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Qualität einlagern und Qualität auslagern

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26 Pflanze BAUERNBLATT l 8. Juni 2013 ■<br />

Raps stellt hohen Anspruch an Nacherntebehandlung<br />

<strong>Qualität</strong> <strong>einlagern</strong> <strong>und</strong> <strong>Qualität</strong> <strong>auslagern</strong><br />

Der Raps stellt unter der Vielzahl<br />

unsererFeldfrüchteeineBesonderheit<br />

dar,ist dieser doch die bedeutendste<br />

einheimische Ölsaat.<br />

Durch die vielerorts gegebene Anbauwürdigkeit<br />

befindet sich der<br />

Raps in der Fruchtfolgerotation<br />

vieler Betriebe. Im Gegensatz zu<br />

anderen Druschfrüchten stellt der<br />

Raps einen höheren Anspruch an<br />

die Nacherntebehandlung. Dies ist<br />

einer der Gründe, weshalb auf vielen<br />

Betrieben von der hofeigenen<br />

Trocknung <strong>und</strong> Lagerung von Raps<br />

abgesehen wird.<br />

Zu Unrecht. Denn durch eine fachgerechte<br />

Aufbereitung des Erntegutes<br />

kann auch Raps lagerfähig gemacht<br />

<strong>und</strong> die Ölqualität dauerhaft<br />

erhalten werden. Es gilt jedoch der<br />

Gr<strong>und</strong>satz „Es kann nur gute <strong>Qualität</strong><br />

ausgelagert werden, wenn zuvor<br />

auch gute <strong>Qualität</strong> eingelagert worden<br />

ist“.<br />

Marktfähig im Sinne der „Ölmühlenbedingungen“<br />

sind Partien mit<br />

bis zu 2%Besatz, 9%Feuchte, 2%<br />

freien Fettsäuren, 2% Erucasäure,<br />

18 µmol Glucosinolat <strong>und</strong> ein Ölgehalt<br />

um die 40 %. Gerade in Bezug<br />

auf die Faktoren Besatz, freie Fettsäuren<br />

<strong>und</strong> Feuchte stellen diese die<br />

Maximalwerte für eine fachgerechte<br />

dauerhafte Lagerung von Raps<br />

dar.<br />

Lagerproblem<br />

Schwarzbesatz<br />

In der Praxis stellt der Schwarzbesatz,<br />

Pflanzenteile (Halmteile, unausgedroschene<br />

Schoten, „Gummischoten“)<br />

<strong>und</strong> Unkrautsamen, in der<br />

Regel das größte Problem bei der Lagerung<br />

dar.Dies ist darauf zurückzuführen,<br />

dass aufgr<strong>und</strong> der Überschneidung<br />

der Erntetermine zwischen<br />

Raps, Winterweizen <strong>und</strong> Winterroggen<br />

der Raps in der Regel<br />

noch vor der Vollreife geerntet wird.<br />

Das führt zu Mindererträgen, geringen<br />

Ölgehalten <strong>und</strong> einem hohen<br />

Besatz von zum Teil über 2%.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des höheren Feuchtegehaltes<br />

sowie des höheren natürli-<br />

Auswuchs im Raps.<br />

chen epiphytischen Mikroorganismenbesatzes<br />

der Pflanzenteile <strong>und</strong><br />

Unkrautsamen im Schwarzbesatz ergeben<br />

sich Probleme in den Lagern,<br />

die durch Schimmelbildung (Pilz),<br />

Milbenbefall, Erwärmung <strong>und</strong> Veratmung<br />

gekennzeichnet sind. Des<br />

Weiteren neigt der Schwarzbesatz<br />

aufgr<strong>und</strong> der geringeren Dichte dazu,<br />

in losen Schüttungen aufzuschwimmen<br />

<strong>und</strong> somit sogenannte<br />

Nester zu bilden. Diese Nester bleiben<br />

in größeren Partien oft unerkannt<br />

<strong>und</strong> führen zu Problemen bei<br />

der anschließenden Vermarktung.<br />

Denn nicht nur die Schimmelbildung,<br />

sondern auch die durch die Erwärmung<br />

entstandenen höheren<br />

Konzentrationen an freien Fettsäuren<br />

können dazu beitragen, dass<br />

diese Partie nicht mehr vermarktungsfähig<br />

ist. In der Praxis hat sich<br />

gezeigt, dass unbehandelte Partien<br />

mit 10 %Feuchte, 30 °C Temperatur<br />

<strong>und</strong> 2%Besatz bereits nach drei Tagen<br />

sichtbare Schimmelbildung in<br />

den Nestern aufweisen. In Partien,<br />

die hingegen auf 12 °C heruntergekühlt<br />

werden, tritt dieser Effekt erst<br />

nach neun Tagen auf.<br />

Diese Problematik kann entschärft<br />

werden, indem das Erntegut<br />

vor der Einlagerung durch die Reinigung<br />

der Getreideanlage geführt<br />

wird. Die Reinigung sollte mindestens<br />

aus einem Windsichter, besser<br />

noch aus einer Kombination mit einer<br />

Siebreinigung bestehen. Der<br />

Windsichter scheidet alle Teile, die<br />

leichter als die Rapssaat sind, ab, wohingegen<br />

eine Siebreinigung im<br />

Stande ist, alle größeren Teile abzuscheiden.<br />

Weitere Vorteile ergeben<br />

sich dadurch, dass die Oberfläche<br />

der Rapssaat abtrocknet, somit das<br />

Milieu für die Pilzsporen ungünstig<br />

Schwarzbesatz im Raps.<br />

verschoben <strong>und</strong> die Korntemperatur<br />

gesenkt wird. Ist der Besatz nach der<br />

Reinigung deutlich unter 1% <strong>und</strong><br />

die Einlagerungstechnik in der Lage,<br />

gleichmäßig schichtweise einzulagern,<br />

dann entstehen in der Regel in<br />

den Partien keine Problemnester<br />

mehr.<br />

Fachgerechte Kühlung<br />

unabdingbar<br />

Der fachgerechten Kühlung<br />

kommt in der Rapslagerung einer<br />

besonderen Bedeutung zu. Nicht selten<br />

scheitern auch erfahrene Lagermeister<br />

an unzulänglichen Kühlsystemen.<br />

Zur Ges<strong>und</strong>erhaltung von<br />

Druschfrüchten wird in unseren Breiten<br />

ein Luftvolumen von 15 m³ pro<br />

1m³Lagergut <strong>und</strong> St<strong>und</strong>e benötigt.<br />

Somit werden für eine Lagerzelle<br />

mit 210 t Rapssaat, das entspricht<br />

300 m³ Lagerraum, 4.500 m³/h Luftvolumen<br />

benötigt, um diese Partie<br />

ges<strong>und</strong> zu erhalten. Die zugeführte<br />

Luft muss dabei kälter als die Partie<br />

sein, <strong>und</strong> entsprechend der Lufttemperatur<br />

sollte die relative Luftfeuchtigkeit<br />

ans Feuchtegleichgewicht angelegt<br />

sein. Ist dies nicht gegeben,<br />

so kann es durch eine ungeschickte<br />

Belüftung zu einer Wiederanfeuchtung<br />

kommen.<br />

Eine weitere Problematik ergibt<br />

sich aus der dichteren Schüttung der<br />

Rapssaat. Im Vergleich zum Weizen<br />

besitzt Raps einen Strömungswiderstand,<br />

der um den Faktor 2,5 höher<br />

liegt. Das bedeutet für die Praxis,<br />

wenn Unklarheit darüber besteht,<br />

über welches Druckvermögen das<br />

Gebläse verfügt <strong>und</strong> welchen Druckverlust<br />

das Kanalsystem erzeugt,<br />

dass Lagerboxen, deren Kühlsystem<br />

für Getreide ausgelegt ist, im Maximum<br />

bis zur Hälfte der möglichen<br />

Lagerhöhe beschickt werden können.<br />

Gerade in Selbstbaulösungen<br />

hat sich zur Kontrolle des Luftdurchganges<br />

das Flowmeter bewährt.<br />

Bauform des Lagers<br />

entscheidet<br />

Auch die Bauform eines Lagers<br />

entscheidet darüber, wie hoch der<br />

Strömungswiderstand einer Schüttung<br />

ist. Es gilt der Gr<strong>und</strong>satz, dass<br />

Lager mit einer großen Gr<strong>und</strong>fläche<br />

im Verhältnis zum Lagervolumen einen<br />

geringeren Strömungswiderstand<br />

aufweisen als jene, deren<br />

Gr<strong>und</strong>fläche verhältnismäßig klein<br />

ist. Daher benötigen R<strong>und</strong>silozellen<br />

Kühlgebläse mit einem höheren<br />

Druckvermögen als Flachlager.Nicht<br />

selten ist es in der Vergangenheit zu<br />

Problemen in R<strong>und</strong>silozellen gekommen.<br />

Dies lag in der Regel an<br />

der falschen Wahl des Gebläses, dessen<br />

Druckvermögen geringer als der<br />

Strömungswiderstand des Rapses<br />

ausfiel. Heutzutage werden fast ausnahmslos<br />

Radialgebläse eingesetzt.<br />

Diese sind im Gegensatz zu Axialgebläsen<br />

wesentlich druckstabiler. Das<br />

Druckvermögen sowie das dement-


■ BAUERNBLATT l 8. Juni 2013<br />

Dränageschläuche sind nicht zur Belüftung/Kühlung<br />

von Raps geeignet.<br />

sprechende Luftvolumen sind der mitgelieferten<br />

Gebläsekennlinie zu entnehmen.<br />

Zur Luftführung im Lager sind fast alle marktüblichen<br />

Lösungen geeignet, ob Wellblechkanal,<br />

Unterflurkanal, Teleskoprohr oder aber Belüftungsböden.<br />

Wichtig ist einzig, dass der Strömungswiderstand<br />

des Kanalsystems gering <strong>und</strong><br />

die Luftverteilung gleichmäßig ist. Abzuraten ist<br />

von Eigenbaulösungen mit Dränagerohren. Diese<br />

haben einen zu geringen Luftdurchsatz pro Meter<br />

Rohr.Dieser liegt bei höchstens einem Zwanzigstel<br />

der zuvor genannten Systeme. Das<br />

liegt im Wesentlich an dem zu geringen<br />

Schlitzanteil. Des Weiteren führten<br />

der geringe Durchmesser sowie<br />

die starke Wellung des Rohres zu hohen<br />

Luftgeschwindigkeiten <strong>und</strong> Turbulenzen,<br />

was wiederum zur Folge<br />

hat, dass der systembedingte Strömungswiderstand<br />

steigt <strong>und</strong> somit<br />

eine ungewollte Anwärmung der<br />

Luft nach sich zieht. Darüber hinaus<br />

lassen sich Dränageschläuche<br />

schlecht verlegen <strong>und</strong> nach der Auslagerung<br />

haben annähernd 100 %<br />

ausgedient. Auch wenn Dränageschlauchsysteme<br />

in der Praxis üblich<br />

sind <strong>und</strong> auch für eine Minimalbelüftung<br />

(3-5m³/m³/h) bei Hafer <strong>und</strong><br />

Gerste hinreichend funktionieren<br />

können, sind diese nicht geeignet,<br />

den besonderen Ansprüchen des<br />

Rapses an das Kühlsystem gerecht zu<br />

werden. Es ist angeraten, zur Auslegung<br />

eines Kühlsystems einen Fachmann<br />

zurate zu ziehen.<br />

Das Trocknen von Rapssaat sollte<br />

in der Praxis erst oberhalb von 9,5 %<br />

Feuchte beginnen, denn bereits<br />

durch einen Kühlgang, der die Tempertur<br />

einer Partie um 10 °K absenkt,<br />

entzieht dieser 0,75 %Feuchte.<br />

Die erste Nacherntekühlung sollte<br />

innerhalb der ersten drei Tage im Lager beginnen,<br />

um die Lebensbedingungen für die epiphytischen<br />

Mikroorganismen zu verschlechtern <strong>und</strong> einem<br />

Verderb der Partie vorzubeugen. Bereits ab<br />

der Einlagerung ist zweimal täglich Protokoll über<br />

den Temperaturverlauf der Partie zu führen, ab einer<br />

Temperatur von unter 20 °C nur noch dreimal<br />

<strong>und</strong> ab einer Temperatur von unter 15 °C einmal<br />

wöchentlich.<br />

In der Praxis werden Lagerbelüftungstrocknungen,<br />

Silosatz- <strong>und</strong> Durchlauftrockner eingesetzt. In<br />

Das Flowmeter ist ein analoges<br />

Messgerät zur Bestimmung<br />

der Luftgeschwindigkeit<br />

im Schüttgutstapel.<br />

Fotos: Albert Spreu<br />

Abhängigkeit von der durchschnittlichen Feuchte<br />

der Partie ist das eine oder andere Trocknungsverfahren<br />

energieeffizienter. Inküstennahen Regionen<br />

sowie in Mittelgebirgen hat sich der Durchlauftrockner<br />

durchgesetzt, in mitteldeutschen<br />

Frühdruschregionen hingegen die Lagerbelüftungstrocknung.<br />

Im Wesentlichen gilt, es kann nur<br />

mit drei Dingen getrocknet werden: Wärme, Luft<br />

<strong>und</strong> Zeit. Dabei besteht zwischen den beiden Erstgenannten<br />

<strong>und</strong> dem Letztgenannten eine antagonistische<br />

Beziehung. In jedem Fall ist der Empfehlung<br />

der B<strong>und</strong>esanstalt für Landwirtschaft <strong>und</strong> Ernährung<br />

zu folgen, die einen Grenzwert von 45 °C<br />

Korntemperatur vorgibt. Hierbei ist zu beachten,<br />

dass die Temperaturerfassung im Trockner eine<br />

Korn-Luft-Mischtemperatur wiedergibt <strong>und</strong> nicht<br />

die tatsächliche Korntemperatur. Somit kann die<br />

Temperatur am Ende der Trockenzone ein paar<br />

Grad höher ausfallen. In jedem Fall bietet es sich an,<br />

auch Kleinsämereien wie den Raps vor dem Trocknungsprozess<br />

eine gewisse Zeit schwitzen zu lassen.<br />

Unter dem Schwitz versteht man einen vorgeschalteten<br />

Prozess mit einer Dauer von drei bis sechs<br />

St<strong>und</strong>en, in dem das osmotisch geb<strong>und</strong>ene Wasser<br />

aus dem Korn an die Außenschale diff<strong>und</strong>ieren <strong>und</strong><br />

so zur Benetzungsfeuchte wird, die sich wiederum<br />

mit weniger Energie abtrocknen lässt. Dies spart jede<br />

Menge fossiler Energie <strong>und</strong> kann<br />

eine Leistungssteigerung des Trockners<br />

um 20 %bewirken.<br />

Für die Auslagerung von Raps hat<br />

sich ein erneuter Reinigungsgang in<br />

der Praxis bewährt. Allerdings ist dieser<br />

nicht zwingend notwendig. Für<br />

Flachlager bleibt dies jedoch anzuraten,<br />

da beim Auslagern mit dem<br />

Radlader Bruchkorn entstehen kann,<br />

an dessen Kanten die Öle oxidieren<br />

<strong>und</strong> zu erhöhten Werten von freien<br />

Fettsäuren führen können. Dies ist<br />

nur bei problematischen Partien<br />

(schlechte Erntebedingungen) <strong>und</strong><br />

nur in Extremfällen zu beobachten,<br />

in denen in kleine Mengen vermarktet<br />

werden <strong>und</strong> sich somit älteres<br />

Bruchkorn im Lager ansammelt. Dieses<br />

sollte entfernt werden. Ein regelmäßiges<br />

Fegen ist anzuraten. Wird<br />

jedoch an einem Tageine ganze Partie<br />

verladen, so ist lediglich darauf zu<br />

achten, dass die Kornschaufel nicht<br />

allzu steil angesetzt wird. Das erleichtert<br />

die Reinigung im Nachhinein<br />

erheblich.<br />

Rapslagerung im Allgemeinen ist<br />

etwas spezieller als bei den üblichen<br />

Getreidearten, aber möglich. In der<br />

Praxis gibt es Lagerhalter <strong>und</strong> jene,<br />

die aus der Ernte heraus ihre Rapspartie<br />

abliefern. Die Nacherntebehandlungen, von<br />

der Reinigung über Trocknung bis zur Kühlung,<br />

sollten alle gut durchdacht sein, damit nicht nur<br />

hochqualitative Partien geerntet, sondern auch<br />

vermarktet werden können.<br />

Albert Spreu<br />

Rationalisierungs-Kuratorium<br />

für Landwirtschaft (RKL e. K.)<br />

Tel.: 04331-708-110<br />

spreu@rkl-info.de

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