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Ubuntu User Foto-Finish - Schicke Fotos mit Ubuntu (Vorschau)

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04/2012<br />

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die Welt von <strong>Ubuntu</strong> entdecken<br />

FOTO-FINISH<br />

<strong>Schicke</strong> <strong>Foto</strong>s <strong>mit</strong> UbuntU<br />

● Tricksen <strong>mit</strong> Gimp 2.8<br />

● Geotagging <strong>mit</strong> freien Tools<br />

● Fünf RAW-Konverter im Test<br />

Die Eigene App!<br />

Ein Leser zeigt, wie es geht.<br />

Eigenes <strong>Ubuntu</strong> remastern<br />

Übersicht: Desktop Publishing<br />

Daten retten <strong>mit</strong> PhotoRec<br />

Radio machen <strong>mit</strong> Airtime<br />

Weitere Themen:<br />

• 3-D-Objekte <strong>mit</strong> Draw<br />

• Test: Accessibility<br />

in <strong>Ubuntu</strong> 12.04<br />

• Tools: Wipe & Shred<br />

• Rechnen <strong>mit</strong> der Bash<br />

• Profi-Cloud dank OpenStack<br />

• Extrateil im Heft für Einsteiger<br />

• Tipps & Tricks<br />

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nicht länger beziehen, kann ich die Bestellung jederzeit und fristlos kündigen. Geld für bereits<br />

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haben, hilft Ihnen unser Abo-Service gerne weiter (089-20959127).<br />

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(Vorsitz), Vorstand: Brian Osborn, Hermann Plank, Handelsregister: HRB 129161 München<br />

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Editorial<br />

Service<br />

Die Gnome-<br />

Vandalen<br />

Ich hatte noch nie ein ernsthaftes Problem <strong>mit</strong> Gnome, das ich seit Version 1.0<br />

verwende. Als Linux-Gründer Linus Torvalds die Entwickler 2005 als „Interface-<br />

Nazis“ beschimpfte, wusste ich zwar, was Torvalds meinte, konnte über seine<br />

Ausfälle nur <strong>mit</strong> den Schultern zucken.<br />

Am Ende stellte sich heraus, dass der ganze Flame War ohnehin zum Teil auf<br />

einem Irrtum basierte. Jörg Luther, Chefredakteur des Linux<strong>User</strong>, schrieb damals<br />

[1]: „[?] Wie das bei den meisten Flame Wars der Fall ist, hat [er] sich […]<br />

offensichtlich aus einem Missverständnis heraus entwickelt: Wie etliche Folge-<br />

Postings […] zeigen, resultiert [das vermisste Feature] […] aus mangelnder Manpower<br />

für die Implementierung.“<br />

Kristian Kißling,<br />

Chefredakteur<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> Online<br />

Fragen, Kritik, Anregungen an:<br />

redaktion@ubuntu-user.de<br />

Neuigkeiten und Artikel aus dem<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong>:<br />

http:// ubuntu‐user. de/<br />

Folgen Sie uns auf Twitter,<br />

Identi.ca, Facebook und Co.:<br />

* http:// twitter. com/ ubuntu_<br />

user_de<br />

* http:// identi. ca/ ubuntuuserde<br />

* http:// www. facebook. com/​<br />

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104445680837136693941/​<br />

posts<br />

* https:// joindiaspora. com/<br />

u/ ubuntu_user_germany<br />

Info<br />

[1] [http:// bit. ly/ MWRBJx]<br />

[2] [http:// bit. ly/ NjyPtf]<br />

[3] [http:// bit. ly/ LFGWU2]<br />

[4] [http:// bit. ly/ Mguk5D]<br />

[5] [http:// bit. ly/ NjyZRx]<br />

[6] [http:// bit. ly/ NeKx70]<br />

[7] [http:// bit. ly/ NgOGtl]<br />

[8] [http:// bit. ly/ PNz1Fv]<br />

Heute haben wir 2012, und wieder geraten Torvalds und die Gnome-Entwickler<br />

aneinander. In einem Google+-Eintrag schrieb der Kernel-Papa: „Ich habe mich<br />

damals aufgeregt, als die Gnome-Entwickler es für ‚zu kompliziert‘ hielten, den<br />

Anwender seine Maustasten umbelegen zu lassen. Für Gnome 3 haben die Entwickler<br />

offenbar beschlossen, dass es auch ‚zu kompliziert‘ sei, echte Arbeit <strong>mit</strong><br />

dem Desktop zu erledigen.“ Diesmal hat der Mann recht, und ich habe Beweise.<br />

Beweisstück A: das Tool für Bildschirmfotos. Das zeigt Ihnen beim Speichern<br />

nicht mehr den Ordner, in dem Sie Ihr letztes Bildschirmfoto abgelegt haben,<br />

sondern stets denselben Standardordner – und das nach jedem neuen Screenshot<br />

wieder! Das ist kein Bug: Einige Gnome-Entwickler halten das ernsthaft für<br />

die beste Lösung. Zitat [2]: „Ich mag das neue Verhalten. Das Screenshot-Tool<br />

minimal zu halten, fühlt sich richtig an.“<br />

Beweisstück B: die Split-Ansicht in Nautilus. Drücken Sie [F3], teilt sich das<br />

Fenster des Dateimanagers, und Sie schieben Dateien bequem zwischen zwei<br />

Verzeichnissen hin und her. Der andere Ordner darf auch ein entfernter FTP- oder<br />

SSH-Ordner sein. Es gibt viele [3] Fans [4] des [5] Features [6], doch die ignoriert<br />

man im Löschwahn ebenso wie den Entwickler selbst [7].<br />

„Sind die alle verrückt geworden?“, fragt man sich. Zum Glück nicht alle: Nachdem<br />

einige Gnome-Entwickler munter weiter Features entfernten, meldete sich<br />

Federico Mena Quintero, der Gründer von Gnome, auf der Mailingliste zu Wort<br />

[8] und erklärte: „Entschuldigt, wenn ich so offen bin, aber intakte Features zu<br />

entfernen, ohne wirklich zu erklären, warum diese schlecht sind, ist schlicht<br />

Vandalismus.“ Besser könnte ich es auch nicht ausdrücken. Hoffentlich klickt im<br />

Gnome-Projekt bald jemand auf den Zurück-Button – bevor der auch weg ist.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

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3


Service<br />

Inhalt<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> 04/2012<br />

UBUNTU<br />

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80<br />

Zurück von den Toten: Löschen Sie<br />

aus Versehen Dateien, ist das sehr<br />

ärgerlich, aber nicht das Ende. PhotoRec kann<br />

gelöschte Dateien wiederbeleben.<br />

Service<br />

Aktuelles<br />

Schwerpunkt<br />

3 Editorial<br />

Die Gnome-Vandalen<br />

34 DVD-Inhalt<br />

Sieben <strong>Ubuntu</strong>-Varianten<br />

auf einer Doppel-DVD<br />

97 <strong>Vorschau</strong><br />

Diese Artikel finden Sie<br />

im <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> 01/2013<br />

98 Impressum<br />

6 News<br />

Dells XPS 13 <strong>mit</strong> <strong>Ubuntu</strong>,<br />

Neues von <strong>Ubuntu</strong> TV,<br />

Canonicals Pläne für Secure<br />

Boot, KMU-Server<br />

<strong>mit</strong> <strong>Ubuntu</strong>-Basis, Unity 4<br />

läuft auf Linux<br />

9 Bücher<br />

Rezensionen zu Python<br />

und Gimp 2.8<br />

10 <strong>Ubuntu</strong> App<br />

<strong>Ubuntu</strong>-<strong>User</strong>-Leser Marian<br />

Lux erklärt, <strong>mit</strong> welchen<br />

Tools er seine App „Create<br />

Launcher“ erstellt und ins<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Software-Center<br />

gebracht hat.<br />

11 Verlosung<br />

Wir verlosen einen Minirechner<br />

von Shuttle.<br />

29 Intro<br />

Wir zeigen, was Sie im<br />

Schwerpunkt erwartet,<br />

und stellen die einzelnen<br />

Themen vor.<br />

30 Geotagging<br />

So ordnen Sie Ihre <strong>Foto</strong>s<br />

<strong>mit</strong> Hilfe von Open-<br />

Source-Tools nachträglich<br />

geografisch ein.<br />

Erste Schritte – der Guide für Einsteiger<br />

12 Installation – Schritt für Schritt<br />

Anhand von <strong>Ubuntu</strong> 12.04, Kubuntu<br />

12.04 und Linux Mint 13 erklären wir die<br />

Installation von <strong>Ubuntu</strong>-Distributionen.<br />

17 Aktualisierungen aus dem Netz<br />

Die Sicherheit eines Systems hängt<br />

maßgeblich an den Sicherheitsupdates.<br />

Wir erklären, wie Sie online gehen und<br />

Ihr System aktualisieren.<br />

20 Software verwalten<br />

Wir zeigen, woher Sie unter <strong>Ubuntu</strong>,<br />

Kubuntu und Linux Mint neue Software<br />

beziehen, und erklären, was PPAs sind.<br />

25 Multimediadesktop<br />

Filme und Musik lassen sich unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> ohne Probleme abspielen.<br />

Mitunter müsen Sie dafür aber spezielle<br />

Codecs aus externen Paketquellen<br />

installieren. Wie das geht, erklärt der<br />

Artikel, und er zeigt auch, wie Sie an<br />

die VoIP-Software Skype 4.0, den Flash<br />

Player von Adobe und den beliebten<br />

Erdbetrachter Google Earth kommen.<br />

4 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

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Inhalt<br />

Service<br />

12<br />

Der Installer von <strong>Ubuntu</strong> ist dem Windows-<br />

Pendant in Sachen Übersichtlichkeit und Komfort<br />

um einiges voraus. Unser Artikel hilft Ihnen, <strong>Ubuntu</strong><br />

und seine Derivate sicher auf die Festplatte zu bringen.<br />

Heft-DVD:<br />

Multiboot-<strong>Ubuntu</strong> –<br />

Sieben <strong>Ubuntu</strong>-Versionen<br />

Office<br />

Admin<br />

Programmieren<br />

36 Gimp 2.8<br />

Das neue Gimp bringt allerhand<br />

Änderungen <strong>mit</strong>.<br />

Wir stellen sie vor.<br />

54 3-D-Objekte <strong>mit</strong> Draw<br />

3-D-Objekte und ClipArt<br />

basteln <strong>mit</strong> Draw<br />

79 Shortcuts<br />

Die wichtigsten Parameter<br />

für die Löschwerkzeuge<br />

„shred“ und „wipe“<br />

86 Bash-Workshop: Teil 5<br />

Teil 5 der Reihe zeigt, wie<br />

Sie <strong>mit</strong> der Bash einfache<br />

Rechenaufgaben lösen.<br />

39 Titelthema: Gimp-Tricks<br />

So verwandeln Sie Ihre<br />

<strong>Foto</strong>s <strong>mit</strong> Hilfe von Gimp<br />

in echte Hingucker.<br />

Software<br />

58 Desktop Publishing<br />

Die DTP-Lösungen<br />

Scribus, PageStream<br />

und VivaDesigner im<br />

Vergleich<br />

80 PhotoRec<br />

Gelöschte Dateien<br />

lassen sich <strong>mit</strong> Hilfe des<br />

Kommandozeilentools<br />

PhotoRec einfach<br />

wiederherstellen.<br />

68 Customizer im Test<br />

44 RAW-Konverter<br />

Wir vergleichen fünf Konverter<br />

für <strong>Foto</strong>s im RAW-<br />

Format <strong>mit</strong>einander.<br />

Desktop<br />

50 Accessibility<br />

Wir testen die Barrierefreiheit<br />

von <strong>Ubuntu</strong> 12.04.<br />

<strong>Ubuntu</strong> remastern <strong>mit</strong><br />

UCK, Customizer,<br />

Remastersys und Co.<br />

74 Airtime<br />

Eigenen Radiosender<br />

starten <strong>mit</strong> Airtime<br />

Wissen<br />

82 OpenStack<br />

Mit seiner OpenStack-<br />

Integration mischt <strong>Ubuntu</strong><br />

die Cloud auf. Wir<br />

erklären das Framework.<br />

Tipps & Tricks<br />

92 Tipps & Tricks<br />

Mit diesen Tricks integrieren<br />

Sie Skype 4.0<br />

in den Unity-Desktop,<br />

zeigen Flash-Cookies<br />

den Finger und stellen<br />

nervige Apport-Meldungen<br />

einfach ab.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

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5


Aktuelles<br />

<strong>Ubuntu</strong>-News<br />

Dell XPS 13 Ultrabook, <strong>Ubuntu</strong> TV, Unity 4 für Spieler, Zentyal, Secure Boot<br />

Newbuntu<br />

Dell startet Betaphase für <strong>Ubuntu</strong>-Ultrabook<br />

1 Dell startet ein Experiment<br />

und will sein<br />

Ultrabook <strong>mit</strong> einem<br />

vorinstallierten <strong>Ubuntu</strong><br />

12.04 ausliefern.<br />

Dell hat im Rahmen des<br />

„Project Sputnik“ <strong>mit</strong> der<br />

Betaphase für sein geplantes<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Ultrabook begonnen.<br />

Die Firma will das XPS-13-<br />

Ultrabook (Abbildung 1) <strong>mit</strong><br />

einem vorinstallierten <strong>Ubuntu</strong> 12.04<br />

verkaufen und hört sich nun bei den<br />

Benutzern nach deren Wünschen um.<br />

Zwar hat Dell auch eine Webseite für<br />

das Projekt eingerichtet [1], liefert seine<br />

Geräte aber zurzeit noch <strong>mit</strong> vorinstalliertem<br />

Windows aus. Über die Webseite lässt<br />

sich aber ein angepasstes <strong>Ubuntu</strong>-Image von<br />

Dell herunterladen [2].<br />

Zeitgleich ruft Dells Marketing-Mitarbeiter Barton<br />

George in seinem Blog [3] dazu auf, ein „Sputnik<br />

Beta Cosmonaut“ zu werden. Die Teilnehmer<br />

würden dann eine vergünstigte Variante<br />

des Laptops erhalten und sollen im Gegenzug<br />

<strong>Ubuntu</strong> 12.04 testen und ihre Erfahrungen an Dell<br />

weitergeben. Konkrete Preise für den fertigen<br />

und vergünstigten Laptop haben wir nicht gefunden;<br />

erste Erfahrungen stehen im Forum auf<br />

der Webseite [4]. Angeblich bootet der Laptop<br />

dermaßen schnell, dass es schwierig sei, ins<br />

BIOS zu gelangen. Einer der Hauptkritikpunkte<br />

bestand im schlechten Support für das Touchpad,<br />

das sich nicht abschalten ließ und keine<br />

Multitouch-Gesten erkannte. Mittlerweile soll es<br />

einen Open-Source-Treiber von Canonical geben,<br />

der die Probleme behebt.<br />

Mit dem Gerät richtet sich Dell vor allem an<br />

Entwickler, dementsprechend soll es populäre<br />

Entwicklungsumgebungen <strong>mit</strong>bringen und es<br />

den Codern möglichst einfach machen, auf die<br />

üblichen Programmierwerkzeuge ihrer Lieblingssprache<br />

zuzugreifen. Aktuell installiert Dell auf<br />

dem <strong>Ubuntu</strong>-Image neben den beliebten Texteditoren<br />

Emacs und Vim unter anderem Juju,<br />

Chef, Puppet, Bazaar, Git und Meld. Das ist nur<br />

eine Auswahl; zahlreiche weitere Anwendungen<br />

und IDEs lassen sich über das Software-Center<br />

nachinstallieren. Wann das Gerät offiziell in den<br />

Handel kommt, ist noch offen.<br />

Updates zu <strong>Ubuntu</strong> TV<br />

In letzter Zeit ist es äußerlich recht ruhig geworden<br />

um das <strong>Ubuntu</strong>-TV-Projekt: Zumindest<br />

gibt es seit 2011 keinen neuen Codebeiträge im<br />

offiziellen Repository [5]. Offenbar basteln die<br />

Canonical-Entwickler jedoch intern daran und<br />

verhandeln zugleich <strong>mit</strong> den Hardwareanbietern<br />

über die Voraussetzungen, die so ein System<br />

<strong>mit</strong>bringen muss. Einige Änderungen – auch an<br />

Unity – stecken angeblich in den privaten Code-<br />

Repositorys der <strong>Ubuntu</strong>-TV-Entwickler.<br />

Letztere wollen nun etwas mehr Transparenz<br />

in den Prozess bringen und in einem Blog über<br />

die Updates schreiben [6], sodass auch Außenstehende<br />

mehr über das Projekt erfahren. Hier<br />

soll es wöchentliche Updates geben. Im ersten<br />

Beitrag berichten die Entwickler u. a., dass<br />

sie zurzeit an der Portierung von Unity 2-D auf<br />

Unity 3-D arbeiten, wobei anstelle von Qt nun<br />

die Grafikbibliothek Nux zum Einsatz kommt.<br />

Hintergrund: <strong>Ubuntu</strong> 12.10 wird eventuell keine<br />

Unity-2-D-Oberfläche mehr anbieten.<br />

Laut Blog gibt es nun zudem einen Einfenster-<br />

Modus für Unity (Stand-alone-Modus). Daneben<br />

will man Plug-ins von Gnomes Grilo-Framework<br />

einsetzen, um Metadaten zu den gezeigten<br />

Inhalten aus dem Internet zu holen; für deren<br />

Entwicklung sucht das Projekt noch Helfer. Nicht<br />

zuletzt wurde Unity so angepasst, dass weder<br />

die Launcher noch die Filter Statusveränderungen<br />

der Anwendungen verfolgen. Interessieren<br />

Sie sich also für die Entwicklung von <strong>Ubuntu</strong> TV,<br />

sollten Sie das Blog im Auge behalten.<br />

6 UBUNTU<br />

04/2012<br />

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<strong>Ubuntu</strong>-News<br />

Aktuelles<br />

Canonical unterstützt KMU-Server<br />

KMU (kleinere und <strong>mit</strong>tlere Unternehmen)<br />

benötigen zwar eine eigene IT-<br />

Infrastruktur, können aber <strong>mit</strong> den gigantischen<br />

Systemen der großen Konzerne<br />

wenig anfangen – geschweige denn,<br />

diese finanzieren. Die spanische Firma<br />

Zentyal [7] bietet bereits seit Längerem<br />

einen <strong>Ubuntu</strong>-basierten Server für KMU<br />

an, der etliche nützliche Dienste an Bord<br />

hat. Ihr Produkt, das früher Ebox hieß,<br />

hört heute auf den Namen Zentyal (wie<br />

die Firma selbst) und bietet eine praktische<br />

Weboberfläche an, um die Dienste<br />

bequem und zentral zu verwalten.<br />

Da Canonical bisher kein vergleichbares<br />

Produkt anbietet, unterstützt die Firma<br />

Zentyal nun offiziell <strong>mit</strong> Support. Laut<br />

Zentyals CEO Ignacio Correas existieren<br />

bisher keine KMU-Produkte <strong>mit</strong> diesem<br />

Grad an Support. Auch Canonical betritt<br />

Neuland: Die Firma unterstütze zum ersten<br />

Mal eine <strong>Ubuntu</strong>-basierte Lösung,<br />

die nicht von Canonical selbst komme,<br />

heißt es in einer Ankündigung.<br />

Schleichendes Sterben von Thunderbird?<br />

Die Mozilla Foundation ändert das Entwicklungsmodell des<br />

E-Mail-Programms Thunderbird. Eine letzte Version soll im<br />

November erscheinen; danach wird es von der Stiftung selbst<br />

nur noch Sicherheitsupdates geben. Neue Funktionen sollen<br />

zukünftig freiwillige Helfer beisteuern.<br />

Für diese recht drastische Maßnahme nennt Mitchell Baker,<br />

die Vorsitzende der Mozilla-Stiftung, in ihrem Blog [8] gleich<br />

mehrere Gründe. Einerseits seien die Thunderbird-Anwender<br />

<strong>mit</strong> dem bisherigen Funktionsumfang zufrieden. Andererseits<br />

hätte Mozilla keine innovativen Impulse bei der Internetkommunikation<br />

gesetzt, und es fehle eine wachsende, aktive Mitarbeiterbasis<br />

– <strong>mit</strong> Ausnahme der Übersetzer. Zudem würden<br />

häufiger Webmaildienste genutzt. Für das Thunderbird-Team<br />

stehe daher fortan nur noch die Stabilität im Vordergrund.<br />

Als Konsequenz schlägt die Mozilla Foundation ein neues Entwicklungsmodell<br />

vor [9], nach dem Mozilla nur Patches liefert.<br />

Freiwillige Helfer sollen neue Funktionen beisteuern, die Foundation<br />

finanziert ein kleines Entwicklerteam und die Infrastruktur.<br />

Im November erscheint eine letzte neue Thunderbird-<br />

Version <strong>mit</strong> Langzeitunterstützung. Danach gibt es alle sechs<br />

Wochen Sicherheitsupdates – zumindest für ein Jahr. Wie es<br />

anschließend weitergeht, steht noch nicht fest.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

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7


Aktuelles<br />

<strong>Ubuntu</strong>-News<br />

Info<br />

[1] Project Sputnik:<br />

[http:// content. dell. com/ us/​<br />

en/ enterprise/ d/ campaigns/​<br />

sputnik. aspx]<br />

[2] <strong>Ubuntu</strong>-Image von Dell:<br />

[http:// hwe. ubuntu. com/ uds‐q/​<br />

dellxps/]<br />

[3] Blog von Barton George:<br />

[http:// bartongeorge. net/ 2012/​<br />

07/ 02/ announcing‐project‐spu<br />

tnik‐beta‐program/]<br />

[4] Dell-Forum:<br />

[http:// en. community. dell. com/​<br />

techcenter/ os‐applications/ f/​<br />

4613/ t/ 19453113. aspx]<br />

[5] <strong>Ubuntu</strong>-TV auf Launchpad:<br />

[https:// launchpad. net/​<br />

ubuntutv]<br />

[6] Blog über <strong>Ubuntu</strong>-TV:<br />

[http:// www. doadjustyourset.​<br />

com/ 2012/ 07/ 09/​<br />

ubuntu‐tv‐weekly‐update/]<br />

[7] Projektwebseite Zentyal:<br />

[http:// www. zentyal. org/]<br />

[8] Blogeintrag Mitchell Baker:<br />

[http:// blog. lizardwrangler.​<br />

com/ 2012/ 07/ 06/ thunderbirdstability‐and‐community‐innovation/]<br />

[9] Neues Entwicklungsmodell<br />

für Thunderbird: [https://​<br />

wiki. mozilla. org/ Thunderbird/​<br />

Proposal:_New_Release_and_<br />

Governance_Model]<br />

[10] Unity 4 für Linux:<br />

[http:// unity3d. com/ ? linux]<br />

[11] Mark Shuttleworth über Secure<br />

Boot: [https:// lists. ubuntu.​<br />

com/ archives/ ubuntu‐devel/​<br />

2012‐June/ 035387. html]<br />

[12] Efilinux versus Grub 2:<br />

[https:// lists. ubuntu. com/​<br />

archives/ ubuntu‐devel/​<br />

2012‐June/ 035445. html]<br />

Betriebssystem<br />

Extensible Firmware Interface<br />

Firmware<br />

Hardware<br />

3 UEFI ist eine Erweiterung von<br />

EFI und sitzt zwischen dem Betriebssystem<br />

und der Firmware.<br />

Unity 4 unterstützt <strong>Ubuntu</strong><br />

Verwirrend, oder? Tatsächlich gibt es Unity<br />

nicht nur als <strong>Ubuntu</strong>-Desktop. Unter demselben<br />

Namen bringt eine Firma namens Unity<br />

Technologies eine Spiele-Engine auf den<br />

Markt, die für eine ganze Reihe von kommerziellen<br />

Spielen die Grafik erzeugt (Abbildung<br />

2). Nun haben die Unity-Macher angekündigt,<br />

dass die nächste Version der Engine<br />

auch Linux – und da<strong>mit</strong> natürlich auch <strong>Ubuntu</strong><br />

– unterstützen wird [10].<br />

<strong>Ubuntu</strong>s Secure-Boot-Strategie<br />

Spätestens ab <strong>Ubuntu</strong> 12.10 muss sich<br />

auch Canonical <strong>mit</strong> dem von Microsoft forcierten<br />

Thema „Secure Boot“ beschäftigen:<br />

Aldi hat bereits einen ersten Rechner <strong>mit</strong><br />

Secure Boot auf den Markt gebracht, andere<br />

Hersteller werden nachziehen.<br />

Der Redmonder Konzern fordert<br />

die Hersteller von Hardware für<br />

Windows 8 auf, ihre Rechner<br />

so einzurichten, dass nur Systeme<br />

starten, die einen validen<br />

Schlüssel <strong>mit</strong>bringen. Um den<br />

Schlüsselaustausch kümmert<br />

sich dabei das Unified Extensible<br />

Firmware Interface (Abbildung 3),<br />

auch als UEFI bekannt. Während<br />

bei x86-Systemen zumindest die<br />

Möglichkeit besteht, Secure Boot<br />

zu deaktivieren, soll das auf ARM-<br />

Systemen nicht möglich sein. Spielen die<br />

Hardwarehersteller nicht <strong>mit</strong>, erhalten Sie<br />

Für Spieler ist das eine gute Nachricht: Von<br />

großen Playern wie EA gibt es seit Jahren nur<br />

Lippenbekenntnisse zu Linux als Spieleplattform,<br />

während zugleich immer mehr Indie-<br />

Spiele sowie Games kleiner kommerzieller<br />

Anbieter den Weg in die Community finden.<br />

Davon profitieren auch <strong>Ubuntu</strong>-Nutzer: Das<br />

Software-Center bietet <strong>mit</strong>tlerweile eine<br />

ganze Reihe von hervorragenden Spielen aus<br />

dem klassischen Closed-Source-Umfeld an.<br />

2 Mit Unity 4 ist hier mal ausnahmsweise nicht der Desktop von <strong>Ubuntu</strong> gemeint, sondern die gleichnamige<br />

Spiele-Engine, die zukünftig auch Linux unterstützen will.<br />

nicht die „Windows Hardware Certification“,<br />

die offizielle Microsoft-Zertifizierung.<br />

Wollen also Linux-Anwender ihr Betriebssystem<br />

installieren, müssen sie zunächst<br />

Secure Boot abschalten, was den Prozess<br />

vor allem für Neueinsteiger erschwert. Daher<br />

haben sich die Distributionen Gedanken<br />

gemacht. Der aktuelle Stand: Fedora will<br />

einen im Microsoft Dev Center gekauften<br />

Schlüssel einsetzen. <strong>Ubuntu</strong> lehnt diesen<br />

Ansatz hingegen ab [11], will einen eigenen<br />

Schlüssel generieren und diesen an die<br />

Hardwarepartner verteilen. Zugleich will man<br />

Secure Boot abschaltbar machen.<br />

Als Zertifizierungsinstanz für einen eigenen<br />

Schlüssel will Canonical bisher nicht einspringen.<br />

Auf der technischen Seite steht<br />

jedoch bereits fest: Trifft <strong>Ubuntu</strong> auf einen<br />

Rechner <strong>mit</strong> aktiviertem Secure Boot, will<br />

man nicht Grub 2 einsetzen, sondern Efilinux,<br />

einen von Intel entwickelten Bootloader [12].<br />

8 UBUNTU<br />

04/2012<br />

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Zwei Bücher<br />

Aktuelles<br />

Python-Programmierung<br />

Wahnsinnsmethode<br />

Schlagen Sie das Buch „Python von Kopf bis<br />

Fuß“ von Paul Barry auf, blickt Ihnen das blanke<br />

Chaos entgegen: wildgewordene Kästen,<br />

konfuse handschriftliche Notizen, gestapelte<br />

Screenshots, Bilder <strong>mit</strong> sinnlos grinsenden<br />

Menschen. Zeigen Sie das keinem Layouter,<br />

der bekommt einen Herzinfarkt. Doch der<br />

Wahnsinn hat hier Methode, welche die Autoren<br />

am Anfang des Buches recht ausführlich erklären.<br />

Grob vereinfacht erinnern sich Menschen<br />

besser, wenn ihr Gehirn aufgrund äußerer Reize<br />

ständig Impulse erhält. Das gezeigte Durcheinander<br />

soll solche Anstöße erzeugen und die<br />

Merkfähigkeit erhöhen.<br />

So weit die Theorie. Leute, die klare Strukturen<br />

mögen, werden <strong>mit</strong> diesem Konzept wenig anfangen<br />

können; allen anderen dürfte „Python<br />

von Kopf bis Fuß“ gefallen, weil es locker an<br />

ein komplexes Thema heranführt und seine<br />

Leser <strong>mit</strong>nimmt. Vergleichen Sie das Buch <strong>mit</strong><br />

anderen Python-Publikationen, punktet es zum<br />

Glück nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich,<br />

weil es über den Tellerrand schaut.<br />

Themen wie Googles App Engine kommen im<br />

Kapitel „Größere Dimensionen“ ebenso zur<br />

Sprache wie Django, das in Python geschriebene<br />

und beliebte Web-Framework, das Seiten<br />

wie Disqus, Instagram, Mozilla und Pinterest<br />

antreibt. Ein Teil des Buches beschäftigt sich<br />

zudem <strong>mit</strong> Programmierung für Mobilgeräte<br />

(namentlich Android). Nach solchen hochaktuellen<br />

Themen suchen Sie in traditionelleren<br />

deutschsprachigen Python-Büchern oft vergeblich,<br />

was vermutlich auch an der amerikanischen<br />

Entwicklerkultur liegt.<br />

Fazit: Natürlich fehlen auch Themen im Buch<br />

von O’Reilly. Diese listet der Autor jedoch<br />

geschickt in einem eigenen Kapitel auf. Dazu<br />

gehören u. a. GUI-Programmierung, praktische<br />

Entwicklungsumgebungen für Python sowie<br />

reguläre Ausdrücke (leider). Und gut, <strong>mit</strong>unter<br />

nervt der etwas aufgesetzte Humor. Davon<br />

abgesehen möchten wir das Buch jedem (eher<br />

unstrukturierten) Python-Einsteiger empfehlen:<br />

Es macht Spaß und liegt zugleich recht nah<br />

am Alltag der (Web)Entwickler.<br />

Buchinfo<br />

Paul Barry: „Python von Kopf bis<br />

Fuß“, O’Reilly, 2011, 496 Seiten,<br />

ISBN 978-3-89721-318-0,<br />

44,90 Euro Buch<br />

39,80 Euro Onlineversion<br />

Gimp 2.8 für Einsteiger<br />

Bildschön<br />

<strong>Foto</strong>grafie und <strong>Foto</strong>bearbeitung sind bereits<br />

seit geraumer Zeit ein großes Thema bei den<br />

Buchverlagen – klar, schließlich trägt heute<br />

fast jeder eine Kamera <strong>mit</strong> sich herum. Das<br />

weiß auch der Verlag Galileo Design und<br />

schiebt gleich drei Bücher zu Gimp 2.8 auf den<br />

Buchmarkt. Das Thema passt zum Heft; daher<br />

stellen wir eines der drei Gimp-2.8-Bücher vor,<br />

das sich gezielt an Einsteiger richtet.<br />

Das Buch „Gimp 2.8 – Der praktische Einstieg“<br />

profitiert schon optisch von seinem Thema: Es<br />

zeigt viele Bilder, dazu farbige Screenshots des<br />

Programms und erklärt <strong>mit</strong> Hilfe von Zahlen<br />

und Pfeilen die verschiedenen Menüs. Auch<br />

der Text ist optisch schön gestaltet, und in der<br />

Marginalspalte tauchen immer wieder Kästen<br />

auf, die Antworten auf Detailfragen geben.<br />

Inhaltlich behandelt das workshopartige Buch<br />

all jene Themen, die man in einer Einführung<br />

erwartet: Es geht um das Freistellen von Grafiken,<br />

die Tonwertkorrektur und das Entfernen<br />

von „roten Augen“. Sie lernen, Kontraste<br />

und Helligkeit einzustellen, den Umgang <strong>mit</strong><br />

Ebenen, Retusche, Montage und vieles mehr.<br />

Es gibt auch einen Ausflug in das Gebiet der<br />

RAW-<strong>Foto</strong>grafie, und ganz am Ende widmet<br />

sich Autor Robert Klaßen den Webgrafiken und<br />

den Erweiterungen für Gimp, zu denen Skripte<br />

und Plug-ins gehören.<br />

Fazit: Das Buch ist nicht nur ansprechend<br />

gestaltet, sondern streift auch die wesentlichen<br />

Themen für Gimp-Einsteiger. Lediglich<br />

beim Farbmanagement hält sich der Autor<br />

ein wenig bedeckt, das Pantone-System wird<br />

im Buch zum Beispiel nicht erwähnt. Interessant<br />

wären auch Hinweise darauf gewesen,<br />

wie ein Workflow <strong>mit</strong> vielen <strong>Foto</strong>s aussehen<br />

könnte – womöglich liegt das aber nicht mehr<br />

im Zielgruppenfokus. Alles in allem können<br />

Sie, indem Sie die im Buch gelesenen Tipps<br />

und Tricks intelligent <strong>mit</strong>einander verbinden,<br />

faszinierende Bildeffekte erzielen, wie etwa<br />

den Tilt-Shift- oder Orton-Effekt (Referenz:<br />

Gimp-Tricks). Greifen Sie also bedenkenlos<br />

zu, wenn Sie sich für Bildbearbeitung interessieren.<br />

Obendrauf gibt es noch eine Buch-DVD<br />

<strong>mit</strong> Gimp (auch für Linux) <strong>mit</strong> ergänzenden<br />

Plug-ins und <strong>mit</strong> einigen Videolektionen.<br />

Buchinfo<br />

Robert Klaßen: „Gimp 2.8“, Galileo<br />

Design, 2012, 380 Seiten,<br />

ISBN 978-3-8362-1625-8,<br />

24,90 Euro Buch<br />

19,90 Euro Onlineversion<br />

32,40 Euro Online + Buch<br />

Referenz<br />

Gimp-Tricks: Im Artikel ab Seite<br />

39 lernen Sie einige faszinierende<br />

Gimp-Tricks kennen, deren Hintergründe<br />

Sie <strong>mit</strong> Hilfe des Buches<br />

besser verstehen.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

9


Aktuelles<br />

Apps für <strong>Ubuntu</strong><br />

Marian Lux über App-Entwicklung<br />

Appgefahren<br />

Oleksiy Mark, 123RF.com<br />

Als uns der <strong>Ubuntu</strong>-<strong>User</strong>-Leser Marian Lux von seiner Software-<br />

Center-App Create Launcher schrieb, wollten wir wissen, wie die<br />

Entwicklung im Detail verlief. Hier ist sein Bericht.<br />

Marian Lux<br />

Glossar<br />

SWT: ein Framework, um GUIs<br />

zu erstellen, die native Elemente<br />

eines Betriebssystems (Windows,<br />

Linux und Mac OS X) benutzt [6].<br />

Mit SWT funktioniert z. B. das<br />

Head-up-Display von <strong>Ubuntu</strong>.<br />

<strong>Ubuntu</strong>-<strong>User</strong>-Leser Marian Lux hat<br />

eine eigene App für das Software-<br />

Center entwickelt und erklärt, wie<br />

das im Detail lief.<br />

Info<br />

Mit der Einführung von Unity verschwand unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> die Möglichkeit, Programmstarter manuell<br />

über ein GUI zu erstellen. Also wartete ich<br />

auf eine App, die das Problem löst. Als innerhalb<br />

von mehr als einem halben Jahr nichts passierte,<br />

beschloss ich, selbst tätig zu werden. So entstand<br />

meine erste App: Create Launcher.<br />

Ich informierte mich zuerst, wie Unity Anwendungsstarter<br />

aufruft [1]. Dann experimentierte ich,<br />

indem ich bestehende Anwendungsstarter kopierte<br />

und für meine Zwecke veränderte. Das Konzept<br />

der Starter begeisterte mich. Ich bemerkte z. B.,<br />

dass die Web Games, die EA ins Software Center<br />

stellt [2], lediglich aus simplen Anwendungsstartern<br />

bestehen. Im Studiengang „Wirtschaftsingenieurwesen<br />

Informatik“ fehlte mir noch ein Praktikum;<br />

also überzeugte ich einen Betreuer an meiner<br />

Uni von dem Projekt und nahm es in Angriff.<br />

Das <strong>Ubuntu</strong> Developer Portal [3] bot wertvolle<br />

Infos zur App-Entwicklung an. Kam ich dort nicht<br />

weiter, nutzte ich die Webseite Askubuntu [4], wo<br />

ich meist innerhalb von 24 Stunden eine qualifizierte<br />

und freundliche Antwort erhielt. Blieb eine<br />

Frage unbeantwortet, suchte ich nach Designalternativen,<br />

um nicht zu viel Zeit zu verlieren.<br />

Meine App basiert auf Java, das ich zum Glück<br />

bereits programmieren konnte. Mit der Entwicklungsumgebung<br />

Eclipse und dem Plug-in Window-<br />

Builder [5], entwickelte ich eine SWT-Anwendung.<br />

Java ermöglichte mir eine saubere, objektorientierte<br />

Entwicklung und ist zudem weit verbreitet.<br />

[1] Desktop-Spezifikationen: [http:// standards. freedesktop. org/ menu‐spec/ menu‐spec‐1.​<br />

0. html]<br />

[2] EA im Software-Center: [http:// www. omgubuntu. co. uk/ 2012/ 05/ ea‐games‐arrive‐in‐the<br />

‐ubuntu‐software‐center]<br />

[3] <strong>Ubuntu</strong>s Entwicklerportal: [http:// developer. ubuntu. com/]<br />

[4] Fragen und Antworten zu <strong>Ubuntu</strong>: [http:// askubuntu. com/]<br />

[5] WindowBuilder-Modul: [http:// www. eclipse. org/ windowbuilder/]<br />

[6] SWT-Modul für Eclipse: [http:// www. eclipse. org/ swt/]<br />

[7] Lokalisierungsfragen: [https:// developers. google. com/ java‐dev‐tools/ wbpro/ features/​<br />

internationalization]<br />

[8] Entwicklungshilfe: [http:// developer. ubuntu. com/ publish/]<br />

[9] Launchpad-Ressource: [https:// code. launchpad. net/]<br />

[10] Paketierungsservice: [http:// developer. ubuntu. com/ publish/ my‐apps‐packages/]<br />

[11] App-Contest: [http:// developer. ubuntu. com/ showdown/]<br />

[12] Qreator: [https:// launchpad. net/ qreator]<br />

Da Mark Shuttleworth für das nächste <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Release ein neues Farbthema ankündigte und ich<br />

meine Anwendung optimal in <strong>Ubuntu</strong> integrieren<br />

wollte, passt die App ihre Farben dynamisch an<br />

das gewählte Farbthema an. WindowBuilder bietet<br />

zudem ein Lokalisierungs-Tool an, über das man<br />

eine Anwendung über Textdateien in beliebige<br />

Sprachen übersetzt. Meine App spricht derzeit<br />

Englisch (Standard) und Deutsch [7].<br />

Die ausführlichen Beschreibungen auf der <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Developer-Homepage [8] halfen mir, meine App<br />

reibungslos in das Software-Center hochzuladen.<br />

Weil mir die Zeit fehlte, lud ich sie als proprietäre<br />

Software hoch. Dadurch entfällt die Wahl eines<br />

Lizenzmodells, und ich musste den Quellcode<br />

nicht auf Launchpad [9] hochladen. Zudem bietet<br />

<strong>Ubuntu</strong> für proprietäre Programme einen Paketierungsservice<br />

[10]. Da Create Launcher meine erste<br />

App für Linux war, wusste ich noch nicht, wie<br />

man DEB-Pakete baut.<br />

Mittlerweile sehe ich das etwas anders. Ich entwickle<br />

gerade meine erste App <strong>mit</strong> Quickly (Python<br />

und Glade) für den <strong>Ubuntu</strong> App Showdown<br />

[11]. Da das Tool – bis auf die Wahl des Lizenzmodells<br />

– den Zeitaufwand minimiert, steht einer<br />

Open-Source-Lizenzierung nichts mehr im Wege.<br />

Fazit<br />

Die Entwicklung des Projekts verlief zwar schnell,<br />

doch die Vorlaufphase (Technikwahl, Design)<br />

brauchte einige Zeit, in der ich über die optimale<br />

Bedienbarkeit für Benutzer nachdachte. Es dauerte<br />

dann zwei Wochen, bis meine Anwendung den<br />

Qualitätscheck von Canonical durchlaufen hatte.<br />

Dabei reagierten die Canonical-Mitarbeiter stets<br />

freundlich und innerhalb von kurzer Zeit.<br />

Für kleinere Anwendungen empfehle ich Quickly<br />

(PyGTK und Glade); für ein großes Projekt, würde<br />

ich Eclipse und WindowBuilder bevorzugen, da<br />

dies eine saubere Programmierung ermöglicht. Das<br />

so erstellte Programm skaliert gut und läuft auch<br />

auf anderen Betriebssystemen.<br />

Programmierer, die <strong>mit</strong> Quickly ihre erste App<br />

entwickeln, sollten den Quellcode kleiner Open-<br />

Source-Projekte (etwa Qreator [12]) studieren – so<br />

lassen sich auch Python und Glade schnell erlernen.<br />

(kki) ●●●<br />

10 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Gewinnspiel<br />

Aktuelles<br />

Leiser Mini-PC<br />

zu gewinnen<br />

XS35GTA V3 von Shuttle zu verlosen<br />

Wie immer im Heft gibt es wieder einen<br />

tollen Preis zu gewinnen, wenn Sie die<br />

richtige Antwort auf unsere Frage kennen.<br />

Diesmal haben wir erneut eine Rechercheaufgabe<br />

für Sie: Wie lautete der erste<br />

Satz in Mark Shuttleworth’ Ankündigungs-E-Mail<br />

für <strong>Ubuntu</strong> 4.10?<br />

Gut, das ist schon eine Weile her, aber<br />

das Recherchieren lohnt sich! Diesmal<br />

gibt es einen Mini-PC von Shuttle zu<br />

gewinnen, der auf den poetischen Namen<br />

XS35GTA V3 hört. Er vereint zwei<br />

Eigenschaften, die gewöhnlich nicht<br />

zusammenpassen: Er ist leise und bietet<br />

dennoch eine gute Grafikleistung an, weil<br />

in seinem Inneren ein Grafikchip von AMD<br />

(Radeon HD 7410M) werkelt.<br />

Nach Angaben von Shuttle lässt sich<br />

auf dem kleinen Kasten auch <strong>Ubuntu</strong><br />

installieren. Der Stromverbrauch liegt bei<br />

19 Watt (im Leerlauf) und 27 Watt unter<br />

Last. Das macht das Gerät interessant für<br />

den Dauerbetrieb. Dank der Grafikleistung<br />

dürfte sich der Mini-PC als Multimediacenter<br />

oder Spielerechner<br />

eignen, falls es einen funktionierenden<br />

ATI-Treiber dafür<br />

gibt. Andernfalls kann man<br />

auch einfach einen Homeserver<br />

daraus machen.<br />

Mehr zur Spezifikation<br />

lesen Sie im Internet<br />

unter [1].<br />

Haben Sie den richtigen<br />

Satz gefunden,<br />

und wollen Sie den<br />

Rechner gewinnen,<br />

dann schreiben Sie bis<br />

zum 01. Oktober 2012<br />

eine E-Mail an gewinnspiel@ubuntu‐user.<br />

de. In<br />

den Betreff tragen Sie bitte<br />

das Stichwort „shuttle“ ein.<br />

Wir drücken die Daumen!<br />

Gewinner des ECOPC<br />

Info<br />

[1] Spezifikation des XS35GTA<br />

V3: [http:// www. shuttle.​<br />

eu/ de/ produkte/ slim/​<br />

xs35gta‐v3/ spezifikation/]<br />

Auch der ECOPC befindet sich nun in den Händen<br />

eines glücklichen Gewinners. Wir wollten im letzten<br />

Heft wissen, welchen Satz der Gnome-<br />

Splash-Screen von <strong>Ubuntu</strong> 5.04 zeigte,<br />

und haben 50 richtige Antworten erhalten:<br />

„Linux for human beings“. Nur eine Antwort<br />

kann den Hauptpreis gewinnen; in<br />

diesem Fall heißt der Gewinner Joachim<br />

Schulz, der nun den ECOPC selbst testen<br />

darf. Herzlichen Glückwunsch! Den anderen<br />

Einsendern danken wir fürs Mitmachen, vielleicht<br />

haben Sie beim aktuellen Gewinnspiel mehr Glück.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

11


Erste Schritte<br />

Installation<br />

<strong>Ubuntu</strong>/​Kubuntu 12.04 und Linux Mint 13 installieren<br />

Auf die Platte,<br />

fertig, los!<br />

<strong>Ubuntu</strong>, Kubuntu und Linux<br />

Mint – sie alle haben<br />

etwas gemeinsam: Weil<br />

sich die Distributionen<br />

denselben Installer teilen,<br />

verläuft die Installation<br />

ähnlich. Wir zeigen,<br />

wie Sie die <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Varianten installieren<br />

und erklären die feinen<br />

Unterschiede.<br />

<br />

Kristian Kißling<br />

Zwar bieten wir auf der aktuellen Heft-DVD<br />

mehrere <strong>Ubuntu</strong>-Versionen an, doch glücklicherweise<br />

funktioniert die Installation all dieser Systeme<br />

weitgehend ähnlich. Der Weg für <strong>Ubuntu</strong><br />

gleicht inklusive Formulierungen dem Weg für Kubuntu<br />

usw. Daher beschreiben wir in erster Linie<br />

die Installation von <strong>Ubuntu</strong> 12.04, da es das wohl<br />

am häufigsten eingesetzte <strong>Ubuntu</strong> ist. Treten bei<br />

der Installation Abweichungen zu Kubuntu 12.04<br />

und Linux Mint 13 auf, erläutern wir diese im Text<br />

und in eigenen Kästen. Die anderen Derivate auf<br />

der Heft-DVD fallen in diesem Artikel aus Platzgründen<br />

unter den Tisch, doch die Installation<br />

funktioniert analog zu der von <strong>Ubuntu</strong>.<br />

Grundsätzlich besteht die Neuinstallation aller drei<br />

Systeme aus zwei Phasen: Zunächst starten Sie<br />

das Live-System und sehen sich die Distribution<br />

in Ruhe an. Sie testen Programme und gewöhnen<br />

sich an die Bedienung des Desktops. Dann erst<br />

spielen Sie die drei Kandidaten über den integrierten<br />

Installer auf den Rechner.<br />

Verwenden Sie <strong>Ubuntu</strong> oder Kubuntu 10.04 oder<br />

11.10, und wollen Sie per Onlineupdate auf die<br />

neue Version aktualisieren, springen Sie am besten<br />

vor zum Abschnitt Upgrade, please. Mint-Nutzer<br />

sollen ihre Distribution nach Vorstellung der<br />

Entwickler stets neu installieren (siehe Kasten<br />

Upgrademuffel). Sie legen am besten eine separate<br />

Home-Partition an, um spätere Mint-Versionen<br />

ohne Datenverlust neu zu installieren. Bevor Sie<br />

aber loslegen, sollten Sie die wichtigsten Daten<br />

sichern: Unfälle und Bedienfehler geschehen; so<br />

ersparen Sie sich unnötig Ärger.<br />

Medium einlegen<br />

Die doppelseitige Heft-DVD bringt <strong>Ubuntu</strong> in<br />

verschiedenen Geschmacksrichtungen <strong>mit</strong>. Auf<br />

Seite A finden Sie <strong>Ubuntu</strong> und Kubuntu für 32-<br />

und 64-Bit-Rechner. Hinzu kommen die 32-Bit-<br />

Versionen von Lubuntu und Xubuntu (Referenz:<br />

Heft-DVD). Auf Seite B warten die Vorabversion<br />

von <strong>Ubuntu</strong> 12.10 (Alpha 2), Linux Mint 13 sowie<br />

die Multimedia-Distribution Dream Studio – alle<br />

liegen in der 32-Bit-Version vor.<br />

Um von der DVD zu booten, muss Ihr Rechner<br />

diese zunächst als bootfähig erkennen. Häufig tun<br />

Rechner das automatisch: Starten Sie einen PC <strong>mit</strong><br />

einer bootfähigen CD oder DVD im Laufwerk, lädt<br />

dieser den passenden Bootloader. Findet Ihr Rechner<br />

die DVD nicht, bewegen Sie ihn über das BIOS<br />

dazu, die Reihenfolge der Geräte zu ändern, auf<br />

die er nach dem Start zuerst zugreift. Um in das<br />

Amy Walters, 123RF.com<br />

12 UBUNTU<br />

04/2012<br />

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user


Installation<br />

Erste Schritte<br />

BIOS zu gelangen, drücken Sie nach dem Einschalten<br />

des Rechners wahlweise [Esc], [Entf], [F2]<br />

oder [F12] – das ist von PC zu PC verschieden.<br />

Suchen Sie dann nach der passenden Option, um<br />

die Reihenfolge der Bootmedien zu ändern und<br />

schieben Sie das CD/​DVD-Laufwerk an die oberste<br />

Stelle. Booten Sie die Distribution von einem USB-<br />

Stick, wählen Sie diesen als erstes Bootmedium<br />

aus. In beiden Fällen speichern Sie die geänderte<br />

Einstellung und starten den Computer neu.<br />

Verfügt Ihr Rechner über kein Laufwerk, verwenden<br />

Sie einen USB-Stick zur Installation. Um diesen<br />

<strong>mit</strong> einem <strong>Ubuntu</strong>-Image auszustatten, benötigen<br />

Sie ein bereits installiertes <strong>Ubuntu</strong>, Kubuntu<br />

oder Mint – das dürfen alle Versionen seit <strong>Ubuntu</strong><br />

10.04 bzw. Mint 9 sein. Booten Sie die Version<br />

und laden Sie für Ihre Rechnerarchitektur (32 oder<br />

64 Bit) das ISO der aktuellen Distribution herunter,<br />

die Sie vom USB-Stick booten wollen, zum<br />

Beispiel <strong>Ubuntu</strong> 12.04 [1]. Sie stecken einen USB-<br />

Stick an den Rechner und starten unter <strong>Ubuntu</strong><br />

und Kubuntu den Startmedienersteller (Abbildung<br />

1). Der eigentliche Programmname lautet usbcreator-gtk<br />

bzw. usb-creator-kde. Unter Linux Mint<br />

13 finden Sie im Bereich Accessories des Startmenüs<br />

das Programm ImageWriter.<br />

Löschen Sie zuvor alle Daten von dem USB-Stick,<br />

der mindestens 4 GByte freien Platz anbieten<br />

sollte. Im oberen Bereich des Startmedienerstellers<br />

wählen Sie das heruntergeladene Image aus,<br />

unten den USB-Stick und klicken auf Startmedium<br />

erstellen. Unter Linux Mint 13 wählen Sie links<br />

oben das ISO aus, rechts daneben den USB-Stick<br />

als Zielgerät und klicken auf Auf Gerät schreiben<br />

(Abbildung 2). Um vom USB-Stick zu booten,<br />

müssen Sie – wie oben erwähnt – unter Umständen<br />

eine BIOS-Einstellung ändern.<br />

1 Mit dem Startmedienersteller kopieren Sie ein <strong>Ubuntu</strong>- oder Kubuntu-Image auf einen USB-<br />

Stick. So bringen Sie <strong>Ubuntu</strong> auf Rechner, denen ein CD/​DVD-Laufwerk fehlt.<br />

Neuinstallation: Im<br />

Bootmenü<br />

Für eine Neuinstallation einer der <strong>Ubuntu</strong>-Versionen<br />

legen Sie nun die Heft-DVD so in Ihr Laufwerk,<br />

dass Sie das Label der Distribution sehen,<br />

die Sie verwenden wollen. Dann schalten Sie den<br />

Rechner ein. Im Bootmenü wählen Sie die passende<br />

Distribution aus und drücken [Eingabe].<br />

Landen Sie nicht wie vorgesehen auf dem Desktop<br />

Ihrer Wahl, helfen Sie dem System <strong>mit</strong> Bootparametern<br />

auf die Sprünge. So helfen z. B. die Optionen<br />

nomodeset, radeon.modeset=0, nvidia.modeset=0<br />

oder nouveau.modeset=0 weiter, wenn Sie<br />

auf grafische Probleme stoßen und der Bildschirm<br />

schwarz bleibt. Der Bootparameter acpi=off behebt<br />

bei älteren Rechnern Probleme <strong>mit</strong> der Energieverwaltung.<br />

Um eine Bootoption zu übergeben, wählen Sie im<br />

Bootmenü die Distribution aus, die Sie laden wollen<br />

und drücken [E]. Nun taucht eine Menge roter<br />

Text auf. Schauen Sie nach dem Eintrag splash, bewegen<br />

Sie <strong>mit</strong> den Pfeiltasten den Cursor dorthin<br />

und fügen Sie ein Leerzeichen, dann die passende<br />

Bootoption und wieder ein Leerzeichen ein. Über<br />

[F10] booten Sie das System dann.<br />

Referenz<br />

Heft-DVD: Mehr Details zu unserer<br />

aktuellen Heft-DVD lesen Sie<br />

ab Seite 34.<br />

Upgrademuffel<br />

Die Macher von Linux Mint empfehlen, die Distribution<br />

jedes Mal neu zu installieren, weil sie das für risikofreier<br />

halten. Da<strong>mit</strong> dieser Weg auch in der Praxis funktioniert,<br />

partitionieren Sie die Festplatte am besten <strong>mit</strong> einer<br />

separaten Home-Partition, wie es der Abschnitt <strong>Ubuntu</strong><br />

– Marke Eigenbau beschreibt.<br />

Mint-Desktop<br />

Findet Linux Mint 13 keine hardwareseitige 3-D-Unterstützung,<br />

zeigt es nach dem Booten einen schlichten<br />

Fallback-Desktop an, der an Gnome 2 erinnert.<br />

2 Auch Linux Mint 13 hat eine Software an Bord, <strong>mit</strong> der Sie ein ISO-Image auf einen USB-Stick<br />

bügeln. In diesem Fall heißt die Software ImageWriter.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

13


Erste Schritte<br />

Installation<br />

3 Ein Klick auf das Installations-Icon ruft unter <strong>Ubuntu</strong>, Kubuntu und Linux Mint den Installer auf<br />

den Plan. Der präsentiert zunächst eine Sprachauswahl und verweist auf die Release Notes.<br />

Referenz<br />

Grub 2: Mehr Informationen und<br />

Details zum Bootloader Grub 2 lesen<br />

Sie in einem kostenlosen Onlineartikel:<br />

[http:// ubuntu‐user.​<br />

de/ 20044]<br />

<strong>Ubuntu</strong> auf Probe<br />

Nach dem Booten bietet <strong>Ubuntu</strong> in einem Fenster<br />

an, es gleich zu installieren oder es zunächst auszuprobieren;<br />

wählen Sie die zweite Möglichkeit.<br />

Im so genannten Live-Modus kopiert <strong>Ubuntu</strong><br />

lediglich die benötigten Programme in den Arbeitsspeicher<br />

und führt sie von dort aus. Das Booten<br />

dauert daher deutlich länger als bei der installierten<br />

Version, und das gesamte System läuft etwas<br />

langsamer. Dafür testen Sie <strong>Ubuntu</strong> 12.04 und<br />

seine Verwandten gefahrlos aus. Sie schauen die<br />

<strong>mit</strong>gelieferten Anwendungen an und prüfen, ob<br />

<strong>Ubuntu</strong> Ihre Hardware unterstützt, etwa Drucker,<br />

Scanner, WLAN- und Grafikkarten.<br />

Kann <strong>Ubuntu</strong> 12.04 dabei keine 3-D-Beschleunigung<br />

für Ihre Grafikkarte einrichten, lädt es<br />

die 2-D-Variante des Unity-Desktops. Diese erkennen<br />

Sie bereits am Launcher: Schieben Sie<br />

<strong>mit</strong> gedrückter linker Maustaste die Icons im<br />

Launcher nach unten, bleibt in der 2-D-Variante<br />

der Papierkorb sichtbar. Gefällt Ihnen das neue<br />

<strong>Ubuntu</strong>, installieren Sie die Distribution über das<br />

entsprechende<br />

Icon auf der<br />

Arbeitsfläche.<br />

Auch Kubuntu<br />

und der<br />

Mint-Desktop<br />

(siehe Kasten<br />

Mint-Desktop)<br />

bringen so ein<br />

Installationssymbol<br />

<strong>mit</strong>.<br />

4 Der Installer von Mint bietet keine Optionen an, um Updates herunterzuladen<br />

und Multimedia-Add-ons zu installieren, weil es Mint in zwei Varianten<br />

(<strong>mit</strong> und ohne Codecs) gibt.<br />

Auf die<br />

Platte<br />

Der Installer<br />

öffnet nun ein<br />

Fenster wie in<br />

Abbildung 3.<br />

In diesem wählen<br />

Sie eine Sprache aus und lesen auf Wunsch die<br />

Veröffentlichungshinweise im Browser. Der nächste<br />

Dialog prüft, ob Ihr Rechner die Voraussetzungen<br />

erfüllt, um <strong>Ubuntu</strong> 12.04 zu installieren (Abbildung<br />

4). Er sollte mindestens 4,9 GByte freien<br />

Speicherplatz <strong>mit</strong>bringen (bei der DVD-Version),<br />

am Stromnetz hängen (wichtig bei der Installation<br />

auf Laptops und Netbooks) und möglichst über<br />

eine Internetanbindung verfügen.<br />

Weiter unten im Fenster warten unter Kubuntu<br />

und <strong>Ubuntu</strong> noch zwei ankreuzbare Optionen:<br />

Verwenden Sie Aktualisierungen während der<br />

Installation herunterladen, nutzt <strong>Ubuntu</strong> die<br />

untätige Zeit der Installation, um Patches und Sicherheitsupdates<br />

aus dem Internet zu holen, ohne<br />

diese jedoch zu installieren.<br />

Über den Punkt Software von Drittanbietern installieren<br />

spielen Sie bereits während der Installation<br />

einige grundlegende Codecs zum Abspielen von<br />

MP3-Dateien und Flash-Inhalten auf den Rechner.<br />

Diese Punkte arbeiten Sie bei Bedarf auch später<br />

ab; über Weiter gelangen Sie zum nächsten Fenster.<br />

Mint bietet die beiden Optionen nicht an, da<br />

es ohnehin alle Codecs installiert bzw. in der No-<br />

Codec-Ausgabe das spätere Nachinstallieren von<br />

Codecs per Mausklick erlaubt.<br />

Besteht keine Netzwerkverbindung über ein<br />

Netzwerkkabel, und erkennt <strong>Ubuntu</strong> Ihre WLAN-<br />

Karte, zeigt es im nächsten Fenster die gefundenen<br />

WLAN-Netze in Ihrer Umgebung an. Mit Hilfe des<br />

richtigen Passworts verbinden Sie den Rechner <strong>mit</strong><br />

einem der Netze. Erscheint das Fenster zur Netzauswahl<br />

nicht, gibt es womöglich Probleme <strong>mit</strong><br />

Ihrer WLAN-Hardware. Kubuntu 12.04 und Linux<br />

Mint 13 bieten diese Möglichkeit nicht an, allerdings<br />

setzt eine Installation nicht zwingend einen<br />

Internetzugang voraus.<br />

Perfekt eingerichtet<br />

Findet <strong>Ubuntu</strong> kein anderes Betriebssystem, fordert<br />

es Sie nun auf, die Festplatte zu löschen und<br />

<strong>Ubuntu</strong> zu installieren oder etwas anderes zu<br />

tun. Befindet sich z. B. ein Windows 7 auf dem<br />

Rechner, will der Installer <strong>Ubuntu</strong> neben Windows<br />

7 installieren (Abbildung 5), was Sie <strong>mit</strong> einem<br />

Klick auf Weiter in die Tat umsetzen. Nutzen Sie<br />

bereits eine ältere <strong>Ubuntu</strong>-Version auf dem Rech-<br />

Kubuntu-Partition<br />

Haben Sie für Kubuntu, wie es der Kasten Windows<br />

und <strong>Ubuntu</strong> erklärt, einen Teil der Windows-Festplatte<br />

freigemacht, bietet es trotzdem nur an, sich auf die<br />

komplette Festplatte zu spielen. Bevorzugen Sie eine<br />

Dualboot-Umgebung, wählen Sie daher Manuell und<br />

dann Weiter. Der Installer wechselt nun zur englischen<br />

Sprache und zeigt die verfügbaren Partitionen an – <strong>mit</strong>samt<br />

dem freigeräumten Speicherplatz. Um Kubuntu zu<br />

installieren, gehen Sie nun so vor, wie es der Abschnitt<br />

<strong>Ubuntu</strong> – Marke Eigenbau beschreibt.<br />

14 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Installation<br />

Erste Schritte<br />

ner, erscheinen die Optionen <strong>Ubuntu</strong> 11.10 auf die<br />

Version 12.04 aktualisieren, <strong>Ubuntu</strong> 12.04 LTS neben<br />

<strong>Ubuntu</strong> 11.10 installieren sowie <strong>Ubuntu</strong> 11.10<br />

löschen und neu installieren. Bevölkern bereits<br />

mehrere Systeme die Platte, wählen Sie am besten<br />

<strong>Ubuntu</strong> daneben installieren. Unter Kubuntu läuft<br />

die Installation allerdings einen Tick anders ab<br />

(siehe Kasten Kubuntu-Partition).<br />

<strong>Ubuntu</strong> als Hauptmieter<br />

Wählen Sie die erste Option, übernimmt <strong>Ubuntu</strong><br />

die komplette Festplatte und schreibt alle Daten in<br />

die primäre Partition /dev/​sda1. Zusätzlich legt es<br />

eine erweiterte Partition /dev/​sda2 an und innerhalb<br />

von dieser wiederum eine logische Partition<br />

/dev/​sda5, in die der Swap-Bereich kommt (siehe<br />

Kasten Festplatten unter <strong>Ubuntu</strong>). Bei Letzterem<br />

handelt es sich um eine Auslagerungsdatei, welche<br />

die Aufgabe des Arbeitsspeichers übernimmt,<br />

wenn dieser überlastet ist. Das Schreiben in den<br />

Swap-Bereich ist aber deutlich langsamer als der<br />

direkte Zugriff auf den Arbeitsspeicher.<br />

<strong>Ubuntu</strong> als Untermieter<br />

Windows belegt häufig die komplette Festplatte<br />

und greift sich häufig gleich zwei Partitionen. Wollen<br />

Sie <strong>Ubuntu</strong> daneben installieren, müssen Sie<br />

zuvor die Windows-Partition verkleinern und komplett<br />

defragmentieren, wie es der Kasten Windows<br />

und <strong>Ubuntu</strong> erklärt. <strong>Ubuntu</strong> richtet dann den<br />

Bootloader Grub 2 (Referenz: Grub 2) ein, über<br />

den Sie fortan beide Systeme booten.<br />

5 Dualboot-Systeme lassen sich <strong>mit</strong> <strong>Ubuntu</strong> und Mint einfach erstellen, wenn Sie vorher unter<br />

Windows etwas Platz freiräumen. Der Kubuntu-Installer erkennt Windows hingegen nicht.<br />

<strong>Ubuntu</strong> – Marke Eigenbau<br />

Wollen Sie die Kontrolle über die Installation behalten,<br />

wählen Sie die Option Etwas anderes, was<br />

allerdings ein paar Kenntnisse über den Aufbau<br />

von Festplatten unter <strong>Ubuntu</strong> erfordert (siehe<br />

Kasten Festplatten unter <strong>Ubuntu</strong>). Idealerweise<br />

legen Sie dann auf einer leeren Festplatte mindestens<br />

zwei logische Partitionen für <strong>Ubuntu</strong> an<br />

(Abbildung 8): eine Swap-Partition (/dev/​sda5)<br />

Windows und <strong>Ubuntu</strong><br />

Windows verteilt seine Dateien beim Speichern gern<br />

über die gesamte Platte. Beim Defragmentieren<br />

ordnet es die zerstreuten Dateifragmente in einem<br />

zusammenhängenden Bereich an. So zerstört das<br />

spätere Verkleinern der Partition keine installierten<br />

Programme. Unter Windows 7 starten Sie das Defragmentieren<br />

über Start | Programme |<br />

Zubehör | Systemprogramme. Haben Sie<br />

Windows gerade frisch installiert, müssen<br />

Sie diesen Schritt nicht gehen. Starten<br />

Sie Windows anschließend neu, tritt ein<br />

Programm namens Chkdisk auf den Plan,<br />

das die Partition routinemäßig auf Schäden<br />

überprüft – erst danach lässt sich Windows<br />

wie gewohnt hochfahren.<br />

Nun verkleinern Sie die Partition aus Windows<br />

heraus. Tippen Sie in die untere Zeile<br />

des Startmenüs fest ein und klicken Sie<br />

dann auf den Eintrag Festplattenpartitionen<br />

erstellen und partitionieren (Abbildung<br />

6). Unter Windows XP und Vista funktioniert<br />

das analog.<br />

Markieren Sie im unteren Bereich die Windows-Partition,<br />

die Sie verkleinern wollen.<br />

Klicken Sie <strong>mit</strong> der rechten Maustaste auf<br />

sie und wählen Sie den Punkt Volume verkleinern<br />

aus dem Kontextmenü. Passen Sie den<br />

Wert in der Zeile Zu verkleinernder Speicherplatz in<br />

Megabyte an Ihre Bedürfnisse an und wählen Sie<br />

dann Verkleinern (Abbildung 7).<br />

Anschließend booten Sie Windows neu. In beiden<br />

Fällen startet nach der Installation von <strong>Ubuntu</strong> beim<br />

6 Über das Startmenü von Windows erreichen Sie<br />

Programme, <strong>mit</strong> deren Hilfe Sie die Windows-Partition<br />

auf die Installation von <strong>Ubuntu</strong> vorbereiten.<br />

Hochfahren von Windows das Programm Chkdisk.<br />

Das überprüft die Partition aufgrund der Verkleinerung<br />

routinemäßig auf Schäden und startet den<br />

Rechner dann neu – erst jetzt bootet Windows wie<br />

gewohnt.<br />

Windows nachträglich zu installieren, ist so kompliziert,<br />

dass wir davon abraten. Planen Sie es dennoch,<br />

sollten Sie in <strong>Ubuntu</strong>s Installer eine Partition<br />

manuell festlegen, wie es der Abschnitt <strong>Ubuntu</strong><br />

– Marke Eigenbau erklärt, und dabei im Vorfeld eine<br />

leere Partition /dev/​sda1 für Windows einrichten.<br />

7 Die Windows-Partition verkleinern Sie aus Windows<br />

heraus. Dabei hilft das Programm „Festplattenpartitionen<br />

erstellen und partitionieren“.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

15


Erste Schritte<br />

Installation<br />

8 Partitionieren Sie Ihr <strong>Ubuntu</strong>, Mint oder Kubuntu selbst (im Bild: Kubuntu), legen Sie mindestens<br />

zwei Partitionen an: eine Swap- und eine Systempartition. Die „/​home“-Partition ist optional.<br />

9 Spielen Sie unter <strong>Ubuntu</strong> 10.04<br />

sämtliche Updates ein und rufen<br />

Sie dann den Befehl „update-manager<br />

‐d“ auf, hebt die Aktualisierungsverwaltung<br />

Ihr <strong>Ubuntu</strong> auf die<br />

allerneueste Version.<br />

Info<br />

[1] <strong>Ubuntu</strong> 12.04 herunterladen:<br />

[http:// releases.​<br />

ubuntu. com/ precise/]<br />

und eine Partition für das Wurzelverzeichnis /,<br />

die mindestens 4,9 GByte groß sein sollte (/dev/​<br />

sda6). Optional packen Sie eine Extrapartition für<br />

Ihr Home-Verzeichnis /home dazu (/dev/​sda7), der<br />

Sie möglichst viel Platz einräumen sollten. Diese<br />

Aufteilung bietet den Vorteil, dass Sie <strong>Ubuntu</strong> später<br />

neu installieren können, ohne Ihre Benutzerdateien<br />

zu verlieren. Die neuen Partitionen ergänzen<br />

Sie über einen Klick auf Hinzufügen, für die Root-<br />

Partition (/) und /home wählen Sie am besten<br />

jeweils Ext4 als Dateisystem.<br />

Installation<br />

Haben Sie sich für eine Partitionierungsvariante<br />

entschieden, klicken Sie auf Jetzt installieren.<br />

<strong>Ubuntu</strong> stellt nun Fragen nach Ihrem Aufenthaltsort<br />

(um die Zeitzone zu er<strong>mit</strong>teln), Ihrer Tastenbelegung<br />

und Ihrem Namen, Benutzernamen sowie<br />

Festplatten unter <strong>Ubuntu</strong><br />

<strong>Ubuntu</strong> hängt Festplatten über Gerätedateien ein, die<br />

es nach einem bestimmten Schema benennt: /dev/​sda<br />

adressiert die erste erkannte Festplatte, /dev/​sda1 die<br />

primäre Partition auf dieser (/dev/​sda2 bis /dev/​sda4<br />

heißen die drei weiteren primären Partitionen). Bei /dev/​<br />

sda5 handelt es sich um die erste logische Partition,<br />

die sich innerhalb einer erweiterten Partition befindet.<br />

Windows sollte sich stets in der ersten primären Partition<br />

befinden, belegt also /dev/​sda1 und meist zusätzlich<br />

/dev/​sda2. Stecken Sie nun einen USB-Stick oder eine<br />

externe Festplatte in den USB-Slot, erhalten diese Geräte<br />

die Bezeichnung /dev/​sdb; ansonsten folgt alles<br />

dem obigen Schema. Über den Befehl sudo fdisk ‐l<br />

erhalten Sie eine Übersicht der verfügbaren Festplatten<br />

sowie USB-Speicher und der darauf befindlichen Partitionen<br />

und Dateisysteme.<br />

dem Passwort. In diesem letzten Schirm legen Sie<br />

auch fest, ob <strong>Ubuntu</strong> Sie bei jedem Hochfahren<br />

nach dem Passwort fragt oder ob Sie sich automatisch<br />

anmelden. Setzen Sie ein Kreuzchen bei<br />

Meine persönlichen Dateien verschlüsseln, um Ihr<br />

Home-Verzeichnis zu verschlüsseln: <strong>Ubuntu</strong> verwendet<br />

dazu EcryptFS. Hängt an Ihrem Rechner<br />

eine von <strong>Ubuntu</strong> erkannte Webcam, schlägt der<br />

Installer zudem vor, ein <strong>Foto</strong> von Ihnen zu schießen,<br />

das Ihr Profil ergänzt. Das Ganze ist eine<br />

Spielerei, aber zumindest wissen Sie nun, dass<br />

<strong>Ubuntu</strong> Ihre Webcam unterstützt. Nicht zuletzt<br />

kann auch <strong>Ubuntu</strong> 12.04 Profile von parallel installierten<br />

Betriebssystemen importieren, wozu neben<br />

Browser- und E-Mail-Daten auch Bildschirmhintergründe<br />

und Dokumente gehören.<br />

Während der Installation sehen Sie eine Diashow,<br />

die das neue <strong>Ubuntu</strong> vorstellt. Der Prozess dauert<br />

nun abhängig von der Geschwindigkeit Ihres<br />

Rechners eine Weile und endet <strong>mit</strong> der Aufforderung<br />

Jetzt neu starten. Entfernen Sie kurz darauf<br />

die CD/​DVD und drücken Sie [Eingabe], da<strong>mit</strong> der<br />

Rechner tatsächlich neu bootet.<br />

Upgrade, please<br />

Während die Linux-Mint-Entwickler – wie anfangs<br />

erwähnt – von einem Upgrade zwischen den Versionen<br />

abraten, lassen sich <strong>Ubuntu</strong> und Kubuntu<br />

in der Regel ohne Weiteres über das Internet aktualisieren.<br />

Nutzen Sie bereits <strong>Ubuntu</strong> oder Kubuntu<br />

11.10, starten Sie die jeweilige Aktualisierungsverwaltung<br />

und spielen sämtliche Updates ein. Dann<br />

starten Sie den Rechner neu.<br />

Zurück auf dem Desktop drücken Sie [Alt]+[F2]<br />

und geben unter <strong>Ubuntu</strong> update‐manager ‐d in die<br />

Eingabezeile ein. Im leeren Fenster der Aktualisierungsverwaltung<br />

taucht nun gewöhnlich oben<br />

rechts der Button Aktualisieren auf, den Sie anklicken.<br />

Handelt es sich um einen mobilen Rechner,<br />

schließen Sie ihn an eine Steckdose an; so ein Upgrade<br />

kann dauern.<br />

Unter Kubuntu geben Sie in die Eingabezeile<br />

do‐release‐upgrade ‐m desktop ‐f kde ‐d ein.<br />

Schlägt der Installer vor, eine bestimmte Konfigurationsdatei<br />

auszuwechseln, wählen Sie die<br />

Version des Paketbetreuers – es sei denn, Sie haben<br />

bewusst Änderungen an der Datei vorgenommen.<br />

Die meisten Leser wissen es: Bei <strong>Ubuntu</strong> und<br />

Kubuntu 12.04 handelt es sich um LTS-Versionen,<br />

wobei LTS für Long Term Support steht. Diese<br />

erscheinen nur alle zwei Jahre und erhalten fünf<br />

Jahre lang Updates von Canonical. Zudem besteht<br />

die Möglichkeit, direkt auf die nächste LTS-Version<br />

zu wechseln. Nutzen Sie also noch <strong>Ubuntu</strong> und<br />

Kubuntu 10.04, dürfen Sie direkt auf die neue Version<br />

upgraden. Die Schritte funktionieren analog<br />

zu den im letzten Absatz gezeigten, allerdings<br />

dauert das Upgrade naturgemäß etwas länger (Abbildung<br />

9). Vergessen Sie auch hier nicht, mobile<br />

Rechner an die Steckdose zu hängen. ●●●<br />

16 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Netzwerk und Updates<br />

Erste Schritte<br />

(K)<strong>Ubuntu</strong> 12.04 und Mint 13: Vernetzt und sicher<br />

Welt am Draht<br />

Nach dem offiziellen Release einer Distribution<br />

bügeln die Entwickler Fehler in der Software<br />

aus und schließen im gesamten Supportzeitraum<br />

Sicherheitslücken. Das ist bei Kubuntu, <strong>Ubuntu</strong><br />

12.04 und Linux Mint 13 nicht anders. Die aktuelle<br />

Version <strong>mit</strong> Langzeitsupport (LTS) erhält sogar<br />

fünf Jahre lang Fehlerkorrekturen für die Basiskomponenten,<br />

die im Main-Repository stecken.<br />

Laden Sie eine Distribution nicht gleich am Tag<br />

ihrer Veröffentlichung herunter, können Sie davon<br />

ausgehen, dass nach der Installation bereits Updates<br />

auf Sie warten.<br />

Updates für <strong>Ubuntu</strong><br />

Alle drei Systeme bringen dabei unterschiedliche<br />

Updatemechanismen <strong>mit</strong>. <strong>Ubuntu</strong> 12.04 zeigt neue<br />

Patches ganz rechts oben im Sitzungsmenü an.<br />

Steht beim vierten Eintrag Aktualisierungen verfügbar<br />

(Abbildung 1), rufen Sie per Mausklick die<br />

Aktualisierungsverwaltung auf den Schirm (Abbildung<br />

2). Diese prüft anhand von Paketlisten,<br />

welche Fehlerkorrekturen Ihr System betreffen.<br />

Nutzen Sie ein täglich aktualisiertes PPA (etwa das<br />

von firefox-trunk), geschieht das wesentlich öfter,<br />

da es dafür häufige Updates gibt.<br />

Bleibt das Fenster leer, klicken Sie auf Prüfen,<br />

um die Paketliste zu aktualisieren; andernfalls<br />

installieren Sie die Patches über Aktualisierungen<br />

installieren. Mitunter müssen Sie den Rechner neu<br />

starten, um die Patches anzuwenden, etwa wenn<br />

Sie einen neuen Kernel installieren. In diesem Fall<br />

färbt sich das Zahnrad oben rechts rot, und im<br />

Menü erscheint ein Button <strong>mit</strong> der Inschrift Jetzt<br />

neu starten. Sind keine Updates vorhanden, erscheint<br />

im Sitzungsmenü gewöhnlich der Hinweis<br />

Anwendungen sind aktuell.<br />

Muon-Aktualisierungsverwaltung<br />

Stößt Kubuntu 12.04 auf neue Updates, zeigt es<br />

eine gelbe Glühbirne im Benachrichtigungsbereich<br />

rechts unten an. Ein Klick auf diese brachte<br />

im Test nur ein kaputtes Fenster zum Vorschein.<br />

Wählen Sie Anwendungen | System | Aktualisierungsverwaltung,<br />

um manuell die Muon-Aktualisierungsverwaltung<br />

zu starten. Dann wählen Sie<br />

Auf Aktualisierungen prüfen, da<strong>mit</strong> die Software<br />

im Internet nach Patches schaut.<br />

Muon unterscheidet zwischen Sicherheitskritischen<br />

Aktualisierungen, Programm-Aktualisierungen<br />

sowie System-Aktualisierungen (Abbildung 3).<br />

Während Sie Erstere stets einspielen sollten, installieren<br />

Sie die Programm- und Systemaktualisierungen<br />

am besten nur, wenn <strong>mit</strong> einer Anwendung<br />

Probleme auftreten. Mitunter meldet Muon, dass<br />

es neue Software installieren bzw. alte entfernen<br />

muss – das können Sie zulassen.<br />

MintUpdate<br />

Auch Mint informiert seine Nutzer über ein kleines<br />

Tool namens MintUpdate über anstehende<br />

Aktualisierungen. Im Systembereich sehen Sie ein<br />

kleines Icon, das an ein Schild erinnert, wie es die<br />

Hardwareschalter<br />

Häufige Quelle von WLAN-Problemen sind Hardwareschalter:<br />

Bei vielen Notebooks schalten Sie die WLAN-<br />

Karte über einen Schalter am Gehäuse an und aus, bei<br />

anderen über eine Tastenkombination, z. B. [Fn]+[F5])<br />

oder eine einzelne [F]-Taste. Prüfen Sie, ob Sie das<br />

WLAN nicht aus Versehen ausgeschaltet haben.<br />

Mit dem NetworkManager<br />

kommen Sie bereits<br />

während der Installation<br />

spielend einfach ins<br />

Internet. Erster Schritt:<br />

Updates einspielen und<br />

das System sicherer<br />

machen. <br />

Kristian Kißling<br />

Ktsdesign, <strong>Foto</strong>lia.com<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

17


Erste Schritte<br />

Netzwerk und Updates<br />

1 Ob <strong>Ubuntu</strong> Aktualisierungen<br />

für Ihr System anbietet, finden Sie<br />

<strong>mit</strong> einem Klick auf das Icon oben<br />

rechts heraus.<br />

Glossar<br />

DHCP: Steht für Dynamic Host<br />

Configuration Protocol. Im Kern<br />

geht es darum, Rechnern über<br />

dieses Protokoll automatisch eine<br />

freie IP-Adresse im lokalen Netzwerk<br />

zuzuweisen. Die meisten<br />

Router verteilen IP-Adressen per<br />

DHCP.<br />

Referenz<br />

UMTS-Sticks: Wie Sie solche<br />

Sticks im Detail konfigurieren, lesen<br />

Sie in einem Artikel im Heft<br />

01/​2012.<br />

OpenVPN: Im letzten Heft schilderte<br />

ein Artikel, wie Sie unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> 12.04 eine OpenVPN-Verbindung<br />

über den NetworkManager<br />

einrichten. Dieser Weg sollte<br />

auch unter Kubuntu und Linux<br />

Mint funktionieren.<br />

alten Ritter trugen. Ist das System auf dem neuesten<br />

Stand, erscheint in diesem Schild ein grünes<br />

Häkchen, andernfalls ein blaues Infosymbol. Klicken<br />

Sie auf dieses, startet die Aktualisierungsverwaltung<br />

MintUpgrade.<br />

Anders als <strong>Ubuntu</strong> unterteilt Linux Mint 13 seine<br />

Updates nach einem Levelsystem: Updates der<br />

Level 1 bis 3 gelten als unkritisch für das System.<br />

Bei Updates der Level 4 und 5 sollten Sie schauen,<br />

ob Sie diese unbedingt brauchen – sie zeigt Mint<br />

nicht automatisch an. Um auch solche Pakete zu<br />

sehen, wählen Sie Bearbeiten | Vorlieben und setzen<br />

die Häkchen in der Spalte Sichtbar (Abbildung<br />

4). Anschließend wählen Sie alle Aktualisierungen<br />

aus, die Sie installieren wollen, und klicken<br />

auf Aktualisierungen installieren.<br />

Das Henne-Ei-Problem<br />

Um an die Updates für <strong>Ubuntu</strong> und Co. zu gelangen,<br />

brauchen Sie in der Regel einen Internetzugang.<br />

Der NetworkManager hilft beim Einrichten<br />

schon während der Installation. Verwenden Sie<br />

dabei kein Netzwerkkabel, präsentiert er die umliegenden<br />

WLAN-Netze und bittet Sie, sich <strong>mit</strong><br />

einem davon zu verbinden.<br />

Kubuntu und Mint kennen dieses Feature nicht,<br />

hier verbinden Sie den Rechner nach der Installation<br />

über den NetworkManager <strong>mit</strong> dem Internet.<br />

Ihn repräsentiert unter <strong>Ubuntu</strong> ein kleines Icon<br />

oben rechts im Panel; bei Kubuntu und Linux Mint<br />

finden Sie es unten rechts. Um die Einstellungen<br />

für DSL, UMTS und Co. im Detail zu bearbeiten,<br />

klicken Sie <strong>mit</strong> der linken (<strong>Ubuntu</strong>, Mint) bzw.<br />

rechten Maustaste (Kubuntu) auf das jeweilige<br />

Icon. Unter <strong>Ubuntu</strong> 12.04 wählen Sie Verbindungen<br />

bearbeiten, unter Kubuntu 12.04 Einstellungen<br />

für „Netzwerkverwaltung“, und unter Linux Mint<br />

13 heißt der gesuchte Menüeintrag Netzwerkeinstellungen.<br />

WLAN-Probleme<br />

Noch immer funktionieren unter Linux nicht alle<br />

WLAN-Karten anstandslos. Bevor Sie also eine der<br />

Distributionen auf den Rechner spielen, testen Sie<br />

<strong>mit</strong> Hilfe der Live-Version, ob sie Ihren WLAN-<br />

Chip richtig erkennt. Dazu booten Sie in den Live-<br />

Desktop und versuchen dann, sich <strong>mit</strong> einem der<br />

im NetworkManager angezeigten WLAN-Netze zu<br />

verbinden. Klappt das nicht, oder tauchen keine<br />

Access Points auf, überprüfen Sie die Hardwareschalter<br />

am Rechner (siehe Kasten Hardwareschalter)<br />

oder lesen Sie den Abschnitt WLAN.<br />

Ethernet<br />

Stoßen Sie bei der Konfiguration von WLAN-Karten,<br />

DSL-Modems oder UMTS-Sticks auf Schwierigkeiten,<br />

weil NetworkManager die Geräte nicht<br />

anzeigt, verbinden Sie den Rechner behelfsmäßig<br />

über ein Netzwerkkabel <strong>mit</strong> einem WLAN-Router<br />

bzw. normalen Router – das klappt fast immer.<br />

Sofern der Router IP-Adressen per DHCP vergibt<br />

(was meist der Fall ist), stellt NetworkManager direkt<br />

nach dem Anstecken des Netzwerkkabels eine<br />

Verbindung her. Nur in seltenen Ausnahmefällen<br />

klappt das nicht und Sie müssen von Hand eine<br />

IP-Adresse und einen DNS-Namen zuweisen.<br />

WLAN<br />

Da<strong>mit</strong> <strong>Ubuntu</strong>, Kubuntu und Mint Ihre WLAN-<br />

Karte automatisch einrichten, muss der Kernel<br />

einen passenden Treiber für die Karte <strong>mit</strong>bringen.<br />

Dann genügt ein Klick auf das NetworkManager-<br />

Icon, da<strong>mit</strong> dieser die umliegenden Netzwerke<br />

anzeigt (Abbildung 5). Sie wählen den Namen<br />

Ihres WLAN-Netzes aus und melden sich <strong>mit</strong> der<br />

Eingabe des korrekten Passworts an. Die drei Distributionen<br />

erkennen dabei selbstständig, welche<br />

Form der Verschlüsselung (WEP, WPA, WPA2) der<br />

Access Point verwendet. Nach einer erfolgreichen<br />

2 Über die Aktualisierungsverwaltung spielen<br />

Sie Patches auf den Rechner und machen ihn<br />

so sicherer. Das untere Feld informiert über die<br />

Änderungen der Aktualisierungen.<br />

3 Ein Modul von Kubuntus Paketverwaltung Muon kümmert sich vornehmlich um Aktualisierungen<br />

und unterteilt die Patches in drei unterschiedliche Gruppen.<br />

18 UBUNTU<br />

04/2012<br />

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user


Netzwerk und Updates<br />

Erste Schritte<br />

Anmeldung weist der Router Ihrer<br />

WLAN-Karte dann per DHCP eine gültige<br />

IP-Adresse zu.<br />

Praktisch: Richten Sie Ihr UMTSfähiges<br />

Smartphone als Internetzugangspunkt<br />

ein, können Sie auch<br />

unterwegs ins Netz. NetworkManager<br />

erkennt den Access Point als neues<br />

WLAN-Netz, und Sie melden den<br />

Rechner wie gehabt an. Vergessen<br />

Sie aber nicht, den Access Point auf<br />

Ihrem Smartphone <strong>mit</strong> einem guten<br />

Passwort zu schützen und ihn später<br />

wieder zu deaktivieren.<br />

Bringt der Kernel keinen Treiber für<br />

Ihre WLAN-Karte <strong>mit</strong>, gibt es vielleicht<br />

einen proprietären Treiber.<br />

Um das zu testen, drücken Sie unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> kurz auf [Windows], geben<br />

zusä ein und klicken auf das Icon<br />

Zusätzliche Treiber. Mint-Anwender finden den<br />

Treiber unter Preferences | Additional Drivers,<br />

Kubuntu-Nutzer wählen Anwendungen | System<br />

| Zusätzliche Treiber. Listet das folgende Fenster<br />

Ihre Karte auf, klicken Sie auf Aktivieren, da<strong>mit</strong><br />

der Assistent die passende Software herunterlädt<br />

und die Karte einrichtet.<br />

Funktionieren beide Schritte nicht, googlen Sie im<br />

Internet nach dem Gerät. Wie dieses heißt, finden<br />

Sie heraus, indem Sie ein Terminal bzw. eine Konsole<br />

aufrufen und<br />

$ lspci | grep "Network"<br />

eingeben. Bei USB-Geräten spuckt der Befehl<br />

$ lsusb<br />

eine Kombination von {HerstellerID:ProduktID}<br />

aus, nach der Sie dann im Netz fahnden. Dieses<br />

Wiki [1] listet zum Beispiel WLAN-Karten und den<br />

Grad ihrer Unterstützung durch <strong>Ubuntu</strong> und seine<br />

Derivate auf. Das Einrichten nicht unterstützter<br />

WLAN-Karten kann auch kompliziert sein; manchmal<br />

genügt aber ein einfacher Befehl, um die<br />

Karte zu aktivieren. Vereinzelt helfen Programme<br />

wie Ndiswrapper: Die Software erlaubt es, den<br />

Windows-Treiber der Karte unter <strong>Ubuntu</strong> zu verwenden.<br />

Einen Artikel, der das Thema streift, finden<br />

Sie hier [2].<br />

UMTS-Sticks und DSL-<br />

Modems<br />

Auch UMTS-Karten und ‐Chips sowie DSL-<br />

Modems richten Sie über NetworkManager ein.<br />

Voraussetzung ist, dass das System die Hardware<br />

erkennt – andernfalls erscheinen die Reiter nur<br />

grau unterlegt. Unterstützt <strong>Ubuntu</strong> einen UMTS-<br />

Stick (Referenz: UMTS-Sticks), stecken Sie diesen<br />

an den USB-Slot, geben eine PIN ein und richten<br />

4 MintUpdate bringt eine recht clevere Aktualisierungsverwaltung <strong>mit</strong>. Sie unterschiedet <strong>mit</strong> einem Levelsystem<br />

zwischen unbedenklichen und kritischen Patches.<br />

ihn über den NetworkManager ein. Unter Kubuntu<br />

und Mint sollte das analog funktionieren.<br />

Auch DSL-Modems verwaltet der NetworkManager.<br />

Klicken Sie dazu auf sein Icon und wählen Sie<br />

auf allen drei Systemen jeweils den Eintrag aus,<br />

über den Sie Verbindungen bearbeiten. Im Reiter<br />

DSL wählen Sie Hinzufügen, verbinden das DSL-<br />

Modem <strong>mit</strong> der Telefondose und Ihren Rechner<br />

via Kabel <strong>mit</strong> dem Modem. Dann kramen Sie die<br />

Zugangsdaten zum Internetprovider hervor, die<br />

gehören in das Register DSL.<br />

Unter den Daten finden Sie gewöhnlich eine längere<br />

Textzeile, die ein @ enthält. Der Teil vor dem<br />

@ ist der Benutzername, nach dem @ folgt der<br />

Dienst. Zum Schluss geben Sie das Passwort ein<br />

und wechseln im selben Fenster zum Reiter Kabelgebunden.<br />

Dort geben Sie die MAC-Adresse Ihrer<br />

Netzwerkkarte ein, an der das DSL-Modem hängt<br />

(meist eth0). Sie finden die Adresse<br />

auch heraus, indem Sie ein Terminal<br />

öffnen und Folgendes eingeben:<br />

$ /sbin/ifconfig | grep "Hardware"<br />

Die MAC-Adresse besteht aus sechs<br />

zweistelligen Zahlen, die jeweils ein<br />

Doppelpunkt trennt: Fügen Sie diese<br />

Zahlenfolge in die Maske zur DSL-<br />

Konfiguration ein.<br />

VPN-Verbindungen<br />

Wollen Sie sicher <strong>mit</strong> Hilfe eines<br />

verschlüsselten Tunnels im Internet<br />

surfen, verwenden Sie eine gängige<br />

VPN-Lösung wie OpenVPN. Auch<br />

solche Verbindungen verwaltet der NetworkManager<br />

(Referenz: OpenVPN)<br />

– Sie müssen dafür zusätzlich noch das<br />

Paket network-manager-openvpn auf<br />

den Rechner spielen. ●●●<br />

Info<br />

[1] WLAN-Karten unter<br />

<strong>Ubuntu</strong>:<br />

[http:// wiki. ubuntuusers.​<br />

de/ WLAN/ Karten]<br />

[2] Kristian Kißling, „Grüne<br />

Welle“, <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong><br />

02/​2010, S. 66 ff., [http://​<br />

ubuntu‐user. de/ 20104]<br />

5 NetworkManager bringt Sie gewöhnlich ins<br />

Internet. Stoßen Sie auf Probleme, finden Sie hier<br />

im Artikel einige Lösungen.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

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19


Erste Schritte<br />

Paketmanagement<br />

Software verwalten <strong>mit</strong> <strong>Ubuntu</strong>/Kubuntu 12.04 und Linux Mint 13<br />

Qualität im Paket<br />

Egal, ob <strong>Ubuntu</strong>/​Kubuntu<br />

12.04 oder Linux Mint<br />

13: Tausende von freien<br />

Programmen warten in<br />

den Softwareverwaltungen<br />

der Distributionen<br />

auf ihren Einsatz. Doch<br />

wie installieren und entfernen<br />

Sie diese?<br />

<br />

Kristian Kißling<br />

Referenz<br />

Gimp 2.8: Das neue Gimp 2.8 ist<br />

das perfekte Beispiel für den Einsatz<br />

einer externen Paketquelle.<br />

Mehr zur Anwendung lesen Sie ab<br />

Seite 36 im Heft.<br />

Installieren Sie Windows neu, müssen Sie nach<br />

wie vor sämtliche Zusatzsoftware (Adobe Reader,<br />

Unrar etc.) erneut einspielen. Sie besuchen dann<br />

diverse Webseiten, laden die EXE-Dateien herunter<br />

und installieren diese. <strong>Ubuntu</strong>, Kubuntu und<br />

Linux Mint lösen das Problem besser; ihre zentrale<br />

Softwareverwaltung gleicht einem App Store. Hier<br />

geben Sie einfach die Namen der gesuchten Programme<br />

ein und installieren die Fundstücke, die<br />

als so genannte Debian-Pakete vorliegen.<br />

Zwar sehen die Paketmanager von <strong>Ubuntu</strong>, Kubuntu<br />

und Mint unterschiedlich aus, doch unter<br />

der Haube arbeiten sie nach demselben Schema.<br />

Die Debian-Pakete (<strong>mit</strong> der Endung .deb) sind eigentlich<br />

Archive, in denen sich Bibliotheken, Konfigurationsdateien<br />

und ausführbare Programme<br />

befinden. Installieren Sie den Browser Firefox,<br />

verteilt der Paketmanager die nötigen Dateien an<br />

die richtigen Orte im Dateisystem.<br />

Häufig verfügen die Pakete über Abhängigkeiten:<br />

Installieren Sie Programm A, müssen Sie auf jeden<br />

Fall auch Bibliothek B einspielen. Die Paketmanager<br />

erkennen die abhängigen Pakete während der<br />

Installation automatisch und spielen sie auf den<br />

Rechner. Dass ein Programm von einem anderen<br />

abhängt, bemerken Sie oft erst, wenn Sie einmal<br />

ein alleinstehendes Debian-Paket installieren wollen,<br />

das von einer Webseite stammt.<br />

Wie das Leben so spielt, fehlt aber im Paketmanager<br />

<strong>mit</strong>unter genau die von Ihnen gesuchte<br />

Software, etwa ein Video-Codec oder die neueste<br />

Version von Gimp (Referenz: Gimp 2.8). In diesem<br />

Fall binden Sie meist eine externe Quelle <strong>mit</strong><br />

Debian-Paketen ein, die von den Entwicklern der<br />

Software stammt. Sie enthält neben der gesuchten<br />

Software selbst auch die von ihr abhängenden<br />

Pakete. Wie Sie externe Paketquellen anzapfen,<br />

verrät der gleichnamige Abschnitt.<br />

<strong>Ubuntu</strong>: Software-Center<br />

<strong>Ubuntu</strong>s Software-Center rufen Sie auf, indem Sie<br />

[Super] drücken und soft eingeben. Die Startseite<br />

lädt zum Stöbern ein, weil sie neue und bestbewertete<br />

Anwendungen vorstellt (Abbildung 1). Über<br />

die Schaltfläche Alle Anwendungen kehren Sie<br />

stets auf die Startseite zurück. Ganz oben sehen<br />

Sie meist Werbung für ein Spiel oder eine spezielle<br />

Kaufsoftware: Im Gegensatz zu den meisten anderen<br />

Linux-Distributionen können Sie unter <strong>Ubuntu</strong><br />

per Kreditkarte oder PayPal-Zugang auch Software<br />

kaufen, darunter zahlreiche (Indie-)Spiele.<br />

Auf der linken Seite ordnet das Software-Center<br />

die Programme nach Kategorien. Alle anderen<br />

Bedienelemente finden Sie im Menü und in den<br />

Symbolleisten. Der kleine Pfeil rechts neben Alle<br />

Anwendungen listet alle verfügbaren Paketquellen<br />

in einem Drop-down-Menü auf. Konkret erscheinen<br />

anfangs die Einträge Bereitgestellt durch<br />

<strong>Ubuntu</strong> (hier finden Sie die meiste freie Software),<br />

Canonical-Partner (kostenlose, unfreie Software<br />

ohne Quellcode wie Skype und Flash 11) sowie<br />

Zum Kauf (die erwähnte kommerzielle Software).<br />

Ergänzen Sie Paketquellen, tauchen diese hier später<br />

auch auf.<br />

Oleg Zhukov, 123RF.com<br />

20 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Paketmanagement<br />

Erste Schritte<br />

Klicken Sie in der Menüleiste oben auf Installiert,<br />

erscheinen sortiert nach Kategorien nur die installierten<br />

Anwendungen. Das kleine Dreieck rechts<br />

daneben dröselt die Ergebnisse nach Paketquellen<br />

auf. Der Eintrag Verlauf informiert Sie darüber,<br />

wann Sie eine Software auf den Rechner gespielt<br />

haben. Funktioniert plötzlich ein Programm nicht<br />

mehr, identifizieren Sie so <strong>mit</strong> etwas Glück den<br />

Übeltäter. Das „Downgraden“ – also die Rückkehr<br />

zu einer vorherigen Version eines Programms –<br />

funktioniert im Software-Center nicht: Das klappt<br />

über den alternativen Paketmanager Synaptic, der<br />

im Paket synaptic steckt.<br />

Kennen Sie den Namen einer Software, fahnden<br />

Sie über das Suchfeld rechts oben gezielt nach dieser.<br />

Bereits beim Eintippen erscheinen die Treffer.<br />

Sie stammen aus der Paketquelle, die Sie unter<br />

Alle Anwendungen eingestellt haben.<br />

Rechts in der Liste <strong>mit</strong> den verfügbaren Programmen<br />

stehen die Nutzerbewertungen in Form von<br />

Sternen. Bei kommerziellen Paketen tauchen zusätzlich<br />

Preise auf. Wählen Sie ein Paket aus, erscheinen<br />

darunter Schaltflächen <strong>mit</strong> der Beschriftung<br />

Weitere Informationen und Installieren. Der<br />

erste Link führt zu einer ausführlicheren Beschreibung<br />

des Programms, oft versehen <strong>mit</strong> einem<br />

Screenshot (Abbildung 2). Werfen Sie auch einen<br />

Blick auf den Bereich Erweiterungen: Er schlägt<br />

Software zur Installation vor, die das Programm<br />

sinnvoll ergänzt. Neu dabei ist der Kasten Andere<br />

Leute haben Folgendes installiert, der Sie vermutlich<br />

inspirieren soll, andere Software auszuprobieren.<br />

Über den Eintrag Ansicht | Empfehlungen ausschalten<br />

im globalen Menü deaktivieren Sie diese<br />

Kästen. Über den Link Eine eigene Bewertung schreiben<br />

beurteilen Sie die Software; dazu benötigen<br />

dazu aber einen kostenlosen Launchpad-Account<br />

[1]. Die Bewertungen sortieren Sie auf Wunsch –<br />

auch das ist neu – nach einer Sprache. Über den<br />

Button Installieren spielen Sie das Paket schließlich<br />

auf den Rechner.<br />

Die Suche entdeckt nicht alle Programme. Das<br />

Software-Center versteckt Bibliotheken, Entwicklerdateien,<br />

aber auch Programme ohne grafische<br />

Oberflächen wie etwa imagemagick und mplayer<br />

(das Kommandozeilentool) vor Ihnen. Um sie dennoch<br />

zu installieren, klicken Sie entweder bei der<br />

Suche auf den Link Technische Dateien anzeigen<br />

ganz unten oder Sie geben den vollständigen Namen<br />

der Software ein.<br />

Auf weitere interessante Einträge stoßen Sie im<br />

eben schon erwähnten globalen Menü des Software-Centers<br />

oben im Panel. Über den Menüpunkt<br />

Datei | Vorherige Einkäufe erneut installieren<br />

spielen Sie einmal gekaufte Software jederzeit neu<br />

ein. Die Option Zwischen Rechnern abgleichen erlaubt<br />

es, Ihre Paketauswahl über den Cloud-Dienst<br />

<strong>Ubuntu</strong> One auf andere Rechner zu übertragen.<br />

Nicht zuletzt ergänzen Sie über Bearbeiten | Software-Paketquellen<br />

weitere Paketquellen.<br />

1 Das Software-Center lädt zum Stöbern ein. Dabei helfen die Bewertungen der Benutzer und<br />

die Hinweise, welche Software andere Anwender installiert haben.<br />

Linux Mint 13:<br />

Softwareverwaltung<br />

Linux Mint – das dürften viele Leser wissen – ist<br />

ein <strong>Ubuntu</strong>-Derivat. Der Unterbau von Mint basiert<br />

also zum größten Teil auf <strong>Ubuntu</strong>, die Distribution<br />

setzt aber den Cinnamon-Desktop – ein<br />

modifiziertes Gnome 3 – oder den MATE-Desktop<br />

ein, der sich an Gnome 2 orientiert. Daneben hat<br />

Mint ein paar eigene Programme im Portfolio –<br />

darunter die Softwareverwaltung. Diese rufen Sie<br />

auf, indem Sie [Super] drücken, soft eingeben und<br />

auf den vierzackigen Stern klicken.<br />

2 Das Software-Center von <strong>Ubuntu</strong> verrät nicht nur Details zur angebotenen Software, sondern<br />

zeigt auch Screenshots, listet Nutzerkommentare auf und empfiehlt hilfreiche Zusatzsoftware.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

21


Erste Schritte<br />

Paketmanagement<br />

Ein kurzer Splashscreen<br />

nach dem<br />

Start zählt die aktuell<br />

verfügbaren<br />

Pakete auf, die<br />

Mint meist direkt<br />

aus den Paketquellen<br />

von <strong>Ubuntu</strong><br />

holt – hier besteht<br />

Kompatibilität.<br />

Dann erscheint<br />

das Hauptfenster<br />

<strong>mit</strong> den Kategorien<br />

(Abbildung 3). Unter<br />

Empfehlungen<br />

links oben stellen<br />

die Mint-Entwickler<br />

3 Auch die Softwareverwaltung von Mint 13 stellt die Kategorien in den ihre Lieblingssoftware<br />

vor; dazu<br />

Mittelpunkt ihrer Startseite. Praktisch ist die Navigationsleiste oben.<br />

gehören etwa VLC,<br />

Skype, Wine und Inkscape. Über einen Klick auf<br />

Kategorien in der horizontalen Leiste oben kehren<br />

Sie zum Hauptschirm zurück.<br />

Die Kategorien bringen zum Teil Subkategorien<br />

<strong>mit</strong>, was die gezielte Suche nach Software erleichtert.<br />

Kennen Sie den Namen, geben Sie ihn wie im<br />

Software-Center oben rechts in die Suchzeile ein<br />

und filtern schon beim Tippen die Ergebnisse. Neben<br />

diesen stoßen Sie, wenn eine Internetverbindung<br />

besteht, auf die Bewertungen der Software:<br />

Groß erscheint dort eine Punktzahl, etwas kleiner<br />

die Anzahl der abgegebenen Stimmen für ein Programm.<br />

Klicken Sie doppelt auf einen Softwareeintrag,<br />

gelangen Sie in eine ähnliche Detailübersicht<br />

wie im Software-Center (Abbildung 4). Doch es<br />

gibt feine Unterschiede: Anders als in <strong>Ubuntu</strong><br />

dürfen Sie in Mint eine Software auch bewerten,<br />

wenn Sie diese nicht installiert haben. Dafür fehlt<br />

der rudimentäre Sprachfilter, den <strong>Ubuntu</strong> für die<br />

Kommentare anbieten. Auch Empfehlungen gibt es<br />

unter Linux Mint 13 (noch) nicht.<br />

4 Die Detailansicht zu den Programmen gleicht unter Linux Mint 13 der von <strong>Ubuntu</strong> und Kubuntu.<br />

Ähnlich wie unter <strong>Ubuntu</strong> 12.04 dürfen Sie unter<br />

Linux Mint 13 nur dann Kommentare zur<br />

Software abgeben, wenn Sie sich vorher auf der<br />

Mint-Community anmelden [2]. Unter Bearbeiten<br />

| Kontoinformationen geben Sie dazu Ihre Anmeldedaten<br />

ein. Seit 2010 gibt es im Projekt Moderatoren,<br />

die Kommentare löschen dürfen, wenn sie<br />

gegen bestimmte Auflagen verstoßen – auch hier<br />

eine Parallele zu <strong>Ubuntu</strong>. Über den Menüpunkt<br />

Ansicht bestimmen Sie, ob die Softwareverwaltung<br />

die verfügbaren Pakete oder nur die installierten<br />

Pakete anzeigt. Schließlich ergänzen Sie über<br />

Bearbeiten | Softwarequellen zusätzliche Paketquellen.<br />

Standardmäßig bindet die Distribution<br />

<strong>Ubuntu</strong>s Paketquellen <strong>mit</strong>samt Sicherheitsupdates<br />

ein, die empfohlenen Updates sowie das Partner-<br />

Repository, das zum Beispiel Skype anbietet. Das<br />

Kauf-Repository fehlt hier, dafür ist die Medibuntu-Paketquelle<br />

standardmäßig aktiviert (in der<br />

Mint-Version <strong>mit</strong> Codecs) und es gibt zwei (noch<br />

nicht aktivierte) Einträge für Spiele und Anwendung<br />

von der GetDeb-Webseite [3].<br />

Sie spielen eine Software auf den Rechner, indem<br />

Sie rechts oben auf Installieren klicken. Eine Fortschrittsanzeige<br />

visualisiert diesen Prozess. Sie<br />

dürfen den Manager nun auch wieder schließen<br />

oder parallel eine zweite Anwendung installieren<br />

– auch dieses Verhalten kennt man bereits vom<br />

Software-Center. Um ein Programm wieder zu entfernen,<br />

wählen Sie dieses per Doppelklick aus und<br />

verwenden den Button Entfernen.<br />

Kubuntu: Muon-<br />

Programmverwaltung<br />

Adept und KpackageKit sind inzwischen Geschichte;<br />

seit Version 11.10 kommt unter Kubuntu<br />

die neue Paketverwaltung Muon zum Einsatz.<br />

Die existiert gleich in zwei Varianten – als Muon-<br />

Paketverwaltung und Muon-Programmverwaltung.<br />

Beide finden Sie unten links im K-Menü unter<br />

Anwendungen | System. Es gibt auch noch eine<br />

Muon-Aktualisierungsverwaltung, zu der<br />

Sie an anderer Stelle im Heft mehr lesen<br />

(Referenz: Netzwerk und Updates).<br />

Die Muon-Programmverwaltung eifert<br />

offenbar dem Software-Center und der<br />

Softwareverwaltung nach. Links sehen<br />

Sie mehrere Einträge, die ihre Inhalte<br />

im Bereich rechts anzeigen. Wählen Sie<br />

Programme beziehen, erscheint rechts die<br />

verfügbare Software, eingeteilt in einige<br />

wenige Kategorien. Klappen Sie den eben<br />

genannten Eintrag aus, sehen Sie wie<br />

im Software-Center die eingebundenen<br />

Paketquellen und die in ihnen enthaltene<br />

Software. Die Suchzeile oben rechts<br />

reagiert in Echtzeit auf Ihre Eingaben<br />

und listet die gefundene Software auf –<br />

<strong>mit</strong>samt Bewertungen (Abbildung 5).<br />

Klicken Sie auf einen Softwareeintrag,<br />

22 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Paketmanagement<br />

Erste Schritte<br />

erhalten Sie wahlweise Weitere Informationen<br />

oder Sie wählen direkt Installieren. Im ersten Fall<br />

öffnet sich ein weiterer Bereich, der die Software<br />

kurz vorstellt. Auch hier funktioniert alles wie im<br />

Software-Center (Abbildung 6): Die Programmbeschreibungen<br />

erscheinen, häufig gibt es ergänzend<br />

Screenshots sowie Empfehlungen für Erweiterungen,<br />

die noch zu einer Software passen, also Plugins,<br />

Bibliotheken o. Ä. Die Rezensionen konnte die<br />

Muon-Programmverwaltung trotz Internetzugang<br />

allerdings nicht laden, die Benutzerempfehlungen<br />

gibt es hier nicht.<br />

Suchen Sie nach dem nützlichen Konsolentool<br />

imagemagick, wird die Muon-Programmverwaltung<br />

nicht fündig. Bibliotheken und andere abhängige<br />

Programmteile finden Sie nur <strong>mit</strong> Hilfe<br />

der recht funktionalen Muon-Paketverwaltung.<br />

Ob diese Trennung und die ähnlich klingenden<br />

Namen eine kluge Wahl sind, ist fraglich. Das<br />

Software-Center zeigt solche Dateien, wenn Sie auf<br />

Technische Dateien anzeigen klicken.<br />

Zusatzquellen<br />

Sowohl die Muon-Programmverwaltung als auch<br />

das Software-Center und die Softwareverwaltung<br />

von Linux Mint bieten in ihren Menüs eine Option<br />

an, um externe Paketquellen einzubinden. Doch<br />

was genau soll das sein? Über den Paketmanager<br />

erlangen Sie zwar Zugriff auf Tausende von Paketen,<br />

doch aktuellere Versionen von Software (etwa<br />

die neueste Gimp-Version) und spezielle Programme<br />

(etwa VirtualBox) müssen Sie <strong>mit</strong>unter<br />

über externe Paketquellen und die so genannten<br />

PPAs installieren – das sind zwei ein wenig unterschiedliche<br />

Dinge!<br />

Externe Paketquellen<br />

Im Software-Center binden Sie externe Paketquellen<br />

über den Punkt Bearbeiten | Software-Paketquellen<br />

ein, den Sie im globalen Menü finden. In<br />

der Muon-Programmverwaltung wählen Sie Einstellungen<br />

| Software-Quellen einrichten, und in der<br />

Softwareverwaltung von Linux Mint 13 gelangen<br />

Sie über Bearbeiten | Softwarequellen dorthin.<br />

Das Medibuntu-Projekt [4] bietet eine externe Paketquelle<br />

an, die allerhand Multimediaprogramme<br />

enthält (Referenz: Multimedia). Um diese einzubinden,<br />

klicken Sie unter <strong>Ubuntu</strong> und Kubuntu<br />

auf den Reiter Andere Software, dann auf Hinzufügen<br />

und geben in die folgende Zeile deb http://<br />

packages.medibuntu.org/ precise free non‐free<br />

ein (Abbildung 7). Diese Zeile denken Sie sich<br />

nicht etwa aus, sondern sie steht meist auf der<br />

Webseite, die sich Ihnen als externe Paketquelle<br />

für eine spezifische Software anbietet. Über den<br />

Button Softwarepaketquelle hinzufügen übernehmen<br />

Sie die neu eingebundene Paketquelle unter<br />

<strong>Ubuntu</strong>. Nutzen Sie Kubuntu, klicken Sie auf<br />

Schließen, und müssen dann die allgemeine Paketliste<br />

Neu laden. Unter Linux Mint wählen Sie<br />

5 Die Muon-Paketverwaltung von Kubuntu besteht aus zwei ähnlich klingenden Komponenten:<br />

einer Programmverwaltung und einer Paketverwaltung – hier sehen Sie Erstere.<br />

6 Die Muon-Programmverwaltung übernimmt die Bewertungen, Screenshots und Softwareempfehlungen<br />

direkt von <strong>Ubuntu</strong>. Nur die Kommentare wurden im Test nicht angezeigt.<br />

den Reiter Other Software – allerdings bindet die<br />

Linux-Mint-Version <strong>mit</strong> Codec-Unterstützung die<br />

Medibuntu-Quelle automatisch ein.<br />

Da<strong>mit</strong> ist es aber noch nicht getan, denn externe<br />

Paketquellen schützen sich oft <strong>mit</strong> einem Schlüssel<br />

vor Missbrauch. Jedes Paket erhält eine <strong>mit</strong> dem<br />

Schlüssel verifizierbare Signatur; manipulierte<br />

Pakete <strong>mit</strong> anderen Signaturen fallen so schnell<br />

auf. Unter Kubuntu müssen Sie diesen Schlüssel<br />

nicht importieren – den Warnhinweis können Sie<br />

ignorieren. Unter <strong>Ubuntu</strong> und Linux Mint ist der<br />

Schlüssel hingegen ein Muss. Doch wie finden Sie<br />

ihn heraus, und wie verwenden Sie ihn?<br />

Die meisten Webseiten zeigen eine einfache Zeile<br />

Code an, die Sie über [Strg]+[C] und [Strg]+[V]<br />

in ein Terminal ([Strg]+[Alt]+[T]) kopieren und<br />

über [Eingabe] ausführen. Alternativ geben Sie in<br />

ein Terminal<br />

$ sudo apt‐get update<br />

ein. Der Befehl aktualisiert die Liste der verfügbaren<br />

Software für das Software-Center und gibt<br />

am Ende die Fehlermeldung aus Abbildung 8<br />

aus. Bei der kryptischen Zahl nach NO_PUBKEY<br />

Referenz<br />

Netzwerk und Updates: Im Artikel<br />

ab Seite 17 lesen Sie nach,<br />

wie Sie unter <strong>Ubuntu</strong> und Co. eine<br />

Verbindung ins Internet aufbauen<br />

und Aktualisierungen installieren.<br />

Multimedia: Was für Software die<br />

Medibuntu-Paketquelle anbietet,<br />

lesen Sie im Multimedia-Artikel ab<br />

Seite 25.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

23


Erste Schritte<br />

Paketmanagement<br />

handelt es sich um den<br />

gesuchten Schlüssel, im<br />

konkreten Beispiel 2EB-<br />

C26B60C5A2783. Geben<br />

Sie dann<br />

$ sudo apt‐key adv U<br />

‐‐recv‐keys ‐‐keyseU<br />

rver keyserver.ubunU<br />

tu.com 2EBC26B60C5A2783<br />

7 Die Softwareverwaltungen aller drei Distributionen bieten die<br />

Möglichkeit, externe Paketquellen zu ergänzen.<br />

Glossar<br />

Kompilieren: Mitunter liegt von<br />

einer Software nur der Quellcode<br />

vor, und es gibt keine Pakete. Mit<br />

den richtigen Werkzeugen lässt<br />

sich der Quellcode kompilieren<br />

und in ausführbare Software verwandeln.<br />

Info<br />

[1] <strong>Ubuntu</strong>s Onlineplattform<br />

Launchpad:<br />

[https:// launchpad. net/]<br />

[2] Die Linux-Mint-Community:<br />

[http:// community.​<br />

linuxmint. com]<br />

[3] GetDeb-Webseite:<br />

[http:// www. getdeb. net/​<br />

welcome/]<br />

[4] Medibuntu-Projekt:<br />

[http:// medibuntu. org/]<br />

[5] PPAs in <strong>Ubuntu</strong>s Plattform<br />

Launchpad:<br />

[https:// launchpad. net/​<br />

ubuntu/ +ppas]<br />

ein, um den passenden<br />

Schlüssel herunterzuladen<br />

und ihn <strong>mit</strong> der<br />

Paketverwaltung zu verknüpfen. Nach der Eingabe<br />

von sudo apt‐get update sollten Sie die Software<br />

aus der Quelle installieren können. Unter <strong>Ubuntu</strong><br />

taucht die neue Paketquelle oft erst nach Minuten<br />

im Software-Center auf – weichen Sie so lange auf<br />

ein Terminal aus (siehe Kasten Textinstallation).<br />

PPAs einbinden<br />

PPAs (Personal Package Archives) sind eine spezielle<br />

Form externer Paketquellen, die nur <strong>Ubuntu</strong>s<br />

kostenlose Onlineplattform Launchpad offeriert.<br />

Wenn versierte <strong>Ubuntu</strong>-Anwender oder Entwickler<br />

Debian-Pakete ihrer Lieblingssoftware basteln,<br />

bieten sie diese häufig in einem privaten Paketarchiv<br />

auf Launchpad zum Download an. Bevor Sie<br />

eine Software aus dem Quellcode kompilieren,<br />

schauen Sie über die PPA-Suche [5] nach, ob es ein<br />

PPA dafür gibt.<br />

PPAs binden Sie unter <strong>Ubuntu</strong> und Kubuntu<br />

12.04 wie externe Paketquellen ein. Anstelle der<br />

in Abbildung 7 gezeigten Adresse geben Sie hier<br />

9 Ein PPA binden Sie unter <strong>Ubuntu</strong> und Kubuntu 12.04<br />

über ein grafisches Tool ein. Unter Linux Mint 13 müssen<br />

Sie dafür auf die Kommandozeile ausweichen.<br />

ein Kürzel ein, zum Beispiel ppa:ubuntu-mozilladaily/​ppa<br />

für eine täglich frische (und instabile)<br />

Version des Browsers Firefox. Das importiert auch<br />

gleich den Schlüssel für das zugehörige PPA. Danach<br />

dauert es wieder eine Weile, bis firefox-trunk<br />

im Software-Center auftaucht. Den Text nach dem<br />

Kürzel ppa: entnehmen Sie übrigens der jeweiligen<br />

PPA-Webseite (Abbildung 9).<br />

Unter Mint 13 müssen Sie den manuellen Weg<br />

über ein Terminal einschlagen, der den Schlüssel<br />

für das jeweilige PPA automatisch ergänzt. Das<br />

funktioniert auch für <strong>Ubuntu</strong> und Kubuntu:<br />

$ sudo add‐apt‐repository ppa:ubunU<br />

tu‐mozilla‐daily/ppa<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get install firefox‐trunk<br />

Einzelsendung<br />

Nicht zuletzt bieten einige Webseiten<br />

auch einzelne Debian-<br />

Pakete an, die Sie zunächst<br />

herunterladen. Sie installieren<br />

die Software dann über einen<br />

Doppelklick auf das DEB-Paket<br />

im Dateimanager, der die Softwareverwaltung<br />

aufruft – einfacher<br />

geht’s kaum. (kki) ●●●<br />

8 Aktualisieren Sie die Paketliste über die Konsole, taucht am Ende eine<br />

Fehlermeldung auf, wenn der Schlüssel für eine externe Paketquelle fehlt.<br />

Tabelle 1<br />

Kommando<br />

Aktion<br />

sudo apt-cache search --names-only inkscape Sucht nach allen Paketen, die „inkscape“ direkt im Namen tragen.<br />

sudo apt-get install inkscape gimp<br />

Installiert die Programme Inkscape und Gimp.<br />

sudo apt-get remove --purge inkscape<br />

Entfernt Inkscape <strong>mit</strong>samt Konfigurationsdateien.<br />

sudo apt-get update<br />

Synchronisiert die Paketliste <strong>mit</strong> <strong>Ubuntu</strong>s Servern.<br />

sudo apt-get upgrade<br />

Spielt Fehlerkorrekturen für die vorhandene Software ein.<br />

sudo apt-get dist-upgrade<br />

Spielt neue Versionen einer vorhandenen Software ein, meist Kernel-Updates.<br />

Textinstallation<br />

Das Software-Center ist lediglich<br />

eine grafische Oberfläche für APT<br />

(das Advanced Packaging Tool).<br />

Das verwaltet im Hintergrund die<br />

Listen <strong>mit</strong> der Software, die in den<br />

Paketquellen steckt. Wie erwähnt<br />

bedienen Sie APT auch direkt über<br />

die Kommandozeile. Tabelle 1 stellt<br />

die wichtigsten Befehle vor, <strong>mit</strong> denen<br />

Sie den Paketmanager ohne<br />

grafische Oberfläche verwenden.<br />

24 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Multimedia<br />

Erste Schritte<br />

alexwhite, 123RF.com<br />

Skype 4.0, Google Earth, Flash und Co.<br />

Planet Multimedia<br />

Medibuntu<br />

Einige exotische Dateiformate aus der Windows-Welt<br />

sowie proprietäre Programme stehen nur in zusätzlichen<br />

Paketquellen bereit. Eine der meistbenutzten ist<br />

das Medibuntu-Repository [3]. Es bringt proprietäre<br />

Programme und unfreie Codecs <strong>mit</strong>, die im Paket nonfree-codecs<br />

stecken. Der Eintrag für das Medibuntu-<br />

Repository als Paketquelle lautet für die drei Distributionen:<br />

deb http://​packages.medibuntu.org/​precise free<br />

non-free. Vergessen Sie nicht, auch den Schlüssel für<br />

diese Paketquelle über die Kommandozeile zu importieren<br />

(Referenz: Paketmanagement); andernfalls lassen<br />

sich die Pakete nicht installieren.<br />

Zu den wichtigsten Aufgaben aktueller Betriebssysteme<br />

gehört zumindest im Privatbereich das Abspielen<br />

von Musik und Filmen. Rein technisch ist<br />

das kein Problem, allerdings sorgen rechtliche Fragen<br />

oft dafür, dass Video- und Audioplayer auf Anhieb<br />

bestimmte Medien nicht abspielen und dass<br />

Sie proprietäre Programme nicht im Paketmanager<br />

finden. Doch keine Panik: Mit ein paar Handgriffen<br />

verwandeln Sie <strong>Ubuntu</strong> und Kubuntu 12.04 in<br />

vollwertige Multimediazentralen. Einfacher haben<br />

es Mint-Nutzer, da hier der Paketmanager viele der<br />

fehlenden Programme anbietet.<br />

Dass Multimedia-Unterstützung ein wichtiges<br />

Thema ist, merken Sie unter Kubuntu und <strong>Ubuntu</strong><br />

bereits während der Installation. Setzen Sie im Installer<br />

ein Kreuzchen bei Drittanbieter-Software installieren,<br />

spielt <strong>Ubuntu</strong> das Paket ubuntu-restricted-addons<br />

auf den Rechner, während Kubuntu<br />

zu kubuntu-restricted-addons greift. Die Software<br />

enthält einige Codecs, beispielsweise den offiziellen<br />

MP3-Codec von Fluendo, Komponenten für<br />

das GStreamer-Framework sowie den Flash Player.<br />

Der Zweck der Übung: Direkt nach der Installation<br />

können Sie MP3-Dateien abspielen, mehr als 90<br />

Filmformate anschauen und Flash-Animationen<br />

und ‐Filme im Internet betrachten.<br />

Bei Linux Mint 13 fehlt dieser ankreuzbare Punkt<br />

im Installer: Die Distribution installiert die wichtigsten<br />

Codecs automatisch (oder per Mausklick<br />

im Nachhinein in der No-Codecs-Version) und bindet<br />

dazu externe Paketquellen ein.<br />

Andere proprietäre Anwendungen wie Google<br />

Earth (Abbildung 1) und Opera integrieren<br />

<strong>Ubuntu</strong> und Kubuntu – anders als Mint – nicht in<br />

die Standardpaketquellen. Zwar sind diese Programme<br />

kostenlos, stehen aber oft unter unfreien<br />

Lizenzen, und ihnen fehlt der offene Quellcode.<br />

Einer für alle<br />

Im Hintergrund der hauseigenen Multimedia-<br />

Anwendungen werkelt GStreamer. Bei der Software<br />

handelt es sich um ein modular aufgebautes<br />

Multimedia-Framework, das unter allen drei Distributionen<br />

diversen Anwendungen Ton- und Bildschnittstellen<br />

zur Verfügung stellt. Dadurch müssen<br />

die Programme selbst keine speziellen Codecs<br />

unterstützen; es genügt, wenn sie das Playback<br />

<strong>Ubuntu</strong>, Kubuntu und<br />

Linux Mint installieren<br />

nicht alles, was Sie zur<br />

multimedialen Grundversorgung<br />

benötigen.<br />

Wir zeigen, wie Sie den<br />

Rechner um das neue<br />

Skype 4.0, Google Earth<br />

und weitere unverzichtbare<br />

Komponenten<br />

erweitern.<br />

Tim Schürmann, Marcel Hilzinger<br />

Referenz<br />

Paketmanagement: Wie Sie die<br />

externe Medibuntu-Paketquelle<br />

einbinden, erfahren Sie im Artikel<br />

ab Seite 20.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

25


Erste Schritte<br />

Multimedia<br />

1 Google Earth läuft sowohl unter <strong>Ubuntu</strong>/​Kubuntu als auch unter Linux Mint, die Installationswege unterscheiden sich jedoch geringfügig.<br />

Glossar<br />

Proprietäre Anwendungen: Es<br />

handelt sich um Software, dazu<br />

gehört auch Freeware, von der die<br />

Anbieter keinen Quellcode frei zur<br />

Verfügung stellen.<br />

über GStreamer beherrschen. Um etwa eine MP3-<br />

Datei abzuspielen, reichen Rhythmbox und Amarok<br />

diese an GStreamer weiter. Die Software kramt<br />

im eigenen Fundus nach einem Plug-in, das sich<br />

um MP3-Formate kümmert. Mit Hilfe des darin<br />

enthaltenen Codecs wandelt GStreamer die Datei<br />

in hörbares Material um, das die Audioplayer umgehend<br />

wieder in Empfang nehmen und über die<br />

Lautsprecher ausgeben (Abbildung 2). Um den<br />

Audio- und Videoabspielern neue Dateiformate<br />

beizubringen, müssen Sie oft nur die passenden<br />

GStreamer-Plug-ins nachinstallieren. Suchen Sie<br />

dazu nach Paketen, die <strong>mit</strong> gstreamer0.10-pluginsbeginnen<br />

– das ist die aktuelle GStreamer-Variante.<br />

2 Sowohl der KDE-Desktop als auch Unity und Cinnamon verwenden das modular aufgebaute<br />

GStreamer-Framework als Backend zum Abspielen von Filmen und Audiodateien.<br />

Gefährliche Liebschaften<br />

Zwar decken Sie <strong>mit</strong> der anfangs erwähnten<br />

Software (restricted-extras und restricted-addons)<br />

einen Großteil aller Multimediaformate ab, doch<br />

verschlüsselte DVDs können Sie noch nicht anschauen<br />

– das betrifft praktisch alle kommerziellen<br />

DVDs. Die zum Umgehen des Content Scramble<br />

System (CSS) benötigte libdvdcss2 fällt in<br />

einigen Ländern (darunter auch Deutschland) in<br />

eine rechtliche Grauzone. Ihr Einsatz ist verboten,<br />

da sie den CSS-Abspielschutz aushebelt und so<strong>mit</strong><br />

theoretisch einen „wirksamen Kopierschutzmechanismus“<br />

umgeht. Möchten Sie in Deutschland<br />

DVDs legal abspielen, helfen Ihnen zwei kommerzielle<br />

Linux-Programme beim DVD-Playback:<br />

LinDVD aus dem Hause Corel [1] und der DVD-<br />

Player von Fluendo [2], dessen Entwickler auch an<br />

GStreamer arbeiten. In anderen Ländern gilt hingegen<br />

eine andere Rechtsprechung. Unsere Leser<br />

dort finden die Bibliothek zusammen <strong>mit</strong> anderen<br />

Codecs und dem MPlayer in der Medibuntu-<br />

Paketquelle (siehe Kasten Medibuntu). Die Multimediaversion<br />

von Linux Mint bindet Medibuntu<br />

standardmäßig ein.<br />

Partner- und Kaufquellen<br />

Einige wichtige und häufig nachgefragte Anwendungen<br />

von Drittanbietern liefern <strong>Ubuntu</strong> und<br />

Linux Mint inzwischen über das so genannte<br />

Partner-Repository aus. Dazu gehören der PDF-<br />

Betrachter von Adobe, Skype in Version 2.2, das<br />

Paket adobe-flashplugin <strong>mit</strong> dem Flash Player in<br />

Version 11.2, das MP3-GStreamer-Plug-in von Fluendo<br />

sowie der View Client von VMware.<br />

Während Mint 13 dieses Repository automatisch<br />

einbindet, müssen Sie es unter Kubuntu und<br />

<strong>Ubuntu</strong> zunächst aktivieren. Im Software-Center<br />

klicken Sie dazu auf eine Anwendung, die Sie in-<br />

26 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Multimedia<br />

Erste Schritte<br />

Kurse & Urlaub<br />

3 Um Produkte in <strong>Ubuntu</strong>s Software-Center zu kaufen, benötigen Sie<br />

einen kostenlosen Launchpad-Account sowie eine Kreditkarte. Neuerdings<br />

funktioniert das Bezahlen auch über PayPal.<br />

stallieren wollen, und auf Weitere Informationen | Diese Paketquelle<br />

verwenden. Unter Kubuntu aktivieren Sie die Paketquelle,<br />

indem Sie die Muon-Paketverwaltung starten, auf Einstellungen<br />

| Software-Quellen einrichten klicken und im Reiter Andere Software<br />

einen Haken beim Canonical-Partner-Repository setzen.<br />

Das Repository <strong>mit</strong> der Beschriftung Zum Kauf existiert nur in<br />

<strong>Ubuntu</strong> und enthält Software, die Sie direkt aus dem Software-<br />

Center heraus käuflich erwerben. Klicken Sie auf eine Software<br />

und wählen Sie Weitere Informationen, erscheinen links der Preis<br />

und rechts die Schaltfläche Kaufen. Die Kontaktaufnahme zum<br />

Bezahlservice erfolgt in einem integrierten Fenster über <strong>Ubuntu</strong>s<br />

Cloud-Dienst <strong>Ubuntu</strong> One. Sie melden sich dort kostenlos an und<br />

zahlen dann per Kreditkarte oder PayPal (Abbildung 3).<br />

Adobes Produkte<br />

Eine von Canonical offiziell unterstützte Variante des Flash Player<br />

installieren Sie über das eben erwähnte Partner-Repository. Spielen<br />

Sie hingegen das Paket flashplugin-installer (Adobe Flash-Erweiterung)<br />

auf den Rechner, holt dieses jeweils die neueste Flash-<br />

Version direkt von Adobes Webseite. Meist sind beide Versionen<br />

identisch, aber im Zweifelsfall ist die Variante im Partner-Repository<br />

besser an <strong>Ubuntu</strong> und Co. angepasst. Probieren Sie diese<br />

also, wenn Sie Probleme <strong>mit</strong> dem flashplugin-installer haben.<br />

Die Zukunft des Flash Player ist ohnehin ungewiss: Noch fünf<br />

Jahre lang will Adobe die Version 11.2 für Linux <strong>mit</strong> Updates<br />

versorgen. Die folgenden Flash-Player-Versionen für Linux laufen<br />

dann nur noch im Browser Chrome, welche die Pepper Plug-in<br />

API unterstützt. Bis dahin sollte aber auch HTML5 in der Lage<br />

sein, Flash zu weiten Teilen zu ersetzen.<br />

Adobes PDF-Reader (im Partner-Repository) brauchen Sie nur,<br />

wenn <strong>Ubuntu</strong>s eingebauter PDF-Betrachter Evince versagt. Das<br />

passiert selten, etwa bei PDF-Dateien <strong>mit</strong> 3-D-Inhalten oder sehr<br />

komplexen Grafiken <strong>mit</strong> vielen Ebenen. Aus Gründen der Sicherheit<br />

sollten Sie möglichst auf den Einsatz des Readers verzichten.<br />

Kostenloser Urlaub am Bodensee<br />

bodenseo möchte Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin einen<br />

kostenlosen Urlaub am Bodensee im 4-Sterne-Hotel “Hoeri<br />

am Bodensee” schenken: www.hoeri-am-bodensee.de<br />

Buchen Sie einen Kurs vom 1. Oktober bis 31. März, und Ihre<br />

Partnerin oder Partner übenachtet kostenlos in Ihrem<br />

Doppelzimmer. Auch das Frühstücksbüffet übernimmt<br />

bodenseo!<br />

Kurse finden<br />

Zum Beispiel können Sie Linux von Grund auf kennen und<br />

verstehen lernen. Oder wie wäre es <strong>mit</strong> Python, die<br />

Programmiersprache auf die Google setzt? Stöbern Sie doch<br />

einfach mal in unserem Kursprogramm im Internet. Neben<br />

Linux- und Shell-Kursen finden Sie die wichtigsten<br />

Sprachen wie Perl, C, C++, Tcl/Tk, Java, Bash, PHP und<br />

viele andere: www.bodenseo.de<br />

Kleine Gruppen<br />

bodenseo will, dass Lernen Spaß macht und schnell geht.<br />

Deshalb sind alle Kurse sorgfältigst auf die jeweilige<br />

Zielgruppe abgestimmt. Wir legen großen Wert darauf, dass<br />

wir möglichst homogene und kleine Gruppen schulen, die<br />

in der Regel aus nur 2 – 4 Teilnehmer/innen bestehen.<br />

Preise<br />

Unsere Kurse gibt es bereits ab 379,- € plus MwSt pro Tag.<br />

Vollpension im 4-Sterne-Hotel “Hoeri am Bodensee”<br />

(www.hoeri-am-bodensee.de) <strong>mit</strong> Sauna, Swimming-Pool und<br />

Wellness- und Spabereich ist bereits im Kurspreis enthalten.<br />

Telefon<br />

Manche Fragen lassen sich telefonisch einfach besser klären.<br />

Deshalb ist bodenseo telefonisch für Sie von montags bis<br />

inklusive samstags zwischen 8 und 20 Uhr erreichbar:<br />

07731/1476120<br />

Linux am Bodensee<br />

www.bodenseo.de<br />

Skype 4.0 und Google Video<br />

Eine große Neuigkeit ist, dass Skype für Linux nun in der Version<br />

4.0 vorliegt. Das ist um so erstaunlicher, da Skype <strong>mit</strong>tlerweile<br />

zu Microsoft gehört. In der Partner-Paketquelle steckt allerdings<br />

noch die Version 2.2, die Veröffentlichung der 4.0 erfolgte erst<br />

nach dem Release von <strong>Ubuntu</strong>/​Kubuntu 12.04 und Linux Mint<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

27


Erste Schritte<br />

Multimedia<br />

4 Da Skype nun in der Version 4 vorliegt und eine verbesserte Audio- und Videoqualität <strong>mit</strong>bringt,<br />

ist ein Wechsel zu Windows nicht mehr unbedingt notwendig.<br />

Info<br />

[1] Informationen zu LinDVD:<br />

[https:// www. pseudonym.​<br />

org/ software1/ lindvd. html]<br />

[2] Kommerzielle GStreamer-<br />

Plug-ins:<br />

[http:// www. fluendo. com/]<br />

[3] Medibuntu-Homepage:<br />

[http:// www. medibuntu.​<br />

org/]<br />

[4] Skype 4.0 für Linux:<br />

[http:// www. skype. com/​<br />

intl/ en‐us/ get‐skype/​<br />

on‐your‐computer/ linux/]<br />

[5] Abhörsicherheit von Skype:<br />

[https:// de. wikipedia. org/​<br />

wiki/ Skype# Keine_Abh. C3.​<br />

B6rsicherheit]<br />

[6] VoIP <strong>mit</strong> Jitsi:<br />

[https:// jitsi. org/]<br />

[7] VoIP-Client Twinkle: [http://​<br />

mfnboer. home. xs4all. nl/​<br />

twinkle/ index. html]<br />

[8] Google Earth:<br />

[http:// www. google. de/ intl/​<br />

de/ earth/ index. html]<br />

[9] Fehler melden:<br />

[http:// wiki. ubuntuusers.​<br />

de/ fehler_melden]<br />

13. Um Skype 4.0 zu installieren, laden Sie das<br />

Debian-Paket von der Webseite [4] herunter. Dann<br />

entfernen Sie über das Software-Center die alte<br />

Version und installieren danach die neue Version<br />

4.0 per Doppelklick im Dateimanager.<br />

Die Bildqualität erreicht fast die von Skype für<br />

Windows, das aktuell in der Version 5.8 vorliegt<br />

(Abbildung 4). Zu den generellen Nachteilen von<br />

Skype gehört, dass es Gespräche verschlüsselt,<br />

aber vermutlich nicht abhörsicher ist [5]. Wollen<br />

Sie sehr private Informationen austauschen,<br />

greifen Sie besser zu einer verschlüsselten Open-<br />

Source-Lösung wie Jitsi [6] oder Twinkle [7].<br />

Als Alternative zu Skype testen Sie Googles Videoplattform<br />

Hangout, die auch Gespräche zwischen<br />

mehreren Teilnehmern erlaubt – allerdings ebenfalls<br />

nicht abhörsicher. Dazu benötigen Sie einen<br />

Account bei Google, melden sich an und wechseln<br />

links oben auf das Google+-Profil. In der rechten<br />

Spalte wählen Sie Hangout starten und installieren<br />

dann ein Video-Plug-in für Ihr System (Abbildung<br />

5). Dazu laden Sie unter <strong>Ubuntu</strong>, Kubuntu und<br />

5 Neben Skype ermöglicht auch Googles Hangout<br />

einen Videochat <strong>mit</strong> einer oder mehreren Personen.<br />

Linux Mint das dort angebotene <strong>Ubuntu</strong>-Paket für<br />

Ihre Architektur herunter und klicken es doppelt<br />

im Dateimanager an.<br />

Google Earth<br />

Auch Freunde von Google Earth kommen unter<br />

den drei Distributionen auf ihre Kosten (Abbildung<br />

1). Um es zu verwenden, sollten Sie aber<br />

die Paketliste aktualisieren und das Paket lsb-core<br />

einspielen. Mint-Nutzer sind im Vorteil und installieren<br />

nun Google Earth direkt über den Paketmanager.<br />

Anwender von <strong>Ubuntu</strong> und Kubuntu 12.04<br />

laden das Debian-Paket für ihre Architektur aus<br />

dem Internet herunter [8]. Per Doppelklick auf das<br />

Google-Earth-Paket spielen Sie es auf den Rechner,<br />

was eine Weile dauert, da es zusätzliche Daten<br />

von einem Server holt. Achten Sie auch darauf,<br />

genügend freien Speicherplatz zu reservieren! Unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> 12.04 finden Sie Google Earth dann im<br />

Dash, Mint bietet es in der Kategorie Internet an<br />

und Kubuntu unter Anwendungen | Internet. Seien<br />

Sie aber gewarnt: Ohne eine vernünftige 3-D-Beschleunigung<br />

macht Google Earth keinen Spaß.<br />

Das neue Java<br />

Um Java-Anwendungen zu verwenden, benötigen<br />

Sie eine Java-Laufzeitumgebung (Java Runtime<br />

Environment, kurz JRE). <strong>Ubuntu</strong> bietet in den<br />

Paketquellen inzwischen nicht mehr Oracles proprietäre<br />

Java-Variante an, sondern nur noch das<br />

freie OpenJDK. Da einige Java-Programme in der<br />

Vergangenheit Probleme <strong>mit</strong> OpenJDK hatten, griffen<br />

die Nutzer nicht selten zum proprietären Java<br />

(sun-java). Das fehlt nun, weil Oracle es unter<br />

eine unfreie Lizenz gestellt hat.<br />

Allerdings orientiert sich das proprietäre Java stark<br />

an OpenJDK 7, das als offizielle Referenz gilt. Daher<br />

sollten die meisten Java-Programme <strong>mit</strong> dem<br />

freien Java laufen. Während Sie unter Kubuntu<br />

und <strong>Ubuntu</strong> die Pakete openjdk-7-jdk und icedtea-<br />

7-plugin oder die ältere Version über openjdk-6-jdk<br />

und icedtea-6-plugin installieren, hat Linux Mint<br />

13 bereits OpenJDK 1.6.0 an Bord. Unter <strong>Ubuntu</strong><br />

und Kubuntu geben Sie nach der Installation noch<br />

$ sudo update‐alternatives ‐‐config java<br />

ein, um eine der installierten Java-Varianten zu<br />

aktivieren. Läuft eine Java-Anwendung dennoch<br />

nicht, verfassen Sie am besten einen Bug Report<br />

und folgen den Schritten im <strong>Ubuntu</strong>users-Wiki [9].<br />

Wer suchet, der findet<br />

Viele proprietäre Anwendungen und Codecs installieren<br />

Sie aus den Standardpaketquellen. Viele<br />

proprietäre Windows-Programme laufen zudem<br />

in der Windows-kompatiblen Laufzeitumgebung<br />

Wine. Fast immer lohnt sich auch der Blick in den<br />

Paketmanager, denn für fast jedes Anwendungsgebiet<br />

existieren freie Alternativen. (kki) ●●●<br />

28 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Intro<br />

Schwerpunkt<br />

Sergii Figurnyi, 123RF.com<br />

Schwerpunkt: Bildbearbeitung<br />

Farbecht<br />

Wie Open-Source-Software da draußen in der<br />

„wirklichen Welt“ ankommt, kann man zum Beispiel<br />

erfahren, wenn man einem Dozenten für <strong>Foto</strong>grafie<br />

vorschlägt, doch mal ein wenig <strong>mit</strong> Gimp<br />

zu experimentieren. Wer erwartet, dass dieser vor<br />

Begeisterung aus den Latschen kippt, irrt sich<br />

allerdings – ich habe es ausprobiert. Gimp sei<br />

sicher gut für den Geldbeutel seiner Studenten,<br />

erzählte er mir nach dem Test, aber es würden<br />

Funktionen fehlen, die er beim täglichen Umgang<br />

<strong>mit</strong> <strong>Foto</strong>s als wichtig erachte.<br />

Konkret kamen das Farbmanagement zur Sprache,<br />

die allgemeine Bedienbarkeit, aber auch der<br />

Umgang <strong>mit</strong> ausufernden <strong>Foto</strong>serien – kurz, der<br />

Batchbetrieb. Auf den Hinweis, dass einige dieser<br />

Dinge ja über Plug-ins zu realisieren seien, kam<br />

der Einwand, dass seine Studierenden diesen Installationsaufwand<br />

vermutlich nicht betreiben<br />

würden. Dennoch war das Fazit am Ende eher<br />

positiv: Er hielt Gimp durchaus für eine gute Software,<br />

wenn er sie auch eher im oberen Hobbybereich<br />

sah. Man muss diese Meinung nicht teilen,<br />

aber als jahrelanger Linux-Nutzer empfinde ich<br />

solche Außenperspektiven immer als erfrischend.<br />

Gimp 2.8<br />

Ein Schwerpunkt über Linux und Bildbearbeitungssoftware<br />

ohne Gimp-Artikel ist im Linux-Bereich<br />

hingegen undenkbar. Folgerichtig spielt die<br />

Software in diesem Heft eine zentrale Rolle. Und<br />

das völlig zurecht: Erst kürzlich erschien die neue<br />

Version 2.8, die Gimp-Expertin Claudia Meindl<br />

hier im Heft ausführlich vorstellt, denn sie bringt<br />

eine Reihe wirklich interessanter Neuerungen<br />

<strong>mit</strong>. Bei der Gelegenheit führt sie auch gleich eine<br />

ganze Reihe hilfreicher Gimp-Tricks vor: Egal, ob<br />

Tilt-Shift-, Orton-Effekt oder Vignettierung – <strong>mit</strong><br />

ein paar Mausklicks setzen Sie das reiche Effektinstrumentarium<br />

von Gimp gewinnbringend ein<br />

und verwandeln selbst lahme Schnappschüsse in<br />

beeindruckende Motive.<br />

RAW-<strong>Foto</strong>s<br />

Fortgeschrittene <strong>Foto</strong>grafen lassen ihre Kameras<br />

dabei im Sommerurlaub gleich RAW-<strong>Foto</strong>s produzieren<br />

– wenn Sie so wollen, die Negative des<br />

Digitalfotozeitalters. Die nehmen zwar ordentlich<br />

Platz weg, aber bei SD-Karten im Gigabyte-Bereich<br />

ist das kein ernsthaftes Problem mehr. Danach<br />

stellt sich allerdings die Frage: Wie bearbeite ich<br />

den ganzen Kram vernünftig unter <strong>Ubuntu</strong>? Wir<br />

stellen verschiedene RAW-Lösungen vor und zeigen<br />

Vor- und Nachteile.<br />

Geotagging<br />

Beginnen wird der Schwerpunkt allerdings <strong>mit</strong><br />

einem anderen Thema, das auch die <strong>Foto</strong>grafie<br />

immer stärker berührt: Geotagging. Nach wie<br />

vor zeichnen die meisten Kameras den Aufnahmeort<br />

eines <strong>Foto</strong>s nicht auf. Der Artikel erklärt,<br />

wie Sie <strong>mit</strong> Hilfe bekannter und unbekannter<br />

Open-Source-Tools Ihre <strong>Foto</strong>s nachträglich <strong>mit</strong><br />

Koordinaten versehen. Dabei helfen – wen wird<br />

es wundern – Onlinekarten wie Google Maps oder<br />

OpenStreetMap. Auf diese Weise wissen Sie auch<br />

in ein paar Jahren noch genau, wo ein bestimmtes<br />

<strong>Foto</strong> geschossen wurde.<br />

Aber machen Sie sich am besten selbst ein Bild:<br />

Wir hoffen, in unserem Schwerpunkt ist auch für<br />

Sie etwas Interessantes dabei. ●●●<br />

Mit den im Schwerpunkt<br />

vorgestellten Tools<br />

verpassen Sie Ihren<br />

Urlaubsfotos den letzten<br />

Schliff. Wir stellen Gimp<br />

2.8, RAW-Konverter und<br />

Geotagging-Möglichkeiten<br />

vor. Kristian Kißling<br />

Inhalt Schwerpunkt<br />

Geotagging <strong>mit</strong> DigiKam und Co. S. 30<br />

Gimp 2.8: Was gibt’s Neues? S. 36<br />

Tricks <strong>mit</strong> Gimp S. 39<br />

Fünf RAW-Konverter S. 44<br />

www.ubuntu-user.de<br />

04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

29


Schwerpunkt<br />

Geotagging<br />

Bilder geografisch einordnen<br />

Stellensuche<br />

Dank günstiger Digitalkameras<br />

und kleiner<br />

Mobiltelefone wandern<br />

im Urlaub und unterwegs<br />

immer mehr<br />

Schnappschüsse auf<br />

die Speicherkarte. Die<br />

geografischen Koordinaten<br />

des Aufnahmeorts<br />

halten jedoch nur wenige<br />

Modelle fest. Mit drei<br />

speziellen Programmen<br />

tragen Sie diese Informationen<br />

nach.<br />

<br />

Tim Schürmann<br />

Kehren Sie frisch aus dem Urlaub zurück,<br />

können Sie den Daheimgebliebenen noch lebhaft<br />

erklären, wo welches <strong>Foto</strong> entstanden ist. Stolpern<br />

Sie Jahre später über den Bildbestand, stellt sich<br />

oft die Frage: Wo war das denn noch mal? Wohl<br />

dem, der eine Kamera <strong>mit</strong> eingebautem GPS-<br />

Modul besitzt, das die geografischen Koordinaten<br />

des Aufnahmeorts in die Metadaten der Bilddatei<br />

schreibt. Man spricht dann von einer Georeferenzierung<br />

oder neudeutsch von Geotagging. Bessere<br />

Kameras speichern sogar die Blickrichtung. Doch<br />

die kleinen, billigen und ältere Digitalkameras besitzen<br />

kein GPS-Modul. Bei Smartphones muss die<br />

<strong>Foto</strong>-App GPS-Informationen auswerten und in der<br />

Aufnahme speichern können (siehe Kasten Exif).<br />

Zum Glück tragen mehrere Programme den Standort<br />

einfach nach. Dazu müssen aber zwei Vorbedingungen<br />

zutreffen: Die <strong>Foto</strong>s müssen im JPEGoder<br />

TIFF-Format vorliegen, und Sie müssen noch<br />

den Aufnahmeort des <strong>Foto</strong>s kennen. Ordnen Sie<br />

die Bilder also möglichst direkt nach dem Urlaub<br />

zu, wenn die Erinnerungen noch frisch sind.<br />

Exiftool<br />

Am schnellsten tackert das Kommandozeilenwerkzeug<br />

exiftool den Aufnahmeort an ein <strong>Foto</strong>; Sie<br />

installieren es über das Software-Center (Paket<br />

libimage-exiftool-perl). Um Exiftool sinnvoll zu<br />

nutzen, müssen Sie erst die Koordinaten des Aufnahmeorts<br />

herausfinden. Dazu rufen Sie im Browser<br />

Google Maps auf [1], navigieren zum Aufnahmeort,<br />

klicken ihn <strong>mit</strong> der rechten Maustaste an<br />

und wählen Was ist hier?. Im Suchfeld erscheinen<br />

jetzt die beiden Koordinaten (Abbildung 2). Wenn<br />

Sie anstelle von Google Maps lieber das freie<br />

OpenStreetMap [2] verwenden, klicken Sie erst auf<br />

Karte bearbeiten, dann auf Export und suchen auf<br />

der Karte nach dem Aufnahmeort. Ein Klick darauf<br />

ändert die Koordinaten. Markieren Sie dann HTML<br />

zum Einbinden, aktivieren Sie Markierung zur<br />

Karte hinzufügen und klicken Sie auf die Aufnahmestelle.<br />

Die Koordinaten erscheinen in den Feldern<br />

Breitengrad und Längengrad (Abbildung 3).<br />

Die er<strong>mit</strong>telten Werte übergeben Sie Exiftool:<br />

$ exiftool ‐GPSLatitudeRef="N" ‐GPSLatiU<br />

tude="49.874182" ‐GPSLongitudeRef="E" U<br />

‐GPSLongitude="8.656304" bild.jpg<br />

Die Zahl in den Anführungszeichen hinter ‐GPS‐<br />

Latitude (Breitengrad) ist der vordere der beiden<br />

Exif<br />

Jede Bilddatei im JPEG- oder TIFF-Format enthält nicht<br />

nur das eigentliche <strong>Foto</strong>, sondern auch noch ein paar<br />

Zusatzinformationen (Referenz: Metadaten). Darunter<br />

fallen unter anderem das Kameramodell, die Bildauflösung,<br />

die Blendeneinstellungen und die geografischen<br />

Koordinaten des Aufnahmeortes. Wie die Kamera diese<br />

Informationen speichert, regelt der so genannte Exif-<br />

Standard (Exchangeable Image File Format).<br />

Welche Exif-Daten eine Bilddatei genau enthält, hängt<br />

von der verwendeten Kamera und ihren technischen<br />

Fähigkeiten ab. Einen Einblick in die gespeicherten<br />

Exif-Informationen gewähren jedes bessere Bildbearbeitungsprogramm<br />

oder die Bildvorschau von <strong>Ubuntu</strong>:<br />

Klicken Sie im Dateimanager doppelt auf ein <strong>Foto</strong>, um<br />

es in der <strong>Vorschau</strong> zu öffnen, rufen Sie dann Bild |<br />

Eigenschaften auf und wechseln Sie in das Register<br />

Details (Abbildung 1). Hier sehen Sie dann, ob die<br />

eigene Kamera geografische Informationen erzeugt beziehungsweise<br />

speichert.<br />

Franz Pfluegl, <strong>Foto</strong>lia<br />

30 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Geotagging<br />

Schwerpunkt<br />

von Google ausgespuckten Werte. Die Zahl hinter<br />

‐GPSLongitude (Längengrad) steht bei Google nach<br />

dem Komma; OpenStreetMap nennt sie im Feld<br />

Längengrad. ‐GPSLatitudeRef gibt in den Anführungszeichen<br />

an, ob sich der Wert von ‐GPSLatitude<br />

auf eine Stelle nördlich (N) oder südlich<br />

(S) des Äquators bezieht – das müssen Sie selbst<br />

herausfinden. Analog steht das E hinter ‐GPSLongitudeRef<br />

für einen Ort östlich des Nullmeridians<br />

(der durch das berühmte Greenwich in England<br />

verläuft), W für einen Ort westlich. In Deutschland<br />

wählen Sie stets N und E. Den Eintrag bild.jpg ersetzen<br />

Sie schließlich noch durch den Dateinamen<br />

Ihres <strong>Foto</strong>s. Exiftool erzeugt nun eine Kopie des<br />

Originalbildes, und Sie prüfen per Doppelklick im<br />

Dateimanager (Bild | Eigenschaften), ob die GPS-<br />

Daten enthalten sind.<br />

Hinter den Parametern ‐GPSLatitude und ‐GPSLongitude<br />

dürfen Sie nur positive Werte eintragen.<br />

Nennen Ihnen Google Maps und OpenStreetMap<br />

negative Zahlen, liegt der Aufnahmeort südlich<br />

des Äquators beziehungsweise westlich des Nullmeridians.<br />

In diesem Fall tauschen Sie das N gegen<br />

ein S oder das E gegen ein W. Tabelle 1 fasst die zu<br />

wählenden Parameter noch einmal zusammen.<br />

Weitere Informationen zu den Koordinaten finden<br />

Sie unter [3] und [4]. Im Befehl oben verweisen die<br />

Koordinaten übrigens auf das Kongresszentrum<br />

Darmstadtium in Darmstadt, oder genauer gesagt<br />

auf die Straße davor.<br />

Geotag<br />

Das Jonglieren <strong>mit</strong> den zahlreichen ähnlich klingenden<br />

Parametern erweist sich bei vielen <strong>Foto</strong>s<br />

als recht umständlich und fehleranfällig. Wesentlich<br />

eleganter wäre es, wenn Sie einfach auf die<br />

entsprechende Stelle einer hübschen Karte klicken<br />

könnten und das <strong>Foto</strong> die passenden Koordinaten<br />

automatisch übernimmt. Genau das verspricht<br />

das kleine Java-Programm Geotag [5]. Um es zu<br />

nutzen, installieren Sie<br />

OpenJDK Java 6 Runtime,<br />

die Java-Laufzeitumgebung,<br />

die im<br />

Paket openjdk-6-jre<br />

steckt. Anschließend<br />

laden Sie sich von [6]<br />

die aktuelle Geotag-<br />

Version herunter. In<br />

einem Terminalfenster<br />

starten Sie das Werkzeug<br />

dann so:<br />

$ java ‐Xmx256M U<br />

‐jar geotag‐0.08U<br />

2.jar<br />

Dabei ersetzen Sie<br />

geotag-0.082.jar durch<br />

den Namen Ihrer<br />

heruntergeladenen Datei. Nach dem ersten Start<br />

rufen Sie im folgenden Fenster (in Abbildung 4<br />

rechts unten) zunächst Datei | Einstellungen auf,<br />

öffnen über die kleinen Plussymbole die Einträge<br />

Externe Programme und Browser, klicken den Eintrag<br />

Browser Pfad an, geben in das Eingabefeld am<br />

unteren Rand den Text /usr/bin/firefox ein und<br />

besiegeln die Einstellungen <strong>mit</strong> OK.<br />

Über Datei | Bild hinzufügen ergänzen Sie jetzt eines<br />

oder mehrere <strong>Foto</strong>s <strong>mit</strong> gedrückter [Strg]-Taste<br />

in der oberen Liste. Markieren Sie ein <strong>Foto</strong>, erscheint<br />

im unteren Bereich eine <strong>Vorschau</strong>. Klicken<br />

Sie jetzt das Bild in der Liste oder in der <strong>Vorschau</strong><br />

<strong>mit</strong> der rechten Maustaste an und wählen Sie<br />

aus dem Kontextmenü Auf Karte zeigen | Dieses<br />

Bild. In der Folge öffnet sich der Browser Firefox<br />

<strong>mit</strong> Google Maps. In ihm verschieben Sie per<br />

Drag & Drop die rote Nadel an die Stelle, an der<br />

die Aufnahme entstand. Das ist etwas fummelig,<br />

weil Sie die Nadel immer nachziehen müssen und<br />

1 Die <strong>Vorschau</strong> bietet einen Einblick in die Exif-Informationen eines<br />

<strong>Foto</strong>s und liefert so<strong>mit</strong> auch die geografischen Koordinaten – vorausgesetzt,<br />

die Kamera speichert diese.<br />

Referenz<br />

Metadaten: In einem freien Onlineartikel<br />

aus dem <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong><br />

01/​2012 lesen Sie mehr zum<br />

Thema „Metadaten“:<br />

[http:// ubuntu‐user. de/ 24169]<br />

2 Google Maps nennt die Koordinaten oben im Suchfeld, getrennt durch<br />

ein Komma. Übrigens: Das hier gezeigte Darmstadtium steht inzwischen.<br />

3 Die Koordinaten eines Ortes stehen bei OpenStreetMap übersichtlich in<br />

zwei Eingabefeldern.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

31


Schwerpunkt<br />

Geotagging<br />

zudem nicht gezielt<br />

nach Städten<br />

suchen können.<br />

Da Geotag<br />

im Hintergrund<br />

die Koordinaten<br />

jeweils aktualisiert,<br />

sobald Sie<br />

die Nadel versetzen,<br />

schließen<br />

Sie das Browserfenster<br />

einfach,<br />

sobald die Position<br />

stimmt. Um<br />

die Koordinaten<br />

danach zu speichern,<br />

wählen<br />

4 Geotag erlaubt es auch, die Blickrichtung festzulegen. Hier steht der Sie Datei | Neue<br />

<strong>Foto</strong>graf auf der Straße und schießt ein <strong>Foto</strong> vom Darmstadtium.<br />

Orte speichern |<br />

Alle Bilder.<br />

Neben der Aufnahmestelle legen Sie <strong>mit</strong> Geotag<br />

auch auf einfache Weise die Blickrichtung<br />

fest. Dazu klicken Sie das <strong>Foto</strong> <strong>mit</strong> der rechten<br />

Maustaste an und wählen Auf Karte zeigen (<strong>mit</strong><br />

Richtung) | Dieses Bild. Im schon bekannten Browserfenster<br />

<strong>mit</strong> Google Maps erscheinen jetzt zwei<br />

Symbole: Die Kamera legt Ihren Standpunkt bei<br />

der Aufnahme fest, und die Nadel zeigt auf das<br />

fotografierte Motiv (Abbildung 4). Beide Symbole<br />

verschieben Sie wieder per Drag & Drop.<br />

Abschließend lassen Sie sich <strong>mit</strong> Geotag die Aufnahmepositionen<br />

von bereits <strong>mit</strong> Koordinaten versehenen<br />

<strong>Foto</strong>s anzeigen.<br />

Dazu laden Sie einfach<br />

über Datei | Bild hinzufügen<br />

alle entsprechenden<br />

Bilder und rufen dann<br />

über die rechte Maustaste<br />

Auf Karte zeigen | Alle Bilder<br />

auf – die angezeigten<br />

Nadeln dürfen Sie jetzt<br />

allerdings nicht verschieben,<br />

sonst ändern Sie die<br />

Koordinaten.<br />

5 Dieser Assistent hilft Ihnen nach dem Start <strong>mit</strong> dem Einrichten<br />

der <strong>Foto</strong>verwaltung DigiKam.<br />

Tabelle 1<br />

Wert Zahl Positiv Zahl Negativ<br />

DigiKam<br />

Eine gute Alternative<br />

zu Geotag gibt die KDE-<br />

<strong>Foto</strong>verwaltung DigiKam<br />

ab, die auch unter <strong>Ubuntu</strong><br />

läuft. Sie gestattet nicht<br />

Zahl vor dem Komma bei Google Maps ‐GPSLatitudeRef="N" ‐GPSLatitudeRef="S"<br />

Zahl nach dem Komma bei Google Maps ‐GPSLongitudeRef="E" ‐GPSLongitudeRef="W"<br />

Breitengrad bei OpenStreetMap ‐GPSLatitudeRef="N" ‐GPSLatitudeRef="S"<br />

Längengrad bei OpenStreetMap ‐GPSLongitudeRef="E" ‐GPSLongitudeRef="W"<br />

nur eine etwas bequemere Suche nach dem Aufnahmeort,<br />

sondern zapft neben Google Maps auch<br />

noch das OpenStreetMap-Projekt an. DigiKam installieren<br />

Sie unter <strong>Ubuntu</strong> 12.04 bequem über<br />

das Software-Center. Aufgrund seines großen<br />

Funktionsumfangs belegt das Programm mehr<br />

als 205 MByte der Festplatte und ist zudem etwas<br />

komplizierter zu bedienen.<br />

Nach dem ersten Start meldet sich der kleine Assistent<br />

aus Abbildung 5. Nach einem Klick auf<br />

Weiter bzw. Next geben Sie zunächst in beiden Feldern<br />

ein Verzeichnis an, in dem DigiKam zukünftig<br />

die von ihm verwalteten <strong>Foto</strong>s sammeln soll.<br />

Tragen Sie hier Ihren Bilderordner ein, importiert<br />

DigiKam gleich automatisch alle darin abgelegten<br />

<strong>Foto</strong>s. Die übrigen Fragen des Assistenten nicken<br />

Sie jeweils <strong>mit</strong> Weiter bzw. Next ab. Nach einem<br />

Klick auf Fertigstellen erscheint das große Hauptfenster<br />

aus Abbildung 7 – den Tipp des Tages<br />

schließen Sie einfach.<br />

Am linken Rand blicken Sie nun auf eine Liste <strong>mit</strong><br />

allen virtuellen <strong>Foto</strong>alben. Im Moment sollte dort<br />

nur ein einziges Album erscheinen, nämlich eines<br />

für das im Assistenten vorgegebene Verzeichnis.<br />

Klicken Sie es an, tauchen rechts alle darin enthaltenen<br />

Bilder auf. Weitere <strong>Foto</strong>s ergänzen Sie über<br />

den Menüpunkt Importieren.<br />

Um den Aufnahmeort an ein <strong>Foto</strong> zu heften, klicken<br />

Sie zunächst das entsprechende <strong>Vorschau</strong>bild<br />

an, das DigiKam blau hervorhebt. Wählen Sie<br />

jetzt den Menüpunkt Bild | Geo-Lokalisierung,<br />

erscheint das Fenster aus Abbildung 6. Im oberen<br />

Teil sehen Sie eine Weltkugel, auf der Sie den<br />

Aufnahmeort des <strong>Foto</strong>s einstellen. Mit den kleinen<br />

Lupensymbolen unterhalb des Globus fahren Sie<br />

in die Landschaft hinein und aus dieser hinaus,<br />

per Drag & Drop drehen Sie den Globus bzw.<br />

bewegen den Ausschnitt. Lässt sich der Kartenausschnitt<br />

nicht weiter vergrößern, klicken Sie auf die<br />

Schaltfläche <strong>mit</strong> der blauen Kugel, die sich links<br />

unter der Globusansicht befindet. Hier wählen Sie<br />

OpenStreetMap, wo<strong>mit</strong> DigiKam die Straßenkarten<br />

des gleichnamigen Projekts heranzieht.<br />

Haben Sie ein markantes Bauwerk fotografiert,<br />

oder finden Sie eine bestimmte Kleinstadt nicht,<br />

werfen Sie einen Blick auf den rechten Fensterrand.<br />

Dort befinden sich ein paar Register. Suchen<br />

Sie über die Pfeile ganz rechts unten in der Fensterecke<br />

einen Reiter namens Suche und klicken<br />

Sie diesen an. Es erscheint jetzt ein Bereich <strong>mit</strong><br />

einem Suchfeld, in das Sie den gesuchten Ort oder<br />

den Namen des Bauwerks eintippen. Bevor Sie<br />

auf Suchen klicken, achten Sie darauf, dass in der<br />

Ausklappliste OSM (für OpenStreetMap) steht. Die<br />

Fundstellen markiert DigiKam in der Karte ähnlich<br />

wie Google Maps <strong>mit</strong> entsprechenden Stecknadel-<br />

Symbolen. Klicken Sie <strong>mit</strong> der rechten Maustaste<br />

entweder auf ein Symbol und wählen Sie Koordinaten<br />

kopieren oder klicken Sie auf die Karte und<br />

wählen Sie Copy Coordinates. Auf dem gewünsch-<br />

32 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Geotagging<br />

Schwerpunkt<br />

ten Bild wiederholen Sie diesen Schritt, benutzen<br />

hier nun aber Koordinaten einfügen. Den Bereich<br />

<strong>mit</strong> der Suche schließen Sie, indem Sie erneut auf<br />

den Reiter Suche klicken.<br />

Alternativ ziehen Sie das <strong>Foto</strong> per Drag & Drop<br />

aus der unteren Liste an die Aufnahmestelle.<br />

Dieser Weg entpuppt sich jedoch meist als etwas<br />

ungenauer als der über den Rechtsklick. In jedem<br />

Fall erscheint eine Miniatur des <strong>Foto</strong>s an der entsprechenden<br />

Stelle direkt in der Karte. Sollte die<br />

Position nicht stimmen, weisen Sie die Koordinaten<br />

auf die gezeigte Weise erneut zu. Wenn Sie die<br />

Miniatur stört, klicken Sie das <strong>Foto</strong> in der Liste am<br />

unteren Rand <strong>mit</strong> der rechten Maustaste an und<br />

wählen Sie Koordinaten entfernen. Stimmt die Position,<br />

übernehmen Sie die Änderungen <strong>mit</strong> Anwenden<br />

(Apply) und schließen das Fenster.<br />

Sagt Ihnen OpenStreetMap nicht zu, schalten Sie<br />

auf das Kartenmaterial von Google Maps um.<br />

Dazu klicken Sie auf die Schaltfläche <strong>mit</strong> dem<br />

blauen Ball und wählen dann Google Maps. Über<br />

einen erneuten Klick auf den blauen Ball aktivieren<br />

Sie eine andere Darstellung – etwa die Satelliten-Ansicht.<br />

Das Kopieren der Koordinaten klappte<br />

im Test allerdings nicht, Sie müssen Drag & Drop<br />

verwenden.<br />

Die so an das <strong>Foto</strong> gehefteten Koordinaten können<br />

Sie noch einmal überprüfen, indem Sie das<br />

<strong>Vorschau</strong>bild des <strong>Foto</strong>s anklicken und anschließend<br />

am rechten Fensterrand das zweite Symbol<br />

von oben aktivieren. Daraufhin klappt ein neuer<br />

Bereich <strong>mit</strong> den Metadaten des <strong>Foto</strong>s auf, der die<br />

Koordinaten anzeigen sollte. Haben Sie am rechten<br />

Rand das falsche Symbol erwischt, klicken Sie es<br />

einfach noch mal an. Auf dem Register Exif finden<br />

Sie jetzt links oben zwei Symbole: eins <strong>mit</strong> einer<br />

Person und eins <strong>mit</strong> einer Liste. Letzteres meldet<br />

sich <strong>mit</strong> dem Tooltip Komplette Liste. Klicken Sie<br />

dieses Symbol an, um sämtliche zum <strong>Foto</strong> gespeicherten<br />

Informationen abzulesen. Die Koordinaten<br />

des Aufnahmeorts finden Sie ganz unten im Bereich<br />

Globales Positionierungssystem.<br />

Die Geo-Lokalisierung von DigiKam eignet sich<br />

auch hervorragend dazu, die Aufnahmeorte bereits<br />

lokalisierter Bilder zu vergleichen beziehungsweise<br />

einzusehen. Dazu markieren Sie bei gedrückter<br />

[Strg]-Taste alle entsprechenden <strong>Vorschau</strong>bilder<br />

und rufen den Menüpunkt Bild | Geo-Lokalisierung<br />

auf. Zur Position eines Bildes springen Sie dann<br />

über einen Doppelklick auf seinen Eintrag in der<br />

Liste am unteren Rand.<br />

Fazit<br />

Alle drei hier vorgestellten Methoden beziehungsweise<br />

Programme stützen sich auf Google Maps<br />

und OpenStreetMap. Von dem dort angebotenen<br />

Kartenmaterial hängt so<strong>mit</strong> auch maßgeblich ab,<br />

wie schnell Sie zu einem geografisch getaggten<br />

<strong>Foto</strong> gelangen. Das Darmstadtium ist beispielsweise<br />

bei Google Maps immer noch im Bau – obwohl<br />

in ihm schon<br />

seit Jahren Konferenzen<br />

stattfinden.<br />

Die Suche nach<br />

dem passenden<br />

Aufnahmeort kann<br />

daher im Einzelfall<br />

recht lange dauern.<br />

Das gilt erst recht,<br />

wenn Sie ein <strong>Foto</strong><br />

irgendwo <strong>mit</strong>ten<br />

in einem riesigen<br />

Waldgebiet aufnehmen.<br />

Mit Exiftool gelangen<br />

Sie auf der<br />

Kommandozeile<br />

schnell zu ersten<br />

Ergebnissen. Geotag<br />

berücksichtigt<br />

auf Wunsch auch die Blickrichtung des <strong>Foto</strong>grafen<br />

– den gewünschten Ort zu finden, kann sich<br />

jedoch mangels einer Suchfunktion als mühsam<br />

herausstellen. Mit DigiKam holen Sie sich gleich<br />

eine komplette <strong>Foto</strong>verwaltung ins Haus, die neben<br />

Google Maps auch noch das OpenStreetMap-<br />

Projekt anzapft.<br />

Haben Sie etwas Geld für einen separaten GPS-<br />

Empfänger übrig, er<strong>mit</strong>teln Sie die Koordinaten<br />

am besten da<strong>mit</strong>. Das setzt allerdings voraus, dass<br />

Sie den Empfänger während der Aufnahme dabei<br />

haben oder aber noch einmal den Ort aufsuchen<br />

(was sich bei Fernzielen eher als schwierig herausstellen<br />

dürfte). Diese Methode entpuppt sich als<br />

exakter, als wenn Sie <strong>mit</strong> der Maus auf eine mehr<br />

oder weniger grobe Karte klicken. Die im GPS-<br />

Empfänger gespeicherten Positionsdaten lassen Sie<br />

sogar <strong>mit</strong> Hilfe spezieller Software automatisiert<br />

über eine ganze Reihe von <strong>Foto</strong>s stülpen – beliebt<br />

sind hier etwa GPSCorrelate oder das hier schon<br />

vorgestellte Geotag. (kki) ●●●<br />

6 So sieht dann das in DigiKam zugewiesene Bild aus. Die entsprechenden<br />

Koordinaten stehen in der Liste am unteren Rand.<br />

Info<br />

[1] Google Maps: [http://​<br />

maps. google. de/ maps]<br />

[2] OpenStreetMap: [http://​<br />

www. openstreetmap. org/]<br />

[3] Wikipedia-Eintrag zum<br />

Begriff „Geographische<br />

Breite“: [http://​<br />

de. wikipedia. org/ wiki/​<br />

Geographische_Breite]<br />

[4] Wikipedia-Artikel zu „Geographische<br />

Länge“: [http://​<br />

de. wikipedia. org/ wiki/​<br />

Geographische_<br />

L%C3%A4nge]<br />

[5] Geotag: [http:// geotag.​<br />

sourceforge. net/]<br />

[6] Downloadseite für Geotag:<br />

[http:// sourceforge. net/​<br />

projects/ geotag/ files/]<br />

7 Die so genannten Exif-Informationen (siehe auch Kasten „Exif“) eines <strong>Foto</strong>s zeigt DigiKam in<br />

einem eigenen Reiter auf der rechten Seite des Bildschirms an.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

33


Service<br />

Heft-DVD<br />

Heft-DVD: 7 <strong>Ubuntu</strong>-Versionen auf einer Doppel-DVD<br />

Sieben gute Gründe<br />

Diesmal sind wir für die<br />

<strong>Ubuntu</strong>-<strong>User</strong>-DVD in die<br />

Vollen gegangen: Sage<br />

und schreibe sieben aktuelle<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Varianten<br />

finden Sie auf unserer<br />

DVD. Was diese im<br />

Einzelnen auszeichnet,<br />

lesen Sie hier.<br />

<br />

Kristian Kißling<br />

Diesmal haben wir aus den Vollen geschöpft<br />

und sieben Distributionen <strong>mit</strong> <strong>Ubuntu</strong>-Unterbau<br />

auf die Heft-DVD gepackt, die unterschiedliche<br />

Akzente setzen. <strong>Ubuntu</strong> und Kubuntu 12.04 gibt<br />

es jeweils in zwei Varianten – für 32- und 64-Bit-<br />

Systeme. Aufgrund des begrenzten Platzes der<br />

Doppel-DVD bieten wir nur DVD-Versionen von<br />

Linux Mint 13 und Dream Studio 12.04 an.<br />

Tabelle 1 zeigt, welche Distributionen Sie auf welcher<br />

Seite der DVD vorfinden. Sie listet auch die<br />

verwendeten Desktops auf sowie die offiziell empfohlenen<br />

Hardwareanforderungen. Hier sind Sie<br />

auf der sicheren Seite, wenn Ihr Rechner 2 GByte<br />

Arbeitsspeicher <strong>mit</strong>bringt und Sie 10 bis 15 GByte<br />

Festplattenplatz reservieren.<br />

Bootstart<br />

Wie genau Sie <strong>Ubuntu</strong> und die zahlreichen Derivate<br />

booten, lesen Sie im Installationsartikel<br />

(Referenz: Installation). Hier nur die Kurzfassung:<br />

Wollen Sie eine Distribution von der Seite A<br />

booten, legen Sie die DVD so ins Laufwerk, dass<br />

Sie die Beschriftung der Seite A sehen. Die Labels<br />

einer Doppel-DVD liegen gewöhnlich der Seite <strong>mit</strong><br />

den Daten gegenüber. Stellen Sie fest, dass Ihrem<br />

Rechner ein DVD-Laufwerk fehlt, erklärt der Artikel<br />

auch, wie Sie eine Distribution auf einen USB-<br />

Stick befördern und von dort booten.<br />

Erkennt der Rechner – wie es der Installationsartikel<br />

beschreibt – die DVD als Bootmedium an,<br />

sehen Sie nun das <strong>Ubuntu</strong>-<strong>User</strong>-Bootmenü (Abbildung<br />

1), aus dem Sie eine Distribution wählen.<br />

Ein Menü fragt Sie dann nach einigen Sekunden,<br />

ob Sie die Distribution ausprobieren wollen oder<br />

gleich installieren; wählen Sie Ersteres.<br />

Zeit für Experimente<br />

Doch wie unterscheiden sich die Distributionen?<br />

Das finden Sie im Live-Modus heraus, in dem Sie<br />

die Systeme ohne Installation testen. Sie können<br />

auch sämtliche Systeme als virtuelle Maschinen<br />

anlegen. Dazu installieren Sie VirtualBox, starten<br />

es und legen über Neu eine virtuelle Festplatte an,<br />

der Sie am besten 10 GByte Platz spendieren – dabei<br />

hilft ein Assistent. Nach getaner Arbeit taucht<br />

links die neue Festplatte auf, die Sie auswählen.<br />

Klicken Sie im rechten Bereich auf Massenspeicher<br />

und dann unter IDE-Controller auf leer, um über<br />

das kleine CD/​DVD-Icon rechts daneben Ihr DVD-<br />

Laufwerk als Bootmedium auszuwählen. Nach<br />

einem Klick auf OK setzen Sie den Fokus wieder<br />

auf die Maschine links in der Liste und klicken<br />

oben auf Starten. Nun erscheint das Bootmenü der<br />

<strong>Ubuntu</strong>-<strong>User</strong>-DVD in einem Extrafenster, und Sie<br />

testen <strong>Ubuntu</strong> und Co. auf einer virtuellen Festplatte.<br />

Die dürfen Sie dann jederzeit neu booten,<br />

den aktuellen Zustand einfach speichern oder über<br />

Sicherungspunkte einfrieren.<br />

Seite A<br />

Über <strong>Ubuntu</strong> müssen wir vermutlich nicht viele<br />

Worte verlieren – es ist das Hauptprodukt des<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Projekts und seines Hauptsponsors Canonical.<br />

Die bezahlten <strong>Ubuntu</strong>-Entwickler arbeiten<br />

1 Das Bootmenü der aktuellen <strong>Ubuntu</strong>-<strong>User</strong>-DVD bietet<br />

Ihnen eine reichhaltige Auswahl an Distributionen,<br />

die alle auf <strong>Ubuntu</strong> basieren.<br />

34 UBUNTU<br />

04/2012<br />

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Heft-DVD<br />

Service<br />

hauptsächlich an <strong>Ubuntu</strong>, während freiwillige<br />

Helfer aus der Community meist die Derivate<br />

betreuen. Der <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> beschäftigt sich in erster<br />

Linie <strong>mit</strong> <strong>Ubuntu</strong>. Im Heft gibt es regelmäßig<br />

Artikel über den Unity-Desktop und die zentralen<br />

Komponenten von <strong>Ubuntu</strong>, etwa das Software-<br />

Center (Referenz: Paketmanagement).<br />

Kubuntu gehört vermutlich zu den beliebtesten<br />

Derivaten von <strong>Ubuntu</strong>, auch wenn Canonical<br />

die Entwickler nicht mehr offiziell bezahlt. Das<br />

hat nun ein deutscher Sponsor <strong>mit</strong>samt seiner<br />

Firma Blue Systems übernommen. Kubuntu<br />

setzt auf KDE, einen Desktop, der nach einer<br />

längeren Durststrecke nun allmählich zur alten<br />

Form zurückfindet und vor allem optisch einiges<br />

hermacht. Daneben hat KDE einige großartige<br />

Programme an Bord, die <strong>mit</strong>unter besser sind als<br />

ihre <strong>Ubuntu</strong>-Gegenstücke. Zu nennen sind hier<br />

DigiKam, das in unserem Geotagging-Artikel eine<br />

Rolle spielt (Referenz: Geotagging); auch in diese<br />

Kategorie gehören sicher die Brennsoftware K3b<br />

und die Dateiverwaltung Dolphin.<br />

Verwenden Sie einen recht schwachbrüstigen<br />

Rechner, empfiehlt sich die Installation von Lubuntu,<br />

das sich explizit an Anwender <strong>mit</strong> sehr<br />

schlichten oder alten Geräten wendet. Der LXDE-<br />

Desktop arbeitet ressourcensparend, dennoch<br />

müssen Sie kaum auf Annehmlichkeiten verzichten.<br />

Der Dateimanager PCManFM bringt Features<br />

<strong>mit</strong>, die den Umgang <strong>mit</strong> Dateien und Ordnern<br />

vereinfachen, sogar das Software-Center und den<br />

NetworkManager hat Lubuntu an Bord. Dafür fehlen<br />

Schwergewichte wie das Büropaket LibreOffice<br />

und der Browser Firefox.<br />

Einen ähnlichem Ansatz wie Lubuntu verfolgt<br />

auch Xubuntu, das allerdings auf den Xfce-Desktop<br />

setzt. Es dürfte in puncto Ressourcenverbrauch<br />

irgendwo zwischen <strong>Ubuntu</strong> und Lubuntu rangieren<br />

und vor allem alte Gnome-2-Jünger ansprechen.<br />

Auch Xubuntu bringt das Software-Center<br />

<strong>mit</strong>, der Dateimanager heißt hier Thunar; zudem<br />

sind <strong>mit</strong> Parole und Xfburn eigene Anwendungen<br />

an Bord, die explizit zum Desktop gehören.<br />

Seite B<br />

Doch auch auf der B-Seite tummeln sich einige interessante<br />

Distributionen, etwa <strong>Ubuntu</strong> 12.10. Ja,<br />

richtig, das soll offiziell erst im Oktober erscheinen;<br />

wir haben jedoch die existierende Alpha-2-<br />

Version <strong>mit</strong> auf die Heft-DVD gepackt. Die sollten<br />

Sie aber besser in einer virtuellen Maschine (siehe<br />

Abschnitt Zeit für Experimente) ausprobieren, da<br />

sie offizielll noch nicht stabil läuft. Es kann also<br />

zu Problemen kommen, daher die Warnung. Am<br />

Anfang der Entwicklung ähneln die Alphas von<br />

<strong>Ubuntu</strong> noch stark den Vorgängern, denn die<br />

optischen Änderungen fließen meist erst spät in<br />

die Entwicklerversion ein. Spielen Sie stets die<br />

neuesten Updates ein, können Sie die Entwicklung<br />

quasi live verfolgen.<br />

2 Installieren und loslegen: Die Multimedia-Distribution Dream Studio basiert auf <strong>Ubuntu</strong> und<br />

möchte die Anwender dazu bringen, sich kreativ zu entfalten.<br />

Auch von Linux Mint 13 haben Sie eventuell<br />

schon einmal gehört: Die Distribution bringt <strong>mit</strong><br />

Cinnamon einen eigenen Desktop <strong>mit</strong> und macht<br />

einige Dinge anders als <strong>Ubuntu</strong>, das es als Basis<br />

nutzt. Das hat den angenehmen Nebeneffekt,<br />

dass Sie die <strong>Ubuntu</strong>-Pakete auch unter Linux Mint<br />

verwenden dürfen. Allerdings kommt hier nicht<br />

das Software-Center zum Einsatz, sondern die<br />

Softwareverwaltung. Mehr zur Installation (Referenz:<br />

Installation) und zur Softwareverwaltung<br />

von Linux Mint 13 (Referenz: Paketmanagement)<br />

lesen Sie weiter vorn im Heft.<br />

Bleibt noch Dream Studio, das ein klassisches<br />

<strong>Ubuntu</strong> 12.04 <strong>mit</strong> Unity-Desktop ist, aber zahlreiche<br />

freie Multimediaprogramme an Bord hat<br />

(Abbildung 2). Dazu gehören unter anderem die<br />

3-D-Software Blender, die im Heft besprochene<br />

RAW-<strong>Foto</strong>bearbeitung Darktable, das Videoschnittprogramm<br />

Cinelerra sowie die Audiobearbeitungssoftware<br />

Ardour. Auch den Soundserver JACK<br />

installiert Dream Studio gleich vor, aber das sind<br />

noch längst nicht alle angebotenen Programme.<br />

Die Distribution wendet sich vor allem an kreative<br />

Köpfe und möchte erreichen, dass die Benutzer<br />

möglichst sofort ihre grafischen, filmischen und<br />

musikalischen Ideen umsetzen. ●●●<br />

Tabelle 1<br />

Referenz<br />

Installation: Ab Seite 12 im Heft<br />

lesen Sie stellvertretend für die<br />

anderen Derivate, wie Sie <strong>Ubuntu</strong>,<br />

Kubuntu und Linux Mint 13 installieren.<br />

Paketmanagement: Ab Seite 20<br />

beschreibt ein längerer Artikel, wie<br />

das Software-Management unter<br />

<strong>Ubuntu</strong>, Kubuntu und Linux Mint<br />

funktioniert.<br />

Geotagging: Ab Seite 30 lesen<br />

Sie, wie Sie Bildern <strong>mit</strong> DigiKam<br />

und anderen Programmen geografische<br />

Informationen <strong>mit</strong> auf den<br />

Weg geben.<br />

Distribution Desktop CD-Image DVD-Image RAM-Bedarf Speicherplatzbedarf<br />

DVD-Seite A<br />

<strong>Ubuntu</strong> 32/​64 Bit Unity x - 512 MByte 5 GByte<br />

Kubuntu 32/​64 Bit KDE x - 1 GByte 10 GByte<br />

Lubuntu 32 Bit LXDE x - 384 MByte 4 GByte<br />

Xubuntu 32 Bit Xfce x - 512 MByte 5 GByte<br />

DVD-Seite B<br />

Linux Mint 13 Cinnamon - x 1 GByte 5 GByte<br />

Dream Studio Unity - x 1 GByte 6 GByte<br />

<strong>Ubuntu</strong> 12.10 Alpha 2 Unity x - 512 MByte 5 GByte<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

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Schwerpunkt Neue Gimp-Version 2.8<br />

Gimp 2.8<br />

Kreativitätsschub<br />

Roman Rachevskiy, 123rf.com<br />

Seit Anfang Mai 2012 gibt es das stabile Gimp-Release 2.8. Wir<br />

stellen die wichtigsten Änderungen der neuen Version vor und<br />

zeigen, was Sie neben dem Einzelfenster-Modus, den Ebenengruppen<br />

und den dynamischen Pinselspitzen noch alles erwartet.<br />

Claudia Meindl<br />

Gimp (das GNU Image Manipulation Program)<br />

gilt nach wie vor als die Nummer eins<br />

unter den kostenlos verfügbaren Grafikprogrammen<br />

für Linux. Entwicklungstechnisch macht die<br />

aktuelle Version einen beachtlichen Sprung nach<br />

vorn. Die Entwickler haben in den letzten knapp<br />

dreieinhalb Jahren diverse interessante Features<br />

verwirklicht, die Sie vielleicht auch schon aus<br />

kommerziellen Grafikprogrammen kennen. Das<br />

erleichtert das Bearbeiten von Bildern und versetzt<br />

Ihrer Kreativität einen Schub.<br />

1 Der Einzelfenster-Modus ist die markanteste Neuerung von Gimp 2.8. Wollen Sie sich nicht <strong>mit</strong> dieser Optik<br />

anfreunden, wechseln Sie in den Standard-Fenstermodus der älteren Gimp-Versionen zurück.<br />

Neues Layout<br />

Zunächst zur wohl auffälligsten Entwicklung: Die<br />

Macher haben einen lang gehegten Anwenderwunsch<br />

erhört und der neuen Gimp-Version einen<br />

Einzelfenster-Modus spendiert. Das klassische<br />

Gimp-Layout hat die einzelnen Programmkomponenten<br />

bisher stets in eigenständigen Fenstern<br />

angezeigt. In der aktuellen Version stellen Sie<br />

auf Wunsch hingegen eine einzelne große Fensteransicht<br />

ein. Diesen neuen Oberflächenmodus<br />

aktivieren Sie, indem Sie den Menüpunkt Fenster |<br />

Einzelfenster-Modus aufrufen.<br />

Im Einzelfenster-Modus teilt Gimp<br />

das Hauptfenster in einen linken<br />

und einen rechten Bedienbereich,<br />

den Platz dazwischen füllt der<br />

Bildbereich aus (Abbildung 1). Die<br />

Position dieser drei Elemente gibt<br />

Gimp fest vor – Sie dürfen allerdings<br />

jeweils die Breite anpassen.<br />

Die Bedienbereiche links und rechts<br />

erweitern Sie bei Bedarf um diverse<br />

andockbare Dialoge aus dem Menü<br />

Fenster | Andockbare Dialoge. Sie<br />

entfernen die Docks wieder, indem<br />

Sie oben rechts auf das kleine Dreieck<br />

klicken und Reiter schließen<br />

wählen. Enthält einer der beiden<br />

Seitenbereiche keine Dialoge, erscheint<br />

der Hinweis Hier können<br />

Dialoge angedockt werden. Was uns<br />

an diesem Feature besonders gut<br />

36 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Neue Gimp-Version 2.8<br />

Schwerpunkt<br />

gefällt, ist die Möglichkeit, gleich mehrere Docks<br />

neben- und untereinander anzuordnen. Da viele<br />

aktuelle Bildschirme inzwischen sehr groß sind,<br />

nutzen Sie den Platz dank dieser Neuerung nun<br />

optimal aus.<br />

Zudem macht der Aufbau Gimp übersichtlicher:<br />

Sie ordnen die einzelnen Docks durch entsprechende<br />

Gruppierung besser an, und müssen nicht<br />

permanent via Mausklick zwischen den einzelnen<br />

Docks wechseln. Wahlweise lösen Sie die Docks<br />

auch bequem über Drag & Drop. Schließen Sie ein<br />

solches Dock aus Versehen, holen Sie es über Fenster<br />

| Kürzlich geschlossene Docks zurück.<br />

Doch im Einzelfenster-Modus warten noch weitere<br />

Neuerungen auf Sie: Öffnen Sie z. B. mehrere Bilder<br />

parallel, erscheint oberhalb des Bildbereichs<br />

ein Reiter (oder Tab) für jedes geöffnete Bild. Die<br />

Navigation zwischen den einzelnen Reitern erfolgt<br />

über Mausklicks oder über [Strg]+[Bild auf] und<br />

[Strg]+[Bild ab].<br />

Neuer Workflow für das<br />

Speichern<br />

Auch eine Standardaktion wie das Speichern<br />

([Strg]+[S]) haben die Gimp-Macher überarbeitet.<br />

Ab sofort legt Gimp Bilder, die Sie über Datei<br />

| Speichern und Datei | Speichern unter sichern,<br />

nur noch im hauseigenen Dateiformat XCF ab.<br />

Das verhindert, dass Sie beim Speichern in einem<br />

anderen Bildformat relevante Bildinformationen<br />

verlieren, etwa zu den Ebenen, Alphakanälen,<br />

Masken und Pfaden. Möchten Sie ein Bild explizit<br />

in einem anderen Format sichern, wählen<br />

Sie dazu den Menüpunkt Datei | Exportieren<br />

([Umschalt]+[Strg]+[E]) aus und entscheiden<br />

sich für eines der zahlreichen verfügbaren Formate,<br />

etwa PNG, GIF oder JPG.<br />

Ebenen gruppieren<br />

Arbeiten Sie in Gimp viel <strong>mit</strong> Ebenen, wissen<br />

Sie vermutlich, wie schnell im Ebenenstapel die<br />

Übersicht verloren geht. Auch diesen Umstand ändert<br />

die neue Gimp-Version schlagartig. Ab sofort<br />

dürfen Sie Ebenen in so genannten Ebenengruppen<br />

zusammenfassen. Diese Gruppen funktionieren<br />

ähnlich wie die herkömmliche Ordnerstruktur<br />

auf einem PC. Analog zu<br />

den dort vorhandenen Ordnern und<br />

Unterordnern erstellen Sie Ebenengruppen,<br />

welche mehrere Ebenen und<br />

weitere Unterebenengruppen enthalten.<br />

Unter dem Menüpunkt Ebene erzeugen<br />

Sie nicht nur eine Neue Ebene<br />

([Umschalt]+[Strg]+[N]), sondern<br />

auf Wunsch auch eine Neue Ebenengruppe.<br />

Diese Funktionen erreichen<br />

Sie auch über die Symbolschaltflächen<br />

im Ebenenstapel ([Strg]+[L]).<br />

Viele der Kommandos, die Sie bisher<br />

auf einzelne Ebenen anwenden (wenn<br />

Sie zum Beispiel eine Ebene duplizieren,<br />

verschieben oder löschen),<br />

funktionieren auch für die neuen Ebenengruppen.<br />

Diese sorgen da<strong>mit</strong> nicht<br />

nur für Ordnung im Ebenenstapel, 2 Wenn Sie Ebenengruppen in Ihrer Arbeit sinnvoll<br />

sondern bescheren Ihnen auch mehr einsetzen, gehört ein unübersichtlich langer Ebenenstapel<br />

der Vergangenheit an.<br />

Komfort beim Arbeiten <strong>mit</strong> vielen<br />

Ebenen.<br />

Im Ebenenstapel erscheinen die Ebenengruppen<br />

als Ordner (Abbildung 2). Durch einen Doppelklick<br />

<strong>mit</strong> der Maus vergeben Sie Namen an<br />

diese: Auch wenn die Ordnerstruktur Ihnen das<br />

Verwalten der Ebenen erleichtert, sparen Sie sich<br />

durch aussagekräftige Bezeichnungen unnötige<br />

Sucharbeit. Einzelne Ebenen ziehen Sie wahlweise<br />

auch nachträglich per Drag & Drop in eine neue<br />

Ebenengruppe hinein – auf dem gleichen Weg<br />

entfernen Sie diese auch wieder und positionieren<br />

Gruppen innerhalb des Ebenenstapels neu. Über<br />

einen Pfeil klappen Sie Ebenengruppen auf und<br />

wieder zu. Nicht zuletzt verschmelzen Sie über<br />

Ebenengruppen vereinen alle Ebenen innerhalb einer<br />

Gruppe zu einer einzigen Ebene. Sie erreichen<br />

die Funktion über das Kontextmenü, das ein Klick<br />

<strong>mit</strong> der rechten Maustaste anzeigt.<br />

Verbessertes Textwerkzeug<br />

Auch am Textwerkzeug ([T]) haben die Entwickler<br />

stark gefeilt. Dieses muss sich nun nicht mehr vor<br />

der Konkurrenz in den kommerziellen Program-<br />

Gimp 2.8 für Precise Pangolin<br />

Leider hat <strong>Ubuntu</strong> 12.04 das neue Gimp noch nicht<br />

an Bord, da Gimp erst nach dem Releasetermin fertig<br />

wurde. Der einfachste Weg, nachträglich an Gimp 2.8<br />

zu gelangen, führt über die Kommandozeile. Die folgenden<br />

drei Befehle ergänzen eine externe Paketquelle, die<br />

Gimp 2.8 anbietet, und installieren die neue Version:<br />

sudo add‐apt‐repository U<br />

ppa:otto‐kesselgulasch/gimp<br />

sudo apt‐get update<br />

sudo apt‐get install gimp<br />

Anschließend starten Sie Gimp wie gewohnt über das<br />

Dash von Unity.<br />

3 Durch die neue halbtransparente Textbox erhalten Sie direkt auf der Oberfläche einen schnelleren<br />

Zugriff auf die Formatierungsmöglichkeiten des Texteditors von Gimp 2.8.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

37


Schwerpunkt Neue Gimp-Version 2.8<br />

4 Der Editor für Zeichendynamik<br />

liefert vor allem Besitzern eines Grafiktabletts<br />

zusätzliche Einstellungsund<br />

Optimierungsmöglichkeiten.<br />

5 Durch die Vergabe von Tags<br />

beschleunigen Sie die Suche nach<br />

passenden Pinselspitzen, Farbverläufen,<br />

Mustern oder Paletten erheblich.<br />

men verstecken. Geben Sie Text in ein Bild ein,<br />

erscheint auf der Bildoberfläche, direkt oberhalb<br />

des Textrahmens, eine halbtransparente Textbox<br />

(Abbildung 3), um den Text <strong>mit</strong> Unterstützung<br />

von Icons zu bearbeiten.<br />

Die Größe des erzeugten Textrahmens stellt Gimp<br />

auf Wunsch dynamisch ein, wenn Sie das in den<br />

Werkzeugeinstellungen neben dem Eintrag Box so<br />

auswählen. Der Rahmen erhält also die Länge des<br />

von Ihnen eingetippten Textes. Soll Gimp ab einer<br />

bestimmten Textlänge einen automatischen Zeilenumbruch<br />

einfügen, setzen Sie die Option neben<br />

dem Eintrag Box in den Werkzeugeinstellungen<br />

auf Fest und ziehen den Rahmen <strong>mit</strong> Hilfe der<br />

Maus auf die gewünschte Größe. Sprengt der eingegebene<br />

Text den Rahmen, passen Sie die Größe<br />

der Textbox nachträglich an.<br />

Weiterhin dürfen Sie den gesamten Inhalt sowie<br />

einzelne Textbereiche individuell formatieren. Um<br />

Farbe, Zeichengröße, den Abstand zur Grundlinie<br />

und den Abstand zwischen den Zeichen zu beeinflussen<br />

oder Textbereiche fett bzw. kursiv darzustellen,<br />

markieren Sie den entsprechenden Bereich<br />

<strong>mit</strong> der Maus und passen die Formatierung an.<br />

Soll das Textwerkzeug nicht direkt auf der Oberfläche<br />

erscheinen, sondern wie bisher in einem<br />

separaten Fenster, setzen Sie in den Werkzeugeinstellungen<br />

zum Textwerkzeug ein Häkchen neben<br />

der Option Texteditor benutzen.<br />

Mehr Möglichkeiten für<br />

Pinselspitzen<br />

Schneller und präziser arbeiten digitale Zeichner<br />

neuerdings auch <strong>mit</strong> dem Pinselwerkzeug ([P]).<br />

Hier stechen vor allem zwei Details hervor. Das<br />

erste: die Größe, den Winkel und das Seitenverhältnis<br />

der Pinselspitze ändern Sie in den Werkzeugeinstellungen<br />

ab sofort stufenlos <strong>mit</strong> gedrückter<br />

linker Maustaste. Das beschert Ihnen dreh- und<br />

verzerrbare Pinselspitzen, <strong>mit</strong> denen Sie tolle<br />

Maleffekte erzielen.<br />

Eine zweites Highlight steckt in der verbesserten<br />

Pinseldynamik. Klicken Sie in den Werkzeugeinstellungen<br />

auf das Bildsymbol neben dem Eintrag<br />

Dynamik, öffnet das eine lange Liste an vorgefertigten<br />

Optionen für diesen Bereich. Hier müssen<br />

Sie selbst testen, wie sich die jeweilige Auswahl<br />

auf die Zeichnung auswirkt. Was die Entwickler<br />

in diesem Bereich geändert haben, erkennen Sie<br />

schnell, wenn Sie den Editor für Zeichendynamik<br />

über das entsprechende Symbolbild oder Fenster |<br />

Andockbare Dialoge | Zeichendynamik aufrufen.<br />

Hier stoßen Sie auf zahlreiche Einstellungsoptionen<br />

für dieses Feature (Abbildung 4). Die standardmäßig<br />

<strong>mit</strong> Gimp 2.8 ausgelieferten Dynamik-<br />

Einstellungen lassen sich allerdings nicht ändern:<br />

Um das zu tun, müssen Sie rechts unten auf Diese<br />

Dynamik duplizieren klicken und so eine Kopie<br />

der ausgewählten Dynamik erstellen, die Sie nach<br />

den eigenen Wünschen gestalten.<br />

Werkzeuge über Tags<br />

erreichen<br />

Tags vereinfachen im neuen Gimp 2.8 die Suche<br />

nach passenden Werkzeugen. Egal ob Pinselspitzen<br />

([Umschalt]+[Strg]+[B]]), Farbverläufe<br />

([Strg]+[G]), Muster (Fenster | Andockbare Dialoge<br />

| Muster) und Paletten (Fenster | Andockbare<br />

Dialoge | Paletten): All die kleinen Helfer stöbern<br />

Sie nun über den jeweiligen Werkzeugdialog <strong>mit</strong><br />

Hilfe von Tags auf (Abbildung 5). Öffnen Sie dazu<br />

den Pinseldialog über Fenster | Andockbare Dialoge<br />

| Pinsel und aktivieren Sie eine Pinselspitze<br />

per Mausklick. Dann tragen Sie im freien Feld unterhalb<br />

der Pinselspitzenauswahl einen oder mehrere<br />

Tags ein, die Sie durch Kommata voneinander<br />

trennen. Viele Pinselspitzen bringen bereits Tags<br />

<strong>mit</strong>, die Sie ergänzen oder entfernen.<br />

Um nun die Pinselspitzen nach einem vergebenen<br />

Tag zu filtern, klicken Sie <strong>mit</strong> der Maus im Feld<br />

Filter oberhalb der Pinselspitzenauswahl auf den<br />

kleinen Pfeil. Das ruft eine Auswahlbox <strong>mit</strong> den<br />

vergebenen Tags auf den Schirm. Per Mausklick<br />

reduzieren Sie die Anzahl der zugeordneten Pinselspitzen<br />

im darunter liegenden Auswahlfenster<br />

auf das zu filternde Wort. Ein weiterer Klick auf<br />

ein Schlagwort hebt die Auswahl wieder auf.<br />

Noch mehr Features<br />

Neben den ausführlich vorgestellten Neuerungen<br />

gibt es weitere kleine Anpassungen. Mit dem<br />

Werkzeug Käfig-Transformation ([Umschalt]+[G])<br />

verändern Sie über ein einfaches Gitter, dessen<br />

Ecken Sie per Maus verschieben, den ausgewählten<br />

Bildbereich. Unter Bild | Bild skalieren berechnen<br />

Sie nun automatisch eine neue Bildgröße wie<br />

<strong>mit</strong> einem Taschenrechner. Hierzu verwenden Sie<br />

einfache Rechenzeichen wie Multiplizieren, Dividieren,<br />

Addieren oder Subtrahieren in den Feldern<br />

Breite oder Höhe. Eine Liste weiterer Anpassungen<br />

finden Sie in den Release Notes für Gimp 2.8 [1].<br />

Fazit<br />

Seit 2006 arbeiten die Gimp-Entwickler an der Benutzerfreundlichkeit.<br />

Die aktuelle Version geht gezielt<br />

auf Anwenderwünsche ein und implementiert<br />

lang ersehnte Features. Allein die Oberflächenanpassungen<br />

ermöglichen ein komfortableres und<br />

effektiveres Arbeiten. Alteingesessene Gimp-Anwender<br />

verschreckt die Version nicht – sie können<br />

weiterhin die bekannte Arbeitsoberfläche nutzen<br />

und den Einzelfenster-Modus deaktivieren. Steigen<br />

Sie also jetzt auf Gimp 2.8 um (siehe Kasten Gimp<br />

2.8 für Precise Pangolin), werden Sie <strong>mit</strong> nützlichen<br />

Verbesserungen belohnt. (kki) ●●●<br />

Info<br />

[1] Release Notes für Gimp 2.8: [http:// www.​<br />

gimp. org/ release‐notes/ gimp‐2. 8. html]<br />

38 UBUNTU<br />

04/2012<br />

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Schöner tricksen <strong>mit</strong> Gimp<br />

Schwerpunkt<br />

Die besten Gimp-Effekte<br />

Bildmagie<br />

Der Funktionsumfang von Gimp (GNU Image<br />

Manipulation Program) ist enorm. Viele Nutzer<br />

fühlen sich von den zahlreichen Optionen förmlich<br />

erschlagen. Dabei können (Hobby-)<strong>Foto</strong>grafen im<br />

Handumdrehen und ohne große Umstände diverse<br />

Korrekturen <strong>mit</strong> dem Tool umsetzen. Wir zeigen,<br />

wie Sie Farb- oder Belichtungskorrekturen erstellen,<br />

Schwarz-Weiß-<strong>Foto</strong>s optimieren, Retouche-<br />

Arbeiten anfertigen und das neue GEGL-Werkzeug<br />

effektiv einsetzen. Für die hier vorgestellten <strong>Foto</strong>korrekturen<br />

verwenden wir die aktuelle Version<br />

2.8 (Referenz: Gimp 2.8).<br />

Der Tilt-Shift-Effekt<br />

So genannte Tilt-Shift-Aufnahmen erfreuen sich<br />

schon seit geraumer Zeit großer Beliebtheit. Indem<br />

<strong>Foto</strong>grafen zu einem entsprechenden T&S-Objektiv<br />

greifen, erzeugen Sie Bilder <strong>mit</strong> einer extremen<br />

Tiefenschärfe. Die so fotografierten Motive wirken<br />

dann wie Miniaturen; Stadtkulissen und Kreuzungen<br />

sehen aus wie der Teil einer Modelleisenbahn<br />

(Abbildung 1). Haben Sie jedoch kein passendes<br />

Objektiv zur Hand, simulieren Sie den gewünschten<br />

Effekt einfach am Bildschirm. Dazu benötigen<br />

Sie lediglich ein paar Mausklicks.<br />

Zunächst öffnen Sie ein geeignetes Ausgangsbild,<br />

das zum Beispiel ein Szenario von schräg oben<br />

zeigt. Hier eignen sich Motive, die Sie von einem<br />

Haus, Turm, Hügel oder einer Brücke aus fotografiert<br />

haben. Dann klicken Sie im Bildmenü auf<br />

Farben | Farbton/Sättigung. Da<strong>mit</strong> die Bildobjekte<br />

künstlicher wirken, erhöhen Sie die Sättigung und<br />

bewegen den Regler so weit nach rechts, bis Ihnen<br />

die Farbvorgabe gefällt. Mit einem Klick auf OK<br />

bestätigen Sie die Änderung.<br />

Im nächsten Schritt duplizieren Sie die Ebene <strong>mit</strong><br />

dem Bild. Dazu drücken Sie [Strg]+[L], wählen<br />

die Ebene aus und dann Ebene duplizieren<br />

aus dem Kontextmenü – alternativ drücken Sie<br />

[Umschalt]+[Strg]+[D]. Klicken Sie im Ebenendialog<br />

auf die duplizierte Ebene (<strong>mit</strong> der Endung<br />

Kopie), und rufen Sie den Gaußschen Weichzeichner<br />

über Filter | Weichzeichnen | Gaußscher Weichzeichner<br />

auf. Stellen Sie den Weichzeichnenradius<br />

im Dialogfenster auf einen Wert zwischen 30 und<br />

50 ein und bestätigen Sie die Eingabe über OK. Rufen<br />

Sie <strong>mit</strong> einem rechten Mausklick auf die Ebene<br />

das Kontextmenü auf und klicken Sie auf Ebenenmaske<br />

hinzufügen. Im folgenden Dialogfenster<br />

wählen Sie die Option Weiß (volle Deckkraft)<br />

und bestätigen die Auswahl über Hinzufügen. Im<br />

Ebenenstapel erscheint dann neben dem Ebenenvorschaubild<br />

auch ein <strong>Vorschau</strong>bild der weißen<br />

Ebenenmaske.<br />

Nach wie vor ist Gimp<br />

die Nummer 1 unter<br />

den freien Bildbearbeitungstools.<br />

Wir zeigen,<br />

wie Sie <strong>mit</strong> der komplexen<br />

Software Ihre<br />

Bilder optimal bearbeiten<br />

und verraten einige<br />

Tricks, <strong>mit</strong> denen Sie<br />

Bilder verschönern.<br />

Claudia Meindl<br />

Referenz<br />

Gimp 2.8: Was die neue Gimp-<br />

Version kann und wie Sie diese<br />

installieren, lesen Sie im Heft<br />

ab Seite 36.<br />

Sirer, <strong>Foto</strong>lia.com<br />

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Schwerpunkt<br />

Schöner tricksen <strong>mit</strong> Gimp<br />

1 Der Gaußsche Weichzeichner sorgt für die nötige Tiefenschärfe, das Hauptmerkmal des Tilt-<br />

Shift-Effekts. Gut eignet sich für solche <strong>Foto</strong>s eine Perspektive von schräg oben.<br />

Sie wählen nun im Werkzeugkasten Schwarz und<br />

Weiß für die Vorder- bzw. Hintergrundfarbe aus<br />

und aktivieren das Farbverlaufswerkzeug ([L]).<br />

Ein Doppelklick auf dieses öffnet die Werkzeugeinstellungen,<br />

in denen Sie im Bereich Form den<br />

Punkt Bi-linear aussuchen. Der Bereich, den Sie<br />

in der weißen Ebene <strong>mit</strong> Schwarz übermalen (das<br />

sehen Sie nur im Ebenenstapel), erscheint auf dem<br />

fertigen Bild scharf. Platzieren Sie die Maus deshalb<br />

stets innerhalb des Bereichs, den Sie schärfen<br />

möchten. Ziehen Sie den Verlauf dann <strong>mit</strong> gedrückter<br />

linker Maustaste nach unten, zeigt sich<br />

die Wirkung sofort. Meist benötigen Sie mehrere<br />

Anläufe, bis Sie das Ergebnis zufriedenstellt.<br />

Schwarz-Weiß-<strong>Foto</strong>s richtig<br />

erzeugen<br />

Mit Gimp verwandeln Sie problemlos ein Farbfoto<br />

in ein Schwarz-Weiß-Bild. Der Weg über den<br />

Menüpunkt Bild | Modus | Graustufen empfiehlt<br />

2 Mit Gimp stehen mehrere Möglichkeiten bereit, ein Graustufenfoto zu erzeugen. Die Ergebnisse<br />

weichen jedoch erfahrungsgemäß stark voneinander ab.<br />

sich aber nicht, weil so alle Farbinformation verloren<br />

gehen, was spätere Nachbesserungen unmöglich<br />

macht. Schnell erzeugte Graustufenbilder, wie<br />

sie Abbildung 2 zeigt, wirken schnell langweilig.<br />

Den besseren Ansatz bieten die Kontrolloptionen<br />

des Kanalmixers, <strong>mit</strong> dessen Hilfe Sie einen<br />

tollen Kontrast erzeugen. Dazu rufen Sie zunächst<br />

wieder die zu bearbeitende Bilddatei auf<br />

([Strg]+[O]). Den Kanalmixer finden Sie unter<br />

dem Menüeintrag Farben | Komponenten. Im Dialogfenster,<br />

das nun erscheint, aktivieren Sie die<br />

Optionen Monochrom und Leuchtstärke erhalten.<br />

Schieben Sie die Regler für Rot nun auf einen Wert<br />

von 60, die für Grün auf einen Wert zwischen 10<br />

und 30 und die für Blau auf einen Bereich zwischen<br />

0 und 20 – hier müssen Sie ein wenig<br />

herumprobieren. Das Resultat kontrollieren Sie<br />

über die aktivierte <strong>Vorschau</strong> und bestätigen ein<br />

passendes Ergebnis <strong>mit</strong> OK.<br />

Im nächsten Schritt rufen Sie den Ebenendialog<br />

über Fenster | Andockbare Dialoge | Ebenen auf;<br />

wahlweise nutzen Sie wieder die Tastenkombination<br />

[Strg]+[L]. Duplizieren Sie die aktuelle Ebene<br />

über [Umschalt]+[Strg]+[D] oder den Eintrag im<br />

Kontextmenü, erscheint das Resultat oberhalb der<br />

Hintergrundebene. Diese Ebene verwenden Sie für<br />

die jetzt folgenden Schritte.<br />

Mit dem Filter Unscharf maskieren erzeugen Sie<br />

eine so genannte Kontrastanhebung. Dadurch<br />

schärfen Sie das Bild nicht nur, sondern optimieren<br />

auch die Kanten und Linien. Über Filter | Verbessern<br />

| Unscharf maskieren rufen Sie den Filter<br />

auf. Aktivieren Sie die <strong>Vorschau</strong> und bewegen Sie<br />

das Fadenkreuzsymbol anschließend an eine Stelle<br />

innerhalb der <strong>Vorschau</strong>, welche die nun folgenden<br />

Änderungen möglichst gut zeigt.<br />

Zum Schärfen der Kanten stellen Sie den Radius<br />

auf einen Wert von etwa 100 ein. Je höher der<br />

Wert, desto deutlicher zeichnen sich die Kanten<br />

und Linien des <strong>Foto</strong>s ab. Den Regler neben dem<br />

Eintrag Menge erhöhen Sie nur minimal: Mit seiner<br />

Hilfe arbeiten Sie die Kontraste stärker hervor.<br />

Verwenden Sie zu starke Änderungen, wirkt das<br />

Bild unrealistisch. Dank der Anpassungen im Bereich<br />

Schwellwert schützen Sie Bereiche <strong>mit</strong> ähnlichen<br />

Farben oder einem gleichmäßigen Farbverlauf<br />

vor dem Schärfen. In unserem Beispiel ist eine<br />

Änderung des Standardwerts nicht notwendig; das<br />

kann bei Ihnen aber anders sein.<br />

Das Ergebnis der Kanalmixer-Einstellung lässt<br />

sich noch nachjustieren. Reduzieren Sie die<br />

Deckkraft der Ebene bei Bedarf einfach auf bis<br />

zu 50 Prozent, falls der Kontrast zu stark wirkt.<br />

Weisen bestimmte Bereiche (in unserem Beispiel<br />

der Himmel) noch zu wenig Zeichnung auf,<br />

helfen Sie <strong>mit</strong> einem Verlauf von Schwarz nach<br />

Transparent etwas nach. Um diesen einzurichten,<br />

erzeugen Sie eine neue transparente Ebene<br />

([Umschalt]+[Strg]+[N]) und aktivieren den<br />

Farbverlauf <strong>mit</strong> [L]. Über Fenster | Andockbare Di-<br />

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Schöner tricksen <strong>mit</strong> Gimp<br />

Schwerpunkt<br />

aloge rufen Sie die Werkzeugeinstellungen für den<br />

Farbverlauf auf, falls diese nicht erscheinen. Überprüfen<br />

Sie, ob die Vordergrundfarbe auf Schwarz<br />

steht und ändern Sie das gegebenenfalls. Wählen<br />

Sie bei Farbverlauf durch einen Klick auf das<br />

Symbol den Verlauf VG nach Transparent aus. Die<br />

Form stellen Sie auf Linear. Abschließend ziehen<br />

Sie <strong>mit</strong> gedrückter linker Maustaste einen Verlauf<br />

von oben bis zur Mitte des <strong>Foto</strong>s. Dann stellen Sie<br />

den Modus der Ebene auf Multiplikation und reduzieren<br />

die Deckkraft so weit, dass die vorher hellen<br />

Bereiche jetzt ausreichend Struktur aufweisen.<br />

Selektiver Sepia-Effekt<br />

Sieht ein Bild auf den ersten Blick nicht spektakulär<br />

aus, hilft es manchmal, bestimmte Bildbereiche<br />

farblich aufzuwerten. Ein gelblich-brauner Sepia-<br />

Effekt eignet sich hervorragend, um Bildern Originalität<br />

zu verleihen. Wir setzen noch eins drauf<br />

und erklären im Folgenden, wie Sie <strong>mit</strong> der Ebenenmaske<br />

nur bestimmte Motivbereiche einfärben<br />

(Abbildung 3).<br />

Erst rufen Sie über Datei | Öffnen das zu bearbeitende<br />

<strong>Foto</strong> auf und duplizieren es dann im<br />

Ebenendialog ([Strg]+[L]), indem Sie unten<br />

auf den Punkt Ebene duplizieren klicken. Alternativ<br />

verdoppeln Sie die Ebene direkt über<br />

[Umschalt]+[Strg]+[D].<br />

3 Mit Hilfe der Ebenenmaske setzen Sie selektive Farbanpassungen einfach in die Tat um.<br />

Die duplizierte Ebene färben Sie nun über den<br />

Menüpunkt Farben | Einfärben ein. Einen Sepia-<br />

Effekt erreichen Sie, indem Sie den Farbton auf<br />

30 einstellen und bei Sättigung einen Wert von<br />

40 auswählen. Die Helligkeit lassen Sie aber auf<br />

Kann eine<br />

Schulungseinrichtung<br />

für mehr als EINEN<br />

Themenbereich<br />

berühmt werden?<br />

Das Linuxhotel ist bekannt für erstklassige Open-Source-Schulungen. In den letzten Jahren kamen Java<br />

und andere Programmiersprachen hinzu - wie immer in Kooperation <strong>mit</strong> führenden Spezialisten, und in<br />

abgeschiedener, konzentrierter, aber auch ziemlich verspielter Umgebung. Es ist so naheliegend, auch<br />

Entwicklerthemen bei den OpenSource‘lern zu lernen, weil man dort schon immer sehr „unter die<br />

Haube“ guckte und <strong>mit</strong> viel Freude intensivst arbeitet. Das weiss ein Großteil der deutschen Admins, nur<br />

unter Entwicklern hat's sich noch nicht so ganz herumgesprochen.<br />

Mehr siehe www.linuxhotel.de<br />

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Schwerpunkt<br />

Schöner tricksen <strong>mit</strong> Gimp<br />

0 stehen. Sind Sie<br />

<strong>mit</strong> der <strong>Vorschau</strong><br />

Ihres Bildes einverstanden,<br />

färben<br />

Sie dieses über OK<br />

ein.<br />

Als Nächstes erzeugen<br />

Sie eine<br />

weiße Ebenenmaske,<br />

die als<br />

eine Art Schutz<br />

dient. Sie ermöglicht<br />

es, Teile des<br />

4 Den bekannten, aber unschönen Nebeneffekt, der häufig bei <strong>Foto</strong>s Bildes auszublenden,<br />

ohne diese<br />

auftritt, die Sie <strong>mit</strong> einem Blitz aufnehmen, entfernen Sie <strong>mit</strong> Hilfe des<br />

Filters „Rote Augen entfernen“.<br />

zu löschen. Sie<br />

können diese<br />

Ebenenmaske zu einem späteren Zeitpunkt einfach<br />

wieder deaktivieren (über Ebene | Maske |<br />

Ebenenmaske deaktivieren) oder löschen (Ebene |<br />

Maske | Ebene löschen) und so den ursprünglichen<br />

Zustand der Ebene wiederherstellen.<br />

Ergänzen Sie die Ebene zunächst über den Menüpunkt<br />

Ebene | Maske | Ebenenmaske hinzufügen<br />

um die besagte Maske, wählen Sie Weiß (volle<br />

Deckkraft) und klicken Sie auf Hinzufügen. Mit<br />

Hilfe der Ebenenmaske erzeugen Sie nun die farbigen<br />

Bildbereiche, die der Sepia-Effekt nicht betreffen<br />

soll. Wählen Sie dazu den Pinsel ([P]) aus und<br />

öffnen Sie die Werkzeugeinstellungen. Entscheiden<br />

Sie sich für eine passende Pinselspitze, etwa<br />

2. Hardness 075 <strong>mit</strong> weicher Kontur. Als Vordergrundfarbe<br />

wählen Sie Schwarz aus.<br />

Ziehen Sie dann <strong>mit</strong> dem Pinsel die Bereiche nach,<br />

die farbig erscheinen sollen. Dabei passen Sie die<br />

Pinselgröße Ihrem Bedürfnis an. Zu viel entfernte<br />

Bereiche reparieren Sie, indem Sie <strong>mit</strong> der Farbe<br />

Weiß darüber malen. Vergrößern Sie den zu bearbeitenden<br />

Bereich dann möglichst stark. Mit den<br />

Tasten [2] (entspricht 200 %) bis [5] (entspricht<br />

5 Mit wenig Aufwand erzeugen Sie <strong>mit</strong> der passenden „GEGL-Operation“ eine Vignettierung.<br />

1 600 %) zoomen Sie schnell in das Bild hinein.<br />

In unserem Beispiel (Abbildung 3) war die grüne<br />

Wiese der farbige Teil des <strong>Foto</strong>s, den wir <strong>mit</strong> dem<br />

Pinselwerkzeug bearbeitet haben. Sind Sie <strong>mit</strong> den<br />

Arbeiten fertig, vereinen Sie die Ebenen. Klicken<br />

Sie hierzu auf das Bildmenü Ebene | Nach unten<br />

vereinen und speichern oder exportieren Sie das<br />

fertige Bild. Noch ein Hinweis: Möchten Sie den<br />

Farbton der Ebene nachträglich anpassen, müssen<br />

Sie die Ebenenmaske kurzzeitig deaktivieren – andernfalls<br />

erscheint in der Statuszeile der Hinweis<br />

Nur RGB-Ebenen können eingefärbt werden.<br />

Der Orton-Effekt<br />

Der Orton-Effekt trägt den Namen des <strong>Foto</strong>grafen<br />

Michael Orton, der die da<strong>mit</strong> verbundene Technik<br />

als erster einsetzte. Orton überlagerte dabei zwei<br />

überbelichtete <strong>Foto</strong>s, von denen er eines weich<br />

zeichnete. Das Ergebnis war (und ist) ein farbintensives<br />

Bildmotiv <strong>mit</strong> interessanter Wirkung.<br />

Überzeugen Sie sich selbst, indem Sie <strong>mit</strong> Gimp so<br />

ein <strong>Foto</strong> in ein paar Schritten erstellen.<br />

Haben Sie das zu bearbeitende <strong>Foto</strong> geöffnet,<br />

duplizieren Sie einmal mehr die Bildebene über<br />

[Umschalt]+[Strg]+[D] und wechseln dann per<br />

Mausklick auf die unterste Ebene. Nun rufen Sie<br />

den Menüpunkt Filter | Verbessern | Schärfen auf<br />

und bewegen den Fokus der <strong>Vorschau</strong> in einen<br />

Bildbereich, der das Ergebnis aussagekräftig darstellt.<br />

Setzen Sie den Schärfe-Regler auf einen Wert<br />

zwischen 10 und 30 Prozent und wählen Sie OK.<br />

Im nächsten Schritt aktivieren Sie per Mausklick<br />

die oberste Ebene und rufen über den Menüeintrag<br />

Filter | Weichzeichnen den Gaußschen Weichzeichner<br />

auf den Schirm. Stellen Sie den Weichzeichnenradius<br />

auf einen Wert zwischen 15 und 30<br />

und segnen Sie die Einstellung über OK ab.<br />

Den Orton-Effekt erzeugen Sie schließlich, indem<br />

Sie den Modus der obersten Ebene im Ebenendock<br />

von Normal auf Multiplikation oder Bildschirm<br />

stellen. Abhängig vom Ausgangsbild eignet sich<br />

mal der eine, mal der andere Modus mehr. Der<br />

Modus Harte Kanten kommt als eine alternative<br />

Auswahlmöglichkeit in Betracht, falls der Effekt<br />

noch farblicher wirken darf. Mit Hilfe der Deckkraft<br />

der obersten Ebene regulieren Sie den Effekt<br />

abschließend ein wenig und lassen das Bild etwas<br />

dunkler oder heller aussehen.<br />

Rote Augen entfernen<br />

Ein Klassiker der <strong>Foto</strong>retusche ist das Entfernen<br />

roter Augen auf einem <strong>Foto</strong>. Zwar klappt das<br />

inzwischen auch <strong>mit</strong> den meisten einfachen Bildbetrachtern<br />

(und <strong>mit</strong>unter sogar schneller), doch<br />

auch die aktuelle Gimp-Version beherrscht die dafür<br />

notwendigen Schritte.<br />

Nach dem Aufrufen des <strong>Foto</strong>s aktivieren Sie die<br />

Elliptische Auswahl ([E]) und stellen den Radius<br />

bei Kanten ausblenden auf 5. Wählen Sie dann <strong>mit</strong><br />

der gedrückten [Umschalt]-Taste und der Maus<br />

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Schöner tricksen <strong>mit</strong> Gimp<br />

Schwerpunkt<br />

die roten Pupillen aus. Über den Menüpunkt Filter<br />

| Verbessern | Rote Augen entfernen rufen Sie<br />

den zuständigen Filter auf und zoomen dann in<br />

den Augenbereich hinein, wobei Sie die Funktion<br />

<strong>Vorschau</strong> zu Hilfe nehmen (Abbildung 4). Über<br />

den Schwellwert-Regler legen Sie außerdem die<br />

Wirkungsstärke des Filters fest: In diesem Fall gilt:<br />

Je höher der Wert wird, desto dunkler beziehungsweise<br />

farbloser erscheint der ausgewählte Bereich.<br />

GEGL-Operation<br />

Seit der vorherigen Version 2.6 hat Gimp die eigenständige<br />

GEGL-Bibliothek (Generic Graphics<br />

Library) <strong>mit</strong> an Bord. Das Programm nutzt GEGL<br />

beispielsweise, um Bilder zu bearbeiten, Ebenen<br />

und Bilder zu skalieren und Ebenengruppen anzuzeigen.<br />

Aktuell funktionieren allerdings noch nicht alle Filter<br />

<strong>mit</strong> GEGL, da die Implementierung noch nicht<br />

abgeschlossen ist. Einen Vorgeschmack dieser<br />

Technologie erhalten Sie aber bereits im aktuellen<br />

Gimp, indem Sie den Menüpunkt Werkzeuge |<br />

GEGL-Operation aufrufen – alternativ klicken Sie<br />

auf das entsprechende Symbol im Werkzeugkasten.<br />

Da Gimp dieses Symbol standardmäßig noch<br />

nicht anzeigt, fügen Sie es dem Werkzeugkasten<br />

einfach selbst nachträglich hinzu. Dazu klicken<br />

Sie im Menü auf Bearbeiten | Einstellungen. Im<br />

Einstellungsdialog wählen Sie links den Bereich<br />

Werkzeugkasten und aktivieren per Mausklick<br />

den Listenpunkt GEGL-Operation im Bereich<br />

Konfiguration der Werkzeuge. Sofort steht das<br />

GEGL-Operation-Werkzeug auch beim Griff in die<br />

Werkzeugkiste bereit (das große G-Symbol). Zwei<br />

der hier versteckten tollen <strong>Foto</strong>effekte möchten wir<br />

Ihnen kurz vorstellen.<br />

Vignettierung<br />

Einen Vignetten-Effekt, bei dem Sie eine Abschattung<br />

zum Bildrand hin erzeugen, rufen Sie über<br />

das Aufklappmenü Operation auf, aus dem Sie den<br />

Menüeintrag vignette wählen. Schieben Sie dann<br />

das Dialogfenster ein wenig zur Seite, da es keine<br />

<strong>Vorschau</strong> gibt, sondern sich die von Ihnen vorgenommenen<br />

Operationseinstellungen direkt auf das<br />

<strong>Foto</strong> auswirken. Die Vielzahl der Einstellungsoptionen<br />

(Abbildung 5) verspricht gute Ergebnisse,<br />

experimentieren Sie einfach ein wenig <strong>mit</strong> den<br />

angebotenen Möglichkeiten.<br />

Einen eigenen Planeten<br />

erzeugen<br />

Ebenfalls im Aufklappmenü versteckt sich der Eintrag<br />

polar-coordinates, der einen eher ungewöhnlichen<br />

Filter auf den Plan ruft (Abbildung 6).<br />

Mit Hilfe der Operationseinstellungen generieren<br />

Sie hier aus einem Panoramabild einen kleinen<br />

Planeten, was einige Rechner aber an ihre Leistungsgrenze<br />

bringt. Interessant wirkt der Effekt<br />

zum Beispiel, wenn sich auf dem Ausgangsbild die<br />

6 Ungewöhnliche Stadtansichten erzeugt die GEGL-Operation „polar-coordinates“.<br />

Skyline einer Stadt befindet. Wählen Sie also die<br />

oben genannte GEGL-Operation aus und stellen<br />

Sie die Option Circle depth in percent auf 100. Die<br />

Einstellung Offset angle belassen Sie ebenso beim<br />

Vorgabewert wie die Werte für X und Y, die auf 0<br />

stehen. Dafür aktivieren Sie – wenn nötig – alle<br />

vorhandenen Auswahlboxen bis auf den Eintrag<br />

Map backwards. Das Häkchen bei <strong>Vorschau</strong> erzeugt<br />

eine Live-Ansicht des Effekts. Sind Sie <strong>mit</strong><br />

den getroffenen Einstellungen zufrieden, klicken<br />

Sie auf OK. Die Farbe der Bildstellen um den erzeugten<br />

Planeten passen Sie nach Bedarf an. Mit<br />

dem Zauberstab-Werkzeug ([U]) wählen Sie die zu<br />

ersetzenden Bereiche aus und füllen sie <strong>mit</strong> einer<br />

beliebigen Farbe – dabei kommt das Füllen-Werkzeug<br />

([Umschalt]+[B]) zum Einsatz.<br />

Schnelle Farbkorrekturen<br />

Last, but not least erweisen sich auch Farbkorrekturen<br />

häufig als nützlich – GEGL beherrscht auch<br />

diese. Leichte bis <strong>mit</strong>tlere Farbstiche beseitigen Sie<br />

<strong>mit</strong> Gimp relativ schnell, denn für Farbkorrekturen<br />

stellt das Programm verschiedene Werkzeuge<br />

bereit. Allerdings müssen Sie nicht jeden Farbstich<br />

entfernen: Bestimmte Farbgebungen haben durchaus<br />

eine bildgestalterische Wirkung. So lassen<br />

Blautöne ein Bild eher kühler wirken, während<br />

Gelbtöne es wärmer erscheinen lassen.<br />

Als passende GEGL-Operation wählen Sie hier<br />

color-temperature und verändern die Bildwirkung<br />

über warme oder kalte Farbstiche. Kühlere Farbnuancen<br />

erreichen Sie, indem Sie den Regler bei<br />

Original temperature weiter nach rechts bewegen<br />

oder bei Intended temperature in den linken Bereich.<br />

Warme Gelbtöne fabrizieren Sie auf dem<br />

umgekehrten Weg. Schieben Sie hierfür die Regler<br />

Original temperature nach links und Intended<br />

temperature nach rechts. Beobachten Sie die Änderungen<br />

in der Live-<strong>Vorschau</strong>, bevor Sie OK klicken<br />

und den Vorgang abschließen. (kki) ●●●<br />

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43


Schwerpunkt<br />

RAW-Konverter<br />

Rade Lukovic, <strong>Foto</strong>lia.com<br />

Fünf RAW-Konverter in der Übersicht<br />

Rohkost<br />

RAW-Daten, die digitalen<br />

Negative moderner<br />

Kameras, enthalten<br />

wertvolle Informationen.<br />

Mit dem richtigen<br />

Konverter holen Sie das<br />

Optimale aus diesen<br />

Bildern heraus.<br />

<br />

Andreas Reitmaier<br />

<strong>Foto</strong>grafieren Sie <strong>mit</strong> hochwertigen Kameras<br />

aus dem Bridge- oder SLR-Bereich, stehen Sie immer<br />

vor der Qual der Wahl: Sollen Sie die <strong>Foto</strong>s als<br />

JPGs speichern oder doch lieber im RAW-Format,<br />

das zwar eine bessere Qualität liefert, aber dafür<br />

etwas Nacharbeit verlangt.<br />

Möchten Sie die <strong>Foto</strong>s später ohnehin nachbearbeiten,<br />

lohnt sich der Griff zum RAW-Format.<br />

Hier fällt der Datenverlust durch Kompression am<br />

geringsten aus. Zudem beseitigen Sie später Bildfehler,<br />

die eine hektische <strong>Foto</strong>session manchmal<br />

nach sich zieht (falscher Weißabgleich, leichte<br />

Unter- oder Überbelichtung etc.).<br />

Vor- und Nachteile<br />

Da die RAW-Daten fast unbearbeitet aus der<br />

Kamera fallen, ergibt sich beim Bearbeiten ein<br />

1 UFRaw bietet grundsätzliche Funktionen zum Aufbereiten der Daten und einige Extras, wie<br />

etwa Kontrollelemente zum Justieren von Kontrast und Bildwirkung.<br />

deutlich größerer Spielraum. Beim Korrigieren der<br />

Belichtung gewinnen Sie meist eine Blende oder<br />

mehr, ohne dass die Qualität leidet. Sie entrauschen<br />

die <strong>Foto</strong>s, passen die Farbe für den Weißabgleich<br />

an oder arbeiten eine Lichtstimmung heraus<br />

– all das gelingt ohne qualitative Einbußen.<br />

Der Nachteil: Sie müssen die Bilder zwingend<br />

nachbearbeiten. RAW-Dateien wirken ohne Eingriffe<br />

oft flau und unscharf; Sie müssen Farbe,<br />

Schärfe und Belichtung korrigieren. Zudem brauchen<br />

Sie sehr viel Speicherplatz.<br />

Nutzen Sie hingegen das JPEG-Format, liefert die<br />

Kamera ein fertiges <strong>Foto</strong>. Es benötigt – selbst bei<br />

hoher Qualität – deutlich weniger Speicherplatz.<br />

Allerdings gibt der Kamerahersteller Parameter<br />

wie die Schärfe, die Farbanmutung und den Weißabgleich<br />

vor. Später besteht zwar auch die Möglichkeit,<br />

Fehler beim <strong>Foto</strong>grafieren auszugleichen,<br />

doch reduziert die Kamera die <strong>Foto</strong>s beim Komprimieren<br />

bereits um zahlreiche Informationen.<br />

RAW-Dateien verarbeiten<br />

Zwar bieten die Kamerahersteller für Windows<br />

und Mac OS X oft Programme an, um die RAW-Dateien<br />

rudimentär zu bearbeiten, doch die meisten<br />

<strong>Foto</strong>grafen nutzen spezialisierte Software wie<br />

Adobe Lightroom, Capture One, Corel AfterShot<br />

Pro [1] oder DxO Optics Pro, weil ihnen die Optionen<br />

der Originalsoftware nicht genügen.<br />

Unter Linux ist das ähnlich. Zur Grundausstattung<br />

jeder Distribution gehört das Paket dcraw, ein<br />

Kommandozeilenprogramm, das RAW-Dateien liest<br />

und diverse Einstellungen bietet. Es ermöglicht<br />

das komfortable Verarbeiten zahlreicher Bilder und<br />

kommt in Programmen wie Gimp als Plug-in zum<br />

Einsatz, um RAW-Daten zu importieren.<br />

44 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


RAW-Konverter<br />

Schwerpunkt<br />

<strong>Foto</strong>grafen wollen sich aber in der Regel weniger<br />

<strong>mit</strong> Linux und mehr <strong>mit</strong> den <strong>Foto</strong>s beschäftigen.<br />

Daher gibt es auch eine Reihe von GUI-Programmen,<br />

<strong>mit</strong> denen Sie RAW-<strong>Foto</strong>s bearbeiten. Diese<br />

teilen sich in zwei Gruppen: Die eine beschäftigt<br />

sich nur <strong>mit</strong> dem Entwickeln der Dateien und dem<br />

Umwandeln in ein geeignetes Format. Dazu gehören<br />

beispielsweise UFRaw oder Rawstudio. Die andere<br />

Gruppe bietet Optionen an, die beim Verwalten<br />

der Bilder helfen. Manche bringen zusätzliche<br />

Möglichkeiten zum Bearbeiten der Bilddateien <strong>mit</strong><br />

und erinnern in dieser Hinsicht stark an Adobe<br />

Lightroom oder Apple Aperture – etwa Darktable.<br />

Dcraw und UFRaw<br />

Arbeiten Sie direkt <strong>mit</strong> dcraw, sehen Sie die Ergebnisse<br />

erst nach dem Umwandeln eines RAW-<br />

<strong>Foto</strong>s. Die Software UFRaw bringt hingegen eine<br />

grafische Oberfläche <strong>mit</strong> und setzt im Hintergrund<br />

auf die dcraw-Bibliothek. Sie installieren sie über<br />

<strong>Ubuntu</strong>s Software-Center. Nach dem Programmstart<br />

öffnet sich der Dialog zur Auswahl der Datei<br />

(oder der Dateien), die Sie bearbeiten wollen.<br />

UFRaw besitzt keinen grafischen Batchmodus –<br />

erst wenn Sie eine Bilddatei schließen, dürfen Sie<br />

die nächste bearbeiten.<br />

Das Programm präsentiert auf der rechten Seite<br />

das Bild, das die Software <strong>mit</strong> Hilfe der Kameraeinstellungen<br />

errechnet hat. Im linken Areal warten<br />

die wichtigsten Einstellungen und eine Reihe<br />

von Werkzeugen, <strong>mit</strong> denen Sie an den Parametern<br />

schrauben. Der Weißabgleich ist auf die Kamerawerte<br />

(Kamera-SW) eingestellt und produziert<br />

bei schwierigen Lichtverhältnissen gern diverse<br />

Farbfehler; zur Alternative steht auch die Option<br />

Automatisches SW.<br />

Für einen manuellen Weißabgleich wählen Sie<br />

<strong>mit</strong> der Maus einen neutralen Punkt im Bild<br />

aus (hellgrau bis weiß), um dann das Symbol<br />

<strong>mit</strong> der Pipette anzuklicken. Ganz oben in der<br />

Werkzeugleiste finden Sie ein Histogramm <strong>mit</strong><br />

den Anteilen der Farben im Bild, ganz unten ein<br />

weiteres Histogramm <strong>mit</strong> den Werten nach der<br />

Grundkonvertierung. Darunter gibt die Software<br />

numerisch die einzelnen Farbwerte an, was Ihnen<br />

beim Korrigieren helfen kann. Das Aufklappmenü<br />

zur Interpolation im Bereich darunter müssen Sie<br />

nur in Ausnahmefällen bemühen. Daneben finden<br />

Sie hier ein Modul zur Rauschunterdrückung, das<br />

verschiedene Methoden beherrscht. Unterhalb<br />

des RAW-Histogramms ganz oben bestimmen Sie<br />

zudem die Belichtung. Da<strong>mit</strong> sind die wichtigsten<br />

Werte eingestellt.<br />

Doch UFRaw bietet noch weitere Optionen an, die<br />

Sie über die farbigen Register erreichen: Im Reiter<br />

Graustufen erzeugen Sie ein perfektes Monochrombild.<br />

Hier gibt es mehrere Voreinstellungen<br />

sowie einen Kanalmixer, <strong>mit</strong> dem Sie die Wirkung<br />

des Bildes sehr genau steuern. Im nächsten Register<br />

finden Sie eine Gradationskurve (Basiskurve),<br />

<strong>mit</strong> der Sie punktgenau den Kontrast<br />

und den Verlauf der Helligkeit fixieren<br />

(Abbildung 1). In weiteren Reitern<br />

legen Sie Farbprofile, Bildausschnitte<br />

sowie Speicheroptionen fest und lesen<br />

Exif-Informationen aus. Ein eigener Reiter<br />

widmet sich schließlich dem Kontrast-<br />

und Sättigungsregler.<br />

Stapelbetrieb<br />

Haben Sie aus einer <strong>Foto</strong>serie das<br />

optimale Bild gewählt und die Einstellungen<br />

perfekt angepasst, wechseln<br />

Sie zum Reiter Sichern. Hier gibt es die<br />

Möglichkeit, Einstellungen für einen<br />

Stapelbetrieb (ufraw-batch) zu speichern<br />

(Abbildung 2). Die Option ID-Datei erzeugen<br />

generiert eine Datei, die alle nötigen Informationen<br />

besitzt, um weitere Bilder <strong>mit</strong> denselben<br />

Einstellungen zu bearbeiten.<br />

Standardmäßig gibt UFRaw hier Nein vor und<br />

speichert das <strong>Foto</strong> ohne zusätzliche Datei. Wählen<br />

Sie Außerdem, sichert UFRaw sowohl das Bild als<br />

auch die begleitende Datei. Brauchen Sie Daten für<br />

das Umwandeln von mehreren Bildern (Batchbetrieb),<br />

verwenden Sie die Option Nur, und UFRaw<br />

steht sofort für weitere Arbeiten bereit.<br />

Um dieselbe ID-Datei auf einen ganzen Stapel von<br />

<strong>Foto</strong>s anzuwenden, geben Sie auf der Kommandozeile<br />

Folgendes ein:<br />

$ ufraw‐batch *.{DATEIFORMAT} {ID‐DATEI}.U<br />

ufraw<br />

Der Befehl behandelt alle <strong>Foto</strong>s im {DATEIFORMAT}<br />

<strong>mit</strong> den Einstellungen aus der {ID-DATEI} – beide<br />

Variablen in geschweiften Klammern ersetzen Sie<br />

durch die konkreten Namen und Formate.<br />

RawTherapee<br />

RawTherapee [2] orientiert<br />

sich optisch an herkömmlichen<br />

Bildbearbeitungen<br />

und lässt sich über das<br />

Software-Center installieren.<br />

Nach dem Start<br />

bringen Sie der Software<br />

zunächst über Preferences<br />

(Button unten links) und<br />

Select language die Sprache<br />

Deutsch bei (Abbildung<br />

3) und starten sie neu. Sie<br />

landen im Register Dateiverwaltung.<br />

Hier wählen<br />

Sie im linken Bereich einen<br />

Ordner <strong>mit</strong> RAW-<strong>Foto</strong>s<br />

aus – die <strong>Foto</strong>s sehen Sie<br />

rechts. Ein Klick auf das<br />

Zahnrad-Icon befördert ein<br />

<strong>Foto</strong> in die Warteschlange,<br />

2 Aus dem Exportdialog erzeugen Sie so genannte<br />

ID-Dateien, <strong>mit</strong> deren Hilfe Sie anschließend<br />

größere Mengen an Bilddateien automatisch<br />

umwandeln.<br />

Glossar<br />

Bridge: Mischung zwischen Spiegelreflex-<br />

und Kompaktkamera<br />

SLR: Steht für „singe-lens reflex“,<br />

neudeutsche Abkürzung für Spiegelreflexkameras.<br />

RAW: Auf Deutsch „roh“; es handelt<br />

sich um ein Bildformat, bei<br />

dem die Kamera die eingehenden<br />

Daten fast unbearbeitet speichert.<br />

Interpolation: Nennt sich das Errechnen<br />

von neuen Farb- und Helligkeitsinformationen<br />

eines digitalen<br />

Bildes bei der Bearbeitung.<br />

3 Unter <strong>Ubuntu</strong> 12.04 sollten Sie zunächst die Spracheinstellungen<br />

von RawTherapee ändern.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

45


Schwerpunkt<br />

RAW-Konverter<br />

4 RawTherapee bietet Optionen zum Steuern der Belichtung, unter anderem Regler für Tiefen und Lichter.<br />

also den Reiter rechts neben Dateiverwaltung; über<br />

die Sterne bewerten Sie einen Schnappschuss.<br />

Rechts oben im Register Dateiverwaltung legen<br />

Sie über Unterregister (Belichtung, Detail usw.) diverse<br />

Einstellungen für ein gewähltes Bild fest. Sie<br />

korrigieren u. a. die Belichtung, die Farbgebung,<br />

schärfen ein <strong>Foto</strong> und vermindern das Rauschen.<br />

Da die Voransicht leider etwas klein ausfällt,<br />

rufen Sie ein Bild am besten per Doppelklick in<br />

einem neuen Reiter auf. Sie dürfen mehrere Reiter<br />

zugleich verwenden, was das Vergleichen der Arbeitsschritte<br />

erleichtert.<br />

In der Einzelbildansicht besteht die RawTherapee-<br />

Oberfläche aus drei Teilen: Links sehen Sie den<br />

Navigator <strong>mit</strong> darunter liegender Anzeige der<br />

Farbwerte sowie eine Historie der Bearbeitungsschritte.<br />

Auch über dem eigentlichen Bild positioniert<br />

die Software ein paar zusätzliche Optionen<br />

5 Haben Sie alle Einstellungen getätigt, ergänzen Sie die Warteschlange von RawTherapee um<br />

<strong>Foto</strong>s und konvertieren diese in einem Rutsch.<br />

(Metainformationen, Vorher/​<br />

Nachher-Ansicht etc.), die rechte<br />

Spalte beherbergt wieder die<br />

Werkzeugkiste (Abbildung 4).<br />

Mehrere <strong>Foto</strong>s<br />

verarbeiten<br />

Auch RawTherapee bringt eine<br />

Batchverarbeitung <strong>mit</strong>. Dazu<br />

wählen Sie zunächst ein <strong>Foto</strong><br />

aus und optimieren es in der<br />

Bearbeitungsansicht. In der<br />

rechten Spalte sichern Sie die<br />

Parameter über Profil speichern.<br />

Später rufen Sie dieses Profil<br />

wieder auf, um es auf andere<br />

<strong>Foto</strong>s anzuwenden.<br />

Alle Profile erscheinen automatisch<br />

im Aufklappmenü unter<br />

Bearbeitungsprofile. Um ein Profil<br />

nur auf einzelne Bilder anzuwenden,<br />

klicken Sie unter Bearbeitungsprofile auf<br />

Profil in die Zwischenablage kopieren und setzen<br />

das Profil nur ein, wenn Sie es brauchen.<br />

Wollen Sie nicht jedes Bild in einem eigenen Reiter<br />

bearbeiten, wechseln zurück zum Register Dateiverwaltung.<br />

Hier suchen Sie mehrere Bilder aus,<br />

klicken <strong>mit</strong> der rechten Maustaste auf eines davon<br />

und wählen Profil einfügen ([Strg]+[V]). Alternativ<br />

laden Sie ein anderes gespeichertes Profil über<br />

Profil anwenden aus dem Kontextmenü.<br />

Sie verändern zwar die Bilder, doch die RAW-Dateien<br />

liegen weiter unbeschadet auf dem Datenträger.<br />

Erst wenn Sie ein Bild speichern, klopfen Sie<br />

die neuen Einstellungen fest. Um mehrere Bilder<br />

im Batchmodus zu verarbeiten, schieben Sie diese<br />

per Mausklick (oder [Strg]+[Q]) in die Warteschlange<br />

(Abbildung 5). Dann navigieren Sie zum<br />

Reiter Warteschlange und ändern gegebenenfalls<br />

das Dateiformat sowie den Dateipfad. Beim Klick<br />

auf Verarbeitung starten berechnet RawTherapee<br />

alle Änderungen für die Bilder und exportiert diese<br />

in das gewünschte Format, was bei großen Bildmengen<br />

Zeit erspart.<br />

Rawstudio<br />

Rawstudio [3] fällt <strong>mit</strong> seinem eigenwilligen Bedienkonzept<br />

auf. Am oberen Fensterrand befindet<br />

sich ein Auswahlbereich für Ihre <strong>Foto</strong>s, die Sie<br />

über die linke Seitenleiste (und über die Tasten [1]<br />

bis [3]) nach Priorität ordnen. Hier kommt also<br />

nicht die übliche Sternewertung zum Einsatz, sondern<br />

eine Priorisierung von 1 bis 3.<br />

Am rechten Rand versammeln die Entwickler<br />

mehrere Funktionen in einzelnen Reitern. Über<br />

diese bearbeiten Sie Bilder (auch in Stapelverarbeitung)<br />

und rufen Dateien auf. Klicken Sie im Reiter<br />

Öffnen auf einen Bildordner, erscheinen die Bilder<br />

im oberen Bereich. Rawstudio bietet ansonsten<br />

Regler für die Standardaktionen im Umgang <strong>mit</strong><br />

46 UBUNTU<br />

04/2012<br />

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Schwerpunkt<br />

RAW-Konverter<br />

RAW-Dateien an: Sie dürfen die <strong>Foto</strong>s belichten,<br />

einen Weißabgleich anbringen und eine Linsenkorrektur<br />

vornehmen.<br />

Eigenständiges Konzept<br />

Im Reiter Werkzeuge erlaubt es Rawstudio, für<br />

jedes Bild drei verschiedene views anzubieten, die<br />

Sie über die Register A, B und C erreichen (Abbildung<br />

6). Das eröffnet die Möglichkeit, in A die<br />

Standardeinstellung, in B die Referenzeinstellungen<br />

einer Serie und in C individuelle Einstellungen<br />

für ein Bild zu verwenden. Über Stapelverarbeitung<br />

| Add view to queue schieben Sie eine oder<br />

mehrere views in die Warteschlange – ein interessanter<br />

Ansatz für den Workflow.<br />

Weitere Features<br />

Rawstudio bietet eine Bibliothek von Objektiven<br />

<strong>mit</strong> Korrekturvorgaben an. Deren Aktualität hält<br />

sich in Grenzen. Sie passt sich jedoch komfortabel<br />

der Kamera an, die Rawstudio jeweils aus den<br />

RAW-Daten er<strong>mit</strong>telt. Die Daten zu den Objektiven<br />

stammen aus der Datenbank von LensFun [4].<br />

Daneben besteht die Möglichkeit, das Bild auf<br />

einem separaten Monitor anzuzeigen. Außerdem<br />

beherrscht Rawstudio so genanntes Tethered Shooting<br />

<strong>mit</strong> einigen Kameramodellen: Dabei lösen Sie<br />

die Kamera über den Rechner aus, auf dem die<br />

Daten dann sofort per USB landen.<br />

Tabelle 1<br />

Darktable Dcraw Rawstudio RawTherapee UFRaw<br />

URL http:// www. darktable. org/ http:// cybercom. net/​<br />

~dcoffin/ dcraw/<br />

http:// rawstudio. org/ http:// rawtherapee. com/ http:// ufraw. sourceforge.​<br />

net/<br />

Typ Konverter, Bildverwaltung Konverter Konverter Konverter Konverter<br />

Darktable<br />

Das Programm Darktable [5] kann weit mehr, als<br />

nur RAW-Daten entwickeln: Es handelt sich um<br />

eine <strong>Foto</strong>verwaltung <strong>mit</strong> integrierten RAW-Funktionen.<br />

Die Software steckt in <strong>Ubuntu</strong>s Software-<br />

Center, allerdings nur in Version 0.9.3 (aktuell ist<br />

die 1.0). Sie orientiert sich deutlich an Adobes<br />

Lightroom (im Hinblick auf die Optik und das Be-<br />

Funktionen<br />

Belichtung (X) (X) (X) (X) (X)<br />

Beschnitt (X) (X) ( ) (X) (X)<br />

Gradationskurve (X) ( ) (X) ( ) (X)<br />

Hot-Pixel-Entfernung<br />

( ) (X) ( ) ( ) (X)<br />

Kontrast (X) (X) (X) (X) (X)<br />

Rauschminderung (X) (X) ( ) (X) (X)<br />

Sättigung (X) (X) ( ) (X) (X)<br />

Schärfen (X) ( ) (X) (X) ( )<br />

Tethered Shooting (X) ( ) ( ) (X) ( )<br />

Weißabgleich (X) (X) ( ) (X) (X)<br />

Besonderheiten<br />

Bearbeitung/<br />

<strong>Finish</strong>ing<br />

Bewertung<br />

Positiv<br />

Negativ<br />

Zielgruppe<br />

Objektivkorrektur, Graustufenkonvertierung<br />

Rahmen, Filmkorn,<br />

Weichzeichnen, Filtereffekte<br />

gelungene Bildverwaltung,<br />

viele Verarbeitungswerkzeuge,<br />

keine<br />

zusätzlichen Programme<br />

notwendig<br />

Navigation im Leuchttisch-Modus<br />

nur per<br />

Maus<br />

für Umsteiger von<br />

Mac OS X/​Windows und<br />

<strong>Foto</strong>grafen, die ein multifunktionales<br />

Programm<br />

bevorzugen<br />

– Farbtemperatur,<br />

Farbton<br />

Schatten und Lichter wiederherstellen<br />

– – – –<br />

einfache Batchverarbeitung,<br />

leichtes Bearbeiten<br />

von Voreinstellungen<br />

(Textdateien)<br />

schlechtes Feedback zu<br />

veränderten Werten<br />

perfekt für das Verarbeiten<br />

großer Bildmengen,<br />

aber ungeeignet für <strong>Foto</strong>grafen,<br />

die optisches<br />

Feedback brauchen<br />

mehrere Varianten pro<br />

Bild möglich<br />

wenig Entwicklungswerkzeuge<br />

für <strong>Foto</strong>grafen, die über<br />

eine schnelle RAW-<br />

Entwicklung <strong>Foto</strong>s für<br />

die Weiterverarbeitung<br />

produzieren wollen<br />

einfache Bildnavigation<br />

(inklusive Farb-/​Sternwertung),<br />

übersichtliches,<br />

praxisnahes Entwicklungsmodul<br />

Batchverarbeitung gewöhnungsbedürftig<br />

für Bildbearbeiter, die<br />

sowohl umfangreiche<br />

Einstellungen als auch<br />

eine schnelle Batchfunktion<br />

suchen<br />

Graustufenkonvertierung<br />

übersichtliche, praxisnahe<br />

Oberfläche und<br />

schnelle Batchverarbeitung<br />

unübersichtliche Handhabung<br />

von <strong>Foto</strong>s<br />

perfekt für <strong>Foto</strong>grafen,<br />

die viele <strong>Foto</strong>s im Batchbetrieb<br />

bearbeiten möchten<br />

und eine optische<br />

Konfiguration wünschen<br />

48 UBUNTU<br />

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RAW-Konverter<br />

Schwerpunkt<br />

dienkonzept) und unterscheidet zwischen einem<br />

Leuchttisch-Modus und einem Dunkelkammer-<br />

Modus (per Klick oben rechts).<br />

Über [Tab] blenden Sie ganz wie beim Vorbild die<br />

seitlichen Bedienfelder ein und aus, was durchaus<br />

sehr praktisch ist. Darktable enthält im anfänglichen<br />

Leuchttisch-Modus drei Funktionsbereiche:<br />

Den zentralen Leuchttisch <strong>mit</strong> den <strong>Foto</strong>s, den<br />

linken Bereich <strong>mit</strong> Funktionen zur Bildverwaltung<br />

(Import, Kollektionen anlegen) sowie den rechten,<br />

über den Sie u. a. Bilder taggen und exportieren,<br />

Metadaten bearbeiten und einiges mehr.<br />

<strong>Foto</strong>s verwalten<br />

Im Gegensatz zu Lightroom verwendet Darktable<br />

für die Bildverwaltung keine eigene Datenbank,<br />

sondern die Verzeichnisstruktur des Systems. Zusätzlich<br />

stehen im Leuchttisch-Modus so genannte<br />

Kollektionen bereit, die zum Beispiel unabhängig<br />

von Verzeichnisstrukturen Bilder für bestimmte<br />

Projekte aufnehmen. Daneben gibt es die üblichen<br />

Ordnungskriterien, etwa Farbmarkierungen, Sternebewertung<br />

und Schlüsselwörter.<br />

Ebenfalls im Leuchttisch-Modus zeigt die Anwendung<br />

rechts einen Metadaten-Editor an, um einige<br />

der links gezeigten Bildinformationen (Exif-Daten)<br />

zu ergänzen (etwa Titel, Rechte etc.) Im rechten<br />

Bereich taggen Sie Bilder (Tagging), exportieren<br />

diese in andere Formate und laden sie zu Flickr,<br />

Picasa und weiteren Internetdiensten hoch.<br />

Daten verarbeiten<br />

Ein Doppelklick auf eine Datei im Leuchttisch-<br />

Modus öffnet diese im Dunkelkammer-Modus,<br />

dessen Aufteilung einmal mehr an Lightroom<br />

erinnert (Abbildung 7). In der Mitte steht zentral<br />

das <strong>Foto</strong>. In der linken Seitenleiste finden Sie<br />

einen Verlauf <strong>mit</strong> den bisherigen Arbeitsschritten<br />

sowie die Möglichkeit, den aktuellen Zustand eines<br />

<strong>Foto</strong>s als Snapshot einzufrieren. Auch auf die<br />

Bildinformationen stoßen Sie hier einmal<br />

mehr. Am unteren Rand befindet sich der<br />

Streifen <strong>mit</strong> einer Übersicht aller Dateien,<br />

am rechten Rand warten die eigentlichen<br />

Werkzeuge.<br />

Darktable bietet eine Fülle von Werkzeugen<br />

an, daher gibt es die diversen<br />

Module. Während einige Module aktiv<br />

sind, rufen Sie die restlichen Exemplare<br />

bei Bedarf auf. Das Konzept spart Platz<br />

und beschleunigt den Arbeitsablauf – Sie<br />

müssen sich aber daran gewöhnen. Das<br />

Programm teilt die Werkzeuge in Kategorien<br />

ein. So gehören die Belichtung und<br />

der Weißabgleich zur Kategorie Basis, die<br />

Farbbereiche sind unter Farbe zu Hause.<br />

Ganz unten rechts im Dunkelkammer-<br />

Modus finden Sie zudem weitere Module.<br />

Etwas ungewohnt beim Weißabgleich ist<br />

das Fehlen einer Pipette zum automatischen<br />

Anpassen<br />

an einen gewählten<br />

Punkt. Dafür<br />

bietet Darktable<br />

einen expliziten<br />

Ein- und Ausgang<br />

für die Farbtemperatur,<br />

was andere<br />

Programme<br />

intern regeln.<br />

Die Snapshots<br />

ermöglichen es<br />

wiederum, mehrere<br />

Zustände für<br />

eine Datei abzuspeichern<br />

und zu vergleichen. Haben Sie einen<br />

Snapshot erzeugt, teilt sich die Ansicht und zeigt<br />

mehrere Versionen des Bildes nebeneinander an.<br />

6 In Rawstudio entwickeln Sie gleich mehrere Varianten eines <strong>Foto</strong>s (A,<br />

B, C) und exportieren später die beste davon.<br />

Fazit<br />

<strong>Ubuntu</strong> bietet zum Bearbeiten von RAW-Daten<br />

alles, was das Herz begehrt: Die Palette reicht vom<br />

einfachen Konsolentool bis hin zu Werkzeugen<br />

für den (fast) kompletten <strong>Foto</strong>-Workflow. Die<br />

Bedienkonzepte sind unterschiedlich komplex,<br />

dennoch sollte jeder RAW-Anwender eine geeignete<br />

Software finden. Unter <strong>Ubuntu</strong> 12.04 stießen<br />

wir zufällig auf einen Bug: Beim RAW-Format der<br />

Leica R9 verkehren und invertieren Rawstudio und<br />

Darktable die Farben komplett, was bei anderen<br />

RAW-Formaten (Canon, Nikon, Minolta) zum<br />

Glück nicht geschieht.<br />

Im Test gefiel uns vor allem Darktable, das stark<br />

an Lightroom erinnert und daher für viele <strong>Foto</strong>grafen<br />

einen einfachen Ein- und Umstieg ermöglicht.<br />

Beim Bearbeiten von umfangreichen Bildsammlungen<br />

in hoher Geschwindigkeit überzeugt dagegen<br />

UFRaw uneingeschränkt. Tabelle 1 liefert<br />

noch einmal einen abschließenden Überblick der<br />

Programme im Testfeld. (agr/​kki) ●●●<br />

Info<br />

[1] Corel AfterShot Pro für<br />

Linux: Thomas Leichtenstern,<br />

„Entwicklungshelfer“,<br />

Linux<strong>User</strong> 03/​2012,<br />

S. 64 ff., [http:// www.​<br />

linux‐community. de/ 25479]<br />

[2] RawTherapee: Thomas<br />

Leichtenstern, „Alles unter<br />

einem Dach“, Linux<strong>User</strong> 09/​<br />

2010, S. 32 ff., [http:// www.​<br />

linux‐community. de/ 21631]<br />

[3] Rawstudio: Thomas<br />

Leichtenstern, „Entwicklungshilfe“,<br />

Linux<strong>User</strong> 01/​<br />

2010, S. 68 ff., [http:// www.​<br />

linux‐community. de/ 19912]<br />

[4] LensFun-Webseite:<br />

[http:// lensfun. berlios. de/]<br />

[5] Darktable-Test: Karsten<br />

Günther, „Licht und Schatten“,<br />

Linux<strong>User</strong> 07/​2011,<br />

S. 62 ff., [http:// www.​<br />

linux‐community. de/ 22172]<br />

7 Darktable bietet bekanntes und erprobtes Design: Die Auswahl finden Sie am unteren Rand, rechts eine<br />

reichhaltige Palette <strong>mit</strong> Werkzeugen und links Bildinformationen, Übersicht und Verlauf der Arbeit.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

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49


Desktop<br />

Barrierefreiheit<br />

<strong>Ubuntu</strong> 12.04 trotz Sehbehinderung<br />

Volle Sicht<br />

voraus!<br />

Auch sehbehinderte Menschen kommen beruflich und privat selten um<br />

die Arbeit <strong>mit</strong> einem PC herum. Daher ist es für sie besonders wichtig,<br />

sich am PC ohne viel Extraaufwand zurechtzufinden. Wie sieht es<br />

unter <strong>Ubuntu</strong> 12.04 aus? <br />

André Skora, Michael Quay<br />

Sellingpix, 123RF.com<br />

1 Zwar lassen sich im Bootmenü Optionen zur<br />

Barrierefreiheit auswählen, die scheinen aber keine<br />

Auswirkung auf die Installation zu haben.<br />

Bereits in Ausgabe 03/​2010 des <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong><br />

haben wir beschrieben, wie sehbehinderte Menschen<br />

<strong>mit</strong> <strong>Ubuntu</strong> 10.04 LTS zurechtkommen. Nun<br />

hat sich seit der letzten LTS-Version von <strong>Ubuntu</strong><br />

einiges geändert – man denke allein an Unity.<br />

Grund genug für uns, die aktuelle Version zu testen<br />

und herauszufinden, ob sich <strong>Ubuntu</strong> 12.04<br />

auch für sehbehinderte Menschen eignet.<br />

Bei der Installation<br />

Starten Sie <strong>Ubuntu</strong> von der Installations- bzw.<br />

Live-CD, stoßen Sie im Bootmenü auf Optionen<br />

zur Barrierefreiheit. Über [F5] holen Sie ein Menü<br />

auf den Schirm, das einige Auswahlmöglichkeiten<br />

zur Barrierefreiheit anbietet (Abbildung 1), etwa<br />

den Einsatz einer Bildschirmlupe. Ein Bug sorgt<br />

aber dafür, dass anstelle der Lupe der Screenreader<br />

startet, der die gezeigten Texte vorliest.<br />

Um diesem Bug zu entgehen, wählen Sie anfangs<br />

nicht <strong>Ubuntu</strong> installieren, sondern <strong>Ubuntu</strong> ohne<br />

Installation ausprobieren aus dem Bootmenü. Ist<br />

das Betriebssystem geladen, tippen Sie einmal<br />

kurz auf [Super] (bei PC- Tastaturen auch Windows-Taste<br />

genannt) und geben barr in das Suchfeld<br />

ein. Da <strong>Ubuntu</strong> 12.04 den Fokus<br />

automatisch auf das Suchfeld<br />

setzt, können Sie direkt lostippen.<br />

Un<strong>mit</strong>telbar unter dem Suchdialog<br />

erscheint ein blaues Icon <strong>mit</strong> der<br />

Darstellung eines Menschen: Klicken<br />

Sie auf Zugangshilfen, taucht<br />

der Dialog <strong>mit</strong> den Optionen zur<br />

Barrierefreiheit auf.<br />

Der erste automatisch ausgewählte<br />

Reiter bietet Optionen zum Sehen<br />

an, dazu gehört die Vergrößerung.<br />

Ändern Sie die Einstellung für<br />

die Textgröße (was im Dialogfeld<br />

zur Auswahl steht), stellt <strong>Ubuntu</strong><br />

12.04 alle Texte entsprechend<br />

größer oder kleiner dar. Nach dem Schließen des<br />

Fensters starten Sie die eigentliche Installation<br />

über einen Doppelklick auf die Desktopverknüpfung<br />

<strong>Ubuntu</strong> 12.04 LTS installieren. Sämtliche<br />

Installationsdialoge unterwerfen sich nun den<br />

gewählten Optionen und sollten so<strong>mit</strong> auch für<br />

Sehbehinderte lesbar sein.<br />

Für blinde Anwender besteht der offizielle Weg darin,<br />

<strong>Ubuntu</strong> von der CD (nicht von der DVD!) zu<br />

booten und zu warten, bis der Loginsound – der<br />

<strong>mit</strong> den Trommeln – ertönt. Über einen doppelten<br />

Druck auf [Strg]+[S] starten Sie den Screenreader<br />

Orca, der die Installeroptionen vorliest.<br />

Barrierefrei auf dem<br />

Desktop<br />

Die Optionen zur Barrierefreiheit helfen auch nach<br />

der Installation weiter. Im Dialog Zugangshilfen<br />

versammelt <strong>Ubuntu</strong> 12.04 LTS die meisten Stellschrauben<br />

rund um die Barrierefreiheit. Wir konzentrieren<br />

uns im Artikel auf die Lupenfunktion.<br />

Gab es im Bereich der Vergrößerung bei vielen älteren<br />

Versionen von <strong>Ubuntu</strong> noch arge Probleme,<br />

macht <strong>Ubuntu</strong> 12.04 hier eine sehr gute Figur –<br />

gerade auch beim Darstellen von verschachtelten<br />

Kontextmenüs. Es bildet die Inhalte vollständig<br />

und sehr gut lesbar ab.<br />

Bei früheren Versionen vergrößerte <strong>Ubuntu</strong> einfach<br />

den gezeigten Bildschirmausschnitt, wodurch die<br />

Darstellung sehr pixelig und unscharf geriet, was<br />

sehbehinderten Menschen den Umgang <strong>mit</strong> dem<br />

Rechner häufig eher erschwerte. Seit der letzten<br />

Version geht <strong>Ubuntu</strong> einen gänzlich anderen Weg:<br />

Das Betriebssystem vergrößert nicht einfach alle<br />

Elemente auf dem Bildschirm, sondern nur diejenigen,<br />

bei denen es nötig ist – also vor allem die<br />

Texte. Die Dialogfenster und ‐elemente skaliert<br />

<strong>Ubuntu</strong> nur noch in Ausnahmefällen. Das sorgt für<br />

gestochen scharfe Buchstaben und eine deutlich<br />

bessere Lesbarkeit.<br />

50 UBUNTU<br />

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Barrierefreiheit<br />

Desktop<br />

Stellschrauben<br />

Das Register Sehen lässt Sie die Textgröße in vier<br />

Vergrößerungsstufen ändern. Tabelle 1 zeigt, <strong>mit</strong><br />

welcher Einstellung man welche Vergrößerung<br />

hervorruft. Leider beschränken sich die Vergrößerungsstufen<br />

auf diese vier Möglichkeiten, was eine<br />

stufenlose Anpassung an die eigenen Bedürfnisse<br />

leider nicht ermöglicht.<br />

Die Einstellungen neben dem Aufklappmenü Kontrast<br />

beziehen sich auf alle Dialoge, betreffen aber<br />

nicht den Desktop als solchen. Inhalte wie Videos,<br />

<strong>Foto</strong>s und Webseiten stellt <strong>Ubuntu</strong> 12.04 weiterhin<br />

wie gewohnt dar, was die alltägliche Bedienung<br />

von Programmen erleichtert.<br />

Auch die Auswahl der Modi im Drop-down-Menü<br />

Kontrast beschränkt sich auf lediglich vier Stufen.<br />

Zwar sollten diese für den durchschnittlichen<br />

Anwender genügen, jedoch wäre eine benutzerdefinierte<br />

Invertierung eine sinnvolle Ergänzung;<br />

Tabelle 2 stellt die vorhandenen Modi vor.<br />

Weltweite Barriere<br />

Problematisch wird es beim Surfen im Internet,<br />

denn hier strecken die Funktionen zur Barrierefreiheit<br />

alle Viere von sich. Das ist kein spezieller Bug<br />

von <strong>Ubuntu</strong>, sondern liegt daran, dass viele Seiten<br />

schlicht nicht barrierefrei laufen. Da der einzelne<br />

Benutzer hier nicht oder kaum eingreifen kann,<br />

erschwert das den täglichen Umgang <strong>mit</strong> Webseiten<br />

erheblich. Man kann also nur hoffen, dass die<br />

jeweiligen Webentwickler ihre Internetauftritte <strong>mit</strong><br />

Barrierefreiheit im Hinterkopf programmieren. Als<br />

Workaround verwenden Sie als sehbehinderter<br />

Nutzer [Strg]+[+] und [Strg]+[-] zum Vergrößern<br />

und Verkleinern von Texten.<br />

Probleme & Lösungen<br />

Leider bringt <strong>Ubuntu</strong> auch noch ein paar Bugs bei<br />

den Kontrasteinstellungen <strong>mit</strong>: Ändern Sie den<br />

Kontrast von Normal auf einen anderen Wert, verschwindet<br />

das wichtige Sitzungsmenü-Icon ganz<br />

rechts oben im Panel. Über dieses gelangen Sie<br />

unter anderem an die Systemeinstellungen, sperren<br />

den Bildschirm und fahren den Rechner herunter.<br />

Der Bug verschwindet aber, wenn Sie alle Aktualisierungen<br />

für <strong>Ubuntu</strong> einspielen.<br />

Ein weiterer Fehler: Invertieren Sie den Kontrast,<br />

stellt LibreOffice eine schwarze Schrift auf dunkelblauem<br />

Hintergrund dar – unlesbar. Markieren<br />

Sie daher den gesamten Text über [Strg]+[A] und<br />

stellen Sie die Schriftfarbe auf weiß.<br />

Tabelle 1<br />

2 Der CompizConfig Einstellungs-Manager bringt zwar einige Effekte zur Barrierefreiheit <strong>mit</strong>, gilt<br />

aber insgesamt als instabil und wird nicht offiziell empfohlen, ist also eher eine Notlösung.<br />

Fazit<br />

Im Vergleich zu den älteren Versionen von <strong>Ubuntu</strong><br />

haben die Entwickler an der Barrierefreiheit<br />

speziell für Sehbehinderte recht viel getan. Die<br />

Darstellung erscheint gestochen scharf, und Mediendateien<br />

gibt das System auch bei eingeschalteter<br />

Invertierung originalgetreu wieder. Sie erreichen<br />

die Optionen zur Barrierefreiheit schnell und aktivieren<br />

diese <strong>mit</strong> wenigen Klicks. Einmal aktivierte<br />

Optionen speichert <strong>Ubuntu</strong> und lädt sie beim<br />

nächsten Systemstart wieder.<br />

Einige Bugs beheben die Entwickler hoffentlich<br />

<strong>mit</strong> den kommenden Updates. So berücksichtigt<br />

die Vergrößerung den Mauszeiger nicht, wodurch<br />

er für Menschen <strong>mit</strong> Sehbehinderung nur sehr<br />

schwer zu lokalisieren ist. Auch fehlt eine Möglichkeit,<br />

einen alternativen Mauszeiger (etwa<br />

einen dicken Punkt, ein Fadenkreuz oder unterschiedliche<br />

Farbkontraste) zu verwenden.<br />

Wie oben schon beschrieben gibt es nur vier Invertierungsstufen:<br />

Menschen <strong>mit</strong> Farbsehschwäche<br />

oder Farbblindheit würde es helfen, wenn sie<br />

die Farbschemata selbst definieren könnten. Leider<br />

fehlen im offiziellen <strong>Ubuntu</strong> auch alternative<br />

Vergrößerungsmodi wie ein festgelegter Anzeigebereich<br />

oder ein auf den Mauszeiger zentriertes<br />

bewegliches Fenster; in manchen Fällen sind diese<br />

Alternativen etwas praktischer als eine Vollbildvergrößerung.<br />

Es besteht lediglich die Möglichkeit,<br />

die CompizConfig Einstellungsverwaltung (Abbildung<br />

2) aus dem Paket compizconfig-settingsmanager<br />

zu verwenden (siehe Kasten Compiz-<br />

Effekte), die aber als instabil gilt.<br />

Für die Zukunft bleibt also noch einiges zu tun,<br />

da<strong>mit</strong> sich die Entwicklung weiter vorwärts bewegt<br />

und Felder wie Vergrößerungsoptionen und<br />

Modi, Farbmodi, Invertierung und Reaktionszeit<br />

nicht auf der Strecke bleiben. (kki) ●●●<br />

Tabelle 2<br />

Compiz-Effekte<br />

Der CompizConfig Einstellungs-<br />

Manager kann für <strong>Ubuntu</strong>s Fenstermanager<br />

Compiz einige visuelle<br />

Effekte aktivieren, darunter solche<br />

zur Barrierefreiheit. Da das Programm<br />

aber als instabil gilt, sollten<br />

Sie die Effekte (Vergrößerung, Farbfilter,<br />

Zoom) <strong>mit</strong> Vorsicht genießen.<br />

Einstellung Vergrößerungsfaktor<br />

Klein ca. 50 %<br />

Normal 100 %<br />

Groß 150 %<br />

Größer 200 %<br />

Einstellung<br />

Niedrig<br />

Normal<br />

Hoch<br />

Hoch, invertiert<br />

Auswirkung<br />

weißer Text auf schwarzem Hintergrund<br />

Standardansicht nach der Installation<br />

schwarzer Text auf weiß-beigem Hintergrund, klare, kontrastreiche Begrenzungen<br />

weißer Text auf dunkelblauem Hintergrund, kontrastreiche Abgrenzungen<br />

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Office<br />

3-D-Formen <strong>mit</strong> LibreOffice<br />

3-D-Clipart <strong>mit</strong> LibreOffice Draw<br />

Wollen Sie einfache 3-D-<br />

Objekte für Partyeinladungen<br />

oder Flyer<br />

erschaffen, müssen Sie<br />

nicht gleich zu Blender<br />

und anderen 3-D-<br />

Monstern greifen – das<br />

erledigt auch LibreOffice<br />

Draw. <br />

Franz Böhm<br />

Glossar<br />

Extrusion: Das zugehörige Verb<br />

heißt „extrudieren“ und bedeutet<br />

sinngemäß „hinausstoßen, hinausdrängen“.<br />

Aus der Schulgeometrie<br />

kennen Sie vielleicht die<br />

Parallelverschiebung, die 2-D- in<br />

3-D-Elemente verwandelt.<br />

In<br />

neue<br />

Dimensionen …<br />

Verschönern Sie Ihre Flyer und Einladungskarten<br />

<strong>mit</strong> Clipart, enttäuschen die Ergebnisse oft.<br />

Die frei erhältlichen Bilder wirken meist langweilig<br />

und abgegriffen – jeder kennt sie. Da<strong>mit</strong> Ihre Entwürfe<br />

echte Hingucker werden, müssen Sie <strong>mit</strong><br />

eigenen Kreationen überzeugen. LibreOffice Draw<br />

erweist sich dafür als ideales Tool.<br />

Besonders räumliche Objekte machen Eindruck.<br />

Für ihre Erzeugung bietet LibreOffice die Symbolleiste<br />

3D-Objekte an (Ansicht | Symbolleisten |<br />

3D-Objekte). Leider sind diese Objekte nicht besonders<br />

formbar und nur für schnelle Entwürfe geeignet,<br />

um etwa Spielhütchen auf eine Einladung<br />

zum Spieleabend zu drucken. Für aufwändige<br />

Flyer entwerfen Sie besser eigene Objekte.<br />

Im einfachsten Fall weisen Sie einer Standardform<br />

– etwa einem Rechteck – eine Extrusion zu. Sie<br />

markieren die Standardform und klicken in der<br />

Symbolleiste Zeichnen auf das Symbol Extrusion<br />

ein/​aus – aus dem Rechteck wird so ein Quader.<br />

Gleichzeitig öffnet sich die Symbolleiste 3D-Einstellungen<br />

(Abbildung 1). Mit ihrer Hilfe drehen<br />

Sie das Objekt, legen die Perspektive fest, verändern<br />

die Tiefe der Extrusion oder schalten sie<br />

wieder aus. Mit Hilfe der letzten drei Schaltflächen<br />

ändern Sie die Beleuchtung des Objekts (Beleuchtung),<br />

die Art der Oberfläche und die 3D-Farbe.<br />

Auch Elemente wie Buchstaben, Wörter und Sonderzeichen<br />

verwandeln Sie flott in 3-D-Objekte<br />

(Abbildung 2). Dazu markieren Sie zum Beispiel<br />

ein Sonderzeichen und rufen den Menübefehl Ändern<br />

| Umwandeln | In 3D auf. Mit dem Befehl 3D-<br />

Effekte aus dem Kontextmenü (Rechtsklick auf das<br />

3-D-Zeichen) gelangen Sie an eine Dialogbox <strong>mit</strong><br />

Werkzeugen, <strong>mit</strong> deren Hilfe Sie das Objekt verfeinern<br />

(Abbildung 3): Sie definieren Oberflächenstrukturen,<br />

setzen Lichtpunkte oder beeinflussen<br />

die Tiefenskalierung. Mit den Symbolschaltflächen<br />

in der Dialogbox 3D-Effekte besuchen Sie einige<br />

Register, die diverse Schalter zur Objekbearbeitung<br />

anbieten. Über das Häkchen oben rechts wenden<br />

Sie einen Effekt an und sehen das Ergebnis in einer<br />

<strong>Vorschau</strong>.<br />

Die grundsätzlichen Eigenschaften eines 3-D-<br />

Objekts legen Sie in der Registerkarte Geometrie<br />

fest, in die Sie <strong>mit</strong> einem Klick auf die erste Schaltfläche<br />

der Dialogbox gelangen. Sie ändern die<br />

Rundungen der Kanten sowie die Tiefenwirkung<br />

des Objekts. Das Drehfeld Tiefe wirkt sich nur auf<br />

1 Die Symbolleiste „3D-Einstellungen“ hilft beim Bearbeiten<br />

von 3-D-Objekten.<br />

D<strong>mit</strong>ry Sunagatov, <strong>Foto</strong>lia.com<br />

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3-D-Formen <strong>mit</strong> LibreOffice<br />

Office<br />

3-D-Zeichen und ‐Schriften aus. Im Abschnitt Normalen<br />

bestimmen Sie, wie LibreOffice Draw die<br />

Oberfläche des 3-D-Objekts rendert und das Objekt<br />

beleuchtet. Ein Klick auf die Schaltfläche <strong>mit</strong> dem<br />

grünen Häkchen wendet die eingestellten Effekte<br />

auf das ausgewählte 3-D-Objekt an.<br />

Nicht nur einzelne Buchstaben und Zeichen, sondern<br />

auch ganze Wörter oder Sätze verwandeln<br />

Sie in 3-D-Objekte. Dazu schreiben Sie einen Text<br />

oder ein Wort, beispielsweise Lukas, <strong>mit</strong> möglichst<br />

großer Schrift. Markieren Sie das Wort und wählen<br />

Sie den Menüpunkt Ändern | Umwandeln | In 3D,<br />

um ein 3-D-Objekt zu erzeugen.<br />

Nun geht’s an die Feinarbeit. Um die Farbe zu<br />

ändern, klicken Sie bei dem markierten Objekt auf<br />

eine Farbe in der Farbleiste – etwa Blau 7. Oder<br />

Sie weisen dem Objekt über Format | Fläche die<br />

gewünschte Füllung zu. Einige Füllungen finden<br />

Sie im Dialogfeld 3D-Effekte im Reiter Material.<br />

Besondere Effekte erzielen Sie, indem Sie die<br />

Beleuchtungsrichtung ändern. Sie beleuchten Objekte<br />

von allen Seiten, <strong>mit</strong> bis zu acht Lichtquellen.<br />

Um eine Lichtquelle einzuschalten, klicken<br />

Sie diese zweimal an; sie leuchtet dann gelb. Der<br />

Schalter der Lichtquelle erscheint eingedrückt, das<br />

<strong>Vorschau</strong>fenster stellt den dazugehörigen Lichtpunkt<br />

größer dar.<br />

Die Farbe des Umgebungslichts wählen Sie im<br />

gleichnamigen Listenfeld, die Platzierung der<br />

Lichtquellen erfolgt im <strong>Vorschau</strong>fenster: Ziehen<br />

Sie die Lichtquelle einfach <strong>mit</strong> der Maus an eine<br />

andere Stelle oder benutzen Sie dazu die Schieberegler<br />

an den Seiten (Abbildung 4).<br />

Für das erste sieht das schon ganz passabel aus,<br />

aber es geht natürlich immer noch besser. Über<br />

einen zweimaligen Mausklick (kein Doppelklick!)<br />

auf die 3-D-Grafik schalten Sie in den Drehmodus<br />

um. Jetzt drehen und kippen Sie das ausgewählte<br />

Objekt nach Belieben.<br />

Zwar können Sie Text in 3-D-Textobjekten nicht<br />

mehr bearbeiten, ungleichmäßige Zwischenräume<br />

zwischen den einzelnen Buchstaben lassen sich<br />

dennoch korrigieren. Wählen Sie dazu Gruppierung<br />

betreten aus dem Kontextmenü und markieren<br />

Sie einen einzelnen Buchstaben. Den können<br />

Sie nun bewegen, drehen, kippen, ihm eine andere<br />

Farbe oder Flächenfüllung zuweisen (Abbildung<br />

5). Nach getaner Arbeit verlassen Sie die Gruppierung<br />

über den Eintrag Gruppierung verlassen<br />

im Kontextmenü.<br />

2 Mit ein paar Handgriffen verwandeln Sie Schriftzeichen<br />

(und ganze Schriften) in 3-D-Elemente. Dabei<br />

kommt die so genannte Extrusion zum Einsatz.<br />

3 Die Dialogbox „3D-Effekte“ bringt die<br />

Registerkarte „Geometrie“ <strong>mit</strong>, in der Sie 3-D-<br />

Eigenschaften für Objekte festlegen.<br />

Ein besonderer Gruß<br />

Was noch möglich ist, zeigt Abbildung 6. Das<br />

Gebilde besteht aus einem rot gefüllten, abgerundeten<br />

Viereck, einem einfachen Herz und einem<br />

Schriftzug, die alle gemeinsam extrudiert wurden.<br />

Um das Objekt zu erstellen, wählen Sie zuerst in<br />

der Symbolleiste Zeichnen das Werkzeug Abgerundetes<br />

Rechteck (unter Standardformen in der<br />

Leiste unten) und ziehen da<strong>mit</strong> ein Viereck in der<br />

gewünschten Größe auf. Mit Hilfe der Farbpalette<br />

färben Sie das Objekt rot.<br />

Das Herz zeichnen Sie <strong>mit</strong> dem Werkzeug Herz,<br />

das Sie in der Abrisssymbolleiste Symbolformen<br />

aufstöbern. Anschließend schieben Sie das Herz<br />

über das rote Viereck und bringen es – falls es hinter<br />

dem Viereck verschwindet – <strong>mit</strong> dem Kontextbefehl<br />

Anordnung | Ganz nach vorn in den Vordergrund.<br />

Passt die Position des Herzens, markieren<br />

Sie beide Objekte <strong>mit</strong> Hilfe der Maus und wählen<br />

anschließend aus dem Kontextmenü den Befehl<br />

Formen | Subtrahieren, der das Herz aus dem darunter<br />

liegenden Viereck ausstanzt.<br />

Nun schreiben Sie einen Text für den Schriftzug,<br />

skalieren ihn in die benötigte Größe und formatieren<br />

Schriftart und ‐farbe. Anschließend wandeln<br />

Sie den markierten Schriftzug über Ändern | Umwandeln<br />

| In Kurve in ein Kurvenobjekt um und<br />

schieben dieses über das Viereck <strong>mit</strong> dem ausgestanzten<br />

Herz. Dann gruppieren Sie die Objekte<br />

über Ändern | Gruppieren und schützen Ihr Werk<br />

so vor versehentlichem Verschieben. Die so markierte<br />

Objektgruppe wandeln Sie über den Befehl<br />

Ändern | Umwandeln | In 3D in ein 3-D-Objekt<br />

um, wie es Abbildung 6 zeigt.<br />

Der Schritt extrudiert jedes einzelne Objekt der<br />

Gruppe in ein 3-D-Objekt. Das hat den Vorteil,<br />

dass Sie die Gruppe über den Kontextbefehl Gruppierung<br />

betreten auch im Nachhinein ändern, also<br />

4 Per Doppelklick auf ein Lämpchen schalten<br />

Sie im Register „Beleuchtung“ im „3D-<br />

Effekte“-Dialog zusätzliche Lichtquellen ein.<br />

5 Besteht ein 3-D-Objekt aus<br />

einzelnen Komponenten, lassen<br />

diese sich individuell ausrichten<br />

und formatieren.<br />

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Office<br />

3-D-Formen <strong>mit</strong> LibreOffice<br />

6 Dieser nette Gruß besteht aus<br />

mehreren gemeinsam extrudierten<br />

3-D-Objekten. Das Herz stanzen<br />

Sie aus dem darunter liegenden<br />

Objekt heraus.<br />

einzelnen Buchstaben andere Farben<br />

zuweisen, diese drehen, kippen oder<br />

auch Wunsch auch skalieren.<br />

Ein goldener Ring<br />

Besonders realistisch wirken einfache<br />

3-D-Objekte wie Trinkgläser, Kugeln<br />

und Ringe. Möchten Sie z. B. einen Ring<br />

erzeugen, zeichnen Sie als Ausgangsobjekt<br />

nur einen Kreis und markieren<br />

diesen. Indem Sie den kleinen gelben<br />

Punkt in der Mitte <strong>mit</strong> Hilfe der gedrückten<br />

linken Maustaste ziehen, legen<br />

Sie die Breite des Randes fest. Über die<br />

Farbpalette färben Sie den Kreis goldgelb<br />

ein. Um daraus eine 3-D-Figur zu<br />

machen, wählen Sie Ändern | Umwandeln<br />

| In 3D. Ist der Ring zu dick, rufen<br />

Sie über einen Linksklick darauf das<br />

Kontextmenü auf und verwenden den<br />

Eintrag 3D-Effekte. Gleich im ersten Reiter<br />

(Geometrie) ändern Sie den Parameter für die<br />

Tiefe. Klicken Sie oben rechts auf das Häkchen,<br />

um die Änderung anzuwenden (Abbildung 7).<br />

Zwei Kirschen im<br />

Cocktailglas<br />

Was für Objekte die Funktion In 3-D-Rotationskörper<br />

erzeugt, zeigt ein ausführliches Beispiel. Dabei<br />

zeichnen Sie <strong>mit</strong> den Kurvenwerkzeugen zunächst<br />

die in Abbildung 8 abgebildeten Figuren. Sie formen<br />

dazu zwei blaue Polygone, deren oberen Teil<br />

Sie <strong>mit</strong> symmetrischen Übergängen formatieren.<br />

7 Ein Klick auf den Eintrag „In 3D-Rotationskörper“ bringt eine Rotationsachse <strong>mit</strong> zwei Ziehpunkten zum Vorschein.<br />

Verwenden Sie diese, gelangen Sie zum hier sichtbaren Ergebnis.<br />

8 Als Ausgangsobjekt<br />

für das<br />

Glas verwenden<br />

Sie zwei Polygone<br />

sowie einen goldgelben<br />

Kreis.<br />

An die Spitze der Figur kommt ein kleiner<br />

goldgelb gefüllter Kreis, der später<br />

den Goldrand für das Glas abgibt. Beide<br />

Polygone färben Sie <strong>mit</strong> blauer Farbe<br />

ein und ordnen Sie wie abgebildet an.<br />

Wichtig ist, dass die Lage im Raum<br />

stimmt, was Sie über Anordnen aus<br />

dem Kontextmenü regeln. Das untere<br />

Polygon gehört in den Hintergrund.<br />

Anschließend gruppieren Sie alle drei<br />

Objekte, da<strong>mit</strong> diese nicht versehentlich<br />

auseinanderfallen.<br />

Für das markierte Objekt wählen Sie<br />

jetzt den Befehl In 3D-Rotationskörper<br />

und erhalten nach kurzer Berechnungszeit<br />

das in Abbildung 9 gezeigte 3-D-<br />

Objekt: einen Cocktailbecher in den<br />

Farben der gezeichneten Figuren.<br />

Die Kirschen im Glas<br />

Bei den abgebildeten Kirschen handelt<br />

es sich ebenfalls um 3-D-Objekte. Die gruppieren<br />

Sie <strong>mit</strong> zwei einfachen Objekten, nämlich einem<br />

Stiel und einem Blatt (das wiederum aus zwei<br />

Kurvenobjekten besteht). Als Ausgangsobjekt für<br />

eine Kirsche dient ein Kreis <strong>mit</strong> kirschrot eingefärbter<br />

Fläche. Der Kontextbefehl Umwandeln | In<br />

3D-Rotationskörper zaubert eine etwas deformierte<br />

Kirsche auf den Bildschirm. Haben Sie das Objekt<br />

über einen Mausklick aktiviert, stauchen und<br />

dehnen Sie es <strong>mit</strong> den acht Anfassern in die gewünschte<br />

Form (Abbildung ).<br />

Der Stiel der Kirsche besteht aus einer einfachen<br />

Kurve. Um sie zu erzeugen, wählen<br />

Sie das Werkzeug Kurve aus, klicken<br />

<strong>mit</strong> dem veränderten Mauszeiger in<br />

das Zeichenblatt und ziehen <strong>mit</strong> gedrückter<br />

linker Maustaste die Kurve<br />

bis zur ersten Krümmung auf. Dann<br />

lassen Sie die Taste los und fahren<br />

da<strong>mit</strong> bis zum gedachten Endpunkt<br />

der Kurve (des Stiels). Die Kurve<br />

folgt dem Mauszeiger und lässt sich<br />

so leicht korrigieren. Ein Doppelklick<br />

beendet die Aktion.<br />

Jetzt wählen Sie nur noch eine geeignete<br />

Linienbreite (etwa 1,5 mm)<br />

aus sowie eine braune Linienfarbe,<br />

indem Sie auf das braune Farbfeld<br />

klicken – fertig ist der erste Stiel.<br />

Weitere Exemplare davon erzeugen<br />

Sie durch einfaches Kopieren. Um<br />

die Krümmung des Stiels im Nachhinein<br />

zu ändern, aktivieren Sie bei<br />

markierter Linie das Zeichenwerkzeug<br />

Punkte, um dann wieder die<br />

sichtbaren Knoten und Steuerpunkte<br />

zu verschieben.<br />

Ein Kirschblatt besteht aus zwei<br />

geschlossenen Kurven, die direkt<br />

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3-D-Formen <strong>mit</strong> LibreOffice<br />

Office<br />

9 Das fertige Objekt stellt einen gläsernen Cocktailbecher<br />

dar, in dem später noch ein paar Kirschen landen.<br />

übereinander liegen. Um sie zu zeichnen, aktivieren<br />

Sie das Werkzeug Kurve, gefüllt und beginnen<br />

so, wie beim Zeichnen eines Stiels. Anstelle eines<br />

Doppelklicks erzeugt hier ein einfacher Klick einen<br />

neuen Knoten. Nach einem weiteren Knoten setzt<br />

schließlich ein Doppelklick auf den Anfangspunkt<br />

der Kurve den Endknoten. Das von Ihnen gezeichnete<br />

Objekt sollte jetzt dem ersten Kurvenbild von<br />

Abbildung ähneln.<br />

Zur Modellierung des Kirschblatts markieren Sie<br />

die soeben gezeichnete Kurve und aktivieren<br />

das Zeichenwerkzeug Punkte der Symbolleiste<br />

Zeichnen. Das blendet die Symbolleiste Punkte<br />

bearbeiten ein. Sie klicken nun auf den oberen<br />

Knoten und wandeln ihn <strong>mit</strong> einem Mausklick auf<br />

das Symbol Eckpunkt setzen in einen Eckpunkt<br />

um. Solche haben zwei voneinander unabhängig<br />

bewegliche Steuerpunkte <strong>mit</strong> unterschiedlich<br />

langen Steuerlinien, <strong>mit</strong> deren Hilfe Sie scharfe<br />

Krümmungen bis hin zu Spitzen formen. Das gezeichnete<br />

Objekt sollte dem zweiten Objekt aus<br />

Abbildung ähneln.<br />

Ein erneuter Klick auf das Symbol Punkte beendet<br />

den Kurvenbearbeitungsmodus. Nun markieren<br />

Sie die Kurve wieder <strong>mit</strong> einem einfachen Mausklick<br />

auf die Umrisslinie und weisen dem Objekt<br />

eine dunkelgrüne Flächenfarbe zu (Abbildung<br />

). Da<strong>mit</strong> haben Sie das erste Kurvenobjekt des<br />

Kirschblatts erstellt.<br />

Um das zweite Kurvenobjekt zu erzeugen, duplizieren<br />

Sie über [Strg]+[C] und [Strg]+[V] die<br />

soeben erstellte Vorlage. Das Duplikat liegt nun<br />

genau über dem kopierten Objekt und ist bereits<br />

markiert. Weisen Sie ihm per Linksklick eine<br />

hellgrüne Farbe zu, dann wechseln Sie <strong>mit</strong> einem<br />

Klick auf Punkte in den Punkte-Bearbeitungsmodus.<br />

Wählen Sie nun den <strong>mit</strong>tleren Knotenpunkt<br />

auf der rechten Seite der Kurve aus, kommen<br />

die Steuerpunkte zum Vorschein. Ziehen Sie den<br />

oberen Steuerpunkt nach innen, krümmt sich das<br />

obere Kurventeil nach innen und gibt den Blick<br />

auf das darunter liegende Kurvenobjekt frei. Das<br />

Blatt sieht nun aus, als wäre es nach innen gerollt.<br />

Ein paar Kurvenlinien als Blattrippen vervollständigen<br />

diesen Eindruck. Zum Abschluss gruppieren<br />

Sie das fertige Objekt.<br />

Wie kommt die Kirsche in<br />

das Glas?<br />

Ein zusammengesetztes 3-D-Objekt wie das vorhin<br />

erstellte Cocktailglas besteht stets aus einer<br />

Gruppe von Einzelobjekten, wobei ein Rahmen die<br />

Perspektive beeinflusst. Interaktive Veränderungen<br />

(z. B. das Drehen <strong>mit</strong> der Maus) wirken sich immer<br />

auf die Gruppe als Ganzes aus. Dabei steckt das<br />

3-D-Objekt fest in dem umgebenden Rahmen, den<br />

Sie drehen oder kippen. Das gilt auch, wenn Sie<br />

einzelne Elemente der Gruppe lösen und verschieben.<br />

Über den Kontextbefehl Gruppierung betreten<br />

bearbeiten Sie einzelne 3-D-Objekte, verändern die<br />

Lage oder löschen überflüssige Elemente.<br />

Wollen Sie also dem Glas nachträglich eine Kirsche<br />

hinzufügen, kopieren Sie das zusätzliche Element<br />

– hier die Kirsche – in die Zwischenablage.<br />

Nach dem Betreten der Gruppierung fügen Sie<br />

das neue Objekt in die Gruppierung ein und legen<br />

dessen Position fest. Abbildung 9 zeigt das Cocktailglas<br />

<strong>mit</strong> zwei Kirschen. Eine Kirsche haben wir<br />

dem 3-D-Objekt über die Zwischenablage hinzugefügt<br />

– sie erscheint so<strong>mit</strong> im Glas. Die zweite Kirsche<br />

sowie die Stiele und das Blatt wurden einfach<br />

über das 3-D-Objekt gelegt und erscheinen da<strong>mit</strong><br />

außerhalb des Bechers.<br />

Da<strong>mit</strong> die Kirsche im Glas von außen sichtbar ist,<br />

muss der obere Teil des Bechers wie jedes Glas<br />

transparent sein. Dies erreichen Sie, indem Sie die<br />

Gruppe <strong>mit</strong> dem Glas betreten, das obere Objekt<br />

auswählen und im Kontextmenü den Befehl Fläche<br />

aufrufen. In der Dialogbox Fläche wechseln<br />

Sie zum Reiter Transparenz und stellen über das<br />

Drehfeld eine Transparenz von etwa 40 % ein. Auf<br />

dem gleichen Weg bekommen Sie den Ring nachträglich<br />

in das Glas und zwar so, dass Draw ihn<br />

nicht hinter dem Glas positioniert, aber auch nicht<br />

davor, sondern darin (Abbildung ).<br />

3-D-Objekte in 2-D-Objekte<br />

konvertieren<br />

Fehlt Ihnen eine Kopie des Ausgangsobjekts, verwandeln<br />

Sie ein 3-D-Objekt auch wieder in das<br />

2-D-Original zurück. Dazu betreten und markieren<br />

Sie die gesamte Objektgruppe und wählen Aufbrechen<br />

aus dem Kontextmenü. Nun erscheint wieder<br />

die ursprüngliche Objektgruppe (Abbildung 8),<br />

deren Teile Sie nachbearbeiten und erneut in ein<br />

3-D-Objekt transformieren. (kki) ●●●<br />

Ein Blatt entsteht aus mehreren Kurvengebilden, die<br />

Sie Schritt für Schritt <strong>mit</strong>einander kombinieren.<br />

Die Kirsche modellieren Sie,<br />

indem Sie einen einfachen Kreis<br />

zeichnen, diesen rot färben und<br />

in einen „3D-Rotationskörper“<br />

verwandeln.<br />

Der Becher besteht aus<br />

einzelnen Komponenten, die Sie<br />

gewöhnlich gruppieren. Über<br />

„Gruppierung betreten“ holen<br />

Sie externe Objekte dazu, die Sie<br />

einzeln bearbeiten.<br />

Tipp<br />

Wandeln Sie jeweils nur eine<br />

Kopie des Ursprungsobjekts in<br />

ein 3-D-Modell um, können Sie<br />

schnell weitere Versuche starten,<br />

wenn das Ergebnis nicht den Erwartungen<br />

entspricht.<br />

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Software<br />

Desktop-Publishing-Software<br />

Scribus, PageStream, VivaDesigner<br />

Bunte<br />

Mischung<br />

milacroft, 123RF.com<br />

Professionelle Seitenund<br />

Magazingestaltung<br />

findet meist am Mac<br />

oder Windows-PC statt.<br />

Doch auch die Linux-<br />

Plattform verfügt über<br />

DTP-Lösungen, die<br />

echte Alternativen bieten<br />

wollen. Wir prüfen, ob<br />

sie im harten Layoutalltag<br />

bestehen.<br />

<br />

Thomas Raukamp<br />

Im Zeichen des Apfels: Wer heute die Layoutabteilungen<br />

der Verlage besucht und auf die Schreibtische<br />

von Designern und Illustratoren blickt, kann<br />

die Vorherrschaft der Apple-Plattform kaum ignorieren.<br />

Im Bereich der DTP-Software (Desktop Publishing)<br />

ist die Lage ähnlich monoton: Adobe hat<br />

in den letzten Jahrzehnten seine Standardlösungen<br />

InDesign, Illustrator und Photoshop fest installiert<br />

– selbst das früher allgegenwärtige QuarkXPress<br />

gilt heute eher als Randerscheinung.<br />

Linux-basierte Grafiklösungen haben in den<br />

vergangenen Jahren besonders unter Heim- und<br />

semiprofessionellen Anwendern aufgeholt: Gimp<br />

ist längst kein Geheimtipp der Open-Source-Szene<br />

mehr, und auch Inkscape macht von sich reden.<br />

Im reinen Layoutsegment ist die Akzeptanz jedoch<br />

nicht annähernd so hoch. Ähnlich wie im Bereich<br />

der Musikproduktion zeigt sich die Grafik-Kreativ-<br />

Community der Linux-Welt gegenüber recht verschlossen.<br />

Etablierte und erprobte Lösungen, die<br />

einen problemlosen Datenaustausch zwischen<br />

Gestaltern, Druckereien und anderen Medienproduzenten<br />

ermöglichen, bieten einen nicht zu unterschätzenden<br />

Wettbewerbsvorteil.<br />

Trotzdem ist das Programmangebot für Linux-<br />

Anwender im Bereich der Dokumentengestaltung<br />

erstaunlich hoch (siehe Kasten Textverarbeitung<br />

versus DTP). Mit dem frei erhältlichen Scribus<br />

sowie den kommerziellen Lösungen VivaDesigner<br />

und PageStream buhlen gleich drei Anbieter um<br />

die Gunst von Layoutern und Designern.<br />

Scribus 1.4.1<br />

Die quelloffene Publishing-Lösung Scribus erblickte<br />

im Juli 2001 das Licht der Welt, aber erst<br />

2003 lag die erste stabile Version vor. Seitdem<br />

nährt sich das Programm seinem Ziel, den etablierten<br />

Platzhirschen eine echte Open-Source-<br />

Alternative entgegenzustellen. <strong>Ubuntu</strong>s Software-<br />

Center bietet noch die Version 1.4.0 (früher Scribus<br />

NG) zum Download an; das aktuelle Scribus<br />

1.4.1 (Abbildung 1), das Ende April erschien,<br />

binden Sie über eine externe Paketquelle [1] ein:<br />

$ sudo add‐apt‐repository 'deb http://U<br />

debian.scribus.net/debian precise main'<br />

$ sudo apt‐key adv ‐‐keyserver keyservU<br />

er.ubuntu.com ‐‐recv‐keys 5BC4CFB8EEF818CF<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get install scribus<br />

1 Spätestens seit der aktuellen Version 1.4.1 muss sich die Open-Source-Publishing-Lösung<br />

Scribus nicht mehr hinter den kommerziellen Branchenriesen verstecken.<br />

Auf der Projekt-Webseite [2] wartet auch die kommende<br />

Version 1.5.0, die aber noch recht instabil<br />

ist und sich nicht für unseren Test eignete.<br />

Adventures in Full Colour<br />

Scribus empfängt Sie nach dem Programmstart <strong>mit</strong><br />

einem sehr umfangreich angelegten Auswahlfenster<br />

für ein neues Dokument. Es kennt bereits die<br />

wichtigsten Einstellungen und bringt zahlreiche<br />

Formatvorlagen <strong>mit</strong>, etwa für Broschüren, Visitenkarten,<br />

Poster, aber auch PDF-Präsentationen.<br />

58 UBUNTU<br />

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Desktop-Publishing-Software<br />

Software<br />

Beim Darstellen von Dokumenten unterscheidet<br />

Scribus ähnlich wie InDesign zwischen Layoutund<br />

<strong>Vorschau</strong>modus: Ersterer stellt Gestaltungshilfen<br />

wie Satzspiegel, Bilder- und Rahmenmarkierungen<br />

sowie Hilfslinien dar. Letzterer blendet<br />

diese Elemente aus. So erhalten Sie bereits während<br />

der kreativen Arbeit ein dem Druckergebnis<br />

möglichst ähnliches Bild. Neben dem Piktogramm<br />

unten rechts, über das Sie schnell zwischen beiden<br />

Ansichten umschalten, befindet sich ein Icon,<br />

über das Sie <strong>mit</strong> ICC-Farbmanagement beginnen.<br />

Es hält für Bilder, Füllfarben, Monitore und Drucker<br />

zahlreiche Systemprofile bereit.<br />

Dabei unterstützt es die getrennte Auswahl von<br />

RGB- und CMYK-Farbräumen. Bei Bedarf stellen<br />

Sie zudem eine <strong>Vorschau</strong> der Druckfarben ein,<br />

die das verwendete Ausgabeprofil berücksichtigt.<br />

Aus Lizenzgründen müssen Sie allerdings auf das<br />

im professionellen Einsatz verbreitete Pantone-<br />

Farbsystem verzichten, das bei kommerziellen<br />

Lösungen zum Standard gehört. Mit der aktuellen<br />

Version 1.4.1 hält dafür das GiveLife-Colorsystem<br />

[3] Einzug in Scribus, dem zu wünschen ist, dass<br />

es sich schon bald als freie Alternative bei Gestaltern<br />

und Druckereien durchsetzt.<br />

Scribus gefällt in seiner aktuellen Version <strong>mit</strong> einer<br />

äußerst attraktiven und aufgeräumten Oberfläche:<br />

Die wichtigsten Funktionen warten in einer<br />

Werkzeugleiste, Poweruser definieren auf Wunsch<br />

eigene Tastaturkürzel. Für Übersicht sorgt zudem<br />

ein gemeinsames Fenster für die Objekteigenschaften<br />

([F2]): Ganz gleich, ob Sie gerade an Texten,<br />

Schriften, Bildern, Linien, Formen, Farben oder<br />

Gruppen arbeiten, Scribus stellt die entsprechenden<br />

Einstellungen stets passend dazu dar. Das<br />

Chaos, das zeitgleich geöffnete Bearbeitungsfenster<br />

verursachen, entfällt so<strong>mit</strong>.<br />

Ein weiteres professionelles Highlight von Scribus<br />

ist der Umgang <strong>mit</strong> Ebenen, wie ihn Bildbearbeiter<br />

von Gimp kennen. Apropos: Scribus kann<br />

Bilder <strong>mit</strong> Gimp austauschen, ohne dass Sie das<br />

Programm verlassen müssen. Wollen Sie ein <strong>Foto</strong><br />

nur schnell verbessern, greifen Sie alternativ auf<br />

Scribus-interne Module zurück.<br />

Bei der Ausgabe zeigt sich das Programm ähnlich<br />

flexibel: Scribus unterstützt PDF-Standards bis zur<br />

Textverarbeitung versus DTP<br />

Zugegeben: Heutige Textverarbeitungen wie OpenOffice<br />

und LibreOffice Writer sind so weit entwickelt, dass<br />

auch sie längst einfache Layoutarbeiten erfüllen können.<br />

Trotzdem ist ihr Grundansatz anders: Während eine<br />

Textverarbeitung in den meisten Fällen zeilenorientiert<br />

arbeitet, platzieren und verschieben Sie Text- und Grafikobjekte<br />

in DTP-Lösungen frei wie auf einem klassischen<br />

Leuchttisch. Sie bieten so<strong>mit</strong> weitaus kreativere<br />

Gestaltungsmöglichkeiten und unterstützen zudem die<br />

professionelle Dokumentausgabe für die Weiterverarbeitung<br />

in Druckereien.<br />

Version 1.5 beziehungsweise<br />

X-3 und<br />

eignet sich auch für<br />

die digitale Druckplattenbelichtung.<br />

Abhängig vom gewählten<br />

Format klärt<br />

Sie eine Druckvorstufenprüfung<br />

unter Datei<br />

| Dokument einrichten<br />

zudem über<br />

Probleme auf, die Sie<br />

eventuell erwarten<br />

(Abbildung 2).<br />

Weniger gefällt die<br />

Arbeit <strong>mit</strong> Textrahmen:<br />

Hier zeigt sich<br />

Scribus merkwürdig<br />

störrisch. Der integrierte<br />

Texteditor<br />

braucht dringend eine Überarbeitung; das Verwalten<br />

von Absatzstilen ist nicht immer die helle<br />

Freude (Abbildung 3). Weitaus schwerer wiegt<br />

aber die noch immer fehlende Verwaltung von Fußnoten<br />

und Marginalien. Erweiterte Funktionen von<br />

OpenType-Schriften können Sie bislang ebenfalls<br />

nicht nutzen; dazu gehört das automatische Ersetzen<br />

von Ligaturen und Mediävalziffern.<br />

Professionelle Schreiber dürften auch darüber stolpern,<br />

dass Scribus es nicht automatisch vermeidet,<br />

einzelne Zeilen eines Absatzes beim Seitenwechsel<br />

zu trennen – man spricht hier von Schusterjungen<br />

und Hurenkindern. Die Silbentrennung arbeitet<br />

zwar auch in exotischen Sprachen, lässt sich<br />

aber leider nur global für das gesamte Dokument<br />

einstellen. Geradezu einzigartig dürfte hingegen<br />

sein, dass Sie auf Wunsch eigene LaTeX-Rahmen<br />

für den Formelsatz anlegen, wozu Sie jedoch das<br />

Paket texlive-latex-extra installieren müssen.<br />

Fazit<br />

Mit der Version 1.4 gelingt Scribus schon fast der<br />

Aufstieg in den Olymp der DTP-Programme. Beheben<br />

die Entwickler die beschriebenen und lang<br />

verschleppten Probleme bei der Textbearbeitung,<br />

steht es dem allmächtigen InDesign – zumindest<br />

im reinen Layoutbereich – um kaum etwas nach.<br />

2 Die Druckvorstufenprüfung von Scribus weist auf mögliche Probleme<br />

schon vor der Datenweitergabe hin.<br />

PageStream 5<br />

PageStream gehört zu den Klassikern der Szene.<br />

Ursprünglich im Jahre 1986 unter dem Namen<br />

Publishing Partner für den Atari ST entwickelt,<br />

wurde es im Laufe seiner nunmehr 26-jährigen<br />

Geschichte zuerst auf den Amiga, später auch<br />

auf Mac-, Windows- und Linux-Systeme portiert.<br />

Trotzdem liegt das Programm erst in seiner Version<br />

5 vor (Abbildung 5), was vor allem daran liegt,<br />

dass es nur eine einzige Person entwickelt, der US-<br />

Amerikaner Deron Kazmaier – gut Ding will eben<br />

Weile haben.<br />

Glossar<br />

ICC-Farbmanagement: Ein ICC-<br />

Profil ist ein genormter Datensatz,<br />

der den Farbraum eines Eingabeoder<br />

Wiedergabegeräts (Monitor,<br />

Drucker, Scanner etc.) beschreibt.<br />

Es soll eine identische Farbwiedergabe<br />

auf allen Geräten ermöglichen,<br />

wobei ICC für International<br />

Color Consortium steht.<br />

Pantone-Farbsystem: PMS ist der<br />

Name eines 1963 veröffentlichten<br />

Farbsystems des amerikanischen<br />

Anbieters Pantone LCC, das Sonderfarben<br />

eindeutige Nummernbezeichnungen<br />

zuordnet und so<br />

die individuelle Farbwahrnehmung<br />

weltweit objektiviert.<br />

Marginalien: Randnotizen auf einer<br />

Buchseite oder in einem Manuskript,<br />

die eine Stelle im Text<br />

kommentieren oder korrigieren.<br />

Ligaturen: Diese verschmelzen<br />

zwei oder mehrere Buchstaben zu<br />

einer typografischen Einheit und<br />

versuchen so, optische Lücken im<br />

Textbild zu vermeiden.<br />

Mediävalziffern: Einige Schriftarten<br />

bringen diese Ziffern <strong>mit</strong>, die<br />

auch Minuskelziffern heißen. Sie<br />

wirken wie Kleinbuchstaben, die<br />

mal Oberlänge, mal Unterlänge<br />

aufweisen. Sie verfügen zudem<br />

über variable, der Zeichenform<br />

angepasste absolute Breiten.<br />

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Software<br />

Desktop-Publishing-Software<br />

3 Der Texteditor von Scribus ist recht unkomfortabel und gehört möglichst bald überarbeitet.<br />

Glossar<br />

Schusterjungen und Hurenkinder:<br />

Steht die erste Zeile eines<br />

Textabsatzes allein am Ende einer<br />

Seite/​Spalte, spricht man traditionell<br />

von einem Schusterjungen.<br />

Vom Hurenkind ist die Rede, wenn<br />

die letzte Zeile eines Absatzes allein<br />

oder am Beginn einer Seite/​<br />

Spalte steht.<br />

LaTeX-Rahmen: LaTeX ist ein Softwarepaket,<br />

das die Benutzung des<br />

Textsatzprogramms TeX <strong>mit</strong> Hilfe<br />

von Makros vereinfacht.<br />

Computer-to-Plate-Verfahren:<br />

Computer to Plate (CTP) bringt<br />

das <strong>mit</strong> einer DTP-Software entwickelte<br />

Bild direkt auf die Druckplatten.<br />

Das spart den Umweg über<br />

eine konventionelle Filmbelichtung<br />

(Computer to Film, CTF), reduziert<br />

die Druckkosten sowie Fehlbelichtungen,<br />

Staub und Kratzer.<br />

E-Books Fehlanzeige<br />

Obwohl alle drei DTP-Kandidaten Linux recht würdig im<br />

Bereich der Printmedien-Gestaltung vertreten, scheint<br />

bisher keiner der Entwickler viel Interesse an der Produktion<br />

von E-Books zu haben: Weder Scribus noch VivaDesigner<br />

oder gar PageStream bieten derzeit den direkten<br />

Export ihrer Dokumente zum Beispiel ins EPUB-Format.<br />

Scribus erlaubt es Ihnen immerhin, PDF-Schaltflächen<br />

für die interaktive Benutzung zu verwenden (Abbildung<br />

4). Bis zur volldigitalen Ausgabe für Tablet-Inhalte ist es<br />

aber noch ein weiter Weg.<br />

PageStream finden Sie leider nicht in <strong>Ubuntu</strong>s<br />

Software-Center, Sie müssen es von der Webseite<br />

des Herstellers [4] herunterladen (für 32- und<br />

64-Bit-Systeme). Nach dem Registrieren bekommen<br />

Sie eine E-Mail, die den Link zu einem TAR.<br />

BZ2-Archiv enthält. Während des Downloads<br />

können Sie schon mal das Paket libgnomeui-dev<br />

über das Software-Center einspielen – ohne dieses<br />

startet PageStream nicht.<br />

Das heruntergeladene Archiv entpacken Sie per<br />

Rechtsklick im Dateimanager Nautilus. Sie starten<br />

das Programm, indem Sie in das dabei erzeugte<br />

Verzeichnis wechseln, dort doppelt auf ./​Run-<br />

PageStream5 klicken und dann auf Ausführen. Das<br />

ist zwar kinderleicht, dennoch wäre für <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Nutzer eine bessere Systemintegration inklusive<br />

Dash-Eintrag wünschenswert.<br />

PageStream ist eine kommerzielle Software, der<br />

Anschaffungspreis aber vergleichsweise moderat:<br />

Die Standardversion kostet knapp 100 US-Dollar,<br />

eine 50 US-Dollar höher angesetzte Professional<br />

Edition bietet zusätzlich unter anderem das<br />

Platzieren von PDF-Objekten, eine automatische<br />

Textbreitenjustierung, Überblendmasken sowie<br />

eine Vorlagensammlung für Text- und Bildeffekte<br />

an und will so<strong>mit</strong> noch weiter in den professionellen<br />

Bereich vordringen. Beide<br />

Versionen bringen <strong>mit</strong> BME eine<br />

schlichte Bildbearbeitung <strong>mit</strong>,<br />

die Gimp aber kaum das Wasser<br />

reicht – Sie dürfen sie ignorieren.<br />

Erste Schritte<br />

Nach dem Programmstart empfängt<br />

Sie PageStream 5 <strong>mit</strong> dem<br />

so genannten Navigator, der neue<br />

Dokumente anlegt und alte lädt.<br />

Auch die umfangreichen Programmeinstellungen<br />

erreichen<br />

Sie von hier aus. Über den Punkt Prefs rechts im<br />

Menübalken stellen Sie Deutsch als Sprache ein<br />

und starten die Anwendung neu. Als kleines Gimmick<br />

blendet das Startfenster in sehr holprigem<br />

Deutsch wechselnde Programm- und Layouttipps<br />

ein. Kleine Kostprobe gefällig? „Nach einem großen<br />

Kopfzeile züge Sie der erste Absatz nicht ein.“<br />

Davon abgesehen ist die Programmoberfläche<br />

recht solide lokalisiert, auch wenn sich hier und<br />

da ein paar kleine Fehler einschleichen. Weitaus<br />

ärgerlicher ist, dass die individuell konfigurierbare<br />

Piktogrammleiste zum Aufruf der wichtigsten<br />

Funktionen über den Bildschirmrand hinausragt,<br />

was bei einem <strong>Ubuntu</strong>-System <strong>mit</strong> mehreren Arbeitsflächen<br />

den ungewollten Effekt hat, dass sie<br />

sich auf einem anderen Bildschirm fortsetzt. Dies<br />

lindern Sie ein wenig, indem Sie die Darstellung in<br />

den Einstellungen unter Werkzeugleiste von Ikone<br />

& Text auf Nur Ikone umstellen – Eleganz geht<br />

aber trotzdem anders.<br />

Höhen und Tiefen<br />

Zur Arbeit im Dokument selbst stellt PageStream<br />

eine weitere Leiste bereit, die recht übersichtlich<br />

Text- und Spaltenwerkzeuge sowie Funktionen<br />

zum Anlegen verschiedener Formen, Tabellen und<br />

Schmuckleisten bereithält. Auch einen Stift zum<br />

Freihandzeichnen finden Sie hier. Benutzen Sie<br />

eine Funktion, öffnet sich eine weitere Bearbeitungspalette<br />

<strong>mit</strong> Auswahloptionen. Ein Beispiel:<br />

Verwenden Sie einen Textrahmen, erscheinen<br />

Einstellungen für Schriftarten und ‐schnitte sowie<br />

Laufweiten und Durchschuss; Objekt- und Grafikrahmen<br />

dürfen Sie hingegen spiegeln, drehen<br />

und perspektivisch verändern.<br />

Für in das Programm geladene <strong>Foto</strong>s hält Page-<br />

Stream sogar einfache Bildeffekte bereit. Da diese<br />

aber die Undo-Funktion ignorieren, sind sie nur<br />

<strong>mit</strong> Vorsicht zu genießen. Als weitaus durchdachter<br />

erweisen sich die Maskierungsfunktionen für<br />

Grafiken, <strong>mit</strong> denen Sie bestimmte Bildelemente<br />

gezielt herausstellen beziehungsweise ausblenden.<br />

Das automatische Maskieren hilft außerdem beim<br />

konturgenauen Umfließen eines Objekts. Zu dieser<br />

professionellen Option passt, dass PageStream<br />

auch eines der ersten DTP-Programme war, das<br />

4 Scribus lässt die Definition von PDF-Schaltflächen<br />

zu, die auf eine Webverknüpfung verweisen. So lassen<br />

sich interaktive Dokumente erstellen.<br />

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Desktop-Publishing-Software<br />

Software<br />

die Arbeit <strong>mit</strong> Ebenen unterstützte. Ähnlich wie<br />

Scribus bietet PageStream leider nicht die Pantone-<br />

Farben an, sondern greift zur Echtfarbauswahl auf<br />

das Crayons-System zurück (Abbildung 6).<br />

Texte dürfen hingegen auch frei von jeglichen<br />

Rahmen agieren, sodass Sie eine zusätzliche Überschrift<br />

schnell erstellen – Sie setzen einen Cursor<br />

und tippen los. Gerade noch ausreichend stellt<br />

PageStream hingegen kleinere Texte dar. Hier bieten<br />

andere Programme eine höhere typografische<br />

Qualität am Bildschirm.<br />

Das eigentliche Ausschlusskriterium von Page-<br />

Stream für den professionellen Einsatz in der<br />

Druckvorstufe dürfte die Tatsache sein, dass das<br />

Programm zwar einen PDF-Export anbietet, dieser<br />

aber keine Voreinstellungen zum Beispiel für Anschnitt,<br />

Schnitt- und Passmarken besitzt. Auf Anfrage<br />

teilte uns der Entwickler Grasshopper LCC<br />

<strong>mit</strong>, dass die PDF-Ausgabe derzeit noch nicht für<br />

das heutige Computer-to-Plate-Verfahren ausgelegt<br />

sei. Der Anwender könne aber bei Bedarf auf<br />

das Speichern im reinen PostScript-Format (Abbildung<br />

7) ausweichen. Dieses lasse sich später<br />

<strong>mit</strong> einem externen Programm leicht umwandeln.<br />

Diese Unsicherheit wird sich jedoch kaum jemand<br />

ans Bein binden, zumal hier andere Lösungen<br />

weitaus unkomplizierter funktionieren.<br />

Fazit<br />

PageStream gleicht in seinem Aufbau eher Desktop-Publishing-Klassikern<br />

wie PageMaker oder<br />

dem ursprünglichen QuarkXPress und dürfte vor<br />

allem Anwendern gefallen, die deren Arbeitsfluss<br />

noch heute hinterhertrauern (Abbildung 8).<br />

Der „Generation InDesign“ sei jedoch Scribus<br />

deutlich näher ans Herz gelegt: Die schleppende<br />

Entwicklung von PageStream und die mangelnde<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Integration sind keine allzu gute Werbung.<br />

Deron Kazmaier sollte eine runderneuerte Version<br />

6 angehen, die verlorenen Boden gutmacht und<br />

trotzdem noch einige ambitionierte Ideen des Originals<br />

beibehält.<br />

Hilfe für Scribus-Anwender<br />

Ein umfangreiches Programm wie Scribus verlangt besonders<br />

von Neueinsteigern in die Layoutwelt einiges an<br />

Einarbeitung. Beim glatten Start will das Buch „Scribus<br />

1.4 kompakt“ von Dr. Holger Reibold sorgen, das <strong>mit</strong>tlerweile<br />

in seiner dritten, stark erweiterten Auflage vorliegt.<br />

Schritt für Schritt erläutert der Autor Grundbegriffe, stellt<br />

die Elemente der Benutzeroberfläche vor und erklärt die<br />

nötigen Vorüberlegungen beim Anlegen eines neuen<br />

Dokuments. Doch auch anspruchsvolle Themen wie der<br />

PDF-Export zur Weitergabe der Daten und die Nutzung<br />

des Scripters kommen nicht zu kurz.<br />

Holger Reibold: Scribus 1.4 kompakt,<br />

465 Seiten plus DVD, Brain‐Media,<br />

ISBN: 978‐3‐939316‐91‐6, 29,80 Euro,<br />

http://www.brain‐media.de/<br />

5 PageStream: Ein Layoutklassiker, der neben Linux, Mac OS X und Windows sogar Exoten wie<br />

das PowerPC-Betriebssystem AmigaOS 4 unterstützt.<br />

VivaDesigner 7<br />

Auch VivaDesigner [5] blickt bereits auf eine lange<br />

Entwicklungsgeschichte zurück. 1990 unter dem<br />

Namen VivaPress für das klassische Mac OS entwickelt,<br />

ist es auch auf Linux- und Windows-Plattformen<br />

heimisch. Die in Koblenz beheimatete Viva<br />

Technology GmbH bietet ihre Publishing-Komplettlösung<br />

in verschiedenen Editionen an, die sich im<br />

Funktionsumfang und in der Preisgestaltung unterscheiden:<br />

So enthält das Portfolio eine frei verfügbare<br />

Variante, die aber Einschränkungen <strong>mit</strong> sich<br />

bringt. Sie exportiert erstellte Dokumente lediglich<br />

ins PostScript-Format; eine Rechtschreibkorrektur<br />

fehlt ebenso wie eine Silbentrennung, und es gibt<br />

keine Möglichkeiten zur Arbeit <strong>mit</strong> Tabellen und<br />

Ebenen. Ambitionierte Heim- und Hobbyanwender<br />

sind deshalb <strong>mit</strong> der Personal Edition besser<br />

bedient. Sie bringt zum moderaten Preis von<br />

129 Euro viele der oben genannten Funktionen<br />

<strong>mit</strong> und beherrscht das Speichern im<br />

PDF-Format, was sie für die digitale<br />

Druckplattenbelichtung bereit macht.<br />

Verdienen Sie Ihr Geld <strong>mit</strong> der Gestaltung<br />

von Printerzeugnissen, sollten<br />

Sie zur Commercial Version greifen,<br />

die 299 Euro kostet und den vollen<br />

Funktionsumfang enthält (Abbildung<br />

9). Vor dem Kauf testen Sie am besten<br />

die kostenlose Demoversion, die<br />

30 Tage lang läuft und nur wenige<br />

Einschränkungen hat.<br />

VivaDesigner steckt zwar nicht im<br />

Software-Center, registrieren Sie sich<br />

aber auf der Webseite des Herstellers,<br />

finden Sie dort ein passendes Debian-<br />

Paket in einem ZIP-Archiv – leider<br />

nur für 32-Bit-Systeme. Das ruft nach<br />

dem Download und einem nachfolgenden<br />

Doppelklick die Standard-Ins-<br />

6 Im Gegensatz zu älteren Versionen unterstützt<br />

PageStream 5 das Pantone-Farbsystem nicht mehr<br />

wegen der hohen Lizenzkosten. Das Grasshopper-<br />

Produkt setzt nun u. a. auf das Crayons-Modell.<br />

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Software<br />

Desktop-Publishing-Software<br />

7 Zur Weitergabe an Druckereien gibt PageStream seine Daten ganz<br />

traditionell in einer PostScript-Datei aus. Der integrierte PDF-Export genügt<br />

professionellen Ansprüchen leider nicht.<br />

8 Pluspunkt: Anders als Scribus kann PageStream Absätze auch bei einem<br />

Seitenwechsel zusammenhalten und vermeidet so<strong>mit</strong> die unästhetischen<br />

Schusterjungen beziehungsweise Hurenkinder.<br />

InDesign-Austausch<br />

Das Importieren und Exportieren<br />

von InDesign-Dokumenten klappt<br />

<strong>mit</strong> VivaDesigner 7 zwar zufriedenstellend,<br />

doch perfekt ist es nicht<br />

– obwohl sich beide Programme<br />

im Funktionsumfang ähneln, behandeln<br />

sie einige Daten konzeptbedingt<br />

unterschiedlich.<br />

Grundsätzlich importiert VivaDesigner<br />

alle Grafik-, Text- und Bildobjekte<br />

sowie Linien und Linienzüge.<br />

Der Teufel steckt aber im Detail: So<br />

beziehen beide Anbieter ihre Bibliotheken<br />

für die Silbentrennung von<br />

verschiedenen Lieferanten, weshalb<br />

sich in den Dokumenten teils<br />

die Umbrüche ändern, teils kommt<br />

es zu Textüberläufen. Um den Austausch<br />

im professionellen Umfeld<br />

zu optimieren, bietet VivaDesigner<br />

eine Beratung inklusive einer Machbarkeitsanalyse<br />

an – niemand muss<br />

also die Katze im Sack kaufen.<br />

tallationsroutinen des Betriebssystems auf. Danach<br />

steht VivaDesigner auch in <strong>Ubuntu</strong>s Dash bereit.<br />

Treten beim Start Probleme auf, wechseln Sie auf<br />

der Kommandozeile nach /opt/​viva und starten<br />

die Software über ./VivaDesigner von Hand. VivaDesigner<br />

bringt eine Qt-Oberfläche <strong>mit</strong>, nutzt<br />

also dieselben C++-Klassenbibliotheken wie KDE.<br />

Das Programm wirkt aber recht nüchtern und<br />

beschwört die klassische Mac-OS-X-Optik. Diese<br />

gewollte Sachlichkeit tut dem Arbeitsfluss äußerst<br />

gut und vereinfacht Nutzern verschiedener Betriebssysteme<br />

die Umgewöhnung extrem.<br />

9 VivaDesigner überzeugt durch einen professionellen Funktionsumfang. Die <strong>mit</strong> Qt entwickelte<br />

Oberfläche wird für viele <strong>Ubuntu</strong>-Nutzer zunächst etwas ungewohnt sein.<br />

Über den Wolken?<br />

Sowieso schreiben die VivaDesigner-Entwickler<br />

Plattformunabhängigkeit und Kollaboration groß:<br />

Lange, bevor Adobe seine Creative Cloud öffnete,<br />

unterstützte das deutsche Produkt bereits das<br />

Speichern und den multilingualen Datenaustausch<br />

via Rechnerwolke und bot da<strong>mit</strong> den uneingeschränkten<br />

Zugriff von jedem Ort aus, der über einen<br />

Internetzugang verfügt. Mit dem Zusatzmodul<br />

Distributed Publishing geben Sie ein Dokument<br />

zudem für Kollegen und Endkunden frei, die umbruchverbindliche<br />

Texte eingeben dürfen. Diesen<br />

weisen Sie verschiedene Rechte zu. Der Textchef<br />

darf dann im Text herum streichen, der Typograf<br />

Schriften ersetzen, der Azubi die Bilder bearbeiten<br />

usw. Zudem lassen sich einzelne Ebenen oder<br />

Musterseiten <strong>mit</strong> Passwörtern vor unberechtigten<br />

Zugriffen oder Änderungen schützen.<br />

Das Team-Publishing-Modul erweitert VivaDesigner<br />

gänzlich zum Redaktionssystem für Autoren<br />

und Grafiker. Auf die Spitze treibt diese Entwicklung<br />

eine reine Webversion, die es sogar Internetprovidern<br />

erlaubt, öffentliche und private Cloud-<br />

Dienste rund um das Thema Publishing anzubieten,<br />

was den ohnehin etwas angestaubten Begriff<br />

„Desktop Publishing“ ad absurdum führt.<br />

Pantone an Bord!<br />

Wie schon Scribus und PageStream hilft auch bei<br />

VivaDesigner ein Navigator beim Öffnen eines<br />

neuen und Laden eines alten Dokuments. Legen<br />

Sie ein neues Projekt an, überzeugt VivaDesigner<br />

auf den ersten Blick durch ein äußerst übersichtliches<br />

Arbeitsumfeld: Rechts neben dem Dokument<br />

sind die Bearbeitungsmodule etwa für Bilder,<br />

Farben, Stil- und Seitenvorlagen an. Auf Wunsch<br />

verändern Sie die Größe dieses Modulbereichs und<br />

lassen die verschiedenen Arbeitspaletten auch autonom<br />

als eigene Fenster agieren.<br />

Experimentieren Sie ein wenig <strong>mit</strong> dem erwähnten<br />

Farbmodul, entdecken Sie schnell ein weiteres professionelles<br />

Merkmal: VivaDesigner unterstützt als<br />

einziges Programm der Linux-Publishing-Troika<br />

das Pantone-Farbsystem, das viele Dienstleister für<br />

eine farbverbindliche Arbeit quasi voraussetzen<br />

(Abbildung ). Auch die HKS-Farbfächer in Abhängigkeit<br />

vom verwendeten Bedruckstoff kennt<br />

das deutsche Programm.<br />

Auch bei der Arbeit <strong>mit</strong> Texten lässt VivaDesigner<br />

seine Konkurrenz hinter sich: Zur ästhetischen<br />

Gestaltung umfließt die Software Initialen automatisch,<br />

lässt Sie einzelne Zeichen an beliebiger<br />

Stelle im Text rotieren und erlaubt es Ihnen dank<br />

einer End- und Fußnotenverwaltung Dokumentationen<br />

und Fachbücher zu erstellen. Besonders<br />

64 UBUNTU<br />

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Desktop-Publishing-Software<br />

Software<br />

im Universitäts-Umfeld<br />

dürfte die Möglichkeit<br />

des Textsatzes von<br />

rechts nach links (für<br />

Hebräisch und Arabisch)<br />

bzw. von oben<br />

nach unten (für Chinesisch,<br />

Japanisch und<br />

Koreanisch) auf Gegenliebe<br />

stoßen.<br />

Für die Ausgabe an<br />

Druckereien unterstützt<br />

VivaDesigner PDF-<br />

Formate bis zur Version<br />

1.6 beziehungsweise<br />

X-3. Eine Seitenvorschau<br />

im Exportfenster verbindliche Pantone-Farbsystem von Haus aus <strong>mit</strong>.<br />

Als einzige Desktop-Publishing-Lösung unter Linux bringt VivaDesigner das farb-<br />

lässt Sie <strong>mit</strong> dem guten<br />

Gefühl zurück, Ihr Dokument vor der Weitergabe<br />

noch einmal kontrolliert zu haben (Abbildung ).<br />

Ein Killerfeature ist sicher die Möglichkeit, Adobe-<br />

InDesign-Dokumente im IDML-Format zu im- und<br />

exportieren – wenn auch <strong>mit</strong> Einschränkungen<br />

(siehe Kasten InDesign-Austausch).<br />

Fazit<br />

VivaDesigner stellt ohne jeden Zweifel die professionellste<br />

Layoutlösung für Linux-Systeme dar<br />

und kann selbst den bekannten Branchengrößen<br />

auf anderen Plattformen das Wasser reichen. Zwar<br />

mag sich der eine oder andere <strong>Ubuntu</strong>-Purist an<br />

der ungewohnten Oberfläche stören; der immense<br />

Funktionsumfang, die zukunftsweisende Erweiterbarkeit<br />

und die Offenheit auch Standardformaten<br />

gegenüber machen diese Irritation aber mehr als<br />

wett. Wollen Sie wirklich ambitioniert unter Linux<br />

VivaDesigner bringt alle Voraussetzungen zur digitalen<br />

Druckplattenbelichtung <strong>mit</strong>.<br />

Dokumente gestalten und Ihre Werke problemlos<br />

weitergeben, kommen Sie an VivaDesigner letztlich<br />

kaum vorbei. (kki) ●●●<br />

Info<br />

[1] <strong>Ubuntu</strong>-12.04-PPA von<br />

Scribus: [http:// wiki.​<br />

scribus. net/ canvas/​<br />

<strong>Ubuntu</strong># <strong>Ubuntu</strong>_Precise_.​<br />

28precise_or_12. 04. 29:]<br />

[2] Scribus-Webseite: [http://<br />

www. scribus. net/]<br />

[3] Eine freie Farbpalette:<br />

[http://www.​<br />

givelifecolorsystem. com/]<br />

[4] Webseite von PageStream:<br />

[http://www. pagestream.​<br />

org/]<br />

[5] Vivadesigner: [http://www.<br />

vivamedien.de/deutsch/<br />

produkte/vivadesigner/]<br />

Glossar<br />

IDML-Format: Die Abkürzung<br />

steht für InDesign Markup Language<br />

und wurde von Adobe <strong>mit</strong><br />

InDesign CS4 vorgestellt. Das<br />

Format soll die Datenkompatibilität<br />

zwischen verschiedenen InDesign-<br />

Versionen gewährleisten, hilft aber<br />

auch beim Austausch <strong>mit</strong> anderen<br />

Programmen.<br />

Tabelle 1<br />

Scribus 1.4.1 PageStream 5 VivaPress 7<br />

<strong>Ubuntu</strong> Software-Center ja nein nein<br />

Importformate (Bilder)<br />

AI, EPS, PS, FIG, SVG, SXD, WMF, PICT, CVG,<br />

SHAPE, XPM, JPG, TIFF, PNG, PSB, BMP, GIF, PDF<br />

JPG, PNG, TIFF, GIF, BMP, PCX, IFF, EPS<br />

Importformate (Dokumente) Scribus, OpenOffice, PDF, EPS, PS, SVG, Calamus PageStream, Wordsworth Viva, XML, IDML<br />

EPS, TIFF, JPG, PDF, AI, BMP, PNG, CT, LAY<br />

Exportformate (Dokumente) Scribus, PDF, EPS, SVG, als Grafik PageStream, PDF, PS, als Grafik Viva, PS, PDF, XML, IDML, als Grafik<br />

Druckvorstufenprüfung ja nein ja<br />

Digitale Druckplattenbelichtung ja nein ja<br />

Ebenenverwaltung ja ja ja<br />

Unterstützte Farbmodelle<br />

RGB, CMYK, HSV, Crayons, GiveLife, Resene<br />

u. v. m. (kein Pantone)<br />

RGB, CMYK, HSV, HLS, Crayons, HTML<br />

Anbindung an Gimp ja nein ja<br />

Anbindung an Inkscape ja nein ja<br />

Rechtschreibprüfung ganzes Dokument ganzes Dokument absatzweise<br />

Silbentrennung ja ja ja<br />

Preis kostenlos 99,95 US-Dollar bzw.<br />

149,95 US-Dollar (Pro)<br />

RGB, CMYK, HSV, Pantone, HKS, TOYO, DIC<br />

kostenlos (Free), 129 Euro (Personal),<br />

299 Euro (Commercial)<br />

Webseite http://www.scribus.net/ http://www.pagestream.org/ http://www.vivadesigner.de/<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

65


Software<br />

Customizing<br />

<strong>Ubuntu</strong> remastern<br />

Ganz<br />

mein<br />

Geschmack!<br />

Julija Sapic, 123RF.com<br />

Im Gegensatz zu Windows<br />

dürfen Sie Linux-<br />

Distributionen beliebig<br />

verändern. Remastering-<br />

Software verspricht Hilfe<br />

beim Erstellen eines<br />

Systems, das den eigenen<br />

Vorlieben Rechnung<br />

trägt. Kristian Kißling<br />

Referenz<br />

Communtu: In unserem kostenlosen<br />

Onlineartikel lesen Sie nach,<br />

wie das Communtu-Projekt funktioniert:<br />

[http:// ubuntu‐user. de/​<br />

23550]<br />

Fenster einfärben, anderes Hintergrundbild,<br />

Dock anpassen – es gibt etliche Möglichkeiten,<br />

<strong>Ubuntu</strong> optisch den eigenen Vorlieben anzunähern.<br />

Drehen Sie etwas weiter an dieser Schraube,<br />

landen Sie schnell beim Customizing bzw. Remastern:<br />

Basierend auf einer vorhandenen Distribution<br />

bauen Sie hierbei eine neue, die Ihren Vorstellungen<br />

entspricht.<br />

Sie ändern optische Details (zum Beispiel das Aussehen<br />

des Bootloaders) und installieren komplexe<br />

Programme vor (etwa ein Mediacenter). Auf diese<br />

Weise erstellen Sie spezialisierte Distributionen,<br />

die Grafiktools, Videoschnittwerkzeuge o. Ä. versammeln.<br />

Andere Nutzer installieren diese neu<br />

gemasterte Version und machen sich gleich an die<br />

kreative Arbeit, ohne sich lange <strong>mit</strong> der Konfiguration<br />

des Systems aufzuhalten.<br />

Der schnelle Blick ins <strong>Ubuntu</strong>-Wiki [1] zeigt jedoch:<br />

Um eine eigene LiveCD/​DVD zu basteln,<br />

müssen Sie die Kommandozeile <strong>mit</strong> zahlreichen<br />

Befehlssalven malträtieren – das gefällt nicht jedem.<br />

Zum Glück gibt es Tools, die den komplizierten<br />

Part übernehmen; ihnen fühlen wir in diesem<br />

Artikel auf den Zahn.<br />

Perfektes Image<br />

Bevor Sie <strong>mit</strong> dem Mastern loslegen, sollten Sie<br />

einige Dinge bedenken. Grundsätzlich laufen die<br />

Programme zum Mastern auf einem Hostsystem,<br />

meist auf Ihrem aktuellen <strong>Ubuntu</strong>. Dieses sollte<br />

genügend freien Speicherplatz <strong>mit</strong>bringen – 4 bis<br />

5 GByte mindestens, 10 GByte sind zu empfehlen.<br />

Verlangt die Remaster-Software nach einer Abbilddatei<br />

(einem ISO-Image) des Systems, das Sie<br />

verändern wollen, muss dieses dieselbe Architektur<br />

besitzen wie das Hostsystem. Idealerweise<br />

remastern Sie also auf einem <strong>Ubuntu</strong> 12.04 (64<br />

Bit) ein anderes <strong>Ubuntu</strong> 12.04 (64 Bit). Weichen<br />

die Versionsnummern von Abbilddatei und Hostsystem<br />

voneinander ab, kann es zu Problemen<br />

kommen. Im Test ließ sich ein <strong>Ubuntu</strong> 11.10 aufgrund<br />

eines Bugs nicht <strong>mit</strong> UCK unter <strong>Ubuntu</strong><br />

12.04 remastern. Zudem müssen Sie <strong>mit</strong>unter die<br />

Liste der Paketquellen an die alte Version anpassen.<br />

Einige Forennutzer empfehlen auch, auf dem<br />

Hostsystem das automatische Anmelden zu deaktivieren<br />

– das könnte neben Remastersys auch<br />

Relinux betreffen.<br />

Ein weiteres Problem ist das 4-GByte-Li<strong>mit</strong>: Übersteigt<br />

das erzeugte ISO-Image die 4-GByte-Grenze,<br />

erstellt Remastersys das Image nicht. Das Kommandozeilentool<br />

genisoimage setzt diese Grenze,<br />

die wiederum auf Li<strong>mit</strong>ierungen der ISO-Norm für<br />

optische Datenträger (ISO-9660-Level 1/​2) beruht;<br />

die Beschränkung trifft auch Relinux, UCK und<br />

Customizer. Es gibt zwar einen Trick, diese Grenze<br />

zu umgehen, doch ist dieses Feature wohl noch<br />

experimentell [2].<br />

Nicht zuletzt remastern die hier vorgestellten<br />

Dienste <strong>Ubuntu</strong> und seine Variationen sowie das<br />

Mutterschiff Debian. Da zahlreiche Derivate wie<br />

Linux Mint und Dream Studio auf <strong>Ubuntu</strong> basieren,<br />

probieren Sie am besten jeweils aus, ob die<br />

Software <strong>mit</strong> diesen zurechtkommt.<br />

68 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Customizing<br />

Software<br />

Onlinealternative<br />

Es gibt mindestens zwei Onlineprojekte, die Ihnen<br />

das Mastern abnehmen und die daher vielleicht<br />

auch eine gute Alternative zu den hier vorgestellten<br />

lokalen Anwendungen darstellen: Communtu<br />

[3] und Reconstructor [4]. Communtu ist ein recht<br />

bekanntes Community-Projekt (Abbildung 1), das<br />

uns in der Ausgabe 04/​2011 nicht nur eine Heft-<br />

DVD gemastert, sondern auch einige Zeilen zum<br />

Projekt geschrieben hat (Referenz: Communtu).<br />

Reconstructor funktioniert ähnlich, verlangt allerdings<br />

5 US-Dollar für den Service. Dafür dürfen Sie<br />

einen Monat lang angepasste <strong>Ubuntu</strong>- und Debian-<br />

Varianten bauen.<br />

Mit oder ohne?<br />

Mit Ausnahme des noch sehr jungen Relinux<br />

bringen alle hier vorgestellten Tools eine grafische<br />

Oberfläche <strong>mit</strong>, die eine komfortable Bedienung<br />

ermöglicht. Tabelle 1 stellt die getesteten Programme<br />

nebeneinander und zeigt, wo ihre Stärken<br />

und Schwächen liegen.<br />

Customizer<br />

Die eher unbekannte Software Customizer hat es<br />

noch nicht in das Software-Center geschafft und<br />

lässt sich zur Zeit nur über ein PPA installieren:<br />

$ sudo add‐apt‐repository ppa:customizer‐U<br />

dev‐team/stable<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get install customizer<br />

Sie starten das Programm über das Dash und<br />

suchen dann über Select ISO ein passendes ISO-<br />

Image heraus. Sofort beginnt die Software, dieses<br />

Image zu entpacken. Die grafische Oberfläche (Abbildung<br />

2) gibt Ihnen Gelegenheit, der erzeugten<br />

Distribution einen neuen Namen zu geben und<br />

einen anderen als den Standardbenutzer einzusetzen<br />

– allerdings ohne Passwort. Das klingt gut in<br />

der Theorie, scheitert aber in der Praxis. Aufgrund<br />

eines Bugs müssen Sie die Datei /etc/​caspar.conf<br />

von Hand ändern, dann klappt die Namensübergabe.<br />

Über den Customizer-Menüpunkt Files |<br />

/etc/​caspar.conf rufen Sie die Datei in einem Editor<br />

auf und entfernen die Raute in der Zeile export<br />

FLAVOUR="<strong>Ubuntu</strong>". Nach dem Speichern sollte<br />

auch Customizer die Änderungen auf das erzeugte<br />

Image anwenden.<br />

Wollen Sie den Bootloader anpassen, müssen Sie<br />

auf dem Host das Paket desktop-base installieren.<br />

Unsere Änderungen schlugen sich im Test leider<br />

nicht im fertigen Image wieder. Was klappte, war<br />

das Nachinstallieren von Paketen über die Schaltfläche<br />

Archive, die den Paketmanager Synaptic<br />

auf den Plan ruft – alternativ geht es auch auf<br />

der Kommandozeile. Die Option Desktop bietet<br />

Ihnen die Möglichkeit, den Desktop des zu masternden<br />

Systems in einer virtuellen Maschine zu<br />

1 Die Webseite des Communtu-Projekts lässt Sie ein normales <strong>Ubuntu</strong> erstellen, das die von<br />

Ihnen als nützlich betrachtete Zusatzsoftware an Bord hat.<br />

besuchen und ihn um eigene Ordner und Dateien<br />

zu ergänzen, die dann Teil der fertigen Variante<br />

werden. Wollen Sie eine Software installieren, die<br />

weder im Software-Center noch in einer externen<br />

Paketquelle steckt, klappt das über den Button<br />

Install DEB. An fortgeschrittene Nutzer richtet sich<br />

sicherlich die Möglichkeit, eine Chroot-Umgebung<br />

zu verwenden und so manuell Änderungen im<br />

Root-Dateisystem vorzunehmen (Punkt Terminal).<br />

Was wir vermissten, war eine einfache Möglichkeit,<br />

die Sprache des erzeugten Images im Vorfeld<br />

zu definieren.<br />

Weitere Konfigurationsmöglichkeiten finden Sie<br />

über die Menüpunkte Extras und Main. Über Extras<br />

| Tweaks legen Sie eine Zeitzone für das fertige<br />

Image fest; ein Klick auf Extras | Install GUI schlägt<br />

neun Desktops zur Installation vor. Die wählen Sie<br />

über Nummern aus, doch die Installation scheiterte<br />

im Test. Es gibt einen<br />

weiteren Bug: Ändern Sie<br />

über Main | Settings den<br />

Standardpfad (/home),<br />

erzeugt Customizer kein<br />

Image mehr.<br />

Sind Sie <strong>mit</strong> den Einstellungen<br />

zufrieden, bauen<br />

Sie über Rebuild ISO die<br />

fertige Abbilddatei, was<br />

auf unserem Quadcore-<br />

Rechner nicht allzu lange<br />

dauerte. Ein großer Vorteil<br />

von Customizer besteht<br />

darin, dass die Software<br />

beim nächsten Start wieder<br />

das zuletzt erzeugte 2 Dank grafischer Oberfläche lässt sich Customizer ganz gut<br />

Image präsentiert, das Sie bedienen, läuft aber noch nicht perfekt.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

69


Software<br />

Customizing<br />

Glossar<br />

Hybrid-Image: Erst seit einiger<br />

Zeit ist es möglich, ein <strong>Ubuntu</strong>-<br />

ISO direkt auf einen USB-Stick zu<br />

schreiben und von diesem zu booten.<br />

Solche Abbilddateien heißen<br />

Hybrid-Images.<br />

Tabelle 1<br />

auf diese Weise nach und nach umgestalten, bis<br />

es Ihren Vorstellungen entspricht. Wollen Sie ein<br />

neues Projekt starten, löschen Sie über Clean die<br />

bisherigen Arbeitsdateien.<br />

<strong>Ubuntu</strong> Customization Kit<br />

(UCK)<br />

Das <strong>Ubuntu</strong> Customization Kit (kurz UCK) gilt als<br />

die Standardlösung für das Remastern von Live-<br />

Versionen unter <strong>Ubuntu</strong>. Das merken Sie bereits<br />

daran, dass Sie die Software als einzigen Vetreter<br />

im Testfeld über das Software-Center installieren<br />

dürfen. Mit uck-gui und uck-flow bringt das<br />

<strong>Ubuntu</strong> Customization Kit theoretisch gleich zwei<br />

grafische Schnittstellen <strong>mit</strong>, von denen eine aber<br />

offenbar nicht weiterentwickelt wird. Die letzte<br />

Codebeigabe für uck-flow liegt bereits ein Jahr<br />

zurück. Die Oberfläche sollte sich vor allem an<br />

Experten richten und die Möglichkeit gewähren,<br />

Anpassungen als eine Art Schablone zu speichern<br />

und so mehrfach zu verwenden.<br />

Bei uck-gui handelt es sich hingegen weniger<br />

um ein klassisches GUI als vielmehr um einen<br />

grafischen Assistenten, der Ihnen eine Reihe von<br />

Fragen stellt und basierend auf den Antworten<br />

ein fertiges Image erstellt. Leider spricht dieser<br />

Assistent bislang nur Englisch. Und es gibt ein<br />

weiteres Manko: Verwenden Sie die UCK-Version<br />

aus dem Software-Center, scheitert das Erstellen<br />

der fertigen Images. Schuld ist wohl ein Bug in der<br />

Name UCK Remastersys Customizer Novo Builder Relinux<br />

unterstützte Distributionen<br />

<strong>Ubuntu</strong>-basierte Distributionen,<br />

im Zweifel<br />

ausprobieren<br />

<strong>Ubuntu</strong>/​Debian-basierte<br />

Distributionen, auf denen<br />

Remastersys läuft<br />

<strong>Ubuntu</strong>-basierte Distributionen,<br />

auch Linux<br />

Mint, ausprobieren<br />

<strong>Ubuntu</strong>-basierte Distributionen,<br />

im Zweifel<br />

ausprobieren<br />

GUI ja (uck-gui) ja (remastersys-gui) ja ja nein<br />

aktuelle Version 2.4.6 3.0.3 3.2.3 10.6.9 0.3<br />

wird aktiv entwickelt ja ja ja nein, Entwicklung gestoppt<br />

12/​2011<br />

Software-Center ja nein nein nein nein<br />

Version im Software-Center 2.4.5 - - - -<br />

PPA/​externe Paketquelle ppa:uck-team/​uck-stable deb http://​www.remastersys.com/​ubuntu<br />

precise main<br />

Version im PPA oder in externer<br />

Paketquelle<br />

ppa:customizer-devteam/​stable<br />

deb http://​www.cyvoc.<br />

net/​novo-repo stable<br />

main non-free<br />

2.4.6 3.0.3 3.2.3 10.6.9 0.3<br />

erzeugt Live-CD/​DVD ja ja* ja ja ja*<br />

Live-CD/​DVD <strong>mit</strong> Sprachanpassung<br />

(grafisch)<br />

wählbare Desktops für Live-CD/​<br />

DVD (grafisch)<br />

ja ja* nein nein ja*<br />

ja (KDE, Gnome, Unity,<br />

others)<br />

ja*<br />

ja (Gnome2, Unity, KDE,<br />

Xfce4, LXDE, OpenBox,<br />

Fluxbox, Blackbox,<br />

IceWM)<br />

ja (Gnome, KDE)<br />

Pakete hinzufügen (grafisch) ja (Konsole, Synaptic) ja* ja (Synaptic) ja (Synaptic) ja*<br />

einzelne Pakete (grafisch) nein ja* ja nein ja*<br />

Dateien (Bilder, Texte etc.)<br />

ergänzen (grafisch)<br />

Eingriffe in Skripte notwendig/​<br />

möglich<br />

erzeugt installierbare Live-<br />

Version/​Backup des aktuellen<br />

Systems<br />

ja ja* ja (über „Desktop“) nein ja*<br />

nein/​ja nein/​nein ja/​ja ja/​ja ja/​ja<br />

nein ja nein nein ja<br />

<strong>Ubuntu</strong>-basierte Distributionen,<br />

im Zweifel<br />

ausprobieren<br />

ja<br />

https://​launchpad.net/​<br />

relinux (nur Quellcode)<br />

Backups über mehrere Medien nein Nein (4-GByte-Grenze) nein nein nein (4-GByte-Grenze)<br />

ISO-Image als Vorlage ja nein ja ja nein<br />

Grub 2 konfigurieren (GUI) nein ja ja (braucht Paket „desktop-base“<br />

im Gast)<br />

Splash Image konfigurieren<br />

(GUI)<br />

nein ja nein nein nein<br />

Benutzer ändern (GUI) nein ja (Name in Kleinbuchstaben!)<br />

* abhängig vom Hostsystem<br />

nein<br />

ja*<br />

nein<br />

ja nein nein<br />

70 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Customizing<br />

Software<br />

Software, welche die Fenster für den Assistenten<br />

generiert. Erst die neue Version, die Sie aus einem<br />

PPA installieren, behebt den Fehler:<br />

$ sudo add‐apt‐repository ppa:uck‐team/uckU<br />

‐stable<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get install uck<br />

installieren, es booten<br />

und an Ihre Wünsche<br />

anpassen. Dann installieren<br />

Sie Remastersys<br />

über eine externe<br />

Paketquelle und<br />

verwandeln das System<br />

in ein ISO. Über<br />

Nach dem Start von UCK fragt der Assistent<br />

zunächst Ihre Sprachwünsche ab, was andere<br />

Remaster-Programme gern vergessen. Diese bringt<br />

die Software dann in das fertige Live-Image ein.<br />

Dann schlägt sie vor, einen oder mehrere Desktops<br />

zu installieren – zur Auswahl stehen KDE,<br />

Gnome, Unity sowie others (Abbildung 3) für alle<br />

anderen. Im Test entschieden wir uns für die letzte<br />

Option, da wir ein Lubuntu <strong>mit</strong> LXDE-Desktop<br />

mastern wollten. Der Assistent lässt Sie dann ein<br />

passendes ISO auswählen, wobei UCK die üblichen<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Images akzeptiert. Ob das auch für<br />

Debian und die zahlreichen Derivate gilt, müssen<br />

Sie im Einzelfall testen. Während das Remastern<br />

<strong>mit</strong> Lubuntu 12.04 problemlos klappte, trat beim<br />

Mastern von <strong>Ubuntu</strong> 11.10 ein Fehler auf.<br />

Die Frage Do you want to customize zielt darauf<br />

ab, ob Sie zusätzliche Software installieren wollen,<br />

die dann in der fertigen Version landet. Lehnen Sie<br />

das ab (no), ändert UCK nichts am Original-Image.<br />

Der Assistent löscht dann auf Ihren Wunsch hin<br />

die <strong>mit</strong>gelieferten Windows-Dateien und will zudem<br />

ein Hybrid-Image erzeugen. Das wäre dann<br />

auch schon die letzte Frage. UCK entpackt nun<br />

nach der Eingabe des Benutzerpassworts in die<br />

Konsole das Vorlagen-Image und fragt, ob Sie die<br />

Zusatzpakete über den grafischen Paketmanager<br />

Synaptic oder das Terminal einspielen wollen (Abbildung<br />

4). Sind Sie da<strong>mit</strong> fertig, lassen Sie UCK<br />

den Prozess fortsetzen, und die Software baut nun<br />

das ISO. Dieses finden Sie im Home-Verzeichnis<br />

im Ordner tmp | remaster-new-files.<br />

Das war es allerdings schon <strong>mit</strong> den Anpassungen:<br />

Weder bietet UCK an, den Bootloader Grub 2 zu<br />

konfigurieren, noch den Bootsplash. Auch den<br />

Standardbenutzer dürfen Sie nicht ändern. Genauer<br />

gesagt: Sie dürfen all diese Dinge natürlich<br />

tun, müssen dafür aber ein Terminal benutzen<br />

und in den Konfigurationsdateien herumfuhrwerken<br />

– diese Arbeit nimmt Ihnen UCK nicht ab.<br />

DVD-Versionen lassen sich <strong>mit</strong> der Software nicht<br />

bearbeiten, wollen Sie die Alternate-Version von<br />

<strong>Ubuntu</strong> verändern, müssen Sie <strong>mit</strong> den UCK-Skripten<br />

experimentieren.<br />

Remastersys<br />

Einen anderen Weg als die bisher vorgestellten<br />

Systeme schlägt Remastersys ein: Es verwandelt<br />

das Hostsystem, auf dem Sie gerade arbeiten, in<br />

ein bootbares Image. Wollen Sie also ein <strong>Ubuntu</strong><br />

12.04 erzeugen, müssen Sie zuerst <strong>Ubuntu</strong> 12.04<br />

$ wget ‐O ‐ http:U<br />

//www.remastersysU<br />

.com/ubuntu/remasU<br />

tersys.gpg.key | U<br />

sudo apt‐key add ‐<br />

holen Sie zunächst<br />

den Schlüssel für das 3 Der grafische Installer des <strong>Ubuntu</strong> Customization Kits schlägt<br />

Remastersys-Repository<br />

auf die Festplatte.<br />

unter anderem vor, zusätzliche Desktops zu installieren.<br />

Dann ergänzen Sie <strong>mit</strong> Hilfe der üblichen Befehlskette<br />

die Paketquelle und installieren die Software:<br />

$ sudo add‐apt‐repository 'deb http://www.U<br />

remastersys.com/ubuntu precise main'<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get install remastersys‐gui U<br />

remastersys<br />

Über sudo remastersys‐gui starten Sie die grafische<br />

Oberfläche der Software (Abbildung 5), die über<br />

einen Klick auf Distribution alle wichtigen Systemdateien<br />

in einem ISO verpackt. Verwenden Sie die<br />

Schaltfläche Backup, sichert Remastersys auch die<br />

Dateien in Ihrem Home-Verzeichnis und erstellt so<br />

ein Abbild des kompletten Systems. Als richtiges<br />

5 Remastersys nimmt Ihr lokal installiertes System, bindet ein Schleifchen drum und macht ein<br />

installierbares ISO-Image daraus – wahlweise <strong>mit</strong> oder ohne private Daten.<br />

4 Neue und zusätzliche Pakete<br />

ergänzen Sie in UCK über ein<br />

Terminal oder den Paketmanager<br />

Synaptic.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

71


Software<br />

Customizing<br />

Info<br />

[1] Live-CD/​DVD erstellen:<br />

[https:// help. ubuntu.​<br />

com/ community/​<br />

LiveCDCustomization]<br />

[2] Diskussion zum 4-GByte-<br />

Li<strong>mit</strong>: [http:// bit. ly/ Nd4KMI]<br />

[3] Communtu-Projekt: [http://​<br />

www. communtu. de/]<br />

[4] Reconstructor: [https://​<br />

build. reconstructor. org/]<br />

[5] Novo Builder: [http://www.<br />

cyvoc. net/novoweb/]<br />

[6] Alphaversion von Relinux:<br />

[https:// launchpad. net/​<br />

relinux]<br />

6 So sieht das Bootmenü des fertigen Images aus, wenn Sie die Voreinstellungen<br />

nicht ändern. Das geht sicher besser.<br />

Backup-Tool taugt es dennoch nicht so richtig –<br />

das verhindert die weiter oben beschriebene ISO-<br />

Größenbegrenzung auf 4 GByte. Über den Button<br />

Customize | Configure sollten Sie Remastersys daher<br />

im Vorfeld so einrichten, dass das fertige Abbild<br />

die Grenze nicht überschreitet, indem Sie Ordner<br />

<strong>mit</strong> großen Dateien (RAW-<strong>Foto</strong>s, Filme, ISOs)<br />

vom Backup ausnehmen (in der Zeile EXCLUDES).<br />

Unter Customize treffen Sie noch erfreulich viele<br />

weitere Optionen: So dürfen Sie die Einstellungen<br />

für Grub, den Live-Menü-Hintergrund und Plymouth<br />

verändern und die Konfiguration für den<br />

aktuellen Benutzer des Hostsystems in das Live-<br />

Image übertragen. Einen eigenen Live-CD-Nutzer<br />

müssen Sie in Kleinbuchstaben anlegen!<br />

Da Remastersys standardmäßig<br />

ein ziemlich hässliches Grub-<br />

Hintergrundbild einbaut (Abbildung<br />

6), sollten Sie dieses<br />

definitiv überarbeiten. Denken<br />

Sie stets daran, dass Sie Veränderungen<br />

auf Ihrem Hostsystem<br />

vornehmen müssen, da<strong>mit</strong> diese<br />

in das Live-Image einfließen.<br />

Das fertige Image finden Sie<br />

dann im Verzeichnis /home/​<br />

remastersys/​remastersys.<br />

Novo Builder<br />

Auch Novo Builder [5] war ein<br />

Kandidat für unsere Liste von<br />

Remastertools, entpuppte sich<br />

aber bei genauem Hinsehen als<br />

ungeeignet. Der Grund: Zwar<br />

bringt die Software eine in der<br />

Nischensprache Gambas verfasste<br />

grafische Oberfläche <strong>mit</strong> (Abbildung 7),<br />

doch wird sie spätestens seit Ende 2011 (aber vermutlich<br />

schon deutlich davor) nicht mehr weiterentwickelt.<br />

Wir haben uns die letzte Version 10.6.9<br />

dennoch angeschaut.<br />

Ein PPA gibt es nicht; Sie laden ein TAR.GZ-Archiv<br />

von der Webseite herunter. Das entpacken Sie in<br />

Nautilus und klicken doppelt auf das dabei freigelegte<br />

Skript <strong>mit</strong> der Endung .bash. Ein Fenster<br />

fragt Sie nun, was Sie <strong>mit</strong> der Datei anstellen<br />

möchten. Klicken Sie auf In Terminal ausführen.<br />

Das Skript lädt nun aus dem Internet einen Schlüssel<br />

herunter und ergänzt eine externe Paketquelle,<br />

installiert aber die eigentliche Software nicht. Das<br />

müssen Sie selbst erledigen:<br />

$ sudo apt‐get install novo‐builder U<br />

novo‐preset‐lastos<br />

Sie starten die Software über das Dash und<br />

müssen dazu Ihr Benutzerpasswort angeben. Interessant<br />

an der Software sind die Presets – das<br />

sind Rezepte zum Remastern einer bestimmten<br />

Distribution. Konkret bringt Novo Builder solche<br />

Rezepte für Kubuntu, LastOS, Linux Mint und<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>mit</strong>. Schauen Sie sich das Aufklappmenü<br />

Repository an, stellen Sie schnell fest, dass Novo<br />

Builder lediglich die Lucid-Paketquellen anzapft,<br />

die zu <strong>Ubuntu</strong> 10.04 gehören. Dabei besteht keine<br />

sichtbare Möglichkeit, die Repositories zu aktualisieren;<br />

weitere Presets konnten wir auch nicht finden.<br />

Der Versuch, ein Kubuntu 10.04 zu mastern,<br />

scheiterte, weil die Software an einem bestimmten<br />

Punkt stecken blieb, zuvor aber noch ein 21 GByte<br />

großes Image erzeugte.<br />

7 Am Novo Builder wird inzwischen offenbar nicht mehr gearbeitet. Weder neue noch alte ISOs<br />

lassen sich zur Zeit da<strong>mit</strong> fabrizieren.<br />

Relinux<br />

Bleibt noch Relinux, ein Remasteringtool ohne<br />

grafische Oberfläche (Abbildung 8), das sich an<br />

72 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Customizing<br />

Software<br />

Remastersys orientiert. Aktuell ist die Alphaversion<br />

0.3; erst die 0.4 soll eine grafische Oberfläche<br />

erhalten. Die Software befindet sich also aktuell in<br />

der Entwicklung und steckt weder in einem PPA<br />

noch im Software-Center. Stattdessen laden Sie ein<br />

Quellcodearchiv von der Webseite herunter [6],<br />

entpacken es und kopieren die Dateien, wie es die<br />

<strong>mit</strong>gelieferte INSTALL-Datei erklärt, in bestimmte<br />

Verzeichnisse des Dateisystems. Dann rufen Sie<br />

die Software über /usr/​bin/​relinux auf. Nach dem<br />

automatischen Prüfen und Nachinstallieren einiger<br />

essenzieller Werkzeuge meldet sich Relinux und<br />

zeigt, welche Kommandozeilenwerkzeuge Ihnen<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Abgesehen davon, dass Relinux ohne grafische<br />

Oberfläche daherkommt, laboriert es auch am<br />

4-GByte-Li<strong>mit</strong>. Die Entwickler planen, aus dem<br />

Tool eine Art Profivariante von Remastersys zu<br />

machen, das Features <strong>mit</strong>bringt, die in Remastersys<br />

fehlen. Bis es so weit ist, dürften allerdings<br />

noch ein paar Tage ins Land ziehen.<br />

Fazit<br />

Im Test hat uns das <strong>Ubuntu</strong> Customization Kit am<br />

besten gefallen, auch wenn die Software-Center-<br />

Version nicht läuft. Der schlichte Assistent erlaubte<br />

es, schnell und problemlos lokalisierte Images von<br />

Distributionen <strong>mit</strong>samt Zusatzpaketen zu erstellen.<br />

Über die Kommandozeile binden Sie externe<br />

Paketquellen ein, auch einzelne Pakete installieren<br />

Sie so. Dann ist aber das Ende der Fahnenstange<br />

erreicht.<br />

Wollen Sie Ihr Image individueller gestalten, kommen<br />

Sie an Remastersys nicht vorbei. Das punktet<br />

<strong>mit</strong> großer Konfigurierbarkeit und besticht zudem<br />

durch die Idee, aus einem bereits installierten<br />

System eine Live-CD/​DVD zu machen. Das lässt<br />

Ihnen die Möglichkeit, sehr individuelle vorkonfigurierte<br />

Systeme zu bauen; hier kann UCK nicht<br />

<strong>mit</strong>halten. Der Nachteil: Sie müssen die Distribution<br />

jeweils installieren, um daraus ein Image zu<br />

machen. Zudem wäre es schön, wenn Remastersys<br />

einen Platz im Software-Center hätte.<br />

Customizer folgt auf Platz 3. Es ähnelt UCK, macht<br />

dem Anwender aber dank einiger kleiner Bugs das<br />

Leben unnötig schwer. Da Sie die Abbilddateien<br />

<strong>mit</strong> Customizer auch in gewissen Grenzen anpassen<br />

dürfen, rangiert das Tool irgendwo in der Mitte<br />

zwischen Remastersys und UCK.<br />

Bleiben noch Novo Builder und Relinux: Während<br />

Ersteres nicht mehr richtig funktioniert, befindet<br />

sich Letzteres noch im Frühstadium seiner Entwicklung.<br />

Wird die geplante GUI geschickt umgesetzt,<br />

dürfte hier durchaus ein weiterer interessanter<br />

Customizing-Kandidat heranwachsen – bis<br />

dahin ist allerdings noch einiges zu tun. ●●●<br />

8 Ein Newcomer im Alphastadium:<br />

In der nächsten Version soll Relinux<br />

auch eine grafische Oberfläche<br />

<strong>mit</strong>bringen.<br />

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73


Software<br />

Internetradio betreiben<br />

Carloscastilla, 123RF.com<br />

Radio machen <strong>mit</strong> Airtime<br />

On Air <strong>mit</strong> <strong>Ubuntu</strong><br />

Einen eigenen Radiosender<br />

zu betreiben,<br />

erscheint vielen Anwendern<br />

auch in Zeiten von<br />

Podcasts, Shoutcast<br />

& Co. utopisch. Doch<br />

<strong>mit</strong> Airtime bekommen<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Nutzer die<br />

passende Grundausrüstung,<br />

um das Internet 24<br />

Stunden am Tag zu beschallen.<br />

Thomas Raukamp<br />

Wie kaum ein anderes Medium wurde das<br />

Radio durch das Internet revolutioniert. Lag es<br />

vor knapp einem Jahrzehnt noch in den Händen<br />

großer staatlicher und privater Sendeanstalten,<br />

versorgen heute Programmgestalter aus aller Welt<br />

ihre Hörer <strong>mit</strong> Musik- und Wortbeiträgen – direkt<br />

vom heimischen Rechner aus. Das Angebot steigt<br />

rapide: Audioplayer wie Rhythmbox und Banshee<br />

bieten Dutzende vorinstallierter Streams an, im<br />

Internet warten Tausende zusätzlicher Stationen.<br />

Allein die Shoutcast-Webseite [1] verzeichnet derzeit<br />

über 50 000 Internetradiosender.<br />

Die GEMA und ihr Schema<br />

Auch die GEMA (Gesellschaft für musikalische Aufführungs-<br />

und mechanische Vervielfältigungsrechte) hat die<br />

zunehmende Verbreitung von Internetradios bemerkt und<br />

kassiert bei den Anbietern ab. Sie unterscheidet dabei nicht<br />

zwischen kommerziellen oder privaten Betreibern. Daher<br />

müssen Sie im Vorfeld die nötigen Urheberrechte für die<br />

Titel erwerben. Die GEMA hat einen relativ unkomplizierten<br />

Onlineservice zur Anmeldung von Internetradios entwickelt<br />

[5], der allen Anbietern zur Verfügung steht, die<br />

● nicht mehr als drei URLs betreiben,<br />

● auf nicht mehr als neun Kanälen senden,<br />

● keine Einnahmen oder nicht mehr als 430 Euro Nettoeinnahmen<br />

pro Monat erzielen,<br />

● nicht mehr als 2 700 unterschiedliche Hörer pro Monat<br />

erreichen und<br />

● kein interaktives und personalisiertes Angebot senden<br />

und den Zuhörern keinen gezielten Zugriff auf einen<br />

Song gewähren.<br />

Die Mindestvergütung liegt bei 30 Euro im Monat.<br />

Mit Airtime zum eigenen<br />

Radiosender<br />

Der Aufbau eines eigenen Internetradiosenders<br />

wirft dennoch Fragen auf. Soll das Angebot 24<br />

Stunden am Tag on air sein? Soll es eine hohe<br />

Vielfalt aufweisen, möglichst moderiert von mehreren<br />

DJs? Nicht nur übersteigt die Miete für den<br />

Speicherplatz bei bekannten Streaming-Anbietern<br />

schnell das eigene Budget. GEMA und GVL halten<br />

selbst dann die Hand auf, wenn nur Freunde<br />

Ihrem Musikangebot lauschen (siehe Kasten Die<br />

GEMA und ihr Schema). Zudem erfordert das<br />

Auch die GVL (Gesellschaft zur Verwertung von Leistungsschutzrechten)<br />

hält ihre Hand auf: Die jährliche Mindestvergütung<br />

für nichtkommerzielle Betreiber beträgt<br />

hier muntere 500 Euro im Jahr. Eine Neuanmeldung des<br />

Senders ist direkt bei der GVL möglich [6].<br />

Ein Ausweg besteht darin, ausschließlich urheberrechtlich<br />

nicht geschützte Musik zu spielen, die etwa unter Creative-<br />

Commons-Lizenzen steht. Groteskerweise müssen Sie<br />

nachweisen, dass diese Künstler keine GEMA-Abgaben<br />

zahlen müssen, indem Sie im Zweifel Komponist, Texter,<br />

Bearbeiter und den Verlag nennen, die am Werk beteiligt<br />

waren. Hier hilft Airtime, indem es die gespielten Titel –<br />

wenn möglich – <strong>mit</strong>samt ihren Metadaten auflistet.<br />

Eine Zulassung der Landesmedienanstalt muss ein Anbieter<br />

eines Webradios seit 2009 nicht mehr einholen,<br />

aber das Radio anmelden, sobald 500 oder mehr Hörer<br />

lauschen – ansonsten drohen Strafzahlungen bis zu<br />

500 000 Euro. Das passende Formular bietet die Landesmedienanstalt<br />

an.<br />

74 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Internetradio betreiben<br />

Software<br />

Verwalten der Beiträge einen<br />

hohen zeitlichen Aufwand, der<br />

Posten als Sendeleiter verlangt<br />

also etwas mehr als puren Enthusiasmus.<br />

Genau hier setzt Airtime an,<br />

ein Softwarekomplettpaket, das<br />

eine Internetradiostation auf<br />

den heimischen Rechner bringt<br />

(Abbildung 1). Im Herzen der<br />

Open-Source-Lösung pocht <strong>mit</strong><br />

der quelloffenen Streaming-<br />

Technologie Liquidsoap eine<br />

Art Schweizer Taschenmesser<br />

für Multimedia-Anwendungen.<br />

Mit Hilfe einer Skriptsprache<br />

verwandelt Liquidsoap das<br />

vorhandene Musikarchiv in<br />

Stream-fähige Daten, die es<br />

dann an einen Icecast- oder<br />

Shoutcast-Server verschickt. Dieser bietet den<br />

Stream dann lokalen Nutzern sowie beliebig vielen<br />

Internetnutzern in der ganzen Welt an.<br />

Die technische Komplexität muss indes nicht<br />

Ihre Sorge sein: Sie verwalten Airtime über eine<br />

elegante Benutzeroberfläche, die sich in jedem beliebigen<br />

Webbrowser wohlfühlt. Da<strong>mit</strong> ist sie plattformunabhängig<br />

und lässt sich bequem von jedem<br />

Ort der Welt aus nutzen. Möchten Sie Airtime einmal<br />

in Aktion erleben, können Sie dies sofort tun:<br />

Airtime-Entwickler Sourcefabric stellt auf seinen<br />

Produktseiten eine Demoinstallation bereit, <strong>mit</strong> deren<br />

Hilfe Sie sich die Software ansehen [2].<br />

Wohlfühlinstallation<br />

Vor der Installation eines eigenen Streaming-<br />

Servers schrecken Normalanwender in der Regel<br />

zurück, zu aufwändig erscheint der Schritt. Das<br />

wollen die Airtime-Macher ändern und gönnen<br />

ihrem Komplettpaket einen komfortablen Installer.<br />

Zusätzlich erklärt Sourcefabric den Prozess auf<br />

einer Easy-Setup-Seite [3] sehr detailliert. Ebenso<br />

wie die umfangreiche Handbuchdatei im PDF- und<br />

EPUB-Format liegt auch diese Hilfe bislang nicht<br />

in deutscher Sprache vor. Auch die Benutzeroberfläche<br />

von Airtime wartet noch auf ihre Lokalisierung,<br />

Sie sollten also rudimentäre Englischkenntnisse<br />

<strong>mit</strong>bringen, um die Software zu bedienen.<br />

Über den Autor<br />

Thomas Raukamp hat einen Großteil seiner Jugend<br />

vor den im Dunkeln leuchtenden Anzeigen von Mittel-<br />

und Kurzwellenempfängern verbracht, um britische<br />

und amerikanische Radiostationen zu hören. Da er die<br />

Programmgestaltung der großen Anbieter oft für unerträglich<br />

hält, dominiert eine Mischung aus Streaming-<br />

Diensten und Webradios seinen musikalischen Alltag.<br />

Musikalische Fundstücke hält er auf seinem Tumblelog<br />

fest: [http:// thomasraukamp. tumblr. com/]<br />

1 Die Komplettlösung für <strong>Ubuntu</strong>-Plattformen: Airtime verwandelt Ihren Rechner in einen Internetradiosender.<br />

Glossar<br />

Zunächst laden Sie den Installer von der Produktwebseite<br />

[4] herunter (es ist ein Debian-Paket). Ein<br />

Doppelklick im Dateimanager genügt, um Airtime Shoutcast: Ein Freeware-Streaming-Server<br />

der Firma Nullsoft für<br />

und seine Komponenten zu installieren (Abbildung<br />

2). Der Installer bittet Sie unter der Option Audio- und TV-Streams, der HTTP<br />

Configure Icecast lediglich, den Namen des genutzten<br />

lokalen Servers anzugeben (lassen Sie hier<br />

bei zahlreichen Internetradiosen-<br />

als Transportprotokoll nutzt und<br />

zunächst die Voreinstellung localhost stehen) und dern zum Einsatz kommt.<br />

verlangt dann gleich drei Passwörter von Ihnen,<br />

Liquidsoap: die freie Skriptsprache<br />

erzeugt aus gewöhnlichen<br />

die Sie sich notieren sollten: Zuerst das Icecast2-<br />

Quellenpasswort für den Benutzer source, über<br />

Musikdateien Audio-Streams.<br />

den externe DJs und Moderatoren Streams an den Icecast: Der freie Streaming-<br />

Server senden. Auch Airtime verwendet diesen<br />

Server bietet allen dazu fähigen<br />

Benutzer: Ändern Sie die Logindaten, müssen Sie Audioplayern im lokalen Netzwerk<br />

das auch in der Airtime-Konfiguration tun! Es folgt oder im Internet Multimediadaten<br />

das Relay-Passwort für den Benutzer relay. Das<br />

in Form von Streams an. Diese liegen<br />

wahlweise in den Formaten<br />

benötigen Sie nur, wenn der Icecast2-Server als<br />

Zwischenstation für andere Icecast-Server dient. Ogg Vorbis, AAC, AAC+ v2 und<br />

Das letzte Administrations-Passwort dient Ihnen<br />

MP3 vor.<br />

zum Verwalten des Servers – das sollten Sie auf<br />

jeden Fall setzen. Alle<br />

Passwörter ändern<br />

Sie auch später <strong>mit</strong><br />

administrativen Rechten<br />

in der Datei /etc/​<br />

icecast2/​icecast.xml.<br />

Der Installer lädt<br />

dann die erforderlichen<br />

Softwarepakete<br />

herunter und richtet<br />

die Icecast-Komponenten,<br />

dessen Datenbank<br />

sowie die Streaming-Protokolle<br />

ein.<br />

Dann rufen Sie über<br />

[Strg]+[Alt]+[T]<br />

ein Terminal auf<br />

und geben sudo airtime‐easy‐setup<br />

ein, Webseite übernimmt das <strong>Ubuntu</strong>-Software-Center die Installation<br />

2 Nach einem Doppelklick auf das Debian-Paket von der Airtimeum<br />

die neueste Ver- des lokalen Icecast-Servers.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

75


Software<br />

Internetradio betreiben<br />

3 Zur Erleichterung von Support-Anfragen „funkt“<br />

Airtime technische Konfigurationsdaten „nach<br />

Hause“ – auf Wunsch verzichten Sie darauf.<br />

5 Im Menü „Streams“ verwalten Sie bis zu drei voneinander unabhängige Datenströme. Auch die<br />

Einstellungen für die Ausgangshardware nehmen Sie hier vor.<br />

Referenz<br />

DynDNS: Einen ausführlichen<br />

Artikel zum Thema „Internetserver“<br />

und „DynDNS“ finden Sie auf<br />

der Webseite des <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong>:<br />

[http://​ubuntu-user.de/​23031]<br />

sion von Airtime zu installieren. Es folgt eine weitere<br />

Passwortabfrage, die nun das Admin-Passwort<br />

für den Airtime-Zugang festlegt. Die Perfektion<br />

wäre erreicht, wenn die Entwickler die beiden<br />

Schritte verschmelzen würden und die Software<br />

sich ganz ohne Umweg über die Herstellerseite<br />

installieren ließe.<br />

Türöffner<br />

Airtime steht nun zu Testzwecken und zum Auffüllen<br />

der Programmdatenbank bereit. Um zur grafischen<br />

Oberfläche zu gelangen, starten Sie einen<br />

Webbrowser, egal, ob Firefox, Google Chrome oder<br />

Opera. Geben Sie den Namen des lokalen Servers<br />

in die URL-Leiste ein (meist localhost), empfängt<br />

Sie Airtime <strong>mit</strong> einem Loginbildschirm.<br />

Beim Erstzugang wählen Sie als Benutzernamen<br />

einfach admin und das bei der Installation festgelegte<br />

Passwort. Nun offeriert Airtime Ihnen eine<br />

Support-Anfrage (Abbildung 3): Ist der Haken gesetzt,<br />

erlauben Sie der Software, regelmäßig einige<br />

Daten zur technischen Konfiguration des Servers<br />

„nach Hause“ zu senden. Wünschen Sie das nicht,<br />

wählen Sie die Option ab. Da<strong>mit</strong> verzichten Sie<br />

darauf, dass Sourcefabric Ihre Station zu Werbezwecken<br />

auflistet – Strafe muss sein!<br />

Wichtige Voreinstellungen<br />

Die Voreinstellungen von Airtime stecken im<br />

Aufklappmenü System hinter dem Punkt Preferences.<br />

Hier wählen Sie zunächst einen prägnanten<br />

Namen für die Radiostation und tragen ihn ein;<br />

das lässt sich später ändern. Ein erstes wahres<br />

Highlight verbirgt sich hinter den Cloud-Computing-Einstellungen<br />

im selben Fenster: Airtime lädt<br />

Radioshows auf Wunsch direkt in Ihr SoundCloud-<br />

Profil (wenn vorhanden). Dadurch hören die<br />

Nutzer Ihre Liveshows und Sondersendungen<br />

zeitversetzt oder binden die Show per Widget auf<br />

ihren Webseiten ein. Das erhöht die Reichweite<br />

nochmals deutlich. Um diese Funktion zu nutzen,<br />

müssen Sie nur die Anmeldedaten für SoundCloud<br />

eingeben und die Uploadeinstellungen einrichten.<br />

Airtime Pro<br />

Scheuen Sie den Aufbau eines eigenen Webservers,<br />

oder wollen Sie den Radiosender nicht auf der eigenen<br />

Hardware installieren, ermöglicht das Cloud-Angebot<br />

des Airtime-Entwicklers Sourcefabric den Einstieg in die<br />

professionelle Welt des Broadcastings ab einer monatlichen<br />

Hostinggebühr von rund 25 US-Dollar. Weitere Informationen<br />

bietet die entsprechende Produktwebseite:<br />

[http:// www. sourcefabric. com/ en/ airtimepro/]<br />

ALSA statt PulseAudio<br />

4 Mehrere Anwender dürfen einen Radiosender betreiben, weil Airtime es erlaubt, verschiedene<br />

Rechte zuzuweisen. So kann jeder Internetgast auch als DJ eigene Sendungen erstellen.<br />

Wollen Sie spezielle Features von Airtime nutzen (Liveshows)<br />

oder Airtime als Server betreiben, sollten Sie<br />

PulseAudio deinstallieren und ALSA verwenden [7]. Zur<br />

Kontrolle der Lautstärke installieren Sie das Kommandozeilentool<br />

Alsamixergui:<br />

$ sudo apt‐get remove pulseaudio<br />

$ sudo apt‐get install alsamixergui<br />

Hintergrund: PulseAudio läuft nur, während Sie auf dem<br />

Desktop angemeldet sind. Melden Sie sich ab, bricht die<br />

Soundausgabe ab.<br />

76 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Internetradio betreiben<br />

Software<br />

6 Auch die Playlisten, <strong>mit</strong> denen Sie in Airtime später die Sendungen bestücken, stellen Sie komfortabel per Drag & Drop zusammen.<br />

Auch die Benutzereinstellungen (<strong>User</strong>s) erreichen<br />

Sie im Systemmenü (Abbildung 4). Airtime<br />

kommt <strong>mit</strong> beliebig vielen Anwendern zurecht,<br />

denen Sie unterschiedliche Rechte einräumen: Ein<br />

Guest hat Einblick in die Programmgestaltung,<br />

kann aber keinen Einfluss darauf nehmen. Ein DJ<br />

darf eine eigene Show erstellen und sich wegen<br />

Doubletten-Gefahr die Pläne anderer Programmgestalter<br />

anschauen. Recht umfangreich fallen<br />

die Rechte des Program Managers aus, der alle<br />

Programmplanungen bearbeiten kann. Allein die<br />

Systemeinstellungen sind ihm nicht zugänglich –<br />

diese darf nur der Admin verändern, der alle verfügbaren<br />

Rechte auf sich vereinigt.<br />

Wo spielt die Musik?<br />

So langsam nähern Sie sich der ersten Radiosendung:<br />

Der Dateipfad für den Importordner im<br />

Menüpunkt Media Folders legt fest, wo Airtime<br />

seine interne Audiobibliothek platziert – diesen<br />

Pfad müssen Sie nicht ändern. Interessanter sind<br />

die Watched Folder, die dem System anzeigen,<br />

welche Ordner es ständig beobachten soll: Ändern<br />

Sie den Inhalt eines dieser Verzeichnisse,<br />

merkt die Musikbibliothek das automatisch. Die<br />

in einem Watched Folder gelagerten Audiodateien<br />

übernimmt Airtime automatisch und rekursiv in<br />

die Datenbank (unter Playlist Builder). Achten Sie<br />

deshalb darauf, die dort angegebenen Quellordner<br />

stets <strong>mit</strong> dem System zu verbinden; das wird sonst<br />

insbesondere bei USB-Sticks zum Problem.<br />

Weitere wichtige Einstellungen finden Sie unter<br />

System | Streams (Abbildung 5). Hier richten Sie<br />

nicht nur die Audiohardware ein und wählen den<br />

ALSA-Treiber oder den PulseAudio-Treiber (siehe<br />

Kasten ALSA statt PulseAudio), sondern definieren<br />

auch den Datenstrom genauer. Da einige Audioplayer<br />

keine Ogg-Vorbis-Streams mögen, sollten<br />

Sie unter Stream Type als Format MP3<br />

einstellen. Die voreingestellte Bitrate von<br />

128 kbps stellt einen guten Kompromiss<br />

zwischen einer akzeptablen Übertragungsqualität<br />

und einer ökonomischen<br />

Nutzung der Uploadbandbreite dar. Airtime<br />

unterstützt bis zu drei voneinander<br />

unabhängige Radiostreams.<br />

Klicken Sie rechts auf Additional Options,<br />

können Sie unter <strong>User</strong>name den Benutzer<br />

source eintragen sowie dessen Passwort.<br />

Das müssen Sie jedoch nur tun, wenn<br />

Sie, wie oben beschrieben, das Icecast2-<br />

Quellenpasswort geändert haben. Andernfalls<br />

verbindet sich Airtime nicht <strong>mit</strong><br />

dem Streaming-Server.<br />

Die erste Radiosendung<br />

Nach so viel Theorie dürfen Sie nun<br />

endlich die Datenleitungen zum Glühen<br />

bringen. „Brot und Butter“ jeder<br />

On Air!<br />

Mit einigen Handgriffen verwandeln Sie Airtime<br />

in einen Streaming-Server, der Musik für Hörer<br />

im Internet bereitstellt. Geben Sie den folgenden<br />

Befehl in ein Terminalfenster ein, um den<br />

lokalen Testserver in einen Internetserver zu<br />

verwandeln:<br />

$ sudo dpkg‐reconfigure airtime<br />

Geben Sie auf Aufforderung einen DNS-Namen<br />

für den Host ein und vergeben Sie neue Passwörter<br />

(Abbildung 9). Hängt der Rechner an<br />

einem DSL-Router, müssen Sie nicht nur die<br />

passenden Ports weiterleiten, sondern auch dafür<br />

sorgen, dass der Server trotz dynamischer<br />

IP-Adressen über eine feste DNS-Adresse erreichbar<br />

ist (Referenz: DynDNS).<br />

7 Die vorbereiteten Playlisten platzieren Sie im<br />

Sendeplan und versehen sie <strong>mit</strong> Informationen.<br />

Vorher sollten Sie überlegen, ob der Server wirklich<br />

auf dem Hauptrechner laufen soll. Da im<br />

Minimalfall ein 1 GHz schneller <strong>Ubuntu</strong>-Rechner<br />

<strong>mit</strong> 1 GByte RAM genügt, können Sie auch einen<br />

ausgedienten Zweitrechner einsetzen. Für einen<br />

24-Stunden-Betrieb muss das Gerät zudem<br />

ständig im Internet sein; ein Laptop eignet sich<br />

daher weniger. Ihr DSL-Anschluss sollte zudem<br />

die nötige Uploadbandbreite <strong>mit</strong>bringen, um die<br />

Hörerschaft <strong>mit</strong> qualitativen Radiostreams zu<br />

versorgen: Drei parallele Streams <strong>mit</strong> 128 kBit/​s<br />

belegen z. B. eine Bandbreite von ca. 384 kBit/​s.<br />

Nicht zuletzt sollten Sie die Festplattenkapazität<br />

so berechnen, dass sie <strong>mit</strong> einer stetig wachsenden<br />

Musikbibliothek zurechtkommt.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

77


Software<br />

Internetradio betreiben<br />

8 Die Oberfläche von Airtime zeigt die Hauptinformationen zur aktuell laufenden Sendung an.<br />

Referenz<br />

Mixxx: Einen Test der DJ-Software<br />

Mixxx lesen Sie im <strong>Ubuntu</strong><br />

<strong>User</strong> 04/​2011: [http://​ubuntuuser.de/​23289]<br />

Info<br />

[1] Shoutcast-Webseite:<br />

[http:// www. shoutcast.​<br />

com/]<br />

[2] Airtime-Demo:<br />

[http:// airtime‐demo.​<br />

sourcefabric. org/ login]<br />

[3] Easy-Setup-Seite für<br />

Airtime:<br />

[http:// bit. ly/ Airtime‐Install]<br />

[4] Debian-Paket von Airtime:<br />

[http:// www. sourcefabric.​<br />

org/ en/ airtime/ download/]<br />

[5] GEMA-Anmeldung: [http://​<br />

bit. ly/ GEMA‐Webradio]<br />

[6] GVL-Antrag:<br />

[http:// bit. ly/ GVL‐Antrag]<br />

[7] Airtime als Server:<br />

[http:// en. flossmanuals.​<br />

net/ airtime‐en‐2‐0/​<br />

preparing‐the‐server/]<br />

[8] Airtime-Liveshow: [http://​<br />

en. flossmanuals. net/​<br />

airtime‐en‐2‐0/ recording/]<br />

[9] Stream-Wechsel: [http:// en.​<br />

flossmanuals. net/ airtime/​<br />

preparing‐the‐server/]<br />

[10] Blogeintrag zum Stream-<br />

Wechsel: [http:// blog.​<br />

tausys. de/ 2012/ 03/ 26/ eige<br />

ne‐radiostation‐<strong>mit</strong>‐airtime<br />

‐mixxx‐und‐icecast/]<br />

Radiosendung sind Musik- und Wortbeiträge:<br />

Beobachtet Airtime Ihren Musikordner, findet es<br />

dort vermutlich reichlich Material für eine Ausstrahlung.<br />

Wollen Sie die Bibliothek von Hand<br />

erweitern, schaufeln Sie über den Menüpunkt Add<br />

Media zusätzliche Audiodaten ins Archiv. Airtime<br />

unterstützt die Formate MP3 und Ogg Vorbis, das<br />

verlustfreie FLAC-Format steht auf der To-do-Liste<br />

für eine der nächsten Versionen. Über Add Files<br />

und dann Start Upload laden Sie neue Titel hoch,<br />

alternativ ziehen Sie diese einfach in das Dateifeld,<br />

da<strong>mit</strong> sie in der Musikdatenbank landen. Abhängig<br />

vom verwendeten Webbrowser darf jeder Ihrer<br />

Uploads bis zu 2 GByte groß sein.<br />

Über den Playlist Builder (Abbildung 6) stellen<br />

Sie nun die Abspiellisten für eine Sendung zusammen.<br />

Die linke Seite führt alle verwendbaren<br />

Audiodateien auf, wobei eine Suchfunktion das<br />

schnelle Auffinden von Titeln auch in großen<br />

Musikbibliotheken erleichtert. Im rechten Fenster<br />

geben Sie der neuen Playlist zunächst einen<br />

wiedererkennbaren Namen, bevor Sie diese per<br />

Drag & Drop füllen. Für jeden Übergang zwischen<br />

den einzelnen Audiodateien legen Sie eine separate<br />

Überblendzeit fest. Auf diese Weise blenden<br />

Sie zum Beispiel einen Wortbeitrag früher ein als<br />

das musikalische Folgestück.<br />

Ist die erste Playlist erstellt, bringen Sie diese im<br />

Programmplan unter (Abbildung 7). Ohne Programmpläne<br />

läuft gar nichts. Sie müssen daher unbedingt<br />

im Reiter Calendar, der einem einfachen<br />

Terminplaner gleicht, eine Sendezeit definieren.<br />

Erst dann geht Airtime tatsächlich auf Sendung.<br />

Steht eine Sendung im Programmplan, startet Airtime<br />

sie automatisch zum festgelegten Zeitpunkt<br />

(Abbildung 8) – Stück für Stück wächst so das<br />

24-Stunden-Programm.<br />

Einen Programmplan erstellen Sie über den Button<br />

+Show. Klicken Sie doppelt<br />

auf den gewünschten Sendetag,<br />

öffnet sich ein Eingabefenster,<br />

in das Sie alle für die<br />

Radioshow wichtigen Daten<br />

eingeben. Die Ausstrahlungszeit<br />

planen Sie bis auf die<br />

Minute genau; auf Wunsch<br />

wiederholen Sie eine Show<br />

wöchentlich, vierzehntäglich<br />

oder monatlich.<br />

Live drauf!<br />

Liveshows erweitern die Aktualität<br />

und Vielfalt eines Radiosenders.<br />

Airtime ist in der<br />

Lage, Sound direkt über die<br />

in <strong>Ubuntu</strong> definierten Audioeingänge aufzunehmen,<br />

um diese Daten in Echtzeit zu streamen und<br />

zugleich in die eigene Musikbibliothek zu speisen<br />

[8]. Die erforderliche Hardware sucht Airtime in<br />

den Voreinstellungen; allerdings wirken die hier<br />

anzugebenden Werte noch recht kryptisch. Schön<br />

wäre ein einfaches Aufklappmenü, das die verfügbaren<br />

Ports anzeigt. Um zwischen vorbereiteter<br />

Musik und einem Live-Stream zu wechseln, müssen<br />

Sie ein paar Änderungen am Server vornehmen.<br />

Wie das geht, erklären [9] und [10].<br />

Mindestens ebenso viele kreative Möglichkeiten<br />

bergen die Live-Streams, die Airtime seit Version<br />

2.1 <strong>mit</strong>bringt. Mit ihrer Hilfe schickt Airtime Programme<br />

auf Sendung, die ein externer Moderator<br />

an einem beliebigen Ort vorbereitet und per URL<br />

teilt. Ein Anwendungsbeispiel wäre ein <strong>mit</strong> der DJ-<br />

Software Mixxx (Referenz: Mixxx) erzeugter und<br />

per Airtime vervielfältigter Shoutcast-Stream, der<br />

den Sound eines DJs live „einschleift“. Alternativ<br />

übernehmen Sie in Sekundenschnelle die Programme<br />

fremder Radiostationen durch eine einfache<br />

Eingabe der entsprechenden Stream-URL.<br />

Die aktuell laufende Show spielen Sie nicht nur in<br />

einem eigenen Player ab, auch andere Rechner im<br />

lokalen Netzwerk dürfen sich jetzt live „einschalten“:<br />

Die Adressen der drei möglichen Streams<br />

stehen in den Einstellungen. Verwandeln Sie die<br />

Airtime-Installation in einen kompletten Webserver<br />

(siehe Kasten On Air!), erreichen andere den<br />

Stream auch über das Internet.<br />

Fazit<br />

Airtime ist ein mächtiges Zeugnis für die Leistungsfähigkeit<br />

heutiger Open-Source-Lösungen.<br />

Das Projekt kombiniert aktuelle Technologien zu<br />

einem beeindruckenden Gesamtkonzept, das dank<br />

der fast narrensicheren Installation und einer intuitiven<br />

Oberfläche sowohl Einsteigern als auch Profis<br />

den täglichen Broadcasting-Alltag erleichtert.<br />

Ob Landfunk oder Radiostation <strong>mit</strong> globaler Hörerschaft:<br />

Airtime lässt schon jetzt kaum Wünsche<br />

offen. (kki) ●●●<br />

9 Airtime hilft auch beim Einrichten eines Apache Webservers, der das eigene<br />

Webradio für Empfänger im Internet bereitstellt.<br />

78 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Shortcuts<br />

Admin<br />

123RF<br />

Shred & Wipe<br />

Löschantrag<br />

Die beiden Tools „shred“ und „wipe“ löschen Dateien sicher von Ihrer Festplatte. Ihre wichtigsten<br />

Parameter stellen wir in den aktuellen Shortcuts vor. Kristian Kißling<br />

Der PhotoRec-Artikel ab Seite 80 zeigt es: Das einfache<br />

Löschen von Dateien genügt nicht, wenn es um<br />

sensible Daten geht. Hier springen Tools wie shred<br />

und wipe in die Bresche. Allerdings müssen Sie speziell<br />

bei wipe beim Löschen etwas Zeit <strong>mit</strong>bringen.<br />

Normalerweise genügt es, eine Datei einmal <strong>mit</strong> Daten<br />

zu überschreiben – das spart Zeit und macht sie<br />

für gewöhnliche Forensiktools unlesbar. Bleiben noch<br />

die potenziellen Kopien in temporären Speichern und<br />

Journalen der Dateisysteme. Komplette Festplatten löschen<br />

Sie sicher und unwiederbringlich <strong>mit</strong> Hilfe von<br />

Zufallszahlen: sudo dd if=/dev/urandom of=/dev/sda.<br />

Tool<br />

shred<br />

Shortcuts & Schalter<br />

shred {DATEI}<br />

shred ‐u {DATEI}<br />

shred --randomsource={QUELLE}<br />

{DATEI}<br />

shred ‐f {DATEI}<br />

shred ‐n 5 {DATEI}<br />

shred ‐v {DATEI}<br />

shred ‐z {DATEI}<br />

shred ‐u *<br />

wipe (im Paket „wipe“)<br />

wipe {DATEI}<br />

wipe ‐fi {DATEI}<br />

wipe ‐c {DATEI}<br />

wipe ‐q {DATEI}<br />

wipe ‐Q 2 {DATEI}<br />

wipe ‐r {ORDNER}<br />

wipe ‐k /dev/​sda{X}<br />

wipe ‐R /dev/​null {DATEI}<br />

einsetzbare Optionen<br />

Parameter<br />

Ohne Parameter überschreibt shred eine Datei recht zügig <strong>mit</strong> Zufallsdaten, zeigt sie aber weiterhin an.<br />

Entfernt die überschriebene Datei.<br />

Überschreibt {DATEI} <strong>mit</strong> Zufallsdaten aus {QUELLE}, wobei {QUELLE} auch zufällige Daten erzeugen sollte.<br />

Ändert die Zugriffsrechte für schreibgeschützte Dateien.<br />

Überschreibt die {DATEI} fünf Mal, was vor allem für sehr alte Festplatten relevant ist.<br />

Bei längeren Löschaktionen zeigt -v den Fortschritt an.<br />

Um das Schreddern einer Datei zu vertuschen, dürfen Sie diese anschließend <strong>mit</strong> Nullen überschreiben.<br />

Überschreibt und löscht mehrere Dateien in einem Verzeichnis.<br />

Parameter<br />

Fragt, ob es eine Datei löschen soll und überschreibt sie dann <strong>mit</strong> 34 Mustern, 8 davon Zufallsmuster.<br />

Löscht eine Datei ohne Nachfrage (-f) und zeigt den Fortschritt an (-i).<br />

Ändert wenn nötig die Zugriffsrechte bei schreibgeschützten Dateien.<br />

Löscht „schnell“ in nur vier Durchgängen.<br />

Setzt die Anzahl der Durchgänge beim „schnellen Löschen“ selbst.<br />

Löscht rekursiv den angegebenen Ordner, die darin enthaltenen Dateien und Unterverzeichnisse, folgt symbolischen Links aber nicht.<br />

Löscht und überschreibt den Inhalt der Partition /dev/​sda{X}.<br />

Überschreibt eine Datei <strong>mit</strong> Nullen.<br />

#<br />

Chode,<br />

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UBUNTU<br />

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79


Admin<br />

Daten retten<br />

Chris Harvey, 123RF.com<br />

Datenrettung <strong>mit</strong> PhotoRec<br />

Zurück<br />

von den Toten<br />

Gelöschte Daten sind meist nicht<br />

wirklich weg, vielmehr gibt das<br />

Dateisystem sie frei, um sie später<br />

<strong>mit</strong> anderen Daten zu überschreiben.<br />

Ein Tool namens PhotoRec<br />

holt Dateien aus dem Totenreich<br />

zurück.<br />

Kristian Kißling<br />

Referenz<br />

Shortcuts: Die Shortcuts auf Seite<br />

79 erklären diesmal, <strong>mit</strong> welchen<br />

Werkzeugen Sie Dateien sicher<br />

löschen und stellen Schalter für<br />

diese Kommandozeilentools vor.<br />

Tabelle 1<br />

Kategorie<br />

Dokumente<br />

Musik<br />

Videos<br />

Archive<br />

Grafiken<br />

Datenbanken<br />

Dateiformate<br />

TXT, DOC, PDF<br />

MP3, OGG, FLAC<br />

MPG, MKV, MOV, FLV<br />

7z, ZIP, TAR, BZ2, RAR<br />

JPG, PNG, GIF, RAW, TIF<br />

MDB, SQLITE<br />

Dumm gelaufen, wenn Sie <strong>mit</strong> rm * aus Versehen<br />

die Dateien im falschen Verzeichnis löschen. Noch<br />

ungemütlicher wird es oft, wenn sich gleich die<br />

ganze Festplatte verabschiedet, weil das Dateisystem<br />

den Geist aufgibt.<br />

Zum Glück gibt es PhotoRec: Das clevere Tool holt<br />

gelöschte Dateien aus der Unterwelt zurück und<br />

beweist nebenbei, dass rm und der Papierkorb Daten<br />

nicht wirklich löschen, sondern lediglich „unsichtbar“<br />

machen. Das versetzt beliebige Benutzer<br />

in die Lage, Ihre ausgemusterten Festplatten nach<br />

Datenresten zu durchforsten, wenn Sie diese nicht<br />

nachhaltig löschen (Referenz: Shortcuts).<br />

Bei seinen Rettungsversuchen umgeht PhotoRec<br />

das möglicherweise beschädigte Dateisystem und<br />

durchforstet direkt die Daten nach bestimmten<br />

Headern und Schemata, die auf ein spezielles<br />

Dateiformat hinweisen. Erkennt es einen Header,<br />

sucht es nach zusammengehörigen Teilen der<br />

Datei und rekonstruiert diese schlussendlich [1].<br />

Doch PhotoRec hat Grenzen: Das<br />

System überschreibt gewöhnlich<br />

die entkoppelten Daten <strong>mit</strong> neuen<br />

Informationen. Setzen Sie Photo-<br />

Rec sofort nach dem Löschen der<br />

Dateien ein, stehen Ihre Chancen<br />

gut, dass diese noch existieren.<br />

Je länger Sie warten und je mehr<br />

neue Daten auf der Festplatte landen,<br />

desto schneller steigt auch<br />

die Wahrscheinlichkeit, dass diese<br />

Ihre „gelöschten“ Daten überschreiben.<br />

Bei großen Dateien, etwa Filmen und<br />

Bildern, kann es passieren, dass Teile des Inhalts<br />

geändert und Passagen zerstört wurden.<br />

Session starten<br />

Unter <strong>Ubuntu</strong> 12.04 installieren Sie Photo-<br />

Rec über das Paket testdisk, das im Software-<br />

Center wartet. Dann rufen Sie ein Terminal auf<br />

([Strg]+[Alt]+[T]) und starten das Tool:<br />

$ sudo photorec<br />

Vergessen Sie das sudo, weist die Software darauf<br />

hin, und Sie dürfen sie erneut aufrufen – diesmal<br />

im administrativen Modus. Sie navigieren per Tastatur<br />

durch PhotoRec, indem Sie die weiß hinterlegten<br />

Links <strong>mit</strong> den Pfeiltasten ansteuern. Da es<br />

<strong>mit</strong>unter recht lange dauert, sämtliche Dateien des<br />

Systems wiederherzustellen, merkt sich PhotoRec<br />

den aktuellen Stand, wenn Sie das Programm beenden.<br />

Dann fragt es nach dem Start, ob Sie die vorherige<br />

Sitzung fortsetzen möchten, was Sie durch<br />

Drücken von [Y] und [N] beantworten.<br />

Nun zeigt PhotoRec die vorhandenen Festplatten<br />

an, und Sie wählen diejenige aus, die Sie wiederherstellen<br />

wollen. Eine Ausnahme scheinen<br />

<strong>mit</strong> dmcrypt verschlüsselte Partitionen zu sein,<br />

die quasi als eigene Festplatten erscheinen. Über<br />

[Proceed] geht es zum nächsten Fenster, in dem Sie<br />

nicht nur die richtige Partition auswählen, sondern<br />

auch spezielle Optionen erreichen, die wir im Folgenden<br />

kurz vorstellen.<br />

80 UBUNTU<br />

04/2012<br />

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Daten retten<br />

Admin<br />

Auf dem richtigen Weg<br />

Besonders interessant sind Einträge, die sich hinter<br />

dem Punkt [File Opt] verstecken. Hier definieren<br />

Sie, welche Dateitypen die Software wiederherstellen<br />

soll – es gibt Dutzende von Formaten, die<br />

PhotoRec alle aufreiht (Abbildung 1).<br />

Standardmäßig rettet es nahezu alle aufgelisteten<br />

Dateitypen, doch das müllt Ihre Zielfestplatte unnötig<br />

zu. Mit [S] wählen Sie sämtliche Dateitypen<br />

ab und suchen nur die Formate aus, die Sie wirklich<br />

brauchen. Neben den gängigen Dateitypen,<br />

die Tabelle 1 auflistet, stoßen Sie auch auf sehr<br />

spezielle Formate von größtenteils proprietären<br />

Programmen. Dazu gehören etwa InDesign-Dateien<br />

(INDD), Photoshop-Bilder (PSD), AutoCAD<br />

(DWG), <strong>mit</strong> Microsoft Access erstellte Datenbanken<br />

(MDB) sowie zahlreiche weitere; werfen Sie<br />

am besten selbst einen Blick auf die Liste.<br />

So beeindruckend die Liste auch wirkt, ein paar<br />

Formate fehlen. Dazu gehören etwa MSF, WAV-<br />

Dateien oder die LibreOffice-Formate (ODT, ODS<br />

etc.) Dafür ordnet die Software verschiedenen<br />

Textformaten die richtige Endung zu, wenn sie die<br />

Header korrekt identifiziert. Haben Sie die gesuchten<br />

Formate markiert, speichern Sie diese Zwischenauswahl<br />

über [B] und wählen dann [OK].<br />

Noch mehr Optionen<br />

Zurück im Auswahlmenü stolpern Sie über einen<br />

weiteren Punkt namens [Options], der einige<br />

fortgeschrittene Optionen enthält. Die Einstellung<br />

Paranoid stellt nur die Dateien wieder her, die<br />

PhotoRec als intakt erkennt. Wählen Sie Brute<br />

Force, um auch beschädigte JPEGs wiederherzustellen<br />

– diese Option erfordert aber etwas<br />

Anstrengung von Seiten der CPU(s). Während die<br />

zweite Option (Allow partial) nur Nutzer <strong>mit</strong> einer<br />

nicht-partitionierten Festplatte tangiert, wählen Sie<br />

Keep corrupted files, um auch kaputte Dateien aufzubewahren<br />

und später <strong>mit</strong> anderen Tools wiederherzustellen.<br />

Der Expert mode lässt Sie so spezielle<br />

Festplattenparameter wie Offset und Blockgrößen<br />

selbst definieren – Sie sollten wissen, was Sie tun,<br />

wenn Sie die Option wählen. Der Parameter Low<br />

Memory hilft alten Rechnern <strong>mit</strong> wenig RAM, die<br />

beim Einsatz von PhotoRec abstürzen.<br />

Was hinten rauskommt<br />

Haben Sie Optionen an die eigenen Wünsche<br />

angepasst (was meist nicht nötig ist), kehren Sie<br />

ins übergeordnete Menü zurück und setzen die<br />

Konfiguration von PhotoRec fort. Die Software<br />

fragt nun, ob es sich bei der Partition um eine<br />

EXT-Variante handelt (Ext2, 3 oder 4), was im<br />

Fall von <strong>Ubuntu</strong> meist zutrifft. Stimmt das nicht,<br />

weil Sie etwa NTFS verwenden, suchen Sie hier<br />

den zweiten Punkt aus. Die nächste Frage lässt<br />

Sie <strong>mit</strong> zwei Optionen allein: [Free] und [Whole].<br />

Erstere wählen Sie, wenn Sie ein paar Dateien<br />

gelöscht haben und diese nun wiederherstellen<br />

1 Das kleine Tool PhotoRec kann etliche gelöschte Dateitypen wiederherstellen.<br />

wollen. Die Software schaut dann nach Daten im<br />

freien Bereich der Festplatte/​Partition. Die Option<br />

[Whole] stellt sämtliche Dateien der Partition bzw.<br />

Festplatte wieder her, was Sinn ergibt, wenn das<br />

Dateisystem beschädigt ist und Sie nicht mehr an<br />

die vorhandenen Daten kommen.<br />

Abschließend klären Sie, wohin PhotoRec die<br />

geretteten Dateien verschiebt. Hier sollten Sie ein<br />

paar Dinge beachten: Erstens sollte das Zielverzeichnis<br />

genug Speicherplatz für die Daten bereithalten.<br />

Zweitens sollte der Ort nicht auf derselben<br />

Partition bzw. Festplatte liegen, deren Daten Sie<br />

gerade wiederherstellen. Womöglich überschreiben<br />

Sie sonst die zu rettenden Daten.<br />

Nun legt PhotoRec endlich <strong>mit</strong> der Arbeit los (Abbildung<br />

2). Die Software durchwühlt nun die definierte<br />

Festplatte nach den von Ihnen bestimmten<br />

Dateitypen. Sie landen am gewählten Speicherort,<br />

wo PhotoRec einen Ordner namens recup_dir.1<br />

anlegt, in dem es die restaurierten Dateien ablegt.<br />

Wechseln Sie in den Ordner und geben Sie<br />

$ sudo chown U<br />

$(id ‐u):$(id U<br />

‐g)<br />

ein, um die<br />

Dateien, die<br />

dem <strong>User</strong> root<br />

gehören, <strong>mit</strong> normalen<br />

Benutzerrechten<br />

auszustatten.<br />

●●●<br />

Glossar<br />

MSF: Steht für Mail Summary File,<br />

ein Format, in dem der E-Mail-<br />

Client Thunderbird seine Nachrichten<br />

speichert.<br />

Info<br />

[1] So funktioniert PhotoRec:<br />

[http:// www. cgsecurity. org/​<br />

wiki/ PhotoRec# How_PhotoRec_works]<br />

2 Nach dem Start gibt PhotoRec eine ungefähre Schätzung ab, wie lange<br />

es zum Wiederherstellen der Daten braucht.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

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81


Wissen<br />

OpenStack<br />

ndjohnston, 123RF.com<br />

<strong>Ubuntu</strong>s Cloud-Software OpenStack<br />

Auf Wolke sieben<br />

Indem <strong>Ubuntu</strong> die OpenStack-Cloud-Umgebung in die Version 12.04 integriert, schafft es sich ein echtes<br />

Standbein im Cloud-Segment und dürfte auf Jahre hinaus eine führende Rolle spielen. Martin Loschwitz<br />

Glossar<br />

PaaS: „Platform as a Service“,<br />

hier stellt ein Anbieter die technische<br />

Plattform (Netzwerk, Server,<br />

Speicher) bereit, auf der die Software<br />

seiner Kunden läuft.<br />

SaaS: „Software as a Service“, der<br />

Kunde mietet und nutzt spezielle<br />

Unternehmenssoftware (CRM,<br />

ERP), die auf den Servern eines<br />

Anbieters läuft.<br />

IaaS: Über „Infrastructure as a<br />

Service“ stellt ein Anbieter seinen<br />

Kunden Rechenkapazität und<br />

Speicherplatz online zur Verfügung.<br />

Referenz<br />

Juju: Ein längerer Artikel über<br />

<strong>Ubuntu</strong>s Cloud-Lösung Juju im<br />

Heft 02/​2012 erklärt recht detailliert,<br />

wie Amazons Cloud funktioniert.<br />

Im IT-Bereich und den dazugehörigen News gibt<br />

es aktuell kein Entkommen vor der Cloud: Jeder<br />

will sie, braucht sie oder muss – ohne Wenn und<br />

Aber – unbedingt hinein. Da sich das Thema jedoch<br />

seit über zwei Jahren hält, handelt es sich<br />

offenbar nicht um eine Eintagsfliege, sondern um<br />

einen Strukturwandel innerhalb der IT.<br />

Zugegeben: Vieles, was Firmen heute als „Cloud“<br />

verkaufen, existiert bereits eine Weile. Virtualisierungslösungen<br />

für Linux funktionieren seit über<br />

sechs Jahren zuverlässig. PaaS, SaaS und viele<br />

weitere Konzepte sind nicht neu.<br />

Ein neuer Aspekt des Cloud-Computings besteht<br />

hingegen darin, den Benutzern nicht nur Rechenkapazität<br />

oder Onlinespeicherplatz (IaaS) zu geben,<br />

sondern auch eine Möglichkeit, diese Dienstleistung<br />

bedarfsabhängig abzurufen. Benötigt der<br />

Kunde viel Rechenleistung, startet der Anbieter<br />

1 Die gesamte OpenStack-Entwicklung findet in Canonicals Launchpad statt,<br />

sodass von Anfang an eine enge Verzahnung <strong>mit</strong> <strong>Ubuntu</strong> besteht.<br />

viele virtuelle Systeme. Herrscht tote Hose auf der<br />

Webseite, genügen einige wenige Server, und der<br />

Kunde zahlt weniger.<br />

Amazon als Paradebeispiel<br />

Amazon hat es <strong>mit</strong> seiner Cloud vorgemacht (Referenz:<br />

Juju): Dort klicken sich Benutzer nach<br />

Belieben virtuelle Systeme zusammen und nutzen<br />

sie so lange, wie sie diese tatsächlich brauchen.<br />

Stoppt die virtuelle Maschine (kurz VM), fallen<br />

keine Kosten an. Der Erfolg von Amazon AWS<br />

weckte freilich Begehrlichkeiten bei anderen<br />

Anbietern. In den vergangenen Jahren tauchten<br />

daher gleich mehrere Projekte auf, die eine entsprechende<br />

Lösung anbieten. Prominente Beispiele<br />

sind Eucalyptus und OpenNebula.<br />

Seit Mitte 2010 gibt es auch das OpenStack-Projekt:<br />

Mit ihm sollen Admins eigene Clouds aufbauen<br />

und weitgehend<br />

automatisiert betreiben.<br />

Im April 2012 erschien<br />

OpenStack 2012.1,<br />

das sogleich Einzug<br />

in <strong>Ubuntu</strong> 12.04 hielt<br />

und dort jetzt offiziell<br />

als Standard-Stack für<br />

Cloud-Umgebungen<br />

zum Einsatz kommt.<br />

OpenStack<br />

und <strong>Ubuntu</strong><br />

Tatsächlich vergessen<br />

viele, dass <strong>Ubuntu</strong><br />

einen beliebten Server-<br />

82 UBUNTU<br />

04/2012<br />

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OpenStack<br />

Wissen<br />

zweig pflegt. Böse Zungen<br />

behaupten sogar, Mark<br />

Shuttleworth wolle <strong>mit</strong><br />

<strong>Ubuntu</strong> ohnehin eher die<br />

Geschäftskunden im Serversegment<br />

anlocken, weil<br />

dort mehr Geld zu holen sei.<br />

Fakt ist: Shuttleworth selbst<br />

hat die enge Verzahnung<br />

von <strong>Ubuntu</strong> und OpenStack<br />

forciert. Die komplette<br />

OpenStack-Entwicklung<br />

findet über Launchpad [1] statt (Abbildung 1),<br />

und die Releasedaten von <strong>Ubuntu</strong> und OpenStack<br />

liegen nicht zufällig nahe beieinander. Durch den<br />

Einfluss der <strong>Ubuntu</strong>-Entwickler hat sich Canonical<br />

als feste Größe im OpenStack-Projekt etabliert und<br />

in Version 11.10 den damaligen Standard-Stack Eucalyptus<br />

durch OpenStack ersetzt. Die Ansage ist<br />

deutlich: <strong>Ubuntu</strong> will die Wolke.<br />

Was es zur Cloud braucht<br />

Doch hält OpenStack, was das <strong>Ubuntu</strong>-Marketing<br />

verspricht? Entscheiden sich Admins für eine<br />

Cloud-Umgebung, verfolgen sie meist ein großes<br />

Ziel: Automatisierung. Die Benutzer sollen<br />

völlig autonom virtuelle Maschinen starten und<br />

beenden. Der zweite wichtige Aspekt heißt Speicherplatz<br />

(Storage): Die Benutzer sollen Onlinespeicher<br />

nur bezahlen, wenn sie ihn auch nutzen.<br />

Da<strong>mit</strong> das automatisch abläuft, muss die Cloud-<br />

Umgebung sich um einige Faktoren kümmern<br />

– konkret sind das fünf Aufgaben, die der Kasten<br />

Fünf Cloud-Faktoren umreißt.<br />

Im OpenStack-<br />

Maschinenraum<br />

Erfüllt OpenStack diese Anforderungen? Open-<br />

Stack ist zunächst kein großer, monolithischer<br />

Block Code, sondern besteht aus einzelnen Modulen.<br />

Die eingesetzte Programmiersprache ist<br />

durchgehend Python. Einzelne Module kümmern<br />

sich darum, dass OpenStack die im Kasten beschriebenen<br />

Anforderungen erfüllt. Den Anfang<br />

der illustren Runde macht Keystone.<br />

Keystone zur<br />

Authentifizierung<br />

Jede Komponente in OpenStack trägt zwei Namen<br />

– den offiziellen und den Codenamen. Die Open-<br />

Stack-Komponente, die sich um die Authentifizierung<br />

von Benutzern und die Benutzerverwaltung<br />

kümmert, heißt offiziell Identity, de facto hat sich<br />

aber der Codename Keystone durchgesetzt.<br />

Keystone sorgt für eine übergreifende Benutzerauthentifizierung.<br />

Die Komponente ist die jüngste in<br />

der aktuellen Version „Essex“ (alias 2012.1); sie ist<br />

erst seit diesem Release offiziell dabei. Im Grunde<br />

handelt es sich um einen Python-Daemon, der im<br />

Hintergrund in einer Datenbank die Informationen<br />

2 Nova besteht nicht nur aus „nova‐api“ und „nova‐compute“, sondern aus einer ganzen Reihe von Zusatzdiensten.<br />

zu allen vorhandenen Benutzern verwaltet. Er<br />

unterscheidet zwischen Mandanten („Tenants“)<br />

und Benutzern („<strong>User</strong>“). In technischer Hinsicht<br />

ähneln die Mandanten in OpenStack den Gruppen<br />

in Linux. Im Alltag sind Unternehmen, die in der<br />

Cloud-Umgebung Dienstleistungen in Anspruch<br />

nehmen, die Mandanten, und ihre Mitarbeiter sind<br />

die Benutzer.<br />

Die fein granulierte Rechtevergabe in Keystone<br />

spiegelt die Projekthierarchien wieder und bestimmt,<br />

welcher Benutzer welche Befehle absetzen<br />

darf. Ein guest darf zum Beispiel nur nachsehen,<br />

welche Dienste seines Unternehmens gerade<br />

laufen, während der Benutzer admin virtuelle<br />

Maschinen nach Belieben startet und stoppt und<br />

Mandanten um neue Benutzer ergänzt.<br />

Im Hintergrund stellt Keystone eine Schnittstelle<br />

für die anderen Komponenten von OpenStack bereit.<br />

Diese stellen in der Kommunikation <strong>mit</strong> Keystone<br />

sicher, dass ein Benutzer, der sich bei ihnen<br />

anmelden will, das auch tatsächlich darf. Da<strong>mit</strong><br />

kein Bösewicht die Kommunikation zwischen<br />

Keystone und den anderen OpenStack-Diensten<br />

abhört, müssen sich auch die OpenStack-Dienste<br />

selbst bei Keystone anmelden. Es handelt sich<br />

also um eine Anmeldung in zwei Phasen: Erst<br />

Fünf Cloud-Faktoren<br />

Glossar<br />

VLAN-Tagging: Dabei schafft der<br />

Admin ohne viele Router und Switches<br />

logische Netzwerksegmente,<br />

indem er die Ethernet-Pakete <strong>mit</strong><br />

Zusatzinformationen versieht.<br />

Amazon AWS: Amazon Web Services<br />

sind der Überbegriff für verschiedene<br />

Dienste, die Amazon in<br />

der eigenen Cloud an die Kunden<br />

vermietet.<br />

1. Die gesamte Umgebung muss eine fein granulierte<br />

Rechtevergabe ermöglichen (Authentifizierung).<br />

In vielen Unternehmen erhalten<br />

Mitarbeiter Berechtigungen analog zur Firmenhierarchie<br />

– der Praktikant darf weniger als der<br />

normale Admin. Eine für Kunden interessante<br />

Cloud-Umgebung muss in der Lage sein, diese<br />

Hierarchie abzubilden.<br />

2. Die Cloud-Umgebung muss sich selbstständig<br />

in eine vorhandene Netzwerkinfrastruktur<br />

integrieren. In praktisch jedem Rechenzentrum<br />

setzen Admins auf VLAN-Tagging am Switch<br />

und andere fortgeschrittene Techniken, um zusätzliche<br />

Sicherheitsebenen einzuziehen. Auch<br />

die verwendbaren IP-Adressen sind meist von<br />

vornherein festgelegt. Eine Cloud-Umgebung<br />

muss diese Infrastruktur übernehmen und zum<br />

Teil von ihr werden.<br />

3. Eine zentrale Komponente muss zudem die<br />

Arbeit aller anderen Teile koordinieren und verwalten.<br />

Sie muss wissen, auf welchen Hosts<br />

virtuelle Maschinen laufen und die Auslastung<br />

der verfügbaren Server kennen. Obendrein bearbeitet<br />

die zentrale Komponente Anfragen von<br />

Benutzern und startet eine neue virtuelle Maschine,<br />

wenn ein Benutzer das fordert.<br />

4. Dann ist da die Sache <strong>mit</strong> den Betriebssystemen:<br />

Da<strong>mit</strong> Benutzer neue virtuelle Maschinen<br />

per Mausklick starten können, benötigen sie<br />

fertige und lauffähige Abbilder (Images) von Systemen.<br />

Denn in der Wolke dauert das händische<br />

Aufsetzen eines neuen Systems zu lange, um<br />

noch effizient zu sein.<br />

5. Die fünfte Aufgabe ist die wichtigste von allen:<br />

Die schönste Cloud-Umgebung nutzt wenig,<br />

wenn die Anwender sie nicht bedienen können.<br />

Sie benötigen also eine Benutzerschnittstelle,<br />

die sich ohne Informatikstudium bedienen lässt<br />

und die es Kunden erlaubt, neue virtuelle Instanzen<br />

zu starten und zu stoppen.<br />

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UBUNTU<br />

user<br />

83


Wissen<br />

OpenStack<br />

3 Das Dashboard ist die zentrale grafische Benutzerschnittstelle von OpenStack. Vorhandene VMs, die hier<br />

„Instanzen“ heißen, lassen sich über die Oberfläche löschen und starten.<br />

Glossar<br />

KVM: Die Kernel-based Virtual<br />

Machine besteht aus Kernel-Modulen,<br />

die eine Virtualisierungsinfrastruktur<br />

bereitstellen.<br />

Info<br />

Über den Autor<br />

Martin Gerhard Loschwitz arbeitet<br />

als Principal Consultant<br />

bei Hastexo. Er beschäftigt sich<br />

dort intensiv <strong>mit</strong> Hochverfügbarkeitslösungen<br />

und pflegt in<br />

seiner Freizeit den Linux-Cluster-Stack<br />

für Debian<br />

GNU/​Linux.<br />

authentifiziert sich die OpenStack-Komponente bei<br />

Keystone, anschließend erlaubt oder verweigert sie<br />

dem Benutzer den Zugriff.<br />

ISO-Images liefert Glance<br />

Zu Keystone gesellt sich der OpenStack ImageService,<br />

Codename Glance. Er bietet den Benutzern in<br />

der Wolke vorgefertigte Images von Systemen an,<br />

die der Admin zuvor in den so genannten Image<br />

Store hochlädt. Als Abbild kommt praktisch jedes<br />

aktuelle System in Frage, das sich booten lässt<br />

(Windows, Linux, BSD-Derivate etc.) Eine Voraussetzung<br />

besteht darin, dass die Abbilddatei einen<br />

eigenen Partitionssektor (Master Boot Record)<br />

samt Partitionstabelle <strong>mit</strong>bringt. Glance unterstützt<br />

ansonsten sowohl RAW-Images als auch Abbilder<br />

für VMware und Microsofts HyperV. Nicht<br />

zuletzt kann es <strong>mit</strong> Qcow2 umgehen, dem nativen<br />

Image-Format von Qemu.<br />

Netzwerkverwaltung <strong>mit</strong><br />

Quantum<br />

Die schönste Wolke bringt nichts, wenn niemand<br />

sie erreicht. Das OpenStack-Projekt hat für die<br />

Netzwerkverwaltung eine eigene Komponente gebaut,<br />

deren Codename Quantum lautet. Quantum<br />

besteht aus einem Server und einem Client. Der<br />

4 Das Dashboard bietet auch eine Kurzübersicht über diejenigen Ressourcen an, die ein Benutzer innerhalb<br />

eines definierten Zeitraums verwendet hat.<br />

Serverdaemon läuft auf demselben<br />

Knoten, auf dem auch Keystone,<br />

Glance und die anderen OpenStack-<br />

Dienste werkeln (siehe Kasten Status<br />

Quantum). Der Client läuft auf jedem<br />

Virtualisierungsknoten.<br />

Quantum kümmert sich um die Integration<br />

in das bestehende Netzwerk<br />

und folgt dabei der Konfiguration des<br />

Cloud-Administrators. Bilden die virtuellen<br />

Maschinen der Clients jeweils<br />

eigene VLANs, sorgt Quantum dafür,<br />

dass die neue VM eines Kunden über<br />

ein korrekt getaggtes VLAN-Interface<br />

<strong>mit</strong> der Außenwelt kommuniziert.<br />

Doch auch Netze ohne VLAN-Tagging<br />

landen automatisch bei Quantum, das<br />

dafür einen normalen Bridging-Modus beherrscht .<br />

Das Hirn der Wolke: Nova<br />

Nova (offiziell: OpenStack Compute) hält die<br />

OpenStack-Welt im Innersten zusammen und erledigt<br />

unterschiedliche Aufgaben. Die wichtigste: Es<br />

verwaltet die vorhandenen Virtualisierungsknoten.<br />

Nova weiß stets, welche Hypervisor-Knoten existieren<br />

und wie es um deren aktuelle Auslastung<br />

steht. Ebenso weiß es, wo in der Cloud-Umgebung<br />

die virtuellen Maschinen welches Kunden laufen.<br />

Will ein Benutzer eine neue VM starten, ruft Nova<br />

im Hintergrund den KVM-Prozess auf.<br />

Nova selbst funktioniert modular (Abbildung 2):<br />

Die nova-api ist die Konfigurationsschnittstelle,<br />

die den Befehl zum Start einer VM erhält. Auf den<br />

einzelnen Computing-Knoten läuft nova-compute,<br />

das auf Befehle von nova-api wartet und angeforderte<br />

VMs startet. Soll es ein neues virtuelles<br />

System aus dem Boden stampfen, verbindet es<br />

sich <strong>mit</strong> Glance, lädt von dort das entsprechende<br />

Betriebssystem-Image herunter und startet den<br />

Qemu-Prozess. Allerdings ruft es Qemu nicht<br />

direkt auf, sondern setzt dazu auf libvirt – zum<br />

Glück erfinden die Entwickler das Rad hier nicht<br />

neu. Soll eine laufende VM wieder verschwinden,<br />

erledigt nova-compute auch das noch.<br />

Nova setzt sich aus deutlich mehr als<br />

den zwei hier beschriebenen Komponenten<br />

zusammen. Zum Ensemble<br />

gehört ein Tool, das netzwerkspezifische<br />

Sicherheitsrichtlinien umsetzt<br />

(nova-network), um die sich Quantum<br />

naturgemäß nicht kümmert. Eine<br />

Übersicht aller Nova-Komponenten<br />

und ihre jeweilige Aufgaben findet<br />

man unter [2].<br />

Die multifunktionale<br />

GUI Horizon<br />

Vier der fünf wichtigsten Aufgaben<br />

innerhalb einer Cloud-Umgebung decken<br />

die vorgestellten Dienste bereits<br />

84 UBUNTU<br />

04/2012<br />

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OpenStack<br />

Wissen<br />

ab. Die fünfte Aufgabe übernimmt das OpenStack-<br />

Dashboard, dessen Codename Horizon lautet: Es<br />

ist das offizelle OpenStack-Webinterface (Abbildung<br />

3). Zwar kann man sämtliche Arbeiten, welche<br />

die OpenStack-Administration betreffen, auch<br />

über die Kommandozeile erledigen, doch die meisten<br />

Benutzer bevorzugen ein GUI (Abbildung 4).<br />

Horizon startet und stoppt aber nicht nur virtuelle<br />

Maschinen: Wer einen SSH-Schlüssel besitzt, spielt<br />

diesen über das Dashboard in OpenStack ein und<br />

meldet sich dann ohne Passworteingabe bei neu<br />

erstellten VMs an. OpenStack integriert also beim<br />

Starten des virtuellen Systems auch gleich den<br />

Schlüssel. Auch laufende VMs kann man über Horizon<br />

verwalten, sogar eine „lokale“ Konsole lässt<br />

sich über das VNC-Java-Plug-in aufrufen.<br />

Last, but not least: Swift<br />

Neben den beschriebenen zentralen Komponenten,<br />

die OpenStack zu einer automatisierten Virtualisierungsumgebung<br />

machen, kümmert sich das<br />

Projekt auch um die Wolke als Datenspeicher. Betreiber<br />

eines Rechenzentrums erhalten so die Möglichkeit,<br />

Dienste wie Dropbox oder Google Drive<br />

für ihre Benutzer anzubieten. Die Komponente,<br />

die sich in OpenStack um diese Dienstleistung<br />

kümmert, heißt Swift.<br />

Dieser so genannte Object Store wandelt sämtliche<br />

Dateien zunächst in binäre Objekte um und<br />

legt sie dann auf einer Festplatte ab. Der Clou an<br />

der Lösung: Swift kann Festplatten verschiedener<br />

Computer zugleich nutzen und so ein beliebig skalierbares<br />

Speichersystem konstruieren. Im Hintergrund<br />

kommuniziert Swift <strong>mit</strong> Keystone, hat aber<br />

<strong>mit</strong> den anderen OpenStack-Komponenten wenig<br />

zu tun. Fertige Swift-Frontends für verschiedene<br />

Betriebssysteme existieren bereits. Da Swift einen<br />

Kompatibilitätsmodus für Amazons S3-Dienst<br />

<strong>mit</strong>bringt, lassen sich alle S3-Programme auch <strong>mit</strong><br />

einem Swift-Server steuern.<br />

Fazit<br />

Dieser Artikel beschreibt die Fähigkeiten der einzelnen<br />

OpenStack-Tools nur sehr knapp. Tatsächlich<br />

ist OpenStack eine komplexe Komplettlösung<br />

für Rechenzentren, die sich eine eigene Wolke basteln.<br />

Was die OpenStack-Entwickler in den letzten<br />

zwei Jahren auf die Beine gestellt haben, ist<br />

zweifellos beeindruckend; Version 2012.1 hat das<br />

System weiter professionalisiert. Beeindruckend<br />

ist auch die Geschwindigkeit, <strong>mit</strong> der OpenStack<br />

neue Anhänger findet: Über 170 Unternehmen unterstützen<br />

OpenStack <strong>mit</strong> Entwicklungsarbeit oder<br />

Geldspenden, darunter so illustre Namen wie Dell<br />

oder die Deutsche Telekom.<br />

Doch auch OpenStack kämpft <strong>mit</strong> diversen Kinderkrankheiten.<br />

Eine davon betrifft das sperrige<br />

Thema „Hochverfügbarkeit“: Weder die Infrastruktur<br />

– also Keystone, Nova, Glance, Quantum<br />

oder Horizon – noch einzelne VMs innerhalb von<br />

5 Für das Folsom-Release wollen die OpenStack-Entwickler die Umgebung hochverfügbar<br />

machen. Keystone und Glance laufen bereits im Cluster-Manager Pacemaker.<br />

OpenStack lassen sich ab Werk hochverfügbar<br />

betreiben. Das können externe Zusatzprogramme<br />

zwar umgehen, doch für virtuelle Maschinen gilt:<br />

Fällt ein Hypervisor aus, verschwinden die laufenden<br />

VMs. Sie lassen sich auf einem anderen Host<br />

nur als jungfräuliche Abbilder restaurieren; lokale<br />

Änderungen an der VM sind also weg.<br />

Was für europäische Ohren unverständlich klingt,<br />

ergibt für amerikanische IT-Provider durchaus<br />

Sinn, weil es unterschiedliche Cloud-Definitionen<br />

gibt. In den USA soll die Cloud vor allem schnelle<br />

Skalierbarkeit ermöglichen. Wird die Last auf den<br />

vorhandenen VMs zu hoch, ergänzt der Admin<br />

einfach zwanzig weitere. Europäer betrachten die<br />

Wolke eher als Werkzeug zum Konsolidieren des<br />

Rechenzentrums, um also aus viel Blech weniger<br />

Blech zu machen.<br />

Setzt OpenStack bisher eher auf das amerikanische<br />

Prinzip, geloben die Entwickler für die nächste<br />

Version Besserung. Zumindest die Hochverfügbarkeit<br />

für die Infrastruktur liefern sie dann wohl<br />

direkt ab Werk <strong>mit</strong> (Abbildung 5). Um virtuelle<br />

Maschinen hochverfügbar zu betreiben, muss man<br />

aber eventuell auf die übernächste Version warten.<br />

OpenStack beeindruckt dennoch, und die Chancen<br />

stehen gut, dass Mark Shuttleworth auf das<br />

richtige Pferd setzt. Nur <strong>Ubuntu</strong> verfügt bisher<br />

über eine so umfassende, gut integrierte und vor<br />

allem offiziell unterstützte Cloud-Umgebung. Die<br />

OpenStack-Pakete für Suses Enterprise-Produkt<br />

SUSE Linux Enterprise Server befinden sich noch<br />

in der Testphase. Auch für Red Hat sieht es zur<br />

Zeit eher mau aus: Zwar ist Open-<br />

Stack in Fedora Core bestens integriert,<br />

doch fehlen konkrete Pläne,<br />

das Feature fest und <strong>mit</strong> Supportanspruch<br />

in Red Hat Enterprise<br />

Linux zu übernehmen – das aber<br />

erwarten die meisten Kunden. Auf<br />

lange Sicht dürfte <strong>Ubuntu</strong> so seine<br />

Vormachtstellung in diesem Segment<br />

festigen. (kki) ●●●<br />

Status Quantum<br />

Info<br />

[1] <strong>Ubuntu</strong>s Entwicklungsplattform<br />

Launchpad:<br />

[https:// launchpad. net/]<br />

[2] Die OpenStack-Nova-<br />

Komponenten: [http://​<br />

docs. openstack. org/ essex/​<br />

openstack‐compute/​<br />

starter/ content/​<br />

Components_of_Open‐<br />

Stack‐Compute‐d1e166.​<br />

html]<br />

Quantum ist noch kein offizielles Kernprojekt von Open-<br />

Stack „Essex“ alias 2012.1. Kurz nach dem Essex-Release<br />

haben die OpenStack-Entwickler Quantum aber<br />

offiziell ins Boot geholt, sodass es Kernkomponente<br />

der neuen OpenStack-Version 2012.2 („Folsom“) sein<br />

wird. Auch auf Essex lässt sich ein aktuelles Quantum<br />

bereits einsetzen.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

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85


Programmieren Bash-Workshop: Teil 5<br />

Rechnen in der Bash<br />

Die Rechnung, bitte!<br />

Zwar ist die Bash von<br />

Natur aus kein eingefleischter<br />

Rechenkünstler,<br />

doch <strong>mit</strong> Hilfe von<br />

ein paar Tricks und externen<br />

Tools, bewältigt<br />

auch sie einige Rechenübungen.<br />

<br />

Christoph Stockmayer,<br />

Kristian Kißling<br />

1 Das externe Tool „bc“ eignet sich gut, um auf der<br />

Kommandozeile kleinere Rechnungen auszuführen –<br />

auch <strong>mit</strong> Kommazahlen.<br />

In den letzten Folgen des Bash-Workshops<br />

(Referenz: Bash-Workshop) haben Sie gelesen,<br />

wie Sie Skripte programmieren (inklusive Textinterface)<br />

und welche Möglichkeiten es gibt, Strings<br />

– also Texte – zu verarbeiten. Im fünften Teil<br />

erklären wir, wie Sie <strong>mit</strong> der Bash rechnen. Wie<br />

im letzten Teil helfen dabei einige Werkzeuge, die<br />

nicht fest zum Bash-Ökosystem gehören. Diese<br />

stellen wir zuerst vor.<br />

Rechnen <strong>mit</strong> „expr“<br />

Ein bekanntes externes Tool heißt expr. Mit ihm<br />

dürfen Sie die Grundrechenarten umsetzen, solange<br />

Sie nur Ganzzahlen verwenden. Punkt- geht<br />

dabei vor Strichrechnung, Klammern dürfen Sie<br />

einsetzen. Da die Bash Klammern und Sternchen<br />

(*) jedoch als Sonderzeichen betrachtet, müssen<br />

Sie diese explizit schützen – sonst geht die Sache<br />

schief. Geben Sie zum Beispiel expr 2 * 4 ein,<br />

ersetzt die Bash das Sternchen durch sämtliche<br />

Dateien im aktuellen Verzeichnis, was wenig Sinn<br />

ergibt. Tabelle 1 zeigt Rechenbeispiele<br />

<strong>mit</strong> expr. Auch eine Kommandosubstitution<br />

ist möglich:<br />

$ erg=$(expr 1 + 3)<br />

$ echo ${erg}<br />

Das Ergebnis dieser Rechenoperation<br />

(4) landet direkt in der<br />

Variablen ${erg}, die echo dann<br />

ausgibt. Zugleich kann expr auch<br />

<strong>mit</strong> Variablen rechnen:<br />

$ var=3<br />

$ erg=$(expr 1 + ${var})<br />

$ echo ${erg}<br />

Interaktiv: „bc“<br />

Wollen Sie etwas kompliziertere Rechnungen aufstellen,<br />

greifen Sie zu bc (Basic Calculator). Das<br />

externe Tool kann <strong>mit</strong> Kommazahlen umgehen,<br />

enthält einige mathematische Funktionen und<br />

erlaubt es, Funktionen selbst zu definieren. Rufen<br />

Sie bc <strong>mit</strong> der Option -l auf, verwendet es die<br />

Standard-Mathebibliothek und erwartet interaktiv<br />

Ihre Eingaben (Abbildung 1). Sie beenden diesen<br />

Modus über [Strg]+[D]. Alternativ füttern Sie bc<br />

über eine Pipe <strong>mit</strong> Werten:<br />

$ echo '1 + 3' | bc<br />

4<br />

Auch komplizierte Rechenausdrücke sind <strong>mit</strong> bc<br />

ohne Weiteres umsetzbar und trigonometrische<br />

Funktionen bereits eingebaut. Im ersten Beispiel<br />

sehen Sie eine Rechnung, die Klammern einsetzt,<br />

das zweite Beispiel errechnet einen Sinus-, das<br />

dritte einen Cosinus-Wert:<br />

$ echo '(1+2)*5' | bc ‐l<br />

15<br />

$ echo 's(3.14)'| bc ‐l<br />

.00159265291648695254<br />

$ echo 'c(3.14)'| bc ‐l<br />

‐.99999873172753954528<br />

Paulo Cruz, 123RF<br />

86 UBUNTU<br />

04/2012<br />

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Bash-Workshop: Teil 5<br />

Programmieren<br />

Dabei rechnet bc <strong>mit</strong> beliebiger Genauigkeit, was<br />

dann aber <strong>mit</strong>unter recht lange dauert. Viele weitere<br />

Funktionen und Möglichkeiten stellt die Manpage<br />

von bc vor, die Sie über man bc aufrufen.<br />

awk<br />

Selbst awk kann rechnen – sogar <strong>mit</strong> Kommastellen<br />

– und dabei auch Variablen verwenden:<br />

$ a=10.2<br />

$ erg=$(awk "BEGIN { print ${a} * 2 }")<br />

$ echo ${erg}<br />

20.4<br />

Die Rechenkünste der Bash<br />

Die Bash selbst rechnet lediglich <strong>mit</strong> Ganzzahlen.<br />

Über das Kommando let und den Einsatz von<br />

doppelten Klammern ((( ))) formulieren Sie die<br />

Rechenausdrücke (siehe Kasten Einsatz von „let“).<br />

Anders als sonst von der Bash gewohnt genügt es,<br />

innerhalb der doppelten Klammern a zu schreiben,<br />

um auf die Variable ${a} zu verweisen. Auch<br />

Sonderzeichen müssen Sie nicht extra schützen.<br />

Zudem lässt die Bash komplette Rechenausdrücke<br />

inklusive Klammern zu:<br />

$ a=17<br />

$ b=2<br />

$ (( erg = (a + 2) * b ))<br />

$ echo ${erg}<br />

38<br />

Mit let prüfen Sie auch, ob eine Bedingung auf<br />

eine Formel zutrifft oder nicht (Listing 1). Im Ergebnis<br />

kann dann entweder eine 0 stehen (trifft<br />

nicht zu) oder eine 1 (trifft zu).<br />

Selbst ein so genannter Bit Shift [1] ist machbar<br />

(Listing 1). Dabei nimmt let eine Zahl entgegen,<br />

sucht dann die nächstniedrigere gerade Zahl und<br />

teilt diese durch 2. Ersetzen Sie den Wert für ${a}<br />

in Listing 1 durch 27, würde der Bit Shift um eine<br />

Stelle dazu führen, dass im Ergebnis die 13 steht<br />

(denn 26:2=13). Erhöhen Sie dann noch die Zahl<br />

in der Formel auf 2 (also (( a >>= 2 ))), kommt<br />

die Formel im ersten Schritt zur 13, sucht dann<br />

nach der kleineren geraden Zahl (12) und teilt diese<br />

wiederum durch 2. Das Ergebnis wäre 6.<br />

Zudem dürfen Sie Anweisungen verzweigen, was<br />

der dritte Abschnitt von Listing 1 zeigt. Ist ${a}<br />

größer als 10, lautet das Ergebnis 20; ist es kleiner<br />

oder gleich 10, kommt 30 als Ergebnis heraus.<br />

Wie erwähnt eignet sich let eher für einfache<br />

Rechnungen. Füttern Sie das Kommando allerdings<br />

regelwidrig <strong>mit</strong> einer Kommazahl, streikt die<br />

Rechenkünstlerin Bash:<br />

$ (( erg = 2.4 ))<br />

bash: ((: erg = 2.4 : Syntaxfehler: U<br />

Ungültiger arithmetischer Operator.<br />

Listing 1: „let.sh“<br />

# prüft, ob eine Bedingung wahr (1) der falsch (0) ist<br />

a=38<br />

(( erg = a > 10 ))<br />

echo ${erg} # Ergebnis ist "1"<br />

<br />

# Bit Shift: rückt Wert 1 Bit nach links, was ihn durch 2 teilt<br />

a=4<br />

(( a >>= 1 ))<br />

echo ${a} # Ergebnis ist "2"<br />

<br />

# Anweisung verzweigen, abhängig vom Wert von ${a}<br />

a=13<br />

(( erg = a > 10 ? 20 : 30 ))<br />

echo ${erg} # Ergebnis ist "20"<br />

Das englischsprachige Bash-Handbuch beschreibt<br />

unter der Rubrik Shell Arithmetic [2] die zahlreichen<br />

Operatoren, die Sie zusammen <strong>mit</strong> let einsetzen<br />

dürfen. Dank ihrer Unterstützung verwenden<br />

Sie in einem Bash-Skript durchaus Mathematik,<br />

um etwa Zählschleifen zu setzen (Listing 2).<br />

Zinsberechnung<br />

Nach den eher kleinen Rechenbröckchen folgen<br />

nun noch ein paar ausgewachsene Skripte, die<br />

ausführlichere Berechnungen anstellen. Sie finden<br />

diese Skripte wieder auf unserer Webseite [3]. Listing<br />

3 auf Seite 90 zeigt Ihnen, wie Sie <strong>mit</strong> einem<br />

Bash-Skript Zinsen berechnen. Benötigen Sie Kommastellen,<br />

möchten aber trotzdem <strong>mit</strong> let arbeiten,<br />

rechnen Sie einfach <strong>mit</strong> ganzen Einheiten – in<br />

diesem Fall <strong>mit</strong> Cent.<br />

Wir beginnen jedoch am Anfang des Skripts: read<br />

legt Ihre Eingabe zunächst in der Variablen betrag<br />

ab. Die Option -p sorgt dafür, dass read den nachstehenden<br />

Text als Frage auf den Bildschirm anzeigt.<br />

Die let-Formel in Zeile 13 rechnet den Betrag<br />

dann in Cent um.<br />

In den Zeilen 14 und 15 füllt read die Variablen<br />

zins und jahre <strong>mit</strong> weiteren Benutzereingaben.<br />

Eine Falle lauert hier: Gibt der Nutzer einen Zinssatz<br />

von 1.5 ein, endet die Berechnung <strong>mit</strong> einer<br />

Fehlermeldung – das Skript kann eben nur Ganzzahlen<br />

berechnen.<br />

Die Jahreszahl setzt das Skript dann in einer<br />

Schleife ein (Zeilen 16 bis 21), wobei i bis zur<br />

Anzahl der angegebenen Jahre hochzählt. Die<br />

nächste let-<br />

Anweisung in<br />

Doppelklammern<br />

(Zeile 18)<br />

errechnet die<br />

aktuelle Geldsumme<br />

für das<br />

Jahr. Diese setzt<br />

sich zusammen<br />

aus dem Aus-<br />

Einsatz von „let“<br />

i=1<br />

Listing 2: „zaehlen.sh“<br />

while (( i


Programmieren Bash-Workshop: Teil 5<br />

Tabelle 1<br />

Ausdruck<br />

Kommentar<br />

expr 1 + 3 Addition: Ergebnis lautet 4<br />

expr 4 - 3 Subtraktion: Ergebnis lautet 1<br />

expr 10 / 2 Division: Ergebnis lautet 5<br />

expr 10 / 3<br />

Listing 3: „zinsberechnung.sh“<br />

gangsbetrag (betrag) plus dem Zinsbetrag (betrag<br />

* zins / 100). Beim Berechnen der Zinsen müssen<br />

Sie darauf achten, den Zinssatz nicht durch 100 zu<br />

teilen, da das Ergebnis dann kleiner als 1 ist.<br />

Dann folgt die printf-Anweisung, die Sie aus dem<br />

Bash-Workshop in der letzten Ausgabe kennen: In<br />

dieser sehen Sie abgesehen vom Text zwei Variablen:<br />

%3d und %8.2f. Die beiden Werte ersetzt das<br />

Skript durch die Variablen, die hinter der printf-<br />

Anweisung folgen. Die Variable ${i} setzt das<br />

Skript für die Jahre ein (%3d) und reserviert dafür<br />

drei leere Stellen im Ausgabelayout.<br />

Den zweiten Wert generiert das Skript im Zuge<br />

der Kommandosubstitution in Zeile 20. Der echo-<br />

Befehl gibt zunächst den in Zeile 18 errechneten<br />

Betrag aus und reicht ihn über eine Pipe (|) an sed<br />

weiter. Der Stream-Editor verwandelt den Cent-<br />

Betrag wieder in einen Euro-Betrag, indem er das<br />

Komma in einer etwas verdrehten Aktion um zwei<br />

Stellen nach links verschiebt und so die letzten<br />

zwei Ziffern <strong>mit</strong> einem Punkt abtrennt. Mehr zu<br />

sed lesen Sie in vergangenen Bash-Workshops (Referenz:<br />

Bash-Workshop).<br />

Division: Ergebnis ist 3, da expr nur Ganzzahlen kennt<br />

expr 3 \* 5 Multiplikation: Ergebnis lautet 15, * maskieren Sie <strong>mit</strong> \<br />

expr \( 1 + 2 \) \* 4<br />

Rechnen <strong>mit</strong> Klammern: Ergebnis ist 12, die Klammern und das * maskieren Sie<br />

01 #!/bin/bash<br />

02 #<br />

03 # Rechenbeispiel: Zinsberechnung<br />

04 # usage: zinsberechnung.sh<br />

05 #<br />

06 # (co) Stockmayer<br />

07 # 15.05.2012<br />

08 #<br />

09 LANG=C<br />

10 <br />

11 echo 'Zinsberechnung'<br />

12 read ‐p 'Welcher Betrag (EURO ohne Cent): ' betrag<br />

13 (( betrag *= 100 )) # Betrag in Cent<br />

14 read ‐p 'Welcher Zinssatz (in %): ' zins<br />

15 read ‐p 'Wie viel Jahre: ' jahre<br />

16 for (( i=1; i


Bash-Workshop: Teil 5<br />

Programmieren<br />

zahlen auf dem Bildschirm aus. Vor dem Anzeigen<br />

sortiert das Skript die Zahlen noch über sort ‐n;<br />

abschließend erzeugt es die berühmte Zusatzzahl<br />

(Zeilen 39 bis 40).<br />

Weizenkörner<br />

Das dritte und letzte Beispiel (Listing 5) widmet<br />

sich einem mathematischen Beispiel [4]. Legen Sie<br />

ein Weizenkorn auf das Feld eines Schachbretts<br />

und verdoppeln Sie die Zahl der Körner auf jedem<br />

weiteren Feld, erzeugt das am Ende sehr, sehr viel<br />

Weizen. Konkret stoßen Sie kurz vor dem Ziel auf<br />

die Schwierigkeit, dass Sie den zulässigen Zahlenbereich<br />

von let überschreiten.<br />

Listing 4: „6aus49.sh“<br />

01 #!/bin/bash<br />

02 #<br />

03 # 6 Zahlen aus 49 + Zusatzzahl<br />

04 # usage: 6aus49.sh<br />

05 #<br />

06 # (co) Stockmayer<br />

07 # 20.05.2012<br />

08 #<br />

09 LANG=C<br />

10 <br />

11 max=49<br />

12 maxzahl=6<br />

13 lottozahlen=<br />

14 <br />

15 anz=1<br />

16 while (( anz


Tipps & Tricks<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Tipps<br />

Tipps & Tricks zu <strong>Ubuntu</strong> 12.04<br />

System optimieren<br />

In den Tipps & Tricks zeigen wir diesmal u. a.,<br />

wie Sie das neue Skype <strong>mit</strong> Zusatzprogrammen<br />

verbessern, mehr Privatsphäre beim<br />

Browsen schaffen und den Rechner per Knopfdruck<br />

herunterfahren.<br />

<br />

Kristian Kißling, Thomas Raukamp<br />

Kirsty Pargeter, 123RF<br />

Skype: Version 4.0 <strong>mit</strong><br />

SkypeTab optimieren<br />

Just als niemand mehr einen Penny auf<br />

ein Update für die Linux-Version von<br />

Skype setzte, überraschte der kürzlich<br />

von Microsoft übernommene Voice-over-<br />

IP-Dienst <strong>mit</strong> einer neuen Version 4.0.<br />

Da<strong>mit</strong> geht zugleich eine Ära von nicht<br />

enden wollenden Betaveröffentlichungen<br />

zu Ende. Das Update glänzt <strong>mit</strong><br />

einer überarbeiteten Benutzeroberfläche<br />

inklusive neuer Chat- und Videofenster,<br />

zudem wurde die Qualität<br />

von Audio- und Videoanrufen<br />

deutlich verbessert. Skype 4.0 steht als Debian-<br />

Paket zum Download auf der Herstellerwebseite<br />

bereit [1]. Hakt es beim Einrichten, entfernen Sie<br />

die vorherige Version (Referenz: Multimedia).<br />

Doch auch ein (<strong>mit</strong>tlerweile) gutes Programm<br />

lässt sich noch verbessern: Die stets emsige Gemeinschaft<br />

der Open-Source-Entwickler hat einige<br />

Wrapper (also kleine Zusatzprogramme) produziert,<br />

die Ihnen die Nutzung von Skype vereinfachen.<br />

Einige davon stellen wir hier vor.<br />

In erster Linie ist hier die Erweiterung SkypeTab<br />

zu nennen. Das Programm integriert Skypes Chatfunktion<br />

in das Anwendungsfenster und bringt<br />

da<strong>mit</strong> etwas Ordnung auf den Desktop (Abbildung<br />

1). Besonders praktisch ist, dass SkypeTab auch<br />

mehrere Konversationen zugleich verwaltet: Die<br />

einzelnen Gespräche rufen Sie dabei in mehreren<br />

Reitern auf, wie Sie es auch von Programmen wie<br />

Pidgin und Empathy her kennen. Doch SkypeTab<br />

kann noch mehr: Haben Sie die entsprechenden<br />

Punkte in den Voreinstellungen ausgewählt, die<br />

sich dezent ins Skype-Menü eintragen, laufen sogar<br />

Videogespräche und Dateiübertragungen im<br />

Hauptfenster ab (Abbildung 2).<br />

Die Skype-Erweiterung SkypeTab finden Sie zwar<br />

nicht im Software-Center, sie lässt sich aber <strong>mit</strong><br />

ein paar einfachen Terminalbefehlen über eine externe<br />

Paketquelle installieren:<br />

$ sudo add‐apt‐repository ppa:keks9n/U<br />

skypetab<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get install skypetab‐ng<br />

1 SkypeTab integriert aktive Skype-Chats per Karteireiter in das Arbeitsfenster des VoIP-Clients,<br />

anstatt für jede Konversation ein eigenes Fenster zu öffnen.<br />

Skype: Skype-Wrapper und<br />

Pidgin-Skype<br />

Nicht ganz so umfangreich sind die Ergänzungen,<br />

die Skype-Wrapper dem Originalprogramm angedeihen<br />

lässt: Es integriert die Statusanzeigen von<br />

Skype sowie offene Chats in das Nachrichtenmenü<br />

von <strong>Ubuntu</strong>. Zudem nutzt es das Benachrichtigungssystem<br />

von <strong>Ubuntu</strong>, um Kontakte anzuzeigen,<br />

die sich an- und abmelden. Unity-Nutzer dürfen<br />

sich außerdem über zusätzliche Listeneinträge<br />

92 UBUNTU<br />

04/2012<br />

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<strong>Ubuntu</strong>-Tipps<br />

Tipps & Tricks<br />

im Launcher freuen: Hier ersetzt Skype-Wrapper<br />

das ursprüngliche Skype-Piktogramm durch eine<br />

etwas auskunftsfreudigere Variante. Diese stellt<br />

nun auch aktive Datentransfers und Befehle zum<br />

Halten und Beenden eines Anrufs sowie zum Hinzufügen<br />

neuer Kontakte dar (Abbildung 3).<br />

Auch die Installation von Skype-Wrapper erfordert<br />

das Einbinden einer externen Paketquelle:<br />

$ sudo add‐apt‐repository ppa:skype‐wrapU<br />

per/ppa<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get install skype‐wrapper<br />

Nach der Installation drücken Sie [Alt]+[F2].<br />

Tippen Sie in den folgenden Schnellstartdialog den<br />

Suchbegriff skype‐wrapper ein und klicken Sie auf<br />

das nun angezeigte Skype-Icon. Skype erscheint<br />

wie gewohnt auf dem Bildschirm und teilt nach<br />

einigen Momenten <strong>mit</strong>, dass sich ein Zusatzprogramm<br />

für die Nutzung registrieren möchte. Setzen<br />

Sie den Haken neben Diese Antwort merken<br />

und segnen Sie das Hinweisfenster <strong>mit</strong> Ja ab.<br />

Eventuell ist Skype etwas hartnäckiger und nervt<br />

Sie mehrmals <strong>mit</strong> derselben Sicherheitsabfrage<br />

– seien Sie einfach tapfer und bestätigen Sie den<br />

Zugriff immer wieder.<br />

Etwas umständlich ist derzeit leider noch die weitere<br />

Konfiguration <strong>mit</strong> dem Dconf-Editor. Diesen<br />

installieren Sie bei Bedarf über das Software-Center,<br />

das Paket heißt dconf-tools. Die Einstellungen<br />

für den Skype-Wrapper finden Sie nach dem Start<br />

unterhalb des Eintrags apps.<br />

Wollen Sie die eigenen Skype-Kontakte <strong>mit</strong> den<br />

anderen Chatkontakten in einem gemeinsamen<br />

Client zusammenführen, dann hilft Pidgin-Skype.<br />

Zwar ist das Skype-Protokoll nicht quelloffen und<br />

Programmierer dürfen es nicht direkt in andere<br />

Anwendungen integrieren, doch macht die kleine<br />

Erweiterung alle Programme, welche die libpurple-<br />

Bibliothek nutzen (also zum Beispiel Pidgin, Finch<br />

und Empathy), fit für Skype-Chats (Abbildung<br />

4). Pidgin-Skype installieren Sie einfach über das<br />

Software-Center. Beachten Sie jedoch, dass Skype<br />

parallel zu Pidgin und Empathy im Hintergrund<br />

laufen muss, weil die anderen Programme sein<br />

Protokoll anzapfen.<br />

Firefox: BetterPrivacy gegen<br />

Flash-Cookies<br />

Von Cookies haben die meisten Nutzer sicher<br />

schon einmal gehört: Webseiten hinterlegen kleine<br />

Textdateien auf den Rechnern der Nutzer, um<br />

diese bei ihrer Rückkehr auf die Webseite einfacher<br />

zu identifizieren. Das hat durchaus positive<br />

Seiten, etwa bei der Sitzungsverwaltung, wenn Sie<br />

in einem Onlineshop einkaufen. Negativ wirken<br />

sich die Cookies beispielsweise aus, wenn da<strong>mit</strong><br />

ein Unternehmen Ihr Surfverhalten über mehrere<br />

Webseiten hinweg im Auge behält.<br />

2 Auf Wunsch zeigt Skype 4.0 inzwischen auch im Hauptfenster Videotelefonate an.<br />

Eine neue Entwicklung sind Flash-Cookies: Die<br />

offizielle Bezeichnung ist Local Shared Objects<br />

(LSO), <strong>mit</strong>unter heißen sie auch Supercookies.<br />

Diese Cookies sind nicht nur in der Lage, deutlich<br />

mehr Daten zu speichern, sie nisten sich auch an<br />

verschiedenen Orten auf dem Rechner ein. Da sie<br />

Flash verwenden, funktionieren sie browserübergreifend<br />

und werden zudem meist von den browserinternen<br />

Cookie-Abwehr-Mechanismen nicht<br />

erfasst. Vor allem aber werden sie nie gelöscht,<br />

können also über einen langen Zeitraum die Aktivitäten<br />

eines Nutzers aufzeichnen.<br />

Addieren Sie diese Faktoren, gibt es gute Gründe,<br />

die Flash-Cookies zu deaktivieren. Das lässt sich<br />

erledigen, indem Sie Flash schlicht nicht erlauben,<br />

diesen Speicher zu verwenden. Dazu rufen<br />

Sie eine Webseite auf [2] und ändern über diese<br />

Ihre lokalen Flash-Einstellungen. Der gesuchte<br />

Menüpunkt heißt Globale Speichereinstellungen;<br />

hier müssen Sie den Schieberegler ganz nach links<br />

schieben und zudem am besten die beiden unteren<br />

Häkchen entfernen.<br />

Eine zweite Lösung besteht für Firefox-Nutzer<br />

darin, das Add-on BetterPrivacy [3] zu installieren.<br />

Das kümmert sich um die LSO, aber auch<br />

um DOM Storage. Letzteres kennt man unter dem<br />

Begriff „Web Storage“, und es gibt eine eigene<br />

W3C-Spezifikation dieser Technologie. Diese<br />

Supercookies sollen helfen, bestimmte parallele<br />

Transaktionen zwischen Browser und Webseiten<br />

sauber über die Bühne zu bringen [4].<br />

Nach der Installation des Add-ons über den Button<br />

Zu Firefox hinzufügen dürfen Sie dieses über Extras<br />

| Add-ons | Erweiterungen einrichten (Abbildung<br />

5). Eine gute Maßnahme besteht sicherlich<br />

darin, die Option Flash Cookies beim Beenden<br />

von Firefox löschen anzukreuzen. Sollte ein Flash-<br />

Cookie doch einmal eine sinnvolle Funktion besit-<br />

3 So kommt Leben ins Skype-<br />

Icon: Skype-Wrapper erlaubt das<br />

Halten und Beenden von Anrufen<br />

vom Launcher aus.<br />

4 Pidgin-Skype präsentiert Skype-<br />

Chats im <strong>Ubuntu</strong>-konformen Gewand<br />

von Pidgin und Empathy.<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

93


Tipps & Tricks<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Tipps<br />

Info<br />

[1] Skype 4.0:<br />

[http:// bit. ly/ skypeforlinux]<br />

[2] Settings Manager für<br />

Flash: [http:// www.​<br />

macromedia. com/ support/​<br />

documentation/ de/​<br />

flashplayer/ help/ settings_<br />

manager03. html]<br />

[3] Firefox-Add-on Better-<br />

Privacy: [https:// addons.​<br />

mozilla. org/ de/ firefox/​<br />

addon/ betterprivacy/]<br />

[4] W3C-Spezifikation zu Web<br />

Storage:<br />

[http:// www. w3. org/ TR/​<br />

webstorage/ # introduction]<br />

[5] FlagFox-Add-on: [https://​<br />

addons. mozilla. org/ de/​<br />

firefox/ addon/ flagfox/]<br />

[6] Gnome-Screenshot-Bug:<br />

[https:// bugzilla. gnome.​<br />

org/ show_bug. cgi?​<br />

id=669629]<br />

Referenz<br />

Multimedia: Der Artikel ab Seite<br />

25 beschreibt unter anderem, wie<br />

Sie Skype 4.0 unter <strong>Ubuntu</strong> 12.04<br />

installieren.<br />

zen, wird diese so nicht beeinträchtigt, aber das<br />

Sammeln von Langzeitinformationen verhindert.<br />

Interessant dürfte auch die Option sein, sich per<br />

Einblendung über neue LSO-Cookies informieren<br />

zu lassen. In diesem Fall erscheint am oberen<br />

Rand des Browsers für einen kurzen, von Ihnen<br />

definierten Zeitraum eine Nachricht über ein neu<br />

gesetztes Flash-Cookie. Schön überprüfen lässt<br />

sich das auf der Webseite hulu.com, die versucht,<br />

gleich fünf solcher Cookies zu setzen. Das Setzen<br />

von Flash-Cookies scheint allerdings nicht zu klappen,<br />

wenn Sie über die Erweiterung NoScript den<br />

Einsatz von JavaScript verbieten. Wollen Sie wirklich<br />

alle Flash-Cookies erwischen, aktivieren Sie in<br />

BetterPrivacy auch die Option Flash Cookies beim<br />

Anwendungsstart löschen.<br />

Firefox: Flagge zeigen<br />

Ein eher witziges Feature steckt in der Erweiterung<br />

FlagFox [5], die es ebenfalls für Firefox gibt. Sie<br />

er<strong>mit</strong>telt für jede Webseite, die Sie besuchen, zu<br />

welchem Land die IP-Adresse gehört. Dann zeigt<br />

das Add-on die passende Flagge rechts oben in der<br />

URL-Leiste an. Und es geht noch weiter: Klicken<br />

Sie auf die Flagge, bestimmt Firefox die Stadt, in<br />

welcher sich der Server der Webseite (angeblich)<br />

befindet (Abbildung 6). Lustig wird es, wenn Sie<br />

halblegale Streaming-Seiten aufrufen: Während<br />

die offizielle Domain auf die Insel Tonga verweist,<br />

stehen die Server – soweit die Erweiterung das<br />

beurteilen kann – zum Beispiel in Rumänien. Sie<br />

installieren FlagFox auf demselben Weg wie die<br />

zuvor beschriebene Erweiterung.<br />

Apport: Nervige<br />

Warnmeldungen abschalten<br />

Natürlich wollen die <strong>Ubuntu</strong>-Entwickler ihr System<br />

verbessern. Dafür nutzen sie die Software<br />

Apport, die Informationen über Bugs an die<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Entwickler schickt und dabei zugleich versucht,<br />

diese Informationen möglichst verwertbar<br />

zu machen. Als Nutzer sollen Sie dabei <strong>mit</strong>helfen,<br />

weshalb bei Abstürzen einer Systemkomponente<br />

ein kleines Fenster erscheint, das Sie auffordert,<br />

den Fehler zu melden. Das ist gut und schön,<br />

nervt aber unter Umständen, wenn diese Fehlermeldungen<br />

ständig auftauchen – auch dann, wenn<br />

augenscheinlich gar nichts verkehrt läuft.<br />

Wollen Sie die Fehlermeldung deaktivieren, ist das<br />

simpel. Sie rufen über [Strg]+[Alt]+[T] ein Terminal<br />

auf und geben Folgendes ein:<br />

$ gksu gedit /etc/default/apport<br />

Das öffnet die Datei <strong>mit</strong> administrativen Rechten,<br />

und Sie setzen den Eintrag enabled=1 auf enabled=0.<br />

Speichern Sie die Datei und schließen Sie<br />

den Editor anschließend. Dann geben Sie<br />

$ sudo service apport stop<br />

ein, um den Apport-Dienst anzuhalten, der noch<br />

immer im Hintergrund läuft. Das war es.<br />

Gnome-Screenshot:<br />

Autosave-Verzeichnis ändern<br />

Bildschirmfotos lassen sich unter <strong>Ubuntu</strong> 12.04<br />

recht einfach aufnehmen: Über [Druck] nehmen<br />

Sie den gesamten Bildschirm auf, über<br />

[Alt]+[Druck] nur das aktuelle Fenster. Die Anwendung<br />

schlägt nun vor, die Schnappschüsse im<br />

Ordner Bilder zu speichern – an sich nichts Verwerfliches.<br />

Über ein Aufklappmenü wählen Sie bei<br />

Bedarf einen anderen Ordner aus und sichern die<br />

Aufnahme in diesem.<br />

Das Problem: Wollen Sie einen weiteren Schnappschuss<br />

aufnehmen und diesen im selben Verzeichnis<br />

ablegen, bietet Gnome-Screenshot – so der<br />

Name der Anwendung – an, die Bilder wieder im<br />

Verzeichnis Bilder abzulegen. Wollen Sie also eine<br />

Serie von Screenshots aufnehmen, müssen Sie jedes<br />

Mal umständlich das gewünschte Verzeichnis<br />

aufsuchen. Das nervt und scheint tatsächlich auf<br />

einer bewussten Design-Entscheidung des Gnome-<br />

Projekts zu beruhen [6].<br />

Leider lässt sich das Verhalten aktuell nicht ändern,<br />

lediglich ein wenig abmildern. Dazu brauchen<br />

Sie den Dconf-Editor, den Sie über das Paket<br />

dconf-tools explizit installieren und dann über<br />

das Dash aufrufen. Unter org | gnome | gnomescreenshot<br />

finden Sie schließlich die Einstellungen<br />

für die Anwendung. Etwas enttäuschend: Ändern<br />

Sie den Parameter last-save-directory, scheint das<br />

gar nichts zu bewirken. Immerhin dürfen Sie hier<br />

den Parameter auto-save-directory ändern und den<br />

automatisch gewählten Speicherpfad anpassen,<br />

hier also zum Beispiel dieses eintragen:<br />

file:///home/{BENUTZER}/meine_screenshots/<br />

5 Flash-Cookies sind eine eher junge Plage, vor der das Add-on „BetterPrivacy“ schützt.<br />

Nach Auskunft einiger Benutzer zeigt dieser Eintrag<br />

nur dann eine Wirkung, wenn Sie am Ende<br />

94 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

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Tipps & Tricks<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Tipps<br />

6 Dank FlagFox bemerkt es Firefox zum Beispiel, wenn ein Webserver, der offiziell eine deutsche<br />

Top-Level-Domain im Namen trägt, eigentlich in Großbritannien steht.<br />

einen Schrägstrich setzen. Den Eintrag {BENUT-<br />

ZER} ersetzen Sie durch Ihren Benutzernamen.<br />

Unity: Fenster<br />

halbmaximieren<br />

Eine weitere Neuerung des Gnome-Projekts betrifft<br />

den Dateimanager. Nautilus bringt aktuell<br />

ein extrem praktisches Feature <strong>mit</strong>, das man nun<br />

abschaffen will. Drücken Sie [F3], teilt sich das<br />

aktuelle Fenster in der Mitte, und Sie sehen zwei<br />

Hälften. Rufen Sie nun zum Beispiel in der linken<br />

Hälfte einen Netzwerkordner auf, in der rechten<br />

Ihre Musiksammlung, können Sie per Drag & Drop<br />

einfach Dateien von A nach B schaufeln.<br />

Warum die Gnome-Entwickler dieses Feature abschaffen<br />

wollen, bleibt dahingestellt, aber offenbar<br />

will das <strong>Ubuntu</strong>-Projekt diese Entscheidung akzeptieren;<br />

das war zumindest der Stand beim Schreiben<br />

dieses Artikels. Als Workaround wird vorgeschlagen,<br />

zukünftig zwei Fenster zu halbmaximieren<br />

– so jedenfalls das dafür erfundene Kunstwort<br />

(Abbildung 7). Unity kennt einen Shortcut, <strong>mit</strong><br />

dem Sie ein Fenster nur in der rechten oder linken<br />

Hälfte des Bildschirms maximieren.<br />

Um nun für Nautilus schnellstmöglich das<br />

oben geschilderte Verhalten zu erzeugen, rufen<br />

Sie den Dateimanager auf und drücken<br />

[Strg]+[Super]+[Pfeil rechts], um das erste<br />

Fenster rechts anzuordnen. Dann drücken Sie<br />

[Strg]+[N], um ein zweites Nautilus-Fenster<br />

aufzurufen, und danach [Strg]+[Super]+[Pfeil<br />

links], um dieses auf der linken Seite anzuordnen<br />

– ein wenig eleganter Weg. Nun dürfen Sie<br />

nach den Austauschordnern suchen und per<br />

Drag & Drop Ihre Dateien austauschen. Ein kleiner<br />

Nebeneffekt: Beim nächsten Aufruf des Dateimanagers<br />

halbmaximiert sich das Fenster automatisch.<br />

Da<strong>mit</strong> es wieder den kompletten Schirm einnimmt,<br />

drücken Sie [Str]+[Super]+[Pfeil hoch].<br />

System: <strong>Ubuntu</strong> via Power-<br />

Button abschalten<br />

Verwenden Sie auf Ihrem <strong>Ubuntu</strong>-Rechner lediglich<br />

einen Benutzeraccount, betrifft Sie der gleich<br />

erwähnte Bug nicht. In diesem Fall drücken Sie<br />

auf den Ausschalter (Power-Button) des Rechners<br />

und erhalten ein Menü, das Ihnen unter anderem<br />

vorschlägt, den Rechner auszuschalten. Verwenden<br />

Sie hingegen ein System <strong>mit</strong> mehreren Benutzern,<br />

landen Sie selbst nach einem expliziten Klick<br />

auf Herunterfahren höchstens beim Loginmanager.<br />

Sie müssen dann zum Beispiel ein Terminalfenster<br />

öffnen und sudo halt eingeben, da<strong>mit</strong> der Rechner<br />

herunterfährt.<br />

Das ändern Sie, indem Sie dem Power-Button<br />

einen Befehl zuweisen, der dafür sorgt, dass der<br />

Rechner per Knopfdruck herunterfährt. Die entscheidende<br />

Datei bearbeiten Sie so:<br />

$ gksu gedit /etc/acpi/events/powerbtn<br />

Die Zeile action=/​etc/​acpi/​powerbtn.sh kommentieren<br />

Sie im Editor durch ein vorangestelltes # aus<br />

und fügen dahinter eine neue Zeile ein:<br />

action=shutdown ‐h now<br />

7 Halbmaximierte Fenster sind leider nur eine halbmaximalgute Alternative zum Wegfall der<br />

beliebten Split-Ansicht im Dateimanager Nautilus.<br />

Sie speichern die veränderte Datei und schließen<br />

sie. Nun dürfen Sie den Rechner spätestens nach<br />

einem etwa 1-sekündigen Knopfdruck herunterfahren.<br />

Dieses Feature hilft übrigens auch, wenn<br />

Sie einen <strong>Ubuntu</strong>-Rechner als Multimedia-PC betreiben<br />

und ihn nicht ständig per Maus, Tastatur<br />

und Fernsehschirm abschalten wollen. (kki) ●●●<br />

96 UBUNTU<br />

04/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


<strong>Vorschau</strong><br />

Service<br />

D<strong>mit</strong>ry Naumov, 123RF<br />

<strong>Vorschau</strong> auf Heft 01/​2013<br />

das nächste Heft erscheint am 25.10.2012<br />

Was kommt im Heft<br />

<br />

01/​2013?<br />

Den kommenden <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> 01/​2013 finden Sie ab dem 25. Oktober offiziell im Software-Center, in<br />

unserem Onlineshop und am Kiosk. Hier stellen wir einige Themen für das nächste Heft vor. Kristian Kißling<br />

<strong>Ubuntu</strong>-TV<br />

Unser Interview <strong>mit</strong> Will Cooke hat es nicht mehr rechtzeitig ins Heft<br />

geschafft, wir veröffentlichen es aber in der nächsten Ausgabe des<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong>. Der Canonical-Mann leitet das <strong>Ubuntu</strong>-TV-Projekt, das<br />

den herkömmlichen Fernseher <strong>mit</strong> der Hilfe von <strong>Ubuntu</strong> ins Internet<br />

bringen und dem Couch-Potato das Leben erleichtern soll. Ist das der<br />

Abschied von den fünf Fernbedienungen? Cooke äußert sich unter anderem<br />

zum aktuellen Status des Projekts, zu den Zukunftsplänen und<br />

auch zur Frage, warum es überhaupt eine <strong>Ubuntu</strong>-Lösung für Couch-<br />

Potatos geben muss.<br />

1 Im nächsten<br />

Heft sprechen wir<br />

<strong>mit</strong> Will Cooke,<br />

der das <strong>Ubuntu</strong>-<br />

TV-Projekt leitet.<br />

Home, Sweet Home!<br />

Wer umzieht, der freut sich meist nicht nur auf die neue<br />

Wohnung, sondern verbringt schon im Vorfeld Zeit da<strong>mit</strong>, im<br />

Geiste die Möbel aufzustellen.<br />

Mit Sweet Home<br />

3D betreten Sie, wenn<br />

Sie die Maße kennen,<br />

die Wohnung schon vor<br />

dem Einzugstermin.<br />

Virtuell basteln Sie Möbel,<br />

Betten, Sofas und<br />

schieben diese zwischen<br />

2 Mit Sweet Home 3D richten Sie Ihren zukünftigen vier<br />

Ihre neue Wohnung virtuell ein. Wänden herum.<br />

<strong>Ubuntu</strong> 12.10<br />

Im Zentrum unseres nächsten Hefts<br />

steht auch <strong>Ubuntu</strong> 12.10. Die neue<br />

Version erscheint zur gleichen Zeit; wir<br />

testen im Vorfeld, was es für Änderungen,<br />

Neuerungen und Rückschritte gibt.<br />

Mit Spannung erwarten wir nicht nur<br />

das angekündigte neue Theme, sondern<br />

schauen auch, ob die 2-D-Variante von<br />

Unity tatsächlich wie geplant verschwindet.<br />

Womöglich bringt <strong>Ubuntu</strong> 12.10<br />

auch eine Preview des Display-Servers<br />

Wayland <strong>mit</strong>, auf die wir dann sicherlich<br />

einen Blick werfen.<br />

Info<br />

[1] Unser Shop: [http:// shop.​<br />

linuxnewmedia. de/]<br />

[2] <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> bei Facebook:<br />

[http:// www. facebook. com/​<br />

ubuntuuser]<br />

[3] <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> bei Google+:<br />

[https:// plus. google. com/​<br />

104445680837136693941/​<br />

posts]<br />

[4] <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> bei Diaspora:<br />

[https:// joindiaspora. com/ u/​<br />

ubuntu_user_germany]<br />

[5] Webseite des <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong>:<br />

[http:// ubuntu‐user. de/]<br />

Erscheinungsdatum<br />

Autoren<br />

Anzeigen<br />

Den nächsten <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> (01/​2013) finden Sie ab dem 25. Oktober<br />

2012 als PDF-Datei in unserem Onlineshop oder in <strong>Ubuntu</strong>s<br />

Software-Center. Alternativ lassen Sie sich das Heft in Papierform<br />

versandkostenfrei nach Hause schicken [1] oder kaufen es am<br />

Kiosk Ihres Vertrauens. Tägliche Infos und Updates zu <strong>Ubuntu</strong> finden<br />

Sie auf Facebook [2], Google+ [3] und Diaspora [4] und auf unserer<br />

Webseite [5]. Hier erreichen Sie auch freie Artikel aus aktuellen und<br />

älteren Heften. Sollen wir Sie an eine neue Ausgabe erinnern, dann<br />

tragen Sie sich in unseren Newsletter auf der Webseite ein.<br />

Franz Böhm S. 54<br />

Martin Loschwitz S. 82<br />

Marian Lux S. 10<br />

Claudia Meindl S. 36/39<br />

Thomas Raukamp S. 58/74/92<br />

Andreas Reitmaier S. 44<br />

André Skora, Michael Quay S. 50<br />

Christoph Stockmayer S. 86<br />

Bodenseo S. 27<br />

Campus Party S. 7<br />

Linux-Hotel S. 41<br />

PlusServerAG S. 52/53<br />

S. 60/61<br />

S. 66/67<br />

S. 88/89<br />

Linux Online Shop S. 99<br />

Galileo S. 100<br />

www.ubuntu-user.de 04/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

97


Service<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> ist eine Publikation der Linux New Media AG.<br />

Anschrift<br />

Putzbrunner Str. 71, 81739 München<br />

Telefon: (089) 99 34 11-0, Fax: (089) 99 34 11-99<br />

Homepage<br />

http://www.ubuntu-user.de/<br />

Abo/Nachbestellung http://shop.linuxnewmedia.de/<br />

E-Mail (Leserbriefe) <br />

Presse<strong>mit</strong>teilungen <br />

Chefredakteur Kristian Kißling (v. i. S. d. P.) (kki)<br />

Redaktion<br />

Andreas Bohle (agr)<br />

Mediaberatung<br />

D/A/CH<br />

Petra Jaser <br />

Tel.: +49 (0)89 / 99 34 11 24<br />

Fax: +49 (0)89 / 99 34 11 99<br />

Ann Jesse <br />

USA und<br />

weitere Länder Tel.: +1 785 841 8834<br />

Eric Henry <br />

Tel.: +1 785 917 0990<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 01.01.2012.<br />

Pressevertrieb<br />

Abonnenten-Service<br />

D/A/CH<br />

MZV Moderner Zeitschriften Vertrieb GmbH<br />

Breslauer Straße 5, 85386 Eching<br />

Tel.: (089) 3 19 06-0, Fax: (089) 3 19 06-113<br />

A.B.O. Verlagsservice GmbH<br />

Veronika Kramer <br />

Telefon D/A: +49 (0)7131 2707 274<br />

Telefon CH: +41 (0)43 816 1627<br />

Telefax D/A/CH: +49 (0)7131 2707 78 601<br />

DVD-Produktion<br />

Grafik<br />

Titelgestaltung<br />

Bildnachweis<br />

Schlusslektorat<br />

Produktion<br />

Druck<br />

Geschäftsleitung<br />

Marcel Hilzinger (mhi)<br />

Thomas Leichtenstern (tle)<br />

Hans-Jörg Ehren <br />

Christian Ullrich <br />

Dana Fidlerova, Judith Erb<br />

Judith Erb, Titelillustration: Pinball Digitalagentur<br />

Stock.xchng, <strong>Foto</strong>lia.de, Photocase.com, 123RF.com und andere<br />

Heike Jurzik <br />

Christian Ullrich <br />

Vogel Druck und Medienservice GmbH & Co. KG, 97204 Höchberg<br />

Brian Osborn (Vorstand) <br />

Hermann Plank (Vorstand) <br />

Linux ist ein eingetragenes Warenzeichen von Linus Torvalds und wird von uns <strong>mit</strong> seiner<br />

freundlichen Genehmigung verwendet. »Unix« wird als Sammelbegriff für die Gruppe der Unixähnlichen<br />

Betriebssysteme (wie beispielsweise HP/UX, FreeBSD, Solaris) verwendet, nicht als<br />

Bezeichnung für das Trademark (»UNIX«) der Open Group. Der Linux-Pinguin wurde von Larry<br />

Ewing <strong>mit</strong> dem Grafikprogramm »The GIMP« erstellt. Google ist ein eingetragenes Warenzeichen<br />

von Google Inc.<br />

Eine Haftung für die Richtigkeit von Veröffentlichungen kann – trotz sorgfältiger Prüfung<br />

durch die Redaktion – vom Verlag nicht übernommen werden. Mit der Einsendung von<br />

Manuskripten oder Leserbriefen gibt der Verfasser seine Einwilligung zur Veröffent lich ung in<br />

einer Publikation der Linux New Media AG. Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder Beiträge<br />

übernehmen Redaktion und Verlag keinerlei Haftung.<br />

Die Installation von Programmen der Heft-CD/DVD erfolgt auf eigene Gefahr. Die Redaktion<br />

des <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> haftet nicht für Schäden und Folgeschäden wie Datenverlust, die durch die<br />

Installation der Software entstehen können.<br />

Die Redaktion behält sich vor, Einsendungen zu kürzen und zu überarbeiten. Das exklusive<br />

Urheber- und Verwertungsrecht für angenommene Manus kripte liegt beim Verlag. Es darf kein<br />

Teil des Inhalts ohne schriftliche Genehmigung des Verlags in irgendeiner Form vervielfältigt<br />

oder verbreitet werden.<br />

Copyright © 1999–2012 Linux New Media AG ISSN: 2190-1155<br />

Disclaimer<br />

<strong>Ubuntu</strong> is a trademark of Canonical Li<strong>mit</strong>ed and is used under licence from Canonical Ltd.<br />

Points of view or opinions in this publication do not necessarily represent the policies or<br />

positions of Canonical Ltd or imply affiliation with <strong>Ubuntu</strong> or www.ubuntu.com. <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong><br />

is not an official Canonical title. The DVD included in this magazine may contain an unofficial<br />

<strong>Ubuntu</strong> release which is not supported by Canonical Ltd.<br />

Abodaten<br />

Preise Print Deutschland Österreich Schweiz Ausland EU<br />

Einzelheft € 7,90 € 8,70 Sfr 15,80 (siehe Titel)<br />

Jahres-DVD (Einzelpreis) € 14,95 € 14,95 Sfr 18,90 € 14,95<br />

Jahres-DVD (zum Abo 1) € 6,70 € 6,70 Sfr 8,50 € 6,70<br />

Jahresabo € 26,90 € 29,90 Sfr 44,24 € 33,90<br />

Preise Digital Deutschland Österreich Schweiz Ausland EU<br />

Heft-PDF Einzelausgabe € 7,90 € 7,90 Sfr 10,25 € 7,90<br />

DigiSub (4 Ausgaben) € 24,20 € 24,20 Sfr 34,85 € 24,20<br />

DigiSub (zum Printabo) € 4,– € 4,– Sfr 4,– € 4,–<br />

HTML-Archiv (zum Abo 1) € 12,– € 12,– Sfr 12,– € 12,–<br />

1 nur erhältlich in Verbindung <strong>mit</strong> einem Jahresabo Print oder Digital<br />

Schüler- und Studentenermäßigung: 20 Prozent gegen Vorlage eines Schülerausweises<br />

oder einer aktuellen Immatrikulationsbescheinigung. Der aktuelle Nachweis ist bei<br />

Verlängerung neu zu erbringen. Andere Aboformen, Ermäßigungen im Ausland etc.<br />

auf Anfrage.<br />

Adressänderungen bitte umgehend <strong>mit</strong>teilen, da Nachsendeaufträge bei der Post nicht<br />

für Zeitschriften gelten.<br />

98 UBUNTU<br />

04/2012<br />

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openbook<br />

online!<br />

Linux von A bis Z<br />

1.282 S., <strong>mit</strong> 2 DVDs, 49,90 €,<br />

ISBN 978-3-8362-1822-1<br />

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