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Ubuntu User Desktop+ (Vorschau)

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UBUNTU<br />

user<br />

AUF<br />

DVD<br />

UBUNTU<br />

user<br />

02/2012 die Welt von <strong>Ubuntu</strong> entdecken<br />

Bonus:<br />

Sticker im Heft!<br />

11.10<br />

inklusive<br />

Updates<br />

+<br />

<strong>Desktop+</strong><br />

Tuning: Myunity, Tweak, CCSM & Co.<br />

● Im Test: Linux Mint 12<br />

● Ciao Unity: LXDE, MGSE, Mate<br />

● Schulsoftware: Linux-Support?<br />

So ein Theater!<br />

POST PRODUCTION MIT UBUNTU<br />

Hands-on: <strong>Ubuntu</strong> TV<br />

Java: Hickhack um Oracles JDK<br />

Bewegend: Animierte GIFs<br />

Listenwunder: Wunderlist<br />

Österreich EUR 8,70<br />

Schweiz sfr 15,80<br />

inklusive<br />

Updates<br />

Benelux EUR 9,25<br />

Spanien/Italien EUR 10,25<br />

UBUNTU<br />

user Edition<br />

<strong>Ubuntu</strong> 11.10 mit aktuellen Updates!<br />

● Clementine ● VLC ● DropBox ● Filezilla<br />

● Digikam ● Wine ● Chromium u. v. m.<br />

Deutschland<br />

7,90 €<br />

www.<strong>Ubuntu</strong>-user.de<br />

4 191751 907901 02


Editorial<br />

Service<br />

<strong>Ubuntu</strong>s<br />

Debian-Moment<br />

<strong>Ubuntu</strong> erlebt gerade so etwas wie seinen Debian-Moment, könnte man sagen.<br />

Als <strong>Ubuntu</strong> 2004 startete, wechselten nicht nur ein paar Entwickler in das neue<br />

Projekt. Recht schnell stürzten sich auch die Medien auf den exotischen Newcomer.<br />

<strong>Ubuntu</strong> erhielt schlagartig mehr mediale Aufmerksamkeit als Debian in den<br />

Jahren zuvor, obwohl es fast völlig auf der Vorarbeit der Debianer basierte.<br />

Kristian Kißling,<br />

Chefredakteur<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> Online<br />

Fragen, Kritik, Anregungen an:<br />

redaktion@ubuntu-user.de<br />

Neuigkeiten und Artikel:<br />

http:// ubuntu‐user. de/<br />

Folgen Sie uns auf Twitter,<br />

Iden ti.ca und Facebook:<br />

* http:// twitter. com/ ubuntu_<br />

user_de<br />

* http:// identi. ca/ ubuntuuserde<br />

* http:// www. facebook. com/​<br />

ubuntuuser<br />

Referenz<br />

<strong>Ubuntu</strong> TV: Auf Seite 12 finden Sie<br />

einen kurzen Test der frühen Version<br />

von <strong>Ubuntu</strong> TV.<br />

Info<br />

[1] [http:// distrowatch.​<br />

com/ dwres. php?​<br />

resource=popularity]<br />

[2] [http:// www. starryhope.​<br />

com/ ubuntu‐most‐popularlinux‐distro/]<br />

2011 erlebte nun <strong>Ubuntu</strong> selbst so einen Debian-Moment: Findige Blogger hatten<br />

basierend auf einem Ranking der Distrowatch-Webseite haarscharf gefolgert,<br />

dass <strong>Ubuntu</strong>s Popularität rapide schwindet und erklärten Linux Mint zum<br />

neuen Star. „Is <strong>Ubuntu</strong> falling from grace?“, „Mint bald beliebter als <strong>Ubuntu</strong>?“<br />

und „Linux Mint: The new <strong>Ubuntu</strong>?“ lauteten die Überschriften. Zwar schreibt<br />

Distrowatch: „Diese Daten sagen weder etwas über Anwenderzahlen noch über<br />

die Qualität aus und sollten nicht verwendet werden, um die Verbreitung einer<br />

Distribution einzuschätzen.“ [1], aber solche Feinheiten gehen im Newsgeschäft<br />

schnell unter. Nur vereinzelt zweifelten Blogger am großen Exodus [2].<br />

Zwar ist „das Gerücht über <strong>Ubuntu</strong>s Tod […] eine starke Übertreibung“ (frei nach<br />

Mark Twain), dennoch enthält es auch ein Körnchen Wahrheit. Mint darf sich über<br />

einen Zulauf an Benutzern freuen und erhält viel mediale Aufmerksamkeit – nicht<br />

zuletzt in unserem Heft. Liest man die Foreneinträge, wechseln vor allem unzufriedene<br />

Unity-<strong>User</strong> zu Mint. Mark Shuttleworth selbst plädiert bisweilen für einen<br />

gesunden Wettbewerb unter den Open-Source-Projekten, aber: Wie will sich<br />

<strong>Ubuntu</strong> von Mint absetzen, wenn es quasi mit sich selbst konkurriert?<br />

Paradoxerweise könnte Unity nicht nur Teil des Problems, sondern auch Teil der<br />

Lösung werden. Offenbar ist das <strong>Ubuntu</strong>-Projekt fest entschlossen, 2012 wieder<br />

neue Nutzer zu gewinnen – und zwar über Unity. Zwei Ankündigungen weisen<br />

den Weg. Zum einen stellte Canonical Anfang Januar seine Pläne für <strong>Ubuntu</strong><br />

TV vor, das Fernsehgeräte mit einem Unity-Interface beglücken soll (Referenz:<br />

<strong>Ubuntu</strong> TV). Ende Januar legte Mark Shuttleworth nach und kündigte in seinem<br />

Blog das HUD (Head-up-Display) an. Mit den neuen Ideen schlägt <strong>Ubuntu</strong> zwei<br />

Fliegen mit einer Klappe: Es ist innovativ und stärkt zugleich Unity.<br />

Wie die Sache ausgeht, ist noch völlig offen, denn es kann gut sein, dass <strong>Ubuntu</strong><br />

TV und das HUD enttäuschen. Präsentieren die Entwickler jedoch tolle Prototypen,<br />

könnte Unity für <strong>Ubuntu</strong> neue <strong>User</strong> gewinnen und alte zurückholen. Egal,<br />

wie es ausgeht: Am Ende profitieren vor allem die <strong>User</strong> von dem Wettbewerb.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

3


Service<br />

Inhalt<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

20<br />

Spielen die Hardwaretreiber mit,<br />

gelangen Sie unter Mint und <strong>Ubuntu</strong><br />

schnell ins Internet und bringen Ihr System<br />

über Updates auf den aktuellen Stand.<br />

Service<br />

Aktuelles<br />

Schwerpunkt<br />

3 Editorial<br />

<strong>Ubuntu</strong>s Debian-Moment<br />

6 Leserbriefe<br />

34 DVD-Inhalt<br />

<strong>Ubuntu</strong> 11.10 und Mint<br />

12 auf der Heft-DVD<br />

93 <strong>Vorschau</strong><br />

Pläne für Heft 03/2012<br />

98 Impressum<br />

7 Bücher<br />

Zwei Buchrezensionen:<br />

HTML5 und Computer-<br />

Netzwerke<br />

8 Ubucon<br />

Rückblick auf die Ubucon<br />

2011 in Leipzig<br />

10 News<br />

<strong>Ubuntu</strong> TV, HUD, Non-<br />

PAE-Kernel, CouchDB<br />

12 <strong>Ubuntu</strong> TV<br />

<strong>Ubuntu</strong> TV ist bisher eher<br />

ein Konzept, aber Code<br />

gibt es schon. Wir schauen<br />

uns die Alphaversion an.<br />

15 Verlosung<br />

In unserer Verlosung gibt<br />

es diesmal eine TV-Box<br />

von Iomega zu gewinnen,<br />

die auf Boxee basiert.<br />

29 Intro<br />

Wir zeigen, was Sie im<br />

Schwerpunkt erwartet,<br />

und stellen die einzelnen<br />

Themen vor.<br />

30 Unity optimieren<br />

Kennen Sie die richtigen<br />

Tools, passen Sie auch<br />

Unity in Grenzen an die<br />

eigenen Vorlieben an.<br />

Erste Schritte – der Guide für Einsteiger<br />

16 Installation – Schritt für Schritt<br />

Zwar ist die Installation von <strong>Ubuntu</strong><br />

11.10 und Mint 12 auch für Anfänger<br />

fast selbsterklärend, dennoch hilft es,<br />

wenn Sie ein paar Hintergründe kennen.<br />

20 Aktualisierungen aus dem Netz<br />

Die Sicherheit eines Systems hängt an<br />

seiner Aktualität. Wir zeigen, wie Sie online<br />

gehen und Ihr System aktualisieren.<br />

22 Software verwalten<br />

<strong>Ubuntu</strong> hat das Software-Center, Mint<br />

setzt auf MintInstall. Der Artikel zeigt,<br />

wie die Distris Software verwalten.<br />

26 Multimediadesktop<br />

Wer im Multimediabereich Mint 12<br />

verwendet, hat die Nase klar vorn. Hier<br />

lassen sich die meisten Codecs und<br />

proprietären Programme out of the box<br />

installieren. Auch Nutzer von <strong>Ubuntu</strong><br />

11.10 kommen an Picasa, Google Earth,<br />

die unfreien Codecs und Konsorten.<br />

Allerdings ist die Installation mitunter ein<br />

bisschen schwieriger.<br />

4 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Inhalt<br />

Service<br />

68<br />

<strong>Ubuntu</strong> mit Minze! Im Heft werfen wir einen<br />

ausführlichen Blick auf das <strong>Ubuntu</strong>-basierte<br />

Linux Mint. Wir schauen, wo die Distribution gegenüber<br />

<strong>Ubuntu</strong> punkten kann und welche Defizite sie noch hat.<br />

Heft-DVD:<br />

<strong>Ubuntu</strong> 11.10 (32-Bit-DVD)<br />

Linux Mint 12 (32-Bit-DVD)<br />

Software<br />

Admin<br />

Hardware<br />

36 Unity-Alternativen<br />

Unity ist nicht der Weisheit<br />

letzter Schluss. Wie<br />

so oft unter Linux warten<br />

auch im Desktopbereich<br />

zahlreiche Alternativen.<br />

Desktop<br />

42 <strong>Ubuntu</strong> One (Teil 2)<br />

Wir stellen die fortgeschrittenen<br />

Features von<br />

<strong>Ubuntu</strong> One vor.<br />

46 Wunderlist<br />

Diese To-do-Liste eines<br />

Berliner Start-ups erregt<br />

Aufmerksamkeit.<br />

50 Post Production<br />

Tim Schürmann wollte<br />

doch mit <strong>Ubuntu</strong> nur ein<br />

simples Theaterstück<br />

nachbearbeiten …<br />

56 Polly<br />

Ist das endlich der ersehnte<br />

TweetDeck-Killer?<br />

Thomas Raukamp traut<br />

das dem noch jungen<br />

Twitter-Client Polly zu.<br />

58 Schulsoftware<br />

Wir haben uns Schulsoftware<br />

zuschicken lassen<br />

und testen diese mit<br />

Wine. Da geht was!<br />

62 GIFs animieren<br />

Animierte GIFs sind nicht<br />

totzukriegen. Finden Sie<br />

das lustig, lesen Sie im<br />

Artikel, wie Sie selbst solche<br />

Filmchen basteln.<br />

67 Shortcuts<br />

Wir stellen die wichtigsten<br />

Parameter für das<br />

Kommandozeilentool<br />

„lsof“ vor.<br />

68 Was bringt Mint?<br />

Linux Mint liegt im<br />

Trend. Wir schauen, was<br />

es kann und wo es hakt.<br />

74 Oracle Java<br />

Oracles Java lässt sich<br />

weiterhin installieren,<br />

aber nicht mehr so einfach<br />

wie früher.<br />

Wissen<br />

78 Juju<br />

Wir erklären, was genau<br />

man eigentlich mit<br />

<strong>Ubuntu</strong>s neuem Cloud-<br />

Paketmanager Juju<br />

anstellen kann.<br />

84 Rockiger SatchBook<br />

Das Rockiger SatchBook<br />

installiert <strong>Ubuntu</strong> 11.10 vor.<br />

Wir testen es.<br />

Programmieren<br />

88 Bash-Workshop: Teil 3<br />

Wir versehen den Audioplayer<br />

aus dem letzten<br />

Heft mit einem TUI.<br />

Tipps & Tricks<br />

94 Tipps & Tricks<br />

Einige Tipps, mit denen<br />

Sie <strong>Ubuntu</strong> optimieren<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

5


Service<br />

Leserbriefe<br />

V. Yakobchuk, Fotolia<br />

Leserbriefe<br />

Feedback<br />

Immer wieder erreichen<br />

uns Briefe von Lesern,<br />

die wir auch gern beantworten.<br />

Einige der Zuschriften<br />

veröffentlichen<br />

wir hier. Kristian Kißling<br />

Info<br />

[1] Artikel über Malware und<br />

Viren unter Linux: [http://​<br />

ubuntu‐user. de/ 20259]<br />

Zum Hercules Ecafé Slim HD<br />

Danke für Ihren Artikel zum Hercules Ecafé Slim<br />

HD in Heft 01/​2012. Mir ist zufällig ein Ecafé „zugelaufen“,<br />

und ich stimme dem eher kritischen<br />

Grundtenor des Artikels über weite Teile zu. Allerdings:<br />

Wer sich das Gerät gekauft hat (Preis im<br />

Internet mittlerweile rund 200 Euro), muss noch<br />

nicht alle Hoffnung fahren lassen! Ich finde das<br />

Ecafé vom Design her recht ansprechend. Die<br />

„Kaugummitastatur“ mag gewöhnungsbedürftig<br />

sein, flinken Schreibern kommt sie aber sehr entgegen.<br />

Das wirkliche Problem für mich war das Betriebssystem<br />

– eine für ARM abgespeckte Version<br />

des alten <strong>Ubuntu</strong> Netbook Remix. Die ist viel zu<br />

sperrig für das klein dimensionierte Gerät.<br />

Nach drei Tagen „Erstversuch“ hätte ich das Ding<br />

am liebsten wütend in die Ecke gepfeffert: Mobiles<br />

Internet via Huawei-Stick unterstützt es nicht,<br />

Adobe hat den Flash Player für diesen ARM-Prozessor<br />

nicht validiert, und beim Versuch, gleichzeitig<br />

Thunderbird und eine Textverarbeitung (standardmäßig<br />

ist das komplette OpenOffice dabei) zu<br />

betreiben, gab es Abstürze von apokalyptischen<br />

Ausmaßen, wie ich sie noch nie erlebt habe.<br />

Andererseits hatten es mir die nette Tastatur und<br />

das zarte Gewicht des Ecafé angetan, also gab<br />

ich Hercules nochmal eine Chance. Erster Schritt:<br />

Mittels sudo apt-get install lxde habe ich die ressourcenfressende<br />

Remix-Oberfläche verschlankt<br />

– <strong>Ubuntu</strong> steckt ja trotzdem dahinter. Inzwischen<br />

habe ich Lubuntu installiert, und das ist noch<br />

feiner! Der Vorteil: Plötzlich laufen nicht nur mehrere<br />

Programme parallel, sondern man hat dank<br />

Synaptic auch uneingeschränkte Möglichkeiten,<br />

das Ecafé (mit Augenmaß) aufzurüsten. Und: Sogar<br />

OpenOffice läuft jetzt flüssig.<br />

Das Huawei-UMTS-Problem lässt sich auf eine<br />

Art lösen, die der <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> 01/​2012 auf Seite<br />

52 detailliert beschreibt – siehe Abbildung 5. Das<br />

Flash-Problem ist ärgerlich – man kann jedoch das<br />

entsprechende Plug-in von einem anderen ARMbetriebenen<br />

Gerät besorgen, das den gleichen Prozessor<br />

verwendet. Das verschiebt man mit Root-<br />

Rechten in den Plug-in-Ordner von Mozilla. Unter<br />

Chrome und Firefox bekommt man bei Seiten mit<br />

Flash-Inhalten zwar eine Fehlermeldung (Alte<br />

Version des Plugins – trotzdem verwenden?), aber<br />

klickt man Ja an, klappt es problemlos. Jedenfalls:<br />

Danke für den Testbericht, danke für den guten<br />

Artikelmix im <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong>. (Kurt Lhotzky)<br />

AntiVir unter <strong>Ubuntu</strong><br />

Ich habe mir AntiVir für Linux aus dem Internet<br />

heruntergeladen und weiß jetzt nicht, wie ich es<br />

in Linux einbinden kann. Funktioniert das auch<br />

über das Terminal, über das ich schon so viel gelesen<br />

habe? Und wenn ja: Was muss ich genau tun?<br />

(Holger Klein)<br />

UU Die Frage lautet eher, ob Sie AntiVir überhaupt<br />

brauchen. Es gibt nur wenige Viren, die unter<br />

Linux funktionieren, daher halten viele Linux-<br />

Anwender Antivirensoftware für überflüssig [1].<br />

Wollen Sie AntiVir dennoch installieren, entpacken<br />

Sie die Software im Dateimanager Nautilus, indem<br />

Sie mit der rechten Maustaste auf das TAR.GZ-Archiv<br />

klicken und Hier entpacken wählen. Rufen Sie<br />

dann eine Kommandozeile auf ([Strg]+[Alt]+[T])<br />

und navigieren Sie über den cd-Befehl in das neu<br />

entstandene Verzeichnis antivir-work…. Geben Sie<br />

nun sudo ./install ein, um das Installationsskript<br />

aufzurufen. Der Installer stellt ein paar Fragen, die<br />

Sie mit [Y] und [N] beantworten. Über sudo /usr/<br />

lib/AntiVir/guard/avupdate‐guard ‐‐product=Guard<br />

starten Sie dann ein Update der Software. Den<br />

Dienst AVGuard starten und stoppen Sie später<br />

jeweils über sudo /usr/​sbin/​avguard start bzw.<br />

sudo /usr/​sbin/​avguard stop. Der Befehl avscan ‐s<br />

scannt alle Unterverzeichnisse, avscan --help zeigt<br />

weitere verfügbare Optionen an. ●●●<br />

6 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Zwei Bücher<br />

Aktuelles<br />

HTML5<br />

Hey dude, where is my website?<br />

HTML5 kommt und sorgt schon im Vorfeld für<br />

Wirbel. Ende 2012 werden vermutlich die ersten<br />

Browser HTML5 vollständig unterstützen.<br />

Schon jetzt glauben viele IT-Experten, dass<br />

HTML5 und die damit verbundenen Technologien<br />

Flash und Silverlight in Zukunft überflüssig<br />

machen. Wer das Buch der beiden britischen<br />

Autoren Remy Sharp und Bruce Lawson liest,<br />

versteht ein wenig besser, woher diese Idee<br />

kommt. Die plaudern in „HTML5“ ganz entspannt<br />

über die schöne neue Markup-Welt, die<br />

auf uns alle wartet. Und sie wissen, wovon sie<br />

reden, denn sie verfolgen die Entwicklung des<br />

Standards bereits seit den Anfängen.<br />

Kein Wunder, dass gleich zu Beginn ein<br />

kleiner Ausflug in die nahe Vergangenheit des<br />

Standards auf der Agenda steht. Ihr offensichtlicher<br />

Spaß an der Sache überträgt sich beim<br />

Lesen des schön gestalteten Buchs auf den<br />

Leser. Die zwei Autoren nehmen ihre HTML5-<br />

Beispiele nicht bierernst und sich gegenseitig<br />

gern mal auf die Schippe – aber platt wird<br />

die Lektüre dadurch nicht. Zwar decken die<br />

Autoren nicht sämtliche Felder um HTML ab<br />

(einige mit HTML5 assoziierten Technologien<br />

gehören nicht wirklich dazu), aber es gibt auch<br />

so genug spannende Entwicklungen: Canvas,<br />

Strukturelemente oder Formularvalidierungen.<br />

Anhand eines kleinen Projekts führen die<br />

Autoren plastisch vor Augen, wie man Webseiten<br />

mit HTML5 wesentlich besser strukturiert.<br />

Die Technologie vereinfacht Validierungen von<br />

Formulareingaben und erlaubt es, mit dem<br />

Canvas-Element und einem externen Canvas-<br />

2-D-API Bilder und Animationen direkt auf die<br />

Leinwand des Browsers zu zaubern. Daneben<br />

bringen die Autoren aber auch JavaScript-Beispiele<br />

und stellen ein API zur Geolokalisierung<br />

vor, das nicht direkt zu HTML5 gehört: Dieses<br />

erlaubt es, die realen Benutzerstandorte direkt<br />

mit Browseranwendungen zu verbinden.<br />

Fazit: „HTML5“ ist ein typografisch gut<br />

gemachtes, schön erzähltes und inhaltlich<br />

rundum gelungenes Buch. Mit seinen 271<br />

Seiten eignet es sich auch für die U-Bahn,<br />

setzt allerdings ein wenig Vorwissen über den<br />

Komplex HTML/​CSS/​JavaScript voraus: Absoluten<br />

Einsteigern dürften einige der besprochenen<br />

Themen wenig sagen, Umsteiger stoßen<br />

hingegen auf einen motivierenden Einstieg.<br />

Buchinfo<br />

Remy Sharp, Bruce Lawson:<br />

HTML5. Addison-Wesley, 2011,<br />

271 Seiten, Broschur,<br />

ISBN 978-3827330734,<br />

29,80 Euro Buch<br />

23,80 Euro PDF und Online<br />

Computer-Netzwerke<br />

Fakten, Fakten, Fakten<br />

Ganz anders als das locker, flockige HTML5-<br />

Buch kommt „Computer-Netzwerke“ von<br />

Harald Zisler daher. Kein Wunder, richtet es<br />

sich doch laut Aufkleber explizit an Menschen<br />

in Studium, Ausbildung und Beruf. Das Buch<br />

besticht durch die gut aufbereiteten Fakten.<br />

Wer schon immer mal wissen wollte, was für<br />

Netzwerkkabeltypen, WLAN-Standards und<br />

Glasfaserstecker es gibt, liest hier goldrichtig.<br />

„Computer-Netzwerke“ macht Sie mit den<br />

Grundlagen von Netzwerken vertraut, ohne zu<br />

sehr an der Oberfläche zu bleiben.<br />

Es zeigt zum Beispiel, mit welchen Geräten Sie<br />

Netzwerkstrecken prüfen, setzt dabei aber an<br />

einigen Stellen physikalische und elektrotechnische<br />

Kenntnisse voraus. Doch auch, wenn<br />

Ihnen Begriffe wie Dämpfung, Flankensteilheit<br />

und Biegeradius wenig sagen, stoßen Sie<br />

in dem Buch auf viele faszinierende Fakten.<br />

Leser einer Computerzeitschrift dürfte zum<br />

Beispiel das Kapitel „Adressierung im Netzwerk“<br />

interessieren, das sich sehr detailliert mit<br />

den theoretischen Grundlagen von MAC- und<br />

IP-Adressierung, Subnetzmasken, Ethernet-<br />

Paketen und ARP beschäftigt.<br />

Dazu gehört dann ein korrespondierender<br />

Praxisteil, der viele Beispiele auf einem Linux-<br />

Rechner nachvollziehbar macht. Es geht darin<br />

um Routing, Domainnamen, Switches und virtuelle<br />

Netze. Weiter hinten im Buch erklärt der<br />

Autor dann, wie Firewalls, Proxys, Ports und<br />

Sockets ticken und wie Rechner in Netzwerken<br />

über Samba, HTTP und weitere Protokolle<br />

miteinander kommunizieren. Der VPN-Teil<br />

kommt für meinen Geschmack etwas zu kurz,<br />

aber ansonsten bietet das Buch auch fortgeschrittenen<br />

Nutzern viel Neues und dürfte sich<br />

vor allem als geeignete Lektüre für angehende<br />

Informatikstudenten eignen.<br />

Fazit: Gut, die Beschreibung des Kabeltesters<br />

für Lichtwellenleiter fand ich als Laie<br />

recht knapp, aber das sind Details. Alles in<br />

allem bietet sich das Buch hervorragend als<br />

Nachschlagewerk für Netzwerkfragen und als<br />

ernsthafter Einstieg in das Thema Netzwerktechnologien<br />

an. (kki) ●●●<br />

Buchinfo<br />

Harald Zisler:<br />

Computer-Netzwerke. Grundlagen,<br />

Funktionsweise, Anwendung.<br />

Galileo Computing, 2011,<br />

370 Seiten, Klappbroschur,<br />

ISBN 978-3-8362-1698-2,<br />

24,90 Euro Buch<br />

19,90 Euro Onlineausgabe<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

7


Aktuelles Ubucon 2011<br />

Die Ubucon 2011 in Leipzig<br />

Familientreffen 5.0<br />

In Leipzig fand im Oktober zum fünften Mal die Ubucon statt. <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> begegnete vielen neuen Gesichtern<br />

aus der Community – und leider keinem Canonical-Entwickler. <br />

Sebastian Seitz<br />

An der großen Türe des Seminargebäudes<br />

muss man kräftig ziehen, damit sie aufgeht. Das<br />

hält niemanden davon ab, das Haus zu betreten,<br />

denn bereits aus der Ferne lockt das knallorange<br />

Ubucon-Poster. Hätte ich jedoch geahnt, dass wir<br />

in den nächsten Tagen 850 Brötchen und 350 Berliner<br />

wegputzen müssen, hätte ich mir das Frühstück<br />

gespart. Erstmals wird in diesem Jahr darauf<br />

verzichtet, das Essen selbst zuzubereiten – das erledigt<br />

ein Catering-Service. Dann mal los, ich hole<br />

mir meinen ersten Kaffee.<br />

Wie schon im letzten Jahr findet die Ubucon in<br />

den Räumen der Universität Leipzig statt. Im langen<br />

Gang reihen sich mehrere Seminarräume mit<br />

den Namen der<br />

letzten <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Versionen<br />

aneinander: Lucid,<br />

Maverick,<br />

Natty und<br />

Oneiric. Sie<br />

sind modern<br />

ausgestattet<br />

und verfügen<br />

jeweils über einen<br />

Beamer.<br />

Zum Inventar<br />

der Räume<br />

scheint auch<br />

1 In der Diskussionsrunde „Quo vadis, <strong>Ubuntu</strong> Deutschland?“ ging es vor Volkmar Kreiß<br />

allem um den Nachwuchs.<br />

zu gehören, der<br />

mit seiner Videoausrüstung von<br />

Vortrag zu Vortrag flitzt. Leider,<br />

so sagt er, habe er viel zu tun,<br />

vermutlich dauere das Bearbeiten<br />

der Aufzeichnungen daher<br />

etwas länger. Doch auf diese<br />

Weise könnten immerhin auch<br />

Leute an den Vorträgen teilnehmen,<br />

die es nicht zur Ubucon<br />

geschafft haben.<br />

Äußerlich wirkt die Konferenz<br />

wie im letzten Jahr. Aber während<br />

2010 noch 22 Vorträge<br />

auf die Zuschauer warteten,<br />

sank die Zahl in diesem Jahr<br />

auf 14, die Anzahl der Räume<br />

schrumpfte von sechs auf vier.<br />

Und während die Ubucon 2010<br />

mit insgesamt 253 Besuchern einen Rekord aufstellte,<br />

fanden in diesem Jahr „nur“ noch ca. 200<br />

Interessierte den Weg nach Leipzig.<br />

Der guten Stimmung tut das keinen Abbruch, aber<br />

es verwundert ein wenig. Gründe dafür gibt es<br />

viele: Im persönlichen Gespräch berichten die Organisatoren<br />

von vielen kleinen Stolpersteinen, die<br />

zu dem Ergebnis beigetragen hätten. Besonders<br />

häufig kommen wir dabei auf das Thema Nachwuchs<br />

zu sprechen, das vor allem den <strong>Ubuntu</strong><br />

Deutschland e. V. betrifft. Zwar wuchs das Team<br />

von <strong>Ubuntu</strong>users.de um acht Personen auf nun<br />

68, doch am Verein geht der Zuwachs vorbei. Wie<br />

wichtig das Thema für die Organisatoren der Ubucon<br />

ist, wird unter anderem an einer Diskussion<br />

mit dem Titel „Quo vadis, <strong>Ubuntu</strong> Deutschland?“<br />

deutlich. Zwei Stunden lang geht es vor allem<br />

um ein einziges Thema: Wie motivieren wir den<br />

Nachwuchs (Abbildung 1)?<br />

Zwei Jobs<br />

Dabei könnte alles so einfach sein. Publikum<br />

und Veranstalter auf der Ubucon verstehen sich<br />

blendend. Es wird viel geredet, geholfen und gescherzt.<br />

Selten vergeht mal eine Stunde, in der<br />

nicht jemand in lautes Lachen ausbricht. Die Stimmung<br />

ist familiär, warum lässt sich das nicht in<br />

aktives Engagement verwandeln? Der größte Faktor<br />

dürfte wohl die Zeit sein: Durchweg berichten<br />

die Aktiven, dass sie eigentlich zwei Jobs haben.<br />

Einen, mit dem sie Geld verdienen, und einen in<br />

8 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Ubucon 2011<br />

Aktuelles<br />

der Community. Auch andere Projekte aus dem<br />

Bereich „Freie Software“ kämpfen mit dem Problem,<br />

etwa Radio Tux oder freiesMagazin.<br />

Publikum<br />

Doch es gibt auch viel Positives. So fällt mir gleich<br />

nach dem Betreten eines Raumes auf, dass trotz<br />

rückläufiger Besucherzahlen deutlich mehr Frauen<br />

kommen. Auch Ingo Ebel von Radio Tux, der diesmal<br />

ohne sein mobiles Studio anreist, bemerkt das.<br />

Er und Dirk Deimeke meinen festzustellen, dass<br />

die Frauen in der Community als ausgleichender<br />

Faktor wirken. Doch auch so präsentiert sich das<br />

Publikum alles andere als homogen: Zwischen 13<br />

und 65 sind die Teilnehmer und damit fast alle<br />

Altersgruppen vertreten. Unter anderem beteiligen<br />

sich die Schüler eines Informatikkurses an den Gesprächen<br />

– mangelndes Interesse an <strong>Ubuntu</strong> und<br />

Freier Software lässt sich hier nicht feststellen.<br />

Mangelnder Support<br />

Auch Canonical, die Firma hinter <strong>Ubuntu</strong>, ist<br />

Thema. Die meisten hier begrüßen das neue App-<br />

Konzept und halten es für nachvollziehbar. „Canonical<br />

braucht bis 2014 schwarze Zahlen“, stellt<br />

Dirk fest. Im Großen und Ganzen erweist sich das<br />

Verhältnis zwischen <strong>Ubuntu</strong>s Hauptsponsor und<br />

dem deutschen Verein aber als eher kühl. „Man<br />

lebt ein bisschen nebeneinander her“, beschreibt<br />

es Torsten Franz von <strong>Ubuntu</strong>users.de. So taucht<br />

in diesem Jahr kein Entwickler auf der Ubucon<br />

auf. Insgesamt, so höre ich aus Gesprächen heraus,<br />

waren in den vergangenen fünf Jahren zwei<br />

Canonical-Entwickler auf einer Ubucon – für das<br />

größte <strong>Ubuntu</strong>-Event im deutschsprachigen Raum<br />

ist das in der Tat wenig. Versuche, das Verhältnis<br />

aus- bzw. aufzubauen, habe es<br />

immer wieder gegeben – offenbar<br />

vergeblich. Dirk, der heute seinen<br />

letzten Tag als Vorsitzender von<br />

<strong>Ubuntu</strong> Deutschland begeht, formuliert<br />

es kurz und knapp: „Es<br />

gibt kein Verhältnis.“ Das mag<br />

auch daran liegen, dass sich die<br />

deutschsprachige Community vor<br />

allem auf <strong>Ubuntu</strong>users.de herumtreibt.<br />

Die Entwickler tummeln<br />

sich hingegen eher auf Launchpad,<br />

im offiziellen <strong>Ubuntu</strong>-Wiki<br />

und in den Chaträumen.<br />

Freie Software ist<br />

der Schwerpunkt<br />

Schwerpunktmäßig soll es in diesem<br />

Jahr um Problemlösungen<br />

mit <strong>Ubuntu</strong> gehen. Das Thema<br />

ist natürlich dehnbar und das<br />

Programm dementsprechend breit<br />

aufgestellt. Es gibt Vorträge und<br />

Workshops zu LaTeX [1], Inkscape<br />

[2] oder Graphviz [3]. Natürlich darf auch der<br />

obligatorische Tux-Bastelkurs nicht fehlen. Die<br />

Veranstaltungen sind gut besucht, und sowohl die<br />

Redner als auch die Besucher machen zufriedene<br />

Gesichter. Einen Großteil der Präsentationen findet<br />

man inzwischen auf der Webseite der Ubucon [4]<br />

und kann sie von dort herunterladen.<br />

Zu später Stunde<br />

Als kleines Highlight der Veranstaltung entpuppt<br />

sich einmal mehr das Social Event, das in diesem<br />

Jahr gleich an zwei Tagen (Freitag und Samstag)<br />

stattfindet. Besonders am zweiten Abend wird es<br />

voll: Im Restaurant Rizz Karli wird bei ausgelassener<br />

Stimmung bis spät in die Nacht diskutiert und<br />

gelacht. Wie lang die Nacht noch war, steht einigen<br />

Teilnehmern am Sonntagmorgen ins Gesicht<br />

geschrieben. Doch der Schlafmangel hindert nur<br />

wenige daran, um 9:00 Uhr morgens wieder auf<br />

der Matte zu stehen, um weitere Vorträge zu besuchen<br />

und fachzusimpeln. Diejenigen, die doch<br />

noch müde sind, klammern sich im Aufenthaltsraum<br />

an ihren Kaffee (Abbildung 2).<br />

Ubucon 2012<br />

Die Zukunft der Ubucon ist – wie schon in den<br />

letzten Jahren – ungewiss. Noch einmal haben<br />

die „alten Hasen“ die Organisation übernommen,<br />

doch im nächsten Jahr soll jemand Neues ran,<br />

jemand aus der Community. Zwar ist das Interesse<br />

an der Ubucon augenscheinlich noch immer ungebrochen,<br />

aber den Aufwand betreiben und die<br />

Veranstaltung organisieren möchten nur wenige.<br />

Doch falls der Nachwuchs nicht schläft, wird es<br />

auch 2012 wieder eine Ubucon geben – in diesem<br />

Fall die Nummer 6. (kki) ●●●<br />

2 Ein Aufenthaltsraum bietet die Möglichkeit, sich auch abseits der Vorträge auszutauschen.<br />

Info<br />

[1] LaTeX: [http:// www.​<br />

latex‐project. org/]<br />

[2] Inkscape:<br />

[http:// inkscape. org/]<br />

[3] Graphviz:<br />

[http:// graphviz. org/]<br />

[4] Ubucon-Präsentationen:<br />

[http:// www. ubucon. de/​<br />

material]<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

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9


Aktuelles<br />

<strong>Ubuntu</strong>-News<br />

Head-up Display, CouchDB, Non-PAE-Kernel, <strong>Ubuntu</strong> TV<br />

Newbuntu<br />

<strong>Ubuntu</strong> 12.04 mit Head-up-Display<br />

Bisher kennt man sie hauptsächlich von<br />

Kampfpiloten: Helme mit Displays, in die<br />

zusätzliche Informationen für die Piloten<br />

eingeblendet werden. Nun soll auch <strong>Ubuntu</strong><br />

ein HUD (Abkürzung für Head-up-Display) erhalten<br />

(Abbildung 1). Die Innovation kündigte<br />

<strong>Ubuntu</strong>s Hauptsponsor Mark Shuttleworth in<br />

seinem Blog an [1]. Das Ganze ist nicht nur<br />

eine Idee, sondern nimmt bereits konkrete<br />

Formen an. Das HUD lässt sich über ein PPA<br />

bereits in einer Vorabversion<br />

installieren;<br />

eine erste<br />

Version des neuartigen<br />

Interfaces soll<br />

mit <strong>Ubuntu</strong> 12.04<br />

erscheinen.<br />

Das HUD besteht<br />

aus einem<br />

transparenten<br />

Fenster, das sich<br />

vom oberen Bildschirmrand<br />

über<br />

1 HUD ist ein neues Projekt, das ein Head-up-Display für Unity implementiert.<br />

Dieses kann die Menüs von Programmen ersetzen.<br />

schiebt, sobald Sie<br />

die Arbeitsfläche<br />

[Alt] drücken. In<br />

dem Fenster wartet eine Eingabezeile, in die<br />

Sie eingeben, was das Programm tun soll.<br />

Das HUD kennt sämtliche Menüeinträge der<br />

gerade verwendeten Anwendung. Nutzen Sie<br />

etwa Gimp und geben gauss ein, schlägt das<br />

HUD den Menüeintrag Gaußscher Unschärfefilter<br />

vor. Gerade für Anwendungen mit<br />

langen verschachtelten Menüs bietet das<br />

HUD also enorme Vorteile.<br />

Zukünftig soll die Software noch mehr Tricks<br />

beherrschen. Sie soll zunächst Menüaufrufe<br />

über Sprachbefehle erkennen und Eingaben<br />

auch dann verstehen, wenn diese nicht exakt<br />

den Namen der Anwendung oder des Menüpunkts<br />

treffen („fuzzy matching“). Auf diese<br />

Weise würde das HUD auch bei der Eingabe<br />

von unscharf anbieten, den Gaußschen<br />

Unschärfefilter aufzurufen. Mark Shuttlworth<br />

spricht daher von einem „Intenterface“, einem<br />

Kunstwort, das sich aus „Intention“ und<br />

„Interface“ zusammensetzt. Das HUD soll<br />

zudem lernfähig sein und sich merken, was<br />

der <strong>User</strong> am häufigsten eintippt.<br />

Während erste Früchte des HUD bereits<br />

in <strong>Ubuntu</strong> 12.04 auftauchen sollen, glaubt<br />

Shuttleworth, dass es innerhalb der nächsten<br />

zwei Jahre reifen werde. Ersten Code gibt es<br />

bereits; er lässt sich für die Vorabversion von<br />

<strong>Ubuntu</strong> 12.04 über ein PPA installieren:<br />

$ sudo add‐apt‐repository ppa:unity‐team/hud<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get dist‐upgrade<br />

Wer mehr Details zum HUD erfahren will,<br />

schaut sich am besten ein Video dazu an [2].<br />

<strong>Ubuntu</strong> One verabschiedet sich von CouchDB<br />

Es ist eine einschneidende Entscheidung,<br />

die für die <strong>Ubuntu</strong>-One-Entwickler<br />

aber offenbar unumgänglich war: Das<br />

Projekt verabschiedete sich offiziell<br />

von seiner bisher eingesetzten NoSQL-<br />

Datenbanklösung CouchDB. Das<br />

Hauptproblem mit dieser bestand nach<br />

Aussagen der Entwickler [3] in der mangelnden<br />

Skalierbarkeit.<br />

Der Dienst verwende auf schlanken<br />

Rechnern zu viele Ressourcen und komme<br />

am anderen Ende nicht mit den Millionen<br />

von Anwendern und den großen<br />

Datenbanken klar, die in <strong>Ubuntu</strong>s Rechenzentren<br />

laufen. Würden in Zukunft<br />

tatsächlich – wie von Mark Shuttleworth<br />

angestrebt – 200 Millionen Anwender<br />

<strong>Ubuntu</strong> verwenden, könnte sich das als<br />

ernsthaftes Problem herausstellen.<br />

Offenbar will man sich von der Lösung<br />

verabschieden, bevor <strong>Ubuntu</strong> One einen<br />

Level an Nutzern erreicht, der diesen<br />

Schritt unmöglich macht. Ersetzen soll<br />

CouchDB eine eigene Datenbanklösung.<br />

Ihr Arbeitsname lautet U1DB, ansonsten<br />

sind abgesehen von einem Launchpad-<br />

Eintrag [4] noch nicht viele Details bekannt.<br />

Zur Veröffentlichung von <strong>Ubuntu</strong><br />

12.04 soll lediglich eine Referenzimplementierung<br />

in Python fertig sein;<br />

insofern darf man gespannt sein, wie<br />

gut oder schlecht <strong>Ubuntu</strong> One in 12.04<br />

funktionieren wird.<br />

10 UBUNTU<br />

02/2012<br />

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<strong>Ubuntu</strong>-News<br />

Aktuelles<br />

Der Non-PAE-Kernel bleibt<br />

Das Kernel-Team von <strong>Ubuntu</strong> hat alle Hände<br />

voll zu tun. Der Entwickler Tim Gardner<br />

schlug daher kürzlich vor [5], den Support<br />

für den Non-PAE-Kernel einzustellen, was<br />

eine längere Diskussion in Gang setzte. Zur<br />

Erklärung: PAE steht für Physical Address<br />

Extension. Diese Erweiterung moderner<br />

CPUs sorgt dafür, dass diese mehr als<br />

4 GByte Hauptspeicher verwenden können,<br />

andernfalls beschränkt die Wortbreite der<br />

32-Bit-Prozessoren den Zugriff.<br />

PAE wurde – bis auf ein paar Ausnahmen –<br />

zusammen mit dem Intel Pentium Pro und<br />

dem AMD Athlon eingeführt. Wie sich nun<br />

auf der Mailingliste zeigte, würde dieser<br />

Schritt viele sehr alte Rechner lahmlegen,<br />

denen <strong>Ubuntu</strong> (oder meist eines der Derivate)<br />

ein zweites Leben einhaucht.<br />

Laut Julien Lavergne vom Lubuntu-Projekt<br />

würde mit einem Verzicht auf den PAE-<br />

Mit <strong>Ubuntu</strong> sieht man besser<br />

Auf der CES in Las Vegas hat Canonicals<br />

CEO Jane Silber ein aufregendes Ziel für<br />

<strong>Ubuntu</strong> angekündigt: Das freie Betriebssystem<br />

soll zukünftig auch Fernsehgeräten<br />

Beine machen und Filme verwalten.<br />

Im Vorfeld hatte es bereits zahlreiche Spekulationen<br />

gegeben, welches Geheimnis<br />

<strong>Ubuntu</strong> auf der CES (Consumer Electronics<br />

Show) in Las Vegas wohl lüften werde. Von<br />

einem <strong>Ubuntu</strong>-basierten Handy war ebenso<br />

die Rede wie von einem <strong>Ubuntu</strong>-Tablet.<br />

Nun ist die Katze aus dem Sack: <strong>Ubuntu</strong><br />

TV [6] soll Fernsehgeräte mit dem freien<br />

Betriebssystem ausstatten (Abbildung 2).<br />

Wie die Macher sich das vorstellen, zeigt ein<br />

entsprechendes Video [7].<br />

Eine angepasste Unity-Oberfläche soll es<br />

erlauben, online Filme zu kaufen, herunterzuladen<br />

und zu verwalten. Auch DVD- und<br />

Blu-ray-Laufwerke, USB-Sticks sowie<br />

Netzwerkfestplatten sollen den Fernseher mit<br />

Filmen und Musik beliefern. Der Code der<br />

Alphaversion ist bereits erschienen; einen<br />

kurzen Test lesen Sie hier im Heft (Referenz:<br />

<strong>Ubuntu</strong> TV). Konkrete Verträge mit einem<br />

TV-Hersteller gebe es bisher nicht, berichtete<br />

Canonicals CEO Jane Silber der PCPro [8].<br />

Man führe allerdings Gespräche mit Herstellern.<br />

Silber zählt darauf, dass einige Anbieter<br />

sich als Alternative zu den Systemen von<br />

Google und Apple ein neutrales und offenes<br />

Kernel auch Lubuntus Hauptzielgruppe<br />

verschwinden. Andere <strong>Ubuntu</strong>-Nutzer und<br />

‐Entwickler wiesen auf die Thin Clients hin.<br />

Diese häufig sehr alten Rechner dienen lediglich<br />

als Terminals, über die Nutzer Zugang<br />

zu einem leistungsfähigen Server erlangen.<br />

Nicht zuletzt wandte ein Kommentator ein,<br />

dass in Schwellen- und Entwicklungsländern<br />

nicht selten sehr alte Rechner zum Einsatz<br />

kommen. Falle der Support für den PAE-Kernel<br />

weg, könnten diese Nutzer ihre Rechner<br />

nicht mehr mit <strong>Ubuntu</strong> verwenden.<br />

Steve Langasek, der ehemalige Release<br />

Manager von <strong>Ubuntu</strong>, votierte daher dafür,<br />

den Kernel noch fünf Jahre länger zu unterstützen.<br />

Am Ende sah es auch das Technical<br />

Board von <strong>Ubuntu</strong> so und beschloss Mitte<br />

Dezember, den Kernel weiterhin zu betreuen.<br />

Zumindest für die nächsten fünf Jahre sind<br />

die alten Rechner also sicher.<br />

TV-System wünschen. Ende 2012 könne<br />

man erste Geräte verkaufen. Canonical peilt<br />

mit <strong>Ubuntu</strong> TV vor allem den chinesischen<br />

und US-amerikanischen Markt an.<br />

Wie realistisch die Pläne sind, lässt sich noch<br />

nicht sagen, der Schritt kommt aber zur richtigen<br />

Zeit. Nach dem Tod des Apple-Gründers<br />

Steve Jobs wurde bekannt, dass Apple<br />

ebenfalls TV-Geräte gestalten wolle. Auch<br />

Google hat angekündigt, das Betriebssystem<br />

auf Fernsehgeräte auszurichten. <strong>Ubuntu</strong><br />

wäre vorn dabei, würde aber auch auf starke<br />

Konkurrenz treffen. Von der Community wurde<br />

der Vorschlag positiv aufgenommen.<br />

Referenz<br />

<strong>Ubuntu</strong> TV: Wir haben uns einmal<br />

die Vorabversion von <strong>Ubuntu</strong> TV angesehen;<br />

im Artikel ab der nächsten<br />

Seite lesen Sie mehr dazu.<br />

2 <strong>Ubuntu</strong> TV soll auf Unity 2-D basieren, den Zugriff auf die eigene Videosammlung, aber auch<br />

das Aufnehmen und Archivieren von Fernsehsendungen ermöglichen.<br />

Info<br />

[1] [ http://​www.markshuttleworth.com/​archives/​939]<br />

[2] [http://​www.youtube.com/​<br />

watch?v=w_WW-DHqR3c]<br />

[3] [ https://​lists.ubuntu.com/​<br />

archives/​ubuntu-desktop/​<br />

2011-November/​003474.<br />

html]<br />

[4] [ https://​launchpad.net/​<br />

u1db]<br />

[5] [ https://​lists.ubuntu.com/​<br />

archives/​ubuntu-devel/​<br />

2011-November/​034399.<br />

html]<br />

[6] [http://​www.ubuntu.com/​tv/​<br />

features-and-specs]<br />

[7] [ http://​www.ubuntu.com/​tv]<br />

[8] [ http://​www.pcpro.co.uk/​<br />

news/​372040/​ubuntu-tvunveiled]<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

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11


Aktuelles<br />

<strong>Ubuntu</strong> TV<br />

<strong>Ubuntu</strong> TV im Test<br />

Free TV<br />

Mit der Idee zu <strong>Ubuntu</strong><br />

TV hat Canonical einiges<br />

Interesse in der <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Community geweckt.<br />

Wir zeigen, wie es aktuell<br />

um die Software steht<br />

und wie Sie diese selbst<br />

übersetzen. Kristian Kißling<br />

<strong>Ubuntu</strong> soll nun auch die heimische Glotze<br />

erobern – so lautete die mit Spannung erwartete<br />

Ankündigung von Canonical auf der CES (Consumer<br />

Electronics Show) in Las Vegas. Das Betriebssystem<br />

soll den Fernseher in einen Multimediaplayer<br />

verwandeln, der Filme aus dem Internet<br />

abspielt, Fernsehsendungen aufzeichnet und ihre<br />

Metainformationen aus dem Netz fischt.<br />

Wie schon XBMC soll es auch <strong>Ubuntu</strong> TV erlauben,<br />

Filme direkt über den EPG (Electronic Program<br />

Guide) zu suchen und dann aufzunehmen<br />

(Abbildung 1). Spulen Sie in einem Film vor,<br />

erscheinen mehrere kleine Screenshots daraus,<br />

an denen Sie sich orientieren, um an die gesuchte<br />

Stelle zu springen. Die Anbindung an <strong>Ubuntu</strong>s<br />

Cloud soll es zudem ermöglichen, die private Fotosammlung<br />

oder Musikdateien vom Rechner auf<br />

den Fernseher zu befördern.<br />

Das Interface von <strong>Ubuntu</strong> TV soll – laut aktueller<br />

Planung – auf Unity 2-D basieren. Zur Zeit steckt<br />

die Entwicklung des Projekts aber noch in den<br />

Kinderschuhen. In unserem kurzen Workshop zeigen<br />

wir, wie Sie <strong>Ubuntu</strong> TV schon jetzt über ein<br />

PPA installieren oder aus den Quellen übersetzen.<br />

Drittanbieterfernseher<br />

Seien Sie vorsichtig: Die Software ist recht instabil<br />

und kann zu Hängern und Abstürzen führen.<br />

Benutzen Sie einen Testrechner oder eine virtuelle<br />

Maschine. Zudem befindet sich der Code in ständiger<br />

Entwicklung: Es ist nicht ausgeschlossen, dass<br />

unsere Anleitung schon bald obsolet ist. In dem<br />

Fall schauen Sie unter [1] nach, ob es neue Instruktionen<br />

zum Übersetzen des Quellcodes gibt.<br />

Alternativ verwenden Sie das PPA für <strong>Ubuntu</strong> TV<br />

[2] (Referenz: Paketmanagement). Um es einzubinden<br />

und <strong>Ubuntu</strong> TV zu installieren, rufen Sie<br />

ein Terminal auf und geben Folgendes ein:<br />

$ sudo add‐apt‐repository ppa:nilarimogard/U<br />

test3<br />

$ sudo apt‐get update && sudo apt‐get U<br />

install unity‐2d<br />

$ sudo apt‐get install unity‐lens‐video<br />

Nach der Installation starten Sie eine Unity-2-D-<br />

Shell, die <strong>Ubuntu</strong> TV anzeigt:<br />

$ unity‐2d‐shell ‐opengl<br />

Erik Reis, 123RF<br />

12 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


<strong>Ubuntu</strong> TV<br />

Aktuelles<br />

Die Version aus dem PPA funktioniert laut Anleitung<br />

nur aus einem Unity 3-D heraus, weil sich die<br />

2-D-Varianten ins Gehege kommen.<br />

Ran an den Code<br />

Der vom TV-Projekt empfohlene Weg besteht jedoch<br />

darin, <strong>Ubuntu</strong> TV aus dem Quellcode selbst<br />

zu übersetzen. Dazu rufen Sie ein Terminal auf<br />

([Strg]+[Alt]+[T]) und spielen zunächst die Entwicklerpakete<br />

auf den Rechner, die Sie benötigen,<br />

um Unity 2-D neu zu bauen:<br />

$ sudo apt‐get build‐dep unity‐2d<br />

Dann installieren Sie weitere Tools, darunter die<br />

Programme und Bibliotheken des FFmpeg-Projekt,<br />

mit denen Sie später die Filme betrachten:<br />

1 An der Programmauswahl erkennen Sie bereits, dass der Guide von <strong>Ubuntu</strong> TV bisher lediglich<br />

ein Proof of Concept ist. Über ihn können Sie die Sendungen später zur Aufnahme timen.<br />

$ sudo apt‐get install bzr conf‐tools ffmpeg U<br />

gnome‐common libdeclarative‐multimedia<br />

Videodaten aus XBMC<br />

Einmal mehr springen Sie nun in das übergeordnete<br />

Verzeichnis (cd ../) und legen mit einem Befehl<br />

zwei neue Verzeichnisse an (/unity/​local), in<br />

denen Sie vier neue Unterverzeichnisse erzeugen:<br />

Das Paket bzr brauchen Sie, um den Quellcode<br />

von <strong>Ubuntu</strong> TV aus dem Repository zu holen.<br />

Wechseln Sie in das Home-Verzeichnis und geben<br />

$ bzr branch lp:~s‐team/ubuntutv/trunk U<br />

ubuntu‐tv<br />

ein. Nun navigieren Sie in das neue Unterverzeichnis<br />

ubuntu-tv. Hier rufen Sie ein Programm namens<br />

cmake auf, dass die Make-Datei erzeugt, die<br />

Sie zum Übersetzen des Codes benötigen, was Sie<br />

über den make-Aufruf in die Wege leiten:<br />

$ cd ubuntu‐tv<br />

$ cmake .<br />

$ make<br />

Das Kompilieren dauert mitunter eine Zeit, über<br />

cd ../ wechseln Sie dann ins übergeordnete Verzeichnis<br />

zurück. Nun ziehen Sie die Videolinse für<br />

Unity aus dem Repository und wechseln dann in<br />

den neuen Ordner.<br />

$ bzr branch lp:~s‐team/ubuntutv/U<br />

unity‐lens‐video<br />

$ cd unity‐lens‐video<br />

$ mkdir ‐p ~/Videos/unity/local/{featured,U<br />

rented,purchased,recorded}<br />

In diesen Ordnern sucht <strong>Ubuntu</strong> TV nach Videos.<br />

Wollen Sie eine TV-Show ablegen, geben Sie dem<br />

Ordner den Namen der jeweiligen Show (etwa<br />

Futurama) und legen Sie dann für jede Staffel einen<br />

eigenen Unterordner an.<br />

Diese Struktur nutzt auch das Xbox Media Center<br />

(XBMC), das nun zum Einsatz kommt. Die<br />

<strong>Ubuntu</strong>-TV-Macher nutzen es, um an die Metadaten<br />

für die Filme zu gelangen (Referenz: XBMC),<br />

wozu etwa Titel, Laufzeit, Entstehungsjahr,<br />

Filmplakate usw. gehören. Auf die aus XBMC<br />

exportierte Datenbank greift <strong>Ubuntu</strong> TV dann zu.<br />

Verschieben Sie Ihre Testfilme also in die eben<br />

erstellten Unterverzeichnisse (nach dem Schema<br />

filmname (Jahr)), bevor Sie XBMC installieren.<br />

Im ersten Schritt binden Sie eine Paketquelle ein,<br />

die eine stabile Version von XBMC anbietet, und<br />

installieren dann das Programm:<br />

$ sudo add‐apt‐repository ppa:nathan‐renU<br />

niewaldock/xbmc‐stable<br />

$ sudo apt‐get update && sudo apt‐get U<br />

install xbmc<br />

Referenz<br />

Paketmanagement: Mehr zu PPAs<br />

entnehmen Sie dem Artikel auf<br />

Seite 22.<br />

XBMC: Das Mediacenter und seine<br />

Fähigkeiten standen im Mittelpunkt<br />

des <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> 04/2011.<br />

In ihm starten Sie das Skript autogen.sh und installieren<br />

den Code anschließend direkt – ein<br />

Übersetzen ist nicht nötig.<br />

$ ./autogen.sh ‐‐prefix=/usr ‐‐sysconfU<br />

dir=/etc<br />

$ sudo make install<br />

Nun starten Sie XBMC, indem Sie den Namen in<br />

ein Terminal oder das Dash eingeben – die grafische<br />

Oberfläche erscheint. Klicken Sie mit der<br />

linken Maustaste auf Videos | Files, dann auf Add<br />

Videos und navigieren Sie über Browse zum Ordner,<br />

in dem sich Ihre Filme und Serien befinden,<br />

etwa ~/​Videos/​unity/​local/​featured. Sie klicken<br />

zwei Mal auf OK und wählen (Movies) als Current<br />

scraper. Der Begriff Scraper leitet sich von Scraper<br />

Site ab. Dabei handelt es sich um Webseiten, die<br />

ihren gesamten Inhalt von anderen Webseiten<br />

beziehen. Wie diese holen die Scraper von XBMC<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

13


Aktuelles<br />

<strong>Ubuntu</strong> TV<br />

Info<br />

[1] Offizielle Installationsanleitung<br />

(engl.):<br />

[https:// wiki. ubuntu. com/​<br />

<strong>Ubuntu</strong>TV/ Contributing]<br />

[2] PPA für <strong>Ubuntu</strong> TV:<br />

[https:// launchpad. net/​<br />

~nilarimogard/ +archive/​<br />

test3]<br />

[3] Webseite <strong>Ubuntu</strong> TV:<br />

[http:// www. ubuntu. com/ tv]<br />

ihre Filmmetadaten aus Onlinedatenbanken. Im<br />

Feld rechts daneben klicken Sie auf den Link Get<br />

more, um weitere Scraper zu installieren. Im Test<br />

haben wir kino.de und OFDB gewählt. Sie klicken<br />

diese jeweils an und dann auf Install.<br />

Kehren Sie dann in den Ordner Videos | Files zurück<br />

und klicken Sie mit der rechten Maustaste<br />

auf den Videoordner von <strong>Ubuntu</strong> TV, den XBMC<br />

inzwischen anzeigen sollte. Wählen Sie die Option<br />

Set content und wählen Sie erneut den Scraper<br />

(Movies) aus. Rechts sollten nun auch Ihre eben<br />

installierten Scraper auftauchen. Aktivieren Sie im<br />

unteren Bereich die Optionen Run automated scan<br />

sowie Scan recursively. XBMC holt nun die Metainformationen<br />

für die Filme aus dem Netz.<br />

Diese exportieren Sie nun für <strong>Ubuntu</strong> TV. Dafür<br />

kehren Sie über [Esc] ins Hauptmenü zurück,<br />

wählen System | Settings und dann Videos | Library<br />

| Export Video library. Beim Klick auf den<br />

Link öffnet sich ein Fenster, in dem Sie Separate<br />

und dann sämtliche Optionen bis auf Export actor<br />

thumbnails mit Yes beantworten. Sie kreuzen im<br />

Library-Fenster noch Update library at startup<br />

an, kehren ins Hauptmenü zurück und beenden<br />

XBMC über das Knöpfchen links unten.<br />

Rufen Sie nun ein Terminal auf und erstellen Sie<br />

<strong>Vorschau</strong>bilder für Ihre aktuelle Filmsammlung:<br />

$ /usr/lib/unity‐lens‐video/create_tmb.sh U<br />

~/Videos/<br />

Anschließend modifizieren Sie noch einen Schlüssel<br />

in den Gnome-Einstellungen, indem Sie diesen<br />

Befehl eingeben:<br />

$ GSETTINGS_SCHEMA_DIR=<strong>Ubuntu</strong> TV/data gesetU<br />

tings set com.canonical.Unity2d form-facU<br />

tor tv<br />

Es werde TV!<br />

Das sollte vorerst alles sein. Jetzt können Sie einen<br />

Blick auf <strong>Ubuntu</strong> TV werfen. Dabei macht es einen<br />

Unterschied, ob Sie Unity in der 2-D- oder 3-D-<br />

Variante verwenden, da <strong>Ubuntu</strong> TV auf Unity 2-D<br />

aufsetzt. Ob Unity 2-D auf Ihrem Rechner läuft,<br />

finden Sie über einen einfachen Befehl heraus:<br />

$ ps aux | grep "unity‐2d"<br />

Zeigt dieser mehrere Treffer an, läuft Unity 2-D,<br />

und Sie müssen zunächst einige Komponenten ins<br />

Nirwana schicken:<br />

$ killall unity‐2d‐{panel,places,launcher,U<br />

spread} && killall unity‐2d‐{panel,places,U<br />

launcher,spread}<br />

Läuft hingegen die 3-D-Variante von Unity, ersetzen<br />

Sie über metacity ‐‐replace & den Fenstermanager.<br />

Nun starten Sie die TV-Oberfläche.<br />

$ cd ubuntu‐tv<br />

$ ./shell/app/unity‐2d‐shell ‐opengl<br />

Zum Redaktionsschluss war vom Fernsehen lediglich<br />

ein Proof of Concept zu sehen – eine Oberfläche,<br />

die andeutet, wie <strong>Ubuntu</strong> TV zukünftig aussehen<br />

könnte. Aktuell können Sie die von XMBC<br />

identifizierten Filme auszuwählen und anschauen<br />

(Abbildung 2). Allgemeine Infos zu <strong>Ubuntu</strong> TV<br />

finden Sie auf der Webseite [3].<br />

Auf der linken Seite sehen Sie die von Unity bekannten<br />

Icons, die Sie mit den Pfeiltasten und [F1]<br />

ansteuern. Hat XBMC die Filme korrekt erkannt,<br />

tauchen die zugehörigen Plakate auf, wenn Sie das<br />

oberste Icon anklicken. Über [F3] erreichen Sie<br />

mehrere Filter, mit deren Hilfe Sie die Filmbibliothek<br />

durchsuchen. Drücken Sie [Eingabe], gelangen<br />

Sie zu einer <strong>Vorschau</strong>funktion (Abbildung 3),<br />

aus der heraus Sie den Film starten. Der TV-Guide<br />

(das zweite Icon) bietet keine echten Daten an: Er<br />

zeigt nur, wie ein EPG zukünftig aussehen könnte.<br />

Um nach dem Test wieder zu Unity zurückzukehren,<br />

wechseln Sie über [Alt]+[Tab] zu dem Terminal,<br />

von dem aus Sie <strong>Ubuntu</strong> TV gestartet haben<br />

und drücken [Strg]+[C], um den Prozess wieder<br />

zu beenden. Um zurück zur 3-D-Oberfläche zu<br />

gelangen, tippen Sie killall metacity und geben<br />

danach unity ‐‐restart & ein. ●●●<br />

2 Im unteren Bereich des Videos sollen später mehrere <strong>Vorschau</strong>bilder<br />

erscheinen, sobald Sie im Film vorspulen.<br />

3 Wählen Sie ein von XBMC erfolgreich identifiziertes Video aus, sollten Sie<br />

einige Informationen dazu sehen.<br />

14 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

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Gewinnspiel<br />

Aktuelles<br />

TV-Box zu verlosen<br />

Zu gewinnen:<br />

1 x Iomega TV mit Boxee<br />

Diesmal verlosen wir eine TV-Box mit<br />

vorinstalliertem Boxee [1], die<br />

Iomega freundlicherweise gestiftet hat.<br />

Bei Boxee handelt es sich um eine<br />

Home-Theater-Software, einen Fork<br />

von XBMC. Boxee spielt Videos aus<br />

dem Internet ab – und das auch in HD-<br />

Qualität (1080p). Iomega TV beherrscht<br />

allerdings noch kein Live-TV und bringt<br />

keine integrierte Festplatte mit. Das<br />

bedeutet, Sie müssen selbst eine Platte<br />

anschließen, die laut Verpackung auch<br />

mit den klassischen Linux-Dateisystemen<br />

Ext2/​Ext3 formatiert sein darf.<br />

Iomega TV lässt sich per HDMI-Kabel<br />

oder Composite an den Fernseher anschließen<br />

und verbindet sich dann per<br />

Ethernet oder WLAN (b/​g/​n) mit Ihrem<br />

Router und dem Internet. Zudem können<br />

Sie über UPnP freigegebene Multimedia-Dateien<br />

aus dem Netzwerk über<br />

die Box abspielen. Eine doppelseitige<br />

Fernbedienung ist integriert: Sie enthält<br />

auf einer Seite die üblichen Tasten,<br />

auf der anderen jedoch eine<br />

Tastatur, um etwa Suchbegriffe<br />

einzugeben.<br />

Wollen Sie die Box<br />

gewinnen, müssen<br />

Sie allerdings<br />

wie immer<br />

eine Frage<br />

beantworten.<br />

Diesmal ist sie<br />

einfacher als beim letzten Mal<br />

und lautet: „In welcher Stadt<br />

fand der erste <strong>Ubuntu</strong> Development<br />

Summit des Jahres 2007<br />

statt?“ Wenn Sie die richtige Antwort<br />

auf die Frage wissen, schicken Sie eine<br />

E-Mail mit dieser unter dem Betreff<br />

„iomega“ bis zum 31. März 2012 an<br />

gewinnspiel@ubuntu‐user. de. Wir drücken<br />

die Daumen!<br />

Info<br />

[1] Webseite von Iomega TV:<br />

[http:// tv. iomega. com/ #​<br />

home]<br />

Glückwunsch:<br />

Devolo dLan 200 und 10 Jahres-DVDs sind weg<br />

Die Antwort auf das Rätsel im letzten Heft war etwas tricky: Explizit<br />

haben wir das bei <strong>Ubuntu</strong> 11.10 vorinstallierte Palimpsest<br />

gesucht. Aber da es unter Linux meistens mehrere Tools gibt, die<br />

sich um dieselbe Aufgabe kümmern und wir nicht explizit nach<br />

einer vorinstallierten Software gefragt haben, akzeptierten wir<br />

auch GSmartControl als richtige Lösung. Dabei handelt es sich<br />

um ein GUI für SMART, das bei Festplattenproblemen selbstständig<br />

E-Mails über Postfix versendet. Das macht die Lösung<br />

auch für Admins eines eigenen Servers interessant.<br />

Wir gratulieren diesmal Robert Abram zum Hauptgewinn. Die<br />

Gewinner der Jahres-DVD 2011 des <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> sollten ihre<br />

Preise inzwischen auch erhalten haben. Ermittelt haben wir die<br />

Sieger über den Zufallsgenerator von Random.org. Allen anderen<br />

sagen wir: Danke fürs Mitmachen, versuchen Sie es wieder!<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

15


Erste Schritte<br />

Installation<br />

<strong>Ubuntu</strong> 11.10 und Mint 12 installieren<br />

Lisa und<br />

der Ozelot<br />

hotshotsworldwide, 123RF<br />

Obwohl Linux Mint<br />

12 auf <strong>Ubuntu</strong> 11.10<br />

basiert, gibt es feine<br />

Unterschiede bei der<br />

Installation. Wie Sie die<br />

beiden Systeme auf Ihre<br />

Festplatte bekommen,<br />

lesen Sie hier.<br />

<br />

Kristian Kißling<br />

Die Entwickler haben die Installation von<br />

<strong>Ubuntu</strong> 11.10 so einfach wie möglich gestaltet, um<br />

auch Anfängern einen schnellen Einstieg in die<br />

Linux-Welt zu ermöglichen. Davon profitiert auch<br />

Linux Mint (Codename „Lisa“), das auf <strong>Ubuntu</strong><br />

11.10 (Codename „Oneiric Ocelot“, dt. „verträumter<br />

Ozelot“) basiert und sich ähnlich einfach installieren<br />

lässt. Kennen Sie bisher nur Windows,<br />

bleiben jedoch einige Fragen offen.<br />

In der Regel verläuft die Installation von <strong>Ubuntu</strong><br />

und Mint in zwei Phasen: Zunächst starten Sie das<br />

Live-System und sehen sich die Distributionen in<br />

Ruhe an. Dann beginnen Sie mit der Installation.<br />

Verwenden Sie bereits <strong>Ubuntu</strong> 11.04 und wollen<br />

es aktualisieren, springen Sie vor zum Abschnitt<br />

„<strong>Ubuntu</strong> aktualisieren“. Die Mint-Macher empfehlen<br />

hingegen eine Neuinstallation bei einem Versionsupgrade.<br />

Mint-<br />

<strong>User</strong> sollten also<br />

alle Daten sichern,<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Anwender<br />

zumindest die wichtigsten.<br />

1 Will der Rechner nicht booten, probieren Sie über die [F]-Tasten die<br />

Bootoptionen aus. Hier überprüfen Sie die DVD auch auf Fehler.<br />

Medium<br />

einlegen<br />

Die doppelseitige<br />

Heft-DVD bringt<br />

<strong>Ubuntu</strong> 11.10 in<br />

der 32-Bit-Version<br />

mit und Mint 12 in<br />

der DVD-Fassung.<br />

In der Live-Version<br />

funktioniert diese für 32- und 64-Bit-Rechner, installieren<br />

können Sie aber nur die 32-Bit-Variante.<br />

Um von einer DVD zu booten, muss Ihr Rechner<br />

diese als bootfähig einordnen. Häufig erkennen<br />

Rechner eine bootfähige DVD automatisch, wenn<br />

Sie diese vor dem Start in das Laufwerk legen.<br />

Landen Sie hingegen nicht im Bootmenü von Mint<br />

oder <strong>Ubuntu</strong>, bewegen Sie den Rechner über das<br />

BIOS dazu, indem Sie die Reihenfolge der Geräte<br />

ändern, auf die er nach dem Start zuerst zugreift.<br />

Um in das BIOS zu gelangen, drücken Sie nach<br />

dem Einschalten wahlweise [Esc], [Entf], [F2]<br />

oder [F12] – das ist von PC zu PC verschieden.<br />

Suchen Sie dann nach der passenden Option, um<br />

die Reihenfolge der Bootmedien zu ändern und<br />

schieben Sie das CD/​DVD-Laufwerk an die oberste<br />

Stelle (oft über [F5]/​[F6]). Speichern Sie die Einstellung<br />

und starten Sie den Computer neu, was<br />

meist über [F10] erfolgt.<br />

Im Bootmenü<br />

Legen Sie die Heft-DVD so in Ihr Laufwerk, dass<br />

Sie das Label des Systems sehen, das Sie booten<br />

wollen. Dann schalten Sie den Rechner ein. Beginnen<br />

wir mit <strong>Ubuntu</strong>: Das fordert Sie gewöhnlich<br />

zunächst auf, eine Sprache zu wählen; wir haben<br />

die Heft-DVD jedoch bereits deutsch lokalisiert.<br />

Mit Hilfe der [F]-Tasten passen Sie im Bootmenü<br />

bei Bedarf die Sprache, Tastaturbelegung und<br />

Bootparameter an. Ein Beispiel: Über [F6] gelangen<br />

Sie an Optionen, die Sie an den Eintrag Startoptionen<br />

hängen. Sie helfen, falls der Bootvorgang<br />

stecken bleibt (Abbildung 1). Tragen Sie die<br />

16 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Installation<br />

Erste Schritte<br />

hier genannten Bootoptionen anstelle von quiet<br />

und splash ein. Die Optionen nomodeset, radeon.<br />

modeset=0, nvidia.modeset=0 oder nouveau.<br />

modeset=0 testen Sie, wenn es Grafikprobleme<br />

gibt und der Bildschirm schwarz bleibt. Der Bootparameter<br />

acpi=off behebt bei älteren Rechnern<br />

Probleme mit der Energieverwaltung.<br />

Testen Sie Linux Mint, erscheint hingegen ein<br />

Countdown, den Sie über [Eingabe] oder eine<br />

andere Taste unterbrechen. Nur so landen Sie im<br />

Bootmenü, in dem Sie sich für die 32- oder 64-Bit-<br />

Variante entscheiden können. Es gibt hier zwar<br />

jeweils einen sicheren Modus, aber die [F]-Tasten,<br />

mit denen Sie <strong>Ubuntu</strong> verschiedene Parameter<br />

übergeben, besitzen keine Funktion. Das macht<br />

nichts: Drücken Sie [Tab], können Sie per Hand<br />

verschiedene Bootparameter [1] eintragen.<br />

Auf Probe<br />

Wählen Sie die Option Live starten, landen Sie<br />

nach einiger Zeit auf dem Mint-Desktop. Im Live-<br />

Modus kopieren Mint und <strong>Ubuntu</strong> lediglich die<br />

benötigten Programme in den Arbeitsspeicher<br />

und führen sie von dort aus. Das Booten dauert<br />

in beiden Fällen etwas länger als gewöhnlich, die<br />

Systeme laufen langsamer. Dafür können Sie Mint<br />

und <strong>Ubuntu</strong> 11.10 zunächst austesten, ohne das<br />

installierte System anzurühren. Sie betrachten<br />

die mitgelieferten Anwendungen und prüfen, ob<br />

<strong>Ubuntu</strong> und Mint Ihre Hardware unterstützen,<br />

etwa Drucker, Scanner, WLAN- und Grafikkarten.<br />

Apropos Grafikkarte: Abhängig von der 3-D-<br />

Unterstützung landen Sie in Mint auf dem MGSE-<br />

Desktop (die 3-D-Variante) oder – wenn die Grafikleistung<br />

nicht genügt oder der passende Treiber<br />

fehlt – in einer Gnome-Classic-Session. Mehr<br />

dazu lesen Sie im Mint-Test (Referenz: Mint-Test).<br />

Probieren Sie in Ruhe alles aus und entscheiden<br />

Sie, ob Ihnen der Desktop gefällt. Eine Installation<br />

starten Sie, indem Sie in der 32-Bit-Variante auf<br />

den Button Linux Mint installieren klicken.<br />

<strong>Ubuntu</strong> spielen Sie hingegen direkt aus dem Bootmenü<br />

heraus auf den Rechner. Die Option <strong>Ubuntu</strong><br />

installieren ruft direkt den Installer namens Ubiquity<br />

auf den Plan. Wahlweise gehen Sie auch so<br />

vor wie unter Mint, indem Sie zunächst <strong>Ubuntu</strong><br />

ohne Installation ausprobieren.<br />

Findet <strong>Ubuntu</strong> 11.10 keine passenden 3-D-Treiber<br />

für Ihre Grafikkarte, lädt es die 2-D-Variante des<br />

Unity-Desktops, andernfalls die 3-D-Version. Gefällt<br />

Ihnen <strong>Ubuntu</strong>, installieren Sie es, indem Sie<br />

auf das entsprechende Icon klicken.<br />

Auf die Platte<br />

Beim Installieren zeigen sich zwischen Mint und<br />

<strong>Ubuntu</strong> nur minimale Abweichungen, daher fassen<br />

wir den Prozess für beide Systeme zusammen.<br />

Zunächst öffnet Ubiquity ein Fenster, in dem Sie<br />

die Sprache auswählen. Auf Wunsch lesen Sie die<br />

Veröffentlichungshinweise im Browser, die mitunter<br />

wertvolle Informationen über Fehler enthalten.<br />

Der nächste Dialog prüft, ob Ihr Rechner die Voraussetzungen<br />

erfüllt, um <strong>Ubuntu</strong> 11.10 und Mint<br />

Festplattentektonik<br />

Linux hängt Festplatten über Gerätedateien ein, die es<br />

nach einem bestimmten Schema benennt: /dev/​sda<br />

adressiert die erste erkannte Festplatte, /dev/​sda1 die<br />

primäre Partition auf dieser (/dev/​sda2 bis /dev/​sda4<br />

heißen die drei weiteren primären Partitionen). Bei /dev/​<br />

sda5 handelt es sich um die erste logische Partition,<br />

die sich innerhalb einer erweiterten Partition befindet.<br />

Windows sollte sich stets in der ersten primären Partition<br />

befinden, belegt also /dev/​sda1 – und meist zusätzlich<br />

/dev/​sda2. Stecken Sie nun einen USB-Stick oder eine<br />

externe Festplatte in den USB-Slot, erhalten diese Geräte<br />

die Bezeichnung /dev/​sdb, ansonsten folgt alles<br />

dem obigen Schema. Über den Befehl sudo fdisk ‐l<br />

erhalten Sie eine Übersicht der verfügbaren Festplatten<br />

sowie USB-Speicher und der darauf befindlichen Partitionen<br />

und Dateisysteme.<br />

Referenz<br />

Mint-Test: Einen ausführlicheren<br />

Test von Mint, der auch auf die<br />

verschiedenen Desktops eingeht,<br />

finden Sie im Artikel ab Seite 68.<br />

Hier beschränken wir uns auf die<br />

Installation der Distribution.<br />

2 Der Installer von Mint bietet an, sich mit einem der aktuell verfügbaren<br />

WLAN-Netze zu verbinden.<br />

3 Der Installer enthält unter anderem Optionen, um während der Installation<br />

den MP3-Support einzuspielen und Aktualisierungen herunterzuladen.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

17


Erste Schritte<br />

Installation<br />

4 Nutzen Sie auf dem Rechner bereits andere Systeme, bietet<br />

<strong>Ubuntu</strong> an, sich daneben zu installieren, und erzeugt für diese Systeme<br />

auch gleich Einträge im Bootmenü.<br />

Referenz<br />

Grub verstehen: In einem freien Onlineartikel<br />

lesen Sie, wie Grub 2 tickt<br />

und wie Sie den Bootmanager an<br />

Ihre Bedürfnisse anpassen: [http://​<br />

ubuntu‐user. de/ 20044]<br />

Wubi: Wie Sie <strong>Ubuntu</strong> mit Hilfe<br />

des Wubi-Installers unter Windows<br />

installieren, erklärt der kostenlose<br />

Onlineartikel unter [http://​<br />

ubuntu‐user. de/ 20880].<br />

zu installieren. Er<br />

sollte zwischen 5 und<br />

6 GByte freien Speicherplatz<br />

mitbringen<br />

(für die DVD-Version),<br />

am Stromnetz hängen<br />

(wichtig bei der Installation<br />

auf Laptops<br />

und Netbooks) und<br />

möglichst über eine<br />

Internetanbindung<br />

verfügen (nicht zwingend).<br />

Sind Sie nicht<br />

im Netz, erscheint<br />

unter Mint noch ein<br />

Fenster, das anbietet,<br />

Sie mit einem Access<br />

Point zu verbinden (Abbildung 2).<br />

Verwenden Sie <strong>Ubuntu</strong>, warten unten noch zwei<br />

weitere ankreuzbare Optionen auf Sie: Aktivieren<br />

Sie Aktualisierungen während der Installation<br />

herunterladen, nutzt <strong>Ubuntu</strong> die untätige Zeit der<br />

Installation, um Patches und Sicherheitsupdates<br />

aus dem Internet zu herunterzuladen – ohne diese<br />

jedoch zu installieren (Abbildung 3). Über den<br />

Punkt Software von Drittanbietern installieren<br />

spielen Sie bereits während der Installation einige<br />

wichtige Codecs zum Abspielen von MP3-Dateien<br />

und Flash-Inhalten auf den Rechner. All diese<br />

Aufgaben erledigen Sie auch später. Mint zeigt<br />

diese Punkte nicht an, sondern installiert die<br />

Multimedia-Codecs im Laufe der gewöhnlichen<br />

Installation. Über Weiter gelangen Sie auf beiden<br />

Systemen zum Partitionierungswerkzeug.<br />

Perfekt eingerichtet<br />

Finden <strong>Ubuntu</strong> und Mint kein anderes Betriebssystem,<br />

wollen beide die Festplatte zu löschen, um<br />

<strong>Ubuntu</strong> bzw. Mint zu installieren oder etwas anderes<br />

tun. Befindet sich z. B. ein Windows 7 auf dem<br />

Rechner, will der Installer <strong>Ubuntu</strong> neben Windows<br />

7 installieren (Abbildung 4) oder Windows 7 mit<br />

Linux Mint ersetzen, was Sie mit einem Klick auf<br />

Weiter in die Tat umsetzen. Bevölkern mehrere<br />

Systeme die Platte, wählen Sie <strong>Ubuntu</strong> daneben<br />

installieren bzw. Linux Mint daneben installieren.<br />

Während der Installation können Sie sogar mit<br />

dem Live-System weiterarbeiten.<br />

Zur Hauptmiete<br />

Wählen Sie die erste Option, übernehmen <strong>Ubuntu</strong><br />

und Mint die komplette Festplatte und schreiben<br />

alle Daten in die primäre Partition /dev/​sda1. Zusätzlich<br />

legen beide eine erweiterte Partition<br />

/dev/​sda2 an und innerhalb von dieser wiederum<br />

eine logische Partition /dev/​sda5, in die der Swap-<br />

Bereich kommt (siehe Kasten Festplattentektonik).<br />

Bei Letzterem handelt es sich um eine Auslagerungsdatei,<br />

welche die Aufgabe des Arbeitsspeichers<br />

übernimmt, wenn dieser überlastet ist. Das<br />

Schreiben in den Swap-Bereich braucht mehr Zeit<br />

als der direkte Zugriff auf den Arbeitsspeicher.<br />

Zur Untermiete<br />

Windows belegt in vielen Fällen die komplette<br />

Festplatte. Wollen Sie <strong>Ubuntu</strong> oder Mint daneben<br />

installieren, müssen Sie zuvor die Windows-<br />

Partition verkleinern und defragmentieren, wie es<br />

der Kasten Windows als Nachbar erklärt. Beide<br />

Windows als Nachbar<br />

Windows verteilt seine Dateien beim Speichern gern<br />

über die gesamte Platte. Beim Defragmentieren<br />

ordnet es die zerstreuten Dateifragmente in einem<br />

zusammenhängenden Bereich an. So zerstört das<br />

spätere Verkleinern der Partition keine installierten<br />

Programme. Unter Windows 7 starten Sie die Defragmentierung<br />

über Start | Programme<br />

| Zubehör | Systemprogramme. Haben<br />

Sie Windows gerade frisch installiert,<br />

müssen Sie es nicht defragmentieren.<br />

Starten Sie Windows neu, tritt ein Programm<br />

namens Chkdisk auf den Plan,<br />

das die Partition routinemäßig auf<br />

Schäden überprüft; anschließend fährt<br />

Windows wie gewohnt hoch.<br />

Nun verkleinern Sie die Partition aus<br />

Windows heraus. Tippen Sie in die<br />

untere Zeile des Startmenüs fest ein<br />

und klicken Sie dann auf den Eintrag<br />

Festplattenpartitionen erstellen und<br />

partitionieren. Unter Windows XP und<br />

Vista funktioniert das analog.<br />

Markieren Sie nun im unteren Bereich<br />

die Windows-Partition, die Sie verkleinern<br />

wollen. Klicken Sie mit der rechten Maustaste<br />

auf sie und wählen Sie den Punkt Volume verkleinern<br />

aus dem Kontextmenü. Passen Sie den Wert in der<br />

Zeile Zu verkleinernder Speicherplatz in Megabyte<br />

an und wählen Sie dann Verkleinern (Abbildung 5).<br />

Nun booten Sie Windows neu.<br />

5 Die Windows-Partition verkleinern Sie aus Windows heraus.<br />

In beiden Fällen startet nach der Installation von<br />

<strong>Ubuntu</strong> beim Hochfahren von Windows das Programm<br />

Chkdisk. Das überprüft die Partition aufgrund<br />

der Verkleinerung routinemäßig auf Schäden<br />

und startet den Rechner dann neu – erst jetzt bootet<br />

Windows wie gewohnt.<br />

Wollen Sie lieber keine eigene Linux-<br />

Partition auf dem Rechner anlegen,<br />

können Sie <strong>Ubuntu</strong> und Mint (über<br />

Mint4win) auch unter Windows installieren,<br />

wie es ein Onlineartikel erklärt<br />

(Referenz: Wubi). Dazu brauchen Sie<br />

nur ein paar GByte freien Speicher<br />

auf der Windows-Festplatte.<br />

Windows nachträglich zu installieren,<br />

ist so kompliziert, dass wir davon<br />

abraten. Planen Sie es dennoch (wir<br />

haben Sie gewarnt!), wählen Sie unter<br />

Mint und <strong>Ubuntu</strong> im Installer Etwas<br />

anderes, wie es der Abschnitt „Marke<br />

Eigenbau“ erklärt, und richten am<br />

besten im Vorfeld eine leere Partition /<br />

dev/​sda1 für Windows ein.<br />

18 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Installation<br />

Erste Schritte<br />

Systeme richten danach den Bootloader Grub 2<br />

ein, über den Sie fortan Windows und <strong>Ubuntu</strong>/​<br />

Mint booten. Mehr zu Grub lesen Sie in diesem<br />

Onlineartikel (Referenz: Grub verstehen).<br />

Marke Eigenbau<br />

Wollen Sie die Kontrolle über die Installation behalten,<br />

wählen Sie die Option Etwas anderes, was<br />

allerdings ein paar Kenntnisse über den Aufbau<br />

von Festplatten unter Linux erfordert (siehe Kasten<br />

Festplattentektonik). Idealerweise legen Sie dann<br />

auf einer leeren Festplatte mindestens zwei logische<br />

Partitionen für <strong>Ubuntu</strong>/​Mint an (Abbildung<br />

6): eine Swap-Partition (/dev/​sda5) sowie eine<br />

Partition für das Wurzelverzeichnis /, die mindestens<br />

4,9 GByte groß sein sollte (/dev/​sda6) – empfohlen<br />

werden offiziell 15 GByte. Optional packen<br />

Sie noch eine ausreichend große Extrapartition für<br />

Ihr Home-Verzeichnis /home dazu (/dev/​sda7).<br />

Neue Partitionen ergänzen Sie über einen Klick<br />

auf Hinzufügen; für / und /home wählen Sie am<br />

besten jeweils Ext4 als Dateisystem.<br />

Installation<br />

Haben Sie sich für eine Partitionierungsvariante<br />

entschieden, klicken Sie auf Jetzt installieren.<br />

<strong>Ubuntu</strong> und Mint stellen nun gleichermaßen Fragen<br />

nach Ihrem Aufenthaltsort (um die Zeitzone<br />

zu ermitteln), Ihrer Tastenbelegung und Ihrem<br />

Namen, Benutzernamen sowie dem Passwort. In<br />

diesem letzten Dialog legen Sie auch fest, ob die<br />

gewählte Distribution Sie bei jedem Hochfahren<br />

nach dem Passwort fragt oder ob Sie sich automatisch<br />

auf dem Desktop anmelden. Setzen Sie ein<br />

Kreuzchen bei Meine persönlichen Dateien verschlüsseln,<br />

um Ihr Home-Verzeichnis zu verschlüsseln,<br />

verwenden <strong>Ubuntu</strong> und Mint dazu EcryptFS<br />

Wiederbelebung<br />

Um den Bootloader wiederherzustellen, führen Sie die<br />

Schritte aus dem Listing aus. Den Eintrag /dev/​sda6<br />

ersetzen Sie durch die Partition, auf der sich das Wurzelverzeichnis<br />

(/) des installierten <strong>Ubuntu</strong>- oder Mint-<br />

Systems befindet. Die Zeilen 1 bis 4 mounten das installierte<br />

System und die Gerätedateien nach /mnt. Der<br />

Befehl chroot steht für „change root“: Über ihn machen<br />

Sie /mnt danach zum Wurzelverzeichnis und arbeiten<br />

dadurch so mit dem installierten System, als hätten Sie<br />

es gebootet (Zeilen 5 bis 10).<br />

01 sudo mount /dev/sda6 /mnt<br />

02 sudo mount ‐o bind /dev /mnt/dev<br />

03 sudo mount ‐o bind /sys /mnt/sys<br />

04 sudo mount ‐t proc /proc /mnt/proc<br />

05 sudo chroot /mnt<br />

06 grub‐mkconfig ‐o /boot/grub/grub.cfg<br />

07 update‐grub2<br />

08 grub‐install /dev/sda<br />

09 exit<br />

(Referenz: Desktopverschlüsselung).<br />

Hängt<br />

an Ihrem Rechner eine<br />

vom Kernel unterstützte<br />

Webcam, schlägt der<br />

Installer zudem vor,<br />

ein Foto von Ihnen zu<br />

schießen, das Ihr Profil<br />

ergänzt (Abbildung 7).<br />

Nicht zuletzt können<br />

beide Systeme – wie<br />

ihre Vorgänger – auch<br />

Profile von anderen<br />

existierenden Betriebssystemen<br />

importieren,<br />

wozu neben Browserund<br />

E-Mail-Daten auch<br />

Dokumente gehören.<br />

Während der Installation sehen Sie eine Diaschau,<br />

die <strong>Ubuntu</strong> respektive Mint vorstellt. Der Prozess<br />

dauert nun abhängig von der Geschwindigkeit<br />

Ihres Rechners eine Weile und endet mit der Aufforderung<br />

Jetzt neu starten. Entfernen Sie kurz<br />

darauf die DVD und drücken Sie [Eingabe], damit<br />

der Rechner tatsächlich neu bootet.<br />

<strong>Ubuntu</strong> aktualisieren<br />

Nutzen Sie bereits <strong>Ubuntu</strong> 11.04, müssen Sie Ihre<br />

Installation lediglich aktualisieren. Dazu spielen<br />

Sie alle Aktualisierungen ein, drücken dann auf<br />

dem Desktop [Alt]+[F2] und geben update‐manager<br />

‐d ein. Im Fenster der Aktualisierungsverwaltung<br />

taucht nun oben rechts der Button Aktualisieren<br />

auf. Mitunter fragt der Installer während des Upgrades,<br />

ob Sie eine Konfigurationsdatei behalten<br />

oder ersetzen wollen. Wählen Sie Letzteres, wenn<br />

Sie die Datei nicht manuell verändert haben.<br />

6 Partitionieren Sie Ihr <strong>Ubuntu</strong>-System selbst, legen Sie mindestens<br />

zwei Partitionen an: eine Swap- und eine Systempartition. Bei<br />

Bedarf können Sie auch eine eigene Home-Partition einrichten.<br />

10 sudo reboot 7 Neuerdings können Sie Ihr Konto auch durch einen Schnapp-<br />

Bootloader-Probleme<br />

Es passiert gelegentlich, dass nach dem Installieren<br />

von <strong>Ubuntu</strong> oder<br />

Mint kein Bootloader<br />

mehr auftaucht oder Sie<br />

nur noch Linux oder<br />

Windows booten können.<br />

Spielen Sie Windows<br />

gar nach Linux<br />

auf den Rechner, kommt<br />

es sogar unweigerlich<br />

zum Ausfall des Bootloaders.<br />

In beiden Fällen<br />

booten Sie zunächst ein<br />

Live-System, rufen dann<br />

ein Terminal auf und<br />

tippen die Befehle im<br />

Kasten Wiederbelebung<br />

ein. Sie installieren<br />

Grub 2 neu, so dass der<br />

Bootloader alle Systeme<br />

richtig anzeigt. ●●● schuss mit der Webcam verschönern.<br />

Referenz<br />

Desktopverschlüsselung: Mehr<br />

zum Thema Desktopverschlüsselung<br />

lesen Sie in unserem kostenlosen<br />

Onlineartikel unter [http://​<br />

ubuntu‐user. de/ 21562].<br />

Info<br />

[1] Nützliche Bootparameter:<br />

[http:// wiki. ubuntuusers. de/​<br />

booten]<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

19


Erste Schritte<br />

NetworkManager und Updates<br />

Netzwerk einrichten, Updates einspielen<br />

Selbstheilung<br />

Mit dem NetworkManager<br />

kommen Sie nach<br />

der Installation spielend<br />

ins Internet. Als Erstes<br />

sollten Sie dann das<br />

System auf den neuesten<br />

Stand bringen, um<br />

potenzielle Sicherheitslücken<br />

zu schließen.<br />

<br />

Referenz<br />

UMTS-Sticks: Wie Sie UMTS-Karten<br />

einrichten, lesen Sie im <strong>Ubuntu</strong><br />

<strong>User</strong> 01/​2012 auf Seite 50.<br />

Glossar<br />

Kristian Kißling<br />

DHCP: Steht für Dynamic Host<br />

Configuration Protocol; im Kern<br />

geht es darum, Rechnern über dieses<br />

Protokoll automatisch eine freie<br />

IP-Adresse im lokalen Netzwerk zuzuweisen.<br />

Die meisten Router verteilen<br />

IP-Adressen per DHCP.<br />

Nach Veröffentlichung einer Distribution<br />

bügeln die Entwickler in der Regel noch Fehler in<br />

der Software aus und schließen in den folgenden<br />

Monaten regelmäßig Sicherheitslücken. Wenn Sie<br />

<strong>Ubuntu</strong> 11.10 und Mint 12 nicht direkt am Tag<br />

ihrer Veröffentlichung herunterladen und installieren,<br />

warten wahrscheinlich schon Updates auf Sie.<br />

Unter <strong>Ubuntu</strong> 11.10 finden Sie das heraus, indem<br />

Sie erst auf das kleine Rädchen ganz rechts oben<br />

im Panel klicken und dann auf Aktualisierungen<br />

verfügbar. Der Klick ruft die Aktualisierungsverwaltung<br />

auf den Plan, die anhand von Paketlisten<br />

prüft, welche Fehlerkorrekturen die bei Ihnen installierten<br />

Programme betreffen (Abbildung 1). Ist<br />

das Fenster leer, klicken Sie auf Prüfen; andernfalls<br />

laden Sie die Patches herunter und wählen dann<br />

Aktualisierungen installieren. Mitunter müssen<br />

Sie den Rechner neu starten, um die Patches anzuwenden.<br />

In diesem Fall erscheint in der Aktualisierungsverwaltung<br />

ein Button mit der Aufschrift<br />

Jetzt neu starten. Im Systemmenü erscheint zudem<br />

der Text Anwendungen sind aktuell.<br />

LinuxMint 12 bringt mit MintUpdate eine eigene<br />

Aktualisierungsverwaltung mit, die Sie über das<br />

Icon mit dem Schild oben rechts aufrufen (Abbildung<br />

2). Anders als <strong>Ubuntu</strong> zeigt es für jedes Update<br />

an, wie hoch das Risiko ist, dieses einzuspielen.<br />

Aktualisierungen der Ebenen 1 bis 3 dürfen<br />

Sie getrost einspielen. Updates mit den Warnstufen<br />

4 und 5 tragen ein gewisses Risiko in sich: Lesen<br />

Sie sich die Beschreibungen dazu genau durch<br />

und entscheiden Sie darauf basierend, ob Sie das<br />

Update benötigen.<br />

Die Fehlerkorrekturen halten Ihr System sicher<br />

und aktuell, neue Versionen der installierten Programme<br />

erhalten Sie aber meist erst mit der nächsten<br />

<strong>Ubuntu</strong>-/​Mint-Version. Übrigens: Nutzen Sie<br />

ein tagesaktuelles PPA, um stets die aktuellste Version<br />

von Firefox oder Chromium zu verwenden,<br />

sollten Sie sich nicht wundern, wenn fast täglich<br />

aktuelle Updates eintrudeln.<br />

Das Henne-Ei-Problem<br />

Um die Aktualisierungen für <strong>Ubuntu</strong> und Mint zu<br />

beziehen, brauchen Sie einen Internetzugang. Der<br />

NetworkManager hilft bei der Konfiguration, ihn<br />

repräsentiert ein Icon oben rechts im Panel (Abbildung<br />

3). Nutzen Sie eine WLAN-Karte, sehen Sie<br />

dort ein wellenförmiges Icon; bei Kabelverbindungen<br />

erscheinen zwei gegenläufige Pfeile (<strong>Ubuntu</strong>)<br />

oder ein Netzwerkrechner (Mint).<br />

Stoßen Sie bei der Konfiguration von WLAN-Karten,<br />

DSL-Modems oder UMTS-Sticks auf Schwierigkeiten,<br />

weil NetworkManager die Geräte nicht<br />

anzeigt, verbinden Sie den Rechner vorerst über<br />

ein Netzwerkkabel mit einem WLAN- bzw. einem<br />

normalen Router – das klappt eigentlich immer.<br />

Bei einigen Notebooks schalten Sie die WLAN-<br />

Karten über einen Schalter am Gehäuse an und<br />

aus, bei anderen über eine spezielle [F]-Taste. Prüfen<br />

Sie, ob Ihr WLAN aktiv ist. Um die Zugänge<br />

für DSL, UMTS und Co. im Detail zu bearbeiten,<br />

klicken Sie oben rechts auf das NetworkManager-Icon<br />

und wählen Verbindungen bearbeiten<br />

(<strong>Ubuntu</strong>). In Mint wählen Sie aus dem Menü unten<br />

links Sonstige | Netzwerkverbindungen (Mint).<br />

Ethernet<br />

WLAN-Router verfügen meist über Eingänge für<br />

Netzwerkkabel. Sofern der Router IP-Adressen per<br />

DHCP vergibt (was meist der Fall ist), stellt NetworkManager<br />

automatisch eine Verbindung her –<br />

Sie müssen nichts tun.<br />

WLAN<br />

Damit <strong>Ubuntu</strong> und Mint Ihre WLAN-Karte automatisch<br />

einrichten, muss der Kernel einen passenden<br />

Treiber mitbringen. Ist das der Fall, genügt ein<br />

Klick mit der linken Maustaste auf das Icon des<br />

Netzwerk-Applets, damit dieses die umliegenden<br />

Netzwerke anzeigt (Abbildung 3). Sie wählen den<br />

Namen Ihres WLAN-Netzes aus und melden sich<br />

bei diesem mit dem korrekten Passwort an. Beide<br />

Barmaliejus, Fotolia.com<br />

20<br />

UBUNTU<br />

user<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de


NetworkManager und Updates<br />

Erste Schritte<br />

1 Fehlerkorrekturen und Sicherheitsupdates holt unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> die Aktualisierungsverwaltung.<br />

Systeme erkennen selbstständig, welche Form der<br />

Verschlüsselung (WEP, WPA) der WLAN-Zugangspunkt<br />

verwendet. Nach einer erfolgreichen Authentifizierung<br />

weist der Router Ihrer WLAN-Karte<br />

dann per DHCP eine gültige IP-Adresse zu.<br />

Gibt es nur einen proprietären Treiber für Ihre<br />

WLAN-Karte, weil der Kartenhersteller den<br />

Quellcode nicht herausrückt, drücken Sie auf<br />

beiden Systemen kurz auf [Windows], geben zusä<br />

(<strong>Ubuntu</strong>) bzw. addi (Mint) ein und klicken auf das<br />

Icon Zusätzliche Treiber respektive Additional drivers.<br />

Wählen Sie im Hardwaremanager Ihre Karte<br />

aus (falls diese dort auftaucht) und klicken Sie auf<br />

Aktivieren, damit der Assistent die passende Software<br />

herunterlädt und die Karte einrichtet.<br />

Zeigt sich bereits im Live-Modus, dass die Distributionen<br />

keinen Treiber für die WLAN-Karte anbieten,<br />

helfen Programme wie Ndiswrapper weiter,<br />

die den Windows-Treiber verwenden. Einen Artikel,<br />

der das Thema Ndiswrapper streift, finden Sie<br />

hier [1]; Mint bringt unter Sonstige | Windows Wireless<br />

Drivers ein Tool für Ndiswrapper mit. Dieses<br />

Wiki [2] listet zudem WLAN-Karten und den Grad<br />

ihrer Unterstützung durch <strong>Ubuntu</strong> und Co. auf.<br />

UMTS-Sticks und DSL-<br />

Modems<br />

Auch UMTS-Karten und DSL-Modems richten Sie<br />

über NetworkManager ein. Voraussetzung ist, dass<br />

das System die Hardware erkennt – andernfalls<br />

erscheinen die Reiter nur grau unterlegt. Wie Sie<br />

UMTS-Sticks konfigurieren, entnehmen Sie dem<br />

UMTS-Artikel aus dem letzten Heft (Referenz:<br />

UMTS-Sticks). Unterstützt <strong>Ubuntu</strong> das Gerät, stecken<br />

Sie es an, geben eine PIN ein und richten es<br />

über den NetworkManager ein. Unter Mint sollte<br />

das analog funktionieren.<br />

Auch DSL-Modems richten Sie über den Network-<br />

Manager ein. Klicken Sie dazu in seinem Kontextmenü<br />

auf Verbindungen bearbeiten (<strong>Ubuntu</strong>) oder<br />

2 Mint unterscheidet die Updates nach ihrer Herkunft. Sichere Pakete (Ebenen „1“ bis „3“) in-<br />

stalliert es automatisch, bei Paketen der Ebenen „4“ und „5“ überlässt es Ihnen die Entscheidung.<br />

im Mint-Menü auf Sonstige | Netzwerkverbindungen.<br />

Im Reiter DSL wählen Sie Hinzufügen (Mint:<br />

Add), verbinden das DSL-Modem mit der Telefondose<br />

und den Rechner via Kabel mit dem Modem<br />

und kramen dann die Zugangsdaten des Internetproviders<br />

hervor. Die gehören in das Register DSL.<br />

Unter den Daten finden Sie gewöhnlich eine längere<br />

Textzeile, die ein @ enthält. Der Teil vor dem<br />

@ ist der Benutzername, nach dem @ folgt der<br />

Dienst. Zum Schluss geben Sie noch das Passwort<br />

ein und wechseln im selben Fenster zum Reiter<br />

Kabelgebunden. Dort geben Sie die MAC-Adresse<br />

Ihrer Netzwerkkarte ein, an der das DSL-Modem<br />

hängt. Meist lautet ihr Name eth0. Sie finden die<br />

Adresse heraus, indem Sie ein Terminal öffnen und<br />

$ /sbin/ifconfig | grep Hardware<br />

eingeben. Die MAC-Adresse besteht aus sechs<br />

zweistelligen Zahlen, die jeweils ein Doppelpunkt<br />

trennt. Fügen Sie diese in die Maske zur DSL-<br />

Konfiguration ein.<br />

Lässt sich Ihr DSL- oder UMTS-Modem trotz<br />

richtigem Treiber partout nicht einrichten, kann<br />

auch ein Bug im NetworkManager vorliegen. In<br />

diesem Fall installieren Sie eine neuere Version der<br />

Software aus einem PPA [3] oder geben dem Einwahltool<br />

Wicd eine Chance [4] – dafür müssen Sie<br />

NetworkManager allerdings zuvor entfernen.<br />

Troubleshooting<br />

Listen mit gut unterstützter Hardware finden Sie<br />

im Wiki von <strong>Ubuntu</strong>users.de [5]. Es hilft auch,<br />

wenn es mit der Hardware nicht auf Anhieb<br />

klappt. Zusätzlich googeln Sie die Kombination<br />

aus Gerätenamen und <strong>Ubuntu</strong> 11.10 bzw. Mint 12,<br />

was oft hilfreiche Anleitungen hervorbringt. ●●●<br />

Info<br />

[1] Kristian Kißling, „Grüne<br />

Welle?“, <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong><br />

02/​2010, S. 66 ff., [http://​<br />

ubuntu‐user. de/ 20104]<br />

[2] WLAN-Karten unter <strong>Ubuntu</strong>:<br />

[http:// wiki. ubuntuusers. de/​<br />

WLAN/ Karten]<br />

[3] Tagesaktueller NetworkManager:<br />

[https:// launchpad.​<br />

net/ ~network‐manager/​<br />

+archive/ trunk]<br />

[4] Infos zu Wicd: [http:// wiki.​<br />

ubuntuusers. de/ wicd]<br />

[5] Hardware-Wiki:<br />

[http:// wiki. ubuntuusers.​<br />

de/ Hardwaredatenbank/​<br />

Verbindungen]<br />

3 Über den NetworkManager<br />

sorgen Sie unter <strong>Ubuntu</strong> und Mint<br />

dafür, dass Sie per UMTS, WLAN,<br />

DSL-Modem oder auch per Kabel<br />

den Weg ins Internet finden.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

21


Erste Schritte<br />

Paketmanagement<br />

Software verwalten unter <strong>Ubuntu</strong> 11.10 und Mint 12<br />

App Store<br />

A&M Rovenko, 123RF<br />

Wer Software unter <strong>Ubuntu</strong> und Mint installiert, hat die Qual der<br />

Wahl: Tausende von freien Programmen machen die Paketmanager<br />

zu einer wahren Fundgrube und Schatztruhe. <br />

1 Die Bewertungen der anderen Benutzer helfen beim Stöbern im Software-Center.<br />

Kristian Kißling<br />

Unter Windows haben Sie eine Liste von – sagen<br />

wir – zehn Programmen, die Sie nach jeder Installation<br />

einspielen. Sie besuchen dann also zehn<br />

verschiedene Webseiten, laden die EXE-Dateien<br />

herunter und installieren sie. <strong>Ubuntu</strong> und Mint<br />

lösen das besser: Hier starten Sie eine Softwareverwaltung<br />

und geben nacheinander die Namen<br />

der zehn Programme in eine Suchmaske ein. Die<br />

Fundstücke installieren Sie jeweils per Mausklick –<br />

parallel und in einem Aufwasch.<br />

Die Debian-Pakete (mit der Endung .deb), in<br />

denen diese Software vorliegt, sind eigentlich Archive,<br />

in denen sich Bibliotheken, Konfigurationsdateien<br />

und ausführbare Programme verstecken.<br />

Installieren Sie etwa das Firefox-Paket, verteilt der<br />

Paketmanager die nötigen Dateien an die richtigen<br />

Orte im Dateisystem.<br />

Häufig verfügen die Pakete über Abhängigkeiten:<br />

Installieren Sie Programm A, müssen Sie auf jeden<br />

Fall auch Programm B einspielen. Die Paketmanager<br />

erkennen die abhängigen Pakete während der<br />

Installation automatisch und spielen sie auf den<br />

Rechner. Dass ein Programm von einem anderen<br />

abhängt, bemerken Sie oft erst, wenn Sie einmal<br />

ein einzelnes Debian-Paket aus dem Internet installieren<br />

wollen.<br />

Typischerweise gibt es zwar Tausende von Paketen,<br />

aber das von Ihnen gesuchte ist nicht darunter<br />

(etwa ein bestimmter Video-Codec). In diesem<br />

Fall binden Sie einfach eine weitere Quelle für Pakete<br />

ein. Diese so genannten externen Paketquellen<br />

bzw. Repositories stammen von normalen Anwendern<br />

oder von den Anbietern einer Software.<br />

Sie enthalten neben der gesuchten Software auch<br />

die abhängigen Pakete. Wie Sie externe Paketquellen<br />

anzapfen, verrät der Abschnitt „Paketquellen<br />

ergänzen“.<br />

Paketmanager im Einsatz<br />

<strong>Ubuntu</strong> und Mint benutzen nicht denselben Paketmanager<br />

– wir stellen das Software-Center<br />

(<strong>Ubuntu</strong>) und MintInstall vor. Oft geht es schneller,<br />

Pakete über die Kommandozeile zu verwalten<br />

– auch diesen Weg erklären wir. Doch zunächst<br />

zu <strong>Ubuntu</strong>s Software-Center (Abbildung 1). Unter<br />

Unity rufen Sie es auf, indem Sie [Windows] drücken<br />

und softw eingeben. Die Startseite lädt zum<br />

Stöbern ein und stellt neue und attraktive Anwendungen<br />

vor. Ein Klick auf Weitere zeigt eine lange<br />

Liste solcher Anwendungen. Über den orangefarbenen<br />

Pfeil ganz links oben kehren Sie stets zum<br />

Startfenster des Software-Centers zurück.<br />

22 UBUNTU<br />

02/2012<br />

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Paketmanagement<br />

Erste Schritte<br />

2 Mint bringt nicht nur Kategorien für Software mit, sondern auch verschiedene<br />

Unterabteilungen. Ob die darunter versammelte Software allerdings<br />

sinnvoll eingeordnet ist, steht auf einem anderen Blatt.<br />

3 Der Klick auf eine Anwendung bringt Sie in Mint wie im Software-Center<br />

zu den Details. Hier erfahren Sie mehr über ein Programm und können<br />

dieses auch gleich per Mausklick installieren.<br />

Auf der linken Seite listet das Software-Center die<br />

Kategorien auf. Alle anderen Bedienelemente finden<br />

Sie am oberen Rand der Paketverwaltung. Der<br />

Menüeintrag Alle Anwendungen listet alle verfügbaren<br />

Paketquellen auf. Klicken Sie auf das kleine<br />

Dreieck daneben, erscheinen hier die Einträge<br />

Bereitgestellt durch <strong>Ubuntu</strong> (hier finden Sie die<br />

meiste, freie Software), Canonical-Partner (kostenlose,<br />

unfreie Software ohne Quellcode wie Skype<br />

und Flash 11) sowie Zum Kauf (kommerzielle Software,<br />

darunter viele Spiele). Von Ihnen ergänzte<br />

Paketquellen tauchen hier später auch auf.<br />

Klicken Sie in der Menüleiste oben auf Installiert,<br />

sehen Sie nur die installierten Anwendungen –<br />

sortiert nach Paketquellen. Nicht zuletzt stoßen<br />

Sie auf den Menüpunkt Verlauf, der darüber informiert,<br />

wann Sie welche Software auf den Rechner<br />

gespielt und aktualisiert haben. Funktioniert plötzlich<br />

ein Programm nicht mehr, liegt es vielleicht<br />

an einem der letzten Updates.<br />

Kennen Sie bereits den Namen einer Software,<br />

fahnden Sie über das Suchfeld rechts oben gezielt<br />

nach diesem. Bereits beim Eintippen erscheinen<br />

die Treffer. Sie stammen aus der Paketquelle, die<br />

Sie gerade unter Alle Anwendungen verwenden.<br />

Rechts daneben stehen jeweils die Bewertungen<br />

der Software in Form von Sternen. Wählen Sie ein<br />

Paket aus, tauchen darunter Schaltflächen mit der<br />

Beschriftung Weitere Informationen und Installieren<br />

auf. Erstere führt zu einer Beschreibung des<br />

Programms, oft versehen mit einem Screenshot.<br />

Werfen Sie hier auch einen Blick auf den Bereich<br />

Erweiterungen: Er schlägt Software zur Installation<br />

vor, die das Programm sinnvoll ergänzt. Über den<br />

Link Eine eigene Bewertung schreiben beurteilen<br />

Sie die Software, benötigen dazu aber einen<br />

Launchpad-Account [1]. Über den Button Installieren<br />

spielen Sie das Paket auf den Rechner.<br />

Die Suchfunktion findet nicht alle Programme. Das<br />

Software-Center versteckt Bibliotheken, Entwicklerdateien,<br />

aber auch Programme ohne grafische<br />

Oberflächen wie etwa ImageMagick und MPlayer,<br />

vor Ihnen. Um diese zu installieren, klicken Sie<br />

auf den Link Technische Dateien anzeigen ganz<br />

unten oder geben schlicht den vollständigen Namen<br />

der Software ein.<br />

Auf weitere interessante Einträge stoßen Sie im<br />

globalen Menü des Software-Centers oben im<br />

Panel. Über den Menüpunkt Datei | Vorherige<br />

Einkäufe erneut installieren spielen Sie einmal<br />

gekaufte Software neu ein. Die Option Zwischen<br />

Rechnern abgleichen erlaubt es, Ihre Paketauswahl<br />

über <strong>Ubuntu</strong> One auf andere Rechner zu übertragen<br />

(Referenz: <strong>Ubuntu</strong> One). Nicht zuletzt ergänzen<br />

Sie über Bearbeiten | Software-Paketquellen<br />

weitere Paketquellen.<br />

MintInstall<br />

Die Softwareverwaltung von Mint ist selbstgestrickt<br />

und bezüglich ihrer Fähigkeiten nicht so<br />

weit vom Software-Center entfernt. Sie starten<br />

MintInstall über den Menüeintrag Sonstige, was<br />

sicher keine optimale Lösung ist, und landen dann<br />

in einer kategorischen Übersicht der vorhandenen<br />

Software. Anders als beim Software-Center gibt es<br />

in MintInstall Unterpunkte: Klicken Sie auf Internet,<br />

listet die Software nicht alle 5 000 Pakete untereinander<br />

auf. Vielmehr präsentiert es die Unterkategorien<br />

Browser, E-Mail, Chat usw. (Abbildung<br />

2). Natürlich lässt sich fragen, wie sinnvoll die<br />

Kategorien sind, wenn der Apache-Server und ein<br />

BitTorrent-Client als Browser durchgehen.<br />

Ein Nachteil gegenüber dem Software-Center besteht<br />

hingegen darin, dass MintInstall die abhängigen<br />

Pakete (Bibliotheken, Entwicklerdateien usw.)<br />

nicht zu verstecken scheint. Das freut Poweruser<br />

Referenz<br />

<strong>Ubuntu</strong> One: Mehr Details zur Synchronisation<br />

von Paketlisten über<br />

<strong>Ubuntu</strong> One lesen Sie im Artikel<br />

ab Seite 42.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

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23


Erste Schritte<br />

Paketmanagement<br />

4 In diesem Fenster verwalten Sie unter <strong>Ubuntu</strong> nicht nur die externen Paketquellen, Sie legen<br />

auch Schlüssel von Repositories ab und wählen den Downloadserver aus.<br />

Referenz<br />

Multimedia: Wozu die Medibuntu-<br />

Paketquelle gut ist, erfahren Sie im<br />

Einsteigerartikel ab Seite 26.<br />

Code kompilieren: Im <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong><br />

03/​2011 zeigt ein Artikel, wie Sie<br />

Quellcode in ein ausführbares Programm<br />

verwandeln.<br />

5 Haben Sie die externe Paketquelle erfolgreich eingebunden,<br />

tauchen die darin verwalteten Pakete nach einer Weile<br />

im Software-Center auf.<br />

und Entwickler womöglich, dürfte normalen Anwendern<br />

aber die Suche erschweren.<br />

Wie im Software-Center finden Sie oben links eine<br />

Suchleiste, die bereits mit der Suche startet, wenn<br />

Sie noch tippen. Die Ergebnisse sind nach der Popularität<br />

im Rahmen der Bewertungen gewichtet,<br />

was Sinn ergibt. Der Klick auf ein Suchergebnis<br />

bringt Sie zu den Details einer Software mitsamt<br />

Installationsschaltfläche (Abbildung 3). Sie können<br />

wie im Software-Center direkt mehrere Pakete<br />

installieren; diese packt Mint in<br />

eine Warteschleife und arbeitet<br />

sie nacheinander ab.<br />

Wollen Sie die Software<br />

bewerten, müssen Sie sich<br />

einen Account für die Mint-<br />

Community-Seite einrichten<br />

[2], was Sie über Bearbeiten |<br />

Kontoinformationen tun. Der<br />

Eintrag Softwarequellen im<br />

selben Menü bringt Sie in die<br />

Paketquellenverwaltung, die<br />

der von <strong>Ubuntu</strong> stark ähnelt.<br />

Insgesamt ist MintInstall einfacher<br />

gestrickt als <strong>Ubuntu</strong>s<br />

Software-Center, funktioniert<br />

aber ähnlich gut. Ein Pluspunkt:<br />

Sie finden hier Pakete,<br />

die <strong>Ubuntu</strong> aus rechtlichen<br />

Gründen nicht anbietet, etwa<br />

Google Earth, Picasa, Virtual-<br />

Box usw.<br />

Was sind<br />

Paketquellen?<br />

Über das Software-Center<br />

erhalten Sie zwar Zugriff auf<br />

Tausende von Paketen, doch<br />

passiert es, dass ausgerechnet<br />

die gesuchte Software fehlt<br />

oder nur in einer veralteten Version vorliegt. Hier<br />

helfen externe Paketquellen und die so genannten<br />

PPAs weiter.<br />

Die Medibuntu-Paketquelle [3] gehört zu den<br />

externen Paketquellen und bietet Multimediaprogramme<br />

an, die in <strong>Ubuntu</strong>s Standardquellen fehlen<br />

(Referenz: Multimedia). Auch das VirtualBox-<br />

Projekt [4] liefert die proprietäre Version der eigenen<br />

Software – die virtuelle USB-2.0-Schnittstellen<br />

und RDP (Remote Desktop Protocol) unterstützt<br />

– über eine eigene Paketquelle aus.<br />

Bei den PPAs (Personal Package Archives) handelt<br />

es sich um eine spezielle Variante von externen<br />

Paketquellen, die Sie nur auf <strong>Ubuntu</strong>s kostenloser<br />

Onlineplattform Launchpad vorfinden. Basteln<br />

versierte <strong>Ubuntu</strong>-Anwender oder die Entwickler einer<br />

Software eigene Debian-Pakete ihrer Lieblingssoftware,<br />

bieten sie diese häufig in ihrem persönlichen<br />

Paketarchiv auf Launchpad zum Download<br />

an. Über eine Suchfunktion [5] durchforsten Sie<br />

die Plattform nach neueren Versionen einer aktuellen<br />

Software und werden sehr oft fündig.<br />

Paketquellen ergänzen<br />

Im Software-Center binden Sie externe Paketquellen<br />

über Bearbeiten | Software-Paketquellen<br />

ein. Um die externe Paketquelle des Medibuntu-<br />

Projekts zu ergänzen, klicken Sie im Reiter Andere<br />

Software auf Hinzufügen und geben in die<br />

folgende Zeile deb http://packages.medibuntu.org/<br />

oneiric free non‐free ein (Abbildung 4). Über<br />

den Button Softwarepaketquelle hinzufügen übernehmen<br />

Sie die neu eingebundene Paketquelle. In<br />

MintInstall wählen Sie Bearbeiten | Softwarequellen,<br />

klicken auf den Reiter Other Software und<br />

ergänzen hier weitere Paketquellen.<br />

Damit ist es aber noch nicht getan, denn externe<br />

Paketquellen schützen sich oft mit einem Schlüssel<br />

vor Missbrauch. Jedes Paket erhält eine mit dem<br />

Schlüssel verifizierbare Signatur; manipulierte Pakete<br />

mit anderen Signaturen fallen so recht schnell<br />

auf. Ohne Schlüssel dürfen Sie daher oft nicht auf<br />

das Paketangebot zugreifen. Um den Schlüssel zu<br />

importieren, rufen Sie ein Terminal auf und geben<br />

$ sudo apt‐get update<br />

ein. Der Befehl aktualisiert die Liste der verfügbaren<br />

Software und gibt am Ende eine Fehlermeldung<br />

aus. Die bemängelt eine nicht verifizierte<br />

Signatur für die neue Paketquelle und nennt die<br />

dazugehörige Schlüssel-ID (im Medibuntu-Beispiel<br />

2EBC26B60C5A2783). Tippen Sie nun<br />

$ sudo apt‐key adv ‐‐recv‐keys ‐‐keyserver U<br />

keyserver.ubuntu.com 2EBC26B60C5A2783<br />

in das Terminal, um den Schlüssel zu importieren.<br />

Nun sollten Sie die Software aus der Quelle installieren<br />

können (Abbildung 5).<br />

24 UBUNTU<br />

02/2012<br />

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Paketmanagement<br />

Erste Schritte<br />

Schlüssel übers Terminal<br />

Alternativ holen Sie die Schlüssel für die Paketquellen<br />

mitunter direkt über die Kommandozeile<br />

ab. Die meisten Webseiten zeigen dazu eine<br />

einfache Zeile an, die Sie über [Strg]+[C] und<br />

[Strg]+[V] in ein Terminal kopieren und dort über<br />

[Eingabe] ausführen, um den Schlüssel zu importieren.<br />

Im Fall von VirtualBox lautet diese Zeile:<br />

$ wget ‐q http://download.virtualbox.org/U<br />

virtualbox/debian/oracle_vbox.asc ‐O ‐ | U<br />

sudo apt‐key add ‐<br />

Der Befehl lädt den passenden Schlüssel von der<br />

Webseite herunter (über wget ‐q {HTTP-LINK}),<br />

gibt ihn auf der Konsole aus (-O -) und leitet ihn<br />

dann an das Kommando sudo apt-key add weiter.<br />

Danach aktualisieren Sie über den Befehl sudo<br />

apt‐get update Ihre Paketliste und dürfen nun die<br />

VirtualBox-Pakete einspielen.<br />

PPAs einbinden<br />

In den etwa 6 000 aktiven PPAs auf Launchpad<br />

stoßen Sie häufig auf brandaktuelle Versionen einer<br />

bestimmten Software. Dazu gehören exotische<br />

Programme und Entwicklerversionen von Systemkomponenten<br />

wie dem Kernel oder dem NetworkManager.<br />

Aber auch Neuentwicklungen wie<br />

<strong>Ubuntu</strong> TV oder das in den News erwähnte HUD<br />

finden Sie dort. Bevor Sie eine Software aus dem<br />

Quellcode kompilieren (Referenz: Code kompilieren),<br />

schauen Sie nach, ob es ein PPA dafür gibt.<br />

Schnelle Quelle<br />

Das Software-Center – aber auch Synaptic – sind grafische<br />

Oberfläche für APT (das Advanced Packaging<br />

Tool). Das verwaltet im Hintergrund die Listen mit der<br />

Software, die in den Paketquellen stecken. APT bedienen<br />

Sie auch direkt über die Kommandozeile – viele routinierte<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Anwender bevorzugen diesen Weg. Der<br />

Vorteil: Diese Befehle funktionieren unter allen <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Derivaten.<br />

sudo apt‐get update<br />

sudo apt‐cache search (‐‐names‐only) U<br />

inkscape<br />

PPAs binden Sie meist<br />

auf der Kommandozeile<br />

in den Paketmanager<br />

ein, was Ihnen<br />

die lästige Schlüsselsuche<br />

erspart, aber<br />

sonst nicht so richtig<br />

ins Bild von <strong>Ubuntu</strong><br />

passt. Drücken Sie<br />

dazu [Alt]+[F2]<br />

und geben Sie konsole<br />

(Kubuntu) oder<br />

gnome‐terminal (Mint<br />

und <strong>Ubuntu</strong>) ein, um<br />

ein Terminal aufzurufen,<br />

und tippen Sie<br />

anschließend die folgenden<br />

beiden Befehle<br />

ein:<br />

$ sudo add‐apt‐repository ppa:chromium‐daily/U<br />

beta<br />

$ sudo apt‐get update<br />

So binden Sie zum Beispiel das Chromium-Daily-<br />

Repository ein und aktualisieren dann die Paketliste.<br />

Den Text nach dem Kürzel ppa: entnehmen<br />

Sie der jeweiligen PPA-Webseite (Abbildung 6).<br />

Der Befehl importiert auch gleich den Schlüssel für<br />

das PPA, was ein großer Vorteil ist. Nach einiger<br />

Zeit taucht die neue Paketquelle auch im Software-<br />

Center auf.<br />

Software entfernen<br />

Um Software zu entfernen, rufen Sie erneut das<br />

Software-Center bzw. MintInstall auf, suchen<br />

nach der Software und klicken jeweils auf Entfernen.<br />

Dabei verschonen die Paketmanager die<br />

systemweiten Konfigurationsdateien der Software.<br />

Falls Sie diese zukünftig mal wieder benötigen,<br />

müssen Sie sie nicht erneut konfigurieren. Sollen<br />

auch diese Überbleibsel verschwinden, die z. B. in<br />

den Ordnern /etc oder /var liegen, müssen Sie die<br />

Pakete über die Kommandozeile verschwinden lassen,<br />

wie es der Kasten Schnelle Quelle zeigt.<br />

6 Wichtige Informationen zu einem PPA finden Sie auf Launchpad.<br />

Glossar<br />

Kompilieren: Mitunter liegt von einer<br />

Software nur der Quellcode vor,<br />

und es gibt keine Pakete. Mit den<br />

richtigen Werkzeugen lässt sich der<br />

Quellcode kompilieren und in ausführbare<br />

Software verwandeln.<br />

Info<br />

sudo apt‐get install inkscape<br />

sudo apt‐get remove (‐‐purge) inkscape<br />

Das erste Kommando bringt die Paketliste auf den neuesten<br />

Stand, was wichtig ist, da sich ständig Programmversionen<br />

ändern. In der nächsten Zeile suchen Sie nach<br />

einem Paket, in dessen Namen oder Paketbeschreibung<br />

der Begriff inkscape auftaucht. Gibt es zu viele Treffer,<br />

ergänzen Sie die Option --names-only, um nur in den<br />

Programmnamen zu suchen – die Klammern lassen Sie<br />

dann weg. In der dritten Zeile installieren Sie das Paket<br />

inkscape, in der letzten entfernen Sie es wieder. Nutzen<br />

Sie die Option --purge (ohne Klammern), löscht das<br />

Kommando auch die Konfigurationsdateien von Inkscape<br />

– bis auf die lokalen Konfigurationen im Home-<br />

Verzeichnis, die Sie selbst entfernen müssen.<br />

Einzelsendung<br />

Mitunter bieten Webseiten auch nur ein einzelnes<br />

Debian-Paket mit einer Software an. Dieses installieren<br />

Sie, indem Sie es zunächst herunterladen<br />

und dann im Dateimanager in das Downloadverzeichnis<br />

navigieren. Dort klicken Sie doppelt auf<br />

das Paket. Nach einem Augenblick sollte es mitsamt<br />

einem Bild und einem Beschreibungstext im<br />

Software-Center erscheinen, wo Sie es über einen<br />

Klick auf Installieren auf den Rechner spielen. Unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> können Sie das auf der Webseite angebotene<br />

Paket auch direkt anklicken und ohne Umweg<br />

über den Dateimanager im Software-Center<br />

aufrufen – praktischer geht’s kaum. ●●●<br />

[1] Launchpad-Plattform:<br />

[https:// launchpad. net/]<br />

[2] Linux-Mint-Community:<br />

[https:// lcommunity.​<br />

linuxmint.​com/]<br />

[3] Medibuntu-Paketquelle:<br />

[http:// www. medibuntu.​<br />

org/]<br />

[4] VirtualBox-Projekt:<br />

[http:// www. virtualbox. org/​<br />

wiki/ Linux_Downloads]<br />

[5] PPAs in <strong>Ubuntu</strong>s Plattform<br />

Launchpad:<br />

[https:// launchpad. net/​<br />

ubuntu/ +ppas]<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

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25


Erste Schritte<br />

Proprietäre Programmteile<br />

Archana Bhartia, 123RF<br />

Multimediakomponenten und proprietäre Programme<br />

Multimediadesktop<br />

Um Filme zu sehen,<br />

Musik zu hören und<br />

proprietäre Programme<br />

zu verwenden, müssen<br />

Sie unter <strong>Ubuntu</strong> und<br />

Co. mitunter zusätzliche<br />

Software verwenden.<br />

Der Artikel erklärt, wo<br />

Sie die dazu nötigen<br />

Komponenten finden.<br />

Tim Schürmann, Marcel Hilzinger<br />

Zu den wichtigsten Aufgaben, die ein Betriebssystem<br />

heute erfüllen muss, gehört das Abspielen<br />

von Musik und Filmen. Rein technisch ist das<br />

durchaus möglich, allerdings sorgen rechtliche<br />

Bedenken oft dafür, dass Ihr Videoplayer nur die<br />

Hälfte der versammelten Videos abspielt und der<br />

Audioplayer stumm bleibt, wenn Sie ihn mit einer<br />

MP3-Datei füttern. Mit ein paar Handgriffen machen<br />

Sie jedoch aus <strong>Ubuntu</strong> und seinen Derivaten<br />

vollwertige Multimediaplayer – noch einfacher<br />

haben es allerdings Mint-<strong>User</strong>.<br />

Dass Multimedia-Unterstützung für die <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Entwickler ein wichtiges Thema ist, merken Sie<br />

bereits während der Installation. Setzen Sie im Installer<br />

ein Kreuzchen bei Drittanbieter-Software installieren,<br />

spielt <strong>Ubuntu</strong> das Paket ubuntu-restricted-addons<br />

auf den Rechner, während die Derivate<br />

analog zu kubuntu-restricted-addons, lubunturestricted-addons<br />

und xubuntu-restricted-addons<br />

usw. greifen. Die so installierte Software bringt<br />

beispielsweise den offiziellen MP3-Codec von<br />

Fluendo, einige Komponenten für das GStreamer-<br />

Framework sowie den Flash-Player mit. Der Zweck<br />

der Übung: Direkt nach der Installation können<br />

1 Google Earth läuft sowohl unter <strong>Ubuntu</strong> als auch unter Linux Mint. Die Installationswege unterscheiden<br />

sich allerdings, denn Mint bringt die Software im Paketmanager mit.<br />

Sie MP3-Dateien abspielen, Audio-CDs brennen,<br />

mehr als 90 Filmformate anschauen und Flash-<br />

Animationen und ‐Filme im Internet betrachten.<br />

Das auf der Heft-DVD mitgelieferte Linux Mint<br />

macht hingegen eine Ausnahme: Es installiert die<br />

Multimedia-Codecs automatisch.<br />

Andere beliebte proprietäre Anwendungen wie<br />

Picasa oder Google Earth (Abbildung 1) integriert<br />

<strong>Ubuntu</strong> – anders als Mint – leider nicht direkt<br />

in die Standardpaketquellen. Zwar sind diese<br />

Programme kostenlos, stehen aber oft unter proprietären<br />

Lizenzen und bringen keinen offenen<br />

Quellcode mit.<br />

GStreamer<br />

Was streamt denn nun der ominöse GStreamer? Die<br />

Software ist ein modular aufgebautes Multimedia-<br />

Framework, das diversen Anwendungen Ton- und<br />

Bildschnittstellen zur Verfügung stellt. Dadurch<br />

müssen die einzelnen Programme keine speziellen<br />

Codecs unterstützen; es genügt, wenn sie das Playback<br />

über GStreamer beherrschen.<br />

Um etwa eine MP3-Datei abzuspielen, reichen<br />

Banshee und Amarok diese an GStreamer weiter.<br />

Die Software kramt im eigenen Fundus nach einem<br />

Plug-in, das sich um MP3-Formate kümmert.<br />

Mit Hilfe des darin enthaltenen Codecs wandelt<br />

GStreamer die Datei in hörbares Material um, das<br />

die Audioplayer umgehend wieder in Empfang<br />

nehmen und über die Lautsprecher ausgeben (Abbildung<br />

2). Um den Audio- und Videoabspielern<br />

neue Dateiformate beizubringen, müssen Sie oft<br />

nur die passenden GStreamer-Plug-ins nachinstallieren.<br />

Suchen Sie dazu nach Paketen, die mit<br />

gstreamer0.10-plugins beginnen – das ist die aktuelle<br />

GStreamer-Version.<br />

Gefährliche Liebschaften<br />

Zwar decken Sie mit den „eingeschränkten Extras“<br />

einen Großteil aller Multimediaformate ab,<br />

doch verschlüsselte DVDs können Sie noch nicht<br />

anschauen – das betrifft praktisch alle kommerziellen<br />

DVDs. Die zum Umgehen des Content<br />

Scrambling System (CSS) benötigte libdvdcss2 fällt<br />

26 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Proprietäre Programmteile<br />

Erste Schritte<br />

in einigen Ländern (darunter auch Deutschland)<br />

in eine rechtliche Grauzone. Ihr Einsatz ist verboten,<br />

da sie den CSS-Abspielschutz aushebelt und<br />

somit theoretisch einen „wirksamen Kopierschutzmechanismus“<br />

umgeht. Möchten Sie in Deutschland<br />

DVDs legal abspielen, helfen Ihnen zwei<br />

kommerzielle Linux-Programme beim DVD-Playback:<br />

LinDVD aus dem Hause Corel [1] und der<br />

DVD-Player von Fluendo [2], dessen Entwickler<br />

auch an GStreamer arbeiten. In anderen Ländern<br />

gilt hingegen eine andere Rechtsprechung. Unsere<br />

Leser dort finden die Bibliothek zusammen mit anderen<br />

Codecs und dem MPlayer in der Medibuntu-<br />

Paketquelle (siehe Kasten Medibuntu). Linux Mint<br />

bindet diese automatisch schon im Vorfeld ein.<br />

Partner- und Kaufquellen<br />

Einige wichtige und häufig nachgefragte Anwendungen<br />

von Drittanbietern liefert <strong>Ubuntu</strong> inzwischen<br />

über das Partner-Repository aus. In diesem<br />

finden Sie neben den Produkten von Adobe (PDF-<br />

Reader, Flash-Plug-in) auch Skype sowie den View<br />

Client von VMware.<br />

Das Partner-Repository müssen Sie zunächst aktivieren.<br />

Klicken Sie dazu im Software-Center auf<br />

eine Anwendung, die Sie installieren wollen, und<br />

dann auf Weitere Informationen | Diese Paketquelle<br />

verwenden. Unter Kubuntu aktivieren Sie die<br />

Quelle, indem Sie die Muon-Paketverwaltung aufrufen,<br />

auf Einstellungen | Software-Quellen einrichten<br />

klicken und dann im Reiter Andere Software<br />

ein Häkchen bei aufgelisteten Canonical-Partner-<br />

Repository setzen. Linux Mint 12 bindet auch das<br />

Partner-Repository von Canonical automatisch ein.<br />

Medibuntu<br />

Einige exotische Dateiformate aus der Windows-Welt<br />

sowie proprietäre Programme stehen nur in zusätzlichen<br />

Paketquellen bereit. Eine der meistbenutzten ist das<br />

Medibuntu-Repository [3]. Es bringt MPlayer, MEncoder,<br />

Schriftarten für Adobes PDF-Reader Acroread, die<br />

erwähnte Libdvdcss sowie weitere Multimedia-Codecs<br />

mit, die im Paket non-free-codecs stecken. Der Eintrag<br />

für das Medibuntu-Repository als Paketquelle lautet<br />

für <strong>Ubuntu</strong> 11.10 und seine Derivate: deb http://​packages.medibuntu.org/​oneiric<br />

free non-free. Vergessen<br />

Sie nicht, auch den Schlüssel zur Paketquelle über die<br />

Kommandozeile zu importieren; andernfalls lassen sich<br />

die in der Paketquelle angebotenen Pakete nicht installieren<br />

(Referenz: Paketmanagement).<br />

Das Repository mit der Beschriftung Zum Kauf<br />

existiert nur in <strong>Ubuntu</strong> und Xubuntu und enthält<br />

Software, die Sie direkt aus dem Software-Center<br />

heraus käuflich erwerben. Klicken Sie auf eine Anwendung<br />

und wählen Sie Weitere Informationen,<br />

erscheinen links der Preis und rechts die Schaltfläche<br />

Kaufen. Die Kontaktaufnahme zum Bezahlservice<br />

erfolgt in einem Extrafenster. Sie melden sich<br />

beim <strong>Ubuntu</strong>-One-Dienst an und zahlen dann mit<br />

einer Kreditkarte. PayPal-Support ist geplant, aber<br />

bis jetzt noch nicht verfügbar.<br />

Adobes Produkte<br />

Flash spielen Sie bereits während der Installation<br />

oder – im Fall von Mint – danach ein. Dazu aber<br />

noch eine Anmerkung: Im Paket adobe-flashplugin<br />

(auch Adobe Flash Plugin 10), welches das Partner-Repository<br />

bereitstellt, finden Sie eine offiziell<br />

unterstützte Flash-Player-Version – sinnigerweise<br />

Version 11. Wählen Sie hingegen beim Installieren<br />

die Option Drittanbieter-Software installieren,<br />

landet der flashplugin-installer (auch Adobe Flash-<br />

Erweiterung) auf der Festplatte, der die jeweils<br />

neueste Flash-Version von Adobe holt.<br />

Meist sind beide Versionen identisch, aber im<br />

Zweifel ist die Variante im Partner-Repository besser<br />

an <strong>Ubuntu</strong> angepasst. Probieren Sie diese, falls<br />

Probleme mit dem anderen Plug-in auftauchen.<br />

Ebenfalls aus dem Partner-Repository holen Sie<br />

Adobes PDF-Reader. Den brauchen Sie eigentlich<br />

nur, wenn <strong>Ubuntu</strong>s eingebauter PDF-Betrachter<br />

versagt, was bei PDF-Dateien mit 3-D-Inhalten<br />

oder sehr komplexen Grafiken passieren kann.<br />

Google Earth und Picasa<br />

Google Earth installieren Sie unter <strong>Ubuntu</strong> hingegen<br />

über ein Skript, das Sie unter dem Namen<br />

googleearth-package im Paketmanager finden. Es<br />

hilft Ihnen dabei, aus der Onlineversion ein ferti-<br />

Glossar<br />

Proprietäre Anwendungen: Software,<br />

von der die Anbieter keinen<br />

Quellcode frei zur Verfügung stellen.<br />

Referenz<br />

Paketmanagement: Wie Sie<br />

Schlüssel für externe Paketquellen<br />

importieren und Paketquellen generell<br />

einbinden, verrät der Artikel<br />

ab Seite 22.<br />

Wine: Wie Sie mit Wine Windows-Programme<br />

unter <strong>Ubuntu</strong><br />

verwenden, lesen Sie in einem<br />

freien Onlineartikel unter [http://​<br />

ubuntu‐user. de/ 20260].<br />

Java: Ein eigener Artikel ab Seite<br />

74 widmet sich der Installation des<br />

proprietären Java von Oracle.<br />

2 <strong>Ubuntu</strong> und seine Derivate verwenden als Backend meist GStreamer zum Abspielen von<br />

Filmen und Audiodateien. Das Framework lässt sich über zahlreiche Plug-ins erweitern.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

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27


Erste Schritte<br />

Proprietäre Programmteile<br />

3 Mit Hilfe von Jockey installieren Sie unter <strong>Ubuntu</strong><br />

und Mint die proprietären Treiber für Ihre Grafikkarte.<br />

Info<br />

[1] Informationen zu LinDVD:<br />

[http:// wiki. ubuntuusers. de/​<br />

LinDVD]<br />

[2] Kommerzielle GStreamer-<br />

Plug-ins:<br />

[http:// www. fluendo. com/]<br />

[3] Medibuntu-Homepage:<br />

[http:// www. medibuntu. org/]<br />

[4] Google-Video-Plug-in:<br />

[http:// www. google. com/​<br />

chat/ video]<br />

ges Debian-Paket zu bauen, das<br />

dann auch unter <strong>Ubuntu</strong> und Kubuntu<br />

läuft. Sie spielen es zusammen<br />

mit den Paketen lsb-core und<br />

ia32-libs (nur auf 64-Bit-Systemen)<br />

auf den Rechner und arbeiten<br />

dann auf der Shell weiter. Dazu<br />

rufen Sie ein Terminal auf und tippen<br />

das Kommando<br />

$ make‐googleearth‐package<br />

ein, woraufhin das in dem Paket<br />

enthaltene Skript Google Earth herunterlädt<br />

und ein installierbares<br />

Paket daraus erstellt. Das dauert<br />

eine Weile. Bevor Sie das fertige<br />

Paket per Doppelklick installieren,<br />

spielen Sie über Additional driver<br />

bzw. Zusätzliche Treiber die proprietären Treiber<br />

für Ihre Grafikkarte ein. Um das Tool über ein<br />

Terminal zu starten, drücken Sie [Strg]+[Alt]+[T]<br />

und geben jockey‐gtk ein (Abbildung 3). Ohne<br />

3-D-Treiber verweigert Google Earth den Start<br />

oder gleicht später einer Diashow, weil die 3-D-<br />

Beschleunigung fehlt. Linux-Mint-<strong>User</strong> haben es<br />

besser: Sie installieren Google Earth 6.1 ganz normal<br />

über den hauseigenen Softwaremanager – und<br />

finden dort übrigens auch Picasa 3.0.<br />

In den Paketquellen von <strong>Ubuntu</strong> suchen Sie hingegen<br />

vergeblich nach Picasa. Die Linux-Variante<br />

läuft ohnehin nicht nativ auf dem freien Betriebssystem,<br />

sondern auf einer Wine-Basis (Referenz:<br />

Wine). Die biegt die aufgerufenen Windows-Befehle<br />

geschickt so um, dass <strong>Ubuntu</strong> sie auch versteht.<br />

Da die Nachfrage nach der Linux-Variante<br />

von Picasa hinter den Erwartungen von Google<br />

4 Von Picasa gibt es keine native Version für Linux, die Zukunft ist ungewiss. Aktuell lässt sich<br />

über die Paketquellen zumindest Version 3.0 installieren.<br />

zurückbleibt, ist die Zukunft ungewiss. Zumindest<br />

die Version 3.0 bekommen Sie, wenn Sie ein wenig<br />

Kommandozeilen-Kung-Fu anwenden:<br />

$ wget ‐q ‐O ‐ https://dl‐ssl.google.com/U<br />

linux/linux_signing_key.pub | sudo apt‐key U<br />

add ‐<br />

$ sudo sh ‐c 'echo "deb http://dl.google.U<br />

com/linux/deb/ testing non‐free" >> /etc/U<br />

apt/sources.list.d/google.list'<br />

$ sudo apt‐get update && sudo apt‐get U<br />

install picasa<br />

Die Kommandos importieren zunächst den Schlüssel<br />

für ein Google-Repository. Im zweiten Schritt<br />

ergänzen Sie die Liste der Paketquellen um das<br />

neue Repository. Zuletzt aktualisieren Sie die Paketliste<br />

und installieren Picasa (Abbildung 4).<br />

Skype<br />

Obwohl die Zukunft von Skype für Linux wegen<br />

des Kaufs durch Microsoft in den Sternen steht,<br />

steckt es aktuell noch in der Paketquelle Canonical<br />

Partner. Es handelt sich um die Version 2.2.0.35,<br />

die neben Videotelefonie auch Desktop-Sharing unterstützt.<br />

Dabei lassen Sie Ihren Gesprächspartner<br />

einen Blick auf Ihren Desktop werfen, was Kooperationen<br />

über das Internet vereinfacht.<br />

Erscheint das Bild der Videokamera nicht, obwohl<br />

es in der Anwendung Cheese (im gleichnamigen<br />

Paket) funktioniert, wenden Sie einen Trick an:<br />

Starten Sie Skype über ein Terminal und geben Sie<br />

auf 32-Bit-Systemen LD_PRELOAD=/usr/lib/libv4l/<br />

v4l1compat.so skype und auf 64-Bit-Systemen LD_<br />

PRELOAD=/usr/lib32/libv4l/v4l1compat.so skype ein.<br />

Da Skype für Linux der Windows-Variante in der<br />

Performance deutlich hinterher hängt, testen Sie<br />

alternativ mal das Google-Video-Plug-in, das es<br />

auch für Linux gibt [4]. Um es zu benutzen, benötigen<br />

Sie und Ihr Gesprächspartner einen Google-<br />

Account. Sie starten online den Videochat (Hangout),<br />

der auch für mehrere Personen funktioniert.<br />

Java von Oracle<br />

Um Java-Anwendungen zu nutzen, benötigen Sie<br />

eine Java-Laufzeitumgebung (Java Runtime Environment,<br />

kurz JRE). <strong>Ubuntu</strong> und seine Derivate<br />

installieren aber nicht Oracles proprietäre Java-<br />

Variante, sondern OpenJDK, das mit einigen Java-<br />

Programmen nicht funktioniert. Mehr dazu, wie<br />

Sie die proprietäre Variante installieren, lesen Sie<br />

in einem eigenen Artikel im Heft (Referenz: Java).<br />

Wer suchet, der findet<br />

Im direkten Vergleich ist Mint klar im Vorteil: Die<br />

Distribution kann es sich leisten, zahlreiche proprietäre<br />

Programme direkt über den Paketmanager<br />

anzubieten. Doch auch unter <strong>Ubuntu</strong> kommen Sie<br />

einfach an Google Earth und Co., wenn Sie einige<br />

externe Paketquellen einbinden. (kki) ●●●<br />

28 UBUNTU<br />

02/2012<br />

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user


Intro<br />

Schwerpunkt<br />

Schwerpunkt: Alternative Desktops<br />

Absprung<br />

Der neue Unity-Desktop<br />

stößt bei nicht wenigen<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Nutzern auf Unverständnis.<br />

Im Schwerpunkt<br />

zeigen wir, wie Sie<br />

Unity tunen und welche<br />

Alternativen es gibt.<br />

<br />

Kristian Kißling<br />

Mikael Damkier, 123RF<br />

Der Unity-Desktop soll – geht es nach <strong>Ubuntu</strong>s<br />

„wohlmeinendem Diktator“ Mark Shuttleworth –<br />

<strong>Ubuntu</strong> nicht nur auf sämtliche Desktops bringen,<br />

sondern auch auf Tablets, Smartphones und Netbooks.<br />

So sieht der Desktop auch aus, was nicht<br />

jedem gefällt: Canonical und das <strong>Ubuntu</strong>-Projekt<br />

mussten einiges an harscher Kritik einstecken.<br />

Ist weniger mehr?<br />

Canonicals Haltung in der Desktopfrage ist klar:<br />

Die Firma will am Konzept eines einfach zu bedienenden<br />

Desktops festhalten, der dem Anwender<br />

weniger Möglichkeiten zur Konfiguration bietet.<br />

Das soll gewährleisten, dass Unity auf möglichst<br />

vielen Displays läuft und Einsteiger anzieht. Zudem<br />

erlaube es auch die Personaldecke nicht, den<br />

Wünschen aller Anwender gerecht zu werden.<br />

Was Ihr wollt<br />

Diese drehen sich meist um die Konfigurierbarkeit<br />

des Desktops: So geht es darum, den Launcher<br />

auf eine andere Seite des Desktops zu bewegen<br />

oder das globale Menü zugänglicher zu gestalten.<br />

Grundsätzlich habe er nichts dagegen, wenn Entwickler<br />

Unity nach eigenen Wünschen gestalten,<br />

kommentierte Mark Shuttleworth vor einiger Zeit<br />

einen Bug Report zu Unity, doch dafür werde Canonical<br />

kein Geld ausgeben [1]. An anderer Stelle<br />

erklärte er, dass <strong>Ubuntu</strong> 12.04 voraussichtlich dem<br />

Benutzer die Möglichkeit bieten werde, selbst zu<br />

entscheiden, wohin das globale Menü gehören soll<br />

– in das obere Panel oder in die Anwendungsfenster<br />

[2]. Offenbar sieht auch <strong>Ubuntu</strong>s Sponsor, dass<br />

Unitys Konzept nicht immer aufgeht – und das<br />

gleich in mehrfacher Hinsicht.<br />

Denn in der <strong>Ubuntu</strong>-Community grummelt es.<br />

Interessant ist etwa ein Bug Report mit dem Titel<br />

„community engagement is broken“ (dt. „das<br />

Engagement der Community ist kaputt“) [3]. Es<br />

zeigt schön – und fast ohne persönliche Angriffe<br />

und Trollversuche – den aktuellen Konflikt zwischen<br />

Canonical und der Community. Während<br />

sich Letztere bei den Entscheidungen zu Unity<br />

übergangen fühlt, sind die Entwickler mit den Tausenden<br />

von Anfragen überfordert. <strong>Ubuntu</strong> verfügt<br />

inzwischen über eine große und diskussionsfreudige<br />

Nutzergemeinschaft und zugleich über viele<br />

offene Baustellen: Oft fehlt den Entwicklern daher<br />

die Zeit, jede Veränderung ausführlich zu erklären.<br />

Diese Diskussionen aber machen eine Community<br />

aus, was zu Verstimmungen führt.<br />

Do It Yourself!<br />

Die <strong>Ubuntu</strong>-Community hilft sich mittlerweile<br />

selbst: Nicht nur auf Canonicals Seite feilen die<br />

Entwickler an Unity, es gibt auch einige Projekte,<br />

die für mehr Konfigurierbarkeit sorgen. Welche<br />

Tools es aktuell gibt und was diese können,<br />

zeigt ein Überblicksartikel im Heftschwerpunkt.<br />

Ein weiterer Beitrag widmet sich den installierbaren<br />

schlanken Unity-Alternativen: Neben<br />

dem klassischen Gnome, das noch immer als<br />

Fallback-Lösung existiert, testen wir die offiziellen<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Derivate Lubuntu (mit LXDE-Desktop)<br />

und Xubuntu (Xfce-Desktop). Zudem werfen wir<br />

einen Blick auf Mate, einen Gnome-2-Fork. Den<br />

verwendet Linux Mint 12, das Sie diesmal auf unserer<br />

Heft-DVD finden. Wir testen die Distribution<br />

weiter hinten im Heft, da sie nicht direkt in den<br />

Desktopschwerpunkt passt. In diesem Test zeigen<br />

wir, was Linux Mint 12 anders löst als <strong>Ubuntu</strong> –<br />

und wo es diesem möglicherweise etwas voraus<br />

hat. Aber hören Sie nicht auf uns, vergleichen Sie<br />

die Distros am besten selbst! ●●●<br />

Info<br />

[1] Älterer Unity-Bug:<br />

[https:// bugs. launchpad.​<br />

net/ unity/ +bug/ 668415/​<br />

comments/ 25]<br />

[2] Globales Menü in <strong>Ubuntu</strong><br />

12.04: [http:// askubuntu.​<br />

com/ questions/ 10481/ howdo‐i‐disable‐the‐global‐app<br />

lication‐menu]<br />

[3] Bug Report zum Community-Support:<br />

[https:// bugs. launchpad.​<br />

net/ unity/ +bug/ 882274]<br />

Inhalt Schwerpunkt<br />

Unity aufbohren 30<br />

Desktop‐Alternativen 36<br />

www.ubuntu-user.de<br />

02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

29


Schwerpunkt<br />

Unity-Tuning<br />

Diego Cervo, 123RF<br />

Unity-Desktop optimieren<br />

Tuning-Shop<br />

<strong>Ubuntu</strong>s Hauptsponsor<br />

Canonical betrachtet<br />

Unity als Desktop mit<br />

klar definierten Fähigkeiten.<br />

Mehrere Tools erlauben<br />

es aber inzwischen,<br />

ein wenig am Desktop<br />

herumzuschrauben.<br />

<br />

Kristian Kißling<br />

Die Behauptung der Unity-Entwickler lautet<br />

sinngemäß: Nur wenige Computernutzer wollen<br />

die Einstellungen ihres Desktops verändern, deshalb<br />

braucht Unity kaum Konfigurationsmöglichkeiten.<br />

Liest man sich durch Forenbeiträge und<br />

Twitter-Nachrichten, ergibt sich ein anderes Bild.<br />

Mittlerweile zirkulieren einige grafische Tools im<br />

Internet, die Hilfe dabei versprechen, den Unity-<br />

Desktop aufzumöbeln. Was die Tuning-Tools<br />

tatsächlich leisten, zeigt unser Test. Seien Sie aber<br />

gewarnt: Es gibt Gründe, warum <strong>Ubuntu</strong> diese<br />

Tools nicht fest in den Desktop integriert: Sie sind<br />

zum Teil instabil, sorgen für Rechnerabstürze und<br />

machen Ihr Produktivsystem im schlimmsten Fall<br />

unbrauchbar. Das gilt insbesondere für Unity Rotated,<br />

ein Plug-in für die CompizConfig-Einstellungsverwaltung.<br />

Und mit der starten wir auch gleich.<br />

CompizConfig<br />

Den Klassiker unter den Unity-Tweaking-Tools<br />

installieren Sie über den Paketmanager. Suchen<br />

Sie nach CompizConfig-Einstellungsverwaltung,<br />

installieren Sie<br />

die Software und<br />

starten Sie diese<br />

über das Dash<br />

und die Eingabe<br />

von com. Die<br />

Software bringt<br />

zahlreiche Plugins<br />

mit, über die<br />

Sie Ihren Desktop<br />

und vor allem die<br />

damit verbundenen<br />

grafischen<br />

Effekte konfigurieren.<br />

War es<br />

1 Der Reveal Mode in der CompizConfig-Einstellungsverwaltung scheint<br />

sich zur Zeit noch in der Testphase zu befinden.<br />

vor ein paar Jahren<br />

noch große<br />

Mode, den Desktop in ein Aquarium mit wabbeligen<br />

Fenstern zu verwandeln, setzen viele Nutzer<br />

die Desktopeffekte inzwischen recht sparsam ein<br />

– sie fressen unnötig Ressourcen.<br />

Unter den mitgelieferten Plug-ins gibt es auch<br />

eines namens <strong>Ubuntu</strong> Unity Plugin, auf das Sie<br />

einen Blick werfen sollten. Es umfasst zahlreiche<br />

Optionen, um Unity an den eigenen Geschmack<br />

anzupassen, die wir nun einzeln vorstellen. Das<br />

Plug-in reiht die drei Register Behaviour, Switcher<br />

und Experimental nebeneinander auf und<br />

liegt – wie Sie unschwer erkennen – bisher nur in<br />

englischer Sprache vor. Im ersten Reiter stoßen Sie<br />

gleich auf den vielversprechenden Reveal Mode.<br />

Er soll dafür sorgen, dass der Launcher erscheint,<br />

sobald Sie mit der Maus einen bestimmten Bildschirmrand<br />

berühren. Welche Ränder das sind,<br />

stellen Sie ein, wenn Sie auf den Button rechts<br />

daneben (Left) klicken (Abbildung 1). Der schöne<br />

Schein trügt leider: Wir wählten die komplette<br />

rechte Seite mitsamt Ecken aus, doch es passierte<br />

nichts. Möglicherweise kommt der Reveal Mode<br />

erst in <strong>Ubuntu</strong> 12.04 richtig in Fahrt. Für das<br />

nächste <strong>Ubuntu</strong> arbeitet Canonical am Support für<br />

mehrere Monitore, wobei auch der Reveal Mode<br />

eine tragende Rolle spielt [1].<br />

Was Sie aktuell einstellen, ist der Edge Reveal<br />

Timeout. Wie lange müssen Sie Ihre Maus gegen<br />

die linke Seite drücken, bevor der Launcher erscheint?<br />

Die höchste Zeitspanne von 1000 Millisekunden<br />

erreichen Sie, wenn Sie den Schieberegler<br />

ganz nach rechts rücken. Dann dauert es eine<br />

Sekunde, bis der Launcher erscheint. Ein kürzerer<br />

Wert ist meist besser. Auch das Aufklappmenü darunter<br />

betrifft den Launcher: Es regelt, wann dieser<br />

genau verschwindet. Wählen Sie Never, bleibt er<br />

stets sichtbar. Dank der Option Autohide versteckt<br />

er sich automatisch wieder, sobald ihn die Maus<br />

nicht mehr berührt. Die Einträge Dodge Windows<br />

30 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Unity-Tuning<br />

Schwerpunkt<br />

2 Viele weitere Einstellungen zur Konfiguration von Unity finden Sie im<br />

Reiter „Experimental“.<br />

3 Mit einem speziellen Plug-in verschieben Sie den Launcher an den unteren<br />

Rand der Arbeitsfläche.<br />

und Dodge Active Windows unterscheiden sich nur<br />

marginal: Im ersten Fall verschwindet er, solange<br />

Sie ein Fenster im Vollbildmodus betreiben. Im<br />

zweiten Fall kommt er hervor, wenn das aktuell<br />

genutzte (also aktive) Fenster Raum dazu lässt<br />

– selbst wenn im Hintergrund ein Fenster den gesamten<br />

Bildschirmplatz einnimmt. Es folgen vier<br />

Einstellungen für Tastaturkürzel, über die Sie<br />

● den Launcher rufen (Key to show the launcher),<br />

● den Tastaturfokus auf ihn legen (key to put<br />

keyboard-focus on launcher),<br />

● Befehle ausführen (key to execute a command)<br />

und<br />

● das erste Indikatormenü im Panel auf den<br />

Schirm rufen (key to open the first panel menu).<br />

Der zweite Reiter Switcher beeinflusst vor allem<br />

das Verhalten des Anwendungsumschalters, den<br />

Sie traditionell über [Alt]+[Tab] bedienen. Die<br />

allererste Option (Automatically grid windows)<br />

bedarf einer Erklärung: Haben Sie drei LibreOffice-<br />

Dokumente geöffnet, erscheint LibreOffice im Umschalter<br />

dennoch mit nur einem Icon. Aktivieren<br />

Sie die genannte Option, zeigt der Umschalter alle<br />

offenen Dokumente an, sobald Sie den Fokus länger<br />

auf dem LibreOffice-Icon lassen.<br />

Der restliche Reiter listet wieder zahlreiche Tastaturkürzel<br />

auf, um den Umschalter an die eigenen<br />

Gewohnheiten anzupassen. Wussten Sie etwa,<br />

dass Sie für jedes Fenster auch eine <strong>Vorschau</strong><br />

erhalten? Dazu drücken Sie [Alt]+[Tab], lassen<br />

beim Wunschobjekt [Tab] los und drücken [Pfeilnach-unten].<br />

Über [Pfeil-nach-oben] schließen Sie<br />

die <strong>Vorschau</strong> wieder. Entfernen Sie das Kreuzchen<br />

bei Show minimized windows, zeigt der Umschalter<br />

keine minimierten Fenster mehr an.<br />

Im Reiter Experimental stellen Sie unter anderem<br />

den Backlight Mode ein (Abbildung 2). Er füllt<br />

die Icons auf dem Launcher sowie ihre Ränder<br />

mit einer Farbe. Standardmäßig tut er das immer<br />

– auf Ihren Wunsch hin färbt er aber nur die Icons<br />

gestarteter Anwendungen ein. Die Launch Animation<br />

und die Urgent Animation legen fest, was die<br />

Icons tun, wenn ihre zugehörigen Anwendungen<br />

starten bzw. eine Aktivität melden. Es folgen zwei<br />

Schieberegler, welche die Transparenz für das<br />

obere Panel und den Launcher festlegen. Darunter<br />

ändern Sie die Icon-Größe für den Launcher.<br />

Das Aufklappmenü Hide Animation bestimmt, wie<br />

der Launcher erscheint – normalerweise gleitet er<br />

gepaart mit einem Einblendeffekt in den Vordergrund<br />

(Fade and Slide). Der Punkt Dash Blur spielt<br />

auf die Möglichkeit des Dash an, die Anwendungen<br />

im Hintergrund verschwommen anzuzeigen.<br />

Das erzeugt den Eindruck, das Dash bestehe aus<br />

einer halbtransparenten Substanz. Und während<br />

der Automaximize value einen Schwellwert dafür<br />

festlegt, wann Unity ein Fenster automatisch in<br />

den Vollbildmodus zieht, sorgen Sie über Show Devices<br />

dafür, dass nur die eingehängten Partitionen<br />

und USB-Sticks im Launcher auftauchen.<br />

Das waren die wesentlichen Punkte – nur den<br />

Launcher dürfen Sie nicht auf eine andere Seite<br />

des Bildschirms verfrachten.<br />

<strong>Ubuntu</strong> Unity Plugin Rotated<br />

Das geht – zumindest teilweise – mit einem anderen<br />

Plug-in für CompizConfig. Mit diesem platzieren<br />

Sie den Launcher am unteren Bildschirmrand<br />

4 Das Tuning-Tool <strong>Ubuntu</strong> Tweak eignet sich allgemein ganz gut, um den Desktop zu optimieren,<br />

bietet aber im Bezug auf Unity nur begrenzte Möglichkeiten.<br />

Referenz<br />

Quicklists: Wie Sie Quicklists unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> manuell anlegen, beschreibt<br />

der Artikel im <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> 01/​2012<br />

ab Seite 64.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

31


Schwerpunkt<br />

Unity-Tuning<br />

5 MyUnity sieht gut aus, spricht Deutsch und bringt alle wesentlichen<br />

Optionen zum Tunen von Unity mit.<br />

(Abbildung 3). Damit<br />

ähnelt er schon etwas<br />

mehr den klassischen<br />

Docks von Gnome Do<br />

oder AWN. Das Ganze ist<br />

noch instabil, ein Absturz<br />

gehört quasi zum Einrichtungsprozess.<br />

Am besten<br />

probieren Sie die Prozedur<br />

zunächst in einer<br />

virtuellen Maschine aus,<br />

z. B. in VirtualBox mit<br />

aktivierter 3-D-Beschleunigung.<br />

Um das Plug-in auf den<br />

Rechner zu spielen, binden<br />

Sie ein externes PPA<br />

ein und installieren die<br />

wichtigsten Pakete.<br />

<strong>Ubuntu</strong> Tweak<br />

Auch <strong>Ubuntu</strong> Tweak macht damit Werbung, dass<br />

sich Unity mit dem Tuning-Tool anpassen lässt.<br />

Version 0.6.0 laden Sie als Debian-Paket von der<br />

Webseite herunter [2] und installieren es per Doppelklick<br />

im Paketmanager. Nach dem Start der<br />

Software über das Dash folgt gleich eine Kopfnuss:<br />

Wollen Sie im Register Optimierungen auf den Eintrag<br />

Unity Settings klicken, steht dort nur: Unity<br />

Settings doesn’t support unityshell-rotated. Sie<br />

müssen nicht nur das Rotated-Plug-in deaktivieren,<br />

sondern auch sämtliche Pakete aus dem eingebundenen<br />

PPA entfernen und aus der Paketliste<br />

löschen, bevor Sie <strong>Ubuntu</strong> Tweak verwenden dürfen.<br />

Zudem müssen Sie die Paketliste aktualisieren<br />

und libnux und unity neu einspielen:<br />

$ sudo apt‐get update && sudo apt‐get U<br />

install libnux‐1.0.0 unity unity‐2d<br />

Info<br />

[1] Pläne für den Launcher:<br />

[http:// design.​<br />

canonical. com/ 2012/ 01/​<br />

launcher‐reveal‐prototype/]<br />

[2] <strong>Ubuntu</strong> Tweak:<br />

[http:// launchpad.​<br />

net/ ubuntu‐tweak/ 0.​<br />

6. x/ 0. 6. 0/ +download/​<br />

ubuntu‐tweak_0. 6.​<br />

0‐1~oneiric1_all. deb]<br />

[3] Gunity-Download:<br />

[http:// gunity. de. uptodown.​<br />

com/ ubuntu]<br />

[4] Confity-Download:<br />

[http:// sourceforge. net/​<br />

projects/ confity/]<br />

[5] Unity 2-D tunen:<br />

[http:// marianochavero.​<br />

wordpress. com/ 2011/ 10/ 14/<br />

unity‐2d‐settings‐ui‐for‐ubun<br />

tu‐11‐10‐oneiric‐ocelot/]<br />

6 Confity erweist sich als recht unübersichtlich. Das Einrichten<br />

der englischen Sprache ist möglich, aber etwas umständlich.<br />

$ sudo add‐apt‐repository ppa:paullo612/U<br />

unityshell‐rotated<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get install unityshell‐rotated U<br />

libnux‐1.0‐0 compizconfig‐settings‐manager<br />

Nun starten Sie über [Windows] und Eingabe<br />

von com einmal mehr die CompizConfig-Einstellungsverwaltung.<br />

Entfernen Sie das Häkchen bei<br />

<strong>Ubuntu</strong> Unity Plugin und setzen Sie es bei <strong>Ubuntu</strong><br />

Unity Plugin Rotated. Folgt nun der Hinweis, dass<br />

ein Tastaturkürzel mit einem anderen in Konflikt<br />

steht, klicken Sie einfach auf Flip Left deaktivieren.<br />

Kreuzen Sie <strong>Ubuntu</strong> Unity Plugin Rotated jetzt erneut<br />

an, friert die grafische Oberfläche augenblicklich<br />

ein, und es lassen sich keine Fenster mehr<br />

anklicken – aber keine Panik!<br />

Wechseln Sie mit [Strg]+[Alt]+[F1] auf die erste<br />

virtuelle Konsole und melden Sie sich im Textmodus<br />

an. Dann beenden Sie den Loginmanager und<br />

starten ihn anschließen wieder neu:<br />

$ sudo service lightdm U<br />

stop<br />

$ sudo service lightdm U<br />

start<br />

Nun sollten Sie auf dem<br />

Desktop landen, und der<br />

Launcher sollte sich am<br />

unteren Bildschirmrand befinden.<br />

Über CompizConfig<br />

passen Sie Unity nun<br />

entweder weiter an, oder<br />

Sie lassen die Einstellung<br />

einfach so stehen. Sie überlebte<br />

im Test den Schlafmodus<br />

und funktionierte auch<br />

nach einem Neustart des<br />

Rechners noch.<br />

Ob sich der Aufwand lohnt, müssen Sie selbst<br />

entscheiden: Letztlich treffen Sie im Konfigurationsfenster<br />

von <strong>Ubuntu</strong> Tweak nur auf ein paar<br />

alte Bekannte (Abbildung 4). Sie können die Icon-<br />

Größen des Launchers ändern, seine Transparenz<br />

beeinflussen und aussuchen, nach welchem Zeitraum<br />

er erscheint. Schließlich gibt es noch zwei<br />

bekannte Optionen, um das Dash zu modifizieren<br />

sowie einen Schieberegler, der die Transparenz des<br />

Panels einstellt. Das war es schon.<br />

Interessanter dürften andere Fähigkeiten von<br />

<strong>Ubuntu</strong> Tweak sein, über die Sie z. B. Symbole<br />

auf der Arbeitsfläche zulassen (Optimierungen |<br />

Einstellungen der Arbeitsflächensymbole) und die<br />

Knöpfchen in den Fensterleisten von links nach<br />

rechts befördern (Optimierungen | Fenstermanagereinstellungen).<br />

Weitere Schalter beeinflussen den<br />

Loginmanager und den Dateimanager Nautilus ein<br />

wenig. <strong>Ubuntu</strong> Tweak ist durchaus ein interessantes<br />

Tool, bietet jedoch für das Tunen von Unity –<br />

verglichen mit CompizConfig – noch eher wenig.<br />

MyUnity<br />

Optisch aufregender und funktional ausgefeilter ist<br />

da MyUnity, das Sie über ein PPA installieren:<br />

$ sudo add‐apt‐repository ppa:myunity/ppa<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get install myunity<br />

Es bringt unterhalb des Bildes fünf Register mit,<br />

die verschiedene Optionen anbieten (Abbildung<br />

5). Alternativ springen Sie über den schwarzen<br />

Pfeil am rechten Seitenrand von Reiter zu Reiter.<br />

Zugegeben: Wirklich neue Optionen, die Compiz-<br />

Config nicht bietet, finden Sie in MyUnity kaum.<br />

Dafür sieht das Tool nett und übersichtlich aus,<br />

lässt sich gut bedienen und hat alle wesentlichen<br />

Optionen an Bord – natürlich bis auf die Rotation<br />

des Launchers. Zudem ist es auf Deutsch loka-<br />

32 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Unity-Tuning<br />

Schwerpunkt<br />

lisiert. Das kann auch ein Nachteil sein: So finden Sie unter<br />

Verhalten den Eintrag intelligent und dürfen nun raten, was das<br />

konkret bedeutet. Der englische Name der Option lautet Dodge<br />

Active Windows und ist deutlich aussagekräftiger. Auffällig ist<br />

noch der Reiter fonts, der Ihnen vor allem Änderungen an den<br />

Schriften erlaubt. Wollen Sie CompizConfig nicht verwenden,<br />

erweist sich MyUnity als gute zweite Wahl.<br />

Gunity und Confity<br />

Gunity und Confity werden oft im selben Atemzug genannt. Im<br />

Test ließ sich Gunity in Version 11.05.13 [3] nicht starten; ob die<br />

Software noch betreut wird, wissen wir nicht sicher. Auch Confity<br />

machte nur einen mäßig guten Eindruck: Es bringt zwar<br />

alle wichtigen (und bereits bekannten) Funktionen mit, um<br />

Unity anzupassen. Die ordnet es aber in einem einzelnen Riesenfenster<br />

an, was den Benutzer erschlägt (Abbildung 6).<br />

Zudem startet die Software nur in französischer Sprache, was<br />

sich als weiteres Manko erweist. Es gibt allerdings eine etwas<br />

umständliche Möglichkeit, der Software Englisch beizubringen.<br />

Dazu laden Sie die Version 1.7 von der Webseite [4] herunter<br />

und entpacken das Archiv in ein Verzeichnis. Darin bearbeiten<br />

Sie nun die Datei confity.py und ersetzen die Zeile<br />

locale.setlocale(locale.LC_ALL, ' ')<br />

durch folgenden Eintrag:<br />

locale.setlocale(locale.LC_ALL, 'de_DE.UTF‐8')<br />

Bleiben Sie im Verzeichnis und kopieren Sie die Datei mit der<br />

englischen Übersetzung in das Verzeichnis mit der sehr rudimentären<br />

deutschen Übersetzung. Zuvor legen Sie von Letzterer<br />

ein Backup an. Schließlich benennen Sie den Ordner de um,<br />

der nun die englische Lokalisierung enthält:<br />

$ cp locale/de/LC_MESSAGES/confity.mo locale/de/LC_U<br />

MESSAGES/confity.mo.ALT<br />

$ cp locale/en/LC_MESSAGES/confity.mo locale/de/LC_U<br />

MESSAGES/<br />

$ mv locale/de locale/de_DE.UTF‐8<br />

Sie starten die Software, indem Sie im confity-Verzeichnis<br />

./confity.py eingeben. Erwähnenswert sind nur die zusätzlichen<br />

Optionen, mit denen Sie Quicklists für verschiedene Programme<br />

einrichten. Das lässt sich aber auch manuell erledigen,<br />

wie es der letzte <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> beschreibt (Referenz: Quicklists).<br />

Last, but not least<br />

Die hier gezeigten Tools richten sich an die Benutzer von Unity<br />

in der 3-D-Version. Nutzen Sie die 2-D-Variante, finden Sie im<br />

Internet ein simples Tool, das eine Handvoll Optionen zum<br />

Modifizieren von Unity 2-D anbietet. Es heißt Unity-2D Settings<br />

und steht für 32- und 64-Bit-Systeme bereit [5].<br />

Alles in allem ist CompizConfig weiterhin erste Wahl, wenn es<br />

um das Anpassen des Unity-Desktops geht. Es bringt alle wichtigen<br />

Optionen mit und lässt Sie sogar den Launcher versetzen.<br />

Ihm dicht auf den Fersen folgt MyUnity, das nett aussieht,<br />

deutsch lokalisiert ist und auch viel kann. Die weiteren Tools<br />

lassen sich – bis auf Gunity – zwar einsetzen, haben aber auch<br />

unübersehbare Defizite. ●●●<br />

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www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

33


Service<br />

Heft-DVD<br />

<strong>Ubuntu</strong> 11.10 und Mint 12 auf DVD (32 Bit)<br />

<strong>Ubuntu</strong> plus Minze<br />

Diesmal finden Sie auf der Heft-DVD nicht nur das um<br />

einige Programme erweiterte <strong>Ubuntu</strong> 11.10, wir<br />

nehmen auch heftbegleitend zum ersten Mal<br />

Linux Mint mit auf unsere DVD. Kristian Kißling<br />

wir am Ende dieses Artikels vorstellen. Natürlich<br />

finden Sie weiter vorn im Heft auch eine Installationsanleitung<br />

für Linux Mint 12 und <strong>Ubuntu</strong> 11.10<br />

(Referenz: Installationsanleitung). Wir wünschen<br />

fröhliches Experimentieren!<br />

Auf der Heft-DVD machen wir diesmal Platz für<br />

einen Neuling, der in letzter Zeit für Wirbel gesorgt<br />

hat. Linux Mint 12 basiert auf <strong>Ubuntu</strong>, bringt aber<br />

einen eigenen, auf Gnome 3 fußenden Desktop mit.<br />

Wir haben die DVD-Versionen für 32- und 64-Bit-<br />

Rechner auf die Heft-DVD gepackt und besprechen<br />

sie im Heft (Referenz: Mint). Leider hat sich beim<br />

Mastern ein Problem aufgetan:<br />

Die 64-Bit lässt sich<br />

zwar live testen, aber nicht<br />

installieren! Weichen Sie<br />

also auch auf 64-Bit-Rechnern<br />

auf die 32-Bit-Variante<br />

aus, wenn Sie vorhaben,<br />

Mint auf die Festplatte zu<br />

spielen.<br />

Doch auch klassische<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Fans kommen mit<br />

der Heft-DVD auf ihre Kosten:<br />

An Bord ist die 32-Bit-<br />

DVD-Variante von <strong>Ubuntu</strong><br />

11.10, auf der wir nicht nur<br />

1 Auf unserer Heft-DVD finden Sie die DVD-Abbilder von sämtliche Updates, sondern<br />

Linux Mint für 32- und 64-Bit-Rechner. Unterbrechen Sie den auch einige Programme<br />

Boot-Countdown, landen Sie bei der hier gezeigten Auswahl. vorinstalliert haben, die<br />

Hardwarevoraussetzungen<br />

Da Mint auf <strong>Ubuntu</strong> basiert, sind die Hardwareanforderungen<br />

der beiden Systeme ähnlich.<br />

Mint verlangt nach mindestens 512 MByte RAM<br />

(1 GByte empfohlen) und braucht 5 GByte freien<br />

Plattenplatz. Die <strong>Ubuntu</strong>-Macher veranschlagen<br />

für Version 11.10 mindestens 384 MByte RAM –<br />

doch damit dürfte <strong>Ubuntu</strong> wenig Spaß machen.<br />

Zusätzlich empfiehlt das Projekt 15 GByte freien<br />

Platz auf der Festplatte. 6 GByte tun es zur Not<br />

auch, aber dann passt kaum noch zusätzliche<br />

Software auf den Rechner. Auch die Grafikleistung<br />

spielt beim Installieren eine Rolle: Beide Systeme<br />

bringen einen 2-D-Desktop für Rechner mit, die<br />

nur über eingeschränkte 3-D-Fähigkeiten verfügen.<br />

Verwenden Sie eine leistungsfähige Grafikkarte aus<br />

den letzten fünf Jahren, landen Sie unter Mint in<br />

der Regel auf dem MGSE-Desktop (Mint Gnome<br />

Shell Extensions) und unter <strong>Ubuntu</strong> auf Unity in<br />

der 3-D-Variante.<br />

Live ist Live-Desktop<br />

Kennen Sie Linux noch nicht so gut, wird Ihnen<br />

der Begriff Live-System wenig sagen. Dabei lädt<br />

Ihr Rechner das komplette Betriebssystem in den<br />

Arbeitsspeicher. Das Booten dauert dadurch etwas<br />

länger als bei fest installierten Systemen, aber<br />

Sie landen am Ende auf dem normalen Linux-<br />

Desktop. Gefällt Ihnen, was Sie sehen, installieren<br />

Sie Linux. Sie können Mint und <strong>Ubuntu</strong> aber auch<br />

einfach nur testen und beide Systeme anschließend<br />

wieder normal herunterfahren. Da Sie nichts<br />

installieren, funktioniert Ihr Rechner danach wie<br />

gewohnt. Installieren Sie <strong>Ubuntu</strong> über den Startmedienersteller<br />

auf einem USB-Stick, und lassen<br />

Sie etwas Platz für private Dateien, können Sie<br />

sogar Ihre Festplatte völlig umgehen und nur mit<br />

dem Live-System arbeiten.<br />

34 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Heft-DVD<br />

Service<br />

Booten und installieren<br />

Um Mint und <strong>Ubuntu</strong> zu testen und zu installieren,<br />

booten Sie beide Systeme von der Heft-DVD.<br />

Wollen Sie Mint booten, legen Sie die DVD so in<br />

den Schacht, dass Sie das Label mit der Aufschrift<br />

Mint 12 (32 Bit) sehen. Umgekehrt booten Sie<br />

<strong>Ubuntu</strong>, indem Sie die DVD so einlegen, dass Sie<br />

das <strong>Ubuntu</strong>-Label anschaut.<br />

Im Fall von Mint landen Sie nur dann in einem<br />

Bootmenü, wenn Sie während des Start-Countdowns<br />

eine Taste drücken, etwa [Eingabe]. Dort<br />

wählen Sie, ob Sie die 32- oder 64-Bit-Variante<br />

Live starten wollen (Abbildung 1). Dann landen<br />

Sie auf dem Desktop (Abbildung 2). Eine Installation<br />

der 32-Bit-Variante beginnen Sie per Mausklick<br />

auf das entsprechende Desktop-Icon.<br />

Ein Wermutstropfen für Mint-Nutzer: Erscheint<br />

eine neue Mint-Version, empfehlen die Macher,<br />

diese neu zu installieren. Das <strong>Ubuntu</strong>-Projekt bevorzugt<br />

hingegen ein einfaches Upgrade.<br />

Auch bei der dem Heft beiliegenden <strong>Ubuntu</strong>-Version<br />

fehlt die Sprachauswahl am Anfang: Wir haben<br />

bereits die deutsche Sprache voreingestellt. Sie<br />

können <strong>Ubuntu</strong> 11.10 entweder direkt installieren,<br />

oder Sie besuchen den Live-Desktop. Das ist aber<br />

nicht die einzige Änderung: Auf der <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong><br />

Edition sind alle Updates sowie einige Programme<br />

vorinstalliert, die wir nun vorstellen.<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> Edition<br />

Probieren Sie <strong>Ubuntu</strong> 11.10 zum ersten Mal, treffen<br />

Sie einige Bekannte aus der Windows-Welt. Neben<br />

dem Browser Chromium (der offiziellen Vorlage<br />

für Chrome) sind das der Mediaplayer VLC, der<br />

FTP- und SFTP-Client Filezilla, der Filesharing-<br />

Client DropBox sowie die Virtualisierungssoftware<br />

VirtualBox (Abbildung 3). Letztere spielt zum<br />

Beispiel im Juju-Artikel eine Rolle und lässt Sie<br />

mehrere virtuelle Betriebssysteme nebeneinander<br />

auf Ihrem Rechner einrichten.<br />

Auch Wine und Winetricks sind mit von der<br />

Partie: Mit Hilfe der Software laufen zahlreiche<br />

Windows-Programme und ‐Spiele auch unter<br />

<strong>Ubuntu</strong>. Das klappt nicht mit allen Programmen<br />

gleich gut, funktioniert aber mit etwas Glück gerade<br />

für die Anwendung, die Sie benötigen, etwa<br />

die Steuererklärungssoftware ElsterFormular. Als<br />

Software zum Bearbeiten von Audiodateien haben<br />

wir das auch unter Windows beliebte Audacity<br />

mit an Bord, mit dem Sie zum Beispiel alte Schallplatten<br />

digitalisieren, entrauschen und entknacken<br />

oder MP3s bearbeiten. Als Audioplayer möchten<br />

wir diesmal Clementine vorstellen: Die Software<br />

basiert auf der alten Version des KDE-Players Amarok,<br />

ist schlank und beherrscht alle Funktionen,<br />

die Sie von einem Audioplayer erwarten.<br />

Weil es das beste freie Brennprogramm unter<br />

Linux ist, haben wir auch K3b mit auf die DVD<br />

gepackt. Auch auf die wahrscheinlich genialste<br />

2 Nach dem Start heißt Sie Mint mit einem Begrüßungsschirm willkommen. Hier können Sie<br />

gleich auf die entsprechenden Links klicken, wenn Sie eine CD- zur DVD-Version umrüsten oder<br />

die Multimedia-Codecs installieren wollen.<br />

Fotoverwaltung unter Linux wollten wir nicht<br />

verzichten: Mit Digikam hat es ein weiteres KDE-<br />

Programm auf die DVD geschafft. Wo wir gerade<br />

in der Grafikabteilung sind: Erstellen Sie gern Panoramafotos,<br />

sollten Sie das KDE-Tool Panorama<br />

testen – ebenfalls Teil der <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> Edition.<br />

Nicht zuletzt ist mit OpenShot ein Shootingstar<br />

unter den freien Videoeditoren dabei, der im Artikel<br />

zu den animierten GIFs und zum Theaterprojekt<br />

eine tragende Rolle spielt. Mit Pidgin haben<br />

wir schließlich einen beliebten Messenger integriert,<br />

dem nach wie vor einige Nutzer den Vorzug<br />

gegenüber Empathy geben. Testen Sie ihn!<br />

Wenn Sie Fragen zu unserer DVD oder Anregungen<br />

haben, schreiben Sie uns eine E-Mail an<br />

redaktion@ubuntu-user.de. ●●●<br />

Referenz<br />

Mint: Mehr zum <strong>Ubuntu</strong>-basierten<br />

Linux Mint erfahren Sie im Test ab<br />

Seite 68.<br />

Installationsanleitung: Wie Sie<br />

Mint 12 und <strong>Ubuntu</strong> 11.10 auf die<br />

Festplatte spielen, verrät ein Artikel<br />

ab Seite 16.<br />

3 VirtualBox haben wir auf dem mitgelieferten <strong>Ubuntu</strong> 11.10 bereits vorinstalliert.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

35


Schwerpunkt<br />

Unity-Alternativen<br />

Alternative Desktops für Unity<br />

Neuland in Sicht!<br />

<strong>Ubuntu</strong>s neuer Unity-<br />

Desktop hat für heftige<br />

Kontroversen gesorgt.<br />

Eine Reihe von <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Nutzern sehen sich nun<br />

nach Alternativen um.<br />

Wir fühlen LXDE und<br />

Xfce, aber auch dem<br />

Gnome-2-Fork Mate auf<br />

den Zahn. Kristian Kißling<br />

Cory Thoman, 123RF<br />

Obwohl mit Unity 2-D auch eine abgespeckte Variante<br />

des neuen Unity-Desktops existiert, missfällt<br />

vielen Anwendern die von Canonical eingeschlagene<br />

Richtung, in die sich der Desktop entwickelt.<br />

Hatte bereits das Umstellen der Fensterknöpfchen<br />

hohe Wellen geschlagen, machen Anwender ihrem<br />

Unmut seit Version 11.04 in Foren und Blogs Luft.<br />

Neben der Gruppe von Anwendern, die schlicht<br />

keine Lust hat, sich an ein neues System zu gewöhnen,<br />

lehnen viele Nutzer eine für Netbooks<br />

konzipierte Oberfläche für ihre Desktoprechner ab.<br />

Unity zwinge sie dazu, mit der Maus überflüssige<br />

Strecken zurückzulegen, um den Launcher aus<br />

dem Bau zu locken oder das globale Menü im oberen<br />

Panel zu verwenden.<br />

Andere kritisieren die fehlenden Möglichkeiten,<br />

den Launcher zu modifizieren, um ihn etwa auf<br />

eine andere Seite zu verschieben oder bestimmte<br />

Buttons zu entfernen. Letzteres<br />

hat sich mittlerweile etwas gebessert,<br />

wie der Artikel auf Seite 30 zeigt.<br />

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft<br />

die Performance: Unity<br />

3-D setzt zwingend ein System<br />

mit einer Grafikkarte<br />

aus den letzten fünf Jahren<br />

voraus. Doch auch auf<br />

solchen Rechnern kommt<br />

es mitunter zu spürbaren<br />

Performance-Einbrüchen, wenn<br />

der 3-D-Desktop das System<br />

zu stark belastet.<br />

Alternativen?<br />

Wer sich aufgrund dieses Ärgers nach Alternativen<br />

umschaut, findet einige. Neben anderen Distributionen<br />

wie Debian, OpenSuse und Arch-Linux<br />

hocken auch diverse <strong>Ubuntu</strong>-Derivate in den Startlöchern<br />

und wittern ihre Chance. Auch wenn es<br />

wenig verlässliche Zahlen gibt, profitiert zur Zeit<br />

vor allem das inoffizielle <strong>Ubuntu</strong>-Derivat Linux<br />

Mint von den Unity-Flüchtlingen: Die Distribution,<br />

der wir im Heft einen eigenen Artikel widmen<br />

(Referenz: Linux Mint), setzt auf einen eigens angepassten<br />

Gnome-3-Desktop (und wahlweise den<br />

Gnome-2-Fork Mate) und bessert zudem einige<br />

Fehler des Standard-<strong>Ubuntu</strong> aus. Hier im Artikel<br />

soll es vor allem um die Desktops der offiziellen<br />

Derivate gehen: Wir schauen, wie diese ticken und<br />

wo ihnen Features fehlen.<br />

LXDE/​Lubuntu<br />

Recht neu in der <strong>Ubuntu</strong>-Familie ist der LXDE-<br />

Desktop und das auf ihn abgestimmte Derivat<br />

Lubuntu, dessen Hauptentwickler Julien Lavergne<br />

wir bereits im letzten Heft vorgestellt haben<br />

(Referenz: Julien Lavergne). Lubuntu und der<br />

LXDE-Desktop punkten vor allem durch großartige<br />

Performance (Abbildung 1). Die Entwickler wollen,<br />

dass die Distribution auch auf älteren Geräten<br />

läuft. Systemvoraussetzung sind mindestens<br />

ein Pentium II bzw. Celeron<br />

mit 128 MByte RAM; auf alten<br />

Gurken erlahmt auch ein schlankes<br />

Lubuntu.<br />

Neben der Performance bereitet auch<br />

die Bedienung des Desktops einigen<br />

Nutzern Schwierigkeiten. Mit ein paar<br />

Mausklicks holen Sie sich den LXDE-Desktop<br />

von Lubuntu auf ein <strong>Ubuntu</strong>-System (siehe Kasten<br />

Desktop-Switch). Sie melden sich vom Desktop<br />

ab, landen beim Anmeldemanager LightDM und<br />

wählen mit einem Klick auf das Zahnrad lubuntu<br />

als Desktop aus. LXDE steht für „Lightweight X11<br />

Desktop Environment“ und geht zurück auf ein<br />

Projekt des Taiwaners Hong Jen Yee. 2006 erschien<br />

die erste Version. Als Fenstermanager kommt das<br />

sehr rudimentäre OpenBox zum Einsatz, beim<br />

Anmelden auf dem Desktop stoßen Sie auf den<br />

schlanken Displaymanager LXDM.<br />

Prinzipiell verwenden Sie unter LXDE all die Programme,<br />

die auch unter <strong>Ubuntu</strong> laufen. Einziger<br />

Nachteil: Das System büßt dann an Performance<br />

ein. Das gilt insbesondere, wenn Sie es mit einem<br />

reinen Lubuntu vergleichen.<br />

36 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Unity-Alternativen<br />

Schwerpunkt<br />

Den Desktop entdecken<br />

Doch zunächst zum Aufbau: Das reine Lubuntu<br />

sieht etwas anders aus, als das, was Sie neben<br />

Unity installieren. Es verwendet im Panel dieselben<br />

Indikatorsymbole wie Unity. Davon abgesehen<br />

erwartet Sie in beiden Fällen auf der linken Seite<br />

das Startmenü, das sich hinter dem Lubuntu-Logo<br />

versteckt. Rechts daneben machen es sich Start-<br />

Icons für den Dateimanager PCManFM und den<br />

Browser Chromium gemütlich. Die Leiste lässt sich<br />

um weitere Anwendungsstarter erweitern, wozu<br />

Sie mit der rechten Maustaste auf das Webbrowser-Icon<br />

im Panel klicken und Anwendungsstartleiste-Einstellungen<br />

wählen. Ein kleines Fenster erscheint<br />

(Abbildung 2), in dem Sie die verfügbaren<br />

Anwendungen über einen Klick auf Hinzufügen<br />

von rechts nach links schieben.<br />

Eine weitere Schaltfläche auf dem Panel verkleinert<br />

sämtliche Anwendungsfenster auf einen<br />

Schlag und ordnet ihre Kontrollleisten im Panel an.<br />

Anders als unter Unity vergrößert ein zweiter Klick<br />

auf das Symbol die Fenster jedoch nicht wieder.<br />

Schließlich folgt noch ein Applet, mit dem Sie zwischen<br />

den verschiedenen Desktops wechseln.<br />

Der überwiegende Teil des Panels dient jedoch<br />

im Wesentlichen – und ganz traditionell – als<br />

Platzhalter für verkleinerte Anwendungsfenster,<br />

zwischen denen Sie über [Alt]+[Tab] hin- und<br />

herschalten. Rufen Sie Dutzende von Anwendungen<br />

auf, schiebt der Desktop die Schaltflächen<br />

enger zusammen. Ganz rechts unten im Panel versammelt<br />

Lubuntu Indikatoren für die Lautstärke,<br />

den Batterieladestand, das Netzwerk und die aktuelle<br />

Uhrzeit. Starten Sie spezielle Anwendungen,<br />

nisten sich hier weitere Indikatoren ein, etwa vom<br />

Gnome MPlayer. Das war schon alles Erwähnenswerte<br />

am Desktop.<br />

Installieren Sie den lubuntu-desktop parallel zu<br />

Unity, fehlen diese Indikatoren. Im Test tauchte<br />

stattdessen eine Anzeige für die CPU-Auslastung<br />

auf – die allerdings nur für eine einzelne CPU<br />

funktionierte. Dann gab es ein Netzwerk- und<br />

Datums-Applet, gefolgt von einem speziellen Icon,<br />

über das Sie den Desktop sperren, wenn Sie den<br />

Rechner für eine Weile verlassen.<br />

Ein zentraler Bestandteil von LXDE ist der Dateimanager,<br />

der PCManFM heißt. Das Tool mit dem<br />

merkwürdigen Namen sieht zunächst Nautilus<br />

Desktop-Switch<br />

Wollen Sie Lubuntu nicht von der Pike auf installieren,<br />

setzen Sie es parallel zu Unity ein. Grundsätzlich<br />

folgen die Namen der Pakete, die unter <strong>Ubuntu</strong><br />

einen alternativen Desktop installieren, dem Schema<br />

{DESKTOPNAME}-desktop. Im Fall von Lubuntu spielen<br />

Sie also das Paket lubuntu-desktop ein. Lässt sich der<br />

Desktop anschließend nicht starten, oder fehlen einige<br />

Features (etwa Indikatoren und Codecs), installieren Sie<br />

weitere Pakete nach, die ein lubuntu im Namen tragen.<br />

1 Lubuntu ist dank des LXDE-Desktops extrem schlank und lässt sich trotz der einfach gestrickten<br />

Programme gut bedienen. Sogar das Software-Center hat es mit im Gepäck.<br />

sehr ähnlich, ist aber wesentlich performanter<br />

und erscheint nahezu zeitgleich mit dem Klick<br />

auf das Icon. Stabilitätsprobleme konnten wir im<br />

Test nicht erkennen – es fehlen allerdings ein paar<br />

kleine Features, die Sie unter Nautilus eventuell<br />

nutzen. So gibt es zwar Tabs, aber keine Split-<br />

Ansicht, die sowohl Nautilus als auch Dolphin<br />

unter KDE anbieten. Sie erlaubt es, das Hauptfenster<br />

in einen rechten und linken Bereich zu teilen,<br />

die unabhängig voneinander agieren. So lassen<br />

sich Daten einfach zwischen zwei Verzeichnissen<br />

per Drag & Drop hin- und herschaufeln. Das bietet<br />

sich etwa an, wenn sich ein Verzeichnis auf<br />

einem entfernten Rechner befindet. Positiv: Auch<br />

PCManFM erlaubt es, Verzeichnisse über SSH und<br />

FTP einzubinden und Dateien dorthin zu verschicken.<br />

Dazu geben Sie in die Adressleiste z. B.<br />

sftp://{BENUTZERNAME}@{IP‐ADRESSE}<br />

ein und legen für die Verknüpfung ein Lesezeichen<br />

an. Über [F4] rufen Sie sogar eine Shell in der<br />

entfernten Umgebung auf (über GVFS, SFTP und<br />

SSHFS), diese bietet jedoch nicht dieselben Zugriffsmöglichkeiten<br />

wie unter Unity/​Gnome 3. Mit<br />

ihr lassen sich im Wesentlichen Dateien hin- und<br />

herkopieren.<br />

Business<br />

as usual<br />

Zahlreiche Dinge<br />

funktionieren<br />

auch unter LXDE<br />

wie gewohnt:<br />

Stecken Sie einen<br />

USB-Stick in<br />

den passenden<br />

Slot, öffnet sich<br />

ein Fenster, das<br />

diverse Optionen<br />

anbietet. Der<br />

NetworkMa-<br />

Referenz<br />

Linux Mint: Den Linux-Mint-Artikel<br />

lesen Sie ab Seite 68.<br />

Julien Lavergne: Das Interview mit<br />

Julien lesen Sie kostenlos online unter<br />

[http:// ubuntu‐user. de/​24422].<br />

2 Neue Starter für Anwendungen fügen Sie dem Panel von Lubuntu mit<br />

Hilfe von ein paar Mausklicks hinzu.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

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Schwerpunkt<br />

Unity-Alternativen<br />

3 Über den Gnome MPlayer sehen Sie ohne große Umstände via DVB-T fern, wenn das System<br />

Ihre Fernsehkarte erkennt und Sie die Kanäle richtig einlesen.<br />

nager funktioniert wie unter <strong>Ubuntu</strong>; zusätzlich<br />

verwenden Sie über Systemwerkzeuge / Windows<br />

WLAN Treiber Windows-Treiber, die bestimmte<br />

WLAN-Karten zum Leben erwecken. Identifiziert<br />

das System Ihre Grafikkarte und kennt einen Treiber<br />

dafür, bietet Jockey diesen zur Installation an.<br />

Als Browser kommt wie erwähnt Chromium zum<br />

Einsatz, der Audioplayer Audacious spielt CDs<br />

und MP3s ab. Videos zeigt hingegen der Gnome<br />

MPlayer – Fernsehsender auch (Abbildung 3). Erkennt<br />

das System Ihre TV-Karte, müssen Sie noch<br />

die Fernsehsender scannen. Installieren Sie dazu<br />

das Paket dvb-apps, und geben Sie zum Beispiel<br />

$ scan de‐Muenchen > ~/.mplayer/channels.conf<br />

4 Sylpheed ist zwar ein sehr schlichter Client, genügt aber den grundsätzlichen Ansprüchen der<br />

meisten E-Mail-Nutzer. Es beherrscht unter anderem POP3 und IMAP.<br />

ein, wenn Sie in München leben. Der E-Mail-Client<br />

Sylpheed beherrscht POP3 und IMAP, sogar voreingestellte<br />

Optionen für Gmail gibt es (Abbildung<br />

4). Wer eine Webcam besitzt, kann diese mit<br />

GUVCviewer verwenden: Die Software bringt etliche<br />

Funktionen mit (Abbildung 5). Die Bürohilfsmittel<br />

sind hingegen eher bescheiden: Gnumeric,<br />

Leafpad und Abiword reichen nicht an den Funktionsumfang<br />

von LibreOffice heran.<br />

Es gibt auch ein paar kleine Stolpersteine: So<br />

lassen sich bestimmte Dateien nicht per [Entf]<br />

löschen, das Wechseln der Benutzer funktioniert<br />

nur über Abmelden und anschließendes Anmelden.<br />

Das schnelle Starten von Programmen über<br />

[Alt]+[F2] klappt nicht reibungslos: Mitunter<br />

taucht das Schnellstartfenster nicht auf oder verschwindet<br />

hinter anderen Fenstern. Nicht zuletzt<br />

verschwand in einem Testsetup beim Klick auf<br />

Ausschalten das Fenster für die Passworteingabe<br />

nach zwei Sekunden. Hier rettete die Eingabe von<br />

sudo halt in ein Terminal den Tag.<br />

Xfce/​Xubuntu<br />

Weniger schlank als das dynamische Duo Lubuntu/​LXDE,<br />

dafür aber mit mehr Funktionen<br />

gesegnet, präsentiert sich Xubuntu mit seinem<br />

Xfce-Desktop. Version 4.8 basiert auf einem GTK2-<br />

Grundgerüst, das der Fenstermanager Xfwm4 zusammenhält.<br />

Neben einigen Eigenkompositionen<br />

wie Xfburn, Thunar und Midori bringt die Xfce-<br />

Variante alte Bekannte mit, darunter Abiword und<br />

Gnumeric. Aber eins nach dem anderen.<br />

Desktoprundgang<br />

In der Tat positioniert sich der Desktop bereits<br />

vom Aufbau her direkt zwischen Unity und LXDE:<br />

Es gibt sowohl ein ausklappbares Dock am unteren<br />

Bildschirmrand (wie es Unity mitbringt) als<br />

auch ein Panel mit einem klassischen Startmenü<br />

am oberen Rand (wie bei LXDE).<br />

Das Dock erscheint, sobald Sie mit dem Mauszeiger<br />

den unteren Rand berühren (Abbildung 6). Es<br />

enthält neben einigen Startern den Papierkorb, ein<br />

Symbol, um offene Fenster zu verstecken, sowie<br />

eine Suchfunktion für Anwendungen. Um es mit<br />

weiteren Symbolen zu bestücken, klicken Sie mit<br />

der rechten Maustaste darauf und wählen Leiste |<br />

Neue Elemente hinzufügen. Hier warten zahlreiche<br />

Panel-Applets auf ihren Einsatz, die unter anderem<br />

einen Wetterbericht oder ein Wörterbuch anbieten<br />

(Abbildung 7). Wollen Sie ein gewöhnliches Programm<br />

über das Dock starten, wählen Sie Starter,<br />

dann Add und schließen das Fenster wieder über<br />

Close. Bewegen Sie die Maus nun über das Dock,<br />

sehen Sie ganz rechts ein leeres Icon. Klicken Sie<br />

es mit der rechten Maustaste an und wählen Sie<br />

Properties, poppt ein neues Fenster auf. Im Reiter<br />

Allgemein klicken Sie auf das grüne Pluszeichen<br />

und ergänzen so ein neues Programm aus einer<br />

Liste. Das Icon darunter zeigt hingegen ein Blatt<br />

Papier mit einem kleinen Pluszeichen: Benutzen<br />

Sie es, um den Inhalt des Starters frei zu wählen.<br />

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Unity-Alternativen<br />

Schwerpunkt<br />

Das Panel oben zeigt nicht nur die geöffneten<br />

Fenster an, sondern bringt auf der rechten Seite<br />

auch die von Unity bekannten Indikatoren mit.<br />

Die erkennen Bluetooth-Geräte, zeigen den Batterieladestand<br />

an, informieren über neue E-Mails<br />

oder Chatnachrichten, regeln die Lautstärke, knüpfen<br />

Verbindungen ins Internet und bieten eine<br />

Möglichkeit, das System neu zu starten. Letzteres<br />

ist positiv: Unity versteckt unter <strong>Ubuntu</strong> 11.10 den<br />

Button für den Neustart hinter dem Ausschalten-<br />

Knopf. Zudem gibt es einen Arbeitsflächenumschalter<br />

und eine Zeit- und Datumsanzeige.<br />

Klicken Sie auf das kleine Mäuschen-Symbol ganz<br />

links oben, öffnet sich das Startmenü mitsamt den<br />

bekannten Kategorien. Über den Eintrag <strong>Ubuntu</strong><br />

Software-Center verwalten Sie Ihre Software (Abbildung<br />

8). Daneben bietet das Menü sortiert<br />

nach Kategorien Software aus den Bereichen Büro,<br />

Internet, System sowie Multimedia an – dazu<br />

gleich mehr. Alternativ rufen Sie das Menü auf,<br />

indem Sie mit der rechten Maustaste auf den<br />

Desktop klicken und Anwendungen aus dem Kontextmenü<br />

wählen.<br />

Einen Extrabereich reserviert das Startmenü für<br />

die Einstellungen. Die umfassen eine Paketquellenverwaltung<br />

(Software Sources), die Verwaltung<br />

der Zusatztreiber für Grafikkarten oder Geräte mit<br />

proprietärer Software sowie die Tastaturverwaltung<br />

(Keyboard Input Methods) und die Sprachunterstützung.<br />

Das Vermischen der deutschen und<br />

englischen Begriffe zeigt deutlich: Mit der Sprachunterstützung<br />

ist es in Xubuntu nicht so weit her<br />

– zahlreiche Menüs des Xfce-Desktops und seiner<br />

Programme bleiben unübersetzt.<br />

Schönwettergott<br />

Auch das Herzstück von Xubuntu enttäuscht eher:<br />

Der Dateimanager Thunar bringt in der Voreinstellung<br />

keine Möglichkeit mit, über FTP oder SSH<br />

auf externe Daten zuzugreifen. Auch das Splitten<br />

der Fensteransicht funktioniert nicht, und es gibt<br />

nicht einmal Tabs – da kann selbst der schlanke<br />

PCManFM mehr!<br />

Die Anbindung an aktuelle Internetprotokolle<br />

beheben Sie, indem Sie das Paket gvfs-backends<br />

nachinstallieren. Während Sie in Nautilus aber<br />

FTP-, SSH- und Samba-Verbindungen direkt einrichten,<br />

sorgt unter Xubuntu die Software Gigolo<br />

für die richtigen Connections. Die rufen Sie erst<br />

über das Startmenü via System | Gigolo auf. Dann<br />

klicken Sie ganz links auf das Icon mit den beiden<br />

Monitoren. Sie wählen einen Verbindungstyp, geben<br />

den DNS-Namen oder die IP-Adresse des Servers<br />

an, nennen den richtigen Port für den Dienst<br />

(22 für SSH, 21 für FTP, WebDAV auf Port 80 usw.)<br />

und den Benutzernamen. Nach einem Klick auf<br />

OK und der Passworteingabe, zeigt Gigolo die Verbindung<br />

als Icon an (Abbildung 9). Klicken Sie<br />

auf diese, ruft das Thunar auf den Plan, der die<br />

entfernten Verzeichnisse auflistet.<br />

5 Ihre Webcam steuern Sie über den GUVCviewer, der zahlreiche Optionen anbietet.<br />

Alternativ zu Gigolo geben Sie die Adresse des<br />

entfernten Rechners direkt in die Adressleiste von<br />

Thunar ein. Sie wählen dazu Anzeige | Adressleiste<br />

| Werkzeugleisten-Stil und tippen etwa<br />

sftp://{BENUTZERNAME}@{IP‐ADRESSE}<br />

wenn Sie eine SSH-Verbindung zu einem anderen<br />

Rechner einrichten wollen. Greifen Sie hingegen<br />

auf eine Samba-Ressource zu, geben Sie die<br />

6 Neben einem Dock am unteren Bildschirmrand bietet Xubuntu am oberen Rand ein Panel an.<br />

7 Das Dock von Xubuntu füllen Sie recht einfach mit zusätzlichen Icons.<br />

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Schwerpunkt<br />

Unity-Alternativen<br />

8 <strong>Ubuntu</strong>s Software-Center lässt Sie auch unter Xubuntu Software komfortabel verwalten.<br />

Samba-Adresse direkt im Dateimanager an, falls<br />

Gigolo den Ordner mit den entfernten Dateien<br />

nicht öffnen will:<br />

smb://{COMPUTER}/{FREIGABENAME}<br />

Drücken Sie [Alt]+[F2] und geben Sie den Befehl<br />

samba‐shares ein, um den Dienst zu installieren<br />

und selbst Dateien im Netzwerk anzubieten.<br />

Zwar rufen Sie in Thunar per Rechtsklick in jedem<br />

Verzeichnis ein Terminal auf (Terminal hier<br />

öffnen), in entfernten Verzeichnissen klappt das<br />

jedoch nicht. Bei Nautilus funktioniert das klaglos,<br />

selbst LXDE ruft ein abgespecktes Terminal auf.<br />

9 Damit Thunar Samba- und FTP-Verbindungen anzeigt, richten Sie diese mit Hilfe eines Tools<br />

namens Gigolo ein, was ein etwas umständlicher Weg ist.<br />

Die Standards<br />

Gelungener als Thunar ist die Auswahl der Standardwerkzeuge:<br />

Xubuntu bringt Firefox als Browser<br />

und Thunderbird als E-Mail-Client mit. Der<br />

Browser zeigt auch Flash-Inhalte an, dabei kann es<br />

aber auf bestimmten Rechnern zu Rucklern kommen.<br />

Herkömmliche Videos spielt der schlanke<br />

Medien-Abspieler Parole ab. Der meldet sich<br />

jedoch auch, wenn Sie in Thunar auf eine MP3-<br />

Datei klicken: Dabei soll sich eigentlich Gmusicbrowser<br />

um Audiodateien kümmern. Spielt Parole<br />

einen Film oder eine MP3-Datei nicht ab, suchen<br />

Sie im Software-Center nach xubuntu‐restricted<br />

und installieren die gefundenen Pakete.<br />

Im Büro kommen – wie bei Lubuntu – Abiword<br />

und Gnumeric zum Einsatz. Nutzen Sie regelmäßig<br />

Bürosoftware, installieren Sie LibreOffice nach.<br />

Ein Vorteil gegenüber <strong>Ubuntu</strong> besteht darin, dass<br />

Xubuntu gleich die komplexe Grafikverarbeitung<br />

Gimp installiert. Als Bildbetrachter sind Gthumb<br />

und Ristretto dabei, wobei letzteres Programm<br />

wirklich nur Bilder anzeigt. Gthumb erlaubt es,<br />

Fotos mit Zusatzinfos zu versehen (Orte, Zeiten<br />

usw.) und an Onlinedienste wie Flickr, Facebook<br />

und Picasa zu senden. Nicht zuletzt brennt Xfburn<br />

CDs und DVDs, während der Startup Disk Creator<br />

USB-Sticks mit einem bootbaren Xubuntu (oder<br />

einem anderen <strong>Ubuntu</strong>-Derivat) erstellt.<br />

Kleine Details<br />

Zu den schön gelösten Dingen unter Xfce gehört<br />

das Benachrichtigungssystem: Sie können die<br />

Nachrichten selbst über ein Knöpfchen schließen,<br />

was unter Unity nicht funktioniert. USB-Sticks und<br />

externe Festplatten mountet Xubuntu problemlos<br />

und ohne Ihr Zutun. Auch das automatische<br />

Erkennen von Grafikkarten und die Installation<br />

der passenden Treiber funktionieren prinzipiell.<br />

Scheitert der Vorgang einmal, spielen Sie alle Updates<br />

ein, starten den Rechner neu und probieren<br />

es erneut. Die dafür nötige Software rufen Sie<br />

auch über Einstellungen | Zusätzliche Treiber auf.<br />

Wollen Sie schnell ein Programm starten (also<br />

nicht über das Startmenü), funktioniert [Alt]+[F2]<br />

zwar, aber Sie müssen die Programmnamen voll<br />

ausschreiben, da Xubuntu sie nicht automatisch<br />

vervollständigt. Das ist schade.<br />

Mate und Gnome Fallback<br />

Wer <strong>Ubuntu</strong> mit Unity verwendet und sich nach<br />

der guten alten Zeit sehnt, kann auch das Paket<br />

gnome-session-fallback installieren. Melden Sie<br />

sich dann vom Desktop ab, finden Sie hinter dem<br />

Zahnradsymbol den Eintrag GNOME Classic, der<br />

Sie auf den alten Gnome-Desktop von <strong>Ubuntu</strong><br />

bringt. Dieser verzichtet auf den Launcher und<br />

andere Spielereien, bietet aber oben rechts im<br />

Panel die Indikatoren an (für Lautstärke, Netzwerk,<br />

Bluetooth und den Benutzer). Über die zwei<br />

Menüeinträge oben links (Anwendungen und<br />

Orte) starten Sie Programme, besuchen lokale Ordner<br />

und Rechner im Netzwerk und binden Festplatten<br />

und Partitionen ein. Über die dunklen Felder<br />

im Panel unten rechts wechseln Sie zwischen<br />

vier Arbeitsflächen hin und her – die sonstige<br />

Programmauswahl ändert sich nicht großartig.<br />

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Unity-Alternativen<br />

Schwerpunkt<br />

Neues Leben haucht dem etwas altbackenen<br />

Gnome 2 von <strong>Ubuntu</strong> das Mate-Projekt ein. Und<br />

so bewirbt der Entwickler sein Baby in einem<br />

Forum: „Das Mate Desktop Environment ist ein<br />

nicht-intuitiver und unattraktiver Desktop, der die<br />

klassische Desktop-Metapher verwendet. Auch<br />

bekannt als GNOME2-Fork.“ Tatsächlich bringt das<br />

Mint 12 auf unserer Heft-DVD neben einem angepassten<br />

Gnome 3 auch den Mate-Desktop mit. Der<br />

basiert auf Gnome 2, lässt sich aber parallel zu<br />

Gnome 3 installieren. Allerdings ist er ein Frischling<br />

und läuft noch nicht in allen Belangen rund.<br />

Um den Desktop unter <strong>Ubuntu</strong> 11.10 zu installieren,<br />

müssen Sie die Mint-Quellen einbinden – und<br />

ein wenig basteln. Mit einem Editor öffnen Sie<br />

zunächst die Datei, die eine Liste mit Paketquellen<br />

enthält, aus denen sich das Software-Center<br />

bedient. Dazu drücken Sie [Strg]+[Alt]+[T] und<br />

geben in das sich öffnende Terminal<br />

$ gksu gedit /etc/apt/sources.list<br />

ein. Die nun angezeigte Datei ergänzen Sie am<br />

Ende um diese Zeile:<br />

deb http://packages.linuxmint.com/ lisa U<br />

main upstream import<br />

Sie speichern und schließen die Datei, aktualisieren<br />

die Paketliste, importieren den Schlüssel von<br />

Linux Mint und installieren den Desktop. Das alles<br />

geschieht erneut über das Terminal:<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get install linuxmint‐keyring<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get install mint‐meta‐mate<br />

<strong>Ubuntu</strong> 11.10 spielt nun einige Paketen auf den<br />

Rechner und richtet diese ein. Nach dem Abmelden<br />

vom Desktop wählen Sie über das Zahnrad<br />

MATE als Zieldesktop aus und melden sich neu<br />

an. Sie landen auf dem Mate-Desktop mit dem<br />

Mint-Hintergrundbild (Abbildung ).<br />

Eine Webseite [1] berichtete von einem Problem<br />

beim Software-Center-Start, das wir nachvollziehen<br />

konnten. Der dort genannte Workaround funktioniert<br />

zum Glück. Ob Sie die Paketquelle nach<br />

der Installation wieder deaktivieren, indem Sie ein<br />

# an den Anfang der Zeile in der Datei sources.list<br />

setzen, bleibt letztlich Ihnen überlassen. Tun Sie<br />

es jedoch nicht, erwarten Sie eventuell kleinere<br />

Probleme beim Aktualisieren des Systems.<br />

Mate zieht einem alten Bekannten neue Kleider an – dem Gnome-2-Desktop.<br />

Fazit<br />

Wer dem Gnome-2-Desktop hinterher trauert,<br />

dürfte sich über Mate freuen. Der Desktop ist<br />

schlank, hübsch aufgemacht und funktioniert so,<br />

wie Sie es von älteren <strong>Ubuntu</strong>-Versionen her kennen.<br />

Auch für den LXDE-Desktop trifft das zu weiten<br />

Teilen zu: Zwar stecken in dem Desktop noch<br />

einige kleinere Bugs, aber die Ausstattung von<br />

PCManFM erstaunt, und der Desktop ist extrem<br />

schnell. Mitgelieferte Tools wie NetworkManager<br />

und Jockey-GTK übernehmen Aufgaben, an denen<br />

die Nutzer einfacher Desktops oft scheitern: Sie<br />

richten eine Netzwerkverbindung ein und installieren<br />

den Grafikkartentreiber. Die Tools an Bord bieten<br />

alle wesentlichen Funktionen an. Soll es etwas<br />

mehr Komfort sein, müssen Sie nachrüsten, was<br />

den Rechner aber wieder langsamer macht.<br />

Wer einen halbwegs aktuellen Rechner besitzt und<br />

eine Unity-Alternative sucht, greift am besten zu<br />

Xubuntu. Es versucht den Spagat, ein schlankes<br />

System anzubieten, aber trotzdem auf komfortable<br />

Anwendungen zu setzen. Im Leerlauf konsumiert<br />

der Xfce-Desktop etwa 450 MByte RAM, womit<br />

er nur wenig über den Werten von Lubuntu liegt<br />

(380 bis 400 MByte). Laufen aber vorinstallierte<br />

Programme wie Firefox, Thunderbird und das<br />

Software-Center, schnellt die Zahl schnell auf rund<br />

800 MByte hoch. Warum Xubuntu dann wiederum<br />

den schlichten Dateimanager Thunar mitbringt, ist<br />

ein Rätsel. Die Entwickler können sich offenbar<br />

nicht so recht entscheiden, ob sie Unity Konkurrenz<br />

machen oder einen schlanken Lubuntu-artigen<br />

Desktop anbieten wollen. Will man die Unity-<br />

Kritiker anziehen, wäre der erste Weg schlauer:<br />

Xubuntu mit Nautilus und LibreOffice dürfte einige<br />

Nutzer zu einem Wechsel bewegen.<br />

Treibt auch Sie die Frage nach einer Unity-Alternative<br />

um, überlegen Sie im Vorfeld am besten, was<br />

Sie wollen: ein sehr schlankes System mit einfachen<br />

Anwendungen (dann greifen Sie zu Lubuntu/​<br />

LXDE), einen altgedienten Desktop mit allem<br />

Komfort (Mate) oder eine einfach zu bedienende<br />

Alternative zu Unity, die mehr Komfort als LXDE<br />

verspricht (Xubuntu).<br />

Sie sollten Unity (oder Gnome 3) aber nicht voreilig<br />

abschreiben: Das Beispiel KDE 4 zeigt schön,<br />

dass Desktops oft eine Weile brauchen, bevor sie<br />

den Ansprüchen der Nutzer genügen. ●●●<br />

Info<br />

[1] Software-Center-Problem<br />

lösen: [http:// ubuntuguide.​<br />

net/ ubuntu‐11‐10‐install‐cla<br />

ssic‐gnome2‐desktop‐linuxmint‐mate]<br />

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Desktop<br />

<strong>Ubuntu</strong> One<br />

Streaming, Kontakte, Notizen mit <strong>Ubuntu</strong> One<br />

Licht und Schatten<br />

katikatta, Photocase.com<br />

Im letzten Heft haben<br />

wir die grundlegenden<br />

Features von <strong>Ubuntu</strong><br />

One vorgestellt. Nun zeigen<br />

wir, wie Sie Kontakte<br />

und Notizen synchronisieren<br />

und Musik auf<br />

Ihr Handy streamen.<br />

Tim Schürmann, Kristian Kißling<br />

Canonicals Cloud-Anwendung <strong>Ubuntu</strong> One<br />

bietet inzwischen Clients für zahlreiche Systeme<br />

an [1]. Das ist nur logisch, brauchen Sie doch<br />

so einen Client, um Ihre Dateien, Kontakte und<br />

Notizen in die Wolke zu verschieben. Den Client<br />

gibt es für <strong>Ubuntu</strong> ab Version 9.04, aber auch für<br />

Mobiltelefone mit Android ab Version 2.1 sowie<br />

für iPhones und iPads. Ein <strong>Ubuntu</strong>-One-Client für<br />

Windows gleicht bisher nur Dateien beziehungsweise<br />

Verzeichnisse ab (Abbildung 1); Mac-OS-X-<br />

Nutzer gehen noch komplett leer aus.<br />

1 Der <strong>Ubuntu</strong>-One-Client für Windows ähnelt seinem <strong>Ubuntu</strong>-Pendant, spricht aber nur Englisch.<br />

Der Ordner „<strong>Ubuntu</strong> One“ liegt im eigenen Benutzerverzeichnis.<br />

Mehrwert<br />

Gehen die 5 GByte Speicherplatz aus, stocken<br />

Sie den Platz gegen Bares in 20-GByte-Häppchen<br />

weiter auf. Die Zahlung erfolgte zum Redaktionsschluss<br />

ausschließlich per Kreditkarte; mehr zu<br />

den Preisen erfahren Sie weiter unten im Artikel.<br />

Besitzen Sie so ein Plastikkärtchen, klicken Sie im<br />

<strong>Ubuntu</strong>-One-Client im Register Benutzerkonto auf<br />

den Knopf Speicherplatz und ‐modelle kaufen. Es<br />

öffnet sich ein Browserfenster (Abbildung 2). Sofern<br />

am unteren Rand viele Pfeile auf einen Signup-now-Knopf<br />

zeigen, klicken Sie diesen an und<br />

tragen die <strong>Ubuntu</strong>-One-Anmeldedaten ein. Dann<br />

wählen Sie das etwas unscheinbare Buy more storage<br />

space rechts im Bereich Need more space? und<br />

landen wieder auf der Seite aus Abbildung 2.<br />

Hier stellen Sie nun rechts unten im Bereich Add<br />

Storage ein, wie viele 20-GByte-Häppchen Sie<br />

wollen, und entscheiden sich für eine monatliche<br />

(Monthly) oder jährliche (Yearly) Zahlungsweise.<br />

Über Buy now and go to checkout gelangen Sie zu<br />

einem Formular, in dem Sie nur noch die Adresse<br />

und die Kreditkarteninformationen eintippen.<br />

Ausgelagertes Gedächtnis<br />

Neben einfachen Dateien synchronisiert <strong>Ubuntu</strong><br />

One auf Wunsch auch Kontakte aus dem neuen<br />

Standard-E-Mail-Programm Thunderbird sowie die<br />

Notizen aus Tomboy. Früher ließen sich zudem<br />

noch die Kontakte aus Evolution und Firefox abgleichen<br />

– beide Möglichkeiten hat Canonical in<br />

<strong>Ubuntu</strong> 11.10 gestrichen.<br />

Um die verbliebenen Dienste zu nutzen, schalten<br />

Sie diese zunächst im <strong>Ubuntu</strong>-One-Client frei. Den<br />

starten Sie, indem Sie über [Windows] das Dash<br />

auf den Desktop holen und ubuntu eingeben. Auf<br />

der Oberfläche des Clients registrieren Sie sich<br />

oder melden Sie sich beim Dienst an über Ich habe<br />

bereits ein Konto!. Dann wechseln Sie zum Reiter<br />

Dienste und klicken auf Jetzt installieren, was –<br />

nach Eingabe des Administratorpassworts – das<br />

Paket desktopcouch-ubuntuone installiert, das die<br />

anderen Dienste benötigen.<br />

42 UBUNTU<br />

02/2012<br />

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user


<strong>Ubuntu</strong> One<br />

Desktop<br />

Anschließend lassen sich zunächst die Tomboy-<br />

Notizen abgleichen. Sie rufen dazu unter Tomboy<br />

den Menüpunkt Bearbeiten | Einstellungen auf,<br />

wählen im Register Abgleichen den Dienst Tomboy<br />

im Internet. In der Zeile Server tragen Sie einen<br />

Ordner ein, in dem die Notizen landen sollen.<br />

Dann klicken Sie auf Mit Server verbinden. Es<br />

öffnet sich jetzt ein Browserfenster, in dem Sie<br />

– einmal mehr – die <strong>Ubuntu</strong>-One-Anmeldedaten<br />

hinterlassen. Wenn nötig, tippen Sie den Namen<br />

Ihres Computers in das Eingabefeld und klicken<br />

auf Add This Computer. Sobald die Erfolgsmeldung<br />

erscheint, wechseln Sie wieder zurück zu<br />

den Tomboy Einstellungen und speichern die<br />

Einstellungen über den Button rechts unten. Zukünftig<br />

stoßen Sie einen Abgleich über den Menüpunkt<br />

Werkzeuge | Notizen abgleichen an, oder<br />

Sie setzen gleich ein Häkchen bei Automatisch im<br />

Hintergrund abgleichen alle {N} Minuten, wobei<br />

Sie für {N} einen konkreten Wert eintragen.<br />

Damit die Thunderbird-Kontaktdaten in <strong>Ubuntu</strong><br />

One landen, müssen Sie dem E-Mail-Programm<br />

noch das entsprechende Plug-in verpassen. Dazu<br />

klicken Sie wiederum auf Jetzt installieren im<br />

Reiter Dienste des <strong>Ubuntu</strong>-One-Clients (Abbildung<br />

3). Anschließend erscheint im Thunderbird-<br />

Adressbuch auch ein <strong>Ubuntu</strong>-One-Adressbuch<br />

(Abbildung 4). Alle hier abgelegten Kontakte tauchen<br />

automatisch auf allen anderen verbundenen<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Computern auf – sofern Sie auf diesen die<br />

gleiche Prozedur wiederholen.<br />

Bezüglich der Synchronisierungs-Geschwindigkeit<br />

enttäuschte der Dienst im Test: Erst nach einer guten<br />

halben Stunde landeten die zwei Testkontakte<br />

auf dem Server von Canonical. In Thunderbirds<br />

„<strong>Ubuntu</strong>-One“-Adressbuch tauchten sie erst nach<br />

einem Neustart des Systems auf – hier muss das<br />

<strong>Ubuntu</strong>-One-Projekt nacharbeiten. Der Abgleich<br />

von Kontakten und Notizen bleibt übrigens im<br />

Moment <strong>Ubuntu</strong>-Nutzern vorbehalten – sowohl<br />

der Android-App als auch der Windows-Version<br />

fehlen diese Linux-spezifischen Funktionen.<br />

Weiche Ware<br />

Mittlerweile besitzt auch das Software-Center eine<br />

Anbindung an <strong>Ubuntu</strong> One. Über Datei | Zwischen<br />

Rechnern abgleichen schiebt es eine Liste mit allen<br />

derzeit installierten Paketen auf Canonicals Server.<br />

Auf diese Weise müssen Sie nach einer Neuinstallation<br />

nicht mühsam jede zuvor genutzte Anwendung<br />

einzeln nachinstallieren – Sie übertragen die<br />

Softwareauswahl dank <strong>Ubuntu</strong> One schnell und<br />

einfach auf einen anderen Rechner.<br />

Für diesen Mechanismus verantwortlich zeichnet<br />

im Hintergrund eine Software namens OneConf,<br />

die sich allerdings noch am Anfang ihrer Entwicklung<br />

befindet [2]. Um die Synchronisation<br />

anzuschieben, genügt es, den Menüpunkt Datei<br />

| Zwischen Rechnern abgleichen aufzurufen. In<br />

dem nun erscheinenden Formular klicken Sie auf<br />

2 Auf dieser Seite ordern Sie bequem und je nach Bedarf weiteren Speicher und das Musik-<br />

Streaming. Bezahlt wird aktuell nur mit der Kreditkarte, PayPal-Support soll folgen.<br />

Haben Sie bereits ein Benutzerkonto?, tippen in die<br />

beiden Felder die Zugangsdaten für <strong>Ubuntu</strong> One<br />

ein und melden sich bei dem Dienst an. Klicken<br />

Sie auf Verbinden, sendet das Software-Center eine<br />

Liste mit allen installierten Paketen an <strong>Ubuntu</strong><br />

One. Gleichzeitig zeigt es auf der linken Seite eine<br />

Liste mit allen verbundenen Computern an. Die<br />

enthält anfangs nur Dateien des Rechners, dessen<br />

Paketliste Sie synchronisieren wollen. Wechseln<br />

Sie später zum Zielrechner, den Sie mit den Pakete<br />

ausstatten wollen, rufen Sie auch dort das<br />

Software-Center auf und wählen Datei | Zwischen<br />

Rechnern abgleichen.<br />

In diesem Fall sehen Sie nun die Konfigurationen<br />

beider Rechner. Klicken Sie auf den Rechner,<br />

dessen Pakete Sie einspielen wollen, tauchen auf<br />

der rechten Seite zwei Listen auf, die leider nur<br />

in englischer Sprache vorliegen (Abbildung 5).<br />

3 Um unter <strong>Ubuntu</strong> Kontakte und Notize zu synchronisieren, müssen Sie über den <strong>Ubuntu</strong>-One-<br />

Client erst eine Datei nachinstallieren.<br />

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43


Desktop<br />

<strong>Ubuntu</strong> One<br />

4 Ihre Thunderbird-Kontakte synchronisieren Sie über <strong>Ubuntu</strong> One, was aber ein wenig dauern<br />

kann. In Thunderbird erscheint dann ein neues Adressbuch namens „<strong>Ubuntu</strong> One“.<br />

Info<br />

[1] <strong>Ubuntu</strong>-One-Clients herunterladen:<br />

[https:// one.​<br />

ubuntu. com/ downloads/]<br />

[2] OneConf: [https:// wiki.​<br />

ubuntu. com/ OneConf]<br />

[3] <strong>Ubuntu</strong> One Music für iOS:<br />

[https:// one. ubuntu. com/​<br />

downloads/ iphone/]<br />

[4] U1 Music im Android<br />

Market: [https:// market.​<br />

android. com/ details? id=net.​<br />

sourceforge. subsonic. u1m&​<br />

feature=search_result]<br />

6 Die im <strong>Ubuntu</strong> One Music Store erworbenen Musikstücke landen automatisch auch auf der<br />

Onlinefestplatte. Musik-Streaming kostet aber extra.<br />

5 Auch die Konfiguration des Software-Centers<br />

exportieren Sie: So installieren Sie auf dem Zielrechner<br />

dieselben Pakete wie auf Ihrem Ausgangsrechner.<br />

Leider bietet die Funktion wenig Komfort.<br />

Die erste verrät, welche Pakete auf dem Rechner<br />

fehlen, den Sie aktuell nutzen (…not on this computer).<br />

Die zweite zeigt Ihnen, welche Pakete auf<br />

dem anderen Rechner fehlen (…not on {RECH‐<br />

NERNAME}). Ganz unten informiert Sie ein Text<br />

über den letzten Synchronisations-Vorgang – hier<br />

entfernen Sie den Rechner bei Bedarf auch wieder<br />

aus der Sync-Schleife.<br />

Viel Komfort bietet das Synchronisations-Feature<br />

allerdings nicht: Zum einen dauert es mitunter<br />

wieder eine Weile, bis die Daten auf dem anderen<br />

Rechner landen. Zudem gibt es keine offensichtliche<br />

Möglichkeit, sämtliche unterschiedlichen Pakete<br />

auf einen Schlag zu installieren. Sie müssen<br />

bei jedem Paket einzeln auf Installieren klicken,<br />

was schnell in Arbeit ausartet.<br />

Mach ma Lalla<br />

An den <strong>Ubuntu</strong>-One-Speicher ist auch der <strong>Ubuntu</strong><br />

One Music Store angeschlossen. Ihn betreten Sie<br />

über den Mediaplayer Banshee. Am linken Rand<br />

stoßen Sie hier auf den Eintrag <strong>Ubuntu</strong> One Music<br />

Store (Abbildung 6). Die in ihm erworbenen Musikstücke<br />

bleiben in der Cloud. Erst wenn Sie im<br />

Store explizit auf den Button Abonnieren klicken,<br />

landen die Dateien als Kopien auf dem lokalen<br />

Rechner. Sie spielen die Dateien entweder direkt<br />

ab oder lassen das Ihr Handy für Sie erledigen:<br />

Der kostenpflichtige Streaming-Dienst lässt Sie die<br />

Musik in <strong>Ubuntu</strong>s Cloud auch auf Ihrem Smartphone<br />

(Android oder iOS-Geräte) hören, ohne<br />

dass Sie die Songs herunterladen müssen – eine<br />

Internetanbindung brauchen Sie allerdings.<br />

Die Dienstleistung kostet im Moment 4 US-Dollar<br />

im Monat oder wahlweise 40 US-Dollar im Jahr.<br />

Im Preis enthalten sind 20 GByte zusätzlicher<br />

Speicherplatz, was die hohen Kosten etwas relativiert.<br />

Für das Streamen gibt es eine eigene App<br />

namens <strong>Ubuntu</strong> One Music, die iOS-Anwender<br />

auf <strong>Ubuntu</strong>s Webseite [3] und Android-Nutzer im<br />

Android-Market [4] finden. Aktuell können Sie das<br />

Streaming 30 Tage lang kostenlos nutzen, müssen<br />

es aber aktiv beenden.<br />

Gemächlich in die Zukunft<br />

Den Kinderschuhen entwachsen, aber noch nicht<br />

erwachsen – so präsentiert sich <strong>Ubuntu</strong> One in<br />

unserem Test. Verglichen mit dem Konkurrenten<br />

Dropbox, schneidet es vor allem in puncto Geschwindigkeit<br />

schlechter ab.<br />

Im Test landeten die Dateien zwar auf den anderen<br />

Rechnern, aber das dauerte. Thunderbird übernahm<br />

erst nach einem Neustart zwei Adressen in<br />

sein <strong>Ubuntu</strong>-One-Adressbuch. Problematisch wird<br />

die Langsamkeit vor allem bei großen Dateien: Um<br />

Ihre 20-GByte-Musiksammlung auf <strong>Ubuntu</strong> One zu<br />

verschieben, benötigen Sie vermutlich Wochen.<br />

Auch bei sehr großen Dateien gerät <strong>Ubuntu</strong> One<br />

unter Umständen ins Straucheln. Der Upload einer<br />

Riesendatei brach nach einiger Zeit ab. Bei der<br />

Software-Center-Anbindung fehlt zudem eine Option,<br />

um alle Pakete auf einmal zu installieren. Es<br />

ist zu erwarten, dass Canonicals Ingenieure diese<br />

Probleme über kurz oder lang in den Griff bekommen<br />

– denn das Cloud-Angebot soll den Laden<br />

irgendwann mitfinanzieren.<br />

Dennoch sieht <strong>Ubuntu</strong> One ohne Frage gut aus<br />

und lässt sich intuitiv bedienen. Dateien im Megabyte-Bereich<br />

synchronisieren Sie mit dem Dienst<br />

problemlos. Spielt Zeit keine zentrale Rolle, können<br />

Sie mit <strong>Ubuntu</strong> One gut arbeiten. Einer der<br />

Hauptvorteile besteht darin, dass es sich nahtlos<br />

in <strong>Ubuntu</strong>s Unity-Desktop integriert. (kki) ●●●<br />

44 UBUNTU<br />

02/2012<br />

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user


Open Source<br />

mobilisiert.<br />

Open Collaboration.<br />

Open Innovation. Open Data.<br />

VIER TAGE >>OFFEN


Desktop<br />

Wunderlist<br />

- 10:00 Meeting<br />

- 17.30 Einkaufen<br />

(Wochenende!!)<br />

- 18.00 Stricken mit Oma<br />

- 21.00 LAN-Party<br />

To-do-App mit Cloud-Anbindung<br />

Listenwunder<br />

Zlatko Guzmic, 123RF<br />

Eine Aufgabenverwaltung sollte effektiv, intuitiv und<br />

elegant sein. Wunderlist hat mit diesem Rezept in<br />

den vergangenen Monaten viele Freunde gefunden<br />

und steht nun auch für Linux-Systeme bereit. <br />

<br />

Thomas Raukamp<br />

Installation unter 11.10<br />

Steht Wunderlist noch nicht im<br />

Software-Center bereit, müssen Sie<br />

nicht verzweifeln: Anton Kurnitzky<br />

bietet auf seiner Webseite [4] ein<br />

Skript an, über das Sie Wunderlist<br />

fast ohne Terminaleingaben unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> 11.10 installieren. Sie machen<br />

das heruntergeladene Skript<br />

zunächst ausführbar. Dazu klicken<br />

Sie mit der rechten Maustaste darauf,<br />

wählen Eigenschaften und<br />

setzen im Reiter Zugriffsrechte ein<br />

Häkchen bei Datei als Programm<br />

ausführen. Dann rufen Sie ein Terminal<br />

auf ([Strg]+[Alt]+[T]), navigieren<br />

in das Verzeichnis mit dem<br />

Skript und geben sudo ./install-<br />

Wunderlist.sh ein. Das Skript lädt<br />

nun die Software herunter, installiert<br />

die Abhängigkeiten und verfrachtet<br />

das ausführbare Programm in den<br />

Ordner /opt. Über das Dash und die<br />

Eingabe von wunderlist rufen Sie<br />

das Programm auf.<br />

„Leben Sie nicht in Ihrem Posteingang“, rät<br />

der US-Autor Leo Babauta den Lesern seines Buches<br />

„Focus – A Simplicity Manifesto in the Age<br />

of Distraction“ [1], weil er beobachtet hat, dass<br />

viele Computeranwender ihr E-Mail-Programm<br />

als To-do-Liste missbrauchen. Die eintrudelnden<br />

Nachrichten lassen sich jedoch nur schwer priorisieren<br />

und eignen sich eher schlecht zum Planen<br />

von Aufgaben.<br />

Von Berlin in die Welt<br />

Eleganz, Minimalismus und Übersichtlichkeit hat<br />

sich hingegen Wunderlist auf die Fahnen geschrieben.<br />

Der Taskmanager aus der Berliner Softwareschmiede<br />

6Wunderkinder [2] konnte in seiner kurzen<br />

Lebensspanne schon einige Anwenderpreise<br />

ergattern. Plattformunabhängigkeit gehört zum<br />

Programm: Neben Desktopversionen für Windows,<br />

Mac OS X und Linux gibt es mobile Varianten für<br />

Android-Smartphones sowie iPhone und iPad. Außerdem<br />

lässt sich Wunderlist komplett im Browser<br />

verwenden; für Chrome gibt es eine Anwendung<br />

in Googles Webstore [3].<br />

Wunderlist existiert in Versionen für 32- und<br />

64-Bit-Systeme. Nutzen Sie <strong>Ubuntu</strong> 11.04, installieren<br />

Sie das Programm über das Software-Center.<br />

Da die Wunderlist zugrunde liegende Entwicklungsumgebung<br />

Titanium bisher nicht mit <strong>Ubuntu</strong><br />

11.10 kooperiert (siehe Kasten Installation unter<br />

11.10), verzögert sich die Umsetzung für die aktuelle<br />

Version etwas – zum Erscheinen dieser Ausgabe<br />

sollte diese Nachlässigkeit behoben sein.<br />

Wunderlist präsentiert sich auf allen Plattformen<br />

mit einer durchgängigen Oberflächengestaltung,<br />

die an das Design von Apple-Software erinnert.<br />

Im Zentrum stoßen Sie auf die Aufgabenübersicht,<br />

auf der rechten Seite auf Listen, zu denen die<br />

Aufgaben gehören. Eine Funktionsleiste am unteren<br />

Fensterrand bietet Optionen an, über die Sie<br />

die angezeigten Aufgaben eingrenzen, das Profil<br />

schneller wechseln und die Oberfläche gestalten.<br />

Ein hübsches Wunder<br />

Die größte Aufmerksamkeit zieht sicher die Aufgabenübersicht<br />

auf sich (Abbildung 1). Die sieht<br />

aufgrund ihres ausladenden Fensterhintergrundes<br />

fast wie ein alternativer Desktop aus. Benutzen<br />

Sie Wunderlist im Vollbildmodus, ist die Illusion<br />

nahezu perfekt. Den voreingestellten Parketthintergrund<br />

ersetzen Sie jederzeit durch ein anderes<br />

Bild. Dazu verwenden Sie das Aufklappmenü,<br />

die Sie unten rechts am Rand der Funktionsleiste<br />

sehen (Abbildung 2). Eigene Designs dürfen Sie<br />

allerdings nicht auswählen.<br />

46 UBUNTU<br />

02/2012<br />

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user


Wunderlist<br />

Desktop<br />

Nach dem ersten Start und der Registrierung<br />

(die Sie über die Schaltfläche No Thanks auch<br />

verweigern dürfen) präsentiert Wunderlist seine<br />

Eingangsbox, die in Form einer To-do-Liste gleichzeitig<br />

eine kleine Einführung in das Programm<br />

enthält. Arbeiten Sie die dargestellten „Aufgaben“<br />

ab, lernen Sie die wichtigsten Verwaltungsfunktionen<br />

kennen und machen sich so zugleich mit den<br />

Tastaturkürzeln für Wunderlist vertraut.<br />

Bevor Sie eine Aufgabe hinzufügen, erstellen Sie<br />

eine übergeordnete Liste, in die Sie die Aufgabe<br />

thematisch einbetten (im Beispiel heißt sie <strong>Ubuntu</strong><br />

<strong>User</strong>). Das erledigen Sie über den entsprechenden<br />

Knopf in der Funktionsleiste (Liste hinzufügen).<br />

Haben Sie den Namen gesetzt, erscheint der Eintrag<br />

in der Listenübersicht. Fahren Sie nun mit<br />

der Maus über diesen, erscheinen weitere Piktogramme,<br />

die das Bearbeiten beziehungsweise Löschen<br />

der Liste gestatten. Ein großzügiges Suchfeld<br />

oben rechts erlaubt es Ihnen, die angelegten Listen<br />

nach Schlüsselwörtern zu durchforsten.<br />

Nun ergänzen Sie die Liste um eine neue Aufgabe.<br />

Dies erledigen Sie wiederum im Hauptfenster, in<br />

dem ein Eingabefeld auf Sie wartet. Geben Sie der<br />

Aufgabe zunächst einen Namen in Form einer groben<br />

Zusammenfassung, also zum Beispiel Leserbrief<br />

schreiben. Klicken Sie auf das Uhrensymbol<br />

links im Eingabefeld, öffnet sich ein Kalender, in<br />

den Sie einen Termin für diese Aufgabe eintragen.<br />

Legen Sie keine Zeit fest, gilt die Aufgabe als<br />

„nicht termingebunden“. Drücken Sie [Eingabe],<br />

landet der neue Eintrag in der Liste. Hier bearbeiten<br />

Sie ihn erneut oder priorisieren ihn durch<br />

Anklicken des kleinen Sterns am linken Rand.<br />

Fahren Sie mit der Maus über den Eintrag, sehen<br />

Sie am rechten Rand ein Papiersymbol,<br />

das Sie zu einem<br />

einfachen Notizblock leitet. In<br />

ihm ergänzen Sie weitere Informationen<br />

wie E-Mail-Adressen<br />

und Weblinks, die Wunderlist<br />

beim Anklicken auch automatisch<br />

auflöst. Ist eine Aufgabe<br />

erledigt, haken Sie diese ab. Ist<br />

sie überfällig, zeigt Wunderlist<br />

dies an und schickt Ihnen zusätzlich<br />

eine Erinnerungsnachricht<br />

an die E-Mail-Adresse, die<br />

Sie beim Registrieren angegeben<br />

haben. Die Funktionsleiste<br />

am unteren Fensterrand hilft<br />

Ihnen bei der Navigation durch<br />

Ihre Aufgaben.<br />

Über den<br />

Wolken?<br />

Das eigentliche Potenzial von<br />

Wunderlist verbirgt sich jedoch<br />

hinter den etwas unscheinbaren<br />

Piktogrammen am oberen<br />

Rand des Arbeitsfensters. Das Icon mit dem<br />

Wölkchen ermöglicht es Ihnen, die eigenen Aufgabenlisten<br />

in einen Onlinespeicher zu schieben.<br />

Von dort schicken Sie die Listen per URL-Versand<br />

an Mitarbeiter oder teilen sie sogar öffentlich –<br />

<strong>Ubuntu</strong>-One-Benutzer kennen das Grundprinzip<br />

vermutlich bereits.<br />

Die Synchronisation über die Cloud sorgt dafür,<br />

dass Sie stets von allen Plattformen aus auf Ihre<br />

Wunderlist-Daten zugreifen – also auch mobil vom<br />

Android-Smartphone oder iPhone aus. Dadurch<br />

geht zukünftig keine Aufgabe mehr verloren.<br />

Treibt Ihnen der Cloud-Gedanke Sorgenfalten auf<br />

die Stirn (spontan fallen hierbei die Themen „Datensicherheit“<br />

und „Privatsphäre“ ein), verschicken<br />

Sie die To-do-Liste eben einfach per E-Mail:<br />

Klicken Sie auf das entsprechende Icon, öffnet<br />

<strong>Ubuntu</strong> eine frische Mail im vorkonfigurierten<br />

Standardclient. Alternativ drucken Sie die angezeigte<br />

Liste auch aus.<br />

Fazit<br />

Zugegeben, das schlichte Wunderlist bietet kein<br />

Feuerwerk an Funktionen – aber gerade darin liegt<br />

auch seine Stärke. Keine Kalenderübersicht, keine<br />

Kontaktverwaltung und keine oft überflüssigen<br />

Zusatzfunktionen lenken Sie von der eigentlichen<br />

Aufgabenverwaltung ab. Die Integration eines<br />

Cloud-Dienstes als Teil des Konzepts lässt erahnen,<br />

was die 6Wunderkinder mit dem „großen<br />

Geschwisterchen“ Wunderkit (siehe das Interview<br />

mit Eric Labod auf der nächsten Seite) noch vorhaben.<br />

Bis es so weit ist, dürfen Sie sich schon<br />

einmal in das schlanke, elegante und überaus<br />

freundliche Wunderlist verlieben. (kki) ●●●<br />

2 Das Hintergrundbild des Arbeitsfensters<br />

verändern Sie über ein<br />

Aufklappmenü.<br />

Info<br />

[1] Focus – das Buch zum freien<br />

Download: [http://​www.​<br />

focusmanifesto. com/]<br />

[2] Die 6Wunderkinder: [http://​<br />

www. 6wunderkinder. com/]<br />

[3] Wunderlist im Google<br />

Webstore: [http:// bit. ly/​<br />

wunderlist_chrome]<br />

[4] Wunderlist-Skript:<br />

[http:// www. plantoschka.​<br />

com/ 2011/ 11/ wunderlist‐ins<br />

tallation‐unter‐ubuntu. html]<br />

1 Alle Funktionen von Wunderlist erreichen Sie innerhalb des Arbeitsfensters, das ein wenig an das Design von<br />

Apple-Software erinnert.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

47


Desktop<br />

Wunderlist<br />

Interview mit Eric Labod<br />

Herr der Listen<br />

Die Berliner Kreativschmiede<br />

6Wunderkinder<br />

schickt sich an, Projektarbeit<br />

am Rechner neu zu definieren.<br />

Nach dem Taskmanager<br />

Wunderlist plant die Firma mit<br />

Wunderkit bereits den nächsten<br />

Wurf. Wir unterhielten<br />

uns mit Produktmanager Eric<br />

Labod (Abbildung 1) über<br />

den Hintergrund und die Pläne<br />

des jungen Unternehmens.<br />

UU Eric, wer steckt hinter<br />

den 6Wunderkindern?<br />

EL Angefangen hat alles<br />

mit den sechs Gründungsmitgliedern<br />

von 6Wunderkinder:<br />

Christian Reber, Jan Martin,<br />

Charlette Prevot, Daniel<br />

Marschner, Sebastian Scheerer<br />

und Robert Kock. Anfang 2010<br />

saßen die Freunde und Kollegen<br />

zusammen und dachten<br />

darüber nach, wie sie sich ihre<br />

berufliche Zukunft vorstellen.<br />

Bald darauf stand der erste<br />

1 Eric Labod arbeitet als Produktmanager bei 6Wunderkinder<br />

und organisiert die Entwicklung der verschiedenen ner neuen Business-Plattform,<br />

Geschäftsplan und die Idee ei-<br />

Wunderlist-Apps.<br />

die sie entwickeln wollten.<br />

Danach brauchte es nur knapp<br />

drei Tage, bis die ersten Investoren ihnen Geld anboten.<br />

Dann ging es schnell voran: Wunderlist verfügt<br />

heute über eine Gemeinde von 1,7 Millionen<br />

Benutzern. Mittlerweile arbeiten 26 Menschen bei<br />

den 6Wunderkindern.<br />

UU Welche Philosophie steckt eigentlich hinter<br />

Eurer Arbeit?<br />

„Das Ziel der 6Wunderkinder ist es,<br />

Produkte zu entwickeln, die die Leute<br />

lieben …“<br />

EL Das Ziel der 6Wunderkinder ist es, Produkte<br />

zu entwickeln, die die Leute lieben und die ihr<br />

Leben produktiver und einfacher machen. Alles in<br />

allem geht es darum, genau diese Dinge miteinander<br />

zu vereinen: eine schicke Benutzeroberfläche<br />

mit einer einfachen und intuitiven Bedienung.<br />

UU Was ist Deiner Ansicht nach das Besondere<br />

an Wunderlist?<br />

EL Das Besondere ist zunächst sicherlich das<br />

schöne Design und die kostenlose Nutzung. Darüber<br />

hinaus arbeitet es auf fast allen Plattformen;<br />

der Nutzer hat so seine Aufgaben und Projekte zu<br />

jeder Zeit immer aktuell bei sich und kann sie mit<br />

anderen teilen.<br />

UU Wann fiel der Startschuss für die Linux-Version,<br />

und wie viele Leute arbeiten aktuell daran?<br />

EL Die Linux-Version haben wir gleichzeitig<br />

mit den anderen Desktop-Apps für Windows und<br />

Mac OS X entwickelt. Wir nutzen die plattformunabhängige<br />

Entwicklungsumgebung Titanium<br />

von Appcelerator und können den ursprünglichen<br />

Code so für verschiedene Plattformen kompilieren.<br />

Leider hat sich die Veröffentlichung von Wunderlist<br />

für <strong>Ubuntu</strong> 11.10 durch einige Bugs von<br />

Titanium verschoben, auf die wir keinen Einfluss<br />

haben. Mit etwas Handarbeit lässt sich Wunderlist<br />

zum Glück trotzdem schon unter der aktuellen<br />

Version installieren (siehe Kasten Installation unter<br />

11.10 im Artikel ab Seite 46).<br />

UU Wunderlist ist der Appetitanreger für Euer<br />

nächstes Projekt: Wunderkit. Was dürfen wir hier<br />

erwarten? Eine Art soziales Netzwerk in Sachen<br />

Aufgabenmanagement?<br />

EL Wir wollen es Wunderkit-Benutzern ermöglichen,<br />

denkbar einfach mit Freunden und Kollegen<br />

zusammenzuarbeiten. Wir richten uns dabei nicht<br />

nur an Unternehmen, sondern an praktisch jeden<br />

Arbeitsbereich – also auch die Uni oder Bands. In<br />

Wunderkit wird es so genannte Workspaces geben,<br />

die wie eine Art Projekt oder Arbeitsbereich funktionieren.<br />

Das können Ideen, Ziele oder bestimmte<br />

Abteilungen in einem Unternehmen sein. Anwender<br />

können andere zu den Workspaces einladen<br />

und dort mit ihnen zusammenarbeiten.<br />

Wunderkit wird es zunächst als Webanwendung<br />

sowie als iPhone-App geben. Es synchronisiert<br />

ständig alle Daten und macht sie überall verfügbar.<br />

Später werden wir dann – wie bei Wunderlist –<br />

noch andere Plattformen unterstützen.<br />

(Interview: Thomas Raukamp)<br />

48 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


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Software<br />

Workshop: Theatermitschnitt<br />

<strong>Ubuntu</strong> am Filmset<br />

Großes Theater<br />

Sicher funktioniert Videoschnitt unter Linux. Mutig nehme ich die Herausforderung<br />

an, eine Theateraufführung zu filmen und dann mit freier Software unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> nachzubearbeiten. Und so nimmt ein Drama seinen Lauf … Tim Schürmann<br />

Erster Aufzug. Ein Theater im Herbst 2011.<br />

Vorbereitungen. Ein Jahr lang haben elf unerschrockene<br />

Laiendarsteller ein Stück eingeübt, um<br />

es nun ihren Familien und Bekannten vorzuführen.<br />

Damit jeder Schauspieler eine kleine Erinnerung<br />

mit nach Hause nehmen kann, erkläre ich<br />

mich bereit, die Vorstellung zu filmen, zu schneiden<br />

und für jeden Teilnehmer eine DVD zu brennen.<br />

Dabei soll natürlich komplett freie Software<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Platzanweiser<br />

Das Budget erlaubt kein großes Equipment, weshalb<br />

die Schauspieler ihre private Technik einsetzen.<br />

Die Aufführung wollen wir mit zwei handelsüblichen<br />

Videokameras mit HD-Auflösung drehen.<br />

Beide stammen von unterschiedlichen Herstellern,<br />

zeichnen aber im AVCHD-Format auf [1]. Hinzu<br />

gesellt sich eine Hi8-Kamera aus der Videosteinzeit<br />

– immerhin besser als nichts.<br />

Zunächst gilt es, die drei Kameras geschickt im<br />

Saal zu verteilen. Ich richte eine der HD-Kameras<br />

auf einem Stativ frontal auf die Bühne, um das<br />

komplette Geschehen in der Totalen aufzuzeichnen<br />

(Abbildung 1). Der Sohn einer Teilnehmerin soll<br />

mit der zweiten HD-Kamera von einem Publikumsplatz<br />

aus Großaufnahmen der Akteure schießen<br />

und wichtige Szenen aus der Nähe festhalten. Die<br />

alte analoge Hi8-Kamera mit ihren reichlich verwaschenen<br />

Bildern platzieren wir auf einem Stativ<br />

hinten links im Zuschauerraum. Von dort aus soll<br />

sie Aufnahmen von der etwas versteckten, rechten<br />

Seite der Bühne schießen (als Medium Shot [2]),<br />

wo die Schauspieler auf- und abgehen.<br />

Zur Sicherheit mache ich mit der Hi8-Kamera und<br />

der HD-Kamera für die Totale bei den Proben ein<br />

paar Testaufnahmen. Dabei kristallisieren sich<br />

schnell drei Probleme heraus: Die grellen Scheinwerfer<br />

in Kombination mit den schwarzen Bühnenwänden<br />

bringen den automatischen Kontrast<br />

und Weißabgleich der Kameras aus dem Tritt.<br />

Linderung schafft das Abschalten der Automatiken<br />

und ein manuelles Einrichten. Auch die Stative<br />

müssen wir höher drehen, um – trotz eines abschüssigen<br />

Saales – nicht nur die Hinterköpfe der<br />

Zuschauer zu filmen.<br />

Flüsterasphalt<br />

Als echte Kopfnuss entpuppt sich aber der mangelhafte<br />

Ton: In der zum Theater umgebauten<br />

Fabrikhalle hallen die Stimmen der Schauspieler<br />

von den Wänden wider. Zudem erreichen sie die<br />

Kameramikrofone nur sehr leise. Ich treibe daher<br />

ein separates Richtmikrofon [3] auf, allerdings<br />

fehlt noch ein passendes, mobiles Gerät zum Aufzeichnen:<br />

Während Android-Smartphones keinen<br />

brauchbaren Eingang besitzen, spuckt ein digitales<br />

Diktiergerät nur hochkomprimierte Dateien im<br />

Windows-Media-Format (Dateiendung .wma) aus<br />

und übersteuert zudem noch stark.<br />

Nach langem Hin und Her treibe ich schließlich<br />

ein Notebook auf, dessen Besitzer allerdings keine<br />

Änderungen an der Konfiguration wünscht. Das<br />

sollte kein Problem sein: Ein <strong>Ubuntu</strong>-Live-System<br />

auf einem USB-Stick mit einem großen, reservierten<br />

Extrabereich hinterlässt später auf dem Notebook<br />

keinerlei Spuren. Zur Audioaufnahme bringt<br />

<strong>Ubuntu</strong> zudem extra den Audio-Recorder mit (Abbildung<br />

2) – perfekt.<br />

Damit ist alles bereit für einen kleinen Testlauf.<br />

Ich stöpsele den präparierten Stick an meinen<br />

Desktop-PC, boote von diesem, stecke das Mikro<br />

ein, lasse den Audio-Recorder laufen – und finde<br />

mich in einer bedeutsamen Stille wieder. Hmm.<br />

Die Kabel stecken vorschriftsgemäß, also muss es<br />

an den Einstellungen liegen. In der Auswahlliste<br />

Dragon30, Photocase.com<br />

50 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Workshop: Theatermitschnitt<br />

Software<br />

spuckt nur einzelne Teile der kompletten Aufführung<br />

aus – den Rest liefert sie lediglich in Form<br />

von Standbildern ab.<br />

Aus diesen Flicken gilt es nun ein komplettes<br />

Gesamtkunstwerk zu schneidern. Ich entscheide<br />

mich für harte Schnitte – Überblendeffekte lenken<br />

eher vom Gesamtergebnis ab. Das Video soll einen<br />

einfachen Titel erhalten und sich mit einem rollenden<br />

Abspann verabschieden. Dank eines flotten<br />

Rechners mit Core-i7-Prozessor sollte der Filmschnitt<br />

für das Theaterstück unter <strong>Ubuntu</strong> flott<br />

erledigt sein – denke ich zumindest.<br />

Glossar<br />

AVCHD: Steht für Advanced Video<br />

Codec High Definition und basiert<br />

auf H.264/​MPEG-4. Sony und Panasonic<br />

haben den Standard 2006<br />

vorgestellt, heute kommt er in zahlreichen<br />

Camcordern zum Einsatz.<br />

1 Insgesamt stehen uns drei Kameras zur Verfügung:<br />

Kamera 1 unten an der Wand zeigt auf die Bühne<br />

(Totale), Kamera 2 rechts im Zuschauerraum bedient<br />

ein Kameramann im Publikum, und die Kamera 3 links<br />

zeigt fest auf den Bühneneingang.<br />

des Audio-Recorders kann ich nur den Master-Eingang<br />

wählen – der Lautstärkeregler ist inaktiv. Der<br />

Weg über den Menüpunkt Datei | Lautstärkeregler<br />

öffnen führt zu einer kryptischen Fehlermeldung,<br />

laut der gnome-volume-control nicht im Pfad installiert<br />

sei. Dem Software-Center ist das Programm<br />

gänzlich unbekannt, womit sich der Audio-<br />

Recorder als Aufnahmeprogramm disqualifiziert.<br />

Als Alternative greife ich nach kurzer Suche zum<br />

Klassiker Audacity [4] (Abbildung 3). Ich wähle<br />

den passenden Mikrofoneingang, drehe die Lautstärke<br />

hoch und starte die Aufnahme – geht doch!<br />

Tücken der Technik<br />

Mit dem präparierten USB-Stick geht es jetzt zum<br />

Notebook, einem Apple MacBook. Das ignoriert<br />

den Stick leider komplett. Google klärt mich<br />

darüber auf, dass Apple-Rechner am USB-Port<br />

grundsätzlich nur Mac-OS-X-Medien starten. Die<br />

Installation des alternativen Bootmanagers rEFIt,<br />

der das Problem angeblich löst, verbietet sich auf<br />

meinem MacBook. Bliebe noch die Möglichkeit,<br />

von CD zu booten und die Audiodateien auf dem<br />

Stick zu speichern. Doch auch hier will der Audio-<br />

Recorder auf dem MacBook nur Stille aufzeichnen.<br />

Ohne Internetanschluss im Theater lässt sich Audacity<br />

ohnehin nicht nachinstallieren; zudem läuft<br />

die Zeit davon. Kurzum: Ich hake das Mikrofon<br />

für den großen Auftritt ab, und lasse am Ende die<br />

Kameras den Ton aufzeichnen.<br />

Zweiter Aufzug. Ein Theater im Herbst 2011. Der<br />

große Tag. Am Tag der Aufführung stellte ich wie<br />

geplant die Kameras auf, diesmal mit voll ausgefahrenen<br />

Stativen. Der Kameramann nimmt derweil<br />

im Publikum Platz.<br />

Nach erfolgreicher Aufführung hat die HD-Kamera<br />

die Totale korrekt aufgezeichnet. Dem Akku der<br />

Hi8-Kamera ging hingegen schon nach 45 Minuten<br />

die Puste aus. Die Handkamera des Kameramanns<br />

Offener Schuss<br />

Dritter Aufzug. Vor dem heimischen Rechner.<br />

Auftritt: OpenShot. Da die Distribution kein Videoschnittprogramm<br />

mitliefert, ziehe ich das Software-Center<br />

heran. Darin wirbt ein Banner dick<br />

und fett für OpenShot [5], das mit zwei Mausklicks<br />

auf die Platte wandert. Die Software verwaltet<br />

jeden zu schneidenden Film in einem eigenen Projekt,<br />

das man über Projektname und Projektordner<br />

schnell erstellt (Abbildung 4). Als Projektdauer<br />

wähle ich erst einmal 10 Minuten. Das Projektprofil<br />

gibt offensichtlich<br />

das Ausgabeformat<br />

des fertig geschnittenen<br />

Films vor. Das<br />

soll in meinem Fall<br />

eine DVD im hierzulande<br />

verwendeten<br />

PAL-Modus werden.<br />

Zur Wahl stehen das<br />

Breitbild- (16:9) oder<br />

das klassische Standardformat<br />

(4:3). Ein<br />

Dilemma: Während die<br />

HD-Kameras im Breitbildformat<br />

aufzeich-<br />

2 Das <strong>Ubuntu</strong>-Projekt sieht den Audio-Recorder als Aufnahmewerkzeug<br />

für Töne vor, der jedoch nicht wie gedacht funktioniert.<br />

3 Die Benutzeroberfläche von Audacity wirkt auf den ersten Blick etwas überladen, die Bedienung<br />

des Programms erschließt sich jedoch relativ schnell.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

51


Software<br />

Workshop: Theatermitschnitt<br />

nen, liefert die Hi8-<br />

Kamera ihr Material<br />

nur im 4:3-Format<br />

ab. Zwangsweise<br />

würden im fertigen<br />

Film also irgendwann<br />

schwarze<br />

Balken erscheinen:<br />

Entweder bei den<br />

Hi8-Videos links<br />

und rechts oder<br />

bei den restlichen<br />

Videos oben und<br />

unten (Abbildung<br />

5 und 6).<br />

4 Beim Erstellen eines neuen Projekts fragt OpenShot auch das spätere<br />

Ausgabeformat ab.<br />

HD-Videos verfügen<br />

Doch Moment: die<br />

ja über eine höhere<br />

Auflösung als das Hi8-Video und der spätere DVD-<br />

Film. Ich könnte also von den HD-Videos immer<br />

nur passende Ausschnitte in den fertigen Film<br />

übernehmen, ohne an Schärfe einzubüßen. Wähle<br />

ich das 4:3-Format, kann ich also die unschönen,<br />

schwarzen Balken komplett vermeiden (Abbildung<br />

7). Der fertige Film sähe dann so aus, als wäre<br />

er durchgehend mit drei alten Fernsehkameras im<br />

4:3-Format gedreht worden. Die höhere Auflösung<br />

der HD-Videos erlaubt es mir zudem, Ausschnitte<br />

flexibel auszuwählen – mit etwas Glück liegt also<br />

die linke schwarze Wand außerhalb des gewählten<br />

Ausschnitts (wie in Abbildung 7). Ich entscheide<br />

mich infolge dieser Überlegungen für das 4:3-Format<br />

und das Projektprofil DV/​DVD PAL.<br />

Fütterungszeit<br />

Nach diesen Grundsatzentscheidungen füttere ich<br />

OpenShot nun mit dem Rohmaterial. Die Kamera<br />

für die Totale hat die komplette Aufführung allerdings<br />

intern in vier, jeweils ca. 4 GByte großen<br />

Dateien abgelegt. Dummerweise erkennt Open-<br />

Shot diese Einzelteile nicht als Film, weshalb ich<br />

die Filmschnipsel einzeln importieren muss. Das<br />

analoge Hi8-Video digitalisiere ich über den ADVC<br />

110 von Grass Valley [6]: Diese kleine Box nimmt<br />

an ihren Frontanschlüssen analoges Videomaterial<br />

entgegen und wirft hinten die digitalisierten Filme<br />

im DV-Format aus. Solche Boxen sind unter Linux<br />

der einfachste und zuverlässigste Weg, analoges<br />

Videomaterial zu digitalisieren. Das so angelieferte<br />

Material leite ich mit dem Kommandozeilenprogramm<br />

dvgrab in eine Datei um und importiere<br />

diese dann wiederum über den grünen Plus-Knopf<br />

in mein OpenShot-Projekt.<br />

Wie die meisten Videoschnittprogramme arbeitet<br />

auch OpenShot mit einer Zeitleiste (Timeline). Sie<br />

verfügt über eine oder mehrere Spuren, auf denen<br />

Sie die einzelnen Videoclips zu einem Gesamtkunstwerk<br />

arrangieren (Abbildung 8). Ich platziere<br />

zunächst die vier Videos der ersten Kamera<br />

hintereinander auf der untersten Spur. Damit sehe<br />

ich das gesamte Theaterstück in der Totalen. Dank<br />

des Einschnappwerkzeugs geht das leicht von der<br />

Hand: Es genügt, einen Clip knapp hinter seinem<br />

Vorgänger zu positionieren, um ihn dort bündig<br />

einrasten zu lassen. Dabei verlängert OpenShot die<br />

Spur automatisch – aus den 10 Minuten werden so<br />

schnell über 90. Schade, dass die Zoomstufe bei<br />

200 Sekunden endet, wodurch man zwischen der<br />

linken und rechten Fensterseite ca. 3 Minuten Film<br />

sieht. Das erfordert bei dem fast zweistündigen<br />

Epos einige Scrollarbeit. Die hohe Zoomstufe lässt<br />

sich übrigens nur mit dem Regler rechts oberhalb<br />

der Zeitleiste aktivieren – das Lupensymbol mit<br />

dem Minus stellte bei einer Vergrößerung von 115<br />

Sekunden seinen Dienst ein.<br />

Größenwahn<br />

OpenShot verkleinert das AVCHD-Video automatisch<br />

so, dass es komplett in der kleineren Auflösung<br />

der DVD aufgeht. Dabei entstehen oben und<br />

unten zwangsweise die bereits angesprochenen<br />

schwarzen Balken aus Abbildung 6. Um das Video<br />

wieder zu vergrößern, klicke ich mit der rechten<br />

Maustaste auf den Clip in der Zeitleiste, rufe<br />

die Eigenschaften auf und wechsel in das Register<br />

Layout. Dort stelle ich fast blind einen Vergröße-<br />

5 Das Video auf einer DVD ist nur etwa ein Viertel so groß wie das einer modernen<br />

HD-Kamera. Man kann nun zum Beispiel das Video der HD-Kameras verkleinern.<br />

6 Da diese jedoch im Breitbildformat aufzeichnen, erscheinen<br />

dann oben und unten im Bild schwarze Balken.<br />

52 UBUNTU<br />

02/2012<br />

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Workshop: Theatermitschnitt<br />

Software<br />

rungsfaktor sowie die passenden<br />

Bildschirmkoordinaten<br />

ein (Abbildung 9). Das<br />

ist tatsächlich so kompliziert,<br />

wie es klingt: Das <strong>Vorschau</strong>bild<br />

zur Linken erweist sich<br />

als viel zu klein und aktualisiert<br />

sich nur, wenn ich über<br />

den entsprechenden Knopf<br />

die Wiedergabe starte. Mit<br />

viel Gefummel und mehrfachem<br />

Starten und Stoppen<br />

der <strong>Vorschau</strong> bugsiere ich<br />

das Bild allmählich in die<br />

richtige Größe und Lage – als<br />

die <strong>Vorschau</strong> bewegungslos<br />

einfriert. Hurra.<br />

Mit einem Klick auf Übernehmen sichere ich<br />

schnell die aktuellen Einstellungen und rufe das<br />

Fenster erneut auf. Nun beginnt das ganze Spielchen<br />

von vorn. Beim Ändern der Größe auf 150 %<br />

schmiert OpenShot dann komplett ab. Nach ein<br />

paar weiteren Minuten voller Abstürze gebe ich<br />

entnervt auf. Doch noch hake ich OpenShot nicht<br />

ganz ab: Würde ich auf das Bild der analogen<br />

Kamera verzichten, könnte ich auch eine DVD im<br />

Breitbildformat erzeugen. Also lege ich ein neues<br />

Projekt an, wähle als Profil DV/​DVD Widescreen<br />

PAL, importiere alle Clips und ziehe das Material<br />

der ersten Kamera auf die Zeitleiste.<br />

Der Film zeigt jetzt wieder durchgehend die Totale.<br />

Das Bild der Handkamera will ich dort einblenden,<br />

wo es sehenswerte Szenen gibt. Dazu<br />

sichte ich zunächst das Rohmaterial. OpenShot<br />

öffnet die importierte Projektdatei im <strong>Vorschau</strong>fenster<br />

– wo sie wie in Zeitlupe vor sich hin<br />

ruckelt. Stoppe ich die Wiedergabe, stottert der<br />

Film noch ein wenig nach. Das verwundert, denn<br />

Adobe Premiere gibt auf dem gleichen Rechner<br />

unter Windows mehrere HD-Spuren problemlos in<br />

Echtzeit wieder.<br />

Um den Clip zurechtzuschneiden (zu „trimmen“),<br />

muss ich ihn nun auf eine Spur in der Zeitleiste<br />

ziehen. Dort fasse ich mit der Maus seine Enden<br />

an und schiebe ihn zusammen. Dank einer schneckenlahmen<br />

<strong>Vorschau</strong> zieht sich der Vorgang hin.<br />

Einen bildgenauen Schnitt ermöglicht OpenShot<br />

nur dann, wenn ich die Zoomstufe der Zeitleiste<br />

bis zum Anschlag erhöhe und die einzelnen<br />

Frames mitzähle. Am Ende zupfe ich mir meine<br />

Clips irgendwie zurecht.<br />

7 Alternativ lässt sich auch nur ein Ausschnitt aus dem HD-Video verwenden<br />

(hier im Bild grün markiert). In meinem Fall bot sich genau diese Lösung an.<br />

Tapfer kämpfe ich mich dennoch bis zur Stelle vor,<br />

an der ich nun die Großaufnahme in der oberen<br />

Spur platzieren muss. Dadurch überdeckt diese<br />

im fertigen Film das Video mit der Totalen (Abbildung<br />

8). Der Vorteil: Ich kann später die Dauer<br />

der Großaufnahme recht einfach korrigieren, ohne<br />

dass ich umständlich am Clip mit der Totalen herumschnippeln<br />

muss. Die Sache hat jedoch einen<br />

Haken: Ich muss die Großaufnahme so platzieren,<br />

dass sie lippensynchron zum Ton ist.<br />

Diese Aufgabe erweist sich in OpenShot als so<br />

gut wie unlösbar, da es keinerlei Hilfen beim<br />

Ausrichten gibt. Andere Schnittprogramme bieten<br />

zumindest eine grafische Darstellung des Tons als<br />

Wellenform an, die als optische Orientierungshilfe<br />

fungiert. Darüber hinaus kann ich die Clips in<br />

OpenShot nur mit viel Fingerspitzengefühl Bild für<br />

Bild auf der Zeitleiste verschieben. Hierzu nutze<br />

ich die Zeitnadel: Mit den Pfeiltasten verschiebe<br />

ich sie um je ein Bild vorwärts, bis das in der <strong>Vorschau</strong><br />

gezeigte Bild in etwa mit dem ersten Bild<br />

der Großaufnahme übereinstimmt. Dann ziehe ich<br />

den Clip mit der Großaufnahme auf der oberen<br />

Schubkraft<br />

Nun gilt es, die geschnittenen Großaufnahmen an<br />

die richtigen Stellen im Gesamtfilm zu verfrachten.<br />

Diese anzusteuern, gerät jedoch erneut zu einem<br />

Geduldsspiel. Das liegt an der ruckelnden <strong>Vorschau</strong><br />

und an der Berechnung des Films, für die<br />

OpenShot quälend lange braucht. Flüssiges Arbeiten<br />

ist so schlichtweg unmöglich.<br />

8 OpenShot überzeugt mit einer klaren Benutzeroberfläche; ein bildgenauer Schnitt ist aber<br />

leider unmöglich, da Hilfen zum Ausrichten fehlen.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

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53


Software<br />

Workshop: Theatermitschnitt<br />

9 Über diese Regler muss man in OpenShot blind den gewünschten Ausschnitt aus dem HD-<br />

Video einstellen. Die <strong>Vorschau</strong> zur Linken erweist sich dabei als ziemlich unbrauchbar.<br />

Spur an die Zeitnadel heran. Dank der lahmen<br />

<strong>Vorschau</strong> gerät das erneut zu einem Geduldsspiel,<br />

dessen Ergebnisse mich nie wirklich überzeugen.<br />

Nach mehreren Stunden kapituliere ich schließlich<br />

und teste ein konkurrierendes Programm.<br />

Der Rest der Welt<br />

Vierter Aufzug. Vor dem heimischen Rechner.<br />

Die Konkurrenz. Das derzeit wohl mächtigste<br />

Schnittprogramm unter Linux ist Kdenlive [7].<br />

Was mit ihm nicht geht, klappt mit keiner anderen<br />

Schnittsoftware. Also zitiere ich erneut das Software-Center<br />

auf den Schirm und spiele Kdenlive<br />

ein. Dabei wandern insgesamt 240 MByte auf die<br />

Festplatte. Nach dem Start begrüßt mich ein netter<br />

Assistent, der einmal kurz rülpst und mir dann<br />

die nichtssagende Fehlermeldung aus Abbildung<br />

präsentiert. Ich erfahre, dass Kdenlive ein SDL-<br />

Modul für MLT nicht findet und deshalb nicht startet<br />

(obwohl laut Software-Center alle zugehörigen<br />

Erweiterungen installiert sind). Eine Suche nach<br />

MLT liefert keine Ergebnisse. Also muss ich härtere<br />

Geschütze auffahren und verwende den Paketmanager<br />

Synaptic. Der zeigt mir, dass <strong>Ubuntu</strong> sowohl<br />

die MLT-Bibliotheken als auch SDL korrekt installiert.<br />

Unter dem gleichen Problem leiden übrigens<br />

auch <strong>Ubuntu</strong> Studio und Kubuntu – hier wurde<br />

offenbar beim Paketieren geschlampt.<br />

Grünes Chamäleon<br />

Ich konnte natürlich nicht widerstehen und habe<br />

Kdenlive auch unter OpenSuse 12.1 ausprobiert.<br />

Die englische Version können Sie einspielen, wenn<br />

Sie über den Paketmanager das Community-Repository<br />

PackMan einbinden. Die Software präsentiert<br />

nach dem Start einen Assistenten, der mich mit ein<br />

paar Mausklicks relativ bequem zu einem neuen<br />

Projekt führt. Die HD-Aufnahme der Totalen muss<br />

ich wieder in vier Einzelteilen importieren.<br />

Nachdem ich den ersten Clip in die Zeitleiste gezogen<br />

habe, beginnt Kdenlive eifrig einen Thumbnail<br />

(<strong>Vorschau</strong>bild) für das Material zu generieren – und<br />

stürzt auf halbem Wege ab. Nach dem Neustart verhält<br />

sich Kdenlive zunächst wie in Zeitlupe, rappelt<br />

sich dann aber wieder. Nach einem erneuten Import<br />

lässt sich der erste Videoclip ohne Absturz auf der<br />

Zeitleiste platzieren. Die <strong>Vorschau</strong> ist ähnlich lahm<br />

In Kdenlive unter OpenSuse 12.1 funktionierte zwar der Schnitt, nicht aber die Ausgabe des fertigen<br />

Films. Zudem erweist sich die Bedienung des Programms als recht kompliziert.<br />

wie die der Konkurrenz; flüssig arbeiten kann man<br />

auch hier nicht. Der mutige Versuch, nun auch das<br />

zweite Video in die Zeitleiste zu ziehen, misslingt.<br />

Kdenlive sperrt mir nachhaltig den Zugriff auf das<br />

Projektfenster. Die Ursache erkenne ich nicht und<br />

muss ein neues Projekt anlegen. Immerhin läuft<br />

beim dritten Anlauf alles glatt.<br />

Über den Pan-and-Zoom-Effekt lässt sich das<br />

HD-Video beliebig vergrößern und verkleinern. Einen<br />

passenden Ausschnitt darf ich bequem per<br />

Drag & Drop im Project Monitor suchen. Auf meinem<br />

Monitor erweist sich das als etwas fummelig:<br />

Das Kdenlive-Fenster braucht in der Breite extrem<br />

viel Platz. Glücklicherweise kann man die einzelnen<br />

Anzeigen und Bereiche nach eigenem Gutdünken<br />

umsortieren. Die Bedienung von Kdenlive und insbesondere<br />

der Effekte ist allerdings ziemlich komplex,<br />

Erfahrungen im Umgang mit so genannten<br />

Keyframes sollten Sie mitbringen. Mit den Pfeiltasten<br />

springe ich dann von Einzelbild zu Einzelbild,<br />

was das Positionieren der Videos aus der zweiten<br />

Kamera vereinfacht. Beim Synchronisieren helfen<br />

zwar die eingeblendeten Wellenformen des Tons,<br />

doch die lahme <strong>Vorschau</strong> machte das Ganze auch<br />

hier zu einem kleinen Geduldsspiel.<br />

Rekordverdächtig einfach lässt sich der Titel erstellen:<br />

Ich wähle Project | Add Title Clip aus, gebe Text<br />

ein, bringe ihn auf die richtige Größe und setze den<br />

neu erstellten Videoclip in die Timeline – fertig. Die<br />

passenden Fade-Effekte blenden den Titel schließlich<br />

noch sanft ein und wieder aus. Den nach oben<br />

scrollenden Abspann erstelle ich fix auf dem gleichen<br />

Weg: Ich gebe Text ein, lege auf dem Register<br />

Animation die Start- und Endpositionen fest und<br />

verfrachte den erzeugten Clip dann in der Zeitleiste<br />

an die richtige Position.<br />

Ich kann es kaum glauben, als der Film fertig geschnitten<br />

ist (Abbildung ). Jetzt soll er noch auf<br />

eine DVD. Ich klicke auf Rendern und wähle die<br />

DVD als Ausgabemedium. Kapitelmarken lassen<br />

sich scheinbar nicht setzen, also muss es auch<br />

ohne gehen. Kdenlive beginnt nun, den Film zu generieren,<br />

gibt jedoch kurz vor Schluss eine Meldung<br />

aus, nach welcher die erzeugte Datei fehlerhaft sein<br />

könnte – was auch zutrifft. Selbst wenn alles glatt<br />

verlaufen wäre, hätte mich Kdenlive lediglich mit<br />

einer einsamen .vob-Datei zurückgelassen: Die für<br />

eine anschaubare DVD notwendige Verzeichnisstruktur<br />

fehlt komplett. Also lasse ich das Ganze<br />

nochmal als einfache MPEG-2-Datei ausgeben. Sie<br />

ahnen es vermutlich: Sobald der Fortschrittsbalken<br />

die 99 % erreicht, meldet Kdenlive erneut einen<br />

Fehler – die Datei war wieder zerstört und meine<br />

stundenlange Schnittarbeit folglich für die Katz.<br />

54 UBUNTU<br />

02/2012<br />

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Workshop: Theatermitschnitt<br />

Software<br />

Als letzte potenzielle Lösung lagerte in den Paketquellen<br />

noch das Videoschnittprogramm Pitivi [8],<br />

das mir nach dem Start ein riesiges Fenster vor die<br />

Nase setzte (Abbildung ). Ein deutlich kleineres<br />

Fenster bittet darum, ein neues Projekt anzulegen,<br />

stellt dafür aber nur amerikanische Videoformate<br />

zur Auswahl. Also stelle ich die Größe, die Bildrate<br />

und das Seitenverhältnis manuell ein.<br />

Auch Pitivi will das HD-Video mit der Totalansicht<br />

nur in seinen vier Einzelteilen einlesen. Dabei<br />

bemeckert es fehlende Codecs, bietet aber netterweise<br />

auch an, diese zu suchen. Das ernüchternde<br />

Ergebnis folgt prompt: Beim Import bemängelt<br />

Pitivi zahlreiche Fehler und übernimmt nur zwei<br />

der vier Clips, weil es angeblich eine Zeitüberschreitung<br />

beim Einlesen der Dateien gibt. Genervt<br />

prüfe ich das Video noch einmal in OpenShot, das<br />

keine Probleme anzeigt und alles abspielt – wenn<br />

auch extrem langsam. Testweise ziehe ich die importierten<br />

Clips in die Zeitleiste, woraufhin Pitivi<br />

komplett einfriert, um nach heftigen Festplattenaktivitäten<br />

ein total matschiges und zerstörtes<br />

<strong>Vorschau</strong>bild zu liefern. Somit scheidet dieses Programm<br />

ebenfalls aus.<br />

Fazit<br />

Dritter Aufzug. Vor dem heimischen Rechner.<br />

Dramatischer Höhepunkt bzw. Tiefpunkt. Videoschnitt<br />

unter Linux ist derzeit leider ein Krampf.<br />

Es scheint dem verzweifelten Anwender fast so,<br />

als ob die Entwickler bunte Funktionen in ihre<br />

Programme einbauen, ohne ernsthaft selbst Videos<br />

damit zu schneiden. So täte OpenShot besser<br />

daran, anstelle der schicken 3-D-Titel lieber stabile<br />

und funktionierende Schnittwerkzeuge zu liefern.<br />

Die meisten Probleme liegen sicherlich im Detail,<br />

behindern aber die Arbeitsabläufe massiv: Selbst<br />

auf einem gut ausgestatteten Rechner ruckelt<br />

die <strong>Vorschau</strong>. Der Import von HD-Videos in ein<br />

Standardformat klappt nur ungenügend, Abstürze<br />

sind an der Tagesordnung. Insgesamt mangelt<br />

es also an Stabilität und Zuverlässigkeit. Wer die<br />

Herausforderung annimmt, sollte also häufig zwischenspeichern<br />

und<br />

ein dickes Fell mitbringen.<br />

Die Paketbauer<br />

von Canonical<br />

müssen sich indes<br />

die fehlerhaften<br />

Pakete ankreiden<br />

lassen: Denn dass<br />

Kdenlive prinzipiell<br />

funktioniert, zeigt<br />

der Kasten Grünes<br />

Chamäleon.<br />

Letztlich gelang<br />

es mir nicht, das<br />

doch recht simple<br />

Video unter <strong>Ubuntu</strong><br />

zu schneiden. Ich<br />

musste auf Windows und Adobe Premiere zurückgreifen.<br />

Das proprietäre Programm erkannte die<br />

vier Videos mit der Totalen als einen zusammenhängenden<br />

Film und lieferte blitzschnell <strong>Vorschau</strong>bilder.<br />

Dank der zahlreichen Schnittwerkzeuge<br />

ging die Arbeit zudem leicht von der Hand. Im<br />

Audiobereich sieht die Sache anders aus. Audacity<br />

ist auch unter Linux äußerst flexibel, stabil und<br />

einfach zu bedienen. Dass die Audioaufnahme in<br />

meinem Fall scheiterte, war allerdings nicht die<br />

Schuld des eingesetzten Programms.<br />

Doch es gibt noch weitere Erkenntnisse: Möchten<br />

Sie einmal eine Theateraufführung oder eine ähnliche<br />

Veranstaltung filmen, sollten Sie unbedingt<br />

schon bei den Proben anwesend sein und möglichst<br />

gleich ein paar Testaufnahmen machen. Machen<br />

Sie sich schon vorab mit den Gegebenheiten<br />

vertraut. Sie sollten die Hard- und Software zudem<br />

bereits zu Hause einrichten und sie dort mit den<br />

entsprechenden Einstellungen ausprobieren. Am<br />

Tag der Aufführung brauchen Sie für andere Dinge<br />

einen freien Kopf. (kki) ●●●<br />

Aufgrund eines Paketierungsfehlers zeigt das Schnittprogramm Kdenlive unter <strong>Ubuntu</strong><br />

nach dem Start nur diese Fehlermeldung und beendet sich dann wieder.<br />

Info<br />

[1] Informationen zum AVCHD-<br />

Format in der Wikipedia:<br />

[http:// de. wikipedia. org/​<br />

wiki/ Advanced_Video_<br />

Codec_High_Definition]<br />

[2] Verschiedene Kameraeinstellungen<br />

im Überblick:<br />

[http:// de. wikipedia. org/​<br />

wiki/ Einstellungs<br />

gr%C3%B6%C3%9Fe]<br />

[3] Informationen zu den Eigenschaften<br />

von Richtmikrofonen:<br />

[http:// de. wikipedia.​<br />

org/ wiki/ Richtrohrmikrofon]<br />

[4] Audacity: [http:// audacity.​<br />

sourceforge. net/ ? lang=de]<br />

[5] OpenShot-Webseite:<br />

[http:// www. openshot. org/]<br />

[6] Analog-Digital-Konverter<br />

ADVC 110:<br />

[http:// www. grassvalley.​<br />

com/ products/ advc110]<br />

[7] Schnittprogramm Kdenlive:<br />

[http:// www. kdenlive. org/]<br />

[8] Pitivi: [http:// www. pitivi. org/]<br />

Pitivi importiert nur zwei Videoclips, die es auch noch zerstückelt darstellt.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

55


Software<br />

Polly<br />

Besser twittern mit Polly<br />

Zunehmende<br />

Artenvielfalt<br />

Twitter-Clients im Aufwind:<br />

Mit Polly naht ein<br />

weiterer Thronfolger, der<br />

TweetDeck das Wasser<br />

reichen kann und nativ<br />

unter <strong>Ubuntu</strong> werkelt.<br />

<br />

Thomas Raukamp<br />

Referenz<br />

TweetDeck: Einen ausführlichen<br />

Test des professionellen Twitter-<br />

Clients TweetDeck finden Sie im<br />

<strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> 04/​2011 ab Seite 84.<br />

Eine freie Alternative stellt Turpial<br />

[3] dar, das wir ab Seite 90 im Heft<br />

01/​2012 vorgestellt haben.<br />

Schlechte Nachrichten für passionierte Tweet-<br />

Deck-Nutzer [1]: Adobe will AIR nicht mehr weiterentwickeln.<br />

Zwar läuft die professionelle Twitter-Anwendung<br />

weiterhin als Web App im Browser<br />

Chromium, aber als alleinstehender Client taugt<br />

sie vermutlich schon bald nicht mehr (Referenz:<br />

TweetDeck). Also muss eine Alternative her.<br />

Alternativen herzlich<br />

willkommen!<br />

Gwibber reimt sich auf Glibber: Wohl ähnlich zäh<br />

erscheint vielen Anwendern <strong>Ubuntu</strong>s mitgelieferte<br />

Microblogging-Lösung. Kein Wunder, dass bereits<br />

einige Alternativen in den Startlöchern warten,<br />

von denen Polly [2] wohl am ambitioniertesten voranschreitet.<br />

An dem Client wird erst seit Mai 2010<br />

entwickelt, er arbeitet sich aber in Hochgeschwindigkeit<br />

an die Versionsnummer 1.0 heran, um den<br />

Betastatus endgültig hinter sich zu lassen. Dabei<br />

läuft Polly bereits sehr stabil: In der nunmehr<br />

knapp drei Monate andauernden Testphase ist uns<br />

das Programm erst zweimal abgestürzt und ließ<br />

sich sofort problemlos neu starten – kein schlechter<br />

Wert für eine Vorversion.<br />

Da Sie das virtuelle Federviech bisher noch nicht<br />

in <strong>Ubuntu</strong>s Software-Center finden, binden Sie<br />

über ein Terminal ([Strg]+[Alt]+[T]) zunächst<br />

eine externe Paketquelle ein. Aus dieser installieren<br />

Sie anschließend die Software:<br />

$ sudo add‐apt‐repository ppa:conscioususerU<br />

/polly‐daily<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get install polly<br />

Geben Sie nach der Installation den Suchbegriff<br />

polly in das Unity-Dash ein, steht ein quietschgrünes<br />

Programm-Icon zur Auswahl. Nach dem Start<br />

hilft ein Assistent beim Import eines bestehenden<br />

Twitter-Kontos. Melden Sie sich zunächst auf der<br />

Twitter-Webseite an und klicken Sie mit der Maus<br />

auf Click here. Dann segnen Sie Polly im Browser<br />

als zulässige Anwendung ab und geben die auf der<br />

Twitter-Webseite angezeigte PIN in das Assistentenfenster<br />

ein (Abbildung 1). Von nun an verwaltet<br />

Polly Ihre Kurznachrichten (siehe Titelgrafik).<br />

Wiedererkennung nicht<br />

auszuschließen<br />

Haben Sie bereits mit TweetDeck gearbeitet, kommen<br />

Sie schnell mit Polly zurecht; auch Umsteiger<br />

von Gwibber gewöhnen sich fix an die intuitive<br />

56 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Polly<br />

Software<br />

Gesamtdarstellung des Nachrichtenstroms. Polly<br />

öffnet zunächst eine Spalte für alle Mitteilungen<br />

abonnierter Teilnehmer sowie die Erwähnungen<br />

in fremden Tweets (Homes+Mentions). Weitere<br />

Spalten mit privaten und gesendeten Mitteilungen<br />

aktivieren Sie über die Einträge unterhalb des<br />

Menüpunkts File | New tweet stream.<br />

Gut bedient<br />

Dann lehnen Sie sich zurück und beobachten das<br />

Hereinpurzeln neuer Tweets. Schnell bemerken Sie<br />

Unterschiede zu anderen Clients. Polly bettet Verweise<br />

auf veröffentlichte Fotos (etwa per TwitPic<br />

oder Instagramm) sowie Startbilder von YouTube-<br />

Videos direkt in die Nachricht ein. Die Themenspalten<br />

ordnen Sie zudem per Drag & Drop mit der<br />

Maus neu an – ein Vorteil gegenüber TweetDeck,<br />

das diesen Komfort nicht bietet.<br />

Auch sehr komfortabel: Zwischen mehreren Accounts<br />

schalten Sie per Aufklappmenü hin und<br />

her. Beim Überfahren eines Tweets mit der Maus<br />

öffnen sich mögliche Optionen zum Weiterleiten,<br />

Favorisieren und Beantworten. Mit der rechten<br />

Maustaste wählen Sie zwischen Retweets alten<br />

und neuen Stils. Erhalten Sie eine Reaktion auf<br />

einen bereits länger zurückliegenden Tweet oder<br />

bezieht man Sie nachträglich in eine Konversation<br />

ein, setzt Sie eine Kontextdarstellung über deren<br />

Verlauf ins rechte Licht.<br />

Ein Klick auf den Benutzernamen oder Avatar<br />

öffnet eine zusätzliche Spalte mit Informationen<br />

zur dahinterstehenden Person sowie deren aktuellen<br />

Mitteilungen. Leider können Sie bisher nur<br />

aus dieser Spalte heraus eine private Nachricht<br />

an einen Follower versenden – ein Piktogramm<br />

neben dem Antwort-Button innerhalb eines Tweets<br />

würde hier Wege sparen. Bereits angekündigt ist<br />

die Integration eines DM-Befehls: Stellen Sie diesen<br />

einer Nachricht voran, adressieren Sie auch<br />

aktuell nicht angezeigte Twitter-Namen.<br />

Eigene Mitteilungen verfassen Sie in einem großzügigen<br />

Eingabefeld, das innerhalb des Hauptfensters<br />

aufklappt. Hier stoßen Sie auch auf eine<br />

Schnittstelle zu eventuell angehängten Multimediadateien.<br />

Polly unterstützt derzeit Img.ly und<br />

TwitPic zum Verwalten von Fotos sowie TwitVid<br />

als Cloud-Dienst für Videos. Vermutlich wird die<br />

recht übersichtliche Liste in Zukunft noch länger.<br />

Lokalisierung erwünscht!<br />

Spätestens beim Aufruf der Voreinstellungen von<br />

Polly wird Ihnen klar, dass Sie als „Early Adopter“<br />

auch Nachteile haben: Die komplette Oberfläche<br />

ist nicht lokalisiert und setzt rudimentäre Kenntnisse<br />

des englischen Twitter-Slangs voraus. Übersetzungen<br />

sind jedoch eventuell schon bei Erscheinen<br />

dieses Artikels verfügbar.<br />

Der Voreinstellungsdialog (Abbildung 2), den Sie<br />

über Edit | Preferences erreichen, ist erfreulich einfach<br />

gehalten und überfällt seine Benutzer nicht<br />

mit einer Fülle von Optionen, wie<br />

es TweetDeck tut. Die wichtigsten<br />

Einstellungen dürften Sie als Erstanwender<br />

hinter den Reitern für<br />

die Oberfläche (Interface) sowie<br />

das Mitteilungsverhalten des Programms<br />

(Notification) finden. Ist<br />

Ihnen der Papagei zu gesprächig,<br />

reduzieren Sie in Letzterem die<br />

Benachrichtigungen über neue<br />

Tweets. Dass Polly zudem ein<br />

Herz für <strong>Ubuntu</strong> hat, beweist die<br />

gute Integration in das Nachrichtenmenü<br />

(das mit dem Briefumschlag-Icon)<br />

von Unity. Das Launcher-Piktogramm<br />

zeigt sich hingegen eher wortkarg.<br />

Neue Themen- und Mitteilungsspalten legt Polly<br />

mit entsprechenden Punkten in der Menüleiste an.<br />

Die vierfache Unterteilung in New tweet stream,<br />

New user stream, New list stream und New message<br />

stream wirkt jedoch auch auf erfahrene Twitteristi<br />

verwirrend. Auch die aufklappbaren Untermenüs<br />

bringen nicht die Erleuchtung: Hier benötigen<br />

die Macher ein übersichtlicheres Konzept. Ein<br />

eigenes Auswahlfenster inklusive (lokalisierter)<br />

Erklärungen tut sicher niemandem weh.<br />

Ohnehin wirkt Pollys Gefieder noch etwas struppig,<br />

hier und da wäre eine Mauser angebracht.<br />

Häufig erfordert der Client – wie im Fall der direkten<br />

Mitteilungen – ein paar Mausklicks zu viel,<br />

um Sie an das gewünschte Ziel zu bringen. So<br />

sucht man z. B. lange nach einer Schaltfläche, um<br />

Twitter-Nutzer in einer Themenliste zu ergänzen.<br />

Aktuell führt der Weg dorthin, indem Sie auf den<br />

Benutzernamen klicken, den Info-Button in der<br />

sich öffnenden Spalte auswählen und das Listen-<br />

Icon verwenden; das sind immerhin drei Stationen<br />

und ginge direkter. Zudem vermissen wir schmerzlich<br />

eine ausgefeilte Suchfunktionen, um Twitters<br />

Nachrichtenfluten zu bändigen. Ein bereits angelegter<br />

Menüpunkt verspricht baldige Besserung.<br />

1 Ein Installationsassistent hilft beim Einrichten eines<br />

bestehenden Twitter-Kontos für die Nutzung mit Polly.<br />

Eine Integration von Facebook ist nicht geplant.<br />

Fazit<br />

Genug gemeckert – immerhin ist Polly ja gerade<br />

erst geschlüpft und lernt nun das Fliegen. Da erstaunt<br />

es, wie weit der Twitter-Client bereits ist,<br />

vergleicht man ihn mit Konkurrenzprodukten.<br />

Ob Polly bereits<br />

TweetDeck ersetzen kann, müssen<br />

Sie selbst entscheiden – das Potenzial<br />

ist unbestritten da. Nutzer<br />

anderer Clients sollten Polly testen:<br />

Es handelt sich schon in der<br />

Betaphase um den besten nativen<br />

Twitter-Client für Linux. Auch Canonical<br />

sollte schnellstens Kontakt<br />

zum Programmierer Marcelo Hashimoto<br />

aufnehmen, um <strong>Ubuntu</strong> 2 Der überschaubare Voreinstellungsdialog erlaubt<br />

auch in dieser Hinsicht zeitgemäß es, das Interface, das Mitteilungsverhalten und das<br />

auszustatten. (kki) ●●●<br />

automatische Kürzen von URLs einzurichten.<br />

Info<br />

[1] TweetDeck-Webseite:<br />

[http:// www. tweetdeck.​<br />

com/]<br />

[2] Polly im Launchpad: [https://​<br />

launchpad. net/ polly]<br />

[3] Turpial-Webseite:<br />

[http:// turpial. org. ve/]<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

57


Software<br />

Schulsoftware unter Linux<br />

Lernsoftware für Grundschulkinder<br />

Lernen<br />

wie<br />

die Kleinen<br />

Die Lernsoftware der<br />

großen Schulbuchverlage<br />

zielt fast ausschließlich<br />

auf Windows-Systeme.<br />

Das heißt aber<br />

nicht, dass sie nicht<br />

auch unter <strong>Ubuntu</strong> funktioniert<br />

– Wine machts<br />

möglich. Im Test stellen<br />

wir sechs Programme<br />

für den Grundschulbereich<br />

vor. Sebastian Seitz<br />

Stephen Martin, 123RF.com<br />

Referenz<br />

Wine unter <strong>Ubuntu</strong>: Ein kostenloser<br />

Onlineartikel zeigt Ihnen, wie<br />

Sie mit Wine unter <strong>Ubuntu</strong> Windows-Software<br />

ausführen:<br />

[http:// ubuntu‐user. de/ 20260]<br />

1 Was der fiese Fürst Marigor mit<br />

den Tobis vorhat, werden <strong>Ubuntu</strong>-<br />

Anwender wohl nie herausfinden.<br />

Software für den Lerngebrauch gibt es zuhauf.<br />

Auch für <strong>Ubuntu</strong> stöbern Sie im Software-Center<br />

eine ganze Palette an Programmen auf. Diese liegen<br />

allerdings meist nur in englischer Sprache vor<br />

und finden mit dem deutschen Schulwesen nicht<br />

viele Berührungspunkte. Sie eignen sich darum<br />

nur bedingt als Lernmaterial für Kinder im Schulund<br />

Vorschulalter.<br />

Im Heft testen wir aus diesem Grund einmal die<br />

Software von drei großen deutschen Schulbuchverlagen.<br />

Diese bieten wie viele andere auch zahlreiche<br />

Produkte im Bereich der Lernsoftware an.<br />

Konkret handelt es sich um Cornelsen [1], Klett [2]<br />

und Schroedel [3]. Letzterer gehört zum Bildungshaus<br />

Schulbuchverlage, ebenso<br />

wie Westermann, Diesterweg,<br />

Schöningh und Winklers. Der<br />

Vorteil dieser Software gegenüber<br />

den freien Derivaten: Sie<br />

dockt meist an den Lehrplan<br />

der jeweiligen Klassenstufe an.<br />

Auf diese Weise fließt das Gelernte<br />

im Idealfall direkt in den<br />

Schulunterricht ein.<br />

Leider können Linux-Anwender<br />

diese Software nicht ohne Weiteres<br />

nutzen: Obwohl es mittlerweile<br />

etliche plattformübergreifende<br />

Programmiersprachen<br />

und Toolkits gibt (etwa für<br />

C++, Java, Python etc.), basteln<br />

die Verlage ihre Programme<br />

weiterhin hauptsächlich für<br />

2 „Der keine Medicus“ von Cornelsen<br />

wurde gemeinsam mit dem bekannten<br />

Arzt Dietrich Grönemeyer entwickelt.<br />

Windows-Systeme. Manchen dieser Anwendungen<br />

machen Sie – wie Sie gleich lesen – aber mit Hilfe<br />

von Wine auch unter <strong>Ubuntu</strong> Beine (Referenz:<br />

Wine unter <strong>Ubuntu</strong>).<br />

Cornelsen<br />

Cornelsen bietet einen bunten Strauß an Lernsoftware<br />

an, wobei der außerschulische Bereich den<br />

Schwerpunkt bildet. Schulen können sie zwar erfolgreich<br />

einsetzen, doch die Bezüge zum jeweils<br />

relevanten Lehrplan sind weniger ausgeprägt als<br />

beispielsweise bei Klett. Im <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> schauen<br />

wir uns die beiden Titel „Fürst Marigor und die<br />

Tobis“ [4] sowie „Der kleine Medicus“ [5] an.<br />

Das von Cornelsen entwickelte<br />

Lernspiel „Fürst Marigor und<br />

die Tobis“ (Abbildung 1)<br />

soll den Deutschunterricht<br />

bereichern. Es eignet sich für<br />

Kinder ab sieben Jahre bzw.<br />

ab der zweiten Klasse und<br />

konzentriert sich auf die Leseund<br />

Schreibkompetenzen. Sie<br />

setzen es sowohl für Unterrichtszwecke<br />

als auch für den<br />

Hausgebrauch ein, wobei die<br />

Lernsoftware bereits mehrere<br />

Preise einheimste. Daher ist es<br />

doppelt schade, dass sie unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> nicht läuft. Bereits das<br />

Erkennen der CD bereitete bei<br />

unserem Testexemplar Probleme.<br />

Der Versuch, das Setup<br />

58 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Schulsoftware unter Linux<br />

Software<br />

zu starten, scheiterte mit einer kritischen Fehlermeldung<br />

– auch das Herumspielen an der Konfiguration<br />

von Wine half nicht weiter.<br />

Anders verhält es sich bei dem ebenfalls für Windows<br />

entwickelten Spiel „Der kleine Medicus“<br />

(Abbildung 2). Die Software für Kinder, die sich<br />

mit dem menschlichen Körper beschäftigt, lief in<br />

unserem Test out of the box, also ohne jegliche<br />

Anpassungen. Sie wurde mit der Comenius-Medaille<br />

ausgezeichnet und zielt auf kein bestimmtes<br />

Schulfach. Vielmehr geht es hier darum, ein<br />

grundsätzliches Verständnis des Körpers und seiner<br />

Organe zu entwickeln. Spieler sollten jedoch<br />

in der Lage sein, flüssig zu lesen und zu schreiben.<br />

Daher bietet sich ein Einsatz ab der dritten<br />

Klasse an. Die Software stellt wie bei Lernsoftware<br />

üblich nur geringe Anforderungen an die Hardware.<br />

Als Systemvoraussetzung geben die Hersteller<br />

einen Pentium II mit 233 MHz Taktfrequenz<br />

und 64 MByte Arbeitsspeicher an.<br />

Nach dem Start und einem kleinen Intro, das eine<br />

Art Raumschiff auf dem Flug durch die Blutbahn<br />

zeigt, gelangen Sie in das Hauptmenü. Hier stehen<br />

ein Quiz und ein Wissensbereich zur Wahl. Das<br />

Quiz lässt sich alleine oder zu zweit spielen und<br />

erinnert in Aufbau und Machart sehr stark an „You<br />

Don’t Know Jack“. Die Fragen liest eine Moderatorin<br />

vor, sie sind für Kinder leicht verständlich.<br />

Die humorvollen Fragen und die teils witzigen<br />

Antworten der Moderatorin sorgen dafür, dass das<br />

Spiel lange Spaß macht und die Kinder sich nicht<br />

schnell gelangweilt anderen Themen zuwenden.<br />

Lobenswert ist vor allem der 2-Spieler-Modus: Er<br />

ist durchweg gelungen und bietet die Möglichkeit,<br />

das eigene Wissen mit Freunden zu messen.<br />

Der Wissensbereich funktioniert hingegen wie<br />

eine interaktive Enzyklopädie und orientiert sich<br />

am Alltag der Kinder. So gibt es Wissensbereiche<br />

wie Großmutters Rezepte oder Behandlungsmethoden.<br />

Die einzelnen Gruppen kombinieren Texte<br />

mit Bildern und Videos. Auf diesem Weg finden<br />

Kinder einen unkomplizierten und spannenden<br />

Zugang zu den Inhalten. Besonders schön ist das<br />

Medicus-Diplom, das den aktuellen Wissensstand<br />

der einzelnen Wissensbereiche abfragt und ausdruckt.<br />

Auch wenn das Spiel selbst eher auf den<br />

Heimgebrauch abzielt, können Lehrer es problemlos<br />

in ihrer Schule einsetzen.<br />

3 Die fehlerhafte Grafikdarstellung erschwert das<br />

Beantworten von Fragen im kleinen Medicus.<br />

Allerdings trüben kleine Bugs die einfache Installation<br />

und das gute Funktionieren unter <strong>Ubuntu</strong><br />

11.10 ein wenig. So kommt es bei den Videos häufig<br />

zu Darstellungsfehlern (Abbildung 3). Wollen<br />

Sie beim Quiz eine Frage beantworten, sehen Sie<br />

mitunter die Antworten nicht, weil das Video diese<br />

überdeckt: Das behindert den Spiel- und Lernfluss.<br />

Wesentlich mehr stören aber die Fehler im Wissensbereich:<br />

Hier lässt sich mitunter der Text nicht<br />

mehr lesen, oder Sie müssen den Zurück-Button<br />

über wildes Herumklicken aufspüren. So vergeht<br />

die Freude schnell, weshalb sich „Der kleine Medicus“<br />

vor allem für das Spielen des Quiz’ eignet.<br />

Wollen Sie den vollen Funktionsumfang nutzen,<br />

enttäuscht das Spiel unter <strong>Ubuntu</strong> leider.<br />

Klett<br />

Im Gegensatz zu Cornelsen bindet Klett viele seiner<br />

Titel an den Unterricht in der Schule. Daher<br />

flattert zusammen mit der Software ein Aufgabenheft<br />

ins Haus, welches sich aber eher weniger für<br />

den Hausgebrauch eignet. Wir nehmen hier die<br />

ABC Lernlandschaft Lausch-Werkstatt [6] und die<br />

ZebrA-Reihe [7] von Klett unter die Lupe.<br />

Wie der Name schon erahnen lässt, geht es bei<br />

der Lausch-Werkstatt (Abbildung 4) darum, Laute<br />

und Buchstaben richtig zu hören. Sie ist für den<br />

Deutschunterricht der ersten und zweiten Kasse<br />

konzipiert, lässt sich aber auch für Förderzwecke<br />

einsetzen. Bei Problemen mit dem allgemeinen<br />

Sprachverständnis setzen Sie diese Programme<br />

auch zu Hause ein. Die Systemanforderungen sind<br />

vergleichsweise hoch: Sie erfordern mindestens<br />

einen Pentium III mit 866 MHz Taktrate sowie<br />

128 MByte Arbeitsspeicher. Offiziell unterstützt die<br />

Software Windows und Mac OS X.<br />

Nach einer sehr einfachen und problemlosen<br />

Installation gelangen Sie ins Menü zum Anlegen<br />

eines Schülerkontos. In der Einzelplatzversion<br />

existiert bereits eine Klasse, deren Name Sie ändern.<br />

Weitere Klassen erlaubt die Software nur<br />

in der Schulversion, die Klett für den Betrieb im<br />

Netzwerk vorsieht. Sie tragen dort Ihren Namen<br />

ein und wählen eine Figur (z. B. einen Hund oder<br />

einen Hai) als Avatar aus. Dann landen Sie im<br />

Auswahlmenü, in dem Sie eines der Spiele auswählen.<br />

Zu jedem läuft ein kleiner Film, der das<br />

Spielprinzip erklärt.<br />

Insgesamt gibt es sieben<br />

unterschiedliche Spiele. Sie<br />

widmen sich dem Auffinden<br />

von Bildpaaren, dem<br />

Zuordnen von Anlauten<br />

(Abbildung 5) und Bildern<br />

sowie dem Erkennen von<br />

vorgelesenen Silben – womit<br />

Sie alle Bereiche des<br />

Hörens von Wörtern abdecken.<br />

Besonders gelungen<br />

ist die Navigation der<br />

4 Bei Kletts Lausch-Werkstatt geht<br />

es darum, Wörter richtig zu hören.<br />

Glossar<br />

Wine: Die Software gaukelt den<br />

Windows-Programmen vor, dass<br />

diese sich auf einem gewöhnlichen<br />

Windows-System befinden. Dazu<br />

fängt sie die Systemaufrufe ab und<br />

übersetzt sie für das darunterliegende<br />

Linux.<br />

5 Gesucht werden hier alle Wörter, deren Anlaut ein „Sch“ ist.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

59


Software<br />

Schulsoftware unter Linux<br />

6 Die ZebrA-Reihe enthält neben<br />

der CD-ROM auch ein Arbeitsheft.<br />

8 Pusteblume ist eine Reihe des<br />

Schroedel-Verlags.<br />

7 ZebrA 1 arbeitet bewusst mit vielen Symbolen, um auch die<br />

jüngsten Schüler mitzunehmen.<br />

9 Die Pusteblume-Straße fungiert als Hauptmenü der Software.<br />

Software: Da diese sehr stark mit Symbolen und<br />

Grafiken arbeitet, finden sich auch Kinder ohne<br />

ausgeprägte Lesefähigkeit in dem Programm problemlos<br />

zurecht. Für die besonders Mutigen und<br />

Schlauen lassen sich nicht zuletzt unterschiedliche<br />

Schwierigkeitsstufen einstellen.<br />

Die Lausch-Werkstatt funktioniert unter <strong>Ubuntu</strong><br />

tadellos: Sie müssen die Wine-Konfiguration nicht<br />

anpassen, um z. B. Grafikfehler zu beheben. Auch<br />

die Audioausgabe bereitet keine Probleme. Das<br />

Programm läuft also völlig stabil, so dass einem<br />

langen und pädagogisch wertvollen Spielen nichts<br />

im Wege steht. Besonders praktisch: Sie können die<br />

Software auch ohne eingelegte CD nutzen.<br />

Auch die ZebrA-Reihe (Abbildung 6) zielt auf<br />

den Deutschunterricht: Sie konzentriert sich zwar<br />

auf den schulischen Bereich, lässt sich aber auch<br />

problemlos in den eigenen vier Wänden nutzen.<br />

Angelehnt an die Klassenstufen der Grundschule<br />

tragen die einzelnen Titel die Namen ZebrA 1 bis<br />

ZebrA 4. Zu jeder CD-ROM gehört ein Arbeits- und<br />

Übungsheft. Die Software selbst versteht sich eigentlich<br />

nur als Lernhilfe und Zugabe. Trotzdem<br />

bringt sie umfangreiches Lernmaterial mit, das Sie<br />

auch ohne die Hefte sinnvoll einsetzen. Ein Rechner<br />

mit einem 400-MHz-Prozessor und<br />

128 MByte Arbeitsspeicher genügen als<br />

Systemvoraussetzung.<br />

Die vier ZebrA-Programme sind alle gleich<br />

aufgebaut und unterscheiden sich lediglich<br />

inhaltlich. Beim Start der Software geben<br />

Sie zunächst Ihren Namen ein und gelangen<br />

so in das Hauptmenü. Die Versionen<br />

für die unteren Klassenstufen verzichten<br />

hier bewusst auf Text und arbeiten mit<br />

Symbolen. Die klare Bildsprache begünstigt<br />

eine intuitive Navigation durch das<br />

Menü. Zusätzlich erläutert ein Erzähler,<br />

der langsam und verständlich spricht,<br />

die Einträge. Nicht zuletzt hebt die Software<br />

die Symbole grafisch hervor, was<br />

die Einführung abrundet (Abbildung 7).<br />

Da es sich bei der Software um eine Zugabe zu<br />

den Lernhilfen handelt, orientiert sie sich auch<br />

inhaltlich an diesen. Wissen Sie also einmal nicht<br />

genau, in welchen pädagogischen Kontext eine<br />

Übung gehört, hilft der Blick in das Arbeitsheft.<br />

Im Gegensatz zu anderen Programmen setzt die<br />

ZebrA-Reihe keine Installation voraus. Beim ersten<br />

Start kopiert die Software lediglich Mediendaten<br />

wie Bilder und Audiodateien auf die Festplatte. Da<br />

Sie den Zielort nicht bestimmen dürfen, landen<br />

die Dateien immer im Persönlichen Ordner im<br />

Verzeichnis Klett. Das waren auch schon die negativen<br />

Aspekte. Die Software läuft ansonsten stabil<br />

und flüssig, und es gibt keinerlei Probleme mit der<br />

Darstellung oder mit der Audioausgabe. Da Flash<br />

als Basis dient, verwundert es jedoch, dass die<br />

CD-ROMs nicht eine zusätzliche Version mitbringen,<br />

die nativ unter Linux funktioniert – so wird<br />

wieder der Umweg über Wine strapaziert.<br />

Schroedel<br />

Die Titel des Verlags Schroedel zielen zwar auf<br />

den Einsatz im Unterricht, aber auch hier eignet<br />

sich die schulische Lernsoftware genauso gut für<br />

den heimischen PC. Wir testen die Titel „Pusteblume<br />

– Die Lernsoftware 2“ [8]<br />

und „Welt der Zahl 3 – Lernsoftware“<br />

[9].<br />

Der erste Kandidat ist eine<br />

Lernsoftware für den Deutschunterricht<br />

mit Schwerpunkt auf der<br />

zweiten Klassenstufe (Abbildung<br />

8). Sie bietet eine große Palette<br />

an Übungen aus den verschiedenen<br />

Bereichen des Unterrichts<br />

(z. B. Rechtschreibung oder<br />

Lesen) und ist auf den Lehrplan<br />

abgestimmt. Insgesamt warten 80<br />

unterschiedliche Übungen und<br />

Aufgaben auf die Kinder, die sich<br />

über mehrere Bereiche erstrecken.<br />

Die Systemvoraussetzungen<br />

sind für manche Schulrech-<br />

60 UBUNTU<br />

02/2012<br />

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user


Schulsoftware unter Linux<br />

Software<br />

ner recht hoch angesetzt: Die Software verlangt<br />

einen Pentium III mit einer Taktrate von 1 GHz<br />

und 384 MByte RAM (Windows XP) bzw. 1 GByte<br />

RAM (Windows Vista).<br />

Als Spieler starten Sie auf der Pusteblume-Straße.<br />

Sie bildet zugleich das Hauptmenü: Wählen Sie<br />

die jeweiligen Häuser, um in die einzelnen Lernbereiche<br />

zu gelangen (Abbildung 9). Ein Sonderprogramm<br />

läuft in der Lernwerkstatt ab. Hier geht<br />

es weniger um den Inhalt, sondern darum, den<br />

Umgang mit Maus und Tastatur zu erlernen. Kinder<br />

bekommen auf diesem Weg die technischen<br />

Grundlagen mit und üben das korrekte Einstellen<br />

der Lautstärke. Gerade weil es viele Lehrer und<br />

Eltern heute als selbstverständlich betrachten,<br />

dass ein Kind problemlos mit dem PC und seiner<br />

Software umgeht, ist diese Funktion ein echter pädagogischer<br />

Lichtblick. Sie stellt außerdem sicher,<br />

dass alle Spieler mit ähnlichen Grundvoraussetzungen<br />

an die Aufgaben herangehen.<br />

Innerhalb der Übungen fallen sofort die liebevoll<br />

und detailliert gestalteten grafischen Elemente auf.<br />

Auch der Ton überzeugt durch eine kindgerechte<br />

Geräuschkulisse. Als praktisch erweist sich auch<br />

das auf der CD als PDF enthaltene Handbuch.<br />

Die Software arbeitet unter <strong>Ubuntu</strong> absolut einwandfrei.<br />

Nach einer flotten Installation legen Sie<br />

sofort los. Pusteblume startet schnell und sauber,<br />

es gibt kein Flackern der Grafiken oder Knacken<br />

bei der Audiowiedergabe. Sogar der Programmwechsel<br />

mittels [Alt]+[Tab] funktioniert ohne<br />

Probleme. Fast könnte man glauben, es mit einer<br />

nativen Linux-Anwendung zu tun zu haben.<br />

Die einzige Software im Test mit dem Fokus auf<br />

Mathematik ist „Welt der Zahl 3“, ebenfalls von<br />

Schroedel (Abbildung ). Zielgruppe sind Schülerinnen<br />

und Schüler der dritten Klasse. Ebenso wie<br />

Pusteblume lehnt sich die Software an die Lehrplaninhalte<br />

der Schule an und beansprucht mindestens<br />

einen Pentium III mit 1 GHz Taktfrequenz<br />

und 384 MByte (Windows XP) bzw. 1 GByte (Windows<br />

Vista) Arbeitsspeicher.<br />

Kleine grafische Fehler schleichen sich in die „Welt der Zahl 3“ ein.<br />

Auch hier steckt Liebe im Detail. Die Grafiken<br />

sehen kindgerecht aus, und die Audiosequenzen<br />

unterstützen das Lernkonzept durch Erklärungen<br />

positiv. Kennt Ihr Kind die Softwarereihe, muss es<br />

nicht umlernen – der Aufbau von Bildschirm und<br />

Menü gleichen sich softwareübergreifend.<br />

In der Kurzanleitung weist der Hersteller zudem<br />

explizit darauf hin, dass sich die Welt der Zahl<br />

auch für den heimischen Einsatz eignet. Nach dem<br />

Programmstart landen Sie auf einer Kreuzung, die<br />

zugleich als Hauptmenü dient. Von hier aus starten<br />

Sie sämtliche Übungen zum großen Einmaleins<br />

oder zur Geometrie.<br />

Leider verläuft die Installation nicht so unproblematisch:<br />

Sie bricht jedes Mal mit einer Fehlermeldung<br />

ab, unabhängig davon, wie wir Wine konfigurieren.<br />

Hier schafft schließlich ein Workaround<br />

Abhilfe: Die Welt der Zahl läuft in einem Demomodus<br />

recht problemlos. In diesem dürfen Sie<br />

uneingeschränkt alle Funktionen nutzen, aber laut<br />

Anleitung den Spielerfortschritt nicht speichern.<br />

Im Test funktionierte das jedoch auch. Einziges<br />

Manko sind kleine grafische Probleme, die den<br />

Spielfluss aber nicht weiter stören (Abbildung ).<br />

Die Welt der Zahl ist alles in allem also eine Software,<br />

die auch unter <strong>Ubuntu</strong> sehr gut läuft.<br />

Fazit<br />

Von insgesamt sechs getesteten proprietären<br />

Windows-Programmen liefen drei reibungslos,<br />

eines mit minimalen und eins mit etwas gröberen<br />

grafischen Problemen. Lediglich eine Anwendung<br />

verweigerte unter <strong>Ubuntu</strong> den Dienst. Diese Bilanz<br />

ist zwar nicht repräsentativ, aber doch beachtlich:<br />

Häufig wird an Schulen die eingesetzte Lernsoftware<br />

als Grund für den weiteren Kauf und Betrieb<br />

von Windows genannt. Unser Test zeigt, dass<br />

durchaus einige Windows-Anwendungen unter Linux<br />

laufen. Eine Garantie, dass eine Software unter<br />

<strong>Ubuntu</strong> funktioniert, gibt es freilich nicht.<br />

Auf Anfrage von <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> meldeten die Verlage<br />

einstimmig zurück, dass sich aufgrund des<br />

geringen Marktanteils von Linux<br />

eine Entwicklung für diese Plattform<br />

nicht lohne bzw. sich so<br />

die Preise der Software erhöhen<br />

würden. Schwenken die Verlage<br />

beim Programmieren nicht auf<br />

plattformübergreifende Toolkits<br />

um, bleibt es Ihnen auch in<br />

Zukunft nicht erspart, die Anwendungen<br />

einzeln zu testen.<br />

Zumindest Klett wies darauf<br />

hin, dass man versuche, künftig<br />

mehr Onlineangebote auf die<br />

Beine zu stellen. Ob die dann zu<br />

den persönlichen Datenschutzvorstellungen<br />

passen, müssen<br />

Eltern und Lehrer jedoch selbst<br />

einschätzen. (kki) ●●●<br />

„Welt der Zahl 3“ ist die einzige<br />

Mathematik-Software im Test.<br />

Der Autor<br />

Sebastian Seitz ist studierter Erziehungswissenschaftler<br />

und benutzt<br />

seit sechs Jahren <strong>Ubuntu</strong>.<br />

Seine Lieblingsthemen sind Freie<br />

Software und Bildung.<br />

Info<br />

[1] Cornelsen: [http:// www.​<br />

cornelsen. de/ home/]<br />

[2] Klett: [http:// www. klett. de/]<br />

[3] Schroedel:<br />

[http:// www. schroedel. de/]<br />

[4] Fürst Marigor und die Tobis:<br />

[http:// www. cornelsen. de/​<br />

ssp/ 1. c. 132592. de]<br />

[5] Der kleine Medicus: [http://​<br />

www. cornelsen. de/ katalog/​<br />

titel/ 9783464902127]<br />

[6] ABC Lernlandschaft:<br />

Lausch-Werkstatt: [http://​<br />

www. klett. de/ produkt/ isbn/​<br />

978‐3‐12‐011116‐0]<br />

[7] ZebrA-Reihe von Klett:<br />

[http:// www. klett. de/​<br />

lehrwerk/ 3875]<br />

[8] Pusteblume-Reihe:<br />

[http:// www. schroedel. de/​<br />

shop/ artikelansicht. php?​<br />

artId=978‐3‐507‐40329‐1]<br />

[9] Welt der Zahl 3:<br />

[http:// www. schroedel. de/​<br />

shop/ artikelansicht. php?​<br />

artId=978‐3‐507‐04437‐1]<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

61


Software<br />

Bewegte Bilder<br />

altomedia, 123RF<br />

Animierte GIF-Dateien<br />

Bilder, die bewegen<br />

Animierte GIFs kommen<br />

einfach nicht aus der<br />

Mode, daher widmen wir<br />

ihnen eine kleine Retrospektive.<br />

Wir zeigen, wie<br />

Sie solche Animationen<br />

aus Filmen und Bildern<br />

erstellen und welche<br />

Tools Sie brauchen.<br />

Kristian Kißling<br />

Bereits seit den 90er-Jahren geistern sie<br />

durchs Netz – animierte GIFs. Meist handelt es<br />

sich um kurze Clips mäßiger Grafikqualität, die<br />

sich in einer Endlosschleife wiederholen. Man findet<br />

sie zum Beispiel als animierte Avatare in zahlreichen<br />

Foren, aber auch als lustige Clips im freien<br />

sozialen Netzwerk Diaspora [1]. Sie füllen gewissermaßen<br />

eine Lücke irgendwo zwischen Flickr<br />

und YouTube: Viele Portale, die nur den Einsatz<br />

von Bildern erlauben, bieten auf diesem Umweg<br />

die Möglichkeit, Animationen einzusetzen.<br />

Das Graphics Interchange Format (GIF) wurde<br />

bereits 1987 eingeführt und erfreute sich auf den<br />

Rechnern der damaligen Zeit und während der<br />

Anfänge des Internets großer Beliebtheit. Trotz<br />

der sichtbaren Beschränkung auf 256 Farben bestachen<br />

die Bilder vor allem durch den geringen<br />

Speicherbedarf, der sie auch für das Internet und<br />

die schmalen Downloadraten von Modems attraktiv<br />

machte. Zwar gab es ursprünglich einige<br />

Patentstreitereien um die GIF-Algorithmen, diese<br />

Patente sind aber mittlerweile erloschen [2].<br />

Während GIFs in der gewöhnlichen Bildverarbeitung<br />

heute kaum noch eine Rolle spielen, leben<br />

sie aufgrund ihrer Fähigkeit, Animationen abzuspielen,<br />

im Netz weiter. Ein GIF darf nämlich aus<br />

mehreren Bildern bestehen – den so genannten<br />

Frames (Abbildung 1). Die meisten Browser und<br />

Bildbetrachter zeigen solche Animationen an,<br />

ohne dass ein Videoplayer im Hintergrund laufen<br />

muss. Beim Erstellen der Animation legen Sie fest,<br />

wie oft diese sich wiederholen soll: Sie können<br />

1 Im Test haben wir unter anderem eine Szene aus Big Buck Bunny in<br />

Einzelbilder zerlegt und in ein animiertes GIF verwandelt.<br />

2 GiftedMotion ist eine Java-Software, mit der Sie animierte GIFs erstellen.<br />

Die Auswahl von Bildausschnitten funktioniert jedoch nur eingeschränkt.<br />

62 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Bewegte Bilder<br />

Software<br />

sämtliche Frames auf einmal oder eine Abfolge der<br />

Bilder anzeigen lassen. Die zweite Option kommt<br />

wohl bei den meisten Animationen zum Einsatz.<br />

Um Sie nicht nur mit Theorien zu langweilen,<br />

stellen wir weiter unten Tools vor, mit denen Sie<br />

selbst solche animierten GIFs erstellen. Wer grafische<br />

Tools mag, wird das schlichte, aber praktische<br />

Java-Programm GiftedMotion (Abbildung<br />

2) mögen: Das nimmt mehrere Grafiken in den<br />

Formaten PNG, JPG oder GIF entgegen und zaubert<br />

daraus ein animiertes GIF. Bei Bedarf zerlegt<br />

es zudem animierte GIFs wieder in die ursprünglichen<br />

Bestandteile. Auch das Linux-Urgestein<br />

Gimp erlaubt es, Animationen zu generieren – und<br />

das wirklich einfach. Nicht zuletzt haben wir uns<br />

das Kommandozeilentool Gifsicle angesehen. Das<br />

bringt gleich einen ganzen Schwung Optionen mit,<br />

erfordert aber vom Benutzer Spaß am Umgang mit<br />

der Kommandozeile.<br />

Animationsvorlagen<br />

erzeugen<br />

Alle drei Lösungen setzen voraus, dass bereits Bilder<br />

für Ihre Animation existieren. Wollen Sie diese<br />

selbst erstellen, helfen Zeichenprogramme wie<br />

Inkscape und LibreOffice Draw weiter. Ein zweiter,<br />

beliebter Weg besteht darin, Filmausschnitte<br />

in Einzelbilder zu zerlegen, die Sie dann in ein<br />

animiertes GIF verwandeln. Wir beschreiben und<br />

beschreiten beide Wege.<br />

2-D-Animationen<br />

Es gibt verschiedene Zeichenprogramme, mit denen<br />

Sie auch Animationen basteln. Dazu ändern<br />

Sie eine einmal erstellte Grafik ein wenig, speichern<br />

sie, ändern sie erneut, speichern sie wieder<br />

usw. Achten Sie darauf, eine einheitliche Größe für<br />

die einzelnen Bilder einzustellen. In welchem Format<br />

Sie die Bilder speichern, ist zunächst unwichtig,<br />

da Sie diese mit Gimp und GiftedMotion auch<br />

später in das GIF-Format verwandeln. Alternativ<br />

verpassen Sie sämtlichen Bildern über Mogrify –<br />

aus dem Paket imagemagick – ein anderes Format:<br />

$ mogrify ‐format gif *.png<br />

Daneben existieren aber auch freie 2-D-Animationsprogramme<br />

wie Synfig [3], Pencil [4] und<br />

KToon [5] – die letzten beiden installieren Sie über<br />

das Software-Center. In Pencil lassen sich Bildsequenzen<br />

z. B. über File | Export | Image Sequenz<br />

([Strg]+[Alt]+[S]) in die Formate PNG und JPEG<br />

exportieren. Mit Gimp oder GiftedMotion verwandeln<br />

Sie diese dann in eine GIF-Sequenz.<br />

Wollen Sie mit LibreOffice Draw eine Animation<br />

erstellen, speichern Sie die Bilder über Datei | Exportieren,<br />

wählen als Dateityp GIF aus und stellen<br />

dann für jedes Bild eine feste Größe ein. Sie müssen<br />

die Standardgröße jetzt noch nicht ändern, das<br />

erledigen Sie später über das Konsolenwerkzeug<br />

3 Mit Hilfe von OpenShot schneiden Sie ein Stück aus einem Film aus, den Sie animieren wollen.<br />

Das im Bild rot umrandete Scherenwerkzeug hilft dabei.<br />

mogrify. Am Ende landen also mehrere Bilder in<br />

einem Verzeichnis, aus denen Sie dann die Animation<br />

erstellen.<br />

Animationen aus Filmen<br />

Auch aus vorhandenen Filmsequenzen zaubern<br />

Sie Animationen. Dazu muss der Film bereits in<br />

digitaler Form vorliegen – im Zweifelsfall tut es ein<br />

Video aus dem Netz. Beachten Sie aber das Nutzungsrecht:<br />

Selbst, wenn Sie nur eine kleine Sequenz<br />

eines kommerziellen Films veröffentlichen,<br />

dessen Urheber Sie nicht sind, handeln Sie sich<br />

unter Umständen rechtlichen Ärger ein.<br />

Zum Ausschneiden der Sequenz greifen Sie dann<br />

zum Beispiel zum freien Videoeditor OpenShot<br />

(Referenz: OpenShot). Sie starten ein Projekt,<br />

importieren das komplette Video und ziehen es in<br />

eine der Spuren (Abbildung 3). Können Sie den<br />

Film nicht abspielen, müssen Sie über Medibuntu<br />

zusätzliche Codecs einspielen, etwa die non-freecodecs<br />

und die libavcodec53.<br />

Setzen Sie in der Spur zunächst<br />

die rote Nadel auf den Beginn der<br />

angepeilten Szene. Klicken Sie auf<br />

das Symbol mit der Schere und<br />

dann auf die rote Linie über der<br />

Spur, um einen ersten Schnitt zu<br />

setzen. Nun bewegen Sie den roten<br />

Zeiger und setzen den zweiten<br />

Schnitt am Ende der gewünschten<br />

Szene. Die überflüssigen Filmsequenzen<br />

rechts und links beseitigen<br />

Sie, indem Sie diese mit der<br />

rechten Maustaste anklicken und<br />

Clip entfernen wählen.<br />

Am Ende ist nur noch Ihre<br />

Wunschsequenz übrig, die Sie nun<br />

in viele Einzelbilder exportieren.<br />

Dazu wählen Sie Datei | Video exportieren<br />

und wechseln zum Reiter<br />

Erweitert. Hier bestimmen Sie im<br />

Referenz<br />

OpenShot: Mehr zu OpenShot lesen<br />

Sie kostenlos auf der Webseite<br />

des <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong>:<br />

[http:// ubuntu‐user. de/ 23202]<br />

4 Aus OpenShot heraus können Sie eine Szene direkt<br />

in Einzelbilder exportieren. Diese animieren Sie später<br />

mit einem anderen Programm.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

63


Software<br />

Bewegte Bilder<br />

Sollen sämtliche Bilder exakt 100 x 100 Pixel groß<br />

werden, hilft ein einziges Ausrufezeichen weiter:<br />

$ mogrify ‐resize 100x100! *.png<br />

5 Schwarze Streifen von Filmen entfernen Sie zum Beispiel über Mogrify. Es gibt aber auch<br />

noch die Option, Bildsequenzen direkt in Gimp zu bearbeiten, was ähnlich einfach ist.<br />

oberen Bereich, in welchem Ordner die fertigen<br />

Bilder landen sollen. Unter Erweiterte Optionen<br />

wählen Sie Bildsequenz als Zielformat aus, während<br />

Sie png als Bildformat stehen lassen (Abbildung<br />

4). Da Sie die Bilder später mit Mogrify in<br />

einem Schwung bearbeiten, lassen Sie das Profil<br />

einfach auf DV/​DVD NTSC stehen. Benutzen Sie<br />

abschließend die Schaltfläche Video exportieren,<br />

erzeugt OpenShot die gewünschten Bilder.<br />

Feintuning<br />

Bilder, die Sie aus Filmen kopieren, brauchen mitunter<br />

noch Feintuning, weil sie zu groß sind oder<br />

oben und unten schwarzen Streifen aufweisen. In<br />

diesem Fall müssen Sie nicht jedes einzelne Bild<br />

mit der virtuellen Schere traktieren, Sie behandeln<br />

die exportierten Bilder einfach mit dem Tool<br />

mogrify, das zum Werkzeugkasten gehört, den<br />

das Paket imagemagick mitbringt. Wollen Sie zum<br />

Beispiel alle Bilder im Ordner auf einen Streich so<br />

schrumpfen, dass die längere Seite 100 Pixel nicht<br />

überschreitet, geben Sie<br />

$ mogrify ‐resize 100x100 *.png<br />

ein – sofern die Bilder im PNG-Format vorliegen.<br />

Bei JPEG-Bildern setzen Sie als Endung *.jpg ein.<br />

Beachten Sie jedoch, dass Sie die Bilder verzerren,<br />

wenn Sie das Seitenverhältnis der Originale nicht<br />

genau beibehalten.<br />

Wollen Sie die schwarzen Streifen aus einer<br />

Bildsequenz entfernen, ist das ein wenig komplizierter.<br />

Rufen Sie dazu Gimp auf und öffnen<br />

Sie eins der Bilder. Nun suchen Sie aus dem<br />

Werkzeugkasten das Tool Rechteckige Auswahl<br />

aus, das nach dem Start von Gimp ohnehin meist<br />

aktiv ist. Wählen Sie auf dem Bild den entsprechenden<br />

Ausschnitt und achten Sie darauf, keine<br />

schwarzen Bestandteile an den Rändern stehen<br />

zu lassen. Im Werkzeugkasten tauchen nun die<br />

genauen Maße des Ausschnitts im Verhältnis zum<br />

Gesamtbild auf (Abbildung 5). Im Beispiel ist der<br />

Ausschnitt 384 x 218 Pixel groß. Darüber stehen<br />

die Beschnittwerte im Vergleich zum Originalbild.<br />

Auf der X-Achse gibt es keine Veränderungen,<br />

hier beträgt der Wert daher 0. Doch die Position<br />

der Bildoberkante (Y-Achse) hat sich um 35 Pixel<br />

verschoben. Diese Werte genügen, um einen Ausschnitt<br />

für das Bild zu errechnen. Geben Sie also<br />

$ mogrify ‐crop 384x218+0+35 *.png<br />

ein, um von allen PNG-Bildern im Ordner nur<br />

den bewussten Ausschnitt zu extrahieren. Gimp<br />

öffnete diese Bilder allerdings mit einem leicht verschobenen<br />

Hintergrund. Alternativ ändern Sie die<br />

Bildgrößen einfach direkt in Gimp – wie das geht,<br />

zeigen wir nun.<br />

Animationen mit Gimp<br />

Öffnen Sie zunächst das zweite Bild in der Sequenz<br />

mit Gimp. Wir empfehlen, das zweite Bild<br />

zu verwenden, weil das erste im Test meist in der<br />

Auflösung leicht von den anderen abwich, was<br />

einen Ruckler in die Animation brachte. Hat sich<br />

das Bild gegenüber der Leinwand verschoben,<br />

6 In Gimp verwandeln Sie eine Reihe von Bildern ohne großen Aufwand in<br />

eine Animation. Den Ausschnitt wählen Sie selbst.<br />

7 Sie bestimmen, wie die von Gimp erstellten Animationen ablaufen,<br />

indem Sie beim Export ein Häkchen bei „Unendliche Schleife“ setzen.<br />

64 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


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Software<br />

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"Mit TurboPrint macht der Einsatz aktueller Drucker<br />

unter Linux richtig Spaß." Zitat Linux<strong>User</strong> 3/2011<br />

8 Die kostenlose Java-Software GifToAPNG verwandelt Ihre<br />

animierten GIFs später in PNG-Animationen.<br />

positionieren Sie es in Gimp mit dem Verschieben-Werkzeug<br />

wieder richtig im Rahmen. Dann öffnen Sie alle weiteren Bilder.<br />

Dazu klicken Sie auf Datei | Als Ebenen öffnen und markieren<br />

dann mit [Umschalt] und den Pfeiltasten alle noch nicht geöffneten<br />

Bilder. Es dauert einen Augenblick, bis Gimp sie alle<br />

importiert hat. Die Bildbearbeitung reiht sie hintereinander im<br />

Ebenendialog auf. Wollen Sie nun die Leinwandgröße beschneiden,<br />

wählen Sie wieder die Rechteckige Auswahl aus dem Werkzeugmenü<br />

und suchen den passenden Ausschnitt aus. Klicken<br />

Sie dann auf Bild | Auf Auswahl zuschneiden, tut Gimp genau<br />

das – aber für alle Ebenen. Wollen Sie das Bild hingegen komplett<br />

verkleinern (um es als Avatar zu verwenden), benutzen<br />

Sie den Eintrag Bild | Bild skalieren.<br />

Nun erstellen Sie die Animation. Wählen Sie Datei | Speichern<br />

unter und geben Sie der Animation einen Namen und die<br />

Endung .gif, zum Beispiel bunny.gif. Dann wählen Sie im Ausklappmenü<br />

Alle Bilder den Eintrag GIF-Bild aus und klicken auf<br />

Speichern. Es erscheint ein Menü, in dem Sie die Optionen Als<br />

Animation speichern und Mit Standardeinstellungen in ein indiziertes<br />

Format umwandeln auswählen, um anschließend den<br />

Button Exportieren zu betätigen (Abbildung 6).<br />

Nun öffnet sich ein weiteres Fenster, über das Sie dem animierten<br />

GIF noch einige Infos mit auf den Weg geben (Abbildung<br />

7). Zum Beispiel wählen Sie im Aufklappmenü neben Einzelbildübergang,<br />

wo nicht angegeben den Eintrag Ein Einzelbild<br />

pro Ebene (Ersetzen) ein. Das führt später dazu, dass die Animation<br />

nicht sämtliche Bilder zugleich zeigt, sondern eines<br />

nach dem anderen. Auf die Animationsgeschwindigkeit nehmen<br />

Sie Einfluss, indem Sie den Zeitraum neben Pause zwischen<br />

Einzelbildern, wo nicht angegeben ändern. Zudem müssen Sie<br />

die Option Unendliche Schleife aktivieren, damit Browser und<br />

Grafikbetrachter die Animation immer wieder neu starten.<br />

GiftedMotion und Gifsicle<br />

Bei den von Gimp erstellten Animationen gehen Sie davon aus,<br />

dass die Software automatisch erkennt, in welche Reihenfolge<br />

die zu animierenden Bilder gehören. Etwas mehr Einfluss erhalten<br />

Sie, wenn Sie zur Software GiftedMotion greifen. Die ist in<br />

Java programmiert und läuft daher auf mehreren Plattformen.<br />

Sie laden die Java-Datei von der Webseite [6] herunter. Rufen<br />

Sie dann ein Terminal auf ([Strg]+[Alt]+[T]) und navigieren<br />

in das Verzeichnis mit der Software. Hier geben Sie<br />

$ java ‐jar giftedmotion‐1.21.jar<br />

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ein. Es erscheint eine grafische Oberfläche, in die Sie nun die<br />

für die Animation vorgesehenen Bilder laden. Dazu klicken Sie<br />

auf das blaue Symbol ganz links und suchen im Dialogfenster<br />

Öffnen nach Ihren Animationsbildern. Über [Strg]+[A] mar-<br />

ZE<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

Über 400 Drucker sind unterstützt, z.B.<br />

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UBUNTU<br />

user<br />

65<br />

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Software<br />

Bewegte Bilder<br />

kieren Sie sämtliche Dateien in einem Verzeichnis.<br />

Um nur bestimmte Bilder auszuwählen, drücken<br />

Sie synchron [Umschalt] und die Pfeiltasten. Ein<br />

Klick auf Öffnen importiert die Bilder in das Programm<br />

(Abbildung 2).<br />

Diese können Sie zunächst sortieren: Wählen Sie<br />

ein Bild aus und befördern Sie es über die Symbole<br />

mit den grünen Pfeilen an die richtige Stelle<br />

im Ablauf. Bilder, die nicht in die Animation passen,<br />

entfernen Sie, indem Sie diese markieren und<br />

auf das Shredder-Symbol rechts unter der Bildreihenfolge<br />

klicken. Zudem stellen Sie die Zeit (ms)<br />

für jeden einzelnen Übergang ein oder lassen die<br />

Voreinstellung von 100 Millisekunden stehen. Um<br />

eine Animation zu erstellen, klicken Sie auf das<br />

Symbol mit dem roten Kreis.<br />

Auch GiftedMotion erlaubt es, die Bilder ein wenig<br />

zu beschneiden – allerdings nur auf einer Seite.<br />

Dazu markieren Sie das erste Bild und setzen ein<br />

Kreuzchen bei Änderungen auf alle Bilder anwenden.<br />

Angenommen, das Bild enthält oben einen<br />

schwarzen Streifen, klicken Sie so lange auf Y Offset,<br />

bis Sie diesen nicht mehr sehen. Dann wählen<br />

Sie Datei | Speichern als GIF Animation. Das fertige<br />

GIF erscheint nun ohne den oberen Streifen.<br />

GiftedMotion bietet zwar auch an, die Dateien als<br />

Einzelbilder zu speichern, ignoriert den Beschnitt<br />

dann allerdings. Greifen Sie also besser zu Gimp,<br />

um Bildausschnitte zu erhalten – oder zu Gifsicle.<br />

Gifsicle [7] läuft als Kommandozeilentool, lässt<br />

sich über das Software-Center installieren und<br />

bringt Dutzende von Parametern mit, um GIF-Bilder<br />

zu bearbeiten. Geben Sie man gifsicle ein, erfahren<br />

Sie mehr über die anwendbaren Optionen,<br />

von denen wir nur ein paar wenige vorstellen. Mit<br />

Gifsicle erzeugen Sie nicht nur Animationen, sondern<br />

bearbeiten auch die Einzelbilder, die zur Animation<br />

gehören. Das setzt allerdings voraus, dass<br />

diese Bilder bereits als GIF-Grafiken vorliegen –<br />

mit PNGs und JPGs kommt Gifsicle nicht zurecht.<br />

Eine Animation erstellen Sie grundsätzlich über<br />

$ gifsicle ball1.gif ball2.gif ball3.gif > U<br />

ballsprung.gif<br />

Wenn Sie wie hier im Beispiel einen Ball springen<br />

lassen, stellt Sie das Ergebnis des Befehls sicher<br />

nicht zufrieden. Das fertige Bild spielt die Animation<br />

nur einmal ab und zeigt dabei alle drei Einzelbilder<br />

an – Sie sehen also drei Bälle. Hier müssen<br />

Sie nachjustieren:<br />

$ gifsicle ‐D 3 ‐‐loop=0 ‐‐delay=5 U<br />

‐‐colors=256 ball*.gif > ballsprung.gif<br />

9 Fertige Animationen testen Sie einfach in einem Browser wie Firefox.<br />

Info<br />

[1] Soziales Netzwerk Diaspora:<br />

[https:// joindiaspora. com/]<br />

[2] GIF-Patente erloschen:<br />

[http:// www. heise. de/​<br />

newsticker/ meldung/ 78919]<br />

[3] Synfig-Homepage: [http://​<br />

www. synfig. org/ cms/]<br />

[4] Pencil-Webseite: [http://​<br />

www. pencil‐animation. org/]<br />

[5] KToon: [http:// www. ktoon. net/]<br />

[6] GiftedMotion online:<br />

[http:// www. onyxbits. de/​<br />

giftedmotion]<br />

[7] Gifsicle-Webseite: [http://​<br />

www. lcdf. org/ gifsicle/]<br />

[8] Mehr zu APNGs:<br />

[http:// de. wikipedia. org/​<br />

wiki/ Animated_Portable_<br />

Network_Graphics]<br />

[9] Java-Software GifToAPNG:<br />

[http:// sourceforge. net/​<br />

projects/ giftoapngconver/<br />

Verschiedene Optionen kommen hier zum Einsatz,<br />

die wir kurz vorstellen. Der Parameter -D 3 sorgt<br />

dafür, dass der Betrachter immer nur das aktuelle<br />

Frame der Animation sieht, also immer nur einen<br />

Ball. Mit der loop-Option stellen Sie die Zahl der<br />

Wiederholungen ein, wobei 0 für unendlich viele<br />

Loops steht. Die Verzögerung zwischen den abgespielten<br />

Frames beträgt nun dank --delay=5 jeweils<br />

5/​100 Sekunden. Nicht zuletzt begrenzen Sie die<br />

Farbanzahl auf die für GIFs üblichen 256 Farben.<br />

Anstatt schließlich sämtliche Einzelbilder aufzuzählen,<br />

geben Sie einfach ball*.gif ein. Gifsicle<br />

reiht die Bilder dann anhand ihrer Nummerierung<br />

aneinander. Kommt es dabei zu einem Durcheinander,<br />

greifen Sie zu GiftedMotion und beheben<br />

das Chaos per Hand. Das ist nur ein Bruchteil dessen,<br />

was Gifsicle kann. Rufen Sie die Manpage auf,<br />

um weitere Optionen kennenzulernen.<br />

Animierte PNGs<br />

Schließlich noch ein kleiner Hinweis: Einige Seiten<br />

erlauben nicht den Upload animierter GIFs (oder<br />

generell von GIFs). Hier besteht die Möglichkeit,<br />

es einmal mit einem animierten PNG [8] zu versuchen.<br />

Ein einfach zu bedienendes Tool (Abbildung<br />

8) wandelt Ihre GIF-Animation im Handumdrehen<br />

in eine APNG-Datei um (die Sie dann einfach mit<br />

der Endung .png versehen).<br />

Laden Sie das Java-Tool GifToAPNG herunter [9]<br />

und entpacken Sie das ZIP-Archiv. Anschließend<br />

starten Sie GifToAPNG über:<br />

$ java ‐jar giftoapng.jar<br />

Sie sehen nun eine grafische Oberfläche, wählen<br />

Select Source File und rufen Ihre GIF-Animation<br />

auf. GifToAPNG legt im selben Verzeichnis automatisch<br />

eine APNG-Datei an, die entsteht, wenn<br />

Sie abschließend auf Convert klicken. Testen Sie<br />

dann in einem Browser, ob die Animation funktioniert<br />

(Abbildung 9). ●●●<br />

66 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Shortcuts & Schalter<br />

Admin<br />

Chode, 123RF<br />

Lsof<br />

Volle Kontrolle<br />

Wollen Sie wissen, was auf dem System los ist, greifen Sie zu „lsof“. Das komplexe Tool zeigt, welche Dateien<br />

und Bibliotheken ein Programm verwendet und welche Ports offen stehen. Kristian Kißling<br />

Der Name lsof steht für „list open files“. Das<br />

praktische Werkzeug informiert Sie über laufende<br />

Programme, geöffnete Dateien, aber auch Internetverbindungen<br />

und Prozesse. Es hilft, wenn das<br />

CD-ROM-Laufwerk klemmt und liefert sogar Informationen<br />

über bereits gelöschte Dateien. ●●●<br />

Befehl<br />

sudo lsof<br />

Shortcuts & Schalter<br />

sudo lsof ‐r 3<br />

sudo lsof ‐i<br />

sudo lsof ‐i :22<br />

sudo lsof ‐i :https<br />

Erklärung<br />

Zeigt sämtliche offenen Dateien und Sockets auf dem System an. Das sind meist sehr viele Informationen, die Sie besser<br />

filtern.<br />

Aktualisiert die Anzeige alle drei Sekunden.<br />

Erkennt alle Internetverbindungen und zeigt dabei die zugreifenden Programme an, löst die Ziel-IP-Adressen auf und identifiziert<br />

die lokalen Benutzer.<br />

Zeigt nur die Verbindungen an, die über Port 22 (SSH) gehen.<br />

Zeigt alternativ zu den Ports nur Verbindungen eines Dienstes an, hier https.<br />

sudo lsof ‐i :https,http,ssh,80,8080,20-23 Es lassen sich auch mehrere Dienste und Ports kombiniert auflisten, hier http(s), ssh und die Ports 80,8080 und 20 bis 23.<br />

sudo lsof ‐i @{IP-ADRESSE}<br />

lsof +d /home/​{BENUTZER}/​<br />

lsof +D /home/​{BENUTZER}/​<br />

lsof /usr/​bin/​{ANWENDUNG}<br />

lsof ‐u {BENUTZER}<br />

lsof ‐u ^{BENUTZER}<br />

lsof ‐p {PID}<br />

lsof /dev/​cdrom<br />

lsof ‐c {COMMAND}<br />

lsof ‐a ‐i ‐u {BENUTZER}<br />

lsof +L1<br />

Zeigt sämtliche Verbindungen zu einer bestimmten IP-Adresse an.<br />

Listet alle aktuell verwendeten Dateien aus dem Verzeichnis /home/​{BENUTZER} auf.<br />

Zeigt auch die aktuell verwendeten Dateien in den Unterverzeichnissen von /home/​{BENUTZER} an.<br />

Verrät, welche Benutzer/​Kommandos/​Prozesse gerade auf {ANWENDUNG} zugreifen; benötigt die Angabe des vollen Pfades.<br />

Zeigt die momentan verwendeten Dateien und Programme von {BENUTZER} an.<br />

Listet sämtliche offenen Dateien und die laufenden Programme auf, die nicht zu {BENUTZER} gehören, sondern zu anderen<br />

<strong>User</strong>n.<br />

Verrät, welche Dateien die Anwendung mit der Prozess-ID {PID} verwendet. Das hilft zum Beispiel, wenn ein Programm<br />

Amok läuft.<br />

Zeigt, welche Dateien gerade auf das CD-ROM/DVD-Laufwerk zugreifen. Hier lassen sich auch Festplatten (/dev/​sda1) oder<br />

USB-Sticks (/dev/​sdb1) einsetzen.<br />

Listet die von einem Kommando (oder Programm) geöffneten Dateien/​Sockets/​Prozesse auf. {COMMAND} müssen Sie dabei<br />

so eingeben, wie es lsof in der linken Spalte seiner Ausgabe anzeigt, also etwa lsof ‐c cupsd für den Druckerdienst oder<br />

lsof ‐c firefox.<br />

Zeigt sämtliche Internetverbindungen von {BENUTZER} an. Da lsof zwei Argumente gewöhnlich über ein logisches ODER<br />

verknüpft, brauchen Sie das -a als logisches UND.<br />

Zeigt bereits gelöschte Dateien an, die nicht mehr verlinkt sind, aber noch Speicherplatz belegen.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

67


Admin<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Derivat Mint<br />

Linux Mint 12 im Test<br />

Frischer Wind<br />

Linux Mint ist kein<br />

Neuling unter den Linux-<br />

Distributionen, aber<br />

aktuell in aller Munde.<br />

Wir haben uns das<br />

<strong>Ubuntu</strong>-basierte Derivat<br />

angesehen – und waren<br />

beeindruckt genug, um<br />

es auf unsere Heft-DVD<br />

zu packen. Kristian Kißling<br />

Referenz<br />

Alternative Desktops: Mehr zu<br />

Mate und den offiziellen Desktopalternativen<br />

von <strong>Ubuntu</strong> lesen Sie<br />

im Schwerpunkt ab Seite 36.<br />

Installation: Wie Sie <strong>Ubuntu</strong> 11.10<br />

und Mint 12 erfolgreich auf die<br />

Festplatte bringen, erklärt ausführlich<br />

der Artikel ab Seite 16.<br />

Updates: Wie Sie Mint aktualisieren,<br />

lesen Sie im Artikel ab Seite 20.<br />

Es gibt keine zuverlässigen Zahlen. Aber wer<br />

regelmäßig Blogs und Twitter-Feeds zu <strong>Ubuntu</strong><br />

liest, stolpert irgendwann über Linux Mint. Die<br />

Distribution gilt spätestens seit 2011 als Newcomer<br />

im Linux-Bereich und zieht vor allem Benutzer<br />

an, die von Unity die Nase voll haben, aber nicht<br />

auf <strong>Ubuntu</strong> verzichten wollen. Mint basiert auf<br />

<strong>Ubuntu</strong> und das nicht erst seit gestern. Die Version<br />

1.0 trug den Codenamen „Ada“ und erschien bereits<br />

im Jahre 2006 in einer Betaversion [1]. Mint<br />

brachte damals noch einen KDE-Desktop mit und<br />

fußte auf den Paketen von Kubuntu 6.06 („Dapper<br />

Drake“). Die Frauennamen der Distribution<br />

folgen einem System: Ihre Anfangsbuchstaben<br />

entsprechen dem Platz der Versionsnummern im<br />

Alphabet. Der zwölfte Buchstabe im Alphabet ist<br />

ein L, also trägt das aktuelle Linux Mint 12 den<br />

Codenamen „Lisa“.<br />

Mittlerweile hat sich Mint deutlich weiterentwickelt<br />

und steht nun in mehreren Varianten zum<br />

Download bereit. Zunächst gibt es eine CD-Version<br />

für 32- und 64-Bit-Rechner. Sie bringt einen angepassten<br />

Gnome-3.2-Desktop mit (MGSE), auf den<br />

wir später noch im Detail eingehen (Abbildung<br />

1). Für virtuelle Maschinen oder Systeme ohne<br />

ausreichende 3-D-Unterstützung bietet Mint 12<br />

eine 2-D-Variante von Gnome 3 an (Abbildung 2),<br />

die allerdings nur wenig Raum zum Basteln lässt.<br />

Die CD-Version verzichtet auf die Multimedia-<br />

Codecs und bringt dafür den Windows-Installer<br />

mint4win sowie ein Live-System mit. Eine installierte<br />

CD-Version rüsten Sie später problemlos zur<br />

DVD-Version um und spielen die fehlenden Codecs<br />

ein. Beide Optionen bietet bereits der Willkommensbildschirm<br />

an (Abbildung 3).<br />

Daneben gibt es jeweils eine DVD-Version für 32-<br />

und 64-Bit-Rechner. Zwar finden Sie die Versionen<br />

für beide Architekturen auf unserer Heft-DVD, installieren<br />

lässt sich jedoch nur die 32-Bit-Variante.<br />

Sie bringt die Multimedia-Codecs und einige<br />

weitere Programme wie LibreOffice gleich mit. Zusätzlich<br />

zu Gnome bietet die DVD-Version zudem<br />

den Mate-Desktop an, einen Gnome-2-Fork (Referenz:<br />

Alternative Desktops), der auch parallel zu<br />

Gnome 3 läuft (Abbildung 4).<br />

Nicht zuletzt soll auch die Debian-basierte Version<br />

„Linux Mint Debian“ (kurz LMDE) nicht<br />

unerwähnt bleiben, die jedoch nicht mit <strong>Ubuntu</strong><br />

kompatibel ist. Es handelt sich um eine Rolling<br />

Release, die auf einen Gnome- sowie einen Xfce-<br />

Desktop setzt. Laut den Veröffentlichungshinweisen<br />

fehlen hier jedoch die GTK-Oberfläche für<br />

Jockey (über die Sie Grafikkartentreiber installieren),<br />

Simple-CCSM (der Konfigurationsmanager<br />

für Compiz) sowie der USB-Creator (der bootbare<br />

USB-Sticks erstellt). LMDE eignet sich am ehesten<br />

für fortgeschrittene Nutzer, weil es mehr Nacharbeiten<br />

vom Anwender verlangt.<br />

Installieren<br />

Im Test haben wir die CD-Variante von Mint für<br />

64-Bit-Rechner verwendet. Das Bootmenü (Abbildung<br />

5) erscheint nur, wenn Sie während des<br />

anfangs angebotenen Countdowns [Leertaste] oder<br />

[Eingabe] drücken. Es bietet keine Möglichkeit, die<br />

Distribution gleich zu installieren. Misslingt das<br />

Booten der Live-Version, wählen Sie im Bootmenü<br />

den Eintrag Start Linux Mint (compatibility mode).<br />

In diesem verwendet der Booteintrag ein paar zusätzliche<br />

Kernel-Parameter, etwa noacpi, nosplash<br />

Roman Signaev, 123RF<br />

68 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


<strong>Ubuntu</strong>-Derivat Mint<br />

Admin<br />

und irqpoll, die Mint kompatibler zu älteren Rechnern<br />

machen. Zwei Unterschiede zu <strong>Ubuntu</strong> fallen<br />

gleich beim Booten auf: Es gibt keinen Bootsplash<br />

(der Bildschirm bleibt einfach schwarz), und die<br />

Sprachauswahl fehlt normalerweise. In diesem Fall<br />

landen Sie nach einer kurzen Weile auf dem Mint-<br />

Desktop, der für gewöhnlich komplett englisch<br />

lokalisiert ist. Auf unserer Heft-DVD finden Sie<br />

hingegen eine von uns angepasste, deutschsprachige<br />

Variante von Linux Mint.<br />

Bekommt die Distribution mit Ihrer Hardware<br />

keine 3-D-Beschleunigung hin, präsentiert sie einen<br />

schlichten 2-D-Desktop mit den beiden Menüpunkten<br />

Applications und Places oben links im<br />

Panel. Andernfalls erscheint der 3-D-Desktop, der<br />

auf den Namen MGSE (Mint Gnome Shell Extension)<br />

hört, auf Gnome 3 basiert und unten links<br />

im Panel ein ausklappbares Menu anbietet.<br />

Auf beiden Desktops sehen Sie ein Symbol, über<br />

das Sie die Installation anschieben – auch das<br />

kennen Sie von <strong>Ubuntu</strong>. Nach einem Mausklick<br />

darauf erscheint der Installer und fordert Sie auf,<br />

eine Sprache auszuwählen. Der nächste Schirm<br />

prüft dann, ob Ihr Rechner genügend Platz für die<br />

Installation vorhält, ob er am Internet hängt und<br />

ob die Stromversorgung steht. <strong>Ubuntu</strong> bietet in<br />

diesem Schirm noch zwei zusätzliche Optionen<br />

an, über die Sie grundlegende Multimedia-Codecs<br />

installieren und Updates herunterladen – diese<br />

fehlen in Mint.<br />

Es folgt der Installer, dessen Funktionsweise der<br />

Installationsartikel im Heft ausführlich beschreibt<br />

(Referenz: Installation). Dann stellen Sie den<br />

aktuellen Standort ein, legen die Tastaturbelegung<br />

fest und richten einen Hauptnutzer ein (Abbildung<br />

6). Auch Mint bietet an, die persönlichen Daten<br />

zu verschlüsseln. Anschließend installiert sich das<br />

System und stellt dabei in Form einer Diaschau<br />

die wichtigsten Features vor. Das Ganze dauert<br />

nicht lange, und nach einem Neustart landen Sie<br />

auf dem Mint-Desktop. Dieser liegt überwiegend<br />

in deutscher Sprache vor, doch für einige Einträge<br />

fehlt zur Zeit noch eine Übersetzung.<br />

Nun stellen Sie eine Verbindung ins Internet her<br />

und spielen die Aktualisierungen ein (Referenz:<br />

Updates). Internetverbindungen stellt Mint über<br />

den NetworkManager her (Abbildung 7), der<br />

sich um Ethernet, WLAN, DSL und Co. kümmert.<br />

Klappt es nicht mit der WLAN-Karte, hängen Sie<br />

den Rechner über ein Ethernet-Kabel an den Router<br />

(wenn Sie einen Router einsetzen), oder Sie rufen<br />

im Mint-Menü den Eintrag Sonstige | Windows<br />

Wireless Drivers auf. Mit Hilfe dieser Anwendung<br />

können Sie versuchen, den Windows-Treiber Ihrer<br />

WLAN-Karte unter Linux zu installieren. Mitunter<br />

klappt es, diese so zu einer Mitarbeit zu überreden.<br />

Die Software gibt es auch für <strong>Ubuntu</strong> 11.10;<br />

hier ist sie jedoch nicht vorinstalliert.<br />

Sind Sie im Netz, klicken Sie oben rechts auf das<br />

Schildsymbol, das Mints eigenen Update-Manager<br />

1 Verwenden Sie einen aktuellen Rechner, landen Sie unter Mint auf einer eigens angepassten<br />

3-D-Oberfläche, die auf dem Gnome-3-Desktop basiert.<br />

2 Reicht die Grafikleistung des Rechners nicht aus, bietet Mint einen 2-D-Desktop an.<br />

auf den Schirm holt. Er nennt sich MintUpdate,<br />

liegt in Version 4.3.6 vor und ist eine Eigenkreation<br />

der Mint-Entwickler (Abbildung 8). Neu<br />

und sinnvoll ist vor allem das Ebenensystem: In<br />

der Spalte Ebenen ganz links zeigt Mint an, wie<br />

riskant es ist, ein bestimmtes Update einzuspielen.<br />

Während die mit 1 und 2 getaggten Aktualisierungen<br />

als ungefährlich gelten, sollten Sie bei<br />

Updates der Level 3 bis 5 einen Blick auf die Änderungserklärungen<br />

werfen. Von dieser<br />

Transparenz dürften<br />

in der Praxis aber<br />

vornehmlich Poweruser<br />

profitieren, da<br />

die Beschreibungen<br />

oft unverständlich<br />

sind. Mitunter erkennen<br />

Sie jedoch<br />

zumindest, ob Sie<br />

ein Update unbedingt<br />

brauchen.<br />

Zweifelhafte Updates<br />

wählen Sie<br />

ab, indem Sie die<br />

Häkchen neben den<br />

Glossar<br />

Rolling Release: Anders als <strong>Ubuntu</strong>,<br />

von dem regelmäßig stabile Versionen<br />

mit aktualisierter Software erscheinen,<br />

gibt es für Rolling Releases<br />

permanent Updates und keine<br />

festen Release-Zyklen.<br />

3 In der CD-Variante von Mint fehlen die Multimedia-Codecs und<br />

DVD-Inhalte. Sie lassen sich aber einfach nachrüsten, wenn Sie den<br />

entsprechenden Links im Willkommensbildschirm folgen.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

69


Admin<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Derivat Mint<br />

4 Der Mate-Desktop basiert auf Gnome 2 und funktioniert auch unter <strong>Ubuntu</strong> 11.10. Wir stellen<br />

ihn im Heftschwerpunkt etwas ausführlicher vor.<br />

Paketen entfernen. Sind<br />

Sie mit den Plänen von<br />

MintUpdate einverstanden,<br />

klicken Sie auf Aktualisierungen<br />

installieren<br />

und Mint spielt sämtliche<br />

Neuerungen auf den<br />

Rechner, was ein Weilchen<br />

dauert.<br />

Haben Sie das System<br />

von der Mint-CD installiert,<br />

die Sie im Internet<br />

herunterladen, können<br />

Sie über das Startmenü<br />

5 Das Bootmenü von Linux Mint erscheint nur, wenn Sie beim und den Eintrag Sonstige<br />

Booten eine Taste drücken. Eine Sprachauswahl, wie sie <strong>Ubuntu</strong> | Upgrade auf die DVDanbietet,<br />

fehlt in Linux Mint.<br />

Ausgabe Ihre Version<br />

von Mint mit neuer Software<br />

ausstatten. Dazu gehören etwa OpenJDK,<br />

Gimp, der Mate-Desktop, LibreOffice, Samba und<br />

VLC – der Schritt lohnt sich, wenn Sie über eine<br />

entsprechende Internetanbindung verfügen. Unsere<br />

Heft-DVD hat diese Software bereits an Bord.<br />

Zusätzlich können Nutzer der DVD auch gleich<br />

zahlreiche Multimedia-Codecs<br />

einspielen. Dazu wählen Sie<br />

im Startmenü einfach den Eintrag<br />

Multimedia | Multimedia-<br />

Codecs, und die Codecs landen<br />

auf dem Rechner.<br />

Ein großes Fragezeichen wirft<br />

die Frage auf, wie Sie Mint auf<br />

eine neue Version aktualisieren.<br />

Die Entwickler empfehlen eine<br />

Neuinstallation [2]. Zwar sei<br />

ihrer Meinung nach ein Upgrade<br />

über den Paketmanager<br />

möglich, doch berge dieses Gefahren,<br />

weshalb die Entwickler<br />

vor einem Upgrade warnen.<br />

Die Erfahrungen zahlreicher<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Benutzer sprechen in diesem Punkt eine<br />

andere Sprache: Systemaktualisierungen bergen<br />

ohne Frage ein gewisses Risiko in sich, verlaufen<br />

aber in der Regel glatt, weil viele Benutzer nur<br />

Software aus den Standardquellen verwenden. Ein<br />

Backup der wichtigsten Daten ist meist wesentlich<br />

schneller, als eine Sicherung des kompletten<br />

Home-Verzeichnisses mit sämtlichen Dateien. Hier<br />

hilft zudem, dass auch <strong>Ubuntu</strong> mittlerweile eine<br />

eigene Backup-Software an Bord hat: Déjà Dup.<br />

Vielleicht folgen die Mint-Entwickler tatsächlich<br />

einer Überzeugung; womöglich fehlen dem Projekt<br />

aber auch die Ressourcen, um ein funktionierendes<br />

automatisches Update zu gewährleisten. Werfen<br />

wir nun einen Blick auf den Desktop.<br />

Mint Experience<br />

Mögen Sie schlichte, traditionelle Desktops, werden<br />

Sie Freude an Mints Gnome-Classic-Desktop<br />

haben. Ausgefeilter (und letztlich einfacher zu<br />

bedienen) dürfte aber der 3-D-Desktop MGSE sein<br />

– die Abkürzung steht für Mint Gnome Shell Extensions.<br />

Ähnlich wie Unity legt das Mint-Projekt<br />

eine eigene Schicht auf Gnome 3 mit einem oberen<br />

und einem unteren Panel. MGSE wirkt dadurch<br />

wie eine Kombination zweier Desktops.<br />

Da wäre zunächst der Teil, der sich an klassische<br />

Gnome-Anwender richtet. Zu ihm gehört das<br />

Menü links unten, das die Mint-Entwickler aber<br />

aufgepeppt haben. Es besteht aus drei Teilen:<br />

Links sehen Sie ein paar Starter, um Programme<br />

direkt aufzurufen. Unter All Applications versammeln<br />

sich die bekannten Softwarekategorien: Bewegen<br />

Sie die Maus auf eine Abteilung, erscheinen<br />

rechts daneben in der dritten Spalte die dazugehörigen<br />

Anwendungsstarter (Abbildung 9). Das<br />

Menü erinnert insgesamt an das Lancelot-Menü<br />

von KDE, ist aber besser gemacht. Das grüne Symbol<br />

neben Menu verkleinert sämtliche Fenster zu<br />

Schaltflächen, die im unteren Panel landen.<br />

Den Systembereich von Mints Gnome-Version<br />

finden Sie oben rechts: Hier warten Icons für den<br />

Update-Manager, die Lautstärke, die Netzwerkver-<br />

6 Der Installer von Mint entspricht weitgehend dem von <strong>Ubuntu</strong>.<br />

70 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

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Admin<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Derivat Mint<br />

8 Softwareupdates spielen Sie über eine Eigenentwicklung namens MintUpdate ein. Die Software<br />

sortiert die Updates nach Wichtigkeit und Unbedenklichkeit.<br />

bindungen, den Batterieladestand,<br />

das Datum sowie ein Me-Menü mit<br />

Einträgen für den Benutzer. Letzteres<br />

zeigt Benachrichtigungen an,<br />

lässt Sie den Bildschirm sperren,<br />

sich abmelden und den Rechner<br />

ausschalten. Zugleich gelangen Sie<br />

hier in die Systemeinstellungen.<br />

Anders als bei Unity können Sie<br />

die Systembenachrichtigungen deaktivieren.<br />

7 In Mint stellen Sie über den NetworkManager eine<br />

Internetverbindung her. Die Software zeigt die umliegenden<br />

WLAN-Netze an.<br />

MGSE auf ihre Kosten: Drücken Sie<br />

Doch auch Unity-Fans kommen mit<br />

[Windows], erscheinen ein Launcher<br />

und das Dash (Abbildung ). Zugleich tauchen<br />

im zentralen Bereich des Bildschirms kleine<br />

Repräsentationen der aktuell geöffneten Fenster<br />

auf. Klicken Sie auf eines der linken Symbole, ruft<br />

das die zugehörige Anwendung auf den Plan. Kennen<br />

Sie den Namen einer Anwendung, drücken<br />

Sie [Windows] und geben diesen direkt ein. Wie<br />

unter Unity erscheinen nun Icons, welche die zum<br />

Namen passende Software präsentieren, aber auch<br />

Ordner und zuletzt geöffnete Dateien. In der Übersichtsansicht<br />

repräsentieren die Einträge Fenster<br />

und Anwendungen die Arbeitsplätze<br />

respektive die verfügbaren Anwendungen.<br />

Ganz unten stoßen Sie auf Links<br />

zu Wikipedia und Google: Klicken Sie<br />

auf diese, ruft das den Standardbrowser<br />

auf den Plan, der die Wikipedia<br />

und Google nach Ihrem Suchbegriff<br />

durchforstet.<br />

Weist der Desktop Darstellungsfehler<br />

auf, starten Sie ihn einfach neu: Sie<br />

drücken dazu [Alt]+[F2], geben r<br />

ein und bestätigen mit [Eingabe].<br />

Es besteht zudem die Möglichkeit,<br />

den Mint-Desktop etwas mehr an<br />

die eigenen Wünsche anzupassen.<br />

Über den Menüeintrag Sonstige | Erweiterte<br />

Einstelllungen im Startmenü<br />

nehmen Sie Änderungen an Schriften, Fenstern<br />

und Arbeitsoberflächen vor. Besonders der Punkt<br />

Shell-Erweiterungen ist interessant: Über ihn deaktivieren<br />

Sie beispielsweise die Leiste am unteren<br />

Bildschirmrand.<br />

Unity versus Mint<br />

Im direkten Vergleich der Anwendungen nehmen<br />

sich <strong>Ubuntu</strong> und Mint nicht allzu viel – kein Wunder<br />

bei der gemeinsamen Basis. Dennoch haben<br />

die Mint-Macher einige Entscheidungen anders<br />

getroffen als die <strong>Ubuntu</strong>-Entwickler, und Mint<br />

setzt Dinge anders um. Ein paar Beispiele: Die<br />

CD-Version installiert kein LibreOffice. Im Internetbereich<br />

fehlt Empathy, dafür hat Mint das immer<br />

noch beliebte Pidgin im Gepäck sowie das traditionelle<br />

Chatprogramm Xchat. Wie <strong>Ubuntu</strong> installiert<br />

die CD-Version kein Gimp. Sie verzichtet auch auf<br />

Shotwell, dass Mint durch Gthumb ersetzt: Zwar<br />

handelt es sich dabei um einen schnellen und<br />

guten Bildbetrachter, seine Entwicklung schreitet<br />

aber eher schleppend voran, wie ein Blick in das<br />

Entwickler-Repository zeigt.<br />

Die meisten Differenzen verstecken sich im Bereich<br />

Sonstige: Hier bringt Mint 12 einige Werkzeuge<br />

mit, die es von <strong>Ubuntu</strong> 11.10 unterscheiden.<br />

So gibt es ein grafisches Tool, um die Firewall zu<br />

konfigurieren (Gufw), eine eigene Anwendung,<br />

um Internetadressen zu sperren, die bereits erwähnte<br />

Aktualisierungsverwaltung MintUpdate,<br />

eine eigene Softwareverwaltung namens MintInstall<br />

(Abbildung ) und einen Upload-Manager.<br />

Die Softwareverwaltung MintInstall liegt in Version<br />

7.3.4 vor und zeigt auf der Startseite an, wie<br />

viele Pakete dem Nutzer insgesamt zur Verfügung<br />

stehen. Zudem stehen eine Reihe von Kategorien<br />

zur Auswahl, die das Softwareangebot sinnstiftend<br />

sortieren. Anders als im Software-Center fächern<br />

zusätzliche Unterpunkte die einzelnen Kategorien<br />

weiter auf – eine gute Lösung. Neben der<br />

angebotenen Software, die sich direkt installieren<br />

lässt, finden Sie auch Benutzerbewertungen. Der<br />

erwähnte Upload-Manager, der auf den Namen<br />

9 Das Startmenü von Mint erinnert ein wenig an das Lancelot-Menü<br />

für den KDE-Desktop, ist aber besser umgesetzt.<br />

72 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


<strong>Ubuntu</strong>-Derivat Mint<br />

Admin<br />

MintUpload hört, erlaubt es jedoch, feste Verbindungen<br />

für Dienste wie FTP, SFTP und SCP einzurichten.<br />

Das erscheint jedoch etwas überflüssig<br />

vor dem Hintergrund, dass der Dateimanager Nautilus<br />

über dieselben Möglichkeiten verfügt, diese<br />

aber intelligenter in das System einbindet.<br />

Weitere Differenzen zu <strong>Ubuntu</strong> liegen außerhalb<br />

der Softwareauswahl: So verzichtet Mint auf einen<br />

grafischen Bootsplash, der Bildschirm bleibt<br />

einfach schwarz – offiziell handelt es sich um<br />

eine bewusste Designentscheidung. Müssen Sie in<br />

Fenstern scrollen, greifen Sie auf die altbewährten<br />

Scroll-Balken zurück – die Distribution verwendet<br />

anders als Unity keine Overlay Scrollbars.<br />

Die Standardsuchmaschine heißt nicht Google,<br />

sondern DuckDuckGo; sie speichert keine Benutzereingaben.<br />

Mint akzeptiert andere Suchmaschinen<br />

nur dann, wenn diese einen finanziellen<br />

Beitrag zum Projekt leisten. In Nautilus lassen sich<br />

dank einer Erweiterung namens Sushi Dateien direkt<br />

im Editor vorschauen – etwa Texte und Quellcode.<br />

Dazu markieren Sie einfach die gewünschte<br />

Datei und drücken [Leertaste].<br />

Davon abgesehen verhält sich Mint in vielen Punkten<br />

ähnlich wie <strong>Ubuntu</strong>: Es nutzt dieselben Standardprogramme<br />

(Firefox, Thunderbird, Banshee),<br />

verwendet APT zum Verwalten von Paketen und<br />

Grub 2 als Bootloader. In den Systemeinstellungen<br />

unter Systemwerkzeuge im Startmenü stoßen Sie<br />

auf zahlreiche Bekannte: Die Software Additional<br />

Drivers (Jockey) installiert den passenden proprietären<br />

Grafikkartentreiber für den Rechner – wenn<br />

sie fündig wird. Über die Sprachunterstützung<br />

stellen Sie eine systemweite Sprache ein, und unter<br />

Wechselmedien regeln Sie, wie Linux Mint mit<br />

Audio-CDs und Video-DVDs umgeht.<br />

Fazit<br />

Im Test konnte Linux Mint in der Tat begeistern:<br />

Der Desktop lässt sich ebenso einfach bedienen<br />

wie Unity, schließt aber Freunde der traditionellen<br />

Gnome-Oberfläche nicht aus. Er strahlt<br />

eine schlichte Eleganz aus und nutzt unter der<br />

Haube die Vorteile von Debian und <strong>Ubuntu</strong>. Das<br />

Look & Feel wirkt in sich geschlossener als bei<br />

Unity, besonders die Farbwahl und das Hintergrundbild<br />

gefallen. Anders als bei Xubuntu und<br />

seinem Xfce-Desktop vereint der MGSE-Desktop<br />

die Konzepte des alten Gnome harmonisch mit<br />

dem neuen Bedienparadigma von Unity/​Gnome 3.<br />

Auch hier versuchen die Entwickler, alle Anwender<br />

mitzunehmen. Das Installieren vieler Codecs und<br />

proprietärer Komponenten funktioniert unter Mint<br />

put of the box. Nicht zuletzt klappt die Interaktion<br />

mit den Entwicklern besser, und die Wünsche der<br />

Benutzer werden stärker berücksichtigt.<br />

Doch natürlich hat auch Mint seine Schwächen,<br />

z. B. beim Upgradeprozess: Gehören Sie nicht gerade<br />

zu den Menschen, die eine Mint-Version nur<br />

alle zwei bis drei Jahre aktualisieren, wird jedes<br />

Der 3-D-Desktop von Linux Mint vereint die Vorzüge des traditionellen Gnome-Desktops mit<br />

denen von Gnome 3 und Unity. Über die Windows-Taste rufen Sie zum Beispiel ein Dash auf.<br />

halbe Jahr eine Neuinstallation fällig, die das Projekt<br />

ausdrücklich empfiehlt. Hier punktet <strong>Ubuntu</strong>,<br />

das auf Onlineupgrades setzt, die in den meisten<br />

Fällen recht reibungslos klappen.<br />

Das wohl drängendere Problem ist aber vermutlich<br />

die Zukunft von Mint: Gerade hat das Projekt mit<br />

Cinnamon einen Fork von Gnome 3 erstellt. Den<br />

gilt es nun zu betreuen und am Leben zu erhalten,<br />

was das kleine Projekt vor Herausforderungen<br />

stellen dürfte. Das aktuelle Wachstum der Mint-<br />

Community bringt nicht nur positive Aspekte mit<br />

sich: Mit ihr wächst die Zahl der Kritiker ebenso<br />

wie die der Baustellen. Das Projekt steht und fällt<br />

mit der Fähigkeit von Clement Lefebvre, die losen<br />

Enden in der Hand zu behalten. Dennoch: Suchen<br />

Sie einen würdigen Ersatz für Unity, und werden<br />

nicht bei den offiziellen Derivaten fündig, sollten<br />

Sie einen Blick auf Mint werfen. ●●●<br />

Info<br />

[1] Ankündigung von Mint 1.0<br />

Beta: [http:// www. skytel.​<br />

co. cr/ linux‐distributions/​<br />

research/ 2006/ 0830. html]<br />

[2] Neuinstallation-Empfehlung:<br />

[http:// community. linuxmint.​<br />

com/ tutorial/ view/ 2]<br />

Die Softwareverwaltung von Mint erinnert ein wenig an das Software-Center und ist gut gemacht.<br />

Sie integriert auch die Bewertungen und Kommentare der Benutzer.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

73


Admin<br />

Java<br />

Wong Yu Liang, 123RF<br />

Oracle Java JDK 6/​7 installieren<br />

Im Dschungel<br />

von Java<br />

Oracle hat die Lizenz<br />

seiner proprietären<br />

Java-Variante geändert,<br />

daher darf Canonical<br />

diese nicht mehr in den<br />

Repositories anbieten.<br />

Wie Anwender und<br />

Programmierer trotzdem<br />

an den Code gelangen,<br />

lesen Sie hier.<br />

<br />

Kristian Kißling<br />

Lange Jahre hat <strong>Ubuntu</strong> die proprietäre Java-<br />

Variante von Sun (jetzt Oracle) ausgeliefert – auch<br />

bekannt als Sun Java. Nun hat die Firma kurz vor<br />

der Einführung des Oracle Java 7 JDK/​JRE die<br />

Lizenz für die offizielle Variante geändert, aber<br />

zugleich die freie Java-Version von OpenJDK als<br />

offizielle Java-Referenz geadelt.<br />

Für <strong>Ubuntu</strong>-Nutzer (aber auch für alle anderen<br />

Linux-Anwender) hat Oracles Lizenzänderung<br />

direkte Folgen: <strong>Ubuntu</strong> darf nun Oracle Java 6 und<br />

7 nicht mehr – wie bisher – über die offiziellen<br />

Paketquellen ausliefern. Das verhindert eine bequeme<br />

Installation über das Softwar-Center.<br />

Als Oracle nach der Lizenzänderung zudem<br />

einige ernste Sicherheitslücken im Oracle JDK<br />

stopfte, entschied das <strong>Ubuntu</strong>--Projekt, die Sun-<br />

Java-Pakete der Benutzer über ein Update zu<br />

deaktivieren. Die Begründung: Da <strong>Ubuntu</strong> keine<br />

Sicherheitsupdates für Oracles Java-Variante mehr<br />

ausliefern dürfe [1], brächten die Sicherheitslücken<br />

die Systeme der Benutzer in Gefahr. Doch<br />

letztlich entschied man, nur die Java-Pakete aus<br />

dem Partner-Repository zu entfernen, empfiehlt<br />

aber, auf die freie Java-Variante OpenJDK/​IcedTea<br />

umzusteigen. Dazu installieren Sie die Pakete<br />

openjdk-7-jre, openjdk-7-jdk sowie icedtea-plugin.<br />

Da OpenJDK 7 offiziell als Referenzimplementierung<br />

für Oracles Java gilt, sollten die meisten<br />

Java-Anwendungen mit dem freien Java laufen.<br />

Laut Oracle unterscheide sich der Quellcode von<br />

OpenJDK und Oracle JDK ohnehin nur minimal,<br />

und die vorhandenen Differenzen wolle das Unternehmen<br />

zukünftig noch weiter verringern [2].<br />

Dieses Wissen hilft Ihnen jedoch nicht weiter,<br />

wenn die Lieblings-Java-Anwendung nicht wie<br />

gewünscht funktioniert (weil sie doch auf proprietäre<br />

Java-Komponenten setzt). In diesem Fall<br />

installieren Sie über die folgenden Schritte Oracles<br />

offizielle Java-Version (JDK/​JRE). Dabei genügt es<br />

völlig, nur das Java Development Kit (JDK) zu installieren,<br />

da dieses die Java Runtime Environment<br />

(JRE) bereits an Bord hat.<br />

74 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Java<br />

Admin<br />

Die Schritte, um Sun Java 6 und Sun Java 7 einzuspielen,<br />

weichen dabei ein wenig voneinander<br />

ab. Planen Sie, Oracles Java einzusetzen, sollten<br />

Sie einen wichtigen Punkt beachten: Findet Oracle<br />

Fehler und Sicherheitslücken in diesen Paketen,<br />

bekommen Sie in der Regel nichts davon mit. Sie<br />

müssen also regelmäßig die Seiten von Oracle besuchen<br />

und die aktualisierten Pakete wieder neu<br />

einspielen, was recht aufwändig ist. Langfristig<br />

sollten Sie prüfen, ob die von Ihnen benötigte Software<br />

nicht doch mit OpenJDK/​IcedTea läuft und<br />

andernfalls Fehlerberichte schreiben. Womöglich<br />

finden Sie auch einen unabhängigen Drittanbieter,<br />

der fertige Pakete für <strong>Ubuntu</strong> anbietet.<br />

Java SE 7<br />

Folgen Sie dem offiziellen Weg, laden Sie zunächst<br />

das TAR.GZ-Archiv des Java SE 7 Development Kit<br />

[3] für Ihre Rechnerarchitektur herunter (32 oder<br />

64 Bit). Das entpacken Sie in einem Verzeichnis<br />

Ihrer Wahl. Dazu klicken Sie im Dateimanager<br />

Nautilus mit der Maus auf das Archiv und wählen<br />

Hier entpacken, wodurch der neue Unterordner<br />

jdk1.7.0_02 entsteht. Diesen verschieben Sie mitsamt<br />

den darin enthaltenen Dateien mit administrativen<br />

Rechten an den passenden Ort im Dateisystem.<br />

Dazu rufen Sie über [Strg]+[Alt]+[T] ein<br />

Terminal auf und navigieren in das Verzeichnis<br />

oberhalb des neuen Ordners. Den verschieben Sie<br />

nun an den passenden Ort:<br />

$ sudo mv jdk1.7.0_02 /usr/lib/jvm/jdk1.7.U<br />

0_02<br />

Im Anschluss daran schauen Sie im Terminal nach,<br />

wie viele Java-Versionen Ihr System beherbergt:<br />

$ sudo update‐alternatives ‐‐config java<br />

Abbildung 1 zeigt, was Sie eventuell vor sich<br />

sehen. Suchen Sie nun die höchste Zahl in der<br />

Spalte Auswahl – hier ist das eine 2. Ihr neues<br />

Java bekommt daher die Nummer 3:<br />

$ sudo update‐alternatives ‐‐install "/usr/U<br />

bin/java" "java" "/usr/lib/jvm/jdk1.7.0_02/U<br />

bin/java" 3<br />

$ sudo update‐alternatives ‐‐install "/usr/U<br />

bin/javac" "javac" "/usr/lib/jvm/jdk1.7.0_0U<br />

2/bin/javac" 3<br />

$ sudo update‐alternatives ‐‐install "/usr/U<br />

bin/javaws" "javaws" "/usr/lib/jvm/jdk1.7.0U<br />

_02/bin/javaws" 3<br />

Achten Sie darauf, alle Befehle fehlerfrei abzutippen.<br />

Am Ende steht jeweils die eben erwähnte 3,<br />

Glossar<br />

JDK/​JRE: Bei JRE handelt es sich<br />

um die Java-Laufzeitumgebung<br />

(Java Runtime Environment), die<br />

Sie als einfacher Nutzer benötigen,<br />

um ein Java-Programm erfolgreich<br />

auszuführen. Das JDK (Java Development<br />

Kit) ermöglicht es Programmierern,<br />

eigene Java-Anwendungen<br />

zu entwerfen.<br />

OpenJDK: Ist ein von Sun initiiertes<br />

Open-Source-Projekt, um das Java-<br />

JDK unter eine freie Lizenz (GPL)<br />

zu stellen. Lediglich Code, der Sun<br />

nicht gehörte, wurde davon ausgenommen<br />

und steckt noch in Oracle<br />

Java. Das mit OpenJDK verbundene<br />

IcedTea-Projekt entwickelte<br />

zugleich eine freie Laufzeitumgebung<br />

(JRE), in der das freie Open-<br />

JDK funktioniert – <strong>Ubuntu</strong> installiert<br />

diese vor.<br />

Kann eine<br />

Schulungseinrichtung<br />

für mehr als EINEN<br />

Themenbereich<br />

berühmt werden?<br />

Das Linuxhotel ist bekannt für erstklassige Open-Source-Schulungen. In den letzten Jahren kamen Java<br />

und andere Programmiersprachen hinzu - wie immer in Kooperation mit führenden Spezialisten, und in<br />

abgeschiedener, konzentrierter, aber auch ziemlich verspielter Umgebung. Es ist so naheliegend, auch<br />

Entwicklerthemen bei den OpenSource‘lern zu lernen, weil man dort schon immer sehr „unter die<br />

Haube“ guckte und mit viel Freude intensivst arbeitet. Das weiss ein Großteil der deutschen Admins, nur<br />

unter Entwicklern hat's sich noch nicht so ganz herumgesprochen.<br />

Mehr siehe www.linuxhotel.de<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

75


Admin<br />

Java<br />

verschieben Sie dann an den dafür vorgesehenen<br />

Ort im Dateisystem:<br />

$ sudo mv jdk1.6.0_30 /usr/lib/jvm/jdk1.6U<br />

.0_30<br />

1 Laufen mehrere Java-Installationen auf Ihrem System, zeigt ein einfacher Befehl sie alle an.<br />

Nun kommen die Schritte, denen Sie auch bei der<br />

Installation von Sun Java 7 folgen mussten. Sie<br />

prüfen zunächst wieder, welche Auswahlnummer<br />

die neue Variante erhalten muss:<br />

Info<br />

[1] Das <strong>Ubuntu</strong>-Projekt über<br />

den Umgang mit Java:<br />

[https:// wiki. ubuntu. com/​<br />

LucidLynx/ ReleaseNotes/​<br />

Java6Transition]<br />

[2] Oracle und OpenJDK:<br />

[http:// blogs. oracle. com/​<br />

henrik/ entry/ moving_to_<br />

openjdk_as_the]<br />

[3] Orcale Java 7 Development<br />

Kit: [http:// www.​<br />

oracle. com/ technetwork/​<br />

java/ javase/ downloads/​<br />

jdk‐7u2‐download‐1377129.​<br />

html]<br />

[4] Oracle Java 6 JDK:<br />

[http:// www. oracle. com/​<br />

technetwork/ java/ javase/​<br />

downloads/ jdk<br />

‐6u30‐download‐1377139.​<br />

html]<br />

die der größten ermittelten Zahl nachfolgt. Gibt es<br />

auf Ihrem Rechner keine Alternative zum vorinstallierten<br />

OpenJDK, tragen Sie an dieser Stelle die<br />

1 ein. Die Befehle<br />

$ sudo update‐alternatives ‐‐config java<br />

$ sudo update‐alternatives ‐‐config javac<br />

$ sudo update‐alternatives ‐‐config javaws<br />

sollten nun die angezeigten Listen jeweils um eine<br />

weitere Java-Version ergänzen. Geben Sie jedes<br />

Mal unten neben der Eingabeaufforderung die<br />

passende Auswahlnummer an. Über den Befehl<br />

java ‐version prüfen Sie abschließend, ob <strong>Ubuntu</strong><br />

die neu installierte Java-7-Version tatsächlich verwendet.<br />

Java SE 6<br />

Im Gegensatz zu Sun Java 7 ist es möglich, dass<br />

Sun Java 6 in der fehlerbehafteten Variante bereits<br />

auf Ihrem System läuft (Abbildung 2). In diesem<br />

Fall sollten Sie sämtliche Pakete, die ein sun-java6<br />

im Namen tragen, bereits im Vorfeld entfernen.<br />

Erst dann schreiten Sie zum Download der neuesten<br />

Version.<br />

Die aktuell von Oracle angebotene Version 6 Update<br />

30 des JDK laden Sie von [4] herunter. Als<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Nutzer verwenden Sie nicht die dort angebotenen<br />

RPM-Dateien, sondern die selbstextrahierenden<br />

Archive mit der Endung BIN. Entscheiden<br />

Sie sich für die passende Version für Ihre Computerarchitektur<br />

(im Beispiel nutzen wir die 64-Bit-<br />

Variante) und navigieren Sie über das Terminal in<br />

das Downloadverzeichnis. Hier geben Sie<br />

$ chmod u+x jdk‐6u30‐linux‐*<br />

2 Geben Sie „java ‐version“ ein, erfahren Sie, welche Java-<br />

Variante Ihr Rechner aktuell einsetzt.<br />

ein, um die Installer für das JDK ausführbar zu<br />

machen. Über<br />

$ ./jdk‐6u30‐linux‐x64.bin && rm jdk‐6u30U<br />

‐linux‐x64.bin<br />

entpacken Sie die Java-Variante<br />

für 64-Bit-Rechner, wodurch<br />

ein neues Verzeichnis<br />

entsteht. Zugleich löschen Sie<br />

die heruntergeladene BIN-<br />

Datei. Das neue Verzeichnis<br />

$ sudo update‐alternatives ‐‐config java<br />

Wählen Sie aber noch keine konkrete Variante aus.<br />

Soll das zu installierende Java 6 Update 30 die<br />

Nummer 3 erhalten, lauten die Befehle:<br />

$ sudo update‐alternatives ‐‐install "/usr/U<br />

bin/java" "java" "/usr/lib/jvm/jdk1.6.0_30/U<br />

bin/java" 3<br />

$ sudo update‐alternatives ‐‐install "/usr/U<br />

bin/javac" "javac" "/usr/lib/jvm/jdk1.6.0_3U<br />

0/bin/javac" 3<br />

$ sudo update‐alternatives ‐‐install "/usr/U<br />

bin/javaws" "javaws" "/usr/lib/jvm/jdk1.6.0U<br />

_30/bin/javaws" 3<br />

Hat Oracle bis zum Erscheinen dieses Heftes sein<br />

Java-JDK aktualisiert, kann der Eintrag jdk1.6.0_30<br />

sich natürlich ändern. In diesem Fall ersetzen Sie<br />

den Namen des Ordners durch jenen, den Oracles<br />

Java 6 JDK nach dem Entpacken des BIN-Archivs<br />

erhält. Nun aktivieren Sie das neue Java:<br />

$ sudo update‐alternatives ‐‐config java<br />

$ sudo update‐alternatives ‐‐config javac<br />

$ sudo update‐alternatives ‐‐config javaws<br />

Geben Sie jeweils die Nummer der neuen Java-<br />

Variante an. Das Kommando java ‐version verrät,<br />

ob die eben installierte Java-Variante nun standardmäßig<br />

unter <strong>Ubuntu</strong> läuft.<br />

Fazit<br />

Auf Dauer ist diese umständliche Installation von<br />

Oracles Java-Variante sicher keine Lösung. Es<br />

dürfte aber nicht mehr lange dauern, bis jemand<br />

ein PPA aufsetzt oder ein Skript bastelt, das die<br />

Pakete von der Webseite herunterlädt und automatisiert<br />

auf dem Rechner installiert.<br />

Doch vielleicht ist das gar nicht nötig: Oracle<br />

selbst sieht keine Notwendigkeit mehr, das JDK zu<br />

installieren. Die Nachfrage nach Java SE 7 habe<br />

aufgrund der positiven Entwicklung von OpenJDK<br />

stark abgenommen. Die Lizenzänderung sei ohnehin<br />

nur eine vorübergehende Maßnahme gewesen,<br />

um das JDK auch auf Linux-Systemen nutzen zu<br />

können, bis OpenJDK einsatzbereit sei. Mit Open-<br />

JDK 7 als Referenzimplementierung stelle man<br />

Java SE 7 nun wieder unter die alte Lizenz. ●●●<br />

76 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

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UBUNTU<br />

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Wissen<br />

Juju<br />

Fernando Gregory, 123RF<br />

Dienste in der Cloud verwalten mit Juju<br />

Cloud-Voodoo<br />

Als normaler Anwender<br />

kommen Sie mit<br />

einigen von <strong>Ubuntu</strong>s<br />

Cloud-Diensten nie in<br />

Berührung. Was aber<br />

tun Programme mit so<br />

lustigen Namen wie Juju<br />

eigentlich genau? Wir<br />

haben nachgelesen.<br />

<br />

Referenz<br />

Kristian Kißling<br />

Dienste: Mehr zum Thema Dienste<br />

und Server lesen Sie kostenlos online<br />

unter [http:// ubuntu‐user. de/​<br />

Heft/ Heftarchiv/ 2011/ 2].<br />

Die Popularität von Anwendungen steht und<br />

fällt auch mit der Wahl des richtigen Namens. Der<br />

erste Name von Canonicals Juju lautete „Ensemble“<br />

und erinnerte den Anwender an ein klassisches<br />

Orchester, in denen Damen und Herren mit<br />

strengen Frisuren ihre Instrumente traktieren. Juju<br />

klingt hingegen nach Spaß und Leichtigkeit – der<br />

Name scheint direkt einem Web-2.0-Buzzword-<br />

Generator zu entspringen. Tatsächlich hat er – wie<br />

<strong>Ubuntu</strong> – westafrikanische Wurzeln: Es handelt<br />

sich bei Juju um einen Kult mit allen klassischen<br />

Zutaten, zu denen etwa Fetische und Zaubersprüche<br />

gehören.<br />

Server-Hardware<br />

Client Client Client<br />

MySQL<br />

Apache-Server<br />

Word<br />

Press<br />

1 Ein Server bietet üblicherweise nur einen Dienst an, kann aber auch<br />

mehrere Dienste zugleich verwalten.<br />

Mit der Software sollen nun auch Administratoren,<br />

die <strong>Ubuntu</strong> im großen Stil einsetzen, Wunder vollbringen.<br />

Sie funktioniert nach Aussage der Macher<br />

ähnlich wie ein Cloud-basierter Paketmanager<br />

und steht unter der AGPL – einer GPL-Variante für<br />

Internetdienste [1]. Tatsächlich liefert die Software<br />

weitgehend automatisiert Dienste und Webserver<br />

für bestehende <strong>Ubuntu</strong>-Installation aus.<br />

Was ein softwarebasierter Dienst oder Server genau<br />

tut, hatten wir bereits in einem der letzten<br />

Hefte ausführlich erklärt (Referenz: Dienste), hier<br />

folgt noch einmal die Kurzfassung. Server machen<br />

einen Rechner für andere Rechner im lokalen<br />

Netzwerk oder im Internet erreichbar<br />

und bieten dann verschiedene<br />

Dienste an. Rufen dann Clients die<br />

IP-Adresse oder den Domainnamen<br />

des Servers auf, dürfen sie dessen<br />

vorkonfigurierte Dienste nutzen.<br />

So liefert ein Apache-Server zum<br />

Beispiel die Webseiten einer Word-<br />

Press-Installation aus oder bietet<br />

über den MediaWiki-Dienst modifizierbare<br />

Seiten an (Abbildung 1).<br />

Auf einem Minecraft-Server melden<br />

sich mehrere Spieler mit Hilfe von<br />

Clients an, um miteinander virtuelle<br />

Lego-Klötzchen zu stapeln.<br />

Auch das auf Node.js basierende<br />

Etherpad Lite ist so ein Dienst, der<br />

es mehreren Teilnehmern erlaubt,<br />

synchron und für alle sichtbar an<br />

78 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Juju<br />

Wissen<br />

einem Dokument zu arbeiten. Die meisten dieser<br />

Dienste installieren Sie mit ein wenig Aufwand<br />

auch unter <strong>Ubuntu</strong> – Juju hilft beim Aufsetzen.<br />

Viel Verkehr<br />

Nehmen wir an, Sie wollen eine große Konferenz<br />

mit vielen Gästen sowie mit Zuschauern aus dem<br />

Internet veranstalten. Verschiedene Arbeitsgruppen,<br />

die aus lokalen und entfernten Teilnehmern<br />

bestehen, wollen dabei ihre Arbeitsergebnisse<br />

kollaborativ und in Echtzeit in Etherpad-Lite-<br />

Dokumenten festhalten (Abbildung 2). Üblicherweise<br />

schleppen Sie dazu keine eigenen Server auf<br />

die Konferenz, sondern mieten für den Zeitraum<br />

mehrere Server bei einem Cloud-Anbieter. Das<br />

kann unter anderem die Elastic Compute Cloud<br />

(EC2) sein, die zu Amazons Web Services gehört.<br />

Da Juju bisher nur in der EC2 läuft, stellen wir<br />

diese etwas ausführlicher vor. Zukünftig soll die<br />

Software jedoch neben anderen Cloud-Anbietern<br />

auch freie Cloud-Lösungen unterstützen.<br />

Instanzen, Nodes und AMIs<br />

Bei Amazon mieten Sie für etwas Geld eine so genannte<br />

Instanz, die Entwickler auch als Node bezeichnen.<br />

Am besten stellen Sie sich diese als virtuelle<br />

Maschine vor, als einen Computer im Computer.<br />

Oder – wenn Ihnen Virtualisierung nichts<br />

sagt – als physikalischen Rechner, der mit vielen<br />

anderen Rechnern in einem Netzwerk hängt.<br />

Sie kennen das Prinzip womöglich von VirtualBox:<br />

Sie installieren zunächst das Kontrollprogramm<br />

über das Software-Center (auf der Heft-DVD ist es<br />

vorinstalliert). Das starten Sie dann und erzeugen<br />

einen virtuellen Rechner ohne Betriebssystem.<br />

Dem spendieren Sie eine virtuelle Festplatte von<br />

10 GByte (die in Wirklichkeit nur eine Datei ist),<br />

weisen ihm 2 GByte Arbeitsspeicher zu (den die<br />

virtuelle Maschine vom echten RAM abknapst) sowie<br />

zwei CPU-Kerne (wenn Ihr Rechner z. B. über<br />

vier Kerne verfügt). In diesem softwarebasierten<br />

2 Einer der möglichen Dienste, die Sie mit Juju ausliefern, ist Etherpad Lite. Das ermöglicht es<br />

Ihnen, in Echtzeit zusammen mit anderen Benutzern am selben Dokument zu arbeiten.<br />

Rechner booten Sie dann ein Betriebssystem und<br />

installieren es wie gewohnt. Auf diese Weise laufen<br />

auf Ihrem Rechner mehrere Betriebssysteme<br />

nebeneinander, jedes in seinem eigenen kleinen<br />

Gefängnis (Abbildung 3).<br />

So ähnlich funktioniert auch eine Instanz in Amazons<br />

Elastic Compute Cloud. Sie mieten eine oder<br />

mehrere (virtuelle) Instanzen, die über einen definierten<br />

Arbeitsspeicher und eine bestimmte Anzahl<br />

CPUs verfügen (Abbildung 4). Je mehr Miete<br />

Sie zahlen, desto üppigere Ressourcen bringen die<br />

Instanzen mit. Sie zahlen dabei nur, wenn Sie die<br />

Dienste tatsächlich nutzen, und es gibt ein kostenloses<br />

Angebot zum Experimentieren (siehe Kasten<br />

AWS für Einsteiger).<br />

Sie wählen dann entweder ein vorgefertigtes<br />

Amazon Machine Image (kurz AMI) mit einem<br />

vorinstallierten Betriebssystem aus oder installieren<br />

kurzum Ihr eigenes System in die gemietete<br />

Instanz. Um Juju erfolgreich einzusetzen, müssen<br />

Sie jede Instanz mit einem <strong>Ubuntu</strong> 11.10 ausstatten,<br />

wobei Ihnen Werkzeuge wie Orchestra (siehe<br />

AWS für Einsteiger<br />

Einsteiger dürfen ein Jahr lang kostenlos eine einzelne<br />

Instanz nutzen, die sich natürlich gut zum Experimentieren<br />

eignet. Die Anmeldung setzt aber den Besitz einer<br />

Kreditkarte voraus [2]. Zudem müssen Sie zahlen, falls<br />

Sie das vereinbarte Limit an Traffic und Datenbankzugriffen<br />

überschreiten.<br />

Orchestra<br />

Das Framework ermöglicht es, von einem einfachen<br />

<strong>Ubuntu</strong> aus zahlreiche Rechner im lokalen Netzwerk mit<br />

Betriebssystemen zu bestücken. Es bietet zugleich die<br />

Möglichkeit, diese Maschinen zu überwachen und zu<br />

verwalten. Mit Juju sorgen Sie dann dafür, dass diese<br />

Rechner die passenden Dienste anbieten – beide Anwendungen<br />

ergänzen sich also.<br />

3 Die Instanzen in Amazons Cloud sind meist virtuelle Maschinen; das Prinzip kennen Sie von<br />

VirtualBox. Mehrere Maschinen teilen sich die Ressourcen einer leistungsstarken Hardware.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

79


Wissen<br />

Juju<br />

Client Client Client<br />

MySQL<br />

Word<br />

Press 1<br />

Kasten Orchestra) helfen, die den<br />

Prozess der Softwareverteilung<br />

automatisieren. Fertige AMIs, die<br />

vorkonfigurierte Dienste mitbringen,<br />

finden Sie auch im Netz: Die<br />

Webseite Turnkey-Linux [3] und<br />

das kommerzielle BitNami [4]<br />

bieten unzählige Images an, auf<br />

Server- denen die eben erwähnten Dienste<br />

Hardware laufen (Abbildung 5). In reinen<br />

mit virtueller <strong>Ubuntu</strong>-Umgebungen will Juju<br />

Maschine diese Dienste jedoch eleganter<br />

(EC2)<br />

ausliefern, indem es sie intelligent<br />

miteinander verknüpft.<br />

Die Instanzen von EC2 sind untereinander<br />

vernetzt und zugleich<br />

über das Internet für die Öffentlichkeit<br />

erreichbar. Läuft ein Dienst<br />

auf einer von Ihnen gemieteten<br />

Instanz, erhalten Sie von Amazon<br />

eine Adresse in der Form c2-50-16-<br />

61-111.compute-1.amazonaws.com.<br />

Auf diese greifen die Konferenzteilnehmer<br />

dann zu. Beenden Sie die<br />

Instanz, verschwinden auch alle<br />

vorgenommenen Änderungen – es<br />

sei denn, Sie speichern diese in<br />

Amazons Elastic Block Store (EBS), was jedoch<br />

zusätzliches Geld kostet.<br />

Firmen akzeptieren diese Kosten, weil Amazons<br />

Webdienste als sehr flexibel gelten: Stürmen viele<br />

Konferenzteilnehmer Ihre Webseite, buchen Sie<br />

schnell zusätzliche Instanzen hinzu, setzen AMIs<br />

auf und starten Dienste. Sie mieten z. B. einen<br />

Load Balancer, der die Zugriffe unbemerkt auf<br />

mehrere Server verteilt. Er sorgt unter anderem<br />

Word<br />

Press 2<br />

Apache Apache Apache<br />

Machine1<br />

<strong>Ubuntu</strong> 11.10<br />

AWS<br />

Internet<br />

3 EC2-Instanzen<br />

Machine2<br />

<strong>Ubuntu</strong> 11.10<br />

Hypervisor<br />

Machine3<br />

<strong>Ubuntu</strong> 11.10<br />

4 Bei den Instanzen in Amazons EC2 handelt es sich<br />

um virtuelle Maschinen.<br />

dafür, dass Nutzer den Ausfall einer Instanz nicht<br />

bemerken, weil der Load Balancer sie auf eine andere<br />

Instanz weiterleitet.<br />

Auf der im Beispiel genannten Konferenz bieten<br />

Sie nicht nur eine, sondern zahlreiche Instanzen<br />

von Etherpad Lite an. Jeder Workshop/​Vortrag<br />

benötigt schließlich ein eigenes Pad, um Diskussionsergebnisse<br />

festzuhalten. Ohne Juju müssten<br />

Sie ein <strong>Ubuntu</strong>-Image aufsetzen, es konfigurieren,<br />

darauf Etherpad Lite installieren und das fertige<br />

Image auf alle anderen Instanzen kopieren. Die<br />

anderen Installationen müssten Sie dann so einrichten,<br />

dass die IP-Adressen und Konfigurationen<br />

passen. Juju benötigt lediglich mehrere Instanzen<br />

mit installierten <strong>Ubuntu</strong>-Images und erledigt den<br />

Rest automatisch.<br />

Charms<br />

Juju erlaubt es, Dienste auf einfache Art und<br />

Weise aufzusetzen und miteinander zu verknüpfen.<br />

So konfigurieren Sie schnell mehrere Etherpad-Lite-Installationen,<br />

die gemeinsam dieselbe<br />

Datenbank verwenden. Juju wurde in Python programmiert<br />

und bindet diese Dienste in Form von<br />

Modulen ein – den so genannten Charms (engl.<br />

„Zaubersprüche“). Egal, ob WordPress, PHP oder<br />

Etherpad Lite: Sie alle sind nicht Teil von Juju,<br />

sondern werden als Charms ergänzt.<br />

Im Verzeichnis eines Charms, das üblicherweise<br />

den Namen des zugehörigen Dienstes trägt, stoßen<br />

Sie unter anderem auf die Datei metadata.yaml<br />

(Abbildung 6) – so auch im Fall von Etherpad<br />

Lite. Die Datei, die Sie in Listing 1 sehen, beschreibt<br />

in den Zeilen 1 bis 4 den Dienst näher,<br />

Listing 1: „metadata.yaml“<br />

01 ensemble: formula<br />

02 name: etherpad‐lite<br />

03 summary: "Etherpad Lite"<br />

04 description: "Collaborative document<br />

sharing for the Internet"<br />

05 requires:<br />

06 db:<br />

07 interface: mysql<br />

08 optional: true<br />

09 provides:<br />

10 website:<br />

11 interface: http<br />

Listing 2: „install“<br />

5 Auf der Webseite von Turnkey-Linux finden Sie zahlreiche Images für EC2 mit vorinstallierten<br />

Diensten wie Drupal oder WordPress.<br />

01 [...]<br />

02 install_node() {<br />

03 juju‐log "Installing node..."<br />

04 apt‐get update || true<br />

05 apt‐get ‐y install ‐qq nodejs<br />

06 }<br />

07 [[ ‐x /usr/bin/node ]] || install_node<br />

08 [... ]<br />

80 UBUNTU<br />

02/2012<br />

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Wissen<br />

Juju<br />

6 Die Dateien „metadata.yaml“ und „config.yaml“ beschreiben und konfigurieren den hier gezeigten<br />

Charm, der ein WordPress installiert. Es handelt sich quasi um die Metadaten.<br />

den der Charm anbietet. Bei dem Eintrag ensemble:<br />

formula handelt es sich offenbar um ein Relikt<br />

aus der Zeit, in der Juju noch Ensemble hieß.<br />

In den Zeilen 5 bis 8 legt die Datei fest, dass Etherpad<br />

Lite optional, aber nicht zwingend (optional:<br />

true), eine MySQL-Datenbank benötigt. Zugleich<br />

bietet der Dienst ein über HTTP erreichbares Interface<br />

an (interface: http), welches die Zeilen 9<br />

bis 11 näher bestimmen. Zwei weitere Dateien im<br />

Charm-Ordner zeigen die Revision des Charms<br />

(revision) und eine Copyright-Notiz (copyright).<br />

Häufig kommt noch eine Konfigurationsdatei (config.yaml)<br />

hinzu, die Sie benötigen, um den Dienst<br />

(etwa ein MediaWiki) einzurichten: Sie definiert<br />

etwa einen Benutzernamen und ein Passwort.<br />

Hooks<br />

Um den zu einem Charm gehörigen Dienst zu<br />

installieren, zu starten, zu stoppen und mit Datenbanken<br />

und anderen abhängigen Komponenten in<br />

Beziehung zu setzen, verwendet<br />

Juju so genannte Hooks. Diese<br />

liegen in einem Unterordner namens hooks im<br />

Verzeichnis des jeweiligen Charms. Hooks müssen<br />

ausführbar sein, dürfen allerdings in verschiedenen<br />

Programmiersprachen verfasst werden. Juju<br />

ruft einen Hook dann über seinen Namen auf.<br />

Er lautet zum Beispiel install und installiert über<br />

apt-get und einige weitere Konfigurationsbefehle<br />

den zum Charm gehörenden Dienst. Listing 2 zeigt<br />

einen Ausschnitt aus einer install-Datei. Wie Sie<br />

sehen, handelt es sich um ein Bash-Skript, das<br />

einfach die Paketverwaltung anzapft.<br />

Weitere Dateien im Ordner hooks tragen Namen<br />

wie start, stop, config und mysqldb-relation-changed<br />

(Abbildung 7). Den letzten Schalter führt Juju<br />

aus, wenn sich etwas an der Beziehung von Etherpad<br />

Lite zur MySQL-Datenbank ändert.<br />

Im Internet gibt es eine ausführliche Dokumentation,<br />

die zeigt, wie Sie selbst Charms und Hooks<br />

für Juju schreiben [5]. Eine andere Seite gibt einen<br />

Überblick der mittlerweile verfügbaren Charms [6];<br />

es kommen ständig neue hinzu (Abbildung 8).<br />

Juju in der EC2<br />

Wie Sie Juju in der Praxis bedienen, erklärt detailliert<br />

die Dokumentation [7]. Wir skizzieren den<br />

Weg anhand eines Beispiels. Da Juju sich noch<br />

in der Entwicklung befindet, sind für die Zukunft<br />

noch einige Änderungen zu erwarten.<br />

Sie starten eine gemietete Amazon-Instanz, installieren<br />

darin ein <strong>Ubuntu</strong> 11.10 und anschließend<br />

Juju (sudo apt-get install juju). In die Datei<br />

~./​juju/​environments.yaml tragen Sie die Zugangsdaten<br />

für die Amazon-Instanz ein:<br />

access‐key: {MEIN_KEY}<br />

secret‐key: {MEIN_GEHEIMER_SCHLÜSSEL}<br />

Lassen Sie vor den Einträgen vier Leerzeichen<br />

stehen und ersetzen Sie die Platzhalter mit den<br />

7 Eine Liste der verfügbaren Hooks für den Etherpad-Lite-Charm zeigt diese<br />

Abbildung. Diese installieren, starten und beenden einen bestimmten Charm.<br />

8 Der Charm-Browser verrät, welche Dienstmodule bereits existieren.<br />

Standardmäßig liefert <strong>Ubuntu</strong> 11.10 Juju nur mit drei Testexemplaren aus.<br />

82 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

user


Juju<br />

Wissen<br />

geschweiften Klammern durch die tatsächlichen<br />

Zugangsdaten. Dann starten Sie in einem Terminal<br />

eine erste Juju-Instanz:<br />

$ juju bootstrap<br />

Das dauert ein wenig. Den aktuellen Status von<br />

Juju erfahren Sie jeweils über das Kommando:<br />

$ juju status<br />

Ist Juju bereit, sollte Ihnen das Terminal als Rückmeldung<br />

so etwas wie<br />

machines:<br />

0: {dns‐name: ec2‐50‐16‐61‐111.compute‐1.U<br />

amazonaws.com, instance‐id: i‐2a702745}<br />

services: {}<br />

anzeigen. Über den gezeigten DNS-Namen erreichen<br />

Sie und andere die Instanz später über das<br />

Internet – noch erreicht die Außenwelt diese URL<br />

aber nicht. Es wird nun empfohlen, das Debug-<br />

Protokoll zu starten, falls es zu Problemen beim<br />

Aufrufen der Dienste kommt:<br />

$ juju debug‐log<br />

Die Juju-Installation bringt lediglich drei Test-<br />

Charms mit (WordPress, PHP, MySQL), die Sie<br />

unter /usr/​share/​doc/​juju/​examples/​oneiric finden.<br />

Zwei dieser Dienste laden Sie nun:<br />

die MySQL-Instanz auf machine 1 nichts, weil sie<br />

bemerkt, dass eine dafür notwendige Datenbank<br />

bereits existiert.<br />

Um die Instanzen nach getaner Arbeit wieder herunterzufahren,<br />

genügt der folgende Befehl:<br />

$ juju destroy‐environment<br />

Dienstbarer Geist<br />

Als normaler Desktopnutzer werden Sie Juju kaum<br />

brauchen. Betreuen Sie hingegen den Server für<br />

eine kleine Firma oder die Technik für eine LAN-<br />

Party, sieht das womöglich schon anders aus. Zumindest<br />

erhalten Sie eine Ahnung davon, warum<br />

Ihr Desktop-Linux auch in großen Rechenzentren<br />

zum Einsatz kommt.<br />

Juju ist sicher nicht der einzige Fisch im Teich,<br />

nutzt aber geschickt das intelligente Paketmanagement<br />

von <strong>Ubuntu</strong> und Debian und kombiniert es<br />

mit einem modularen Aufbau der Charms. Da die<br />

sich recht einfach entwickeln lassen, wird Juju<br />

schnell weitere Dienste dazu gewinnen.<br />

Noch steckt die Software allerdings in der Entwicklung,<br />

sie dürfte sich im Laufe der nächsten<br />

Zeit noch spürbar verändern. Juju ist gut dokumentiert,<br />

aber es fehlt noch die Anbindung an<br />

andere Cloud-Dienste. Da sich Canonical aber<br />

im Cloud-Segment recht stark engagiert und Juju<br />

gut mit <strong>Ubuntu</strong>s anderen Cloud-Programmen kooperiert<br />

(etwa Orchestra), verschwindet es sicher<br />

nicht so schnell von der Bildfläche. ●●●<br />

Info<br />

[1] Infos zur AGPL:<br />

[http:// de. wikipedia. org/​<br />

wiki/ GNU_Affero_General_Public_License]<br />

[2] Amazons Cloud kostenlos<br />

testen: [http:// aws. amazon.​<br />

com/ de/ free/]<br />

[3] AMIs von Turnkey-Linux:<br />

[http:// www. turnkeylinux.​<br />

org/ cms]<br />

[4] AMIs von BitNami: [http://​<br />

bitnami. org/ cloud/ apps]<br />

[5] Charms selbst schreiben:<br />

[https:// juju. ubuntu. com/​<br />

docs/ write‐charm. html]<br />

[6] Charms für Juju: [http://​<br />

charms. kapilt. com/ charms]<br />

[7] Juju-Dokumentation:<br />

[https:// juju. ubuntu. com/​<br />

docs/ index. html]<br />

$ juju deploy ‐‐repository=/usr/share/doc/U<br />

juju/examples local:oneiric/mysql<br />

$ juju deploy ‐‐repository=/usr/share/doc/U<br />

juju/examples local:oneiric/wordpress<br />

Wollen Sie weitere Charms installieren, folgen Sie<br />

den Anweisungen im Kasten Charm-Offensive.<br />

Geben Sie wieder juju status in das Terminal ein,<br />

erblicken Sie nun bereits drei laufende Instanzen<br />

bzw. machines. Juju läuft auf Maschine 0, MySQL<br />

auf 1 und WordPress auf 2. Nun gilt es, WordPress<br />

mit der MySQL-Datenbank zu verknüpfen:<br />

Charm-Offensive<br />

Sie brauchen nur vier Befehle, um die neuesten<br />

Charms aus dem Repository zu holen. Über den<br />

ersten binden Sie das PPA als Paketquelle ein,<br />

dann aktualisieren Sie diese. Der dritte Befehl<br />

installiert die charm-tools, der vierte holt die<br />

Charms auf den Rechner.<br />

$ sudo add‐apt‐repository ppa:juju/U<br />

pkgs<br />

$ sudo apt‐get update<br />

$ sudo apt‐get install charm‐tools<br />

$ sudo charm getall /usr/share/doc/U<br />

juju/examples/oneiric/<br />

Die Charms landen im selben Verzeichnis wie<br />

die vorinstallierten Beispiel-Charms (Abbildung<br />

9). Abschließend aktualisieren Sie die Liste der<br />

verfügbaren Charms noch einmal:<br />

$ sudo charm update /usr/share/doc/U<br />

juju/examples/oneiric/<br />

$ juju add‐relation wordpress mysql<br />

$ juju expose wordpress<br />

Der zweite Befehl macht die WordPress-Instanz<br />

auf Maschine 2 nun für die Welt sichtbar. Brauchen<br />

Sie eine weitere Instanz, auf der WordPress<br />

läuft, genügt der Aufruf:<br />

$ juju add‐unit wordpress<br />

Die zusätzliche WordPress-Instanz erhält einen<br />

eigenen DNS-Namen und holt sich automatisch<br />

von der existierenden MySQL-Datenbank die nötigen<br />

Konfigurationsinformationen. Umgekehrt tut<br />

9 Die zusätzlichen Charms aus dem PPA installieren Sie über die Anwendung „charm-tools“.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

83


Hardware<br />

SatchBook<br />

SatchBook von Rockiger mit vorinstalliertem <strong>Ubuntu</strong> 11.10<br />

<strong>Ubuntu</strong> inside<br />

Mit dem SatchBook<br />

versucht der deutsche<br />

Vertrieb Rockiger einen<br />

exklusiven Laptop auf<br />

dem Markt zu etablieren.<br />

Ausgesuchte Hardware,<br />

garantierte Linux-Tauglichkeit<br />

und hochwertige<br />

Komponenten versprechen<br />

Spaß ohne Reue.<br />

<br />

Christoph Langner<br />

Referenz<br />

Multimedia: In unserem Einsteigerartikel<br />

auf Seite 26 lesen Sie,<br />

wie Sie den Rechner in eine Multimediamaschine<br />

verwandeln.<br />

Der Kauf eines neuen Laptops stellt Linux-<br />

Anwender stets vor eine Herausforderung: Kaum<br />

einer der größeren Hersteller gibt Garantien, dass<br />

aktuelle Linux-Distributionen mit dem Gerät funktionieren.<br />

Hersteller, die ihre Geräte direkt mit<br />

Linux vertreiben, stellen noch immer eine Ausnahme<br />

dar. Aktuell gehen eigentlich nur Netbooks<br />

direkt mit Linux über den Ladentisch.<br />

Wer eine ausgewachsene Maschine mit leistungsfähiger<br />

Hardware sucht, dem bleibt nur der Weg<br />

ins Netz, um sich über die Linux-Tauglichkeit der<br />

Systeme und verbauten Komponenten zu informieren<br />

– und die Hoffnung, dass die gefundenen<br />

Informationen noch aktuell sind. Kryptische<br />

Bezeichnungen der Bauteile und schnelle Modellwechsel<br />

der Hersteller erschweren die Suche<br />

zusätzlich. In praktisch identischen Namensvettern<br />

desselben Herstellers finden sich häufig recht<br />

unterschiedliche Komponenten mit der Folge, dass<br />

auf dem ersehnten Notebook schließlich weder<br />

WLAN noch Touchpad oder die interne Soundkarte<br />

so funktionieren wie erhofft.<br />

Abhilfe versprechen in dieser Situation Händler,<br />

die sich auf Linux-kompatible Hardware spezialisieren.<br />

Oft entsprechen die dort vertriebenen<br />

Geräte jedoch nicht dem aktuellsten Stand der<br />

Technik, haben eine nicht besonders gute Alibi-<br />

Linux-Distribution an Bord und erscheinen auch<br />

preislich wenig attraktiv. Daher greifen viele Käufer<br />

am Ende doch lieber zu einem Windows-Gerät.<br />

Doch langsam setzt hierzulande ein Umdenken bei<br />

den Anbietern ein: Statt mit möglichst günstigen<br />

Modellen gegen die großen Marken anzutreten,<br />

bieten kleinere Hersteller Linux-kompatible Geräte<br />

mit dem gewissen Etwas an. Die Rechner liegen<br />

Tabelle 1: Ausstattung<br />

CPU<br />

Intel Core i5 bis Core i7<br />

Grafik Intel HD Graphics 3000<br />

RAM<br />

bis 8 GByte DDR3<br />

HD<br />

ab 500 GByte, wahlweise 256 GByte SSD<br />

DVD<br />

Samsung 8-fach DVD-Brenner (S-ATA)<br />

Webcam max. Auflösung 1280 x 1024<br />

LAN<br />

Gigabit-LAN<br />

WLAN Intel 6230, 802.11a/​b/​g<br />

Anschlüsse<br />

Display VGA, HDMI<br />

USB 2 x USB 3.0, 1 x USB 2.0<br />

Akku<br />

Typ<br />

Lithium-Polymer-Akku, 6 Zellen<br />

Kapazität 5200 mAh<br />

Laufzeit max. 8 Stunden (1), ca. 5 Stunden (2)<br />

(1) Herstellerangabe / (2) Testergebnis<br />

84 UBUNTU<br />

02/2012<br />

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SatchBook<br />

Hardware<br />

preislich meist über jenen technisch vergleichbarer<br />

Modelle großer Hersteller, bestechen jedoch durch<br />

exklusive Extras (wie etwa der Cirrus7 One [1]),<br />

vollständige Linux-Tauglichkeit und Linux-Support<br />

direkt vom Hersteller.<br />

Seit ein paar Monaten präsentiert sich mit Rockiger<br />

[2] ein neuer Vertrieb im deutschsprachigen<br />

Markt, der den Linux-Laptop SatchBook (Abbildung<br />

1) anbietet (Tabelle 1). Stolz schreibt das<br />

Unternehmen in seinem Blog, dass es ein Notebook<br />

verkaufen wolle, das MacBooks und XPS-<br />

Modellen von Dell mit „ebenbürtiger Hardware<br />

und einem überlegenen Betriebssystem“ zeige,<br />

„wo der Hammer hängt“ [3].<br />

Wer solche markigen Sprüche in den Mund<br />

nimmt, der darf einen kritischen Test nicht<br />

scheuen. Unser Fokus liegt dabei nicht nur auf der<br />

technischen Ausstattung und der Leistungsfähigkeit<br />

des Laptops, sondern umfasst auch Design,<br />

Haptik und Material des Gehäuses.<br />

Im Überblick<br />

Das SatchBook ist mindestens mit einem Intel<br />

Core i5 der zweiten Generation (Sandy Bridge)<br />

ausgestattet. Optional stehen gegen Aufpreis<br />

Modelle mit Core-i7-CPUs (zwei oder vier Kerne)<br />

bereit. Dank des integrierten Grafikkerns kommt<br />

die Hardware selbst mit aufwändigen Spielen klar<br />

– etwa Alien Arena, America’s Army oder Nexuiz<br />

– ohne auf eine zusätzliche Grafikkarte von AMD<br />

oder Nvidia zurückgreifen zu müssen.<br />

Allerdings benötigt der Chipsatz mindestens Kernel<br />

2.6.37. Aktuelle Ausgaben der großen Distribution<br />

wie Fedora, <strong>Ubuntu</strong> oder OpenSuse erfüllen<br />

diese Anforderung, der Kernel von Debian 6.0<br />

Squeeze ist jedoch zu alt dafür.<br />

Das Testgerät brachte einen Intel Core i5-2410M<br />

mit 2,3 GHz Taktfrequenz mit, dazu 8 GByte<br />

RAM sowie eine 500-GByte-Festplatte von Toshiba<br />

(MK5056GS, 7200 RPM). Das matte 15,6-Zoll-Display<br />

des Geräts (39,6 Zentimeter Diagonale) löst<br />

mit 1366 x 768 Pixeln auf. Diverse Anschlüsse für<br />

externe Geräte finden sich an beiden Seiten des<br />

Gehäuses (Abbildung 2).<br />

Für ein System in dieser Ausstattung berechnet<br />

Rockiger stolze 889 Euro. Mit einer großen SSD<br />

und einer schnelleren Core-i7-CPU schlägt das<br />

SatchBook in der Top-Variante mit über 1 600 Euro<br />

zu Buche. Das Angebot richtet sich offensichtlich<br />

nicht an Schnäppchenjäger, die durch den Verzicht<br />

auf eine Windows-Lizenz nochmal ein paar Euro<br />

sparen wollen: Rockiger peilt vielmehr Käufer an,<br />

die ein gut ausgestattetes Gerät suchen.<br />

Im Großen und Ganzen befindet sich das Satch-<br />

Book auf dem aktuellen Stand der Technik. Die<br />

Sandy-Bridge-Grafik reicht für alle alltäglichen<br />

Aufgaben vollkommen aus. Selbst hochauflösende<br />

YouTube-Videos oder leistungshungrige Ego-Shooter<br />

meistert die Hardware mühelos. Vom Kartenleser<br />

über Bluetooth-Adapter, Multimediatasten,<br />

Webcam, Soundkarte und der Grafik bis zum LANund<br />

WLAN-Anschluss funktionierte das Testgerät<br />

mit aktuellen Live-CDs von Fedora, OpenSuse und<br />

<strong>Ubuntu</strong> ohne jede Nacharbeit. Die Laufzeit des<br />

Akkus erwies sich in unserem Alltagstest mit etwa<br />

5 Stunden als ausreichend.<br />

Vorinstalliert<br />

Bei dem von uns getesteten SatchBook setzt Rockiger<br />

auf <strong>Ubuntu</strong> 11.04 „Natty Narwhal“. Die<br />

Anforderungen an den Kernel verhindern den<br />

Einsatz älterer <strong>Ubuntu</strong>-Versionen, andere Distributionen<br />

bietet Rockiger nicht an. Aktuelle<br />

SatchBooks bietet Rockiger inzwischen hingegen<br />

mit <strong>Ubuntu</strong> 11.10 „Oneiric Ocelot“ an. Das vorinstallierte<br />

<strong>Ubuntu</strong> richtet Rockiger ordentlich als<br />

OEM-Installation auf dem Rechner ein: So darf der<br />

Käufer beim ersten Start des Systems noch selbst<br />

einen Benutzer anlegen und auch den Namen des<br />

eigenen Rechners bestimmen.<br />

Das Betriebssystem hat die Firma kaum modifiziert.<br />

Nach dem ersten Anmelden finden Sie sich<br />

auf einem fast unangetasteten<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Desktop<br />

mit dem umstrittenen<br />

Unity als Desktop wieder.<br />

Rockiger hat nur die<br />

Farben leicht verändert,<br />

das Hintergrundbild ausgetauscht<br />

und mit den<br />

Faenza-Icons [4] recht<br />

hübsche Symbole nachinstalliert.<br />

Über den <strong>Ubuntu</strong>-Standard<br />

hinausgehende Programme<br />

finden sich in<br />

der Installation nicht, so<br />

dass sich <strong>Ubuntu</strong>-Kenner<br />

sofort auf dem Satch-<br />

Book zurechtfinden. Die<br />

1 Rockiger versucht sich mit dem<br />

SatchBook laut eigener Aussage an<br />

einem „MacBook-Killer“.<br />

Glossar<br />

Sandy Bridge: Architektur von Intel,<br />

die CPU und GPU in einem Chip<br />

vereint. Diese Core-Prozessoren<br />

der zweiten Generation versprechen<br />

mehr Datendurchsatz zwischen Prozessor<br />

und Grafikeinheit, also mehr<br />

Leistung, und das bei geringerem<br />

Stromverbrauch.<br />

2 Zwei USB-3.0-Anschlüsse sorgen für schnellen Datentransfer.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

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85


Hardware<br />

SatchBook<br />

Glossar<br />

ODM: Original Design Manufacturer;<br />

Auftragsfertiger, der auch<br />

die Planung und Konstruktion der<br />

produzierten Teile für den Kunden<br />

übernimmt.<br />

Info<br />

[1] Artikel zum Cirrus7 One:<br />

Christoph Langner, „Zuckerwürfel“,<br />

LU 05/​2011,<br />

S. 80 ff., [http:// www.​<br />

linux‐community. de/ 22710]<br />

[2] Rockiger SatchBook:<br />

[http:// rockiger. com/]<br />

[3] Rockiger-Blog: [http://​<br />

rockiger. com/ de/ blog/ view/​<br />

wir‐stellen‐vor‐das<br />

‐satchbook]<br />

[4] Faenza-Icons für<br />

Gnome: [http:// tiheum.​<br />

deviantart. com/ art/​<br />

Faenza‐Icons‐173323228]<br />

[5] Shortcuts für Unity: [http://​<br />

rockiger. com/ de/ blog/ view/​<br />

ubuntu‐11. 04‐shortcuts]<br />

[6] Clonezilla:<br />

[http:// clonezilla. org/]<br />

[7] Quanta Computer:<br />

[http:// www. quantatw. com/​<br />

Quanta/ english/ product/​<br />

qci_nb. aspx]<br />

Multimedia-Codecs zum Abspielen von MP3s oder<br />

Auslesen von Film-DVDs gilt es, selbst nachzurüsten<br />

(Referenz: Multimedia). Damit sich Einsteiger<br />

besser zurechtfinden, legt Rockiger dem Notebook<br />

ein ordentlich gedrucktes und laminiertes Cheat<br />

Sheet mit den wichtigsten Tastenkombinationen<br />

für Unity bei. Bei Interesse finden Sie dieses als<br />

PDF im Rockiger-Blog [5].<br />

Zerschießen Sie aus Versehen das System, greifen<br />

Sie zur mitgelieferten Recovery-DVD. Sie beinhaltet<br />

eine Clonezilla-Installation [6], über die Sie das<br />

System automatisch wieder in den Ausgangszustand<br />

versetzen. Großartige Linux-Kenntnisse benötigen<br />

Sie dazu nicht: Sie legen lediglich die DVD<br />

ein und starten den Rechner von ihr. Nach einer<br />

Sicherheitsabfrage löscht ein Setup das System inklusive<br />

aller Daten und bügelt das Image darüber.<br />

Das Programm weist dabei ausdrücklich darauf<br />

hin, dass Sie vorher Backups erstellen sollten.<br />

3 Mit einem einfachen Aufkleber verbirgt Rockiger das Windows-Logo auf der Tastatur, die im<br />

Test durch den geringen Abstand zwischen den Tasten unangenehm auffiel.<br />

Haptik und Ergonomie<br />

Laptops in der Preisklasse jenseits der 500 Euro<br />

sind im Normalfall immer ausreichend schnell und<br />

umfangreich ausgestattet, so dass sie eigentlich<br />

allen Ansprüchen genügen. In den gehobenen<br />

Preisklassen zählt daher nicht nur die schiere<br />

Leistung des Notebooks, sondern auch die Haptik,<br />

die Anmutung sowie die Ergonomie. Kreischende<br />

Lüfter, klapprige Tasten und billige Plastikgehäuse<br />

finden Sie weder beim MacBook noch bei einem<br />

Dell XPS. Da sich das SatchBook explizit an diesen<br />

Geräten messen möchte und in Anbetracht seines<br />

nicht eben günstigen Preises auch gehobene<br />

Ansprüche angebracht sind, liegt die Hürde hier<br />

entsprechend hoch.<br />

Das SatchBook steckt in einem Barebone-Gehäuse<br />

des ODM Quanta [7], das Rockiger zusätzlich mit<br />

einem Alu-Label auf dem Deckel versehen hat. Auf<br />

der Super-Taste klebt ein <strong>Ubuntu</strong>-Logo (Abbildung<br />

3). Das vollständig aus Plastik gefertigte Gehäuse<br />

erweckt zwar einen soliden Eindruck, bleibt jedoch<br />

weit entfernt von der Haptik und Optik eines<br />

vollständig aus Alu gefertigten Apple-Laptops. Die<br />

preislich vergleichbaren Mittelklasse-Modelle gängiger<br />

Hersteller verfügen über Gehäuse, die einen<br />

deutlich höherwertigen Eindruck machen. Mit 2,5<br />

Kilogramm ist das SatchBook ebenso schwer wie<br />

die 15-Zoll-Notebooks anderer Hersteller.<br />

Unangenehm fällt der Lüfter des Notebooks auf:<br />

Er läuft mit einem deutlichen Geräusch permanent<br />

durch, auch wenn sich auf dem SatchBook<br />

rein gar nichts tut. Zudem handelt es sich beim<br />

Geräusch des Lüfters nicht um ein gleichmäßiges<br />

Hintergrundrauschen, stattdessen „sägt“ etwas in<br />

einer bestimmten Frequenz im Lüfter. Lasten Sie<br />

das System komplett aus, mutiert der Lüfter zwar<br />

nicht direkt zum Föhn, doch der Lärmpegel liegt<br />

deutlich höher, als er bei einem System dieser<br />

Preisklasse sein dürfte.<br />

Die Wahl des Displays erscheint auf den ersten<br />

Blick schlüssig: Eine Auflösung von 1366 x 768<br />

Pixeln bei einer Diagonale von 39,6 Zentimeter ergibt<br />

große Symbole und Schriften. Doch bei einem<br />

bis zu 1 600 Euro teuren Laptop sollte auch ein<br />

hochauflösendes Display zur Auswahl stehen. Minuspunkte<br />

kassiert das SatchBook zudem für die<br />

Tastatur, deren Tasten ohne Abstand und spürbaren<br />

Übergang dicht an dicht nebeneinander liegen<br />

– das Tippen gerät so zur Glückssache.<br />

Fazit<br />

Rockiger geht mit dem SatchBook prinzipiell in<br />

die richtige Richtung. Ein kleiner Vertrieb kann<br />

den großen Herstellern preislich nur schwer Paroli<br />

bieten. Der Ansatz, hochwertige Systeme mit<br />

vorinstalliertem Linux zu vertreiben, erscheint aus<br />

dieser Sicht schlüssig. Unglücklicherweise erfüllt<br />

das SatchBook den hauseigenen Anspruch nur<br />

zum Teil. So bekommen Sie bei Dell für weniger<br />

als 600 Euro ein ähnlich ausgestattetes Gerät der<br />

XPS-Serie, bei dem jedoch Gehäuse und Tastatur<br />

einen wesentlich besseren Eindruck machen.<br />

Einen Vergleich mit Apples Hardware stellt man<br />

lieber erst gar nicht an.<br />

Die verbaute Hardware im SatchBook ist ohne<br />

Frage sehr leistungsfähig und nicht billig im Einkauf.<br />

Doch die inneren Werte sollten sich in der<br />

äußeren Schale widerspiegeln, und an dieser Stelle<br />

geht das Konzept des Notebooks schlicht nicht<br />

auf. Zudem fehlt eine Option für ein hochauflösendes<br />

Display.<br />

Diese Kritikpunkte in einer Kleinserie zu beheben<br />

und dennoch ein preislich halbwegs konkurrenzfähiges<br />

Notebook anzubieten, stellt offensichtlich<br />

die Quadratur des Kreises dar: Ohne hohe Stückzahlen<br />

hat der Vertrieb nicht genügend Einfluss<br />

auf Hersteller; ohne Einfluss auf die Produktion<br />

finden sich nur schwer Komponenten, die direkt<br />

den Ansprüchen genügen.<br />

Rockiger hat nachgelegt und bietet inzwischen<br />

auch ein kleineres Notebook mit 13,3-Zoll-Display<br />

und ohne optisches Laufwerk an. Man darf gespannt<br />

sein, ob Rockiger mit diesem Laptop dann<br />

wirklich Linux rockt. (agr/​kki) ●●●<br />

86 UBUNTU<br />

02/2012<br />

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Programmieren Bash-Workshop: Teil 3<br />

Audioplayer in der Bash mit Dialog-TUI<br />

Schön verpackt<br />

Im letzten Bash-Workshop haben wir einen rudimentären Musikplayer für die Kommandozeile entworfen.<br />

Diesmal spendieren wir diesem Player noch eine textbasierte Benutzeroberfläche (TUI). Christoph Stockmayer<br />

Referenz<br />

Bash-Programmierung: Den ersten<br />

Teil dieses Workshops finden<br />

Sie im letzten <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> 01/​2012<br />

ab Seite 94.<br />

Der Autor<br />

Christoph Stockmayer ist seit 28<br />

Jahren freiberuflicher Trainer in<br />

den Gebieten Programmierung,<br />

C/​C++/​Java/​Perl, OOA/​OOD und<br />

im gesamten Unix/​Linux-Sektor.<br />

Er ist SuSE Certified Trainer,<br />

LPIC1 und Lehrbeauftragter an<br />

der FH Nürnberg. Er betreut außerdem<br />

Programmier- und Unix/​<br />

Linux-Projekte.<br />

Im letzten <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> (Referenz: Bash-<br />

Programmierung) haben Sie gelernt, wie Sie ein<br />

interaktives Bash-Skript programmieren, das Ihre<br />

Musiktitel abspielt und verwaltet. In diesem Heft<br />

erweitern Sie dieses Skript (Listing 1) um eine einfache<br />

grafische Oberfläche. Da diese Art der Grafik<br />

auf jedem ASCII-Bildschirm funktioniert, müssen<br />

auf dem Zielsystem nicht einmal ein Fenstermanager<br />

oder Desktop laufen.<br />

Dialog<br />

Das Geheimnis steckt in dem Werkzeug dialog,<br />

das auf der Ncurses-Bibliothek basiert. Es bietet<br />

Systemen, auf denen kein X-Server läuft, eine alternative<br />

grafische Oberfläche für die Kommandozeile<br />

an, auch Text <strong>User</strong> Interface (TUI) genannt.<br />

Zunächst benutzt dialog die Bash-Variable TERM,<br />

um den Typ des Bildschirms einzustellen (Zeile<br />

06). Abhängig vom Inhalt dieser Variablen bestimmen<br />

einige Programme, welche Befehle sie an das<br />

Terminal senden, um zum Beispiel den aktuellen<br />

Bildschirm zu leeren o. Ä. Seit Kernel 1.3.2 (und<br />

Libncurses 1.8.6) steht die TERM-Variable standardmäßig<br />

auf linux (TERM=linux). Bekommt<br />

Ihr Skript damit Probleme (und erscheinen etwa<br />

Striche anstelle von X-Zeichen), setzen Sie TERM<br />

testweise auf vt220 oder xterm.<br />

Funktionen<br />

Einmal mehr holt das Hauptskript in Zeile 13 alle<br />

nötigen Funktionen aus einer eigenen Sammlung,<br />

die in der Datei musiksammlung.func steckt (Listing<br />

2). Diese verfügt gegenüber der Version aus<br />

dem letzten Heft über einige Neuerungen (Abbildung<br />

1), welche die Kommentare in Listing 2<br />

erläutern. Die Funktionen sind einfacher geworden<br />

und erhalten oft nur noch ein Argument vom<br />

Hauptskript. Sie laden die Skripte aus diesem und<br />

dem letzten Heft auch von unserer Webseite herunter<br />

(siehe Kasten Skriptdownloads, Seite 92). Befindet<br />

sich das Verzeichnis mit dieser Datei in der<br />

PATH-Variablen (Kasten Die PATH-Variable), findet<br />

das Skript sie systemweit über folgenden Aufruf:<br />

. musiksammlung.func<br />

Mögen Sie es einfach, legen Sie die beiden Dateien<br />

musiksammlung.sh und musiksammlung.func im<br />

selben Verzeichnis ab.<br />

Das Hauptprogramm<br />

Das Hauptprogramm aus Listing 1 ruft zunächst<br />

die erwähnte Funktion dialogtest auf (Zeile 19),<br />

die sich in der Datei musiksammlung.func befindet<br />

(Listing 2, Zeile 01). Eine If-Anweisung sucht<br />

darin über das test-Kommando nach der Datei<br />

Die PATH-Variable<br />

Borislav Marinic, 123RF<br />

Der Befehl echo $PATH zeigt einige Verzeichnisse an,<br />

darunter gewöhnlich /usr/​bin und /bin. Die darin befindlichen<br />

ausführbaren Programme starten Sie systemweit<br />

ohne Angabe des absoluten Pfades. Sie müssen<br />

lediglich den Namen des Programms selbst eingeben.<br />

Wäre zum Beispiel /usr/​bin nicht im Pfad, müssten Sie<br />

/usr/bin/firefox in ein Terminal tippen, um den Browser<br />

aufzurufen. Um die PATH-Variable um einen neuen<br />

Ort zu ergänzen (hier zum Beispiel /opt/​bin), geben Sie<br />

PATH="$PATH:/opt/bin" ein.<br />

88 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

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Bash-Workshop: Teil 3<br />

Programmieren<br />

Listing 1: „musiksammlung.sh“<br />

01 #!/bin/bash<br />

02 #<br />

03 # Hier kommt gewöhnlich auskommentiert eine Kopfzeile mit Copyright, Programmname, Version etc. hin<br />

04 #<br />

05 # Variablen definieren<br />

06 TERM=linux<br />

07 weiter=true<br />

08 playerkommando='mplayer'<br />

09 erg=/tmp/menueerg$$<br />

10 tmp=/tmp/menuetmp$$<br />

11 <br />

12 # externe Funktionen aus Listing 1 inkludieren<br />

13 . musiksammlung.func<br />

14 <br />

15 # Vorbereitungen<br />

16 umask 077<br />

17 <br />

18 # Hauptprogramm<br />

19 dialogtest<br />

20 dialog ‐‐infobox "Auswahlmenü Musiksammlung\n(co) Stockmayer\n13.09.2011" 0 0<br />

21 sleep 3<br />

22 cd ${1:‐~/Musik}<br />

23 while $weiter<br />

24 do<br />

25 dialog ‐‐menu "Auswahlmenue Musiksammlung\n$(date '+%d.%m.%Y')\n$(pwd)" 0 0 0 \<br />

26 1 "Anzeigen aller Titel" \<br />

27 2 "Suchen nach Titel" \<br />

28 3 "Abspielen eines Titels" \<br />

29 4 "Ende" 2> $erg<br />

30 echo<br />

31 case "$(cat $erg)" in<br />

32 1) anzeigen > $tmp<br />

33 dialog ‐‐title "Anzeigen aller Titel" ‐‐textbox "$tmp" 0 0<br />

34 ;;<br />

35 2) dialog ‐‐inputbox "Bitte Titel angeben" 0 0 2> $erg<br />

36 suchen "$(cat $erg)" | awk '{ printf("%d %s ",NR,$0 ) }' > $tmp<br />

37 dialog ‐‐title "Anzeigen der gefunden Titel" ‐‐menu "Bitte wählen" 0 0 0 \<br />

38 0 Ende $(cat $tmp)<br />

39 ;;<br />

40 3) dialog ‐‐inputbox "Bitte Titel angeben\noder [Eingabe] drücken." 0 0 2> $erg<br />

41 such="$(cat $erg)"<br />

42 suchen "$such" | awk '{ printf("%d %s ",NR,$0 ) }' > $tmp<br />

43 dialog ‐‐title "Anzeigen der gefunden Titel" ‐‐menu "Bitte wählen" 0 0 0 \<br />

44 0 Ende $(cat $tmp) 2> $erg<br />

45 nr=$(cat $erg)<br />

46 stueck=$((echo ‐n ' ';cat $tmp) | sed "s/.* ${nr} \([^ ]*\).*/\1/")<br />

47 dialog ‐‐infobox "\"$stueck\" wird abgespielt\n(beenden mit Strg‐C)" 0 0<br />

48 abspielen "$such" $(cat $erg) > /dev/null 2>&1<br />

49 ;;<br />

50 4 | '') weiter=false<br />

51 continue<br />

52 ;;<br />

53 *) echo 'Bitte eine der angegebenen Nummern wählen!'<br />

54 ;;<br />

55 esac<br />

56 done<br />

57 dialog ‐‐infobox 'see you later...' 0 0<br />

58 sleep 1<br />

59 rm ‐f $erg $tmp<br />

60 <br />

61 exit 0<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

89


Programmieren Bash-Workshop: Teil 3<br />

dialog ‐‐infobox "Auswahlmenü MusiksammlungU<br />

\n(co) Stockmayer\n13.09.2011" 0 0<br />

Die Zahlen am Ende der Zeile bestimmen die<br />

Höhe und Weite der Infobox, die das Skript dank<br />

der doppelten 0 so vergrößert, dass alle nötigen<br />

Informationen hineinpassen. Es gibt eine Unzahl<br />

weiterer grafischer Elemente, die Sie alle über<br />

entsprechende Parameter übergeben. Tabelle 1<br />

listet genau auf, wie die Optionen lauten und was<br />

sie bewirken. Weitere Details zu dialog verrät das<br />

Handbuch, das Sie über man dialog aufrufen.<br />

Das Skript wechselt dann wieder in das Musikverzeichnis<br />

(Zeile 22), das Sie standardmäßig auf<br />

~/​Musik setzen, falls der Anwender das Audioplayer-Skript<br />

ohne einen Parameter aufruft:<br />

cd ${1:-~/​Musik}<br />

1 Vergleichen Sie mit einem Tool wie „Meld“ die Skripte aus diesem und dem Workshop im letzten<br />

Heft, treten die Unterschiede schnell zutage. Rechts sehen Sie die Datei „musiksammlung.<br />

func“ aus dem letzten Heft, links die aktuelle Version.<br />

/usr/​bin/​dialog. Bleibt die Suche nach der Datei<br />

dialog mit Hilfe des Test-Kommandos erfolglos<br />

([ ! ‐f /usr/​bin/​dialog ]), schlägt das Skript vor, das<br />

Paket dialog zu installieren.<br />

Den MPlayer spielt das Skript hingegen nicht automatisch<br />

ein, was eine bewusste Entscheidung ist:<br />

Sie können nämlich auch zu einem beliebigen anderen<br />

Player greifen. Diesen müssen Sie lediglich<br />

im Skript der Variablen playerkommando zuweisen<br />

(Listing 1, Zeile 08).<br />

Danach folgt eine Case-Anweisung: Drücken Sie [j]<br />

oder [J] (j|J)), folgt der Installationsbefehl; bedienen<br />

Sie eine beliebige andere Taste (*)), beendet<br />

sich das Skript. Existiert /usr/​bin/​dialog, fährt das<br />

Skript mit der nächsten Anweisung fort.<br />

Nach erfolgreicher Installation zeichnet das Programm<br />

dialog dank der mitgelieferten Option<br />

--infobox zunächst eine simple Infobox:<br />

Befindet sich Ihre Musik in einem anderen Ordner<br />

(etwa in ~/​meine_Musik), geben Sie diesen als<br />

Parameter beim Aufruf des Skripts an:<br />

$ ./musiksammlung.sh ~/meine_Musik<br />

Dann beginnt die Menüschleife, die von while<br />

$weiter bis done reicht (Zeilen 23 bis 56). Im Verlauf<br />

dieser Schleife programmieren Sie das komplette<br />

Auswahlmenü – diesmal allerdings grafisch<br />

aufgehübscht (Abbildung 2):<br />

dialog ‐‐menu "Auswahlmenue Musiksammlung\U<br />

n$(date '+%d.%m.%Y')\n$(pwd)" 0 0 0 \<br />

1 "Anzeigen aller Titel" \<br />

2 "Suchen nach Titel" \<br />

3 "Abspielen eines Titels" \<br />

4 "Ende" 2> $erg<br />

Den Überschriftentext brechen Sie jeweils an den<br />

Enden um (\n) und reichern ihn mit dem aktuellen<br />

Datum und dem aktuellen Pfad an ($(pwd)),<br />

wobei Sie in den Klammern eine Kommandosubstitution<br />

($(kommando)) vornehmen. Der in<br />

2 Das Auswahlmenü durchforsten Sie mit den Pfeiltasten und wählen dann<br />

eine passende Option aus.<br />

3 In die „Inputbox“ tragen Sie einen Suchbegriff ein, nach dem das Skript<br />

die Titel der Musikdateien durchforstet. Die Interpretensuche klappt nicht.<br />

90 UBUNTU<br />

02/2012<br />

www.ubuntu-user.de<br />

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Bash-Workshop: Teil 3<br />

Programmieren<br />

Anführungszeichen gesetzte Text erscheint also als<br />

Überschrift des Menüs; die drei Nullen sorgen für<br />

eine optimale Breite. Anschließend folgen – jeweils<br />

getrennt durch einen Backslash (\) – die Auswahlmöglichkeiten<br />

des Menüs.<br />

Jeder Menüeintrag beginnt mit einer eindeutigen<br />

Nummer, über die Sie später die Positionen der<br />

Elemente identifizieren, sowie einem Text in Anführungszeichen.<br />

Viele dialog-Fenster leiten ihre<br />

Ergebnisse an den Fehlerkanal. Diese verraten,<br />

welche Wahl der Anwender trifft. Sie leiten diese<br />

in die Variable $erg um (2> $erg), die Sie am Anfang<br />

des Skripts als Datei definieren:<br />

erg=/tmp/menueerg$$<br />

Diese Datei legt das Skript im temporären Verzeichnis<br />

/tmp ab. Die beiden $$ am Ende des Dateinamens<br />

stehen für die Prozess-ID des laufenden<br />

Skripts. Der ganze Dateiname lautet dann zum<br />

Beispiel menueerg14526. Laufen mehrere Instanzen<br />

eines Skripts, kommen sich die so angelegten<br />

temporären Dateien nicht in die Quere.<br />

In der nun folgenden case-Auswahl (Zeilen 31 bis<br />

55) lesen Sie zunächst die eben erstellte Datei ein<br />

und machen den Fortgang dann von der Auswahl<br />

des Anwenders (case "$(cat $erg)" in) abhängig.<br />

Die bisherigen Funktionen kommen dabei fast unverändert<br />

zum Einsatz.<br />

So erstellt anzeigen zum Beispiel eine Liste aller<br />

Titel in einer weiteren temporären Datei (tmp=<br />

/​tmp/​menuetmp$$) und bereitet diese auf (Auswahlpunkt<br />

1). Sie erscheint in einer Textbox, durch<br />

die Sie mit Hilfe der Pfeiltasten scrollen (Zeilen 32<br />

bis 34). Die Funktion suchen lässt Sie in den Zeilen<br />

35 bis 39 nach einem Songtitel fahnden (Auswahlpunkt<br />

2), aber nicht nach einem Interpreten.<br />

Zunächst speichert das Skript diese Benutzereingabe<br />

(Abbildung 3) über den Fehlerkanal (2) in<br />

der Variablen $erg (konkret über 2> $erg). Dann<br />

setzt es die Funktion suchen auf die Variable $erg,<br />

die ja Ihren Suchbegriff enthält. Drücken Sie übrigens<br />

einfach [Eingabe], findet das Skript sämtliche<br />

vorhandenen Titel.<br />

Eine Pipe (|) reicht das Suchergebnis an das awk-<br />

Kommando weiter. Das ersetzt die Platzhalter "%d<br />

%s " und baut an erster Stelle eine Zeilennummer<br />

ein (NR) gefolgt von der kompletten Zeile ($0).<br />

Dann speichert es die fertige Zeile in der Variablen<br />

$tmp. Dank Zeile 36 erhalten Sie schließlich eine<br />

durchnummerierte Liste der gefundenen Titel,<br />

die das Skript in einem Menü anzeigt (Abbildung<br />

4). Sie enthält einen zusätzlichen Punkt, den das<br />

Skript über 0 Ende definiert (Zeile 38).<br />

Möchten Sie einen Titel abspielen (Auswahlpunkt<br />

3), gelangen Sie zu einem Menüpunkt, der<br />

ähnlich funktioniert wie der vorherige. Er bietet<br />

erneut eine Suche an (Zeilen 40 bis 49). Das<br />

Skript erwartet wieder die Eingabe eines Titels,<br />

den Sie anhören möchten. Der Unterschied zum<br />

Auswahlpunkt 2: Die gefundenen Titel lassen sich<br />

abspielen. Dazu speichert Zeile 44 die Nummer<br />

des von Ihnen ausgewählten Stücks in der Variablen<br />

$erg (über 2> $erg). Im nächsten Schritt liest<br />

das Skript die Nummer aus der eben erzeugten<br />

Datei gleich wieder aus und legt sie in der Variablen<br />

nr ab.<br />

Listing 2: „musiksammlung.func“<br />

01 dialogtest ()<br />

02 {<br />

03 if [ ! ‐f /usr/bin/dialog ]<br />

04 then<br />

05 echo "Damit dieses Skript funktioniert, muss es U<br />

'dialog' installieren. Soll es das jetzt tun? [j/n]"<br />

06 read answer<br />

07 case $answer in<br />

08 j|J) echo "Bitte das Benutzerpasswort eingeben."<br />

09 sudo apt‐get install dialog<br />

10 echo "'Dialog' wurde installiert,U<br />

starte Skript!"<br />

11 sleep 2<br />

12 ;;<br />

13 *) echo "Dann beim nächsten Mal...;)"<br />

14 exit 2<br />

15 ;;<br />

16 esac<br />

17 fi<br />

18 }<br />

19 <br />

20 # formatiert die Suchergebnisse, indem es die a) Endungen abschneidet, b) U<br />

"./"‐Zeichen am Anfang entfernt c) Leerzeichen entfernt und d) leere ZeileU<br />

n löscht<br />

21 format()<br />

22 {<br />

23 sed ‐e 's/\.mp3$//' ‐e 's/^\.\/*//' ‐e 's/ //g' ‐e '/^$/d'<br />

24 }<br />

25 <br />

26 # zeigt sämtliche MP3‐Dateien formatiert an<br />

27 anzeigen()<br />

28 {<br />

29 find . ‐iname '*.mp3' | format<br />

30 }<br />

31 <br />

32 # sucht nach MP3s, in denen der Suchbegriff (${1}) vorkommt, den SiU<br />

e im Hauptskript festlegen<br />

33 suchen()<br />

34 <br />

35 {<br />

36 find . ‐iname "*${1}*.mp3" | format<br />

37 }<br />

38 <br />

39 # das Skript ersetzt hier ${1} und ${2} durch die im HauptskriU<br />

pt definierten Variablen $such (Suchbegriff) und $erg (Nummer U<br />

des Ergebnisses)<br />

40 abspielen()<br />

41 {<br />

42 $playerkommando "`find . ‐iname "*${1}*.mp3" | sed ‐n ‐e "${2}p"`"<br />

43 }<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

91


Programmieren Bash-Workshop: Teil 3<br />

4 Ist die Suche nach einem Song erfolgreich, erscheint eine Liste mit sämtlichen<br />

verfügbaren Titeln auf dem Bildschirm.<br />

5 Finally: Das Skript spielt den Titel im MPlayer ab, zeigt den Namen an<br />

und verrät, wie Sie das Abspielen wieder beenden.<br />

Skriptdownloads<br />

Schließlich kramt das Skript für die Variable $stueck<br />

noch einmal alle Suchergebnisse mit ihren<br />

Namen und Startnummern aus $tmp hervor und<br />

verarztet sie dann mit sed. Dabei sucht es nach<br />

dem Titel mit der Nummer $nr, die sich durch die<br />

Leerzeichen davor und dahinter identifizieren lässt<br />

(sed "s/​.* ${nr}). Von dort ausgehend merkt sich<br />

Sed den gesamten Text bis zum nächsten Leerzeichen<br />

(\([^ ]*\).*). Dieser gemerkte Titel ersetzt<br />

nun die bisherige Zeile (/\1/​).<br />

Als Ergebnis zeigt das Skript dank Zeile 47 den<br />

Titel des Stücks in einer Infobox an (Abbildung<br />

5). Zugleich startet die Funktion abspielen, die<br />

Die Skripte aus dem letzten und diesem Heft finden Sie unter folgenden Adressen:<br />

musiksammlung.sh aus <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> 01/​2012:<br />

http:// ubuntu‐user. de/ Media/ Files/ musiksammlung. sh‐Bash‐Workshop‐Teil‐2<br />

musiksammlung.func aus <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> 01/​2012:<br />

http:// ubuntu‐user. de/ Media/ Files/ musiksammlung. func‐Bash‐Workshop‐Teil‐2<br />

musiksammlung.sh aus <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> 02/​2012:<br />

http:// ubuntu‐user. de/ Media/ Files/ musiksammlung. sh‐Bash‐Workshop‐Teil‐3<br />

musiksammlung.func aus <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> 02/​2012:<br />

http:// ubuntu‐user. de/ Media/ Files/ musiksammlung. func‐Bash‐Workshop‐Teil‐3<br />

den MPlayer auf den Plan ruft, den Sie – wie weiter<br />

oben im Text erwähnt – im Vorfeld installieren<br />

müssen. Der Funktion abspielen folgen dabei<br />

zwei Variablen: Die erste enthält den Suchbegriff<br />

($such), die zweite die Nummer des gewählten<br />

Stücks ($erg). Im $playerkommando-Aufruf – den<br />

wir im letzten Heft erklärt haben – ersetzen diese<br />

beiden Werte dann die Variablen ${1} und ${2}.<br />

Wir zeigen den Aufruf noch einmal, damit Sie ihn<br />

vor Augen haben:<br />

playerkommando "`find . ‐iname "*${1}*.U<br />

mp3" | sed ‐n ‐e "${2}p"`"<br />

Bleiben die zwei letzten case-Anweisungen: Wählt<br />

der Nutzer die Option 4 Ende, oder klickt er auf<br />

Abbrechen (ODER-Verknüpfung |), beendet sich das<br />

Skript. Ein Echo-Befehl, dessen Text aber nirgends<br />

erscheint, fängt andere Eingaben ab.<br />

Hier endet auch die Schleife, und Sie räumen ein<br />

wenig auf. Eine Infobox verabschiedet den Anwender<br />

höflich, und Sie löschen die temporären<br />

Dateien. In der nächsten Folge geht es dann um<br />

Variablen und die Möglichkeiten von Textbearbeitung<br />

und Arrays in der Bash. (kki) ●●●<br />

Tabelle 1<br />

Parameter Effekt Beispiel<br />

--calendar erzeugt einen Kalender dialog --calendar Planer 0 0 $(date '+%d %m %Y')<br />

--checklist zeigt eine Auswahlliste mit mehreren ankreuzbaren Optionen dialog --checklist Auswahl 0 0 0 1 Erste Option on 2 Zweite Option off<br />

--editbox ruft einen kleinen Editor auf, über den Sie eine Datei bearbeiten dialog --editbox file 0 0<br />

--fselect lässt Sie Dateien auswählen dialog --fselect /home 0 0<br />

--inputbox ermöglicht Texteingaben dialog --inputbox 'Bitte den Namen eingeben:' 0 0<br />

--menu erzeugt ein Menü, ein Beispiel finden Sie weiter unten dialog --menu Auswahl 0 0 0 1 Erster Eintrag 2 Zweiter Eintrag<br />

--msgbox gibt eine Nachricht aus dialog --msgbox 'Festplatte formattieren?' 0 0<br />

--passwordbox erzeugt eine Zeile zur Passworteingabe dialog --passwordbox 'Bitte das Passwort angeben:' 0 0<br />

--progressbox zeigt einen Fortschrittsbalken an for i in `seq 1 10`; do echo $i; sleep 1; done | dialog --progressbox 0 0<br />

--radiolist ruft eine Auswahlliste mit nur einer Wahloption auf dialog --radiolist 'Bitte wählen Sie!' 0 0 0 1 erstes off 2 zweites on<br />

--yesno erzeugt eine Ja/​Nein-Auswahl dialog --yesno 'Rechner herunterfahren?' 0 0<br />

92 UBUNTU<br />

02/2012<br />

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<strong>Vorschau</strong><br />

Service<br />

Dmitry Naumov, 123RF<br />

<strong>Vorschau</strong> auf Heft 03/2012<br />

das nächste Heft erscheint am 10.5.2012<br />

Was kommt im Heft<br />

<br />

03/​2012?<br />

Am 10. Mai 2012 liegt der nächste <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> 03/​2012 in den Verkaufsregalen, am Kiosk, im Software-<br />

Center und im Onlineshop. Einige Themen stehen bereits fest – zumindest vorläufig. Kristian Kißling<br />

Drei Buchstaben: LTS<br />

Im Mittelpunkt des nächsten Hefts stehen sicherlich die drei Buchstaben<br />

LTS, die für Long Term Support stehen. <strong>Ubuntu</strong> 12.04 wird – wie zuletzt<br />

<strong>Ubuntu</strong> 10.04 – Langzeit-Support erhalten und von Canonical fünf Jahre<br />

lang mit Updates unterstützt (Abbildung 1). Das betrifft zwar nur die<br />

Pakete aus dem Main-Repository, dennoch setzen viele <strong>Ubuntu</strong>-Anwender<br />

mit Vorliebe die stabilen LTS-Versionen ein. Der Vorteil: Sie müssen<br />

nicht jedes halbe Jahr Ihr System aktualisieren. Wir schauen, ob 12.04<br />

wirklich stabil läuft, schnell bootet und ob Unity und <strong>Ubuntu</strong> generell<br />

wichtige Veränderungen im Gepäck haben.<br />

1 Bereits die<br />

Alpha von <strong>Ubuntu</strong><br />

12.04 macht<br />

einen guten<br />

Eindruck. Die<br />

Distribution soll<br />

fünf Jahre lang<br />

Support erhalten<br />

(Grafik: wiki.<br />

ubuntu.com).<br />

2 Bitcoin ist eine digitale Währung. Im Gegensatz zur<br />

realen Welt können Sie dieses Geld sogar selbst anbauen<br />

(oder besser abbauen, wie in „Bergbau“).<br />

Digitale Zeiten, digitale<br />

Währungen<br />

Während wir uns dank unserer Kreditkarten,<br />

EC-Karten, Geldkarten und Bahnkarten<br />

immer mehr zu gläsernen Bürgern machen,<br />

basteln findige Computerhacker an einer<br />

neuen Währung, welche die Anonymität<br />

von Bargeld mit der Flexibilität des Digitalen<br />

vereint (Abbildung 2). Wir zeigen,<br />

wie Bitcoins funktionieren, wo man sie bekommt,<br />

welche Gefahren lauern und welche<br />

Anbieter die digitale Währung akzeptieren.<br />

Wer weiß? Ihren nächsten Hamburger bezahlen<br />

Sie vielleicht schon mit Digicash.<br />

EnergyXT<br />

Wer unter Linux Musik machen<br />

will, der muss bereit sein, zu frickeln:<br />

Nach wie vor gilt Linux in<br />

Sachen Musikproduktion als Entwicklungsland,<br />

auch wenn es heute<br />

einige interessante Ansätze gibt.<br />

Thomas Raukamp will diese Wahrnehmung<br />

ein wenig erweitern und<br />

stellt mit EnergyXT einen kommerziellen<br />

Midi- und Audiosequenzer<br />

vor, der in der Liga von Cubase und<br />

Sonar mitspielen will. Ob das gelingt,<br />

lesen Sie im nächsten Heft.<br />

Erscheinungsdatum<br />

Autoren<br />

Anzeigen<br />

Den nächsten <strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> (03/​2012) finden Sie ab dem 10. Mai<br />

2012 am Kiosk Ihres Vertrauens oder in <strong>Ubuntu</strong>s Software-Center.<br />

Alternativ lassen Sie sich das Heft unter [http://​shop.linuxnewmedia.de/]<br />

einfach versandkostenfrei zuschicken. Tägliche Informationen<br />

und Updates zu <strong>Ubuntu</strong> finden Sie unter anderem auf<br />

Facebook, Google+, Diaspora und nicht zuletzt auf unserer Webseite<br />

[http:// ubuntu‐user. de/]. Hier bieten wir eine große Auswahl<br />

freier Artikel aus aktuellen und älteren Heften an.<br />

Christoph Langner S. 78<br />

Thomas Raukamp S. 46/56<br />

Tim Schürmann S. 26/42/50<br />

Sebastian Seitz S. 8/58<br />

Christoph Stockmayer S. 88<br />

Bodenseo S. 33<br />

Deutsche Messe S. 49<br />

Galileo Press S. 100<br />

Ixsoft S. 2<br />

Linux-Hotel S. 75<br />

Linux Online Shop S. 99<br />

LinuxTag S. 45<br />

ZEDOnet S. 65<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

93


Tipps & Tricks<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Tipps<br />

Tipps & Tricks zu <strong>Ubuntu</strong> und Co.<br />

Kirsty Pargeter, 123RF<br />

<strong>Ubuntu</strong><br />

anpassen<br />

In den <strong>Ubuntu</strong>-Tipps zeigen wir, wie Sie mit<br />

Stealthy lästige YouTube-Restriktionen umgehen,<br />

den Loginmanager LightDM konfigurieren und den<br />

richtigen Bootsplash einrichten.<br />

Kristian Kißling<br />

1 Stealthy erlaubt den Zugriff auf<br />

YouTube-Videos und andere Angebote,<br />

die Sie mit einer IP-Adresse<br />

aus Deutschland nicht erreichen.<br />

Firefox: Videosperren<br />

umgehen<br />

YouTube bietet weltweit kurzweilige Unterhaltung<br />

dank einer riesigen Videoclip-Sammlung. Deutsche<br />

Benutzer ziehen hingegen oft lange Gesichter,<br />

wenn es beim Aufruf eines Videos mal wieder<br />

heißt: „Leider ist dieses Video in Deutschland nicht<br />

verfügbar, da es Musik enthalten könnte, für die<br />

die GEMA die erforderlichen Musikrechte nicht<br />

eingeräumt hat. Das tut uns leid.“<br />

Schuld an dem Dilemma scheint vor allem die<br />

GEMA zu sein. Sie verlangt für jedes Video, das<br />

einen von ihr vertretenen Künstler sichtbar und<br />

hörbar macht, eine Pauschale für die Nutzungsrechte<br />

von YouTube. Laut Spiegel Online [1]<br />

liegt die bei 13 Cent pro abgespieltem Titel (bei<br />

2 Konfigurieren Sie Stealthy am besten so, dass Sie nicht aus Versehen private Daten über den<br />

Proxy leiten. Zudem sollten Sie jedes Mal prüfen, ob Stealthy tatsächlich funktioniert.<br />

einem Stück bis zu 5 Minuten Länge), womit sie<br />

laut YouTube-Besitzer Google ein Vielfaches der<br />

international üblichen Pauschalen fordere. Das<br />

verhindere einen Vertrag bisher. Klicken eine Million<br />

Nutzer etwa auf ein altes 80er-Jahre-Video,<br />

müsste Google 130 000 Euro an die Verwertungsgesellschaft<br />

überweisen. Inzwischen beschweren<br />

sich sogar die Chefs der Musikkonzerne Sony und<br />

Universal Music über die GEMA. Sie möchten<br />

auch in Deutschland an YouTube (und ähnlichen<br />

Diensten) mitverdienen.<br />

Da die Sperre sich nur auf deutsche IP-Adressen<br />

beschränkt, umgehen findige Nutzer sie mit Hilfe<br />

so genannter Proxys. Das sind Rechner, die zum<br />

Beispiel in den USA stehen und die den durchgehenden<br />

Datenverkehr einfach weiterleiten – versehen<br />

mit der eigenen, amerikanischen IP-Adresse.<br />

Fordern Sie dann mit Ihrer deutschen IP-Adresse<br />

ein YouTube-Video über einen Proxy an, sieht das<br />

Portal nur die amerikanische IP, betrachtet Ihren<br />

Zugriff als legitim und rückt mit dem Video heraus.<br />

Der Proxy-Umweg funktioniert auch für andere<br />

Angebote recht gut, etwa die Webseite Hulu<br />

[2], die legal Serien, Shows und Filme für US-Bürger<br />

anbietet – natürlich in englischer Sprache und<br />

unterbrochen von Werbung.<br />

Einen sehr einfachen Weg, so einen Proxy einzusetzen,<br />

bietet die Firefox-Erweiterung Stealthy.<br />

Sie ermöglicht den kostenfreien Zugriff auf Pro-<br />

94 UBUNTU<br />

02/2012<br />

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<strong>Ubuntu</strong>-Tipps<br />

Tipps & Tricks<br />

xys in zahlreichen Ländern, darunter die USA,<br />

Frankreich, Großbritannien und viele weitere. Um<br />

Stealthy zu installieren, besuchen Sie die Webseite<br />

der Erweiterung [3] und klicken auf Zu Firefox<br />

hinzufügen. Nach der Installation starten Sie den<br />

Browser neu und werfen einen Blick auf das kleine<br />

rote Icon rechts neben der Adressleiste (Abbildung<br />

1), das wohl einen Tarnkappenbomber darstellen<br />

soll. Um Stealthy zu aktivieren, genügt ein Klick<br />

auf das Icon. Leuchtet es grün, ist die Erweiterung<br />

aktiv, färbt es sich rot, ist sie außer Dienst. Sie<br />

sollten Stealthy zunächst konfigurieren – auch zu<br />

Ihrer eigenen Sicherheit.<br />

Die Kommunikation über einen Proxy ist generell<br />

unsicher, weil sich dieser meist nicht explizit unter<br />

Ihrer Kontrolle befindet. Die Administratoren<br />

des Proxys können Ihre Daten einfach mitlesen,<br />

Sie sollten also keine persönlichen Daten über<br />

den Proxy schicken. Konkret heißt das: Benutzen<br />

Sie weder Facebook, noch Web-E-Mails, noch<br />

Onlinebanking über Stealthy. Dann erfährt der<br />

Proxy-Betreiber im Fall der Fälle lediglich, welche<br />

Serien oder Musikvideos Sie gern sehen – das ist<br />

zu verschmerzen.<br />

Damit Stealthy nicht mit Ihrer privaten Internetnutzung<br />

kollidiert, passen Sie die Erweiterung<br />

entsprechend an. Klicken Sie auf das Stealthy-Icon<br />

und wählen Sie Configure, landen Sie in einem<br />

Fenster, über das Sie das Add-on einrichten (Abbildung<br />

2). Im oberen Bereich wählen Sie Modus,<br />

um auf Services zuzugreifen, die nur in den U.S.<br />

erlaubt sind, unten Stealthy automatisch deaktivieren.<br />

Die erste Einstellung dürfte klar sein; die<br />

zweite sorgt dafür, dass ein Neustart des Browsers<br />

Stealthy nicht automatisch aktiviert. Das verhindert,<br />

dass Sie aus Versehen Facebook oder ähnliche<br />

Dienste nutzen, während Stealthy läuft.<br />

Darüber hinaus sehen Sie im Konfigurationsfenster<br />

eine leere Zeile: Tragen Sie dort das Kürzel eines<br />

Landes ein, als dessen Einwohner Sie im Internet<br />

– laut Browserkennung – erscheinen wollen. Für<br />

Frankreich geben Sie zum Beispiel FR ein, CO für<br />

Kolumbien. Ob Stealthy das richtige Land auswählt,<br />

lässt sich einfach prüfen: Sie besuchen eine<br />

Webseite [4], die Ihnen anzeigt, welche IP-Adresse<br />

Sie momentan nutzen und zu welchem Land diese<br />

(vermutlich) gehört (Abbildung 3). Das sollten<br />

Sie immer tun: Im Test fand Stealthy mitunter keinen<br />

Proxy, ohne das aber explizit anzuzeigen.<br />

Desktops aus LightDM<br />

entfernen<br />

LightDM heißt der neue Loginmanager von<br />

<strong>Ubuntu</strong> 11.10 (Abbildung 4). Der zeigt nicht nur<br />

alle auf dem System vorhandenen Benutzer an,<br />

sondern lässt Sie auch einen Desktop auswählen.<br />

Klicken Sie auf das kleine Zahnrad, erscheinen die<br />

verfügbaren Desktops in einer Liste und Sie wählen<br />

zum Beispiel zwischen Unity 3-D (<strong>Ubuntu</strong>)<br />

und Unity in der 2-D-Variante (<strong>Ubuntu</strong> 2D).<br />

3 Ob Stealthy tatsächlich einen Proxy in dem von<br />

Ihnen eingestellten Land (oder überhaupt einen Proxy)<br />

verwendet, verrät ein kurzer Onlinecheck.<br />

Probieren Sie gelegentlich andere Desktops aus,<br />

wird diese Liste schnell recht lang. Es gibt aber<br />

eine Möglichkeit, sich nur die Desktops anzeigen<br />

zu lassen, mit denen Sie tatsächlich arbeiten.<br />

Dazu bearbeiten Sie die Dateien im Verzeichnis<br />

/usr/​share/​xsessions. Diese starten – jede für sich<br />

– eine Desktopsitzung für <strong>Ubuntu</strong> (Abbildung 5).<br />

Es genügt, die Dateien zu den nicht erwünschten<br />

Sitzungen einfach umzubenennen. Sie rufen ein<br />

Terminal auf ([Strg]+[Alt]+[T]) und wechseln<br />

über cd /usr/share/xsessions in das Verzeichnis.<br />

Hier geben Sie zum Beispiel<br />

$ sudo mv ubuntu‐2d.desktop ubuntu‐2d.U<br />

desktop.BACKUP<br />

ein, was dazu führt, dass LightDM keinen Unity-<br />

2-D-Desktop mehr findet und anbietet. Auf diese<br />

Weise beschränken Sie die Sitzungen auf eine Ihnen<br />

angenehme Zahl.<br />

Wollen Sie später doch auf eine der nun unsichtbaren<br />

Sitzungen zugreifen, rufen Sie eine Textkonsole<br />

auf und geben der entsprechenden Sitzung<br />

auf dem umgekehrten Weg wieder ihren alten<br />

Namen zurück.<br />

Benutzernamen in LightDM<br />

abschalten<br />

LightDM bietet zudem<br />

die Möglichkeit, die<br />

Anzeige der Benutzernamen<br />

abzuschalten<br />

und den Eintrag für<br />

die Gastsitzung zu entfernen.<br />

In diesem Fall<br />

müssen Sie beim Anmelden<br />

Ihren Benutzernamen<br />

explizit eintippen.<br />

Erneut rufen<br />

Sie ein Terminal auf<br />

([Strg]+[Alt]+[T])<br />

und bearbeiten die<br />

Konfigurationsdatei<br />

von LightDM mit administrativen<br />

Rechten<br />

4 <strong>Ubuntu</strong>s neuer Loginmanager heißt LightDM und lässt sich über<br />

die Kommandozeile konfigurieren.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

95


Tipps & Tricks<br />

<strong>Ubuntu</strong>-Tipps<br />

5 Um eine Desktopsitzung aus LightDM zu entfernen, verschieben Sie einfach<br />

die zugehörige Datei mit der Endung „.desktop“.<br />

7 Das automatische Anmelden auf dem Desktop lässt sich auch im<br />

Nachhinein aktivieren oder ausschalten.<br />

6 Ergänzen Sie die folgenden zwei<br />

Zeilen in der Konfigurationsdatei<br />

von LightDM, zeigt der Loginmanager<br />

keine Benutzernamen und<br />

Gastzugänge mehr an.<br />

in einem Editor, den Sie über gksu gedit /etc/<br />

lightdm/lightdm.conf aufrufen. Nach Angabe eines<br />

Passworts zeigt Gedit die Datei an. Ergänzen Sie<br />

diese nun um die Einträge<br />

allow‐guest=false<br />

greeter‐hide‐users=true<br />

und speichern Sie sie (Abbildung 6). Starten Sie<br />

<strong>Ubuntu</strong> neu, begrüßt Sie LightDM fortan ohne einen<br />

voreingestellten Benutzer.<br />

Automatisches Anmelden<br />

(de)aktivieren<br />

Während Sie die Benutzer und Sessions nur über<br />

Kommandozeilenwerkzeuge deaktivieren, gibt es<br />

für das Einstellen der automatischen Anmeldung<br />

ein grafisches Tool. Üblicherweise legen Sie bereits<br />

bei der Installation fest, ob sich der zuerst angelegte<br />

Benutzer automatisch anmeldet oder nicht.<br />

Dieses können Sie im Nachhinein ändern. Dazu<br />

klicken Sie oben rechts auf das Zahnradsymbol<br />

und wählen Systemeinstellungen. Ein Klick auf Benutzerkonten<br />

bringt Sie in die Accountverwaltung.<br />

Hier wählen Sie den Anwender aus, den <strong>Ubuntu</strong><br />

automatisch anmelden soll und klicken oben<br />

rechts auf Entsperren. Im letzten Schritt betätigen<br />

Sie den Schalter neben Automatische Anmeldung,<br />

um diese zu aktivieren oder zu deaktivieren<br />

(Abbildung 7). Das war es schon. Nach einem<br />

Neustart des Systems sollten Sie ohne den Umweg<br />

über LightDM auf dem Desktop landen. Bedenken<br />

Sie aber, dass die automatische Anmeldung ein<br />

größeres Sicherheitsrisiko in sich birgt.<br />

LightDM statt LXDM<br />

Installieren Sie Lubuntu 11.10 mitsamt Desktop<br />

aus einem <strong>Ubuntu</strong> heraus, ersetzt die Distribution<br />

den Loginmanager LightDM durch LXDM. Wollen<br />

Sie den LightDM von <strong>Ubuntu</strong> zurückholen, rufen<br />

Sie ein Terminal auf und geben<br />

$ sudo dpkg‐reconfigure lightdm<br />

ein. Sie wählen aus der nun erscheinenden Liste<br />

mit Hilfe der Pfeiltasten lightdm aus und bestätigen<br />

die Wahl über OK.<br />

Starten Sie den Rechner neu, landen Sie zunächst<br />

direkt auf dem Lubuntu-Desktop. Melden Sie sich<br />

von diesem ab, gelangen Sie zu LightDM, wo Sie<br />

als Sitzung <strong>Ubuntu</strong> oder <strong>Ubuntu</strong> 2D auswählen.<br />

Soll LightDM stets erscheinen, schalten Sie – wie<br />

im vorherigen Tipp beschrieben – das automatische<br />

Anmelden für Ihren Hauptbenutzer aus.<br />

Bootsplash einstellen<br />

Booten Sie einen <strong>Ubuntu</strong>-Rechner, erscheint für<br />

eine kurze Zeit ein Bootsplash, der zum zuletzt<br />

installierten Desktop gehört. Dabei handelt es<br />

sich um eine animierte Grafik oder einen Text – in<br />

<strong>Ubuntu</strong> 11.10 sind das etwa die vier Punkte (Abbildung<br />

8). Installieren Sie später weitere Desktops,<br />

ändert sich der Bootsplash entsprechend. Das ist<br />

nicht immer erwünscht: Arbeiten Sie hauptsächlich<br />

mit <strong>Ubuntu</strong>, möchten Sie den Bootsplash von<br />

Xubuntu irgendwann loswerden.<br />

Um den Bootsplash von <strong>Ubuntu</strong> wiederherzustellen,<br />

genügt ein einfacher Befehl, den Sie mit administrativen<br />

Rechten in ein Terminal eingeben:<br />

$ sudo update‐alternatives ‐‐config defauU<br />

lt.plymouth<br />

Wie im Fall der Java-Installation gibt die Kommandozeile<br />

nun mehrere zur Wahl stehende Bootsplash-Themen<br />

an. Indem Sie eine Zahl eingeben,<br />

entscheiden Sie sich für eine der Möglichkeiten.<br />

Nun sorgen Sie noch dafür, dass auch der Kernel<br />

Wind von Ihrem Änderungswunsch bekommt:<br />

$ sudo update‐initramfs ‐u ‐k all<br />

Nach einem Neustart des Rechners sollte nun<br />

auch der alte <strong>Ubuntu</strong>-Bootsplash wieder auftauchen.<br />

Weitere Themes installieren Sie, indem Sie<br />

im Software-Center nach plymouth‐theme suchen.<br />

Anschließend richten Sie das neue Theme auf die<br />

eben beschriebene Weise ein.<br />

Trackpads und Trackpoints<br />

ausschalten<br />

Mitunter stören Trackpoints und Trackpads eher,<br />

als dass sie im täglichen Umgang mit dem Rechner<br />

helfen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn<br />

96 UBUNTU<br />

02/2012<br />

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<strong>Ubuntu</strong>-Tipps<br />

Tipps & Tricks<br />

Sie eine externe Maus verwenden und öfters aus<br />

Versehen mit dem Handrücken das Pad berühren.<br />

Es gibt eine Möglichkeit, solche Geräte einfach<br />

zu deaktivieren. Dazu rufen Sie ein Terminal auf<br />

([Strg]+[Alt]+[T]) und lassen sich zunächst über<br />

xinput list die angeschlossenen Eingabegeräte<br />

anzeigen. Für jedes Gerät zeigt <strong>Ubuntu</strong> eine zugehörige<br />

ID an, die Sie im Folgenden brauchen (Abbildung<br />

9). Um den Trackpoint in Abbildung 9<br />

zu deaktivieren, der die ID 10 trägt, geben Sie<br />

$ xinput set‐prop 10 "Device Enabled" 0<br />

ein, wobei die erste Zahl des Befehls der Geräte-ID<br />

entspricht. Das war schon alles, der Trackpoint<br />

funktioniert nun nicht mehr. Wollen Sie das Gerät<br />

bei jedem Systemstart deaktivieren, klicken Sie<br />

rechts oben auf das Icon mit dem Zahnrad im Panel<br />

und wählen Startprogramme. Über Hinzufügen<br />

legen Sie einen neuen Startbefehl an und tragen<br />

das eben genannte Kommando in die Zeile Befehl<br />

ein. Brauchen Sie Ihren Trackpoint später doch<br />

noch, schalten Sie das Gerät einfach wieder ein:<br />

$ xinput set‐prop 10 "Device Enabled" 1<br />

Experimentieren Sie aber mit Augenmaß; andernfalls<br />

müssen Sie den Rechner neu starten, weil weder<br />

Maus noch Tastatur richtig funktionieren.<br />

IPv6 deaktivieren<br />

Immer mehr Provider und Unternehmen unterstützen<br />

das neue IP-System IPv6, das es ermöglicht,<br />

an die Rechner im Internet nahezu unendlich viele<br />

IP-Adressen zu verteilen. Die Adressen sind nötig<br />

geworden, weil die guten alten IPv4-Adressen aufgrund<br />

der großen Nachfrage zur Neige gehen. Soll<br />

in ein paar Jahren oder Jahrzehnten jedes kleine<br />

Gerät eine eigene IP-Adresse erhalten, müssen die<br />

Internetprovider IPv6-Adressen verwenden und<br />

Ihre Geräte diesen Standard beherrschen.<br />

Als Privatperson brauchen Sie die IPv6-Adressen<br />

aktuell meist nicht. Noch immer verteilen die<br />

meisten Internetprovider dynamisch IPv4-Adressen<br />

an Privatnutzer und stellen dank NAT auch<br />

sämtliche Clients im internen Netzwerk zufrieden.<br />

Dennoch aktiviert <strong>Ubuntu</strong> beide IP-Varianten. Da<br />

zusätzliche DNS-Abfragen via IPv6 das System<br />

mitunter verlangsamen, kann es helfen, den IPv6-<br />

Support abzuschalten. Dazu bearbeiten Sie eine<br />

zentrale Datei mit Root-Rechten in einem Editor:<br />

Wollen Sie den IPv6-Support später wieder aktivieren,<br />

genügt es, ein # vor den Eintrag zu stellen.<br />

Screenshots mit Scrot<br />

Das schlanke Lubuntu bringt eine eigene Anwendung<br />

mit, um Screenshots aufzunehmen. Diese<br />

heißt Scrot und funktioniert nur über die Kommandozeile.<br />

Sie lässt sich allerdings recht einfach<br />

bedienen. Um einen Screenshot vom gesamten<br />

Bildschirm aufzunehmen, rufen Sie ein Terminal<br />

auf ([Strg]+[Alt]+[T]) und geben<br />

$ scrot<br />

ohne weitere Argumente ein. In diesem Fall nimmt<br />

die Software das Terminal selbst auf. Meist wollen<br />

Sie jedoch ein Fenster auf dem Desktop aufnehmen<br />

und starten Scrot daher mit einer kleinen<br />

Verzögerung:<br />

$ scrot ‐d 5 ‐c<br />

Der Option -d (für „delay“) geben Sie den Zeitraum<br />

für die Verzögerung mit auf den Weg – in<br />

diesem Fall beträgt diese 5 Sekunden. Das gibt<br />

Ihnen Zeit, das Terminal zu verkleinern und die<br />

Fenster für Ihren Screenshot zu arrangieren. Dank<br />

des Arguments -c erscheint im Terminal zugleich<br />

ein Countdown, der die Sekunden bis zur Auslösung<br />

rückwärts zählt.<br />

Auch die Qualität des Bildes beeinflussen Sie in<br />

einem Bereich von 1 bis 100, wobei der Standardwert<br />

bei 75 liegt. Den gewählten Wert übergeben<br />

Sie mit Hilfe des Parameters -q. Um das resultierende<br />

Bild gleich weiterzuverarbeiten, verwenden<br />

Sie die Option -e, der ein beliebiges Kommando<br />

folgen darf. Auf diesem Weg kopieren Sie ein Bild<br />

gleich in einen bestimmten Ordner oder bearbeiten<br />

es mit Hilfe der ImageMagick-Werkzeuge.<br />

Scrot erlaubt es dank der Option -s auch, nur<br />

einen Ausschnitt des Bildschirms aufzunehmen<br />

– allerdings beschränkt der sich auf das aktuelle<br />

Terminal. Eine weitere Fähigkeit von Scrot besteht<br />

darin, dem resultierenden Bild über einen „Special<br />

String“ gleich eine bestimmte Auflösung sowie<br />

einen Pfad mit auf den Weg zu geben. Weitere Details<br />

dazu verrät der Aufruf von man scrot. ●●●<br />

8 Der Bootsplash von <strong>Ubuntu</strong><br />

lässt sich wiederherstellen:<br />

Installieren Sie nämlich einen<br />

zusätzlichen Desktop, zeigt <strong>Ubuntu</strong><br />

gewöhnlich dessen Bootsplash an.<br />

Info<br />

[1] Die GEMA-Problematik:<br />

[http:// www. spiegel. de/​<br />

netzwelt/ netzpolitik/​<br />

0,1518,768816,00. html]<br />

[2] Amerikanische Webvideoseite<br />

Hulu: [http:// hulu. com/]<br />

[3] Firefox-Erweiterung Stealthy:<br />

[https:// addons. mozilla. org/​<br />

de/ firefox/ addon/ stealthy/]<br />

[4] Webseite mit IP-Adressen-<br />

Anzeige: [http:// www.​<br />

wieistmeineip. de/]<br />

$ gksu gedit /etc/sysctrl.conf<br />

Ergänzen Sie diese um einen einfachen Eintrag:<br />

net.ipv6.conf.all.disable_ipv6=1<br />

Der Befehl deaktiviert den IPv6-Support, und nach<br />

einem Neustart surfen Sie nur noch über IPv4.<br />

9 Verwenden Sie einen Laptop, können Sie die integrierten Trackpoints, Trackballs oder Trackpads<br />

leicht deaktivieren, falls diese Sie bei der Arbeit behindern.<br />

www.ubuntu-user.de 02/2012<br />

UBUNTU<br />

user<br />

97


Service<br />

Impressum<br />

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<strong>Ubuntu</strong> <strong>User</strong> ist eine Publikation der Linux New Media AG.<br />

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DVD-Produktion<br />

Grafik<br />

Titelgestaltung<br />

Bildnachweis<br />

Schlusslektorat<br />

Produktion<br />

Druck<br />

Geschäftsleitung<br />

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Hans-Jörg Ehren <br />

Christian Ullrich <br />

Dana Fidlerova, Judith Erb<br />

Judith Erb, Titelillustration: Pinball Digitalagentur<br />

Stock.xchng, Fotolia.de, Photocase.com, 123RF.com und andere<br />

Heike Jurzik <br />

Christian Ullrich <br />

Vogel Druck und Medienservice GmbH & Co. KG, 97204 Höchberg<br />

Brian Osborn (Vorstand) <br />

Hermann Plank (Vorstand) <br />

Linux ist ein eingetragenes Warenzeichen von Linus Torvalds und wird von uns mit seiner<br />

freundlichen Genehmigung verwendet. »Unix« wird als Sammelbegriff für die Gruppe der Unixähnlichen<br />

Betriebssysteme (wie beispielsweise HP/UX, FreeBSD, Solaris) verwendet, nicht als<br />

Bezeichnung für das Trademark (»UNIX«) der Open Group. Der Linux-Pinguin wurde von Larry<br />

Ewing mit dem Grafikprogramm »The GIMP« erstellt. Google ist ein eingetragenes Warenzeichen<br />

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Preise Print Deutschland Österreich Schweiz Ausland EU<br />

Einzelheft € 7,90 € 8,70 Sfr 15,80 (siehe Titel)<br />

Jahres-DVD (Einzelpreis) € 14,95 € 14,95 Sfr 18,90 € 14,95<br />

Jahres-DVD (zum Abo 1) € 6,70 € 6,70 Sfr 8,50 € 6,70<br />

Jahresabo € 26,90 € 29,90 Sfr 44,24 € 33,90<br />

Preise Digital Deutschland Österreich Schweiz Ausland EU<br />

Heft-PDF Einzelausgabe € 7,90 € 7,90 Sfr 10,25 € 7,90<br />

DigiSub (4 Ausgaben) € 24,20 € 24,20 Sfr 34,85 € 24,20<br />

DigiSub (zum Printabo) € 4,– € 4,– Sfr 4,– € 4,–<br />

HTML-Archiv (zum Abo 1) € 12,– € 12,– Sfr 12,– € 12,–<br />

1 nur erhältlich in Verbindung mit einem Jahresabo Print oder Digital<br />

Schüler- und Studentenermäßigung: 20 Prozent gegen Vorlage eines Schülerausweises<br />

oder einer aktuellen Immatrikulationsbescheinigung. Der aktuelle Nachweis ist bei<br />

Verlängerung neu zu erbringen. Andere Aboformen, Ermäßigungen im Ausland etc.<br />

auf Anfrage.<br />

Adressänderungen bitte umgehend mitteilen, da Nachsendeaufträge bei der Post nicht<br />

für Zeitschriften gelten.<br />

98 UBUNTU<br />

02/2012<br />

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