NACHWUCHS: LANG UND DÜNN SOWIE RUND UND ... - Zoo Zürich
NACHWUCHS: LANG UND DÜNN SOWIE RUND UND ... - Zoo Zürich
NACHWUCHS: LANG UND DÜNN SOWIE RUND UND ... - Zoo Zürich
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Notizen zum Medien-Apéro vom<br />
19. Juni 2013<br />
<strong>NACHWUCHS</strong>:<br />
<strong>LANG</strong> <strong>UND</strong> <strong>DÜNN</strong> <strong>SOWIE</strong> R<strong>UND</strong> <strong>UND</strong> KOMPAKT.<br />
<strong>Zoo</strong> <strong>Zürich</strong> AG<br />
<strong>Zürich</strong>bergstrasse 221<br />
CH-8044 <strong>Zürich</strong><br />
T +41 (0)44 254 25 00<br />
F +41 (0)44 254 25 10<br />
zoo@zoo.ch<br />
www.zoo.ch<br />
Zuchterfolge bei Blauem Baumwaran und Magellan-Dampfschiffente<br />
Brutmethoden zur Vermehrung von Vögel und Reptilien<br />
Mit drei Methoden suchen wir den Erfolg bei der Zucht von Vögeln und Reptilien:<br />
1. Naturbrut: Die Eier werden von den Elterntieren selbstständig ausgebrütet<br />
(Vögel) oder derart platziert, dass sie sich ohne fremdes Zutun entwickeln<br />
(Reptilien). Wenn immer möglich, wird im <strong>Zoo</strong> diese Methode bevorzugt. Sie<br />
birgt jedoch auch Gefahren, indem schlechte Witterung oder Bruträuber Verluste<br />
verursachen können.<br />
2. Ammenbrut: Eine Methode, die im <strong>Zoo</strong> auch mit grossem Erfolg angewendet<br />
wird. Hühnerglucken und Enten werden dabei als Ammen zum Ausbrüten von<br />
verschiedenen Vogeleiern (v.a. Enteneier) verwendet. Die Methode eignet sich<br />
nur für Vogeleier.<br />
3. Kunstbrut: Mithilfe moderner Brutapparate können Temperatur, Luftfeuchtigkeit,<br />
Sauerstoffzufuhr und Lagerung den jeweiligen Eierbedürfnissen angepasst<br />
werden. Eine Kontrolle des Entwicklungsverlaufes ist, z.B. mittels Durchleuchten<br />
oder Messen der Herztöne, möglich.<br />
Reptilieneier<br />
Die meisten Reptilieneier werden im <strong>Zoo</strong> im Brutkasten in einem speziellen Substrat<br />
(Vermikulit, Perlit) ausgebrütet. Die für eine Entwicklung der Eier erforderliche hohe<br />
Bruttemperatur kann in den meisten Terrarien nicht dauerhaft geboten werden.<br />
Trotzdem kommt es in einigen Anlagen zu Naturbruten (Masoala, Spitzkopfnatter,<br />
Geckos, Anolisartige). Gründe dafür sind günstige klimatische Bedingungen<br />
und/oder brutpflegende Eltern.<br />
Die meisten Reptilieneier werden bei 28 bis29°C und 80% Luftfeuchtigkeit<br />
ausgebrütet. Die Inkubationszeit ist art- und temperaturabhängig und variiert<br />
manchmal sogar zwischen verschiedenen Gelegen desselben Weibchens. Beim<br />
Blauen Baumwaran etwa beträgt die Brutdauer meistens knapp 150 Tage.<br />
Reptilieneier dürfen, im Gegensatz zu Vogeleiern, während der Inkubation nicht<br />
mehr bewegt werden. Die im Vogelei vorhandenen Hagelschnüre, die den<br />
Vogelembryo bei Lageveränderungen des Eies immer wieder in die ursprüngliche<br />
Wer Tiere kennt,<br />
wird Tiere schützen.
Lage bringen, fehlen im Reptilienei. Nach der Eiablage sinkt der Dotter nach unten<br />
und der Embryo treibt an der Oberseite des Eies, wo er festwächst.<br />
Bei vielen Reptilienarten wird das Geschlecht der Jungtiere durch die<br />
Inkubationstemperatur beeinflusst. Tiefe Bruttemperaturen fördern bei einigen<br />
Echsenarten die Entwicklung von weiblichen Tieren, wogegen es sich bei<br />
Schildkröten genau umgekehrt verhält.<br />
Nach dem Schlupf werden die Jungen in ein separates Gefäss verlegt. Sie bleiben<br />
ungestört noch ein paar Tage im Brutkasten, um sich zu erholen und um mögliche<br />
Dotterreste zu resorbieren. Gefüttert werden die Jungen erst im Alter von ein bis<br />
drei Wochen.<br />
Vogeleier<br />
Vogeleier können über eine Woche kühl gelagert werden, ohne Schaden zu<br />
nehmen. Danach werden sie aufgewärmt und in den Vorbrüter überführt. In<br />
unserem Brüter herrscht eine konstante Temperatur von 37.5°C. Die Eier müssen<br />
regelmässig gewendet werden, damit der Keimling nicht an der Schalenwand<br />
festklebt. Dies geschieht manuell oder automatisch. Nach gut einer Woche lassen<br />
sich die Eier schieren (durchleuchten) und damit das Entwicklungsstadium<br />
feststellen. Zwei Tage vor dem Schlupfdatum werden die Eier in den Schlupfbrüter<br />
überführt, in dem sich die Jungen aus der Eischale befreien.<br />
Einzelvögel werden während den ersten Tagen zusammen mit einem Hühnerküken<br />
aufgezogen. Dies animiert die Nahrungsaufnahme und reduziert das Risiko von<br />
Fehlprägungen auf den Menschen. Im Alter von knapp einer Woche werden die<br />
Jungvögel in eine grössere Anlage überführt, in der sie aufwachsen.<br />
Zuchtbemühungen und -erfolge bei der Magellan-Dampfschiffente<br />
Magellan-Dampfschiffente – too aggressiv to be popular<br />
Die Verwandtschaft der Dampfschiffenten umfasst vier Arten, wobei drei flugunfähig<br />
sind (eine Anpassung an eine Umwelt ohne Fressfeinde). Durch die lange,<br />
eigenständige Evolution sind diese Enten klar von anderen unterscheidbar. Sie sind<br />
sehr massig und kompakt gebaut (Erpel erreichen bis zu sechs Kilogramm<br />
Körpergewicht). Mit ihrem kräftigen Schnabel und den unbefiederten, knochig<br />
verstärkten Flügelbugen sind sie zudem äusserst wehrhaft. Magellan-<br />
Dampfschiffenten kommen ausschlieslich in den Küstengewässern vor Chile und<br />
südlich der Magellanstrasse vor. Sie sind sehr gute Schwimmer und Taucher und<br />
ernähren sich von Muscheln und Krebsen. Die harten Schalen der Muscheln<br />
zerdrücken sie mit ihrem kräftigen Schnabel. Bei Gefahr flüchtet die Ente ins<br />
Wasser, wobei die Bewegung der Flügel und das dabei aufgewirbelte Wasser mit<br />
etwas Fantasie an einen Raddampfer erinnern.<br />
Während der Brutzeit verteidigen die Erpel ihre Brutreviere auf Felsinseln, Gerölloder<br />
Sandstranduferzonen. Manchmal brüten sie sogar mitten in Pinguinkolonien.<br />
Wer Tiere kennt,<br />
wird Tiere schützen.
Das Weibchen brütet das meist vier bis sieben Eier umfassende Gelege aus. Beide<br />
Elternteile beteiligen sich später an der Kükenführung.<br />
Im <strong>Zoo</strong> <strong>Zürich</strong> werden Dampfschiffenten seit 1963 gehalten. Im Jahre 1967 gelang<br />
hier die Welterstzucht der Falkland-Dampfschiffente. Seit 2008 halten wir die<br />
Magellan-Dampfschiffente. 2010 schlüpfte das erste Jungtier, welches aber nach<br />
drei Monaten verstorben ist. Letztes Jahr konnten zwei Schlüpflinge begrüsst<br />
werden.<br />
Eine erfolgreiche Saison, die sogar noch besser hätte ausfallen<br />
können!<br />
Diese Saison waren der Reviertierpfleger Urs Romer und sein Team mit einer<br />
wahren Eierschwemme konfrontiert. Total 15 Eier in zwei Gelegen wurden durch<br />
das Weibchen produziert. Verschiedene Brutmethoden kamen dann zum Einsatz.<br />
Das erste Gelege wurde einer Amme (Moschusente) unterlegt. Während dem<br />
Schlupf, sobald das Ei angepickt ist, werden die Eier in den Brutkasten überführt.<br />
Unterlässt man dies, so kann die Amme die Küken töten. Womöglich, weil sie dann<br />
erkennt, dass es sich um etwas Artfremdes handelt. Dank dieser Ammen-<br />
Kunstbrutkombination schlüpften Ende Mai fünf Küken und gestern nochmals zwei.<br />
Beim zweiten Gelege versuchten wir eine Naturbrut. Dampfschiffenten gelten,<br />
besonders während der Brutzeit, als äusserst wehrhaft und aggressiv. Die Ente<br />
verhielt sich denn auch vorbildlich und brütete unentwegt. Die Ente wie der Ganter<br />
fauchten bei Störungen eindrücklich und verteidigten so das Brutgebiet. Trotzdem<br />
verschwand das gesamte Gelege vor wenigen Tagen über Nacht, ohne dass der<br />
Täter die geringste Spur hinterlassen hätte.<br />
Mit sieben Dampfschiffentenküken erzielt der <strong>Zoo</strong> trotzdem die bislang<br />
erfolgreichste Brutsaison für diese Art.<br />
Wer Tiere kennt,<br />
wird Tiere schützen.
Agiler Nachwuchs beim Blauen Baumwaran<br />
Alle Warane haben fünfzehige Gliedmassen, die mit kräftigen Krallen ausgestattet<br />
sind. Der Kopf sitzt auf einem langen Hals, die Augen haben runde Pupillen und<br />
die Zunge ist lang und gespalten. Warane besitzen, wie andere Reptilien auch, ein<br />
hochempfindliches Geruchsorgan, das Jacobson’sche Organ. Damit lassen sich<br />
Nahrungsquellen orten und Rivalen oder Geschlechtspartner erkennen.<br />
Warane konnten fast alle Lebensräume erobern. Sie bewohnen Sandwüsten,<br />
Grassteppen, Baumsavannen, Mangrovenwälder und auch tropische Regenwälder.<br />
Sie klettern, schwimmen, tauchen und rennen. Einige einfach etwas besser oder<br />
schneller als andere.<br />
Der Blaue Baumwaran ist ein hochspezialisierter Kletterer. Seine langen,<br />
messerscharfen Krallen lassen ihn auch an nassen, glatten Oberflächen Halt finden.<br />
Rasant und elegant kann er sich dank seines schlanken Körpers durch das Geäst<br />
bewegen. Trotz einer Körperlänge von rund einem Meter wiegen die Tiere nur<br />
etwa 200 Gramm. Erstaunlich ist die Fähigkeit, den Greifschwanz als fünfte<br />
Extremität zu nutzen.<br />
Der Blaue Baumwaran wurde erst im Jahr 2001 beschrieben. Seine Verbreitung ist<br />
auf die winzige Insel Batanta (nordwestlich des indonesischen Teils von Neuguinea)<br />
beschränkt. Über die Biologie des Blauen Baumwarans ist so gut wie nichts<br />
bekannt. Die wenigen biologischen Daten stammen von Erfahrungen und<br />
Beobachtungen aus dem Terrarienbereich.<br />
Die Rasselbande sorgt für Unterhaltung<br />
Die im <strong>Zoo</strong> <strong>Zürich</strong> gezeigten Tiere stammen aus dem <strong>Zoo</strong> in Pilsen (Tschechien) und<br />
aus privaten Haltungen in Deutschland. Ziel ist es, innerhalb einiger <strong>Zoo</strong>s in Europa<br />
eine gesunde, sich selbst erhaltende Population aufzubauen.<br />
Am 19. Februar 2011 verkündete der <strong>Zoo</strong> <strong>Zürich</strong> die Erstzucht für diese Art in der<br />
Schweiz. Seither sind 15 weitere Tiere geschlüpft. Die willkommene Produktion<br />
mehrerer Gelege im letzten Herbst führte nun dazu, dass wir gleich neun Jungtiere<br />
präsentieren dürfen. Unter der Aufsicht von Reviertierpfleger Roland Steiner und<br />
seinem Team benimmt sich die Jungmannschaft mittlerweilen tolerierbar. Dies war<br />
nicht immer so. Schon mehrfach vermochten sich die Tiere derart unerwartet zu<br />
verdrehen und verwinden, dass sie in Hohlräume in der Terrariendecke, unter<br />
Steinen oder in der Rückwand verschwinden konnten. Mit Ausdauer und<br />
Fingerspitzengefühl verschafften sich die Tiepflegenden jeweils wieder Zugang zu<br />
den Tieren.<br />
Der Aufwand hat sich gelohnt. Kaum ein anderes Terrarium bietet derzeit so viel<br />
Action und Unterhaltung wie dasjenige der jungen Akrobaten!<br />
Dr. Samuel Furrer, Kurator<br />
Für weitere Informationen:<br />
Dr. Robert Zingg, Kurator,<br />
Dr. Samuel Furrer; Kurator<br />
<strong>Zoo</strong> <strong>Zürich</strong>, Telefon 044 254 25 00, medien@zoo.ch<br />
Texte und Bilder sind elektronisch erhältlich unter www.zoo.ch/medien<br />
Wer Tiere kennt,<br />
wird Tiere schützen.