14.05.2014 Aufrufe

GoodTimes - Music from the 60s to the 80s Jeff Beck (Vorschau)

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

INHALT<br />

Ausgabe 130 · Juni/Juli 2014<br />

12 <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong><br />

Die frühen Jahre<br />

13 <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong><br />

Stil ohne Grenzen<br />

16 <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong><br />

Interview & Statements der Kollegen<br />

18 Nazareth<br />

Schwere Zeit für Dan, den Kämpfer<br />

20 Fabulous Poodles<br />

Auf den Hund gekommen<br />

21 California Breed – Glenn Hughes<br />

Endlich "<br />

Vater" – ohne Funk<br />

22 Rolling S<strong>to</strong>nes<br />

Stunk um Steine – Teil 1<br />

24 Stig Edgren<br />

Elvis, Clin<strong>to</strong>n und der Papst<br />

25 Kenny Wayne Shepherd<br />

Blues mit Relevanz<br />

26 Ian Anderson<br />

Der ewige Geschichtenerzähler<br />

27 Doro<br />

Neue Songs & Tipps für Jogi<br />

28 Byrds<br />

50 Jahre – Teil 2<br />

30 Abba<br />

Ein Waterloo für den Rest der (Pop-)Welt<br />

74 <strong>GoodTimes</strong>-Tipp<br />

Michael Lee Firkins – Bryce Janey<br />

76 Viva Mexico!<br />

South of <strong>the</strong> border<br />

80 Kolumne Christian Simon<br />

Mick Fleetwood: "Not Fade Away" & die Ghana-Connection<br />

81 Albert Hammond<br />

Wie der Vater, so der Sohn, so der Vater<br />

81 <strong>GoodTimes</strong>-Newcomer<br />

Alise Joste – Holy Mountain<br />

82 Smokie<br />

Vielleicht bleibt nur "<br />

Alice"<br />

85 Smokie<br />

Discographie<br />

87 Dukes Of September<br />

Donald F. – ein fauler Sack<br />

88 Rainbirds<br />

Häutungen<br />

89 Peter Urban<br />

Von Ray Davies zum ESC<br />

90 Live<br />

Rock Meets Classic – Status Quo – Helter Skelter<br />

Chi Coltrane – Ro<strong>the</strong>r Bluestage<br />

94 Stilkunde (Folge 6)<br />

Punk (UK/USA) – Drei Jahre, die die Welt erschütterten<br />

98 Karussell<br />

Leipziger Allerlei<br />

100 Rares aus den <strong>60s</strong>: Pop-Stars singen Werbung<br />

Joghurt, Deo, Coca-Kohle<br />

103 Circa Zero<br />

Rockender Ex-Polizist<br />

103 Feelsaitig<br />

Aus dem Brutkasten bis Moskau<br />

104 Es war einmal ...<br />

Ein Blick zurück auf Denkwürdiges<br />

110 Blondie<br />

Ein Puzzle zum Jubiläum<br />

111 Andy Scott<br />

Kreuzverhör<br />

112 Cyril Neville / Royal Sou<strong>the</strong>rn Bro<strong>the</strong>rhood<br />

Blues-Porträt No. 44<br />

114 ... zuguterletzt<br />

Chris Farlowe – Space Debris – Walter Trout<br />

<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong>, S. 12<br />

Ian Anderson, S. 26<br />

RUBRIKEN<br />

6 Aktuell – Neues aus der Szene<br />

32 CD/Vinyl-Vorstellungen<br />

66 DVD/Blu-ray-Vorstellungen<br />

68 Buch-Vorstellungen<br />

70 <strong>GoodTimes</strong>-Shop<br />

72 Kleinanzeigen<br />

Edi<strong>to</strong>rial<br />

Nazareth, S. 18<br />

S. 94<br />

Rolling S<strong>to</strong>nes, S. 22<br />

Blondie, S. 110<br />

73 Abo-Bestellschein<br />

87 Charts<br />

106 Konzertkalender<br />

113 Leserbriefe<br />

114 Impressum<br />

Musik dient vor allem dem Vergnügen, sie soll Hörer unterhalten.<br />

Musiker, vor allem die jungen, wollen sich mit<br />

ihr selbst verwirklichen oder/und (auch) für das andere<br />

Geschlecht interessanter werden – und Geld darf die<br />

ganze Geschichte ebenfalls einbringen. Ganze Geschäftszweige<br />

sind in den letzten Jahrzehnten entstanden, um<br />

mit Tönen und ihrer Präsentation zu verdienen. Musik bestimmt<br />

bei vielen Menschen mehr oder weniger das Leben<br />

– und das hat bekanntlich nicht nur Sonnen-, sondern<br />

auch Schattenseiten. Was das bedeutet, erlebt derzeit die Familie Trout. Noch vor<br />

einem Jahr war Gitarrist Walter Trout vor Kraft strotzend durch Deutschland ge<strong>to</strong>urt,<br />

hatte mit <strong>GoodTimes</strong> gesprochen. Seit kurzem nun steht ein Fo<strong>to</strong> von ihm<br />

online, das zweifeln lässt, ob er es überhaupt ist: Durch seine Krebserkrankung ist<br />

er massiv abgemagert, braucht in den nächsten Wochen unbedingt ein Transplantationsorgan,<br />

sonst wird er seinen 64. Geburtstag nicht mehr erleben. Wir haben<br />

mit seiner Ehefrau Marie gesprochen (siehe „…zuguterletzt").<br />

Zu Erfreulicherem: Unser <strong>GoodTimes</strong>-Sonderheft „Edition" – randvoll<br />

mit Discographien – stößt auf große Nachfrage. Offenbar haben<br />

wir damit einen Nerv getroffen. Die zweite Ausgabe ist bereits in<br />

Arbeit. Zu Irritationen hat vielleicht die Tatsache geführt, dass das<br />

Heft nicht über den Zeitschriftenhandel erhältlich ist, sondern nur<br />

über den Verlag. Sorry, unser Versäumnis, wir hätten deutlicher darauf<br />

hinweisen müssen. Und noch ein Thema mancher Anfragen: Einige<br />

Leser hätten gern Poster in <strong>GoodTimes</strong>, die gibt es aber bereits im <strong>GoodTimes</strong>-<br />

Schwesterblatt kult! – und dort in jeder Ausgabe! Machen Sie sich bitte selbst ein<br />

Bild davon – nähere Informationen dazu gibt es auf Seite 93.<br />

Ich wünsche Ihnen auch mit dieser Ausgabe viel Vergnügen.<br />

Fabian Leibfried<br />

-Herausgeber/Chefredakteur-<br />

MUSIK-STILE<br />

NEU<br />

Nr. 10<br />

jetzt erhältlich!<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 3


PREISLICH ATTRAKTIV +++ NUR FÜR KURZE<br />

Über<br />

100 Artikel !<br />

DVD<br />

Tina Turner – One Last Time<br />

The Cure – Trilogy<br />

Live In Berlin<br />

Diana Krall – Live In Paris<br />

The Rolling S<strong>to</strong>nes – Ladies &<br />

Gentlemen<br />

Jethro Tull – Live At Montreux 2003<br />

<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> – Performing This<br />

Week ...<br />

The Rolling S<strong>to</strong>nes – S<strong>to</strong>nes In Exile<br />

Supertramp – Live In Paris 1979<br />

ZZ Top – Double Down Live<br />

Live Rockpalast<br />

Herbert Grönemeyer<br />

Live At Montreux 2012<br />

Bruce Springsteen –<br />

Springsteen & I<br />

Peter Gabriel – New Blood<br />

Live In London<br />

Eric Clap<strong>to</strong>n<br />

Live At Montreux 1986<br />

Phil Collins – Going Back – Live<br />

Queen – Rock Montreal & Live Aid<br />

Jetzt bestellen bei:


ZEIT +++ JETZT BIS ZU 30 % GÜNSTIGER +++<br />

Blu-ray<br />

Bee Gees – One Night Only<br />

Herbert Grönemeyer<br />

Live At Montreux 2012<br />

Gary Moore & Friends – One Night<br />

In Dublin – A Tribut To Phil Lynott<br />

Queen – Rock Montreal & Live Aid<br />

The Rolling S<strong>to</strong>nes<br />

Sweet Summer Sun<br />

Santana – Greatest Hits<br />

Live At Montreux 2011<br />

Bruce Springsteen – Springsteen & I<br />

Supertramp – Live In Paris 1979<br />

To<strong>to</strong> – Live In Amsterdam<br />

Slash – Made In S<strong>to</strong>ke 24/7/11<br />

Santana – Hymns For Peace<br />

Live At Montreux 2004<br />

The Rolling S<strong>to</strong>nes<br />

Live In Texas ‘78<br />

The Doors – Live At The Bowl ‘68<br />

Alanis Morissette<br />

Live At Montreux 2012<br />

Placebo – We Come In Pieces<br />

CD<br />

To<strong>to</strong> – Falling In Between – Live<br />

ZZ Top – Live From Texas<br />

Johnny Cash – Concert Behind<br />

Prison Walls<br />

Gary Moore<br />

Live At Montreux 2010<br />

Jethro Tull – Nothing Is Easy<br />

Live<br />

www.facebook.com/DerRockschuppen


News<br />

Aktuell News Aktuell<br />

Die Veteranen können es nicht lassen<br />

– und haben es aber auch immer noch<br />

drauf: Uriah Heep bringen drei Jahre<br />

nach INTO THE WILD ein neues, ihr dann<br />

24. Studio-Album heraus: Es wird den Titel<br />

OUTSIDER tragen und am 6. Juni erscheinen.<br />

„Wir sind sehr s<strong>to</strong>lz auf unsere<br />

Geschichte, aber genauso wichtig ist es,<br />

neues Songmaterial zu produzieren. OUT-<br />

SIDER ist ein kraftvolles Rockalbum im<br />

wahren Heep-Stil und zeigt, g, dass wir immer<br />

noch dieselbe<br />

Leidenschaft<br />

und Energie wie<br />

früher haben",<br />

kommentierte<br />

Gitarrist und<br />

Bandleader Mick<br />

Box das neue<br />

Album schon mal vorab. Sein Si Debüt Dbüt am<br />

Bass gibt Davey Rimmer, der im letzten<br />

Sommer den vers<strong>to</strong>rbenen Trevor Bolder<br />

ersetzte. „Dafür hat uns Trevor noch seinen<br />

Segen gegeben", sagte Box+++<br />

Zum 25-jährigen Jubiläum der Erstveröffentlichung<br />

von MYSTERY GIRL von Roy<br />

Orbison veröffentlicht Legacy das Werk<br />

in verschiedenen neuen Konfigurationen:<br />

als CD/DVD Deluxe Edition, als Expanded<br />

Edition mit 15 Titeln oder als Download.<br />

Zudem erscheint am 6. Juni auch noch<br />

eine Deluxe Doppelvinyl Version (audiophile<br />

180g-Doppel-LP). Die Deluxe Edition<br />

präsentiert neben den zehn Originalsongs<br />

(darunter "You Got It") neun bislang unveröffentlichte<br />

Studio- und Arbeitsdemos<br />

sowie den 60-minütigen Film „Mystery<br />

Girl: Unraveled" auf DVD. Der Film doku-<br />

Unsere Gewinner aus Heft 1/2014<br />

– Detlef Haßmann, Wer<strong>the</strong>r<br />

– Uli Lerch, Graz (Österreich)<br />

– Klaus Exner, Egelsbach<br />

– Uwe Lambek, Berlin<br />

Gewinner 5 x 2 Tickets zur Mega<br />

Platten & CD Börse in Holland<br />

– Karlheinz Mönch, Pforzheim<br />

– Jürgen Schneider, Hannover<br />

– Günter Engels, Krefeld<br />

– Erwin Schwitzer, Lindau<br />

– Mandy Huckauf, Berlin<br />

Gewinner Sweet-Konzert<br />

aus Heft 2/2014<br />

– Volker Heitz, Mannheim<br />

– Joachim Dunger, Würzburg<br />

– Iris Wagner, Stuttgart<br />

mentiert Song für Song die Entstehung des<br />

Albums anhand privaten Archivmaterials<br />

und Kommentaren von Zeitzeugen+++<br />

Die Bacon Bro<strong>the</strong>rs Feat. Kevin Bacon<br />

überraschen mit einem neuen Studio-Album,<br />

für das die Band durchgängig frische<br />

Songs geschrieben hat, die mehr songwritermäßig<br />

orientiert sein sollen. Zu hören<br />

sein wird 36 CENTS bereits im Juni, inklusive<br />

eines Duetts mit Daryl Hall+++<br />

FRAGILE wird das erste Album von Midge<br />

Ure mit neuen Songs seit zwölf Jahren heißen.<br />

Es beschert eine Rückkehr zum klassischen<br />

Ultravox-Stil. Eine Nummer hat Ure<br />

gemeinsam mit Moby inszeniert, außerdem<br />

gibt's seine Version von "Rise Again", der<br />

Zusammenarbeit mit Schiller. Der für Juni<br />

angepeilte Veröffentlichung (auch auf<br />

Vinyl) lässt Ure dann im November neun<br />

Shows in Deutschland folgen, bei denen er<br />

die Songs live vorstellen wird+++<br />

Im Gewandhaus zu Leipzig wird Bryan<br />

Ferry am 9. Juni als erster Künstler mit<br />

dem „A Life In Voice"-Award ausgezeichnet.<br />

Die Laudatio wird Bernd Dinter, Direk<strong>to</strong>r<br />

Kultur und Stiftung Sal. Oppenheim<br />

Privatbank und persönlicher Freund<br />

Ferrys, halten. Geehrt werden mit dem<br />

neuen Preis künftig Musiker von internationalem<br />

Weltruhm, die nach über vier<br />

Dekaden immer noch im Musikbusiness<br />

tätig sind. Ferry wird im Rahmen der Ehrung<br />

zweimal live mit dem Symphonieorchester<br />

Leipzig auftreten: am 8. und<br />

9. Juni, jeweils im Gewandhaus. Und die<br />

Kunst hat ihren Preis: Die Tickets kosten<br />

132, 152, 182 und 192 Euro. Die ausgezeichneten<br />

Künstler werden jeweils mit<br />

einer eigenen Konzertreihe und einer vom<br />

Leipziger Kunstdesigner Rudolf Kocéa geschaffenen<br />

Skulptur gewürdigt+++<br />

Nach längerer Solo-Funkstille meldet sich<br />

Meistergitarrist Rick Vi<strong>to</strong> (Fleetwood Mac,<br />

Bob Seger Band) im Sommer mit einem<br />

Rock + Pop<br />

Memorabilia<br />

Wall Of Fame • P.O. Box 1950 • 48580 Gronau<br />

Tel.: 0171/7412584 • eMail: info@wall-of-fame.de<br />

Internet: www.wall-of-fame.de<br />

Goldene Schallplatten, Signaturen etc. von Abba<br />

bis Zappa. Das weltweit größte Angebot an Raritä ten<br />

aus dem Bereich Rock+Pop Memorabilia.<br />

Anfragen bitte telefonisch.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

neuen Album zurück: Die Veröffentlichung<br />

von PRETTY WOMAN verbindet er gleich<br />

mit einer Tour im September. Dabei will er<br />

sein neues musikalisches Konzept („Blues-<br />

Rock mit Swingansätzen") konzertant vorstellen.<br />

Und er wird wieder Charlie Harrison<br />

(Poco) mitbringen+++<br />

Unvergessene Vokalaufnahmen großer<br />

amerikanischer Sängerinnen und Sänger<br />

wie Marvin Gaye, Billie Holiday, Aretha<br />

Franklin, Nina Simone, Bill Wi<strong>the</strong>rs, Sly &<br />

The Family S<strong>to</strong>ne (und viele mehr) mit neuen<br />

Samba-und Bossa-Nova-Arrangements<br />

präsentiert die Compilation STUDIO RIO<br />

PRESENTS: THE BRAZIL CONNECTION.<br />

Hinter dem Projekt stehen die Berman<br />

Bro<strong>the</strong>rs, realisiert wurde es unter Mitwirkung<br />

namhafter brasilianischer Musiker,<br />

darunter Grammy-<br />

Preisträger Rober<strong>to</strong><br />

Menescal und die<br />

brasilianische Musiklegende<br />

Marcos<br />

Valle. Das Album<br />

wird ab dem 23.<br />

Mai, also noch vor<br />

Eröffnung der Fußball-Weltmeisterschaft in<br />

Brasilien, als Download und CD erhältlich<br />

sein, die Vinylversion ab 6. Juni. Verwendet<br />

wurden die originalen Mehrspurbänder<br />

der Songs, aus denen mit Hilfe modernster<br />

Technologie die Gesangsspuren extrahiert<br />

und zu neuen Arrangements gemischt<br />

wurden+++<br />

Nach seinem konzertanten Kurzbesuch in<br />

Deutschland im Juni wird Albert Hammond<br />

im Vorfeld seiner großen Herbst-<br />

Tournee noch im Juli eine Single herausbringen.<br />

Die enthält drei neue Songs,<br />

darunter ein Duett mit Sohn Albert Jr. (The<br />

Strokes) – die erste Zusammenarbeitung<br />

der beiden Hammonds. Außerdem konnte<br />

der Senior Hannes Rossacher dafür gewinnen,<br />

eine Live-DVD und eine Dokumentation<br />

zu produzieren+++<br />

Zum 40. Jahrestag der Veröffentlichung<br />

legt Legacy/Sony <strong>Music</strong> BRAIN SALAD<br />

SURGERY von Emerson Lake & Palmer<br />

(ELP) als Super Deluxe<br />

Edition mit<br />

eigens gefertigten<br />

5.1- und High-<br />

Resolution-Mixen<br />

und bislang unveröffentlichtem<br />

Material (mit ein<br />

wenig Verspätung) neu auf. Erhalten bleibt<br />

das originale Artwork von HR Giger+++<br />

Roger Chapman überarbeitet derzeit<br />

sein letztes Studio-Album HIDE GO SEEK<br />

(inklusive Remastering) und wird es mit<br />

neuen Stücken erweitern. Das „Reformwerk"<br />

soll mit dem Titel NEW PEACE erscheinen,<br />

der VÖ-Termin ist allerdings noch<br />

offen, da „Chappo" nicht unbedingt der<br />

schnellste Arbeiter im Studio ist+++<br />

Abba, ESC-Jubiläum und kein Ende: Das<br />

schwedische Quartett feiert das 40-jährige<br />

Jubiläum des "Waterloo"-Erfolgs mit 40<br />

Singles, die zwischen 1972 und 1982 erschienen<br />

sind. Als nächstes einnahmeträchtiges<br />

Fan-Kul<strong>to</strong>bjekt erscheint das limitierte<br />

THE SINGLES BOXSET, eine 40 x 7” Vinylbox<br />

mit dem Originalartwork. 31 der kleinen<br />

schwarzen Scheiben waren von Abbas<br />

schwedischer Plattenfirma Polar <strong>Music</strong> konzipiert<br />

und in Schweden und/oder dem restlichen<br />

Skandinavien veröffentlicht worden,<br />

angefangen mit der Debütsingle "People<br />

Need Love". Die übrigen neun waren nur<br />

bei lokalen Plattenfirmen erschienen. Zum<br />

Beispiel die deutschen Versionen von "Ring<br />

Ring" und "Waterloo", die französische Fassung<br />

von "Waterloo" sowie die spanischsprachigen<br />

Ausgaben von "Chiquitita" und<br />

"I Have A Dream". Außerdem die portugiesische<br />

Single "Happy New Year", die britische<br />

12" "Lay All Your Love On Me" (hier als 7”)<br />

und die australische Single "When All Is Said<br />

And Done". Der Ladenpreis für die Box liegt<br />

bei etwa 200 Euro+++<br />

Die Mojo Makers, die dänische Bluesentdeckung<br />

des vergangenen Jahres, veröffentlichen<br />

nach ihrem erfolgreichen<br />

Debütalbum WAIT TILL THE MORNING<br />

demnächst den Nachfolger DEVIL HANDS<br />

und werden damit auch auf Tour nach<br />

Deutschland kommen+++<br />

Im Ok<strong>to</strong>ber startet Joan Armatrading<br />

ihre große Farewell-Tournee im UK, um<br />

dann im Januar 2015 auch live von ihren<br />

Fans in Deutschland Abschied zu nehmen.<br />

Sie kündigte an, dabei solo nur mit<br />

ihrer Akustikgitarre aufzutreten – und sie<br />

will auch erstmals wieder auf der Bühne<br />

Klavier spielen. Das Ganze soll in Form<br />

eines S<strong>to</strong>ryteller-Programms ablaufen+++<br />

Fo<strong>to</strong>: © Joel Anderson<br />

Zwar hatte er sich eigentlich schon als Bühnenkünstler<br />

verabschiedet, doch inzwischen<br />

geht es Chris Rea gesundheitlich offenbar<br />

wieder besser. Und so kommt er mit seinen<br />

größten Hits zur „Last Open Road Tour<br />

2014" zu 15 Konzerten nach Deutschland.<br />

Auftakt ist am 31.10. in Nürnberg+++<br />

Interessierte Fans können das Fanmagazin<br />

„Beatlemania – Made in DDR" aus dem<br />

„Beat Archiv Glauchau" kostenfrei als PDF-<br />

Datei per E-Mail anfordern. www.beatarchiv.de+++<br />

Die Library Of Congress hat weitere 25<br />

Aufnahmen in ihre National Recording Registry<br />

aufgenommen, die damit inzwischen<br />

400 Titel enthält. Darunter waren diesmal<br />

"Cathy's Clown” der Everly Bro<strong>the</strong>rs, "Fortunate<br />

Son "(CCR's ), Isaac Hayes' "Theme<br />

From Shaft” und Linda Ronstadts Album<br />

HEART LIKE A WHEEL. Die jeweiligen<br />

Songs/Alben werden nach ihrer kulturellen,<br />

his<strong>to</strong>rischen oder äs<strong>the</strong>tischen Bedeutung<br />

gewählt und gewürdigt+++<br />

Seite 6 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


News Aktuell News<br />

Aktuell<br />

Mit intelligenten politischen Texten und<br />

eingängigen Songs zwischen Synthie-Pop<br />

und New Wave gelang John Watts mit<br />

seiner Band Fischer-Z um 1980 der internationale<br />

Durchbruch. Inzwischen hat der<br />

Multi-Instrumentalist mehr als 20 Alben<br />

veröffentlicht. Diese<br />

Reihe hat er nun<br />

mit der vier Songs<br />

umfassenden<br />

10”-Vinyl-EP „My<br />

Heart’s Too Big For<br />

My Body" erweitert.<br />

Die limitierte<br />

Vinyl-EP wird nur bei seinen anstehenden<br />

Konzerten verkauft und ist auch als digitaler<br />

Download bei allen gängigen Onlines<strong>to</strong>res<br />

sowie über seine Homepage http://<br />

fischer-z.com erhältlich. Bei dem Werk<br />

handelt es sich um eine Vorabveröffentlichung<br />

aus dem im August kommenden<br />

Album THIS IS MY UNIVERSE. Um die Verwirrung<br />

der verschiedenen Namen (Fischer-<br />

Z, John Watts, J.M. Watts, Watts oder The<br />

Cry) künftig zu lösen, erscheinen nun alle<br />

Veröffentlichungen unter dem Banner John<br />

Watts/Fischer-Z+++<br />

Ein Brief, den John Lennon an seinen damaligen<br />

Produzenten Phil Spec<strong>to</strong>r schrieb,<br />

aber nie abschickte, ist bei einer Versteigerung<br />

für 88.000 Dollar unter den Hammer<br />

gekommen. In dem Schreiben beschwerte<br />

sich der Ex-Beatle darüber, dass Harry<br />

Nilsson und Keith Moon im Studio auf ein<br />

Mischpult gepinkelt hätten+++<br />

Ungeahnte besondere Brisanz durch<br />

die Entwicklungen in der Ukraine gewinnt<br />

die überarbeitete Wiederveröffentlichung<br />

von Billy Joels A MATTER<br />

OF TRUST – THE BRIDGE TO RUSSIA.<br />

Dokumentiert ist dabei Joels his<strong>to</strong>rische<br />

1987er Tour in Russland. Die<br />

Deluxe Edition bietet als Boxset einen<br />

Konzertfilm in voller Länge („The Concert")<br />

auf DVD/Blu-ray, ein Doppelalbum<br />

inklusive bisher unveröffentlichter<br />

Tracks und Bonus-Material auf CD<br />

(„The <strong>Music</strong>") und einen exklusiven<br />

„Showtime"-Dokumentarfilm. Regie<br />

führte der vierfache Emmy-Preisträger<br />

Jim Brown („Pete Seeger: The Power<br />

Of Song", „American Roots <strong>Music</strong>",<br />

„An Evening With Henry Belafonte").<br />

Zusätzlich enthält die Deluxe Edition<br />

ein Buch mit seltenen Fo<strong>to</strong>s und neuen<br />

Liner-Notes sowie Augenzeugenberichten.<br />

„The <strong>Music</strong>" erweitert den<br />

1987er originalen Live release um zwölf<br />

bisher unveröffentlichte Performances.<br />

DVD/Blu-ray und Doppel-CD sind auch<br />

einzeln erhältlich+++<br />

Um in Russland zu bleiben: STEELHAM-<br />

MER – LIVE FROM MOSCOW ist die neue<br />

DVD von U.D.O betitelt, die die besondere<br />

Ost-West-Beziehung der Band um Sänger<br />

Udo Dirkschneider aufleben lässt. Das<br />

Konzert, das dafür aufgezeichnet wurde,<br />

fand im Sommer 2013 im Rahmen der<br />

„Steelhammer"-Welt<strong>to</strong>ur statt+++<br />

Es ist nichts Neues, dass Gregg Allman<br />

gesundheitlich angeschlagen ist. Sowohl<br />

am 21. als auch 22. März fehlte er wegen<br />

einer Bronchitis, als die Allman Bro<strong>the</strong>rs ihr<br />

alljährliches Gastspiel im New Yorker Beacon<br />

Theatre gaben, außerdem verschob die<br />

Band deshalb vier im Anschluss geplante<br />

weitere Gastspiele an dieser Stelle. Als Gäste<br />

an den beiden Abenden ohne Allman waren<br />

dabei: Sänger Jimmy Hall (Wet Willie),<br />

Ex-ABB-Keyboarder Chuck Leavell, Gitarrist<br />

Bernie Marsden, Susan Tedeschi, Sänger<br />

Jimmy Vivino, Greggs Sohn Devon Allman,<br />

Cyril Neville (beide Royal Sou<strong>the</strong>rn Bro<strong>the</strong>rhood)<br />

und Saxofonist Bill Evans. Da sich<br />

die Geschichte der Band nach dem Ausstieg<br />

der beiden Gitarristen Derek Trucks und<br />

Warren Haynes offenbar ihrem Ende entgegenneigt,<br />

sollten Hardcore-Fans die Gelegenheit<br />

nutzen, sie beim Mountain Jam<br />

Festival (5.-8. Juni) in Hunter Mountain,<br />

New York, noch einmal live zu erleben. Dort<br />

ebenfalls dabei sein werden Gov't Mule, die<br />

Tedeschi Trucks Band, Bob Weir & Ratdog<br />

und die Avett Bro<strong>the</strong>rs+++<br />

Bernie Marsden hat ein neues Solo-Album<br />

fertig, auf dem sein früherer Boss bei<br />

Whitesnake, David Coverdale, zu hören sein<br />

wird. Die Scheibe soll im Sommer herauskommen+++<br />

Steven Tyler und Joe Perry haben ihrem<br />

Aerosmith-Hit "Dream On” ein neues<br />

Arrangement verpasst und die Nummer zu<br />

Ehren der Opfer des Bombenanschlags auf<br />

den Bos<strong>to</strong>n Marathon 2014 für ein Special<br />

des TV-Sender ESPN noch einmal aufgenommen.<br />

Mit im Studio war der Sou<strong>the</strong>rn<br />

California Children's Chorus. Im Anschluss<br />

an ihre aktuelle US-Tour werden Aerosmith<br />

neben Stevie Wonder Ende Juni als Headliner<br />

beim „2014 London Calling Festival"<br />

auftreten+++<br />

Jon Hiseman, der nun 70-jährige Bandleader<br />

und Drummer von Colosseum ist im<br />

Vorfeld der Deutschland-Tour ab Ende Ok<strong>to</strong>ber<br />

schwer beschäftigt. Bis zum Sommer<br />

will er neue Alben seiner Gruppe sowie von<br />

Paraphernalia, der Band seiner Sax spielenden<br />

Ehefrau Barbara Thompson produzieren.<br />

Außerdem ist für den 17. Juli ein<br />

einmaliges Reunionkonzert mit Wolfgang<br />

Dauner und dem United Jazz & Rock Ensemble<br />

New Generation im Mercedes Museum<br />

in Stuttgart angesetzt+++<br />

Tom Petty ist mit dem ASCAP Founders<br />

Award des US-Musikverleger-Verbands ausgezeichnet<br />

worden. „Durch meine Helden<br />

Jackson Browne und Bob Dylan habe ich<br />

gelernt, wie ein guter Song klingen könnte",<br />

sagte Petty bei der Verleihungszeremonie<br />

in Hollywood. Lucinda Williams spielte<br />

mit ihrer Band bei der Veranstaltung zu<br />

Ehren Pettys dessen Song "Rebels" in ei-<br />

ner verlangsamten Version, während sie bei<br />

"Running Down A Dream" mehr Gas gab,<br />

als es beim Original der Fall ist+++<br />

Das neue Judas-Priest-Album ist laut<br />

Sänger Rob Halford fertiggestellt. „It's<br />

fucking heavy!”, sagte Halford, ließ sich<br />

aber sonst keine weiteren Details ent locken.<br />

Angepeilt ist offenbar eine Veröffentlichung<br />

im August+++<br />

Ein 18-Song-Demo-Album haben die Altpunker<br />

von Green Day für den diesjährigen<br />

„Record S<strong>to</strong>re Day" herausgebracht, darunter<br />

ein unveröffentlichter Track ("State Of<br />

Shock”) sowie eine Akustikversion von "Stay<br />

The Night". Die Demos stammen aus den<br />

Sessions für die 2012 erschienenen Alben<br />

UNO, DOS und TRÉ und sind auf buntem<br />

Vinyl, CD und sogar in Cassetten-Form mit<br />

dem Titel DEMOLICIOUS erschienen+++<br />

David Bowie hat offenbar wieder Spaß an<br />

der Arbeit im Studio. Obwohl sein jüngstes<br />

Album THE NEXT DAY erst ein Jahr alt<br />

ist, bastelt er bereits an einem Nachfolger.<br />

Produzieren wird wieder Tony Visconti, und<br />

der verriet, dass möglicherweise zwei oder<br />

drei „erstaunlich starke Songs", die von<br />

den 2013er Sessions übriggeblieben waren,<br />

diesmal mitgehen werden+++<br />

THE COMPLETE STUDIO ALBUMS (1970-<br />

1978) heißt ein neues 8-CD-Boxset von<br />

Black Sabbath aus dem Hause Rhino/<br />

Warner. Enthalten sind die in den 70er<br />

präsentiert das<br />

23.<br />

Jahren entstanden Alben von Ozzy Osbourne,<br />

Tony Iommi, Geezer Butler und<br />

Bill Ward: BLACK SABBATH, PARANOID<br />

(beide 1970), MASTER OF REALITY (1971),<br />

VOL. 4 (1972), SABBATH BLOODY SAB-<br />

BATH (1973), SABOTAGE (1975), TECHNI-<br />

CAL ECSTASY (1976) und NEVER SAY DIE!<br />

(1978)+++<br />

Der ewige Rebell John Lydon alias<br />

Johnny Rotten, Ex-Frontmann der Sex<br />

Pis<strong>to</strong>ls, will das <strong>Music</strong>al „Jesus Christ Superstar”<br />

in einer Neuinszenierung auf eine<br />

50 Städte umfassende US-Tour schicken.<br />

Er selbst spielt in dem von Andrew Lloyd<br />

Webber und Tim Rice geschaffenen Werk<br />

den König Herodes. Brandon Boyd (Incubus)<br />

gibt den Judas, während Michelle<br />

Williams (Destiny's Child) die Maria und<br />

JC Chasez ('N Sync) den Pontius Pilatus<br />

verkörpern werden. Daneben ist Lydon<br />

mit dem Abfassen einer neuen Au<strong>to</strong>biografie<br />

beschäftigt, die noch in diesem<br />

Jahr erscheinen soll. Dabei hilft ihm der<br />

Musikjournalist Andrew Perry+++<br />

Blues<br />

Festival<br />

Schöppingen<br />

Münsterland<br />

live dabei:<br />

Joe Louis Walker & Band (USA)<br />

North Mississippi Allstars (USA)<br />

Mike Zi<strong>to</strong> & <strong>the</strong> Wheel (USA)<br />

Delta Saints (USA)<br />

Jonathon „Boogie“ Long &<br />

The Blues Revolution (USA)<br />

Mason Rack Band (AUS)<br />

Mr. Sipp<br />

„The Mississippi Blues Child“ (USA)<br />

Lisa Doby (USA)<br />

Frankie Chavez<br />

(PT)<br />

Mountain Men<br />

(F)<br />

and more...<br />

Sa 7. und So 8. Juni 2014<br />

Das 2-Tagesticket (begrenztes Kontingent) wird im Vorverkauf nur 55,- €<br />

(inkl. Vvk-Gebühr) kosten.<br />

Es kann nur über die Homepage „www.kulturring-schoeppingen.de“<br />

gebucht werden.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 7


News<br />

Aktuell News Aktuell<br />

Die ersten drei Alben von Led Zeppelin<br />

werden Anfang Juni (teils mit Bonus-Material)<br />

wieder einmal neu aufgelegt. Sie werden<br />

als normale, remasterte CD erhältlich<br />

sein, als Deluxe Editions (Doppel-CD mit<br />

einem Bonus-Silberling voller unveröffentlichtem<br />

Material) sowie als Super Deluxe<br />

Boxed Set (neben den CDs gibt es auch<br />

180g-Vinylausführungen, eine High-Definition-Audio-Download-Card,<br />

ein Hardcover-Buch<br />

sowie das originale Atlantic Press-<br />

Kit in Replica-Form+++<br />

Paul McCartney kriegt nicht genug<br />

und hat seine „Out There"-Tour durch die<br />

USA um einige Gigs ergänzt. So wird er<br />

am 14. August im Candlestick Park in San<br />

Francisco auftreten, in dem die Beatles<br />

am 29.8.1966 ihr letztes Konzert gegeben<br />

hatten. Die einstige Heimstätte der<br />

Baseballer der SF Giants und der Footballer<br />

49ers wird nach dem Konzert abgerissen.<br />

Angeblich hat Bürgermeister Ed Lee<br />

höchstpersönlich McCartney eingeladen,<br />

den bedeutungsschwangeren Abschluss<br />

der Stadiongeschichte zu gestalten. Ein<br />

weiterer Auftritt steht im Dodgers Stadium<br />

von Los Angeles auf dem Plan, in<br />

dem der Ex-Beatle seit 1966 nicht mehr<br />

gastierte+++<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Glen Campbell ist in ein auf Alzheimer<br />

spezialisiertes Pflegeheim verlegt worden,<br />

kurz bevor der Dokumentarfilm „Glen<br />

Campbell ... I'll Be Me" über seine letzte<br />

Tour beim Nashville Film Festival Premiere<br />

hatte. Der 78-Jährige hatte 2011 öffentlich<br />

erklärt, an der Krankheit zu leiden+++<br />

Düster-Songschmied Ronnie Earl ist mit<br />

seinen Broadcasters dabei, letzte Hand an<br />

sein neues Album zu legen. Es soll im Juni<br />

herauskommen+++<br />

Das kanadische Label S<strong>to</strong>ny Plain bringt<br />

eine neue Serie zum Günstigpreis heraus,<br />

die als „The Best Of The S<strong>to</strong>ny Plain Years<br />

firmiert. Die ersten beiden Releases stammen<br />

von Joe Louis Walker und Long<br />

John Baldry (bei ihm mit einigen unveröffentlichten<br />

Aufnahmen)+++<br />

Duke Robillard scheint den Bruch seines<br />

Arms überwunden zu haben, der sein Gastspiel<br />

bei den diesjährigen Ro<strong>the</strong>r Bluestagen<br />

verhindert hat (soll 2015 nachgeholt<br />

werden). Jedenfalls arbeitet er schon wieder<br />

an einem neuen Projekt, das seiner Vollendung<br />

entgegengeht+++<br />

Rory Block ist derzeit mit der Fortsetzung<br />

ihrer „Men<strong>to</strong>r Series" beschäftigt, in deren<br />

Rahmen sie den großen Blueskünstlern der<br />

Vergangenheit durch eigene Interpretationen<br />

von deren Vorlagen Tribut zollt. Wer<br />

diesmal dran ist, wollte sie aber noch nicht<br />

verraten+++<br />

Fast schon heimlich ohne vorherige Ankündigung<br />

hat Neil Young ein neues Album<br />

mit Cover-Versionen veröffentlicht. Der<br />

12"-Vinylrelease A LETTER HOME erschien<br />

einen Tag vor dem alljährlichen „ Record<br />

S<strong>to</strong>re Day”. Zu hören sind darauf seine Fassungen<br />

einiger Klassiker unter anderem von<br />

Bob Dylan ("Girl From The North Country”),<br />

Willie Nelson ("On<br />

The Road Again”),<br />

Gordon<br />

Lightfoot<br />

("Early Morning<br />

Rain”), Bruce<br />

Springsteen<br />

("My<br />

Home Town”) und<br />

der Everly Bro<strong>the</strong>rs<br />

("I Wonder If I Care As Much”). Das Album<br />

soll auch noch als Deluxe Edition mit einer<br />

CD, einer Download-Card, einer „Making<br />

Of”- DVD sowie zwei Vinylscheiben in limitierter<br />

Auflage zugänglich gemacht werden<br />

und dann 109,98 Dollar kosten. Eine simple<br />

CD-Version wird deutlich billiger erhältlich<br />

sein+++<br />

UK-Akustikgitarren-Meister Gordon Giltrap<br />

nimmt sein Klassiker-Album HEART-<br />

SONG mit einigen Gästen neu auf. Mit dabei<br />

sind u.a. Oliver Wakeman sowie Craig<br />

Fletcher (b)und Kevin Whitehead (dr) von<br />

John Lees' Barclay James Harvest+++<br />

Barry Gibb und Gattin Linda haben das<br />

frühere Heim von Johnny Cash und June<br />

Carter Cash in einem Vorort von Nashville<br />

verkauft. Die Gibbs nahmen dabei dem Vernehmen<br />

nach einen Verlust von 300.000<br />

Dollar in Kauf: Sie hatten das Gebäude<br />

2005 für 2,3 Millionen erworben, das Cash-<br />

Home dann bis 2007 fast fertig renoviert,<br />

als ein Feuer ausbrach und nahezu die gesamte<br />

Holzkonstruktion zerstörte+++<br />

Im New Yorker Barclays Center ist die<br />

diesjährige Show über die Bühne gegangen,<br />

bei der die 2014er Neuzugänge in<br />

die Rock'n'Roll Hall Of Fame aufgenommen<br />

wurden. Dabei waren der heute<br />

als Yusuf Islam firmierende Cat Stevens,<br />

Peter Gabriel, Kiss, Linda Ronstadt, Hall<br />

& Oates und die noch lebenden Nirvana-<br />

Mitglieder. Peter Gabriel präsentierte seinen<br />

1992er Song "Digging In The Dirt",<br />

die Laudatio auf die nicht live spielenden<br />

Kiss hielt ihr Superfan Tom Morello<br />

(Rage Against The Machine), ehe Gene<br />

Simmons, Ace Frehley, Paul Stanley und<br />

Peter Criss ihre Dankesrede anstimmten.<br />

Art Garfunkel würdigte Cat Stevens, der<br />

mit einer Akustikgitarre und begleitet von<br />

Waddy Wachtel "Fa<strong>the</strong>r And Son" darbot.<br />

Glen Frey war für Linda Ronstadt zuständig,<br />

die aus gesundheitlichen Gründen<br />

nicht selbst singen konnte. Diese Aufgabe<br />

übernahm Carrie Underwood mit einer<br />

Interpretation von "Different Drum"<br />

der S<strong>to</strong>ne Poneys. Hall & Oates sangen<br />

"She's Gone”, "I Can't Go For That” und<br />

"You Make My Dreams Come True”. Die<br />

E Street Band wurde mit einem Special<br />

Award For <strong>Music</strong>al Excellence geehrt<br />

(Lauda<strong>to</strong>r: Bruce Springsteen), die Ahmet<br />

Ertegun Awards gingen posthum an<br />

Beatles-Manager Brian Epstein und den<br />

frühen Rolling-S<strong>to</strong>nes-Impresario Andrew<br />

Loog Oldham+++<br />

Mick Fleetwood wird den Gastgeber in<br />

der TV-Serie „24 Hours With Mick” geben.<br />

Dafür verbringt er einen ganzen Tag mit<br />

einem Gast und wird „dessen Gedanken,<br />

Interessen und Ideen teilen”. Dafür, so<br />

Fleetwood, werde er die Gäste selbst auswählen,<br />

gedreht wird auch in Fleetwoods<br />

Heim auf Hawaii. Derweil haben die Verkaufszahlen<br />

von Fleetwood-Mac-Alben in<br />

den USA im Schnitt um 33 Prozent angezogen<br />

– und zwar seit dem Zeitpunkt,<br />

als Christine McVie mitteilte, dass sie ab<br />

September wieder mit der Band auf Tour<br />

gehen werde, die sie 1998 verlassen hatte.<br />

Den größten Schub verzeichneten die<br />

GREATEST HITS von 1988, die wieder<br />

in die Billboard-Top-200 sprangen. Die<br />

digitalen Verkaufszahlen von einzelnen<br />

Fleetwood-Mac-Songs stiegen sogar<br />

um 52 Prozent – am besten lief das von<br />

Stevie Nicks gesungene "Landslide". Ob<br />

sich die Wünsche der Fans nach einem<br />

neuen FM-Album erfüllen, ist derzeit allerdings<br />

offen, auch wenn Bassist John<br />

McVie sich gut von seiner Krebs<strong>the</strong>rapie<br />

erholt hat+++<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

King King, die neuen Könige des britischen<br />

Blues-Rock, haben ihr nächstes<br />

Album weitgehend im Kasten und wollen<br />

damit weiter an ihrem Angriff auf die europäische<br />

Spitze des Genres arbeiten. Bei<br />

den jüngsten Gastspielen in Deutschland<br />

ernteten Alan Nimmo & Co. jedenfalls erneut<br />

durchweg Begeisterungsstürme+++<br />

Das Burg Herzberg Festival steht ins<br />

Haus und in diesem Jahr unter dem Mot<strong>to</strong><br />

„Perfect Days". Zwischen dem 31.7. und 3.8.<br />

gibt es wieder mal ein höchst interessantes<br />

wie kontrastreiches Programm: Patti Smith<br />

steht ganz oben auf dem Plakat, gefolgt<br />

von JJ Grey & Mofro, Moe, The Crimson<br />

Verlosung<br />

3x Buch<br />

Beat in Baden<br />

ProjeKCt und Billy Bragg. Weiter sind dabei:<br />

Kraan, Orchid, Tamikrest, Martin Barre,<br />

RPWL, Blues Pills, Habib Koite, Al Jawala<br />

und viele mehr. Sie dürften dabei sowohl<br />

unterschiedliche Generationen wie auch<br />

verschiedenste Geschmäcker ansprechen<br />

und zu einem friedlichen „Come Toge<strong>the</strong>r"<br />

vereinen. Über 100 Bands und Solokünstler<br />

stehen auf dem Programm. Das 2014er<br />

Mot<strong>to</strong> des „Nostalgie-Trips mit Zukunft im<br />

Hippie-Mekka" – so wurde das traditionsreiche,<br />

seit 1968 stattfindende Festival von<br />

Medien gewürdigt – wurde in Erinnerung<br />

und Anlehnung an Lou Reed und dessen<br />

gleichnamigen Song gewählt+++<br />

Zu 60 Tagen Haft, die auf zwei Jahre<br />

zur Bewährung ausgesetzt werden, ist<br />

ein Mann verurteilt worden, der zugegeben<br />

hatte, im vergangenen Jahr auf dem<br />

Denver International Airport das Gepäck<br />

von Peter Framp<strong>to</strong>n geklaut zu haben.<br />

Außerdem muss er 8884 Dollar Schadenersatz<br />

zahlen. Die Tat war von einer Überwachungskamera<br />

festgehalten worden, als<br />

Framp<strong>to</strong>n in Denver landete, um zu einer<br />

Show in Beaver Creek weiter zu reisen+++<br />

In der Vorweihnachtszeit werden The Who<br />

ihre „50th Anniversary Tour” im UK starten,<br />

die sie 2015 auch in die USA führen<br />

wird. „Ich bin zwar nicht sonderlich scharf<br />

darauf, on <strong>the</strong> road zu gehen, aber ich bin<br />

in guter Form, und wenn ich erst einmal<br />

losgelegt habe, wird sich der Spaß auch<br />

einstellen", sagte Gitarrist Pete Townshend.<br />

„Die Tour wird um die Welt gehen." Ob<br />

und wann Deutschland dabei an die Reihe<br />

kommt, war bei Redaktionsschluss noch<br />

nicht bekannt. Townshend wollte auch<br />

nicht ausschließen, dass es in absehbarer<br />

Zeit ein neues Studio-Album von The Who<br />

geben wird. „Ich versuche gerade, meine<br />

20.000 Stunden an mehr oder weniger organisierter<br />

Musik zu sichten, um dann Roger<br />

Daltrey einige Entwürfe zu geben, und<br />

dann werden wir sehen, ob wir genug gutes<br />

Material für ein Album haben." Außerdem<br />

hat Townshend einen Song mit dem Titel<br />

"It Must Be Done” für die Fernsehshow<br />

„The Americans" geschrieben+++<br />

Die Premiere des Off-Broadway-<strong>Music</strong>als<br />

über das Leben von Janis Joplin ist „wegen<br />

Produktionsproblemen" verschoben<br />

<strong>GoodTimes</strong> verlost unter allen Teilnehmern!<br />

Stichwort: Verlosung <strong>GoodTimes</strong> 3/2014<br />

Einsendeschluss ist der 18.07.2014!<br />

1x 18-CD-Package<br />

Nazareth<br />

Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

NikMa Verlag · Eberdinger Str. 37 · 71665 Vaihingen/Enz · Fax: 0 70 42/37660-188<br />

E-Mail: goodtimes@nikma.de<br />

Seite 8 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


News<br />

Aktuell<br />

News<br />

Aktuell<br />

worden. Es war im Ok<strong>to</strong>ber vom Broadway<br />

ins kleiner Gramercy Theatre in Chelsea verlegt<br />

worden, wo es ursprünglich im April<br />

mit Mary Bridget Davies als Joplin starten<br />

sollte. Ein neuer Termin steht noch nicht<br />

fest, es wird aber wohl 2015 werden+++<br />

500 Exemplare umfasst die limitierte Auflage<br />

des Albums DIFFERENT STAGES von<br />

Nattefrost in durchsichtigem 180g-Vinyl.<br />

Dabei handelt es sich um ein Elektronik-<br />

Projekt des Dänen Björn Jeppesen, das<br />

bei Sireena erscheint, klanglich ist es eine<br />

Mischung aus Kraftwerk, Tangerine Dream<br />

der 80er Jahre und des jungen Jean Michel<br />

Jarre. Die acht Songs wurden live in Skandinavien<br />

mitgeschnitten+++<br />

Der Blues(-Rock) erfreut sich in Deutschland<br />

weiter großer Belieb<strong>the</strong>it, doch die<br />

Festivals, die ihn zelebrieren, werden aus<br />

wirtschaftlichen Gründen weniger. Zu<br />

denen, die das Genre-Banner hochhalten,<br />

gehört das „Grolsch Blues Festival<br />

Schöppingen", das am 7./.8.<br />

Juni 2014 zum 23. Mal im Münsterland<br />

stattfindet. Die Macher ließen sich auch<br />

nicht dadurch entmutigen, dass wegen<br />

der Fußball-Weltmeisterschaft zahlreiche<br />

Künstler und Agenturen ihre Tourneen<br />

verlegt haben. Vielmehr ist es ihnen erneut<br />

gelungen, ein vielfältiges Programm<br />

zusammenzustellen – auch mit Künstlern,<br />

die noch nie in Deutschland aufgetreten<br />

oder sehr selten in hiesigen Breitengraden<br />

zu sehen sind. Das Mot<strong>to</strong> des diesjährigen<br />

Programm lautet: „Jung, vielschichtig,<br />

rauh, fein und emotional – die Lust<br />

auf Blues!" Mit dabei sind am Vechtebad<br />

in Schöppingen u.a.: Joe Louis Walker &<br />

Band, die North Mississippi Allstars, Delta<br />

Saints, Mike Zi<strong>to</strong> & The Wheel, Jonathon<br />

„Boogie" Long & The Blues Revolution,<br />

The Mason Rack Band, Mr. Sipp „The<br />

Mississippi Blues Child” und Lisa Doby<br />

(alle USA), Frankie Chavez (Portugal),<br />

Mountain Men (Frankreich) sowie Jo Harman<br />

& Company (GB) mit ihrem Deutschlanddebüt+++<br />

Nummer mit Titel "Silas And Jerome" in<br />

rockiger Manier, ehe Glenn Hughes und<br />

Bruce Dickinson für einen weiteren Höhepunkt<br />

sorgten: Gemeinsam in<strong>to</strong>nierten sie<br />

"Burn", und das vokal erstaunlich harmonierend!<br />

Zum Abschluss kamen Lords einstige<br />

Mitstreiter Deep Purple für fünf Songs<br />

auf die Bühne – als Zugabe gab es nicht<br />

(sic!) das obliga<strong>to</strong>rische "Smoke On The<br />

Water", sondern "Hush" –, unterstützt von<br />

Rick Wakeman, Micky Moody und Dickinson.<br />

Auf die DVD-Doku darf man wahrlich<br />

gespannt sein+++<br />

Schon öfter hat der französische Chansonnier<br />

Charles Aznavour seinen Abschied<br />

von der Bühne bekanntgegeben, kehrte<br />

aber immer wieder zurück. An seinem 90.<br />

Geburtstag am 22. Mai gibt der „Napoleon<br />

des Chansons" (so pries ihn in den 60<br />

Jahren seine Agentur an) im Rahmen einer<br />

30 Daten umfassenden Tour ein großes<br />

Konzert in Berlin. Und der Mann ist immer<br />

noch unglaublich aktiv: Aktuell arbeitet Aznavour<br />

an einem Stück für den Broadway,<br />

einem <strong>Music</strong>al und einem neuen Album. Er<br />

präsentiert zur Feier seines Geburtstags und<br />

als Würdigung seiner über 70-jährigen Karriere<br />

live sein neues Album FORMIDABLE<br />

– DAS BESTE. Zwei Tage nach dem Berliner<br />

Auftritt ist er auch in der Frankfurter Festhalle<br />

zu erleben+++<br />

Mit einem Empfang hat die Stadt Birmingham<br />

die Aufnahme von <strong>Jeff</strong> Lynne<br />

in den „Walk Of Stars" gewürdigt – unter<br />

reger Anteilnahme des britischen TV.<br />

Der Zeremonie war eine Woche zuvor die<br />

Verleihung der Ehrendok<strong>to</strong>rwürde durch<br />

die Universität von Birmingham vorausgegangen.<br />

Am Rande der Feierlichkeiten<br />

erfuhr <strong>GoodTimes</strong> im Gespräch mit dem<br />

anwesenden Bryan Adams, dass Lynne<br />

dessen neues Album produzieren wird<br />

und die beiden bis dahin an sechs Stükken<br />

gearbeitet hatten. Lynne selbst wird<br />

nächstes Jahr ein neues Album herausbringen<br />

und hat zudem Ideen für eine<br />

neue Traveling-Wilburys-Aktion. Und:<br />

Ihm wurden sechs aufeinanderfolgende<br />

Auftritte in der o2 Arena in London als<br />

ELO in Aussicht gestellt. Lynne zögert<br />

aber noch+++<br />

"Hard To Say I'm Sorry”, "Look Away”,<br />

"Saturday In The Park”, "You're The Inspiration”<br />

oder "25 Or 6 To 4” werden dabei<br />

die Gründungsmitglieder Robert Lamm, Lee<br />

Loughnane und James Pankow samt jüngeren<br />

Kollegen anstimmen. Aus gesundheitlichen<br />

Gründen fehlen wird allerdings<br />

Walter Parazaider, teilte das Management<br />

mit, um Enttäuschungen bei den Fans vorzubeugen+++<br />

Das verspricht ein vergnüglicher Abend zu<br />

werden, wenn Pete York am 25.5. zum<br />

„Sunday Night Jazz" nach Ellwangen in<br />

die Schlossschenke einlädt, um seine Mischung<br />

aus Boogie Woogie, Rock'n Roll,<br />

R&B und Swing zu servieren. Mit dabei<br />

sind Chris<strong>to</strong>ph Steinbach (voc/p) und Nina<br />

Michelle (voc) sowie als Special Guest Gitarrist<br />

Siggi Schwarz. Tickets sind unter<br />

07961-569038 oder bei xaverticketshop<br />

erhältlich+++<br />

Im Mai 2013 hat Ex-CCR-Boss John<br />

Fogerty mit WROTE A SONG FOR EVE-<br />

RYONE sein neuntes Solo-Album veröffentlicht,<br />

das zwei neue Stücke enthielt,<br />

ansonsten aus Neuinterpretationen seiner<br />

Klassiker zusammen mit Freunden wie den<br />

Foo Fighters, Bob Seger, Keith Urban, Jennifer<br />

Hudson, Kid Rock und Brad Paisley<br />

bot. Jetzt kommt Fogerty wieder einmal<br />

nach Deutschland, um die Nummern live<br />

zu spielen – allerdings leider nur zu einem<br />

einzigen Auftritt (8.7. in München)+++<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Die erste Stunde der Benefiz-Gedenkveranstaltung<br />

„Celebrating Jon Lord" am<br />

4. April in der Londoner Royal Albert Hall<br />

war dem klassischen Schaffen des 2012<br />

vers<strong>to</strong>rbenen Musikers gewidmet. Allerdings<br />

ohne eine Aufführung von Teilen des<br />

„Concer<strong>to</strong> For Group And Orchestra". Dafür<br />

las Jeremy Irons ein Gedicht von Thomas<br />

Hardy, begleitet von einer Pianokomposition<br />

Lords. Den zweiten, den rockigen Teil<br />

des Abends eröffnete Paul Weller, der zwei<br />

Songs der frühen Lord-Band The Artwoods<br />

anstimmte. Phil Campbell und Bernie Marsden<br />

präsentierten eine Paice-Ash<strong>to</strong>n-Lord-<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Im 47. „Dienstjahr" kehren Chicago nach<br />

dreijähriger Abstinenz zurück auf deutsche<br />

Bühnen. Vom 6. bis 15. Juli geben sie unter<br />

dem Mot<strong>to</strong> „An Evening With Chicago<br />

2014" sechs Konzerte (Bonn, Frankfurt,<br />

Berlin, Leipzig, München, Stuttgart). Ihre<br />

Klassiker wie "If You Leave Me Now”,<br />

EVENTFABRIK<br />

„I WALKED IN, I SAW ME“ Robert Plant<br />

13.07. WEERT (NL) Bospop Festival<br />

12.11. MÜNCHEN Circus Krone<br />

18./19.07. LOSHEIM AM SEE Festival<br />

21.11. COTTBUS Gladhouse<br />

25.07. BORNA Volksplatz<br />

22.11. MERKERS Erlebnisbergwerk<br />

26.07. PLAUEN Park<strong>the</strong>ater<br />

28.11. KAISERSLAUTERN Fruchthalle<br />

31.07. WACKEN W:O:A<br />

29.11. ESCH (L) Rockhal<br />

23.08. DORMAGEN Freilichtbühne Zons<br />

contact:<br />

www.letzzep.com<br />

agentin@kul<strong>to</strong>polis.com<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 9


Vers<strong>to</strong>rben<br />

Rolf Fraedrich gehörte zu den ersten<br />

deutschen Blueskünstlern, war in den<br />

frühen 70er Jahren solo akustisch unterwegs<br />

und nahm mit der Bluegrass & Blues<br />

Company zwei LPs auf. Der Oldenburger<br />

trat bis 1990 auf, zog sich dann aber aus<br />

gesundheitlichen Gründen zunehmend<br />

zurück. Am 21.2. verstarb er im Alter von<br />

67 Jahren an Herzversagen.<br />

Rudolph "<br />

Chip" Damiani (*16.6.1945)<br />

trommelte bei den Bos<strong>to</strong>ner Garagen-<br />

Rockern The Remains, die auf der letzten<br />

US-Tour der Beatles als Vorgruppe dabei<br />

waren und auch auf den NUGGETS-Compilations<br />

vertreten sind. Er starb am 23.2.<br />

Kelly Holland sang bei der Mitte der<br />

90er Jahren angesagten US-Band Cry Of<br />

Love, stieg allerdings nach einem Album<br />

schon wieder aus, weil er ungern <strong>to</strong>urte.<br />

Er war danach in lokalen Bands in seiner<br />

Heimatstadt Raleigh, North Carolina aktiv.<br />

Eine Unterleibsinfektion kostete ihn<br />

52-jährig am 24.2. das Leben.<br />

Philip Smart (aka Prince Philip,<br />

*9.4.1960) arbeitete als Produzent mit<br />

Augustus Pablo, Lee „Scratch” Perry und<br />

zahlreichen Reggaekünstlern. Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />

raffte ihn am 25.2. dahin.<br />

Peter Callander (*10.10.1939) war als<br />

Produzent (Paper Lace, Tony Christie) und<br />

Songschmied (Cilla Black, Tom Jones, Tremeloes,<br />

Cliff Richard, Manfred Mann, Tony<br />

Christie) tätig. Seine erfolgreichsten Lieder<br />

waren Georgie Fames "The Ballad Of Bonnie<br />

And Clyde” und Vanity Fares "Hitchin'<br />

A Ride”. Der Engländer starb am 25.2.<br />

Frankie Sardo (*1939) stand Anfang<br />

1959 bei der schicksalsträchtigen „Winter<br />

Dance Party"-Tour, die Buddy Holly, Ritchie<br />

Valens und The Big Bopper das Leben<br />

kostete, ebenfalls auf der Performerliste.<br />

Nachdem Hiterfolge ausblieben, verlegte<br />

sich der Sänger aufs Produzieren von Musik<br />

und Filmen sowie die Schauspielerei.<br />

Starb am 26.2. an Krebs.<br />

Frank Reed (*16.9.1954) sang bei Michigan<br />

Avenue und The Chi-Lites Soul.<br />

Verstummte am 26.2. für immer.<br />

Ralf Schulz (*21.1.1965) saß am Schlagzeug<br />

der deutschen Metalbands Sinner,<br />

Tyran' Pace und Vinder, starb am 1.3. an<br />

einem bakteriellen Infekt.<br />

David John Dave" Sampson<br />

"<br />

(*9.1.1941) schaffte es 1960 mit "Sweet<br />

Dreams" in die UK-Charts (#29). Er wurde<br />

von The Hunters begleitet, die auch als<br />

Instrumentalcombo erfolgreich waren. Der<br />

Sänger verstummte am 5.3. für alle Zeiten.<br />

Charles Love war als Leadsänger und<br />

Gitarrist bei der Gründung der Doo-Wopund<br />

R&B-Truppe Bloods<strong>to</strong>ne dabei, die<br />

aus The Sinceres hervorgegangen war. Die<br />

Band gilt als Wegbereiter des „Black Rock"<br />

und der Funk-Bewegung. Sie war 1975<br />

auch im Movie „Train Ride To Hollywood"<br />

zu sehen. Komplikationen nach einer Lungenentzündung<br />

verursachten seinen Tod<br />

am 7.3.<br />

Buren Fowler (*29.6.1959) gehörte als<br />

Leadgitarrist Drivin' n' Cryin' an, auch<br />

R.E.M. nahmen seine Dienste bei Tourneen<br />

zunächst als Gitarrentechniker, dann als<br />

Rhythmusgitarrist in Anspruch. Hatte schon<br />

länger gesundheitliche Probleme, ehe er am<br />

8.3. verstarb.<br />

Michael Jagosz (*13.12.1965) war der<br />

Nachfolger von Axl Rose als Sänger bei<br />

der L.A.-Glam-Metalband L.A. Guns und<br />

sang auf deren erstem Demo sowie ersten<br />

4-Song-EP „Collec<strong>to</strong>r's Edition No. 1". Er<br />

verabschiedete sich am 9.3. für immer.<br />

Jerry Corbitt spielte 1965–1969 und<br />

1984–1995 bei den Youngbloods Gitarre,<br />

war eine Hälfte des Duos Corbitt &<br />

Daniels, arbeitete (auch als Produzent) mit<br />

Don McLean, Pete Seeger, Buffy St. Marie,<br />

Ramblin' Jack Elliot, Janis Ian, Felix Pappalardi,<br />

Brownie McGee und Sonny Terry.<br />

Starb 71-jährig am 9.3. an Lungenkrebs.<br />

Iola Brubeck war nicht nur mit Dave Brubeck<br />

verheiratet und managte ihn, sondern<br />

arbeitete auch als Songtexterin. 90-jährig<br />

ging sie am 12.3. für immer.<br />

Gary Burger (*1942) betätigte sich als<br />

Sänger und Gitarrist, unter anderem bei<br />

The Five Torquays, aus denen The Monks<br />

hervorgingen. Der zeitweilige Bürgermeister<br />

von Turtle River, Minnesota, litt an Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />

– bis zum 14.3.<br />

Scott Ashe<strong>to</strong>n (*16.8.1949, Spitzname:<br />

Rock Action) trommelte bei den Detroiter<br />

Garagen-Rockern The S<strong>to</strong>oges. Nach deren<br />

Ende 1974 war er<br />

bei/mit der Scott Morgan<br />

Band, Scots Pi rates,<br />

Sonic's<br />

Rendezvous<br />

Band, Destroy All Monsters,<br />

Captain Sensible<br />

und Sonny Vincent zu<br />

erleben. Mit Bruder Ron (†2009) und Iggy<br />

Pop war er bei der 2003er Reunion dabei.<br />

Obwohl er nach einem Schlaganfall 2011<br />

zwar nicht mehr mit den S<strong>to</strong>oges <strong>to</strong>urte,<br />

trug er 2013 noch zum Album READY TO<br />

DIE bei. Starb am 15.3.<br />

Cees Veerman (alias Poes, *6.10.1943)<br />

sang und spielte Gitarre, war solo unterwegs<br />

und gehörte der holländischen Popband<br />

The Cats ("One Way Wind") ebenso<br />

an wie The Mystic Four und The Blue Cats.<br />

Verstummte am 15.3. für immer.<br />

Joe Lala (*3.11.1947) wirkte als Sänger,<br />

Drummer und Schauspieler, war Mitglied<br />

von Blues Image, arbeitete mit den<br />

Bee Gees, Byrds, Eagles, Allman Bro<strong>the</strong>rs,<br />

Eric Clap<strong>to</strong>n, Rod Stewart, Neil Diamond,<br />

Kenny Rogers, Manassas, Poco, Spirit,<br />

John Mellencamp, Ringo Starr, Whitney<br />

Hous<strong>to</strong>n, Barbra Streisand, Rick Derringer,<br />

Dolly Par<strong>to</strong>n, Grace Slick und Crosby, Stills,<br />

Nash & Young. Lungenkrebs stand in seinem<br />

Totenschein vom 18.3.<br />

Rob Rose (*1956) führte als singender<br />

Gitarrist die britischen Rock/Soulbands The<br />

Romantix, Red For Go, die Rob Rose Band,<br />

King Cats, Chain Gang und Get Rhythm an.<br />

Erlag am 19.3. einem Krebsleiden.<br />

Dave Brockie (alias Oderus Urungus,<br />

*30.8.1963) spielte Bass und sang bei der<br />

kanadischen Metal-Shockrockgang GWAR<br />

und betrieb seine Dave Brockie Experience,<br />

bis er am 23.3. <strong>to</strong>t in seinem Heim aufgefunden<br />

wurde.<br />

Bill Merritt war nicht nur Mitbegründer<br />

des legendären Winnipeg Folk Festival,<br />

sondern auch als Bassist/Sänger aktiv. Unter<br />

anderem für Mood Jga Jga, Fabulous<br />

George & The Zodiacs und Prairie Dog. Bis<br />

zum 25.3. wurde er 66 Jahre alt.<br />

Joe Frazier (*1939) war langjähriges Mitglied<br />

des in Folkzirkeln überaus geschätzten<br />

Chad Mitchell Trio. Er starb am 28.3.<br />

Bernd Wippich (*13.1.1950) sang und<br />

spielte Gitarre, Schlagzeug und Saxofon<br />

bei den Petards, Odin und Randy Pie. Mit<br />

Ehefrau Freya nahm er 1978 am deutschen<br />

Vorentscheid des Grand Prix Eurovision mit<br />

dem Lied "Ich trag' deinen Namen" teil<br />

und veröffentlichte mit ihr zwei Alben. Seit<br />

Mitte der 1980er Jahre arbeitete er für den<br />

privaten Rundfunk und als Produzent – bis<br />

zum 31.3.<br />

Arthur "<br />

Guitar Boogie" Smith komponierte<br />

„Dueling Banjos”, das 1972 im Kinofilm<br />

„Deliverance” zu erleben war und Eric<br />

Weissberg & Steve Mandell einen #2-Hit<br />

bescherte. Die Creditbescheinigung musste<br />

sich der am 3.4. Vers<strong>to</strong>rbene aber erst vor<br />

Gericht erkämpfen.<br />

Lee Black Childers (*24.7.1945) arbeitete<br />

als Tourmanager für Iggy Pop, David<br />

Bowie und Johnny Thunders. Machte sich<br />

auch einen Namen als Fo<strong>to</strong>graf, als er Debbie<br />

Harry, Wayne County und die Sex Pis<strong>to</strong>ls<br />

porträtierte. Der einstige Assistent von<br />

Andy Warhol ging am 6.4. für immer.<br />

Rick Condrin spielte kurzzeitig Gitarre<br />

bei Metal Church (1980) und Leviathan,<br />

starb am 6.4.<br />

Gil Askey (*9.3.1925) blies auf vielen<br />

Mo<strong>to</strong>wn-Produktionen in seine Trompete,<br />

so auch für die Supremes, Diana Ross,<br />

die Temptations und Four Tops. Spielte<br />

in Jerry Steinholtz' Band und ist auch<br />

auf Alben von Donald „Duck" Dunn oder<br />

Andrew Love zu hören. Er verließ diesen<br />

Planeten am 9.4.<br />

Jesse Winchester (*17.5.1944) war als<br />

Singer/Songwriter<br />

vor allem in den 70er<br />

Jahren erfolgreich, mehr<br />

Anerkennung erfuhr<br />

er allerdings als Songschmied<br />

für Elvis Costello,<br />

George Strait, Jimmy<br />

Buffet, Joan Baez, Emmylou<br />

Harris, die Ever-<br />

ly Bro<strong>the</strong>rs, Ronnie Hawkins, Tim Hardin,<br />

Fairport Convention, Reba McEntire oder<br />

Wilson Pickett. War aber bis zu seinem<br />

krebsbedingten Ableben am 11.4. auch immer<br />

wieder live unterwegs.<br />

Dave Innes (*1961) trommelte bei der<br />

Gerry Jablonski Electric Band, seine Dienste<br />

mit den Sticks wurden aber auch von Bryan<br />

Adams und Status Quo in Anspruch genommen.<br />

Magenkrebs beendete am 11.4.<br />

sein Erdendasein.<br />

Armando Peraza (*30.5.1924) mischte<br />

als Perkussionist bei Santana mit, ebenso<br />

bei John McLaughlin, der Alice Coltrane<br />

Band, Wayne Shorter und vielen anderen<br />

Größen. Er ging am 14.4. für immer.<br />

Shane Gibson (*21.2.1979) spielte bei<br />

den Metal/Alternative-Bands Korn und<br />

stOrk Gitarre und Bass. Eine Störung bei<br />

der Blutgerinnung kostete ihn am 15.4.<br />

das Leben.<br />

Little" Joe Cook (*29.12.1922) wurde<br />

vor allem durch den Song "Peanuts”<br />

"<br />

bekannt, der ihm mit seiner Doo-Wop-<br />

Gruppe The Thrillers 1957 einen #22-Erfolg<br />

bescherte und vielfach gecovert<br />

wurde. Er lehnte es 1956 ab, als Nachfolger<br />

von Sam Cooke bei den Soul Stirrers<br />

einzusteigen. Hatte später mit seinen<br />

Töchtern Dinell und Delfine die Combo<br />

The Sherrys (#35 mit "Pop Pop Pop-<br />

Pie"). Ging 2007 in den Ruhestand und<br />

verstarb am 15.4.<br />

James Knowles war einer der dynamischsten<br />

US-Schlagzeuger und genoss in<br />

Blues-, Funk-, Rock-, Gospel und Jazzkreisen<br />

Anerkennung. Er wirbelte für Bernard<br />

Allison, Sugar Blue, Tyrone Davis, R Kelly,<br />

Jimmy Johnson, Melvin Taylor und die<br />

Chicago Cats – bis zum 17.4. (Krebs).<br />

Deon Jackson (*26.1.1946) schaffte<br />

1966 mit seinem #11-Pop-Hit "Love<br />

Makes The World Go Round” den Durchbruch<br />

und blieb lange vor allem live aktiv,<br />

obwohl er früh auf Beratungslehrer umgesattelt<br />

hatte und in Whea<strong>to</strong>n, Illinois, arbeitete.<br />

68-jährig starb er am 19.4.<br />

Rubin Hurricane" Carter (*6.5.1937)<br />

"<br />

war ein Boxer, dessen Verurteilung wegen<br />

Dreifachmordes 1966<br />

ein Fehlurteil war. Der<br />

Fall wurde neu aufgerollt<br />

und Carter nach<br />

19 Jahren Haft freigelassen,<br />

nachdem sich<br />

zahlreiche Promis für<br />

ihn eingesetzt hatten und Bob Dylan<br />

beispielsweise sein Lied "Hurricane” 1976<br />

über ihn veröffentlicht hatte. Carter starb<br />

am 20.4.<br />

Paul Goddard (*1945) war als Bassist<br />

Gründungsmitglied der Atlanta Rhythm<br />

Section. Der „Rolling S<strong>to</strong>ne" kürte sein<br />

Solo in "Ano<strong>the</strong>r Man's Woman" (1979)<br />

zu einem der fünf besten Basssolos aller<br />

Zeiten. Am 29.4.verlor er den Kampf gegen<br />

den Krebs endgültig.<br />

Hilario "<br />

Larry" Ramos (*1942) spielte<br />

Gitarre und sang zunächst bei den New<br />

Christy Minstrels, von denen er 1966 zu<br />

The Association wechselte und dort bei<br />

Hits wie "Windy" (#1/1967) und "Never<br />

My Love" (#2/1967) mitmischte. Er musste<br />

aus gesundheitlichen Gründen früh in<br />

den Ruhestand, war aber beim Abschiedskonzert<br />

der Gruppe im Februar 2014 noch<br />

dabei. Ein Malinom kostete ihn schließlich<br />

am 30.4. das Leben.<br />

Seite 10 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


BCM<br />

Deutschland<br />

PRÄSENTIEREN<br />

Remember<br />

The Good Times<br />

Christie<br />

Albert Hammond & Band<br />

Night Fever The Very Best Of The Bee Gees<br />

Samstag, 18. Ok<strong>to</strong>ber 2014<br />

in der Stadthalle Offenbach<br />

Beginn: 19.00 Uhr, Einlass: 17.30 Uhr<br />

Ermäßigter Eintrittspreis für <strong>GoodTimes</strong>-Leserinnen und -Leser 25,– €<br />

(einschl. Versandkosten). Abendkasse: 33,– €<br />

Alle Interpreten und Bands haben jede Menge Hits im Gepäck und werden sicher für eine Superstimmung sorgen.<br />

Im Foyer der Stadthalle findet ein Schallplattenmarkt statt, wo für Sie die Möglichkeit besteht,<br />

Ihre Plattensammlung mit interessanten Raritäten zu ergänzen.<br />

Am <strong>GoodTimes</strong>-Stand werden Ihnen viele der Künstler für Au<strong>to</strong>grammwünsche zur Verfügung stehen.<br />

Sichern Sie sich schnell Ihre Tickets zum ermäßigten Preis für <strong>GoodTimes</strong>-Leserinnen und -Leser<br />

von 25,– E (einschl. Versandkosten). Bestellungen: Telefon 07042/37660-160, email: goodtimes@nikma.de<br />

Stadthalle Offenbach · Waldstraße 312 · 63071 Offenbach<br />

in Kooperation mit BCM Deutschland


JEFF BECK<br />

70<br />

Am<br />

24. Juni wird<br />

wieder ein ganz Großer<br />

der Rockmusik 70: <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong>.<br />

Alan Tepper präsentiert Karrierestationen<br />

des so vielseitigen Gitarristen.<br />

Bernd Ma<strong>the</strong>ja erinnert<br />

an das schmale Frühwerk des<br />

Engländers. Und Philipp Roser<br />

lässt den Meister selbst<br />

und Musikerkollegen<br />

sprechen.<br />

Die frühen Jahre<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

PLAY, BECK!<br />

Beste Kumpels/Kollegen seit fast 50 Jahren –<br />

und doch sooo verschieden, was ihre ersten<br />

Karrierejahre betrifft: Während Jimmy Page in<br />

den frühen <strong>60s</strong> gefühlte 27 Stunden pro Tag<br />

als Sessiongitarrist in Studios malochte, hielt<br />

<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> sich spürbar zurück. Dennoch hat<br />

auch er hörenswerte Jobs im ansonsten eher<br />

schmalen Arbeitsnachweis.<br />

<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong>s Spiellaune befeuerten seit ca. 1957 vor<br />

allem seine ältere Schwester Annetta und sein<br />

Freund John Owen. Doch bevor es handfest(er)<br />

wurde, durchlief der Teenager etliche Bands. Denn<br />

nach nur acht Monaten hatte Geoffrey Arnold <strong>Beck</strong><br />

im Mai 1961 die Kunstschule in Wimbledon wieder<br />

verlassen – Musik war angesagt.<br />

Schon 1960 gehörte er den Del<strong>to</strong>nes an, die Instrumentales<br />

in Shadows-Machart probierten. Im Herbst<br />

1961, jetzt als „<strong>Jeff</strong> Mason", begleitete <strong>Beck</strong> den<br />

Rock'n'Roller Gordon Patterson (alias „Cal Danger"),<br />

danach Alan Hope („Kerry Rapid") und dessen Bandits.<br />

1962 hüpfte er zu den Crescents, Brian Howard & The<br />

Silhouettes, zu 'Im & The Uvvers und Rodney Walsh –<br />

Zweitliga-Nobodys mit begrenzter Reputation.<br />

Einen Dämpfer erhielten <strong>Beck</strong>s Ambitionen, als er<br />

nach einem Vorspielen von Sänger Neil Christian<br />

für nicht gut genug für dessen Crusaders befunden<br />

wurde – da nutzte selbst eine Empfehlung von<br />

Jimmy Page nichts. Auch The Roosters wollten den<br />

Aufstrebenden nicht, sie entschieden sich für den<br />

nicht minder talentierten Jungspund Eric Clap<strong>to</strong>n.<br />

Zu <strong>Beck</strong>s Bekanntenkreis zählte inzwischen auch der<br />

spätere S<strong>to</strong>nes-Keyboarder Ian Stewart. Er vermittelte<br />

ihn 1963 zur ersten Band, die halbwegs Nachhaltigkeit<br />

erreichte – The Nightshift.<br />

Noch bevor das Quartett um den Sänger Brian Wiles<br />

Töne zu Vinyl brachte, zahlten sich die Verbindungen<br />

von Kumpel Page zu diversen Studios aus.<br />

<strong>Beck</strong> konnte erstes Geld mit Sessionjobs verdienen<br />

– und wer einmal positiv in den Mietmucker-Kreisen<br />

<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> (r.)<br />

mit The Del<strong>to</strong>nes<br />

aufgefallen war, erhielt Anschlussaufträge. Wie für<br />

"Rinky Dink"/"Java" (Decca, 6/64), ein Doppel-Instrumental<br />

der eher biederen Johnny Howard Band;<br />

die A-Seite, immerhin, wurde zur Erkennungsmelodie<br />

des Piratensenders Radio Caroline. Auch auf den<br />

schon 1964 aufgenommenen JHB-Titeln "Tomboy"<br />

und "A Tune Called Harry"/"El Pussy Cat" (alle Decca)<br />

klingen die Soli so wild wie <strong>Beck</strong>-verdächtig.<br />

Wenig später erschien noch Deftigeres: <strong>Beck</strong> langte<br />

auf "Come Back Baby" mächtig hin, der B-Seite von<br />

Screaming Lord Sutchs Single "Dracula's Daughter"<br />

(Oriole, 10/64). Eher gemächlich – es musste Kohle<br />

her – ließ er es auf "Mary, Don't You Weep"/"Yes,<br />

I Will" (Parlophone, 11/64) angehen: Phil Ryan &<br />

The Crescents aus Cheshire waren generell eher<br />

Schwachtöner. Auch Fitz 'N Startz (Manchester) nahmen<br />

<strong>Beck</strong>s Hilfe in Anspruch – auf "I'm Not Running<br />

Away"/"So Sweet" (Parlophone, 12/64).<br />

Zu jener Zeit stand <strong>Beck</strong> weiter in Diensten von The<br />

Nightshift, zwei<br />

ihrer Titel mit<br />

ihm ("That's My<br />

S<strong>to</strong>ry"/"S<strong>to</strong>rmy<br />

Monday"; Piccadilly)<br />

erschienen<br />

erst im September<br />

1965 – da<br />

hatte sich die<br />

„Nachtschicht"<br />

längst in Tridents<br />

umbenannt. <strong>Jeff</strong><br />

ersetzte den Gitarristen<br />

Mike<br />

Jopp und stand<br />

mit den Brüdern<br />

John (g, voc)<br />

und Paul Lucas<br />

(b, voc) sowie Drummer Ray Cook monatelang<br />

auf Brettern im ganzen Land, mit konstantem Zuspruch<br />

für ihren gepfefferten Rhythm & Blues. Eine<br />

Plattenfirma wollte jedoch par<strong>to</strong>ut nicht anbeißen<br />

– auch nicht, als das Quartett mit zwei Demosin-<br />

Seite 12 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


gles hausieren ging. Zwei<br />

der darauf verewigten Nummern,<br />

"Troub le In Mind" und<br />

"Wandering Man Blues", haben<br />

die Jahrzehnte halbwegs<br />

gut konserviert überstanden<br />

– sie kamen auf der 3-CD-<br />

Box BECKOLOGY (Epic, 1991)<br />

erstmals offiziell ans Tageslicht.<br />

Extra-Bonbon dort: Bo<br />

Diddleys "Nursery Rhyme".<br />

Das (leider qualitativ schrabbelige)<br />

5:50-Live-Getöse<br />

aus dem Eel-Pie-Island-Club<br />

lässt zumindest erahnen, was<br />

<strong>Beck</strong> schon damals Aufmerksamkeit<br />

von Fans, Kollegen,<br />

Nachtschicht: <strong>Beck</strong> (r.) & The Nightshift<br />

Spähern und Medien<br />

bescherte.<br />

Noch vor Ende 1964 kamen<br />

zwei weitere Titel<br />

aufs Band, die bis heute<br />

x-fach verwurstet wurden<br />

– eingespielt von<br />

Ex-Mitgliedern der Cyril<br />

Davies All Stars; an den<br />

Rohbauten "Chuckles"<br />

und "Steelin'" (Vorläufer<br />

des "Steeled Blues") waren<br />

<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> (g), Jimmy<br />

Page (g), Cliff Bar<strong>to</strong>n (b),<br />

Nicky Hopkins (p) und<br />

Carlo Little (dr) beteiligt.<br />

Den Tridents, weiterhin<br />

ohne Vertrag, gingen inzwischen Lust und Laune<br />

aus; und als im März 1965 der Gitarrist Eric Clap<strong>to</strong>n<br />

seine Band verließ, war der Weg frei für eine<br />

Weltkarriere in spe: <strong>Beck</strong> wurde ECs Nachfolger und<br />

wegweisendes Mitglied der Londoner Yardbirds.<br />

Nachtrag. Bis Ende der <strong>60s</strong> war <strong>Beck</strong> noch auf weiteren<br />

Platten britischer Kolleg(inn)en als Gast zu hören:<br />

"Gotta See My Baby Every Day" (Sandie Shaw;<br />

1/66), "But She's Mine" (John's Children; 2/67), "I<br />

See Love In You" (John Walker; 10/67), "The Dog<br />

Presides" (Paul Jones; 10/67), "Goo Goo Barabajagal",<br />

"Bed With Me", "The Stromberg Twins" (Donovan;<br />

6/69). Sein Mitwirken als Sessiongitarrist auf<br />

Chris Andrews' "Too Bad You Don't Want Me" (9/65)<br />

und "Utterly Simple" von The Smoke (7/68) gilt dagegen<br />

als umstritten.<br />

STIL OHNE GRENZEN<br />

Von Alan Tepper<br />

Bei den Yardbirds gab es Anfang<br />

1965 mächtig Knatsch, denn die<br />

aktuelle Single-A-Seite "For Your<br />

Love" passte Gitarrist Eric Clap<strong>to</strong>n nicht<br />

– zu poppig! Er warf hin, pausierte wenige<br />

Wochen und machte sich dann auf,<br />

um mit John Mayall’s Bluesbreakers die<br />

Szene zu bereichern. Die verbliebenen<br />

Yardbirds Chris Dreja, Keith Relf, Jim<br />

McCarty und Paul Samwell-Smith baten<br />

Jimmy Page einzusteigen – doch der<br />

lehnte ab und empfahl <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong>, von<br />

dem die anderen bis dahin nichts gehört<br />

hatten. Nach der ersten Probe, bei der<br />

ein langhaariger Typ mit Schrauberschmierigen<br />

Fingern jedes nur erdenkliche<br />

Solo abfeuerte, war klar: Dieser in<br />

allen Stilen sattelfeste Klampfer soll es<br />

sein!<br />

Am 5. März 1965 lief das Livedebüt<br />

in der Fairfield Hall in Croydon. Nach<br />

wenigen Songs dachte niemand mehr<br />

an Clap<strong>to</strong>n, denn <strong>Beck</strong> attackierte die<br />

Fans mit Verzerrern, verrückten Halleffekten<br />

und Gitarrenlicks aus der Kategorie<br />

„Stuntman": Der riskierte alles,<br />

Feuertaufe bestanden! Im April ging<br />

es zur Aufnahme von "Heart Full Of<br />

Soul", wegen seiner „esoterischen" Gitarrenmelodie<br />

der Zeit um Jahre voraus.<br />

Nachdem Beatles und S<strong>to</strong>nes die „British<br />

Invasion" in den USA anges<strong>to</strong>ßen<br />

hatten, eroberten auch die Yardbirds<br />

das Land der vermeintlich unbegrenzten<br />

Möglichkeiten und ließen sich von der<br />

aufblühenden Musikszene San Franciscos<br />

inspirieren. Nach weiteren Singles<br />

folgte im Juli 1966 der Longplayer<br />

YARDBIRDS, wegen des auf dem Cover<br />

karikierten Produzenten auch ROGER<br />

THE ENGINEER genannt. "The Nazz Are<br />

Blue" und "Hot House Of Omagarishid"<br />

waren mehr als Songs, die <strong>Beck</strong>s fantastisches<br />

Spiel dokumentierten (nicht zu<br />

Fo<strong>to</strong>: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />

vergessen "<strong>Jeff</strong>’s Boogie"),<br />

sie läuteten zugleich die<br />

Psychedelic-Ära ein.<br />

Bald nach den Aufnahmen<br />

verließ Bassist Paul<br />

Samwell-Smith die Band,<br />

woraufhin Jimmy Page für<br />

kurze Zeit den Viersaiter<br />

übernahm und ihn dann an<br />

Chris Dreja weiterreichte.<br />

Nun konnten die Yardbirds<br />

zwar eine erstklassige<br />

Gitarrenfront präsentieren<br />

– sie handelten sich damit<br />

aber auch Spannungen<br />

zwischen <strong>Beck</strong> und Page<br />

ein. Mot<strong>to</strong>: Wer übertrumpft<br />

wen? Ein Auftritt<br />

in Michelangelo An<strong>to</strong>nionis<br />

Film „Blow Up" rückte<br />

<strong>Beck</strong> ins Rampenlicht –<br />

und zwar beim Gitarrezerschmettern<br />

während<br />

des Songs "Stroll On" (ein<br />

"Train Kept A-Rollin’ " mit neuem Text).<br />

Doch <strong>Jeff</strong>s Tage waren gezählt, denn er<br />

gab sich immer launischer, pochte auf<br />

Perfektion und schleuderte auch mal einen<br />

Verstärker durch ein Club-Fenster.<br />

Folge: Die Yardbirds entschieden sich<br />

für den umgänglicheren Jimmy Page.<br />

Produzent Mickie Most witterte <strong>Beck</strong>s<br />

Potenzial und griff sich den aufstrebenden<br />

Gitarristen als Solokünstler. Zusätzlich<br />

wurde die <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> Group formiert,<br />

Management: Simon Napier-Bell<br />

und das künftige Led-Zeppelin-Ultraschwergewicht<br />

Peter Grant. Die erste<br />

Single "Hi Ho Silver Lining"/"<strong>Beck</strong>’s Bolero"<br />

entwickelte sich für <strong>Jeff</strong> zu einem<br />

Trauma, denn er musste die A-Seite<br />

singen. „'Silver Lining' gab mir das Gefühl,<br />

als würde ich für den Rest meines<br />

Lebens mit einer rosa Klobrille um den<br />

Sixties-Legende: The Yardbirds<br />

Hals herum rennen", kommentierte „El <strong>Beck</strong>o" Jahre<br />

später. Die Lösung für das Sängerproblem kam<br />

mit Rockedelröhre Rod Stewart, der u.a. schon mit<br />

Steampacket gespielt hatte. Die erste Show am 3.<br />

März 1967 im Londoner Finsbury Park As<strong>to</strong>ria entwickelte<br />

sich zu einem Quasi-Desaster, da ein Musiker<br />

der Small Faces (vermutlich Ian McLagan) der<br />

Band den Saft abdrehte, wodurch eine peinliche<br />

Pause entstand. Nach einigen Besetzungswechseln<br />

und sporadischen Tourneen vermittelte Peter Grant<br />

der Band eine US-Tour, beginnend im New Yorker<br />

Fillmore East (14. Juni 1968), wo sie wie eine<br />

Bombe einschlugen. Das kurz zuvor während einer<br />

„Blitzkrieg-Session" (so die Musiker über den Aufnahmestress)<br />

hingedonnerte Album TRUTH kletterte<br />

in den USA bis auf Platz 15 der Charts.<br />

TRUTH wurde zwar viele Jahre als erstklassiges Einzelalbum<br />

eingestuft, doch aus heutiger Sicht sind<br />

sich alle einig: Hier begann der Hard Rock (und<br />

nicht erst mit dem ein halbes Jahr später veröffent-<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 13


lichten Led-Zepplin-Debüt)! Warum? <strong>Beck</strong>s harter<br />

und fetter Gitarren<strong>to</strong>n, Rod Stewarts druckvoller<br />

Gesang und das punktgenaue Zusammenspiel von<br />

Ron Wood am Bass und Micky Waller an den Drums<br />

ergaben eine massive Klangwand – durch sie verloren<br />

auch Bluesnummern wie "You Shook Me"<br />

und "Blues Deluxe" ihre Unschuld und wurden zu<br />

hocheffektiven Energiezäpfchen. Der zweite Longplayer<br />

BECK-OLA (1969, mit Tony Newman auf dem<br />

Drumhocker) war nicht mehr ganz so stark, aber immer<br />

noch wegweisend. Aus dem geplanten Auftritt<br />

beim Woods<strong>to</strong>ck-Festival wurde nichts, bandinterne<br />

Spannungen drehten der ersten JBG den anfangs<br />

überschäumenden Saft ab.<br />

Da stand <strong>Beck</strong> schon das nächste Angebot ins Haus:<br />

Carmine Appice und Tim Bogert, die mächtige<br />

Rhythmusmaschine von Vanilla Fudge, reisten nach<br />

Großbritannien,<br />

um die Gründung<br />

einer neuen Band<br />

zu besprechen. Am<br />

2. November 1969<br />

geschah jedoch<br />

Unvorhersehbares:<br />

<strong>Beck</strong> geriet mit seinem<br />

aufgemotzten<br />

Ford T-Bucket 1923<br />

auf die Gegenfahrbahn<br />

und verunglückte<br />

schwer.<br />

Medizinische Prognose:<br />

Genesung in<br />

Monaten möglich,<br />

aber wahrscheinlich<br />

erst in Jahren! Doch<br />

<strong>Beck</strong> hatte Glück,<br />

schon nach einigen<br />

Wochen konnte er<br />

wieder spielen, wenn auch nur mit halber Leistung.<br />

Peter Grant stellte ihm daraufhin Cozy Powell vor,<br />

schon damals ein Meistertrommler. Mit Producer<br />

Most ging es im Sommer 1970 in die Mo<strong>to</strong>wn-<br />

Studios in Detroit, in denen <strong>Beck</strong>/Powell mit Unterstützung<br />

des Bassisten James Jamerson und seiner<br />

Clique einige härtere Fassungen von Klassikern des<br />

Soul-Labels einspielten, die aber nicht <strong>Beck</strong>s Vorstellungen<br />

entsprachen. Die nicht fertig gestellten Aufnahmen<br />

wanderten ins Archiv. 1971 lief es besser.<br />

Mit dem erstklassigen Sänger und Gitarristen Bobby<br />

Fo<strong>to</strong>: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />

<strong>Beck</strong>, Bogert & Appice – Schwergewichte des Blues-Rock<br />

Tench, Keyboarder Max<br />

Middle<strong>to</strong>n und Bassist<br />

Clive Chaman spielte die<br />

neue <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> Group<br />

ROUGH AND READY<br />

ein – Prädikatsware<br />

zwischen Fusion,<br />

Soul, Rhythm &<br />

Blues und hartem<br />

Rock auf hohem,<br />

aber nicht überkandideltem<br />

Niveau.<br />

Auch die<br />

Folge-LP – wegen<br />

der auf dem Cover<br />

abgebildeten<br />

Südfrucht auch<br />

„Orange Album"<br />

genannt – punktete<br />

trotz der<br />

Unkenrufe vieler<br />

Kritiker bei den<br />

Fans. <strong>Beck</strong>s gefühlvolles Gitarrenspiel ist speziell<br />

bei "I Can’t Give Back The Love I Feel<br />

For You" und "Definitely Maybe" exemplarisch,<br />

während er beim Blues-Rockkracher<br />

"Going Down" Gitarrenakrobatik pur bietet.<br />

Spätestens jetzt war klar: Egal, was der Mann<br />

spielt, man identifiziert seine Saitenkünste sekundenschnell.<br />

Dessen war sich auch Stevie Wonder bewusst,<br />

der <strong>Beck</strong> & Co. zur Aufnahme von TALKING<br />

BOOK einlud. Resultat: ein jazziges Solo auf<br />

dem Track "Lookin For Ano<strong>the</strong>r Pure Love". Die<br />

Musiker baten danach die Ikone der Black <strong>Music</strong>,<br />

ihnen einen Song zu schreiben. Wonder schickte<br />

die Jungs in eine Kneipe, griff in die Tasten und schon<br />

erklang das Riff zu "Superstition" – entstanden war<br />

ein Klassiker in spe, den Wonder für sich selbst behielt.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jim Summaria<br />

Das zuvor angedachte Projekt mit Tim Bogert und<br />

Carmine Appice folgte 1972. Bassist und Drummer<br />

hatten die letzten drei Jahre mit den Heavy Rockern<br />

Cactus verbracht. Jetzt entstand die Blues-getränkte<br />

LP BECK, BOGERT & APPICE (1973); gefolgt von<br />

zahlreichen Gigs, darunter ein legendäres Konzert im<br />

Londoner Rainbow Theatre – <strong>Beck</strong> besitzt die Bänder,<br />

bewahrt sie aber „für schlechte Zeiten" auf ...<br />

Einen Eindruck von der hohen Improvisationskunst<br />

des Trios gab die 1973 mitgeschnittene BBA LIVE<br />

IN JAPAN. Anfang 1974 spielte Appice während einer<br />

Au<strong>to</strong>fahrt <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> ein Tape mit dem brandaktuellen<br />

Fusion-Album SPECTRUM von Billy Cobham<br />

vor, das auf den Gitarristen wie hochoktaner<br />

Treibs<strong>to</strong>ff wirkte. Da bei <strong>Beck</strong>, Bogert & Appice der<br />

Kreativfunke erloschen war, brach man die Aufnahmen<br />

für eine weitere Studio-LP ab. <strong>Beck</strong>: „Irgendwo<br />

in meinem Haus liegt ein zweites Album, das vor<br />

sich hinschimmelt. Mittlerweile wächst sogar schon<br />

ein Büschel Gras drauf." Fusion lautete das Gebot<br />

der Stunde, und der Brite begann mit der Arbeit an<br />

BLOW BY BLOW (1975), produziert von George Martin<br />

(Beatles): eine hochkomplexe, innovative aber<br />

dennoch gut konsumierbare Platte mit dem genialen<br />

Instrumental "Cause We’ve Ended As Lovers" – <strong>Beck</strong>s<br />

musikalische Verbeugung vor dem Gitarristenkollegen<br />

Roy Buchanan (#4, US-LP-Charts).<br />

Kurzfristig ließ sich <strong>Beck</strong> zu einer Session mit den<br />

Rolling S<strong>to</strong>nes verführen, die einen Nachfolger für<br />

Mick Taylor suchten. „Wer will keinen Privatjet mit<br />

eingebautem Kamin?", witzelte <strong>Jeff</strong> Jahre später gegenüber<br />

einem Journalisten. Allerdings waren ihm<br />

Jagger & Co. – gemessen an eigenen künstlerischen<br />

Höhenflügen – zu erdig, es blieb bei Demo-Aufnahmen<br />

in Rotterdam. Vom Fusion-Trip ließ sich <strong>Beck</strong><br />

nicht so schnell abbringen, er formierte mit Keyboarder<br />

Jan Hammer (später Komponist der Titelmelodie<br />

zur TV-Serie „Miami Vice") eine neue Band.<br />

Auf den Alben WIRED (1976) und JEFF BECK WITH<br />

THE JAN HAMMER GROUP LIVE (1977) zelebrierten<br />

beide feinsten Jazz-Rock. Nach Tourneen u.a. mit<br />

Stanley Clarke und Tony Hymas beendete <strong>Beck</strong> seine<br />

Experimente mit dem spacigen Album THERE &<br />

BACK (1980), wobei er sich einmal mehr als völlig<br />

außergewöhnlicher Gitarrist inszenierte.<br />

Dann genehmigte er sich eine Pause. Statt glänzender<br />

Griffbretter standen nun Oldtimer und ölige<br />

Schraubenschlüssel auf dem Programm: kein Stress<br />

mehr mit nörgelnden Musikern, sondern Restaurieren<br />

von uralten Blechlauben, was für <strong>Beck</strong> nach eigenen<br />

Aussagen so kreativ war wie Musik. Zwar ließ<br />

er hin und wieder von sich hören, zum Beispiel bei<br />

den so genannten Arms-Benefiz-Konzerten und auf<br />

Fo<strong>to</strong>: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />

Seite 14 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


dem Album BOX OF FROGS der ehemaligen Yardbirds-Kumpel<br />

Chris Dreja, Paul Samwell-Smith und<br />

Jim McCarty.<br />

Die nächste Solo-LP folgte erst 1985: FLASH,<br />

die – auf Drängen der Plattenfirma CBS –<br />

„modern" und eingängig klingen musste. Es<br />

ist (mit Ausnahme des von Rod Stewart gesungenen<br />

Curtis-Mayfield-Covers "People<br />

Get Ready") die wohl schwächste Platte von<br />

<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong>: zu kalt, zu steril, zu wenig Gitarre.<br />

Das belegen auch die schwachen Chartsplatzierungen.<br />

Es war eine Lektion für <strong>Beck</strong>,<br />

der von nun an immer darauf pochte, „sein<br />

Ding" durchzuziehen. Im GUITAR SHOP<br />

(1989) – auf dem witzigen Cover pimpt ein<br />

Schrauber eine überdimensionale Gitarre auf<br />

– war er wieder ganz der Alte: abgedrehte<br />

Gitarrensoli, ungewöhnliche Rhythmen und<br />

die für ihn charakteristischen, wunderschönen<br />

Melodien machten eine neue Generation auf<br />

<strong>Beck</strong> aufmerksam. Sein geringer Achtziger-<br />

Output ist nicht auf mangelnde Kreativität<br />

zurückführen, denn <strong>Beck</strong> hatte damals extreme<br />

Probleme mit einem penetranten Tinnitus<br />

– einer fiesen Ohrenkrankheit, die ihn<br />

auch später immer wieder behinderte.<br />

Die Neunziger begannen viel versprechend, denn<br />

die Compilation BECKOLOGY (1991) war eine optimale<br />

Visitenkarte und bot gleichzeitig Futter für<br />

die Fans: zum Beispiel das unveröffentlichte "Jizz<br />

Whizz" von BBA und eine lustig-kitschige Version<br />

von "Sleepwalk", einer Rock’n’Roll-Schmalzballade,<br />

ursprünglich auf dem Soundtrack PORKY’S<br />

REVENGE (1985) zu hören. Nächster S<strong>to</strong>p: Vietnam<br />

– oder zumindest bei einem Soundtrack zum<br />

Antikriegsfilm FRANKIE’S HOUSE (1992), auf dem<br />

<strong>Beck</strong> exotische und surreale Klanglandschaften aus<br />

seiner Gitarre zauberte. Ein Jahr später verblüffte<br />

er mit dem Tribute-Album CRAZY LEGS, gewidmet<br />

seinem Vorbild, dem famosen Gene-Vincent-Gitarristen<br />

Cliff Gallup. Hier klingt er wie ein au<strong>the</strong>n-<br />

tischer Rock’n’Roll-Saitenquäler, ohne dabei auch<br />

nur für Sekunden seine Au<strong>the</strong>ntizität zu verlieren.<br />

Brian Wilson schlägt <strong>Beck</strong> 2014 zum Beach Boy<br />

Nach einigen Ehrungen – die Yardbirds wurden<br />

1992 in die Rock'n'Roll Hall Of Fame aufgenommen,<br />

<strong>Beck</strong> erhielt den Award für sein Lebenswerk<br />

von der amerikanischen Fachzeitschrift „Guitar Player"<br />

– tauchte er mit verschiedensten Aktivitäten<br />

kurz auf, ohne aber einen eigenen Longplayer<br />

einzuspielen. Mit WHO ELSE! (1999) startete<br />

<strong>Beck</strong> dann seine Techno-Trilogie, ergänzt um<br />

YOU HAD IT COMING (2001) und JEFF (2003).<br />

Futuris tische Klänge, abgedrehte Gitarrenlicks<br />

und schräge Rhythmen charakterisieren die innovativen<br />

Alben, die sich an eher abenteuerfreudige<br />

Hörer richten und darum so manchen<br />

<strong>Beck</strong>-Begeisterten zögern ließen.<br />

Kein Einzelfall, denn er hatte nie den Willen,<br />

den Mainstream zu bedienen: <strong>Beck</strong> blieb<br />

<strong>Beck</strong> – kaum Hits, dafür stilübergreifend, unberechenbar,<br />

experimentierfreudig! Nächster<br />

Schachzug? Unvorhersehbar. Und so kam es<br />

nie zu einer übermäßig breiten Popularität –<br />

anders als bei seinem Kollegen Eric Clap<strong>to</strong>n,<br />

obwohl (oder weil) dessen Gesamtwerk längst<br />

nicht <strong>Beck</strong>s Variantenreichtum und stilistische<br />

Vielfalt aufweist.<br />

Ausgerechnet auf (und mit) dem von Clap<strong>to</strong>n<br />

initiierten „Crossroads Guitar Festival" 2007<br />

katapultierte sich <strong>Jeff</strong> wieder nachhaltiger<br />

ins öffentliche Bewusstsein. Seine traumhafte<br />

Fassung von "Cause We’ve Ended As Lovers"<br />

verzauberte die Hörer, ganz zu schweigen von<br />

den sensationellen Bassparts der blutjungen<br />

Bassistin Tal Wilkenfeld, die dem Publikum<br />

den Atem raubten. Mit JEFF BECK: PERFOR-<br />

MING THIS WEEK ... LIVE AT RONNIE SCOTT’S<br />

(2008) und ROCK’N’ROLL PARTY HONOU-<br />

RING LES PAUL (2010), einem Tribut (mit Sängerin<br />

Imelda May) für den Gitarristen und Klampfenbauer<br />

Les Paul, legte er nach; nicht zu vergessen das melodiöse<br />

Album EMOTION & COMMOTION (2010),<br />

ein weiterer Beleg für seine prägnante Tongestaltung.<br />

Ferner erwähnenswert: die Live-Alben JEFF<br />

BECK LIVE AT BB KING BLUES CLUB (2006), JEFF<br />

BECK OFFICIAL BOOTLEG USA ’06 (2007) und JEFF<br />

BECK: LIVE AND EXCLUSIVE FROM THE GRAMMY<br />

MUSEUM (2010), auf denen er Querschnitte seines<br />

Schaffens präsentierte.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Willi Kuper<br />

In die Rock And Roll Hall Of Fame wurde <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong><br />

2009 aufgenommen, und die Universität von Sussex<br />

ehrte ihn im Juli 2011<br />

für seine „außergewöhnliche<br />

Karriere als<br />

Musiker".<br />

<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> hat über Jahrzehnte<br />

ein Gesamtwerk<br />

geschaffen, das unter<br />

kreativem Aspekt<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jim Summaria<br />

seinesgleichen sucht.<br />

2014: Ein neues Album<br />

steht an und eine Welt<strong>to</strong>urnee<br />

mit Konzerten<br />

in Deutschland – in<br />

der vierköpfigen Begleitband<br />

stehen laut<br />

Ankündigung die Violinistin<br />

Lizzie Ball, der<br />

Schweizer Akustikgitarrist<br />

Nicolas Meier sowie<br />

Rhonda Smith (Bass)<br />

und Drummer Jonathan<br />

Joseph. Und wenn es<br />

ihm trotz aller Aktivitäten<br />

doch mal langweilig werden sollte, stehen da<br />

ja noch einige Oldtimer bei ihm herum, die dringend<br />

restauriert werden müssten ...<br />

Helfende Hände<br />

Einige Eskapaden aus Yardbirds-Tagen verschafften<br />

<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> den Stempel „Egomane". Wer ihn<br />

persönlich kennen gelernt hat, berichtet dagegen<br />

von einem äußerst freundlichen, höflichen und<br />

auch witzigen Zeitgenossen. Immer wieder hat<br />

er Kolleg(inn)en bei deren Arbeiten geholfen. Ein<br />

Auszug: Für Frank Zappas schrille Groupie-Band<br />

GTOs (Girls Toge<strong>the</strong>r Outrageously) steuerte er drei<br />

Nummern auf dem Album PERMANENT DAMAGE<br />

(1969) bei; ein Erlebnis, das nur von der Session mit<br />

Screaming Lord Sutch überboten werden konnte<br />

(ein Track auf LORD SUTCH AND HEAVY FRIENDS<br />

von 1970). <strong>Beck</strong> veredelte den Titelsong des Albums<br />

WHITE LADY der Progressive-Band Badger,<br />

gefolgt von einem Song auf PANIC (1975) von den<br />

Afro-Rockern ZZebra. Für die beiden von ihm produzierten<br />

Upp-Alben UPP (1975) und THIS WAY<br />

(1976) schnallte er sich die Gitarre für sieben Nummern<br />

um. <strong>Beck</strong> ist auf mehreren Alben von Stanley<br />

Clarke zu hören, u.a. MODERN MAN (1978), auf<br />

Cozy Powells TILT (1981), Vanilla Fudges MYSTE-<br />

RY (1984), Mick Jaggers SHE’S THE BOSS (1985),<br />

Rod Stewarts CAMOUFLAGE (1984), Jan Hammers<br />

DRIVE (1994) und George Martins IN MY<br />

LIFE (1998). Auf Robert Plants Rock’n’Roll-Projekt<br />

THE HONEYDRIPPERS VOLUME I (1984) klampfte<br />

<strong>Beck</strong> sogar Jimmy Page an die Wand (die beiden<br />

können's nicht lassen!). Ganz entspannt spielte er<br />

auf sechs Tracks von Roger Waters’ AMUSED TO<br />

DEATH (1992). Auch Tina Turner (PRIVATE DAN-<br />

CER, 1984), Diana Ross (SWEPT AWAY, 1984), Kate<br />

Bush (RED SHOES, 1993), Cyndi Lauper (THE BODY<br />

ACOUSTIC, 2005) und Joss S<strong>to</strong>ne (COLOUR ME<br />

FREE, 2010) konnten schon auf ihn zählen. Aktuellstes<br />

Beispiel für einen gefühlvollen <strong>Beck</strong>-Beitrag:<br />

"Say It’s Not True" auf FUN ON EARTH (2013) von<br />

Queen-Drummer Roger Taylor.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 15


INTERVIEW<br />

Interviews mit <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> waren und<br />

sind rar gesät, der Mann scheut die<br />

Öffentlichkeit. In den letzten 25 Jahren<br />

hat <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter Philipp<br />

Roser <strong>Beck</strong> mehrfach getroffen und<br />

mit ihm telefoniert. Und er bekam "<br />

El<br />

<strong>Beck</strong>o" im Vorfeld seines 70. Geburtstages<br />

an die Strippe, als der Gitarrist<br />

in Japan <strong>to</strong>urte. Morgens um sechs<br />

Uhr MESZ erreichte er ihn, in Tokio opferte<br />

<strong>Beck</strong> einen Teil seines täglichen<br />

Mittagsschlafs.<br />

Du warst schon sehr oft in Japan – was ist<br />

dort so besonders?<br />

Ich muss wohl schon zehn- oder zwölfmal hier gewesen<br />

sein, vielleicht auch 14 Mal. Die Veranstalter<br />

wollen inzwischen, dass man mit zweijährigem<br />

Abstand kommt, damit man nicht überpräsent ist!<br />

Früher war es so, dass englische Bands auch deshalb<br />

gern anreisten, weil sie mit neuem Material<br />

experimentieren konnten, ohne dass es der Rest<br />

der Welt richtig mitbekam. Aber im digitalen Zeitalter<br />

kann man nichts mehr verbergen (lacht).<br />

Hattest du je Probleme mit dem Jetlag?<br />

Die Tatsache, dass ich gerade geschlafen habe, als<br />

das Telefon klingelte, spricht doch Bände (lacht)!<br />

Man verändert sich bei der ersten Reise in eine andere<br />

Zeitzone. Aber wenn man es so oft tut wie ich,<br />

lässt das Erinnerungsvermögen nach, verändert sich<br />

der Geist. Was genau das bedeutet, weiß ich nicht.<br />

Ich empfinde es nur so.<br />

Wie wirst du den 70. Geburtstag begehen,<br />

spielt er überhaupt eine Rolle?<br />

Nein, ich nehme ihn einfach hin, weil ich ihn ja<br />

nicht umgehen kann. Ich mache das Beste aus diesem<br />

Jahr, <strong>to</strong>ure viel. Ich hatte eigentlich vor, den<br />

Tag mit einer großen Show im Hollywood Bowl in<br />

Los Angeles zu zelebrieren. Aber da war ich zu spät<br />

dran, ich hätte es letztes Jahr angehen müssen,<br />

nicht erst Anfang 2014. Jetzt gab es keine Termine<br />

mehr – vielleicht hole ich es nächstes Jahr nach.<br />

Aber dieser Geburtstag hat für mich keine größere<br />

Bedeutung.<br />

Er ist aber Anlass, zurückzuschauen – welche<br />

Karrierehöhepunkte hat es gegeben?<br />

Schwierige Frage! Spontan würde ich sagen, einer<br />

der Höhepunkte war die <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> Group, weil<br />

wir neues Terri<strong>to</strong>rium erschlossen. Dann der Versuch,<br />

ein Album ohne Sänger zu machen: BLOW<br />

BY BLOW ging dennoch hoch in die Charts, kam<br />

also gut an. Außerdem war da ja auch die <strong>to</strong>lle Zusammenarbeit<br />

mit George Martin! Und dann war<br />

da noch die Kooperation mit Jan Hammer 1976,<br />

die ich sehr genossen habe. Dass so viele Menschen<br />

diese anspruchsvolle, extravagante Musik mochten,<br />

war ein zusätzlicher Bonus.<br />

Heißer Draht nach Tokio<br />

Du spielst in Japan mit neuer Band, die auch Außerdem kann ich ein bisschen kürzertreten und<br />

mit nach Deutschland kommt: Rhonda Smith mich auf der Bühne erholen, wenn die Geige im Mittelpunkt<br />

steht.<br />

am Bass, Jonathan Joseph am Schlagzeug,<br />

dazu Lizzie Ball als Geigerin und Nicolas Meier<br />

an der zweiten Gitarre; du hast immer wieder Du arbeitest an einem neuen Album. Welche<br />

gern mit Musikerinnen wie Jennifer Batten Rolle werden indische Einflüsse darauf spielen,<br />

die dich von jeher faszinieren?<br />

und Tal Wilkenfeld gearbeitet ...<br />

Ja, weil sie einfach gut waren und sind! Das Geschlecht<br />

hat nie eine Rolle gespielt. Jennifer hatte östliche Einflüsse dabei, diesen Desert-Blues. Au-<br />

Diesmal ist's eher die Türkei (lacht), wir haben nah-<br />

mich kontaktiert, als sie noch bei Michael Jackson ßerdem gibt es dort unglaubliche Vokalsounds! Eigentlich<br />

hätte das Album jetzt<br />

war. Ich konnte es kaum glauben,<br />

dass jemand derart Profiliertes<br />

was von mir will! Die<br />

Grunde fertig damit. Aber als<br />

erscheinen sollen, ich war im<br />

Bassistin Tal Wilkenfeld hatte<br />

ich es den Verantwortlichen<br />

mein Drummer Vinnie Colaiuta<br />

meiner Plattenfirma vorspielte<br />

angeschleppt. Es hat sich immer<br />

und es dabei zum ersten Mal<br />

wieder so ergeben, ich habe nie<br />

am Stück hörte, habe ich festgestellt,<br />

dass irgendetwas doch<br />

gesagt: Ich brauche jetzt unbedingt<br />

eine Geigerin oder<br />

noch nicht passte. Also habe ich<br />

eine Schlagzeugerin. Ich wollte<br />

ein paar zusätzliche Parts aufgenommen.<br />

Wenn ich aus Ja-<br />

schon immer guten Leuten die<br />

Möglichkeit geben, sich zu präsentieren<br />

– und wenn sie gut<br />

Arbeit daran ab, so dass es wohl<br />

pan zurück bin, schließe ich die<br />

aussehen, kann es ja nicht schaden.<br />

Außerdem sehen sie ohne-<br />

im Juli herauskommen wird.<br />

hin besser aus als ich (lacht)!<br />

In deinem musikalischen<br />

Kontext ist die Geige eher<br />

ungewöhnlich …<br />

Stimmt, aber mir schwebte<br />

ursprünglich vor, eine Art moderne<br />

Version des Mahavishnu<br />

Orchestra zu kreieren. Schnelle<br />

Läufe von Gitarre und Geige<br />

unisono zu spielen, das hat John McLaughlin in den<br />

70er Jahren demonstriert, und das hat mich gereizt.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Stichwort Plattenfirma: Wie<br />

sehen da deine Erfahrungen<br />

aus?<br />

Im Grunde gut. Ich war eigentlich<br />

immer so etwas wie<br />

das künstlerische Aushängeschild<br />

für Epic. Sie haben mich<br />

künstlerisch nie unter Druck<br />

gesetzt, allenfalls mal gedrängt,<br />

wann denn das nächste Album<br />

komme. Sie nahmen höchstens dann Einfluss, wenn<br />

ich sie darum bat.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jim Summaria<br />

Seite 16 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


KOLLEGENLOB Von Philipp Roser<br />

Revoluzzer,<br />

Gentleman, Genie<br />

Albert Lee<br />

Wir sind gleichaltrig und haben früher dieselbe Musik<br />

gehört. Aber er spielte Rock'n'Roll und orientierte<br />

sich dann in Richtung Blues. In den<br />

letzten rund 20 Jahren hat er seinen<br />

ganz eigenen Stil im Umgang mit<br />

dem Tremolohebel entwickelt – und<br />

er ist einfach ein wahrhaft empfindsamer<br />

Gitarrist. Er gehört zu meinen<br />

Lieblingsgitarristen und, was sehr wichtig ist: Man<br />

erkennt ihn und sein Spiel sofort! Es gibt viele große<br />

Techniker, die aber längst nicht über die Individualität<br />

verfügen wie <strong>Jeff</strong>. Hin und wieder laufen wir<br />

uns über den Weg, aber ich würde nicht unbedingt<br />

sagen, dass wir uns besonders gut kennen.<br />

Dave Kelly<br />

Ich kann mich an <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> noch aus den Zeiten von<br />

The Tridents erinnern, seiner Band vor den Yardbirds.<br />

Ich habe ihn nur kurz getroffen, als<br />

wir vor ein paar Jahren mit der Blues<br />

Band bei einem Festival auftraten,<br />

bei dem er auch dabei war. Er hat<br />

sehr großzügig mit meinem 21-jährigen<br />

Sohn für ein Fo<strong>to</strong> posiert, der<br />

ein großer Fan von ihm ist. <strong>Jeff</strong> ist einer der größten<br />

Gitarristen dieser Welt, absolut wunderbar, brillant,<br />

anders – unverwechselbar. Er ist der Meister!<br />

Ich kann aber nicht sagen, dass er mich besonders<br />

beeinflusst hätte – er ist viel zu clever dafür! Besonders<br />

in Erinnerung geblieben ist mir eine Yardbirds-<br />

Platte, "Steeled Blues” (die B-Seite von "Heart Full<br />

Of Soul”), auf der er Slide spielte.<br />

Sam Andrew (Big Bro<strong>the</strong>r & The Holding Company)<br />

Ich liebte <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong>s Spiel, als er bei den Yardbirds<br />

war. Er hatte schon immer und hat weiterhin einen<br />

großartigen Gitarren<strong>to</strong>n und <strong>to</strong>lle<br />

Ideen. Am 20. Ok<strong>to</strong>ber 1968 spielten<br />

wir bei einem Festival in Alexandria,<br />

Virginia. Ich fragte mich, was er denn<br />

für ein Typ sei, denn damals hatte er<br />

den Ruf eines temperamentvollen,<br />

hitzköpfigen und schwierigen Zeitgenossen. Er kam<br />

damals auf mich zu, wir sind über das Gelände gewandert<br />

und haben uns bestens unterhalten. Er war<br />

ein Gentleman, sagte ein paar freundliche Dinge über<br />

Big Bro<strong>the</strong>r und wusste, was wir machten. Wir haben<br />

uns damals angefreundet – und er spielte an diesem<br />

Tag wirklich superb.<br />

Gordon Giltrap<br />

<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> ist für mich der großartigste<br />

lebende E-Gitarrist! Ich habe THERE<br />

AND BACK geliebt, vor allem "The<br />

Final Peace”. Ich bekomme heute<br />

noch eine Gänsehaut, wenn ich den<br />

Song höre! Ich habe<br />

sein Werk sehr spät<br />

entdeckt, aber was er<br />

mit dem Tremolohebel<br />

anstellt, ist unvorstellinalbar!<br />

Ein wahres Original,<br />

ein Innova<strong>to</strong>r – bei ihm<br />

kommt mir immer sofort das<br />

Wort Genie in den Sinn. Er hat<br />

mich nicht beeinflusst, weil ich<br />

nie vorrangig ein elektrischer Gitarrist<br />

war – aber wenn ich das wäre und mir<br />

ein Vorbild suchen müsste, könnte es nur er<br />

sein. Leider habe ich ihn nie getroffen, wünsche ihm<br />

zum 70. alles Gute. Möge er noch lange seine Magie<br />

über uns ausschütten!<br />

Bernie Marsden<br />

Ich habe <strong>Jeff</strong> vor kurzem in Frankfurt bei der Musikmesse<br />

getroffen, wir waren beide<br />

gut drauf. Es war einfach schön,<br />

ihn wieder mal zu treffen und zu<br />

sehen, dass es ihm gut geht. Er ist<br />

ein wahres Genie, he is <strong>the</strong> man! Ich<br />

habe ihn vor über 40 Jahren kennen<br />

gelernt, als ich in der Band von Cozy Powell spielte<br />

– und er war immer sehr nett zu mir, kommt immer<br />

auf mich zu und begrüßt mich, wenn wir uns<br />

irgendwo begegnen. Er ist ein ganz normaler Typ.<br />

Und musikalisch hat er sich immer wieder neu erfunden,<br />

ist ständig auf der Suche nach Neuem – ein<br />

großartiger Gitarrist, ein großartiger Musiker mit viel<br />

Geschmack und Power.<br />

Aynsley Lister<br />

<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> ist ein sehr innovativer Gitarrist,<br />

hat seinen ganz eigenen, einzigartigen<br />

Stil und stellt Sachen mit<br />

dem Instrument an, die man sich<br />

nicht vorstellen oder gar erklären<br />

kann. Sein Spiel hat etwas Mystisches,<br />

er ist einfach ein Innova<strong>to</strong>r!<br />

Alan Nimmo<br />

<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> hat das Gitarrenspiel revolutioniert, vor<br />

allem damals, als er von den Yardbirds<br />

kam – ähnlich wie Eric Clap<strong>to</strong>n.<br />

Beide hatten etwas Eigenes zu<br />

bieten. Dabei hat <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> neue<br />

Türen geöffnet, was das Experimentieren<br />

und neue Sounds angeht. Es<br />

wirkt bei ihm auch nicht besonders technisch – auch<br />

wenn es technisch sicher sehr herausfordernd ist –,<br />

aber immer energiegeladen. Er ist ein energetischer<br />

Performer, und man spürt, dass es von Herzen<br />

kommt, was er spielt.<br />

Glenn Hughes<br />

Ich kenne <strong>Jeff</strong> seit langem – er ist einzigartig, wie<br />

von einem anderen Planeten. Es gab<br />

und gibt viele, die versucht haben,<br />

ihn zu kopieren, was unmöglich ist.<br />

In seinem Spiel steckt so viel Herz<br />

und Seele, er ist brillant. Was er<br />

spielt, überschreitet jegliche Vorstellung!<br />

Das hat eine so unglaubliche Ausdruckskraft<br />

und eigene Handschrift. Für das, was er mit einer<br />

einzigen Note ausdrückt, brauchen andere Gitarristen<br />

tausende! Ich habe leider nie mit ihm gespielt,<br />

aber kurz bevor ich bei Deep Purple einstieg, hat er<br />

mal angefragt, ob ich nicht mit ihm was machen<br />

wolle.<br />

Mick Box<br />

<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> war und ist für mich „<strong>the</strong> man”, seit ich<br />

sein TRUTH-Album zum ersten Mal<br />

gehört habe. Er war immer auf dem<br />

neuesten Stand, was das Gitarrenspiel<br />

angeht, immer vorneweg. Er stellt mit<br />

einer Gitarre an, wovon andere Leute<br />

nur träumen können. Er ist der komplette<br />

Gitarrist schlechthin, hat dabei wirklich einen<br />

unglaublichen Stil und Geschmack!<br />

Mick Ralphs<br />

Richte <strong>Jeff</strong> bitte aus, dass es gar nicht so schlimm<br />

ist, wie es aussieht, 70 zu werden<br />

– und ich weiß wirklich, wovon ich<br />

rede! Ich liebe <strong>Jeff</strong>s Spiel, es ist einfach<br />

großartig, fantastisch – wirklich<br />

absolut einzigartig! <strong>Jeff</strong> war und ist<br />

bis heute einer meiner Lieblingsgitarristen.<br />

Doch nicht nur das: Ich habe ihn in den<br />

letzten Jahrzehnten ein paarmal getroffen, und von<br />

daher weiß ich, dass er dazu auch noch ein umgänglicher<br />

Bursche ist!<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jim Summaria<br />

© Pressefo<strong>to</strong>s<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 17


Schwere Zeit für<br />

Dan, den Kämpfer<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Seit 1968 hat Dan McCafferty mit Nazareth gesungen, <strong>to</strong>urte mit der Band durch die ganze Welt – und<br />

musste sich jetzt zwangsweise von der schottischen Rockinstitution verabschieden. Dies geschieht mit<br />

Stil, mit der ihm eigenen Größe. Wegen einer chronischen Lungenkrankheit kann er nicht mehr auf die<br />

Bühne, könnte keine Show mehr durchstehen. Als musikalisches Erbe hinterlässt der künftige (Un-)<br />

Ruheständler das Album ROCK ’N’ ROLL TELEPHONE – und verdammt große Fußstapfen. In die muss<br />

Lin<strong>to</strong>n Osborne (41) treten, der wie Dan aus Dunfermline stammt. <strong>GoodTimes</strong> fragte bei McCafferty<br />

nach seinem Befinden, Philipp Roser musste aber erst mal selbst antworten.<br />

McCafferty: Hast du einen Favoriten auf ROCK ’N’<br />

ROLL TELEPHONE?<br />

Ja, "Back 2B4" und "Winter Sunlight".<br />

Aaah, ein Romantiker!<br />

Nicht unbedingt – mir gefallen vor allem die Akustikgitarren.<br />

Okay – ich gebe zu, die sind wirklich großartig!<br />

Dan, wie geht es dir bei dieser etwas anderen Farewell-Tour?<br />

Es ist ja keine richtige Tour, auch keine keine Farewell-Tour.<br />

Es ist einfach so, dass ich wegen meiner<br />

Lungenkrankheit nicht mehr so lange singen kann.<br />

Natürlich ist es traurig! Das einzig Gute daran ist,<br />

dass ich mich immerhin mit einem <strong>to</strong>llen Album verabschieden<br />

kann. Ich will mich nicht beklagen – es<br />

ist ein großartiges Album, und die Boys haben mich<br />

wirklich <strong>to</strong>ll unterstützt.<br />

Wie schwer fällt es, dieses Schicksal zu akzeptieren?<br />

Es war und ist sehr schwierig (atmet tief durch).<br />

Ich war so glücklich bei Nazareth, und das über 40<br />

Jahre! Es ist wirklich verdammt hart – this sucks,<br />

wie es im Englischen heißt! Doch dann habe ich<br />

mir gesagt, dass ich irgendwie damit klarkommen<br />

muss – und das werde ich auch, irgendwann! Aber<br />

ich muss gestehen, gerade im Moment ist es schwer,<br />

weil die Jungs proben und bald losziehen, aber ich<br />

kann nicht dabei sein! Ich hoffe, dass es klappt, dass<br />

alles gut läuft, denn ich liebe die Band, ich liebe die<br />

Musik, die wir gemacht haben.<br />

Wie lief die Arbeit an ROCK ’N’ ROLL TELEPHONE? EPHONE?<br />

Ich war krank, und in dieser Zeit haben<br />

die Jungs angefangen, die Songs zu<br />

entwerfen. Lee (Agnew, dr) und Jimmy<br />

(Murrison, g) haben die Stücke komponiert,<br />

auch die Texte geschrieben. Alles<br />

wurde für mich maßgeschneidert, denn<br />

sie wussten, dass ich letztmals dabei<br />

sein würde. Im Studio war ich die ganze<br />

Zeit über wieder an Bord, habe meinen<br />

Senf dazu gegeben, noch ein paar<br />

Kleinigkeiten beigesteuert. Wir waren<br />

alle vier zusammen sechs Wochen im<br />

Studio und hatten viel Spaß dabei. Und dihd ich denke,<br />

das Ergebnis kann sich wirklich hören lassen.<br />

Welche Absicht steckt hinter dem Albumtitel?<br />

Wir waren in Russland auf Tour, hatten Probleme<br />

mit den Sicherheitsbestimmungen. Jimmy wollte<br />

irgendwann nach Hause telefonieren, bekam aber<br />

einfach keine Verbindung. Er drehte fast durch. Es<br />

ist schlimm, quasi von der Außenwelt abgeschnitten<br />

zu sein.<br />

Ihr wart in den letzten Jahren viel in Osteuropa unterwegs<br />

…<br />

Es ist ein guter Markt für Rock'n'Roll. In den Zeiten<br />

des Kommunismus hatten die Menschen kaum eine<br />

Chance, westliche Rockbands zu erleben. Als dann der<br />

Eiserne Vorhang fiel, konnten ältere Gruppen wie wir,<br />

Uriah Heep, Deep Purple und viele andere dort spielen,<br />

weil die Menschen hungrig auf Rock'n'Roll waren.<br />

Stichwort Deep Purple. Stimmt es, dass sie dir den Job<br />

anboten, als Ian Gillan ausstieg?<br />

Das ist ein Mythos, der sich verselbstständigt hat. Wir<br />

waren mit Deep Purple auf Tour, und eines Abends<br />

sah ich Ritchie Blackmore am Bühnenrand, wie er<br />

uns beobachtete. Hinterher kam er zu uns in die Garderobe,<br />

als wir alle noch völlig verschwitzt herumsaßen.<br />

Er fragte, ob ich mir vorstellen könne, bei ihnen<br />

zu singen. Ich habe dankend abgelehnt und sagte:<br />

Ich bin schon in einer Band! Ich weiß bis heute nicht,<br />

wie ernst er es damals wirklich<br />

gemeint hatte.<br />

Nazareth machen mit Lin<strong>to</strong>n<br />

Osborne weiter. Warst du in<br />

seine Wahl involviert?<br />

Gar nicht. Das habe ich<br />

den Boys überlassen. Ich<br />

dachte, dass das nicht meine<br />

Baustelle ist. Natürlich<br />

haben sie ihn auf Herz und<br />

Nieren gecheckt, kommen<br />

gut miteinander klar und<br />

proben inzwischen i auch schon mit ihm. Es ist <strong>to</strong>ll,<br />

dass sie gleich in der Nachbarschaft fündig geworden<br />

sind.<br />

Wirst du irgendwann wieder ein Solo-Album aufnehmen?<br />

Es gibt ja nur zwei von dir, und das war 1975<br />

und 1987 ...<br />

Würde ich ja gern machen! Doch die Realität ist, dass<br />

niemand mit einem Angebot auf einen alten Sack<br />

wie mich zukommt (lacht)!<br />

Hast du denn irgendwelche anderen Hobbys, denen du<br />

dich jetzt widmen kannst?<br />

Nope! (Lacht) Ich habe in einer Rock'n'Roll-Band<br />

gespielt und bin dann zu meiner Familie heimgekommen,<br />

und damit hatte es sich! Sonst nichts. Ich<br />

höre jetzt Musik, statt Teil von ihr zu sein. Aber ich<br />

schreibe immer noch Songs. Vielleicht gefallen sie ja<br />

irgendjemandem.<br />

Seite 18 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


RAINBIRDS YONDER<br />

15 JAHRE NACHDEM DAS LETZTE STUDIOALBUM ERSCHIEN, ERFINDEN SICH RAINBIRDS NEU<br />

UND INTERPRETIEREN IHRE SONGS IM JAHR 2014 AUF ‚YONDER‘ ZU EINEM GANZ PERSÖN-<br />

LICHEN RÜCKBLICK AUF EINE BEWEGENDE ZEIT: HERAUS GEKOMMEN SIND DABEI SONGS, DIE<br />

DEN GEIST DER 80ER JAHRE ATMEN, ABER IM SOUND DER GEGENWART ANGEKOMMEN SIND.<br />

AB 2. MAI ÜBERALL IM HANDEL<br />

UND ALS DOWNLOAD!<br />

WWW.RAINBIRDS.COM


FABULOUS POODLES<br />

Auf den Hund<br />

gekommen<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Die Pub-Rocker waren zwar "<br />

durch",<br />

und große Labels hatten sich den<br />

anfangs alternativen Punk gekrallt und<br />

abgemolken. Immerhin, das popmusikalische<br />

UK atmete wieder. Dennoch<br />

fielen enorm viele neue Bands an der<br />

Jahrzehntwende von den 70ern auf die<br />

80er Jahre durch den Rost, sind heute<br />

fast vergessen. Die<br />

" fantastischen<br />

Pudel" gehören dazu – und hatten<br />

noch Glück: Zumindest einige ihrer Töne sind auf CD<br />

gespeichert. Manko: alles vergriffen und, wenn überhaupt,<br />

nur noch zu Gaga-Preisen im Angebot.<br />

Sie hatten genau diese Übergangsphase erwischt:<br />

Punkiger Krawall lag nicht auf ihrer Linie, selbst<br />

für die wachablösende New Wave waren sie zu<br />

konservativ – und das ganz gezielt. 1975 hatten sie<br />

sich in London als The Poodles formiert: Tony De<br />

Meur (voc, g, harp), Robert <strong>Beck</strong>ingham alias Bobby<br />

Valentino (viol, mand), Bryn Burrows (dr) und Richie<br />

Robertson (b), der den Gründungspianisten Bob Suffolk<br />

ablöste. Dass sie „fabulous" waren, erkannten<br />

Späher der PYE-Marke und fischten sie 1977 aus<br />

einem Vertrag des Private-S<strong>to</strong>ck-Labels.<br />

Der Dichter und Songtexter John Parsons lieferte<br />

– gern Verschrobenes – in Serie, er trat im Vorprogramm<br />

als Einradfahrer auf, vertickte Pudel-Poster<br />

und ließ seinen Mini-Fiffi „Nipper" auf der Bühne<br />

zur Musik jaulen. Korrekt – sie fielen auf, mit einem<br />

ansteckenden, clever verquirlten Gemisch, das an<br />

viele Vorgänger erinnerte: von<br />

Chuck Berry über die Kinks<br />

bis zur Bonzo Dog Doo Dah<br />

Band. Da gab es Rock'n'Roll,<br />

Pop, Country, Folk – und alles<br />

so „verrry British", wie es<br />

Großmeister Ray Davies kaum<br />

sezierender hätte basteln<br />

können. Dieses Potenzial erkannten<br />

auch John Entwistle<br />

von The Who<br />

und Muff Winwood (Ex-Spencer<br />

Davis Group), die sich in der<br />

Kurzkarriere der Fabulous<br />

Poodles je einmal als LP-Produzenten<br />

verdingten.<br />

Humorige Pudel: v.l. Bryn Burrows, Bobby Valentino (hinten), Richie Robertson (vorn), Tony De Meur<br />

Die Lichter standen auf grün.<br />

Entwistle, der fürs Debüt FABU-<br />

LOUS POODLES selbst Hand am<br />

Bass anlegte, leistete ganze Arbeit:<br />

Die hoffnungslos „altmodische" LP erhielt exzellente<br />

Kritiken – und das inmitten von Clash, Sex Pis<strong>to</strong>ls,<br />

Damned & Co. Wie also sollten die verantwortlichen<br />

PYEer da eine Schublade für diesen Haufen leicht<br />

abgedrehter Spaßvögel finden? Für eine Truppe,<br />

die augenzwinkernd über Arbeitsscheue, Biker-Blut,<br />

Selbstgedrehte und das gemalte Pinup-Girl auf einem<br />

Flipper sang? Kurz: Das 1A-Debüt<br />

riss nichts.<br />

Auftritt John Peel; ein<br />

Poodles-Fan, seit die sogar einen<br />

Haarschnitt zum Single-Thema<br />

verarbeitet hatten ("Chicago Boxcar<br />

[Bos<strong>to</strong>n Back]"). Der Kult-DJ<br />

mit dem super Sensor bat das<br />

Quartett gleich viermal ins Studio,<br />

die 20 Titel verstauben noch<br />

heute im BBC-Archiv. Auch die Folge-LP war offenbar<br />

„unpassend": UNSUITABLE bot den Mix des Vorgängers;<br />

handwerklich tadellos und von einer nasalen<br />

Ray-Davies-Stimme präsentiert, mit Songs über liebgewonnene<br />

Billigfilme, einen schmierigen "Tit Pho<strong>to</strong>grapher"<br />

mit Hormonstau, den<br />

gemobbten Fußabtreter aus der<br />

Schulklasse ("Mirror Star"), die<br />

Stripperin ("Topless Go-Go")<br />

und den namenlosen Selbstmörder,<br />

der von der "Suicide<br />

Bridge" springt – Leben ringsum,<br />

wenngleich nicht alltäglich<br />

(und beim letztgenannten<br />

Beispiel samt Mega-Klau bei<br />

"Still I'm Sad" der Yardbirds).<br />

Immerhin ging es aufs Euro-Festland, mit Benelux<br />

und BRD als Tour-Hauptstationen. Und: Brian Lane,<br />

Yes-erprobt, hatte das Management übernommen. Er<br />

brachte die Skurrilen in den USA bei Epic unter. Dort<br />

erschien MIRROR STARS, ein Best-Of aus den UK-Alben;<br />

und mit dem Titellied – sowie Anheizergigs für<br />

die Ramones, Tom Petty, Sha Na Na und die J. Geils<br />

Band – schafften die Poodles 1979 ihre einzige Chartnotierung<br />

(US #81). Das Album verkaufte sich „drüben"<br />

besser als die Erstlinge von Clash und The Jam.<br />

Auch Muff Winwood machte als Produzent einen<br />

sauberen Job: LP Nr. 3, THINK PINK, setzte die Formel<br />

„gut, aber kaum verkäuflich" fugenlos fort. "Anna<br />

Rexia" (ironisch-böse Hymne an die Magersucht), der<br />

"Cossack Cowboy", die Schleppnetz-Mentalität in<br />

der Filmmetropole ("[Hollywood] Dragnet") – all das<br />

überzeugte, nur nicht an der Kasse. Die intelligente<br />

Crew schnüffelte das Dilemma, die Pudel waren auf<br />

den Hund gekommen – Abpfiff 1980.<br />

Tony De Meur ist noch heute als Standup-Comedian,<br />

Jingle-Komponist und Synchronisa<strong>to</strong>r aktiv, nennt<br />

sich als Musiker Ronnie Golden (CD: RETURN OF THE<br />

FABULOUS POODLE; 2003). Seit über 30 Jahren bestens<br />

im Geschäft: Top-Geiger Bobby Valentino. Nach<br />

der Zeit in der Hank Wangford Band spielte er auf<br />

Platten u.a. von den Knopfler-Brüdern, Style Council,<br />

Tom Petty, Bob Geldof, The Men They Couldn't Hang.<br />

Vier Solo-CDs (1991, 1996, 2001, 2011), letzte Band:<br />

Los Pis<strong>to</strong>leros. Bryn Burrows war bei Freur ("Doot-<br />

Doot", 1983) und der Folgeband Underworld, Richie<br />

Robertson spielte u.a. für Ron Kavana.<br />

Glückliche, die HIS MASTERS CHOICE (Sequel<br />

NEMCD 697; 1995) aufspüren, erhalten zumindest<br />

21 der rund 35 offiziellen Poodles-Songs (Vinyl ist<br />

wesentlich leichter/günstiger zu finden) – und damit<br />

eine konventionelle Musik zwischen vielen Stühlen,<br />

aber mit nur wenigen Schwächen.<br />

Seite 20 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


– Glenn Hughes<br />

CHRIS FARLOWE - BURSTING OVER BREMEN<br />

Never released before! Live 1985!<br />

Chris Farlowe And The New Thunderbirds<br />

in bestechender Form - Doppel-CD!<br />

Fo<strong>to</strong>: © Joe Lester<br />

Sie liefern Powertrio-Rock vom Feinsten:<br />

(v.l.) Glenn Hughes, Jason Bonham<br />

und Andrew Watt<br />

Endlich Vater" – "<br />

ohne Funk<br />

California Breed nennt sich ein Powertrio, das<br />

wie ein Phönix aus der Asche der verblichenen<br />

Supergroup Black Country Communion<br />

emporstieg. Über die Hintergründe und das<br />

Debütalbum berichtet das 62-jährige Sprachrohr<br />

der Band, Sänger und Bassist Glenn Hughes<br />

(Ex-Deep Purple, Trapeze, Black Sabbath).<br />

Nach dem Ende von Black Country Communion<br />

ging es sehr flott weiter …<br />

Als Black Country zerbrach, war ich nicht wütend. Ich<br />

hatte schon länger ein Gefühl gehabt, dass es nicht<br />

mehr lange halten, dass Joe Bonamassa nicht live mit<br />

uns spielen würde. Ich wusste, dass unser Drummer<br />

Jason Bonham mit mir weitermachen würde, weil<br />

wir uns blendend verstehen und als Rhythmusgruppe<br />

perfekt zusammenspielen. Wir waren uns auch sofort<br />

einig, dass keine Black Country Communion II mit<br />

irgendeinem anderen etablierten Gitarristen in Frage<br />

kam – ich wollte etwas Neues, Organisches und ohne<br />

Keyboards.<br />

Jetzt habt ihr mit Andrew Watt (23) einen jungen<br />

Gitarristen dabei.<br />

Mein Freund Julian Lennon hat ihn mir bei einer Party<br />

vorgestellt. Andrew ist New Yorker, und wir plauderten<br />

über seine Bewunderung für Jimmy Page, John Frusciante<br />

und Jerry Cantrell. Er sagte, er sei ein Fan von<br />

Deep Purple, nicht aber der Stra<strong>to</strong>caster-Gitarre. Ich<br />

bat ihn, mir Musik von sich zu schicken. Das passierte<br />

ein paar Tage später – was ich hörte, gefiel mir, und<br />

ich lud ihn zu mir nach Los Angeles ein, um zusammen<br />

zu schreiben. Am ersten Nachmittag entstanden<br />

"Chemical Rain” und "Solo”, die jetzt auf der Platte zu<br />

hören sind. Jason, der in Florida lebt, war zufällig auch<br />

in L.A., wir gingen ins Studio und haben diese beiden<br />

Songs gleich eingespielt. Wir haben uns sofort verstanden,<br />

allerdings dauerte es noch ein paar Monate, bis<br />

wir loslegen konnten: Jason war mit der Led Zeppelin<br />

Experience beschäftigt, und ich war mit Slash und Duff<br />

Von Philipp Roser<br />

McKagan mit den Kings Of<br />

Chaos unterwegs. Wir trafen<br />

uns dann in Florida, schrieben<br />

weiter – und jetzt sind<br />

wir als neue Band hier.<br />

Andrew könnte dein<br />

Sohn, fast schon dein Enkel sein ...<br />

Du sagst es! Ich habe ja selbst keine Kinder, wollte<br />

aber immer gern Vater sein. Jetzt hat sich das ergeben.<br />

Andrew ist ein intelligenter und smarter Bursche,<br />

muss aber noch einiges lernen. Vor allem aber steht<br />

er ständig zur Verfügung, so dass wir viel live spielen<br />

können. Genau darum wollten wir keinen bekannten<br />

Gitarristen, der auch noch andere Verpflichtungen<br />

hat und nicht immer greifbar ist. Andrew ist unglaublich<br />

talentiert, spielt angriffslustig – der Sound dieser<br />

Band ist sehr viel aggressiver als der von Black<br />

Country – und beseelter. Und ich habe einfach Bock<br />

auf Rock! Natürlich könnte ich wie früher auch funky<br />

spielen, aber ich habe gerade nach BCC keine Lust,<br />

wieder mit so einem Stil durch die Clubs zu tingeln!<br />

Ihr habt in Nashville mit Dave Cobb aufgenommen?<br />

Ja, Dave ist der beste Produzent, mit dem ich je gearbeitet<br />

habe. Er hatte meine Freunde Rivals Sons produziert,<br />

und mir gefiel der Sound. Er hat uns auch<br />

dazu gebracht, im Studio mal ganz anders vorzugehen:<br />

Er ließ Jason und Andrew zusammenspielen<br />

und mich live dazu singen. Wir haben jeden der 13<br />

Songs zweimal gespielt, hatten alles in nur drei Tagen<br />

im Kasten! Am vierten habe ich meinen Bass hinzugefügt,<br />

und als ich dann den Gesang aufnehmen<br />

wollte, sagte David Cobb: Warum? Den haben wir<br />

doch schon – du hast so leidenschaftlich und elektrifizierend<br />

gesungen! Also ist jetzt das zu hören, was<br />

eigentlich nur als Führstimme gedacht war ...<br />

Und jetzt geht es bald auf Tournee?<br />

Ja, wir starten im September – es beginnt in Europa.<br />

MAGMA - ZÜHN WÖHL ÜNSAI, LIVE 1974<br />

Die französische Kultband mit einem herausragenden<br />

Konzert aus den 70ern.<br />

Atemberaubend und unverwechselbar!<br />

2 CD Digi mit Booklet, Linernotes<br />

und unveröffentlichten Fo<strong>to</strong>s.<br />

Chris Farlowe<br />

The Voice & Hotel Eingang<br />

2 Original Albums, digitally remastered<br />

+ Bonustracks! 2 CD Digi mit Booklet<br />

And You Will Know Us By The Trail Of<br />

Dead - Live At Rockpalast<br />

<br />

kompromisslosen Rockpalast-Auftritt<br />

2009! Auch als DVD erhältlich!<br />

Birth Control<br />

Count On Dracula & Deal Done At Night<br />

2 Original Albums, digitally remastered<br />

+ Bonustracks! 2 CD Digi incl.<br />

The longest ‚Gamma Ray‘-version ever!<br />

Ian Hunter - Strings Attached<br />

Alle „Mott The Hoople“-Hits und das beste<br />

aus Ian Hunter‘s Solokarriere<br />

Neo-unplugged + großes String-Ensemble!<br />

Doppel-CD! Auch als DVD erhältlich!<br />

www.mig-music.de<br />

www.mig-music-shop.com


Rolling S<strong>to</strong>nes<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

censored<br />

Stunk um Steine (1)<br />

Sie waren bekanntlich von Beginn an<br />

gut für Skandale, Skandälchen und solche,<br />

die es gern gewesen wären – und<br />

für mitreißend-attraktive Musik. Wenn<br />

dann beides auch noch irgendwie zusammengehörte,<br />

um so besser. Optisch und akustisch gab es<br />

in der Tat schon viel zu meckern, mehrheitlich für<br />

ängstliche Bosse und verkniffene Zensoren: „anstößige"<br />

Cover, „unflätige" Texte – immer wieder<br />

rappelte es schon seit den Sechzigern. Und<br />

oftmals galt die gar nicht neue Regel: je mehr<br />

Remmidemmi, des<strong>to</strong> größer das anschließende Interesse<br />

– PR geglückt. Zweiteilige Erinnerungen<br />

in Wort und Bild, an Ärgernisse, vorhersehbaren<br />

Stunk und dann und wann auch mal grollende<br />

Steine.<br />

Jaggers Kinder, Ronnies Damen, Richards' Knochen<br />

und so weiter – alles gut für den Boulevard,<br />

die Bunt-Journaille, Nachschub garantiert.<br />

Aber wer es eher mit der Musik hielt, konnte über<br />

Mangel an Zoff ebenfalls nicht klagen, weil's gerade<br />

mal wieder irgendwo gekracht hatte. Vom<br />

ersten Manager Andrew Loog-Oldham gezielt zu<br />

„bösen Buben" aufgebaut, wussten auch die Musiker<br />

selbst über kurz oder lang: lieber im Gerede<br />

als womöglich gar nicht im Gespräch ...<br />

1963<br />

Ein giftiges Efeu und der Blick in die<br />

Zukunft, damit begannen Stunk bzw.<br />

Ärgernisse rund um Veröffentlichungen der S<strong>to</strong>nes.<br />

Nach dem etwas poppig geratenen "Come On" (Produzent:<br />

Michael Barclay) setzte die Band im Juli auf<br />

zwei erprobte US-R&B-Nummern, "Poison Ivy" und<br />

"Fortune Teller". Doch wieder legte Decca-Mann<br />

Barclay Hand an – und wieder<br />

passte es nicht. Jagger &<br />

Co., damals permanent hochexplosiv<br />

live unterwegs, hätten<br />

mit zwei halbgaren Weichspülern<br />

nachgezogen, die bereits<br />

im Tempo klemmten. Decca<br />

vergab zwar eine Nummer (F<br />

11742), presste auch an – und<br />

zog dann im August doch die Reißleine: S<strong>to</strong>p! Nur<br />

wenige Exemplare rutschten raus (S<strong>to</strong>nes-Fachmann<br />

Felix Aeppli schätzt etwa 60), beide Tracks wurden<br />

auf der V.A.-Compilation SATURDAY CLUB verwurstet.<br />

Die Originalsingle zählt dementsprechend zu<br />

den Mega-Raritäten im S<strong>to</strong>nes-Katalog und wurde<br />

durch den Heuler "I Wanna Be Your Man" ersetzt.<br />

1964<br />

Dumm gelaufen, ausgerechnet bei<br />

der Vinylpremiere für die erste zu<br />

veröffentlichende Jagger/Richards-Komposition.<br />

Teile der UK-Startauflage des LP-Debüts THE ROL-<br />

LING STONES enthielten eine 2:54 Minuten kurze<br />

Hauruck-Version von "Tell Me" – nicht auskomponiert,<br />

miserabel gemischt, schlecht gesungen. Ein<br />

Techniker (bis heute ungeklärt) hatte offenbar für<br />

die Überspielung das Demoband erwischt, die Endkontrolle<br />

versagte, und schon war versehentlich ein<br />

S<strong>to</strong>nes-Top-Juwel in spe geschaffen. Der Murks<br />

wurde schnell ges<strong>to</strong>ppt, innerhalb von Wochen erschien<br />

die korrigierte Ausgabe.<br />

1965<br />

Dass Mick Jagger vom gescheiterten<br />

Reinraus mit einem Mädchen ("<strong>to</strong><br />

make some girl") gesungen hatte, gab zwar Rabatz<br />

bei den Zensoren; den getexteten Grund – nämlich<br />

ihre Regelblutung ("I'm on a losing streak") – hatten<br />

die Herrschaften aber offenbar gar nicht begriffen.<br />

Und so wurde "(I Can't Get No) Satisfaction"<br />

durchgewunken und zum Welthit. Für jahrzehntelanges<br />

Wegsperren sorgte<br />

dagegen die ultra-harmlose<br />

B-Seite der Single, ein herrlich<br />

schunkeliger Blues über<br />

den Hilfsmalocher einer<br />

Plattenfirma, "The Under<br />

Assistant West Coast Promotion<br />

Man". Eingespielt in<br />

Seite 22 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Der mächtige Nixon-Clone Ed<br />

Sullivan setzte es durch: Schweinkram<br />

in seiner CBS-TV-Show? Niemals! Und daran<br />

mussten sich aus<br />

geschäftstaktischen tischen<br />

Gründen sogar die<br />

S<strong>to</strong>nes halten. Als sie<br />

am 15.1.1967, nur<br />

einen Tag nach der<br />

US-Veröffentlichung,<br />

ihren neuesten Hitkandidaten<br />

präsen-<br />

tierten, sang Jagger<br />

live (zum Musikplayback k<br />

und<br />

mit verdrehten Augen) „Let's<br />

spend some time <strong>to</strong>ge<strong>the</strong>r".<br />

Den Beweis gibt's auf Youtube,<br />

ebenso wie das Video<br />

des Probe-Auftritts vor Publikum<br />

– hier mit einem Mix<br />

aus normalem, zensiertem und<br />

sogar weggelassenem Text. Al-<br />

les auf offizieller Audio-CD<br />

nicht erhältlich. Randnotiz:<br />

Die US-Bands The L.A. Power<br />

& Light Co. (Warner WB<br />

7087; 1967) und The Dis<strong>to</strong>rtions<br />

(Capi<strong>to</strong>l P 2223; 1968)<br />

brachten Cover-Singles als "Let's<br />

Spend Some Time Toge<strong>the</strong>r" auf fden Markt ...<br />

den Chess Studios am 10.5. 1965; doch erst 1989<br />

– und bis dahin gekappt tausendfach wiedervereltöffentlicht<br />

– durften die Fans die ausgespielte<br />

Fassung kaufen (SINGLE COLLECTION). Am<br />

Ende des Songs hatte der Ich-„Erzähler"<br />

Details seines Knochenjobs in die Gegend<br />

gemurmelt, doch was erlauben Jagger?! „I<br />

break my ass everyday" war ihm entfahren,<br />

dass er sich also tagtäglich das Gesäß<br />

aufreißen müsse. Himmel, das war nun<br />

wirklich nichts für einen Liedtext ... Und<br />

so wurde einige Sekunden früher ausgeblendet,<br />

die entarschte Version blieb 24 Jahre<br />

lang im Giftschrank.<br />

1967<br />

1970<br />

Der Decca-Vertrag war beendet, doch<br />

ein Song noch abzuliefern. Mick Jagger,<br />

stinkig, griff sich im Frühjahr<br />

in seinem Haus in Newbury<br />

eine Akustische. Er schrammelte<br />

ein Demo des "Cocksucker<br />

Blues" (auch: "Schoolboy<br />

Blues" bzw. "Lonesome Schoolboy")<br />

runter – mit homosexuellen<br />

Gedanken eines Provinzpennälers;<br />

Hauptrolle: der<br />

gefühlsechte<br />

Gummiknüppel<br />

eines Jung-Cops. Kontrakt erfüllt,<br />

Ablehnung programmiert.<br />

Als offizielle Bonus-Single –<br />

das UK-Label drehte fast durch<br />

– lag der Notenporno 1983 der<br />

Erstauflage der deutschen LP-<br />

Box THE REST OF THE BEST<br />

bei. Eine Bandfassung existiert<br />

ebenfalls, eingespielt im Mai/<br />

Juni 1978 bei Aufwärmsessions<br />

in den Bearsville Studios für<br />

eine US-Tour. Beide<br />

Versionen (3:38/6:58) gibt es<br />

auf diversen Bootlegs.<br />

1973<br />

Erst<br />

verbot<br />

Warner-<br />

Bros.- Ikone Ahmet Ertegun den Titel "Starfucker"<br />

(neu: "Star Star"), dann ging es dem Songtext über<br />

ein Groupie an den Kragen. Jagger, ganz Hygiene-<br />

Fan, teilte seine Überzeugung<br />

mit, die Dame<br />

würde – nach Lust<br />

spendendem Gebrauch<br />

länglicher Früchte – auf<br />

Reinlichkeit im südlichen<br />

Körperbereich setzen: "I<br />

bet you keep your pussy<br />

clean", Großalarm bei den<br />

Sittlichkeitswächtern! In Amerika wurde überblendet,<br />

ein Matsch aus zwei Texten erschien anfangs<br />

versehentlich auf dem US-Album GOAT'S HEAD<br />

SOUP (und auch noch auf einer internationalen<br />

CD-Ausgabe von 2010!). Klare Kante kam dagegen<br />

von der Südafrika-LP: Während weltweit der Refrain<br />

„Starfucker, starfucker, star" unbeanstandet blieb,<br />

wurde hier hinter jedem „Star ..." mit Schmackes<br />

auf eine Pauke gedonnert – ein ultimatives Überspielungs-Highlight!<br />

1980<br />

Nein, gute Menschen fluchen nicht,<br />

und schon gar nicht mit „ihm" ganz<br />

oben! Um bei der Vorabwerbung<br />

für die Single<br />

"She's So Cold" keine<br />

religiösen Gefühle von<br />

Millionen natürlich genau<br />

darauf achtender<br />

S<strong>to</strong>nes-Fans zu verletzen,<br />

griff die US-Zensur<br />

ein: schnipp-schnapp bei<br />

ca. 2:45 Min. – nur für die Radio-Promo-45er (RS<br />

21001) wurde ein „goddamn" extra rausgefeuert.<br />

Die Albumversion – verdammt! – blieb ohne Schnitt.<br />

1994 Furchtbarer<br />

„Funkenflug":<br />

Auf der ansonsten<br />

identischen Promosingle mit<br />

"Sparks Will Fly" (VSCDT<br />

1524) gab's bei 1:35 Min.<br />

nur ein kurzes Gerumpel<br />

zu hören, dann waren die<br />

Fans vor abgründigem Gedankenunrat<br />

bewahrt – keine Spur mehr<br />

vom „Fuck your sweet ass".<br />

1997<br />

Ebenso technisch ausgereift wurde<br />

die Vorab-45er von "Flip The Switch"<br />

(DPRO-12784) bearbeitet. et. Gleich an zwei Stellen<br />

(1:34 und 2:00 Min.)<br />

musste der gar ungeheuerliche<br />

Sittenverfall<br />

„... all that shit" (!) mittels<br />

Überrumpelung unbedingt<br />

aus dem Verkehr<br />

gezogen werden<br />

– kapitaler Schwachsinn<br />

US-amerikanischer Resthirnträger t um einen Alltagsbegriff.<br />

Je oller, des<strong>to</strong> doller. Vom Spätwerk<br />

A BIGGER BANG erhielt "Oh<br />

No, Not You Again"<br />

eine Auskopplung – und<br />

gleich dreimal holten<br />

die Zensoren für die<br />

Promosingle-Ausgabe<br />

(0946 3 46493 2 2) das<br />

Schmirgelpapier aus dem<br />

Schrank: „Fucking up<br />

my life" (0:49 und 3:18<br />

Min.) wurde dabei doppelt rasiert; auch Jaggers<br />

2005<br />

abschweifender Blick „Staring down your tits" (bei<br />

2:30) hatte keine Chance. Alle drei verbalen Ungezogenheiten<br />

blieben ohne piependes oder kratzendes<br />

Überblenden einfach frei.<br />

2005 Radio-<br />

Promo-<br />

CD-Single mit "Rain<br />

Fall Down". Dass, wie<br />

dabei behauptet, alle<br />

Banker „Wichser" seien,<br />

durfte zumindest hier<br />

nicht verbreitet werden:<br />

„Bankers are (***)" kam<br />

es aus Jaggers Hals, das reimende „wankers" war<br />

verschwunden. Stummschaltung, Berufsstand gerettet<br />

...<br />

(Fortsetzung in der nächsten <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe)<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 23


Stig Edgren<br />

Von Philipp Roser<br />

Elvis, Clin<strong>to</strong>n<br />

und der Papst<br />

Stig Edgren? Nie gehört! Dabei steckt der Mann hinter Mega-Events. Er hat 1993 die Amtseinführungsfeier<br />

von US-Präsident Bill Clin<strong>to</strong>n organisiert, ebenso die Messen der Päpste Johannes Paul II. und Benedikt<br />

XVI. in New York und Los Angeles mit Hunderttausenden von Teilnehmern. Er hatte die Finger im Spiel bei<br />

Nelson Mandelas Rallye For Freedom" und der Abschlussfeier der Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles.<br />

"<br />

Und er hat Innovationsreichtum im Musikbusiness bewiesen: Edgren kreierte Unforgettable", das posthume<br />

Duett von Natalie Cole mit ihrem vers<strong>to</strong>rbenen Vater Nat King, ebenso eines von Nancy & Frank Sinatra.<br />

"<br />

Und er brachte Elvis Presley Jahre<br />

nach dessen Ableben mit dem<br />

Projekt In Concert" mit dessen<br />

"<br />

ehemaligen Mitstreitern Scotty<br />

Moore und James Bur<strong>to</strong>n auf die<br />

Bühne. Auch wenn Puristen die<br />

Nase rümpfen – der Erfolg beim<br />

Publikum gibt Edgren Recht.<br />

Elvis Presley – On Stage" ist sein<br />

"<br />

neuestes Projekt, das im Juni auf<br />

fünf deutsche Bühnen kommt.<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Fo<strong>to</strong>s: © Louise Haywood-Schiefer/lhschiefer.com/2014<br />

Stig, ich erreiche dich bei Castings in London ...<br />

Wir suchen gerade die Beteiligten für die Elvis-<br />

Presley-Shows in Deutschland aus. Es sollen Top-<br />

Sessionmusiker und -sänger sein, die in perfekter<br />

Synchronisation live für und mit Elvis spielen werden,<br />

während er auf der Leinwand singt. Dafür verwenden<br />

wir so genannte isolated vocal-tracks, separate Gesangsspuren;<br />

sein Gesang bei Filmaufnahmen wurde<br />

mit einem Extra-Mikro festgehalten, ohne dass andere<br />

Instrumente auf dieser Spur zu hören sind.<br />

Es war wohl viel Arbeit, diese originalen Gesangsspuren<br />

zu finden?<br />

Richtig. Ich arbeite mit seinen Nachlassverwaltern<br />

Graceland zusammen, die diese Bänder an einem geheimen<br />

Ort aufbewahren. Wir sind diese Tapes schon<br />

vor ein paar Jahren durchgegangen, als wir „In Concert"<br />

machten. Sie ermöglichen ein echtes Konzerterlebnis<br />

– so, wie es wohl wäre, wenn Elvis heute auf<br />

der Bühne stünde.<br />

Elvis singt von einer Leinwand, und die Band<br />

auf der Bühne liefert die Livemusik dazu?<br />

Genau! Sie spielt gewissermaßen „mit" ihm. Wenn<br />

man heute in eine Arena-Show von Beyoncé geht,<br />

ist es ja nicht viel anders. Da sieht man sie auch nur<br />

auf der Leinwand, wenn man nicht gerade ganz vorn<br />

steht.<br />

Du hattest 1997 für "<br />

In Concert"<br />

James Bur<strong>to</strong>n, Scotty<br />

Moore, Ronnie Tutt und Glen<br />

Hardin dabei ...<br />

Ja, aber das war einmal ...! Scotty spielt nicht mehr.<br />

James hat bis Ok<strong>to</strong>ber 2013 mit uns gearbeitet, aber<br />

heute kann auch er nicht mehr.<br />

Was unterscheidet "<br />

Elvis – On Stage" von "<br />

In<br />

Concert"?<br />

Wir fokussieren uns darauf, eine Art „Abend in Las<br />

Vegas" zu präsentieren, als würde Elvis dort ein Konzert<br />

geben – nur eben mit jüngeren, energiegeladenen<br />

Musikern.<br />

Du organisierst viele unterschiedliche Events,<br />

aber Elvis zieht sich wie ein roter Faden durch<br />

deine Arbeit ...<br />

1997 ging<br />

es zunächst<br />

darum, seines<br />

20. Todestages<br />

zu<br />

gedenken. Es<br />

war dann so<br />

erfolgreich,<br />

dass wir weitermachten<br />

–<br />

16 Jahre lang!<br />

Ich hatte vorher das "Unforgettable”-Duett von Natalie<br />

und Nat King Cole organisiert. Zuvor war ich<br />

lange Jahre Organisa<strong>to</strong>r von Natalies Shows; als sie<br />

sich dann an das Projekt mit Nat heranwagte, bat sie<br />

mich um Hilfe. Danach fragten die Graceland-Leute,<br />

ob Vergleichbares mit Elvis möglich wäre.<br />

Es avancierte fast zu einem Trend ...<br />

Kann man so sagen. Natalie King, Elvis, außerdem<br />

habe ich ein Duett von Lisa-Marie Presley und ihrem<br />

Vater auf die Beine gestellt, "Don't Cry Daddy”.<br />

Du wolltest Ähnliches auch mit anderen vers<strong>to</strong>rbenen<br />

Showgrößen machen ...<br />

Ja, die Nachlassverwalter von Liberace, Janis Joplin,<br />

Karen Carpenter und Judy Garland kamen auf mich<br />

zu. Das funktioniert bei diesen Leuten aber nicht,<br />

weil es zu wenige Film- oder Video-Aufnahmen mit<br />

separaten Gesangsspuren gibt.<br />

Du verzichtest bei Elvis auf andere visuelle Effekte?<br />

Es gibt keine Tänzer, keine Hologramme oder sonstigen<br />

visuellen Schnickschnack. Das wären nur Gimmicks<br />

– mir geht es aber um die Musik! Es soll ein<br />

au<strong>the</strong>ntisches Elvis-Konzerterlebnis sein!<br />

Du richtest musikalische, politische und sportliche<br />

Events aus. Worin unterscheiden die sich?<br />

Vor allem durch all die Sicherheitsbelange. Ansonsten<br />

sind das alles vor allem logistische Herausforderungen.<br />

Koordinierung des Verkehrs, die zeitlichen<br />

Abläufe – 1995 bei der Messe von Papst Johannes<br />

Paul II. im New Yorker Central Park war eine Viertelmillion<br />

Menschen versammelt! Da musste ich<br />

eng mit dem New York Police Department und<br />

der Feuerwehr zusammenarbeiten, auch mit dem<br />

Vatikan. Bei der Abschlussfeier der Olympischen<br />

Spiele von Los Angeles hatte ich erstmals mit Politikern,<br />

mit einem Präsidenten zu tun. Da rannten<br />

alle möglichen aufgescheuchten Leute rum und<br />

drehten fast durch. Ich habe die Ruhe bewahrt, kam<br />

so immer näher an den Präsidenten und die First<br />

Lady heran, und am Ende war ich es, der ihnen<br />

die Athleten vorstellte. Da ich offenbar einen ganz<br />

guten Job abliefere, werde ich häufig zu solchen<br />

Großveranstaltungen hinzugezogen.<br />

Seite 24 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Kenny Wayne Shepherd<br />

Fo<strong>to</strong>: © Mark Seliger<br />

BLUES MIT RELEVANZ<br />

Zuletzt war Gitarrist Kenny Wayne Shepherd, das einstige Blues-Wunderkind", mit Stephen Stills und Barry<br />

Goldberg als The Rides unterwegs. Jetzt meldet sich der 36-Jährige "<br />

mit GOIN' HOME zurück – das Album<br />

wird er im Mai live in Deutschland vorstellen.<br />

Wann hast du Zeit für GOIN' HOME gefunden? Hat sich das mit The Rides überschnitten?<br />

Ja. Ich spielte meine Platte bereits im September 2013 ein, bevor wir mit The<br />

Rides ins Studio gingen. Ich habe sei<strong>the</strong>r nur noch ein paar Kleinigkeiten überarbeitet,<br />

gemischt und gemastert.<br />

Welche Idee steckt dahinter, Songs deiner Vorbilder neu aufzunehmen?<br />

Für mich ist das Album eine Möglichkeit, meinen Respekt und meine<br />

Wertschätzung für die Musik zum Ausdruck zu bringen, die mich in meiner<br />

Kindheit und Jugend inspiriert und dazu gebracht hat, zur Gitarre zu greifen.<br />

Ich bin tief in die Kataloge meiner Helden und Vorbilder eingetaucht, um die<br />

passenden Songs auszusuchen. Es sind bewusst nicht die üblichen Nummern,<br />

die schon 1000 Mal nachgespielt worden sind. Für mich war entscheidend, dass<br />

die Songs heute noch Relevanz haben. Außerdem wollte ich erstmals in meiner<br />

Heimatstadt Shreveport in Louisiana aufnehmen und ein paar Leute dabei<br />

haben, die für mich in frühen Jahren wichtig waren. Wie etwa Bill Pfordrescher,<br />

der zu meinem Vater kam und sagte, er wolle mich aufnehmen, als ich 13 Jahre<br />

alt war. Oder mein Jugendfreund Brady Blade, in dessen Studio wir aufnahmen.<br />

Hast du die Songs selbst ausgewählt?<br />

Ja. Ich hab das allein gemacht. Die einzigen Ausnahmen sind die Mitglieder<br />

meiner Band – Drummer Chris Lay<strong>to</strong>n hatte ein paar Anregungen, Keyboarder<br />

Riley Osbourn machte einen Vorschlag. Und dann war da noch "Breakin' Up<br />

Somebody's Home” – ich war mit meiner Band mit Warren Haynes' Gov't Mule<br />

in den Staaten auf Tour, und da jammten wir diese Nummer – so lag es nahe,<br />

sie mit Warren zu machen.<br />

Es sind auch Gäste wie Joe Walsh und Ringo Starr dabei. Kamen die zu euch?<br />

Nein. Wir haben die Tracks zwar weitestgehend live eingespielt, nutzten aber<br />

auch die moderne Technik. Die Gäste nahmen ihre<br />

Tracks separat auf und schickten sie dann per Internet.<br />

So<br />

konnte ich meine Freunde Joe Walsh, Ringo Starr,<br />

Kim Wilson, Warren Haynes, Keb' Mo', Robert Randolph<br />

und die Rebirth Brass Band dabei haben. Sie alle haben<br />

eine große Wertschätzung für den Blues.<br />

Von Philipp Roser


© Pressefo<strong>to</strong><br />

IAN ANDERSON<br />

Ian Anderson (Mitte),<br />

umgeben von seinen aktuellen<br />

musikalischen Mitstreitern.<br />

Sein Alter<br />

(66) beeindruckt<br />

den Schot-<br />

ten nicht: Unermüdlich zapft<br />

Ian Anderson Kreativquellen für<br />

neue Alben an, scheint pausenlos<br />

auf irgendeiner Bühne dieser Welt zu<br />

stehen. Interessant: Nachdem<br />

der Jethro-Tull-Chef in den<br />

1980ern und 1990ern<br />

einige<br />

künstlerische<br />

Durststrecken<br />

durchmachte,<br />

strotzen<br />

die<br />

letzten Werke wieder vor Krea-<br />

tivität. Allen voran das aktuelle<br />

Meisterstück HOMO ERRATICUS.<br />

Es erscheint unter Andersons Namen, nicht<br />

unter dem der Band. Mit dem Tull-Gitarristen<br />

Martin Barre gäbe es weiterhin gewisse Unstimmigkeiten<br />

über die Nutzung des Namens,<br />

darüber will Anderson aber nicht sprechen.<br />

HOMO ERRATICUS zeigt den Sänger, Komponisten,<br />

Texter und Querflötisten einmal<br />

mehr als Geschichtenerzähler. Und darüber hinaus<br />

machen die Texte deutlich, dass Anderson weiterhin<br />

nicht mit seinem Schützling Gerald Bos<strong>to</strong>ck<br />

abgeschlossen hat. Wir erinnern uns: Das ist der<br />

Wunderknabe von Jethro Tulls 1972 erschienenem<br />

Konzeptalbum THICK AS A BRICK.<br />

Teil 1 war eine pfiffige und kuriose Burleske<br />

um das frühreife Genie Gerald, das bei einem<br />

Dichterwettstreit disqualifiziert wird – laut Jury zu<br />

frühreif für seine Texte ... Jethro Tull nahmen sich<br />

des kleinen Kerls an und ließen ihn die Texte für<br />

ihr neues Album schreiben. THICK AS A BRICK 2<br />

Der ewige Geschichtenerzähler<br />

von 2012 war anders konzipiert – ein ernstes Werk,<br />

denn Gerald hatte sich die Frage gestellt: Was wäre,<br />

wenn?<br />

Und jetzt Teil 3 der Bos<strong>to</strong>ck-Geschichte. Gera ld<br />

kramt ein Büchlein mit dem Titel „Homo Brittanicus<br />

Erraticus" von Ernest T. Parritt hervor. Eine<br />

S<strong>to</strong>ry der frühen Zivilisation Britanniens, angereichert<br />

mit diversen<br />

Prophezeiungen des<br />

Amateurhis<strong>to</strong>rikers<br />

Parritt. Der ist (nach<br />

einem Sturz) überzeugt,<br />

verschiedene<br />

Existenzen<br />

durchlebt<br />

zu haben, vom<br />

Siedlernomaden aus<br />

der<br />

Jungsteinzeit<br />

bis hin zu Königin<br />

Vik<strong>to</strong>rias Ehemann.<br />

Er sieht sich als<br />

Homo Erraticus, einen umher<br />

wandelnden Landstreicher.<br />

Eine sehr kauzige, urbritische Geschichte,<br />

die Anderson da auf seinem sechsten Solo-Album<br />

auftischt.<br />

Warum dieser Albumtitel?<br />

Letztlich geht es um Migration – und um all die<br />

Probleme, die in den letzten Jahrhunderten damit<br />

verbunden waren, die aber vor allem heute, im<br />

Zeitalter der Globalisierung, damit verknüpft sind.<br />

Früher war das Herumziehen eine menschliche, gelegentlich<br />

sogar poetische Sache. Heute ist es eine<br />

rein politische Angelegenheit. Politiker aus allen<br />

Richtungen gewinnen mit diesem Thema Stimmen.<br />

Doch um die Migranten selbst geht es gar nicht<br />

mehr. Ich finde das zutiefst erschütternd.<br />

Seite 26 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Großbritanniens Geschichte der letzten Jahrhunderte<br />

spielt eine entscheidende Rolle. Woher<br />

kommt diese Faszination?<br />

Nur wer die Geschichte seines eigenen Landes<br />

kennt, kennt auch die dort herrschenden aktuellen<br />

Umstände, versteht sie besser. Nur durch dieses<br />

Wissen wird man <strong>to</strong>lerant und bekommt eine eigene<br />

Identität.<br />

Warum ist Ihnen Gerald Bos<strong>to</strong>ck so sehr ans<br />

Herz gewachsen?<br />

Auf den ersten beiden Alben mochte ich den Kerl<br />

gar nicht so sehr (lacht). Er war eine kauzige Kunstfigur,<br />

durch die ich kuriose Geschichten erzählen<br />

konnte. Doch auf HOMO ERRATICUS ist er eine<br />

Art zweites Ich von mir selbst. Er sagt frech provozierende<br />

Dinge, die ich mich selbst in der Öffentlichkeit<br />

nicht auszusprechen traue. Denn er ist<br />

ein pensionierter Politiker, der die Humanität in die<br />

politische Diskussion zurückbringen möchte. Ich<br />

identifiziere mich zwar nicht völlig mit Gerald und<br />

bin definitiv kein Au<strong>to</strong>biograf wie er. Aber ich lasse<br />

ihn sich mit Themen beschäftigen, die mich selbst<br />

stark interessieren.<br />

Warum wurde aus einem Album von 1972 jetzt<br />

eine Trilogie?<br />

Zumindest vage war THICK AS A BRICK spätestens<br />

ab 2011, als ich am zweiten Teil saß, als Trilogie<br />

konzipiert. Prog-Rock, in dem ich mich zu Hause<br />

fühle, bietet einem Musiker ja die einmalige Chance,<br />

ausufernde und fantastische Geschichten zu erzählen.<br />

Das macht diesen Stil ja so aufregend! Man<br />

bedenke, dass ich dieses Mal 1400 Jahre His<strong>to</strong>rie in<br />

eine knappe Stunde Spielzeit packe. Das ist schon<br />

spannend.<br />

Michael Fuchs-Gamböck


D<br />

ORO<br />

© Pressefo<strong>to</strong>s<br />

Mit dem Album RAISE YOUR FIST<br />

– 30 YEARS ANNIVERSARY EDITION und zwei<br />

Jubiläumsshows in ihrer Heimatstadt Düsseldorf hat die deutsche Metal-Queen<br />

Doro (Pesch) Anfang Mai ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum gefeiert. Vor den<br />

Festivitäten sprach <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter Philipp Roser mit der Sängerin, die<br />

am 3. Juni 50 wird.<br />

Die Bonus-CD „Powerful Passionate Favorites"<br />

der Jubiläumsveröffentlichung enthält Cover-<br />

Versionen und Unveröffentlichtes – neue oder<br />

alte Aufnahmen?<br />

Eine Mischung aus beidem! "Warfare" ist neu und der<br />

Titelsong des Films „Anuk III – Die dunkle Flut", der<br />

Ende des Jahres rauskommt. "Only You" hat Gene Simmons<br />

für das Kiss-Album THE ELDER geschrieben –<br />

den haben wir neu aufgenommen. "Nutbush City Limits" habe ich vor ein paar<br />

Monaten eingespielt, "Egypt" wurde vor längerer Zeit mal für ein Ronnie-James-<br />

Dio-Tribute-Album gemacht. "NYC Blues" ist die erste Demofassung, die ich in<br />

meinem Apartment in New York in einer einsamen Stunde aufnahm. Dann ist da<br />

noch "Babe, I'm Gonna Leave You" von Led Zeppelin – die erste Heavy-Band, die<br />

ich je gehört habe. Den Titel wollte ich schon immer mal singen.<br />

Motörheads Lemmy musste auch dabei sein?<br />

Ja, ja! Das ist ein anderer Mix als auf RAISE YOUR FIST von 2012. Damals habe<br />

ich mich für den etwas gefühlvolleren entschieden, jetzt ist der härtere Mix dabei.<br />

Du feierst dein Jubiläum mit zwei Shows ...<br />

Und es gibt an beiden Abenden unterschiedliche Programme. Es werden viele Gäste<br />

wie Udo Dirkschneider, Hansi Kürsch (Blind Guardian) und Mille Petrozza (Krea<strong>to</strong>r)<br />

dabei sein. Biff Byford von Saxon hat zugesagt, Chris Caffery (Trans-Siberian Orchestra),<br />

Lordi – am ersten Abend wird das Classic Metal Night Orchester antreten.<br />

Auch ehemalige Warlock-Kollegen?<br />

Ein paar sagten, sie möchten keine Musik mehr machen.<br />

Ich habe Drummer Micha Eurich kontaktiert – er hat sich<br />

noch nicht gemeldet. Aber es ist wohl unmöglich, die<br />

Urbesetzung noch mal zusammenzubringen.<br />

Du warst gerade in Brasilien auf Tour, liebst als<br />

Sportfan Fußball. Hast du Tipps für Jogis Nationalelf<br />

während der WM?<br />

Vorsicht beim Essen und Trinken! Kein Leitungswasser,<br />

nur aus Flaschen trinken, bei den Salaten aufpassen! Ich<br />

habe mir auf der letzten Tour ein heftiges Virus eingefangen!


Teil II<br />

Von Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />

Fo<strong>to</strong>: © INTERFOTO/Blackpool<br />

50 Jahre<br />

Einzelflieger<br />

Nachdem im letzten Heft der umfangreiche<br />

CD-Katalog der Byrds und das Soloschaffen<br />

von Roger McGuinn, David Crosby und Gene<br />

Clark vorgestellt worden sind, folgt nun der<br />

zweite Teil mit den Alben von Chris Hillman,<br />

Mike Clarke, John York und Skip Battin, vier<br />

ebenfalls fleißigen Musikern.<br />

Chris Hillman<br />

Mit den Flying Burri<strong>to</strong> Bro<strong>the</strong>rs,<br />

denen auch Gram Parsons angehörte,<br />

entstand in stilistischer<br />

Nachfolge von SWEETHEART<br />

OF THE RODEO 1969 das<br />

bahnbrechende<br />

Country-<br />

Rockalbum THE GILDED PA-<br />

LACE OF SIN (A&M) mit Top-<br />

Songs wie "Christine's Tune",<br />

"Sin City" und "Dark End Of<br />

The Street".<br />

Musikalischer Wert: sehr hoch<br />

Sammelwert: unverzichtbar<br />

Die beiden weiteren Burri<strong>to</strong>s-Alben<br />

auf A&M, BURRI-<br />

TO DELUXE (noch mit Gram<br />

Parsons) und THE FLYING<br />

BURRITO BROS (nun ohne<br />

Parsons, aber mit Michael<br />

Clarke als neuem Drummer),<br />

konnten das Niveau<br />

nicht mehr ganz halten;<br />

sie setzten mit Songs wie<br />

"Cody, Cody", "Wild Horses"<br />

und "White Line Fever" aber<br />

immer noch Maßstäbe.<br />

Musikalischer Wert: hoch<br />

Sammelwert: hoch<br />

Die drei Studio-Alben – und<br />

der Konzertmitschnitt LAST<br />

OF THE RED HOT BURRITOS<br />

(A&M) – wurden mehrfach veröffentlicht.<br />

Die kompaktesten<br />

Editionen sind die Twofer-CDs SIN<br />

CITY – THE VERY BEST OF (A&M)<br />

und THE FLYING BURRITO BROS<br />

/ LAST OF THE RED HOT BURRI-<br />

TOS (mit zwei Gene-Clark-Bonus-<br />

Tracks; Raven).<br />

Verstreute Tracks mit<br />

Hillman (und anderen Ex-<br />

Byrds) finden sich auch auf<br />

den Samplern FLYING BUR-<br />

RITO BROTHERS (A&M),<br />

CLOSE UP THE HONKY<br />

TONKS (BGO) und DIM<br />

LIGHTS, THICK SMOKE AND<br />

LOUD, LOUD<br />

MUSIC (Edsel) sowie auf den Livescheiben<br />

DEVILS IN DISGUISE – 1971 LIVE BROADCAST<br />

(Smokin) und AUTHORIZED / FILLMORE EAST NEW<br />

YORK NOVEMBER 7 1970 (A&M).<br />

Musikalischer Wert: insgesamt hoch bis sehr hoch<br />

Sammelwert: hoch bis sehr hoch<br />

Nächste Hillman-Station: Die von Stephen Stills<br />

formierte, nur aus namhaften Musikern bestehende<br />

Gruppe<br />

p<br />

Manassas. s Ihr<br />

Debüt MANASSAS S S (Atlantic)<br />

tic)<br />

war gleich ein<br />

qualitativ<br />

hochwertiges Doppelalbum,<br />

das sich auch gut<br />

verkaufte, aber ebenso<br />

wie der Nachfolger DOWN<br />

THE ROAD (Atlantic) keine<br />

große Zukunft einläutete.<br />

2009 erschien noch der<br />

gute Nachschlag PIECES<br />

(Rhino).<br />

Musikalischer Wert: hoch<br />

Sammelwert: hoch<br />

Nächste Episode: die kurzlebige Sou<strong>the</strong>r-Hillman-<br />

Furay Band mit den Alben THE SOUTHER-HILL-<br />

MAN-FURAY BAND und TROUBLE IN PARADISE<br />

(beide Wounded Bird), beide<br />

ordentlich, aber nicht berauschend.<br />

Musikalischer Wert: mittelhoch<br />

Sammelwert: mittelhoch<br />

Unter eigenem Namen spielte<br />

Hillman die solide-mainstreamigen<br />

Alben SLIPPIN' PIN AWAY<br />

(Elektra)<br />

und<br />

CLEAR<br />

SAILIN'<br />

(Woun-<br />

ded Bird) mit freundlichem California-Rock<br />

ein. Dabei profilierte<br />

er sich als Komponist, sang und<br />

spielte Gitarren, Bass und Mandoline.<br />

Musikalischer Wert: mittelhoch bis hoch<br />

Sammelwert: mittelhoch<br />

MORNING SKY (Sugar Hill)<br />

läutete 1982 eine bis heute<br />

andauernde stilistische Wende<br />

ein: Country mit starker<br />

Bluegrass-Färbung statt gefälligem<br />

Rock. Spitzenmusiker<br />

standen Hillman dabei<br />

zur Seite. 1984 folgte DE-<br />

SERT ROSE (Sugar Hill), l) ein guter Nachzieher, ...<br />

... der zum Namensgeber der Hillman-Band wurde.<br />

Die Alben THE DESERT ROSE BAND, RUNNING,<br />

PAGES OF LIFE, TRUE LOVE, LIFE GOES ON und<br />

TRADITIONAL (alle Curb) bieten herrlich ausgereiften<br />

Country-Rock; er warf in den Achtzigern hohe, in den<br />

Neunzigern schwächere Chartnotierungen ab.<br />

Mit Dauerkumpel Herb Pedersen spielte Hillman<br />

die feinen Alben BAKERSFIELD<br />

BOUND (Sugar Hill, 1996) und<br />

AT ED-<br />

WARDS<br />

B A R N<br />

(Rounder,<br />

2010) ein.<br />

Seite 28 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


OUT OF THE<br />

WOODWORK;<br />

RICE, RICE, HILLMAN &<br />

PEDERSEN und RUNNING<br />

WILD (alle Rounder), drei<br />

Platten des Quartetts Rice,<br />

Rice, Hillman & Pedersen<br />

bieten guten bis exzellenten<br />

Country-Rock ohne übertriebene<br />

Neuerungstendenzen. n<br />

Musikalischer Wert: mittelhoch bis hoch<br />

Sammlerwert: mittelhoch bis hoch<br />

Als längst völlig ausgereifter Songschmied ("Second<br />

Wind", "I'm Still Alive", "Heaven Is My Home") stellt<br />

sich Hillman auf den Solo-Alben LIKE A HURRICANE<br />

(Sugar Hill, 1998) und THE OTHER SIDE (Cooking<br />

Vinyl, 2005) vor. Geboten werden auch Top-Versionen<br />

von Klassikern wie "Eight Miles High", "When<br />

You Walk<br />

In The Room" oder<br />

"Like A Hurricane".<br />

ri<br />

Michael Clarke<br />

Der einzige nicht-kreative Byrd<br />

spielte nach seinem Abgang<br />

1968 bei weiteren Byrds-Besetzungen<br />

und den Flying Burri<strong>to</strong><br />

Oft zu Unrecht übersehen<br />

wird EVER CALL<br />

READY (Sierra), das einzige<br />

Album der gleichnamigen<br />

Gruppe, die Hillman 1985<br />

mit Bernie Leadon, Al Perkins,<br />

David Mansfield und<br />

Jerry Scheff betrieb.<br />

Musikalischer Wert: hoch<br />

Sammelwert: hoch<br />

Bro<strong>the</strong>rs. Ansonsten besteht sein<br />

Schlagzeugerwerk g<br />

rk aus<br />

FIRE-<br />

FALL,<br />

UN-<br />

DER-<br />

TOW (beide Atlantic), LUNA<br />

SEA und ELAN (beide Collectables),<br />

den ersten vier<br />

Alben (1973–1980) der<br />

Band Firefall; sie spielte<br />

sehr gefälligen, lige<br />

aber nicht den Himmel stürmenden<br />

Country-Folk-Rock. Eine brauchbare Kopplung dieser<br />

Gruppe ist GREATEST HITS (Rhino).<br />

Musikalischer Wert: mittelhoch<br />

Sammelwert: mittelhoch<br />

John York<br />

Bevor John York 1968/69 bei<br />

den Byrds Bass spielte, hatte er<br />

schon beim Album THE PAPAS<br />

& THE MAMAS PRESENTED<br />

BY THE MAMAS & THE PAPAS<br />

mitgemischt sowie mit dem<br />

Sir Douglas Quintet einige<br />

Sing les vorgelegt. Außerdem<br />

ist er auf Einspielungen<br />

der Gruppe Cry zu<br />

hören (siehe Heft 2/2014).<br />

Sein Solo-Auss<strong>to</strong>ß<br />

umfasst nur wenige Scheiben. Die „übliche Folk-<br />

Country-Rockmischung"<br />

findet sich auf CLAREMONT<br />

DRAGON (Taxim) und ARI-<br />

GATOU BABY (Global Rec./<br />

Import) und auch auf FA-<br />

MILY TREE (Folkets Dischi),<br />

einem mit Ex-Byrd Skip<br />

Battin und<br />

den<br />

Italienern<br />

ern<br />

Ricky Man<strong>to</strong>an, Beppe D'<br />

Angelo und Renata Borat-<br />

<strong>to</strong><br />

entstandenen Album.<br />

Unklar, weil im CD-<br />

Beiblatt nicht erläutert, ist<br />

die Herkunft der sechs –<br />

recht ordentlichen! – Songs auf JOHN YORK (Sonic<br />

Wave International/Amazon).<br />

Musikalischer Wert: mittelhoch, teils besser<br />

Sammelwert: mittelhoch<br />

1991 veröffentlichte York<br />

zuerst sein Buch „Sacred<br />

Paths Of Songs" und anschließend<br />

mit Jamie Sams<br />

aufgenommene Musik mit<br />

Stücken in der Tradition<br />

nordamerikanischer Indianermusik,<br />

die sich auf das<br />

Buch<br />

bezogen en (CD<br />

auf<br />

Taxim).<br />

1997 und 2004 folgte weitere Musik in diesem<br />

Genre mit den Alben THE<br />

LEGEND OF ENCHANTE-<br />

MENT und CLAN MOTHER<br />

SONGS (Rain Records). Mit<br />

dem Japaner Yokiko Matsuyama<br />

nahm York 2003 das<br />

Album KOTO auf. CD-VÖs<br />

ließen sich vom Au<strong>to</strong>r nicht<br />

ermitteln.<br />

Musikalischer und Sammelwert: interessant für<br />

Komplettisten und Weltmusik-Erforscher<br />

Skip Battin<br />

Skip Battin (1934–2003) spielte<br />

vor seinen Byrds-Jahren mit und<br />

bei diversen Combos, allerdings<br />

ohne nachhaltige Plattenveröffentlichungen.<br />

Es gibt zwei Ausnahmen:<br />

Als Skip & Flip betrieb<br />

er 1956–1961 mit Gary Pax<strong>to</strong>n<br />

ein Duo, dessen Essenz auf<br />

der CD IT WAS I – THE VERY<br />

BEST OF SKIP & FLIP (Collectables)<br />

vorliegt. Zu hören<br />

ist gefälliger Fifties-Pop mit<br />

Rock'n'Roll-Wurzeln.<br />

Musikalischer Wert:<br />

mittelhoch<br />

Sammelwert: mittelhoch<br />

1967 gründete Battin mit Al Rosenberg die Evergreen<br />

Blues Shoes, die das starke Folk-Rockalbum<br />

THE BALLAD OF EVER-<br />

GREEN BLUESSHOES<br />

(Amos) veröffentlichten. Es<br />

erwies sich jedoch als kommerzieller<br />

Misserfolg und<br />

liegt offenbar darum bis<br />

heute nicht auf CD vor.<br />

Noch während der<br />

Byrds-Zeit erschien auf Signpost 1972 Battins erstes<br />

Solowerk SKIP (CD: Collectables) mit brillantem Country-<br />

und<br />

Folk-Rock aus<br />

eigener Werkstatt. Unter den<br />

Begleitmusikern: Roger Mc-<br />

Guinn und Clarence White!<br />

Mit weiteren Solotaten<br />

ließ sich Battin Zeit. Erst<br />

1981 kam NAVIGATOR und<br />

drei Jahre später DON'T GO<br />

CRAZY (beide Appaloosa,<br />

nur Vinyl). Auch hier gibt's<br />

unter Mithilfe ilfe<br />

von<br />

Top-Musikern wie Sneaky Pete<br />

e<br />

Kleinow und Greg Harris<br />

hochwertigen Folk-Rock,<br />

wobei die zweite Seite von<br />

DON'T GO CRAZY italienisch<br />

gesungene Songs enthält.<br />

Auch TOPANGA SKY-<br />

LINE (Sierra) enthält großartiges<br />

Material, das schon<br />

1973 eingespielt, aber erst 2010 veröffentlicht fent<br />

wurde.<br />

Musikalischer Wert: hoch<br />

Sammelwert: hoch<br />

Von 1975 bis 1977 war Battin<br />

Mitglied der New Riders Of The<br />

Purple Sage.<br />

Die unter seiner Mitwirkung<br />

entstandenen Alben BRUJO und<br />

OH, WHAT A MIGHTY TIME<br />

(beide BGO) sowie NEW RIDERS<br />

(MCA; derzeit als First-Hand-<br />

CD schwer erhältlich!) bieten<br />

erstklassigen Westcoast-Country-Rock<br />

und gehören zu den<br />

besten Arbeiten der Gruppe.<br />

Musikalischer Wert:<br />

hoch bis sehr hoch<br />

Sammelwert: sehr hoch<br />

In der zweiten Seventies-Hälfte trieb sich Skip Battin<br />

bei den Flying Burri<strong>to</strong>s Bro<strong>the</strong>rs herum, die zu dieser<br />

Zeit keine Country-Rockinnova<strong>to</strong>ren mehr waren, aber<br />

weiterhin technisch gut gespielte<br />

Musik dieses Genres lieferten.<br />

Das belegen die Original-Alben<br />

AIRBORNE (Acadia), LIVE IN TO-<br />

KYO und HEARTS ON THE LINE<br />

(Curb, nur Vinyl).<br />

Im Lauf der Jahre erschienen<br />

zudem mehrere Live-CDs<br />

der Burri<strong>to</strong>s mit Battins Beteiligung.<br />

Sammler können sich an THE BICEN-<br />

TENNIAL FLYING BURRITO BROTHERS '76 (Relix),<br />

LIVE FROM AMSTERDAM 1985 (Relix), LIVE FROM<br />

EUROPE und THE LIVE COLLECTION (Castle) erfreuen.<br />

Musikalischer Wert: mittelhoch<br />

Sammelwert: mittelhoch<br />

Im nächsten Heft folgen zum Abschluss die Solotaten<br />

von Gene Parsons, Clarence White, Gram Parsons<br />

und Kevin Kelley.


Ein Waterloo für den Rest der (Pop-)Welt<br />

Es war purer Zufall, dass Abba 1974 im englischen Seebad<br />

Brigh<strong>to</strong>n im dortigen Grand Hotel die Suite mit dem s<strong>to</strong>lzen Namen<br />

Napoleon" bewohnten. Denn dem schwedischen Quartett wurden<br />

"<br />

beim 19. Eurovision Song Contest allenfalls Außenseiterchancen<br />

eingeräumt, als es am 6. April 1974 die Bühne betrat.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Bubi Heilemann/www.rockfo<strong>to</strong>.de<br />

Agnetha Fältskög, Anni-Frid Lyngstadt, Björn<br />

Ulvaeus und Benny Andersson rechneten selbst<br />

nicht mit einem Erfolg. Sie wetteten mit dem deutschen<br />

(„Bravo"-)Fo<strong>to</strong>grafen Wolfgang „Bubi" Heilemann,<br />

der eine Flasche Champagner auf einen Abba-<br />

Sieg mit "Waterloo" setzte – die vier Skandinavier<br />

hielten dagegen. „Ich hatte nicht gewagt, darauf zu<br />

hoffen. Ich dachte, dass wir zwar eine Chance hätten,<br />

nicht aber, dass wir siegen", sagte Anni-Frid<br />

Lyngstadt unmittelbar nach dem Gewinn des Wettbewerbs<br />

– nachzuhören auf der Bonus-DVD, mit der<br />

das Album WATERLOO – 40th ANNIVERSARY als Deluxe<br />

Edition jetzt in der Neuauflage angereichert ist.<br />

Augenzeuge Heilemann berichtete später im Good-<br />

Times-Gespräch, dass er bei den britischen Buchmachern<br />

viel Geld gewann – deren Abba-Quote war<br />

ausnehmend hoch (oder schlecht, je nach Sichtweise),<br />

weil die Zocker eher Gigliola Cinquetti mit "Si"<br />

oder das niederländische Duo Mouth & MacNeal ("I<br />

See A Star") vorn erwarteten. Doch die Italienerin<br />

wurde mit 18 Jury-Punkten Zweite, das optisch so<br />

kontrastreiche Holländerduo mit 15 Zählern Dritte –<br />

während die Schweden satte 24 Punkte einfuhren.<br />

Wobei nicht unterschlagen werden darf, dass der<br />

ebenfalls sehr aussichtsreiche französische Grand-<br />

Prix-Beitrag "La vie à 25 ans" von Sängerin Dani vier<br />

Tage vor dem großen Ereignis zurückgezogen wurde.<br />

Grund: der Tod von Frankreichs Staatspräsident<br />

Georges Pompidou.<br />

Es war nicht Abbas erster Anlauf beim Grand Prix<br />

Eurovision de la Chanson, der erst 1992 in Eurovision<br />

Song Contest (ESC) umbenannt wurde: Im<br />

Jahr zuvor hatte der flotte Vierer bereits mit "Ring<br />

Ring" an der schwedischen Vorentscheidung teilgenommen.<br />

Allerdings hatte die so genannte Expertenjury<br />

die Gruppe nur auf Rang drei gesetzt – was<br />

laut Medienberichten zu Proteststürmen geführt<br />

haben soll. Dies entmutigte das Komponistenduo<br />

Ulvaeus/Andersson und ihren Siegerliedtexter (und<br />

Manager) Stikkan „Stig" Anderson allerdings nicht,<br />

sondern stachelte es eher an – mit gehörgängigen,<br />

gravierenden Folgen: "Waterloo" wurde zum Welthit<br />

und Ausgangspunkt für eine kurze, heftige und<br />

unglaublich erfolgreiche Weltkarriere. „Wenn man<br />

für den ESC schreibt, passiert das nicht für den<br />

schwedischen Markt, sondern für Europa und den<br />

Rest der Welt. Erst muss man einen Titel haben, den<br />

jeder versteht – wir hatten denselben Titel in allen<br />

Sprachen", nannte Stig Anderson noch unter dem<br />

unmittelbaren Eindruck der Siegerkür in Brigh<strong>to</strong>n<br />

einen Grund für den umgehenden globalen Erfolg<br />

– für den Rest der (Pop-)Welt ein Waterloo der Extraklasse.<br />

Heilemann formulierte seine Einschätzung<br />

so: „Abba siegten, gerade weil sie so anders waren,<br />

so einen Schwung drauf hatten, weil sie so <strong>to</strong>lle Kostüme<br />

hatten und super Musik machten" – eben anders<br />

als die meisten anderen, eher betulichen Nummern,<br />

mit denen der Siegertitel konkurriert hatte.<br />

Das stets skandalfreie Quartett hatte die damaligen<br />

Trends gehört, sich bei anderen Stilen bedient und<br />

clever etwas Eigenes daraus gestrickt – eine Nummer,<br />

die bestens zum Mitsingen taugte.<br />

In über 50 Ländern wurde "Waterloo" unmittelbar<br />

nach dem Grand Prix veröffentlicht, in knapp 20 davon<br />

reichte es für die Top Ten – in Deutschland und<br />

Großbritannien sogar für die Spitzenpostion. Noch<br />

im selben Jahr wurde der Song, den Ulvaeus/Andersson<br />

auf der Insel Viggsö bewusst als „fröhliches und<br />

schnelleres" Lied komponiert hatten, als Titelmelodie<br />

in den Soundtrack der deutschen Kinokomödie<br />

„Auch ich war nur ein mittelmäßiger Schüler" integriert.<br />

Exakt 20 Jahre später war es im Kino in „Muriels<br />

Hochzeit" zu hören, ebenso bei den „Simpsons"<br />

(„Wer ist Mona Simpson?") – und als Gimmick am<br />

Ende des <strong>Music</strong>als „Mamma Mia". Und: Anlässlich<br />

des 50. ESC wurde "Waterloo" 2005 zum „Besten<br />

Lied in der Geschichte des Wettbewerbs" gekürt.<br />

Weltweit feierten die Fans Abba bis zu ihren letzten<br />

Auftritten im Dezember 1982 – auch und gerade<br />

in Deutschland, mit dem das Quartett eine besondere<br />

Verbundenheit pflegte. Bereits 1972 waren alle<br />

vier Abba-Mitglieder auf der Single "Hey Musikant"<br />

zu hören gewesen, die Björn & Benny veröffentlichten.<br />

Zuvor hatte Agnetha 1968 sechs Monate lang<br />

in Berlin gelebt, (erfolglos) deutschsprachige Singles<br />

veröffentlicht und war im hiesigen TV aufgetreten.<br />

Stichwort Fernsehen: Ihren ersten deutschen<br />

TV-Auftritt absolvierten Abba am 6. Januar 1973<br />

in Ilja Richters „Disco" – allerdings ohne die hochschwangere<br />

Agnetha, die von Inger Brundin vertreten<br />

wurde. Im selben Jahr gab es auch Abba auf<br />

Deutsch: "Wer im Wartesaal der Liebe steht" hieß<br />

die deutsche Fassung von "Ano<strong>the</strong>r Town, Ano<strong>the</strong>r<br />

Train" und war auf der<br />

B-Seite von "Ring Ring" zu<br />

hören. Doch das war nur ein<br />

Vorgeschmack auf all das,<br />

was noch kommen würde ...<br />

Philipp Roser<br />

Seite 30 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


warner music präsentiert<br />

Die ersten 3 Alben als ultimative Re-issues!<br />

mit unveröffentlichten Aufnahmen – remastered by Jimmy Page<br />

Super Deluxe Box Set, 2CD Deluxe Edition, vinyl Deluxe Edition,<br />

CD, LP & diverse Download-Formate<br />

jetzt schon bei<br />

vorbestellen<br />

www.ledzeppelin.com - www.warnermusic.de


! REVIEWS<br />

HIGHLIGHTS<br />

CD<br />

NAZARETH<br />

ROCK ’N’ ROLL TELEPHONE<br />

Wer ihn je live auf der Bühne hat <strong>to</strong>ben und<br />

röhren erlebt, mag es kaum glauben, dass diese<br />

Ära wirklich vorbei sein soll. Doch es ist so:<br />

Dan McCafferty (*14.10.1946 in Dunfermline),<br />

seit 1968 ununterbrochen Frontmann<br />

von Nazareth, wird nicht mehr konzertant mit<br />

der schottischen Rockformation zu erleben<br />

sein. Nachdem er im August vergangenen<br />

Jahres bei einem Gig in der Schweiz auf der<br />

Bühne zusammengebrochen war und sich<br />

Ähnliches bereits einen Monat zuvor in Kanada<br />

ereignet hatte, ließ<br />

er sich eingehend medizinisch<br />

durchchecken.<br />

Dabei stellte sich heraus,<br />

dass er an einer chronischen<br />

Lungenkrankheit<br />

(COPD = Chronisch obstruktive<br />

Bronchitis) leidet.<br />

Was den 67-Jährigen<br />

nicht davon abhielt, mit<br />

seinen Kollegen Pete Agnew<br />

(b, Gründungsmitglied), d), Lee Agnew (dr,<br />

seit 1999) und Jimmy Murrison (g, seit 1994)<br />

noch einmal ins Studio zu gehen, um ROCK<br />

’N’ ROLL TELEPHONE einzuspielen – ehe<br />

er das Gesangsmikro an seinen Nachfolger<br />

Lin<strong>to</strong>n Osborne (ebenfalls aus Dunfermline)<br />

weiterreicht.<br />

© Marc Marnie<br />

Es ist das 24. Nazareth-Album mit McCafferty,<br />

und dessen Kraftanstrengung im Studio hat<br />

sich gelohnt. Die Songs stammen weitestgehend<br />

aus der Feder der „Youngster” Murrison/<br />

Agnew Jr. Zugleich verdeutlicht die Scheibe<br />

noch einmal nachdrücklich, was die Band mit<br />

ihm verliert: einen kraftvollen wie beseelten<br />

Vokalisten mit unverkennbarer Raspelröhre.<br />

Er packt die hohen Noten immer noch genauso,<br />

wie er dreckig abgehen oder einfühlsam<br />

schmachten kann. ROCK ’N’ ROLL TELE-<br />

PHONE präsentiert<br />

Nazareth so, wie<br />

man sie kennt: erdig,<br />

kantig, geradeaus,<br />

eben zeitlos gut.<br />

Der Opener “Boom<br />

Bang Bang” lebt<br />

vom Gitarrenriff,<br />

groovt schwerbütig<br />

und mit dezentem<br />

funky Einschlag<br />

bei Gitarre und Bass; die Nummer geht ins<br />

Ohr und stimmt passend auf das Folgende<br />

ein. Wuchtig und eine Spur härter geht<br />

es mit “One Set Of Bones” weiter, wobei<br />

McCafferty aufhorchen lässt, weil er sich<br />

zwischendurch in fast ungewohnte Höhen<br />

emporschwingt. “Back 2B4” weist reich-<br />

lich Akustikfeeling und durch die Melodiebe<strong>to</strong>nung<br />

ein erhöhtes Quantum an Gehörgängigkeit<br />

auf, während das getragenere<br />

“Winter Sunlight” atmosphärische Wirkung<br />

besitzt und auch mit Akustikgitarreneinsatz<br />

die sanftere und deutlich<br />

ruhigere Seite der Band<br />

repräsentiert. Den perfekt<br />

passenden Kontrast hierzu<br />

beschert dann die sich anschließende<br />

Titelnummer:<br />

Sie besitzt fast schon metallischen<br />

Charakter, und<br />

Pete Agnew konnte hier die<br />

für ihn typischen markanten<br />

Fuzz-Bassanklänge einsetzen, die dem<br />

Stück zusätzlichen Pep verleihen. Und dann<br />

geht die Uptempo-Post ab: “Punch A Hole<br />

In The Sky” ist eine gelungene Verbeugung<br />

vor einigen eigenen Klassikern der Vergangenheit.<br />

Etwas aus dem gewohnten Klangrahmen fällt<br />

“Long Long Time”, wo es sich die Band nicht<br />

verkneifen konnte, auch mal programmierte<br />

Sounds einzustreuen (bei Nazareth eher Geschmacksache<br />

des einzelnen Hörers), während<br />

das folgende “The Right Time” wieder<br />

mehr in die Kategorie balladesk und ruhiger<br />

fällt und vorsichtig countryeske Tupfer hören<br />

lässt – schließlich haben die Schotten auch<br />

Anhänger jenseits des Atlantiks. Danach<br />

muss es natürlich heavier weitergehen – das<br />

tut die Band mit dem kompakt-wuchtigen<br />

und riffschwangeren “Not Today” in eher<br />

getragenem Tempo. “Speakeasy”<br />

kontrastiert spannend,<br />

ehe “God Of The Mountain”<br />

noch einmal rockt und zum<br />

Abschluss einen Höhepunkt<br />

beschert: Die zuvor für das<br />

österreichische Team bei den<br />

Olympischen Winterspielen<br />

bereits hörbar gemachte<br />

Nummer donnert kraftvoll<br />

und zugleich sehr eingängig in die Gehörgänge,<br />

so dass man geneigt ist, gleich noch mal<br />

auf die Wiederholungstaste zu drücken. Der<br />

Song belegt, dass die Band es immer noch<br />

versteht, manchmal knapp an der Grenze<br />

zum Metal abzurocken. Abgerundet wird das<br />

Deluxe-Paket mit einer Bonus-CD, die fünf<br />

Livenummern sowie zwei weitere Studiotracks<br />

enthält.<br />

Mr. McCafferty, ROCK ’N’ ROLL TELE-<br />

PHONE ist ein würdiges wie gelungenes Abschiedsgeschenk<br />

für die Fans.<br />

(Unionsquare/Soulfood, 2014,<br />

11/44:17, 7/32:39) pro<br />

di d d l ih h<br />

DVD<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

INSIDE LLEWYN DAVIS /<br />

ANOTHER DAY, ANOTHER TIME<br />

BOX<br />

RUSH<br />

RUSH<br />

Als Ende 2013 der Film „Inside Llewyn<br />

Davis” in die US-Kinos kam, waren einige<br />

Vertreter der New Yorker Folkszene,<br />

darunter Suzanne Vega, schwer erbost,<br />

welches Bild er von einem ihrer großen<br />

Säulenheiligen der 60er Jahre zeichnet.<br />

Zum einen beruht der Streifen jedoch<br />

nur sehr lose auf der Au<strong>to</strong>biografie des<br />

Sänger/Songschreibers<br />

Dave Van Ronk, zum anderen<br />

handelt es sich um eine<br />

Satire der Coen-Brüder,<br />

die schon mit Filmen wie<br />

„The Big Lebowski” und<br />

„O Bro<strong>the</strong>r Were Art Thou”<br />

zeigten, dass man nicht alles<br />

so ernst nehmen sollte.<br />

Und eigentlich würdigt der<br />

Film, obwohl der titelgebende<br />

Protagonist ein ziemlicher<br />

Snob – aber auch ein<br />

liebenswerter Loser – ist, durchaus die<br />

Verdienste der Folkszene des New Yorker<br />

Greenwich Village, die in den Sixties<br />

Stars wie Bob Dylan, Tom Pax<strong>to</strong>n<br />

und Phil Ochs hervorbrachte. Zahlreiche<br />

Songs aus dem damaligen Reper<strong>to</strong>ire<br />

sind live und in voller Länge zu hören (in<br />

welchem Musikfilm gibt es das schon?),<br />

darunter “The Last Thing On My Mind”<br />

und “Five Hundred Miles”. Für die Neu-<br />

Interpretationen zeichneten führende<br />

Neo-Folker wie Marcus Mumford (Mumford<br />

& Sons) und The Punch Bro<strong>the</strong>rs sowie<br />

Produzentenlegende T Bone Burnett<br />

verantwortlich; den Songs ihre Stimmen<br />

gaben u.a. Hauptdarsteller Oscar Isaac<br />

und Popstar Justin Timberlake, der in<br />

dem Film in einer Nebenrolle zu sehen<br />

ist. Die Handlung von „Llewyn Davis”<br />

kreist um einen zwar talentierten, jedoch<br />

mittellosen Folksänger, der im Jahr 1961<br />

durch New York streift, immer auf der<br />

Suche nach einem Engagement.<br />

Während er erfolglos<br />

bleibt, ernten später andere<br />

die Lorbeeren: am Ende<br />

sieht man im Hintergrund<br />

einen Sänger die Bühne betreten,<br />

der unverkennbar an<br />

Bob Dylan erinnert ... Der<br />

Film erscheint nun zusammen<br />

mit einem rund 40-minütigen<br />

Making-of auf DVD<br />

und Blu-ray. Musikfans<br />

sollten gleich zur Special<br />

Edition greifen: Denn auf einer zweiten<br />

Scheibe findet sich mit dem Konzertfilm<br />

„Ano<strong>the</strong>r Day, Ano<strong>the</strong>r Time” ein wahres<br />

Schmankerl – ein Mitschnitt des von T<br />

Bone Burnett kuratierten Tribute-Gigs in<br />

der New Yorker Town Hall, der die Songs<br />

der Greenwich-Village-Folkszene feierte.<br />

Neben Joan Baez und Patti Smith treten<br />

darin zahlreiche jüngere Künstler auf,<br />

darunter Marcus Mumford, Jack White,<br />

The Milk Car<strong>to</strong>n Kids und die Punch<br />

Bro<strong>the</strong>rs.<br />

(Arthaus/Studiocanal, 2014,<br />

142 Min. + 97 Min.) frs<br />

RUSH erschien im März 1974 über das bandeigene<br />

Label Moon Records. Schnell waren<br />

alle 3500 Exemplare verkauft, wer heute<br />

eine jener LPs sein Eigen nennt, darf sich<br />

glücklich schätzen. Für alle anderen gibt es<br />

nun (nach diversen CD-Versionen) wieder<br />

einmal die Chance, sich das Debüt der gleichnamigen<br />

kanadischen Rockband zu sichern.<br />

Doch statt einer profanen<br />

LP-Wiederveröffentlichung<br />

sorgt der 40. Geburtstag<br />

des Albums<br />

für eine wunderschön<br />

gestaltete Box. Doch<br />

nicht nur bei der Aufmachung<br />

wurde zuge-<br />

legt, auch klangtechnisch<br />

wurden weder Kosten noch<br />

Mühen gescheut, um das<br />

Bestmögliche aus den originalen<br />

Stereo-Masterbändern herauszuholen. Von<br />

Terry Brown wurden die Tonspuren in Toron<strong>to</strong><br />

behutsam neu abgemischt, das Remastering<br />

erfolgte in den Londoner Abbey Road<br />

Studios, den dezenten Hinweis „For best<br />

results play at maximum volume” auf dem<br />

Backcover sollte man dennoch beherzigen.<br />

Denn dann spielt das dicke 200g-Vinyl seine<br />

Stärken erst so richtig aus, mit unglaublicher<br />

Dynamik powert Geddy Lees Bass aus den<br />

Boxen, brachial die Riffs von Gitarrist Alex<br />

Lifeson. Am Schlagzeug saß damals noch der<br />

inzwischen vers<strong>to</strong>rbene John Rutsey, der sich<br />

aufgrund seiner Diabetes-Erkrankung nicht<br />

dem Tourstress aussetzen wollte und so, kurz<br />

nach der Veröffentlichung des Albums, von<br />

Neil Peart ersetzt wurde. Welchen Einfluss<br />

dessen Einstieg hatte, zeigt nicht zuletzt der<br />

musikalische Kurswechsel, den Rush mit ihm<br />

vollzogen. Oder anders gesagt: Die Musik,<br />

mit der Rush vor 40 Jahren ihr Debüt bestückten,<br />

hat nur wenig mit dem harten Prog-Rock<br />

zu tun, mit dem sie<br />

später zu einer der erfolgreichsten<br />

Bands<br />

dieses Genres wurden.<br />

Mit Cover-Versionen<br />

von <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong>,<br />

The Who, Cream und<br />

Jimi Hendrix starteten<br />

sie<br />

ihre Karriere, kein<br />

Wunder fielen die acht RUSH-<br />

Tracks, allesamt selbst kompo-<br />

niert, so bluesig riff-orientiert<br />

aus, wie Blues-Rocktrios in den<br />

70ern eben klangen – nicht mehr, aber auch<br />

nicht weniger. Wenngleich, kennt man den<br />

Fortgang der Geschichte, dann lassen sich<br />

schon hier die spätere Perfektion, das untrügliche<br />

Gespür für tragende Melodien sowie<br />

ein gehöriger Schuss Individualität erkennen<br />

– alles Dinge, die Rush später auszeichneten.<br />

Neben der LP liefert die Box eine verkleinerte<br />

Reproduktion des ersten Promo-Posters,<br />

einen Rush-Stammbaum in Postergröße,<br />

Fo<strong>to</strong>karten der Bandmitglieder sowie einen<br />

Download Code für mp4-Files, direkt vom<br />

Vinyl auf 320kbps gerippt.<br />

(Universal, 1974, 8 Tracks)<br />

us<br />

Seite 32 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


TOP 5 – Live-Doppelalben<br />

1. Neil Young – Live Rust<br />

2. Ian Hunter – Welcome To The Club<br />

3. Crosby, Stills, Nash & Young – 4 Way Street<br />

4. Deep Purple – Made In Japan<br />

5. Bob Seger & The Silver Bullet Band – Live Bullet<br />

Fabian Leibfried<br />

1. Queen – Live Killers<br />

2. Ramones – It’s Alive<br />

3. Styx – Caught In The Act<br />

4. Thin Lizzy – Life – Live<br />

5. Kiss – Alive II<br />

Jens-Uwe Berndt<br />

1. Little Feat – Waiting For Columbus<br />

2. Van Morrison – It’s Too Late To S<strong>to</strong>p Now<br />

3. Eric Clap<strong>to</strong>n – Just One Night<br />

4. B. B. King & Bobby Bland – Toge<strong>the</strong>r For The First Time ... Live<br />

5. Bob Dylan – At Budokan<br />

Rüdiger Bloemeke<br />

1. Deep Purple – Made in Japan<br />

2. Jimi Hendrix – Concerts<br />

3. Gentle Giant – Playing The Fool<br />

4. Doors – Absolutely Live<br />

5. Genesis – Seconds Out<br />

Lothar Brandt<br />

1. Genesis – Seconds Out<br />

2. Renaissance – Live At Carnegie Hall<br />

3. Camel – A Live Record<br />

4. David Bowie – Stage<br />

5. Yes – Yesshows<br />

Michael Fuchs-Gamböck<br />

1. Talking Heads – The Name Of This Band Is Talking Heads<br />

2. Neil Young – Live Rust<br />

3. Jimi Hendrix – Concerts<br />

4. Thin Lizzy – Live And Dangerous<br />

5. Paul McCartney & Wings – Wings Over America<br />

Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />

1. Gentle Giant – Playing The Fool<br />

2. Deep Purple – Made In Japan<br />

3. Colosseum – Live<br />

4. Allman Bro<strong>the</strong>rs Band – Live At Fillmore East<br />

5. Konstantin Wecker – Live<br />

Ralf Gün<strong>the</strong>r<br />

1. Puhdys – Live im Friedrichstadtpalast<br />

2. Depeche Mode – 101<br />

3. Peter Gabriel – Plays Live<br />

4. Led Zeppelin – The Song Remains The Same<br />

5. Pink Floyd – Delicate Sound Of Thunder<br />

Christian Hentschel<br />

1. Queen – Live Killers<br />

2. Supertramp – Paris<br />

3. Kiss – Alive!<br />

4. Keith Jarrett – The Köln Concert<br />

5. Peter Framp<strong>to</strong>n – Framp<strong>to</strong>n Comes Alive<br />

Tino Krauter<br />

1. Hawkwind – The Space Ritual<br />

2. Pink Floyd – Delicate Sound Of Thunder<br />

3. Eloy – Live<br />

4. Omega – Live At The Kisstadion<br />

5. Blue Öyster Cult – On Your Feet Or On Your Knees<br />

Frank Küster<br />

1. Allman Bro<strong>the</strong>rs Band – Live At Fillmore East<br />

2. Paul McCartney & Wings – Wings Over America<br />

3. Led Zeppelin – The Song Remains The Same<br />

4. Alexis Korner & Friends – The Party Album<br />

5. Various Artists – Waahnsinn<br />

Helmut Ölschlegel<br />

1. Status Quo – Live<br />

2. Thin Lizzy – Live And Dangerous<br />

3. The Band – The Last Waltz<br />

4. Little Feat – Waiting For Columbus<br />

5. Deep Purple – Made In Japan<br />

Philipp Roser<br />

Mitarbeiter<br />

1. Earth, Wind & Fire – Gratitude<br />

2. Renaissance – Live At Carnegie Hall<br />

3. Allman Bro<strong>the</strong>rs Band – Live At Fillmore East<br />

4. Peter Gabriel – Plays Live<br />

5. El<strong>to</strong>n John – Live In Australia With The Melbourne Symphony Orchestra<br />

Oliver Schuh<br />

1. Crosby, Stills, Nash & Young – 4 Way Street<br />

2. Grateful Dead – Live / Dead<br />

3. Neil Young – Live Rust<br />

4. Joe Jackson – Live 1980/86<br />

5. Talking Heads – The Name Of This Band Is Talking Heads<br />

Frank Schuster<br />

1. Bap – Bess demnähx<br />

2. Wolfgang Ambros – Live ... Auf ana langen, fi nster’n Stross’n<br />

3. Bob Dylan – Before The Flood<br />

4. Queen – Live Killers<br />

5. Marillion – The Thieving Magpie<br />

Ulrich Schwartz<br />

1. Thin Lizzy – Live And Dangerous<br />

2. Humble Pie – Rockin’ The Fillmore<br />

3. Eric Clap<strong>to</strong>n – Just One Night<br />

4. Joe Cocker - Mad Dogs And Englishmen<br />

5. Man – Back In<strong>to</strong> The Future<br />

Alan Tepper<br />

1. Humble Pie – Rockin’ The Fillmore<br />

2. Peter Framp<strong>to</strong>n – Framp<strong>to</strong>n Comes Alive<br />

3. Allman Bro<strong>the</strong>rs Band – Live At Fillmore East<br />

4. 10cc – Live And Let Live<br />

5. Everly Bro<strong>the</strong>rs – The Reunion Concert<br />

Uli Twelker<br />

1. Little Feat – Waiting For Columbus<br />

2. Joni Mitchell – Shadows And Light<br />

3. Todd Rundgren – Back To The Bars<br />

4. Grateful Dead – Dead Set<br />

5. Kraan – Live 74<br />

Thomas Wachter<br />

Rick Vi<strong>to</strong><br />

1. Police – Live<br />

2. Who – Greatest Hits Live<br />

3. Ten Years After – Live At Fillmore East<br />

4. George Harrison – Live in Japan<br />

5. Beach Boys – The 50 Anniversary Tour<br />

Fo<strong>to</strong>: © Fotex/Rainer Drechsler<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 33


CD<br />

REVIEWS<br />

JULIE’S HAIRCUT<br />

ASHRAM EQUINOX<br />

Musik aus Italien? Wem fallen da nicht<br />

zuerst Celentano, Ramazzotti & Co. ein!<br />

Hier zu Lande immer noch wenig bekannt<br />

ist, dass die Nation zwischen Riviera und<br />

Adria eine lange und große Tradition an<br />

psychedelischem und progressivem Rock<br />

besitzt. Eine der Bands, die diese aufrechterhalten,<br />

ist Julie’s Haircut. Mit ASHRAM<br />

EQUINOX bringt die Formation ihr sechstes<br />

Studio-Album heraus, ihr erstes rein instrumentales<br />

seit dem 1999er Debüt. Darauf<br />

lebt das Quintett, das schon mit Can-Sänger<br />

Damo Suzuki und mit Sonic Boom (Spacemen<br />

3) kollaborierte, neben Psychedelia<br />

auch seinen Hang zu elektronischen Trancesowie<br />

World- und Krautrock-Klängen aus.<br />

Die acht ineinander verwobenen Tracks, zu<br />

denen die Band trippige Kurzfilme collagierte<br />

(u.a. auf Youtube zu sehen), oszillieren<br />

zwischen sanften Schwebeklängen und<br />

mitunter harten Techno-Einsprengseln. Ein<br />

43-minütiger Space-Ritt, garantiert!<br />

(Woodworm/Rough Trade, 2014,<br />

8/42:37) frs<br />

DIETER MEIER<br />

OUT OF CHAOS<br />

Yello-Sänger Dieter<br />

Meier auf Solopfaden,<br />

und das mit<br />

69 Jahren und zum<br />

ers ten Mal in seiner<br />

30-jährigen Musikerkarriere.<br />

Doch<br />

wer das Yello-Werk und Meier kennt, muss<br />

eigentlich immer mit Überraschungen rechnen,<br />

denn keineswegs ist die Schweizer<br />

Formation auf das durch die Musiksendung<br />

„Formel Eins” bekannt gewordene “The<br />

Race” zu reduzieren. Eingespielt unter anderem<br />

mit Thomas Wydler, dem Schlagzeuger<br />

von Nick Caves The Bad Seeds, sorgt<br />

auch OUT OF CHAOS für einige Überraschungen.<br />

Chansonesker Tango (“Paradise<br />

Game”), Dub (“Night Porter”), Electronica,<br />

Techno, traurige Blues-Oden an Verflossene<br />

und Post-Punk (“Fat Fly”), mal der<br />

Zeit entrückt, dann wieder sehr zeitgemäß<br />

– alles kein Problem für Herrn Meier. Sogar<br />

ein Stück in Schweizerdeutsch gibt es<br />

(„Schueffele”), und natürlich darf Meiers<br />

Stakka<strong>to</strong>-Sprechgesang nicht fehlen. Eine<br />

abwechslungsreiche Überraschung, die<br />

viele Hörer verdient.<br />

(Staatsakt/Rough Trade, 2014,<br />

12/42:14) an<br />

NEVILLE SKELLY<br />

CAROUSEL<br />

Englands Pop-Durchstarter des Jahres 2011<br />

hat für sein neues, leider sehr kurzes und<br />

arg informationsloses Album CAROUSEL<br />

den klassischen Crooner-Touch à la Frank<br />

Sinatra nicht völlig aufgegeben, aber zu<br />

90 Prozent zurückgedrängt zugunsten von<br />

Klangidealen, wie sie Ende der 60er/Anfang<br />

der 70er Jahre ihren Höhepunkt hatten,<br />

aber bei vielen Fans noch immer gültig<br />

sind. Zu hören sind intensive, emotional<br />

nie an der Oberfläche bleibende Balladen,<br />

die Parallelen zu Fred Neil und Nick Drake<br />

aufweisen. Partiell sind auch Einflüsse aus<br />

neuerer Zeit, speziell der Gruppe Blue Nile,<br />

zu orten. Skelly thront mit abgeklärtem Bari<strong>to</strong>n<br />

über einem ruhig pulsierenden Klangbild,<br />

getragen von akustischer Gitarre,<br />

Keyboards und Orchesterklängen, das zwischen<br />

leicht jazzig (“Ca<strong>the</strong>rine’s Song”),<br />

einem Hauch Flamenco (“White Roses”)<br />

und munter ohrwürmig (“Walking In The<br />

Shadows”) changiert. Wieder ein Klasse-<br />

Album, bei dem die Gefahr besteht, dass es<br />

in der Fülle neuer Veröffentlichungen untergeht,<br />

was nicht passieren sollte ...<br />

(Skele<strong>to</strong>n Key Records/Bertus Import<br />

2014, 9/28:10) hjg<br />

HARRY BELAFONTE +<br />

CYNDI LAUPER + DIONNE<br />

WARWICK + CESARIA<br />

EVORA<br />

ALL TIME BEST – RECLAM<br />

MUSIK EDITION<br />

Zweimal Folk, einmal R&B und einmal<br />

Pop, damit warten die nächsten vier Ausgaben<br />

der typisch gelben „Reclam Musik<br />

Edition” auf. Natürlich wäre eine Rückschau<br />

auf Harry Belafontes (16/54:10)<br />

Karriere nicht vollständig ohne seine großen<br />

Hits wie “Angelina”, “Day-O (Banana<br />

Boat Song)” und “Matilda!”, dazu liefert<br />

ALL TIME BEST aber auch noch klasse<br />

Songs wie “Mr. Bojangles”, “Scarlet Ribbons<br />

(For Her Hair)”, “Scarborough Fair<br />

(Canticle)” oder “Island In The Sun”.<br />

Längst verdient hat diese Rückschau auf<br />

ihr Werk auch die kapverdische Sängerin<br />

Cesaria Evora (17/73:07). Wenn man<br />

ihren vom Musikjournalisten Ernst Hofacker<br />

im Booklet geschilderten Werdegang<br />

nachliest, wird einem wieder einmal<br />

klar, welch unglaubliche Geschichten das<br />

Leben schreibt, vor allem wenn es dazu<br />

Lieder wie “Sodade”, “Besame Mucho”<br />

und “Miss Perfumando” zu hören gibt,<br />

wenn man dieser Frau andächtig dabei zuhören<br />

kann, wie sie, Zitat „Billboard”-Magazin,<br />

„den Blues mit so viel Grazie und<br />

emotionaler Intensität auflädt, dass Billie<br />

Holiday s<strong>to</strong>lz gewesen wäre”. Fehlendes<br />

Bluesfeeling kann man auch der nächsten<br />

Künstlerin nicht nachsagen, Dionne<br />

Warwick (14/57:32) gehört ohne Zweifel<br />

zu den erfolgreichsten Sängerinnen<br />

im Bereich R&B und Soul. “That’s What<br />

Friends Are For”, “Heartbreaker”, “I’ll<br />

Never Love This Way Again”, “Take Good<br />

Care Of You And Me” oder “Déjà Vu” heißen<br />

die bekanntesten Stücke, die es hier<br />

zu hören gibt. Auch bei der Auswahl der<br />

Songs für die ALL TIME BEST von Cyndi<br />

Lauper (15/60:45) wird auf Experimente<br />

verzichtet, von “Girls Just Want To Have<br />

Fun” geht es über “She Bop”, “I Drove All<br />

Night”, “Time After Time” und “True Colors”<br />

bis zum 1994er “Hey Now (Girls Just<br />

Want To Have Fun)”. Wie gewohnt liefern<br />

auch die neuen Ausgaben der „Reclam<br />

Musik Edition” ein 16-seitiges Booklet<br />

mit Karriere-Überblick, den wichtigsten<br />

Alben der jeweiligen Künstler sowie den<br />

detaillierten Trackinfos.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2014, 4 CDs)<br />

us<br />

FOX<br />

IMAGES ‘74–‘84<br />

Auf zwei Discs liefert<br />

IMAGES ‘74–<br />

’84 insgesamt 35 Titel<br />

der erfolgreichen<br />

70er-Band Fox, die<br />

vom amerikanischen<br />

Songwriter und Produzenten<br />

Kenny Young gegründet wurde<br />

und sich auf die vokalen Fähigkeiten ihrer<br />

australischen Sängerin Susan Traynor (aka<br />

Noosha Fox) stützte. Auf CD 1 sind nun<br />

zum ersten Mal alle A- und B-Seiten der<br />

sieben Singles der Band zusammengefasst<br />

(darunter mit “S-S-S-Single Bed” sowie<br />

“Only You Can” ihre beiden erfolgreichsten<br />

Titel, die es bis auf Platz 3 bzw. 4 der<br />

UK-Charts brachten), dazu noch mit dem<br />

von Young produzierten “Georgina Bailey”<br />

das 1977er Solodebüt von Noosha Fox. CD<br />

2 bietet einen Streifzug durch die drei Fox-<br />

Studio-Alben FOX, TAILS OF ILLUSION<br />

und BLUE HOTEL, liefert den für Fox so<br />

typischen, rhythmisch verspielten Pop an<br />

der Grenze zu amerikanischem New Wave<br />

à la Blondie. Die ausführlichen Liner-Notes<br />

stammen von Kenny Young, dazu gibt es<br />

noch die komplette Fox-Discographie.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2014,<br />

16/58:16, 19/72:34) tk<br />

YANN TIERSEN<br />

∞ (INFINITY)<br />

In Frankreich hat Yann Tiersen den Status<br />

eines Superstars, hier zu Lande wurde der<br />

Bre<strong>to</strong>ne vor allem durch die Filmmusik<br />

für „Die fabelhafte Welt der Amélie” bekannt,<br />

in deren Folge der Künstler es zu<br />

Kooperationen mit beispielsweise Neil<br />

Hannon (The Divine Comedy) und Stuart<br />

Staples (Tindersticks) brachte. Tiersens reguläre<br />

Alben sind zumeist eine Mischung<br />

aus französischer Folkmusik, Chanson sowie<br />

Rock- und Popmusik; letztlich ist das<br />

Gesamtgebilde genau das, was moderne<br />

Soundtracks und Filmmusiken ausmacht.<br />

Das gilt auch für das neue, durch einen<br />

Island-Besuch inspirierte Werk ∞ (INFI-<br />

NITY), dessen Titel in nahezu sämtlichen<br />

Stücken seine Entsprechung findet. Durch<br />

ihren minimalistischen, repetitiven und<br />

auch ineinander übergreifenden Charakter<br />

gibt es keinen Anfang und kein Ende.<br />

Am besten ist es da, einfach auf die Wiederholungstaste<br />

zu drücken und sich von<br />

bre<strong>to</strong>nischen, färöischen und isländischen<br />

Stimmen betören zu lassen, die den dunkel-atmosphärischen<br />

Klängen mal mehr,<br />

mal weniger Struktur geben.<br />

(Mute/GoodToGo, 2014, 10/49:31) an<br />

CONOR OBERST<br />

UPSIDE DOWN MOUNTAIN<br />

Seine Band Bright Eyes hat Conor Oberst<br />

vorerst auf Eis gelegt und sich alleine in<br />

den Süden, nach Nashville, aufgemacht.<br />

Die Country-Metropole in Tennessee hat<br />

schon so manchem verlorenen Popstar zu<br />

einem Karriereneustart verholfen. Doch<br />

keine falschen Erwartungen, Obersts neues<br />

Pop<br />

Solo-Album UPSIDE DOWN MOUN-<br />

TAIN ist ebenso wenig ein Country-Album<br />

geworden wie Bob Dylans erstes Nashville-<br />

Album BLONDE ON BLONDE – auch<br />

wenn die Songs des jungen US-Sänger/<br />

Songschreibers so folkig grundiert sind wie<br />

schon lange nicht mehr und ab und an gar<br />

eine Steelguitar zu hören ist. Ähnlich wie<br />

zuletzt etwa <strong>Beck</strong> steckt Oberst knietief in<br />

den US-amerikanischen Roots – und hat<br />

das sehr viel bessere Album der beiden geschaffen.<br />

Das Songwriting ist famos wie zu<br />

den besten Tagen von Bright Eyes, der Gesang<br />

packt einen direkt am und im Herzen.<br />

(Nonesuch/Warner, 2014, 13/54:10) frs<br />

SEBASTIAN KRUMBIEGEL<br />

EIN MANN, SEIN KLAVIER<br />

UND IHR<br />

Man erkannt es<br />

schon am Titel,<br />

Sebastian Krumbiegels<br />

neues Album<br />

EIN MANN,<br />

SEIN KLAVIER<br />

UND IHR ist<br />

die logische Fortsetzung t seines 2012er<br />

Werkes SOLO AM PIANO. Denn das<br />

Konzept des Prinzen-Sängers, pointierte<br />

Texte über sich, seine Musik, seine Befindlichkeiten,<br />

Ängs te, Lieben und Innenansichten<br />

in Musik umzusetzen,<br />

geht weiterhin auf. Musikalisch zieht er<br />

die Kreise auf seinem neuen Werk wesentlich<br />

weiter, von Pianochansons bis<br />

zu fein arrangierten Popsongs erinnern<br />

seine neuen Lieder (vor allem durch den<br />

Prinzen-typischen Chorgesang) auch oft<br />

an seine Hauptband. Mit Brechts “Mackie<br />

Messer” (bei dem Queens “Bohemian<br />

Rhapsody” zitiert wird), Sillys<br />

“Liebeswalzer” (mit Silly-Gitarrist Uwe<br />

Hassbecker an der Dobro) und Udo Lindenbergs<br />

“Lady Whiskey” greift Krumbiegel<br />

auch auf Fremdkompositionen<br />

zurück, macht seine Sache aber auch hier<br />

ausgezeichnet. Ein bisschen wie Billy<br />

Joel auf Deutsch ...<br />

(Große Freiheit/Indigo, 2014, 12/47:04) us<br />

JF ROBITAILLE<br />

RIVAL HEARTS<br />

JF Robitaille scheint nicht umsonst in Kanada<br />

geboren worden zu sein – schließlich<br />

stammt daher auch der Mann, der<br />

dem Anfang-30er das große Vorbild sein<br />

dürfte: Leonard Cohen. Der junge Bursche<br />

aus Montreal besitzt eine ähnliche<br />

Herangehensweise wie der Großmeister<br />

des Singer/Songwritings, mit ihm teilt<br />

er auch das Mysteriöse, Schwermütige,<br />

gelegentlich Hoffnungslos-Existenzialistische<br />

in den Texten. Nur klingt Robitaille<br />

vom Gesang her wie ein Lennie vor dem<br />

Stimmbruch. Doch auch der lässige S<strong>to</strong>izismus<br />

eines Lou Reed schimmert bei<br />

Robitailles zweitem Werk durch, ebenfalls<br />

das Empathisch-Verhuschte von Nick<br />

Drake. RIVAL HEARTS ist ein durchgehend<br />

angenehmes Werk geworden, das<br />

den dramaturgischen Spannungsbogen<br />

vom ersten bis zum (letzten) elften Song<br />

durchhält. Der privat scheue Zeitgenosse<br />

ist ein geborener Geschichtenerzähler. So<br />

wie Cohen.<br />

(G-Records/Rough Trade, 2014,<br />

11/35:40) mfg<br />

Seite 34 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

EELS<br />

THE CAUTIONARY TALES<br />

OF MARK OLIVER EVERETT<br />

Das elfte Album von Mark Oliver Everett<br />

unterscheidet sich deutlich vom<br />

Anfang 2013 erschienenen Vorgänger<br />

WONDERFUL, GLORIOUS. Zeigte<br />

sich der auch E genannte Songwriter<br />

damals von seiner ruppig-rockigen Seite,<br />

geht es auf den „Lektionen” des neuen<br />

Werks eher intim und persönlich zu.<br />

Unterstützt wird das durch das verwendete<br />

Instrumentarium aus Orchesterinstrumenten<br />

wie Cello, Bratsche Geigen,<br />

Fagott, Hörnern, durch Exotika wie Celesta,<br />

singender Säge und Glockenspiel,<br />

durch die viele Songs einen verträumten<br />

oder sinfonischen Charakter erhalten.<br />

Man darf hier nicht den Fehler machen,<br />

die CAUTIONARY TALES des Herrn<br />

Everett einfach so nebenbei zu hören.<br />

Erst durch das intensive Studium werden<br />

die 13 Lieder zu Perlen. Herausragend<br />

ist vielleicht “Agatha Clang”, das<br />

an die frühen Meisterwerke von Tom<br />

Waits heranreicht.<br />

(E Works/Pias, 2014, 13/41:03) an<br />

RUFUS WAINWRIGHT<br />

VIBRATE – THE BEST OF<br />

Seit 1998 hat<br />

Rufus<br />

Wainwright<br />

insgesamt<br />

sieben,<br />

von der Kritik<br />

teils<br />

überschwänglich<br />

gelobte lbt Stdi Studio-Alben veröffentlicht.<br />

Mit VIBRATE legt der talentierte Sohn<br />

des Singer/Songwriters Loudon Wainwright<br />

III. und der Folksängerin Kate<br />

McGarrigle nun erstmals eine Karriere-umspannende<br />

Best-Of-Anthologie<br />

vor. Für Einsteiger bietet schon die<br />

1-CD-Standardversion einen guten<br />

Überblick über das Werk eines der derzeit<br />

wohl interessantesten kanadischen<br />

Popmusikers, der gekonnt Songwritertum<br />

mit Folk, Cabaret und Kammermusik<br />

verbindet. Eingeweihten hat vor<br />

allem die schön aufgemachte 2-CD-<br />

Deluxe-Ausgabe etwas zu bieten, auf<br />

der sich mit dem Liza Minelli gewidmetem<br />

“Me And Liza” und “Chic And<br />

Pointless” zwei neue Songs sowie das<br />

bislang nur digital erhältliche “WWW<br />

III” befinden. Hinzu kommen einige<br />

Raritäten, darunter Live-Aufnahmen,<br />

Cover-Songs (John Lennons “Across<br />

The Universe”, Leonard Cohens<br />

“Hallelujah” und “Chelsea Hotel No.<br />

2”) sowie “The Maker Makes” und<br />

“La Complainte de la Butte” von den<br />

Soundtracks zu den Filmen „Brokeback<br />

Mountain” und „Moulin Rouge”.<br />

(Interscope/Universal, 2014,<br />

18/76:59, 16/57:58) frs<br />

RAINBIRDS<br />

YONDER<br />

Das neue Album von Katharina<br />

Francks Rainbirds ist Rückbesinnung,<br />

zugleich soll es aber auch ein<br />

Neustart sein. Denn YONDER versammelt<br />

zwölf überarbeitete, mehr<br />

oder minder bekannte Songs der<br />

Berliner Formation. Dazu kommt<br />

ein Remix eines Stückes aus Francks<br />

Solo-Album ON THE VERGE OF<br />

AN AUTOBIOGRAPHY (2008). Neu<br />

eingespielt wurde auch der frühere<br />

Hit “Blueprint”, doch weiß der nun<br />

im 80er-Disco-Sound gebotene Song<br />

nicht zu überzeugen. Allzu schmerzlich<br />

wird das einprägsame Gitarrenriff<br />

von damals vermisst. Das früher<br />

chansoneske “Jamais Jamais” ist sogar<br />

nahe am Franco-Pop à la Vanessa<br />

Paradis. Überzeugen können hingegen<br />

“Love Was Already There To<br />

Be Found”, “Seven Compartments”<br />

und “Last Bus Out”, denen die Neubeziehungsweise<br />

Über-Produktion<br />

nicht geschadet hat. Was im Positiven<br />

bleibt, ist, dass man sich wieder mal<br />

an der unverändert schönen Stimme<br />

der Sängerin erfreuen kann.<br />

(Universal, 2014, 13/51:30) an<br />

BERLIN COMEDIAN<br />

HARMONISTS<br />

DIE LIEBE KOMMT,<br />

DIE LIEBE GEHT<br />

Schon oft wurde<br />

versucht, die<br />

unbeschreibliche<br />

Magie<br />

der<br />

Comedian<br />

Harmonists neu<br />

zu entfachen.<br />

Bisher erfolglos, l und auch DIE LIEBE<br />

KOMMT, DIE LIEBE GEHT gelingt<br />

dies nicht. Doch was dem Sextett,<br />

das sich Berlin Comedian Harmonists<br />

nennt und ursprünglich für ein Theaterstück<br />

anlässlich des 70. Geburtstages<br />

ihrer berühmten Namensvettern<br />

gegründet wurde, gelingt, ist dass ihre<br />

Interpretationen den Originalen verdammt<br />

nahekommen. Dass sie Lieder<br />

wie “Veronika, der Lenz ist da”, “Ohne<br />

Dich”, “Liebling mein Herz lässt dich<br />

grüßen”, “Wochenend’ und Sonnenschein”<br />

oder “Mein kleiner grüner<br />

Kaktus” einerseits so eng wie möglich<br />

an die Originalarrangements anlehnen,<br />

andererseits aber nicht den Fehler<br />

machen, in diesem Zuge ihre eigene<br />

klangliche Identität aufzugeben. Und<br />

auch wenn ihre Stimmen zu Beginn der<br />

CD noch etwas fremd klingen – man<br />

hat bei den Comedian Harmonists ja<br />

immer den alten Schellack-Sound im<br />

Ohr –, mit der Zeit lässt dieses Gefühl<br />

nach, und man hört dieses Album mit<br />

immer größerer Freude. Wie gesagt:<br />

keine „neuen” Comedian Harmonists,<br />

aber verdammt nah dran!<br />

(Deutsche Grammophon/<br />

Universal, 2014, 19/58:37) us<br />

POP FOLLY &<br />

THE HUNTER<br />

TRAGIC CARE<br />

Seit das wunderbare Kollektiv Fleet<br />

Foxes mit grandiosem mehrstimmigem<br />

Gesang weltweit einen Siegeszug startete<br />

und seit die etwas burschikoseren<br />

Mumford & Sons mit ähnlichem<br />

Sound gar die Top Ten erobert haben,<br />

gibt es geradezu eine Epidemie von<br />

psychedelisch angehauchten Neo-<br />

Folk-Rockbands. Das Trio Folly &<br />

The Hunter aus Montreal schlägt in<br />

Pop<br />

eine ähnliche musikalische Kerbe, ihr<br />

Sound kommt elegisch, weltfern, dabei<br />

unerschütterlich daher. Alle drei<br />

Mitglieder singen, wobei Nick Vallee<br />

Hauptfrontmann ist, alle drei spielen<br />

jede Menge unterschiedlicher Instrumente.<br />

Damit nicht genug – um einen<br />

besonderen Sound zu erzeugen, hat<br />

man zusätzlich einen Violinisten, einen<br />

Cellisten und einen Klarinettisten an<br />

Bord geholt. Herausgekommen ist ein<br />

schlichterhand betörendes Werk, übrigens<br />

das zweite des Dreiers.<br />

(Outside <strong>Music</strong>/Cargo, 2014,<br />

10/43:09) mfg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

UNCHAINED MELODY<br />

“Unchained<br />

Melody”<br />

gehört ohne<br />

Frage zu den<br />

berühmtesten<br />

Liebesliedern<br />

der<br />

WltW Welt. Wer, wenn nicht ihtdie Archivjäger<br />

von Bear Family, wäre besser dafür<br />

geeignet, einen Sampler prallvoll mit<br />

bekannten und unbekannten Versionen<br />

dieses von Alex North und Hy<br />

Zaret geschriebenen Titels zu füllen?<br />

Beginnend mit der 50er-Jahre-Originalversion<br />

von Roy Hamil<strong>to</strong>n und<br />

der wohl berühmtesten Interpretation<br />

der Righteous Bro<strong>the</strong>rs aus dem<br />

Jahr 1965 zeigt UNCHAINED ME-<br />

LODY zahlreiche Facetten dieses<br />

Liedes. Klasse, mit welch Wärme<br />

Marty Robbins seine Stimme für seine<br />

“Unchained Melody” ausstattete,<br />

wie Harry Belafonte den Song 1955<br />

auf Stimme und Gitarre reduzierte.<br />

Gleich zweimal ist Chet Atkins zu<br />

hören, einmal mit einer 1956er Soloversion,<br />

einmal 1964 zusammen<br />

mit Hank Snow. Dazu Elvis, Willie<br />

Nelson, Eddy Arnold, Gene Vincent,<br />

Diana Ross & The Supremes und<br />

Ricky Nelson, für Raritätensammler<br />

sind die Versionen von Max Greger,<br />

Ray Conniff, Todd Duncan, der New<br />

Yorker Doo-Wop-Band Vi<strong>to</strong> & The<br />

Salutations oder der Lettermen wohl<br />

am interessantesten. Klasse auch das<br />

dicke Booklet mit ausführlichen Infos<br />

zu allen hier vorgestellten Versionen.<br />

(Bear Family, 2014, 31/88:39) us<br />

LAKE STREET DIVE<br />

BAD SELF PORTRAITS<br />

In den USA hat sich das Quartett Lake<br />

Street Dive bereits einige Bekann<strong>the</strong>it<br />

erspielt. Es trat in großen TV-Shows<br />

auf und stand im Dezember 2013 neben<br />

Künstlern wie Joan Baez, Patti Smith<br />

und Marcus Mumford (Mumford &<br />

Sons) auf der Bühne der Town Hall<br />

in New York City bei der von T Bone<br />

Burnett organisierten Show „Ano<strong>the</strong>r<br />

Day, Ano<strong>the</strong>r Time” – einem Tribut an<br />

die Greenwich-Village-Folkszene der<br />

60er Jahre anlässlich des Films „Inside<br />

Llewyn Davis” (siehe DVD-Highlight<br />

in dieser Ausgabe). In Deutschland war<br />

die Musik der 2004 gegründeten Band<br />

bislang noch nicht auf physischen Tonträgern<br />

erhältlich, was sich nun mit ih-<br />

Im Sommer 2013 waren To<strong>to</strong> auf<br />

ausgedehnter Europa-Tour anlässlich<br />

ihres 35-jährigen Bandjubiläums.<br />

Die nun vorliegende Live-Veröffentlichung bietet alles<br />

was das Herz begehrt. Mit den Hits: »Africa« »Rosanna«,<br />

»Hold The Line«, »I Won’t Hold You Back«, u.v.m..<br />

als 2-CD, DVD, Blu-ray<br />

und limitierter Deluxe Edition<br />

im großformatigen Boxset<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 35


* Fordern Sie noch heute Ihr kostenloses<br />

Original-Probeexemplar an unter:<br />

Oldie-Markt · Gellertstraße 5 · D-90409 Nürnberg<br />

oder per eMail unter: info@plattensammeln.de<br />

Gratis<br />

Probeheft*<br />

anfordern!<br />

In jedem Heft über 5.000 Platten<br />

Größter Auktionsteil weltweit<br />

S<strong>to</strong>ries mit den ausführlichsten<br />

Diskografien weltweit<br />

Jedes Heft mit 60 Plattenkritiken<br />

Die Termine der monatlichen<br />

Schallplattenbörsen<br />

His<strong>to</strong>rischer Teil in der Heftmitte<br />

CD<br />

REVIEWS<br />

rem dritten Album BAD SELF PORTRAITS<br />

ändert. Das Quartett – zur Hälfte weiblich<br />

und männlich besetzt – glänzt mit wunderbarem<br />

Harmoniegesang, die beschwingte<br />

Musik ist von <strong>60s</strong>-Brill-Building-Pop und<br />

Soul, von Bands wie The Ronettes, The Mamas<br />

& The Papas und Fleetwood Mac inspiriert.<br />

Wird Zeit, dass diese talentierte Combo<br />

nun endlich auch Mitteleuropa entert!<br />

(Signature Sounds/Cargo, 2014,<br />

11/39:22) frs<br />

SOPHIE ZELMANI<br />

GOING HOME<br />

Auf der Innenseite<br />

ihrer neuen CD<br />

sieht man Sophie<br />

Zelmani<br />

entspannt<br />

mit ihrer Gitarre auf<br />

dem Schoß in einem<br />

gemütlichen<br />

Sessel<br />

sitzen, Strohhut t und ein halbvolles Glas<br />

Rotwein auf dem Tisch daneben. Dieses<br />

Bild ist symp<strong>to</strong>matisch für die musikalische<br />

Stimmung, die auf GOING HOME<br />

vorherrscht. Langsam und bedächtig gibt<br />

sie ihren Songs sowohl ausreichend Zeit als<br />

auch genügend Luft zum Atmen, verpasst<br />

es dabei aber nicht, das Tempo und die Intensität<br />

im richtigen Moment anzuziehen.<br />

Wer sie also „nur” noch aus ihrer Anfangszeit<br />

kennt, als sie vor rund 20 Jahren mit<br />

sonnigem Singer/Songwriter-Pop von ihrer<br />

Heimatstadt S<strong>to</strong>ckholm aus die Welt eroberte,<br />

wird hier so manche Überraschung<br />

erleben. Vor allem Country- oder Americana-Fans<br />

sollten hier die (Pop-)Scheuklappen<br />

ablegen, hier gibt es wunderschön<br />

entspannte, melancholische Musik zu hören<br />

– ganz egal, wie man das dann nennen mag.<br />

(Oh Dear Recordings/Cargo,<br />

2014, 13/56:27) us<br />

ROGER GLOVER<br />

MASK<br />

Vor exakt 30 Jahren überraschte Roger<br />

Glover, der Deep-Purple Bassist und Nebenerwerbsproduzent<br />

(Nazareth, Judas<br />

Priest, Gillan), mit MASK, seinem dritten<br />

Solo-Album. Das hatte kaum etwas mit<br />

dem zu tun, was seine Hauptband fabrizierte,<br />

auch wenn Nummern wie “Dancing<br />

Again” (klasse Saxsolo) oder “Hip Level”<br />

kraftvoll abgingen. Vielmehr ließ sich Glover<br />

von Acts wie Peter Gabriel und Police,<br />

aber auch Devo oder Kraftwerk inspirieren,<br />

experimentierte mit syn<strong>the</strong>tischen Klängen,<br />

Reggae (“Fake It”) und gelegentlich auch<br />

mit Prog-Momenten (“Divded World”,<br />

“Getting Stranger”), die er mit Anleihen<br />

beim Synthie-Pop vermengte. Und wer hätte<br />

Kate McGarrigle auf einer Glover-Scheibe<br />

als Gastsängerin erwartet? Ohrwürmer<br />

gibt es kaum, dafür entfalten die durchweg<br />

beachtlichen Songs ihren beträchtlichen<br />

Charme auch heute erst nach mehrfachem,<br />

intensivem Lauschen.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1984,<br />

8/41:12) pro<br />

nen, in Kneipen und kleinen Clubs in Dänemark,<br />

Finnland und Frankreich zu spielen,<br />

und legt jetzt, mit STRONGER HIGHER<br />

FASTER, auch bei uns sein erstes Album<br />

vor. Bestückt hat er es mit einer Auswahl<br />

von Songs seiner drei kanadischen Alben,<br />

was einerseits natürlich dazu führt, dass<br />

man staunend vor diesem qualitativ hochwertigen<br />

Streifzug steht, andererseits auch<br />

die musikalische Ausrichtung äußerst vielseitig<br />

ist. Sonniger Pop, bei dem Blair immer<br />

wieder ins Falsett wechselt, rhythmisch<br />

vertrackte Ohrwürmer à la Jack Johnson,<br />

offen und ehrlich vorgetragene Innenansichten<br />

eines hoffnungslosen Optimisten –<br />

alles in allem eine klasse Pop-Entdeckung!<br />

(7us <strong>Music</strong>/Membran, 2014, 18/54:31) tk<br />

JEAN MICHEL JARRE<br />

OXYGENE + EQUINOXE +<br />

MAG NETIC FIELDS + THE<br />

CONCERTS IN CHINA + CITIES<br />

IN CONCERT HOUSTON LYON<br />

+ DESTINATION DOCKLANDS<br />

Sechs Alben des französischen Syn<strong>the</strong>sizer-<br />

Klangspezialisten Jean Michel Jarre werden<br />

nun neu aufgelegt. Mit OXYGENE (1976,<br />

6/39:44), EQUINOXE (1978, 8/39:09)<br />

und MAGNETIC FIELDS (1981, 5/36:06)<br />

sind seine ersten drei Studio-Alben dabei,<br />

eine wahrhaft außergewöhnliche Trilogie,<br />

mit der er sich seine weltweite Reputation<br />

erworben hat. Auch wenn man ihn oft<br />

auf sein erstes Album reduzieren möchte<br />

(interessanterweise eine Parallele zu Mike<br />

Oldfield), stehen die beiden Folgewerke<br />

der musikalischen Qualität des Erstlings<br />

in nichts nach. Melodien wie in “Equinoxe<br />

Part 4” und “Equinoxe Part 7” sowie die<br />

ersten drei Teile “Magnetic Fields” zeigen<br />

dies eindrucksvoll. Die nächsten drei Alben<br />

sind Livemitschnitte, THE CONCERTS IN<br />

CHINA (1982, 6/40:32, 9/38:28), als CD<br />

zwischenzeitlich auf einer Disc erschienen,<br />

wurde jetzt wieder wie auf der originalen<br />

Doppel-LP auf zwei Tonträger aufgeteilt.<br />

Jean Michel Jarre war 1981 der erste westliche<br />

Musiker, der in der Nach-Mao-Zeit<br />

Chinas auftreten durfte. Bei den beiden<br />

Konzerten in Peking und Shanghai wurde er<br />

vom Beijing Oriental Symphony Orchestra<br />

unterstützt, alleine für diese Auftritte komponierte<br />

Jarre sechs neue Stücke. CITIES<br />

IN CONCERT HOUSTON LYON (1987,<br />

10/48:11) und DESTINATION DOCK-<br />

LANDS (1989, 12/53:42) sind beides Live-<br />

Seite 36 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Pop<br />

DAVID BLAIR<br />

STRONGER HIGHER FASTER<br />

Wie kaum ein anderer Künstler lebt David<br />

Blair seinen Traum. Hat in seiner kanadischen<br />

Heimat Vancouver Haus und Hof<br />

verkauft, sich seine Gitarre geschnappt und<br />

ist nach Europa geflogen. Hat damit begondokumente<br />

von Veranstaltungen, bei denen<br />

als reine Audiokonserve die mindestens<br />

gleich wichtige, visuelle Komponente fehlt.<br />

Denn sowohl bei den beiden Konzerten in<br />

Hous<strong>to</strong>n und Jarres Heimatstadt Lyon als<br />

auch in London waren Jarres Klänge eher<br />

Unterstützung für gigantische Lightshows,<br />

so dass die CDs hier etwas hilflos wirken<br />

und nur Komplettisten zu empfehlen sind.<br />

(BMG/Sony <strong>Music</strong>, 6 CDs)<br />

us<br />

ABBA<br />

GOLD<br />

1992 erschien die<br />

„Greatest Hits”-CD<br />

ABBA GOLD von<br />

Abba, MORE GOLD<br />

folgte bereits ein Jahr<br />

später – und jetzt gibt<br />

es beide in der Zwischenzeit<br />

mehrfach h wiederveröffentlichten<br />

Scheiben als „40th Anniversary Edition”<br />

in Form eines 3-CD-Packs. Wobei sich das<br />

40-jährige Jubiläum natürlich auf den ESC-<br />

Erfolg von “Waterloo” vor vier Dekaden<br />

bezieht, der reichlich ausgeschlachtet wird.<br />

Der dritte Silberling enthält 20 Songs, die<br />

einst als B-Seiten im Hit-Feuerwerk der<br />

schwedischen Pop-Könige untergingen.<br />

Sieht man die Fülle aller hier erneut zu hörenden<br />

Hitparadenstürmer, mag man kaum<br />

glauben, dass Abba gerade zehn Jahre aktiv<br />

waren – und welche popstilistische Bandbreite<br />

sie in ihrem so gehörgängigen Oeuve<br />

abdeckten! Eine preisgünstige Gelegenheit<br />

für alle Nicht-Abba-Hardcorefans, ihre<br />

Sammlung zu ergänzen.<br />

(Polar/Universal, 2014, 19/79:09,<br />

20/78:57, 20/73:52) pro<br />

VERONIKA FISCHER<br />

DIE AMIGA-HITS 1973–1981<br />

Den Schubladendenkern hatte es die gebürtige<br />

Thüringerin von Anbeginn schwer<br />

gemacht. Für eine Schlagersängerin war<br />

sie viel zu anspruchsvoll, für eine Chansonsängerin<br />

wiederum viel zu rockig, und<br />

für eine Popsängerin hatten ihre Songs zu<br />

viel vom Jazz und von Singer/Songwriter-<br />

Elementen. Mit der vermeintlich kruden<br />

Mischung wurde sie in den Siebzigern zur<br />

erfolgreichsten Sängerin der DDR. Auch<br />

nach der Übersiedlung in die BRD konnte<br />

sie ihre Karriere fortsetzen, die wirklich<br />

großen Konzerthallen wurden es aber erst<br />

wieder im vereinigten Deutschland. Seit<br />

1975 hat Vroni, wie die Sängerin von ihren<br />

Fans genannt wird, 41 Alben veröffentlicht,<br />

diverse Hitkopplungen nicht mitgezählt. Zu<br />

letzteren zählt die neue CD, sie beschränkt<br />

sich auf ihre künstlerische Laufbahn im<br />

Osten, bietet jedoch reichlich Schmankerl:<br />

Neben vielen Hits gibt es Nummern des<br />

Karat-Vorgängers Panta Rhei (bei denen<br />

Fischer sang), zwei Songs aus einer Defa-<br />

Dokumentation über Ost-Berlin sowie zwei<br />

bisher noch nie veröffentlichte Lieder, die<br />

sie 1974 mit der Theo-Schumann-Combo<br />

einspielte.<br />

(Amiga/Sony <strong>Music</strong>, 2014, 20/79:30) che<br />

DRIVING MRS. SATAN<br />

POPSCOTCH<br />

Bekannte Heavy-Metalstücke als intime<br />

Popsongs zu interpretieren, diese Idee ist<br />

beileibe nicht neu. In Konkurrenz zu treten<br />

mit Könnern wie Mark Kozelek (Red


CD<br />

REVIEWS<br />

House Painters, Sun Kill Moon) oder<br />

der schwedischen Band Hellsongs,<br />

da haben sich Driving Mrs. Satan mit<br />

POPSCOTCH einiges vorgenommen.<br />

Doch schon mit Auswahl der Vorlagen,<br />

mit “Hells Bells” von AC/DC,<br />

Metallicas “Battery”, Iron Maidens<br />

“2 Minutes To Midnight” oder “Never<br />

Say Die” von Black Sabbath, beweist<br />

das britisch/italienische Trio – bestehend<br />

aus Claudia Sorvillo (voc), Ernes<strong>to</strong><br />

Nobili (g, voc) und Giacomo<br />

Pedicini (b) – Geschmacksicherheit.<br />

Auch sonst schlagen sie sich beachtlich,<br />

nicht zuletzt durch die Unterstützung<br />

von einer ganzen Schar befreundeter<br />

Musiker, die den luftigen<br />

Poparrangements mit Schlagzeug,<br />

Streichern, Vibrafon, Piano, Trompete<br />

und Flügelhorn den letzten Feinschliff<br />

verpasst haben.<br />

(Agualoca Records/Indigo,<br />

2014, 11/40:22) us<br />

JOAN OSBORNE<br />

LOVE AND HATE<br />

Mit dem unwiderstehlichen<br />

“One Of Us”<br />

begann<br />

für<br />

Joan<br />

Osborne<br />

Mitte der 90er<br />

Jahre<br />

eine<br />

mit Highlights ht gespickte Karriere.<br />

Sie stand schon mit Künstlern wie<br />

Bob Dylan, Emmylou Harris, Stevie<br />

Wonder und Luciano Pavarotti<br />

auf der Bühne, ihr 2012er Album<br />

BRING IT ON HOME war im letzten<br />

Jahr für einen Grammy in der Kategorie<br />

„Best Blues Album” nominiert.<br />

Blues ist ihrem neuen Werk LOVE<br />

AND HATE nur noch in Spuren anzuhören,<br />

vielmehr ist es ihr zusammen<br />

mit Co-Produzent Jack Petruzzelli<br />

(Rufus Wainwright, Patti Smith)<br />

gelungen, ihre allesamt selbst (mit-)<br />

verfassten Songs stark in Richtung<br />

urbaner Pop zu trimmen. Natürlich<br />

hat sie auch dem rootsigen Rock ihrer<br />

frühen Werke noch nicht ganz Lebewohl<br />

gesagt, hat sie die Fähigkeit,<br />

Stimmungen, textliche Inhalte und<br />

Botschaften in Musik umzusetzen,<br />

nicht verloren. Unter dem Strich ein<br />

Album mit Tiefgang, das aber einige<br />

Durchgänge braucht ...<br />

(Membran/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />

12/49:36) us<br />

SIVERT HÖYEM<br />

ENDLESS LOVE<br />

Mit seiner charakteristischen Stimme<br />

war Sivert Höyem prägend für den<br />

Sound der norwegischen Düster-Rocker<br />

Madrugada, mit dem tragischen<br />

Tod ihres Gitarristen Robert Buras<br />

endete vor gut sechs Jahren auch die<br />

Existenz dieser Band. Sei<strong>the</strong>r hat<br />

Höyem zwei Solo-Alben veröffentlicht,<br />

mit ENDLESS LOVE ist Mitte<br />

Mai das dritte Nach-Madrugada-Werk<br />

erschienen. Der größte Unterschied<br />

zu früher ist die Stimmung, die Produzent<br />

Ulf Ivarsson den neuen Songs<br />

verpasst hat. Düster-melancholisch<br />

geht es da nur selten zu, sonnig-abgehoben<br />

aber auch nicht - es regiert eher<br />

eine ernsthafte Tiefe. Musikalisch<br />

geht es nur selten in Richtung Rock,<br />

Singer/Songwriter-Pop mit Tiefgang<br />

bestimmt die Szenerie. Verstärkt wurde<br />

die skandinavische Studioband<br />

vom früheren Opeth-Keyboarder<br />

Per Viberg sowie von Gitarrist Stian<br />

Westerhus.<br />

(Hek<strong>to</strong>r Grammofon/<br />

Rough Trade, 2014, 10/44:15) us<br />

MICHAEL BOLTON<br />

A TRIBUTE TO HITSVILLE<br />

U.S.A.<br />

„Hitsville<br />

U.S.A.”, so<br />

wurde das Gebäude<br />

genannt,<br />

in dem Mo<strong>to</strong>wn-Gründer<br />

Berry Gordy<br />

1959 das Büro seiner Plattenfirma<br />

eröffnete. Kurz darauf war auch das<br />

Aufnahmestudio von Mo<strong>to</strong>wn dort<br />

untergebracht, mit ihrem Mix aus<br />

Pop und Soul trafen Gordy und seine<br />

Mitstreiter in den 60er und 70er Jahren<br />

den Nerv der Zeit, so dass Mo<strong>to</strong>wn<br />

schnell zu einem der führenden<br />

amerikanischen Labels wurde. Mit A<br />

TRIBUTE TO HITSVILLE U.S.A.<br />

erinnert Michael Bol<strong>to</strong>n nun an zahlreiche<br />

erfolgreiche Titel aus dieser<br />

Ära, wandelt zusammen mit Leona<br />

Lewis mit “Ain’t No Mountain High<br />

Enough” auf den Spuren von Marvin<br />

Gaye und Tammi Terrell, die diesen<br />

Song 1967 veröffentlichten, bevor<br />

er drei Jahre später von Diana Ross<br />

an die Spitze der Billboard-Charts<br />

geführt wurde. Auch das 1968 von<br />

Gaye/Terrell gesungene “Ain’t<br />

Nothing Like The Real Thing” erfährt<br />

– dieses Mal zusammen mit<br />

Melanie Fiona – eine Neuauflage,<br />

ebenso wie “You Keep Me Hanging<br />

On” (The Supremes, 1966), “Tracks<br />

Of My Tears” (The Miracles, 1965)<br />

oder “Signed, Sealed, Delivered I’m<br />

Yours” (Stevie Wonder, 1970). Dabei<br />

führt Bol<strong>to</strong>n die Songs ein gutes<br />

Stück weg von den souligen Originalen,<br />

richtet seine Interpretationen<br />

sehr viel stärker in Richtung Adult-<br />

Pop aus.<br />

(Ear Records/edel, 2014,<br />

12/39:41) tk<br />

REINHARD LAKOMY<br />

DIE GRÖSSTEN HITS<br />

Der im März 2013 vers<strong>to</strong>rbene Wahl-<br />

Berliner Reinhard Lakomy gehört zu<br />

den populärsten Musikern Ostdeutschlands,<br />

allein seine 1980er Kinderplatte<br />

TRAUMZAUBERBAUM hat sich bis<br />

heute über 4 Millionen Mal verkauft.<br />

In seiner langjährigen Karriere wechselte<br />

Lakomy immer wieder konsequent<br />

die Musikrichtung, jedoch hatte<br />

er jedesmal die Nase vorn. Er war der<br />

erste DDR-Sänger, der (irr)witzige<br />

Alltagsgeschichten in Pop sang. Keine<br />

Blödeleien, aber dennoch herrlich komisch<br />

und tiefgrund-sympathisch. Später<br />

widmete er sich der elektronischen<br />

Instrumentalmusik, und mit seiner<br />

Pop<br />

Popmusik für die Kleinsten hielt er<br />

Einzug in alle Kinderzimmer zwischen<br />

Ros<strong>to</strong>ck und Suhl. Die vorliegende<br />

Best Of widmet sich größtenteils seiner<br />

ersten Karriere mit den schnoddrig und<br />

mit Reibeisenstimme interpretierten<br />

Liedern. Im letzten Viertel gibt es zwei<br />

Kinderlieder-Klassiker und drei Raritäten,<br />

etwa die 1996er Unicef-Single<br />

“Brücken wie ein Regenbogen”.<br />

(Amiga/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />

20/65:01) che<br />

JOHN LODGE<br />

NATURAL AVENUE<br />

Als die Moody<br />

Blues in den<br />

70er<br />

Jahren<br />

eine<br />

Schaffenspause<br />

einlegten,<br />

nutzte<br />

die<br />

Multi-Instrumentalist<br />

t tJohn Lodge, um Freunde<br />

wie Chris Spedding, Kenny Jones,<br />

Mel Collins und Mike Weaver im<br />

Studio zusammenzutrommeln. Den<br />

leicht ä<strong>the</strong>rischen Flair seiner Hauptgruppe<br />

wollte er damals offenbar gar<br />

nicht verbannen, doch unter dieser<br />

Klangglocke schuf er überaus abwechslungsreiche<br />

Pop’n’Rock-Songs,<br />

die mal geschmeidig und orchestriert<br />

dahinschwebten (“Carry Me”), sich<br />

wie das Titelstück eher mit Uptempo-Kraft<br />

vorwärts bewegten, wie die<br />

trefflich betitelte Ballade “Summer<br />

Breeze” stimmungsschwanger die<br />

Hörerfantasie anregten. Lodge vaiierte<br />

zwischen leichtfüßig und schwermütig<br />

und hätte mit seinem einzigen<br />

Solowerk mehr Aufmerksamkeit verdient.<br />

Als Bonus gibt’s jetzt die Single<br />

“Street Café”/”Threw It All Away”,<br />

die das immer noch hörenswerte Werk<br />

abrundet.<br />

(Esoteric/Rough Trade, 1977,<br />

12/53:47) pro<br />

BLONDIE<br />

BLONDIE 4(0) EVER<br />

Blondie bringen musikalische Welten<br />

und Generationen zusammen, erforschen<br />

einmal mehr neue Terri<strong>to</strong>rien<br />

– auch durch die Zusammenarbeit mit<br />

allerlei Gästen. Neben der typischen<br />

Pop-Note tauchen diesmal Elemente<br />

aus dem Bereich Electronica auf – vor<br />

allem im Duett von Debbie Harry mit<br />

Beth Dit<strong>to</strong> (Gossip) auf der ersten<br />

Single “A Rose By Any Name”. Es<br />

wird (spanisch) gerappt (Los Rakas).<br />

Die kolumbianische HipHop/R&B-<br />

Truppe Systema Solar bringt sich bei<br />

“Sugar On The Side” ein. Reggae-<br />

Grooves sorgen für entspannte Stimmung<br />

(“Drag You Around”, “Backroom”),<br />

und die Neuversion von<br />

“Relax“ ist ebenfalls gelungen. Die<br />

Bonus-CD GREATEST HITS DE-<br />

LUXE REDUX beschert viele erfreuliche<br />

Wiederhörensmomente – allerdings<br />

hätte ein Schuss mehr Wagemut<br />

gut getan, so sind die Neuaufnahmen<br />

der Blondie-Klassiker zu brav, zu<br />

dicht an den Originalen.<br />

(Universal, 2014, 13/53:04,<br />

11/42:09) pro<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 37


CD<br />

REVIEWS<br />

JERRY LEE LEWIS<br />

JERRY LEE LEWIS / JERRY<br />

LEE’S GREATEST!<br />

Diese remasterte Reissue-CD vereint die ersten<br />

beiden 1958 bzw. 1961 erschienenen LPs<br />

der als „The Killer” in die Annalen der Musikgeschichte<br />

eingegangenen Rock’n’Roll-<br />

Ikone, erweitert um sechs Bonus-Tracks aus<br />

eben jener frühen Schaffensphase. Vertreten<br />

sind damit auch seine beiden in die Grammy<br />

Hall Of Fame aufgenommenen großen<br />

Klassiker ”Great Balls Of Fire” und ”Whole<br />

Lotta Shakin’ Goin’ On”, mit denen er 1957<br />

in allen drei US-Charts – Pop, Country<br />

und R&B – Top-Platzierungen verbuchen<br />

konnte. Das reichlich bebilderte 16-seitige<br />

Booklet enthält neben aktuellen auch die<br />

jeweiligen Original-Liner-Notes, die im Fall<br />

des Debüt albums aus der Feder von Sun-Labelboss<br />

Sam Phillips höchstselbst stammen.<br />

Erfreulich auch die – soweit verfügbar – präzisen<br />

Angaben zu den Aufnahmedetails der<br />

einzelnen Songs.<br />

(Hoodoo Records/inakustik, 2014,<br />

30/70:32) ms<br />

THE ALAN PARSONS<br />

PROJECT<br />

THE COMPLETE ALBUMS<br />

COLLECTION<br />

Mit den geheimnisvollen<br />

TALES OF<br />

MYSTERY AND<br />

IMAGINATION ED-<br />

GAR ALLEN POE<br />

tauchte 1976 zum<br />

ersten Mal das Alan<br />

Parsons Project auf der Rock- und Poplandkarte<br />

auf. Dieses „Project” speiste sich aus<br />

zwei ergiebigen Quellen, einmal aus Alan<br />

Parsons Fähigkeiten als Arrangeur und Produzent<br />

(die er sich als Toningenieur in den<br />

Abbey Road Studios bei Alben der Beatles<br />

und Pink Floyd erworben hatte) und einmal<br />

aus Eric Woolfsons Können als Songwriter.<br />

Zusammen gelang es ihnen, ein magisches<br />

Dreieck aus klassischem Bombast, poppiger<br />

Leichtigkeit und rockigen Klängen zu erschaffen<br />

– einen Sound, den man so bisher<br />

noch nicht gehört hatte. Sowohl das 1977er I<br />

ROBOT als auch das ein Jahr später entstandene<br />

PYRAMID brillieren heute noch durch<br />

ihren Mix aus eingängigen Rocksongs und<br />

instrumentalen Geniestreichen, unterstützt<br />

von einer Schar an Top-Musikern wie Ian<br />

Bairnson (g), Colin Bluns<strong>to</strong>ne (The Zombies,<br />

voc), John Miles (voc), Stuart Elliott (dr)<br />

und David Pa<strong>to</strong>n (Pilot, Camel, b). Dass man<br />

als Musiker schon damals nicht vom Kritikerlob<br />

alleine leben konnte, zeigten dann<br />

EVE (1979), THE TURN OF A FRIEND-<br />

LY CARD (1980) und EYE IN THE SKY<br />

(1982). Auf diesen drei Alben sorgten sie mit<br />

Titeln wie “Lucifer”, “Time” oder “Eye In<br />

The Sky” für poppige Ohrwürmer, die auch<br />

im Radio gespielt wurden und so die Chance<br />

hatten, in die Charts zu kommen. Auch die<br />

beiden 1984 veröffentlichten Alben AMMO-<br />

NIA AVENUE und VULTURE CULTURE<br />

lieferten mit “Don’t Answer Me” und “Let’s<br />

Talk About Me” erfolgreiche Einzeltitel, bevor<br />

dann mit STEREOTOMY (1985) und<br />

GAUDI (1987) zwei schwächere Werke das<br />

Ende der Zusammenarbeit von Parsons und<br />

Woolfson einläuteten. Neu in THE COM-<br />

PLETE ALBUMS COLLECTION findet<br />

sich mit THE SICILIAN DEFENCE ein bisher<br />

unveröffentlichtes Album aus dem Jahr<br />

1979. Dieses schwer verdauliche Werk kam<br />

damals zustande, weil Parsons und Woolfson<br />

zwar vertraglich gezwungen waren, ein Album<br />

abzuliefern, durch einen Streit mit der<br />

Plattenfirma aber nicht gewillt waren, etwas<br />

anderes als experimentelle Instrumentalstücke<br />

zur Verfügung zu stellen. Alle Alben<br />

kommen im Original-LP-Artwork (teilweise<br />

im Klappcover), bis auf TALES OF MYS-<br />

TERY ..., das in der 1987er Remix-Version<br />

dabei ist, gibt es keinerlei Anzeichen für ein<br />

etwaiges Remastering – was bei Alan Parsons<br />

aber auch nicht notwendig erscheint.<br />

(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 2014, 11 CDs) us<br />

T. REX<br />

TANX / ZINC ALLOY DELUXE<br />

EDITION<br />

Mit dieser Ausgabe in<br />

Buchform (LP-Format)<br />

hat sich das britische<br />

Reissue-Label Edsel<br />

selbst übertroffen. Schon<br />

in der Vergangenheit<br />

stießen ähnliche Editionen<br />

auf großen Zuspruch, aber mit dieser<br />

Deluxe-Ausgabe werden alle Wünsche erfüllt,<br />

da zudem Bolan-Produzent Tony Visconti<br />

das Material der Alben und der Singles<br />

(allerdings nicht der Outtakes) transparent<br />

und warm remasterte. Die erste CD enthält<br />

die komplette TANX-LP, ein Album, auf<br />

dem sich Marc Bolan zwischen Glam (“Born<br />

To Boogie”, “Rapids”) und souligem Material<br />

bewegte (“Highway Knees”). Auf der<br />

zweiten CD sind die damals erschienenen<br />

Singles zu hören und sage und schreibe 17<br />

Demos und Alternativfassungen, die den<br />

Entstehungsprozess dokumentieren. Die<br />

dritte CD enthält ZINC ALLOY AND THE<br />

HIDDEN RIDERS OF TOMORROW. Das<br />

Album klingt durch das Remastering viel<br />

durchsichtiger als vorhergehende Versionen,<br />

wodurch Bolans Soulausflug logischer<br />

erscheint, wohingegen die vierte CD mit<br />

Sing letracks und 20 Outtakes aufwarten<br />

kann. Die DVD versammelt Auftritte aus<br />

verschiedenen Fernsehshows und den bekannten<br />

Promofilm zu “The Groover”. Im<br />

Gegensatz zu diversen anderen Ausgaben<br />

sind alle Demos allgemein von akzeptabler<br />

klanglicher Qualität. Das Buch an sich ist ein<br />

wahres Schmuckstück. Neben Liner-Notes<br />

von Visconti enthält es einen langen Text<br />

des Bolan-Experten Mark Paytress, der die<br />

Ära in seinem Schaffensprozess erläutert.<br />

Hinzu kommen Abbildungen der Plattencover,<br />

Singles, Zeitungsausschnitte und Notenblätter.<br />

Gedruckt wurde auf festem, nicht<br />

glänzendem Papier, was der Qualität der<br />

Edition entspricht. Fast 40 Jahre nach seinem<br />

tragischen Tod halten Marc Bolan und seine<br />

T. Rex die Fans immer noch in Atem – und<br />

das soll ein anderer Künstler erstmal nachmachen.<br />

Tipp!<br />

(Edsel/Soulfood, 2014, 13/34:57,<br />

24/58:54, 14/46:18, 27/66:07,<br />

DVD: 20 Min.)<br />

fl<br />

VDELLI<br />

LIVE & ON FIRE<br />

Die Zeiten, als die nach dem Bandleader<br />

benannte Formation aus „down under” auf<br />

der Bühne Bluesklassiker interpretierte,<br />

sind schon länger vorbei. Und so erweisen<br />

sich denn auch die 15 an Allerheiligen 2013<br />

in einem Hotel in ihrer westaustralischen<br />

Heimat mitgeschnittenen Eigenkompositionen<br />

als druckvoll treibende, riffbe<strong>to</strong>nte<br />

Rockkracher, bei denen letztlich nurmehr<br />

der gelegentliche Einsatz des Slideröhrchens<br />

an die Blueswurzeln des Powertrios<br />

erinnert. Mit Ausnahme des Openers<br />

”New<strong>to</strong>wn” und des gut viertelstündigen<br />

Bonus-Tracks ”Tapestry Of Random-<br />

Jams” gibt es dabei Songmaterial von den<br />

drei Jazzhaus-Studio-CDs AIN’T BRIN-<br />

GING ME DOWN, TAKE A BITE sowie<br />

NEVER GOING BACK, und wer’s gern<br />

hard’n’heavy mag, ist mit diesem Live-<br />

Album, auch angesichts der Spieldauer,<br />

sicherlich nicht schlecht bedient.<br />

(Jazzhaus Records/inakustik, 2014,<br />

15/70:05) ms<br />

ELVIS PRESLEY<br />

ELVIS RECORDED LIVE ON<br />

STAGE IN MEMPHIS<br />

Ursprünglich<br />

im<br />

Sommer 1974 veröffentlicht,<br />

erscheint<br />

ELVIS RECORDED<br />

LIVE ON STAGE<br />

IN MEMPHIS nun<br />

zum 40. Geburtstag<br />

mit zehn zusätzlichen ätlih Tracks, die damals<br />

nicht auf das Vinyl gepasst haben. Weiterhin<br />

liefert eine zweite Disc den bisher unveröffentlichten<br />

(Mono-)Testlauf des kompletten<br />

Konzertes, zwei Tage vor Memphis<br />

in Richmond aufgenommen, sowie fünf<br />

akustische Tracks, mitgeschnitten im August<br />

1974, als Elvis und seine Begleitband<br />

für ihre herbstlichen Las-Vegas-Auftritte<br />

probten. Durch die Bank zeigt er sich dabei<br />

in Top-Form, konnte problemlos vom kraftvollen<br />

Rock’n’Roller zum lässigen Crooner<br />

wechseln, war hörbar in bester Laune, was<br />

sich sowohl in seinen Ansagen („Those<br />

binoculars look like a buncha frogs”) als<br />

auch in immer wieder von Lachen unterbrochenen<br />

Texten zeigte. Auch seine Band<br />

– und hier besonders Gitarrist James Bur<strong>to</strong>n<br />

und Drummer Ronnie Tutt – zeigte sich<br />

bei beiden Auftritten in Bestform, so dass<br />

hier einmal mehr klar wird, warum dieser<br />

Musiker für so viele für immer der Größte<br />

bleiben wird.<br />

(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 1974,<br />

25/69:25, 27/74:20) us<br />

KROKUS<br />

LONG STICK GOES BOOM<br />

– LIVE FROM DA HOUSE OF<br />

RUST<br />

Im heimischen Solothurn, wo ihre Karriere<br />

1971 begann, standen die Schweizer Riffrocker<br />

Krokus auf der Bühne, um mit ihren<br />

Fans eine Party zu feiern, ein wenig Glam-<br />

Flair zu verbreiten. Sie donnerten durch<br />

ein Greatest-Hits-Programm, bei dem er<br />

reichlich Songs aus den frühen Jahren gab<br />

(“Easy Rocker”, “Heatstrokes”, “Tokyo<br />

Nights” oder “Screaming In The Night”)<br />

aber auch vier Nummern vom letzten Studiowerk<br />

DIRTY DYNAMITE – und die ergänzen<br />

sich homogen und hochenergetisch.<br />

Nicht zu vergessen die klasse Version von<br />

“American Woman” von Guess Who, die<br />

Krokus kräftig anhärteten und sich quasi<br />

aneigneten. Das Geschehen des Abends<br />

bringt die noch junge, aber auch knochentrocken<br />

abrockende Hymne “Hallelujah<br />

Rock<br />

Rock’n’Roll” treffend auf den Punkt! Perfekt<br />

nicht nur für alte Krokus-Fans.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2014, 14/70:24) pro<br />

ENO – HYDE<br />

SOMEDAY WORLD<br />

Roxy-<strong>Music</strong>-Mitbegründer<br />

und Innova<strong>to</strong>r<br />

Brian Eno hat<br />

sich für diese CD mit<br />

dem nicht minder<br />

interessanten<br />

Querdenker<br />

Karl Hyde zusammengetan.<br />

Hyde hat sich als Frontmann<br />

der Band Underground, die seit 1988 durch<br />

Genres wie House und Techno wandelt, hier<br />

immer wieder neue und progressive Ansätze<br />

suchend, einen Namen gemacht. Als Basis<br />

dienten Enos polyrhythmische Experimente,<br />

„Reickuti” benannt – ein Kunstwort aus<br />

Steve Reich und Fela Kuti. Diese Namen benennen<br />

schon den Mix aus Minimal-<strong>Music</strong>-<br />

Elementen (u.a. repetitive Strukturen, kaum<br />

wahrnehmbare Phasenverschiebungen) und<br />

tanzbaren Afro-Beats-Ingredienzien. Sänger<br />

und Gitarrist Hyde brachte hierzu eigene<br />

Ideen ein, Gastmusiker steuerten weitere<br />

Klangfarben (Bläser, Backgroundgesang)<br />

bei, so dass zum guten Schluss statt kopflastig-verschrobener<br />

Avantgarde ein durchaus<br />

tanzbarer, immer wieder auch an Kraftwerk<br />

gemahnender Sound entstand.<br />

(Warp Records/Rough Trade, 2014,<br />

9/44:36) rg<br />

CAROL OF HARVEST<br />

CAROL OF HARVEST<br />

Dieses Album erschien 1978 zum absolut<br />

falschen Zeitpunkt. Punk regierte und<br />

drängte progressiven Folk-Rock (noch dazu<br />

aus Deutschland) in die Bedeutungslosigkeit.<br />

But you can’t keep good music down.<br />

Die Gruppe veröffentlichte ihre LP auf dem<br />

kleinen Label Brutkasten und verkaufte sie<br />

tapfer bei ihren raren Konzerten, wodurch<br />

sie letztlich die Aufmerksamkeit von Sammlerkreisen<br />

erregte. Und erregend ist CAROL<br />

OF HARVEST noch heute! Das Album enthält<br />

das 16-minütige Wunderwerk “Put On<br />

Your Nightcap”, wo die famose Sängerin<br />

Beate Krause und ihre vier männlichen Begleiter<br />

sich als perfekte Mixtur aus stilistisch<br />

verwandten Gruppen wie Pentangle, Mellow<br />

Candle und Emtidi erweisen. Aus zarten Tönen<br />

und purem Wohlklang entwickelt sich<br />

organisch ein <strong>to</strong>ller Progressiv-Einschub, der<br />

es in sich hat. “Try A Little Bit” ist ähnlich,<br />

aber konventioneller aufgebaut und mit 9:46<br />

Minuten auch überdurchschnittlich lang.<br />

Die restlichen Studiostücke sind von perfekt<br />

kristalliner Klarheit, und drei ordentliche<br />

Bonus-Livetracks vom März 1978 runden<br />

einen großartigen Meilenstein ab.<br />

(Aepi Prog Temple/Soulfood, 2014,<br />

8/50:10) hjg<br />

DEATH<br />

III<br />

Auf das 1976 eingespielte, aber erst 2008 erschienene<br />

FOR THE WORLD TO SEE und<br />

SPIRITUAL, MENTAL, PHYSICAL von<br />

2011 folgt mit III schon das dritte aus den<br />

Archiven hervorgezauberte Death-Album.<br />

Das Trio aus Detroit, das seit einigen Jahren<br />

wieder aktiv ist, nahm Anfang der 70er Jahre<br />

wie die S<strong>to</strong>oges, MC5 und Grand Funk Railroad<br />

den Punk der späten 70er pro<strong>to</strong>typisch<br />

Seite 38 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

vorweg. Die neun Stücke auf der neuen<br />

Compilation stammen aus den Jahren<br />

1975, 1976, 1980 und 1992. Sie zeigen,<br />

dass Death aber keineswegs nur<br />

Meister der lauten Töne waren, sondern<br />

sich auch in anderen Genres zu Hause<br />

fühlten. So groovt “Open Road” selten<br />

schräg wie später nur noch Public<br />

Image Limited. “First Snowfall in Detroit”<br />

ist verträumt und erinnert an Jimi<br />

Hendrix’ “The Cry Of Love”. Auch das<br />

mehr als acht Minuten lange “We Are<br />

Only People” träumt lange vor sich hin,<br />

ehe es durch mächtige Akkordfolgen<br />

fast schon Protestcharakter annimmt.<br />

Einzig das banale Schlusslied “We’re<br />

Gonna Make It” will so gar nicht passen.<br />

Die restlichen Songs sind die (Wieder-)Entdeckung<br />

allesamt wert.<br />

(Drag City/Rough Trade,<br />

2014, 9/37:33) an<br />

POCO<br />

LEGACY<br />

Die<br />

komplette<br />

1968er<br />

Originalbesetzung,<br />

also Richie Furay,<br />

Jim Messina,<br />

Randy<br />

Meisner, George<br />

Grantham und Rusty Young, war dabei,<br />

als Poco 20 Jahre nach ihrem LP-Debüt<br />

PICKIN’ UP THE PIECES 1989 mit<br />

Gästen wie Richard Marx, Bill Payne<br />

und <strong>Jeff</strong> Porcaro LEGACY einspielten.<br />

Und die Band schuf dabei einige echte<br />

Country-Rockperlen wie “Nothin’ To<br />

Hide”, “Call It Love” und “When It All<br />

Began”. An den (Chor-)Gesangsqualitäten<br />

wie auch dem handwerklichen<br />

Können der Gruppe, die es nicht aus<br />

dem Schatten der Eagles her ausschaffte,<br />

gab es nie etwas zu deuteln – im Falle<br />

LEGACY ist allenfalls zu bekritteln,<br />

dass man einen Tick zu viel poppige<br />

Wohlfühl-Zuckerwatte im Studio und<br />

Zugeständnisse an den damaligen<br />

Sound-Zeitgeist zuließ. Ansonsten kann<br />

man den Erwerb der mit informativen<br />

Liner-Notes bestückten Neuauflage (Bonus-Track:<br />

“Look Within”) nahelegen.<br />

(BGO/H’Art, 1989, 11/43:46) pro<br />

TIM GRIMM<br />

THE TURNING POINT<br />

Der Amerikaner Tim Grimm war ursprünglich<br />

Schauspieler, macht aber<br />

seit 15 Jahren feine Singer/Songwriter-<br />

Alben, die alle in den Top Five der Folkund<br />

Americana-Charts landeten. Seine<br />

neunte Arbeit THE TURNING POINT<br />

ist eine Platte, die wiederum sein hochentwickeltes<br />

Gefühl für präzise Nuancen<br />

unter Beweis stellt. Grimm kennt<br />

sich im Grenzdreieck von Country, Folk<br />

und dosiertem Rock bestens aus und<br />

singt mit einer auffällig angenehmen,<br />

Wärme und Intimität beschwörenden<br />

Stimme, die an Uraltmeis ter Woody<br />

Guthrie, Altmeister Johnny Cash und<br />

den Bruce Springsteen der „Nebraska-<br />

Zeit” erinnert. Eine ideale Mischung,<br />

die prachtvollen Liedern wie “King Of<br />

The Folksingers”, “Anne In Amsterdam”<br />

(entstand nach einem Besuch<br />

des dortigen Anne-Frank-Hauses), dem<br />

munteren “The Lake”, “Blame It On<br />

The Dog” und der Mörderballade “Turning<br />

Point” bestens bekommt. Grimm<br />

kommt im Juni/Juli für Konzerte nach<br />

Deutschland. Höchste Zeit, einen der<br />

besten aktuellen US-Liedermacher näher<br />

kennen zu lernen!<br />

(Cavalier/Fenn 2014, 11/49:06) hjg<br />

ERIC CLAPTON<br />

BEHIND THE SUN<br />

Mit<br />

diesem<br />

Album<br />

wandte sich<br />

Eric Clap<strong>to</strong>n<br />

dem<br />

Kommerz<br />

zu. Es<br />

ist sicherlich<br />

nicht so hanebüchen h wie das von Phil<br />

Collins produzierte AUGUST, denn<br />

mit Songs wie “Same Old Blues” oder<br />

“For ever Man” erreichte er noch sein<br />

altes Publikum. Jedoch zeigen Weichspüler<br />

wie “It All Depends” oder “See<br />

What Love Can Do” eine klare Anbiederung<br />

an den Mainstream, die Clap<strong>to</strong>n<br />

aufgrund des Drucks seitens der<br />

Plattenfirma durchziehen musste. Ein<br />

Album für Fans und Komplettisten,<br />

das allerdings durch das Mastering gewinnt,<br />

denn gegenüber der „normalen”<br />

CD klingt die Gold-Disc nicht mehr so<br />

80er-lastig, was einen neuerlichen Anlauf<br />

durchaus rechtfertigt. Die aktuelle<br />

Ausgabe erscheint in einer limitierten,<br />

nummerierten Edition als 24-KT-Gold-<br />

Disc und wurde von Steve Hoffman<br />

remastert.<br />

(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />

1985, 11/50:15) at<br />

CALIFORNIA BREED<br />

CALIFORNIA BREED<br />

Mann, oh Mann, die Drei-Generationen-Combo<br />

California Breed versteht<br />

es, zu rocken und den Terminus<br />

Powertrio neu zu definieren. Die<br />

Led-Zeppelin-eske Wucht des Schlagzeugs<br />

von Jason Bonham (47) treibt<br />

unaufhaltsam vorwärts, begleitet von<br />

den unwiderstehlichen Bassgrooves<br />

Glenn Hughes’ (62). Dazu schmettert<br />

Youngster Andrew Watt (23) wuchtige<br />

Riffbretter heraus, versteht es aber<br />

auch, moderne Gitarrensounds mit<br />

eingängigen Melodien zu verbinden.<br />

Und über allem thront Hughes’ expressive<br />

Stimme, die (ohne Kreischen)<br />

alle Rockvokalfacetten abdeckt und<br />

zusätzliche Songdynamik entwickelt.<br />

Inhaltskräftige Texte verstärken den<br />

positiven Eindruck, den majestätische<br />

Balladen oder “All Falls Down” wie<br />

energiegeladene Rocker (das leicht<br />

psychedelisch angehauchte “Chemical<br />

Rain”, “Midnight Oil”, “Invisible”<br />

oder das dezent punkige “The Grey”)<br />

hinterlassen. Ein starkes Debüt!<br />

(Frontiers/Soulfood, 2014,<br />

14/60:20) pro<br />

ECHO &<br />

THE BUNNYMEN<br />

METEORITES<br />

Wie schön, dass sich die Band um<br />

Frontmann Ian McCulloch allen Umbesetzungen,<br />

längeren Schaffenspau-<br />

Rock<br />

sen und Comebacks zum Trotz auch<br />

beim neuen Album treugeblieben ist.<br />

Vielleicht ist das auch ein Grund, dass<br />

die finanzielle Unterstützung des Albums<br />

nie gefährdet war, die die Band<br />

über Pledge<strong>Music</strong> dank einer treuen<br />

interessierten Fanbasis einholen konnte.<br />

Ihr psychedelisch gefärbter New-<br />

Wave-Rock ist auf METEORITES<br />

sogar richtig gut tanzbar, so dass Erinnerungen<br />

an den Manches ter-Rave<br />

von Happy Mondays, Charlatans und<br />

Primal Scream wachwerden. Im Zentrum<br />

stehen immer noch McCullochs<br />

charismatische Stimme und die durch<br />

zahlreiche Effektgeräte gestützte Gitarrenarbeit,<br />

die Echo & The Bunnymen<br />

auch nach drei Dekaden düster, pa<strong>the</strong>tisch<br />

und melancholisch klingen lässt<br />

wie einst bei “The Killing Moon”.<br />

(429 Records/<br />

Universal, 2014, 10/49:09) an<br />

STATUS QUO<br />

PILEDRIVER<br />

Für viele Fans<br />

ist<br />

PILEDRI-<br />

VER von 1972<br />

eines der besten<br />

Alben der Frantic<br />

Four – eines<br />

der wichtigsten<br />

war es allemal, l da es für Status Quo<br />

endgültig die Weichen weg vom psychedelischen<br />

Pop hin zum legendären<br />

Boogie-Shuffle-Rock stellte. Vor<br />

allem mit den Dauerbrennern “Paper<br />

Plane”, “Don’t Waste My Time” und<br />

dem “Roadhouse Blues” – der Doors-<br />

Vorlage verpassten Quo mit Alan Lancaster<br />

als Sänger und Bob Young an<br />

der Mundharmonika eine ganz eigene<br />

Note. Die 2014er Deluxe Edition hat<br />

durch das Remastering im Vergleich zu<br />

früheren Neuauflagen in Sachen Dynamik<br />

und Klang enorm gewonnen und<br />

bietet auf der Bonus-CD reichlich willkommene,<br />

teilweise unveröffentlichte<br />

Zusatznummern: den BBC-Mitschnitt<br />

des Konzerts im Londoner Paris Theatre<br />

1971, Auszüge aus John-Peel-<br />

Sessions (1973) sowie weitere BBC-<br />

Live-Aufnahmen von 1972 – und ein<br />

höchst informatives Booklet. Nicht<br />

nur etwas für Komplettisten und Quo-<br />

Beinhartfans.<br />

(Universal, 1972, 8/40:10,<br />

15/79:11) pro<br />

BRANDY ZDAN<br />

LONE HUNTER<br />

Die Kanadierin Brandy Zdan, einst<br />

weibliche Hälfte des Duos Twilight<br />

Hotel, verfügt über eine recht fesselnde<br />

Stimme, mit der sie folkig<br />

und countryesk geprägte, gut gebaute<br />

Singer/Songwriter-Kost in<strong>to</strong>niert.<br />

Die intensiv-ruhige Gitarrenarbeit,<br />

dezentes Schlagzeug und clever platzierte<br />

Elektroniktupfer sowie der<br />

haargenau passende Einsatz einer<br />

Pedalsteelguitar wissen zu gefallen.<br />

Die Mischung stimmt, aber an Temperament<br />

und Druck könnte Brandy<br />

Zdan noch zulegen. Beste Songs und<br />

daher Anspieltipps: “Blood As The<br />

Ink”, “Lone Hunter” und der Eröffner<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 39


REVI<br />

CD<br />

REVIEWS<br />

Rock<br />

“Mourning Dove”. Aber auch von den übrigen<br />

Tracks langweilt keiner, denn es gibt<br />

auch beim dritten Hören immer noch feine<br />

Details zu entdecken. Im November 2014<br />

kommt Brandy Zdan zu Konzerten nach<br />

Deutschland. Man darf gespannt sein.<br />

(Cavalier/Fenn 2014, 6/21:12) hjg<br />

ROOMERS<br />

FEELINGS<br />

Aus Düsseldorf kommen<br />

die Roomers,<br />

die mit FEELINGS<br />

Ende April ihr drittes<br />

Album vorgelegt haben.<br />

Pluspunkte der<br />

Musik auf dieser CD<br />

sind ohne Frage die stilistische Offenheit,<br />

mit der das Quintett gekonnt zwischen Rock,<br />

Soul und Pop pendelt, die klasse Stimme<br />

ihres Sängers Marcel Lauterborn sowie der<br />

knackige Sound der Produktion, deren Mastering<br />

von Soundtüftler Eroc übernommen<br />

wurde. Auch dass mit Chris Schmidt nun das<br />

ansonsten nur bei Live-Auftritten zu hörende<br />

Saxofon den Weg auf die Studioproduktion<br />

geschafft hat, tut dem Bandsound gut. Woran<br />

noch gearbeitet werden muss, sind die<br />

Kompositionen, deren temporäre Durchhänger<br />

immer wieder durch starke instrumentale<br />

Einzelleistungen ausgeglichen werden.<br />

Auch an den stimmigen Arrangements gibt<br />

es nichts auszusetzen, doch unter dem Strich<br />

bleibt (noch) zu wenig ihrer Musik in den<br />

Gehörgängen hängen.<br />

(7us <strong>Music</strong>/Membran, 2014, 11/59:21) tk<br />

MICK HARVEY<br />

INTOXICATED MAN / PINK<br />

ELEPHANTS<br />

Als Mick Harvey vor nahezu 20 Jahren erstmals<br />

mit Veröffentlichungen unter eigenem<br />

Namen in Erscheinung trat, war er – wenn –<br />

nur als Musiker von Boys Next Door, Birthday<br />

Party, Nick Cave & The Bad Seeds und<br />

Crime & The City Solution bekannt. Mit<br />

INTOXICATED MAN (1995) und PINK<br />

ELEPHANTS (1997) gleich zweimal Serge<br />

Gainsbourg zu würdigen, war sicherlich keine<br />

naheliegende und einfache Wahl für ein<br />

Debüt und ein Zweitwerk, zumal Harvey die<br />

Texte der französischen Chanson-Ikone ins<br />

Englische übersetzte. Die Arrangements der<br />

32 Songs modernisierte er dezent, blieb aber<br />

weitgehend nah am Original. Den Part der<br />

Duettpartnerin übernahm Anita Lane kongenial;<br />

zusätzliche Gäste waren unter anderem<br />

Bertrand Burgalat, Nick Cave und Warren<br />

Ellis. Selten sind Gainsbourgs Originale so<br />

gut adaptiert worden. Umso schöner, dass<br />

Mute Records nun beide Werke auf einer<br />

Doppel-CD gebündelt und um zwei bisher<br />

unveröffentlichte Songs ergänzt hat.<br />

(Mute/Good<strong>to</strong>go, 1995/1997,<br />

16/44:50, 18/52:28) an<br />

CURRENT SWELL<br />

ULYSSES<br />

Auch mit dem fünften Album ULYSSES<br />

positionieren sich Current Swell als eines<br />

der hellsten Lichter in der bekanntlich hochwertigen<br />

kanadischen Musiklandschaft. Das<br />

Quartett aus Vancouver kann gegenüber dem<br />

<strong>to</strong>llen Vorgänger LONG TIME AGO (siehe<br />

GT 3/2013) sogar noch zulegen, denn die<br />

Qualität der Songs stieg hörbar an. Bisher<br />

schrieben die singenden Gitarristen Scott<br />

Stan<strong>to</strong>n und Dave Lang die Lieder meist getrennt<br />

und arbeiteten nur im Tandem, sobald<br />

die Band ins Studio ging. Diesmal setzten<br />

sie sich schon im Vorfeld zusammen, was zu<br />

noch runderen Resultaten führte. “Keys To<br />

The Kingdom”, “Who’s With Us”, “One Day<br />

I’ll Be Rich” (Mitsing-Hymne!), “Flesh And<br />

Bone” und der Titelsong sind Meisterwerke<br />

in Sachen unaufdringlicher Brillanz. Songs,<br />

die spontan ins Ohr gehen, ohne krampfhaft<br />

auf Hitparadentauglichkeit getrimmt zu sein.<br />

Aber auch die etwas druckvolleren Tracks<br />

“Rollin’”, “Man Of Maps” und “Sideways”<br />

heben sich deutlich aus jedweder Durchschnittlichkeit<br />

heraus. Es liegt der Verdacht<br />

nahe, dass ULYSSES zu den besten Alben<br />

des Jahres gehören wird. Sicheren Anteil<br />

daran hat auch, dass Current Swell für die<br />

Studio-Arbeit nur 20 Tage benötigten!<br />

(Nettwerk/Soulfood, 2014, 12/46:12) hjg<br />

ROD STEWART<br />

LIVE 1976–1998: TONIGHT’S<br />

THE NIGHT<br />

Die Qualität von<br />

Rod Stewarts Studio-Aufnahmen<br />

zwischen 1976<br />

und 1998 mag<br />

– freundlich ausgedrückt<br />

– wechselhaft<br />

sein, doch auf eines konnte er sich<br />

in dieser Zeit immer verlassen: seine Top-<br />

Qualität auf der Bühne. Davon zeugt jetzt<br />

ein voluminöses Boxset mit vier CDs, LIVE<br />

1976-1998: TONIGHT’S THE NIGHT bietet<br />

58 bisher unveröffentlichte Livetracks<br />

aus 22 Jahren. Chronologisch geht es dabei<br />

durch Stewarts (Solo-)Karriere, anfangs<br />

mit rockigen Stücken wie “Maggie May”<br />

noch deutlich hörbar vom Stil seiner alten<br />

Band, den (Small) Faces, bestimmt, dann<br />

aber stilistisch immer ausgreifender. Wie<br />

gemacht war Stewarts Reibeisenstimme natürlich<br />

für Balladen wie Danny Whittens “I<br />

Don’t Want To Talk About It” oder für “Sailing”<br />

der Su<strong>the</strong>rland Bro<strong>the</strong>rs, doch auch<br />

Bluesheuler wie Willie Dixons “I Just Want<br />

To Make Love To You”, Souliges wie Otis<br />

Reddings “(Sittin’ On) The Dock Of The<br />

Bay”, Bruce Springsteens “Hungry Heart”<br />

oder Tom Waits “Down<strong>to</strong>wn Train” waren<br />

bei ihm in guten Händen. Was aber nicht<br />

darüber hinwegtäuschen darf, dass sich<br />

auch Stewarts Eigenkompositionen wie<br />

“Hot Legs” – hier im Duett mit Tina Turner<br />

–, “Every Picture Tells A S<strong>to</strong>ry” oder “Baby<br />

Jane” ohne Qualitätsverlust in diese Reihe<br />

einfügen und diesen (Live-)Rückblick zu<br />

einer lohnenden Geschichte werden lässt.<br />

(Warner, 2014, 4 CDs)<br />

us<br />

WOVEN HAND<br />

REFRACTORY OBDURATE<br />

David Eugene Edwards macht da weiter,<br />

womit er 2012 begonnen hatte. Waren die<br />

ersten fünf Alben des früheren 16-Horsepower-Frontmanns<br />

noch ruhigem, elegischem<br />

Alt-Country, Neo-Folk und Americana<br />

verhaftet, hatte er auf dem sechsten Werk<br />

LAUGHING STOCK die Rockgitarre ausgepackt,<br />

die auch auf REFRACTORY OB-<br />

DURATE dominiert. Diese Metamorphose<br />

verdeutlicht gleich der Auftakt (“Corsicana<br />

Clip”), der anfangs an beste 16-Horsepower-Zeiten<br />

erinnert und dann zu einem epochalen<br />

Punkmonster wird. Wahrlich keine<br />

leichte Kost, zumal auch danach alles immer<br />

intensiv daherkommt. Dafür braucht es<br />

einen versierten Soundtüftler wie Edwards,<br />

der zugleich ein Meister an der Rockgitarre<br />

ist, wie auf der Tour von Crime & The City<br />

Solution im Herbst 2012 zu bewundern war<br />

und der für Mai angekündigten Woven-<br />

Hand-Tour zu bestaunen sein wird.<br />

(Glitterhouse/Indigo, 2014,<br />

10/43:00) an<br />

RUSS BALLARD<br />

BARNET DOGS / INTO THE FIRE<br />

Nach dem Ende von<br />

Argent veröffentlichte<br />

Russ Ballard zwar<br />

einige eigene Alben,<br />

doch<br />

erfolgreicher<br />

war er in den 80er<br />

Jahren vor allem<br />

als Songlieferant für Rainbow und viele<br />

andere. Dabei bot BARNET DOGS 1979<br />

ansprechenden Rock, der zwar zeitgeistig<br />

AOR-, Pop- und Reggae-mäßig angehaucht<br />

war, aber hörbar machte, dass Ballard nicht<br />

nur ein exzellenter Songschmied, sondern<br />

auch ein starker Interpret war, der knackige<br />

Gitarrenriffs ebenso in pet<strong>to</strong> hatte<br />

wie gehörgängige Melodien. Man lausche<br />

mal “René Didn’t Do It”, “On The Rebound”,<br />

“Riding With The Angels” sowie<br />

“Rock&Roll Lover”, “Breakdown” oder “I<br />

Will Be There” und den Balladen “Strangers”<br />

und “Where Do We Go From Here”<br />

vom Nachfolge-Album INTO THE FIRE<br />

von 1980, das zugegebenermaßen ein wenig<br />

geglättet ausfiel. Schade, dass das auf<br />

einer CD zusammengefasste Reissue-Doppel<br />

ohne Bonus-Tracks daherkommt.<br />

(BGO/H’ Art, 1979/1980, 19/76:18) pro<br />

COMET CONTROL<br />

COMET CONTROL<br />

Sänger Chad Ross und Gitarrist Andrew<br />

Moszynski haben ihre Neo-Psychedelia-<br />

Band Quest For Fire erst mal auf Eis gelegt<br />

– und gleich eine neue Gruppe gegründet,<br />

die schwer von Hippie-Combos der späten<br />

Sixties und frühen Seventies beeinflusst ist.<br />

Mit Comet Control surfen die Kanadier weiter<br />

auf den Wellen, die einst Bands wie die<br />

Doors und 13th Floor Eleva<strong>to</strong>rs anges<strong>to</strong>ßen<br />

haben. Wobei das Quintett aus Toron<strong>to</strong> nicht<br />

in der Retro-Falle feststeckt, sondern dem<br />

Genre einige Modernisierungsschübe verleiht.<br />

Da gibt es düsteres Georgel wie beim<br />

achtminütigen Opener “Blast Magic” und<br />

beim finalen “Master”; da geht es zwischenzeitlich<br />

auch mal hardrockig zur Sache wie<br />

in “Century” und “The Soft Parade”; oder<br />

man zückt mit “Fear The Haze” oder “Hats<br />

Off To Life” den Hut vor Pink Floyd. Nach<br />

diesem <strong>to</strong>llen Debüt freut man sich schon auf<br />

das, was da noch kommen könnte!<br />

(TeePee/Soulfood, 2014, 8/39:41) frs<br />

UNHEILIG<br />

ALLES HAT SEINE ZEIT – BEST<br />

OF 1999–2014<br />

Goldene Kamera, Bambi, sechs Echos, dazu<br />

mehr als drei Millionen verkaufte Alben,<br />

Vierfach-Platin für LICHTER DER STADT,<br />

gar siebenfach für GROSSE FREIHEIT, man<br />

muss lange zurückdenken, bis man Künstler<br />

findet, die in so kurzer Zeit einen so kometenhaften<br />

Aufstieg wie Unheilig erleben<br />

durften. Denn obwohl der Graf sein Bandprojekt<br />

schon seit gut 15 Jahren betreibt,<br />

kamen die oben genannten, ganz großen<br />

Erfolge erst in den letzten vier Jahren zustande,<br />

so richtig durchgestartet wurde 2010 mit<br />

dem Song “Geboren um zu leben”. ALLES<br />

HAT SEINE ZEIT – BEST OF 1999–2014<br />

bietet neben den bekannten Hits aber auch<br />

den hymnischen Rock mit leichtem Gothic-<br />

Einschlag, mit dem Unheilig zuvor schon in<br />

Fankreisen äußerst beliebt waren, man kann<br />

so der musikalischen Entwicklung über die<br />

Jahre folgen. Abgerundet wird diese Best<br />

Of mit zwei neuen Liedern, mit “Als wär’s<br />

das erste Mal” und “Wir sind alle wie eins”,<br />

mit denen Unheilig beim deutschen Vorentscheid<br />

zum diesjährigen Eurovision Song<br />

Contest bis auf den zweiten Platz kamen.<br />

(Vertigo/Universal, 2014, 19/71:29) tk<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

SLITHERAMA – PSYCHEDELIC<br />

TOKYO 1966–1969<br />

Wer mit dem SIX-<br />

TIES<br />

JAPANESE<br />

GARAGE-PSYCH<br />

SAMPLER<br />

(siehe<br />

GT 1/2014, Seite<br />

39) etwas anfangen<br />

konnte, wird auch<br />

SLITHERAMA in sein Herz schließen.<br />

Erneut ist zu erleben, mit welchem Enthusiasmus<br />

garagige Japaner sich über internationale<br />

Top-Songs wie den Animals-<br />

Hit “Inside Looking Out” (The Spiders),<br />

Ray Charles’ “What I’d Say” (The Sharp<br />

Hawks), Eddie Floyds “Knock On Wood”<br />

(The Voltage) oder den Spencer-Davis-<br />

Klassiker “Gimme Some Lovin’” (The<br />

Savage) hermachten, wobei sie trotz aller<br />

Freude am Kopieren und Imitieren durchaus<br />

auch kleine eigene Einfälle einfließen<br />

ließen. Die mutigeren Bands komponierten<br />

freilich selbst munter drauflos und lieferten<br />

ordentliche Garagenware wie “Yo<br />

Sa Bi Da” (The Mops) oder “Zen Blues”<br />

(The Golden Cups). Die beiden wohl besten<br />

Tracks des insgesamt vergnüglichen<br />

Samplers sind das Instrumental “Comin’<br />

Home Baby” (The Sharp Five) und “Blue<br />

Feeling” von The Jaguars. Informationen<br />

zu den bei uns praktisch unbekannten Interpreten<br />

enthält das zwölfseitige Booklet.<br />

(Bamboo/Soulfood, 2014, 11/43:02) hjg<br />

SHEL SILVERSTEIN<br />

FREAKIN’ AT THE FREAKERS<br />

BALL<br />

Shel Silverstein (1930–1999) war ein<br />

multimedial aktiver Humorist, Car<strong>to</strong>onist,<br />

Geschichtenerzähler, Filmmusikkomponist<br />

und Musiker der Hippie-Gegenkultur. Er<br />

pflegte Ironie bis hin zum Zynismus, die<br />

er musikalisch oft mit Hilfe von Dr. Hook<br />

& The Medicine Show umsetzte – denen<br />

er Erfolgsnummern wie “Silvia’s Mo<strong>the</strong>r”<br />

oder “Cover Of The Rolling S<strong>to</strong>ne” lieferte.<br />

Auch Johnny Cash, Marianne Faithfull,<br />

Emmylou Harris, Gordon Lightfoot, Waylon<br />

Jennings, Bobby Bare oder The Irish<br />

Rovers bedienten sich aus seinem Fundus.<br />

Dr. Hook begleiteten ihn auch 1972, als<br />

er FREAKERS BALL aufnahm, eine Ansammlung<br />

verrückter Nummern, bei denen<br />

nicht immer die Melodien im Vordergrund<br />

standen, sondern schräge, humorvollbissige<br />

Perfomances. Clever, innovativ,<br />

eigenwillig, kurzweilig – Songtitel wie “I<br />

Seite 40 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


EWS<br />

CD<br />

REVIEWS<br />

Got S<strong>to</strong>nes And I Missed It”, “Masochistic<br />

Baby”, “Thumbsucker” sagen alles.<br />

(BGO/H’Art, 1972/12/37:22) pro<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

THE SEARCH FOR SURF<br />

Surf-Sampler<br />

gibt<br />

es unzählige. Nicht<br />

alle haben Relevanz,<br />

manche<br />

vereinen<br />

Goldstaub. Besoffen<br />

vor<br />

Begeisterung<br />

wird der beinharte<br />

Fan bei iTHE SEARCH<br />

FOR SURF sicher<br />

nicht, die Idee, die Entwicklung der Musik<br />

mit Beispielen aus den Jahren 1959 bis<br />

1962 chronologisch zu dokumentieren, ist<br />

allerdings sehr gut. Dabei wird nicht nur<br />

die Veränderung des Sounds vom saxofonlastigen<br />

Rock’n’Roll-Ableger bis hin zum<br />

eigenständigen Instrumentalstil deutlich.<br />

Besonders aufregend sind auf SEARCH...<br />

frühe Hinweise auf das, was später Punk<br />

hieß. Der Ramones-Schlachtruf “Hey Ho,<br />

Let’s Go” stammt von den Routers und<br />

ihrem “Let’ Go (Pony)” (1961), The Tuffs<br />

And Kay Bell klingen mit “Surfer’s S<strong>to</strong>mp”<br />

(1960) 1:1 wie die X-Ray Spex, und “Headache”<br />

von Angie And The Citations (1961)<br />

diente lediglich dazu, damit die Fans hysterisch<br />

dazu schreien konnten. Bekanntes und<br />

Rares halten sich auf der CD die Waage.<br />

(Righteous/H’Art, 2014, 26/63:15) jub<br />

YESTERDAY’S CHILDREN<br />

YESTERDAY’S CHILDREN<br />

Vielleicht kamen sie den berüchtigten<br />

Moment zu spät ... Yesterday’s Children<br />

aus dem US-Staat Connecticut existierten<br />

schon seit 1966, veröffentlichten ihr einziges<br />

Album aber erst im September 1970,<br />

als superrauer Psychedelic-Hard-Rock gerade<br />

aus der Mode geriet. Und genau den<br />

spielten Sänger Dennis Croce, sein Bruder<br />

Richard (g), Reggie Wright (g), Chuck<br />

Maher (b) und Ralph Muscatelli (dr) nun<br />

mal mit Herz & Seele. In selbst verfassten<br />

Songs wie “Paranoia”, “Sad Born Lover”<br />

oder “Providence Bummer” agierten sie<br />

primär knüppelhart garagig und nur selten<br />

einfühlsam balladesk. Dennis Croce zerriss<br />

sich fast die Stimmbänder, und Leadgitarrero<br />

Wright setzte sich als Saitenwüterich<br />

gekonnt in Szene. Mit einer formidablen<br />

Cover-Version des Troggs-Songs „Evil<br />

Woman” und dem alle Qualitäten der Band<br />

nochmals zusammenfassenden Sechsminüter<br />

“Hunter’s Moon” klingt ein Album<br />

aus, das noch heute für Fans des Berserker-<br />

Rock wie geschaffen ist.<br />

(Aurora/Soulfood, 2014, 8/40:43) hjg<br />

SWANS<br />

TO BE KIND<br />

Das letzte Swans-Album THE SEER gehörte<br />

für viele Musikjournalisten zu den<br />

besten Veröffentlichungen des Jahres 2012.<br />

Warum sollte also Michael Gira, der Kopf<br />

der New Yorker Avantgarde-Band, die ihre<br />

Anfänge schon 1982 hatte, die musikalische<br />

Richtung ändern? Furios geht es mit dem<br />

Opener “Screen Shot” los, der alles vereint,<br />

was die Formation auszeichnet: repetitive<br />

Grooves, treibendes Gitarrenpicking, verstörende<br />

Keyboard- und Streicherpassagen und<br />

eine sonore anklagende Indie-Stimme. Klassisches<br />

Songwriting ist nicht erwünscht. Was<br />

beschwörend-ruhig beginnt, wird zunehmend<br />

bedrohlich lauter, ehe alles nach rund zehn<br />

Minuten mit einem Soundgewitter endet.<br />

Das ist dann die Blaupause für die anderen<br />

neun Stücke der Doppel-CD. Konventionelle<br />

Songstrukturen schätzende Musikfreunde<br />

werden schnell wegschalten, Experimentierfreudige<br />

im Sinne von Terry Riley, Faust,<br />

Velvet Underground und Sonic Youth werden<br />

hingegen TO BE KIND lieben.<br />

(Young God Records/Mute, 2014,<br />

5/67:08, 5/54:11) an<br />

TYLA GANG<br />

LIVE IN STOCKHOLM<br />

Ex Ducks-de-Luxe-<br />

Frontmann<br />

Sean<br />

Tyla, der in England<br />

als „Godfa<strong>the</strong>r<br />

Of Boogie” gilt, ist<br />

nun auch schon 66.<br />

„Pate des Pub-Rock”<br />

würde wohl eher passen. Die Band, die mit<br />

“Styrofoam” den legendären Sampler LIVE<br />

AT THE HOPE & ANCHOR 1978 mit<br />

prägte, hat Tyla tatsächlich wiederbeleben<br />

können, mit zwei weiteren Originalmitgliedern:<br />

Bruce Irwin brilliert als auch für schöne<br />

Twinleads geeigneter Gitarrenpartner,<br />

dazu brennt Drummer Michael Demarais.<br />

Der privat unpässliche Brian Turring<strong>to</strong>n<br />

wurde durch Gillan- und Mammoth-Bassmonster<br />

John McCoy ersetzt. Dazu kommt<br />

Max Lorentz an Slide, Piano und Hammond.<br />

Die Attacken klingen gefährlich, dabei<br />

melodisch wie eh und je: “The Young<br />

Lords” und “Dust On The Needle” vom Albumprimus<br />

YACHTLESS bleiben unsterbliche<br />

Endsiebziger-Ohrwürmer, und mit<br />

“Willin’” von der tragischen Little-Feat-Figur<br />

Lowell George kommt eine kongeniale<br />

Cover-Version ins Spiel. Die Oberkracher<br />

“Suicide Jockey”, “Hurricane”, das besagte<br />

“Styrofoam” und dessen Rückseite, das Finale<br />

“Texas Chainsaw Massacre Boogie”,<br />

sind klar mit von der Live-Partie/Party, die<br />

hervorragend abgemischt wurde.<br />

(Angel Air/Fenn, 2014, 12/49:02) utw<br />

NATALIE MERCHANT<br />

NATALIE MERCHANT<br />

Nach 13 Jahren ohne neue Songs erscheint<br />

endlich NATALIE MERCHANT, das sechste<br />

Solo-Album der Eighties-Indie-Ikone gleichen<br />

Namens. Noch immer verfügt Natalie<br />

Merchant über eine klare, unverwechselbare<br />

Stimme; noch immer schreibt sie intensive<br />

Songs über verlorene und gefundene Liebe,<br />

Gier, Zerstörungswut, Niederlagen und<br />

Triumphe; noch immer überlässt sie bei der<br />

Realisierung nichts dem Zufall. Das um sie<br />

gescharte Top-Ensemble unverbrauchter<br />

Musiker(innen), das die komplexe Musik<br />

mit Hingabe und viel Fingerspitzengefühl<br />

für feinste Nuancen gestaltet, reicht von<br />

John Medeski und Shawn Pel<strong>to</strong>n über Uri<br />

Sharlin und Erik Della bis zu den Gastsängerinnen<br />

Simi S<strong>to</strong>ne und Elizabeth Mitchell<br />

sowie der Gospelsängerin Corliss Stafford.<br />

Elektrische Gitarren und Hammondorgel<br />

treffen auf wohltemperierte Streicher und<br />

(Holz-)Bläser, so dass eine wohlig-warme,<br />

aber nie aggressiv heiße Atmosphäre entsteht.<br />

Keine Frage, dies ist sehr erwachsene<br />

Musik im Grenzland von softestem Rock<br />

und anspruchsvollstem Pop, die lieber zu<br />

oft in die Tiefe geht, als auch nur einmal in<br />

Rock<br />

Oberflächlichkeiten zu verharren. NATALIE<br />

MERCHANT ist kein Album fürs Nebenbeihören,<br />

etwas Zeit und Aufnahmebereitschaft<br />

sollte man schon investieren. Zur Belohnung<br />

gibt es Musik mit langer Halbwertzeit!<br />

(Nonesuch/Warner, 2014, 11/49:15) hjg<br />

STUD<br />

STUD<br />

1970 brachten die<br />

beiden<br />

vormaligen<br />

Taste-Mitglieder<br />

Richard McCracken<br />

(b) und John Wilson<br />

(dr) gemeinsam mit<br />

dem singenden Gitarristen<br />

it Jim Cregan (Ex-Blossom Toes, später<br />

Family, Cockney Rebel, Rod Stewart) das<br />

allerdings nur kurzlebige Trio Stud an den<br />

Start. Mit dem verschrieben sie sich einer<br />

Mischung aus sanftmütigen Akustikballaden<br />

(“Song”, “Turn Over The Pages”), Prog- und<br />

Jazzelementen, epischen wie zugleich langatmigen<br />

Nummern (“1112235”, “Horizon”)<br />

und Blues-Jazz (“Harpo’s Head”). Die stilistische<br />

Vielseitigkeit war zugleich die große<br />

Stärke wie Schwäche der selbst betitelten<br />

Debüt-LP von 1971 – die Unentschlossenheit<br />

oder auch Orientierungslosigkeit ließ<br />

das Gesamtwerk ausfransen, so dass es nicht<br />

allzu viel Anklang, geschweige denn Käufer<br />

fand – nach nicht einmal einem Jahr waren<br />

Stud schon wieder Geschichte.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1971,<br />

6/42:03) pro<br />

MARKUS HOOK ROLL<br />

BAND<br />

TALES OF OLD GRAND-DADDY<br />

Die Geschichte dieser australischen Band<br />

ist schnell erzählt: Im Sommer 1973 gingen<br />

George Young und Harry Vanda – zuvor mit<br />

den Easybeats und danach mit Flash & The<br />

Pan erfolgreich – zusammen mit Georges<br />

jüngeren Brüdern Angus und Malcolm –<br />

später mit AC/DC weltweit bekannt – ins<br />

Studio, um dort einige (eher mittelmäßige)<br />

Pub-Rocksongs aufzunehmen, großzügig<br />

unterstützt von zollfrei eingekauftem „Jim<br />

Beam Old Grand-Dad”-Bourbon, der dem<br />

dabei entstandenen Album zu seinem Titel<br />

verhalf. Auf Tour ging die Markus Hook<br />

Roll Band nie, auch Promo-Auftritte gab es<br />

keine, so dass TALES OF OLD GRAND-<br />

DADDY kommerziell ziemlich unterging.<br />

Zur jetzigen Wiederveröffentlichung wurden<br />

noch zwei bisher unveröffentlichte<br />

Stücke sowie drei Single-B-Seiten hinzugefügt.<br />

Wer wann welchen Gitarrenpart<br />

gespielt hat, daran können sich die Protagonisten<br />

nach eigenem Bekunden beim besten<br />

Willen nicht mehr erinnern, also bietet<br />

dieses Album für Kenner genau die richtige<br />

Herausforderung!<br />

(Parlophone/Warner, 2014, 15/55:50) tk<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

LOU ADLER – A MUSICAL<br />

HISTORY<br />

Der aus einer jüdisch-mexikanischen Familie<br />

stammende Lou Adler (*13.12.1933)<br />

gehört als Komponist, Gründer des Labels<br />

Dunhill und vor allem Produzent edelster<br />

Pop- und Rockohrwürmer, die ihn<br />

zu einem der Architekten des California<br />

Sounds gemacht haben, zu den eindrucksvollsten<br />

Persönlichkeiten des Rock-Biz.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 41<br />

CHÂTEAU DE BEAUFORT<br />

BEAUFORT / LUXEMBURG<br />

25.07. MANFRED MANN’S EARTH BAND<br />

J. LEES’ BARCLAY JAMES HARVEST<br />

26.07. DORO<br />

27.07. TEN YEARS AFTER<br />

KANSAS<br />

30.07. REVOLVERHELD<br />

31.07. KLAUS DOLDINGER’S PASSPORT<br />

& KHALIFÉ-SCHUHMACHER-TRISTANO<br />

01.08. JAMES BLUNT<br />

03.08. PATTI SMITH AND HER BAND<br />

08.08. AMY MACDONALD<br />

09.08. CHRIS DE BURGH<br />

INFOS: WWW.BEAUFORT.LU<br />

EVENTS<br />

VOR EINER<br />

SPEKTAKULÄREN<br />

KULISSE!<br />

09.05. AFFALTER Zur Linde<br />

10.05. LAUFEN Salzachhalle<br />

24.05. KÖLN Harley Dome<br />

30.05. HALLE/SAALE Händelsche Halle<br />

04.06. RUBIGEN (CH) Mühle Hunziken<br />

26.07. TUTTLINGEN Honberg-Sommer<br />

27.07. BEAUFORT (L) Château Beaufort<br />

31.07. ROMANSHORN (CH)<br />

09.08. FRIEDRICHSHAFEN Kulturufer<br />

04.07. Luxembourg Rockhal<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com | info@kul<strong>to</strong>polis.com


CD<br />

REVIEWS<br />

A MUSICAL HISTORY umfasst die Jahre<br />

1958 bis 1974 und bietet ein Spektrum<br />

vom Fifties-R&B (Sam Cookes “Wonderful<br />

World”) über Sixties-Pop (“Crying<br />

In The Rain”, Everly Bro<strong>the</strong>rs), Sixties-<br />

Rock (Spirits “I Got A Line On You”) und<br />

Protestsongs (Barry McGuires “Eve Of<br />

Destruction”) bis zum Seventies-Glam-<br />

Rock (Tim Currys “Sweet Transvestite”).<br />

Auch Carole King (“It’s Too Late”) und<br />

die berühmte S<strong>to</strong>nes-Vokalhelferin Merry<br />

Clay<strong>to</strong>n (mit ihrer Spitzenversion von<br />

“Gimme Shelter”) begaben sich unter Adlers<br />

Fittiche. Seine nachhaltigsten Arbeiten<br />

glückten ihm Mitte der 60er Jahre, als er<br />

Scott McKenzie mit “San Francisco” einen<br />

Dauerbrenner verpasste und The Mamas &<br />

The Papas gleich ein ganzes Bündel von<br />

Klassikern wie “California Dreamin’” und<br />

“Go Where You Wanna Go”. Alles hier zu<br />

hören. Dazu kommen mit schönen Cover-<br />

Versionen von Dylans “The Times They<br />

Are A-Changin’” und Donovans “Wear<br />

Your Love Like Heaven” auch Aufnahmen<br />

weniger bekannter Acts zum Zuge.<br />

(Ace/Soulfood, 2014, 25/71:24) hjg<br />

HEART<br />

MAGAZINE<br />

Die beiden Wilson-Schwestern<br />

hatte sich mit ihren<br />

ersten drei Alben<br />

eine große Fanbasis<br />

erarbeitet, die<br />

auch dieses Album<br />

begeistert t annahm, obwohl bei der Produktion<br />

schnell gearbeitet werden musste, denn<br />

die Plattenfirma übte immensen Druck auf<br />

die Band aus. Trotz aller Widrigkeiten hört<br />

man hier soliden Mainstream (“Heartless”),<br />

eine pompöse Ballade mit geschickten<br />

Streichersätzen (“Just The Wine”), eine<br />

Nummer, bei der ihr großer Einfluss Led<br />

Zeppelin im Klangbild auftaucht (“Here<br />

Song”), und ausgearbeiteten AOR (“I’ve<br />

Got The <strong>Music</strong> In Me”). Die Titel haben den<br />

Test der Zeit gut überstanden. Die Edition<br />

erscheint als limitierte und nummerierte 24<br />

KT-Gold-CD und wurde von Mike Fisher<br />

in Kooperation mit der Band meisterhaft<br />

remastert, da der eher dünne Klang des Originals<br />

eindeutig abgemildert ist.<br />

(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />

1978, 8/39:09) at<br />

THE PEARLFISHERS<br />

OPEN UP YOUR COLOURING<br />

BOOK<br />

Die Rückkehr der schottischen Perlenfischer<br />

nach sieben Jahren. Das Warten hat sich gelohnt,<br />

denn solch herrlich realisierten softrock-poppigen<br />

Ohrwürmer auf hohem komposi<strong>to</strong>rischem<br />

Niveau, die noch dazu clever<br />

instrumentiert und arrangiert wurden, haben<br />

immer Konjunktur! Mastermind David Scott<br />

erweist sich immer mehr als kluger Architekt<br />

von zu Songs geformten Klanglandschaften<br />

im Spannungssechseck von Paul McCartney,<br />

Jimmy Webb, Brian Wilson, Paddy Mc-<br />

Aloon, Van Dyke Parks und Michel Legrand<br />

– eine Mischung, die <strong>the</strong>oretisch vielleicht<br />

schwer vorstellbar ist, praktisch aber fulminant<br />

überzeugt. Songs wie “The Way My<br />

Fa<strong>the</strong>r Talked About Vincent”, “The Last<br />

Days Of September”, “Gone In The Winter”<br />

und “When Love Was A River” sind beste<br />

Beweise, aber auch alle anderen Tracks sind<br />

mängelfrei. Alles klingt hier beschwingt, bewusst<br />

niemals eckig, stattdessen wundervoll<br />

elegisch und im Endergebnis sehr erwachsen<br />

– wozu natürlich auch die literarisch ausgefeilten<br />

Texte ihren Anteil beisteuern.<br />

(Marina/Indigo, 2014, 16/65:42) hjg<br />

MICK POINTER BAND<br />

MARILLION’S “SCRIPT“<br />

REVISITED<br />

2008 feierte Marillions<br />

Debütalbum sein<br />

25-jähriges<br />

Jubiläum,<br />

was den nach<br />

diesem Album geschassten<br />

Drummer<br />

Mick Pointer veranlasste,<br />

mit einer hochkarätigen h Band alle<br />

mit ihm eingespielten Marillion-Songs live<br />

zu präsentieren. War das Interesse anfänglich<br />

(der Rezensent erlebte im Januar 2009<br />

mit wenigen Getreuen eine Aufführung)<br />

eher verhalten, steigerte sich dies im Laufe<br />

der Jahre, so dass nun ein 2013er Mitschnitt<br />

veröffentlicht wird. Das Publikum erfreute<br />

sich lautstark an dem recht originalgetreu<br />

präsentierten Debütalbum plus weiteren<br />

fünf Songs (u.a. “Grendel”). Brian Cummings<br />

erfüllte die nicht einfache Aufgabe<br />

als Fish-Ersatz prächtig, Pendragons Nick<br />

Barrett brillierte mit sensiblen Gitarrensolos.<br />

Das etwas lieblos gestaltete Album<br />

(keinerlei Liner-Notes) richtet sich eher an<br />

den nostalgischen Fan, der kommt jedoch<br />

voll auf seine Kosten.<br />

(Verglas/Soulfood, 2014, 6/51:36,<br />

5/45:38) rg<br />

REA GARVEY<br />

PRIDE<br />

Nach seinem Rückzug aus dem Jurorenund<br />

Coaching-Team von „The Voice Of<br />

Germany” hat sich Rea Garvey lange Zeit<br />

genommen um sein neues Album anzugehen.<br />

Er hat sich für das Songwriting seiner<br />

irischen Wurzeln besonnen, hat sich für die<br />

Aufnahmen nach Island, ins Studio von<br />

Sigur Rós, begeben. Und tatsächlich, zu<br />

Beginn kommt einem PRIDE wie der ganz<br />

große Wurf vor, ganz stark der fast nur von<br />

Garveys Stimme und einer akustischen<br />

Gitarre getragene Opener “It’s A Good<br />

Life”. Ungewöhnlich, aber fast auf gleichem<br />

Niveau, das darauf folgende, Banjogetriebene<br />

“Can’t Say No”, gleichzeitig die<br />

erste Single-Auskopplung. Doch ebenso<br />

stark wie das Album beginnt lässt es dann<br />

Song für Song nach, werden die Refrains<br />

immer nichts sagender, werden fein beginnende<br />

Stimmungen viel zu schnell wieder<br />

zerstört. Ein paar Lichtblicke dann wieder<br />

gegen Ende des Albums, und mit dem zusammen<br />

mit Hea<strong>the</strong>r Nova geschriebenen<br />

und gesungenen “All That Matters” wird<br />

zumindest wieder kurzfristig der hohe Eingangslevel<br />

erreicht.<br />

(Polydor/Universal, 2014, 11/42:13) tk<br />

RUN RIVER NORTH<br />

RUN RIVER NORTH<br />

Irgendwann musste ja Kaliforniens Bevölkerungsteil<br />

mit ostasiatischem Migrationshintergrund<br />

mit einer eigenen Band<br />

Aufmerksamkeit erregen. Run River North,<br />

bestehend aus dem Frontmann und Singer/<br />

Songwriter Alex Hwang (voc, g), Daniel<br />

Chae (g), Jennifer Rim (vio), Joseph Chun<br />

(b), John Chong (dr), and Sally Kang (voc,<br />

keys), legen mit ihrem Debütalbum RUN<br />

RIVER NORTH ein bereits erstaunlich<br />

reifes Werk voller packender Songs vor, die<br />

von Immigrationserfahrungen, dem Suchen<br />

nach Heimat in der Fremde und auch dem<br />

klassischen Thema unerwiderter Liebe handeln.<br />

Produzent Phil Ek, bekannt für seine<br />

Arbeit außerhalb von Schubladen (Fleet<br />

Foxes, Band Of Horses), inszenierte einen<br />

schillernden Sound aus zarten und vorwärtsstürmenden<br />

Gitarren, marschierenden<br />

Rhythmen, kontrastierenden Streichern<br />

und Hwangs kräftiger, aber nicht kraftmeierischer<br />

Stimme. Die in sich plausible,<br />

durchaus subtile Mischung aus amerikanischem<br />

und asiatischem Folk wird auf eine<br />

stabile Rockbasis gestellt und funktioniert<br />

auch bei recht hymnischen Sequenzen ganz<br />

famos.<br />

(Nettwerk/Soulfood, 2014, 11/43:49) hjg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

BOB DYLAN – THE 30TH<br />

ANNIVERSARY CONCERT<br />

CELEBRATION<br />

Es ist kaum zu glauben,<br />

dass inzwischen<br />

schon wieder<br />

22 Jahre vergangen<br />

sind, seit Bob Dylan<br />

mit zahllosen Kollegen<br />

am 16. Ok<strong>to</strong>ber<br />

1992 sein 30-jähriges Bühnenjubiläum<br />

und dabei eine Sternstunde der Rockhis<strong>to</strong>rie<br />

feierte. Ab dem krachenden Powerstart<br />

von John Mellencamp (mit dem schon an<br />

der Aufnahme des Originals beteiligten Al<br />

Kooper!) mit “Like A Rolling S<strong>to</strong>ne” jagte<br />

ein Höhepunkt den nächsten, gaben sich<br />

Interpreten unterschiedlicher Musikergenerationen<br />

und Genres das Mikro in die Hand.<br />

Stevie Wonder, Lou Reed, Eddie Ved der &<br />

Mike McCready, Tracy Chapman, June<br />

Carter Cash & Johnny Cash, Willie Nelson,<br />

Kris Kris<strong>to</strong>fferson, Johnny Winter,<br />

Ron Wood, Richie Havens, Mary Chapin<br />

Carpenter, Rosanne Cash & Shawn Colvin,<br />

Neil Young, Chrissie Hynde, Eric Clap<strong>to</strong>n,<br />

The Band, The O’Jays, George Harrison,<br />

Tom Petty samt Heartbreakers, Roger Mc-<br />

Guinn, weitere Kollegen und der Maestro<br />

selbst – selten sah man so viele Größen<br />

auf einem Fleck versammelt und inspiriert<br />

performen, sprich Dylan-Songs vortragen.<br />

Und mit der Neuauflage gibt es gleich auch<br />

noch zwei Bonus-Tracks von damals (Clap<strong>to</strong>n,<br />

Sinead O’Connor von den Proben).<br />

(Columbia/Sony <strong>Music</strong>, 1993,<br />

18/79:03, 15/79:28) pro<br />

EDGUY<br />

SPACE POLICE – DEFENDERS<br />

OF THE CROWN<br />

Tobias Sammets Heavy-Metal-Baby Edguy<br />

hat auch längst die Volljährigkeit erreicht<br />

– lebt aber immer noch den Spaß<br />

und die Direk<strong>the</strong>it des harten Rock. Wuchtige<br />

Drums, wieselflinke Gitarrensoli, eine<br />

Helden-Tenorstimme – im Falsett meint<br />

man die Halszäpfchen vibrieren zu hören –,<br />

riffartige Keyboards, in den Rockballaden<br />

auch stimmungsvoll eingesetzt, eingängige<br />

Melodiebögen und dramatische Hymnen<br />

– alles, was der melodiöse Heavy-Metal<br />

braucht, wird hier in Reinkultur geboten.<br />

Rock<br />

Sammet nimmt das nicht zu ernst, wagt sich<br />

an eine rockige Version von Falcos “Rock<br />

Me Amadeus”, streut etwas Glam-Rockelemente<br />

dazu und knallt zum Schluss der<br />

Scheibe noch ein neunminütiges Rockepos<br />

raus. Die Fans wird es freuen!<br />

(Nuclear Blast/Warner, 2014,<br />

10/54:15) rg<br />

TEN YEARS AFTER<br />

POSITIVE VIBRATIONS<br />

Nach<br />

RECOR-<br />

DED LIVE kommt<br />

nun auch das letzte<br />

Studio-Album<br />

des<br />

britischen Quartetts<br />

vor seiner Trennung<br />

Mitte der 1970er<br />

Jahre Jh in einer 2CDEd 2-CD-Edition auf den Markt.<br />

Die zehn Tracks der Original-LP von 1974<br />

werden dabei ergänzt um fünf bislang unveröffentlichte<br />

Mitschnitte von der für<br />

RECORDED LIVE aufgezeichneten Europa<strong>to</strong>ur<br />

vom Januar 1973, einen weiteren<br />

von einem undatierten Gig in Atlanta sowie<br />

einen kurzen Radiospot, mit dem das<br />

Album seinerzeit beworben wurde. Bis<br />

auf Little Richards ”Going Back To Birmingham”<br />

(CD 1) sowie die Livecuts von<br />

Chuck Berrys ”Sweet Little Sixteen” und<br />

Willie Dixons ”Spoonful” (CD 2) stammen<br />

die Songs sämtlich aus der Feder von Alvin<br />

Lee, doch während sich die Band auf<br />

der Bühne gewohnt druckvoll präsentiert,<br />

kommt das Studiomaterial zum Teil nachgerade<br />

kraftlos daher. Dies wiederum wird<br />

in den mit Äußerungen von Leo Lyons und<br />

Ric Lee gespickten Liner-Notes auf veränderte<br />

musikalische Vorlieben des Bandleaders<br />

zurückgeführt, wie er sie in jenen Tagen<br />

auch mit seinen Soloprojekten pflegte.<br />

(Chrysalis/Warner, 2014, 10/40:51,<br />

7/42:14) ms<br />

OASIS<br />

DEFINITELY MAYBE<br />

(REMASTERED)<br />

Es gibt einige Alben, die sind stilprägend<br />

für ein ganzes Genre. Oasis’ Debüt DEFINI-<br />

TELY MAYBE gehört sicherlich dazu. Auf<br />

der Band aus Manchester und den einst rivalisierenden<br />

Blur baute die Musikbranche<br />

die Marke Brit-Pop auf, wobei Oasis ganz<br />

klar die rockigste Ausprägung darstellten.<br />

Das ist nun genau 20 Jahre her, und da ist<br />

es an der Zeit, den Erstling mit unterschiedlichen<br />

Neuausgaben (CD, 3-CD, LP, Deluxe<br />

Boxset) zu würdigen. Zusätzlich zum<br />

Originalalbum bekommen Fans 33 weitere<br />

Stücke präsentiert, die sich aus B-Seiten,<br />

Extratracks sowie bislang unveröffentlichten<br />

Demos, Outtakes und Live-Aufnahmen<br />

zusammensetzen. In der Summe verdeutlicht<br />

das Paket, dass die Brüder Gallagher<br />

und ihre Mitstreiter ihre beste Zeit gleich zu<br />

Anfang hatten, ge<strong>to</strong>ppt wurde das Album<br />

nur noch vom Nachfolger (WHAT’S THE<br />

STORY) MORNING GLORY?, der übrigens<br />

schon bald ähnlich gewürdigt werden<br />

soll. Danach führten Überproduktion und<br />

schwächeres Songmaterial dazu, dass Oasis<br />

künstlerisch belanglos wurden. Erfolgreich<br />

waren aber die fünf weiteren Alben allemal<br />

– dank der mit den frühen Alben erarbeiteten<br />

Fanbasis.<br />

(Big Bro<strong>the</strong>r/Indigo 1994/2014,<br />

11/52:05, 16/78:21, 17/74:01) an<br />

Seite 42 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

THE KING<br />

RETURN TO GRAVELANDS<br />

Mit seiner Elvis-Stimme war es für<br />

James Brown klar, dass er sein erstes<br />

Album Ende der 90er Jahre unter dem<br />

Künstlernamen „The King” herausbrachte.<br />

Auf seinem Debüt GRAVE-<br />

LANDS beeindruckte der Postbote<br />

aus Belfast mit Cover-Versionen von<br />

Songs, deren Spektrum von John<br />

Lennon (“Working Class Hero”) bis<br />

zu Nirvana (“Come As You Are”)<br />

reichte. Jetzt gibt es mit RETURN<br />

TO GRAVE LANDS einerseits eine<br />

Rückschau auf sein bisheriges Schaffen<br />

als auch drei neue Titel, die er als<br />

Soundtrack für den Elvis-Film „Lonely<br />

Street” aufgenommen hat. Wer<br />

also Songs wie “Sympathy For The<br />

Devil”, “Love Will Tear Us Apart”,<br />

“Voodoo Chile”, “Whole Lotta Rosie”,<br />

“Crazy Little Thing Called Love” oder<br />

“King Of The Road” im Rock’n’Roll-<br />

Gewand mit verblüffend au<strong>the</strong>ntischer<br />

Elvis -Stimme hören möchte – RE-<br />

TURN TO GRAVELANDS bietet genau<br />

das, nicht mehr und nicht weniger.<br />

(Jazzhaus/inakustik, 2014,<br />

15/76:28) tk<br />

VIBRAVOID<br />

MINDDRUGS<br />

Mit ihrer aktuellen<br />

Compilation<br />

beweisen<br />

Vibravoid<br />

erneut<br />

ihren Ansatz,<br />

die Welt<br />

ein wenig bunter<br />

zu machen. Hier „psycht’s” wie die<br />

Hölle! Coole Sixties-Sounds (“What<br />

You Want”), heftiger Space-Rock mit<br />

S<strong>to</strong>ner-Einflüssen (“You Keep On<br />

Falling”) und eine über 20-minütige,<br />

höchst transzendentale Fassung des<br />

Pink- Floyd-Klassikers “Set The Controls<br />

For The Heart Of The Sun” waren<br />

schon auf der offiziellen CD MIND-<br />

DRUGS zu hören. Dazu erscheinen<br />

noch unter anderem zwei clever arrangierte<br />

weitere Floyd-Cover, Live-Aufnahmen<br />

und Tracks von Radiosessions,<br />

bei denen die Düsseldorfer ihre individuelle<br />

und moderne Interpretation des<br />

Psychedelic Rock vermitteln. Orgel,<br />

in unterschiedlichen Härtegraden verzerrte<br />

Gitarren, hypnotische Rhythmen<br />

und „trippy” Vocals laden zum Abflug<br />

ein. Die beiden schön gestalteten Picture-CDs<br />

entsprechen der Qualität der<br />

Zusammenstellung.<br />

(S<strong>to</strong>ned Karma/Cargo, 2014,<br />

10/73:13, 13/74:36) at<br />

THE AMAZING SNAKE-<br />

HEADS<br />

AMPHETAMINE BALLADS<br />

Das aus Schottland kommende Trio<br />

ist auf seinem Debütalbum ganz der<br />

Tradition von Blues-Punkformationen<br />

wie Beast Of Bourbon und John Spencer<br />

Blues Explosion verhaftet. Mancherorts<br />

schimmern auch AC/DC,<br />

Morphine, The Drones und vor allem<br />

der leider zu früh vers<strong>to</strong>rbene Rowland<br />

S. Howard durch. Und wahrlich,<br />

dermaßen hat den Blues schon lange<br />

keiner mehr durchgepeitscht. Doch<br />

hier wird nicht nur durchgeknüppelt,<br />

die Amazing Snakeheads wissen an<br />

den richtigen Stellen zu reduzieren,<br />

so dass die Lieder vom aufgeräumten<br />

Klang des Trios profitieren. Doch balladesk<br />

ist da nicht viel. Vielmehr ist zu<br />

vermuten, dass die im Titel erwähnten<br />

oder andere psychedelische Drogen<br />

als Inspiration für das Soundgewitter<br />

und die Dynamik Pate gestanden haben,<br />

durch die sich die Formation in<br />

ihrer Heimat durch intensive Live-<br />

Auftritte schon eine treue Fangemeinde<br />

erarbeitet hat. Und es ist zu hoffen,<br />

dass die Band schon bald in die Clubs<br />

unserer Region besuchen wird. Das<br />

Debüt des Jahres!<br />

(Domino Records, 2014,<br />

10/48:55) an<br />

LUKA BLOOM<br />

HEAD & HEART<br />

Luka Bloom<br />

hat<br />

wieder<br />

mal eine CD<br />

mit reichlich<br />

Cover-Version<br />

bestückt.<br />

Und wer den<br />

irischen ii Singer/Songwriter kennt,<br />

weiß, dass er in solchen keine Standardware<br />

liefert. So ließ er sich bei<br />

seiner Interpretation von “My Wild<br />

Irish Rose” von Keith Jarretts Fassung<br />

inspirieren. Und für die Hälfte<br />

des Albums tat er sich dem Phil Ware<br />

Trio zusammen, einer Jazztruppe.<br />

Das Resultat: inspiriertes, fein abgestimmtes<br />

Ensemblespiel, mit dem<br />

Bloom seine Klangmöglichkeiten interessant<br />

erweitert hat. Aber auch die<br />

Solonummern überzeugen, wie bei<br />

dem Iren nicht anders zu erwarten. Er<br />

hat sich Vorlagen von Songschmieden<br />

wie Don McLean, Bob Dylan, John<br />

Martyn, Ewan MacColl vorgenommen<br />

und neben zwei Eigenbauten<br />

gestellt. Das Resultat klingt entspannt,<br />

poetisch und weist dabei viel Substanz<br />

(Blooms Gitarrenspiel!) auf.<br />

(Skip/Soulfood, 2014, 12/48:20) pro<br />

RICHIE ARNDT<br />

AT THE END OF THE DAY<br />

Auch mit seiner eigenen Studio- und<br />

Roadband The Bluenatics begibt sich<br />

Richie Arndt nun auf die Unplugged-<br />

Pfade, die er mit Arndt, Gross & Conti<br />

und davor mit Hilden, Arndt & Gross<br />

eingeschlagen hatte. Drummer Frank<br />

Boestfleisch und (hier Kontra-)Bassist<br />

Jens-Ulrich Handreka werden mit dem<br />

Münsteraner „Rückkauf” Gregor Hilden<br />

zur Richie Arndt Acoustic Band.<br />

Sie liefern griffige Eigenkompositionen<br />

– oft mit Arndts langjährigem Poeten<br />

Felix Janosa und nun auch Doreen<br />

Gussek –, beschwörerische Shuffles<br />

wie “S<strong>to</strong>p That Spell On Me” oder die<br />

bewegende Beziehungsballade “How<br />

Can I Win (Your Love Again)”. Virtuosität<br />

und Sensibilität funktionieren aber<br />

auch bei Cover-Entscheidungen: Rory<br />

Gallaghers “Can’t Believe It’s True” ist<br />

ein dynamisch-perkussiver Nachtrag<br />

zu Arndt & Contis RORYMANIA, mit<br />

Rock<br />

“My Bro<strong>the</strong>r Jake” wird ein unsterblicher<br />

Free-Klassiker womöglich einer<br />

neuen Generation vorgestellt, und mit<br />

“Take Me As I Am” lässt sich Arndts<br />

von seiner Ex-Bandpartnerin Kelly<br />

Rucker porträtieren. Ein Genuss auf<br />

vielen Ebenen, und Klang ist King.<br />

(Fuego, 2014, 10/44:44) utw<br />

SPUTNIKS<br />

GITARRENTWIST 1964 /<br />

ROCK TO ROCK 2014<br />

Genaugenommen<br />

ist das Ost-<br />

Berliner Quartett<br />

Sputniks<br />

nur ein kurzes<br />

Kapitel in der<br />

Geschichte der<br />

populären Musik der DDR. 1964 aus<br />

den Telstars hervorgegangen, waren<br />

die Sputniks die Band der Stunde, als<br />

die Beatles des Ostens machten sie<br />

DDR-weit Beatschuppen und Twistkeller<br />

unsicher. Amiga schnitt Konzerte<br />

mit und veröffentlichte zwei<br />

Singles mit (Warn-)Hinweisen auf dem<br />

Cover wie „Rhythmus für junge Leute”<br />

und „... mit dem modernen Gitarrensound”.<br />

Als man die Band 1967 verbieten<br />

wollte, hatten sich die Sputniks<br />

längst aufgelöst. Sputniks-Kopf Henry<br />

Ko<strong>to</strong>wski machte mit Rock, Schlager<br />

und Country weiter, bis er 1984 nach<br />

München übersiedelte. 1996 zog er<br />

nach Berlin zurück und reanimierte die<br />

nach wie vor legendären Sputniks, die<br />

nun – die langen Pausen mitgerechnet<br />

– ihr 50-jähriges Jubiläum feiern. Amiga<br />

würdigt den Geburtstag mit einem<br />

Doppelalbum. Während CD 1 die<br />

lässigen Instrumentals aus den Jahren<br />

1964/65 vereint, präsentiert CD 2 14<br />

neue Songs, die zuweilen an die frühen<br />

Jahre erinnern, aber ebenso Queens Of<br />

The S<strong>to</strong>ne Age zitieren.<br />

(Amiga/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />

13/36:12 + 14/52:35) che<br />

CIRCA ZERO<br />

CIRCUS HERO<br />

Hinter Circa Zero stehen Police-Gitarrist<br />

Andy Summers und Rob Giles<br />

von der Band The Rescues. Summers<br />

zeichnet auf der ersten Kooperation<br />

der beiden für die Gitarrenarbeit<br />

verantwortlich, Giles übernimmt auf<br />

CIRCUS HERO sämtliche anderen<br />

Instrumente. Es trifft ein wahrlich<br />

exzellenter Gitarrist auf einen im<br />

klassischen Songwriting erprobten<br />

Multi-Instrumentalisten. Nahe an<br />

Police sind die beiden dann, wenn<br />

sie von treibenden Gitarrenbreitseiten<br />

zu off-beatigen Reggae- oder<br />

Ska-Rhythmen wechseln. Das sind<br />

dann auch die überraschendsten und<br />

besten Momente des Albums, und<br />

davon gibt es leider zu wenige. Das<br />

Gros der Stücke ist konventionell<br />

arrangiert, weiß immer wieder auch<br />

zu gewinnen. Leider fehlt ihnen etwas<br />

an Eigenständigkeit, allzu oft<br />

hat man das Gefühl, dass man das so<br />

oder so ähnlich schon mal gehört hat,<br />

so klingen Simple Minds, Live, vor<br />

allem aber klassischer US-Rock der<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 43<br />

The Guitarevent of <strong>the</strong> Year<br />

JOE BONAMASSA<br />

14.06.2014 · 25.09. – 29.09.2014<br />

‘Breakfast in America’ – Open Airs 2014<br />

ROGER HOGDSON & BAND<br />

28.08. – 03.09.2014<br />

Acoustique-Tour 2014<br />

FOREIGNER<br />

14.10. – 04.11.2014<br />

‘Til your river runs dry – Tour 2014<br />

ERIC BURDON &The Animals<br />

22.04. – 07.05.2014 · 28.08. – 30.08.2014<br />

Homo Erraticus – Tour 2014<br />

JETHRO TULL’S IAN ANDERSON<br />

28.06. – 26.07.2014 · 19.11. – 30.11.2014<br />

Sagacity – Tour 2014<br />

SAGA & MAGNUM<br />

25.04. – 25.05.2014<br />

Greatest Hits – Tour 2014<br />

MANFRED MANN’S EARTHBAND<br />

11.04. – 22.11.2014<br />

Tournee<br />

MOTHER’S FINEST<br />

28.04. – 07.05.2014 · 12.07. – 19.07.2014<br />

Festivals<br />

KANSAS<br />

01.08. – 02.08.2014<br />

Festivals<br />

BLACKMORE’S NIGHT<br />

06.08. – 21.08.2014<br />

Festivals<br />

URIAH HEEP<br />

14.06. – 30.08.2014<br />

Festivals<br />

NAZARETH<br />

30.07. – 16.08.2014<br />

Festivals<br />

PROCOL HARUM<br />

29.05. – 05.07.2014<br />

Festivals<br />

LENINGRAD COWBOYS<br />

26.06. – 13.09.2014<br />

Festival<br />

10cc<br />

05.07.2014<br />

Tournee<br />

SIMON PHILLIPS<br />

14.10. – 27.10.2014<br />

AKTUELLE TOURNEEN:<br />

Termine & Tickets: www.dmc-music.de<br />

DMC Musikmarketing GmbH München


CD<br />

REVIEWS<br />

80er durch. Wer am Mainstream-Rock seine<br />

Freude hat, ist aber bei Circa Zero nicht<br />

falsch.<br />

(Caroline/Universal, 2014, 12/57:57) an<br />

LIZARD<br />

BIG ROAD<br />

Schon vom ersten Ton an sind die musikalischen<br />

Koordinaten klar gesteckt: Lynyrd<br />

Skynyrd, Allman Bro<strong>the</strong>rs, Black Oak Arkansas<br />

– alles, was das Sou<strong>the</strong>rn-Rockherz<br />

begehrt! Lizard heißt die Combo, die dahintersteckt,<br />

BIG ROAD ist mittlerweile<br />

das fünfte Studio-Album des Septetts, das<br />

seinem Stil seit Gründung Ende der 1980er<br />

stetig treu geblieben ist. Man würde meinen,<br />

Lizard stammen irgendwo aus dem tiefen<br />

Süden der Vereinigten Staaten und sind<br />

die besten Kumpels oben genannter Koryphäen.<br />

Aber weit gefehlt: Der Siebener<br />

kommt aus dem kleinen baden-württembergischem<br />

Ort Abstatt nahe Heilbronn.<br />

Gut, der Frontmann ist gelegentlich etwas<br />

schwach auf der Brust, der Sound klingt ab<br />

und an brav, bieder, zu nahe am Original.<br />

Trotzdem bleibt unterm Strich saftiger Sou<strong>the</strong>rn<br />

Rock, der sich vor den Idolen kaum<br />

zu verstecken braucht.<br />

(Phoenix Records/Soulfood, 2013,<br />

12/59:52) mfg<br />

ASIA FEATURING JOHN<br />

PAYNE<br />

RECOLLECTIONS<br />

Als Nachfolger von<br />

John Wet<strong>to</strong>n fungierte<br />

Sänger und<br />

Bassist John Payne<br />

von 1991 bis 2005<br />

zusammen mit Geoff<br />

Downes als Zentrum<br />

von Asia. Ai Da Payne ebenfalls Rechte am<br />

Bandname innehat, tritt er parallel zur reformierten<br />

Originalbesetzung als Asia Featuring<br />

John Payne auf. Auf diesem neuen<br />

Album präsentiert Payne elf ihn prägende<br />

Songs unter dem Mot<strong>to</strong> „A Tribute To British<br />

Prog”. Bands wie Yes oder Genesis<br />

zählen natürlich zur Speerspitze des Prog,<br />

allerdings die ausgewählten Songs “It Can<br />

Happen” und “Land Of Confusion” nicht.<br />

Der keyboardlastige Sound verkleistert die<br />

fragilen Originalvorlagen oft zu stark, so<br />

dass die Version von “In The Court Of The<br />

Crimson King” nicht den Reiz des Originals<br />

erreichen kann – allerdings kleben seine<br />

Interpretationen nicht sklavisch an der<br />

Vorlage, so dass sie im besten Falle einen<br />

anderen Charakter bekommen (“Locomotive<br />

Breath”).<br />

(inakustik, 2014, 11/58:34)<br />

rg<br />

LOS LOBOS<br />

KIKO<br />

Bei dem Album KIKO schrieben sich die<br />

Los Lobos Vielfältigkeit auf die Fahne, da<br />

der Hörer von Song zu Song mit Überraschungen<br />

rechnen muss. Es beginnt mit<br />

einem zünftigen, aber zurückhaltenden<br />

Rock’n’Roll (“Dream In Blue”) und einer<br />

Nummer, bei der moderne Rhythmuselemente<br />

des HipHop behutsam verarbeitet<br />

werden (“Angels With Dirty Faces”). Danach<br />

stehen Tex-Mex auf dem Programm<br />

(“Saint Behind The Glass”), eine wunderschöne<br />

Ballade (“Arizona Skies”) oder<br />

auch ein Akustikrocker (“Short Side Of<br />

Nothing”). KIKO zählt zu den Alben, bei<br />

denen sich immer wieder neue Facetten und<br />

Nuancen erkennen lassen – nicht zuletzt<br />

wegen der erdigen Einspielung. Hohe Halbwertszeit!<br />

Die aktuelle Ausgabe erscheint<br />

in einem ausgewogenen Mastering, bei dem<br />

die Höhen leicht angehoben wurden.<br />

(Mobile Fidelity/Sieveking Sound,<br />

1992, 16/52:36) at<br />

NEAL SCHÖN<br />

SO U<br />

Welch ein Luxus:<br />

Neal Schon (diesmal<br />

mit einem „ö” im<br />

Namen) muss längst<br />

keine Erwartungshaltungen<br />

mehr bedienen.<br />

Ist er solo unterwegs,<br />

macht er meist das, wonach ihm der<br />

Sinn steht. Und auf SO U ist das vom Melodic<br />

Hard Rock über Funk und Blues bis hin<br />

zum Psychedelic Rock und Jazz ein wahrhaft<br />

bunter Stilmix. Es ist schon kurios, einen<br />

radiotauglichen Rocker wie “Serenity”<br />

neben das vertrackten Jazz instrumental<br />

“Exotica” zu stellen. Aber Schon darf das –<br />

weil er es kann. Denn der Journey-Gitarrist<br />

klingt immer perfekt und liefert nur allererste<br />

Güte ab. Eingespielt hat er das Album<br />

mit Marco Mendoza (b, voc – Black Star<br />

Riders) und Journey-Kollege Deen Castronovo<br />

(dr, voc). Beiden gesteht er eine<br />

Nennung auf dem Frontcover zu, was nicht<br />

wundert. Auf SO U wächst das Rhythmusduo<br />

praktisch über sich hinaus.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2014, 9/49:59) jub<br />

THE CHARLIE DANIELS<br />

BAND<br />

OFF THE GRID – DOIN’ IT<br />

DYLAN<br />

Das alte Country-Rockschlachtross Charlie<br />

Daniels hat in den Seventies einige der allerbesten<br />

Alben dieses Genres abgeliefert,<br />

sich dann aber die Sache fast immer zu<br />

leicht gemacht; er driftete ins Langweilige<br />

ab. Nun jedoch hat der immer noch zügig<br />

fiedelnde 76-Jährige mit seiner <strong>to</strong>p eingespielten<br />

Mannschaft eine prächtige Platte<br />

mit Dylan-Songs zustandegebracht, die zu<br />

den besten Dylan-Tributalben überhaupt<br />

zählt. Natürlich ging man bei der Songauswahl<br />

auf Nummer sicher: “Mr. Tambourine<br />

Man”, “The Mighty Quinn”, “I Shall Be Released”,<br />

“Just Like A Woman”, “Tangled Up<br />

In Blue”, “Gotta Serve Somebody” ... und<br />

selbstverständlich gibt es auch keine überambitionierten<br />

Versuche, diese Klassiker<br />

neu und kühn umzudeuten. Daniels’ kerniger<br />

Gesang und die ungekünstelte Spielfreude<br />

aller Beteiligten sind die Trümpfe, die hier<br />

stechen. Sie sorgen für eine feine Platte, die<br />

ganz einfach Spaß macht, ohne dass man viel<br />

nachdenken und analysieren muss.<br />

(Blue Hat Records/Bertus Import, 2014,<br />

10/40:43) hjg<br />

G.O.D.<br />

BACK TO THE 80’S<br />

UNPLUGGED<br />

Garden Of Delight, kurz G.O.D., sind seit<br />

über 15 Jahren eine feste Größe in der<br />

deutschen Celtic-Rockszene. Mit einer<br />

Mischung aus eigenen Titeln und fetzigen<br />

Rockversionen von irischen Traditionals,<br />

Seeräuber-Shantys und Mittelaltertänzen<br />

haben sie bisher ihrer zahlreichen Alben<br />

bestückt. Mit BACK TO THE 80’S UN-<br />

PLUGGED haben sie nun zum ersten Mal<br />

ein reines Cover-Album aufgenommen,<br />

bei dem sie – der Titel sagt es ja schon<br />

– zurück in die 80er reisen. Haben sich<br />

ebenso Blondies “Call Me” wie “Cambodia”<br />

von Kim Wilde vorgenommen, wie<br />

sie “Mad World” von Tears For Fears und<br />

Depeche Modes “Stripped” als keltisch angehauchte<br />

Unplugged-Versionen angerichtet<br />

haben. Für das Salz in der Suppe sorgen<br />

lange nicht mehr gehörte 80er-Perlen<br />

wie “What’s The Colour Of Money” von<br />

Hollywood Beyond, “My Soul Unwraps<br />

Tonight” von Savage Progress oder “In<br />

The Dutch Mountains” der Nits. Cooles<br />

Wiederhören!<br />

(DMG Records/Broken Silence, 2014,<br />

15/60:36) us<br />

PIXIES<br />

INDIE CINDY<br />

Ist ein neues Pixies-<br />

Album im Jahre<br />

2014 noch eine Sensation?<br />

Vor zehn<br />

wäre es wohl so gewesen.<br />

Die zu den<br />

wichtigsten<br />

Alternative-Bands<br />

der End-80er und Früh-90er<br />

zählende Formation darf zur maßgeblichen<br />

Inspirationsquellen für den ach so erfolgreichen<br />

Grunge zählen. Doch als dieser<br />

seinen Höhepunkt hatte, waren die Pixies<br />

schon Geschichte. Zwar ist die Band um<br />

Sänger und Gitarrist Black Francis (aka<br />

Frank Black) seit 2003 wieder on Tour,<br />

ein komplettes Studio-Album, das erste<br />

seit 1991, sprang aber erst jetzt heraus.<br />

Highlights früherer Jahre wie “Where Is<br />

My Mind” oder “Debaser” sind auf INDIE<br />

CINDY nicht zu finden. Dafür kommen<br />

die Songs stilistisch aus einem Guss daher,<br />

mehr Song als Experiment heißt hier<br />

die Devise. An manchen Stellen schlägt gar<br />

Frank Blacks Roots- und Country-Rock’n’-<br />

Roll durch. Während auf den früheren<br />

Alben eine abenteuerliche, innovative Mischung<br />

unterschiedlicher Alternative-Stile<br />

gegeben wurde, präsentieren sich die Pixies<br />

25 Jahre später als reife Indie-Rocker –<br />

keineswegs schlecht, aber neues Publikum<br />

wird die mittlerweile als Trio agierende<br />

Band wohl nicht dazugewinnen.<br />

(Piexiesmusic/Pias, 2014, 12/45:22) an<br />

Rock<br />

NEIL INNES FATSO<br />

FAREWELL POSTERITY TOUR<br />

Neil Innes, da war doch was. Die Setlist dieser<br />

launigen Tour macht klar, was da war:<br />

Aha-Erlebnis 1: “I’m The Urban Spaceman”,<br />

ursprünglich 1968 produziert von<br />

Paul McCartney, sang Innes mit der Bonzo<br />

Dog Do Dah Band. Aha 2: mit “Ouch” persiflierte<br />

er zehn Jahre später “Help!” mit der<br />

Beatles-Parodie The Rutles, zu der auch der<br />

Ex-Beach-Boy und Teilzeit-Rolling-S<strong>to</strong>ne<br />

Ricky Fataar gehörte. Bonzo-Boss Vivian<br />

Stanshall und Rutle Ollie Halsall sind nicht<br />

mehr unter uns, aber die Reanimation der<br />

Siebziger-Jahre-Band Fatso funktioniert<br />

dank Phil-Collins-Vorbild John Halsey und<br />

dem Zugang von Billy Bremner, der das<br />

Rock’n’Roll-Element schon in Dave Edmunds’<br />

Rockpile mitgestaltete. Innes’ irrer<br />

Humor kann schmerzen, wie die Mundharmonika<br />

auf dem Dylan-Singer/Songwriter-<br />

Spott “Protest Song”: „rain on a tin roof<br />

sounds like a drum”, oder hölzern-zotigem<br />

Medieval-Folk “Bold Sir Robin”, bei der<br />

nur englische Sprachroutine für allerlei<br />

Chaos entschädigt. Die Fluchorgie “Charlie<br />

Big Pota<strong>to</strong>es”, Evergreen-Einlagen wie<br />

“I’m Walking”, viele Rutles-Kleinode wie<br />

“Living in Hope (zur Vorsicht mit Lennon/<br />

McCartney-Credit) und Georgie Harrisons<br />

“Beware Of Darkness” bestechen aber neben<br />

den “Spaceman” und “Ouch!”-Hits.<br />

(Angel Air/Fenn, 2014,<br />

12/44:34, 11/49:12) utw<br />

RICK WAKEMAN<br />

OUT THERE<br />

Rick Wakeman, einer<br />

der drei großen<br />

Rockkeyboarder<br />

der 70er Jahre, veröffentlichte<br />

eine<br />

Unmenge von unsäglichen<br />

Scheiben.<br />

Im Jahre 2003 besann er sich dann einmal<br />

wieder seiner großen Zeiten und spielte<br />

dieses Konzept-Prog-Album ein. Für sein<br />

English Rock Ensemble sicherte sich<br />

Wakeman den durch sein Mitwirken bei<br />

Threshold bekannten Sänger Damian Wilson.<br />

Lee Pomeroy (b), Tony Fernandez (dr),<br />

Ant Glynne (g) sowie der English Chamber<br />

Choir vervollständigen das Line-Up. Die<br />

Wakeman-typischen Soundberge aus Kirchenorgel,<br />

Syn<strong>the</strong>sizern und Chorgesang<br />

kratzen ab und an hart an der Kitschgrenze,<br />

die E-Drums nerven heute eher. Flinke Gitarrensoli<br />

bringen willkommene Abwechslung.<br />

Die bis zu 13-minütigen rockig-bombastischen<br />

Songs entführen die geneigten<br />

Fans auf eine Reise durch Raum und Zeit.<br />

(Esoteric/Rough Trade, 2003,<br />

6/50:59) rg<br />

PETER MURPHY<br />

LION<br />

Peter Murphy, Gründer und Frontmann der<br />

unvergessenen Post-Punkgruppe Bauhaus,<br />

ist auch nach 35 Jahren noch ein hungriger<br />

Wolf, der hier eines der besten Alben seiner<br />

Karriere vorlegt. Im Infozettel seiner<br />

Plattenfirma heißt es etwas kryptisch „...<br />

er steht wie zwei Kühltürme in der Landschaft<br />

und wirft dabei einen erhabenen<br />

und einen bösartigen Schatten, wie es auch<br />

seine Musik erneut tut ...”. Gemeint sind<br />

damit basslastige, zum Symphonischen<br />

und Hymnischen tendierende Klänge, die<br />

von leeren, stillen Fabriken angeregt wurden,<br />

gekennzeichnet von brutalen Gitarren<br />

und irrlichternden Syn<strong>the</strong>sizern. Der ganz<br />

spezielle Murphy-Power-Rock klingt 2014<br />

bei Stücken wie “Hang Up”, “Low Tar<br />

Stars” oder “Holy Clown” wie eine Melange<br />

aus alten Bauhaus-Errungenschaften,<br />

Aerosmith-Härte und Giorgio Moroders<br />

Tanzflächentauglichkeit. Es gibt aber auch<br />

die wunderschöne, höchst melancholische<br />

Kraftballade “Loctaine” und den dramatisch<br />

glühenden Titeltrack als Abschluss.<br />

Das Album hält über die volle Distanz eine<br />

gefangennehmende Spannung durch und<br />

beweist, dass kaum ein heutiger Sänger<br />

Schmerz und Freude so anschaulich vermitteln<br />

kann wie Peter Murphy.<br />

(Nettwerk/Soulfood, 2014,<br />

11/56:16) hjg<br />

Seite 44 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

THE COSMIC ARC<br />

FEED YOUR HEAD<br />

Hinter The Cosmic Arc verbirgt sich<br />

der Münchner Musiker Tibor Fredmann,<br />

der als Multi-Instrumentalist<br />

sein komplettes neues Album fast im<br />

Alleingang eingespielt hat, lediglich<br />

unterstützt von Michael Hornstein am<br />

Saxofon sowie der britischen Sängerin<br />

Mia. Stark beeinflusst von Krautrock-<br />

Bands wie Tangerine Dream, Can,<br />

Kraftwerk, Popol Vuh und Amon Düül<br />

hat sich Fredmann mit FEED YOUR<br />

HEAD für ein Song-basierendes, von<br />

Melodien lebendes Album entschieden.<br />

Seine Kompositionen gehorchen<br />

aber noch nicht den typischen Popsong-Regeln<br />

aus Strophen, Bridges<br />

und Refrains. Vom an Roxy <strong>Music</strong>/<br />

Brian Eno erinnernden, Synthie-lastigen<br />

Opener “Feed Your Head” geht<br />

die Reise über den dunkel-psychedelischen<br />

Ambient-Track “When Days<br />

Get Dark” und den scheinbar aus Pink<br />

Floyds Syd-Barrett-Phase stammenden<br />

Siebenminüter “In<strong>to</strong> The Matrix”<br />

bis zum Schlusssong “Transmission<br />

Love”, der mit Sitar, Saxofon, Fuzz-<br />

Gitarre und Gospelchor dann etwas aus<br />

der Reihe tanzt.<br />

(Hypefac<strong>to</strong>ry Records,<br />

2014, 9/53:06) tk<br />

TOTO<br />

35TH ANNIVERSARY TOUR<br />

– LIVE IN POLAND<br />

Veröffentlichten<br />

To<strong>to</strong> zum<br />

25-jährigen<br />

Bandjubiläum<br />

eine Live-CD<br />

aus Amsterdam,<br />

fanden<br />

die amerikanischen i AOR-Giganten<br />

nun in Lodz ein dankbares und prächtig<br />

mitgehendes Publikum, um das<br />

35-Jährige gebührend zu feiern – diesmal<br />

sogar auf zwei Scheiben. Wie<br />

vor zehn Jahren sind die Originalmitglieder<br />

Steve Luka<strong>the</strong>r, David Paich<br />

und Steve Porcaro an Bord, ebenso<br />

Drummer Simon Phillips, der zusammen<br />

mit Studioprofi Nathan East (b)<br />

eine perfekte Rhythmusgruppe bildet.<br />

Sänger Bobby Kimball steht seit 2009<br />

nicht mehr am Mikro, hier hat wieder<br />

einmal Joseph Williams übernommen.<br />

Natürlich liefert die Band wieder alles<br />

von “Hold The Line” über “Africa”<br />

bis “Rosanna”. Somit kommt es zu<br />

vielen Redundanzen zu älteren Livescheiben,<br />

die engagierte und kraftvolle<br />

Spielfreude begeistert jedoch –<br />

To<strong>to</strong> sind live immer eine Bank!<br />

(Eagle/edel, 2014, 12/66:40,<br />

9/59:17) rg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

ABSOLUTELY LIVE IV<br />

Der „Wallbreaker” hat wieder zugeschlagen:<br />

Hochwertige Mikrofone ersetzen<br />

oft Pultmixe, lassen aber (zum<br />

Glück) keine After-Show-Mogeleien<br />

zu. Diesmal regieren geniale Frauen:<br />

Akustisch Slide-verliebt gibt sich Caroline<br />

Aitken mit Rei Sa<strong>to</strong>shi bei “Come<br />

See Me Baby”; die Australierin Minnie<br />

Marks pickt sich durch “Thief In The<br />

Night” und “Little People”. Dazu die<br />

legendäre einstige Atlantis- und Frumpy-Frontfrau<br />

Inga Rumpf. Sie zeigt<br />

mit ihren Friends, dass es bei “Undercover<br />

Agent For The Blues” von Tony<br />

Joe White auch beim 1000. Mal keine<br />

Routine gibt. Womit wir bei den harten<br />

Jungs wären: Mauerstürmer Gallus hat<br />

tatsächlich Whitesnake gewinnen können.<br />

Dass Blondinen-Dandy David Coverdale<br />

nicht dabei ist, geschenkt: M3<br />

Classic Whitesnake präsentieren “Slow<br />

An’ Easy” absolut souverän, eingeleitet<br />

von einem Micky-Moody-Slide-Solo<br />

intensivster Güte. Bob Segers “Turn The<br />

Page” von M & M Unplugged Dreams<br />

sowie der Niederländer Ed Vanderveen,<br />

Weinhold und Rob Tognoni runden eine<br />

überzeugende Rock-Revue ab. Limitiert<br />

auf 500. Erhältlich bei webmaster@<br />

wallbreaker.de<br />

(Wallbreaker Records, 2014,<br />

10/64:49) utw<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

ALL YOU NEED IS ...<br />

BEATLEMANIA<br />

Dass die Außenwirkung<br />

der Beatles bis<br />

in die DDR<br />

reichte,<br />

ist<br />

hinlänglich<br />

bekannt.<br />

Im<br />

Fundus des einzigen i DDR-Unterhaltungsmusiklabels<br />

Amiga sind 30<br />

Cover-Versionen der Fab Four zu finden.<br />

Die vorliegende Kopplung bringt<br />

21 Stücke davon. Der Großteil mit 14<br />

Songs stammt aus den Achtzigern,<br />

jeweils drei sind aus den Sechzigern<br />

bzw. Siebzigern, die jüngste Aufnahme<br />

ist von 1992. Die CD eignet sich<br />

nur schwer zum kompletten Durchhören<br />

und Genießen, eher dient sie<br />

informierenden Zwecken, zu welchen<br />

Stilblüten die Liverpooler die Musikschaffenden<br />

im Osten Deutschlands<br />

trieben. Dabei sind alle, die Rang und<br />

Namen haben, wie die Puhdys, Silly,<br />

Manfred Krug und Pascal von Wroblewsky.<br />

His<strong>to</strong>risch spannend wird es,<br />

wenn die Amigos (nicht zu verwechseln<br />

mit dem heutigen Schlagervolksmusikduo)<br />

und die Schumann-Combo<br />

Beatles-Klassiker mit deutschen Texten<br />

singen. Nicht unerwähnt bleiben<br />

dürfen die Beiträge der Herzbuben,<br />

aus denen 1990 die Prinzen wurden,<br />

und von Deka Dance, mit dem Comedian<br />

Olaf Schubert am Schlagzeug.<br />

(Amiga/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />

21/79:30) che<br />

THE AFGHAN WHIGS<br />

DO THE BEASTS<br />

Die Band aus Ohio gehörte zur zweiten<br />

Garde der im Zuge von Nirvana, Pearl<br />

Jam und Soundgarden populär gewordenen<br />

Grungebewegung. Anfangs war<br />

auch sie beim stilprägenden Sub-Pop-<br />

Label unter Vertrag, die richtig guten<br />

Alben waren jedoch die stärker vom<br />

Soul beeinflussten BLACK LOVE<br />

(1995) und 1965 (1998). Nachdem<br />

2001 die Auflösung bekanntgegeben<br />

Rock<br />

worden war, knüpft die Band um Sänger<br />

Greg Dulli nach über einer Dekade<br />

mehr oder minder Pause mit DO THE<br />

BEASTS da an, wo sie einst aufgehört<br />

hatte. Zwar ist der Opener “Parked<br />

Outside” eine rockige Grungenummer,<br />

die meisten anderen Stücke kommen<br />

hingegen elegisch, zuweilen melancholisch<br />

daher, oder sie ufern in Pathos<br />

aus – wie das durch Streicher gestützte<br />

grandiose “Lost In The Woods” oder<br />

das bombastische “The Lottery”. Als<br />

Fazit bleibt, dass Dulli in den vergangenen<br />

Jahren bei den Projekten Twilight<br />

Singers und Gutter Twins beileibe<br />

keine schlechten Platten abgeliefert<br />

hatte, aber sein wahres Zuhause die Afghan<br />

Whigs sind.<br />

(Sub Pop/Cargo, 2014, 10/40:51) an<br />

CHRIS SPEDDING<br />

BACKWOOD PROGRES-<br />

SION + THE ONLY LICK I<br />

KNOW<br />

Als das legendäre Harvest-Label blden<br />

als Sessiongitarristen vielgefragten<br />

Chris Spedding 1970 unter Vertrag<br />

nahm, hatte der gerade sein Gastspiel<br />

bei Pete Browns Battered Ornaments<br />

beendet. Statt auf eine avantgardistische<br />

Jazz-Bluesmischung setzte<br />

Spedding auf eingängige Songs im<br />

Grenzgebiet zwischen Rock und Pop.<br />

Die fielen ganz nett und angenehm zu<br />

hören aus, aber noch fehlte ihnen der<br />

spezielle Kick, der später seine Hits<br />

wie “Mo<strong>to</strong>rbikin’” auszeichnen sollte.<br />

Gitarristisch war es damals schon<br />

erste Sahne, was er vom akustischen<br />

Strummen bis zum elektrischen Riffing<br />

sowie Melodiefluss zu bieten hatte.<br />

Nett, aber ohne größeren Erinnerungswert.<br />

Ähnliches gilt für das zwei Jahre<br />

später veröffentlichte, selbstironisch<br />

betitelte Album THE ONLY LICK I<br />

KNOW – beide LPs waren im Grunde<br />

Blaupausen dafür, was er ein paar<br />

Jahre später mit Mickie Most als Produzent<br />

liefern würde. Irgendwie fehlten<br />

Spedding, der zu sehr mit angezogener<br />

Handbremse unterwegs war, zu<br />

Beginn seiner Solokarriere der Punch<br />

und die Aggressivität. Die holte er sich<br />

offenbar bei den Sharks, die er noch<br />

1972 mit Andy Fraser (Free) startete.<br />

Bei den Esoteric-Neuausgaben (ohne<br />

Bonus-Tracks) aber in jedem Fall empfehlenswert:<br />

die neuen Liner-Notes!<br />

(Esoteric/Rough Trade, 1970 + 1972,<br />

13/37:03 + 9/33:13) pro<br />

RETO BURRELL<br />

LUCKY CHARM<br />

Re<strong>to</strong> Burrell, Schweizer mit Amerika-Erfahrungen<br />

und Americana-Feeling,<br />

legt bereits sein siebtes Album<br />

vor. Zentrale Triebfeder seiner Songs<br />

ist diesmal das Streben nach Glück,<br />

ein nur allzu menschliches Thema.<br />

Wozu eine sorgfältig erdachte Mixtur<br />

Bisher unveröffentlichtes<br />

Konzert von DIO!<br />

Mit vielen Hits aus der<br />

Rainbow-, Dio- und<br />

Black Sabbath-Ära!<br />

Line-Up:<br />

Ronnie James Dio Gesang<br />

Vinnie Appice Drums · <strong>Jeff</strong> Pilson Bass<br />

Tracy G Gitarre<br />

Ab sofort<br />

auf 2CD, DVD<br />

& Blu-ray!<br />

Jetzt bestellen auf www.emp.de<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 45


CD<br />

REVIEWS<br />

aus Rock, Folk und Country traditionell<br />

gut passt. Das weiß natürlich auch Burrell,<br />

doch da er ehrgeizig ist, hat er – mit<br />

einigem Erfolg – einen Sound kreiert, der<br />

nicht von der Stange kommt. Burrell hat zu<br />

diesem Zwecke die Musik von Vorbildern<br />

wie Bob Dylan, Bruce Springsteen, Tom<br />

Petty und auch den Jayhawks in ihre Einzelteile<br />

zerlegt, analysiert, mit einem eigenen<br />

Anstrich versehen und neu zusammengefügt.<br />

Dass LUCKY CHARM dennoch<br />

kein Top-Album ist, sondern nur ein recht<br />

ordentliches Werk, liegt einfach daran,<br />

dass die stilistische Bandbreite im Detail<br />

zu gering ist; es gibt zu viele musikalisch<br />

ähnliche Songs, die sich im Wesentlichen<br />

nur durch die Texte unterscheiden. In dieser<br />

Hinsicht sollte – und kann – Burrell<br />

bestimmt noch zulegen.<br />

(Blue Rose/Soulfood, 2014, 10/31:49) hjg<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

SON OF KRAUT<br />

„The Next Generation<br />

Of Krautrock”<br />

lautet der Untertitel<br />

des jüngsten<br />

Labelsamplers aus<br />

dem Hause Sireena,<br />

der nahtlos<br />

an LIVE KRAUT und JAZZ KRAUT anschließt<br />

und ob seiner stilistischen Bandbreite<br />

wie Qualität des Angebotenen uneingeschränktes<br />

Lob verdient. Natürlich<br />

ist Labelboss Tom Redecker mit The Perc<br />

Meets The Hidden Gentleman dabei, daneben<br />

aber eben auch die jüngere Generation<br />

von Psychedelic-, Prog- und Krautrockern<br />

wie RPWL, Electric Moon (sphärisch minimalistisch),<br />

Sankt Otten (mit Tangerine-<br />

Dream-Einflüssen), Fantasyy Fac<strong>to</strong>ryy<br />

(floydig-verspielt), Space Debris, Electric<br />

Orange, Tarwater, Le Mur, Level PI (härtere<br />

Gitarrentöne brechen die schwebende sphärische<br />

Atmosphäre clever auf) oder dem<br />

Panzerballett (mit seinem Mix aus Jazz,<br />

Hard Rock und Experimentellem ein passender<br />

Abschluss). Die deutsche (Kraut-)<br />

Rockszene lebt und blüht fernab des Mainstream,<br />

von Sireena bestens dokumentiert.<br />

(Sireena/Broken Silence, 2014,<br />

12/77:46) pro<br />

THE ROARING 420s<br />

WHAT IS PSYCH?<br />

WHAT IS PSYCH? fragen The Roaring<br />

420s auf ihrem Debüt und liefern gleich<br />

mal elf deutlich hörbare Antworten auf<br />

diese Frage. Schon mit dem Opener “Bury<br />

My Burden” legt das Quartett aus Dresden<br />

druckvoll los, mit gehörig Hall auf der<br />

Gitarre und hämmernder Orgel wird dem<br />

60er-Garagen-Rock gehuldigt. Aber auch<br />

das mit Lou-Reed-Stimme gesungene, lakonische<br />

“Hey Hey Rider”, die bittersüße,<br />

Country-infizierte Drogenballade “Pill Hill”,<br />

das fuzzige Orgelmonster “Tourist” oder das<br />

von einer Sitar dominierte “These Woods<br />

Of S<strong>to</strong>ne” zeigen weitere Facetten von psychedelischem<br />

Rock. Es ist selten geworden,<br />

dass eine junge Band heutzutage noch solche<br />

Sounds im Programm hat, doch in diesem<br />

Falle scheint klar zu sein, dass hier die<br />

Leidenschaft für Psychedelia, Garagen-Rock<br />

und Surf an allererster Stelle steht.<br />

(S<strong>to</strong>ned Karma Records/Cargo,<br />

2014, 11/44:46) tk<br />

JOE NOLAN<br />

TORNADO<br />

CanAmericana haben clevere Marketingexperten<br />

oder Medienvertreter, die nach knappen<br />

Schubladenbezeichnungen suchten, ein<br />

keineswegs neues Genre benannt: Damit<br />

werden Roots- oder Americana-Singer/Songwriter<br />

bezeichnet, die aus Kanada stammen.<br />

Einst wären Joni Mitchell oder Neil Young<br />

so eingeordnet worden, heute gehört Joe Nolan<br />

zu den jungen Exponenten. Er stimmt auf<br />

TORNADO leidenschaftliche, aber Pathosfreie<br />

Songs mit Folk- und Bluesspuren an,<br />

die atmosphärisch dicht und oft sehr subtil<br />

gestaltet sind (produziert hat Colin Linden).<br />

Und Nolan kann sowohl melancholisch-verletztlich<br />

als auch energisch, bewältigt vokal<br />

diverse Lagen – und vor allem hat er für sein<br />

erst zweites Album sehr ansprechende Songs<br />

verfasst und mit engagierten Studiokönnern<br />

eingespielt. Das Resultat: kurzweilige Unterhaltung<br />

mit Niveau.<br />

(Blue Rose/Soulfood, 2014, 11/45:56) pro<br />

KEIMZEIT & DAS DEUT-<br />

SCHE FILMORCHESTER<br />

BABELSBERG<br />

ZUSAMMEN<br />

Keimzeit, die brandenburgische<br />

Kultband,<br />

deren Song<br />

“Kling Klang” kürzlich<br />

von Heino auf<br />

seinem Rockalbum<br />

interpretiert wurde,<br />

hb haben sich mit dem Filmorchester aus Babelsberg<br />

zusammengetan. Das Orchester<br />

macht neben dem Einspielen von Soundtracks<br />

oft Ausflüge ins Popgewerbe, es wurde<br />

z.B. von Celine Dion, Rammstein sowie<br />

kürzlich von Hape Kerkeling engagiert.<br />

Doch meist bleiben die Sinfoniker nettes<br />

Beiwerk, I-Tüpfelchen oder Aufplusterer<br />

eines Breitwandsounds. Bei der Kollaboration<br />

mit Keimzeit ist es anders, sie haben<br />

sich zusammen mit der Band deren Songs<br />

vorgenommen (darunter zwei neue) und<br />

überraschende Ansätze gefunden, als hätte<br />

man Rohdiamanten den nötigen Feinschliff<br />

verpasst. Trotz großem Orchester bleibt alles<br />

transparent und filigran, die 15 Stücke<br />

umfassende CD (die es auch auf 180g Doppelvinyl<br />

gibt) ist ein großer Wurf. Zu Band<br />

und Orchester gesellen sich noch illustre<br />

Gäste: Singer/Songwriter Felix Meyer singt<br />

“Singapur”, “Die drei ???”-Stimme Oliver<br />

Rohrbeck liefert einen Sprechbeitrag.<br />

(Comic Helden/edel, 2014, 15/61:46) che<br />

GOTTHARD<br />

BANG!<br />

Das elfte Studiowerk von Gotthard, des<br />

zweiten Schweizer Rock-Aushängeschilds<br />

neben Krokus, ist das zweite mit Steve-<br />

Lee-Nachfolger Nic Maeder am Gesangsmikro.<br />

Es überzeugt musikalisch mehr als<br />

der klischeehafte Titel und das comicartige<br />

Cover. Angesagt ist klassischer Hard<br />

Rock, streckenweise mit hymnischem<br />

Mitsingcharakter, stellenweise angenehm<br />

retromäßig (Led Zeppelin lassen bei “I<br />

Won’t Look Down” grüßen). Mit gehörgängigen<br />

(Gitarren-)Melodien, die auch<br />

mal bluesige Untertöne durchklingen lassen,<br />

Boogie-Anleihen (Titelsong) – und<br />

durchaus mit der einen oder anderen Überraschung,<br />

vor allem bei der wunderschönen,<br />

mit Akkordeon und Frauenstimme<br />

(Melody Tibbits) angereicherten Ballade<br />

“C’est La Vie”! Da nimmt den zu glatt geratenen<br />

Mainstream-Ausreißer “Feel What<br />

I Feel” gerne in Kauf. Weiter so, meine<br />

Herren!<br />

(G-Records/Pias, 2014, 13/62:26) pro<br />

WILKO JOHNSON / ROGER<br />

DALTREY<br />

GOING BACK HOME<br />

Die Idee, ein Album<br />

mit rauem,<br />

britischem<br />

R&B<br />

aufzunehmen,<br />

hatten die Beiden<br />

schon längere<br />

Zeit, doch<br />

ltt letztendlich war der Auslöser hierzu eine<br />

überaus traurige Nachricht: In Januar<br />

2013 wurde bei Wilko Johnson Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />

diagnostiziert, Lebenserwartung<br />

nur noch wenige Monate.<br />

Zusammen mit Roger Daltrey (sowie<br />

Johnsons formidabler Tourband) ging es<br />

im November 2013 für eine Woche in ein<br />

britisches Studio. Um neue Songs zu erarbeiten,<br />

blieb da natürlich nicht genügend<br />

Zeit, doch konnten sie sich für GOING<br />

BACK HOME aus genügend Glanzstücken<br />

aus Wilkos Dr.-Feelgood-Zeit bedienen.<br />

Und mit welch bewundernswerter<br />

Kraft der legendäre Gitarrist der Pub-<br />

Rockpioniere seiner Krankheit ins Angesicht<br />

schaut, mit welcher Courage er sich<br />

diesem Schicksal stellt, zeigen klasse Versionen<br />

von Songs wie “All Through The<br />

City”, “Keep It Out Of Sight” oder der<br />

programmatische Titeltrack des Albums<br />

“Going Back Home”. Dass Roger Daltrey<br />

für diese Tracks der ideale Shouter ist,<br />

versteht sich von selbst ...<br />

(Chess/Universal, 2014, 11/34:41) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

THE REBEL KIND – GIRLS WITH<br />

GUITARS 3<br />

Folge drei der liebevoll gestalteten Reihe<br />

mit Aufnahmen selbstbewusst rockender<br />

Frauen aus den USA, dem UK, Italien,<br />

Neuseeland und Japan. Das Hauptaugenmerk<br />

liegt auf den Jahren 1959 bis 1968,<br />

aber mit The Delmonas von 1984 ist auch<br />

ein Trio dabei, das „Peter Gunn Locomotion”<br />

im Frischegriff hat. Das Programm<br />

ist natürlich bunt gemixt und wartet mit<br />

etlichen Höhepunkten auf: Gleich der<br />

Starter “A Ladies Man” von Colette &<br />

The Bandits stimmt prächtig ein. Jean &<br />

The Statesides bleiben bei “Putty In Your<br />

Hands” nur knapp hinter den Yardbirds<br />

zurück. The Debutantes drücken “Love<br />

Is Strange” den eigenen Stempel auf. Der<br />

berühmten Brenda Lee gelingt das Gleiche<br />

bei Ray Charles’ “What’d I Say”. Ein<br />

Gitarrensound sehr hoher Qualität prägt<br />

“S<strong>to</strong>nes” von The Ace Of Cups, und The<br />

Honeybeats bringen mit “Fa Cone Vuoi”<br />

eine muntere japanische Fassung von<br />

Dylans “If You Gotta Go, Go Now”. Schöne<br />

Leistungen kommen auch von Jackie<br />

DeShannon, Dana Gillespie und Genya<br />

Ravans früher Gruppe Goldie & The Gingerbreads.<br />

Murksmacherinnen sind überhaupt<br />

nicht dabei. Diese CD-Reihe sollte<br />

unbedingt fortgesetzt werden!<br />

(Ace/Soulfood, 2014, 24/60:49) hjg<br />

Rock<br />

IAN ANDERSON<br />

HOMO ERRATICUS<br />

Mit HOMO ERRATICUS liefert Ian Anderson<br />

nach THICK AS A BRICK I & II<br />

eine weitere Fortsetzung seiner Geschichten<br />

über sein musikalisches Alter Ego<br />

Gerald Bos<strong>to</strong>ck. Erneut ein ambitioniertes,<br />

spiel- wie experimentierfreudiges und narratives<br />

Konzeptalbum, das musikalisch<br />

natürlich wie Jethro Tull klingt, auch wenn<br />

Anderson längst mit neuen Musikern solo<br />

unterwegs ist. Mit denen vermengt er in gewohnter<br />

Klasse Elemente aus (Prog-)Rock,<br />

Folk, (orchestralem) Pop, Klassik und Jazz,<br />

wobei er Ideen in den einzelnen Stücken<br />

immer wieder (in Sachen Dynamik) variiert,<br />

neu aufgreift und umgewandelt umsetzt<br />

– er greift des Öfteren zur Flöte und<br />

macht zudem hörbar, wie wichtig ihm eingängige<br />

Melodien und Songatmosphären<br />

sind. Ein absolut ausgereiftes Alterswerk,<br />

bei dem vieles vertraut und zugleich doch<br />

neu klingt.<br />

(K-Scope/edel, 2014, 15/51:55) pro<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

LOOKING INTO YOU: JACKSON<br />

BROWNE TRIBUTE<br />

Ben Harper, Don<br />

Henley, Lyle Lovett,<br />

Keb’ Mo’, Bonnie<br />

Raitt, Bruce Springsteen<br />

& Patti Scialfa,<br />

die Indigo Girls und<br />

Lucinda<br />

Williams<br />

sind nur einige i der großen Namen, die hier<br />

ihrem ebenso großen Kollegen Jackson<br />

Browne Tribut zollen. Sie alle teilen David<br />

Crosbys Meinung, der ihn in den Eighties<br />

einmal als den „verdammt besten Songwriter<br />

im heutigen Amerika, bei dessen Songs<br />

man eine Gänsehaut bekommt”, lobte. Was<br />

Millionen Fans in aller Welt genauso sehen,<br />

weil bekannte Songs wie “Jamaica Say You<br />

Will”, “Before The Deluge”, “The Pretender”,<br />

“Late For The Sky”, “These Days”<br />

oder “Running On Empty” ein anderes Urteil<br />

kaum zulassen. Und auch weniger geläufige<br />

Lieder wie “Barricades Of Heaven”,<br />

“Something Fine” oder “Call It A Loan” liegen<br />

ganz deutlich über dem Durchschnitt.<br />

Sie alle sind hier in ebenso respektvollen<br />

wie respektablen Versionen zu hören, wobei<br />

sich viele Acts viel Zeit nehmen – sechs Tribute<br />

dauern sechs bis knapp acht Minuten,<br />

fünf weitere um die fünf Minuten. Dass dies<br />

den Interpreten relativ leicht fiel, ist unmittelbare<br />

Folge der Klasse der Vorlagen.<br />

(<strong>Music</strong> Road Records/Rough Trade,<br />

2014, 12/61:32 + 11/53:20) hjg<br />

LINDA RONSTADT<br />

DUETS<br />

Das frischgebackene Rock’n’Roll-Hall-Of-<br />

Fame-Mitglied Linda Ronstadt startete bei<br />

The S<strong>to</strong>ne Poneys, sang im Trio mit Dolly<br />

Par<strong>to</strong>n und Emmylou Harris. Und die inzwischen<br />

an Parkinson Erkrankte veredelte<br />

als Chorsängerin die Scheiben vieler Kollegen.<br />

Klar, dass sie die perfekte Duettpartnerin<br />

ist – und für solche Unternehmungen<br />

suchte sie Songs wie auch Mitsänger<br />

höchstpersönlich mit viel Geschmack aus.<br />

14 bereits erhältliche Kollaborationen, die<br />

zwischen 1974 und 2006 entstanden, hat<br />

sie für DUETS zusammengestellt. Plus das<br />

bislang unveröffentlichte, mit LaurieLewis<br />

Seite 46 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


16 von pro noch offen<br />

us 2?<br />

CD<br />

REVIEWS<br />

gesungene “Pretty Bird”. Balladen dominieren,<br />

es gibt den für sie typischen Mix<br />

aus Folk, Country und Pop. Man täte allen<br />

anderen Songs Unrecht, würde man einzelne<br />

hervorheben. Deshalb hier nur die zwölf<br />

Gesangspartner, die alle des Lau schens<br />

wert sind: Par<strong>to</strong>n, Harris, Lewis, Bette<br />

Middler, Ann Savoy, Don Henley, James<br />

Taylor, Aaron Neville, J.D. Sou<strong>the</strong>r, James<br />

Ingram, Frank Sinatra, Carl Jackson.<br />

(Rhino/Warner, 2014, 15/50:09) pro<br />

RICK SPRINGFIELD +<br />

CHEAP TRICK + BILLY<br />

JOEL + STRAY CATS<br />

ORIGINAL ALBUM CLASSICS<br />

Um Sammlungslücken lü zu schließen, ist die<br />

Original-Album-Classics-Reihe von Sony<br />

<strong>Music</strong> bestens geeignet. Vor allem, wenn<br />

sie sich Künstlern wie dem Australier Rick<br />

Springfield oder der US-Band Cheap Trick<br />

widmet, von denen die meisten Rockfans sicher<br />

einzelne Tracks wie “Celebrate Youth”,<br />

“Jessie’s Girl” oder “I Want You To Want<br />

Me” auf irgendeinem Sampler haben, der<br />

Plattenschrank aber mit kompletten Alben<br />

eher dünn bestückt ist. Noch dazu sind viele<br />

der ursprünglich nur als LP erschienenen<br />

Werke schon länger nicht mehr (oder nur<br />

als Import) erhältlich, so wie Rick Springfields<br />

COMIC BOOK HEROES aus dem<br />

Jahr 1973. Über WORKING CLASS DOG<br />

(1981), SUCCESS HASN’T SPOILED ME<br />

YET (1982) und LIVING IN OZ (1983) geht<br />

es bis zu TAO (1985), dem Album, mit dem<br />

er in unseren Breiten seine höchsten Plätze<br />

in den Charts erreichte. Ähnliches gilt auch<br />

für die fünf Alben von Cheap Trick. Auch<br />

hier beginnt die Auswahl mit IN COLOR<br />

Mitte der 70er Jahre und geht über HEAVEN<br />

TONIGHT (1978), ALL SHOOK UP (1980)<br />

und NEXT POSITION PLEASE (1983) bis<br />

zu LAP OF LUXURY aus dem Jahr 1988.<br />

Im Falle von Billy Joel liefert der Fünferpack<br />

mit den Vinyl-Replica-CDs die drei 70er-<br />

Alben STREETLIFE SERENADE (1974),<br />

TURNSTILES (1976) und 52ND STREET<br />

(1978), bevor dann mit STORMFRONT<br />

(1989) sowie dem aus klassischen Klavierkompositionen<br />

bestehenden FANTASIES &<br />

DELUSIONS (2001) ein Zeitsprung erfolgt.<br />

Mit drei LPs aus den frühen 80ern, also der<br />

Frühzeit ihrer Karriere, kommt der Pappschuber<br />

der Stray Cats daher, in dem Brian<br />

Setzer (voc, g), Lee Rocker (b) und Slim Jim<br />

Phan<strong>to</strong>m (dr) mit STRAY CATS, GONNA<br />

BALL und RANT N’ RAVE WITH THE<br />

STRAY CATS 50er-Jahre-Rockabilly mit<br />

einer Prise Punk und New Wave neu anrichteten<br />

und so dieser Musik zu einem bis heute<br />

andauernden Revival verhalfen.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2014, 3 x 5 CDs,<br />

1 x 3 CDs) tk<br />

SWEET<br />

SWEETLIFE<br />

Bei den Aufnahmen für SWEETLIFE bestanden<br />

Sweet 2002 neben dem letzten<br />

verbliebenen Originalmitglied Andy Scott<br />

(g) aus <strong>Jeff</strong> Brown (voc, b), Steve Grant<br />

(keys, Co-Produzent) und Bruce Bisland<br />

(dr). Die Band hatte damals den Glam-<br />

Rock weitgehend ad acta gelegt, konzentrierte<br />

sich stattdessen durchaus auf Radio-<br />

Airplay schielend sehr viel intensiver auf<br />

melodischen Rock, der als AOR im besten<br />

Sinne durchgeht. Die Songs überzeugten<br />

mit anständigen Chorgesängen, ansprechenden<br />

Gitarrensolos des Chefs sowie<br />

auch reichlich Synthie- und Streichereinsatz.<br />

SWEETLIFE dürfte heute noch über<br />

die eigenen Fans hinaus auch solche von<br />

Foreigner, ELO oder Asia erfreuen. “Do<br />

It All Over Again” geht wie einst ins<br />

Ohr, während bei “Everybody Wants To<br />

Be Some one” die Metalriffs aufhorchen<br />

lassen und “Leap Of Faith” zum Dahinschmelzen<br />

verführt.<br />

(Angel Air/Fenn, 2002, 11/51:55) pro<br />

RAY WILSON<br />

GENESIS VS STILTSKIN –<br />

20 YEARS AND MORE<br />

Schon<br />

interessant,<br />

was Ray Wilson aus<br />

seiner gerade mal 24<br />

Monate andauernden<br />

Mitgliedschaft<br />

bei<br />

Genesis macht, mit<br />

welcher Chuzpe er<br />

sich ihin seinem Liveprogramm Songs wie<br />

“Carpet Crawlers” aneignet, zumindest für<br />

den harten Kern der Genesis-Fans eigentlich<br />

ein absolutes No Go. Wie gut dies aber<br />

klappt, von anderen Genesis-Stücken wie<br />

“That’s All”, “Mama” oder “No Son Of<br />

Mine” mal ganz abgesehen, spricht ohne<br />

Zweifel für Wilsons Klasse als Sänger.<br />

Und wer spätestens jetzt die Nase rümpft,<br />

ist freundlichst dazu aufgefordert, sich mit<br />

dem Doppel-CD/DVD-Pack GENESIS VS<br />

STILTSKIN – 20 YEARS AND MORE<br />

selbst einen Eindruck von Ray Wilsons Fähigkeiten<br />

zu verschaffen, denn sowohl bei<br />

den Songs, die er mit seiner Band Stiltskin<br />

veröffentlichte, als auch bei den Liedern vom<br />

Genesis-Album CALLING ALL STATIONS<br />

(bei denen er 1997 den Job am Mikrofon von<br />

Phil Collins übernommen hatte) zeigen vor<br />

allem eines: Ray Wilson und seine Band liefern<br />

hier einen richtig guten Job ab!<br />

(Jaggy D/Soulfood, 2014, 11/58:43,<br />

10/61:06) us<br />

Rock<br />

DORO<br />

RAISE YOUR FIST – 30TH<br />

ANNIVERSARY EDITION<br />

Warum gerade das 2012er Album RAISE<br />

YOUR FIST (<strong>GoodTimes</strong> 6/2012) zum<br />

30-jährigen Bühnenjubiläum der Düsseldorfer<br />

Metal-Queen Doro (Pesch) neu<br />

aufgelegt wurde? Ist egal, interessanter ist<br />

ohnehin die Bonus-CD mit dem Untertitel<br />

„Powerful Passionate Favorites”. Die enthält<br />

Doros durchweg gelungene Interpretationen<br />

von “Nutbush City Limits” (Ike<br />

& Tina Turner, bislang unveröffentlicht),<br />

“Only You” (Kiss), Metallicas “Nothing<br />

Else Matters”, Dios “Egypt”. Dazu gibt es<br />

das intime Demo ihres “NYC Blues”, der<br />

sie in ihrem Apartment gepackt hatte (unveröffentlicht);<br />

eine Mixvariation ihres bekannten<br />

Duetts “It Still Hurts” mit Lemmy<br />

sowie “Raise your Fist” auf Französisch<br />

und die neue Nummer “Warfare”. Fehlt eigentlich<br />

nur etwas aus den Anfangszeiten<br />

mit Warlock – ansonsten nicht nur Doro-<br />

Fans zu empfehlen.<br />

(Nuclear Blast/Warner, 2014,<br />

13/54:08, 9/43:39) pro<br />

ALLAN CLARKE<br />

SIDESHOW: SOLO<br />

RECORDINGS 1973–1976<br />

Natürlich wird der<br />

Name Allan Clarke<br />

immer mit den Hollies<br />

verbunden bleiben,<br />

war doch dessen<br />

Leadstimme prägend<br />

für den Sound der<br />

Band aus Manchester. 1971 verließ er die<br />

Hollies, ein Jahr später legte er mit MY<br />

REAL NAME IS ‘AROLD sein Solodebüt<br />

(auf Epic) vor. Mit HEADROOM wechselte<br />

er 1973 zu EMI, wo er ein Jahr später AL-<br />

LAN CLARKE und 1976 I’VE GOT TIME<br />

veröffentlichte. Diesen drei EMI-Alben gibt<br />

es jetzt zusammen auf SIDESHOW: SOLO<br />

RECORDINGS 1973–1976, ergänzt um<br />

zwei 1975er Non-Album-Singles, das von<br />

Clarke geschriebene “Why Don’t You Call”<br />

und “Born To Run” von Bruce Springsteen.<br />

Nicht die einzige Vorlage, mit der er sich<br />

beim „Boss” bediente, sein komplett aus<br />

Cover-Versionen bestehendes I’VE GOT<br />

TIME eröffnet mit “Blinded By The Light”,<br />

führt über Dan Fogelbergs “The Long Way”<br />

und Chinn/Chapmans “If You Think You<br />

Know How To Love Me” bis zu “Living In<br />

Love” der Su<strong>the</strong>rland Bro<strong>the</strong>rs.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2014,<br />

18/80:00, 13/53:16) us<br />

PUHDYS<br />

DIE GRÖSSTEN HITS<br />

Die Macher des ehemaligen DDR-Labels<br />

Amiga, mittlerweile ein kleines Team im<br />

Hause Sony <strong>Music</strong>, bringen gemeinsam<br />

mit einer großen Boulevardzeitschrift innerhalb<br />

des Jahres zwölf Best-Of-CDs erfolgreicher<br />

Bands und Interpreten aus dem<br />

Osten heraus. Lässt man sich nicht vom Sticker<br />

„Die Musik unserer Generation” sowie<br />

vom großen „25 Jahre Mauerfall”-Logo<br />

auf der Rückseite beeindrucken und akzeptiert<br />

außerdem, dass von acht Bookletseiten<br />

beinahe die Hälfte ein Abo-Coupon<br />

ist, entdeckt man mitunter viele Hits und<br />

einige Raritäten. Natürlich können in so<br />

einer Serie auch die Puhdys nicht fehlen,<br />

wenngleich es schon unzählige Hitkopplungen<br />

der Ost-Berliner Kultband gibt. Der<br />

neue Sampler hat trotzdem seinen Reiz.<br />

Die Songs wurden mit Bedacht ausgewählt,<br />

von frühen Hits wie “Türen öffnen sich zur<br />

Stadt” bis hin zu “Wut will nicht sterben”.<br />

Die ursprüngliche Version des letztgenannten<br />

Titels ist aber auch hier nicht zu finden.<br />

Zunächst war die erste Single-Auskopplung<br />

aus dem 1999er Album WILDER FRIE-<br />

DEN ein Duett mit Rammstein-Frontmann<br />

Till Lindemann. Kurz nach Auslieferung in<br />

den Handel fand man das bei der Plattenfirma<br />

Universal (bei denen Rammstein unter<br />

Vertrag sind) überhaupt nicht lustig, die<br />

Single ist heute eine teure Rarität.<br />

(Amiga/Sony <strong>Music</strong>, 2014, 20/79:51) che<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 47


CD<br />

REVIEWS<br />

TWISTED SISTER<br />

YOU CAN’T STOP<br />

ROCK’N’ROLL / COME OUT<br />

AND PLAY / LOVE IS FOR<br />

SUCKERS<br />

Unter dem Namen „Armoury Classics” hat<br />

Atlantic drei Twisted-Sister-Alben vereint,<br />

die das Schaffen der US-amerikanischen<br />

Band in den 80ern zwar gut umreißen, allerdings<br />

unglücklich zusammengestellt wurden.<br />

YOU CAN’T STOP ROCK’N’ROLL<br />

von 1983 gehört zum Klassiker-Trio mit<br />

dem Debüt UNDER THE BLADE (1982)<br />

und STAY HUNGRY (1984) und ist ein<br />

rifflastiges Werk mit enormem Wiederkennungswert,<br />

starken Songs zwischen Partyhymne<br />

und Heavy-Metal-Großtat. CD zwei<br />

beinhaltet die umstrittene Veröffentlichung<br />

COME OUT AND PLAY, die seinerzeit<br />

mit grandiosem Gimmick-Cover aufwartete<br />

(Sänger Dee Snider sprang beim Öffnen<br />

eines Gullideckels aus dem Frontcover), hatte<br />

mit Synthies und Saxofon die natürlichen<br />

Feinde des Heavy-Metal-Fans im Sound. Im<br />

Bemühen um kommerzielle Halbwertzeit<br />

fielen einige Songs merklich ab. Dafür ist<br />

mit “The Fire Still Burns” eine der besten<br />

Sisters-Kompositionen enthalten. Abgesang<br />

LOVE IS FOR SUCKERS (1987) war<br />

ebenfalls radiotauglich gedrosselt, hatte aber<br />

einen größeren Anteil guter Nummern. Alle<br />

drei CDs kommen mit Bonus-Tracks, die interessant,<br />

aber verzichtbar sind.<br />

(Atlantic/Warner, 1983, 1985, 1987,<br />

3 CDs) jub<br />

LOU REED<br />

WINTER AT THE ROXY –<br />

THE L.A. BROADCAST<br />

Es gibt wohl einige<br />

besser klingende<br />

Bootlegs von Lou<br />

Reeds Gastspiel im<br />

Roxy in Los Angeles.<br />

Dort gastierte der<br />

New Yorker, als er<br />

1976 sein damaliges Album ROCK AND<br />

ROLL HEART <strong>to</strong>urend promotete. Der<br />

seinerzeit angefertigte Radiomitschnitt ist<br />

heute noch von Interesse, auch weil Reed<br />

damals den Saxofonisten Marty Fogel dabei<br />

hatte, dazu mit Michael Fonfara (später<br />

Foreigner) einen Keyboarder – und der legendäre<br />

Jazzer Don Cherry zwischendurch<br />

dazustieß. Natürlich fehlte “Walk On The<br />

Wild Side” (zehn Minuten lang!) nicht,<br />

dazu gibt’s “Sweet Jane” und “I’m Waiting<br />

For The Man” und “Lisa Says” aus Velvet-<br />

Underground-Zeiten”. Die Stimmung auf<br />

und vor der Bühne war bestens, es wurde<br />

reichlich improvisiert – die späte offizielle<br />

Veröffentlichung ist keineswegs Archivfledderei,<br />

sondern erfreut auch Nicht-Hardcore-Fans.<br />

(Gold Fish/inakustik, 2014, 8/58:06) pro<br />

THE JEFFREY LEE PIERCE<br />

SESSIONS PROJECT<br />

AXELS & SOCKETS<br />

Die etwas andere Art Würdigung des 1996<br />

vers<strong>to</strong>rbenen <strong>Jeff</strong>rey Lee Pierce nahm 2008<br />

ihren Anfang, als Cypress Grove, ein ehemaliger<br />

Mitbewohner des Gun-Club-Frontmanns,<br />

auf alte, gemeinsam eingespielte<br />

Cassettenaufnahmen stieß und Freunde,<br />

Weggefährten und Bewunderer von Pierce<br />

bat, die unfertigen Songskizzen, Demo-Auf-<br />

nahmen und Riffs zu finalisieren. Das Ergebnis<br />

WE ARE ONLY RIDERS war begeisternd,<br />

umso schöner, dass es 2012 mit THE<br />

JOURNEY IS LONG eine fast noch bessere<br />

Fortsetzung gab. Dass es sich tatsächlich um<br />

eine lange Reise handelt, verdeutlicht nun<br />

die dritte Compilation. Auf ihr wirken – wie<br />

schon vorher – unter anderem Nick Cave,<br />

Debbie Harry, Mark Lanegan, Kid Congo<br />

Powers und Hugo Race mit. Hinzukommen<br />

einige andere mehr, etwa Iggy Pop, Primal<br />

Scream, Thurs<strong>to</strong>n Moore und Lydia Lunch –<br />

quasi ein Who’s who bekannter Alternative-<br />

Musiker. Wurden bei den ersten beiden CDs<br />

Pierce’ ruhige Momente gewürdigt, wird es<br />

auf AXELS & SOCKETS etwas ruppiger. Es<br />

werden sich also dieses Mal die Fans der frühen<br />

punkigen Gun-Club-Alben freuen. Und<br />

die Reise geht wohl weiter, eine vierte Compilation<br />

soll das große Finale des <strong>Jeff</strong>rey Lee<br />

Pierce Sessions Project werden.<br />

(Glitterhouse/Indigo, 2014,<br />

18/75:59) an<br />

RUFF AS STONE<br />

RUFF AS STONE<br />

Entstanden<br />

aus<br />

einer nachmittäglichen<br />

Jamsession,<br />

hört man dieser<br />

Band aus London<br />

ihre pure Lust an<br />

Musik zu jeder Sekunde<br />

an. Bekanntestes t Mitglied von Ruff<br />

As S<strong>to</strong>ne dürfte Schlagzeuger Tobias Künzel<br />

sein, der Prinzen-Sänger hat seit einigen<br />

Jahren seinen Zweitwohnsitz in der<br />

Hauptstadt Englands. Dazu gesellen sich<br />

mit Austin Howard (voc), Rob Tree (b) und<br />

Tom E Morrison (g) drei Rock’n’Roll-erprobte<br />

Recken. Vor allem Sänger Howard,<br />

einigen vielleicht noch von der 80er-Jahre-Band<br />

Ellis Beggs & Howard bekannt,<br />

prägt den Powersound dieses Quartetts.<br />

Das Fundament für seine vokalen Höhenflüge<br />

liefert eine äußerst druckvolle Bass/<br />

Schlagzeug-Kombination, und wenn Howard<br />

mal kurz Atem holt, springt Gitarrist<br />

Morrison mit einem wilden Solo in die<br />

Bresche. Starker britisch geprägter Rock<br />

zwischen Blues und Glam!<br />

(shop@brotmannund<strong>to</strong>echter.de,<br />

2014, 5/17:57) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

BOB DYLAN IN THE <strong>80s</strong><br />

VOLUME 1 – A TRIBUTE TO<br />

BOB DYLAN<br />

Die Eighties sind nach allgemeiner Einschätzung<br />

nicht gerade das Jahrzehnt, in<br />

welchem Dylan seine allerbesten Werke<br />

verfasste. Alben wie SAVED, SHOT OF<br />

LOVE, EMPIRE BURLESQUE, DOWN<br />

IN THE GROOVE oder KNOCKED OUT<br />

LOADED rangieren weiter hinten. Folglich<br />

dienen die Songs auch nur recht selten<br />

als Vorlage für Cover-Versionen. Dass die<br />

besten Lieder aber durchaus ihre Qualitäten<br />

haben, zeigt hier eine bunte Truppe<br />

von Interpreten mit Bonnie „Prince” Billy,<br />

Elvis Perkins, Slash und Built To Spill an<br />

der Bekann<strong>the</strong>itsspitze, die alle noch populärer<br />

werden möchten. Das Spektrum des<br />

Gebotenen reicht vom rockig- druckvollen<br />

“Got My Mind Made Up” (Langhorne Slim<br />

& The Law) über recht bizarr arrangierte<br />

Tracks (“Waiting To Get Beat” von Tea<br />

Leave Green; “Wiggle Wiggle” von Aaron<br />

Freeman & Slash) bis zur etwas schüchtern<br />

vorgetragenen Ballade “Death Is Not The<br />

End”, die Carl Broemel singt, als glaube<br />

er an den Wahrheitsgehalt des Songtitels<br />

selbst nicht so ganz. Auch die meisten anderen<br />

Titel, wie zum Beispiel “Covenant Woman”<br />

(Hannah Cohen), “Swee<strong>the</strong>art Like<br />

You” (Craig Finn) oder “Night After Night”<br />

(Deer Trick) gehen in Ordnung, und mit<br />

“Congratulations” von Elvis Perkins gibt es<br />

sogar eine Leis tung auf Weltklasseniveau!<br />

(A<strong>to</strong> Records/Import, 2014, 17/72:06) hjg<br />

RONNIE LANE<br />

OOH LA LA: AN ISLAND<br />

HARVEST<br />

Eines vorweg: Der<br />

Rezensent ist unheilbarer<br />

Ronnie-Lane-<br />

Fan und hält ihn<br />

für den am meisten<br />

unterschätzten<br />

Musiker<br />

des UK seit 50<br />

Jh Jahren. Udd Und das bezieht ih sich nicht nur auf<br />

seine gloriosen Tage mit den Small Faces<br />

und Faces, sondern primär auf sein Soloschaffen<br />

mit und ohne die prachtvolle,<br />

spannend und zugleich entspannt spielende<br />

Slim Chance Band. Der Grund ist leicht<br />

zusammengefasst: Lane verstand es megameisterhaft,<br />

aus formal simpel wirkenden<br />

Songs aus den Bereichen „Normal-Rock”,<br />

runderneuertem Rock’n’Roll, Brit-Folk,<br />

Vaudeville, Pub-Rock und mutiertem Blues<br />

mittels traumhafter Mischverhältnisse und<br />

be<strong>to</strong>nt lässigem – aber nie nachlässigem –<br />

Gestaltungswillen Lieder für die Ewigkeit<br />

zu machen. Den Vorwurf der vermeintlichen<br />

Unvollkommenheit nahm er in Kauf<br />

in der Gewissheit, zutiefst menschliche Musik<br />

zu machen. Der vorliegende Doppeldecker<br />

bietet haufenweise Beweise für Lanes<br />

Sonderklasse: “Ooh La La”, “One For The<br />

Road”, “Give Me A Penny”, “You Never<br />

Can Tell”, “Country Boy”, “S<strong>to</strong>ne”, “Bottle<br />

Of Brandy”, “Blue Monday” ... alles hier<br />

zu hören. Altbekannte Klassiker, irre gute<br />

Cover-Versionen, einiges auch in unveröffentlichten<br />

Alternativversionen; hinzukommen<br />

acht Tracks eines BBC-Konzertes<br />

vom 23.4.1974. Diese unzerstörbare Musik<br />

sollte man jeden Tag hören!<br />

(Island/Universal 2014, 18/74:50 +<br />

19/75:40) hjg<br />

IQ<br />

THE ROAD OF BONES<br />

Alle fünf Jahre melden sich die Neo-Prog-<br />

Veteranen mit einem neuen Studio-Album<br />

zurück. Dabei erfinden sie sich nicht neu,<br />

sondern pflegen ihren Sound aus melodiösatmosphärischem<br />

Neo-Prog, mal düsterverhangen,<br />

dann mit rockigen und krummtaktigen<br />

Breaks aufrüttelnd. Die Solobeiträge<br />

von Gitarrist und Bandzentrum Mike Holmes<br />

sowie Neu-Keyboarder Neil Durant sind<br />

nicht virtuos-frickelnd, sondern songdienlich,<br />

melodiös integriert. Der Gesang von Peter Nicholls<br />

fügt die charakteristische Note hinzu.<br />

Somit schließt das reife Album nahtlos an den<br />

Vorgänger FREQUENCY an, erreicht aber<br />

nicht ganz die Klasse von DARK MATTER.<br />

Hoffentlich muss man nicht weitere fünf Jahre<br />

auf das nächste Album warten!<br />

(Rsk Entertainment/Soulfood, 2014,<br />

5/53:21) rg<br />

Rock<br />

JEFF BUCKLEY<br />

DREAMS OF THE WAY WE<br />

WERE<br />

1997 schon ist der Singer/Songwriter<br />

<strong>Jeff</strong> Buckley (*1966) vers<strong>to</strong>rben, doch<br />

von kaum einem Künstler gibt es so viele<br />

posthume Veröffentlichungen. Jetzt also<br />

DREAMS OF THE WAY WE WERE. Dabei<br />

handelt es sich um den bislang offiziell<br />

nie veröffentlichten Mitschnitt einer solo<br />

akustisch gespiel ten Show des Radiosenders<br />

WFMU in New Jersey. Cover-Versionen<br />

dominieren, darunter die grandiose<br />

“Hallelujah”-Übernahme von Leonard Cohen<br />

sowie Songs von El<strong>to</strong>n John, Bob Dylan,<br />

Leiber/S<strong>to</strong>ller, Van Morrison oder Curtis<br />

Mayfield. Dazu mit “Unforgiven” und<br />

“Eternal Life” zwei starke Eigenbauten.<br />

Alles klingt eindringlich, intensiv wie intim<br />

und emotional (das Tradional “Corpus<br />

Christi Carol” a-cappella!) mit ordentlichem<br />

Sound. Dazu ist ein informatives Interview<br />

mit Buckley zu hören. Gelungener<br />

Versuch, an einen Großen zu erinnern.<br />

(Iconography/inakustik, 2014,<br />

14/70:30) pro<br />

THE BYRDS<br />

STRAIGHT FOR THE SUN<br />

Natürlich<br />

kann<br />

man über die<br />

Soundqualität<br />

streiten. Aber dank<br />

einer Radio-Aufzeichnung<br />

klingt<br />

es okay, was die<br />

Byrds am 12. September 1971 in Washing<strong>to</strong>n<br />

ablieferten – also die Besetzung mit<br />

Roger McGuinn, Gene Parsons, Skip<br />

Battin und Clarence White. Das Quartett<br />

servierte einen eklektischen Querschnitt<br />

der bis dahin veröffentlichten Alben mit<br />

einer dynamischen Version von “Lover Of<br />

The Bayou”, aber natürlich auch ihren unverkennbaren,<br />

von Dylan übernommenen<br />

“Mr. Tambourine Man”, “So You Want To<br />

Be A Rock’n’Roll Star” und “Eight Miles<br />

High”. Neben dem allseits geschätzten Mix<br />

aus Country-Folk-Rock gab’s auch Andeutungen<br />

von Bluegrass (mit McGuinn am<br />

Banjo) – und am Ende noch Chuck Berrys<br />

“Roll Over Beethoven”. Nicht nur unter<br />

his<strong>to</strong>rischen Gesichtspunkten relevant und<br />

für Byrds-Liebhaber geradezu ein Muss.<br />

(All Access/inakustik, 2014, 14/51:29) pro<br />

PAUL STAUNTON &<br />

THE CHARMERS<br />

PAUL STAUNTON AND THE<br />

CHARMERS<br />

Nach seinem Umzug von Dublin nach<br />

New York musste der irische Songwriter,<br />

Gitarrist und Sänger Paul Staun<strong>to</strong>n in der<br />

neuen Heimat erst einmal neue Mitmusiker<br />

finden. Mit dem Sänger und Bassisten<br />

Shane Visbal (Mercury Pills) und<br />

dem Schlagzeuger Michael Galante (Felony<br />

Bebop Club), beide aus New York,<br />

stimmte die Chemie auf Anhieb so gut,<br />

dass sie gemeinsam die Band Paul Staun<strong>to</strong>n<br />

And The Charmers aus der Taufe hoben.<br />

Auf seinem jetzt veröffentlichten,<br />

selbstbetitelten Debüt bietet das Trio tiefgründigen<br />

Indie-Folkrock, bei dem vor<br />

allem Staun<strong>to</strong>ns Gesang sowie seine über<br />

weite Strecken ziemlich ruppig eingesetzte<br />

elektrische Gitarre im Vordergrund ste-<br />

Seite 48 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

hen. Anspieltipp: das lässige “You<br />

Had It All”, einer der ruhigeren<br />

Tracks des Albums.<br />

(Anagnina Records/Import, 2014,<br />

12/47:51) us<br />

SANTANA<br />

CORAZON<br />

Hä? Wie bitte?<br />

„The very first<br />

Latin<br />

inspired<br />

album” ist auf<br />

dem Sticker zu<br />

lesen, der die<br />

neue Santana-<br />

CD CORAZON ziert. Was hat denn<br />

der Gitarristenveteran jahrzehntelang<br />

gemacht? Man kann sich jedenfalls<br />

des Eindrucks nicht erwehren, dass<br />

Carlos Santana eine Frischzellenkur<br />

hinter sich hat: Es klingt meist<br />

peppig, vorwärts drängend, auch die<br />

Neufassung von “Oye Como Va” als<br />

“Oye 2014”, die gemeinsam mit dem<br />

Rapper Pitbull entstand. Dass Santana<br />

auch verhaltener kann, demonstriert<br />

er auf der von Lila Downs und<br />

Nina Pas<strong>to</strong>ri spanisch gesungenen,<br />

akustisch eingespielten Nummer<br />

“Una Noche En Napoles”. Stets sind<br />

Vokalgäste dabei: Ziggy Marley hat<br />

“Iron Lion Zion” reggaefiziert, Gloria<br />

Estefan ist ebenso zu hören wie<br />

Diego Torres, dazu trommelt Gattin<br />

Cindy Blackman Santana auch mal.<br />

Santanas Gitarrenspiel betört einfühlsam<br />

wie eh und je – und ja, die Latin-<br />

Dominanz war selten so ausgeprägt<br />

wie hier.<br />

(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />

12/45:26) pro<br />

THE BONNIWELL<br />

MUSIC MACHINE<br />

THE BONNIWELL MUSIC<br />

MACHINE<br />

Dieser Doppeldecker ist die Fortsetzung<br />

der Doppel-CD THE MUSIC<br />

MACHINE (Big Beat CDWIK2-271<br />

von 2006). Das Werk des Garagen-<br />

Rockhelden Sean Bonniwell (1940<br />

– 2011) liegt damit bis auf “No Girl<br />

Gonna Cry” (zu hören auf der Sundazed-CD<br />

BEYOND THE GARAGE) lückenlos<br />

vor; sein Solo-Album CLOSE<br />

enthält keinen Garagen-Rock. Die ganz<br />

harten Garagentage von 1966 mit Klassikern<br />

wie “Talk Talk” und “The People<br />

In Me” waren 1968 zwar vorbei, aber<br />

Bonniwells Mainstream-ferner Rock<br />

klang noch immer prächtig gegen den<br />

Strich gebürstet und hatte genügend<br />

psychedelisches Feuer zu bieten. CD<br />

1 enthält das Warner-Album mit fantastischen<br />

Songs wie “Soul Love”,<br />

“I’ve Loved You”, “Discrepancy” und<br />

“Astrologically Incompatible” sowie<br />

zeitgleiche Singles, darunter Treffer<br />

wie “In My Neighborhood” und “Tin<br />

Can Beach”. CD 2 bringt Raritäten wie<br />

die Flexi-Disc “Point Of No Return”;<br />

Homedemos, die nur Komplettsammler<br />

brauchen, und „richtige Demos” wie<br />

“Dark White” und “King Mixer”, die<br />

jede Garagen-Rocksammlung bereichern.<br />

Außerdem gibt es Aufnahmen<br />

des 1965er Vorläufertrios The Ragamuffins<br />

und einige Solowerke von Sean<br />

Bonniwell. Extrapunkte für das 28-seitige<br />

Booklet.<br />

(Big Beat-Ace/Soulfood, 2014,<br />

25/59:00 + 24/63:02) hjg<br />

DEEP PURPLE<br />

MADE IN JAPAN – 40TH<br />

ANNIVERSARY EDITION<br />

Als „40th Anniversary Edition” wird<br />

die jüngste Neuauflage von Deep<br />

Purples MADE IN JAPAN angepriesen<br />

– nach immerhin 42 Jahren.<br />

Mit MACHINE HEAD befand sich<br />

die Mk-II-Besetzung mit Ian Gillan,<br />

Ritchie Blackmore, Jon Lord, Roger<br />

Glover und Ian Paice künstlerisch<br />

wie erfolgsmäßig im Zenit – und<br />

live legte das Quintett unglaubliche<br />

Power und inspirierte Spielfreude<br />

an den Tag. Die erneute Wiederveröffentlichung<br />

von MADE IN JAPAN<br />

präsentiert die bislang umfassendste<br />

Dokumentation der drei Shows dort.<br />

Die „normale” Doppel-CD-Edition<br />

enthält das Gastspiel vom 16. August<br />

1972 in der Festival Hall Osaka, der<br />

zweite Silberling bietet die Zugaben<br />

aller drei Konzerte. Das 4-CD/1-<br />

DVD-Boxset macht alle drei Gigs<br />

(15.+16.8. Osaka/17.8. Tokio) plus<br />

die Zugaben hörbar – und verdeutlicht,<br />

dass stets das gleiche Set angestimmt<br />

wurde. Aber auch, dass die<br />

Band innerhalb der Songs durchaus<br />

variierte. Und die Soli/Jams nahmen<br />

viel Zeit in Anspruch. Bis dahin,<br />

dass vor allem Blackmore (hier und<br />

da auch Lord) „Tonkonstruktionen<br />

schufen, die keine Harmonien aufweisen,<br />

sondern an Lärm erinnern”,<br />

wie die von der Klassik geprägte<br />

Rezensentengattin kritisch anmerkte.<br />

Was ein Rockfan nicht unbedingt<br />

stört. In Fanforen wird heftig gestritten,<br />

ob der Bass im neuen Remix zu<br />

leise, die Bassdrum zu laut und die<br />

Gitarre zu weit nach hinten gemischt<br />

ist – ebenfalls Geschmacksache.<br />

Hauptsache, JAPAN ist nun stundenlang<br />

(samt einer DVD über Mk II<br />

plus zusätzliche Livetracks) wiederzuerleben.<br />

(Universal, 2014,<br />

4 CDs + 1 DVD) pro<br />

Rock<br />

FEELSAITIG<br />

FEELSAITIG<br />

Was die Großen können, kriegen<br />

wir auch locker hin. Mag sich Sandy<br />

Wolfrum gedacht haben und hat<br />

das selbst betitelte Debüt seiner<br />

Band Feelsaitig als remasterte „30th<br />

Anniversary Deluxe Edition” neu<br />

aufgelegt. Angereichert mit zwei<br />

neuen Songs und fünf 1987 mitgeschnittenen<br />

Livetracks. Feelsaitig,<br />

das waren 1983 Wolfrum (voc, g),<br />

Robert Wachsmann (voc, g, mandoline)<br />

und Hanzie Scharrer (b, voc,<br />

†2006). Sie machten Liedermacher-<br />

Folk mit Rock-, aber auch dezenten<br />

Mittelalteranleihen (lange vor dem<br />

späteren Boom). Sie sangen deutsch<br />

(auch fränkisch) und englisch über<br />

politische wie alltägliche Themen,<br />

oft mit einem Augenzwinkern –<br />

vieles hat weiter Aussagekraft. Ihr<br />

Markenzeichen waren der Harmoniegesang<br />

und filigranes (Akustik-)<br />

Gitarrenspiel – die beeindrucken immer<br />

noch, auch wenn manches aus<br />

heutiger Sicht ein wenig altbacken<br />

wirkt.<br />

(Intra<strong>to</strong>n, 1984, 19/66:50) pro<br />

NICK MAGNUS<br />

N’MONIX<br />

Von 1978<br />

bis 1989 war<br />

Nick Magnus<br />

Keyboarder<br />

in Steve Hacketts<br />

Tourund<br />

Studioband,<br />

seit Anfang der 90er ist er auf<br />

Solopfaden unterwegs, mit N’MONIX<br />

ist er mittlerweile bei Album Nummer<br />

Fünf angekommen. Geboten wird darauf<br />

klassischer britischer Prog-Rock,<br />

der mit seinem Hang zur Theatralik<br />

und zu symphonischen Klängen fest in<br />

den 70ern verwurzelt ist. Für die Ver<strong>to</strong>nung<br />

seiner Songs hat Magnus Tony<br />

Patterson, James Reeves, Tim Bowness,<br />

Pete Hicks, Andy Neve sowie die<br />

Sopranistin Kate Faber ans Mikrofon<br />

geholt, dazu konnte er im Studio noch<br />

die Gäste Rob Townsend am Saxofon<br />

und Steve Hackett an der Gitarre<br />

begrüßen. Schönes Album, Freunden<br />

von frühen Genesis oder von Steve<br />

Hacketts 80er-Solo-Werken wärmstens<br />

empfohlen.<br />

(Cherry Red/Rough Trade,<br />

2014, 8/46:54) us<br />

SE DELAN<br />

THE FALL<br />

Für das im März dieses Jahres veröffentlichte<br />

Werk seiner Band Crippled<br />

Black Phoenix (WHITE LIGHT<br />

GENERATOR, siehe <strong>GoodTimes</strong><br />

2/2014) hat Frontmann Justin Greaves<br />

Belinda Kordic fest an Bord geholt.<br />

Bei Se Delan stellt er die Stimme der<br />

Schwedin, die man bisher vor allem<br />

unter ihrem Künstlernamen Killing<br />

Mood kannte, in den Mittelpunkt.<br />

Klassisch die Arbeitsteilung des<br />

Duos: Sängerin Kordic sorgt für die<br />

Texte, Mastermind Greaves für die<br />

Musik. Diese ist größtenteils eher ruhig<br />

und sich langsam entwickelnd angelegt,<br />

erinnert an Gothic, Acid-Folk<br />

und Shoegaze, doch ab und zu werden<br />

die Zügel auch angezogen, und es geht<br />

in Richtung düsterer Prog-Rock. Wer<br />

die eher verspielten Crippled-Black-<br />

Phoenix-Songs liebt, wem das letzte<br />

Album der Briten gefiel, der wird auch<br />

mit THE FALL bestens bedient.<br />

(kScope/edel, 2014, 10/46:45) us<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 49


LP<br />

REVIEWS<br />

SPACE DEBRIS<br />

PHONOMORPHOSIS<br />

Mit dem aktuellen<br />

Longplayer<br />

haben<br />

sich Space Debris<br />

selbst<br />

übertroffen<br />

– und das ist keine<br />

leere Floskel, sondern<br />

schlichtweg Tatsache.<br />

Tommy Gorny an der Gitarre, Mitja<br />

Besen am Bass, Christian Jäger (Drums)<br />

und Winnie Rimbach-Sa<strong>to</strong>r an den Keyboards,<br />

nicht zu vergessen Magic Petra,<br />

die für stimmungsvolle Gesangspassagen<br />

sorgt, erspielen sich einen atmosphärisch<br />

dichten Sound, bei dem das Feeling im Vordergrund<br />

steht. Es ist Musik, die aus den<br />

Siebzigern stammen könnte und das Songformat<br />

weit überschreitet, was allein schon<br />

mit der Spiellänge von 18 bis 20 Minuten<br />

je Titel belegt werden kann. “Colossus<br />

Stranded” beginnt als floydiges Klangbild,<br />

steigert sich zu feurigen Improvisationen,<br />

wird von einem ruhigen Part abgelöst, wonach<br />

wieder expressive Gitarren- und Keyboardsoli<br />

die Aufmerksamkeit erhöhen,<br />

und schließt mit einem Teil, der von Deep<br />

Purple circa 1971 stammen könnte. Fein!<br />

Während der Titeltrack offensiver und experimenteller<br />

klingt, bestimmen leicht jazzige<br />

Klänge und Soli von Gorny, der sich<br />

hier selbst übertrifft, “Cat Flow Deluxe”.<br />

“Journey Back To The Moon” hingegen<br />

wandelt sich von einem kernigen Space-<br />

Rocker zu floydigen Soundscapes und beschließt<br />

das Album so wie es angefangen<br />

hat. Im Grunde genommen symbolisiert das<br />

knallig-bunte Cover den Ansatz der Band:<br />

Sie bezieht sich auf eine längst vergessene<br />

Ära, kreiert aber einen hochindividuellen<br />

Sound, der sich deutlich von Plagiat-Psychedelikern<br />

abhebt und bei dem Vergleiche<br />

eben nur Vergleiche sind. Empfehlung. Neben<br />

der Vinylausgabe erscheint eine CD in<br />

einem schmucken Digipak.<br />

(Green-Brain, www.green-brainkrautrock.de,<br />

4 Tracks)<br />

at<br />

RYAN ADAMS<br />

LOVE IS HELL<br />

Der inoffizielle Titel<br />

des <strong>GoodTimes</strong>-<br />

LP-Highlights<br />

geht<br />

klar an diese schöne<br />

Schatulle. Sie liefert<br />

auf den ersten beiden<br />

Longplayern die<br />

so genannten EPs “Love Is Hell Part I &<br />

II”, die Ryan Adams (bitte nicht mit Bryan<br />

verwechseln) im Jahr 2003 herausbrachte.<br />

Schwere, zarte, melancholische, dunkle<br />

Lieder aus der damals fast unerschöpflichen<br />

Feder des Singer/Songwriters aus Jacksonville,<br />

North Carolina. Obwohl nur als Extended<br />

Plays bezeichnet, waren die beiden<br />

Scheiben vollwertige Veröffentlichungen,<br />

die der Ex-Whiskey<strong>to</strong>wn-Sänger bei seiner<br />

äußerst unwilligen Plattenfirma durchsetzte.<br />

Natürlich erwartete man von dem Mann,<br />

der einst die Americana-Wundertüte GOLD<br />

bescherte, mehr in der kommerziellen Art<br />

des Vorgängers ROCK’N’ROLL, doch<br />

der Multistilist wollte und musste einem<br />

schweren Herzen Luft machen. Diese wunderschönen,<br />

öfter auch mal mit Geige und<br />

Cello arrangierten Schmerzensgaben aus<br />

der Liebeshölle plus einer reduzierten, packenden<br />

Version von Oasis’ “Wonderwall”<br />

hat MFSL auf seinem Silver Label nun<br />

kombiniert mit sieben Songs, die es bislang<br />

nur auf einer schwer erhältlichen Japan-<br />

Bonus-CD gab. Okay, musikalisch fallen<br />

diese, ähem, geräuschvollen Lieder mit<br />

Titeln wie “Fuck The Universe” deutlich<br />

hinter die in Würde gereiften Juwelen der<br />

anderen Scheiben zurück, wo übrigens auch<br />

mal keine Geringere als Marianne Faithful<br />

im Background zu hören ist. Doch den<br />

Sammlerwert dieser einzeln nummerierten<br />

Ausgabe, blitzblank gepresst und erstklassig<br />

von den wohl digitalen Mastern analog<br />

aufbereitet, hebt die Zugabe nochmals an,<br />

ebenso wie das 20 Seiten starke Booklet mit<br />

allen Texten und Besetzungen.<br />

(MFSL/Sieveking Sound, 2003,<br />

3 LPs 23 Tracks) lbr<br />

GRACE JONES<br />

NIGHTCLUBBING<br />

Neben der Wiederveröffentlichung<br />

als<br />

Standard-CD<br />

erscheint<br />

Grace<br />

Jones’ 1981er Album<br />

NIGHTCLUBBING<br />

auch als Deluxe-<br />

Doppel-CD (mit einer zweiten CD voller<br />

Bonus-Tracks sowie erweitertem Booklet)<br />

und als hochwertige Doppel-LP. Die erste<br />

der beiden exzellent klingenden 180g-<br />

Scheiben liefert die neun Tracks des Originalalbums,<br />

auf den Seiten drei und vier<br />

gibt es dann noch acht zusätzliche Songs,<br />

12”-Remixe, Long- und Extended Versions.<br />

Gerade in diesen langen Fassungen<br />

können Stücke wie das Police-Cover “Demolition<br />

Man”, “Walking In The Rain”<br />

von Flash & The Pan oder Bill Wi<strong>the</strong>rs’<br />

“Use Me” ihre wahre Pracht entfalten,<br />

doch auch die von Grace Jones selbst verfassten<br />

Titel wie “Pull Up To The Bumper”<br />

oder “Feel Up” können dieses Niveau locker<br />

halten. Kein Wunder, mit Musikern<br />

wie Robbie Shakespeare (b), Sly Dunbar<br />

(dr), Mickey Chung (g), Barry Reynolds<br />

(g) und Tyrone Downie (keys) hatten die<br />

Island-Hausproduzenten Chris Blackwell<br />

und Alex Sadkin auch erlesenes Studiopersonal<br />

zur Verfügung.<br />

(Island/Universal, 1981, 17 Tracks) tk<br />

GRAM PARSONS /<br />

THE FLYING BURITO<br />

BROTHERS<br />

SLEEPING NIGHTS<br />

1976, drei Jahre<br />

nach Gram Parsons’<br />

Tod, wurde diese<br />

Compilation-LP veröffentlicht.<br />

Drei der<br />

zwölf Tracks stammen<br />

von Parsons Album<br />

GRIEVOUS ANGEL, die restlichen<br />

neun wurden in den frühen 70ern zusammen<br />

mit den Flying Buri<strong>to</strong> Bro<strong>the</strong>rs eingespielt,<br />

also mit Chris Hillman (b, mand,<br />

voc), Bernie Leadon (g, banjo, voc), Sneeky<br />

Pete Kleinow (pedalsteel) und Michael<br />

Clarke (dr). Auf von Parsons geschriebene<br />

Songs wurde aus rechtlichen Gründen für<br />

SLEEPING NIGHTS komplett verzichtet,<br />

vielmehr hat sich Produzent Jim Dickson<br />

bei der Auswahl auf Country-Rockstandards<br />

konzentriert: Merle Haggards “Tonight<br />

The Bottle Let Me Down” und “Sing<br />

Me Back Home”, Buck Owens’ “Toge<strong>the</strong>r<br />

Again”, dazu die “Honky Tonk Women”<br />

der Rolling S<strong>to</strong>nes, das zusammen mit<br />

Emmylou Harris gesungene “The Angels<br />

Rejoiced Last Night” der Louvin Bro<strong>the</strong>rs<br />

und Standards wie “Green Green Grass Of<br />

Home”. Und auch wenn dies eine wild zusammengewürfelte<br />

Mischung ist, Parsons<br />

und seine Begleiter machten selbst daraus<br />

Gold ...<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1976,<br />

12 Tracks) us<br />

CHET BAKER<br />

EARLY CHET – CHET BAKER IN<br />

GERMANY 1955–1959<br />

Die im Albumtitel<br />

genannte<br />

Zeitspanne<br />

umfasst entscheidende<br />

Jahre<br />

des wohl lyrischsten<br />

Jazztrompeters<br />

seiner Zeit. 1955<br />

kam er frisch verliebt und als Vorjahres-<br />

Jazzpoll-Gewinner nach Deutschland, wo<br />

ihm das Orchester Kurt Edelhagen musikalisch<br />

schon mal für einen Titel den roten<br />

Teppich auslegte. Wie auch im Folgejahr,<br />

wo es unter anderem sogar eine Nummer<br />

“Baker ‘56” abzufeiern galt. Und für zwei<br />

traumhaft schöne Duette trat damals eine<br />

multitalentierte Sängerin ans Mikrofon:<br />

Caterina Valente. 1959 kam Baker wieder,<br />

an der Nadel hängend, aber noch immer<br />

einzigartig poetisch blies er die Solos zu<br />

vier Balladen, die ihm das Tanzorchester<br />

des Südwestfunks (das hieß wirklich so)<br />

unter der Leitung von Rolf-Hans Müller in<br />

Baden-Baden eingerichtet hatte. Ein Riesendank<br />

an das Jazzhaus für diese erstaunlich<br />

frisch klingende Monoschallplatte mit<br />

Voucher zum digitalen Download.<br />

(Jazzhaus/Naxos, 1955–1959,<br />

11 Tracks) lbr<br />

WILSON PICKETT<br />

THE SOUND OF WILSON<br />

PICKETT<br />

Beim Namen Wilson<br />

Pickett<br />

erklingen<br />

vor dem „geistigen<br />

Ohr”<br />

augenblicklich<br />

seine Megahits<br />

“In The Midnight<br />

Hour”, “Mus tang<br />

Sll” Sally” oder auch h“Land Of 1000 Dances”.<br />

Allerdings lohnt sich eine nähere Beschäftigung<br />

mit den Einzelalben, denn der<br />

charismatische und hart agierende Sänger<br />

hat zahlreiche hochinteressante Werke<br />

hinterlassen. THE SOUND OF WILSON<br />

PICKETT erschien 1967 auf Atlantic und<br />

wurde vom Produzentenass Tom Dowd in<br />

den Fame Recordings Studios aufgenommen.<br />

Zwar beginnt der Einstieg “Soul<br />

Dance Number Three” noch im mittleren<br />

Tempo, aber schon bei “Funky Broadway”<br />

rocken die Musiker im Soulkontext.<br />

Während die beiden Parts von “I Found<br />

A Love” die ruhige und expressive Seite<br />

Picketts verdeutlichen, lässt er bei “Mojo<br />

Mamma” mit Unterstützung seiner Bläser<br />

die Funken fliegen. Klassiker in gewohnter<br />

Speakers-Corner-Qualität.<br />

(Speakers Corner Records, 1967,<br />

11 Tracks) at<br />

Vinyl<br />

ROY ORBISON<br />

SINGS LONELY AND BLUE<br />

Ein schöner wie für<br />

die Fans kostspieliger<br />

Trend zeichnet<br />

sich immer stärker<br />

ab: Meisterwerke der<br />

Popgeschichte, teilweise<br />

schon vorher<br />

auf audiophilen Speziallabeln wiederveröffentlicht,<br />

nun auf zwei mit 45 Umdrehungen<br />

pro Minute rotierende Scheiben zu pressen<br />

– um das Letzte aus den alten Masterbändern<br />

rauszuholen. Auch von Roy Orbisons LO-<br />

NELY AND BLUE gab es schon eine hochwertige<br />

Fassung auf Classic Records – doch<br />

die Original Recordings Group um Soundguru<br />

Bernie Grundman wollte es nochmal<br />

wirklich wissen. Der wohl beste Tenor der<br />

Rock- und Pop-Sängerschar zeigte seine<br />

grandiose Klasse in einer musikalisch eher<br />

leichtgewichtigen Kollektion von Schlagern<br />

und Popliedchen, die aber Produzent Fred<br />

Foster bis ins letzte Background-„Uhuhu”<br />

perfektionierte. Unfassbar, was an Dynamik<br />

und Nuancen schon damals auf die Zweiund<br />

Dreispur-Bandmaschinen passte. Die<br />

Evergreens wie der Titelsong oder der Heuler<br />

“Cry”, aber auch eher vergessene Perlen<br />

wie “Raindrops” begeistern wie nie. Man<br />

will die feinst gefertigten Scheiben gar nicht<br />

vom Teller nehmen – da hätte es gar nicht<br />

mehr der Enge des Klappcovers bedurft, in<br />

die man sie kaum zurückzwängen kann.<br />

(ORG/Sieveking Sound, 1960,<br />

2 LPs 45 rpm, 12 Tracks) lbr<br />

NEKTAR<br />

SUNDAY NIGHT AT LONDON<br />

ROUNDHOUSE<br />

Schon alleine dass<br />

sich eine britische<br />

Prog-Rockband<br />

in<br />

Deutschland<br />

zusammenfand,<br />

war<br />

Ende der 60er Jahre<br />

reichlich ungewöhnlich,<br />

auch ihre ersten, reichlich obskuren<br />

Psychedelic-Alben waren alles andere als<br />

einfache Kost. Einen relativ guten Eindruck<br />

der Musik, mit der Nektar damals langsam,<br />

aber sicher vom Geheimtipp zur gefeierten<br />

Rockband wurde, liefert ihre erste Live-LP<br />

aus dem Jahr 1974 mit dem Titel SUNDAY<br />

NIGHT AT LONDON ROUNDHOUSE.<br />

Die ersten gut zehn Minuten können noch<br />

unter „Warmspielen” verbucht werden,<br />

doch mit “Desolation Valley” nimmt der<br />

Nektar-Zug so langsam Fahrt auf, das die<br />

komplette zweite Seite der Doppel-LP<br />

einnehmende “A Day In The Life Of A<br />

Preacher Featuring The Birth Of Oh Willie”<br />

führt schließlich zu einem der besten<br />

Livelongtracks aller Zeiten, zum knapp<br />

18-minütigen “Remember The Future Part<br />

One”, hier die komplette dritte LP-Seite<br />

einnehmend. Auch die vierte Seite mit drei<br />

kürzeren Stücken liefert progressiven Rock<br />

der Extraklasse, immer wieder getragen von<br />

langen Solos. Der Sound der 180g-Vinylscheiben<br />

ist absolut okay, dass vor allem die<br />

Bässe und die Mitten mehr Präzision vertragen<br />

könnten und der Klang ab und zu etwas<br />

dumpf daherkommt, liegt wohl nicht an der<br />

Überspielung, sondern an der damaligen<br />

Aufnahmetechnik.<br />

(Bellaphon/Cargo, 1974, 7 Tracks) us<br />

Seite 50 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


LP<br />

REVIEWS<br />

SHAKTI WITH JOHN<br />

McLAUGHLIN<br />

NATURAL ELEMENTS<br />

Das dritte Album<br />

von Shakti,<br />

einer Band,<br />

der neben John<br />

McLaughlin<br />

nur<br />

indische<br />

Musiker<br />

angehörten,<br />

ist sicherlich ih hder am leichtesten<br />

zugängliche Longplayer. Ihn<br />

kennzeichnet eine durchgehend positive,<br />

lebenslustige und beschwingte<br />

Atmosphäre, die das Genre Ethno<br />

übersteigt, da hier auch westliche<br />

Elemente zu hören sind. Neben<br />

Ethno-Rock mit ausgezeichneter<br />

Perkussion (“Mind Ecology”) und<br />

dem leicht süßlichen und von einer<br />

Violine bestimmten “Happiness Is<br />

Being Toge<strong>the</strong>r” steht ein schnelles<br />

“Come On Baby Dance With Me” im<br />

Mittelpunkt des Geschehens. Aufgenommen<br />

im Juli 1977 in den Aquarius<br />

Studios in der Schweiz, dokumentiert<br />

die Scheibe (180g-Pressung, <strong>to</strong>lles<br />

Cover) das Bestreben, den Menschen<br />

durch die Musik ein Geschenk zu machen.<br />

Konsumdenken – keine Spur!<br />

So waren die Siebziger. Macht Spaß.<br />

(Speakers Corner Records, 1977,<br />

8 Tracks) at<br />

BOB DYLAN<br />

THE TIMES THEY ARE<br />

A-CHANGIN’<br />

Die Mobile Fidelity<br />

Sound<br />

Labs schreiten<br />

munter<br />

voran<br />

mit den<br />

ultimativen<br />

Ausgaben<br />

des<br />

Dylan’schen Frühwerks. Füh Nun kommt<br />

der dritte Longplayer des Helden,<br />

1963 aufgenommen und im Januar<br />

1964 veröffentlicht, in der klanglich<br />

unschlagbaren Fassung auf zwei LPs,<br />

die mit 45 Umdrehungen pro Minute<br />

rotieren. Da haben die gerade mal<br />

zehn Songs reichlich Platz, ihre CD-<br />

Pendants in Sachen Dynamik und<br />

Nuancen in die Schranken zu weisen.<br />

Mal ganz davon abgesehen, dass man<br />

die „11 Outlinded Epitaphs”, die Dylan<br />

damals noch schriftlich zugab,<br />

endlich ohne Lupe lesen kann. Mit<br />

dem Titelsong schuf Dylan natürlich<br />

einen Klassiker, doch noch mehr lyrische<br />

und anklagende Klasse zeigte<br />

er mit dem Siebenminüter “With<br />

God On Our Side”. Damals war Dylan<br />

wirklich noch Protestsänger, sang<br />

mit noch erstaunlich wandlungsfähiger<br />

Stimme gegen Kriegstreiber,<br />

Rassisten und Kapitalisten an. Auch<br />

wenn er mit “Boots Of Spanish Lea<strong>the</strong>r”<br />

auch schon mal sehr persönlich<br />

wurde. Wenn sich die Spätgeborenen<br />

in den letzten beiden Dekaden immer<br />

mal wieder gefragt haben, was zum<br />

Teufel an diesem krächzenden Kauz<br />

eigentlich dran ist: Hier sind definitive<br />

Antworten.<br />

(MFSL/Sieveking Sound, 1964,<br />

2 LPs 45 rpm, 10 Tracks) lbr<br />

BILLY JOEL<br />

THE STRANGER<br />

Ein<br />

bisserl<br />

deppert<br />

reduzieren<br />

manche<br />

Musikjournalisten<br />

die Jahre<br />

1975–1977 nur<br />

auf die ach so<br />

dll dolle Punk-Revolte. kR Und überhören,<br />

dass die wahren Meis terwerke meist<br />

aus anderen Genres stammten. Wie das<br />

Opus Magnum des US-Singer/Songwriters<br />

Billy Joel, der damit zwar „nur”<br />

auf Platz zwei der Charts vorrückte,<br />

sich aber in „ewigen” Bestenlisten locker<br />

in die Top Hundred einreiht. THE<br />

STRANGER strotzt vor First-Class-<br />

Songs; es fällt schwer, da einen herauszuheben.<br />

Die unvergleichlich schöne<br />

Ballade “She’s Always A Woman”<br />

huldigt dem anderen Geschlecht fast<br />

noch intimer als “Just The Way You<br />

Are”, und die epischen “Scenes From<br />

An Italian Restaurant” markieren einige<br />

der stärksten siebeneinhalb Minuten<br />

der Popgeschichte. MFSL schnitt die<br />

gleichfalls meisterliche Produktion von<br />

Phil Ramone jetzt auf vier schnell rotierende<br />

180-Gramm-Vinyls um – und die<br />

Kinnlade klappt ehrfürchtig runter. Dem<br />

Au<strong>to</strong>r liegen vier Vergleichs-Versionen<br />

vor – auflegen wird er in Zukunft wohl<br />

nur noch diese.<br />

(MFSL/Sieveking Sound,<br />

1977, 2 LPs 45 rpm, 9 Tracks) lbr<br />

OSCAR PETERSON<br />

EXCLUSIVELY FOR MY<br />

FRIENDS<br />

Jazzfans<br />

würden<br />

den „LP-<br />

Highlight”-Titel<br />

na tür lich nicht<br />

an Ryan Adams<br />

(siehe<br />

oben)<br />

vergeben,<br />

sondern<br />

ebenso nachdrücklich an diese<br />

prachtvolle Box. Die Musikgeschichte<br />

kennt etliche grandiose Jazzpianisten<br />

– und einige wenige Giganten.<br />

Einer davon war der Kanadier Oscar<br />

Peterson (1925–2007). Der spielte<br />

nicht nur unglaublich versiert und variabel,<br />

sondern hatte auch ein Faible<br />

für guten Sound. Und den konnte ihm<br />

der gleichfalls legendäre Hans-Georg<br />

Brunner-Schwer (HGBS) mit seiner<br />

Musik Produktion Schwarzwald<br />

(MPS) in den 60ern bieten. In Wohnzimmer<br />

seiner Villa machte der angeschwärmte<br />

Pianist dann vor wenigen<br />

erfreut applaudierenden Gästen mit<br />

wechselnden (Trio)-Besetzungen immer<br />

wieder höchstkarätige Hausmusik.<br />

Die durfte freilich bis 1968 nicht<br />

veröffentlicht werden, da das Genie<br />

zuvor noch exklusiv an Verve gebunden<br />

war. Schon damals machte die<br />

Serie „Exclusively For My Friends”<br />

Furore. Das Label MPS und seine<br />

Produktionen wanderten sei<strong>the</strong>r durch<br />

einige Hände – jetzt hat edel den Katalog<br />

der Schwarzwälder gekauft. Und<br />

damit den Zugriff auf die originalen<br />

Master. Die Wiederaufforstung läuft<br />

unter dem schönen Namen „Reforest<br />

Vinyl<br />

The Legend”. Zum Auftakt gibt es<br />

die Peterson-Prachtbox mit den Alben<br />

ACTION, GIRL TALK, THE WAY<br />

I REALLY PLAY, MY FAVORITE<br />

INSTRUMENT, MELLOW MOOD<br />

und TRAVLIN’ ON – würdiger hätte<br />

man nicht starten können. Zumal<br />

edel die Bänder vier ausgemachten<br />

Gold-Ohren fürs – selbstverständlich<br />

pur analoge – Remastering überließ:<br />

Dirk Sommer (Sommelier du Son)<br />

und Chris<strong>to</strong>ph Stickel (u.a. ECM)<br />

kümmerten sich um jedes kleinste<br />

Detail. Gegenüber vorliegenden Digitalversionen<br />

kommen die <strong>Beck</strong>en<br />

etwas entschärft, die Bässe etwas<br />

markiger und der Steinway des Meisters<br />

fülliger daher – aber insgesamt<br />

bleibt das alles grandios unspektakulär.<br />

Keine klinischen Studiosounds,<br />

sondern atmosphärische, sehr lebensnahe<br />

Klänge holt die Nadel da aus tadellos<br />

gefertigten Rillen. Jazzjuwelen<br />

ohne Verfalldatum. Jede der LPs der<br />

Schatulle steckt für sich im original<br />

reproduzierten Klappcover, die Texte<br />

dazu sind noch heute ein Lesegenuss.<br />

Nachdrücklichst empfohlen.<br />

(MPS/AAA/edel, 1963–1968, 6 LPs<br />

37 Tracks, auch als 4-CD-Set) lbr<br />

THE SPACELORDS<br />

SYNAPSE<br />

Mit ihrem nunmehr<br />

dritten<br />

Longplayer steigen<br />

die Spacelords<br />

aus dem<br />

süddeutschen<br />

Reutlingen in<br />

die nächste Dimension i auf. Vier lange<br />

Tracks statt mehrerer kurzer Titel machen<br />

aus SYNAPSE einen spacigen<br />

Trip in psychedelische Gefilde. Dabei<br />

dröhnen die Sounds des Trios ungewohnt<br />

klar und präzise aus den Boxen,<br />

wild verwaschenes Gezirpe und Geflirre<br />

bleiben hier über weite Strecken außen<br />

vor, klar zuordenbare Töne und straighte<br />

Rhythmen werden hier Schicht für<br />

Schicht aufgetragen, angetrieben von<br />

kraftvoller Dynamik. Immer wieder<br />

übernehmen wechselnde Sounds die<br />

Führung, mal ein wummernder Bass,<br />

mal heftige Riffs, mal flächige Synthies;<br />

das ist abgefahrener Space-Rock, wie<br />

man ihn so nur selten von aktuellen<br />

Bands zu hören bekommt. Die analoge<br />

Ausgabe des Albums ist auf 500 Stück<br />

limitiert und kommt in schwerem, blauen<br />

180g-Vinyl.<br />

(Sulatron Records/Cargo, 2014,<br />

4 Tracks) us<br />

STEPPENWOLF<br />

STEPPENWOLF LIVE<br />

Bei<br />

diesem<br />

ursprünglich<br />

im April 1970<br />

veröffentlichten<br />

Album<br />

gibt es einen<br />

Mix aus Live-<br />

Aufnahmen Af eines Konzertes im kalifornischen<br />

Santa Monica mit Studiotracks,<br />

die durch nachträgliches<br />

Hinzumischen des Publikums und<br />

Welcome To His Nightmare.<br />

SUPER DUPER<br />

<br />

<br />

Die ungeschönte S<strong>to</strong>ry<br />

zum Mythos Alice Cooper.<br />

Von Banger Films, den Machern von<br />

„Iron Maiden: Flight 666” und<br />

„Rush: Beyond The Lighted Stage”<br />

Erhältlich ab 23.05.2014<br />

als DVD, Blu-ray und limitierter Deluxe Edition<br />

im großformatigen Boxset<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 51


LP<br />

REVIEWS<br />

gehörig Hall auf der Gesangsspur auf „live”<br />

getrimmt wurden. “Hey, Lawdy Mama”,<br />

“Twisted” sowie das Blues-Traditional<br />

“Corrina, Corrina” wurden damals ohne<br />

Zustimmung der Band auf diese Weise hinzugefügt,<br />

damit die Plattenfirma genügend<br />

Material für eine Doppel-LP erhielt. Den<br />

Plattenkäufern war das egal, mit Platz 7 in<br />

den USA und mit Gold ausgezeichnet ist<br />

STEPPENWOLF LIVE immer noch das<br />

kommerziell erfolgreichste Live-Album der<br />

Band, bietet neben den Hits “Born To Be<br />

Wild”, “Magic Carpet Ride” und “The Pusher”<br />

auch heavy rockende Liveversionen<br />

von Titeln wie “Monster”, “Power Play” sowie<br />

das von Don Convay und Steve Cropper<br />

geschriebene “Soo kie, Sookie” – auf der<br />

Plattenhülle als “Sooki, Sooki” gelistet.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1970, 12 Tracks) us<br />

TOTO<br />

MINDFIELDS<br />

Wie so oft scheiden<br />

sich auch an diesem<br />

Album die Geister.<br />

Während die Kritiker<br />

Ende der 90er Jahre<br />

kaum ein gutes Haar<br />

an diesem „überlangen,<br />

überreizten und gesichtslosen” Album<br />

fanden, gibt es nicht wenige To<strong>to</strong>-Fans,<br />

die MINDFIELDS immer noch mit für<br />

das Beste halten, was diese Band zu bieten<br />

hat. Nicht zuletzt deshalb, weil mit diesem<br />

Album der nach TOTO IV (1982) ausgestiegene<br />

Sänger Bobby Kimball wieder zurückkehrte,<br />

damals (zumindest aus Sicht der<br />

Fans) ein herber Verlust. Auch dass sich To<strong>to</strong><br />

mit diesem Album stilistisch weit öffneten,<br />

dass sie weitaus Gitarren-orientierter als<br />

zuvor agierten (und damit lange nicht mehr<br />

so Keyboard-lastig klangen), dass sie sich<br />

in Stilen wie Blues oder Akustik-Pop versuchten,<br />

kam bei vielen Musikfreunden sehr<br />

gut an. Worüber es aber keinen Zweifel gibt,<br />

ist die ausgezeichnete Tonqualität der beiden<br />

180g-Vinylscheiben, besser als in der jetzt<br />

erschienenen Doppel-LP-Ausführung hat<br />

MINDFIELDS nie geklungen.<br />

(<strong>Music</strong> On Vinyl/Cargo, 1999,<br />

13 Tracks) us<br />

THE ROPESH & TOBIAS<br />

BECKER BIGBAND<br />

STUDIO KONZERT<br />

Respekt vor und<br />

Dank an die Bauer<br />

Studios und das Label<br />

Neuklang: Unverdrossen<br />

machen die<br />

Idealisten mit ihrem<br />

live direkt analog auf<br />

Zweispur geschnittenen LPs weiter – und<br />

sie wagen immer mehr. Ein Quintett – und<br />

sogar eine Bigband! Schließlich wächst das<br />

Risiko von Misstönen und Sicherheitsmucke<br />

mit jedem beteiligten Musiker exponential.<br />

Keine Rede davon bei The Ropesh, die zum<br />

Teil richtig rockig groovend ihre gekonnte<br />

Mischung aus Elektronik und akustischem<br />

Jazz abgehen lassen. Sogar ein geiles Basssolo<br />

lässt die Abtastnadel tanzen. Auch die<br />

17 Bigband-Profis um Pianist Tobias <strong>Beck</strong>er<br />

meistern ihr Programm bewundernswert souverän.<br />

Bei zwei angejazzten Popnummern<br />

– “50 Ways” von Paul Simon und “People<br />

Get Ready” von Curts Mayfield – verstärken<br />

Vinyl<br />

sie sich noch mit der unprätentiösen, großartigen<br />

Sängerin Verena Nübel. Dass die TBB<br />

unter diesen verschärften Aufnahmebedingungen<br />

ohne alle Korrekturmöglichkeiten<br />

keine Hochgeschwindigkeitsnummern abfetzen,<br />

sondern überwiegend mittlere Tempi<br />

fahren, mindert die musikalische Qualität<br />

keinen Deut. Und an dem fantastischen, natürlich<br />

ausgewogenen Klang gibt’s eh nichts<br />

zu deuteln. Tonmeister Philipp Heck machte<br />

in beiden Studiokonzerten mal wieder einen<br />

Super-Job.<br />

(Neuklang-Bauer/edel, 2014, 6 Tracks<br />

+ 7 Tracks) lbr<br />

SANTANA<br />

III<br />

Für sein drittes Band-<br />

Album holte sich<br />

Carlos Santana einen<br />

damals<br />

17-jährigen<br />

Saitenhexer mit ins<br />

Boot, der später mit<br />

Journey noch Karriere<br />

machen sollte. Neil Schon erwies sich<br />

als echter Glücksfall – der groovende Latin<br />

Rock Sound der Combo gewann ein weiteres<br />

virtuos-melodisches Moment. Und dass Don<br />

Carlos für “Everbody’s Everything” noch die<br />

knackige Tower Of Power Horn Section mitpusten<br />

ließ, gab weitere Pluspunkte. THREE<br />

(der Titel kam später, offiziell hieß es wie<br />

das Debüt nur SANTANA) stürmte die Pole<br />

Position der US-Charts, war lange der kommerziell<br />

erfolgreichste Longplayer der Latino-Kalifornier.<br />

CBS/Sony hat ihn unzählige<br />

Male selber wiederaufbereitet und lizenziert,<br />

MFSL fügt nun in seiner „Silver Line” eine<br />

sehr gut gefertigte, wohl vom jüngsten Digital-Remaster<br />

gezogene, sehr gut klingende<br />

Fassung im originalen Klappcover hinzu.<br />

(MFSL/Sieveking Sound, 1971,<br />

7 Tracks) lbr<br />

FRANK SINATRA<br />

POINT OF NO RETURN<br />

Einen hübsch zwiespältigen<br />

Titel wählte<br />

Frank Sinatra für<br />

seinen endgültigen<br />

Labelabschied von<br />

Capi<strong>to</strong>l Records.<br />

Aber auch die bittersüße,<br />

tiefmelancholische li h Stimmung des ausschließlich<br />

mit Balladen bestückten Albums<br />

fängt er gut ein. POINT OF NO RETURN<br />

bildet den Abschluss der Sinatra’schen<br />

„Tristesse-Tetralogie”, zu der auch die<br />

Schmachtfetzen ONLY THE LONE LY, NO<br />

ONE CARES und WHERE ARE YOU gehören.<br />

Ein bisschen Selbstmitleid des alten<br />

Schwerenöters Frankie Boy schwingt da mit,<br />

Swing bleibt außen vor in den streicherlastigen<br />

Arrangements von Axel S<strong>to</strong>rdahl (übrigens<br />

ein früher Wegbegleiter von FS). Genau<br />

diesen hellweißen Blues konnte Sinatra aber<br />

auch wie kaum ein anderer Crooner umsetzen<br />

– und Produzent Dave Cavanaugh fing<br />

Können und Atmosphäre gewohnt stilsicher<br />

ein. MFSL-Mastermind Krieg Wunderlich<br />

transferierte den exzellenten Sound der<br />

Original-Master nahezu unangetastet in die<br />

Rillen der 180-Gramm-Scheibe. Ein Genuss<br />

auch für Hifi-Fans – aber nichts für Suizidgefährdete.<br />

(MFSL/Sieveking Sound, 1962,<br />

12 Tracks) lbr<br />

CD<br />

REVIEWS<br />

BLACK SYMBOL<br />

JOURNEY<br />

Der eine oder andere Reggae-Fan kann sich<br />

vielleicht noch an Black Symbol erinnern.<br />

In den 70er und 80er Jahren veröffentlichte<br />

die von jamaikanischen Immigranten im<br />

nordenglischen Birmingham gegründete<br />

Formation um den Sänger und Produzenten<br />

Fatman drei Alben und mehrere Singles.<br />

Nun, nach mehr als 30 Jahren, gibt es mit<br />

dem von Paul Hor<strong>to</strong>n (Steel Pulse u.a.)<br />

produzierten JOURNEY überraschend<br />

ein Comebackalbum. Und das klingt – im<br />

besten Sinne –, als wäre die Zeit stehengeblieben,<br />

und zwar mitten in der Reggae-<br />

Blütezeit der Mittsiebziger. Fans des klassischen<br />

Roots-Sounds werden ihre wahre<br />

Freude haben an der von Off-Beat-Gitarrenschlägen,<br />

tiefen Plucker-Bassläufen und<br />

Call-and-Response-Gesängen (großartig:<br />

Backgroundsängerin Empress Bev) vorangetriebenen<br />

Musik. Textlich gleicht JOUR-<br />

NEY einer spirituellen Reise, mit “Mama<br />

Africa” (Songtitel) als stetem Sehnsuchtsort.<br />

Roots, Reggae, Rastafari!<br />

(Sugar Shack/Broken Silence, 2014,<br />

14/56:17) frs<br />

WALTER TROUT<br />

THE BLUES CAME CALLIN’<br />

Er sei nur mehr<br />

„ein Schatten seiner<br />

selbst”, wird Walter<br />

Trouts Frau Marie<br />

im Release-Info zitiert,<br />

und auch der<br />

krankheitsbedingt<br />

stark abgemagerte Musiker selbst macht<br />

seine gesundheitliche Situation zum Thema,<br />

wenn er etwa im Opener ”Wastin’ Away”<br />

davon singt, dass er beim Blick in den Spiegel<br />

nicht mehr wisse, wen er da sehe. Wie<br />

dieser Song stammen noch neun weitere der<br />

insgesamt zwölf Titel aus Trouts eigener<br />

Feder, der bei zweien davon im Übrigen<br />

auch zur Blues-Harp greift, und musikalisch<br />

hat der 63-Jährige zum einen riffbe<strong>to</strong>nten<br />

Blues-Rock im Angebot, schlägt aber auch<br />

traditionellere Töne an. So z.B., wenn er mit<br />

”Take A Little Time” Chuck Berry seine Reverenz<br />

erweist oder bei dessen Instrumental<br />

”Mayall’s Piano Boogie” mit seinem Men<strong>to</strong>r<br />

und ehemaligen Bandleader jammt, dem<br />

es, so Trout in seinen Liner-Notes, zudem zu<br />

verdanken sei, dass mit ”The Whale Have<br />

Swallowed Me” auch ein Titel von J.B. Lenoir<br />

seinen Weg auf die Tracklist gefunden<br />

habe. Bleibt zuletzt zu hoffen, dass dieses<br />

auf Trouts ausdrücklichen Wunsch wie geplant<br />

veröffentlichte Album, mit dem eigentlich<br />

das 25-jährige Jubiläum seiner Solokarriere<br />

zelebriert werden sollte, nicht zugleich<br />

sein musikalisches Vermächtnis darstellt.<br />

(Provogue/Rough Trade, 2014,<br />

12/57:47) ms<br />

ZED MITCHELL<br />

AUTUMN IN BERLIN<br />

Die Beschreibung des Herbsts in Berlin ist<br />

Teil drei in der Jahreszeiten-Serie des Gitarristen<br />

und Songschmieds Zed Mitchell<br />

(bürgerlich: Zlatko Manojlovic) und schließt<br />

qualitätsmäßig voll an SPRINGTIME IN<br />

PARIS und SUMMER IN L.A. an. Der im<br />

Ruhrgebiet lebende Musiker kreiert mit<br />

seinem elegant fließenden Saitenspiel gefangennehmende<br />

Stimmungen. Natürlich<br />

sind Einflüsse von Mark Knopfler, Roy<br />

Buchanan, Andy Powell oder Gary Moore<br />

herauszuhören, aber Mitchell kopiert nicht,<br />

sondern hat daraus seinen eigenen Stil entwickelt.<br />

Ob er entspannt zupft, rockig groovt<br />

oder einen Boogie tanzen lässt, es wird nie<br />

langweilig. Alles hat einen bluesigen Unter<strong>to</strong>n,<br />

oft unterstützt von seinem nicht weniger<br />

filigran spielenden Sohn Ted. Bedenkenlos<br />

zu empfehlen – zumal man schnell vergisst<br />

zu fragen, was eigentlich den Herbst in Berlin<br />

ausmacht.<br />

(Eigenverlag, www.zedmitchell.com,<br />

2014, 12/51:04) pro<br />

T-BONE WALKER<br />

EVERY DAY I HAVE THE BLUES<br />

Vielleicht liegt’s ja<br />

doch an den Genen:<br />

Nicht nur Jimi<br />

Hendrix<br />

stammte<br />

aus einer afro -<br />

-amerikanischindianischen<br />

Familie,<br />

sondern auch der Texaner Aaron Thibeaux<br />

„T-Bone” Walker, schon in den Vierzigern<br />

Wegbereiter der elektrischen Bluesgitarre<br />

und somit einer der einflussreichsten Blueser<br />

aller Zeiten. Auch als 1969 dieses Album<br />

entstand, hatte der Titel EVERY DAY I<br />

HAVE THE BLUES für den Routinier volle<br />

Gültigkeit. Geboten wird ein Bündel gut<br />

gebauter Songs aus den Federn von Walker,<br />

seines Gitarristen Louie Shel<strong>to</strong>n und seines<br />

Produzenten Bob Thiele, ergänzt durch<br />

Standards wie den Titelsong aus Memphis<br />

Slims Katalog, John Lee Hookers “Shake<br />

It Baby” und Jessie Mae Robinsons “Cold<br />

Cold Feeling”. Die klug gewählten Übernahmen<br />

gehören hier zu den Höhepunkten,<br />

werden aber von Walkers “T-Bone Blues<br />

Special” noch in den Schatten gestellt, denn<br />

in diesem Achtminüter kann der Maestro<br />

seine Mixtur aus technisch perfekter Fingerfertigkeit<br />

und gehöriger Gefühlstiefe am<br />

intensivsten ausbreiten. Selbst seinem unvermeidbaren<br />

“S<strong>to</strong>rmy Monday Blues”, in<br />

einer Livefassung angeboten, bleibt hier nur<br />

der Status eines Bonus-Tracks.<br />

(Flying Dutchman Bluestime/<br />

Ace/Soulfood, 1969, 9/39:00) hjg<br />

THE IMPRESSIONS<br />

THE IMPRESSIONS<br />

(DEBUT ALBUM)<br />

Wie schon der – warum auch immer – angefügte<br />

Titelzusatz signalisiert, findet sich auf<br />

dieser remasterten Reissue-CD das 1963 lediglich<br />

unter dem Bandnamen erschienene<br />

Debütalbum der Chicago-Soul-Formation<br />

um den damals noch jungen Curtis Mayfield,<br />

dessen Tracklist für diese Edition um<br />

elf Bonus-Titel erweitert wurde. Während<br />

dabei die zwölf Songs der Original-LP – davon<br />

allein zehn aus Mayfields Feder – zwischen<br />

Juli 1961 und März 1962 eingespielt<br />

wurden, stammt das zusätzliche Material<br />

mit Ausnahme der 1963er Hitsingle ”It’s All<br />

Right” (die wiederum auf anderen Ausgaben<br />

von THE IMPRESSIONS auch als regulärer<br />

Opener Verwendung fand) aus früheren<br />

Aufnahmesessions. Ergänzt wird das<br />

Ganze durch Informationen zur Geschichte<br />

der Gruppe sowie die ursprünglichen Liner-<br />

Notes im 16-seitigen Booklet.<br />

(Soul Jam Records/inakustik, 1963,<br />

23/58:23) ms<br />

Seite 52 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

ARETHA FRANKLIN<br />

ARETHA’S GOLD<br />

Die zweite in den USA offiziell erschienene<br />

Compilation der „Queen Of Soul” eignet<br />

sich hervorragend zum Einstieg, da hier<br />

alle bis 1969 aufgenommenen legendären<br />

Titel zu finden sind. Das unvergessliche<br />

und trotz der langsamen Geschwindigkeit<br />

aufpeitschende “I Never Loved A Man<br />

(The Way I Love You)”, das unvergessliche<br />

“Respect”, das groovige “Baby, I Love<br />

You” und nicht zu vergessen ein melancholisches<br />

und packendes “(You Make Me<br />

Feel Like) A Natural Woman” haben sich<br />

im Laufe der Jahre zu Klassikern des Soul<br />

entwickelt. Beeindruckend ist immer noch<br />

die ausdrucksstarke und eigenständige<br />

Stimme, mit der Aretha Franklin die Stücke<br />

verwandelt und zugleich ihre Mitmusiker<br />

anstachelt. Das Remastering der aktuellen<br />

Edition fällt sehr warm aus, wobei der untere<br />

Bassbereich behutsam angehoben wurde.<br />

(Mobile Fidelity/Sieveking Sound, 1969,<br />

14/40:19) at<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

ONE IN A MILLION – THE<br />

SONGS OF SAM DEES<br />

Obwohl Sam Dees<br />

auch als Interpret<br />

–<br />

sein Album THE<br />

SHOW MUST GO<br />

ON ist ein Meisterwerk<br />

auf Augenhöhe<br />

mit den besten Taten<br />

von Marvin Gaye in den Siebzigern! –, primär<br />

aber als Komponist zweifellos ein „Master<br />

Of Soul <strong>Music</strong>” ist, ist er nicht annähernd<br />

so bekannt wie seine Kollegen Holland/Dozier/Holland,<br />

Gamble/Huff oder Dan Penn.<br />

Der Grund ist simpel, aber tragisch: Seine beste<br />

Zeit hatte Dees in den Jahren 1971–1981,<br />

in denen es um den Soul – trotz zahlreicher<br />

individueller Glanztaten – schleichend immer<br />

„irritierender” bestellt war, weil vor allem die<br />

weltweiten Hits seltener wurden und fast<br />

alle stilistischen und produktionstechnischen<br />

Neuerungen zwar auf dem zukunftsorientierten<br />

schwarzem Markt kaum Schaden anrichteten,<br />

wohl aber auf dem weit konservativeren<br />

weißen. Lange Rede, kurzer Sinn:<br />

Sam Dees war ein Meister der Zwischentöne<br />

– längst nicht so erdig wie die Jungs in<br />

Memphis, aber deutlich zupackender wie<br />

die Samt & Seide-Meister des Philadelphia-<br />

Sounds, andererseits nicht so offensiv-poppig<br />

wie Tamla-Mo<strong>to</strong>wn. So reichte es immerhin<br />

noch zu zeitresistenten Songs wie “Your<br />

Love Is Like A Boomerang” (Corey Blake),<br />

“Changes” (Clarence Carter), “Spoiled By<br />

Your Love” (Anita Ward) oder “Seconds Of<br />

Your Love” (Johnnie Taylor). Kompiliert<br />

wurden hier 22 Tracks, die fast alle nicht unvergesslich<br />

sind, aber jeder sinnvollen Soulsammlung<br />

gut zu Gesicht stehen.<br />

(Ace/Soulfood, 2014, 22/79:57) hjg<br />

THE KENNY WAYNE<br />

SHEPHERD BAND<br />

GOIN’ HOME<br />

Ein Album mit Musik von einigen seiner<br />

größten Einflüsse habe er aufnehmen<br />

wollen, schreibt Shepherd im Booklet,<br />

und dafür auf Songmaterial aus den Katalogen<br />

seiner „heroes” zurückgegriffen,<br />

als da u.a. wären die drei Kings, Muddy<br />

Waters, aber auch Stevie Ray Vaughan.<br />

Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />

Mit Letzterem hat der Gitarrist und Sänger<br />

aus Louisiana hier in der Person von<br />

Chris Lay<strong>to</strong>n nicht nur den Drummer gemein,<br />

sondern auch das Gespür für jene<br />

Balance von Tradition und Moderne, die<br />

das Subgenre des Blues-Rock eben nicht<br />

allein auf dessen zweiten Wortbestandteil<br />

reduziert. Unterstützt wurde Shepherds<br />

Band bei einzelnen Tracks von illustren<br />

Gästen wie Warren Haynes, Keb’ Mo’<br />

oder Ringo Starr sowie einer Horn Section<br />

und drei Backgroundladies. Eine gelungene<br />

Verbeugung vor den Gro ßen des<br />

Genres, mit der Shepherd zu den Wurzeln<br />

seiner Musik zurückkehrt.<br />

(Provogue/Rough Trade, 2014,<br />

15/68:08) ms<br />

LEON RUSSELL<br />

LIFE JOURNEY<br />

Anfang April feierte<br />

Leon Russell seinen<br />

72. Geburtstag, mit<br />

LIFE<br />

JOURNEY<br />

blickt er sowohl in<br />

die Vergangenheit als<br />

auch in die Zukunft.<br />

Glih Gleich zu Beginn erweist er mit “Come<br />

On In My Kitchen” Blues-Altmeister Robert<br />

Johnson die Ehre, geht dann über den<br />

von Hoagy Carmichael und Stuart Gorrell<br />

geschriebenen Klassiker “Georgia On My<br />

Mind” und Duke Elling<strong>to</strong>ns “I Got It Bad<br />

& That Ain’t Good” bis zu Billy Joels “New<br />

York State Of Mind”, bevor ein programmatisches<br />

“Fool’s Paradise” das Album beschließt.<br />

Dazwischen eingestreut sind auch<br />

zwei neue Lieder: “Big Lips” ist ein wilder,<br />

Piano-getriebener Ritt, “Down In Dixieland”<br />

eine Bläser-befeuerte Hommage an den Louisiana-Dixieland-Jazz.<br />

Neben zahlreichen<br />

Top-Sessionmusiker konnte Produzent El<strong>to</strong>n<br />

John auch auf prominente Studiogäste<br />

zurückgreifen, Robben Ford an der Gitarre,<br />

Greg Leisz an der Pedalsteel, Larry Goldings<br />

an der Hammond B3, und auf drei Stücken<br />

wurde Russell vom Clay<strong>to</strong>n Hamil<strong>to</strong>n Jazz<br />

Orchestra aus Los Angeles begleitet. Keine<br />

Neuerfindung des Blues, aber ein sehr schönes,<br />

altersweises Werk.<br />

(Universal, 2014, 12/48:20)<br />

us<br />

BIG DADDY WILSON TRIO<br />

LIVE IN EUROPE FROM<br />

BREMEN TO PARIS<br />

Mitgeschnitten bei drei Clubgigs in Bremen<br />

und in der Nähe von Paris, präsentiert der<br />

in Norddeutschland lebende US-amerikanische<br />

Sänger Wilson Blount mit seinen aktuellen<br />

Triopartnern Rober<strong>to</strong> Morbioli (g,<br />

voc) und Paolo Legramandi (b, voc) hier 13<br />

Tracks, für die er bis auf die Traditionals<br />

”I Got To Move” und ”John The Revela<strong>to</strong>r”<br />

auch sämtlich als (Co-)Au<strong>to</strong>r verantwortlich<br />

zeichnet. Dabei vermag Blount<br />

seine Gospel-geschulten Gesangsqualitäten<br />

live ebenso eindrucksvoll unter Beweis zu<br />

stellen wie zuletzt auf seinem exzellenten<br />

2013er Studio-Album I’M YOUR MAN,<br />

und an Stelle eines zweiten Gitarristen nunmehr<br />

einen Bassisten an Bord zu haben, tut<br />

dem Soundkostüm des Big Daddy Wilson<br />

Trios hörbar gut. Ein entspannt groovendes<br />

und bestens produziertes akustisches<br />

Blues album, dem absolut nichts Verstaubtes<br />

anhaftet.<br />

(Phamosa Records, 2014, 13/72:59) ms<br />

RAY CHARLES<br />

THE ESSENTIAL<br />

Anthologien des großen Soul-, Jazz-,<br />

Blues- und Gospelkünstlers Ray Charles<br />

(1930–2004) gibt es wie Sand am Meer.<br />

Warum also die Compilation THE ES-<br />

SENTIAL? Zum einen bietet diese 2-CD-<br />

Best-Of in klanglich guter Qualität einen<br />

ausgewählten 40-Song-Querschnitt durch<br />

Charles’ Blütezeit der Jahre 1951 bis 1962,<br />

mit Erfolgen wie “What’d I Say”, “Georgia<br />

On My Mind”, “Let The Good Times<br />

Roll” und “Hit The Road Jack”. Zum<br />

anderen kommt die preiswerte Ausgabe<br />

zusammen mit einer DVD, dem eigentlichen<br />

Highlight: „Live in France 1961”,<br />

einem Mitschnitt vom Antibes Jazz Festival,<br />

erstmals 2011 als DVD veröffentlicht.<br />

Der Schwarzweiß-Film zeigt den blinden<br />

Sänger und Pianisten auf der Höhe seiner<br />

Kunst, mit einer fantastischen Backingband<br />

im Rücken, darunter David „Fa<strong>the</strong>ad”<br />

Newman (Tenor-Sax) und Hank Crawford<br />

(Al<strong>to</strong>-Sax), und begleitet von dem charmanten<br />

Sängerinnenquartett The Raelettes.<br />

Zwar fehlen auf den CDs einige Songs der<br />

Frühphase, die durchaus dazugehört hätten<br />

(z.B. “Unchain My Heart”), und sorgt die<br />

Schwerpunktsetzung dafür, dass gute spätere<br />

Songs fehlen (etwa die Beatles-Interpretationen).<br />

Aber Komplettisten sollten eh<br />

zu den Originalalben greifen.<br />

(Metro/Soulfood, 2014, 20/58:58,<br />

20/56:31, DVD 87 Min.) frs<br />

THE PAUL BUTTERFIELD<br />

BLUES BAND<br />

EAST WEST<br />

Herrlich!<br />

Zu<br />

den<br />

essenziellen<br />

Platten des USamerikanischen<br />

Blues der Sixties<br />

zählen auf jeden<br />

Fall das Debüt der<br />

Paul Butterfield Blues Band aus dem Jahr<br />

1965 und der ebenbürtige, wenn auch experimentellere<br />

Nachfolger EAST WEST. Der<br />

beseelte Gesang Butterfields, verknüpft mit<br />

seinem unglaublich intensiven Mundharmonika<strong>to</strong>n,<br />

der ihn in einer Reihe mit schwarzen<br />

Künstlern stellte, haben den Test der Zeit<br />

unbeschadet überstanden (Die Scheibe hat<br />

tatsächlich fast 50 Jahre auf dem Buckel!).<br />

Neben Klassikern wie “Walkin’ Blues” und<br />

dem auch von Jimi Hendrix gecoverten “Get<br />

Out Of My Life, Woman” überzeugt das<br />

luftige, über 13-minütige “East-West”, das<br />

seinem Titel vollend gerecht wird. Gehört in<br />

jede Bluessammlung. Die aktuelle Ausgabe<br />

erscheint als 24-KT-Gold-Disc (limitiert,<br />

nummeriert), wurde von Kevin Gray remastert<br />

und klingt im Vergleich mit dem Original<br />

nicht mehr so dünn.<br />

(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />

1966, 9/45:01) at<br />

BLUE RIBBON<br />

LET IT ROLL<br />

Eine „musikalische Zeitreise in die 60er<br />

Jahre” verspricht Jan Hirte auf der dem<br />

Bandprojekt Blue Ribbon gewidmeten Unterseite<br />

seiner Homepage und meint damit<br />

jenen Traditionsstrang aus dieser stilistisch<br />

vielfältigen Dekade, der mal unter R&B,<br />

mal unter Soul firmiert. Folglich findet sich<br />

neben überwiegend eigenem Songmaterial<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 53


Ausgabe Nr. 10<br />

kult!<br />

Kommen Sie<br />

mit auf einen<br />

weiteren Trip<br />

in die goldene<br />

Vergangenheit<br />

Alle Hefte zu bestellen<br />

im Shop Seite 71<br />

oder unter:<br />

www.goodtimes-magazin.de<br />

CD<br />

auf der Tracklist auch – so Henry Heggen in<br />

seinen Liner-Notes – „some good old stuff”<br />

wie etwa das gern gecoverte ”Breaking Up<br />

Somebody’s Home”, und mit Elen Wendt<br />

hat man eine Gastsängerin an Bord, die das<br />

Blue-eyed-Soulmetier ebenso gekonnt beherrscht<br />

wie Hirte das unaufgeregte und stets<br />

songdienliche Gitarrenspiel nach dem Mot<strong>to</strong><br />

„Weniger ist mehr”. Abgerundet wird das<br />

Ganze durch eine bestens aufspielende Band,<br />

zu der neben den üblichen Verdächtigen auch<br />

ein zweistimmiger Bläsersatz zählt.<br />

(S<strong>to</strong>rmy Monday Records/<br />

Mäule & Gosch, 2014, 12/42:02) ms<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

LET THE MUSIC PLAY – BLACK<br />

AMERICA SINGS BACHARACH<br />

& DAVID<br />

Über die Sonderklasse<br />

des Komponisten-<br />

Teams Burt Bacharach<br />

& Hal David sind keine<br />

Ausführungen mehr<br />

zu machen. Auch dass<br />

ihre Lieder – speziell<br />

in den Sixties und Seventies – eine enorme<br />

Anziehungskraft auf die besten schwarzen<br />

Stimmen der USA hatten, ist allgemein bekannt.<br />

Die vorliegende Kollektion rennt somit<br />

offene Türen ein und sorgt zugleich für eine<br />

gute Stunde höchster Vergnüglichkeit. Vor<br />

allem die holde Weiblichkeit ist mit Aretha<br />

Franklin (“I Say A Little Prayer”), Gloria Gaynor<br />

(“Walk On By”), Patti LaBelle (“Always<br />

Something There To Remind Me”), Mavis<br />

Staples (“A House Is Not A Home”), Gladys<br />

Knight (“One Less Bell To Answer”), Nina<br />

Simone (“The Look Of Love”) und – allen voran<br />

– durch die ideale Bacharach-Interpretin<br />

Dionne Warwick (“Make It Easy On Yourself”)<br />

bestens vertreten. Da haben die Herren<br />

doch etwas Mühe, voll mitzuhalten. Was ihnen<br />

aber dank Marv Johnson (“Ano<strong>the</strong>r Tear<br />

Falls”), Jerry Butler (“Message To Martha”),<br />

James Carr (“What The World Needs Now Is<br />

Love”) und Roy Hamil<strong>to</strong>n (“Let The <strong>Music</strong><br />

Play”) letztlich doch noch (fast) gelingt. Die<br />

meisten der 24 Tracks kennt man auch durch<br />

die Versionen anderer Interpreten (u.a. Walker<br />

Bro<strong>the</strong>rs, Sandie Shaw, 5th Dimension), aber<br />

zumeist sind die hier versammelten Fassungen<br />

den berühmten Tick besser ...<br />

(Ace/Soulfood, 2014, 24/74:18) hjg<br />

MARTINA McBRIDE<br />

EVERLASTING<br />

Dass ein Superstar der amerikanischen Country-Szene<br />

hier in der Soul-Rubrik auftaucht<br />

ist selten, doch Martina McBride hat sich<br />

mit ihrem neuen Album einen lang gehegten<br />

Herzenswunsch erfüllt. Mit Produzent Don<br />

Was hat sie endlich den aus ihrer Sicht richtigen<br />

Mann gefunden, mit dem sie das Projekt<br />

„Soul und R&B” angehen konnte. Natürlich<br />

durfte man im Vorfeld gespannt darauf sein,<br />

wie sie sich im Vergleich zu so großen Künstlern<br />

wie Aretha Franklin, Elvis Presley oder<br />

Van Morrison schlagen würde, doch relativ<br />

schnell wird klar, dass es hier nicht darum<br />

geht, wer welchen Song wie gut interpretiert,<br />

nein, EVERLASTING zeigt von Beginn an,<br />

dass es hier schlicht und einfach um eines<br />

geht: klasse Soul- und R&B-Songs darzubieten!<br />

Hits wie “Do Right Woman, Do Right<br />

Man”, “If You Don’t Know Me By Now”,<br />

“Suspicious Minds” und “To Know Him Is To<br />

Seite 54 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />

Love Him”, dazu noch zwei Duette, “In The<br />

Basement” mit Kelly Clarkson, “Bring It On<br />

Home To Me” mit Gavin DeGraw.<br />

(Kobalt Label Services/Rough Trade,<br />

2014, 12/39:09) tk<br />

MEENA CRYLE & THE<br />

CHRIS FILLMORE BAND<br />

TELL ME<br />

Nachdem sie ihre<br />

ers ten beiden Ruf-<br />

Alben TRY ME<br />

und FEEL ME lediglich<br />

unter ihrem<br />

Künstlernamen<br />

Meena veröffentlichte,<br />

hat die österreichische Sängerin Martina<br />

Kreill diesem nun wieder die anglisierte<br />

Form ihres Familiennamens angefügt, und<br />

entsprechend ihrer Aussage im Release-<br />

Info, dass man inzwischen „eine taffe, tighte<br />

Band geworden” sei, wird diesmal auch ihre<br />

Begleitformation, die dreiköpfige Chris Fillmore<br />

Band, auf dem CD-Cover gefeatured.<br />

Unterstützt wurde Cryle bei den Aufnahmen<br />

zu den zwölf mit unterschiedlichen Facetten<br />

des Blues jonglierenden Eigenkompositionen<br />

aus ihrer und Fillmores Feder dazu von<br />

diversen Studiogästen, die mit zu einem abwechslungsreichen<br />

modernen Bluesalbum<br />

beitrugen, dessen stilistische Bandbreite von<br />

der akustischen Ballade über soulige bis zu<br />

rockigen Tönen reicht.<br />

(Ruf/inakustik, 2014, 12/52:04) ms<br />

B.B. KING<br />

B.B. KING WAILS / EASY<br />

LISTENING BLUES<br />

Zwei Studio-LPs aus den Jahren 1959 und<br />

1962 plus sieben zusätzliche Titel aus jenen<br />

Tagen, so gestaltet sich die Tracklist dieser<br />

remasterten Reissue-CD. Dabei kommen die<br />

zehn Songs des ersten Longplayers in bester<br />

B.B.-King-Manier samt dreiköpfigem Bläsersupport<br />

daher, wohingegen die gleichfalls<br />

zehn Tracks des zweiten, rein instrumentalen<br />

Albums kaum zu den Highlights der langen<br />

Plattenkarriere des „King Of The Blues” zählen<br />

dürften. Deutlich interessanter dann wieder<br />

die Bonus-Tracks, und hier vor allem die<br />

mit dem Count Basie Orchestra eingespielte<br />

Bigband-Version des Memphis-Slim-Klassikers<br />

“Everyday I Have The Blues”. Dazu gibt<br />

es ein 16-seitiges Booklet mit einem Beitrag<br />

zu Kings Biografie und seiner spezifischen<br />

Stilistik sowie Infos zu dem für diese Edition<br />

ausgewählten Songmaterial.<br />

(Soul Jam Records/inakustik, 1959/1962,<br />

27/76:01) ms<br />

NEAL BLACK & THE<br />

HEALERS<br />

BEFORE DAYLIGHT<br />

Neal Black versteht es gleichermaßen, locker<br />

aus dem Handgelenk blues-rockig mit<br />

Swamp-Flair zu grooven wie auch härtere<br />

Töne anzuschlagen (“Dead By Now”). Seine<br />

Herkunft aus der texanischen Szene (Stevie<br />

Ray Vaughan!) wird auf seinem neuesten<br />

Werk BEFORE DAYLIGHT ebenso hörbar<br />

(“Mama’s Baby”), wie er auch mal akustisch<br />

balladierende Wege geht (“The Peace Of<br />

Darkness”). Dazu hat er es mitreißend drauf<br />

zu sliden (“Hangman’s Tree”), seine raue<br />

Stimme sorgt für eine weitere ganz eigene<br />

Klangnote. Mit all diesem Abwechslungsreichtum<br />

und intelligenten Texten zwischen<br />

melancholisch-düster und bitter-zynisch gelingt<br />

es dem Amerikaner mit Zweitwohnsitz<br />

Frankreich, dass keine Sekunde lang Langeweile<br />

aufkommt. Vielmehr sorgt er immer<br />

wieder für Gänsehautfeeling in einem eigentlich<br />

reichlich ausgelutschten Genre.<br />

(Dixiefrog/Fenn, 2014, 10/45:53) pro<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

STEP INSIDE MY SOUL<br />

Im Gegensatz zu<br />

anderen<br />

großen<br />

Plattenfirmen wie<br />

Atlantic, Epic oder<br />

Capi<strong>to</strong>l, die in den<br />

70er Jahren in den<br />

USA schwarze Musik<br />

veröffentlichten, ging Polydor einen komplett<br />

anderen Weg. Sie lizenzierten Singles<br />

von kleinen Labels und von unabhängigen<br />

Produzenten und ließen davon – um vorab<br />

die Verkaufschancen einschätzen zu können<br />

– oft nur eine sehr kleine Menge pressen.<br />

Im Nachhinein alles andere als ein Erfolgsmodell,<br />

nur wenige der so eingekauften Titel<br />

wurden zu Hits. STEP INSIDE MY SOUL<br />

bietet nun einen Streifzug durch diesen Katalog,<br />

nur eine der hier vorgestellten Bands<br />

– Creative Source – kam über das Single-Dasein<br />

hinaus und erhielt später einen regulären<br />

Polydor-Vertrag, andere wie Enchantment<br />

oder Debbie Taylor wurden erst bei anderen<br />

Firmen zu Stars. Den Rest der Bands dürften<br />

nur absolute Spezialisten kennen, oder wer<br />

erinnert sich noch an Jules Johnson & The<br />

Dynamics, Alvarez, Moorish Vanguard oder<br />

The Reason Why? Egal, vor allem da diese<br />

Veröffentlichungspolitik nun für eine Vielzahl<br />

an hochwertigen und gleichzeitig überaus<br />

seltenen Soulaufnahmen sorgt, von denen<br />

einige hier sogar ihre CD-Premiere erleben.<br />

Dickes Extralob auch für das Bear-Familytypische<br />

Booklet, mit gewohnt ausführlichen<br />

und fundierten Infos zu allen Bands.<br />

(Bear Family/Delta <strong>Music</strong>, 2014,<br />

18/70:27) us<br />

OTIS SPANN<br />

SWEET GIANT OF THE BLUES<br />

Dieses Album entstand im August 1969,<br />

nur wenige Monate vor Otis Spanns Tod am<br />

24.4.1970. Auch 44 Jahre später ist es ein<br />

überzeugendes Beweisstück für die These,<br />

dass Spann zu den erstklassigen Pianisten<br />

des Chicago-Blues zählte. Er steuerte nicht<br />

nur beste Klaviertöne zu zahlreichen Aufnahmen<br />

von Muddy Waters bei, sondern<br />

glänzte auch auf eigene Rechnung mit souveräner<br />

Tastenbeherrschung, ebenso abgeklärter<br />

wie ausdrucksvoller Stimme und als<br />

findiger Komponist. Fünf der acht Tracks<br />

hier stammen aus Spanns Feder, und von<br />

denen sind “Sellin’ My Thing”, “I Wonder<br />

Why” und “Bird In A Cage” eindeutige<br />

Schwergewichte, stehen auf Augenhöhe<br />

mit dem Eröffner “Got My Mojo Working”.<br />

Wie so oft beim Blues entscheiden Details<br />

über den endgültigen Stellenwert eines Albums,<br />

und auch da kann SWEET GIANT<br />

OF THE BLUES tüchtig punkten. Denn<br />

die ungemein dichten, durch aufregende<br />

Verzahnungen von Spanns Piano, Louie<br />

Shel<strong>to</strong>ns Gitarre und Tony Scotts seelenvollem<br />

Tenorsax veredelten Arrangements<br />

sind alles andere als alltäglich und lassen an<br />

Spannung nichts zu wünschen übrig.<br />

(Soulfood, 1969, 8/38:36)<br />

hjg


CD<br />

TOM PRINCIPATO<br />

ROBERT JOHNSON TOLD<br />

ME SO<br />

Als Slidegitarrist mag Blues-Urvater<br />

Robert Johnson den US-Blues-Rocker<br />

Tom Principa<strong>to</strong> beeinflusst, vielleicht<br />

einst auch als Vorbild inspiriert haben.<br />

Doch anders, als es der Titel des neuen<br />

Albums des 61-Jährigen nahelegt,<br />

covert er keineswegs Johnsons Vorlagen.<br />

Vielmehr hat sich Principa<strong>to</strong> dem<br />

rockigen Blues oder bluesigen Rock<br />

(je nach Betrachtungsweise) verschrieben,<br />

den er mit Boogie, R&B,<br />

Roots, Rock’n’Roll und Reggae anreichert,<br />

dabei auch mal gerne auf<br />

eine Hammond zurückgreift, für die er<br />

sich Chuck Leavell und Tommy Lepson<br />

dazugeholt hat. Am prägendsten<br />

wirkt aber sein flüssiges, manchmal<br />

auch passend reduziert-sparsames Gitarrenspiel<br />

in den sämtlich selbst geschriebenen<br />

Songs. Principa<strong>to</strong> braucht<br />

nichts zubrettern, er setzt lieber auf<br />

Gefühl, selbst wenn er immer wieder<br />

kraftvoll zur Sache geht.<br />

(Dixiefrog/Fenn, 2014, 8/37:38) pro<br />

COCO MONTOYA<br />

SONGS FROM THE ROAD<br />

Mittlerweile gehört auch der kalifornische<br />

Blueser Coco Mon<strong>to</strong>ya (*1951)<br />

schon zu den alten Meistern. Folglich<br />

hatte er null Probleme, für sein Live-<br />

Doppelalbum 14 Songs verschiedenen<br />

Zuschnitts auszuwählen und kernig<br />

singend und ebenso Gitarre spielend<br />

mit Hilfe versierter Helfer zu einem<br />

runden Konzert zu formen. “Gotta<br />

Mind To Travel” groovt herrlich. “Too<br />

Much Water” überzeugt besonders<br />

durch seine ergreifende Stimmung. “I<br />

Won’t Beg” wurde mit Funk gewürzt,<br />

und “Hey Senorita” kommt gar mit<br />

Blues – R&B – Soul – Funk – Reggae<br />

JOHN MAYALL<br />

A SPECIAL LIFE<br />

Anlässlich<br />

sonnigen Rhythmen, während “Good<br />

Days, Bad Days” eine tadellose große<br />

Ballade ist. Prima Mischprogramm<br />

seines 80. auf hohem Niveau.<br />

Geburtstags<br />

gönnte sich der<br />

Altmeister des<br />

Brit-Blues ein<br />

paar Tage im<br />

(Ruf/inakustik, 2014, 7/54:59 +<br />

7/65:26)<br />

JIM BYRNES<br />

ST. LOUIS TIMES<br />

hjg<br />

Studio und spielte mit seiner aktuellen<br />

Tourband elf Tracks ein, die fast sämtlich<br />

Als Hommage<br />

an seine Ge-<br />

im klassischen 12-Takt-Gewand<br />

burtsstadt<br />

will<br />

daherkommen. Vier davon stammen<br />

Jim<br />

Byrnes<br />

dabei aus seiner eigenen Feder, einen<br />

weiteren steuerten Gitarrist Rocky<br />

Athas und Bassmann Greg Rzab bei,<br />

und für den Rest griff man auf Songs<br />

von Genregrößen wie Albert King<br />

oder Zydeco-Legende Clif<strong>to</strong>n Chenier<br />

zurück, inklusive Gastauftritt von<br />

dessen Sohn C.J. Das alles gestaltet<br />

sich wenig spektakulär, und A SPE-<br />

CIAL LIFE ist sicherlich auch nicht<br />

„one of John’s best albums ever”,<br />

wie es im üblichen Promo-Sprech im<br />

Release-Info heißt. Dass Mayall für<br />

diese grundsolide Scheibe zunächst<br />

aber nicht einmal ein Label fand, wirft<br />

schon ein bezeichnendes Licht auf das<br />

heutige Musikbusiness.<br />

(Forty Below Records/Rough Trade,<br />

sein neues Album<br />

verstanden<br />

wissen, und da<br />

passt tWC W.C. Handys “St. Louis Blues”<br />

natürlich ins Konzept. Von den übrigen<br />

Tracks stammen vier aus der Feder von<br />

Byrnes und seines Gitarristen/Produzenten<br />

Steve Dawson, denen neben<br />

einer exzellenten Band bei den Aufnahmen<br />

einige Studiogäste zur Seite<br />

standen, darunter John Hammond an<br />

Harp bzw. Resona<strong>to</strong>rgitarre. Hinzukamen<br />

diverse Bläser, deren Beitrag<br />

sich bei besagtem Handy-Klassiker mit<br />

Klarinette und Sousafon zudem recht<br />

stilecht gestaltet, was jedoch mitnichten<br />

bedeutet, dass ST. LOUIS TIMES<br />

auch nur ansatzweise verstaubt klingt.<br />

2014, 11/48:44) ms Vielmehr ist dem in Kanada lebenden<br />

Schauspieler und Musiker hier ein fein<br />

austarierter Mix aus Tradition und Moderne<br />

gelungen, der obendrein durch<br />

beste Klangqualität besticht.<br />

(Black Hen <strong>Music</strong>/inakustik, 2014,<br />

12/48:57) ms<br />

DELTA MOON<br />

LIFE’S A SONG + TURNA-<br />

ROUND WHEN POSSIBLE<br />

Wer auf elektrisch befeuerten, sumpfigen<br />

Blues steht, der dürfte Delta<br />

Moon schon längere Zeit auf der Beobachtungsliste<br />

haben. Neben ihren<br />

starken Studioscheiben zeigt diese<br />

Band aus Atlanta, Georgia, vor allem<br />

auf der Bühne ihre Klasse. Gleich<br />

auf zwei Livemitschnitten, LIFE’S<br />

A SONG als Volume 1, TURNA-<br />

ROUND WHEN POSSIBLE als Volume<br />

2, kann man sich aktuell selbst<br />

von diesen Qualitäten überzeugen.<br />

Volume 1 wurde im Herbst/Winter<br />

2012 bei unterschiedlichen Konzerten<br />

im Süden der USA aufgenommen, Volume<br />

2 im Mai 2013 in Bremen. Überschneidungen<br />

gibt es nur bei zwei<br />

Songs, diese stören aber nicht, denn<br />

exzellente Liveversionen wie die von<br />

R.L. Burnsides “Goin’ Down South”<br />

oder dem von Delta-Moon-Frontmann<br />

geschriebenen “Get Gone” kann man<br />

gar nicht oft genug hören.<br />

(Delta Moon/Import, 2013 +<br />

2014, 14/74:48, 10/54:21) us<br />

ELI PAPERBOY REED<br />

NIGHTS LIKE THIS<br />

Es sei an der Zeit gewesen, „aus der<br />

Nische auszubrechen”, die er sich geschaffen<br />

habe, verkündete Eli Husock<br />

Anfang des Jahres in einem Interview.<br />

Ergo sind bei seinem vierten Album<br />

seine Soulwurzeln zwar noch präsent,<br />

anders als beim Vorgänger COME<br />

AND GET IT geht es hier jedoch nicht<br />

länger auf eine bläsergesättigte Quasi-<br />

Zeitreise in die Hoch-Zeit von Stax<br />

und Mo<strong>to</strong>wn. Stattdessen markiert<br />

NIGHTS LIKE THIS einen Paradigmenwechsel<br />

hin zu einem Ansatz, der<br />

statt auf mit vielköpfiger Band eingespielte,<br />

handgemachte Old-School-<br />

Sounds auf reduzierte Manpower und<br />

moderne Studiotechnik inklusive Programming<br />

setzt. Her ausgekommen<br />

sind dabei elf Tracks aus eigener Feder,<br />

mit denen der „Zeitungsjunge”<br />

in der Tat neue Wege beschreitet und<br />

sich nachhaltig aus der Retro-Ecke<br />

verabschiedet.<br />

(Warner, 2014, 11/35:45) ms<br />

VARGAS BLUES BAND<br />

HEAVY CITY BLUES<br />

Der<br />

spanischargentinische<br />

Blues-Rockgitarrist<br />

und<br />

Bandleader<br />

Javier<br />

Vargas<br />

hat sich wieder<br />

Mit Meistertrommler t Carmine Appice und<br />

Sänger Paul Shortino (Rough Cutt,<br />

King Kobra) ins Studio geholt, dazu<br />

als neuen zusätzlichen Vokalisten<br />

Bobby Alexander (Delta Mudcats).<br />

Einmal mehr vermengt Vargas Eigenbauten<br />

und Cover-Versionen (“Love<br />

Hurts” kommt durchaus mit eigener<br />

Prägung und ähnlicher Getragenheit<br />

nahezu an die Nazareth-Fassung heran).<br />

Insgesamt grundsolider, vertraut<br />

klingender, meist treibender, nicht<br />

übermäßig experimentierfreudiger<br />

Blues-Rock (mit Be<strong>to</strong>nung zweiterer<br />

Komponente), geprägt von Vargas’ inspiriertem<br />

Gitarrenspiel und den beiden<br />

überzeugenden Vokalisten. Doch:<br />

Vielleicht sollte Vargas künftig nicht<br />

nur die Songcredits angeben, sondern<br />

auch seinen Stilrahmen weiter fassen,<br />

um neue Fans dazu zu gewinnen.<br />

(Off Yer Rocka Recordings/<br />

Cargo, 2014, 11/48:09) pro<br />

HANS THEESSINK<br />

65 BIRTHDAY BASH<br />

Mit vielen Gästen und einem großen<br />

Konzert im Wiener Metropol hat der<br />

gebürtige Niederländer Hans Theessink<br />

im April 2013 seinen 65. Geburtstag<br />

in seiner langjährigen Wahlheimat gefeiert.<br />

Der „Eurobluesman” bekam auf<br />

der Bühne Besuch von Willi Resetarits,<br />

Meena Cryle & Chris Fillmore, Schiffkowitz<br />

(STS), Ernst Molden, den Holländern<br />

Champagne Charlie und vielen<br />

anderen Freunden wie Weggefährten,<br />

schwerpunktmäßig aus seiner Wahlheimat.<br />

Es war eine großartige Lehrstunde<br />

in Sachen Blues und Roots-<strong>Music</strong>, bei<br />

der Theessink Eigenes und teils eingedeutschte<br />

Cover-Songs (Kris<strong>to</strong>fferson,<br />

S<strong>to</strong>nes, Woody Guthrie) zu Gehör<br />

brachte. Ein Sahnehäubchen folgte<br />

dem nächsten, mal in größerer, mal in<br />

kleinerer Besetzung – bis zum finalen<br />

Höhepunkt des vielstündigen Abends<br />

mit den Hymnen “May The Road” und<br />

Johnny Cashs “Ring Of Fire”.<br />

(Blue Groove, 2014, 15/71:54) pro<br />

Mascot / 1/3 hoch<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 55


CD REVIEWS Country & Folk<br />

NICKEL CREEK<br />

A DOTTED LINE<br />

Einer der wichtigsten Vorreiter des derzeitigen<br />

US-Bluegrass-Booms ist zurück: Nickel<br />

Creek. 2007 hatte sich das Trio Chris<br />

Thile (Mandoline/Gesang), Sara Watkins<br />

(Fidel/Gesang) und Sean Watkins (Gitarre/<br />

Gesang) aufgelöst und ging in andere Formationen<br />

auf, darunter die Punch Bro<strong>the</strong>rs<br />

und Fiction Family. Nun, zum 25. Bandjubiläum,<br />

haben sich die Drei wieder zusammengetan<br />

und bringen mit A DOTTED<br />

LINE ein neues Album heraus. Ob es angesichts<br />

all der neuen erfolgreichen Projekte<br />

eine Reunion auf Dauer wird, bleibt abzuwarten.<br />

A DOTTED LINE zeigt alle Stärken<br />

von Nickel Creek. Es ist ein sehr rootsiges<br />

Album, das sich frei von modernem Studioschnickschnack<br />

auf den schönen Solo- wie<br />

Chorgesang der Drei und deren trickreiches<br />

Instrumentenspiel konzentriert. Abgesehen<br />

von der bittersüßen Ballade “Where Is<br />

Love” (Sam Phillips) und dem spleenigen<br />

“Hayloft” (Ryan Guldemond) präsentiert es<br />

nur Eigenkompositionen, darunter einige<br />

virtuose Instrumentals (“Elephant In The<br />

Corn”) sowie mal zarte (“Christmas Eve”),<br />

mal treibende Songs (“Destination”).<br />

(Nonesuch/Warner, 2014, 10/37:52) frs<br />

BEN & ELLEN HARPER<br />

CHILDHOOD HOME<br />

“Songs My Mummy<br />

Taught Me” könnte<br />

man Ben Harpers<br />

jüngstes, 13. Studio-<br />

Album in Anlehnung<br />

an eine berühmte<br />

Everly-Bro<strong>the</strong>rs-LP<br />

nennen. Ganz im Geiste der Everlys und<br />

zuletzt Norah Jones und Green-Days-<br />

Sänger Billie-Joe Armstrong, die SONGS<br />

OUR DADDY TAUGHT US Lied für<br />

Lied coverten, wendet sich Ben Harper,<br />

der jüngst eher als Bluesman unterwegs<br />

war, darauf einem altmodischen, einfach<br />

gehaltenen Folk im zarten Close-Harmony-Gesang<br />

zu. Harpers Duettpartnerin ist<br />

dabei niemand Geringeres als seine Mutter<br />

Ellen. Musik war ihr und ihrem Sohn quasi<br />

in die Wiege gelegt, hatten doch Bens<br />

Großeltern mütterlicherseits das Folk <strong>Music</strong><br />

Center & Museum in Claremont, Kalifornien,<br />

ins Leben gerufen, wo er schon<br />

als Kind an Workshops mit Taj Mahal,<br />

David Lindley und Ry Cooder teilnahm.<br />

Auch wenn die Lieder auf CHILDHOOD<br />

HOME ausnahmslos Eigenkompositionen<br />

sind – sechs stammen aus der Feder von<br />

Ben, vier von Ellen –, klingen sie doch<br />

wie uralte Folksongs aus dem entlegenen<br />

Appalachen-Gebirge. Wehmütig behandeln<br />

sie Themen wie Kindheit, Familie und<br />

Zuhause. Und sie sind, wenn auch mitunter<br />

haarscharf an der Kitschgrenze, einfach allesamt<br />

traumhaft schön.<br />

(Universal, 2014, 10/33:46)<br />

frs<br />

MIDWINTER<br />

THE WATERS OF SWEET<br />

SORROW<br />

Diese englische Acid-Folkformation aus<br />

Norfolk ist der Vorgänger der etwas berühmteren<br />

Gruppe S<strong>to</strong>ne Angel und genießt<br />

deshalb in kenntnisreichen Sammlerzirkeln<br />

hohes Ansehen. THE WATERS<br />

OF SWEET SORROW ist kein reguläres<br />

Album, sondern eine im Sommer 1973<br />

endstandende Sammlung von herrlichen<br />

Demos, ergänzt um eine rare Single, die<br />

Mastermind Ken Saul (Gesang, Gitarre,<br />

Dulcimer, Banjo) 1970 einspielte. Mit<br />

Paul Corrick, Dick Cadbury und Mick<br />

Burroughs an zweiter Gitarre, Mandoline,<br />

Blockflöte, Bass, Perkussion und Jews<br />

Harp sowie der fähigen Sängerin Jill Child<br />

(eine Mischung aus Sandy Denny und<br />

Vashti Bunyan) kreierte Saul ein schlagzeugloses,<br />

überaus luftiges Klangbild, das<br />

bestens zu den zerbrechlich wirkenden<br />

Eigenwerken und einer <strong>to</strong>ll-zarten Version<br />

des Klassikers “Scarborough Fair” passt.<br />

Anspieltipps: “Sanctury S<strong>to</strong>ne”, “To Find<br />

A Reason”, “Winter Song” und “Warm<br />

Summer Rain”. Eine extreme lohnende<br />

Ausgrabung!<br />

(Prog Temple/Soulfood, 2014,<br />

13/43:07) hjg<br />

CARLENE CARTER<br />

CARTER GIRL<br />

Wer bislang noch<br />

nichts von Carlene<br />

Carter,<br />

der Tochter<br />

von June Carter<br />

(später Carter Cash)<br />

gehört hat, hat tatsächlich<br />

etwas verpasst.<br />

In den Carter-Klan geboren zu<br />

werden, bedeutet gleichzeitig, ein gewaltiges<br />

Erbe fortzuführen, denn die Familie<br />

hat sich um Country als eigenständiges<br />

Genre mehr als verdient gemacht. Ihr<br />

aktuelles und von Don Was produziertes<br />

Album fällt ungewöhnlich vielschichtig<br />

aus. Outlaw-Country-Rock (“Little Black<br />

Train”), ein sehr ruhiges Duett mit Willie<br />

Nelson (“Troublesome Waters”), Country<br />

mit einer deftigen Prise Blues-Rock (“Tall<br />

Lover Man”), traditionelles Material<br />

(“Gold Watch And Chain”) oder ein hochmelodische<br />

Duett mit Kris Kris<strong>to</strong>fferson<br />

(“Back Jack David”) klingen verdammt<br />

ehrlich und au<strong>the</strong>ntisch. Klasse Vocals,<br />

<strong>to</strong>lle Songauswahl und Musik, die auch<br />

von Genre-Fremden gerne gehört wird.<br />

Das hat die volle Punktzahl verdient!<br />

(Rounder/Universal, 2014, 12/46:15) at<br />

PAUL STEPHENSON<br />

GIRL WITH A MIRROR<br />

Auf THESE DAYS, vor zehn Jahren auch<br />

schon vom wunderschönen, akustischen<br />

S<strong>to</strong>ckfisch-Klang veredelt, klang Paul<br />

Stephenson noch wesentlich leichter und<br />

sonniger. Doch weil das Älterwerden eben<br />

auch Enttäuschungen, Härten und Verluste<br />

mit sich bringt, hat der in Frankreich lebende<br />

britische Singer/Songwriter sein<br />

neues Werk nun um einiges ernster ausgerichtet.<br />

Aus den letzten 20 Jahren hat sich<br />

Stephenson in der Auswahl seiner Lieder<br />

für GIRL WITH A MIRROR bedient, er<br />

erzählt Geschichten über Menschen, die<br />

er wirklich oder fiktiv kennen gelernt hat,<br />

wie den Priester, der seine Religion verloren<br />

hat, den Seemann, der ziellos über<br />

die Ozeane driftet, den “Rainy Day Man”,<br />

den “Mountain Man” und den “Midnight<br />

Swimmer”. Wunderschön begleitet<br />

wird er dabei von den Musikern aus dem<br />

S<strong>to</strong>ckfisch-Umfeld, die seit langen Jahren<br />

für höchste musikalische Qualität bürgen,<br />

von Ian Melrose (g), Beo Brockhausen (fl),<br />

THE EVERLY BROTHERS<br />

SONGS OUR DADDY TAUGHT<br />

US / INSTANT PARTY!<br />

Diese remasterte Reissue-CD vereint das<br />

jüngst unter dem Titel FOREVERLY von<br />

Billie Joe Armstrong und Norah Jones neu<br />

interpretierte zweite Album der Brüder Phil<br />

und Don Everly von 1958 mit ihrer IN-<br />

STANT PARTY! betitelten LP von 1962.<br />

Dabei ist es im Fall von SONGS OUR<br />

DADDY TAUGHT US nicht der Sound ihrer<br />

großen Hits, den es hier zu hören gibt,<br />

sondern ein Mix aus Traditionals, Country-<br />

und Folksongs, den die beiden lediglich<br />

von einem Bassisten begleitet zum Vortrag<br />

bringen. Mit voller Band unter Beteiligung<br />

von Nashville-Soundlegende Chet Atkins<br />

eingespielt, gehen die Songs des zweiten Albums<br />

wie auch die vier Bonus-Titel hingegen<br />

schon einmal eher in die Richtung dessen,<br />

was in einem Abriss der Karriere der Everlys<br />

im 16-seitigen Booklet mit dem schönen<br />

Begriff „domestizierter White-Boy-Rock”<br />

umschrieben wird.<br />

(Hoodoo Records/inakustik, 1958/1962,<br />

28/77:10) ms<br />

Seite 56 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

THE FINAL EMBRACE<br />

SONGS FOR LOVERS<br />

Mit SONGS FOR LOVERS veröffentlichen<br />

die Flötistin Heidrun Menzel und der Gitarrist<br />

Friedhelm Schöck unter dem Namen<br />

The Final Embrace ein Herzensprojekt. Mit<br />

ihrer Art-Folkband Tänzers Traum haben<br />

die beiden schon eine gute Handvoll Alben<br />

gemacht, bei dem sie Musik zum Tanzen,<br />

Entspannen und Meditieren erschufen. Jetzt<br />

gehen sie zurück zu ihren Wurzeln, zu alten<br />

klassischen Folksongs wie “Black Is The Co-<br />

Grischka Zepf (b), Hans-Jörg Mauksch<br />

(b) und Lea Morris (voc). Ein Album, das<br />

ebenso mit erhabener Gelassenheit wie<br />

ernster Tiefe glänzt.<br />

(S<strong>to</strong>ckfisch Records/inakustik, 2014,<br />

lour” und “Springtime”, zu Robin Williamson<br />

(“Oc<strong>to</strong>ber Song”), Donovan (“Lullaby<br />

Of Spring”) und Bob Dylan (“Girl Of The<br />

North Country”), haben aber auch einige<br />

selbst verfasste Songs und Melodien ausgesucht.<br />

15/57:48) us<br />

Auch stilistisch gibt es hier keine Ex-<br />

perimente zu hören, sparsame, aber durchweg<br />

HANK SNOW<br />

HANK SNOW’S MOST<br />

REQUESTED OF ALL TIME<br />

ausreichende Arrangements, getragen<br />

von Schöcks akustischer Gitarre, punktuell<br />

von Bass, Flöte, Mandoline und Perkussion<br />

In Hank Snows unterstützt, dazu gemeinsamer oder einzelner<br />

Heimat Kanada, in<br />

Gesang der beiden Protagonisten – so<br />

Liverpool,<br />

Nova einfach kann schöne Folkmusik sein!<br />

Scotia, steht das<br />

Hank Snow Home<br />

(Timezone, 2014, 16/68:20)<br />

us<br />

Town<br />

Museum. EMMYLOU HARRIS<br />

Am 9. Mai wäre der WRECKING BALL<br />

legendäre Countrysänger 100 Jahre alt geworden,<br />

Emmylou<br />

Harris’<br />

aus diesem Grund ließ das Museum seine<br />

Fans die besten Hank-Snow-Songs auswählen.<br />

WRECKING<br />

BALL gilt neben<br />

Mit HANK SNOW’S MOST REQUESTED<br />

Marianne<br />

Faithfulls<br />

OF ALL TIME liegt nun das Ergebnis vor, bei<br />

BROKEN<br />

dem neben naheliegenden Hits wie “I’m Movin’<br />

ENGLISH<br />

als<br />

On”, “(Now And Then There’s) A Fool<br />

Such As I” und “Green Green Grass Of Home”<br />

eines der großen<br />

Alben, das die Karriere einer Sängerin<br />

auch Fanfavoriten wie “Black Diamond” und<br />

“A Daisy A Day” sowie eng mit Kanada verbundene<br />

Lieder wie “My Novia Scotia Home”<br />

und “Squid Jiggin’ Ground” zu finden sind.<br />

Neben dem ausführlichen Booklet haben die<br />

Bear-Family-Spezialisten auch beim Remastering<br />

einen klasse Job gemacht, in so glasklarem<br />

Sound konnte man diese Songs bisher noch nie<br />

hören – und mit dem instrumentalen “Am I Losing<br />

You” gibt es als Bonus sogar noch einen<br />

bisher unveröffentlichten Track dazu.<br />

(Bear Family, 2014, 19/55:43) us<br />

neu definierte. Das 1995 erschienene Studiowerk<br />

kehrte die zuvor eher unbekannte<br />

düstere Seite der Interpretin hervor. Auch<br />

wenn Harris bereits zuvor ab und an die<br />

Countrypfade verlassen und sich Rock<br />

und Pop angenähert hatte, bedeutete das<br />

nach einem Song von Neil Young benannte<br />

und von Daniel Lanois (U2, Peter<br />

Gabriel) produzierte WRECKING BALL<br />

einen noch größeren Schwenk. Neben<br />

Youngs fragilem Titelstück interpretiert<br />

sie darauf noch weitere Songs, die man<br />

kaum in einem Nashville-Kontext verortet,<br />

darunter Jimi Hendrix’ “May This<br />

Be Love”. Mit seinen atmosphärischen,<br />

außerweltlichen Sounds trägt es deutlich<br />

die Handschrift Lanois’. Die Songs wurzeln<br />

zwar im Country und Folk, die ausgefeilte<br />

Produktion überführt sie jedoch<br />

in ganz andere Sphären. Das mit Gästen<br />

wie Steve Earle, Lucinda Williams und<br />

Neil Young eingespielte Album wurde zu<br />

einem Kritikerliebling und Verkaufserfolg,<br />

erhielt einen Grammy. Nachdem es<br />

auf dem europäischen Markt für ein paar<br />

Jahre nicht mehr erhältlich war, erscheint<br />

es nun in einer aufwändigen 2-CD/1-<br />

DVD-Deluxe-Ausgabe. Neben dem remasterten<br />

Original enthält diese eine weitere<br />

CD mit bislang unveröffentlichten Outtakes,<br />

darunter sehr gute Songs, die es<br />

trotzdem nicht auf das Original geschafft<br />

haben (was die Qualität des Albums verdeutlicht),<br />

darunter Interpretationen von<br />

Leonard Cohens “The Stranger Song” und<br />

Richard Thompsons “How Will I Ever<br />

Be Simple Again” sowie Harris’ Eigenkomposition<br />

“Gold” und Lanois’ “Still<br />

Water”. Anhand zweier alternativer Versionen<br />

von “Deeper Well” kann man nachverfolgen,<br />

wie die Crew im Studio an den<br />

Stücken bastelte, einmal gibt es den Song<br />

als manischen Akustik-Blues, einmal als<br />

furiosen Wah-Wah-Funk. Auf Platte landete<br />

schließlich eine ruhigere, wavige<br />

Fassung. Nachvollziehen lässt sich der<br />

Arbeitsprozess auch an der als DVD beiliegenden<br />

Filmdoku „Building The Wrecking<br />

Ball”, in der die wichtigsten beteiligten<br />

Künstler zu Wort kommen.<br />

(Nonesuch/Warner, 1995,<br />

12/53:06, 13/46:52, DVD 49 Min.) frs


CD<br />

REVIEWS<br />

THE DESOTO CAUCUS<br />

THE DESOTO CAUCUS<br />

Seit Jahren ist The Deso<strong>to</strong> Caucus als Begleitband<br />

von Howe Gelb unterwegs, kein<br />

Wunder hat der trockene Arizona-Wüsten-<br />

Sound Gelbs auf dieses dänische Quartett<br />

abgefärbt. Sie bei ihrem eigenen Werk<br />

dennoch „nur” auf eine „Begleitband ohne<br />

Frontmann” reduzieren zu wollen, greift<br />

natürlich zu kurz. Denn ihr Ansatz „<strong>to</strong> play<br />

with anyone interesting around” hat sie<br />

nicht nur zu Jobs für Künstler wie Mark<br />

Lanegan, Kurt Wagner, Isobell Campbell<br />

oder Scout Niblett geführt, sondern auch<br />

ihren musikalischen Horizont gewaltig erweitert.<br />

Auch der konsequente Verzicht auf<br />

die ansonsten so oft praktizierte, reine Zur-<br />

Schau-Stellung instrumentaler Fähigkeiten<br />

fällt positiv auf, wenn es hier um Virtuosität<br />

geht, dann immer im Dienste der Songs.<br />

Diese grooven lässig vor sich hin, selten<br />

geht es über Midtempo hinaus, coole Gitarren<br />

duellieren sich mit atmosphärischen<br />

Soundscapes, also genau die richtige Musik,<br />

um den Tag entspannt ausklingen zu<br />

lassen ...<br />

(Glitterhouse/Indigo, 2014, 11/37:52) us<br />

RUNRIG<br />

PARTY ON THE MOOR – THE<br />

40TH ANNIVERSARY CONCERT<br />

Von einer Folkband,<br />

die zu Beginn ihrer<br />

Laufbahn ihre Songs<br />

noch größtenteils in<br />

Gälisch sang, wuchsen<br />

Runrig im Laufe<br />

von vier Dekaden zu<br />

einer weltweit erfolgreichen Folk-Rockband.<br />

Bei einer „Party im Moor” feierten<br />

die Schotten nun ihren Vierzigsten, spielten<br />

im Laufe des Abends Lieder aus allen<br />

Karriere-Abschnitten, und wie es sich für<br />

eine zünftige Geburtstagsparty gehört, kamen<br />

auch massenhaft Gäste. Neben den<br />

17.000 Zuschauern bereicherten Gastauftritte<br />

wie der von Sängerin Julie Fowlis<br />

oder der von Geiger Duncan Chisholm das<br />

stilistische Spektrum, konnten dazu noch<br />

frühere Bandmitglieder begrüßt werden:<br />

Neben Drummer Ian Bayne, Keyboarder<br />

Brian Hurren und Gitarrist Malcolm Jones<br />

sorgte vor allen die kurzzeitige Rückkehr<br />

des langjährigen Sängers Donnie Munro<br />

für Begeisterung im Publikum. Mit “The<br />

Cutter”, “Edge Of The World” und dem<br />

wunderschönen “An Ubhal As Airde”<br />

ließen sie alte, längst vergangene Zeiten<br />

wieder lebendig werden, doch auch der aktuelle<br />

Runrig-Sänger Bruce Guthro zeigte<br />

bei Stücken wie “Dance Called America”,<br />

“Going Home” oder dem obliga<strong>to</strong>rischen<br />

“Loch Lomond” seine Klasse. Mit knapp<br />

drei Stunden mitreißendem Folk-Rock<br />

der Spitzenklasse liefert PARTY ON THE<br />

MOOR den besten Beweis dafür, warum<br />

diese Band auch nach dieser langen Zeit<br />

noch immer so erfolgreich ist.<br />

(RCA/Sony <strong>Music</strong>, 2014, 7/43:14,<br />

11/50:06, 11/67:11) us<br />

PETER, PAUL & MARY<br />

PETER, PAUL & MARY<br />

Peter, Paul & Mary hatten zwar nicht so einen<br />

großen Einfluss auf die Folkbewegung<br />

zu Beginn der Sechziger wie ein Pete Seeger<br />

oder ein Woody Guthrie, aber sie halfen, den<br />

Stil international zu popularisieren, nicht zu<br />

vergessen die vielen schönen Stunden, die<br />

sie den Hörern bereiteten. Mit ihrem <strong>to</strong>llen<br />

Debüt sorgten sie schon für Furore, denn<br />

bedächtiger Folk (“500 Miles”), brillanter<br />

Satzgesang beim unvergesslichen “If I Had A<br />

Hammer” oder das friedensbewegte “Where<br />

Have All The Flowers Gone” stehen für<br />

sparsame, aber effektive Arrangements und<br />

gesangliche Harmonieschichtungen, die man<br />

so heute nicht mehr hört. Die aktuelle Ausgabe<br />

erscheint in einer limitierten, nummerierten<br />

Edition als 24-KT-Gold-Disc (Hybrid<br />

SA-CD), wurde von Albert Grossman remastert<br />

und klingt gegenüber der „normalen”<br />

CD wärmer und erdiger, was sich besonders<br />

bei dem Gesang bemerkbar macht.<br />

(Audio Fidelity/Sieveking Sound,<br />

1962, 12/33:45) at<br />

HERRN STUMPFES ZIEH &<br />

ZUPF KAPELLE<br />

OGOTTOGOTT<br />

Wenn aus den “Dead<br />

Flowers” der Rolling<br />

S<strong>to</strong>nes “Henige<br />

Bloama”<br />

werden,<br />

wenn The Lovin’<br />

Spoonfuls “Daydream”<br />

zum “Dagdiab”<br />

umgedeutet ttwird idoder Carl Douglas’<br />

Kulthit “Kung Fu Fighting” als “Kung Fu<br />

Feigling” daherkommt, wenn eigene Songs,<br />

Traditionals oder Volkslieder wahlweise im<br />

Jugband-Sound, im Blasmusikgewand, als<br />

Skiffle oder a-capella dargeboten werden,<br />

dann kann man mit ziemlicher Sicherheit<br />

davon ausgehen, dass hier Herrn Stumpfes<br />

Zieh & Zupf Kapelle ihre Finger im<br />

Spiel hat. Auch auf ihrem zehnten Album<br />

– mit dem überaus programmatischen Titel<br />

OGOTTOGOTT – zeigen die vier Schwaben<br />

von der Ostalb, wie „skrupellose Hausmusik”<br />

klingt, haben sie wieder einmal<br />

Gitarre, Mandoline, Tuba, Kontrabass, Akkordeon,<br />

Lapsteel, Dobro, Posaune, Pfeifsäge<br />

und Waschbrett ausgepackt, um ihrer<br />

überbordenden Musikalität ein Ventil zu geben.<br />

Anspieltipp: “Cooler Trompeter”, im<br />

Original auch als “Smooth Opera<strong>to</strong>r” von<br />

Sade bekannt ...<br />

(Spion <strong>Music</strong>/inakustik, 2014, 12/41:02) us<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

HOME IS WHERE THE HEART IS<br />

Bei diesem Projekt steht die schwedische<br />

Stadt Boras im südschwedischen Bezirk<br />

Västergötland im Mittelpunkt. Mit ihren<br />

Textilfabrikruinen und einer Au<strong>to</strong>bahn,<br />

die den Ort in zwei Hälften teilt, ist es<br />

(vor allem für Außenstehende) alles andere<br />

als erstrebenswert, dort zu leben. Also<br />

braucht diese Stadt vor allem eines: gute<br />

Musik, das sagt zumindest Stefan Eklund,<br />

Chefredakteur von Boras’ größter Tageszeitung,<br />

„Boras Tidning”. Für die Umsetzung<br />

des Projektes HOME IS WHERE<br />

THE HEART IS wurden zahlreiche lokale<br />

Künstler angesprochen, die ihrer<br />

Heimatliebe mit je einem Song Ausdruck<br />

verleihen durften. Und wer die Nähe von<br />

schwedischem Bands und Künstlern zu<br />

amerikanischem Country-Rock kennt,<br />

der wird auch kaum davon überrascht<br />

sein, dass die reichlich unbekannten Acts<br />

wie Pontus Swanberg, Pelle Johanson,<br />

Mudfish, Filip und Berra Karlsson hier<br />

lupenreine Americana-Qualitätsware präsentieren.<br />

(Paraply Records/Hemifran,<br />

2014, 17/70:22) us<br />

DOLLY PARTON<br />

BLUE SMOKE<br />

Auch auf ihrem – nach<br />

offizieller Zählung –<br />

42. Album geht Dolly<br />

Par<strong>to</strong>n keine Kompromisse<br />

ein. Das „Blue”<br />

im Titel BLUE SMO-<br />

KE ist schon ein erster<br />

Fingerzeig, i und spätestens t nach den ersten<br />

paar Songs ist klar, dass hier nichts anderes<br />

als guter alter Bluegrass im Vordergrund steht.<br />

Allenfalls “From Here To The Moon And<br />

Back”, das sie zusammen mit Willie Nelson<br />

singt, sowie “You Can’t Make Old Friends”,<br />

das Duett mit Kenny Rogers, könnte man als<br />

Nashville-Country durchgehen lassen. Für<br />

den Rest hat sie sich die Crème der amerikanischen<br />

Bluegrass-Szene eingeladen, hat<br />

neben eigenen Songs alte Traditionals wie<br />

“Banks Of The Ohio” ausgegraben, macht<br />

aus Bon Jovis “Lay Your Hands On Me” ein<br />

mitreißendes Gospelstück, lässt Bob Dylans<br />

“Don’t Think Twice” wie ein Volkslied aus<br />

den Smoky Mountains in Tennessee erklingen.<br />

Immer noch konkurrenzlos gut!<br />

(Masterworks/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />

12/58:23) us<br />

GRAM PARSONS<br />

THE EARLY YEARS VOL. 1 & 2<br />

Auch „Wunderkinder” wie Gram Parsons,<br />

der wichtigste „Erfinder” des Country-<br />

Rock, hat mal kleiner angefangen, aber bei<br />

exaktem Anhören seiner EARLY YEARS<br />

wird schon deutlich, dass Gigantisches<br />

durchschimmert. Vol. 1 der vorliegenden<br />

Frühwerkschau gab es ab Ende der 70er<br />

Jahre schon in verschiedenen Editionen.<br />

Zu hören sind – noch halb amateurhaft<br />

klingende – Folkaufnahmen der Jahre<br />

1963–1965 von Parsons’ Frühgruppe The<br />

Shilohs, wobei “Mary Don’t You Weep”,<br />

“Goin’ Away, Don’t You Wanta Go” und<br />

vor allem die eindrucksvolle Fassung von<br />

Pete Seegers “Bells Of Rhymney” aufhorchen<br />

lassen. Und mit dem Spiritual “Oh,<br />

Didn’t They Crucify My Lord” zeigt Parsons,<br />

dass er schon damals über den Tellerrand<br />

blickte. Vol. 2 bringt acht bislang nie<br />

veröffentlichte schlichte Solo-Aufnahmen<br />

ohne Besonderheiten und als Ergänzung<br />

fünf Tracks der Universitätsband Gram<br />

Parsons & The Like, die sich als Backingband<br />

des Liedermachers Brandon de Wilde<br />

verdingte. Bei musikalisch gelungenen<br />

und his<strong>to</strong>risch bedeutsamen Tracks wie<br />

“November Nights”, “Toge<strong>the</strong>r Again”,<br />

“Do Right Woman” und “Hickory Wind”<br />

manifestiert sich schon der aufkommende<br />

County-Rock.<br />

(Retroworld/H’ Art, 2014, 23/70:52) hjg<br />

Country & Folk<br />

BAREFOOT JERRY<br />

WATCHIN’ TV (WITH THE<br />

RADIO ON) / YOU CAN’T GET<br />

OFF WITH YOUR SHOES ON<br />

Barefoot Jerry waren in den 70er Jahren<br />

eine Ansammlung profilierter Nashville-<br />

Sessionmusiker, deren Zusammensetzung<br />

sich mehrfach veränderte, die sich aber stets<br />

der Auslotung aller möglichen und unmöglichen<br />

Facetten der Countrymusik fernab<br />

des Mainstreams verschrieb. WATCHIN’<br />

... (1974) und YOU CAN’T GET OFF<br />

(1975) waren das dritte und vierte Studio-<br />

Album und die erfolgreichsten Aufnahmen<br />

der Band um die beiden Konstanten Wayne<br />

Moss (voc, g, keys) und Russ Hicks (g,<br />

pedalsteel, voc). Grandioses Instrumentalhandwerk<br />

ergänzte sich mit Songs mittelmäßiger<br />

bis bester Güte. Die (Sou<strong>the</strong>rn-)<br />

Rockelemente waren mal stärker, mal<br />

weniger deutlich ausgeprägt. Musikalisch<br />

wie textlich saß der Schalk den Musikern<br />

ständig im Nacken – und stets dominierte<br />

die Freude an der Musik. Beide Alben seien<br />

auch heutigen Saitenkünstlern ans Herz gelegt,<br />

die sich in Sachen Picking fortbilden<br />

wollen. Löbliche Wiederveröffentlichungen<br />

einer stets unterschätzten Band.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1974,<br />

1975, 10/38:11, 10/37:01) pro<br />

BOB DYLAN<br />

THE SPIRIT OF RADIO –<br />

LEGENDARY BROADCASTS<br />

FROM THE EARLY 19<strong>60s</strong><br />

In den frühen 60ern<br />

war Bob Dylan regelmäßig<br />

zu Gast in<br />

US-Radio-Shows. Er<br />

plauderte mit Modera<strong>to</strong>ren<br />

und sang,<br />

nur mit Akustikgitarre<br />

und dMundharmonika ausgerüstet, seine<br />

Songs live ins Mikro. Einer seiner ersten<br />

Auftritte war am 11. März 1962 in der<br />

Sendung „Folksinger’s Choice”, acht Tage<br />

vor Erscheinen seines Debütalbums. Der<br />

legendäre Gig und Talk mit Modera<strong>to</strong>rin<br />

und Folkinterpretin Cynthia Gooding, die<br />

Dylan kompetent interviewte, wurden erst<br />

Jahrzehnte später auf CD veröffentlicht. Für<br />

Fans und Sammler ist FOLKSINGER’S<br />

CHOICE ein wahres Nugget, befinden sich<br />

doch darauf Preziosen wie die einzigen bekannten<br />

Dylan-Interpretationen von “Hard<br />

Travelin’” (Woody Guthrie), “Smokestack<br />

Lightning” (Howlin‘ Wolf) und des Traditionals<br />

“Roll On, John”. Die Scheibe ist<br />

nun mit zwei weiteren bereits veröffentlichten<br />

CDs mit Radio-Shows zur mit THE<br />

SPIRIT OF RADIO betitelten Box zusammengepackt.<br />

Auch die anderen beiden,<br />

STUDS TERKEL’S WAX MUSEUM und<br />

LIFE AND LIFE ONLY, sind Fundgruben<br />

für Dylanologen. Die im April 1963<br />

ausgestrahlte Sendung mit Terkel, einem<br />

Grandseigneur des US-Radios, besticht<br />

mit guten Livedarbietungen von Klassikern<br />

wie “Boots Of Spanish Lea<strong>the</strong>r” und Raritäten<br />

wie “Who Killed Davey Moore?”,<br />

vor allem aber mit ausgiebigen, beinahe<br />

freundschaftlichen Gesprächen zwischen<br />

den Interviewpartnern. Die beiden über 50<br />

Jahre alten Sendungen sind klanglich einigermaßen<br />

gut konserviert. Gleiches kann<br />

man nicht von jedem Schnipsel auf LIFE<br />

AND LIFE ONLY behaupten, das fünf zwischen<br />

Juli 1961 und Februar 1965 ausgestrahlte<br />

Kurzauftritte versammelt. Dennoch<br />

sei auch diese CD Fans ans Herz gelegt,<br />

steckt sie doch voll rarer Aufnahmen, etwa<br />

des Traditionals “Handsome Molly” oder<br />

einer Frühfassung von “It’s Alright Ma (I’m<br />

Only Bleeding)”.<br />

(Leftfield/Soulfood, 2014, 11/57:32,<br />

13/65:18, 16/78:26) frs<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 61


CD REVIEWS Jazz & World <strong>Music</strong><br />

SONIDO GALLO NEGRO<br />

SENDERO MISTICO<br />

Latin-Percussion, Surf-Gitarren und Psych<br />

edelic-Orgel, passt das zusammen? Ja<br />

– und wie! Bei der neunköpfigen mexikanischen<br />

Formation Sonido Gallo Negro<br />

(„Der Laut des schwarzen Hahnes”) ist so<br />

manches möglich. Die Band kreuzt auf<br />

ihrem zweiten Album SENDERO MISTI-<br />

CO („Der mystische Pfad”) traditionelle<br />

lateinamerikanische und afro-karibische<br />

Rhythmen wie Cumbia und Boogaloo mit<br />

Rock-, Electro- und Italowestern-Klängen<br />

– und das auf einem Sammelsurium an Instrumenten,<br />

darunter Conga, Bongo, Timbales,<br />

Farfisa-Orgel, Flöten, E-Gitarren<br />

und Theremin. Mal klingt der heiße Instrumentalmix<br />

wie Manu Chao im Weltall,<br />

mal wie Santana in der Zeitmaschine.<br />

Oder wie es ein Titel kurz und treffend<br />

sagt: “Inca-a-delic”!<br />

(Glitterbeat/Indigo, 2014, 10/35:13) frs<br />

MILES DAVIS<br />

MILES AT THE FILLMORE –<br />

MILES DAVIS 1970:<br />

THE BOOTLEG SERIES VOL. 3<br />

Auf LIVE IN EU-<br />

ROPE 1967: THE<br />

BOOTLEG SERIES<br />

VOL. 1 und LIVE<br />

IN EUROPE 1969:<br />

THE BOOTLEG<br />

SERIES VOL. 2<br />

folgt nun ein drittes Bootleg-Paket aus<br />

dem Jahr 1970, dessen Stücke teilweise<br />

schon auf MILES DAVIS AT THE FILL-<br />

MORE von 1970 als Doppelalbum veröffentlicht<br />

worden waren. Von den nun<br />

über vier CDs verteilten 31 Tracks sind<br />

28 zwischen dem 17. und 20. Juni im Fillmore<br />

East aufgezeichnet, drei weitere, als<br />

Bonus-Tracks gekennzeichnete Stücke<br />

stammen vom 11. April aus dem Fillmore<br />

West. Die Setliste der vier Konzerte in<br />

New York besteht vorrangig aus Stücken<br />

von Davis’ kurz zuvor erschienenem,<br />

epochalem Fusion-Jazzwerk BITCHES<br />

BREW. An der Seite des berühmten<br />

Trompeters musizieren Steve Grossman,<br />

Chick Corea, Keith Jarrett, Dave Holland,<br />

Jack DeJohnette und Arturo Moreiro.<br />

Mal abgesehen davon, dass die natürlich<br />

experimentell gehaltene Musik und das<br />

Ensemble aus Jazzgrößen erster Güte<br />

für sich sprechen, weiß die keineswegs<br />

teure Veröffentlichung auch durch eine<br />

ansprechende Aufmachung zu überzeugen.<br />

Neben einem schön bebilderten und<br />

informativen 36-seitigen Booklet gibt es<br />

noch ein aufklappbares DIN-A3-Poster,<br />

das Davis in Aktion zeigt und auf dessen<br />

Rückseite sich eine Collage damaliger<br />

Zeitungsartikel befindet.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2014, 8/58:01, 7/68:57,<br />

8/66:16, 8/57:28) an<br />

NILS PETTER MOLVAER<br />

SWITCH<br />

Der Norweger Nils Petter Molvaer ist<br />

schon seit rund drei Jahrzehnten im Geschäft<br />

und hat sich längst als führender<br />

Vertreter der typisch skandinavischen<br />

Symbiose aus kühlem Jazz und elektronischer<br />

Musik etabliert. Sein neues<br />

Album SWITCH ist erneut von der Suche<br />

nach der optimalen Balance zwischen<br />

syn<strong>the</strong>tischen und organischen<br />

Elementen gekennzeichnet. Diese Suche<br />

ist eine durchweg komplexe Übung und<br />

gelingt nur, weil die beteiligten Musiker<br />

technisch perfekt sind und engagiert,<br />

aber nicht hektisch agieren. Das Quartett<br />

Nils Petter Molvaer, Erland Dahlen,<br />

Geir Sunds<strong>to</strong>l und Morten Qvenild erzeugt<br />

mit Trompete, Schlagzeug, Bass,<br />

Piano, Syn<strong>the</strong>sizer und – einer im Jazz<br />

selten eingesetzten – Steelguitar sowie<br />

einigen speziellen Instrumenten wie National<br />

Resophonic Guitar, Blossom Bells<br />

und Marxophone verzahnte Klangwelten,<br />

die meist entspannter Natur sind und die<br />

bei früheren Arbeiten Molvaers anzutreffende<br />

mentale Zerrissenheit überwunden<br />

haben. Der Klangmaler Molvear ist offenbar<br />

endgültig auf dem besten Weg in die<br />

vorderste Reihe europäischer Jazzer.<br />

(Okeh/Sony <strong>Music</strong>, 2014, 10/44:52) hjg<br />

MANFRED KRUG<br />

DIE GRÖSSTEN HITS<br />

Immer noch nicht<br />

jedem<br />

bekannt,<br />

aber in jedem Fall<br />

immer wieder eine<br />

Entdeckung: Der<br />

Schauspieler Manfred<br />

Krug war in<br />

den 70er Jh Jahren auch ein gefeierter Sänger.<br />

Geschickt kombinierte er die Möglichkeiten<br />

des Jazz mit der Leichtigkeit<br />

eines Schlagers. Die Kompositionen lieferte<br />

meist Jazz ikone Gün<strong>the</strong>r Fischer,<br />

die charmant-witzigen Texte ein gewisser<br />

Clemens Kerber – ein Pseudonym, hinter<br />

dem der Schauspieler selbst steckt. Neben<br />

den eigenen Liedern gibt es Standards wie<br />

“Es steht ein Haus in New Orleans” und<br />

“Guantanamera”, Klassiker von Cole Porter<br />

und George Gershwin sowie von Krug<br />

eingedeutschte Burt-Bacharach-Stücke.<br />

Letztere stammen von dem von Till Brönner<br />

produzierten Album SCHLAFSTÖ-<br />

RUNG aus dem Jahr 2000. In den Liner-<br />

Notes gibt es allerdings einen Fehler.<br />

Es wird behauptet, dass Krug nach dem<br />

Weggang aus der DDR lange Zeit keine<br />

neuen Songs aufnahm. Was nicht stimmt,<br />

denn für Intercord sang er 1979 das Album<br />

DA BIST DU JA ein, sieben Jahre<br />

später folgte eine gemeinsame Single mit<br />

Gunter Gabriel.<br />

(Amiga/Sony <strong>Music</strong>, 2014, 20/74:20) che<br />

FRANK SINATRA<br />

A SWINGIN’ AFFAIR<br />

Frank Sinatra nahm dieses Album mit<br />

dem Dirigenten Nelson Riddle auf. Aufmerksam<br />

wurde er auf ihn durch die<br />

Arbeiten mit Nat King Cole. Die Kooperation<br />

der beiden hielt einige Jahre, in<br />

denen Alben entstanden, die sich maßgeblich<br />

auf Sinatras Karriere auswirkten.<br />

A SWINGIN’ AFFAIR zählt zu diesen<br />

Klassikern, da sich beide Künstler vor<br />

dem Hintergrund kunstvoller Arrangements<br />

hörbar inspirieren. Neben wenigen<br />

langsameren Tracks (“It Got It Bad<br />

And That Ain’t Good”, “No One Ever<br />

Tells You”) dominieren die swingenden<br />

Midtempo-Songs. Eine unaufdringliche,<br />

aber dennoch klar erkennbare Dynamik,<br />

Sinatras zu der Zeit facettenreiche Vocals<br />

und das „Fingerschnipsen”-Swinggefühl<br />

entführen in eine Zeit der Könner, in<br />

der der emotionale Ausdruck noch von<br />

„echten Menschen” transportiert wurde.<br />

Das Remastering von Mobile Fidelity ist<br />

warm und vermittelt den Eindruck eines<br />

Konzertsaals.<br />

(MFSL/Sieveking Sound,<br />

1957, 15/45:28) at<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

ATLANTIC JAZZ LEGENDS<br />

1947 gründeten Ahmet<br />

Ertegun und<br />

Herb Abramson die<br />

Atlantic Recording<br />

Corporation,<br />

und<br />

schon relativ schnell<br />

nach der Gründung,<br />

ab Mitte der 50er Jh Jahre, nahmen sie auch<br />

Jazz mit in das Atlantic-Reper<strong>to</strong>ire auf.<br />

Dabei konzentrierten sie sich auf moderne<br />

Vertreter dieser Gattung wie Lennie Tristano<br />

und Shorty Rogers, kurz darauf gefolgt<br />

von Charles Mingus sowie dem Modern<br />

Jazz Quartet. Auch Thelonious Monk<br />

nahm 1957 ein Album für Atlantic auf,<br />

als er mit seinem Pianospiel Art Blakeys<br />

Jazz Messengers verstärkte. Baugleich<br />

wie der im Ok<strong>to</strong>ber 2012 veröffentlichte<br />

Soulwürfel liefert auch ATLANTIC JAZZ<br />

LEGENDS mit 20 Vinyl-Replica-CDs einen<br />

Querschnitt durch die wichtigsten<br />

Alben des Labels. Mit John Coltranes GI-<br />

ANT STEPS (1960), Keith Jarretts LIFE<br />

BETWEEN THE EXIT SIGNS (1968),<br />

Chick Coreas INNER SPACE (1973) und<br />

Billy Cobhams SPECTRUM (1973) sind<br />

hier zahlreiche inzwischen zu Klassikern<br />

avancierten Alben mit dabei, doch auch<br />

der Rest der Beteiligten wie Charles Mingus<br />

(BLUES & ROOTS, 1960), Ornette<br />

Coleman (CHANGE OF THE CENTU-<br />

RY, 1959), The Modern Jazz Quartet (PY-<br />

RAMID, 1960), Joe Zawinul (MONEY<br />

IN THE POCKET, 1966) oder Roy Ayers<br />

(VIRGO VIBES, 1967) gehören ohne<br />

Zweifel zu den ganz Großen des Jazz.<br />

Womit allerdings auch klar sein dürfte,<br />

dass für viele Jazzfans diese Box wohl<br />

uninteressant sein dürfte, da sie den Großteil<br />

dieser Alben schon im Schrank stehen<br />

haben. Andererseits ist diese Box aber<br />

für Seiteneinsteiger oder Spätgeborene<br />

nahezu ideal, mit einem unschlagbaren<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis (und vor allem<br />

mit zeitloser Musik in dieser Qualität!) ist<br />

sie ein Angebot, das man sich keinesfalls<br />

entgehen lassen sollte ...<br />

(Atlantic/Warner, 2014, 20 CDs) us<br />

STEVE GRAY & GEORGIE<br />

FAME FEATURING MADE-<br />

LINE BELL<br />

SINGER – THE MUSICAL<br />

Der britische Komponist, Arrangeur und<br />

zeitweilige Berliner/Hamburger Jazz-<br />

Professor Steve Gray (1944 –2008) hatte<br />

die Idee zu diesem <strong>Music</strong>al über eine fiktionale<br />

Sängerin, The Singer eben, bereits<br />

1984: „Sie” kommt aus der Provinz in<br />

die große Stadt, lebt ihren Traum, gerät<br />

aber durch Drogen und „Leer-Verkäufe”<br />

von Platten rein kommerzieller Art vom<br />

Wege ab. Melodien und S<strong>to</strong>ry wurden<br />

durch Georgie Fames Texte mit Leben<br />

gefüllt, die gesangliche Realisierung<br />

übernahm Fame mit seiner langjährigen<br />

Seite 62 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Weggefährtin Madeline Bell – Debüt im<br />

niederländischen Radio 1985. Fragmente<br />

des <strong>Music</strong>als wurden immer wieder auf<br />

Fame-Alben zu Gehör gebracht – nun<br />

endlich ist ein gro ßer Teil des Werkes auf<br />

CD zu haben; in einer brillanten Konzertversion<br />

von 2004 mit dem Metropole<br />

Orchestra. Bigband, die Streicher, ein<br />

brillanter Chor und vor allem die beiden<br />

Vokalisten präsentieren sich in Top-Form,<br />

die Aufnahme besticht in ihrer Klarheit<br />

und Dynamik: ob “My Second Home”<br />

über die Kraft der kirchlichen Gospelmusik,<br />

welche die Wahl-Britin Madeline Bell<br />

in ihrer Heimat Newark, New Jersey, kennen<br />

lernte, Drama in “Where Do You Go<br />

From Here” oder das wilde “Big Town”,<br />

beide Protagonisten auf dem Weg nach<br />

London, das Jazz-<strong>Music</strong>al lebt.<br />

(Proper Records, Rough Trade,<br />

2014, 13/53:43) utw<br />

ANDY PFEILER<br />

FUTUREMAN<br />

Im Hauptberuf ist<br />

der Schwede Andy<br />

Pfeiler<br />

Gitarrist<br />

bei Nils Landgrens<br />

Funk Unit.<br />

FUTUREMAN ist<br />

sein viertes Solo-<br />

Album und stilistisch kaum zu fassen. Er<br />

pflegt gekonnt die Jazznote, versteht sich<br />

aber auch blendend auf funky Riffs, unterlegt<br />

seine Kompositionen auch mal mit<br />

Afro-Grooves. Und obwohl sich zwischendurch<br />

hier und da durchaus Retro-Feeling<br />

breitmacht, hat Pfeilers Fortentwicklung<br />

des Funk durchaus etwas Futuristisches,<br />

ohne dass dieses exakt in Worte zu fassen<br />

wäre. Und was – neben seiner samtigen<br />

Stimme – vor allem überzeugt, ist, wie er<br />

komposi<strong>to</strong>rische Qualität mit Tanzbarkeit<br />

und eingängigen Melodien unter einen Hut<br />

bringt. Das hat schlicht Klasse! Mit FU-<br />

TUREMAN passt Andy Pfeiler so recht<br />

in keine der gängigen Genre-Schubladen.<br />

Wozu auch zahlreiche Gäste ihren Beitrag<br />

geleistet haben.<br />

(Skip/Soulfood, 2014, 10/55:19) pro<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

GIPSY RHUMBA<br />

Die Gipsy Kings machten einen Stil international<br />

populär, den in Spanien lebende<br />

Roma in den 60er Jahren entwickelten:<br />

die Rumba Gitana. Diese Spielart des<br />

Flamenco ist nicht puristisch, sondern<br />

absorbiert freizügig und feierlaunig karibische<br />

Rhythmen und Popsounds. Auf der<br />

iberischen Halbinsel feiert sie in Clubs<br />

und Disko<strong>the</strong>ken derzeit ein Revival. Das<br />

Londoner Label Soul Jazz hat tief in den<br />

Archiven gewühlt und für die Anthologie<br />

GIPSY RHUMBA einige der Perlen des<br />

Genres aus den Jahren 1965 bis 1974 ans<br />

Tageslicht geholt. Da gibt es unwiderstehlich<br />

tanzbare, Salsa-infizierte Stücke wie<br />

Changos “El Guapo”, Soul-getränkten<br />

Disco-Funk wie “Anana Hip” von Dolores<br />

Vargas oder auch Junal Y Sus Calistros’<br />

wild-feuriges Flamenco-Cover von “Tequila”,<br />

mit dem die Surf-Popgruppe The<br />

Champs 1958 einen Welthit landete. Der<br />

Sommer kann kommen – hier ist schon mal<br />

der richtige Soundtrack!<br />

(SoulJazz/Indigo, 2014, 20/49:42) frs


CD<br />

REVIEWS<br />

CURTIS STIGERS<br />

HOORAY FOR LOVE<br />

Eine jazzige Ode an die Liebe, nichts anderes<br />

hat Curtis Stigers im Sinn, wenn<br />

er – frisch verliebt – sein neues Album<br />

HOORAY FOR LOVE nennt. Dabei hat<br />

sich der Jazzsänger und Saxofonist neben<br />

einigen selbst geschriebenen Stücken mit<br />

“Love Is Here To Stay” bei den Gebrüdern<br />

Gershwin bedient, natürlich nicht auf Jerome<br />

Kerns Klassiker “The Way You Look<br />

Tonight” und das durch Frank Sinatra bekannt<br />

gewordene “You Make Me Feel So<br />

Young” verzichtet, und er hat sich für den<br />

besten Song des Albums mit “Valentine’s<br />

Day” eine eher unerwartete Vorlage von<br />

Steve Earle ausgesucht.<br />

(Concord/Universal, 2014, 10/39:34) us<br />

PAT TRAVERS<br />

HOT SHOT<br />

Als der Kanadier Pat Travers Anfang der<br />

80er Jahre in Finanzproblemen steckte,<br />

war es wohl nicht zu schwer, ihn dazu zu<br />

animieren, statt der gewohnten härteren<br />

(Blues-)Rockklänge vermeintlich verkaufsträchtigere<br />

Töne anzuschlagen. HOT<br />

SHOT orientierte sich am damals angesagten<br />

Melodic Rock – mit einigen netten<br />

Nummern, doch meist zu glatt und kaum<br />

originell. Kein Wunder, dass Travers bald<br />

zu gediegenem Hard Rock zurückkehrte.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1984,<br />

9/38:55) pro<br />

BEE GEES<br />

THE WARNER BROS. YEARS<br />

1987–1991<br />

Schöne Box mit den<br />

drei<br />

Warner-Alben<br />

E.S.P., ONE und<br />

HIGH<br />

CIVILIZA-<br />

TION,<br />

entstanden<br />

zwischen 1987 und<br />

1991. So richtig interessant<br />

t dürfte THE WARNER BROS.<br />

YEARS 1987–1991 aber vor allem durch<br />

die ebenfalls enthaltene Doppel-CD ONE<br />

FOR ALL sein. Mit Songs aus allen Epochen<br />

ihrer Karriere, von den späten 60ern<br />

(“I Started A Joke”) über die 70er (“Stayin’<br />

Alive”) bis zu damals aktuellen Titeln<br />

(“You Win Again”) war der Auftritt in Melbourne<br />

ein Höhepunkt ihrer 1989er One-<br />

For-All-World-Tour, von der immer wieder<br />

einzelne Ausschnitte auf unterschiedlichen<br />

Veröffentlichungen zu finden waren. Jetzt<br />

kann man dieses Konzert erstmals zusammenhängend<br />

und in voller Länge genießen.<br />

(Warner, 1987-1991, 5 CDs)<br />

tk<br />

PETER AUTSCHBACH<br />

YOU AND ME<br />

Gut durchhörbare Kollektion von ruhigen<br />

Songs bekannter Au<strong>to</strong>ren wie El<strong>to</strong>n John,<br />

Eric Clap<strong>to</strong>n, Carole King, Harold Arlen<br />

und Lennon/McCartney, weniger prominenter<br />

Komponisten wie Rik Emmett und<br />

Jack van Poll plus vier qualitativ gleichwertiger<br />

Stücke aus Autschbachs Feder. Der<br />

spielt mit viel Feingefühl eine unspektakuläre,<br />

aber ungemein präzise Akustikgitarre<br />

und singt dreimal, allerdings ohne besondere<br />

Ausstrahlung. Die beiden Vokalbeiträge<br />

von Samira Saygili gerieten besser!<br />

(Acoustic <strong>Music</strong>/Rough Trade 2014,<br />

13/51:24) hjg<br />

MORGAN FISHER<br />

MINIATURES ONE + TWO<br />

1980 und 2000 bat Morgan Fisher (Ex-Mott<br />

The Hoople, Love Affair, Third Ear) Kollegen<br />

um einminütige Kompositionen, die<br />

er editierte (Teil eins umfasst zwölf Gruppen<br />

mit 53 Tracks). Kontrastreiche, teils<br />

verrückte Klänge lieferten: Thunderclap<br />

Newman, Robert Wyatt, die Residents, Kevin<br />

Coyne, Michael Nyman, das Penguin<br />

Cafe Orchestra, um nur wenige zu nennen.<br />

Herrlich unkonventionell (und auch anstrengend).<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1980,<br />

2000, 12/50:50, 60/67:20) pro<br />

JOHN MAYALL &<br />

THE BLUESBREAKERS<br />

STORIES / ROAD DOGS /<br />

IN THE PALACE OF THE KING<br />

Immer noch, im<br />

immerhin 81.<br />

Lebensjahr,<br />

ist<br />

John Mayall vom<br />

Blues-Virus<br />

infiziert,<br />

am besten<br />

live bei einem<br />

seiner aktuellen Deutschland-Auftritte<br />

zu überprüfen. Wer ihn (und seine aktuellen<br />

Alben) anfangs der 2000er zeitweise<br />

aus den Augen verloren hatte, mit dem<br />

Dreierpack aus STORIES (2002), ROAD<br />

DOGS (2005) und IN THE PALACE OF<br />

THE KING (2007) gibt es jetzt die Chance,<br />

sich diese drei Blues-Rockalben in einer<br />

Sammelbox zuzulegen.<br />

(Eagle/edel, 2002/2005/2007, 3 CDs) us<br />

DRAKE BELL<br />

READY STEADY GO!<br />

Produziert von Rockabilly-Ikone Brian<br />

Setzer zeigt der aus der US-Serie „Drake<br />

& Josh” bekannte Schauspieler und Musiker<br />

Drake Bell mit READY STEADY GO!<br />

sein großes Herz für Rock’n’Roll. Neben<br />

eigenen Stücken gibt es mit “Crazy Little<br />

Thing Called Love” ein relativ originalgetreues<br />

Queen-Cover, dazu noch ein Wiederhören<br />

mit “California Man” von The Move<br />

sowie zwei Rockabilly-Versionen von Ray<br />

Davies’ “Sunny Afternoon” und “It’s Still<br />

Rock And Roll To Me” von Billy Joel.<br />

(Surfdog/Sony <strong>Music</strong>, 2014, 12/38:58) tk<br />

WINGER<br />

BETTER DAYS COMIN’<br />

Hui, da haben Winger mal wieder mächtig<br />

in den Kreativ<strong>to</strong>pf gegriffen. Von ihrem<br />

Glam-Metal-Schaffen der Spät-80er ist bei<br />

Kip Winger und seinen Mitstreitern schon<br />

lange nichts mehr zu hören. Die Band bewegt<br />

sich mit BETTER DAYS COMIN’<br />

erneut gekonnt zwischen elegischem Rock<br />

und aufgedonnertem Progressive Metal.<br />

Diese Scheibe braucht mehrere Durchläufe,<br />

um zu zünden. Dann hinterlässt sie aber tiefe<br />

Brandwunden.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2014, 10/47:25) jub<br />

MAYRA ANDRADE<br />

LOVELY DIFFICULT<br />

Mayra Andrade stammt von den Kapverdischen<br />

Inseln, singt in mehreren Sprachen<br />

vor allem über die Liebe und hat es weltmusikalisch<br />

faustdick hinter den Ohren.<br />

Afrikanische, brasilianische, europäische<br />

und pop-jazzige Einflüsse bündelt sie zu<br />

einer geschmeidigen, eleganten Musik, die<br />

für subtropische Cocktail-Abende ebenso<br />

geeignet ist wie für besinnliche Winterstunden<br />

am gemütlichen Kamin. Denn die<br />

von Musikern aus aller Welt flüchtigkeitsfehlerfrei<br />

gespielte Musik swingt gehörig,<br />

ist einerseits persönlich ausgeprägt und<br />

bedient andererseits eine breite Skala von<br />

Emotionen.<br />

(Sony <strong>Music</strong>, 2014, 13/49:07) hjg<br />

GEORGE MICHAEL<br />

SYMPHONICA<br />

Etwas ratlos lässt einen George Michaels uninspiriertes,<br />

neues Album SYMPHONICA<br />

zurück, interessant dürfte es wohl nur für diejenigen<br />

sein, die ihn auf seiner 2011/2012er<br />

Tour live gesehen haben und dort schon<br />

Bekanntschaft machen durften mit dem behäbigen<br />

Orchester-unterstützten Mix aus<br />

eigenen Songs und Vorlagen von El<strong>to</strong>n John<br />

(“Idol”), Terence Trent D’Arby (“Let Her<br />

Down Easy”), Ewan MacColl (“First Time<br />

Ever I Saw Your Face”) und Nina Simone<br />

(“My Baby Just Cares For Me”).<br />

(Virgin/Universal, 2014, 14/64:22) tk<br />

CHARLES AZNAVOUR<br />

FORMIDABLE – DAS BESTE<br />

Am 22. Mai wird<br />

Charles Aznavour 90<br />

Jahre alt. Und noch<br />

immer ist er produktiv<br />

und geht auf Tour.<br />

Zum<br />

Geburtstag<br />

erscheint die Best-<br />

Of-Anthologie FORMIDABLE, die eine<br />

zweite CD mit deutschen und englischen<br />

Versionen seiner Chansons enthält, darunter<br />

“La Bohème” und “Tu t’laisses aller (Du<br />

lässt dich geh’n)”. Auf CD eins gibt es zum<br />

Abschluss ein Duett mit Édith Piaf (“Plus<br />

bleu que tes yeux”) und auf Nummer zwei<br />

eines mit Herbert Grönemeyer [“Als es mir<br />

beschissen ging (Mes emmerdes)”]. Formidabel!<br />

(Barclay/Universal, 2014, 22/78:03,<br />

18/66:00) frs<br />

TRIGGERFINGER<br />

BY ABSENCE OF THE SUN<br />

Jaulende Gitarre, kraftvoll donnernde<br />

Drums, fett pumpender Bass, dann verzerrter<br />

Macho-Gesang – so steigt das belgische<br />

Powertrio ins neue Album ein – und<br />

bläst dem Hörer vehement die Gehörgänge<br />

frei. Der Blues-basierte, harte Rock bedient<br />

sich zwar bei bekannten Vorlagen,<br />

klingt aber frisch, dynamisch und mitreißend.<br />

Große Gesten, na klar, doch immer<br />

mit einem ironischen Unter<strong>to</strong>n und äußerst<br />

sympathisch.<br />

(Island/Universal, 2014, 12/49:30) rg<br />

PETER KRAUS<br />

ZEITENSPRUNG<br />

Auweia! Wer auch immer Peter Kraus dazu<br />

geraten hat, sich mit ZEITENSPRUNG im<br />

50er-Jahre-Rock’n’Roll-Stil an Vorlagen<br />

von Culcha Candela (“Hamma!”), Marteria<br />

(“Lila Wolken”) und Tim Bendzko (“Nur<br />

noch kurz die Welt retten”) zu versuchen,<br />

hat ihm einen Bärendienst erwiesen. Denn<br />

auch wenn die Absicht, neue Lieder in alten<br />

Gewändern zu präsentieren, sicher gut gemeint<br />

war, in der Umsetzung ist dies dann<br />

gehörig schiefgegangen, da retten auch ein<br />

Kurzvorstellungen<br />

Duett mit Helene Fischer oder eine rockige<br />

Umdeutung von Peter Alexanders “Sag<br />

beim Abschied leise (jetzt: rockig) Servus”<br />

nichts mehr, dieser Zeitensprung ging nach<br />

hinten los!<br />

(Electrola/Universal, 2014, 12/39:40) us<br />

POLIS<br />

SEIN<br />

Ein erstaunliches Werk, das dieses Quintett<br />

aus dem westsächsischen Plauen mit<br />

seinem zweiten Album vorgelegt hat. Die<br />

Stimme des Sängers changiert waidwund<br />

und dennoch kraftvoll zwischen Rio Reiser,<br />

Norbert Leisegang von Keimzeit und<br />

Selig-Frontmann Jan Plewka. Die Musik<br />

ist kaum kategorisierbar – mal schwülstig<br />

und abgrundtief traurig, mal psychedelisch<br />

und hart rockend. Die Texte sind Drama<br />

pur, völlig aus der Zeit gefallen, Rilke 2.0.<br />

Beinahe erschreckend romantisch.<br />

(www.stadtundbuerger.de, 2014,<br />

8/48:59) mfg<br />

DEEP PURPLE<br />

THE BATTLE RAGES ON...<br />

Wie ein letztes<br />

Aufbäumen<br />

mutet<br />

aus heutiger Sicht<br />

das 1993er Deep-<br />

Purple-Album THE<br />

BATTLE<br />

RAGES<br />

ON... an. Es war der<br />

ltt letzte Longplayer der klassischen Mk II<br />

Besetzung, also mit Ian Gillan (voc), Ritchie<br />

Blackmore (g), Jon Lord (keys), Roger<br />

Glover (b) und Ian Paice (dr) und liefert<br />

schnörkellosen Hard Rock. Für die Wiederveröffentlichung<br />

wurde das 1994er Live-<br />

Album COME HELL OR HIGH WATER<br />

mit dazugepackt, das ein Jahr zuvor bei<br />

den beiden Auftritten in Stuttgart und Birmingham<br />

mitgeschnitten wurde. Schönes<br />

doppelt aufklappbares Digipak mit neuem<br />

Booklet.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1993,<br />

10/50:17, 9/68:15) us<br />

TIMBER TIMBRE<br />

HOT DREAMS<br />

Wahrlich wohlig-warm kommt das fünfte<br />

Album HOT DREAMS der kanadischen<br />

Band Timber Timbre daher. Selten wurden<br />

in letzter Zeit die Sounds der 50er,<br />

60er und frühen 70er so gekonnt zusammengemischt.<br />

Italo-Western à la Ennio<br />

Morricone, Psychedelic Folk, das Klangkabinett<br />

früherer Horrorstreifen und ein<br />

croonender Elvis – alles und noch einiges<br />

andere mehr Überraschende wird geboten.<br />

Glücklicherweise bleiben Timber<br />

Timbre bei alledem reduziert, so dass sich<br />

HOT DREAMS als spannendes Meisterwerk<br />

und großes Klangkino heraus kristallisiert,<br />

das eine Zierde für jedes Plattenregal<br />

darstellt.<br />

(Full Time Hobby/Rough Trade,<br />

2014, 10/43:05) an<br />

JIMI GOODWIN<br />

ODLUDEK<br />

Nachdem sich seine Band Doves eine<br />

temporäre Auszeit genehmigt hat, Frontmann<br />

Jimi Goodwin jedoch voller Ideen<br />

und Tatendrang steckt, hat der charismatische<br />

Mann aus Manchester kurzerhand<br />

sein erstes Solo-Album eingespielt. Das<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 63


CD<br />

REVIEWS<br />

ist ähnlich elegisch und kraftvoll ausgefallen<br />

wie die Werke der Doves. Goodwins<br />

Stimme besitzt etwas Treibendes,<br />

Majestätisches, gelegentlich Schneidendes,<br />

dann wieder Lockendes. Hier<br />

herrscht derselbe Hang zum Drama vor<br />

wie bei Deacon Blue oder The Blue Nile.<br />

Groß!<br />

(Heavenly/Pias, 10/42:36)<br />

mfg<br />

JOHNNY GUITAR WATSON<br />

THE VERY BEST OF – THE<br />

GANGSTER OF LOVE MEETS<br />

THE SUPERMAN LOVER<br />

Nach den Wiederveröffentlichung<br />

zahlreicher<br />

seiner<br />

regulären<br />

Alben<br />

gibt es nun mit THE<br />

VERY BEST OF<br />

JOHNNY GUITAR<br />

WATSON auch einen komprimierten Karriererückblick.<br />

Natürlich mit dabei seine<br />

großen Hits wie “Superman Lover”, “I<br />

Need It” und “Ain’t That A Bitch”, dazu<br />

noch Underground-Klassiker wie sein<br />

grooviges “I Don’t Want To Be A Lone<br />

Ranger” sowie zwei Tracks von The Watsonian<br />

Institute, einem seiner zahlreichen<br />

Seitenprojekte.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 2014,<br />

16/78:27) us<br />

TOMMY SCHNELLER<br />

CREAM OF THE CROP<br />

„Soul Funk & Blues” steht auf dem Sticker<br />

auf der neuen CD des Osnabrückers<br />

Tommy Schneller. Und das trifft’s<br />

genau – aus diesen Ingredienzien hat er<br />

mit seinem Saxofon und seiner Stimme<br />

dank reifer Songs eine fein abgestimmte<br />

Klangmischung hergestellt. Erste Sahne,<br />

auch dank der Produktion von Labelboss<br />

Henrik Freischlader, der zu diesem superben<br />

akustischen Blues-Dinner Gitarre,<br />

Bass und Drums beisteuerte.<br />

(Cable Car/Alive, 2014, 10/52:34) pro<br />

MATT ANDERSEN<br />

WEIGHTLESS<br />

Mit soulig rauer Stimme und zupackendem<br />

Americana, bei dem immer wieder kerniger<br />

R&B, gefühlvoller Blues und eine gehörige<br />

Prise Rock’n’Roll durchscheinten,<br />

damit hat sich der Kanadier Matt Andersen<br />

zu Beginn dieses Jahres in die Herzen<br />

(& Charts) seiner Landsleute gespielt. Mit<br />

einer ganzen Schar nordamerikanischer<br />

Top-Musiker und dem Produzenten Steve<br />

Berlin (Los Lobos) hat er WEIGHTLESS<br />

zu einem richtig guten Album gemacht,<br />

auch für Bluesfreunde definitiv eine Entdeckung<br />

wert!<br />

(True North/Alive, 2014, 12/47:34) us<br />

THREE LIONS<br />

THREE LIONS<br />

Fantastisch! Mit ihrem selbst betitelten Debüt<br />

haben Three Lions ein Melodic-Metal-<br />

Sahnestück abgeliefert, wonach man sich<br />

sämtliche Finger leckt. Ob balladesk oder<br />

voll Kraft nach vorn gespielt – hier zündet<br />

jedes Stück. Hammerriffs, traumhafte Melodien,<br />

fette Produktion. Mit Vinny Burns<br />

(g) und Greg Morgan (dr) gehören gleich<br />

zwei Ex-Ten-Mitglieder zu dem Trio, das<br />

von Nigel Bailey (voc, b) vervollständigt<br />

wird, der als Sänger einen vortrefflichen<br />

Job macht.<br />

(Frontiers/Soulfood, 2014, 13/57:53) jub<br />

VÄÄRT<br />

DET KOMMER ETT SKALV<br />

In Schweden ist nicht alles Bullerbü. Auch<br />

das Land im europäischen Norden ist eine<br />

moderne Industrienation, mit allen Problemen,<br />

die daraus erwachsen. Das Rock/<br />

Popsextett Väärt besingt in den kunstvoll<br />

arrangierten Songs seines dritten Albums<br />

DET KOMMER ETT SKALV (“Ein Beben<br />

kommt”) einige davon. Mal aufrüttelnd,<br />

mal resignierend, immer sehr schön.<br />

(Westpark/Indigo, 2014, 10/39:37) frs<br />

RIVAL SONS<br />

GREAT WESTERN VALKYRIE<br />

Nach Punk-infiziertem Indie-Rock sind<br />

die Rival Sons mit ihrem neuesten Werk<br />

bei psychedelisch angehauchtem Garagen-<br />

Rock angekommen. Bluesrhythmen vorangetrieben<br />

von fuzzigen Gitarren, noisige<br />

Soundscapes, Sänger Jay Buchanan<br />

shoutet sich die Seele aus dem Leib – so<br />

wild, ungestüm und unberechenbar wie auf<br />

GREAT WESTERN VALKYRIE hat man<br />

das kalifonische Quartett bisher noch nicht<br />

gehört.<br />

(Earache/Soulfood, 2014, 10/47:46) us<br />

LITTLE FEAT<br />

LIVE IN HOLLAND 1976<br />

Nur ein Jahr vor<br />

ihrem<br />

legendären<br />

Live-Doppelalbum<br />

WAITING FOR CO-<br />

LUMBUS entstand<br />

dieser Mitschnitt. Es<br />

kommt daher natürlich<br />

zu manchen Songdopplungen, doch<br />

hing die Band um Slidemaestro Lowell<br />

George nie sklavisch an einer Songvorlage,<br />

sondern glänzte durch Improvisation<br />

und Inspiration. Daher ist diese Veröffentlichung,<br />

fast alle Songs können auf der<br />

beiliegenden DVD auch visuell genossen<br />

werden, eine schöne Ergänzung zum unerreichten<br />

Klassiker.<br />

(Eagle/edel, 1976, 11/63:13 + DVD) rg<br />

MILOW<br />

SILVER LININGS<br />

Nach seinem kometenhaften Aufstieg und<br />

dem damit verbundenen, fast ununterbrochenen<br />

Touren war es für Milow an der<br />

Zeit, sich auszuruhen. Nach Los Angeles<br />

zog er sich zurück, es ging ums Ausschlafen,<br />

um Zeit ohne Druck und Deadlines<br />

zu verbringen, aber auch um neue Lieder<br />

zu schreiben. Dementsprechend gelassen<br />

sind diese dann auch ausgefallen, nur selten<br />

wird auf SILVER LININGS das Tempo<br />

angezogen, etwas mehr Abwechslung hätte<br />

dem Ganzen aber dennoch irgendwie gut<br />

getan ...<br />

(Island/Universal, 2014, 10/34:37) tk<br />

RODDY FRAME<br />

SEVEN DIALS<br />

Schon nach den ersten Tönen, nach den<br />

ersten Textzeilen, nach den ersten Gitarreneinsätzen<br />

ist alles wieder da. Das<br />

Süßliche. Das Bewegende. Das Schmerzhafte.<br />

Vor rund 30 Jahren erschien HIGH<br />

LAND, HARD RAIN, das Album, mit<br />

dem die schottische Band Aztec Camera<br />

Unsterblichkeit erlangte. Deren Frontmann<br />

Roddy Frame beendet mit SEVEN<br />

DIALS eine gut achtjährige Auszeit, hat<br />

aber, siehe oben, absolut nichts verlernt.<br />

Herrlich!<br />

(AED Records/Rough Trade, 2014,<br />

10/37:13) tk<br />

ALESSANDRO RINELLA<br />

CANTERO PER TE<br />

Diese Vermischung von E- und U-Musik ist<br />

Geschmacksache. Produziert von Michael<br />

Soltau, lässt Alessandro Rinella Opernarien<br />

neben eingängigen Rocknummern ertönen.<br />

Die Stimme des Tenors aus Rom ist ja in<br />

der Tat beeindruckend, doch diese beiden<br />

musikalischen Welten erklingen eher neben-<br />

als miteinander, wie auch das Duett<br />

mit Chloe Agnew (Celtic Woman). Muss<br />

jeder für sich selbst entscheiden.<br />

(Art <strong>Music</strong>/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />

14/50:54) pro<br />

SILVER CONVENTION<br />

SAVE ME<br />

Wer wie Silver Convention<br />

mit einem<br />

Text aus sechs Worten<br />

– „Fly Robin fly,<br />

up up <strong>to</strong> <strong>the</strong> sky” –<br />

einen Nummer-1-Hit<br />

in den USA landet,<br />

ht hat für immer Kultstatus Klt verdient. Der<br />

Münchner Produzent Michael Kunze stand<br />

hinter diesem Bandprojekt, sein 1975er Album<br />

SAVE ME liefert herrlich pumpende<br />

Discosongs, mit den 12”-Versionen von<br />

“Fly, Robin, Fly” und “Tiger Baby” bietet<br />

die remasterte Wiederveröffentlichung<br />

auch noch zwei Bonus-Tracks.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1975,<br />

11/56:43) us<br />

THE ARKANES<br />

W.A.R.<br />

Aus Liverpool kommt diese junge Band, deren<br />

vier Mitglieder von der Leidenschaft für<br />

herzhaften Rock zusammengehalten werden.<br />

2007 gegründet, zeigt auch ihr neues Album<br />

W.A.R., dass sie zwar mit Grunge und Alternative<br />

Rock groß geworden sind, aber dennoch<br />

gute alte britische Blues-Rocktradition<br />

mit der Muttermilch aufgesogen haben. So<br />

wechseln sich heftige Gitarrenriffs mit bluesigen<br />

Rhythmen ab, leben ihre Songs von<br />

roher, erdverbundener Energie.<br />

(SPV, 2014, 12/47:16)<br />

tk<br />

ANTOINE<br />

ÉLUCUBRATIONS: ANTOINE<br />

ON 45 1965–1966<br />

Als „französischer Bob Dylan” wurde er<br />

Mitte der 60er Jahre bezeichnet, und tatsächlich<br />

war dieser junge, langhaarige<br />

Hippie, der in New York zusammen mit<br />

Velvet Underground abhing, alles andere<br />

als ein normaler Künstler. Pointiert und<br />

frech hielt er seinen Landsleuten in seinen<br />

Texten den Spiegel vor, was Johnny Halliday<br />

zu seinem Song “Cheveux longs, idées<br />

courtes” (Langes Haar, kurzer Verstand)<br />

inspirierte. ÉLUCUBRATIONS liefert<br />

sein gleichnamiges Album aus dem Jahr<br />

1966, ergänzt um seine 1965er EPs.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1966,<br />

20/58:00) us<br />

Kurzvorstellungen<br />

9BACH<br />

TINCIAN<br />

Wer Gälisch singt, muss nicht immer traditionellen<br />

Folk machen. Die Band 9Bach<br />

aus Nord-Wales um die Sängerin Lisa Jen<br />

spielt auf ihrem zweiten Album TINCIAN<br />

einen herrlich melancholischen Pop-Folk,<br />

der auch bei Peter Gabriel Gefallen gefunden<br />

hat, so dass dieser sie für sein Label<br />

Real World unter Vertag nahm. Kristallklare<br />

Sounds, träumerisch schöne Stimme.<br />

Songs, zu denen man an Regentagen die<br />

Gedanken treiben lassen kann.<br />

(Real World/Indigo, 2014, 10/52:01) frs<br />

THE STRANGLERS<br />

ABOUT TIME / WRITTEN IN<br />

RED / COUP DE GRACE<br />

Mit<br />

GIANTS<br />

AND<br />

GEMS<br />

konnte man sich<br />

erst vor kurzer<br />

Zeit dem Frühwerk<br />

der Stranglers<br />

widmen,<br />

sozusagen als Ergänzung hierzu gibt es<br />

nun in der Eagle-Classics-Reihe einen<br />

Dreierpack mit den beiden 1997er Alben<br />

ABOUT TIME und WRITTEN IN RED<br />

sowie dem ein Jahr später erschienenen<br />

COUP DE GRACE. Von gelassenen Alterswerken<br />

keine Spur, das ist beherzter<br />

Rock, der sich an keine Konventionen<br />

hält – und ein Blatt vor den Mund nahmen<br />

die Stranglers auch noch nie.<br />

(Eagle/edel, 1997/1998, 3 CDs) us<br />

DAVID PACKS<br />

NAPA CROSSROADS<br />

In Songform hat US-Musiker David Pack<br />

seine Oden an den Wein verpackt. Dabei bilden<br />

Westcoast- und Pop-Rock die Basis für<br />

die eingängigen Nummern. Die nahm Pack<br />

mit ausgefuchster Hilfe von Bela Fleck,<br />

Todd Rundgren, Doyle Dykes, Larry Carl<strong>to</strong>n,<br />

Alan Parsons sowie Doors-Keyboarder<br />

Ray Manzarek kurz vor dessen Tod 2013 auf.<br />

Das nicht ganz neue, aber immer noch originelle<br />

Konzept haben sie gelungen umgesetzt.<br />

(Concord/inakustik, 2014, 14/67:10) pro<br />

FIREBEATS INC.<br />

FIREBEATS INC.<br />

Als die norwegische Beatband Firebeats<br />

Inc. 1966 ihr Debüt veröffentlichte, war<br />

der Verkaufserfolg äußerst bescheiden,<br />

heute ist diese selbst betitelte Platte ein<br />

rares Sammlerstück. Für die aktuelle<br />

CD-Wiederveröffentlichung wurden ihre<br />

Non-Album-Singles sowie ein damaliges<br />

Outtake hinzugefügt, so dass auf FIRE-<br />

BEATS INC. ihre kompletten Aufnahmen<br />

von 1964–1968 zu hören sind. Fast alle<br />

Songs wurden von Sänger und Gitarrist<br />

Yngve Bjerke geschrieben, dazu gibt es<br />

Gecovertes von Neil Sedaka (“Oh Carol”)<br />

und den Ronettes (“Be My Baby”).<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1966,<br />

23/60:09) us<br />

BILLY BRANCH<br />

BLUES SHOCK<br />

Harp-Virtuose Billy Branch ist auf über<br />

200 Alben zu hören, doch es dauerte eine<br />

Dekade, bis er wieder Eigenes hören ließ.<br />

Er covert auf BLUES SHOCK originell<br />

(u.a. seinen Förderer Willie Dixon und<br />

Seite 64 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CD<br />

REVIEWS<br />

John Lee Hooker) und hat selbst clevere<br />

Songs verfasst, lässt es (teils mit Bläsern)<br />

satt grooven; er vermengt Klänge seiner<br />

Heimat Chicago mit denen aus New Orleans,<br />

lässt es swingen – ungezwungener,<br />

zeitlos guter Blues.<br />

(Blind Pig/Fenn, 2014, 11/51:51) pro<br />

THE ACCIDENTALS<br />

BITTER SWEET<br />

Zwei junge amerikanische Musikerinnen,<br />

jede von ihnen fähig eine Unzahl an Instrumenten<br />

zu spielen, klasse Songs zu<br />

schreiben und dazu noch herrlich einzeln<br />

oder gemeinsam zu singen, das sind die<br />

Accidentals. Mit BITTER SWEET haben<br />

Savannah Buist und Katie Larson jetzt ihr<br />

zweites Album veröffentlicht, das mit wunderschönem,<br />

größtenteils akustischem Folk<br />

zum Träumen, Schwelgen und Entspannen<br />

einlädt.<br />

(Savage Kittens/Import, 2014, 15/51:23) us<br />

ZIGGY MARLEY<br />

FLY RASTA<br />

Mit dem letztjährigen<br />

Grammy für<br />

das beste Reggae-<br />

Album (ZIGGY<br />

MARLEY IN CON-<br />

CERT) im Rücken,<br />

hat Ziggy Marley<br />

mit FLY RASTA Mitte April sein fünftes<br />

Solo-Album vorgelegt. Es entfernt sich<br />

ein gutes Stück vom klassischen Reggaesound,<br />

der älteste Sohn von Bob<br />

Marley unternimmt darauf immer wieder<br />

Ausflüge in Richtung Rock, Funk, Soul<br />

und Blues. Für jeden einzelnen Song betrachtet<br />

kein Problem, doch insgesamt<br />

sind diese Wechselspiele dann doch zu<br />

sprunghaft, leidet der Gesamteindruck<br />

des Albums darunter.<br />

(V2 Benelux/H’Art, 2014, 10/35:58) tk<br />

AXXIS<br />

KINGDOM OF THE NIGHT II –<br />

BLACK & WHITE EDITION<br />

KINGDOM OF THE NIGHT war vor 25<br />

Jahren das erfolgreichste Album der Dortmunder<br />

Melodic-Rockveteranen Axxis. Daran<br />

erinnert die Combo um Originalsänger<br />

Bernd Weiss mit einer doppelten Fassung<br />

von KINGDOM OF THE NIGHT II, wobei<br />

die Jubiläumsscheibe als Inspirationsquell für<br />

gelungene neue Songs diente. BLACK be<strong>to</strong>nt<br />

die härtere, riffigere Seite der Band, WHITE<br />

setzt auf die melodischere Komponente.<br />

(Phonotraxx/Soulfood, 2014,<br />

11/43:01 + 11/43:17) pro<br />

ANDREAS KÜMMERT<br />

HERE I AM<br />

Eine Casting-Show zu gewinnen und langfristig<br />

Erfolg im Pop-Business zu haben,<br />

das sind zwei komplett unterschiedliche<br />

Dinge. Das erste Ziel hat Andreas Kümmert<br />

als Sieger von „The Voice Of Germany” erreicht,<br />

beim zweiten Thema ist er jetzt mit<br />

HERE I AM bei Album Nummer zwei angekommen.<br />

Natürlich ist der soulige Background,<br />

den ihm Produzent Justin Stanley<br />

(<strong>Beck</strong>, Eric Clap<strong>to</strong>n) dafür auf den Leib<br />

geschneidert hat, genau der richtige, ist er<br />

dann am stärksten, wenn er seine unbändige<br />

Stimme in den Mittelpunkt der Songs stellt.<br />

(Polydor/Universal, 2014, 12/47:27) tk<br />

THE GHOST ROCKETS<br />

GOODBYE UTOPIA<br />

Aus dem unterfränkischen Schweinfurt<br />

kommen die Ghost Rockets, die mit GOOD-<br />

BYE UTOPIA nun ihr zweites Studiowerk<br />

vorlegen. Harte Riffs, treibende Rhythmen<br />

und starke Melodien zeigen, dass die fünf<br />

Musiker mit Bands wie Soundgarden, Faith<br />

No More oder Pearl Jam großgeworden<br />

sind. Dennoch kupfern sie den Stil ihrer<br />

Vorbilder nicht einfach ab, schon nach dem<br />

ersten Durchlauf des Albums erkennt man,<br />

dass diese Band ihre eigene Identität, ihren<br />

eigenen Stil hat.<br />

(Dancing in <strong>the</strong> Dark Records/<br />

Broken Silence, 2014, 12/51:41) tk<br />

KEITH EMERSON<br />

CHANGING STATES<br />

Die 1995 veröffentlichte<br />

CD enthielt<br />

Aufnahmen aus dem<br />

Jahr 1990, darunter<br />

drei Songs, die 1992<br />

unter anderen Namen<br />

auf dem ELP Album<br />

BLACK MOON wieder id auftauchten, sowie<br />

eine etwas brave 1976er Orchesteradaption<br />

von ELPs “Abaddon’s Bolero”. Somit fällt<br />

die Mischung aus Solo-Pianoballade, jazzigem<br />

Klaviertrio, rockiger Klassikadaption,<br />

straighten Rocksongs mit fauchenden<br />

Hammondsounds und der besagten Orchestereinspielung<br />

sehr inhomogen aus, man<br />

könnte es aber auch abwechslungsreich<br />

nennen. Fazit: eine interessante Neuauflage,<br />

wobei klar bleibt: An Nice oder ELP<br />

kam Emerson solo nie heran.<br />

(Eagle/edel, 1995, 10/46:09)<br />

rg<br />

JOLIE HOLLAND<br />

WINE DARK SEA<br />

Unterstützt von Musikern aus der New Yorker<br />

Experimental-Jazzszene erinnert Jolie<br />

Hollands neues Album nur noch in Spuren<br />

an die Alben zwischen Country und Folk,<br />

mit denen sie nach dem Ausscheiden aus der<br />

Americana-Band The Be Good Tanyas ihre<br />

Solokarriere startete. Von wohlklingenden<br />

Melodien keine Spur, Tom Waits, Captain<br />

Beefheart oder Sandy Dillon kommen einem<br />

in den Sinn, wenn man die abgewrackten<br />

Songs von WINE DARK SEA hört.<br />

(Anti/Indigo, 2014, 11/54:55) us<br />

COLLECTIF TRICOLETTE<br />

3901 M<br />

Das Trio Collectif Tricolette besteht aus<br />

Bela Brauckmann (dr, programming/Cultured<br />

Pearls), Gunter Papperitz (g, b, keys,<br />

programming/Peter Fox) sowie Sängerin<br />

Colette Serreau und hat seine Debüt-CD<br />

nach dem 3901 Meter hohen Schweizer<br />

Berg Piz Palü benannt. Musikalisch liefert<br />

es anspruchsvolle Easy-Listening-Songs<br />

mit Klassikelementen, einem Ambient-<br />

Teppich und betörend schwebendem Gesang<br />

und sorgt so für gute Laune.<br />

(Content/edel, 2014, 10/44:51) pro<br />

PANAMA LIMITED JUG<br />

BAND<br />

PANAMA LIMITED JUG BAND +<br />

INDIAN SUMMER<br />

Aufgrund der Fürsprache des britischen<br />

DJs John Peel war die Panama Limited Jug<br />

Band eine der ersten Acts, die vom EMI-<br />

Ableger Harvest unter Vertrag genommen<br />

wurden. Reichlich obskur ging es 1969 auf<br />

ihrem selbst betitelten Debüt zu, von typischer<br />

Jugband-Musik war darauf so gut<br />

wie nichts zu hören, das war eher psychedelischer<br />

Folk-Rock. Das sahen sie auch<br />

selbst so, für ihr 1970er Zweitwerk INDI-<br />

AN SUMMER strichen sie das „Jug Band”<br />

aus ihrem Namen, formierten sich um und<br />

änderten dazu noch ihren Stil in Richtung<br />

Underground-Rock.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1969 +<br />

1970, 17/52:38 + 12/45:45) us<br />

BLACK LABEL SOCIETY<br />

CATACOMBS OF THE BLACK<br />

VATICAN<br />

Auch bei seinem neuen Werk kennt Zakk<br />

Wylde, der ehemalige Gitarrist von Ozzy<br />

Osbourne, keine Gnade. CATACOMBS<br />

OF THE BLACK VATICAN liefert harten<br />

Heavy Metal mit düsteren Texten,<br />

bei dem sich das amerikanische Trio, das<br />

neben Wylde aktuell noch aus John De-<br />

Servio (b) und Chad Szeliga (dr) besteht,<br />

nur selten eine Auszeit gönnt. Doch wenn,<br />

wie beim akus tisch bluesigen “Scars”,<br />

dann zeigen sie auch in dieser Hinsicht<br />

ihre Klasse.<br />

(Mascot/Rough Trade,<br />

2014, 11/44:41) us<br />

ERRORHEAD<br />

EVOLUTION<br />

Die fünfte Studio-<br />

CD zeigt die Band<br />

als kompakte Einheit,<br />

Basser Frank<br />

Itt bringt jazzige<br />

und funkige Grooves<br />

ein, Drummer Zacky<br />

Tsoukas beherrscht ht die ganze Palette von<br />

Heavy bis Ballade, und mit dem neuen Sänger<br />

Karsten Stiers haben die Jungs einen<br />

guten Fang gemacht. Im Mittelpunkt steht<br />

das virtuose Gitarrenspiel Marcus Demls,<br />

wie er Heavy-Licks und High-Speed-Läufe<br />

einerseits, andererseits butterweiche und<br />

bluesige Läufe aus dem Ärmel schüttelt,<br />

hat Klasse. Da dabei auch die komposi<strong>to</strong>rischen<br />

Ideen nicht untergehen, liegt hier<br />

eine <strong>to</strong>lle und abwechslungsreiche Rockscheibe<br />

vor.<br />

(Lighthouse/H’Art, 2014, 12/48:44) rg<br />

BLANCMANGE<br />

HAPPY FAMILIES TOO<br />

Mit HAPPY FAMILIES legten die britischen<br />

Synthie-Rocker Blancmange 1982<br />

ein Debüt für die Ewigkeit vor, und als sie<br />

letzten Herbst wieder in ihrer Heimat auf<br />

Tour waren spielten sie dieses Album in<br />

kompletter Länge. So erfolgreich, dass sie<br />

die aktuelle Version des Albums jetzt mit<br />

HAPPY FAMILIES TOO neu aufgenommen<br />

haben, ergänzt um vier Remixe, darunter<br />

ihr Hit “Living On The Ceiling” im<br />

Vince-Clarke-Mix.<br />

(Cherry Red/Rough Trade, 1982,<br />

15/70:42) us<br />

DAMON FOWLER<br />

SOUNDS OF HOME<br />

Gitarrist Damon Fowler stammt aus Florida,<br />

leugnet seine Sou<strong>the</strong>rn-Roots nicht.<br />

Er vermengt funky Swamp-Blues mit<br />

Gospel, Country-Momenten sowie auch<br />

Kurzvorstellungen<br />

Rockabilly-Tupfern. Energiegeladen lässt<br />

er es zwischendurch rocken und hält sich<br />

in der Regel fern von den üblichen Klischees;<br />

Produzent Tab Benoit steuerte<br />

auch mal eine Pedalsteel bei. Wieder ein<br />

überzeugendes, spannendes Bluesprodukt<br />

aus dem Hause Blind Pig.<br />

(Blind Pig/Fenn, 2014, 11/50:13) pro<br />

HERMAN VAN VEEN<br />

HIN UND WIEDER<br />

Vor 40 Jahren, im<br />

Mai 1974, bezauberte<br />

der niederländische<br />

Chansonnier,<br />

Komponist, Sänger,<br />

Maler, Clown und<br />

Violinist<br />

Herman<br />

van Veen zum ersten Mal ein deutsches<br />

Publikum. Dieses Jubiläum begeht van<br />

Veen nicht nur mit der „Wunschkonzert-<br />

Tournee” (auf der er ausschließlich Lieder<br />

singt, die sich das Publikum wünscht),<br />

sondern auch mit einem neuen Album. Für<br />

HIN UND WIEDER hat er ausgewählte<br />

Wunschlieder neu aufgenommen und mit<br />

ein paar neuen Stücken ergänzt.<br />

(Boutique/Universal, 2014, 12/41:28) tk<br />

ROY ROGERS / BOB NOLAN<br />

HAPPY TRAILS TO YOU /<br />

THE SOUND OF A PIONEER<br />

Zwei späte Solo-Alben von Roy Rogers und<br />

Bob Nolan – beides Gründungsmitglieder<br />

der legendären Sons Of The Pioneers – auf<br />

einer CD. Beide LPs wurden Mitte/Ende<br />

der 70er Jahre von Snuff Garrett produziert,<br />

der sich von Johnny Burnette über<br />

Ray Conniff bis zu Sonny & Cher in zahlreichen<br />

Stilen tummelte. Hier sorgt er für<br />

opulent süßlichen Breitwand-Country, den<br />

die Altstars aber mit ihrer Routine retten.<br />

(Cherry Red/Rough Trade,<br />

1975/1979, 21/62:51) us<br />

REVEREND ROBERT<br />

WILKINS<br />

PRODIGAL SON<br />

Knapp zehn Minuten dauert Reverend Robert<br />

Wilkins’ “Prodigal Son” aus dem Jahr 1929,<br />

basierend auf der biblischen Geschichte vom<br />

verlorenen Sohn. Mitte der 60er Jahre wurde<br />

Wilkins im Zuge des Bluesrevivals wiederentdeckt,<br />

eine junge Rockband namens Rolling<br />

S<strong>to</strong>nes adaptierte seinen Song für ihr 1968er<br />

Album BEGGARS BANQUET. Unglaublich<br />

wie kraftvoll und überzeugend diese alten<br />

Aufnahmen immer noch klingen, unverständlich<br />

warum sie – nach zwei LPs in den 60ern<br />

– erst jetzt wieder ans Tageslicht kommen.<br />

(Bear Family/Delta <strong>Music</strong>, 2014,<br />

13/56:19) us<br />

17 HIPPIES<br />

BIESTER<br />

Durch den Titel BIESTER sollte man sich<br />

nicht abschrecken lassen, auch auf ihrem 13.<br />

Album liefern die 17 Hippies wieder bes te<br />

Songware. Für ihre Instrumentals, Folksongs<br />

und Cover-Versionen (“In Memory Of Elizabeth<br />

Reed” der Allman Bro<strong>the</strong>rs, “Peaches<br />

En Regalia” von Frank Zappa, Bill Laswells<br />

“Worksong”) hat sich die Berliner Band jede<br />

Menge Gäste eingeladen, wird das neue<br />

Werk zur bunten Weltreise.<br />

(Hipster Records/Soulfood,<br />

2014, 12/46:28) us<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 65


DVD<br />

REVIEWS<br />

ERIC CLAPTON<br />

THE 1970s REVIEW<br />

Bevor diese nicht au<strong>to</strong>risierte<br />

Doku einen<br />

in jene Dekade entführt,<br />

in der Clap<strong>to</strong>n<br />

sich als Solokünstler<br />

etablieren<br />

konnte<br />

und nach überwundener<br />

Heroinsucht<br />

in den Alkoholismus<br />

abdriftete, gibt es<br />

zunächst äht einen kurzen Rückblick auf die<br />

Sixties, von seinen Anfängen bei den Yardbirds<br />

bis hin zum Einstieg als Sideman bei<br />

Delaney & Bonnie. In den Fokus gerückt<br />

werden sodann u.a. das Bandprojekt Derek<br />

& The Dominos und die LAYLA-Sessions<br />

mit Duane Allman, das von Pete Towns hend<br />

organisierte „Rainbow Concert”, die zweite<br />

Solo- und zugleich Comeback-LP 461<br />

OCEAN BOULEVARD, aber auch Clap<strong>to</strong>ns<br />

Flirt mit dem Rassismus eines Enoch Powell.<br />

All dies wird in einem Mix aus Dokumentarmaterial<br />

und Interviews präsentiert, in denen<br />

auch Zeitzeugen wie Bonnie Bramlett oder<br />

Bobby Whitlock zu Wort kommen und sehr<br />

sporadisch gar Mr. Slowhand himself. Und<br />

auch wenn das Filmmaterial nicht immer<br />

von bester Qualität und die Bebilderung von<br />

Songauszügen gar eher misslungen ist, interessant<br />

ist diese filmische Zeitreise allemal.<br />

(Chrome Dreams/inakustik, 2014,<br />

151 Min. + Extra Features,<br />

ohne Untertitel)<br />

ms<br />

HELGE SCHNEIDER<br />

JAZZCLUB<br />

Dass Helge Schneider<br />

ein versierter<br />

Jazzmusiker<br />

ist,<br />

dürfte sich herumgesprochen<br />

haben.<br />

2003 <strong>to</strong>urte er als<br />

Pianist im Trio mit<br />

Pete York (dr) und<br />

Jimmy Woode (b).<br />

Mit den beiden Musikgrößen<br />

drehte er dann auch zusammen<br />

seinen vierten Kinofilm „Jazzclub – Der<br />

frühe Vogel fängt den Wurm” (2004). Damit<br />

erfüllte sich der Komiker einen lange<br />

gehegten Wunsch: einen am Jazz orientierten<br />

Musikfilm, gedreht in seiner Heimatstadt<br />

Mülheim an der Ruhr, mit au<strong>to</strong>biografischer<br />

Färbung. Schneider spielt<br />

darin Teddy Schu, der am liebsten nachts<br />

mit seinen beiden Freunden Howard (Pete<br />

York) und Steinberg (Jimmy Woode) in<br />

einer Kneipe jammt. Davon kann man allerdings<br />

nicht leben, so dass er sich u.a.<br />

als Fischverkäufer, Zeitungsausträger und<br />

Callboy verdingt. Als der Kneipenbesitzer<br />

überraschend stirbt, stehen die Drei vor<br />

dem Nichts. Doch Rettung naht in Form<br />

eines UFOs ... „Jazzclub” ist nicht ganz<br />

so klamaukig wie etwa „Praxis Dr. Hasenbein”,<br />

wenngleich viele Szenen den typisch<br />

anarchistisch-dadaistischen Helge-Humor<br />

aufweisen, etwa wenn Howard sich seine<br />

Schlagzeugstöcke erst schnitzen muss,<br />

sich die ausgetragenen Zeitungen im strömenden<br />

Regen zu einem Klumpatsch verwandeln<br />

oder der UFO-Kommandant als<br />

Udo-Lindenberg-Imitat auftritt. Tee? „Nee,<br />

ich bin A<strong>the</strong>ist.”<br />

(Sena<strong>to</strong>r, 2004/2014, 80 Min. + Bonus) frs<br />

BRIAN MAY & KERRY<br />

ELLIS<br />

THE CANDLELIGHT CONCERTS<br />

Eigentlich ist die<br />

DVD/CD-Ausgabe<br />

(erscheint in einem<br />

sechsseitigen<br />

Digipak)<br />

einfach zusammenzufassen:<br />

magisch,<br />

sympathisch<br />

und<br />

hochgradig<br />

emotional. Die DVD<br />

dokumentiert<br />

den<br />

Auftritt Aftittvom 19. Juli Jli2013 auf dem Montreux-Festival,<br />

bei dem Brian May Kerry Ellis<br />

auf der Akustikgitarre begleitet, aber für<br />

einige Songs auch seine E-Klampfe nutzt.<br />

Sehr ruhige und verträumte Fassungen von<br />

“Dust In The Wind”, “Somebody To Love”<br />

und ein faszinierendes “Love Of My Life”<br />

werden von “We Will Rock You” gekrönt, bei<br />

dem das Publikum nach Kräften mitmacht.<br />

Der letzte Song “Crazy Little Thing Called<br />

Love” – wiederum ein Queen-Klassiker – ist<br />

Claude Nobs gewidmet, dem Initia<strong>to</strong>r der<br />

Montreux-Festivals. Die 15 Tracks der CD<br />

wurden auf einer Tournee 2012 aufgezeichnet<br />

und entsprechen der hohen Qualität des<br />

Montreux-Konzerts. Diese erstklassige Ausgabe<br />

wird ihre Kreise ziehen. Empfehlung!<br />

(Eagle Vision/edel, 92 Min.,<br />

CD: 15/64:30)<br />

at<br />

DAVID ESSEX<br />

THE SECRET TOUR LIVE<br />

Nicht gerade üppig ist<br />

das Angebot an neueren<br />

Livemitschnitten<br />

von David Essex, so<br />

dass dieser 2009er<br />

Tourmitschnitt hochwillkommen<br />

sein<br />

dürfte. Sowohl als<br />

DVD als auch als<br />

CD (18/75:00) gibt<br />

es THE SECRET TOUR LIVE, zeigt den<br />

britischen Sänger und Schauspieler zusammen<br />

mit Ian Wherry (keys), Dave Needham<br />

(g), Gerry Moffett (b), Dave Wallace (dr) und<br />

Fergus Gerrand (perc) bei einem kompletten<br />

Konzert im britischen Bournemouth. Kein<br />

Problem war es, eine ansprechende Setlist zusammenzustellen.<br />

Wer wie Essex aus 19 Top-<br />

40-Sing les und 16 Top-40-Alben auswählen<br />

kann und sein Programm mit Hits wie “Stardust”,<br />

“Rock On”, “Silver Dream Machine”<br />

und “Imperial Wizard” bestreiten kann, wird<br />

zu Recht vom Publikum gefeiert. Und ebenso,<br />

wie seine Bühnenshow ohne große Mätzchen<br />

auskommt, bleibt auch die DVD bodenständig<br />

und verzichtet auf irgendwelche Extras.<br />

(Wienerworld/H’Art, 2014, 77 Min.) tk<br />

THE ROLLING STONES<br />

IN THE 1970s<br />

„Das beste Rolling-<br />

S<strong>to</strong>nes-Line-Up<br />

war das zwischen<br />

1969 und ’74 mit<br />

Mick Taylor”, resümiert<br />

der Journalist<br />

und Au<strong>to</strong>r Nigel<br />

Williamson<br />

am<br />

Ende von DVD 1,<br />

und dies ist nur ein<br />

Beispiel Bi i dafür, dfü dass die für diese englischsprachige<br />

Doku befragten Musikkritiker<br />

neben der Weitergabe ihres Faktenwissens<br />

stets auch eine Bewertung des musikalischen<br />

Outputs der S<strong>to</strong>nes zwischen 1969<br />

und 1983 im Blick haben. Thematisch geht<br />

es dabei erwartungsgemäß um Albumklassiker<br />

wie STICKY FINGERS oder EXILE<br />

ON MAIN ST., das während der Steuerflucht<br />

der S<strong>to</strong>nes nach Südfrankreich entstand,<br />

Keith Richards’ Drogenprobleme,<br />

Mick Jaggers High-Society-Ambitionen<br />

und die zunehmende Entfremdung der beiden<br />

„Glimmer Twins” sowie die Rolle des<br />

Taylor-Nachfolgers und Richards-Kumpels<br />

Ronnie Wood. Dass trotz der vielen Wortbeiträge<br />

beim Schauen keine Langeweile<br />

aufkommt, ist nicht zuletzt dem Kaliber<br />

der Interviewpartner geschuldet, zu denen<br />

neben besagten Musikjournalisten u.a. auch<br />

Taylors früherer Chef John Mayall sowie<br />

Harper Sugar Blue gehören.<br />

(Chrome Dreams/inakustik, 2014,<br />

2 DVDs, 214 Min. + Extra Features,<br />

ohne Untertitel)<br />

ms<br />

ZZ TOP + LYNYRD<br />

SKYNYRD + LOU REED<br />

LIVE IN GERMANY 1980 +<br />

SWEET HOME ALABAMA +<br />

A NIGHT WITH LOU REED<br />

Zwei „Rockpalast”-<br />

Auftritte von<br />

zwei legendären<br />

amerikanischen<br />

Bands, dazu ein<br />

1983er Auftritt<br />

Lou Reeds in New<br />

York, das sind drei<br />

der Wiederveröffentlichungen<br />

der<br />

Eagle-Vision-Classics-Reihe. i i 1980 gelang<br />

ZZ Top der Durchbruch in Europa, Grund<br />

hierfür ihr inzwischen legendärer Auftritt in<br />

der Essener Grugahalle. Dabei bietet LIVE<br />

IN GERMANY 1980 gut 90 Minuten knochentrockenen<br />

Texas-Blues-Rock, gestützt<br />

von Songs wie “I Thank You”, “Cheap<br />

Sunglasses”, “Tush” und “La Grange”.<br />

1996, als Lynyrd Skynyrd im Rahmen des<br />

„Rockpalasts” auf dem Loreley Festival<br />

auftraten, hatte die Band aus Jacksonville,<br />

Florida, ihr Line-Up aus den unterschiedlichsten<br />

Gründen schon mehrfach geändert,<br />

was sie aber nicht daran hinderte dem Publikum<br />

eindrucksvoll zu beweisen, dass sie<br />

immer noch zu besten Sou<strong>the</strong>rn-Rockbands<br />

gehörten. Raritätenjäger aufgepasst, als<br />

Bonus gibt es auf SWEET HOME ALA-<br />

BAMA einen Mitschnitt aus der Hamburger<br />

Musikhalle, in dem sie in Originalbesetzung<br />

mit “Workin’ For MCA”, “Free<br />

Bird” und “Sweet Home Alabama” drei<br />

ihrer größten Hits zum Besten geben. Auf<br />

A NIGHT WITH LOU REED wird der im<br />

Ok<strong>to</strong>ber letzten Jahres vers<strong>to</strong>rbene Sänger<br />

und Gitarrist nur von Robert Quine (g),<br />

Fernando Saunders (b) und Fred Maher<br />

(dr) unterstützt. Reed nutzte dieses intime<br />

DVD – Blu-ray<br />

Konzert mit außergewöhnlichen Versionen<br />

von Songs wie “Sweet Jane”, “Satellite Of<br />

Love” und “Walk On The Wild Side” für<br />

eine Reise zurück ins Greenwich Village,<br />

wo er Mitte der 60er Jahre mit der Gründung<br />

von Velvet Underground seine eindrucksvolle<br />

Karriere startete.<br />

(Eagle Vision/edel, 2014,<br />

93 Min. + 119 Min. + 60 Min.) us<br />

BILLY BRAGG<br />

LIVE AT THE UNION<br />

CHAPEL LONDON<br />

Im Juni 2013 trat Billy<br />

Bragg in der Londoner<br />

Kirche Union Chapel<br />

auf. Im Gepäck hatte er<br />

sein gerade veröffentlichtes,<br />

von der Kritik<br />

wohlwollend aufgenommenes<br />

Album TOOTH<br />

& NAIL (UK #13). Vor<br />

beeindruckender neugotischer Kulisse geriet<br />

der Abend zu einem Karriere-umspannenden<br />

Set. Der Sänger/Songschreiber und<br />

Gitarrist, mittlerweile grau und vollbärtig,<br />

spielte sich mit seiner gut aufgelegten<br />

Band durch ein Reper<strong>to</strong>ire aus 30 Jahren.<br />

Unter der Regie von Jack Lilley wurde der<br />

grandiose Gig mitgefilmt und liegt nun auf<br />

DVD vor. Neben einigen Woody-Guthrie-<br />

Ver<strong>to</strong>nungen interpretiert der sozialkritische<br />

Sänger größtenteils eigene Songs,<br />

darunter Klassiker wie “Valentine’s Day<br />

Is Over” und „Waiting For The Great Leap<br />

Forwards”. Als Zugabe spielt er anlässlich<br />

des 30. Jubiläums seiner Debüt-EP solo alle<br />

sieben Songs von LIFE’S A RIOT WITH<br />

SPY VS. SPY, inklusive “A New England”.<br />

Als Bonus enthält die DVD Interviews, Videoclips<br />

sowie eine CD mit der Musik des<br />

Konzerts.<br />

(Cooking Vinyl/Indigo, 2014,<br />

98 Min. + Bonus) frs<br />

VARIOUS ARTISTS<br />

ALL MY FRIENDS:<br />

CELEBRATING THE SONGS &<br />

VOICE OF GREGG ALLMAN<br />

Als Tribute-Konzert<br />

unter<br />

Beteiligung<br />

des dabei Geehrten<br />

und mit einem<br />

kaum minder breit<br />

aufgestellten<br />

Line-<br />

Up als bei Clap<strong>to</strong>ns<br />

„Crossroads-Guitar-<br />

Festivals”, so präsentiert<br />

sich dieser<br />

DVD-Mitschnitt aus dem Fox Theatre von<br />

Atlanta, der (wie die DVD-Version inklusive<br />

Doppel-CD) auch als Blu-ray Disc<br />

sowie in einer reinen Audio-Variante auf<br />

den Markt kommt. Dabei reicht der Reigen<br />

der beteiligten „Friends” von Dr. John über<br />

Keb’ Mo’ bis zu Susan Tedeschi, und bei<br />

den 26 Tracks handelt es sich um Songs,<br />

die von Gregg Allman geschrieben oder<br />

im Laufe seiner Karriere eingespielt wurden,<br />

wie etwa der zusammen mit Taj Mahal<br />

dargebotene ”Statesboro Blues” oder seine<br />

im Duett mit Jackson Browne vorgetragene<br />

Komposition ”Melissa”. Und bevor alle<br />

Beteiligten sich zu ”Will The Circle Be<br />

Unbroken” noch einmal zum gemeinsamen<br />

Finale auf der Bühne einfinden, dokumentieren<br />

die Titel ”Dreams” und ”Whipping<br />

Seite 66 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


DVD<br />

REVIEWS<br />

Post” den möglicherweise letzten Auftritt<br />

der Allman Bro<strong>the</strong>rs Band in ihrer aktuellen<br />

Besetzung.<br />

(Rounder/Universal, 2014,<br />

161 Min. + Extra Features) ms<br />

JONI MITCHELL + LOU<br />

REED + TINA TURNER<br />

WOMAN OF HEART & MIND /<br />

PAINTING WITH WORDS AND<br />

MUSIC + TRANSFORMER /<br />

LIVE AT MONTREUX 2000 +<br />

ONE LAST TIME LIVE IN<br />

CONCERT / CELEBRATE!<br />

Mit jeweils zwei<br />

bisher einzeln erhältlichen<br />

Videos<br />

auf einer Blu-ray<br />

startet Eagle Vision<br />

eine neue Reihe von<br />

Wiederveröffentlichungen.<br />

Besonders<br />

zu empfehlen dabei<br />

der<br />

Doppelpack<br />

von Joni Mitchell, der aus der 2003 entstandenen,<br />

immer noch äußerst sehenswerten<br />

Biografie WOMAN OF HEART<br />

& MIND besteht, angereichert durch<br />

PAINTING WITH WORDS AND MU-<br />

SIC, dem 1998er Livemitschnitt eines<br />

ebenso intimen wie eindrucksvollen Konzerts<br />

Mitchells in Los Angeles, bei dem<br />

die kanadische Songwriterin von Greg<br />

Leisz, Larry Klein, Brian Blade und Mark<br />

Isham unterstützt wurde. Ähnlich auch<br />

das Konzept bei den beiden Lou-Reed-<br />

Filmen. Auch hier gibt es mit TRANS-<br />

FORMER einen ebenso ausführlichen wie<br />

aufschlussreichen Blick hinter die Kulissen<br />

eines seiner wichtigsten Alben zu<br />

sehen, bei dem Lou Reed den Zuschauer<br />

zusammen mit seinem damaligen Toningenieur<br />

Ken Scott durch die Entstehungsgeschichte<br />

von so zeitlosen Songs wie<br />

“Vicious”, “Satellite Of Love” und “Walk<br />

On The Wild Side” führt. Dazu gibt es<br />

den kompletten Auftritt von Lou Reed<br />

beim 2000er Montreux Jazz Festival, bei<br />

dem er neben Songs aus seinem damals<br />

aktuellen Album ECSTASY natürlich<br />

auch Klassiker wie “Romeo Had Juliette”,<br />

“Dirty Blvd.” und “Perfect Day” im Programm<br />

hatte. Zwei Livemitschnitte sind<br />

auf der Blu-ray von Tina Turner zu sehen.<br />

ONE LAST TIME LIVE IN CONCERT<br />

wurde 2000 im Londoner Wembley Stadion<br />

aufgezeichnet, CELEBRATE! ein Jahr<br />

zuvor, als sie ihren 60. Geburtstag live<br />

auf der Bühne feierte. Neben dem Geburtstagsgast<br />

Bryan Adams gibt es noch<br />

frühere Duette mit Cher, Rod Stewart,<br />

David Bowie und Mick Jagger zu sehen,<br />

dazu Glückwunsch-Clips von Bono, Paul<br />

McCartney, Ricky Martin, Sting, Mariah<br />

Carey und Al Green.<br />

(Eagle Vision/edel, 2014, 3 Blu-rays,<br />

204 Min. + 206 Min. + 235 Min.) tk<br />

ALICE COOPER<br />

SUPER DUPER ALICE COOPER<br />

Ganz klar, eine „normale”<br />

filmische Biografie<br />

hätte dem<br />

Phänomen<br />

Alice<br />

Cooper nie gerecht<br />

werden können. Daher<br />

hat Banger Films<br />

(die auch schon Iron<br />

Maiden mit FLIGHT<br />

666 und Rush mit BE-<br />

YONDTHE LIGHTED STAGE ziemlich außergewöhnliche<br />

Doku-Denkmäler setzten) für<br />

SUPER DUPER ALICE COOPER eine ganz<br />

besondere Art der Darstellung ausgewählt. Als<br />

„Doku-Oper” bezeichnen die Macher ihren<br />

Film, in dem sie die unglaubliche Geschichte<br />

des Pfarrersohnes Vincent Furnier erzählen,<br />

der als Kunstfigur Alice Cooper direkt aus der<br />

Hölle zu stammen scheint. Mit einer Mischung<br />

aus realen Interviews, Animationen sowie Material<br />

aus Konzerten, TV-Shows und Filmauftritten<br />

werden sämtliche Stationen seiner Karriere<br />

detailliert beleuchtet, nicht zuletzt durch<br />

Einbeziehung von so namhaften Kollegen wie<br />

Iggy Pop, El<strong>to</strong>n John, John Lydon oder Dee<br />

Snider. Als Bonus gibt es nicht verwendete<br />

Szenen sowie Interviews mit Alice Cooper.<br />

(Eagle Vision/edel, 2014, 127 Min.) tk<br />

THE FIXX<br />

LIVE AT ROCKPALAST<br />

Auf Wave- und<br />

Synthie-<br />

oder<br />

Electro-Pop<br />

setzten The Fixx<br />

in der Zeit, als<br />

sie in Hamburgs<br />

Markthalle auf der<br />

„Rockpalast”-Bühne standen (22.2.1985).<br />

Was Cy Curnin (voc), Jamie West-Oram<br />

(g), Rupert Greenall (keys), Dan Brown (b)<br />

und Adam Woods (dr) damals konzertant<br />

inszenierten, wirkt heute etwas unterkühlt<br />

– aber es groovte durchaus, die eine oder<br />

andere Melodie setzt sich immer noch im<br />

Ohr fest. Aber es fehlten, das wird in überzeugender<br />

Ton- und Bildgüte wieder deutlich,<br />

der letzte Biss und die ganz eigene<br />

Note, die The Fixx von den anderen damals<br />

angesagten Acts dauerhaft abgesetzt hätten.<br />

Alles war clever durchdacht und konstruiert,<br />

auch facettenreich arrangiert, aber ein<br />

Hauch mehr Seele hätte dem durchaus Hitgespickten<br />

Konzertprogramm gutgetan.<br />

Aber der Zeitgeist war eben ein anderer.<br />

(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 2014,<br />

DVD: 82 Min, CD: 17/79:34) pro<br />

RICK WAKEMAN<br />

LIVE IN LUGANO<br />

Schwarzer Anzug, weiße Schuhe und ein<br />

imposanter (Steinway-)Flügel, so erlebten<br />

die Besucher Rick Wakeman am 2. Juli<br />

2009 beim Lugano Estival Jazz (gemeinsam<br />

mit Ochester und Chor). “The King<br />

Arthus Suite”, “Merlin The Magician”,<br />

“Journey To The Centre Of The Earth”<br />

gab’s (ohne Elektronik, aber nichtsdes<strong>to</strong>trotz<br />

hochspannend) ebenso wie eine Verbeugung<br />

vor den Beatles mit ”Help/Eleanor<br />

Rigby” und einiges mehr. Wakeman weiß<br />

auch ohne Band im Rücken zu überzeugen,<br />

gewinnt bei dieser musikalischen Herausforderung,<br />

der er sich ja schon öfter stellte –<br />

auch weil er den Orchestermitgliedern zwi-<br />

DVD – Blu-ray<br />

schendurch durchaus Raum zum Solieren<br />

gibt. Überzeugende Dokumentation eines<br />

gelungenen und komplett wiedergegebenen<br />

Konzertabends, der die klassische Seite des<br />

Musikers hervorhebt.<br />

(Esoteric/Rough Trade, 2009, 90 Min.) pro<br />

ROGER CHAPMAN &<br />

THE SHORTLIST<br />

LIVE AT ROCKPALAST<br />

Jeweils mit einer<br />

DVD und zwei<br />

CDs sind die<br />

Gastspiele<br />

Roger<br />

Chapmans<br />

mit<br />

The Shortlist im<br />

„Rockpalast” dokumentiert,<br />

sowohl<br />

„Markthalle Hamburg 1979” als auch „Live<br />

At Grugahalle Essen 1981”. Beim Hamburger<br />

Line-Label stand „Chappo” damals unter<br />

Vertrag und schaffte nicht zuletzt dank des<br />

„Rockpalast” seinen Durchbruch hier zu Lande.<br />

Beim Hamburg-Auftritt war gerade mal<br />

sein Debüt CHAPPO erschienen, so dass er<br />

auch Songs seiner vorherigen Bands Family<br />

und Streetwalkers sowie Cover-Versionen<br />

einstreute. Chapman röhrte sich die Seele aus<br />

dem Leib, Shortlist stimmte die Melange aus<br />

Rock, Blues und R&B feurig und intensiv, geradezu<br />

enthusiastisch an, allen voran Gitarrist<br />

Geoff Whitehorn und Saxer Nick Pentelow.<br />

Und davor ein ungemein spontaner, geradezu<br />

animalischer Sänger. Zwei Jahre später<br />

in Essen war das eigene Reper<strong>to</strong>ire deutlich<br />

umfangreicher, so dass es in zwei Stunden<br />

nur acht Überschneidungen gab – und selbst<br />

die machen in ihrer Unterschiedlichkeit einen<br />

gewissen Reiz aus. Ton und Bild überzeugen<br />

trotz einiger Schwächen insgesamt – und die<br />

einzigartige Musik von Chapman & Co. sowieso.<br />

Zugreifen!<br />

(Reper<strong>to</strong>ire/Sony <strong>Music</strong>, 2014, DVD: 98 Min,<br />

CD: 7/50:35, 6/42:14 + DVD: 122 THE FIXX<br />

Min., CD: 11/62:40, 13/56:22) pro<br />

DIE TOTEN HOSEN<br />

DER KRACH DER REPUBLIK –<br />

DAS TOURFINALE<br />

Der riesige technische/personelle<br />

Aufwand bei der<br />

Aufzeichnung<br />

der zwei Tourfinale-Shows<br />

im<br />

heimischen<br />

Düsseldorf<br />

hat sich<br />

gelohnt: Allein die<br />

Optik haut einen<br />

um, zieht ihtman sich ihdie<br />

ersten Minuten der<br />

neuen und inzwischen x-ten Live-DVD<br />

der Toten Hosen rein. Natürlich kennt man<br />

viele Songs schon von früheren Livemitschnitten,<br />

aber jede Hosen-Show ist eben<br />

doch anders, dazu gibt’s ein paar Songs<br />

von BALLAST DER REPUBLIK, ebenso<br />

das live selten angestimmte “Helden<br />

und Diebe”, ein paar frühe Klassiker aus<br />

anderer Bühnenperspektive, auf einem<br />

speziellen Podest. Dazu hat Starregisseur<br />

Paul Dugdale (Regie bei Filmen der S<strong>to</strong>nes<br />

und von Coldplay) einfallsreich gearbeitet.<br />

Mal ganz abgesehen davon, dass die Band<br />

beim Heimspiel in Bestform los<strong>to</strong>bte. Wer<br />

es sich leisten kann, sollte sich das aufwändige<br />

Earbook zulegen!<br />

(JKP/Warner, 2014, 125 Min.) pro<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 67<br />

MFPConcerts GmbH & Co. KG<br />

<br />

Der Gitarrist der Erfolgsalben von Ozzy Osbourne<br />

- Bark at <strong>the</strong> Moon & Ultimate Sin -<br />

live on Stage!<br />

27.05. Aschaffenburg<br />

30.05. Wien (A)<br />

31.05. München<br />

01.06. Hannover<br />

Abschieds<br />

<strong>to</strong>urnee<br />

TANGERINE DREAM<br />

Phaedra Farewell Tour 2014<br />

22.05.2014 Paris (F)<br />

23.05.2014 London (GB)<br />

24.05.2014 Nijmegen (NL)<br />

26.05.2014 München<br />

<br />

28.05.2014 Nürnberg<br />

30.05.2014 Berlin<br />

<br />

mfp (1/4-hoch)<br />

01.06.2014 Köln<br />

02.06.2014 Köln<br />

JEFF<br />

BECK<br />

02.06.2014<br />

München<br />

03.06.2014 Wien (A)<br />

04.06.2014 Warschau (PL)<br />

09.06.2014 Turin (IT)<br />

Festival Tour 2014<br />

ZUSATZSHOW<br />

New CD<br />

out now!<br />

15.07. München (Tollwood)<br />

16.07. Crailsheim • 17.07. Loreley<br />

18.07. Tuttlingen<br />

08.08. Schwetzingen<br />

09.08. + 11.08. Calw<br />

15.08. Hamburg • 16.08. Nürnberg<br />

22.08. Wiblingen/Ulm<br />

HERMAN RAREBELL‘s<br />

Acoustic Fever Tour 2014<br />

feat.<br />

Bobby Kimball • John Parr<br />

Michael Voss • Jose An<strong>to</strong>nio Rodriguez<br />

special guest: Beggar‘s Jam<br />

20.10. Zürich (CH)<br />

21.10. Steinegg/Bozen (I)<br />

22.10. Nürnberg<br />

23.10. Hannover<br />

24.10. Mannheim<br />

25.10. Baden-Baden<br />

20.11.2014 München Tonhalle<br />

www.MFPConcerts.com<br />

Hotline 08450 300 20 22


Books For You<br />

The Beatles: It Was 50 Years Ago Today<br />

The S<strong>to</strong>ry Of Pop<br />

Von Terry Burrows<br />

2014, Edition Olms, Zürich<br />

ISBN 978-1-78097-110-0<br />

132 Seiten (engl.)<br />

59,95 €<br />

Terry Burrows arbeitete früher in der IT-<br />

Branche, aber konnte seine Passion für<br />

das geschriebene Wort nicht ignorieren.<br />

Seitdem sind von ihm zahlreiche Bücher zu<br />

den unterschiedlichsten Themen erschienen,<br />

von denen dieser Band sicherlich<br />

für Furore sorgen wird,<br />

denn neben sauber recherchierten<br />

Infos punktet vor<br />

allem die Aufmachung. Die<br />

Edition erscheint in einer<br />

Hardcover-Box, der ein großformatiges<br />

Poster beiliegt. Das<br />

Buch an sich ähnelt einem<br />

der alten Fo<strong>to</strong>-Alben aus<br />

den Sieb zigern und wurde<br />

auf qualitativ hochwertigem<br />

Papier gedruckt. Die Karriere der<br />

Fab Four wird auf 132 Seiten abgehandelt,<br />

was auf den ersten Blick als viel zu wenig<br />

erscheint, doch im Gegensatz zu einer regulären<br />

Bio liegt hier ein anderes Konzept<br />

zu Grunde, denn mit 30 Faksimiles wird ein<br />

Gesamteindruck erzeugt, der – besonders<br />

für jüngere Leser – das anhaltende Phänomen<br />

der Beatles erläutert. Nach einer kurzen<br />

Einleitung des Au<strong>to</strong>rs werden die Jugend-<br />

jahre der vier Musiker auf knappem Raum<br />

dokumentiert, gefolgt von dem Karrierebeginn<br />

auf der Reeperbahn. Besonders hübsch<br />

sind Nachdrucke von Werbeflyern, einem<br />

Vertrag und einer Konzertankündigung. Zur<br />

Beatlemania wird natürlich auch PLEASE<br />

PLEASE ME besprochen (wie auch alle<br />

folgenden Alben), unterstützt von einem<br />

kultigen Miniposter. Zum Thema „Beatles<br />

in den USA” finden sich Nachdrucke von<br />

Handzetteln und einer Au<strong>to</strong>grammkarte,<br />

wohingegen die Tourneen wiederum<br />

mit schmucken Flyern dargestellt sind.<br />

Für den optischen Sinnesreiz<br />

sorgen darüber hinaus Nachdrucke<br />

von einer Einladung<br />

zur MAGICAL MYSTERY<br />

TOUR und der Banderole<br />

einer Japan-Ausgabe,<br />

auf deren Rückseite<br />

eine Dame wahrscheinlich<br />

ein Deodorant (oder<br />

Mundwasser?) anpreist.<br />

Im Endkapitel geht Burrows kurz auf die<br />

Nachhaltigkeit der Jahrhundertmusiker ein.<br />

Neben zwei weiteren Riesenpostern liegt der<br />

Ausgabe eine DVD mit Interviewschnipseln<br />

bei, deren Spielzeit bei unter zehn Minuten<br />

liegt. The Beatles: „It Was 50 Years Ago Today”<br />

ist natürlich ein Sammlerstück, doch<br />

bietet darüber hinaus viel Zeitgeist und<br />

Flair. Empfehlung!<br />

fl<br />

Von Karl Bruckmaier<br />

2014, Murmann Verlag, Hamburg<br />

ISBN 978-3-86774-338-9<br />

348 Seiten, Leinen, gebunden<br />

29,99 €<br />

Pop-His<strong>to</strong>rien gibt es wie Sand am Meer.<br />

Was kann eine weitere Darstellung der<br />

Geschichte der Rock- und Popmusik noch<br />

allem bereits Gesagten und Geschriebenen<br />

hinzufügen? Karl Bruckmaier,<br />

Modera<strong>to</strong>r des Bayerischen<br />

Rundfunks („Zündfunk”) und<br />

Kritiker der „Süddeutschen<br />

Zeitung”, beschreitet mit „The<br />

S<strong>to</strong>ry Of Pop” sehr unkonventionelle<br />

Wege und kommt<br />

dadurch zu verblüffenden<br />

Ergebnissen. Er erzählt nicht<br />

zum zigsten Male nach, wie<br />

sich Elvis Presley und Sam<br />

Philips oder John Lennon und<br />

Paul McCartney erstmals begegneten.<br />

Er nimmt nicht den<br />

geraden Weg, sondern wandelt<br />

abseits der Hauptstraßen, des Mi Mainstreams<br />

und der ausgetretenen Pfade auf<br />

den vielen verschlungenen Seiten- und Nebenwegen<br />

der Pop-His<strong>to</strong>rie und schildert<br />

sie in subjektiv ausgewählten Episoden mit<br />

großem Mut zur Lücke. Statt Elvis, S<strong>to</strong>nes<br />

und Beatles begegnen einem eher Typen<br />

wie Bert Williams, Irving Berlin, John Ham-<br />

mond, Ahmed Ertegun und Charlie Haden.<br />

Bruckmaier fasst seinen Popbegriff sehr<br />

weit: So beginnt etwa seine Geschichte<br />

mit dem sagenumwobenen Sänger und<br />

Lautenspieler Ziryab am Hofe des Kalifen<br />

von Córdoba im Jahr 822. Bevor er die<br />

1950er Jahre erreicht, schildert er erst mal<br />

über viele Seiten die Lebensumstände der<br />

nach Amerika verschifften Sklaven, wie sie<br />

ihre Musik und Traditionen,<br />

ihre Instrumente und Trommeln<br />

aus Afrika mitbrachten<br />

und somit die Grundlagen<br />

für fast alle späteren populärmusikalischen<br />

Strömungen<br />

schufen, ob Blues, Jazz,<br />

Swing, Rock’n’Roll, Soul oder<br />

Funk. Sein Buch ist, wie der<br />

Titel schon sagt, eher S<strong>to</strong>ry<br />

denn His<strong>to</strong>ry; Erzählen und<br />

Auswählen stehen stärker im<br />

Vordergrund als die bloße Aneinanderreihung<br />

von musikhis<strong>to</strong>rischen<br />

Fakten. Sein Stil<br />

ist it ausgefeilt, filt er schreibt auf hohem Reflexionsniveau<br />

– man muss schon einiges<br />

an Vorkenntnissen und starkes Interesse<br />

für den S<strong>to</strong>ff mitbringen. Auch wenn das<br />

Zitat- und Namedropping mitunter etwas<br />

ausufern und die Gedanken teils sehr<br />

sprunghaft sind, ist „The S<strong>to</strong>ry Of Pop”<br />

eine sehr anregende Lektüre. frs<br />

The Great Illustrated British Rolling S<strong>to</strong>nes Discography<br />

1963 –2013<br />

Von Julian Hardiman<br />

2014, Maus Of <strong>Music</strong>, Hamburg<br />

ISBN 978-3-9809137-8-2<br />

Sprache: englisch<br />

444 Seiten; 48,00 €<br />

Wer wissen möchte, wie es aussieht,<br />

wenn sich zwei absolute Profis mit<br />

höchster Leidenschaft und mit tiefster Fachkenntnis<br />

um eine Discographie kümmern,<br />

der sollte sich dieses Buch zulegen. Geschrieben<br />

von Julian Hardiman, einem der<br />

führenden Rolling-S<strong>to</strong>nes-<br />

Sammler Großbritanniens,<br />

bebildert von Chris<strong>to</strong>ph<br />

Maus, dessen Anthologie<br />

„Rolling S<strong>to</strong>nes World wide”<br />

nun schon bei Ausgabe IV<br />

angekommen ist, bleibt<br />

„The Great Illustrated British<br />

Rolling S<strong>to</strong>nes Discography<br />

1963–2013” natürlich immer noch nichts<br />

anderes als eine Discographie. Doch wie die<br />

beiden Au<strong>to</strong>ren in diesem dicken Wälzer die<br />

Veröffentlichungen der letzten 50 S<strong>to</strong>nes-<br />

Jahre chronologisch aufbereitet haben, wie<br />

sie Singles, EPs, LPs, CDs, DVDs, Kassetten,<br />

Promo-USB-Sticks, Sammelboxen und vieles<br />

mehr durch Text und Bild zum Leben erwecken,<br />

wie sie selbst eingefleischten Fans der<br />

Band immer wieder Neues und bisher Unbekanntes<br />

präsentieren, das ist ebenso ein-<br />

malig wie großartig. Von der 1963er Single<br />

“Come On/I Want To Be Loved” bis zum<br />

2013er Live-Dreier-Pack SWEET SUMMER<br />

SUN reicht das Spektrum, selbst Exkursionen<br />

zu Tribute-Alben, obskuren Samplern und<br />

Reissues werden unternommen, auch hier<br />

bleibt kein Wunsch offen, auch hier gibt es<br />

alle notwendigen Veröffentlichungsinfos,<br />

Abbildungen der Front- und Backcover, der<br />

Label, Innenhüllen und Booklets. Ein Buch,<br />

das sich aufgrund seiner Vielfalt, seiner Farbenpracht<br />

und seiner enormen<br />

Detailtiefe nicht nur an<br />

Sammler richtet, neben akribischem<br />

Durcharbeiten ist<br />

hier auch zielloses Blättern<br />

ein Genuss, am besten natürlich,<br />

wenn man dabei den<br />

einen oder anderen abgebildeten<br />

Tonträger auflegt und<br />

so nicht nur visuell in die Welt der Rolling<br />

S<strong>to</strong>nes eintaucht. Neben einer ausführlichen<br />

Einleitung, in der sich sowohl eine Auflistung<br />

aller vorgestellten Veröffentlichungen<br />

als auch eine Erklärung der wichtigsten Begriffe<br />

finden, gibt es am Ende des Buches<br />

noch Abbildungen von Promo-Postern von<br />

1965 bis 2005 sowie sechs leere Seiten für<br />

den Selbsteintrag der kommenden S<strong>to</strong>nes-<br />

Veröffentlichung von 2014 bis 2063 – ob<br />

diese wohl ausreichen?<br />

us<br />

Wild Tales – Ein Rock’n’Roll-Leben<br />

Von Graham Nash<br />

2014, edel, Hamburg<br />

ISBN 978-3-8419-0250-4<br />

382 Seiten<br />

22,95 €<br />

Dass Graham Nash auf dem Titel seiner<br />

Au<strong>to</strong>biografie „Wild Tales – Ein<br />

Rock’n’Roll-Leben” mit der Kamera in der<br />

Hand abgebildet ist, das ist kein Zufall. Denn<br />

auch wenn es der Titel des Buches mit seinen<br />

„wilden Geschichten” und<br />

einem „Rock’n’Roll-Leben”<br />

so suggeriert, ist der 1942 in<br />

Blackpool geborene Brite weit<br />

davon entfernt, aus seinem<br />

Blick zurück auf sein musikalisches<br />

Leben eine simple<br />

Aneinanderreihung von wilden<br />

S<strong>to</strong>rys über „Sex, Drugs<br />

& Rock’n’Roll” zu machen.<br />

Natürlich gibt es diese auch,<br />

wer wie Graham Nash über<br />

so lange Zeit im wohl verrücktesten<br />

Business der Welt<br />

tätig war, wer von britischem Beat über<br />

ur-amerikanischen Folk bis zum Aufstieg<br />

in höchste Pop-Sphären alles miterlebt hat,<br />

der kann ohne Zweifel einiges erzählen.<br />

Doch immer wieder gelingt es Nash, auch<br />

über sein Musikerdasein hinauszublicken,<br />

als Fo<strong>to</strong>graf, als Kunstliebhaber, als Freund,<br />

als sozial engagierter Mäzen, als warmherziger<br />

Mensch. Wunderbar flüssig zu lesen<br />

geht es chronologisch durch sein Leben,<br />

beginnend mit seiner Zeit bei den Hollies<br />

über die Jahre mit David Crosby, Stephen<br />

Stills und/oder Neil Young bis zu seinen Solozeiten.<br />

Auch die Westcoast-Hippieszene<br />

im Laurel Canyon, seine tiefe Beziehung zu<br />

Joni Mitchell oder der CSN&Y-Auftritt beim<br />

legendären Woods<strong>to</strong>ck-Festival werden zum<br />

Thema, ebenso wie die Zeit in<br />

den 80ern, als Nash im Kampf<br />

gegen die A<strong>to</strong>menergie zum<br />

Protestkämpfer wird oder sich<br />

mit Benefizkonzerten gegen<br />

den Irak-Krieg engagiert. Mit<br />

rein privaten Einblicken geht<br />

er in „Wild Tales” eher sparsam<br />

um, dennoch reichen die<br />

wenigen von ihm geschilderten<br />

Erlebnisse aus, um Nash auch<br />

in<br />

dieser Hinsicht zu einem<br />

au<strong>the</strong>ntischen Chronisten zu<br />

machen. Dies ist unter dem<br />

Strich gesehen<br />

wohl auch das größte Lob,<br />

das man einer Au<strong>to</strong>biografie ausstellen kann,<br />

au<strong>the</strong>ntisch, ehrlich und emotional zu sein;<br />

Graham Nash ist dies mit „Wild Tales – Ein<br />

Rock’n’Roll-Leben” hervorragend gelungen.<br />

Feiner Service: Im Buch gibt es einen kostenlosen<br />

Download-Code für E-Reader. us<br />

Seite 68 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Rocklexikon der DDR<br />

Holtmanns Erzählungen – Porsche, Pop und Parkinson<br />

Von Götz Hintze<br />

2014, tredition GmbH, Hamburg<br />

ISBN 978-3-8495-7804-6<br />

402 Seiten; 24,90 €<br />

15 Jahre nach der Erstveröffentlichung<br />

legt Götz<br />

Hintze nun eine großflächig<br />

überarbeitete und erweiterte<br />

Auflage seines „Rocklexikons<br />

der DDR” vor. Rund 40 neue<br />

Stichworte kamen hinzu, au-<br />

ßerdem wurde das Buch um ein rund 3500<br />

Einträge umfassendes Interpretenregister<br />

ergänzt, was die Suche nach bestimmten Personen<br />

natürlich enorm erleichtert. Auch die<br />

im vereinigten Deutschland veröffentlichten<br />

Tonträger der jeweiligen Künstler sind nun<br />

zusätzlich in den Discographien berücksichtigt.<br />

Was sich im Vergleich zur ersten Auflage<br />

nicht geändert hat, ist die ungebrochen hohe<br />

Relevanz dieses Lexikons, denn der Ansatz<br />

von Götz Hintze – von 1983 bis 1991 Musikdokumentar<br />

beim DDR-Rundfunk und dort<br />

zuständig für Pop-, Rock- und Schlagermusik<br />

– die Bands, Interpreten, Sänger und Texter<br />

der DDR-Rockgeschichte nicht in Vergessenheit<br />

geraten zu lassen, ist heute mindestens<br />

noch genauso wichtig wie 1999. Sehr interessant<br />

sind auch die im Anhang zu findenden<br />

DDR-Jahreshitparaden von 1975 bis 1990, in<br />

denen man die Top-50-Songs der einzelnen<br />

Jahre findet.<br />

tk<br />

Von Matthias Holtmann<br />

2014, Klöpfer und Meyer, Tübingen<br />

ISBN 978-3-86351-065-7<br />

350 Seiten; 25 €<br />

ollage eines so nicht geplanten<br />

Lebens”, so lautet C„<br />

der Untertitel von „Holtmanns<br />

Erzählungen”. Was es damit<br />

auf sich hat, dafür genügt ein<br />

Blick auf die bewegte Vita von<br />

Au<strong>to</strong>r Matthias Holtmann, der<br />

nach dem Studium an der Musikhochschule<br />

Köln Schlagzeuger der deutschen Progressive<br />

Rockband Triumvirat war, es dann über<br />

Au<strong>to</strong>tester bei Porsche, Jobs als Comedian<br />

und Journalist bis zum Modera<strong>to</strong>r (mit eige-<br />

ner Au<strong>to</strong>grammkarte!) und Musikchef beim<br />

Stuttgarter Südwestrundfunk gebracht hat.<br />

Wer seine Live- und Radiomoderationen<br />

kennt, der wird sich schnell heimisch fühlen<br />

in der trocken-witzigen, manchmal auch<br />

selbstironischen Art, in der Holtmann seine<br />

Erinnerungen, Eingebungen, Glücksmomente,<br />

Visionen, Abschweifungen und Niederlagen<br />

erzählt. Gerade diese Art, mit sich<br />

selbst und mit Schicksalsschlägen wie seiner<br />

Parkinson-Erkrankung offen umzugehen,<br />

hebt dieses Buch über eine „normale” Promi-<br />

Biografie hinaus. Zusätzlich enthält das Buch<br />

noch eine CD, auf der Holtmann einige Abschnitte<br />

seiner „Erzählungen” als Hörbuch<br />

präsentiert.<br />

us<br />

Beat in Baden<br />

Von Uwe Menze<br />

2014, BadnerBuch-Verlag, Rastatt<br />

ISBN 978-3-94463-505-7<br />

170 Seiten; 19,90 €<br />

it Uwe Menze, Jahr-<br />

1954 und im<br />

badischen Rastatt aufgewachsen,<br />

hat sich ein absoluter<br />

Kenner des „Beat<br />

in Baden” angenommen.<br />

Mit ein paar alten Schall-<br />

Mgang<br />

platten der Rocking Stars - einer badischen<br />

Beatband, die er bis dahin gar nicht kannte<br />

- wurde in ihm der Wunsch geweckt, sich<br />

statt um die populären britischen und amerikanischen<br />

Bands der 60er und 70er um die<br />

(mehr oder weniger) längst in Vergessenheit<br />

geratenen Gruppen aus der Heimat zu kümmern.<br />

Dass dort neben den Ghostmen, Fires<strong>to</strong>nes,<br />

Sunbeams oder den Beethovens auch<br />

die weltweiten Karrieren der Flippers, von<br />

Ricky King, Joy Fleming und Tony Marshall<br />

ihren Anfang nahmen, wo die Moonlights,<br />

die Skippies oder der Saxofonist Pete Tex<br />

auftraten, wer wann welche Single oder LP<br />

veröffentlichte – Uwe Menze hat alles bestens<br />

recherchiert, mit vielen Fo<strong>to</strong>s und Coverabbildungen<br />

aufbereitet und das alles in<br />

diesem klasse Nachschlagewerk äußerst einladend<br />

in Szene gesetzt. Dickes Kompliment,<br />

so macht musikalische (Heimat-)Geschichte<br />

richtig Laune!<br />

us<br />

Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich – Diskografie, S<strong>to</strong>ry<br />

Von Heinz Dietz<br />

eine schriftliche Auflistung der verausgabten<br />

2014, Eigenverlag<br />

Platten vorangestellt. Die Lis te ist chronologisch<br />

134 Seiten, deutsch<br />

und nummeriert. Die folgenden Co-<br />

40,00 € (+ Versand 3 €, Ausland-Europa 7 €) verabbildungen sind ebenfalls nummeriert, so<br />

Die Diskografie über dass man diese schnell den jeweiligen Veröf-<br />

Dave Dee, Dozy, Beaky,<br />

Mick & Tich zeigt,<br />

dass nicht nur deren<br />

fentlichungen zuordnen kann. Dietz hat auf<br />

Wertangaben für Plattensammler verzichtet,<br />

was zu begrüßen ist, denn die Singles dieser<br />

Bühnenkleidung bunt Band sind – wohl wegen ihrer hohen Aufla-<br />

und schrill war, sondern<br />

auch die Plattencover<br />

gen – fast durchweg im unteren Preissegment<br />

angesiedelt. Eine stattliche Anzahl schöner<br />

farbenprächtige und seltener Fo<strong>to</strong>s und die Abbildungen ei-<br />

Gestaltung aufwiesen. niger „Sheet <strong>Music</strong>”-Titelblätter aus England<br />

Der Herausgeber hat für dieses Buch sein<br />

übliches Konzept geändert, was sich positiv<br />

auswirkt. So ist dem jeweiligen Ausgabeland<br />

ergänzen das interessante Buch.<br />

Bezug: www.beat-band-books.de oder<br />

E-Mail: heinz-dietz@t-online.de<br />

p<br />

Abba Backstage<br />

Ein Blues für die Lady<br />

Von Ingmarie Halling<br />

2014, Heel Verlag, Königswinter<br />

ISBN 978-3-86852-878-7<br />

80 Seiten; 40 €<br />

er wie Ingmarie Hal-<br />

heute Kura<strong>to</strong>rin Wling,<br />

des S<strong>to</strong>ckholmer Abba-<br />

Museums, die schwedische<br />

Band ab 1977 als Kostümbildnerin<br />

auf ihren Welt-<br />

<strong>to</strong>urneen begleitet hat und bis heute<br />

mit allen vier Abba-Mitgliedern befreundet<br />

ist, der darf sein Buch ohne Zweifel<br />

„Abba Backstage” nennen. Wie nahe sie<br />

Anni-Frid, Benny, Björn und Agnetha in<br />

dieser Zeit war, zeigen nicht zuletzt die<br />

zahlreichen exklusiven Privatfo<strong>to</strong>s, die<br />

es hier in Hülle und Fülle zu sehen gibt;<br />

auch die Anekdoten, die sie am Rande der<br />

Reisen zu Auftritten in alle Welt miterleben<br />

durfte, sind herrlich kurzweilige Unterhaltung.<br />

Daneben gibt es immer wieder<br />

zahlreiche O-Töne von damals Beteiligten<br />

zu lesen, auch die vier Bandmitglieder<br />

schildern ausführlich ihre Sicht der Dinge.<br />

Dazu gibt es – in eingeklebte Umschläge<br />

verpackt – Reprints von handgeschriebenen<br />

Notizen, Briefen, Songlisten und<br />

Kalendern sowie die 1977er „Tour-Bibel”<br />

mit allen Namen, Titeln und Auftrittsorten,<br />

Backstage-Pässen, Gepäckanhängern,<br />

Bühnenskripten und vieles mehr.<br />

Tolles Buch!<br />

tk<br />

Von Volker Erbes<br />

2014, Mainbook, Frankfurt/M.<br />

ISBN 978-3-94412-409-4<br />

219 Seiten; 10,90 €<br />

eit den 70er Jahren hatte<br />

SVolker Erbes mit Büchern<br />

wie „Die blauen Hunde” und<br />

„Die Spur des Schwimmers”<br />

auf sich aufmerksam gemacht.<br />

1994 zog er sich vorübergehend<br />

aus der Literatur<br />

zurück, um sich mit östlichen Weisheitslehren,<br />

Malerei und Musik zu beschäftigen. Nun<br />

kehrt der in Frankfurt am Main lebende Au<strong>to</strong>r<br />

mit einem Roman zurück, in dem er auch<br />

seine Liebe zum Jazz und Blues verarbeitet:<br />

„Ein Blues für die Lady”. Die Handlung kreist<br />

um einen Trompeter, der seine Erinnerung<br />

verloren hat und durch die Mainmetropole<br />

streift. Er bekommt ein Engagement bei<br />

einem steinreichen Clubbesitzer und begegnet<br />

Musikern, Frauen, Szenegängern<br />

und der mysteriösen Sängerin Echo. Nach<br />

und nach muss er sich seiner Vergangenheit<br />

stellen. „Ein Blues für die Lady” ist ein<br />

labyrinthischer, geheimnisvoller Roman, der<br />

an Werke der Romantik, Frühmoderne oder<br />

Julio Cortázar erinnert. Wie bei jedem gut<br />

improvisierten Jazzstück ist eine Handlung<br />

weniger wichtig als vielmehr der Augenblick,<br />

der Klang. Und der Sound von Erbes‘ Sprache<br />

ist wunderschön, berauschend. frs<br />

Dancing Queens: Alle Wege führen nach Waterloo<br />

Bowie Treasures<br />

Von Jana Fuchs<br />

2014, Knaur<br />

ISBN 978-3-42651-491-7<br />

316 Seiten<br />

9,95 €<br />

D<br />

ie beiden Au<strong>to</strong>rinnen<br />

Heike Abidi und Tanja<br />

Janz haben unter dem<br />

Pseudonym Jana Fuchs<br />

einen witzigen Zeitgeistroman<br />

verfasst, der<br />

den Abba-Kult und zwei<br />

in die Jahre gekommene<br />

„ehemalige” Teenager <strong>the</strong>matisiert. Frida4Ever<br />

und BlueEyedDarling, zwei recht<br />

unterschiedliche Frauen, lernen sich in<br />

einem Internetforum kennen und beschlie-<br />

ßen, gemeinsam nach Schweden zu reisen,<br />

um ihre Faszination für die Band beim 40.<br />

Grand-Prix-Jubiläum auszuleben, auch<br />

wenn die Jeans von damals – verdammt! –<br />

enger geworden ist. Die mit Anspielungen<br />

auf Abba gespickte Erzählung ist nicht nur<br />

ein schriller Roadmovie, sondern zugleich<br />

ein Porträt der Siebziger im Kontrast zur<br />

Neuzeit. Natürlich erhebt der Roman keinen<br />

Anspruch auf literarische Höchstleistungen,<br />

sondern soll locker-flockig-frech<br />

unterhalten (was durchaus schwierig ist).<br />

Ein Waterloo? Nein, denn den Unterhaltungsfak<strong>to</strong>r<br />

hat „Jana Fuchs” mit Bravour<br />

erreicht. Also volle Punktzahl – auch für<br />

das Cover, bei dem der Titel im Glitzer-<br />

Prägeaufdruck erscheint!<br />

at<br />

Von Mike Evans<br />

2014, Edition Olms<br />

ISBN 978-1-78097-309-8<br />

62 Seiten<br />

39,95 €<br />

Edition „Bo-<br />

Treasures”<br />

fällt in die Kategorie<br />

„Erlebnisliteratur”, da<br />

hier ein lebendiger<br />

Gesamteinruck ver-<br />

Dwie<br />

mittelt wird, der trotz<br />

der geringen Seitenzahl<br />

überzeugt. Das Buch wird in einem<br />

Hardcover-Schuber geliefert und dokumentiert<br />

die Karriere des charismatischen<br />

und experimentierfreudigen Musikers. Von<br />

seinem ersten Album bis hin zu REALITY<br />

sind alle Tonträger aufgeführt und werden<br />

verknüpft mit biografischen Details<br />

besprochen. Dazu erscheint jedesmal der<br />

Kasten „Fact File”, in dem die wichtigsten<br />

Fakten zusammengetragen sind. Auch die<br />

Auswahl der Fo<strong>to</strong>s stimmt, denn neben<br />

den bekannten Aufnahmen hat der Au<strong>to</strong>r<br />

auch seltenes Material berücksichtigt. Die<br />

Würze des Bandes machen die 20 Faksimile-Beilagen<br />

aus. Neben einem gefärbten<br />

Poster aus der Ziggy-Stardust-Ära gefällt<br />

ein weiteres aus dem Jahr 1983, das damals<br />

einem Video-Tape beilag. Hinzukommen<br />

zum Beispiel ein Tourheft, eine<br />

Postkarte, ein Vertrag aus dem Marquee<br />

1965, die das grandiose Werk optimal abrunden.<br />

Top!<br />

fl<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 69


Heft 4 1995 Heft 5 1995 Heft 1 1996 Heft 2 1996 Heft 3 1996 Heft 4 1996 Heft 6 1996<br />

Heft 5 1997<br />

Heft 6 1997<br />

Heft 2 1999<br />

Heft 3 1999<br />

Heft 4 1999<br />

Heft 5 1999 Heft 6 1999 Heft 2 2000 Heft 3 2000 Heft 4 2000<br />

Heft 5 2000<br />

Heft 6 2000<br />

Heft 1 2001<br />

Heft 2 2001<br />

Heft 3 2001<br />

Heft 4 2001 Heft 5 2001 Heft 6 2001 Heft 1 2002 Heft 2 2002<br />

Heft 3 2003 Heft 4 2003 Heft 5 2003 Heft 6 2003<br />

Heft 3 2002 Heft 4 2002<br />

Heft 5 2002<br />

Heft 6 2002<br />

Heft 1 2003<br />

Heft 2<br />

2003<br />

Räumungsverkauf *<br />

Heft 1 2004<br />

Heft 2 2004<br />

Heft 3 2004<br />

Heft 4 2004 Heft 5 2004 Heft 6 2004 Heft 1 2005<br />

Heft 2 2005 Heft 3 2005 Heft 4 2005<br />

Heft 5 2005 Heft 6 2005 Heft 1 2006 Heft 2 2006 Heft 3 2006 Heft 4 2006 Heft 5 2006 Heft 6 2006<br />

Heft 1 2007<br />

Heft 2 2007 Heft 3 2007 Heft 4 2007 Heft 5 2007 Heft 6 2007 Heft 1 2008 Heft 2 2008 Heft 3 2008 Heft 4 2008 Heft 5 2008<br />

Heft 6 2008 Heft 1 2009 Heft 2 2009 Heft 3 2009 Heft 4 2009 Heft 5 2009 Heft 6 2009 Heft 1 2010 Heft 2 2010 Heft 3 2010<br />

Heft 4 2010<br />

Heft 5 2010 Heft 6 2010 Heft 1 2011 Heft 2 2011 Heft 3 2011 Heft 4 2011 Heft 5 2011 Heft 6 2011 Heft 1 2012<br />

Heft 2 2012 Heft 3 2012<br />

Heft 4 2012 Heft 5 2012 Heft 6 2012 Heft 1 2013 Heft 2 2013 Heft 3 2013 Heft 4 2013 Heft 5 2013 Heft 6 2013 Heft 1 2014 Heft 2 2014<br />

Nähere Informationen finden Sie im Internet unter:<br />

www.goodtimes-magazin.de (Index alter Ausgaben)<br />

Seite 70 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


SHOP SHOP SHOP SHOP<br />

NEU<br />

❏<br />

6,50 €<br />

Nr. 1<br />

❏<br />

❏<br />

❏<br />

❏<br />

6,50 € Nr. 2<br />

6,50 € Nr. 3<br />

6,50 € Nr. 4 6,50 € Nr. 5<br />

3<br />

CD-Box<br />

14,99 €<br />

weitere interessante<br />

Artikel finden Sie<br />

im Internet<br />

❏<br />

10,00 €<br />

Original Nachdruck<br />

der Null-Nummer<br />

(0/1991)<br />

❏<br />

❏<br />

❏<br />

15,00 €<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Cap<br />

mit gesticktem Logo,<br />

individuell größenverstellbar<br />

durch Metallclip-Verschluss.<br />

Farbe: Schwarz<br />

❏<br />

6,50 € Nr. 10<br />

Abb. Rückseite<br />

<strong>GoodTimes</strong>-T-Shirt<br />

20,00 €<br />

❏ Schwarz<br />

Anzahl<br />

(bitte eintragen)<br />

S M L XL<br />

XXL XXXL<br />

❏<br />

6,50 € Nr. 6<br />

20,00 €<br />

❏ Weiß<br />

Anzahl<br />

(bitte eintragen)<br />

S M L XL<br />

XXL XXXL<br />

Abb. Vorderseite<br />

❏<br />

❏<br />

6,50 € Nr. 7<br />

6,50 €<br />

❏<br />

9,80 €<br />

Wir räumen unser Lager * !!!<br />

Edition Vol. 1<br />

Discographien<br />

100 Seiten<br />

Einzelheft – jedes <strong>GoodTimes</strong>-Heft nur 2,– € anstatt t 6,50 €<br />

(Mindestbestellmenge 20 Exemplare – gewünschte Nummern bitte unten ankreuzen)<br />

Komplettpaket – alle noch vorhandenen 99 Ausgaben für nur 150,– € anstatt 643,50 €<br />

plus kostenlose Zugabe der Null-Nummer (Nachdruck)<br />

❏<br />

Nr. 8<br />

6,50 €<br />

Nr. 9<br />

<strong>GoodTimes</strong> kult!<br />

❏ ❏<br />

je 12,80 €<br />

Anzahl<br />

(bitte eintragen)<br />

Die gewünschte(n) Heftnummer(n) bitte so 4/99 X ankreuzen: Nicht aufgeführte Nummern sind ausverkauft!<br />

4/95 5/95 1/96 2/96 3/96 4/96 6/96 5/97 6/97 2/99 3/99 4/99 5/99 6/99 2/00 3/00 4/00 5/00 6/00 1/01 2/01<br />

3/01 4/01 5/01 6/01 1/02 2/02 3/02 4/02 5/02 6/02 1/03 2/03 3/03 4/03 5/03 6/03 1/04 2/04 4/04 3/04 5/04<br />

Sammelordner<br />

mit Stabmechanismus bieten Platz für je 12 Ausgaben<br />

(bzw. bis zu 20 für ältere <strong>GoodTimes</strong>-Hefte). Lieferung erfolgt<br />

inkl. Jahrgangsaufklebern mit vielen möglichen Variationen.<br />

❏<br />

29,80 €<br />

NEU<br />

❏<br />

14,99 €<br />

3 CDs,<br />

60 kult!-Hits<br />

NEU mit DVD<br />

über 5.000 LP/CD-<br />

Cover-Abb.!<br />

LP/CD 2014<br />

Preiskatalog<br />

• über 145.000<br />

Sammlerpreise<br />

6/04 1/05 2/05 3/05 4/05 5/05 6/05 1/06 2/06 3/06 4/06 5/06 6/06 1/07<br />

6/11 1/12 2/12 3/12 4/12 5/12 6/12 1/13 2/13 3/13 4/13 5/13 6/13 1/14 2/14<br />

2/07 3/07 4/07 5/07 6/07 1/08 2/08<br />

3/08 4/08 5/08 6/08 1/09 2/09 3/09 4/09 5/09 6/09 1/10 2/10 3/10 4/10 5/10 6/10 1/11 2/11 3/11<br />

Oben ausgewählte(s) Artikel/Paket geht/gehen Ihnen unmittelbar nach Zahlungseingang zu.<br />

Ich bezahle auf folgende Weise:<br />

* Angebot gültig bis 17.7.2014<br />

solange Vorrat reicht<br />

4/11 5/11<br />

❏ bar beigefügt ❏ per V-Scheck (beiliegend) ❏ per Vorabüberweisung (Kon<strong>to</strong>daten siehe Impressum)<br />

❏ per Bankeinzug<br />

❏ per PayPal (PayPal-Adresse: info@nikma.de)<br />

Bank: ___________________________________________________ BIC (nur Ausland): _______________________<br />

IBAN: _________________________________________________________________________________________<br />

Die Genehmigung zum Bankeinzug und die Information über die 14-tägige Widerrufsmöglichkeit bestätige ich mit meiner folgenden Unterschrift:<br />

Datum: _____________________ Unterschrift: ____________________________________________________<br />

Vor-/Nachname: ________________________________________ Straße: _____________________________<br />

PLZ/Ort: __________________________________________________ Land: _________________________________<br />

Telefon: ____________________ Fax: _____________________ E-Mail: _______________________________<br />

Zuzüglich Versandkosten: Inland: 2,– € · Ausland: 3,50 € · versandkostenfrei ab 20,– € Warenwert<br />

Bestellschein bitte faxen an: 0 70 42/37660-188 oder ausschneiden bzw. fo<strong>to</strong>kopieren und senden an:<br />

NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz – oder bestellen Sie einfach im Internet unter: www.goodtimes-magazin.de<br />

❏<br />

29,80 €<br />

❏<br />

❏<br />

❏<br />

❏<br />

CD je<br />

15,90 €<br />

❏<br />

❏<br />

NEU mit DVD<br />

über 25.000 Single-<br />

Cover-Abb.!<br />

Single 2014<br />

Preiskatalog<br />

• über 105.000<br />

Sammlerpreise


Kleinanzeigen<br />

VERKAUFE<br />

Große Sammlung: CDs, LPs, Singles,<br />

Bücher, Merchandising, Au<strong>to</strong>gramme,<br />

Zeitschriften, Fo<strong>to</strong>s, Promomaterial.<br />

Auch großes Kinks-Angebot. Bitte Liste<br />

per E-Mail anfordern bei Peter Seeger,<br />

E-Mail: gtimes@t-online.de<br />

Absolute Rarität: Gästebuch mit<br />

ca. 300 Au<strong>to</strong>grammen berühmter<br />

Persönlichkeiten aus Pop/Rock,<br />

Klassische Musik, Sport, Politik, Show,<br />

TV usw. abzugeben. Bei Interesse bitte<br />

genaue Aufstellung per E-Mail anfordern<br />

bei Peter Seeger, E-Mail: gtimes@<br />

t-online.de<br />

Amsterdam Record Shop: Verkauf<br />

und Ankauf von Tonträgern, bevorzugt<br />

Vinyl. Kein Techno, Schlager, HipHop,<br />

Klassik, Volksmusik. ARS in 44137<br />

Dortmund, Sternstr. 11, Inh. O. Wilkening,<br />

Öffnungszeiten: Mo–Fr: 12–18.30 Uhr,<br />

Sa: 11–14 Uhr, Tel.: 0231-161 691<br />

Verkaufe <strong>GoodTimes</strong> 2008–2013 komplett<br />

für 36,– € + Versandkosten, apeix@<br />

web.de<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Hefte komplett von 0/1991–<br />

6/2013 inkl. kult!-Hefte 1–4 und einige<br />

Kalender. Sehr gut erhalten, 190,– €.<br />

Peter Reiser, Kaplaneigasse 92, 64319<br />

Pfungstadt, Tel.: 06157-986 757<br />

Vinyl-Reservat in Göttingen<br />

An- und Verkauf von Schallplatten.<br />

Ob Einzelstück oder ganze Sammlung.<br />

Wir zahlen faire Preise für Vinyl!<br />

Tel.: 0511-797 745 33,<br />

vinylreservat@gmx.de<br />

www.schallplatten-boersen.de<br />

25.05. Bonn – Brückenforum<br />

15.06. Düsseldorf – WBZ am Hbf.<br />

07.09. Köln – Stadthalle Mülheim<br />

14.09. Düsseldorf – WBZ am Hbf.<br />

21.09. Oberhausen – Revierpark Vonderort<br />

03.10. Dortmund – Westfalenhalle<br />

04.10. Paderborn – Schützenhof<br />

05.10. Osnabrück – OsnabrückHalle<br />

12.10. Oldenburg – Weser-Ems-Hallen<br />

geöffnet 11–16 Uhr / Agentur Lauber<br />

Ihr Kleinanzeigentext für<br />

<strong>GoodTimes</strong> Nr. 4/2014<br />

muss bis zum<br />

27.06.2014<br />

der Redaktion vorliegen!<br />

www.hotstuffcds.de<br />

… bei uns finden Sie zum günstigen<br />

Preis CDs, LPs, Raritäten, Importe, Ltd.-<br />

Editions und Spec.-Editions der Bereiche<br />

Rock, Blues, R&B, Soul, Folk, Hard &<br />

Heavy, jeweils mit den enthaltenen Songs.<br />

Songs inspiriert von American Roots<br />

und engl. Bands der 60er: Sänger, (Slide-)<br />

Gitarrist, Songwriter Gerrit Brockmann &<br />

Band! Songs/Videos … einfach googeln!<br />

Booking 2014: hotstuffcds@kabelmail.de<br />

Einige unserer CD-Angebote:<br />

Atlantis – Ooh Baby + Bonus 16,– €<br />

Blues Image – Something To Say 15,– €<br />

Bos<strong>to</strong>n – Live Agora 1976 15,– €<br />

Budgie – Live Milwaukee 1978 15,– €<br />

Deep Purple – Live Amsterdam 69 15,– €<br />

Focus – In Concert 1973 15,– €<br />

Frumpy – DoCD Live + Bonus 25,– €<br />

Grand Funk – What’s Funk? 15,– €<br />

Grand Funk Railr. –<br />

Grand Funk Lives 1,–5 €<br />

Hairband (Alex Harvey) –<br />

Band On The 15,– €<br />

Hay, Barry – Only Parrots... Earring! 15,– €<br />

Illusion (US) – Toge<strong>the</strong>r 15,– €<br />

Jethro Tull – Live In L.A. 1980 15,– €<br />

Lake – Ouch! 12,– €<br />

Locomotiv GT– Hungarian 1st Alb. 15,– €<br />

Manfred Mann Earth Band –<br />

In Concert ’71 15,– €<br />

Petards – Pet Arts 15,– €<br />

Pink Floyd – BBC Sessions 67/68 15,– €<br />

Santana – Live Tanglewood 1970 15,– €<br />

Scorpions – Live In Tokyo 1979 15,– €<br />

Tee Set – DoCD Emotion 48 Tracks 18,– €<br />

Wallenstein – Charline &<br />

Blue Eyed B. 15,– €<br />

Wonderland – Most Of 15,– €<br />

Two Wolf Records,<br />

Mühlenstr. 22 B, 29221 Celle,<br />

Tel. 05141-540 645 abends<br />

E-Mail: wpokall@aol.com<br />

Schallplattenbörse CDMarkt, 14.06.2014<br />

von 10–18 Uhr in Bad Dürkheim/<br />

Brunnenhalle, Eintritt frei, Meterpreis<br />

15,– €, Anmeldung unter Schatztruhe<br />

Heiko Frien, Tel. 06322-61 085, heiko.<br />

frien@freenet.de<br />

Musikbücher – Raritäten –<br />

Sonderangebote<br />

Neuheiten – Katalog anfordern!<br />

Musikbücher, Rosenstr. 5–6,<br />

Münster, Tel. 0251- 46 000<br />

www.yeahbooks.de<br />

SUCHE/TAUSCHE<br />

Suche CD-Sammlung Rock-Pop-Soul<br />

60er/70er. Tausche auch gerne. Sepp<br />

<strong>Beck</strong> Tel.: 08824-611 E-Mail: fo<strong>to</strong>.<br />

beck@t-online.de<br />

Kaufe Schallplatten zu Höchstpreisen:<br />

Rock, Prog, Psych, Kraut, Jazz, Beat, Indi,<br />

Black <strong>Music</strong>, nur gepflegte Sammlungen<br />

ab 200 Stück und rare Einzelstücke! Tel:<br />

0173-470 79 69<br />

Die Redaktion weist dar auf hin,<br />

dass das An bie ten von nicht<br />

au <strong>to</strong> ri sier ten Auf nah men oder<br />

Ton auf nah men, die ge gen eine<br />

Ge set zes vor schrift ver s<strong>to</strong> ßen,<br />

untersagt ist. Alle recht li chen<br />

Kon se quen zen lie gen al lein im<br />

Ver ant wor tungs be reich des je weili<br />

gen In se ren ten!<br />

Neue Adresse? Achtung: Die Post<br />

sendet Zeitschriften trotz Nachsendeantrag<br />

nicht nach. Bitte teilen Sie<br />

bei Umzug Ihre neue Anschrift dem<br />

Verlag mit!<br />

Bestellschein bitte faxen an: 0 70 42/37660-188 oder ausschneiden bzw. fo<strong>to</strong>kopieren<br />

und senden an: NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Klein-Anzeigen-Bestellung<br />

Ich möchte bitte folgende Kleinanzeige in der <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe Nr.:................ veröffentlichen:<br />

Für die Berechnung des Anzeigenpreises beachten Sie bitte die nebenstehenden Hinweise!<br />

Mein Inserat soll erscheinen in der Rubrik:<br />

❏ Verkaufe oder sonst. gewerbl. Anzeige<br />

❏ Suche/Tausche<br />

(Bitte Bestellschein ausschneiden, fo<strong>to</strong>kopieren oder<br />

Ihren Anzeigentext auf ein separates Blatt schreiben.)<br />

Der Betrag für das Kleininserat (pro Zeile E1,20<br />

für »Gewerbliche und Verkaufsanzeigen«, bzw.<br />

E0,60 für »Suche/Tau sche«) ist in Briefmarken/<br />

in bar beigefügt. Im Anzeigentext müssen<br />

zumindest Name und Vorname und eine<br />

E-Mail-Adresse (oder die komplette Adresse)<br />

angegeben werden. Eine Telefonnummer<br />

alleine genügt nicht. Bei der Berechnung der<br />

Zeilen zählt Ihre Anschrift mit! Die Kleinanzeige<br />

kann nur bei sofortiger Zahlung veröffentlicht<br />

werden. Rech nungs ver sand nur bei Anzeigen<br />

ab einem Bestellwert von E15.<br />

Ich zahle auf folgende Weise:<br />

❏ Briefmarken ❏ bar beigefügt (E)<br />

(Nur diese Zahlungsmöglichkeiten. Briefmarken nur mit Euro-Wert)<br />

❏ vorab gefaxt, Bezahlung folgt per Brief!<br />

Datum: ............................................<br />

Unterschrift: ....................................<br />

Vor- und Nachname: ............................................................................................Straße: .....................................................................................................<br />

PLZ/Ort: ...............................................................................................................Telefon/Fax/E-Mail: ...................................................................................<br />

Seite 72 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Abo Bestellschein<br />

Ihre Abo-Vorteile auf einen Blick :<br />

+ kostenlose Lieferung<br />

+ Zustellung früher als im Einzelhandel<br />

+ sicher verpackt – in Folie eingeschweißt<br />

+ preiswerter als beim Einzelkauf<br />

+ jährlich exklusiver <strong>GoodTimes</strong>-Kalender gratis<br />

+ regelmäßige Sonderaktionen nur für Abonnenten<br />

+ hochwertige Abo-Prämie<br />

✘ Ja, ich möchte ein <strong>GoodTimes</strong>-Abo<br />

(Diese Bestellung können Sie innerhalb von 14 Tagen widerrufen)<br />

❏ die nächsten 9 <strong>GoodTimes</strong>-Hefte (4/2014 bis 6/2015)<br />

statt 58,50 € für nur 54,00 € (Europa 60,00 €/Overseas 75,00 €)<br />

Sichern Sie sich eine attraktive Prämie!<br />

❏ LP/CD-Preiskatalog 2013<br />

❏ Single-Preiskatalog 2013<br />

Abo Bestellschein<br />

❏ 5 zurückliegende Hefte<br />

nach Wahl<br />

bitte Heft-Nr. angeben:<br />

(alle vorrätigen Hefte siehe Seite 70)<br />

Einmalig nur für<br />

Neu-Abonnenten!<br />

Die oben ausgewählte Prämie geht Ihnen unmittelbar nach Zahlungseingang zu.<br />

Ich bezahle auf folgende Weise:<br />

❏ bar beigefügt ❏ per V-Scheck (beiliegend) ❏ per Vorabüberweisung (Kon<strong>to</strong>daten siehe Impressum)<br />

❏ per Bankeinzug<br />

❏ per PayPal (PayPal-Adresse: info@nikma.de)<br />

Das Abo verlängert sich nach Ablauf der oben vereinbarten Laufzeit um 1 Jahr, kann aber jederzeit zu diesem Zeitpunkt sowie laufend danach gekündigt werden.<br />

Bank: _______________________________________________________ BIC (nur Ausland): _________________________________<br />

IBAN: ________________________________________________________________________________________________<br />

Die Genehmigung zum Bankeinzug und die Information über die 14-tägige Widerrufsmöglichkeit bestätige ich mit meiner folgenden Unterschrift:<br />

Datum: _____________________ Unterschrift: ____________________________________ Geb.Jahr * :______________<br />

Vor-/Nachname: ________________________________________ Straße: _______________________________________<br />

PLZ/Ort: __________________________________________________ Land: ___________________________________________<br />

Telefon: ____________________ Fax: ____________________ E-Mail: _________________________________________<br />

Bestellschein einfach faxen an: 07042 /37660-188<br />

oder ausschneiden bzw. fo<strong>to</strong>kopieren und senden an:<br />

NikMa Verlag · Fabian Leibfried · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz<br />

oder bestellen Sie einfach im Internet unter: www.goodtimes-magazin.de<br />

Geschenk-<br />

Gutschein<br />

für:<br />

von:<br />

über Ausgaben<br />

www.goodtimes-magazin.de<br />

Angabe freiwillig<br />

*<br />

❏ Ich benötige<br />

einen Geschenk-<br />

Gutschein.


TIPP<br />

MICHAEL LEE FIRKINS<br />

Ausgegniedelt?!<br />

Hoch leben die Vorurteile! Wer<br />

Anfang/Mitte der 1990er Jahre Bilder<br />

von Michael Lee Firkins anschaute, sah<br />

sich au<strong>to</strong>matisch gewarnt: US-Schönling,<br />

blonde Mega-Mähne mit einer<br />

Fantastilliarde Korkenzieherlocken, das<br />

Hemd geöffnet bis zu den Hühneraugen.<br />

Gedruckte Hinweise auf einen „neuen<br />

Gitarrengott" sorgten für au<strong>to</strong>matische<br />

Rückführung der CDs in die passenden<br />

Regalfächer; das metallisch-seelenlose<br />

Hochgeschwindigkeitsgekreische<br />

der Klampfe war hörbar, ohne<br />

dass die Disc überhaupt im<br />

Schacht lag. Und so ganz falsch<br />

war das nicht ...<br />

Der Mann aus Omaha,<br />

Nebraska – dort geboren<br />

am 19.5.1967 – lieferte auf<br />

seinen ersten drei Alben<br />

(MICHAEL LEE FIRKINS,<br />

CHAPTER ELEVEN und<br />

CACTUS CRÜZ) in der Tat<br />

manch wilde, verwegene<br />

Jagd nach dem vorherrschenden<br />

Mot<strong>to</strong> „schneller<br />

& greller" ab, wobei seine<br />

angestrebte Zielsetzung nie<br />

so ganz klar wurde. Will<br />

sagen: Der konnte – auf<br />

hohem Niveau – offenbar<br />

alles von Metal, Rock,<br />

Jazz, R&B etc. –, und so<br />

fanden sich auf den genannten, rein<br />

instrumentalen Solo-CDs immer wieder<br />

auch echte Einzelperlen, die<br />

noch an das absolut Gute<br />

in diesem Flinkfinger und<br />

Gitarrenlehrer glauben ließen;<br />

zumal Firkins 1994 auch<br />

als Bandmitglied auf einer LP<br />

mit dem Titel THE HOWLING<br />

IGUANAS (mit Gesang) zu<br />

hören war und er dort angenehmeren,<br />

gebremsten<br />

Schaum schlug.<br />

DECOMPOSITION (1999) erwies<br />

sich als weiterer Schritt ans<br />

Licht: Ein ausgetüftelter Cover-<br />

Versionen-Mix bot teils hochspannende<br />

Bearbeitungen<br />

u.a. von Jimi Hendrix<br />

(2), Duke Elling<strong>to</strong>n, Rick<br />

Derringer und sogar<br />

von Henry Mancinis<br />

Filmmusik „Pink<br />

Pan<strong>the</strong>r". Danach<br />

war Firkins funkig<br />

zumute, er gehörte<br />

für zwei Alben (ONE<br />

NATION UNDER<br />

A RE-GROOVE/<br />

TAKE YOU HIGHER;<br />

2003/2004) dem<br />

Oktett The Clin<strong>to</strong>n<br />

Administration an<br />

(womit eher George als Ex-Präsi Bill<br />

gemeint war). Erst 2007 kehrte er auf<br />

„seinen" Kurs zurück: Die<br />

BLACK LIGHT SONATAS enthielten<br />

Bodenständiges und<br />

harte Rocker ("Two Guns<br />

Left", "One Big Punch",<br />

"Black Betty", "Now's Your<br />

Time Blues") und vorzügliche<br />

Gitarrenexkursionen wie die<br />

lange "Black Light Sonata").<br />

Und: Schon hier gastierten<br />

sporadisch drei namhafte<br />

Kollegen, die<br />

– sämtlich bestens<br />

in vollem Saft – auf<br />

Firkins' aktueller<br />

Scheibe YEP durchgehend<br />

am Werke sind;<br />

sie machen selbige zu<br />

seiner mit Abstand<br />

besten, gniedelfreien<br />

Arbeit: Drummer Matt<br />

Abts und Andy Hess<br />

(Bass) u.a. von Gov't<br />

Mule als Rhythmusduo<br />

und der bei den<br />

S<strong>to</strong>nes nicht unumstrittene<br />

Keyboarder Chuck Leavell, der<br />

hier vor allem an der schwurbelnden Orgel<br />

blendend eingepasst hantiert. Michael<br />

Lee Firkins scheint (daumendrück!) endlich<br />

„angekommen": YEP läuft geradezu<br />

ENTDECKT – EMPFOHLEN<br />

über vor feinsten Spuren der Allman<br />

Bro<strong>the</strong>rs, von Lynyrd Skynyrd, brodelndem<br />

Südstaaten-Feeling, einem geradezu<br />

exzeptionell guten Bandverständnis und<br />

Solopassagen – und all das auf über 65<br />

Spielminuten.<br />

Wahre Slide-Exzesse hat's hier in allen<br />

Variationen ("Cajun Boogie", "The Cane"),<br />

gern auch mal dreilagig ("Standing<br />

Ovation"), mal mit J.J. Cale-Verschnitt<br />

und – in "Wearin' Black" – als habe man<br />

An<strong>to</strong>n Karas' "Der dritte Mann" durch<br />

den Wolf gedreht.<br />

Es gibt Schunkler<br />

wie "Take Me Back"<br />

und Gebremstes mit<br />

Dröhnungsbeilage der<br />

Hausmarke Firkins<br />

("Long Day", "Out<br />

Of Season"). Die elf<br />

Songs kommen wie<br />

aus einem Guss,<br />

ohne Schwachstellen,<br />

Ruhepausen entfallen.<br />

YEP ist ein einziger<br />

atemloser Block, mit<br />

Sicherheit eines der<br />

attraktivsten Jam/-<br />

Sou<strong>the</strong>rn-Alben der letzten Jahre. Möge<br />

diese Besetzung bleiben, nachlegen, mal<br />

zu Besuch kommen! Und: Hat da irgendwer<br />

behauptet, Mr. Firkins könne nicht (so<br />

gut) singen? Ohrenarzt!<br />

bm<br />

BRYCE JANEY<br />

Abgenabelt, losgebluest<br />

Vati hat's geschafft, immerhin: Billy<br />

Lee Janey, Baujahr 1953, kam in<br />

Form von zwei CD-Reviews bereits 2007<br />

und 2009 in <strong>GoodTimes</strong> vor. Doch dass<br />

da auch noch ein Saiten rupfender<br />

Sohnemann ist – und was für einer!<br />

–, blieb bislang unbeachtet. Papa Billy<br />

hatte zur Zeit der British Invasion um<br />

1964 die Arbeit in Marion, Iowa, aufgenommen;<br />

das Familientrio<br />

The Janeys (nebst Gattin und<br />

dem aufstrebenden Filius) folgte,<br />

dann ging es separat weiter<br />

– immer auf einem deftigen<br />

Blues(Rock-)Fundament und<br />

mit viel Beachtung im allerdings<br />

eher begrenzten regionalen<br />

Dunstkreis.<br />

Mitte der Neunziger war es dann<br />

soweit: Der explosive Gitarrist<br />

Bryce Janey nabelte sich, weiter<br />

unterstützt vom Erzeuger,<br />

von selbigem ab und stellte<br />

sich auf eigene Füße. Bis 2006<br />

erschienen – in Europa kaum<br />

bis überhaupt nicht wahrgenommen<br />

– fünf Alben auf<br />

Kleinlabels wie Hot Fudge und<br />

Blue Sunday (alle sind zumindest<br />

als Downloads noch erhältlich):<br />

PRACTICE WHAT YOU PREACH, SWEET<br />

BABY JANE, BARE WIRE, der Mitschnitt<br />

LIVE AT J.M. O'MALLEY'S und HEAL<br />

THE NIGHT; durchweg solide, attrakti-<br />

ve Blues-Rockaufwärmübungen mit<br />

punktuellen Highlights, aber trotz<br />

Intensivumsetzung noch längst<br />

nicht ausgereift.<br />

In Eigenregie folgte DOWN HOME<br />

BLUES, ein rein akustischer Versuch,<br />

der Song für Song unterstrich,<br />

dass hier nicht etwa ein reiner<br />

Krachmacher am kreativ-diffizileren<br />

Werk ist (Empfehlungen: Willie Dixons<br />

"Little Red Rooster", "Country Fever",<br />

"Gamblin' Man's Blues"). Dann die entscheidende<br />

Weichenstellung: Bryce Janey<br />

kam in Kontakt mit Grooveyard Records,<br />

dem New Yorker<br />

Retro-Label und<br />

Tummelplatz für<br />

70s-„Old School"-<br />

Fans mit inzwischen<br />

über 100<br />

Veröffentlichungen<br />

(unter anderem<br />

nordamerikanische<br />

Wertarbeit von den<br />

Buddaheads, Craig<br />

Erickson, Dave Osti, Guitar Pete, Greg<br />

Koch, Lance Lopez, Henrik Freischlader).<br />

Seit etwa 2010 ist Bryce Janey nun<br />

„angekommen" und damit hoffentlich<br />

endgültig auf Kurs. BLUES IN MY SOUL<br />

– mit Johnny Winters "Medicine Man"<br />

und einer stromfreien Version von Robin<br />

Trowers "In This Place" – und GAME<br />

OF LIFE (inklusive des "Come And Go<br />

Blues" der Allmans und "Waitin' For The<br />

Bus"/ZZ Top) gelangen zu 100 Prozent<br />

ausfallfrei, sind in sich geschlossen und<br />

abgerundet: Wer auf die Herren Hendrix,<br />

Trower, Vaughn, Gibbons & Co. steht,<br />

erhält hier wuchtige, hochqualitative<br />

Variationen und Fortführungen,<br />

ohne einem schnöden Abkupferer<br />

auf den Leim zu gehen.<br />

Janeys schroffer, bäriger Gesang<br />

kommt aus der Kniekehle, eine<br />

seltene Gurgelmixtur aus James<br />

Dewar und dem späten Johnny<br />

Cash – wie maßgeschneidert für<br />

den gern verschleppten und bleischweren<br />

Stra<strong>to</strong>caster-Sound dieses<br />

Prädikatsgitarristen, der niemals<br />

billig-plakativ seine Profession<br />

„vorführt". Und sein Gitarren<strong>to</strong>n<br />

(immer leicht brutzelig, integrierte<br />

Slidepartien inklusive) spricht ganz<br />

einfach an. Mit BURNING FLAME<br />

(2013) steht der Amerikaner auf seinem<br />

bislang höchsten Podestplatz –<br />

wie immer mit begrenzter Begleitung<br />

(Dan „DJ" Johnson, bass; Eric Douglas,<br />

drums; Tommy T-Bone Giblin, organ), die<br />

Überfrachtung und Selbstzweck-Firlefanz<br />

kategorisch ausschließt. Mit dem nicht<br />

eben häufig bearbeiteten Free-Klassiker<br />

"The Stealer" und dem "Special Ryder<br />

Blues" (Altmeister Skip James) gibt es die<br />

obliga<strong>to</strong>rischen Cover-Versionen, der Rest<br />

sind trocken-gewichtige Eigenbauten<br />

(<strong>to</strong>p: "The Revenuers", "S<strong>to</strong>ne Cold<br />

Killer", "Chrome Horse", "Long Ways<br />

Home") auf 55:22 Min. Länge. Fazit in<br />

neudeutschem Werbe-Sprech: So muss<br />

Blues-Rock!<br />

bm<br />

Seite 74 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Viva<br />

u v i ]<br />

Mexico!<br />

Die Popmusik liebt Sehnsuchtsziele und<br />

Traumlandschaften. Amerikanische Songs schwelgen<br />

in grenzenloser Begeisterung für den südlichen<br />

Nachbarstaat. Ein zwiespältiges Verhältnis.<br />

Von Rüdiger Bloemeke<br />

(„ se<br />

Sie kommen so sicher wie der Frühling: amerikanische<br />

Jugendliche, die wie die Heuschrecken<br />

in Mexiko einfallen, um „Spring<br />

break" zu feiern, die Frühjahrsferien an den Universitäten.<br />

Im Schlaraffenland „south of <strong>the</strong> border"<br />

kennen sie keine Grenzen für ihre Vorstellungen<br />

von „Party". Das südliche Nachbarland<br />

bietet dem Gringo seit jeher alles, was ihm in<br />

der puritanischen Heimat fehlt. „All <strong>the</strong> women<br />

are crazy and <strong>the</strong>y like <strong>to</strong> party till daylight"<br />

(„Alle Frauen dort sind irre, und sie feiern bis<br />

Tagesanbruch"), heißt<br />

es in "Clean Shirt" von<br />

Waylon Jennings und<br />

Willie Nelson über einen<br />

Ausflug nach Mexiko. Und<br />

das bleibt nicht ohne Folgen:<br />

Am nächsten Morgen<br />

wachen beide in desolater<br />

Verfassung auf – der<br />

eine<br />

mit<br />

bescheuertem eu<br />

erte<br />

Tat<strong>to</strong>o, der andere mit<br />

Dauerwelle. Und auch Bob Dylan hat schon die<br />

Grenze überschritten: „When you’re lost in <strong>the</strong><br />

rain in Juarez and it’s Eastertime <strong>to</strong>o" („Wenn du<br />

im Regen in Juarez am Ende bist, und es ist Ostern").<br />

Sein "Just<br />

Like Tom Thumb’s<br />

Blues" lässt ihn<br />

den Abend mit<br />

Burgunder beginnen,<br />

ehe er härtere<br />

Sachen nimmt. Und<br />

bevor dort die „hungry<br />

women ... make a mess outa<br />

you" („die hungrigen Frauen ...<br />

dich fertigmachen"). Schließlich<br />

l war schon in "Goin’ To Acapulco"<br />

sein einziger Wunsch: „goin’<br />

<strong>to</strong> have some fun". Thema Nr.<br />

1:<br />

die Senoritas. Drei Beispiele: ele:<br />

e: James<br />

Taylor, eher der coole Typ, konnte in<br />

"Mexico" ein<br />

Lied von<br />

der<br />

Attraktivität tivi<br />

tät der tempe-<br />

e-<br />

ramentvollen Mexikaneerinnen<br />

singen: n: „Sleepy<br />

senorita with <strong>the</strong> eyes<br />

es<br />

on<br />

fire". Feurig ging<br />

es<br />

auch bei Hank Snow zu.<br />

Die Frau, die ihm mit dem<br />

Rhythmus hmus<br />

ihrer Hüften und ihren rubinroten Lippen<br />

den Verstand raubte, nannte er "Spanish Fireball".<br />

Selbst die Drifters hatten "Down In Mexico"<br />

in einer Bar in Mexicali einschlägige Erfahrungen<br />

mit einer Senorita gemacht.<br />

Suff, Sex und Drogen<br />

Die Wechselbeziehung zwischen Mexiko und den<br />

USA hat sich nicht nur in Kriegen („The Alamo",<br />

Amerikanisch-Mexikanischer Krieg), in Handel (Tequila,<br />

Corona), Literatur (Oscar Lewis, Don Winslow)<br />

und Filmen („Bandido",<br />

„Die glorreichen Sieben")<br />

niedergeschlagen<br />

– vor allem die US-Mu-<br />

sik<br />

wurde davon nachhaltig<br />

geprägt. In ihr ließ<br />

sich<br />

alles auf emotionale<br />

Weise ausdrücken, was Nordamerikaner<br />

aner<br />

mit<br />

dem sonnigen<br />

Land<br />

im Süden verbinden. Für sie<br />

gibt’s dort im<br />

Übermaß, was der<br />

simple Yankee mit Freiheit verbin-<br />

det: Suff, f, Sex<br />

und<br />

Drogen. Mit anderen<br />

Worten: Da kann man die Sau<br />

rauslassen ss<br />

–<br />

das Nachbarland als<br />

Bordell des Nordens. Das war allerdings<br />

nicht immer so. Angefangen<br />

hat das Verhältnis als romantische<br />

Beziehung: e Mexiko als Sehnsuchtsziel,<br />

als Traumlandschaft, an in der<br />

man die Liebe findet, etwa bei "Mexicali<br />

Rose", die schon in einem em<br />

Schlager von 1923<br />

besungen wurde. Gleich in zwei Filmen („South Of<br />

The Border" von 1939 und „Down Mexico Way",<br />

1941) trug Gene Autry sein "South Of The Border"<br />

vor, eine Ballade unerfüllter<br />

Liebe: „South of <strong>the</strong> border,<br />

down Mexico way, that’s<br />

where I fell in love, when<br />

<strong>the</strong> stars above came out <strong>to</strong><br />

play" („Südlich der Grenze,<br />

in Mexiko, verliebte ich<br />

mich, als die Sterne aufgingen").<br />

Beide Liebenden<br />

flüstern „manana", als das Paar sich<br />

trennt, aber das<br />

Manana kommt für sie nicht. Im 1941er Film „Down<br />

Seite 76 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


c l<br />

Mexico Way" heißt eine Protagonistin Maria Elena,<br />

im selben Jahr schaffte Jimmy Dorsey die Spitzenposition<br />

der Charts mit dem<br />

Song "Maria Elena", in dem<br />

eine Mexikanerin angebetet<br />

wird: „Maria Elena, you’re<br />

<strong>the</strong> answer <strong>to</strong> a prayer"<br />

(„Maria Elena, du bist die<br />

Erfüllung meines Gebetes").<br />

Noch 1963 hatte die dermaßen<br />

Angebetete das Zeug<br />

zu einem em<br />

Top-Ten-Hit: Ten<br />

in<br />

einer Instrumentalversion<br />

von Los Indios Tabajaras.<br />

Einer der meist gecoverten Songs der 50er Jahre<br />

hieß "Vaya Con Dios". Er bescherte Les Paul und<br />

Mary Ford 1953 ihren größten Erfolg. Mit dem<br />

Titel („Auf Wiedersehn") war die Szenerie der unglücklichen<br />

Liebesgeschichte vorgegeben: „Now<br />

<strong>the</strong> hacienda’s dark, <strong>the</strong> <strong>to</strong>wn is sleeping. Now<br />

<strong>the</strong> time has come <strong>to</strong> part, <strong>the</strong> time for weeping.<br />

Vaya con dios, my darling, vaya con dios my love"<br />

(„Die Hazienda liegt im Dunkeln. Die Stadt schläft<br />

schon. Und wir müssen jetzt auseinandergehen, die<br />

Tränen werden fließen"). Es gibt eine frappierende<br />

Parallele zu diesen mexikanischen Liebesliedern der<br />

Amerikaner: Der deutsche Schlager der Adenauer-<br />

Ära schwelgte in sentimentalen Italienklischees –<br />

von den "Capri-Fischern" über "Arrivederci, Roma",<br />

"Veni, vidi, vici" und "Es war in Napoli" bis zu<br />

"Mandolinen und Mondschein". Wie einst Goe<strong>the</strong><br />

verherrlichte man „das Land, wo die Zitronen<br />

blühn, im dunklen Laub die Gold-Orangen glühn,<br />

ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht". Aber<br />

das war eine vorübergehende Mode. In den USA<br />

dagegen dauert die Mexikoliebe bis heute an: Von<br />

Acapulco bis Tijuana erstreckt sich eine Landschaft,<br />

die lange als Paradies vergoldet wurde. Was den<br />

Wirtschaftswunder-Deutschen „bella, bella Marie"<br />

war, war den Nordamerikanern "Maria Elena"; was<br />

den einen „amore" war, war den anderen „amor" –<br />

in den Worten von Roy Orbison "Yo Te Amo Maria".<br />

Jeden Tag Siesta,<br />

jeden " Abend Fiesta"<br />

Maria Muldaur bringt den Traum vom besseren Leben<br />

im Süden in "Gringo In Mexico" auf den Punkt:<br />

„But now you will find me out here every morning,<br />

out on <strong>the</strong> beach or else down in <strong>the</strong> square ... Bananas<br />

and coconuts, fish <strong>from</strong> <strong>the</strong> ocean, sun in <strong>the</strong><br />

morning and music at night, everyone seems <strong>to</strong> pass<br />

by in slow motion" („Jetzt bin ich hier jeden Morgen<br />

am Strand oder auf dem Marktplatz ... Bananen,<br />

Kokosnüsse, Fisch vom Ozean, Sonne am Morgen,<br />

Musik zur Nacht. Jeder scheint sich in Zeitlupe zu<br />

bewegen"). Dieser Wunschvorstellung<br />

ist ein ganzer<br />

Elvis-Presley-Film<br />

(„Fun<br />

In Acapulco") gewidmet.<br />

Mot<strong>to</strong>: „Life begins, when<br />

you’re in Mexico!" Auch<br />

hier die Gegenwelt zum<br />

„American way of life":<br />

„Your troubles like bubbles will soon disappear in<br />

<strong>the</strong> air ... No one’s in a hurry, no one seems <strong>to</strong> worry,<br />

why <strong>the</strong>y’re all so happy is very clear, every day<br />

siesta, every night fiesta" („Deine Sorgen werden<br />

bald wie Seifenblasen in der Luft verschwinden ...<br />

niemand hat es eilig, niemand sorgt sich, warum sie<br />

alle so glücklich sind, ist völlig klar"). Songtitel: "I<br />

Think I’m Gonna Like It Here". Spanische Gitarren<br />

und Mariachi-Trompeten sorgen bei Elvis und Maria<br />

Muldaur und unzähligen anderen Aufnahmen für<br />

stimmungsvolle Untermalung. US-Studiomusiker<br />

haben den Mexiko-Sound längst wie selbstverständlich<br />

in ihrem Reper<strong>to</strong>ire.<br />

Bei einer Spaßband aus Texas wie dem Sir Douglas<br />

Quintet gehörte der mexikanische Einschlag zum<br />

guten Ton, besonders schön zu hören auf "Nuevo<br />

Laredo", einer typischen „South Of The Border"-<br />

Geschichte. "Fun" südlich der Grenze suchten nicht<br />

nur die Baby-Boomer und Spring-Breaker. Schon<br />

Frank Sinatra forderte in "Come Fly With Me" seine<br />

Geliebte auf, mit ihm „down <strong>to</strong> Acapulco Bay" zu<br />

fliegen. Solch kleine Fluchten aus dem Alltag ließen<br />

sich mit einem Bündel<br />

Dollarscheine leicht verwirklichen.<br />

Aber auch für<br />

Gangster war der Süden<br />

ein beliebter Fluchtpunkt,<br />

um<br />

unterzutauchen. Das<br />

kalte Kanada im Norden<br />

kam dagegen g nur für Viet-<br />

nam-Kriegsdienstverwei-<br />

enst<br />

rw<br />

eigerer<br />

in Frage, die dort<br />

Unterschlupf fanden.<br />

Wer wie Merle Haggard<br />

das Gefängnis in Tucson<br />

vermeiden wollte, peilte<br />

als Befreiung am besten<br />

die "Seashores Of Old<br />

Mexico" an. Bei Hank Thompson kam ein Mörder<br />

bei seinem Absetzversuch nicht weiter als Juarez.<br />

Er hatte seine Frau umgebracht<br />

– im Rausch aus einer<br />

Mischung von Whiskey<br />

und Kokain. Der Countrystar<br />

konnte 1959 im "Cocaine<br />

Blues" offen von Kokain<br />

singen, Johnny Cash<br />

titelte den Song ein Jahr<br />

später vorsichtshalber zum<br />

"Transfusion sion<br />

Blues" um, aber auch seinen Killer ereilte<br />

dasselbe Schicksal: „They over<strong>to</strong>ok me down in<br />

Juarez, Mexico" („Sie erwischten mich unten in Juarez").<br />

Denn auch jenseits<br />

der Grenze kannte man<br />

eine Einrichtung namens<br />

„prisión". Und so lande-<br />

te<br />

so manch ein Gringo<br />

hinter Gittern wie das<br />

Kings<strong>to</strong>n Trio im<br />

"Tijuana Jail" oder Webb<br />

Pierce im "Tijuana County<br />

Jail". Ob Joe, den u.a.<br />

Jimi Hendrix und Willy<br />

DeVille mit "Hey Joe" unsterblich gemacht haben,<br />

tatsächlich im Nachbarland dem Henker entging, ist<br />

nicht überliefert.<br />

Tequila allerorten<br />

In die meisten Mexiko-Lieder fand die brutale<br />

Realität des Lebens in dem mittelamerikanischen<br />

Staat jedoch keinen Eingang. Besonders die Drogen,<br />

die für die Süchtigen Amerikas durch das<br />

Land und über die Grenze geschmuggelt werden<br />

und die mexikanische Gesellschaft an den Rand<br />

des Chaos bringen, werden elegant ausgeklammert.<br />

Ausnahme: J.J. Cale, der in "Bringing It<br />

Back (From Mexico)" mit S<strong>to</strong>ff geschnappt wird,<br />

den er über die Grenze schmuggeln will. Bei anderem<br />

S<strong>to</strong>ff sieht es anders aus: Tequila galt für<br />

die Songtexter quasi als Synonym für das Land im<br />

Süden. Ein großer Hit war Ende der 50er Jahre das<br />

Instrumental<br />

"Tequila"<br />

der Champs, die darauf<br />

noch "Too Much Tequila"<br />

nachfüllten. "Mas Tequila"<br />

(„Mehr Tequila")<br />

wollte auch Sammy Hagar<br />

und erklärte den Schnaps<br />

gleich zum "Vitamin T",<br />

das man auf einem Wochenendtrip<br />

endt<br />

zur Baja<br />

California „mit Salz und<br />

Limonenscheibe" einnehmen sollte. Der Rocker<br />

besitzt dort einen Nachtclub<br />

und vertreibt eigene<br />

Tequila-Marken ... Doch<br />

das Gesöff scheint nicht<br />

das richtige Rezept für<br />

Jim Reeves gewesen zu<br />

sein, der in "Drinking Tequila"<br />

über Kopfschmerzen<br />

klagt „<strong>from</strong> drinking<br />

Tequila and teasing <strong>the</strong> girls". Da<br />

konnte nte es nicht<br />

ausbleiben, dass eine der Senoritas als "Tequila<br />

Sheila" (Texter: Mac Davis, Sänger: Bobby Bare)<br />

verewigt wurde. Und bei dem Namen ist auch<br />

schon klar, mit welcher Sorte Frau der von der Polizei<br />

gesuchte Gringo sich da eingelassen hat. Sie<br />

hat ihn längst verpfiffen – und während beide sich<br />

noch unter anderem mit Tequila im Bett vergnügen,<br />

rücken schon die Federales an.<br />

Die Bundespolizisten sind den amerikanischen<br />

Outlaws in „Old Mexico" oft auf den Fersen – verständlich,<br />

wenn man hört, was die sich in ihrem<br />

Gastland alles geleistet haben. Je näher dem Äqua<strong>to</strong>r,<br />

des<strong>to</strong> lockerer die Sitten. "Pis<strong>to</strong>lero" (Roy Orbison)<br />

wurde der junge Cowboy genannt, der Vieh<br />

über die Grenze in den Süden getrieben hat und<br />

dort einen Mann erschoss. Auf seinen Kopf wurden<br />

5000 Pesos Belohnung ausgesetzt. Das Drama<br />

stammt aus dem Film „The Fastest Gun Alive", in<br />

dem Orbison sich als Schauspieler versuchte. Und<br />

wie Filmhandlungen muten viele der Balladen an,<br />

die „south of <strong>the</strong> border" spielen. In "Poncho And<br />

Lefty" (Emmylou Harris, Willie Nelson) entkommt<br />

Poncho den Federales in der mexikanischen Wüste.<br />

Dramatisch auch die Flucht, die Bob Dylan in<br />

"Romance In Durango" beschreibt: „Hot chili peppers<br />

in <strong>the</strong> blistering sun, dust on my face and on<br />

my cape.<br />

Me and<br />

Magdalena<br />

on <strong>the</strong><br />

run, I think<br />

this time<br />

we shall<br />

escape"<br />

(„Scharfe<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 77


Chilischoten unter brennender Sonne, Staub in<br />

meinem Gesicht und auf meinem Umhang. Magdalena<br />

und ich auf der Flucht, diesmal werden wir<br />

wohl entkommen"). Nicht viel anders ergeht es<br />

dem fliehenden Liebespaar in Ray Charles’ "Seven<br />

Spanish Angels".<br />

In jedem Lied spanische<br />

Brocken<br />

Die romantische Beziehungsgeschichte zwischen<br />

Amerikaner und Mexikanerin endet selten gut. In<br />

"Matamoros" (Billy Walker) wirft sich die schwarzhaarige<br />

Schönheit schützend vor ihren Liebhaber<br />

aus dem Norden und stirbt durch das Messer<br />

eines eifersüchtigen Mexikaners. "No Mas Amor"<br />

(„Keine Liebe mehr") von Willie Nelson wäre da<br />

ein passender Kommentar. Es gibt eigentlich kein<br />

Mexikolied, in dem nicht mehr oder weniger radebrechend<br />

spanische Brocken eingefügt sind. Von<br />

<strong>Jeff</strong>erson Airplanes "Mexico" bis zu Bob Dylans<br />

"Spanish Is The Loving Tongue" sind den Spanischzitaten<br />

keine Grenzen gesetzt. "Adios Amigo"<br />

heißen zwei unterschiedliche<br />

Lieder von<br />

Jim Reeves und Marty<br />

Robbins. Selbst Altrocker<br />

Bill Haley reihte sich bei<br />

den Sprachgenies ein. Als<br />

seine US-Karriere s<strong>to</strong>ckte,<br />

setzte er sich einen Sombrero<br />

auf und versuchte<br />

sein Glück beim mexikanischen Orfeon-Label.<br />

Bill Haley y sus Cometas importierten den Twist<br />

("Twist Espanol") nach Lateinamerika – was Phonetik<br />

und musikalische Darbietung betrifft, nicht<br />

gerade eine Glanzleistung. Aber die Richtung<br />

stimmte. Der Yankee bedachte den Latino schon<br />

immer mit den Segnungen des „American way of<br />

life". Geradezu selbstkritisch klingt da der Text von<br />

"Gringo", den Bill Payne für Little Feat schrieb:<br />

„Drink Coca-Cola says <strong>the</strong> sign <strong>the</strong>re, America has<br />

made it’s mark" („Trink Coca-Cola, sagt dort eine<br />

Reklame, Amerika hat sich einen Namen gemacht<br />

– ein Zeichen gesetzt").<br />

Lieder mit "<br />

Mexico" im Titel<br />

(Auswahl)<br />

Dallas Frazier: "Border Of Mexico",<br />

"I Hope I Like Mexico Blues"<br />

Steve Miller: "Going To Mexico"<br />

Bob Moore: "Mexico", "Mexican Wedding",<br />

("Mexicali Rose")<br />

Elvis Presley: "Mexico"<br />

John Prine: "Mexican Home"<br />

Santana: "They All Went To Mexico"<br />

Eddy Raven: "I Got Mexico"<br />

Jim Reeves: "Mexican Joe"<br />

ZZ Top: "Going Down To Mexico"<br />

Neueres & Übersee<br />

Das Thema „Mexiko" hat auch in der jüngeren (Musik-)Vergangenheit<br />

nichts an Belieb<strong>the</strong>it eingebüßt.<br />

Interpreten wie Morrissey, The Refreshments und<br />

Katrina & The Waves haben jeweils ihr „Mexico" eingespielt;<br />

von Robin Hitchcock gibt es den "Mexican<br />

God", Wall Of Voodoo drehten am "Mexican Radio",<br />

eine "Mexican Postcard" besangen die Go-Betweens,<br />

Robert Earl Keen erkannte "New Life In Mexico".<br />

Wie die ganze Veranstaltung immer schon auch von<br />

Europäern aufgegriffen wurde: Bad Company ("Old<br />

Mexico"), Thin Lizzy ("Mexican Blood"), Chris Rea<br />

("Weekend Down Mexico"), Smokie ("Mexican Girl"),<br />

Brinsley Schwarz ("Down In Mexico"), Kevin Ayers<br />

("Fake Mexican Tourist Blues") waren – neben vielen<br />

anderen – dabei. Und Long John Baldry besorgte<br />

1968 mit seinem "Mexico" (UK #15) sogar den Mot<strong>to</strong>-Song<br />

für die britischen Sportler, die zu den Olympischen<br />

Spielen nach Mittelamerika aufbrachen.<br />

Die Hegemonialmacht USA wies Mexiko gern die<br />

Rolle der kulturellen und wirtschaftlichen Kolonie<br />

zu. Entsprechend überheblich ist der Ton mancher<br />

Songs. "Speedy Gonzalez", den Pat Boone herablassend<br />

als trinkenden Fremdgeher porträtierte,<br />

wohnte in einer Lehmhütte mit leckendem Dach<br />

und Kakerlaken als Untermietern. Was ihn begeisterte:<br />

„Down at <strong>the</strong> cantina <strong>the</strong>y’re giving green<br />

stamps with Tequila"<br />

(„In der Cantina gibt’s<br />

Rabattmarken mit Tequila").<br />

Und wer hat nicht<br />

noch den grellen Gesang<br />

von "Juanita Banana"<br />

der Peels im Ohr? Man<br />

kam als Eroberer über die<br />

Grenze und<br />

benahm sich<br />

so. Wenige Sänger würdigen<br />

den Staat jenseits<br />

des Rio Grande wie etwa<br />

Marty Robbins, der sich in<br />

"Bound For Old Mexico"<br />

zu Land und Liebe ("Girl<br />

With Gardenias In Her<br />

Langspielplatten<br />

mit "<br />

Mexico" als Thema<br />

(Auswahl)<br />

Herb Alpert: SOUTH OF THE BORDER<br />

Chet Atkins: THE OTHER CHET ATKINS<br />

Percy Faith: MUCHO GUSTO<br />

Don Gibson: WITH SPANISH GUITARS<br />

Bill Haley: TWIST ESPANOL<br />

Dean Martin: DINO LATINO<br />

Elvis Presley: FUN IN ACAPULCO<br />

Marty Robbins: BOUND FOR OLD MEXICO<br />

Hair") bekennt. In "Jimmy Martinez" singt er sogar<br />

ein Loblied auf einen mexikanischen Soldaten, der<br />

in der his<strong>to</strong>rischen Alamo-Schlacht fiel – für viele<br />

Amerikaner ein Affront. Die andere Seite zu sehen<br />

kam für die Mehrheit der Texter nicht in Frage.<br />

Wiederum eine Ausnahme: die Kalifornier Little<br />

Feat. In ihrer Fernfahrer-Ballade "Willin’" erwähnen<br />

sie die Armutsflüchtlinge, die aus dem Süden<br />

über die Grenze geschmuggelt werden. „Hey Gringo,<br />

can you take us across <strong>the</strong> border?" („Kannst<br />

du uns über die Grenze mitnehmen?"), fragen die<br />

Mexikaner auch in J.J. Cales "Tijuana". Ry Cooder<br />

und John Hiatt haben sich ihrer in "Across The<br />

Borderline" (Aufnahmen unter anderem von Freddy<br />

Fender, Willie Nelson<br />

und Willy DeVille) voller<br />

Empathie angenommen:<br />

„Up and down <strong>the</strong> Rio<br />

Grande a thousand footprints<br />

in <strong>the</strong> sand" („Entlang<br />

des Rio Grande tausend Fußspuren im Sand").<br />

Und sollten sie es tatsächlich in das gelobte Land<br />

geschafft haben, müssen<br />

sie feststellen, dass<br />

die Straßen „north of <strong>the</strong><br />

border" nicht mit Gold<br />

gepflastert sind. Im Gegenteil:<br />

Wenn die Illegalen<br />

auf den Feldern der US-<br />

Farmer als Erntehelfer ihre<br />

Schuldigkeit getan haben,<br />

werden sie gnadenlos abgeschoben. Das wusste<br />

schon Woody Guthrie: „They’re flying ’em back <strong>to</strong><br />

<strong>the</strong> mexican border <strong>to</strong> pay all <strong>the</strong>ir money <strong>to</strong> wade<br />

back again" ("Sie fliegen sie zurück zur mexikanischen<br />

Grenze, wo sie all ihr Geld ausgeben, um<br />

wieder zurückzuwaten"). "Deportee" (Deportierte)<br />

heißt das Lied aus dem Jahr 1948. Seitdem hat sich<br />

daran nichts geändert.<br />

Texmex-Musiker<br />

in den USA<br />

(Auswahl)<br />

Freddy Fender<br />

Flaco Jimenez<br />

Los Lobos<br />

The Texas Tornados<br />

Ritchie Valens<br />

Sir Douglas Quintet


deep purple<br />

In concert ’72 (2012 Mix)<br />

Das fantastische Live-Album von 1972<br />

mit Aufnahmen aus dem Paris Theatre<br />

in London<br />

Ab dem 13.06. erhältlich<br />

als CD und Download<br />

Jethro tull<br />

A passion play<br />

an extended performance<br />

Das legendäre Konzeptalbum als<br />

Extended Performance-Edition inkl.<br />

der Originalversion des Albums,<br />

einem neuen Mix von Steven Wilson<br />

sowie verworfenen Aufnahmen aus<br />

dem Château d’Hérouville<br />

2CD/2DVD, Vinyl und Download<br />

Erhältlich ab dem 27.06.<br />

Marcus Hook Roll Band<br />

tales of old grand-daddy<br />

Das einzige Album der Band um George Young,<br />

Harry Vanda sowie Malcom und Angus Young<br />

von AC/DC – jetzt mit unveröffentlichten Songs.<br />

als CD, Vinyl und Download erhältlich<br />

Ab dem<br />

30.05.<br />

www.warnermusic.de – www.parlophone.co.uk<br />

R.E.M. Unplugged:<br />

The Complete 1991 and 2001 Sessions<br />

Beide Auftritte aus der MTV-Serie plus 11 ungesendete Performances<br />

erstmalig als 2CD und als Download erhältlich<br />

OUT NOW!<br />

Morrissey<br />

Vauxhall and I<br />

20th Anniversary Definitive Master<br />

Remaster seines vierten Soloalbums<br />

mit einem bisher unveröffentlichten<br />

Live-Konzert aus dem Jahr 1995<br />

Ab 30.05. als CD, Vinyl<br />

und Download erhältlich<br />

Emmylou<br />

Harris<br />

The Wrecking Ball<br />

DELUXE REISSUE<br />

Remaster plus CD mit bisher<br />

unveröffentlichten Aufnahmen<br />

plus DVD mit der Dokumentation<br />

„Building <strong>the</strong> Wrecking Ball“.<br />

2CD/DVD und Download<br />

Out Now<br />

www.warnermusic.de – www.rhino.com – www.parlophone.co.uk – www.nonesuch.com


Kolumne Christian Simon<br />

– Folge 15 –<br />

Mick Fleetwood<br />

"Not Fade Away"<br />

& die Ghana-<br />

Connection<br />

In der Besetzung mit Christine McVie und Stevie<br />

Nicks waren Fleetwood Mac 1980 eines der absoluten<br />

Highlights unserer „Rockpop"-Produktionen<br />

im ZDF, zumal die Band mit "Don’t S<strong>to</strong>p"<br />

live gesendet wurde. Schon damals wurde gemunkelt,<br />

dass Mick Fleetwood ein Soloprojekt plante.<br />

Ein solches Vorhaben bedeutet immer auch Promotionaktivitäten<br />

in Europa. Also sofort eine Anfrage<br />

ans Management schicken: wann, was, und<br />

wäre ein TV-Auftritt möglich?! Eine Anfrage mit<br />

Spätfolgen ...<br />

Mick Fleetwood liebt afrikanische Musik und<br />

wollte sein erstes Solo-Album in Ghana aufnehmen.<br />

Darum heißt es wohl auch THE VISITOR,<br />

denn Mick sah sich als Besucher und Gast in Afrika<br />

und war sehr dankbar, dass man ihn dort sehr<br />

herzlich willkommen hieß. „Ich reiste mit einem<br />

portablen Tonstudio in die Hauptstadt Accra und<br />

nahm dort mit meinen Musikern und Einheimischen<br />

in den Film Industries Studios meine erste<br />

Solo-LP auf. Als Gastmusiker<br />

waren Peter Green(baum)<br />

und George Harrison dabei",<br />

erzählte er mir später; denn<br />

es klappte tatsächlich: Mick<br />

Fleetwood sagte einen Live-<br />

Auftritt für Juni 1981 in<br />

„Rockpop" fest zu.<br />

Es war weltweit der einzige<br />

Fernsehgig in dieser Besetzung,<br />

denn Mick brachte außer<br />

der Band noch vier Kinder<br />

aus Ghana mit, die ihn mit Perkussioninstrumenten<br />

begleiteten. Doch fast wäre sein Auftritt<br />

im Münchner Studio noch geplatzt. Der Nachwuchs<br />

benötigte nämlich für die deutschen Behörden<br />

eine schriftliche<br />

Genehmigung<br />

der Eltern. Per Daumenabdruck<br />

unterzeichneten<br />

die<br />

„Erziehungsberechtigten"<br />

in Afrika die<br />

wichtigen Formulare<br />

– die wurden dann<br />

auch in der Sendung<br />

gezeigt. Soweit, so<br />

gut. Doch als die Musiker mit den Kindern am Auch Mick war sehr froh, endlich im Studio zu<br />

Münchner Flughafen ankamen, hatten zwei Begleiter<br />

der Kleinen kein Visum. Und die bayerische probt werden musste. Zwei Songs sollten gesendet<br />

sein, zumal noch zwei Tage für den Livegig ge-<br />

Staatsgewalt hatte kein Erbarmen. Die Begleiter werden. Mick entschied sich für den Buddy-Hollywurden<br />

von der Grenzpolizei unter vorläufigen Klassiker "Not Fade Away" und für "You Weren't<br />

Arrest gestellt. Und mit ihnen saß gleich noch jemand<br />

hinter Gittern: Mick Fleetwood ...<br />

rison noch Zeit gehabt hätte", sagte Mick, „dann<br />

In Love". „Wäre <strong>to</strong>ll gewesen, wenn George Har-<br />

hätten wir auch noch 'Walk A Thin Line' gebracht.<br />

George spielt dabei eine zwölfsaitige Gitarre und<br />

singt die Backing Vocals." Schade, aber man kann<br />

eben nicht alles haben ...<br />

Er erklärte den Beamten unmissverständlich:<br />

„Wenn die Begleiter nicht einreisen dürfen, müssen<br />

auch die Kinder wieder zurück<br />

nach Ghana. Und dann werde ich<br />

ebenfalls abreisen und die ZDF-<br />

Show aus Solidarität zu den Afrikanern<br />

platzen lassen. Die Gründe<br />

dafür wird man im Fernsehen darstellen!"<br />

Mittlerweile waren Mitarbeiter<br />

des ZDF und der Redaktion<br />

am Flughafen, und Pressevertreter<br />

hatten ebenfalls schon Wind von<br />

der Geschichte bekommen. Es wurde<br />

viel diskutiert, erklärt, geprüft<br />

und beraten. Schließlich gaben die<br />

Polizisten grünes Licht für den „Rockpop"-Auftritt.<br />

Dieses unbürokratische Verhalten habe ich<br />

dann in der Sendung gelobt, und die Beamten<br />

erhielten einen Sonderapplaus!<br />

Die Proben gestalteten sich etwas schwierig, da<br />

die technischen Anforderungen immens waren<br />

und weil die Kinder sich lange gedulden mussten.<br />

Aber Mick meisterte die Arbeit mit einer solchen<br />

Gelassenheit und Fröhlichkeit, dass wir alle letztlich<br />

sehr viel Freude an dieser Produktion hatten.<br />

Auch Mick – er schenkte mir ein Fo<strong>to</strong> mit Widmung:<br />

„Vielen, vielen Dank für diese großartige<br />

Show!"<br />

Die beiden Takes sind bei YouTube zu sehen (Eingabe:<br />

Mick Fleetwood plus den jeweiligen Songtitel).<br />

Sie transportieren sehr gut die hier erwähnte<br />

Atmosphäre im Studio.<br />

Seite 80 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Fo<strong>to</strong>: © Albrecht Schmidt<br />

Albert Hammond ist ein Phänomen: Er erreichte nicht<br />

nur mehrfach selbst die Charts ("It Never Rains In<br />

Sou<strong>the</strong>rn California", "I'm A Train", "Free Electric<br />

Band", "Down By The River"), sondern belieferte Kollegen<br />

wie Whitney Hous<strong>to</strong>n, die Hollies, Julio Iglesias,<br />

Starship, Tina Turner, Willie Nelson, Johnny Cash, Roy<br />

Orbison, Diana Ross, Steppenwolf, Aretha Franklin,<br />

Art Garfunkel und Leo Sayer mit Hits. In seinem Alter<br />

– der gebürtige Londoner, der in Gibralter aufwuchs<br />

und heute meist in Kalifornien lebt, wird am 18. Mai<br />

70 – sind viele Kollegen schon im Ruhestand. Doch<br />

ALISE JOSTE<br />

Albert Hammond<br />

Hammond wagte Anfang dieses Jahrzehnts<br />

einen Neuanfang. 2013 <strong>to</strong>urte er erstmals<br />

seit drei Jahrzehnten wieder durch Deutschland,<br />

dokumentiert auf SONGBOOK 2013 –<br />

LIVE IN WILHELMSHAVEN. Im Juni kommt<br />

er erneut zu einigen Gigs her, ehe im Ok<strong>to</strong>ber<br />

eine große Deutschland-Tour folgt inklusive<br />

eines Auftritts beim <strong>GoodTimes</strong>-Festival am<br />

18. Ok<strong>to</strong>ber in der Offenbacher Stadthalle.<br />

TV-Auftritte und Pressegespräche im Vorfeld<br />

gehören dazu, um die Ticketverkäufe anzukurbeln.<br />

Doch Hammond wäre nicht Hammond, ginge<br />

er nicht auch hier eigene Wege. So reiste er nach der<br />

Aufzeichnung der Carmen-Nebel-Show (ZDF) in Halle<br />

nach Nürnberg weiter und spielte dort<br />

vor Krebspatienten einige seiner Klassiker<br />

live, nur mit der Akustikgitarre. „Es<br />

war traurig, soviel Leid zu sehen, aber es<br />

war auch wunderbar, diesen leidgeprüften<br />

Menschen ein paar schöne Momente<br />

zu bescheren", sagte Hammond hinterher,<br />

nachdem er geduldig zahllose Au<strong>to</strong>grammwünsche<br />

erfüllt hatte. „Ich hoffe,<br />

dass zu meinem Konzert in Nürnberg am<br />

6. Juni möglichst viele Menschen kommen,<br />

weil der Erlös diesen Krebs- und<br />

New<br />

comer<br />

Von Philipp Roser<br />

Wie der Vater, so der<br />

Sohn, so der Vater<br />

Fo<strong>to</strong>: © Roland Fengler<br />

Mukoviszidose-Patienten zugute kommt. Ich habe mir<br />

gedacht, dass es sinnvoll wäre, die Patienten und Ärzte<br />

vorher zu treffen und mich vor Ort umzuschauen."<br />

Hammond wird meist in bestuhlten Hallen auftreten,<br />

„aber es tut der Stimmung keinen Abbruch, wenn<br />

die Leute sitzen! Als ich letztes Jahr unterwegs war,<br />

hat das Publikum auch gesessen, und die Stimmung<br />

war großartig – die Menschen sind trotzdem <strong>to</strong>ll mitgegangen!"<br />

„70, aber kein bisschen leiser", so lautet Hammonds<br />

Mot<strong>to</strong>. Schließlich hat er großen Nachholbedarf:<br />

„Ich hatte aufgehört zu <strong>to</strong>uren, als mein Sohn<br />

Albert jr. zur Welt kam. Ich war für meine beiden älteren<br />

Töchter ein schlechter Vater gewesen, weil ich<br />

dauernd unterwegs<br />

war. Eines Tages sah<br />

ich dann Albert jr.<br />

mit seiner Band The<br />

Strokes auf der Bühne<br />

und dachte mir: Sohn,<br />

das habe ich für dich<br />

aufgegeben, und jetzt<br />

stehst du da oben! Da<br />

beschloss ich, meine<br />

Songs wieder live zu<br />

präsentieren."<br />

HOLY MOUNTAIN<br />

Feenhaftes aus Lettland<br />

Wenn ich Musik mache, schaffe ich mir eine ganz eigene Realität”, behauptet<br />

„ Alisa Joste mit leiser Stimme. „Das Spielen, Singen und Komponieren hilft<br />

mir, vor einer Realität zu fliehen, die ich nicht wirklich begreife – und die ich<br />

in all ihrer Komplexität und Gefühllosigkeit auch gar nicht begreifen will. Ich<br />

bin ja ein äußerst scheuer Mensch. Manchmal nervt mich diese Schüchternheit,<br />

vor allem auf der Bühne, wenn ich jedesmal <strong>to</strong>tales Herzrasen<br />

habe. Aber ich kann nicht viel dagegen tun. Ich bin wie eine<br />

Art Fee, die ziellos durch die Gegend flattert.” Kuriose Sätze der<br />

26-Jährigen gleich zu Beginn des Gesprächs. Joste stammt aus<br />

Lettland, sie wirkt irgendwie verschwurbelt, gleichzeitig aber in<br />

ihrer naiven Aufrichtigkeit angenehm au<strong>the</strong>ntisch. Gerade ist<br />

ihr bezauberndes Debüt ALISE JOSTE erschienen, das in seiner Verhusch<strong>the</strong>it an<br />

andere „Feen" wie Kate Bush, Suzanne Vega und vor allem Vashti Bunyan erinnert.<br />

„Vashtis Musik habe ich erst kennen gelernt, als meine Platte schon fertig war”,<br />

erklärt die zierliche Lettin, „aber es stimmt, ihre Lieder ähneln meinen. Wobei<br />

ich privat derzeit am liebsten hektischen Electro höre. Was mir das wohl sagen<br />

mag? Ich habe keine Ahnung”, lacht sie. Aufgenommen hat Joste ihren Erstling in<br />

einem einsamen lettischen Haus tief in der Pampa. Einziger Ansprechpartner war<br />

der große Bruder, der sie für einen Produktionsmonat dorthin begleitete. „Außer<br />

meinem Bruder hatte ich nur ein Mikrofon, eine Gitarre und einen Computer dabei.<br />

Das genügte – zumindest für die Art Sound, wie ich ihn entwickle.” mfg<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Riff-Trip ins All<br />

Wie ein Raumschiff hebt ein Maya-Tempel ab in den Orbit. Statt Feuer und<br />

Rauch stößt das seltsame Flugobjekt verschnörkelte Schrift aus: ANCIENT<br />

ASTRONAUTS – „Astronauten des Altertums". Nein, es handelt sich nicht um die<br />

Buchdeckel-Illustration des neuesten Ufo-Esoterik-Wälzers Erich von Dänikens.<br />

Das Covergemälde, das zu besten Flower-Power-Zeiten so manchen Hippie angetörnt<br />

hätte, ziert das Debütalbum der schottischen Band<br />

Holy Mountain. Auch wenn das Trio um den Gitarristen Andy<br />

McGlone härteren Klängen zugeneigt ist, passt der Kosmos-<br />

Trip doch ganz gut. Zwar treiben dröhnende, erdenschwere<br />

Hard-Rockriffs die Musik voran, aber sie steckt auch voller<br />

abgespaceter Soundexperimente à la Hawkwind und Hendrix.<br />

ANCIENT ASTRONAUTS ist nach der 2012 veröffentlichten Sechs-Song-Mini-<br />

LP EARTH MEASURES das erste „richtige" Album der Glasgower Band; sie hat<br />

sich nach dem Surreal-Epos „La Montana Sagrada" des u.a. von John Lennon<br />

verehrten Filmregisseurs Alejandro Jodorowsky benannt. McGlone, Pete Flett (dr)<br />

und Allan Stewart (b) zapfen wie andere Powertrios der Rockhis<strong>to</strong>rie (The Experience,<br />

Nirvana etc.) die kraftvolle Energie an, die aus der intensiven Begegnung<br />

einer reduzierten Dreierbesetzung fließt – was besonders live ein Ereignis ist. Ein<br />

wenig einhören muss man sich zwar schon in die weitgehend instrumentalen,<br />

lediglich mit Stimmfetzen verfremdeten Stücke. Doch sitzt man einmal im Raumschiff<br />

drin, gibt es keinen Halt mehr – bis zur Sonne.<br />

frs<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 81


Vielleicht<br />

bleibt nur "<br />

Alice"<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />

Wird von ihnen im kollektiven Bewusstsein mehr bleiben als "<br />

Alice"? Als 1995 das<br />

holländische Produzenten/Labelboss-Duo Gompie ein "<br />

Who The Fuck ...?" in den Refrain<br />

des von ihnen grauenvoll interpretierten Liedes schreien ließ, waren Smokie<br />

plötzlich wieder in aller Munde. Teenager von einst erinnerten sich mit Wehmut, der<br />

partysüchtige Nachwuchs hatte einen neuen Fetenhöhepunkt. Und Smokie sangen<br />

ihren größten Hit in TV-Oldie-Shows jetzt auch mit dem "<br />

geistreichen" Gang-Shout.<br />

es ist jetzt tatsächlich 40 Jahre her,<br />

dass die gerade frisch in Smokie<br />

(davor noch Smokey) umbenannten<br />

Kindness unter ihrem neuen Namen in<br />

den Londoner Audio International Studios standen<br />

und eine Langspielplatte aufnahmen. Federführend:<br />

Mike Chapman und Nicky Chinn. Smokies neuer<br />

Manager Bill Hurley hatte die aus Bradford stammende<br />

Gruppe dem Songwriter- und Produzenten-<br />

Duo empfohlen, das sofort mit seiner Glam-Rock-<br />

Brille auf die attraktiven Boys schaute. Lederkluft?<br />

Glitzerbodys? Chris Norman (voc, g), Alan Silson<br />

(g, voc), Terry Uttley (b, backvoc) und Pete Spencer<br />

(dr) bewiesen gegenüber den scheinbar unfehlbaren<br />

Musikgenies Stehvermögen und bewahrten sich vor<br />

dem womöglich größten Fehler ihrer Karriere. Smokie<br />

blieben bodenständig, zeigten sich auf dem LP-<br />

Debüt PASS IT AROUND (1975) mit einem Hauch<br />

Westernromantik sogar im Stile rauer Burschen vom<br />

Lande.<br />

Der Titelsong, gleichzeitig die erste Single, klang<br />

als Produkt aus der Chinnichap-Schmiede wie eine<br />

Sweet-Nummer. Inklusive spitzem Harmoniegesang<br />

und brettharter Gitarre. Die extrem kratzige Stimme<br />

von Chris Norman gab dem Stück allerdings eine<br />

eigene Note, auch die eher trockene Produktion hob<br />

sich von den fetteren Heavy-Rockern der Gruppe<br />

um Andy Scott deutlich ab. "I Do Declare" – Song<br />

Nummer zwei aus der Feder der Produzenten – war<br />

ein treibender Rock’n’Roller, der sich auch auf einer<br />

Suzi-Quatro-Scheibe gut gemacht hätte. Der Rest<br />

der LP – immerhin elf von der Band selbst komponierte<br />

Songs – hatte weniger mit dem Fremdmaterial<br />

zu tun. Bestenfalls noch "Goin' Tomorrow",<br />

das als zerlumpter Bruder von "Declare" erscheint<br />

und unbestritten besser ist als die auf Hit gebürstete<br />

Spende der Men<strong>to</strong>ren. Auf jeden Fall machte PASS<br />

IT AROUND nur allzu deutlich, dass es sich bei Smokie<br />

nicht etwa um eine Gruppe handelte, die auf der<br />

Suche nach einer eigenen Handschrift unbedingt<br />

des Schliffs durch externe Fachleute bedurft hätte.<br />

Dass die Band bereits als Kindness für sich den<br />

so typischen Satzgesang kultiviert hatte, ist auf der<br />

ersten Single "Light Of Love" (RCA, 1970, noch mit<br />

Drummer Ron Kelly) zu hören. Auch die später zum<br />

Markenzeichen avancierenden Balladen sind keine<br />

Erfindung von Chinnichap: Smokie zeigten schon<br />

auf PASS IT AROUND mit "Daydreamin'" und "My<br />

Woman" viel Gespür für sanfte Töne. Im Gegensatz<br />

dazu sind sie in "Don’t Turn Out Your Light" progressiv,<br />

machen Hard Rock bei "Will You Love Me"<br />

und erinnern an die <strong>60s</strong> mit dem ulkigen "A Day At<br />

The Mo<strong>the</strong>rs-In-Law's".<br />

Seite 82 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Auch in der Ausrichtung der Kompositionen<br />

war eine klare stilistische Anpassung<br />

zu erkennen: Smokie sollten nicht<br />

klingen wie all die anderen Chinnichap-<br />

Protagonisten.<br />

Die Härte wurde abgesaugt, Chris<br />

Norman durfte nicht mehr schreien, und<br />

der Sound erhielt mehr und mehr eine<br />

Akustikgitarren-Basis. Die erste Single<br />

der neuen LP, "If You Think You Know<br />

How To Love Me", war eine sanfte Ballade<br />

mit einer wunderschönen Melodie,<br />

die sich einfach nicht abzunutzen schien.<br />

Das Stück kann praktisch als Blaupause<br />

für viele weitere Mega-Hits betrachtet<br />

werden, die nicht nur in ihren Arrangements<br />

ähnlich gestrickt waren, sondern<br />

auch wieder durch gestreckte Titelzeilen<br />

auffielen: "Something’s Been Making Me<br />

Blue", "Living Next Door To Alice" (beide<br />

1976) und "Lay Back In The Arms Of<br />

Some one" (1977).<br />

Chris Norman und Alan Silson<br />

haben Spaß beim Playback im TV.<br />

So verdammt gut dieser Einstand (nach drei<br />

weiteren gescheiterten Kindness-45ern für Decca<br />

1972/73) auch gewesen sein mag – Erfolg war<br />

Smokie erneut nicht beschieden. Auch die Single<br />

floppte. Wohl auch wegen eines Radioverbots durch<br />

die BBC, die in "If you turn on<strong>to</strong> something good/<br />

pass it around" die Verherrlichung von Drogenkonsum<br />

vermutete. Material gab es allerdings genug, so<br />

dass es nur knapp ein halbes Jahr dauerte, bis mit<br />

CHANGING ALL THE TIME die zweite LP (immer<br />

noch als Smokey) in den Läden stand. Diesmal waren<br />

Chinn/Chapman mit vier beigesteuerten Songs<br />

(fast die Hälfte) auf Nummer sicher gegangen. Und<br />

nicht nur die höhere Anzahl perfekt gestylter Single-<br />

Aspiranten machte deutlich, dass das Schreiberteam<br />

große Stücke auf die neuen Schützlinge hielt.<br />

"If You Think …" landete in Großbritannien<br />

auf Platz drei der Charts. Und<br />

erstaunlicherweise blieb diese Position<br />

trotz des erst mit "Alice" einsetzenden<br />

internationalen Durchbruchs die höchste<br />

Hitparaden-Notierung im Vereinigten<br />

Königreich.<br />

Smokie trennten sich dann von ihrer alten<br />

Schreibweise wegen einer möglichen Verwechslung<br />

mit Smokey Robinson. Warum sie nicht zu einem<br />

reinen Mädchen-Phänomen wurden und auch nach<br />

diversen Schmusesongs eine beachtliche Fanbasis<br />

unter den Jungs besaßen? Dies mag mit der Coolness<br />

der Musiker zu tun gehabt haben, die diese<br />

vor allem in den TV-Auftritten zur Schau trugen.<br />

Lässige Nummern wie "Don’t Play Your Rock’n’Roll<br />

To Me" unterstützten die Wirkung. Mal kaute Chris<br />

Norman während seines Gesangsparts abgeklärt<br />

Kaugummi, bewegte zum Playback an anderer<br />

Stelle einfach nicht den Mund, wenn ihm danach<br />

zumute war, klemmte für einen Moment mit ar-<br />

Die Band von nebenan: Smokie im Freizeitlook.


Fo<strong>to</strong>s: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />

Fo<strong>to</strong>shooting im Wind: Die Gesichter verraten,<br />

dass es kalt war.<br />

rogantem Blick das Plektrum zwischen die Zähne,<br />

lächelte spöttisch. Silson gefiel sich in Posen, die er<br />

im Verbund mit dem Sänger zu Aufstellfiguren perfektionierte,<br />

und Pete Spencer (seit 1973 im Team)<br />

erweckte hinter seinem Schlagzeug bewusst den<br />

Eindruck völligen Desinteresses. Allein Terry Uttley<br />

wirkte immer etwas überkonzentriert – aber Bassisten<br />

waren für junge Rockfans bekanntlich noch<br />

nie ausschlaggebend.<br />

Als feste Bank erwies sich für Smokie von Anfang<br />

an der deutsche Markt. Single Nummer vier,<br />

das wirklich großartige "Wild Wild Angels" (1976),<br />

kam hier auf Rang 15, während es in allen anderen<br />

relevanten Ländern die Charts verfehlte. Von einer<br />

geradezu bestechenden Qualität war auch die Nachfolge-45er,<br />

"I’ll Meet You At Midnight". Mit einer<br />

Streicherarmada unterfüttert, wurde dieses Midtempostück<br />

zu einem Fan-Favoriten, der für die dritte<br />

LP, MIDNIGHT CAFÉ (1976), gar nicht geplant<br />

war. Die Original-UK-Version hat nur neun Songs in<br />

den Rillen. Erst die Wiederveröffentlichung kam mit<br />

Song Nummer zehn. Und das war dann "I’ll Meet<br />

You …". Die etwas später erschienene USA-Ausgabe<br />

berücksichtigte bereits den ganz neuen Hit: Die B-<br />

Seite startet mit "Living Next Door To Alice" (New-<br />

World-Cover-Version). Geopfert wurde dafür "What<br />

Can I Do", eine der stärksten Silson-Kompositionen<br />

überhaupt. Auch "Little Lucy" wurde entfernt, um<br />

Platz für den ersten Single-Hit "If You Think …"<br />

zu schaffen. Der laxe Umgang in den Vereinigten<br />

Staaten mit Smokies Output hängt eng mit deren<br />

Erfolglosigkeit jenseits des Atlantiks zusammen: Lediglich<br />

"Alice" setzte mit Rang 25 ein Achtungszeichen.<br />

"If You Think …" verhungerte auf Position 96,<br />

und das Searchers-Cover "Needles And Pins" wurde<br />

von ein paar Nostalgikern auf den 68. Platz hochgekauft.<br />

Ansonsten: Pustekuchen.<br />

In der Bundesrepublik wurden Smokie geliebt<br />

(in der DDR übrigens auch, hier konnte sich das aber<br />

nicht in Verkaufszahlen niederschlagen). Spätestens<br />

seit "Alice" konnte das britische Quartett machen,<br />

was es wollte – die Fans rannten in die Plattenläden<br />

und kauften alles, wo Smokie draufstand. Bis<br />

1978 kam jede veröffentlichte Single in die Top<br />

drei. "Mexican Girl" – ein schwacher Aufguss des<br />

Balladen rezeptes im eigenen Schaffen<br />

– führte sogar noch einmal die<br />

Hitlisten an. Smokie verschwanden<br />

in ihrer Heimat nach dem Latino-<br />

Schleicher und "Take Good Care Of<br />

My Baby" (#34, 1980) aus der öffentlichen<br />

Wahrnehmung; in den<br />

deutschen Wertungslisten hielten<br />

sich Chris Norman & Co. noch bis<br />

1981 in den Top 30.<br />

Natürlich widerfuhr dem britischen<br />

Quartett beim Album-Umsatz<br />

ein ähnliches Schicksal wie<br />

den meisten Single-Bands der 70er<br />

Jahre: Während einzelne Songs monatelang<br />

in den Charts blieben und<br />

fast täglich in der Radio-Rotation<br />

liefen, fristeten die LPs ein Dasein<br />

als Dreingabe: Die ersten drei –<br />

durchweg gute Rockscheiben, die<br />

kaum Füller aufwiesen – fanden<br />

vergleichsweise wenige Kaufinteressenten.<br />

Als sich Smokie auf ihrem<br />

Popularitätszenit befanden, liefen<br />

auch die Longplayer besser: BRIGHT<br />

LIGHTS & BACK ALLEYS (1977) und<br />

THE MONTREUX ALBUM (1978)<br />

stießen erstmals in relevante Absatzzahlen<br />

vor (UK: Silber, Deutschland:<br />

Gold). Künstlerisch markiert BRIGHT<br />

LIGHTS ... den Höhepunkt. Kreativer, abwechslungsreicher<br />

und vor allem besser waren Smokie danach<br />

nie wieder. "It’s Your Life", "Sunshine Avenue",<br />

"Baby It’s You" und "Walk Right Back" gehören zur<br />

Sahne aus dem musikalischen Fundus der Gruppe.<br />

Auch MONTREUX ... ist brillant, hat mit "Mexican<br />

Girl", "Oh Carol" und "For A Few Dollars More" aber<br />

zu viele Songs, die auf Nummer sicher gingen. Wie<br />

schnell sich Ende der 70er die Musikwelt veränderte,<br />

bekamen auch Smokie zu spüren: THE OTHER SIDE<br />

OF THE ROAD (1979), das die Erfolgsmasche<br />

des Vorgängers noch einmal strickte, fand<br />

schon weitaus weniger Nachhall, obwohl es<br />

drei annehmbare Hitsingles in Deutschland<br />

abwarf.<br />

Nette Onkels fürs Kaffekränzchen?<br />

Das Dinosauriersterben ging auch an<br />

Smokie nicht vorüber. Medial spielten sie<br />

längst keine Rolle mehr. In Pop und Rock<br />

dominierten neue Namen. Was tun, wenn<br />

es eigentlich egal ist, was man macht?<br />

Smokie beantworteten diese Frage zunächst<br />

mit künstlerisch ernstzunehmendem<br />

Material. SOLID GROUND (1981), erstmals<br />

ganz ohne Chinn/Chapman, bot eine Menge<br />

– Hard Rock, Funk, Pop, Soft Rock –,<br />

trotzdem blieb es wegen des strikten Festhaltens<br />

am typischen Smokie-Sound eine<br />

homogene Veröffentlichung. Völlig am<br />

Zeitgeist vorbei klimperte dann aber der<br />

Nachfolger, STRANGERS IN PARADISE<br />

(1982). Außer bei "Long Way From Home"<br />

wurde auf der LP nur balladiert. Doch wer<br />

wollte in der Zeit von Post-Punk, New<br />

Wave und Synthie-Pop noch Stehblues mit<br />

Reibeisenstimme und Schmeichelchören?<br />

Das Ende der Band war praktisch besiegelt.<br />

Auch, weil man sich vom Habitus einer Rockband<br />

verabschiedet hatte und offenbar in der Beschallung<br />

von Hausfrauen-Kaffeekränzchen die kommerzielle<br />

Zukunft sah, denn MIDNIGHT DELIGHT<br />

(1982) geriet noch zahnloser. Chris Norman ging,<br />

wurde der „Mann mit ,Midnight Lady'", Smokie<br />

starteten mit neuem Sänger Ende der 80er Jahre<br />

noch einmal durch und sind heute, nach einigen<br />

Umbesetzungen, Oldie-Party-Gäste. Gefragt sind<br />

auf solchen Feten die Hits – und unbedingt "Alice".<br />

Am besten mit „Who The Fuck ...?"<br />

Jens-Uwe Berndt<br />

Seite 84 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Discographie<br />

Singles:<br />

Kindness<br />

1970 Light Of Love / Lindy Lou RCA Vic<strong>to</strong>r RCA 1942<br />

1972 Let The Good Times Roll / Oh Yea Decca F 13318<br />

1972 Oh, Julie (Oh, Oh, July) / I Love You, Carolina Decca F 13338<br />

1973 Make It Better / Lonely Long Lady Decca F 13429<br />

Smokey<br />

Von Frank Küster<br />

1975 Pass It Around / Couldn't Live RAK 1 C 006-96 513<br />

1975 If You Think You Know How To Love Me / 'Tis Me RAK 1 C 006-96 685<br />

1975 Don't Play Your Rock 'n' Roll To Me / Talking Her Round RAK 1 C 006-96 936


Singles:<br />

Smokie<br />

1975 Something's Been Making Me Blue / Train Song RAK 1 C 006-97 325<br />

1976 Wild Wild Angels / The Loser RAK 1 C 006-97 668<br />

1976 I'll Meet You At Midnight / Miss You RAK 1 C 006-98 156<br />

1976 Living Next Door To Alice / Run To You RAK 1 C 006-98 451<br />

1977 Lay Back In The Arms Of Someone / Here Lies A Man RAK 1 C 006-98 774<br />

1977 It's Your Life / Now You Think You Know RAK 1 C 006-99 189<br />

1977 Needles And Pins / No One Could Ever Love You More RAK 1 C 006-99 588<br />

1977 For A Few Dollars More / Goin' Tomorrow RAK 1 C 006-60 259<br />

1978 Oh Carol / Will You Love Me RAK 1 C 006-60 762<br />

1978 Mexican Girl / You Took Me By Surprise RAK 1 C 006-61 616<br />

1979 Do To Me / Cryin' RAK 1 C 006-62 747<br />

1979 Babe It's Up To You / Did She Have To Go Away RAK 1 C 008-63 338<br />

1980 San Francisco Bay / You're You RAK 1 C 008-63 644<br />

1980 Take Good Care Of My Baby / I Wanna Kiss Your Lips RAK 1 C 008-63 795<br />

1980 Run To Me / Look What You're Doin' RAK 1 C 008-64 065<br />

1981 Little Town Flirt / I'm In Love With You RAK 1 C 008-64 637<br />

1981 Jet Lagged / Your Love Is So Good For Me RAK 1 C 008-64 688<br />

1982 Don't Throw It Away / Warm Nights With You Reper<strong>to</strong>ire RR 171 011<br />

1982 Number On My Wall / Hiding From The Night Reper<strong>to</strong>ire 6.13 574<br />

1982 Looking Daggers / Hiding From The Night Mean Records MEAN 101<br />

1987 Cry In The Night / Working For The Weekend WAG Records WAG 4<br />

Alben:<br />

1975 Pass It Around RAK 1 C 062-96 204<br />

1975 Changing All The Time RAK 1 C 062-96 832<br />

1976 Midnight Café RAK 1 C 062-97 547<br />

1976 Bravo präsentiert: Smokie RAK 1 C 038-98 457<br />

1977 Smokie's Greatest Hits RAK 1 C 064-98 751<br />

1977 Bright Lights And Back Alleys RAK 1 C 064-99 584<br />

1978 The Montreux Album RAK 1 C 064-61 505<br />

1980 The O<strong>the</strong>r Side Of The Road RAK 1 C 074-63 337<br />

1980 Greatest Hits Volume 2 RAK 1 C 074-64 051<br />

1981 Solid Ground RAK 1 A 064-64 502<br />

1981 The Very Best Of Smokie Arcade ADE G143<br />

1982 Strangers In Paradise RAK 1 A 064-64 743<br />

1982 Midnight Delight Reper<strong>to</strong>ire RR 331 005 / 6.25 197<br />

1990 Forever – Ihre 32 größten Hits (2-CD) Ariola 353 923<br />

1992 The Collection Ariola 262 538<br />

1995 The Best Of 20 Years Ariola 74321 30799 2<br />

1996 Premium Gold Collection EMI 7243 8 53261 2 7<br />

1999 18 Carat Gold CMC EMI 724352 161324<br />

2000 Best Of The Rock Songs And Ballads (2-CD) Ariola 74321 76754 2<br />

Seite 86 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


THE DUKES OF SEPTEMBER<br />

Donald F. – ein fauler Sack<br />

Im November 2012 fand im Lincoln Center,<br />

dem bedeutendsten Kulturzentrum von New<br />

York City, für einen Abend ein Spitzentreffen<br />

statt. Der Vorhang ging auf für ein<br />

Trio: The Dukes Of September. Kein Begriff?<br />

Kenner exklusiver Rock- und Jazz-Rockmusik<br />

wissen Bescheid, wenn die Namen der Beteiligten<br />

fallen: Donald Fagen (Steely Dan), Michael<br />

McDonald (vor allem als Frontmann der<br />

Doobie Bro<strong>the</strong>rs bekannt) und Boz Scaggs,<br />

Grammy-Gewinner und seit Jahrzehnten<br />

ein smarter Jazz- und Blues-Crooner mit<br />

Top-Ruf. Diese drei Koryphäen – samt einer<br />

prächtig groovenden Band aus acht männlichen<br />

und weiblichen Profis – erhoben den<br />

Michael McDonald<br />

Abend zu einem prächtigen Nostalgie-Highlight:<br />

jetzt zu genießen auf einer gerade erschienenen<br />

DVD.<br />

Ja, das war eine lustige Sause! Wir sind ja alte<br />

„ Kumpel, haben als The Dukes Of September seit<br />

2010 schon einige Male live zusammengespielt, es<br />

ist ein loser Verbund alter Knaben”, meint Donald<br />

Fagen – und klingt dabei eher nüchtern und ohne<br />

sonderliche Euphorie. Doch das will nichts heißen<br />

bei diesem Chefzyniker vor dem Herrn. Der Steely- Donald Fagen<br />

Dan-Lenker ist bekannt für seine Wortkargheit und<br />

bitterböse Ironie. Und bleibt doch als sympathische,<br />

unerschrockene und au<strong>the</strong>ntische Person in Erinnerung.<br />

SINGLES<br />

VOR 50 JAHREN<br />

18. Mai 1964<br />

Four Pennies<br />

Juliet<br />

Millie<br />

My Boy Lollipop<br />

Searchers<br />

Don’t Throw Your Love Away<br />

Bachelors<br />

I Believe<br />

Cilla Black<br />

You’re My World<br />

Roy Orbison<br />

It’s Over<br />

Fourmost<br />

A Little Loving<br />

Gerry & The Pacemakers<br />

Don’t Let The Sun Catch You Crying<br />

Cliff Richard<br />

Constantly<br />

Dionne Warwick<br />

Walk On By<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

LPs<br />

VOR 50 JAHREN<br />

18. Mai 1964<br />

Rolling S<strong>to</strong>nes<br />

The Rolling S<strong>to</strong>nes<br />

Beatles<br />

With The Beatles<br />

Dave Clark Five<br />

A Session With The Dave Clark Five<br />

Shadows<br />

Dance With The Shadows<br />

Soundtrack<br />

West Side S<strong>to</strong>ry<br />

Dusty Springfield<br />

A Girl Called Dusty<br />

Hollies<br />

Stay With The Hollies<br />

Les Swingle Singers<br />

Jazz Sebastian Bach<br />

Beatles<br />

Please Please Me<br />

George Mitchell<br />

On Tour With The George Mitchell Minstrels<br />

Ein Telefonat mit Donald Fagen kann darum vertrackt<br />

sein. Er ist weithin bekannt als spleeniger Exzentriker<br />

und mürrischer Zeitgenosse. Bei aller Knappheit<br />

der Antworten<br />

auf nicht wenige<br />

GB-CHARTS<br />

SINGLES<br />

VOR 45 JAHREN<br />

18. Mai 1969<br />

Beatles<br />

Get Back<br />

Clodagh Rodgers<br />

Come Back And Shake Me<br />

Mary Hopkin<br />

Goodbye<br />

Herman’s Hermits<br />

My Sentimental Friend<br />

Who<br />

Pinball Wizard<br />

Fleetwood Mac<br />

Man Of The World<br />

Isley Bro<strong>the</strong>rs<br />

Behind A Painted Smile<br />

Frank Sinatra<br />

My Way<br />

Desmond Dekker & The Aces<br />

The Israelites<br />

Simon & Garfunkel<br />

The Boxer<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

der Fragen: Wenn<br />

den 66-Jährigen<br />

ein Thema interessiert,<br />

kann man<br />

selbst über mehrere<br />

tausend Kilometer<br />

Luftlinie „hören",<br />

wie er seine<br />

Stirn in Falten legt. Fagen verliert kein Wort zu viel<br />

– doch was er zu sagen hat, bringt seine originelle<br />

Lebens- und Denkweise auf den Punkt.<br />

LPs<br />

VOR 45 JAHREN<br />

18. Mai 1969<br />

Moody Blues<br />

On The Threshold Of A Dream<br />

Bob Dylan<br />

Nashville Skyline<br />

Seekers<br />

Best Of The Seekers<br />

Elvis Presley<br />

Elvis: NBC TV Special<br />

Cream<br />

Goodbye<br />

Leonard Cohen<br />

Songs From A Room<br />

Soundtrack<br />

Oliver!<br />

Hollies<br />

Hollies Sing Dylan<br />

London Cast<br />

Hair<br />

Led Zeppelin<br />

Led Zeppelin<br />

Der Amerikaner ist neben seinem Langzeit-<br />

Buddy Walter <strong>Beck</strong>er Mitbegründer der kultisch<br />

verehrten Jazz-Pop-Formation (Be<strong>to</strong>nung auf<br />

Jazz!) Steely Dan, die er 1970 ins Leben rief, 1981<br />

auflöste und 1993 reanimierte. Steely Dan wurden<br />

und werden heiß verehrt für ihre wahrhaft minutiös<br />

ausbalancierten Kompositionen auf höchstem<br />

Niveau – angesiedelt irgendwo zwischen Funk,<br />

Blues, Soul, Rock, Pop und mit jeder Menge Jazz,<br />

eleganten Arrangements sowie meist bitterbösezynischen<br />

Texten.<br />

Gern hat Fagen sich in früheren Interviews als<br />

„typischen Amerikaner" bezeichnet ... Und<br />

schon blafft er dazwischen: „Das habe ich nie getan,<br />

ich habe mich höchstens als typischen New Yorker'<br />

'<br />

bezeichnet. Doch New York ist nicht die USA, wir<br />

sind eine Enklave für uns. Im Rest des Landes fühle<br />

ich mich häufig wie ein Außerirdischer. Und auch<br />

meine Grundidee der USA – diese Idee absoluter<br />

Freiheit und unerschöpflicher Kreativität – ist eine<br />

andere als die der meisten US-Bürger. Die Vereinigten<br />

Staaten von heute sind trotz eines schwarzen<br />

Demokraten als Präsident ausgesprochen reaktionär.<br />

So ein Land kann nicht wirklich meine Heimat<br />

sein.”<br />

weil er wesentlich pes-<br />

Boz Scaggs<br />

SINGLES<br />

VOR 40 JAHREN<br />

18. Mai 1974<br />

Rubettes<br />

Sugar Baby Love<br />

Abba<br />

Waterloo<br />

Bay City Rollers<br />

Shang-A-Lang<br />

Peters & Lee<br />

Don’t Stay Away Too Long<br />

Wombles<br />

Remember You’re A Womble<br />

Chi-Lites<br />

Homely Girl<br />

Wizzard<br />

Rock’n’Roll Winter<br />

Alvin Stardust<br />

Red Dress<br />

Paper Lace<br />

The Night Chicago Died<br />

Stevie Wonder<br />

He’s Misstra Know It All<br />

Auch simistischer als die meisten<br />

Bürger dieses Landes denkt, dessen<br />

Großteil der Bevölkerung<br />

sich ja die Lebensumstände gern<br />

schönredet? Fagen: „Das mag<br />

durchaus sein, eigentlich ist in<br />

den ach so optimistischen Vereinigten<br />

Staaten kein Platz für einen<br />

Miesepeter wie mich. Außerdem<br />

singe ich gern Lieder über<br />

ein Thema, das in Amerika weitestgehend<br />

ein Tabu ist: den Tod. Ich stelle mich<br />

diesem Phänomen. Tag für Tag nähere ich mich<br />

ihm an. Und werde hoffentlich alt genug, damit ich<br />

ihm am Ende mit einem Lächeln auf den Lippen<br />

begegnen kann.”<br />

Audienz beendet. Bis auf die zaghafte Nachfrage,<br />

wie es mit den Dukes Of September und<br />

Steely Dan weitergeht: „Keine Ahnung”, murmelt<br />

Fagen, „vielleicht gar nicht? Denn im Grunde bin<br />

ich ein fauler Sack.”<br />

Michael Fuchs-Gamböck<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

LPs<br />

VOR 40 JAHREN<br />

18. Mai 1974<br />

Carpenters<br />

The Singles 1969–1973<br />

El<strong>to</strong>n John<br />

Goodbye Yellow Brick Road<br />

Cat Stevens<br />

Buddah And The Chocolate Box<br />

Paul McCartney & Wings<br />

Band On The Run<br />

Mike Oldfield<br />

Tubular Bells<br />

Diana Ross & Marvin Gaye<br />

Diana And Marvin<br />

Charlie Rich<br />

Behind Closed Doors<br />

Soundtrack<br />

The Sting<br />

Status Quo<br />

Quo<br />

Queen<br />

Queen<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 87


RAINBIRDS<br />

Häutungen<br />

Ganz gleich, in welchem musikalischen Gewand sich diese Stimme präsentiert – sie bleibt unverwechselbar:<br />

Katharina Franck klingt kraftvoll, melancholisch, auch mal zickig bis hysterisch, doch in erster Linie<br />

steckt sie voller Leidenschaft. Und wird stets sofort wiedererkannt. Dies muss man wissen, wenn es<br />

um die Rainbirds geht – Francks Band seit 1986. Es gibt ein "<br />

neues" Album der Gruppe, gespickt mit "<br />

alten"<br />

Liedern. Auf YONDER sind Klassiker wie "Seven Compartments", "Paperchase" oder der Monsterhit<br />

"Blueprint" enthalten. Und obwohl viele diese Melodien aus dem Stand nachsummen könnten, werden<br />

sie sich bei den angebotenen Versionen erst mal schwertun: Die Elektronik fordert ihren Tribut. Wäre da<br />

nicht diese Stimme! Sie ist das große Plus der 50-Jährigen, was diese im Gespräch bestätigt.<br />

Welche Beziehung hast du zu deiner Stimme?<br />

Ich weiß um diesen Wert, der tief in meinem Inneren<br />

steckt. Dadurch habe ich die Pflicht, das Außenrum –<br />

also meinen Körper – möglichst pfleglich zu behandeln,<br />

damit mir nicht eines Tages dieses wundervolle<br />

Geschenk entgleitet.<br />

Was ist die Idee hinter YONDER – dieser<br />

alten neuen Rainbirds-Arbeit?<br />

Ich verfolgte schon seit einigen Jahren vage die Idee,<br />

alte Lieder der Rainbirds, aber auch welche aus meiner<br />

Solokarriere in anderem Gewand<br />

zu präsentieren. Ich fand aber<br />

den richtigen Dreh dafür nicht.<br />

Während ich an meinem letzten<br />

Solo-Album mit dem Bassisten der<br />

Cultured Pearls im Studio arbeitete,<br />

schaute auch deren Schlagzeuger<br />

Bela Brauckmann ab und zu vorbei,<br />

um einige Loops für mich aufzunehmen.<br />

Wir kamen uns musikalisch<br />

rasch näher, und er machte<br />

sich Gedanken, wie man meine<br />

Vorstellung umsetzen könnte, in<br />

einem ungewohnten Gewand. Bald<br />

darauf zog ich eine Solo<strong>to</strong>urnee<br />

durch, bei der Gunter Papperitz<br />

Keyboards spielte. Der Bursche ist<br />

ein wahrer Elektronik-Guru! Irgendwann kamen wir<br />

zusammen, um ernsthaft über das YONDER-Projekt<br />

zu diskutieren. Wir wurden uns rasch einig. Der große<br />

Vorteil: Bela und Gunter sind gut zehn Jahre jünger<br />

als ich, haben somit zu meinen alten Stücken einen<br />

ganz anderen Zugang als ich selbst.<br />

Wie lief die Produktion ab?<br />

Als erstes haben sie mir im Studio die Gitarre weggenommen<br />

(lacht). Das fand ich zuerst dreist, denn<br />

das Instrument ist mein Baby. Aber ich habe mich<br />

schnell, voll und ganz auf diese neue Situation eingelassen.<br />

Und danach habt ihr die alten Stücke<br />

dechiffriert?<br />

Nein, das habe ich hauptsächlich den anderen über-<br />

lassen. Sie brachten dann ihre Elektronik mächtig ins<br />

Spiel, ohne dabei<br />

meinen<br />

Songs<br />

die ursprüngliche<br />

Seele<br />

auszutreiben.<br />

Zunächst<br />

war ich skeptisch,<br />

danach<br />

neugierig,<br />

und schließlich<br />

brachte ich<br />

mich voll und<br />

ganz in die Vorgehensweise<br />

ein.<br />

Das ganze Projekt<br />

hing stark von<br />

gegenseitigem<br />

Vertrauen ab.<br />

Alter Wein in neuen musikalischen Schläuchen:<br />

die Rainbirds zwischen gestern und morgen.<br />

Du sagst, das Trio sei keine Übergangslösung,<br />

sondern es seien die Rainbirds von heute. Was<br />

heißt das konkret?<br />

Dieses Bandgefüge ist sehr organisch, sehr demokratisch<br />

und in relativ kurzer Zeit gewachsen. Die<br />

Ausgangsposition war das neue Interpretieren alter<br />

Kompositionen. Dafür braucht es aber ein modernes<br />

Instrumentarium, teilweise veränderte Arrangements,<br />

leicht aktualisierte Texte. Ich war stets<br />

eine Künstlerin der Häutungen, ohne dabei auf<br />

meine kreative Au<strong>the</strong>ntizität zu verzichten. Zum<br />

Glück entwickelte sich während der Aufnahmen<br />

ein stetig wachsender Enthusiasmus. Die Freude<br />

an der Weiterentwicklung war immens!<br />

Und wenn Rainbirds-Fans von Entweihung<br />

sprechen und sich abwenden?<br />

Damit muss ich natürlich rechnen! Aber ich fühle<br />

mich musikalisch nach wie vor nicht fertig. Da gibt<br />

es noch so viel, das es auszuprobieren gilt. Ich<br />

habe mir diesen Beruf ausgesucht, weil ich mich<br />

darin jeden Tag neu erfinden kann. Ich habe nie<br />

etwas getan – und werde nie etwas tun –, hinter<br />

dem ich nicht stehe. Darum kann ich auf solche<br />

möglichen Vorwürfe keine Rücksicht nehmen,<br />

denn sonst stagniere ich.<br />

Wofür steht eigentlich YONDER?<br />

Das ist ein Gospel-Begriff für das Jenseits, ohne sich<br />

auf einen bestimmten Ort festlegen zu wollen. Für<br />

mich ist das ein sehr tröstlicher Gedanke. Ich hoffe<br />

nur, dass es dort Musik gibt!<br />

Michael Fuchs-Gamböck<br />

Fo<strong>to</strong>s: © Katja Kuhl<br />

Seite 88 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Peter Urban<br />

Von Ray Davies zum ESC<br />

Die Stimme aus dem TV-Off kennen nicht nur alle, die sich jedes Jahr die Übertragung<br />

des Eurovision Song Contest im Fernsehen anschauen: Sie gehört Peter Urban, und der<br />

moderiert seit Jahrzehnten auch anspruchsvolle Musiksendungen des NDR. Er macht<br />

selbst als Keyboarder Musik – unter anderem mit Bad News Reunion –, ist inzwischen<br />

im Ruhestand, dennoch hat er am 10. Mai wieder das ESC-Finale aus Kopenhagen<br />

kommentiert. Und vorher mit <strong>GoodTimes</strong>-Mitarbeiter Philipp Roser gesprochen.<br />

Sie sind 2013 in den Ruhestand gegangen ...<br />

Ich war bis letzten Sommer NDR-Redakteur, mache<br />

aber meine Sendungen alle weiter. Ich darf nur nicht<br />

weiter als Festangestellter arbeiten, das heißt, ich bin<br />

nicht mehr Leiter der Redaktion „Nachtclub".<br />

Ein "<br />

Meckerbrief" verhalf<br />

Urban zum Modera<strong>to</strong>renjob.<br />

den Songs von Ray Davies auseinandergesetzt. Mein<br />

Professor meinte, ich solle das erweitern und eine<br />

Dok<strong>to</strong>rarbeit daraus machen.<br />

hatte viele Gelegenheiten, Leute etwas näher kennen<br />

zu lernen, weil auch nach den Interviews Begegnungen<br />

beim Essen oder im Hotel möglich waren.<br />

Das Loslassen war gar kein so großes Problem?<br />

Nein, überhaupt nicht. Ich mache das gern, und ich<br />

mache auch gern die ESC-Sendungen weiter.<br />

Sie arbeiten seit 1971 für den NDR.<br />

Da habe ich beim Fernsehen angefangen. Es wurde<br />

eine Sendereihe<br />

„Sympathy For<br />

The Devil" von<br />

Horst Königstein<br />

konzipiert,<br />

und ich stieß als<br />

freier Mitarbeiter<br />

dazu. Als der zuständige<br />

Redakteur<br />

Klaus Wellershaus<br />

1974<br />

Livemodera<strong>to</strong>ren<br />

für Musiksendungen<br />

suchte, begann ich mit dem Radio.<br />

Wie kam der Kontakt zum legendären, inzwischen<br />

vers<strong>to</strong>rbenen Königstein zustande?<br />

Als Student hatte ich Wellershaus als zuständigem<br />

Redakteur für Musiksendungen beim NDR einen Brief<br />

geschrieben, in dem ich irgendwas bemängelte. Er<br />

meinte, wir sollten uns treffen. Dann war ich einige<br />

Male zu Gast in seinen Sendungen, weil ich ein Jahr<br />

lang in England gelebt und sehr viel Musik hautnah<br />

erlebt hatte – das war 1968/69. Er stellte den Kontakt<br />

zu Königstein her, und ich war bei den Dreharbeiten<br />

mit in England, habe Kontakte vermittelt und die Interviews<br />

gemacht.<br />

Sie haben nach dem Studium promoviert. Ihre<br />

Dok<strong>to</strong>rarbeit erschien auch als Buch, "<br />

Rollende<br />

Worte – Die Poesie des Rock" ...<br />

In meiner Abschlussarbeit 1973 habe ich mich mit<br />

Das Gespräch mit Yoko Ono zählt<br />

Urban zu Highlights seiner "<br />

Karriere".<br />

1988 sind Sie dann fest zum NDR gegangen?<br />

Ich hatte viele Sendungen gemacht und Serien geschrieben,<br />

auch für andere Sender wie den WDR.<br />

1988 wurde ich gefragt, ob ich eine freigewordene<br />

Redakteursstelle annehmen wolle. Das habe ich nicht<br />

bereut, denn man kann viele Sachen doch besser<br />

mitbestimmen, wenn man im<br />

Haus ist, in den Gremien sitzt<br />

und Entscheidungsbefugnis<br />

bekommt.<br />

Sie haben viele Künstler<br />

getroffen – Keith Richards,<br />

Harry Belafonte, Eric Clap<strong>to</strong>n<br />

und Yoko Ono nannten<br />

Sie bei Ihrer Verabschiedung<br />

als Highlights ...<br />

Ja, es waren schon einige<br />

Große dabei. Joni Mitchell<br />

würde ich noch nennen, Bonnie Raitt, zu der ich immer<br />

noch ein sehr freundschaftliches Verhältnis pflege.<br />

Das Ganze war früher vielleicht einfacher als heute,<br />

wenn man zu sechst beim Interview-Roundtable<br />

sitzt. Ich habe eine zweistündige<br />

Keith-Richards-Sendung<br />

gemacht, in der er von<br />

seinem ersten Solo-Album<br />

erzählte und dem Disput mit<br />

Jagger – das war sehr intensiv<br />

und persönlich. Mit Rod<br />

Stewart hatten wir für „Sympathy<br />

For The Devil" eine<br />

Szene aufgenommen, als er<br />

noch Sänger der Faces war,<br />

in einem Hinterhof in Hamburg<br />

im Schanzenviertel. Er stand zwischen Ruinen<br />

und Altbauten und sang Stücke seiner damaligen<br />

Soloplatten a-cappella. Es war eine gute Zeit, man<br />

Mit Bad News Reunion steht Keyboarder<br />

Urban regelmäßig auf der Bühne.<br />

Was hat Sie am Eurovision Song Contest gereizt,<br />

was reizt Sie heute noch?<br />

Mit dem Redakteur Jürgen Meier-Beer hatte ich die<br />

„Live Aid"- und „Konzert für Mandela!"-Übertragungen<br />

fürs Radio und Fernsehen gemacht. Als er<br />

beim NDR für den ESC verantwortlich wurde, fragte<br />

er mich. Der erste ESC, den ich kommentierte, war<br />

in Dublin. Es war zwar nicht so mein Metier, aber<br />

dann habe ich überlegt: Das ist eine spannende<br />

Sache, fast eine kleine Europameisterschaft, ein<br />

spannender Live-Event. Natürlich reizt es, Fernsehen<br />

zu machen, wenn viele Leute zuschauen – und<br />

man lernt viel Neues kennen, erlebt fremde Länder<br />

zumindest an der Oberfläche, viele verschiedene<br />

Musikkulturen und Nationalitäten, mit denen man<br />

sonst nie in Kontakt gekommen wäre. Das fand und<br />

finde ich spannend.<br />

Und Sie machen selbst Musik ...<br />

Ich habe zur Gymnasialzeit in einer Jazzband gespielt,<br />

den Quak<strong>to</strong>wn Rhythm Kings in Quakenbrück. Mit<br />

den Beatles fing dann ein ganz anderes Leben an<br />

(lacht)! Ich habe in einer Popband mitgemacht, The<br />

Moody Section. Als ich als<br />

Student nach Hamburg<br />

kam, lernte ich 1968 Abi<br />

Wallenstein kennen, wir<br />

gründeten 1973 die Band<br />

Pussy, zu der 1975 Caro<br />

als Sängerin stieß. Wir<br />

waren praktisch die Hausband<br />

des Onkel Pö, trafen<br />

uns mit anderen Musikern<br />

dort oder im Logo<br />

zu Jamsessions, woraus<br />

Bad News Reunion entstanden. Wir haben erst vor<br />

kurzem eine Platte veröffentlicht und spielen auch<br />

wieder verstärkt live.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 89


Live in Concert<br />

Rock Meets Classic<br />

Klassischer Rock in Classic Symphony<br />

„The Show Must Go On!": Mit spektakulärem Orchesterintro plus sechsköpfigem<br />

Chor startete Rock Meets Classic 2014 das vielversprechende Programm – ein<br />

Queen-Klassiker. Freddie<br />

Mercury war vor 30 Jahren<br />

in Würzburg mit Queen aufgetreten.<br />

Mächtige Rockhymnen mit<br />

Streicherakzenten standen<br />

auch dieses Jahr wieder im<br />

Mittelpunkt. Die Sänger<br />

und Gitarristen bewiesen,<br />

dass die früheren Top-10-<br />

Hits immer noch im musikalischen<br />

Gedächtnis abgerufen<br />

werden können,<br />

sobald nur die ersten Takte<br />

erklingen.<br />

Das diesjährige Angebot mit<br />

Midge Ure (Ultravox, Visage), Joe Lynn Turner (Rainbow, Deep Purple), Mick Box<br />

und Bernie Shaw (Uriah Heep), Kim Wilde und Headliner Alice Cooper (mit der<br />

jungen Star-Gitarristin Orianthi) sorgte für ausgelassene Stimmung in der restlos<br />

ausverkauften Arena.<br />

Da alle Musiker nur ihre bedeutendsten Songs präsentierten, dominierte der<br />

Mainstream. Dies gehört zum Konzept, das Publikum will genau diese Megahits<br />

hören, die zum Mitsingen und -klatschen animieren. Midge Ure, ganz Gentleman<br />

in Anzug und Krawatte, zählte da mit seinen elegischen Electro-Pop-Hymnen<br />

eher zu den Ausnahmen. Stimmlich verlangten ihm besonders "Vienna" und<br />

"Dancing With Tears In My Eyes" alles ab.<br />

Joe Lynn Turner, klein mit großer Rockstimme, sorgte dann mit Rainbow-Klassikern<br />

für gesteigerte Stimmung. Und per eingeschobenem Schmachtfetzen "Love<br />

Würzburg, S.Oliver Arena, 14. März 2014<br />

Conquers All" (mit Streicher-Zuckerguss; aus seiner Deep-Purple-Zeit) setzte er<br />

dann zum absoluten Rockhighlight "Since You Been Gone" an: Niemanden hielt<br />

es mehr auf den Sitzen, die Halle war im Ausnahmezustand!<br />

Nach einem Orchesterzwischenspiel ("Theme Of Pirates") sorgte<br />

die junggebliebene Kim Wilde für Glamour. Sehr präsent, bestens<br />

aufgelegt und stimmlich sicher in<strong>to</strong>nierte sie ihre Welthits<br />

und Mitsing-Klassiker "Cambodia", "You Keep Me Hanging On"<br />

und "Kids In America". Pause, Run auf die Getränkebar.<br />

Auf die Einleitung zum zweiten Teil mit dem abgenudelten<br />

"Ano<strong>the</strong>r Brick In The Wall" hätte man gern verzichtet; doch<br />

"Easy Livin'" vom quirligen Heep-Shouter Bernie Shaw und<br />

dem Original-Bandgitarristen Mick Box half darüber hinweg.<br />

"Free Me" und die unvermeidliche "Lady In Black" stellten dann<br />

wieder auf unverbindlichen Mitsing-Pop; "July Morning" in<br />

v.l.: Mick Box,<br />

Alice Cooper, Bernie<br />

Shaw, Orianthi<br />

Orches terfassung hingegen kam stark rüber.<br />

Vor dem Headliner musste Beethovens Sinfonie Nr. 5 als Puffer<br />

herhalten. Das "House Of Fire" von Alice Cooper<br />

fiel im Rahmen der Klassikshow dann eher bescheiden<br />

aus. Ohne Guillotine gab es nur wenig<br />

Grusel. Cooper ließ sich eher als "Nice Guy" von<br />

einer Sado-Maso-Vampirette zärtlich in den Arm<br />

beißen. Auch die hochgepriesene Gitarristin Orianthi<br />

(bekannt aus Michael Jacksons Abschiedsfilm<br />

„This Is It") blieb neben Alex Beyrodt und<br />

Oliver Hartmann aus der Begleitband unter ihrem<br />

Hütchen eher blass. Der Kracher "Poison" riss<br />

Kim Wilde<br />

dann aber doch noch von den Sitzen. Coopers<br />

Klassiker "School's Out" wurde mit allen beteiligten Musikern des Abends zum<br />

großen Finale angestimmt – was für ein Rausschmeißer!<br />

Text & Fo<strong>to</strong>s: Helmut Ölschlegel<br />

Status Quo<br />

Legende im Original<br />

Stuttgart, Schleyerhalle, 21. März 2014<br />

Francis Rossi, längst mit Kurzhaarfrisur statt Matte bzw. Pferdeschwanz, ist auch<br />

„oben gekürzt" ein Ausbund an ungebremster Energie. Dasselbe gilt für seinen<br />

Bruder im Geiste, Rick Parfitt – einziger Unterschied: Hier fliegt noch die blonde<br />

Mähne (an dem Geschüttel lässt er sich auch<br />

durch mehrere Herz-Bypässe nicht hindern).<br />

Beide haben's geschafft, Status Quo in wechselnden<br />

stark an ihren Werkzeugen, ebenso stark bei Stimme! Und Drummer John Coghlan<br />

schlug für seine drei Frontleute präzise den Boogie auf die Felle. Kleine Schrecksekunden:<br />

Lancaster schwächelte offenbar gesundheitlich, beim Abgang von der<br />

Bühne musste er sogar gestützt werden.<br />

Die Songauswahl beschränkte sich auf den<br />

Boogie & Roll der frühen Quo-Jahre, natürlich<br />

Besetzungen zusammenzuhalten.<br />

im Verbund mit den Wiegeschritten und dem<br />

Anlässlich des Dokumentarfilms „Hello Quo"<br />

gelang es ihnen 2013 sogar, die frühe Besetzung<br />

mit Drummer John Coghlan und Bassist<br />

Alan Lancaster für eine Abschieds<strong>to</strong>ur zu reaktivieren.<br />

Und wer jetzt einen dieser Termine<br />

miterleben konnte, dufte einen his<strong>to</strong>rischen<br />

Rock abend genießen, emotional tief zurückreichende<br />

Nostalgie inklusive.<br />

Wer allerdings auf den Sixties-Hit "Pictures Of<br />

Matchstick Men" gewartet hatte, wurde enttäuscht.<br />

Kopfnicken zum typischen Fender-Telecaster-<br />

Sound. Grundlage für alle Titel ist und bleibt<br />

das Bluesschema in seiner verschärften Form<br />

zum Mitgrölen ("Roadhouse Blues") oder mit<br />

Parfitts voller Power ("Rain"). Bei "Railroad"<br />

wurde Bob Young mit seiner Blues-Harmonika<br />

hinzugezogen. Die Lautstärke, logo, kam aus<br />

der obliga<strong>to</strong>rischen Marshall-Wand, der großen<br />

Portion.<br />

Als Zugaben gab es "Caroline" mit Rossi als<br />

Status Quo knüpften bewusst mit ent-<br />

v.l.: Rick Parfitt, Alan Lancaster, Francis Rossi, John Coghlan<br />

routiniertem Frontmann, der die Massen bewegte<br />

und den Rausschmeißer "Bye, Bye,<br />

sprechender Lautstärke an die wilden Tagen der<br />

Wandlung von der Pop- zur Boogie-Hard-Rockband d an. Immerhin: Die erhofften<br />

Johnny" – dreistimmig i i geschmettert und von einem Massenchor enthusiastisch<br />

„Streichholzmännchen" präsentierte Carl Carl<strong>to</strong>n im Vorprogramm.<br />

Status Quo überzeugten mit Urgestein Alan Lancaster (Bass, Leadgesang) bei<br />

Songs wie "Backwater" und "Just Take Me"; dessen erdige Bluesstimme wurde seit<br />

seinem Abgang am 13. August 1985 beim „Live Aid Concert" schmerzlich vermisst.<br />

Jetzt war das einstige Feeling sofort wieder da! Fazit: Rossi/Parfitt/Lancaster –<br />

beantwortet. „Bye Bye", Stuttgart, das war's!<br />

Volltreffer-Auftritt einer echten Rocklegende, die auf ihrer aktuellen Live-CD/DVD<br />

BACK2SQ.1 – THE FRANTIC FOUR REUNION 2013 weiterlebt und in aktueller<br />

Besetzung schon im Herbst wieder auf Tour geht: "Rockin' All Over The World"!<br />

Text & Fo<strong>to</strong>: Helmut Ölschlegel<br />

Seite 90 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Live in Concert<br />

Helter Skelter<br />

Zeitreise einer Cover-Band<br />

Vom Band erklang George Martins "Get Back"-Bearbeitung für das Beatles-<br />

<strong>Music</strong>al „Love", als die Mitglieder der deutschen Cover-Band Helter Skelter<br />

aus Bay ern die Bühne in der FILharomie betraten. Das musikalische Mot<strong>to</strong><br />

des Abends – das Zurück in die gute alte Rock-Zeit! Bandchef Peter Schreiner<br />

versprach dem Publikum „Drei Stunden Songs aus den 60er, 70er und Anfang<br />

80er Jahren" – nach seinem Verständnis „war mit MTV alles vorbei", die gute<br />

Rockmusik am Ende. Die Mehrzahl der gut gelaunten Zuschauer quittierte<br />

diese Ansage lautstark<br />

mit Applaus.<br />

Helter Skelter haben<br />

sich nach dem Beatles-<br />

Song aus dem WHITE<br />

ALBUM benannt, für<br />

viele ein Grundstein<br />

des Hard Rock und<br />

mit Sicherheit die<br />

härteste Komposition<br />

Paul McCartneys für<br />

die Fab Four. Da die<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

siebenköpfige Band<br />

viele Kracher der Hard-<br />

Rock-Urgesteine Deep<br />

Purple, Led Zeppelin,<br />

Black Sabbath, Thin Lizzy, Uriah Heep oder Blue Öyster Cult im Reper<strong>to</strong>ire<br />

hat, passt der Name: Es macht öfter „Holterdiepolter" (Helter Skelter) …<br />

Die Crew präsentierte 33 Rockklassiker voller Herzblut und Leidenschaft.<br />

Dan Lucas und Peter Schreiner teilen sich den Leadgesang; Lucas' flexible<br />

und punktuell heldenhafte Tenorstimme eignet sich dabei bestens für<br />

die großen Hard-Rock-Meilensteine. Blockbildung ist bei Helter Skelter ein<br />

sinnvolles Verfahren, Lucas stürmte atemberaubend durch Purple-Hits wie<br />

"Black Night" und "Highway Star", und vor allem "Child In Time" meisterte<br />

er bravourös. Stark auch das Led-Zeppelin-Set mit "Black Dog", "Whole Lotta<br />

Filderstadt, FILharmonie, 22. März 2014<br />

Love" und "Stairway To Heaven" als fulminante Adaption, von Peter Kockert<br />

stilecht mit Doppelhalsgitarre veredelt. Auch andere Balladen wie "Dust In<br />

The Wind" kamen gut, einzig mit der eine Spur zu forcierten Interpretation<br />

von "Help" lag Lucas leicht daneben. Leider legte Andrea Emser zu viel Janis<br />

Joplin in "Me And Bobby McGee" und "Mercedes Benz", sie rutschte damit<br />

in die Nähe einer spöttischen Nachahmung. Deutlich besser gelang "Because<br />

The Night" (Patti Smith), ebenso lockerten ihre Saxo fonparts die Umsetzung<br />

auf. Peter Schreiner<br />

nahm sich mit sonorer<br />

Stimme Songs wie<br />

"Wish You Were Here"<br />

(Pink Floyd), "Break<br />

On Through" (Doors;<br />

inklusive der gesprochenen<br />

Ödipus-Zeilen<br />

aus "The End"), "Dancin’<br />

In The Dark",<br />

"Jumpin’ Jack Flash"<br />

und "Sultans Of Swing"<br />

(mit schönem Fingerpicking<br />

à la Mark Knopfler)<br />

vor – gelungen!<br />

Bassist Udo Funk und<br />

der neue Drummer Oliver Dumin lieferten von Beginn an ein stabil-flexibles<br />

Rhythmusgerüst, Keyboarder Sascha Waibel integrierte sich mit flinken Soli<br />

ins abwechslungsreiche Geschehen.<br />

Nach drei Stunden war die Zeitreise einer bestens gelaunten Band mit der<br />

Bandkonserve "All You Need Is Love" beendet. Helter Skelter kündigten ihre<br />

Rückkehr für den Herbst oder das nächste Frühjahr an – die Mehrzahl der<br />

tanzfreudigen Zuschauer dürfte dann erneut dabei sein.<br />

Text: Ralf Gün<strong>the</strong>r<br />

Chi Coltrane<br />

Urgewalt an den Tasten<br />

Die Konkurrenz war übermächtig: Fußball,<br />

Champions League, Madrid – Dortmund. Wohl<br />

mit ein Grund dafür, dass lediglich rund 70<br />

Besucher die 65-jährige Amerikanerin sehen<br />

wollten. Oder der platinblonde 70s-Star ist<br />

ganz einfach in Vergessenheit geraten.<br />

Entschlossen stapfte die Lady auf die Bühne,<br />

setzte sich hinter den Flügel aus edelstem Holz,<br />

neben ihr drei junge Mitstreiter: Bass/Gitarre,<br />

Drums, sporadisch ein Backing-Sänger. Fest<br />

steht sofort: Chi Coltranes noch immer mächtiger<br />

Gesang dominiert wie eh und je.<br />

Los ging's für zwei Stunden (mit Pause) und<br />

19 Titel plus zwei Zugaben mit dem fordernden<br />

"What’s Happening To Me” vom<br />

1977er Album ROAD TO TOMORROW; Beginn<br />

eines Wechselspiels aus älteren und relativ<br />

neuen Songs aus den letzten Jahren – in Dur<br />

und Moll, mal als Rocker, mal als Ballade. Basis:<br />

meist der Blues, auch Gospels, gern mit einer<br />

Prise Rock befeuert. Coltranes charmante<br />

Zwischenansagen kamen dann und wann in<br />

– laut Chi – „kalifornischem Deutsch”. Grund:<br />

Augsburg, Spectrum, 2. April 2014<br />

Sie lebt in den Hollywood Hills, wohnte aber<br />

Anfang der 1990er zwei Jahre in Zürich.<br />

Was Chi Coltrane und ihr Werk singulär macht:<br />

Urgewalt, Leidenschaft und auch mal Flehentliches<br />

in der Stimme, immer wieder gepaart<br />

mit diesem gehämmerten Klavier. Die Ballade<br />

"Ooh Baby” klang nie ergreifender und Gänsehaut<br />

erzeugender, "Go Like Elijah” nie hymnischer.<br />

Und kurz vor den Zugaben wurde den<br />

euphorisierten Hörern der langersehnte, große<br />

Coltrane-Hit "Thunder & Lightning” vom Debütalbum<br />

1972 kredenzt – in kompromissloser,<br />

beinahe grimmiger Interpretation. Ehe die tiefgläubige<br />

Christin noch "Come Toge<strong>the</strong>r” und<br />

"Hallelujah” schmachtete, kündig te sie ein<br />

neues Album für den Herbst an.<br />

Chi Coltrane mag nicht mehr als „Queen Of<br />

Rock” und „Nachfolgerin von Janis Joplin” (wie<br />

in den 1970ern) gehandelt werden; als „Schöne<br />

mit dem harten Anschlag” geht sie weiterhin<br />

locker durch. Fazit: ein großer Abend, vor leider<br />

viel zu kleiner Kulisse.<br />

Text & Fo<strong>to</strong>: Michael Fuchs-Gamböck<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 91


Live in Concert<br />

Ro<strong>the</strong>r Bluestage<br />

Top-besetzt, vielschichtig, erfolgreich<br />

Zwei Premieren bescherten die 23. Ro<strong>the</strong>r Bluestage, und<br />

beide ließen aufhorchen. So standen die „neuen" British<br />

Blues All Stars (BBAS) zum ersten Mal überhaupt<br />

auf einer Bühne, hatten nur während des Soundchecks<br />

kurz zu fünft geprobt, weil Gitarrist Bernie Marsden<br />

(Ex-Whitesnake) direkt aus New York eingeflogen kam;<br />

dort hatte er bei den Allman Bro<strong>the</strong>rs bei deren traditionellem<br />

Beacon-Theatre-Gastspiel mitgemischt. Doch<br />

mit Dave Kelly (voc, g) und Gary Fletcher (b, beide Blues<br />

Band), Keyboarder-Altmeister Zoot Money (vor drei Jahren<br />

mit dem Jon Lord Blues Project schon mal in Roth)<br />

und Drummer Pick Wi<strong>the</strong>rs (Ex-Dire Straits) legte er ein<br />

blitzsauberes Blues-Rockset hin. Das<br />

ging angesichts der Umstände beim<br />

Reper<strong>to</strong>ire auf Nummer sicher, doch<br />

für die geplante Herbst<strong>to</strong>ur durch<br />

Deutschland machte das Gastspiel<br />

schon mal Appetit. Und obwohl<br />

Marsden wegen seiner anstehenden<br />

Soloveröffentlichung dafür eigentlich<br />

schon abgesagt hatte, bereitete<br />

ihm das Zusammenspiel mit den<br />

Kollegen so viel Spaß, dass er versucht,<br />

sich für die Tour terminlich<br />

Gary Fletcher<br />

(r.) und Bernie<br />

Marsden (BBAS)<br />

Dave<br />

Kelly<br />

(BBAS)<br />

zu Lister auf die Bühne kam – beide lieferten sich ein<br />

feinfühliges Gitarrenduell und präsentierten zudem eine<br />

inbrünstige Version von Princes "Purple Rain".<br />

Die zweite Premiere in Roth bescherte das künstlerisch<br />

anspruchsvollste Konzert der diesjährigen Bluestage:<br />

Ruthie Foster spielte erstmals in Deutschland, zelebrierte<br />

phasenweise eine regelrechte Gospelmesse, bot<br />

eine stilistisch begeisternde Blues-Folk-Soul-Bandbreite.<br />

Nur mit Stimme und<br />

Ruthie<br />

Foster<br />

Akustikgitarre (plus eine<br />

mitreißende Schlagzeugerin<br />

und Bassist) zauberte<br />

sie ein Strahlen in<br />

die Gesichter aller Zuschauer.<br />

Was ihr mit eigenen<br />

Songs, aber auch<br />

teilweise kaum mehr<br />

wiederzuerkennenden<br />

Cover-Versionen gelang<br />

– wie sie etwa "Ring Of Fire" von Johnny<br />

Cash verfremdete und es sich zueigen<br />

machte, hatte große Klasse.<br />

Und sonst? Popa Chubby zündete auf<br />

seiner verschrammten Stra<strong>to</strong>caster zweieinhalb<br />

Stunden lang Gitarrenfeuerwerke,<br />

Popa Chubby<br />

Edo Zanki wurde als zurückhaltender,<br />

aber vielseitiger Performer seinem Ruf des<br />

„deutschen Soul-Papstes" gerecht. Und zum Abschluss rockten Uriah Heep<br />

ohne viel Rücksichtnahme auf den Blues das ausverkaufte Haus – laut, aber mit<br />

gut ausgesteuertem Sound und spürbarer Spielfreude und der unverwüstlichen<br />

„freizuschaufeln".<br />

„Auf Sicherheit" galt auch für die Mick Ralphs Blues Band, die<br />

erstmals durch Deutschland unterwegs war: Zwei Bad-Company-<br />

Nummern, reichlich Standards, die eine oder andere neue Eigennummer mit<br />

Blues-Rock der britischen Spielart stimmte das Quintett um den namensgebenden<br />

Gitarristen an, der mit Bad Co. und Mott The Hoople berühmt wurde und<br />

sich mit Harpspieler Son Maxwell einen charismatischen Sänger an<br />

Bord geholt "Lady In Black" als letztem Song der 23. Ro<strong>the</strong>r Bluestage. Dazu beleuchtete<br />

Lisa Doby mit ihrem Akustik-<br />

hat. Was auch für Siggi Schwarz<br />

Mick<br />

King<br />

Edo<br />

gilt: In intimer Clubatmosphäre Ralphs<br />

King<br />

Zanki<br />

trio eine weitere Facette des Genres,<br />

schäkerte Sänger André Caswell<br />

während der ehemalige Westernhagen-Sideman<br />

Nick Woodland sein<br />

mit dem Publikum und sang beeindruckend,<br />

während Schwarz demonstrierte,<br />

dass er nicht nur zu den<br />

zu Gehör brachte.<br />

eigenwilliges Verständnis des Blues<br />

technisch beschlagensten deutschen<br />

Nach den Shows gab es kaum kritische<br />

Besucherstimmen zu hören,<br />

Gitarristen gehört, sondern seinem<br />

Spiel auch viel Seele einimpft.<br />

Festivalleiterin Monika Ammerer-Düll<br />

Für die rockige Seite des Blues standen<br />

auch King King und Aynsley<br />

– „so viele wie letztes Jahr bei drei<br />

war mit rund 4000 Festivalgästen<br />

Lister, die am selben Abend nacheinander<br />

auf der Bühne standen.<br />

Zahlen zufrieden. Sie lag richtig, als<br />

Konzerten weniger" – und schwarzen<br />

Das schottische Quartett um Frontmann<br />

Alan Nimmo (im unvermeid-<br />

sprach. Und auch die Künstler selbst<br />

sie von begeisternden Darbietungen<br />

lichen Kilt) heizte ein, bot die spannendste Konzertdramaturgie der 23. Auflage<br />

der Bluestage – mit Spannungsbögen von mucksmäuschenstill bis brachial laut.<br />

King King untermauerten so, warum sie 2013 als die Entdeckung der Bluestage<br />

gefeiert worden waren. Da hatte es Lister anschließend zunächst schwer, das Publikum<br />

auf seine Seite zu ziehen, was ihm aber mit starken Songs und intensiver<br />

Performance gelang. Und die rund 600 Besucher <strong>to</strong>bten, als Nimmo zweimal<br />

Bernie<br />

Shaw<br />

Mick<br />

Box<br />

Roth, 30. März bis 6. April 2014<br />

André Caswell & Siggi Schwarz<br />

Aynsley Lister & Alan Nimmo (King King)<br />

waren mit der Ro<strong>the</strong>r<br />

Rundumversorgung zufrieden, wie sie mit Dankesmails, entsprechenden Einträgen<br />

ins Gästebuch und auch in ihren Ansagen zum Ausdruck brachten. Einen<br />

Eindruck des diesjährigen Festivals vermitteln die Videodokumentationen auf<br />

www.bluestage.de oder www.goodtimes-magazin.de<br />

Text: Philipp Roser, Fo<strong>to</strong>s: Roland Fengler<br />

Seite 92 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


kult!<br />

kult! Nr. 6 (2-2012)<br />

kult! Nr. 3 (1-2011)<br />

kult! Nr. 9 (1-2014)<br />

kult! Nr. 5 (1-2012)<br />

kult! Nr. 5 (1-2012)<br />

kult! Nr. 7 (1-2013)<br />

kult! Nr. 7 (1-2013)<br />

kult! Nr. 4 (2-2011)<br />

kult! Nr. 8 (2-2013)<br />

kult! Nr. 9 (1-2014)<br />

kult! Nr. 10 (2-2014)<br />

Alle Poster inklusive Heft sind nach wie vor<br />

erhältlich im Shop Seite 71 oder unter<br />

www.goodtimes-magazin.de


Folge 6<br />

PUNK (UK/USA)<br />

Von Jens-Uwe Berndt<br />

VITAMINSTOSS<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Drei Jahre,<br />

die die Welt<br />

erschütterten<br />

Traue nie einem Punk über 30! Oder war’s<br />

25? Vielleicht sogar noch fünf Jahre weniger?<br />

In der Szene gehörte der Spruch in<br />

der zweiten Hälfte der 70er Jahre jedenfalls<br />

Eigentlich zum Standardvokabular. Mit den Jahren wur-<br />

de er hinsichtlich des kritischen Alters bekanntlich<br />

nach hinten raus modifiziert. Auf dem Höhepunkt war es der aus einer Vielzahl von<br />

der Welle 1976 gaben sich die Punks selbst nur Aufnahmen zusammengeschusterte<br />

eine sehr kurze Halbwertzeit. „Die meisten über 21<br />

verstanden ihn nicht", schreiben Stephen Cole grave<br />

und Chris Sullivan in ihrem Buch „Punk". Und damit<br />

ist klar, ab wann gesundes Misstrauen angebracht<br />

war.<br />

Vorabsoundtrack des ein Jahr später in<br />

den Kinos anlaufenden gleichnamigen<br />

Films. Die Pis<strong>to</strong>ls existierten Anfang<br />

1979 schon nicht mehr. Was da auf<br />

dem Doppelalbum von ihnen zu hören<br />

hat sich daran nichts geändert, denn<br />

Punk raste nur so durch die Musikgeschichte.<br />

Das Ende der Bewegung wird meist auf das Erscheinen<br />

des Albums THE GREAT ROCK’N’ROLL SWIND-<br />

LE im Februar 1979 datiert. Unter dem<br />

Namen The Sex Pis<strong>to</strong>ls vertrieben,<br />

Seite 94 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Sex Pis<strong>to</strong>ls<br />

Rock, Pop, Beat, Punk usw. – die Geschichte der<br />

modernen "<br />

Unterhaltungsmusik" ist reich an Facetten.<br />

Stilbezeichnungen überfluten spätestens<br />

seit den 60er Jahren den medialen Raum. Manchmal<br />

sind Begriffe aus einer Jugend-Subkultur<br />

heraus entstanden, manchmal spontan bei einem<br />

Interview von Musikern erfunden worden. Verstärkt<br />

seit den 80ern haben Kategorisierungen<br />

allerdings häufig ihren Ursprung in Verkaufsstrategien<br />

von Plattenfirmen oder entspringen<br />

der Phantasie von Musikjournalisten, die sich<br />

lange Beschreibungen ersparen wollten oder<br />

einfach nach Synonymen suchten. Einige dieser<br />

Musikstile, die manchmal nur für kurze Zeit<br />

zum Hype wurden oder es nie zum Massenphänomen<br />

brachten, stellt <strong>GoodTimes</strong> in einer Serie vor.<br />

ist, stammte von Demobändern oder war von den<br />

vier Musikern in den unterschiedlichsten Konstellationen<br />

eingezimmert worden. Die Beiträge illustrer<br />

Gäste machten die Veröffentlichung nicht besser<br />

und sorgten für ein zusätzliches musikalisches<br />

Desaster. Logisch, dass die dazu<br />

passenden Bilder kaum geordneter waren.<br />

„Der Film geriet <strong>to</strong>tal chaotisch" , sagte<br />

Regisseur Julien Temple später über sein<br />

Werk, das Aufstieg und Untergang<br />

einer Punkgruppe beschreibt.<br />

„Die Pis<strong>to</strong>ls waren sowieso<br />

eine chaotische Gruppe. Sie


t<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

sahen die ganze Welt in Fragmenten. Sie wollten sie<br />

vor ihren Augen zersplittern sehen." 1979 fiel alles<br />

in Scherben. Frank Zieger von der deutschen Punkinstitution<br />

Abwärts sagte Anfang der 90er in einem<br />

Interview: „Alles, was nach 1980 kam, war nur noch<br />

eine Abschiss-Szene." Medial nannte sich das damals<br />

Post-Punk. Zumindest galt die Bezeichnung für jene<br />

Protagonisten, die weiter dem alten Spirit anhingen<br />

oder neue extreme musikalische Ausdrucksformen<br />

suchten. Der Rest war New Wave, was auch immer<br />

darunter zu verstehen war. Doch dazu später.<br />

Im Gegensatz zu der Blitzartigkeit, mit der Punk<br />

zum Hype wurde, kommen Einflüsse auf Musik<br />

und Szenen aus allen möglichen Richtungen und<br />

Epochen. Dada und Surrealismus waren für das Erscheinungsbild<br />

des Genres ebenso maßgeblich wie<br />

die literarische Beatbewegung und Andy Warhols<br />

Fac<strong>to</strong>ry für Inhalte und Ideologie. Die Hippies und<br />

die Elterngeneration lieferten das Feindbild, und es<br />

galt, die gesamte etablierte Rockmusik ins Nichts zu<br />

pulverisieren. „Punk war eine heterogene Sammlung<br />

individueller Freigeister" , heißt es bei Colegrave und<br />

Sullivan. „Und diese Individualität macht die Definition<br />

des Punk so schwierig."<br />

Das Einreißen von<br />

Mauern, das Überschreiten<br />

von Grenzen, Destruktion,<br />

Resignation bis hin zum<br />

Selbsthass, die Ablehnung<br />

von Au<strong>to</strong>ritäten, Anarchie<br />

und Aufruhr bildeten das<br />

Feld für das Gedeihen einer<br />

Jugendbewegung, die<br />

im Auftreten und in ihren<br />

kreativen Ergüssen eine<br />

Kompromisslosigkeit offenbarte,<br />

die es so vorher<br />

noch nie gegeben hatte.<br />

Fakt ist, dass es in den<br />

Clubs englischer Vorstädte<br />

brodelte. Die seit<br />

Ende der 60er existierende<br />

Skinhead-Subkultur unterbreitete<br />

dem Genre im<br />

Vereinigten Königreich anfangs nicht nur musikalische<br />

Angebote, sondern lieferte teilweise Steilvorlagen<br />

für Outfits und Szene-Attitüde. Bevor allerdings<br />

die britischen Punkbands die Musikwelt auf<br />

den Kopf stellen konnten, bekamen sie Starthilfe aus<br />

Amerika. Velvet Underground, MC5, S<strong>to</strong>oges<br />

und schließlich die New York Dolls – Dilettantismus<br />

und die Freiheit uneingeschränkter Selbstverwirklichung<br />

brachten Klänge hervor, denen selbst<br />

©Pr<br />

esse<br />

s<br />

fo<strong>to</strong><br />

Blondie<br />

mutige Musiker aus der schon ziemlich abgedrehten<br />

Psychedelic-Szene nur noch schwer Achtung entgegenzubringen<br />

vermochten. Velvet Undergrounds<br />

Alben überforderten die meisten Zeitgenossen der<br />

Band gnadenlos, blieben Ladenhüter – sorgten im<br />

Nachklang aber dafür, dass unzählige Bands entstanden,<br />

die sich künftig einen Dreck um musik<strong>the</strong>oretische<br />

Gesetzmäßigkeiten scherten. Die MC5<br />

schockten mit Lärmattacken wie beim Landeanflug<br />

eines Düsenjets und provozierten in ihren Konzerten<br />

mit unchristlichen Redebeiträgen. Iggy Pop & The<br />

S<strong>to</strong>oges zelebrierten die Selbstzerstörung und ließen<br />

Rocksongs wie das Entladen eines Schrottcontainers<br />

klingen. Und die Dolls erhoben das Unvermögen,<br />

Lieder zu schreiben, erstmalig zur Kunst.<br />

Während üblicherweise die Gründung von Gruppen<br />

andere Musiker inspirierte, den Idolen<br />

nachzueifern, geschah 1975 in New York das genaue<br />

Gegenteil. Es war das Verschwinden der Dolls, das<br />

ehemalige Fans dazu trieb, selbst zu Instrumenten zu<br />

greifen. Epizentrum des neuen Kunstverständnisses<br />

wurde der CBGB's-Club in Manhattan. Hier sagte<br />

Patti Smith Gedichte auf, bespuckten Suicide zu<br />

bizarren Elektronikklängen<br />

ihre Anhänger, schwelgten<br />

Blondie im kitschigen<br />

Sound des <strong>60s</strong>-Pop und<br />

versuchten die Ra mones<br />

Geschwindigkeitsrekorde<br />

aufzustellen. Einen übergeordneten<br />

Begriff hatte<br />

all das nicht. Bis der Au<strong>to</strong>r<br />

Roderick Edward „Legs"<br />

McNeil mit seinem Kumpel,<br />

dem Car<strong>to</strong>on-Zeichner<br />

John Holmstrom, ein neues<br />

Underground-Magazin herausbrachte<br />

und es „Punk"<br />

nannte. „Die Bezeichnung<br />

stammt von mir", sagte<br />

Sex Pis<strong>to</strong>ls<br />

McNeil. „John wollte<br />

die Zeitschrift ,Teenage<br />

News' nennen. Das<br />

hielt ich für dämlich."<br />

Blondie-Sängerin Debbie<br />

Harry erinnert sich<br />

in „Please Kill Me – die<br />

unzensierte Geschichte<br />

des Punk" daran, dass<br />

die beiden Herausgeber<br />

sich<br />

wie zwei Beses-<br />

Fo<strong>to</strong>: © <strong>GoodTimes</strong>-pho<strong>to</strong>.de<br />

Patti Smith<br />

Iggy Pop<br />

sene aufgeführt<br />

hätten: „Sie beklebten<br />

die ganze<br />

Stadt mit Postern,<br />

auf denen stand:<br />

,Punk is coming!' Wir haben nur gedacht, das<br />

ist bestimmt schon wieder so eine beschissene<br />

Band mit einem noch viel beschisseneren Namen."<br />

In den Punk-Heften geschah neben<br />

Skurrilem, Subversivem und Krachlustigem<br />

oft einfach nur Abscheuliches. Handelnde<br />

Personen waren meist die Gruppen aus dem<br />

CBGB's, was sie schnell zu Punkbands werden<br />

ließ. Dass ganz am Anfang der neuen Bewegung<br />

allerdings gar nicht klar war, um was es sich<br />

eigentlich handelte, machte der Umgang der Mainstream-Rockmagazine<br />

mit dem Phänomen deutlich.<br />

John Holmstrom: „Ich kann mich an ,NME'-Hefte<br />

erinnern, in denen 1975 AC/DC, die Bay City Rollers<br />

und Eddie & The Hot Rods als Punk-Rock bezeichnet<br />

wurden … Und ,Creem' nannte jede härtere Musik<br />

,Punk'. Darunter Alice Cooper, die MC5 und die<br />

Dicta<strong>to</strong>rs."<br />

Punk war von Beginn an mehr als nur 1:50<br />

Minuten kurze Drei-Akkord-Songs. Die Rollers<br />

und Alice Cooper gehörten sicher nicht dazu.<br />

Dann schon eher Spoken-Words-Acts wie Patti<br />

Smith, die zu Beginn ihrer Karriere auf der Bühne<br />

selbst verfasste Texte rezitierte. Die hatten es ausnahmslos<br />

in sich. Als sie begann zu singen, hieß<br />

ihre erste Single "Hey Joe" (1974) und war<br />

eine Mischung aus Gedicht und einer psychedelischen<br />

Pianoversion des häufig gecoverten<br />

Standards. Im Dezember 1975 veröffentlichte<br />

die immer leicht zerwühlt wirkende Frau ihre<br />

erste LP, HORSES. Eine maßgebliche Scheibe<br />

für den US-Punk. Die erste 45er daraus war<br />

1976 wieder ein Cover: "Gloria" von Them.<br />

Respektlos, eigenwillig und neu. Man erinnere<br />

sich an den Auftritt der Patti Smith Group<br />

im „Rockpalast" von 1979. Damals veranstaltete<br />

die Band mit "Gloria" einen wilden,<br />

zehnminütigen Gang Bang, in dem der<br />

Song im wahrsten Sinne des Wortes nach<br />

Strich und Faden<br />

durchgebürstet wurde.<br />

Merkwürdig: HORSES<br />

tauchte 2011 in den „Top<br />

50 der wichtigsten Punkalben"<br />

des „Rolling S<strong>to</strong>ne"-Magazins nicht auf.<br />

Stattdessen waren solche Kuriositäten wie NEVER-<br />

MIND von Nirvana oder OPEL GANG von den Toten<br />

Hosen zu finden.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 95


Die überaus bedeutende Rolle,<br />

die schließlich die Ramones<br />

mit ihrem Debüt RAMONES für die<br />

Entwicklung der Punkmusik spielten,<br />

kann gar nicht genug hervorgehoben<br />

werden. Im April 1976 erschienen,<br />

hatten jetzt plötzlich alle – ob Musikkonsumenten<br />

oder Kritiker – einen<br />

klanglichen Pro<strong>to</strong>typen, nach dem<br />

sie alles Nachkommende definieren<br />

konnten. Der 4. Juli desselben Jahres<br />

wurde dann für Großbritannien<br />

ein denkwürdiger Tag. Die Ramones<br />

supporteten die Flamin' Groovies im<br />

Londoner Roundhouse, mit auf dem<br />

Billing – die Stranglers. Mit ihren<br />

hektischen Zwei-Minuten-n-<br />

Tornados ließen sie den vor<br />

allem den <strong>60s</strong> verhafteten<br />

Headliner völlig alt aussehen.<br />

Was nach diesem epochalen<br />

Gig stadtweit in Probe-<br />

Bruchbuden wirklich passierte,<br />

ist heute nicht mehr<br />

exakt nachvollziehbar. Dass<br />

jeder Zweite, der am 4. Juli<br />

im Roundhouse war, danach eine Punkband gründete,<br />

darf gern angenommen werden.<br />

Dabei darf nicht übersehen werden, dass sich in<br />

Englands Hauptstadt bereits eine sehr aktive Undergroundszene<br />

entwickelt hatte, die sich später von<br />

den doch eher etwas intellektuell verbrämten New<br />

Yorkern vor allem durch gnadenlose Brutalität unterschied.<br />

Die die Elterngeneration schockierenden<br />

Bilder der zur Schönheit deklarierten Selbstverstümmelungen<br />

kamen erst mit der Punkbewegung in<br />

den Zentren Großbritanniens auf. Den Kids auf der<br />

Insel genügte es nicht, orkanartige Musik zu hören,<br />

Klamotten aus der Kleiderkammer zu tragen oder<br />

wortreich den Untergang der Gesellschaft zu proklamieren<br />

– durch Ohren, Augenbrauen, Lippen oder<br />

Wangen ges<strong>to</strong>chene Sicherheitsnadeln gehörten bald<br />

ebenso zum Erscheinungsbild des hippen Punks wie<br />

aufgeschlitzte Haut an Armen und Beinen. Sexuelle<br />

Äußerlichkeiten dienten nicht mehr der Stimulation,<br />

sondern wurden als zusätzlicher Schockeffekt<br />

eingesetzt, und selbst Accessoires und Schmuck<br />

sprengten sämtliche Grenzen des allgemein gültigen<br />

guten Geschmacks. Colegrave und Sullivan<br />

bemühen sich in „Punk" geradezu rührend darum,<br />

der von ihnen über alles geliebten Szene<br />

einen dauerhaft intellektuellen Anspruch zuzugestehen.<br />

Exzesse, Gewalttätigkeiten, Rassismus,<br />

Gleichgültigkeit, Drogenmissbrauch, Sexismus –<br />

das alles versuchen sie mit dem Abstand von über<br />

25 Jahren (das Buch erschien 2001 im Londoner<br />

Verlag Cassell & Co) mehr oder weniger zu Randerscheinungen<br />

herunterzuschreiben. Die Wirklichkeit<br />

sah anders aus. Der gemeine Fan interessierte<br />

sich weder für die kulturellen Hintergründe von<br />

Mode und Musik, noch war er offen für Botschaften,<br />

die über sein soziales Umfeld hinausgingen. Nur allzu<br />

oft wurden Punkkonzerte von heftigen Schlägereien<br />

begleitet.<br />

Ohne Zweifel wurde in den Mainstream-Medien<br />

rund um die Sex Pis<strong>to</strong>ls eine Artikel-Serie gebastelt,<br />

die sich im Zusammenhang mit der Band<br />

ausschließlich jener Ereignisse bediente, die die Pis<strong>to</strong>ls<br />

in die negativen Schlagzeilen brachten. Allerdings<br />

führten sich Johnny Rotten (voc), Paul Cook<br />

(dr), Glen Matlock (b) und Steve Jones (g) zu keiner<br />

Zeit auch nur annähernd gesellschaftsfähig g auf. Und<br />

mit Sid Vicious war Anfang 1977<br />

für Matlock ein weiterer Radaubruder<br />

hinzugekommen, der im<br />

September des Vorjahres bei einem<br />

Punkfestival im Londoner 100 Club<br />

einem Mädchen mit einer Bierflasche<br />

ein Auge ausgeworfen hatte.<br />

Die Konzerte der Sex Pis<strong>to</strong>ls<br />

waren bereits ein Jahr nach<br />

ihrer Gründung 1975 legendär. Man konnte aus<br />

den unterschiedlichsten Gründen zu den Londonern<br />

gehen: Einige wollten die Typen ausrasten sehen<br />

oder sich über das chaotische Zusammenspiel lustig<br />

machen. Andere ergötzten sich daran, wie Rotten<br />

den Mädchen in der ersten Reihe in die Gesichter<br />

spuckte oder sie an den Haaren zerrte. Und ein paar<br />

Leute mochten sogar die Musik. Die war anders als<br />

das hektische Gedresche der Ramones und ihrer<br />

Nachahmer. Die Sex Pis<strong>to</strong>ls waren eigentlich eine<br />

Hard-Rockband, was bei dem wüsten Getöse auf<br />

der Bühne, dem bewusst miesen Timing und dem<br />

durchgeknallten Gehabe allerdings kaum jemand<br />

registrierte. In der kollektiven Erinnerung stehen die<br />

Siouxsie & The Banshees<br />

Pis<strong>to</strong>ls für das ten des an Wahnsinn<br />

Verbreigrenzenden<br />

Punkimages.<br />

Allerdings<br />

haben sie garantiert<br />

mehr junge Leute in<br />

Großbritannien zur<br />

Gründung einer eigenen<br />

Band veranlasst<br />

als die Ramones mit<br />

ihrem Kurztrip.<br />

Buzzcocks<br />

Sid Vicious<br />

Fo<strong>to</strong>: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />

Auf jeden Fall schoben die Sex Pis<strong>to</strong>ls<br />

dem Versuch einer intellektuellen<br />

Elite endgültig einen Riegel vor,<br />

Punk einen tieferen kulturellen Anspruch<br />

zu verleihen. „Gewalttätigkeit auf einem<br />

Konzert der Sex Pis<strong>to</strong>ls wird nicht nur<br />

akzeptiert, sondern erwartet" , notierte<br />

George Gimarc im Buch „Punk Diary<br />

1970–1979" . Und der spätere Pet-Shop-<br />

Boys-Sänger Neil Tennant schrieb an den<br />

„NME" in einem Brief vom 16. April 1976:<br />

„Was tun die Pis<strong>to</strong>ls, wenn ihre Musik<br />

nicht ankommt? Das Publikum verdreschen,<br />

was sonst?" Im Gefolge der 1976<br />

eindeutig gefährlichsten Band der Welt<br />

bewegten sich mehr und mehr diejenigen,<br />

die dann schon 1977 zu den Punkstars<br />

Großbritanniens zählten. Dazu gehörten<br />

neben The Clash auch die Buzzcocks<br />

– und Siouxsie & The Banshees. Nils Stevenson,<br />

1976 Tourmanager der Rotten-Gang, erinnerte<br />

sich an einen Gig im Sommer des Jahres: „Siouxsie<br />

erschien super aufgestylt – mit Hakenkreuz<br />

und heraushängenden Titten: Es<br />

war ein geiler Event."<br />

Politische Symbole waren für die<br />

Punks Schmuck. Natürlich wurden<br />

bewusst Hakenkreuze oder Zeichen<br />

kommunistischer Staaten verwendet, um<br />

die Erwachsenengeneration abzus<strong>to</strong>ßen.<br />

Vor allem das Nazi-Symbol wurde zum<br />

Schlager. Bei den Pis<strong>to</strong>ls war es besonders die Band-<br />

Muse Jordan, die als Dauertänzerin an und auf der<br />

Bühne mit Hakenkreuzarmbinde aufmarschierte oder<br />

Titten und Vagina ins Scheinwerferlicht hielt. Bassist<br />

Sid Vicious (Drogen<strong>to</strong>d im Februar 1979), der das<br />

Kreuz häufig auf dem T-Shirt zur Schau trug, erhielt<br />

auf seinem postumen Solodebüt SID SINGS (1979)<br />

von Virgin auf dem Label vier zu einem Hakenkreuz<br />

zusammengelegte Gitarren spendiert. Und auch bei<br />

The Damned gehörte das Nazi-Zeichen zum Standard<br />

am Lederjackenkragen. Deutlich macht diese Art<br />

der Provokation vor allem, dass Punk keiner Ideologie<br />

folgte. Wenn es etwas gab, womit Bands und Fans<br />

1976 unter einen Hut gebracht werden konnten,<br />

dann war es Nihilismus, gepaart mit dem uneingeschränkten<br />

Ausleben jeglicher Gelüste und Triebe. Der<br />

Schrei nach Anarchie war der Schlachtruf der Stunde.<br />

„<br />

Anarchy In The U.K." hätte die erste Punksingle<br />

des UK werden können, nachdem die Sex<br />

Pis<strong>to</strong>ls bei EMI untergekommen waren. Allerdings<br />

erschien die Scheibe einen Monat zu spät. Denn das<br />

Underground-Label Stiff hatte bereits am 22. Ok<strong>to</strong>ber<br />

mit "New Rose" von The Damned vorgelegt.<br />

Gewiss ist deren Song inhaltlich nicht so bedeutungsschwanger<br />

wie "Anarchy…" , als musikalisches<br />

Erdbeben hatte sich das Stück allerdings ganz hervorragend<br />

geeignet. "New<br />

Rose" lärmt, donnert, rast.<br />

Und ist dabei obendrein<br />

von einer bestechenden<br />

Musikalität.<br />

Ramones<br />

Fo<strong>to</strong>: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />

Fo<strong>to</strong>: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />

„<br />

Anarchy In The U.K."<br />

brüllt. Es ist der<br />

akustische Umsturz. Im Gegensatz<br />

zu "New Rose" vom<br />

Tempo her fast lahm, wur-<br />

de<br />

das Stück trotzdem zur<br />

Seite 96 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


© Pressefo<strong>to</strong>s<br />

Hymne der gesamten Bewegung – die sich<br />

schon 1977 aufzusplitten begann.<br />

In Elvis Presleys Todesjahr erfuhr die gesamte<br />

populäre Musik eine Wachablösung.<br />

Was einmal zählte, wurde kurz und<br />

klein geschlagen. Glück hatten jene Künstler,<br />

die unter den überheblichen Punk-Protagonisten<br />

Fürsprecher fanden. Und so wurden<br />

zum Beispiel The Who zu Punk-Vorreitern<br />

erklärt (sicher auch wegen ihrer gewalttätigen<br />

Bühnenpräsentation). Generell erhielt<br />

die Mod-Szene neuen Aufwind, deren Anhänger<br />

mit den Punks praktisch gleichgesetzt<br />

wurden. So avancierten die populärsten<br />

Mod-Vertreter The Jam, die 1977 mit IN THE CITY<br />

und THIS IS THE MODERN WORLD gleich zwei Alben<br />

veröffentlichten, gleichzeitig zu einer der angesagtesten<br />

Punk-Bands. Ähnlich The Stranglers. Ihr<br />

Stil war für Punk wegen der vielen unterschiedlichen<br />

Einflüsse eigentlich zu abgehoben. Ihre Texte galten<br />

als verquast. Trotzdem sind die beiden 77er-Werke<br />

RATTUS NORVEGICUS und NO MORE HEROES ganz<br />

klar Meilensteine des Genres.<br />

The Clash wurden durch<br />

ihr Debüt THE CLASH<br />

im April des Jahres neben den<br />

Sex Pis<strong>to</strong>ls in Großbritannien<br />

zu den wichtigsten Gesichtern<br />

des Punk. Im Unterschied zu<br />

den meisten ihrer Szenekollegen<br />

positionierten sie sich<br />

frühzeitig links. Spätestens<br />

mit LONDON CALLING (1979)<br />

und dem Dreifachalbum SAN-<br />

DINISTA! (1980) wurden Joe<br />

Strummer & Co. zu linken Agita<strong>to</strong>ren.<br />

Vom Punk hatten sie<br />

sich da aber schon musikalisch<br />

weitestgehend verabschiedet.<br />

Die späteren New-Romantic-<br />

Pioniere Ultravox standen<br />

1977 mit Ausrufezeichen im<br />

Namen und zwei LPs noch mit beiden Beinen mit-<br />

ten im Punktumult: ULTRAVOX! und HA!-HA!-HA!.<br />

The Drones veröffentlichten FUR-<br />

THER TEMPTATIONS, The Damned<br />

kamen mit DAMNED DAMNED<br />

DAMNED und MUSIC FOR PLEA-<br />

SURE, mit NEVER MIND THE BOL-<br />

LOCKS, HERE’S THE SEX PISTOLS<br />

erschien das skandalumwitterte,<br />

einzige echte Studio-Album eben jener<br />

Sex Pis<strong>to</strong>ls, die unvergleichlichen<br />

999 machten mit ihrem Erstling auf sich<br />

aufmerksam, Skrewdriver legten (noch<br />

völlig Nazi-frei) mit ALL SKREWED UP<br />

los, The Vibra<strong>to</strong>rs betitelten ihren 77er-<br />

Beitrag PURE MANIA, The Boys blieben<br />

auf Vinyl THE BOYS usw.<br />

An den USA war die Entwicklung in<br />

Großbritannien irgendwie vorbeigerauscht.<br />

Die großen Namen aus dem<br />

CBGB's waren noch größer geworden,<br />

eine explodierende Punkszene gab es<br />

in Amerika allerdings nicht. Zu elitär<br />

gebärdeten sich jene, denen man nachsagte,<br />

das Genre miterfunden zu haben.<br />

Einzig die Ramones blieben bodenständig.<br />

Ihr Look, der immer etwas von einer Heavy-Metalband<br />

besaß, prägte bei den Amis bis weit in die<br />

80er den Blick auf die Punkmode. Und Blondie, die<br />

schon 1976 eine stilprägende Premiere in die Läden<br />

gestellt hatten, kokettierten auf ihrem zweiten Album<br />

PLASTIC LETTERS (1978) mit dem Pop.<br />

Aus den USA kamen ab 1977 nicht viele echte Punkbeiträge.<br />

Einige wenige hatten es allerdings wirklich<br />

in sich: die Dead<br />

Boys mit YOUNG<br />

LOUD AND SNOTTY<br />

(1977) und WE HAVE<br />

COME FOR YOUR<br />

CHILDREN (1978),<br />

Richard Hell & The<br />

Voidoids'<br />

BLANK<br />

GENERATION (1977),<br />

Wayne County &<br />

The Electric Chairs<br />

mit THE ELECTRIC<br />

CHAIRS (1977) und<br />

MAN ENOUGH TO BE A WOMAN (1978; als Hinweis<br />

auf seine geplante Geschlechtsumwandlung – später<br />

firmierte er unter Jayne) oder halt die Ramones, die<br />

1977 ihren Ruf als unangefochtene Meister des<br />

Zwei-Minuten-Quickies mit LEAVE HOME und<br />

ROCKET TO RUSSIA untermauerten.<br />

H<br />

The Clash<br />

Aber selbst die Skandale wurden<br />

schnell zur Marketingstrategie,<br />

weshalb schon 1978 seitens der Firmen-<br />

Scouts begonnen wurde, systematisch<br />

nach Bands zu suchen, die „klangen<br />

wie" … Auch sorgten bewusst beförderte<br />

Popeinflüsse dafür, dass Punk sein für<br />

die meisten Ohren abs<strong>to</strong>ßendes Klangbild<br />

einbüßte. Gruppen wie die Buzzcocks oder<br />

die irischen Under<strong>to</strong>nes wurden für diesen<br />

Trend unwissentlich Steigbügelhalter.<br />

Ihr schmissiger Pop-Punk, der hier und da<br />

etwas von Glam-Rock hatte, konnte auch<br />

Leuten gefallen, die bisher mit harter Gitarrenmusik<br />

weniger am Hut hatten. Aber<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 97<br />

immer noch rückten essenzielle Bands nach: X-<br />

Ray Spex, Cockney Rejects, Cock Sparrer,<br />

Stiff Little Fingers, The Lurkers, Siouxsie<br />

& The Ban shees kamen ebenfalls erst 1978 zu<br />

Album-Ehren, ähnlich wie Sham 69. Die Band<br />

um Sänger und Charismatiker Jimmy Pursey wurde<br />

mit TELL US THE TRUTH und THAT’S LIFE zur<br />

Speerspitze des Oi-Punks. Diese simple Form des<br />

Punk – häufig mit Refrains ausgestattet, die an<br />

Fußballgesänge erinnern – zog auch wegen ihrer<br />

Belieb<strong>the</strong>it in der Skinheadszene vor allem ein extrem<br />

gewaltbereites Publikum an. Prügelexzesse<br />

während der Konzerte führten schließlich sogar<br />

zum Auseinanderbrechen von Sham 69, die selbst<br />

mit Schlägereien nichts am Hut hatten.<br />

Während Punk in Resteuropa für Eruptionen<br />

sorgte, sich nationale Szenen etablierten, die<br />

Rock-Dinos hinweggefegt wurden, zerfiel in Großbritannien<br />

die Bewegung. Aus Amerika drängte mehr<br />

und mehr New Wave ins öffentliche Bewusstsein. Dieses<br />

Genre war nicht ohne Experimente, einige davon<br />

sogar musikalisch äußerst gewagt und zukunftsweisend<br />

– allerdings wurde der Sound im Wesentlichen<br />

gefälliger. Selbst jene, die sich eben noch in stinkenden<br />

Klubs bei Krachorgien gegenseitig die Schädel<br />

eingeschlagen hatten, machten jetzt auf Kunst.<br />

Syn<strong>the</strong>sizer wurden immer dominanter für die Hörgewohnheiten.<br />

Alles Lüge also? Der große Rock’n’Roll-Schwindel,<br />

wie der Punkfilm mit den Sex Pis<strong>to</strong>ls 1980<br />

titelte? Viele Musiker beantworteten diese Frage damals<br />

mit einem klaren Ja. Die Fans waren da flexibler.<br />

Sie ließen sich schnell neu begeistern. Und der Punk,<br />

der die Selbstzerstörung in sich trug, war ohnehin<br />

nicht länger als ein, zwei Jahre durchzustehen, wollte<br />

man nicht ausgebrannt elendig verrecken. Sid Vicious<br />

er wischte es 1979. Johnny Thunders (US-Punk-Ikone<br />

und New-York-Dolls-Mitstreiter) verabschiedete sich<br />

1991 drogenbedingt mit 38<br />

Jahren von der Bildfläche, GG<br />

Allin – US-Punk, tabulos und<br />

stilprägend – wurde nur 36, er<br />

atte das Business anfangs noch vehement<br />

trat nach einer Überdosis 1993<br />

versucht, sich gegen die neue Welle zu<br />

ab. Ian Curtis (23), Frontmann<br />

wehren, wurde 1977 alles unter Vertrag<br />

der Post-Punk-Band Joy Divisi-<br />

genommen, was bunte Haare und kaputte<br />

on, nahm sich 1980 das Leben,<br />

Hosen trug und hyperhektische Kurzkra-<br />

von den Ramones lebt nur noch<br />

cher im Reper<strong>to</strong>ire hatte. So schnell wie<br />

Schlagzeuger Marky – und<br />

die meisten Bands ins Studio geschickt wurden,<br />

selbst Joe Strummer von The Clash hielt nicht durch.<br />

so<br />

schnell verloren sie meist auch wieder ihre Er starb 2002 mit 50 Jahren. Immerhin ...<br />

Label-Partner. Selbst die Pis<strong>to</strong>ls bekamen das<br />

zu spüren, als EMI die Band nach einem skandalösen<br />

TV-Auftritt feuerte.<br />

The Jam<br />

Johnny Thunders<br />

Es ist müßig, darüber zu debattieren, wie sich<br />

denn das nennt, was nach 1980 alles als „Punk"<br />

verscherbelt wurde. Anfangs bemühten sich selbst Musikjournalisten<br />

um begriffliche Unterscheidungen. Es<br />

war von Post-Punk die Rede, Hardcore Punk machte<br />

die Runde, ein Ableger davon wurde Speedcore, der<br />

Metal Punk war angesichts der ab 1980 boomenden<br />

New Wave Of British Heavy Metal ebenfalls unvermeidlich,<br />

Cow-Punk wurde erfunden, Surf-Punk.<br />

In den 90ern, als die populäre Musik in der Post-<br />

Grunge-Ära völlig durchs Klo ging, fielen schließlich<br />

sämtliche Hemmungen. Plötzlich war Punk wieder in<br />

aller Munde. Green Day und The Offspring sollten ihn<br />

verkörpern. Alle machten mit und heute – da selbst<br />

die Kaufhauskette H&M mit Punk-Look-Kollektionen<br />

wirbt – ist es praktisch völlig egal, welche Band man<br />

als Punk bezeichnet. Allerdings hat diese „Freiheit"<br />

nichts mit dem Freigeist von einst zu tun.


KARUSSELL<br />

Karussell 2014, v.l. Hans Graf (g),<br />

Wolf Rüdiger Raschke (keys, voc),<br />

Benno Jähnert (dr), Joe Raschke<br />

(voc, keys, harp), Reinhard Huth<br />

(voc, g) und Jan Kirsten (b, voc).<br />

W.D. Raschke und R. Huth sind seit<br />

1976 dabei.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Thomas Nitz<br />

LEIPZIGER ALLERLEI<br />

Von Beginn an war der Zulauf für die im Zum ersten großen Break in der Bandgeschichte Die Leipziger durften ihr aktuelles Album auch in<br />

April 1976 gegründete Rockband Karussell<br />

gigantisch. Für viele galten die setzung die Frontmann-Position: Cäsar hatte sei-<br />

nutzten die Chance und kehrten nicht in die DDR<br />

kam es 1983. Bei Karussell betraf eine Umbe-<br />

der BRD präsentieren. Leonhardt und Salzwedel<br />

Leipziger als legitime Erben der kultig ne eigene Band gegründet. Mit den Neuzugängen zurück, blieben der Musik jedoch treu. Leonhardt<br />

verehrten und verbotenen Klaus-Renft- Tom Leonhardt (g) und Lutz Salzwedel (voc) gab arbeitete mit Michael Cretu sowie Angelo Branduardi<br />

Combo. Die Puhdys in Ost-Berlin, die Renft-<br />

Combo in Sachsen – das waren die damaligen<br />

Ost-Rockriesen. Bei Karussell, hervorgegangen<br />

es jedoch ebenbürtigen Ersatz. Der große Hit "Wie<br />

ein Fischlein unterm Eis" von WAS KANN ICH<br />

TUN (1984) steht für diese nur kurze Ära. Grund: und schrieb etliche Filmmusiken. Salzwedel<br />

sang zunächst bei der West-Berliner Mainstream-<br />

Metalband Karo und begann anschließend eine<br />

aus der Amateurband Fusion, gab es nun<br />

ein Wiedersehen mit den Renft-Musikern<br />

Peter „Cäsar" Gläser (voc, g) und Jochen<br />

Hohl (dr). Zudem erinnerten einige Songs<br />

der neuen Gruppe stark an Renft-Material.<br />

Mit Kurt Demmler stand ferner derselbe Tex-<br />

Solokarriere unter dem Pseudonym Dan Lucas.<br />

Mit der Musik "Heart Of America" für<br />

einen McDonald's-Werbefilm gelang ihm ein<br />

kleiner Hit. Heute zählt Salzwedel als Dan<br />

Lucas zur Besetzung der gut gebuchten Coverband<br />

Helter Skelter.<br />

ter zur Verfügung – der große Karussell-Hit<br />

"Wer die Rose ehrt" (1980) war eigentlich<br />

Für die damaligen DDR-Kollegen bedeutete<br />

der überraschende Ausstieg jedoch<br />

eine erfolgreiche Renft-Nummer. Doch die<br />

Formation um Keyboarder und Bandchef<br />

Wolf Rüdiger Raschke weichte den „Renft-<br />

Vertreter-Status" geschickt auf, ihre ersten<br />

drei Alben ENTWEDER ODER (1979), DAS<br />

EINZIGE LEBEN (1980) und SCHLARAFFEN-<br />

BERG (1982) zeigen eine ernstzunehmende<br />

Band mit großartigen Songs und einem eigenständigen<br />

beinahe das Aus. Bandchef Raschke zog einmal<br />

mehr los, um adäquaten Ersatz zu suchen.<br />

Und wurde in einem kleinen Berliner<br />

Club fündig: Er sah den damals 24-jährigen<br />

Sänger Dirk Michaelis, der mit Gitarre und<br />

Drumcomputer durch die Botanik tingelte.<br />

Der Neuzugang steuerte auch Eigenkom-<br />

Umgang mit Rock, Folk und<br />

Karussell 1979/80, v.l.: Peter Cäsar" Gläser,<br />

" positionen bei – ein Glücksfall für Karussell,<br />

Singer/Songwritertraditionen. 1980 erschien<br />

Reinhard Huth, Jochen Hohl, Wolf Rüdiger denn Michaelis bescherte seiner ersten Profiband<br />

ihren bis heute größten Hit "Als ich<br />

auch in der BRD eine LP (bei Pool <strong>Music</strong>),<br />

Raschke und Claus Winter. Gläser und Winter<br />

verstarben 2008 bzw. 2006.<br />

gekoppelt aus Liedern der ersten zwei Alben.<br />

fortging". Dirk Michaelis und auch Karussell<br />

Seite 98 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Fo<strong>to</strong>: © Archiv Raschke


haben hb den Titel noch himmer in ihren Reper<strong>to</strong>ires.<br />

Rosens<strong>to</strong>lz, Matthias Reim, Adoro und die Puhdys<br />

haben die Nummer gecovert.<br />

Die Zusammenarbeit von Michaelis und Karussell<br />

dauerte sechs Jahre, zwei LPs entstanden<br />

in dieser Zeit: CAFÉ ANONYM (1987) und SOLCHE<br />

WIE DU (1990). Das zweite Album war nicht mehr<br />

beim DDR-Label Amiga erschienen, sondern nur<br />

im Westen. Trotz qualitativ guter Songs blieb diese<br />

Arbeit ohne größere Resonanz, denn in den Wirren<br />

Karussell 1988: Dirk Michaelis<br />

sang von 1984 – 1991 in der Band<br />

und bescherte ihr den größten Hit<br />

"Als ich fortging". Neben ihm der<br />

neue Bassist Jan Kirsten.<br />

von Wende und Wiedervereinigung<br />

war alles<br />

andere interessanter als<br />

Ost-Rock. Wie die meisten<br />

DDR-Bands<br />

registrierten<br />

auch Karussell, dass sie<br />

zu Beginn der Neunziger<br />

kaum noch interessierten.<br />

Dirk Michaelis begann<br />

wieder – im Alleingang<br />

bzw. mit Berliner Kollegen<br />

– zu arbeiten, bereits<br />

1992 erschien sein erstes<br />

Solo-Album ROCKCHAN-<br />

SONS. Raschke, nach wie<br />

vor ein Machertyp, rekrutierte<br />

1994 eine bis auf<br />

den Bassisten Jan Kirsten<br />

komplett neue Besetzung;<br />

darunter Michael Brödel<br />

als Sänger, der später<br />

zu einer anderen<br />

gestandenen Ost-<br />

Rockband wechselte:<br />

Von 2008 bis 2012<br />

war er Frontmann der<br />

Stern Combo Meißen.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Archiv Michaelis<br />

Das 14 Titel umfassende Karussell-Lebenszeichen<br />

SONNENFEUER (1994) war im<br />

Vergleich zu den Vorgängeralben kein großer<br />

Wurf, die Band löste sich auf. Vergessen<br />

wurde sie aber nie. Cäsar (2008 nur 59-jährig<br />

vers<strong>to</strong>rben) und Dirk Michaelis präsentierten t in<br />

ihren Konzerten immer wieder Karussell-Songs –<br />

und jede Cover-Version von "Als ich fortging" erin-<br />

nerte ebenso an die einstige Kultband. Sporadisch<br />

wurden Hitkopplungen veröffentlicht. Den Vogel<br />

schoss dabei das Kölner Label Delta <strong>Music</strong> ab, das<br />

2002 SOLCHE WIE DU unter dem Titel EIGENT-<br />

LICH GEHT’S UNS GUT als Wühltischvariante auf<br />

den CD-Markt warf.<br />

Jetzt dauerte es nur noch fünf Jahre, bis Karussell<br />

ein bemerkenswertes Comeback starteten.<br />

Der Gitarrist und Sänger Reinhard Huth, Gründungsmitglied<br />

und bis 1984 dabei, initiierte den<br />

Neustart. Zur aktuellen Besetzung zählen – neben<br />

Huth und Raschke – Bassist Jan Kirsten, Schlagzeuger<br />

Benno Jähnert, Gitarrist Hans Graf und<br />

Raschkes Sohn Joe als Sänger. Inzwischen <strong>to</strong>uren<br />

Karussell wieder erfolgreich zwischen Ostseeküste<br />

und Erzgebirge, 2011 gab es nach zwei Maxis mit<br />

LOSLASSEN ein neues Album – kein Meilenstein,<br />

aber ein handfestes Statement, dass mit den Leipziger<br />

Kultrockern weiterhin zu rechnen ist. Auch<br />

eine weitere „Best Of"-Ausgabe ist erschienen, im<br />

Rahmen einer Kooperationsserie<br />

des Amiga-Labels<br />

(heute bei<br />

Sony <strong>Music</strong>) und einer<br />

Boulevardzeitschrift.<br />

Es ist die erste Zusammenstellung,<br />

die das<br />

Schaffen von den Anfangsjahren<br />

bis in die<br />

Gegenwart<br />

würdigt.<br />

"Als ich fortging" ist<br />

natürlich dabei, hier in der 2011er-Version, gesungen<br />

von Reinhard Huth.<br />

Christian Hentschel<br />

NEU!<br />

100<br />

Seiten<br />

nur 9,80 €<br />

AB JETZT<br />

ERHÄLTLICH! *<br />

DISCOGRAPHIEN ZU:<br />

Alice Cooper, David Bowie, Cluster,<br />

Deep Purple, Eloy, Frijid Pink,<br />

Hawkwind, Jigsaw, Kraftwerk,<br />

Udo Lindenberg, Lords, Mud,<br />

Novalis, Pink Floyd, Runaways,<br />

Shocking Blue, Slade, String<br />

Driven Thing, Uriah Heep sowie<br />

Label-Discographien von CCA<br />

(Metronome), Pilz (BASF) und<br />

Ohr (Metronome)<br />

*nur direkt über den Verlag erhältlich – zu bestellen unter:<br />

www.goodtimes-magazin.de<br />

oder im Shop auf Seite 71<br />

goodtimes@nikma.de · Telefon: 0 70 42/37660-160<br />

Fax: 0 70 42/37660-188<br />

NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen


Rares aus den <strong>60s</strong>:<br />

Pop -Stars<br />

singen Werbung<br />

Joghurt,<br />

Deo,<br />

Coca-Kohle<br />

Von Bernd Ma<strong>the</strong>ja<br />

Da ist diese unverwechselbare, leicht nasale<br />

Seidenstimme zu einer gedämpft-gebremst<br />

schrammelnden Zwölfsaitigen. Ein Mellotron<br />

wabert. Alles in diesem wohlig-trägen<br />

Rhythmus, klar, das muss "Nights In Whi ..." – nein,<br />

ist es natürlich NICHT, und das ist genau so gewollt:<br />

die Moody Blues – ja! Justin Hayward – ja! Doch<br />

dass der Mann aus Birmingham sich fast melancholisch<br />

über die Freuden brauner Brause auslässt,<br />

dürfte überraschen. Zu Gehör bringt der Sänger<br />

einen Songschnipsel<br />

aus einem mächtigen<br />

popmusikalischen<br />

Parallelkosmos, in<br />

dem – abseits der<br />

Charts und doch abermillionenfach<br />

vernommen<br />

und ebenso<br />

viele Dollar schwer – die Trommel gerührt wurde.<br />

„Reklame" ist das Stichwort, „Jingles", „Commercials".<br />

Wir befinden uns im ultimativen Aufbruchund<br />

Veränderungsjahrzehnt, den 1960er Jahren.<br />

Auch in der Zeit zuvor hatte es schon klingende<br />

Verbrauchertipps gegeben, allerdings eher sporadisch.<br />

1962 passierte es dann, der US-„Werber"<br />

Bill Backer (*1926) von McCann Erickson hörte den<br />

Sänger Freddy Cannon mit seinem Nr.-3-Erfolg<br />

"Palisades Park". Textinhalt unter anderem: das<br />

Hotdog-Futtern auf einem Rummelplatz als leckere<br />

Partnerschaftsanbahnung. Initialzündung bei Ba-<br />

cker: Wenn's um die Wurst geht und ein<br />

Hit daraus wird, warum sollte das nicht auch<br />

mit Sprudel klappen? Und zwar mit dem immerhin<br />

berühmtesten der Welt, für den seit 1886 bis<br />

dahin 36 (Print-)Slogans erfunden worden waren.<br />

Also textete Backer Version Nr. 37 und komponierte<br />

dazu. Resultat: "Things Go Better With Coke", bis<br />

heute ein kreativer Geniestreich. Er bestellte die<br />

Folkies The Limeliters in eine New Yorker Studioklitsche,<br />

am Ende ging ein Mix aus vielen halbgaren<br />

Demos aufs Band – und schlug ein.<br />

Nach endloser Überzeugungsarbeit hatte Backer<br />

die Cola-Verantwortlichen auf Kurs, 1965<br />

startete auch die Radiokampagne zum Spruch. Er<br />

brauchte jetzt Künstler für die Umsetzung und<br />

machte ihnen Neues schmackhaft: Es ging nicht<br />

länger um halbherzig-anonyme 08/15-Jingles herkömmlichen<br />

Strickmusters. Was sie jetzt aufzunehmen<br />

hätten (30, 60 oder 90 Sekunden lang), würde<br />

erkennbar an prominenten Melodien aus ihrem<br />

eigenen Reper<strong>to</strong>ire zumindest orientiert sein; die<br />

Musikanten wurden sogar ermutigt, Frisches aus<br />

eigenem Anbau mit erforderlichem Coke-Anteil<br />

im Text zu liefern – und fühlten sich so als Kreative<br />

zusätzlich gebauchpinselt. Unterm Strich: eine<br />

geradezu revolutionäre Umwälzung – der Begriff<br />

„Werbe-Songs" hatte sich, Bill Backer sei Dank,<br />

massiv verändert. Dass auf diese Weise auch akustische<br />

Raritäten für Fans und Sammler entstanden,<br />

dürfte damals noch völlig sekundär gewesen sein.<br />

Die Interpreten erkannten: Intensive Kooperation<br />

mit einer Weltmarke besorgte, im Verbund<br />

mit eigenen Songs (auch wenn es „nur" verfremdete<br />

Schnipsel waren), massive Popularität; und da<br />

der Getränke-Multi seine Partner gewiss nicht mit<br />

Pfandflaschen oder Kronenkorken entlohnte, konnten<br />

beide Parteien zufrieden an- und mit Sicherheit<br />

auch befreiend aufs<strong>to</strong>ßen. Die Ausgangslage hatte<br />

sich dann bald gedreht: Nicht Backer musste nach<br />

Interessenten suchen, sondern Solisten und Bands<br />

bzw. deren Managements rückten dem Konzern auf<br />

die Pulle, um auf dessen gigantischen, mit braunem<br />

Gold gepflasterten Abfüllstraßen mitfahren zu<br />

können.<br />

Zu Beginn der „Unternehmung 'Things go better<br />

with Coke'" setzten die Macher aus Atlanta<br />

auf amerikanische Stars. Die Four Seasons waren<br />

dabei, The Shirelles, Jan & Dean, Roy Orbison. Zügig<br />

erfolgte auch der Griff über den großen Teich<br />

Richtung Alte Welt, Tom Jones, Petula Clark und<br />

Lulu wurden verpflichtet. Innerhalb kürzester Zeit<br />

spürten die Verkaufsstrategen dann, dass gewisse<br />

„Verjüngungen" angebracht waren: Beat, Pop &<br />

Verwandtes aller Schattierungen erhielt grünes<br />

Licht – The Who, Bee Gees, Troggs, Freddie & The<br />

Dreamers, Tremeloes, Wayne Fontana & The Mindbenders,<br />

Fortunes, Moody Blues, die Box Tops, Jay<br />

Seite 100 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


& The Americans, Left Banke,<br />

Nancy Sinatra, American<br />

Breed, Vanilla Fudge kamen<br />

ins Boot; aus „Downunder"<br />

gesellten sich u.a. die<br />

Easybeats, Valentines (mit<br />

AC/DCs Bon Scott), The<br />

Executives, John Rowles,<br />

die Seekers, John(ny) Farnham, The Twilights, The<br />

Groove und Ronnie Burns von The Flies dazu. Euro-Nicht-Briten<br />

wie die Los Bravos,<br />

Golden Earrings (noch<br />

mit „s") und German Blue<br />

Flames wurden angeheuert,<br />

und Dave Dee & Co.<br />

bastelten für den hiesigen<br />

Markt sogar eine über zehn<br />

Minuten laufende EP mit<br />

Zwischentexten: Darauf stellte<br />

der Chef in deutscher Sprache Koryphäen wie Ray<br />

Charles und die Supremes mit integrierten Beiträgen<br />

vor. Die Coke-Interpretenriege – längst schon erweitert<br />

um Namen wie Otis Redding, Aretha Franklin,<br />

Neil Diamond, die Everly Bro<strong>the</strong>rs, Jerry Lee Lewis,<br />

Marvin Gaye, Janis Ian und andere – las sich wie<br />

ein Who's who? der internationalen Popmusik aus<br />

nahezu allen stilistischen Ecken; viele der Beteiligten<br />

waren sogar mit mehreren unterschiedlichen Commercials<br />

vertreten. Ebenfalls für Coke unterwegs:<br />

Lee Dorsey, Carla Thomas, Joe Tex, Lulu, Gladys<br />

Knight & The Pips, The New Vaudeville Band, Jerry<br />

Butler, die Drifters, Lesley Gore, Sandy Posey, B.J.<br />

Thomas, Fontella Bass, The Vogues und und und ...<br />

Völlig klar, dass bei einem so generalstabsmäßig<br />

durchgezogenen Getöse die Konkurrenz sämtliche<br />

Antennen ausgefahren hatte – und natürlich<br />

nicht nur die aus dem Erfrischungsbereich mit Kohlensäure.<br />

Vielleicht mit eher geringerer logistischer<br />

und finanzieller Potenz ausgestattet, aber mit dem<br />

Wissen, wie's gemacht wird. Dass es dabei schon<br />

mal zu eher ungewöhnlichen Kombinationen aus<br />

Künstlern und beworbenen Produkten kam – wen<br />

interessierte das? Ein ausschnittartiger Überblick<br />

wie, von und mit wem reagiert wurde:<br />

Bereits vor der Cola-Springflut waren die Rolling<br />

S<strong>to</strong>nes am 6.2.1964 in die Londoner PYE-Studios<br />

bei Toningenieur Glyn Johns und Hausproduzent<br />

Jonathan Rollands eingerückt. Einzuspielen war ein<br />

30-Sekunden-Jingle,<br />

der als "Wake Up In<br />

The Morning" geführt<br />

wird – Komponisten:<br />

Brian Jones und „J.<br />

Thompson", dies steht<br />

für die seit 1864 aktive<br />

Werbeagentur<br />

JWT (James Walter Thompson). Im Schweinsgalopp<br />

rumpelte die Band – zu Jagger-Gesang und schriller<br />

Harmonika – für 400 Pfund durch<br />

die halbe Minute und warb für<br />

knusprige „Rice Krispies" aus dem<br />

Haus Kellogg's. Beim Cornflakes-<br />

Klassiker bissen außerdem die<br />

Monkees an, deren mehrjährige<br />

Dauerpräsenz in bzw. auf audiovisuellen<br />

Medien als Werbeträger<br />

wie geschaffen war.<br />

Fernab von Hochprozentigem lag ein rund um den<br />

Globus erhältliches Schluckprodukt des US-Herstellers<br />

General Food. Über 150 verschiedene Sorten<br />

gab es davon, zum Selbstanrühren in Exklusiv-Bechern<br />

– ein millionenfach konsumiertes Highlight<br />

bei den Teens & Twens der<br />

leckeren Sixties.<br />

" Great<br />

Shakes" hieß das Pampige<br />

mit Soda, von dem auch der<br />

Au<strong>to</strong>r 1968 in London erst<br />

nicht so genau<br />

wusste:<br />

essen<br />

oder trinken? Dusty Springfield<br />

(zusätzlich für „Mo<strong>the</strong>rs Pride"-<br />

Weißbrot aktiv) erläuterte immerhin<br />

vorab korrekt: „... so dick, dass<br />

der Strohhalm drin steckenbleibt!" Auch The Who<br />

und die Blues Magoos aus der Bronx empfahlen<br />

diese Geschmack-Sache –<br />

und die „Shakes"-Werbe-<br />

Aufnahme der Yardbirds<br />

(20.10.1966, New York City)<br />

ist sogar eines der wenigen<br />

Beispiele für das Zusammenwirken<br />

von <strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong> und Jimmy Page. Beide<br />

Londoner Bands<br />

fuhren zweigleisig.<br />

Inzwischen zum<br />

Quartett geschrumpft, unterschrieben die Yardbirds<br />

1967 einen Vertrag über ein Jingle bei „Macleans"<br />

und priesen dessen Tubenpaste zur Aufhellung der<br />

Kauleiste an. Fast skurril<br />

erscheint, wofür sich Pete<br />

Townshend zu ein paar Takten<br />

von "Happy Jack" engagierte:<br />

Um „nach dem Mond<br />

zu greifen und die Sterne<br />

zu berühren" – so ein Teil<br />

des von ihm gesprochenen<br />

Textes – redete er dabei<br />

natürlich keinen verbotenen<br />

Substanzen das Wort.<br />

Nein, junge Menschen mit<br />

diesen Wünschen würden<br />

woanders eine schöne Heimat<br />

finden, nämlich in der<br />

US Air Force – was aus Richtung Detroit auch Bob<br />

Seger zu Klängen von "Rambling Gambling Man"<br />

unterstützte ... Schon schmackhafter kam da ein<br />

cremiger 30-Sekunden-Gesang für „Look"-Schokolade.<br />

Am Mikrofon für den japanischen Markt: The<br />

Walker Bro<strong>the</strong>rs, während Kollegin Cilla Black es<br />

lieber mit Tafeln von „Cadbury's" hielt.<br />

Wer es lieber im Vollkopf statt nur an den Plomben<br />

mochte, war beim Alk sicherer aufgehoben:<br />

zwei Marken, zwei Sorten, zwei Britentrios, die<br />

unterschiedlicher<br />

nicht<br />

sein konnten.<br />

The Scaffold<br />

aus Liverpool,<br />

generell einem<br />

Trinkliedchen<br />

nicht abgeneigt, passten maßgeschneidert zu einem<br />

Gröler für das traditionsreiche „Watneys Ale". Mitbewerber<br />

„Falstaff Beer" hingegen<br />

schickte einen „thirst slaker" ins<br />

Rennen. Dieses „Durstlöschers",<br />

seit ca. 1840 in St. Louis gebraut,<br />

nahm sich im Ok<strong>to</strong>ber 1968 ein<br />

gefeierter Dreier an; doch nicht<br />

etwa dessen vermeintlich passendes<br />

"Strange Brew" wurde als<br />

Vorlage verbraut, sondern "Sunshine<br />

Of Your Love". Es<br />

blieb das einzige <strong>60s</strong>-<br />

Commercial von Cream.<br />

In der Zwischenzeit<br />

waren die Troggs umgeschwenkt:<br />

Nach Coke<br />

hatten sie mittlerweile bei<br />

„Miller Beer" angedockt.<br />

Gleich an mehreren<br />

grundverschiedenen<br />

Reklamefronten arbeitete<br />

Manfred Mann. Er befand<br />

sich am Ende der Sixties zwischen seiner erfolgreichen<br />

R&B- bzw. Popband und Chapter Three.<br />

Die Zeit bis zum Jazzigen überbrückte er u.a. mit<br />

Jingle-Jobs. Als Mann-Hug (nur<br />

mit „g") nahm die Crew<br />

das "Ski 'Full Of Fitness'<br />

Theme" (3:04) für gesunden<br />

„Ski Jog hurt" von<br />

Nestlé auf, außerdem je<br />

ein Jingle für "Max well<br />

House Coffee" (0:47) und<br />

Au<strong>to</strong>-<br />

reifen:<br />

"Go<br />

Radial – Go Michelin" (3:03).<br />

Alle drei kamen 1969 aufs Band,<br />

wurden teils aber erst Monate<br />

später gestartet. Gleich<br />

zwei Versionen gibt es vom<br />

„5-4-3-2-1"-Schnipsel für den<br />

gleichnamigen<br />

Schokoriegel:<br />

Hier sang Paul Jones<br />

zunächst „First bite in<strong>to</strong><br />

real milk chocolate", dies<br />

wurde in einer viel<br />

späteren Fassung geändert<br />

in „Chocolate<br />

flavour coating comes<br />

first and ..." – die darbende<br />

Industrie war gestiegen von echter Schoki auf Überzug mit verumgleichbarem<br />

Geschmack.<br />

Noch weitere Kolleg (inn)en machten „in<br />

Getränken". The<br />

Litter, Garagenrocker<br />

aus<br />

Minneapo-<br />

lis,<br />

verdingten<br />

sich<br />

für „7Up"-<br />

Limonade<br />

(Sub-Bezeichnung:<br />

„The Un-<br />

Cola") wie schon zuvor das Kings<strong>to</strong>n<br />

Trio; Trini Lopez animierte im bekannten<br />

"La Bamba"-Rhythmus zum<br />

Genuss von „Fresca"-Brause, die Carpenters<br />

priesen "Sun<strong>to</strong>ry Soda Pop"<br />

(geeignet u.a. nach dem Verzehr von<br />

„Mortens" Kar<strong>to</strong>ffelchips). Ihre Landsleute<br />

Del Shannon und die Turtles – genau wie<br />

später P.P. Arnold (& <strong>Jeff</strong> Wayne) – favorisierten<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 101


statt „Coca" die „Pepsi"-Konkurrenz aus New York.<br />

Die spendierte den Berliner Lords<br />

im April 1967 eine Single mit dem<br />

Titel "Five Or Six" – heute eine extrem<br />

rare und teure deutsche 45er<br />

mit attraktiver<br />

Bildhülle. ll<br />

Nancy Sinatra<br />

war die Geschmacksrichtung<br />

völlig schnuppe: Sie<br />

lieh ihre Stimme doppelgleisig<br />

der „Royal Crown Cola"<br />

und dem Coke-Original<br />

aus Georgia. Für „Strike Cola"<br />

hatten sich hingegen die<br />

schottischen Poets entschieden<br />

und dies in<br />

Form der jeweils über<br />

zweiminütigen Jingles<br />

"Heyla Hola" und "Fun<br />

Buggy" umgesetzt.<br />

Natürlich war in den USA<br />

auch Fortbewegung<br />

ein Thema. Johnny Cash empfahl neben „Amoco"-<br />

Benzin zusätzlich Spielzeugeisenbahnen und -Trucks<br />

(„Lionel"), Kollege<br />

Waylon<br />

Jennings (neben<br />

Coke und<br />

„Sunbeam"-<br />

Brot) den<br />

Fahrradhändler<br />

„Roberts" in<br />

Lubbock und<br />

Petula Clark den „Ford Plymouth Fury". Für einen<br />

audiovisuellen Clip – Szene: Blödel-Gerichtsverhandlung<br />

– traten Paul Revere & The Raiders 1969 vor<br />

Kameras und Mikrofone. Der Kadi-Hintergrund war<br />

kein Zufall; das Modell, das auf diese Weise an US-<br />

Daddys gebracht werden sollte: ein „Pontiac GTO<br />

Judge". Die<br />

Band bewarb<br />

außerdem einen<br />

„Chevrolet<br />

SS 396"; für<br />

denselben Anbieter,<br />

aber das<br />

Modell „Camaro"<br />

drückten The Cyrkle aufs PR-Pedal.<br />

Starthilfe kam außerdem aus<br />

dem fernen Adelaide:<br />

Die hochpopulären<br />

Masters<br />

Apprentices es<br />

setzten sich singend für den<br />

„Ford Cortina" ein. Nicht nur dessen attraktive Optik<br />

brachte Interessenten ins Schwitzen. Schon seit<br />

1884 vertreibt darum u.a. der asiatische Kao-Konzern<br />

Körperpflege-Artikel, u.a.<br />

„Ban", ein Deo zur Drainage<br />

müffelnder Achselhöhlen.<br />

Und weil auch – und gerade<br />

– Rockmusiker heftig<br />

transpirieren, nahmen<br />

Iron Butterfly<br />

gern ein paar<br />

Extra-Dollar für<br />

ein Spray-Commercial mit: „Pfffft, pfffft"<br />

im Progressive-Sound. Mit ähnlichen Duftnoten<br />

seiften Richie Havens („Dial") und<br />

Sandie Shaw (nur gesprochener Text zu<br />

Säuselsound) die Verbraucher ein. Shaw gab – gewiss<br />

auch geeignet für die stets unverhüllten Mauken –<br />

„Lux" den Vorzug. Lulu musste sich solche Gedanken<br />

nicht machen, sie trat mit Schuhen auf, und zwar in<br />

denen der Marke „Happy".<br />

Bevorzugte Branchen gab es schon lange nicht<br />

mehr, es ging weltumspannend kreuz und quer.<br />

Die Electric Prunes lobten das „Vox Wah Wah<br />

Pedal", und 1967 schob der New Yorker Werbefilmer<br />

Ed Seeman 2000 Dollar rüber: Frank Zappa<br />

nahm an, fertig war das Hustenbonbon-Jingle für<br />

„Luden's Cough Drops". Im selben Jahr setzte sich<br />

Doors-Ikone Jim Morrison für das neue Popmagazin<br />

„Cheetah" ein, Löhnung unbekannt. Genau wie<br />

1968, als erneut Zappa im Duett mit Linda Ronstadt<br />

(!) für Elektrorasierer (!!) von „Reming<strong>to</strong>n" warb. Die<br />

Garagenrocker Shadows Of Knight aus Chicago besangen<br />

"Fairmont Pota<strong>to</strong> Chips", UK-Orgelstar Wynder<br />

K. Frog alias Mick Weaver gab seinen Namen<br />

für die Tierzeitschrift „Dog's Life", und der frühe<br />

David Bowie mischte<br />

für „Luv"-Eis-Lollys<br />

von „Lyons" mit. Thema<br />

Sprit: The Shanes<br />

aus Schweden lieferten<br />

„Extra Kick!!!" und „No-<br />

Nox" für „Gulf"-Benzin,<br />

die holländischen Shoes<br />

spritzten den „Esso Mix"<br />

ein; für eben jenen Geldgeber arbeiteten auch die<br />

Rocking Ghosts aus Dänemark: Unter dem Pseudonym<br />

The Tigers boten sie "Esso Extra"/"Kom en<br />

tiger i tanken" an. Die „Algemene Bank Nederland"<br />

(ABN) beauftragte Ekseption mit einem Instrumentalsong,<br />

lange zuvor hatte sich die US-Girl Group<br />

The Majorettes (Sheila, Joanna & Rebecca Page, g,<br />

Susie Kaykendall) schon in<br />

"White Levi's Jeans" gezwängt<br />

– sicher auch leger<br />

zu tragen in einem „Ford<br />

TC – Taunus/Cortina", für<br />

den Samantha Jones (=<br />

Jean Owen aus Liverpool)<br />

zum Backing des Larry Page<br />

Orchestra die Stimmbänder anfuhr. Ihre Landsfrau<br />

Jane Relf (Renaissance), begleitet von Chris Spedding<br />

(g), propagierte „Findus Fish" aus dem Kühlregal<br />

("Gone Fishing"); <strong>Jeff</strong> Wayne und Sänger David<br />

Essex verkündeten ein ausgespiel-<br />

tes "You're Okay With Us"<br />

und meinten damit das<br />

gleichnamige Deodorant.<br />

Ein Commercial-Abo hatte<br />

Hit-Sänger Rolf Harris aus Perth,<br />

der ab 1967 mehrfach für den Heim-Mini-Syn<strong>the</strong>sizer<br />

„Stylophone" der Firma Dubreq Lehrvideos und<br />

gesungene Spots auf die Spulen brachte. Erwähnenswert<br />

auch die deutsche Werbesingle für die „C&A<br />

Trendboutique"; Band:<br />

Apple<strong>to</strong>n, deren Herkunft<br />

in Auktionen gern das<br />

zweifelhafte Teuermacher-<br />

Prädikat „obskur" erhält:<br />

„Wo Teens und Twens<br />

sich jede Woche treffen/ist ohne<br />

Zweifel immer schwer was los/<br />

Wenn man versucht, nicht jeden<br />

nachzuäffen/dann braucht man<br />

Auswahl, doch für wenig Moos/<br />

Für diese Wünsche gibt es ja/<br />

die Trendboutique von C&A."<br />

Obskur? Es sangen und spielten im Humpta-Sound:<br />

John (p), Chris (b) und Stephen (dr) Brenninkmeijer,<br />

Ableger aus der Firmenbesitzer-Großfamilie im Jahr<br />

1969. Darauf eine Coca ...<br />

Der Slogan „Things go better with Coke" war bis<br />

zum Ende des Jahrzehnts von rund 100 (!) internationalen<br />

Musikacts besungen worden, als 1969<br />

die Ablösung durch „It's <strong>the</strong> real thing" und bereits<br />

1971 ein weiterer Wechsel zu „I'd like <strong>to</strong> buy <strong>the</strong><br />

world a Coke" (New-Seekers-Hit: "I'd Like To Teach<br />

The World To Sing") erfolgte. Die lange Laufzeit von<br />

„Things ..." und seine noch immer vorhandene Gegenwärtigkeit<br />

unterstreichen das Außergewöhnliche<br />

der ursprünglichen Bill-Backer-Idee. Seit etwa Mitte<br />

der 70er Jahre verzichtete der Konzern dann auf die<br />

Fortführung des Formats mit Popstars als „Werbe-<br />

Sängern" – um 1968 hatte es ihm ein Anwachsen<br />

der Markenwahrnehmung um prickelnde 40 Prozent<br />

(!) beschert.<br />

Viele der damaligen Einspielungen<br />

sind heute Raritäten.<br />

Ganz wenige wurden überhaupt<br />

auf Vinyl gepresst – und wenn,<br />

dann gingen diese Platten entweder<br />

gezielt limitiert lediglich<br />

an Werbepartner, Verkaufsstellen<br />

oder an Sender. Andere kamen<br />

über den Status als beigefügte<br />

(und meist längst defekte) Flexi-<br />

Singles und -EPs zum Beispiel in<br />

Printerzeugnissen nicht hinaus,<br />

oder sie gelangten ohnehin nur<br />

als Bandaufnahmen zu Radiound/oder<br />

Fernsehstationen und<br />

somit nie in den standardmäßigen<br />

Handel. Und wer hatte vor rund<br />

50 Jahren schon solche Jingles<br />

mitgeschnitten oder besaß überhaupt<br />

die Möglichkeit dafür? Drei Coke-CDs<br />

Die gelisteten Commercials sind nicht zu verwechseln<br />

mit „Selbstreklame" der Künstler (Originalsongs<br />

als Werbe-Untermalung für eigene Tonträger,<br />

Konzerte, Filme, Bücher) oder mit „Fremdreklame":<br />

Originalsongs als Hintergrund für artfremde<br />

Produkte, wie "Picture Book" (Kinks) für Hewlett-<br />

Packard-Drucker, "Purple Haze" (Jimi Hendrix/Pepsi<br />

Cola), "She's A Rainbow" (Rolling S<strong>to</strong>nes/Sony-LCD-<br />

Fernseher), "Fortunate Son" (CCR, Dodge Challenger/Au<strong>to</strong>),<br />

"Love Sick" (Bob Dylan/Reizwäsche von<br />

„Vic<strong>to</strong>ria's Secret") und zahllose andere. Rar hingegen<br />

blieben „Aufrufe" wie der von Otis Redding:<br />

"Stay In School" empfahl er singend dem Nachwuchs,<br />

um nicht im Arbeitslosenheer zu landen. Und Mitch<br />

Ryder (!) forderte Noch-Halbstarke zu gutem Benehmen<br />

in der Familie auf ...<br />

Who <strong>the</strong>matisierten Commercials 1967 für eine<br />

The ganze LP, THE WHO SELL OUT. Sie integrierten<br />

Jingle-Parodien (u.a. „Odorono"-Deo, „Heinz"-Bohnen,<br />

„Medac"-Pickelsalbe) in eigene Songs – Beispiele<br />

für die Nähe von Kunst & Kommerz, dem sie<br />

selbst mit echten Spots für Coca-Cola (2) und Trinkpudding<br />

(s.o.) schon zugeliefert hatten.<br />

Einige der hier genannten Titel sind auffindbar:<br />

Sie wurden auf CD-Compilations der Künstler<br />

verbraten, so von Cream, Yardbirds, Bee Gees, Dusty<br />

Springfield. Andere finden sich in Auktionen, auf<br />

Plattenbörsen oder als Flohmarkt-Schnäppchen.<br />

Noch besser: bei YouTube eingestellte Audios. Auch<br />

drei reine Coke-CDs (siehe oben) lohnen die Suche,<br />

ihre Herkunft ist aber zweifelhaft – und für solche<br />

Produkte verbietet sich natürlich eines: Werbung ...<br />

Seite 102 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


CIRCA ZERO<br />

Rockender<br />

Ex-Polizist<br />

Von Michael Fuchs-Gamböck<br />

Let It Rock! Das war die eindeutige Devise<br />

für dieses Album”, freut sich Andy Summers,<br />

„ wenn er über das Debütalbum CIRCUS HERO<br />

seines aktuellen Projekts Circa Zero spricht. Ja, Andy<br />

Summers, der zwischen 1977 und 1984 Gitarrist des<br />

legendären Trios The Police war. Eine kurze Reunion<br />

des Dreiers gab es 2007 für eine Welt<strong>to</strong>urnee, die<br />

Idee dafür entstand bei der Verleihung des Grammys<br />

am 11. Februar 2007 in Los Angeles. Summers:<br />

„CIRCUS HERO ist meine erste Rockarbeit seit der<br />

Trennung von The Police – wobei ich mir nicht mal<br />

sicher bin, ob wir damals überhaupt<br />

Rockmusik gespielt haben. Jedenfalls<br />

weiß ich, dass Circa Zero eine lupenreine<br />

Classic-Rockcombo ist.”<br />

Damit hat der 71-Jährige aus dem englischen<br />

Blackpool, der seit Jahrzehnten<br />

in Kalifornien lebt, definitiv Recht.<br />

Tatsächlich erinnert das Debüt der Formation<br />

an AOR-Bands wie To<strong>to</strong> oder<br />

Foreigner, stellenweise<br />

auch an<br />

REO Speedwagon.<br />

Das liegt vor allem<br />

am Frontmann<br />

des Duetts, Rob Giles – bis vor kurzem Sänger der<br />

habe hb mir die Rescues ein paarmal llive angesehen”,<br />

kaum bekannten Combo The Rescues. Giles' Gesang bekennt der Brite. „Ich wollte absolut sicher sein,<br />

weckt starke Assoziationen an Koryphäen wie Bobby ob Rob der richtige Mitstreiter für Circa Zero ist.<br />

Kimball und Lou Gramm. Summers lernte den über Nach jedem Gig war ich noch beeindruckter von<br />

40 Jahre jüngeren Giles 2012 nach einem Konzert seiner Stimme. Für mich ist sie technisch beinahe<br />

kennen. Sie verstanden sich auf Anhieb und verabredeten<br />

ein neues Projekt. Rock also – und Wie auch immer, nach dem vierten Auftritt knöpfte<br />

unschlagbar, sie besitzt eine immense Bandbreite.<br />

das, nachdem Summers in den letzten ich mir den Jungen vor”, lacht Summers. „Inzwischen<br />

sind wir trotz des nicht unbeträchtlichen Al-<br />

drei Jahrzehnten nahezu ausschließlich<br />

Jazz- und New-Age-orientierte Instrumentalalben<br />

eingespielt hatte. Doch der Frauen verstehen sich.” Beste Voraussetzungen für<br />

tersunterschieds richtig dicke Kumpel, auch unsere<br />

„Polizist” und der Sänger/Multi-Instrumentalist/Songwriter/Produzent<br />

nahmen haben schon um die 25 Ideen für neue Stücke. Falls<br />

eine Nachfolge-CD? Andy Summers bestätigt: „Wir<br />

ihren selbst gewählten Auftrag ernst und unser Debüt nicht komplett ignoriert wird, werden<br />

spielten ein Mainstream-Werk ein. „Ich wir diese schon bald umsetzen.”<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

g<br />

Aus dem Brutkasten<br />

bis Moskau<br />

Von Philipp Roser<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

chung.<br />

Wohlwollendes<br />

Fazit für die<br />

Feelsatig 1987 Feelsaitig-Musik:<br />

„Eine Mischung aus<br />

Liedermacherei, Folk und Rock'n'Roll." Und das Fachmagazin<br />

„Folker" beschrieb ein Konzert des Trios so:<br />

„Man rückte zusammen, und auf ging's ohne Anlage,<br />

wirklich live und lebendig ... Man fühlte die Kälte der<br />

Nacht nicht mehr, man sang, machte<br />

mit, rückte noch näher zusammen." Gesungen<br />

wurde dabei deutsch (auch mal<br />

richtig fränkisch) und englisch.<br />

Die Feelsaitig-Qualitäten sprachen sich<br />

herum. Die Band teilte die Bühne mit<br />

Reinhard Mey und Fairport Convention,<br />

gastierte lange vor dem Fall des Eisernen<br />

Vorhangs in der Sowjetunion (zweimal<br />

im Kulturpalast Moskau), wurde vom Bund schutzmedaille mit dessen „Umweltmedaille"<br />

Naturausge-<br />

Songwriting – Liedermacherei – Musik ohne doppelten<br />

Boden", so beschreibt Alexander „Sandy"<br />

„<br />

Wolfrum (Gesang, Gitarre) das, was er vor drei Jahrzehnten<br />

mit seinen Mitstreitern Robert Wachsmann<br />

(Gesang, Gitarre, Mandoline, Geige) und Hanzie<br />

Scharrer (Bass, Gesang) auf der Debüt-LP FEELSAI-<br />

TIG servierte. Handgemacht, weitestgehend auf Akustikinstrumenten,<br />

inhaltsschwanger, dabei durchaus<br />

dem Zeitgeist verschrieben. Nicht nur musikalisch<br />

(der mehrstimmige Gesang!) erspielte sich das fränkische<br />

Trio aus Nürnberg und Bayreuth schnell ein<br />

treues Publikum, es lieferte auch noch „geistige Nahrung",<br />

wie es ein Kritiker beschrieb. Sogar der „Musik<br />

Express", Akteuren aus der deutschen Provinz eher<br />

verhalten zugeneigt, veröffentlichte eine LP-Besprezeichnet<br />

und vom Bayerischen Rundfunk für preiswürdig<br />

befunden („Lieder für die Umwelt").<br />

Als Wolfrum & Co. FEELSAITIG im längst nicht mehr<br />

existierenden, nicht nur in Süddeutschland, aber<br />

inzwischen kultartig verehrten Nürnberger Studio<br />

Brutkasten einspielten (für das gleichnamige Label)<br />

konnten sie nicht wissen, was noch alles auf sie zukommen<br />

würde: ein Dutzend Alben, diverse Sing-<br />

les und EPs, Tausende von Tourkilometern<br />

– und ein abruptes Ende, als Hanzie<br />

Scharrer 2006 überraschend verstarb. Von<br />

da an mussten Zuhörer auf den starken<br />

Chorgesang, gekonntes Saitenspiel,<br />

waches politisches Bewusstsein, Selbstironie,<br />

Augenzwinkern und konzertante<br />

Gemeinschaftserlebnisse<br />

verzichten.<br />

Nicht aber auf Solo-Aktivitäten der bei-<br />

den nicht nur in ihrer Heimat immer noch sehr aktiven<br />

Gründungsmitglieder.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 103


Es war einmal ...<br />

Von Philipp Roser<br />

20.5. Joe Cocker, der Gasinstallateur<br />

aus Sheffield, sang als Vance Arnold<br />

1963 einmal als Opener für die S<strong>to</strong>nes,<br />

wurde mit seiner Version von "With A<br />

Little Help From My Friends" in Woods<strong>to</strong>ck<br />

unsterblich. Die inzwischen in den<br />

USA lebende Reibeisenröhre tritt mit 70<br />

zwar deutlich kürzer, macht aber noch<br />

Platten und <strong>to</strong>urt.<br />

26.5. Verden Allen war als Keyboarder<br />

Gründungsmitglied von Mott The Hoople,<br />

mit denen er im November 2013 eine<br />

umjubelte Reunion feierte.<br />

Spielte danach bei The Cheeks,<br />

Thunderbuck Ram und veröffentlichte<br />

solo. Tritt mit 70<br />

noch auf.<br />

28.5. Billy Vera (bürgerlich<br />

William Patrick McCord) pro-<br />

Edg<br />

gar<br />

Fro<br />

filierte sich als Sänger (Hit<br />

1967: "With Pen In Hand"; Band: The<br />

Beaters), Songschmied (für Fats Domino,<br />

The Shirelles, Ricky Nelson, Dolly<br />

Par<strong>to</strong>n, Michael Bublé), Musikhis<strong>to</strong>riker,<br />

Au<strong>to</strong>r und Schauspieler. Ist auch mit 70<br />

noch sehr rege und gewann 2013 einen<br />

Grammy.<br />

28.5. Gladys Knight veröffentlichte<br />

1957 erstmals mit The Pips. Die Sängerin<br />

belegte 1967 mit "I Heard It Through<br />

The Grapevine" #2 in den US-Charts, ehe<br />

Marvin Gaye mit dem Song abräumte.<br />

Die Gelegenheitsschauspielerin sang bei<br />

der Beerdigung von Michael Jackson und<br />

<strong>to</strong>urt mit 70 noch regelmäßig.<br />

4.6. Roger Ball war 1971 Gründungsmitglied<br />

der Average White Band, deren<br />

US-#1-Hit "Pick Up The Pieces" (1975) er<br />

komponierte. Als Saxofonist, Keyboarder,<br />

Arrangeur war der Schotte aktiv mit/für<br />

Vinegar Joe, Badfinger, Roxy <strong>Music</strong>, Kiki<br />

Dee. Ist nun auch ein „70er".<br />

4.6. Ricky Shayne kam als George Albert<br />

Tabett in Kairo zur Welt. Er feierte Mitte<br />

der 60er Jahre erste Erfolge als Sänger in<br />

Italien, dann in seiner Heimat Frankreich,<br />

nahm seinen deutschen Durchbruchssong<br />

"Ich sprenge alle Ketten" 1967 auf.<br />

Größter Erfolg: "Mamy Blue" (#7 1971).<br />

Er lebt heute in Düsseldorf, hat sich mit<br />

70 mehr aufs Malen verlegt<br />

und gibt laut Homepage noch<br />

Wohnzimmerkonzerte.<br />

Froese<br />

6.6. Gary U.S. Bonds sang<br />

zunächst in der Kirche, bei The<br />

Turks und verlegte sich auf<br />

Rock'n'Roll und R&B, schaff-<br />

Ric<br />

ky Sha<br />

y<br />

te es mit seiner ersten Single<br />

"New Orleans" auf #6 der US-Charts (UK<br />

#16), der Nach-Nachfolger "Quarter To<br />

Three" wurde zu einer #1 (UK #7), 1983<br />

<strong>to</strong>urte er erstmals in Europa. 1978 lernte<br />

er Bruce Springsteen kennen, der ihm "Dedication"<br />

schrieb und zu einem Comeback<br />

verhalf. Kurz vor seinem 75. Geburtstag<br />

hat er seine Au<strong>to</strong>biografie „That's My S<strong>to</strong>ry"<br />

veröffentlicht.<br />

yne<br />

6.6. Peter Albin startete nach Anfängen<br />

als Folkgitarrist 1965 mit Sam Andrew (g)<br />

und Chuck Jones (dr) Big Bro<strong>the</strong>r & The<br />

Holding Company, bei denen zeitweise<br />

auch Janis Joplin sang. Startete die Bay-<br />

Area-Band The Dinosaurs, <strong>to</strong>urt immer<br />

noch mit BBHC.<br />

6.6. Edgar Froese begann einst als Gitarrist,<br />

gab 1967 mehrere Privatkonzerte<br />

für Salvador Dali, war mit The Ones aktiv<br />

und avancierte zu einem der Pioniere<br />

der elektronischen Musik, feiert mit<br />

Tangerine Dream seit 1967<br />

weltweite Erfolge. Derzeit<br />

<strong>to</strong>urt er mit TD – an seinem<br />

70. Geburtstag gastiert die<br />

Band in Moskau.<br />

7.6. Miguel Rios landete<br />

1969 mit "A Song Of Joy”<br />

einen Welthit, veröffentlichte<br />

danach regelmäßig, ohne allerdings<br />

an diesen Erfolg anschließen zu können.<br />

Feiert nun auch schon sein 70. Wiegenfest.<br />

8.6. Boz Scaggs <strong>to</strong>urte mit The Wigs<br />

1964 durch Europa, war danach zwei<br />

Jahre als Straßenmusiker in der Alten<br />

Welt unterwegs und veröffentlichte in<br />

Schweden sein erstes Album, ehe er in<br />

die USA zurückkehrte, bei der Band seines<br />

Schulfreunds Steve Miller einstieg.<br />

Machte sich Ende der 60er Jahre selbstständig,<br />

veröffentlichte regelmäßig<br />

Blues-, Rock- und R&B-Alben. War zuletzt<br />

als Jazzcrooner zu hören,<br />

machte 2013 MEMPHIS<br />

und ist nun 70.<br />

10.6. Rick Price (nicht zu<br />

verwechseln mit dem australischen<br />

Singer/Songwriter)<br />

spielte Bass bei The Move,<br />

ELO und Wizard, bediente die<br />

Boz Scag<br />

agg<br />

ggs<br />

Pedalsteel bei der Wizzo Band, gründete<br />

Mongrel, <strong>to</strong>urt mit Gattin Dianne Lee als<br />

Duo sowie als 70-Jähriger mit The Rockin'<br />

Berries (seit 1990).<br />

17.6. Dickey Doo trommelte in Buddy<br />

Knox' Begleitband Rhythm Orchids, führte<br />

dann als Sänger seine eigene Combo<br />

Dickey Doo & The Don’ts an, arbeitete<br />

als Songwriter und feiert als<br />

Ruheständler seinen 75.<br />

17.6. Chris Spedding trat<br />

als vielgefragter Studiogitarrist<br />

gewissermaßen in die<br />

Fußstapfen von Jimmy Page,<br />

ist auf mehr als 250 Alben<br />

zu hören. Er gehörte Nucleus<br />

und Battered Ornaments an, gründete<br />

mit Andy Fraser 1972 The Sharks,<br />

veröffentlichte seit 1971 immer wieder<br />

Soloscheiben, landete mit "Mo<strong>to</strong>rbikin’"<br />

1975 einen Hit und produzierte die ersten<br />

Demos der Sex Pis<strong>to</strong>ls. Zuletzt war<br />

er mit Roxy <strong>Music</strong> und <strong>Jeff</strong> Wayne's War<br />

Of The Worlds unterwegs – kaum zu<br />

glauben, dass er nun auch schon 70 ist.<br />

Geburtstage<br />

19.6. Robin Box begleitete als Gitarrist<br />

Peter & Gordon und Paul Jones, gehörte<br />

der Band White Plains an, die aus den<br />

Flower Pot Men hervorgegangen war. Ist<br />

mit 70 auch immer noch solo<br />

aktiv.<br />

21.6. Ray Davies schrieb<br />

mit den Kinks (schon 1990<br />

in die Rock'n'Roll Hall Of<br />

Fame aufgenommen) Rockgeschichte<br />

(und sorgt seit<br />

deren Inaktivierung 1996<br />

Ray<br />

Davie<br />

vies<br />

für ständige Gerüchte über eine Reunion<br />

und musikalische Versöhnung mit<br />

Bruder Dave). Gilt als einer der bedeutendsten<br />

Rock-Songschmiede, veröffentlichte<br />

reichlich solo, kreierte 2008<br />

das <strong>Music</strong>al „Come Dancing", sang bei<br />

der Schlussfeier der Olympischen Sommerspiele<br />

2012 "Waterloo Sunset". Der<br />

Commander Of The British Empire gab<br />

zuletzt im März, drei Monate vor seinem<br />

70. Geburtstag, mehrere Shows im UK.<br />

21.6. Jon Hiseman gründete<br />

als Schlagzeuger 1958 mit<br />

Dave Greenslade ein Jazztrio,<br />

war ab 1964 bei New Jazz<br />

Orchestra dabei, ersetzte<br />

Ginger Baker bei der Graham<br />

Bond Organization, dann bei<br />

John Mayall's Bluesbreakers,<br />

ehe er 1968 die bis heute<br />

aktive Band Colosseum gründete, die<br />

sich zu einem der profiliertesten Jazz-<br />

Rockacts entwickelte. Arbeitete viel mit<br />

deutschen Jazzmusikern, ist<br />

seit 1967 mit der Saxofonistin<br />

Barbara Thompson verheiratet.<br />

Der 70. bremst Hisemann<br />

weder im Studio noch<br />

auf der Bühne.<br />

22.6. Peter Asher Gitarrist,<br />

Sänger, Manager (Vice-<br />

President Sony <strong>Music</strong>), Produzent (drei<br />

Grammys), bildete Peter & Gordon (Waller)<br />

und feiert nun seinen 70.<br />

24.6. Tony Campbell spielte Gitarre bei<br />

der britischen Band Mighty Avengers,<br />

war dann 1966 Gründungsmitglied bei<br />

Jigsaw (Hit: "Sky High” 1975, UK #9, US<br />

#3), gehörte Long Tall Ernie an, konzentrierte<br />

sich später auf die Arbeit im<br />

Studio und feiert nun seinen 70.<br />

24.6. John "<br />

Charlie" Whitney bediente<br />

die Gitarre bei The Roaring Sixties,<br />

die zu Family mutierten. Gründete nach<br />

deren Ende mit Roger Chapman die<br />

Streetwalkers, startete danach Axis Point<br />

(mit Eddie Hardin), Los Racketeeros und<br />

die Whitney-Roberts Combo. Hatte 2013<br />

keinen Bock auf die Family-Reunion.<br />

Begeht seinen 70. in seiner Wahlheimat<br />

Griechenland.<br />

30.6. Tony Hatch startete seines Sangeskarriere<br />

1959 im UK, konzentrierte<br />

sich aber zunehmend aufs Songwriting<br />

(auch unter dem Pseudonym Mark An-<br />

Seite 104 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

Jon<br />

Hi<br />

sem<br />

an<br />

thony) für Petula Clark (u.a. "Down<strong>to</strong>wn");:<br />

arbeitete als Arrangeur, Produzent<br />

und gelegentlich noch als Sänger<br />

(auch als Fred Nightingal). Lebt mit jetzt<br />

75 in Spanien.<br />

30.6. Glenn Shorrock<br />

wanderte früh vom UK nach<br />

Australien aus, wo er The<br />

Twilights (mit Terry Britten),<br />

Axiom und die Little River<br />

Band (1975) mitbegründete,<br />

nachdem zwischendurch eine<br />

Solokarriere im UK nicht geklappt hatte.<br />

War in den 80er und 90er Jahren auch<br />

solo erfolgreich und <strong>to</strong>urt mit 70 noch<br />

down under.<br />

30.6. Gene Cot<strong>to</strong>n landete als Singer/<br />

Songwriter in den Segmenten Folk und<br />

Pop in der zweiten Hälfte der 70er Jahre<br />

vier Billboard-Top-40-Hits, fuhr seine<br />

Karriere allerdings zugunsten politischer<br />

Aktivitäten herunter, was ihn mit jetzt<br />

70 mit viel Befriedigung erfüllt.<br />

2.7. Tom Springfield war<br />

anfangs auch als Dion O'Brien<br />

in der UK-Pop und Folkszene<br />

aktiv, sang mit Schwester<br />

Dusty bei The Springfields<br />

(1960–1963), konzentrierte<br />

sich dann mehr aufs Produzieren<br />

und Songschreiben,<br />

v.a. für The Seekers, auch Jose Feliciano<br />

und The Casuals; veröffentlichte zwei<br />

Solo-Alben und feiert als Ruheständler<br />

nun seinen 80. Geburtstag.<br />

2.7. Alfie Khan (bürgerlich: Joachim<br />

Heider) schrieb Schlagerstars wie Marianne<br />

Rosenberg, Rex Gildo, Manuela,<br />

Christian Anders, Peter Maffay, Mary<br />

Roos die Hits auf die Stimmbänder, produzierte<br />

sie zum Teil auch; bildete ein<br />

Au<strong>to</strong>ren/Produzententeam mit Michael<br />

Holm. Veröffentlichte selbst, u.a. LPs<br />

mit dem Alfie Khan Sound Orchestra. Ist<br />

nun 70.<br />

5.7. Rainer "<br />

Lord Gandy" Petry, ein<br />

gelernter Filmtechniker, war bei Ragtime<br />

Skiffler, dann den (Skiffle) Lords für die<br />

Rhythmusgitarre und die zweite Stimme<br />

zuständig. Arbeitete später als Betriebsleiter<br />

bei einem großen Au<strong>to</strong>verleiher<br />

und verbringt die Geburtstagsfeier zum<br />

70. als Ruheständler.<br />

8.7. Jai Johannson, besser bekannt als<br />

Jaimoe, spielte in Otis Reddings Tourband,<br />

ehe ihn Duane Allman als einen<br />

von zwei Drummern für die Allman<br />

Bro <strong>the</strong>rs Band verpflichtete, mit der er<br />

immer noch unterwegs ist. Nebenbei betreibt<br />

der jetzt 70-Jährige eine eigene<br />

Jazz-Rockcombo.<br />

10.7. John Dymond mischte ab der Gründung<br />

1961 als Gitarrist Beaky mit bei Dave<br />

Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich, mit denen<br />

er erst kürzlich wieder auf Tour war, kurz<br />

vor seinem 70. Geburtstag.


Sie könnten mit 65 in den offiziellen f<br />

Ruhestand gehen:<br />

17.5. Bill Bruford profilierte sich als herausragender<br />

Schlagzeuger bei Yes, King Crimson,<br />

Gong, UK, Genesis, nahm vier Alben<br />

mit Bruford auf, führte später Earthworks<br />

an und arbeitete mit zahllosen (Jazz-)Musikern<br />

zusammen, ehe er sich<br />

2009 überraschend in den Ruhestand<br />

zurückzog.<br />

19.5. Dusty Hill spielte zunächst<br />

in der Band seines Bruders<br />

Rocky Bass, ehe er mit den<br />

Deadbeats (später umbe nannt<br />

Bil<br />

lB<br />

ruf<br />

ord<br />

in Warlocks und American<br />

Blues) Freddie King und Lightnin' Hopkins<br />

begleitete. Seit Ende 1969 ist er für Bass<br />

und Gesang bei ZZ Top zuständig.<br />

26.5. Hank Williams Jr., Sohn der gleichnamigen<br />

Country-Legende, trat erstmals<br />

mit acht Jahren auf, stieg später selbst zum<br />

C&W-Superstar auf.<br />

9.6. Francis Monkman war als Keyboarder/Gitarrist<br />

Gründungsmitglied bei Curved<br />

Air, spielte mit Camel, Sky, Phil Manzanera,<br />

auch als Studiomusiker und Filmmusikkomponist<br />

erfolgreich.<br />

11.6. Frank Beard spielte bei The Warlocks/American<br />

Blues als Drummer mit Dusty<br />

Hill, den er als Bassisten vorschlug, als er<br />

mit Billy Gibbons 1969 ZZ Top startete.<br />

13.6. Dennis Locorriere gründete<br />

1968 mit Co-Sänger Ray Sawyer Dr.<br />

Hook & The Medicine Show, arbeitete<br />

nach dem Ende der Band zunächst<br />

als Studiomusiker (John Hiatt, Kenny<br />

Rogers, Randy Travis), startete 2000<br />

eine Solokarriere, war mit Bill Wyman's<br />

Rhythm Kings unterwegs und<br />

beliefert(e) Kollegen wie Jerry<br />

Lee Lewis, Willie Nelson<br />

oder Olivia New<strong>to</strong>n-John mit<br />

Songs.<br />

14.6. James Whild "<br />

Jim"<br />

Lea schrieb einige der großen<br />

Hits von Slade (zunächst<br />

N'Betweens), bei denen er neben seinem<br />

Bass auch Piano- und Geigentöne beisteuerte.<br />

Zog sich nach der Auflösung<br />

1992 zurück, veröffentlichte aus der Obskurität<br />

heraus die Alben THERAPY und<br />

REPLUGGED – LIVE AT THE ROBIN 2"<br />

(beide 2007).<br />

14.6. Alan White trommelt(e) bei Yes,<br />

Plastic Ono Band, The Alan Price Set,<br />

XYZ sowie bei Circa und spielte im Studio<br />

für John Lennon, George Harrison, Joe<br />

Cocker, Ginger Baker und The Ventures.<br />

15.6 Russell Hitchcock ist Sänger des<br />

australischen Duos Air Supply und veröffentlichte<br />

drei Solo-Alben.<br />

16.6. Peppy Castro (bürgerlich: Emil<br />

Thielhelm) gehörte in den 60er Jahren<br />

als Sänger von The Blues Magoos zu den<br />

Pionieren des Psychedelic Garage Rock,<br />

spielte später in „Hair”, schrieb Songs für<br />

Kiss, Cher, Diana Ross, Werbe-Jingles, arbeitete<br />

als Studiomusiker, veröffentlichte<br />

2013 JUST BEGINNING.<br />

20.6. Lionel Richie machte sich einen<br />

Namen als Soul-Popsänger, Produzent<br />

und Songschmied, war 1968 Mitbegründer<br />

der Commodores, startete seine auch<br />

in Deutschland sehr erfolgreiche Solokarriere<br />

1982.<br />

22.6. Alan Osmond spielte Gitarre und<br />

sang bei der US-Familienband The Osmonds,<br />

führte sie lange an, zog sich aber<br />

schon vor Jahren von der Bühne zurück.<br />

24.6. Bruce Johns<strong>to</strong>n spielte in der<br />

Ritchie Valens Band, war dann bei Little<br />

Cesar & The Romans, machte<br />

zwei Soloscheiben, ehe<br />

der Multi-Instrumentalist ab<br />

1965 Brian Wilson bei den<br />

Beach Boys live ersetzte.<br />

Studiomusiker, Produzent,<br />

schrieb "I Write The Songs"<br />

für Barry Manilow (#1) 1977,<br />

war bei Beach-Boys-Reunions<br />

Joh<br />

nFarn<br />

immer dabei, produzierte 2011 Doris Days<br />

Comebackalbum; diverse Soloplatten.<br />

26.6. Adrian Gurvitz war Sänger/Gitarrist<br />

bei The Gun ("Race With The Devil”),<br />

Three Man Army, der Baker Gurvitz Army,<br />

Graeme Edge Band, veröffentlichte solo<br />

und war/ist auch als Produzent, vor allem<br />

a nha<br />

ham<br />

aber als Songwriter höchst erfolgreich.<br />

Er steuerte reichlich zum „Bodyguard"-<br />

Soundtrack bei, schrieb für Eddie Money,<br />

Hot Chocolate, Youssou N'Dour, REO<br />

Speedwagon, Steve Perry.<br />

30.6. Andy Scott spielte 1967 mit seiner<br />

damaligen Band als Vorgruppe für Jimi<br />

Hendrix, ist seit 1970 mit Sweet unterwegs,<br />

arbeitet(e) auch als Produzent.<br />

1.7. John Farnham ist in seiner Heimat<br />

Australien ein Superstar, sang<br />

1981–1984 bei der Little River Band<br />

und feierte internationale Erfolge<br />

mit seiner Interpretation der Chris-<br />

Thompson Nummer "You're The Voice"<br />

("That's Freedom" war zudem 1990 ein<br />

Achtungserfolg in Deutschland) und<br />

den beiden damaligen Alben<br />

WHISPERING JACK und<br />

CHAIN REACTION.<br />

3.7. John Verity spielte Gitarre<br />

bei Argent, danach bei<br />

Phoenix und Charlie. Produzierte<br />

(Charlie, Saxon, Brian<br />

Connolly). Ist heute mit eigener<br />

Band unterwegs.<br />

10.7. Dave Smalley feierte 1971–1973<br />

Erfolge mit der US-Power-Popband Raspberries<br />

("Overnight Sensation"), formierte<br />

seine eigenen Gruppen Dynamite und The<br />

Secret, war bei diversen Raspberries-Reunions<br />

dabei.<br />

Gedenktage<br />

Bruce Fairbairn (*30.12.1949) trug als<br />

Produzent wesentlich zu den Erfolgen<br />

von Bon Jovi, Aerosmith, Blue Öyster<br />

Cult, Prism, Kiss, Yes, INXS, AC/DC, Scorpions,<br />

Cranberries, Van Halen, Chicago<br />

und vielen anderen bei. Starb am<br />

17.5.1999.<br />

Augustus Pablo alias Horace Swaby<br />

(*21.6.1954) war als Keyboarder, v.a. aber<br />

als Produzent an vielen erfolgreichen jamaikanischen<br />

Reggae- und<br />

Dub-Veröffentlichungen beteiligt.<br />

Lungenversagen kostete<br />

ihn am 18.5.1999 das<br />

Leben.<br />

Clint Warwick (*25.6.1940)<br />

war Originalbassist der Moody<br />

Blues. Ein Leberleiden<br />

raffte ihn am 18.5.2004 dahin.<br />

Rudy Lewis (*23.8.1936) war ab 1960<br />

Leadsänger der Drifters. Wurde just an<br />

dem Morgen <strong>to</strong>t in seinem Bett aufgefunden,<br />

als die Gruppe "Under The Boardwalk"<br />

aufnehmen sollte, am 20.5.1964.<br />

Duke Elling<strong>to</strong>n (*29.4.1899) war einer<br />

der wichtigsten Pianisten, Bandleader<br />

und Songschmiede der Jazzgeschichte.<br />

Am 24.5.1974 erlag er einem Krebsleiden.<br />

Jay Walter Bennett (*15.11.1963) war<br />

als Singer/Songwriter, Multi-Instrumentalist<br />

und Produzent tätig. Spuren hinterließ<br />

er vor allem mit Titanic Love Affair<br />

und den Alternative Rockern Wilco.<br />

Er produzierte Blues Traveler,<br />

spielte mit Sheryl Crow,<br />

Allison Moorer, Billy Joe<br />

Shaver. Starb am 24.5.2009<br />

im Schlaf.<br />

Derek Frigo war Gitarrist<br />

bei den Heavy Rockern<br />

Jay Wa<br />

lte rBen<br />

enn<br />

ett<br />

Enuff Z'Nuff, bis er 36-jährig<br />

am 28.5.2004 eine Drogenüberdosis<br />

nicht überlebte.<br />

John Cipollina (*24.8.1943) startete<br />

als klassischer Gitarrist, ehe er umsattelte,<br />

1965 in San Francisco Quicksilver<br />

Messenger Service und später Copperhead<br />

gründete. Erlag am 29.9.1989 einem<br />

chronischen Emphysem.<br />

Robert Quine (*30.12.1942) veredelte<br />

mit seinem Gitarrenspiel die Songs von<br />

Richard Hell's Voidoids, nahm<br />

mit Lydia Lunch, Material und<br />

Lou Reed (THE BLUE MASK)<br />

auf, spielte mit Tom Waits,<br />

Marianne Faithfull, Brian Eno,<br />

Lloyd Cole und vielen anderen,<br />

ehe er infolge einer Heroinüberdosis<br />

am 31.5.2004<br />

Ray Ch<br />

arl<br />

es<br />

Selbstmord beging.<br />

Franklin<br />

"<br />

Junior" Braithwaite<br />

(*4.4.1949) war der erste Leadsänger der<br />

Wailers, wurde am 2.6.1999 in Kings<strong>to</strong>n<br />

ermordet.<br />

Derek Leckenby (*14.5.1943) spielte<br />

Gitarre bei Herman's Hermits und arbeitete<br />

als Sessionsmusiker, erlag am<br />

4.5.1994 einem Krebsleiden.<br />

Hugh Hopper (*29.4.1945) gehörte<br />

als Bassist Soft Machine an, <strong>to</strong>urte mit<br />

Carla Bley und vielen anderen. Leukämie<br />

kostete ihn am 6.6.2009 das Leben.<br />

Ray Charles (*23.9.1930) wurde vom<br />

„Rolling S<strong>to</strong>ne" dank seines Könnens<br />

als Sänger, Pianist und<br />

Komponist auf Platz 10 der<br />

„100 Greatest Artists Of All<br />

Times" und auf Rang 2 der<br />

„100 Greatest Singers Of All<br />

Times" gesetzt. Er starb am<br />

10.6.2004.<br />

Graeme Kelling (*4.4.1957)<br />

spielte Gitarre bei der schottischen Band<br />

Deacon Blue. Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />

stand am 10.6.2004 im Totenschein.<br />

Barry <strong>Beck</strong>ett (*4.2.1943) startete als<br />

Sessionkeyboarder beim Atlantic-Label,<br />

ehe er zur Muscle-Shoals-Crew wechselte<br />

und zu einem der gefragtes ten<br />

Sessioncracks und Produzenten avancierte.<br />

Die Liste seiner „Schützlinge" ist<br />

endlos lang. Ab dem 10.6.2009 mussten<br />

sie für immer auf seine Dienste verzichten.<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 105


Konzertkalender<br />

ACOUSTIC FEVER<br />

www.mfpconcerts.com<br />

22.10. Nürnberg, Rockfabrik<br />

23.10. Hannover,<br />

Blues Garage<br />

24.10. Mannheim, Alte Seilerei<br />

25.10. Baden Baden,<br />

Rantastic<br />

ALICE COOPER<br />

www.kb-k.com<br />

31.05. Mainz, Phönixhalle<br />

02.06. Dortmund,<br />

Westfalenhalle<br />

BARCLAY JAMES HARVEST<br />

feat. Les Holroyd<br />

www.barclayjamesharvest.co.uk<br />

31.05. Schwarzenberg, Festival<br />

12.09. Bad Sooden, KuK<br />

JEFF BECK<br />

www.shooter.de<br />

29.05. Köln, E-Werk<br />

30.05. Berlin, Columbiahalle<br />

01.06. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />

02.06. München, Circus Krone<br />

15.07. Hamburg, Stadtpark<br />

17.07. Freiburg,<br />

Zelt-Musik-Festival<br />

18.07. Stuttgart, Jazzopen<br />

19.07. Singen, Hohentwiel<br />

MARY BLACK<br />

www.lb-events.de<br />

präsentiert:<br />

22.02. Dortmund, Nicolaikirche<br />

23.02. Hamburg,<br />

Kleine Laeiszhalle<br />

BLONDIE<br />

www.lb-events.de<br />

23.06. Berlin, Tempodrom<br />

24.06. Hamburg,<br />

Große Freiheit<br />

25.06. Köln, E-Werk<br />

CHICAGO<br />

www.kb-k.com<br />

06.07. Bonn, Kunstrasen<br />

07.07. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

10.07. Berlin, Admiralspalast<br />

11.07. Leipzig, Parkbühne<br />

12.07. A-Wiesen,<br />

Ottakringer-Arena<br />

14.07. München, Tollwood<br />

15.07. Stuttgart, Liederhalle<br />

TONY CHRISTIE<br />

www.contrapromotion.com<br />

31.05. Berlin, C-Club<br />

01.06. Hamburg, Grünspan<br />

02.06. Köln, Gloria<br />

03.06. Mannheim, Capi<strong>to</strong>l<br />

CHI COLTRANE<br />

www.chicoltrane.com<br />

12.09. CH-Wetzikon, Scala<br />

13.09. CH-Gilly, Festival<br />

ELVIS COSTELLO<br />

www.kb-k.com<br />

07.10. Hamburg,<br />

Große Freiheit 36<br />

09.10. Berlin, Admiralspalast<br />

10.10. Leipzig, Haus Auensee<br />

12.10. Mainz, Phönixhalle<br />

13.10. München, Circus Krone<br />

14.10. Stuttgart, Theaterhaus<br />

ERRORHEAD<br />

www.india-media.de<br />

16.05. München,<br />

Garage Deluxe<br />

22.05. Bad Salzufl en, Bahnhof<br />

23.05. Bocholt, Alte Molkerei<br />

24.05. Unna, Lindenbrauerei<br />

29.05. Nossen, Festival<br />

30.05. Görlitz, Kulturschmiede<br />

31.05. Torgau, Kulturbastion<br />

Torgau<br />

01.06. Reichenbach,<br />

Bergkeller<br />

11.07. Postbauer-Heng,<br />

Festival<br />

26.09. Bergheim,<br />

Medio-Rhein-Erft<br />

31.10. Schwerin, Speicher<br />

01.11. Halle, Objekt5<br />

06.11. Bruchsal, Fabrik<br />

07.11. Esslingen, Dieselstraße<br />

FOCUS<br />

www.hotellounge.de<br />

15.10. CH-Rubigen,<br />

Mühle Hunziken<br />

16.10. Mannheim, Alte Seilerei<br />

17.10. Kirchheim, Bastion<br />

18.10. Freising, Lindenkeller<br />

19.10. Metzingen, Hirsch<br />

21.10. Bremen, Meisenfrei<br />

22.10. Leverkusen, Scala<br />

23.10. Ansbach,<br />

Kammerspiele<br />

24.10. Dortmund, Piano<br />

FOREIGNER<br />

www.dmc-music.de<br />

14.10. Bonn, Beethovenhalle<br />

16.10. Stuttgart, Liederhalle<br />

17.10. München, Circus Krone<br />

18.10. Halle, Händelhalle<br />

21.10. Nürnberg,<br />

Meistersingerhalle<br />

22.10. Baden-Baden,<br />

Festspielhaus<br />

24.10. Mannheim,<br />

Rosengarten<br />

25.10. Tuttlingen, Stadthalle<br />

26.10. Freiburg, Konzerthaus<br />

28.10. Frankfurt, Alte Oper<br />

29.10. Osnabrück, Stadthalle<br />

30.10. Bremen, Glocke<br />

02.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

03.11. Berlin,<br />

Friedrichstadtpalast<br />

04.11. Hamburg, CCH<br />

FLOYD RELOADED<br />

www.solarpenguin.de<br />

12.09. Frankfurt, Alte Oper<br />

13.09. Mannheim, Alte Seilerei<br />

15.09. Nürnberg, Hirsch<br />

17.09. Köln, Live-<strong>Music</strong>-Hall<br />

19.09. München,<br />

Backstage Werk<br />

21.09. Hamburg, Markthalle<br />

HAMBURG BLUES BAND &<br />

FRIENDS<br />

www.handmadeconcerts.de<br />

24.05. Schöneiche,<br />

Kulturgießerei<br />

07.06. Mützingen, Alte Ziegelei<br />

01.08. Gaildorf, Sommerfest<br />

02.08. Erftstadt, Zum Schwan<br />

05.09. A-St.Veit,<br />

Burgkulturfestival<br />

12.09. Oldenburg, Charlys<br />

13.09. Aukrug, Tivoli<br />

02.10. Lübeck, Sounds<br />

03.10. Berlin, Quasimodo<br />

04.10. Plauen, Ranch<br />

09.10. Regensburg,<br />

Alte Mälzerei<br />

10.10. Kaiserslautern,<br />

Kammgarn<br />

11.10. Meidelstätten,<br />

Adler Meidelstätten<br />

16.10. Leipzig, Spizz<br />

17.10. Braunschweig,<br />

Barnaby's<br />

28.11. Vechta, Gulfhaus<br />

04.12. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

06.12. Dortmund, Piano<br />

18.12. Rastatt, Reithalle<br />

19.12. Rheinberg,<br />

Schwarzer Adler<br />

20.12. Worpswede,<br />

<strong>Music</strong>-Hall<br />

ROGER HODGSON<br />

www.rogerhodgson.com<br />

28.08. Aurich,<br />

Sparkassenarena<br />

29.08. Leipzig, Parkbühne<br />

30.08. Alzey, Festival Aachen<br />

01.09. Aachen, Kurpark<br />

03.09. Hanau, Amphi<strong>the</strong>ater<br />

HUNDRED SEVENTY SPLIT<br />

www.hundredseventysplit.com<br />

09.10. Bonn, Harmonie<br />

10.10, Berlin, Quasimodo<br />

11.10. Melle Buer,<br />

Kulturwerkstatt<br />

14.10. Augsburg, Spectrum<br />

Seite 106 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong><br />

15.10. CH-Aarlburg,<br />

Moonwalker<br />

16.10. CH-Rubigen,<br />

Mühle Hunziken<br />

08.11. Metzingen, Hirsch<br />

JETHRO TULL'S<br />

IAN ANDERSON<br />

www.dmc-music.de<br />

28.06. CH-Liestal, Open Air<br />

15.07. München, Festival<br />

25.07. Trier, Amphie<strong>the</strong>ater<br />

26.07. Bad Krozingen,<br />

Open Air<br />

19.11. Stuttgart, Liederhalle<br />

20.11. Aachen, Eurokongress<br />

22.11. Koblenz,<br />

Rhein-Mosel-Halle<br />

24.11. Bonn, Beethovenhalle<br />

25.11. Magdeburg, Stadthalle<br />

26.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

27.11. Hamburg, CCH 2<br />

29.11. Leipzig, Haus Auensee<br />

30.11. Wetzlar, Rittal-Arena<br />

BOBBY KIMBALL<br />

www.crushconcerts.com<br />

22.05. Buchholz, Empore<br />

23.05. Dortmund,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Piano<br />

24.05. Mannheim, Alte Seilerei<br />

LENINGRAD COWBOYS<br />

www.dmc-music.de<br />

27.06. Köln, Festival<br />

13.09. Jever, Brauhaus<br />

LEVELLERS<br />

www.fkpscorpio.com<br />

30.10. Köln, Luxor<br />

31.10. Frankfurt, Batschkapp<br />

02.11. Münster, Gleis 22<br />

MAINHATTAN DIESEL<br />

www.beizaras.wix.com/mainhattan-diesel<br />

29.05. Obertshausen,<br />

Remedy<br />

02.06. Offenbach, Offenbach<br />

Woche<br />

08.+09.06. Offenbach,<br />

Hessenstadion<br />

15.06 Bieber, Ostendplatz<br />

12.07. Mühlheim, Käfertreff<br />

19.07. Hausen,<br />

Zur Kreuzung<br />

07.08. Offenbach, Bierfest<br />

ELVIS PRESLEY ON STAGE<br />

www.kb-k.com<br />

02.06. Berlin, Admiralspalast<br />

04.06. Hamburg, CCH2<br />

05.06. Halle, Händelhalle<br />

06.06. München, Circus Krone<br />

07.06. Mainz, Rheingoldhalle<br />

SAGA & MAGNUM<br />

www.dmc-music.de<br />

16.05. Filderstadt, Filharmonie<br />

17.05. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />

19.05. Obertraubling, Airport<br />

20.05. Nürnberg, Rockfabrik<br />

22.05. München, Circus Krone<br />

23.05. CH-Pratteln, Z7<br />

24.05. Ravensburg,<br />

Oberschwabenhalle<br />

25.05. Augsburg, Spectrum*<br />

06.06. Fulda, Open Air*<br />

*Saga solo<br />

JOE SATRIANI<br />

www.shooter.de<br />

25.06. Saarbrücken, Garage<br />

26.06. Ulm, Ulmer Zeit<br />

27.06. Karlsruhe, Tollhaus<br />

28.06. CH-Rapperswil,<br />

Festival<br />

SIMPLE MINDS<br />

www.noisenow.de<br />

11.07. Bonn, Kunstrasen<br />

LISA STANSFIELD<br />

www.kb-k.com<br />

19.05. Köln, Theater am<br />

Tanzbrunnen<br />

20.05. München, Circus Krone<br />

22.05. Stuttgart, Liederhalle<br />

23.05. Mannheim,<br />

Rosengarten<br />

24.05. Bispingen, Festival<br />

26.05. Berlin, Admiralspalast<br />

STATUS QUO / LOU GRAMM<br />

www.kb-k.com<br />

09.08. Tettnang,<br />

Schlossgarten<br />

17.11. Dresden, Messehalle


Konzertkalender<br />

18.11. Kiel, Sparkassenarena<br />

20.11. Magdeburg, Stadthalle<br />

21.11. Schwerin, Stadthalle<br />

22.11. Erfurt, Thüringenhalle<br />

24.11. Saarbrücken,<br />

Saarlandhalle<br />

26.11. Augsburg,<br />

Schwabenhalle<br />

29.11. Lingen, Emslandarena<br />

01.12. Mannheim, Mozartsaal<br />

02.12. Freiburg, Rothausarena<br />

TANGERINE DREAM<br />

www.mfpconcerts.com<br />

26.05. München, Circus Krone<br />

27.05. Stuttgart, Theaterhaus<br />

28.05. Nürnberg,<br />

Meistersingerhalle<br />

30.05. Berlin, Admiralspalast<br />

31.05. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />

01.+02.06. Köln, Theater am<br />

Tanzbrunnen<br />

03.06. A-Wien, Gasometer<br />

TEDESCHI TRUCKS BAND<br />

www.shooter.de<br />

12.07. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />

15.07. Hamburg, Stadtpark<br />

UFO<br />

www.crushconcerts.com<br />

23.05. Siegburg, Kubana<br />

25.05. Dortmund,<br />

Musik<strong>the</strong>ater<br />

26.05. Bremen, Meisenfrei<br />

08.06. Mannheim,<br />

Alte Seilerei<br />

ACCEPT<br />

www.twisted-talent.com<br />

04.10. Hamburg, Docks<br />

05.10. Osnabrück, Hyde Park<br />

18.10. München, Tonhalle<br />

20.10. Langen,<br />

Neue Stadthalle<br />

21.10. Berlin, Huxleys<br />

22.10. Köln, Live-<strong>Music</strong>-Hall<br />

24.10. Erfurt, Stadtgarten<br />

28.10. CH-Pratteln, Z7<br />

29.10. Filderstadt, Filharmonie<br />

AEROSMITH<br />

www.wizardpromotions.de<br />

09.06. Berlin, o2-World<br />

18.06. Dortmund,<br />

Westfalenhalle<br />

BRYAN ADAMS<br />

www.mlk.com<br />

13.06. Bensheim, Hessentag<br />

15.06. Tüßling, Schlosspark<br />

20.06. Salem, Schloss<br />

22.06. Bad Kissingen,<br />

Luitpoldpark<br />

ALAN PARSONS<br />

LIVE PROJECT<br />

www.mfpconcerts.com<br />

17.07. St. Goarshausen,<br />

Loreley<br />

18.07. Tuttlingen, Zeltfestival<br />

08.08. Schwetzingen, Schloss<br />

09.+11.08. Calw, Kloster Hirsau<br />

15.08. Hamburg, Stadtpark<br />

16.08. Spalt, Festival<br />

22.08. Wiblingen, Klosterhof<br />

TORI AMOS<br />

www.mlk.com<br />

19.05. Frankfurt,<br />

Jahrhunderthalle<br />

20.05. Berlin, Tempodrom<br />

25.05. Hamburg, Laeiszhalle<br />

09.06. Stuttgart, Liederhalle<br />

10.06. München, Philharmonie<br />

BLACK SABBATH<br />

www.wizardpromotions.de<br />

08.06 Berlin, Wuhlheide<br />

13.06. München, Königsplatz<br />

25.06. Stuttgart, Schleyerhalle<br />

27.06. Essen, Stadion<br />

BLACKMORE'S NIGHT<br />

www.blackmoresnight.com<br />

01.08. Krefeld, Burg Linn<br />

03.08. Hanau, Amphiteater<br />

06.08, Calw, Kloster Hirsau,<br />

09.08. Magdeburg,<br />

Festung Mark<br />

16.08. Merseburg, Domplatz<br />

21.08. Wiblingen, Klosterhof0<br />

23.08. Erfurt, Zitadelle<br />

Petersberg<br />

26.08. Berlin, Admiralspalast<br />

JOE BONAMASSA<br />

www.dmc-music.de<br />

14.06. St. Goarhausen<br />

Freilichtbühne<br />

25.09. Mannheim, SAP-Arena<br />

26.09. Leipzig, Arena<br />

27.09. Göttingen, Lokhalle<br />

29.09. Münster,<br />

Halle Münsterland<br />

GERRIT BROCKMANN & BAND<br />

www.hotstuffcds.de<br />

22.06. Bremerhaven,<br />

Thieles Garten<br />

20.09. Bremen, Fränkies<br />

Vogelnest<br />

ARTHUR BROWN<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.de<br />

20.06. Dornstadt, Open Air<br />

ERIC BURDON & ANIMALS<br />

www.dmc-music.de<br />

19.07. Pförring, Open Air<br />

28.08. Schwäbisch Gmünd,<br />

Landesgartenschau -<br />

gelände<br />

29.08. Mainz, Zitadelle<br />

30.08. Merkers, Bergwerk<br />

CAMEL<br />

www.contrapromotion.com<br />

01.08. Fulda, Festival<br />

CANNED HEAT<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

08.06. Torgau, Open Air<br />

ROGER CHAPMAN &<br />

THE SHORTLIST<br />

www.dmc-music.de<br />

09.08. Landsberg, Open Air<br />

CITY<br />

www.city-internet.de<br />

10.10. Chemnitz, Arena*<br />

11.10. Leipzig, Arena*<br />

31.10.+01.11. Berlin, o2-World*<br />

07.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle*<br />

22.11. Erfurt, Messe*<br />

* mit Puhdys und Karat<br />

ERIC CLAPTON<br />

www.united-promoters-ag.com<br />

24.06. Mannheim, SAP-Arena<br />

26.06. A-Wien, Stadthalle<br />

ANNE CLARK<br />

www.maximumbooking.com<br />

22.06. Gelsenkirchen,<br />

Blackfi eld<br />

05.11. München, Ampere<br />

06.11. Nürnberg, Hirsch<br />

07.11. Erfurt, HsD<br />

08.11. Leipzig, Theaterfabrik<br />

09.11. Berlin, Postbahnhof<br />

11.11. Magdeburg,<br />

Festung Mark<br />

12.11. Hamburg, Fabrik<br />

13.11. Bremen, Dete<br />

14.11. Bochum,<br />

Christuskirche<br />

15.11. Köln, Gloria<br />

16.11. Aachen, Musikbunker<br />

18.11. Mannheim, Alte Seilerei<br />

19.11. Pforzheim,<br />

Kulturhaus Osterfeld<br />

20.11. Marburg, KFZ<br />

COLOSSEUM<br />

www.handmadeconcerts.de<br />

25.10. A-Innsbruck,<br />

Treibhaus<br />

26.10. Karlsruhe, Tollhaus<br />

28.10. Hannover, Pavillon<br />

30.10. Wissen, Kulturwerk<br />

31.10. Barby, Rautenkranz<br />

01.11. Erfurt,<br />

Gewerkschaftshaus<br />

02.11. Mainz, Frankfurter Hof<br />

04.11. Bochum,<br />

Bhf. Langendreer<br />

06.11. Berlin, Kulturbrauerei<br />

07.11. Hamburg, Fabrik<br />

08.11. Worpswede,<br />

<strong>Music</strong>-Hall<br />

09.11. Göttingen, Musa<br />

11.11. Stuttgart, Theaterhaus<br />

12.11. Nürnberg, Hirsch<br />

13.11. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

14.11. Bonn, Brückenforum<br />

18.11. Affalter, Zur Linde<br />

20.11. A-Wien, Metropol<br />

21.11. A-Salzburg,<br />

Rockhouse<br />

CHICK COREA & STANLEY<br />

CLARKE<br />

www.noisenow.de<br />

12.07. Bonn, Kunstrasen<br />

ROBERT CRAY<br />

www.assconcerts.com<br />

27.05. Hamburg, Fabrik<br />

29.05. München, Muffathalle<br />

30.05. Karlsruhe, Substage<br />

16.10. Köln, Kantine<br />

17.10. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

21.10. Osnabrück, Rosenhof<br />

CHRIS DE BURGH<br />

www.kb-k.com<br />

17.07. Emmendingen,<br />

Schlossplatz<br />

19.07. Nordkirchen,<br />

Schlosspark<br />

20.07. Beverungen,<br />

Weserufer<br />

22.07. Schwäbisch Gmünd,<br />

Stadtgarten<br />

23.07. München, Festival<br />

25.07. Günzburg,<br />

Waldschwimmbad<br />

26.07. Loreley, Freilichtbühne<br />

BOB DYLAN<br />

www.mlk.com<br />

01.07. München, Tollwood<br />

03.07. Zwickau, Stadthalle<br />

07.07. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

08.07. Flensburg, Flens-Arena<br />

EAGLES<br />

www.musicpool-concerts.de<br />

28.06. Vechta, Open Air<br />

30.06. CH-Zürich,<br />

Hallenstadion<br />

MARIANNE FAITHFULL<br />

www.prknet.de<br />

11.10. Stuttgart, Schleyerhalle<br />

17.10. Leipzig, Haus Auensee<br />

18.10. Hannover,<br />

Theater am Aegi<br />

20.10. Düsseldorf, Mitsubishi-<br />

Electric-Halle<br />

15.11. München, Circus Krone<br />

25.11. Berlin, Tempodrom<br />

26.11. Hamburg,<br />

Kampnagelfabrik<br />

FANTASYY FACTORYY<br />

www.fantasyy-fac<strong>to</strong>ryy.com<br />

13.06 Geseke, Festival<br />

23.08 Lippstadt,<br />

Mango & Currywurst<br />

BRYAN FERRY<br />

www.wizardpromotions.de<br />

24.11. Düsseldorf, Mitsubishi-<br />

Electric-Halle<br />

26.11. Berlin, Tempodrom<br />

29.11. Hamburg, CCH1<br />

30.11. Hannover,<br />

Swiss-Life-Hall<br />

02.12. Bielefeld, Stadthalle<br />

03.12. Frankfurt, Alte Oper<br />

06.12. Stuttgart,<br />

Porsche-Arena<br />

08.12. München, Kesselhaus<br />

09.12. Nürnberg,<br />

Meistersingerhalle<br />

FISCHER Z<br />

www.assconcerts.com<br />

17.05. CH-Cham,<br />

Kreuzsaalpinselstrich01<br />

FOOLS GARDEN<br />

www.foolsgarden.de<br />

31.05. Pforzheim, PFestival<br />

10.06. Durlach, Festival<br />

04.07. Have<strong>to</strong>ftloit, Landart<br />

05.07. Hooge, Kultur auf den<br />

Halligen<br />

06.07. Oelixdorf, Amönenhöhe<br />

19.07. Merseburg,<br />

Schlossgraben<br />

01.08. Göllheim, Torbogenfest<br />

02.08. Glauburg, Keltenwelt<br />

06.08. Gammertingen,<br />

Klosterhof Mariaberg<br />

PETER GABRIEL<br />

www.prknet.de<br />

25.05. Berlin, Waldbühne<br />

GURU GURU<br />

www.guru-guru.com<br />

01.08. Mühlacker, Open Air<br />

16.08. Finkenbach,<br />

Finki-Festival<br />

STEVE HACKETT<br />

www.lb-events.de<br />

18.05. Hamburg, CCH<br />

19.05. Berlin, Tempodrom<br />

HAINDLING<br />

www.helloconcerts.de<br />

05.06. Germering, Stadthalle<br />

07.06. Nabburg, Nordgauhalle<br />

08.06. Tapfheim,<br />

Bäldleschwaige<br />

11.07. Perchting, Stadlhalle<br />

14.07. Weißenburg,<br />

Bergwald<strong>the</strong>ater<br />

24.07. Nassenhausen, Zeltfest<br />

01.08. Weitramsdorf,<br />

Schloss Tambach<br />

HELTER SKELTER<br />

www.helter-skelter-live.de<br />

17.05. Memmingen, Stadthalle<br />

24.05. Aalen, Stadthalle<br />

28.05. München, Circus Krone<br />

30.05. Westernach, Festzelt<br />

06.06. Immenstadt,<br />

Sommerzelt<br />

27.06. Schopfl och, Festzelt<br />

18.07. Rosenheim, Festival<br />

26.07. Nürnberg,<br />

Serenadenhof<br />

08.+09.08. Kreebronn,<br />

Brauerei Max & Moritz<br />

13.09. Uhingen, Udi<strong>to</strong>rium<br />

In Zusammenarbeit mit<br />

Ihren Konzertbesuch.<br />

organisieren wir<br />

Gerne machen wir Ihnen dazu ein individuelles Komplettangebot:<br />

– Buchung Ihrer Anreise per Bahn, Bus, Mietwagen oder Flugzeug<br />

– Organisieren Ihrer Unterkunft und wenn gewünscht auch der<br />

Konzertkarten.<br />

Für Sie als Individualreisenden oder auch als Gruppe.<br />

Wir machen Ihren Konzertbesuch zu einem unvergesslichen Erlebnis.<br />

Wenden Sie sich gerne an uns unter:<br />

Heritage Reisen GmbH, Welle 5, 33602 Bielefeld<br />

Tel. : +49 (0) 521 260 555 0<br />

Fax: +49 (0) 521 260 555 30<br />

info@heritage-reisen.de<br />

www.heritage-reisen.de<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 107


Konzertkalender<br />

20.09. Ravensburg, Klub<br />

10.10. Neustädtlein,<br />

Tanzmetropole<br />

HOT'N'NASTY<br />

www.hot-n-nasty.de<br />

30.05. Oberhausen, Gdanska<br />

31.05. Kamen, Stadtfest<br />

29.06. Saarbrücken,<br />

Schlossplatz<br />

BILLY IDOL<br />

www.mlk.com<br />

13.06. Bensheim, Hessentag<br />

17.06. Berlin, Zitadelle<br />

Spandau<br />

18.06. Hamburg, Stadtpark<br />

03.07. Dresden,<br />

Freilichtbühne<br />

ELTON JOHN<br />

www.prknet.de<br />

06.07. Halle,<br />

Gerry-Weber-Stadion<br />

10.07. Fulda, Domplatz<br />

19.07. Mainz, Am Zollhafen<br />

20.07. Mönchengladbach,<br />

Warsteiner Hockeypark<br />

23.07. Lörrach, Festival<br />

24.07. Hannover, Tui-Arena<br />

29.07. Nürnberg, Arena-<br />

Nürnberger-<br />

Versicherung<br />

30.11. Stuttgart, Schleyerhalle<br />

KARAT<br />

www.karat-band.de<br />

06.06. Steinitz, Frühlingsfest<br />

07.06. Torgau, Schloss<br />

Hartenfels<br />

28.06. Bad Elster,<br />

Natur<strong>the</strong>ater<br />

25.07. Pegau, Volkshaus<br />

26.07. Uder, Festzelt<br />

30.08. Kamenz,<br />

Hutbergbühne<br />

13.09. Eisenhüttenstadt,<br />

Wohnungsbau -<br />

genossenschaft<br />

02.10. Zwickau, Stadthalle*<br />

03.10. Schwerin, Sport- u.<br />

Kongresshalle*<br />

04.10. Cottbus, Stadthalle*<br />

10.10. Chemnitz, Arena*<br />

11.10. Leipzig, Arena*<br />

24.10. Dresden, Lukaskirche<br />

25.10. Halle, Stein<strong>to</strong>rvarieté<br />

01.11. Berlin, o2-Arena*<br />

07.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle*<br />

08.11. Magdeburg,<br />

Getec-Arena*<br />

14.11. Neuruppin, Kulturkirche<br />

15.11. Greifswald,<br />

Kaisersaal<br />

21.11. Riesa, Erdgas-Arena*<br />

22.11. Erfurt, Messe*<br />

* mit Puhdys<br />

KROKUS<br />

www.bot<strong>to</strong>mrow.com<br />

17.05. Lindau, Club Vaudeville<br />

18.05. Nürnberg, Hirsch<br />

20.05. Bremen, Aladin<br />

21.05. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

22.05. München,<br />

Backstage Werk<br />

24.05. Burgrieden, Riffelhof<br />

25.05. Bochum, Zeche<br />

LAKE<br />

www.handmadeconcerts.de<br />

31.05. Berlin, Trabrennbahn<br />

06.09. Perleberg,<br />

Perleberg Festival<br />

12.09. Seidenroth,<br />

Eulenspiegel<br />

13.09. Metzingen, Hirsch<br />

27.09. Ascheberg, Landgasthof<br />

Langenrade<br />

02.10. Vechta, Gulfhaus<br />

03.10. Wilhelmshaven,<br />

Pumpwerk<br />

23.10. Rastatt, Reithalle<br />

28.12. Hamburg, Fabrik<br />

29.12. Bordesholm, Savoy<br />

LETZ ZEP<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

18.+19.07. Losheim, Festival<br />

25.07. Borna, Volksplatz<br />

26.07. Plauen, Park<strong>the</strong>ater<br />

31.07. Wacken, Festival<br />

23.08. Dormagen,<br />

Freilichtbühne Zons<br />

12.11. München, Circus Krone<br />

21.11. Cottbus, Gladhouse<br />

22.11. Merkers,<br />

Erlebnisbergwerk<br />

28.11. Kaiserslautern,<br />

Fruchthalle<br />

LEVEL 42<br />

www.kb-k.com<br />

10.11. Offenbach, Capi<strong>to</strong>l<br />

11.11. München, Theaterfabrik<br />

UDO LINDENBERG<br />

www.rt-konzerte.de<br />

07.+08.06. Düsseldorf,<br />

Esprit-Arena<br />

13.+14.06. Leipzig,<br />

Red-Bull-Arena<br />

WOLF MAAHN<br />

www.maximumbooking.com<br />

23.05. Kiel, Kieler Woche<br />

27.05. Wolfhagen, Kulturzelt<br />

16.08. Spalt, Lieder am See<br />

MANIC STREET PREACHERS<br />

www.mlk.com<br />

17.05. München, Backstage<br />

20.05. Frankfurt, Gibson<br />

21.05. Köln, Live-<strong>Music</strong>-Hall<br />

MANFRED MANN'S<br />

EARTHBAND<br />

www.dmc-music.de<br />

14.06. Rehau, Jahnstadion<br />

04.07. CH-Gossau,<br />

Bundwiese<br />

18.07. Calw, Marktplatz<br />

26.07. Göttingen, Open Air<br />

12.09. Kirchheimbolanden,<br />

Römerplatz*<br />

09.10. Hamburg, Fabrik<br />

10.10. Worpswede,<br />

<strong>Music</strong>-Hall<br />

11.10. Krefeld, Kulturfabrik<br />

12.10. Wilhelmshaven,<br />

Pumpwerk<br />

17.10. Kitzingen, TBA<br />

18.10. Münnerstadt, TBA<br />

24.10. Randsbach-Baumbach,<br />

TBA<br />

25.10. Halle,<br />

Gerry-Weber-Event-Hall<br />

20.11. Heidelberg,<br />

Schloss Heidelberg<br />

21.11. Rheine, TBA<br />

22.11. Oldenburg, Kulturtage<br />

* mit Hooters<br />

NAZARETH<br />

www.dmc-music.de<br />

11.07. A-Klam, Burg Clam<br />

12.07. A-Wiesen, Festival<br />

30.07. CH-Cevio, Festival<br />

16.08. Spalt, Lieder am See<br />

METALLICA<br />

www.wizardpromotions.de<br />

04.06. Hamburg, Imtech-Arena<br />

NEW MODEL ARMY<br />

www.con<strong>to</strong>ur-music.de<br />

03.10. Lindau, Club Vaudeville<br />

04.10. Augsburg, Kantine<br />

05.10. Freiburg, Jazzhaus<br />

07.10. Karlsruhe, Substage<br />

08.10. Saarbrücken, Garage<br />

09.10. Jena, F-Haus<br />

10.10. Coesfeld, Fabrik<br />

11.10. Kiel, Max<br />

12.10. Beverungen,<br />

Stadthalle<br />

18.10. Bremen, Aladin<br />

19.10. Celle, CD Kaserne<br />

20.10. Frankfurt, Batschkapp<br />

NIEDECKENS BAP<br />

www.semmel.de<br />

01.06. Göttingen, Lokhalle<br />

03.06. Bonn, Beethovenhalle<br />

04.+05.06. Bad Hersfeld,<br />

Stiftsruine<br />

06.06. Hilchenbach, KulturPur<br />

08.06. Bensheim,<br />

Weststadthalle<br />

27.06. Salzkotten, Dreckburg<br />

30.06.+01.07. Köln,<br />

<strong>Music</strong>al Dome<br />

17.07. Heilbronn, Festival<br />

18.07. Tambach, Schloss<br />

19.07. Dresden, Konzertplatz<br />

20.07. Nürnberg,<br />

Serenadenhof<br />

24.07. Trier, Amphi<strong>the</strong>ater<br />

25.07. Dinslaken, Burg<strong>the</strong>ater<br />

01.08. Hanau, Amphi<strong>the</strong>ater<br />

02.08. Calw, Kloster Hirsau<br />

03.08. Mainz, Domplatz Mainz<br />

14.08. Monschau, Burg<br />

16.08. Papenburg,<br />

Landesgartenschau<br />

31.08. Mönchengladbach,<br />

Schloss Rheydt<br />

01.09. Bochum, Zeltfestival<br />

MOJO MAKERS<br />

www.hypertension-music.de<br />

23.05. Leverkusen, Topos<br />

24.05. Wessel,<br />

Jugendzentrum Karo<br />

08.06. Fürth, Festival<br />

MOTHERS FINEST<br />

www.dmc-music.de<br />

12.07. Bad Rappenau,<br />

Open Air<br />

19.08. Pförring, Open Air<br />

DOLLY PARTON<br />

www.deag.de<br />

05.07. Köln, Lanxess-Arena<br />

06.07. Berlin, o2-World<br />

AXEL RUDI PELL<br />

www.continental-concerts.de<br />

21.09. Köln, Essigfabrik<br />

23.09. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

24.09. München, Backstage<br />

26.09. A-Wien, Szene<br />

30.09. Berlin, Huxleys<br />

01.10. Bremen, Aladin<br />

03.10. Karlsruhe, Substage<br />

05.10. Bochum, Zeche<br />

SIMON PHILLIPS<br />

www.dmc-music.de<br />

14.10. München, Ampere<br />

15.10. Bonn, Harmonie<br />

19.10. Dortmund, Domicil<br />

21.10. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

23.10. Worpswede,<br />

<strong>Music</strong>-Hall<br />

27.10. Rheinbach, Bergkeller<br />

PLACEBO<br />

www.mlk.com<br />

20.08. Mönchengladbach,<br />

Warsteiner Hockeypark<br />

ROBERT PLANT<br />

www.wizardpromotions.de<br />

20.06. Hamburg, Stadtpark<br />

23.06. Köln, Tanzbrunnen<br />

16.07. Berlin, Zitadelle<br />

17.07. Dresden, Junge Garde<br />

PRETTY THINGS<br />

www.concertbuero-franken.de<br />

20.05. CH Pratteln, Z 7<br />

21.05. Köln, Yard Club<br />

22.05. Berlin, Frannz Club<br />

24.05. Nürnberg, Hirsch<br />

25.05. München, Backstage<br />

27.05. Zwickau, Lichtentanne<br />

Kulturkirche<br />

28.05. Bensheim,<br />

Musik<strong>the</strong>ater Rex<br />

29.05. Frankfurt, Nachtleben<br />

31.05. Hannover, Bluesgarage<br />

16.08. Finkenbach, Festival<br />

DIE PRINZEN<br />

www.dieprinzen.de<br />

21.+22.07. Wunsiedel,<br />

Festspiele<br />

27.08.– 05.10. Kirchen<strong>to</strong>ur<br />

PROCOL HARUM<br />

www.dmc-music.de<br />

29.05. Freising, Luitpoldhalle<br />

05.07. CH-Gossau,<br />

Bundwiese<br />

PUHDYS<br />

www.puhdys.com<br />

30.05. Eberswalde,<br />

Freilichtbühne<br />

31.05. Warnemünde,<br />

Freilichtbühne<br />

07.06. Kamenz,<br />

Freilichtbühne<br />

05.07. Landsberg,<br />

Freilichtbühne<br />

15.07. Vellmar, Theaterzelt<br />

19.07. Klaffenbach,<br />

Wasserschloss<br />

26.07. Freital, Hains<br />

Freizeitzentrum<br />

02.08. Weißenfels,<br />

Freilichtbühne<br />

09.08. Rudolstadt,<br />

Residenzschloss<br />

23.08. Neuhausen,<br />

Freilichtbühne<br />

02.10. Zwickau, Stadthalle*<br />

03.10. Schwerin, Sport- und<br />

Kongresshalle*<br />

04.10. Cottbus, Stadthalle*<br />

10.10. Chemnitz, Arena**<br />

11.10. Leipzig, Arena**<br />

31.10.+ 01.11. Berlin,<br />

o2-World **<br />

07.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle**<br />

08.11. Magdeburg,<br />

Getec-Arena*<br />

14.+15.11. Freiberg, Tivilo<br />

21.11. Riesa, Erdgasarena*<br />

22.11. Erfurt, Messe**<br />

* mit Karat<br />

** mit City und Karat<br />

RAMRODS<br />

www.concertbuero-franken.de<br />

21.05. Köln, Yard Club<br />

22.05. Berlin, Frannz Club<br />

24.05. Nürnberg, Hirsch*<br />

27.05. Zwickau, Kulturkirche<br />

St. Barbara<br />

19.07. Amberg,<br />

Kultursommerfest<br />

*mit Pretty Things<br />

CHRIS REA<br />

www.mlk.com<br />

29.10. A-Salzburg,<br />

Salzburgarena<br />

31.10. Nürnberg,<br />

Meistersingerhalle<br />

03.11. Düsseldorf, Mitsubishi-<br />

Electric-Halle<br />

04.11. Dortmund,<br />

Westfalenhalle<br />

05.11. Dresden, Messehalle<br />

07.11. Leipzig, Arena<br />

08.11. Magdeburg,<br />

Stadthalle<br />

09.11. Hamburg, CCH<br />

11.11. Ros<strong>to</strong>ck, Stadthalle<br />

12.11. Hannover,<br />

Swiss-Life-Hall<br />

13.11. Berlin, Tempodrom<br />

15.11. Mannheim,<br />

Rosengarten<br />

16.11. Stuttgart,<br />

Porsche-Arena<br />

18.11. München,<br />

Olympiahalle<br />

19.11. Baden Baden,<br />

Festspielhaus<br />

26.11. Frankfurt, Festhalle<br />

CLIFF RICHARD<br />

www.deag.de<br />

16.05. Oberhausen,<br />

KöPi-Arena<br />

20.05. München, Olympiahalle<br />

30.05. Frankfurt, Festhalle<br />

ROLLING STONES<br />

www.rollings<strong>to</strong>nes.com<br />

10.06. Berlin, Waldbühne<br />

19.06. Düsseldorf,<br />

Esprit-Arena<br />

KENNY WAYNE SHEPHERD<br />

www.shooter.de<br />

17.05. Winterbach,<br />

Lehenbachhalle<br />

MICHAEL SCHENKER<br />

www.assconcerts.com<br />

03.11. Bochum, Zeche<br />

04.11. Bonn, Brückenforum<br />

05.11. Tübingen, Sudhaus<br />

07.11. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

08.11. Bruchsal, Rockfabrik<br />

09.11. Ingolstadt, Eventhalle<br />

Westpark<br />

11.11. CH-Pratteln, Z7<br />

SILLY<br />

www.mlk.com<br />

06.06. Rügen, Rugard Bühne<br />

08.06. Gera, Veolia Bühne<br />

30.08. Rehna, Open Air Rehna<br />

05.09. Görlitz,<br />

Landskronbrauerei<br />

06.09. Halle, Peißnitzinsel<br />

12.09. Torgau,<br />

Schloss Hartenfels<br />

13.09. Potsdam, Lindenpark<br />

SLADE<br />

www.dmc-music.de<br />

20.06. Rüdesheim,<br />

Magic Bike Week<br />

30.08. Stadtallendorf,<br />

Herrenwaldstadion<br />

PATTI SMITH<br />

www.pattismith.net<br />

01.08. Burg Herzberg, Festival<br />

05.08. Stuttgart,<br />

Freilichbühne<br />

09.08. Haltern, Festival<br />

11.08. Mainz, Zitadelle<br />

12.08. München,<br />

Alte Kongresshalle<br />

SPACE DEBRIS<br />

www.spacedebrisprojekt.de<br />

16.05. Mannheim, Festival<br />

18.05. Stuttgart, Zwölfzehn<br />

09.08. Lorch, Festival<br />

15.08. Salzkotten, Festival<br />

06.09. Weinheim, Cafe Central<br />

SPENCER DAVIS GROUP<br />

www.dmc-music.de<br />

09.08. Landsberg, Open Air<br />

SPIDER MURPHY GANG<br />

www.helloconcerts.de<br />

30.05. Ot<strong>to</strong>brunn, Zelt<br />

31.05. A-St. Johann,<br />

Festzelt<br />

07.06. Freystadt, Festzelt<br />

28.06. A-Linz, Ars Electronica<br />

Meindeck<br />

04.07. Apfeldorf, Festzelt<br />

10.07. Aidenbach, Open Air<br />

18.07. Scherneck, Open Air<br />

19.07. Kulmbach, Open Air<br />

28.07. Dexendorf, Open Air<br />

01.08. Erlabrunn, Festzelt<br />

03.08. Sulz am Neckar,<br />

Open Air<br />

22.08. Nagold, Open Air<br />

23.08. A-Euratsfeld, Festzelt<br />

30.08. Heidenheim, Open Air<br />

13.09. Celle, Open Air<br />

19.09. Gangkofen, Brauerei<br />

30.09. Warburg, Zelt<br />

11.10. Willingen,<br />

Schützenhalle<br />

31.10. Obertraubling,<br />

Eventhall-Airport<br />

STATUS QUO<br />

www.kb-k.com<br />

09.08. Tettnang, Open Air<br />

ROD STEWART<br />

www.united-promoters-ag.com<br />

24.06. Berlin, o2-World<br />

27.06. Mannheim, SAP-Arena<br />

29.06. München, Olympiahalle<br />

01.07. A-Wien, Stadthalle<br />

03.07. Köln, Lanxess-Arena<br />

STIFF LITTLE FINGERS<br />

www.target-concerts.de<br />

01.11. Düsseldorf, Zakk<br />

02.11. Hamburg, Knust<br />

13.11. Berlin, SO36<br />

14.11. Erfurt, Centrum<br />

18.11. Stuttgart, Universum<br />

CURTIS STIGERS<br />

curtisstigers.com<br />

19.09. Stuttgart, Bix<br />

20.09. Böblingen, Festival<br />

22.09. Berlin, Heimathafen<br />

Neukölln<br />

24.09. Hamburg, Mojo<br />

25.09. Herford, Marta<br />

26.09. Verden, Festival<br />

07.11. Dresden,<br />

Himmelfahrtskirche<br />

08.11. Halle, Händelhalle<br />

09.11. Helmbrechts,<br />

Bürgersaal<br />

10.11. Nürnberg, Maritim<br />

11.11. Mainz, Frankfurter Hof<br />

12.11. Bochum,<br />

Christuskirche<br />

SWEET<br />

www.dmc-music.de<br />

31.05. Neuhaus, Festival<br />

05.07. Eckernförde, Open Air<br />

30.08. Stadtallendorf, Open Air<br />

TEN YEARS AFTER<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

24.05. Köln, Harley Dome<br />

30.05. Halle, Händelsche Halle<br />

04.06. CH-Rubigen,<br />

Mühle Hunziken<br />

26.07. Tuttlingen,<br />

Honberg-Sommer<br />

31.07. CH-Romanshorn,<br />

Sommernachtsfest<br />

09.08. Friedrichshafen,<br />

Kulturufer<br />

CHRIS THOMPSON<br />

www.christhompson-central.com<br />

05.06. Wissen, Kulturwerk<br />

27.06. Kiel, Kieler Woche<br />

23.08. Datteln, Kanalfest<br />

TYGERS OF PAN TANG<br />

www.rockville-music.com<br />

06.11. Berlin, K17<br />

08.11. Essen, Turock<br />

12.11. Rastatt, Reithalle<br />

13.11. Olching,<br />

Legends Of Rock<br />

14.11. CH-Uster, Starclub<br />

URIAH HEEP<br />

www.dmc-music.de<br />

14.06. Hamminkeln, Open Air<br />

05.07. Potsdam, Open Air<br />

10.07. CH-Sierre, Festival<br />

18.07. Calw, Marktplatz<br />

30.07. Schwäbisch Gmünd,<br />

Schloss<br />

30.08. Stadtallendorf,<br />

Herrenwaldstadion<br />

15.11. Schemmerhofen,<br />

Mehrzweckhalle<br />

HERMAN VAN VEEN<br />

www.kj.de<br />

22.05. Weimar, Weimarhalle<br />

23.05. Bamberg, Konzert- u.<br />

Kongresshalle<br />

24.05. Koblenz,<br />

Rhein-Mosel-Halle<br />

26.05. Bremen, Die Glocke<br />

27.05. Hamburg, Deutsches<br />

Schauspielhaus<br />

28.05. Essen, Philharmonie<br />

02.06. Berlin,<br />

Friedrichstadtpalast<br />

Seite 108 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Konzertkalender<br />

PAUL WELLER<br />

www.kj.de<br />

30.05. Dresden,<br />

Alter Schlachthof<br />

31.05. Berlin, Huxleys<br />

01.06. Köln, E-Werk<br />

03.06. Frankfurt, Batschkapp<br />

04.06. München, Circus Krone<br />

TONY JOE WHITE<br />

www.modernewelt.de<br />

10.07. Aschaffenburg,<br />

Colos-Saal<br />

11.07. Hamburg, Down<strong>to</strong>wn<br />

RAY WILSON<br />

www.raywilson.net<br />

16.05. Dinslaken, Ledigenheim<br />

17.05. Ottmaring,<br />

Kulturwirtschaft<br />

23.05. Satrup, Landgasthof<br />

25.05. Hildesheim, Stadt<strong>the</strong>ater<br />

06.06. Schafstedt, Kerzenhof<br />

07.06. Hannover,<br />

Blues Garage<br />

05.07. Lichterfeld,<br />

Besucherbergwerk F60<br />

12.07. Bonfeld, Festival<br />

18.07. Duisburg, Open Air<br />

05.09. Langeness, Festival<br />

27.09. Hagen, Werkhof<br />

JOHNNY WINTER<br />

www.kul<strong>to</strong>polis.com<br />

29.05. Berlin, Biesdorfer<br />

Parkbühne<br />

30.05. Halle, Händelsche Halle<br />

11.07. A-Klam, Open Air<br />

12.07. A-Wiesen, Festival<br />

06.11. Kaiserslautern,<br />

Fruchthalle<br />

08.11. CH-Pratteln, Z7<br />

09.11. München, Circus Krone<br />

13.11. Dormagen, Kulturhalle<br />

15.11. Neuruppin, Kulturhaus<br />

20.11. Karlsruhe,<br />

Konzerthaus<br />

22.11. Buchholz, Stadthalle<br />

JOACHIM WITT<br />

www.extra<strong>to</strong>urs-konzertbuero.de<br />

16.05. Kaiserslautern,<br />

Kammgarn<br />

17.05. Bochum, Matrix<br />

ALEXANDER WOLFRUM<br />

www.alexanderwolfrum.de<br />

23.05. Bindlach, Bärenbühne<br />

30.05. Bad Berneck,<br />

Kleines Rathaus<br />

18.06. Warmensteinach,<br />

Freilandmuseum<br />

28.06. Kasendorf,<br />

Blaues Haus<br />

03.07. Altdorf, Open Air<br />

19.07. Steinberg, Open Air<br />

26.07. Pegnitz, Schlossberg<br />

YES<br />

www.kb-k.com<br />

26.05. Mainz, Phoenixhalle<br />

27.05. Berlin, Admiralspalast<br />

28.05. Leipzig, Auensee<br />

NEIL YOUNG & CRAZY HORSE<br />

www.wizardpromotions.de<br />

20.07. Ulm, Münsterplatz<br />

23.07. A-Wien, Stadthalle<br />

25.07. Mönchengladbach,<br />

Warsteiner<br />

Hockeypark<br />

26.07. Dresden, Elbufer<br />

28.07. Mainz, Zollhafen<br />

ZZ TOP<br />

www.mlk.com<br />

20.06. Köln, Tanzbrunnen<br />

21.06. Stuttgart,<br />

Schleyerhalle<br />

02.07. Saarbrücken,<br />

Saarlandhalle<br />

FESTIVALS<br />

Oldie-Festival<br />

www.german-entertainment.com<br />

31.05. Lübeck, Freilichtbühne<br />

Searchers, Sweet, City,<br />

Creedence, Clearwater<br />

Revisited, Marmalade<br />

Rock am Ring<br />

www.rock-am-ring.com<br />

05.– 08.06. Nürburgring,<br />

Festival<br />

u.a. Iron Maiden, Metallica<br />

Rock im Park<br />

www.rock-im-park.com<br />

05.–08.06. Nürnberg,<br />

Zeppelinfeld<br />

u.a. Iron Maiden, Metallica<br />

23. Grolsch Blues Festival<br />

www.kulturring-schoeppingen.de<br />

07.+08.06. Schöppingen,<br />

Festival<br />

u.a. Joe Louis Walker &<br />

Band, North Mississippi<br />

Allstars, Mike Zi<strong>to</strong> & The<br />

Wheel, Delta Saints,<br />

Jonathon Boogie" Long<br />

"<br />

& The Blues Revolution,<br />

Mason Rack Band, Frankie<br />

Chavez, Lisa Doby,<br />

Mountain Men<br />

Celtic Summer Night<br />

www.prknet.de<br />

12.06. Bensheim, Festzelt<br />

Runrig, Sharon Corr,<br />

High Kings<br />

8. Classic Rocknacht<br />

www.noisenow.de<br />

14.06. St. Goarshausen,<br />

Loreley<br />

Joe Bonamassa, Joe<br />

Satriani, Bernie Marsden,<br />

Julian Sas, The Brew,<br />

Krissy Mat<strong>the</strong>ws<br />

Tollwood-Festival<br />

www.<strong>to</strong>llwood.de<br />

u.a mit:<br />

01.07. Bob Dylan<br />

15.07. Jethro Tull's<br />

Ian Anderson,<br />

Alan Parsons Live Project<br />

22.07. Niedeckens Bap<br />

23.07. Chris de Burgh<br />

Talents Meet Legends<br />

www.blacksheep-kultur.de<br />

10.–12.07. Bad Rappenau,<br />

Bonfeld<br />

u.a. Mo<strong>the</strong>r's Finest,<br />

New Model Army, Fairport<br />

Convention, Horslips, Bell,<br />

Book & Candle, Anyone's<br />

Daughter, Ray Wilson's<br />

Genesis Classics<br />

Rock Of Ages<br />

www.rock-of-ages.de<br />

25.+26.07. Seebronn,<br />

Festplatz<br />

u.a. Kansas, Dr. Feelgood,<br />

Wishbone Ash, Tokyo<br />

Burg Herzberg Festival<br />

www.burgherzberg-festival.de<br />

31.7.–3.8. Burg Herzberg,<br />

Festivalgelände<br />

u.a. Patti Smith, JJ Grey &<br />

Mofro, The Crimson<br />

ProjeKCt, Kraan<br />

Finki Festival<br />

www.fi nki-festival.de<br />

15.+16.08. Finkenbach,<br />

Sportplatz<br />

u.a. Guru Guru, Kraan,<br />

Pretty Things, Embryo<br />

Lieder am See<br />

www.liederamsee.de<br />

16.08. Spalt, Festival<br />

u.a. Alan Parsons Live<br />

Project, John Lees' Barclay<br />

James Harvest, Nazareth<br />

4. Beat Night<br />

www.beatmacher.de<br />

27.09. Oberursel,<br />

Stadthalle<br />

Tremeloes, 2nd Generation<br />

2. Sindelfinger Oldie Night<br />

www.eventim.de<br />

27.09. Sindelfi ngen,<br />

Glaspalast<br />

Lords, Equals, Chris<br />

Andrews, Pussycat, Harpo<br />

-Festival<br />

www.goodtimes-magazin.de<br />

18.10. Offenbach, Stadthalle<br />

Albert Hammond, Christie,<br />

Night Fever<br />

Wichtiger<br />

Hinweis:<br />

Die Veröffentlichung<br />

der Konzerttermine<br />

erfolgt ohne Gewähr.<br />

Durch die zweimonatliche<br />

Erscheinungsweise<br />

von<br />

<strong>GoodTimes</strong> muss ein<br />

Teil der Termine zwei<br />

bis drei Monate im<br />

Voraus erfasst werden.<br />

Änderungen des<br />

Veranstaltungsortes,<br />

des Datums oder<br />

Konzert ausfälle sind<br />

daher möglich. Wir<br />

empfehlen Ihnen, vor<br />

einer Anreise den<br />

Termin auf der entsprechenden<br />

Internet-Seite<br />

nochmals<br />

zu überprüfen. Veranstaltungsmeldungen<br />

ohne Internet-Seitenangaben<br />

und ohne<br />

genauen Veranstaltungsort<br />

werden<br />

nicht veröffentlicht.<br />

MAUS OF MUSIC<br />

LOUDLY PRESENTS:<br />

THE GREAT ILLUSTRATED BRITISH ROLLING STONES DISCOGRAPHY<br />

1963- 2013<br />

OUT NOW!<br />

„...ebenso einzigartig wie großartig!“<br />

(siehe Rezension in diesem Heft)<br />

ISBN 978-3-9809137-8-2<br />

48 €<br />

„Eine Augenweide.<br />

Selbst auf chinesisch wär´das Ding noch Klasse!“<br />

(begeisterte Leserzuschrift)<br />

www.rollings<strong>to</strong>nes-worldwide.com<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 109<br />

444 Seiten - über 3000 Abb. - 21x 28 cm<br />

Hardcover mit Umschlag


Sie feiern 2014 ihr 40-jähriges Bestehen.<br />

Darum beschenken die Blondie-Bandgründer<br />

Deborah "<br />

Debbie" Harry und Chris Stein<br />

sich selbst und zugleich ihre Fans. Das Präsent<br />

heißt BLONDIE 4(0) EVER und besteht<br />

aus einer Doppel-CD. Teil eins, GHOSTS OF<br />

DOWNLOAD, beschert 13 neue Songs. Teil<br />

zwei, GREATEST HITS DELUXE REDUX, besteht<br />

aus Neuaufnahmen von elf Bandklassikern.<br />

<strong>GoodTimes</strong> fragte bei Sängerin Debbie Harry<br />

(68) nach.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Mark Weiss<br />

Ein Puzzle zum Jubiläum<br />

Fo<strong>to</strong>: © Chris Stein<br />

Wie schwierig war es in den 40 Jahren, sich immer<br />

wieder neu zu positionieren?<br />

Ich würde sagen, das Fundament ist gelegt, und wir<br />

haben im Lauf der Jahre häufig mehr oder weniger<br />

große Kleinigkeiten verändert. Das Ganze macht<br />

Spaß und ist fast wie ein Puzzle.<br />

Es ist wie ein Spiel, und von daher<br />

passt es recht gut in unsere Philosophie,<br />

Psychologie, oder wie auch<br />

immer man es nennen will. Es hält<br />

im Kopf jung und ist eine Herausforderung,<br />

sich mit anderen Stilformen<br />

auseinanderzusetzen, neue<br />

Wege zu gehen. Wer sich heute<br />

manche Dinge aus unseren frühen<br />

Tagen anhört, die ersten Blondie-<br />

Alben, findet überall Hinweise darauf, was wir in<br />

den letzten Jahrzehnten erforscht haben. Nur war<br />

es damals noch nicht sonderlich klar oder entwickelt.<br />

Wer sich alle Alben anhört, mag kaum glauben,<br />

dass du in einer Folkband angefangen hast!<br />

(Lacht) Was soll ich dazu sagen? Das war zum Ende<br />

der großen Folkära. Die Band The Wind In The Willows<br />

spielte ja auch keinen puren Folk, es war fast<br />

schon orchestral, wir hatten ein Cello, Bazoo und<br />

Flöte dabei. Und ich trug keine Verantwortung, war<br />

nur eine Backgroundsängerin.<br />

Chris hat schon vor zwei Jahren damit begonnen,<br />

an den neuen Kompositionen zu arbeiten und die<br />

Songs zu entwickeln?<br />

Stimmt. Aber er hat nicht ununterbrochen daran<br />

gesessen, weil wir in den letzten zwei Jahren für<br />

unsere Verhältnisse sehr viel ge<strong>to</strong>urt haben. Die<br />

Arbeit wurde immer wieder unterbrochen. Und es<br />

war diesmal deutlich anders als früher, als wir uns<br />

ziemlich abgekapselt in unserer eigenen Welt bewegten.<br />

Wir hatten diesmal sehr viele externe Leute<br />

dabei, die mitwirkten. Unser Keyboarder Matt<br />

Kath-Bohen, der auch schon wieder<br />

vier, fünf Jahre dabei ist, hat Talent<br />

als Komponist und steuerte einiges<br />

bei. Ebenso unser Produzent <strong>Jeff</strong><br />

Saltzman, der sehr viel mit Chris an<br />

den Songs gebastelt hat. Das Schöne<br />

ist ja, dass man übers Internet viele<br />

Ideen austauschen, Musik hin- und<br />

herschicken kann. Das lästige Herumreisen<br />

entfällt, niemand muss ewig<br />

im Studio herumhängen.<br />

Du hast die Texte<br />

geschrieben – wie<br />

lief der Arbeitsprozess<br />

mit Chris?<br />

Ich gab ihm ein<br />

paar Entwürfe als<br />

Inspiration. Aber in<br />

den meisten Fällen<br />

war es so, dass er<br />

mir mehr oder weniger<br />

ausgefeilte<br />

musikalische Ideen schickte, zu denen ich mir dann<br />

etwas einfallen ließ.<br />

Ihr habt – anders als früher – viele Gäste dabei ...<br />

Das hat sich einfach so ergeben, war nicht ge plant.<br />

Matt hat Beth Dit<strong>to</strong> von Gossip für "A Rose By<br />

Any Name” vorgeschlagen, und sie hat dann sofort<br />

mitgemacht. Auf Systema Solar aus Kolumbien ist<br />

Chris irgendwie ges<strong>to</strong>ßen, hat sie dann über Twitter<br />

kontaktiert. Der Rapper Los Rakas stammt aus<br />

Panama und lebt inzwischen in Oakland – ihn hat<br />

<strong>Jeff</strong> angeschleppt. Miss Guy ist ein alter Freund von<br />

mir. Er hat ja als DJ gearbeitet und war zufällig im<br />

selben Studio wie wir.<br />

Ihr werdet die neuen Songs gewiss auch live spielen<br />

wollen – wie funktioniert das ohne die Gäste?<br />

Wir haben einige Titel ja schon gespielt, und es hat<br />

gut geklappt. Wir wollen die Songs nicht exakt so<br />

wie auf Platte reproduzieren! Bei Beth Dit<strong>to</strong> haben<br />

wir ihre Stimme gespeichert und spielen sie als<br />

Hintergrund zu "Rose By Any Name” ein. Systema<br />

Solar haben wir auch im Syn<strong>the</strong>sizer, rufen ihre<br />

spanischen Rap-Parts ab. Dann kommen wir mit<br />

dem Chorus und wiederholen das, was sie rappen.<br />

Live ist eben doch live, auch wenn viele Leute ihre<br />

Studio-Aufnahmen speichern, sie dann auf der<br />

Bühne abrufen und ein bisschen dazu spielen und<br />

singen. Aber das kann es ja wohl nicht sein! Da<br />

habe ich ein anderes Verständnis von Live musik,<br />

sonst bräuchte ich ja gar nicht auf die Bühne<br />

gehen.<br />

Warum habt ihr eure größten Erfolge für die Doppel-CD<br />

neu aufgenommen?<br />

Die Rechte an den Songs sind an uns zurückgefallen,<br />

und das wollten wir einfach feiern. Außerdem<br />

hat es natürlich auch mit dem Jubiläum zu tun.<br />

Und nicht zuletzt ist es als Geschenk für unsere<br />

Fans gedacht.<br />

Wie seid ihr diese Songs angegangen?<br />

Wir haben versucht, uns möglichst eng am Original<br />

zu halten.<br />

Philipp Roser<br />

Seite 110 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Fo<strong>to</strong>: © NikMa Verlag / Fabian Leibfried<br />

Andy Scott (l.) mit <strong>GoodTimes</strong>-Herausgeber<br />

Fabian Leibfried<br />

DIE ANDEREN …<br />

Bester Sänger? Tom Jones<br />

Beste Sängerin? Nina Simone<br />

Beste Band? Beatles<br />

Beste(r) Songschreiber(in)? Brian Wilson<br />

Unterschätzteste(r) Band/Solist? Vanilla Fudge/<br />

John Mayer<br />

Überschätzteste(r) Band/Solist? U2/Morrissey<br />

Beste Single? "All Along The Watch<strong>to</strong>wer" (Jimi<br />

Hendrix)<br />

Bestes Album? Alle Alben der Beatles und Beach<br />

Boys<br />

Bester Song? "God Only Knows" (Beach Boys)<br />

Deine Allstar-Band? Es wären so viele Gitarristen<br />

auf der Bühne, dass ich Bass spielen würde.<br />

... UND ICH<br />

Welche Cover-Version möchtest du mal aufnehmen?<br />

"To Love Somebody" (Bee Gees)<br />

Welchen Song hättest du gern selbst geschrieben?<br />

"God Only Knows" (Beach Boys)<br />

Wer sollte einen Song über dich schreiben? –<br />

Wie sollte der Song heißen? –<br />

Was war das Highlight deiner Karriere?<br />

Anerkennung und Awards für "Love Is Like Oxygen"<br />

Dein Lebensmot<strong>to</strong>? Sei dir selbst gegenüber<br />

ehrlich, höre nicht auf Zweifler und probiere es immer<br />

wieder.<br />

EINIGE W0RTE ZU ...<br />

Banken: Mir hat meine Arbeit in der Bank Spaß gemacht.<br />

Damals war Banker noch ein angesehener Job –<br />

heute halten die Leute Banker ja nur noch für morallose<br />

Geldraffer.<br />

St Peter's Hall, Wrexham: Dort habe ich wohl<br />

meinen ersten Gig gespielt. Es war bestimmt ziemlich<br />

grausam.<br />

Elastic Band / The Cool: The Elastic Band hätte<br />

erfolgreicher sein können, wenn wir zusammengeblieben<br />

wären. Die Musik klingt nach 47 Jahren gar nicht so<br />

schlecht.<br />

Glam Rock: Als Sweet, T. Rex, Bowie etc. in der<br />

Sendung "<br />

Top Of The Pops" kampierten, gab es den<br />

Begriff "<br />

Glam" noch gar nicht! Ich glaube, Marc Bolan<br />

verwendete ihn als erster in einem Interview.<br />

Brian Connolly, Mick Tucker & Steve Priest:<br />

Ich werde das Erbe nie vergessen, das die originale<br />

Band hinterlassen hat. Sweet heute gäbe es ohne die<br />

Vergangenheit nicht. So lange meine Band die Sweet-<br />

KREUZVERHÖR<br />

Von Philipp Roser<br />

Andy Scott<br />

Unterschätzt:<br />

Vanilla Fudge!<br />

Seit 1970 ist Andy Scott als letztes verbliebenes<br />

Originalmitglied unverdrossen<br />

mit Sweet unterwegs. Dass er dabei weit<br />

über den eigenen Tellerrand hinausblickt,<br />

wurde deutlich, als er sich während<br />

der jüngsten Deutschland-Tour der<br />

Band dem Kreuzverhör stellte.<br />

Fans zufrieden stellt, geht es weiter. Wenn ich unsere<br />

Songs heute höre, klingen sie immer noch frisch und<br />

machen mich s<strong>to</strong>lz.<br />

The Marquee: Fantastisches Venue! In den Sixties<br />

spielte dort jeder, auch The Elastic Band.<br />

Paddy Goes To Holyhead: Das Ganze begann<br />

als Spaß – ich erlebte die Band in meiner Produzentenzeit,<br />

stieg zu den Jungs auf die Bühne. Nach ein paar<br />

Monaten war ich Teil der Band, wir spielten jede Woche<br />

an mehreren Abenden.<br />

G.O.S.H.: Great Ormond Street Hospital ist das<br />

bekannteste Kinderkrankenhaus im UK. Als sie Geld<br />

brauchten, entstand die Stiftung GOSH Wishing Well<br />

Appeal. Ich hatte das Glück, dass ich dabei war, als für<br />

die Stiftung die Single "The Wishing Well" entstand.<br />

Deutschland: Die zweite Heimat von Sweet. Ich habe<br />

in den 70ern mal in Hamburg gelebt, in den 90ern in<br />

Hannover.<br />

"Famous Last Words": Als Chris Bradford und<br />

ich "Famous Last Words" schrieben, hatten wir keine<br />

Ahnung, wohin uns das führen würde. Eines Tages rief<br />

Greg Lake an, dem das Demo gefallen hatte, und fragte,<br />

ob wir ins Studio kommen und Chor singen würden, als<br />

er den Song aufnahm. Seitdem sind wir befreundet.<br />

Heavy Metal: William Burroughs hätte sich nicht<br />

vorstellen können, was passieren würde, als er in den<br />

frühen Sixties die Phrase "<br />

Heavy Metal Kid" in einem<br />

seiner Bücher verwendete. Ich glaube nicht, dass er die<br />

als Metapher für künftige Musik gedacht hatte. Sweet<br />

finden sich wohl irgendwo zwischen Pop/Rock und<br />

Heavy Metal wieder.<br />

PLEASE, ANSWER<br />

THE S0NG …<br />

Why Do Fools Fall In Love?<br />

(FRANKIE LYMON, 1963)<br />

Wenn man älter wird, kapiert man, dass Liebe nicht nur<br />

aus Lust besteht.<br />

Where Have All The Good Times Gone?<br />

(KINKS, 1965)<br />

Hängt davon ab, was man unter Good Times versteht.<br />

What Are You Doing Sunday? (DAWN, 1971)<br />

Normalerweise schaue ich Sport im Fernsehen und<br />

genieße ein gutes Mittagessen.<br />

Who's Gonna Rock You? (THE NOLANS, 1980)<br />

–<br />

Why Believe In You? (TEXAS, 1991)<br />

Wenn nicht du, wer dann?<br />

Di. 15.7.14 | Liederhalle Stuttgart<br />

An<br />

Evening<br />

with<br />

Di. 5.8.14 | SpardaWelt Freilichtbühne Killesberg Stuttgart<br />

AND HER BAND<br />

Sa. 11.10.14 | Liederhalle Stuttgart<br />

Di. 14.10.14 | Theaterhaus Stuttgart<br />

Do. 16.10.14 | Liederhalle Stuttgartttgart<br />

ACOUSTIQUE Tour 2014<br />

I Want To Know What Love Is, Urgent,<br />

Cold As Ice, Juke Box Hero, Say You Will<br />

and many more ... Unplugged!<br />

Mi. 29.10.14 | FILharmonie Filderstadt<br />

+ GUEST<br />

Mi. 19.11.14 | Liederhalle Stuttgart<br />

Homo Erraticus<br />

and The Best of Tull<br />

So. 23.11.14 | LKA Longhorn Stuttgart<br />

The Holy Trinity Tour 2014<br />

+ guest:<br />

Vorverkauf an der Konzertkasse im Saturn Stuttgart, Königsbau-<br />

Passagen sowie an allen bekannten Vorverkaufsstellen und bei:<br />

<strong>Music</strong> Circus Concertbüro GmbH Kartentelefon 0711 22 11 05


Blues-Porträt No. 44<br />

CYRIL NEVILLE<br />

Vom Schattenmann<br />

zur Lichtgestalt<br />

Ende 2013 <strong>to</strong>urte eine Band durch Deutschland, die ihrem superselbstbewussten<br />

Namen Royal Sou<strong>the</strong>rn Bro<strong>the</strong>rhood in jedem Konzert<br />

alle Ehre machte. Die 2010 gegründete schwarz-weiße Gruppe hat<br />

den Blues tief inhaliert, zelebriert ihn je nach Bedarf in klassisch reiner<br />

Manier oder lässt ihm in jeder erdenklichen Mutation seine Entfaltung.<br />

Der Blues füllt die Räume mit Namen wie New-Orleans-Funk,<br />

Rhythm & Blues, Reggae und Sou<strong>the</strong>rn Rock – und nie klingt etwas<br />

unau<strong>the</strong>ntisch. Ein kleiner, drahtiger Schwarzer führt diese wahrlich<br />

königliche Bruderschaft souverän an. Sein Name: Cyril Neville.<br />

Von Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r<br />

Neville – da klingelt es bei den Fans schwarzer Musik ... Aaron Nevilles magischer<br />

Hit "Tell It Like It Is", die Neville Bro<strong>the</strong>rs und ihre (Kult-)Alben, eingespielt<br />

von Aaron, Art und Charles – und ihrem kleinen Bruder Cyril<br />

(*10.1.1948). Der arbeitete in den Sixties als Studiomusiker und startete<br />

seine Sängerkarriere als 19-Jähriger bei den brüderlichen Gruppen<br />

The Neville Sounds und Soul Machine. Ende 1969 erschien Cyrils erste<br />

Single "Gossip"/"Tell Me What's On Your Mind", produziert von Allen<br />

Toussaint. Begleitband waren The Meters, Art Nevilles neue Truppe.<br />

Die Soul Machine verlegte ihren Arbeitsplatz nach Nashville, dann nach<br />

New York, aber der Durchbruch glückte nicht, und so stieg Cyril 1974<br />

als Vokalist und Perkussionist bei den Meters ein, die als Vorband für die<br />

1974er-Welt<strong>to</strong>urnee der S<strong>to</strong>nes auftraten. Trotzdem trennten sie sich<br />

1976; ihre sehr spezielle Musik stieß an die Grenzen der Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

So war 1977 der Weg frei für die Gründung der Neville<br />

Bro<strong>the</strong>rs, denen ab 1979 alle vier Brüder angehörten. Ihr künstlerisch<br />

fast immer imponierendes Werk warf im bunten Wechsel manchen<br />

kommerziellen Erfolg ab, aber leider auch mäßig verkaufte Platten.<br />

Die wohl bes ten Arbeiten sind FIYO ON THE BAYOU (1981), UPTOWN<br />

(1987), YELLOW MOON (1989), BROTHER'S KEEPER (1990), FAMILY<br />

GROOVE (1992) und WALKIN' IN THE SHADOW OF LIFE (2004).<br />

Als Jüngster im Schatten von Aaron und Art fühlte sich Cyril berufen,<br />

parallel mit eigenen Bands ans Licht zu treten, darunter The Endangered<br />

Species Band und The Up<strong>to</strong>wn Allstars Band. Außerdem fand er<br />

Zeit, sein eigenes Label Endangered Species zu betreiben. Cyril gründete<br />

auch The New Orleans <strong>Music</strong>ians Organized (Nomo), die Musikern in<br />

allen Karriere- und Business-Fragen Hilfe bietet. Ferner gastierte er auf<br />

Alben anderer Künstler wie Edie Brickell, Jimmy Buffett, Dr. John, Bob<br />

Dylan, Daniel Lanois und Willie Nelson.<br />

Cyril Neville veröffentlichte außerdem mehrere Solo-Alben: THE FIRE THIS TIME<br />

(1995), NEW ORLEANS COOKIN' und SOULO (beide 2000), FOR THE FUNK OF<br />

IT (2003) und THE HEALING DANCE (2007), die nur teilweise leicht zu finden<br />

sind und sämtlich in Europa<br />

kaum Wellen schlugen.<br />

Da kommt die Kompilation<br />

THE ESSENTIAL CYRIL<br />

NEVILLE 1994–2007 (MC<br />

Records/H'Art) sehr gelegen.<br />

Sie offenbart vorbildlich<br />

Nevilles enorme stilistische<br />

Spannbreite. Es gibt<br />

Royal Sou<strong>the</strong>rn Bro<strong>the</strong>rhood satten Blues ("The Blues<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Is Here To Stay"), New-Orleans-Delikatessen ("Tipitina"), eine genial umgeformte<br />

Version des Hendrix-Klassikers "Foxy Lady", eine nicht minder eindrucksvolle Fassung<br />

von Dylans "The Times They Are A-Changin'", die überkochende<br />

Nummer "Indians Got The Fire" und eine achtminütige Version des<br />

Standards "Fortune Teller" – vielleicht die beste weltweit! Große Klasse<br />

ist auch das 2009er Album BRAND NEW BLUES.<br />

Inzwischen ist Neville auf dem deutschen Qualitäts-Blueslabel Ruf gelandet.<br />

2013 erschien dort MAGIC HONEY, eine Hammer-Platte par<br />

excellence, die aus jeder Schublade ausbricht. Mit einem Fuß steht<br />

Neville stets in der Tradition des Blues, wie die<br />

rohen Emotionen bei "Something's Got A Hold<br />

On Me" und im langsamen "Blues Is The Truth"<br />

zeigen. Aber es gibt auch den Funk-gewürzten<br />

Song "Running Water", den großartigen Groove<br />

von "Invisible" sowie die eloquente Reggaemelodie<br />

von "Slow Motion" und den Dancefloorkiller<br />

"Swamp Funk". Und "Money And Oil" ist<br />

ein heißer satirischer Seitenhieb. Das Genreübergreifende<br />

Gumbo-Album entstand mit<br />

erstklassigen Sidemen wie Crans<strong>to</strong>n Clements<br />

(g), „Mean" Willie Green (dr), Carl Dufrene (b)<br />

und Norman Caesar (keys). Punktuelle Hilfe<br />

kam von Koryphäen wie Allen Toussaint, Dr.<br />

John, Mike Zi<strong>to</strong> und Walter Trout.<br />

Mike Zi<strong>to</strong> ist auch Mitglied der Royal Sou<strong>the</strong>rn<br />

Bro<strong>the</strong>rhood, Cyril Nevilles aktueller Band. Dort<br />

teilt er sich die hitzige Gitarrenarbeit mit Devon<br />

Allman, dem hoffnungsvollen Spross der<br />

Allman-Sippe, der sou<strong>the</strong>rn-rockige Akzente setzt. Am Bass<br />

steht ein langhaariger Blonder, Charlie Woo<strong>to</strong>n, der neben<br />

perfekter Tief<strong>to</strong>n-Begleitung auch gern mal ein 15-minütiges<br />

(!) Solo abliefert. Schlagzeuger ist der präzise trommelnde<br />

Yonrico Scott, ein gemütlicher „Braunbär" mit<br />

Biss. Dieses Quintett hat 2013 die komplett gelungene CD<br />

SONGS FROM THE ROAD – LIVE IN GERMANY präsentiert,<br />

die die kochende Konzertatmosphäre bestens reproduziert.<br />

Gesteigerten Genuss bietet die beigelegte DVD. Cyril Neville<br />

ist ein exzellenter Frontmann. Er bearbeitet seine die Musik<br />

antreibenden Perkussionsinstrumente exakt und singt dazu<br />

mitreißend: Der 65-Jährige hat die volle Portion Blues-Feuer<br />

in den Adern.<br />

Fo<strong>to</strong>: © Jerry Moran<br />

Seite 112 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>


Leserbriefe<br />

Gerne... können Sie uns schreiben, ein Fax schicken oder eine E-Mail senden:<br />

NikMa Verlag · Eberdinger Straße 37 · 71665 Vaihingen/Enz · Fax: 0 70 42/102 862 · E-Mail: goodtimes@nikma.de<br />

<strong>GoodTimes</strong> – Discographien-Sonderheft<br />

Sehr geehrter Herr Leibfried,<br />

Vol. 1 habe ich mir gleich bestellt. Einfach eine <strong>to</strong>lle Idee, und Sie werden<br />

damit sicher vielen Oldie-Fans eine große Freude bereiten. Weiter so.<br />

Mit freundlichen Grüßen, Wolfgang Berger<br />

Hallo Leute,<br />

habe das Heft heute bekommen und gleich durchgeblättert. Super Aufmachung<br />

und die Coverabbildungen – allererste Sahne. Auch die Einteilung<br />

bei Singles und EPs passt. Kleine Anregung für den LP-Teil: Greatest Hits<br />

und sonstige Sampler bitte getrennt von den Originalalben aufführen. Bei<br />

manchen Interpreten ist schlecht nachzuvollziehen, was Originalalben oder<br />

Zusammenstellungen sind. Freue mich schon auf die weiteren Ausgaben<br />

(hoffentlich öfter als kult!).<br />

Viele Grüße, Werner Korn<br />

Liebes <strong>GoodTimes</strong>-Team,<br />

ein ganz großes Dankeschön für die Edition Vol. 1.<br />

Es ist für mich, bestimmt auch für viele anderen Schallplattenfreunde, ein<br />

großer Genuss, die Zusammenstellung zu ergründen. Somit hat man einen<br />

sehr guten Überblick über das gesamte Schaffenswerk der Gruppen. Da<br />

ich selber eine sehr große Schallplattensammlung habe, ein Nachschlagewerk<br />

besonderer Art. Auch merkt man, dass doch die eine oder andere<br />

Schallplatte noch fehlt und damit ergänzt werden könnte. Sehr übersichtlich,<br />

guter Farbdruck und inhaltliche Angaben. Weiter so, und ich freue mich<br />

schon auf Heft 2. Herzlichen Dank und viel Erfolg.<br />

Ihr Heinz Tonndorf, Plauener Schallplattenclub HT Plauen<br />

<strong>GoodTimes</strong> – Allgemein<br />

Hallo <strong>GoodTimes</strong>-Team,<br />

als langjähriger <strong>GoodTimes</strong>-Abo-Bezieher freue ich mich jedesmal buchstäblich<br />

wie ein kleines Kind, wenn die neueste Ausgabe in meinem Postkasten<br />

liegt. Dann verziehe ich mich meistens sofort für zwei Stunden im Hause,<br />

und erst wenn meine Frau nach mir ruft und sucht, tauche ich wieder auf.<br />

Fröhlich, entspannt, glücklich und schwelgend in den Erinnerungen meiner<br />

Jugendzeit. Bestens zu empfehlen als positives Therapieprogramm für<br />

alle launischen Zeitgenossen, zu denen ich mich Gott sei Dank nicht zähle.<br />

Macht weiter so – eine bessere Zeitschrift für diese Musikära kenne ich nicht.<br />

Noch eine Bitte: Spencer Davis begeht am 17. Juli seinen 75. Geburtstag, er<br />

ist am 17.7.1939 in Swansea/'Wales geboren (und nicht 1941, wie vielfach<br />

angegeben) und lebt heute in Los Angeles. Seit 1966 bin ich ein Fan von<br />

ihm, besitze (fast) alle seine Platten/CDs und habe ihn schon mehrmals auf<br />

Konzerten auch persönlich getroffen. Über ein paar Zeilen in eurer Rubrik<br />

Es war einmal ... Geburtstage" in der nächsten Juni/Juli-Ausgabe würden<br />

"<br />

sich viele seiner treuen Anhänger freuen.<br />

Übrigens war euer Bericht über die Spencer Davis Group (The Winwood<br />

Years) in der Ausgabe Nr. 6/2013 ausgesprochen fundiert.<br />

Viele Grüße und ein Servus aus Niederbayern.<br />

Euer Bernhard Laugwitz (63), Straubing<br />

Hallo,<br />

großes Lob für ein sehr gelungenes Heft 2/2014, das mir beim Lesen viel<br />

Spaß bereitet hat.<br />

Warum?<br />

Besonders gelungen:<br />

- die Berichte zu den Byrds (<strong>to</strong>lle Discographie, war überrascht, was ich<br />

alles nicht kenne, obwohl ich sehr lange Byrds-Fan bin)<br />

- 1967 (Burdon/Ryder) ist zwar nicht so interessant, aber guter Bericht<br />

- Surf <strong>Music</strong> – sehr gut von den Anfängen bis heute dargestellt, auch mit<br />

vielen Bands, die ich nicht kannte<br />

- Bild der Frau – schöne Auswahl von Covern<br />

- "<br />

Danke Rock'n'Roll", auch hier einiges neu<br />

Sehr viele Hintergrundinformationen, geschrieben von Au<strong>to</strong>ren, die sich<br />

sehr intensiv mit Musik/Künstlern beschäftigt haben und dies auch gut darstellen.<br />

Vor allem aber nicht die gängigen My<strong>the</strong>n und PR/ "<br />

Bravo"-S<strong>to</strong>ries<br />

bringen, sondern für Fans, Sammler und Interessierte was wirklich Neues<br />

berichten. Das macht echt Spaß zu lesen!!<br />

Viele Grüße, Fred Kauffmann, München<br />

Hallo liebes <strong>GoodTimes</strong>-Team!<br />

Ich lese im Abo immer wieder mit Begeisterung euer <strong>to</strong>lles Magazin,<br />

welches meiner Meinung nach eine sehr gelungene Mischung zwischen<br />

" Alt"- und Neu"-Acts beinhaltet. Jedes Heft ist immer schon spätestens<br />

"<br />

zwei Tage nach Eintreffen durchgelesen, und dann steigt schon die Vorfreude<br />

auf die nächste Ausgabe. Als alter und immer noch aktueller Vinyl-Liebhaber<br />

finde ich auch die LP-Rezensionen sehr fundiert. Insgesamt muss ich<br />

sagen, dass nach Lektüre einer Ausgabe meine Geldbörse bluten" muss<br />

"<br />

in Anbetracht der Menge an guten Rezensionen, bei denen man auf den<br />

Geschmack kommt. Ich kann nur sagen: weiter so!<br />

Herzliche Grüßen, Ralf Kopka, Essen<br />

Oh Mann,<br />

wie alt muss man werden, wie viel Zeit habe ich verpasst, bis ich eure Zeitschrift<br />

gefunden habe. Asche über mein Haupt. Nun bin ich schon im 60.<br />

Lebensjahr und sammle seit Anfang der 60er Vinyl und dann CDs. Habe<br />

mich immer durch sehr viele Zeitschriften Informiert, aber eine wie die<br />

<strong>GoodTimes</strong> kam mir leider nie unter.<br />

Als ich die <strong>GoodTimes</strong>-kult! ins Abo genommen habe, fand ich auch den<br />

Weg zur <strong>GoodTimes</strong> und habe auch diese sofort ins Abo genommen.<br />

Mein Glückwunsch für eine solche informative Musikzeitschrift.<br />

Einfach nur klasse und danke dafür<br />

Reiner Debernitz, Regensburg<br />

<strong>GoodTimes</strong> – The Byrds<br />

Lieber Herr Gün<strong>the</strong>r,<br />

alle Hochachtung zum ersten Teil der Byrds-S<strong>to</strong>ry. Auf den zweiten Teil bin<br />

ich schon sehr gespannt! Seit den sechziger Jahren befasse ich mich mit<br />

der Musik der Byrds und ihren zahlreichen Ablegern. Das Thema ist äußerst<br />

komplex und sicherlich schwer aufzubereiten. Dies haben Sie aber meines<br />

Erachtens sehr gut gelöst, zumal Sie sicherlich nur ein gewisses Platzvolumen<br />

zur Verfügung hatten. Dafür haben Sie es geschafft, alle wichtigen<br />

Dinge zumindest in Kurzform anzusprechen. Ein runder Überblick über die<br />

Schaffensphase ist deshalb auf alle Fälle garantiert.<br />

Eins möchte ich allerdings noch zu Gene Clark anmerken: Die CD UNDER<br />

THE SILVERY MOON auf dem Delta-Label war ursprünglich als Doppel-CD<br />

mit 29 Titeln angedacht, wurde aber aus urheberrechtlichen Gründen auf 14<br />

Titel und somit eine CD gekürzt. Dennoch gelangten einige Exemplare der<br />

schon gepressten Doppel-CD auf den Schwarzmarkt. Eine davon konnte<br />

ich ergattern!<br />

MfG, Manfred Paul, Emden<br />

Hallo zusammen,<br />

gratuliere für euren gut recherchierten Artikel über den langen Flug der<br />

Wundervögel aus Kalifornien. Die Band um Roger (Jim) McGuinn, David<br />

Crosby, Gene Clark, Chris Hillmann, Gram Parsons und Clarence J. White<br />

ist ein wenig in Vergessenheit geraten, obwohl sie einen maßgeblichen musikalischen<br />

Einfluss bis in die heutige Zeit hat und einzigartig die Dylan-<br />

Songs verrockt hat.<br />

Neben vielen guten Alben halte ich aber auch 5 D mit den Klassikern "Eight<br />

Miles High", "Mr. Spaceman" und einer rockigen (von David Crosby gesungenen)<br />

Version von "Hey Joe" JOE für empfehlenswert, auch wenn die<br />

bluesigere spätere Aufnahme von Jimi Hendrix natürlich bekannter ist.<br />

Ebenso halte ich THE NOTORIOS BYRD BROTHERS für ein durchaus gelungenes<br />

Konzeptalbum, auf dem teilweise Jim Gordon an der Schießbude<br />

saß, der drei Jahre später mit Eric Clap<strong>to</strong>n "Layla" schrieb und dort das<br />

Klavier spielte.<br />

Die CD NEVER BEFORE enthält eine Stereoversion von "Mr. Tambourine<br />

Man" mit mittig abgemischtem, im Vordergrund stehenden Schlagzeug, die<br />

sich deutlich von dem späteren Stereomix (hier hört man das E-Piano von<br />

Leon Russel sehr gut heraus) unterscheidet. Leider konnte Columbia bis<br />

heute keine anständige Stereoversion von TURN! TURN! TURN! abliefern<br />

– schade.<br />

In der nächsten Ausgabe werdet ihr sicherlich neben Chris Hillman und<br />

Michael Clarke auch Interessantes zu Gram Parsons, John York, Clarence<br />

J. White, Gene Parsons und Skip Battin bringen. Hierzu empfehle ich die<br />

nicht au<strong>to</strong>risierte Doppel UNDER REVIEW.<br />

Macht weiter so – eure Fangemeinde nimmt ständig zu.<br />

Beste Grüße aus Aschaffenburg, Chris<strong>to</strong>ph Dannemann<br />

<strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong> ■ Seite 113


Fo<strong>to</strong>: © John B. Henderson<br />

... zuguterletzt Impressum<br />

CHRIS FARLOWE SPACE DEBRIS WALTER TROUT<br />

Erst Bremen,<br />

bald Colosseum<br />

Vier Songs = Hilfe! Hilfe!<br />

ein Album Hilfe!<br />

Er war, ist und bleibt ein „Steher"; einer,<br />

der – kurios genug – läuft und läuft<br />

und läuft. Und singt und singt und singt.<br />

Der Londoner Sänger, inzwischen 73 Jahre<br />

jung, wird nicht müde zu be<strong>to</strong>nen: „Alles<br />

in identischer Tonart wie damals!" So wird<br />

es auch sein, wenn er im Herbst mit einer<br />

Band erneut auf Tournee geht, der er<br />

seine unverwechselbare Stimme vor rund<br />

vier Jahrzehnten aufgedrückt hat: Colosseum,<br />

eine der Legenden des Progressive<br />

Rock. Trotz der Trennung 1971 hat dieses<br />

Sextett Chris Farlowe nie losgelassen – obwohl<br />

er parallel auf anderen, auch eigenen<br />

Gleisen fuhr.<br />

Der Jazz ließ ihn dabei ebensowenig los<br />

wie der Blues, mit dem er in den Frühsechzigern<br />

mit den Thunderbirds begonnen<br />

hatte. Seiner Mutter widmete er das Album<br />

AS TIME GOES BY. Der R&B prägte<br />

seine Gigs, wovon sich jeder in Form der<br />

aktuellen Live-Ausgrabung BURSTING<br />

OVER BREMEN (1985) überzeugen kann:<br />

Nie klangen "S<strong>to</strong>rmy Monday Blues" oder<br />

"The Thrill Is Gone"<br />

besser! Bei unzähligen<br />

Auftritten mit<br />

der Hamburg Blues<br />

Band veredelte<br />

Farlowe die Musik<br />

Amerikas nachhaltig<br />

und ohne Stimmverlust. Der Mann, der<br />

1966 mit dem Top-Hit "Out Of Time" ins<br />

Popmetier eintauchte, pflegt auch diese<br />

Schiene: Aktuell <strong>to</strong>urt er mit Brian Poole &<br />

The Tremeloes, Chris Montez und Wayne<br />

Fontana durch britische Konzertsäle.<br />

Und nun schließt sich einmal mehr ein<br />

Kreis: „Für den Herbst steht eine weitere<br />

Colosseum-Tournee durch Europa an",<br />

bestätigt Hamburg-Blues-Band-Chef und<br />

Konzertagent Gert Lange: „Saxofonistin<br />

Barbara Thompson geht es gut – sie<br />

will unbedingt wieder auf die Straße. Und<br />

die Band hat bereits fünf Titel im Studio<br />

komplettiert, ein weiterer soll folgen. Wer<br />

die Musik von Colosseum kennt, der weiß,<br />

dass ein halbes Dutzend Nummern bereits<br />

mehr als ein ganzes Album ergeben!"<br />

An Shouter Farlowe wird's nicht scheitern,<br />

dass auch der Colosseum-Neustart<br />

zum Treffer gerät. Lapidare Feststellung:<br />

„Rausgehen und singen bleibt reinstes<br />

Vergnügen für mich."<br />

utw<br />

© Pressefo<strong>to</strong><br />

Mit ihrem neuen Album PHONOMORPHO-<br />

SIS haben Space Debris ihr Klangbild auf<br />

Breitleinwand vergrößert. Ungezwungen,<br />

abenteuerlustig und improvisierend bereichern<br />

sie die zeitgenössische Krautrockszene.<br />

Drummer Christian Jäger<br />

sprach mit Alan Tepper.<br />

Vier Songs, alle um<br />

die 20 Minuten – harte<br />

Arbeit?<br />

Wir bekamen die Anfrage,<br />

für die aktuell bei<br />

Sireena Records erschienene Compilation<br />

SON OF KRAUT einen Track beizusteuern,<br />

und konnten im Studio eines Freundes<br />

aufnehmen. Die Session lief so gut, dass<br />

wir insgesamt drei lange Tracks an einem<br />

Nachmittag einspielten. Der Tontechniker<br />

war verblüfft, denn so etwas hatte er zuvor<br />

noch nie erlebt. Aber wenn Improvisationen<br />

laufen, können schon erstaunliche<br />

Resultate dabei herauskommen. Der vierte<br />

Track stammt aus einer früheren Session.<br />

Die Musik klingt sehr offen und zugleich<br />

erdig ...<br />

Wir benutzen überwiegend alte Instrumente<br />

und halten uns mit Effekten zurück. Beim<br />

„Würzen" kommt es immer auf die richtige<br />

Dosierung an – dann schmeckt’s auch.<br />

Das Album erscheint als CD und Doppel-<br />

LP?<br />

Ja, Rudi Vogel, der den Internet-Shop<br />

Green Brain betreibt, ist ein Fan der Band.<br />

Er sicherte uns alle nötigen Freiheiten zu<br />

und unterstützt uns optimal.<br />

PHONOMORPHOSIS besticht durch ideenreiche<br />

Instrumentalbeiträge, die Dynamik,<br />

und es hat auch ein attraktives Cover ...<br />

Das Cover, eine Zusammenstellung aus<br />

mehreren Bildern, stammt von meiner<br />

Frau. Als „Magic Petra" singt sie auch auf<br />

einem Stück. Die optische Collage entwickelte<br />

sich aus dem Moment heraus und<br />

passt ideal zum Ansatz der Platte.<br />

Werdet ihr auch <strong>to</strong>uren?<br />

In diesem Jahr spielen wir noch einige<br />

Konzerte. Wir sind keine Tourband im<br />

klassischen Sinn und setzen uns nicht unter<br />

Druck. Wenn sich ein angenehmer Gig<br />

anbietet, machen wir den. Mir ist es aber<br />

sehr wichtig, auf ein Publikum zu treffen,<br />

das wirklich zuhört und mit uns die Musik<br />

spürt.<br />

at<br />

Die nächste <strong>GoodTimes</strong>-Ausgabe erhalten Sie ab dem 18. Juli 2014.<br />

Fo<strong>to</strong>: © <strong>Jeff</strong> Katz<br />

Danke für eure Mail, Anteilnahme und<br />

„ Unterstützung." Die Mail von Marie<br />

Trout kam postwendend, nachdem die<br />

Good Times-Redaktion der Ehefrau und<br />

Managerin von Walter Trout, aber natürlich<br />

auch ihrem Mann viel Kraft und<br />

vor allem Glück gewünscht hatte. Es geht<br />

um Leben und Tod! Der Musiker braucht<br />

dringend eine Spenderleber, um überleben<br />

zu können. Und er braucht Geld für<br />

die teure Behandlung nach dem Leberversagen<br />

– wie so viele Kollegen hat er keine<br />

Krankenversicherung.<br />

Natürlich kann man darüber streiten:<br />

War es richtig, dass die Trouts und ihre<br />

Freunde das Leiden des früheren Mayallund<br />

Hooker-Musikers und Ex-Canned-<br />

Heat-Mitglieds so in die Öffentlichkeit<br />

tragen? Aber wie sonst wäre es möglich<br />

gewesen, dringend nötige Hilfe zu initiieren?<br />

Die Hilfsbereitschaft jedenfalls ist<br />

gigantisch – aber auch nachzuvollziehen,<br />

wenn man das Fo<strong>to</strong> des unfassbar abgemagerten<br />

63-Jährigen gesehen hat: eines<br />

Mannes, dessen kräftige Statur noch im<br />

vergangenen Jahr auf seiner Deutschland-<br />

Tour präsent war.<br />

Bei Redaktionsschluss waren knapp<br />

217.000 Dollar auf dem Spendenkon<strong>to</strong><br />

eingegangen, das für Trout eingerichtet<br />

wurde; dringend benötigtes Geld, um die<br />

Untersuchungen und den Krankenhaus-<br />

Aufenthalt in Nebraska bezahlen zu können.<br />

Und viele Kollegen bekundeten nicht<br />

nur verbale Betroffenheit über das Schicksal<br />

des Blues-Rockers, sondern sie handelten:<br />

Überall wurden umgehend Benefizkonzerte<br />

organisiert – die Royal Sou<strong>the</strong>rn<br />

Bro<strong>the</strong>rhood, Danny Bryant, Roger Chapman,<br />

Bernie Marsden, Otis Grand, Walters<br />

Sohn Jon, Ian Parker, Mitch Laddie spielten,<br />

um Geld aufzutreiben. Andere appellierten<br />

über die sozialen Netzwerke und<br />

ihre Internetseiten, für Trout zu spenden.<br />

„Es ermutigt und gibt Kraft, diese Welle<br />

der Hilfsbereitschaft zu erleben“, zeigt<br />

sich Marie Trout gerührt.<br />

Walter Trout hatte Menschen, speziell seine<br />

Fans, vor und nach seinen Konzerten<br />

stets an sich herangelassen, ließ nie den<br />

Star heraushängen. Sie danken es ihm nun<br />

auf diese Weise, sie hoffen, beten, drücken<br />

ihm die Daumen. Natürlich auch die<br />

<strong>GoodTimes</strong>-Redaktion.<br />

pro<br />

Anschrift:<br />

NikMa Verlag<br />

Fabian Leibfried<br />

Eberdinger Straße 37<br />

71665 Vaihingen/Enz<br />

Tel.: 07042/37660-160<br />

Fax: 07042/37660-188<br />

E-Mail: goodtimes@nikma.de<br />

www.goodtimes-magazin.de<br />

www.facebook.com/goodtimesmagazin<br />

Herausgeber und Chefredakteur:<br />

Fabian Leibfried (fl)<br />

Mitarbeiter: Jens-Uwe Berndt (jub), Marc<br />

Bloemeke (mb), Rüdiger Bloemeke (rb), Lothar<br />

Brandt (lbr), Paul Breit bach, Mathias Buck,<br />

Heinz Dietz, Michael Fuchs-Gamböck (mfg),<br />

Hans-Jürgen Gün<strong>the</strong>r (hjg), Ralf Gün<strong>the</strong>r (rg),<br />

Hartmut Hennig (hhe, Fo<strong>to</strong>s), Christian Hentschel<br />

(che), Tino Krauter (tk), Frank Küster (fk), Willi<br />

Kuper (wk, Fo<strong>to</strong>s), Andrea Leibfried (al, Fo<strong>to</strong>s),<br />

Niklas Leibfried, Bernd Ma<strong>the</strong>ja (bm), Annegret<br />

Muskala, Alexander Neumann (an), Helmut<br />

Ölschlegel (ös, Fo<strong>to</strong>s), Sven Rachner (sr), Martin<br />

Reichold (mr), Michele Robus tino (mro, Fo<strong>to</strong>s),<br />

Markus Roosen, Philipp Roser (pro), Oliver Schuh<br />

(os), Frank Schuster (frs), Ulrich Schwartz (us),<br />

Peter Seeger (p), Claudia Seeger-Wedeleit (csw),<br />

Michael Seiz (ms), Alan Tepper (at), Uli Twelker<br />

(utw), Thomas Wachter<br />

Abonnements, Shop:<br />

Andrea Leibfried<br />

Grafische Gestaltung:<br />

Kathleen Müller, grafi k@nikma.de<br />

Andrea Zagmester, kult@nikma.de<br />

England-Korrespondentin: Brigitte <strong>Jeff</strong>s (bj)<br />

Amerika-Korrespondent: Eric Drolette (ed)<br />

Anzeigenverkauf:<br />

Petra Czerny, anzeigen@nikma.de<br />

Tel.: 07042/37660-165<br />

Vertrieb: IPS Pressevertrieb GmbH,<br />

Postfach 1211, 53334 Meckenheim,<br />

Tel.: 02225/88 01-0<br />

Druckerei: Dierichs Druck + Media GmbH &<br />

Co. KG, Frankfurter Str. 168, 34121 Kassel<br />

Erscheinungsweise: 6 x jährlich<br />

Abonnement:<br />

Für 6 Ausgaben im Kalenderjahr<br />

Inland: € 36,00<br />

Europa: € 40,00<br />

Overseas: € 50,00 (Alle Preise inkl. 7% MwSt.)<br />

Copypreis:<br />

Einzelheft: € 6,50 (Preis inkl. 7% MwSt.)<br />

Anzeigen:<br />

Für gewerbliche Anzeigen bitte<br />

Preisliste Nr. 17 (inkl. Mediadaten) anfordern.<br />

Kleinanzeigen:<br />

Zeilenpreise für Gewerbliche und Verkaufsanzeigen<br />

€ 1,20; Zeilenpreise für Privatanzeigen<br />

(Kauf & Tausch) € 0,60 (jeweils inkl.<br />

19% MwSt.) Für Kleinanzeigenbestellungen<br />

beachten Sie bitte die Hinweise auf dem<br />

Bestellschein im Heft.<br />

Anzeigenbuchungsschluss:<br />

Heft Nr. 4/2014 = 27.06.2014<br />

Heft Nr. 5/2014 = 29.08.2014<br />

Heft Nr. 6/2014 = 30.10.2014<br />

Kon<strong>to</strong>verbindung:<br />

NikMa Verlag<br />

Kreissparkasse Ludwigsburg<br />

Kon<strong>to</strong>: 108 294<br />

BLZ: 604 500 50<br />

IBAN: DE38 6045 0050 0000 1082 94<br />

BIC: SOLADES1LBG<br />

Titelfo<strong>to</strong>:<br />

<strong>Jeff</strong> <strong>Beck</strong>: © Jim Summaria<br />

Smokie: © Zill/Bildarchiv Hallhuber<br />

<strong>GoodTimes</strong> ist auf umweltfreundlichem, chlorfrei<br />

gebleichtem Papier gedruckt! Weiterverwendung<br />

aller in <strong>GoodTimes</strong> erschienenen Artikel, Interviews,<br />

Discographien, Fo<strong>to</strong>s, Rezensionen etc. nur mit der<br />

Zustimmung des Herausgebers gestattet.<br />

Gerichtsstand: Stuttgart<br />

Seite 114 ■ <strong>GoodTimes</strong> 3/2014 ■ <strong>Music</strong> <strong>from</strong> <strong>the</strong> <strong>60s</strong> <strong>to</strong> <strong>the</strong> <strong>80s</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!