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Ubuntu User Desktopia (Vorschau)

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UBUNTU<br />

user<br />

UBUNTU<br />

JUBILÄUMS-<br />

AUSGABE<br />

Aufkleber<br />

im Heft<br />

01/2011<br />

10.10 auf DVD! 32-Bit<br />

64-Bit<br />

user<br />

DIE WELT VON UBUNTU ENTDECKEN<br />

DESKTOPIA<br />

● Perfekter Einstieg: <strong>Ubuntu</strong> 10.10<br />

● Desktop-Tuning: Unity, Easystroke, Conky<br />

● Remastersys: <strong>Ubuntu</strong> selbst gebaut<br />

MULTIMEDIA & CODE<br />

● Videochat mit Google Video<br />

● ARD, ZDF und Co. anzapfen<br />

● Acire & Quickly: Python einfach<br />

HANDYS SYNCEN<br />

<strong>Ubuntu</strong> 10.10<br />

Das neue <strong>Ubuntu</strong> auf DVD,<br />

für 32- und 64-Bit-Systeme<br />

Österreich EUR 8,70<br />

Schweiz sfr 15,80<br />

Benelux EUR 9,25<br />

Spanien EUR 10,25<br />

Italien EUR 10,25<br />

7,90 €<br />

WWW.UBUNTU-USER.DE<br />

4 191751 907901 01


Editorial<br />

Service<br />

Ein Jahr,<br />

eine Zahl...<br />

Ich muss sagen, ich war überrascht. 490! Ich selbst bin kein großer Freund von<br />

Umfragen. Wer schon einmal eine knappe Stunde lang Fragen zur bevorzugten<br />

Bananensorte beantwortet hat, weiß, wovon ich rede. Um so mehr freut es mich,<br />

dass sich knapp 500 Leser durch den Fragebogen unserer Leserumfrage gekämpft<br />

haben [1]. Vielen Dank!<br />

Um es gleich vorauszuschicken: Da die Umfrage kurz vor dem Redaktionsschluss<br />

beendet wurde, konnten wir noch nicht alle Ergebnisse auswerten. Wir<br />

stellen weitere Resultate im nächsten Heft vor.<br />

Kristian Kißling,<br />

Chefredakteur<br />

Aber nun zu den Fragen. Was glauben Sie: Wie viel Prozent der Leser nutzen das<br />

reine <strong>Ubuntu</strong> (mit dem Gnome-Desktop)? Und welches <strong>Ubuntu</strong>-Derivat ist am erfolgreichsten?<br />

Die Antwort auf die erste Frage lautet: 89 Prozent. Das ist deutlich.<br />

Dem Platzhirsch folgt dann aber nicht etwa Kubuntu (was ich vermutet hätte),<br />

sondern die <strong>Ubuntu</strong> Netbook Edition, die laut Umfrage 20 Prozent der Befragten<br />

einsetzen; Kubuntu setzen 15 Prozent ein. Und wer glaubt, dass die Marktmacht<br />

von Windows langsam schwindet: Bei über 90 Prozent der Leser läuft parallel ein<br />

Windows-System – so schnell wird Bug Nr. 1 wohl nicht gefixt [2].<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> Online<br />

Fragen, Kritik und Anregungen:<br />

redaktion@ubuntu-user.de<br />

Neuigkeiten und Artikel aus<br />

dem <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong>:<br />

http:// ubuntu-user. de/<br />

Folgen Sie uns online:<br />

* http:// twitter. com/ ubuntu_<br />

user_de<br />

* http:// www. facebook. com/<br />

ubuntuuser<br />

Info<br />

Einige der Fragen stellten wir auch aus Neugier, so etwa die zum Verbreitungsgrad<br />

von 64-Bit-Systemen. Lohnt es sich, Software für diese Systeme auf die<br />

Heft-DVD zu packen? Für den <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> lässt sich das eher mit „ja“ beantworten<br />

(Abbildung). Während sich rund 37 Prozent der Leser für die 32-Bit-Version<br />

aussprechen, bevorzugen immerhin 16 Prozent die 64-Bit-Variante.<br />

Die Themeninteressen sind vielfältig: Vorn dabei ist – neben Multimedia und Sicherheit<br />

– die Open-Source-Szene selbst. Im Heft finden die Leser u. a. die vorgestellte<br />

Software, die Schwerpunkte,<br />

Aktuelles sowie Desktopthemen interessant.<br />

Als Schulnoten bekam das<br />

Heft durchweg Zweien: Das freut uns.<br />

Offenbar sind wir auf dem richtigen<br />

Weg, zugleich bleibt Raum für Verbesserungen.<br />

Nach einem Jahr – wir<br />

feiern Jubiläum – eine gute Bilanz,<br />

finden wir. Und die Aufkleber im Heft?<br />

Unsere Geburtstagstorte!<br />

[1] [https:// www.<br />

surveymonkey. net/ s/<br />

ubuntuuser]<br />

[2] [https:// bugs. launchpad.<br />

net/ ubuntu/ +bug/ 1]<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

3


Service<br />

Inhalt<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

27<br />

Multimedia-Codecs und proprietäre<br />

Programme sind unter <strong>Ubuntu</strong><br />

bewegliche Ziele. Die Installation ändert sich<br />

permanent. Wir zeigen, wo Sie was finden.<br />

Service<br />

Aktuelles<br />

Schwerpunkt<br />

3 Editorial<br />

Ein Jahr, eine Zahl.<br />

6 Leserbriefe<br />

Leser geben Tipps und<br />

stellen Fragen.<br />

34 DVD-Inhalt<br />

Diese Software finden Sie<br />

auf unserer Heft-DVD.<br />

97 <strong>Vorschau</strong><br />

98 Impressum<br />

7 Gewinnspiel<br />

Compaq zu gewinnen.<br />

8 Newbuntu<br />

Experimente mit Gesichtserkennung,<br />

farbige<br />

Indikatoren u. v. m.<br />

10 Interview<br />

Michael Vogt im Interview.<br />

12 Bücher<br />

Zwei Rezensionen.<br />

45 Einführung<br />

Das erwartet Sie in unserem<br />

Heftschwerpunkt.<br />

46 Easystroke<br />

<strong>Ubuntu</strong>s Desktop über<br />

Mausgesten steuern.<br />

50 Compiz<br />

Nützliche Effekte erleichtern<br />

die tägliche Arbeit<br />

mit Gnome.<br />

52 Conky<br />

Technische Infos schön<br />

verpackt: Conky tunen.<br />

56 Unity<br />

<strong>Ubuntu</strong>s neuer Netbook-<br />

Desktop im Test.<br />

Erste Schritte<br />

14 Neues<br />

Installer, Unity, Kaufsoftware: Wir stellen<br />

die Neuerungen von <strong>Ubuntu</strong> 10.10,<br />

„Maverick Meerkat“, vor.<br />

18 Installation<br />

Der neue Installer von <strong>Ubuntu</strong> 10.10<br />

verkürzt den Installationsprozess. Wir<br />

zeigen, was sich ändert, wenn Sie<br />

<strong>Ubuntu</strong> 10.10 auf die Platte spielen.<br />

24 Netzwerk<br />

Wir erklären, wie Sie mit dem Network-<br />

Manager ins Internet kommen und das<br />

System auf den neuesten Stand bringen.<br />

27 Multimedia<br />

Flash, Google Earth und Codecs: Wie<br />

Sie unter <strong>Ubuntu</strong> Multimediakomponenten<br />

und proprietäre Programme installieren,<br />

lesen Sie hier.<br />

30 Gnome<br />

Ungewohnte Umgebung: Lernen Sie<br />

den Gnome-Desktop besser kennen.<br />

36 Pakete<br />

So spielen Sie über das Software-Center<br />

und das Terminal Pakete ein.<br />

40 Drucken und Scannen<br />

So klappt es mit <strong>Ubuntu</strong> 10.10.<br />

4 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Inhalt<br />

Service<br />

10.10<br />

Im Heft:<br />

<strong>Ubuntu</strong> 10.10<br />

auf DVD<br />

• 32-Bit<br />

• 64-Bit<br />

• inklusive<br />

Live-Version<br />

67<br />

Über Plug-ins verwandeln Sie <strong>Ubuntu</strong>s Editor<br />

Gedit in ein Universalinstrument. Er kann dann<br />

u. a. Lesezeichen setzen, Skripte starten, vorgefertigte<br />

Stubs und Textschnipsel verwalten und sogar twittern.<br />

Wissen<br />

Admin<br />

Programmieren<br />

Hardware<br />

60 Upstart<br />

Warum <strong>Ubuntu</strong> dank<br />

Upstart schneller bootet<br />

und welche Skripte jetzt<br />

zählen, lesen Sie hier.<br />

64 Drucken und Scannen<br />

Eine kurze Einführung zu<br />

PostScript, CUPS, SANE<br />

und Texterkennung.<br />

Office<br />

66 Preview OpenOffice 3.3<br />

Erste Eindrücke vom<br />

Projekt „Renaissance“:<br />

Wir werfen einen Blick<br />

auf die Betaversion von<br />

OpenOffice 3.3.<br />

70 Shortcuts<br />

Die Bedienung des Kommandozeileneditors<br />

Vi ist<br />

umständlich. Wir fassen<br />

die wichtigsten Tastaturkürzel<br />

und -kommandos<br />

zusammen.<br />

71 Remastersys<br />

Mit Hilfe der Software,<br />

die eine GUI mitbringt,<br />

erstellen Sie eine bootbare<br />

<strong>Ubuntu</strong>-CD oder -DVD.<br />

Diese enthält entweder<br />

Ihre persönlichen Daten<br />

oder vorinstallierte Softwaresetups.<br />

Software<br />

80 Quickly<br />

In Minuten einen Browser<br />

programmieren und in<br />

Ihr eigenes PPA hochladen?<br />

Das funktioniert mit<br />

Quickly. Wir stellen die<br />

hilfreiche Software vor.<br />

84 Acire<br />

Mit Acire sind Codebeispiele<br />

in Python nur<br />

einen Mausklick entfernt.<br />

Das Projekt versammelt<br />

sinnvolle Codeschnipsel<br />

in einer GUI, um schnell<br />

Anwendungen für <strong>Ubuntu</strong><br />

zu programmieren.<br />

88 Handys synchronisieren<br />

Mit Wammu und Gammu<br />

kommen Sie einfach an<br />

Ihre Handydaten.<br />

92 Pandora<br />

Wir werfen einen Blick auf<br />

den offenen und Linuxbasierten<br />

Handheld.<br />

Tipps & Tricks<br />

96 Tipps&Tricks für <strong>Ubuntu</strong><br />

Gasterweiterungen in<br />

VirtualBox installieren und<br />

PGP-Schlüssel erstellen:<br />

So funktioniert es.<br />

67 Plug-ins für Gedit<br />

Wir demonstrieren, wie<br />

Sie Gnomes einfachem<br />

Editor Gedit mit Hilfe<br />

von Plug-ins Superkräfte<br />

verleihen.<br />

74 Google Video<br />

Nach Skype telefonieren<br />

Sie nun auch über ein<br />

Google-Plug-in mit<br />

Videounterstützung.<br />

76 Mediathek<br />

Das öffentlich-rechtliche<br />

Fernsehprogramm per<br />

Internet auf dem Desktop<br />

empfangen? Das geht!<br />

78 Plymouth-Themes<br />

Die Bootanimationen, die<br />

Plymouth liefert, verändern<br />

Sie mit ein paar<br />

simplen Handgriffen.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

5


Service<br />

Leserbriefe<br />

V. Yakobchuk, Fotolia<br />

Leserbriefe<br />

Feedback<br />

Nach jedem Heft erreichen<br />

uns Fragen, Vorschläge<br />

und Kritik unserer<br />

Leser per E-Mail. Wir<br />

drucken eine Auswahl<br />

davon in gekürzter Fassung<br />

ab.<br />

Info<br />

[1] Xubuntu als LTS-Version:<br />

[http:// www. xubuntu. org/<br />

get]<br />

Evolution reparieren<br />

Ich habe keine Ahnung von Linux und der Kommandozeile,<br />

weil ich Windows-Umsteiger bin.<br />

Mein Problem: Evolution zeigt einen „Fehler<br />

beim Erzeugen der Nachrichtenliste“ (database<br />

disk image is malformed) an. Es erscheinen keine<br />

Nachrichten im Eingang, Evolution zeigt nur 23<br />

ungelesene Nachrichten an. Es tut so, als würde es<br />

E-Mails abholen, zeigt diese aber nicht an, und die<br />

Zahl 23 ändert sich auch nicht.<br />

Ich habe noch einen zweiten Benutzer angelegt<br />

und die gesicherten E-Mails (evolution-backup.tar.<br />

gz) in dieses Profil importiert. Dabei ergab sich –<br />

wie zu erwarten – das gleiche Bild. Dann habe ich<br />

Evolution (mit allen Komponenten) deinstalliert<br />

und neu installiert. Komischerweise tauchte es genauso<br />

wieder auf – ohne Nachrichtenliste!<br />

Ralf Fleckstein<br />

UU Sie öffnen in diesem Fall Nautilus, drücken<br />

[Strg]+[H], um die verborgenen Dateien einzublenden,<br />

und wechseln dann in das versteckte Verzeichnis<br />

.evolution/ mail/ imap, das sich in Ihrem<br />

Home-Verzeichnis befindet. Von dort hangeln Sie<br />

sich weiter, bis Sie auf die Datei folder.db stoßen.<br />

Von der legen Sie eine Sicherheitskopie im Home-<br />

Verzeichnis an und löschen die Datei dann. Das<br />

sollte Ihr Problem beheben.<br />

Um wirklich einmal alle Komponenten von Evolution<br />

zu löschen, wählen Sie in Synaptic evolution<br />

aus und klicken dann auf Zum vollständigen<br />

Entfernen vormerken. Dann müssen Sie noch in<br />

Ihrem Home-Verzeichnis die individuellen Evolution-Komponenten<br />

entfernen – in diesem Fall den<br />

Ordner .evolution. Aber Vorsicht: In diesem Ordner<br />

befinden sich Ihre sämtlichen E-Mails, Adressbücher,<br />

Filter usw. Wollen Sie diese behalten, sichern<br />

Sie den Ordner in einem anderen Verzeichnis.<br />

Heft-DVD und Berichtigung<br />

Ganz kurz eine Rückmeldung zu <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong>, das<br />

ich inzwischen auch im Abo beziehe. Ich lese das<br />

Magazin sehr gerne und gehöre zu den vermutlich<br />

in der Minderzahl befindlichen Lesern, die<br />

gerne auf die Heft-DVD verzichten würden, wenn<br />

es dafür etwas mehr redaktionellen Inhalt geben<br />

würde. Ich bin gespannt, was diesbezüglich bei<br />

der Leserumfrage herauskommt. Ich fürchte aber<br />

tatsächlich, dass für den Käufer in der Bahnhofsbuchhandlung<br />

die eingeklebte Silberscheibe ein<br />

Kaufargument darstellt.<br />

Was mich einige Zeit lang irritiert hat, ist dass Sie<br />

im letzten Heft hartnäckig an mehreren Stellen<br />

behaupten, dass Xubuntu keinen „Long Term Support“<br />

bietet. Das stimmt einfach nicht, was sich<br />

durch einen Blick auf die Xubuntu-Homepage [1]<br />

beweisen lässt.<br />

Andreas Knöll<br />

UU Wie die Leserumfrage ausgegangen ist,<br />

weiß ich ja mittlerweile (siehe Editorial). Laut<br />

dieser gehören Sie tatsächlich eher einer Minderheit<br />

an, denn knapp 57 Prozent der Leser finden<br />

die Heft-DVD entweder sehr interessant oder zumindest<br />

interessant. 32 Prozent der Leser würden<br />

hingegen auf die Heft-DVD verzichten wollen.<br />

Tatsächlich ist mein persönlicher Eindruck, dass<br />

einige Leser unser Heft oft nur wegen der DVD<br />

kaufen, um dieses „mysteriöse“ <strong>Ubuntu</strong> einmal<br />

genauer unter die Lupe zu nehmen.<br />

Mit dem zweiten Punkt haben Sie recht: Die<br />

Information, dass es sich auch bei Xubuntu um<br />

eine LTS-Version handelt, ist mir schlicht durch<br />

die Lappen gegangen; ich frage mich allerdings,<br />

warum. Vermutlich hab ich Xubuntu mit Lubuntu<br />

durcheinander gebracht – Letzteres ist keine LTS-<br />

Version. Danke für den Hinweis! (kki) ●●●<br />

6 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Gewinnspiel<br />

Aktuelles<br />

Die Gewinner<br />

SheevaPlug und Bücher verlost<br />

Der Steckdosenrechner hat eine neue Heimat, oder besser Steckdose,<br />

gefunden. Herzlichen Glückwunsch an Martin Gottwald. Er<br />

hat – ebenso wie die meisten anderen Einsender – die richtige MD5-<br />

Summe ermittelt. Sie lautet 66fa77789c7b8ff63130e5d5a272d67b.<br />

Sie stoßen auf diese Zahl, wenn Sie einen Blick in die Datei<br />

md5sums auf einem von <strong>Ubuntu</strong>s Downloadservern werfen, die Sie<br />

unter anderem hier [1] finden.<br />

Diesmal hatten wir 47 Mitspieler mit der richtigen Antwort und entschieden<br />

hat – mal wieder – der Zufallsgenerator auf [http:// www.<br />

random. org]. Diesmal können Sie ihm sogar bei seiner Arbeit zusehen<br />

(Abbildung 1). Ein kleines Skript von uns ordnet den Einsendern<br />

dann Nummern zu. Gewonnen hat in diesem Fall die Nummer 2, hinter<br />

die das Skript die E-Mail-Adresse von Martin Gottwald schrieb.<br />

Auch die zehn verlosten <strong>Ubuntu</strong>-Bücher von Michael Kofler haben<br />

neue Besitzer gefunden. Herzlichen Glückwunsch! Hat es diesmal<br />

nicht geklappt, versuchen Sie es doch beim aktuellen Gewinnspiel.<br />

1 Random.org ermittelte<br />

den Gewinner des<br />

SheevaPlug. Der erlosten<br />

Nummer ordnen wir dann<br />

die Einsender zu.<br />

Info<br />

[1] [http:// releases.ubuntu.<br />

com/ 9.04/ MD5SUMS]<br />

[2] [http://h10025.www1.<br />

hp.com/ewfrf/wc/product?c<br />

c=de&lc=de&dlc=de&produ<br />

ct=4036018]<br />

[3] [https://shop.linuxnewmedia.de/]<br />

Compaq Mini 311c-1010sg<br />

von HP und zehn <strong>Ubuntu</strong>-<strong>User</strong>-Fan-Boxen<br />

Bis zum 31.01.2011 läuft die Frist für das<br />

nächste Gewinnspiel. Diesmal verlosen wir<br />

einen Compaq Mini 311c-1010sg [2]. Auf<br />

dem Gerät, das HP spendiert hat, installieren<br />

wir neben dem vorhandenen Windows XP<br />

noch eine <strong>Ubuntu</strong> Netbook Edition 10.10 mit<br />

Unity-Oberfläche.<br />

Nvidia ION zum Einsatz. Der Rechner bringt<br />

1024 MByte RAM mit, die Festplatte speichert<br />

160 GByte an Daten. Der Rechner<br />

verfügt zudem über Bluetooth, einen<br />

HDMI-Port, drei USB-2.0-Anschlüsse<br />

sowie WLAN nach dem<br />

Standard 802.11 b/g.<br />

Als zweiter bis elfter Preis winken zudem<br />

zehn <strong>Ubuntu</strong>-<strong>User</strong>-Fan-Boxen, die Sie<br />

auch auf unserer Webseite finden [3]. Diese<br />

enthalten einen schwarzen Schal und eine<br />

schwarze Mütze mit dem <strong>Ubuntu</strong>-<strong>User</strong>-Logo.<br />

Die Preisfrage diesmal lautet: Wann ist die Alpha<br />

2 von <strong>Ubuntu</strong> 10.10 erschienen? Gemeint<br />

ist das Datum des Tages, nicht die Uhrzeit.<br />

Schicken Sie die richtige Antwort unter dem<br />

Stichwort compaq an unsere Gewinnspieladresse:<br />

gewinnspiel@ubuntu-user.de<br />

Noch ein paar technische Details zum verlosten<br />

Gerät. In dem Netbook mit 11,6-Zoll-<br />

Widescreen-Display (1366 x 768 Pixel) arbeitet<br />

ein Intel Atom N270 mit 1,60 GHz<br />

Taktfrequenz. Als Grafikchip kommt ein<br />

Netbook von HP: Auf<br />

dem Compaq Mini 311c-<br />

1010sg werkelt unter<br />

anderem ein ION-Chip von<br />

Nvidia. Mit Unterstützung<br />

von VDPAU laufen sogar<br />

HD-Filme.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

7


Aktuelles<br />

<strong>Ubuntu</strong>-News<br />

<strong>Ubuntu</strong>-News<br />

Newbuntu<br />

Referenz<br />

Paketmanagement: Was es mit<br />

Main und Universe auf sich hat,<br />

erklärt unser Artikel zum Paketmanagement<br />

ab Seite 36.<br />

Trunk-Version von Scribus in <strong>Ubuntu</strong><br />

Scribus [1] ist das wohl bekannteste freie<br />

Programm im DTP-Bereich und eignet sich<br />

hervorragend, um Flyer, Programmhefte und<br />

andere Layoutjobs zu bewältigen. <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Nutzer können sich jetzt täglich frische Versionen<br />

der Software holen.<br />

An dieser Trunk-Version von Scribus arbeiten<br />

gewöhnlich die Entwickler eines Projekts.<br />

Sie gilt nicht als ausgereift, soll aber funktionieren<br />

und wird irgendwann zur nächsten<br />

1 Täglich frisch auf den Tisch: Die Entwicklerversionen der DTP-Software Scribus gibt es in Paketform.<br />

fertigen Scribus-Version erklärt. Meist gibt es<br />

sie erst dann in Paketform, damit auch der<br />

normale Anwender über den Paketmanager<br />

von der Software profitiert.<br />

Dank der Unterstützung des Debian-Maintainers<br />

Oleksandr Moskalenko und des<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Entwicklers Philip Muskovac [2] gibt<br />

es nun ein PPA mit einer täglichen frischen<br />

Trunk-Version von Scribus (Abbildung 1).<br />

Die externe Paketquelle [3] bindet man zum<br />

Beispiel über das Software-Center<br />

ein, um das taufrische Scribus<br />

zu installieren und auf Herz und<br />

Nieren zu testen (oder um einfach<br />

damit zu arbeiten).<br />

Es gibt zur Zeit Pakete für Lucid<br />

Lynx und Maverick Meerkat. In<br />

seinem Blog weist Mark Shuttleworth<br />

aber darauf hin, dass neue<br />

Scribus-Dokumente nicht mehr<br />

unter der alten Version 1.3.x laufen,<br />

die <strong>Ubuntu</strong> standardmäßig in<br />

seiner Paketquelle ausliefert. Wer<br />

regelmäßig mit Scribus arbeitet,<br />

sollte sich also für die ältere, stabile<br />

oder die brandaktuelle Version<br />

entscheiden.<br />

Anleitung: Apps ins Software-Center<br />

Glossar<br />

OpenSuse Build Service: Über<br />

diesen bauen Sie Pakete für verschiedene<br />

Distributionen, darunter<br />

OpenSuse, <strong>Ubuntu</strong> und Debian.<br />

Free Desktop: Das Free-Desktop-<br />

Projekt arbeitet an der Interoperabilität<br />

der freien, auf dem X Window System<br />

basierenden Desktops, zu denen<br />

auch KDE und Gnome gehören.<br />

Wie Jono Bacon in seinem Blog berichtet<br />

[4], existiert innerhalb des <strong>Ubuntu</strong>-Projekts<br />

seit Kurzem ein Application Review Board,<br />

das sich um die Qualitätssicherung externer<br />

Programme kümmert. Basierend auf offiziellen<br />

Richtlinien, vereinfacht es die Aufnahme<br />

der Programme von Drittanbietern und soll<br />

es Entwicklern möglichst leicht machen, ihre<br />

eigenen Anwendungen in <strong>Ubuntu</strong>s Software-<br />

Center zu integrieren. Für Apple und Android<br />

gibt es schon lange solche Regeln.<br />

Von der Aufnahme ausgeschlossen sind proprietäre<br />

Anwendungen. Auch Programme, die<br />

sich bereits in Main oder Universe befinden<br />

(Referenz: Paketmanagement), müssen sich<br />

nicht erneut bewerben. Anwendungen, die<br />

zusätzliche Bibliotheken benötigen, schließt<br />

das <strong>Ubuntu</strong>-Projekt ebenfalls von der Aufnahme<br />

ins Software-Center aus. Der Prozess<br />

beschränkt sich dann auf die folgenden drei<br />

Schritte:<br />

● Anwendung zur Review vorbereiten<br />

● Review beantragen<br />

● Auf positives Feedback warten<br />

Weitere Details zur Aufnahme liefert das<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Wiki [5].<br />

8 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


<strong>Ubuntu</strong>-News<br />

Aktuelles<br />

<strong>Ubuntu</strong> 11.04 bekommt wechselnde Indikatorfarben<br />

In einem Blogpost berichtet Bilal Akhtar [6]<br />

über eine Neuerung, die wahrscheinlich Einzug<br />

in <strong>Ubuntu</strong> 11.04 halten wird. Konkret geht<br />

es um die Farben der Indikatoren. Diese sind<br />

momentan „hard-coded“, stecken also fest im<br />

Code, wie es dieser Bug Report [7] beschreibt.<br />

Über das verwendete Theme nehmen die<br />

Icons andere Farben an, dabei werden also<br />

einfach nur die Bilder ausgetauscht.<br />

Das soll sich laut Bilal in <strong>Ubuntu</strong> 11.04 ändern,<br />

das im April 2011 erscheint. Dazu muss das<br />

OpenSuse lädt <strong>Ubuntu</strong> zur Konferenz ein<br />

Vom 20. bis 23. Oktober findet in Nürnberg<br />

die OpenSuse Conference 2010 statt. Auf<br />

Einladung der Veranstalter schickt auch<br />

<strong>Ubuntu</strong> einen offiziellen Vertreter. Das hat<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Mäzen Mark Shuttleworth in seinem<br />

Blog bekannt gegeben [8]. Ein Mitglied des<br />

<strong>Ubuntu</strong> Community Council soll nach Nürnberg<br />

reisen.<br />

Die Einladung hatte das OpenSuse-Projekt<br />

getreu dem Konferenzmotto „Collaboration<br />

across Borders“ („Zusammenarbeit über<br />

Grenzen hinweg“) gesandt. Auch Vertreter<br />

Designteam den Code für die Indicator Session<br />

umschreiben. Die Farben der Indikatoren wechseln<br />

dann – wie ursprünglich angedacht – mit<br />

dem Zustand der Anwendung. Das Ganze soll<br />

über die Klasse dbusmenu funktionieren, welche<br />

die Indikatoren mit D-Bus verbindet.<br />

Ist zukünftig zum Beispiel das Chatprogramm<br />

offline, färbt sich der Indikator grau, ist es online,<br />

wird er grün. Das unterstreicht den aktuellen<br />

Status einer Anwendung visuell und lässt<br />

sich vom Anwender schneller erfassen.<br />

von Debian, OpenOffice und Mozilla sollen<br />

das Programm bereichern.<br />

Die OpenSuse Conference 2010 findet im<br />

Berufsförderungswerk Nürnberg statt. Vom<br />

20. bis 23. Oktober gibt es täglich ab 9 Uhr<br />

Vorträge und Workshops zu Paketierung, dem<br />

OpenSuse Build Service, Free Desktop, Distributionen,<br />

Server und Community. Der Eintritt<br />

ist kostenlos; die Veranstalter bitten aber<br />

um eine Registrierung im Vorfeld. Weitere<br />

Informationen gibt es auf den Webseiten der<br />

OpenSuse Conference [9].<br />

Cooles aus <strong>Ubuntu</strong>s Labor: Gesichtserkennung<br />

Das Designblog von <strong>Ubuntu</strong> [10] verweist auf<br />

einen Film, der Experimente von <strong>Ubuntu</strong>s Designern<br />

mit neuen Interaktionsformen zeigt. In<br />

dem Film, den man auf Vimeo findet [11], steuert<br />

ein Entwickler seinen Desktop mit Hilfe von<br />

Körperbewegungen (Abbildung 2). Eine Webcam<br />

filmt den vor dem Monitor sitzenden Menschen.<br />

Das Bild der Kamera wechselt in den<br />

Vollbildmodus, sobald der Entwickler „relaxt“<br />

und sich bequem im Sessel zurücklehnt. Auch<br />

auf seitliche Bewegungen reagiert die Software<br />

mit einer Verschiebung der Arbeitsfläche.<br />

In dem dazugehörigen Blogeintrag des<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Designers Christian Giordano, der<br />

auch in dem Video zu sehen ist, erfährt man<br />

etwas mehr über die Hintergründe. Zur Zeit befindet<br />

sich die Technologie noch in den Kinderschuhen,<br />

und es gibt keine konkreten Pläne für<br />

den Einsatz in <strong>Ubuntu</strong>. Die Experimente sollen<br />

lediglich einen Denkanstoß geben und sind<br />

zugleich eine Reaktion auf aktuelle Entwicklungen<br />

wie die Wii, Microsofts Kinect und Apples<br />

iPhone, die mit neuen Formen der Steuerung<br />

und Interaktion experimentieren. Die zum Einsatz<br />

kommende Gesichtserkennung wird dabei<br />

übrigens mit der unter Designern recht beliebten<br />

und freien Software Processing umgesetzt,<br />

die es auch für <strong>Ubuntu</strong> gibt [12].<br />

Eine Idee für den Einsatz der Technik besteht<br />

darin, eine Nachricht im Vollbild anzuzeigen,<br />

sobald der Nutzer das Blickfeld der Kamera<br />

verlässt. So kann er diese auch aus der Ferne<br />

lesen. Weitere Vorschläge stammen von den<br />

Kommentatoren<br />

des<br />

Blogeintrags.<br />

Sie reichen<br />

von einer Gesichtserkennung<br />

mit anschließender<br />

Freigabe des<br />

Desktops bis<br />

hin zum Einsatz<br />

für die<br />

barrierefreie<br />

Computernutzung<br />

oder<br />

für Flugsimulatoren.<br />

Info<br />

[1] Scribus-Homepage:<br />

[http:// www. scribus. net/]<br />

[2] Blogeintrag zu Scribus:<br />

[http:// www.<br />

markshuttleworth. com/<br />

archives/ 507]<br />

[3] Scribus-Trunk-PPA:<br />

[https:// launchpad. net/<br />

~scribus/ +archive/ ppa]<br />

[4] Jono Bacon zur App-Integration:<br />

[http:// www. jonobacon.<br />

org/ 2010/ 09/ 20/ announcingthe‐ubuntu‐application‐revie<br />

w‐process/]<br />

[5] App-Review-Prozess:<br />

[https:// wiki. ubuntu. com/<br />

AppReviews]<br />

[6] Blog eines <strong>Ubuntu</strong>-Designers:<br />

[http:// blog. expatsinksa.<br />

com/ ? p=34]<br />

[7] Farb-Bug in den Indikatoren:<br />

[https:// bugs. edge.<br />

launchpad. net/<br />

indicator‐session/ +bug/<br />

634003]<br />

[8] Aufruf zur OpenSuse<br />

Conference: [http:// www.<br />

markshuttleworth. com/<br />

archives/ 529]<br />

[9] OpenSuse Conference:<br />

[http:// en. opensuse. org/<br />

Portal:Conference]<br />

[10] Experimente mit Gesichtserkennung:<br />

[http:// design.<br />

canonical. com/ 2010/ 09/<br />

getting‐physical/]<br />

[11] Vimeo-Video: [http:// vimeo.<br />

com/ 14959854]<br />

[12] Processing:<br />

[http:// processing. org/]<br />

2 Canonical experimentiert mit Bewegungssteuerung. Lehnt sich der Entwickler<br />

zurück, wechselt das Bild in den Vollbildmodus.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

9


Aktuelles<br />

Herr der Pakete<br />

<strong>Ubuntu</strong>s Michael Vogt im Interview<br />

Apt-get<br />

Michael Vogt<br />

Schon lange vor Canonical war Michael Vogt Entwickler,<br />

damals für Debian. Was ihn zu Canonical<br />

brachte, was er dort tut und wie er zu Debian<br />

steht, verrät der Herr der Pakete im Interview.<br />

Kristian Kißling<br />

UU Warum verwendest Du <strong>Ubuntu</strong> und nicht<br />

OpenSuse, Debian oder Gentoo?<br />

Referenz<br />

Paketmanagement: Was es mit<br />

PPAs auf sich hat und was der genannte<br />

Befehl bewirkt, lesen Sie<br />

ab Seite 36.<br />

UU Wo genau wohnst Du eigentlich in Deutschland?<br />

MV In einem kleinen Ort in der Nähe von Trier<br />

(Bullay).<br />

UU Wie lange arbeitest Du schon für Canonical,<br />

und wie bist Du dort gelandet?<br />

MV Für das Projekt engagiere ich mich bereits<br />

seit der Gründung (also seit ca. Anfang/ Mitte<br />

2004). Ich war damals gerade mit der Arbeit am<br />

Synaptic Package Manager für Debian beschäftigt,<br />

und <strong>Ubuntu</strong> brauchte ebenfalls eine solche GUI,<br />

daher wurde ich direkt<br />

angesprochen, ob ich nicht<br />

mitmachen will. Seitdem<br />

sind grafische Oberflächen<br />

und Paketmanagement<br />

mein Thema.<br />

MV Meine erste Heimat war Debian. Dort war<br />

ich von 1999 bis ca. 2004 ausschließlich als Entwickler<br />

dabei und habe an Synaptic (und an anderer<br />

Software) gearbeitet. Ich mag Debian immer<br />

noch sehr gern und bin ein Debian-Entwickler.<br />

Aber mein Hauptfokus liegt heute auf <strong>Ubuntu</strong> und<br />

Projekten, die beide Distributionen gleichermaßen<br />

nutzen (wie apt und python-apt). <strong>Ubuntu</strong> hat<br />

mehrere sehr gute Ideen, die mich von Anfang an<br />

faszinierten: Time based Releases, Code of Conduct<br />

und die Philosophie des „it should just work“<br />

(„es sollte einfach funktionieren“).<br />

UU Beschreibe uns doch mal, wie Dein üblicher<br />

Tagesablauf aussieht?<br />

MV Ich habe einen ziemlich geregelten Tagesablauf<br />

:-). Ich setzte mich eigentlich immer so gegen<br />

9:00 Uhr an den Rechner, lese E-Mails und trinke<br />

ein paar Tassen Grünen Tee. Dann schreibe ich<br />

Code oder versuche Bugs zu reproduzieren und zu<br />

fixen. Danach gibt’s Mittagessen und dann geht<br />

es mit mehr Tee und Code weiter. So gegen 18:00<br />

Uhr gibt’s dann Abendessen und je nach Laune<br />

(also fast immer) noch mal Code (aber keinen Tee<br />

mehr).<br />

„Für meine Mutter (die <strong>Ubuntu</strong><br />

nutzt) ist das Software-Center<br />

definitiv die bessere Wahl.“<br />

10 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Herr der Pakete<br />

Aktuelles<br />

UU Deine Hauptprojekte sind – laut Launchpad<br />

– die Paketmanager (Synaptic, Software-Center)<br />

und APT?<br />

MV Das ist richtig, ich habe meine Finger in<br />

vielen Projekten, die das Paketmanagement betreffen<br />

– ursprünglich Synaptic, später kamen apt,<br />

python-apt, update-notifier, update-manager, gdebi<br />

und language-selector hinzu. Das aktuelle Projekt<br />

ist das Software-Center, hier wird einiges getan,<br />

um die grafische Oberfläche schön zu gestalten<br />

und sie auch während der Installation bedienbar<br />

zu machen.<br />

UU Das Software-Center wird zu <strong>Ubuntu</strong>s zentraler<br />

Paketverwaltung. Soll es Synaptic irgendwann<br />

komplett ersetzen?<br />

MV Langfristig schon, wobei ich persönlich<br />

denke, dass beide ihre Berechtigung haben. Das<br />

Software-Center legt mehr Wert darauf, zum Stöbern<br />

einzuladen (gute Kategorisierung) und ist<br />

konzentriert sich auf Anwendungen.<br />

Synaptic eignet sich dagegen für eine umfassendere<br />

Sicht auf die Pakete und dafür, Operationen<br />

auf viele Pakete anzuwenden. So ist es z. B. mit<br />

Synaptic einfacher, alle Pakete mit dem Status<br />

„stammt aus dem PPA XY“ (Referenz: Paketmanagement)<br />

zu finden und zu löschen. Für meine<br />

Mutter (die übrigens <strong>Ubuntu</strong> nutzt) ist das Software-Center<br />

definitiv die bessere Wahl. Ich nutze<br />

– je nach Einsatzzweck – beides.<br />

UU Ihr habt jetzt einen Reiter für Bezahlsoftware<br />

im Software-Center. Was für kommerzielle<br />

Anwendungen erwarten uns beim Release?<br />

MV Es wird wohl zunächst eine kleine Auswahl<br />

geben: Fluendos DVD-Player, eventuell mehr Multimedia<br />

sowie ein paar Spiele.<br />

UU Sind bereits Hersteller auf Euch zugekommen,<br />

die ihre Software unbedingt unterbringen<br />

wollen?<br />

MV Ja, es gibt ein paar interessante Kandidaten.<br />

Leider darf ich noch nicht alle nennen.<br />

UU Was für Probleme tauchen bei der Implementierung<br />

dieser Funktion auf?<br />

MV Die Implementierung lief recht gut an; die<br />

Interaktion mit Systemen, die Kreditkartendaten<br />

verarbeiten, verlangt natürlich immer besondere<br />

Sorgfalt. Sich auf die zu erwartende Datenmenge<br />

bei den Serveranfragen einzustellen, ist auch eine<br />

Herausforderung.<br />

UU Viele Kommandozeilenanwendungen erreicht<br />

man jetzt nur noch über den unscheinbaren<br />

Link View technical items. Wird das in der finalen<br />

Version auch noch so sein?<br />

MV Ja, zunächst einmal schon, aber wenn sich<br />

in den <strong>User</strong>tests zeigt, dass hier einfach zu oft die<br />

falschen Dinge versteckt werden, werden wir auf<br />

jeden Fall über Alternativen nachdenken. Andernfalls<br />

machen wir die entsprechende Einstellung<br />

dauerhaft.<br />

UU Ihr listet nun im Software-Center auch PPAs<br />

mitsamt der darin enthaltenen Software auf – eine<br />

gute Idee. Wird es in Zukunft eine Möglichkeit geben,<br />

die komplette PPA-Software zu deinstallieren<br />

und das PPA zu entfernen (ppa-purge)?<br />

MV Das ist derzeit nicht vorgesehen, aber eine<br />

gute Idee. Das Software-Center unterstützt Plugins.<br />

Es wäre also möglich, dass ppa-purge als ersten<br />

Schritt ein entsprechendes Plug-in liefert, um<br />

z. B. per Rechtsklick auf ein PPA die Option anzubieten,<br />

die Pakete restlos zu entfernen.<br />

UU Lässt sich die Integration der Schlüssel für<br />

PPAs in der grafischen Oberfläche vereinfachen?<br />

MV Ja, auch das ist ein gutes Thema für den<br />

nächsten <strong>Ubuntu</strong> Developer Summit. Es ist ein<br />

schmaler Grat: Das Hinzufügen von PPAs sollte<br />

nicht zu einfach sein, da in den<br />

PPAs keine oder kaum Code Reviews<br />

stattfinden. Damit besteht<br />

die Gefahr, das bestehende System<br />

zu destabilisieren. Hat der<br />

<strong>User</strong> aber erst einmal das PPA<br />

hinzugefügt, dann soll natürlich<br />

auch der Schlüssel funktionieren.<br />

Wir haben in einer der letzten Versionen mit der<br />

Kurzform ppa:username/ ppaname (Referenz:<br />

Paketmanagement) beim Hinzufügen schon eine<br />

gewisse Vereinfachung ermöglichst. Mal sehen,<br />

was die Zukunft noch bringt. Vielleicht ein Button<br />

Downloade die fehlenden Schlüssel.<br />

UU Wie sehen die konkreten nächsten Schritte<br />

in der Entwicklung des Software-Centers aus?<br />

MV Mein wichtigstes Anliegen ist das Hinzufügen<br />

von Ratings & Reviews (Bewertungen und<br />

Kommentare, Anm. d. Red.). Wir wollen also, dass<br />

der <strong>User</strong> die Möglichkeit hat, die Programme zu<br />

bewerten. Selbstverständlich wird es verschiedene<br />

Sprachen unterstützen, und es wird eine Moderationsfunktion<br />

geben.<br />

Eine andere neue Idee ist die Integration von<br />

Gnomes Zeitgeist-Projekt. Damit können wir<br />

Dinge anzeigen wie Dieses Programm wurde 41<br />

mal benutzt. Oder auch: Sie arbeiten viel mit JPG-<br />

Dokumenten. Möchten Sie vielleicht einmal Gimp<br />

ausprobieren? (kki) ●●●<br />

„Das Hinzufügen von<br />

PPAs sollte nicht zu<br />

einfach sein.“<br />

Glossar<br />

Time based Releases: Das System,<br />

regelmäßig und zu festen Terminen<br />

stabile Releases herauszugeben.<br />

Code of Conduct: <strong>Ubuntu</strong>s Code<br />

of Conduct (Verhaltenskodex) ist<br />

so etwas wie die Netiquette für die<br />

Entwickler des <strong>Ubuntu</strong>-Projekts. Er<br />

fordert von seinen Unterzeichnern<br />

eine höfliche und respektvolle Zusammenarbeit.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

11


Aktuelles<br />

Bücher<br />

Handbuch für Entwickler<br />

Jenseits von Python<br />

Info<br />

Matthias Warkus: Das GTK+/<br />

GNOME-Entwicklerhandbuch.<br />

Dpunkt-Verlag, 2008,<br />

420 Seiten, broschiert<br />

ISBN-13 978-3898645126,<br />

39,00 Euro<br />

„Um dieses Buch erfolgreich einzusetzen,<br />

sollten Sie folgende Fähigkeiten mitbringen:<br />

Solide Programmierkenntnisse in C, auch und<br />

gerade im Umgang mit Zeigern, dynamisch<br />

allozierten Datenstrukturen und Zeigern auf<br />

Funktionen; auch sollten Sie mit Aufzählungstypen<br />

und Bitfeldern zurechtkommen.“<br />

Kurzum: Das Buch ist keine leichte Kost.<br />

Gnome-Anwendungen kann man in C programmieren,<br />

und wie das geht, lässt sich in<br />

Matthias Warkus’ GTK+/ Gnome-Entwicklerhandbuch<br />

nachlesen.<br />

Wie der Autor zu Beginn richtig anmerkt, setzt<br />

eine sinnvolle Beschäftigung mit dem Buch<br />

aber einiges voraus. Dieses richtet sich an<br />

C-Programmierer, die sich für den Aufbau des<br />

GObject-Systems und GTK-Klassen interessieren.<br />

Es behandelt unter anderem die Glibc<br />

mit ihren Routinen und Datenstrukturen und<br />

zeigt, wie das GObject-Framework mit seinen<br />

Klassen, Eigenschaften und Signalen umgeht.<br />

Mit Hilfe von GObject können Sie auch unter<br />

C objektorientiert programmieren. Zudem<br />

lernen Sie grundlegende Dinge über GTK+,<br />

wie den Umgang mit Text, Bäumen und Listen.<br />

Auch den verschiedenen GTK+-Widgets, den<br />

Fenstern, Behältern und dem Layout widmet<br />

der Autor ein ausführliches Kapitel. Das Thema<br />

„Anwendungsentwicklung“ beschreibt den<br />

Umgang mit der IDE Glade sowie dem GT-<br />

KBuilder. Auch weitere Komponenten, die der<br />

Integration einer Anwendung in den Desktop<br />

dienen (GConf, GIO) lässt das Buch nicht aus.<br />

Fazit: Suchen Sie nach einer Hilfe, um in die<br />

Gnome-Programmierung einzusteigen, ist<br />

das vorgestellte Buch vermutlich nichts für<br />

Sie. Besitzen Sie bereits gute Vorkenntnisse<br />

in C, sieht das wieder ganz anders aus. Um<br />

in die Anwendungsentwicklung einzusteigen,<br />

verwenden Sie zunächst besser andere Programmiersprachen<br />

wie Python und Mono, die<br />

gerade Anfängern leichter von der Hand gehen<br />

dürften.<br />

Info<br />

Lars Heppert: Coding for Fun mit<br />

Python. Garantiert kein Lehrbuch.<br />

Galileo Computing, 2010,<br />

325 Seiten, gebunden,<br />

ISBN-13 978-3836215138,<br />

24,90 Euro<br />

Für Nichtinformatiker<br />

Python lustig<br />

„In diesem Kapitel werden wir eine analoge<br />

Uhr entwickeln“, lautet der fröhliche erste Satz<br />

in Lars Hepperts Buch „Coding for Fun mit<br />

Python“. Üblicherweise fallen solche Sätze<br />

erst in Kapitel 13, nachdem die Variablentypen,<br />

Sortieralgorithmen, Definitionen und zahlreiche<br />

weitere Grundlagen angeschnitten wurden.<br />

Klassischerweise haben solche Bücher aber<br />

auch einen Umfang von etwa 800 Seiten,<br />

während sich Hepperts Werk mit rund 300<br />

begnügt.<br />

Die Reihe „Coding for Fun“ gibt es mittlerweile<br />

für verschiedene Programmiersprachen; den<br />

Untertitel „Garantiert kein Lehrbuch“ kann man<br />

als ihr Motto betrachten. Der Leser soll sich<br />

die Codebeispiele anschauen, damit spielen<br />

und so quasi im Vorbeigehen lernen, wie man<br />

bestimmte Probleme in Python angeht. Das<br />

Buch richtet sich also eher an Python-Nutzer,<br />

die mit den Grundlagen vertraut sind.<br />

Die im Buch ausführlich besprochenen Beispielprogramme<br />

sollen Denkanstöße geben<br />

und führen in verschiedene Problemfelder der<br />

Programmierung ein. Der Autor zeigt Codebeispiele,<br />

die von einfachen Verschiebechiffren<br />

bis hin zur RSA-Verschlüsselung reichen. An<br />

anderer Stelle schildert das Buch die Programmierung<br />

eines Goethe-Generators und<br />

vermittelt so durch eine konkrete Anwendung<br />

Hintergrundwissen zum Umgang mit Dateien<br />

und zum Bearbeiten von Texten in Python. Das<br />

Ziegenproblem wird ebenso durchexerziert wie<br />

das Erzeugen von Fraktalen, auch sich selbst<br />

verbessernde „evolutionäre“ Algorithmen lernt<br />

der Leser kennen.<br />

Fazit: Was das Buch schön sichtbar macht, ist<br />

der Prozess, der ein konkretes Problem in eine<br />

Programmieraufgabe verwandelt. Die unterhaltsamen<br />

Aufgabenstellungen und Beispiele<br />

dürften angehende Python-Programmierer mit<br />

neuen Ideen versorgen.<br />

Wer mit dem Buch aber Python erlernen will,<br />

wird sich vermutlich schwer tun. Die betonte<br />

Lockerheit des Buchs kann die Komplexität<br />

der Thematik nicht reduzieren. Aber für<br />

Menschen, die eine Sprache lieber anhand von<br />

konkreten Projekten und Problemen erlernen<br />

als über Schritt-für-Schritt-Anleitungen, dürfte<br />

das Buch etwas sein.<br />

12 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


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Erste Schritte<br />

Neues<br />

Das steckt in Maverick Meerkat<br />

Neu!<br />

Leo Blanchette, Fotolia<br />

Nicht nur der Installer von <strong>Ubuntu</strong> 10.10 sieht<br />

anders aus. Die aktuelle Distribution bringt<br />

einen Softwareshop mit und unterstützt noch<br />

mehr Apple-Hardware. Wir haben die fertige<br />

Version für Sie getestet.<br />

Kristian Kißling<br />

Referenz<br />

Unity: Der Artikel ab Seite 56 zeigt,<br />

wie Unity, <strong>Ubuntu</strong>s neuer Desktop<br />

für Netbooks, funktioniert.<br />

Installation: Wie der neue Installer<br />

tickt und wie er Sie durch die Installation<br />

führt, lesen Sie ab Seite 18.<br />

Nach einer LTS-Version, bei der es vor allem<br />

auf Stabilität ankommt, bringen die <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Entwickler meist experimentellere Ausgaben ihrer<br />

Distribution heraus. Sie integrieren viele neue<br />

Features und ändern auch mal ein paar grundlegende<br />

Technologien. <strong>Ubuntu</strong> 10.10 hat zwar auch<br />

Änderungen an Bord, doch sind diese im Vergleich<br />

zu 10.04 eher gemäßigt. Kein Wunder, blieb den<br />

Entwicklern doch diesmal deutlich weniger Zeit,<br />

um die Ziele umzusetzen. Mark Shuttleworth hatte<br />

1 Die Änderungen an der Oberfläche von <strong>Ubuntu</strong> 10.10 fallen eher moderat aus.<br />

den Veröffentlichungstermin aus Marketinggründen<br />

von Ende Oktober auf Anfang Oktober verschoben.<br />

Der 10.10.(20)10 ergibt nämlich – wie die<br />

meisten Geeks wissen – dezimal die Nummer 42,<br />

und diese liefert laut Douglas Adams die Antwort<br />

auf die Frage nach dem „Leben, dem Universum<br />

und dem ganzen Rest“ [1]. Zudem wurden große<br />

Veränderungen schon in den vergangenen Releases<br />

eingeführt (Grub 2, Ext4, Upstart und so weiter).<br />

Oberfläche<br />

Natürlich bringt Maverick Meerkat Veränderungen<br />

an der Oberfläche mit. Die fallen diesmal<br />

aber – verglichen mit Version 10.04 – moderat<br />

aus (Abbildung 1). So hat das Design-Team das<br />

Theme optimiert, was sich zum Beispiel in dem<br />

dezenteren Aussehen der Fensterknöpfchen und<br />

der Aktualisierungsverwaltung manifestiert. Mit<br />

der <strong>Ubuntu</strong> Font Family bringt <strong>Ubuntu</strong> nun eine<br />

komplett eigene Schriftart mit – in punkto Design<br />

sicher die interessanteste Innovation.<br />

Radikalere Neuerungen fließen in Unity ein (Abbildung<br />

2), <strong>Ubuntu</strong>s neue Netbook-Oberfläche,<br />

die erstmals die geplanten Windicators nutzen<br />

(Referenz: Unity). Zudem haben die Entwickler<br />

den Installer optisch, aber vor allem funktional<br />

aufgebrezelt (Referenz: Installation).<br />

Nvidia-Probleme<br />

Weniger schön ist, dass Jockey die eingebaute<br />

Nvidia-Karte nicht erkennt (Abbildung 3). Gewöhnlich<br />

schlägt die Software vor, einen passen-<br />

14 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Neues<br />

Erste Schritte<br />

den Nvidia-Treiber zu installieren. Es handelt sich<br />

dabei um einen bekannten Bug [2], der eine ganze<br />

Reihe von Nvidia-Karten betrifft (siehe Kasten<br />

Betroffene Karten Nvidia-96-Treiber), die den recht<br />

alten Treiber nvidia-96 verwenden.<br />

Der Grund: Die Treiber für die älteren Nvidia-<br />

Karten müssen den Xserver 1.9 unterstützen, den<br />

<strong>Ubuntu</strong> verwendet. Die Nvidia-Entwickler räumen<br />

den alten Treibern keine besonders hohe Priorität<br />

ein. Bietet <strong>Ubuntu</strong> 10.10 also unter System | Systemverwaltung<br />

| Zusätzliche Treiber keinen Treiber<br />

zum Installieren an, schauen Sie unter [2], ob es<br />

neue Entwicklungen oder Workarounds gibt. Alternativ<br />

nutzen Sie den Nouveau-Treiber oder bleiben<br />

bei <strong>Ubuntu</strong> 10.04. Vermutlich dauert es noch<br />

etwas, bis Nvidia einen Treiber nachliefert.<br />

Desktop<br />

Auf dem Desktop kommt nun Gnome 2.32 zum<br />

Einsatz – die wohl letzte 2er-Variante vor Gnome<br />

3. Auffallend ist, dass an Menüeinträgen oben<br />

rechts im Systembereich gefeilt wurde. So gibt es<br />

jetzt eine integrierte Steuerung für Rhythmbox<br />

(Abbildung 4): Sie müssen die Musiksoftware<br />

nicht mehr komplett aufrufen, um einen Titel<br />

weiterzuspringen. Das Datumsmenü zeigt nun<br />

auch die Temperatur an Ihrem aktuellen Standort<br />

an, wenn Sie diesen unter Orte eintragen. Klicken<br />

Sie dazu einfach neben dem Ortsnamen auf Einstellen.<br />

Bewegen Sie die Maus über die angezeigte<br />

Temperatur, erfahren Sie zudem, wann die Sonne<br />

auf- und untergeht, wie kalt es draußen ist und<br />

woher der Wind weht (Abbildung 5).<br />

Auch eine praktische Neuerung: Starten Sie eine<br />

Anwendung, die Sound ausgibt, verfärbt sich der<br />

kleine Lautsprecher im Panel rot, falls die Lautsprecher<br />

stumm geschaltet sind.<br />

Evolution, das Standard-E-Mail-Programm von<br />

<strong>Ubuntu</strong>, arbeitet schneller und soll weniger Fehler<br />

enthalten. Nach endlos scheinenden Diskussion<br />

kommt in <strong>Ubuntu</strong> 10.10 ein neuer Bildbetrachter<br />

zum Einsatz, der Shotwell heißt und der das bisherige<br />

F-Spot ablöst (Abbildung 6). Das neue Programm<br />

hat den Vorteil, dass es nicht so viele Ressourcen<br />

benötigt wie F-Spot und sich insgesamt<br />

Betroffene Karten Nvidia-96-Treiber<br />

GeForce-4-MX-Serie: MX 440, MX 440 (AGP 8X), MX<br />

420 (AGP 8X), MX 420, MX 440-SE, MX, Integrated GPU,<br />

MX 460, MX 440SE (AGP 8X), MX 4000<br />

Quadro-NVS-Serie: NVS 285, NVS 55/ 280 PCI, NVS<br />

210, NVS 420, NVS 450, NVS 50, NVS 295, NVS 280,<br />

NVS 440, NVS 290<br />

Quadro-4-Go-Serie: 500 GoGL, 550 XGL, 700 GoGL<br />

Quadro-2-Go-Serie: MXR/ EX/ Go<br />

GeForce-4-Ti-Serie: Ti 4800, Ti 4800 SE, Ti 4400, Ti<br />

4200 (AGP 8X), Ti 4200, Ti 4600<br />

GeForce-2-Serie: Ti 200, GeForce3, Ti 500<br />

Quadro-2-MXR-Serie: Quadro2 MXR/ EX/ Go<br />

2 Unity ist <strong>Ubuntu</strong>s neue Oberfläche für Netbooks und lehnt sich stark an Gnome 3 an. Der<br />

Desktop zeigt einige interessante Ansätze, die vielleicht auch mal auf <strong>Ubuntu</strong>s Desktop landen.<br />

auch einfacher bedienen lässt. Gwibber bleibt<br />

weiterhin die relevante Anwendung zur Verbreitung<br />

von Kurznachrichten über Twitter und Identi.<br />

ca. Die Software wurde an OAuth [3], das offene<br />

Authentifizierungssystem von Twitter, angepasst.<br />

Dieses soll das Anmelden bei dem Dienst vereinfachen.<br />

Außerdem arbeitet Gwibber jetzt dank<br />

seines renovierten Speichersystems zügiger.<br />

Interessante Neuigkeiten kommen auch vom Software-Center.<br />

Dort gibt es nun den Bereich Zum<br />

Kauf. Über ihn können Sie kommerzielle Software<br />

einkaufen. Potenzielle Kandidaten sind vor allem<br />

plattformübergreifende Spiele wie World of Goo<br />

oder Machinarium, aber auch Anwendungen wie<br />

Turboprint oder Fluendos DVD-Player [4]. Abgewickelt<br />

wird die Bezahlung über <strong>Ubuntu</strong>s Cloud-<br />

Dienst <strong>Ubuntu</strong> One. Bisher gibt es aber lediglich<br />

ein Produkt in dem Shop: Fluendos DVD-Codecs.<br />

Zu den weiteren Neuerungen am Software-Center<br />

gehört ein Eintrag namens Verlauf, der die zu<br />

3 Die Treiber für ältere Nvidia-Karten<br />

besitzen für Nvidia keine hohe<br />

einem bestimmten Datum installierten Pakete<br />

anzeigt. Ein sehr nützliches Feature, wenn unter Priorität, deshalb kann es noch<br />

<strong>Ubuntu</strong> etwas plötzlich nicht mehr funktioniert etwas dauern, bis hier ein funktionierender<br />

Treiber erscheint.<br />

wie gewohnt. Auch am Aussehen haben die Entwickler<br />

gearbeitet: Der Bereich<br />

Empfehlungen und Neues sieht<br />

nun aufregender aus, weil sich<br />

die Bilder der darin präsentierten<br />

Software abwechseln<br />

(Abbildung 7). Der Teufel<br />

einer weiteren Neuerung liegt<br />

im Detail: Suchen Sie nach<br />

Bibliotheken und Entwicklerdateien,<br />

müssen Sie nicht nur<br />

den Namen des Programms<br />

eingeben, sondern auch auf<br />

den Link ganz unten (Show<br />

technical items) klicken (Referenz:<br />

Paketverwaltung). träge des Panels integriert. Klicken Sie auf den kleinen<br />

4 Die Steuerung von Rhythmbox ist nun in die Menüein-<br />

Noch einmal zum Thema Lautsprecher, gelangen Sie dorthin.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

15


Erste Schritte<br />

Neues<br />

5 Informationen zum Wetter erhalten Sie, wenn Sie im Uhrzeit-Applet<br />

einen Standort festlegen und dann auf „Einstellen“ klicken.<br />

Referenz<br />

Paketverwaltung: Mehr zur Softwareverwaltung<br />

unter <strong>Ubuntu</strong> lesen<br />

Sie ab Seite 36.<br />

Info<br />

[1] Mehr zur Zahl 42:<br />

[http:// de. wikipedia. org/<br />

wiki/ 42_%28Antwort%29]<br />

[2] Nvidia-Bug:<br />

[https:// bugs. launchpad.<br />

net/ ubuntu/ +source/<br />

xorg‐server/ +bug/ 626974]<br />

[3] Wikipedia-Artikel zu OAuth:<br />

[http:// de. wikipedia. org/<br />

wiki/ OAuth]<br />

[4] Fluendo im Software-Center:<br />

[http:// www. ubuntu‐user. de/<br />

Online/ News/ Erste‐Bezahl‐<br />

Software‐in‐<strong>Ubuntu</strong>s‐<br />

Software‐Center]<br />

<strong>Ubuntu</strong> One: Der Onlinedienst<br />

integriert sich<br />

unter <strong>Ubuntu</strong> 10.10 besser<br />

in den Dateimanager<br />

Nautilus. Die Dateien in<br />

den voreingestellten Ordnern<br />

(Bilder, Dokumente<br />

usw.) synchronisieren Sie<br />

per Mausklick mit <strong>Ubuntu</strong>s Servern. Die Synchronisation<br />

selbst läuft dabei wesentlich flinker ab, so<br />

dass auch der Einkauf im <strong>Ubuntu</strong> One Music Store<br />

schnell über die Bühne geht – zumindest, falls Sie<br />

bemerken, dass sich das Anmeldefenster für den<br />

Dienst hinter dem Rhythmbox-Fenster versteckt.<br />

Ins Internet gelangen die Nutzer weiterhin mit<br />

Firefox, obwohl die Wahl von Chrome diskutiert<br />

wurde. Für ihn spricht, dass er schneller und<br />

schlanker sein soll, Firefox bringt jedoch mehr<br />

Add-ons mit, und das Mozilla-Projekt arbeitet<br />

zudem hart an der Performance des Browsers.<br />

Im Brennprogramm Brasero wurde indes ein Bug<br />

beseitigt, der das Kopieren von Daten- und Audio-<br />

CDs verhinderte.<br />

7 Das Software-Center entwickelt sich auch weiter. Neben freier Software erwerben Sie bald<br />

auch kommerzielle Software über den Dienst.<br />

6 Shotwell heißt der neue Bildbetrachter, der unter <strong>Ubuntu</strong> 10.10 zum Einsatz<br />

kommt. Er ist schlanker und komfortabler als der bisherige Betrachter F-Spot.<br />

Hinter dem Vorhang<br />

Weniger sichtbare Änderungen bringt der neu<br />

eingesetzte Kernel 2.6.35 mit, der einen neuen<br />

Firewire-Stack an Bord hat und eingehende Netzwerkdaten<br />

besser auf die CPUs verteilt. Zudem<br />

gibt es Verbesserungen am Kernel-Code für das<br />

neu eingeführte Dateisystem Btrfs, das nun auch<br />

Einzug in <strong>Ubuntu</strong> 10.10 hält. Es handelt sich allerdings<br />

um eine experimentelle Version, die Sie<br />

besser nicht auf Produktivsystemen einsetzen. Mit<br />

Btrfs lassen sich etwa Zustände des Systems aufzeichnen,<br />

indem der Anwender einfach auf ältere<br />

Versionen des Verzeichnisbaums zugreift. Zudem<br />

soll es auch kleinere Dateien effizienter speichern.<br />

Eine weitere Änderung betrifft das veraltete Dateisystem<br />

VFAT, das unter Windows gelegentlich<br />

noch zum Einsatz kommt. Stöpseln Sie einen so<br />

formatierten USB-Massenspeicher an den USB-<br />

Port, ändert <strong>Ubuntu</strong> nur noch die Ausführbarkeit<br />

(chmod +x) der EXE-, COM- und BAT-Dateien und<br />

nicht mehr die sämtlicher Dateien.<br />

Eine positive Überraschung für Apple-Fans und<br />

-Nutzer dürfte sein, dass <strong>Ubuntu</strong> 10.10 Apples<br />

Magic Trackpad und Magic Mouse unterstützt.<br />

Offenbar funktionieren die Mausgesten noch nicht<br />

richtig, doch dank des neuen uTouch dürfte auch<br />

das nur noch eine Frage der Zeit sein. Bei uTouch<br />

handelt es sich um ein Framework, das unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> Multitouch-Support erlaubt. Einzelne<br />

Anwendungen lassen sich dabei mit mehreren Fingern<br />

zugleich bedienen, wobei die Funktionalität<br />

jeweils in die Anwendungen eingebaut sein muss.<br />

Noch steckt die Technologie in den Kinderschuhen<br />

und sind Geräte mit Touchscreens, auf denen<br />

<strong>Ubuntu</strong> läuft, nicht sehr verbreitet.<br />

Nicht zuletzt arbeitet das Projekt weiterhin an den<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Versionen für Rechner mit ARM-Architekturen,<br />

die zukünftig wohl eine größere Rolle auf<br />

dem Markt spielen. Mittlerweile sind auch SD-Karten-Images<br />

für ARM EABI verfügbar, die sich mit<br />

dd auf den Massenspeicher spielen lassen.<br />

Fazit<br />

<strong>Ubuntu</strong> 10.10 bringt keine spektakulären Neuerungen<br />

mit, dehnt aber seine Aktivitäten auf den<br />

zukunftsträchtigen Feldern weiter aus: Multitouch,<br />

Cloud Computing, Software Stores und mobiles<br />

Computing lauten die Stichworte. <strong>Ubuntu</strong>, so<br />

Mark Shuttleworth in einem Interview, will künftig<br />

überall sein. Mit Version 10.10 kommen die Entwickler<br />

dem Ziel wieder etwas näher. (kki) ●●●<br />

16 UBUNTU<br />

01/2011<br />

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Erste Schritte<br />

Installation<br />

<strong>Ubuntu</strong> 10.10 installieren<br />

Skaisbon, photocase.com<br />

Leichtes Spiel<br />

<strong>Ubuntu</strong> 10.10 bringt einen komplett überarbeiteten Installationsassistenten mit. Dank diesem spielen Sie<br />

<strong>Ubuntu</strong> einfacher und schneller auf die Festplatte. Wir zeigen, wie sich der neue Helfer macht und wo<br />

eventuell Probleme lauern.<br />

Kristian Kißling<br />

1 <strong>Ubuntu</strong> im Live-Modus lässt Raum für Tests und fasst die Platte<br />

nicht an. Per Mausklick auf das Icon installieren Sie die Distribution.<br />

Für die allerersten <strong>Ubuntu</strong>-Installationen<br />

gab es noch keinen grafischen Installationsassistenten.<br />

Erst 2006 ließ sich <strong>Ubuntu</strong> 6.06 LTS mit<br />

Hilfe einer grafischen Oberfläche installieren, die<br />

auf den Namen Ubiquity hörte. Für <strong>Ubuntu</strong> 10.10<br />

wurde der Installer nun erneut überarbeitet und<br />

soll den Prozess für Anfänger und Profis noch<br />

weiter verschlanken. Wie und ob das funktioniert,<br />

testen wir in diesem Artikel. Benutzen Sie bereits<br />

<strong>Ubuntu</strong> 10.04, überspringen Sie in diesem Fall<br />

den Abschnitt und lesen weiter ab <strong>Ubuntu</strong> aktualisieren.<br />

Noch eine<br />

Warnung, bevor es<br />

losgeht: Bei Installationen<br />

und Upgrades<br />

kann immer etwas<br />

schiefgehen. Sichern<br />

Sie Ihre wichtigen<br />

Daten, bevor Sie zur<br />

Tat schreiten, um<br />

unnötigen Ärger zu<br />

vermeiden.<br />

Medium<br />

einlegen<br />

Nach dem Einlegen<br />

der Installations-<br />

DVD muss Ihr Rechner<br />

zunächst das<br />

Installationsmedium<br />

erkennen. Häufig prüfen Computer bereits automatisch,<br />

ob eine bootbare CD/ DVD im Laufwerk<br />

liegt oder ob ein USB-Stick mit Booteintrag am<br />

Rechner hängt, und nutzen dann diese externen<br />

Medien. Findet Ihr Rechner weder die CD/ DVD<br />

noch den USB-Stick, müssen Sie mit Hilfe der Tastatur<br />

die Bootreihenfolge im BIOS ändern.<br />

Um dorthin zu gelangen, drücken Sie direkt nach<br />

dem Einschalten des Rechners wahlweise [ESC],<br />

[ENTF], [F2] oder [F12] – das ist von Rechner zu<br />

Rechner verschieden. Suchen Sie dann nach der<br />

passenden Option, um die Reihenfolge der Bootmedien<br />

zu ändern. Rücken Sie die Möglichkeit,<br />

von CD/ DVD bzw. einem USB-Medium zu booten,<br />

an die erste Stelle. Sie verschieben Optionen meist<br />

über [+] und [-] bzw. [Pfeil-auf] und [Pfeil-ab],<br />

manchmal aber auch über die [F]-Tasten. Die<br />

benutzbaren Tastenkombinationen finden Sie in<br />

der Regel unten auf dem Bildschirm, zur Not aber<br />

auch in dem zum Rechner gehörenden Handbuch.<br />

Speichern Sie die Änderungen schließlich und<br />

starten Sie den Rechner neu.<br />

Im Bootmenü<br />

Auf der Heft-DVD finden Sie eine 32- und eine<br />

64-Bit-Version von <strong>Ubuntu</strong> vor. Legen Sie die DVD<br />

so in Ihr Laufwerk, dass Sie das Label der Version<br />

sehen, die Sie installieren wollen. Verwenden Sie<br />

eine selbst heruntergeladene Desktop-CD, müssen<br />

Sie eine beliebige Taste drücken, sobald im unte-<br />

18 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Installation<br />

Erste Schritte<br />

ren Bereich ein paar Symbole erscheinen, um in<br />

das Bootmenü zu gelangen. Andernfalls landen Sie<br />

nach ein paar Sekunden direkt auf dem Desktop,<br />

der Sie vor die Wahl stellt, <strong>Ubuntu</strong> auszuprobieren<br />

(<strong>Ubuntu</strong> testen) oder es zu installieren (<strong>Ubuntu</strong> installieren).<br />

Nutzen Sie hingegen die <strong>Ubuntu</strong>-DVD,<br />

die Sie auch in diesem Heft vorfinden, landen Sie<br />

stets im Bootmenü, wo Sie zunächst Deutsch als<br />

Sprache auswählen.<br />

Über [F2] und [F3] passen Sie hier die Sprache<br />

und die Tastaturbelegung an; [F5] bietet Optionen<br />

zum barrierefreien Booten und Installieren. Bleibt<br />

Ihr <strong>Ubuntu</strong> beim Booten oder Installieren hängen,<br />

drücken Sie im Bootmenü [F6] und probieren die<br />

angegebenen Optionen aus. Die Einträge acpi=off<br />

helfen bei Problemen mit der Energieverwaltung,<br />

nomodeset wählen Sie, um Kernel Mode Setting zu<br />

deaktivieren. Das verhindert, dass Ihr erster oder<br />

zweiter Monitor kein Bild anzeigt bzw. kein Signal<br />

vom Rechner mehr empfängt.<br />

<strong>Ubuntu</strong> auf Probe<br />

Wollen Sie <strong>Ubuntu</strong> installieren, wählen Sie am<br />

besten die Option Ohne Installation ausprobieren.<br />

Das klingt widersprüchlich, hat aber den Vorteil,<br />

dass Sie erstmal testen können, ob Ihr Rechner mit<br />

<strong>Ubuntu</strong> zurechtkommt. Nach dem Herunterfahren<br />

startet Ihr altes System wieder. Live-Systeme<br />

installieren nichts, sie kopieren die nötigen Programme<br />

vielmehr in den Arbeitsspeicher und<br />

führen diese von dort aus. Das hat Konsequenzen:<br />

Das Booten dauert deutlich länger als bei installierten<br />

Versionen, und das gesamte System sowie<br />

die zugehörigen Peripheriegeräte laufen langsamer<br />

als bei einem installierten <strong>Ubuntu</strong>.<br />

Der Vorteil: Sie schauen sich <strong>Ubuntu</strong> und die<br />

mitgelieferten Anwendungen zunächst einmal an<br />

und testen, ob es Ihre Hardware unterstützt, etwa<br />

Drucker, Scanner, WLAN-Karten und weitere Komponenten<br />

des Systems. Im Live-Modus reparieren<br />

Sie installierte Systeme zudem, greifen auf Ihre<br />

Windows-Dateien zu (sofern die Festplatte nicht<br />

Festplatten unter Linux<br />

<strong>Ubuntu</strong> hängt Festplatten über Gerätedateien ein, die<br />

es nach einem bestimmten Schema benennt: /dev/ sda<br />

adressiert die erste erkannte Festplatte, /dev/ sda1 die<br />

primäre Partition auf dieser (/ dev/ sda2 bis /dev/ sda4<br />

heißen die drei weiteren primären Partitionen). Bei /dev/<br />

sda5 handelt es sich um die erste logische Partition,<br />

die sich innerhalb einer erweiterten Partition befindet.<br />

Windows sollte stets in der ersten primären Partition<br />

residieren, belegt also /dev/ sda1. Stecken Sie nun einen<br />

USB-Stick oder eine externe Festplatte in den USB-<br />

Slot, erhalten diese Geräte die Bezeichnung /dev/ sdb,<br />

ansonsten folgt alles dem obigen Schema. Über den<br />

Befehl sudo fdisk ‐l erhalten Sie eine Übersicht der<br />

verfügbaren Festplatten sowie USB-Speicher und der<br />

darauf befindlichen Partitionen und Dateisysteme.<br />

2 Setzen Sie ein Häkchen bei „Drittanbieter-Software installieren“, spielt <strong>Ubuntu</strong> automatisch die<br />

grundlegenden Codecs auf den Rechner, um MP3-Dateien sowie Flash-Filme abzuspielen.<br />

verschlüsselt ist) und surfen im Internet. Im Live-<br />

Modus erstellte Dateien speichern Sie am besten<br />

auf einem USB-Stick.<br />

Zum Thema Hardware: Nicht für alle WLAN-Karten<br />

und Modems liegen gleich Treiber vor. Finden<br />

Sie am besten vor der Installation von <strong>Ubuntu</strong> heraus,<br />

ob die Geräte unter der Distribution laufen.<br />

Das geht, indem Sie die Gerätebezeichnung und<br />

die Distribution samt Versionsnummer googlen<br />

oder einen Blick in das Hardware-Wiki der englischsprachigen<br />

[1] oder der deutschen [2] <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Community werfen. Für einige Anwendungen fehlt<br />

im Live-Modus zudem eine deutsche Übersetzung.<br />

Einspielen<br />

Sagt Ihnen <strong>Ubuntu</strong> zu, finden Sie auf dem Live-<br />

Desktop ein Icon (<strong>Ubuntu</strong> 10.10 installieren),<br />

über das Sie die Installation anschieben (Abbildung<br />

1). Ein Doppelklick auf dieses öffnet nach<br />

einem kurzen Moment ein Fenster, das es Ihnen<br />

erlaubt, eine Sprache auszuwählen und die Veröffentlichungshinweise<br />

zu lesen. Diese enthalten<br />

Hinweise auf Fehler und Veränderungen in der<br />

aktuellen Version von <strong>Ubuntu</strong>, mitunter auch<br />

Anleitungen, um diese zu beheben bzw. zu umgehen.<br />

Im nächsten Fenster folgt die Anzeige der<br />

nötigen Hardware-Voraussetzungen, um <strong>Ubuntu</strong><br />

zu installieren. Empfohlen wird, dass der Rechner<br />

mindestens über 4,8 GByte freien Speicherplatz<br />

(Desktop-CD = 2,6 GByte) verfügt, mit Strom versorgt<br />

wird (das ist wichtig bei der Installation auf<br />

Laptops und Netbooks) und möglichst auch am<br />

Internet hängt (Abbildung 2).<br />

Verfügen Sie während der Installation über eine<br />

Internetanbindung, laden Sie die aktuellen Updates<br />

sofort herunter (über Aktualisierungen<br />

während der Installation herunterladen) – <strong>Ubuntu</strong><br />

installiert sie jedoch aus unbekannten Gründen<br />

nicht. Zudem besteht hier die Möglichkeit, die<br />

Installation diverser Multimediakomponenten<br />

(Referenz: Multimedia) anzuzetteln, zu denen die<br />

Referenz<br />

Multimedia: Wie Sie Audio- und Videodateien<br />

unter <strong>Ubuntu</strong> abspielen<br />

und proprietäre Programme einsetzen,<br />

lesen Sie ab Seite 27.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

19


Erste Schritte<br />

Installation<br />

Codecs zum Abspielen<br />

von MP3-<br />

Dateien und der<br />

Flash-Player gehören.<br />

Die dazu<br />

nötige Option<br />

lautet Drittanbieter-Software<br />

installieren. Die<br />

Komponenten<br />

lassen sich auch<br />

später auf den<br />

3 Findet <strong>Ubuntu</strong> ein anderes Betriebssystem auf der Festplatte, bietet es Rechner spielen,<br />

an, sich neben diesem zu installieren.<br />

wenn eine Internetanbindung<br />

besteht.<br />

Klicken Sie dann auf die Schaltfläche Weiter,<br />

gelangen Sie zum Partitionierungswerkzeug.<br />

Referenz<br />

Grub: In einem freien Onlineartikel<br />

lesen Sie, wie Grub 2 tickt und wie<br />

Sie den Bootmanager an Ihre Wünsche<br />

anpassen: [http:// ubuntu-user.<br />

de/ 20044]<br />

Windows und <strong>Ubuntu</strong><br />

Befindet sich Windows bereits auf der Festplatte,<br />

nimmt es diese oft komplett ein. Windows<br />

7 schnappte sich im Test nicht nur eine, sondern<br />

gleich die beiden primären Partitionen /dev/ sda1<br />

und /dev/ sda2. Dabei verteilt Windows seine<br />

Dateien beim Speichern gern über die gesamte<br />

Platte. Um Platz für <strong>Ubuntu</strong> zu schaffen, sollten<br />

Sie das System daher im Vorfeld auf jeden Fall<br />

defragmentieren. Windows sammelt die zerstreuten<br />

Dateifragmente dann ein und platziert<br />

sie in einem zusammenhängenden Bereich. Das<br />

beschleunigt die Dateizugriffe und sorgt dafür,<br />

dass Sie beim Aufteilen der Platte keine unter<br />

Windows installierte Software zerstören.<br />

Unter Windows XP funktioniert das über Start |<br />

Alle Programme | Zubehör | Systemprogramme<br />

und einen Mausklick auf Defragmentierung.<br />

Als Vista-Anwender klicken Sie unter Alle Programme<br />

| Zubehör | Systemprogramme | Defragmentierung<br />

auf Jetzt Defragmentieren. Verwenden<br />

Sie Windows 7, führt der Weg zum Ziel<br />

Scheibchenweise<br />

Beim Partitionieren variieren die angezeigten<br />

Optionen. Findet <strong>Ubuntu</strong> kein weiteres System<br />

auf der Festplatte, schlägt es vor, alle Daten zu<br />

löschen und das gesamte Medium zu verwenden.<br />

In diesem Fall schreibt <strong>Ubuntu</strong> alle Daten auf die<br />

primäre Partition /dev/ sda1, legt eine erweiterte<br />

Partition /dev/ sda2 und innerhalb von dieser eine<br />

logische Partition /dev/ sda5 an, in welche der<br />

Swap-Bereich kommt (siehe Kasten Festplatten<br />

unter <strong>Ubuntu</strong>). Bei Letzterem handelt es sich um<br />

eine Auslagerungsdatei, welche die Aufgabe des<br />

Arbeitsspeichers übernimmt, wenn dieser überlastet<br />

ist. Das Schreiben in den Swap-Bereich erweist<br />

sich aber als langsamer als die direkten Zugriffe<br />

auf den Arbeitsspeicher.<br />

Bewohnt bereits ein System die Festplatte (etwa<br />

Windows), schlägt <strong>Ubuntu</strong> vor, es neben anderen<br />

Betriebssystemen zu installieren (Abbildung 3).<br />

über Start | Programme | Zubehör | Systemprogramme.<br />

Ein frisch installiertes Windows müssen Sie nicht<br />

defragmentieren. In beiden Fällen startet nach<br />

der Installation beim Hochfahren von Windows<br />

das Programm Chkdisk. Das überprüft die Partition<br />

aufgrund der Verkleinerung routinemäßig<br />

auf Schäden und startet den Rechner dann neu<br />

– erst jetzt bootet Windows wie gewohnt. Wollen<br />

Sie keine eigene <strong>Ubuntu</strong>-Partition anlegen, installieren<br />

Sie <strong>Ubuntu</strong> über Wubi unter Windows,<br />

wie es der Abschnitt Wubi für Windows zeigt.<br />

Dafür brauchen Sie lediglich ein paar GByte<br />

freien Speicher auf der Windows-Festplatte.<br />

Windows nachträglich zu installieren, ist meist<br />

komplizierter als im Vorfeld. Sie müssen dann<br />

Grub nachträglich per Hand installieren und im<br />

Installer <strong>Ubuntu</strong>s Partition manuell festlegen,<br />

wobei Sie eine leere Partition /dev/ sda1 für Windows<br />

einrichten, wie es der Abschnitt Manuelle<br />

Steuerung erklärt.<br />

Dazu müssen Sie Windows, das die gesamte<br />

Festplatte besetzt, aber meist erst einmal Platz abzwacken.<br />

Das geht mit dem <strong>Ubuntu</strong>-Installer ganz<br />

einfach: Sie verschieben einfach den mittleren Balken,<br />

wobei auf der linken Seite das System mit der<br />

höchsten Partitionsnummer erscheint. Allerdings<br />

sollten Sie im Vorfeld die Partition defragmentieren,<br />

wie es der Kasten Windows und <strong>Ubuntu</strong><br />

erklärt. Auch OpenSuse müssen Sie möglichst vor<br />

<strong>Ubuntu</strong> einspielen; die Distribution respektiert nur<br />

Windows neben sich und würde <strong>Ubuntu</strong> bei einer<br />

nachträglichen Installation einfach überspielen.<br />

<strong>Ubuntu</strong> installiert sich dann gewöhnlich hinter<br />

bzw. neben dem bereits installierten System. Es<br />

richtet dabei den Bootloader Grub 2 ein, über den<br />

Sie fortan auch die anderen Systeme starten. Mehr<br />

zu Grub lesen Sie in einem kostenlosen Onlineartikel<br />

(Referenz: Grub).<br />

Manuelle Steuerung<br />

Wollen Sie die Kontrolle über die Installation behalten,<br />

können Sie die Partitionen manuell festlegen<br />

(fortgeschritten), was allerdings etwas Wissen<br />

über die Nummerierung von Festplatten unter<br />

Linux erfordert (siehe Kasten Festplatten unter<br />

Linux). Idealerweise legen Sie dann auf der Festplatte<br />

drei logische Partitionen für <strong>Ubuntu</strong> an: eine<br />

Swap-Partition (/dev/ sda5), eine Partition für das<br />

Wurzelverzeichnis /, die mindestens 4 GByte groß<br />

sein sollte (/dev/ sda6), sowie eine Extrapartition<br />

für Ihr Home-Verzeichnis /home (/dev/ sda7). Abbildung<br />

4 zeigt so eine Aufteilung. Neue Partitionen<br />

ergänzen Sie über einen Klick auf Hinzufügen,<br />

für die Einhängepunkte / und /home wählen Sie<br />

am besten jeweils das Ext4-Journaling Dateisystem<br />

– <strong>Ubuntu</strong>s Standard.<br />

Planen Sie später, zusätzlich Windows auf die<br />

Festplatte zu spielen, sollten Sie als Erstes eine<br />

leere primäre Partition /dev/ sda1 anlegen, die Sie<br />

als FAT32-Dateisystem formatieren. Die Partition<br />

sollte mindestens 6 GByte umfassen und deutlich<br />

mehr, wenn Sie Spiele installieren wollen.<br />

Der Vorteil: Sie legen nun auch von <strong>Ubuntu</strong> aus<br />

Dateien auf der Windows-Partition ab – so lange<br />

Sie Windows noch nicht installiert haben. Erst<br />

dann erstellen Sie die drei <strong>Ubuntu</strong>-Partitionen als<br />

logische Partitionen (Abbildung 5). Nach der Installation<br />

von Windows müssen Sie allerdings den<br />

Bootloader wiederherstellen, wie es der Kasten<br />

Wiederbelebung zeigt.<br />

Installation<br />

Haben Sie sich für eine der möglichen Partitionierungsversionen<br />

entschieden, klicken Sie auf Jetzt<br />

installieren und schieben den Vorgang an. Anders<br />

als früher stellt <strong>Ubuntu</strong> erst während der Installation<br />

die Fragen nach Ihrem Aufenthaltsort (um<br />

die Zeitzone zu ermitteln), Ihrer Tastenbelegung<br />

und Ihrem Namen, Benutzernamen sowie dem<br />

Passwort. In dieser Maske legen Sie auch fest, ob<br />

20 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Installation<br />

Erste Schritte<br />

<strong>Ubuntu</strong> Sie bei jedem Hochfahren nach dem Passwort<br />

fragt oder ob Sie sich automatisch anmelden.<br />

Setzen Sie ein Kreuzchen bei Meine persönlichen<br />

Daten verschlüsseln, um Ihr Home-Verzeichnis zu<br />

verschlüsseln, verwendet <strong>Ubuntu</strong> dazu EcryptFS<br />

[3]. Nach dem ersten Start erscheint ein Fenster,<br />

über das Sie nach Eingabe Ihres Benutzerkennworts<br />

Ihr Verschlüsselungs-Passwort anzeigen und<br />

dieses irgendwo notieren (Abbildung 6). Sie brauchen<br />

es vielleicht bei einer späteren Installation.<br />

Verschlüsselung bedeutet in diesem Fall jedoch<br />

nur, dass <strong>Ubuntu</strong> den Desktop verschlüsselt, wenn<br />

Sie nicht angemeldet sind.<br />

Die Parallelisierung von Installation und Datenabfrage<br />

spart weitere Zeit beim Installieren. Ubiquity<br />

wartet gegebenenfalls auf den Abschluss Ihrer<br />

Eingaben. Über Vor setzen Sie die Installation fort<br />

und sehen dann eine Diashow, welche die Errungenschaften<br />

von <strong>Ubuntu</strong> preist. Die Installation<br />

dauert nun – abhängig von der Geschwindigkeit<br />

Ihres Rechners – eine Weile und endet mit der<br />

Aufforderung Jetzt neu starten. Entfernen Sie kurz<br />

darauf die CD/ DVD und drücken Sie [Eingabe],<br />

damit der Rechner tatsächlich neu bootet.<br />

5 Partitionieren Sie die Festplatte von Hand, können Sie Ihr System flexibler einrichten. Wollen<br />

Sie Windows als Zweitsystem einspielen, reservieren Sie Platz in der ersten primären Partition.<br />

<strong>Ubuntu</strong> aktualisieren<br />

Nutzen Sie <strong>Ubuntu</strong> bereits, müssen Sie Ihre Installation<br />

lediglich aktualisieren. Da Sie vermutlich<br />

<strong>Ubuntu</strong> 10.04 und damit eine LTS-Version mit<br />

Langzeit-Support verwenden, müssen Sie zunächst<br />

das Paket update-manager-core über den Paketmanager<br />

Synaptic installieren. Dann öffnen Sie über<br />

gksu gedit den Editor Gedit mit administrativen<br />

Rechten. Öffnen Sie die Datei /etc/ update-manager/<br />

release-upgrades (die erreichen Sie über den Eintrag<br />

Dateisystem im linken Bereich) und ändern Sie<br />

diese so, dass dort Prompt=normal steht. Dann<br />

speichern und schließen Sie die Datei.<br />

Danach bringen Sie über System | Systemverwaltung<br />

| Aktualisierungsverwaltung die Software auf<br />

den allerneuesten Stand. Klicken Sie erst auf Prüfen,<br />

dann auf Aktualisierungen installieren. Bevor<br />

Sie nun zum Upgrade schreiten, sollten Sie sämtliche<br />

anderen laufenden Programme beenden und<br />

den Rechner, wenn möglich, per Netzwerkkabel<br />

mit dem Netzwerk verbinden. Funktioniert nach<br />

dem Upgrade plötzlich der WLAN-Treiber nicht<br />

mehr, läuft die Aktualisierung in diesem Fall dennoch<br />

durch. Der Autor dieser Zeilen hat allerdings<br />

bisher keine schlechten Erfahrungen mit Upgrades<br />

via WLAN gemacht (oder mit Upgrades generell).<br />

Öffnen Sie dann über [Alt]+[F2] eine Schnellstartzeile<br />

und geben Sie gnome‐terminal ein, um eine<br />

Kommandozeile aufzurufen. Hier tippen Sie sudo<br />

do‐release‐upgrade ‐d gefolgt von Ihrem Passwort,<br />

um mit dem Upgrade auf 10.10 zu beginnen. Sie<br />

erhalten nochmal einmal die Chance, den Prozess<br />

abzubrechen, danach gibt es kein Zurück mehr<br />

(Abbildung 7).<br />

Lassen Sie während der Aktualisierung lieber die<br />

Finger von Ihrem Rechner – es sei denn, der Installer<br />

fragt Sie nach einer Entscheidung. Das ist<br />

ab und zu der Fall, wenn es um den Ersatz von<br />

Glossar<br />

chroot: steht für „change root“.<br />

Über chroot ändern Sie das Wurzelverzeichnis<br />

in Ihrem System.<br />

Durch geschicktes Einhängen von<br />

Verzeichnissen arbeiten Sie dank<br />

Chroot in dem installierten System,<br />

als hätten Sie es wie gewohnt gebootet.<br />

4 Finden Sie eine leere Festplatte vor, klicken Sie auf „Freier Speicherplatz“<br />

und dann auf „Hinzufügen“.<br />

6 Benutzen Sie ein verschlüsseltes Home-Verzeichnis, notieren Sie sich<br />

nach der Installation das Passwort.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

21


Erste Schritte<br />

Installation<br />

7 Lassen Sie sich auf eine Systemaktualisierung ein, gibt es kein Zurück mehr.<br />

Info<br />

[1] Englisches Hardware-Wiki:<br />

[https:// wiki. ubuntu. com/<br />

HardwareSupport]<br />

[2] Hardware im Wiki der dt.<br />

Community: [http:// wiki.<br />

ubuntuusers. de/ Hardware]<br />

[3] Artikel zu EcryptFS: Bruce<br />

Byfield, Kristian Kißling, „Gut<br />

versteckt“, <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong><br />

04/ 2010, S. 46 ff.<br />

[4] Wubi-Webseite:<br />

[http:// www. ubuntu. com/<br />

desktop/ get‐ubuntu/<br />

windows‐installer]<br />

Konfigurationsdateien geht. In diesem Fall sollten<br />

Sie zum Dateimanager wechseln und die angesprochenen<br />

Konfigurationsdateien kopieren und<br />

sichern, bevor Sie eine Wahl treffen und mit der<br />

Installation fortfahren. Haben Sie Konfigurationsdateien<br />

geändert und angepasst, sollten Sie überlegen,<br />

diese zu behalten. Andernfalls ersetzen Sie<br />

sie durch die neueren Versionen.<br />

Bootloader-Probleme<br />

Es passiert selten, dass nach dem Installieren von<br />

<strong>Ubuntu</strong> neben Windows kein Bootloader auftaucht<br />

oder Sie nur noch eines der beiden Systeme<br />

booten können. Spielen Sie hingegen Windows<br />

nach <strong>Ubuntu</strong> ein, kommt es stets zum Ausfall des<br />

Bootloaders, weil Windows den Bootsektor ohne<br />

lange zu fackeln mit seinem eigenen Bootloader<br />

überschreibt. In diesen Fällen folgen Sie den<br />

Schritten im Kasten Wiederbelebung. Diese führen<br />

vor, wie Sie den Bootloader Grub 2 mit Hilfe eines<br />

Live-Systems erneut installieren, so dass dieser alle<br />

Systeme richtig anzeigt.<br />

8 Über den Befehl „fdisk -l“ schauen Sie sich die Partitionen auf Ihrer Festplatte an.<br />

Wubi für Windows<br />

Sind Sie ein eher vorsichtiger Mensch, gibt es für<br />

Sie die Möglichkeit, <strong>Ubuntu</strong> 10.10 unter Windows<br />

zu testen. Sie installieren die Distribution dann<br />

wie eine herkömmliche Windowsanwendung und<br />

erhalten nach dem Neustart die Option, neben<br />

Windows auch <strong>Ubuntu</strong> zu booten. Haben Sie<br />

sich von <strong>Ubuntu</strong> ein Bild gemacht, deinstallieren<br />

Sie es wieder – auch das geschieht über die Softwareverwaltung<br />

von Windows, wo <strong>Ubuntu</strong> als<br />

Anwendung auftaucht. Die Wubi-Version machte<br />

beim Erscheinen des Release Candidate allerdings<br />

noch Probleme; Sie sollten Wubi also möglichst<br />

erst ein paar Wochen nach der Veröffentlichung<br />

von <strong>Ubuntu</strong> 10.10 verwenden, wenn die Fehler<br />

repariert sind.<br />

Es gibt zwei Wege, um Wubi zu nutzen. Zunächst<br />

können Sie den Installer als EXE-Datei von der<br />

Webseite [4] herunterladen. Alternativ nutzen Sie<br />

Wubi von <strong>Ubuntu</strong>s Desktop-CD. Diese legen Sie<br />

unter Windows in das Laufwerk und führen die<br />

Datei wubi.exe aus. Die Software installiert <strong>Ubuntu</strong><br />

dann von der CD, der Download fällt also weg.<br />

Wollen Sie Wubi wieder entfernen, nutzen Sie<br />

dazu die Softwareverwaltung von Windows. Sie<br />

wählen <strong>Ubuntu</strong> aus und klicken auf Deinstallieren.<br />

Nach dem Neustart ist der <strong>Ubuntu</strong>-Eintrag aus<br />

dem Bootmenü verschwunden. (kki) ●●●<br />

Wiederbelebung<br />

Wir nehmen an, dass die Installation von Windows als<br />

Zweitsystem den Bootloader von <strong>Ubuntu</strong> komplett überschreibt.<br />

Oder die Installation von <strong>Ubuntu</strong> hat keinen<br />

Grub installiert (was zum Glück nur selten geschieht).<br />

Dann erscheint nach dem Neustart eine Fehlermeldung<br />

oder schlicht die Kommandozeile. Keine Panik, beide<br />

Systeme sind noch auf der Festplatte; Sie müssen nur<br />

den Bootloader neu installieren.<br />

In beiden Fällen booten Sie die Live-Version von der<br />

Heft-DVD, indem Sie die Option Ohne Installation ausprobieren<br />

im Bootmenü auswählen. Dann rufen Sie ein<br />

Terminal auf. Per chroot-Befehl wechseln Sie in das<br />

installierte System und bringen den Bootloader – wie<br />

im Listing gezeigt – auf den neuesten Stand. Wir nehmen<br />

im Beispiel an, dass sich die Root-Partition von<br />

<strong>Ubuntu</strong> (/) in der zweiten logischen Partition (/dev/ sda6)<br />

der ersten Festplatte (/dev/ sda) befindet. Den genauen<br />

Laufwerksnamen finden Sie über sudo fdisk ‐l heraus<br />

(Abbildung 8). Ersetzen Sie /dev/ sda6 durch den Eintrag<br />

für Ihre Root-Partition.<br />

01 sudo mount /dev/sda6 /mnt<br />

02 sudo mount ‐o bind /dev /mnt/dev<br />

03 sudo mount ‐o bind /sys /mnt/sys<br />

04 sudo mount ‐t proc /proc /mnt/proc<br />

05 sudo chroot /mnt<br />

06 grub‐mkconfig ‐o /boot/grub/grub.cfg<br />

07 update‐grub2<br />

08 grub‐install /dev/sda<br />

09 exit<br />

10 sudo reboot<br />

22 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

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Erste Schritte<br />

Netzwerk und Updates<br />

Morganimation, Fotolia<br />

Nach der Installation<br />

Gute Connections<br />

Nach dem Installieren bringen Sie Ihr <strong>Ubuntu</strong>‐System ins Netz und spielen<br />

über die Aktualisierungsverwaltung regelmäßig Updates ein.<br />

Kristian Kißling<br />

Referenz<br />

Paketmanagement: Einen detaillierten<br />

Artikel zur Softwareverwaltung<br />

unter <strong>Ubuntu</strong>, externe Paketquellen<br />

und PPAs lesen Sie ab<br />

Seite 36.<br />

Ndiswrapper: Einen Artikel, der<br />

auch das Thema „Ndiswrapper“<br />

streift, lesen Sie kostenlos online:<br />

[http:// ubuntu‐user. de/ 20104]<br />

UMTS-Karten: Einen freien Onlineartikel,<br />

der die Konfiguration von<br />

UMTS‐Sticks unter <strong>Ubuntu</strong> 9.10<br />

beschreibt, steht unter<br />

[http:// ubuntu‐user.de/ 20021].<br />

<strong>Ubuntu</strong> 10.10 ist nach der Installation noch<br />

nicht fertig – das gilt für die meisten Betriebssysteme.<br />

Im Laufe der Lebenszeit von „Maverick<br />

Meerkat“ bügeln die Entwickler stetig Fehler in<br />

den installierten Anwendungen aus und schließen<br />

neu entdeckte Sicherheitslücken. Der integrierte<br />

Update Manager sorgt dafür, dass Ihr System diese<br />

so genannten Patches installiert und so stets auf<br />

dem neuesten Stand und sicher bleibt.<br />

Neue Versionen einer Software für <strong>Ubuntu</strong> landen<br />

meist erst in der nächsten Ausgabe der Distribution.<br />

Es gibt allerdings verschiedene Möglichkeiten,<br />

aktuellere Software über die so genannten<br />

Backports oder über externe Paketquellen und<br />

Personal Package Archives – kurz PPAs – zu beziehen<br />

(Referenz: Paketmanagement).<br />

Die Patches laden Sie nicht von obskuren Webseiten<br />

herunter, sondern beziehen Sie über die Aktualisierungsverwaltung<br />

des Paketmanagers. Anhand<br />

von Paketlisten prüft die Software, welche der<br />

Aktualisierungen die bei Ihnen installierten Programme<br />

betreffen (Abbildung 1), lädt die Patches<br />

herunter und installiert sie.<br />

Das Henne-Ei-Problem<br />

Um die Updates zu beziehen, brauchen Sie einen<br />

Zugang zum Internet. Der NetworkManager in<br />

Version 0.8.1 hilft Ihnen dabei, diesen zu konfigurieren.<br />

Ihn repräsentiert ein kleinen Icon oben<br />

rechts im Panel. Bei WLAN-Karten ist es wellenförmig<br />

(Abbildung 2), bei Kabelverbindungen<br />

sehen Sie zwei gegenläufige Pfeile.<br />

24 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Netzwerk und Updates<br />

Erste Schritte<br />

Stoßen Sie bei der Konfiguration von WLAN-Karten,<br />

DSL-Modems oder UMTS-Sticks auf Schwierigkeiten,<br />

weil der NetworkManager die Geräte<br />

nicht findet, konfrontiert Sie das mit dem Henne-<br />

Ei-Problem: Die Fehler, die Sie daran hindern, ins<br />

Internet zu kommen, beheben Sie mitunter über<br />

Updates, die eine Internetverbindung voraussetzen.<br />

Meist hilft es in solchen Fällen, den Rechner<br />

über ein RJ45-Netzwerkkabel mit einem WLAN-<br />

Router bzw. normalen Router zu verbinden.<br />

Verkabelt (Kabel)<br />

Neben Routern verfügen auch WLAN-Router meist<br />

über Eingänge für Netzwerkkabel. Sofern der<br />

Router IP-Adressen per DHCP automatisch vergibt<br />

(was meist der Fall ist), stellt der NetworkManager<br />

selbstständig eine Verbindung her.<br />

Gewellt (WLAN)<br />

Damit <strong>Ubuntu</strong> Ihre WLAN-Karte automatisch<br />

einrichtet, muss der Kernel einen passenden Treiber<br />

mitbringen. Dann genügt ein Klick mit der<br />

linken Maustaste auf das NetworkManager-Icon<br />

im Systembereich, damit dieser die umliegenden<br />

Netzwerke anzeigt. Sie wählen den Namen Ihres<br />

WLAN-Netzes aus und melden sich bei diesem<br />

mit der Eingabe des korrekten Passworts an.<br />

<strong>Ubuntu</strong> erkennt selbstständig, welche Form der<br />

Verschlüsselung (WEP, WPA usw.) vorliegt. Nach<br />

einer erfolgreichen Anmeldung beim Router weist<br />

dieser dem Rechner dann per DHCP eine im lokalen<br />

Netzwerk gültige IP-Adresse zu.<br />

Gibt es nur einen proprietären<br />

Treiber für Ihre WLAN-Karte, weil<br />

der Kartenhersteller den Quellcode<br />

nicht herausrückt, gehen Sie den<br />

Weg über System | Systemverwaltung<br />

| Hardware-Treiber. Wählen<br />

Sie im Hardwaremanager den Treiber<br />

für Ihre Karte aus und klicken<br />

Sie auf Aktivieren, damit der Assistent<br />

die passende Software herunterlädt<br />

und die Karte einrichtet.<br />

Zeigt sich bereits im Live-Modus,<br />

dass <strong>Ubuntu</strong> keinen Treiber für<br />

die WLAN-Karte findet, helfen<br />

Programme wie Ndiswrapper (Referenz:<br />

Ndiswrapper) weiter. Dieses<br />

Wiki [1] listet WLAN-Karten<br />

auf und zeigt, wie <strong>Ubuntu</strong> diese<br />

unterstützt.<br />

1 Fehlerkorrekturen und Sicherheitsupdates spielen Sie unter <strong>Ubuntu</strong> zentral über<br />

die Aktualisierungsverwaltung ein, die sich regelmäßig meldet.<br />

Gesteckt (UMTS<br />

und DSL-Modems)<br />

UMTS-Karten und DSL-Modems richten Sie<br />

ebenfalls über den NetworkManager ein. Voraussetzung<br />

ist auch hier, dass <strong>Ubuntu</strong> die Hardware<br />

erkennt – andernfalls erscheinen die Reiter nur<br />

grau unterlegt.<br />

Unter <strong>Ubuntu</strong> klicken Sie mit der rechten Maustaste<br />

auf das NetworkManager-Icon und wählen<br />

Verbindungen bearbeiten. UMTS-Sticks müssen<br />

Sie vor dem Einsatz meist in den Modemmodus<br />

versetzen: Wie das geht und wie diese Geräte mit<br />

<strong>Ubuntu</strong> kooperieren,<br />

verrät ein kostenloser<br />

Onlineartikel von 2009<br />

für <strong>Ubuntu</strong> 9.10 (Referenz:<br />

UMTS-Karten).<br />

Um ein DSL-Modem<br />

einzurichten, klicken Sie<br />

mit der rechten Maustaste<br />

auf den Network-<br />

Manager und dann auf<br />

Verbindungen einrichten.<br />

Es öffnet sich ein<br />

Konfigurationsfenster,<br />

in dem Sie zum Reiter<br />

DSL wechseln, wo Sie<br />

Hinzufügen auswählen.<br />

Verbinden Sie dann das<br />

DSL-Modem mit der<br />

Telefondose und Ihren<br />

Rechner per Kabel mit<br />

dem Modem. Kramen<br />

Sie die Zugangsdaten zu<br />

Ihrem Internetprovider<br />

hervor, die gehören in<br />

das Register DSL (Abbildung<br />

3).<br />

Unter den Daten finden<br />

Sie gewöhnlich auch<br />

2 Über den NetworkManager sorgen Sie dafür, dass<br />

Sie per UMTS, WLAN, DSL‐Modem oder auch per<br />

Kabel den Weg ins Internet finden.<br />

Glossar<br />

Backports: Spezielle zusätzliche<br />

Paketquelle, die neuere Versionen<br />

bestimmter Software anbietet. Um<br />

sie zu aktivieren, wählen Sie im<br />

Software‐Center Bearbeiten | Software-Paketquellen<br />

und dann den<br />

Reiter Aktualisierungen, wo Sie ein<br />

Häkchen bei Nicht unterstützte Aktualisierungen<br />

(maverick-backports)<br />

setzen.<br />

DHCP: Steht für Dynamic Host<br />

Configuration Protocol. Im Kern<br />

geht es darum, Rechnern über dieses<br />

Protokoll automatisch eine freie<br />

IP‐Adresse im internen Netzwerk<br />

(LAN) zuzuweisen. Die meisten<br />

Router verteilen IP‐Adressen per<br />

DHCP, so lange Sie das nicht explizit<br />

ändern.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

25


Erste Schritte<br />

Netzwerk und Updates<br />

3 Auch (A)DSL‐Modems konfigurieren Sie über den NetworkManager. Alles, was Sie benötigen, sind die<br />

Einwahldaten Ihres Providers, die meist in Ihrem Vertrag stehen.<br />

Glossar<br />

MAC-Adresse: Jede gewöhnliche<br />

Netzwerk‐ und WLAN‐Karte besitzt<br />

eine an die Hardware gekoppelte<br />

Adresse. Diese einmalige Media‐<br />

Access‐Control‐Adresse besteht<br />

aus sechs Gruppen von zweistelligen<br />

Zahlen, die jeweils Doppelpunkte<br />

voneinander trennen.<br />

Info<br />

[1] WLAN‐Karten unter <strong>Ubuntu</strong>:<br />

[http:// wiki. ubuntuusers. de/<br />

WLAN/ Karten]<br />

[2] Infos zu Wicd: [http:// wiki.<br />

ubuntuusers. de/ wicd]<br />

[3] Hardware‐Wiki:<br />

[http:// wiki. ubuntuusers.<br />

de/ Hardwaredatenbank/<br />

Verbindungen]<br />

[4] UMTS unter <strong>Ubuntu</strong>:<br />

[http:// wiki. ubuntuusers.<br />

de/ Hardwaredatenbank/<br />

Verbindungen# UMTS]<br />

eine längere Textzeile vor, die ein @ unterteilt. Der<br />

Teil vor dem @ ist der Benutzername, nach dem<br />

@ folgt der Dienst. Zum Schluss tragen Sie noch<br />

das Passwort ein und wechseln dann zum Reiter<br />

Kabelgebunden. Dort geben Sie die MAC-Adresse<br />

der Netzwerkkarte an, die per Kabel an dem DSL-<br />

Modem hängt. Meist führt <strong>Ubuntu</strong> sie als eth0. Die<br />

genaue Bezeichnung finden Sie heraus, indem Sie<br />

ein Terminal öffnen ([Alt]+[F2] drücken, xterm<br />

eingeben) und<br />

$ /sbin/ifconfig | grep Hardware<br />

4 Die MAC‐Adresse Ihrer Netzwerkkarte gehört auch in das Register „Kabelgebunden“,<br />

das Sie in den Einstellungen des NetworkManagers finden.<br />

tippen (Abbildung 4). Die MAC-Adresse besteht<br />

aus sechs zweistelligen Zahlen, die jeweils ein<br />

Doppelpunkt trennt. Fügen Sie diese in die Maske<br />

zur DSL-Konfiguration ein.<br />

Lässt sich Ihr DSL- oder UMTS-Modem trotz des<br />

richtigen Treibers partout nicht einrichten, kann<br />

auch ein Bug im NetworkManager vorliegen. In<br />

diesem Fall gibt es zwei Möglichkeiten: Sie installieren<br />

eine tagesaktuelle neue Version<br />

der Software, indem Sie ein externes<br />

PPA (deb http:// ppa.launchpad.net/<br />

network-manager/ trunk/ ubuntu maverick<br />

main) einbinden (Referenz:<br />

Paketmanagement). Alternativ geben<br />

Sie dem Einwahltool wicd eine<br />

Chance [2] – dafür müssen Sie den<br />

NetworkManager allerdings vorher<br />

deinstallieren.<br />

Patches einspielen<br />

Stößt <strong>Ubuntu</strong>s Updatemanager bei<br />

seinen täglichen Checks in den Paketquellen<br />

auf Sicherheitsupdates, öffnet<br />

er automatisch und im Hintergrund<br />

ein Fenster. Über normale Patches<br />

informiert er hingegen im wöchentlichen<br />

Turnus. Nutzen Sie ein PPA,<br />

das ständig neue Versionen einer<br />

Software anbietet, meldet sich die<br />

Software wesentlich häufiger.<br />

Wollen Sie nicht warten, holen Sie<br />

über System | Systemverwaltung | Aktualisierungsverwaltung<br />

manuell die<br />

neuesten Updates auf den Rechner.<br />

Wählen Sie Prüfen, schaut der Paketmanager<br />

nach neuen Updates. Über<br />

Aktualisierungen installieren schieben<br />

Sie den Updateprozess an.<br />

Troubleshooting<br />

Nun noch ein paar Tipps und Links zu hilfreichen<br />

Ressourcen, falls Probleme auchtauchen: Unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> steht und fällt vieles mit der Wahl der<br />

richtigen Hardware. Verwenden Sie eine vom Kernel<br />

mit Treibern unterstützte WLAN-Karte, ein gut<br />

erkanntes DSL-Modem oder einen gut eingeführten<br />

UMTS-Stick, klappt die Einwahl ins Netz meist kinderleicht<br />

und ohne Basteleien. Umfangreiche Listen<br />

mit gut unterstützter Hardware finden Sie auf den<br />

Wiki-Seiten von <strong>Ubuntu</strong>users.de [3], für UMTS-Geräte<br />

etwa hier [4]. Dasselbe Wiki liefert auch Tipps,<br />

was Sie tun können, wenn es mit der Hardware<br />

nicht auf Anhieb klappt. Auch die Eingabe von<br />

Ihrem Gerätenamen und der verwendeten Distribution<br />

(<strong>Ubuntu</strong> 10.10) bei einer Suchmaschine fördert<br />

oft hilfreiche Ergebnisse zutage.<br />

Verschwindet einmal das Icon des NetworkManagers<br />

aus dem Panel (oder haben Sie selbst es aus<br />

Versehen entfernt), holen Sie es zurück, indem<br />

Sie mit der rechten Maustaste<br />

auf die Leiste klicken und Zum<br />

Panel hinzufügen wählen. Ein<br />

neues Fenster listet die Panel-<br />

Applets für die obere Desktopleiste<br />

auf. Wählen Sie Benachrichtigungsanzeige<br />

und klicken<br />

Sie auf Hinzufügen, erscheint<br />

das Icon wieder. (kki) ●●●<br />

26 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Proprietäre Programmteile<br />

Erste Schritte<br />

Tokio Maple, 123RF<br />

Tokio Maple, 123RF<br />

Multimediakomponenten und proprietäre Programme<br />

That's<br />

Entertainment!<br />

Um Filme zu sehen, Musik zu hören und proprietäre Programme zu verwenden, müssen Sie unter <strong>Ubuntu</strong><br />

mitunter zusätzliche Paketquellen einbinden. Die ändern sich aber häufig. Wo Sie die Komponenten momentan<br />

finden, erklärt dieser Artikel.<br />

Tim Schürmann, Marcel Hilzinger<br />

Multimedia aus der Schachtel: Unter <strong>Ubuntu</strong><br />

10.10 lauschen Sie gleich nach der Installation Ihrer<br />

Musiksammlung oder schauen Videos im Internet<br />

an. Der neue Installer bringt eine Option mit,<br />

über die <strong>Ubuntu</strong> bereits während der Installation<br />

grundlegende Multimedia-Codecs installiert.<br />

Setzen Sie ein Kreuzchen bei Drittanbieter-Software<br />

installieren (Abbildung ), spielt Ubiquity<br />

laut <strong>Ubuntu</strong>-Entwickler Ari Pulido das Paket<br />

ubuntu-restricted-addons auf den Rechner, das<br />

deckungsgleich ist mit ubuntu-restricted-extras.<br />

Zu den Abhängigkeiten gehören Fluendos MP3-<br />

Codec, einige GStreamer-Komponenten sowie der<br />

Flash-Player-Installer.<br />

Als Folge können Sie direkt nach der Installation<br />

MP3-Dateien abspielen, Audio-CDs brennen, mehr<br />

Medibuntu<br />

Einige exotische Dateiformate aus der Windows-Welt<br />

sowie proprietäre Programme stehen nur in zusätzlichen<br />

Paketquellen bereit. Eine der meistbenutzten ist das<br />

Medibuntu-Repository [3]. Es bringt MPlayer, den Real-<br />

Player, Schriftarten für Adobes PDF-Reader Acroread,<br />

Google Earth (Abbildung 4) sowie weitere Multimedia-<br />

Codecs mit, die im Paket w32-codecs stecken. Der Eintrag<br />

für das Medibuntu-Repository lautet unter <strong>Ubuntu</strong><br />

10.10: deb http:// packages.medibuntu.org/ maverick<br />

free non-free. Vergessen Sie nicht, auch den Schlüssel<br />

zur Paketquelle zu importieren (Referenz: Paketmanagement)!<br />

Anschließend finden Sie Google Earth, MPlayer<br />

und den Realplayer im Software-Center.<br />

als 90 Filmformate anschauen und Flash-Animationen<br />

und -Filme im Internet betrachten. Out of the<br />

box ist das schon eine ganz nette Auswahl. Zudem<br />

bietet <strong>Ubuntu</strong> dann die pro-prietären Broadcom-<br />

Treiber für Systeme an, die entsprechende WLAN-<br />

Karten verwenden.<br />

Die Distribution installiert diese Komponenten<br />

nicht vor, da das in einigen Ländern gegen geltendes<br />

Recht verstößt. Sie müssen als Benutzer also<br />

selbst aktiv werden. Auch beliebte proprietäre<br />

Anwendungen wie Skype, Flash-Player oder<br />

Google Earth integriert <strong>Ubuntu</strong> nicht in die Standardpaketquellen.<br />

Zwar sind diese Programme<br />

kostenlos, stehen aber oft unter proprietären Lizenzen<br />

und bringen keinen offenen Quellcode mit.<br />

GStreamer<br />

Generell gibt es verschiedene<br />

Anwendungen,<br />

die unter <strong>Ubuntu</strong> Musik<br />

und Filme abspielen.<br />

Der Standardvideoplayer<br />

heißt Totem, und<br />

Rhythmbox kümmert sich<br />

um die musikalischen<br />

Freuden (Abbildung<br />

2). Sämtliche dieser<br />

Programme spielen von<br />

Haus aus freie Audiound<br />

Videoformate ab.<br />

Mit Brasero brennen Sie<br />

CDs und DVDs, alter-<br />

Referenz<br />

Paketmanagement: Wie Sie Medibuntu<br />

einbinden und den Schlüssel<br />

importieren, zeigt der Artikel ab<br />

Seite 36 im Detail.<br />

Glossar<br />

Proprietäre Anwendungen: Dazu<br />

zählt Software, von der die meist<br />

kommerziellen Anbieter keinen<br />

Quellcode frei zur Verfügung stellen.<br />

Bereits während der Installation spielt <strong>Ubuntu</strong> 10.10 die wichtigsten<br />

Multimediakomponenten auf dem Rechner ein.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

27


Erste Schritte<br />

Proprietäre Programmteile<br />

2 Haben Sie die Multimediaunterstützung während der Installation<br />

aktiviert, spielt Rhythmbox ohne zu Murren MP3-Dateien ab.<br />

Lautsprecher<br />

Totem<br />

Gstreamer<br />

MP3-Plugin<br />

MP3<br />

Mp3<br />

MP3-Datei<br />

[Gstreamer-Plugins]<br />

GSTREAMER<br />

3 Auch Totem setzt auf das modular aufgebaute GStreamer-Framework<br />

und lernt über dessen Plug-ins neue Codecs kennen.<br />

nativ installieren<br />

Sie GnomeBaker,<br />

das verschiedene<br />

Brenngeschwindigkeiten<br />

unterstützt.<br />

Im Hintergrund<br />

werkelt meist<br />

GStreamer, ein modular<br />

aufgebautes<br />

Multimedia-Framework.<br />

Es stellt<br />

diversen Anwendungen<br />

Ton- und<br />

Bildschnittstellen<br />

zur Verfügung.<br />

Dadurch müssen<br />

die einzelnen<br />

Programme keine<br />

speziellen Codecs<br />

unterstützen; es<br />

genügt, wenn sie<br />

das Playback über<br />

GStreamer beherrschen.<br />

Um etwa<br />

eine MP3-Datei<br />

abzuspielen, reicht<br />

der Player diese an GStreamer weiter. Die Software<br />

kramt im eigenen Fundus nach einem Plug-in,<br />

das sich um MP3-Formate kümmert. Mit Hilfe des<br />

darin enthaltenen Codecs wandelt GStreamer die<br />

Datei in hörbares Material um, das der Player wieder<br />

in Empfang nimmt und über die Lautsprecher<br />

ausgibt (Abbildung 3). Um Totem und Rhythmbox,<br />

aber auch dem Videoeditor Pitivi, neue Dateiformate<br />

beizubringen, müssen Sie oft nur die<br />

passenden GStreamer-Plug-ins nachinstallieren.<br />

4 Google Earth steckt ebenfalls im Medibuntu-Repository. Alternativ<br />

laden Sie das Programm von der Webseite herunter.<br />

Gefährliche Liebschaften<br />

Mit diesen Plug-ins und den „eingeschränkten Extras“<br />

decken Sie vermutlich über 95 Prozent aller<br />

Multimediaformate ab. Lediglich für das Abspielen<br />

von verschlüsselten DVD-Filmen gilt das nicht – das<br />

betrifft fast alle kommerziellen DVDs. Die zum Umgehen<br />

des Content<br />

Scrambling System<br />

(CSS) benötigte<br />

libdvdcss2 fällt in<br />

vielen Ländern<br />

(darunter auch<br />

Deutschland) in<br />

eine rechtliche<br />

Grauzone. Ihr Einsatz<br />

ist verboten,<br />

da sie den CSS-<br />

Abspielschutz aushebelt<br />

und somit<br />

theoretisch einen<br />

„wirksamen Kopier-<br />

schutzmechanis-<br />

mus“ umgeht.<br />

Möchten Sie in Deutschland DVDs legal abspielen,<br />

helfen Ihnen zwei kommerzielle Linux-Programme<br />

beim DVD-Playback: LinDVD aus dem Hause Corel<br />

[1] und der DVD-Player von Fluendo [2], dessen<br />

Entwickler auch an GStreamer arbeiten.<br />

Anwender anderer Länder, in denen eine abweichende<br />

Rechtssprechung gilt, finden die Bibliothek<br />

zusammen mit anderen beliebten Anwendungen<br />

wie Google Earth (Abbildung 4) und dem Real-<br />

Player in der Medibuntu-Paketquelle (siehe Kasten<br />

Medibuntu). DVDs, die neuartige Kopierschutzmechanismen<br />

wie Arccos, Puppetlock oder Ripguard<br />

nutzen, lassen sich unter <strong>Ubuntu</strong> zur Zeit entweder<br />

gar nicht oder nur mit Aufwand abspielen.<br />

Das Partner-Repository<br />

Einige wichtige und häufig nachgefragte Anwendungen<br />

von Drittanbietern liefert <strong>Ubuntu</strong> inzwischen<br />

über das Partner-Repository aus. Zu diesen<br />

gehören neben dem PDF-Reader und dem Flash-<br />

Player von Adobe auch Skype sowie der freie<br />

MP3-Codec von Fluendo. Das Partner-Repository<br />

existiert bereits als Voreintrag unter Bearbeiten |<br />

Software-Paketquellen | Andere Software; Sie müssen<br />

es nur aktivieren indem Sie die Checkbox vor<br />

dem ersten Eintrag markieren. Nach dem Schließen<br />

des Fensters warten Sie etwa eine halbe Minute,<br />

dann erscheinen die erwähnten Pakete unter<br />

dem bestehenden Eintrag Canonical Partner.<br />

Adobes Flash-Player<br />

Flash haben Sie ja eigentlich bereits installiert<br />

(Abbildung 5); Sie finden es aber gleich an zwei<br />

Orten. Im Paket adobe-flashplugin, welches das<br />

Partner-Repository bereitstellt, gibt es eine offiziell<br />

unterstützte Flash-Player-Version. Setzen Sie<br />

hingegen beim Installieren das besagte Häkchen,<br />

spielen Sie den flashplugin-installer auf die Festplatte,<br />

der über das Internet die jeweils neueste<br />

Flash-Version von Adobe holt. Meist sind beide<br />

Versionen identisch, aber im Zweifelsfall ist die<br />

Variante im Partner-Repository besser an <strong>Ubuntu</strong><br />

angepasst. Probieren Sie diese also, wenn Sie Probleme<br />

mit dem anderen Plug-in haben.<br />

Stoßen Sie noch immer auf Seiten im Internet,<br />

deren Inhalte Firefox nicht korrekt anzeigt, hilft<br />

das MPlayer-Plug-in (jetzt im Paket gecko-mediaplayer).<br />

Es spielt sämtliche von MPlayer unterstützten<br />

Audio- und Videoformate ab – auch diese<br />

Komponente installieren Sie über den Paketmanager<br />

von <strong>Ubuntu</strong>.<br />

Listing 1<br />

01 sudo add‐apt‐repository U<br />

ppa:sun‐java‐community‐team/sun‐java6<br />

02 sudo apt‐get update<br />

03 sudo apt‐get install sun‐java6‐jre<br />

04 sudo update‐java‐alternatives ‐s U<br />

java‐6‐sun<br />

28 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Proprietäre Programmteile<br />

Erste Schritte<br />

Skype<br />

Mussten Sie Skype beim letzten Mal noch von der<br />

offiziellen Webseite holen, steckt es jetzt in der<br />

Paketquelle Canonical Partner. Es handelt sich um<br />

Version 2.1.0.81, die neben Videotelefonie auch<br />

Desktop-Sharing unterstützt. Dabei lassen Sie Ihren<br />

Gesprächspartner einen Blick auf Ihren Desktop<br />

werfen, was einige Arbeiten erleichtert.<br />

Erscheint das Bild der Videokamera nicht, obwohl<br />

es in der Anwendung Cheese (im gleichnamigen<br />

Paket) funktioniert, wenden Sie einen Trick an:<br />

Öffnen Sie zum Starten der Software ein Terminal<br />

und geben Sie auf 32-Bit-Systemen LD_PRELOAD=/<br />

usr/lib/libv4l/v4l1compat.so skype und auf 64-Bit-<br />

Systemen LD_PRELOAD=/usr/lib32/libv4l/v4l1compat.so<br />

skype ein.<br />

Leseratte<br />

Programmbeschreibungen, Dokumentationen<br />

oder elektronische Bücher wandern heutzutage<br />

häufig als PDF-Dateien auf den heimischen Rechner.<br />

Zwar gilt das Format mittlerweile als internationaler<br />

Standard, doch Adobes immer neue<br />

Erweiterungen überfordern <strong>Ubuntu</strong>s Dokumentenbetrachter<br />

gelegentlich. Treffen Sie also auf eine<br />

PDF-Datei mit 3-D-Inhalten oder anderem Zierrat,<br />

muss wohl oder übel der Adobe Reader her.<br />

Sie laden das Programm direkt von Adobe [4]<br />

herunter oder besorgen es über eine externe Paketquelle.<br />

Da der Adobe Reader gern mal durch<br />

Sicherheitslücken negativ auffällt, empfiehlt sich<br />

auch hier die Variante aus dem Canonical-Partner-<br />

Repository, das auch Patches verteilt. Geben Sie<br />

im Software-Center Adobe Reader ein, um das Programm<br />

zu finden und zu installieren.<br />

Suns Java<br />

Internetseiten enthalten komplette Anwendungen<br />

in der Programmiersprache Java. Um die zu nutzen,<br />

benötigen Sie eine so genannte Java-Laufzeitumgebung<br />

(Java Runtime Environment, kurz JRE).<br />

<strong>Ubuntu</strong> und seine Derivate bringen diese Komponente<br />

in den Standardquellen mit. Sie instal-lieren<br />

per Default aber nicht Suns Java-Variante, sondern<br />

den freien Ersatz OpenJDK, der mit einigen Java-<br />

Programmen nicht funktioniert.<br />

Unter <strong>Ubuntu</strong> 10.04 steckte<br />

Suns Java noch im Partner-<br />

Repository, nun finden Sie es<br />

in einem PPA auf Launchpad<br />

[5]. Die vier Befehle aus Listing<br />

1, die Sie nacheinander in ein<br />

Terminal eingeben, integrieren<br />

das Repository in den Paketmanager,<br />

aktualisieren die Paketliste<br />

und installieren dann die<br />

wichtigsten Java-Komponenten<br />

(Referenz: Paketmanagement),<br />

wobei Sie während der Installation<br />

noch die Java-Lizenz<br />

bestätigen. Über den letzten 7 Sie müssen ein Extrapaket installieren, um mit Rhythmbox<br />

Ihre CD-Sammlung ins MP3-Format zu konvertieren.<br />

Befehl wechselt das System von<br />

OpenJDK zu Suns Java. Der Befehl<br />

java ‐version sollte am Schluss das Ergebnis<br />

aus Abbildung 6 zeigen.<br />

CDs rippen mit Rhythmbox<br />

Wollen Sie die MP3-Sammlung um die Inhalte<br />

Ihrer Musik-CDs erweitern, nutzen Sie zum Rippen<br />

Rhythmbox. Damit das Tool MP3- und keine<br />

Ogg-Vorbis-Dateien erzeugt (viele MP3-Spieler<br />

beherrschen kein Ogg Vorbis), installieren Sie das<br />

Paket gstreamer0.10-plugins-ugly-multiverse. Dann<br />

wechseln Sie zu Rhythmbox und wählen Bearbeiten<br />

| Einstellungen. Im Reiter Musik suchen Sie im<br />

Aufklappmenü den Eintrag CD Qualität, MP3 (Abbildung<br />

7). Schieben Sie Ihre CD in das Laufwerk,<br />

erscheint sie links in Rhythmbox als Icon. Klicken<br />

Sie nun auf das Bildchen der CD und konvertieren<br />

Sie diese über eines der Symbole oben rechts in<br />

das MP3-Format.<br />

Wer suchet, der findet<br />

Bei proprietären oder durch Patente gefesselten<br />

Dateiformaten lassen sich oft nur geschlossene<br />

oder kommerzielle Lösungen einsetzen. Bevor Sie<br />

das tun, lohnt sich aber stets der Blick in den Paketmanager<br />

von <strong>Ubuntu</strong>. Inzwischen existieren für<br />

fast jedes Anwendungsgebiet freie und brauchbare<br />

Alternativen. (kki) ●●●<br />

Info<br />

[1] Informationen zu LinDVD:<br />

[http:// wiki. ubuntuusers. de/<br />

LinDVD]<br />

[2] Kommerzielle GStreamer-<br />

Plug-ins:<br />

[http:// www. fluendo. com/]<br />

[3] Medibuntu-Homepage:<br />

[http:// www. medibuntu. org/]<br />

[4] Adobes PDF-Reader: [http://<br />

get. adobe. com/ de/ reader/]<br />

[5] Suns Java:<br />

[https:// launchpad. net/<br />

~sun‐java‐community‐team/<br />

+archive/ sun‐java6]<br />

5 Ohne den Flash-Player laufen viele Videos im Netz nicht.<br />

YouTube-Videos lassen sich alternativ auch über Totem ansehen.<br />

6 Erst ein Updatebefehl sorgt dafür, dass Ihr System die neu installierte Java-Version<br />

von Sun auch verwendet. Viele Aufgaben erledigen Sie aber auch mit OpenJDK.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

29


Erste Schritte<br />

Gnome<br />

Thor Jorgen Udvang, 123RF<br />

Gnome für Einsteiger<br />

Schalten<br />

und<br />

Walten<br />

Über <strong>Ubuntu</strong> kommen<br />

Sie unter Umständen<br />

zum ersten Mal in<br />

Kontakt mit der Arbeitsumgebung<br />

Gnome.<br />

Die setzt auf Übersichtlichkeit,<br />

damit Sie sich<br />

möglichst schnell allein<br />

zurechtfinden.<br />

Carsten Schnober<br />

Referenz<br />

Unity: Mehr über die neue Oberfläche<br />

für Netbooks und Geräte mit<br />

wenig Platz auf dem Bildschirm<br />

lesen Sie ab Seite 56.<br />

Paketmanagement: Mehr zum Installieren<br />

und Entfernen von Software<br />

über das Software-Center<br />

lesen Sie ab Seite 36.<br />

Denken Sie bei Gnomen nur an zwergenartige<br />

Fabelwesen, gehören Sie vermutlich zu den Linux-<br />

Neulingen: Routinierte Linux-Anwender kennen<br />

unter diesem Namen die grafische Standardoberfläche<br />

von <strong>Ubuntu</strong>.<br />

Kern und Hülle<br />

Anders als bei den Betriebssystemen Windows von<br />

Microsoft und Apples Mac OS X, gehören grafische<br />

Bedienoberflächen (kurz GUIs) bei Linux nicht<br />

zwangsläufig dazu. Vielmehr haben Nutzer die<br />

Wahl zwischen Dutzenden von Desktops. Neben<br />

Gnome [1], dem Standard unter <strong>Ubuntu</strong>, gelten<br />

unter anderem KDE [2] und Xfce [3] als besonders<br />

populär.<br />

Das liegt daran, dass es sich beim eigentlichen<br />

Linux lediglich um den Kernel handelt, der unter<br />

anderem die Treiber für die Hardware liefert.<br />

Linux-Distributionen wie <strong>Ubuntu</strong> ergänzen den<br />

Kernel dann um Hunderte von Anwendungen –<br />

mit und ohne grafische Oberflächen. Im professionellen<br />

Serverumfeld eingesetzte Linux-Varianten<br />

(etwa <strong>Ubuntu</strong> Server) liefern außer dem Kernel gerade<br />

genügend Anwendungen, um die wichtigsten<br />

Aufgaben zu erledigen. Das passiert dann meist<br />

über das Netzwerk und ohne Unterstützung durch<br />

eine grafische Oberfläche.<br />

Grafische Oberflächen<br />

GUIs, die den Anspruch erheben, einen vollständigen<br />

Arbeitsplatz anzubieten (mit eigenem Dateimanager,<br />

Mailprogramm und so weiter), fasst man<br />

unter der Bezeichnung Desktopumgebung zusammen.<br />

<strong>Ubuntu</strong> hat sich für Gnome entschieden (Abbildung<br />

1). Wer jedoch die KDE Software Compilation<br />

bevorzugt, findet mit Kubuntu [4] auch eine<br />

entsprechende KDE-Variante der Distribution. Für<br />

Rechner mit knappem Arbeitsspeicher eignen sich<br />

der Xfce- und der LXDE-Desktop besonders gut:<br />

Wer ein damit ausgestattetes System möchte, verwendet<br />

Xubuntu [5] oder Lubuntu [6].<br />

Wollen Sie nach der <strong>Ubuntu</strong>-Installation alternative<br />

Desktops ausprobieren, rufen Sie das<br />

Software-Center auf und suchen dort nach dem<br />

Paket kubuntu-desktop für KDE, xubuntu-desktop<br />

für Xfce und lubuntu-desktop für LXDE und installieren<br />

diese. Der vorhandene Desktop bleibt<br />

davon unberührt, Sie brauchen lediglich freien<br />

Platz auf der Festplatte (etwa 500 MByte). Anschließend<br />

stehen die verschiedenen Umgebungen<br />

für Sie bereit, sobald Sie sich neu anmelden. Im<br />

Anmeldebildschirm suchen Sie einfach im rechten<br />

Aufklappmenü den gewünschten Desktop aus<br />

Desktops entfernen<br />

Da die Desktops zueinander kompatibel sind, tauchen<br />

die Xfce- und KDE-Anwendungen auch in Gnomes<br />

Startmenü auf. Wollen Sie aber den Desktop mitsamt<br />

Anwendungen wieder entfernen, tut sich ein Problem<br />

auf: Es genügt nicht, das eben installierte Metapaket<br />

wieder zu löschen, da dieser Schritt die zahlreichen<br />

abhängigen Anwendungen auf dem Rechner lässt. Hier<br />

helfen nur lange Kommandozeilenbefehle, die alle fraglichen<br />

Pakete beseitigen. Sie finden diese im Wiki von<br />

<strong>Ubuntu</strong>users.de [7].<br />

30 UBUNTU<br />

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www.ubuntu-user.de<br />

user


Gnome<br />

Erste Schritte<br />

(Abbildung 2). Etwas umständlicher wird es, die<br />

Desktops mitsamt ihren Anwendungen zu entfernen<br />

(siehe Kasten Desktops entfernen).<br />

Gnome verfolgt den Ansatz, Sie nur mit den nötigsten<br />

Einstellungsoptionen zu behelligen, so dass<br />

Sie das Wesentliche schnell finden. KDE-Entwickler<br />

betrachten die sparsamen Gnome-Dialoge eher als<br />

Bevormundung. Für KDEs zusätzliche Optionen<br />

bezahlen Sie dafür den Preis einer oft wenig überschaubaren<br />

Anzahl von Konfigurationsboxen. Die<br />

Gestaltung der Oberfläche obliegt sowohl unter KDE<br />

als auch unter Gnome vollständig dem Benutzer.<br />

Äußere Unterschiede lassen sich so auf ein kaum<br />

wahrnehmbares Minimum reduzieren – allerdings<br />

zeigen sich die Desktops in der jeweiligen Voreinstellung<br />

doch deutlich anders, was vor allem an der<br />

Position der jeweiligen Panels liegt. Anhand dieser<br />

sehen viele Nutzer eine Verwandtschaft zwischen<br />

KDE und Windows beziehungsweise zwischen<br />

Gnome und Mac OS X.<br />

Technisch unterscheiden sich die beiden Desktop-<br />

Umgebungen vor allem darin, dass sie sich auf<br />

unterschiedliche Grafikbibliotheken stützen. KDE<br />

baut auf Qt [8] und Gnome auf GTK [9]. Letzteres<br />

verwendet auch Xfce, das sich schlanke Rechner<br />

konzentriert und aus diesem Vergleich herausfällt.<br />

Verwenden Sie ein Netbook, installieren Sie auf<br />

Wunsch die Netbook-Oberfläche von <strong>Ubuntu</strong> über<br />

das Paket unity (Referenz: Unity).<br />

Trotz verschiedener technischer Grundlagen laufen<br />

KDE-Programme unter Gnome und umgekehrt.<br />

Bei der Installation einer KDE-Anwendung unter<br />

Gnome lädt das System die notwendigen Grafikbibliotheken<br />

mit herunter. Der Preis: Mitunter<br />

zeigen sich Geschwindigkeitseinbußen beim Start<br />

einer Anwendung des jeweils anderen Desktops.<br />

Auf den Schirm!<br />

Den <strong>Ubuntu</strong>-Desktop starten Sie über den Anmeldebildschirm<br />

(Abbildung 2), indem Sie Ihren<br />

Benutzernamen und das dazugehörige Passwort<br />

eingeben. Über das mittlere untere Aufklappmenü<br />

wählen Sie zudem eine andere Sprache oder Desktopumgebung<br />

aus.<br />

Arbeiten Sie üblicherweise allein auf dem Rechner,<br />

überspringen Sie die Anmeldung dauerhaft mit der<br />

Option Automatische Anmeldung. Diese aktivieren<br />

Sie entweder bereits während der Installation oder<br />

nach dem Anmelden am Desktop. Klicken Sie<br />

dazu in der oberen Bildschirmleiste auf System |<br />

Systemverwaltung. Der Punkt Anmeldebildschirm<br />

bringt Sie zur Konfiguration des Loginbildschirms<br />

(Abbildung 3), den Sie zunächst über Ihr Kennwort<br />

entsperren. Danach legen Sie fest, ob das<br />

System Sie automatisch anmeldet oder ob es den<br />

Anmeldebildschirm zeigt.<br />

Menüs<br />

Eine wesentliche Komponente des Desktops<br />

kennen Sie nun. Über die drei Menüs am linken<br />

oberen Bildrand starten Sie Programme (Anwendungen),<br />

navigieren durch das Dateisystem und<br />

das Netzwerk (Orte) und konfigurieren das Betriebssystem<br />

und den Desktop (System).<br />

Das Anwendungen-Menü ist thematisch nach Programmtypen<br />

unterteilt. Büro enthält beispielsweise<br />

die klassischen Office-Programme, unter Internet<br />

finden Sie einen Webbrowser sowie P2P-, Messenger-<br />

und Chatprogramme. Einen besonderen Status<br />

genießt der Eintrag <strong>Ubuntu</strong> Software-Center zuunterst<br />

in der Liste. Über diese Anwendung installieren<br />

und entfernen (Abbildung 4) Sie bequem<br />

Programme (Referenz: Paketmanagement).<br />

Im Menü Orte greifen Sie über die oberen Einträge<br />

auf Ordner innerhalb Ihres Home-Verzeichnisses<br />

zu. Das enthält Ihre Dateien, Sie finden es unter<br />

/home/ USER, wobei Sie USER durch Ihren Anmeldenamen<br />

ersetzen. Direkt im Home-Verzeichnis<br />

landen Sie über einen Klick auf Persönlicher Ordner.<br />

Via Arbeitsfläche gelangen Sie in das zum<br />

Desktop gehörige Verzeichnis, in dem auch die<br />

Desktopdateien liegen. Wählen Sie im Dateibrow-<br />

Glossar<br />

Grafikbibliotheken: Die grafischen<br />

Anwendungen der Desktops bestehen<br />

aus programmierbaren Elementen,<br />

etwa aus Fenstern, Knöpfen,<br />

Schaltflächen und Listen. Der Code<br />

für diese so genannten Widgets<br />

steckt in Grafikbibliotheken.<br />

1 Über die drei Menüeinträge im oberen Panel greifen Sie auf viele relevante<br />

Funktionen und Programme des <strong>Ubuntu</strong>-Desktops zu.<br />

2 Alternative Desktopoberflächen und Sprachen koexistieren unter <strong>Ubuntu</strong><br />

nebeneinander. Als Nutzer haben Sie bei jedem Start die Wahl.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

31


Erste Schritte<br />

Gnome<br />

3 Wollen Sie die Eingabe Ihres Benutzernamens und Passworts überspringen,<br />

aktivieren Sie die automatische Anmeldung.<br />

4 Über das Software-Center installieren und entfernen Sie einfach und<br />

komfortabel Programme und ihre Abhängigkeiten per Mausklick.<br />

Tipp<br />

<strong>Ubuntu</strong> bringt neben dem Standardschreibtisch<br />

noch drei weitere<br />

mit. Der Wechsel zu diesen so genannten<br />

virtuellen Arbeitsflächen<br />

geschieht über [Strg] + [Alt] + [Pfeil-<br />

Rechts]/ [PfeilLinks] oder über den<br />

Umschalter unten rechts neben<br />

dem Mülleimer.<br />

5 Über den Dateimanager Nautilus<br />

greifen Sie direkt auf Server im<br />

lokalen Netz oder im Internet zu.<br />

ser Nautilus Lesezeichen | Lesezeichen hinzufügen,<br />

greifen Sie über das Menü Orte direkt auf die neu<br />

verlinkten Ordner zu.<br />

Möchten Sie Dateien außerhalb des Home-Verzeichnisses<br />

unter die Lupe nehmen, wechseln Sie<br />

über Rechner sowohl auf die Festplatte als auch zu<br />

externen Medien wie CDs und USB-Sticks. Letztere<br />

öffnet der Desktop nach dem Einstecken automatisch<br />

in einem neuen Fenster.<br />

Der Eintrag Netzwerk bringt Sie ins lokale Netz<br />

und zeigt andere Rechner innerhalb Ihres Firmenoder<br />

Heimnetzwerks sowie deren freigegebene<br />

Verzeichnisse an. Auch auf Dienste von Internetrechnern<br />

greifen Sie direkt über den Desktop zu.<br />

Wählen Sie Verbindung zu Server, erscheint ein<br />

Fenster, das die gängigen Transferprotokolle kennt<br />

(Abbildung 5). Um über das Internet auf einen<br />

SSH-Server zu gelangen, wählen Sie als Dienste-<br />

Typ den Eintrag SSH, geben neben Server dessen<br />

Namen sowie Ihren Benutzernamen und optional<br />

noch einen Ordner an, in dem Sie nach dem Anmelden<br />

landen wollen. Ein Klick auf Verbinden<br />

stellt den Kontakt zum Server her, und Sie schieben<br />

die Dateien dann wie im lokalen Dateisystem<br />

hin und her. Um die Verbindung regelmäßig zu<br />

nutzen, haken Sie Lesezeichen hinzufügen ab und<br />

geben auch dort einen Namen an. Ein direkter<br />

Link landet dann in der linken Spalte von Nautilus;<br />

später genügt ein Mausklick auf diesen, um<br />

sich beim Server anzumelden.<br />

Das System einstellen<br />

Im Menü System passen Sie den Gnome-Desktop<br />

an Ihre Bedürfnisse an. Das Menü unterteilt sich<br />

in die Unterpunkte Einstellungen und Systemverwaltung.<br />

Der erste Menüpunkt enthält Optionen,<br />

die sich nicht auf das gesamte System auswirken.<br />

Bei einem Mehrbenutzersystem trifft hier jeder<br />

<strong>User</strong> eigene Einstellungen. Über Erscheinungsbild |<br />

Visuelle Effekte aktivieren Sie z. B. den 3-D-Desktop.<br />

Über Bildschirme ändern Sie die Bildschirmauflösung<br />

und richten mehrere Monitore für einen<br />

Rechner ein (Multihead). Nutzen Sie dabei eine<br />

Nvidia-Grafikkarte mitsamt proprietärem Treiber,<br />

ruft <strong>Ubuntu</strong> automatisch das hauseigene Nvidia-<br />

Tool auf, das den Job erledigt.<br />

Im zweiten Menü – Systemverwaltung – finden Sie<br />

Einstellungen mit tiefgreifenderen Auswirkungen,<br />

auf die Sie nur als Systemverwalter Zugriff haben.<br />

Das System bittet Sie vor den meisten Änderungen<br />

um ein Passwort – geben Sie hier einfach das Benutzerpasswort<br />

ein.<br />

Über die Einträge in dem Menü aktualisieren Sie<br />

beispielsweise Software über den Paketmanager<br />

Synaptic, installieren proprietäre Treiber (Zusätzliche<br />

Treiber) – zum Beispiel für Ihre Grafikkarte<br />

– und überprüfen Ihre Hardware (Systemüberwachung,<br />

Netzwerkdiagnose). Über den Startmedienersteller<br />

installieren Sie <strong>Ubuntu</strong> auf einem USB-<br />

Stick. So tragen Sie stets ein bootbares <strong>Ubuntu</strong><br />

bei sich, das auch Ihre Dateien behält und das Sie<br />

sogar über den Paketmanager um neue Software<br />

erweitern. Auch die Laufwerksverwaltung nehmen<br />

Sie hier vor, um Partitionen und Festplatten sowie<br />

USB-Sticks zu formatieren, zu partitionieren und<br />

zu verschlüsseln.<br />

Um die erwähnten Softwareupdates für <strong>Ubuntu</strong><br />

brauchen Sie sich gewöhnlich nicht selbst zu<br />

kümmern. In regelmäßigen Abständen prüft das<br />

System, ob Updates vorliegen, und zeigt in diesem<br />

Fall im Systembereich des oberen Panels einen Hinweis<br />

an. Klicken Sie auf das zugehörige Symbol,<br />

öffnet sich ein Fenster, über das Sie neue Versionen<br />

installierter Software automatisch einspielen. Diese<br />

Option zu nutzen, empfiehlt sich normalerweise,<br />

weil <strong>Ubuntu</strong> auf diesem Weg Sicherheitslücken und<br />

Programmierfehler behebt.<br />

Beim Anlegen neuer Benutzerkonten über System<br />

| Systemverwaltung | Benutzer und Gruppen verteilen<br />

Sie einzelne Anwender auf verschiedene<br />

Benutzergruppen (Abbildung 6). Im Reiter Benutzerrechte,<br />

den Sie über Erweiterte Einstellungen<br />

erreichen, weisen Sie neuen Anwendern die Möglichkeit<br />

zu, Systemeinstellungen zu verändern. Alternativ<br />

entziehen Sie Anwendern hier Privilegien.<br />

Diese finden sich dann zum Beispiel auf einem<br />

32 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Gnome<br />

Erste Schritte<br />

beschränkten Arbeitsplatz wieder, der sogar den<br />

Zugriff auf externe Datenträger und Multimediageräte<br />

verweigert. Das wird interessant, um ein<br />

reines Surf-Terminal einzurichten.<br />

Unter Administratoren gilt beim Anlegen neuer<br />

Benutzer eine Faustregel: Jeder <strong>User</strong> sollte nur<br />

die Privilegien erhalten, die er wirklich benötigt –<br />

egal, ob es sich um Familienmitglieder, Arbeitskollegen<br />

oder WG-Mitbewohner handelt. Auch wenn<br />

diese nicht im Verdacht der Sabotage stehen, verhindern<br />

Sie so versehentliche Fehlkonfigurationen.<br />

Ein Administrator kann jede Datei verändern und<br />

löschen und damit im schlimmsten Fall das komplette<br />

System lahmlegen. Durch zurückhaltende<br />

Rechtevergaben erschweren Sie zudem potenziellen<br />

Computerviren das Handwerk; auch wenn<br />

diese Gefahr für Linux-<strong>User</strong> derzeit kaum existiert,<br />

ist präventive Vorsicht angebracht.<br />

Panels<br />

Direkt neben den Menüs finden Sie Schnellstartsymbole<br />

für den Webbrowser Firefox und die<br />

Hilfe. Diese Icons entfernen Sie je nach Bedarf<br />

nach einem Rechtsklick und der Wahl von Aus<br />

dem Panel entfernen. Benutzen Sie beispielsweise<br />

häufig das E-Mail-Programm Thunderbird, fügen<br />

Sie es als Icon hinzu, indem Sie zuerst mit der<br />

rechten Maustaste auf eine freie Fläche des Panels<br />

klicken. Dann wählen Sie Zum Panel hinzufügen,<br />

klicken im folgenden Dialog auf Anwendungsstarter<br />

(Abbildung 7) und suchen das Programm aus<br />

der Menüstruktur heraus.<br />

Neben den Start-Icons stellt Ihnen der Desktop<br />

eine Reihe weiterer Panel-Applets oder Miniprogramme<br />

zur Verfügung, mit denen Sie Systemaktivitäten<br />

überwachen, neue Funktionen integrieren<br />

oder nur spaßige Abwechslung finden. So<br />

schwimmt auf Wunsch ein Fisch auf dem Desktop<br />

herum, Sie notieren sich Ereignisse auf gelben<br />

Klebezetteln oder lassen sich den Wetterbericht aus<br />

dem fernen Acapulco anzeigen.<br />

Um solche Applets handelt es sich auch bei den<br />

bereits vorkonfigurierten Panel-Elementen am<br />

rechten oberen Bildrand, die sich je nach System<br />

leicht unterscheiden. Neben der Uhr sehen Sie hier<br />

6 Über die Benutzerverwaltung legen Sie unter anderem fest,<br />

was die Nutzer auf dem Desktop dürfen und was nicht.<br />

den NetworkManager<br />

und im Falle eines<br />

Laptops den Batterieladestand.<br />

Klicken Sie auf Ihren<br />

Namen, um das Me-<br />

Menu zu konfigurieren<br />

(Referenz: MeMenu)<br />

und auf den Kreis,<br />

um sich vom System<br />

abzumelden und den<br />

Rechner herunterzufahren<br />

oder neu zu<br />

starten. Das alles tun<br />

Sie über das Applet<br />

Sitzungsanzeige. Hier<br />

wechseln Sie auch zu<br />

einem anderen Konto,<br />

ohne die laufende<br />

Sitzung zu beenden.<br />

Die Gastsitzung eignet sich speziell für temporäre<br />

Benutzer, denn alle Daten, die ein solcher Gast in<br />

seinem Home-Verzeichnis anlegt, löscht <strong>Ubuntu</strong><br />

nach der Sitzung wieder.<br />

Am unteren Bildrand befindet sich ein weiteres<br />

Panel, das Sie – wie das obere – nach Lust und<br />

Laune konfigurieren. In der Voreinstellung zeigt<br />

es alle geöffneten Programmfenster, die Sie jeweils<br />

durch einen Klick auf den entsprechenden<br />

Abschnitt in den Vordergrund holen. Der Button<br />

in der linken unteren Ecke minimiert alle Fenster,<br />

und ganz rechts finden Sie den Mülleimer. Alle<br />

gelöschten Dateien landen zunächst dort. Erst<br />

wenn Sie den Papierkorb leeren, erhalten Sie den<br />

Speicherplatz auf der Festplatte zurück.<br />

Des Weiteren finden Sie im unteren Panel direkt<br />

neben dem Mülleimer den bereits erwähnten<br />

Arbeitsflächenumschalter. Auf den virtuellen<br />

Arbeitsflächen öffnen Sie beliebige, voneinander<br />

unabhängige Fenster und trennen so Arbeitsvorgänge.<br />

Genügt Ihnen die Voreinstellung von vier<br />

Arbeitsflächen nicht, klicken Sie mit der rechten<br />

Maustaste auf den Umschalter, wählen Sie Einstellungen<br />

und geben Sie einen neuen Wert im Feld<br />

Anzahl der Arbeitsflächen ein.<br />

7 Die Panels statten Sie ohne großen Aufwand mit zusätzlichen<br />

Schnellstart-Icons und nützlichen Miniprogrammen aus.<br />

Einsteigerfreundlich<br />

Lange Zeit galt Linux als für Laien kaum<br />

geeignet. Diese vor einigen Jahren teils<br />

berechtigte Kritik widerlegen <strong>Ubuntu</strong> und<br />

Gnome inzwischen. Das intuitive Konzept<br />

vereinfacht Aufgaben wie das Einbinden<br />

von externen Verzeichnissen über<br />

SSH oder von USB-Sticks und SD-Karten.<br />

Wie Sie den Desktop nun mit Hilfe grafischer<br />

Tricks und cleverer Programme<br />

(Conky, Compiz und Co.) optisch den eigenen<br />

Vorstellungen anpassen, lesen Sie<br />

in unserem Desktop-Tuning-Schwerpunkt<br />

ab Seite 45. (kki/ mhi) ●●●<br />

Referenz<br />

MeMenu: Einen freien Onlineartikel<br />

zum MeMenu finden Sie unter<br />

[http:// ubuntu-user. de/ 20982].<br />

Info<br />

[1] Gnome-Projektseite:<br />

[http:// www. gnome. org/]<br />

[2] KDE: [http:// www. kde. org/]<br />

[3] Xfce: [http:// www. xfce. org/]<br />

[4] Kubuntu:<br />

[http:// www. kubuntu. org/]<br />

[5] Xubuntu:<br />

[http:// www. xubuntu. org/]<br />

[6] Lubuntu: [http:// lubuntu. net/]<br />

[7] Desktops wieder entfernen:<br />

[http:// wiki. ubuntuusers. de/<br />

Desktopumgebung_deinstallieren]<br />

[8] Qt Toolkit: [http:// www.<br />

qtsoftware. com]<br />

[9] GTK: [http:// www. gtk. org]<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

33


Service<br />

DVD-Inhalt<br />

<strong>Ubuntu</strong> 10.10 „Maverick Meerkat“<br />

Die perfekte 10<br />

Nicht weniger als eine perfekte 10 wünschte sich<br />

Mark Shuttleworth, der Chef des <strong>Ubuntu</strong>-Projekts,<br />

für die aktuelle Version 10.10. Auf unserer<br />

DVD finden Sie die 32- und 64-Bit-Varianten.<br />

Wie Sie diese benutzen und was<br />

für Software Sie vorfinden, beschreibt<br />

der folgende Artikel.<br />

Kristian Kißling<br />

zu legen. Nutzen Sie ein 32-Bit-System, sollten<br />

Sie also das 32-Bit-Label beim Einlegen sehen. Ist<br />

Ihr Rechner in der Lage, von einer DVD zu booten,<br />

erscheint eine Sprachauswahl, in der Sie sich<br />

mit Hilfe der Pfeiltasten bis zur Sprache Deutsch<br />

durchhangeln. Sie testen <strong>Ubuntu</strong> 10.10 dann entweder<br />

im Live-Modus oder installieren es direkt<br />

auf der Festplatte. Erscheint die Bootmöglichkeit<br />

von <strong>Ubuntu</strong> nicht, müssen Sie eine Einstellung im<br />

BIOS verändern (Referenz: Installation).<br />

Referenz<br />

Installation: Alles, was Sie über den<br />

Bootprozess und die Installation<br />

von <strong>Ubuntu</strong> 10.10 wissen müssen,<br />

verrät der Artikel ab Seite 18.<br />

Neu in <strong>Ubuntu</strong>: Was sich in <strong>Ubuntu</strong><br />

10.10 verändert hat, lesen Sie im<br />

Artikel ab Seite 14.<br />

Multimedia: Der Artikel ab Seite 27<br />

widmet sich ganz dem Thema „Multimedia<br />

unter <strong>Ubuntu</strong>“.<br />

Am 10.10.10 erschien das neue <strong>Ubuntu</strong>. Als<br />

Dezimalzahl ergibt das 42, die Antwort auf die<br />

Frage aller Fragen – glaubt man jedenfalls Douglas<br />

Adams Roman „Per Anhalter durch die Galaxis“. Ist<br />

Maverick Meerkat wirklich die „perfekte 10“, die<br />

<strong>Ubuntu</strong>s Chef Mark Shuttleworth angekündigt hat?<br />

Finden Sie es heraus – mit unserer Heft-DVD.<br />

Wie immer beim Erscheinen einer neuen <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Version finden Sie die 32- und 64-Bit-Versionen auf<br />

unserer Heft-DVD. Ihre Hardware sollte in der Regel<br />

fit für <strong>Ubuntu</strong> sein, auch wenn Sie nicht genau<br />

wissen, was in Ihrem Rechner steckt. Wichtig ist,<br />

dass Sie zur Installation der DVD ca. 5 GByte freien<br />

Platz auf der Festplatte haben. Ansonsten muss der<br />

Computer 256 MByte RAM mitbringen – die Arbeit<br />

mit einem solchen System dürfte aber auch mit<br />

dem schlanken <strong>Ubuntu</strong> schmerzhaft langsam sein.<br />

Laut unserer Leserbefragung benutzen aber die<br />

meisten von Ihnen Rechner, die dem Einsatz von<br />

<strong>Ubuntu</strong> locker genügen (ab 512 MByte aufwärts),<br />

hier sind keine Engpässe zu erwarten.<br />

Zunächst ist es wichtig, die Double-Layer-DVD vor<br />

dem Booten richtig herum in den DVD-Schacht<br />

Problembehebung<br />

Scheitert der Bootprozess von <strong>Ubuntu</strong> 10.10, kann<br />

das mehrere Ursachen haben. Auf älteren Rechnern<br />

gibt es mitunter Probleme mit der Energieverwaltung.<br />

Diese lösen Sie, indem Sie bestimmte Kernel-<br />

Optionen einsetzen (Referenz: Installation). Erkennt<br />

<strong>Ubuntu</strong> Ihren Monitor nicht, und taucht die<br />

grafische Oberfläche nicht auf, versuchen Sie, vor<br />

dem Booten das Kernel Mode Setting zu deaktivieren.<br />

Dazu wählen Sie im Boomenü über [F6] den<br />

Kernel-Parameter nomodeset aus.<br />

Gibt das System beim Booten konkrete Fehlermeldungen<br />

aus, kann auch einfach die DVD kaputt<br />

sein. Ein geringer Prozentsatz kommt bereits fehlerhaft<br />

aus der Produktion oder wird im Vertrieb<br />

beschädigt. In diesem Fall bietet das Bootmenü<br />

eine Option, um die Unversehrtheit des Datenträgers<br />

zu testen. Wählen Sie dazu einfach CD/ DVD<br />

auf Fehler prüfen. Handelt es sich um eine defekte<br />

DVD, schicken Sie uns einfach eine E-Mail.<br />

Auf der DVD<br />

Es folgt ein kleiner Überblick der Tools und Anwendungen,<br />

die Sie auf der DVD erwarten. Mehr<br />

zu den Neuerungen von <strong>Ubuntu</strong> „Maverick Meerkat“<br />

lesen Sie an anderer Stelle im Heft (Referenz:<br />

Neu in <strong>Ubuntu</strong>). Nach der Installation prüfen die<br />

meisten Menschen, ob das Internet funktioniert.<br />

34 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


DVD-Inhalt<br />

Service<br />

Über einen Assistenten, den NetworkManager,<br />

verbinden Sie Ihren Rechner mit einem Access<br />

Point oder wählen sich mit einer UMTS-Karte oder<br />

einem DSL-Modem bei Ihrem Internetprovider ein.<br />

Nutzen Sie ein Handy, um ins Internet zu gelangen,<br />

bringt der Bluetooth-Assistent eine Möglichkeit<br />

mit, das Handy als Modem zu nutzen.<br />

Abteilung Internet<br />

Standardmäßig setzt <strong>Ubuntu</strong> auf Firefox als<br />

Browser, während ein Programm namens Evolution<br />

Ihre E-Mails verwaltet. Über den Paketmanager<br />

spielen Sie aber problemlos Alternativen wie<br />

Chrome und Thunderbird ein. Zahlreiche Firefox-<br />

Erweiterungen wie AdBlock und FlashBlock installieren<br />

Sie ebenfalls über den Paketmanager.<br />

Soziale Netzwerke, wie Twitter, Facebook, Flickr,<br />

Identi.ca und Digg, füttern Sie über den Microblogging-Client<br />

Gwibber, in dem Sie für diese<br />

Dienste jeweils ein Konto anlegen. Zum Chatten<br />

im IRC und per Instant Messenger fällt die Wahl<br />

hingegen auf das vorinstallierte Empathy. Es<br />

unterstützt MSN, ICQ, Google Talk, Jabber, Aim,<br />

Facebook Chat und Myspace sowie einige weitere<br />

Dienste. Auch an P2P-Nutzer haben die <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Entwickler gedacht, denn auch <strong>Ubuntu</strong> selbst<br />

laden Sie auf Wunsch über BitTorrent herunter.<br />

Hierfür hat <strong>Ubuntu</strong> Transmission an Bord, das<br />

es zum Beispiel ermöglicht, die für jeden Torrent<br />

einzeln die erlaubte Anzahl der Verbindungen und<br />

die Up- und Downloadraten festzulegen.<br />

Multimedia<br />

Auch multimedial bietet <strong>Ubuntu</strong> schon recht viel<br />

out of the box. Kreuzen Sie während der Installation<br />

die Option Drittanbieter-Software installieren<br />

an, landen Codecs zum Abspielen der gängigsten<br />

Film- und Audioformate auf Ihrem Rechner. Weitere<br />

Codecs holen Sie zum Beispiel aus dem Medibuntu-Repository<br />

(Referenz: Multimedia). Dank<br />

der installierten Codecs spielt der Videoabspieler<br />

Totem so ziemlich alles ab, was ihm vor die Flinte<br />

kommt. YouTube-Videos holen Sie direkt in die<br />

Software, indem Sie YouTube in dem Aufklappmenü<br />

rechts oben wählen und ein Suchwort in die<br />

Suchzeile eintippen (Abbildung 1). Rhythmbox<br />

kümmert sich hingegen um die Versorgung mit<br />

Musik. Es spielt Ihre lokale Musiksammlung ab<br />

und verbindet Sie mit Radiostationen im Internet.<br />

Sie hören Last.fm (Abbildung 2) und kaufen in<br />

<strong>Ubuntu</strong>s eigenem Musikshop, dem <strong>Ubuntu</strong> One<br />

Music Store, MP3-Dateien ein.<br />

Die Songs speichern Sie direkt online auf den<br />

Servern von <strong>Ubuntu</strong> in der Cloud mit dem Namen<br />

<strong>Ubuntu</strong> One. Auf dort gelagerte Dateien greifen<br />

Sie von allen Rechnern weltweit zu. Musik-CDs<br />

spielen Sie in Rhythmbox nicht nur ab, sondern<br />

konvertieren sie auch ins MP3-Format und fügen<br />

diese so Ihrer Bibliothek hinzu. Das klappt übrigens<br />

auch über das Brennprogramm Brasero: Das<br />

ist ebenfalls Teil der Kategorie<br />

Multimedia, brennt Audiound<br />

Video-CDs, erstellt Kopien<br />

von DVDs und Abbilddateien<br />

(Formate ISO, CUE und BIN).<br />

Zudem gestaltet Brasero auch<br />

gleich die Cover basierend auf<br />

den IDv3-Tags. Bleiben noch<br />

der Audio-Recorder, über<br />

den Sie Musik und Sprache<br />

aufnehmen sowie Pitivi, ein<br />

schlichter Videoeditor.<br />

Büro, Grafik und<br />

Zubehör<br />

Schreiben, Rechnen, kalkulieren<br />

– das alles geht mit<br />

OpenOffice, das sich hinter<br />

dem Eintrag Büro verbirgt.<br />

Das OpenOffice-Paket splittet<br />

sich in vier Teile auf: Es gibt<br />

ein Schreibprogramm, eine<br />

Tabellenkalkulation, ein Präsentationsprogramm<br />

sowie ein<br />

Zeichenprogramm. Letzteres<br />

finden Sie im Bereich Grafik<br />

neben dem schlanken neuen<br />

Bildbetrachter Shotwell (Abbildung<br />

3) und der Scananwendung<br />

Simple Scan. Bleibt<br />

noch das Zubehör: Hier finden<br />

Sie das Terminal, über das<br />

Sie alle im Heft beschriebenen<br />

Konsolenbefehle absetzen.<br />

Mit den weiteren hier versammelten<br />

Programmen testen Sie Ihre Festplattenbelegung,<br />

machen sich Notizen und nehmen<br />

Bildschirmfotos auf. Liefert <strong>Ubuntu</strong> eine benötigte<br />

Anwendung nicht mit, bleibt immer noch der Paketmanager,<br />

über den Sie Tausende von weiteren<br />

Anwendungen installieren. (kki) ●●●<br />

1 Mit dem Videoplayer Totem spielen Sie nicht nur lokale,<br />

sondern auch YouTube-Filme ab.<br />

2 Rhythmbox beherrscht Last.fm und besitzt zudem einen<br />

integrierten Musikshop auf <strong>Ubuntu</strong>-One-Basis.<br />

3 Schlank und schnell: Der neue Bildbetrachter Shotwell bringt die wichtigsten Funktionen zur<br />

Bildbearbeitung mit.<br />

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UBUNTU<br />

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35


Erste Schritte<br />

Paketmanagement<br />

Software installieren<br />

Zentralverwaltung<br />

Aleksej Penkov; 123RF<br />

<strong>Ubuntu</strong> 10.10 hat das<br />

Installieren von Software<br />

für Einsteiger weiter<br />

vereinfacht und das<br />

Software-Center ausgebaut.<br />

Profis müssen<br />

allerdings nach einigen<br />

Anwendungen suchen.<br />

Kristian Kißling<br />

Referenz<br />

Multimedia: Was in dieser Quelle<br />

steckt und wie Sie diese anzapfen,<br />

lesen Sie im Artikel ab Seite 27.<br />

Anders als in Windows, hüpfen Sie unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> nicht von Webseite zu Webseite, um sich<br />

Ihre Software zusammenzusuchen wie die Biene<br />

ihren Honig. Gut, in Einzelfällen ist das schon<br />

so, aber dazu später mehr. Normalerweise bauen<br />

unzählige Freiwillige weltweit aus dem Quellcode<br />

der zahllosen Open-Source-Projekte installierbare<br />

Pakete für <strong>Ubuntu</strong>. Diese spielen Sie dann zentral<br />

über das Software-Center – <strong>Ubuntu</strong>s Paketmanager<br />

– auf den Rechner, das die angeforderten Pakete<br />

von etlichen FTP-Servern herunterlädt.<br />

Software für <strong>Ubuntu</strong> liegt in der Regel in Form von<br />

Debian-Paketen vor, welche Sie an der Endung<br />

.deb erkennen. Dabei handelt es sich um Archive,<br />

in denen Bibliotheken, Konfigurationsdateien und<br />

ausführbare Programme stecken. Bei der Installation<br />

verteilt das Software-Center die Dateien an<br />

die richtigen Orte im Dateisystem.<br />

Häufig verfügen Programme über Abhängigkeiten:<br />

Installieren Sie Programm A, müssen Sie auf jeden<br />

Fall auch Programm B einspielen, andernfalls<br />

scheitert die Installation. Das Software-Center<br />

zeigt die Abhängigkeiten während der Installation<br />

nicht an. Installieren Sie zum Beispiel den Audioplayer<br />

Banshee, spielt das Software-Center die zugehörigen<br />

Pakete im Hintergrund auf den Rechner.<br />

Fehlt ein Programm im Software-Center, erweitern<br />

Sie es um zusätzliche Paketquellen, um zum Beispiel<br />

bestimmte Video-Codecs oder brandaktuelle<br />

Versionen einer Software zu verwenden. Wie das<br />

geht, zeigt der Abschnitt Paketquellen ergänzen.<br />

Software-Center im Einsatz<br />

Zunächst zum Aufbau des Software-Centers: In<br />

der linken Seitenleiste finden Sie unterhalb des<br />

Eintrags Software installieren alle verfügbaren<br />

Paketquellen (sowohl die aktiven als auch die inaktiven)<br />

vor. Die meiste Software versammelt sich<br />

unter Bereitgestellt von <strong>Ubuntu</strong>. Neu ist der Eintrag<br />

Zum Kauf, hinter dem sich verschiedene kommerzielle<br />

Programme verbergen, die Sie über <strong>Ubuntu</strong>s<br />

Software-Center kaufen können, darunter Spiele.<br />

Canonical Partner ist eine bereits eingetragene<br />

externe Paketquelle, die Sie aber noch aktivieren<br />

müssen (Referenz: Multimedia).<br />

Software finden Sie wahlweise innerhalb der Bereiche<br />

oder über die integrierte Suchfunktion. Klicken<br />

Sie auf den Eintrag Software installieren, erscheint<br />

rechts die nach Kategorien (Grafik, Multimedia<br />

etc.) sortierte verfügbare Software. Klicken Sie sich<br />

einfach bis zur gewünschten Anwendung durch.<br />

Alternativ nutzen Sie das Suchfeld rechts oben,<br />

um gezielt nach Paketen zu fahnden (Abbildung<br />

1). Bereits beim Tippen des Namens erscheinen<br />

die Treffer. Wählen Sie ein Paket aus, taucht rechts<br />

darunter eine Schaltfläche mit der Beschriftung<br />

36 UBUNTU<br />

01/2011<br />

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Paketmanagement<br />

Erste Schritte<br />

Weitere Informationen auf. Diese führt zu einer<br />

ausführlicheren Beschreibung des Programms, oft<br />

versehen mit einem Screenshot. Über Installieren<br />

spielen Sie das gewünschte Paket auf den Rechner.<br />

Neu ist, dass Sie bestimmte Software trotz Suche<br />

nicht mehr finden. Das Software-Center versteckt<br />

diese Bibliotheken, Entwicklerdateien, aber auch<br />

Programme ohne grafische Oberfläche, zu denen<br />

unter anderem ImageMagick und MPlayer gehören.<br />

Klicken Sie auf den Link Show technical items<br />

ganz unten, um sämtliche gefundenen Pakete zu<br />

betrachten (Abbildung 2).<br />

Das Software-Center vereinfacht die Installation<br />

von Software nicht nur, die neue Version zeigt im<br />

linken Bereich auch die externen Paketquellen an.<br />

Klicken Sie auf Bearbeiten | Software-Paketquellen,<br />

um selbst solche zu ergänzen, ruft das den komplexen<br />

Paketmanager Synaptic auf den Plan.<br />

Was sind Paketquellen?<br />

Nach der Installation fügt <strong>Ubuntu</strong> nicht nur das<br />

Installationsmedium zu den Paketquellen hinzu,<br />

sondern auch <strong>Ubuntu</strong>s Onlineressourcen. So<br />

greifen Sie auf mehr als 2 000 Programme zu.<br />

Vermissen Sie dennoch eine bestimmte Software,<br />

helfen zusätzliche externe Paketquellen und die so<br />

genannten PPAs weiter.<br />

Die Medibuntu-Paketquelle [1] verfügt über eine<br />

Webseite und bietet auf dieser eine Reihe von<br />

Multimediaprogrammen an, die in den Standardquellen<br />

fehlen (Referenz: Multimedia). Das<br />

VirtualBox-Projekt [2] liefert über eine externe Paketquelle<br />

aktuellere Versionen der Software aus als<br />

in den Standardquellen.<br />

Zudem – und das ist der große Vorteil – lösen die<br />

externen Paketquellen Abhängigkeitsprobleme:<br />

Anstatt 15 Pakete einzeln herunterzuladen und in<br />

der richtigen Reihenfolge zu installieren, nutzen<br />

Sie eine externe Paketquelle, die gleich alle nötigen<br />

Pakete kennt und einspielt.<br />

Bei den PPAs (Personal Package Archive) handelt<br />

es sich um eine spezielle Variante der externen<br />

Paketquellen, die Sie auf <strong>Ubuntu</strong>s Onlineplattform<br />

1 Das Software-Center wurde für <strong>Ubuntu</strong> 10.10 weiter überarbeitet und verwaltet nun externe<br />

Paketquellen besser. Außerdem hat es eine Installationschronik mit an Bord.<br />

Launchpad vorfinden. Basteln <strong>Ubuntu</strong>-Anwender<br />

und -Entwickler, aber auch Projekte, eigene Debian-Pakete<br />

einer bestimmten Software, laden sie<br />

diese in ihr persönliches PPA auf Launchpad [3].<br />

Paketquellen ergänzen<br />

Im Software-Center binden Sie externe Paketquellen<br />

über den Menüpunkt Bearbeiten | Software-<br />

Paketquellen ein. Dabei greift das Software-Center<br />

auf die grafische Oberfläche von Synaptic zurück,<br />

der Softwareverwaltung für fortgeschrittene Benutzer<br />

und Administratoren, die Sie auch über System<br />

| Systemverwaltung | Synaptic-Paketverwaltung<br />

erreichen. Auch um die Softwareaktualisierung<br />

kümmert sich Synaptic bisher.<br />

Um die externe Paketquelle des Medibuntu-<br />

Projekts zu ergänzen, klicken Sie im Reiter Andere<br />

Software auf Hinzufügen und geben in die sich<br />

öffnende Zeile deb http://packages.medibuntu.org/<br />

maverick free non‐free ein (Abbildung 3). Ähnlich<br />

lauten die Zeilen für andere PPAs: Sie finden die<br />

genauen Angaben auf den jeweiligen Webseiten.<br />

2 Neu: Die Suche nach ImageMagick bringt nur vier Treffer, 45 weitere<br />

Einträge verbergen sich hinter dem Link „Show technical items“.<br />

3 Die Medibuntu-Paketquelle bietet neben Multimedia-Codecs auch die<br />

Software Google Earth sowie Schriftsätze an.<br />

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37


Erste Schritte<br />

Paketmanagement<br />

Glossar<br />

Kompilieren: Mitunter liegt von einer<br />

Software nur der Quellcode vor, und<br />

es gibt keine fertigen Pakete. Mit<br />

den richtigen Werkzeugen lässt sich<br />

der Code kompilieren und in ausführbare<br />

Programme verwandeln.<br />

MD5-Summe: Die MD5-Summe<br />

errechnet für beliebige Dateien eine<br />

feste Prüfsumme. Zusammen mit<br />

einer Datei ändert sich auch diese<br />

MD5-Summe. Über Prüfsummen<br />

behalten Sie also die Unversehrtheit<br />

und Integrität einer Datei im Auge.<br />

Über Add Source<br />

übernehmen Sie<br />

die neu eingebundene<br />

Paketquelle.<br />

Im selben Fenster<br />

(über den Reiter<br />

Authentifizierung)<br />

importieren Sie<br />

den passenden<br />

GPG-Schlüssel.<br />

Ohne diesen<br />

können Sie oft<br />

nicht auf das Paketangebot<br />

einer<br />

Quelle zugreifen.<br />

Über den Schlüssel<br />

überprüft der<br />

Paketmanager die Authentizität der Pakete und<br />

stellt sicher, dass sie tatsächlich vom Betreiber der<br />

Paketquelle stammen. Jedes Paket erhält eine mit<br />

dem Schlüssel verifizierbare Signatur; manipulierte<br />

Pakete mit anderen Signaturen fallen recht schnell<br />

auf. Das macht die Sache aber nicht komplett sicher,<br />

denn auch der offizielle Betreiber einer externen<br />

Paketquelle kann ja – mit oder ohne Absicht<br />

– Software mit einer Hintertür anbieten.<br />

Die Hauptschwierigkeit beim Schlüsselimport<br />

besteht darin, diesen aufzuspüren. Oft bieten die<br />

Webseiten einen kurzen Befehl an, um den Schlüssel<br />

zu importieren. Für Medibuntu lautet er:<br />

4 Ohne den richtigen Schlüssel lassen sich viele externe Paketquellen<br />

mittlerweile gar nicht mehr benutzen.<br />

$ sudo apt‐key adv ‐‐recv‐keys ‐‐keyserver U<br />

keyserver.ubuntu.com 0C5A2783<br />

Danach aktualisieren Sie über sudo apt‐get update<br />

Ihr System und erhalten eine Paketliste, die auch<br />

die neuen Pakete enthält.<br />

Nutzen Sie die grafische Oberfläche, um den<br />

Schlüssel zu importieren, müssen Sie diesen auf<br />

der Webseite suchen. Der Schlüssel von Medibuntu<br />

versteckt sich zum Beispiel recht benutzerunfreundlich<br />

in der Paketliste des Projekts [3].<br />

Die Datei mit<br />

dem Schlüssel<br />

speichern Sie als<br />

medibuntu-key.<br />

gpg lokal ab und<br />

wechseln dann<br />

zum Reiter Authentifizierung,<br />

wo Sie auf Schlüsseldatei<br />

importieren<br />

klicken und<br />

die GPG-Datei<br />

auswählen (Abbildung<br />

4). Ein<br />

Klick auf Schließen<br />

beendet den Vorgang,<br />

und Sie landen<br />

wieder beim<br />

5 Auf den Webseiten der PPAs finden Sie alle Hinweise, die Sie benötigen,<br />

um die externe Paketquelle einzubinden. Dazu gehören auch<br />

Informationen über den Schlüssel zum Repository.<br />

Software-Center, das nun die zusätzliche Paketquelle<br />

anzeigen sollte. Das dauert, je nach System,<br />

eine halbe bis eine Minute.<br />

PPAs einbinden<br />

PPAs sind eine spezielle Form von externen Paketquellen,<br />

die Sie nur auf Launchpad finden.<br />

Häufig stoßen Sie in den etwa 6 000 aktiven PPAs<br />

auf brandaktuelle Versionen einer bestimmten<br />

Software. Dazu gehören exotische Programme<br />

sowie (instabile) Entwicklerversionen von Systemkomponenten<br />

wie dem Kernel oder dem NetworkManager.<br />

Bevor Sie eine Software aus dem<br />

Quellcode kompilieren, schauen Sie am besten in<br />

der PPA-Suche [4] nach, ob es bereits ein fertiges<br />

Paket gibt.<br />

PPAs binden Sie auf dieselbe Weise in den Paketmanager<br />

ein wie externe Paketquellen. Auf den<br />

Webseiten der PPAs finden Sie jeweils einen grünen<br />

Link Technical details about this PPA. Er enthält<br />

die Zeile, die Sie im Paketmanager ergänzen.<br />

Wählen Sie aus dem Aufklappmenü als Distribution<br />

maverick. Es genügt, den ersten Eintrag zu<br />

kopieren, der zweite verweist auf das Quellcode-<br />

Repository, das Sie vermutlich nicht benötigen<br />

(Abbildung 5).<br />

Darunter (unter Signing key) versteckt sich der<br />

Schlüssel für das PPA. Klicken Sie auf diesen und<br />

dann auf den ersten Link nach pub, erscheint eine<br />

Seite wie in Abbildung 6. Von dieser kopieren Sie<br />

den Code ab -----BEGIN bis zum Ende und fügen<br />

ihn dann in ein leeres Editorfenster ein. Speichern<br />

Sie die Datei lokal mit der Endung .gpg und importieren<br />

Sie den Schlüssel dann wie weiter oben beschrieben<br />

über den Reiter Authentifizierung. Nach<br />

einem Klick auf Schließen sollte die Paketquelle<br />

ein wenig später im Software-Center erscheinen<br />

(siehe Kasten Software-Center-Bug).<br />

Noch wesentlich schneller binden Sie PPAs über<br />

ein Terminal ein. Der Befehl für das inoffizielle<br />

Handbrake-Repository des Benutzers hunterk [5]<br />

lautet zum Beispiel:<br />

$ sudo add‐apt‐repository ppa:hunter‐kallerU<br />

/ppa<br />

Den Text nach dem Kürzel ppa: entnehmen Sie<br />

der PPA-Webseite. Der Befehl importiert auch<br />

den Schlüssel für das PPA. Nach einem Update<br />

über sudo apt‐get update starten Sie das Software-<br />

Center neu, und nach kurzer Zeit taucht die neue<br />

Paketquelle auf.<br />

Software entfernen<br />

Glücklicherweise listet das überarbeitete Software-<br />

Center nun unter dem Eintrag Installierte Anwendungen<br />

die benutzten Paketquellen auf. Hier wählen<br />

Sie eine installierte Quelle aus und entfernen<br />

einfach alle Pakete, die sich darin befinden, bevor<br />

Sie den Eintrag für das Repository über Bearbeiten<br />

38 UBUNTU<br />

01/2011<br />

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Paketmanagement<br />

Erste Schritte<br />

| Software-Paketquellen löschen. Dabei verschont<br />

das Software-Center die systemweiten Konfigurationsdateien,<br />

was hilft, wenn Sie das Paket zukünftig<br />

mal wieder benötigen. Sollen auch diese<br />

Dateien verschwinden, die in den Ordnern<br />

/etc oder /var liegen, entfernen Sie das Programm<br />

über einen Kommandozeilenbefehl und mit Hilfe<br />

der Option - - purge, wie es der Abschnitt Schnelle<br />

Quelle zeigt.<br />

Meist legen Programme die Benutzerkonfigurationen<br />

als versteckte Ordner und Dateien im Home-<br />

Verzeichnis ab. Diese persönlichen Einstellungen<br />

bleiben vom Löschbefehl unberührt. Um Nautilus<br />

in der Ausgangskonfiguration zu starten, löschen<br />

Sie daher den versteckten Ordner .nautilus manuell.<br />

Viele Programme legen ihre Voreinstellungen<br />

auch unterhalb der Ordner .config, .local oder<br />

.cache im Home-Verzeichnis ab.<br />

Befehl sudo apt‐get update<br />

erledigt das. Dank des vorangestellten<br />

sudo führen<br />

Sie die Aktionen mit administrativen<br />

Rechten aus,<br />

die APT benötigt. Um Ihr<br />

System auf den aktuellen<br />

Stand zu bringen, geben<br />

Sie sudo apt‐get upgrade<br />

ein. Das Kommando aktualisiert<br />

bestehende Software,<br />

installiert aber keine<br />

neuen Pakete und Abhängigkeiten<br />

– das macht sudo etwas. Bei den PPAs kopieren Sie den wichtigen Teil in eine<br />

6 Die Schlüssel zu den Paketquellen verstecken sich manchmal<br />

apt‐get dist‐upgrade. Datei und speichern diese mit der Endung „.gpg“ ab.<br />

Um Programme zu suchen,<br />

nutzen Sie die Suchfunktion von APT:<br />

Einzelpakete einspielen<br />

Auf Webseiten angebotene Debian-Pakete installieren<br />

Sie bei Bedarf auch einzeln, indem Sie auf<br />

das Paket selbst klicken oder auf den Link, der<br />

auf dieses verweist. Beginnt der Link mit apt:// ,<br />

installiert <strong>Ubuntu</strong> das Paket direkt und spielt alle<br />

notwendigen Abhängigkeiten auf den Rechner<br />

(Abbildung 7). Handelt es sich einfach um ein<br />

Paket mit der Endung .deb, schlägt das System<br />

vor, dieses im <strong>Ubuntu</strong> Software-Center (Standard)<br />

zu öffnen. Klicken Sie auf OK, lädt der Browser<br />

es herunter (nach /tmp). Anschließend erscheint<br />

das Paket samt Bild und Beschreibungstext im<br />

Software-Center, wo Sie es per Klick auf Installieren<br />

auf den Rechner spielen. Dasselbe geschieht,<br />

wenn Sie im Dateimanager Nautilus doppelt auf<br />

ein Debian-Paket klicken.<br />

Schnelle Quelle<br />

Das Software-Center ist eine grafische Oberfläche<br />

für APT (das Advanced Packaging Tool). Das verwaltet<br />

im Hintergrund die Listen mit der Software,<br />

die in den Paketquellen stecken. Es erkennt Abhängigkeiten<br />

und löst sie auf. APT bedienen Sie<br />

auch direkt über die Kommandozeile – viele routinierte<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Anwender bevorzugen diesen Weg.<br />

Der Vorteil: Die Befehle funktionieren unter allen<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Derivaten. Verschwindet die grafische<br />

Oberfläche einmal unerwartet oder fehlt sie generell,<br />

weil Sie auf einem entfernten Server arbeiten,<br />

hilft dieses Wissen weiter. Wir stellen die wichtigsten<br />

APT-Befehle vor.<br />

Vor einer Installation sollten Sie zunächst die<br />

Paketlisten auf den neuesten Stand bringen. Der<br />

Listing 1<br />

$ sudo apt‐cache search ‐‐names‐only lifeU<br />

rea | more<br />

Der Befehl sucht nach einem Paket namens liferea.<br />

Die Option - - names-only sorgt dafür, dass die<br />

Suche nur die Paketnamen berücksichtigt, nicht<br />

aber die Paketbeschreibungen – das reduziert die<br />

Anzahl der Treffer. Dank der Pipe (|) und dem<br />

angeschlossenen Kommando more zeigt das Terminal<br />

die Suchergebnisse seitenweise an; über<br />

[Leertaste] blättern Sie zur nächsten Seite. Die<br />

Versionsnummer, die Abhängigkeiten und die<br />

MD5-Summe von Liferea verrät der Befehl sudo<br />

apt‐cache show liferea | more.<br />

Listing 1 zeigt, wie Sie ein gefundenes Paket installieren<br />

(Zeile 1), deinstallieren (Zeile 2) und es komplett<br />

entfernen (Zeile 3). Im letzten Fall löschen Sie<br />

mit dem Schalter --purge auch die systemweiten<br />

Konfigurationsdateien des Programms.<br />

Um mehrere Dateien zu installieren oder zu entfernen,<br />

geben Sie die Paketnamen getrennt durch<br />

Leerzeichen ein. Alte Pakete aus Installationen,<br />

die Sie nun nicht mehr brauchen (also übrig gebliebene<br />

Abhängigkeiten), löscht der Befehl sudo<br />

apt‐get autoremove. Herrscht auf Ihrem System<br />

Platzmangel, und Sie wollen Ballast abwerfen, entfernt<br />

sudo apt‐get clean die bisher heruntergeladenen<br />

und lokal gespeicherten Debian-Pakete – der<br />

Befehl wirkt mitunter Wunder und wischt mehrere<br />

GByte an unnützen Daten<br />

von der Festplatte. Die Pakete<br />

müssen Sie bei einer<br />

Neuinstallation aber wieder<br />

herunterladen. Halb<br />

installierte (und offiziell<br />

als kaputt angesehene)<br />

Pakete reparieren Sie über<br />

sudo apt‐get install ‐f.<br />

01 sudo apt‐get install liferea<br />

02 sudo apt‐get remove liferea<br />

03 sudo apt‐get remove ‐‐purge liferea<br />

Wie Sie sehen, ist auch<br />

Paketmanagement über<br />

die Kommandozeile keine<br />

Hexerei. (kki) ●●●<br />

7 Ist ein Debian-Paket mit einem APT-Link verknüpft, wird es<br />

beim Herunterladen mitsamt den Abhängigkeiten installiert.<br />

Info<br />

[1] Medibuntu-Paketquelle:<br />

[http:// www. medibuntu. org/]<br />

[2] VirtualBox-Projekt:<br />

[http:// www. virtualbox. org/<br />

wiki/ Linux_Downloads]<br />

[4] Medibuntus GPG-Schlüssel:<br />

[http:// packages. medibuntu.<br />

org/ medibuntu‐key. gpg]<br />

[3] PPAs in <strong>Ubuntu</strong>s Plattform<br />

Launchpad:<br />

[https:// launchpad. net/<br />

ubuntu/ +ppas]<br />

[5] Inoffizielles Handbrake-<br />

Repository:<br />

[https:// launchpad. net/<br />

~hunter‐kaller/ +archive/<br />

ppa]<br />

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UBUNTU<br />

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39


Erste Schritte<br />

Drucken und Scannen<br />

Antonella Grandoni, Fotolia<br />

Papier füllen mit <strong>Ubuntu</strong><br />

Schwarz auf Weiß<br />

Das papierlose Büro<br />

ist vielerorts noch ein<br />

Traum, das Einscannen<br />

von Bildern und Ausdrucken<br />

von Texten an<br />

der Tagesordnung. Wir<br />

zeigen, wie sich Drucker<br />

und Scanner unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> machen und<br />

wie Sie den (richtigen)<br />

Treiber aufspüren.<br />

Kristian Kißling<br />

Es gibt leider sehr viele unterschiedliche Drucker<br />

auf dem Markt. Neben reinen Tintenstrahlern und<br />

Laserdruckern kommen Multifunktionsdrucker<br />

immer mehr in Mode, die drucken, scannen und<br />

vereinzelt auch Kaffee kochen. Aber während<br />

einige Firmen Linux vorbildlich unterstützen (HP,<br />

Brother), haben andere noch etwas Nachholbedarf<br />

(Canon, Lexmark). Inzwischen stellen aber schon<br />

sehr viele Hersteller Druckertreiber für ihre aktuellen<br />

Produkte bereit.<br />

Dieser Artikel soll erklären, wie Sie Drucker und<br />

Scanner generell zur Mitarbeit überreden und was<br />

Sie tun können, wenn die Geräte sich weigern.<br />

Fragen zur Technik hinter den Druck- und Scanvorgängen<br />

beantwortet hingegen ein Grundlagenartikel<br />

(Referenz: Grundlagen)<br />

Vollautomatisch<br />

Generell arbeiten die meisten verfügbaren Drucker<br />

mit <strong>Ubuntu</strong> zusammen, allerdings brauchen einige<br />

von ihnen ein wenig Zureden, um sich an die<br />

neue Freiheit zu gewöhnen. Hinzu kommt, dass<br />

Spezialfunktionen eines Druckers (Duplex, Faxen)<br />

mitunter nicht funktionieren.<br />

Zunächst zum Druckerkauf: Wenn Sie die Möglichkeit<br />

haben, kaufen Sie einen Drucker, den<br />

1 Hilfreiche Recherchemöglichkeit: Die Hardwaredatenbank von <strong>Ubuntu</strong>users.de weiß bei vielen Druckern, ob<br />

diese unter <strong>Ubuntu</strong> laufen oder nicht. Aktuellere Infos erhalten Sie auf Nachfrage in den Foren.<br />

40 UBUNTU<br />

01/2011<br />

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Drucken und Scannen<br />

Erste Schritte<br />

Linux auch unterstützt. Die Hardwaredatenbank<br />

von <strong>Ubuntu</strong>users.de [1] listet viele Modelle auf,<br />

die unter <strong>Ubuntu</strong> laufen und solche, die gar nicht<br />

funktionieren (Abbildung 1).<br />

Nutzen Sie einen gut unterstützten Drucker,<br />

schließen Sie diesen gewöhnlich an Ihren Rechner<br />

an, und er läuft. Oben rechts im Systemabschnitt<br />

erscheint kurz ein Druckersymbol, dann eine Meldung<br />

über einen neu eingerichteten Drucker. So<br />

einfach kann <strong>Ubuntu</strong> sein.<br />

Rufen Sie dann über die Druckerverwaltung den<br />

Menüpunkt System | Systemverwaltung | Drucken<br />

auf, sollte der Drucker dort erscheinen (Abbildung<br />

2). In einem Netzwerk verfügbare Drucker oder<br />

nicht erkannte Drucker identifizieren Sie ebenfalls<br />

über die Druckerverwaltung, indem Sie dort auf<br />

den Button Hinzufügen klicken. CUPS (Referenz:<br />

Grundlagen) durchforstet dann die lokalen Anschlüsse,<br />

aber auch das Heim- oder Firmennetz<br />

nach brauchbaren Druckern, die Sie zuvor einschalten<br />

müssen.<br />

Eine Übersicht (Abbildung 3) listet Ihren Drucker<br />

oder die Geräte im Netzwerk auf. Über die weiteren<br />

Einträge unter Netzwerkdrucker vertiefen Sie<br />

Ihre Suche – abhängig davon, ob Sie nach einem<br />

HP-Drucker suchen, den das HPLIP-Projekt mit<br />

Treibern unterstützt, einem IPP-Drucker, der das<br />

Internet Printing Protcol (IPP) verwendet oder<br />

einem LPD/ LPR-Host oder Drucker (Line Printer<br />

Daemon/ Line Printer Remote), der TCP/ IP zur Datenübertragung<br />

verwendet.<br />

Auf der rechten Seite tragen Sie gegebenenfalls<br />

eine IP-Adresse des Rechners ein, an dem der gesuchte<br />

Drucker hängt: Nutzen Sie ein Netzwerk<br />

mit festen IP-Adressen, kann es passieren, dass<br />

CUPS den Drucker sonst nicht findet. Klicken Sie<br />

dann auf Vor, bietet der Konfigurationsdialog eine<br />

Reihe von vorgefertigten PPD-Dateien (Referenz:<br />

Grundlagen) für den Drucker an. Mitunter gibt es<br />

für einen Drucker mehrere PPD-Dateien; probieren<br />

Sie in diesem Fall aus, welche am besten funktioniert.<br />

Geben Sie dann eine Beschreibung für den<br />

Drucker sowie einen Namen an und schließen Sie<br />

die Konfiguration ab.<br />

Hängt Ihr Drucker an einem über das Netzwerk<br />

erreichbaren Windows-Rechner, müssen Sie<br />

Samba installieren und einrichten [2], um von<br />

<strong>Ubuntu</strong> auf den Windows-Drucker zuzugreifen.<br />

Samba ist sowohl ein Netzwerkprotokoll von Windows<br />

als auch eine Client-/Serversoftware. Läuft<br />

der Samba-Server bereits, genügt es, auf Windows-<br />

Drucker via SAMBA und dann rechts oben auf<br />

Durchsuchen zu klicken und eventuell einen Benutzernamen<br />

und ein Passwort für den Zugriff einzugeben.<br />

Es erscheint eine Liste der verfügbaren<br />

Samba-Drucker. Um in Maverick Meerkat einen<br />

zuverlässigeren Zugriff auf Samba-Freigaben zu<br />

erhalten, installieren Sie das Paket ntfs-config. Außerdem<br />

sollten Sie einen kurzen Namen (weniger<br />

als acht Zeichen) für die Druckerfreigabe wählen.<br />

CUPS-Oberfläche<br />

Scheitert die Konfiguration<br />

über die Gnome-eigene<br />

Druckerverwaltung, bietet<br />

auch der Druckerserver CUPS<br />

eine Weboberfläche für den<br />

Browser an, über die Sie<br />

Drucker einrichten. Sie rufen<br />

das Interface auf, indem Sie<br />

ein Browserfenster öffnen<br />

und http://localhost:631<br />

sowie Ihr Benutzerpasswort<br />

eingeben. Klicken Sie auf den<br />

Reiter Verwaltung und dann<br />

auf Drucker hinzufügen, um<br />

ein Gerät zu ergänzen (Abbildung 4). Mit einem<br />

Klick auf Drucker erhalten Sie eine Übersicht über<br />

die verfügbaren Geräte.<br />

OpenPrinting<br />

Erscheint Ihr Drucker nicht auf der Liste der<br />

Druckerverwaltung oder im CUPS-Interface, ist<br />

noch lange nicht Feierabend. Dann sollten Sie<br />

die Druckerdatenbank der Linux-Foundation [3]<br />

nach Ihrem Druckerhersteller und dem benutzten<br />

Modell durchsuchen (Abbildung 5). Die ziemlich<br />

gut geführte Onlinedatenbank hilft Ihnen bei der<br />

Auswahl des richtigen Treibers: Dort steht meist,<br />

ob und wie gut Linux Ihren Drucker generell unterstützt.<br />

Lesen Sie dort zum Beispiel etwas von<br />

Gutenprint, sollten Sie über den Paketmanager<br />

nach Paketen suchen, die gutenprint im Namen<br />

tragen, und diese installieren. Auch das CUPS-<br />

Projekt selbst hortet Informationsseiten [4] – leider<br />

fast ausschließlich in englischer Sprache.<br />

Über das so genannte Foomatic-System [5]<br />

der Linux-Foundation lassen sich zudem alte<br />

Ghostscript-Filter in PPD-Dateien verwandeln.<br />

Die Druckqualität verbessert das nicht unbedingt,<br />

2 Die lokalen und die über das Heimnetzwerk erreichbaren<br />

Geräte erscheinen gleichermaßen im Druckdialog von<br />

<strong>Ubuntu</strong>. Über ihn richten Sie auch neue Drucker ein.<br />

Referenz<br />

Grundlagen: In unserem Grundlagenartikel<br />

ab Seite 64 lernen Sie<br />

mehr über die Techniken hinter<br />

dem Drucken (CUPS, PostScript,<br />

PPDs) und Scannen (SANE).<br />

3 Die im Netzwerk gefundenen Drucker tauchen zunächst in der Übersicht „Neuer Drucker“ auf.<br />

Wählen Sie die Geräte aus, die Sie verwenden möchten.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

41


Erste Schritte<br />

Drucken und Scannen<br />

4 Alternativ richten Sie die Netzwerkdrucker über die Weboberfläche von<br />

CUPS ein, die Sie in einem normalen Browserfenster aufrufen.<br />

5 Die Druckerdatenbank der Linux-Foundation kennt die richtigen<br />

Druckertreiber für die meisten Geräte.<br />

Referenz<br />

Paketmanagement: Wie Sie einzelne<br />

Debian-Pakete unter <strong>Ubuntu</strong><br />

installieren, verrät der Artikel ab<br />

Seite 36<br />

Glossar<br />

SANE: Bei SANE (Scanner Access<br />

Now Easy) handelt es sich um das<br />

Backend für <strong>Ubuntu</strong>s Scansoftware<br />

Simple Scan.<br />

aber dafür lassen sich diese Geräte dann auch mit<br />

CUPS und über grafische Oberflächen verwalten.<br />

Nutzen Sie einen PostScript-Drucker, verwenden<br />

Sie aus Qualitätsgründen aber die Treiber des Herstellers!<br />

Um die Foomatic-Filter einzusetzen, installieren<br />

Sie unter <strong>Ubuntu</strong> die Pakete mit foomatic<br />

im Namen. Schauen Sie einfach generell erst im<br />

Paketmanager nach, ob nicht bereits ein passendes<br />

Paket mit den notwendigen PPD-Dateien für Ihren<br />

Drucker existiert.<br />

Internetrecherche<br />

Auch die Suchmasken von Google oder Yahoo<br />

helfen weiter, wenn Sie nach Ihrem speziellen<br />

Modell fahnden. Kombinieren Sie bei der Suche<br />

die von Ihnen genutzte <strong>Ubuntu</strong>-Variante mit Ihrem<br />

Druckermodell, sollten Sie zumindest einen<br />

Hinweis darauf bekommen, welche PPD-Datei<br />

oder Software Ihr Drucker braucht (Referenz:<br />

Grundlagen). Handelt es sich um einen USB-Drucker,<br />

rufen Sie ein Terminal auf ([Alt]+[F2] und<br />

gnome‐terminal eintippen) und geben lsusb ein. Der<br />

Befehl listet alle eingesteckten USB-Geräte auf.<br />

Schauen Sie nach, in welcher Zeile Sie Ihren Drucker<br />

wiederfinden und notieren Sie sich die durch<br />

6 Auf der SANE-Webseite erfahren Sie nicht nur, ob und wie gut <strong>Ubuntu</strong> Ihren Drucker unterstützt,<br />

Sie finden auch eine Statistik zum Thema.<br />

einen Doppelpunkt getrennten Nummern nach<br />

dem Eintrag ID. Nach diesen suchen Sie dann im<br />

Internet, was meist weitere hilfreiche Suchergebnisse<br />

zutage fördert.<br />

TurboPrint<br />

Wem das zu umständlich ist, der kann auch<br />

TurboPrint 2 testen. Die kommerzielle Software<br />

bringt Treiber für zahlreiche Drucker von Brother,<br />

Canon, Epson und HP mit und arbeitet mit CUPS<br />

zusammen. Eine Liste mit den von TurboPrint<br />

unterstützten Druckern finden Sie unter [6]. Eine<br />

Testversion, die 30 Tage läuft, steht bei der Firma<br />

Zedonet, die TurboPrint anbietet, ebenfalls zum<br />

Download bereit [7]. Das angebotene Debian-Paket<br />

speichern Sie auf der lokalen Festplatte und installieren<br />

es dann mit dem Software-Center (Referenz:<br />

Paketmanagement). TurboPrint Pro gibt es für<br />

30 Euro, die Studio-Version für 60 Euro – Letztere<br />

richtet sich an Grafiker, die fortgeschrittene Features<br />

wie eigene Farbräume nutzen.<br />

Scanner<br />

Liegen Bilder nur in Papierform vor, möchten Sie<br />

diese vielleicht elektronisch archivieren und im<br />

Internet veröffentlichen. Hier kommen Scanner<br />

ins Spiel, für die <strong>Ubuntu</strong> glücklicherweise auch<br />

Treiber und Software bereithält. Die Technologie<br />

ist weniger komplex als die für Drucker, weil bei<br />

der Benutzung von Scannern der Netzwerkaspekt<br />

wegfällt. Dennoch arbeiten auch Scanner nicht<br />

automatisch mit <strong>Ubuntu</strong> zusammen.<br />

Neben einer Liste der von SANE unterstützten<br />

Geräte finden Sie auf der Projektwebseite [8]<br />

auch eine interessante Statistik (Abbildung 6).<br />

Laut dieser hat das Projekt 1 777 Geräte getestet<br />

und unterstützt rund 52 Prozent von ihnen „vollständig“<br />

bis „gut“. Für weitere 7 Prozent gibt es<br />

zumindest eine grundlegende und minimale Unterstützung.<br />

27 Prozent laufen nicht, und für die<br />

restlichen 13 Prozent liegen keine Ergebnisse vor.<br />

42 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Drucken und Scannen<br />

Erste Schritte<br />

Beginnen wir also mit der optimalen Variante: Sie schließen<br />

den Scanner an den Rechner an, starten das Programm Simple<br />

Scan (unter Anwendungen | Grafik) und beginnen, Bilder<br />

einzuscannen (Abbildung 7). Auf Simple Scan gehen wir in<br />

diesem Artikel nicht weiter ein, weil die Software sich sehr<br />

intuitiv bedienen lässt.<br />

Macht Ihr Scanner aber keine Anstalten, sich zu bewegen,<br />

werfen Sie einen Blick in die erwähnte Datenbank [8]. Diese<br />

ist nach Herstellern geordnet; Sie müssen also lediglich herausfinden,<br />

wie Ihr Scanner genau heißt. In der Spalte Status<br />

sehen Sie, wie gut SANE ihn unterstützt; die Kommentare<br />

weisen oft auf Einschränkungen hin, wenn es welche gibt.<br />

Mein Scanner heißt Lide 30, er wird laut Liste komplett unterstützt<br />

(complete). Es handelt sich um einen USB-Scanner, der<br />

wie alle USB-Geräte über eine USB-ID verfügt. Diese finden<br />

Sie – wie im Fall der Drucker – wieder über den Befehl lsusb<br />

heraus (Abbildung 8).<br />

Nutzen Sie einen Multifunktionsdrucker mit integriertem<br />

Scanner, werfen Sie auch einen Blick in den Teil des Artikels,<br />

der sich mit Druckern beschäftigt. Oft hilft es in diesem Fall,<br />

die richtigen Druckertreiber zu installieren, die dann auch<br />

die Scanfunktion aktivieren. Nutzen Sie etwa ein HP-Gerät,<br />

spielen Sie alle Pakete mit hplip und hpijs im Namen auf den<br />

Rechner und probieren Sie dann erneut, ob der Scanner funktioniert.<br />

Gehört Ihr Scanner zwar laut Liste zu den unterstützten Geräten,<br />

taucht in Simple Scan aber nicht auf, können Sie mit<br />

Hilfe von zwei kleinen Programmen nach ihm suchen. Dazu<br />

geben Sie auf der Kommandozeile zunächst den Befehl<br />

$ sane‐find‐scanner<br />

ein. Benutzen Sie einen alten Scanner über den Parallelport,<br />

hängen Sie noch die Option -p an die Zeile. Im Anschluss tippen<br />

Sie<br />

$ scanimage ‐L<br />

ein, um zu sehen, über welches Backend SANE den Scanner<br />

anspricht. Bleibt diese Suche erfolglos, führen Sie die Befehle<br />

noch einmal mit einem vorangestellten sudo aus (also mit<br />

administrativen Rechten) und geben Sie Ihr Benutzerpasswort<br />

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7 Simple Scan bietet eine einfach zu bedienende grafische Oberfläche<br />

an, um Bilder und Texte einzuscannen.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

43


Erste Schritte<br />

Drucken und Scannen<br />

8 Die USB-ID eines Geräts zu kennen, hilft Ihnen unter anderem bei der Suche nach Lösungsvorschlägen im Internet,<br />

falls Probleme mit einem USB-Gerät auftreten.<br />

Info<br />

[1] Liste mit <strong>Ubuntu</strong>-kompatiblen<br />

Druckern: [http:// wiki.<br />

ubuntuusers. de/ Drucker]<br />

[2] Samba einrichten:<br />

[http:// wiki. ubuntuusers. de/<br />

Samba_Server_GNOME]<br />

[3] Druckerdatenbank der<br />

Linux-Foundation:<br />

[http:// www. openprinting.<br />

org/ printers]<br />

[4] Webseite CUPS-Projekt:<br />

[http:// www. cups. org/]<br />

[5] Foomatic:<br />

[http:// www. linuxfoundation.<br />

org/ collaborate/<br />

workgroups/ openprinting/<br />

databasefoomatic]<br />

[6] Von TurboPrint unterstützte<br />

Drucker: [http:// www.<br />

turboprint. de/ printers. html]<br />

[7] TurboPrint zum Herunterladen:<br />

[http:// www. turboprint.<br />

de/ download. html]<br />

[8] Von SANE unterstützte<br />

Scanner: [http:// www.<br />

sane‐project. org/<br />

sane‐mfgs. html]<br />

[9] Treiber für Epson-Drucker:<br />

[http:// avasys. jp/ eng/ linux_<br />

driver/]<br />

[10] Epson-Thread: [http://<br />

ubuntuforums.<br />

org/ showthread.<br />

php? t=1516586&<br />

highlight=scanner]<br />

[11] Canon-Treiber:<br />

[http:// de. software.<br />

canon‐europe. com/]<br />

[12] Brother-Treiber: [http://<br />

welcome. solutions. brother.<br />

com/ bsc/ public_s/ id/ linux/<br />

en/ download_scn. html]<br />

[13] Vuescan: [http:// www.<br />

hamrick. com/ vuescan/<br />

vuescan. htm# supported]<br />

an. Mitunter sorgen Rechteprobleme dafür, dass<br />

ein Scanner nicht erkannt wird – er läuft dann<br />

fälschlicherweise mit Root-Rechten.<br />

Scanner händisch ergänzen<br />

Steht Ihr Scanner als unsupported in der Liste des<br />

SANE-Projekts, ist das noch nicht das Ende der<br />

Welt. Als gutes Beispiel dafür, wie es auch laufen<br />

kann, dient der Flachbett-Scanner Epson Perfection<br />

V300 Photo. SANE unterstützt ihn nicht, eine<br />

Firma namens Avasys bietet allerdings Treiber an<br />

[9]. Diesen Hinweis erhielt der Besitzer des Geräts<br />

auf Nachfrage in einem <strong>Ubuntu</strong>-Forum [10] –<br />

nachforschen lohnt sich also.<br />

Die Lösung besteht in diesem Fall darin, das Debian-Paket<br />

von der erwähnten Webseite zu installieren<br />

und dann die USB-ID ohne Doppelpunkte,<br />

aber mit administrativen Rechten in die Datei /etc/<br />

sane/ epson.conf einzutragen, damit die libusb den<br />

Scanner auch findet.<br />

Zusätzlich erstellen Sie eine neue Regel für Ihren<br />

Scanner in der Datei /lib/ udev/ rules.d/ 40-libsane.<br />

rules, damit <strong>Ubuntu</strong> den Scanner gleich beim<br />

Anstecken richtig identifiziert. Um die Datei zu<br />

bearbeiten, benötigen Sie administrative Rechte.<br />

Kopieren Sie einfach eine vorhandene Regel für<br />

einen ähnlichen Scanner und passen Sie diese an<br />

Ihren Scanner an:<br />

01 # Canon CanoScan N1240U/LiDE30<br />

02 ATTRS{idVendor}=="04a9", U<br />

ATTRS{idProduct}=="220e", ENV{libsane_U<br />

matched}="yes"<br />

Ersetzen Sie in dieser Zeile die Daten nach idVendor<br />

und idProduct durch die beiden Komponenten<br />

der USB-ID Ihres Geräts, die Sie über das Kommando<br />

lsusb herausfinden.<br />

Firmware<br />

In wenigen Einzelfällen benötigen Scanner zusätzlich<br />

eine Firmware, um zu laufen. Diese entnehmen<br />

Sie unter Umständen den Windows-Treibern,<br />

die wie gewohnt als EXE-Dateien vorliegen. Um an<br />

die Firmware zu gelangen, packen Sie die EXE-Dateien<br />

aus, die meist nichts weiter als Archive sind.<br />

Dazu installieren Sie das Paket cabextract über den<br />

Paketmanager. Dann öffnen Sie eine Kommandozeile<br />

und geben den Befehl<br />

$ cabextract treiber.exe<br />

ein, wobei Sie treiber.exe durch den Namen des<br />

Treibers ersetzen. Sollte dabei eine Datei mit der<br />

Endung .bin herausfallen, kopieren Sie diese mit<br />

administrativen Rechten an den richtigen Ort in<br />

Ihrem Dateisystem:<br />

$ sudo cp firmwarename.bin /usr/share/sane<br />

Außerdem gehört in die passende Konfigurationsdatei<br />

für Ihren Drucker unter /etc/ sane.d/ eine<br />

zusätzliche Zeile, die auf das Verzeichnis mit der<br />

eben abgelegten Firmware hinweist:<br />

$ firmware /usr/share/sane/firmwarename.bin<br />

Dass tatsächlich nur ein paar der Geräte eine Firmware<br />

benötigen, offenbart der Befehl grep "firmware"<br />

/etc/sane.d/*.<br />

Proprietäre Treiber<br />

Auch sehr neue Scanner laufen mitunter nicht auf<br />

Anhieb, weil noch Treiber fehlen. Fragen Sie notfalls<br />

beim Hersteller nach, ob mit Treibern zu rechnen<br />

ist. Einige Hersteller stellen auf der eigenen<br />

Seite Treiber für Linux bereit, etwa Canon [11] und<br />

Brother [12]. Alternativ bietet eine kommerzielle<br />

Software namens Vuescan Treiber für Scanner an.<br />

Eine Liste der unterstützten Hardware finden Sie<br />

unter [13]. Die Standardversion kostet ca. 30 Euro,<br />

eine professionelle Version mit Unterstützung von<br />

ICC-Profilen etwa 60 Euro.<br />

Fazit<br />

Trotz langer Listen gut funktionierender Drucker<br />

und Scanner gibt es Hardware, mit denen Linux<br />

nicht oder nur schlecht kooperiert. Die Zahl der Geräte<br />

auf dem Markt ist einfach sehr groß. Unterstützt<br />

<strong>Ubuntu</strong> etwas nicht gleich, bleiben noch einige<br />

Möglichkeiten, um es doch zum Laufen zu bringen<br />

– hier heißt es: Ruhe bewahren! (kki) ●●●<br />

44 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Intro<br />

Schwerpunkt<br />

Katrina Brown, 123RF<br />

Conky, Compiz und Co.<br />

Desktop total<br />

Bevor die Menschen anfingen, mit den Fingern<br />

auf Bildschirmen herumzuwischen, gab es bereits<br />

Experimente mit alternativen Bedienmöglichkeiten.<br />

Als recht beliebt erwiesen sich dabei die<br />

Mausgesten, die erstmals im Browser Opera zum<br />

Einsatz kamen. Anstatt auf Icons und Schaltflächen<br />

zu klicken, durchblättern Sie das digitale<br />

Familienalbum mit Hilfe markanter Mausbewegungen,<br />

die Sie einer Aktion zuordnen.<br />

Das klappt auch unter <strong>Ubuntu</strong> recht eindrucksvoll.<br />

Christoph Langner stellt die Software Easystroke<br />

vor, über die Sie für Programme und deren Funktionen<br />

Mausgesten definieren. Mit einer kleinen<br />

Geste fahren Sie dann den Rechner herunter, holen<br />

den Browser auf den Bildschirm oder rufen die<br />

Desktopeffekte auf.<br />

Der Desktop als Cockpit<br />

Das gilt auch für Conky. Der Systemmonitor sitzt<br />

auf dem Desktophintergrund, wo er die wichtigsten<br />

Daten des Systems präsentiert. Welche das<br />

sind, bestimmen Sie selbst. Conky verrät z. B., ob<br />

der Speicherplatz reicht, welche Datenmengen gerade<br />

über die Netzwerkschnittstellen wandern und<br />

welche Temperaturen die CPU misst.<br />

Das können auch andere Programme, aber Conky<br />

verpackt diese technischen Informationen zusätzlich<br />

in einer grafisch ansprechenden Hülle. Der<br />

Nachteil: Es gibt keine GUI, um Conky einzurichten.<br />

Unser Conky-Artikel zeigt jedoch, wie Sie mit<br />

Hilfe von Conky Colors und ConkyWizard vorgefertigte<br />

Konfigurationen für den Systemmonitor erstellen.<br />

Auf dieser Grundlage passen Sie Conky dann<br />

recht einfach an Ihre Vorstellungen an.<br />

Bleibt noch Compiz: 2008 lief auf keiner Messe<br />

oder Konferenz ein Linux ohne die beeindruckenden<br />

Desktopeffekte. Wabbelnde Fenster, drehende<br />

Würfel und Regentropfen verzierten die Bildschirme<br />

an den Ständen. Zwei Jahre später hat<br />

sich die Situation beruhigt: Anwender schalten<br />

die Effekte ab, weil sie ihr System unnötig belasten<br />

und die ohnehin nicht besonders langlebigen<br />

Notebook-Akkus noch schneller leeren. Unser<br />

Artikel zu Compiz zeigt, dass es auch Desktopschmuck<br />

jenseits der Effekthascherei gibt.<br />

Unity<br />

Laut unserer Heftumfrage (siehe Editorial) ist die<br />

Netbook-Variante von <strong>Ubuntu</strong> das beliebteste<br />

Derivat bei den Lesern. Nun haben Canonical-<br />

Entwickler die grafische Oberfläche komplett<br />

umgestaltet. Unity soll noch besser mit Netbooks<br />

und kleinen Geräten kooperieren. Neben den von<br />

Mark Shuttleworth angekündigten Windicators<br />

bringt es Elemente von Gnome 3 mit, etwa den<br />

Fenstermanager Mutter und Zeitgeist für die Dateiverwaltung.<br />

Wir haben getestet, wie sich die neue<br />

Version in der Praxis schlägt.<br />

Alles in allem zeigt der Schwerpunkt in diesem<br />

Heft also nicht nur neue Bedienkonzepte für den<br />

Desktop, sondern auch Tricks und Effekte, mit<br />

denen Sie mehr aus Ihrem Desktop herausholen.<br />

Geschickt eingesetzt, beschleunigen sie Ihre täglichen<br />

Arbeitsroutinen. (kki) ●●●<br />

Es muss nicht immer<br />

Touchscreen sein: Die<br />

Steuerung per Fingerzeig<br />

ist momentan<br />

in aller Munde. Dabei<br />

besitzen die wenigsten<br />

Anwender geeignete<br />

Geräte. Im Schwerpunkt<br />

zeigen wir, was für Möglichkeiten<br />

in Ihrem normalen<br />

Desktop stecken.<br />

Kristian Kißling<br />

Inhalt Schwerpunkt<br />

Easystroke 46<br />

Compiz 50<br />

Conky 52<br />

Unity 56<br />

www.ubuntu-user.de<br />

01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

45


Schwerpunkt<br />

Easystroke<br />

Rechner mit Mausgesten steuern<br />

Große<br />

Geste<br />

Das Erkennen von Gesten ist<br />

momentan ein großes Thema bei<br />

<strong>Ubuntu</strong> 10.0. Doch auch mit älteren<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Versionen und einer einfachen<br />

Maus als Eingabegerät steuern<br />

Sie Ihren Rechner mit Hilfe von<br />

Gesten – ganz ohne Touchscreen.<br />

Christoph Langner<br />

DX, Fotolia<br />

Die Steuerung eines Computers über Gesten<br />

ist bei <strong>Ubuntu</strong> gerade das große Thema. Für Maverick<br />

Meerkat hat Canonical eigens eine Bibliothek<br />

namens uTouch [1, 2] entwickelt. Diese soll<br />

es langfristig allen Anwendungen ermöglichen,<br />

mit mehreren Fingern ausgeführte Gesten von<br />

Eingabegeräten wie Touchscreens oder dem Apple<br />

Magic Pad zu verstehen und auszuwerten. Doch<br />

diese Form der Interaktion mit Programmen ist<br />

nicht neu. Opera hatte Ende 2000 mit Opera 5<br />

bereits eine Gestensteuerung vorgestellt. Auch Mozillas<br />

Firefox beherrscht<br />

dank mehrerer Add-ons [3]<br />

schon seit Langem Gesten,<br />

um etwa auf Webseiten<br />

vor- und zurückzublättern,<br />

Tabs zu wechseln oder andere<br />

Aktionen auszulösen.<br />

Unter <strong>Ubuntu</strong> steuern Sie<br />

aber nicht nur Firefox<br />

mit Gesten, sondern den<br />

kompletten Desktop. Dank<br />

Easystroke [4] definieren<br />

Sie Mausbewegungen,<br />

welche die Software in<br />

Tastenkombinationen oder<br />

Befehle verwandelt. Somit<br />

setzen Sie mit Mausgesten<br />

1 Mit Easystroke ordnen Sie Aktionen Mausgesten zu.<br />

so gut wie jede Aktion<br />

um. Besonders interessant ist Easystroke, wenn Ihr<br />

Notebook über einen Touchscreen verfügt. Viele<br />

Gesten lassen sich über einen berührungsempfindlichen<br />

Bildschirm noch intuitiver eingeben.<br />

Easystroke installieren Sie bequem über das Software-Center,<br />

wo es im Paket Easystroke-Gestenerkennung<br />

steckt. Nach der Installation des Pakets<br />

finden Sie Easystroke im Menü unter Anwendungen<br />

| Barrierefreiheit | Easystroke Gestenerkennung.<br />

Beim Start der Anwendung erscheint kein<br />

Programmfenster auf dem Desktop, sondern ein<br />

Symbol mit einer blau-grünen Schleife im Benachrichtigungsfeld<br />

des Panels. Über einen Linksklick<br />

auf das Icon rufen Sie die Einstellungen von Easystroke<br />

(Abbildung 1) auf. Mit einem Rechtsklick<br />

auf das Symbol setzen Sie die Gestenerkennung<br />

vorübergehend aus oder beenden die Anwendung.<br />

Im Programmfenster legen Sie nun zunächst zwei<br />

Gesten an, um beim Betrachten von Bildern oder<br />

Webseiten zum nächsten oder vorherigen Objekt<br />

zu wechseln. Üblicherweise funktioniert das über<br />

die Tastenkombination [Alt]+[Pfeil-rechts] sowie<br />

[Alt]+[Pfeil-links].<br />

Über die Schaltfläche Aktion hinzufügen erzeugen<br />

Sie zunächst eine Aktion, für die Sie später die<br />

zugehörige Geste definieren. Als Name wählen<br />

Sie zum Beispiel Vorblättern, über den Typ lösen<br />

Sie verschiedene Formen von Aktionen aus. Zu<br />

den wichtigen Typen gehören etwa Befehl und<br />

46 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Easystroke<br />

Schwerpunkt<br />

2 Easystroke in Aktion: Die Software erkennt eine Mausbewegung<br />

als Geste und löst ein Ereignis aus.<br />

Taste: Über Ersteren rufen Sie zum Beispiel ein<br />

Programm auf. Mit Hilfe des zweiten Befehls lösen<br />

Sie eine Tastenkombination aus, etwa [Strg]+[F5],<br />

um im Browser eine Webseite zu aktualisieren.<br />

Um welche Kombination es sich handelt, bestimmen<br />

Sie über die letzte Spalte Details, indem Sie<br />

einfach die gewünschten Tasten drücken.<br />

In unserem Test geben wir als Tastenkombination<br />

[Alt]+[Pfeil-rechts] an, dann legen wir eine<br />

zweite Aktion an und wählen [Alt]+[Pfeil-links].<br />

Bevor Sie eine Geste aufnehmen, wechseln Sie in<br />

den Reiter Einstellungen und klicken auf Gesten-<br />

Maustaste. Halten Sie die definierte Maustaste<br />

gedrückt, während Sie eine Geste ausführen. Der<br />

Klick auf das Scrollrad (Maustaste 2) ist aber<br />

wenig intuitiv. Wollen Sie Gesten mit Hilfe der gedrückten<br />

linken Maustaste ausführen, klicken Sie<br />

nun mit dieser Taste in das graue Feld. Ab sofort<br />

aktiviert Maustaste 1 die Gesten, und Sie kehren<br />

zurück in den Reiter Aktionen.<br />

Die zur Aktion gehörende Geste zeichnen Sie nun<br />

über die Schaltfläche Geste aufnehmen auf. Sie<br />

vollführen die Geste an einem beliebigen Ort auf<br />

dem Desktop, auch die Größe spielt keine Rolle.<br />

Wichtig ist nur, dass Easystroke später die Bewegungsrichtung<br />

erkennt. Die Geste erscheint in der<br />

ersten Spalte als Grafik. Die Farben von Blau nach<br />

Grün stehen für die Richtung Ihrer Maus (Abbildung<br />

2). Die blauen Striche zeigen den Beginn,<br />

die grünen das Ende der Mausbewegung. So sehen<br />

Sie stets, wo Sie die Maus aufsetzen müssen, um<br />

die gewünschte Aktion auszulösen.<br />

Ihrer Fantasie sind nun keine Grenzen gesetzt.<br />

Über Gesten maximieren und minimieren Sie Fenster,<br />

starten und schließen Anwendungen u. v. m.<br />

Die wohl nützlichsten Vor- und Zurückgesten, die<br />

Sie in Anwendungen vom Bildbetrachter, über den<br />

Webbrowser bis hin zum Dateimanager benutzen,<br />

haben Sie bereits eingerichtet.<br />

Den restlichen Reitern im Einstellungsdialog sollten<br />

Sie auch Beachtung schenken. Bereits erwähnt<br />

haben wir die Einstellungen, in denen Sie die Gesten-Maustaste<br />

festlegen.<br />

Auch das Timeout-Profil<br />

ist nicht uninteressant<br />

(Abbildung 3). Easystroke<br />

verzögert Drag-&-<br />

Drop-Aktionen der Maus<br />

ein wenig, um Gesten<br />

von normalen Aktionen<br />

zu unterscheiden. Beim<br />

Verschieben von Fenstern<br />

oder beim Markieren<br />

von Textpassagen erweist<br />

sich das Verhalten<br />

der Software als etwas<br />

gewöhnungsbedürftig.<br />

Die Software visualisiert<br />

die Mausbewegung,<br />

aber für einen kurzen<br />

Moment tut sich auf<br />

dem Bildschirm erstmal<br />

nichts. Merkt Easystroke, dass Sie gerade keine<br />

Aktion ausführen wollen, verschiebt es das Fenster<br />

oder markiert den Text. Über das Timeout-Profil<br />

verkürzen Sie die Verzögerungen. Sie müssen<br />

die Geste dann zwar sofort nach dem Mausklick<br />

umsetzen (was das Ganze etwas erschwert), das<br />

verhindert aber, dass Easystroke „normale“ Mausaktionen<br />

als Gesten interpretiert.<br />

Sind Sie mit Easystroke zufrieden und wollen das<br />

Programm stets verwenden, bewirkt hier auch<br />

eine Option, dass die Software automatisch beim<br />

Anmelden startet (Automatisch starten). Sie müssen<br />

Easystroke also nicht in die Voreinstellungen<br />

für Gnome-Sitzungen eintragen. Optional fügen<br />

Sie zudem Ausnahmen für Fenster hinzu, in denen<br />

das Programm keine Gesten erkennen soll. Dazu<br />

klicken Sie im Reiter Einstellungen auf Ausnahme<br />

hinzufügen und wählen die entsprechende Anwendung<br />

aus, indem Sie mit der linken Maustaste,<br />

die sich in ein Fadenkreuz verwandelt, auf ein geöffnetes<br />

Fenster dieses Programms klicken.<br />

In den Optionen im Register Fortgeschritten nehmen<br />

Sie einzelne Eingabegeräte von<br />

der Gestenerkennung aus. Diese Option<br />

bewährt sich bei Netbooks mit kleine<br />

Touchpads: Für aufwändige Gesten ist<br />

deren Fläche oft viel zu eingeschränkt.<br />

Infolgedessen führen Sie Gesten bequem<br />

über eine externe Maus aus und<br />

Easystroke behindert Sie nicht bei der<br />

Arbeit mit dem Touchpad.<br />

Die Möglichkeiten von Easystroke komplett<br />

zu beschreiben, fällt schwer, weil<br />

jeder Anwender individuelle Bedürfnisse<br />

hat. Aber besonders so einfache<br />

Gesten wie Vor, Zurück, Minimieren<br />

oder Maximieren gehen schnell ins<br />

Muskelgedächtnis über, so dass Sie bald<br />

nicht mehr ohne Easystroke arbeiten<br />

möchten. (kki) ●●●<br />

3 Mit ein paar Handgriffen passen Sie <strong>Ubuntu</strong> so an, dass Easystroke<br />

automatisch beim Anmelden auf dem Desktop startet.<br />

Info<br />

[1] Bibliothek zum Erkennen<br />

von Multitouch-Gesten:<br />

[https:// launchpad. net/<br />

canonical‐multitouch/<br />

utouch‐grail]<br />

[2] Schnittstelle zwischen<br />

Anwendungen und uTouch-<br />

Grail: [https:// launchpad.<br />

net/ canonical‐multitouch/<br />

utouch‐geis]<br />

[3] Gestenerkennung als Addon<br />

für Firefox:<br />

[https:// addons. mozilla. org/<br />

de/ firefox/ tag/ Mouse%20<br />

Gestures]<br />

[4] Homepage vom Easystroke:<br />

[http:// sourceforge. net/<br />

apps/ trac/ easystroke/]<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

47


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Schwerpunkt<br />

Compiz konfigurieren<br />

itestro, Fotolia<br />

Compiz-Effekte nutzen<br />

Schicker<br />

Arbeitsplatz<br />

Würfel, die sich drehen,<br />

wenn Sie zwischen<br />

Arbeitsflächen wechseln,<br />

Regentropfen,<br />

die auf den Desktop<br />

plätschern: Solche<br />

Effekte erzeugen Sie mit<br />

Compiz. Wir zeigen, wie<br />

Sie die Effektmaschine<br />

(sinnvoll) einsetzen.<br />

Stephan Lamprecht<br />

Die Optionen im Compiz Settings Manager sind übersichtlich<br />

gegliedert: Links stehen die Kategorien, rechts die Effekte.<br />

Die Arbeit am Computer ist hart genug, gönnen<br />

Sie sich wenigstens ästhetisch etwas Abwechslung.<br />

Verborgen in den Einstellungen von <strong>Ubuntu</strong><br />

werkelt ein beeindruckendes Programm, mit dem<br />

Sie Ihren Desktop um Funktionen erweitern, die<br />

ihn schöner machen und die Arbeit erleichtern.<br />

Was macht Compiz?<br />

Wenn Sie einen Text im Editor verfassen oder den<br />

Browser starten, um eine Information aus dem<br />

Internet nachzuschlagen, geschieht das alles in<br />

Programmfenstern. Das Vergrößern, Verkleinern<br />

und Verschieben dieser Fenster regelt in <strong>Ubuntu</strong><br />

ein Fenstermanager namens Metacity. Dieser lässt<br />

sich durch den Fenstermanager Compiz ersetzen,<br />

der die Fähigkeiten moderner Grafikkarten mit<br />

Hilfe visueller Effekte ausreizt. Das stellt einige<br />

Ansprüche an die Grafikkarte, die daher halbwegs<br />

aktuell sein und 3-D-<br />

Beschleunigung nutzen<br />

sollte: Andernfalls<br />

wird aus der Arbeit am<br />

Computer schnell ein<br />

Geduldsspiel.<br />

Einstieg<br />

In allen aktuellen Versionen<br />

von <strong>Ubuntu</strong> ist<br />

Compiz mit dabei. Die<br />

Effekte warten dezent<br />

im Hintergrund, bis Sie<br />

sie explizit aktivieren.<br />

Dazu klicken Sie in der<br />

Menüleiste auf System | Einstellungen | Erscheinungsbild<br />

und wechseln in das Register Visuelle<br />

Effekte. Dort entscheiden Sie, ob die Effekte normal<br />

oder exzessiv ausfallen sollen. <strong>Ubuntu</strong> prüft,<br />

ob die 3-D-Beschleunigung für Ihre Grafikkarte<br />

funktioniert, und aktiviert dann die Effekte.<br />

Um zu testen, ob Compiz korrekt arbeitet, probieren<br />

Sie am besten die so genannte Exposé-<br />

Funktion aus. Wenn Sie die Super-Taste (die mit<br />

dem Windows-Symbol) und [E] drücken, blendet<br />

Compiz die virtuellen Arbeitsflächen mit den darauf<br />

laufenden Anwendungen ein. Mit einem Doppelklick<br />

wechseln Sie zum Desktop Ihrer Wahl.<br />

Den vollen Zugriff auf alle Optionen erhalten Sie<br />

erst über den Settings Manager von Compiz. Über<br />

ihn passen Sie auch die Tastenkombinationen an<br />

Ihre Wünsche und Gewohnheiten an.<br />

Compiz Settings Manager<br />

Um die erweiterten Einstellungen zu nutzen,<br />

installieren Sie zusätzlich das Paket compizconfigsettings-manager<br />

(Referenz: Paketmanagement).<br />

Wollen Sie besonders beeindruckende dreidimensionale<br />

Effekte einsetzen, brauchen Sie zudem<br />

die notwendigen Plug-ins, die Sie mit dem Paket<br />

compiz-fusion-plugins-extra einspielen.<br />

Arbeitsfläche konfigurieren<br />

Die erweiterten Einstellungen von Compiz erreichen<br />

Sie über System | Einstellungen | Compiz-<br />

Config Einstellungs-Manager (Abbildung ). Die<br />

Entwickler haben die zahlreichen Optionen übersichtlich<br />

in Kategorien unterteilt; die Arbeit mit<br />

50 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Compiz konfigurieren<br />

Schwerpunkt<br />

den Optionen folgt einem einheitlichen Schema.<br />

Markieren Sie eine Kategorie, zeigt Ihnen Compiz<br />

im rechten Bereich die Effekte und deren Funktionen<br />

an. Die Einstellungen offenbart ein Klick auf<br />

die jeweiligen Effekte; zum Teil gewähren Ihnen<br />

weitere Register Zugriff auf Details.<br />

Wollen Sie wissen, wie Ihr System die Desktopeffekte<br />

verkraftet, starten Sie ein kleines Testprogramm.<br />

Wechseln Sie in die Rubrik Sonstiges und<br />

aktivieren Sie hier den Eintrag Leistungstest. Mit<br />

[Super]+[F12] rufen Sie diesen auf. Pendelt sich<br />

der angezeigte Balken im grünen Bereich ein, genügt<br />

Ihre Hardwareausstattung, um viele Effekte<br />

einzuschalten (Abbildung 2). Fällt die Bildwiederholfrequenz<br />

aber sehr gering aus, beschränken<br />

Sie sich besser auf wenige Effekte.<br />

In den Optionen zur Arbeitsfläche legen Sie unter<br />

anderem fest, was Compiz tut, wenn Sie zwischen<br />

geöffneten Anwendungen umschalten. Vom Mac<br />

her kennen Sie vielleicht die Möglichkeit, den<br />

Mauszeiger in eine Ecke des Bildschirms zu ziehen,<br />

um alle Arbeitsflächen zu sehen. Um diesen<br />

Effekt unter <strong>Ubuntu</strong> einzustellen, klicken Sie auf<br />

die Kategorie Arbeitsfläche und im rechten Bereich<br />

des Fensters auf Expo. Sie landen direkt im Register<br />

Tastenkombination. Dort sehen Sie als ersten<br />

Eintrag die voreingestellte Tastenkombination<br />

für den Aufruf der Funktion. Um eine Ecke des<br />

Bildschirms zu aktivieren, klicken Sie in der Zeile<br />

Expo Edge auf den Schalter Nichts. Im nächsten<br />

Fenster wählen Sie mit der Maus die passende<br />

Ecke in der verkleinerten Darstellung Ihres Monitors<br />

und verlassen den Dialog über OK. Platzieren<br />

Sie nun den Mauszeiger in dieser Ecke, blendet<br />

Compiz alle Arbeitsflächen ein. In dieser Ansicht<br />

ziehen Sie auch laufende Anwendungen per<br />

Drag & Drop auf andere Arbeitsflächen.<br />

Windows präsentiert kleine <strong>Vorschau</strong>bilder der<br />

Anwendungen, wenn Sie die Maus über minimierte<br />

Fenster schieben. Compiz stellt diesen Effekt<br />

unter Sonstiges | Fenster-<strong>Vorschau</strong>bilder bereit.<br />

Eigene Tastenkürzel<br />

Fast alle Effekte und Funktionen aktivieren Sie mit<br />

einer Tastenkombination. Legen Sie einfach Ihre<br />

eigenen Kürzel fest, Sie können hier nichts falsch<br />

machen. Mit einem Mausklick kehren Sie jederzeit<br />

zu den Voreinstellungen zurück. Zugleich wacht<br />

Compiz darüber, dass sich die Kombinationen<br />

nicht in die Quere kommen. Um einen Befehl zu<br />

bearbeiten oder neu hinzuzufügen, klicken Sie auf<br />

den Schalter, der die aktuelle Tastenkombination<br />

anzeigt, und im nächsten Dialog auf Tastenkombination<br />

auswählen. Benutzen Sie dann die neue<br />

Kombination und verlassen Sie den Dialog mit OK.<br />

Ihre Änderungen übernimmt das System sofort,<br />

es sei denn, eine andere Funktion verwendet die<br />

Tastenfolge bereits. Dann bietet ein Dialog weitere<br />

Handlungsoptionen an. Mit einem Klick auf den<br />

Besen neben jeder Einstellung kehren Sie zur Standardkonfiguration<br />

zurück.<br />

Barrierefrei<br />

Einige Effekte von<br />

Compiz erleichtern<br />

durchaus den<br />

Computeralltag und<br />

erlauben sogar einen<br />

barrierefreien<br />

Umgang mit dem<br />

Desktop. Wechseln<br />

Sie in die Rubrik Barrierefreiheit und aktivieren<br />

Sie Show Mouse. Drücken Sie jetzt [Super]+[K],<br />

hebt das den Mauszeiger deutlich auf der Arbeitsfläche<br />

hervor. Der Magnifier ([Super]+[M]) bietet<br />

eine Bildschirmlupe an. Die Konzentrationshilfe<br />

([Super]+[P]) dunkelt alle nicht aktiven Fenster<br />

ab, damit sich Menschen mit Aufmerksamkeitsstörungen<br />

besser auf die aktuelle Aufgabe fokussieren.<br />

Sie heben alle Effekte durch erneutes Drücken<br />

der zugehörigen Kombinationen wieder auf.<br />

Zuckerwerk mit Nutzen<br />

Compiz bietet darüber hinaus zahllose Effekte<br />

an, die für Abwechslung im Alltag sorgen, aber<br />

kaum einen praktischen Nutzen besitzen. Steht<br />

bei Ihnen das schnelle Arbeiten im Vordergrund,<br />

deaktivieren Sie einige der Effekte. Unter Effekte<br />

schalten Sie etwa Wacklige Fenster und Animationen<br />

ab. Das macht den Desktop etwas nüchterner,<br />

beschleunigt aber die Interaktion. Auch den berühmten<br />

Würfel und seine dreidimensionale Animation<br />

brauchen Sie nicht zwingend (Abbildung<br />

3). Alternativ aktivieren Sie eine praktischere Animation,<br />

die es Ihnen erlaubt, ein aktives Fenster<br />

mit der Maus auf einen anderen Desktop zu ziehen<br />

(Arbeitsfläche | Desktop-Tafel). In den Einstellungen<br />

der Erweiterung wechseln Sie in das etwas<br />

versteckte Register Umschaltung am Desktoprand<br />

und aktivieren An Rand wechseln (Verschieben<br />

von Fenstern). Ziehen Sie jetzt ein Fenster mit<br />

der Maus über den Rand der aktiven Arbeitsfläche,<br />

wechselt es automatisch zum nächsten Desktop.<br />

Damit räumen Sie ein Programmfenster, das Sie<br />

stört, ganz leicht aus dem Weg – ohne die Exposé-<br />

Funktion.<br />

Um sich über die Funktion<br />

der einzelnen Plug-ins zu<br />

informieren, lesen Sie am besten<br />

das offizielle Compiz-Wiki<br />

[1], das in englischer Sprache<br />

vorliegt. In den offiziellen Foren<br />

[2] gibt es hingegen auch<br />

eine deutschsprachige Rubrik.<br />

Experimentieren Sie mit den<br />

Einstellungen von Compiz,<br />

wartet am Ende ein völlig<br />

individueller Arbeitsplatz auf<br />

Sie! (kki) ●●●<br />

2 Über einen Leistungstest prüfen Sie, wie gut Ihr Rechner die zum<br />

Teil recht exessiven Desktopeffekte verkraftet.<br />

Referenz<br />

Paketmanagement: Wie Sie Software<br />

unter <strong>Ubuntu</strong> installieren, erklärt<br />

der Artikel ab Seite 36.<br />

Glossar<br />

Bildwiederholfrequenz: Anzahl der<br />

angezeigten Bilder pro Sekunde;<br />

fällt diese unter einen bestimmten<br />

Wert, nimmt der Anwender das Bild<br />

als ruckelnd war.<br />

Info<br />

[1] Compiz-Wiki:<br />

[http:// wiki. compiz. org/]<br />

[2] Compiz-Forum:<br />

[http:// forum. compiz. org/]<br />

3 Die Desktopeffekte bringen Abwechslung in den Alltag,<br />

verlangsamen aber auch den Arbeitsprozess.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

51


Schwerpunkt<br />

Conky-Tuning<br />

Alles im Blick mit Conky<br />

Bestens informiert<br />

Paul Heasman, Fotolia<br />

Mit ConkyWizard und<br />

Auf Screenshots von Linux-Systemen haben<br />

Sie sie sicher schon gesehen – die grafisch dargestellten<br />

Informationen über das System auf dem<br />

Conky Colors erstellen<br />

Sie im Handumdrehen Desktop. Sie zeigen auf einen Blick, wie es um<br />

die Festplattenbelegung oder die aktuelle Netzwerkauslastung<br />

steht.<br />

ansprechende Konfigurationen<br />

für den<br />

Bei vielen Anwendern kommt der Systemmonitor<br />

Conky [1] zum Einsatz. Er zeigt von simplen<br />

Systemmonitor Conky. Texten bis zu aufwändigen Grafiken so ziemlich<br />

Christoph Langner<br />

alles an, was sich aus dem System auslesen lässt.<br />

Kein Wunder, dass die Besucher zahlreicher Linux-<br />

Foren regelmäßig neueste Tricks und Tipps zu<br />

Conky-Konfigurationen austauschen [2].<br />

Die Flexibilität hat jedoch ihren Preis: Conky<br />

selbst besitzt keine grafische Oberfläche, um die<br />

Desktopausgabe zusammenzuklicken. Vielmehr<br />

müssen Sie diese in der für Conky zuständigen<br />

Konfigurationsdatei ~/ .conkyrc im Home-Verzeichnis<br />

regelrecht<br />

programmieren.<br />

Das schreckt viele<br />

Einsteiger ab, die<br />

dann zu simpleren<br />

Screenlets [3]<br />

greifen. Allerdings<br />

erweisen sich diese<br />

Miniprogramme<br />

meist als deutlich<br />

beschränkter in<br />

ihrer Funktion<br />

und verbrauchen<br />

zugleich mehr Ressourcen.<br />

Sie installieren Conky über das Software-Center und konfigurieren Conky installieren<br />

Sie über es auf der Kommandozeile.<br />

das<br />

Software-Center (Referenz: Paketmanagement),<br />

die Anwendung steckt im Paket conky-all (Abbildung<br />

). Das Programm steuern Sie über das<br />

Terminal und mit Hilfe von Konfigurationsdateien.<br />

Es gibt zum Glück praktische Skripte, über die Sie<br />

Conky schnell und bequem einrichten.<br />

Sensoren<br />

Zunächst müssen Sie es Conky ermöglichen, Informationen<br />

über Ihr System zu sammeln. Unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> helfen die Programme Lm_sensors [4] und<br />

Hddtemp [5]. Lm_sensors ist eine Sammlung von<br />

Bibliotheken und Programmen, mit denen Sie aus<br />

den Chipsätzen der Mainboards und Grafikkarten<br />

Informationen zu Spannung, Temperatur und der<br />

Umdrehungszahl von Lüftern auslesen. Hddtemp<br />

macht letztlich dasselbe mit Festplatten. Sie installieren<br />

die Pakete und suchen von Hand im System<br />

nach den vorhandenen Sensoren. Erst dann verwendet<br />

Conky diese Informationen auch selbst;<br />

Listing 1 zeigt, wie es geht.<br />

Sie installieren zunächst die beiden Programme<br />

(Zeile 1). Bei der Installation von Hddtemp fragt<br />

Sie der Installer, ob Sie es als Dienst einrichten<br />

möchten, was Sie verneinen. Damit Conky später<br />

die Daten von Hddtemp ohne Root-Rechte auslesen<br />

kann, setzen Sie das so genannte SUID-Bit<br />

für Hddtemp (Zeile 2). Führen Sie dann das Skript<br />

sensors-detect aus (Zeile 3). Dieses stellt eine Unmenge<br />

an Fragen; beantworten Sie jede einzelne<br />

mit YES, was auch – bis auf die letzte Frage – die<br />

Vorgabe ist.<br />

Nach der – hoffentlich erfolgreichen – Suche nach<br />

Sensoren, prüfen Sie selbst, was Lm_sensors über<br />

Ihr System herausfindet (Listing 2). Erscheinen<br />

52 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Conky-Tuning<br />

Schwerpunkt<br />

keine Spannungen oder Temperaturen, kann<br />

Lm_sensors vermutlich mit den in Ihrem System<br />

verbauten Chipsätzen nichts oder nur wenig anfangen.<br />

In diesem Fall bleibt nur die Hoffnung,<br />

dass es in der nächsten Version auch Ihre Hardware<br />

kennt.<br />

Sie starten Conky, indem Sie über [Alt]+[F2] und<br />

Eingabe von gnome‐terminal eine Konsole aufrufen<br />

und dann conky eingeben. Auf dem Desktop erscheint<br />

nun eine recht hässliche schwarze Box mit<br />

den ausgelesenen Systeminformationen.<br />

Zur individuellen Anpassung von Conky müssten<br />

Sie nun eine eigene versteckte Konfigurationsdatei<br />

namens .conkyrc im Home-Verzeichnis erstellen.<br />

Als Vorlage bietet sich die Datei /etc/ conky/ conky.<br />

conf an, die eine Beispielkonfiguration enthält.<br />

Doch anstatt lange zu basteln, verwenden Sie<br />

nun wahlweise die Skripte ConkyWizard [6] oder<br />

Conky Colors [7]. Beide generieren eine an Ihr System<br />

angepasste Konfiguration, ohne dass Sie selbst<br />

groß herumdoktern müssen.<br />

ConkyWizard<br />

ConkyWizard finden Sie bei Google Code [8]. Sie<br />

laden die zu Ihrer <strong>Ubuntu</strong>-Version passende Variante<br />

herunter und entpacken diese mit einem<br />

Rechtsklick in Nautilus auf das tar.gz-Archiv. Die<br />

entpackte Datei führen Sie per Doppelklick aus.<br />

In fünf Schritten erstellen Sie nun eine grafische<br />

Oberfläche für die gewünschte Konfiguration<br />

(Abbildung 2). Beenden Sie den Assistenten,<br />

landet die Konfiguration als versteckte Datei im<br />

Listing 1<br />

01 sudo apt‐get install lm‐sensors hddtemp<br />

02 sudo chmod u+s /usr/sbin/hddtemp<br />

03 sudo sensors‐detect<br />

Listing 2<br />

$ sensors<br />

[...]<br />

Vcore Voltage: +1.14 V (min = U<br />

+0.85 V, max = +1.60 V)<br />

+3.3 Voltage: +3.46 V (min = U<br />

+3.00 V, max = +3.60 V)<br />

+5.0 Voltage: +5.16 V (min = U<br />

+4.50 V, max = +5.50 V)<br />

+12.0 Voltage: +12.56 V (min = U<br />

+11.20 V, max = +13.20 V)<br />

CPU FAN Speed: 1044 RPM (min U<br />

= 0 RPM)<br />

[...]<br />

CPU Temperature: +44.0°C (high =U<br />

+90.0°C, crit = +125.0°C)<br />

MB Temperature: +42.0°C (high =U<br />

+45.0°C, crit = +90.0°C)<br />

Home-Verzeichnis unter<br />

.ConkyWizardTheme.<br />

Zusätzlich erzeugt das<br />

Skript am selben Ort<br />

eine neue Datei namens<br />

.ConkyWizardLaunch,<br />

über die Sie Conky mit<br />

der eben generierten<br />

Konfiguration starten.<br />

Sollte die Option, Conky<br />

nach dem Beenden der<br />

Konfiguration auszuführen,<br />

nicht funktionieren,<br />

starten Sie das Skript<br />

manuell über:<br />

$ $HOME/.ConkyWizardU<br />

Launch &<br />

Am unteren Rand sollte dann nach etwa 8 Sekunden<br />

die für das Skript typische Anzeige erscheinen<br />

(Abbildung 3).<br />

Leider erweist sich das von ConkyWizard erzeugte<br />

Setup oft als etwas fehlerhaft. So erscheinen bei<br />

den Temperaturen merkwürdige Sonderzeichen,<br />

wo ein °C stehen sollte. Zudem stimmt der Pfad<br />

zu einem Skript nicht, das Ihre öffentliche IP-<br />

Adresse bestimmen soll. Nicht zuletzt liest Conky<br />

die von Lm_sensors gelieferten Temperaturen mitunter<br />

falsch aus, da sich die Ausgaben abhängig<br />

vom Chipsatz unterscheiden – hier müssen Sie oft<br />

noch selbst Hand anlegen.<br />

Dazu sichern Sie die Konfigurationsdatei ConkyWizardTheme<br />

im versteckten Ordner .ConkyWizard-<br />

Theme, der im Home-Verzeichnis liegt, und öffnen<br />

sie anschließend in einem Editor (etwa Gedit).<br />

Nautilus zeigt versteckte Dateien erst an, wenn Sie<br />

diese Funktion über [Strg]+[H] aktivieren.<br />

Die Zeichenproblematik lösen Sie schnell, indem<br />

Sie die vom Skript generierten Einträge korrigieren<br />

und aus einem ºC zum Beispiel jeweils ein °C<br />

machen. Den<br />

Pfad zum Skript<br />

modifizieren<br />

Sie, indem Sie<br />

in der letzten<br />

Zeile das ip.py<br />

in ein ip.sh<br />

verwandeln.<br />

Auch die angesprochene<br />

Netzwerkkarte<br />

ändern<br />

Sie – zum<br />

Beispiel von<br />

eth0 zu wlan0.<br />

Wenn Sie schon<br />

mal hier sind,<br />

übersetzen Sie<br />

auch gleich die<br />

Bezeichnungen<br />

2 Über ConkyWizard richten Sie den Systemmonitor Conky ein.<br />

Referenz<br />

Paketmanagement: Wie Sie<br />

Conky installieren, beschreibt der<br />

Artikel zur Softwareverwaltung ab<br />

Seite 36 im Heft.<br />

Glossar<br />

SUID-Bit: Das Bit sorgt dafür, dass<br />

Sie Programme mit den Rechten<br />

des Dateibesitzers ausführen dürfen.<br />

Dadurch kann Conky Hddtemp<br />

erfolgreich nutzen, obwohl es zum<br />

Auslesen der Daten eigentlich Root-<br />

Rechte bräuchte.<br />

3 Die von ConkyWizard erzeugten Standardkonfigurationen enthalten<br />

mitunter noch kleine Fehler, die Sie aber ausbessern können.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

53


Schwerpunkt<br />

Conky-Tuning<br />

4 ConkyWizard ergänzen Sie in den Startprogramm-Einstellungen, damit die<br />

Anzeige zusammen mit dem System die Arbeit aufnimmt.<br />

Info<br />

[1] Conky-Projekt: [http:// conky.<br />

sourceforge. net/]<br />

[2] Conky-Tuning: [http://<br />

forum. ubuntuusers. de/<br />

topic/ sammelthreadzeig‐mir‐deine‐.<br />

conkyrc/]<br />

[3] Screenlets:<br />

[http:// screenlets. org/ index.<br />

php/ Home]<br />

[4] Hardwaresensoren auslesen:<br />

[http:// www. lm‐sensors. org/]<br />

[5] Hddtemp:<br />

[http:// savannah. nongnu.<br />

org/ projects/ h ddtemp/]<br />

[6] ConkyWizard:<br />

[http:// code. google. com/ p/<br />

conkywizard/]<br />

[7] Conky Colors auf Gnome.<br />

org: [http:// gnome‐look.<br />

org/ content/ show.<br />

php/ CONKY‐colors?<br />

content=92328]<br />

[8] ConkyWizard-Download:<br />

[http:// code. google. com/<br />

p/ conkywizard/ downloads/<br />

list]<br />

[9] Conky-Tuning-PPA:<br />

[https:// launchpad. net/<br />

~conkyhardcore/ +archive/<br />

ppa]<br />

Network, Disks usw. ins Deutsche und prüfen, ob<br />

ConkyWizard die richtigen Sensoren ausliest. Der<br />

passende Befehl lautet in diesem Fall:<br />

$ sensors | grep ‐A 0 'temp2' | cut ‐c15‐18<br />

Er bewirkt, dass grep die Ausgabe von sensors so<br />

filtert, dass sie nur Zeilen enthält, die den Ausdruck<br />

temp2 enthalten. Aus diesen Zeilen schneidet<br />

cut wiederum die Zeichen 15 bis 18 aus, welche<br />

die Temperatur als Dezimalzahl enthalten.<br />

Kopieren Sie den Befehl in ein Terminal, bleibt er<br />

mitunter wirkungslos, weil der Ausdruck temp2 in<br />

der Ausgabe von sensors nicht existiert. Stattdessen<br />

steht vor der CPU-Temperatur der Ausdruck<br />

CPU Temperature, weshalb Sie im Beispiel den Abschnitt<br />

in der Konfigurationsdatei zu<br />

$ sensors | grep ‐A 0 'CPU Temperature' | cU<br />

ut ‐c26‐29<br />

ändern. Nun prüfen Sie in einem Terminal, ob der<br />

geänderte Befehl die Temperatur in Form einer<br />

Kommazahl ausgibt.<br />

Damit Conky nach dem Anmelden auf dem Desktop<br />

automatisch mit Ihren Einstellungen startet,<br />

müssen Sie es in die Gnome-Sitzung integrieren.<br />

Rufen Sie dazu System | Einstellungen | Startprogramme<br />

auf und fügen Sie einen neuen Eintrag<br />

hinzu (Abbildung 4). Als Befehl tragen Sie bash<br />

.ConkyWizardLaunch ein, den Namen und Kommentar<br />

wählen Sie frei.<br />

Listing 3<br />

01 cd Downloadordner<br />

02 tar ‐xzf *conky_colors.tar.gz<br />

03 cd conky_colors<br />

04 make<br />

5 Conky Colors auf dem Desktop: Die Software lässt sich über Pakete in<br />

einem PPA erweitern.<br />

Conky Colors<br />

Alternativ zu ConkyWizard setzen Sie Conky Colors<br />

ein. Das Skript verzichtet auf eine grafische<br />

Oberfläche, ist aber nicht schwieriger zu bedienen<br />

als ConkyWizard. Sie laden es von [7] herunter.<br />

Nach dem Download öffnen Sie ein Terminal,<br />

wechseln in das Verzeichnis mit dem Archiv (Listing<br />

3, Zeile 1), entpacken dieses (Zeile 2) und<br />

kompilieren das Skript mit make (Zeile 4).<br />

Über Eingabe von ./conky‐colors ‐‐help erhalten<br />

Sie eine lange Liste möglicher Optionen. Öffnen<br />

Sie ein zweites Terminalfenster mit dem Conky-<br />

Colors-Verzeichnis und reihen Sie dann Optionen<br />

aneinander, bis Sie mit der Hilfe durch sind. Der<br />

folgende Befehl würde zum Beispiel eine Konfiguration<br />

für ein deutschsprachiges System, das<br />

Ambiance-Theme, zwei CPUs bzw. Kerne usw. generieren.<br />

Lassen Sie den Parameter - - nvdidia weg,<br />

wenn Sie keine Nvidia-Grafikkarte verwenden<br />

und ersetzen Sie - - eth0 durch den Eintrag für Ihre<br />

Netzwerkkarte (etwa wlan0 oder rausb0).<br />

$ ./conky‐colors ‐‐lang=de ‐‐theme=ambianceU<br />

‐‐cpu=2 ‐‐cputemp ‐‐swap ‐‐proc=10 ‐‐clockU<br />

=default ‐‐nvidia ‐‐hd=meerkat ‐‐network U<br />

‐‐eth0<br />

Erscheint die Ausgabe Congratulations, your conkyrc<br />

was created, installieren Sie die Konfigurationsdatei<br />

und alles, was mit ihr zusammenhängt,<br />

über den Befehl make install. Danach rufen Sie<br />

Conky über die Eingabe von conky auf und testen,<br />

ob Ihnen die erstellte Konfiguration auch gefällt.<br />

Ein typisches Setup zeigt Abbildung 5.<br />

Sind Sie mit dem Ergebnis nicht zufrieden, beenden<br />

Sie Conky über [Strg]+[C] im Terminalfenster<br />

und ändern die eben gezeigte ./ conky-colors-Zeile.<br />

Dann installieren Sie die modifizierte Konfiguration<br />

mittels make install erneut. Das Spiel wiederholen<br />

Sie beliebig oft; häufig dauert es etwas,<br />

54 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Conky-Tuning<br />

Schwerpunkt<br />

bis Sie wirklich mit allen Einstellungen zufrieden<br />

sind. Bedenken Sie auch, dass Optionen wie die<br />

Wetteranzeige zusätzliche Skripte erfordern, die<br />

Sie bei Bedarf über das Conkyhardcore-PPA [9]<br />

einspielen (Referenz: Paketmanagement).<br />

Beachten Sie, dass Conky Colors neben dem bereits<br />

beschriebenen Set an Möglichkeiten auch<br />

eine Konfiguration namens Conky Cairo (Abbildung<br />

) kennt. In der Hilfe finden Sie diese<br />

am Ende der Erläuterungen. Conky Cairo liefert<br />

weniger technische Infos, als vielmehr halbrunde<br />

Tortendiagramme, die Sie visuell über Festplattenund<br />

CPU-Auslastungen informieren. Eine entsprechende<br />

Konfiguration sähe zum Beispiel so aus:<br />

$ ./conky‐colors ‐‐cairo ‐‐lang=de U<br />

‐‐theme=ambiance ‐‐cpu=2 ‐‐orcpu ‐‐swap U<br />

‐‐clock=cairo ‐‐network ‐‐eth0<br />

Der Autor<br />

Christoph Langner arbeitet für<br />

die PTV AG Karlsruhe in Karlsruhe<br />

im Bereich des Testmanagements<br />

und ist seit Jahren<br />

in der Open-Source-Szene<br />

aktiv. Sie finden sein Blog rund<br />

um GNU/ Linux auf [http://<br />

linuxundich. de/].<br />

Conky Cairo wirkt etwas eleganter, liefert jedoch<br />

weniger Details.<br />

Sind Sie mit der Einrichtung zufrieden, fügen Sie<br />

Conky auch hier wieder zur Sitzung hinzu. Wie<br />

für ConkyWizard beschrieben, öffnen Sie die<br />

Startprogramm-Einstellungen und fügen diesmal<br />

.conkycolors/bin/conkyStart als Starteintrag hinzu.<br />

Beim nächsten Anmelden sollte Conky nach etwa<br />

30 Sekunden automatisch erscheinen.<br />

Fazit<br />

Mit den beiden Skripten erstellen Sie sehr einfach<br />

ansprechende Conky-Konfigurationen, ohne sich<br />

stark mit der Materie beschäftigen zu müssen. Die<br />

mit Hilfe der Skripte generierte Konfiguration kann<br />

zudem als Ausgangspunkt für Ihr individuelles<br />

Conky-Setup dienen – so müssen Sie beim Erstellen<br />

einer ansprechenden Konfiguration nicht bei<br />

Null beginnen. (kki) ●●●<br />

ã VermischtesÒ aus dem Linuxhotel<br />

Klausur oder Events im Linuxhotel...<br />

Unsere Schulungen sind (au§ er im Sommer) sehr oft<br />

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kš nnen Sie das Linuxhotel komplett mieten. Ideal<br />

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Ein hoch innovatives, 4000qm gro§ es KŸ nstlerdorf<br />

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www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

55


Schwerpunkt<br />

Unity<br />

Emir Memedovski, 123RF<br />

<strong>Ubuntu</strong>s Netbook-Oberfläche<br />

Sehr elegant!<br />

Unity soll <strong>Ubuntu</strong>s<br />

Geheimwaffe für Geräte<br />

mit kleinen Displays<br />

wie etwa Netbooks<br />

werden. Der Desktop<br />

löst Netbook Remix ab<br />

und setzt auf Gnome-3-<br />

Technologie. Wir haben<br />

ihn getestet. Kristian Kißling<br />

<strong>Ubuntu</strong> peilt kleinere Geräte an, Unity soll<br />

dabei helfen. Der vormals als <strong>Ubuntu</strong> Netbook<br />

Remix bekannte Desktop soll auf Netbooks und<br />

kleineren Geräten laufen, deren Displays traditionell<br />

wenig Platz bieten. Er ist Teil der <strong>Ubuntu</strong><br />

Netbook Edition 10.10 (UNE), einem für Netbooks<br />

optimierten <strong>Ubuntu</strong>-Derivat. Bei einem Test mit<br />

dem Dell Inspiron Mini 1018, in dem ein Intel<br />

Atom N455 werkelt, lief Unity auch ganz ordentlich.<br />

Dafür zeigte das Testgerät einige Schwächen,<br />

die der Kasten Das Testgerät aufzählt.<br />

Um das Defizit der kleinen und oft sehr breiten<br />

Displays auszugleichen, bringt Unity den linken<br />

Bildschirmrand ins Spiel, an dem es seine Programmstarter<br />

in Form von Icons vertikal aufreiht<br />

(Abbildung 1). An den Gnome-Desktop erinnert<br />

nur noch die obere Bildschirmleiste, die rechts<br />

das bekannte MeMenu, den Systembereich und<br />

weitere eingeführte Panel-Applets anzeigt.<br />

Das Testgerät<br />

Auf dem getesteten Netbook lief Unity zwar in annehmbarer<br />

Geschwindigkeit, dennoch ergaben sich im Test<br />

einige Probleme. So stimmen im BIOS, das Sie über [F2]<br />

erreichen, die angegebenen Tastaturkürzel nicht, was<br />

das Verändern der Bootreihenfolge zu einem von lautem<br />

Gepiepse begleiteten „Trial-and-Error-Prozess“ macht.<br />

Über [F12] gelangen Sie schneller zum Ziel.<br />

Das WLAN funktioniert leider nicht, es sei denn, Sie<br />

benutzen das angepasste <strong>Ubuntu</strong> 10.04, das Dell mit<br />

diesen Geräten ausliefert [1]. Offenbar hat die Firma<br />

für den WLAN-Chip einen eigenen Treiber programmiert.<br />

Immerhin arbeitet die integrierte Webcam gut mit<br />

Cheese zusammen. Der dabei erstellte OGV-Film ließ<br />

sich nicht abspielen, auch das Betrachten von HD-Filmen<br />

überschreitet die Kapazitäten des Netbooks. Filme<br />

in herkömmlicher PAL-Aufösung gibt es hingegen flüssig<br />

wieder, und die Soundunterstützung funktioniert auch.<br />

56 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Unity<br />

Schwerpunkt<br />

Starten Sie ein Programm wie Firefox,<br />

nimmt das – bis auf die linke Leiste<br />

– den kompletten Bildschirm ein und<br />

überlagert alle anderen Fenster. Wie<br />

bei Mac OS X erscheint unter dem Icon<br />

einer gestarteten Anwendung ein kleines<br />

graues Dreieck. So sehen Sie auf<br />

einen Blick, von welchen Programmen<br />

zur Zeit eine Instanz läuft. Der Anwendung<br />

mit dem gerade aktiven Fenster<br />

verpasst Unity noch ein zweites kleines<br />

Dreieck. Wollen Sie nun von Firefox zu<br />

Evolution wechseln, klicken Sie auf das<br />

Icon für Evolution, und das Fenster der<br />

Bürosoftware übernimmt den Schirm.<br />

Klicken Sie auf das kleine violette Icon<br />

im unteren Bereich des Docks (Abbildung<br />

2), sehen Sie alle offenen Fenster<br />

auf einmal (Exposé-Modus).<br />

Anders als die Hühner auf einer Stange<br />

machen die Icons sich fast beliebig<br />

dünn, wenn zu viele von ihnen das<br />

Dock bevölkern. Sie falten sich dann an einem<br />

Ende der Leiste zusammen. Klicken Sie mit der<br />

linken Maustaste auf die Icons und halten Sie<br />

diese gedrückt, bewegen Sie die komplette Leiste<br />

nach oben oder unten. Um einen Starter zu entfernen,<br />

benutzen Sie die rechte Maustaste und rufen<br />

den Eintrag Aus dem Startmenü entfernen auf.<br />

Wollen Sie hingegen eine neue Anwendung im<br />

Menü verankern, starten Sie diese Anwendung zunächst,<br />

klicken dann auf das Icon und wählen aus<br />

dem Kontextmenü Im Startmenü behalten.<br />

Um den wertvollen Platz besser auszunutzen,<br />

kommen auf dem Unity-Desktop erstmals die Windicators<br />

(Window Indicators) zum Einsatz. Das<br />

Konzept stammt von <strong>Ubuntu</strong>s Design-Team und<br />

Mark Shuttleworth, welcher die Windicators erstmals<br />

im Mai in seinem Blog erwähnte [2]. Unity<br />

2 Im Exposé-Modus erscheinen alle momentan geöffneten Fenster im Überblick. Das Feature gibt es in<br />

ähnlicher Form auch für die Gnome Shell.<br />

verschmilzt die Fenster der Anwendungen im Vollbildmodus<br />

mit der oberen Menüleiste. Die Fensterelemente<br />

– und teilweise auch die Menüs – wandern<br />

also in die obere Leiste. Das verkleinert die<br />

Fensterrahmen und schafft mehr Platz für die Inhalte.<br />

Allerdings sind nicht alle Fenster gleich gut<br />

an Unity angepasst: Bei einigen Anwendungen, zu<br />

denen Firefox und OpenOffice gehören, landet das<br />

Menü nicht im Panel, weil diese Anwendungen<br />

andere Grafikbibliotheken verwenden.<br />

Im Hintergrund von Unity werkelt Mutter, der<br />

neue Fenstermanager des Gnome-Projekts, der<br />

auch bei Gnome 3 zum Einsatz kommt. Insgesamt<br />

erinnert Unity auch ein wenig an die Gnome Shell<br />

(Referenz: Gnome Shell) und übernimmt ein paar<br />

der von ihr eingesetzten Features. Unity scheint<br />

zugleich ein Testballon für den Einsatz des kom-<br />

Referenz<br />

Gnome Shell: Einen freien Artikel<br />

zur Gnome Shell finden<br />

Sie auf unserer Webseite unter<br />

[http:// ubuntu-user. de/ 20246].<br />

Glossar<br />

1 Die Oberfläche von Unity versammelt die Starter für die wichtigen Anwendungen in dem linken vertikalen Dock.<br />

Mutter: In Gnome 3.0 löst Mutter<br />

den bisherigen Fenstermanager<br />

Metacity ab. Er nutzt die Bibliothek<br />

Clutter und kann dank ihrer<br />

OpenGL-Unterstützung grafische<br />

Oberflächen mit 3-D-Effekten versehen<br />

– ganz ohne Compiz-Unterstützung.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

57


Schwerpunkt<br />

Unity<br />

3 Dateien und Anwendungen verwalten Sie in Unity bevorzugt über das so genannte Dash. Der Dateimanager<br />

Nautilus tritt insgesamt in den Hintergrund, und die gewohnten Menüs verschwinden.<br />

Glossar<br />

Activity Journal: Anhand von Metadaten<br />

spürt Gnomes Activity<br />

Journal Dateien, Dokumente und<br />

Webseiten auf, mit denen Sie kürzlich<br />

gearbeitet haben. Die Zeitgeist-<br />

Engine sammelt im Hintergrund die<br />

relevanten Informationen.<br />

Toolkit: Ein Toolkit stellt die grafischen<br />

Elemente bereit, aus denen<br />

die Entwickler grafische Anwendungen<br />

zusammenklicken. Dazu gehören<br />

Schaltflächen, Fenster, Knöpfe,<br />

Listen und vieles mehr.<br />

Info<br />

[1] Dells <strong>Ubuntu</strong> 10.04:<br />

[http:// linux. dell. com/ files/<br />

ubuntu/ lucid/ iso‐images/]<br />

[2] Windicators: [http:// www.<br />

markshuttleworth. com/<br />

archives/ 333]<br />

menden Gnome 3 unter <strong>Ubuntu</strong> zu sein. Damit es<br />

sich in seinem ganzen Glanz entfaltet – optisch<br />

macht der Desktop durchaus etwas her –, setzt<br />

Clutter auf 3-D-Effekte. Dazu benutzt das Toolkit<br />

für Unitys grafische Oberfläche OpenGL. Das bedeutet,<br />

Sie brauchen einen Grafikkartentreiber mit<br />

rudimentären 3-D-Fähigkeiten, um die Möglichkeiten<br />

des Desktops voll auszureizen.<br />

Die klassischen drei Menüpunkte Anwendungen,<br />

Orte und System, über die Sie sich durch die Programme<br />

von <strong>Ubuntu</strong> hangeln, fehlen hier. Stattdessen<br />

finden Sie im unteren Bereich der linken<br />

Leiste zwei Symbole namens Files & Folders sowie<br />

Applications – noch ist UNE nicht vollständig<br />

übersetzt. Unter Files & Folders stoßen Sie auf das<br />

Dash (deutsch etwa „Armaturenbrett“), das übersichtlich<br />

die kürzlich benutzten Dateien anzeigt<br />

und existierende Verzeichnisse auflistet (Abbildung<br />

3). Über eine Suchfunktion, die Gnomes Activity<br />

Journal verwendet, fahnden Sie nach einer<br />

bestimmten Datei und einem spezifischen Ordner<br />

auf dem Rechner. Zugleich merkt sich Unity, welche<br />

Dateien Sie in der Vergangenheit geöffnet haben<br />

bzw. mit Vorliebe benutzen.<br />

Leider fehlen bei den Anwendungen im Dash die<br />

Kontextmenüs: Klicken Sie also auf einen Film,<br />

spielt Unity diesen automatisch mit Totem ab, obwohl<br />

Sie ihn vielleicht lieber in VLC sehen wollen.<br />

Praktische Funktionen wie das schnelle Verpacken<br />

mehrerer Dateien in einem ZIP-Archiv über das<br />

Kontextmenü fallen damit auch weg.<br />

Auch hinter dem Icon Applications verbirgt sich<br />

ein Dash, über das Sie Anwendungen aufrufen.<br />

Der obere Bereich zeigt die installierten Programme<br />

an, ein Klick auf das Pluszeichen vergrößert<br />

die Liste. Im Bereich darunter erscheinen<br />

Anwendungen, die Sie über den Paketmanager installieren<br />

– auch diese Liste klappen Sie bei Bedarf<br />

aus. Ein Nachteil von Zeitgeist scheint aber darin<br />

zu liegen, dass es bestimmte Anwendungen ignoriert.<br />

Da auch der Schnellstarter per [Alt]+[F2]<br />

nicht funktioniert, müssen Sie erst ein Terminal<br />

öffnen, um Anwendungen wie xkill, xedit und xev<br />

zu starten.<br />

Schließen Sie einen USB-Stick an das Gerät, erscheint<br />

im Dock ein neuer Starter als Symbol für<br />

das Laufwerk. Ein Klick auf diesen öffnet Nautilus<br />

und zeigt die Inhalte an. Zu den übrigen voreingestellten<br />

Anwendungen in der linken Leiste gehören<br />

Empathy, Evolution, Cheese, das Software-Center<br />

und Rhythmbox.<br />

Apropos Rhythmbox: Haben Sie die MP3-Unterstützung<br />

nicht schon während der Installation von<br />

UNE eingespielt, holen Sie das jetzt nach. Geben<br />

Sie mit Rhythmbox eine MP3-Datei wieder, fragt<br />

die Software automatisch, ob sie die passenden<br />

GStreamer-Codecs installieren soll. Bejahen Sie<br />

diese Frage, spielt der Paketmanager die Codecs<br />

auf den Rechner. Auch Flash müssen Sie nachrüsten.<br />

Gelangen Sie mit Firefox auf eine Seite, die<br />

Flash-Inhalte anbietet, spielen Sie Adobes Software<br />

über einen Klick auf Plugin installieren ein.<br />

Fazit<br />

Unity ist ein Weg, um auch auf Netbooks mit kleinen<br />

Displays vernünftig und mit Stil zu arbeiten.<br />

Es gibt aber noch einiges zu tun. Der Wechsel<br />

zwischen den Anwendungen dauert teilweise zu<br />

lange, hilfreiche Kontextmenüs fehlen, und es gab<br />

im Release Candidate noch kleine Hänger beim<br />

Aufrufen und Bedienen des Dashs. Nicht zuletzt<br />

müssen Sie einige Programme über die Kommandozeile<br />

starten. Dennoch macht Unity alles in allem<br />

einen guten ersten Eindruck. (kki) ●●●<br />

58 UBUNTU<br />

01/2011<br />

user<br />

www.ubuntu-user.de


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Wissen<br />

Upstart<br />

Schnellstart mit Upstart<br />

Jenseits<br />

<strong>Ubuntu</strong> ersetzt den Init-Daemon<br />

von Unix mit einem modernen<br />

von Init<br />

Gegenstück – Upstart. Nathan Willis<br />

Jeder Linux-Nutzer weiß, was der Kernel tut –<br />

er kümmert sich um wichtige Aufgaben, wie die<br />

Speicherverwaltung, das Hardwaremanagement,<br />

die Eingabe-Ausgabe-Prozesse, die Prozessverwaltung<br />

und weitere Dinge, die das Betriebssystem<br />

am Laufen halten. Ein anderer lebenswichtiger<br />

Baustein, der meist weniger Aufmerksamkeit erhält,<br />

ist der Init-Daemon.<br />

Init ist der erste Prozess, den der Kernel startet.<br />

Er empfängt die Prozess-ID (PID) 1 und ist dafür<br />

verantwortlich, alle anderen Prozesse im System<br />

zu initialisieren. <strong>Ubuntu</strong> hat einen neuen, modernen<br />

Ersatz zum traditionellen Init-System entwickelt,<br />

der den Namen Upstart trägt. Er sorgt für<br />

größere Flexibilität sowie schnellere Startzeiten<br />

und ersetzt Init seit <strong>Ubuntu</strong> 9.10. Aktuell gibt es<br />

mit Systemd [1] noch einen alternativen neuen<br />

Ansatz, um Bootzeiten zu optimieren; dieser<br />

befindet sich aber noch in der Entwicklung. Die<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Macher haben Upstart jedoch erst jüngst<br />

optimiert und werden das System sicherlich nicht<br />

übereilt aufgeben.<br />

Init geht auf das Original-Unix (System V) von<br />

AT&T zurück, aus dem unter anderem Linux hervorging.<br />

In System-V-Derivaten fragt Init traditionell<br />

die Runlevel 0 bis 6 ab und schaut dann im<br />

Verzeichnis /etc nach einem rc-Ordner, der zu den<br />

Runleveln passt. Da <strong>Ubuntu</strong> üblicherweise auf<br />

Runlevel 2 setzt, sucht Init im Verzeichnis<br />

/etc/ rc2.d/ , wo es mehrere Dutzend Startskripte<br />

vorfindet, die sämtliche Daemons und<br />

Dienste aufrufen, die <strong>Ubuntu</strong> im<br />

normalen Multiuserbetrieb<br />

benötigt<br />

– diese<br />

Skripte führt es anschließend aus (Abbildung 1).<br />

Die im jeweiligen Runlevel gestarteten Dienste variieren.<br />

Spezielle Runlevel wie 1 (für den Singleusermodus)<br />

rufen aus Sicherheitsgründen wesentlich<br />

weniger Dienste auf. Unix-Varianten, die über<br />

einen Runlevel ohne Unterstützung für grafische<br />

Oberflächen verfügen, ersparen sich den Aufruf<br />

des X-Servers und anderer unnötiger Prozesse. In<br />

Runlevel 0 stoppt das System, und in Runlevel 6<br />

bootet es gewöhnlich neu.<br />

Das vielleicht größte Problem an diesem Modell<br />

der Systeminitialisierung liegt darin, dass Init nur<br />

ein Skript gleichzeitig ausführt. Das geschieht in<br />

einer festen Abfolge, die im Vorfeld spezifiziert<br />

und in den rc-Verzeichnissen vorbereitet werden<br />

muss. Das verlangsamt den Startprozess, weil<br />

auch Prozesse aufeinander warten müssen, die<br />

nichts miteinander zu tun haben. Betrachten<br />

Sie die zahlreichen Prozesse, die eine moderne<br />

Linux-Distribution initialisiert, summiert sich die<br />

Wartezeit schon recht beträchtlich.<br />

Hinzu kommt, dass viele Annahmen, die unter<br />

den alten Unix-Systemen getroffen wurden, inzwischen<br />

nicht mehr gelten. Besonders deutlich<br />

wird das bei der Annahme, dass<br />

sämtliche Hardware bereits<br />

präsent und eingerichtet<br />

ist,<br />

krockenmitte, photocase.com<br />

60 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Upstart<br />

Wissen<br />

wenn Init seine Arbeit aufnimmt. USB-Laufwerke<br />

und Netzwerkhardware verletzen diese Regel.<br />

Nach einigen Geräten muss das System gar die<br />

USB-Busse absuchen, um sie zu entdecken, andere<br />

erfordern das Laden von Firmware, bevor sie einsatzfähig<br />

sind.<br />

Solche Hotplug-Geräte zeigten auch andere Grenzen<br />

des traditionellen Init-Systems auf. So kann<br />

Init Skripte nur ausführen, wenn sich der Runlevel<br />

ändert – was meist beim Start oder beim Beenden<br />

des Systems geschieht. Aber das Anstecken<br />

einer neuen Hardware (etwa einer USB-Festplatte)<br />

verursacht auch eine wichtige Veränderung des<br />

Systemzustands. Auf die sollte das Betriebssystem<br />

nach Wunsch der Anwender und Entwickler möglichst<br />

sofort reagieren.<br />

1 Die Runlevel finden Sie auch unter <strong>Ubuntu</strong> 10.10 noch, z. B. in „/ etc/ rc2.d“.<br />

Auftritt Upstart<br />

Aus diesen Gründen entschied das <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Projekt, Init komplett zu ersetzen. Eine Handvoll<br />

in Entwicklung befindlicher Alternativen wurde<br />

untersucht, inklusive Apples Launchd und Solaris’<br />

Service Management Facility (SMF). Keine davon<br />

verfügte jedoch über die benötigte Funktionalität<br />

und die Kompatibilität zu <strong>Ubuntu</strong>s freier Softwarelizenz.<br />

Das Ergebnis war Upstart – ein komplett<br />

neues Initialisierungssystem.<br />

Upstart arbeitet ereignisgesteuert. Das bedeutet,<br />

dass es Jobs startet, wenn die Aufforderung dazu<br />

kommt. Es hakt nicht systematisch eine Liste vordefinierter<br />

Ereignisse ab. Dieses Design erlaubt es<br />

Upstart, mehrere Aufgaben zugleich auszuführen,<br />

wodurch es unnötige Wartezeiten vermeidet. Zudem<br />

reagiert es auch auf Systemveränderungen,<br />

die zwischen dem Hoch- und Runterfahren eines<br />

Systems stattfinden, was es flexibler macht. Upstart<br />

kann das Verhalten des alten Init-Systems<br />

nachahmen, indem es auf dieselben RC-Skripte<br />

reagiert, die es auf älteren Systemen findet. Diese<br />

Rückwärtskompatibilität war ein wichtiges Ziel;<br />

Upstart wurde bereits mit <strong>Ubuntu</strong> 6.10 (Edgy Eft)<br />

eingeführt, um als Init-Ersatz zu dienen. Die fortgeschrittenen<br />

Features kamen erst im Laufe der<br />

Zeit und in den folgenden Releases hinzu.<br />

Im traditionellen Init-Modell platziert jeder Dienst<br />

(Apache, Asterisk, LIRC etc.) ein Skript in /etc/<br />

init.d. Auf dieses verlinken dann die Dateien in<br />

den rc-Verzeichnissen. Die Namen der symbolischen<br />

Links beginnen entweder mit S (das betrifft<br />

Skripte, die beim Erreichen eines neuen Runlevels<br />

starten) oder K (für Skripte, die beim Verlassen eines<br />

Runlevels aktiv werden). Dem S und K folgen<br />

schließlich jeweils Nummern. Init führt die Skripte<br />

exakt in der durch diese Nummern konstituierten<br />

Reihenfolge aus.<br />

Skripte für Upstart-Jobs gehören hingegen in das<br />

Verzeichnis /etc/ init (Abbildung 2). Jedes Skript<br />

beinhaltet eine Beschreibung des Ereignisses oder<br />

der Ereignisse (engl. events), die das Skript aufrufen,<br />

und die Kommandos, die es dann ausführt.<br />

Upstart kennt alle auslösenden Regeln, damit es<br />

Glossar<br />

Runlevel: So nennt man die verschiedenen<br />

Systemzustände, die<br />

ein Rechner beim Booten durchläuft.<br />

Beim Erreichen eines Runlevels<br />

starten definierte Dienste des<br />

Systems; der Runlevel 0 fährt es<br />

zum Beispiel herunter.<br />

Daemons: Programme, die automatisch<br />

und ohne Zutun des Anwenders<br />

starten und Dienste anbieten.<br />

Das umfasst insbesondere<br />

Programme, die beim Erreichen<br />

bestimmter Runlevel starten.<br />

2 Die Konfigurationsdateien für Upstart-Jobs gehören in das Verzeichnis<br />

„/ etc/ init“; die Zwischenlösung „/ etc/ event.d“ hat ausgedient.<br />

3 Über den Befehl „emit“ verkündet der NetworkManager seinen aktuellen<br />

Zustand. Upstart reagiert darauf und führt die zugehörigen Jobs aus.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

61


Wissen<br />

Upstart<br />

4 Der Befehl „initctl“ zeigt eine Liste der verfügbaren<br />

Upstart-Jobs und ihren jeweiligen Status an. Auch die<br />

Prozessnummer erscheint in der Ausgabe.<br />

Info<br />

[1] Systemd:<br />

[http:// 0pointer. de/ blog/<br />

projects/ systemd. html]<br />

[2] Upstart-Projektseite:<br />

[http:// upstart. ubuntu. com/]<br />

[3] Upstart (Originalbeschreibung):<br />

[https:// wiki. ubuntu.<br />

com/ ReplacementInit]<br />

Listing 1<br />

01 # Beispiel: meindaemon<br />

02<br />

03 start on startup<br />

04 stop on runlevel 0<br />

05 stop on runlevel 6<br />

06<br />

07 pre‐start script<br />

08 # im Vorfeld: Ordner anlegen, Text U<br />

ausgeben<br />

09 mkdir ‐p /var/run/meindaemon<br />

10 echo „meindaemon ist nur ein U<br />

Beispiel“<br />

11 end script<br />

12<br />

13 exec /sbin/meindaemond<br />

14<br />

15 post‐stop script<br />

16 # Aufräumen: Ordner löschen<br />

17 rm ‐rf /var/run/meindaemon<br />

18 end script<br />

bei einem Event sofort die passende<br />

Antwort parat hat. Zugleich<br />

überwacht Upstart mit Hilfe einer<br />

Zustandsmaschine (engl. state machine)<br />

permanent den Status der<br />

Prozesse des Systems. So kann es<br />

Ereignisse initialisieren, die durch<br />

andere Prozesse ausgelöst werden.<br />

Ereignisse und<br />

Skripte<br />

Zu den unterstützten Ereignissen<br />

gehören etwa systemweite Funktionen<br />

wie startup, shutdown und<br />

runlevel, der Zustand spezifischer<br />

Prozesse (starting, started, stopping<br />

und stopped) sowie Ereignisse,<br />

die von spezifischen Anwendungen<br />

definiert und ausgelöst<br />

werden, wie beispielsweise dem<br />

NetworkManager.<br />

So lautet zum Beispiel die Grundregel<br />

für einen ständig laufenden Dienst wie logd<br />

schlicht start on startup und stop on shutdown.<br />

Einen Job, der den Administrator informiert, falls<br />

der Webserver Apache den Geist aufgibt, definieren<br />

Sie über eine Regel wie start on stopping apache2<br />

(„beginne, wenn Apache2 stoppt“). Durch<br />

Anwendungen definierte Ereignisse existieren in<br />

Form von Textausgaben (Abbildung 3). So informiert<br />

der NetworkManager über die Ausgaben<br />

net-device-up und net-device-down über die Verfügbarkeit<br />

von Netzwerkhardware (festgelegt in<br />

den Skripten /etc/ network/ if-up.d/ upstart und /etc/<br />

network/ if-down.d/ upstart). Dadurch kann eine<br />

Netzwerkregel für Upstart zum Beispiel start on<br />

net-device-up („beginne, wenn das Interface bereit<br />

ist“) lauten.<br />

Die letzten beiden Beispiele demonstrieren,<br />

wo Upstarts wirkliche<br />

Stärken liegen: Anstatt mit<br />

Hilfe von Nummern eine feste Reihenfolge<br />

von zu startenden Jobs<br />

zu definieren, teilen Dienste nun<br />

basierend auf ihrer Abhängigkeit<br />

von anderen Systemkomponenten<br />

mit, wann sie starten müssen. Als<br />

Ergebnis kann Upstart mehrere<br />

Aufgaben abarbeiten, die startup<br />

initialisiert.<br />

Sind die einzelnen Jobs bereit,<br />

rufen sie über eigene Ereignisauslöser<br />

abhängige Dienste und<br />

Programme auf. Braucht das<br />

Netzwerk etwas länger, bevor es<br />

einsatzbereit ist, hängt der Kernel<br />

inzwischen die Festplatten ein.<br />

Zugleich nehmen die vom vorhandenen<br />

Netzwerk abhängigen<br />

Aufgaben – etwa das Mounten von<br />

Netzwerkordnern über den NFS-Dienst – nicht<br />

unnötig Zeit in Anspruch, indem sie versuchen,<br />

vorzeitig zu starten.<br />

Das Runlevel-Event akzeptiert numerische Angaben<br />

in einer Regel, etwa start on runlevel 2<br />

oder start on runlevel 3, was die Runlevel 2 und<br />

3 abdeckt. Die von Anwendungen angestoßenen<br />

Ereignisse akzeptieren zudem Argumente. So<br />

kann der NetworkManager als Event net-device-up<br />

IFACE=eth0 ausgeben, sobald die erste Ethernet-<br />

Karte einsatzbereit ist. Das Argument lautet hier<br />

eth0. Ändern Sie den Eintrag zu net-device-down<br />

IFACE=wlan0, betrifft das Ereignis eine WLAN-<br />

Karte – so präzisieren Sie Ereignisse und definieren<br />

die dazu passenden Aktionen.<br />

Nicht zuletzt verwenden Sie Wildcards wie *<br />

und Boolesche Operatoren wie and und or, um<br />

flexiblere Auslöser zu generieren, etwa start on<br />

net-device-up eth* oder stop on nfs-down or mysqldown.<br />

Neben den Start- und Stop-Regeln muss ein<br />

Upstart-Job entweder einen exec-Befehl enthalten,<br />

der ein bestimmtes Programm aufruft, oder Shell-<br />

Skript-Code, der zwischen den Tags script und end<br />

script steht. Zusätzlichen Shell-Code lagern Sie in<br />

ein pre-start script oder post-stop script aus. Ersteres<br />

wird vor dem Start des Programms, Letzteres<br />

danach ausgeführt.<br />

Betrachten Sie den Code in Listing 1: Das Beispiel,<br />

das Sie in der Datei meindaemon.conf unter /etc/<br />

init ablegen würden, definiert zunächst drei auslösende<br />

Events. Tritt eines der Ereignisse ein, startet<br />

der fiktive Daemon meindaemond und führt Routinearbeiten<br />

durch. Im Vorfeld (pre-start script) und<br />

hinterher (post-stop script) kommen zwei Skripte<br />

zum Einsatz, die ein Verzeichnis anlegen und es<br />

wieder löschen.<br />

Für die meisten grundlegenden Dienste genügt<br />

das bisschen Code. Upstart kennt aber auch komplexere<br />

Optionen, darunter etwa instance. Diese<br />

erlaubt es, eine Aufgabe mehrmals auszuführen<br />

und bei jedem Aufruf eine neue Instanz der Anwendung<br />

aufzurufen.<br />

Upstart erforschen<br />

Beim Booten führt Upstart die über startup definierten<br />

Aufgaben sowie die relevanten Runlevel-<br />

Ereignisse aus. Startet oder stoppt in der Folge ein<br />

neuer Prozess, bekommt die Zustandsmaschine<br />

von Upstart von diesem Ereignis Wind und führt<br />

andere registrierte Jobs aus. Alle anderen Ereignisse,<br />

die durch laufende Prozesse ausgelöst werden<br />

(speziell die von Anwendungen definierten),<br />

erreichen Upstart über D-Bus, Linux’ Framework<br />

für die Interprozesskommunikation. Sind Sie ein<br />

Anwendungsentwickler, erfahren Sie auf der Webseite<br />

des Projekts [2] mehr über die Kommunikation<br />

mit Upstart.<br />

Auch als gelegentlicher Nutzer können Sie eine<br />

Menge über Upstart lernen, indem Sie Upstarts<br />

integriertes Kontrollkommando initctl verwenden.<br />

62 UBUNTU<br />

01/2011<br />

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user


Upstart<br />

Wissen<br />

Um etwa eine Liste von Upstarts Zustandsmaschinen<br />

zu erhalten, geben Sie den Befehl<br />

$ sudo initctl list<br />

ein. Die Ausgabe zeigt Ihnen, welche Prozesse<br />

Upstart momentan generell überwacht – sowohl<br />

ihren Status als auch die Prozess-ID von laufenden<br />

Prozessen (Abbildung 4). Manuell starten und beenden<br />

Sie einen Job über die Aufrufe sudo initctl<br />

start Jobname und sudo initctl stop Jobname.<br />

Der emit-Befehl erlaubt es Ihnen, ein Event manuell<br />

auszulösen. Das ist hilfreich, wenn Sie eigene<br />

Jobs schreiben und testen. Der Befehl sudo initctl<br />

emit meinsignal löst alle Jobs aus, die auf das Ereignis<br />

meinsignal warten. Arbeiten Sie an einem<br />

eigenen Job, der nach einem Signal Ausschau hält,<br />

das eine andere Anwendung abgibt, etwa net-device-up,<br />

verwenden Sie ein separates Ereignis. So<br />

behalten Sie während der Testphase die Kontrolle<br />

und vermeiden es, aus Versehen noch andere Jobs<br />

auszulösen.<br />

Die Zukunft<br />

Aktuell ist Upstart ein schneller Ersatz für das alte<br />

Init-System und erlaubt es <strong>Ubuntu</strong>, adäquat auf<br />

das Anstecken und Entfernen von Hardware wie<br />

USB-Laufwerken und Massenspeichergeräten (Telefone,<br />

Kameras, MP3-Player usw.) zu reagieren.<br />

Aber die Zukunft hält noch mehr Möglichkeiten<br />

für den Einsatz von Upstart bereit.<br />

Die ursprüngliche Spezifikation [3] für Upstart<br />

enthielt Ideen für andere Typen von Auslöseereignissen,<br />

etwa zeitbasierte Events. Ein Job könnte<br />

dann sagen start 15 minutes after startup („beginne<br />

15 Minuten nach dem Start“) oder start at<br />

23:00 („beginne um 23 Uhr“) und so die Zeit als<br />

Quelle für Events verwenden. Das liegt jenseits<br />

dessen, was Init kann, und schließt Funktionalitäten<br />

ein, die momentan in anderen Werkzeugen<br />

wie cron und at stecken.<br />

Die Upstart-Entwickler planen nach wie vor, diese<br />

Fähigkeiten zukünftig einzubauen. Das würde die<br />

Verwaltung des Systems vereinfachen, indem man<br />

einen allumfassenden Prozess betreut anstelle von<br />

init, cron und at, die Jobs an verschiedenen Orten<br />

verwalten. Es könnte auch mehr Flexibilität für<br />

Cron-Jobs bringen, wenn Ereignisse Upstarts andere<br />

Eventauslöser nutzen (zum Beispiel start on<br />

23:00 and net-device-up). Eine weitere Möglichkeit<br />

bestünde in der Integration des Netzwerkdaemons<br />

inetd, auch hier mit dem Ziel, durch eine Vereinheitlichung<br />

der Prozessüberwachung mehr Flexibilität<br />

und Möglichkeiten zu erhalten. Wann und<br />

ob Sie diese Änderungen überhaupt sehen, steht<br />

allerdings noch in den Sternen. (kki) ●●●<br />

Glossar<br />

Wildcards: Das Sternchen steht<br />

stellvertretend für alle möglichen<br />

Zeichen beliebiger Länge.<br />

Boolesche Operatoren: Verknüpfen<br />

Parameter über feste Begriffe (AND,<br />

OR, NOT) logisch miteinander.<br />

D-Bus: Über das System kommunizieren<br />

viele Desktopanwendungen<br />

miteinander. Will ein Programm<br />

bei einem bestimmten Ereignis ein<br />

anderes starten, besteht ein Weg<br />

darin, über D-Bus eine Nachricht<br />

abzusetzen.<br />

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01/2011<br />

UBUNTU 63<br />

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Wissen<br />

Drucken und Scannen<br />

Erwin Wodicka, Fotolia<br />

CUPS, SANE und Tesseract<br />

Geduldiges Papier<br />

PostScript, Ghostscript,<br />

PDF, SANE – in der<br />

Welt von Druckern und<br />

Scannern gibt es einige<br />

verwirrende Abkürzungen.<br />

Wir erklären, was<br />

Sie bedeuten und zeigen<br />

die Technik dahinter. Zudem<br />

gibt es eine kurze<br />

Einführung in die Texterkennung.<br />

Kristian Kißling<br />

1 Über den Befehl „gs ‐h | more“ erfahren Sie, welche Druckertreiber<br />

das bei Ihnen installierte Ghostscript unterstützt.<br />

Wer unter Linux mit Druckern in Berührung<br />

kommt, stolpert häufig über den Begriff „Post-<br />

Script“. Bevor Adobes Seitenbeschreibungssprache<br />

für Drucker aufkam, mussten Anwendungsentwickler<br />

für jeden unterstützten Drucker einen<br />

eigenen Treiber in ihre Software integrieren. Dank<br />

PostScript wandelten die Anwendungen ihre<br />

Dokumente lediglich in ein korrektes PostScript-<br />

Format um und ersparten den Entwicklern so<br />

Mehrarbeit. Die Druckerhersteller brachten ihren<br />

Geräten im Gegenzug bei, PostScript zu verstehen.<br />

Die meisten Laserdrucker sind PostScript-Drucker;<br />

sehr vereinzelt gibt es auch PDF-Drucker.<br />

Vor dem Ausdrucken konvertieren die Drucker die<br />

PostScript-Dateien in angepasste Rastergrafiken –<br />

diese Aufgabe übernimmt ein integrierter Raster<br />

Image Processor (RIP). Die günstigen Modelle haben<br />

einen entsprechenden Chip an Bord, die teuren<br />

ein eingebettetes Betriebssystem. Es gibt auch<br />

Software-RIPs wie das freie Ghostscript.<br />

Drucken ohne PostScript<br />

Beherrscht der heimische<br />

Drucker kein PostScript,<br />

landen die von den Anwendungen<br />

generierten<br />

PostScript-Dateien zunächst<br />

bei Ghostscript.<br />

Das erstellt ein Rastergrafikdokument,<br />

das die<br />

angeschlossenen Drucker<br />

verstehen (Abbildung 1).<br />

Ghostscript setzt dafür<br />

die so genannten „Filter“<br />

ein, die meist in einem<br />

aufwändigen Reverse-Engineering-Prozess<br />

ohne<br />

Kooperation der Druckerhersteller<br />

entstehen. Die<br />

Ergebnisse sehen nicht<br />

immer gut aus, aber einzelne Filter wie die des<br />

Gutenprint-Projekts [1] übertreffen ihre Microsoft-<br />

Pendants mitunter sogar qualitativ.<br />

Warum PPD-Dateien?<br />

Wenn die Anwendungen bereits PostScript-Dateien<br />

liefern und die Drucker diese nativ verstehen:<br />

Was tun dann die häufig erwähnten PPD-Dateien<br />

(PostScript Printer Description)? Der Druckserver<br />

erfährt über sie, was für besondere Funktionen<br />

ein Drucker beherrscht, etwa Duplexdruck – das<br />

beidseitige Bedrucken eines Dokuments. Die<br />

PPDs verraten zudem die verfügbaren Auflösungen<br />

und Farbtiefen. Nicht zuletzt bestimmen die<br />

PPD-Dateien, wie die grafischen Oberflächen zur<br />

Druckerverwaltung ihre Schalter, Knöpfe und Optionen<br />

anordnen.<br />

Auftritt CUPS<br />

CUPS (Common Unix Printing System) gilt als die<br />

relevante Software, wenn es um das Einrichten von<br />

Druckern unter Linux geht (Abbildung 2). Das System<br />

basierte ursprünglich auf Ghostscript, brachte<br />

aber schon damals eigene, gut funktionierende<br />

Filter mit. Ab Version 1.1.15 setzte CUPS dann auf<br />

ESP Ghostscript 7.05, einer auf GPL Ghostscript basierenden,<br />

kommerziellen Variante. Im August 2007<br />

vereinigten sich beide Ghostscript-Projekte unter<br />

dem Namen GPL Ghostscript 8.60, das auch zahlreiche<br />

Nicht-PostScript-Drucker unterstützt.<br />

CUPS kann die oben erwähnten PPD-Dateien für<br />

Drucker auswerten. Die stecken häufig auch in<br />

Windows-Treibern und waren ursprünglich nur auf<br />

Windows- und Mac-OS-X-Systemen lesbar. Viele<br />

Windows-PPD-Dateien für PostScript-Drucker<br />

funktionieren dank CUPS nativ unter Linux. Für<br />

Drucker ohne PostScript-Fähigkeiten verwendet<br />

CUPS ebenfalls PPD-Dateien, die Entwickler haben<br />

deren Struktur dafür lediglich ein wenig abgeändert.<br />

Mit Hilfe der Software cabextract entpacken<br />

64 UBUNTU<br />

01/2011<br />

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Drucken und Scannen<br />

Wissen<br />

Sie die EXE-Dateien mit den Windows-Treibern (es<br />

handelt sich oft um Archive) und setzen die dabei<br />

gefundenen PPD-Dateien unter <strong>Ubuntu</strong> ein – was<br />

allerdings nicht immer funktioniert.<br />

Scanner<br />

Waren Scanner und Drucker früher meist zwei<br />

getrennte Kategorien von Geräten, überschneiden<br />

sich die Funktionen heute in den häufig verkauften<br />

Multifunktionsdruckern. In diesem Fall müssen<br />

Sie nicht auf der Webseite des SANE-Projekts<br />

nach einem Treiber suchen, da CUPS alles regelt.<br />

Bei SANE (Scanner Access Now Easy) handelt es<br />

sich um ein Scanner-API (Application Programming<br />

Interface) ohne grafische Oberfläche. Es<br />

stellt Schnittstellen für alle möglichen Formen von<br />

Scannern (Flachbettscanner, Handscanner usw.)<br />

unter Linux bereit. Über diese greifen Anwendungen<br />

wie Simple Scan oder XSane auf die Scanner<br />

zu. Dank SANE benötigen die grafischen Scanprogramme<br />

nicht für jeden Scanner einen eigenen<br />

Treiber, sondern lediglich einen, der mit SANE<br />

kommuniziert.<br />

Im Unterschied zu TWAIN unterscheidet SANE<br />

zwischen dem Treiber für ein Gerät und der<br />

Benutzeroberfläche für dessen Bedienung. Das<br />

ermöglicht es, Scanner auch über ein Netzwerk<br />

zu verwenden. SANE kennt die Größe der Scanoberflächen<br />

und weiß, welche Auflösungen und<br />

Farbtiefen sie beherrschen. Simple Scan und Co.<br />

präsentieren basierend auf SANEs Daten die möglichen<br />

Optionen. Der Anwender trifft eine Auswahl,<br />

die SANE an die Scanner weiterreicht.<br />

Um das zu tun, starten Sie auf der Maschine, an<br />

welcher der Scanner hängt, saned, den SANE-<br />

Daemon. Der spricht als lokales Frontend einerseits<br />

über SANE mit dem angeschlossenen Gerät<br />

und steht andererseits mit externen Clients in Kontakt,<br />

welche den Scanner nutzen wollen. Das Aufsetzen<br />

des Daemons erfordert allerdings ein wenig<br />

Handarbeit, welche die Webseite zu dem Daemon<br />

ausführlich beschreibt [2].<br />

Ähnlich wie bei den<br />

Druckertreibern unterstützt<br />

auch SANE einige<br />

Scanner besser, andere<br />

schlechter. Das bedeutet,<br />

die Software schöpft<br />

nicht alle Möglichkeiten<br />

der Scanner (Farbtiefen,<br />

Auflösungen etc.)<br />

aus. Wie gut SANE ein<br />

spezifisches Gerät unterstützt,<br />

darüber informiert<br />

eine ausführliche 3 Tesseract stürzte beim Einsatz ein paar mal ab, erkennt dafür<br />

Liste auf der Webseite aber deutschsprachige Texte recht zuverlässig.<br />

[3]. Sie ist auch die erste<br />

Anlaufstelle für Leute, bei denen der Scanner nicht<br />

auf Anhieb funktioniert.<br />

Texterkennung<br />

Scanner verwandeln auch gedruckte Texte mit<br />

Hilfe von OCR-Software in digitale Texte. Texterkennung<br />

funktioniert unter <strong>Ubuntu</strong> noch recht<br />

rudimentär. Neben dem traditionellen GOCR (das<br />

nur englischsprachige Texte versteht) gibt es Tesseract,<br />

eine von Google entwickelte Texterkennung<br />

[4]. Die installieren Sie unter <strong>Ubuntu</strong> 10.10 über<br />

das Software-Center. Darin suchen Sie nach<br />

tesseract und klicken dann bei den Suchergebnissen<br />

auf Show technical items. Erst danach tauchen<br />

die Pakete auf. Das einzuspielende Paket heißt<br />

tesseract-ocr-deu; ein Paket namens imagemagick<br />

installieren Sie gleich auch noch.<br />

Mit Simple Scan scannen Sie direkt nacheinander<br />

sämtliche Textdokumente (am besten mit 300 dpi)<br />

und speichern das mehrseitige Dokument im PNG-<br />

Format. In diesem Fall exportiert die Software für<br />

jede Seite ein eigenes PNG. Dann verwandeln Sie<br />

alle PNG-Dateien mit Hilfe von ImageMagick in<br />

TIF-Dateien – Tesseract kann Bilder nur in diesem<br />

Format auslesen. Öffnen Sie also ein Terminal,<br />

navigieren Sie in das Verzeichnis mit den PNG-<br />

Dateien und geben Sie diesen längeren Befehl ein:<br />

$ for i in $(ls *.png); do conU<br />

vert "$i" "${i%.png}.tif" ; done<br />

Glossar<br />

Reverse Engineering: Durch diesen<br />

recht aufwändigen Prozess der Analyse<br />

der Softwarestruktur lässt sich<br />

Software nachbauen, obwohl Quellcode<br />

und Dokumentation fehlen.<br />

TWAIN: Gern als „Technology Without<br />

An Interesting Name“ verballhornt,<br />

dient der Standard von 1992<br />

dem Austausch von Daten zwischen<br />

Scannern und Programmen, für Rechner<br />

mit Windows und Mac OS X.<br />

2 CUPS verwalten Sie auch über ein Webinterface, indem Sie<br />

„http:// localhost:631“ in die Adressleiste des Browsers eingeben.<br />

Die so erzeugten TIF-Dateien lesen<br />

Sie nun mit einem ähnlichen Befehl<br />

über Tesseract auf der Kommandozeile<br />

aus (Abbildung 3):<br />

$ for i in $(ls *.tif); do U<br />

tesseract "$i" "${i%.tif}" ‐l deu<br />

Im Test erwies sich Tesseract als recht<br />

instabil und stürzte beim Konvertieren<br />

unregelmäßig ab. Am Ende lagen<br />

aber doch ein paar Textdateien vor,<br />

die Sie nun mit einer Textverarbeitung<br />

weiter bearbeiten. (kki) ●●●<br />

Info<br />

[1] Gutenprint‐Filter:<br />

[http:// gimp‐print.<br />

sourceforge. net/]<br />

[2] SANE‐Daemon saned:<br />

[http:// penguin‐breeder. org/<br />

sane/ saned/]<br />

[3] Unterstützte SANE‐Scanner:<br />

[http:// www. sane‐project.<br />

org/ sane‐mfgs. html]<br />

[4] Tesseract:<br />

[http:// code. google. com/ p/<br />

tesseract‐ocr/]<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

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65


Office OpenOffice 3.3<br />

Das nächste OpenOffice<br />

Office-Renaissance<br />

Dmitriy Shironosov, 123RF<br />

Mit Version 3.3 der<br />

Büro-Suite will das<br />

OpenOffice-Projekt vor<br />

allem die Bedienbarkeit<br />

der Anwendungen<br />

verbessern. Jan Schulze<br />

Info<br />

[1] Renaissance-Projekt:<br />

[http:// wiki. services. openoffice.<br />

org/ wiki/ Renaissance]<br />

[2] Renaissance-Demo:<br />

[http:// tools. services. openoffice.<br />

org/ impressprototype/<br />

impressprototype. jnlp]<br />

1 Die Neuerungen in OpenOffice 3.3 fallen eher unscheinbar aus,<br />

denn vor allem an der Funktionalität wurde gearbeitet.<br />

Nachdem Microsoft das Bedienkonzept seines<br />

Office-Pakets mit Version 2007 radikal änderte,<br />

kam auch das Open-Source-Flaggschiff OpenOffice<br />

in Zugzwang – die freie Büro-Suite wirkte plötzlich<br />

altbacken. Mit dem Projekt „Renaissance“ [1]<br />

soll die nun unter der Führung von Oracle entwickelte<br />

Anwendung ein neues Gesicht erhalten. In<br />

die bald erscheinende Version 3.3 fließen bereits<br />

Ergebnisse aus Renaissance ein.<br />

Dem Motto „Fit and Trim“ folgend fallen die Neuerungen<br />

sehr zurückhaltend aus (Abbildung 1).<br />

Ins Auge sticht zunächst das neue Suchfeld, das<br />

in der Menüleiste residiert. Dieses ergänzt den bekannten<br />

Suchen-und-Ersetzen-Dialog und steht in<br />

allen Teilanwendungen zur Verfügung. Neben der<br />

schnellen Erreichbarkeit hat die neue Suchhilfe<br />

auch den Vorteil, dass kein Dialogfenster mehr<br />

Teile des Dokuments verdeckt. Weitere Usability-<br />

Verbesserungen finden sich zum Beispiel im völlig<br />

überarbeiteten Druckdialog. Dieser verfügt nun<br />

über eine integrierte Seitenvorschau. Sämtliche<br />

Druckoptionen erreichen Sie zudem über Reiter<br />

und nicht wie bislang<br />

über gesonderte<br />

Dialogboxen. Hier<br />

hat das OpenOffice-<br />

Projekt einen guten<br />

Weg eingeschlagen,<br />

um den Benutzer<br />

strukturierter zum gewünschten<br />

Ergebnis<br />

zu führen.<br />

Das gilt auch für den<br />

Thesaurus. Der steht<br />

nun im Kontextmenü<br />

zur Verfügung. Ein<br />

weiteres Ergebnis des<br />

Renaissance-Projekts<br />

kommt bei der Präsentationskomponente<br />

Impress zum Tragen: Der<br />

Umgang mit den Folienlayouts gestaltet sich in der<br />

neuen OpenOffice-Version einfacher.<br />

Eine wichtiger und überfälliger Schritt war die<br />

Integration von Sicherheitsmerkmalen auf Dokumentenebene.<br />

Die Entwickler haben hierzu den<br />

Eigenschaftendialog um den Reiter Sicherheit erweitert.<br />

Hier können Sie Dokumente sehr einfach<br />

verschlüsseln oder per Passwort gegen unbefugte<br />

Bearbeitung schützen. Auch das Aufzeichnen von<br />

Änderungen an einem Dokument aktivieren Sie<br />

so. Damit kommt OpenOffice nicht zuletzt den Anforderungen<br />

von Unternehmen entgegen.<br />

Weitere Neuerungen finden sich bei 3.3 unter der<br />

Haube. Deutlich spürbar ist der Performancezuwachs.<br />

Die Startzeit der Büro-Suite hat sich merklich<br />

beschleunigt. Hiervon profitieren vor allem<br />

Netbook-<strong>User</strong> mit wenig Rechenpower. Die Tabellenkalkulation<br />

Calc wurde erheblich aufgebohrt<br />

und kommt nun mit über einer Million Zeilen<br />

zurecht (zuvor waren es ca. 65 000), was für die<br />

meisten Heimanwender jedoch weniger relevant<br />

sein dürfte. Weitere Detailverbesserungen gibt es<br />

im Umgang mit Microsoft-Office-Dokumenten oder<br />

beim Export von PDF-Dateien.<br />

Insgesamt hinterlässt der jüngste Spross der Open-<br />

Office-Familie einen leicht zwiespältigen Eindruck.<br />

Mit dem neuen Druckdialog oder der Suchleiste<br />

schlägt das Entwicklerteam den richtigen Weg<br />

ein. Wegweisendes in der Bedienbarkeit bleibt<br />

aber aus, die Suite wirkt in die Jahre gekommen.<br />

Daran ändern auch zahlreiche funktionale Verbesserungen<br />

nichts. Dennoch rechtfertigen die vielen<br />

Optimierungen sowohl die neue Versionsnummer<br />

als auch einen raschen Umstieg am PC. Wollen<br />

Sie mehr, können Sie bereits einen Blick auf die<br />

mögliche neue Oberfläche von OpenOffice werfen<br />

[2], was aber eine installierte Java-Umgebung voraussetzt.<br />

(kki) ●●●<br />

66 UBUNTU<br />

01/2011<br />

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Office<br />

Yewkeo, 123RF<br />

Gedit über Plug-ins erweitern<br />

Aufgeladen<br />

So holen Sie wesentlich mehr aus Gedit heraus: Über Plug-ins<br />

twittern Sie, verwalten Text- und Codebausteine, aktivieren die<br />

Autovervollständigung und speichern Sitzungen.<br />

Dmitri Popov<br />

Gedit, der Gnome-Texteditor, kann wesentlich<br />

mehr, als nur Konfigurationsdateien zu bearbeiten<br />

und README-Dateien aufzurufen. Über Plug-ins<br />

rüsten Sie den Editor auf und ergänzen ihn um intelligente<br />

Funktionen. Tatsächlich erledigt der Editor<br />

bereits jetzt einige Standardaufgaben mit Hilfe<br />

von Plug-ins. Diese aktiviert <strong>Ubuntu</strong> automatisch<br />

bei der Installation. So sorgt ein Statistik-Plug-in<br />

für die Möglichkeit, die Wörter und Buchstaben<br />

in einem Dokument zu zählen. Ein Rechtschreibzusatz<br />

durchforstet ein Dokument nach falsch<br />

geschriebenen Wörtern.<br />

Für eine Handvoll<br />

Zusatzmodule<br />

Einige der mitgelieferten Plug-ins aktiviert Gedit<br />

nicht gleich, sie schlummern aber schon auf der<br />

Festplatte. Werfen Sie über Bearbeiten | Einstellungen<br />

| Plug-ins einen Blick auf die zusätzlich verfügbaren<br />

Helfer, bevor Sie diese aus einer anderen<br />

Quelle installieren. Um ein inaktives Plug-in aus<br />

dem Ruhestand zu befördern, haken Sie einfach<br />

die nebenstehende Checkbox ab (Abbildung ).<br />

Von diesen „nur“ mitgelieferten Beigaben erweisen<br />

sich einige als recht nützlich, wenn Sie mit<br />

Textdateien arbeiten. Das Plug-in Groß/ Kleinschreibung<br />

verändern verwandelt etwa Text, der nur aus<br />

Großbuchstaben besteht, entweder komplett in<br />

Kleinbuchstaben oder lässt den ersten Buchstaben<br />

als Großbuchstaben erscheinen. Aktivieren Sie das<br />

Zusatzmodul, taucht im Menü Bearbeiten der Eintrag<br />

Groß/ Kleinschreibung ändern auf. Den können<br />

Sie jedoch erst auswählen, wenn Sie zuvor den zu<br />

korrigierenden Text markieren.<br />

Wie der Name suggeriert, spendiert das Plug-in<br />

Dateiverwaltungsleiste der Seitenleiste von Gedit<br />

einen Dateibrowser. Um diesen zum Leben zu<br />

erwecken und Ihre Ordner künftig direkt aus Gedit<br />

heraus zu durchsuchen, wählen Sie Ansicht | Seitenleiste<br />

oder drücken [F9].<br />

Aktivieren Sie das Plug-in Floskelliste, nistet sich<br />

in der Seitenleiste ein weiterer Reiter ein, den Sie<br />

über ein Pluszeichen freilegen. Über ihn erhalten<br />

Sie als Programmierer schnellen Zugriff auf eine<br />

große Anzahl von Tags, zu denen spezielle HTML-<br />

Symbole, XHTML-Tags, LaTeX- und XUL-Tags sowie<br />

XSLT-Elemente und -Funktionen gehören. Ein<br />

Doppelklick holt den jeweiligen Tag in das aktuell<br />

geöffnete Dokument.<br />

Das Plug-in Externe Werkzeuge erlaubt es Ihnen,<br />

Skripte und Befehle direkt aus Gedit heraus aufzurufen<br />

(Abbildung ). So basteln Sie sich zum<br />

www.ubuntu-user.de<br />

01/2011 UBUNTU 67<br />

user


Office<br />

Gedit<br />

Glossar<br />

XHTML: Steht für Extensible Hypertext<br />

Markup Language; eine XMLkonforme<br />

HTML-Version, deren<br />

Tags „sauberer“ sein müssen, um<br />

den Syntaxregeln von XML-Dokumenten<br />

zu genügen.<br />

LaTeX: Eine Sammlung von Makros,<br />

die den Umgang mit dem klassischen<br />

Textsatzprogramm TeX vereinfachen<br />

sollen.<br />

XUL: XML <strong>User</strong> Interface Language,<br />

die etwa beim Mozilla-Projekt zum<br />

Einsatz kommt und über XML das<br />

Design grafischer Oberflächen festlegt.<br />

XSLT: Die nach den strengen XML-<br />

Syntaxregeln aufgebauten XSLT-<br />

Vorlagen legen Regeln fest, die beim<br />

Umwandeln von XML-Dokumenten<br />

in ein anderes Ausgabeformat zum<br />

Einsatz kommen.<br />

1 Gedits Standardfunktionen erweitern Sie mit Hilfe zahlreicher<br />

nützlicher Plug-ins. Bereits auf der Festplatte vorhandene Exemplare<br />

müssen Sie vor ihrem Einsatz aber zunächst aktivieren.<br />

2 Mit den externen Werkzeugen starten Sie aus Gedit heraus<br />

Skripte und setzen externe Befehle ab.<br />

Beispiel ein Bash-Skript, das den Text, an dem Sie<br />

aktuell arbeiten, auf einer externen Festplatte sichert.<br />

Über ein Tastaturkürzel rufen Sie den Befehl<br />

dann direkt aus Gedit heraus auf.<br />

Um das Skript zu erzeugen, aktivieren Sie das genannte<br />

Plug-in und klicken auf den Button Plugin<br />

konfigurieren, was ein Fenster namens Verwaltung<br />

externer Werkzeuge auf den Plan ruft. Darin<br />

drücken Sie unten links auf den Knopf mit dem<br />

Pluszeichen, um ein neues Werkzeug anzulegen.<br />

Geben Sie diesem einen Namen und drücken Sie<br />

[Eingabe]. Rechts oben im Editor verfassen Sie<br />

nun das Skript oder fügen den Code ein.<br />

Sind Sie damit fertig, geben Sie in der Zeile darunter<br />

ein Tastenkürzel ein und wählen im Aufklappmenü<br />

Ausgabe den Eintrag In Fußleiste anzeigen.<br />

So behalten Sie die Ausgaben des laufenden<br />

Skripts am unteren Fensterrand von Gedit im<br />

Auge. Drücken Sie dann Schließen und benutzen<br />

Sie das Tastaturkürzel, um das Skript aufzurufen.<br />

Alternativ wählen Sie den Weg über Werkzeuge |<br />

Externe Werkzeuge.<br />

Programmieren Sie<br />

häufig in Gedit, werden<br />

Sie das Schnipsel-Plug-in<br />

mögen.<br />

Einmal aktiviert, lässt<br />

es Sie globale Codeschnipsel<br />

für diverse<br />

Programmiersprachen<br />

festlegen, aber auch<br />

Testschablonen. Diese<br />

fügen Sie in die aktuelle<br />

Datei ein, indem<br />

Sie eine spezielle Abkürzung<br />

oder ein Wort<br />

eingeben und danach<br />

[Tabulator] drücken.<br />

Das Feature erweist<br />

sich nicht nur für Programmierer<br />

als nützlich:<br />

Verwenden Sie<br />

Gedit, um Artikel oder<br />

Blogbeiträge zu verfassen, benutzen Sie<br />

das Schnipsel-Plug-in, um regelmäßig<br />

wiederkehrende Elemente einzufügen,<br />

etwa Disclaimer oder Kontaktinformationen<br />

(Abbildung 3). Um einen neuen<br />

Schnipsel anzulegen, aktivieren Sie das<br />

Plug-in und klicken auf Plugin konfigurieren,<br />

um die Schnipselverwaltung<br />

aufzurufen. Wählen Sie die gewünschte<br />

Programmiersprache aus (oder benutzen<br />

Sie Global für ein unspezifisches<br />

Textfragment) und drücken Sie die<br />

Schaltfläche mit dem Pluszeichen, um<br />

einen neuen Schnipsel anzulegen.<br />

Geben Sie dann in Gedit den gewünschten<br />

Text ein und legen Sie in der Zeile<br />

Tabulatorauslösung eine Abkürzung<br />

oder ein Wort fest, über das Sie den Schnipsel<br />

später aktivieren – zudem können Sie ein Tastenkürzel<br />

definieren. Das Schnipsel-Plug-in bietet<br />

auch eine Export- und Importmöglichkeit an, um<br />

die von Ihnen entworfenen Funktionen in anderen<br />

Gedit-Installationen zu nutzen.<br />

Plug-ins von Drittanbietern<br />

Die offizielle Liste [1] bietet eine ansehnliche<br />

Kollektion von Drittanbietermodulen, um die<br />

Funktionalität des Texteditors zu erweitern. Doch<br />

bevor Sie etwas herunterladen, sollten Sie wissen,<br />

wie Sie sie installieren. Alle Plug-ins von Drittanbietern<br />

gehören ins Home-Verzeichnis in den versteckten<br />

Ordner .gnome2/ gedit/ plugins. Existiert<br />

dieser noch nicht, legen Sie ihn über den Befehl<br />

mkdir $HOME/.gnome2/gedit/plugins an.<br />

Ein Gedit-Plug-in besteht normalerweise aus einer<br />

Datei, die mit .gedit-plugin endet, und einem dazugehörigen<br />

Ordner, der den Modulnamen trägt<br />

und weitere Dateien transportiert. So besteht etwa<br />

das Advanced-Bookmarks-Plug-in, das in Gedit<br />

Lesezeichen ermöglicht, aus der Datei advancedbookmarks.gedit-plugin<br />

und dem Verzeichnis<br />

advanced-bookmarks.<br />

In Python verfasste Plug-ins bringen hingegen<br />

anstelle des Ordners meist ein Skript mit, das die<br />

Endung .py trägt, so z. B. das Session-Autosaver-<br />

Plug-in, das aus den Dateien session.gedit-plugin<br />

und session.py besteht.<br />

Wichtig ist, dass Sie das Plug-in-eigene Verzeichnis<br />

und die Datei mit der Endung .gedit-plugin<br />

direkt in das Verzeichnis plugins verschieben und<br />

nicht in einen eigenen Unterordner. Vergessen Sie<br />

auch nicht, die Plug-ins stets in den Einstellungen<br />

von Gedit zu aktivieren.<br />

Da die Entwickler der Erweiterungen aber nicht<br />

einheitlich vorgehen, gibt es mitunter Abweichungen.<br />

Version 0.9.8 der AutoComplete-Plug-ins<br />

bringt zusätzlich ein eigenes Skript namens install<br />

mit. Das machen Sie in einem Terminal über chmod<br />

u+x install ausführbar und rufen es dann über<br />

./install auf. Es kopiert bei der Installation zusätz-<br />

68 UBUNTU<br />

01/2011<br />

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Gedit<br />

Office<br />

lich die Datei autocomplete_settings-base.xml in<br />

den Ordner $HOME/ .gnome2/ gedit/ .<br />

Welche der zahlreichen Plug-ins Sie brauchen,<br />

wissen Sie selbst am besten, aber vielleicht interessieren<br />

Sie für den Alltag ja doch einige der<br />

folgenden Exemplare. Mein persönlicher Favorit ist<br />

das Twitter-Plug-in [2]. Wie der Name schon andeutet,<br />

schicken Sie mit seiner Hilfe Tweets direkt<br />

aus dem Editor heraus an den Nachrichtendienst<br />

(Abbildung 4). Leider funktioniert dieses Zusatzmodul<br />

momentan nicht, weil Twitter mit OAuth [3]<br />

ein neues System zur Authentifizierung verwendet.<br />

Doch sicher kommt bald eine neue Version<br />

heraus, die das Problem behebt.<br />

Das Codearchiv für das Twitter-Plug-in enthält<br />

mehrere Ordner und Dateien, die Sie alle in das<br />

Verzeichnis $HOME/ .gnome2/ gedit/ plugins kopieren.<br />

Nach der Installation aktivieren Sie das<br />

Plug-in, klicken auf Plugin konfigurieren, geben<br />

die Zugangsdaten für Twitter an und wählen OK.<br />

In der Fußleiste erscheint nun ein Twitter-Register,<br />

das Sie über Ansicht | Fußleiste oder [Strg]+[F9]<br />

sichtbar machen. Die Links in den geposteten<br />

Tweets kürzt das Plug-in momentan übrigens mit<br />

Hilfe des Dienstes [http://bit. ly/ ] ab.<br />

Das Session Autosaver Plugin [4] erleichtert das<br />

Leben, wenn Sie parallel mit mehreren Dateien<br />

hantieren. Es ergänzt das Werkzeug-Menü um die<br />

Einträge Session save und Session restore. Über<br />

Ersteren speichern Sie alle offenen Dateien unter<br />

dem Dach einer Sitzung, Letzterer stellt diese Sitzung<br />

später wieder her.<br />

Das Plug-in namens Project Manager [5] bietet<br />

einen anderen Weg an, um mit vielen Dateien<br />

umzugehen. Es lässt Sie mehrere Dateien zu einem<br />

Projekt gruppieren und alle auf einen Schlag<br />

öffnen. Um nach der Installation des Plug-ins ein<br />

neues Projekt zu erstellen, klicken Sie auf Project<br />

| New Project und speichern Ihr neues Projekt<br />

zunächst. Über Add Files und Add Current File<br />

erweitern Sie das Projekt um neue Dateien. Der<br />

Eintrag View Project File List präsentiert Ihnen eine<br />

Liste der aktuell<br />

zum Projekt gehörenden<br />

Dateien,<br />

während Open<br />

Project File Folder<br />

den Projektordner<br />

aufruft. Um in Gedit<br />

Projekte selbst<br />

mitsamt ihren<br />

Dateien zu öffnen,<br />

klicken Sie auf<br />

Open Project oder<br />

Open Last Project.<br />

Wie bereits beschrieben,<br />

vervollständigt<br />

das Auto-<br />

Complete-Plug-in<br />

[6] Wörter, die es<br />

4 Über das Twitter-Plug-in posten Sie, wenn es funktioniert,<br />

Ihre Nachrichten direkt aus dem Texteditor heraus.<br />

3 Über das Schnipsel-Plug-in fügen Sie häufig genutzte Text-<br />

auf der Basis bereits eingegebener<br />

Texte erkennt.<br />

Passende Vorschläge<br />

übernehmen Sie jeweils<br />

mit [Eingabe].<br />

Das Advanced-Bookmarks-Plug-in<br />

[7] erleichtert<br />

den Umgang mit langen<br />

Texten. Über dieses<br />

setzen Sie Lesezeichen<br />

im Text und springen<br />

später dorthin zurück. Es<br />

richtet nach seiner Aktivierung<br />

im Fußbereich<br />

fragmente in die Datei ein.<br />

([Strg]+[F9]) ein neues Register namens Bookmarks<br />

ein, über das Sie Lesezeichen ergänzen und<br />

verwalten (Abbildung 5). Um im Text ein Lesezeichen<br />

einzufügen, markieren Sie den Textabschnitt<br />

und benutzen die Schaltfläche Toggle oder drücken<br />

[Strg]+[B].<br />

Die Erweiterung setzt die erste Zeile des gerade<br />

markierten Textes als Namen des Lesezeichens<br />

ein. Wählen Sie ein Lesezeichen im Fußbereich<br />

aus und klicken Sie auf Edit, ändern Sie den<br />

Namen. Per Doppelklick springen Sie zu einem<br />

bestimmten Lesezeichen. Das Plug-in fügt zugleich<br />

einige Befehle in das neue Untermenü Bookmarks<br />

ein, das Sie im Bearbeiten-Menü finden. So verwalten<br />

Sie Lesezeichen auch ohne den Fußbereich.<br />

Um häufig genutzte Lesezeichen anzusteuern, bietet<br />

das Zusatzmodul zudem Tastenkürzel an.<br />

Letzte Worte<br />

Im Artikel haben wir nur über einige der für Gedit<br />

verfügbaren Plug-ins berichtet. Es gibt wesentlich<br />

mehr von ihnen, insbesondere im Internet auf der<br />

offiziellen Plug-in-Seite [1]. Ein Wermutstropfen<br />

besteht darin, dass die Plug-ins leider nur selten<br />

deutsch lokalisiert sind. Können Sie damit leben,<br />

wartet dort womöglich das lang gesuchte Zusatzmodul<br />

auf Sie, das Sie zum Gedit-Anwender<br />

macht. (kki) ●●●<br />

Info<br />

[1] Offizielle Liste von Gedit-<br />

Plug-ins: [http:// live. gnome.<br />

org/ Gedit/ Plugins]<br />

[2] Twitter-Plug-in für Gedit:<br />

[http:// code. google. com/ p/<br />

gedit‐twitter‐plugin]<br />

[3] Twitter und die OAuth-Authentifizierung:<br />

[http:// dev. twitter. com/<br />

pages/ oauth_faq]<br />

[4] Session-Autosaver-Plug-in:<br />

[http:// sourceforge. net/<br />

projects/ geditautosaves/]<br />

[5] Project-Manager-Plug-in:<br />

[http:// sourceforge. net/<br />

projects/ gedit‐fileset/]<br />

[6] AutoComplete-Plug-in:<br />

[http:// github. com/<br />

nagaozen/ gedit‐pluginautocomplete]<br />

[7] Advanced-Bookmarks-Plugin:<br />

[http:// code. google. com/<br />

p/ advanced‐bookmarks‐ge<br />

dit‐plugin/]<br />

5 Das Plug-in „Advanced Bookmarks“ ergänzt Gedit um eine<br />

umfangreiche Lesezeichenfunktion.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

69


✃<br />

Chode,<br />

Admin<br />

Shortcuts & Schalter<br />

123RF<br />

Vim<br />

Der Überall-Editor<br />

Die Shortcuts stellen diesmal hilfreiche Abkürzung für den Kommandozeileneditor Vim vor. Dieser lässt sich<br />

schnell überall installieren und mit Hilfe einiger Tastaturkombinationen bedienen.<br />

Kristian Kißling<br />

Info<br />

[1] Vim-Wiki: [http:// vim. wikia.<br />

com/ wiki/ Vim_Tips_Wiki]<br />

Auch <strong>Ubuntu</strong> hat ihn an Bord – den Kommandozeileneditor<br />

Vim (als Paket vim.tiny). Knapp<br />

1 600 Tipps im Vim-Wiki [1] zeigen, dass viele<br />

Anwender den Editor mögen. Vim kennt verschiedene<br />

Modi: den Normalmodus (NM) und den<br />

Einfügemodus (EM). In Ersterem navigieren Sie<br />

durch ein Dokument, während Sie es in Letzterem<br />

ändern. Nach dem Öffnen einer Datei landen Sie<br />

erst im Normalmodus. Drücken Sie [I], gelangen<br />

Sie in den Einfügemodus. Dann gibt es noch den<br />

Kommandozeilenmodus (KM), den Sie erreichen,<br />

sobald Sie den Doppelpunkt eingeben. (kki) ●●●<br />

Shortcuts & Schalter<br />

Befehl<br />

Erklärung<br />

Datei öffnen, Modi wechseln, Editor verlassen<br />

vi datei<br />

Öffnet die datei aus dem aktuellen Verzeichnis in <strong>Ubuntu</strong>s Version des Editors Vim.<br />

[I] bzw. [Esc]<br />

Mit Druck auf [I] starten Sie den EM und geben etwas ein. Über [Esc] verlassen Sie den EM und wechseln in den NM.<br />

[U] bzw. .<br />

Über die Taste [U] machen Sie den letzten Schritt rückgängig. Der Punkt wiederholt den letzten Befehl (NM).<br />

: In den KM wechseln.<br />

:q+[Eingabe]<br />

Den Editor verlassen, wenn Sie nichts geändert haben (KM).<br />

:q!+[Eingabe]<br />

Den Editor verlassen, wenn Sie etwas geändert haben, das aber nicht speichern wollen (KM).<br />

:wq+[Eingabe]<br />

Die Änderungen speichern und den Editor verlassen (KM).<br />

:wq datei.txt+[Eingabe] Schreibt die Änderungen in eine neue Datei namens datei.txt (KM).<br />

Navigation<br />

[Pfeil-links, -rechts, -auf, -ab] Ein Zeichen bzw. eine Zeile nach links, rechts, oben, unten bewegen (EM und NM).<br />

[Strg]+[Pfeil-rechts]<br />

An den Anfang des folgenden Worts springen (EM).<br />

[Strg]+[Pfeil-links]<br />

An den Anfang des vorherigen Worts springen (EM).<br />

[W] bzw. [B]<br />

An den Anfang des folgenden Worts springen bzw. an den Anfang des vorherigen Worts springen (NM).<br />

[0] bzw. [$] An den Anfang einer Zeile springen bzw. an das Ende einer Zeile springen (NM).<br />

Bearbeitung<br />

[Y]+[Y] bzw. [3]+[Y]+[Y] Absatz/ Zeile kopieren vom Cursor abwärts; mit vorangestellter Ziffer kopiert Vim diese Anzahl, zählt Leerzeilen mit (NM).<br />

[V]+[Pfeil-rechts] bzw. [V] Text ausgehend vom Cursor nach rechts bzw. Absatz/ Zeile ausgehend vom Cursor markieren (NM).<br />

[Y] bzw. [P]<br />

Markierten Text kopieren bzw. kopierten Text einfügen (NM).<br />

[X] bzw. [3]+[X]<br />

Zeichen hinter dem Cursor löschen bzw. Zeichen hinter Cursor löschen sowie die zwei Zeichen rechts daneben (NM).<br />

[D]+[W] bzw. [D]+[Umschalt]+[9] Wort bzw. alle Zeichen rechts des Cursors ausschneiden: bis zum Wortende oder bis zum Satzende (NM).<br />

[D]+[Umschalt]+[4] bzw. [D]+[D] Bis zum Absatzende bzw. aktuelle Zeile/ Absatz ausschneiden (NM).<br />

Suchen und Ersetzen<br />

/Suchwort+[Eingabe] Hinter dem Schrägstrich geben Sie den Suchbegriff ein (NM).<br />

[N] bzw. [B]<br />

Zur nächsten Fundstelle bzw. zur vorherigen Fundstelle springen (NM).<br />

:%s/alt/neu/g+[Eingabe] Suchwort alt im gesamten Text durch neu ersetzen (KM).<br />

70 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Remastersys<br />

Admin<br />

Bootbares Systembackup erzeugen<br />

<strong>Ubuntu</strong><br />

to go<br />

Nehmen Sie öfters eine <strong>Ubuntu</strong> Live-CD<br />

mit, um auf fremden Rechnern mit <strong>Ubuntu</strong><br />

zu arbeiten? Mit Remastersys erstellen<br />

Sie eine individuelle <strong>Ubuntu</strong>-CD mit all<br />

Ihren Daten und Einstellungen, die Sie<br />

auf Wunsch auch installieren.<br />

Christoph Langner<br />

ioannis kounadeas, Fotolia<br />

Die Installation eines <strong>Ubuntu</strong>-Systems ist<br />

eigentlich kein langwieriges Unterfangen. Auf modernen<br />

Rechnern dauert das Setup meist weniger<br />

als eine halbe Stunde. Die eigentliche Arbeit beginnt<br />

nach der Installation. Nicht jedem genügt die<br />

Auswahl vorinstallierter Programme. Also tauscht<br />

man Evolution gegen Thunderbird, Empathy<br />

gegen Pidgin und installiert weitere Programme<br />

nach. Man trägt zusätzliche Paketquellen ein,<br />

passt das Aussehen des Desktops an oder aktiviert<br />

einige Compiz-Effekte.<br />

Diese individuellen Einstellungen nehmen deutlich<br />

mehr Zeit in Anspruch, als die eigentliche Installation<br />

des Systems. Dank Remastersys [1] nehmen<br />

Sie Ihr persönliches System mit allen Einstellungen<br />

und Konfigurationen auf einer CD/ DVD mit und<br />

starten auf jedem beliebigen Rechner Ihr individuell<br />

angepasstes <strong>Ubuntu</strong>.<br />

Mit Remastersys erstellen Sie Live-CDs und -DVDs<br />

des laufenden Systems für Debian und <strong>Ubuntu</strong>.<br />

Die Anwendung kennt zwei Modi. Im Backupmodus<br />

erzeugen Sie eine bootbare CD/ DVD mit<br />

all Ihren persönlichen Daten und Einstellungen.<br />

Listing 1<br />

01 $ sudo add‐apt‐repository "deb http://U<br />

www.geekconnection.org/remastersys/U<br />

repository karmic/"<br />

02 $ sudo apt‐get update<br />

03 $ sudo apt‐get install remastersys<br />

Sie starten von dieser CD/ DVD und finden im<br />

Anschluss Ihr gewohntes System inklusive aller<br />

Einstellungen vor. Bei Bedarf spielen Sie diese Sicherung<br />

wieder auf Ihren Rechner zurück.<br />

Der zweite Modus namens Dist ähnelt in seiner<br />

Funktionalität dem <strong>Ubuntu</strong> Customization Kit<br />

(Referenz: UCK). Mit ihm erstellen Sie eine individuell<br />

angepasste Live-CD, die aber keine persönliche<br />

Daten enthält. Anwender benutzen diese CD/<br />

DVD als Live-CD oder installieren das vorgefertigte<br />

<strong>Ubuntu</strong> von ihr, wobei sie selbst einen Benutzer<br />

anlegen.<br />

Remastersys installieren<br />

Die Entwickler der Anwendung betreiben eine<br />

eigene Paketquelle, aus der Sie Remastersys herunterladen<br />

und installieren. Leider fehlt dieser Quelle<br />

ein Schlüssel, weshalb <strong>Ubuntu</strong> bei der Installation<br />

von Programmen aus diesem Repository stets eine<br />

Warnung ausgibt. Führen Sie die Installation mit<br />

den Befehlen aus Listing 1 aus.<br />

Achten Sie darauf, die richtige Quelle einzufügen.<br />

Für ältere <strong>Ubuntu</strong>-Versionen (dies betrifft alle<br />

Versionen vor <strong>Ubuntu</strong> 9.10) existiert eine zweite<br />

Quelle [2], die eine ältere Version des Programms<br />

enthält. Der Grund für diese Aufteilung liegt in der<br />

Einführung des Bootmanagers Grub 2 für <strong>Ubuntu</strong>.<br />

Achten Sie sehr genau darauf, nur die hier im<br />

Artikel genannte Quelle zu verwenden! Andernfalls<br />

lässt sich Ihre Live-CD nicht booten, und<br />

Remastersys tauscht Ihren Bootloader gegen die<br />

Referenz<br />

UCK: Mehr zu UCK lesen Sie in<br />

einem freien Onlineartikel:<br />

[http:// www.ubuntu-user.de/ 19846]<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

71


Admin<br />

Remastersys<br />

1 Über die grafische Oberfläche wählen Sie verschiedene Betriebsmodi aus.<br />

Referenz<br />

Installation: Der Artikel ab Seite 18<br />

erklärt im Detail, wie Sie <strong>Ubuntu</strong> installieren.<br />

alte Grub-Version aus. Remastersys bietet sowohl<br />

eine reine Textvariante als auch eine grafische<br />

Oberfläche an, auf die wir uns im Artikel konzentrieren.<br />

Die grafische Oberfläche rufen Sie über<br />

den Menüeintrag System | Systemverwaltung | Remastersys<br />

Backup auf den Schirm.<br />

Live gehen<br />

Die Software weist Sie zunächst darauf hin, alle<br />

anderen Anwendungen zu beenden und die Netzwerklaufwerke<br />

auszuhängen. Kommen Sie dieser<br />

Aufforderung auf jeden Fall nach, da Remastersys<br />

alle Daten aus Ihrem Home-Verzeichnis sichern<br />

möchte. Dazu sperrt es kurzzeitig den Ordner<br />

durch einen Trick. Hängen noch Netzwerklaufwerke<br />

im System, speichert es deren Daten ebenfalls,<br />

was das Image unnötig aufbläst. Beachten<br />

2 Remastersys erstellt eine bootbare CD/ DVD und informiert über den Fortschritt.<br />

Sie, dass ein Image nicht größer als 4 GByte sein<br />

darf. Über die Option Modify nehmen Sie Dateien<br />

vom Backupprozess aus – etwa Videos und Musikverzeichnisse.<br />

Nach dem Start präsentiert Remastersys seine<br />

recht einfach gestaltete Oberfläche (Abbildung 1).<br />

Über verschiedene Optionen, die Tabelle 1 beschreibt,<br />

führen Sie das eigentliche Backup aus.<br />

Die einfachste Variante heißt Backup, mit ihr<br />

erstellen Sie – wie eingangs beschrieben – eine<br />

ISO-Datei mit Ihren persönlichen Programmen<br />

und Einstellungen. Die Option sichert das gesamte<br />

Verzeichnis /home inklusive aller dazugehörigen<br />

Benutzer (Abbildung 2). Beim Wiederherstellen<br />

landen automatisch alle Daten dieser Benutzer auf<br />

der Festplatte. Üblicherweise finden Sie das generierte<br />

CD/ DVD-Abbild unter /home/ remastersys/<br />

remastersys/ custombackup.iso. Das Image brennen<br />

Sie dann als Abbilddatei auf eine DVD (wenn auf<br />

einer CD zu wenig Platz ist).<br />

Booten Sie Ihr System mit der von Remastersys<br />

erstellten CD/ DVD, empfängt Sie ein Bootmenü<br />

(Abbildung 3). Nutzen Sie die DVD als Live-<br />

System, starten Sie die Installation nachträglich<br />

über System | Systemverwaltung | RELEASE installieren.<br />

Die Installation folgt der üblichen Routine<br />

(Referenz: Installation). Vom Rechner- über den<br />

Benutzernamen bis hin zur Festplattenbelegung<br />

passen Sie die Installation individuell an. Allerdings<br />

spielt nur die Partitionierung eine Rolle, da<br />

das angepasste <strong>Ubuntu</strong> alle anderen Einstellungen<br />

aus dem Backup zieht. Es löscht also den beim Setup<br />

eingetragenen Benutzer nach der Installation<br />

gleich wieder. Als Folge können Sie sich nur mit<br />

den Accounts anmelden, die bereits auf dem gesicherten<br />

System existierten.<br />

Marke Eigenbau<br />

Mit Hilfe der Dist-Option basteln Sie Ihre eigene<br />

Distribution. Der Unterschied zum Backupmodus<br />

von Remastersys besteht lediglich darin, dass Remastersys<br />

nicht das komplette /home sichert und<br />

beim Setup den vom Anwender eingegebenen<br />

Benutzer anlegt, dessen Name nur Kleinbuchstaben<br />

enthalten darf. Dieser Modus ähnelt also dem<br />

einer „normalen“ <strong>Ubuntu</strong>-Installation, mit dem<br />

Unterschied, dass die von Ihnen am System vorgenommenen<br />

Änderungen bereits Teil des Installationsmediums<br />

sind.<br />

Dieser Modus erweist sich als optimal, um anderen<br />

Anwendern eine komplett vorkonfigurierte<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Distribution zu übergeben, auf der diese<br />

dann eigene Accounts einrichten. So installieren<br />

Sie zum Beispiel bestimmte Serverdienste vorab<br />

und stellen sie Kunden als Demo zur Verfügung:<br />

Aufwändiges Konfigurieren entfällt also. Starten<br />

Sie für diesen Modus am besten mit einem frischen<br />

System und verzichten Sie auf den Einsatz<br />

proprietärer Grafikkartentreiber. Nur so haben Sie<br />

die Garantie, dass die Distribution auch auf ande-<br />

72 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Remastersys<br />

Admin<br />

3 So sieht das Bootmenü einer Remastersys-CD/ DVD aus.<br />

ren Rechnern zuverlässig bootet. Sie deaktivieren<br />

proprietäre Grafikkartentreiber über System | Systemverwaltung<br />

| Hardware-Treiber.<br />

Beim späteren Anlegen der Benutzer während<br />

der Installation bezieht <strong>Ubuntu</strong> die Beispieldaten<br />

und vorkonfigurierten Einstellungen aus dem Verzeichnis<br />

/etc/ skel. Dort lagern Sie auch jene Daten,<br />

die Sie während der Installation in das Home-<br />

Verzeichnis der anzulegenden Benutzer kopieren<br />

wollen. Um etwa das komplette Home-Verzeichnis<br />

Ihres Demobenutzers inklusive aller Einstellungen<br />

dorthin zu kopieren, führen Sie im Vorfeld die folgenden<br />

Befehle aus.<br />

$ sudo cp ‐R ~/* /etc/skel<br />

$ sudo chown ‐R root:root /etc/skel<br />

Beachten Sie, dass die nach /etc/ skel kopierten<br />

Daten immer root gehören müssen. Um die Daten<br />

einzufügen, zerlegen Sie das Generieren des<br />

CD-/ DVD-Abbildes in zwei Schritte. Dazu verwenden<br />

Sie die Optionen<br />

Distcdfs und Distiso von<br />

der Remastersys-Oberfläche.<br />

Distcdfs erzeugt<br />

in /home/ remastersys/<br />

remastersys/ dummysys<br />

zunächst ein Abbild des<br />

Systems, das Sie mit einem<br />

Dateimanager verändern.<br />

Vor dem Erzeugen<br />

eines ISO-Images mittels<br />

Distiso fügen Sie so bequem<br />

die Daten ein. Sie<br />

können auf diesem Weg<br />

auch nachträglich Konfigurationen<br />

ändern, ohne<br />

nochmals aufwändig das<br />

System neu zu sichern.<br />

Achten Sie stets darauf,<br />

vor dem Benutzen von<br />

Dist oder Distcdfs die<br />

Option Clean aufzurufen.<br />

Diese löscht die temporär<br />

angelegten Dateien und verhindert, dass diese Daten<br />

zusätzlich im Image landen.<br />

Remastersys bietet Ihnen die Möglichkeit, ohne<br />

großen Aufwand eine „eigene“ <strong>Ubuntu</strong>-Distribution<br />

zu erstellen. Das Programm hebt sich durch<br />

seinen Backupmodus von anderen Tools wie dem<br />

zuvor erwähnten <strong>Ubuntu</strong> Customization Kit ab. So<br />

erstellen Sie bequem ein eigenes <strong>Ubuntu</strong> mit den<br />

wichtigsten Daten oder archivieren komplizierte<br />

Konfigurationen auf einer DVD. (kki) ●●●<br />

Auswahl<br />

Backup<br />

Dist<br />

Distcdfs<br />

Distiso<br />

Modify<br />

Clean<br />

Tabelle 1<br />

Info<br />

[1] Remastersys-Homepage:<br />

[http:// www.<br />

geekconnection. org/<br />

remastersys/]<br />

[2] Installationshinweise für<br />

<strong>Ubuntu</strong>: [http:// www.<br />

geekconnection. org/<br />

remastersys/ ubuntu. html]<br />

Beschreibung<br />

Erzeugt eine Live-CD mit allen Daten aus /home.<br />

Erzeugt eine Live-CD ohne persönliche Daten.<br />

Sichert die Daten für die Live-CD.<br />

Erzeugt aus den gesicherten Daten ein CD-Abbild für Live-CD ohne persönliche Daten.<br />

Ändert die Einstellungen.<br />

Entfernt alle durch Remastersys angelegten temporären Daten.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

73


Software<br />

Google Voice- und Video-Chat<br />

Chat-Plug-in für Google Mail & Co.<br />

Schau mir in<br />

den Browser …<br />

Andreas Gerlach, Fotolia<br />

Fast zwei Jahre hat’s<br />

gedauert, doch nun<br />

schauen Linuxer nicht<br />

länger in die Röhre,<br />

sondern in die Webcam<br />

– das Browser-<br />

Plug-in Google Voiceund<br />

Video-Chat ist<br />

endlich für den Pinguin<br />

verfügbar.<br />

Heike Jurzik<br />

Chatten, telefonieren mit und ohne Bild, Dateien<br />

austauschen – und das alles per Webbrowser:<br />

Google Voice- und Video-Chat [1] macht’s<br />

möglich. Das Plug-in erweitert die beliebten<br />

Google-Dienste Google Mail [2], iGoogle [3] und<br />

Orkut [4] um Chat- und VoIP-Fähigkeiten. Einmal<br />

installiert, arbeitet die Erweiterung mit verschiedenen<br />

Browsern zusammen, darunter Firefox und<br />

Google Chrome. Einzige Voraussetzung ist ein<br />

Google-Konto, das Sie kostenlos beim Suchmaschinenbetreiber<br />

registrieren können [5]. Eine Webcam<br />

ist zum Benutzen der Software aber nicht zwingend<br />

erforderlich; haben Sie keine Kamera, telefonieren<br />

und chatten Sie einfach ohne Bild.<br />

Viele Wege führen zum Chat<br />

Um das Browser-Plug-in einzuspielen, klicken Sie<br />

unter [1] auf den Button Voice- und Video-Chat<br />

installieren. Auf der folgenden Seite finden Sie vier<br />

Pakete für Linux: zwei Debian-Pakete (für <strong>Ubuntu</strong><br />

oder Debian, 32 und 64 Bit) und zwei RPMs (für<br />

Fedora- oder OpenSuse-Systeme, 32 und 64 Bit).<br />

Wählen Sie das zu Ihrer Architektur passende<br />

Paket aus und klicken Sie auf Voice- und Video-<br />

Chat installieren. Ein Dialogfenster bietet an, die<br />

Datei herunterzuladen oder sie mit dem <strong>Ubuntu</strong><br />

Software-Center zu öffnen.<br />

Bei der zweiten Wahl startet das Software-Center.<br />

Klicken Sie darin auf Installieren und geben Sie Ihr<br />

Benutzerkennwort ein. Nach kurzer Zeit erscheint<br />

eine Meldung, die eine erfolgreiche Installation ankündigt.<br />

Verwenden Sie noch <strong>Ubuntu</strong> 10.04, installieren<br />

Sie die Software aufgrund eines Bugs nicht<br />

mit Gdebi, sondern von Hand. Dazu speichern Sie<br />

das Paket in einem Ordner auf der Festplatte. Danach<br />

öffnen Sie ein Terminalfenster und wechseln<br />

über cd Downloads ins Verzeichnis mit dem Debian-<br />

Paket, wo Sie dann<br />

$ sudo dpkg ‐i google‐talkplugin_current_iU<br />

386.deb<br />

eingeben, um die Software zu installieren. Auf<br />

Aufforderung geben Sie Ihr Benutzerkennwort ein.<br />

Taucht eine Fehlermeldung zu ungelösten Abhängigkeiten<br />

auf, beheben Sie das Problem, indem Sie<br />

sudo apt‐get ‐f install eingeben.<br />

Nach dem Neustart des jeweiligen Browsers überprüfen<br />

Sie, ob die Installation geklappt hat und<br />

das Plug-in nun in Firefox und Google Chrome<br />

bereitsteht. In Firefox öffnen Sie den Dialog Addons<br />

über das Menü Extras. Auf dem Reiter Plugins<br />

sollten nun die beiden installierten Erweiterungen<br />

Google Talk Plugin und Google Talk Plugin Video<br />

Accelerator auftauchen. In Google Chrome geben<br />

Sie in die Adresszeile about:plugins ein – auch hier<br />

sollten Sie die beiden Einträge sehen.<br />

Gut eingerichtet<br />

Google Voice- und Video-Chat richtet sich bei den<br />

drei genannten Google-Diensten in der linken Seitenleiste<br />

im Bereich Chat ein. Nachdem Sie sich<br />

74 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Google Voice- und Video-Chat<br />

Software<br />

mit den Zugangsdaten zu Ihrem Google-Konto<br />

angemeldet haben, erscheint neben Ihrem Benutzernamen<br />

ein farbiges Symbol: Grün bedeutet,<br />

Sie sind online und bereit zum Chatten, Gelb<br />

heißt, dass Sie inaktiv sind (automatischer Status,<br />

den der Server nach 15 Minuten Nichtstun selbst<br />

setzt), Rot zeigt an, dass Sie nicht verfügbar sind,<br />

und Grau heißt, Sie sind abgemeldet. Nennen Sie<br />

eine funktionierende Webcam Ihr Eigen, ist ein<br />

Kamerasymbol zu sehen.<br />

In Google Mail und iGoogle dürfen Sie eigene<br />

Statusmeldungen eintragen; in Orkut fehlt diese<br />

Funktion hingegen. Um schnell ein Statement<br />

abzugeben, klicken Sie ins Feld, geben einen Text<br />

ein und schicken ihn per Druck auf [Eingabe] ab.<br />

Alternativ wählen Sie aus dem Drop-down-Menü<br />

Benutzerdefinierte Nachricht aus; diese können Sie<br />

für beide Fälle setzen, wenn Sie verfügbar sind<br />

oder nicht. Um den selbst gesetzten Status zu löschen,<br />

klicken Sie auf Ihre Meldung und entfernen<br />

sie, oder Sie suchen einen anderen Status aus dem<br />

erwähnten Menü aus.<br />

Im Chatbereich gelangen Sie auch zur Plug-in-<br />

Konfiguration. Während sich diese bei Google<br />

Mail über einen Klick auf den kleinen, nach unten<br />

zeigenden Pfeil öffnet, blendet iGoogle zusätzlich<br />

das Wort Optionen ein. Klicken Sie auf dieses und<br />

wählen Sie den Menüeintrag Chat-Einstellungen<br />

aus. Im rechten Fensterbereich passen Sie nun allgemeine<br />

Dinge und die Einstellungen für Kamera,<br />

Mikrofon und Lautsprecher an.<br />

Vor der ersten Plauderstunde empfiehlt es sich,<br />

unter Überprüfen Sie Ihre Einstellungen die eigene<br />

Konfiguration zu testen. Sind Kamerabild, Mikroanzeige<br />

und Testton in Ordnung (Abbildung 1),<br />

kann’s losgehen. Alternativ haben Sie über die<br />

Aufklappmenüs Gelegenheit, andere Geräteeinstellungen<br />

zu probieren.<br />

In Aktion<br />

Vor den Chat hat Google die Einladung gesetzt.<br />

Erst wenn die Gegenseite Ihre Anfrage akzeptiert,<br />

taucht der neue Kontakt in Ihrer Liste auf.<br />

Sie chatten dann mit allen Personen, die einen<br />

1 In den „Chat-Einstellungen“ bietet Google auch ein nützliches kleines<br />

Diagnosetool, das die aktuelle Konfiguration prüft.<br />

farbigen Punkt neben dem Benutzernamen tragen.<br />

Neue Kontakte fügen Sie in Google Mail und<br />

iGoogle über das Suchfeld im Chatbereich hinzu.<br />

Das Tool vervollständigt Ihre Eingabe automatisch<br />

– so sind Vertipper ausgeschlossen. In Orkut chatten<br />

Sie mit Freunden, indem Sie in deren Profilbild<br />

auf den farbigen Punkt klicken.<br />

Um mit einem bestätigten Kontakt zu plaudern,<br />

fahren Sie mit der Maus über den Namen. Der<br />

Browser blendet nun ein kleines Fenster ein. Den<br />

rein textbasierten Austausch starten Sie per Klick<br />

auf Chat. Im Browserfenster selbst sehen Sie nun<br />

unten rechts ein kleines Fenster mit der Unterhaltung<br />

eingeblendet, das Sie optional über den kleinen<br />

Pfeil links neben dem Knopf Schließen abtrennen<br />

und zu einem eigenständigen Browserfenster<br />

machen (Abbildung 2).<br />

Über einen Klick auf das Kamerasymbol starten Sie<br />

einen Videochat. Auch wenn die Gegenseite keine<br />

Kamera besitzt, steht das Feature zur Verfügung –<br />

der visuelle Genuss ist dann allerdings einseitig.<br />

Direkt neben dem Icon mit der Kamera finden Sie<br />

Funktionen, um reine Sprachanrufe zu beginnen<br />

und weitere Kontakte in den Chat einzuladen.<br />

Eingehende (Video-)Anrufe meldet das Chat-Plugin<br />

mit einem Klingelzeichen. Über Antwort geht’s<br />

los (Abbildung 3), und über Ignorieren lehnen Sie<br />

den Anruf ab. Einen laufenden Videochat schalten<br />

Sie auf Wunsch in den Vollbildmodus; mit [ESC]<br />

geht’s zur normalen Fensteransicht zurück. Um<br />

das Gespräch kurz zu unterbrechen, klicken Sie<br />

hingegen auf das kleine Mikrofon.<br />

Schluss mit lustig!<br />

Das Drop-down-Menü Aktionen im Chatfenster<br />

bietet nicht nur an, unerwünschte Benutzer zu<br />

blockieren, sondern hält auch die die Funktion Als<br />

vertraulich definieren parat. Über diese verhindern<br />

Sie, dass die Protokolle des Chats bei Ihnen und<br />

bei der Gegenseite im Google-Mail-Konto landen.<br />

Aktivieren Sie den vertraulichen Modus, erhält der<br />

Partner ebenfalls eine Meldung darüber in seinem<br />

Chatfenster. Diesen „Geheimmodus“ heben Sie<br />

ebenfalls über Aktionen wieder auf.<br />

Jeden Chat oder (Video-)Anruf<br />

beenden Sie entweder über die<br />

eingeblendete Schaltfläche Ende<br />

oder indem Sie das Fenster über<br />

das Kreuz in der rechten oberen<br />

Ecke schließen. Gefällt Ihnen<br />

das Plug-in gar nicht und Sie<br />

wollen Google Voice- und Video-<br />

Chat wieder vom Rechner entfernen,<br />

ist auch das zum Glück<br />

kein Problem. Suchen Sie einfach<br />

im Paketmanager nach dem<br />

Paket google-talkplugin und entfernen<br />

Sie dieses per Mausklick,<br />

indem Sie den gleichnamigen<br />

Button betätigen. (kki) ●●●<br />

2 Klicken Sie auf diesen kleinen<br />

Pfeil, um dem Chat ein eigenes<br />

Browserfenster zu spendieren.<br />

3 Videochat in Aktion: Der<br />

Gesprächspartner erscheint groß,<br />

während das Plug-in das Bild der<br />

eigenen Webcam unten rechts<br />

kleiner einblendet.<br />

Info<br />

[1] Google Voice- und Video-<br />

Chat: [http:// www. google.<br />

com/ chat/ video? hl=de]<br />

[2] Google Mail:<br />

[https:// mail. google. com/]<br />

[3] iGoogle:<br />

[http:// www. google. de/ ig]<br />

[4] Orkut:<br />

[http:// www. orkut. com/]<br />

[5] Google-Konto erstellen:<br />

[https:// www. google. com/<br />

accounts/ NewAccount]<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

75


Öffentlich-rechtliches Filmarchiv<br />

Sehtest<br />

Lassedesignen, Fotolia<br />

Die öffentlich-rechtlichen<br />

Fernsehsender<br />

stellen mittlerweile viel<br />

Material im Internet<br />

bereit. Mit der Java-<br />

Anwendung Mediathek<br />

können Sie diese Beiträge<br />

bequem ansehen,<br />

speichern und<br />

verwalten.<br />

Referenz<br />

Jan Schulze<br />

Paketmanagement: Wie Sie Software<br />

unter <strong>Ubuntu</strong> installieren, erklärt<br />

der Artikel ab Seite 36.<br />

Die Medienkonvergenz macht auch vor den<br />

tendenziell altmodischen Rundfunkanstalten nicht<br />

halt. Immer mehr Beiträge von ARD, ZDF und<br />

Co. rufen Sie inzwischen über das Internet ab.<br />

In der Regel handelt es sich dabei um kurze Dokumentationen<br />

– oft sehr interessant, fast immer<br />

unterhaltsam. Mit einer Java-Applikation namens<br />

Mediathek nutzen Sie bequem die Archive der<br />

wichtigsten deutschsprachigen Sender.<br />

Mediathek steht aktuell in Version 2.2 unter [1]<br />

zum Download bereit. Das Programm setzt neben<br />

einer installierten Java-Laufzeitumgebung<br />

den Videospieler VLC sowie für Flash-Videos die<br />

Anwendung FLVstreamer voraus. Um die Filme<br />

aufzunehmen, brauchen Sie zudem MPlayer. Diese<br />

Werkzeuge installieren Sie über das Software-<br />

Center (Referenz: Paketmanagement).<br />

Das 2,2 MByte große ZIP-Archiv entpacken Sie<br />

in einen beliebigen Ordner, eine Installation ist<br />

nicht notwendig. Allerdings müssen Sie die Datei<br />

Mediathek.jar ausführbar machen. Dazu wechseln<br />

Sie im Dateimanager Nautilus in den Unterordner<br />

Mediathek_2.2.1, klicken die Datei mit der rechten<br />

Maustaste an, wählen aus dem Kontextmenü den<br />

Eintrag Eigenschaften und öffnen den Reiter Zugriffsrechte.<br />

Hier setzen Sie einen Haken im Feld<br />

Datei als Programm ausführen.<br />

Standardmäßig will der Archivmanager die Mediathek<br />

beim Doppelklick öffnen. Um diese Sackgasse<br />

zu umgehen und die Software ohne Umwege zu<br />

starten, legen Sie im Register Öffnen mit noch die<br />

bei Ihnen installierte Java-Laufzeitumgebung als<br />

Standard fest. Sie starten die Mediathek alternativ<br />

aus einem Terminal heraus, indem Sie den Befehl<br />

java ‐jar Mediathek.jar eingeben.<br />

Mediathek ermöglicht den Zugriff auf die Archive<br />

der Sender ARD, ZDF, Arte, 3sat, ORF, SF sowie<br />

der Landessender NDR, WDR und MDR. Zudem<br />

lassen sich auch ARD-Podcasts abrufen. Im Falle<br />

des deutsch-französischen Gemeinschaftssenders<br />

Arte können Sie zudem die gewünschte Sprache<br />

auswählen. Die meisten Beiträge stammen aus<br />

Nachrichten- und Wissenschaftssendungen.<br />

Die Bedienung der Mediathek ist einfach, aber<br />

nicht immer ganz intuitiv. Nach dem ersten Start<br />

durchsucht die Software nach einem Klick auf<br />

Filme laden (Url) die voreingestellten Senderarchive<br />

nach Filmbeiträgen. Wenige Sekunden später<br />

greifen Sie bereits auf über 27 000 öffentlichrechtliche<br />

Filme zu. Aktivieren Sie die Option auch<br />

Systemweite Mediathek<br />

Wollen Sie Mediathek von jedem Ort Ihres Systems aus<br />

über die Eingabe von mediathek starten, bietet es sich<br />

an, das Archiv mit Root-Rechten in das Verzeichnis<br />

/opt zu entpacken, die Rechte zu ändern und einen symbolischen<br />

Link im Verzeichnis /usr/ bin zu erstellen:<br />

$ sudo unzip Mediathek_2.2.1.zip ‐d /opt<br />

$ sudo chmod uo+x /opt/Mediathek.jar<br />

$ sudo ln ‐s /opt/Mediathek.jar /usr/bin/U<br />

mediathek<br />

76 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Mediathek<br />

Software<br />

ältere Filme laden, stehen fast 40 000 Videos zur<br />

Verfügung. Ein Doppelklick auf einen Listeneintrag<br />

startet den VLC-Player und streamt den Film<br />

auf den Monitor (Abbildung 1). Dieses Verfahren<br />

funktioniert jedoch nicht mit Videos im Flash-<br />

Format, die Sie erst mit FLVstreamer auf die lokale<br />

Festplatte kopieren.<br />

Suchfunktion nicht optimal<br />

Um in der Fülle des Angebots nicht ganz den<br />

Überblick zu verlieren, können Sie die Beitragsliste<br />

nach Sender, Thema oder Titel sortieren, wobei<br />

der Begriff Titel etwas unglücklich gewählt ist – er<br />

bezeichnet schlicht einen Beitrag innerhalb einer<br />

Sendung. Die integrierte Suchfunktion erlaubt die<br />

Freitextsuche im Beitragstitel, wobei Sie die Treffer<br />

nach Sender und Sendung eingrenzen. Thematische<br />

Suchen sind mangels Verschlagwortung der<br />

Filme nicht möglich. Auch der Einsatz logischer<br />

Operatoren ist nicht vorgesehen. Hier würde man<br />

sich in Anbetracht der Masse doch eine etwas<br />

komplexere Suchfunktion wünschen.<br />

Generell verwirren die Bezeichnungen einiger<br />

Funktionen mitunter. Um etwa einen Filter zu<br />

speichern, haken Sie die Funktion Abo aktivieren<br />

im Register Einstellungen ab. Damit erscheint eine<br />

neue Registerkarte, über die Sie die Abonnements<br />

verwalten. Mediathek lädt die Filme der gespeicherten<br />

Suche, sobald Sie den Button alle Downloads<br />

starten anklicken. Kleiner Schönheitsfehler:<br />

Sie müssen die Liste zunächst manuell aktualisieren.<br />

Ganz ähnlich sieht es mit Podcasts aus.<br />

Auch hier müssen Sie die entsprechende Funktion<br />

zunächst von Hand aktivieren. Danach steht der<br />

neue Reiter Podcasts zur Verfügung.<br />

Flexibel konfigurierbar<br />

Hinter der Schaltfläche Einrichten im Register<br />

Filme verbirgt sich ein Dialog, mit dessen Hilfe<br />

Sie die eingesetzten Videoabspieler konfigurieren.<br />

VLC, MPlayer und FLVstreamer sind bereits vordefiniert.<br />

Wollen Sie die Fernsehbeiträge auf der<br />

Festplatte speichern, geben Sie hier die entsprechenden<br />

Zielpfade oder Muster für Dateinamen<br />

an. Die Einstellmöglichkeiten sind vielfältig, denn<br />

Sie legen hier neue Verarbeitungsfunktionen für<br />

die TV-Beiträge fest und erzeugen neue, passende<br />

Schaltflächen. Welche Einträge in welches Feld<br />

gehören, erschließt sich nicht immer auf Anhieb –<br />

ein Blick in das PDF-Handbuch ist fast unvermeidlich.<br />

Dort erfahren Sie etwa, dass eine Programmgruppe<br />

als Schaltfläche im Filme-Tab erscheint,<br />

sobald der Gruppe mindestens ein Programm zugeordnet<br />

ist. Ein Programm ist bei der Mediathek<br />

eine Multimediaanwendung, die Fernsehbeiträge<br />

weiterverarbeitet. Dabei geht es um das direkte<br />

Abspielen der Sendungen oder – wie bei den<br />

Flash-Videos – das Speichern auf der Festplatte.<br />

Wollen Sie eines der festgelegten Programme zum<br />

Standard erheben, damit Mediathek die Filme bei<br />

einem Doppeklick mit diesem Programm abspielt,<br />

müssen Sie im Einrichten-Dialog zusätzlich noch<br />

die Schaltfläche Doppelklick betätigen. Ein weiterer<br />

Kritikpunkt: Mediathek erlaubt es nur, eine<br />

Weiterverarbeitungsfunktion für alle Medientypen<br />

zu definieren. Haben Sie sich zum Beispiel dafür<br />

entschieden, alle Beiträge mit dem VLC-Player anzuschauen,<br />

gerät die Mediathek bei Flash-Videos<br />

ins Stolpern. Dabei ließe sich der Medientyp über<br />

das Protokoll ohne Weiteres ermitteln und mit der<br />

passenden Funktion verknüpfen.<br />

Fazit<br />

Die Schwächen in der Bedienbarkeit macht Mediathek<br />

durch seine hohe Flexibilität wieder wett.<br />

Eine sehr sinnvolle Funktion etwa ist die Möglichkeit,<br />

die Software in einem automatischen Modus<br />

zu starten. Dabei aktualisiert sie die Filmliste und<br />

lädt alle neuen Abonnements und Podcast herunter.<br />

Anschließend beendet sich die Anwendung.<br />

Zur Aktivierung rufen Sie Mediathek mit dem Parameter<br />

‐A auf.<br />

Fehlgeschlagene Downloads lassen sich auf<br />

Wunsch automatisch neu starten, zu einigen<br />

Sendern geben Sie zudem diverse Optionen vor.<br />

Hier zeigt das Programm durchaus Stärken, die es<br />

gerade wegen der Vielfalt der angebotenen Beiträge<br />

zu einem hilfreichen Werkzeug machen. Die<br />

meisten vorgegeben Optionen sind gut gewählt.<br />

Störend ist lediglich, dass Sie einige Funktionen<br />

wie Podcasts erst von Hand aktivieren müssen. Im<br />

Sinne der Benutzerfreundlichkeit, vor allem bei<br />

Einsteigern, wäre der umgekehrte Weg sinnvoller.<br />

Das – und die eigenwillige Nomenklatur – fordern<br />

gerade unerfahrene Anwender unnötig. Dennoch:<br />

Wer sich für die politischen und kulturellen Beiträge<br />

des öffentlich-rechtlichen Rundfunks interessiert,<br />

findet in Mediathek ein hilfreiches Werkzeug.<br />

(kki) ●●●<br />

Info<br />

[1] Mediathek herunterladen:<br />

[http:// zdfmediathk.<br />

sourceforge. net/]<br />

1 Liegen die Filme nicht im Flash-Format vor, spielen Sie diese direkt mit VLC ab.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

77


Software<br />

Plymouth-Themes<br />

Ramona D’Viola, 123RF<br />

Bootvorgang aufhübschen<br />

Stilvoll starten<br />

Neben Grub begleitet<br />

auch Plymouth seit<br />

<strong>Ubuntu</strong> 10.04 den Bootvorgang<br />

und soll das<br />

Booterlebnis grafisch<br />

aufwerten. Wie Sie den<br />

Bootprozesses visuell<br />

Ihren Wünschen anpassen,<br />

beschreibt dieser<br />

Artikel.<br />

Referenz<br />

Christoph Langner<br />

Paketmanagement: Der Artikel<br />

zum Paketmanagement ab Seite<br />

36 erklärt, wie Sie einzelne Debian-<br />

Pakete auf den Rechner spielen.<br />

1 <strong>Ubuntu</strong>-Solar haben die Entwickler bei Fedora abgeschaut.<br />

Der Bootvorgang eines Computers ist ein<br />

eigenartiger Prozess. Traditionell versuchen alle<br />

Hersteller – von Microsoft bis zu Canonical – den<br />

Vorgang so schnell und unsichtbar wie möglich zu<br />

machen. Zugleich investieren sie eine Menge Zeit<br />

und Arbeit, um die unnötige Wartezeit hübsch<br />

und ansehnlich zu gestalten.<br />

<strong>Ubuntu</strong> setzt dazu seit Version 10.04 (Lucid Lynx)<br />

Plymouth [1] ein, das für einen ansehnlichen Bootsplash<br />

sorgt. Ursprünglich von Red Hat für Fedora<br />

entwickelt, zeigt Plymouth nun auch in den neuen<br />

Versionen von <strong>Ubuntu</strong> eine dezente grafische Animation<br />

beim Booten an.<br />

<strong>Ubuntu</strong> bringt eine ganze Reihe von Themes für<br />

Plymouth mit. Die meisten davon kommen für<br />

Kubuntu und Xubuntu zum Einsatz, doch ein paar<br />

Designs bewegen sich auch abseits dieser Varianten.<br />

Suchen Sie einfach mal im Software-Center<br />

nach plymouth theme. Aber denken Sie dran: Experimente<br />

mit den Bootkomponenten machen Ihren<br />

Rechner unter Umständen unbrauchbar – sichern<br />

Sie also im Vorfeld Ihre wichtigsten Daten.<br />

Speziell das an Fedora angelehnte Solar-Theme<br />

(Abbildung 1), das<br />

im Paket plymouththeme-solar<br />

steckt,<br />

zeigt Ihnen, was<br />

mit Plymouth alles<br />

möglich ist. Das<br />

blaue Theme passt<br />

gut, wenn Sie einen<br />

etwas kühleren<br />

Look für Ihr System<br />

suchen. An ihm<br />

lässt sich zudem die<br />

Installation alternativer<br />

Plymouth-Themes<br />

gut erklären.<br />

Grundsätzlich funktioniert das so: Sie installieren<br />

das Theme, wählen das neue Theme über das<br />

Programm update-alternatives aus und schreiben<br />

es über update-initramfs in das Initramfs-Archiv.<br />

Um ein Terminal kommen Sie also nicht herum;<br />

Listing 1 zeigt die drei Befehle an.<br />

Nach der Installation in Zeile 1 bekommen Sie auf<br />

die Eingabe des zweiten Befehl hin (achten Sie auf<br />

die richtige Schreibweise) drei Bootlogos angeboten,<br />

zwischen denen Sie über eine Zahleneingabe<br />

wählen. Drücken Sie [1] für das Solar-Logo. In der<br />

dritten Zeile aktualisieren Sie das Initramfs, was<br />

eine neue initrd.img-Datei für den Kernel erzeugt.<br />

Starten Sie nun Ihr System neu, sollten Sie die<br />

von Fedora bekannte blaue Weltkugel (jedoch mit<br />

einem <strong>Ubuntu</strong>-Logo verziert) zu Gesicht bekom-<br />

Listing 1<br />

01 sudo apt‐get install plymouth‐themeU<br />

‐solar<br />

02 sudo update‐alternatives ‐‐config U<br />

default.plymouth<br />

03 sudo update‐initramfs ‐u ‐k all<br />

Listing 2<br />

01 tar ‐xzf *ubuntu‐sunrise.tar.gz<br />

02 sudo cp ‐R ubuntu‐sunrise/ /lib/U<br />

plymouth/themes/<br />

03 sudo update‐alternatives ‐‐install U<br />

/lib/plymouth/themes/default.plymouth U<br />

default.plymouth /lib/plymouth/themes/U<br />

ubuntu‐sunrise/ubuntu‐sunrise.plymouth U<br />

200<br />

04 sudo update‐alternatives ‐‐config U<br />

default.plymouth<br />

05 sudo update‐initramfs ‐u<br />

78 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Plymouth-Themes<br />

Software<br />

men. Um wieder auf das ursprüngliche Theme<br />

zurückzuwechseln, wiederholen Sie einfach die<br />

letzten zwei Befehle und wählen statt der [1] eine<br />

[0] (ubuntu-logo.plymouth).<br />

Themes aus der Community<br />

Wollen Sie den Bootvorgang etwas individueller<br />

gestalten, finden Sie auf Gnome-look.org [2] eine<br />

ganze Reihe weiterer Themes aus der Linux-<br />

Community. Öffnen Sie die Suchfunktion der Seite<br />

(Search Content), indem Sie links unterhalb der<br />

Leiste Artwork einen beliebigen Begriff eingeben.<br />

In der erweiterten Suchmaske wählen Sie dann als<br />

Type den Eintrag GNOME Splash Screen und geben<br />

in der Zeile darunter plymouth ein.<br />

Die Installation der Designs ist nicht sonderlich<br />

aufwändig, aber auch nicht automatisiert. Sie<br />

müssen im Terminal arbeiten, um die Themes<br />

einzuspielen. Meistens befinden sich jedoch in den<br />

heruntergeladenen Archiven Hinweise zur Installation<br />

– lesen Sie den Beipackzettel daher genau<br />

durch. Am Beispiel eines inoffiziellen Bootsplash<br />

(Abbildung 2) zu <strong>Ubuntu</strong> 10.10 [3], der den Namen<br />

<strong>Ubuntu</strong> Sunrise trägt, erklären wir die Installation.<br />

Inzwischen steht für dieses Theme sogar<br />

ein Debian-Archiv zur Verfügung [4] (Referenz:<br />

Paketmanagement). Um aber die prinzipielle Vorgehensweise<br />

besser zu beschreiben, wählen wir<br />

hier exemplarisch das TAR.GZ-Archiv und erklären<br />

die Schritte in Listing 2.<br />

Laden Sie im ersten Schritt das Archiv herunter<br />

und entpacken Sie es in einen beliebigen Ordner<br />

(Zeile 1). Alle Befehle aus Listing 2 geben Sie<br />

dann ausgehend von diesem Ordner ein. Zunächst<br />

kopieren Sie die extrahierten Dateien nach /lib/<br />

plymouth/ themes/ (Zeile 2). Danach richten Sie für<br />

das Programm update-alternatives einen Link ein,<br />

der vom dem neuen auf das alte Plymouth-Theme<br />

zeigt (Zeile 3) – mehr zu diesem Verfahren erklärt<br />

der Befehl man update‐alternatives. Der Eintrag<br />

200 gibt der neu installierten Alternative eine<br />

höhere Priorität, so dass Plymouth sie nun bevorzugt.<br />

Der config-Befehl in Zeile 4 stellt Sie dann<br />

wieder vor die Auswahl verschiedener Bootanimationen;<br />

der Befehl in Zeile 5 aktualisiert abschließend<br />

das Initramfs.<br />

Diese Befehle unterscheiden sich von Theme zu<br />

Theme. Meist geben die Autoren jedoch auf der<br />

Webseite an, was Sie genau eingeben müssen.<br />

Listing 3<br />

01 sudo update‐alternatives ‐‐remove U<br />

default.plymouth /lib/plymouth/themes/U<br />

ubuntu‐sunrise/ubuntu‐sunrise.plymouth<br />

02 sudo rm ‐rf /lib/plymouth/themes/U<br />

ubuntu‐sunrise/<br />

03 sudo update‐alternatives ‐‐config U<br />

default.plymouth<br />

04 sudo update‐initramfs ‐u<br />

Um einen manuell<br />

installierten Bootsplash<br />

wieder zu<br />

entfernen, rollen<br />

Sie den Prozess von<br />

hinten auf. Entfernen<br />

Sie den zuvor<br />

neu gesetzten Link,<br />

löschen Sie das dazugehörige<br />

Theme<br />

und generieren Sie<br />

das Initramfs-Archiv<br />

wieder neu, wie es<br />

Listing 3 zeigt.<br />

2 <strong>Ubuntu</strong> Sunrise steht unter anderem als TAR.GZ-Archiv bereit. Die<br />

Installation des Bootsplash beschreibt die Webseite.<br />

Plymouth<br />

und die proprietären<br />

Grafiktreiber<br />

Grundsätzliche Probleme ergeben sich allerdings<br />

im Zusammenspiel von Plymouth mit proprietären<br />

Videotreibern. Der Grund dafür liegt in den Kernel<br />

Mode Settings (KMS), die für die Darstellung der<br />

Animation notwendig sind. Früher konnte – vom<br />

Framebuffer abgesehen – erst der X-Server grafische<br />

Elemente ausgeben. Deshalb zeigte der<br />

Bootvorgang bis zu dessen Start nur Text an (und<br />

mitunter ein Logo über den Framebuffer).<br />

Dank KMS kann der Kernel die Grafikkarte bereits<br />

frühzeitig in den Grafikmodus versetzen, so dass<br />

diese dann die Animation zeichnet. Da die Implementierung<br />

von Kernel Mode Setting beim proprietären<br />

Nvidia-Grafiktreiber noch sehr unausgereift<br />

ist, haben die <strong>Ubuntu</strong>-Entwickler Plymouth<br />

für diesen Treiber deaktiviert. Anstelle der ansprechenden<br />

Animation sehen Sie daher oft nur einen<br />

sehr schlichten Text (Abbildung 3). Einen etwas<br />

komplizierteren Umweg, der das Dilemma auch<br />

für die proprietären Nvidia-Treiber löst, finden Sie<br />

in meinem Blog [5].<br />

Fazit<br />

Der Aufwand, Plymouth bewusst individuell zu<br />

gestalten, lohnt sich eigentlich nur bei älteren<br />

Rechnern. Auf einem Computer mit aktueller CPU<br />

und Festplatte oder<br />

gar mit einer Solid-<br />

State-Disk (SSD),<br />

taucht die Animation<br />

nur für Sekunden<br />

auf. Wollen Sie<br />

jedoch jeden Teil<br />

des Systems kreativ<br />

einrichten, finden<br />

Sie in den Themes<br />

von Gnome-look.<br />

org gute Vorlagen,<br />

die Sie an die eigenen<br />

Vorstellungen<br />

anpassen. (kki)<br />

●●●<br />

Info<br />

[1] Webseite von Plymouth:<br />

[http:// www. freedesktop.<br />

org/ wiki/ Software/<br />

Plymouth]<br />

[2] Gnome-Look.org:<br />

[http:// gnome‐look. org/<br />

content/ search. php]<br />

[3] <strong>Ubuntu</strong>-Sunrise-Theme:<br />

[http:// gnome‐look.<br />

org/ content/ show. php/<br />

<strong>Ubuntu</strong>+sunrise+plymouth?<br />

content=129696]<br />

[4] Debian-/<strong>Ubuntu</strong>-Paket für<br />

<strong>Ubuntu</strong> Sunrise:<br />

[http:// gnome‐look. org/<br />

content/ download. php?<br />

content=129696& id=2&<br />

tan=22007781]<br />

[5] Blog von Christoph Langner:<br />

[http:// linuxundich. de/ de/<br />

ubuntu/ plymouth‐ trotz‐nvidia‐treiber/]<br />

3 Der Bootvorgang mit und ohne Plymouth: Der proprietäre Grafiktreiber<br />

von Nvidia beherrscht noch kein Kernel Mode Setting.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

79


Programmieren<br />

Quickly<br />

Schnell Programme bauen<br />

Blitzstart<br />

Für Programmiergurus ist das Linux-<br />

Ökosystem aufgrund seiner Unterstützung<br />

zahlreicher Sprachen, Toolkits, Datenbanken<br />

und Werkzeuge ein Segen. Für Programmieranfänger<br />

entpuppt sich die Überfülle<br />

mitunter als Fluch. Quickly macht<br />

die ersten Programmierschritte jedoch zu<br />

einem Kinderspiel.<br />

Joe „Zonker“ Brockmeier<br />

Wamsler, Fotolia<br />

Glossar<br />

PyGTK: Bibliothek, um grafische<br />

Oberflächen in Python zu erstellen.<br />

GTK+ stellt dabei die grafischen<br />

Elemente bereit.<br />

CouchDB: Ein Apache-Projekt, das<br />

unter der Apache-2.0-Lizenz eine<br />

dokumentenorientierte Datenbank<br />

entwickelt. Diese kommt unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> als Standarddatenbank zum<br />

Einsatz, der Zugriff auf CouchDB<br />

erfolgt über REST-HTTP-Anfragen.<br />

Bazaar: <strong>Ubuntu</strong>s Versionsverwaltung<br />

ermöglicht es Entwicklern, den<br />

Code für ihre Projekte zu verwalten<br />

und im Team daran zu arbeiten,<br />

ohne sich gegenseitig in die Quere<br />

zu kommen.<br />

Referenz<br />

Gedit: Mehr zum Editor Gedit und<br />

Plug-ins für diesen lesen Sie in diesem<br />

Heft ab Seite 67.<br />

Paketmanagement: Wie Sie Software<br />

über PPAs installieren, lesen<br />

Sie im Artikel ab Seite 36<br />

Acire: Lesen Sie vor der Installation<br />

den Acire-Artikel ab Seite 84.<br />

Es ist großartig, dass es in der Open-Source-<br />

Welt „mehr als einen Weg gibt“, um eine Sache<br />

zu erledigen (um es in der Sprache der Perl-Community<br />

zu formulieren). Programmieranfängern,<br />

die noch nicht wissen, wie sie Anwendungen für<br />

Linux schreiben, kann das aber den Wind aus den<br />

Segeln nehmen. Um angehenden Entwicklern eine<br />

helfende Hand zu reichen, hat die <strong>Ubuntu</strong>-Community<br />

Quickly aus der Taufe gehoben.<br />

Das Projekt versetzt Sie in die Lage, im Handumdrehen<br />

einen Prototypen für eine neue Software zu<br />

entwickeln. Es bringt Anwendungsvorlagen und<br />

einen Sack voller Kommandos mit, die es Ihnen<br />

leicht machen, unter <strong>Ubuntu</strong> eigene Projekt auf<br />

die Beine zu stellen, sie in Code umzusetzen und<br />

anschließend in einem Personal Package Archive<br />

(PPA) auf Launchpad [1] zu veröffentlichen, damit<br />

alle <strong>Ubuntu</strong>-Nutzer etwas davon haben.<br />

Was macht Quickly so einfach? Es fällt Standardentscheidungen<br />

für Sie, so dass Sie nicht über<br />

jedes Detail nachdenken müssen. Die eingesetzte<br />

Programmiersprache ist Python, als Benutzeroberfläche<br />

kommt PyGTK zum Einsatz, als Datenbank<br />

CouchDB, Gedit dient als Editor (Referenz: Gedit),<br />

und Bazaar übernimmt die Versionsverwaltung.<br />

Quickly bringt auch Vorlagen mit, um ein <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Projekt auf Launchpad einzurichten.<br />

Entwickler, die schon eine Weile programmieren,<br />

hegen sicher Vorlieben in Bezug auf ihre Werkzeuge.<br />

Einige ziehen Git Bazaar als Versionsverwaltungssystem<br />

vor, andere benutzen lieber Mono<br />

anstelle von Python und PyGTK. Anfänger und<br />

Gelegenheitsprogrammierer teilen solche Vorlieben<br />

meist nicht, sondern fühlen sich viel mehr überrumpelt,<br />

wenn sie alle diese Optionen abklopfen<br />

müssen. Indem man ihnen die Wahl abnimmt,<br />

gelangen die angehenden Entwickler ein wenig<br />

schneller an ihr Ziel. Vielleicht bringen diese Tools<br />

nicht die bestmöglichen Voraussetzungen für jedes<br />

beliebige Projekt mit, aber wenn Sie informiert<br />

genug sind, um das fachmännisch zu beurteilen,<br />

brauchen Sie Quickly ohnehin nicht. Befinden Sie<br />

sich jedoch noch nicht in so einer Position, ist<br />

Quickly genau das, was Sie suchen.<br />

Quickly wurde mit Frameworks wie Ruby on<br />

Rails oder Django verglichen – was gut passt,<br />

wenn Sie diese Frameworks kennen. Auch bei<br />

Quickly handelt es sich um ein Rapid Application<br />

Development Framework, mit dem Sie schnell<br />

Linux-Anwendungen bauen bzw. grundlegende<br />

Gerüste für solche konstruieren.<br />

Tatsächlich dreht sich in Quickly momentan alles<br />

um <strong>Ubuntu</strong>, aber es ist nicht auf <strong>Ubuntu</strong> beschränkt<br />

und lässt sich auch auf andere Distributionen<br />

portieren. Die Software befindet sich schlicht<br />

noch in den Kinderschuhen, und die meisten<br />

(wenn auch nicht alle) mit Quickly assoziierten<br />

Entwickler arbeiten an und mit <strong>Ubuntu</strong>. Quicklyund<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Entwickler Didier Roche hat andere<br />

Projekte eingeladen, Quickly-Vorlagen für Fedora,<br />

Gnome usw. beizusteuern. Mit ein wenig Glück<br />

wird das eher früher als später passieren.<br />

80 UBUNTU<br />

01/2011<br />

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user


Quickly<br />

Programmieren<br />

Ran an den Speck<br />

Quickly installieren Sie unter <strong>Ubuntu</strong> 10.04 und<br />

10.10 über den Paketmanager Synaptic. Sie spielen<br />

die Pakete quickly, quickly-ubuntu-template<br />

und quickly-widgets auf den Rechner (Referenz:<br />

Paketmanagement). Damit sollten Sie alle Abhängigkeiten<br />

abfangen, die nötig sind, um mit<br />

Quickly zu arbeiten. Zusätzlich installieren Sie die<br />

CouchDB-Pakete (couchdb, python-couchdb), die<br />

Sie mit Quickly nutzen, sowie das Paket glade, das<br />

eine IDE zum Entwerfen grafischer Oberflächen<br />

für Anwendungen bietet.<br />

Auch wenn es nicht direkt zu Quickly gehört,<br />

schlage ich vor, dass Sie auch Acire installieren<br />

(Referenz: Acire). Da es zahlreiche Codebeispiele<br />

für Python verwaltet, stoßen Sie schneller auf Lösungen<br />

für Programmierprobleme (Abbildung 1).<br />

Quickly-Grundlagen<br />

Um nun eine grundlegende Anwendung zu basteln,<br />

brauchen Sie wieder ein Terminal, das Sie<br />

über [Alt]+[F2] und Eingabe von gnome‐terminal<br />

aufrufen. Alternativ installieren Sie das Programm<br />

terminator, das ein in mehrere eigenständige<br />

Fenster unterteilbares Terminal bietet [2]. Eine<br />

grafische Oberfläche (GUI) für Quickly steht bisher<br />

übrigens noch aus. Es kann noch etwas dauern,<br />

bevor Sie alle Möglichkeiten von Quickly auch<br />

über eine GUI nutzen können. Wichtig: Im Artikel<br />

erzeugen wir lediglich die Hülle einer Anwendung.<br />

Ein vollständig funktionales Programm mit<br />

grafischer Oberfläche zu entwerfen, überschreitet<br />

leider die Möglichkeiten des Artikels – selbst mit<br />

einem RAD-Framework wie Quickly.<br />

Sie beginnen mit der Entwicklung, indem Sie Bazaar<br />

initialisieren. Dazu geben Sie<br />

$ bzr whoami „Benutzername “<br />

ein, wobei Sie Benutzername und E-Mail durch<br />

Ihre persönlichen Daten ersetzen. Dann legen Sie<br />

in Ihrem Home-Verzeichnis ein Projekt an. Dabei<br />

dürfen Sie superapp gern durch einen fetzigeren<br />

Namen ersetzen:<br />

$ quickly create ubuntu‐application superapp<br />

Nach einem Druck auf [Eingabe] rauschen auf der<br />

Kommandozeile ein paar Textausgaben vorbei,<br />

dann öffnet sich ein Fenster mit den üblichen<br />

Menüs (File, Edit, View und Help) mitsamt einem<br />

Willkommensgruß und einigen Instruktionen, wie<br />

Sie nun weiter vorgehen (Abbildung 2).<br />

Nun bemerken Sie ein neues Verzeichnis mit dem<br />

Namen superapp. Sie wechseln mit Hilfe des Befehls<br />

cd dorthin und geben<br />

$ quickly design<br />

1 Acire bietet zahlreiche vorgefertigte Codeschnipsel für Python an. Mehr<br />

über die Bedienung erfahren Sie in diesem Heft.<br />

2 Eine App, ein Befehl: Bisher besteht die neue Superanwendung aus nur einem Fenster.<br />

ein. Der Befehl öffnet Glade und das einzige Fenster,<br />

aus dem Ihr Projekt bestehen wird (Abbildung<br />

3). Die folgenden Quickly-<br />

Befehle führen Sie dann auch im<br />

Projektverzeichnis aus.<br />

Mit Glade bearbeiten Sie die Eigenschaften<br />

des Fensters einfach<br />

und schnell. Wollen Sie etwa<br />

das große, <strong>Ubuntu</strong>-ähnliche<br />

Logo entfernen, klicken Sie es<br />

an und drücken dann auf [Entf].<br />

Sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden,<br />

werfen Sie Ihren Editor<br />

an und geben Sie<br />

$ quickly edit<br />

ein. Quickly ruft Gedit zusammen<br />

mit allen für das Projekt<br />

wichtigen Python-Dateien auf.<br />

Im letzten Reiter stoßen Sie auf<br />

Glossar<br />

Git: Die anfänglich von Linus Torvalds<br />

entwickelte Versionsverwaltung<br />

war eine Antwort auf eine Lizenzänderung<br />

von BitKeeper, der<br />

ursprünglichen Versionsverwaltung<br />

der Kernel-Entwickler.<br />

Mono: Eine hauptsächlich von<br />

Novell unterstützte freie .NET-Implementierung.<br />

Damit lassen sich<br />

.NET-Anwendungen neben Windows<br />

auch auf anderen Plattformen<br />

benutzen.<br />

Ruby on Rails: Ein Framework zum<br />

Entwickeln von Webanwendungen<br />

in der Programmiersprache Ruby,<br />

das die Entwicklung mit Hilfe fester<br />

Namenskonventionen für Funktionen<br />

beschleunigt.<br />

Django: Ebenfalls ein Webanwendungs-Framework,<br />

diesmal für Python.<br />

Rapid Application Development<br />

Framework: Kurz RAD; ein Konzept,<br />

um Anwendungen möglichst<br />

zügig zu programmieren und die<br />

Planungsphase zu verkürzen. Die<br />

Software wird sukzessive den Anforderungen<br />

der Auftraggeber angepasst.<br />

IDE: Mit Hilfe einer integrierten<br />

Entwicklungsumgebung sollen<br />

Entwickler ihre Programme schneller<br />

entwerfen und umsetzen. IDEs<br />

bringen oft eine grafische Oberfläche<br />

und Vorlagen für die Elemente<br />

grafischer Toolkits mit, wie Fenster<br />

und Knöpfe.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

81


Programmieren<br />

Quickly<br />

Nun wechseln Sie zum Gedit-Fenster superapp<br />

und fügen den Code vor dem Eintrag<br />

# Run the application.<br />

ein. Im Anschluss speichern und schließen Sie<br />

Gedit, wechseln auf die Shell und starten Ihren<br />

brandneuen Browser über den folgenden Befehl:<br />

$ quickly run<br />

3 Mit Glade bearbeiten Sie das gerade erstelle Fenster und passen es Ihren Vorstellungen an.<br />

Tipp<br />

Quicklys Befehle nutzen die Bash-<br />

Vervollständigung: Geben Sie z. B.<br />

quickly cre ein und drücken Sie<br />

[Tab], macht die Konsole create daraus.<br />

Auch wenn Sie ubu eintippen,<br />

erscheint eine Reihe von möglichen<br />

Vorlagen.<br />

4 Gedit zeigt den von Quickly erzeugten Projektcode an. Im Fenster<br />

„superapp“ erscheinen die Hauptroutinen des Programms.<br />

die Datei, welche die Hauptroutinen für Ihr Programm<br />

enthält und die superapp heißt bzw. den<br />

von Ihnen gegebenen Namen trägt (Abbildung 4).<br />

Im Anschluss scrollen Sie an das Ende des Codeabschnitts.<br />

Sie öffnen Acire und suchen einen<br />

Codeschnipsel heraus, den Sie in Ihrem Projekt<br />

verwenden möchten. Hier scheren wir mal aus<br />

und erzeugen zur Abwechslung einen rudimentären<br />

Browser anstelle des üblichen „Hallo-Welt!“-<br />

Programms. Freunde und Familie wird ein funktionierender<br />

Browser sicher mehr beeindrucken, als<br />

ein Fensterchen mit der Aufschrift „Hallo Welt!“.<br />

So ein Ding muss ja extrem schwer zu programmieren<br />

sein, gell? Wollen Sie lieber abwarten, bis<br />

es eine neue Version von Acire und den Python-<br />

Snippets für Maverick gibt – momentan müssen<br />

Sie unter Maverick noch die Lucid-Versionen nutzen<br />

– finden Sie andere passende Codebeispiele,<br />

wenn Sie nur die<br />

Python-Snippets<br />

aus Bazaar auschecken<br />

und den<br />

Quellcode durchsuchen.<br />

Wie das<br />

geht, erklärt der<br />

Acire-Artikel.<br />

Andernfalls müssen<br />

Sie lediglich<br />

aus Acires Aufklappmenü<br />

den<br />

Eintrag Webkit<br />

wählen und am<br />

unteren Ende des<br />

Dialogfeldes auf<br />

Webkit Browser<br />

klicken, wie es<br />

die Abbildung 5<br />

zeigt.<br />

Quickly zeigt nun ein Fenster wie in Abbildung<br />

6. Erscheint eine Fehlermeldung mit der<br />

Ausgabe unexpected indent, weist das darauf hin,<br />

dass der Code merkwürdig umbricht (ein häufiges<br />

Problem). Schauen Sie sich die in der Fehlermeldung<br />

angegeben Zeile an und prüfen Sie, ob hier<br />

eine Zeile Code verrutscht ist.<br />

Nun handelt es sich hier nicht um einen beeindruckenden<br />

oder sehr funktionalen Browser.<br />

Aber Sie haben immerhin den Webkit-Code in die<br />

Anwendung integriert und sind nun in der Lage,<br />

eine URL in die Adressleiste einzugeben und eine<br />

Webseite aufzurufen. Die Anwendung lässt Sie die<br />

Seite neu laden und sich vorwärts und rückwärts<br />

durch die Browser-History bewegen. Viel mehr als<br />

das kann sie nicht, aber es ist beeindruckend, was<br />

Sie dank Quickly mit ein paar Kommandos und<br />

Codeschnipseln erreichen.<br />

Quickly automatisiert nicht nur eine Menge der<br />

Programmieraufgaben, es kann Ihren Code auch<br />

paketieren, auf <strong>Ubuntu</strong>s Launchpad-Plattform<br />

veröffentlichen und mit einer Lizenz versehen.<br />

Wollen Sie Ihr Projekt mit einer Lizenz ausstatten?<br />

In diesem Fall bearbeiten Sie einfach die Datei<br />

AUTHORS im Projektverzeichnis, die Ihren Namen,<br />

die E-Mail-Adresse und das Jahr enthält, die<br />

Sie für den Copyright-Vermerk eintragen wollen.<br />

Quickly bietet sechs verschiedene Lizenzen an:<br />

BSD, MIT, GPLv2 und v3 sowie LGPLv2 und v3.<br />

Um Ihr Projekt unter die GPLv2 zu stellen (was<br />

ich tue), tippen Sie schlicht:<br />

$ quickly license GPL‐2<br />

Dank des einfachen Kommandos landet eine<br />

COPYING-Datei in Ihrem Projektverzeichnis und<br />

ein Eintrag zur passenden Lizenz in den Headern<br />

der relevanten Dateien. Quickly ersetzt eine Lizenz<br />

ohne Weiteres durch eine andere, wenn Sie das<br />

Kommando erneut ausführen.<br />

Auch das Paketieren von Software geht erstaunlich<br />

einfach. Befindet sich die Software qualitativ in einem<br />

paketierbaren Zustand, geben Sie einfach<br />

$ quickly package<br />

ein, und Quickly erzeugt ein Debian-Paket (.deb),<br />

ein TAR.GZ-Archiv, eine Datei namens CHANGES<br />

(die listet Veränderungen in der aktuellen Version<br />

82 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Quickly<br />

Programmieren<br />

auf) sowie eine Debian-Quelldatei, die das Paket<br />

und seine Inhalte beschreibt. Die Pakete und Dateien<br />

landen im übergeordneten Verzeichnis.<br />

Wollen Sie das Projekt nun einer breiten Öffentlichkeit<br />

vorstellen, tun Sie das, indem Sie die<br />

Abkürzungen quickly share bzw. quickly release<br />

verwenden – dafür benötigen Sie allerdings einen<br />

Account für Launchpad. Worin besteht der Unterschied<br />

zwischen share und release? Das share-<br />

Kommando aktualisiert Ihr PPA mit den letzten<br />

Updates und Veränderungen am Code. Über die<br />

angehängt Option ‐‐ppa NamemeinesPPAs legen Sie<br />

fest, welches PPA Sie nutzen wollen. Über release<br />

schicken Sie installierbaren Code an Launchpad,<br />

der eine neue Versionsnummer erhält. Der Unterschied<br />

ist klein, aber enorm. Auch wichtig: Sie<br />

brauchen nicht nur einen Launchpad-Account,<br />

sondern müssen auch einen OpenGPG-Key anlegen<br />

und den „Code of Conduct“ unterschreiben,<br />

um ein PPA zu betreiben. Sich durch Launchpad<br />

zu klicken, um alle diese Details zu konfigurieren,<br />

erweist sich dabei mitunter als recht aufwändiger<br />

Vorgang; Sie sollten also etwas Zeit einplanen.<br />

Ein Wort zu Vorlagen<br />

Ich habe die Vorlagen von Quickly übergangen,<br />

weil die Materie hier etwas tiefschürfender wird,<br />

als es den meisten Einsteigern lieb ist. Quickly<br />

bringt Standardvorlagen für Desktopanwendungen,<br />

CLI-Anwendungen (Command Line Interface)<br />

und Spiele mit. Wollen Sie eine CLI-Anwendung<br />

erstellen, schauen Sie sich die Vorlagen an, die in<br />

ihrer Anzahl ständig wachsen.<br />

Die von Quickly verwendeten Befehle hängen von<br />

dem Template ab, das Sie verwenden. Sie greifen<br />

auf eine kontextsensitive Hilfe für die Kommandos<br />

zu, indem Sie<br />

$ quickly commands<br />

eingeben. Der Befehl zeigt die Namen der Vorlagen<br />

und die dazugehörigen Kommandos an. So<br />

5 Aus Acire holen Sie das Codebeispiel für den Webkit-Browser und fügen<br />

es in das ursprünglich geschaffene Fenster ein.<br />

fällt zum Beispiel<br />

auf, dass die Vorlage<br />

ubuntu-application<br />

ein paar Aufrufe<br />

mitbringt, die<br />

für ubuntu-pygame<br />

und ubuntu-cli<br />

(noch?) nicht zur<br />

Verfügung stehen.<br />

Sie nutzen etwa den<br />

Befehl add, um mit<br />

der Vorlage ubuntuapplication<br />

Dialoge<br />

zu erstellen. Um zu<br />

erfahren, welche<br />

Optionen ein bestimmtes Kommando versteht, benutzen<br />

Sie quickly help . Wollen Sie etwa<br />

herausfinden, welche Optionen das Kommando<br />

add kennt, lautet der Befehl quickly help add. Das<br />

zeigt eine kurze Beschreibung des Kommandos<br />

zusammen mit einigen Beispielen für den praktischen<br />

Einsatz an. Für ein solch neues Projekt ist<br />

es erfrischend, ein so vollständiges Hilfsangebot<br />

anzutreffen.<br />

Aber was, wenn Sie an einem Projekttyp arbeiten<br />

wollen, der für Quickly noch nicht existiert? Dann<br />

entwerfen Sie eigene Templates! Wollen Sie an<br />

Dokumentationen arbeiten, benutzen Sie Quickly<br />

für das Erstellen einer DocBook-Anleitung oder<br />

eines Mallard-Projekts. Zu dem Thema fehlt es<br />

allerdings noch an Dokumentation.<br />

Der Artikel hat zwar nur die Oberfläche von<br />

Quickly berührt, aber in Kombination mit den<br />

Artikeln zu Gedit (Referenz: Gedit) und Acire (Referenz:<br />

Acire) machen Sie erste Schritte auf dem<br />

Weg zu schnelleren Ergebnissen. Quickly befindet<br />

sich noch immer in einem frühen Stadium der<br />

Entwicklung und wird sich ohne Zweifel noch verbessern,<br />

wenn die <strong>Ubuntu</strong>-Community – und auch<br />

andere – an dem Projekt arbeiten.<br />

6 Ein auf der Webkit-Engine basierender Browser, der mit ein wenig<br />

Hilfe von Acire und Quickly erzeugt wurde.<br />

Gratulation, Sie sind ein<br />

Programmierer!<br />

Quickly macht aus Ihnen sicher<br />

über Nacht keinen Vollblutentwickler,<br />

und es führt kein Weg<br />

drumherum, Python zu erlernen<br />

(oder andere Sprachen), um<br />

wirklich zu wissen, was Sie<br />

tun. Aber Acire, Quickly und<br />

Co. ebnen den Weg, damit Sie<br />

ohne größere Hindernisse mit<br />

dem Programmieren beginnen<br />

können und schnell Resulte erzielen.<br />

Das Projekt dürfte insgesamt<br />

einen relevanten Prozentsatz<br />

an Gelegenheitsentwicklern<br />

davon überzeugen, eigene Ideen<br />

in Open-Source-Projekten umzusetzen.(kki)<br />

●●●<br />

Glossar<br />

DocBook: Ein Format, das vor allem<br />

beim Erstellen von technischen Dokumentationen<br />

zum Einsatz kommt.<br />

Es nutzt zur Strukturierung der Dokumente<br />

XML-Tags.<br />

Mallard: Ebenfalls ein XML-basiertes<br />

Format, um Hilfeseiten für Software<br />

zu erstellen.<br />

Der Autor<br />

Joe „Zonker“ Brockmeier ist<br />

ein freier Technik-Journalist,<br />

Redakteur, Community-Mensch<br />

und Advokat für freie Software.<br />

Brockmeier war zwischen 2008<br />

und 2010 Community-Manager<br />

im OpenSuse-Projekt und<br />

schreibt nun für das Linux Pro<br />

Magazine, OStatic, Linux.com,<br />

Linux-Magazine und verschiedene<br />

andere, auf Technik spezialisierte<br />

Publikationen. Seine<br />

Webseite finden Sie unter [http://<br />

www. dissociatedpress. net/],<br />

und Sie können ihm auf Twitter<br />

und Identi.ca folgen (@jzb).<br />

Info<br />

[1] Launchpad:<br />

[https:// launchpad. net/]<br />

[2] Komfortable Konsole<br />

Terminator: [http:// wiki.<br />

ubuntuusers. de/ Terminator]<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

83


Pythons Helfer<br />

Schnipp,<br />

Schnapp<br />

Aleksandr Ugorenkov, 123RF<br />

Haben Sie keine Lust mehr, das Netz studenlang<br />

zu durchforsten, um ein bestimmtes<br />

Python-Problem zu lösen?<br />

Mit dem Acire-Projekt im<br />

Rücken finden Sie<br />

schnell und bequem<br />

modulabhängige<br />

Codebeispiele.<br />

Jono Bacon<br />

Referenz<br />

Quickly: Wie Sie mit Quickly<br />

schnell und einfach Anwendungen<br />

entwerfen, lesen Sie ab Seite 80.<br />

Es gibt zwei Arten von Programmierern –<br />

systematische und Gelegenheitsprogrammierer.<br />

Erstere sind die typischen Karriereentwickler, die<br />

keine Zeile Code ohne Komponententest und Dokumentation<br />

schreiben. Gelegenheitsentwickler<br />

sind oft „Schnellschuss“-Hacker, die sich ausschließlich<br />

um ihre eigenen Bedürfnisse kümmern.<br />

Manche sind hingegen Hobbyentwickler, denen es<br />

Spaß macht, mit selbst entwickelten Werkzeugen<br />

ein praktisches Problem zu lösen. Die <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Community will beide Herangehensweisen unterstützen<br />

– ich persönlich interessiere mich aber<br />

besonders für die letzte Gruppe.<br />

Gelegenheit<br />

<strong>Ubuntu</strong> – und der Linux-Desktop im Allgemeinen<br />

– bringen eine unglaubliche Fülle an Technologie<br />

mit, was die große Anzahl an Python-Modulen<br />

und -Werkzeugen nur unterstreicht. Als ich<br />

Weihnachten mit meiner Frau in einem Flugzeug<br />

saß, fing ich an darüber nachzudenken, nach<br />

welchen Kriterien Entwickler ihre Werkzeuge<br />

auswählen. Meine Gedanken brachten mich<br />

zu folgendem Schluss: Entwickler lernen<br />

Programmierumgebungen kennen, indem sie<br />

Beispielcode lesen und damit spielen. Die<br />

kleinen Codefragmente, meist als Code-Snippets<br />

(Codeschnipsel) bezeichnet, sind in der Regel im<br />

Internet verteilt.<br />

Der übliche Arbeitsablauf besteht darin, ein<br />

Problem richtig einzuordnen, nach einer Lösung<br />

zu googlen, eine Webseite mit dem benötigten<br />

Code zu finden, den Codeschnipsel in eine Datei<br />

Listing 1<br />

1 Acire wurde unter anderem mit Gnomes integrierter Entwicklungsumgebung Glade erstellt.<br />

01 sudo add‐apt‐repository U<br />

ppa:python‐snippets‐drivers/U<br />

python‐snippets‐daily<br />

02 sudo add‐apt‐repository ppa:acire‐team/U<br />

acire‐releases<br />

03 sudo apt‐get update<br />

04 sudo apt‐get install python‐snippets U<br />

acire<br />

84 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Acire und Python-Snippets<br />

Programmieren<br />

zu kopieren, ihn wenn nötig zu bearbeiten und<br />

schließlich in ein Programm einzufügen.<br />

Mir wurde klar, dass wir den Weg, auf dem Leute<br />

die Python-Module kennenlernen, bedeutend<br />

verkürzen können, indem wir ein Programm<br />

entwickeln, das solche Schnipsel in einer Bibliothek<br />

anbietet. Dank dieser lassen sich die Schnipsel<br />

nach Python-Modulen kategorisieren, durchforsten,<br />

ausführen, bearbeiten und experimentell einsetzen.<br />

Auf dem zehnstündigen Flug entschied ich, den<br />

ersten Teil eines solchen Programms zu entwickeln.<br />

Ich nannte es Acire, was rückwärts buchstabiert<br />

den Namen meiner Frau ergibt.<br />

Acires Entwicklung<br />

Die erste Variante von Acire [1] wurde buchstäblich<br />

in einigen Stunden programmiert. Ich fing an,<br />

indem ich ein Quickly-Projekt erzeugte (Referenz:<br />

Quickly). Dabei handelt es sich um ein einfaches<br />

Framework, mit dem Sie <strong>Ubuntu</strong>-orientierte<br />

Python-Anwendungen schreiben – insbesondere<br />

Python-Anwendungen für Gnome und GTK+, die<br />

CouchDB und Glade verwenden und die später in<br />

Form von Debian-Paketen vorliegen sollen.<br />

Als das Kernprojekt stand, benutzte ich einige<br />

Standardkomponenten von Python, um die verschiedenen<br />

Teile des Programms zu konstruieren.<br />

Die grafische Oberfläche habe ich in Glade erzeugt<br />

(Abbildung 1). Der Quellcodeeditor nutzt ein<br />

Widget namens GtkSourceView, und das Terminal<br />

Listing 2<br />

01 # [SNIPPET_NAME: Ein kurzer Name für U<br />

den Schnipsel]<br />

02 # [SNIPPET_CATEGORIES: Kategorie]<br />

03 # [SNIPPET_DESCRIPTION: Eine einzelne U<br />

Zeile mit einer Beschreibung des U<br />

Schnipsels]<br />

04 # [SNIPPET_AUTHOR: Ihr Name ]<br />

05 # [SNIPPET_DOCS: http://www.onlineU<br />

dokumentation.org,http://www.andereU<br />

doku.com]<br />

06 # [SNIPPET_LICENSE: Eine U<br />

Open‐Source‐Lizenz (aus der LICENSESU<br />

‐Datei)]<br />

Listing 3<br />

01 # [SNIPPET_NAME: Eine Pipeline U<br />

abspielen]<br />

02 # [SNIPPET_CATEGORIES: GStreamer]<br />

03 # [SNIPPET_DESCRIPTION: Eine Pipeline U<br />

konstruieren und spielen]<br />

04 # [SNIPPET_AUTHOR: Jono Bacon &lt;jono@U<br />

ubuntu.com&gt;]<br />

05 # [SNIPPET_DOCS: http://pygstdocs.U<br />

berlios.de/pygst‐tutorial/playbin.html]<br />

06 # [SNIPPET_LICENSE: GPL]<br />

2 Acire finden Sie als Projekt in <strong>Ubuntu</strong>s Entwicklungsplattform Launchpad.<br />

verwendet PythonVTE. Mit Hilfe der fertigen Oberfläche<br />

begann ich eine grundlegende Bibliothek<br />

mit Python-Snippets anzulegen. Zu Beginn holte<br />

ich mir alle PyGTK-Beispiele, lud sie in Gedit,<br />

entschied, wie die dazugehörigen Metadaten aussehen<br />

sollen, und ergänzte die Beispiele um diese.<br />

Dann brachte ich Acire bei, die Metadaten zu<br />

lesen, ergänzte die verschiedenen Teile des Interfaces<br />

und integrierte ein Knöpfchen, über das Sie<br />

die Schnipsel direkt aus Acire ausführen.<br />

Nachdem ich zu Hause mit einer ersten fertigen<br />

Version ankam, räumte ich den Code etwas auf,<br />

veröffentlichte ihn auf Launchpad unter [2] und<br />

[3] und erzeugte einige Pakete (Abbildung 2).<br />

Seitdem gingen aus dem Projekt eine Reihe neuer<br />

Versionen hervor – es wurden Fehler beseitigt,<br />

Features ergänzt und die Software zugänglicher für<br />

Endanwender gemacht.<br />

Acire installieren<br />

Das Acire-Projekt besteht aus zwei unterschiedlichen<br />

Projekten:<br />

● Python-Snippets: Dieses Projekt konzentriert<br />

sich darauf, eine Bibliothek aus Python-Beispielen<br />

zu kompilieren, die Elemente verschiedener<br />

Python-Module enthält.<br />

● Acire: Dabei handelt es sich um ein grafisches<br />

Frontend, um die Codeschnipsel, die Python-<br />

Snippet anbietet, komfortabel zu durchforsten,<br />

anzusehen und mit ihnen zu spielen.<br />

Der Grund, diese beiden Projekt auseinanderzudividieren,<br />

besteht darin, dass ich mir durchaus eine<br />

Vielfalt an Betrachtern und Frontends für die Bibliothek<br />

von Python-Snippets vorstellen kann. Auch<br />

wenn Acire als Standardoberfläche zum Einsatz<br />

kommt, ist es absolut vorstellbar, Webbetrachter,<br />

KDE-Betrachter, Windows/ Mac-OS-X-Clients und<br />

weitere zu ergänzen.<br />

Glossar<br />

GTK+: Das GIMP-Toolkit kommt<br />

zum Einsatz, um grafische Benutzeroberflächen<br />

für Gnome zu erstellen.<br />

CouchDB: Ein Apache-Projekt,<br />

das unter der Apache-2.0-Lizenz<br />

eine dokumentenorientierte Datenbank<br />

entwickelt. Sie kommt unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> als Standarddatenbank zum<br />

Einsatz; der Zugriff auf CouchDB<br />

erfolgt über REST-HTTP-Anfragen.<br />

Glade: Eine integrierte Entwicklungsumgebung,<br />

um schnell grafische<br />

Benutzeroberflächen für<br />

Gnome-Anwendungen zu entwerfen.<br />

Widget: Eigenständige Komponente<br />

innerhalb eines Fenstersystems,<br />

aber auch eines Toolkits, zum<br />

Erstellen grafischer Oberflächen.<br />

PyGTK: Bibliothek, um grafische<br />

Oberflächen in Python zu erstellen.<br />

GTK+ stellt dabei die grafischen<br />

Elemente bereit.<br />

Launchpad: Entwicklungsplattform<br />

des <strong>Ubuntu</strong>-Projekts, die auch<br />

anderen Projekten offensteht. Die<br />

Launchpad-Projekte und Personal<br />

Package Archives bieten Softwarepakete<br />

für <strong>Ubuntu</strong> an.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

85


Programmieren<br />

Acire und Python-Snippets<br />

3 Die Projekthomepage des Acire-Snippets-Projekts<br />

Referenz<br />

Paketmanagement: Mehr zum<br />

Thema Softwareverwaltung unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> lesen Sie im Artikel ab Seite<br />

36.<br />

Glossar<br />

Entwurfsmuster: Codevorlagen, mit<br />

denen sich bestimmte Probleme lösen<br />

und die sich auf verschiedene<br />

Probleme anwenden lassen.<br />

Borg: Ein vorherrschendes Entwurfsmuster<br />

in Python, das mehrere<br />

Instanzen einer Klasse erlaubt, die<br />

sich aber die Attribute teilen.<br />

Fassade: Eine einzelne Klasse, die<br />

quasi ein „best of“ an Methoden für<br />

den Umgang mit einem Subsystem<br />

anbietet, das eine Reihe von Klassen<br />

umfasst. Die Fassaden leitet<br />

Anfragen an die Unterklassen weiter<br />

und reduziert Komplexität.<br />

Versionsverwaltung: Software, über<br />

die mehrere Entwickler zugleich an<br />

einem Programm arbeiten. Über<br />

eine Versionsverwaltung holen sie<br />

den Quellcode, bearbeiten ihn und<br />

machen ihn dann anderen Entwicklern<br />

wieder zugänglich.<br />

Entwicklerzweig: Die Versionsverwaltung<br />

legt auf Wunsch für jede<br />

veränderte Version einer Software<br />

einen neuen Zweig an. Der Hauptzweig<br />

der Entwickler wird später<br />

zur offiziellen Release-Version der<br />

Software.<br />

Acire und Python-<br />

Snippts stecken<br />

bisher in zwei<br />

verschiedenen<br />

Paketquellen<br />

(Abbildung 3).<br />

Während sich<br />

die Acire-Pakete<br />

kaum ändern,<br />

landen täglich<br />

neue Schnipsel in<br />

der Paketquelle<br />

für Python-<br />

Snippets. Das<br />

bedeutet: Nutzen<br />

Sie diese externe<br />

Paketquelle, bekommen<br />

Sie stets<br />

neue Codebeispiele, sobald Sie Ihr System aktualisieren.<br />

Das hält Ihre Schnipselbibliothek stets auf<br />

dem neuesten Stand.<br />

Um die beiden externen Paketquellen zu ergänzen,<br />

geben Sie die Kommandos aus Listing 1 in ein Terminal<br />

ein. Findet der Befehl in Zeile 4 die Pakete<br />

nicht, gibt es schlicht noch keine für <strong>Ubuntu</strong> 10.10<br />

im PPA. Also verwenden Sie ausnahmesweise die<br />

Versionen für 10.04. Rufen Sie das Software-Center<br />

auf und bearbeiten Sie die Repository-Einträge für<br />

Acire und Python-Snippets. Tauschen Sie jeweils<br />

den Eintrag maverick gegen lucid aus, können Sie<br />

python-snippets und acire problemlos installieren.<br />

Sie erreichen Acire anschließend über den Menüpunkt<br />

Anwendungen | Entwicklung | Acire. Rufen<br />

Sie es auf, erscheint das Fenster aus Abbildung 4.<br />

Acire benutzen<br />

Acire lässt sich extrem einfach benutzen. In der<br />

linken oberen Ecke der grafischen Oberfläche<br />

finden Sie ein Aufklappmenü, das verschiedene<br />

Kategorien von Schnipseln enthält. Sie sind nach<br />

Modulen sortiert, aber es gibt auch ein paar Spezialkategorien,<br />

z. B. Patterns, um Entwurfsmuster<br />

wie Borg und Fassade zu implementieren.<br />

Wählen Sie eine Kategorie aus, erscheint im Bereich<br />

darunter eine Liste mit den in ihr enthaltenen<br />

Codebeispielen. Um eines auszuwählen, klicken<br />

Sie es an, und es erscheint im rechten Bereich des<br />

Editors. Es handelt sich um einen vollwertigen Editor:<br />

Sie können runterblättern und sich den Code<br />

mitsamt Syntaxhighlighting anschauen.<br />

Um den aktuell gewählten Code in Aktion zu<br />

sehen, klicken Sie auf das Knöpfchen Ausführen.<br />

Acire ruft nun ein Terminal auf, das die Ausgabe<br />

des Schnipsels zeigt. Handelt es sich um ein grafisches<br />

Programm, erscheint das neue Fenster über<br />

dem von Acire, das aber weiterhin Kommandozeilenausgaben<br />

im integrierten Terminal anzeigt.<br />

Des Weiteren bearbeiten Sie Code auch in Acire,<br />

um damit zu experimentieren. Geben Sie Ihre Änderungen<br />

direkt ein und drücken Sie Ausführen,<br />

um sie zu testen. Die Ergebnisse speichern Sie in<br />

einer anderen Datei, indem Sie Speichern unter<br />

wählen und einen Ort im Dateisystem aussuchen.<br />

Rufen Sie aus Versehen den nächsten Schnipsel<br />

auf, gehen alle Änderungen verloren: Speichern<br />

Sie also, um den Code nicht zu verlieren!<br />

Eigene Schnipsel<br />

Python ist eine effiziente und flexible Sprache, um<br />

einfach beeindruckende Anwendungen zu erzeugen.<br />

Das Python-Snippets-Projekt (das Acire mit<br />

Codebeispielen füttert) wird von der Community<br />

getragen. Es lebt von den Beiträgen, die Menschen<br />

wie Sie selbst leisten. Die Idee ist einfach: Tragen<br />

Sie ein Codebeispiel bei, haben alle etwas davon.<br />

Daher ermutigen wir jeden, die Bibliothek um ein<br />

oder zwei Schnipsel zu erweitern.<br />

Glücklicherweise ist das Ergänzen von Snippets<br />

recht einfach. Dazu installieren Sie (Referenz:<br />

Paketmanagement) über das Paket bzr die Versionsverwaltung<br />

Bazaar. Dann laden Sie über den<br />

folgenden Konsolenbefehl die aktuellste Version<br />

von Python-Snippets direkt aus dem Entwicklerzweig<br />

von Launchpad herunter:<br />

$ bzr branch lp:python‐snippets<br />

Acire sucht gewöhnlich in /usr/ share/ pythonsnippets<br />

nach der Bibliothek mit den Codeschnipseln.<br />

Sie wollen jedoch, dass es nun lieber das<br />

Verzeichnis python-snippets durchforstet, das Sie<br />

gerade aus Launchpad gezogen haben. Um das<br />

zu erreichen, ändern Sie die Umgebungsvariable<br />

SNIPPETS_DIR so, dass sie auf den gerade erzeugten<br />

Ordner verweist. Liegt der mit Bazaar geholte<br />

Code also in $HOME/ python-snippets, führen Sie<br />

im Terminal das folgende Kommando aus, um die<br />

Variable SNIPPETS_DIR zu verändern:<br />

$ export SNIPPETS_DIR=$HOME/python‐snippets<br />

Das war es schon – rufen Sie nun Acire auf, lädt es<br />

die Schnipsel aus dem neuen Verzeichnis, in dem<br />

Sie auch eigene Codebeispiele ablegen. Aber Vorsicht:<br />

Schließen Sie das Terminal, löscht das die Variable<br />

SNIPPETS_DIR wieder. Ihre eigenen Beispiele<br />

erstellen Sie nicht in Acire, sondern zum Beispiel in<br />

Gedit. Alternativ legen Sie in Acire ein vorhandenes<br />

Snippet über Speichern unter mit einem neuen<br />

Namen ab und löschen den Inhalt.<br />

Ein Snippet sollte ein bestimmtes Feature in einem<br />

existierenden Modul oder in Python generell<br />

demonstrieren. Es kann etwa zeigen, wie man ein<br />

spezielles Widget aufruft oder wie man eine Funktion<br />

dieses Widgets verwendet.<br />

Die Python-Schnipsel verteilen sich auf Unterverzeichnisse,<br />

welche als Kategorien für die Codebeispiele<br />

dienen. Suchen Sie einen Ordner für Ihren<br />

Schnipsel heraus und platzieren Sie ihn dort. Existiert<br />

kein passendes Verzeichnis, legen Sie eins an<br />

86 UBUNTU<br />

01/2011<br />

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user


Acire und Python-Snippets<br />

Programmieren<br />

und schieben Sie den Code dort hinein. Acire erkennt<br />

die Snippets anhand spezifischer Metadaten,<br />

die sich in Form von Kommentaren im Kopfteil<br />

tummeln. Diese Metadaten bestehen aus den in<br />

Listing 2 gezeigten Elementen.<br />

Um einen Schnipsel zu erzeugen, schreiben Sie<br />

zunächst den Code auf, der die zu demonstrierende<br />

Funktion erzeugt. Dann ergänzen Sie die<br />

oben genannten Metadaten. Vergessen Sie nicht<br />

die Rautezeichen (#) und die eckigen Klammern!<br />

Zu den wichtigsten Elementen gehört der Eintrag<br />

SNIPPET_CATEGORIES. Es handelt sich um eine<br />

kommaseparierte Liste erkannter Kategorien, in<br />

denen der Schnipsel landen kann. In der Python-<br />

Snippets-Bibliothek stoßen Sie auf eine Reihe von<br />

Kategorien. Schauen Sie sich die Datei CATEGO-<br />

RIES im Wurzelverzeichnis des Ordners pythonsnippets<br />

an, um eine Liste der Kategorien zu erhalten<br />

und nutzen Sie eine der vorhandenen.<br />

Finden Sie keine für Ihr Codebeispiel (wenn Sie<br />

zum Beispiel Snippets für ein neues Modul erzeugen),<br />

legen Sie eine neue Kategorie an. Diese muss<br />

allerdings in der Datei CATEGORIES stehen, damit<br />

andere sie verwenden können. Listing 3 zeigt ein<br />

Beispiel für Metadaten, die Sie zu Beginn eines<br />

GStreamer-Snippets eintragen würden.<br />

Haben Sie ein Snippet erzeugt, rufen Sie es in<br />

Acire auf und testen, ob es korrekt funktioniert.<br />

Passt alles, laden Sie es zu Launchpad hoch, wo<br />

andere Entwickler es überprüfen und in das zentrale<br />

Python-Snippets-Archiv integrieren (Abbildung<br />

5). Voraussetzung ist, dass Sie über einen<br />

Launchpad-Zugang verfügen und über einen passenden<br />

SSH-Key [4]. Über<br />

$ ssh jonobacon@bazaar.launchpad.net<br />

testen Sie, ob der Zugang wie gewünscht funktioniert.<br />

Erscheint als Ausgabe ein No shells on this<br />

server, und wird die Verbindung beendet, passt der<br />

Schlüssel offenbar.<br />

Zunächst verschieben Sie meinsnippet.py aber in<br />

den eigenen lokalen Zweig auf Ihrer Festplatte.<br />

Dazu wechseln Sie in das Verzeichnis mit dem<br />

neuen Schnipsel und geben<br />

4 Die grafische Oberfläche von Acire ermöglicht das einfache Durchsuchen von Code-Snippets.<br />

Um etwa das eben beschriebene GStreamer-Beispiel<br />

als Zweig mit dem Namen mein-gstreamersnippet<br />

auf Launchpad zu veröffentlichen, gebe<br />

ich die folgenden Zeilen ein:<br />

$ bzr launchpad‐login jonobacon<br />

$ bzr push lp:~jonobacon/python‐snippets/U<br />

mein‐gstreamer‐snippet<br />

Rufen Sie nun [https:// code. launchpad. net/<br />

python-snippets] auf, sollte Ihr Zweig hier erscheinen.<br />

Klicken Sie auf diesen und dann – wenn die<br />

Informationen zum Zweig erscheinen – auf den<br />

Link Propose for merging (Zur Aufnahme vorschlagen).<br />

Ergänzen Sie im Kommentarbereich eine<br />

kurze Beschreibung, was der Beispielcode tut,<br />

und benutzen Sie den Button Propose Merge. Ihr<br />

Beitrag wird dann begutachtet und in die Python-<br />

Snippets integriert, wenn alles stimmig ist. Beim<br />

nächsten Update erhalten dann auch die anderen<br />

Anwender Ihr Codebeispiel. (kki) ●●●<br />

Info<br />

[1] Das Acire-Snippets-Projekt:<br />

[http:// aciresnippets.<br />

wordpress. com/]<br />

[2] Python-Snippets als Launchpad-Projekt:<br />

[http:// www. launchpad. net/<br />

python‐snippets]<br />

[3] Acire auf Launchpad: [http://<br />

www. launchpad. net/ acire]<br />

[4] SSH-Keys für Launchpad<br />

generieren:<br />

[https:// help. launchpad.<br />

net/ YourAccount/<br />

CreatingAnSSHKeyPair]<br />

$ bzr add meinsnippet.py<br />

ein. Dann integrieren Sie die Datei mitsamt einem<br />

Kommentar in den Entwicklerzweig:<br />

$ bzr commit ‐m "Kommentar"<br />

Als Nächstes erzeugen Sie einen neuen Zweig auf<br />

Launchpad. Dazu melden Sie sich bei der Onlineplattform<br />

an, wozu Ihr Launchpad-Name genügt:<br />

$ bzr launchpad‐login Ihr_Benutzername<br />

$ bzr push lp:~Ihr_Benutzername/U<br />

python‐snippets/Name_des_Zweiges;<br />

5 Auf <strong>Ubuntu</strong>s Entwicklerplattform Launchpad finden Sie zahlreiche Zweige von Benutzern vor,<br />

die bereits Codeschnipsel hochgeladen haben.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

87


Hardware<br />

Gammu und Wammu<br />

Handys synchronisieren<br />

Alles<br />

synchron<br />

Lars Christenen, 123RF<br />

Einfach anschließen<br />

und loslegen? Ganz so<br />

einfach ist der Zugriff<br />

auf die Daten Ihres<br />

Mobiltelefons unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> noch nicht.<br />

Wir zeigen Ihnen jedoch,<br />

wie es trotzdem<br />

klappt. Stephan Lamprecht<br />

Die Welt der Mobiltelefone ist ebenso bunt<br />

wie die von Linux selbst. Die Hersteller schicken<br />

die unterschiedlichsten Modelle ins Rennen, um<br />

den Kunden neue nachgefragte Funktionen anzubieten.<br />

Die Zahl der Betriebssysteme, welche die<br />

Handys antreiben, ist zum Glück überschaubar.<br />

Das erleichtert es, die Daten Ihres Telefons mit<br />

<strong>Ubuntu</strong> abzugleichen.<br />

Probieren geht über<br />

Studieren<br />

Wer sein neues Telefon auspackt, findet im Karton<br />

meistens eine CD-ROM mit Windows-Software.<br />

Linux -und Mac-OS-X-Anwender gehen hier oft<br />

leer aus. Für Linux gibt es eine Reihe von Programmen,<br />

um auf die Telefondaten zuzugreifen:<br />

Eine Garantie dafür, dass alles reibungslos klappt,<br />

ist das aber nicht. Arbeitet Ihr Telefon nicht mit<br />

der einen Software zusammen, versuchen Sie es<br />

mit einer anderen. Nach dem Motto „Probieren<br />

geht über Studieren“ führen häufig unterschiedliche<br />

Wege zum Ziel.<br />

Sehr speziell: Android-<br />

Handys<br />

Handys mit dem Betriebssystem Android binden<br />

die Dienste von Google stark ein. Hinterlegen Sie<br />

auf einem solchen Telefon die Anmeldedaten Ihres<br />

Google-Benutzerkontos, kann es E-Mails lesen,<br />

Termine verwalten und Kontakte bearbeiten. Voraussetzung<br />

ist hier, dass Sie Angebote wie Google<br />

Mail oder Google Kalender intensiv nutzen.<br />

Sofern Sie nicht ohnehin nur per Browser auf Ihre<br />

Daten zugreifen, stellen die Dienste von Google<br />

genügend Schnittstellen zur Verfügung, um<br />

Informationen mit anderen Anwendungen auszulesen.<br />

Googles Kalender bietet etwa Daten im<br />

iCal-Format an. Um mit Evolution auf die Termine<br />

zuzugreifen, genügt es, die URL zur iCal-Datei<br />

einzutragen. Änderungen an Kontakten oder Aufgaben<br />

nehmen Sie hingegen besser direkt auf dem<br />

Telefon vor.<br />

Der Zugriff auf den internen Speicher eines Android-Telefons<br />

funktioniert problemlos. Verbinden<br />

Sie das mitgelieferte USB-Kabel mit einem freien<br />

Anschluss Ihres Systems. Wenige Augenblicke<br />

später meldet <strong>Ubuntu</strong> bereits, dass es einen neuen<br />

Datenspeicher gefunden hat und fragt, welche An-<br />

Bluetooth nachrüsten<br />

Die meisten aktuellen Notebooks verfügen inzwischen<br />

über eine Bluetooth-Schnittstelle. Bei Desktopsystemen<br />

oder Netbooks fehlt diese Einheit oft. Verschiedene<br />

Hersteller bieten allerdings USB-Bluetooth-Adapter an.<br />

Diese sehr kleinen Bauteile stecken Sie in einen freien<br />

USB-Anschluss Ihres Computers. <strong>Ubuntu</strong> erkennt die<br />

Stecker meist ohne Weiteres. Da Sie solche Adapter<br />

schon für unter 10 Euro im Fachhandel bekommen, lohnt<br />

sich die Investition.<br />

88 UBUNTU<br />

01/2011<br />

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Gammu und Wammu<br />

Hardware<br />

wendung es starten soll. Sie können diese Abfrage<br />

abbrechen und in der Menüleiste über Orte direkt<br />

auf den Speicher zugreifen. Das Telefon erscheint<br />

hier mit einem Eintrag wie 2,0 GB Dateisystem<br />

o. Ä. Ihre Digitalfotos befinden sich in einem Ordner<br />

namens DCIM (Digital Camera Images).<br />

Verbindung zum Handy<br />

herstellen<br />

Zu fast jedem Telefon gehört ein Kabel, über das<br />

Sie es mit dem PC verbinden. Das heißt nicht, dass<br />

<strong>Ubuntu</strong> sofort etwas mit dem Gerät anfangen kann.<br />

Meist lässt sich der interne Speicher sofort auslesen,<br />

aber Kontakte und Termine erscheinen nicht,<br />

weil sie nicht direkt in der Verzeichnisstruktur<br />

liegen. Dieses Problem lösen die weiter unten vorgestellten<br />

Programme Gammu und Wammu.<br />

Ein seit Jahren bewährter Weg, um Daten zwischen<br />

Handy und PC auszutauschen, ist die Übertragung<br />

per Funk. Besitzen Telefon und Computer<br />

eine Bluetooth-Einheit (siehe Kasten Bluetooth<br />

nachrüsten), müssen Sie zunächst das so genannte<br />

Pairing aktivieren. Das stellt sicher, dass sich beide<br />

Geräte kennen, damit lediglich befugte Systeme<br />

Daten austauschen.<br />

Klicken Sie auf das Bluetooth-Symbol in der Menüleiste<br />

und wählen Sie Neues Gerät konfigurieren.<br />

Ein Assistent begrüßt Sie mit einem kurzen<br />

Einleitungstext. Sie müssen nun aktiv Bluetooth<br />

auf dem Handy einschalten, zudem muss das Gerät<br />

sichtbar sein (und damit auffindbar). Schlagen<br />

Sie notfalls im Handbuch Ihres Telefons nach.<br />

Sind beide Bedingungen erfüllt, starten Sie die<br />

Suche nach Geräten. Alle sichtbaren und aktiven<br />

Bluetooth-Geräte im Umkreis von etwa 10 Metern<br />

werden in einer übersichtlichen Liste dargestellt<br />

(Abbildung 1). Markieren Sie Ihr Telefon und fahren<br />

Sie fort. Auf dem Handy-Display erscheint nun<br />

der Hinweis, dass Ihr Computer auf das Telefon<br />

zugreifen möchte. Bestätigen Sie diesen, blendet<br />

<strong>Ubuntu</strong>s Assistent eine Identifikationsnummer ein<br />

(Abbildung 2). Diese tragen Sie auf dem Telefon<br />

ein. Stimmt die eingegebene Kombination mit<br />

der Vorgabe überein, zeigt der Assistent den abschließenden<br />

Dialog. Bei Bedarf konfigurieren Sie<br />

3 Bilder, Filme und Musik verfrachten Sie unspektakulär über den Dateimanager auf Ihr Handy.<br />

jetzt noch weitere Dienste, wie etwa die Nutzung<br />

des Handys als externes Modem (DUN) oder als<br />

Netzwerkgerät (PAN und NAP). Lassen Sie diese<br />

Optionen jetzt aber unbeachtet und klicken Sie auf<br />

die Schaltfläche Schließen.<br />

Fotos und Dokumente<br />

übertragen<br />

Sind die beiden Systeme erstmal miteinander<br />

bekannt, ist das Versenden eines oder mehrerer<br />

Elemente vom Telefon an den Computer nur noch<br />

eine Kleinigkeit. Klicken Sie auf das Bluetooth-<br />

Symbol in der Menüleiste Ihres Desktops. Mit dem<br />

Befehl Dateien auf Gerät durchsuchen starten Sie<br />

den Vorgang, um dann im Dateimanager durch<br />

den Telefonspeicher zu navigieren (Abbildung 3).<br />

Das Kopieren und Verschieben der Elemente funktioniert<br />

dabei wie gewohnt.<br />

Der Weg klappt zum Teil auch in die andere Richtung,<br />

also von Ihrem Telefon aus. Markieren Sie<br />

einen Adressbucheintrag oder einen Eintrag im<br />

Glossar<br />

DUN: Steht für Dial-up Networking.<br />

Das Handy wählt sich bei einem Internetprovider<br />

ein, die Datenverbindung<br />

lässt sich dann vom Rechner<br />

aus verwenden.<br />

PAN: Steht für Personal Area Network<br />

(auch Piconet). Ein Piconet ist<br />

ein über Bluetooth erzeugtes lokales<br />

Netzwerk, das meist zum Datenaustausch<br />

für Mobilgeräte dient.<br />

Internetzugang über DUN ist aber<br />

auch möglich.<br />

NAP: Ein Bluetooth-Gerät, das als<br />

Network Access Point im PAN dient<br />

und die Pakete anderer Nutzer weiterleitet.<br />

1 Über den Bluetooth-Assistenten finden Sie Geräte in einem ungefähren<br />

Umkreis von 10 Metern.<br />

2 Die PIN geben Sie in Ihr Handy ein, um eine sichere Verbindung zwischen<br />

Handy und Rechner aufzubauen.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

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89


Hardware<br />

Gammu und Wammu<br />

4 Wammus Assistent hilft Ihnen bei der Konfiguration des<br />

Telefons. Die Standardvorgaben passen meist schon.<br />

Glossar<br />

vCard: Offenes Format für elektronische<br />

Visitenkarten, das sich einfach<br />

in E-Mail-Programme und Webseiten<br />

einbinden lässt.<br />

Obex: Steht für Object Exchange,<br />

ein Client-/Server-Protokoll für den<br />

drahtlosen, seriellen Datenaustausch<br />

mit mobilen Endgeräten.<br />

IrMC: Infrared Mobile Communications;<br />

synchronisiert ähnlich wie<br />

Obex Daten mit mobilen Endgeräten<br />

via Bluetooth, Infrarot oder USB.<br />

AT: Klassischer Befehl zur Einrichtung<br />

und Parameterübergabe, die<br />

mit Modems funktioniert.<br />

Kalender. Suchen Sie nach einer<br />

Option für das Senden von<br />

Elementen. Wählen Sie als Weg<br />

Bluetooth und als Ziel Ihren<br />

Computer aus.<br />

Gammu und<br />

Wammu<br />

Gamma und Wammu bilden<br />

ein Paar. Während Gammu sich<br />

um die Kommunikation mit<br />

dem Telefon kümmert, stellt<br />

Wammu eine Oberfläche und<br />

einen Assistenten zum Einrichten<br />

des Handys bereit. Haben<br />

Sie das Paket wammu über<br />

das Software-Center installiert<br />

(das gammu gleich mit auf den<br />

Rechner spielt) und Ihr Handy<br />

über Bluetooth oder USB mit<br />

dem Rechner verbunden, starten Sie Wammu über<br />

den Eintrag unter Anwendungen | Zubehör.<br />

Nach dem ersten Start begrüßt Sie ein Assistent.<br />

Diesen rufen Sie später erneut über den Menüeintrag<br />

Wammu auf, um weitere Telefone einzurichten.<br />

Entscheiden Sie sich für die geführte Konfiguration.<br />

Das Programm möchte von Ihnen wissen,<br />

auf welche Weise das Telefon mit dem System<br />

verbunden ist (USB, Bluetooth etc.) Dann fragt der<br />

Assistent Sie nach dem Telefontyp (Motorola, Nokia,<br />

Symbian-basiert etc.) Im nächsten Schritt geht<br />

es um den Verbindungstyp, Sie haben die Wahl<br />

zwischen AT-basiert, Obex- und IrMC-Protokollen.<br />

Haben Sie kein Nokia oder Symbian-basiertes<br />

Handy, wählen Sie hier AT-basiert. Wammu belegt<br />

dann die Felder passend zu Ihrer vorherigen<br />

Auswahl. Stellen Sie hier nur etwas um, falls es zu<br />

Problemen kommt. Auch den verwendeten Treiber,<br />

den Ihnen Wammu im nächsten Schritt anbietet<br />

(im Beispiel AT über Bluetooth), sollten Sie nicht<br />

verändern (Abbildung 4). Die Software stellt jetzt<br />

eine Verbindung zum Telefon her. Wählen Sie das<br />

Handy-Modell aus dem Aufklappmenü aus, testet<br />

Wammu die Telefonverbindung zunächst. Im Erfolgsfall<br />

geben Sie der Verbindung nur noch einen<br />

Namen.<br />

Daten abrufen und sichern<br />

Klappt alles (siehe Kasten Multisync als Alternative),<br />

erscheinen nach der Wahl von Telefon |<br />

Verbinden in Wammu Angaben zum Telefon in der<br />

Statusleiste des Programms. Um die Kontakte der<br />

SIM-Karte auszulesen oder zu bearbeiten, klicken<br />

Sie im linken Bereich des Fensters zunächst unter<br />

Adressbuch auf SIM. Führen Sie das Kommando<br />

Adressbuch (SIM-Speicher) unter Abrufen aus. Ein<br />

Balken zeigt Ihnen den Fortschritt an. Ist das Einlesen<br />

abgeschlossen, erscheinen die Einträge im<br />

Hauptbereich (Abbildung 5).<br />

Jedes Element lässt sich bearbeiten. Dazu markieren<br />

Sie es in der Liste und rufen per Rechtsklick<br />

den Eintrag Bearbeiten auf. Über die Befehle im<br />

Menü Erstellen legen Sie aus der Software heraus<br />

neue Kontakte oder Kalendereinträge an.<br />

Mit Wammu speichern Sie komfortabel Ihre Daten.<br />

Um alle Nachrichten oder Adressen zu sichern,<br />

klicken Sie auf einen Eintrag und wählen Alles sichern<br />

aus dem Kontextmenü. Sie legen dann noch<br />

den Speicherort fest, geben der Datei einen Namen<br />

und wählen im rechten unteren Bereich des<br />

Fensters das gewünschte Format. Entscheiden Sie<br />

sich für vCard, speichert Wammu alle Daten mit<br />

der Endung .vcf. Solche Dateien importieren Sie<br />

problemlos in das E-Mail-Programm Evolution. Alternativ<br />

wandeln Sie Textnachrichten auf Wunsch<br />

über das Menü Sicherungen in E-Mails um, die Sie<br />

dann mit jedem Client unter Linux wieder einlesen<br />

– zur Wahl stehen die Formate Mailbox, Maildir<br />

und IMAP.<br />

Fazit<br />

Eine einfache Lösung, die mit einem Klick alle<br />

Informationen des Mobiltelefons mit dem PC synchronisiert,<br />

ist derzeit für Linux-Anwender noch<br />

nicht in Sicht. Mit Gammu und Wammu lesen Sie<br />

zumindest zuverlässig die Daten des Telefons aus<br />

und bearbeiten Sie im Bedarfsfall. (kki) ●●●<br />

Multisync als Alternative<br />

5 Hat Wammu das Handy erfolgreich identifiziert, laden Sie die Adressen und Textnachrichten<br />

herunter und sichern sie in kompatiblen Formaten.<br />

Macht Wammu Probleme beim Einbinden Ihres Mobiltelefons,<br />

testen Sie das Programm Multisync. Damit<br />

bearbeiten Sie allerdings keine Daten auf Ihrem Handy,<br />

sondern synchronisieren diese beispielsweise mit Evolution.<br />

Voraussetzung ist, dass das Telefon mit dem PC<br />

verbunden wird und es ein Plug-in für die von Ihnen<br />

verwendete Software gibt. Allerdings ist die Zahl der<br />

unterstützten Geräte im Vergleich zu Wammu geringer.<br />

90 UBUNTU<br />

01/2011<br />

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üppig ausgestatteten drei Jahren<br />

begannen Fans der<br />

Handheld-Spielekonsole Spielekonsole GP32 in<br />

tritt eine Handvoll Hobbyisten<br />

gegen Nintendo, nen zu sinnieren [1]. Vier der Anhänger<br />

einem Anwenderforum über<br />

ergänzende und vermisste Funktio-<br />

Sony und Apple an. Wir machten schließlich Nägel mit Köpfen und<br />

konstruierten aus den Wünschen und Ideen kurzerhand<br />

eine komplett neue Handheld-Konsole.<br />

konnten exklusiv eines<br />

der ersten Geräte unter Das Pandora [2] getaufte Gerät sollte tragbar sein,<br />

multifunktional, quelloffen und natürlich mit<br />

die Lupe nehmen.<br />

Linux laufen. Anfang 2008 geisterten die ersten<br />

Tim Schürmann<br />

Bilder eines Prototypen durch das Internet; im<br />

Dezember des gleichen Jahres sollte die Konsole<br />

auf dem Markt erscheinen. Um die Produktion der<br />

ersten 4 000 Geräte zu finanzieren, mussten alle<br />

Interessenten nicht nur vorbestellen, sondern auch<br />

gleich noch Vorkasse<br />

leisten. Dann<br />

brachten jedoch unerwartete<br />

Probleme<br />

und Verzögerungen<br />

in der Produktion<br />

den Terminplan<br />

komplett durcheinander.<br />

Im Mai 2010,<br />

mit fast zwei Jahren<br />

Verspätung, hielten<br />

endlich die ersten<br />

Käufer ihre kleine<br />

Dank eines integrierten WLAN-Moduls gelangen Sie mit Chrome, schwarze Pandora<br />

Firefox und Co. schnell ins Internet.<br />

in den Händen.<br />

Bis zum Ende des Jahres<br />

möchte das Projekt 8 000<br />

Exemplare ausliefern; weitere<br />

Produktionsläufe (so genannte Batches)<br />

sollen folgen.<br />

Funktionsmonster<br />

Die Spezifikationen lesen sich verlockend gut:<br />

3-D-Grafik, Tastatur, TV-Ausgang, USB-Ports,<br />

eingebautes WLAN (Abbildung ), Mikrofon,<br />

Stereo-Ein- und -Ausgänge, Anschlüsse für USB-<br />

Geräte und SD-Karten, ein Touchscreen und sogar<br />

hardwarebeschleunigte Videowiedergabe lassen<br />

anderen Handheld-Besitzern das Wasser im Mund<br />

zusammenlaufen; weitere technische Details verrät<br />

der Kasten Technische Daten. Der Preis von<br />

fast 330 Euro liegt dafür aber auch weit über dem<br />

einer (subventionierten) Nintendo DS.<br />

Michael Mrozek, einer der vier Hauptentwickler,<br />

stellte uns freundlicherweise eine Pandora aus<br />

dem ersten Produktionslauf zur Verfügung. Im<br />

gelieferten Paket lag die komplett in Schwarz gehaltene<br />

Spielekonsole, ein Netzteil und der obligatorische<br />

Akku in Form eines plattgeklopften Schokoriegels.<br />

Das Spezialkabel für den TV-Anschluss<br />

müssen Sie grundsätzlich extra ordern, weshalb<br />

es auch unserem Testmuster fehlte. Aussagen zur<br />

Qualität und Art der TV-Ausgabe müssen wir daher<br />

schuldig bleiben.<br />

Ein achtseitiges Faltblatt erklärt auf Englisch das<br />

Einsetzen der Batterie, gibt in einer Zeichnung<br />

einen Überblick über die vielen Knöpfe, Lämpchen<br />

und Anschlussbuchsen der Konsole und verweist<br />

92 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Pandora<br />

Hardware<br />

für alle weiteren Informationen auf die Internetseite<br />

des Projekts. Spätestens an dieser Stelle fällt<br />

auf, dass das Gerät von Fans für Fans entworfen<br />

und gebaut wurde. Viele Details müssen Sie selbst<br />

herausfinden, indem Sie diese in dem schon erstaunlich<br />

gut gefüllten, aber noch immer lückenhaften<br />

Wiki nachschlagen [3] oder schlichtweg in<br />

einem der offiziellen Foren [4] erfragen.<br />

Ziegelstein<br />

Die Konsole selbst wirkt wie eine Mischung aus<br />

verkleinertem Netbook und Nintendo DS. Sie<br />

wiegt mit ihren ca. 300 Gramm nicht nur genau<br />

so viel wie drei übereinander gestapelte Tafeln<br />

Schokolade, sie besitzt auch ungefähr die gleiche<br />

Größe. Damit passte die Pandora allerdings nicht<br />

mehr in die Hosentasche, auch wenn das laut<br />

Homepage angeblich gehen soll. Dafür wirkt das<br />

Gerät äußerst robust und gut verarbeitet. Den<br />

einmal eingebauten Akku laden Sie entweder über<br />

ein USB-Kabel oder das mitgelieferte Netzteil.<br />

Um den Ladefortschritt zu vermelden, fährt die<br />

Pandora komplett hoch. Wie die Entwickler versichern,<br />

handelt es sich bei diesem Verhalten um<br />

ein Feature, nicht um einen Bug.<br />

Der mit 800 x 480 Punkten ausgestattete 4,3-Zoll-<br />

Breitbildmonitor besitzt ein recht starkes Scharnier.<br />

Er bleibt nur dann senkrecht im 90-Grad-<br />

Winkel aufgeklappt, wenn die Pandora auf einer<br />

stabilen Unterlage steht. In der Hand schnappt<br />

der Bildschirm entweder wieder zu oder kippt auf<br />

180 Grad auf. In dieser Position verharrt er allerdings<br />

auch bei einer äußerst holprigen Zug- oder<br />

Busfahrt.<br />

2 Die so genannten Nubs, die beiden großen runden Knöpfe, simulieren eine<br />

Maus, lassen sich allerdings nur etwas schwammig steuern.<br />

3 Das Minimenu zeigt zu einem ausgewählten Spiel einen kleinen Screenshot als <strong>Vorschau</strong>.<br />

Mäuseklavier<br />

Haben Sie die Pandora mit einem Schiebeschalter<br />

unter Strom gesetzt, fährt das im eingebauten<br />

Flash-Speicher mitgelieferte Linux hoch. Die<br />

Entwickler haben sich dabei für eine angepasste<br />

Fassung der auf Embedded-Systeme zugeschnittenen<br />

Ångström-Distribution entschieden [5]. Beim<br />

ersten Start fragt ein Assistent ein paar Grundeinstellungen<br />

ab, darunter etwa Name und Passwort<br />

des neuen Besitzers. Dazu müssen Sie erstmals<br />

die eingebaute englische QWERTY-Tastatur bemühen.<br />

Dummerweise befinden sich die meisten<br />

Sondertasten nicht an der Stelle, an denen man<br />

sie erwartet. So liegen Punkt und Komma links<br />

unten, die gerade unter Linux häufig verwendeten<br />

Funktionstasten, Tabulator, Schrägstrich und das<br />

@ erreichen Sie nur umständlich über Tastenkombinationen.<br />

Die Ziffernreihe sitzt zudem abgesetzt<br />

unter dem Scharnier für den Bildschirm. Schreiben<br />

Sie häufiger SMS, können Sie sich das Schreibgefühl<br />

in etwa vorstellen. Längere Texte möchte man<br />

damit jedenfalls nicht verfassen. Andererseits tippen<br />

Sie Ihren Namen wesentlich schneller in die<br />

Highscore-Listen der Spiele ein als bei herkömmlichen<br />

Handhelds ohne Tastatur.<br />

Den übrigen Platz teilen sich die von einem Gamepad<br />

her bekannten Knöpfe: Links sitzt ein Steuerkreuz,<br />

das gleichzeitig die Pfeiltasten ersetzt,<br />

rechts tummeln sich vier Aktionstasten, und in<br />

der Mitte positionieren sich drei Pandora-eigene<br />

Spezialtasten, sowie zwei verschiebbare Scheiben<br />

(Abbildung 2). Diese so genannten Nubs simulieren<br />

eine Maus: Um einen Linksklick auszulösen,<br />

müssen Sie beispielsweise die rechte Scheibe nach<br />

links schieben, mit der linken Scheibe schubsen<br />

Sie den Mauszeiger über den Schirm. An das<br />

schwammige Verhalten müssen Sie sich als eingefleischter<br />

Mausschubser allerdings erst gewöhnen.<br />

Energetisch<br />

Die fast 10 Minuten<br />

dauernde Einrichtungsprozedur<br />

durchlaufen Sie<br />

glücklicherweise nur einmal.<br />

Zukünftig startet die<br />

Pandora in etwas über<br />

40 Sekunden. Verglichen<br />

mit einem vollwertigen<br />

Linux-System ist das ein<br />

extrem guter Wert, für<br />

eine Spielekonsole jedoch<br />

eine halbe Ewigkeit. Der<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

93


Hardware<br />

Pandora<br />

4 Das eingebaute Ångström-Linux bringt einen vollwertigen Xfce-Desktop mit.<br />

Akku ist glücklicherweise ein wahrer Langläufer:<br />

Nach fünf Stunden intensiven Testbetriebs war er<br />

gerade einmal zur Hälfte leer. Das dürfte selbst für<br />

lange Bahnfahrten ausreichen.<br />

Um die Pandora auszuschalten, müssen Sie das<br />

Linux-System über einen entsprechenden Menüpunkt<br />

herunterfahren, was wiederum ein paar<br />

Sekunden kostet. Beim Zuklappen des Deckels<br />

schaltet sich nur der Bildschirm ab; den Ruhemodus<br />

müssen Sie über den Schiebeschalter am Gerät<br />

explizit anfordern.<br />

Klickibunti<br />

Im Auslieferungszustand haben Sie die Wahl zwischen<br />

zwei verschiedenen Benutzeroberflächen.<br />

In unserem Testmuster startete automatisch die<br />

Eigenentwicklung aus Abbildung 3. Dieses so<br />

genannte Minimenu verteilt alle installierten Programme<br />

auf mehrere Register, zwischen denen Sie<br />

mit den beiden Schultertasten auf der Rückseite<br />

des Gehäuses wechseln. Mit dem Steuerkreuz<br />

wählen Sie fix eine Anwendung, die wiederum<br />

eine Aktionstaste im Vollbildmodus startet. Das<br />

Minimenu ist daher die ideale Wahl für mobile<br />

Vielspieler. In welchem Register eine Anwendung<br />

erscheint, bestimmt<br />

allerdings der<br />

Entwickler dieses<br />

Programms: Unter<br />

Umständen müssen<br />

Sie sich so erst<br />

durch eine ganze<br />

Reihe von Karteireitern<br />

klicken. Wem<br />

das Minimenu zu<br />

puristisch erscheint,<br />

darf auf einen<br />

vollwertigen Xfce-<br />

5 Aufgrund der schwammigen Nubs spielt sich Pingus nicht so leichtgängig<br />

wie auf dem PC. Zudem fehlt aufgrund des kleinen Bildschirms umschalten (Abbil-<br />

Fenstermanager<br />

häufig die Übersicht.<br />

dung 4). Er erlaubt<br />

es, mehrere Programme parallel zu starten und<br />

stellt somit die ideale Umgebung bereit, um ins<br />

Internet zu gehen.<br />

Geöffnete Büchse<br />

Die Pandora enthält von Haus aus nur ein paar<br />

Standardanwendungen, darunter die üblichen Verdächtigen<br />

Firefox, Abiword und den Dateimanager<br />

Thunar sowie portierte Linux-Spieleklassiker wie<br />

etwa Pingus (Abbildung 5). Weitere an die Handheld-Konsole<br />

angepasste Programme sammelt ein<br />

eigens für diese Zwecke eingerichtetes Verzeichnis<br />

auf der Pandora-Homepage [6]. Jede Anwendung<br />

und jedes Spiel stecken in einem kompakten Archiv<br />

mit der Endung .pnd. Sie müssen diese Archive<br />

lediglich herunterladen, sie in ein bestimmtes<br />

Verzeichnis auf einer SD-Karte verschieben<br />

und diese in die Pandora einführen. Die Konsole<br />

integriert dann die neue Software automatisch<br />

in ihre Menüs – komfortabler und einfacher geht<br />

es kaum. Wollen Sie Programme für die Pandora<br />

schreiben oder konvertieren, stehen ein Software<br />

Development Kit sowie im Wiki die Entwicklerdokumentation<br />

bereit [7].<br />

Zum Redaktionsschluss führte das Apps-Verzeichnis<br />

allerdings erst 60 Spiele, magere 11 seriöse Anwendungen<br />

und 36 Emulatoren. Das ist zwar nicht<br />

besonders viel, dafür findet man aber auch noch<br />

keine echten Gurken. Die Spiele sind durchweg<br />

Umsetzungen bekannter Linux-Pendants, wie etwa<br />

Battle for Wesnoth, XRick, Eat The Whistle, xLin-<br />

City, LBreakout2 und verschiedene Tetris-Klone.<br />

Größere, aktuelle Spiele dürfen Sie vermutlich<br />

auch zukünftig nicht erwarten: Leistungshungrige<br />

3-D-Orgien treiben ARM-Prozessor und PowerVR-<br />

Grafik an ihre Grenzen; für Strategiespiele und<br />

Technische Daten<br />

Nach Angaben des Herstellers OpenPandora arbeiten in<br />

der Pandora folgende Hardwarekomponenten:<br />

● Texas Instruments OMAP3530 Prozessor mit<br />

600 MHz (ARM Cortex-A8 Kern)<br />

● 256 MByte DDR-333 SDRAM<br />

● 512 MByte NAND FLASH Speicher<br />

● IVA2+ Audio- und Videoprozessor<br />

● 3-D-Grafikchip PowerVR SGX530 (mit OpenGL ES<br />

2.0 Schnittstelle)<br />

● WiFi 802.11b/ g<br />

● Bluetooth 2.0<br />

● 4,3-Zoll-Bildschirm mit Touchscreen und einer Auflösung<br />

von 800 x 480 Punkten<br />

● Zwei SDHC-Kartenslots (bis zu 64 GByte)<br />

● TV-Ausgang<br />

● Eingebautes Mikrofon<br />

● Stereo-Ein- und -Ausgänge<br />

● Zwei USB-2.0-Ports, einer davon liefert 500 mA an<br />

angeschlossene Geräte<br />

● Bis zu zwei externe UARTs und/ oder vier PWM-Signale<br />

für Hardwarebastler<br />

94 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Pandora<br />

Hardware<br />

ähnliche Platzfresser dürfte wiederum der Bildschirm<br />

zu klein sein. Schon beim SimCity-Klon<br />

fummeln Sie die Gebäude in die Landschaft. Unter<br />

den Anwendungen finden Sie hauptsächlich Musikabspieler,<br />

alternative Browser wie Google<br />

Chrome und einen Comicbetrachter.<br />

Echte Imitate<br />

Bleiben noch die Emulatoren (Abbildung 6): Sie<br />

starten auf der Pandora Anwendungen und Spiele<br />

legendärer Computer und Videospielkonsolen, wie<br />

etwa dem Commodore Amiga, GameBoy, SNES<br />

oder der Playstation 1. Dank der Software DOSBox<br />

laufen sogar alte MS-DOS-Schätze auf dem kleinen<br />

schwarzen Handheld. Es gibt kaum ein älteres System,<br />

für das es keinen Emulator gibt. Die Konsole<br />

scheint sogar wie für die alten Klassiker gemacht:<br />

Mit ihrer meist extrem niedrigen Auflösung und<br />

Pixelgrafik erstrahlen Donkey Kong, Super Mario<br />

Bros., Zelda, Turrican oder der Igel Sonic auf dem<br />

kleinen Display in neuem Glanz. Dank des vom<br />

Gamepad geerbten Steuerkreuzes lenken sich die<br />

ehemalige Konsolentitel zudem wesentlich besser<br />

als bei einer Emulation auf dem großen PC (Abbildung<br />

7). Fast schon genial gerät die Steuerung<br />

alter Adventure-Spiele über den Touchscreen. Es<br />

macht unglaublich viel Spaß, den Held mit einem<br />

Fingertipp durch die Szenen zu scheuchen. Bei der<br />

geringen Bildschirmgröße sind je nach Spiel (oder<br />

Programm) mitunter aber auch abgemagerte Finger<br />

zu dick – hier hilft nur noch ein Stift.<br />

Die Emulation hat allerdings zwei Haken: So gilt<br />

es zunächst durch mühseliges Ausprobieren herauszufinden,<br />

wie Sie den Emulator überhaupt bedienen.<br />

Gibt es ihn auch für den großen Linux-PC,<br />

kann man die dafür gültigen Beschreibungen verwenden<br />

– aber nur teilweise. Der Grund: Die Pandora<br />

bringt meist eine komplett andere Tastenbelegung<br />

und Bedienführung mit. Haben Sie das alte<br />

Spiel doch endlich irgendwie gestartet, wiederholt<br />

sich das Ratespiel ein zweites Mal. Hier sind es<br />

häufig fehlende Spezialtasten der Originalcomputer<br />

und Konsolen, die<br />

auf der Pandora an anderer<br />

Stelle liegen.<br />

Das zweite Problem<br />

stellt das strenge deutsche<br />

Urheberrecht dar.<br />

Auch wenn die uralten<br />

SNES- und Amiga-<br />

Spiele an jeder zweiten<br />

Ecke im Internet zum<br />

Download bereitstehen,<br />

sind sie nach wie vor<br />

urheberrechtlich geschützt.<br />

Das Auslesen Pandora auch das legendäre Super Mario Kart.<br />

7 Nicht ganz legal, aber möglich: Dank Emulator läuft auf der<br />

alter Spielemodule und<br />

CDs steht teilweise sogar unter Strafe. Wer mit<br />

der Pandora also nicht explizit als Freeware freigegebene<br />

[8] oder für MS-DOS erworbene Spiele<br />

daddelt, bewegt sich folglich in einer rechtlichen<br />

Grauzone.<br />

Fazit<br />

Für die Hosentasche ist die Pandora zu groß und<br />

zu schwer, für ein Netbook zu fummelig. Direkt<br />

auf der Pandora Briefe zu schreiben oder zu programmieren,<br />

verhindert die Tastenbelegung – es<br />

sei denn, Sie lieben verknotete Finger. Liegt der<br />

alte GameBoy bereits auf dem Schrott, bietet die<br />

Pandora einen mehr als adäquaten und universellen<br />

Ersatz – wäre da nicht das deutsche Urheberrecht.<br />

Mit entsprechender Software kann die Box<br />

als tragbarer Notizblock, Terminkalender und mobile<br />

Surfstation dienen, mangels GPS-Empfänger,<br />

Kamera und Mobilfunkmodul das Handy aber<br />

nicht ersetzen. Für den Preis bekommt man zudem<br />

ein Smartphone mit ähnlichen Fähigkeiten.<br />

Als Konsole für Linux-Spiele taugt die Pandora<br />

nur dann, wenn weitere Spiele portiert werden.<br />

Hier würden sich insbesondere die kommerziellen<br />

Spiele aus dem Indie- und Casual-Bereich anbieten,<br />

wie etwa World of Goo. Ihre Hersteller dürften<br />

sich aufgrund des größeren Marktes allerdings<br />

weiterhin auf die indirekte<br />

Pandora-Konkurrenz<br />

iPhone, iPod<br />

und Co. konzentrieren.<br />

Auch wenn der<br />

Einsatzzweck des<br />

kleinen schwarzen<br />

Kästchens schwer zu<br />

fassen ist, fasziniert<br />

es: Jeder möchte es<br />

einmal anfassen und<br />

ausprobieren. Somit<br />

ist die Pandora unter<br />

dem Strich genau<br />

das, was sie sein<br />

möchte: Ein Gerät<br />

von Fans für Fans.<br />

(kki) ●●●<br />

6 Einen Emulator gibt es für fast jede alte Spielekonsole und viele bekannte Heimcomputer.<br />

So spielen Sie die Klassiker auf dem kleinen Gerät nach.<br />

Info<br />

[1] GP32X.com, englischsprachiges<br />

Forum für die Konsolen<br />

GP32, GP2X, Pandora<br />

und Whizz: [http:// www.<br />

gp32x. com/ board/]<br />

[2] Pandora-Homepage: [http://<br />

www. openpandora. org/]<br />

[3] Deutschsprachiges<br />

Pandora-Wiki:<br />

[http:// wiki. openpandora.<br />

de/ Hauptseite]<br />

[4] Pandora-Forum: [http://<br />

boards. openpandora. org/]<br />

[5] Ångström-Distribution:<br />

[http:// www. angstromdistribution.<br />

org/]<br />

[6] Pandora-App-Verzeichnis:<br />

[http:// apps. open‐pandora.<br />

org/]<br />

[7] Anlaufstelle für Entwickler:<br />

[http:// www.<br />

openpandora. org/ index.<br />

php? option=com_content&<br />

view=article& id=107&<br />

Itemid=3& lang=de]<br />

[8] ScummVM zusammen mit<br />

einigen kostenlosen Adventurespielen:<br />

[http:// www. scummvm. org/]<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

95


Tipps & Tricks<br />

<strong>Ubuntu</strong><br />

Arbeiten mit <strong>Ubuntu</strong><br />

Tipps & Tricks<br />

zu <strong>Ubuntu</strong><br />

Wir zeigen, wie Sie Dateien<br />

und Ordner verschlüsseln<br />

und VirtualBox unter<br />

Maverick Meerkat mit<br />

den Gasterweiterungen<br />

aufpeppen und Grubs<br />

überzählige Menüeinträge<br />

reduzieren. Kristian Kißling<br />

1 Wenn der offizielle Weg zur Installation der Gasterweiterungen<br />

in der Virtualbox scheitert, nehmen Sie einen Umweg.<br />

VirtualBox:<br />

Gasterweiterungen<br />

installieren<br />

Die Gasterweiterungen machen<br />

Vir-tualBox einfach unverzichtbar.<br />

Sie erlauben es, Ordner zum Datentausch<br />

zwischen dem Gast- und dem<br />

Wirtssystem einzurichten. Dank ihnen<br />

betreiben Sie die virtuelle Maschine im<br />

Vollbildmodus und kopieren Text zwischen<br />

Gast und Wirt hin und her. Doch<br />

wenn Sie <strong>Ubuntu</strong> 10.10 als Gast einsetzen<br />

und die Erweiterungen auf dem üblichen Weg<br />

installieren wollen, nämlich über die eingehängte<br />

virtuelle CD, scheitern Sie, und es erscheint eine<br />

Fehlermeldung. Es gibt jedoch eine recht einfache<br />

alternative Installationsmöglichkeit (Abbildung 1).<br />

Zunächst installieren Sie im Gastsystem sämtliche<br />

Updates über System | Systemverwaltung | Aktualisierungsverwaltung.<br />

Danach müssen Sie das<br />

System eventuell neu starten, falls sich der Ausschaltknopf<br />

oben rechts rot färbt.<br />

Als Nächstes finden Sie auf der Kommandozeile<br />

heraus, welchen Kernel Ihr Gastsystem aktuell benutzt.<br />

Über Anwendungen | Zubehör rufen Sie ein<br />

Terminal auf und geben dann<br />

den Befehl uname ‐r ein.<br />

Notieren Sie sich die Kernel-<br />

Version am besten.<br />

Öffnen Sie nun das Software-<br />

Center und installieren Sie<br />

die folgenden Pakete: buildessential,<br />

linux-headers-<br />

KERNELVERSION sowie<br />

virtualbox-ose-guest-x11. Den<br />

Eintrag KERNELVERSION ersetzen<br />

Sie durch die herausgefundene<br />

Versionsnummer<br />

Ihres aktuellen Kernels. Im<br />

Paket virtualbox-ose-guest-x11<br />

stecken hingegen die Gasterweiterungen<br />

selbst. Starten<br />

Sie nach der Installation das<br />

Gastsystem in VirtualBox<br />

neu, können Sie die Gasterweiterungen<br />

wie gewohnt<br />

verwenden.<br />

Grub 2: Menüeinträge<br />

reduzieren<br />

Eher ein ästhetisches als ein praktisches Problem<br />

sind die manigfaltigen Menüeinträge im Bootmenü<br />

von Grub 2. Jede neue Kernel-Version erzeugt<br />

einen neuen Eintrag. Dadurch booten Sie bei Problemen<br />

einfach eine alte Kernel-Version. Alternativ<br />

verwenden Sie die neue Version im (recovery<br />

mode). Grub generiert die Menüeinträge aus den<br />

Kerneln, die es im Verzeichnis /boot findet.<br />

Hier liegt dann auch die Lösung des Problems: Notieren<br />

Sie die überflüssigen Kernel-Versionen und<br />

entfernen Sie diese. Achten Sie darauf, nicht den<br />

aktuell installierten Kernel zu entfernen (uname ‐r),<br />

sonst können Sie anschließend nicht mehr booten.<br />

Geben Sie im Software-Center die zu entfernende<br />

Kernel-Version ein, etwa 2.6.32-24. Es erscheint<br />

eine Datei namens linux-image-2.6.32-24-generic,<br />

die den alten Kernel enthält und die Sie über den<br />

Button Entfernen von der Festplatte wischen. Das<br />

wiederholen Sie für alle alten Kernel-Versionen.<br />

Wollen Sie auch den Eintrag für den Speichertest<br />

aus dem Bootmenü entfernen, geben Sie:<br />

$ sudo chmod ‐x /etc/grub.d/20_memtest86+<br />

ein. Der Befehl sudo update‐grub2 aktualisiert<br />

GRUB. Nach einem Neustart sollte das Bootmenü<br />

deutlich schlanker sein.<br />

96 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


<strong>Ubuntu</strong><br />

Tipps & Tricks<br />

Seahorse: Gespeicherte<br />

WLAN-Passwörter<br />

anschauen<br />

Der NetworkManager speichert Passwörter dank<br />

Seahorse automatisch. Das ist gut, denn wenn Sie<br />

ein WLAN-Netzwerk nach einem Jahr wieder benutzen<br />

(etwa bei Freunden), haben Sie das Passwort<br />

sicher vergessen. Will nun aber ein anderer<br />

Bekannter auch dieses WLAN nutzen, finden Sie<br />

das Passwort für ihn heraus. Rufen Sie den Eintrag<br />

Passwörter und Verschlüsselung im Menü System<br />

| Einstellungen auf und klappen Sie den Eintrag<br />

Passwörter: vorgabe aus, der die Profile der bisher<br />

genutzten Netze enthält. Wählen Sie das passende<br />

Netz aus und klicken Sie doppelt auf das Profil,<br />

was ein neues Fenster öffnet. Dort klappen Sie den<br />

Eintrag Passwort: aus und setzen ein Kreuzchen<br />

bei Passwort zeigen – et voilà (Abbildung 2).<br />

Seahorse: Ordner<br />

und Verzeichnisse<br />

verschlüsseln<br />

Wo wir gerade bei Seahorse sind: Sie nutzen die<br />

Verschlüsselungsverwaltung von Gnome auch, um<br />

auf einfache Weise Ordner und Dateien zu verschlüsseln<br />

– nämlich direkt über das Kontextmenü<br />

im Dateimanager. Dazu installieren Sie das Paket<br />

seahorse-plugins und melden sich anschließend<br />

vom Desktop ab. Nach dem erneuten Anmelden<br />

rufen Sie Nautilus auf und wählen per Rechtsklick<br />

einen Ordner oder eine Datei aus. Aus dem Kontextmenü<br />

benutzen Sie den Eintrag Verschlüsseln<br />

und entscheiden sich für einen Schlüssel.<br />

Wissen Sie das Passwort für die vorhandenen<br />

Schlüssel nicht mehr, oder haben Sie noch keinen<br />

Schlüssel generiert, lesen Sie den nächsten Tipp.<br />

Andernfalls müssen Sie nun entscheiden, ob Sie<br />

jede einzelne Datei verschlüsseln oder den Inhalt<br />

in einem Paket zusammenfassen und verschlüsseln.<br />

Abhängig von der Menge an Dateien, die Sie<br />

chiffrieren wollen, dauert der Vorgang eine Weile.<br />

Dann löschen Sie die unverschlüsselten Originaldateien<br />

und behalten nur die mit den PGP-Endungen.<br />

Klicken Sie doppelt auf eine solche Datei,<br />

fragt <strong>Ubuntu</strong> das PGP-Passwort ab und entschlüsselt<br />

diese dann. Probieren Sie das Ganze aber erst<br />

mit einer unwichtigen Datei aus, bevor Sie mangels<br />

Schlüssel Ihr Dokumentenarchiv vernichten.<br />

Seahorse: PGP-Schlüssel<br />

schnell generieren<br />

Verfügen Sie über keinen Schlüssel, richten Sie<br />

über den Menüeintrag System | Einstellungen |<br />

Passwörter und Verschlüsselung einen ein. Diesen<br />

können Sie dann auch benutzen, um Ihre E-Mail-<br />

Korrespondenz zu chiffrieren. Klicken Sie auf<br />

Datei | Neu, wählen Sie PGP-Schlüssel und geben<br />

Sie Ihre Namen und Ihre E-Mail-Adressen an. Das<br />

Passwort, das Sie nun doppelt eingeben, sollten<br />

Sie sich gut merken oder besser noch notieren, andernfalls<br />

sitzen Sie später<br />

auf wertlosen Dateien.<br />

Seahorse braucht Zeit, um<br />

den Schlüssel zu erstellen.<br />

Es nimmt die bei der<br />

Arbeit am Rechner entstehenden<br />

zufälligen Maus<br />

und Tastaturbewegungen<br />

als Grundlage beim Generieren<br />

des Schlüssels.<br />

Tippen Sie also Text in<br />

den Editor und fuchteln<br />

Sie ein wenig mit der<br />

Maus herum. Nach einer<br />

Weile verschwindet der<br />

Fortschrittsbalken, und Sie<br />

können den Schlüssel einsetzen.<br />

(kki) ●●●<br />

2 Die in den WLAN-Profilen gespeicherten Passwörter lassen<br />

sich recht einfach nachschlagen.<br />

<strong>Vorschau</strong> <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> 02/2011<br />

Fingerfertig<br />

In Zukunft werden wir aber wohl häufiger mit den Fingern über<br />

kleine Displays wischen. <strong>Ubuntu</strong> arbeitet dafür an dem Multitouch-Framework<br />

Utouch, das wir im nächsten Heft vorstellen.<br />

Bildgewaltig<br />

Nach langer Suche und noch längeren Diskussionen verwaltet im<br />

neuen <strong>Ubuntu</strong> Shotwell die Fotos. Ob die Software wirklich so<br />

schnell ist und was sie noch so kann, lesen Sie im nächsten Heft.<br />

Anonym<br />

Regierungen wollen sie, Unternehmen auch: Die Rede ist von<br />

Ihren Daten. Mit Tor, Polipo und Vidalia bewegen Sie sich unsichtbar<br />

durchs Netz. Wir schauen dem Trio unter die Motorhaube.<br />

www.ubuntu-user.de 01/2011<br />

UBUNTU<br />

user<br />

97


Service<br />

Impressum<br />

Impressum<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> ist eine Publikation der Linux New Media AG.<br />

Anschrift<br />

Putzbrunner Str. 71, 81739 München<br />

Telefon: (089) 99 34 11-0, Fax: (089) 99 34 11-99<br />

Homepage<br />

http://ubuntu-user.de<br />

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Pressemitteilungen <br />

Chefredakteur Kristian Kißling (v. i. S. d. P.) (kki)<br />

Redaktion<br />

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DVD-Produktion Hans-Jörg Ehren <br />

Christian Ullrich <br />

Grafik<br />

Judith Erb, Dana Fidlerova<br />

Titelgestaltung Judith Erb, Titelillustration: Pinball Werbeagentur<br />

Bildnachweis Stock.xchng, Fotolia.de, Photocase.com, 123RF.com und andere<br />

Sprachlektorat Heike Jurzik <br />

Produktion<br />

Christian Ullrich <br />

Druck<br />

Vogel Druck und Medienservice GmbH & Co. KG, 97204 Höchberg<br />

Geschäftsleitung Brian Osborn (Vorstand) <br />

Hermann Plank (Vorstand) <br />

Anzeigenleitung, Hubert Wiest <br />

Tel.: +49 (0)89 / 99 34 11 23<br />

Fax: +49 (0)89 / 99 34 11 99<br />

Mediaberatung<br />

D / A / CH<br />

UK / Ireland<br />

USA<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 01.01.2010.<br />

Pressevertrieb<br />

Petra Jaser <br />

Tel.: +49 (0)89 / 99 34 11 24<br />

Fax: +49 (0)89 / 99 34 11 99<br />

Penny Wilby <br />

Tel.: +44 (0)1787 211 100<br />

Ann Jesse <br />

Tel.: +1 785 841 8834<br />

Joanna Earl <br />

Tel.: +1 785 727 5275<br />

MZV Moderner Zeitschriften Vertrieb GmbH<br />

Breslauer Straße 5, 85386 Eching<br />

Tel.: (089) 3 19 06-0, Fax: (089) 3 19 06-113<br />

Abonnenten-Service Petra Ernemann <br />

D / A / CH Telefon D / A: +49 (0)89 20959-127<br />

Telefon CH: +41 (0)43 8161627<br />

Telefax D / A / CH: +49 (0)89 200281-15<br />

Linux ist ein eingetragenes Warenzeichen von Linus Torvalds und wird von uns mit seiner<br />

freundlichen Genehmigung verwendet. »Unix« wird als Sammelbegriff für die Gruppe der Unixähnlichen<br />

Betriebssysteme (wie beispielsweise HP/UX, FreeBSD, Solaris) verwendet, nicht als<br />

Bezeichnung für das Trademark (»UNIX«) der Open Group. Der Linux-Pinguin wurde von Larry<br />

Ewing mit dem Grafikprogramm »The GIMP« erstellt. Google ist ein eingetragenes Warenzeichen<br />

von Google Inc.<br />

Eine Haftung für die Richtigkeit von Veröffentlichungen kann – trotz sorgfältiger Prüfung<br />

durch die Redaktion – vom Verlag nicht übernommen werden. Mit der Einsendung von<br />

Manuskripten oder Leserbriefen gibt der Verfasser seine Einwilligung zur Veröffent lich ung in<br />

einer Publikation der Linux New Media AG. Für unverlangt eingesandte Manuskripte oder Beiträge<br />

übernehmen Redaktion und Verlag keinerlei Haftung.<br />

Die Installation von Programmen der Heft-CD/DVD erfolgt auf eigene Gefahr. Die Redaktion<br />

des <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> haftet nicht für Schäden und Folgeschäden wie Datenverlust, die durch die<br />

Installation der Software entstehen können.<br />

Die Redaktion behält sich vor, Einsendungen zu kürzen und zu überarbeiten. Das exklusive<br />

Urheber- und Verwertungsrecht für angenommene Manus kripte liegt beim Verlag. Es darf kein<br />

Teil des Inhalts ohne schriftliche Genehmigung des Verlags in irgendeiner Form vervielfältigt<br />

oder verbreitet werden.<br />

Copyright © 1999–2010 Linux New Media AG ISSN: 2190-1155<br />

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from Canonical Ltd. Points of view or opinions in this publication do<br />

not necessarily represent the policies or positions of Canonical Ltd or<br />

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official Canonical title.<br />

The DVD included in this magazine may contain an unofficial <strong>Ubuntu</strong> release which is not<br />

supported by Canonical Ltd.<br />

Abodaten<br />

Deutschland 26,90 EUR<br />

Österreich 29,90 EUR<br />

Schweiz 53,90 SFr<br />

Ausland EU 33,90 EUR<br />

Studentenabo 21,52 EUR<br />

Autoren<br />

Jono Bacon S. 84<br />

Joe „Zonker“ Brockmeier S. 80<br />

Heike Jurzik S. 74<br />

Stephan Lamprecht S. 50/88<br />

Christoph Langner S. 46/52/71/78<br />

Dmitri Popov S. 67<br />

Carsten Schnober S. 30<br />

Jan Schulze S. 66/76<br />

Tim Schürmann S. 27/92<br />

Nathan Willis S. 60<br />

98 UBUNTU<br />

01/2011<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


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» www.GalileoComputing.de/Linux<br />

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