby Kimball bei<br />

S.S. Fools, für Chuck Negron.<br />

Wurde bis zum 25.3.2002 nur<br />

56 Jahre alt.<br />

Randy Castillo spielte seinen Bass bei<br />

Lita Ford, Ozzy Osbourne, Mötley Crüe,<br />

bis er am 26.3.2002 mit 51 einem Krebsleiden<br />

erlag.<br />

Nigel Pres<strong>to</strong>n trommelte bei den UK-<br />

Rockern The Cult (nebenbei auch für den<br />

Gun Club und Theatre Of Hate) – bis zum<br />

19.4. Mark Volman (Turtles,<br />

Flo & Eddie, Mo<strong>the</strong>rs Of<br />

Invention)<br />

21.4. Alan Warner (The<br />

Foundations, Flashback)<br />

21.4. Iggy Pop (The S<strong>to</strong>oges)<br />

Gedenktage<br />

21.4. John Weider (Johnny Kidd & The<br />

Pirates, Animals, Family, Stud)<br />

24.4. Glen Cornick (Jethro Tull, Wild<br />

Turkey)<br />

1.4.1992, als er 32-jährig eine Drogenüberdosis<br />

nicht überlebte.<br />

Buddy Rich, als Drummer Vorbild für<br />

viele Generationen nicht nur von Jazzschlagzeugern;<br />

Bandleader, bis er 69-jährig<br />

am 2.4.1987 nach einer Operation einem<br />

Herzinfarkt erlag.<br />

Frank Tovey, auch bekannt als Fad Gadget,<br />

einflussreicher britischer Avantgarde-<br />

und Elektronikmusiker, oft auch als<br />

Wegbereiter der New Wave bezeichnet,<br />

überlebte am 3.4.2002 mit nur 45 Jahren<br />

einen Herzinfarkt nicht.<br />

Mark St. John (bürgerlich Mark Nor<strong>to</strong>n),<br />

bei Kiss als Gitarrist 1984 kurzzeitiger<br />

Nachfolger von Vinnie Vincent und<br />

Ace Frehley und auf dem Album ANIMA-<br />

LIZE zu hören, später bei White Tiger,<br />

erlag mit 51 am 5.4.2007 einer Hirnblutung.<br />

Seite 108 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Mike eC<br />

Chap<br />

apman<br />

a<br />

9.5. Steffi Stephan (gerade<br />

mit <strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong> auf Tour)<br />

10.5. Vic Elmes (The Epics,<br />

Christie, Acid Gallery)<br />

11.5. Butch Trucks (Allman Bro<strong>the</strong>rs<br />

Band)<br />

13.5. Overend Watts (Mott The Hoople,<br />

British Lions, Paper Bags)<br />

14.5. Al Ciner (American Breed, Rufus,<br />

Three Dog Night)<br />

Lauro Nyro, einflussreiche US-Singer/-<br />

Songwriterin starb wenige Wochen nach<br />

Erscheinen des Albums STONED SOUL<br />

PICNIC – THE BEST OF 49-jährig am<br />

8.4.1997 an Krebs.<br />

Stu Sutcliffe stieg im Mai 1961 als<br />

Bassist bei den Beatles noch vor deren<br />

Durchbruch aus und blieb in Hamburg<br />

bei seiner Freundin Astrid Kirchherr, um<br />

Malerei zu studieren. Erlag als 21-Jähriger<br />

am 10.4.1962 einer Hirnblutung.<br />

Carl<strong>to</strong>n Barrett, Schlagzeuger bei<br />

Bob Marley & The Wailers, wurde am<br />

17.4.1987 erschossen in seinem Haus in<br />

Kings<strong>to</strong>n, Jamaika, aufgefunden.<br />

Dalida, in Kairo geborene französische<br />

Sängerin und Schauspielerin, war in<br />

Deutschland erfolgreich mit ”Am Tag, als<br />

der Regen kam” (1959). Sammelte international<br />

55 Goldene und Platinplatten


sowie eine Diamantene Platte. Schluckte<br />

mit 54 am 3.5.1987 eine Überdosis<br />

Schlaftabletten.<br />

Les Harvey, Gitarrist von S<strong>to</strong>ne The<br />

Crows und jüngerer Bruder von Alex Harvey,<br />

starb am 3.5.1972 an einem Stroms<strong>to</strong>ß,<br />

weil bei einem Gig in Swansea sein<br />

Mikro nicht geerdet war. Der Verlobte<br />

von Maggie Bell wurde nur 27.<br />

Paul Butterfield, Harpspieler und<br />

Bandleader, der den Blues Anfang der<br />

60er Jahre auch bei der weißen Jugend<br />

salonfähig machte und mit seiner Band<br />

Bob Dylan bei dessen legendären<br />

ersten elektrischen<br />

Auftritt beim Newport Folk<br />

Festival 1965 begleitete;<br />

bezahlte am 4.5.1987 mit<br />

seinem Leben für exzessiven<br />

Drogen- und Alkoholmissbrauch.<br />

Otis Blackwell lieferte<br />

reichlich Musik: "Fever",<br />

Pau<br />

aulB<br />

utt<br />

erfi<br />

eld<br />

"Great Balls Of Fire" oder<br />

"Daddy Rolling S<strong>to</strong>ne" waren die wohl<br />

Triviales<br />

bekanntesten von den insgesamt 384 von<br />

ihm geschriebenen Songs.<br />

Aber der R&B-Spezialist veröffentlichte<br />

auch selbst, bis<br />

er am 6.5.2002 im Alter von<br />

70 Jahren verstarb.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Neil Bogart war als Neil<br />

Scott als Sänger aktiv, arbeitete<br />

bei Buddah Records,<br />

ehe er 1973 Casablanca Records<br />

gründete, wo Kiss, T.<br />

Rex, vor allem aber Disco-<br />

Acts veröffentlichten. Krebs stand am<br />

8.5.1982 im Totenschein des damals gerade<br />

mal 39-Jährigen.<br />

Sharon Sheeley, US-Songschreiberin,<br />

versorgte Brenda Lee, Irma Thomas, die<br />

Searchers, Barry Ryan und viele andere<br />

mit Songs. Ihre größten Erfolge waren<br />

"Somethin' Else" (für ihren Verlobten Eddie<br />

Cochran verfasst) und "Poor Little Fool",<br />

mit dem Ricky Nelson auf #1 landete. Ein<br />

Schlaganfall beendete Sheeleys Erdendasein<br />

am 17.5.2002 nach 62 Jahren, nachdem<br />

sie den Au<strong>to</strong>unfall überlebt hatte, bei dem<br />

Cochran 1960 ums Leben gekommen war.<br />

Elvis Presley erwirbt am 17.3.1957<br />

das Graceland-Anwesen in Memphis für<br />

102.500 Dollar.<br />

The Clash veröffentlichen ihre Debütsingle<br />

"White Riot" am 18.3.1977 und<br />

erreichen im UK #38.<br />

In New York feiert der Konzertfilm „Concert<br />

For Bangladesh", der das von George<br />

Harrison initiierte Benefiz-Spektakel dokumentierte,<br />

am 23.3.1977 Premiere.<br />

Satte 16 Millionen Dollar ist es Virgin<br />

Records wert, dass Michael-Schwester<br />

Janet Jackson am<br />

23.3.1992 einen Plattenvertrag<br />

bei der Firma<br />

unterschreibt.<br />

Mit "Heart Of Gold"<br />

gelingt Neil Young<br />

am 18.3.1972 der<br />

Sprung an die Spitze<br />

der US-Hitparade, wo<br />

er sich drei Wochen<br />

lang hält – es bleibt<br />

sein einziger Top-<br />

20-Erfolg als Solokünstler<br />

in den Vereinigten<br />

Staaten.<br />

Elvis<br />

Pre<br />

sley<br />

Am 25.3.1967 geben The Who und<br />

Cream im New Yorker RKO 58th Street<br />

Theatre ihr US-Konzertdebüt.<br />

Der frühere (Small-) Faces-Bassist Ronnie<br />

Lane wird am 27.3.1982 in London<br />

in ein Krankenhaus eingeliefert, um gegen<br />

seine Erkrankung an Multipler Sklerose<br />

behandelt zu werden, der er 1997<br />

schließlich erlag.<br />

Mit der Nummer 175 erscheint am<br />

27.3.1952 mit "Driving Slow/Flat Tire"<br />

von Johnny London die erste Veröffentlichung<br />

aus dem Hause Sun Records.<br />

Die Saxofonnummer findet aber<br />

wenig Gegenliebe. Die ursprünglich als<br />

erste Veröffentlichung geplante Nummer<br />

"Blues In My Condition" von Walter<br />

Hor<strong>to</strong>n & Jack Kelly war schon vor dem<br />

Erscheinen wieder zurückgezogen worden,<br />

da die an Radiostationen versandten<br />

Testpressungen der Nummer 174 keinerlei<br />

positives Feedback hervorriefen.<br />

Die his<strong>to</strong>rische Fo<strong>to</strong>session für das SGT.<br />

PEPPER'S-Cover der Beatles findet am<br />

30.3.1967 in den Chelsea Manor Studios<br />

statt. Das Design stammt von Peter Blake,<br />

auf den Auslöser drückt Michael Cooper.<br />

Die Besetzungsliste der 24 Shows umfassenden<br />

UK-Tour liest sich so kurios, wie<br />

das Aufsehen erregende Ereignis beim<br />

Auftaktkonzert im Finsbury Park As<strong>to</strong>ria<br />

his<strong>to</strong>risch war: Gemeinsam unterwegs<br />

waren die Walker Bro<strong>the</strong>rs, Engelbert<br />

Humperdinck, Cat Stevens – und Jimi<br />

Hendrix. Der entflammte am 31.3.1967<br />

erstmals auf der Bühne seine Gitarre.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Bei ihrem Besuch eines<br />

Konzerts von Alexis Korner<br />

im Ealing Jazz Club<br />

treffen Mick Jagger<br />

und Keith Richards<br />

am 7.4.1962 erstmals<br />

ihren späteren Rolling-<br />

S<strong>to</strong>nes-Kollegen Brian<br />

Jones, der sich zu dem<br />

Zeitpunkt Elmo Lewis<br />

nennt.<br />

Nancy und Frank<br />

Sinatra <strong>to</strong>ppen die UK-<br />

Charts am 13.4.1967 mit<br />

"Something Stupid" – die einzige Single<br />

von Vater und Tochter, die es in Großbritannien<br />

so weit brachte.<br />

Am 20.4.1957 erobert Elvis Presley mit<br />

"All Shook Up" die Spitze der US-Charts<br />

– mit mehr als zwei Millionen verkauften<br />

Exemplaren ist es die erfolgreichste Single<br />

des Jahres in den Vereinigten Staaten.<br />

In den Abbey Road Studios schließen die<br />

Beatles am 21. April 1967 die Arbeit an<br />

SGT. PEPPER'S endgültig ab.<br />

Am 30.4.1977 stellen Led Zeppelin einen<br />

neuen Weltrekord auf, was die Besucherzahl<br />

bei einem Rockkonzert angeht:<br />

76.229 Menschen kommen zu ihrem Auftritt<br />

im Pontiac Silverdome in Michigan.<br />

Davor hatten die vorherigen „Weltrekordler"<br />

The Who an gleicher Stätte 75.962<br />

Tickets abgesetzt.<br />

Elvis Presley (32) heiratet unter riesigem<br />

Medieninteresse am 1.5.1957 in Las<br />

Vegas die 21-jährige Pricilla Beaulieu. Die<br />

Gebühren für die Trauung lagen bei 15<br />

Dollar, die Hochzeit selbst kostete für damalige<br />

Verhältnisse satte 3500 Dollar.<br />

Reginald Dwight ändert seinen Namen<br />

am 7.5.1972 in El<strong>to</strong>n Hercules John.<br />

Die Bee Gees geben 11.5.1967 ihr „Top<br />

Of The Pops"-Debüt mit "New York Mining<br />

Disaster 1941".<br />

Die Patti Smith Group, die Dead Boys,<br />

David Johansen, Blondie, Suicide und<br />

Richard Hell & The Voidoids treten bei<br />

einem „Punk Benefit" im New Yorker<br />

CBGB's auf.<br />

Paul McCartney lernt die amerikanische<br />

Fo<strong>to</strong>grafin Linda Eastman, seine<br />

spätere Ehefrau, am 15.5.1967 bei einem<br />

Konzert von Georgie Fame im Londoner<br />

Bag O'Nails Club kennen.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 109


Konzertkalender<br />

ALAN PARSONS LIVE<br />

PROJECT<br />

www.mfpconcerts.com<br />

19.07. München, Circus Krone<br />

20.07. Essen, Colosseum<br />

IAN ANDERSON'S<br />

JETHRO TULL<br />

www.dmc-music.de<br />

17.05. Stuttgart, Liederhalle<br />

18.05. CH-Zürich, Volkshaus<br />

19.05. Augsburg,<br />

Schwabenhalle<br />

20.05. Berlin, Tempodrom<br />

22.05. Mainz, Phönixhalle<br />

23.05. Hamm,<br />

Alfred-Fischer-Halle<br />

25.05. Aurich,<br />

Sparkassen-Arena<br />

26.05. Siegen,<br />

KulturPur Festival<br />

27.05. Mannheim,<br />

Rosengarten<br />

28.05. Nürnberg,<br />

Meistersingerhalle<br />

29.05. Dresden, Kulturpalast<br />

BIRTH CONTROL<br />

www.birth-control.de<br />

17.03. Stemwede-Wehdem,<br />

Life House<br />

14.04. Hamm, Kulturwerkstatt<br />

28.04. Siegburg, Kubana<br />

präsentiert:<br />

DANNY BYRANT'S<br />

REDEYEBAND<br />

www.jazzhausrecords.com<br />

11.04. Hamburg,<br />

Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />

13.04. Berlin, Quasimodo<br />

14.04. Torgau, Kulturbastion<br />

16.04. A-Wien, Reigen<br />

18.04. München,<br />

Garage DeLuxe<br />

19.04. Stuttgart, Labora<strong>to</strong>rium<br />

20.04. Unna, Lindenbrauerei<br />

21.04. Übach-Palenberg,<br />

Outbaix<br />

18.05 CH-Gams, S-Event<br />

19.05. CH-Dietikon,<br />

Sounddock 14<br />

20.05. CH-Pratteln, Galery<br />

THE CAVERN BEATLES<br />

www.paulis.de<br />

16.03. Rottenburg, Festhalle<br />

17.03. Sigmaringen, Stadthalle<br />

18.03. Memmingen, Stadthalle<br />

19.03. Heidenheim,<br />

Konzerthaus<br />

20.03. Bayreuth, Das Zentrum<br />

22.03. Apolda, Stadthalle<br />

23.03. Dresden, Ballhaus<br />

24.03. Meißen, Theater<br />

25.03. Leipzig, Werk 2<br />

27.03. Wittenberg, KTC<br />

28.03. Waren, Bürgersaal<br />

29.03. Stendal,<br />

Theater der Altmark<br />

30.03. Helmstedt,<br />

Brunnen<strong>the</strong>ater<br />

31.03. Salzgitter Bad,<br />

Gymnasium<br />

27.04. Lahnstein, Stadthalle<br />

HAMBURG BLUES BAND &<br />

FRIENDS<br />

www.handmadeconcerts.de<br />

23.03. Paderborn, Berufs -<br />

kolleg Schloss Neuhaus<br />

24.03. Übach-Palenberg,<br />

Outbaix<br />

31.03. Roth, Bluestage<br />

19.04. Bad Hamm, Kurhaus<br />

20.04. Offenbach,<br />

KJK Sandgasse<br />

21.04. Ahrensburg, Parkhotel<br />

27.04. A-Spielberg,<br />

Kulturzentrum<br />

28.04. A-Greifenburg,<br />

Kulturfenster<br />

29.04. A-Wien, Reigen<br />

11.05. Farsleben, Weber's Hof<br />

12.05. Torgau, Kulturbastion<br />

26.05. Mützingen,<br />

Alte Ziegelei<br />

09.06. Dornstadt, Woods<strong>to</strong>ck<br />

14.07. Spremberg,<br />

Hotel zur Post<br />

22.07. Breitenbach,<br />

Herzberg Festival<br />

28.07. Bad Fallingbostel, Little<br />

Mississippi Bar<br />

LYNYRD SKYNYRD<br />

www.kb-k.de<br />

05.06. München, Zenith<br />

06.06. Leipzig, Parkbühne<br />

07.06. Berlin, Zitadelle<br />

10.06. Hamburg, Stadtpark<br />

MAINHATTAN DIESEL<br />

www.mainhattandiesel.de<br />

22.04. Offenbach,<br />

TCR Rosenhöhe<br />

31.05. Offenbach, Rathaus<br />

NITS<br />

www.kb-k.com<br />

29.03. Karlsruhe, Tollhaus<br />

25.04. A-Innsbruck, Treibhaus<br />

26.04. A-Wien,<br />

Theater Akzent<br />

27.04. A-Graz, Orpheum<br />

06.05. Frankfurt, Brotfabrik<br />

07.05. München, Ampere<br />

09.05. Hamburg, Fabrik<br />

10.05. Köln, Kulturkirche<br />

11.05. Osnabrück,<br />

Lagerhalle<br />

12.05. Berlin, C-Club<br />

PRETTY THINGS<br />

www.concertbuero-franken.de<br />

30.04. Kirchheim, Club Bastion<br />

01.05. Aarburg, Moonwalker<br />

03.05. Frankfurt, Nachtleben<br />

SAVOY BROWN /<br />

PRETTY THINGS*<br />

www.concertbuero-franken.de<br />

26.04. CH-Pratteln, Gallery<br />

27.04. CH-Aarburg,<br />

Moonwalker<br />

28.04. A-Wien, Reigen<br />

01.05. Hamburg, Fabrik<br />

02.05. Ingolstadt, Eventhalle<br />

Westpark*<br />

03.05. Dortmund, Piano<br />

04.05. Wuppertal, Live Club<br />

Barmen*<br />

05.05. Wendelstein, Festival<br />

06.05. Berlin, C-Club*<br />

SIGGI SCHWARZ<br />

www.siggi-schwarz.de<br />

16.03. Ellwangen,<br />

Schlosschenke<br />

31.03. Offenburg, Reithalle<br />

27.04. Nagold,<br />

Landesgartenschau<br />

30.04. München,<br />

Garage Deluxe<br />

19.05. Heidenheim,<br />

Schloss Hellenstein<br />

20.07. Ellwangen, Open Air<br />

STATUS QUO<br />

www.kb-k.de<br />

18.05. Leipzig, Arena<br />

19.05. Bad Segeberg,<br />

Freilichtbühne<br />

17.08. Bochum,<br />

Zeltfestival Ruhr<br />

18.08. Kamenz, Hutbergbühne<br />

09.11. Regensburg,<br />

Donau-Arena<br />

10.11. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

11.11. Stuttgart, Porsche-Arena<br />

13.11. Gießen, Hessenhalle<br />

14.11. Berlin, Tempodrom<br />

16.11. Köln, Palladium<br />

17.11. Aurich,<br />

Sparkassen-Arena<br />

STRANGLERS<br />

www.stranglers.net<br />

19.04. A-Wien, Szene<br />

21.04. Berlin, C-Club<br />

23.04. Hamburg, Fabrik<br />

24.04. Köln, Luxor<br />

VARGAS – APPICE –<br />

SHORTINO<br />

www.mfpconcerts.com<br />

16.03. Frankfurt, Nachtleben<br />

17.03. Dresden, Tante Ju<br />

PETE YORK BLUES PROJECT<br />

www.german-concerts.de<br />

22.04. Kiel, Räucherei<br />

23.04. Berlin, C-Club<br />

24.04. Nürnberg, Hirsch<br />

25.04. Dortmund,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />

26.04. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

MUSICALS<br />

ALL YOU NEED IS LOVE<br />

www.cofo.de<br />

16.03. A-Salzburg,<br />

Congress<br />

18.03. A-Innsbruck,<br />

Congress Saal Tirol<br />

21.03. Hannover,<br />

Theater am Aegi<br />

22.03. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

24.03. Aurich, Stadthalle<br />

25.03. Hamburg, CCH 2<br />

01.04. Aachen, Eurogress<br />

02.04. Ulm, CCU<br />

03.04. Regensburg, Audimax<br />

10.04. CH-Genf,<br />

Théatre du Leman<br />

12.–15.04. München,<br />

Theater Fröttmaning<br />

THE WHO'S TOMMY<br />

www.<strong>to</strong>mmy-<strong>to</strong>ur.com<br />

18.–29.04. München,<br />

Deutsches Theater<br />

30.04.+01.05. Nürnberg,<br />

Meistersingerhalle<br />

03.05. Aschaffenburg,<br />

Stadthalle<br />

04.05. Wolfsburg, Theater<br />

06.05. Balingen, Stadthalle<br />

07.05. Freiburg, Konzerthaus<br />

09.+10.05. A-Wien, Stadthalle<br />

12.05. Stuttgart, Liederhalle<br />

13.05. Ravensburg,<br />

Oberschwabenhalle<br />

18.05. Düsseldorf,<br />

Mitsubishi Electric Halle<br />

FESTIVALS<br />

Porsche <strong>Music</strong> Night<br />

www.porsche-music-night.de<br />

23.+24.03. Stuttgart,<br />

Schleyerhalle<br />

u.a. mit Chubby Checker,<br />

Bonnie Tyler, ABC<br />

21. Ro<strong>the</strong>r Bluestage<br />

www.bluestage.de<br />

24.03.– 01.04., Roth<br />

u.a. mit Nina Hagen,<br />

Hamburg Blues Band,<br />

Dana Fuchs, Will Wilde,<br />

Philip Sayce, Paul Rose<br />

Lovely Day's Festival<br />

www.wiesen-festivals.at<br />

07.07. A-Wiesen,<br />

Ottakringer Arena<br />

u.a. mit Gov't Mule,<br />

Iron Butterfly, Jethro Tull's<br />

Ian Anderson, Lou Reed &<br />

Band, Ray Manzarek &<br />

Robbie Krieger, Stan<br />

Webb's Chicken Shack<br />

Acro Bräu Classic Rock<br />

www.concertbuero-franken.de<br />

07.07. Arcobräu Festgelände<br />

Moos b. Plattling<br />

u.a. mit Barclay James<br />

Harvest, Wolfgang Ambros<br />

Rheinbach Classics<br />

www.noisenow.de<br />

13.07. Rheinbach,<br />

Himmeroder Wall<br />

mit BAP<br />

Schloss Open Air<br />

www.siggi-schwarz.de<br />

20.07. Ellwangen, Schloss<br />

mit Ten Years After, Siggi<br />

Schwarz & Friends<br />

Burg Herzberg Festival<br />

www.burgherzberg-festival.de<br />

19.– 22.07. Burg Herzberg<br />

u.a. mit Wishbone Ash,Tubes,<br />

Caravan, Herzberg Blues<br />

Allstars feat. Hamburg Blues<br />

Band, Inga Rumpf, Clem<br />

Clempson, Arthur Brown<br />

Rock Of Ages<br />

www.rock-of-ages.de<br />

27.+28.07. Seebronn, Open Air<br />

u.a. mit Alice Cooper, Fish,<br />

Europe, Bob Geldof, Axel<br />

Rudi Pell, Fischer-Z, Tubes,<br />

Rock la Roca<br />

www.noisenow.de<br />

28.07. Loreley, Freilichtbühne<br />

u.a. mit New Model Army<br />

-Festival<br />

beat beat beat<br />

www.offenbach.de/kultur<br />

06.10. Offenbach, Stadthalle<br />

mit Searchers, Manfreds,<br />

Christie, Racey<br />

Wichtiger Hinweis:<br />

Die Veröffentlichung der Konzerttermine<br />

erfolgt ohne Gewähr. Durch<br />

die zweimonatliche Erscheinungsweise<br />

von Good-Times muss ein<br />

Teil der Termine zwei bis drei Monate<br />

im Voraus erfasst werden. Änderungen<br />

des Veranstaltungsortes,<br />

des Datums oder Konzert ausfälle<br />

sind daher möglich. Wir empfehlen<br />

Ihnen, vor einer Anreise den Termin<br />

auf der entsprechenden Internet-<br />

Seite nochmals zu überprüfen. Veranstaltungsmeldungen<br />

ohne Internet-Seitenangaben<br />

und ohne<br />

genauen Veranstaltungsort werden<br />

nicht veröffentlicht.<br />

Seite 110 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Konzertkalender<br />

ACCEPT<br />

www.netmusiczone.de<br />

11.04. Stuttgart, Philharmonie<br />

13.04. Straubing, Messehalle<br />

14.04. Geiselwind, Event Center<br />

15.04. CH-Pratteln, Z7<br />

17.04. Oberhausen,<br />

Turbinenhalle<br />

18.04. Hamburg,<br />

Große Freiheit<br />

19.04. Berlin, Huxleys<br />

BRYAN ADAMS<br />

www.mlk.com<br />

21.03. Köln, Lanxess Arena<br />

24.03. Nürnberg, Arena Nürnberger<br />

Versicherung<br />

28.03. Stuttgart, Schleyerhalle<br />

29.03. Mannheim, SAP Arena<br />

30.03. München, Olympiahalle<br />

ALPHAVILLE<br />

www.assconcerts.com<br />

30.04. Hettenrodt, Hexenrock<br />

ÄRZTE<br />

www.bademeister.com<br />

16.05. Zwickau, Stadthalle<br />

17.05. Frankfurt/Oder,<br />

Messehalle 1<br />

22.05. Bremen, Arena<br />

23.05. Kiel, Sparkassen-Arena<br />

25.+26.05. Oberhausen,<br />

KöPi Arena<br />

27.05. Chemnitz, Arena<br />

30.05. München, Olympiahalle<br />

01.– 03.06. Berlin, Wuhlheide<br />

06.+07.06. Leipzig, Arena<br />

08.06. Mannheim, SAP Arena<br />

11.06. CH-Zürich,<br />

Hallenstadion<br />

13.06. Graz, Stadthalle<br />

15.+16.06. A-Wien, Stadthalle<br />

17.06. Interlaken, Festival<br />

19.06. Nürnberg, Arena Nürnberger<br />

Versicherung<br />

22.–24.06. Scheeßel, Festival<br />

22.–24.06. Neuhausen, Festival<br />

27.06. Köln, Lanxess Arena<br />

29.+30.06. Frankfurt, Festhalle<br />

03.+04.07. Hannover,<br />

TUI Arena<br />

06.+07.07. Stuttgart,<br />

Schleyerhalle<br />

08.07. Erfurt, Messehalle<br />

10.-12.08. Dresden,<br />

Filmnächte am Elbufer<br />

17.–19.08. Berlin, Waldbühne<br />

AGITATION FREE<br />

www.agitationfree.com<br />

20.03. Berlin, Postbahnhof<br />

MILLER ANDERSON<br />

www.milleranderson.co.uk<br />

16.03. Bremen, Meisenfrei<br />

17.03. Osnabrück, Festival<br />

31.03. Braunschweig,<br />

Barnaby's<br />

28.04. Hamburg,<br />

Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />

11.05. Offenbach, Kulturfabrik<br />

12.05. Hannover, Bluesgarage<br />

21.05. Weinheim, Muddy's<br />

25.05. Mannheim,<br />

Hauptbahnhof<br />

AUSTRALIAN PINK FLOYD<br />

SHOW<br />

www.fkpscorpio.com<br />

18.04. Köln, Arena<br />

19.04. Bielefeld, Stadthalle<br />

20.04. Oberhausen, KöPi Arena<br />

21.04. Trier, Arena<br />

22.04. Hannover, AWD-Hall<br />

24.04. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

25.04. Ludwigsburg, Arena<br />

26.04. Regensburg,<br />

Donau-Arena<br />

27.04. Ravensburg,<br />

Oberschwabenhalle<br />

JOAN BAEZ<br />

www.modernewelt.de<br />

31.05. Fulda, Esperan<strong>to</strong>halle<br />

02.06. Köln, Philharmonie<br />

03.06. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

05.06. Salem, Schloss<br />

07.06. Dresden, Junge Garde<br />

08.06. Benediktbeuern,<br />

Kloster<br />

10.06. Stuttgart, Freilichtbühne<br />

11.06. München, Philharmonie<br />

BAP<br />

www.semmel.de<br />

03.+04.05. Worpswede,<br />

<strong>Music</strong> Hall<br />

06.+07.05. Köln, Palladium<br />

09.05. Uelzen, Jabelmannhalle<br />

10.05. Beverungen, Stadthalle<br />

12.05. Gerolstein,<br />

Lokschuppen<br />

13.05. Mönchengladbach,<br />

Kunstwerk<br />

15.05. Münster, Jovel<br />

16.05. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />

19.05. Karlsruhe, Europahalle<br />

20.05. Saarbrücken, E-Werk<br />

22.05. Erfurt, Thüringenhalle<br />

23.05. Berlin, Columbiahalle<br />

BARCLAY JAMES HARVEST<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

16.03. Heilbronn, Harmonie<br />

17.03. Fulda, Orangerie<br />

16.05. CH-Naters,<br />

Zentrum Missione<br />

17.05. CH-Herisau, Casino<br />

18.05. Bad Säckingen,<br />

Gloria Theater<br />

19.05. Dexheim, Kultur auf<br />

dem Hof<br />

07.07. Moos, Festival<br />

13.07. Rheinbach, Festival<br />

PHIL BATES / mit SWEET &<br />

SLADE*<br />

<strong>Music</strong> of ELO<br />

www.sounds-promotion.de<br />

25.02. CH-Winterthur,<br />

Garden Club<br />

31.03. Gera, KKZ<br />

06.05. Augsburg, Konzert- u.<br />

Kongresszentrum*<br />

12.05. Wülknitz,<br />

Kulturscheune<br />

19.05. Berlin, Internationaler<br />

Kulturlustgarten<br />

25.05. Burg Hohenzollern<br />

02.06. Stendal, Festival<br />

29.06. Wismar, St. Georgen<br />

Kirche<br />

30.06. Demmin, Waldbühne<br />

20.07. Neuleiningen,<br />

Burgsommer<br />

21.07. Berlin, Tegler Hafenfest<br />

17.08. Berchtesgaden, Kurpark<br />

18.08. Waltershausen, Freizeitzentrum<br />

Gleisdreieck<br />

01.09. Ehmkendorf, Gutshaus<br />

BEACH BOYS<br />

www.kb-k.de<br />

03.08. Berlin, o2 Arena<br />

04.08. Stuttgart, Schleyerhalle<br />

05.08. Mönchengladbach,<br />

HockeyPark<br />

BLACK SABBATH<br />

www.wizardpromotions.de<br />

04.06. Dortmund,<br />

Westfalenhalle<br />

26.06. A-Wien, Stadthalle<br />

ERIC BURDON<br />

www.dmc-music.de<br />

18.07. Leipzig, Parkbühne<br />

20.07. Kassel, Kulturzelt<br />

TONY CAREY<br />

www.<strong>to</strong>nycarey.com<br />

12.05. Freiberg, Festival<br />

ROGER CHAPMAN &<br />

THE SHORTLIST<br />

www.dmc-music.de<br />

12.05. Bayreuth, Maisels<br />

Weißbierfest<br />

CITY<br />

www.city-internet.de<br />

23.03. Berlin, Tempodrom<br />

24.03. Dresden,<br />

Alter Schlachthof<br />

25.03. Halle, Stein<strong>to</strong>r Varieté<br />

30.03. Magdeburg, Stadthalle<br />

31.03. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

03.04. Chemnitz, Stadthalle<br />

07.04. Grimma, GGI<br />

Muldentalhalle<br />

CLANNAD<br />

www.lbevents.de<br />

28.03. Frankfurt,<br />

Heilig-Geist-Kirche<br />

29.03. Düsseldorf,<br />

Savoy Theater<br />

30.03. Leipzig, Haus Auensee<br />

31.03. Berlin, Apostel<br />

Paulus Kirche<br />

ALEX CONTI & PAUL BOTTER<br />

www.rock-<strong>the</strong>-earth.de<br />

16.03. Husum, Theodor<br />

Schäfer Werk<br />

22.03. Hamburg,<br />

Hafenbahnhof<br />

23.03. Ahrensburg, Bierstein<br />

24.03. Dollern, Kultur Diele<br />

25.03. Trittau, Alter Bahnhof<br />

26.03. Hamburg, Cot<strong>to</strong>n Club<br />

31.03. Uelzen, Esterholzer<br />

Schleuse<br />

11.04. Wyk, Erdbeerparadies<br />

13.04. Rendsburg,<br />

Bullentempel<br />

14.04. Lüneburg,<br />

Cafe Klatsch<br />

20.04. Göttingen, Nörgelbuff<br />

21.04. Itzehoe, Lauschbar<br />

27.04. Visselhövede,<br />

Heimathaus<br />

30.04. Perleberg,<br />

Nacht der Clubs<br />

05.05. Flensburg, Roxy<br />

ELVIS COSTELLO<br />

www.deag.de<br />

03.06. Hamburg, CCH 1<br />

04.06. CH-Zürich,<br />

Kongreßhaus<br />

CRANBERRIES<br />

www.cranberries.com<br />

25.06. Berlin, Zitadelle<br />

CURVED AIR<br />

www.crushconcerts.com<br />

17.05. Metzingen, Hirsch<br />

18.05. Nürnberg, Hirsch<br />

19.05. Wetzlar, Franzis<br />

DISCO mit Ilja Richter<br />

www.deag.de<br />

28.04. Merkers, Bergwerk<br />

29.04. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

30.04. Berlin, Tempodrom<br />

02.05. Stuttgart, Liederhalle<br />

03.05. München,<br />

Circus Krone<br />

04.05. Siegen,<br />

Siegerlandhalle<br />

05.05. Düsseldorf,<br />

Mitsubishi<br />

Electric Halle<br />

07.05. Hamburg, CCH 1<br />

09.05. Heilbronn, Harmonie<br />

DR. FEELGOOD<br />

www.drfeelgood.org<br />

11.04. Glems, ZB<br />

13.04. CH-Aarburg,<br />

Moonwalker<br />

14.04. CH-Flasch,<br />

Mehrzweckhalle<br />

EAV<br />

www.helloconcerts.de<br />

05.05. Neckarwes<strong>the</strong>im,<br />

Kulturama<br />

07.06. Augsburg, Festival<br />

23.06. Rosenheim, Zeltfest<br />

29.06. Nagold, Open Air<br />

30.06. Tännesberg,<br />

Open Air Festival<br />

23.07. Gröbenzell, Zeltfestival<br />

28.07. Scheyern, Open Air<br />

ELOY<br />

www.prknet.de<br />

24.03. Berlin, Postbahnhof<br />

25.03. Hamburg, Markthalle<br />

26.03. Köln, Gloria<br />

27.03. Stuttgart, Longhorn<br />

28.03. CH-Pratteln, Z7<br />

29.03. München, Muffathalle<br />

30.03. Mainz, Frankfurter Hof<br />

EPITAPH<br />

epitaph-band.de<br />

30.03. Wetter,<br />

Earth <strong>Music</strong> Hall<br />

31.03. Unna, Lindenbrauerei<br />

28.04. Lorsch,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />

30.04. Glems, Hirsch<br />

12.05 Siegburg, Kubana<br />

ERRORHEAD<br />

www.rock-<strong>the</strong>-earth.de<br />

16.03. Detmold, Kaiserkeller<br />

17.03. Unna, Lindenbrauerei<br />

20.03. CH- Pratteln, Galery<br />

21.03. Augsburg, Spectrum<br />

22.03. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

23.03. Bergheim,<br />

Medio.Rhein.Erft<br />

30.03. Hamburg,<br />

Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />

31.03. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

12.04. Lorsch,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />

18.05. Schorndorf,<br />

Manufaktur<br />

FOCUS<br />

www.focus<strong>the</strong>band.com<br />

18.05. Hannover,<br />

Bluesgarage<br />

FOOLS GARDEN<br />

www.foolsgarden.de<br />

31.03. CH-Cham,<br />

Kultur im Kreuz<br />

04.04. Bad Vilbel,<br />

Theater Alte Mühle<br />

26.04. Bürstadt, Stadthalle<br />

28.04. Maulbronn,<br />

<strong>Music</strong>park Live<br />

04.05. Mariaberg, Kloster<br />

02.07. München, Open Air<br />

PETER GABRIEL<br />

www.karsten-jahnke.de<br />

02.05. München,<br />

Olympiahalle<br />

03.05. Oberhausen,<br />

KöPi Arena<br />

09.05. Berlin, o2 World<br />

11.05. Stuttgart,<br />

Schleyerhalle<br />

BOB GELDOF<br />

www.assconcerts.com<br />

16.06. Kiel, Rathausbühne<br />

27.07. Seebronn, Festival<br />

GRAVEYARD<br />

www.mlk.com<br />

16.03. Hamburg, Knust<br />

17.03. Berlin, Postbahnhof<br />

18.03. Köln, Underground<br />

GROBSCHNITT<br />

www.grobschnitt-band.de<br />

03.+15.+16.+23.06. Hagen,<br />

Stadthalle<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 111<br />

HERBERT GRÖNEMEYER<br />

www.herbert-groenemeyertickets.de<br />

19.05. Uelzen, Almased Arena<br />

22.05. Bochum, Stadion<br />

23.05. Bremen, ÖVB-Arena<br />

25.05. Mannheim, SAP Arena<br />

26.05. Iffezheim, Rennplatz<br />

29.05. Mönchengladbach,<br />

Warsteiner Hockeypark<br />

31.05. Berlin, Waldbühne<br />

04.06. Balingen, Messegelände<br />

im Gehren<br />

05.06. Nürnberg, Arena Nürnberger<br />

Versicherung<br />

GUNS N’ ROSES<br />

www.wizardpromotions.de<br />

08.06. Mönchengladbach,<br />

Warsteiner Hockeypark<br />

GURU GURU<br />

www.guru-guru.com<br />

13.04. Schöneiche,<br />

Kulturgießerei<br />

14.04. Schwerin, Speicher<br />

20.04. Wetzlar, Franzis<br />

21.04. Heilbronn,<br />

Jazzclub Cave 61<br />

11.05. Darmstadt, Bessunger<br />

Knabenschule<br />

12.05. Sindelfi ngen, Pavillon<br />

17.+18.08. Finkenbach, Festival<br />

NINA HAGEN<br />

www.dmc-music.de<br />

18.03. Denzlingen, Kulturhaus<br />

23.03. Dresden, Kulturpalast<br />

24.03. Leipzig, Haus Auensee<br />

26.03. Hamburg, Fabrik<br />

28.03. Ulm, Roxy<br />

30.03. Roth, Bluestage<br />

01.04. Bochum, Zeche<br />

03.04. Köln, Live <strong>Music</strong> Hall<br />

11.04. Siegen, Siegerlandhalle<br />

13.04. Osnabrück, Rosenhof<br />

15.04. Mainz, Frankfurter Hof<br />

17.04. Detmold, Stadthalle<br />

19.04. Karlsruhe,<br />

Tollhausfestival<br />

21.04. München, Muffathalle<br />

RANDY HANSEN & BAND<br />

www.jazzhausrecords.com<br />

26.04. Göttingen, Musa<br />

27.04. Plauen, Malzhaus<br />

28.04. Solingen, Cobra<br />

29.04. Dortmund, Piano<br />

30.04. Münster, Hot Jazzclub<br />

02.05. CH-Pratteln, Galery<br />

03.05. Lorsch,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />

04.05. Vaihingen/Enz,<br />

Stadthalle<br />

05.05. Lebach, Stadthalle<br />

MORTEN HARKET<br />

www.mlk.com<br />

29.04. Hamburg, CCH 1<br />

30.04. München, Kesselhaus<br />

03.05. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

04.05. Düsseldorf, Mitsubishi<br />

Electric Halle<br />

06.05. Berlin, Tempodrom<br />

HELTER SKELTER<br />

www.helter-skelter-live.de<br />

17.03. Rosenheim, Ballhaus<br />

14.04. Erding, Stadthalle<br />

30.04. München, TonHalle<br />

05.05. Nürnberg, Kleine<br />

Meistersingerhalle<br />

12.05. Neumarkt,<br />

Kleine Jurahalle<br />

06.06. Augsburg, Spectrum<br />

28.07. Immenstadt,<br />

Klostergarten<br />

ROGER HODGSON<br />

www.dmc-music.de<br />

13.07. Ritterhude, Open Air<br />

15.07. Mainz, Zitadelle<br />

19.07. Rosenheim,<br />

Landesgartenschau<br />

06.06. Köln, Tanzbrunnen<br />

13.09. Hanau, Amphi<strong>the</strong>ater<br />

HUNDRED SEVENTY SPLIT<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

17.03. CH- Zug, Chollerhalle<br />

18.03. Heidelberg,<br />

Kongresszentrum<br />

20.03. Kirchheim, Club Bastion<br />

24.03. Hamm, Kulturwerkstatt<br />

PETER PANKA'S JANE /<br />

ULI JON ROTH*<br />

www.jane-music.com<br />

16.03. Twist, Heimathaus<br />

17.03. Twistringen,<br />

Alte Ziegelei<br />

23.03. Haltern, Trigon<br />

24.03. Geseke,<br />

Schulzentrum Mitte*<br />

14.04. Lorsch,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />

15.04. Bruchsal, Rockfabrik<br />

21.04. Siegburg, Kubana<br />

JAYHAWKS<br />

www.mlk.com<br />

16.03. Köln, Kantine<br />

17.03. Berlin, Lido<br />

18.03. Hamburg, Grünspan<br />

ELTON JOHN<br />

www.prknet.de<br />

01.06. Wetzlar, Hessentag<br />

29.06. Ludwigslust,<br />

Schlosspark<br />

03.07. Oberhausen, KöPi Arena<br />

14.07. Würzburg,<br />

Residenzplatz<br />

20.07. Ulm, Münsterplatz<br />

JUDAS PRIEST / THIN LIZZY<br />

www.wizardpromotions.de<br />

27.04. Hamburg, Sporthalle<br />

28.04. Leipzig, Arerna<br />

30.04. Münster,<br />

Halle Münsterland<br />

01.05. Düsseldorf, Mitsubishi<br />

Electric Halle<br />

03.05. Stuttgart,<br />

Porsche-Arena<br />

04.05. Nürnberg, Arena Nürnberger<br />

Versicherung<br />

05.05. A-Linz, Arena<br />

KARAT<br />

www.karat-band.de<br />

31.03. Altenburg, Kultur-Landgasthof<br />

Kosma<br />

13.04. Erfurt, DasdieBrettl<br />

19.04. Thale, Kulturhaus<br />

20.04. Nordhausen, Theater<br />

21.04. Heilbad Heiligenstadt,<br />

Eichsfelder Kulturhaus<br />

22.04. Gotha, Kulturhaus<br />

28.04. Niedernhausen,<br />

Rhein-Main-Theater<br />

29.04. Gießen, Hessenhalle 4<br />

03.06. Coswig, Stadtfest<br />

17.06. Barleben, Festplatz<br />

06.07. Wittenberg, FLB<br />

18.08. Neuenhagen, Arche<br />

24.08. Weißenfels, Schlosshof<br />

DAVID KNOPFLER<br />

www.sounds-promotion.de<br />

12.04. A-St. Pölten,<br />

Cinema Paradiso<br />

13.04. A-Spielberg,<br />

Kultur im Zentrum<br />

18.04. A-Völs, Seidemann<br />

19.04. A-Salzburg, Oval<br />

20.04. A-Feldkirchen, Amthof<br />

21.04. A-Oslip, Cselley Mühle<br />

KRAAN<br />

www.hellmut-hattler.de<br />

12.04. Ulm, Roxy<br />

13.04. Leutkirch, Bocksaal


Konzertkalender<br />

LENNY KRAVITZ<br />

www.mlk.com<br />

08.06. Wetzlar,<br />

Hessentagsarena<br />

20.06. Ravensburg,<br />

Oberschwabenhalle<br />

SEBASTIAN KRUMBIEGEL<br />

www.sebastian-krumbiegel.de<br />

16.03. Plauen, Malzhaus<br />

17.03. Wittenberg,<br />

Phönix Theater<br />

22.03. Hamburg, Stage Club<br />

23.03. Magdeburg,<br />

Feuerwache<br />

24.03. Arnstadt, Theater<br />

30.03. Pirna, Tom Pauls<br />

Theater<br />

31.03. Dessau,<br />

Anhaltisches Theater<br />

04.04. Leipzig, Horns Erben<br />

26.04. Neusäß, Stadthalle<br />

04.05. Hoyerswerda,<br />

Kulturfabrik<br />

UDO LINDENBERG<br />

www.rt-konzerte.de<br />

17.03. Oberhausen,<br />

Köpiarena<br />

19.03. Berlin, o2 World<br />

21.03. Hannover, TUI Arena<br />

24.03. Halle,<br />

Gerry-Weber-Stadion<br />

26.03. Leipzig, Arena<br />

27.03. Erfurt, Messehalle<br />

30.03. Köln, Lanxess Arena<br />

LORDS<br />

www.<strong>the</strong>lords.de<br />

30.03. Halle, Hotel Maritim<br />

31.03. Alsfeld, Hessenhalle<br />

12.04. Hamburg,<br />

Fliegende Bauten<br />

13.04. Erfurt, Thüringenhalle<br />

28.04. Gummersbach, Festzelt<br />

30.04. Teningen,<br />

Ludwig-Jahn-Halle<br />

02.06. Oberhausen, WDR 4<br />

Oldiemarathon<br />

09.06. Königs Wusterhausen,<br />

Funkerberg<br />

MADONNA<br />

www.madonna.com<br />

28.+30.06. Berlin, o2 World<br />

PETER MAFFAY<br />

www.deag.de<br />

12.05. Rügen,<br />

Natürbühne Raiswiek<br />

18.05. Bad Segeberg,<br />

Freilichtbühne<br />

19.05. Oberhof,<br />

Sprungschanze<br />

MANIC STREET PREACHERS<br />

www.mlk.com<br />

16.04. Hamburg, Markthalle<br />

22.04. Köln, E-Werk<br />

24.04. Berlin, Huxleys<br />

Neue Welt<br />

27.04. München, Theaterfabrik<br />

MANFRED MANN'S<br />

EARTHBAND<br />

www.dmc-music.de<br />

16.03. Heilbronn, Harmonie<br />

17.03. Solingen,<br />

Festhalle Ohligs<br />

30.03. Hamm, Kurhaus<br />

31.03. Paderborn, Paderhalle<br />

27.04. Rosenheim, Ballhaus<br />

28.04. Karlsruhe,<br />

Festhalle Durlach<br />

29.04. Denzlingen,<br />

Kultur & Bürgerhaus<br />

PAUL McCARTNEY<br />

www.deag.de<br />

26.03. CH-Zürich,<br />

Hallenstadion<br />

LOREENA McKENNITT<br />

www.mlk.com<br />

17.03. CH-Zürich,<br />

Kongresshaus<br />

18.03. CH-Genf,<br />

Théatre du Léman<br />

20.03. Baden-Baden,<br />

Festpielhaus<br />

21.03. Hannover, Kuppelsaal<br />

22.03. Frankfurt, Alte Oper<br />

23.03. Düsseldorf, Mitsubishi<br />

Electric Halle<br />

29.03. Münster,<br />

Halle Münsterland<br />

31.03. Berlin, Tempodrom<br />

01.04. Erfurt, Messehalle<br />

02.04. Hamburg, CCH1<br />

03.04. Leipzig, Arena<br />

11.04. Stuttgart, Liederhalle<br />

12.04. Nürnberg,<br />

Meistersingerhalle<br />

14.04. München,<br />

Philharmonie<br />

15.04. A-Wien, Stadthalle<br />

MELANIE<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

17.06. Darmstadt,<br />

Jagdhofkeller<br />

20.06. Soest, Schlachthof<br />

24.06. Neuruppin, Kulturkirche<br />

30.06. Erfurt, Theater<br />

DIRK MICHAELIS<br />

www.dirk-michaelis.de<br />

22.03. Leipzig, Theater-<br />

Fabrik-Sachsen<br />

23.03. Magdeburg, Theater<br />

Grüne Zitadelle<br />

25.03. Berlin, Postbahnhof<br />

MIKE & THE MECHANICS<br />

www.lbevents.de<br />

07.07. Honberg, Festivalzelt<br />

08.07. Dortmund,<br />

Signal Iduna Park<br />

10.07. Berlin, Tempodrom<br />

12.07. Dresden,<br />

Alter Schlachthof<br />

14.07. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />

ALANIS MORISSETTE<br />

www.mlk.com<br />

10.07. Berlin, Zitadelle<br />

MOTHER JANE<br />

www.mo<strong>the</strong>r-jane.de<br />

17.03. Bad Oeynhausen,<br />

Black Sabbath Rock<br />

Musik Club<br />

05.05. Loop, Landhaus<br />

MOTHERS FINEST<br />

www.dmc-music.de<br />

27.05. Siegen, Kultur Pur<br />

29.05. CH-Pratteln, Z7<br />

31.05. Lorsch,<br />

Rex Musik<strong>the</strong>ater<br />

01.06. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

07.06. Rüdesheim, Bike Week<br />

08.06. Dornstadt, Open Air<br />

09.06. A-Spielberg, Roter Saal<br />

MÖTLEY CRÜE / SLASH<br />

www.wizardpromotions.de<br />

11.06. Mönchengladbach,<br />

Warsteiner<br />

Hockeypark<br />

12.06. Berlin,<br />

Max-Schmeling-Halle<br />

20.06. Bamberg,<br />

Stechert Arena<br />

NAZARETH<br />

www.dmc-music.de<br />

01.05. CH-Solothurn, Kofmehl<br />

14.05. Augsburg, Spectrum<br />

15.05. A-Judenburg, Festsaal<br />

16.05. Bad Aibling, Kurhaus<br />

18.05. Burglengenfeld,<br />

Veranstaltungszentrum<br />

Pfarrheim<br />

NAZARETH / URIAH HEEP<br />

www.dmc-music.de<br />

19.04. Münster, Jovel <strong>Music</strong> Hall<br />

20.04. Hamburg, Fabrik<br />

21.04. Ros<strong>to</strong>ck,<br />

Parkbühne IGA Park<br />

23.04. Chemnitz, Stadthalle<br />

24.04. Dresden,<br />

Alter Schlachthof<br />

26.04. Neu-Isenburg,<br />

Hugenottenhalle<br />

27.04. Bamberg,<br />

Stechert Arena<br />

28.04. Winterbach, Salierhalle<br />

30.04. Schopfheim, Stadthalle<br />

03.05. Koblenz, Sporthalle<br />

Oberwerth<br />

04.05. Zweibrücken,<br />

Westpfalzhalle<br />

05.05. Dormagen, Sportcenter<br />

07.05. CH-Zürich, Theater<br />

am Spirgarten<br />

08.05. A-Kufstein, Stadtsaal<br />

10.05. A-Wien, Gasometer<br />

11.05. Freising, Luitpoldhalle<br />

12.05. A-Feldkirchen,<br />

Stadthalle<br />

NENA<br />

www.nena.de<br />

16.04. Neu-Ulm,<br />

Ratiopharm Arena<br />

18.04. Landshut,<br />

Sparkassen Arena<br />

19.04. CH-Zürich,<br />

Kongresshaus<br />

20.04. Bamberg,<br />

Stechert Arena<br />

22.04. Berlin, Tempodrom<br />

23.04. Frankfurt, Alte Oper<br />

24.04. Freiburg, Rothaus Arena<br />

26.04. Braunschweig,<br />

Stadthalle<br />

27.04. Düsseldorf,<br />

Mitsubishi Electric Halle<br />

29.04. Chemnitz, Stadthalle<br />

RANDY NEWMAN<br />

www.modernewelt.de<br />

18.03. Bochum,<br />

Jahrhunderthalle<br />

19.03. Nürnberg,<br />

Meistersingerhalle<br />

OMEGA<br />

www.omega.hu<br />

10.05. Leipzig, Gewandhaus<br />

11.05. Suhl,<br />

Congress-Centrum<br />

12.05. Dresden, Kulturpalast<br />

17.08. Berlin, Zitadelle<br />

IAN PAICE & PURPENDICULAR<br />

www.colos-saal.de<br />

23.03. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

AXEL RUDI PELL<br />

www.continental-concerts.de<br />

20.04. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />

24.04. Langen,<br />

Neue Stadthalle<br />

25.04. Saarbrücken, Garage<br />

27.04. Nürnberg, Hirsch<br />

28.04. Kaufbeuren, All-Karthalle<br />

29.04. CH-Pratteln, Z7<br />

01.05. Erfurt, HsD<br />

02.05. Berlin, Columbia Club<br />

04.– 06.05. Bochum, Zeche<br />

TOM PETTY<br />

www.mlk.com<br />

10.06. Hamburg, o2 World<br />

25.06. Köln, Lanxess Arena<br />

30.06. Mannheim, SAP Arena<br />

DIE PRINZEN<br />

www.dieprinzen.de<br />

07.07. Lauffen, Stadthalle<br />

13.07. Senftenberg,<br />

Amphi<strong>the</strong>ater<br />

14.07. Ziesar, Burg<br />

CHUCK PROPHET<br />

www.assconcerts.com<br />

19.04. Berlin, Quasimodo<br />

21.04. Halle, Objekt 5<br />

24.04. Köln, Blue Shell<br />

PUHDYS<br />

www.puhdys.com<br />

17.03. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

24.03. Büddenstedt,<br />

Rathausgaststätte<br />

31.03. Zittau, Westparkcenter<br />

02.05. Schwerin, Capi<strong>to</strong>l<br />

19.05. Friesack, Freilichtbühne<br />

26.05. Kamenz, Hutbergbühne<br />

LOU REED<br />

www.loureed.com<br />

20.06. Berlin, Zitadelle<br />

23.06. Mainz, Zollhafen<br />

29.06. Bonn, Kunst!Rasen<br />

Gronau<br />

30.06. Dresden, Filmnächte<br />

am Elbufer<br />

01.07. München, Tollwood<br />

MAGGIE REILLY<br />

www.sounds-promotion.de<br />

16.03. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

02.06. Stendal, Festival<br />

INGA RUMPF<br />

www.ingarumpf.de<br />

17.03. Bad Salzufl en,<br />

Bahnhof<br />

24.03. Oldenburg, Kulturetage<br />

26.03. Hamburg,<br />

Fliegende Bauten<br />

27.05. Ratzeburg,<br />

City Open Air<br />

10.06. Hamburg, St. Michaelis<br />

16.06. Kiel, Krusenkoppel<br />

30.06. Torgau, Open Air<br />

21.07. Köpenick, Jazz-Festival<br />

MITCH RYDER<br />

www.mitchryder.net<br />

17.03. Lößnitz,<br />

Gasthof zur Linde<br />

SAXON<br />

www.saxon747.com<br />

28.04. Dortmund,<br />

Rock in den Ruinen<br />

02.08. Wacken, Open Air<br />

03.08. Geiselwind, Bike &<br />

<strong>Music</strong> Weekend<br />

PHILIP SAYCE<br />

www.assconcerts.de<br />

22.03. Hannover, Bluesgarage<br />

23.03. Worpswede, <strong>Music</strong> Hall<br />

24.03. Bochum, Zeche<br />

26.03. Berlin, Crystal Club<br />

27.03. Köln, Yard Club<br />

28.03. Hamburg, MarX<br />

30.03. Winterbach,<br />

Lehenbachhalle<br />

31.03. CH-Aarburg,<br />

Moonwalker<br />

01.04. Roth, Bluestage<br />

03.04. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

04.04. München,<br />

Backstage Club<br />

05.04. A-Velden, Bluesiana<br />

MICHAEL SCHENKER<br />

www.assconcerts.com<br />

25.04. Krefeld, Kulturfabrik<br />

26.04. Hamburg, Markthalle<br />

28.04. Erfurt,<br />

Gewerkschaftshaus<br />

29.04. Augsburg, Spectrum<br />

15.05. Hannover, Capi<strong>to</strong>l<br />

16.05. Berlin, C-Club<br />

22.05. A-Wien, Szene<br />

SCHWARZBRENNER<br />

www.schwarzbrenner.de<br />

31.03. Bremen,<br />

Meisenfrei Blues Club<br />

SCORPIONS<br />

www.semmel.de<br />

12.05. Stuttgart, Schleyerhalle<br />

13.05. Frankfurt, Festhalle<br />

13.10. München, Olympiahalle<br />

PATTI SMITH<br />

www.noisenow.de<br />

10.07. Bonn, Kunst!Rasen<br />

Gronau<br />

SPIDER MURPHY GANG<br />

www.helloconcerts.de<br />

04.05. Höchstädt, Zelt<br />

05.05. CH-Winterthur,<br />

Gardenclub<br />

16.05. Weilheim, Festhalle<br />

19.05. Ei<strong>to</strong>rf, Open Air<br />

25.05. Ochsenfurt, Zelt<br />

01.06. A-Kematen, Zelt<br />

08.06. Langerringen, Zelt<br />

15.06. Dexheim, Open Air<br />

16.06. Bräuningshof, Zelt<br />

30.06. Schwabach<br />

06.07. Großberghofen, Zelt<br />

12.07. Nesselwang, Zelt<br />

13.07. Föching-Fellach, Zelt<br />

16.07. Schönach, Zelt<br />

20.07. Lorsch, Open Air<br />

21.07. München,<br />

Olympiastadion<br />

BRUCE SPRINGSTEEN<br />

www.mlk.com<br />

25.05. Frankfurt,<br />

Commerzbank-Arena<br />

27.05. Köln, RheinEnergie-<br />

Stadion<br />

30.05. Berlin, Olympiastadion<br />

12.07. A-Wien,<br />

Ernst Happel Stadion<br />

CURTIS STIGERS<br />

www.jazzecho.de<br />

18.05. Darmstadt,<br />

Centralstation<br />

19.09. Mainz, Frankfurter Hof<br />

21.05. Hannover, Jazzclub<br />

22.05. Berlin, Postbahnhof<br />

23.05. Kiel, Kulturforum<br />

25.05. Hamburg, Festival<br />

26.05. Bremen, Schlachthof<br />

27.05. Krefeld, Kulturfabrik<br />

28.05. Dortmund, Domicil<br />

THE STRAITS<br />

www.dmc-music.de<br />

17.03. München, Muffathalle<br />

STRANGLERS<br />

www.mlk.com<br />

21.04. Berlin, C-Club<br />

23.04. Hamburg, Fabrik<br />

24.04. Köln, Luxor<br />

SWEET<br />

www.dmc-music.de<br />

07.07. Bad Berleburg,<br />

Rock im Bruch<br />

JAMES TAYLOR<br />

www.mlk.com<br />

27.04. Berlin, Tempodrom<br />

28.04. Hamburg, Laeiszhalle<br />

09.05. Frankfurt, Alte Oper<br />

12.05. München, Philharmonie<br />

TEN YEARS AFTER<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

31.03. Memmingen, Kaminwerk<br />

04.05. Neckarwes<strong>the</strong>im,<br />

Reblandhalle<br />

09.05. Osnabrück, Lagerhalle<br />

10.05. Halle, Objekt 5<br />

11.05. Werdau, Stadthalle<br />

12.05. Kellinghusen,<br />

Ulmenhofschule<br />

16.06. CH, Gams, Open Air<br />

TINDERSTICKS<br />

www.karsten-jahnke.de<br />

17.03. Heidelberg, Stadthalle<br />

18.03. München, Muffathalle<br />

DIE TOTEN HOSEN<br />

www.die<strong>to</strong>tenhosen.de<br />

10.04. Bremen, Schlachthof<br />

26.05. Frankfurt, Messehalle<br />

28.05. A-Innsbruck, Dogana<br />

01.–03.06. Nürnberg, Festival<br />

TOTO<br />

www.wizardpromotions.de<br />

14.08. Leipzig, Parkbühne<br />

16.08. Altusried, Open Air<br />

17.08. Mosbach,<br />

Großer Elzpark<br />

18.08. Coburg, Schlossplatz<br />

19.08. Köln, Tanzbrunnen<br />

WALTER TROUT<br />

www.jazzhausrecords.com<br />

19.03. Wetzlar, Francis<br />

20.03. Rutesheim,<br />

Uhlenspiegel<br />

21.03. Bochum, Zeche<br />

22.03. Bremen, Meisenfrei<br />

23.03. Seidenroth,<br />

Eulenspiegel<br />

24.03. Hannover, Bluesgarage<br />

27.03. A-Wien, Reigen<br />

28.03. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

29.03. Köln, Kulturkirche<br />

30.03. Erfurt,<br />

Gewerkschaftshaus<br />

31.03. Roth, Bluestage<br />

ROBIN TROWER<br />

www.trowerpower.com<br />

16.03. Hamburg,<br />

Down<strong>to</strong>wn Bluesclub<br />

17.03. Offenbach,<br />

KJK Sandgasse<br />

18.03. Nürnberg, Hirsch<br />

19.03. Augsburg, Spectrum<br />

21.03. Salzgitter, Kulturscheune<br />

22.03. Twist, Heimathaus<br />

23.03. Koblenz, Café Hahn<br />

24.03. Freudenburg, Ducsaal<br />

25.03. Bonn, Harmonie<br />

UFO<br />

www.crushconcerts.com<br />

27.04. Glauchau,<br />

Alte Spinnerei<br />

28.04. Malchim, Mecklen -<br />

burger Mo<strong>to</strong>rradtreffen<br />

02.05. Metzingen, Festkeller<br />

03.05. Siegburg, Kubana<br />

04.05. Hannover, Bluesgarage<br />

05.05. Bochum, Matrix<br />

08.05. Bremen, Meisenfrei<br />

10.05. Detmold, Stadthalle<br />

11.05. Ingolstadt, Eventhalle<br />

Westpark<br />

URIAH HEEP<br />

www.dmc-music.de<br />

29.04. CH-Solothurn,<br />

Kulturfabrik Kofmehl<br />

02.05. Greiz, Stadthalle<br />

07.07. Bad Berleburg,<br />

Rock im Bruch<br />

SUZANNE VEGA<br />

www.prknet.de<br />

05.06. Berlin, Heimathafen<br />

06.06. Hamburg, Knust<br />

07.06. Oldenburg, Kulturtage<br />

08.06. Köln, Kulturkirche<br />

VINCENT ROCKS<br />

www.vincentrocks.de<br />

16.03. Haigerloch, Schloss<br />

17.03. Ingersheim, Kath. Kirche<br />

14.04. Metzingen, Hirsch<br />

28.04. Mering, Mehrzweckhalle<br />

16.05. Neustadt, Kulturweinfest<br />

JOHNNY WINTER<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

16.03. Konstanz, Kulturladen<br />

17.03. CH-Zug, Chollerhalle<br />

18.03. Heidelberg,<br />

Kongresszentrum<br />

Seite 112 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


© Pressefo<strong>to</strong><br />

DIE ANDEREN …<br />

Bester Sänger? Chris Thompson (Manfred<br />

Mann’s Earth Band)<br />

Beste Sängerin? Chaka Khan<br />

Beste Band? Beatles<br />

Beste(r) Songschreiber(in)? Sting<br />

Beste Single? "Strawberry Fields Forever"<br />

(Beatles)<br />

Bestes Album? SGT. PEPPER'S LONELY<br />

HEARTS CLUB BAND (Beatles)<br />

Bester Song? "Bourbon Street" (Sting)<br />

Deine Allstar-Band? Unsere Mandoki Soulmates<br />

aus dem "<br />

50 Jahre Rock Konzert" und dem o2-World-<br />

Konzert: Ian Anderson (fl, voc), Bobby Kimball (voc),<br />

Chris Thompson (voc), Peter Maffay (g, voc), Jack<br />

Bruce (b, voc), Greg Lake (ac-g, voc), Steve Luka<strong>the</strong>r<br />

(g, voc), Al Di Meola (ac-g), Peter Framp<strong>to</strong>n (g, voc),<br />

John Helliwell (sax), Bill Evans (sax), Randy Brecker (tr,<br />

Flügelhorn), Till Brönner (tr) und ich (dr, voc)<br />

... UND ICH<br />

Welche Cover-Version möchtest du mal<br />

aufnehmen? "Desperado" von den Eagles.<br />

Welchen Song hättest du gern selbst geschrieben?<br />

"In The Air Tonight" von Phil Collins.<br />

Wer sollte einen Song über dich schreiben,<br />

und wie sollte der heißen? Ian Anderson – und<br />

er hat ihn schon geschrieben: "Mandoki Blues".<br />

Was war das Highlight deiner Karriere? Das<br />

Release-Konzert zum letzten Studio-Album AQUA-<br />

RELLE in der o2-World in Berlin.<br />

Dein Lebensmot<strong>to</strong>? Lebe deinen Traum und träume<br />

nicht dein Leben. Und: Never take a no for a no.<br />

EINIGE W0RTE ZU ...<br />

Ungarn/Budapest: Budapest ist eine wunderbare<br />

Stadt, inspirierend, wild, sinnlich, leidenschaftlich<br />

und voller Musik.<br />

Familie: Ist das Wichtigste; als Vater den Kindern<br />

Wurzeln und Flügel zu verleihen. Ich glaube, das<br />

ist die wichtigste Aufgabe im Leben: die Kinder zu<br />

schützen, bis sie ihre eigenen Methoden entwickeln<br />

können, um ihren Weg zu finden und ihn glücklich<br />

zu gehen. Ihnen zu helfen, Wurzeln zu schlagen, und<br />

ihnen gleichzeitig die weite Welt zu zeigen. Familie ist<br />

Inspiration, ein Nest, gelebtes Leben.<br />

Politiker: Es ist ein großes Privileg, im Freundeskreis<br />

einige der wichtigsten Gestalter zu haben und mit<br />

ihnen über das Leben und die Welt sinnieren zu dürfen.<br />

Soulmates: Eine musikalische Wertegemeinschaft.<br />

Ich bin meinem Schicksal sehr dankbar, dass ich das<br />

Vertrauen von solch herausragenden Musikern und<br />

KREUZVERHÖR<br />

Von Philipp Roser<br />

Leslie Mandoki<br />

Ein Träumer<br />

vor dem Herrn<br />

Geboren wurde Leslie Mandoki (59) in Budapest; er floh nach<br />

dem Studium am dortigen Musikkonserva<strong>to</strong>rium 1975 aus dem<br />

Ostblock, baute sich in Deutschland eine Karriere als Studiomusiker<br />

und Produzent mit heute weltweiter Reputation auf.<br />

Mit Freunden betreibt er die Gruppe Soulmates, arbeitet mit<br />

großen Konzernen zusammen – und kann seiner Vergangenheit<br />

bei der Poptruppe Dschinghis Khan doch nie ganz entkommen.<br />

Künstlern genieße. Dieses Privileg ist gleichwohl eine<br />

tiefe und ehrenvolle Verpflichtung.<br />

Ian Anderson: Ein Multitalent und ein Multitasking-<br />

Genius; ein tief emotionaler und intellektueller Mensch;<br />

ihn als Freund zu haben, ist ein unfassbarer Gewinn.<br />

Phil Collins: Ein emotioneller Künstler, eine tiefe<br />

Seele, Weltklasse-Drummer, ein sehr sensibler und<br />

herausragender Musiker.<br />

Plattenfirmen: Inzwischen hat sich die Recording-<br />

Industrie dorthin zurückentwickelt, wo sie eigentlich<br />

hergekommen ist. Dass die Au<strong>to</strong>nomie der Musik und<br />

der Musiker selbst das Sagen haben. Es fühlt sich<br />

für mich heute alles wesentlich musikzentrischer und<br />

gesünder an als vor zehn Jahren.<br />

Imagefilme/Werbung: Mit Musik Markenwelten<br />

zu emotionalisieren, ist eine wunderbare Aufgabe und<br />

erlaubt viele schräge, gute, anspruchsvolle musikalische<br />

Lösungen.<br />

Der Geschäftsmann Mandoki: Ein Versager.<br />

Mir geht es immer nur um Musik, nie um Business. Ich<br />

bin ein typischer Musiker. Ein Träumer vor dem Herrn.<br />

Dschinghis Khan: Ein wunderbares Reservoir<br />

an wilden Anekdoten. Inzwischen ist es doch auf das<br />

zusammengeschrumpft, was es ist: ein Teil meiner<br />

Biografie. Wenn ich heute mit Till Brönner, David Garrett,<br />

Ian Anderson, Al Di Meola, Steve Luka<strong>the</strong>r, Randy<br />

Brecker, Peter Maffay oder <strong>Udo</strong> <strong>Lindenberg</strong> spiele<br />

oder mit VW-Konzern-Kommunikations-Chef Stephan<br />

Grühsem neue musikalische Ideen "<br />

ausbrüte", dann<br />

will mich keiner mehr auf Dschinghis Khan reduzieren.<br />

PLEASE, ANSWER<br />

THE S0NG …<br />

Why Do Fools Fall In Love?<br />

(FRANKIE LYMON, 1963) Weil wahre Liebe natürlich<br />

den Verstand raubt. Aber ich kann am besten mit<br />

einem eigenen Songtitel vom Soulmates-Album 2002<br />

antworten: "A Dreamer's Not A Fool."<br />

Where Have All The Good Times Gone?<br />

(KINKS, 1965) Auch hier kann ich am besten mit einer<br />

eigenen Songzeile antworten, aus dem Song "More<br />

Life To Live" vom letzten Studio-Album AQUARELLE:<br />

We're aging, but not getting old."<br />

"<br />

What Are You Doing Sunday? (DAWN, 1971)<br />

Auf dem Soulmates-Album von 2002 findet man<br />

auch hierzu einen passenden Songtitel: "Daydream".<br />

Who's Gonna Rock You? (THE NOLANS, 1980)<br />

Na, ich hoffe, dass diese Frage sich nicht jeden Tag<br />

neu stellt.<br />

Why Believe In You? (TEXAS, 1991) Weil ich bin,<br />

wer ich bin.<br />

Dienstag, 27. März 2012, 20 Uhr<br />

Stuttgart, LKA Longhorn<br />

Mittwoch, 11. April 2012, 20 Uhr<br />

Filderstadt, FILharmonie<br />

+ guest: HELL<br />

Mittwoch, 25. April 2012, 20 Uhr<br />

Ludwigsburg, Arena<br />

„PINK FLOYD SHOW –<br />

Coverband so gut wie das Original.“<br />

Die Welt<br />

THE AUSTRALIAN<br />

PINK FLOYD SHOW<br />

A Legendary Rock Opera<br />

by Pete Townshend<br />

and Des McAnuff<br />

Neuinszenierung<br />

von Ryan McBryde<br />

mit Londoner Cast<br />

World Tour<br />

Montag, 7. Mai 2012, 20 Uhr<br />

Stuttgart, Theaterhaus<br />

An evening with<br />

Freitag, 11. Mai 2012, 20 Uhr<br />

Stuttgart, Schleyer-Halle<br />

Samstag, 12. Mai 2012, 20 Uhr<br />

Stuttgart, Liederhalle Beethoven-Saal<br />

Samstag, 4. August 2012, 20 Uhr<br />

Stuttgart, Schleyer-Halle<br />

<br />

Vorverkauf an der Konzertkasse im Saturn Stuttgart, Königsbau-<br />

Passagen sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen und bei:<br />

<strong>Music</strong> Circus Concertbüro GmbH Kartentelefon 0711 22 11 05


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60er · 70er · 80er<br />

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Ein Sonderheft von:<br />

Magazin für die Musik der 60er, 70er & 80er Jahre<br />

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BAND-ARCHIV<br />

HISTORY Mitch Ryder & The Detroit Wheels<br />

ie einstige Au<strong>to</strong>-Hochburg<br />

Detroit (Chrysler, Ford, General<br />

Mo<strong>to</strong>rs) verlor mit dem<br />

Niedergang dieses Industriezweiges<br />

allein in den letzten zehn ren über 200.000 Einwohner. ner.<br />

Jah-<br />

Geblieben ist der Ruf der<br />

Stadt als Geburtsstätte e<br />

wichtiger musikalischer<br />

Elemente: Hier gründete e<br />

Barry Gordy seine weltberühmten<br />

Soul-Labels Tamla a<br />

(1960), Mo<strong>to</strong>wn (1962) und<br />

Gordy (1962), hier – und in Ann<br />

Arbor, der Hauptstadt Lansing und<br />

Grand Rapids – hatten seit den frühen<br />

Sixties Rockinterpreten wie Bob Seger,<br />

die S<strong>to</strong>oges, Frost, Ted Nugents Amboy<br />

Dukes, Grand Funk (Railroad), die MC5,<br />

Suzi Quatro und andere ihre Basislager.<br />

William Levise (*26.2.1945) sang mit<br />

Tempest und den Peps. Zwei Singles auf<br />

Carrie und Hyland rasselten 1962/1964<br />

durch, doch eine Crew namens Billy<br />

Lee & The Rivieras war entstanden: Ryder<br />

bellte aggressiv, ihn unterstützten<br />

James McCarty (g), Joe Kubert (g; ab<br />

1966 Mark Manko), Earl Elliott (b; ab<br />

1966 James McCallister) und John Badanjek<br />

(dr). Ihr verschwitzter, hoch<strong>to</strong>uriger<br />

Soul'n'Roll-Radau zog wahre Massen<br />

an, sie waren – noch ohne Vertrag<br />

– in Detroit nicht selten Headliner<br />

für einige Mo<strong>to</strong>wn-Größen. Bob<br />

Crewe, Produzent der Four Seasons,<br />

horchte auf, griff zu und<br />

taufte neu: The Detroit Wheels,<br />

das<br />

hatte mehr Zug und<br />

vermied möglichen Ärger<br />

mit den surfenden<br />

Rivieras ("California<br />

Sun") aus Indiana.<br />

Crewe (*1931),<br />

ohnehin ein Hyperaktiver<br />

– Sänger,<br />

Tänzer, Schauspieler, Komponist,<br />

Produzent, Manager<br />

–, gründete 1965 auch<br />

noch seine eigenen Labels<br />

New Voice und DynoVoice<br />

und machte Ryder & Co.<br />

zum Hauptact; anders formuliert:<br />

Er lenkte und forderte,<br />

er pushte und triezte. Zwei<br />

Jahre lang, zwei lange Jahre.<br />

Für die Power-Combo „erfand"<br />

er, Volltreffer, die Koppelsongs:<br />

Mini-Medleys, die in weniger<br />

als drei Minuten noch Temposteigerungen<br />

vorgaukelten.<br />

"Devil With The Blue Dress<br />

On"/"Good Golly Miss Molly",<br />

"Too Many Fish In The<br />

Sea"/"Three Little Fishes",<br />

"Personality"/"Chantilly<br />

Lace" und so weiter – wilde Feger,<br />

von der Band ekstatisch umgesetzt,<br />

mit Ryder als Mischung aus gesanglich<br />

mitreißender Heulboje, Nebelhorn und<br />

Krawalltüte. Keine andere US-Formation<br />

verstand sich damals besser auf die<br />

Funken sprühende Fusion von R&B<br />

und Rock'n'Roll.<br />

Vier LPs und ein Dutzend Singles<br />

peitschte Crewe in kurzer Zeit mit<br />

Mitch Ryder & The Detroit Wheels<br />

durch, sieben der 45er und alle Alben<br />

kamen in die US-Charts. Doch schon<br />

Ende 1966 begann der Drahtzieher<br />

Ungutes: Er erkannte, dass sein Band-<br />

v. l.: Joe Kubert, James McCallister,<br />

Mitch Ryder, John Badanjek, James McCarty<br />

eels Häuptling – der mächtigen Stimme<br />

wegen – auch mit gefühlvollerem<br />

Material bestens umgehen<br />

konnte, und köderte Ryder mit<br />

einer lukrativeren (Frage: für<br />

durch: DETROIT (Paramount; US #176),<br />

ein bretthartes Rockalbum u.a. mit Gitarrist<br />

Dick Wagner und Spitzenversionen<br />

von "Gimme Shelter", Lou Reeds<br />

"Rock And Roll" und "I Found A Love"<br />

wen?) Solokarriere. Er (Wilson Pickett). Ryder war erledigt, verschuldet,<br />

zwängte den Kraftprotz<br />

in Glitzeranzüge, siebte<br />

neues Material und karrte<br />

desillusioniert. Er verschwand<br />

aus Detroit und arbeitete über fünf Jahre<br />

in Denver am Fabrik-Fließband. Was<br />

Streicher ins Studio: Las<br />

Vegas, wir kommen!<br />

Doch das Vorhaben ging<br />

nach hinten los. Zwar<br />

konnten noch immerhin<br />

drei Singles in die Hitlisten<br />

gedrückt werden,<br />

doch das Wheels-lose<br />

Debüt WHAT NOW MY<br />

LOVE? verendete jenseits<br />

der Top-200-Marke – dem<br />

röhrenden Rocker mochte<br />

man Titel wie "You Are My<br />

Sunshine", "If You Go Away"<br />

und "Let It Be Me" einfach<br />

nicht abkaufen.<br />

Crewe registrierte den kommerziellen<br />

Reinfall, und Ryder<br />

selbst saß mit der Rückzahlung<br />

von Vorschüssen im<br />

Schlamm. Mit einem Kniff<br />

wollte sein Befehlshaber kostengünstig<br />

retten, was längst im Eimer war: 1968/69<br />

erschienen MITCH RYDER SINGS THE<br />

danach geschah,<br />

h<br />

ist eine andere<br />

Geschichte.<br />

HITS und ALL THE HEAVY HITS – Altware<br />

„Masse statt<br />

wurde mit Streichern zugekleistert. Klasse" passt als<br />

Dies alles hatte die Fans längst noch stinkiger<br />

Überschrift zur<br />

gemacht – so sehr, dass sie ein aus-<br />

gezeichnetes Folge-Album für Dot (ohne<br />

Crewe) ignorierten: Auf THE DETROIT<br />

MEMPHIS EXPERIMENT von 1969<br />

zeigte sich Ryder – exzellent begleitet<br />

von Booker T. & The MG's – schmalzfrei<br />

und in Bestform. Vergeblich.<br />

Etliche Monate hielt der Sänger durch,<br />

doch auch ein weiteres Glanzstück fiel<br />

Behandlung des<br />

reichlich vorhandenen Materials von<br />

Mitch Ryder & The Detroit Wheels. Nur<br />

die Doppel-CD DETROIT BREAKOUT<br />

(Westside WESD 202) mit 50 Tracks wurde<br />

dem großartigen Auss<strong>to</strong>ß halbwegs<br />

gerecht – sie ist seit Jahren vergriffen,<br />

das Label kaputt.<br />

Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Seite 118 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Popmusik auf Top-Niveau<br />

Harry Nilsson hat seinen Platz in der Popgeschichte als Exzentriker. Die<br />

meisten kennen ihn als Saufkumpan von John Lennon – aus der Zeit, als dieser<br />

getrennt von Yoko Ono war, oder als Sänger von "Without You". Dass er aber<br />

vor allem ein genialer Songschreiber<br />

und ausgezeichneter Sänger<br />

war, wird oft vergessen – weil er<br />

teilweise Produktionen ablieferte,<br />

die über das Maß des Normalen<br />

weit hinausgingen. Ob sein Album<br />

mit Swingklassikern, sein<br />

<strong>Music</strong>al POINT oder seine LP mit<br />

Randy-Newman-Kompositionen:<br />

Alle diese Arbeiten stehen in<br />

seinem Gesamtwerk neben einer<br />

so genialen Platte wie NILSSON<br />

SCHMILSSON. Sie kam im Februar<br />

1972 auf den Markt und wurde<br />

dank des weltweiten Hits mit<br />

der Badfinger-Nummer "Without<br />

You" seine kommerziell erfolgreichste Veröffentlichung. Die Scheibe beginnt nt<br />

mit einer seiner besten eigenen Kompositionen, "Gotta Get Up": Sie dokumentiert<br />

den Tagesauftakt eines Langschläfers. Es folgt mit "Driving Along"<br />

BOB DYLAN: Album-Debüt<br />

HISTORY<br />

NILSSON • NILSSON SCHMILSSON • 10/35:32; 1972<br />

ROCK-CLASSICS<br />

ein weiterer maßgeschneiderter Popsong, wie "Early In The Morning" mit<br />

dem typischen Nilsson-Touch: Seine unnachahmliche Stimme, das passende<br />

Arrangement und die Melodieführung. Das gilt deckungsgleich für den wunderbaren<br />

"Moonbeam Song", g, der die Atmosphäre der vom Mondlicht beschienenen<br />

Erde kongenial einfängt, bevor<br />

"Down" die Seite rockig abschließt.<br />

"Without You" eröffnet die zweite<br />

Seite ebenso wunderbar, danach folgt<br />

die Nilsson-Komposition "Coconut",<br />

ehe "Let The Good Times Roll" und<br />

"Jump In<strong>to</strong> The Fire" seine Rock'n'-<br />

Roll-Vergangenheit zelebrieren. "I'll<br />

Never Leave You" kehrt zum Sound<br />

der ersten Seite zurück.<br />

An den Aufnahmen wirkten u.a.<br />

Musiker wie Nicky Hopkins, Klaus<br />

Voormann, Lowell George, Ringo<br />

Starr und George Harrison mit, sie<br />

machten diese LP zu einer der besten<br />

ihres Faches. Doch es ist vor<br />

allem Harry Nilsson selbst, der hier eine Sternstunde als Songschreiber, Sänger<br />

und Musiker präsentiert(e).<br />

mr<br />

DATENBANK<br />

„Jedes ‚p' ploppte bei ihm, jedes ‚s' zischte, und er drehte sich immer wieder<br />

vom Mikro weg." So erinnerte sich Produzenten-Legende John H. Hammond<br />

(1910–1987) später an die ersten Aufnahmen mit einem der größten<br />

Künstler der jüngeren „Pop"-Geschichte – Robert Allen Zimmerman<br />

alias Bob Dylan (*1940). Der aufstrebende Folksänger, gerade<br />

mal 21, hatte für die Kollegin Carolyn Hester im September<br />

1961 Harmonika gespielt, als Hammond ihn hörte und ihm umgehend<br />

einen Plattenvertrag bei Columbia (CBS) anbot. Am<br />

19.3.1962 erschien BOB DYLAN (mit spiegelverkehrtem Covermotiv),<br />

die Sessions waren am 20. und 22. November des Vorjahres<br />

gelaufen – drei Nachmittagssitzungen in den New Yorker Columbia<br />

Studios reichten aus, als feste Kosten werden noch heute exakt<br />

402 Dollar angegeben. Dylan brachte an den beiden Herbsttagen<br />

insgesamt 17 Titel – zwölf wurden genommen – auf die Bänder, darunter die<br />

beiden Eigenkompositionen "Song To Woody" (Guthrie) und "Talkin' New<br />

York", eine Vorlage für so viele „Erzähl-Blues-Nummern", die der junge Mann<br />

Gesuchtes nach (Bank-)Noten<br />

Diverse: Multicoloured 45s (CBS)<br />

Die bunte Offensive kam aus den USA. Der Underground, bis dahin eher<br />

als Begriff aus dem Verkehrswesen von Großstädten bekannt, machte<br />

sich auch überirdisch breit: Die amerikanische CBS fuhr eine mächtige<br />

Werbekampagne, um Künstler zu promoten,<br />

die in Europa bis dahin kaum für Aufhorchen<br />

gesorgt hatten. Eine optische Sensation<br />

war 1969 THAT'S UNDERGOUND<br />

– eine Various-Artists-Kopplung auf Vinyl<br />

in schillernden Farben (POP REVOLU-<br />

TION und '70s UNDERGROUND folgten). Die<br />

transatlantische Attacke hatte Erfolg, und was<br />

folgte, waren sogar Single-Auskopplungen und<br />

separate Neustarts: brettharte 45er erschienen, das<br />

Vinylda<br />

dabei oft so scharfkantig, dass die Papierhüllen von<br />

jetzt auf gleich hdurchs<strong>to</strong>ßen waren. Dennoch blieben die 7"-Veröffentlichungen<br />

weniger im Bewusstsein als die Alben. Dass es insgesamt 20 (!) verschiedene<br />

aus Minnesota folgen lassen würde. Dylan arrangierte außerdem vier Traditionals<br />

neu ("Man Of Constant Sorrow", "In My Time Of Dyin'", "Gospel Plow"<br />

und "Pretty Peggy-O") und coverte Blues-Titel von Blind Lemon Jefferson,<br />

Bukka White, Jesse Fuller sowie Curtis<br />

Jones. Ganze 5000 Exemplare wurden<br />

im ersten Jahr verkauft, die Billboard-<br />

Charts lagen noch weit entfernt. Erst<br />

1965, „Dylan" war inzwischen eine<br />

Marke geworden, kletterte das Debütalbum<br />

nachträglich in den UK-Charts<br />

bis auf Platz 13. Vier Wochen nach<br />

Erscheinen des Erstlings, der ohne jede<br />

Begleitung durch andere (Studio-)Musiker<br />

aufgenommen wurde, begann der Weltstar in<br />

spe in New York mit dem Einspielen der zweiten LP<br />

THE FREEWHEELIN' BOB DYLAN.<br />

bm<br />

RAR & TEUER<br />

Vielfarb-Singles gab, mag man heute kaum noch glauben. Gun<br />

mit "Race With The Devil", Santanas "Jingo", die Chambers<br />

Bro<strong>the</strong>rs mit "Time Has Come Today", Janis Joplins "Piece<br />

Of My Heart" – okay, aber das war's dann meist auch schon.<br />

Heute sind diese psychedelischen Teller durch die Bank selten<br />

geworden. Was es zu suchen gilt: Electric Flag ("Killing<br />

Floor", "Sunny"), Blood, Sweat & Tears ("And When I Die",<br />

"Spinning Wheel", "You've Made Me So Very Happy"), die<br />

Chambers Bro<strong>the</strong>rs ("I Can't Turn You Loose", "Are You Ready"),<br />

Gun ("Drives You Mad"), Spirit ("I Got A Line On You"), Moby Grape<br />

("Trucking Man"), Al Kooper (solo und mit Bloomfield/Stills; "I Stand Alone",<br />

"The Weight", "Season Of The Witch"). Zu den echten Raritäten gehört "Feelin'<br />

Good" von Raven aus Buffalo; und auch die Zombies – neben Gun die einzigen<br />

Briten im Angebot – waren mit "Time Of The Season" und "Imagine The Swan"<br />

dabei. Die Singles erschienen zwischen März 1968 und Ok<strong>to</strong>ber 1969, dann war<br />

die Farbschlacht vorbei.<br />

bm<br />

© Privatarchiv Bob Dylan<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 119


SPURENSUCHE<br />

Mike Cot<strong>to</strong>n<br />

HISTORY<br />

Mike Cot<strong>to</strong>n (Sound)<br />

Teurer Unbekannter<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Über ein Dutzend Sixties-Singles im UK, zwei EPs und nicht zuletzt<br />

ein Album mit extrem hohem Sammelwert – trotzdem hielt<br />

sich die Bekann<strong>the</strong>it von Mike Cot<strong>to</strong>n und seinen Begleitern stets<br />

in engen Grenzen, woran auch ein kleinerer Hit nichts änderte. Wer<br />

war der Mann, dessen Qualitäten gern auch von Kolleg(inn)en auf<br />

ihren Veröffentlichungen genutzt wurde – wo ist er geblieben?<br />

Manchmal, so dümmlich es<br />

klingt, liegt's ganz einfach<br />

am Instrument. Gitarristen<br />

erging's meist besser, von<br />

Sängern in der ersten Bühnenreihe<br />

ganz zu schweigen. Mike Cot<strong>to</strong>n aber<br />

war (und ist) Trompeter – nicht<br />

unbedingt das Werkzeug, mit<br />

dem sich Popularität mühelos<br />

einsammeln lässt. Seine<br />

gesamte Truppe war eher auf<br />

Blechernes ausgerichtet, was<br />

die ganze Angelegenheit nicht<br />

eben leichter machte. Und<br />

wenn dann noch eine Frühphase<br />

hinzukommt, die vor Beat, Pop<br />

und dem gesamten Gewimmel lag, ist<br />

zumindest der erzielte Vinylauss<strong>to</strong>ß<br />

sogar noch verblüffend groß.<br />

Es begann Anfang der Sechziger. In<br />

England regierten Crooner, Instrumentalbands,<br />

verspätete<br />

Rock'n'Roller, Skiffle und<br />

– Jazz. Michael Edward<br />

Cot<strong>to</strong>n (geb. am 12.8.1939<br />

in Tottenham/London) kam<br />

als Trompeter, Flügelhornist<br />

und Harmonikaspieler ins<br />

Geschäft. Aus der ehemaligen<br />

Pete Ridge Band wurden 1961<br />

The Mike Cot<strong>to</strong>n Jazzmen, die bis<br />

1962 für UK-Columbia traditionellen<br />

Dixie auf fünf Singles und zwei EPs<br />

unterbrachten – "Swing That Hammer"<br />

landete im Juni 1963 auf Platz<br />

36 der britischen Charts, was den guten<br />

Ruf der siebenköpfigen Combo<br />

untermauerte: Funk- und TV-Präsenz<br />

ohne Ende, über 300 Auftritte im Jahr.<br />

Der Chef erkannte jedoch rechtzeitig,<br />

dass der Wind<br />

sich drehte –<br />

Jazz geriet ins<br />

Hintertreffen.<br />

Er änderte den<br />

Namen<br />

seiner<br />

Crew in Mike<br />

Cot<strong>to</strong>n<br />

Band<br />

und kurz darauf nochmals in Mike<br />

Cot<strong>to</strong>n Sound. Nach den neuen Singles<br />

"Midnight Flyer", "I Don't<br />

Wanna Know" und "Round<br />

And Round" erschien das<br />

einzige (Mono-)Album, THE<br />

MIKE COTTON SOUND: fortschrittlicher,<br />

für die Beat-,<br />

R&B-<br />

und<br />

Rockfraktion<br />

aber offenbar<br />

nicht zeitgemäß<br />

genug<br />

–<br />

trotz gelungener<br />

Cover-Versionen<br />

u.a. von<br />

"Love Potion No. 9",<br />

"Pills", "Night Train" und "Watermelon<br />

Man"; die Verkäufe blieben hinter den<br />

Erwartungen zurück.<br />

Columbia reagierte auf<br />

die schlechten Zahlen<br />

und erneuerte den Vertrag<br />

nicht.<br />

Mike Cot<strong>to</strong>n<br />

variierte<br />

den Kurs ein<br />

weiteres Mal.<br />

Inzwischen war Souliges<br />

angesagt, was unbedingt<br />

gute Sänger erforderte.<br />

Aus dem großen Reservoir in Europa<br />

verbliebener amerikanischer GIs mit<br />

starkem Hals pickte sich der Könner einen<br />

Mann aus Cleveland, Ohio: Bruce<br />

McPherson, der unter einem Alias sogar<br />

im neuen Bandnamen auftauchte,<br />

Lucas & The Mike Cot<strong>to</strong>n Sound. Vier<br />

Singles auf drei Labels (Polydor, PYE,<br />

2 x MGM) stehen heute für die vielleicht<br />

stärkste Phase der Formation,<br />

eingeläutet<br />

vom "Harlem<br />

Shuffle" im<br />

August 1966.<br />

Backing-<br />

Jobs u.a. für<br />

durchreisende<br />

Cracks wie<br />

Gene Pitney,<br />

Stevie Wonder, die Four Tops und Solomon<br />

Burke füllten die Arbeitsbücher.<br />

Dennoch: Cot<strong>to</strong>n & Co. kamen nicht<br />

mehr richtig in die Puschen. Das Niveau<br />

blieb zwar unverändert ndert<br />

gut, ständig wechselnde<br />

Trends und<br />

Moden (Psychedelia,<br />

Flower Power,<br />

Blues-Boom)<br />

koppelten die<br />

Gruppe aber permanent<br />

ab. Populäre Mu-<br />

siker hatten über die Jahre die<br />

Band durchlaufen, z.B. Dave<br />

Rowberry (Animals), Jim Rodford<br />

(Kinks), Eric Leese (Terry<br />

Reid). 1969 erledigte „der<br />

Sound" noch einen Begleitjob<br />

für die POSTCARD-LP von Mary<br />

Hopkin, dann war Schluss. Unter der<br />

neuen Gruppenbezeichnung Satisfaction<br />

erschien 1970 ein gleichnamiges<br />

Album für Decca mit zeitgemäßerer<br />

Wenig bekannt, viel Qualität: The Mike Cot<strong>to</strong>n Sound<br />

Ausrichtung, das aber wenig Beachtung<br />

fand. In den 70ern verpflichtete<br />

Ray Davies Mike Cot<strong>to</strong>n als Assistenten<br />

auf MUSWELL L<br />

HILLBILLIES,<br />

EVERYBODY'S<br />

IN SHOW-BIZ<br />

und MISFITS.<br />

Der Trompeter<br />

arbeitete<br />

anschließend<br />

als gefragter<br />

Sessionmusiker vornehmlich im Jazzbereich.<br />

Er gehörte zu den 100 Club<br />

All Stars, schloss sich der Paramount<br />

Jazz Band von Acker Bilk an und<br />

spielte auf Platten von Ray<br />

Chappell und John Slaughter.<br />

Mit der Great British<br />

Jazz Band nahm er im illustren<br />

Kollegenkreis von<br />

1994 bis 1996 die Alben<br />

A BRITISH JAZZ ODYSSEY,<br />

JUBILEE! und SWING THAT<br />

MUSIC! auf. 2003 war Cot<strong>to</strong>n<br />

dabei, als Andy Cooper's Euro Top 8<br />

die CD 'TAIN'T WHAT YOU DO (TIM<br />

AG 221517-215) aufnahm.<br />

Sixties-Fans müssen für ein Original<br />

der 1964er-LP des Mike Cot<strong>to</strong>n Sound<br />

mit Preisen – je nach Zustand – zwischen<br />

200 und 500 Euro rechnen. Auf<br />

CD tauchten 2004 die kompletten 26<br />

Studiosongs der Band ab 1963 plus<br />

zwei Live-Aufnahmen von 1965 auf<br />

(Rock-In-Beat-Records RB 029; 2004).<br />

Seite 120 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


SINGLES<br />

VOR 45 JAHREN<br />

22. März 1967<br />

Engelbert Humperdinck<br />

Release Me<br />

Beatles<br />

Penny Lane<br />

Petula Clark<br />

This Is My Song<br />

Hollies<br />

On A Carousel<br />

Herman’s Hermits<br />

There’s A Kind Of Hush<br />

Tremeloes<br />

Here Comes My Baby<br />

Seekers<br />

Georgy Girl<br />

Tom Jones<br />

Detroit City<br />

Whistling Jack Smith<br />

I Was Kaiser Bill’s Batman<br />

Royal Guardsmen<br />

Snoopy Vs. The Red Baron<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

LPs<br />

VOR 45 JAHREN<br />

22. März 1967<br />

Monkees<br />

The Monkees<br />

Soundtrack<br />

The Sound Of <strong>Music</strong><br />

Rolling S<strong>to</strong>nes<br />

Between The But<strong>to</strong>ns<br />

Beach Boys<br />

Best Of The Beach Boys<br />

Walker Bro<strong>the</strong>rs<br />

Images<br />

Geno Washing<strong>to</strong>n<br />

Hand-Clappin’ – Foot S<strong>to</strong>mpin’<br />

Four Tops<br />

Four Tops Live<br />

Troggs<br />

Trogglodynamite<br />

Seekers<br />

Come The Day<br />

Herb Alpert & The Tijuana Brass<br />

Going Places<br />

SINGLES<br />

VOR 40 JAHREN<br />

22. März 1972<br />

Nilsson<br />

Without You<br />

New Seekers<br />

Beg, Steal Or Borrow<br />

Don McLean<br />

American Pie<br />

Gilbert O’Sullivan<br />

Alone Again (Naturally)<br />

Lindisfarne<br />

Meet Me On The Corner<br />

Paul Simon<br />

Mo<strong>the</strong>r And Child Reunion<br />

Michael Jackson<br />

Got To Be There<br />

Chicory Tip<br />

Son Of My Fa<strong>the</strong>r<br />

Argent<br />

Hold Your Head Up<br />

Donnie Elbert<br />

I Can’t Help Myself<br />

GB-CHARTS<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

LPs<br />

VOR 40 JAHREN<br />

22. März 1972<br />

Paul Simon<br />

Paul Simon<br />

Neil Young<br />

Harvest<br />

Nilsson<br />

Schmilsson<br />

Gilbert O’ Sullivan<br />

Himself<br />

Neil Reed<br />

Neil Reed<br />

Cat Stevens<br />

Teaser And The Firecat<br />

Simon & Garfunkel<br />

Bridge Over Troubled Water<br />

Jethro Tull<br />

Thick As A Brick<br />

Lindisfarne<br />

Fog On The Tyne<br />

T. Rex<br />

Electric Warrior<br />

SINGLES<br />

VOR 35 JAHREN<br />

22. März 1977<br />

Manhattan Transfer<br />

Chanson D’Amour<br />

Heatwave<br />

Boogie Nights<br />

Abba<br />

Knowing Me Knowing You<br />

Mary MacGregor<br />

Torn Between Two Lovers<br />

Leo Sayer<br />

When I Need You<br />

David Bowie<br />

Sound And Vision<br />

Mr. Big<br />

Romeo<br />

Showaddywaddy<br />

When<br />

Bryan Ferry<br />

This Is Tomorrow<br />

Rubettes<br />

Baby I Know<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

LPs<br />

VOR 35 JAHREN<br />

22. März 1977<br />

Shadows<br />

20 Golden Greats<br />

Leo Sayer<br />

Endless Flight<br />

Various Artists<br />

20 Great Heartbreakers<br />

Pink Floyd<br />

Animals<br />

Abba<br />

Arrival<br />

Various Artists<br />

Evita<br />

Status Quo<br />

Status Quo Live<br />

Bryan Ferry<br />

In Your Mind<br />

Fleetwood Mac<br />

Rumours<br />

David Bowie<br />

Low<br />

Leserbriefe<br />

Gerne... können Sie uns schreiben, ein Fax schicken oder eine email senden:<br />

NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz · Fax: 0 70 42/37660-188 · email: goodtimes@nikma.de<br />

Sehr geehrte Reaktion,<br />

ich (54 J.) möchte mich nur mal bedanken. Als Kinks-Fan hatte ich vor Jahren<br />

gehört, dass es tatsächlich mal einen Ersatzspieler für Ray Davies gab.<br />

Ich konnte das aber gar nicht glauben, aber jetzt sehe ich bei euch den<br />

Mann, den noch nie jemand gezeigt hat, sogar im Bild. Einfach super! Ich<br />

habe mich auch gefreut, dass ihr solche unterschätzten Könner wie Steve<br />

Ellis von Love Affair und Steve Young im Heft habt. Macht bitte weiter so,<br />

denn sonst kümmert sich doch niemand mehr um diese guten Musiker, mit<br />

denen eine ganze Generation groß geworden ist.<br />

Freundliche Grüße, Andy Albers, Großhansdorf<br />

Hallo GT-Team,<br />

falls es einen weiteren Teil zum Thema "<br />

Ersatzspieler" in einem der nächsten<br />

Hefte geben sollte, hier ein paar Vorschläge. Kinks: Bevor John Dal<strong>to</strong>n<br />

1969 offiziell bei den Kinks einstieg, spielte er schon einmal 1966 für<br />

fünf Monate als Ersatz für Pete Quaife. Beach Boys: In der Anfangsphase<br />

1962/63 spielte David Marks einige Monate für Al Jardine (beendete das<br />

College). Mamas & The Papas: Jill Gibson sang 1966 drei Monate für Michelle<br />

Phillips, da John Phillips sauer war wegen einer Affäre mit Denny<br />

Doherty. Buffalo Springfield: David Crosby und Doug Hastings ersetzten<br />

Neil Young beim Monterey Festival, da dieser wieder mal grantig war. Who:<br />

Scot Halpin, ein Hobbymusiker aus dem Publikum, ersetzte Keith Moon<br />

im November 1973 für einige Songs bei einem Konzert in San Francisco,<br />

da Moon einen Kreislaufzusammenbruch erlitt. Interessant auch die chaotische<br />

Endphase der Byrds 1972/73 nach dem Rauswurf von Gene Parsons<br />

mit ständig wechselnden Drummern innerhalb weniger Monate (John Guerin,<br />

Jim Moon, Dennis Dragon, Joe Lala).<br />

Details zu den einzelnen Fällen erspare ich mir, Herr Ma<strong>the</strong>ja kennt sich ja<br />

mit so was bestens aus.<br />

Mit freundlichen Grüßen, Gerhard Veit<br />

Liebe Menschen von <strong>GoodTimes</strong>,<br />

seit kurzem bin ich bei euch im Abo dabei, nachdem mir in den letzten Jahren<br />

mein Zeitschriftenhändler eurer Magazin immer zurückgelegt hat. So bin<br />

ich sicher, keine Ausgabe zu verpassen. Erstmal auch von mir ein großes<br />

Lob für eure Arbeit. Ich bin Jahrgang 1957, also genau eure Zielgruppe. Seit<br />

1972 lese ich "<br />

Sounds" und "<br />

Musikexpress"/ "<br />

Rolling S<strong>to</strong>ne". Vom "<br />

Musikexpress"<br />

habe ich noch viele Ausgaben Anfang der Siebziger, die ich wie<br />

meinen Augapfel hüte. Ihr macht das Klasse. Eurer Magazin ist auch für die<br />

Augen immer etwas Schönes mit den <strong>to</strong>llen Bildern, die teilweise so noch<br />

nicht zu sehen waren. Auch Backgroundberichte zu Darlene Love oder Judie<br />

Driscoll, die häufig vergessen sind, fand ich <strong>to</strong>ll. Eure kult!-Ausgaben<br />

habe ich auch. Vor allen Dingen finde ich bei den CD-Besprechungen viele<br />

Dinge, die so im "<br />

Rolling S<strong>to</strong>ne" natürlich nicht mehr auftauchen. So, nachdem<br />

ich den Honig<strong>to</strong>pf ausgeleert habe, hier noch zwei Wünsche: Ich bin<br />

ein großer Fan von Dave Edmunds und habe eigentlich alles von ihm. Habt<br />

ihr noch einen Tipp, ob er in den letzten Jahren noch was Neues gemacht<br />

hat? Mein letztes ist PLUGGED IN und die Rockpile-Live-CD von 2011.<br />

Wichtiger wäre mir allerdings ein langer Artikel über ihn und sein Wirken. Es<br />

ist mir vielleicht entgangen, aber ich habe in den letzten Jahren nichts über<br />

ihn gefunden.<br />

In welcher eurer Ausgaben war ein schöner Artikel über Dave und kann ich<br />

die nachbestellen bzw. macht ihr in der Zukunft mal was über ihn? Außerdem<br />

suche ich noch längere Artikel über die kanadischen Guess Who. Eine<br />

Anregung hätte ich auch noch: Könnt Ihr evtl. mal was Umfangreiches zu<br />

zeitgeschichtlichen Phänomenen in der Musik machen? Ich versuche mich<br />

mal in einer Beschreibung: z.B. die Jahre 1967–1972, sicherlich geht das<br />

auch in Richtung eurer kult!-Ausgaben, was änderte in diesem Zeitraum die<br />

Musik, Woods<strong>to</strong>ck, längere Stücke ganze LP-Seite – dies bedient ihr schon,<br />

aber hierzu erweiternd vielleicht die Politik In- und Ausland, sprich Willy<br />

Brandt, und welche Literatur bewegte damals die Jugend, welche Grundströmungen<br />

gab es. So jetzt aber genug. Toll wäre es, wenn ihr Zeit finden<br />

würdet mir meine Dave Edmunds- und Guess Who-Fragen zu beantworten.<br />

Es kommt auf einen Tag nicht an, vielleicht habt ihr mal Zeit dafür.<br />

Jetzt noch ganz herzliche Grüße von dem <strong>GoodTimes</strong>-Fan<br />

Dieter Böhme, Get<strong>to</strong>rf<br />

Lieber Herr Böhme, lieber Dieter,<br />

vielen Dank für die netten Worte. Das tut immer wieder gut.<br />

Hier die gewünschten Infos zu Dave Edmunds bzw. Guess Who:<br />

Dave Edmunds: S<strong>to</strong>ry mit Discographie in <strong>GoodTimes</strong> 1/2005 und Kurzporträt<br />

zum 60. Geburtstag (3/2004)<br />

Guess Who: S<strong>to</strong>ry mit Discographie (2/2000)<br />

Die Hefte sind alle noch erhältlich und im Shop bestellbar.<br />

Auf unserer Homepage www.goodtimes-magazin.de ist auf der linken<br />

Seite ein Link zu unserem <strong>GoodTimes</strong>-Index. Dort lässt sich nachschauen,<br />

wann wir was über wen berichtet haben.<br />

Weiterhin viel Spaß mit <strong>GoodTimes</strong> wünscht das <strong>GoodTimes</strong>-Team<br />

<strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 121


... zuguterletzt Impressum<br />

STEVE HOGARTH<br />

Neues Album<br />

per e-Mail<br />

Richard Barbieri (links)<br />

und Steve Hogarth<br />

NOT THE WEAPON BUT THE HAND haben<br />

Marillion-Sänger Steve Hogarth und Keyboarder<br />

Richard Barbieri (Porcupine Tree,<br />

Japan) ihre erste gemeinsame CD betitelt,<br />

nachdem sie sich auf diversen Tourneen<br />

ihrer Bands näher kennen gelernt hatten.<br />

Hogarth klärte über die Entstehung des<br />

Ambient-Prog-Albums auf.<br />

Marillion halten dich gut auf Trab – wann<br />

blieb Zeit für dieses Album?<br />

Es war wirklich ein Kampf. Marillion hatten<br />

beschlossen, im August letzten Jahres<br />

eine Urlaubspause einzulegen.<br />

Zu dem Zeitpunkt<br />

war ich viel mit<br />

meinem Au<strong>to</strong> durch<br />

die Gegend gekurvt,<br />

denn dabei habe ich<br />

mir immer die Instrumentalmusikstücke<br />

angehört, die Richard<br />

Barbieri mir zuschickte. Ich glaube, ich<br />

bin 18 Monate lang rumgefahren! Richard<br />

hatte mich 2009 gefragt, ob wir nicht mal<br />

was zusammen machen könnten. Aber wir<br />

waren beide zu sehr beschäftigt. Jedenfalls<br />

habe ich mich im August hingesetzt,<br />

obwohl ich mir sagte, dass ich besser die<br />

Finger davon lassen sollte.<br />

Warum das?<br />

Seine Musik war so schön, dass ich das<br />

Gefühl hatte, ich würde sie nur ruinieren.<br />

Und dann hast du dir doch einen Tritt gegeben?<br />

Ja, ich besorgte mir ein Mikrofon und ein<br />

Logic-Programm für meinen Lap<strong>to</strong>p, um<br />

ungestört arbeiten zu können. Ich schrieb<br />

alle Texte in diesem Monat, sang sie auf<br />

Richards Files, die er mir geschickt hatte,<br />

dazu auch noch die Backing Vocals – dafür<br />

habe ich so lange gebraucht, wie es bei<br />

Marillion dauert, bis der HiHat-Sound eingestellt<br />

ist. Ich schickte sie ihm mit bangen<br />

Erwartungen zurück. Aber Richard war davon<br />

genauso angetan wie ich von seiner<br />

Musik. Bis November haben wir dann per<br />

e-Mail Files hin- und hergeschickt und an<br />

letzten Feinheiten gefeilt<br />

Das Album ist also entstanden, ohne dass<br />

ihr zusammen im Studio wart?<br />

Im Grunde ja. Richard kam einige Male zu<br />

mir nach Hause, aber es lief alles über die<br />

Computer und e-Mails. Wir mussten nur<br />

darauf achten, es in bestmöglicher Qualität<br />

festzuhalten, dass alles absolut synchron<br />

lief. Richard hat dann abgemischt, während<br />

ich mit Marillion auf Tour war. Zwischendurch<br />

mailte er mir seine Mixe zu, um meine<br />

Zustimmung einzuholen. pro<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

ROYAL SOUTHERN<br />

BROTHERHOOD<br />

Allmans/Nevilles:<br />

Bruderschaft<br />

RSB mit Jim Gains und Thomas Ruf<br />

Mike Zi<strong>to</strong>, Devon Allman (Honeytribe,<br />

Gregg Allmans Sohn) und Cyril Neville<br />

(The Meters, Neville Bro<strong>the</strong>rs) können auf<br />

respektable eigene Karrieren verweisen.<br />

Jetzt haben sie sich zur Royal Sou<strong>the</strong>rn<br />

Bro<strong>the</strong>rhood zusammengetan und spielen<br />

auf ihrem selbst betitelten Albumdebüt<br />

eine Mischung aus Sou<strong>the</strong>rn- und<br />

Blues-Rock mit reichlich New-Orleans-<br />

Feeling.<br />

Wie kam's zu eurer Zusammenarbeit?<br />

Mike Zi<strong>to</strong>: Devon und ich kennen uns<br />

schon ewig, sind in St. Louis aufgewachsen,<br />

wo wir auch im selben Gitarrenladen<br />

gearbeitet haben. Vor einiger Zeit sagte<br />

ich zu meinem Manager Rueben Williams,<br />

der auch Cyril und Devon betreut, es sei<br />

für mich unerklärlich, dass die Allman und<br />

Neville Bro<strong>the</strong>rs als führende Südstaaten-<br />

Bands nie zusammengearbeitet haben. Er<br />

meinte nur: gute Idee, was ich zunächst<br />

gar nicht verstand. Aber dann brachte er<br />

uns drei zusammen, um mal zu versuchen,<br />

Songs zu schreiben.<br />

Devon Allman: Das Ganze hat sich sehr<br />

natürlich entwickelt. Erst trafen wir uns<br />

testweise zum Songwriting, was gut klappte.<br />

Dann jammten wir, wobei die Chemie<br />

stimmte. Erst dann haben wir uns entschlossen,<br />

gemeinsame Sache und eine<br />

Platte zu machen. Die ersten Gigs sind richtig<br />

gut gelaufen, darum <strong>to</strong>uren wir ab März<br />

für einige Monate durch die USA.<br />

Produziert hat die Legende Jim Gaines ...<br />

Zi<strong>to</strong>: Wenn es um ur-amerikanische Musik<br />

geht, ist er genau der Richtige! Außerdem<br />

versteht er sich grandios darauf, Gitarristen<br />

und Sänger zu produzieren. Er hat wirklich<br />

einiges aus uns herausgekitzelt.<br />

Ihr seid bei Ruf Records, einem deutschen<br />

Label, vor Anker gegangen ...<br />

Zi<strong>to</strong>: Ich bin seit Jahren in Kontakt mit<br />

Thomas Ruf, habe mehrere seiner Künstler<br />

produziert. Er griff sofort zu, als ich<br />

ihm von der Royal Sou<strong>the</strong>rn Bro<strong>the</strong>rhood<br />

erzählte. Mein nächstes Solo-Album wird<br />

auch bei Ruf erscheinen. Und wenn alles<br />

klappt, werden wir im Juli für ein paar Konzerte<br />

nach Deutschland kommen – bei dem<br />

halben Dutzend Shows, die ich bei euch<br />

schon gespielt habe, hat es mir sehr gut<br />

gefallen.<br />

pro<br />

BEGGAR'S BRIDE<br />

Musik aus der<br />

Seelengarderobe<br />

Holger Holggy" Begg stammt vom Niederrhein,<br />

hat in Berlin studiert und arbeitet<br />

"<br />

heute an der Uni St. Gallen (Biblio<strong>the</strong>ksinformatik).<br />

Den Nebenjob als Fußballtrainer<br />

(Junioren-Kan<strong>to</strong>nalauswahl) hat der Mann,<br />

der seit Jahren einen Schweizer Pass besitzt,<br />

an den Nagel gehängt – auch um<br />

mehr Zeit für sein Musikprojekt Beggar's<br />

Bride zu haben. FROM THE WARDROBE OF<br />

MY SOUL ist sein viertes Album.<br />

Holggy, wie bringst du Job und Musik unter<br />

einen Hut?<br />

Irgendwie muss man sein Geld verdienen,<br />

als Musiker in der Schweiz kannst du das<br />

vergessen. Ich bin von der Arbeit her so flexibel,<br />

dass ich eine Freistellung bekomme,<br />

wenn Musikprojekte anstehen.<br />

Bei dir spielen stets renommierte Leute,<br />

z.B. Michael Voss (Mad Max, Michael<br />

Schenker), Don Airey, Gary Barden, Mark<br />

Shulman ...<br />

Vossi kenne ich schon<br />

länger. Ich habe mal<br />

einen amerikanischen<br />

Musiker gemanagt,<br />

Oni Logan, den Sänger<br />

von Lynch Mob. Dabei habe ich diese<br />

Leute kennen gelernt. So bin ich irgendwie<br />

reingerutscht. Musik hatte ich vorher schon<br />

gemacht, Deutsch-Folk, Rock, Punk.<br />

Beggar's Bride wird als Bandprojekt bezeichnet,<br />

ist aber dein Baby?<br />

Genau! Der Anspruch ist international, es<br />

wird englisch gesungen. Das war das Grundkonzept.<br />

Es ist kein Hard Rock oder noch<br />

härter, es geht eher in Richtung Heartlandoder<br />

New-Jersey-Sound à la Springsteen.<br />

Kann man die neue CD als Konzeptalbum<br />

bezeichnen?<br />

Ja. Das Thema ist nicht neu, es geht um<br />

einen Rockstar, der neben der Spur ist,<br />

mit den üblichen Problemen. Irgendwie<br />

kriegt er aber den Dreh, allerdings nicht<br />

mit einem Hollywood-Finale. Das Ende ist<br />

positiv, aber eigentlich offengelassen.<br />

Was bedeuten die Übergänge zwischen<br />

den Songs?<br />

Sie sollen Spannungsbögen schaffen, in<br />

die Titel reinführen oder die Übergänge<br />

gestalten, und Atmosphären schaffen.<br />

Der andere Ansatz war, dass wir zwischen<br />

den eigentlichen Aufnahmen im Studio<br />

ja viel rumspielen, Riffs probieren. Die<br />

wollte ich auch mal dokumentieren, und<br />

so haben wir die Sachen bearbeitet und<br />

eingebaut.<br />

pro<br />

Die nächste <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe erhalten Sie ab dem 18. Mai 2012.<br />

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Michael Voss & Holggy Begg<br />

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Seite 122 ■ <strong>GoodTimes</strong> 2/2012 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


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THE PIRATES<br />

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NEIL SEDAKA<br />

Oh Carol<br />

24 Tacks – Paper Sleeve<br />

930926<br />

THE SHADOWS<br />

Vol. 2 - Kon Tiki<br />

25 Tracks – Jewel Case<br />

930927<br />

FANTASTIC & RARITIES 50’S<br />

& 60’S INSTR. GUITARS Vol 5<br />

w/ Drum Solos Spotnicks/ Tony<br />

& The Initials/ Jet Harris u.a.<br />

20 Tracks – Jewel Case<br />

930928<br />

CLIFF RICHARD &<br />

THE SHADOWS<br />

Early Rock'n'Roll Songs Vol. 6<br />

24 Tracks – Jewel Case<br />

930929<br />

FANTASTIC & RARITIES 50’S<br />

& 60’S INSTR. GUITARS Vol 6<br />

Spotnicks/ Stingrays/ Link Wray/<br />

Duane Eddy u.a.<br />

24 Tracks – Jewel Case<br />

930931<br />

JOHNNY HALLYDAY<br />

L’Epopee Rock 'n' Roll Vol. 2<br />

24 Tracks – Paper Sleeve<br />

930932<br />

JOHNNY HALLYDAY<br />

L'Epopee Twist Vol. 3<br />

24 Tracks – Paper Sleeve<br />

930933<br />

ELVIS PRESLEY<br />

Vol. 4<br />

24 Tracks – Paper Sleeve<br />

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VINCE TAYLOR &<br />

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