Aussagekraft von Streifenversuchen - Landwirtschaftskammer ...
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■ BAUERNBLATT l 11. Januar 2014<br />
Pflanze<br />
35<br />
Warum Exaktversuche im Sortenwesen unverzichtbar sind<br />
<strong>Aussagekraft</strong> <strong>von</strong> <strong>Streifenversuchen</strong><br />
Die Frage der Sortenwahl hat unbestritten<br />
herausragende Bedeutung<br />
für Ertragssicherheit, Rentabilität,<br />
Produktqualität wie auch<br />
für die Nachhaltigkeit der Produktion<br />
insgesamt. Aber die Orientierung<br />
fällt schwer bei einer Vielzahl<br />
vertriebsfähiger Sorten – allein<br />
beim Winterraps werden deutlich<br />
über einhundert Sorten gehandelt.<br />
Hinzu kommt eine Vielzahl<br />
<strong>von</strong> InformationsanbieternzuSortenfragen<br />
–mit zum Teil zweifelhaften<br />
Versuchsergebnissen. Daher<br />
gibt es zwei grundsätzliche Anforderungen<br />
an ein Sortenprüfsystem,<br />
das durch einen effizienten<br />
Prüf- und Selektionsprozess aus<br />
der Vielzahl jährlich angemeldeter<br />
Zuchtstämme letztlich die wenigen<br />
besten Sorten mit einer regionalen<br />
Anbauempfehlung hervorbringen<br />
soll.<br />
Zum einen können Landwirte auf<br />
die Seriosität <strong>von</strong> Sortenversuchen<br />
dann vertrauen, wenn sie <strong>von</strong> neutraler,<br />
unabhängiger Stelle koordiniert<br />
und ausgewertet werden. Insofern<br />
hat das derzeitige Offizialprüfsystem<br />
mit Wertprüfungen, Landessortenversuchen<br />
und EU-Sortenversuchen<br />
außerordentliche Bedeutung<br />
für die Überleitung des Züchtungsfortschrittes<br />
in die landwirtschaftliche<br />
Praxis. Auch für die<br />
Züchtungswirtschaft ist die neutrale,<br />
Feldtag für Praktiker am Landessortenversuch Winterweizen in Vipperow Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Foto: Dr.Ralf-Rainer Schulz<br />
exakte Prüfung ihrer neuen Sorten<br />
Anreiz, ständig bessere Sorten zu<br />
entwickeln. Objektive Leistungsverbesserung<br />
hat dann Vorrang vor<br />
Marketing – auf lange Sicht zum<br />
Vorteil aller seriösen Partner<br />
Sorten der Praxis<br />
vorstellen<br />
Zum anderen müssen die Sortenversuche<br />
als Exaktversuche angelegt<br />
werden, wenn mehr als eine Sortendemonstration<br />
vorgesehen ist. Dies<br />
ist im Offizialprüfsystem eine Selbstverständlichkeit.<br />
Allerdings gibt es<br />
außerhalb dieses Prüfsystems eine<br />
Vielzahl oft so genannter „Streifenversuche“,<br />
die durch Markteilnehmer<br />
in Züchtung, Saatgutwirtschaft,<br />
Landhandel wie auch in landwirtschaftlichen<br />
Betrieben angelegt<br />
werden. Unter einem Streifenversuch<br />
wird landläufig ein großflächiger<br />
Anbau zu vergleichender Varianten<br />
verstanden, die ohne jegliche<br />
Wiederholung in langen nebeneinanderliegenden<br />
Streifen ins Feld<br />
gestellt werden. Es handelt sich dabei<br />
nicht um eine definierte, biometrisch<br />
anerkannte Anlagemethode!<br />
Grundsätzlich kann das in der Einführungsphase<br />
bereits geprüfter<br />
und empfohlener Sorten durchaus<br />
nützlich sein, um die Sorten der Praxis<br />
vorzustellen, ihr markantes Bestandesbild<br />
großflächig zu demonstrieren<br />
oder im Betrieb erste Erfahrungen<br />
im Anbau zu sammeln. Zu<br />
einzelnen Merkmalen – wie Druscheigenschaften<br />
– können unter<br />
Umständen sogar in einer Großpar-<br />
Bedeutung des Sortenprüfwesens<br />
Was macht die <strong>Landwirtschaftskammer</strong> Schleswig-Holstein?<br />
Die Saatzuchtbetriebe entwickeln<br />
stetig neue Sorten, bei den Fruchtarten<br />
mit großer Anbaufläche wie<br />
auch erfreulicherweise noch bei<br />
den Fruchtarten mit kleinerer Anbaufläche.<br />
Dieses gewährleistet,<br />
dass eine laufende Erhöhung der<br />
Leistungen wie auch eine Anpassung<br />
an die Anforderungen des<br />
Marktes oder der sich ändernden<br />
Klimabedingungen stattfindet.<br />
Über die regionalen Sortenversuche<br />
gilt es, diejenigen neuen Sorten zu<br />
beschreiben, die unter den jeweiligen<br />
Klima- und Anbaubedingungen<br />
wie hier in Schleswig-Holstein<br />
die beste Anbaueignung haben<br />
und für die landwirtschaftlichen Betriebe<br />
in unserer Region die höchste<br />
Wertschöpfung versprechen.<br />
Die <strong>Landwirtschaftskammer</strong> Schleswig-Holstein<br />
führt in allen praxisüblichen<br />
Kulturen Landessortenversuche<br />
durch. Sie beteiligt sich<br />
an den Wertprüfungen und<br />
den Bundes- und EU-Sortenversuchen<br />
im Offizialprüfungssystem.<br />
Grundlage für die Durchführung<br />
der Sortenversuche sind die<br />
„Richtlinien für die Durchführung<br />
<strong>von</strong> landwirtschaftlichen Wertprüfungen<br />
und Sortenversuchen“<br />
(letzte Gesamtausgabe erschienen<br />
2000, Bundessortenamt). Im „Arbeitskreises<br />
Koordinierung Feldversuchswesen“<br />
im Verband der<br />
<strong>Landwirtschaftskammer</strong>n (VLK)<br />
treffen sich regelmäßig die Fachleute<br />
aller mit Sortenversuchen<br />
beteiligten <strong>Landwirtschaftskammer</strong>n<br />
und Landesanstalten mit Beteiligung<br />
des Bundesortenamtes<br />
und des Bundesverbandes Deutscher<br />
Pflanzenzüchter. Dieses<br />
Fachgremium berät über neue<br />
Entwicklungen in der Versuchstechnik,<br />
die Berücksichtigung veränderter<br />
Rahmenbedingungen,<br />
Nutzungs- oder Anbaubedingungen<br />
und veranlasst die Anpassung<br />
und Fortschreibung der Prüfungsrichtlinien.<br />
Änderungen werden<br />
im Internetportal des Bundessortenamtes<br />
veröffentlicht und sind<br />
bindend für alle beteiligten Versuchsstellen.<br />
Datenerhebung, statistische<br />
Verrechnung, Auswertung<br />
und Ergebnisinterpretation<br />
werden unterstützt durch ein<br />
bundeseinheitlich und gemeinschaftlich<br />
entwickeltes Planungs-<br />
Informations- und Auswertungssystem<br />
Feldversuchswesen (Piaf).<br />
Anlage und Durchführung unserer<br />
Sortenversuche erfolgen nach den<br />
beschriebenen Anforderungen<br />
und Methoden. Der Beitrag <strong>von</strong><br />
Volker Michel zum Sortenversuchswesen<br />
ist unter anderem ein Ergebnis<br />
der Gespräche aus dem Arbeitskreis<br />
Koordinierung Feldversuchswesen<br />
beim VLK und gibt die<br />
Meinung der dort zusammenarbeitenden<br />
Länderdienststellen, zu<br />
denen auch die <strong>Landwirtschaftskammer</strong><br />
Schleswig-Holstein zählt,<br />
wieder.<br />
Dr. Hans-Paul Sierts<br />
<strong>Landwirtschaftskammer</strong>
36 Pflanze BAUERNBLATT l 11. Januar 2014 ■<br />
zelle besser Erfahrungen gesammelt<br />
werden als in Kleinparzellen. Allerdings<br />
wird die <strong>Aussagekraft</strong> so eines<br />
Einzelstreifens gefühlsmäßig immer<br />
wieder weit überschätzt, wenn es<br />
um Messungen wie bei der Ertragsfeststellung<br />
geht. Ein Feldversuch<br />
unter freiem Himmel unterscheidet<br />
sich gravierend zum Beispiel <strong>von</strong><br />
physikalischen Experimenten, die bis<br />
ins Kleinste standardisierbare Rahmenbedingungen<br />
erlauben. Im<br />
Feldversuch auf natürlichem, nicht<br />
absolut homogenem Boden wirken<br />
viele Störfaktoren, die die Sortenvergleiche<br />
erheblich –deutlich mehr als<br />
allgemein erwartet –verzerren können.<br />
Die Auswertung <strong>von</strong> Ergebnissen<br />
aus mehrjährigen derartigen<br />
<strong>Streifenversuchen</strong> mit Winterweizen<br />
in einem Referenzbetrieb in<br />
Mecklenburg-Vorpommern ergaben,<br />
dass Ertragsdifferenzen <strong>von</strong><br />
durchschnittlich etwa 5dt/ha zwischen<br />
zwei Großparzellen allein<br />
durch die zufällige Position dieser<br />
Streifen erklärbar war (in Einzelfällen<br />
also auch weit darüber), selbst<br />
wenn in beiden Streifen dieselbe<br />
Randomisierter Parzellenversuch mit Blauer Lupine.<br />
Sorte gestanden hätte. Zu groß ist<br />
die natürliche Differenziertheit innerhalb<br />
eines Schlages, als dass man<br />
da<strong>von</strong> ausgehen dürfte, dass alle<br />
Sorten in den unwiederholten Großparzellen<br />
die gleichen Chancen hät-<br />
Foto: Uwe Thamm<br />
ten. Lastet man aber diese Ertragsdifferenzen<br />
ursächlich den Sorten<br />
an, so entstehen zwangsläufig und<br />
regelmäßig völlig irrtümliche Rangfolgen<br />
in der Bewertung, ohne dass<br />
der Versuchsansteller dies erkennen<br />
könnte. Ertragsunterschiede in dieser<br />
oben genannten Größenordnung<br />
wären außerordentlich relevant<br />
für die Sortenwahl (im Gegensatz<br />
zu anderen Produktionsfaktoren<br />
erbringt eine gute Sortenwahl<br />
kostenfreie Mehrerlöse). Nur können<br />
wir uns nicht mit vermeintlichen<br />
Sortenunterschieden zufriedengeben<br />
-exakte Ergebnisse und eine Rückinformation<br />
aus dem Versuch zu<br />
dessen Genauigkeit und Glaubwürdigkeit<br />
setzen den sogenannten<br />
Exaktversuch voraus.<br />
Wodurch zeichnen sich Exaktversuche<br />
aus? Um den Versuchsfehler<br />
klein zu halten und Aussagen zur<br />
Genauigkeit und Reproduzierbarkeit<br />
der Ergebnisse an die Hand zu<br />
bekommen bedarf es wissenschaftlicher<br />
Methodik –sie ist kein Selbstzweck,<br />
sondern für eine gute Überleitung<br />
in die Praxis unabdingbar.<br />
Die Kombination aus Wiederholung<br />
und Randomisation ist eine Mindestanforderung<br />
an seriöse Versuchsanlagen.<br />
Wiederholung bedeutet, dass<br />
jede Prüfvariante, hier also jede Sorte,<br />
mehrfach ins Feld gestellt wird.
■ BAUERNBLATT l 11. Januar 2014<br />
Pflanze<br />
37<br />
Zudem müssen diese Wiederholungen<br />
über die Versuchsfläche verteilt<br />
angelegt sein. Dies erfolgt durch eine<br />
Zufallsverteilung –der Randomisation<br />
(gegebenenfalls erweitert<br />
durch Bildung <strong>von</strong> Blöcken und vieles<br />
mehr). Die Wiederholungen einer<br />
Sorte dürfen also nicht –wie oft<br />
zu sehen –ineinem langen Streifen<br />
direkt übereinander stehen, ebenso<br />
wenig unmittelbar nebeneinander<br />
und auch nicht zum Beispiel durch<br />
Kerndrusch <strong>von</strong> Teilparzellen in einer<br />
Großparzelle gewonnen werden.<br />
Auch GPS-basiert gewonnene<br />
Teilwerte je Großparzelle ersetzen<br />
keine echten Wiederholungen. All<br />
dies würde nur Aufschluss über die<br />
Ertragsstreuung innerhalb dieser einen<br />
Großparzelle geben. Ungeklärt<br />
bliebe aber, ob andere Parzellen,<br />
hier also andere Sorten, hinreichend<br />
vergleichbar sind oder aber zu stark<br />
<strong>von</strong>einander abweichende Voraussetzungen<br />
für die Ertragsbildung<br />
hatten.<br />
Die Kombination <strong>von</strong> Wiederholung<br />
und Randomisation reduziert<br />
einerseits erheblich die zufällige, oft<br />
Auch im Grünlandbereich sind Exaktversuche erforderlich, um die Leistungsfortschritte<br />
für die landwirtschaftliche Praxis nutzbar zu machen.<br />
Positions-bedingte Benachteiligung<br />
oder Bevorteilung einzelner Sorten.<br />
Außer dieser wesentlichen Erhöhung<br />
der Genauigkeit der Sortenmittelwerte<br />
erhält der Versuchsansteller<br />
im Zuge einer biometrischen<br />
Auswertung Rückinformationen zur<br />
Versuchsgenauigkeit, zu Unplausibilitäten,<br />
Ausreißer-Werten und vieles<br />
mehr.Ein geschulter,erfahrener Versuchsansteller<br />
kann daraufhin verantwortungsbewusst<br />
interpretieren<br />
und gegebenenfalls reagieren –im<br />
Einzelfall sogar <strong>von</strong> der Nutzung der<br />
Ergebnisse eines problematischen<br />
Versuches ganz Abstand nehmen.<br />
Dieser Aspekt der fehlerkritischen<br />
Bewertung im Zuge einer biometrischen<br />
Auswertung ist Voraussetzung<br />
für einen verantwortlichen Umgang<br />
mit den sensiblen Ergebnissen.<br />
Weitere wichtige Grundsätze für<br />
Exaktversuche sind: Nutzung genormter<br />
Methoden bei Versuchsanlage,<br />
Datenerfassung, Auswertung<br />
und Ergebnisdarstellung; exakte<br />
Parzellenabmessungen und insbesondere<br />
die Beachtung des ‚Ceteres-<br />
Paribus-Prinzips‘, welches bedeutet,<br />
dass alle anderen Einflussgrößen in<br />
gleicher Weise auf alle Prüfvarianten<br />
wirken. In der Praxisdiskussion werden<br />
zum Beispiel häufig die Erträge<br />
zweier Sorten auf unterschiedlichen<br />
Schlägen verglichen und dann auf<br />
die Sorteneignung rückgeschlossen<br />
–eine klare Nichtbeachtung des Ceteres-Paribus-Prinzips,<br />
denn oft stellt<br />
man fest, dass auch der Saattermin,
38 Pflanze BAUERNBLATT l 11. Januar 2014 ■<br />
Landessortenversuche müssen als Exaktversuche durchgeführt werden, um abgesicherte Empfehlungen geben zu können.<br />
die Vorfrucht, das Datum einer Stickstoffdüngung,<br />
die mittlere Ackerzahl,<br />
Trockenstellen im Schlag und<br />
vieles mehr nicht identisch waren<br />
und ebenso als Ursache <strong>von</strong> Ertragsunterschieden<br />
der Schläge in Betracht<br />
zu ziehen wären. Viele Effekte<br />
auf Einzelschlägen werden zu leichtfertig<br />
der angebauten Sorte zugutegehalten<br />
oder aber angelastet.<br />
Grenzen<br />
<strong>von</strong> <strong>Streifenversuchen</strong><br />
Streifenversuche sind streng genommen<br />
keine „Versuche“, sie<br />
könnten eher als Demonstrationsanlagen<br />
eingeordnet werden, worin<br />
auch ihre Hauptanwendung liegen<br />
sollte. Streifenversuche dürfen nicht<br />
verwechselt werden mit regulären<br />
Anlagemethoden wie zum Beispiel<br />
Streifenanlage oder Spaltanlage, die<br />
im Bereich mehrfaktorieller Versuche<br />
uneingeschränkt den Exaktversuchen<br />
zuzurechnen sind. Allerdings<br />
hat bereits Mudra, ein Vorreiter im<br />
Versuchswesen und in der Methodik<br />
der Versuchsauswertung, den Begriff<br />
Streulagenversuch verwendet<br />
und verstand darunter,dass die Prüfvarianten<br />
an mehreren Standorten<br />
jeweils ohne Wiederholungen angelegt<br />
werden und dass die Orte quasi<br />
Wiederholungen darstellen. Allerdings<br />
war ihm die daraus resultierende<br />
zu geringe <strong>Aussagekraft</strong> jedes<br />
Einzelergebnisses klar und er plädierte<br />
dafür, dabei nur Mittelwerte<br />
über alle Orte, nicht aber die Einzelortsergebnisse<br />
darzustellen –selbst<br />
wenn diese informativ erscheinen,<br />
ist das Risiko <strong>von</strong> Fehlinterpretationen<br />
zu groß. Dieser Ansatz der<br />
Streulagenversuche ist allerdings<br />
derzeit nicht mehr verbreitet –zu<br />
groß ist die Unsicherheit aufgrund<br />
der fehlenden Rückkopplung zur<br />
Genauigkeit und Wertbarkeit jedes<br />
Einzelortsergebnisses.<br />
Innerbetrieblich steht jedem<br />
Selbst Lupinen werden <strong>von</strong> der <strong>Landwirtschaftskammer</strong> Schleswig-Holstein an<br />
verschiedenen Standorten mit radomisierter Versuchsanlage geprüft.<br />
Fotos (3): Dr.Conrad Wiermann<br />
Streifenversuche Durchführenden<br />
selbstverständlich frei, auch Messdaten<br />
zu gewinnen. Kritisch wird es<br />
aber, wenn man mit diesen Daten<br />
an die Öffentlichkeit tritt. Sobald<br />
diese Ergebnisse in der üblichen<br />
Form <strong>von</strong> Versuchsergebnissen tabellarisch<br />
oder grafisch vorgestellt<br />
werden, wird dem Landwirt trügerisch<br />
suggeriert, es handle sich um<br />
Ergebnisse mit vergleichbarer <strong>Aussagekraft</strong><br />
wie bei Ergebnissen aus<br />
Exaktversuchen.<br />
Die Forderung nach Wiederholung<br />
und Randomisation setzt nicht<br />
voraus, dass jeder Versuch in Kleinparzellen<br />
angelegt wird. Auch Versuche,<br />
die zum Beispiel mit praxisüblicher<br />
Großtechnik angelegt werden,<br />
On-Farm-Experimente und so<br />
weiter können und sollten die<br />
Grundvoraussetzungen berücksichtigen,<br />
wenn es um sensible Prozesse<br />
wie die Ertragsbildung geht. Ist Wiederholung<br />
und Randomisation gewährleistet,<br />
so kann die Untersetzung<br />
mit GPS-basierten kleinräumig<br />
gerasterten Ertragsdaten zusätzlichen<br />
Informationsgewinn erbringen<br />
und die Auswertung verfeinern –<br />
technische einwandfreie Ertragsbestimmung<br />
und Koordinatenzuordnung<br />
vorausgesetzt. Ein Leitfaden<br />
für On-Farm-Experimente wurde<br />
<strong>von</strong> der AG Landwirtschaftliches<br />
Versuchswesen der Biometrischen<br />
Gesellschaft herausgegeben.<br />
FAZIT<br />
Praxisnahe Forschung und Beratung<br />
erfordert in der Erkenntnisphase<br />
geradezu den Exaktversuch<br />
sowie eine solide Zusammenfassung<br />
<strong>von</strong> Einzelversuchen<br />
über mehrere Jahre und<br />
Standorte in einer Region. Das<br />
vom Bundessortenamt, <strong>von</strong> den<br />
Bundesländern und <strong>von</strong> den<br />
Vertretungen der Züchtungswirtschaft<br />
getragene Sortenprüfsystem<br />
sollte <strong>von</strong> allen Akteuren<br />
in der Sorten- und Saatgutbranche<br />
gestützt und gefördert<br />
werden, auch hinsichtlich<br />
der Seriosität der Versuchsanstellung.<br />
Volker Michel<br />
Landesforschungsanstalt für<br />
Landwirtschaft und Fischerei MV<br />
Gülzow<br />
Tel.: 03843-78 92 10<br />
v.michel@lfa.mvnet.de